Jürgen Sterk 2013

Chronik des Peter Störk aus Emmingen

Transkription der unter der Signatur F 3678 im Kreisarchiv Tuttlingen verwahrten Kopie

2. Auflage Mai 2015

Genealogische Forschung Jürgen Sterk Beschreibung des Dorfes Emmingen ab Egg, Zeilen Schenkenberg uff Egg, Winkel, Grüzoller nebstdem viele Vorkommniße aus frühren Zeiten, gesammelt durch Peter Störk 1915

Transkription der unter der Signatur F 3678 im Kreisarchiv Tuttlingen verwahrten Kopie der Chronik von Peter Störk

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Abbildung 1: Titelseite Erste Seite Faksimile der Störk-Chronik

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Inhaltsverzeichnis Teil A

Inhaltsverzeichnis ...... 3 Dank ...... 7 Vorwort ...... 8 Bekannte Chroniken ...... 9 Anmerkungen zur Transkription ...... 10

Teil B

Transkription der Störk Chronik – F 3678 ...... 11 Das Dorf Emmingen ...... 12 Gallisbüel, oder die Hünenhügel ...... 13 Unsere gnädige Herrschaft die Herren von Hohen Höwen ...... 18 Die Herrn von Hohen Höwen im Türkenkrieg ...... 19 Die Römerstraße auf Gemarkung Emmingen ...... 20 Grenzbeschrieb des Höhgaues ...... 20 Unsere Regierungen ...... 21 Die Grafen von Lupfen als unsere gnädigste Herrschaft ...... 22 Das Concillium in ...... 23 Judenverfolgung ...... 24 Die Grafen von Lupfen, unsere gnädige Herschaft als Raubritter ...... 25 Der Schweitzerkrieg...... 27 Die Schweitzer vor Konstanz ...... 29 Ein Scheibenschießen in Constanz mit Armbrust ...... 29 Der Bauernkrieg...... 30 Die Leibeigenschaft hier unter dem Grafen von Pappenheim ...... 34 Lehnsrecht der Herrschaft ! Hohen Höwen 1588 ...... 34 Hauptrecht und Fehl nach dem Buche auf hiesigem Rathaus...... 35 Leibhennen ...... 35 Gesetze unter den Grafen von Lupfen und Pappenheim ...... 36 Gesetze gnädigster Herrschaft auf Höwen unter den Lupfen u. Pappenheim ...... 37 Gesetze des Schinders ...... 37 Das Zenomhäuptle ...... 41 3

Begebenheiten vom Jahr 1558 bis 1627 ...... 42 Pest Hunger und Krieg. Der sogenannte Schwedenkrieg ...... 43 Der 30 jährige Krieg oder Schwedenkrieg ...... 45 Schwedenkrieg ...... 47 Die Zerstörung von Hohenstoffeln ...... 49 Die schöne Ausicht auf unserem Buchenberg bei Emmingen ...... 50 Der heilige Magnus Stab ...... 51 Begebenheiten vom Jahr 1750 bis 1800 ...... 52 Die Französische Revolution...... 53 Franzosenkrieg ...... 55 Der Franzosenkrieg. Raubzug in Emmingen ...... 57 Der Franzosenkrieg. Schlacht beim Dorf Liptingen ...... 60 Der Franzosenkrieg, Schlacht bei Engen ...... 62 Der Franzosenkrieg. Franzosenflucht ...... 63 Die Zerstörung von Hohentwiel ...... 64 Das Johannisfeuer ...... 66 Der Putzenmann ...... 67 Das Pietistenwesen hier ...... 68 Die Zündhölzchen ...... 69 Der Versehgang ...... 69 Sitten und Gebräuche und Erfindungen ...... 70 Der Zehnten ...... 71 Der Bau der Kirche in Emmingen ...... 72 Der hiesige Thurm in Gefahr ...... 74 Zum Kirchenbau Emmingen ...... 75 Der Neue Kirchhof dahier sowie die Orgel ...... 76 Die Neue Orgel ...... 76 Johannes Ronge ...... 76 Verschiedene Vorkommniße Der Kaffe und die Nerfenkrankheit ...... 77 Der Pfudi ...... 77 Verschiedene Vorkommniße u. Gebräuche im Jahr ...... 78 Neujahrlied ...... 78 Der Lausbaum / Lausbom / beim Neuen Bildstock im Rieth ...... 78 Die Fastnachtspiele ...... 79 Ostern ...... 81 4

Das Rennspiel dahier ...... 81 Nachtwächterruf ...... 82 Gebräuche bei Hochzeiten ...... 83 Das Pfingstspiel...... 86 Stattuten beim Pfingstspiel ...... 86 Das Pfingstspiel...... 87 Das Pfingstspiel, und Kleidertracht ...... 92 Die Kleidertracht dahier bis 1860 ...... 92 Sitten und Gebräuche in Emmingen die Schule ...... 93 Die badische Revolution 1848 . 1849 ...... 94 Die Freiheitsfahne ...... 97 Das Heckerlied ...... 101 Das Parlamentslied ...... 101 Die Badische Revolution 1849 ...... 102 Kundmachung d. 14. Mai 1849...... 108 Treffen bei Großsachsen im beisein Peter Störk ...... 115 Schlacht bei Waghäusel ...... 118 Verschiedenes ...... 127 Verschiedenes und das Geldfäßchen in Hardt ...... 128 Das Geldfäßle in Hardt, an der Grenze bei Liptingen ...... 128 Der große Komet am Himmel...... 129 Die Kunkelstuben und das Spinnen ...... 130 Das Kunkelied ...... 130 Verzeichnis der Herrn Pfarrer seit 1587 ...... 131 Pfarrer hier seit Bau der Neuen Kirche ...... 132 Dorf Schenkenberg ...... 133 Das Zeilerbild ...... 135 Das Dorf Zeilen ...... 137 Zeilen ...... 138 Grüzoller ...... 138 Winkel uff Ek...... 138 Verschiedenes Die Schulreform ...... 139 Die hl. Schrift ...... 140 Der Wortlaut des Dogmas der päpstlichen Unfehlbarkeit ...... 142 Die Kulturkampfzeit ...... 143 5

Ein Kulturkampfredner in Engen ...... 143 Das Großherzogthum Baden ...... 144 Das Bohnerz graben hier ...... 145 Der Jungfernkranz ...... 146 Auch ein Jüngling hatte hier Hochzeit in einer verbotenen ...... 146 Gott ...... 146 Vom See.FrSt. d. 25. Oct. 1911 ...... 147 Vom Hohentwiel ...... 147 Die Häuser und Wohnungen früherer Zeit ...... 148 Die Eisenbahn ...... 148 Sonderbare Jahrgänge ...... 149 Jahrgänge und Witterung ...... 150 Nachträglich vom Jahr 1863 ...... 150 Jerusalem ...... 151 Nachtrag aus früheren Jahren ...... 153 Der Tempelberg zu Jerusalem ist nach Geschichte ...... 153 Menschenalter ...... 154 Die grösten Reiche der Welt ...... 154 Das Eisenerzgraben auf Gemarkung Emmingen ...... 155 Die Schaafzucht ...... 157 Das Betteln ...... 158 Steuern in Baden ...... 159 Missionäre der Katholischen Apostolischen Kirche in den Heidenländer ...... 159 Gott. Bezeichnung des höchsten Wesens von den Völker...... 159 Das Hirtenleben ...... 160 Das Tischrüken ...... 160 Inhalts - Verzeichnis ...... 161

Teil C

Der Autor ...... 163 Vorfahren von Peter Störk...... 164 Quellen zu Peter Störk ...... 166

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Teil A

Dank

Mein herzlicher Dank gilt insbesondere

 Postum Dank an Sofie Störk, genannt „Holge-Sofie“, einer Enkelin des Chronisten (1915- 1999), die das Werk als Familienschatz gehütet hat, dem ehemaligen Bürgermeister Konrad Gaßner (1918-2008) aber genehmigte, dass Kopien gemacht und an das Kreisarchiv weiter gegeben werden konnten. Ihr ist es zu verdanken, dass dieses unbezahlbare Nachschlagewerk für heimatinteressierte Generationen zugänglich ist.  dem Kreisarchiv Tuttlingen, Herrn Dr. Hans-Joachim Schuster, für die Bereitstellung der Archivalien  Frau Ursula Spieß, Emmingen, die bei der Transkription und Korrekturlesung mithalf und vor allem mit ihrem profunden Wissen der Emminger Besonderheiten und Bezeichnungen beitrug.  Herrn Kurt Störk, Emmingen für seine bereitwillige Bereitschaft, immer wieder mit genealogischen Daten aus seinen umfangreichen Unterlagen beizutragen  Herrn Erwin Ulmer für das Bild zu Peter Störk aus seiner Ortschronik „Emmingen-Liptingen“

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Vorwort

Leider war die Originalchronik nicht zugänglich. Deshalb wurde vorliegende Chronik zur Transkription ausgewählt, weil sie öffentlich zugänglich und auch vollständig ist.

Ich denke, es ist im Sinne des Verfassers, dass seine Arbeit nicht in Vergessenheit gerät oder gar verloren geht. Insofern soll diese Arbeit auch „Bestandssicherung“ sein. Schon die verwendete Schreib- und Ausdrucksweise gibt dieser Niederschrift einen besonderen Charakter, den ich durch eine möglichst buchstabengetreue Transkription zu erhalten versuche. Dazu gehören Worte wie „Kamrad“ und „gieng“, die häufige Verwendung von „th“, z.B. bei „Gemeinderath“ oder auch die teilweise willkürliche Verdoppelung oder Vereinfachung von Konsonanten, die fast konsequente Nichtverwendung von Genitiv und Dativ oder die vokalisierte Niederschrift von „Fremdworten“, deren Sinn sich oft erst nach lautem Vorlesen erschließt.

Diese Chronik stellt aber ihrerseits selbst ein Zeitbild dar, indem sie Einblicke in die Lebenseinstellungen gewährt. Da es sich um keine Tagebuchaufzeichnungen handelt, sondern nachträglich aus der Erinnerung und sicher auch vom weiteren Lauf der Geschichte geprägt nieder geschriebene Beschreibungen handelt, ist die scheinbare Objektivität ein Schatz für sich. Hierzu gehören vor allem auch die Schilderung zur badischen Revolution aber auch die sich durchgängig abzeichnende strenge und alle neuen Strömungen ablehnende katholische Gläubigkeit bis hin zu esotherischen Fantasien, wenn sich der Schreiber philosophisch zu Buchstaben und Zahlen von Luthers Namen auslässt.

Auch dies ist sicher Ausdruck des damaligen Volksempfindens.

Ich würde mich freuen, wenn auch die weiteren Chroniken aufgefunden, digitalisiert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Möge diese Transkription das Interesse an der Heimatsgeschichte und genealogischen Forschung wecken.

Jürgen Sterk im November 2014

2. Auflage 5/2015

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Bekannte Chroniken Vom Chronisten Peter Störk gibt es offensichtlich nicht nur eine Gesamtchronik und darauseine Abschrift zur Badischen Revolution. Vielmehr sind mehrere Chroniken bzw. Kopien davon im Umlauf. Teils als Gesamtchronik (C ) teils in Auszügen zu einzelnen Themen (A), vor allem zur Badischen Revolution (BR).

Bislang festgestellt wurden

C1 - Gesamtchronik 140 Seiten (Kopie) Kennzeichen: teilweise ist diese Chronik bebildert (z.B Seite 100 Grafik zu den beiden Kometen oder Seite 102 zur Spinnerei) Die Seiten 115 und 116 liegen mir hier bislang nicht vor C2 - Gesamtchronik 148 Seiten Kopie im Kreisarchiv Tuttlingen, Signatur F3678

A1 - Auszug „Fortsetzung des Tagebuchs vom 12. Mai 1911, fol. 1-15 Generallandesarchiv Karlsruhe GLA 65/11587

A2 - Das Pietistenwesen in Emmingen, nach einem Bericht von Peter Störk (1828-1916) von Konrad Gassner, Kreisarchiv Tuttlingen, F 2577 (1 Seite) A3 - Liberale Begebenheiten in Emmingen, nach einem Bericht von Peter Störk (1828-1916) von Konrad Gassner, Kreisarchiv Tuttlingen, F 2577 (1 Seite)

A4 - Sitten und Gebräuche in Emmingen Die Schule 1842 Im Heimatmuseum Emmingen, Transkription von Ursula Spiess (1 Seite) wie Seite 81 von C2

BR1 - Auszug „Die Badische Revolution“ Abschrift auf dem Tagebuch vom 3. April 1911, 87 Seiten Generallandesarchiv Karlsruhe GLA 65/11386

BR2 - Erinnerungen an 1848/49 vom 5. April 1910, fol. 114-122 Generallandesarchiv Karlsruhe GLA 65/11498

BR3 - Die badische Revolution von 1848/49, aus den Aufzeichnungen bzw. eigenen Erlebnissen von dem Heimatforscher und Chronisten Peter Störk in Emmingen ab Egg, Kreisarchiv Tuttlingen F1401 a) Kopie einer fertigen Chronik, badisch geheftet. Original teilweise am linken oberen Rand ausgerissen und nicht kopiert (42 Seiten DIN A 4) b) Kopie einer zweiten Fassung nicht komplett (Notiz am 2.2.98 von Herrn Ulmer erhalten) (29 Seiten, DIN A 3)

Folgende Veröffentlichungen sind bekannt

V1 - "Erinnerungen von Peter Störk an die Revolution von 1848/49, niedergeschrieben von der Redaktion des Höhgauer Erzählers, ca. 1913", Kreisarchiv Tuttlingen, F 1401 9

Anmerkungen zur Transkription

Bei der Transkription wurde versucht, die originale Schreibweise und Interpunktion zu übernehmen. Verdoppelungen durch z.B. den Querstrich über dem Buchstaben „m“ wurden ausgeschrieben als „mm“. Unklare bzw. nicht sicher gelesene Worte wurden in [Klammer] gesetzt, bzw. hinter dem Wort mit einem Fragezeichen versehen [?]. Unterstreichungen sind vom Autor vorgenommen worden und wurden ebenfalls mit übernommen, wobei kein Unterschied gemacht wurde, ob ein Wort im Original einfach oder mehrfach unterstrichen ist.

Soweit möglich wurde auch der Zeilenumbruch übernommen und zeilenweise übersetzt um ggfls. schneller die jeweilige Stelle zu finden. Dies war nicht immer möglich, da manche Zeilen enger geschrieben sind und mehr als eine Druckzeile beanspruchen. Hier wurde der Rest in einer neuen Zeile am Ende eingefügt.

Zu einzelnen lokalen oder historischen Begriffen wurden in der Fußnote Erläuterungen eingefügt.

Der Autor hat verschiedene Nummerierungen verwendet. Die Seitenzahlen des Originals sind im oberen Bereich vermerkt und wurden übertragen. Seitenzahlen sind im Original nicht immer enthalten. Die Seite -5- wurde doppelt verwendet, die Seite -143- fehlt. Darüber hinaus sind teilweise im Randbereich fortlaufende Zahlen, mit welchen der Autor seine Kapitel nummerierte.

Neben Jahreszahlen finden sich in der Originalchronik weitere Zahlen am linken Rand. Hierbei handelt es sich um eine fortlaufende Bezifferung einzelner Kapitel/Themen.

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Teil B

Transkription der Störk Chronik – F 3678

Abbildung 2: Archivalie Kreisarchiv Tuttlingen, Signatur F 3678

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No 1 Das Dorf Emmingen

Den Namen des Dorfes soll von dem ersten Bewohner der Emmin hieß, dem die Endsilbe gen, beigefügt wurde entstanden sein. Unsere Vorfeltern die Schwaben oder Almanen bildeten ihren Ortsnamen gewöhnlich von dem Namen des Erbauers oder Stifters, mittelst anhängung der Endsilbe gen hausen, hofen, u.s.w. daher wurde Emmingen von einem Emmin; Ekartsbrun von einem Ekhart, Hattingen von einem Hatto benannt. Die Gemarkung Emmingens die von Ost nach nach Westen ungefähr 5 KMetter und von Süden gegen Norden über 10 Kilometer breit ist, war jedenfalls vor Zeiten ein morastiger Urwald, vermöge der so vielen Quellen deren es auf der Gemarkung gibt, Ich zählte über 150 größere u. kleinere Quellen die in den Thäler zusammen fließen zu einem Bächlein, welches in jedem Thal eine Mühle trieb, dessen Wasser sich noch auf eigner Markung in der Erde verliert. Auch läuft bei starkem Schneegang oder Ungewitter das Wasser nördlicher Seits in die Donau, südlich in den Rhein. Das Dorf Emmingen liegt 775 Metter über der Meeresfläche und ist von der Amtstadt Engen 12 ½ km entfernt, und komt nach Acten der Großh. Bad Landesarchivs wo ich schriftlich nachfragte, im Jahr nach Christi Geburt 820 zum ersten mal in der Geschichte vor. Der erste Erbauer des Hofes aus dem das spätere Emmingen entstand ist jedenfalls auf den trokensten Platz gebaut worden, weil vorher Niemand die Quellen und Sümpfe die da waren abgeleitet hatte. Jezt noch stehen alle alten Häuser hier wo möglich auf Hügel so daß das Dach, und Grundwasser abzieht. Da die erste Gewann nördlich hinter dem Dorf Emmingen „Hinterhofen“ heißt, so wurde jedenfalls der erste Hof beim Obern Brunnen, ungefähr beim Gasthaus der Linde hingebaut zu dem sich mehrere Häuser gesellten. Daß hier schon vor Christus Zeiten Bewohner waren sieht man am besten an den Hühnnenhügel die an einigen Orten noch vorkommen. Es wurden diese Hügel von denn ältesten Bewohner dieser Gegend, von den Kelten, oder Gallier, die da waren gemacht.

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No. 2 Gallisbüel, oder die Hünenhügel

Die Bewohner hier wurden schon zur Zeit der Völkerwanderung mit den Kelten und Welschen den Gallier vermischt, das sieht man noch gut an den wirklichen Bewohner unserer Gegend, man sieht wer Abkömmling der Germanen ist, an dem hohen Wuchs den blauen Augen blondem oder weißen Haar u.s.w; Wogegen die Kelten schwarze Haare braune oder schwarze Augen und kleineren Körperbau haben. Wer vor 2000 Jahren unsere Gegend hätte bereißen könem wäre damals zu unsern Vorfahren den Heiden gekommen welche hier auf unserer Gemark= ung mehrere Denkmäler errichtet haben, und zwar kaum 1 Kilometer weit östlich vom Dorf Emmingen, und an der Grenze gegen Liptingen, nemlich die Hünnenhügel die noch gut erkentlich sind und von weitem gesehen werden. Auf den sogenanten Vordern Wiesen sind 4 solcher Hüghl, zwei große u. zwei kleinere. Der vordere westliche ist der gröste dieser hat 137 Schritt im Umfang ist bis zur Sohle hinunter 3 Meter hoch. Die zwei großen, u. aber einige in Hennele an der Grenze gegen Liptingen haben wir mit einem Graben durchschnitten; Die zwei kleinere auf Gemarkung Emmingen haben wir nicht durchsucht. Es hatte nemlich der Württembergische Baurat Eulenstein dreien Männer von Neuhausen 300 Mark vorgeschossen im Jahr 1893 um genannte Hügel zu durchsuchen. Der Führer, dieser Männer lud auch mich und ein Kamrad zu mir Namens Johann Keller zur Beihilfe ein, wir fanden in den ersteren Hügel viel Asche, Aschenkrüge schön bemalt aber zerbrochen Scherben auch einige Goldene Ringe Würtel 1, Gagat 2 Bernstein, verrostete Waffenreste, in den ältesten fand man Bronce in den späteren verrostete Eisenteile. Diese sind nicht so alt. Der gröste (westliche) haben wir am lezten Tag durchsucht in der Mitte bis auf die Sohle, und kamen am Abend an die Asche die wohl 1 Fuß tief war von einem mächtigen Feuer. An den Wänden sah man noch Rauchadern welche daher rühren, weil man sobald nach dem abgegangenen Leichenfeuer ein Hügel von lauter Lehm in welchem sich kein Steinchen befand, aufgetürmt wurde. Dieser Hügel der voderste mag wohl als Neu aufgemacht etwa 30 Fuß hoch gewesen sein. Ich glaube kaum daß die wirklichen Denkmäler so lange dauern. Jedenfals wurden solche Hügel einem Vornehmen Häuptling gemacht.

1 Evtl. Gürtel? gemeint? In Siegfried KURZ, „Bestattungsbrauch in der westlichen Hallstattkultur“ in Tübinger Schriften zur Ur- und frühgeschichten Archäologie werden Gürtelschnallen als Grabfunde genannt. 2 Gagat ist durch Humusgel oder Bitumen imprägniertes fossiles Holz, das sich in einem Übergangsstadium von der Braunkohle zur Steinkohle befindet (Quelle: Wikipedia) 13

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Leider konten wir in diesem großen vordersten Hügel die Funde nicht heben weil die Aschenteile von dem Leichenbrand nicht in der Mitte des Hügels sonder etwas westlich lagen, und wir an jenem Abend die vorgeschossenen 300 M. des Eulensteins verbraucht hatten. Wir musten also um den Hügel zu ordnen, vor Nacht das Loch wieder zumachen, den der Hügel war am Waldrand mit Pflanzen bedekt. Also wäre von der Westlichen Seite in einem Tag beizukommen um in den Aschenteilen nachzusuchen, wo etwas zu finden wäre. Diese Hügel wurden seit der Erbauung von den Altfordern Gallisbiel genannt den die Gallier, oder Kelten haben solche gemacht, wurden aber von unsern Voreltern als sie einwanderten vertrieben und über den Rhein gejagt. Zuerst hießen jene Bewohner Kelten, oder als sie hier fortgejagt, Gallier, und dann hieß man diese Hügel Gallisbiel. Die Örtlichkeits Namen sind so alt als Emmingen, besonders die Namen solcher Hügel. und Gewannen.

344 3 No3. Die ersten Herren von Emmingen Nach einer Anfrage von mir Peter Störk an Herrn Kaplan Frei in Wurmlingen im Betreff eines Jahrtags der dort gehalten wurde, betrifft einen Adeligen v. Emmingen 358 sizt hier, also in Wurmlingen Peter von Emmingen als Edelknecht, derselbe gestattete am 14. Febr. gleichen Jahres dem Heinrich Kürger von Rotweil seiner Hausfrau zwei lehnbare Güter in Emmingen zu verpfänden. Ein Jahrtag welcher gehalten wird in Wurmlingen betrifft Junker Fink u. Familie ist gestiftet 1360. Es liegen keine Beweise hier vor, es heist nur die Pfarrei habe ihn erworben von Seitingen. Es hieß von dorther, dieser Jahrtag beruhe auf Liegenschaften und währe von Seitingen her. Ohne Zweifelwar also dieser Junker Fink von Emmingen in Seitingen beziehungsweise auf Lupfen Bedienster. Westlich oben von Seitingen liegt das Schloß Lupfen, jetzt Ruine 444 Wurden die Schwestern Margarete, Gute, Adelheid, Katharina, u. Irehna von Emmingen, wahrscheinlich Töchter des Peter von Emmingen, von der Abtei in Reichenau mit einem Gute zu Schnerkingen 7 belehnt. 125 Empfängt Rudolf von Emmingen wie vorher seine Vorfahren den Wiedemhof u. Kirchen= satz und Zehnten in Emmingen als Zollerisches Mannslehen 356 Dessen beide Söhne Rudolf und Peter Emminger zu Emmingen erhalten nach des Vaters Tod die gleiche Belehnhung.

3 Zu lesen ist 344 bzw. 358. Vermutlich 1344 und 1358, die Zahl 1 im Falz nicht mitkopiert 4 vermtl. Jahreszahl, die in der Kopie (Falz) nicht vollständig bzw. lesbar ist 5 vermtl. Jahreszahl, die in der Kopie (Falz) nicht vollständig bzw. lesbar ist 6 vermtl. Jahreszahl, die in der Kopie (Falz) nicht vollständig bzw. lesbar ist 7 Schnerkingen, unmittelbar südlich der Kernstadt von Meßkirch 14

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1435 Siegelten für beide Söhne Rudolf u. Konrad, dessen Oheim Werner von Thieringen 1358 Wappen des Peter von Emmingen No. 4

1522 Ein der älteste PergamentBrief den ich auf hiesigem Rathause vorfand und rettete bekam ich folgendermassen in die Hände: Im Jahr 1880 kam ich aufs Rathaus ins Zimmer als man die Biblotheke verlegte und die Zimmer anderst einteilte, da lagen im Stuben= wuste viele alte Briefe herum, dan sagte ich zum Bürgermeister, als ich ein alter Brief aufhob und ihm hienhielt: Da ist auch ein sehr alter Brief! Der Bürgermeister schaute ihn an und sagte zu mir: „ Der kast phaltä, des ist än altä, derlei kumet i Babiri gi Aa, mir hena erst lezthi ä par Säk voll abi gschikt!“8 Ich las den Brief zu Hause, und der Inhalt war folgender: Es geben die Chorfrauen St. Augustin Ordens des Klosters Inzkofen dem Jörg von Lupfen zu kaufen, nemlich den Kirchensatz mit den Wiedemhöfen auf Burg mit Haus und Stadel welches wir erbauen, auf Hofraiten und Hofstatt, Garten Wiesen Äker, Groß und klein Zehnten zu Emmingen uff Egg mit aller und jeder Nutzung, Obri[g]keitlicher Gewalt, seinen Würden und Ehren Gerechtigkeiten, wie wir es und unsere Vordern an unser Gotteshaus von Wyland Rudolf von Mennerswiel auch Anton Mayer alter Landschreiber zu Hochberg und Ottilia von Mennerswiel seiner Hausfrau angekauft haben. Also zahlt Jörg von Lupfen dem Kloster Inzkofen für obigen Betreff 2050 Gulden nach gut gewogener Reichs und Gewährung der Stadt Konstanz. Anmerkung: Wäre ich nicht zufällig aufs Rathaus gekommen, dann wären alle alten Pergamentbriefe deren über 10 Stük da waren, und ich gelesen habe, in die Papierfabrik Ach gekommen. Aber ich laas alle, und sandte den Inhalt in die Zeitung mit dem Anfügen, diese Briefe seien im Stubenwust gelegen, dan muste man alle alten Briefe ab dem Rathause nach Donaueschingen ins Fürstl. Fürstenberg. Archiv lifern, dort sind sie sicher. 1381 Stiftete dann Peter von Höwen sein Sohn Burkhard zum Seelenheil seines Vaters zur St. Martinskirche im Altdorf bei Engen ein Gut zu Emmingen uf Eggen Dies St. Martinskirche haben die Engener in der Kulturkampfzeit abgebrochen, da steht jetzt ein Bauernhaus Diese Kirche und die zu Zeilen hatten den gleichen Chorbogen u. sind die ältesten der Gegend. Den Altkatholiken in Engen gereicht die Zerstörung der Kirche und Thurm jedenfalls nicht zu Ruhm u. Ehre Die hiesige Zeilenkirche hat ein schönes Spitzbogen Gewölbe wie die hl. Grabkirche in Jerusalem. Dies bauten die Kreuzfahrer so. .

8 Dialekt; Sinngemäß: “Den kannst du behalten, das ist ein alter, derart kommt in die Papierfabirk nach Aa[ch], wir haben erst letzte Woche ein paar Säcke voll hinab geschickt!“ 15

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81 9 Emmingen ab Egg war von vornherein unter Hohen Höwischer Herrschaft Den nach Aufgeführtem Urbarium begriff diese in sich: 1 Stadt Engen 2 Altdorf Emmingen 4 Bittelbrunn 5 Bargen 6 Honstetten 7 Mauenheim 7 Zimmerholz 8 Schopfloch 9 Hattingen 9 Höwenek 10 Heudorf Ehingen 12 Mühlhausen Neuhausen 14 Anselfingen 15 Ekardsbrunn 16 Hausen 17 Winkel uff Egg 18 Schenkenberg u. Zeilen uff Egg. Nebstdem die Schlösser Neu= und Altenhöwen, Höwenek. Früher vor etwa 900 waren noch keine Schlösser auf den Bergen sondern die Herrn wohnten in der Stadt. ….0 Wurde die Burg Höwen gebaut, wurde aber 1639 von Baiern u. Osterreicher im 30 jährigen Krieg verbrant, weil der gnädige Herr v. Pappenheim zu dem Feind half und Reichstände bekriegte z.B. den Graf von Hornstein zu Stofflen bei Binningen. Dem Grafen von Pappenheim wurde v. Österreicher u. Baiern 1639 Alt Höwen die Burg, ebenso Neu Höwen das ist Stettemer Schlößle u. Höwenek zerstört und verbrannt dieweil er zu den Schweden, Württemberger und Franzosen half, er war lutherisch. .399 Den 28 Juli: Leopold von Oestereich der seinem lieben getreuen Benzen von Hewdorf und Pilgrim dessen Bruder von der Herrschaft Höwen wegen die er zu seinen Handen gebracht 490 [Pfundzeichen] Heller schuldet wofür ihn das Dorf Emmingen uff Eggen laut der Briefe die sie darüber von den von Höwen verschrieben ist, kan die Schuld auf 12 Tage nach Weihnachten ablösen; thut er das nicht, so bleibt das ganze Dorf Emmingen dem von Höwdorf versezt bis er die 490 Pfund Heller bezahlt, hat. Ano 1399 haten also die Freihern v. Heudorf die Herren von Schloß u. Dorf Schenkenberg waren das Dorf Emmingen zum Pfand, das Pfand ging dann über 1436, hatte es der Graf von Zollern und hernach Anton Mayer Landschreiber von Mennerswiell. Alsdann kaufte es das Kloster Inzkofen mit allen Gerechtig= 500 keiten. Diese bauten die Burg; also die 3 Häuser zum Aufspeichern des Zehnten vor etwa 1500, und es ist möglich daß bisher keine Zehntscheuern da waren weil im Städtekrieg 1441 dem Heinrich von Lupfen unserem gnädigsten Herrn .441 welcher Straßenraub getrieben, die Stadt Engen u. Höwen belagerten wurde, und alle Dörfer und Schlösser um Engen die dem Lupfen gehörten niedergebrandt wurden. (Stadtgeschichte Engen) Nach Urkunden wurde früher oft der Zehnte verkauft oder verpachtet.

9 Anfang der Zahlen dieser Seite im Falz, nicht kopiert 16

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1436 Die älteste Urkunde auf hiesigem Rathause gelegen jezt aber in Donaueschingen im Fürstl. Fürstenbg. Archiv liegt, ist auf Pergamentpapier geschrieben, und am Brief hiegen 3 Wappen. Dieser Brief ist schön und sehr deutlich nieder geschrieben wie sie in Bücher oder Zeitungen sind, und heist: Ich bekenne mich öffentlich und thue kund mäniglichen mit diesem Brief, daß ich gut Datum dem Wohlgeborenen Herrn Grafen zu Zollern meinem gnädigen Herrn gegenwärtig gebeten hann, mir zu einem Theil und von (mind.)(?) Bruder eigenen Sünen, Rudolf Konrad Hausen wegen zu einem Theil, zu tragen wiese an ihr Statt, bis sie zu ihren Jahren gelangen, halb ihnen geliehen den Wiedem= Hof gelegen unter der Kirche zu Emmingen uf Egg und den Kirchensatz mit ihren Zugehörigen wie es dem Grafen zu Zollern vordem zugehört hat und an seine Gnad kommen ist. Also hat er meinen Theil und von genanten Brüders Söhnen wegen zu ihrem Theil in Trägers Wise bis Sie zu ihren Tagen kommen, den gen= nanten Wiedemhof und Kirchensatz samt ihrem Zugehörigem zur rechten Mans= Lehen geliehen, was er aus Aufrecht und gewohnheits wegen zu lihen hat, doch ihm und seinen Mannen ihre Rechte daran Aufgenommen und hann auch seinen Gnaden zu den Heiligen geschworen, um daßselbe obgenannte Lehen allzeit zu frommen zu schaffen zu werben und seinen Schaden zu wahren zu wenden, und alle seine verschwigenen Lehen die ich ymmer hiefür zu melden, und seine Gnaden gehorsam zu halten und zu thun was ein rechter Lehnsmann seinem Herrn schuldig und ver= bunden sein soll, alles ohne gereuen, und das zu verkünden, so hann ich mein eigenes Insiegel öffentlich an diesen Brief und dazu erbeten den festen Comaten Schencken von Stöffenberg meinen guten Freund dass er ihern Insiegel auch aller vorgeschriebenen Sachen auch öffentlich gehenkt hat an diesen Brief, doch ihm und seinen Erben unschädlich, der geben ist uff nächst vor St. Vitistag da man zält von Christi Geburt Vierzehnhundet Jahr und darnach in dem Sechsundreißigsten. Wohlverstanden: Die alten Briefe die auf dem Rathause waren, hat vor mir noch Niemand gelesen oder lesen können, darum wurden leider viele verschlendert, und Säke voll in die Papierfabrik durch den Lumpensamler nach Ach geliefert, der Lumpensamler gab hiefür etwas Geld, Faden Heften Bendel her, da konnte dieser Bürgermeister seine Hosen fliken.

10 Die Seite 5 ist doppelt vergeben 17

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N. 9 Unsere gnädige Herrschaft die Herren von Hohen Höwen

1120 Das Dorf Emmingen gehörte immer zur Herrschaft Höwen bei Engen, die Herrn residierten immer in Engen im Schloß Krenkingen, jetzt Amthaus Im Jahr 900 bauten sie die Burg Hohen Höwen. Die meisten Herrschaft= en wohnten vor dieser Zeit in den Städten oder Dörfer, jezt erst fiengen sie an auch wehrhafte Schlösser und Vestungen auf die Berge zu bauen und Burkard von Höwen zog auch von Engen weg auf die Burg Hohen Höwen. 1226 Ivar Bukhard, 1251, Rudolf 1279 Peter und Wolfram zu Höwen Diese versezten von Schulden gedrängt 1399 das Dorf Emmingen um 490 Pfund11 Heller, ferner die ganze Herrschaft Höwen mit Stadt Engen mit allen Vestungen und Zugehörigen Dörfer. Zu Höwen gehörte noch die Burg Neu Höwen, Burg Höwenegg, hohen Ak im Elsas, Roßenek bei Rielasingen, alles dies an Friedrich Herzog v. Oestreich für 13610 Gulden, die Verwandten stimmen bei Emmingen das Dorf war aber besonders versezt. Damals waren alle Unterthanen Leibeigen; 1398 den 18. Mai verkaufte Rudolf von Höwen dem Kloster Katharinenthal 9 Menschen aus dem Dorfe Rietheim, und aus Kilchstetten am Feste Philip und Jacobi 6 Menschen Leibeigen für 6 ½ Mark Silber./ „Der Mensch war also damals eine Mark werth“ 1315 Rudolf von Höwen schwört dem König / das ist der Kaiser des Deutschen Reiches, Friedrich der Schöne, diesem schwört er mit 10 Helmen gegen seinen Gegner Ludwig von Bayern Gegenkaiser und als dessen Helfer zu dienen, und ihm mit den Festen bereit zu sein dafür bekommt er 310 Mark Silber Constanzer Währung; hinsichtlich ihn der König auf seine Güter einweist. Gegeben zu Lindau auf unsern Herrn Ufertag 1315/ Anmerkung: Friedrich u. die Seinen wurde aber bei Sondlingen geschlagen. 1330 Den 29 t August Rudolf und Peter v. Höwen gestatten die Versetzung des genannten Horbergs bei Aach. /dort ob der Aachquelle sieht man noch die Ruine:/ für 10 Pfund12 Silber 1350 Peter von Höwen verkauft an das Kloster Paradies bei Schaffhausen um 10 M Silber einen Hof zu Griengen, das ist Kriegerthal bei Emmingen und Biesendorf. 1362 Die Herren von Höwen geloben den Herzogen von Oestereich mit ihren Vesten Alt und Neu Höwen, Harpurg mit 10 ehrbaren Mannen mit Helmen, selbander gewaffnet bis übers Jahr zu dienen, dafür bekommen sie 2000 Gulden, der Verlust an Rossen und Hengsten wird ersezt. 1350 Erfand Berthold Schwarz ein Mönch in Freiburg das Pulver. 1450 Guttenberg in Mainz erfand die Buchdruckerkunst.

11 Pfundzeichen 12 Pfundzeichen 18

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Nr. 8 Die Herrn von Hohen Höwen im Türkenkrieg

1384 Herzog Rudolf von Oestreich verheist dem Peter von Höwen daß kein höwischer Leibeigener in einer Oestereichischen Stadt soll aufgenommen werden. 1392 Den 24 Dezember, Mehrere 100 adeligen Herrn bezeugen das immer ein Deutscher die Fahne deß hl. Georgs getragen, wenn das Reich gegen die Ungläubigen und Heiden zu Felde ziehen. Unter denselben, Herr Hans von Höwen, Wölflin von Höwen Freihern als Träger der Reichsfahne. Nemlich um diese Zeit beunruhigten die Türken die von Osten herkomen die Christlichen Staaten, besonders Griechenland. Die Türken eroberten schon früher Jerusalem und die hl. Orte und später ganz Griechenland, deßhalb die Kreuzüge. Nachher aber bedrohten sie das ganze Abendland. 1410 Der türkische Kaiser Bajazed13 genannt der Wetterstrahl kam von Asien herüber und bedrohte das Abendland. Gegen ihn zogen die Ungarn, die Deutschen mit unter K. Sigismund, die Polen, Franzosen Engländer Italiener ja das ganze Abendland. Diese zogen hinunter durch Ungarn und stießen auf die Türken bei Nikopolis, dort stritten sich die Deutschen und Franzosen um die Ehre des Angriffs, man gab nach, und die Franzosen griffen aber zu hizig und Ungestüm an, und dass Glük des Tages gieng verlohren, Bayazed siegte. Furchtbar war die Schlacht, der Feind war 400,000 Mann stark, viel größer die Macht des Abendlandes mit dem griechischen Kaisertum. Viele tausend Christen, Fürsten und Grafen, Ritter, wurden gefangen auf der Ebne Nikopolis. Andern Tages saß der Sultan Bayazid in einem Sessel offen im Feld zum Gericht allwo die Gefangenen ohne Unterschied vor seinen Augen enthauptet wurden. Drei Tage lang gieng ununterbrochen das Köpfen, alles konnte zu schauen und seinen Freund und bekanten sahen herführen, dem dan sein Kopf in dem Sand rollte. Drei Tage lang gieng ununterbrochen das Köpfen, bis sich Bayasid durch seine Fürsten die ihn kniefällig baten, er möge doch mit dieser Blutarbeit aufhören, endlich erweichen lies, und das Köpfen einstellte. Viele entrannen der Schlacht, viele flüchteten auf die Schiffe der Donau, aber die Schiffe wurden überladen und wollten sinken, da warf man einander ab dem Schiff ins Wasser, und andere die auf die Schiffe hinauf wollten hakte man die Hände ab, die fielen ins Wasser König Sigismund entrann auf einem griechischen Schiff und kam dan auf Umwegen, und vielen Gefahren endlich heim, denn oft wurde auf das Schiff geschossen, oder mit andern Schiffen ihm nachgesezt.

13 Sultan Bayezid II * 3.12.1447 in Dimotika bzw. 1448 gest. 26.5.1512 (Quelle: Wikipedia) 19

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Dieser Bajazet geriet dann auf Anstiften des Abendlandes in einen Krieg mit Tammerlan14 genannt der Lahme König der Mongolen. Dieser zog mit 90.000 Mann gegen Tammerlan Tammerlan schlug ihn nahm ihn gefangen führte ihn in einem goldenen Käfig herum in welchem er endlich ihm selbst das Hirn einsties. Tammerlan baute zum Denkmal seines Sieges auf dem Schlachtfeld Anoira 15 eine Siegessäule von vielen tausend Menschenschädel. /90.000/

Auch Tamerlan wurde geschlagen, man hies jenen, der schwarze Blutegel König der Tartaren.

Die Römerstraße auf Gemarkung Emmingen

9. Nach der Überlieferung und Sage der alten Leute gieng eine Römerstraße durch die

Gemarkung Emmingen. Diese kam vom Wasserburger Thal her an Schenkenberg vorbei die 16 Lachen, den Weg herauf bis zu den 5 Kreuzen hinter der Egg. Von da dem Sträßle nach

nordwestlich bis zum rothen Kreutz, wo man nach Biesendorf geht. Von da weiter nordwest=

lich dem Sträßle nach bis zum Oberrieth an die Schandäker. Von da nordöstlich bis zum Öelberg bis an den Biesendorfer Weg der gegen der hohen Straß zugeht allwo nach Zeichnungen die Römerstraße angegeben ist mit dem Namen Hohe Straße, die nach Tuttlingen geht.

Grenzbeschrieb des Höhgaues

1482 In dieser Zeit war Schwaben noch in Gaue abgeteilt, Z.B. Högau Sundgau, Waßgau, 10 u.s.w. Unser Dorf Emmigen gehörte noch zum Höhgau, Hattingen zur Baar. Der Grenzbeschrieb des Höhgaus vom Jahr 1482 welcher Zeugeneidlich erhärtert wurde ist folgender: Die Grenze hebt (an)(?) und geht zu Constanz zu über die Rhein brüke bis unter die Dachdraufe des Inneren Thores, dann auf dem linken Ufer abwerts bis nach Stein am Rhein an den Stadtgraben von da Rhein abwerts Dießenhofen zu bis zur Brüke, und wieder abwerts bis Schaffhausen zur 17 steinernen Brücke in der Vorstadt, dan Bach aufwerts bis Mörishausen bis an den Kirchenturm. Dann Bargen zu bis an den Ekartsbrunnen gegen Komingen18 zum Thengerek19 in das Gewigt [?]. Dies war 20 ein Bild /das so liegt vor Thalheim von da gegen Leiferdingen in die Furt der Eitrach bei St. Joos. Von der Furt nach Neuhöwen oder Stettener Schlößle, von da gegen Emmingen in den Tugstein: /:Dieser Stein stund am Weg gegen Engen bei den 5 Kreutz:/ 1780 Mein Großvater Josef Störk Kirchenpfleger und Josef Specihinger Gemeinderäthe, musten diesen Stein /: Sie sagten ihm Taubenstein:/ bei Nacht wegschaffen. „Ich kann nicht begreifen warum dieser Stein bei Nacht und Nebel weg muste. Ob es ein Asillrecht [?] sei, weist jezt Niemand! Taubenstein, Tugstein, Tubstein, hohe Justiz

14 Tammerlan von mitteltürkisch temür „Eisen“ geb 1338 Kesch + 1405; er schuf eines der größten Reiche, die jemals in Zentralasien existierten (Quelle: Wikipedia) 15 Gemeint ist die Schlacht bei Ankara, auch Angora) 1402 besiegte Tamerlan die Armee des Sultans Bayezit I. 16 Sind die sog. Pestkreuze 17 Morishausen= Merishausen 18 Komingen=Kommingen 19 Thengerek = vermtl. Tengener Eck 20 Leiferdingen = Leipferdingen 20

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Diesen Stein begruben sie, im nächsten Hag oder Rain am Fußweg so man nach Winkelhof geht. Vom Tugstein weg geht die Grenze an Emmingen vorbei ins Tuttlinger Thal zu einem Bild der Arm genannt in die Mattsteig in den den Dubsteig in den Würtenbühl gegen badisch Grundelbuch in den Brunnen bei der Thorsäule gegen Buchheim in den Brunnen bei der Linde gegen Worndorf, in den Brunnen bei dem Dorf in denn Heizenstein ? gegen Krumbach unterbrunnen in die Kirche in die Ablach, in die Steinfurt gegen Roth, in die Linde in den schwarzen Spek im Wald in den hokenden Stein liegt zwischen Aach und Ruschenried bei Rustetten gegen Alenweiler in den Brunnen der bei dem Dorfe liegt und in den Dolenbach, fliest in die gegen Bilafingen in den Kaisergraben über uff Lurgen, beim Spitalwald gegen Goldbach in die Mühlstätte am Seeufer, von da Ek zu ins Mühlrad den Bach aufwerts bis in dies Mühlad [?], dan auf die Landstrasse deren entlang bis auf Konstanz und der Rheinbrük unter der Dachdraufe.

11 Unsere Regierungen

1 Noch vor Christi Geburt kamen nach und nach unser Voreltern unter die Römer aber um 400 schlugen sich die Deutschen so nach u. nach von den Römer frei. 486 Unterjochte der Frankenkönig Klodwig die Alemanen oder Schwaben und führte bei uns das Christentum ein. Die Franken waren aber auch ein Deutscher Volkstamm sie fielen in Gallien / das ist Frankreich ein eroberten es, und der Name Gallier gieng verlohren, die Deutschen hießen dann noch im Schweden oder 30 jährigen Krieg, nach unseren Kirchenbüchern, Franz= osen die Welschen, und jetzt heist das frühere Gallien Frankreich. Noch immer seit der Zeit als man die Gallier von hier den Gallisbühlen fortjagte ist immerwährend Krieg und Kampf der zwei Völker gegen einander, seit Lothar dem Sohn Karl des Großen, wegen Elsaß, Lothringen, 1000 Jahr 800 Um diese Zeit lebte Karl der große. 814 Ludwig der Fromme dieser hatte Kamerboten Grafen für unsere Gegend aufgestellt, die wohnten bei Bodman u. Hohentwiel, sie empörten sich aber gegen den Kaiser, mißhandelten den Bischoff Salomon in Konstanz u.s.w. Diese Kamerboten Perchthold und Erchinger die sich zum zweiten mal gegen den Kaiser empörten, wurden aber von den königlichen bei Wahlwies geschlagen, gefangen, bei Hattingen / Nachbarort bei Emmingen enthauptet, bei der Kirche begraben wurde dem Erchinger bewilligt: Schriftsteller Schwab schreibt: Zu Addingen im Allgäu: da rollten vor dem Beil die Häupter in den Sand. Der Name Addingen ist zu jener Zeit nicht deutlich geschrieben es sollte Hattingen heißen Erchinger habe aber die meisten Besitzungen in und um Hattingen gehabt.

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12 Die Grafen von Lupfen als unsere gnädigste Herrschaft

1404 Die Grafen von Lupfen sind ein sehr altes Adelsgeschlecht. Die Stamburg liegt im Königreich Württemberg im Bergwald oben bei Durchhausen, jetzt Ruine. Unweit weg liegen auch die Schlösser Hohen Karpfen21 u. südlich Konzenberg22. X Nachdem die Grafen von Hohen Höwen im Jahr 1398 ausgestorben, verwaltete Herr Graf von Neuek die Herschaft für Friedrich von Oestreich dieser verkaufte solche 1404 An Hans von Lupfen für 13,610 Gulden Friedrich v. Öst. Behielt aber für ihn das Ofnungssrecht [?] der verkauften Burgen und der Stadt Engen vor Höwen war noch Verpfändet. Das berühmteste Glied der Familie der Lupfen war Hans von Lupfen, es gehörte ihm noch die Herrschaft Stühlingen. Weitere Bedingungen versprachen die Lupfen dem Hause Oestereich zu erfüllen: Nemlich die Leute in der Herrschaft Höwen bei ihren alten Rechten und Privilegien die sie unter Oestreich gehabt, zu belassen, und auch die Feste Stadt Engen die Burgen alt und Neu Höwen, Höwenek dem Herzog Friedrich zu bewahren, und gewärtig sein als Oestreichische Lehen. Laut der 1404/1406 ausgestellten Urkunden verspricht zwar Hans, daß nach seinem Tod seine Erben die Herrschaft auslössen lassen sollen. Allein ersuchte unter der Zeit durch bezahlung der auf der Pfandschaft ruhenden Schulden dieselbe eigen zu machen. Z.B. 1406 löste Graf Hans, Stadt Engen die Veste Höwen, Höwenek, die an Thüring von Ramstein u. Stadt Engen verpfändet um 7000 Gulden ab, sowie später das Dorf Emmingen welches verpfändet eingelöst wurde für 2050 Gulden Gr. Hans war Oestreichischer Landvogt und führte im Winter beim Apenzeller Krieg den Bischof Hartmann von Chur gefangen auf die Veste Fürstenberg. Im Herbst fiel Hans in die Landschaft Basel ein welche er stark verwüstete. Die Thatkraft des Hans von Lupfen würdigte auch der Kaiser selbst, er ernante ihn 1418 zum Hofrichter in Rothweil. Unschäzbare Dienste leistete aber Hans auf dem Conzill in Konstanz in denn Ver= wiklungen des Conzills mit dem Friedrich von Oestreich. Er und der Pfalzgraf am Rhein sowie der Graf von Nellenburg wusten die Ordnung so vieler Fremden hohen und niederen Standes in Ordnung zu halten. Hans von Lupfen war in Konstanz angekommen mit dem Gefolge des Hans Burkhard von Reischach, Gebhard v. Schellenberg, Heinrich v. Ofterdingen Heinrich v. Erzingen Hans v. Heudorf zu Schenkenberg. Bei diesem Conzill fiel der gröste und schönste Theil der Schweitz von Oestreich und Deutschland ab, andere Cantonne fielen früher ab. Hans v. Lupfen und Graf Eberhard von Nellenburg hatten die traurige Ehre, die tragische Exekution des Hironimus von Prag und die des Johann Huß zu leiten

21 Hohenkarpfen bei Spaichingen 22 Die Burg Konzenberg ist die Ruine einer Spornburg bei 783,2 m ü. NN auf der Gemarkung der Gemeinde Wurmlingen bei Tuttlingen im Landkreis Tuttlingen. 22

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13 Das Concillium in Konstanz

..14 die auf einem Scheiterhaufen verbrant wurden. Bei dieser Kirchenversammlung waren etwa 18000 Geistliche darunter 812 Bischöffe 40,000 Ritter, der Kaiser Siegmund Herzoge Fürsten und Grafen nebst vielen tausend Menschen. Der Concilliumssaal steht noch am See. Jetzt noch sind die Häuser bezeichnet wo z.B. der Kaiser der Papst die Churfürsten der Huß und andere mehr während dem Concillium gewohnt haben. An dem Hause wo Joh. Huß loschierte und bewacht wurde ist eine steinerne Tafel die nicht jeder vorübergehende achtet, da steht geschrieben neben seinem Brustbild: „O! Weh mir amer Tropf, hier nimt man mich beim Schopf, Hier ich entronnen war, bin doch nicht kommen aus der Gefahr 1415. Gelesen Peter Störk 1884. „Straße gegen Kreuzlingen. 1418 Das Christentum hatte damals 3 Päpste. Die Römer die Bischöfe der Kaiser masten sich die Papstwahl an, deßhalb diese Streitigkeiten. Bei diesem Concill wurden die andern abgesezt und Martin der V. als Papst gewählt. Johann der XVIII wollte nicht abdanken, der Herzog Friedrich von Oestreich unterstüzte ihn aber dieser kam in Bann Dieser hatte tottal Schaden, den die Schweitz fiel von ihm ab. All die besten Cantonen. Die Wahl des Papstes die von sämtlichen Bischöffen im Concilliumssaal geschah erfüllte alles mit großer Freude, man gab in Konstanz große Feste Z.B. im Scheibenschießen mit Armbrust, welche etwa 100 Metter weit giengen. Es schoß aber der Kaiser Sigmund den Zwek zuerst und gewann den ersten Preiß 1 weiß Stük Atlaß. Dies geschah im Briel. Hernach kamen die Mußikanten, der Kaiser in schönster Kleidung mit vielen Kleinoden welche waren viele hunderttausend Gulden wert war zugegen ebenso der Papst die Bischöffe Herzoge Grafen und Ritter. Dan fing man an zu tanzen der Erzbischoff von Mainz that der ersten Tanz. Ob nun der Bischof allein getanzt vor Freuden, oder ob er mit einem Weibsbild ist nicht bemerkt. Als der Papst gewählt war gieng man in die Kirche in Dom dort wurde er auf den Altar gesezt und gekrönt, Die Cardinäle warfen sich ihm zu Füßen. Hernach folgte ein prächtiger Umzug, der Papst auf einem weißen Pferde angetan mit Tiara23 und rot Atlaßener24 Mütze weißseiden= em Kaftet25 Scharlachmantel, die dreifache Krone auf dem Haupte das päpstliche Kreutz in der Rechten. Das Pferd führte, der Kaiser links, der Churfürst von Brandenburg rechts. Ein Mann auf einem Pferd warf Geld aus. Nachdem der Papst noch an Pfingsten Ablaß erteilt hatte reiste er Eiligst ab. Quelle Richental Patrizier 1414/18

23 Der Begriff Tiara stammt aus dem Griechischen („τιάρα“) und stand auch im Lateinischen für eine edle Kopfbedeckung (Turban, Diadem, Krone). Als Tiara wurde ursprünglich eine kegelförmige, mit goldener Spitze oder auch mit einem Diademreif versehene Kopfbedeckung altpersischer und assyrischer Könige, später aber auch die (heute nicht mehr getragene) Papstkrone bezeichnet (Quelle: Internet) 24 Atlasfarben sind Druckfarben mit glänzender Oberfläche 25 Kaftet – evtl. Kaftan gemeint? (=langes Woll- Seidenhemd aus Brust und Rückenstück, das über den Hüften gegürtet wird) 23

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14 Judenverfolgung

1390 Wurden in Deutschland überal die Juden verfolgt, man gab ihnen Schuld an der Pest die damals in Europa überal auftrat und 2/3 der Menschen hinrafte. Diese Krankheit hieß man: „Der schwarze Tod“. Es hies damals die Juden vergiften die Brunnen mit Blut und Harrn. Ferner sagte man sie rauben und ermorden Kinder der Christen zu religiösen Zweken. In Engen im Höhgau sollen sie am Charfreitag 1295 ein Knabe gemordet haben, man sieht jetzt noch den Stein wo er begraben ist in der Kirche in Engen, dort ist ein Denkmal, ein roher Stein welcher sich auf die Ermordung des Knaben bezieht. Die Inschrift heist: In diesem Stein hier unten liegt ein Christenknäblein so um 1295 gelebt und von den Juden gemartert wurde. Ano 1495 hat Heinrich von Lupfen im Beisein von Rath u. Priester das Grab besichtigt und den Leichnam des Knaben unverwesen befunden.

