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WFG-Veranstaltungen Ring Award Teilnehmer WFG - Reisen

08.10.13: Dienstagabend im GASTHOF 07.09.13 "" Nationaltheater Do. 19. Dezember 2013: Eigenanreise zur PFLEGER: „Frauen und Männer am Kla- Weimar; Tobias Kratzer, Rainer Sellmai- Premiere der „Csárdásfürstin“ im Stadt- vier, ohne die es keine Oper gäbe“. Einer, er (1. Preis 2008) theater Klagenfurt. Die verwirrende Lie- der nicht diensthabenden Korrepetitoren besgeschichte rund um die Varietésänge- der Grazer Oper gibt uns Einblick in seine 08.09.13 "Rusalka" Oper Frankfurt; Jim rin Sylva Varescu und den Fürstensohn Arbeitswelt. Lucassen (Semifinale 2008) Edwin von und zu Lippert-Weylersheim gilt als Kálmáns größter Erfolg. Man darf 12.11.13: Dienstagabend im GASTHOF 15.09.13 "Fidelio" Theater Aachen; Ale- xander Charim (Finale 2008) auf die Umsetzung dieses Klassikers durch PFLEGER: „Was kocht in unsren Herzen?“ die Ring Award-Gewinner 2008 Tobias Dr. Birgit Amlinger gibt uns eine Nachbe- 20.09.13 "La scala di seta" Teatro alla Kratzer (R) und Rainer Sellmaier (B) ge- reitung zur Premiere der „Zauberflöte“. Scala; Damiano Michieletto (Semifinale spannt sein. 2005) 10.12.13: Dienstagabend - Treffpunkt: In der Rolle der Sylva Varescu wird Stefa- vor dem GRAZER DOM! (Eingang Burg- 28.09.13 "L’italiana in Algeri" Musikthea- nie C. Braun zu sehen und zu hören sein, seite bzw. Schauspielhausseite) um 19:30 ter im Revier Gelsenkirchen; David Her- die wir als großartige Rosalinde in der Uhr. Domorganist Mag. Christian Iwan mann (1. Preis 2000) „Fledermaus“ des Gewinnerteams Ring erklärt uns die " Königin der Instrumente", Award 2011 in bester Erinnerung haben. die Orgel, und spielt ein Stück von 19.10.13 "Macbeth" Aalto Theater Essen; Richard an der Domor- David Hermann (1. Preis 2000) Die Kartenvergabe erfolgt nach der Rei- gel. Anschließend gemeinsames Beisam- henfolge der Anmeldungen. 20.10.13 "Lohengrin" Theater Basel; Vera mensein in der Herzl Weinstube und Aus- Nemirova (Finale 2000) führungen von Heinz zum RIng Award Infos und Anmeldungen unter E-Mail: [email protected] oder unter Tel.: Semifinale. 31.10.13 "Rinaldo" Staatstheater Mainz; 0664/212 55 96 Tatjana Gürbaca (Finale 2000) Sa. 22. März 2014: Eigenanreise zur 02.12.13 "L’elisir d'amore" Teatro Real „Walküre“-Premiere am Musiktheater Madrid; Damiano Michieletto (Semifinale Linz 2005) Nina Nolte, Mein lieber Schwan, 2012 (110 x 130 cm, Acryl auf Leinwand) Bis 24.11.2013 zu sehen in der Ausstellung der ACC Galerie Weimar im Rahmen von "pèlerinages" Kunstfest Weimar Mitgliederbewegungen Das neue Linzer Musiktheater, das am 11. 05.12.13 "Candide" L’Opéra national de April 2013 eröffnet wurde, bringt bis 2015 Lorraine, Nancy; Sam Brown, Annemarie- alle vier Teile des „Ring des Nibelungen“ Woods (1. Preis 2011) Zugänge: szenisch auf die Bühne. Inszeniert wird „Lohengrin“-Tage im September 2013 Dr. Ilse und Dr. Martin Bartenstein 19.12.13 "Die Csárdásfürstin" Stadtthea- der „Ring“ von Uwe Eric Laufenberg, ab Mag. Barbara Griser ter Klagenfurt; Tobias Kratzer, Rainer 2014 Intendant des Staatstheaters Wies- Dr. Manfred Oberreither Sellmaier (1. Preis 2008) baden, die musikalische Leitung hat Lan- Anlässlich der Premiere am 28. Septem- nierenden Breite von akustischen, bild- Kenner bekannt, und es ist sehr zu be- destheater-Chefdirigent Dennis Russell ber 2013 zur Eröffnung der neuen Sai- nerischen, installativen Ausstellungsex- grüßen, dass er nunmehr auch wieder Davies. son mit „Lohengin“ veranstaltet das ponaten geführt hat, welche mannigfa- in Graz mit einer Einführung zu

Interessenten (Ersatzliste!) werden gebe- Wagner Forum Graz gemeinsam mit der che Facetten des Themas zwischen „Lohengin“ zu erleben sein wird ten, sich bei Frau Traude Königshofer Oper Graz wieder einmal „Wagner- Pathos, Ironie und Satire freilegen (Sonntag 22. September 2013, 18 Uhr, (Tel.: 0664 391 24 06 oder Tage“. Dies ist ein Beitrag zum großen (Eröffnung Samstag 28. September Vorbühne der Oper Graz, Ermäßigung [email protected]) Wagner-Jahr, um die 200. Wiederkehr 2013, 17.30 Uhr, im Spiegelfoyer der für Forum-Mitglieder). zu melden. des Geburtstags des Meisters entspre- Oper, vor der Premiere um 18.30 Uhr). Die Premiere des „Lohengrin“ steht chend zu begehen. Dass die Wahl der Als weiterer besonderer Programm- unter der musikalischen Leitung von Intendantin Elisabeth Sobotka auf punkt der „Lohengrin“-Tage ist in einem Julien Salemkour, Inszenierung: Johan- „Lohengrin“ fiel, stellt einen sehr gelun- Künstlergespräch im Hause Weyringer nes Erath, Bühne: Kaspar Glarner, Kostü- genen Bezug zur Geschichte der Grazer eine Begegnung mit dem Produktions- me: Christian Lacroix. Es singen u. a. Oper her, da diese ja 1899 mit derselben dramaturgen und Hamburger Operndi- Derrick Ballard (Heinrich der Vogler), Oper glanzvoll eröffnet wurde. rektor Francis Hüsers, Kaspar Glarner, Johannes Chum (Lohengrin), Sa- dem Bühnengestalter der Neuinszenie- ra Jakubiak (Elsa), Anton Keremidtchiev Das besondere Highlight der rung, und dem Sänger des Lohengrin, (Friedrich von Telramund), Michae- „Lohengrin“-Tage ist die Ausstellung Johannes Chum, zu erwarten (Freitag la Martens (Ortrud). „Mein lieber Schwan“, die Frau Dr. Nike 27. September 2013, ab 19.00 Uhr, be- Wagner für ihr Weimarer Kunstfest ent- Das Wagner Forum Graz freut sich über schränkte Teilnehmerzahl, mit Anmel- wickelt hat und die sie nun auch in Graz ein reichhaltiges Veranstaltungsange- dung). zeigen wird. Sie hat zeitgenössische bot im Rahmen der heurigen „Wagner- Künstler dazu motiviert, sich aus heuti- Der äußerst beliebte Künstler und Kom- Tage“ und erhofft sich eine rege Teil- ger Sicht mit dem alten, äußerst schat- mentator Stefan Mickisch ist vor allem nahme durch seine Mitglieder und wei- tierungsreichen Mythos Schwan ausei- durch seine legendären Bayreuther tere Interessierte. Bildnachweise: links „Pnima… ins Innere“, Luzerner Theater, David Hermann; rechts „Lohengrin“, Nationaltheater Weimar, Tobias Kratzer und nanderzusetzen, was zu einer faszi­ Präsentationen als besonderer Wagner- Rainer Sellmaier

