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Das Naturschutzgebiet Bodetal im Kontext von Naturschutz- und Regionalgeschichte

Der als Präparator im Königlichen Naturalienkabinett in abschiedet. Auf der Grundlage dieses Gesetzes wurden polizeigesetzes. Zum NSG erklärt wurde damit aber nur Stuttgart beschäftigte Naturforscher und Ornithologe im Freistaat Anhalt danach zahlreiche Naturschutzgebiete der im Bodetal gelegene Teil des Staatsforstes im PHILIPP LEOPOLD MARTIN (1815 – 1885) war es, der 1871 in ei- (NSG) ausgewiesen, so auch das NSG „Bachmoor im Forst- Regierungsbezirk Magdeburg, denn die Bode war Grenz- nem seiner Aufsätze aus der Reihe „Das Deutsche Reich und revier Gernrode“, das heutige FFH-Gebiet „Spaltenmoor fl uss zwischen Preußen und dem Freistaat Braunschweig. der internationale Thierschutz“ den Begriff Naturschutz in östlich Friedrichsbrunn“. seiner heutigen Bedeutung einführte. Ein knappes halbes Erst 1937 war es dann soweit. Auf der Grundlage des Jahrhundert später hieß es dann in Artikel 150 Abs. 1 der Zwar reicht das Gebiet der Stadt Thale mit seinen Ortsteilen Reichsnaturschutzgesetzes wurde die Verordnung über am 14. August 1919 verkündeten Weimarer Reichsverfas- Friedrichsbrunn und Allrode inzwischen bis an die frühere das Naturschutzgebiet „Bodetal im “ zwischen Trese- sung: „Die Denkmäler der Kunst, der Geschichte und der Grenze Anhalts, doch befi nden wir uns am Standort die- burg und Thale im preußischen Kreis und im Natur sowie der Landschaft genießen den Schutz und die ser Tafel auf einstmals preußischem Staatsgebiet. Es war braunschweigischen Kreis Blankenburg erlassen und am Pfl ege des Staates.“ schließlich am 5. Januar 1928, als der preußische Minister 13. bzw. 23. März sowohl im Amtsblatt der Regierung zu für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung und der preu- Magdeburg als auch im Amtsblatt der braunschweigischen Das erste Naturschutzgesetz im Deutschen Reich, das ßische Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten Staatsverwaltung bekannt gemacht. Die Verordnung gilt diesen Namen führte und ausschließlich den Naturschutz die „Polizeiverordnung für das Naturschutzgebiet Bodetal“ bis heute. Durch sie geschützt sind knapp 475 ha beider- zum Gegenstand hatte, wurde knapp vier Jahre später, am unterzeichneten. Erlassen wurde diese Verordnung noch seits der Bode. 13. Juni 1923, vom Anhaltischen Landtag in Dessau ver- auf der Rechtsgrundlage des Preußischen Feld- und Forst-

Als 1599 der letzte Graf aus dem Geschlecht der Regensteiner verstarb, war Herzog HEINRICH JULIUS VON BRAUNSCHWEIG-WOLFENBÜTTEL (1564 – 1613) pos- tulierter Bischof von Halberstadt. In diesem Amt belehnte er sich selbst Harz grenzenlos mit dem Besitz der ausgestorbenen Regensteiner. So konnte er das Auseinander- brechen der Grafschaft Blankenburg-Regenstein verhindern. Das Bodetal war also Anfang des 17. Jh. bis an die Grenze des freien Reichsstifts Quedlinburg braun- schweigisch. Im Westfälischen Frieden von 1648 jedoch mussten die Welfen auf ihre Halberstädter Ansprüche verzichten. Die Grafschaft Blankenburg mit Trese- burg blieb ihnen, die Grafschaft Regenstein mit dem Dorf Thale fi el an Kurbran- denburg. Soweit die Bode Grenzfl uss war, blieb die Grenze ohne Markierung. In den Wäldern zwischen Allrode, Treseburg und Benneckenrode (Herzogtum Braun- schweig) bzw. Friedrichsbrunn und Thale (Königreich Preußen) wurden hingegen zahlreiche Grenzsteine gesetzt. Solche aus dem Jahr 1844 können heute noch als geschützte Kleindenkmäler an den Wanderwegen entdeckt werden. Ausführ- lich befasst sich die Broschüre „Harz grenzenlos“ mit den historischen Grenzen. Die Einrichtung der Themenroute „Entlang historischer Grenzwege durch Natur Klaus George Entlang und Geschichte“ wurde vom Bundesamt für Naturschutz gefördert. Die Broschü- historischer Grenzwege re kann beim Regionalverband Harz bestellt werden. durch Natur und Geschichte

Das Bodetal in alten Ansichten

ADOLF ZEISING (1810 – 1876), Sohn eines am nahen Bal- Die Landschaft wirkt erhaben, seine Staffagefiguren, die lenstedter Hof des Herzogs von Anhalt-Bernburg wirken- Sommerfrischler im Vordergrund, stehen im kritischen den Kammermusikers, gilt als Begründer und Verbreiter Gegensatz zu dieser Erhabenheit. Sah Ripe den aufkom- der Lehre vom Goldenen Schnitt. Doch auch schon Künst- menden Fremdenverkehr im Bodetal kritisch? Wir wissen lern der Antike wird ein Arbeiten nach dieser Regel zu- es nicht. geschrieben. Menschen empfinden diese Proportion als Bestimmen lässt sich aber der Standort der beiden Männer angenehm und schön. Eine entsprechende Bildaufteilung im Vordergrund. Sie stehen an der kleinen Flussschleife erzeugt Ruhe und Spannung zugleich. Der Maler WILHELM zwischen Bodekessel und Langem Hals. Die 180° Pers- ce – Agentur für Kommunikation, Bad Harzburg RIPE (1818 – 1885) setzte dieses Stilmittel ein. Seine Bil- pektive erlaubt einen Blick sowohl ins Braunschweigische der vom Bodetal folgen damit dem romantischen Bild- (die Felslandschaft im Vordergrund der linken Bildhälf- konzept einer 180° Perspektive im Goldenen Schnitt. te), als auch auf das Gebiet des preußischen Staatsforsts Thale mit dem Roßtrappenfelsen. Roßtrappenfelsen, Kessel und Teufelsbrücke im 19. Jahrhundert Text & Fotos: Dr. Klaus George Stahlstich: Wilhelm Ripe Albert R. Schule. Verlag Eduard Brückner, Goslar Konzeption & Design: Design Offi Regionalverband Harz e. V., Quedlinburg 2014. Alle Rechte vorbehalten.

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