Die Juden schlug man vieler Orts todt, in Wien, Prag und in den meisten Städten, man verbrannte ihnen ihrne Sinagogen als sie darinen waren, es verbrant en noch viel Häuser mit. Kaiser Wentzel erließ ein Gesetz man dürfe den Juden alles nehmen, Wer einem Juden schuldig war durfte ihm nichts geben, nur dem König den 10 ten Theil; In Engen wurde kein Jude gedultet nach dem damal igen Gesetz. 1400 In dieser Zeit wurden die Gerichte im Freien abgehalten und nichts schriftliches abgefast 15. Alljahrlich kam der Vogt mit Hund und Habicht. Der Übelthäter wurde aber sogleich hingerichtet. Schwere Sünden und Diebstahl wurden mit dem Tode bestraft. Nebstem war noch ein Geheimgericht oder Vehmgericht26. Dies wurde gehalten bei Nacht um 12 Uhr, an einem unbekannten Ort. Die Richter kante Niemand sie waren das Gesicht mit Larwen27 bedekt und die Mitglieder kanten einander selbst nicht, Alle musten einen Eid ablegen im geringsten nichts zu veröffentlichen oder verathen Vor dieses Gericht wurden selbst Könige, Herzoge Grafen u.. Ritter geladen, ganz im Stillen. Z.B. Ein Graf der ungesetzlich einem andern etwas wegnahm, oder Mord begangen hatte dem Nagelt man bei Nacht ein Pergament Blatt ans Burgthor auf welchem drei Kreutz u. ein Messer ist. Nebst de, steht geschrieben, die Mitternacht allwo er auf dem Kreuzweg erscheinen muß. Auf dem Kreuzweg holt ihn dann ein oder zwei Reiter ab, verbinden ihm die Augen drehen ihn um, und nehmen ihn zum Vehmgericht das verborgen ist. Wer aber auf diese Aufforderung nicht erscheint, wird dah erstochen

26 Der Begriff Feme (auch Veme) wird vor allem für die Gerichtsbarkeit der Femegerichte und die von diesen verhängten Strafen verwendet (Quelle: Wikipedia) 27 Larwen = Larven, Masken 24

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16. Die Grafen von Lupfen, unsere gnädige Herschaft als Raubritter

1415 Hans von Lupfen verschmähte nicht das Raubrittertum. Im Monat Mai führten Schweitzer Waren von Frankfurt nach Colmar und erhielt vom Kaiser Sigmund ein Geleitsbrief in Constanz, aber auf dem Wege bei Ensisheim nach Otmarsheim, also in der Nähe der Besitzungen des Hans von Lupfen kam dieser heraus mit Manschaft nahm die Ware weg führte solche nach Ensisheim. Der Fuhrmann erhob persönlich Klage beim Kaiser Sigmund in Constanz wohin sich Hans begeben hatte. Im Kloster der Barfüßer fand die Verhandlung statt, wo Hans die Sache rechtfertig= en wollte. Markgraf Friedrich von Brandenburg sprach dahin Recht, daß der von Lupfen die Waren wieder heraus geben sollte, was auch geschah. 1443 In diesem Jahr hatten die Lupfen eine Fehde mit dem Bischof von Konstanz weil er Engen mit dem Inderdikt belegte, die Lupfen brachten dazumal 1600 Pferde mit Manschaft zusammen. Der Streit wurde aber noch rechtzeitig bei= gelegt. Der Streit wurde aber zu Schaffhausen verglichen die Lupfen musten nachgeben. 1441 Die Söhne des Johann von Lupfen trieben aber ganz offen Straßenraub sie verschaften ihrer Burg auf Höwen den Namen einer Raubritterburg es hatte sich eine ganze Adelige Genoßenschaft zusammen gethan, es waren die Grafen Eberhard und Heinrich von Lupfen, Hans von Rechberg, Werner von Schinnen die Brüder Münch von Basel, Veit von Asch welcher an der Emminger Grenze auf der Wasserburg wohnte, und die ganze Gegend als Gauner beunruhigte und unsicher macht. Mann bemerkte wohl die Herrn von Höwen Engen waren die Anführer der Bande, die Burg auf Höwen das Hauptquartier. Von dort überfielen sie den 30 Mai Oberstaad und raubten dort eine Menge Kaufmannsgüter welche der Stadt Ulm, und mehreren Städten gehörten. Ebenso nahmen sie eine große Warensendung welche von Genf kam hinweg. Der Wert solchen Gutes welches nach damaligen Geldwert 20,000 Gulden geschäzt wurde führten die Ritter mit 50 Pferden und 200 Bauern auf Wagen nach Höwen. Zu Stein lag noch mehr Gut auf welches die Herrn es abge[se]hen hatten. Damit nicht genug schikte Werner von Schienen der zu Schrozburg saß den Städter einen förmlichen Absagebrief, und fügte ihnen viel Spott und Schande zu. Er hatte zwei Schiffe mit vielen „Buben auf dem Rhein, u. hielt die an

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1441 so auf dem See von Konstanz herab fuhren, schoß zu den Leuten auf die Schiffe und trieb viel Muthwillen, wer ihm nicht enkan28 , dem nahm er das Seinige. Um diesem Unwesen zu begegnen kamen die Abgeordneten von 32 Städten in Konstanz zusammen und beschlossen einen Zug ins Höhgau, der Sammelplatz für das Kriegs Volk war zu Überlingen. Von da zog das Heer mit 6000 Knechten und 1000 Pferden nebstden 400 Wagen Leuten und Proviant und Waffen hinab in den Höhgau und legte sich vor Radolfzell weil man die Stadt im Verdacht hatte sie habe es mit dem Ritter. Allein die Bürger öffenten dem Bundesheer die Thore und schwur zu ihm. Darauf zogen die Städter gegen Wasserburg am See daß dem Rechberg und dem Asch gehörten und wandten sich von da nach Stein gegen den von Klingenberg den sie im Verdacht hatten als halte er heimlich zu den Ritter, Allein er reinigte sich vom Verdacht, worauf sie weiter zogen gegen den Schinaberg29 gegen die Schrotzburg die sie belagerten aber wegen guter Gegenwehr nicht sobald gewannen, Darauf begannen sie den Hügel worauf die Burg stand zu untergraben. Als dies die Belagerten sahen, verzagten sie und zündeten das Schloß an und flohen um Mitternacht davon; die Städter fanden aber noch viel gut darin. 17 Von dort zogen sie gegen Schinen und verbranten es; dann einen Torkel und ein Haus zu Wangen. Dem vom Rechberg verbrannten sie das Dorf Horn und den Thurm zu Hilzingen Nebstdem was im Dorf sein war; ferner ein Theil am Schloß Stauffen. 1441 Dann zog das Heer vor Engen und belagerten die Stadt, den Sturm schlug aber Graf Sigmund tapfer ab; Auch die Burg Höwen hielt stand. Da nun die Belagerung zu lange währte und der Winter einfiel, begnügten sich die Städtler dem Grafen von Lupfen alle Dörfer u.Schlösser um Engen herum zu verbrennen u. zu verheren. Nachdem sie auf diese Weise so hin und herzogen, zogen sie am Freitag vor Othmar wieder heim, ließen aber in Radolfzell Uberlingen und Pfulendorf Besatzung zurük. Da nun Emmingen zur Herrschaft Lupfen gehörte und in Nähe von Engen liegt so ist also auch dies Dorf verbrannt worden. Man sieht auch in vielen Gärten Ruinen von Häuser und wo man bei einer Hofraite oder Garten etwas baut da liegen Brandstüke, und es ist das älteste Haus hier 1519./ Auch das Dorf /Pfarrdorf/ mit Schloß Schenkenberg sowie die Vogtei Zeilen und Winkel uff Egg sind damals zerstört man sieht nur noch die Ruinen. Ebenso ist seit jener Zeit Grüzoller nicht mehr. Dies stund im Kriegerthal auf einem Bergrüken, hatte zwei tiefe Schanzgräben, man sieht noch Mauerreste

28 Vermutlich „entkam“ gemeint 29 Schienaberg = Schienerberg 26

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18 Der Schweitzerkrieg

1499 Die Schweitzer machten drein Einfälle in das Höhgau und Sundgau Diese Einfälle wurden veranlast durch den Adel, den die Edlen höhnten sie. Jeder Schweitzer der ins Feld zog muste eine Waffe haben, nebstdem Kleider ein paar voräthige Schuhe, auch muste er auf 14 Tage Nahrung in einem Bindel Habermuß bei sich tragen 1499 den 14 Febr. zogen die Züricher und Soloturner vor Rielasingen u. nahmen es ein, da fanden die Schweitzer dort viel Wein, sie fiengen an zu kochen und gütiglich zu thuen 30 und so gieng, „Für us“ es gewan Oberhand und es verbrante das ganze Dorf.‘ Die Schweitzer retetten kaum ihrne Reißwagen, und Gepäk. Ebenso verbranten sie Ramsen und zogen vor Steißlingen. Die Berner Freiburger und Schaffhauser zogen vor Gotmadingen und blieben über Nacht. Als sie vor Randek vorbei kamen allwo das Schloß mit 40 Mann besezt war und einige vom Zuge sich dem Sch[l]osse näherten wurden sie mit „Muh“ und „Blää“ vom Schlosse herab verhöhnt. Hiedurch aufgereizt wendeten sich die Schweizter gegen das Schloß, beschossen es mit Kanonen, stürmten es, aber die Kanone zersprang, dan wurden andere Geschütze herbei gebracht, und das Schloß so beschädigt, daß sich die Besatzung auf Gnade und Ungnade ergeben muste. Und ihr Comandant so erzählte einer; welcher der Ungestümste gewesen war, muste mit einem Kreuz baarfuß in bloßem Hemdlein mit Steken ganz Still ohne Muh und Bläh von dannen ziehen. Singen, Hilzingen wurden mit etwa 20 Schlößer ein Raub der Schweitzer alle Burgen nachdem sie vorher geplündert, ein Raub der Flammen. Die Berner waren besonders schnell mit plündern und brennen, man nante sie die Kisten= feger. Das Elend war groß. Greise, Weiber und Kinder wurden ein Opfer bei der Winterkälte, sie waren ohne Nahrung Kleidung und Obdach. Auch wurde Blumenfeld mit Schloß eingenommen, der Besatzung die einige Zeit wiederstand wurde das Leben geschenkt, aber alles verbrant u. ausgeraubt sie hatten eine große Freude solch Feuer zu sehen. Ein schönes Beispiel ehlicher Treue gab die Bewohnerin des Schloßes Frau von Rosenfeld31, da man ihr gestattete das liebste mitzunehmen, trug sie ihren Gemahl auf den Schultern aus dem Schloße herab; die Schweitzer ob solcher That gerührt, schenkten ihr noch Kostbarkeiten und dem Mann das Leben.

30 Dialekt für „Feuer aus“ 31 Ursula von Rosenfeld (* um 1499; † 26. Februar 1538) war die zweite Gemahlin des Markgrafen Ernst von Baden. Sie ist über ihren Sohn Karl Stammmutter aller späteren badischen Großherzöge. (Quelle : Wikipedia) 27

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1499 Die Schweitzer nahmen auch den Gailinger die Gloken ab dem Thurm. Das Hauptabsehen der Schweitzer war auf Engen Überlingen und Salem gerichtet, wo sie große Beute hoften, aber Graf Heinrich hatte die Stadt Engen wohl verwahrt. Die Schweitzer hatte ihr Lager auf dem rothen Bühl bei Engen aufgeschlagen. Es zogen aber nachts dennen von Engen Verstärkung zu, durch Philip von Rechberg, Ernst von Fürstenberg mit 200 guten Schützen unter Trommel und Pfeifen. Die Schweitzer vermeinten Engen habe große Hilfe bekommen. Entsezt zündeten sie das Lager an zogen in das Dorf Rietheim, da traf Ulrich von Habsberg mit Volk auf sie, es gab ein harter Kampf, doch die Eidgenossen entrannen. Die Villinger Chronik sagt: Und am Samstag vor der Fastnacht Früje kamen die Schwützer für die Stadt Engen forderten sie auf, aber die Schützen wehrten sich so tapfer und schossen so gewaltig, und triebens wieder hinweg daß sie die Stadt nicht gewannen, und wären sie bei der Nacht auf die Schweitzer gestossen so wären wohl alle Kühmäuler erschlagen worden, denn es war sehr kalt, und sie wären ohne deß fast verfroren, denn sie waren die ganze Nacht in Ordnung gestanden. In der Stadt waren 4,000 Mann die Schweitzer aber hatten 14,000 sie zogen aber ab und verbranten noch das Dorf Weltschingen. Auch Stühlingen muste den Schweitzer die Thore öffnen es entstand Brand. Dan nahmen sie Thiengen ein. Alle Einwohner musten im bloßen Hemd, ein Stüklein Brod in der Hand, am steken abziehen. Die Schweitzer hatten nun im Höhgau 70 Stük Vieh geraubt nebst Kleider Frucht und dergleichen nebstem 10 Dörfer und viele Schlösser verbrant u. geplündert. Während dem dies geschah lag der Höhgauer Adel unter seinem Hauptmann Conrad von Schellenberg zu Aach und Engen, er wartete auf Zuzug aus Württemberg. 19 Endlich hatte sich das schwäbische Heer aus Radolfzell vom Bodensee her zu welchem auch die Württemberger stiesen gesammelt. Württemberg schikte über Tuttlingen und Engen 1200 Mann mit 14 Geschützen, von diesen fielen 4 Feldschlangen in die Hände der Feinde. Es hatten auch die Einwohner der Orte um Tuttlingen und Engen viel zu leiden. Bei Thaingen trafen Deutsche und Schweitzer aufeinander. Die Deutschen erstachen was Ihnen in Weg kam. Es entrannen aber dem großen Gemetzel 30 Schweitzer welche sich auf die Kirche, denn Thurm und Kirchhofmauer

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Die Schweitzer vor Konstanz

zurükgezogen und vertheidigten. Sie wehrten sich mit Verzweiflung, da warf man Holz und Stroh hinein zündete es an, wer nicht erstochen wurde, verbrante elendiglich im Qualm des Feuers in Kirche und Thurm. Als die Flamme Thurm und Kirche verzehrte kam oben im Thurm ein Mann mit einem Kind am Arm zum Vorschein, welches er retten* wollte. Als aber die Flamme an ihn heranzog, stürzte er sich das Kind am Arm ab dem Thurm, fiel aber in die Spieße der Feinde. Das Kind blieb aber unverlezt und ein hinzukommendes Weib nahm es heim.

20. Ein Scheibenschießen in Constanz mit Armbrust

Die Konstanzer hatten ein Scheibenschießen mit Armbrust, und luden auch Schweitzer hiezu ein. Ein Schweitzer verspielte einen Batzen und zahlte ihn aber die Konstanzer wiesen den Batzen zurück mit den Worten „es ist ein Kuhpflatter“ 32 Nemlich diese Batzen waren von Kupfer und übersilbert, die Deutschen nahmen sie nicht gern, weil die Schweitz um 1418 abgefallen und eigen schlecht Geld in Umlauf setzen wollte, spotette man über die Batzen und sagte ihnen Pflater /Kuhpflater/ weil die Schweitzer mit Vieh umgingen Kuhpflatter. Der Schweitzer fühlte sich hiedurch beleidigt, und die Schweitzer reichten den Konstanzer einen Absagebrief, und verwüsteten den Konstanzer die Wein= berge. Der Streit wurde heftiger, und es kam zur Schlacht zwischen den Parteien, Die Konstanzer wurden von den Schweitzer bei Schwaderloch 33 total geschlagen Viel Söhne und Bürger bedekten das Schlachtfeld, wegen einem falschen Batzen. 1350 Um diese Zeit erfand man das Fensterglas u. Fenster, man hatte aber vorerst nur kleine runde Scheiben. 1450 Erfand man die Kanonen, die Türken hatten schon welche bei Eroberung Constantinopel 1453 1450 Erfand Guttenberg die Buchdrukerkunst. 1350 In Freiburg Erfand ein Mönch das Pulver: Kanonen hatte man bevor den Gewehren Beim laden der Kanonen wurde beim laden der Kugel bein Einschieben oft gesprochen: Im Namen der Allerheiligsten Dreifaltigkeit, Gott Vater Gott Sohn, und Gott hl. Geist. Es wurden aber zuerst nur steinerne Kugeln geschossen, wer eine zurückbrachte bekam 1 Batzen. Die Kanonen, wurden auf einer Bahre getragen, war von Holz, oder Leder gebunden, mit Eisenreifen.

32 Kuhpflatter - Dialekt für „Kuhfladen“ 33 Die Schlacht im Schwaderloh wurde am 11. April 1499 während des Schwabenkrieges zwischen Truppen des Schwäbischen Bundes und der schweizerischen Eidgenossenschaft ausgetragen. Die vor allem in der Schweizergeschichte verbreitete Bezeichnung leitet sich vom Lager der eidgenössischen Truppen bei dem Weiler Schwaderloh her, der etwa 4 km südlich der Stadt Konstanz liegt. Mit dem «Schwaderloh» wurde 1499 und auch in der eidgenössischen Chronistik des 16. Jahrhunderts jedoch nicht der Weiler sondern ein breiteres Gebiet vor Konstanz mit dem Höhenzug des Tägerwiler Walds und südlich davon bezeichnet. Das eigentliche Schlachtfeld liegt bei Triboltingen, weshalb in neuerer Zeit auch die Bezeichnung «Schlacht bei Triboltingen» aufgekommen ist. (Quelle: Wikipedia) 29

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21 Der Bauernkrieg

1524 In dieser Zeit machte Luthers Lehre auch die Bauern nach Freiheit lüstern. Luther leistete in Wort und Schrift vorschub, um es für seine Sache zugewinnen, als aber später der Aufruhr zu groß wurde, und dem Adel welcher ihn jetzt in Schutz nahm gefährlich wurde, eiferte er gegen die Bauern die gewiß damals ärger als das Vieh niedergedrükt wurden. Da lautete sein Spruch: „ Schlagt die Bauern todt wie die tollen Hunde.“ Überall wollten die Bauern damals mehr Freiheit, und besonders Aufhebung der Leib= eigenschaft. Es hatte auch Herrn damals die hatten mit den Bauersleuten Erbarmen Z.B. die Geistlichen Herrn, Hügelin Pfarrer von Sernatingen / jetzt heißt dies Ludwigshafen am Bodensee/ und Hans Pfarrer von Hattingen, Nachbarort von Emmingen. / Dieser war auch Leiter der Sache. Herr Pater Hügelin verfaste den Bauern 12 Artikel 1 Jede Gemeinde soll das Recht haben den Pfarrer selbst zu wählen 2 Die Leibeigenschaft hört ganz auf den sie widerstreitet der Erlösung des Menschen durch Jesu Christus 3 Wild, Vögel und Fische zu fangen muß Jedermann freistehen 4 Die Waldungen der Herrschaft sollen den GemeindeBürgern zufallen 5 Jede Gemeinde soll den rechten Kornzehnten geben, wie es in der Schrift geboten ist; der KleinZehnten und Blutzehnten hört auf. 6 Frohndienst soll keiner mehr geleistet werden. 7 Die Herrschaft soll von den Bauern kein Dienst mehr verlangen, das weitere soll um einen bestimten Pfennig geleistet werden. 8 Der Zins soll an die Herrschaft veringert werden, man kann nicht Zinsen wenn man nichts hat. 9 Strafen sollen nicht willkürlich sondern nach Gesetz geschehen. 10 Wiederrechtlich von der Herrschaft genommene Güter sollen wieder herausgegen werden. 11 Die Abgabe welche Todesfall heist ist aufzuheben, ja wiederechtlich ist es ein Theil des Erbes samt dem Bluthaupt an die Herrschaft zu geben: Also das beste Pferd, die beste Kuh. 12 Also alle Artikel sollen abgethan sein. Jeder Bauer strekte die Hand auf und sprach den Eid „Ich will und soll weder geistlichen noch weltlichen Fürsten, Zoll, Zins, Steuern Zehnten Frohnden geben, bis zum Austrag dieser Sache zu der ich mit Blut und Gut Leib und Leben stehen will so wahr mir Gott helfe und das Evangelium. Geschehen vom hellen Haufen 1524

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1524 Da nun die Herren in Nichts nachgaben kam es zu Zusammenrottungen und Aufstand Im August zogen viele Aufständische mit einer Fahne schwarz roth u. gold nach Walds= hut auf die Kirchweih. Die Herrn wollten in Engen mit den Bauern unter= handeln aber sie sollten vorerst Kniefällig Abitte leisten die Fahnen aus 22. liefern, und Schaden ersetzen. Die Bauern verlangten durch ihrne Abgeordneten nach den 12 Artikel Recht. Die Herren sagten „was Recht!“ Der Fürst! Der Herr ist das Recht, man wird euch mit Feuer und Schwert das Recht weisen und das Evangelium um Eure Ohren bläuen. Graf Rudolf von Sulz lies zu Küßnacht mehrere Bauern die Aufrührerisch waren mit einem glühenden Löffel die Augen ausstechen. Von Stühlingen her ist die Sage: 1524 Es war gerade in der Erntezeit,d a es der Landgräfin von Lupfen einfiel ihre Mägde sollen Garn winden auf Schneckenhäuse da es so schön wäre. Also wurden den Leuten befohlen Schnek= enhäusle zu sammeln. Da aber die Leute dies nicht gut willig thaten, so brauchte man Gewalt, sie wurden bestraft. Die Bauern aber thaten sich zusammen um das Joch abzuschütteln und wählten zu ihrem Hauptmann Hans Müller von Bulgenbach, dieser ein Kriegsmann welcher im Kriege des Kaisers mit dem König Franz von Frankreich die Schlachten mitgemacht hatte. Die Bauern hatten eine gute Stellung bei Ewattingen dennen die 1000 Mann Soldaten nichts anhaben konten. Aber die Bauern waren nur mit Sensen und Heugabeln bewaffnet. 1525 Nahmen sodann die Bauern Bräunlingen Donaueschingen Möhringen Geisingen ohne Widerstand ein. Viele Schlösser wurden geplündert und verbrannt. „Wohlverstanden: die Schlösser auf hiesiger Gemarkung, Schenkenberg Wasserburg Grüzoller, die Dörfer Zeilen Schenkenberg und Winkel waren schon seit 1441 nicht mehr, diese hatten die Städter zerstört und wurden nicht mehr aufgebaut. Den 19! October wurde von der Öestereichischen Regierung befohlen, die Geschütze so in Aach liegen und Übel versorgt seien sind nach Stockach zu führen. Georg Truchseß von Waldburg /Bauernjörg übernahm den Oberbefehl gegen die Bauern.

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1525 Der Adel des Höhgaus lag während dieser Zeit in Radolfzell u. wurde belagert. Noch einen anderen Feind hatte die Regierung und der Adel zu beobachten, nämlich Ulrich von Württemberg; Dieser Herzog war aus seinem Lande von den Oestreicher verjagt worden und suchte mit den Bauern und Schweitzer sein Land wieder zu erobern. Aber die Bauern trauten ihm nicht, da er es mit ihnen nicht Ehrlich meinte; selbst der Hauptmann Müller sagte: Wir sind nicht da Fürsten einzusetzen sondern abzusetzen. Hätte damals Herzog Ulrich da er noch auf Hohentwiel lag den Bauern mit seiner Macht vor Radolfzell geholfen, dann wäre für beide Theile der Krieg nicht so schlimm ausgegangen. Den 29. Jäner rükte der Truchseß ins Feld hatte aber nur mit Mühe in Engen Einlaß erhalten weil von Engen viele beim Bauernheer waren. Am 15. Febr. that der Truchseß den Bauern kund: wenn sie sich nicht zum Gehorsam stellen und von jedem Haus 10 Gulden zahlen bis Morgen Nacht, so werde er sie als Verbrecher gegen Reich und Landfrieden mit Mord und Todschlag bestrafen. 23. Zu diesem Einzugehen hatten die Bauern noch viel weniger Lust. In Hilzingen lagen 10,000 Bauern wohl verschanzt, sie entboten aller Orten in der Gegend zu sich. Der Truchseß rükte in Mühlhausen ein nahm alles Vieh weg und machte ein Vertrag. In Engen hatte der Truchseß jetzt 1000 Mann und 300 Pferde und rükte, nachdemm Gefecht im Weltschinger Wald mit Ulrichs Truppen hatte gegen Stockach, und von da gegen Tuttlingen, dort stießen noch 700 Mann u. 300 Reiter zu ihm. Listig hatte der Truchseß mit den Höhgauern Bauern durch einen Vertrag den er aber nicht hielt, verglichen. Am gleichen Tage sties er auf dem Wege gegen Bahlingen an der Lochersteig auf ein Fahnlein Bauern aus dem Höhgau, welche vom Vertrag nichts wusten; Er erstach ihrer 60 und nahm ihr Fähnlein ein rothes Kreutz darin. Des andern Tages überfiel er 300 Waldbauern u. Schweitzer welche dem Herzog Ulrich gefolgt waren. Obgleich sie niederknieten und um Gnade flehten, erstachen die Herren 130 Mann. Der Herzog Ulrich war nemlich durchge= zogen, und wollte mit einem großen Heere sein Land wieder erobern, an dem ihn aber der Truchsseß hindern muste, zu Gunsten der Öestereichischen Regierung. Als die Unredlichkeit des Truchseß im Höhgau bekannt wurde, erhob sich entrüstet

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1525 das Volk aller Orts. Die Stadt Radolfzell war seitdem der Truchseß ab= gezogen war in großen Nöthen, die adeligen des Höhgaus lagen immer nochdarin da sie belagert wurde zu Wasser und zu Land, es fehlte an Nahrungsmittel. Deßhalb lies Thomas Fuchs von Fuchsberg welcher 300 Pferde unter sich hatte einige Dörfer der Höhgauer und Schwarzwälder anzünden, um viele Bauern von Radolfzell wegzuloken; Dies gelang die Bauern folgten sie musten löschen, und derweil brachten die Adeligen nicht nur Lebensmittel sondern noch 400 Reiter und 300 Fußknechte in die Stadt. Die Edeleute von Nellenburg und dem Höhgau verbrannten Wahlwies Nenzingen Stahringen Hindelwangen und die Mühle in Steißlingen, schändeten Weiber und Jungfrauen warfen Kinder ins Feuer. Endlich kam Hilfe für die Edeleute, die Städte Pfulendorf Überlingen Mörsburg Ravensburg, Graf von Werdemberg zu , das Kloster Salem, schikten 5000 Mann mit gutem Geschütz. 600 Mann hievon lauter Bauern sagten aber ihren Spieße stechen nicht gegen die Bauern! Es wäre nicht recht gegen Brüder fechten. Auf dies überfiel sie das stättische Kriegsvolk 24 wurden geköpft, Graf Felix lies seine abgefallenen Bauern sogleich an Bäume aufküpfen. Die Uberlinger köpften ihrer 40, der Vogt alldort sogar seinen Sohn. Der Abt von Salem lies seine laufen. Schön – 24 Hans Müller der Bauernoberst lies die Belagerung von Radolfzell im Juli aufheben; man glaubte er sei bestochen worden. Die Bauern verschanz= ten sich an der Hilzinger Steig, und da wegen Nähe der Erndt viele Bauern heimgiengen, war das Bauernheer schwach und wurde am 16 Juli angegriffen und geschlagen. Mehrere gefangene Hauptleute wurden sogleich enthauptet. Hans Müller wurde zu Laufenburg enthauptet. Nach der Schlacht hiengen die Bäume so voll von Bauern als sie Aeste hatten, u. das Köpfen Augenaussteken Finger abhaken wollte kein Ende nehmen. Die Fürstenbergischen Bauern huldigten nach der Niederlage in Geisingen, es muste von jedem Hause 6 Gulden an Oestreich bezahlt werden. Die Mauern um die Kirchen müssen abgebrochen wrden die großen Gloken ab den Thürmen müssen weg wegen des Sturmleitens. Aller Schaden muß ersezt werden. Denn flüchtigen Bauern soll Weib, u. Kind nachgeschikt, u. das Vermögen fällt der Herrschaft zu. Die Gemeinde Liptingen musten 8200 Gulden zahlen, sie haben in Bodmann im Schloß den Wein gesoffen, die Fässer eingeschlagen, geplündert, gestohlen haben sie nichts.

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25 Die Leibeigenschaft hier unter dem Grafen von Pappenheim 1582 In diesem Jahr starb das Geschlecht der Grafen von Lupfen aus, und es bekam die Herrschaft Hohen Höwen Stühlingen der Graf Konrad von Pappenheim für 80,000 Gulden. Von diesem Graf liegt ein Buch jetzt noch auf hiesigem 1588 Rathause. Dieses Buch konnte freilich Niemand lesen den es war eine alte Schrift. In diesem Buch waren damals etwa 60 Bauernhöfe hier, und jedem war aufge= zeichnet was er für Aeker Wiesen u. Wälder und Gebäulichkeiten hatte, und hierauf leisten muste an Abgaben. 26 Lehnsrecht der Herrschaft ! Hohen Höwen 1588

I. Wer ein Zug und Mehne haltet der zu Emmingen Seßhaft ist der ist schuldig des Jahrs zwei Fahrt Holz nemlich den einen auf Höwen, den andern für das Schloß zu Engen zu führen, genant Frohnfastenholz und muß solch Holtz, dass aus den Herrschaft Wälder genommen, eine ganze, Gemeinde helfen hauen und aufscheitern. Dagegen hat die Herrschaft jedem solchen Fuhrmann ein Viertheil von einem Leib Brod zu geben. II. Item. Welcher ein Zug haltet der ist schuldig (durchgestrichen: der ist schuldig)) auf den Herrschaft Aeker ein Tag man zu Akern gehenzur Sommerzeit, sowie zu Winterbau, in der Erndte so viel einer der Herrschaft baut, schneiden und binden und Einführen. Zu dreien allda gibt man auf den Zug, des Jahrs fünf Leib Brod /feri Brod/ Ein jeder Zug zu Emmingen ist schuldig, Jahrs drei Malter Früchten, es sei von eigenem gewachsen, oder Zehnt=früchten gen Engen auf den Kasten zu führen, dann gibt man von solcher jeder Fahrt ein Viertheil von einem Leib Brod. III Hagen Jagen Hunde ziehen, die Garn halten und wieder heim, dagegen die gefangen= en Wildpret gen Engen zu führen, so oft es eine Herrschaft erfordert, dagegen gibt man jeder Person Suppen und Gemüß und ein halb Maaß Wein. Abends und Morgens ein Stück Brod. IV Wenn die Herrschaft zu Höwen ein Bau würde fürnehmen seien sie mit ihren Zügen, Jahres zwei Viertel Sand auf jedes Roß so viel hat er hinauf zuführen. V Auch ist jeder verbunden, helfen den Hunden beim Jagen, Bengel anhängen und wieder abnehmen. VI Die Gemeinde Emmingen muste Liefern: Blutzehnten 380 Eier.

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1588 Hauptrecht und Fehl nach dem Buche auf hiesigem Rathaus.

a. Von Eingesessen Leuten: Von jeder Mansperson zu Emmingen gesessen der Herrschaft Höwen mit Leib angehörig wenn sie mit Tod abgegangen, so gefällt der Herrschaft das beste Haupt=Vieh, und so er kein Vieh verließ sein bestes Kleid oder Rok und dem DorfsVogt daselbsten ein b. anderes bestes Kleid und Handwehr. Von einer abgestorbenen Frauen. Wenn sie keine verheurathete Tochter hinterläßt, ein Beth eine Dekin und zwei Leintücher. Wenn sie aber eine unverheirathete Tochter hinterlies, so gehört alsdann solch Bett Deke und Leintücher derselben Tochter zu. Alsdann so gehört folgendes der Herrschaft im anderen Fall: Ihr bestes Kleid so sie an einem Feiertag zur Kirche getragen, Und dem Dorfsvogt das Kleid wie sie an einem Donnerstag zu Markte getragen, deßgleichen was sie für Tuch beim Weber oder daheim an ungesponnenem Garn, und ungeschnitten vor= handen, kehrt Vermelter Herrschaft zu.

28 Leibhennen

Von Leibeigenen Mann und Frauenpersonnen der Herrschaft HohenHöwen mit

Leib verwandt gesessen gibt Jahrs derselben Herrschaft so lange die lebt eine

Leibhenne, die wird dan bei Ihnen empfangen und an sein gehörig Ort geantwortet. Wenn aber Mann und Weib beide der Herrschaft Leibeigen sind, so geben sie nur eine Henne. Wenn dan solche Personen die Henne nicht vermögen so geben sie einen Batzen, gleich 11 Pfennig. Wen man solche Hennen einsammelt und ein Leibeigen Frau in Kindbett liegt so gibt sie weiter keine Henne sondern nur der Kopf. Besagtes Buch in welchem obiger Auszug steht wäre verlohren gegangen, wenn ich es nicht vorher im Jahr 1880 gelesen hätte. Damals forderte der kath. Oberstiungsath [?34] den hiesigen Stieftungsrath auf alle alten Briefe und Bücher aufzuzeichnen, u. Einzusenden nach Karlsruhe. Ich beschrieb auch dies alte Buch vom Jahr 1588. Im Jahr 1900 kam wegen Streit des Kirchenplatzes dahier an hiesigen Stiftungsrath ein Erlaß: Peter Störk Actuar soll das Buch lesen vom Jahr 1588. Ich ging zum Bürgermeister Gassner verlangte das Buch, dieser sagte es sei nicht mehr da. Dies berichtete ich an hohen Oberstiftungsrat, dann muste es wieder her. Er hatte dann das Buch ein Unterlehrer der hier war, und in ein Dorf im Schwarzwald versezt wurde. Also wäre dies Buch so wie die 10 PergamentBriefe die ich gerettet hatte u. jetzt in Donaueschingen liegen verloren gegangen

Peter Störk

34 vermtl. Oberstiftungsrat 35

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29 1500- Gesetze unter den Grafen von Lupfen und Pappenheim 1700 Der Tittel unsers gnädigsten Herrn Grafen von Pappenheim war: Großmächtigster Herr Maximilian des hl. Römischen Reichs-Marschall Erbherr der Landgrafschaft Stühlingen, Herr von Hohen Ak, Rosenek Hohen Höwen Gräfenthal und Möhringen. 1 Gesetze gnädigster Herrschaft: Am Eschermittwoch jedes Jahr gehen daß Gesinde der Herrschaft in die Mühlen besehen die Viertel und Maaß und der Müller zalt dem 1 Pfund35 Pfennig, gl.36 1 M24. 2 Wenn Weinwagen vorfahren, so mögen die Burgknechte zu ihnen schiken um ein Quart Wein, thun sie das nicht hergeben! So darf man ihnen ein Vorroß weg= nehmen und einem Wirth geben, der das Quart hergibt. Dies heist Burghet Wein. 3 Niemand darf aus der Herschaft ziehen ohne des Herrn Wille, wer vortzieht muß Abzug leisten, d.h. er muß 5! Theil Nachsteuer zahlen, und dem Herrn den Dritten Theil seines Vermögens hinterlassen. 4 Wer in der Herrschaft stirbt und nicht Leiberben hat dies Erbt alles der Herr. 5 Auch soll man einen Vogt bestellen in jedem Ort, allererst um dem Herrn die Gült einzuziehen, auch dem Herrn Antworten bringen, Unzuchten und Frefel einziehen, und Offenbaren. Scheltworte kosten 5 Schilling. 6 Welcher den Frohndienst ein Tag nicht leistet ohne gegründete Entschuldig= ung fällt in eine Strafe von 3 Pfund37 Pfennig 7 Der Todtschläger muß baar mit dem Schwert hingerichtet werden, und dem Herr gehört sein Eigentum. Nothwehr muß durch 7 Zeugen bewiesen werden. 8 Messerzüken kostet 3 Pfund38 Pfennig mit blutig 10 Pfund39 Pfennig 9 Der Viehirt hat wöchentlich von jedem Hauptvieh 1 Heller Lohn./besagtes Hauptvieh ist nemlich von abgestorbenen Leuten, siehe Seite 23 Ferner hat der Viehirt jährlich 1 ½ Viertel Fehen 1 ½ Viertel Haber, zu Mai ein Brod, Jacobi ein Brod. 10 Wer 15 Jahr alt ist muß der Herrschaft huldigen. Wenn Feuer ausbricht, erhält derjenige welcher zuerst beschreit 3 Pfund40 Pfennig.

35 kaufmännisches Pfundzeichen 36 gl. = gleich 37 kaufmännisches Pfundzeichen 38 kaufmännisches Pfundzeichen 39 kaufmännisches Pfundzeichen 40 kaufmännisches Pfundzeichen 36

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30 Gesetze gnädigster Herrschaft auf Höwen unter den Lupfen u. Pappenheim

a Wer auf dem Markt kauft ehe geläutet der muß zahlen 3 Pfund41 Pfennig des in Kaufordt 3 Pfund42 b Hausfriedensbruch zalt Straf 3 Pfund43 Pfg. c Wer boshaft Mord oder Fürijo schreit zalt bei Nacht 11 Pfund44 bei Tag 3 Pfund Pfg. d Kein Wirth soll schuldig sein bei Nacht 9 Uhr Wein auszuschenken e In der Herrschaft soll kein Jude geduldet werden. a Wen Mann oder Weib, Kind mit der Krankheit des Aussatzes auf der geschworenen Schau zu Konstanz schuldig befunden worden, so soll mann ihm geben nach seinem Vermögen, und den Kranken nehmen in das Siechenhaus dorthin muß er bringen ein Bett, Bettstadt mit Zugehör nebstdem in Breihäfelein, ein Kessel ein Käntlein45.

Gesetze des Schinders

31 Gulden Kreuzer Von einer Malefizperson zu richten mit dem Schwert 3 1 Von einer zum Verbrennen 2 2 Von einem zu Streken nur für den Gang 36 3 Für Daumenschrauben anlegen 13 4 Vom Scheiterhaufen zu machen 30 5 Die Grube zu machen um die Asche zu verderben 30 6 Für Krüken und Hoggen, für den Stuhl 15 7 Für den Strik und Handschuh 15 8 Einen fremden Meister zum helfen 1 30 9 Für eine Malefizperson zu Rädern 4 10 Das Henken einer Person 4 11 Mit Ruthen auszustreichen einer Person 30 12 Von einem Ohr wegzuschneiden 1 30 13 So eine Person mit glühenden Zangen berührt wird 30 14 So eine Person vom Hochgericht fällt, oder herunter muß 1 15 Für Entleiben eines Menschen, ablösen, oder helfen /bei Mitternacht abholen 4 16 und vergraben, was Gott verhüten wolle

41 kaufmännisches Pfundzeichen 42 kaufmännisches Pfundzeichen 43 kaufmännisches Pfundzeichen 44 kaufmännisches Pfundzeichen 45 Käntlein = Kännlein, kleine Kanne 37

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Den Galgen Jemand auf den Bukel zu brennen 1 50 Noch gab es Strafen durch den Dorf=Vogt wegen Unzucht, und Ehebruch. Wegen Fleischessens an verbotenen Zeiten, und wegen saumseligem46 mit Kreutzgehen47 und Stehlen von Feldfrüchten. Bei Stehlen von Feldfrüchten muste man bis zum Jahr 1835 mit der gestohlenen Frucht vor das Kirchenthor stehen. Ein Weib muste hier mit gestohlenen Kartoffel behangen vor die Kirche stehen. Wer auf einem Markte gestohlen und ertapt wurde, den stellte man auf den Pranger. Dies war gewöhnlich auf dem Markt eine Erhöhung wo viele Menschen waren. Diese Person hatte das gestohlene Gut in Händen. Die Buben durften solche Personen mit Drek oder faulen Eier bewerfen. Auch wurden Leute in die Drille öffentlich gestellt. Diese konnte man herum 32 drehen, so daß der innestehend, kotzen muste. Noch bis ums Jahr 1830 stund bei jedem Städtlein einen Galgen. 1539 In Geißingen wurden Z.B. vom Jahr 1539 bis 1544 nicht weniger als 8 Personen hingerichtet, und zwar in schöner Abwechslung, 3 wurden geköpft 2 gehängt und 3 verbrant Der letzte meines Wissens, nemlich Bühler der ein Öhlhändler ermordet hatte, wurde bei Stokach geköpft auf offnen Wiesen, es schaute viel Volk zu 1834 Früher hatte jedes Städtlein das Recht zu richten über Leben und Todt. Bei Intersuchungen wurden die Leute oft schreklich mißhandelt wenn sie etwas einge= stehen sollten und aber unschuldig waren, wie Z.B. die Hexen, wie viel hundert wurden unschuldig gemartert und verbrant. Um die Leute zum Geständniß zu bringen, wurde man auf die Folter gespant. Die Glieder wurden auseinander gerissen, man wurde gedämmelt, mit fürigen Zangen gezwikt, die Nägel mit einer Zange ausgerissen Finger abgehakt, geblendet das ist man stost der Person ein glühend Eisen in die Augen. 1788 Wurde die Leibeigenschaft im hl. Römisch Deutschen Reich von Kaiser Joseph d. II aufgehoben. Doch übten die Gerichte immer noch die Prügelstrafe, und mancher bekam oft bei Amt wenn der Herr nicht guter Laune war eine Tracht Prügel, dies hörte aber um 1820 ganz auf.

46 saumselig = bei der Ausführung von etwas recht langsam, sich Zeit lassend (Quelle: Duden) 47 vermutlich gemeint Redensart: „mit der Kirche ums Kreuz gehen“ , d.h. eine Sache kompliziert angehen; unnötige Umwege machen 38

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33 Herr Paulus Ratzenberger

1580 Waren hier adelige Personen. Es scheint aber daß sie nicht ganz adelig sind sondern Bastarden, den sie schrieben sich wenigstens nicht VON, also nicht von Ratzenberg. „Ein Zettel war angehängt im hiesigen Taufbuch vom Pfarrer in Honstetten 1578 Aus dem Honsteter Taufbuch: Andern Tags Brachmonat 1578 ist Margaretha Brinni aus der alten Glashütte eines Kindes genesen das Kind heist Konrad. Vater Pauli Ratzenberger, der Göthe ist Sebastian Schlegel von Eigeltingen, seine Gothen Verena Martin von Honstetten. 1622 Der [durchgestrichen] ist den 16 September 1622 in dem Sturm vor Heidelberg der erste Mann im Anlauf gewesen da geschossen worden. Den 23 September zu Heidelberg gestorben, den 6. October zu Emmingen begraben worden, hat 44 Jahre gelebt 16 Wochen 23 Stunden. Hat 14 Feldzüge mitgemacht ist Hauptman gewesen hat 28 Jahr im Kriege gedient. Gott gnade ihm 48 Nemlich obiger Hauptmann Ratzenberger diente beim Kaiserlichen Heere unter General Tyli im 30 jährigen Krieg am 16 Sept. 1622 wurde Heidelberg gestürmt und eingenommen, weil die Protestanten den Ruprecht von der Pfalz der zu Heidelberg residerte zum Kaiser aufwarfen. Die Protestanten wurden geschlagen. 1579 Ist Pauli Ratzenberger Hausfrau eines Kindes genesen das Kind heist Heinrich. Göthe Sebastian Schlegel von Eigeltingen, Gothen 1606 Ana Martin von Honstetten dieser ist 1606 vor Stuhlweißenburg in Ungarn geblieben, welche Festung der Herzog Montruoli gegen die Türken mit Sturm eroberte. Gott gnade ihm. Dieser ist nicht hier begraben worden. 1587 War Pfarrer in Emmingen Johann Knoblauch; an diesen schreibt der Pfarrer v. Honstetten diese Hausfrau des Pauli Ratzenberger die auf der gemahlten Tafel Agatha Bachin heist ist vermutlich eine Bürgerstochter von Emmingen, indem ich von 1578 bis 1623 nachgeschlagen und denoch unter den großen Bachischen Familien in Honstetten keine Agata gefunden. Es ist auch merkwürdig, daß nicht einmal ein einziges Kind Agathe heist _ Pfarr Rybrandt. 1841 In der alten Kirche welche 1841 Abgebrochen wurde hing im Chor eine schöne 2 Meter hohe Tafel, auf welcher gemahlt war Paul Ratzenberger u. seine Frau Agatha Bachin mit 5 Kinder alle auf den Knien liegend mit dem Roßenkranz /Nister/ in den Händen,

48 General Tyli = Johann ’t Serclaes Graf von Tilly (* Februar 1559 auf Schloss Tilly, Gemeinde Villers-la-Ville im Herzogtum Brabant; † 30. April 1632 in Ingolstadt) war Heerführer der Katholischen Liga und ein kaiserlicher Feldherr des Dreißigjährigen Kriegs (Quelle: Wikipedia) 39

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34 Jedes hatte ein rothes Kreutz auf dem Kopf, mit dem Gesicht einem vor ihnen stehenden großen Kruzifixbild zugewandt, alle im Gebet. Leider wurden damals beim Abruch der Kirche alle Bilder und Tafeln durch den Akord= andten der den Abbruch der Kirche inne hatte /Matheis von Möhringen/ verkauft, und mithin die sonderbar schöne Tafel, die ich als Jüngling oft betrachtete, ich wollte sie noch kennen, aber ich weiß nicht wo sie ist zum Anschauen. 1607 Den 25. October ist getauft worden Johann Bernhard, Sohn des Johannes Konrad Ratzenberger und der Agatha Bachin ; Phaten Johann von Stüben [?] und Blasenfeld und Bernhard Brand von Wildenstein. Gothen Ursula Landgrafin von Stühlingen, Comtessin von Leiningen49. 1611 den 24 Juli wurde hier getauft: Heinrich Gottfried, Sohn des Joh. Konrad Ratzenberger und Agatha Bachin. Pathen, Graf Gottfried von Pappenheim u. Andreas von Stüben aus Basenberg. Gothen Maria Ursula Landgräfin von Stühlingen Gräfin v. Leiningen aus Westerberg 1619 Wurde getauft: Johann Rudolf: Eltern Conrad Joh. Konrad Ratzenberger u. Agatha Bachin Göthe Johann Rudolf Baron von Reichenau und Langenstein, Gothen Maria Ursula Landgräfin von Stühlingen Grafin v. Leiningen u. Westerberg 1623 Den 11. Sept. geboren Heinrich Ludwig: Eltern Spertabilius Jacob von Holtzing Verwalter auf Hohen Höwen, und der Agata Bachin. Phaten Urban Hentin und Verona Gnirßin von hier. Anmerkung: dieser Jacob v. Holtzing ist jedenf alls der zweite Mann der Agatha Bachin, weil der erste Mann Konrad Ratzenberger am 16. Sept. 1622 vor Heidelberg erschossen wurde. Diese Agatha hat doch auch nicht lange um ihren Konrad getrauert----. Der Verwalter Jacob Holtzing u. Vorgänger wohnten hier mitten im Oberdorf dies Hause ist aber jetzt Gemeindehaus. Ob der Hausthür ist die Inschrift an der Rigelholzwand eingemauert . Mich wundert nur wo diese Ratzenberger Leute ihre Hochzeiten hielten, u. die Gräber In den Schriften findet man später noch eine Gutsbesitzerin Maria Anna Ratzenbergerin stiftet einen goldenen Kelch nach Schenkenberg, und auch Josef Störk und Johann Störk Ratzenberger, so hat sich dies Ratzenberger Geschlecht verlohren. 1550 Fiel auch die Stadt Tuttlingen vom katholischen Glauben ab sie wurden Lutherisch. Auf Eichhalden war eine katholische Kirche, diese wurde ein Bauernhaus.

49 Das Haus Leiningen ist ein weitverzweigtes Grafen- bzw. Fürstengeschlecht aus dem pfälzischen Raum (im heutigen Bundesland Rheinland-Pfalz), das wohl fränkischer Herkunft ist und als ehemals reichsunmittelbares Haus dem Hochadel angehört. (Quelle: Wikipedia) 40

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35 Das Zenomhäuptle

Bei dem Abfall der Tuttlinger scheint es daß man auch die heiligen Bilder 1534 in den Kirchen zu Tuttlingen und Eichhalden zerstörte. Darum kam nach Emmingen das Nachbarsort von Tuttlingen, eines Tages die Kunde: „beim Brunnen in Bennewies50 stehe ein Heiligenbild.“ Man sah nach, und anderen Tags ging man mit Kreutz und Fahne Prozessionsweise zum Brunnen in Bennewies, da stund ein Brustbild der heilige Bischoff Zenom51, in rothem Mäntelchen und Bischofsmütze. Dies Bild wurde dan nach Emmingen in die Kirche getragen und verehrt. An hohen Festen wurde es bei Prozessionen von zwei Knaben beim Umgang ums Dorf getragen. Im Jahr 1838 trugen auch ich Peter Störk und mein Kamerad dies Bild bei einer Prozession jeder bekam 10 Pfg., dama[l]s ein Groschen./ Der Brunnen hieß aber seither Zennenhäuptle=Brunnen. Seit 1913 gibt diese Brunnenquell sämtliches Wasser zur Wasserleitung fürs ganze Dorf hier Als im Jahr 1841 die hiesige Kirche abgebrochen wurde, sind die alten Bilder verschleudert worden. Das Zenomhäuptle bekam ein Maurer Meyard Heiß, ich kaufte es für 24 Kreuzer und wollte es sogleich abholen, aber schon vorher hatte es seine Tochter in Ofen geworfen und verbrannt. Die Tuttlinger werden gegen die Heiligenbilder Humanner in diesem Jahrhundert denn bei der protestantischen Kirchen=Renovation in Tuttlingen stellten sie mehrere Bilder auf die Ausenseite der Kirche, was sehr schön ist. Constanz 1529 In dieser Stadt ließ der Bischoff Hohenlandberger den Priester Joh. Hügelin52 von Sernatingen ver= 36 haften wegen Abfall vom Glauben und in Mösburg verbrennen. Die Bürger fielen in jener Zeit ab

stürmten Kirchen u. Klöster, raubten die Kirchenschätze, warfen die Heiligenbilder und Stattuen in See.

Der Bischoff floh mit den Priester nach Uberlingen. Die Konster 53 unterschrieben die Augsburger Confeßion.

Die Konster blieben über 20 Jahr Protestantisch. Alsdann belagerte Kaiser Ferdinand die Stadt

griff sie von Petershausen her an / Sie Abildung am Rathause / Der Kampf um die Brüke

zwischen den Spanischen Reichstruppen und den Konster Bürger unter denen sich

besonders die Mezger hervorthaten fiel doch unglücklich aus, die Stadt wurde

erobert, und die Selbständigkeit gieng verlohren. Konstanz war freie

Reichsstadt.

Quelle aus dem Land zu Meer

50 Bennewies = Gewann in Emmingen, nördlich nahe der Grenze zur Tuttlinger Markung 51 Zenon von Verona - geb. in Nordafrika gest. 12. April 371 oder 372 – ein Heiliger der katholischen und orthodoxen Kirch und war Bischof von Verona. 52 Johann Hüglin, * vor 1490 in Lindau, + 10. Mai 1527 in Meersburg. Frühmessner (Pfarrer) in Sernatingen (heute Bodman-Ludwigshafen). Er gilt als evangelischer Märtyrer. 53 Konster = Konstanzer 41

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37 Begebenheiten vom Jahr 1558 bis 1627

1558 In diesem Jahre wurde die alte Kirche hier gebaut auf der gleichen Stelle stund nach Urkunde schon eine Kirche, den es heist in einer Lehnsurkunde der Grafen von Zollern über den Widemhof in der Hagengass vom Jahr 1436: Der Wiedemhof zu Emmingen uff Egg unter der Kirche gelegen. Diese Kirche im Jahr 1558 stund bis 1841 also 283 Jahr, und wurde wegen Baufällig= keit und weil sie zu klein war abgebrochen und auf die Stelle wieder eine neue gebaut. Die alte Kirche musten die Zehnthern, die Grafen von Lupfen auf Höwen bauen. 1568 Unter eben diesem Heinrich Grafen von Lupfen wurde der Thurm gebaut dies ein 1568 Stapfenthurm54 ist etwa 42 Meter hoch. Die Steine hiezu nahm man am Ziegelofen dort wurde auch zugleich der Kalch55 im Kalchofen gebrannt; Jetzt noch sieht man die Schlaken. Früher war die Sakristei noch im Thurm noch sieht man das Gewölb und auch den Thür Eingang im Thurm wo der Pfarr von da auf die Kanzel gieng. 1600 Um diese Zeit bekam man die Kirchuhr auf den Thurm von einem Uhrenmacher aus Friedingen Königr. Württemberg. 1600 Brante hier der Pfarrhof ab mit allen Schriften. Dieser Pfarrhof stand auf dem gleichen Platz wo jetzt der Neue ist der 1606 gebaut wurde. Damals war hier Pfarrer Knoblauch welcher das alte Urbarium anlegte. 1606

1882 Dieser Pfarrhof wurde 1882 verkauft an das fürstlich. Fürstenbergische Burgebinde. Seitdem ist dies Gebäude Pfarrhof, welches schon um 1500 die Chorfrauen des Augustinerordens zum Zweke des Zehnten, der Verwaltung dahier erbauen. Siehe Seite 5 vom Jahr 1436 Enzigkofen

1611 Kam die Pest in unser Gegend. 1618 Begann der 30 Jährige Krieg in Böhmen. 1619 Hatte man schon Durchzüge von Spanischem Militär diese zogen nach Flandern/Belgien 1611 Wurde in Engen die erste Post erichtet. 1600 Wurde die Mühle im Kriegerthal gebaut und 1688 im Kriegerthal56 eine Eisenschmelze erichtet wozu man bei Emmingen, Biesendorf, Hattingen, Honstetten das Eisenerz herausgrub und reinigte, und daßelbe dort auf die Schmelze führte, wo man mit Erz, Kohl57 und [Steiüfren]58 viel Geld verdiente. 1611 Kam die erste Post nach Engen, man hatte aber noch keine Straßen.

54 Stapfenthurm = Stufenturm (von Fuß-Stapfen) 55 Kalch = Kalk 56 Kriegerthal= an der Straße zur Talmühle; Die Schmelze gehörte zur Markung Biesendorf, dort steht nur noch das imposante Gebäude des Verwalters, ab 1815 Forsthaus 57 Kohl = Kohle 58 Vermutlich „Steinführen“ 42

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38 Pest Hunger und Krieg. Der sogenannte Schwedenkrieg

Im alten Tauf und Todtenbuch schreibt Pfarrer Bininger der dama[l]s Pfarrer 1627 hier war, „O!Fama, Peste et Bello das heißt: Vor Pest Hunger und Krieg Erlös uns o, Herr: Dies wurde damals vor dem Allerheiligsten gebetet. Ist dahier die Pest ausgebrochen Der Schreken war nach Sage alter Leute 1627 groß. Die Pest graßierte nach der Beschreibung im hießigen Todtenbuch so d 27 stark, das die Trauergloke kein Tag schwieg. Leute die Am Morgen ten noch gesund waren, seien am Abend eine Leiche gewesen, und die Folge Jänner war daß man den verstorbenen sobald begraben mußte. Damals hatte man noch keine Zeitungen um die Leute zu warnen, deßhalb wurden an alle vier Hauptwege zuerst ein Bildstok gesezt an welchen geschrieben stand „hier herscht die Pest“. „Flieh. Wanderer“ Diese Krankheit der Pest war 7 Jahr hier, und es wurde da noch Hungernoth und Krieg ausbrach die heilige Katharina angerufen und das Fest öffentlich mit Betten und Fasten gefeiert, mit dem Versprechen dies Fest Allzeit so zu halten wie das Frohnleichnamsfest d. heist: Prozession mit dem Allerheiligsten ums Dorf.59 Da nun gleichzeitig noch eine Viehseuche ausbrach, so daß alles Vieh krepierte, wurden an alle 4 Hauptwege die zum Dorf führen 5 Kreutze gesetzt. Allen diesen 5 Kreuzen und Bildstok machte man eine Meter hohe Erhöhung.

1 So 5 Kreuze stehen südlich von Emmingen an der Straße des Scheide= weges gegen Engen und Aach. die Tuttlinger sagen jetzt noch, die Pestkreutz.

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Weiter stehen 5 + östlich von Emmingen an der Straße und Scheidweg gegen Liptingen und Rogenwies

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Auch stehen nördlich 5 + am Scheideweg von Emmingen an der alten damals

Straße und Weg gegen Tuttlingen und Neuenhausen

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Noch stehen weitere 5 + westlich von Emmingen an der

Straß gegen Hattingen u. Scheideweg Eichhalden, Geisingen u. Biesendorf

Wohlverstanden: Diese Kreuzesgruppen stehen alle an den alten Wegen die man seit

Römerzeiten bis 1841 begangen; aber dan wurden andere Straßen

angelegt, so daß der Reißende der Emmingen besucht nur die

59 Das Gelübde gilt bis zum heutigen Tag, immer am Sonntag nach Mariä Geburt (=8. September) 43

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5 Kreuze an den Straßen Engen und Aach zu sehen bekomt die andern drei Kreuzesgruppen leider nicht sieht. Alle Kreutze werden von der Gemeinde immerwährend erneuert von Eichenholz daß sehr lang anhält und einige Jahrhundert hält. 1629 Hatte man trotz Pest schon Oestreichische Einquartierung 1631 Sind 47 Fähnlein Fußvolk spanische Völker welche dem Kaiser halfen nebst 18 Compagnien Reiter welche in allen Orten im Quartier lagen, durchgezogen. 1632 heist es in der Kirchenrechnung hier kammen die ersten Schweden hierher, der Oberst Rählingern /Die Leute sagten ihn Stühlingern/ von Ulm. In der Kirchenrechnung steht folgend es: 1632 haben die Weltschen /Dies sind aber die Franzosen gemeint/ Die Kirche geplündert und 6 Gulden aus der heiligen Lad genommen. 1630 Nach diesem Jahr komt die erste Kirchenrechnung vor und aber vom Jahr 1600 der erste Kirchenkalender angefangen, weil der Pfarrhof 1600 mit allen Schriften verbrant ist. 1632 Wurde hier der Pfarr und Vogt gefangengenommen von den Rählingerischen Soldaten. 1632 Dem Bartli Wieser Nachtwächter verehrt 1 Gulden weil er den schönen goldenen Kelch gefunden auf den Linden, der verlohren gegangen war bei Plünderung der Kirche 1633 Muste der Kirchenfond zählen, Schäzung der Schweden 2 Gulden 28 c Als die Pfleger und der Schulmeister die Ubarien Brief Kelch und alle anderen Kirchen # Zins nach Engen getragen ins Verstek, haben sie verzehrt 54 Kreuzer. In Engen war ein Verpalt, dieser wurde jetzt erst wieder endekt um 1900 unter der Straße vor dem Hause des Kaufmann Götz In diesem Krieg fielen 10 Personen durch das Schwert nach demTodtenbuch die früher alle Jahr am Katharinentag von der Kanzel verlesen worden sind nebstdem aber auch dijenigen welche an der Pest und am Hunger starben. 1636 Hat hier die Viehseuche angefangen, und es alles Vieh krepiert 1635 Als hier der lezte an der Pest starb, starb der erste am Hunger, denn die Soldat= en raubten nicht nur sondern schnitten den Pferden schon vor der Erndte das Gedreide ab zu Futer, zudem hatte man in jener Zeit noch keine Kartoffel. Nach Einträgen im Todtenbuch muste ich mich wundern, daß schon im September hier Leute am Hunger starben. Selbst der Burgvogt starb am Hunger. er hieß Johannes Gnirß . #Also hatte man 1635 schon Schulmeister

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40 Der 30 jährige Krieg oder Schwedenkrieg

Um jene Zeit wurde die Festung Hohentwiel die in unserer Nähe lag mehrmals belagert. Dort war als Comendant der große Raub= Ritter Konrad Wiederhold als Comendant mit einer starken Besatzung und 500 Pferden. Dieser war Lutherisch half den Schweden und Franzosen besiegte Reichstände und plünderte die ganze Gegend aus. Sein Herr der Herzog von Württemberg war aus seinem Lande verjagt und war als Flüchtling im Elsaß; Auch diesem muste Widerhold aufhelfen Der war in großer Not und Geldverlegenheit. Der Lutherische Pfarrer Schönhut lobt den Räuber Wiederhold wegen seinen Thaten und rühmt ihn für seine räuberischen Überfällen nent ihn einen „Frommen Man“ da kann man aber sehen wie from, und ob er 60 61 62 beser war als Rinaldine Schinderhans und Melak . 1632 Wollte Wiederhold die Feste Hohentwiel gern verbroviantieren er nahm aber wohl 30 Bauern die ihre Frucht nach Radolfzell ins Kaufhaus führen wollten alles Getreide weg. Er machte auch ein Anfschlag auf den Bischof von Konstanz, aber der Bischof entrann. Wiederhold wurde durch ein Arzt inne, daß in Bahlingen in einem Hause 20000 Thaler liegen dem Grafen Schlik gehörig. Den 19 Jäner zog er mit seiner Besatzung nach der Stadt Bahlingen nahm besagtes Geld schlepte noch einige Gefangene nach Hohentwiel die sich verteidigten. Der Arzt und der Lutherische Pastor musten aber später in die Festung Hohen Zollern wandern weil sie die Sache verathen hatten. 1642 War Wiederhold ungestört daran unsere Gegend auszuplündern. Pfarrer Schönhut der lutherische Pastor schreibt mit Freuden von ihm: „Er füllte Bauch und Sekel“ dieser Fromme Mann, Z.B. Konstanz muste ihn Zahlen nach Hohentwiel Monatlich 1000 Gulden Überlingen 643 fl. Salmannsweiler 500 fl. Höwen die Herrschaft 780 fl. Petershausen 156 fl. Weisenau 50 fl. Linda 110 fl. Wolfegg Zeil 500 fl Rothenfels 240 fl. Controbutionsgelder. Auch überrumpelte er an einem Sontag als die Leute in der Kirche waren das Schloß Wildenstein, plünderte es.