12 len 150 Musiker. Aber diese Dimension war nicht nur Schaffung eines giganti- berichte schen Events, sondern war für Schön- berg notwendig, um das umzusetzen, was er spürte: einen Endpunkt der Romantik oder der Tonalität über- haupt. Ein Stück, nach dem es so nicht Wagner-Kongress in Leipzig weitergehen konnte. Dafür war diese Dimension nötig – um ein letztes Mal C-Dur zu zelebrieren! „Wagner ist Leipziger“ – so das mehreren Sparten), Laudationes, Schirme hindurch. Was 1913 Stück- Das Spannende ist, dass dieser riesige Motto seiner Geburtsstadt für die Dankesworte – und „Meistersinger“ werk geblieben war – Max Klingers Apparat von Orchester sehr oft geradezu Feierlichkeiten um den 22. Mai -Schluss mit allem Festwiesen- Entwurf blieb bei einem jugendstil- kammermusikalisch eingesetzt wird und 2013 anlässlich des 200. Geburts- Drum-und-Dran. haft mit nackter Rheintöchter- in vielen Teilen das vorwegnimmt, was tags des Meisters, der allerdings in Weiblichkeit gezierten Sockel (im Schönberg später gemacht hat: die Dresden aufwuchs und nur zum Eigentlicher Höhepunkt für so man- Volksmund „Pornowürfel“ genannt) Klangfarbenmelodie. Genuss kurzer studentischer Ju- che allerdings war die Denkmalent- stecken –, kam nun zur (für manche Kaftan: Das Orchester wird wie eine Dirk Kaftan im Gespräch mit Ernst Naredi-Rainer große Farbpalette eingesetzt, mit vie- gendfreuden wieder nach Leipzig hüllung im kleinen Park am Goer- verstörenden) Vollendung. Der musik genau das Gleiche ausdrücken Es ist eine glühende Liebesgeschichte, len Instrumentenfarben übereinander zurückkehrte. Die Leipziger – allen delerring, in der Nähe von Wagners Karlsruher Bildhauer Stephan Bal- kann. Aber ganz ehrlich, man tippt auf die im ersten Teil noch sehr unmora- geschichtet. Nur in einzelnen Momen- voran der rührige Vorsitzende der (nicht mehr bestehendem) Ge- kenhol schuf (anstelle des zunächst alles, nur nicht auf Schönberg. Es gibt lisch daherkommt, mit Themen wie ten brechen das Hymnische und die örtlichen Wagner-Verbandes und burtshaus (und nahe der ehemali- hoch gehandelten Neo Rauch) eine eine ganz tolle Stelle kurz vor Schluss: Betrug, Schuld, Schuldgefühl, Umge- ganze Kraft dieses Orchesters durch. einer der Vizepräsidenten des Inter- gen Stasi-Zentrale): vor dem Fest- Doppelfigur Wagners: Vorne, le- die Szene des Sprechers, wo die Musik hen mit Schuld, was heißt Sühne? Was Da sieht man auch, was für ein emp- nationalen Wagner-Verbandes, akt, bei strömendem Regen, mit bensgroß (also kleinwüchsig, wie eigentlich schon fast ins zwanzigste heißt Verdammnis? Da ist sehr viel findsamer Musiker Schönberg war, Jahrhundert kippt, in die Atonalität. Wagner-Nähe! Es beschreibt die Zeit Thomas Krakow – haben zum Ge- verzerrten Chor- und Bläserklän- Wagner es war), die Alltagsfigur dass er diese Idee in die Atonalität, in Der Sprecher betrachtet, sozusagen zwischen Sonnenuntergang und Son- denken ihres großen Sohnes Groß- gen, Fetzen von Reden durch die eines Leipziger Studenten, etwas die Zwölftontechnik transportiert hat. wie ein Botaniker, die Welt durch ein nenaufgang, genau wie im „Tristan“. artiges geleistet und so einiges auf Nur eben auf der Basis einer ganz an- Vergrößerungsglas und beschreibt in Tove, die Lichtgestalt des Stückes, die Beine gestellt, allem voran die deren Sprache, eines ganz anderen einer ganz exaltierten, durchaus auch spricht vom Liebestod; die Schale, die Ausrichtung des höchst erfolgrei- Systems. Das ist, wenn man so will, der ironischen Sprache die Welt. Plötzlich gereicht wird, ist quasi der Liebestrank; einzige Unterschied: die strukturellen chen Internationalen Richard Wag- bricht C-Dur ein und der Chor singt: der düstere Waldemar, der Jahrhun- Gesetze, wie Töne aufeinander zu fol- ner-Kongresses. Die Oper brachte „Die Sonne …“. Und die Sonne über- derte lang durch die Welt geistert – er gen haben. „Rheingold“, „Meistersinger“ und flutet und überwältigt alles als Natur- ist ähnlich wie der „Fliegende Hollän- „“ und richtete eine große Für Sie als Dirigent ergibt sich nicht nur phänomen, als Tonalität. Das der“. das Problem, dass Sie als „Dompteur von Gala mit Kulturpreisverleihungen „Naturphänomen C-Dur“ macht die Warum braucht Schönberg drei Männer- Massen“ auftreten müssen, sondern aus, im Gewandhaus ertönte „Der wissenschaftliche Betrachtung platt, chöre und noch einen großen gemisch- auch noch ein weiteres: Ein Orchester Ring ohne Worte“ und gewaltiges an dieser Stelle. Das ist so ein toller ten Chor, die ohnehin alle nur im dritten wie das der Grazer Oper ist viel zu klein, Orgelwerk mit Liszt und Wagner, Moment. Einerseits, weil man merkt: Teil drankommen? um das aufzuführen, das heißt, Sie brau- hier ist C-Dur vielleicht ein letztes Mal Thomaskirche, Nikolaikirche, Alte Kaftan: Das ist die Potenzierung von chen enorm viel Verstärkungen: 10 Hör- zwingend eingesetzt. Aber auch, weil Nikolaischule wurden wagnerbezo- Klang und Kraft, um diese große ner, 7 Trompeten, 7 Posaunen … Wie man hört: an einem tonalen Akkord, gen bespielt, und im Bad Wucht der Verdammnis zu verdeutli- schwierig ist es, die zusätzlichen Musiker einer Oktave, wird man auch nie ganz chen. Das Wilde Heer kämpft gegen Lauchstädter Goethetheater traten zu integrieren und einen homogenen vorbei kommen. Die Zwölftonmusik ist die große Klangpalette des Orchesters. – von Thomas Krakow launig einbe- Klangkörper zu formen? ja ein System, das ganz viele Regeln Es gibt Stellen, an denen man noch so gleitet – Wagner-Stipendiaten mit Kaftan: Es hat schon etwas gedauert aufgestellt hat, um das zu vermeiden, an der Balance arbeiten kann, der Chor abwechslungsreichen musikali- und brauchte auch mehr Proben. Das dass man Konsonanzen in tonal logi- wird dennoch beinahe verschluckt von schen Darbietungen auf. Die ge- war eben die große Herausforderung. scher Folge hört, um zu vermeiden, der Orchestermasse – also man hat in plante monumentale Veranstaltung Es war spannend, hat aber ganz gut dass das Oktave-Phänomen auf- jedem Falle zu wenig Sänger. Daher funktioniert, weil alle Mitwirkenden für kommt! Die Komponisten heute beim Völkerschlachtdenkmal fiel forderte Schönberg ja auch fünfhun- die Sache brannten und alles gaben. schaffen tatsächlich wieder diese Ver- zwar aus (kostenbedingt) zu gerin- dert bis sechshundert Sänger! Aber er bindung zwischen Tonalität und Ato- gem Interesse aus, doch der Festakt Schönberg hat dieses Werk als sein setzt diese riesige Besetzung nicht nalität – diese Brücke zu schlagen. Ich in der Oper am Geburtstag selbst Schlüsselwerk bezeichnet und gemeint: dazu ein, um bombastisch zu wirken. finde es ganz spannend, dass eine füllte die Ränge und wurde zum Nur von den „Gurre-Liedern“ aus könnte Die „Gurre-Lieder“ sind über weite Tonsprache entsteht, die wieder ans man seine spätere Entwicklung verste- Strecken ein fast kammermusikali- würdigen typischen Festakt: lange natürliche Empfinden des Publikums hen. Klingt das nicht ein bisschen nach sches Werk, das sich einer großen Rede des Verteidigungsministers heranrückt. (mit entsprechenden Sicherheits- Marketingtrick? Denn wo hört man denn Farbpalette bedient, ohne diese stän- schon den späteren Schönberg in den Schönbergs Schüler Alban Berg hat eine problemen im Areal) in Vertretung dig für Klangmassen oder Pathos zu ersten beiden Teilen wirklich heraus? Analyse der „Gurre-Lieder“ verfasst – ein missbrauchen. der Kanzlerin, (zu) kurze Rede der Buch von über hundert Seiten. Muss der Kaftan: Er hat in Briefen an Freunde Das ist ein Stück, das nicht nur von jüngeren Bayreuther Festspielleite- Zuhörer irgendetwas davon wissen oder schon zugegeben, dass er die „Gurre- seinem großen Aufwand her einen rin (auf dem Sprung zurück zur ei- ist das Stück auch so verständlich? Lieder“ hernimmt, um Werbung für Endpunkt darstellt. genen Feier at home), dadurch – seine aktuellen Werke zu machen. Er Kaftan: Das ist ein Stück, das beim ers- zur Ausfüllung der Lücke, bis der wollte einfach