60 Rinaldo Rinaldini – Räuperhauptmann in der romantischen Geschichte von Christian Vulpius 61 Schinderhannes – Johannes Bückler, (1779-1803), genannt Schinderhannes, deutscher Räuber, dem 130 Straftaten nachgewiesen werden konnten 62 „Du Melak , du schlechter“ war ein übles Schimpfwort. Es ist auf General Comte Ezechiel de Melac (1630-1704) zurückzuführen, der im Auftrag des franz Königs Ludwig XIV. Menschen im badisch-elsässichen Gebiet in Angst und Schrecken versetzte. 45

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1642 Im Oktober ging Wiederhold nach Blaubeuren plünderte das Kloster nahm 42 den Abt gefangen führte ihn nach Hohentwiel. Dann plünderten die Räuber die Mainau, giengen nach Tuttlingen erbrachen die Thore in Gemeinschaft des französischen Generals Erlach 63 Dieser gab 3000 Mann her zu diesen Raubzügen. In Tuttlingen hieben sie die kaiserlichen Soldaten und viele Bürger nieder plünderten die Stadt. Diese Stadt hat Wiederhold wohl dreimal geplündert 1639/1642/1645 da lies er das Schloß Hohnberg 64 zerstören. 1643 Gieng Wiederhold mit seiner Räuberschar nach Uberlingen drang mit Gewalt durch die Thore, erstach die Wachen, einige Franzosen halfen ihm. Es waren aber nur 15 Mann unter den Waffen diese wurden niedergemacht, und spricht Wiederhold: „ wurde der Jungfrau ihr Ehrenkränzlein ausgezogen. Uberlingen war vorher noch nie eingenommen worden. Die dort in der Stadt liegenden 80 Stük Kanonen, 70 Stük Dopplhaken65 400 Mußketen 100 Kürassse viel Munition Getreide Wein und Geld nahm dann den Uberlinger noch die Orgel aus der Kirche, that sie auf Hohentwiel in die Kirche, da hielten die Räuber Gottesdienst „Da wird aber Gott eine Freude gehabt haben, wen Protestanten mit einer gestohlenen Orgel ihm Psalmen gesung= en haben.“ Kein Wunder nent der lutherischen Pastor Schönhut diesen Räuber einen frommen Mann. Diese Orgel kam dann 1800 als Hohentwiel das Raubnest von den Franzosen erobert war nach Paris, denn die Festung wurde abgebrochen und alles Material kam nach Frankreich. 1647 Überrumpelte Wiederhold die Stadt Sulz, nahm, den Villinger das Vieh von der Weide weg, und trieb es fort auf seine Raubburg Hohentwiel. Wiederhold gieng dann mehrmals mit solchem geraubten Geld zu seinem Herrn dem Herzog, welcher arm im Elsaß war. Als Bettler verkleidet kam er in jener unruhigen Zeit mit einem ausgehöhlten Holunderstab inwendig mit Goldstüken angefüllt zu seinem Herrn und übergab ihm das Blutgeld. Auf Hohentwiel lagen immerhin damals 6 bis 800 Mann mit 500 Pferden, und diese muste die Gegend im Zwangweg unterhalten.

63 Johann Ludwig von Erlach, 30.10.1595 in Bern – 26.1.1650 in Breisach, schweizer protestantischer Söldnerführer, Kriegsherr und Offizier wechselnder Dienstherren während des 30 jährigen Kriegs (Quelle:Wikipedia) 64 Schloß Honberg bei Tuttlingen- um 1460 erbaut. Zu Zeiten des Dreißigjährigen Kriegs befindet sich der Honberg bereits in relativ schlechtem Zustand. Im Jahr 1633 wird die Festungsanlage während der Besetzung Tuttlingens durch die Österreicher in Brand gesetzt und ist von nun an nicht mehr bewohnbar. (Quelle: Honberg- Tuttlingen.de/Zeittafel) 65 Doppelhaken ist eine Bezeichnung einer Muskete, Hakenbüchse; Ihr relativ starker Rückstoss kann nicht durch den Schützen sondern muss über einen Haken an der Waffe durch eine Mauer oder Lafette aufgefangen werden

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Schwedenkrieg

1635 In dieser so großen Noth und Bedrängnis von Pest Hunger Viehseuche und Krieg wurde noch Maria Opferung zu Schenkenberg sowie der Sebastianstag66 43 in Zeilen zu jalten gelobt. An die Schweden Franzosen und an den Räuber Wiederhold muste man viel Exekution u. Controbution Gelder zahlen. Nach den Schuldscheinen die ich auf hiesigem Rathaus im Jahr 1880 gelesen, diese sind jetzt im Fürstlich Fürstembergischen Archiv in Donaueschingen /heist es: Entlehnte die Gemeinde Geld bei der Herrschaft und versezte Heubit67. 2. Entlehnte die Gemeinde Geld bei einem Liptinger und versezten das Thal. Nachdem sie noch an einigen Orten Geld entlehnt hatten und die Geldnoth aufs höchste stieg bekamen sie noch 2000 Gulden von Schaffhausen [darüber] einem Thainger. Der Schuldschein hatte aber die Bedingungen: Versezt wurde das ganze Bahn mit Mühlen, Brunnen Wasserleitungen Habe und Güter selbst Ziegelhüte und Badstube: Wenn aber die Emminger nicht Zinsen und Zahlen könen so darf man ihnen alles nehmen; der Gläubiger ist berechtigt alles zu verkaufen bis die Schuld zaht ist. Er darf nehmen Jeden Reich und Arm Hab und Gut. Mann Weib und Kind, fangen, hangen, einsperen. Damals wurden auch die Gloken auf dem Thurm versezt. Dieses wurde als ich noch Knabe war alle Jahr am Katharinentag auf der Kanzel gepredigt und der großen Noth gedacht; nebstdem sagten es auch die alten Leute daß die Gloken nach Schaffhausen versezt gewesen seien, Aber alles war im Glauben, die Gloken seien auf dem Thurm hängen geblieben. Im Jahr 1880 laas auch ich alle Acten im Pfarrarchiv, und so auch die älteste Urkunde; der Kirchenkalender, denn jedenfalls noch Niemand gelesen /:nicht lesen konnte wegen zu alter und unleserlich- 1685 en Schrift:/ „Heute sind ie Gloken von Schaffhausen wider angekommen nachdem sie dort 30 Jahr versezt gewesen sind für 100 Gulden, es ist Zins und Schuld noch mehr bezahlt worden. 1685 Ist das Zilerglöklein68 wider an sein gehörig Ort gekommen, das andere wo es gehangen kann man nicht lesen es ist verwischt. Wahrscheinlich hing es auf hiesem Thurm als die andere in Schaffhausen standen. Peter Störk

66 Bis heute findet am Sebastianstag, dem 20. Januar eine Prozession nach Zeilen statt 67 Heubit = Name eines Gewanns (Heubitthal) 68 Zilerglöklein = vermtl. Zeilenglöcklein, vergl. Prof. Erich Stärk, Chronik Emmingen, Seite 91 47

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Es ist sehr sonderbar, daß sich noch Niemand die Mühe gab die alten Briefe und Schriften die über 400 Jahr alt sind, auf dem Rathause u. Pfarrhause zu lesen. So wird es wohl in Allen OrtsBibloteken sein wie gerne thät ich solche entziffen, und wie viel Seltsames käme ans Tageslicht, dies gäbe ein schönes Buch für die Nachwelt. 1635 Um diese Zeit hatte Emmingen noch alljährlich an gewissen Donnerstagen Märkte die im Oberdorf bei den Linden gehalten worden seien. Aber in dieser Zeit der Noth wurden sie an die Stadt Engen verkauft für etliche Malter Bohnen darum sagt man diesen Märkten bei uns nicht anderst als die Bohnenmärkte welche hier an den Donnerstagen in der Fasten gehalten werden Nach dem alten Buch auf unserem Rathause vom Jahr 1588 heist es im Lehs recht 69 über Emmingen Seite 25 Linie 12 über die Leibeigenschaft: „ Und dem Dorfs Vogt das Kleid so sie an einem Donnerstag zu Markte getragen.“ Die in Engen haten bis 1635 nur 2 Märkte und zwar an Montagen. Die Märkte werden zwar den Emminger auch nicht viel abgeworfen haben, 1648 Wurde endlich Friede geschlossen Aber die Feinde giengen nicht eher fort bis die Controbutionsgelder bezahlt waren dies ging bis 1650. Die Vorsteher hatten kein Geld, die Vögte wurden mißhandelt und eingesperrt. 1648 Hat die Herschaft Höwen zu der Emmingen gehörte an Monatlichen Controbutionsgelder müssen zahlen an Geld 1200 Gulden für Heu 500 Gulden für Hanf 50 fl. Wein ein Württemberger Fuder70 Äpfel 150 Viertel, nach Konstanz Kernen71 12 Malter72, Roggen 8 Malter, Haber 10 Malter Heu 150 Ctr. ganz Hohentwiel ist nicht so viel werth. Dieser Wiederhold hat jetzt ein Denkmal. Die Leides des Krieges hatten Emmingen so herunter gebracht, man lese das Tauf und Todtenbuch, 10 Personen fielen durchs Schwert Die Soldaten trieben offen Unzucht, zerschlugen den Leuten die Glieder hieben Nase oder Ohren weg. Aus dem Rüken schnitten sie Riemen, gaben den Leuten den Schwedentrank. Dies machten sie so: Mann schittet dem Menschen Mistjauche in Mund bis der Bauch recht voll ist, alsdann wirft man ihn auf den Rücken, springt ihm auf den Bauch so daß dieser wie ein Schweinblaße klepft73 oder zerplatzt. Bet Kindli Bet! Morgen kommt der Schwed! Morgens komt der Oxenstern74, wart der wird dich beten lern75

69 Gemeint ist wohl Lehensrecht 70 Fuder = Flüssigkeitsmaß (=6 Eimer=1763,5 l) – aus Württembergische Oberamtsbeschreibungen 71 Kernen = Entspelztes (gerelltes) Korn (Dinkel) 72 Malter= Frucht-Hohlmaß (= 2 Mut = 8 Viertel = ca. 172 bis 175 l) 73 Klepft = verb, klopft, knallt; von klopfen, knallen 74 Oxenstern = Oxenstierna, schwed. Staatsmann, Reichskanzler Gustav Adolfs 75 Dieses Lied ist im Versmaß von „Schlaf Kindchen schlaf..“ Es wurde in späterer Zeit noch vielfach politisch umgedichtet, wie z.B. „Maikäfer flieg, der Vater ist im Krieg…“ oder in der 48 er Revolution „Schlaf, mein Kind schlaf leis, da draußen geht der Preuß…“ 48

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Die Zerstörung von Hohenstoffeln

Ist unser gnädiger Herr Graf von Pappenheim mit vielen Soldaten und Schweitz 1633 er die ihm geholfen vor Hohenstoffeln gezogen um es zu belagern. Es befanden sich aber dort eine Anzahl junger Leute aus Engen, welche dem Hornstein in dieser Kriegszeit die Burg vertheidigen halfen. Horstein hatte viele Soldaten und Gewehre auf seine Burg geschaft. Nachdem die Belagerung etliche Tage gewährt, sind wider viele stolze Schweitzer gekommen der Belagerung anzuwohnen. Der Graf zeigte sich ihnen höflich, rükte den Hut gegen die Tollen indem komt eine Kugel, ein sogenantes Granatenkügelein von Stoffeln herab, trift den Herrn Graf in die Schläfe, daß er gleich übers Pferd herabfällt und nichts mehr redt und sein Leben ist aus. Auf dies haben sie Stoffeln sogleich verlassen und sich nach zell ins Quarier begeben. Sechs Wochen blieb das Schloß ledig, bis der Rheingraf mit 8000 Franzosen und der fromme Räuber Widerhold ab Hohentwiel mit seinen Leuten das Schoß aufs Neue belagerte. Nachdem sie nun 4 Tag mit großem Geschütz auf die Burg geschossen haben die drinnen kapituliert auf Gnade und Ungnade. Der Stukmeister Hans Ulin von Engen wurde verschossen, die anderen Bürgersöhne von Engen hatt= en den Zorn unsers gnädigen Herrn von Pappenheim so sehr auf sich geladen, weil sein Sohn so elendiglich um sein junges Leben gekommen, das zwei davon gehenkt werden musten. Der eine heist Anton Bäschlin der andere Christof Waibel kaum 18 Jahr alt. Der erste hatte 3 uner= zogene Kinder hinterlassen. Alle Leute in der Stadt hatten großes Mittleiden das diese Leute so unschuldig haben sterben müssen. Man glaubt auch, deß wegen ist der Stamm der Pappenheimer ausgestorben. 1639 Starb Graf Maximilian von Pappenheim als lezter seines Stammes. Der Graf Rudolf von Fürstenberg der die Einzige schöne Tochter des Pappenheimers zur Ehe hatte, erbte die Herrschaft. 171 Verlegte der Landgraf, Fürst von Fürstenberg seine Residenz von Stühlingen nach Donaueschingen.

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46 Die schöne Ausicht auf unserem Buchenberg bei Emmingen

Auf unserem Buchenberg der nordwestlich von Emmingen weg liegt hat man eine so schöne Aussicht die man selten irgendwo so schön trift. Bei klarem Weter, besonders wen Regen bevorsteht, auch bei Sonne auf und Untergang ist es oft zum Staunen schön so daß man wünscht es möchten doch viele Menschen da sein um sich zu wundern und freuen ob der Pracht. Der Wanderer sieht da die Tiroller und Schweizeralpen im Süden von Ost nach West im Halbkreis vor sich, und muß besonders Staunen wenn ein Nebel zu unser Füßen liegt und dies Nebelmer bis an die Alpen reicht, und diese noch einzig zu sehn sind, und so kollosal in die Höhe starren. Nebst den Alpen sieht man den ganzen Höhgau und Bodensee, all die Höhgauerberge, und Ortschaften. Man sieht im Osten daß Schloß Heiligenberg, das Dorf Bodman mit Schoßruine eben= so die Ruine Homberg den Schienaberg und Radolfzell am Untersee. Ferner sieht man das Fridinger Schloß, den Krähenberg Hohentwiel Hohenstoffeln Hohenhöwen den Mägdeberg, Neu Höwen, Höwenegg und Wartemberg. Im Norden sieht man das Donauthal, die Dörfer Kolbingen Renklishausen Mahlstetten, d. hl. Dreifaltigkeitskirche. Westlich noch den Feldberg mit seinem Frühlingsschnee bis Juni. Gegen Osten die Dörfer Neuhausen Buchheim und Liptingen. 1663 Wurde hier die Rosenkranzbruderschaft eingeführt, Maria Geburt war das Hauptfest. Alle Monat war eine Prozession mit dem Aller= heiligsten im Dorf. Die Mädchen trugen Schappele76, und hatten brennen= de Kerzen, ebenso der Gemeinderat, u. ihren Frauen, auch war Opfergang. Diese Bruderschaft ging aber ab, den wir hatten einen Pietisten Bürgermeister Namens + Wirth Störk, und faulen Gemeinderath diese machten die Sache nicht mehr mit, und so hörte das Fest auf, 1862 1648 Wurde Friede geschlossen: Ende des 30 jährigen Krieges.

76 Schappele = von Schapel, ein im 12. Jahrhundert aufgekommener reifenförmiger Kopfschmuck für Männer oder Frauen aus Metall oder Blumen. Als Schäppele mit Perlen, Glas und Spiegel und sind vor allem im Schwarzwald bekannt und heute noch Bestandteil vieler Trachten 50

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Der heilige Magnus Stab

1748 Nach der Chronik der Stadt Engen und Bruchstüken von Papieren aus der Gemeinderechnung Emmingen vom Jahr 1748 heist es: Es ist nun schon einige Jahr die Frucht Obst und Wein nicht mehr gerathen, deßhalb war eine Versammlung aller Vögte in Engen, und es wurde auf deren Beschluß verordnet: Den Stab des heiligen Magnus von Schussenrieth abzuholen um die Felder zu benedicieren. Dieser Stab ist auch hier in Emmingen gewesen wegen besonderen Umständ! Man nahm Salz für 3 Gulden und mehrer Viertel Asche. Die Herrschaft zalte 2/3 die Stadt Engen 1/3 an Kosten. Nach dem Gemeinde Conto hat aber die Gemeinde hier das Salz und Asche bezahlt. gelesen P e t e r S t ö r k 1748 Um diese Zeit hat man noch auf den fodern Wiesen77 alles Vieh alljährlich benediziert78. Nachher wurde den Sauen veringelt, und dem Rindvieh die Hörner abgesägt und den Gänsen die Flügel abehauen /gestuzt/. 1761 Wurde auf dem Schenkenberg erhof eine Gursthüte erichtet fürs Kleinvieh von der ganzen Gemeinde, dort war Tag u8nd Nacht ein Hirt frt das Jungvieh weidete bis Martini, dan wurde es abgeholt Anfang Georgi. Die Gursthütte fiel 1856 um, sie war auf eine Abgesägte Eiche gebaut. Das Hirtenleben hörte auf. Vorher hatte mann alljährlich ein Kuhhirt und man fuhr überal in alle Wälder. Auch jeder Bauer hatte bis um 1668 1860 ein Hirtenbub zum hütten des Arbeitsviehes und der Pferde. 1668 Wurde in Engen die erste Post erichtet. War noch alles sehr wolfeil in unserer Gegend. Ein Gang nach Engen 4 Kreuzer Ein Gang nach Schaffhausen mit Glokenzins 24 Kreuzer; Dies so viel als 1 Mark. ein Ochs 7 Gulden ist so viel als 12 M. Ein Kalb 30 Kr. Ein Schaf 1 fl. Eine Henne 4 Kr. Eine Maas Wein 2 Kreuzer das ist 6 Pfg. Ein Viertel Kernen 18 Kr. Gerste 15 Kr. Haber 1 Kr. 100 Blatten 12 Kr. 100 Ziegelsteine 15 Kr. Ein Gulden galt so viel als 1 Mark 71 Pfg. Der Gulden hatte 60 Kreuzer Der Kronenthaler ein schön Geld war 2 fl 42 Kreuzer Der Kreuzer 3 Pfg. Also ist ein Thaller so viel als 4 M 68.

77 Fodern Wiesen = Gewann vordere Wiesen 78 Benedizieren= weihen, segnen 51

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48 Begebenheiten vom Jahr 1750 bis 1800

1756 War hier eine hl. Mission, da wurde ein Missionskreutz zur Kirche gesezt, an dem stand geschrieben mit Blechbuchstaben: „Nur keine Todsünd!“ Dies Kreuz muste als man 1841 die Neue Kirche baute weg, und steht jetzt auf dem Kirchof den man 1841 herstellte, alt 160 Jahr. 1768 Wurde der Schächer79 gebaut südlich vom Dorf an der Straße gen Engen. 1765 Die Ziegelhüte dahier gebaut von der Gemeinde. 1700 In dieser Zeit blühte bis etwa 1865 noch das Zunftwesen, dan kam die Gewerbefreiheit. Vorher durfte Niemand ein Handwerk treiben, er muste vorerst zu einem Meister etwa 3 Jahr in die Lehre, hernach 3 Jahre in die Wanderschaft, dann muste er ein Meisterstük machen, d.h. der Wagner ein Rad, der Schneider ein Rok, u.s.w. Dann durfte man als Meister schaffen. In der Stadt Engen hatte jedes Handwerk sein eigen Wirtshaus, in jedem hieng von der Bühne herab eine schöne Zunftafel, da versammelte sich das Handwerk, und hatte dort Versammlungen. Auch die Reißenden Handwerksbursche musten dort Einkehr nehmen; 1704 sie sagten ihrem Wirtshaus, Herberge Wurde die Stadt Stokach verbrant, und hier war Durchmarsch, und Einquartierung. Die Oestreicher standen hier, und den Franzosen gegen 1772 Neuhausen einige Tage einander gegenüber. 1793 War hier eine große Viehseuche welche viele Jahr anhielt. Hatte es noch sehr viele Hirsche, Wildschweine Reh und Hasen Die Jäger hatten noch Gewehre mit Feuerstein Schlösser. Den Bauersleuten machte das Wild oft großen Schaden, deßhalb machte man einen Thiergarten bei Geisingen. Eines Tages muste aus jedem Hause ein Mann antretten. Man bildete eine Kette ein Mann am andern, und jagte das Wild insbesondere die Hirsch über die mit Bretter belegte Donau in den Thiergarten. Seitdem hat es keine Hirsche mehr in unsern Wälder. 1795 hat man erstmals die Leute gezählt wie viel Buben und Meitli80. 1790 Gieng der Tuttlinger Gemeinderat mit den Schüler um die Gränze, bei jedem Grenzstein wurde Musiziert.

79 Schächer = kleines kapellenartiges Bauwerk mit offener Nische mit 3 Kreuzen (Jesus und die beiden Missetäter) 80 Meitli = Mädchen 52

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49 Die Französische Revolution

Im Jahr 1770 hielt Ludwig der 16. Te von Frankreich mit der Tochter 1770 der Kaiserin Maria Theresia von Oestreich Hochzeit und alles glaubte, jetzt sei deßhalb ewiger Friede mit dem habsüchtigen Franzosenvolk Es ist zum Andenken dieser Hochzeit am Amthaus vormals Gasthaus 1770 zum Kreuz in Stockach ein kleines Täfelchen angebracht mit Inschrift das heist: „Hier in diesem Hause voreinst Gasthaus zum Kreutz übernachtete die Unglückliche Braut Antonieta der Maria Theresia Kaiserin von Deutschland u. Oestrich Tochter.“ Die so vielen Kriege die Ludwig der XIV mit Deutschland und andern Länder hatte, wurde Franlreich so Geldarm das der König sebst seine Diener und Militär nicht mehr zahlen konnte, deßhalb muste man sich in dieser Noth ans Volk wenden, und so bekam das Volk zu viel, Gewalt, man gab der Regierung schuld, und mit lauter Einwilligung und Nachgebens wurde die Regierung gestürzt, der König u. die Königin wurden eingespert, mit seinen Kinder, und später mit der Guilotine enthauptet. Die Revolution griff immer weiter von Paris aus, es wurden andere Gesetze eingeführt, die Religion wurde abgeschaft, das Kirchenvermögen wurde geplündert, Sonn u. Festage ab geschaft und eine andere Religion, die Göttin der Vernunft eingeführt, Es wurde ein schön Weibsbild auf den Altar gesezt u. göttlich verehrt, wer nicht mittmachte oder bei der katholischen Religion bleiben wollte der wurde eingespert, und kam unter die Guilotine. Damals kamen die falschen Schlagwörter auf „Freiheit, Gleicheit, Bruderliebe, dies in einem Satz heist Libral.81 Es gab natürlich in Frankreich zwei Parteien, die katholische die dem königlichen Hause anhiengen und aber ohnedies nicht vom Glauben abfielen, wurden eingespert und guilitiert, ganze Schifsladungen Priester wurden ersäuft. Viele Leute flohen ins Ausland vor diesen Lieberalen, die noch viele falsche Angaben machten, sie82 mann

81 Libral = Liberal 82 durchgestrichen 53

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50 Die Französische Revolution

gegen die Neue Regierung. Wer damals einen Reichen oder sonst ein Adeligen anzeigte, als sei er königlich gesint der wurde mit einem theil dessen Vermögens belohnt. Der Angeklagte kam natürlich unter die Guilotine, und die Kinder der Adeligen wurden wie die Katzen ins Wasser geworfen. Auch hierher kamen französische Flüchtlinge, und zuvor Brüder und 1792 Prinzen sowie Verwandte des königlichen Hauses; die Prinzen von Conde, diese waren lange Zeit hier, sie logierten im Pfarrhause, in der Burg auf dem Rathaus und in Wirtshäuser. Luis Pilip der spätere König der Franzosen kam oft hierher auf Besuch. Dieser war verstohlen als Lehrer in der Reichenau, mit Furcht u. Zittern. Um diese Zeit rükte unter Befehl des Herzogs von Braunschweig ein großes 1792 Heer aus Deutschland nach Frankreich ein bis in die Campagne, um die Repuplik zu unterdrüken u. bessere Ordnung zu schaffen und dem König Hilfe zu bringen, aber alles griff in Frankreich zu den Waffen. Die Deutschen wurden nicht nur zurückgetrieben sondern die Franzosen eroberten alles Deutsche Land und festen Plätze jenseits des Rheins. Schloß zum Unglück Preußen mit Frankreich einen Neutralitäts Vertrag. 1795 Erklärte dann Frankreich die Republik dem Kaiser von Oestreich und 1796 Deutschland den Krieg, die Preußen blieben daheim. Damals drang die Französische Armee bei Basel über den Rhein und 1796 überschwemte ganz Süddeutschland mit 80,000 Mann, diese kamen bis Baiern an den Lech, sie wurden aber von Erzherzog Johann tottal geschlagen. Genral Moreau rettierierte bis auf den Heuberg, er logierte im Dorf Mahlstetten. Es drohte aber ihm und seinem Heer die Gefangenschaft den Prinz Karl Erzherzog von Oestreich kam mit einer Armee den Rhein herauf um ihm den Rückweg zu verlegen, aber leider kam er einige Tage zu spät, weil Moreau mit dem größten Theil seiner Armee die Pässe des Schwarzwaldes und den Höllenpaß passiert hatte.

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51 Franzosenkrieg Abschrift einer Urkunde liegt im Pfarrhof Copia Schreibens von dem Commando des schwäbischen Kreißes Theobald An die Fürstlich Fürstenbergische Regierung zu Donaueschingen und eot Ulm den 23 Septris 1796 Euer Hochfürstlichen Regierung soll ich in Eile Abschrift an= liegenden Schreibens des Comandierenden General Moreau die Bewaffnung der Landleute und die Behandlung der Franz= ösischen Indiviedien betreffent, mit der dringenden Bitte comuni= ziert, selbiges ohne Verzug aller Orten, und aller benachbarten, Vor und rükwerts und seitwerts liegenden Ständen und ritterschaftlichen Gemeinden mitzuteilen, da ich unmöglich an alle Stände in dem kurzen Zeitraum schreiben kan, in welchen ihnen angelegen muß die Willensmeinung der Comand= ierenden zu könen, und die größten Unglüke zu verhüten. Die Puplikation wird um so dringender, als dem sicheren Ver= nehmen nach in der Gegend Stocach das Landvolk bewaffnet sein soll. Genral Moreau hat an alle Abteilungen seiner Armee den Befehl bereits erlassen, in jenen Ortschaften in welchen die Innwohner bewaff= net erscheinen stürmen oder sonstige Ecesse gegen Franzosen erlauben werden, die Wohnungen der Herrschaften u. Beamten u. Pfarrers zu plündern und an= zuzünden, weil jede Anstiftung zu Eczessen von diesen Behorden herühren wird, oder die= selben doch Macht und Gelegenheit gehabt hätten die Ausübung der Excesse zu verhindern. Ich muß ferner die Hoch und löbl. Stände benachrichtigen, daß der Commissär Genral Martelivier von jedem der Betrag der verfallenen Contributions Termine mit allen Depens u. mit aller Beobachtung aller Eparts wird abfordern lassen, in welcher hinsicht die Stände nicht nur ihren Geldrechnung parad halten, sondern sich auch mit den nötigen Summen versehen möchten. Man wird Französischer Seite die bei der Armee u. Attollerie befindlichen Vorstandspferd untersuchen u. nach Erfund Dem tauglichkeit zur Attollerie assentieren sofort auf Abschlag der Controbution dafür eine Urkunde ausstellen lassen. Depotiert Donaueschingen den 25 September 1796 Hochfürstliche Fürstembergische Regierung u. Hofkammer.

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Franzosenkrieg

Als die Franzosen in Baiern geschlagen waren so sagte man sie haben nicht 1796 einmal mehr 10,000 Mann, deßhalb billigten es die Leute, dem Landrichter in Stockach Übel, daß er es nicht anrege, daß das Volk sich bewaffnen und die Kleinig= 52. keit der Franzosen todtschlage. Da thaten sich die Bauern weitum her zu= sammen, zogen gegen Stockach wo noch Franzosen waren. Diese 600 Mann Franzos= en hatten aber noch 10 Kanonen, feuerten mit Kartätschen, daß viele Bauern fielen, dann nahmen die andern die Flucht. Um Michaele im September wollten auch in Engen mehrere Leute den Oestreicher helfen; Vogt Mader forderte die Leute auf zur Bewaffnung, sie verstekten sich an die Aacher Steig im Wald. Die Straße wurde mit umgehauenen Bäumen verspert, und als die Bauern auf die Franzosen die von Aach herkamen feuerten, wurden leztere Meister, säuberten die Straße, rükten mit Kanonen vor Engen, die Bürger die sich zur Wehr sezten entkamen, bis auf ein Mann Namens Fuchsbek Dem schnitten sie die Zunge aus, stachen ihm die Augen aus, sie schnitten ihm die Fußsohlen auf, so muste er gen Geisingen marschieren wo er endlich starb. Die Ostreichischen Cefauxlegär [?83] die in der Stadt lagen wurden zurück getrieben und alles ging in die Flucht bis auf den Ehrwürdigen Herr Pfarrer Streng Das Rauben und Zerstören dauerte 2 Tage, das Altdorf stund in Flammen auch Engen sollte verbrant werden, jedoch wurde auf Fürbitte des Amtmans und seiner schönen Tochter das Unglük abgewendet. Die Hilzinger waren in dieser Beziehung glücklicher. Es kam nämlich ein franz= ösisches Fuhrwerk vor die Wirtschaft auf der Flucht, und forderten die Steig hinauf vom Wirth Vorspan. Der Wirth aber konte französisch und bemerkte daß diese Geld im Wagen hatten. Indessen versammelten sich mehrere Bauern und sahen daß die Franzosen auf der Flucht waren, dann machten sie den Wagen leichter, es war viel Geld da welches in der Gemeinde herum verteilt wurde. Die Bewohner von Neuhausen musten wegen Tödtung eines Soldaten 1000 Gulden 1796 zahlen. Jeder Franzose hatte auf seiner Kopfbedekung seinen Suppenlöffel und es muste vor Jedem Essen Zuerst die Bäurin einige Löffel voll Essen um zur Prüffung daß das Essen nicht vergiftet sei.

83 Evtl. Schimpfwort nach dem französischen „ce faux leger“ = dieses falsche Licht ? 56

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53. Der Franzosenkrieg. Raubzug in Emmingen 1796 Vom 2. Oktober heist es, kamen die Franzosen auf ihrem Rükmarschdas Jauchenthal84 herauf von Liptingen her. Eine Bande von etwa 100 Mann: Ein Salpetenfinderder unten am Dorf seine Hütte hatte und Französisch ver= stand, warnte schnell die Leute und sagte: „Die Franzosen kommen und stehlen!“ Viele Leute hatten aber Behälter und konten ihrne Sache so versteken daß man nichts fand. Die Franzosen kamen ganz wüthend, nicht als Krieg= er sondern als Räuber und Barbaren, als Wüstlinge ohne Sitte und Gefühl; sie plünderten jedes Haus mit unerbittlichen Strenge. Eine Bande fieng im Unterdorf bei dem Hause des Vogt Engessers an nahm nicht nur alle Lebensmittel an Mehl, Spek und Schmalz, sondern auch die leinenen Geräthe, als Betten Kleider, ja selbst Betten u. Kleider der kleinen Kinder. Sie nahmen den Aufgesetzten Leiterwagen, sezten 4 Pferde davor aus seinem Stall, luden den Raub auf und fuhren davon. Gleiches Schiksal hatten alle Häuser. Herr Pfarrer Rotweiler lag krank im Bette, er muste zusehen wie man ihm alles nahm, und zusammen schlug; seine Schränke und Keller alles wurde durchsucht und erbrochen. Man nahm ihm alles Geld Kleider und Geräthe, er muste ab dem Bett weg daß die Soldaten es durch= suchen konten; ergrimmt das sie nichts fanden sezten sie ihm den Säbel auf die Brust und forderten von ihm 6 Luisdor. Er gab alle Baarschaft her und baat um Schonung seines Lebens. Kaum waren diese fort, so stürzte ein Jäger mit Minne eines Satans ins Zimmer des Pfarrers den der Schreken zur Ohnmacht gebracht hatte. Er forderte 4 Luisdor Erhalte ich diese nicht in wenigen Minuten so bist du eine Leiche. Der Pfarrer zeigte auf seine Schränke und sagte: das ist unmöglich! Der Soldat zog seine Sakuhr heraus, und sagte: indem er sie auf den Tisch legte in 4 Minuten bist du eine Leiche, wenn ich nicht 4 Luisdor erhalte!“ Der Menschenfreundliche Messner der dieses hörte und herzugekomen war, sprang fort entlehnte das Geld und retette so dem Herr Pfarrer das Leben.

84 Jauchenthal = Gewann 57

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54. Der Franzosenkrieg

Ebenso traf auch größeres Ungemach den Fürstlichen Bauverwalter 1796 in der Burg nemlich Josef Lunger. Ein Zahlreicher Haufe besezte die Burg und deren Thore damit Niemand fort kam. Lunger öffnete ihnen Keller Küche, Bühnen und alle Behälter. Die Räuber aber forderten das herrschaftliche Geld, und drohten ihm den Kopf zu spalten wenn er es nicht hergebe. Seine Gemahlin und die Un= schuldigen Kinder warfen sich schreiend den Soldaten zu Füßen um Schonung. Allein der Vater wurde mißhandelt, geschlagen gestoß= en gestochen, nur die Flucht konnte ihn retten, er rieß sich gewaltsam loos von ihnen, weil gerade nicht alle da waren, wegen eifrigem plünderns. Da aber alle Thore der Burg von den Soldaten besezt waren, so sprang er durch die Spalte eines Thurmes der dem Felde zu lag, aber er brach einen Fuß. Hohnlachend sahen ihn die Franzosen # schlugen ihn und mißhandelten ihn mit einer Grausamkeit deren nur Auswürfe der Menschheit fähig sind, und hätten ihn sicher ermord= et, wenn nicht einige Französische Ofiziere herbeigeeilt wären und abgewehrt hätten. Mädchen und Weiber wurden Opfer der mehr als thierischen Lust dieser Räuber. Ein Weib von 70 Jahren wurde geschändet für deren Verworfenheit unsre Sprache keinen Namen hat. Von Schwandorf her heist es: Auf dem Rükzug der Franzosen 55. fiengen diese an zu Rauben, aber die Männer widersezten sich, Alsdann wollten sie das Dorf in Asche verwandeln, aber ein Ofizier „Lefebre“ von Hechingen verhinderte es. Die Weiber und Kinder waren in Wald geflüchtet, diese wurden durch flüchtende Männer die Misshandelt worden, aufgespürt von den französischen Reiter die ihnen nachritten und Mädchen und Weiber mit ihrer Habe fanden. Die Reiter stiegen ab und schändeten so vor ihren Männer und Kinder öffent= lich alle Mädchen und Weiber, selbst Kindbetterinnen wurden nicht verschont u. beraubt. 1796 „In Folge des Sieges und Friedens über die Franzosen hielt man in jedem Dorf und Stadt ein Dankgottesdienst.“

# Anmerkung: damals bis 1838 hatte die Burg Mauern 15 Fuß hoch nebst Thor u. an 4 Eken runde 25 Fuß hohe Thürme dem Felde zu

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56. Der Franzosenkrieg

1799 In diesem Jahr war der Ostertag schon den 24. Märtz, und 1913 d. 23. März. Nach einem Schreiben welches auf hiesigem Rathaus lag, musten auf höher= en Befehl die Emminger auf ihrer Gemarkung in die Wälder besonders in der Schleife /Heubit/ Engersteig Zeilerthal, Wasserburgerthal, Holtz in die Wege hauen und überal verlegen und verschrenken daß der Feind nicht gut durchkomme. 1799 Um diese Zeit schon im März war ein großes Lager hier über Hinterhofen Langwiesen Eichhalden Buch u. Unterheubit, aber es war kalt und erfroren 7 Mon. In diesen Tagen waren 17 Generale hier mit Prinz Erzherzog Karl, die besichtigten das Terain und Laager. Es wurde auch eine Fahne geweiht, eine Konzet 85 gemacht, ebenso eine Brüke im Mädli bei Bennewies. 1799 Erklärten die Franzosen dem Kaiser auf neue den Krieg. Am 1. März giengen die Franzosen unter ihren General Jourdan über den Rhein. Am 8. t März waren hier schon wider 2 rothe Französische Husaren, u. am 9. T 150 Man Infantrie, gleichzeitg waren im Unterdorf 30 Oestreichische Husaren. Am 17. T. vermehrten sich die Franzosen 2500 im Ort u. wohl 10,000 rükten gegen Liptingen vor. Drei Tag und 3 Nächt machten die Franzosen genau den Weg von der Buche her, die damals stand, Heubitsteig herunter, den Eichhalderweg, die Linde herab durchs Unterdorf, die Obere und untere gasse, durch Hardt gegen Liptingen. Andern Weg hatte man damals bis 1841 noch nicht. Am 15. März stießen die beiden Heere in der Gegend bei Sigmaringen bei Ostrach u. Althausen aufeinander, die Oestreicher siegten u. hatten 2160 Todte. Die Franzosen 5000 Man. Ein kleines Denkmal86 Erinnert an diese Schlacht bei Althausen. Die Franzosen kommen noch Nachts erschöpft in die gleichen Quartiere, und sagt „Kaisermann böser Mann“. Die Franzosen sammelten sich wieder in der festen Stellung bei Emmingen auf dem Buchenberg. Den 25. Marz an Maria Verkündigung, schwärmten Uhlanen hier umher ebenso kamen viele Oestreicher Infantrie. Die Ulanen ein Regiment standen auf einem Berg östlich von Emmingen, giengen vor bis zu der Buch, des Buchenbergs

85 Vermutlich Konzept / Konzeption gemeint 86 Auf dem Buchbühl bei Ostrach wurde 1903 durch den Veteranenverein Ostrach der Grundstein für dieses Denkmal gelegt. Es ersetzte ein bis dahin dort stehendes einfaches Holzkreuz. Das Denkmal wurde von dem hohenzollerischen Architekten Wilhelm Laur entworfen und besteht aus einem Kuppelhaus aus Otterswanger Muschelkalk mit einem quadratischen Grundriss von 5 x 5 Meter und einer Höhe von 9 Meter. 59

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57. Der Franzosenkrieg. Schlacht beim Dorf Liptingen 1799 Die Ulanen87 die ausgeschwärmt sowie Östreichische Infantrie griffen westlich vom Dorf Emmingen an, der Kampf tobte im Dorf und es kam von Seite der Franz= osen ein Kanonenschuß. Alsbald verstumte das Gewehrfeuer es ward Stille, den die Franzosen waren durch die Thäler der Gemarkung Emmingen vorgerükt und umklammerten bis vor Liptingen ein theil der Oestreichischen Avantgarde; Das Uhlanen Regiment auf der Schreie daß sich wehrte wurde niedergehauen, die östreichische Infantrie, meist Ungarische Rothmäntler gaben sich etwa 1300 gefangen. Die hiesigen Leute wunderten sich daß diese Leute nicht mehr schoßen und alle ihre Gewehre zusammenschlugen. Auch wurde in Hardtwald von den Oestreicher ein Geldfäßchen in eine Erzgrube geworfen, um es den Franzosen nicht zukommen zulassen. Schon am Tage vor der Schlacht fiel bei einer Rekognißzierung der Fürst von Anhalt Bernburg unweit nordöstlich vom Kabisland, er lag da im Hemd. Bei Liptingen kam das Gefecht zum Stehen. Die Franzosen giengen aber nörd= loch vor bis zum Schuhfranz Wirthshaus unter Liptingen. Da brach aber der Fürst von Fürstenberg mit einer Collonne aus dem Wald hervor, als gerade die Franzos= en auf einem nördlichen Hügel gegenüber einen Kanonenschuß mit Kartätschen Kugeln abfeuerten wobei der Fürst von 5 Kugeln getroffen fiel. Dieser wurde in der Kirche in Stockach begraben, aber später in der Familiengruft Neudingen beigesezt. Die bad. Landeszeitung sagt vom Jahr 1861: „Der Fürst von Fürstenberg empfing noch am Morgen vor der Schlacht in Mahlspüren die heiligen Sakramente Beicht und Communion, dort lag er in der Charwoche im Quartier. Bei Liptingen unter dem Dorf wurde die Schlacht entschieden, da während des Infantrie Gefechtes Prinz Karl ein Reiterregiment herbeirief welches dem Feind in die Flanke fiel und warf. Siehe Abildung der Schlacht im Rathaus in Liptingen. Während diesem Krieg durfte man keine Gloken leuten die ganze Osterzeit. Nach dieser Schlacht war das Hauptquartier des Erzherzogs Prinz Karl 6 Tage im Pfarrhause in Liptingen. Die Mahlzeit hielten sämtliche Generäle und Ofiziere im Rathause. Das Heer blieb erster Zeit in der Nähe bei Liptingen. Daß französische Heer rettierierte durchs Wasserburger Thal, gegen der Schweitz zu.

87 Uhlanen, Ulanen bezeichnet man eine mit Lanzen bewaffnete Gattung der Kavallerie 60

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Der Franzosenkrieg 58. Beim Durchmarsch der Franzosen sangen diese die Marsalaise88, und so meinten 1799 die Leute als diese in die Quartiere kamen dies seien fromme Leute weil sie Kirchenlieder singen, welche ähnliche Melodie wie der lateinische Messe die man damals hier in der Kirche gesungen hatte. Ich habe wirklich noch ein Gesan= buch mit Noten der lateinischen Messen auf Ostern Pfingsten Weihnachten, verfast und niedergeschrieben von Herrn Pfarrer Seitz vom Jahr 1779. In dieser Kriegszeit war hier in Emmingen ein Mezger Namens Harrenmetzger der den Hirschen Gasthof gepachtet hatte, dort holte man für die Soldaten das Fleisch und von Rielasingen her bezog die Gemeinde den Wein. Das Amt Engen zu dem wir gehören muste Contribution zahlen 1000 Ztr. Weitzen 330 Ztr89. Roggen 7000 Ztr. Heu 40.000 Bund Stroh 36000 Ztr. Haber. 112 Ochsen. Ebenso hatte auch das Oberamt Tuttlingen, u. andere Ämter zu zahlen. Im Hause des Anton Störk Corprals auf der Linden war das Lazret Dort schnitt man den Soldaten die Kugeln heraus und verband ihnen die Wunden. War eine Viehseuche hier genant der gelbe Knopf 2/3 Vieh krepierte 1798/99 was alsdan von den Franzosen übrig blieb nahm die Seuche weg. Die Baurn in den Ortschaften musten viele Fuhrwerke leisten mir Frucht Heu und Stroh auch Munition u. Soldaten, so daß viele heimkamen ohne Pferd u. Wagen. Die Franzosen musten nur über den Rhein zurük, Jourdan war geschlagen; aber 1799 gleichzeitig siegte Napoleon als General über die Oestreicher in Italien, und wollte über die Alpen, deßhalb wunderte man sich sehr in der Gegend daß Prinz Karl mit den Oestreicher so schnell abzog. Den Oestreicher halfen in Italien noch die Rußen auch diese zogen sich durch die Schweitz zurük und hatten große Verluste, und wurden dann noch an St. Gallentag von den Franzosen bei Zürich tottal geschlagen; es war ein Glük für die Russen, daß die Oestreicher und Baiern bei Büsingen einen Brükenkopf gebaut hatten, sonst wäre wohl keiner über den Rhein gekommen. Diesen Winter waren hier und der ganzen Gegend die Russen im Quartier, wurden 1800 aber mit den Oestreicher Ofizieren uneinig und marschierten im Frühling heim.

88 Marsalaise = Marseilleise, franz. Nationalhymne 89 Ztr. = Abkürzung für Zentner; Gewichtseinheit; 1 Zentner sind 50 kg, ein Doppelzentner 100 kg 61

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59. Der Franzosenkrieg, Schlacht bei Engen

1800 In diesem Jahr wurde die Sommerfrucht schon in Schnee geseht, denn die Franz= osen lagen drohend über dem Rhein in der Schweitz darum muste man gegen dem Rhein zu viel Fuhrwerk leisten. 1800 Am 1. Mai hörte man von Dießenhofen her heftigen Kanonendonner, die Franz= osen sind dort über den Rhein gegangen und kamen noch gleichen Tags bis Weltschingen Dort nahmen ihnen die Franzosen /den Oestreicher 2 Kanonen. 50,000 Oestreicher trieben die Franzosen wider bis Hilzingen zurük, Dies war am 3.t, Mai, damals hatten die Oestreicher noch die Weiterdinger Höfe inne. Vor Tages Anbruch aber hörte man von allen Seiten Kannonen und Kleingewehrfeuer. Die Oestreicher unter General Rosenbergs 60,000 kämpften zugleich mit General von Neuendorf, musten sich aber zurückziehen. Zwischen Waterdingen und Weltschingen war der Hauptkampf. Die Franzosen stürmten sodann den Höwen, deßhalb der Rückzug der Oestreicher, Nachmittags 4 Uhr. Nachts 10 Uhr hörte das Gefecht auf. Bei Weltschingen stunden 80,000 Franzosen. Ein Uhlanen Regiment bei Engen muste den Feind aufhalten verlohr aber viel Leute. Die ganze Nacht brante zwischen Engen und Weltschingen, also zwischen Freund und Feind Wachtfeuer. Der Bärenwirt von Weltschingen sagte den Franzosen die Stärke des Feindes wie er selbst schreibt, und zeigte ihnen eine Furth über die Aach. „Auch schön von einem Deutschen, der wäre erschießen wert gewesen“. Die Oestreicher konten sich dann nicht mehr halten sie waren in der Flanke bedroht. Nach diesem zogen die Franzosen nach mehreren Gefechten bei Engen u. Ehingen in diese Orte ein und verübten alle Gräuel mit den Weibsleuten und schändeten die Kirchen mit Rauben und Unzucht. Noch bei Nacht kammen Flüchtlinge von Engen und den Orten des Höhgaus und erzählten von den schändlichen Franzosen die Stehlen und Morden, da kam ein großer Schreken unter die Leute hier in Emmingen. Alles rüstete sich zur Flucht, man verstekte viele Gegenstände, pakte so viel mann konnte zusammen, lud es auf die Wagen, sezte Pferde oder Vieh davor. Es war 5 ! Mai da zog alles so fort mit Weib und Kind aller Hab und Gut, dem Heuberg zu, in die Gegend von Krähnheinstetten, da war viel Weidefeld für Pferd und Vieh. Alles war etwa 8 Tage fort.

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60. Der Franzosenkrieg. Franzosenflucht

1800 Einige Weiber gebahren vor Schreken auf dieser Flucht Kinder. Mein Vater war damals ½ Jahr alt. Indessen postierten sich die Oestreicher wieder hier und auf dem Gehri90 es kam zur Schlacht, die Franzosen büsten ihren linken Flügel ein, gewannen aber doch die Schlacht, ebenso die Schlacht bei Meßkirch und Ulm. Es war am 8 ! Mai, da sah man auf einmal das es im Dorf Emmingenbrenne man sah es war im Unterdorf. Es waren einige arme Leute hier geblieben die den Franzosen löschen halfen. Es verbranten drei Häuser da wo jetzt der Adler und Scheune steht. Ein Franzose ritt ums Feuer herum schrieb etwas auf einen Teller, da griff das Feuer nicht weiter. Die Leute vom Heuberg schikten Männer nach Emmingen und forschten wie es stände, aber es waren nur wenige Soldaten mehr hier. Von den Nach= folgen Kriegen unter Napoleon verspürte man hier wenig. 1800 In diesem Jahr lag während der Schlacht bei Engen das Fürstlich Fürstben= bergische Regiment in Tuttlingen, zu diesem gehörte Emmingen. 1800 Um diese Zeit hatte man noch Feuersteingewehre bis 1848. Im Jahr 1849 als ich Soldat wurde hatte man Käpsele Gewehre mit Ladstok u. Bajonet. Bei den Feuerstein Gewehren muste man beim Hannen91, Pulver auf ein Blech streuen, durch ein Löchlein erreichte dies das Pulver im Gewehr, welches durch den Hannen schlug an welchem ein Feuerstein war um Stahlfeuerfunken auf das Pulver sprühte, und so das Gewehr losging. 1866 hatte man Hinterlader. 1800 Wurde Napoleon 1. Ter Konsul 1804 Kaiser 1800 Wurde endlich die Festung Hohentwiel das große Raubnest des Höhgaus durch die Franzosen zerstört: „ Um 800 Sitz der Kammerboten. Diese Festung gehörte vorerst den Hohenstaufen 1330 den Grafen v. Klingenberg 1522 komt Hohentwiel an den Herzog Ulrich von Württemberg durch Kauf um 20,000 Gulden. Der Herzog Ulrich wurde damals aus seinem Lande verbant und ward meistens auf dem Raubnest wen dann die Festung belagert wurde floh er ins Elsaß, wo ihn Wiederhold als Bettler verkleidet mit seinem hohlen Holunderstab, mit genommenen Goldstüken besuchte. Pf. Sch.

90 Gehri = Gehöft nordwestlich von Liptingen, Richtung Tuttlingen 91 Hannen= Gewehr-Hahn 63

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61. Die Zerstörung von Hohentwiel

1800 Nachdem Hohentwiel wohl 7 Belagerungen ausgehalten hatte, bekammen es die Franzosen ganz leicht, es kostete nicht ein einziger Mann. Den 1 Mai gerade schon als die Franzosen am ersten Tage bei Dießenhofen über den Rhein kamen, nahm im nahen Singen der französische General Vandame mit 20.000 Mann Quartier dort während der Schlacht die dort tobte. Der General war im Pfarrhause einquartiert. Es kam beim Mittag= essen die Rede auf die Feste die man so nahe sah, und 7 mal belagert worden sei, und deßhalb uneinnehmbar , u. als keusche Jungfer verbleibe. Ein Sergant der Zuhörte richtete das Wort an Vandamme. „Bürger“ General sagte er! Erlauben Sie daß ich den Versuch mache und die Festung auffordere? Vandamme gewährte die Bitte und gab ihm noch zwei Trompeter mit. Abends um 7 Uhr standen sie vor dem Thor Hohentwiel und forderten Rede vom Comendanten. Gouverneur der Festung war Bilafinger, dem da er zimlich bejahrt war Oberst Wolf als Comendant beigegeben war. Wolf erschien auf dem Wall und hielt Unter= redung die nur kurze Zeit dauerte. Hierauf wurde Kriegsrath gehalten. Alle bis auf ein Ofizier stimten zur Ubergabe, weil man sich gegen 20.000 Mann nicht lange halten könne. Die Besatzung war nur 24 Mann lauter Infalieden. Aber doch hätten sie sich halten können, weil 800 Mann Württemberger bei Donaueschingen lagen, und zudem hatte Vandamme immer züglich Befehl zum Vorüken bei der Schlacht bei Engen u. Waterdingen. Nach abgehaltenem Kriegsrath verließen die Hauptleute die Festung Im Pfarrhause zu Singen hielt man prächtige Mahlzeit, dort war ein Obervogt anwesend, der wollte den Hohentwieler Winke geben, aber wurde beobachtet und Abgeführt. Hernach wurde unter dem Klang der Becher Kapituliert und um die keusche Jungfrau unterhandelt. Des anderen Tages zogen die Franzosen mit klingendem Spiel in die Festung ein. Groß war die Beute an Munition u. Proviant. Die Franzosen handelten der Kapitulation aber struks entgegen, denn die Bewohner in der Festung musten aus- ziehen, die Wohnungen wurden zerstört. Die Blatten92 ab den Dächer musten die

92 Blaten = Platten, Dachplatten, Dialekt für Dachziegel 64

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Bauern jener Gegend nach Frankreich führen, sowie alle Geräthe selbst Bretter. Selbst von Emmingen aus musten Maurer nach Hohentwiel zum Blatten abdeken aber sie schlugen ihnen die Nasen weg, und die Franzosen freuten sich über die schönen Blattenburgen. Auf Hohentwiel waren früher drei Brunnen. Auch eine Windmühle und viel gestohlen Sachen aus Städten Dörfer und Ritterburgen, nebstdem 100 Mann Militär welche mit Festungsunterhalt jährlich 17115 Gulden kosteten. Unten am Berg war eine Tafel auf der stand geschrieben: Jeder Festungsbesucher muß ein Stein hinauf 40 Pfund [Anm:Pfundzeichen] tragen. Max Landgraf von Fürstenberg trug ano 1762 einen Stein hinauf 62. der 118 Pfund (Anm.: Pfundzeichen) gewogen hat. Auch die von Widerhold gestohlene Uberlinger Orgel kam nach Frankreich. 1800 Zerschlug der Blitz hier, einem Bürger Konrad Gnirß vor Heubit 2 Ochsen. 1805 Dies Jahr war abermals Krieg. Napoleon zog, leider mit teutschen Fürsten nemlich Baden Württemberg Baiern Hessen Nassau gegen Oestreich. Die Nach= kommen sollten sich jetzt noch schämen__ Napoleon stiftete als dann den Rheinbund. 1805 heist es vom 26 Dezember: In Folge des Preßburger Friedens wurden der Amtsbezirk Engen /mit Emmingen/ dem Neu errichteten Großherzogtum Baden zugeteilt, und einverleibt. Bis daher waren wir Fürstenbergisch 1805 War auch Tuttlingen Badisch. Auf Bitte des Königs aber wider Württembergisch „ Napoleon teilte die Länder so ein wie sie wirklich sind. 1800 Konnte man an St. Markustag93 mit Prozeßion auf gefrorenem Schnee laufen. 1803 Brante die Stadt Tuttlingen ganz ab. 1804 Tuttlinger Fuhrleute holten auch an einem Sontag im Welschinger Wald Eichen wurden in Engen aridiert, der Vogt in Weltschingen wurde um 10, der Fuhrmann um 21 Reichs thaler bestraft. 1809 Erhob sich Oestreich wieder gegen Napoleon. Baden Württemberg und Baiern halfen ihm, und den Franzosen /: Diese wollen jetzt 191594 auch deutsch sein. 63 Östreich wurde deßhalb geschlagen. Bei Aspern schlug aber doch Prinz Karl den Napoleon, leider ging aber die Schlacht bei Wagram verlohren. Diese hätten freilich doie Oestreicher sollen gewinnen um alle Spizbuben nebst Franz osen auf der Welt zu züchtigen. Haben doch die Franzosen innerhalb 10 Jahren ganz Südteuschland geplündert gemordet und Elend und Not gebracht jetzt hilft man ihnen noch zu weitern Fräueltaten; Deutsche geg. Deutsche.

93 St. Markustag = 25. April 94 „jetzt 1915“ – demnach hat Peter Störk die vorliegende Chronik 1915 geschrieben. 65

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1810 Das Johannisfeuer

63. Bis ums Jahr 1810, als man den Johannistag festäglich feuerte95 wurde am Vorabend des Festes beim Schächer südlich vom Dorf das St. Johannisfeuer gemacht; so erzählten oft die älteren Leute, Vater und Mutter. Schon am Vorabend Johanni schaften die Jünglinge Holtz herbei zu einem mächtigen Feuer. Diese Sitte rührt von den Heiden her und wurde wie die Fastnacht beibehalten, jedoch zu einem Christlichen Fest zur Ehre des St. Johannes. Allein das Opfer dem Sonnengott fiel natürlich weg. Am Abend vor dem Fest auf dem Brandplatz war das Holtz schon aufgeschichtet. Ein Mann nahm die Kappe vom Kopf und befahl anzuzünden, und da es Lichterloh brant und alles ums Feuer herum stand sagte er indem er sich bekreuzigte: Im Namen Gott des Vaters, Gott des Sohnes Gott des hl. Geistes Amen.“ Indem alles sich bekreuzigte sprach er weiter: Im Anfang war das Wort, und Gott war das Wort, u. daß Wort war bei Gott. Dasselbe war im Anfange bei Gott, alle Dinge sind durch daßelbe gemacht worden und ohne daßelbe ist nichts gemacht u.s.w.

Nach diesem Gebet wurden passende Lieder gesungen, gejubelt getanzt

zur Ehre Johannes. Jung und alt sprang übers Feuer, das that jedes, da mann

glaubte vor Krankheiten sicher zu sein, besonders vor Rükenweh in der

Erntezeit und Unglük im Stall, deßhalb nahm jeder noch Asche heim um sie in den Gemächer herum zu streuen. 1810 Hatte man noch keine Gendarmen; Wen ein Dieb oder Übelthäter verfolgt wurde 96 so kam der Hatschier hierher und aus jedem Haus muste Jemand mit zum Streifen 1810 Hatte man doch schon ein Wochenblat. Brachte Anton Gnirs Gallis aus dem Elsaß das erste Klarinet. 1820 97 1817 In diesem Jahr war eine starke Theuerung, das Malter Kernen kostet 80 bis 100 Gulden. 1826 In diesem Jahr hatte man die ersten Habergeschirr zum Mehen. Vorher schnit man mit der Sichel 1827 Sah man die erste Kutschen seitdem man bessere Wege hatte. Vorher wurde mit Pferden geritten. 1835 Fieng das Tabakrauchen an und erst um 1845 das Cigarrauchen. 1838 Stund am Weg gegen Zeilen eine hohle Eiche es konten drei Mann hinein stehen. 1835 Hatten noch viel Hofärtige Männer Zöpf und Frak wie die Franzosen.

95 feuerte = feierte 96 Hartschier, auch Hatschier – ist die Bezeichnung einer militärischen Truppengattung, meist in Fürsten- und Kurfürstentümern Leibgardenregimenter, später zeremonielle Haustruppen. 97 Kernen = Dinkel 66

55 64. Der Putzenmann

1820 In diesen Jahren wurde demjenigen der die lezte Frucht hier in Emmingen einführte den Putzemann gebracht von den Hirten= buben. Diese wurden bös wen noch Frucht im Felde lag und sie dem Vieh abwehren musten, besonders den Pferden. In Zeit des Hirten lebens hatte man noch Roßhirten Kuh Gäns u. Sauhirten. Die Roßbuben rotteten sich an einem Sontag im Herbst zusammen machten einen Putzenmann ritten ins Dorf damit um dem spätest= en Ernter den Putzenmann zu bringen. Listige Leute aber wendeten oft das Ubel ab indem sie ein ordentliches Trinkgeld oder Spek spendeten, und es bekam einer die Bescherung den man nicht gut leiden konnte. Natürlich war jung und alt begierig wen den Putzenmann bekomme. Die Roßbuben sangen durchs Dorf und hatten ein groß Gefolge von Kindern. Ritten vor das bestimmte Haus und stekten den Putzenmann mitten in den Mist und sangen das übliche Lied dazu: „ Mir kumet und bringet dä Putzema der dir snächt Johr helfen kaa! Wends nächst Johr wieder der lezte bist! stekt man dir wider ein Helfer in Mist !“

Alsdann ritten alle lachend davon.