zeigen, dass Zwölfton- ten Anhören absolut verständlich ist. Chor für „Meistersinger“-„Wach auf“ bereit2 ist – Wiederholung des be- 11 reits erklungenen „Lohengrin“- Vorspiels (dritter Akt), Verleihung des Richard-Wagner-Preises (in gende Transparenz und Erkennbar- Wolfgang Koch ist ein kraftvoller der Pausenfanfaren bereits im Dun- schäbig, etwas großspurig, leicht keit der Motive aus. Wanderer, zwar nicht mit eleganter keln vom verhüllten Festspielhaus. karikaturenhaft – der „Mensch“ Stimmfärbung, was aber zum herab- Und da ist sie wieder (trotz der 13. Wagner? Dahinter, über riesige – Der Jubel des Publikums war dem gekommenen Zechpreller am Alexan- hier erlebten zyklischen Aufführung wie ursprünglich von Klinger vorge- Dirigenten ebenso sicher wie dem derplatz auch nicht ganz passen wür- des „Rings“): die sich einschleichende sehene – 4,20 Meter Höhe, eine Regisseur die Buhs, mit welchen Teile de. Wehmut vor dem Abschied, verbun- dessen ihr Missfallen über das Szeni- schwarze Figur im Schattenriss, mit den mit Hoffnung auf Wiederkehr im typischem Wagner-Profil, von mo- sche nach jedem Akt ausdrückten; Im „“ hervorzuheben ist nächsten Jahr. dies, obwohl Frank Castorf entgegen Burkhard Ulrich als Mime mit einer numentaler Größe, zeitlos, „ehern“ anders lautender Gerüchte auch nach ausgezeichneten Leistung. Auch oh- – der „Mythos“ Wagner? In einer dem Ende der „Götterdämmerung“ 3 ne durch eine Röhre eines Drachen- pathosfernen Zeit, wo neue Denk- nicht mehr vor den Vorhang tritt. corpus zu singen, vermag Sorin Coli- Alexander Singer mäler zu anachronistischen Pein- Ähnliche Missfallenskundgebungen ban als Fafner die Erwartungen zu lichkeiten geworden sind, scheint bekommt Lance Ryan als „Jung- erfüllen, ebenso Martin Winkler als dies ein Weg zu sein – vielleicht der Siegfried“ ab, wiewohl im Autor Erin- , der sich vom „Rheingold“ bis einzig mögliche –, um das heutige nerungen an die Heldentenorkrise zu „Siegfried“ und „Götterdämmerung“ Wagner-Bild in seiner charakteristi- Beginn seiner Bayreuth-Jahre aufkei- steigerte. In letzterer enttäuscht Attila schen (an sich ja historisch einmali- men, zu welchen Zeiten die jetzt dar- Jun als hingegen und bleibt gen) Zwiespältigkeit doch noch zur gebotene Gesangsleistung wohl noch jegliche Durchschlagskraft schuldig. plastischen Anschauung zu brin- frenetisch bejubelt worden wäre. Die herausragendste Leistung mag gen und damit zur gnädigen Über- vielleicht jene von Claudia Mahnke als dauerung für Spätere im Gedächt- Der im „Siegfried“ (wie auch zuvor in Waltraute sein, die schon zuvor als der „Walküre“) noch überzeugenden Fricka und zweite Norn keine Wün- nis zu halten. und bejubelten Catherine Foster fehlt sche offen ließ. es als Brünnhilde an dramatischer Bei der festlichen Delegiertenver- Durchschlagskraft im zweiten und So neigte sich auch der vorletzte Tag sammlung des Internationalen dritten Akt der „Götterdämmerung“, der Bayreuther Festspiele zu Ende. -Verbandes im Rah- während Lance Ryan seine Partie – Aufgrund der fortgeschrittenen Jah- men des Wagner-Kongresses, ab- wenn auch nicht als ausgewiesener reszeit bricht daher bereits in der Pau- gehalten im prunkvollen Rathaus Vertreter des Schöngesangs – se zwischen zweitem und drittem Akt der Stadt, bot sich dem Wagner „durchsteht“, was zu ausgeglichene- der „Götterdämmerung“ die Nacht Forum Graz die Gelegenheit, zum ren Publikumsreaktionen führt. herein und ertönt das Walhall-Motiv nächsten Internationalen Wagner- Kongress Ende Mai 2014 in die Stei- ermark einzuladen. Unterstützt Künstlergespräch mit Dirk Kaftan vom Grazer Tourismusverband und am 21. Juni 2013 im Hause Weyringer, Moderation: Ernst Naredi-Rainer, Kleine Zeitung vielfältig medial aufbereitet, wurde das abwechslungsreiche Grazer Programm mit seinem Höhepunkt Mit Dirk Kaftan kehrt als neuer Chef ein „Opernwelt“ mehrfach in der Rubrik Graz – man könnte meinen, die „Gurre- „Dirigent des Jahres“, u. a. für die Ur- Lieder“ haben Saison. Aber das stimmt des RING AWARD-Finales vorge- Dirigent an die Grazer Oper zurück, der stellt und mit großem Interesse hier sein Können und seine Vielseitig- aufführung von Kirchners „Ahasver“ nicht ganz. Erst hundert Jahre nach der aufgenommen – nächstes Jahr wird keit schon eindrucksvoll unter Beweis sowie für „“ nomi- Uraufführung sind Arnold Schönbergs gestellt hat. Von 2006 bis 2009 war niert. “Gurre-Lieder“ zum ersten Mal in Graz zu sich also der internationale Wagner Kaftan als Erster Kapellmeister und In Augsburg ging er neue Wege, unter hören – ein Stück, das man als Dirigent -Zirkus nach der heurigen so erfolg- nicht auslassen kann! reichen Show in Leipzig nach Graz Stellvertreter des Chefdirigenten an anderem indem er mit dem Philhar- w w w . w f g . a t der Grazer Oper engagiert, bis er zum monischen Orchester interkulturelle Kaftan: Ja, klar. Das ist ein Stück, wo- verlagern.IMPRESSUM Generalmusikdirektor der Stadt Augs- Programme bot, die auch Migranten rauf man als Dirigent, wenn es nicht Am Cover: „Mein lieber Schwan“ von Nina burg berufen wurde. Weil er dort seine ansprechen sollten. Junge Menschen gut läuft, sehr lange warten muss. Um- Nolte; www.ninanolte.com Walter Bernhart Verpflichtungen erfüllen will, muss für klassische Musik zu begeistern, ist so größeres Glück hatte ich, dass mir Kaftan in der nächsten Saison seine ihm ebenfalls ein Anliegen. Diese We- im Rahmen meines Wechsels an die Herausgeber: wagner.forum.graz Zeit zwischen Augsburg und Graz tei- ge will er auch in Graz weitergehen. Grazer Oper dieses Stück praktisch in www.wfg.at len. Hier dirigiert er in der Saison Mit dem spätromantischen Monumen- den Schoß gelegt wurde. Redaktion: Dr. Andrea Engassner, 2013/2014 die Premieren der talwerk „Gurre-Lieder“ von Arnold Was ist das Besondere, das Einmalige an [email protected] „Zauberflöte“ und von „Jenůfa“, die Schönberg gab Dirk Kaftan an der den „Gurre-Liedern“? Grafik und Layout: Mag. Birgit Lill, Wiederaufnahme der „West Side Sto- [email protected] Oper Graz seinen Einstand als Chefdiri- Kaftan: Darauf könnte man mit ganzen ry“, weiters „Lohengrin“, sowie das Redaktionsschluss: 01. 09. 2013 gent. Trotz denkbar dichtem Termin- Büchern antworten. Es ist ein Stück, Eröffnungskonzert, das Neujahrskon- Vereinssitz: Rotmoosweg 67, A-8045 Graz kalender nahm sich der überaus sym- das erstmals alle Dimensionen ge- ZVR: 113660921 zert 2014, das Kirchenkonzert in der pathische Rheinland-Pfälzer Zeit für sprengt hat, was die Beteiligung an Vorsitzender: DI Heinrich W. Weyringer Herz-Jesu-Kirche sowie „Carmina bura- ein Künstlergespräch im Hause Wey- musizierenden Personen angeht. Da [email protected] na“ auf den Kasematten. ringer. Als kongenialer Moderator fun- ist einmal der Chor, von dem Schön- Büro: Dirk Kaftan gilt musikalisch als hochka- gierte Ernst Naredi-Rainer. berg meinte, am besten wären 500- Opernring 7, A-8010 Graz rätig und wurde von der Zeitschrift Kent Nagano in Wien, Dirk Kaftan in 600 Sänger. Allein im Orchester spie- Die nächste Ausgabe erscheint im Dezember 2013.

10 3 Auf der eine Seite der Bühne die sozi- Der Wanderer begibt sich im dritten Hinterhöfen vor einer Dönerbude und alistische Utopie und ihre Vordenker, Akt auf einen schnellen Imbiss zum einem Gemüsestand wieder. Irgend- Happy Birthday Ritchie! aber auch einer ihrer unheilvollsten Alexanderplatz, um Spaghetti schlin- wie scheinen Reste der Mauer erkenn- Vollstrecker, auf der anderen Seite der gend jede Menge Rotwein zu vernich- bar. Das Personal der den Rohstoff Öl real gelebte Sozialismus der DDR. ten und dann eindeutige orale Hand- weiter verarbeitenden ostdeutschen lungen durch Erda an sich vornehmen „Plaste- und Elasteindustrie“ verkös- Konzerte mögen andere geben, du ringer verlieh in der Rolle als nicht Was in diesen Bühnenbildern ge- glückliches Wagner Forum nütze die immer ganz „sattelfester“ Moderator zu lassen. Dies wird vom Medium tigt sich hier in den Arbeitspausen schieht, hat man durchaus so noch Film, welches im Vergleich zum samt „Chefitäten“. Kreativität deiner Mitglieder, um den dem außergewöhnlichen „Kulturge- nie gesehen. 200. Geburtstag des Meisters zu fei- spräch“ zusätzliche Würze. „Rheingold“ und zur „Walküre“ spärli- cher eingesetzt wird, auch durch Der Statist darf die Dönerbude be- ern! In den liebevoll geschmückten Frank Castorf, der „gefürchtete Stü- treuen, die Handlung weiter beglei- Räumlichkeiten des GrazMuseums, Alexander Singer lieferte seine Ein- ckezertrümmerer“, fragmentarisiert Großaufnahme eines Fingers darge- stellt, sodass nun jeder weiß, was ge- ten, bis er letztlich als Leiche im dank tatkräftiger Unterstützung und standsarbeit als Regisseur in Form auch hier den „Ring“. Bewusst wurden Kofferraum von Wotans elegantem, dem technischen Knowhow des Next einer „Inszenierungsminiatur“ zur die Szenen auch nicht chronologisch meint ist, und wodurch der Text, in dem der Wanderer Erda auffordert, von den Rheintöchtern in Beschlag Liberty, spannte sich ein abwechs- „Götterdämmerung“ ab. Als Gegenpol geprobt und springt auch dieser genommenen Mercedes Cabrio ent- lungsreicher Bogen vom Musikali- zum „lustvollen Dilettieren“ der ande- „Ring“ durch die Zeiten. Die inhaltli- sich (an ihm ?!) hinab zu begeben, eine ungeahnte zweite Bedeutung sorgt wird, nachdem ihn die Rhein- schen zum Cineastischen, vom Heite- ren nahm Shirin Hooshmandi äußerst che Klammer „Öl“ tritt manchmal töchter mit diesem überfahren haben. ren zum Besinnlichen. Dabei fungier- professionell die Umsetzung ins Me- offenkundig zu Tage (wie beim höl- erlangt. te Michael Schilhan als ebenso launi- dium Film in die Hand. Die Schauspie- zernen Bohrturm in Baku, dem Spiel- Die Zeche für den Schnellimbiss (in Wieder lässt die Drehbühne zahlrei- ger wie inspirierter Moderator, der ler Martin Kroissenbrunner gelände der „Walküre“), manchmal seiner umfassenden Bedeutung) che große und kleine beeindruckende darüber hinaus auch die köstlich skur- (Siegfried), Marlen Mejovsek bedarf es spezifischerer Kenntnisse bleibt er dann schuldig und wendet Bühnenräume zu. rile Auftragskomposition „Wal-Kühe“ (Gutrune) und Martin Niederbrunner der ostdeutschen Industriegeschichte sich Siegfried zu. dem erwartungsvollen Auditorium (Hagen) trugen wesentlich zur Reali- (BUNA-Werke). Am Schluss des zweiten Aktes der präsentierte. sierung des Projektes unter äußerst Siegfried erweckt Brünnhilde, was „Götterdämmerung“ eine steile Trep- knappen Zeitvorgaben bei. Dass un- Der aus den Vorabenden bekannte durchaus der allgemeinen Erwar- pe, die sich bestens eignet, die be- Stefanie Reininghaus und Traude ser Vorstandsmitglied selbst vor der Statist darf fürs Erste den Bären mi- tungshaltung entspricht. rühmte Kinderwagenszene aus Sergei Königshofer begaben sich mit dem Rolle des Barkeepers keinen men. Siegfried hämmert zwar ab- Eisensteins Film „Panzerkreuzer Po- Thema „Wagner und seine Tiere“ auf Halt machte und diese textlich erwei- wechselnd auf Stalin und auch auf Weniger der allgemeinen Erwartungs- temkin“ zu zitieren, dann wieder ein eine animalische Spurensuche und terte, sei nur am Rande erwähnt. Der einem Schwert herum, welches aller- haltung entspricht, dass sich Siegfried vergitterter Art Garagenraum mit zeichneten den Lebensweg Wagners Zuseher wurde letztlich rätselnd ent- dings nur Staffage ist. In Wirklichkeit nicht erst im Vorspiel der Voodookultgegenständen, plötzlich unterhaltsam entlang seiner Freund- lassen, ob er nun dem Kredenzen des zieht er automatische Feuerwaffen „Götterdämmerung“ – zu neuen Ta- die Front eines verhüllten Repräsenta- schaften mit Hunden und Papageien Vergessenstrankes oder einem Wer- aus dem Haus Kalaschnikow vor. Da ten unterwegs – von Brünnhilde ab- tionsgebäudes, welches unweigerlich nach. bespot für eine weltweit nicht gänz- Siegfried beim Zusammenbauen der kehrt, sondern bereits in der Erwe- an den Künstler Christo und den lich unverbreitete Getränkemarke Gewehre nicht so viel hämmern muss, ckungsszene: Leuchtende Liebe funk- Reichstag gemahnt, sich nach Enthül- Einen weiteren kreativ-künstlerischen oder beidem zugleich beigewohnt kann Mime rhythmisch diverse Zuta- tioniert nicht mehr. lung jedoch als New Yorker Börse Aspekt brachten Erni Tatzl und Manf- habe. ten für den „Sudel“ zerkleinern. entpuppt. Zum Schluss ist ein Stapel Der lachende Tod wird einstweilen red Oberreither ein. Erni Tatzl erläu- Ölfässer davor aufgetürmt, wobei sich Während Siegfrieds Schwert trotz abgewendet, indem die herannahen- terte die von ihr gestaltete Collage Claudia Weyringer stellte in Form der Weltenbrand dann doch nicht als vom Bärenstatisten bereitgestelltem den allesfressenden Gummikrokodile, von Bildern verschiedener Wagner- einer inszenierten Gruppentherapie spektakuläres Bühnenfeuer darstellt, Amboss nichts schneidet, erfüllt eines die mit Sonnenschirm und (in der sänger bzw. -inszenierungen und ließ mit Requisite ihre frühen sondern auf ein Fass beschränkt der Kalaschnikow-Fabrikate seinen filmischen Verdoppelung) mit Wald- so das Publikum an ihren Gedanken „traumatischen“ Begegnungen mit bleibt, vor welchem der Darsteller des Zweck und streckt den gar nicht von vogel gefüttert werden, kurzfristig und Reflexionen zum Thema Heinz Weyringer und Richard Wagner Hagen von den Rheintöchtern abge- Drachenverschönerungen umgebe- gesättigt erscheinen. „Meisterwerke“ teilhaben. Neo-WFG- dar. Insbesondere das einschneiden- drängt verbleibt, während sein filmi- nen Fafner nach Kampf in der U-Bahn Mitglied Manfred Oberreither ließ die de Erlebnis mit Alberich, dem haari- sches Gegenstück entspannt liegend am Alexanderplatz und Szenenwech- In der filmischen Verdoppelung zieht Impressionen seiner ersten Forums- gen, höckrigen Geck, als erste Begeg- auf einem Schlauchboot über einen sel vor den Mount Rushmore nieder. Siegfried das bereits verspeiste Wald- reise nach Cottbus einfließen. Beson- nung mit Wagners „Ring“, dargebo- vöglein aus dem Maul eines Krokodils See davontreibt. Dies wohl, um sich ders beeindruckt von den Werken ten auf einem Mini Portabel TV, des- Vor der MG-Salve wird sogar im Fest- heraus. In der Szene selbst wendet von seinen soeben begangenen Mor- Martin Kippenbergers, eines deut- sen Bildgröße sich umgekehrt propor- spielhaus zur Vermeidung von Herz- sich Siegfried, bevor der Vorhang fällt, den mit Baseballschläger und dazwi- schen Malers, Installations- und Per- tional zur Partitur verhielt, fand be- attacken mehrsprachig gewarnt, wo- noch statt Brünnhilde dem Waldvög- schen liegendem (filmisch darge- formancekünstlers, schuf Oberreither sondere Erwähnung. Das kundige bei beschwichtigend ausgeführt wird, lein zu, wobei sich der Autor nunmehr brachten) Waldlauf zu erholen. eine Collage, die das Selbstverständ- Publikum in der Rolle der Mitzuthera- dass die damit einhergehenden Ge- hier weitere Wortspiele bewusst ver- Der Untergang als äußeres Kammer- nis von Richard Wagner, aber auch pierenden spendete Trost, Verständ- räusche (zumindest für das Gehör) kneifen möchte. spiel: Zerschellen an der Realität mö- von anderen außergewöhnlichen nis und auch Beifall. nicht gesundheitsschädlich wären. gen allenfalls innere Werte, Utopien Künstlern zum Ausdruck bringt. Als sich der Vorhang hebt und sich oder auch auf Rohstoffen basierende Mit des Meisters „Tod in Venedig“ Das Waldvöglein – in einem Kostüm, Siegfried nach der Nornenszene von Wirtschaftssysteme. Die Gebäude Einen besonderen Gast brachte An- nahm Romilda Wolfbauer die Zuhörer das eine Sambatänzerin beim Karne- Brünnhilde verabschiedet, ist dieser bleiben stehen. drea Engassner mit: Der südsteirische mit auf Richard Wagners letzte Reise val in Rio durchaus prächtig schmü- Verabschiedung folglich schon eine Winzer und selbsternannte Wagner- in die Lagunenstadt. cken würde – weckt nicht nur Sieg- gedankliche am Ende des „Siegfried“ Über Kirill Petrenkos Dirigat wurde experte Willi Geyer gewährte einen frieds Sehnsucht nach Brünnhilde, vorausgegangen, wenn nicht ohne- bereits viel Lobendes geschrieben, Einblick in seine vinophil inspirierten, Festliche Klänge ertönten, als Ruth sondern führt ihn gleich ansatzweise hin die Vereinigung völlig gefehlt dies durchwegs zu Recht. Auch die bodenständigen Erkenntnisse zum Yazdani zur Posaune griff und Wolf- Eine sensationelle, ohrenbetäubende Man- in die Geheimnisse der körperlichen haben mag. zahlreichen leisen Momente des Thema Musik im Allgemeinen und rams Lied an den Abendstern als see- nenruf-Performance lieferten Ruth Yazdani, Freuden ein. Hermann Becke und Walter Bernhart. Wir finden wir uns in ostdeutschen „Rings“ zeichnen sich durch wunder- zum Jubilar im Speziellen. Heinz Wey- lenvollen Lobgesang auf den gefeier- schöne Klanggebung und hervorra-