Frühere Gebräuche 1828 98 65. An hohen Festagen z.B. Frohnleichnamsfest, Katharinentag , giengen seit den frühesten Zeiten herkömlicher Weise der Herr Pfarrer, Vogt Lehrer, Sängerinnen, Himmel99 u. Fahnenträger 100 Rechner, ins Wirtshaus u. verzehrten etwa 20 Gulden, die der K.Fond bezahlten. Der Revident in Konstanz Pfarrer Straßer, schrieb in der Rechnung daß dies aufhören müsse. Natürlich hörte man nicht auf, es sei Altes herkommen In nächster Rechnung schrieb aber der Revident über diesen Punkt: „Ich kann doch nicht begreifen,d as Pfarr Vogt Lehrer Sänger Himmel und Fahnenträger noch zur Ehre Gottes Saufen müssen.“ __

98 Katharinentag = 25. November 99 Himmel= Baldachin, der mit vier Stangen gespannt während der Prozession über dem Allerheiligsten (Monstanz) getragen wurde. 100 K.Fond = Kirchenfond 67

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Das Pietistenwesen hier 1827 66 In Emmingen war im Jahr 1827 alles rein römisch Katholisch, da machte ein Bürger Namens Johannes Gnirß Wagner der vorher als Gesell in Ravensburg schon mit dem Thurm dort bekantschaft gemacht hatte101 eine große Störung in hiesiger Christengemeinde, welche bis Ende voriges Jahrhundert anhielt. Diesem Mann sagte man allgemein „der Pietistenwanger“ Dieser wurde in Tuttlingen mit einem Seidenweber bekannt welcher der Pietistensekte angehörte, und so brachte er diese Kezerisch Lehre auch hierher nach Emmingen. Die Pietistische Lehr konten die Tuttlinger Lutheraner und Protestanten nicht leiden, vielweniger die Katholiken. Die Pietisten anerkanten kein Papst, keine Bischöfe und Pfarrer an, und hielten nächtliche Versamlungen ab, bei denen Wagner seinen Zuhörer die Schrift aus= legte. Zuerst wolte man gegen diese Lehre Gewalt brauchen, aber mehrere Freunde und schlechte laue Christen hielten zu ihm, und besonders im Jahr 1845 als der Apostel Ronge, und 1874/75. die Altkatholiken den Felsen Petri mit samt der hl. katholischen Kirche ins Meer stürtzen wollten. 1861 Am 26 ten Juli sind hier offen von der Kirche 18 Personen abgefallen, u. ab der Kanzel verlesen worden. Im Kulturkampf 1875 ist dan die halbe Gemeinde petistisch u. Altkatholisch geworden, diese hatten auch einen abgefallenen Pfarr, er hieß Hofmann. Auch beriefen sier zur Beerdigung 67 en oft den Lutherischen Pfarr v. Tuttlingen, der bei einer Beerdigung den verstorbenen tadelte indem er sagte :“ Leider hat er aus Geistesblindheit mit seiner Familie einen

andern Glauben angenommen“ Gott möge doch so barmherzig sein u. ihm verzeihen.“

Dies gefiel den Pietisten nicht recht von dem protest. Pfarrer //: Pietisten Wagner predigte bei

Pietistenleiche auf dem Kirchof, wurde aber bestraft, es heist: Erkentniß: J.S. Gegen Johann Gnirß Wagner

von Emmingen ab Egg sei wegen der am 6. Febr. d.J. auf dem Kirchof daselbst gehaltenen Rede der Störung

öffentlicher Ruhe u. Ordnung mit Schmähung öffentlicher Diener der Kirche in Beziehung auf ihren

Dienst für schuldig zu erkennen. Deßhalb zur Erstehung einer Vierwöchentlichen Gefängniß=

strafe, geschärft durch sechs tägige Hungerkost in den ersten 12 Tagen, wie zur

Tragung der Untersuchung u. Straferstehungskosten zu verfällen. /Seit 1900 hat es keine

Engen d. 17. Marz 1856 Großh. Bez. Amt Heil No. 3988 /Pietisten mehr

Pietistenwannger starb arm, u. verlassen im Gemeindehaus, kein Pietist, Niemand stand im bei, er hatte

Läus;

101 Mit dem Thurm Bekanntschaft gemacht = er wurde bestraft (Freiheitsstrafe) 68

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Die Zündhölzchen

1837 Ein schwäbischer Mann Namens Kramer erfand die Zindhölzchen es heist im Zuchthause. Reimund Störk Kreuzwirths Sohn hatte 68. hier die ersten; er gab mir einige, und man wunderte sich groß, das diese an jedem trokenen Gegenstand, ja noch an Kleider anbranten. Meine Eltern jagten mich zum Hause hinaus sie fürchteten es brenne das Haus an. Auch alle Leute hatten Angst vor den Zündhölzer man fürchtete es brenne die Häuser an. Nach und nach fanden sie Eingang jedoch in guten verschlossenen Schachteln, und wurden eine wahre Wohlthat. Bis auf diese Zeit der Zindhölzer, machte man Feuer mit Feuerstein Stahl Zünder und Schwefelholz. Die Lichter die man brante waren Kerzen, oder Ampeln die mit Hanfsamen oder Repsamen Öhl und Baumwollendocht waren. Erst um 1860 kam das Erdöl auf und seit 1915 wird meist das Elektrische Licht benuzt.

Der Versehgang 1837

69. Wenn Jemand hier todtkrank war so rufte er wie die Schrift sagt den Priester! Dann wurde er mit den hl. Sterbsakramenten versehen. Aber es geschah folgender Weise: Mann leutete mit allen Gloken, der Pfarrer, kam mit dem Allerheiligsten begleitet vom Meßner, und voraus gieng ein Freund mit der Todtenfahne wer zusah fällt auf die Knie, und schloß sich der Prozession an. Alles bettete laut: „ Gelobt sey das Allerheiligste Sakrament des Altars,“ von nun an bis in Ewigkeit Amen. Alle gingen mit bis vor das Haus des Kranken im Gebet bis die hl. 1828 Handlung vorbei war, und so gieng man wieder zur Kirche zurück. 1840 Bin ich Peter Störk gebohren am 1. Nov. Wurden hier Wege angelegt, den man hatte durchs Dorf nur ein Weg von Engen her das Dorf hinauf. Man hatte auch keine Dohlen und Rinnen im Dorf, im Winter wurde das Eis ein Metter tief. Die Wege waren früher nicht mit geschlag= 1838 en Steinen gemacht, im Dorf höchstens mit Kies. Hatte man noch keine Umlagen, aber jeder Bürger Almend an 3 Orten.

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70. Sitten und Gebräuche und Erfindungen

1836 Wen man im Frühling das erste mal zu Akern gieng und der Pflug und Zug zum Abfahren im Hof stand vor dem Haus, dann kamen alle, der Bauer die Diestboten, die Bäuerin und Kinder, knieten nieder und betteten 3 Vater unser und den Glauben102. Die Bäuerin hatte den Leib Brod am Arm und theilte das sogenannte Akerbrod aus für eigen und fremde Leute. „Jetzt käm mann läz103“ (!) 1836 Wenn Jemand ein Neues Haus baute dem gab jeder Bauer ein Stammen Holz, that eine Ehrenfuhre, Freunde gaben ein Schinken beim Aufrichten. Am Tage deß Hausaufrichtens giengen vorher alle Handtwerksleute, und wer mithalf, zur heiligen Messe in die Kirche. 1836 Wen die Erndte vorbei war so hielt man in den Bauernhäuser die Sichelhenke104 an einem Sonntag, wobei viel Fleisch Kuchen und Bier gebraucht wurde. Auch im Nachwintter hielt man als man noch mit den Pflegel gedroschen, und fertig war, eine Pflegenhenke. Um 1860 kamen die Dreschmaschinen, alles dies hat ein Ende. 1836 Um diese Zeit hatte man die ersten Mundharmonien105 und bald die ersten Handharmonien. Eiserne Wagen und Pflugachsen. 1834 Um diese Zeit erfand man die Schraube, und Müke106 oder Bremse vorher muste man an eine Kette oder Radschuh speren. 1838 Kammen die ersten Stahlfedern zum Schreiben, vorher schrieb alles mit Gansfedern. In der Schule durften wir damals nicht mit Stahl= federn schreiben wir bekamen Tatzen, die Gänse dürfen froh sein - . 1840 Durfte man mit dem Vieh nicht mehr in die Wälder fahren man wurde bestraft. Um diese Zeit wurde angefangen die Wälder mit Fichten zu bepflanzen. 1837 Bekam eine Metzgersfrau 3 Kinder auf eimal 1839 Wurde ein Jüngling Namens Anton Störk mit einem Messer durchs Hirn hinunter todt gestochen der Messerheld bekam 7 Jahr Zuchthaus. 1838 Hat hier eine Frau ihren Mann erwürgt im Bett. 1837 Wurde zum lezten mal der St. Johanni Segen ertheilt, der Pfarr gab Wein her in der Kirche, Jeder durfte ein Schluk aus dem Kelch trinken.

102 „den Glauben beten“ = das Glaubensbekenntnis beten 103 „Läz“ = falsch, verkehrt; „jetz Käm mann läz“ sinngemäß: „es wäre falsch, wenn man dies jetzt nicht machen würde“. 104 „Sichel-henke“ kommt von „die Sichel an den Nagel hängen“ (wenn die Arbeit beendet ist) Heute noch ein großes Fest in Bohlingen/Hegau 105 gemeint wohl die Mundharmonika 106 Müke = phon. „Migge“ Bremse an einem eisenbereiften Holzrad; sie konnte mittels einer Kurbel zu- oder aufgeschraubt werden. 70

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71. Der Zehnten

1837 Wurde zum lezten mal Zehnten gestellt der Herrschaft, dem Fürst von Fürstenberg, dies geschah seit den ältesten Zeiten. Von jedem Aker, wen in der Erndte gebunden wurde, so muste man die 10 te Garbe nebenaus stellen, und auf den Wiesen den 10 ten Haufen Heu stehen lassen Auch der Pfarrer hatte ab gewissen Äker oder Wiesen Pfarrzehnten zu beziehen. Zu so viel Zehntgarben ab der so großen Gemarkung hatte die Herrschaft 16 Mann Zehntrescher, diese musten beobachten ob die Garben richtig gestellt werden, dieselben auf Haufen tragen, auf und Abladen, und im Winter treschen und auf die Bühnen zu verbringen. Im Wohnhaus der Burg war der Burgvogt oder Bauverwalter, in den zwei nebenstehenden Scheunen wurde der Zehnten aufgespeichert. Um die Burggebäude und Gärten war eine 15 Fuß hohe Mauer mit 2 Thoren u 2 kleinen Thoren nebenan, die Nachts geschlossen wurden An 4 Seiten der Burg waren Rundellen /runde Thürme/ mit Bedachung so daß die Burg noch 1840 ein schönes Ansehen hatte. Diese Burg baute das Kloster Inzkofen, und ist jedenfalls der älteste Bau in hiesigem Dorf nach dem Brand der Dörfer um Engen. Im Kaufbrief des Jörg von Lupfen der jetzt im Fürstlichen Archiv in Donaueschingen liegt und ich gelesen heist es: …22107 Die Burg die wir erbauen / Die Burg Haus und Stadel/ 1838 Nach dem damaligen Gesetz wurde der Zehnten abgelöst, und es musten die Emminger Zehntpflichtigen Bürger an Geld zahlen an die Herrschaft Fürstenberg 128951 M. nebstem Blutzehnten 10 Hühner 82 Eier. An die Pfarrei muste man für Zehnten an Geld zahlen 416 Gulden d. ist 707 M 60 c. und 1o Eier. Die Herrschaft muste Kirche Thurm u. Pfarrhaus bauen u. unterhalten. 1863 Entlehnte man endlich Geld für die Zehntschuld, bei einer Frau auf dem Schwarzwald zu 3 ½ %; Abzahlbar in 23 Jahren. Vorher hatte man nur die Sume verzinst. Die Zehntschuld ist dann allgemein im Jahr 1884 abbezahlt worden. 1839 Kaufte Josef Wilibald vom Fürst, die Westliche Zehntscheune für den Jägerhof

107 Gelocht/nicht in Kopie ersichtlich 71

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72. Der Bau der Kirche in Emmingen

1841 Schon im Jahr 1840 kam von höherer Behörde eine Zuschrift an hiesigen Gemeinderath in dieser Sache, daß die alte Kirche müsse abgebrochen werden weil sie zu klein und baufällig sei. Die Gemeinde aber wollte das bauen noch einige Jahre hinausschieben und erhob folgend Vorwand: a Weil nach dem Plan die Neu erbauende Kirche viel länger werde und deß= halb das Schulhaus abgebrochen und ein Neues gebaut werden müsse. Die Kosten hiezu würden 1500 Gulden betragen. b Die Gemeind habe noch Landschaftsschulden 40,000 Gulden c Weiters müsse ein Neuer Gottesacker hergestellt werden Kosten2000 Gulden d Die Wege welche hergestellt werden müssen gegen Engen Liptingen Tuttlingen, kosten 35000 Gulden. e Die Bürger selbst haben Schulden, wissentlich 80,000 Gulden sind jetzt 136880 Mark f Der Grundzins der Bürger ist 140 Malter Kernen 100 Malter Gersten und Haber g Nebstdem ein Zehntkapital an die Herschaft 128951 M. an die Pfarrei 416 Gulden ist 707 M 60 Pf Dies Schreiben konte nicht beachtet werden, weil die Gemeinde ja die Kirche zu bauen nicht schuldig war, sondern sie muste nach Gesetz die Hand und Fuhrdienste leisten. Die Kirche zu bauen traf den Zehntherr den Fürst von Fürstenberg, weil der Kirchen fond die Mittel hiezu nicht hatte, und kaum zu öffentlichen Bedürfnißen jährlich der Kirche ausreichten. Auch die Pfarrei als Zentherr konnte zum Bau nicht herangezogen werden, weil das Einkommen der Pfarrei zu niedrig war. 1841 3. April kamen ohne daß Jemand etwas wuste Heuberger Maurer Morgens bald nach dem Gottesdienst in die Kirche, schlugen auf der Emporbühne die Stühle zusammen, der Lärm kam zuerst in die nahe Schule, der Lehrer Magnus Sudler lies uns Rennen und ging zum Pfarrer, den damals waren die Lehrer noch froh ab dem Messnerdienst sie hatten nicht so viel Lohn daß sie fast verspringen. Bald kam der Herr Pfarrer man litt mit allen Gloken, die Paramente und Sanktesimi wurden indessen ins Pfarrhaus getragen /: Damals war Pfarrhaus vorne an der Dorfstraße südlich 108 der Krone , jetzt Haus des Sigmund Gnirß Schusters:/ Sobald wurde die westliche Zehntscheune / das Haus des Jos. Wilibald Jägers in der Burg zur Nothkirche hergestellt, die sich am besten hiezu eignete, August Störken Haus

108 Krone = Gasthaus 72

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Der Bau der hiesigen Kirche

Am Sontag versammelte sich schon die Gemeinde in der Notkirche. 1841 Pfarrverweser Metzger der damals hier war, stellte sodann die Buben in den Kälberstall, die Mädchen in den Gänsestall, Jünglinge in den Roßtall 73 die Weiber in den Kuhstall, und die Männer in den Ochsenstall. Wer dies liest wird meinen dies sey Scherz aber so waren gerade die Räumlichkeiten hüben und drüben der Zehntscheuer da, so daß Mitten in der Thenne vorne der Altar und dan Rükwerts die Schuljugend und dan der ehrsame Gemeinderat und hinten ältere Leute ihren Platz hatten. Die Sakristei war in der kurzes 109 Kammer . Diese Nothkirche wurde benuzt bis im October 1842. Die alte Kirche war nur klein wie z.B. jene zu Hattingen, alles übrige war Kirchhof, so daß jetzt die Männer und Weiber auf den Gräber der verstorbenen stehen Westlich am Kirchhofthor, da stand das Schulgebäude bis zur Ortsstraße Nördlich stand das Gebäud der Kirchenkasten, und Kamise zur Feuerspritze, und oben zum Kirchenfrüchten aufspeichern. Damals hatte der Kirchenfond noch Kirchen äker, und bekam Zinsfruchten, so daß bis zu jenen Jahren der Kirchen= rechner noch eine Fruchtrechnung hatte. Südwestlich am Kirchenbühl stand 110 eine Gemeindeschmiede. Die sogenannte Hagengasse war damals nur etwa 111 3 Metter breit bis an die Kronne und Hofraithen. Der Weg gehörte zu jenen Häuser, so das der Fahrweg bei den Häuser des Dominik und Joh. Gassner aufhörte. Dort war ein Schlagbaum und nur Fußweg geg. Liptingen. Erst 1842 wurde dort der Weg gg. Tuttlingen und Liptingen ausgemessen, und die Hagengasse breiter gemacht, indem viel vom Kirchhof weggegraben wurde sodaß Gebeine und Todtenschädel in die Gasse hinunter rolten u. verkarrt wurden. Als dann Kirche und Mauern weggebrochen waren, grub man die Fundamente zu den Mauern und Säulen. Aber da wollte bald Niemand hin wegen Gestank der frisch verwesten Leichen. Es wurden auch zwei Pfarr=Leichen aufgedekt in Ihrem priesterlichen Kleider, Stohla Biret und Kelch., alles so schön noch vorhanden. Viele Leichen führte man noch auf den Kirchhof, das heist mit dem Todtenbaum. Der Thurm stand allein da, aber ihm drohte große Gefahr, wegen Bau der Kirche. Es war nämlich vom Bauamt angeordnet nach Acten.

109 Kurzeskammer – hier wurde das Stroh und Heu kurz geschnitten als Futter für das Vieh 110 Hagengasse – jetzt Kirchstraße, wird im Volksmund aber immer noch Hagengass genannt 111 Gasthaus Krone 73

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. Der hiesige Thurm in Gefahr

1841 Der Kirchenthurm muß um 20 Fuß niedriger gemacht werden, weil um den Chorbogen der Kirche auf eigen Füße zu bauen, das südwestlich Ek 74. unten am Thurm so hoch als die Säule in der Kirche sind, weggebrochen werden muß. Das Ek wurde dan beim Bau der Kirche weggebrochen, und aber dan der Thurm doch nicht niedriger gemacht. Der Lehrer als Meßner fürchtete sich, er that selbe Zeit nicht einmal läuten, sondern er schikte uns Schulerbuben zum läuten. Es ist deßhalb gut gegangen daß der Thurm nicht abgenommen wurde, er ist nicht um= gefallen obgleich er 14 Tag auf 3 Füßen stand. Beim Abruch der Altäre war unter dem Altarblat, ein Gläßchen versteinerter Wein nebst einem Zetel auf welchem geschrieben stand wer die Kirche gebaut, wer Papst Bischoff und Pfarrer damals gewesen war. Der Matrialplatz für Stein Kalch, Sand Holz u. dgl. war im Garten nördlich des Thurmes, dort waren auch das Gerüst um Pflaster und Stein auf den Bau zu Bringen. Der Matrial Platz kostet zur Benuzung für 2 Jahr Pacht 510 Mark Dieser Garten gehörte meinem Großvater Sebastian Huber. 1841 Zur Zeit des Kirchenbaues war ich Peter Stork Schulknabe u. 13 Jahr alt. Der Ubernehmer des Kirchenbaus hies: Franz Josef Matheis von Möhringen. Der bekam für den Bau 13000 Gulden, gl. 22,100 Mark. Der Bauleiter hies Grek. Die Maurer waren ab dem Heuberge von Wehingen Königr. Württemberg. 1 David Fischinger 2 Xaver Maier 3 Joachim Alber 4 Wendelin Alber 4 Leopold Zett 5 Anton Morat 2 Steinhauer 1 Anton Braun 2 Nikolaus Braun von Tuttlingen 3 Nikolaus Seeman, 4 Johann Schmid 5 Bernhard Hagen v. Wehingen Schreiner Joh. Schnekenburg v. Tuttlingen. Glaßer Stofler von Möhringen. Jedoch die Fenster der Kirche sind seit etwa seit 1900 wieder Neu. Die Kalchsteine holte man in Schlindlisthal112 im obersten Loch. Dort hatte der Fürst den Platz gekauft. Die Quadersteine hollten die Pferde hatten, unbehauen, bei Tuttlingen. Die mit Vieh musten Kalchsteine Sand Blatten113 u. dgl. führen. Die Bilder wurden verschenkt aus der alten Kirche und Mißbrauch getrieben. Die Altartafeln und aller Aller Abruch gehörte dem Bauunternehmer Matheis. Auch die so schöne Ratzenbergertafel wurde verkauft, ich wollte sie noch kennen. Vom Holtz der Alten Kirche wurden zwei Häuser gebaut, die Wirtschaft z. Frieden, und Wilh. Laubenbergers am Eichhaldenweg.

112 Schlindlisthal = Gewann, nördl. des Dorfes Emmingen in Richtung Tuttlingen 113 Blatten = (Ziegel-) Platen, Dachziegel 74

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Zum Kirchenbau Emmingen

1841 Am 29.! Mai wurde der Grundstein zur Kirche gelegt, am rechten Ek südlich der Kirche. Der Tag wurde festlich gefeiert. Orginal der Urkund welche am 29. Mai 1841 bei der Grundsteinlegung der zu 75. Neuerbauenden Kirche in Emmingen Feierlich in den Grundstein gelegt wurde. Im Namen der Allerheiligsten Dreifaltigkeit Gott Vater Gott Sohn Gott des heiligen Geistes, geben wir allen unsern theuren Nachkommen kunde: Daß unter der geistlichen Regierung des Papstes Gregor des XIII des Erzbischofs Ignatz Demetter und des Weihbischofs Viomei von Freiburg im Breißgau der Dekan des Kapitels Engen Burkhard und Jäger und des gegenwärtigen Pfarrverwesers Metzger, sodann unter der weltlichen Regierung des Leopold Großherzogs von Baden, des Fürsten Karl Egon von Fürstenberg den Amtmann Leo von Engen und des Friedrich Speker Bürgermeister von Emmingen, am 5. April 1841 den Bau der hiesigen Kirche angefangen und der Grundstein am 29. Mai feierlich unter Gebet und Gesang gelegt wurde. Gott möge das Füllhorn seines Segens und seiner Gnade über diese unsere Kirche ausgiesen. verfertigt Metzger Pfarrverweser in Emmingen

Die Gewölbe in der Kirche über den Säulen, der Chorbogen und um die Fenster waren von Ziegelstein, und die Kirche inwendig wohl 50 Jahre weiß, als mit Kalch geweißelt. Hernach erst im Jahr 1893 hergestellt und gemalt. 1841 Den 14. Oktober wurde die Kirche mit Ziegelblatten gedekt. 1842 Wurde die Kirche am 23. October eingeweiht durch Pfarrer Weggler ein Bürgersohn von hier Dieser war Pfarrer in Meßkirch. In den Grundstein wurde gelegt: Obige Schrift und Ein 3 ½ Guldenstük von Silber. Zwei Guldenstüke, Münzen Großen, Sechser Kreuzer, vom Jahr 1841 Ferner: drei Schachteln mit Frucht, Brod und zwei Gläßchen mit Wein. Auf einem kupfernen 114 Täfelein ist die obige Urkunde. Noch muß ich bemerken: Johannes Gnirß Vodels trug zum ganzen Kirchenbau das Pflaster hienauf. Dieser war Bürger von hier. 1843 Da die Bedachung auf der Kirche zu flach laag, regnete es auf die Kirchenbühnen, das Pflaster von den Bühnen fiel den Leuten auf die Köpfe. Man verzimentete es halt alles nicht, dann nahm mann Eisenblech. Dem Fürst wurde deßhalb erst nach 17 Jahren die Kirche durch Vergleich abgenommen. 1843 Die Fuhrwerke, die zur Kirchegethan, sowie der Handienst für diese, bekam keiner nichts.

114 Vodels = Übername für einen Emmiger Zweig der Familie „Gnirß“ zur besseren Unterscheidung der vielen Gnirß 75

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115 Der Neue Kirchhof dahier sowie die Orgel 1841 76. Der Platz zum Neuen Kirchhof wurde im Jahr 1840 ermittelt und am 10! März als der Schmid Martin Reutebuch begraben wurde, der der erste war sogleich eingeweiht. Dann erst wurden im Sommer die Mauern gebaut. Das Kreutz u. Cruzifixbild stand bei der Alten Kirche, und stund seit der Misson 1756 dort, beim Kirchenbau kam es auf den Neuen Kirchhof. Als 1880 der Kirchhof vergrößert wurde, starb im gleichen Hause ein Mann und war wieder erste auf dem Platz

1844 Die Neue Orgel

77. Früher bis zum Jahr 1844 hatte man noch keine Orgel, man sang vornen beim Altar

in den Chorstühlen bei Geige und Baß in der Kirche.

Dem Herrn Pfarrer Martin ist es zu verdanken das man zu einer Orgel in der Kirche kam.

Diese Orgel wurde durch Colekte angeschaft. Der eine gab 10 Gulden der andre 2 oder 1 Gulden.

Pfarrer Martin gab noch 200 Gulden zu einer Orgelstiftung, aber die guten Freunde, die Über=

bringer thaten das Geld nicht an den gehörigen Ort, und der Pfarrer mochte seine guten Freunde

nicht verklagen. Herr Orgelbauer Braun von Speichingen baute die Orgel für 2400 M.

Sie hat 16 Register und wurde das erste mal gespielt am Charmittwoch 1844. Diese Orgel wurde

abgeholt mit 14 Wagen, ich selbst war mit 2 Pferd dabei.

Johannes Ronge 1845 In diesem Jahr kam ein abgefallener Pfarrer Namens Ronge in unsere Gegend und 78. brachte eine verführische Religion, welcher man schöne Namen gab: Z.B. Deutsch Katholisch! Diese Religion war ähnlich wie alle Protestantischen, deren es wohl zwanzigerlei gibt in Europa, Obwohl Christus nur eine wahre Apostolische Kirche gestiftet hat bei der er ist bis an das Ende der Welt, und der hl. Paulus sagt: Wir alle sind Glieder unter einander ein Leib dessen Haupt Christus ist, „Ein Glaube eine Taufe ein Gott und Vater aller.“ Du bist Petrus ein Fels auf diesen will ich meine Kirche bauen und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen. Der Spruch Rongis wurde auf allen Pfeifenköpfen und Gegenständen feil geboten heist:“ Was den römischen Wahn erstikte, Fast mit edlem Glaubensmuth! Ronge an zur hellen Glut, u. der hl. Würfel glükte, was Gott erschuf zum hellen Lichte, erlöscht im sündigen Odem nicht./Die Rongische Lehre gieng so schnell ab, wie die Kartoffel die damals krank und schwarz wurden, denen sagte man dann „Die Rongischen“ und so konnte man diese Lehr und Rongischen Kartoffel nicht brauchen.

115 Kirchhof = Bezeichnung für den Friedhof 76

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Verschiedene Vorkommniße 79. Der Kaffe und die Nerfenkrankheit

1840 Bis zum Jahr 1840 wurde hier und Allerorts wenig Kaffe getrunken, im ganzen Dorf war kaum eine Kaffe=Mühle. Es wurde Suppen gegessen man war der Ansicht der Kaffe sei zu theuer und nicht so Nahrhaft, dann hieß es: „ Die Leut kumet um ihre Sach sie trinken zu viel Kaffe.“ Seit Jahren hält man den Kaff für am wolfeilsten und hat kaum ein anderes besseres Essen, in den meisten Häuser hat Kaffe Morgens und Abends, und verichtet dabei die täglichen Arbeiten. 1846 Nach dem so nassen Spätjahr 1845 ist hier eine pestartige Krankheit aus gebrochen die sehr anstekend war, man sagte dieser Krankheit das Nerfenfieber Und aber auch richtig das Schleimfieber. Alle Tag starben Leute jung und alt, die stärksten Leute wurden nicht verschont in vielen Häuser starben 3 bis 4 Personen in wenigen Tagen. Diese Krankheit kam dan wieder 1867/68 116 und trat aber zuerst und am ärgsten in Rossen auf /: im sogenannten Hotterloch117:/ Meiner Ansicht war das Trinkwasser schuld, denn der Brunnen dort bekam das Wasser aus der nahen Quelle aus dem Krautgarten des Josef Heller Kiefer kaum 2 Metter weg von dessen Abtritt118. Zudem drükte das Wasser von 10 Häuser des Oberdorfes her, und dies besonders wenn es viel regnete, von so vielen Abtritten Dunglegen Jauchenbehälter und Dachdraufen welches in die Brunnenstube den Zug hatte. Bei Regenwetter liefen die Brunnenröhren schwärzlich und im Brunnenbet stand das Wasser wie Jauche. Kein Wunder hat die Pestzeit vom Jahr 1627 bis 1635 gedauert. Endlich hat man seit 1913 die Wasserleitung. Zwar hätte man schon längst vorher solch Wasser verbieten sollen. # 1842 Machte man in Baden die Eisenbahn von Heidelberg nach Mannheim.

Der Pfudi 1835 Ums Jahr 1835 war ein Man hier der war Soldat, und zudem groß gesund und 80 sehr stark. Bei einem Tanz im Wirtshaus zum Adler prahlte er laut während dem Tanz und rief indem er seinen Säbel zog und denselben gegen das Kruzi fix bild hinstrekte und sagte: „ Ich fürchte kein! Nicht einmal denn da!“ Bald nachher bekam er die Auszehrung, gieng wohl ins Bad. Ich noch sah ihn oft an der Sonne liegen er starb jung, alsbald Mann sagte ihm gewöhnlich der Pfudi, Seine Frau die er gewürgt hatte konnte kaum sprechen

Notiz seitlich am Rand:

#besagter Brunnen stand auf dem Platz vor dem Schwesterhaus zu Roßen

116 An dieser Krankheit starb seine Mutter am 26.11.1846 mit 40 Jahren ebenso wie seine erste Ehefrau Luise Thummel am 04.12.1868 mit 29 Jahren 117 Rossen/Hoterloch =Gewannbezeichnung innerhalb des Ortes (damals gab es noch keine Straßennamen) 118 Abtritt = Abort, Klo ohne Wasserspülung 77

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Verschiedene Vorkommniße u. Gebräuche im Jahr

1840 Am Neujahrstag gieng es früher viel lebhafter her bis zu den Jahren 1870. Schon an Weihnachten wurde um Brod, Ring119 und Geld gespielt. Früher wurde stark 81. mit Würfel gespielt oft um Kronenthaler, man hatte weniger Zahlungen und Schulden. Die Mansleute giengen alle ins Wirtshaus. Jeder möchte gern Neujahr Ring gewinnen. Um 12 Uhr wurde überal das Neu:Jahr angesungen, von den Kirchensängerinnnen und den Nachtwächter, die kamen vor jedes Haus u. sangen ein Lied. Jedes wollte am schönsten Singen. Es war aber auch wirklich sehr schön bei Nacht. Nachdem Gesang wurde dan jedem im Hause das Neu Jahr mit Namen angewunschen es wurde ja keines vergessen. Am Neujahrs= tag giengen dann die Kirchensängerinnen u. Nachtwächterweiber von Haus zu Haus, sie bekamen dann auch ein Geschenk zum Neuen Jahr. Daß man Neu Jahr, Fastnacht, Kirchweih nicht mehr mitmachen kann, ist ein Armuthzeugniß fürs Landvolk.

Neujahrlied, von den Kirchensängerinnen vor den Häuser gesungen, am Silvester

82. I. Das Jahr ist nun verschwunden, auf ewig und dahin wo sind den seine Stunde, wo ihr Gewinn! Verschwunden in den Tagen ist alle Lust und Plage, Ob einer Arm sei oder Reich im Grabe sind wir alle gleich II. Es wechselt mit den Zeiten allda was irdisch ist! Es fliest der Erde Freuden, schnell wie ein Strom dahin. Vor Gott recht und fromm zu sein, nur dies überlebt die Zeit allein.

Nach dem Gesang wünschen die Sängerinnen vor jedem Hause, jedem im Hause Glük zum Neuen Jahr und des andern Tages am Neujahr kamen diese Chorsängerinen in jedes Haus, dan bekamen sie ein Neujahrsgeschenk.

Der Taubenstein hieß früher Tugstein, der war bei den fünf Kreutz hinter Egg diesem sagte 120 man auch die Hoh Justiz. Um 1780 war mein Großvater Josef Störk u. Josef Speichinger beim Gemeinderat und musten den Taubenstein bei Nacht u. Nebel entfernen. Es war nach Aufhebung der Leibeigenschaft. Es wundert mich nicht wirklich warum der Stein im Geheimen weg muste.

83 Der Lausbaum / Lausbom / beim Neuen Bildstock im Rieth

1840 Dieser Baum stund an einem Rain in den Wiesenen im Rieth 1/8 Stund westlich von Emmingen; bei diesem sezten sich Bettler u. Vagabunden, die auf einander warteten, welche aber oft Läuse hatten. An diesem Rain waren viele Ameisenhaufen, auf diese legten die Bettler ihrne Kleider den sie hatten eine große Freude, wen die Ameisen die Läuse wegtrugen zum verspeißen. Darum sagte man dieser Gegend „beim Lausbom“.

119 Hier ist nicht Schmuck, vielmehr wohl ein „Ring Wurst“ oder eine ringförmiger Neujahrs (Hefe-)kranz gemeint. 120 Josef Störk, geb. 28.05.1772, gestorben 19.03.1854 er war in erster Ehe verheiratet mit Nothburga Keller (5 Kinder) und nach deren Tod am 13.6.1806 in zweiter Ehe mit Sabina Föhringer (7 Kinder) 78

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1840 Die Fastnachtspiele 84 Auf die Fastnachtzeit freute sich früher alles jung und alt, man hatte mehr Mittel hiezu, denn es war meistens in jedem Haus ein oder zwei, ein Jahr altes Schwein geschlachtet, dies war so regelmäßig. Am schmotzigen Donnerstag kam sicher der sogenannte Themode Bartli von Aach herauf, er war als Maske121 gekleidet jedoch ohne Larve. Wir Kinder freut= en uns sehr, so daß schnell die Schuljugend da war und die Sprüche lernte. Der Bartle gieng vor jedes Haus stieg oben auf die Mistlege und rief laut „Holla!“Holla!“ „Hausvater und Hausmutter lau Euch nicht verdrießen! Lau im Faßetnarr ä Stuk Spek in Sak eini schießä“ Au nit zklei und Ou nit zgrooß, daß es dem Faßetnarr sei Bli, Bläb, Bläterli nit verstost122 „Mei Haus stoth ufrä Stützen wenn zwe kummet ka nu oan sitza; Mei Haus stoht ufre Nuß! Wen man vorne inne goht ist man scho hinnen duß. Wenn i a mei Elend denk, so muß i hehlinge lache, i ha ko Stükli Brod im Hous und ko Mehl zum bache. 123 An den Fastnachtägen gieng Morgen alles in die Kirche wie an den Sonntagen. Fast alljährlich wurde von Jüngling oder jungen Männer ein Spiel gemacht. Es wurde dan allemal gekocht von den Mannsleuten; den am Brunnen stund damals ein Waschhäusle. Man kauft Fleisch, das damals 1 [Pfundzeichen] Rindfleisch 20 Pfg. 1 [Pfundzeichen] Schaafleisch 6 Pfg. Spek 15 Pfg kosteten. Ein Schinken 1 M. Ja damals hatte man andere Schinken als jetzt, denn die Schweine wurden 1 Jahr alt. Ein Mann im Weiberkleid knettete den Teig am Brunnen zu Knöpfle, warf aber den Nahestehenden Zuschauer die sich vergaften oft ein Pflatter Teig an die Köpfe, weil ein Haar im Teig war. Vor der Wirthschaft mitten im Dorf beim Obere Brunnen war eine Bühne her= gestellt auf die man geschikt vom Hausgang weg ebenen Wegs herlaufen konnte. Einmal wurde der Schinderhans gespielt von wohl 20 Masken124 die zugleich Hochzeit hielten auf der Bühne. Ein fremder Herr erschien grüste das Hochzeit= paar, und da Mußikanten wirklich den ersten Walzer aufspielten nahm der Unbekannte Fremde /Schinderhans/ die Braut . Der Musikant rief: „Hö jez säe 3 Ehrtänz ausgruffen, die kehret dem fremden Herr. Daß ihm kein Dreifahr!“ Alles schaute zu und es hieß: „ Der kans. Jo der kans “125

121 Maske – von maskieren; ist nicht nur die Gesichtsmaske (=Larve) sondern auch die Verkleidung als Fasnetnarr 122 Holla! Holla! Hausvater und Hausmutter. Laßt euch nicht verdrießen. Lasst dem Fastnachtsnarr ein Stück Speck in den Sack hinein schießen, Auch nicht zu klein und auch nicht zu groß, dass es dem Fasnachtsnar sein Bli, Blü, Bläterli nicht verstößst.“ 123 Mein Haus steht auf einer Stütze, wenn zwei kommen, kann nur einer sitzen; Mein Haus steht auf einer Nuß, wenn man vorne hineingeht, ist man schon hinten draußen: Wenn ich an mein Elend denke, so muß ich heimlich lachen, ich hab kein Stücklein Brot im Haus und kein Mehl zum Backen .“ 124 Maske ist nicht nur die Gesichtsmaske (=Larve) sondern die verkleidete/vermummte Fasnachtsgestallt. 125 „Hö. Jetzt sind 3 Ehrentänze ausgerufen, die gehören dem fremden Herrn. Es soll ihm keiner drein (dazwischen) fahren. Ja der kann es“

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1840 Das Fastnachtspiel

Üblich gab er der Braut ein Geldgeschenk. Indessen raubten die Gesellen des Schinder 85. Hans im Dorf herum als die Leute zuschauten. In manchem Hause wurde der Fleischhafen126 oder die Fastnachtkuchen weggenommen. Jetzt wurde das Essen aufgetragen alles, sogar der Fremde wollte mittessen, und als aber alle zu Essen eifrig anfiengen, da sprang der Spekmezger auf die Bühne mit einem Sak voll Spreu auf dem Bukel, und schlängerte diese so geschikt in alle Essen, daß die Schüßeln von Spreu waren, und alle nicht mehr Essen konten. Alles lachte laut auf über diesen Streich. Spekmetzger sprang eilends ab der Bühne weg lachenden Mundes, er hatte nur Strümpfe an den Füßen, weiße Zwilichhosen und ein weiß Hemd darüber angezogen, und ins Mehl geblasen, so rante er das Dorf hinunter, fing an im Unterdorf, mit einigen Hexen127, und lies allen Leuten das Vieh aus den Ställen, jagten es das Dorf herauf gegen das Theater. als man zuschaute Spekmetzger verschwand wieder, und nicht lange gieng es, da sprang er mit einer großen Zaine128 voll Weken über die Bühne weg, die er dem Wirt genommen und warf solche unter die Leute. Ebenso nahm er dem Metzger alle Würste weg, und warf solche weg. Schlüßlich nahm er an einer andern Seite am Dorf den Leuten die Pferde aus den Ställen, band solche an einander und ritt gegen dem Theater, sprang aber davon, als man ihn paken wollte. In diesem Jahr wurde von den Narren eine Tafel im Dorf herum getragen, an welcher alles 1843 vom vorigen Jahr, gespäßiges abgemalt und in Bilder vorgezeigt und besungen 86. wurde. Lied nach der Melodie: „Der versofen Pfannenschmied“ nach Emminger Dialekt:

Hört Narren sperat d`Augen uff! Und lueget danhäar uff de Dafel, es stau vil Wundersache druf 1 ganz schrekli und ko Fabel, sie säa vu no und ou vu weit, vu Narr zu Narre zemma dreit, die meste stammet ab vu hie, drum wisset it all wo und wie.“129 Zwea ufenand todtfindig Gschöpf die huasi mitenand verstanden, die huasi bi der Nacht verstekt um an 2 guäta Aubendfraß zu fangä, En Schinken und a Vierätual än Kuchiraub zwea guati Theil des huasi bei der Nacht verwischt, drum ziht beide jetzt vors Gricht.130 Dä Hund seit wänner Rusßisch kät no wär dä Fluaschdieb gli vermehrt, und Katz vergist 3 dä Müller nit, bis sie ihn amol selbst verwischt.131

126 Fleischhafen = Fleischtopf 127 Hexen = Emminger Narrenfigur 128 Zaine= Weidenkorb 129 „Hört Narren sperrt die Augen auf! Und schaut dann her auf die Tafel, es stehen viele wundersame Sachen darauf, ganz schreckliche und keine Fabel, sie sind aus der Nähe und auch von weit her, von Narr zu Narr zusammengetragen, die meisten stammen von hier, deshalb wissen nicht alle wo und wie.“ 130 Zwei auf einander todfindige (?) Geschöpfe, die haben sich mit einander verstanden, die haben sich bei Nacht versteckt um einen guten Abendfraß zu fangen; Ein Schinken und ein Viertel, ein Küchenraub (?) zwei gute Teile, das haben sie bei der Nacht erwischt (hier für „ergattert“), drum ziehen beide jetzt vors Gericht. 131 Der Hund sagt, wenn er russisch könnte, dann wär der Fleischdieb gleich vermehrt, und die Katze vergißt den Müller nicht, bis sie ihn einmal selbst erwischt. 80

Bi Fuuatter arme Jaureszeit d`Leit ihrne Straustiel wenig brouchen, um das das ihrige 4 souber bleibt duat sie es im hause Wasser bouche.132

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Fastnachtspiele Ostern 1840 Ein Neuen Fund für d. Landwirthaft o, glükli eisa Bügerschaft, es schreien all 87. es lebe hoch! De Straustiel wäsch im Hotterloch. Obiges Lied will sagen: Einem Mann wurde der Spek gestohlen, der Dieb verlohr ein Schinken und ein Vierteil Spek hievon. Hund und Katze die den Dieb sahen, u. um das verlorne stritten, aber von einem Nachbar dem Müller verjagt wurden, die konten die Rußen Sprache nicht / nemlich dem Dieb sagte man der Ruß. Im lezten Vers: komt vor: Es hat die bukelige Salome 1842 im heißen Sommer den Stofstuhl gewaschen beim Brunnen.

Ostern

Am Palmtag wurden die Palmen nebstem mit Äpfel geweiht: 133 Vorher aber am St. Agatha Tag wurde Brod und am Dreikönigtag wurde

Saltz und am Aschermittwoch Asche geweiht.

Das Rennspiel dahier 1840 Im Frühling an Ostern wenn der Schnee weg war so trieb mann 88. in den Wiesen hinter der Burg das Ballspiel /Faulballen/ Am Sonntag Abend nach dem Essen gieng die Jugend in die Wiesen, die Jünglinge stellten sich am Fußweg der zur Burg und zum Unterdorf führt auf, alsdann kamen die Mädchen des Weges per Arm selbander daher, dann rufte ein Jüngling einem Mädchen zu: „Marie! Wir wollen miteinander Rennen!“ Das Mädchen löste von seiner Gespielin loos und lief etwa 15 Schritt Abstand voraus, jetzt klatschte der Jüngling in die Hände, und zugleich ranten beide auf dies Zeichen die Wiese hinunter bis an den Graben der quer vor ihnen lag und die Grenze bildet. Alles schaute zu mit Intresse, besonders wie das Mädchen rennen konnte. War dann das Mädchen gefangen da war die Freude beiderseits groß, und es entspann sich oft erste Liebe. Das Mädchen wurde nach dem Rennen zur Kameradin zurükgeführt, und ein anderes paar betrat auf gleiche Weise den Rennplatz= Das Rennen gieng so fort bis in die Nacht hinein, denn es war schön, dann kam aber oft der Pfarrer, und die sich noch ergözten schlichen davon.

132 In der futterarmen Jahreszeit brauchen die Leute ihren Strohstiel selten, damit das ihrige sauber bleibt tun sie es im heißen Wasser bouchen (?)

133 St. Agatha Tag = 5. Februar 81

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Nachtwächterruf

1845 In dieser Zeit war noch Holgenhannes134 hier Nachtwächter und dan später Jacob Butsch, diese konten sehr schön singen. Lezterer Zeit macht man Nacht= 89. wächter die kaum recht schwetzen135 können, und rufen daß die Nachtwandler erschrok= en fortspringen. Von Martini an muste der Nachtwächter Neune ruffen, wie folgt: „Es hatt Neune geschlago, der Wächter thut Sago: es ist Neune vorbei, schon Neune solls sein. Ihr Mägdlein versorget das Feuer recht ein! Gott woll nur beschützen vor Feuer und Gewitter; vorem ewigen Tod ach Gott! Gelobt sei Jesus Christus. „Um 12 Uhr musten die Nachtwächter wieder durchs Dorf auf gewissen Ständ rufen: Loset wa will i Euch sagen dä Hammer hat zwelfi geschlagen wohl ob denne zwölfi; Bewahr uns Gott und Maria. „Das Tagenrufen um 2 Uhr Morgens: „Steht auf im Namen des Herr Jesu Christ! Gelobt seist dus Herr Jesu Christ! Der Tag fangt an zu schleichen, dennen Armen wie dennen Reichen! Der helle Tag den Gott hat gemacht, Gott, geb uns allen ein guten Tag! Gelobt sey Jesus Christus. Seit 1903 hat man keine Nachtwächter mehr man hat Beleuchtung im Dorf. 1845 Um diese Zeit verdiente der Polizey136 nicht so viel mit Ausschellen ja er hatte 90 nicht einmal eine Gloke u. muste jedem zurufen. Z.B. Josef Hannes Jacob Ferdi dan trug er, wenn man heraus schaute die Sache vor. Kam früher der Spindelmann der für die Weiber Spindeln feil hatte, so rufte „ er durchs Dorf „Spindlo Weiber Spindloo“ . Kam ein Eseltreiber mit Schleif= „ Stein der rufte durchs Dorf „Schleifstein!! „ Der Lumpensamler rufte „ Lumpen, Papier und Kalender!! „ Kam im Frühling der Sauhändler mit Schwein, dan sprang ein „ Knabe durchs Dorf und rufte „ Wer will Sauen kaufen der soll is Liselibeken Haus laufen! Ferner kam einer der rufte: Karensalb!137 1842 Wurde die erste Eisenbahn in Baden, von Heidelberg nach Mannheim gebaut. 1840 Sah man auf dem Lande noch kein Papiergeld u. keine Goldstüke 1807 Erfand man die Schraube /Müke/138

134 Holgenhannes = Johann Störk, Vater des Chronisten Peter Störk; Er war Kirchenpfleger auch Heiligenpfleger, deshalb das Holge (von Heiligen) 135 Schwetzen = schwätzen, reden 136 Polizey = Amtsdiener, der die amtlichen Vermeldungen zu veröffentlichen hatte 137 Karensalb= Karrensalbe, Wagenschmiere 138 Müke = she. Seite 58 82

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Gebräuche bei Hochzeiten

1840 Um diese Zeit durfte man noch nicht zum Standesamt und sich anschlagen lassen139 sondern nur ins Pfarrhaus zum Pfarrer wegen dem 91. Verkünden wie jetzt noch. Alsdan wird von den Eheleuten durch den Pfarrer 140 verlangt, zum Sponsalien zu kommen um dort das Christliche Ehepar zu prüfen

ob sie wenigstens auch das Vater unser und das Glaubensbekentniß können.

Am Tag vor der Hochzeit wird der Brautwagen geführt und auf die

Hochzeit geladen durch Gesell und Gespielin, diese sind, der Gesell am rechten 141 HandÄrmel mit einem Strauß geziert das Mädchen mit einem Kranz oder Schapel

Jeder mußte in alle Häuser des Dorfes und den Spruch hersagen: Die Hochzeiter und Hochzeiterin lasset Euch Grüßen, ihr sollt auch kommen auf ihre Hochzeit; ihr sind Eingeladen uff Morgensuppe, thut ihnen die Ehr an in der Kirche, ihr sind eingeladen ins Mahl im Adler! Also findet Euch ein, ihr Buben holet Stäuß ihr Mädli sezt Schapeln uff, Wends Hochzeitleit wieder können Abverdienen werden sie es auch thun.

Am Morgen des Hochzeittages werden die Nächstverwandten zur Morgen= suppe eingeladen. Damals hatte man Milch oder Fleischsuppe, seit spätern Zeiten Kaffe. Nach dem Essen werden drei Vater unser und der Glauben gebetet. Alsdann geht der Hochzeiter hin zu seinem Vater reicht ihm die Hand und sagt: Bhüt Gott Vater! „ Ich sag, Vergelts Gott für alles was ihr mir gethan haben; Ebenso geht er hin zu seiner Mutter und sagt „Vergelts Gott für alles was ihr mir gethan haben. Auch die Braut geht zu ihren Eltern sie Weint u. spricht „Vergelts Gott Vater, ich dank für alles was ihr mir gethan haben, daßgleiche spricht sie so zu ihrer Mutter. Alsdann geht man vors Haus und der Hochzeitzug stellt sich auf, die Braut lauft neben der Mutter bis in die Kirche, während die Mußik= kanten denn Hochzeitmarsch spielen. Nach der Einsegnung lauft Breutigam und Braut, mit dem Hochzeitzug ins Wirtshaus, dort ist sogleich der Schapplentanz. Zu jener Zeit musten die Mädchen an Hochzeiten und Mariafesten142 Schappeln aufsetzen; dies waren silberne oder vergoldete Reife, wie Kronen, dergleichen man an Muttergottesbilder sieht.

139 Anschlagen lassen = Aufgebot veröffentlichen 140 Sponsalia (lat.) = Verlöbnis 141 Schapel= ist ein im 12. Jahrhundert aufgekommener reifenförmiger Kopfschmuck für Männer oder Frauen aus Metall oder Blumen. Als Schäppele mit Perlen, Glas und Spiegel im Schwarzwald bekannt 142 Mariafesten = Feste zu Ehren der hl. Mutter Maria 83

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Gebräuche bei Hochzeiten

Ein gefallenes Mädchen143 durfte keine Schappel aufsetzen, auch in der 1840 Kirche nicht mehr zu den Mädchen stehen. In jener Zeit gieng im Dorf aus jedem Haus eines zum Mahl ins Wirtshaus. Damals wurden Ehrentänz ausgerufen von den Spielleuten! „Hö! Jez sind drei Ehrentänz ausgerufen dennen Brautleut“ Hernach wurden Götti und Gotten144 Vater und Mutter Ehrentänz ausgerufen. Nach der Mahlzeit steht der Hochzeitlader auf, und befiehlt stille; hebt die Hände auf und spricht den Abdankungsspruch: Werthe Hochzeitsleute! Der heutige Tag ist für Euch ihr werthen Brautleute allwo Gott das Unauf= 92. lösliche Band der Ehe zusammengefügt, daß der Mensch nicht mehr scheiden soll. Und ihr geehrten Hochzeitsfreunde; ihr habt heute den Kirchgang geziert um Euer Gebet dem Allerheiligsten gewidmet daß er diesen angehenden Eheleuten Glük und Segen und eine friedliche Ehe verleihen wolle. „Ich will“ sagt der Apostel Paulus, daß ihr ohne Sorgen wäret.“ „Wer heirathet tut Gut! Wer aber nicht heirathet thut noch viel besser.“ Es bleibe also jeder bei seinem Stand wozu er berufen ist. Kurz habe ich noch zu erwähnen, das viele Freunde Brüder und Schwestern auch noch Anverwandte, namentlich dem Hochzeiter sein Vater der Braut ihre Mutter schon längst in die Ewigkeit abgerufen sind, und diesen wollen wir mit einem kurzen Gebet behilflich sein, und laut beten 3 Vater unser und den Glauben. Dies wurde von allen laut und stehend gebetet. So lebt dann getraut gleich Engelscharen, wie heute stehts gesund und froh, wir feiern dann nach 50 Jahren die goldene Hochzeit Ebenso. Um alles nicht zu vergessen, ist die Kühe145 nicht verspert, der Hahnnen146 nicht veriben, es ist noch viel im Rest geblieb= en. Denn Brautleuten wünsche ich zuvor viel Glück: „ Ein Stall voll Rind“ „eine Stuben voll Kind, und nach einem kurzen Jahr einen Knab mit einem lockigen Haar. Der Hochzeitlader thut die Gaubschüssel147 auf den Tisch und es wurden von den Nächstverwandten am Brauttisch ein Kronenthaler, jeder in die Schüssel gelegt.

143 Gefallenes Mädchen = Mädchen, das keine Jungfrau mehr war und bereits Muter war 144 Götti und Gotte = Pate und Patin 145 Kühe = Küche 146 Hahnnen = Bierhahn 147 Gaubschüssel = Emminger Dialekt für Gab(en)schüssel – sie war noch Brauch bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts 84

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Gebräuche bei Hochzeiten

Damals waren die Tanzböden in den Wirtshäuser klein für das Dorf 1840 welches damals 1300 Seelen hatte. Die Mädchen konten bei Hochzeiten nicht in der Wirthstube selbst die Jünglinge musten stehen inmitten des Tanzbodens. Bevor nun der Tanz angieng, stieß der Klarinetbläßer ein Ton hervor. auf dies kamen die Mädchen die im Hausgang und der Stiege waren 93. schnell vor die Stubenthür, die Jünglinge giengen dann hin und langten eine heraus wie beim Fischen. Natürlich wen der Liebhaber kam drängte sich die Liebste vor, um sich ergeben zu zeigen. Die Mußik bestand damals aus Klarinet, Geige und Baß und war sehr schön. Am schönsten stand hier Mußik und Gesang im Jahr 1850- bis 1860, so traf 148 ich es an keinem Ort und in keiner Stadt, dies hat Oberlehrer Störk so fertig gebracht, so das die Leute aus den Nachbarorten u. Städten hier herkamen um Mußik und Gesang zu hören. Seitdem das Spinnen abgegangen und die Kunkelstuben, hört man nicht mehr singen noch pfeifen, ja nicht einmal in den Wirthshäuser; einzig noch in der Kirche wird gesungen in dieser traurigen Zeit.

1846 In diesem Jahr hatte auch ein armer Mann Hochzeit, der versprach dem Wirth das Gabgeld für Tanzschein, Essen und Trinken, da gieng es lustig her, man machte künstliche Tänze, Z.B. der Englische Baurentanz u. der Traliederidom alles sah mit 149 Freuden und Neugierde zu, besonders als der Thadeen Hannes noch im Gewühl 98. herum den Walzer mittanzte, in seinem komischen Rok Lederkniehosen roth Leible150, mit einem gefüllten Bierglaß auf dem Kopf ohne etwas zu verschitten. Das Gabgeld fiel reichlich. Als aber am Feierabend die Brautleute den lezten Walzer tanzten, und alles ergözlich zusah, ja sebst der Wirth freute sich und sah zu. Jetzt schaute er vor, gegen den Brauttisch dort saß Niemand, da gieng er hin besah die Gabschüssel aber diese war leer, hastig vor Zorn sprang er hin zum tanzenden Hochzeiter hielt in Fest machte ihm Vorwürfe, wodas Geld sei! Dieser wuste wohl nichts hivon, den die Brautmutter hatte schnell, da alle zum Tanze aufstanden, u. wegliefen, schnell die Gabschüßel in ihre Schürze gelert und fort damit. Der Wirth nahm dann dem Hochzeiter Rok, Weste u. Hut, so daß er im Hemd heimmuste. Aber der Hochzeiter hatte Rok, u. Weste entlehnt, die dann der Wirth hergeben muste.

148 Oberlehrer Störk = Mathias Störk, (zu seiner Zeit Stärk geschrieben), geb. 25.2.1815, gest.28.8.1877 149 Hans, Sohn des Thad(d)ä 150 Leible = ärmellose Weste 85

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Das Pfingstspiel 99 1838 Am Pfingstmontag wurde hier schon mehrmals durch hiesige Jünglinge gepfing= stet, es ist ein schönes Spiel, und der hiesige Obre Brunnen mit der Umgebung eignet sich besonders hiezu. Im Jahr 1898 hat man das lezte mal gepfingstet. Die Jünglinge hatten sehr schöne Kleidung von Auswerts erhalten.

Stattuten beim Pfingstspiel

§ §1 Für das zubegehende Pfingstspiel hat sämtliche Manschaft, die sich mit eigenem Namen unter zeichnet folgende § zu halten. §2 Jeder Unterzeichnete wird mit 6 Mark bestraft, welche die Mitgliedschaft erhält von demjenigen welcher vom Spiel aussteht ohne Gründe. §3 Sollte beim Spiel Geld fallen so ist es gleichmäßig zu verteilen, Auslagen aber wrden zuerst zahlt. §4 Jedes Mitglied hat sich vor übertrinken zu hüten, u. sich dem Befehl des Obersten zufügen bei _ Strafvermeidung. §5 Kleider und Waffen müssen nach Bestimmung der Mitglieder sein. §6 Die Sprüche müssen laut und deutlich vorgetragen werden. je lauter, je Interessanter A. Allererst komt der Vorreiter streng u. alleinig gegen den Brunnen, vom Dorf her allen andern voraus, reitet dreimal um den Brunnen, prüft die Lage und spricht sodann laut: „Abplatz! Abplatz mit Weib und Kind, der Kaiser komt mit seim Gesind, er wird ein kleines Plätzchen räumen, dan werden sich noch viele Herren zeigen, sollte der Platz nicht recht geräum= et sein, so will ich die gröste Hundsfott151 hier. Nach diesem reitet der Vorreiter zu den anderen zurük Alsdan reiten alle zum Brunnen B Oberst: Hochgeehrte werthe Freunde u. Kamaraden! Die Stunde auf die wir uns so lange gefreut ist nun da! Seht an die Masse der Menschen die von Nah und fern hierher geströmt sind. um unser Spiel zu sehen und hören. Ich bitte Euch deßhalb ihr Kameraden, die Sprüche die jeder zu sagen hat recht unerschroken laut und deutlich vorzutragen, daß wir nicht zu Schanden werden, und unsere Zuschauer den Gang nicht gereuen lassen den sie uns zu lieb gemacht haben. Ich ermahne Euch nochmals haltet Euch gut. Auch an Euch Hochgeehrte Herren u. Damen richte ich einige Worte: Ich heiße Euch Namens aller Kameraden Willkommen. Vorallem danken wir unserm Hochwürdigen Hochzuverehrenden Herrn Pfarrer dem Bürgermeister für die Erlaubniß zu diesem Spiel. Ferner allen denjenigen die uns zu unserm Spiel unterstüzt haben, daß wir vileicht späteren Jahren daran denken werden, wenn wir uns erinnern an unsre so schöne Jugendzeit, an diesen oder jenen guten Freund und Kameraden, an unser heimatliches Glük und Freude. Wir werden uns an mehreren Punkten in diesem Ort aufstellen, und zuvor hier vor dem? Das leztemal wo das Todes Urteil für den Pfingstputz vollzogen wird.