4 9 ten Meister gestaltete. Diese Posaune Wagner aus Öl und Kunststoff unterstützte auch Hermann Becke Ein Reisebericht zu „Siegfried“ und „Götterdämmerung“ in Bayreuth und Walter Bernhart tatkräftig und ganz werkgerecht als Stierhornersatz bei ihrer Gestaltung von Hagens Man- Vom Jahr 1983, in welches der 100. kommt noch hinzu. stammen einer Installation des durch- nenruf. Dessen Text war umgemünzt Todestag Richard Wagners und der aus geschäftstüchtigen Künstlers worden in ein – wohl etwas unge- erste Besuch des Berichterstatters fiel, Vor tut sich bedingt durch Ottmar Hörl, der ursprünglich 500 von wöhnliches – Geburtstagsständchen, zum Jahr 2013 (200. Geburtstag den durchaus lobenswerten Muse- ihnen aufstellen ließ. musste der Sänger doch nebst dem Richard Wagners) lässt sich ein schö- umsbau (als Annäherung zum Thema grimmigen Gibichungen auch die ner Bogen spannen. „Siegfried“) zwar keine Neidhöhle, Während der letzten Festspielwoche herbeigerufenen erregten Mannen aber doch eine ebenso mächtige schwanden diese aber immer weiter mimen. Aber so konnte der Abend Woran der Besucher im Jubiläumsjahr „Neidgrube“ auf, in der allerdings kein dahin, wobei sie zuerst unwiderstehli- mit „Groß Glück und Heil“, ganz des in Bayreuth nicht vorbeikommt, ist, wilder Wurm wohnt. Der ober dieser ches Fotomotiv für die Festspielbesu- Anlasses würdig, hymnisch ausklin- dass zwar die sich über geraume Zeit Fläche beheimatete König Ludwig II. cher, in weiterer Folge auch unwider- gen. hinziehenden Parkplatzumgestal- wurde einfach ein paar Meter nach stehliches Ankaufsmotiv für Wagner- tungs- und -verschönerungsarbeiten vorne geschoben und so vor dem Verrückte waren, die sich nicht mit rechtzeitig bis zum Jubiläumsjahr Verschlingen im Schlund bewahrt. den üblichen Porzellanbüsten begnü- abgeschlossen werden konnten, so- gen wollen. Auch der Berichterstatter Andrea Engassner begeisterte mit einer dass die Gäste „ihre Rösser standesge- Das Festspielhaus ist auch mit den gesteht, hier nicht widerstanden ha- sprachgewaltigen, aberwitzigen Puppenper- mäß bergen können“, gleiches Schick- nunmehr modern gewordenen Bau- ben zu können, und harret sehnsüch- formance; Manfred Oberreither präsentierte eine eindrucksvolle Wagner Assoziation. sal jedoch dem Festspielhaus wie stellenplanen, die das Bildnis seiner tig der für Ende September angekün- auch dem Haus Wahnfried nicht ge- selbst zeigen, geschmückt. digten Lieferung. gönnt war. Dafür bevölkern possierliche Wagner- Besagter Künstler hat übrigens eine Gnome (Größe 1,02 m, aus wetterfes- Vorspiele und Hauptprogramm in Bayreuth mit dem Meisterdekonstrukteur Frank Castorf Dass dann auch das marktgräfliche vergleichbare Installation „Karl Marx“, Ein Bericht von Heinz Weyringer Opernhaus eine bis 2017 dauernde tem Kunststoff) in drei Farben vor- allerdings in vier Farben, im Frühjahr Innenrenovierung erfahren muss, nehmlich den Festspielhügel. Sie ent- vor der Porta Nigra in Trier gestaltet.

Gerade Karl Marx begegnen wir dann Bayreuther Vorprogramm Weiter ging es dann mit der Grund- handlung. auch in „Siegfried“ wieder. Mit Lenin, steinlegung für das großzügige neue Stalin und Mao bildet er das sozialisti- Eine kleine fränkische Stadt, die um Museum im Hause Wahnfried in An- Aus Anlass des 200. Geburtstags des sche Gegenstück zum „Mount den 25. Juli herum für kurze Zeit zum wesenheit der beiden Festspielleite- Meisters wurden diesmal in der Ober- Rushmore“, welches bis in lichte Hö- musiktheatralischen Nabel der Wag- rinnen und auch von . franken-Sporthalle drei der frühen hen die Spielfläche für die Protagonis- ner-Welt wird. Ein Städtchen, wo man Opern Wagners aufgeführt, im We- ten im ersten Aufzug des „Siegfried“ sich nicht aus dem Wege gehen kann, Ein weiterer wichtiger Programm- sentlichen von der Oper Leipzig pro- abgibt. Davor findet sich jener ameri- aber im Sinne eines kulturellen Ge- punkt war die Generalversammlung duziert. Nach einem musikalisch sehr kanische – von Mime akquirierte – samterlebnisses es auch nicht tun soll. der Gesellschaft der Freunde von Bay- erfolgreichen „“ fand die Kritik Wohnwagen, der im „Rheingold“ Man trifft in diesen Eröffnungstagen reuth. Diese Mäzene gehören neben nicht nur Positives an den sozusagen Alberich bereits als Fort bei den zahlreichen Veranstaltungen dem Bund, dem Land Bayern und der „Feen“ (konzertant) und dem Knox gedient hat. fast überall dieselben Freunde und Stadt Bayreuth zu den Gesellschaftern „Liebesverbot“. Kritik gab es aber auch Bekannten – eher selten in unter- der Festspiel-G.m.b.H. Präsident Dr. an etlichen Besetzungen und an den Hier ist schon eine der größten Stär- schiedlicher Zusammensetzung, denn Georg von Waldenfels berichtete, dass Eintrittspreisen, die sich auf sehr ho- ken dieses Rings angesprochen: Bayreuth zur Festspieleröffnung be- noch in diesem Jahr die Entscheidung hem internationalen Niveau beweg- deutet in erster Linie Austausch von über die Zukunft der beiden Festspiel- ten, sodass schließlich zahlreiche Frei- Aleksandar Denić hat kolossale Büh- Infos und News und natürlich von chefinnen und Eva karten vergeben werden mussten. nenbilder geschaffen, die sich noch Tratsch und Gerüchten, im besten Wagner-Pasquier fallen werde. „Ich Schade um die innovative Idee der dazu als drehbar erweisen. Sinn. Oder aber man trifft sich – noch gehe davon aus, dass das Thema Ende frühen Opern, die nächstes Jahr wie- Die sehr weite Ausfüllung der Bühne angenehmer – zu guten Gesprächen des Jahres entschieden ist.“ Finanziell der mit dabei sein sollte. mit entsprechenden Bauten im gan- im Biergarten auf der Theta und im steuern die Mäzene mit über 5.000 zen „Ring“ ist wohl auch durchaus Ristorante Bürgerreuth, wo auch Frank Mitgliedern jährlich ca. 3 – 4 Mio. Euro „Ring“ 2013 sängerfreundlich, es sei denn, die Castorf gerne ein Glas Wein trinkt und – zum Großteil zweckgerichtet – zum Sänger sind gerade in eine andere dabei eher inoffizielle Interviews gibt. Budget der Festspiele bei. Nach diesem Vorspiel fieberten alle Welt gewechselt und müssen von der bereits dem neuen „Ring“ mit seinem Hinterbühne aus singen. Sie ermögli- Offiziell wird es dann nach der großen Anschließend kam noch Frank Castorf Leading-Team entgegen. Es ist der chen auch in kürzester Zeit den Eröffnungspremiere mit dem Staats- als Special Guest auf das Podium, der insgesamt 14. „Ring“ in Bayreuth und Wechsel in andere Welten und andere empfang im Neuen Schloss, zu dem gut gelaunt vieles sehr deutlich sagte, der fünfte nach Chéreau und Boulez’ die Künstler auf dem roten Teppich manches erklärte und alle gestellten Zeiten: besonders stark genutzt im „Jahrhundertring“ von 1976. Jetzt durch ein Spalier von Gästen auf ein Fragen sinnvoll beantwortete. Davor, steht dieses Opus Magnum wieder zur zweiten Akt des „Siegfried“, in wel- Podium geführt und dort liebevoll dazwischen und danach tummelten Debatte und hat natürlich zum 200. chem sich das Geschehen mehrfach beklatscht werden. Ein wunderbarer, sich die wahren Wagner-Spezialisten Geburtstag einen besonderen Stellen- zwischen Mount Rushmore und Ber- meist ein bisschen länger dauernder bei Buchpräsentationen und beim wert. Darf die Musiktheaterwelt von lin, Alexanderplatz, hin- und herverla- Abend. Schmökern in der Markgrafenbuch- Dirigent Kirill Petrenko, Regisseur gert.

8 5 Frank Castorf und dem Ausstatter rasch als möglich zu einem Strohbal- Aleksandar Denić eine – zumindest für len geführt, um sich dann dort nieder heute – (letzt?)gültige Interpretation zu lassen. Im Ausgleich singt und erwarten? Ein „Ring“, bei dem schon spielt Anja Kampe als Sieglinde umso der anerkannte Filmregisseur Lars von intensiver, ja nahezu makellos, und Trier nach zwei Jahren Vorbereitung bekommt dafür auch den größten und Wim Wenders nach einem Jahr Applaus. Catherine Foster als Brünn- Planung das Handtuch warfen und hilde, die nach dem zweiten Aufzug später noch andere prominente Regis- etliche – nicht verdiente – Buhs ein- seure, darunter Tom Tykwer, eine Ver- stecken muss, steigert sich enorm. pflichtung nach Bayreuth ablehnten. Da war es dann Frank Castrof, der als Es ist sehr schade, dass Castorf Dinge, Retter quasi in letzter Stunde ein- die er nicht liebt, einfach nicht insze- sprang. niert. In der Berliner „Volksbühne“ hätte er wohl so einiges gestrichen, Er beklagte sich zwar, dass er verändert und anders gestaltet. Aber „Rheingold“ in nur neun Tagen insze- das kann und darf er natürlich im Mu- nieren musste, und das sei „natürlich siktheater nicht, und so lässt er eben Wahnsinn“, aber das war wohl eher an manchen Stellen die Sänger nur eine Schutzaussage, zumal daraufhin singen und herumstehen. Hier gäbe von der Festspielleitung die Anzahl es wahrscheinlich bis zum nächsten der gesamten Proben veröffentlicht Jahr einiges zu ergänzen. Ausnahme: wurde und diese Produktion bei Ein- Wenn das Kamerateam auf der Bühne haltung der Probenzeiten durchaus filmt, z. B. bei den optimal gelungenen machbar sein sollte. Großaufnahmen des Walkürenritts, dann kommt gleich intensive Bewe- Das Leading-Team gung bei den Sängern auf.

Am 26. Juli ist es dann so weit, es ver- Völlig begeistern kann Petrenko mit stummen Tratsch und Geschwätz, seinem Dirigat und seiner Einstudie- man sitzt bei 37 Grad im Festspielhaus rung an diesem Abend wahrscheinlich und erwartet mit Spannung das Aben- jeden Besucher, er ist damit der ei- teuer „Ring“. Kirill Petrenko, der in gentliche Star des Abends. Schon bei Wien studiert hat, ging als jüngster der Gewittermusik im Vorspiel zeigt GMD nach Meiningen und dirigierte er, wie er sich seinen Wagner heute dort den viertägigen Mielitz-„Ring“ vorstellt, feinste Abstufungen werden „Die Walküre“, Bayreuther Festspiele 2013 mit zwei Orchestern, dann wurde er neu gehört, würdevolle Passagen gibt für fünf Jahre GMD an der Komischen ßend eine Goldfolie aus dem mickri- „Volksbühne“-Art realisierten „Rhein- es aber keine mehr! Oper Berlin und in dieser Zeit dreimal gen Pool … gold“ gab es heftiges Pro und Kontra, „Dirigent des Jahres“, nicht zuletzt für aber in keinem Fall wurde letztlich ein Zum Ende wird Brünnhilde (Catherine seine vielbejubelten und auch vieldis- Einen Stock höher erwacht Wotan, ein so meisterlicher „Ring“-Beginn erwar- Foster) im Inneren des Hauses von kutierten Produktionen mit Peter Kon- schwieriger Obergangster, in Frickas tet. Man durfte daher mit Recht ge- Wotan zum Schlaf auf ein rustikales witschny. Dann aber nahm er sich „“, Bayreuther Festspiele 2013 Armen, der die Männer tyrannisiert spannt sein, wie Castorf und Petrenko Lager gebettet, und dann brennt nur zurück und dirigierte nur mehr zwei- tolle Lichtregie, live produzierte Vi- und mit allen Frauen knutscht. Urmut- diese ihre Geschichte weitererzählen mehr ein Ölfass auf der Bühne. Am mal jährlich größere Opernproduktio- deos und vor allem die großen Dreh- ter Erda ist eine Puffmutter, doch ihre würden. Schluss dann Brünnhilde mit bangen- nen. Jetzt wurde er für den Bayreuther bühnenaufbauten lassen uns erstau- Warnungen schlägt Wotan in den der Mimik auf großer Leinwand, Wo- „Ring“ verpflichtet, ein wahrer Glücks- nen. Wind, da ihn ihr Dekolleté viel mehr „Die Walküre“ tan auf dem Weg zu ihrem Lager, Vor- treffer! Petrenko kommt ohne Proble- interessiert … hang. Ein nicht ganz Wagnerscher me mit der heiklen Akustik des Hauses „Das Rheingold“ Mit der „Walküre“ überrascht Castorf Schluss, der allerdings die Inzest- zurecht, beginnt sehr analytisch und Dazwischen gibt es viele Zitate von wieder einmal das Publikum. War es Beziehung des Anfangs wieder auf- ergänzt damit sehr gut die Hand- Begonnen wird „Das Rheingold“ an Schlingensief über David Lynch zu im „Rheingold“ eine Flut von Bildern, greift. Danach stürmischer Jubel für schrift des Regisseurs, sein einer Tankstelle an der Route 66, die „Fargo“, Wim Wenders usw. Castorf die sich einem wirkungsvoll einpräg- Petrenko und Anja Kampe. „Rheingold“ wird nur 140 Minuten zugleich Bar, Würstelbude und motiviert alle Sänger, sich ihrem klei- ten, so ist es jetzt bedeutend ruhiger, dauern. Beim Es-Dur-Beginn und beim schmierige Absteige mit einem billi- nen Kosmos spielerisch zuzuwenden, und ein riesiger hölzerner Bohrturm in Wird Castorf nochmals ins Spiel zu- Einzug der Götter in Walhall geht es gen Plastikpool ist – Ästhetik der Fünf- und lässt sie dafür wieder ungestört Baku und eine Holzhalle beherrschen rückfinden? Darüber wird uns Alexan- eher zügig denn feierlich zu. Damit ziger-Jahre. Die Rheintöchter sind sehr singen. Wotan (Wolfgang Koch) entwi- die Szene. Die Sänger sind sich jetzt der Singer an anderer Stelle in dieser entsteht aber ein Sog, bei dem sich sexy gekleidet, hängen ihre goldfarbi- ckelt sich zum Edelzuhälter, Norbert im Wesentlichen selbst überlassen Zeitung berichten. zugleich ein großer Spannungsbogen ge Unterwäsche zum Trocknen auf Ernst ist ein famoser Loge, und auch und fallen zum Teil in die alte Opern- aufbaut. und verspeisen lasziv gegrillte Würst- die Übrigen sind rollendeckend gut gestik zurück. Schade – besonders Ein weiteres großes Plus in diesem chen. Alberich rastet sich in einer Lie- besetzt. Botha als Siegmund, der zwar mit te- Team ist der junge serbische Theater- ge aus, ärgert sich über die erfolglo- noralem Schmelz singt, er kann sich und Filmdesigner Aleksandar Denić sen Kontaktversuche mit den Rhein- In vielen Gesprächen nach diesem aber vor Leibesfülle kaum bewegen als Ausstatter. Detailgetreue Kostüme, töchtern und stiehlt ihnen anschlie- sicherlich unerwartet nach und wird daher vom Regisseur so

6 7 Frank Castorf und dem Ausstatter rasch als möglich zu einem Strohbal- Aleksandar Denić eine – zumindest für len geführt, um sich dann dort nieder heute – (letzt?)gültige Interpretation zu lassen. Im Ausgleich singt und erwarten? Ein „Ring“, bei dem schon spielt Anja Kampe als Sieglinde umso der anerkannte Filmregisseur Lars von intensiver, ja nahezu makellos, und Trier nach zwei Jahren Vorbereitung bekommt dafür auch den größten und Wim Wenders nach einem Jahr Applaus. Catherine Foster als Brünn- Planung das Handtuch warfen und hilde, die nach dem zweiten Aufzug später noch andere prominente Regis- etliche – nicht verdiente – Buhs ein- seure, darunter Tom Tykwer, eine Ver- stecken muss, steigert sich enorm. pflichtung nach Bayreuth ablehnten. Da war es dann Frank Castrof, der als Es ist sehr schade, dass Castorf Dinge, Retter quasi in letzter Stunde ein- die er nicht liebt, einfach nicht insze- sprang. niert. In der Berliner „Volksbühne“ hätte er wohl so einiges gestrichen, Er beklagte sich zwar, dass er verändert und anders gestaltet. Aber „Rheingold“ in nur neun Tagen insze- das kann und darf er natürlich im Mu- nieren musste, und das sei „natürlich siktheater nicht, und so lässt er eben Wahnsinn“, aber das war wohl eher an manchen Stellen die Sänger nur eine Schutzaussage, zumal daraufhin singen und herumstehen. Hier gäbe von der Festspielleitung die Anzahl es wahrscheinlich bis zum nächsten der gesamten Proben veröffentlicht Jahr einiges zu ergänzen. Ausnahme: wurde und diese Produktion bei Ein- Wenn das Kamerateam auf der Bühne haltung der Probenzeiten durchaus filmt, z. B. bei den optimal gelungenen machbar sein sollte. Großaufnahmen des Walkürenritts, dann kommt gleich intensive Bewe- Das Leading-Team gung bei den Sängern auf.