151 Hundsfott ist ein altes Schimpfwort i.S.v. Niedertracht, Gemeinheit 86

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Das Pfingstspiel

Auch bitten wir während gesprochen wird sich ruhig zu verhalten damit Jedermann es vernehmen kann. Nachdem Spiel ist Jedermann eingeladen höflich mit uns Gesellschaft zu leisten, der ein froher Mut, einen vollen Beutel und gesunden Apetitt mitbringt. C Oberst, zu den mitspielenden sich wendenten spricht laut: Woher! Woher! Treibt Euch der Wind daß Stifel und Sporen so staubig sind ! d Rittmeister: Aus Sachsen wo die schönen Madchen auf Holtzbirnbäum wachsen. e. Oberst etwas vorgeritten spricht: Ich reit daher in Gottes Namen, sprich allzeit Gelobt sei Jesus Christus Amen. Wir reiten daher zur Ehre Gott! Dem größten Feind zur Schand und Spott. Wer neben einem Kreutz und Bildstok geht, und nicht abzieht den Hut der wird gestraft mit dieser Ruth. Wir strafen auch nach altem Brauch, wir haben es empfunden auch. Wir grüßen erst und vorgeachtet unsern Hochwürdigen Herrn Pfarrer, unsern Herrn Bürgermeister und die ganze ehr= same Gemeinde. Um nichts für ungut gehalten, weil wir ehren junge u. die alten wie es vor alten Zeiten schon gewesen, kann jeder in der Geschichte lesen. Wenn einer über das Gesetz hinaus geht, so hat er eine Strafe zu erstehen. Weil wir nun sind daher geritten, so wollen wir um etwas bitten, wir nehmen an was Euch gefällt, sei es Gold Silber oder Papiergeld. f. Voreiter. Ich bin nicht umsonst daher geritten muß Euch um etwas bitten Um Platz um Platz ihr lieben Leut, daß die Herrn die Sprüch sagen Deutsch so wollen wir die Pfingsten ehren, Ihr könt es mit Vergnügen hören. g. Kassier: Gebt acht macht Platz, daß ihr nicht von meinem Gaul ertapt ihr könt mich horen von fern, aber habet es nicht so ungern. Ich muß Euch um etwas bitten, ich nehme an was Euch gefällt Silber Gold oder Papiergeld. h. Rittmeister: Rittmeister bin ich allhier, zwei Fläschen trage ich bei mir, im ersten Bier im andern Wein, damit ich und meine Kameraden können brav lustig sein. Lustig in Ehren kann uns Niemand verwehren. Darum wollen wir diese Pfingsten recht freudig verehren. i. Ich bin ein tapfrer Karpral und was ich red ist alles wahr, ich bin Corpral hoch studiert, hab meinen Stab schon oft probiert den Stab führ ich in meiner Hand, bin oft geritten durch Stadt und Land. Wenn ich den Stab nicht mehr recht führen kann, bin ich und meine

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Das Pfingstspiel

Kameraden schlimm daran. Die Mädli sind mir alle wohl bekannt, sie reichen mir Geld und Bratwürst in die Hand, sie schenken mir ein Glas mit Wein, damit ich und meine Kameraden können brav lustig sein. Profos152: Sei still das du die Mädli kenst, wen schon du zu jeder renst! k. Schon wird man es die153 Pfingsten sehen, wenn keine will zu dir hinstehen, den ich schwör bei meiner Ehr den Korpral bei keiner liebsten zu sehen, weil es nun so ist so schäm dich, weil du ein verlogener Kamerad bist mit deinem wüsten Angesicht den du weist daß ich die Charge 154 als Profos begleite, mit meinem braunen Pferd neben dem Corpral reite. Mohrenkönig: Ich bin der König der Mohren, Menschen und Land hab ich verloren l. Pulver und Blei ist mir bares Geld, hab ich kein Bett so schlaf ich im Feld. Ganz schwarz ist mein Angeischt, wer mich nicht sieht, der glaubt es nicht. Ich hab schon mancher erschrikt wenn er meine weißen Zähne erblikt. Frau Wirthin schenk ein, ein Glas mit Wein Bauer zahl aus, Edelwein sauf aus, oder ich reiß dir dein roter Schnurbart aus. Mohrenkönigssohn: Ich bin der Möhrenkönigssohn hab alles verlumpt und versofen m. Der beste Wein ist mir durch die Gurgel geloffen. Es wäre besser ich wäre zu Hause geblieben und hätte meinem Vater die Ochsen getriben! Aber Ochsen treiben mag ich nicht, und zum betteln schäm ich mich. Es wäre besser ich ware nicht geboren, oder zu einem Geißbok auserkoren. Kirasier I: Ich bin der erste Kirasier hab schon manchen Krieg geführt, heute reiß n. ich nach Preußen, Morgen nach Dreßden, dort ist der schönste Aufenthalt für Kiraßiere Dort will ich die Truppen führen; Die Türken schlagen aufs Haupt, bis ich ihnen hab Geld und Land geraubt. Jetzt reiß ich ins Feld will den Lorberkranz, und auch zum General aufschiegen alsbald. Kürasier II. Schweig Kamerad vom Arantzieren, sondern nur vom Dekretieren o. Du weist als wir im Laager waren, was dir schlimmes widerfahren, was mir der Türke hat gesagt, warst du sehr angeklagt! Nur vom Spionieren wollen wir schweigen, und mit einander durch Länder reißen. Husar I. Ich bin der Husar jung, reit mein Pferd im Sprung. Komm ich zu Bauer p. ins Quartier, sauf ich nichts als Wein und Bier, wen der Bauer fragt wer häts gethan? nehm ich mein Pferd und reit davon.

152 Profos, Profoß, Profot = ein für Strafsachen zuständiger Militärbeamter 153 Die = diese, die diesjährige 154 Charge= im Schauspiel die Kunst 88

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Das Pfingstspiel

Husar II: Nein, Nein Husar jung, wir reiten nicht davon! Hörst nicht wie die

Bauern im Geld rollen, sie werden uns was geben wollen. Fähnrich: bin ich allhier, die Fahne trag ich stets bei mir. Wenn ich die Fahne thue schwenken, so sollen alle Kameraden an Pfingsten denken. Die Fahne ist das Zeichen, daß wir uns alle als Brüder gleichen. Wenn ich die Fahne nicht mehr schwenken kann, so bin ich und meine Kameraden schlim daran.

Maienführer: Ich führe meinen Tannenbaum an der rechten Seite, ist geziert mit Nadeln und vielen Herrlichkeiten. Ich habe ihn im Wald geholt er gefällt q allen Leuten; Neben dem Fähnrich muß ich reiten. Wenn der Maien fällt so reit ich daß der Boden schnellt, und wenn der Maien steht, so reit ich daß mein Pferd nur rükwerts geht. Uhlan I Uhlan ist meine Freud, darum bin ich Uhlan. Am Spanischen Meer bin ich gesessen, und hab manchen Braten gegessen. In Preußen gibts r viel Schnaps in Rußland viel Liquür, Jungfern hats dort viel schönere als alleweil allhier. Ich trinke meinen Schoppen, dann seh ich sie foppen155, die unsern können auch foppen, foppen. Uhland II Halt Bruder nicht so laut, sonst machst du die Jungfern faul, ehe wir von hier Marschieren. Ich bin auch im Felde gelegen bei Sturm Schnee und s Regen, stund auch im Feuer und Flamm, hab den Feind gehauen zusamm, Tisch Bänk und Stüel, das ist Soldaten Zier. Ich tat stellen und rauben, das ihr alles sicher glauben, soweit habs ich schon gebracht, und hab noch nicht einmal ein Bart. Kellermeister: Ich bin Kellermeister allhier, welche Jungfer hat Lust zu mir die gibt mir viel Geld in die Hand, dann reißen wir ins Ungerland, im Unger t land ist gar gut sein, dort trinken wir den besten Wein. Das beste in den Wochen thut uns d`Frau Wirthin kochen. Dann jagen wir sie zum Haus hinaus, und sind selbst Herr im ganzen Haus. Es ward noch nie erhört, daß ein Esel auf einmal ein Malter Haber verzehrt. Koch: Ich bin der Koch vorem Ofenloch, brat ich nicht, so sied ich doch. Ich stelle es meinem Herrn uff 77 Trachten156, mit Flöhen gebraten, mit Läusen geschmalzen, mit Niß gesalzen mit Schwaben u: zugedekt so hats meinem Herrn noch nie geschmekt.

155 Foppen= necken, hänseln 156 Tracht= Tragegestell für die Schulter zum Tragen von Körben und Eimern, Tragbahrem 89

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Das Pfingstspiel

Doctor: Ich bin der Doctor aus der Kunst, quriere die Mädli umesunst, Zähn aus weißen in d`Löcher pfeifen. Zwischen Ulm und Almendsriet hab ich än alten Esel quriert Ich hann ein Wurm von ihm getriben er ist sieben mal um ein Kachelofen gstigen. Zum Gebrauch Fuchsschmalz, Hasenschmalz ½ Vierling von einem alten Esel dabei, das gibt eine gute Medezei. Aphotheker: Ich bin Studiert uff Medecin, von meinen Medicamenten werden v. alle hin. Das meiste Gift, nim ich vom Arsenik. Ich hab auch Salbe für allerhand Schäden, ich wills dena Jungfere und Weibsleut umsonst geben, eine Salb für Rufenköpf, Läus und Flöh, dann dürfen sie nimehr so kruzen mehr, Glei bezahlen mit bestem Willeli, und nebenhr Spenden, Hennen, Gäns und Gillili. Pingstputz: Dieser komt erst jetzt auf den Platz auf magerm Pferd, Stohbukel w. einem hölzernen Säbel, das Gesicht ungewaschen alte Schuh an Füßen und auf dem Kopf eine Rindenkappe. Pfingstputz bin ich genannt! I han ä Fidlen sischt ä Schand. I trag eine x. goldene Waffen, heut Nacht bin ich verschlofen, es het mi Nimand gwekt drum kumi jetzt erst vom Bett! No hanni d Stegen an Arm gnommen bins Hemd abigrannt, I. ha gmeint I. sei der erst, jetzt bini no gar der lezt. Rittmeister: Pfingstputz wie wirst du genant? y. Pfingstputz: Ich bin der schönst im ganzen Land ! z. Rittmeister: Ich glaub du hast dich selbst vermehrt, du seiest der größte Esel der es gäb. a. Pfingstputz: Und ich glaub du häst dich selbst vermährt, du seist dä größt Esel der es gäb. b. Rittmeister: Wart ich will es dem Oberst sagen, dich beim Regiment verklagen c. beim RegimentsProfos, deßhalb trag ich meinen Säbel bloos. Rittmeister, zum Oberst sich wendent: „ Ich bitte für den Pfingstputz um Gnade!“ d. Oberst: Ach neine! Ach nein daß kann ja nicht sein, gestorben, gestorben muß es sein, weil e. er bei dem schwarzen Mädle so gut gschlofen hät, nehmt ihn herab vom Pferd werft ihn ins Bad recht hoch und tief, daß der Malefiz Kerl nicht rauskommt gli. Rittmeister, zum Pfingstputz sich wendent: Zum Oberst bin ich geritten, um Gnade für f. dich zu bitten, daß du zeigtest solche Grobheiten uns an, daß man dir nicht verzeihe kann, und auf diesen Porunen [?] hinken, u. nochmals, miteinander Gesundheit trinken.

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Das Pfingstspiel

Doctor: Pfingstputz ich will dich noch qurieren, will sehen wie es steht mit deinen Nieren. g: will sehen alsdann, ob ich dier nicht helfen kann, nach meinem studieren, will ich dich mit Hofmanstropfen qurieren. Pfingstputz: Weg du: Solche Doctor sind verlogne Kogen, was sie sagen ist verlogen, f: die meinen Grobheit sei Gscheidheit, und mißhandeln Weißheit, Nun so geht die Pfingsten vorbei, und dem Doktor sei Gscheidheit fein Pfingstputz zum Rittmeister sich wendend: Ich habe mich zu empfehlen! Man kann mich i: doch nicht strafen wegen stehlen, nein, nein solch ein Dieb bin ich nicht wenn schon die eitle Welt so von mir spricht. Ich kenn viel sie sind große Neider, die meinen Zwiken und Zwaken, sei viel gscheider. Ich hab nur geringe Kleider an, bin deßhalb doch ein ganzer Mann. Nur wegen dem so viel mol verschlafen will man mich so hart abstrafen. Der Pfingstputz spricht auf dem Brunnenbett gegen die Leut gewendet: Pfingstputz bin ich genannt. I han ein Kleid an sischt ä Schand, ich hab eine große Waffen, heut Nacht bini verschlofen und wenn mich Sonn nit het gwekt so läg ich jezt noch im Bett. Poz Blitz Karnalivögelelement, was ist daß für en gerent! Was steht alles so um mich herum, glaubet alle ich sei so dumm Nei, Nei, des bin ich nicht, i ha nu s`Häs a so ungeschikt. Vor Angst muß ich ein Glukser lau, i wett i wär im Himmel schau, Hät ich da Meister braver gnent, ich sag ihm sonst der Denbtüerlaut. Saget ou weget dem eifältigen verschlofen, will man mich so streng abstrofen, ha, ha, ha, ha, ha, ha Nun ist die Pfingsten vorbei gegangen, in dem Wasser will keine Fisch fangen. Ich ggeh aus dem Wasser wider heraus und sogleich ins nächste Wirthshaus. Die Kirasier nehmen den Pfingstputz auf den Brunnen schenken ihm noch j. ein Glas Wein ein, und er ruft den Leuten zu: Gesundheit ihr Herre und Frauen! Gesundheit allen Kälber und Sauen! Der Pfingstputz legt sich nieder, und die Kürasier der eine nimt ihn an beiden Händ der andere so an Füßen schwenken ihn dreimal hin und her, indem sie rufen: Zum ersten, zum Zweiten, zum Dritten mal wird er in Brunnen geworfen, wo er dann beim heraus gehen die Leute übersprizt, und hernach ein Trinkgeld sammelt.

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Das Pfingstspiel, und Kleidertracht

Der Pfingstputz spricht wenn er aus dem Brunnen komt: Meine Hochgeehrten Zuschauer zur Bemerkung: Ich habe meine Straf wegen zu lang schlafen überstanden Wen man jetzt alle nehm die schon z`lange gschlofen hend, so wären alle Wasser voll. Es ist nicht gut Pfingstputz zu sein, es muß einer ge und sein auf den Beinen, und im Kopf, daß ihm der Verstand nicht hopst. Wie ihr selbst seht so sind die welche mich gerichtet haben gar zu viel Obgleich keiner im Stande ist neben mich hinzustehen. Viele Hasen sind des Hunds todt. Und nun zum Schluß im Selbstgefühl sowohl im Auftrag der Gesellschaft für den zahlreichen Besuch und die Aufmerksamme Zuhörerschaft unseres heutigen Stükes unsern innigsten Dank. Die passende Kleidung zum Pfingspiel, kann sich nach Stand jeder selbst wählen. Vorweg muß jeder ein Pferd haben und eine Waffe. Der Dichter des Pfingstspiels ist unbekannt, jedoch veräth der Dialekt einigermassen die Gegend welche Höhgau und das Fürstenbergische spricht. Die Dichtung sowie der Vollzug des Spiels war jedenfalls zur Zeit der Türkenkriege.

Die Kleidertracht dahier bis 1860

1860 Die Männer hatten all überal bis um diese Zeit besonders auf dem Lande zur Kopfbedekung den Dreispitzhut, nebenher auch eine Sammetkappe von Otterpelz. An Werktagen meist eine weiß baumwollene, oder schwarz Zipfelkappe. Ein wollenner oder Zwilchrock mit Stehkragen. An Sontagen hatte Jedermann ein Rok von Schaafwolle ein rot Schile oder Leible von Scharletin. Rok und Schile hatten weiße Mettalknopf. Ferner hatte Jerdermann kurze Lederhosen unter den Knien gestrikt. Vornen an diesen Hosen war ein Hosenladen, die Schlitzhosen vorn kammen erst 1860 auf. An den Füßen hatte man Bundschuhe oder Zungenstifel. Noch 1852 Hatte man noch beim Militär den Hosenladen vornen. Die Weiber hatten auf dem Kopf die sogenannte Schnellerkappe. Diese waren gemacht von Draht und schönem Flor, gleich einem Rad hinten ob dem Kopf. Am hinter Kopf ein glizernder Kappenbletz; mit Atlasbänder, unten daran über den Rüken hinunter, diese Kappen waren sehr schön. Auch hatten die Weiber Juppen157 von Tuch oder schwarz gefärbten Leinwand Die Brüste von rothem Scharletin oder blau Seiden. Die Schürze waren von rothem grünen, gelben Tafet. Die Sontagschuhe waren niedrig so daß man die weiß baumwollenen Strümpfe sah. Mädchen und Weiber hatten kurze Hemdärmel und die vorder Arme zur Zier bloß. Mädchen und Weiber hatten weiße Leinwand Schürze, weiße Schmußette nur Mädchen.

157 Juppe = Jacke 92

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100 Sitten und Gebräuche in Emmingen die Schule

1842 In diesem Jahr gieng ich Peter Störk noch in die Werktagschule. Unser Lehrer ein ausgezeichneter Musikant, Sänger, Schreiber lernte uns sehr schön schreiben, ja es konten einige so prezis und schön schreib= en zur Schulprüfung das man sich wundern muste über solche Genauigkeit Die Schriften wurden nach Karlsruhe geschikt, und der Lehrer Mathias Störk bekam Prämie 50 Gulden. Hier sind wirklich noch einige Bücher verfast von jenen Schüler sie sind wertvoll. Damals war es als der Herr Decan ins Dorf fuhr sehr drekig den ein reicher Man baute ein Haus und führte im Winter Lehm auf die Straße Der Lehm wurde ein Fuß tief zum Pflatter als es regnete, und als dan der Decan mit seiner Chaise durch fuhr, das Gefährte ganz gelb. „In der Schule befahl der Der Decan einem Mädchen es soll an die Land= karte und Emmingen ab Egg zeigen; das Kind gieng hin fand es aber nicht, obwohl die Stelle wo Emmingen stand schwarz war von vielem hinzeigen, da strekten die Schüler in den Bänken freudig die Finger und ruften dem Kind im Flisterton halblaut zu: „ Sell drekig“ „Sell drekig“. Jo, sagte der Lehrer der wie alle zusah, sagts nun „sell drekig ist Emmingen“. Ein anderes Mädchen welches einer herge= laufenen Bettlerin gehörte und keine 8 Tag hier war, war über 18 Jahr alt der Pfarrer fordert es auf das Vater unser zu beten aber das Mädchen konte nicht einmal anfangen, dann schlug ihm der Pfarrer das Buch auf den Kopf so daß eine Staubwolke wie Asche von der Kappe des Mädchens weg fuhr Das Mädchen sagte dann: „ Lond doch sie Herr Pfarr, meine Muter hätt no nie nint so sait.“ /das heist: Lasset sein Herr Pfarr, meine Mutter hätt noch nie so was gesagt./ Zur Prüfung kam dann der Gemeinderat, da wurden wir Tags zuvor wohl belehrt, wie wir sollten die Besucher grüßen, aber von vielen wurde der Tittel vergessen. Alsdann der Bürgermeister kam, standen alle auf und riefen“ Guten Tag Herr Frider. Dieser hieß Friedrich. Ein Gemeinderath kam, da ruften alle „Guten Tag Schuhveli: Dieser war ein Schuhmacher, hieß Valentin. Einen anderen rufte man zu: Guten Tag Giftspitz:/Ein Lästermanne.

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Die badische Revolution 1848 . 1849

1848 Die badische Revolution machte ich Peter Störk selbst, gezwungener Weise mit. Ich bin jetzt 87 Jahr alt und noch der einzige im Dorf und Umgegend 101 der diese Revolution mitgemacht hatte. Im Jahr 1847 wurde in den Volksschulen noch gesungen „Heil unserm Großherzog Heil unserem Fürsten Heil dem edlen Heil“ Aber im Frühjahr 1848 wurden schon die Bilder des Großherzogs und der Großherzogin im Schulzimmer und Rathzimmer mit dem Kopf abwerts gehängt; so blieben sie hängen bis 22. April, am Ccohar= Samstag 158‚ dan gab es für diese Bilder eine Auferstehung, den die Revolution

war zwei Tage zuvor (Gründonnerstag am 20. April bei Kandern nieder= geschlagen worden, denn auch in Baden wollten manche Revolution haben. Nach der Februar Revolution in Frankreich, war nun Baden in zwei Republik= en (Frankreich und die Schweitz) angrenzend, und so wollte man auch bei uns die schöne Freiheit genießen, man sang überall Freiheitslieder und machte Versprechungen. Könige Fürsten und Grafen wurden verspottet und als Tyrannen hingestellt, so dass alle dieser Herrn sich flüchten musten. Dies gefiel vielen Leuten, den der Polizeidiener Bläsi Matheis machte hier durch die Schelle freudig bekannt durchs 159 160 Dorf: Soo, jez ka jeder Holz houa , und hole in Fürstlichen Wald sie säa eisa! Der Fürst von Fürstenberg hat auf Gemarkung Emmingen viele 100 Morgen Wald und Bauernhöfe, diese wollte man unter die Gemeinde Bürger verteilen.

Schon lange vorher ruinierten die Freiheitshelden im Lande den es war schon den 12 September 1847 eine Versammlung in Offenburg gehalten unter dem Vorsitz deß damals so beliebten Friedrich Hecker in Mannheim Hofgerichts= Advokat. Die Forderungen der Versammlung lautet nach einem Flugblatt:

1. Allgemein Volksbewaffnung mit freier Wahl der Ofiziere 2. Ein deutsches Parlament frei gewählt durchs Volk, wer 21 Jahr alt ist, ist wahl= fähig. 100,000 Seelen wählen einen Abgeordneten zum Parlament dieser muß wenigstens 25 Jahr alt sein, das Parlament hat seine Sitzung zu Frankfurt am Main. 3. Unbedingte Preßfreiheit, die Leute sagten dieser Freßfreiheit, Vollständige Gerichts, Religion Lehrfreiheit 4. Allgemeins Staatsbürgerschaft, Verantwortlichkeit der Minister und Staatsbeamten

158 Coharsamstag = Karsamstag 159 „Jez ka jeder Holz houa“ = Dialekt „jetzt kann jeder Holz hauen“ (Holz schlagen) 160 „sie säa eisa“ = Dialekt „sie sind unser“ (sie gehören uns) 94

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Die Badische Revolution 1848

5. Gerechte Besteuerung nach dem Einkommen Wohlstand, Bildung für alle, Abschaffung aller Vorrechte Hecker war damals Mitglied der badischen Kammer ging sodann mit mehreren, besonders mit Struve einem Schriftsteller in Mannheim immer weiter in seinen Forderungen, verwarf die Monarchie und bekante sich offen als Republikaner. Als Hecker und Genossen sahen, daß ihr Verlangen nicht erfüllt wurde, so versuchten sie auf anderem Wege zum Ziele zu kommen. Schon am 27. Febr. hielten sie eine Versamlung in einem Wirtshaus zu Karsruhe mit Karl Blind einem Haupt- schreier und vielen Arbeitern ab. Man lies die Republiuk hoch leben und wollte ver- abredenter Massen am nächsten Tag vors Großherzogliche Schloß ziehen und den Großherzog zur Trohnentzagung zwingen, und um das Zeughaus zu überrumpeln aber die Sache wurde an die Polizei verathen, und nun wurden viele verhaftet und ein- gespert. Am gleichen Tage fand in Mannheim eine große Volksversammlung statt. worin die genanten Forderungen ebenfalls erhoben wurden, und durch Abgesandte dem Großherzog vorgetragen werden sollte. Als dies geschah gab es in Karlsruhe ein zusammenströmen vieler tausender, worunter auch schon viel liechtscheues Gesindel war. Die Anschauung dieser Leute zeigt sich im Freiheitslied das begann: „ Wir saufen das Blut der Tyrannen, wir saufen das Blut!“ Von Karlsruhe aus wurden dann von Ort zu Ort für freiheitliche Forderungen geworben, überal mit großem Lärm die Knechtschaft des Volkes geschildert. In Stockach trat zum ersten mal Fikler auf, ein Kaufmann in Konstanz u. Rdacteuer der in Konstanz erschienenen Seeblätter. 1848 den 13. März war in Hegne eine große Volksversammlung mit repuplikabischen Kund= gebungen, da brachten die Arbeiter und Bauern zum ersten mal Sensen mit. Der Regierungsdirector welcher vom Ministerium ernant war Namens Peter ging selbst zu den Repuplikaner über. Struve und Fikler übergaben am 5. April dem badischen Bundes abgesandten eine Denkschrift worin sie verlangten, der Großherzog solle alsbald in allen Gemeinden des Landes abstimmen lassen, ob das Volk für Repuplik oder beibehaltung der Monarchi sei. Wie übrigens das Volk

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Die Badische Revolution 1848

auf dieser Versamlung über Monarchie u. Repuplik belehrt wurde zeigt am besten jener Odenwälder Bauer der auf einer Volksversamlung nicht müde werden konnte zu rufen: Vivat Hoch die Repuplik soll leben! Wobei er dann auch jedes mal seine Pelzkape in die Höhe warf, als ein nebenstehender Herr zu ihm sagte: Aber lieber Mann was habt ihr gegen den Großherzog Leopold der es so gut mit seinem Volk meint? So antwortete der gute Bauer: „ Ach was wer will den etwas vom Großherzog! Der soll bleiben aber Repuplik wollen wir haben. Am 8. April erschien eine Deputtation der großen Donaueschinger Volks= versammlung im Großherzoglichen Schloß in Karlsruhe, diese verlangt= en vom Großherzog schroff: Wenn die Truppen nicht sogleich umkehren, so wird sich die Waffenfähige Manschaft unsers Landtheils erheben, u Gewalt mit Gewalt vertreiben. „ Welche Sprache gegen den Landesfürsten!“ Zwei Tage nachher reißte Hecker von Mannheim wo er sich nicht sicher glaubte, durchs Elsaß hinauf nach der Schweitz und von da nach Konstanz in seine Heimat. Die Revolutionäre rechneten mit einem Allgemeinen Aufstand und auf Hilfe von Frankreich, dorther sollte Herweg ein Dichter mit Freischaren kommen aber er kam zu spät. In Konstanz forderte Friedrich Hecker in einer Volksversammlung auf zur Erhebung des Volkes und rief am 12 April die Republik aus. Von Konstanz aus erlies Hecker den Aufruf zur Gründung einer Deutschen Repuplik und sich für die Sache der Freiheit zu erheben. Doch wie bitter sollte er sich täuschen; mit ganz 60 Mann verlies er am 21. März Konstanz und rükte über Stockach Engen und Donaueschingen das zum Sammelplatz der Oberbadischen Freischärler bestimt war. Am 15 April erlies Hecker einen Aufruf an alle OrtsVorstände in der ganzen Gegend folgendermassen lautend,“ Das Volk hat sich erhoben seine Rechte zu erkämpfen, und den Zustand der so lang ersehnten Volkstümlichen Regierungs= form zu erringen, daher beauftragen wir die Gemeindevorstände bis Morgen Sontag den 16 April früh um 8 Uhr ihre Waffenfähige Mannschaft von 18 bis 30 Jahr nebst allen Freiwilligen späterer Jahre mit den nötigen Geldmittel versehen nebst Profiant für 6 Tage zu dem Volksheer in Donaueschingen stossen zu lassen.

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Die Badische Revolution 1848

Wir bemerken noch obgenanten Behörden, daß wir sie für strengen und eifrig en Vollzug vor dem Volke verantwortlich machen werden, und alles anwenden werden den Säumigen, wie den Veräthern am Volke vor diesem zur nachsichtlosen Rechenschaft zu ziehen. Diese Order ist an alle Gemeinden ringsum durch Stafeten zu verbreiten, da wir wohl wissen das Feigheit, u. Verath unsere Schritte zu vereiteln suchen. Geisingen den 15. April 1848 Die provisorisch Regierung Hecker, Stuwe u.s.w.

Wäre damals das badische Regiment Soldaten welches bis 1830 in Konstanz gelegen hatte, nicht ins Unterland gezogen worden, so hätte dieser Freischarenzug im Seekreis gar nicht stattfinden können. Am 1. April hieß es auch hier in Emmingen auf einmal plötzlich wie überal die Franzosen kommen es seien schonm 80,000 Mann bei Offenburg sie rauben, u. morden Alles erschrak und suchte zu flüchten. Dies Geschwäz dauerte etliche Tage aber an der ganzen Sache war nichts. So wurde damals gelogen. In den Landorten war kaum die Hälfte für diese falsche Freiheit, diese nanten sich die liberalen, und so hat bei uns 1848 im April der Lieberalismuß angefangen, diejenigen welche damals liberal waren sind ihrne Söhne wirklich noch Liberal. In hiesigem Dorf war der Pfarrer Lehrer u. Gemeinderat für diese Freiheit sehr eingenommen. Diese Freiheitsmänner freuten sich und übten Gewalt aus. Deßhalb sah man eines Tages oben zum Thurm, die roth, schwarz und goldfarbige Freiheitsfahne heraus hangen und im Wind flattern.

Die Freiheitsfahne

Diese ärgerte viele Leute ebenso auch meine Eltern, es hieß man sollte sie herunterwerfen. Darum giengen bei finsterer Nacht ich Peter Störk Josef Speichinger u. Anton Heiß Philips auf den Thurm. Wir musten auf den Glokenstuhl klettern auf den Sattel der großen Gloke stehen, von da an einen Balken mit den Händen fassen und uns mit den Armen auf den Balken hinauf ziehen, und dann auf der Brust liegend vorrutschen bis zum obersten Beiloch im Thurm, da hieng die Fahne befestigt. Die Fahne wurde losgebunden, und mit einem Ruk weit über das Kirchendach hinunter geworf= en. Da wurden wir plötzlich durch ein Knarren und läuten der kleinen Gloke

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Die Badische Revolution

erschrekt, den der Nachtwächter läutete damals die übliche Feierabendstunde. Das herabkommen aus der Höhe war noch schwieriger, man muste wieder auf der Brust auf dem Balken zur Hälfte zurük, um mit den Füßen im finstern den 1 Meter tiefen Glokensattel suchen und mit den Füßen greifen und darauf stehen zu können. Es kam uns zu gute das wir füher mehrmals als Schüler den Weg so oben im Thurm bei Tag gemacht hatten sonst wäre es ohne Leiter nicht möglich gewesen. Wir liesen die Fahne auf dem Kirchenplatz liegen, aber nach einigen Tagen wehte sie oben zum Kirchendach Gibel heraus, und so giengen wir bei stürmischer Nacht ins Kirchendach hinauf nahmen die Fahne heruner zum verteilen, wurden aber nicht einig, darum giengen wir aufs Feld, und stießen sie in eine Erzgrube, die war aber nicht tief genug, da giengen wir zu einem jungen Fichtenwald bei Winshart161 u. verstekten die Fahne, wo sie aber dann doch im Sommer Martin Heller beim Vogelnest suchen fand u. heimtrug. In jenem Frühjahr 1848 musten Jünglinge und Männer bis zum 45 Jahr täglich in den Wiesen westlich vom Dorf hinter der Burg Exezieren. Es war kurzweilig und viele Leute sahen aus Neugiede zu, den der eine kam in kurzen Lederhosen, der andere in langen Zwilichhosen und Kittel. Der eine hatte den Dreispitzhut der andere einen runden der dritte eine Kappe. Der eine machte beim Comandieren links, der andere rechts um, und so gieng es bei dieser Freiheit oft grob her, und gab von den Zuschauer großes Gelächter, deßhalb wurde diese Freiheit zum Teufel gewunsch= en. Mann wurde bestraft wer nicht zum Exezieren kam, und aber man hatte viel Arbeit im Frühjahr mit Ansehen162 der Sommerfrucht. Am 18! April wurde hier auf den Aufruf Heckers durch die Schelle in hiesigem Ort bekannt gemacht: Daß jeder anwesende Jüngling von 18- bis 30 Jahre alt eine Waffe bereit haben muß um am 19! Morgens früh abzumarschieren mit dem Hekerzug. Zudem hat jeder Ortseinwohner 10 Pfund 163 Spek und 1 Leib Brod sofort heute aufs Rathaus zu bringen um es den Freischaren mitzugeben, wer sich wiedersezt wird erschossen. Auf dies hin trugen die Leute hier Spek und Brod sogleich aufs Rathaus, ja was wollte man machen, und so waren damals auf dem Rathause alle Schulbänke mit Brod und Spek zum brechen voll, den man brachte damals nicht nur 10 Pfund164 Spek.

161 Winshart = Gewann 162 Ansehen = ansäen, säen, die Saat ausbringen 163 Kaufmännisches Pfundzeichen 164 Kaufmännisches Pfundzeichen 98

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Er wurde ja nicht gewogen, da in jener Zeit in den meisten Häuser zwei über ein Jahr alte Beierschweine geschlachtet wurden, hatte man damals mehr‘ Spek im April als jetzt in den meisten Häuser Brod. In jener Zeit kostet die Mastung der Schweine nicht viel. Der Schweinhirt fuhr alltäglich mit diesen in den den großen Eichenwald. Auch kaufte Niemand damals gemästete Schweine, da selbst die Herrn solche mästeten und schlachten ließen. Andern Tages Morgens früh d. 19. April kammen alle Jünglinge ihrer 50 auf dem Rathaus zusammen. Ich wie jeder andere hatte zur Waffe eine aufrecht stehende Sense an einem 2 Meter langen Stänglein bei der Hand, die kurz vorher der Schmid im Dorf gefertigt hatte. Auch hatte jeder den Brodsak an der Seite nebst einer Flasche die er mit Schnaps füllen konte. Da konnte jeder Schnaps Brod Spek nehmen so viel er tragen konnte. Nebstdem fuhren noch 4 Wagen mit mit solchem Proviant. Zudem bekam noch jeder 8 Gulden auf die Hand. Es blieb aber noch viel Spek Brod und Schnaps wohl über die hälfte auf den Schulbänken liege für die liberalen Lehrer und Gemeinderats Mäuse zum Naschen. Beim Abmarsch war Gemeinderechner Gnirß unser Führer. Andreas Keller Schreiner trug die Fahne, und so zogen wir im Haufen vom Rathaus weg das Dorf hinauf. Beim Oberen Brunnen vor des Bürgermeister Störks Haus dort machte man halt. Einige im zuge heulten u. weinten. Der Bürgermeister wollte eine Rede halten zum Fenster herab, aber Männer und Weiber lärmten, strekten die Fäuste in die Höhe gegen ihn, ruften ihm zu: es soll nur einer fehlen und nicht wiederkommen, dan verbrent man die schuldigen im Haus. Es wuste aber auch Niemand wo man hinsollte mit solchen Waffen. Als der Tumult größer wurde schlugen die Tampouren den Marsch und wir marschierten fort das Dorf hinaus, die Straße nach Hattingen und Immendingen zu. Da kam uns ein Mann entgegen, und warnte uns nicht nach Geisingen und Donaueschingen zu ziehen dort seinen Württemberger Reiter. Auf dies hatte unser Führer den Plan mit uns links gegen die Schweiz= ergränze, dem Randen zu zuziehen. Wir giengen deßhalb über Hausen165 Leipferdingen nach Thengen ins Quartier. In der Nacht kamen mehrere Männer von Emmingen selbst mein Vater und wollten uns

165 Hausen = Ort, jetzt Kirchen-Hausen 99

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heimnehmen, aber die Wachen ließen Niemand ins Dorf, den es war in der Nacht viel Volk zu uns gestossen, das wir am Morgen staunen musten, und ich und mein Kamerad in Sorge waren weil wir jetzt weniger in die nahe Schweiz dessertieren könten, wir sagten uns daß wir nicht mittmachen. Vor dem Gasthaus zum Frieden wurden wir in Reien und Glied aufgestellt, es waren mehr als 500 Mann und meist Sensemänner kaum 30 mit Gewehr. Von uns 50 Emminger hatte ja nur ein einziger ein Gewehr mit Feuerstein Schloß und Ladstok. Es war gut daß unser Führer absichtlich vom Zug wegblieb, da wir die hintersten waren. Wir zogen alsdan durch Kommingen und weiters durch einen Wald auf eine Wiese, Angesichts der Straße die nach Schaffhausen geht unweit Füzen, es war aber schon heiß, und wir assen das Neune Brod166, tranken Schnaps und assen Spek dies gab großen Durst. Deßhalb ruften wir aus nächstem Ort einen Bierwagen herbei der bald kam. Kaum war Angestochen, da kam plötzlich ein alt Weib aus dem Wald zum Vorschein dies rufte uns ängstlich zu: „Renet furt es kumet Württemberger Reiter!“ Alle ließen die Gläser fallen und ranten so viel jeder konte nach Kommingen, dort machten wir auserhalb bei dem Dorf gegen der Heimat vor einem Wirtshaus halt. Es fehlten aber zwei Mann diese musten wieder her, aber sie hatten starke Räusche und wurden geschlagen. Alsdann giengen wir in die Wirtsstube, kaum waren wir dort, so gab es vor dem Hause wieder Lärm „ es komen Württemberger Reiter“ Auf dies ranten wieder alle fort; dabei wurden einige die Stiege hinunter gestossen und verwundet. Bei uns waren aber 6 Möhringer. Ich rante aber alleinig hinunter nach Nordhalden und wollte von dort in die Schweitz nach Schaffhausen. Bei Nordhalden schaute ich alsdan hinüber gegen Kommingen und sah daß unsere Leute den Berg hinauf zogen gegen Stetten der Heimat zu, alsdann lief auch ihnen übers Feld hin zu, sie sahen mich von Ferne und warteten und hatten eine Freude als ich zu ihnen kam, sie haten mich gemangelt167. Alsdann kamen wir über Stetten Mauenheim Biesendorf heim. Im Rößle in Biesendorf kehrten wir noch ein, und freuten uns nach ausgestandener Angst und Sorgen.

166 Neune Brod = auch „z`Neini“; Bezeichnung für ein Vesper, das vormittags gegen 9 Uhr eingenommen wird; In Bauernfamilien gab es in der Frühe nur ein einfaches Frühstück, das „z`Morge“. Nach dem Viehfüttern und Grasholen gab es dann das „Neunebrot“, ein kräftiges Vesper. 167 Gemangelt = vermißt 100

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Wir kamen noch am Charfreitag Morgen heim, so daß wir dem Gottesdienst beiwohnen konten, worüber sich die Leute wunderten. Es hat dies die Emminger viel unütz gekostet, dieser erste liberale dumme Streich. An allem war Schuld der liberale Gemeinderath. Es haben doch die benachbarten Orte z.B. Möhringen nur 6 Mann, Immendingen 2 Mann, Hattingen 2 Liptingen gar kein zum Freischaren zug fortgeschickt. Am 20. April wurde Hecker nachdem General v. Gagern bei Kandern meuchlings erschossen wurde von den hessischen Truppen geschlag= en. Hecker muste flüchten, er kam unerkannt durch in Bauernkleider nach Basel u. von dort nach Amerika. Wohl wurde er 1848 ins deutsche Parlament gewählt aber er getraute sich nicht zu kommen. Viele Aufwiegler wurden ein= gespert und kamen ums Vermögen. Unser Führer Andreas Gnirß wurde 1 Tag eingespert, dann auf Fürbitte wieder heimgelassen. Einige Tag nachher kam ein Regiment Baier in die Quartier hernach Hessen u. Oestreicher. U. dann sang man

Das Heckerlied

1 Merket auf ihr lieben Leut was ich Euch verzähl vom Hecker dem Räuber, meineidigen Kerl – Wiederholt. 2 Als Heker ist kommen in Schwarzwald hinein als Kaiser der Deutschen das wollt er jetzt sein. Wiederholt: Als Kaiser der Deutschen 3 Sein Zwek zu erreichen schikt er sein Adjutant, der gibt als Veräter den General die Hand .--. 4 Dann kommen Dragoner und Hessen in Wut, sie kämpfen wie die Löwen bis Blut fließen tut. --. 5 Gelt Hecker gelt Hecker das Blatt hätt sich gwent! Du häst jo bei Kandern dein Schnauzbart verbrennt! 6 Dein Schnauzbart verbrant u. die Sensen verlohren! Gelt Heker! Gelt Heker! Jezt bist Du gnug gschoren! 7 Ihr Kaiser und König mit dem Hecker ist es aus was bekommen die Soldaten wen sie kommen nach Haus 8 Sie haben gekämpft fürs Deutsche Parlament; uns Deutschen zur Ehre von vielen verkent

Das Parlamentslied In jener Zeit wurden viele Freiheitslieder gesungen es war Spruch und Preßfreiheit 1 Zu Frankurt an dem Maaein, da schlag der Teufel drein! Die sind in großen Nöthen Moses und die Propheten! Präsident u. Sekretäre wie es zu finden wäre: Im Parla Parla Parlament, das Reden nimt ken End.

Sie bürsten und sie bürsten; die Fürsten bleiben Fürsten; Die Mohren bleiben 2 Mohren trotz allen Konditoren; Im Parla Parla Parlament, das Reden nimmt kein End. Noch eines hat das Parlament uns gebracht: Erzherzog Johann von Oestreich wurde Reichsverweser man meinte damals er werde Deutscher Kaiser aber höhere Fürsten waren dagegen. Noch am 24. Sept. kamen bewafnete Freischärler von Schaffhausen nach Engen und riefen die Replik aus aber nur 1 Tag, sie raubten u. plünderten, nahmen den Amtmann gefangen Es war ein Struveputsch.

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1849 Den 9 September 1848 wurde ich Soldat auf dem Rathause in Engen und zum III Regiment eingeteilt nach Rastatt. Damals war noch Mode jeder Soldat von hier konte um Reißegeld zu bekommen mit dem Polizeidiener von Haus zu Haus laufen dan bekam er von jedem guten Freund etwa 6 Kreutzer 12 Kr. oder 1 bis 2 Gulden. Dies besonders von Verwandten. Am 1. April 1849 muste ich Einrüken und da man damals keine Eisenbahn hatte im Seekreis, so führte mein Vater mich mit 2 Pferden nach Hüfingen, von dort muste ich laufen bis Freiburg. Es kamen aber auf dem Weg viele Rekruten zusammen, und jeder hatte nach damaliger Mode zwei mit Monturstüken168 angefüllte Unterhosenschenkel über die Achsel hängen, um der Garnison zuzueilen. Jetzt haben es die Rekruten besser man füllt Tasche und Kofer, sitzt auf die Eisenbahn raucht Cigarren und ist bald an Stell und Ort. Früher musten die Soldaten oft 4 Tage lang laufen bis nach Karlsruhe Rastatt oder Mannheim. Ich und meine Kameraden passierten den Höllenpaß, kamen ins Himmelreich u. dann nach Freiburg, dort bestiegen wir die Eisenbahn die kurz zuvor eröff= net worden war. Diese lief von Freiburg nach Mannheim. Schon im Jahr 1848 flohen Adelige und reiche Leute mit ihrem Geld ins Ausland behielten es bei sich wegen Unsicherheit, es stokte Handel und Verkehr, darum Geldnoth. Eine Revolution ist schlimmer als Krieg sogar für die Soldaten den es fehlt an Ordnung und Gesetz. Von Freiburg weg fuhren wir Rastatt, und ich sah erstmals den goldenen Mann auf dem Schloß mann nent ihn Jupiter. Ich kam in die Leopoldfestung, Kaserne No. 1 Zir. 6! Compagnie unter Oberst von Piron. Man hielt aber damals unter den Soldaten Aufrührerische Reden die aber unser Zimmer= komendant Feldwebel Bill ernstlich verwies und tadelte, ja er drothe Anzeige. In meinem Zimmer lagen 100 Mann und jeder hatte sein Gewehr neben sich. Am 6! Mai waren wir insoweit ausgebildet und konten Dienst thun und auf Wachen, und so faste man damals schon scharfe Patronen man wunderte sich zu was denn. Damals waren kurz vorher die die Feuersteingewehr abgegangen und man erhielt Käpsele Gewehr. Auch wurde Helm und Waffenrok eingeführt, der dumme Franzosenjak und Cakok Schako kam weg. Am 9.! Mai wurden wir Rekruten unter die alten Soldaten gestellt zum Exezieren und waren herzlich froh, den das einzel Exezieren ist eine quelerei, man wurde geschlagen gestoßen an Harren und Ohren gerißen. Unser Hauptmann Hofmann komandierte die Compagnie und wir marschiert= en mit klingendem Spiel zum Thor hinaus auf den Niederbühler Exezierplatz.

168 Monturstüke = Kleidungsstücke 102

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Die Badische Revolution 1849

Ach wie schön war das, wir marschierten im Schritt an der Niederbühler Thor= Wache vorbei, auf einmal spielte die Musik. Es sgibt doch nichts schöneres und erheb= enders für den Soldaten als wen die Mußik spielt während dem Marsch, das Herz lacht jedem im Leibe. Auf dem Exezierplatz angekommen comandiete unser Hauptmann Hofmann „Halt!“ „Gewehr ab“. Aber die alten Soldaten griffen nicht: denn sagte der Hauptmann was das bedeuten soll? Warum sie nicht greifen? „Die alten Soldaten sagten dann wir können schon lange Exezieren, es ist uns verleidet, wir sind jetzt über 6 Jahr im Dienst, wir wollen heim zu unsern Eltern die uns notwendig brauchen, wir bringen die besten Jahre mit Nichtstun zu. „ Auf dies Comandierte unser Hauptmann zum Heimmarsch. Wir sahen dabei das auch andere Compagnien wieder einrükten. Abends am gleichen Tage kam der Kriegsminister vor unsere Kaserne hergeritten. Unser Regiment muste antretten, und er befahl es sollen 3 Mann vortretten, und sagen was sie zu beklagen hätten Diese sagten wir wollen in Urlaub, sie seien lange genug im Dienst man brauche sie zu Hause, wenn es dann nötig sei könne man sie einrufen? Der Kriegsminister sagte sodann er wolle es dem Großherzog melden um Abhilfe zu schaffen man möge sich ruhig verhalten. Es waren aber damals in Rastatt= er Kasematten viele Freischärler vom vorigen Jahr eingespert Z.B. Struve Fikler u.s.w. es hies diese seien unschuldig eingespert, dies seien Männer für Freiheit und Recht sie müssen in Freiheit. Am Abend gleichen Tages sammelten sich mehrere Artol= eristen giengen zusammen auf die Hauptwache verlangten dort die Schlüssel zu den Kasematten, den dort seien unschuldig Gefangene eingespert! Die Ofiziere hivon benachrichtigt taten sich zusammen und jagten die Ruhestörer fort u. verstärkten die Wache. In Folge einer Soldatenversamlung im Bierkeller, wo öffentlich die Repuplik gefordert wurde, muste ein Soldat verhaftet werden da er arg zu heftig gesprochen hatte. Unsere Compagnie bekam andern Tages es war am 10. Mai Garlisonsberetihschaft oder wie man sagt Brandpiket 169. Diese hatten damals die Aufgabe, bei Tumulten oder Feuersbrünsten Ordnung zu schaffen, und sich deßhalb bereit zu halten.

169 Pikettdienst ist eine Art Bereitschaftsdienst für Einsätze bei besonderen Ereignissen 103

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In Rastatt lagen damals beim Festungsbau der noch nicht ganz volendet war eine Masse Militär, und aus allen Herren Länder ebenso so viele Festungsarbeiter. Die Artolleristen giengen also diesen Morgen nochmals mit mehr Mannschaft vor die Hauptwache, und brauchten Gewalt. Wie es hies schoßen sie die Wachposten nieder. Sofort wurde aber vor unser Kasernen Generalmarsch geschlagen, und wir Rekruten nahmen gehorsamst Tornister und Gewehr zur Hand im Zimmer, den der Zimmerkommendant Feldwebel Bill rufte zum wiederholten mal angetretten! Die alten Soldaten riefen aber laut es wird nicht angetretten“. Die Rekrutten sollen ihrne Tornister wieder abnehmen wir schießen sonst! „Und ich sage angetretten rief nochmals Bill“. Die alten Soldaten aber nahmen die Gewehre und drohten jeden niederzuschießen der sein Tornister nicht ablege oder antretten wolle. Auch nahmen sie den Feldwebel Bill und wollten ihn oben zum Fenster hinaus werfen, wir lagen nemlich im Obern Stok, aber sie brachten ihn nicht hinaus: denn 3 Ofiziere drangen in unser Zimmer und ruften unter der Türe drohend, indem sie die Säbel schwangen:“ Wollt ihr antretten!“ Aber die alten Soldaten fällten die Gewehre gegen die Ofiziere schußbereit indem sie riefen „wollt ihr naus“ und die Ofiziere verschwanden plötzlich und ranten die Stiege hinunter zu den untern Zimmer, aber auch dort gieng es ihnen nicht besser, den man hörte nur ein Tumult und kurzes Gepolter dann war Ruhe in der Kaserne. Etwa 15 Mann standen vor der Kaserne zum antretten, da öffnete mann in unserm Zimmer die Fenster und rief hinunter „Wolt ihr ausein= ander, man schießt Euch zusammen“. Jetzt stoben auch diese auseinander. Ich muß sagen eine solche Meuterei auf einmal war für mich schreklich, aber da kann der einzelne nichts machen. Alsdann wurde vor der Nächsten Kaserne Generalmarsch geschlagen, dort war die V. Compagnie ich aber war bei der sechsten allwo die Revolution ausbrach nemlich in der Leopoldsfestung Kaserne rechts No. 1. Auch von der V. Compagnie trat kein Mann an, ebenso in allen Kasernen in der Leopoldsfestung. Man sah wohl dies war alles verabredet denn in kaum einer Stunde war ganz Rastatt, d.h. Infantrie Kavallerie Artollerie u. Pioniere abgefallen. Die Tampouren tromelten wohl unaufhörlich vor jeder Kaserne, aber wenn sie nicht auf= hören wollten stach mann ihnen in die Trommelfelle, dann gab es ein Gelächter. Jetzt herscht in Rastatt große Freude, und man ruft einander zu: „Freiheit! Freiheit!“ Zum Zeichen dieser Freiheit wurden die Gamaschen und unnötigen Tornisterhölzchen verbrent.

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Zweimal lies an diesem Tage Gouverneuer Klossmann Generalmarsch schlagen doch erfolglos. Am Abend dieses Tages sah Rastatt wüste Randaucenen170, die besonders gegen die Wohnungen beliebter Ofiziere losgingen. Ofiziere die sich auf der Straße sehen ließen wurden mißhandelt. Am 11. Mai gegen Abend wurde Kriegsminister Hoffmann, als auch der Guverneuer Kloßmann durch Steinwürfe verwundet, lezterer wurde bewustlos im Schloße befindliche Wohnung verbracht, er muste sich mit seiner Familie auf den Schloß speicher flüchten. Jetzt wurde man in Rastatt lustig und mutwillig, den die Soldaten durften bei Wirth Krämer Mezger nichts zahlen, mehrere Tage wurde gefressen gesoffen und Reden gehalten, die Kaiser Könige und Fürsten wurden als Tyrannen und Blutsauger hingestellt und eine glükliche frohe Zukunft verkündet. Der Rathausbalkon in Rastatt paste trefflich zum Redenhalten, diesen bestig auch Struve, Fikler u. mehrere ander, diese wollten die rothe Repuplik, es müssen Guilotinen aufgestellt werden, um die Wiedersacher zu vertilgen, nur dann köne diese Freiheit gedeihen. Aber dies machte doch die Zuhörer schaudern so dass sich der schöne Platz vor dem Rathause leerte, und dann dieser Vorschlag nicht zum Vollzug kam. Diese Tage musten die Rekruten die Wachen versehen, die ältern Soldaten giengen in die Wirthshäuser, die Ofiziere giengen fort es waren nur noch wenige da, deßhalb wählten die alten Soldaten die Ofiziere aus ihnen, und so konte ein Feldwebel Hauptmann oder Mayor werden, ein Korpal Hauptmann u.s.w. Leutnant Siegel wurde General, unser Oberfeldwebel Hilpert wurde Hauptmann. Kaum war ich am 11. ab der Wache da bekam ich sogleich Dienst auf dem Auditorial . Da muste ich da und dorthin Briefe überbringen, zu guter lezt einen an unsern neuen Herrn Hauptmann Hilpert. Dieser logierte in unser Kaserne in der Leopoldsfestung. Als ich in sein Zimmer trat und ihm den Brief übergab waren noch einige Ofizier anwesend. Er las den Brief und sagte zu den Ofizieren indem er ihnen den Brief hinhielt: Ja die Compagnie muß ausrüken und den Platzcomendanten Klossmann holen und ihn sogleich erschießen. Dan sagte man mir ich köne abgehen. Ich muß sagen diese Sache hat mich sehr erschrekt und gieng in mein Zimmer, sah in meiner nähe ein bekanter Bedienter, diesem erzählte ich die Sache, und er gieng gleich fort ehe vor die Compagnie ausrükte, wurd der Platzcomedant gewarnt u. konnte sich flüchten.

170 Vermtl. Radau-Szenen 105

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Als ich vom Dienst entlassen war begegneten mir zwei Soldaten von unserer Compagnie. Diese sagten mir daß sie Ausrüken musten um den Platzcomendanten zu holen, sie haben ihn aber nirgens gefunden, was mich sehr freute. Wo die Herrn von Kloßmann wohnen, weiß ich wirklich nicht und er weist jedenfalls auch nicht daß ich sein Todesurteil in Händen getragen, das man ihn erschießen wollte. Ich war an der Kehlertorwache und sah zu als man die Brüken aufzog u. die Tore schloß, da kam ein Oestreichischer Ofizier zu unserm Wachabenden Ofizier hin grüste ihn und übergab ihm die Thorschlüßel und nahm zugleich Abschied. Nach einer Stunde zogen die Oestreicher friedlich zum Karlsruher Thor hinaus. Diese haben sich während der Revolutionszeit sehr friedlich verhalten. Als man die Thore schloß sagte ich zu einem vertrauten Soldaten, es wird noch schlimm gehen mit dieser Festung den so läst der Deutsche Bund diese nicht her es wird noch Blut kosten. In nächster Nacht wurde plötzlich Generalmarsch geschlagen, es hieß die Preußen kommen, sämtliche Manschaften rükten aus auf die Festungswälle In der Stadt läutete mann mit allen Gloken, aber dies war nur ein Manöver und man rükte wieder alsbald ein in die Kasernen. Auch wurde jetzt den Ofizieren und Soldaten aufgebessert, die Soldaten hatten damals nur 6 Pfennig Löhnung, dann bekamen sie 33 Pfennig. Auch wurde nicht mehr so gepuzt es war freier Wille, und man gab keine Ehrenbezeugungen ab. Am 14! Mai muste unser Batailon per Eisenbahn nach Karlsruhe. Da gieng es aber still her als wir von dort weg zum Rathaus marschierten. Wir sahen weder einen Mann noch Weiber oder Kind, ja wir sahen nicht einmal Jemand am Fenster, sie hatten Furcht. Auch wir wusten nicht das der Großherzog Minister und Militär fort waren und flohen. Das Militär das vom Freiheitsschwindel durchdrungen war half das Zeughaus nicht vertheidigen welches eine Bande liberales Lumpenzeug erstürmte, sondern giengen in die Ortschaften hinaus. Am 13 ! hatte nemlich ein großer Trupenteil in Karlsruhe gemeutert und Oberst Holz beinah ermordet. Prinz Friedrich unser späterer Großherzog suchte die Soldaten zu beruhigen allein es gelang ihm aber nicht mehr obwohl er bei den Soldaten beliebt war. Schon drangen Soldaten wüthend ein, einer holte schon zum Schlage aus, doch er konte sich noch durch ein Fenster retten.

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Dafür wurde dan die Infantrie Kaserne ausgeraubt. Nur die Bürger in Karlsruhe blieben treu, sie verteidigten das Zeughaus gegen die betrunk= enen Soldaten und Arbeiter. In der Nacht floh dann der Großherzog aus Karls= ruhe er saß auf dem Prozkasten171 einer Kanone. Artellerie und einige Dragoner nur waren die Begleitung. Er floh nach Germersheim Lauterburg (damals noch Französisch) und später nach Frankfurt. Als wir nun vors Rathaus marschierten regnete es zum fortschwimmen, es wurde dunkel, oben branten Liechter. Hinter den Säulen des Rathauses standen viele Männer die uns die provisorische Regierung verkündeten, und Dekrete verlasen, welche dan in Flugbläter heraus kamen. Ich muste mich nur wundern das von ganz Karlsruhe nicht eine einzige Civillperson zusah oder zuhörte, ja es war Niemand da als einzig unser Battailon das 2 te vom 3 Regiment. Es wurde vom Balkon herab folgendes verkündet: Decret Die Absetzung der seitherigen Minister btr: In Erwägung daß sämtliche Minister ihrne Stellen verlassen haben u. aus dem Lande entflohen sind, daß sie somit ihre gegen das Land übernomene Pflichten schwer verlezt und somit es an ihnen lag das ganze Land in einen Zustand der Anarchie versezt haben dem nur dadurch in der kürzesten Zeit abgeholfen werden konnte, daß mehrere Vertrauensmänner des Volkes sich in dem Augenblike als die Minister samt dem Großherzoge die Flucht ergriffen haben. In Erwägung daß die Minister durch das freiwillige verlassen ihrer Stellen diese tatsächlich auf= gegeben haben, u. daß die öffentliche Ordnung im Lande ohne die Wiederbesetzung der Obersten Staatsstellen nicht erhalten werden kann: In Anbetracht daß diese Widerbesetzung die Entlassung der entflohenen Minister voraus sezt, verfügt der regierende Landesausschuß wie folgt: Der Minister der Auswärtigen Angelegenheiten von Düsch u. der Ministerialpraisi denten Bekk, des Innern Hoffmann, der Finanzen Hoffmann, des Kriegs und von Stengel der Justiz sind ihrer Stellen entsezt. Für den Landesausschuß:

Junghans .Peter v. Gustav Struve. Georg.Heinrich Hoff, Stai Rehmann Tibeaut Degen Der Landesausschuß besteht für Baden, außer den in die Exekutivkomission gewählten Bürgern Brentano Peter Eichfeld Goeg172

171 Protzkasten/Protze = ein zweirädriger Vorderwagen von Geschützen,Munitionswagen oder Feldküchen. Er trägt hinter / auf der Achse einen Protzhaken oder –Nagel, über den die Laffete ode r der Hinterwagen aufgehängt (aufgeprotzt) wird. 172 Amand Goegg (* 7. April 1820 in Renchen; † 21. Juli 1897 in Renchen) war ein führender Kopf der badischen Revolution und Mitglied der Revolutionsregierung (Quelle: Wikipedia) 107

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Kundmachung d. 14. Mai 1849

Die Absetzung der Entflohenen Minister und die Einsetzung einer Exekutivkomission betreffend bringen wir hiermit zur öffentlichen Kentniß, daß die erkanten Mitglieder der bezeichneten Comission bereits ihre Funktion angetretten haben. Bürger Brentano hat außer dem Vorsitz die Leitung der inneren Angelegenheiten. Bürger Peter die Justitz. Bürger Eichfeld die des Kriegs. Bürger Goeg der Finanzen übernommen. Kundmachung, Karlsruhe d. 14. Mai

Die Mitglieder der Ministerien sind bereits beeidigt. Mitbürger! Ihr werdet uns Eure Unterstützung nicht versagen, den nur Euer Vertrauen und das bestreben die Freiheit für Euch zu begründen, hat uns auf unsern Posten berufen und ihr werdet daher alles aufbieten das wir die Möglichkeit erlangen ohne Gefährdung der Ordnung Euch aus dem Kampfe zum Ziele zu führen. Die Regierung des Landes ist entflohen und der Gemeinderat der Stadt hat die Entlassung genommen. Mitbürger! Es gilt die Freiheit zu retten, darum wird kein Freund des Vaterlandes untätig bleiben. Nach Verkündigung der provisorischen Regierung rief man ein Dreifaches Hoch: Es lebe die Repuplik Als dann bekamen wir Quartierbilete, aber ich muste noch bis Mitternacht Wache stehen, dan kam ich in die Kronnenstraße ins Quartier zu einer einzelnen Frau, diese erschrak aber ärger vor mir als Herodes vor den Weisen, den sie meinte wir haben eine Gulotine mit gebracht, es gienge wie einst bei den Franzosen 1793. Die Reden ab dem Rastatter Rathaus waren schon im betreff von Guiltine nach Karlsruhe gekommen. Ich sagte der Frau das mir dieser Krieg gar nicht gefalle, ich wollte auch lieber ich könnte heim zu meinen Eltern. Am Morgen sagte ich zu der Frau: Ich möchte gern zum Großherzogl. Schloß dies hab ich nocht nie gesehen! Ja sagte sie, im Schloß ist Niemand der Großherzog ist fort! Ich gieng aber doch hin besah das Schloß, und gieng dann hinein von Zimmer zu Zimmer sah aber im ganzen Schloß kein einziger Mensch; da befiehl mich auf einmal eine Furcht, den man hatte schon gesprochen vom in die Luft sprengen des Schlosses, dan gieng ich schnell hinaus, und von da auf die Kammer nahm Neue Kleider an mich zog sie an; denn ich sah wohl es hatten schon viele Kleider gewechselt, und ich hatte es sehr nötig. Ich gieng dan durch die Stadt und sah nicht einen einzigen Menschen, die Karlsruher hatten Angst und Trauer. Ich kam auch zum Zeughaus wo der Kampf war. Die todten Menschen und Pferde waren weggeschaft, aber überal dort noch Blutlachen.

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Noch am gleichen Tag musten wir per Eisenbahn nach Mannheim, und übernachteten im Eisenbahn hof mit nüchterem Magen, an das Essen für die Soldaten, dachten die freiheitsliebenden Repuplikaner nicht. Früh am Morgen musten wir hungernd dem Obert Hingeldei nacheilen X Dieser war mit einer Schwadron Reitern und Artollerie noch nicht abgefallen, endlich muste auch dieser sich ergeben. Wir kamen dan endlich in Mannheim ins Quartier ich in E-2 zu einem Kaufmann. Am Pfingstmontag war in Mannheim ein großes Fest der Freiheit. Die Stadt war großartig beflagt, und man zog hinaus auf den großen Exezierplatz bei Käferthal, dort kam viel Volk zusammen, es wurden viele Reden gehalten, und die Neugewählten Ofiziere wollte sich zeigen, denn es war ja mancher Feldwebel oder Leutnant zum Mayor oder Oberst avanziert da wollte er sich der niedrigen Welt auf seinem Pferd zeigen, aber sie konten ihrne Pferde nicht beherschen, welche mit den Vorderfüßen aufstanden, wegen den Sporen, und fort ranten. Etwa 6 Ofiziere fielen in die Volksmenge herab. Alles lachte laut auf wenn einer fiel und rief: „O! dä Pfeifer!“ O! dä Mayer“ u.s.w. Die revolutions Mäner wollten näm= lich nicht nur in Baden eine Repuplik haben: nein ganz Deutschland sollte eine Repuplik sein. Nach einem Vertrag war zwischen dem badischen Landesausschuß u. der provisorischen Regierung Rheinpfalz /Rheinbaiern/ In militärischer Beziehung ein Land. Die Einwohner beider Länder werden so angesehen als gehören sie einem Staat. Die Repuplikaner brauchten Gewalt sie sagten wir gehen nach Frankfurt dort wird das große Parlament uns als seine Truppen nehmen. Deßhalb war in diesen Tagen große Bewegung unter denn Truppen denn es sollte ein Gefecht statt finden, wir kamen an die Bergstraße, doch der Plann wurde zu nichts, den die alten regierungs getreuen Ofiziere obgleich sie auch awantziert waren sind des Nachts fort von uns. Jetzt muste mann wieder andere Ofiziere wählen den es hatte Lüken gegeben als man wieder ins Gefecht wollte. Mann berief zum Obergenral ein Pole Namens Miroslaskwie, dieser hatte schon die polnischen Freiheits Kriege gegen die Russen mitgemacht und war deßhalb Flüchtling. Dieser kam deßhalb nach Heidelberg und hielt bei der Stadt Heerschau. Am 29 Mai kammen wir sodann wieder an die Bergstraße und kamen nach Weinheim ins Quartier zu einem Schmied an der Landstraße Es war Mittagszeit und wir hatten Hunger vom weit her marschieren Die leutselig brave Frau trug sogleich viel Wein auf und Mittagessen.

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Die Badische Revolution 1849 Treffen bei Laudenbach Kaum hatten wir uns niedergesezt so schlug es draußen Generalmarsch, so daß alle aufsprangen ohne Essen und bald waren wir in Reih und Glied. Schon hörten wir Gewehr und Kanonen schüße und ich meinte es sey noch weit weg und bis wir komen das Gewitter vergangen. Auf der Bergstraße und in den Felder hüben und drüben war alles voll Militar von allen Waffengattungen, und ich muste mich wundern wo alle so schnell herkamen. Schon fuhren etliche Wagen Verwundeter gegen uns her die schrien und weinten. Dies erhöhte in diesem Lärm Furcht und Angst. In der Nähe bei Laudenbach wo streng geschossen wurde fiel hie und da ein Mann in der Collone, und der Hauptmann nahm uns rechts ab zur Flanken= dekung das Dorf Laudenbach hinauf welches uns vor feindlichen Kugeln schüzte. Hie und da fiel von den Häusern ein Dachblatte von Fehlkugeln in unsere Kollone. Vor jedem Hause stand eine Stande mit Wein angefüllt den es war eine große Hitze, und ich muste mich groß wundern daß kein einziger Soldat seine Flasche füllte oder Wein trank, den es waren doch Säufer genug bei uns die täglich einen Rausch tranken. Oben am Dorf giengen wir gegen Norden die Halde abwerts und blieben inmitte stehen. Die Hessen sahen uns aber vom Nordwesten her, und schossen auf uns mit Kannonen sie schoßen aber ein klein wenig zu nider und die Kugeln giengen vor unsern Füßen in Boden Der Hauptmann der vor mir stand sah durch sein Fernrohr woher die Schüße kamen, sah es aber nicht, dan zeigte ich es ihm, den ich sah es besser mit dem bloßen Auge, es krachte noch ein Schuß gegen uns, man sah ja den Rauch in die Höhe steigen wie ein Thurm. Jetzt liefen wir von da weg abwerts über eine Hohlgasse die mitten im Thal lag u. wahrscheinlich die Grenze zwischen Baden u. Hessen bildete, dann wider nördlich die Halde hinauf bis zu einem Wald oben. Vor dem Waldek blieben wir stehen und sahen gegen Süden hin weit und breit viele Dörfer und Städte, ja es war eine wunderschöne Aussicht. Schon fielen Schüß aus dem Wald als ich und der Hauptmann diese schöne Gegend betrachtete und ich ihn fragte war ist jenes dort für eine Stadt? Dan sagte er „Dort ist Worms!“ so sagte ich die Nibelungen und Lutherstadt?“ Der Hauptmann konnte mir nicht antworten den im nahen Waldek hat er jedenfalls die Hessen gesehen die auf ihn zielten, es krachte vor uns und der Hauptmann fiel auf den Rüken zu Boden, gleichzeitig ranten 4 Heßische Soldaten

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Aus dem nahen Waldek und fielen eilends ohne mich zu achten, auf den Hauptmann hin um ihn zu berauben. Ich sah gegen die Compagnie hin, aber da war nicht mehr nur ein Mann und es war gut das die Hessen wegen eifrigem Plündern meiner nicht achteten. wiewohl ich pfeilschnell die Halde hinunter rante wo wir herkamen. Es hat ohne mich kein einziger von der ganzen Compagnie den Hauptmann fallen sehen, auch Niemand ihm nachgefragt, und zudem ist von der ganzen Compagnie kein einziger Schuß gefallen. Der Hauptmann hies Frank, woher aber weiß ich nicht. Ich war zwar noch nicht weit weg, da schoßen die Hessen auch gegen mich, den mehrere kamen aus dem Walde und stellten sich auf. Zum Glük für mich war es, daß sie mir über den Kopf her schoßen und an dieser Halde ein großer Kalchstein lag hinter denn ich mich legte. Da bemerkte ich, wen die Hessen allemal oben herunter geschossen hatten eine Rauch= mauer vor ihnen stand. Dann stand ich auf um weiter weg zu kommen. Zugleich aber stund etwa 15 Schritt von mir weg ein Soldat aus einer Vertiefung auf, dieser sah, und kante mich, rief mir zu: „Soo, Störk du bists! hast jez gsehe die Freiheitshelden jetzt sind wir die lezten!“ Ja sagte ich „dös hab ich mir eingebildet daß es so gehen wird!“ Ich aber wie er ranten schnell in die nahe Hohlgasse die quer nicht weit vor uns lag bevor oben der Rauch vergangen war. Dieser Soldat war kein anderer als Feldwebel Bill unser Zimercomendant der in Rastatt nicht abfallen wollte, und den sie in unserm Zimmer zum Fenster hinaus werfen wollten. Bill allein wurde nicht befördert, während andere Corpräl u. Feldwebel befördert wurden zu Leutnant Hauptmänner, und Mayor. Dieser kante mich wohl daß ich regierungstreu war. Bill rante die Hohlgasse aufwerts zu, ich aber abwerts gegen die nahe Bergstrasse. Aufwerts war aber die Gasse nicht so tief, weil das enge Thal nur kurz war, darum hörte ich oft wenn die Hessen schoßen, Soldaten aufschreien, weil sie sich nicht genug deken konten. Auch diesen Feldwebel Bill sah ich nicht mehr zur Compagnie kommen, wenn er nicht dessertiert war ist er jedenfalls damals erschossen worden, den zu Hause wurde damals kein Soldat gelitten.173 Ich aber gieng tief gebükt die Hohlgasse hinunter, so daß mich die Hessen die am Wald oben schoßen ja nicht sahen. Es war mir bange weil die Hohlgasse gegen die Bergstrasse lief wie es komen würde den dort war ja der Hauptkampf.

173 Gelitten = geduldet; hier wohl gemeint: gern gesehen 111

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Alsdan kam mir weiter unten ein Feldweg zu Hilfe welcher von der Hohlgasse links hinauf am Vorsprung des Berges herum ausgegraben war bis gegen dem Dorfe Laudenbach hin, diesen betrachtete ich: es muß glüken, bis die Hessen wieder schoßen und eine Rauchmauer vor ihnen stand ich den Weg hinauf komme. Oben zieht sich nemlich der Weg links herum, und dort bin ich den Hessen aus den Augen. Ich hieb noch meinen Brodsak weg um besser Rennen zu können. „Jetzt hatten die Hessen geschossen allesamt, und eine Rauchmauer stand vor ihnen, und ich rante aus allen Kräften den Weg hinauf. Noch aber war ich noch nicht ganz oben, da war die Rauchmauer vergangen. Sie sahen mich den sie standen immer noch auf gleicher Stelle am Wald drüben in Compagnie: „ laut riefen plötzlich alle wie im Chor: „ dort ist ein! Dort ist ein!“ wie wen die Jäger einen Hasen aufjagen. Aber das Rufen der Hessen, und ich mich schnell links selbst an die Wand fest andrüken um mich zu deken; Das krachen der Gewehre drüben bei den Hessen, das auffallen von etwa 20 Kugeln hinter meinen Stiefelabsätzen, die auf dem Wege vorsprizten wie große Hagelkörner, dies geschah alles in einem kurzen Augenblick. Einige Kugeln pfifen auch noch über mich hin nach Laudenbach. Noch hörte ich von den Hessen zugleich ein schallendes Gelächter, dann war es stillle u. das Gefecht beendet. Auch lag da auf dem Wege ein Brodsak der enthielt was der meinige den ich in der Hohlgaß weggeschnitten. In nächster Nähe war Laudenbach, und ich gieng ins nächste Haus, ich hatte Hunger und Durst. Als ich aber in die Stube trat, da war ein lautes Jammern und schreien von verwundeten Soldaten und sebst von den Hausbewohner. Diese konnte ich nicht sehen und hören, und gieng so in ein zweites und drittes Haus der Jammer war überal gleich, man hörte das schreien auf der Straße, deßhalb gieng ich zum Dorf hinaus und wollte nach Weinheim verfehlte aber den Weg und kam in ein Dorf allwo ich an vielen Häußer klopfte aber Niemand sich regte. Endlich kam eine Wirtschaft da war noch Liecht, ich gieng in die Stube aber da war großer Streit, man wollte zwei heßische Spione hängen die es aber nicht sein wollten. Deßhalb gieng ich vors Haus vor dem ein Balken lag, und sezte mich zu einem einzelnen Soldaten, zu dem ich dann sagte: Woher Landsmann? Dieser sagte aus dem Seekreis Amt Engen, ab Schlatterhof. Dann sagte ich so dienst du dort? „Nein ich bin der Sohn Karl Bühler. Jetzt musten wir uns aber groß wundern, daß wir zwei Emminger bei finsterer Nacht in einem über 80 Stunden weit entfernten Dorf unter mehr den 100,000 Soldaten so einsam einander trafen; ja ich wuste nicht einmal daß er Soldat war. Es regnete und wir legten uns unter die Stiege im Hausgang. Bald gab es Lärm draußen, es hieß es seyen rekuirirte Wagen draußen zum fahren nach Heidelberg. Schnell giengen wir hinaus, sprangen auf einen Wagen der bald überfüllt war, und

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wir waren bald an der Heidelberger Nekarbrüke, allwo unser Oberst bei vielen Soldaten von allen Regimenter stand und sagte: „ Es sei schon Mitternacht man köne keine Biliete mehr aus geben, suche jeder in der Stadt ein Quartier wo er es findet.“ Jezt gieng es schnell in die Stadt hinein, ich verlor mein Kamerad Karl, indem an den Häuser stark geklopft wurde, aber man wollte nicht gleich aufmachen, und so kam ich sehr weit in die Stadt hinein in der sich die Soldaten so nach und nach verlohren. Endlich sah ich einen Soldat in ein Haus hineingehen ohne zu klopfen Diesem gieng ich nach in einen Saal dessen Boden voll Soldaten lag. Ich konnte kaum Platz finden zum hin liegen so war der Boden belegt. Ich legte mich auch hin den Kopf auf mein Tornister und schlief sogleich ein. Am Morgen als ich erwachte wischte die Tochter des Hauses das Zimmer in dem ich noch alleinig lag, ich sprang auf, schämte mich und muste mich groß wundern daß alle fort waren, und fragte das Mädchen wo alle hin seien? Dieses sagte es wisse dies nicht, und sezte bei ich soll zum Morgenessen kommen. Beim Essen erzählte ich dem Hausherrn die Vorgänge des gestrigen Tages, den Tod des Hauptmann Frank und mein gefahrenvoller Rükzug bei Laudenbach. Ich wuste nicht war der Hausherr liberal oder Aristokrat d.h. Anhänger des Großherzogs war. Beim fortgehen dankte ich dem Hausherr für die freundliche Verpflegung der paar Tage, denn ich hatte schon am Tage des Treffens nichts zu Essen bekommen. Dan sagte er wenn ich wieder nach Heidelberg komme werde es ihn sehr freuen, wenn ich Quartier bei ihm nehme, was auch mehrmals geschah. In Heidelberg besuchte ich mit einigen Kamraden aus meinem Ort viele Sehenswürdigkeiten Z.B. daß große Faß u. Schloßruinen, nebstem die Anatomie, dort sah ich was nicht jeder achtet zwei Menschengerippe auf einer Erhöhung stehen, an einem Gerippe stand mit schwarzer Tinte am Schädel geschrieben „Der schwarze Peter“. Am andern Geripp des Schädels: „Der Schinderhans. Diese beiden Räuber deren Geschichte ich schon gelesen, deren Geschichte auch schon in unserm Dorf an der Fastnacht gespielt wurde muste ich bewundern und anstaunen. Von Heidelberg weg kamen wir nach Schwetzingen einige Tage ins Quartier. Dort ist ein schönes Schloß mit Sehenswürdigkeiten und einer der schönsten Schloßgärten. Dan kamen wir nach Plankstadt ins Quartier. An einem Nachmittag waren wir im Felde und halfen den Mädchen Tabak pflanzen, aber auf einmal hörten wir gegen den Nekar hin Kanonenschüße. Wir ranten fort in die Quartiere nahmen Tornister und Gewehre, ranten fort nach Nekar= hausen hinunter an die Nekarschanze. Der Nekar und Nekarbrüke waren verschanzt und mit Sandsäken verspert. Am Nekardam waren

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Am Nekardam waren Stapfen174 eingehauen um bekuem hinaufsteigen zum schießen. Die Hessen und Meklenburger die von Ladenburg herüber die Nekarschanze stürmen wollten, wurden bald wieder aus dem gegenüberliegend Städtchen Ladenburg hinaus gejagt. Es gab wenig todte und Verwundete, darunte aber doch einer aus unserm Dorf Namens Johann Gnirß Gallis, wurde aber wider heil. Nach diesem Treffen standen wir an der Nekarbrüke auf einem freien Platz untätig u. aufge= löst herum u. warteten auf weitern Befehl. Jetzt hieß es auf einmal unter den Soldaten: „Man bringt gefangene Hessen!“ und wirklich brachten etwa 12 bad. Soldaten 10 Soldaten in ihrer Mitte. Unser ganzes Battailon war neugierig die Gefangenen zu sehen, die man des Weges durch uns durchführte. Da rief auf einmal einer von unserer Compagnie laut: Schlagets todt!“ Jetzt riefen viele, ja bereits alle: Todtschlagen! Todtschlagen!“ Der Gefangenzug machte plötzlich halt, und die Gefangenen zitterten u. waren alle im Gesicht todtenbleich, als wirklich ringsum alle badischen Soldaten auf sie anstürmten, und ihrne Gewehrkolben zu Oberst kehrten und auf die Gefangenen herunterschlagen wollten da rief ich laut wie ein Ofizier da ich nebenanstand, „Halt!“ jetzt blieben auf einmal wohl 40 Gewehrkolben in der Höhe stehen, wie beim Exezieren: Dann sagte ich: „wer wett auch unschuldige Gefangene todtschlagen wie die Wilden!“ Ihr könt auch gefangen werden, muß man Euch dann auch todtschlagen? Jo der hät recht hieß es im Haufen, und alle zogen die Gewehre herunter. Ich muste mich freuen daß alle mir sogleich Folge geleistet haben, ich sah auch wohl das sie diese Dummheit bereuten, sie sprachen noch mit diesen Gefangenen, mich sahen sie dankbar und wehmütig an. Ich fragte wohl, wie sie heißen u. woher? aber ich habe es nicht aufgeschrieben, was mich später reute; Denn ich hätte an jeden schreiben können um sich an jene Leidensstunde zu erinnern, u. wer ihr Eretter gewesen war. Ja die wären sicher todtgeschlagen worden wenn ich nicht Halt gerufen hätte. Ich fragte den Führer: „ Wohin mit diesen Leuten?“ Dieser sagte nach Rastatt!“ Dan sagte ich zu ihm:“Ihr sollt doch besser Acht geben auf die Gefangenen, dies könt für Euch schlimm ausfallen. Der Gefangenzug marschierte sodann fort das Dorf hinauf. Es war aber in Nekarhausen so viel Militär das viele weder Unterkunft noch Nahrung bekamen, u. Tag und Nacht im freien kampieren musten. Wohl stund das Dorf hinauf alle 20 Schritt weit weg ein Gelten175 voll Wein, die man im Herrschaftskeller des Grafen von Obendorf hollte, und auch ebenso schlachtete man an einem fort176 Vieh aus seinen Ställen, und doch musten die Soldaten Hunger leiden, den es war weder Mehl, Brod noch Milch

174 Stapfen = Stufen 175 Gelten = Kübel 176 An einem fort = fortlaufend 114

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Im Dorf, deßhalb gieng ich und mein Kamrad fort in ein Nachbardorf liesen uns um unser Geld zu Mitag kochen, um wieder einmal genug zu essen, und nahmen noch Brod mit. Es regnete alltäglich, und ich muste mich wie viele unter den Dachdraufen behelfen, deßhalb war alles froh, als es am 16 Juni Generalmarsch schlug und wir ohne Essen fortmusten. Inzwischen hatte nämlich Großherzog Leopold die Hilfe des Deutschen Bundes erbeten um sein Land wieder zu erobern. In drei Kolonen rükten die Truppen in Baden ein. Prinz Wilhelm von Preußen der spätere Deutsche Kaiser kam durch die bairische Rheinpfalz. Der Bergstraße entlang rükten die Reichtstruppen mit General Peuker vor. General v. Gröben führte die Seinen durch den Odenwald. Bei Hohensachsen kam es am 16 Juni zum Gefecht mit den Reichstruppen

Treffen bei Großsachsen im beisein Peter Störk

Morgen früh marschierten wir durch das Städtchen Ladenburg dan durch die Gemarkung Hadesheim und es kamen immer mehr Truppen zusammen von allen Waffen gattungen, so daß wir ahnten es könte etwas geben. Es regnete und man des hohen Weizens nicht, denn die Armee der breite nach mit Infantrie Cavallerie und Artollerie niedertrat. Es waren alle Soldaten bis zum Hals hinauf naß. Endlich sahen wir die hessisch Meklenburgische Armee In der Fernne gegen uns der breite nach heranrüken. Diese Armee schien wie ein breiter Wald. Etwa schußweite machten wir wie die Hessen halt. Vor der heßischen Armee ritten die Ofiziere zusammen sahen durch die Feldstecher. Einer von ihnen ritt auf einem weißen Schimmel. Auch unsere Ofiziere kamen vor die Front u. sahen mit ihren Fernrohr gegen den Feind hin. Zwischen den Armeen aber ranten viel Hasen Hunde und Pferde ohne Reiter umher. Ein Infantrist von unserer Seite fieng ein Pferd sezte sich darauf und ritt stolz vor die Ofiziere hin vor der Front, und zeigte ihnen das Terain. Nicht lange giengs, so geschah ein Schuß von Seite der Hessen und unser Infantrist fiel todt vom Pferd herab. Jetzt lachte alles laut über den Tollen. Noch mehr werden die Hessen gelacht haben. Die Ofiziere gieng= aber jezt schnell hinter die Front, und die Kanonier schoßen plötzlich beiderseits gegen einander. Wir rükten gemeinsam vor

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Die Badisch Revolution 1849 gegen die Hessen. Aber die Kanonenkugeln berührten fast unsere Helmspitze wir hörten jede komen, und sausen über unsere Köpfe weg, sie schoßen ein klein wenig zu hoch; Deßhalb so oft eine Kugel kam, bükten sich alle im eiligen vorwerts laufen, dan riefen die Ofiziere „nicht büken!“ Aber wieder sausten Kugeln, und alle bükten sich doch. Ich sah als wieder eine Kugel über das Battailon sauste und sich doch alle bükten, ja selbst alle Ofiziere bükten sich mit, und doch riefen sie „nicht büken, es wär zu spät! Die klein Gewehre der Hessen knatterten, die Kugeln pfifen in der Höhe, die Hessen wichen zurük, wir schoßen auch und ranten in eine Hohlgasse hinter dem Dorf Groß= sachsen. Die Hessen schoßen jetzt gegen uns vom Berge herab in die Gasse, und dies lange Zeit jedoch es fiel von uns kein Mann, den die Gasse war tief, man durfte sich nur nahe am Bord halten. Wir alle schoßen so lange Zeit gegen die Hessen, ich aber tat kein Schuß, machte blos Griffe wie wenn ich schoß, denn ich konte keinen Menschen tödten oder unglüklich machen, sah auch zu gut daß wir Badener nie siegen werden. Auf einmal rante unser Hauptmann aus der Gasse hinaus gegen die Hessen zu indem er uns zurief: „ Allo alle Vorüken!“ Dieser Hauptmann war aber ein gewählt= er, vorher Corpral, die alten Soldaten konten ihn nicht gut leiden; Deßhalb riefen sie ihm zu: „Man rükt nicht vor, wen man sich nur müst todtschießen lassen dort oben!“ Wir haben hier eine gute Stellung und bringen dem Feind mehr Schaden bei. „Wollt ihr Vorüken rufte der Hauptmann nochmals laut mit gellender Stimme gegen uns, aber es gieng kein Mann aus der Gasse. „Der Hauptmann schrie dann grimmig:“ Ich stech euch zusammen! Und kam gegen die Gasse indem die Hessen tottal gegen uns herunter schoßen. Die Gasse war aber oben am Rand mit Dornnen bewachsen, aber gerad vor mir war eine Lüke und da kam er wüthend auf mich zu indem er rief: „ich stech Euch alle nieder!“ In der Gasse schoß keiner, alle sahen mir und dem Hauptmann zu wie bei einem Kasperle Spiel. /Der Hauptmann stieß zornig mit seinem Säbel gegen mich und die Spitze war fast an meiner Brust als er vor mir niedersank wie ein leerer Sak und todt war. /Alle in der Gasse riefen laut bravo! Braffo und freuten sich und sagten demm ists aber Recht geschehen. Eine hessische Kugel hatte ihn in Hinterkopf getroffen, und gerade im gleichen Moment als er ein wenig vor Zorn in die Höhe hüpfte

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Ich sah dies als ein Wunder Gottes an und dankte ihm für diese so wunderbare Rettung. Ja ich betete in jener Zeit, und zum zweiten mal bin ich sonderbar beschüzt worden. Ich hätte ja den Hauptmann erschießen können mein Gewehr daß ich gegen ihn strekte war geladen. Aber dann hätte ich müssen dessertieren oder ich wäre von der provisorischen Regierung erschossen worden. Für mich wäre es jedenfalls mein Lebtag schlim gewesen, denn gibt es etwas erschrekliches für den Menschen, als ein Mord auf dem Gewissen. Es wurde dann noch eine Weile geschossen dan wurde zum Rükzug geblasen. Kaum waren wir aus der Gasse da schoßen die Hessen streng auf uns hinein aber ich stellte mich hinter einen Baum. Dies Gefecht war von Seite des Feindes ein Scheinmanöver, man lokte uns vom Rhein weg an die Bergstrase indeßen gieng= en die Preußen bei Philipsburg über den Rhein, die Besatzung dort war zu schwach. Nach diesem Treffen kamen wir nach Heidelberg ins Quartier. Morgens besah ich nochmals mit meim Kamraden die Stadt und giengen hinunter an den Nekar. Da musten wir uns aber groß wundern, den der Nekar war gegen die Stadt zu verbarikadet, ja an jeder Gasse stunden Barikaden von den Steinen des aufgerißennen Straßenpflasters. Wir sahen hieraus nicht gutes und verwünschten diese Freiheit. Wir giengen nochmals zum Schloß hinauf und sahen in die Stadt hinunter, da schlug es plötzlich in allen Straßen Genralmarsch und schon strömten die Soldaten zusammen. Es war kurz vor Essenszeit aber man muste ins Glied und ohne etwas gegessen zu haben marschierte mann an die Eisenbahn, stiegen ein, diese Fuhr bis in die Gegend von Wisloch, dort stiegen wir aus, und marschiert= en durch Waldorf. In Walddorf verspürte ich schon Hunger, darum gab ich einem Buben der uns nachlief 15 Kreutzer zu Wurst und Brod; dieser kam aber nicht, Nochmas gab ich einem Buben Geld zu Brod und Wurst auch der kam nicht mehr andere Soldaten werden es ihm abgenommen haben. Im Westen von Waldorf lagen wir dan alle ohne einen Brosamen zu Essen, im Biwak. Es nachtete und wir legten uns nieder in die Kartoffelfelder. Die Nacht war sehr unruhig den im Westen des Waldes geschehen oft Schüße von den zusamenstossenden Patrollen, und so muste man öfters aufstehen, an die Gewehre springen und abwarten. Die Atoria und Reiterei hatten es noch schlinmmer sie musten mehmals Satteln und aufspannen und trefflich fluchen wenn nichts los war. Am früh Morgen mit Tagesanbruch marschiert= en wir ohne Essen weg auf die Straße hinunter die gegen Waghäusel zugeht.

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Schlacht bei Waghäusel Auf der Straße von Waldorf gegen Waghäusel und in den Felder war viel Militär von allen Waffengattungen bereit, aber man sah den Feind nicht vor den Wälder, und Morgen= Nebel. Schon geschehen einzelne Schüße als wir auf der Straß vorwärts marschierten so daß in unserer Collonne hie und da ein Mann fiel. Alsdann nahm uns der Hauptmann während heftigem Gewehrfeuer links gegen Süden in den Wald der an der Straße liegt, und lies uns ausschwärmen, während das Haupttreffen gegen Westen stattfand. Wir Soldaten wusten bis hier nicht daß unsere feindlichen Gegner Preußen waren und diese im Land seien. Den auch noch nie vorher waren Preußen in Baden. Unsere Compagnie gieng der breite nach immer weiter südlich vor um unsere linke Flanke zu deken. Mir gefiel dies Manöver den wir hatten doch kein Reiter und Kanonenkugeln zu fürchten. Aber kaum gedacht so krachte es vor uns plötzlich und unversehen der breite nach aus vielen Gewehren, die Soldaten lagen verstekt hinter dem Gebüsch. Der Soldat der vor mir schoß war so nahe daß er mir über die Achsel schoß. Den die Preußen musten abwarten mit Schießen bis der Hauptmann rief „Feuer!“ Darum vergaften sich die Soldaten u. zielten nicht. Ich hätte den Soldat können stechen, aber ich wie die andern ranten weg u. zurük. Ein anderer Soldat schloß sich mir an, wir ranten gemeinsam und ich fragte ihn wo er her sei? Er wollte mir Atworten, aber es fiel ein Schuß auf der Seite und er flog auf den Rüken, dann sagte ich: „Was hast!“ ich sah ihm noch ins Gesicht, und er tat die lezten Athemzüge. Schnell wand ich mich vom Gebüsch zu Gebüsch hinum, und kam hinunter zur Straße die nach Waghäusel führt aber da konnte ich nicht hinüber den die Kanoniere waren quer auf dießer Straße vor mir und feuerten eifrig gegen dem Dorf Waghäusel zu, so daß es mir fast den Kopf zerriß durch den Knal die ich nebenanstand. Plötzlich hieß es aufgeprozt, dies geschah schnell und alle sprangen auf die Protzkasten und fuhren im Carre davon indem alle riefen: „Hurra Sieg! „Hurra Sieg!“ hörte ich sie ruffen bis zum Dorf Waghäusel hinein. Jetzt wars auf einmal Stille, ich sah weit und breit nichts lebendes, aber ich hatte Hunger und Durst. Rechts an der Straße war ein Wiesental dort gieng ich hin um Wasser zu suchen, und richtig da war ein Wassergraben aber das Wasser war blutig den es lag ein Pferd darin dies war in einen Fuß geschossen.

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Indessen kam ein Mann aus dem gegenüberliegenden Wald heraus, ein Soldat er lief mir zu er wollte auch trinken, es war Lorenz Störk mein Kamrad, wir hatten einander schon lange nicht mehr gesehen, und wunderten uns daß wir uns so einsam trafen unter so viel tausend. Dann kamen bald noch einige Soldaten u. wir halfen dem Pferd aus dem Graben es konnte aber nicht gut laufen und deß= halb schoß es ein Soldat todt. Nebenan lag ein todter Ofizier im Hemd, dem waren schon die Kleider vom Leib genommen in so kurzer Zeit. Jetzt liefen wir gegen dem Dorf Waghäusel ich u. mein Kamrad allein, da lagen Preußen herum wie gesäht, die waren in dießer kurzen Zeit schwarz im Gesicht u. alle todt u. unberührt. Wir liefen gegen das nächste Haus dies war ein Wirthshaus und auf der andern Seite eine Zuker= fabrik wobei im Hof und der Straß weitumher zerschlagen Zukerhüte wie die Steine herum lagen. Im Hof der Wirthschaft standen 4 Wagen voll verwund= ete Preußen von dennen viele jämmerlich schrien, einige schrien: „Vater! Mutter!“ daß mann es weit weg hören konnte. Diese Leute waren auf die Wagen hinauf geworfen in der Hast wie Sch [?]177 Holz u. hatten furchtbar zu leiden in dieser Sonnenhitze. Wir giengen in die Wirthschaft hinein in den untern Stok da war aber nur der Wirth und zwei Ofiziere und dies waren unser Obergeneral Mirioslaßkwie, und General Siegel. Diese schauten uns groß an, als wir so plötzlich mit Gewehr und Tornister ohne Ehrenbezeugung ins Zimmer kamen, den bei den Freiheitshelden war nicht mehr Mode nur Honeurs zu machen, höchstens wurde Bürger zu einem Ofizier wie zum Soldaten gesagt. Auch wir waren verduzt als wir die zwei Generäle alleinig vor uns sahen. Siegel sagte zu uns was wir wollen? Dann sagte ich wir wollen Essen, den seit gestern Morgen bei einer Tasse Kaffe, sonst haben wir bisher weder gegessen noch getrunken!“Miroslaskwie verstand nicht deutsch: Siegel muste ihms verdollmetschen was wir wollen. Dann sagte General Siegel zum Wirth, „Gebt den Leuten zu Essen!“ „Ja sagte der Wirth ich habe nichts mehr im Hause zu Essen, nicht einmal Brod, die Preußen haben alles aufgegess= en!“ Nun sagte Siegel dann gebt ihnen Wein! Was der Wirt dann that er gab jedemein Glas Wein, was ich alsdann bezahlen wollte. Aber General Siegel lies es nicht zu und bezahlte den Wirt für uns beide.

177 Sch Holz – soll evtl. Scheitholz bedeuten? 119

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Wir betrachteten dies Zimmer, die Wände waren von Kugeln zerissen die Fenster zerschmettert und der Ofen stund nur noch zur Hälfte. Bei unserm Fortgehen sagte General Siegel zu uns: Rechts, westlich beim Dorf ist das III te Regiment, dort müst ihr hin. Wir giengen nochmals an den Wagen Verwundeter vorbei die schrien u. jammerten gleich es war wie in Nähe einer Schafherde. Bald waren wir beim Regiment, dieses lag auf dem Boden in der Mittag Sonne. Schon über zwei Stunden hörte man keinen Schuß mehr, und alles glaubte man habe gesigt. Aber auf einmal gab es plötzlich Lärm: „Rettierieren!“ hieß es. „Die Preußen kommen, mann ist umringt.“ Alles rante fort, und auch ich und mein Kamrad ranten der Straße nach gegen Walddorf Woher wir gekomen waren. Aber auf der Straß konten wir nicht fortkommen wegen Wagen und Reiter, zugleich wurde hintenher vom Feind mit Kanonen geschossen, deßhalb giengen wir ab der Straße weg rechts, und ranten durch den Wald. Wir ranten so schnell wir konten aber der Wald wollte kein Ende nehmen. Hie und da kam eine Lichtung, dann sah man weit und breit Soldaten u. Reiter von West nach Osten rennen. Jetzt sagte ich zu meinem Kamrad ich mache nicht mehr mit, wir gehen Bruchsal zu und von dort ins Württembergische, ich glaube nicht daß dort noch Revolution ist. Von Waldorf her kam uns ein Mann entgegen, der bat uns wir sollen ihn auch Raßieren er habe ein Hekerbart, die Preußen reißen ihm sonst den Bart aus! Der Bart war gleich weg, und der Mann warf auch noch seine rote Weste u. Hekerhut weg u. sagte in Waldorf sein Preußen, worüber mir uns sehr wundern musten, und liefen dann rechts und mehr aufwerts. Da nun der Wald kein Ende nehmen wollte, und wir vor Hunger u. Durst leiden, eb so erschöpft waren, warfen wir unsere Tornister weg die wir jetzt wohl 17 Stunden in einem fort auf dem Rüken hatten, nebst Patronnen Brodsak u. Gewehr. Gewehr und Säbel behielten wir noch an uns. Wir liefen nun so weiter und kamen endlich vor den Wald hinaus, da sahen wir Felder und Dörfer. In der Nähe vor uns war ein starker Bach den wir ohne Brüke nicht überschreiten konten, wie ich später erfuhr hieß er der Kraichbach. In Nähe jenseits des Grabens luden Leute Heu, aber im Feld herum sahen wir Ulanen reiten die den Flüchtling nach ritten und sie gefangen nahmen. In den Dörfer vor uns und an der Eisenbahn drüben war viel Militär, ja selbst auf den Kirchentürmen waren schon Preußen und sahen Neugierig zu wie von Westen her auf einmal so viel Leute aus dem Wald hervorkamen, u. anprallten, Ja wir musten uns groß wundern, daß schon in so kurzer Zeit die Preußen dort sein konten. Wir kamen bald 30 Mann vor diesem Wald zusammen, sahen Angstvoll dem Schauspiel zu, sahen endlich das wir während

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der Schlacht umgangen worden sind. Alle hatten großen Hunger und schimpften über die Hunger Repuplik weil man besonders bei jedem Treffen rein gar nichts zu Essen bekam. In der Verzweiflung wollten sich einige erschießen, so das ich selbst einen Feldwebel das Gewehr weg riß; dieser hielt das Gewehr gegen die Brust und mit der Zehnspitze des Stiefels wollte er den Hahnenen losdrüken brachte es aber nicht fertig; dann sagte ich indem ich vom Haufen weg lief: ja selbst erschießen thue ich mich nicht ich gehe dort zu den Preußen und gieb mich gefangen, und lief weg vom Haufen. Ich war schon etwa 20 Schritt weg, da rufte mir der Feldwebel zu:“Jo wo willst du hin mit dem Gewehr!“ Dann sagte ich: ich gehe zu den Preußen hin und gieb mich gefangen!“ „Ja man geht doch nicht mit dem Gewehr vor den Feind, da wirst weggeschoßen. Dies sah ich ein und gieng wieder zurük; Auf dies sagte der Feldwebel der aus meinem Nachbarsort Hintschingen war: „Gib mir einer ein Weiß Tüchlein dan gehe ich zu den Preußen hinein als Parlamentär. Ich gab ihm weißes Tüchlein, dies hieng der Feldwebel an sein Gewehr und trug es am Arm wie ein Fähnchen, gegen das Dorf Roth, vor welchem die Wache stand. Dieser Feldwebel hieß Bausch. Als dieser nun in die Nähe der Wache kam, fällte diese das Gewehr, drohte zu schießen und rufte zugleich laut so daß wir es gut hörten: „Halt! Warte!“ „Dann rufte unser Feldwebel ihm zu: „Parlamentär!“ „Parlamentär, Halt!“ rufte die Wache. Alsdann kam ein Ofizier mit Soldaten nahm ihn hinein auf die Wache, dort wurde er Examiniert, und ihm gesagt was er zu befolgen habe. Alsdann kam er wieder zu uns zurük wie er gegangen u. sagte uns: Wir können jetzt hinein zu den Preußen, aber wir müssen 100 Schritt vor der Wache die Gewehre u. Waffen ablegen und 100 Schritt von den Waffen zurück marschieren.“ Einigen gefiel die Sache nicht recht sie meinten wir sollten abwarten bis Nacht und dann durchschleichen in das nahe Württemberg.

Aber dies schien uns dopelt gefährlich, denn die Württemberger häten uns ausgeliefert; u. durch die Preußischen Posten zu kommen war gefährlich. Dann sagte ich es ist besser wir gehen hinein und stellen uns freiwillig, den todtschießen können sie uns schwerlich, sie müsten ja dann alle badischen Soldaten todt= schießen. Alsdann liefen wir bis 100 Schritt vor die Wache legten die Waffen ab u. marschierten 100 Schritt davon rükwerts, dann kam bald ein Haufen Preußen umrang uns; sie hielten die Gewehre schußbereit gegen uns so das einige heulten. Alsdann hies es Vorwerts Marsch, u. man führte uns ins Dorf Rot hinein aufs Rathaus.

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Im Dorf war viel Militär von allen Sorten und hatten großes Mitleiden denn die preußischen Soldaten meinten u. sagten wir werden erschoßen. Es nachtete, und wir legten uns auf den leren Stuben boden, den da waren weder Stühl noch Bänke u. von Essen keine Rede. Morgens früh befahl man uns in Hof hinunter und wir musten antretten in zwei Glieder, und beiderseits waren etwa 14 Soldaten vom preußischen Regiment 27. Ein Feldwebel komandierte den Zug und rief: „Vorwerts Marsch! „Das mir keiner fortspringt oder er kriegt ä blaue Bohn!“ Wir liefen vom Dorf Rot weg vielmal durch großes Gedräng, überal war Militär, Proviant und Munitionswagen. Die Soldaten die uns transportierten waren sehr brave Leute. Ich erzählte ihnen denn Hergang der Revolution, den Abfall in Rastatt, und das in Baden nicht einmal die Hälfte repuplikanisch sei, ich selbst habe ihnen die falsche Freiheitsfahne vom Thurm herunter geworfen, man werde froh sein daß sie gekommen seien um Ordnung zu schaffen. Als es Tag geworden war sahen wir eine Stadt auf hohem Berg, in diese giengen wir hinauf, da war aber überal viel Militär oben ind er Stadt und um den Berg herum. Wir wurden vor ein schönes großes Haus geführt, allwo uns unser Führer meldete. Nachher schaute ein Ofizier zum Fenster heraus und befahl man soll uns aufs Feld hinunter führen. Da fragte ich einen preusischen Ofizier der neben mir stand, was der Herr befohlen habe? Dieser sagte : „ihr werdt erschossen!“ Man führte uns unten an Berg wo gerade preusische Soldaten abkochten, u. ich hätte viel für einen Teller Suppe gegeben denn es war schon der dritte Tag wo ich nichts gegessen hatte. Nach einer guten Weile kam ein Trupp Reiter von der Stadt herunter gerade auf uns zu und machten vor uns halt. Unser Führer der Feldwebel gieng vor den Trupp hin machte Ehrenbezeugung X und sagte: Sr. „Majestät“ da sind die 30 Gefangennen die sich freiwillig gestellt haben!“ Auf dies sahen alle Genräle u. Ofiziere uns freundlich an. Hinter mir im Gefangenzug flüsterte dann einer von uns: die kenn ich! Jener dort ist Prinz Wilhelm von Preußen der Comender, u. der neben ihm ist Friedrich des Großherzogs Sohn, u. der dort General v. Göben u.s.w. Diese sahen uns dann eine Weile Wohlgefällig an, und sagten dann unserm Führer wo er uns hin= bringen soll. Wir aber alle musten uns wundern und staunen über den so schönen Trupp=Reiter über die so schöne Kleidung im Feld, die schönen Pferde alles strozte von Silber u. Gold Auch waren bei dem Trupp zur Zier etwa 8 Kappen mit sehr schönem Gesicht und Gestalt mit denn schönsten Kleider geziert. Diese Jünglinge waren etwa 16 Jahre alt. Schöneres hab ich mein Lebtag nicht gesehen.

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Alsdann ritt der Trupp fort und wir waren jetzt besser bei Trost, und die Furcht verschwand. Wir marscheirten dan auf die Straße hinunter die gegen Bruchsal geht, da war aber links an der Straße Militär von allen Waffengattungen die uns so weit wir liefen verspoteten und hönten, ja mit den Waffen gegen uns stießen. Die Soldaten aber die uns führten sahen dies nicht gerne und riefen den Spötter allemal wieder zu:“Last doch die Leute jehen, diese haben sich ja freiwillig jestellt!“ Am 23 Juni kamen wir nach Kislau178. Damals war Kislau noch keine Straf Anstalt wie jetzt. Sondern Sitz und Kaserne für die Invaliden des im Großherzogtum. Die Invaliden waren lauter alte Soldaten die die Napoleons und mit Frankreich mitgemacht hatten. Kislau ist eine halbe Stunde unter Langenbrüken ein sehr schönes Schloß an der Eisenbahn u. Straße nach Heidelberg, früher wohnte dort der Fürstbischof von Speier. Seit 1870 ist Kislau eine Strafanstalt. Ich kam in das mitt= lere, schönste Zimmer mit noch 10 andern, u. jeder bekam ein Büschel Stroh zum liegen Stühl und Bänke waren keine da. Andern Tags fruh Morgens war weit und breit auf der Straße und in den Felder die preußische Armee auf den Beinen. Alle Waffengattungen waren da. Wir sahen wohl es kam zu einem Treffen oder Schlacht zwischen preußischen u. bad. Truppen. Die bad. Armee ist nemlich nach der Schlacht bei Waghäusel gegen Heidelberg/Wisloch/ hinunter marschiert u. von dort gegen Sinsheim u. Epingen am Nekar hinauf; bei Nacht bis gegen Bruchsal vorgerükt und war wieder Rükenfrei; demzufolge war wieder ein Angriff bei Ubstadt unterhalb Bruchsal am 24. Juni. Wir sahen wohl zum Fenster hinaus die Stell= ung der bad. Truppen, auf dem uns zugelegenen Höhenzug, sahen die ersten Schüße und davon Rauchwolken, Auch sahen wir neben unserm Schloß in nächster Nähe den preußischen Generalstab vor unsern Fenster, es waren die gleichen Genräle und Gefolge wie Gestern dennen wir vorgestellt waren, dabei der Comandeur Prinz Wilhelm v. Preußen u. Prinz Friedrich von Baden. Im Anfang gieng das Gefecht der Badner gut. Wir sahen auch den Preußen zu die dicht in Kollonen auf der Straße, und hüben u. drüben auf dem Felde soweit wir sahen ganz langsam u. in kurzem Schritt gegen Langenbrüken und dem Feind vorrükten, während der Generalstab bei unserm Schloß stehen blieb. Dies dauerte so eine Stunde, alsdann hieß es im Generalstab, „langsam zurük!“ u. weit und breit allüberal machte die ganze Armee kehrt wie ein Mann u. gieng

178 Kislau liegt auf der Gemarkung von Bad Mingolsheim im Gemeindegebiet von Bad Schönborn 123

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in kurzem Schritt rükwerts!“ Wir alle sahen dem Schauspiel im Schloß zu, und sahen dem Manöver mit Interesse zu, und sahen die Badner im Vorteil was uns nicht gefiel. Alsbald ranten die Wachen in unsere Zimmer und ruften uns zu: Allo! Alles mitnehmen in Hof hinunter und antretten. Wir marschierten in Gegenwart der Preußen zum Thor hinaus, alle beachteten uns Neugierig, als wir der Straß entlang nebenher marschierten. Dies dauerte etwa ½ Stunde. Dan hieß: „Armee halt!“ „Kehrt!“ und alsbald wieder „Vorüken!“ Dies freute uns sehr, wir konten wieder ins Schloß in die gleichen Zimmer, und wünschten daß Preusen siegten um der badischen Hungerrepuplik ein Ende zu machen. Es war doch gewiß von der Regierung ein großer Unverstand u. Dumheit daß man die kämpfenden Soldaten hungerleiden lies, und keine Lebensmittel zusandte. Jetzt rükten die Preußen vor bis vor die Festung Rastatt, dort war noch ein Treffen zum Nachteil der Badner am 29. Juni Dan blokierten die Preußen die Festung, beschossen sie so daß wir in Kislau jeden Schuß hörten. Am 23 u. 24 Juni bekamen wir noch gar nichts zu Essen, den alle Dörfer um Kislau waren voll Preußen, darum meinten all Gefangengen man lies sie flißentlich verhungern, und riefen von oben herab man soll sie doch erschießen“, und warfen Ziegel vom Dach auf die Wachen hinunter, diese aber wollten hinauf schießen. Am 25. Juni Mittags kam endlich Essen welches Bauernweiber der umliegenden Orte bringen musten; die eine hate in ihrer Zaine179 für 2 Man eine andere für 4-6- oder Zehn Mann u.so alle Tage zubringen, jedoch täglich nur ein mal, und so gab es allemal bis zur Mittagszeit wieder großen Hunger besonders als alle so ausgehungert und abgemagert waren. Wir hatten also 6 Tage lang nichts gegessen, zur Ehre der Badischen Repuplik, das hat allen wehe getan. Jetzt kamen wir endlich alle Tage eine Stunde vors Schloß ins Freie zum herumlaufen da kamen viele Kirschenweiber u. die wo Geld hatten kauften Kirschen. Die meisten hatten aber kein Geld, sie hattens versoffen, wogegen ich als wir in Quartieren lagen, nie in ein Wirtshaus gieng, und ein schön Stück Geld ersparte. Da achtete180 ich daß im untern Stok neben dem Eingang ins Schloß eine Wirtschaft für die Infalieden betrieben wurde, da gieng ich nun alle Tag hinunter an der Wache vorbei kaufte für mich u. mein Kamrad Wurst und Brod für 8 Kreuzer. Ich sah nach einigen Wochen daß sich bei einem Soldaten

179 Zaine= badischer Ausdruck für Korb 180 Achtete = im Sinne von bemerkte 124

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Kleine Insekten zeigten, da kam gerade zufällig der Invaliden Hauptmann ins Zimmer und beruhigte uns indem er sagte: O! nur kein bang u. nicht verzagt, ich bin auch im Jahr 1812 achtzehn Monat in Danzig gefangen gewesen, bin jetzt noch da!“ Dieser gab mir als ich sagte es fehle mir ein frisches Hemd andern tags ein neus Hemd. Andere Soldaten hatten es in dieser Beziehung sie hatten den Tornister nicht weg geworfen. Eines Tages wollte ich heimschreiben u. den Brief den Weiber mitgeben, so daß man weist wo ich u. mein Kamrad sind, aber am gleichen Tag kam ein badischer Ofizier in unser Zimmer und sagte, wir sollen alles mitnehmen, und uns ruhig verhalten. Wir alle giengen in Hof hinunter u. nahmen Abschied von Kislau, dies war den 8. Juli 1849. Wir marschierten hierauf nach Langenbrüken stiegen ein in die Eisenbahn u. fuhren nach Heidelberg, dort stiegen wir aus u. marschierten hinüber nach Schwetzingen wo uns der Ofizier auf den Verlesplatz stellte, wo aber viele Soldaten herum standen. Sobald gab man uns Biliete ins Gasthaus zum Adler mit dem bemerken: Wer nach Hause wolle köne Urlaubspässe holen bei Major Weitzeneker bis nach Offenburg köne man heim bis dorthin seien die Preußen vorgerükt, weiter hinauf köne man nicht. Noch vor dem Nachtessen gieng ich und mein Kamrad zu Major Weitzeneker und baten um Urlaubspässe Dieser sagte: Woher seid ihr? Ich sagte von Emmingen, Amt Engen! Ja, sagte der Major als er zugleich auf die Landkarte schaute, dahin könt ihr noch nicht gehen die Preußen sind erst bis Offenburg vorgedrungen. Dann sagte ich: Er soll doch so freundlich sein uns Urlaubspässe geben unser Ort grenze an das Königreich Württem= berg, kaum 1 Stund von Tuttlingen, dort wollen wir bleiben, wenn im Seekreis noch nicht Friede ist. Nun sagte der Mayor ich will euch Urlaubspässe geben, aber daß ihr ja nicht mehr mitmacht, den im Seekreis ist noch keine Ruhe. Morgens früh d. 9 Juli giengen wir von Schwetzingen fort, fuhren per Eisenbahn bis Bruchsal, von dort nach Bretten und dann ins Württembergische hinein, über Rottenburg, Hechingen Tuttlingen. In 3 Tagen sind wir von Schwetzingen weg nach Emmingen gelaufen, den durchs Württembergische war noch keine Eisenbahn. Am 23. Juli übergaben die Truppen in Rastatt die Festung an die Preußen, Aber schon etliche Wochen vorher ward plötzlich ganz Baden mit Baiern Württemberger Hessen u. preußischen Truppen überschwemt.

In Rastatt muste alles Militär die Waffen ablegen, und in die Kassematten marschieren. Bei

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Die Ofiziere die Treffen mitgemacht hatten sowie Soldaten die Aufrührerische Reden gehalten hatten wurden erschossen, es wurde aber vieles verschiegen. Die Generäle Miroslaskwie u. Siegl waren nicht so dumm u. giengen in die Festung sondern giengen ins Ausland. Miroslaskwie ging nach Italien, Siegel nach Nordamerika, war später dort General. Viele Soldaten giengen Batteilons= weise in die Schweitz, durften aber nicht heim u. waren wohl ein halbes Jahr dort. Auch in Konstanz war noch ein großer Theil bad. Truppen, die wollten nochmals angreifen aber sie sahen das es Nutzlos sei und legten die Waffen nieder. Von hier waren 22 Soldaten, alle kamen wieder heim, nur einer war ein Dragoner verkaufte sein Pferd und gieng nach Amerika. Die Staatskasse hat der Landesausschuß ler gebracht. Diese giengen natürlich landaufwerts vor dem Feinde her bis in unsere Gegend. Es gieng die Sage daß ein Wirt am Randen den Regierungsmänner ein Fäßchen Geld ab ihrem Wagen weggenommen u. in sein Abort geworfen habe. Auch hier im Hirschen kehrten die Regierungsmänner mit ihren Fäßchen ein, bei dennen war auch Ganter181. Diese eilten aber plötzlich fort als sie merkten, daß man die Fässlein geprüft hatte. Die Staatskasse war ganz ler, deßhalb muste man plötzlich Steuern zahlen; mein Vater auf einmal 60 Gulden. Es war damals kein Vertrauen mehr u. kein Kredit, kein Verkehr und wenig Geld vorhanden, deßhalb wurden die Liegenschaften übermäßig wolfeil, über 100 Bürger hier wurden vergantet, und kamen an den Betelstab. Zudem wurde die Frucht total theuer, man verbot die Ausfuhr gegen Schweitz u. Frankreich nicht. Das Malter Kerner galt im jene Zeit 1847 – 1853 bis zu 54 Mark. Während dieser Revolutionszeit konnte Niemand etwas verdienen, Jünglinge und Männer musten Exezieren den ganzen Vorsommer und fort in andere Ortschaften. Die Emminger waren in Möhringen im Quartier, dort regierte der Civilcomissär Tissott, der war streng: Emminger baten bei ihm um Urlaub sie möchten heim zum Heuen! Aber Tisott gab keine Urlaub her sondern sagte: „Daß mir keiner aus der Stadt geht, mann weist nicht wens loos geht!“ Ein Bürger von hier der sich der Revolution widersezte, Namens Xaver Speichinger führte man gefang= en nach Möhringen zum erschießen, dies wäre auch geschehen wenn nicht gleichzeitig vom Unterland die Nachricht gekomen wäre daß die Bad. Armee geschlagen u. die Regierung auf der Flucht sei. Zum Glück muste dieser Commissär selbst in die Flucht, es kam wie der Blitz die schauerliche Kunde: „Die Preußen kommen!“ Die hiesigen Gemeinderäte kauften viele Gewehre, und Leder zu Riemen u. Patronentaschen. Die Gewehre u. Waffen muste man alle nach Engen führen. Mit dem Leder besohlten die Liberalen Gemeinderäte doch noch ihrne Stiefel.