Am 26. Juli ist es dann so weit, es ver- Völlig begeistern kann Petrenko mit stummen Tratsch und Geschwätz, seinem Dirigat und seiner Einstudie- man sitzt bei 37 Grad im Festspielhaus rung an diesem Abend wahrscheinlich und erwartet mit Spannung das Aben- jeden Besucher, er ist damit der ei- teuer „Ring“. Kirill Petrenko, der in gentliche Star des Abends. Schon bei Wien studiert hat, ging als jüngster der Gewittermusik im Vorspiel zeigt GMD nach Meiningen und dirigierte er, wie er sich seinen Wagner heute dort den viertägigen Mielitz-„Ring“ vorstellt, feinste Abstufungen werden „Die Walküre“, Bayreuther Festspiele 2013 mit zwei Orchestern, dann wurde er neu gehört, würdevolle Passagen gibt für fünf Jahre GMD an der Komischen ßend eine Goldfolie aus dem mickri- „Volksbühne“-Art realisierten „Rhein- es aber keine mehr! Oper Berlin und in dieser Zeit dreimal gen Pool … gold“ gab es heftiges Pro und Kontra, „Dirigent des Jahres“, nicht zuletzt für aber in keinem Fall wurde letztlich ein Zum Ende wird Brünnhilde (Catherine seine vielbejubelten und auch vieldis- Einen Stock höher erwacht Wotan, ein so meisterlicher „Ring“-Beginn erwar- Foster) im Inneren des Hauses von kutierten Produktionen mit Peter Kon- schwieriger Obergangster, in Frickas tet. Man durfte daher mit Recht ge- Wotan zum Schlaf auf ein rustikales witschny. Dann aber nahm er sich „Das Rheingold“, Bayreuther Festspiele 2013 Armen, der die Männer tyrannisiert spannt sein, wie Castorf und Petrenko Lager gebettet, und dann brennt nur zurück und dirigierte nur mehr zwei- tolle Lichtregie, live produzierte Vi- und mit allen Frauen knutscht. Urmut- diese ihre Geschichte weitererzählen mehr ein Ölfass auf der Bühne. Am mal jährlich größere Opernproduktio- deos und vor allem die großen Dreh- ter Erda ist eine Puffmutter, doch ihre würden. Schluss dann Brünnhilde mit bangen- nen. Jetzt wurde er für den Bayreuther bühnenaufbauten lassen uns erstau- Warnungen schlägt Wotan in den der Mimik auf großer Leinwand, Wo- „Ring“ verpflichtet, ein wahrer Glücks- nen. Wind, da ihn ihr Dekolleté viel mehr „Die Walküre“ tan auf dem Weg zu ihrem Lager, Vor- treffer! Petrenko kommt ohne Proble- interessiert … hang. Ein nicht ganz Wagnerscher me mit der heiklen Akustik des Hauses „Das Rheingold“ Mit der „Walküre“ überrascht Castorf Schluss, der allerdings die Inzest- zurecht, beginnt sehr analytisch und Dazwischen gibt es viele Zitate von wieder einmal das Publikum. War es Beziehung des Anfangs wieder auf- ergänzt damit sehr gut die Hand- Begonnen wird „Das Rheingold“ an Schlingensief über David Lynch zu im „Rheingold“ eine Flut von Bildern, greift. Danach stürmischer Jubel für schrift des Regisseurs, sein einer Tankstelle an der Route 66, die „Fargo“, Wim Wenders usw. Castorf die sich einem wirkungsvoll einpräg- Petrenko und Anja Kampe. „Rheingold“ wird nur 140 Minuten zugleich Bar, Würstelbude und motiviert alle Sänger, sich ihrem klei- ten, so ist es jetzt bedeutend ruhiger, dauern. Beim Es-Dur-Beginn und beim schmierige Absteige mit einem billi- nen Kosmos spielerisch zuzuwenden, und ein riesiger hölzerner Bohrturm in Wird Castorf nochmals ins Spiel zu- Einzug der Götter in Walhall geht es gen Plastikpool ist – Ästhetik der Fünf- und lässt sie dafür wieder ungestört Baku und eine Holzhalle beherrschen rückfinden? Darüber wird uns Alexan- eher zügig denn feierlich zu. Damit ziger-Jahre. Die Rheintöchter sind sehr singen. Wotan (Wolfgang Koch) entwi- die Szene. Die Sänger sind sich jetzt der Singer an anderer Stelle in dieser entsteht aber ein Sog, bei dem sich sexy gekleidet, hängen ihre goldfarbi- ckelt sich zum Edelzuhälter, Norbert im Wesentlichen selbst überlassen Zeitung berichten. zugleich ein großer Spannungsbogen ge Unterwäsche zum Trocknen auf Ernst ist ein famoser Loge, und auch und fallen zum Teil in die alte Opern- aufbaut. und verspeisen lasziv gegrillte Würst- die Übrigen sind rollendeckend gut gestik zurück. Schade – besonders Ein weiteres großes Plus in diesem chen. Alberich rastet sich in einer Lie- besetzt. Botha als Siegmund, der zwar mit te- Team ist der junge serbische Theater- ge aus, ärgert sich über die erfolglo- noralem Schmelz singt, er kann sich und Filmdesigner Aleksandar Denić sen Kontaktversuche mit den Rhein- In vielen Gesprächen nach diesem aber vor Leibesfülle kaum bewegen als Ausstatter. Detailgetreue Kostüme, töchtern und stiehlt ihnen anschlie- sicherlich unerwartet nach und wird daher vom Regisseur so

6 7 ten Meister gestaltete. Diese Posaune Wagner aus Öl und Kunststoff unterstützte auch Hermann Becke Ein Reisebericht zu „Siegfried“ und „Götterdämmerung“ in Bayreuth und Walter Bernhart tatkräftig und ganz werkgerecht als Stierhornersatz bei ihrer Gestaltung von Hagens Man- Vom Jahr 1983, in welches der 100. kommt noch hinzu. stammen einer Installation des durch- nenruf. Dessen Text war umgemünzt Todestag Richard Wagners und der aus geschäftstüchtigen Künstlers worden in ein – wohl etwas unge- erste Besuch des Berichterstatters fiel, Vor Wahnfried tut sich bedingt durch Ottmar Hörl, der ursprünglich 500 von wöhnliches – Geburtstagsständchen, zum Jahr 2013 (200. Geburtstag den durchaus lobenswerten Muse- ihnen aufstellen ließ. musste der Sänger doch nebst dem Richard Wagners) lässt sich ein schö- umsbau (als Annäherung zum Thema grimmigen Gibichungen auch die ner Bogen spannen. „Siegfried“) zwar keine Neidhöhle, Während der letzten Festspielwoche herbeigerufenen erregten Mannen aber doch eine ebenso mächtige schwanden diese aber immer weiter mimen. Aber so konnte der Abend Woran der Besucher im Jubiläumsjahr „Neidgrube“ auf, in der allerdings kein dahin, wobei sie zuerst unwiderstehli- mit „Groß Glück und Heil“, ganz des in Bayreuth nicht vorbeikommt, ist, wilder Wurm wohnt. Der ober dieser ches Fotomotiv für die Festspielbesu- Anlasses würdig, hymnisch ausklin- dass zwar die sich über geraume Zeit Fläche beheimatete König Ludwig II. cher, in weiterer Folge auch unwider- gen. hinziehenden Parkplatzumgestal- wurde einfach ein paar Meter nach stehliches Ankaufsmotiv für Wagner- tungs- und -verschönerungsarbeiten vorne geschoben und so vor dem Verrückte waren, die sich nicht mit rechtzeitig bis zum Jubiläumsjahr Verschlingen im Schlund bewahrt. den üblichen Porzellanbüsten begnü- abgeschlossen werden konnten, so- gen wollen. Auch der Berichterstatter Andrea Engassner begeisterte mit einer dass die Gäste „ihre Rösser standesge- Das Festspielhaus ist auch mit den gesteht, hier nicht widerstanden ha- sprachgewaltigen, aberwitzigen Puppenper- mäß bergen können“, gleiches Schick- nunmehr modern gewordenen Bau- ben zu können, und harret sehnsüch- formance; Manfred Oberreither präsentierte eine eindrucksvolle Wagner Assoziation. sal jedoch dem Festspielhaus wie stellenplanen, die das Bildnis seiner tig der für Ende September angekün- auch dem Haus Wahnfried nicht ge- selbst zeigen, geschmückt. digten Lieferung. gönnt war. Dafür bevölkern possierliche Wagner- Besagter Künstler hat übrigens eine Gnome (Größe 1,02 m, aus wetterfes- Vorspiele und Hauptprogramm in Bayreuth mit dem Meisterdekonstrukteur Frank Castorf Dass dann auch das marktgräfliche vergleichbare Installation „Karl Marx“, Ein Bericht von Heinz Weyringer Opernhaus eine bis 2017 dauernde tem Kunststoff) in drei Farben vor- allerdings in vier Farben, im Frühjahr Innenrenovierung erfahren muss, nehmlich den Festspielhügel. Sie ent- vor der Porta Nigra in Trier gestaltet.