181 Ganter = Zwangsversteigerung 126

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Verschiedenes

1855 In diesem Jahr erteilte Großherzog Leopold Allgemeine Amnestie im Lande Baden, vorher bekam kein libraler ein Amt beim Staat u. Gemeinde, aber 102 bald bekamen die Liberalen wieder die Oberhand, besonders als Gr. Leopold gestorben war, dann wurden die treuen Anhänger der Regierung die katholischen Christen sogar noch verfolgt, ja es bekam kein Katholik ein Amt, ja wenn einer recht dumm schlecht und Ungläubig war, der bekam, Amt, Dienst u. Ehre. Diese Gewaltthat gieng wohl 30 Jahr wie der Dreißigjährige Krieg, und am meisten wurden wohl die katholischen Geistlichen verfolgt. 1855 Bis um diese Zeit ist man noch mit Gäns, Geißen und Vieh in die Wälder gefahren. 1855 Hatte es den meisten Schne u. war sehr kalt, alle Tag muste man im März den Bahnschlitten führen, u. es fehlte an Holz im Dorf, aber bei Nacht nahm mann Pferd und Schlitten fuhr in der Domänenkanzlei Wald u. holte Buchenholz. Die Waldhüter konten nicht in Wald vor tiefem Schnee. Als der Schnee weg war waren mehrere 100 zwei Metter lange Baumstumpen durch den Wald weg. Dies war das schlechteste Jahr des ganzen Jahrhunderts. Der Schnee u. Eis ging erst weg mittel April folglich war die Saat erstikt. Im Herbst regnete es in der Erndte alle Tag oder es hatte Nebel, so daß alle Frucht u. Stroh ganz naß und schwarz wurde. Der Vierling Akerfeld gab kaum 8 Garben. 1855 Hat der Blitz bei einem Wetter das sogenannte Engelkreutz mit Kruzifix= bild und Engel zu Fetzen zusammen geschlagen. Dieses Kreutz hatte im Jahr 1852 ein Soldat gesezt der den Feldzug in dem Napoleonskrieg in Spanien mitgemacht hatte. Dieser war ein harter Mann, und war dabei als in einem Städtchen 24 Dragoner in einer Nacht ermordet worden waren Die Einwohner dafür zu züchtigen, sie branten die Häuser nieder in Aras mordeten Einwohner, den Pfarrer nagelten sie an ein Scheuntor. Kaspar hat auch zugesehen. Nachdem das Engelkreutz durch den Blitz zerschlagen war hat man ein Steinkreutz auf gleichen Platz gesezt. 1847 Hat der Blitz in gleicher Richtung ein Weib, Notburga Rager lahm geschlagen 1852 Wurden die Schweizerbatzen zum letzten mal genommen sie exestierten 500 Jahr. 1856 Drei Namens Felix hier, allen Dreien branten ihrne Häuser zwei mal ab.

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Verschiedenes und das Geldfäßchen in Hardt

1856 Spitznamen hier. Hulwei, Schnapfeder, Schefel, Distel,Dieren, Hutter, Bruger, Blebb Schnauk, Hertsch, Pfüdi, Hex, Schnänk, Rösser, Hauni, Seifer, Thesel, Deißli, Auser, Giegel, Giftspitz, Taub, 103 Ruß, Vodel, Trodel, Glesi, Bischof, Vennes, Pfudi, Trukenbrod, Kapfohl, Bolzer, Gstis, Geisel, Goukler, Bremm, Igel, Beß, Mader, Kegel, Muschi, Mandeli, Droleter, Bettscheißer, Glesi, Pflunder, Hobler, Bagad, Firig, Menzel,Gaggeli, Mors, Blum, Gsietli Dantler, Lux, Karl, Holg. Viele Familiennamen wurden früher abgekürzt, Z.B. Johannes Hans, Josep Sep, Ignatz, Natzi, Mathias, Mattes, Deisli, Tes, Tesel. Jakob hieß Jank, Jokel, Georg, Jörg, Schors Sebastian Bascha oder Baschi. Anton, Doni. Johan=Ulrich Hans=Uri. Valentin Veli oder Vede. Alex, Lex Ferdinand, Ferdi. Wilhelm, Wilem. Friedrich, Frieder. Bartholomäus, Bartli. Markus, Marx, Nikolaus, Klaus. Hironimuß, Ronni, oder Roimuß. Josefanton, Sepatoni. Ottilla, Tilga. Cordula, Kurda. Sidonia Zitona Euphrosina, Ewerli. Scholastika, Kolast. Kresentia, Sens. Barbara, Bebel oder Babet. Veronika, Veronne, Vräli, Vrä. Kunigunda, Gundel. Katharina, Kater, Katerli. Antonia, Donna. Elisabeth. Beth, Bawet. Wilhelma, Mina. Gertrut, Traut oder Gera. Sophi, Zowei. Magdalena, Lena, auch Madlä Margaretha, Gret. Ursula, Ursel. Waldburga, Burga.

Das Geldfäßle in Hardt, an der Grenze bei Liptingen

Im Jänner dieses Jahrs beschäftigten sich mehrere Erzgräber von Liptingen in einer 1859 182 verfallenen Erzgrube in den Leimgruben bei Hart oder Hennele, mit dem Aufsuchen eines Geldfäßchens. Nemlich 1799 soll beim Vorstoß der Franzosen von Emmingen her, als die Vorhut 104 der Oestreicher theils abgeschnitten und umfangen wurde von den Oestreicher ein Geldfäßchen in eine Erzgrube geworfen worden sein, um es nicht in die Hände der Franzosen komen zu lassen. Im Jahr 1800 soll dann auch ein Schreiben ans Pfarramt gekommen sein, daß in einer Erzgrube der Leimgruben ein Geldfäßchen liegen u.s.w. Man lies dann mehrere Gruben die voll Wasser waren ausschöpfen, und wird nichts gefunden haben. Dan im Jahre 1859 arbeiteten 8 Mann etliche Wochen in diesen Erzgruben aber das Wetter war so ungünstig es regnete alle Tag so daß die Gruben am Morgen voll Wasser waren, und einstürzten. Hätten diese Leute das Jahr vorher 1858, das Fäßchen gesucht den damals regnete es den ganzen Herbst und Winter nicht, und war kein Wasser im Boden. 1852 Wurden die SechsBäzner das ist 24 Kr. oder 70 Pfg. eingezogen 1852 Wurde der Thelegraph im Seekreis eingefuhrt. 1858 Wurden die Kronenthaler eingezogen, ein Stük 4 M 62 Pfg. das schönste Geld.

182 Hart und Hennele = Gewannnamen in Liptingen 128

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Kleine Kometen183 105

1858 Der große Komet am Himmel In diesem Jahr kam im August, September u. Oktober ein großer Komet auf am nördlichen Himmel, denn man schon etliche Jahre erwartete. Dieser lief etwas am nördlichen Himmel, und von Emmingen aus gesehen über den Buchenberg und hohen Fürst. Dieser Stern lief von Westen nach Osten,

wogegen Sonne, Mond und Sterne nach Westen ziehen. Diesen Stern sah man wohl

8 Wochen lang bei immer schönem blauen Himmel, dan sank er allabendlich immer mehr nach Norden bis daß er endlich verschwand. Dieser Stern war wohl 10 mal größer als andere Kometsterne die nur wie eine Ruthe sind, dieser war zum anstaunen Mayästetisch, ja furchtbar. Manchen Abend habe ich auf der höhe beim Dorf mit andern Leuten diesen sonderbaren Stern, der so flimmerte betrachtet. Der Stern war jeden Abend von 8 bis 10 Uhr am Himmel ich kann mir ihn mein Lebtag gut vorstellen. Dieser Stern war da 1556 und machte auf den Kaiser Karl den V großen Eindruk indem er sagte: Parla tristi Commete, qui brilla Sur matieta, je conais qui les cieux, mapelant deoes lieux. His ergo indious memea fata vocent. „Sibili von Cummä weist auf den Stern Jesu Christi hin und sagt:“ Wen einst ein Stern blendend wie die Sonne prangend am Himmel erscheint, dan wird kommen das Wort, Menschen ähnlich in Fleisch und Blut – das bisher höchste Geheimniß „Daß dieser Stern mit dem Stern der Weisen indentisch ist, hat noch keiner berechnet, da man aber auch nicht genau weist in welchem Jahr Jesus Christus geboren ist. Dieser Stern komt wieder nach 302 Jahren also 2160. Also freue sich wer ihn zu sehen bekomt. Das Jahr 1858 war ein sehr schönes frühes und warmes Jahr es regnete wenig besonders den ganzen Herbst und Winter war der Himmel klar. Im Jahr 1858 hatte es die schwerste u. vollkomenste Frucht u. sehr guter Wein. 1910 Der angekündigte Halaysche Komet den man als schön vorausgesagt hat war das geradige Gegenteil vom 1858 Komet: Dieser war am Tag am Himmel, lief von Osten nach Westen man sah ihn nur nach Sonnauf und Niedergang. Es regnete bereits alle Tag u. hatte Gewölk Es war ein schlechtes nasses Jahr, man hörte nur von Unglük: Darum freu sich Niemand auf diesen Stern.

183 Zeichnung von Peter Störk 129

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Die Kunkelstuben und das Spinnen

1860 Um diese Zeit wurde noch stark von den Weibsleuten Hanf=Werk zu Leinwand, gespunnen. von dan hörte das Spinnen so nach und nach ganz auf, so daß jetzt um 1890 jüngere Leute nicht mehr wissen was Kunkel, Spinrad und das Spinnen ist. Ebenso hat das Leinwandweben aufgehört. höchstens wird noch Leinwand in den Fabriken gewoben. Der Hanfbau hat hier seit 1870 gänzlich aufgehört, wogegen Früher jede Familie einen Hanfaker hatte, um Werk zum Spinnen und Hanfsammen zu Öhl zu bekommen. Schon im October wurde der Hanf beim Brechloch gebracht

gebrochen zu Werk und an Martini fieng das Spinnen an bei Mädchen u. Weiber, da kam der Spindelmann der rufte durchs Dorf hinauf „Spindle, Weiber Spindlo!“ Jedes Weib und Mädchen hatte eine Kunkel184 und bekam auch eine auf den Brautwagen Die Kunkel war ein schön gedrechseltes 2 Meter langes Stänglein welches in einem rund, kleinen Stühlchen stak, so daß sich die Spinnerin die Füße darauf stellen konte wenn sie auf dem Stuhl saß, und das an die Kunkel gebunden Werk mit den Finger herauszupfte mit den Lipen benezte und dan zum Faden drehte. Der Faden wurde dann zugleich auf eine Spindel gedreht u. später abgehaspelt, an Knäul gebunden und im Frühling wenn alles Werk gesponnen dem Leinenweber gebracht. Auf jeder Kunkel war oben eine Krone, und das Werk mit einem schönen Band hingebunden.

Das Kunkelied, das ich als kleiner Knabe von alten Weiber singen hörte. 1837 Was bedeutet das Holz so an der Kunkel ist? Es bedeutet das Kreutz des Herrn Jesu Christ!“ 1. Ach arme Seele mein, betracht im Herzen ______dein, gedenke was das bittre Leiden sei.

Was bedeutet das Werk das an der SKunkel ist? Es ist der Leib unsers Herrn Jesu Christ! 2. Ach arme Seele mein: Dies wird jedesmal wiederholt.

Was bedeutet das Band so an der Kunkel ist? Es bedeutet die Strike des Herrn Jesu Christ!__Ach arme Seele 3. Was bedeutet die Kron so auf der Kunkel ist? Es bedeutet die Krone des Herrn Jesu Christ__Ach arme_ 4. Was bedeutet die Spindel so an der Kunkel ist? Es sind die Nägel des Herrn Jesu Christ! 5. Ach arme Seele mein betracht im Herzen dein: Betrachte was das bittre Leiden sey.

Im Winter jedes Jahr kammen Mädchen u. Weiber am Abend zusammen /z`Liecht:/ dann

kamen noch Jünglinge, zum Scherzen lachen u. Singen. Es wurden die ganze Nacht schöne

Lieder gesungen, u. man war im Singen geübt. Jetzt hört man weder Singen noch pfeifen

es ist eine Tode zeit. Seitdem die Mädchen nicht mehr an die Kunkel gebunden sind, stehen sie

auf der Straße u. Winkel herum, suchen ihren Hochzeiter, und verschwinden schnell wie Regenwürmer.

184 Kunkel, Spinnrocken, Dieße, ein meist stabförmiges Gerät, an dem beim Spinnen die noch unversponnenen Fasern befestigt wurden. 130

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107 Verzeichnis der Herrn Pfarrer seit 1587

1587 Knobloch 22 Jahr hier 1619 Theodor Vogler, von Engen 1626 Binninger Leonhard der war da im 30 jährigen Krieg wurde von den Schweden gefangen genommen 1649 Graf von Honstetten, da fehlen die Tauf u. Todtenbücher sie waren bei Seite geschaft 1650 Falk Karolus. Diese Familie verlangte 1907 ein Stammbaum v. Herrn Pfarrer Belz 1651 Waldmaier Heinrich 1653 Steib Benedikt 1657 Elsäßer v. Halau 1663 Wermut Georg 1674 Molitor 1682 Stadelman 1693 Würth Kaspar v. Stühlingen 1715 Wetzel Petrus 1729 Lehmann Johanes 1746 Schmid Matheus 1757 Kop Georg 1762 Winterhalder. In dieser Zeit waren zwei Brüder hier Namens Kindler, diese wurden Priester 1773 Seitz Cristov 1786 Schmid von Welenburg 1793 Straßer Jos. Wilibald 1796 Rothweiler Dieser wurde von den Franzosen gekuelt u. ausgeraubt 1800 Roth. Dieser starb hier, wurde 1841 auf hiesigem Kirchhof als man die Fundamente grub und noch ein anderer Pfarrer ausgegraben ich sah beide im Ornat mit wächsernem Kelch und Biret 1807 Richter 1815 Maus 1823 Heim 1828 Jäger von Ehingen, dieser hat mich Peter Störk getauft 1828. Ward Schuldecan 1835 Straßer Verweser 1836 Fischer Diesem gieng ich ein Winter in die Schule, der Lehrer war krank 1841 Metzger Verweser. Unter diesem wurde die alte Kirche abgebrochen hielt Gottesdienst in der Notkirche 1842 Pfarrer Martin von Neudingen Diesem gieng ich in Schule u. Christenlehre

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Pfarrer hier seit Bau der Neuen Kirche 1842 Martin Josef Dieser versah noch Biesendorf 1853 Lederle Verweser 1854 Knebel Verweser 1855 Metzger Josef von Donaueschingen kam nach Degenhausen 1869 Müller Verweser starb hier und ist auf hiesigem Kirchhof begraben. Dieser von den Pietisten verfolgt 1872 Riest. Dieser wurde ebenfals verfolgt so daß er auf die Pfarrei verzichtete 1874 Behringer, total von den Altkatholiken verfolgt, halb Emmingen war abgefallen, sie haben Herr Reinkens als Bischoff und einen Pfarrer Hofmann der war auch abgefallen, gieng ins Wasser 1878 Weißbacher 1880 Kuhmann Dieser litt noch einige Zeit an Verfolgung von den liberalen Altkatholiken besonders von den Lehrer die waren die Pioniere der Altkatholiken 1891 Bolian 1897 Frech Verweser 1900 Belz Jos. Von Taisendorf versah noch einige Zeit Biesendorf, dann erhielten diese einen eigenen Pfarrer Diesem Pfarrer hat Emmingen viel zu verdanken, er brachte die Ketzerei der Pietisten u. Altkatholiken weg In der Zeit des Kulturkampfes 1872 bis etwa 1900 wurde die katholische Kirche besonders in Baden stark verfolgt, besonders die Geistlichen. 1916-17 Wilhelm Hacker 185 1917-19 Georg Ziegler, Pfr. 1919-26 Hugo Ganter, Pfr. 1926-39 Gustav Gog, Pfr. 1939-49 Karl Schäfer, Pfr. 1849- Franz Höfele, Pfr.

185 Andere Schrift, nachgetragen 132

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108 Dorf Schenkenberg

1169 Schenkenberg war ein Dorf mit Kirche und Schloß gieng aber seit 1441 so ab das die Bewohner nach und nach weg zogen und alsdann Feld Wiesen u. Wald der Grafen von Zollern an die Gemeinde Emmingen verkaufte. Seitdem ist Schenkenberg nur ein Hofgut ohne Gebäude. Von dem Dorf steht nur noch die Kirche und das Messnerhäuschen, und nebenher die Schloßruine. Die erste Urkundliche Nachricht stamt aus dem Jahr 1169. Ein gewisser Dietho von Schenkenberg nent sich nach dem Dorf. Der Name wird von Baumann erklärt als Berg der Schenken /des Stifts Reichenau/ Mehrere Jahrhundert lang besaßen die Herrn von Heudorf186 Schenkenberg. 1332 In diesem Jahr ist ein Heinrich von Höndorf von Schenkenberg belegt, das Dorf war früher schon Lehen der Grafen von Hohen Zollern zu Hechingen. 1441 Im Jahr 1412 Erhielt Hans von Höndorf von Schenkenberg vom Grafen Fritz Herrn zu Hohenzollern dem älteren zu Mannslehen Schenkenberg die Feste u. den Kirchsatz daselbst. 1442 Verkaufte Wilhelm von Höwdorf zu Alnot an Bernhard von Ow um 600 Gulden Rheinisch, Schenkenberg das Schloß uff den Eggen mit Zwing und Pann und Zeilen mit Zwing und Bann und das Guetli zu Schlatt uf Eggen /Schlatterhof:/ das 2 Malter Vesen 1 Malter Haber 5 k.k. Pfennig und 3 Hühner giltet wovon jedoch ein Malter Vesen 3 k. und die Hühner jährlich an den Leutpriester /Name des Pfarrers zu Schenkenberg:/ zu einer Jahrszeit für des Verkäufers Ahnen abgehen. Höwdorf war von Mühlingen u. Langenstein Anmerkung: Von dem Jahr lagen die Urkunden auf hiesigen Rathaus die ich im Jahr 1880 gelesen habe etwa 10 Pergament Urkunden. Der Gemeinderat muste solche nach Donaueschingen ins Fürstliche Landesarchiv schiken, denn es war zu befürchten sie kämen nach Aach in die Papierfabrik, wie mir es der Bürgermeister selbst sagte: Im Jahr 1880 kam ich aufs Rathaus, da lag im Zimmer wo wirklich der Bürgermeister saß viele Briefe auf dem Boden herum ich hob einen auf und es war eine alte Pergament Urkunde über den Kauf unsers Dorfes Emmingen, Dan sagte ich zum Bürgermeister Gnirß: Da ist auch ein alter Brief! Der Bürgermeister sah darauf hin, und sagte: Jo dear kast phaltä mer hua erst ä baar Säk im Lumpäma geba därlei kumet it Babbiri gi Aa.-.187 Noch um 1880 war in Aach eine Papierfabrik dorthin lieferte man altes Papier und Lumpen. Peter Störk

186 Heudorf, jetzt zu Eigeltingen gehörig 187 Sinngemäße Übersetzung: „ ja den kannst du behalten, wir haben erst ein paar Säcke dem Lumpenmann gegeben, dererlei kommt in die Papierfabrik nach Aach“ 133

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1477 In diesem Jahr trägt Jackob von Pax von dem Grafen Nikolaus von Zollern Schenkenberg zur Lehen Schon früher muß Schenkenberg einen eigenen Pfarrer besessen haben die erste Nachricht stamt aus dem Jahr 1275. Das Einkommen des Pfarrers war jedoch so klein es betrug nur 1- Pfennig Konstanzer Währung. d.h. etwa 13 Gulden jezt 22 Mark 23 Pf. so daß er von der Kreuzzugsteuer die damals von dem Geistlichen erhoben befreit wurde. Also damals eine Kirche 1275. Diese Kirche muß zerstört worden sein denn die jezige Kirche ist Neu und um 1500 gebaut.

1441 Haben bekanntnlich die Grafen von Höwen Straßenraub getrieben natürlich war der zu Schenkenberg da es in der Herschaft Höwen lag auch dabei. Zugleich war ½ Stund südlich von Schenkenberg 188 an der Grenze / jetzt / Emmingens eine Burg die gehörte dem Freiher von Asch Dies ist Wasserburg Dieser Freiherr von Asch war ein getreuer Helfershelfer der Gebrüder von Höwen bei ihren Raubzügen und der beste Spiesgeselle. In einer Notiz laas ich: Bei dem Zug der Reichstätte bei dem auch Ulm Konstanz u. Radolfzell war. Sihe Seite 14 vom Jahr 1449 d.B. Diese kamen zur Züchtigung der Raubritter, belagerten Engen u. Burg Höwen verbranten dem Grafen v. Höwen alle Dörfen und Schlößer um Engen so auch Schenkenberg. Diese zwei Freiherrn halfen dem Grafen von Höwen die Stadt Engen u. Burg Höwen vertheidigen. Die Gemahlin des Veit von Asch suchte mit ihren Knechten die Wasserburg zu halten, u. da dies nicht gelang erwirkte sie für sich und ihrne Knechte Sicherung ihres Lebens aus. Die Wasserburg wurde gebrochen, und nicht anderst wird es dem Schloß u. Dorf Schenkenburg sowie Zeilen, Grüzoller Winkel Emmingen gegangen sein, da die Chronik über Engen sagt: da die Städter Engen nicht bekamen begnügten sie sich alle Schlößer und Dörfer um Engen die dem Grafen Eberhard u. Heinrich gehörten niederzubrennen 1450 Die Kirche zu Schenkenberg haben jedenfalls die Grafen von Hohenzollern Hechingen gebaut um 1450. Die frühere Kirche wird mit Schloß u. Dorf zerstört worden sein, den der Baustil ist modern. 1450 Um diese Zeit hatte Jakob von Pax den Schenkenberger Hof zur Lehen 1460 Hatte um diese Zeit die Gemarkung Schenkenberg samt Feld Wiesen u. Wald von den Grafen von Hohen Zollern Hechingen, die Gemeinde Emmingen in Pacht genomen, und und mehrmals den Pacht erneuert. 1690 Hat die Gemeinde Emmingen den Schenkenberger Hof vom Grafen von Zollern gekauft nächst der Vogtei Zeilen und zur Gemarkung Emmingen einverleibt. Ein Landwirtschaftliches Gebäude stund seit der Zerstörung nie dort, der Hof wird immer verpachtet

188 Die Burgruine Wasserburg ist eine Ruine einer Höhenburg auf einem kleinen 639 m ü N.N. hohen Bergkegel 1500 Meter südwestlich von Honstetten, jetzt zu Eigeltingen gehörig (Wikipedia) 1174-1300 Herren von Wasserburg, Ministerialien des Klosters Reichenau; 2. Hälfte des 14. Jhdts. Herren von Hewen; 1404 Grafen von Lupfen; 1429 Heinrich von Wildenfels; 1431 Egg von Reischach – anschließend an Veit von Asch. Veit betätigte sich als Raubritter. Am 30. Mai 1441 überfiel er Kaufleute und erbeutete dabei Waren im Wert von 120.000 Gulden 134

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Dorf Schenkenberg

Von dießer Zeit an liegen Rechnungen über die Kirche Schenkenberg im Pfarrhof. 1630 Die früheren sind verbrant als der Pfarrhof hier mit allen Schriften verbrannte. Auf hiesigem Rathause lagen mehrere Pachtbriefe über Schenkenberg. 1513 Ich Eitelfritz Fürst Graf von Hohen Zollern Hechingen Graf zu Sigmaringen Wehrstein Haigerloch der Gemeinde Emmingen dabei das Gut auf Schenkenberg uf Ek zur Lehen mit dem Bruderhaus: Da scheints mir es war noch keine Kirche damals da seit der Zerstörung 1441 steht oben auf der Reischacher Wiese welche zum Wasserburghof gehört, und von dieser straks hinauf bis an die Höhe und dem Grat nach hinab bis hinüber an die Königsteig189, von dem Königsteig dem Grat nach umhin, dem Grat nach durchhinderi bis zu Handthalers Kreuz u. von da die Halde hinauf anderhalb Jauchert breit bis an das Wolfstal zu des Zeilerbild und was über den Bezirk gesagt ist zur linken Hand alles mit Zweig und Pan, Holz Feld u. Wald Waid Aeker dem Hof Schenkenberg gehörig und stost von des Zeilerbild den Grat hinauf die Brunishalde der Aeker hinauf so dennen von Emmingen sind bis an die Straße so an die Königsteig gehört, von der Straße nach hinauf bis an Ruprechtstal da die drei großen Krießbäum190 stehen an denselben Krießbäum vorbei am Anwander am Bollenwiesli u. von da an am Schenkenberger Riet u. am Etenberg vorbei u. an den Thannen hinauf bis zur Straße die zum Schlatterhof geht. Von da an hinab an den Thanaker der zum Schlatterhof gehört, von da an die Kohlwies von da an hinauf bis an die Schlatterhof Gärten, u. an den Wasserfall von dort hinab bis an das Schenkenbergertal von da an hinab bis wieder an die Reischacher Wiese, in welchem Hof gelegen 92 Jauchert Aker 16 Masmat Wies 60 Jauchert Holz mit dem Vogteirecht Zeilen. Die Gemeinde Emmingen zalt für das Lehen 7 Malter 6 Viertel Kernen. Die Gemeinde soll alles thun was man einem rechten Lehnsherrn schuldig ist. Gegeben zu Hechingen an St. Vitistag 1513.

Das Zeilerbild komt schon vor nach den Obigen Schenkenberger Urkunden die in Donaueschingen liegen, und später find ich in einem Gemeindeconto: den 14. Februar 1794 Ist das Zeilerbild von Vogt Engeßer und Jäger Josef Wilibald und mehreren Bürger Erneuert worden. 1794 am Bildstok stund Jahreszahl das ich gesehen 1794 ist aber 1910 umgefallen. Ich sagte die Geschichte dem August Haug Privatier im Krigerthal191, dieser hat das Zeilerbild [Eichen Bild]stok 1913 wieder Erneuert. Der Zimmerman Leonhard Klotz hat in gemacht u. gesezt im Beisein August Haug. P. Störk

189 Königsteig, Wolfstal, Brunishalde, Bollenwiesli, Etenberg, Kohlwies sind Gewannnamen von Emmingen 190 Kriesbaum = Kirschbaum (nach dem vul. lat. Ceresia/ lat. Ceresus) althochdeutsch Chirsa, mhd. krise 191 Kriegerthal = Gemeinde Biesendorf, ehemalige Eisenschmelze 135

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Schenkenberg

War in Schenkenberg längere Zeit ein Eremit 1628 Von diesem Jahr an liegt eine Pergament Urkunde bei den Kirchenakten folgenden Inhalts 1628 Unter dem römischen Reichsmarschall Herrn Graffen von Pappenheim Herrn zu Höwen u.s.w. Alljährlich muste nach dieser Urkunde Christian Schmid von Zoznek an die Pfarrei Schenkenberg /resp.: Emmingen führen u. abgeben 4 Malter Roggen 1 Malter Fesen 2 Malter Hafer 1 [kaufm. Pfundzeichen] Pfennig Constanzer Währung, Ain Viertel Ayer 7 Hühner. Obiges wurde dan 1838 in der Zehntablösungszeit zu Geldzahlung verrechnet und abgelöst, zahlbar an die Pfarrei Emmingen. Von diesem Jahr hangen in Schenkenberg die ersten Votivtafeln. 1698 Um diese Zeit war eine Franzosenflucht, in Schenkenberg wurden die Immen192 gestohlen 1700 Wurde der Hochaltar Erneuert von einem a[u]s Radolfzell 1723 Das Krizifixbild das im Chor hängt machte ein Andreas Keller Bildhauer von Emmingen 1774 Wurde die Rechnung mit Vermögen zu Schenkenberg nach Emmingen genommen. Das Vermögen 1782 bestand aus Geld Vieh, Schaffe u. Immen. Früher hatten die Geistlichen die zur Aushilfe nach Schenkenberg kammen am Johannifest nach dem Gottesdienst ein Essen. Brante zu Schenkenberg das Bruderhaus ab, dan wurde ein Neues gebaut dies wurde 1816 wieder Baufällig und so wurde 1883 wieder ein Neues gebaut, der Pacht bezieht die Gemeinde. 1883 Der Mesner muß aber aus dem Hause, den Messnerdienst versehen, dreimal den Englischen Gruß193 leuten, die Kirche bewachen. Ein Neues Muttergottesbild kam auf den HochAltar nach Schenkenberg das alte /jetzt auf dem Neben- 1885 Atar / paste der Kleidung nach nicht mehr. In diesem Jahr schenkte Joh. Schmid von Hohnstetten wohnt aber in Radolfzell zur Kirche eine Orgel. 1894 War eine Gloke zur Schenkenberger Kirche eingeweit worden, die alte bekam einen Sprung 1895 auf der alten stund Jahrzahl 1775 gegossen von Herrn Roßenlechner in Konstanz. Die Neue Gloke wurde gegossen zu Villingen von Herrn Grüninger Stiftete die Katharina Wikenhauser von Aach zur Kappele Schenkenberg 50 Gulden zur 1898 Unterhaltung der Kappelle, dies Geld kam aber in die Gemeindekasse. Dies wurde ich inne194 und berichtet= te solches an kath. Oberstiftungsrat in Karlsruhe. Dan kam von dort ein Erlaß, daß die Gemeinde das Geld heraus zahlen müste, an Peter Störk. Dieser habe es dem Kirchenfondsrechner zu überbringen, was auch geschehn ist. Die Kirche wird vom Opfergeld u. Gütthäter unterhalten.

192 Immen= Bienen(völker) 193 „Englischer Gruß“ ist das „Gegrüßet seist du Maria“ (Ave Maria) – entspricht dem Angelus Läuten 194 „wurde ich inne“ = habe ich erfahren 136

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Das Dorf Zeilen

Zeilen war früher ein Dorf, man sieht noch Spuren von etwa 20 Häuser jetzt steht nur noch die Kirche, eine Mühle und 3 Häuser dort. Das Dorf gehörte den Grafen von Hohen Zoller Hechingen, war eine Vogtei gehörte zu Schenkenberg, aber beide giengen ab und wurden der Gemeinde Emmingen einverleibt. Die Kirche zu Zeilen hat ein schönes Altgothisches Gewölbe, sie ist eine der älteste der ganzen Gegend. Altere Leute sagten seit Karl dem Großen, und das Chrogewölbe nach Jerusalmanischen Baustiel, so daß der Bau die Zeiten der Kreuzzüge veräth. 1600 Zeilen hat seit 1630 eine eigene Rechnung und Ziemlich Vermögen an Kapital u. Vieh. 1519 Stiftete Graf Heinrich von Lupfen, in dessen Herrschaft Zeilen liegt, eine Kaplanei in Zeilen, die Kirche ist dem hl. Sebastian geweiht. 1782 Wurde die Kirchenrechnung Zeilen mit Vermögen dem Kirchenfond Emmingen einverleibt. 1700 Waren die Franzosen da und nahmen /stahlen/ der Kirche in Zeilen gehörigen Schatze [?] 1772 Brannte in Zeilen das Meßnerhaus nieder, wurde aber wieder neu gebaut. 1627 Gieng in Folge der Pest mit Prozession alles wer konte an St. Sebastianstag nach Zeilen in die Kirche, die Leute fasteten an deisem Tage und gelobten diesen X Tag immer sofort am 20 Jäner zu halten. Also alle Jahre geht man an Sebastianstag nach Zeilen und bittet Gott daß er durch die Fürbitte des Heiligen uns vor Pest, Hunger und Viehseuche bewahren möchte. 1635 War das Glöklein in Zeilen fort 30 Jahr lang, wahrscheinlich war es auf hiesigem Thurm als die hiesigen Gloken in Schaffhausen versezt standen. 1842 Wollte man die Kirche in Zeilen abbrechen u. auf hiesigem Kirchhof aufstellen aber viele Bürger waren straks dagegen. Es wäre doch Unsinn gewesen ein Haufen Stein von Zeilen herauf zu führen. 1780 Hatte der Kirchenfond Zeilen Vermögen an Kapital 178 Gulden 12 Stük Vieh 20 Immen 1 Hagen 130 Viertel ZinsFesen 4 Malter Kernen 4 Malter Haber 2 Pfund195 Wachs. Schenkenberg hatte ähnliches Vermögen, dies wurde 1782 dem Emminger Kirchenfond einverleibt. Vorher hatte jede Kirche eigene Rechnung, welche im Pfarrhof in der Biblotek liegen. 1774 Hat Andreas Keller die Kanzel in Zeilen gemacht Um diese Zeit hatte Pfarrer Vogt Messner und Rechner jedesmal ein Essen am Sebastianstag und man gieng oft von Schenkenberg noch nach Zeilen. 1740 War auf der Kirche Zeilen der Dachstuhl hunten196 er wurde Neu gemacht

195 Kaufm. Pfundzeichen 196 „Hunten“ = auch „hunne“ Dialekt für Herunter 137

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Zeilen

1632 War Joh. Faden Schellhamer Rechner in Zeilen, später Vogt in Emmingen. 1761 Opferte Michel Gassner ein Auferstehungsbild in Zeilen. 1699 Opferte die Jungfer Maria Razenberger einen goldenen Kelch nach Zeilen, Diese Jungfer bekam später zum Gemahl Herrn von Holzing Verwalter von Höwen. Dieser entlehnte aus der Kirchenkasse 9 Reichsthaler, bezahlte solche nicht, darum heist es im Kirchenkalender nebenan:“Pfui der Schant!“ Das Haus Holzings ist jetzt Gemeindehaus. Vornnen ob der Hausthür, an einem Rigelholtz ist eine Inschrift hürüber dem Erbauer. 1770 War der Weiher östlich der Kirche was jetzt Weg ist, u. das Mühlrad auf Sommerseite. 1906 Wurde die Kappelle in Zeilen auf Anregung des Herrn Pfarrer Jos. Belz wieder Renoviert. Hiezu wurden im Dorf durch den Stiftungsrat Geld gesammelt 400 M-. 1907 Renovierte Maler Metzger von Überlingen die Kappele und endekte Wandgemälde die überdünkt /d.h./ geweiselt waren mit Kalch. Herr Profeßor Wenigeret aus Karlsruhe prüfte die Gemälde welche wertvoll sind wegen hohen Alters. / In Mühlheim Württemberg sind die gleichen Gemälde aus jenner Zeit, etwa 1340 / Diese Bilder wurden Erneuert u. und auch der gothische Chor von nun an vom Staat unterhalten. Das Langhaus unter= 1914 hält die Gemeinde, hat aber 600 Mark gekostet welche wie oben gesagt Collektiert wurden.

111 Grüzoller

Die Ruine südwestlich an der Straß gegen Engen links am Weg bei der Eisenschmelze, unweit der Thalmühle, auf der Spitze eines Bergrükens. Auf dem Bergrüken sind zwei tiefe Schanzgräben, und vorne dran auf der Spitze des Berges einige Mauerreste. Ein unterirdischer Gang geht zur Straße hinunter, nebenhr ist eine Eisenschmelze gewesen im Thal von 1688-1810. Im Wald hinter Grüzoller sieht man Spuren von Häuser u. Akerfeld, jetzt aber überal Wald.

112 Winkel uff Ek

Da steht nur noch ein Hof, in denn Wiesen sind Ruien sowie im nahen Wald Ruinen von einstigen Häuser. Nach Sage soll im Brunnen bei Winkel eine Silberne Gloke liegen. Lupfenbühl oder Lupfenschlößle an der Landstraße bei der Thalmühle auf einem Berghügel. Wahrscheinlich sind alle obigen Schlößer im Jahr 1441 von den Städtler zerstört worden da es heist die Städtler begnügten sich die Schlößer und Dörfer die um Engen lagen, niederzubrennen, Stadt. Gesch. Engen.

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Verschiedenes Die Schulreform

1865 Im Jahr 1865 kam die Schulreform, man wollte die Schulen verbessern aber die Voljksschulen sind nicht besser wenigstens hier, als in den Jahren 1840 bis 1865. Sie kosten nur mehr Geld und kommen den Lehrer zu Gut. Früher hatten die Lehrer Kopfgeld, d.h. viel Köpfe viel Lohn und nebstem versahen sie noch den Meßnerdienst, u. Rathschreiberdienst und doch stund die Schulbildung der Schüler wenn sie um 1860 aus der Schule ent= lassen worden gerade so gut oder noch besser als jezt. Zum Beweis kann man gebundene Schriften die hier sind vorlegen. Diese Schriften welche an der Schulprüfung vorgelegt waren, wurden mehrmals nach Karlsruhe geschikt und der Lehrer bekam jedesmal 50 Gulden Belohnung. Die Hauptsache in der Schule ist Religonsuntericht, wo eben dies fehlt schadets der Menschheit. Viele Leute meinen man (durchgestrichen) habe früher keine Schulen gehabt aber die sind im Irrtum man hatte schon Schulen 1632, da finde ich in Rechnungen von Schulmeister. Z.B. heist in Kirchenrechnungen und Urbarien: Es hat Herr Pfarrer und Schulmeister Kelch Monstranz und Kirchenzier nach Engen getragen aus Furcht vor den Schweden. Dorfschulmeister findet man in jedem Jahrhundert seit 1630 in den Rechnungen, aber die meisten Leute schrieben schlecht weil man früher wenig zu schreiben brauchte, u. nicht übte. 1865 Seit dieser Zeit hat man ein katholisches Blatt, die „Freie Stimme“ von Radolfzell; da man vorher nur librale Kirchenfeindliche Blätter zu lesen bekam. Auch die libralen Blätter musten ihren Thon ändern. 1892 Bis zu dießen Jahren hatte man im Seekreis zum Gottesdienst das Constanzer vom Wessemberg verfaste Gesangbuch, dann wurde das Magnifikat eingeführt. 1880 Zur katholischen Kirche gehören 1/6 tel der Bewohner der Erde. Jesus Christus sprach nicht die Jüdische Sprache, sondern die Syrisch Caldaische mit griechischem Volksdialekt gemischte Sprache, welche damals im Juden= land üblich war. Die Juden sprachen überal die Landessprache wo sie sind Die Jüdische Sprache ist ihrne Schrift und Religonssprache, die das Judentum zusammen= hält. Auch die Apostel schrieben die Evangelien nach ihrer Landessprache darum gieng der heilige Hyronimus nach Bethlehem und Galiläa sammelte

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Die hl. Schrift

Die hl. Schriften von den damaligen Christen lernte die dortige Sprache und Volksdialekte, welche im Judenlande üblich waren, übersezte dan die hl. Evangelien und Apostelbriefe ins lateinische und dies gab die Vulgata /oder hl. Schrift welche zu Rom liegt. Bevor die Buchdrukerei erfundne war, muste man die Bibel mit der Hand schreiben darum waren sie sehr teuer und rar, aber auch weniger gefälscht, denn eine gefälschte Bibel wollte Niemand. Jetzt ist es anders seitdem die Neu Testamenter so wolfeil sind kauft man ohne es zu wissen gefälschte Bibeln. Das alte Testament ist nicht gefälscht sondern die protestantischen hl. Schriften. Ungefälschte hl. Schriften oder Bibeln haben die Katholiken, die werden von den Bischöfen geprüft, Wer eine katholische hl. Schrift hat und sie mit einer lutherischen vergleicht findet gut heraus die Stellen die gefälscht sind. Z.B. „Kirche“ schreibt Luther „Gemeinde“ ja in einer Gemeinde sind oft Heiden Juden Muhamedaner Ketzer u. Christen, ja so hat Christus keine Kirche gestiftet. Luther nent nemlich in seiner Bibelübersetung das Wort „Kirche“: Gemein[d]e. Der hl. Apostel Johannes schreibt am 13 K. 18 V in der Ofenbarung: Die Zahl des Thieres ist eines Menschenzahl u. seine Zahl 666. Alte Leute sagten dem Wort Luther lauter! Also Martin Lauter, Nach deutschen Alphabet:

[Anm.: Original Aufstellung von Peter Störk – nächste Seite]

[Text rechts der Zahlenreihen] Um des Weibes Willen ist Luther abgefallen, um des Weibes Willen fallen noch viele ab. Das Thier welches aus dem Meer aufsteigt läster Gott u. bekriegt die Heiligen, will zwingen das Thier anzubetten Sie Offb. Joh. 13 K 18 V Also man lese den 18 Vers in der hl. Schrift

Den 28 Feb. 1892 Karlsruhe, Gestern u. Vorgestern wurde das Buget des Ministeriums fortgesezt: und weil der Abgeord. Kiefer von allem spricht: Auch die Behauptung Mayunks „ Daß, Martin Luther nicht eines Natürlichen Todes gestorben sondern sich aufhängte Abgeordneter Waker erwiderte ihm mit Recht“ Was geht das uns an!!“ Freie Stimme

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Berechnungen von Peter Störk auf Originalseite 128 der Chronik

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Der Wortlaut des Dogmas der päpstlichen Unfehlbarkeit

1870 Im treuen Anschluße an die vom Begin des Christlichen Glaubens stamende Tradition, zum Ruhm Gottes unsers Erlößers, zur Erhöhung der katholischen Religion u. zum Heile der Christlichen Völker lehren wir unter Zustimmung des heiligen Conzills, u. erklären für 197 ein göttlich geofenbartes Dogma, daß der römische Papst wen er ex Cadedra spricht, d.h. wenn er in Ausübung seines Amtes als Hirt und Lehrer aller Christen gemäß seiner höchsten Apostolischen Autorität eine von der ganzen Kirche festzuhaltenden Lehre über Glauben und Sitten definiert durch den ihm im hl. Petrus verheißen= en göttlichen Beistand mit jener Unfehlbarkeit wirksam ausgestattet ist, mit welcher der göttliche Erlößer seine Kirche bei der Feststellung der Lehre über Glauben oder Sitten ausgestattet wissen wollte, u. daß daher derartige Ansprüche des römischen Papstes aus sich selbst nicht aber aus der Zustimmung der Kirche unabänderlich sind.

So aber Jemand was Gott verhüten möge dieser unser Definition zu wiedersetzen wagen sollte __ der sey im Bann. 20. Juli 1870 1870 Hatte es auf dem Conzill zu Rom 722 Bischöfe nebst den Cardinälen, u. Patriarchen Auch die Abgefallenen Christen=Vorsteher waren zum Conzill eingeladen. 1870 Damals waren auf Erden 50 Cardinäle 900 Bischöfe nebst den Patriarchen. Dies Conzill war das größte daß seit den Apostel Zeiten gehalten wurde, und es waren hizu all Confessionen eingeladen, diese aber spotteten u. schimpften, besonders als die Unfehlbarkeit verkündet war griffen die faulen Christen zu andern Mittel, sie wurden offen Ungehorsam gegen die Geistlichkeit und nanten sich Altkatholiken und wählten andere Bischöfe und Pfarrer. Die Regierungen begünstigten solches man meinte es werde alles Protestantisch. Die Geistlichen sollten ein StaatsExamen ablegen oder sie bekamen keine Pfarrei. Gerade hier war es der Fall; der Gemeinderat wollte den Neuen Herr Pfarer Behringer nicht annehmen, dann sammelten wir schnell ohne Wissen des Gemeinderats, Unter= schriften durchs Dorf, bekamen fast alle, dann gieng ich Peter Störk u. Josef Wetzler Lukas zum Fürstl. Verwalter Prestinarn nach Donaueschingen baaten ihn, uns den Herrn Pfarrer Behringer zu belassen als Seelsorger, und ihm’die Pfarrei zukommen laßen; dieser genehmigte unsere Bitte und sagte: wir möchten

197 Ex cathedra – bedeutet von der Kathedra aus, also eine päpstliche Amtshandlung 142

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1875

117 Die Kulturkampfzeit

zum Erzbischof nach Freiburg, was wir auch sogleich taten. Auch dieser genehmig= te unsere Bitte, u. hatte eine große Freude, indem er zu uns sagte: „ Ja ich muste den Emminger meinen besten Geistlichen senden!“ Pfarrer Behringer muste hier von den Altkatholiken vieles leiden, sie hätten ihn gern vertrieben, denn der ganze Gemeinderat u. Lehrer waren Altkatholisch, die die Regierung damals unterstüzte. Es war damals eine böse Zeit für die Katholiken die wurden überal unterdrükt, u. fanden vor Gericht wenig recht, die Liberalen halfen zusammen u. konten alles weg läugnen. Dem Herrn Pfarrer warfen die Altkath. einen Hafen voll Menschenkoth, bei Nacht ins Zimmer, und nachher nahmen sie ihm die Bienenstök und assen im Wirths= haus den Honig, man kannte wohl die Thäter, die Gendarmerie machte Erhebungen bei den Thäter, obwohl die verstochen geschwollenene Hände hatten, wurde die Klage unterdrükt, den es war ein L. Sohn. Zu alle diesem Übel gesellte sich dann Geldnoth so daß etwa 100 Bürger vergantet wurden. Die Altkatholiken nahmen dan andre Namen an, Z.B. die Rothen oder Liberalen! Die Rothen sagte man den liberalen weil die rothe Partei in Frankreich besonders in Paris Guilotinen aufstellten und den regierungstreuen Katholiken die Köpfe wegschlagen ließen im Wahn der Liberalität. Bei uns in Deutschland begünstigte man die Rothen in der Hoffnung, man werde wie die Fürsten Protestantisch.

Ein Kulturkampfredner in Engen

1875 In diesem Jahr kam ich wegen einem Geschäft in die Amtsstadt Engen und da es Mittagszeit war kehrte ich ein im Gasthaus zum Adler. Die Gaststube war aber gedrükt voll Leute Männer u. Weiber, ich konte kaum Platz finden. Hinten linker Hand der Stube bei jenner Tür welche 118 auf den Hof des Amtsgerichts zugeth saßen an einem Tisch welcher mit Wein und Mittagessen bedekt war drei Mann von Kommingen und assen eifrig zu Mittag, der vierte ein Kamrad zu ihnen hielt stehend am Tisch eine Rede. Dieser hatte eine laute Stimme, er spottete über die katholischen Geistlichen, wie sie es umtreiben, und über die Cermmonien in der Kirche

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119 Ein Kulturkampfredner in Engen

So kam er auch in seiner Rede an den Beichtstuhl u. an das beichten 1875 daß man so dum seu u.s.w. Alles lachte über diese lutherischen Broken, und auch ein Schandarm der vornen in der Fensternische saß, und sein Bachsteinkäs aß lachte mit. Ich sprang auf vom Tisch, den ich wurde böse u. dachte, ha es sind doch gewiß Leute da die gebeichtet haben, denn es war kurz vor Ostern. Zornig rief ich jennen die zu Mittag essen wollten u. beim Redner saßen zu: „Wie heist der Mann der den katholischen Glauben so verspottet und woher ist er?“ Jetzt wars stille. „Ich will wissen wie der Mann heist, u. woher er ist, ich laß meinen Glauben durchaus nicht verspotten rief ich nochmals. Jezt sprang der Gendarm von seinem Sitz herunter lies sein Bachsteinkäs stehen u. gieng zur vorderen Thür hinaus, während die drei Männer aufstanden u. mir zu riefen! „Jo der hätt än Rusch!“ Diese sprangen eiligst hin zum Redner nahmen ihrer zwei ihn unter den Armen, der Dritte hinten am Rüken und trugen ihn zur Stube hinaus, indem sie mir immer zuriefen „ho der het än Rusch!“ „So der Mann hät jezt Recht ghabt rief sogleich ein Mann in der Stube!“ „Wirth bringt dem Mann zu Essen u. trinken so X viel er will! riefen dann mehrere! Ich aber schlug dies aus, und sagte, solchen religionsgüter muß man nicht zuhören, der katholische Christ muß seinen Glauben wenn er ihn lieb hat auch vertheidigen. Alle blieben noch eine gute Zeit heinter beieinander, meinten die Komminger die den Redner hinaus= getragen hatten werden auch kommen, und das Mittagessen das noch auf dem Tisch stand und den Wein verzehren, aber sie kammen nicht. Lächelnd trug dan der Lehrer Roß als Wirth zum Adler den Wein und die Speisen ab, und alles lachte daß die Altkatholischen Komminger so erschrekt wurden.

Das Großherzogthum Baden 1806

Seit 1805, heist es: S, Schwab: Merkur: In Folge des Preßburger Friedens 120 wurde der Amtsbezirk Engen den 26. Dezember dem Neu erichtetden Großherzogtum Baden einverleibt. Baden war vorher nur eine Markgrafschaft, und das Amt Engen war Fürstl. Fürstenbergisch.

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1862

121 Das Bohnerz graben hier

Bis zum Jahr 1862 wurde hier auf Gemarkung Emmingen Liptingen Biesendorf Eisen Erz gegraben und dies seit den frühesten Zeiten. Das Erz wurde an verschiedenen Eisen schmelzen geführt, z.B. nach Schaffhausen nach Tuttlingen in Thiergarten Zizenhausen Bachzimmer und 1688 war eine Schmelze im nahen Kriegerthal an der Emminger Gemarkung, jedoch führte man das vorige Jahrhundert das meiste Erz zur Fürstlich Fürstenbergischen Schmelze in Bachzimmer, den die Gemeinde hatte mit dem Fürst einen Vertrag, und der Erzgraber erhielt vom Viertel (Kübel) rein geschmolzenem Erz 12 Kreuzer der Kr. 3 Pfg. Der Fuhrmann für das Führen nach Bachzimmer 8 Kr., und Schadenersatz vom Kübel 1 ½ und aus bessern Felder 2 Kreutzer. Da bekam einer doch oft von einem 1 oder 2 Aar großen Stük Feld Schaden Ersatz 100 oder oft 200 Gulden jährlich Schaden Ersatz. Oft hielt das Erz in einer Grube mehrere Jahr an. Von hier aus fuhren hier täglich wohl 30 Fuhrwerke nach Bachzimmer etwa 12 Bürger hatten 4 Pferd ebensoviel hatten 3 Pferd, u. aber die meisten hatten zwei Pferd Hier waren damals etwa 130 Pferd. Mehrere fuhren auch mit Ochsen und Kühen. Letztere Jahre hat man wohl 60,000 Kübel Erz nach Bachzimmer gelifert, dies machte doch eine Summa von 37 000 Mark. Das Erz lag in größern oder kleinern Klumpen mit Sand oder Lehm vermischt im Boden, man muste es mit der Hake und Schaufel suchen, Da konnte einer Glük haben wenn er eine gute Grube fand. Ein anderer lang suchen bis er Erz fand. Der Eigentümer hatte auch das Recht wer in seinem Eigentum graben durfte. Einmal gab es auch Prozeß mit dem Fürst im Jahr 1838, die hießigen Bürger wollten kein Erz mehr abführen, aber dann kammen Hattinger Fuhrleute; aber einige Emmingern giengen hin mit der Axt und hieben ihnen die Speichen in den Räder zusammen, aber sie wurden dann doch eingespert wegen Selbsthilfe. Oft wurde aber auch Erz ausgeschwerzt nach Tuttlingen ins Württembergische, trozdem man mit der Herschaft einen Vertrag hatte, ablr [aber] die Württemberger zalten mehr u. der Weg war besser und näher, dann wurde aufgepast und diese Fuhrleute kamen in Arest, und doch schlüpfte hie und da einer, wen einer nothwendig Geld haben muste in die Tuttlinger Schmelze, weil von der Herrschaft oft mit der Zahlung zu lange gewartet wurde. Das Erz muste vom Thon Sand und Lehm sauber gewaschen sein sonst wurde es nicht abgenommen. Zu diesem Zwek hatte die Herrschaft einen Aufseher/Obersteiger hier der die Sache leitete.

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Der Jungfernkranz

1860 In diesem Jahr hatte ein sehr schönes Mädchen Hochzeit man sagte ihm Gsietli. Dieses Mädchen hatte sich aber nicht gut aufgeführt mit mehreren 122 Mansleuten, so daß man offen sagte es sey Schwanger und es meinte nicht daß man die Sache schon wisse. Am Hochzeittag sezte das Mädchen aber doch einen Kranz auf, obwohl vom Weibervolk so was gerügt wurde. Als nun der Hochzeitszug dem Dorf zu eilte der Kirche zu, da kam plötzlich ein starker Windstoß und jagte der Braut den Kranz ab dem 198 Kopf weg über einen Gartenzaun; Braut u. Gspiel ranten, um den Kranz zu fangen, aber wuptisch, der Kranz hüpft allemal weiter und kuselte in die Ferne, so daß die Braut eine andere Kopfbedekung wählen muste. Die Brautleute kamen dann noch zu spät in die Kirche. 123 Auch ein Jüngling hatte hier Hochzeit in einer verbotenen Zeit199 Der Wirth aber bei dem die HochzeitsFestlichkeit gehalten wurde war altkatholisch u. Pietist, bestellte extra Mußikanten. Der Pfarrer, er= mahnte den Hochzeiter er möge keine Tanzbelustigung halten in dieser verbotenen Zeit er versündige sich am Kirchengebot! Der Hochzeiter der mit dem Wirth noch verwandt war sagte dies seinem Vetter dem Wirth, dieser wurde aber so zornig daß er stampft und ausrief: So! Dä Lumpen Pfaff, dia Wäag!“Jetzt wurd erst tanzet!“ jetzt wurd die gaaz Wochä tazet! „Der Wirth aber bekam sogleich ein Blutsturz. Man hebte ihn aufs Bett wo er sogleich starb. Dann hat man nicht tanzet „jo man hett die ganze Wochen nit tanzet!“

Gott 124 Die Beziehung des höchsten Wesens Wird in vielenn Sprachen mit 4 Buchstaben geschrieben was sehr auf= fällig und Merkwürdig ist. 1. Die Deutschen nennen ihn Gott 2. Die Griechen nennen ihn Teos 3. Die Franzosen Dieu 4 Die Türken ihn Alha 5. Die Perser Züri 6. Die Spanier Deos. 7. Die Indier Zimi 8. Die Hebräer Eloa 10 Die Polen Boga Die Römer Deos Die Engländer Good.

198 Gspiel = Brautjungfer 199 „verbotene Zeit“ = Fastenzeit und Advent, da durften keine „lustigen“ Hochzeiten abgehalten werden 146

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1911 Vom See.FrSt. d. 25. Oct. 1911

125 Zeitungen brachten dieser Tage einen Interessanten Artikel über die Genral= Versammlung der Evangelisations Gesellschaft die in Stuttgart stattfand. Da diese Leute uns Katholiken das Evangelium bringen wollen, so darf man schon die Frage an sie richten welches Evangelium sie uns bringen wollen? Etwa das Evangelium Luthers oder des Calvin oder des Zwingli, oder des Professors Häkel oder das Evangelium vom Profeßor Harnak u.s.w. Es gibt ja unter den Protestanten mehrere hundert Sekten, die jede das Evangelium haben will, also welches sollen wir haben und bekommen? Da behalten wir lieber schon unser katholisches Evangelium, denn wir Katholiken haben das Evangelium schon über 1600 Jahr früher als alle diese Religionsgesellschaften, aus dennen sich diese Gesellschaft für Evangelisierung der Katholiken zusammengesezt hat.

Vom Hohentwiel 1911 Wie geschwindelt wird! Jüngst brachten librale Blätter: Z.B. Singener Nachrichten einen Artikel 126 mit der Überschrift: Wie ein Zentrums Pfarrer über die Bauern denkt! Darin heist es: Der Pfarrer Makert von Helmstädt in Unterfranken schrieb vor seiner Versetzung in das sogenannte Verkündbuch in daß die während der Woche treffenten und am Sontag verkündenden Gottesdienstlichen Verichtungen eingetragen folgendes: Der Bauer ein Tyran zu Hause ein Bär im Wald ein Schwein im Bett. Ein Stier im Feld. Ein Siegel in der Kirche. Ein lästerer der Pfarrer. Ein Säufer im Wirthshaus Ein Esel vor Gericht. Das Bauernvolk ist am besten wenn es weint, am schlimsten wen es lacht, und das ist eine im vollsten Ernste gemeinte Ansicht eines Zentrums Pfarrers, über das Bauernvolk, die der Herr Pfarrer offenbar seinem Hochwürdigen Converater und Nachfolger überliefern wollte. Auf eine Anfrage in Helmstädt kam folgende Nachricht: Die Pfarrei Helmstädt besteht nun 300 Jahre, und in diesen 300 Jahren ist niemals ein Pfarrer Makert hier gewesen. Das von den libralen Blätter angeführte Diktum den Baur stamt stamt nach bis jetzt nicht wiederlegten Zeitungsberichten aus dem 16 Jahrhundet u. zwar von einem berühmten Reformator Doktor Martin Luther.

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Die Häuser und Wohnungen früherer Zeit

1850 Bis um diese Zeit waren die Häuser nicht renoviert und verbled= et, sondern man sah an den meisten die Holzriegelwände. Man hatte 127 weniger, und kleinere Fenster zu den Zimmer und oft ungleiche, der eine Kreuzstok zu hoch der andere zu nieder, doch waren die Fenster mit den runden kleinen Scheiben abgegangen. Die Kammern hatten oft nur ganz kleine Fenster und die Kammerbühnen nur einfach mit Bretter belegt, deßhalb stund in jeder Kammer eine Himmelzeltbetstadt, dieße bekam früher jede Braut auf den Brautwagen, denn von einschläfigen Betten wuste man wenig. Eine sogenante Himmelzäbetschat200, war ein zweischläfige große Bettstadt mit 4 ein Metter hohen Säulchen auf jedem Ek der Bett= stadt; auf diesen vier Säulchen war ein Bretterboden so breit wie die Bettstadt diesem Bretterboden oben sagte mann der Himmel, den alles war schön bemalt, und besonders an der den schlafenden zu gekehrten Seite, war ein Auferstehungsbild; Jesus Christus mit dem Fähnchen, das an die Auferstehung erinnert. Auch hatte dieser Himel noch das Gute, weil die Kammerbühnen oft schlecht waren, so fiel den schlafenden kein Drek in die Augen wen Oben Mäuse unruhig waren. Früher war ein Brautwagen sehr schön mit einer schön bemalten Himmelzeltbettstadt Diese wie die Kinder=Wiege sind jetzt in der Rumpelkammer. 1860 Auf den Häuser waren damals noch hie und da Hohlziegel aus Uralter Zeit 1400 Um diese Zeit fieng man den Tag schon nach Sonnen Untergang an wie die Juden 201 202 1898 Erfand Herr Dr. Drauß in Mannheim das Vyiped [?] , oder das Rad zum Radfahren u.das Auto. Dieser hat ein Denkmal dort.

1874 Die Eisenbahn Diese kostete durch Vermessung schon 200,000 Mark. 128 Im Jahr 1874/75 wurde von Hattingen weg über Biesendorf, Emmingen a. Egg Liptingen Schwakenreute, die Eisenbahn ausgetestet, und Profill= Gruben gegraben, ja alles ausgemessen. Es hatte schon viel Geld gekostet. Aber die libralen Landtagsabgeordneten machten uns ein Strich durch die Rechnung.

200 Himmelzäbetschat = Dialekt für Himmelzeltbettstatt – wie 9 Zeilen weiter auch geschrieben 201 Gemeint ist wohl „Karl Freiherr von Drais“ geb. 29. April 1785 in Karlsruhe, gest. 10.12.1851 in Karlsruhe 202 Gemeint ist wohl das „Veloziped“ 148

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Sonderbare Jahrgänge 1816 Naß, schlecht203 1817 Hatte man sehr wenig Frucht vor der Erndte so daß es eine Theuerung gab, und das Malter Kernen auf 80 Gulden kam, und dan 1818 kaum 5 Gulden kostete 129. Der Sester Fesen kostet 16 Kreuzer – 50 Pfennig 1829 War ein sehr kalter Winter mit viel Schnee. 1834 War ein sehr früher Frühling heißer Sommer, es gab viel Frucht Obst u. den besten Wein. 1842 War ein tr[o]kenes heißes Jahr, so daß es an Wasser mangelte. Es regnete hier nur einmal bei einem Gewitter bei Nacht. Es gab wenig aber schwere Frucht und aber Futtermangel, wenig Heu u. Oehmd. Auf den Baumblätter gab es Honigtropfen vor großer Hitz. 1845 Da gab es sehr viel Kartoffel. Der Herbst war naß man bekam die Frucht kaum u. schlecht die hälfte der Kartoffel waren überall schwarz u. von da an alle Jahr, man sagt ihnen die Rongischen, zur Ehre des Joh. Ronge204 – ma konnte sie nicht Essen, waren kaum für die Schweine Diese Kartoffelkrankheit dauerte wohl 10 Jahre, bis der alte Saamen ausgerottet war. 1846 War hier eine Pestartige Krankheit es starben viele Leute, am Schleimfieber205. 1846 War die früheste Erndte man hatte am baldesten eingeheimst, schon an Maria Himmelfahrt206 1847 Kam das Malter Kernen auf 58 Mark. Ebenso 1852/53 man muste hier viele Leute umätzen. 1852/53 Theurung wie 1847. Die Frucht kam in die Schweitz u. Frankreich 1855 In diesem Jahr hatte es den meisten, u. tiefsten Schnee, und blieb in April noch einige Zeit, im Sommer u. Herbst sehr naß die wenige Frucht wurde im Feld schwarz, man muste binden beim Nebel. Dies war das schlechteste Jahr des ganzen Jahrhunderts, und das kälteste. 1856 Ist ein fruchtbar Jahr, sehr gut und früh an Maria Himmelfahrt hatte mann alle Frucht. 1858 War ein schönes gutes Jahr es gab viel u. die schwerste Frucht und guten Wein. 1859 Ein Nasses schlechtes Jahr und dann noch das größte Hagelwetter mit Überschwemmung, es hatte so viel Wasser das die Häuser am Mühlgraben im Wasser standen u. Leut und Vieh auszogen 1860 Hatte es tottal viel Frucht, die wurde aber erst reif bis Maria Geburt, man muste erstmals hier binden am Sonntag. Vorher wurde nie am Sontag gearb[e]idet. 1865 War ein sehr fruchtbar Jahr. 1868 ein heißes schönes fruchtbares Jahr u. gutem Wein 1862/63 Das waren die frühesten Frühlinge im ganzen Jahrhundet u. fruchtbare Jahre. 1868 Bis 1870 waren lauter fruchtbare und frühe Erntejahr. 1868 Ein sehr fruchtbar Jahr 1869 Gab es die meiste Frucht in diesem Jahrhundert, viel Korn, Gerste, Haber 1870 Mittelmäßig, aber es gab die meisten Kartoffel 1871 bis 1880 meist Mittelmäßige Jahre 1880 Schlechtes Fruchtjahr und dann noch Hagel, tottal. Die 80 Jahre waren mittelmäßig

203 Anm.: wegen einem Vulkanausbruch auf Java im Jahr 1815 war im folgenden Jahr in ganz Europa nichts gewachsen. Kaum Sonnenschein nur Nebel u. Dunst 204 Johannes Ronge, geb. 16.10.1813 Bischofswalde gest. 26.10.1887 in Wien, deutscher katholischer Priester, der wesentlich zur Gründung des Bundes Freireligiöser Gemeinden beitrug. 205 Schleimfieber = Typhus 206 Maria Himmelfahrt = am 15. August 149

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Jahrgänge und Witterung

1881 Alle Jahre von 1880 bis 1896 waren mittelmäßige Ernten, oft schlechte 1888 Gab es sehr viel Obst. Der Ctr. Kostet eine Mark. Im Herbst aber erfror eine Masse auf den Bäumen 1898 War eine gute Erndte. 1897 mittelmäßig 1899 Ein sehr gutes Jahr, viel Frucht Kartoffel Obst u. Heu. 1900 Mittelmäßige Erndte 1901 Ebenso mittelmäßig 1902 Eine sehr gute Erndte 1903 Abermals ein gutes Erntejahr 1904 Mittelmäßig weil es ein Hagelwetter gab, aber guten Wein, ja selbst an Hausreben hier waren die Trauben süß. Emminger Trauben Jos. Ribler hatte eine Hausrebe 1905 Ein sehr gutes Jahr es gab viele Frucht. Aber 1894/95 Ein sehr kalter Winter 1906 Mittelmäßig 1907 Ein gutes Fruchtjahr mit Weitzen, Gerste u. Haber. 1908 Mittelmäßig mit Hagelwetter 1909 Ein fruchtbar Jahr, und gab viel Obst u. Kartoffel 1910 Ein naßes nebelichts Kometjahr, man bekam fast die Frucht nicht, also schlecht 1911 Ein heißes Jahr, es war sehr troken und vor Hitze kaum zum aushalten man muste schwitzen im Schatten, und es gab Wassermangel. Die Frucht mittelm. Futter wenig. 1911 16 November war all überal ein starkes Erdbeben, welches die Häuser erschütterte, und vieler Orts Schaden machte 1912 Dies war ein ausgezeichnetes Fruchtjahr, und gab viel Futter nebstedm viel Kartoffel und Obst, Zudem war das Vieh teuer. 1913 War eine Mittel Erndte, es hagelte dreimal ein wenig, man bekam Hagelschaden 1914 War abermals eine Mittelerndte, u. die Frucht gab nicht viel ins Maaß und Gewicht, Doch gab es wenigstens viel Futter, Die Frucht wurde theuer. 1914 brach Ende Juli Krieg aus: Deutschland und Oestreich haben sich gegen Serbien, Montenegro, Rußland England, und Frankreich, Belgien zu wehren: am 2. August war Kriegsrüstung, die Deutschen erobern Belgien

131 Artikel Nachträglich vom Jahr 1863 Auf unserm hohen Buchenberg an dessen Fuß Emmingen liegt stand bis zum Jahr 1863 eine große alte schöne Buche, Diese sah man mehr als 100 Kilom. in der runde herum, noch von Einsiedeln her 1863 wurde sie durch ein Sturm umgeweht.

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(ohne Seitenzahl / wohl 138)

Jerusalem

Der Tempelberg in Jerusalem betreffend: Die Fläche beträgt 480 Meter in der Länge 300 Metter in der Breite. Auf dieser mit Steinen besezten Fläche ist in der Mitte ein Felsen, eine drei Metter hohe Platform, zu der von 4 Seiten

Stufen hinaufführen. Uber dieser Plate stund der Tempel der Juden.

Auf diesem erhabenen Felsen hat Abraham Gott dem Herrn sein Sohn Isak geopfert, 207 sowie Melechisedech und die Juden Gott dem Herrn Opfer dargebracht bis 79 n. Ch. alsdan der Tempel von den Römer zerstört und das Opfer abgeschaft war bei den Juden wie es der Prophet Daniel und Christus voraus gesagt hatten. Die Bundeslade die im Allerheiligsten dieses Tempels stand war von Akatzienholz und übergoldet, darin liegen der Stab Moses, die Zehn Gebote Gottes, der golden Krug mit dem Manna der grüne Stab Arons. Bei der Zerstörung Jerusalems wurde die Bundeslade in unterirdischen Gängen mit dem Tempelschatz verstekt, und sie komme am Ende der Welt zu Zeiten Antechristi wieder zum Vorschein, dan Bekehren sich die Juden. Ein reicher Engländer läst wirklich am Tempelberg nachgraben, dieser wird

wohl solche Alterthümer wollen suchen. Jezt steht auf dem Platz wo der jüdische

Tempel stand eine türkische Mosche Omar genant. Früher wurde ein Fremdling der hineingieng getödet. Jezt sey es nicht mehr so streng wen man Geschenke gibt, Aber die Schuhe muß man aus ziehen, und die Füße waschen. „Bei Jerusalem am Oelberg und Garten stehen noch die gleichen Öhlbäume seit Christi Zeiten und haben 6 Meter Umfang, die Stumpen schlagen wieder aus wen einer umgehauen wird. Die Juden fangen ihrne Feste und Sabathe Abends 6 Uhr mit Sonnenuntergang an und enden ebenso wieder um 6 Uhr Abends. 1892 Wurde die erste Eisenbahn von Jaffa das am Miteländischen Meer liegt gebaut. Auf das Osterfest nach Jerusalem sollen früher über 3 Milionen Menschen gekomen sein. 1895 In Jerusalem sind wirklich etwa 25000 Einwohner. Romssch Katholiken 1500 Juden 8000 Muhamedaner /Türken/ 7565 Protestanten 300 Griechisch Katholiken 350 Armenisch Christen 300, diese haben auch ähnliche Religion wie die Katholiken.

207 Melchisedech – „König der Gerechtigkeit“ eine Gestalt aus dem alten Testament Gen. 14,17-19 151

(ohne Seitenzahl / wohl 139)

Jerusalem

1860 Von hier aus bis nach Jerusalem ist es 1014 Stund; Ein Mann im Altental bei Tuttlingen ist dreimal hinengelaufen, zweimal über Italien, und einmal durch Ungarn Constantinopel und durch die Wüste am Berg Sinai und dem toten Meer vorbei u.s.w. 208 1882 In diesem Jahr machte mein Schwager Wilhelm Thummel gebürtig von hier als Pfarrer in Vöhrenbach und Schuttern eine Reiße ins hl. Land, u. besuchte den Sinai, Jericho das todte Meer, Bethlehem, Jerusalem Nazareth, und hernach mit mehreren Pilger den Papst in Rom. Die hl. Grabkirche in Jerusalem wird von türkischen Soldaten bewacht, den die Katholiken und Griechen komen miteinander öfters in Streit, die Griechen von den Russen beschüzt nehmen den Katholischen Christen die hl. Örter Altäre u. Gebäude mit Gewalt. Die Franzosen haben wohl für diese Orte das Projektoriat aber sie beschüzen und berauben ja die Kirchen im eigenen Vaterland. „ Der Abendmahl-Saal in Jerusalem ist Eigentum der Katholiken u. ist bei der Zerstörung Jerusalem erhalten geblieben. „ In Jerusalem spricht man die türkische und auch die Sirisch=Caldäische Sprache. „ Jesus Christus wie die Propheten trugen lange Hare die nie beschnitten wurden. „ Die Häuser der Türken haben keine Fenster der Gasse zu, wegen den Weiber die lassen sich nicht sehen u. haben Schleier vor dem Gesicht. „ Die Häuser sind meist aus Stein gebaut und Gewölbt, Darum brachten auch schon die Kreuzfahrer um 1000, n. Christi den Gewölbebau nach Europa, besonders den zierlichen Spitzbogenstiel, wie zum Beispiel in der Kirche zu Zeilen. Das Wasser zum Gebrauch ist Dachwasser welches in Cisternen gesamelt wird. Jeder Jude 20 Jahr alt muste jährlich ½ Sekel Silber zum Tempel zahlen. 209 „ Der jüdische Geschichtsschreiber Flavius Jos. .der den jüdischen Krieg beschrieben, erhielt vom Römischen General Tittus die hl. Bücher, der goldene Tisch, sowie die goldenen Leuchter die im Allerheiligsten standen, allwo der hohe Prioester jährlich nur einmal hineindurfte. Dort stund die Bundeslade. „ Am Charfreitag wird in der hl. Grabkirche in 7 Sprachen gepredigt, und die Juden beweinen laut rufend den ganzen Tag auf dem Tempelberg den Untergang des Tempels und der Stadt. Den ganzen Tag ruffen sie eine Lytanei.

208 Wilhelm Thummel, geboren 23.04.1836, Sohn des Johann Thummel, Obersteiger bei der Fürstl. Fürstenbergischen Erzgräberei dahier und der Maria Anna Heiß 209 Josephus Flavius * 37 oder 38 als Joseph ben Mathijahu ha Kohen 152

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Nachtrag aus früheren Jahren

In der ältesten Urkunde hier die auf dem hiesigen Rathause gelegen und jetzt in Donau= eschingen liegt, ist der Inhalt über die Widemhöfe und den Kirchenschatz und Zehnten welches die Grafen von Zollern für das gekaufte /Verpfändete/ Emmingen zu fordern hatten. Hatten die Grafen von Lupfen das Dorf Emmingen wieder zur Herschaft Höwen 22 zu der es gehörte mit 2050 fl ausgelöst und vom Kloster Inzkofen zurük gekauft.

Alsdan muste man der Herschaft leisten 1. den Todesfall von einer Mansperson das beste Stük

Vieh, fernner das beste Kleid und Handwehr; Ebenso von der verstorbenen Frau, ein Bett,

eine Dekin und Leintücher und das beste Kleid, das sie an Sonn u. Festagen und am Donnerstag am Markte getragen. Das nachbeste Kleid aber gehörte dem Dorfvogt zu. Auch gehörte das Werk und Garn welches noch nicht beim Weber war, der Herrschaft zu. 80 Im Dorf Emmingen waren zur Zeit der Leibeigenschaft etwa 40 Höfe die die Herrschaft erbauen und unterhielt, Diese konten jedem weggenommen werden, wenn er sich nicht gut gehalten und seine Pflichten als Lehnsmann nicht erfüllte. An Martini jedes Jahr muste der Pacht von jedem Hof mittest Kernen Vesen Haber Geld nach Butzen gerechnet 5 ½ Gäns und 28 Hühner /: ohne die Leibhennen liefern ebenso an Ayer 380 Stük, Damals war Vogt hier Peter Gnirß Müller. Der Herschaft muste man noch die Herrschaft Aeker fahren Sehen, einheimsen, Zehnten stellen. 1770 Um diese Zeit hörte unter Kaiser Josef dem II. die Leibeigenschaft auf, Dieser war in dieser Beziehung ein guter Monarch, jedoch hatte er ein großer Fehler an sich er wollte auch eigenmächtig an der kath. Religion herum Zimmern, und dies sind eben Sachen für Papst und Bischöffe. Die Kaiser Könige Herzöge sind noch keine Theologen, u. nicht gesandt.

Der Tempelberg zu Jerusalem ist nach Geschichte Höhg.Erz.v.10.Jäner 1808 Eine 480 Met. In der Länge, 300 Met. In der breite mit Steinen bepflasterte Fläche, also eine 3 Meter hohe Felsenblatform, zu der von 4 Seiten hinauf führen. Uber dieser Plate stand der Tempel /das Allerheiligste/ der Juden. Auf diesem erhabenen Felsen haben Abraham sein Sohn Isak als Opfer dargestellt, sowie auch Melichesedek Wein u. Brod Gott dem Allerhöchsten als Opfer dargebracht. Jezt steht über diesem Felsen die Türkische Mosche Omar. Wer hinein will von Andersgläubigen muß Geschenke zahlen u. aber die Schuhe ausziehen.

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Menschenalter

Im Todtenbuch dahier fand ich Niemand der 100 Jahr alt wurde. Brigitte Gnirß eine Arme Frau die meist Kaffe trank u. betelte wurde ums 1860 – 97 Jahr alt. Im Durchsch[n]itt sollen in Deutschland immer, jährlich 78 leben die 100 Jahr alt sind. In Frankreich 213. In Spanien 401. Ingland 146. Irland aber 578. Serbien 580 Rumänien 1084. Bulgarien 3883 huntertjährige. Im Jahr 1890 lebten in Serbien 290 Personen im Alter von 115 bis 135 Jahr alt. 18 Personen weisen im Alter von 130 bis 140 Jahr alt auf. In Petersburg soll ein Mann leben als Kutscher der 160 Jahr alt ist, in Moskau eine Frau 140 Jahr Eine Negerin in Buenes Airis 150 Jahr alt. Die meisten solcher alten Leute sind arm und leben meist von Pflanzenkost, essen und trinken mäßig magere Kost und Wasser. „Deß Menschen Magen gleicht einem Wagen,“ Ja nicht überladen.“

Die grösten Reiche der Welt

Das Babilonische Assirische dauerte 1240 Jahr Das große römische Reich dauerte 1200 „ Das Griechische Reich dauerte 1123 „ Das Deutsche Reich seit Karl dem Großen 1006 „ Jetzt sind wirklich 3064 Sprachen aber auch 1000 Religionen auf der Welt Es kann freilich noch lange dauern bis ein Hirt und ein Schaafstall ist.

210 Der Eisenbahnbau von Hattingen Biesendorf Emmingen 1874 -75 Wurde von Hattingen her über Biesendorf Emmingen Liptingen Galmanswie[l] Schwakenreute die Eisenbahn Linie ausgestekt, durch ein Preuße Namens Ravael Dieser war Ingenieur oder Geometer. Es arbeiteten täglich viele Leute Monate lang mit Messungen und Provill Gruben graben, es ksotete schon etliche hundet tausend Mark. Die Linie gieng von Biesendorf her über Wolfental, dort war in Wiesen am Fußweg von Biesendorf her eine Profillgrube. Von dort war wieder eine Profillgrube am Leholzerweg, etwa 400 Schritt nördl. vom Leholzerhof. Von dort östlich hinüber über Hiltzenwies an Rothengrund, von dort über die Lachen unterhalb den 5 +211 ein Profillgrube, ebenso eine beim Länge Kreutz212, eine 80 Fuß tief, von dort zum Schächer zum Bahnhof213 und von dort, die untere Gaß u. Hardt gegen Liptingen Die Libralen Landtagsabgeordneten im Hegau Hornstein und Müller, waren Gegner des Baues u. Bez.Amt

210 Siehe: „Gütervermessung der Bahn von Hattingen bis Schwackenreute:Gemarkung Liptingen, LA Baden- Württemberg, 421 K 1 Nr. 2375 211 5+ steht für fünf Kreuze, damit sind die Pestkreuze gemeint, die in Richtung Engen stehen 212 Das Längekreuz steht nach dem Ortsausgang von Emmingen in Richtung Engen 213 vermutlich war ein Bahnhof beim Schächerplatz geplant 154

142

Das Eisenerzgraben auf Gemarkung Emmingen 62 Bis zum Jahr 1862 wurde auf hiesiger Gemarkung Eisenerz gegraben, man sieht jetzt noch die Stellen und Löcher wo Erz gegraben wurde besonders in den Wälder. Als der Zoll aufhörte in Deutsch= land aufhörte schlug das Eisen ab, nebstem gieng Holz und Kohlenpreiße in die Höhe, da rentierte sich das Bohnerz graben nicht mehr, ja es lohnte sich nicht einmal mehr das Erz zu schmelzen welches vor dem Schmelzofen im Kasten liegt. Im 2 Stunden von hier entfernten Ludwigstal bei Tuttlingen liegen im Kasten noch über 40.000 Kübel gewaschenes Erz. Es hatte mehrere Eisenschmelzen, eine war schon früher 1688 im Kriegerthal an der Grenzen Emmingen u. Weg nach Engen dann eine Eisenschmelze bei Tuttlingen, und d ie Schmelze in Bachzimmer , dorthin führte man das meiste Erz, den man hatte mit der Herrschaft dem Fürsten v. Fürstenberg ein Vertrag mit welchem man gebunden war das Erz zu liefern. Der Erzgräber hatte vomKübel Erz wenn es gewaschen und vom Schlamm und Sand rein ist 12 Kreuzer d. ist 36 Pfg. Der Fuhrmann 8 Kr. Der Eigentümer Schadenersatz 2 Kr. od. 6 Pfg. das gibt zusammen für je 1 Kübel nach Bachzimmer geführt und gemessen 66 Pfennig. Mit 2 Stük Vieh oder zwei Pferd konnte man etwa 30 Kübel nach Bachzimmer führen. Es wurden jährlich etwa 60.000 Kübel Erz nach Bachzimmer. u. Tuttlingen geliefert. Nach Tuttlingen wurde oft ausgeschmug= elt, weil so oft besser zahlten, u. sogl. bezahlten, auch war der Weg besser, aber wen einer Verathen wurde dann wurde er mit Arest bestraft. Wenn eine Grube ausgebeutet war muste die herschaft das Loch mit dem Abraumboden wieder Einebnen. Das Erz ligt in größern oder kleinern Klumpen, es hat ein Taglicht wie man sagt, nemlich ein Erzstok hat Wurtzeln wie ein Arm bis zur Oberfläche und dem gräbt man nach, und es hat Erzstök sie sind sehr reichlich d.h. sie haben wenig Sand Thon oder Lehm. Wen Jemand eine Grube gefunden hat dan freut man sich über das Glük, und es kam mancher zur Wohlhabenheit. Der Eigentümer konnte dann jährlich einige hundert Gulden Schadenersatz einstreichen ohne etwas gethan. Das Erz lag etwa bis 30 Fuß tief hinunter im Boden u. es arbeiteten in einer Grube zwei drei oder noch mehr Mann. Der Erzgrund wurde meistens im Winter heraus geschaft, wen man ausgedroschen hat, die Herrschaft zalte dann auf denn Erzgrund dem Graber Vorschuß. Im Sommer hatte man zum Erzgrund rein waschen eine Wäsche mit Bretter, wie eine Pflasterpfanne welche die Maurer haben, in dieser wird der Erzgrund mit Krüken hinund hergezogen dann komt der Schleim hivon weg. Alsdann nimt man das Erz in ein hohes Sieb stost es in Wasserstande so lang bis der Sand im Erz oben ist im Sieb zum Abschöpfen.

155

Seite 143 - fehlt

Diese Seite fehlt in der Kopie. Sie ist auch nicht im Originalinhaltsverzeichnis aufgelistet.

156

144

Die Schaafzucht 1870 Bis um diese Zeit hatte man hier wie bereits überal in den Bauerndörfer vom Frühjahr an bis zum Winter mehrere Schaafherden zum Weiden, besonders als man noch ein Brachösch hatte. Früher wurden Abwechslungsweise nur zwei Esch214 mit Frucht angeseht ein Winteresch mit Korn /:Fesen:/ und der Sommeresch mit Gerste oder Haber. Der Brachesch215 wurde gebaut durch den Sommer zu Winterfrucht, und auf diesem Feld weideten die Schaafe. Auch das Feld wenn die Frucht abgeräumt war, dort durfte der Schääfer auch weiden. Die Kartoffel hatte man damals auf Engersteig u. Winkelgrund alle Jahr gleich, sie waren dan gut haken. Der Schafhalter zalte für die Weide jährlich ein guter Pachtzins, und zudem wurde alle Wochen der Schafpferch versteigert dan gab es zimlich Geld zusamen, welches im Winter an die Güterbesitzer verteilt wurde. Aber nach und nach wurde seit 1860 immer mehr Feld im Brachesch angesäht mit Futterkräuter Rüben und Kartoffel, so daß die Schafherden kaum Platz hatten zum weiden, und aber den Leuten Schaden machten an Klee und Kartoffel, man erhob wohl klagen, aber der Bürgermeister war zugleich Würth und hatte immer die Schäfer in Kost und Logie Dies machte die Leute bös und zornig weil der Schaden so gering geschäzt u. nicht gestraft wurden Da nun alles Klagen Bitten und Schelten nichts half, so thaten wir uns etwa unsere 15 zusammen /ich Schreiber dieses war selbst dabei/ giengen hinaus zum Schafpferch216 auf die Gewann Hohenfürst, um die Schafe fortzujagen. Der Bürgermeister hivon in Kentniß gesezt erschien sogleich auch auf dem Platze als einer wirklich die Hürden 217öffente , bei ihm war noch zur Hilfe Polizeidiener u. Feldpolizei. Der Bürgermeister sagte zu uns: „ Was machet ihr da!“ einer Namens Giftspitz sagte: Die Schaf müssen fort!“ Hierauf sagte der Bürgermeister:“Im Namen des Gesetzes die schafe bleiben stehen!“ Giftspitz sagte sodann:“Im Namen des Gesetzes jagen wir die Schafe fort!! Sogleich rißen wir die Hürden auf, und jagten die Schafe hinaus, auf den Vizinalweg218 der nach Tuttlingen ins württembergische führt, und alldort zur Wirtschaft an der bad. Grenze Der Bürgermeister aber war weiß im Gesicht vor Zorn, konte aber nichts machen. Andern Tags musten wir aufs Rathaus den ein Gendarm /der Wachtmeister war dort, u. untersuchte den Vorgang. Wir sagten nun der Gemeinderath habe kein Recht Schafherden hierher zu thun ohne unsern Willen, die uns unsere Kartoffel und Klee verderben, wir dulden keine Schafe mehr. Von jen er Zeit an hatte die Schafhalterei ein Ende hier, und die Hürden und Schäferkarren wurden verkauft. Vulgo: Giftspitz war ein Übername, den er nicht gern hörte, u. Beleidigung.

214 Esch, Ösch ist ein hochgelegenes Stück Land innerhalb eines Feuchtgebietes oder eine Anbaufläche; historische Flurform = Ackerland, Saatfeld; auch Bezeichnung für alles Land, das nicht im (umzäunten) Bereich des Ortsetters liegt 215 Brache ist ein unbestelltes Ödland; Kulturbrache ist ein funktionelles Brachliegen aus landbaulichen Grünen 216 Pferch (auch: Pförch) ist ein durch tragbare Zäune abgegrenztes kleines Wiesenstück (Quelle: Wikipedia) 217 Hürde ist eine transportable Umzäunung 218 Vicinalwege sind Nachbarschaftsstraßen (heute: Land- Kreis oder Bundesstraßen) i.G. zu Orststraßen 157

145

Das Betteln

1870 Bis um diese Zeit wurde all überal öffentlich durch Arme Leute und Handwerk= Burschen, Zigeuner u. dgl. In den Häuser gebetelt um ein Almosen. Die Handwerk= burschen verlangten einen Zehrpfennig / das ist Geld/, Arme Leute baten um Brod u. Mehl und dergl. Alltäglich, aus genommen Sonn und Festage, kamen wohl 10 oder noch mehr Arme

Leute von hier u. Andernorts vor die Kirche oder Stubenthür und sagten erbarm=

ungsvoll“:“Gebt mir auch ein Almosen!“Vater unser, u.so fort. Dan bekam der Bett= ler ein Stük Brod oder wie er wollte Mehl oder Schmalz. Nach diesem sagte der Bettler:“Vergelt`s Gott.“ und der Bauer war befriedigt er hatte ein gutes Werk gethan:“Die Hungrigen Speißen“ Damals hatte es leider viele Arme Weiber die als Mädchen in Diensten waren, und Schwanger fortgejagt wurden, dennen mann nach den damaligen Gesetzen die Vaterschaft wegläugnete, und deßhalb keine Unterstützung bekamen, dan hieß es noch: „ ja deren geschihts recht“, hätt sie sich besser gehalten! Wenn ihr auch die Ehe versprochen worden ist, der Liebhaber /Schuldige wurde nicht belangt

Jezt ist ein besseres Gesetz seitdem der Verführer Nahrungsbeitrag zahlen muß

es gibt seither auch weniger uneheliche Kinder, und Arme Bettelweiber. Um das Jahr 1880 wurde das Betteln streng verbotten, und jede Gemeinde muste ihrne Armen selbst unterhalten und in allem unterstüzen. Auch das Fremden beherbergen hörte in diesen Jahren auf. Früher übernachteten in den Bauernhäuser immer Fremde Leute, besonders bevor die Eisenbahn lief kamen in die Ortschaften viele Reisende u. blieben über Nacht da kostete es nichts. Wirklich im Jahr 1915 ist es so weit gekommen daß weder Bettler noch Jemand anders durchs ganze Dorf in alle Häuser giengn man würde ihm kein Brod oder Milch anerbieten, wogegen früher nicht

nur Verwandte sondern Landsfremde zum Essen oder Behörbergen eingeladen wurden.

Eigentlich hat man auch nicht mehr so viel Frucht als wie in früheren Jahren weil der

Fruchtpreiß zu niedrig ist, da eben fremde Frucht und Mehl eingeführt wird. In den 1850 Jahren galt das Malter Kernen, das ist 220 [kaufm. Pfundzeichen] bis zu 56 Mark und aber 1880 ein Malter 18 Mark, und dies bereits immerwährend, darum Rentiert sich der Kornnertrag nicht mehr gut und mann machte aus dem Akerfeld Wiesen, und hielt ein größeren Viehstand, weil das Vieh theurer war. Anmerkung: Seitdem Krieg ist 1914/15/16 ist die Frucht teuerer, und rentiert sich ehender zu bauen.

158

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Steuern in Baden

Jezt schon trägt im Großherzogthum Baden die Gesamtsteuerleistung 1911 auf den Kopf 20 Mark 28 Pfening. Auf ein Kopf in Preußen auf die

Befölkerung 8 Mark 18 Pfening. Also in Baden per Kopf 12 M 10 Pfg. mehr.

Jezt schon ist in Baden die steuerliche B elastung die stärkste in ganz Deutschland.

In Baden trift es auf den Kopf der Bev ölkerung wesentlich mehr Beamte, als

in andern Bundesstaaten; heute schon steht Dopeltes fest und, zu was denn ---.

Die mitleren und niedern Beamten sind jetzt schon im Allgemeinen besser gestellt

als in andern Staaten.

Missionäre der Katholischen Apostolischen Kirche in den

Heidenländer

Wirklich sind in den Heidenländer 125400 katholische Missionspriester, und 18000 Ordensschwestern, die den Heiden wie früher die Apostel das Wirklich sind in den Heidenländer 125400 katholische Missionspriester, und 18000 Ordensschwestern, die den Heiden wie früher die Apostel das Evangelium verkünden, und katholisch taufen. Auch Ungläubige und Protestanten haben Missionäre in den Heidenländer und Sehen219 etwas Samen. Bei uns im Deutschen Reich welches meist von prottestantischen Fürsten regiert wird werden diese Glaubenshelden die Jesuitten verfolgt, die ja ganz genau nach dem Evangelium leben, und die ächtesten Nachfolger Christi sind. Jesus Christus sagt über diesen Punkt: „Es wird eine Zeit kommen wo die Menschen die reine Lehre nicht ertragen könen. Ja es war eine Zeit da, Ende des vorigen Jahrhunderts220 , damals wurde der katholischen Christ total verfolgt, und offen gekränkt, es bekam keiner ein Amt außerdem er habe das Zeic hedn des libralen Thier's an der Stirnne. Nun es wechselt mit den Zeine! Wirklich kann mann die Jesuiten wieder gut brauchen im Felde; es wird mancher Soldat recht froh sein wenn er schwer verwundet ist u. Scheiden muß.

Gott. Bezeichnung des höchsten Wesens von den Völker. Der Name Gottes wird in vielen Sprachen mit 4 Buchstaben geschrieben, was sehr Auffällig ist, und Merkwürdig. Die Deutschen nennen ihn Gott, die Griechen nennen ihn Teos Die Franzosen Dieu, die Türken Alha, die Perser nennen ihn Zuri, die Spannier Deos, die Indier Zimi, die Polen Boga, die Engländer Good, Die Römer Deos. Die Muhamedaner Alha.

219 sehen etwas Samen – gemeint ist „säen etwas Samen“ 220 also Ende des 19. Jhdts. 159

(ohne Seitenzahl / lt. Inhaltsverzeichnis Seite 147)

Das Hirtenleben

1850 In diesen Jahren hörte das Vieh weiden, auf den Felder Wiesen und Wälder ganz auf. Früher hatte man sogar noch ein Roßhirt, ein Kuhirt, Gans Schwein u.. Gaißengeißhirt./Die drei leztern wurden miteinander gehütet auf der nördlichen Seite der vodern Wiesen. Das Vieh wurde im Frühling bevor dem Ausfahren vom Pfarrer auf den fodern Wiesen gesegnet. Das Jungvieh wurd auf den ganzen Sommer hin nach Schenkenberg gethan, dort war ein Haus und darin der Gusthirt 221, dieser muste den Sommer über das Jungvieh weiden, tränken und beauf= sichtigen, der Kuhirt fuhr alle Tage aus mit der Kuhherde in Feld und Wald und zwar bis zum Unter Wasserburgerhof und Grüzoller. Auch mit den Pferden wurde ausgefahren in die Wälder, von den Roßbuben, diese bekamen alljährlich noch um 1766 von der Gemeind 4 Gulden für den Ritt durchs Dorf und Obern Brunnen. /laut Gemeinderechnungen für das Mayen steken. Im Frühliung wurde durch den Ganshirt vor dem Ausfahren, den Gänsen die Flügel abgehauen d.h. gestuzt, und den Sauen veringelt, der Ganshirt hatte eine Pfanne bei sich in diese kriegte er Spek oder Schmalz, er muste mit Gaisen und Schweinen ausfahren Im Herbst wurden alle Wiesen gemeinsam abgehütet, u. dies durch den Polizei222 geboten wo man hüten durfte. Die Wege wo die Herde getrieben, muste man verhagen.223 In der Heu und Emdernte wurde geboten wen man im Jauchental Wiesen mähen durfte, d.h. in jener Zeit als man noch Zehnten stellte, den der 10 Haufen gehörte der Herrschaft.

Das Tischrüken

1868 Ums Jahr 1868 wurde viel über das Tischrüken gesprochen.Es gibt nemlich der Tisch Schläge die hörbar und fühlbar sind, Z.B. wen mann etwas fragt, wie lang man lebt u.s.w. Man muß aber ein Ahorn Tisch haben, wenigstens die Tischblatte, und stehen mehrere um den Tisch herum, und zwar so daß jedes der Umstehenden die Hände oben am Rande der Tischblatte, der breite nach hinlegt, so daß die Handfläche oben die Daumen unter die Tischblatte komen. Indes muß aber mit seinem Tischnachbar mit den Händen so nahe sich berühren daß der kleine Finger mit der Aufgelegten flachen Hand an die des Tischnachbars anliegt. Auf solche Art wird das Tischblatt Magnetisiert, und gibt den Willen der Umstehenden kund, auf jede Frage, durch hörbare Schläge. Ob es wahr ist?

221 Gusthirt und Gusthütte - In einer alten Landkarte von 1797 ist neben Schenkenberg die Bezeichnung Viehstand vermerkt. In „Emmingen ab Egg, Geschichte eines Hegaudorfes“ berichtet auf Prof. Erich Stärk vom Gusthirten und einer Gusthütte. „Die Emminger hatten früher ums Jahr 1800 noch ein Blokhaus drunten, so daß ein Viehhirt darin wohnen konnte, den es wurde im Sommer alles Kleinvieh von Emmingen hinunter gethan und vor dem Winter wieder abgeholt. Dies hörte aber um 1830 auf, um 1856 fiel die Gusthütte um, sie stund auf einer Eiche, welche auf drei Meter höhe abgesägt war,“ Quelle: Niederschrift des Chronisten

222 „der Polizei“ war der Ortsdiener oder Gemeindebüttel 223 „verhagen“ = einzäunen 160

Inhalts - Verzeichnis

1 Das Dorf Emmingen 67 Das Fastnachtsspiel 2 Gallisbühl oder die Hunnenhügel 69 Ostern und Rennspiel 3 -4-5- Die ersten Herrn v. Emmingen 70 Nachtwächterruf 6 Unsere gnädige Herrschaft von Hohen Höwen 71 Gebräuche bei Hochzeiten 7 Die Herrn v. Hohen Höwen im Türkenkrieg 74 Das Pfingstspiel 8 Die Rämerstraße. Grenzbeschrieb des Höhlgaues 80 Kleidertracht hier 9 Unsere Regierungen 81 Sitten und Gebräuche, die Schule hier 10 Die Grafen von Lupfen 82 Die badische Revolution 184-49 11 Das Conzillium in Konstanz 115 Verschiedenes 12 Judenverfolgung 116 Das Geldfäßchen in Hardt 13 Unsere gnädigen Herrn als Raubritter 117 Der große Komet 1858 15 Der Schweitzerkrieg 118 Die Kunkelstube, das Spinnen 17 Ein Scheibenschießen in Konstanz 119 Verzeichnis der Herrn Pfarrer hier 18 Der Bauernkrieg 120 Dorf Schenkenberg 22 Die Leibeigenschaft unter den v. Pappenheim 125 Kapelle Zeilen 24 Gesetze unter den Lupfen u. von Pappenheim 126 Zeilen Grüzoller 25 Gesetze des Schinders „ 127 Verschiedenes die Schulreform 27 Herrn Paulus Ratzenberger 128 Die hl. Schrift 29 Das Zenomhäuptle 129 Wortlaut des Dogmas der Papstl. Unfehlbarkeit 30 Begebenheiten vom Jahr 1588 bis 1627 130 Die Kulturkampfzeit 31 Pest Hunger, Viehseuche Schwedenkrieg 131 Ein Kulturkampfredner 37 Die Zerstörung von Hohenstoffel 132 Das Bohnerzgraben hier 38 Die schöne Aussicht auf unserm Buchenberg 133 Der Jungferkranz 39 Der hl. Magnusstab 134 Vom See und Hohentwiel 40 Begebenheiten von 1750 bis 1800 135 Häuser und Wohnungen früherer Zeit 41 Die Französische Revolution. Franzosenkrieg 136 Sonderbare Jahrgänge 52 Zerstörung von Hohentwiel 139 Jerusalem 54 Das Johannisfeuer 140 Nachtrag von früheren Jahren 55 Der Putzenmann 141 Menschenalter, die größten Reiche der Welt 56 Das Pietistenwesen hier 142 Das Eisenerzgraben hier 57 Die Zündhölzchen Der Versehgang 144 Die Schaafzucht 58 Sitten und Gebräuche Erfindungen 145 Das Beteln 59 Der Zehnten 146 Die Steuern in Baden 60 Der Bau der hiesigen Kirche 1841 146 Missionäre der kathl. Apostolischen Kirche 62 Der hiesige Thurm in Gefahr 146 Gott, Bezeichnung des höchsten Wesens 63 Zum Kirchenbau in Emmingen 147 Das Hirtenleben 64 Der neue Kirchhof u. Orgel Johannes Ronge 147 Das Tischrüken 65 Verschiedene Vorkommniße - Der Pfudi 66 Neujahrlied. Der Taubenstein. Der Lausbaum

161

Eine Abschrift des Buches liegt in Karlsruhe das ich niedergeschrieben habe an das Kriegsministerium im Betreff der bad. Revolution. Die ich mitmachte und vieles darin enthalten war von den Vorkomnißen bei der Revolution was hohes Ministerium nicht wußte. Es wurden demzufolge mir 100 Mark als Geschenk vom Großh. Bad. Landesarchiv in Karlsruhe zugesandt.

Emmingen 9. April 1913 224

- Peter Störk

Das Buch liegt also auf in Karlsruhe im Gr. Bad. Landesarchiv Hildburgerstraße [durchgestrichen] Hildapromenade 225

224 Diese Anmerkung muß bereits zu einem früheren Zeitpunkt erfolgt sein; Zumindest Teile der Chronik wurden nach 1913 verfaßt 225 Heute: Generallandesarchiv Karlsruhe (GLA) Nördliche Hildapromenade 3 D-76133 Karlsruhe Telefon: 0721/926-2206 Telefax: 0721/926-2231 E-Mail: [email protected] 162

Teil C

Der Autor

Peter Störk wurde als zweites von insgesamt dreizehn Kindern der Eheleute Johann Baptist Stärk 226 und der Helena Huber am 1. November 1828 in Emmingen ab Egg geboren. Wie schon sein Vater, Großvater und Urgroßvater ist er Kirchenpfleger (auch Heiligenpfleger, Kirchenrechner genannt). Peter Störk heiratet in erster Ehe am 6.2.1860 in Emmingen Katharina Luise Thummel, Tochter des Obersteigers bei der Fürstlich Fürstenbergischen Erzgräberei, Johannes Thummel und der Maria Anna geb. Heiß. Aus dieser Ehe gehen vier Kinder hervor, davon sterben zwei im ersten Jahr nach ihrer Geburt. Nach dem frühen Tod seiner Frau im Jahr 1868, alleine mit zwei minderjährigen Kindern, das jüngste gerade ein Jahr alt, heiratet er am 16.9.1869 in Emmingen Karoline Wehinger aus Marbach bei Villingen. Von den sieben Kindern aus zweiter Ehe sterben fünf im Kindesalter.

Peter Störk 1916 227

Schriftzug des Peter Störk aus seiner Chronik (Original-Seite 121)

Die Vorfahren gehen zurück auf Jacob Sterckh oo Anna Mutler. Von diesen Stammeltern sind bislang 516 Nachkommen bekannt. Die Forschung ist noch nicht abgeschlossen. Interessierte Personen erhalten auf Nachfrage gerne entsprechende Ahnentafeln oder Zusammenstellungen.

226 Die Schreibweise des Familiennamens ist teilweise Störk, teilweise Stärk, in früheren Einträgen Sterckh, Störckh, Stärckh 227 Gemeindearchiv Emmingen, mit freundlicher Unterstützung von Herrn Erwin Ulmer 163 Vorfahren von Peter Störk228 Vorfahren väterliche Linie Vorfahren von Helena Huber

Michael Huber geb.: vor 1724

Johannes Huber geb.: 15 Jul 1742 in Nendingen verh.: 06 Feb 1766 in Emmingen ab Egg Jacob Sterckh Walburga Schwarz geb.: vor 1619 geb.: vor 1724 Jakob Mettel Sterckh geb.: 04 Dez 1637 in Emmingen ab Egg gest.: 02 Aug 1709 in Emmingen ab Egg

Anna Gnirs Johannes Sterckh geb.: vor 1619 geb.: 1666 in Emmingen gest.: 13 Feb 1722 in Emmingen, ab Egg Sebastian Huber verh.: 13 Okt 1695 in Emmingen ob Egg geb.: 21 Jan 1784 in Emmingen ab Egg gest.: 07 Jan 1856 in Emmingen ab Egg verh.: 25 Feb 1805 in Emmingen ob Egg Agnes Stängler Georg Stärckh geb.: vor 1648 geb.: 12 Mai 1701 in Emmingen ab Egg gest.: 12 Mrz 1670 in Emmingen ab Egg gest.: 13 Mrz 1772 in Emmingen ab Egg verh.: 01 Apr 1731 in Emmingen ab Egg

Maria Mündler geb.: ca. 1671

Jacob Weggler geb.: 03 Jan 1652 in Emmingen, ab Egg Theresia Störk gest.: 08 Nov 1691 in Emmingen, ab Egg geb.: 05 Okt 1743 in Emmingen ab Egg verh.: ca. 1680 gest.: 01 Apr 1799 in Emmingen, ab Egg Johann Weggler geb.: 19 Jun 1686 in Emmingen, ab Egg verh.: 22 Nov 1710 in Emmingen ob Egg

Elisabeth Haug geb.: Nov 1657 in Emmingen, ab Egg gest.: 14 Apr 1699 in Emmingen, ab Egg Maria Theresia Weggler geb.: 10 Okt 1711 in Emmingen ab Egg gest.: 22 Feb 1779 in Emmingen ab Egg Georg Naterer geb.: ca. 1655 gest.: 23 Jan 1729 in Emmingen, ab Egg verh.: vor 1684

Anna Maria Naterer geb.: 21 Sep 1687 in Emmingen, ab Egg gest.: 24 Okt 1750 in Emmingen, ab Egg

Maria Specker geb.: ca. 1660 gest.: 03 Jan 1724 in Emmingen, ab Egg

Raymund Stärck geb.: ca. 1679 in Unbekannt gest.: 18 Sep 1748 in Emmingen, ab Egg verh.: 25 Jan 1712 in Emmingen ob Egg Michael Gnürß geb.: 06 Sep 1600 in Emmingen, ab Egg Anton Stärckh verh.: 24 Aug 1624 in Emmingen ob Egg geb.: 08 Jan 1717 in Emmingen, ab Egg Helena Huber verh.: 23 Jul 1748 in Emmingen ob Egg geb.: 14 Mai 1806 in Emmingen ab Egg Georg Gnirs gest.: 26 Nov 1846 in Emmingen ab Egg geb.: 20 Okt 1640 in Emmingen ab Egg verh.: 03 Okt 1826 in Emmingen ab Egg gest.: 20 Sep 1704 in Emmingen ab Egg verh.: vor 1664 in Emmingen ob Egg

Ursula Sterckh geb.: 1597 gest.: 15 Sep 1676 in Emmingen, ab Egg Lucia Gnirs geb.: 26 Feb 1684 in Emmingen, ab Egg gest.: 26 Aug 1720 in Emmingen, ab Egg Georg Faden geb.: Mrz 1600 gest.: 18 Aug 1636 in Emmingen, ab Egg verh.: ca. 1620

Magdalena Faden geb.: 07 Dez 1633 in Emmingen ab Egg Simon Störck gest.: 21 Okt 1706 in Emmingen ab Egg geb.: 22 Okt 1754 in Emmingen, ab Egg gest.: 08 Jun 1829 in Emmingen, ab Egg verh.: 13 Jun 1779 in Emmingen ob Egg Magdalena Wissmann geb.: 1597 gest.: 01 Nov 1635 in Emmingen, ab Egg

Johann Spaichinger geb.: 26 Mrz 1653 gest.: 05 Jul 1725 in Emmingen, ab Egg verh.: vor 1680

Balthasar Speichinger geb.: 14 Feb 1680 in Emmingen, ab Egg gest.: 10 Jan 1727 in Emmingen, ab Egg verh.: 11 Nov 1710 in Emmingen ob Egg

Anna Bri geb.: vor 1655 Barbara Speichinger geb.: 09 Feb 1717 in Emmingen, ab Egg gest.: 29 Dez 1779 in Emmingen, ab Egg Stefan Höpple geb.: ca. 1655 gest.: 13 Feb 1684 in Emmingen, ab Egg verh.: ca. 1680 in Unbekannt

Catharina Höpler geb.: 23 Okt 1682 in Emmingen, ab Egg gest.: 28 Dez 1729 in Emmingen, ab Egg Maria Rosa Störk geb.: 28 Mai 1781 in Emmingen ab Egg Barbara Nesin gest.: 07 Aug 1846 in Emmingen, ab Egg geb.: 11 Nov 1657 in Emmingen, ab Egg gest.: 22 Dez 1726 in Emmingen, ab Egg

Balthasar Specker geb.: vor 1677

Martin Specker geb.: 07 Nov 1695 in Emmingen ab Egg gest.: 07 Sep 1774 in Emmingen ab Egg verh.: 10 Jul 1718 in Emmingen ab Egg

Maria Sudler Martin Specker geb.: vor 1677 geb.: 11 Nov 1730 in Emmingen, ab Egg gest.: 01 Okt 1801 in Emmingen, ab Egg verh.: 02 Aug 1756 in Emmingen ob Egg Anton Sudler geb.: vor 1679

Maria Sudler geb.: 30 Jul 1697 in Emmingen ab Egg gest.: 10 Apr 1763 in Emmingen ab Egg

Anna Weggler geb.: vor 1679 Maria Juliana Specker geb.: 03 Jan 1759 in Emmingen, ab Egg Andreas Keller gest.: 01 Jan 1829 in Emmingen, ab Egg geb.: vor 1676

Jakob Keller geb.: 24 Jul 1694 in Emmingen ab Egg gest.: 02 Jan 1754 in Emmingen ab Egg verh.: 17 Mai 1723 in Emmingen ab Egg

Anna Specker geb.: vor 1676 Maria Anna Keller geb.: 28 Sep 1732 in Emmingen, ab Egg gest.: 30 Sep 1786 in Emmingen, ab Egg Simon Obermayer geb.: ca. 1665 in Meßkirch gest.: 19 Mai 1750 in Emmingen ab Egg verh.: 09 Aug 1705 in Emmingen ob Egg

Magdalena Obermayer geb.: 10 Jun 1706 in Emmingen ab Egg gest.: 29 Dez 1782 in Emmingen ab Egg

Ursula Weggler geb.: 01 Mai 1683 in Emmingen ab Egg gest.: 25 Jan 1754 in Emmingen ab Egg

(c) by Jürgen Sterk Stand 05/2015 228 Forschung Stand 5/2015 164

Vorfahren mütterliche Seite:

Vorfahren von Helena Huber

Michael Huber geb.: vor 1724

Johannes Huber geb.: 15 Jul 1742 in Nendingen verh.: 06 Feb 1766 in Emmingen ab Egg Jacob Sterckh Walburga Schwarz geb.: vor 1619 geb.: vor 1724 Jakob Mettel Sterckh geb.: 04 Dez 1637 in Emmingen ab Egg gest.: 02 Aug 1709 in Emmingen ab Egg

Anna Gnirs Johannes Sterckh geb.: vor 1619 geb.: 1666 in Emmingen gest.: 13 Feb 1722 in Emmingen, ab Egg Sebastian Huber verh.: 13 Okt 1695 in Emmingen ob Egg geb.: 21 Jan 1784 in Emmingen ab Egg gest.: 07 Jan 1856 in Emmingen ab Egg verh.: 25 Feb 1805 in Emmingen ob Egg Agnes Stängler Georg Stärckh geb.: vor 1648 geb.: 12 Mai 1701 in Emmingen ab Egg gest.: 12 Mrz 1670 in Emmingen ab Egg gest.: 13 Mrz 1772 in Emmingen ab Egg verh.: 01 Apr 1731 in Emmingen ab Egg

Maria Mündler geb.: ca. 1671

Jacob Weggler geb.: 03 Jan 1652 in Emmingen, ab Egg Theresia Störk gest.: 08 Nov 1691 in Emmingen, ab Egg geb.: 05 Okt 1743 in Emmingen ab Egg verh.: ca. 1680 gest.: 01 Apr 1799 in Emmingen, ab Egg Johann Weggler geb.: 19 Jun 1686 in Emmingen, ab Egg verh.: 22 Nov 1710 in Emmingen ob Egg

Elisabeth Haug geb.: Nov 1657 in Emmingen, ab Egg gest.: 14 Apr 1699 in Emmingen, ab Egg Maria Theresia Weggler geb.: 10 Okt 1711 in Emmingen ab Egg gest.: 22 Feb 1779 in Emmingen ab Egg Georg Naterer geb.: ca. 1655 gest.: 23 Jan 1729 in Emmingen, ab Egg verh.: vor 1684

Anna Maria Naterer geb.: 21 Sep 1687 in Emmingen, ab Egg gest.: 24 Okt 1750 in Emmingen, ab Egg

Maria Specker geb.: ca. 1660 gest.: 03 Jan 1724 in Emmingen, ab Egg

Raymund Stärck geb.: ca. 1679 in Unbekannt gest.: 18 Sep 1748 in Emmingen, ab Egg verh.: 25 Jan 1712 in Emmingen ob Egg Michael Gnürß geb.: 06 Sep 1600 in Emmingen, ab Egg Anton Stärckh verh.: 24 Aug 1624 in Emmingen ob Egg geb.: 08 Jan 1717 in Emmingen, ab Egg Helena Huber verh.: 23 Jul 1748 in Emmingen ob Egg geb.: 14 Mai 1806 in Emmingen ab Egg Georg Gnirs gest.: 26 Nov 1846 in Emmingen ab Egg geb.: 20 Okt 1640 in Emmingen ab Egg verh.: 03 Okt 1826 in Emmingen ab Egg gest.: 20 Sep 1704 in Emmingen ab Egg verh.: vor 1664 in Emmingen ob Egg

Ursula Sterckh geb.: 1597 gest.: 15 Sep 1676 in Emmingen, ab Egg Lucia Gnirs geb.: 26 Feb 1684 in Emmingen, ab Egg gest.: 26 Aug 1720 in Emmingen, ab Egg Georg Faden geb.: Mrz 1600 gest.: 18 Aug 1636 in Emmingen, ab Egg verh.: ca. 1620

Magdalena Faden geb.: 07 Dez 1633 in Emmingen ab Egg Simon Störck gest.: 21 Okt 1706 in Emmingen ab Egg geb.: 22 Okt 1754 in Emmingen, ab Egg gest.: 08 Jun 1829 in Emmingen, ab Egg verh.: 13 Jun 1779 in Emmingen ob Egg Magdalena Wissmann geb.: 1597 gest.: 01 Nov 1635 in Emmingen, ab Egg

Johann Spaichinger geb.: 26 Mrz 1653 gest.: 05 Jul 1725 in Emmingen, ab Egg verh.: vor 1680

Balthasar Speichinger geb.: 14 Feb 1680 in Emmingen, ab Egg gest.: 10 Jan 1727 in Emmingen, ab Egg verh.: 11 Nov 1710 in Emmingen ob Egg

Anna Bri geb.: vor 1655 Barbara Speichinger geb.: 09 Feb 1717 in Emmingen, ab Egg gest.: 29 Dez 1779 in Emmingen, ab Egg Stefan Höpple geb.: ca. 1655 gest.: 13 Feb 1684 in Emmingen, ab Egg verh.: ca. 1680 in Unbekannt

Catharina Höpler geb.: 23 Okt 1682 in Emmingen, ab Egg gest.: 28 Dez 1729 in Emmingen, ab Egg Maria Rosa Störk geb.: 28 Mai 1781 in Emmingen ab Egg Barbara Nesin gest.: 07 Aug 1846 in Emmingen, ab Egg geb.: 11 Nov 1657 in Emmingen, ab Egg gest.: 22 Dez 1726 in Emmingen, ab Egg

Balthasar Specker geb.: vor 1677

Martin Specker geb.: 07 Nov 1695 in Emmingen ab Egg gest.: 07 Sep 1774 in Emmingen ab Egg verh.: 10 Jul 1718 in Emmingen ab Egg

Maria Sudler Martin Specker geb.: vor 1677 geb.: 11 Nov 1730 in Emmingen, ab Egg gest.: 01 Okt 1801 in Emmingen, ab Egg verh.: 02 Aug 1756 in Emmingen ob Egg Anton Sudler geb.: vor 1679

Maria Sudler geb.: 30 Jul 1697 in Emmingen ab Egg gest.: 10 Apr 1763 in Emmingen ab Egg

Anna Weggler geb.: vor 1679 Maria Juliana Specker geb.: 03 Jan 1759 in Emmingen, ab Egg Andreas Keller gest.: 01 Jan 1829 in Emmingen, ab Egg geb.: vor 1676

Jakob Keller geb.: 24 Jul 1694 in Emmingen ab Egg gest.: 02 Jan 1754 in Emmingen ab Egg verh.: 17 Mai 1723 in Emmingen ab Egg

Anna Specker geb.: vor 1676 Maria Anna Keller geb.: 28 Sep 1732 in Emmingen, ab Egg gest.: 30 Sep 1786 in Emmingen, ab Egg Simon Obermayer geb.: ca. 1665 in Meßkirch gest.: 19 Mai 1750 in Emmingen ab Egg verh.: 09 Aug 1705 in Emmingen ob Egg

Magdalena Obermayer geb.: 10 Jun 1706 in Emmingen ab Egg gest.: 29 Dez 1782 in Emmingen ab Egg

Ursula Weggler geb.: 01 Mai 1683 in Emmingen ab Egg gest.: 25 Jan 1754 in Emmingen ab Egg

(c) by Jürgen Sterk Stand 05/2015

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Quellen zu Peter Störk

Staatsarchiv Freiburg L 10 Nr- 1245

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Taufe 1727: - Zeuge Johannes Störk, Pfleger (Vater des Peter Störk)

Eheeintrag der Eltern des Peter Störk

No 2

Im Jahr 1826 dem 3. Oktober Vormittags 8 Uhr wurden dahier ehl. getraut: der ledige Johannes Störk, Pfleger ehl. Sohn des Joseph Störk, Kirchenpfleger u der weiland229 Nothburga Keller v. da mit der ledigen Helena Huber Tochter des Sebastian Huber u der Rosa Störk v hier Zeugen: Sales Keller u. Joseph Faden v. hier Emmingen d 3 8bs230 1826

229 weiland = vormals, ehedem und bedeutet“ bereits verstorben“ 230 8bris steht für lateinisch Octobris und bedeutet Oktober 167

Geburt des Peter Störk (Stärk?) (Standesbuch L10 Nr. 1245 Seite 11 Nr 33)

Im Jahre 1828 dem 1. 9 bris Nachts ½ 1 Uhr wurde da- hier geboren und Morg. 9 Uhr getauft: Petrus ehel. Sohn des Johannes Stärk, Pfleger und der Helena Huber v. hier:

Zeugen Sales Keller led. u. Maria Gnirs v. Emmingen d. 2.t 9bris231 1828

Vergrößerung des obigen Namesneitrags. Heißt das Stärk oder Störk?

231 9bris steht für das lateinische Novembris und beudetet November 168

Erste Ehe des Peter Störk mit Luise Thummel am 6.Februar 1860

Proklamation vom 15 ten u. 22 ten Jänner d.J. durch den Unterzeichneten ehelich getraut Peter Stärk, Bürger u. Landwirth dahier, geboren den 1 ten November 1828, ehelicher Sohn des hiesigen Bürgers u. Landwirths Johannes Stärk und der verstorbenen Helena Huber, u. Luise Thummel geboren den 24 ten November 1838, ehe liche Tochter des hiesigen Bürgers u. F. F. Obersteigers Johannes Thummel und der Maria Anna Heiß. Zeugen: der hiesige Bürger u. Landwirth Gebhardt Stärk u. der Bürger u. Braumeister Konrad Gnirs von hier Emmingen den 6 Februar 1860

169

Zweite Ehe des Peter Störk mit Karolina Wehinger am 16.September 1869

No 16 Im Jahr eintausendachthundet neun und sechzig den sechzehnten September Vormittag zehn Uhr wurden dahier nach Trauschein vom Großhe. Bezirksamt Engen v. 20 August 1869 ..[?].. und nach vorschriftsmäßiger Proklamation dahier vom 29 August und 5 November und in Kirchdorf232 am 22 August und 6 September d.J. durch Pfarrer Riesterer [?] von Liptingen ehelich getraut Peter Störk, Witwer der + Luise Thummel, Bürger und Landwirth von Emmingen geboren den 1 November 1828, und die ledige Karolina Wehinger von Marbach ge- boren den 25 August 1846, ehel. Tochter des + dortigen Bür- gers Alois Wehinger Taglöhner und der Maria Doser. Zeugen waren die hiesigen Bürger: Martin Stärk Land- wirth und Fidel Stärk Meßmer Emmingen d. 16 ten September 1869 Mattth. Müller, Pfarrverw.[eser]

232 Kirchdorf im Brigachtal ist die Kirche zu der Marbach gehört 170

Notizen

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