Gerade Karl Marx begegnen wir dann Bayreuther Vorprogramm Weiter ging es dann mit der Grund- handlung. auch in „Siegfried“ wieder. Mit Lenin, steinlegung für das großzügige neue Stalin und Mao bildet er das sozialisti- Eine kleine fränkische Stadt, die um Museum im Hause Wahnfried in An- Aus Anlass des 200. Geburtstags des sche Gegenstück zum „Mount den 25. Juli herum für kurze Zeit zum wesenheit der beiden Festspielleite- Meisters wurden diesmal in der Ober- Rushmore“, welches bis in lichte Hö- musiktheatralischen Nabel der Wag- rinnen und auch von Nike Wagner. franken-Sporthalle drei der frühen hen die Spielfläche für die Protagonis- ner-Welt wird. Ein Städtchen, wo man Opern Wagners aufgeführt, im We- ten im ersten Aufzug des „Siegfried“ sich nicht aus dem Wege gehen kann, Ein weiterer wichtiger Programm- sentlichen von der Oper Leipzig pro- abgibt. Davor findet sich jener ameri- aber im Sinne eines kulturellen Ge- punkt war die Generalversammlung duziert. Nach einem musikalisch sehr kanische – von Mime akquirierte – samterlebnisses es auch nicht tun soll. der Gesellschaft der Freunde von Bay- erfolgreichen „Rienzi“ fand die Kritik Wohnwagen, der im „Rheingold“ Man trifft in diesen Eröffnungstagen reuth. Diese Mäzene gehören neben nicht nur Positives an den sozusagen Alberich bereits als Fort bei den zahlreichen Veranstaltungen dem Bund, dem Land Bayern und der „Feen“ (konzertant) und dem Knox gedient hat. fast überall dieselben Freunde und Stadt Bayreuth zu den Gesellschaftern „Liebesverbot“. Kritik gab es aber auch Bekannten – eher selten in unter- der Festspiel-G.m.b.H. Präsident Dr. an etlichen Besetzungen und an den Hier ist schon eine der größten Stär- schiedlicher Zusammensetzung, denn Georg von Waldenfels berichtete, dass Eintrittspreisen, die sich auf sehr ho- ken dieses Rings angesprochen: Bayreuth zur Festspieleröffnung be- noch in diesem Jahr die Entscheidung hem internationalen Niveau beweg- deutet in erster Linie Austausch von über die Zukunft der beiden Festspiel- ten, sodass schließlich zahlreiche Frei- Aleksandar Denić hat kolossale Büh- Infos und News und natürlich von chefinnen Katharina Wagner und Eva karten vergeben werden mussten. nenbilder geschaffen, die sich noch Tratsch und Gerüchten, im besten Wagner-Pasquier fallen werde. „Ich Schade um die innovative Idee der dazu als drehbar erweisen. Sinn. Oder aber man trifft sich – noch gehe davon aus, dass das Thema Ende frühen Opern, die nächstes Jahr wie- Die sehr weite Ausfüllung der Bühne angenehmer – zu guten Gesprächen des Jahres entschieden ist.“ Finanziell der mit dabei sein sollte. mit entsprechenden Bauten im gan- im Biergarten auf der Theta und im steuern die Mäzene mit über 5.000 zen „Ring“ ist wohl auch durchaus Ristorante Bürgerreuth, wo auch Frank Mitgliedern jährlich ca. 3 – 4 Mio. Euro „Ring“ 2013 sängerfreundlich, es sei denn, die Castorf gerne ein Glas Wein trinkt und – zum Großteil zweckgerichtet – zum Sänger sind gerade in eine andere dabei eher inoffizielle Interviews gibt. Budget der Festspiele bei. Nach diesem Vorspiel fieberten alle Welt gewechselt und müssen von der bereits dem neuen „Ring“ mit seinem Hinterbühne aus singen. Sie ermögli- Offiziell wird es dann nach der großen Anschließend kam noch Frank Castorf Leading-Team entgegen. Es ist der chen auch in kürzester Zeit den Eröffnungspremiere mit dem Staats- als Special Guest auf das Podium, der insgesamt 14. „Ring“ in Bayreuth und Wechsel in andere Welten und andere empfang im Neuen Schloss, zu dem gut gelaunt vieles sehr deutlich sagte, der fünfte nach Chéreau und Boulez’ die Künstler auf dem roten Teppich manches erklärte und alle gestellten Zeiten: besonders stark genutzt im „Jahrhundertring“ von 1976. Jetzt durch ein Spalier von Gästen auf ein Fragen sinnvoll beantwortete. Davor, steht dieses Opus Magnum wieder zur zweiten Akt des „Siegfried“, in wel- Podium geführt und dort liebevoll dazwischen und danach tummelten Debatte und hat natürlich zum 200. chem sich das Geschehen mehrfach beklatscht werden. Ein wunderbarer, sich die wahren Wagner-Spezialisten Geburtstag einen besonderen Stellen- zwischen Mount Rushmore und Ber- meist ein bisschen länger dauernder bei Buchpräsentationen und beim wert. Darf die Musiktheaterwelt von lin, Alexanderplatz, hin- und herverla- Abend. Schmökern in der Markgrafenbuch- Dirigent Kirill Petrenko, Regisseur gert.

8 5 Auf der eine Seite der Bühne die sozi- Der Wanderer begibt sich im dritten Hinterhöfen vor einer Dönerbude und alistische Utopie und ihre Vordenker, Akt auf einen schnellen Imbiss zum einem Gemüsestand wieder. Irgend- Happy Birthday Ritchie! aber auch einer ihrer unheilvollsten Alexanderplatz, um Spaghetti schlin- wie scheinen Reste der Mauer erkenn- Vollstrecker, auf der anderen Seite der gend jede Menge Rotwein zu vernich- bar. Das Personal der den Rohstoff Öl real gelebte Sozialismus der DDR. ten und dann eindeutige orale Hand- weiter verarbeitenden ostdeutschen lungen durch Erda an sich vornehmen „Plaste- und Elasteindustrie“ verkös- Konzerte mögen andere geben, du ringer verlieh in der Rolle als nicht Was in diesen Bühnenbildern ge- glückliches Wagner Forum nütze die immer ganz „sattelfester“ Moderator zu lassen. Dies wird vom Medium tigt sich hier in den Arbeitspausen schieht, hat man durchaus so noch Film, welches im Vergleich zum samt „Chefitäten“. Kreativität deiner Mitglieder, um den dem außergewöhnlichen „Kulturge- nie gesehen. 200. Geburtstag des Meisters zu fei- spräch“ zusätzliche Würze. „Rheingold“ und zur „Walküre“ spärli- cher eingesetzt wird, auch durch Der Statist darf die Dönerbude be- ern! In den liebevoll geschmückten Frank Castorf, der „gefürchtete Stü- treuen, die Handlung weiter beglei- Räumlichkeiten des GrazMuseums, Alexander Singer lieferte seine Ein- ckezertrümmerer“, fragmentarisiert Großaufnahme eines Fingers darge- stellt, sodass nun jeder weiß, was ge- ten, bis er letztlich als Leiche im dank tatkräftiger Unterstützung und standsarbeit als Regisseur in Form auch hier den „Ring“. Bewusst wurden Kofferraum von Wotans elegantem, dem technischen Knowhow des Next einer „Inszenierungsminiatur“ zur die Szenen auch nicht chronologisch meint ist, und wodurch der Text, in dem der Wanderer Erda auffordert, von den Rheintöchtern in Beschlag Liberty, spannte sich ein abwechs- „Götterdämmerung“ ab. Als Gegenpol geprobt und springt auch dieser genommenen Mercedes Cabrio ent- lungsreicher Bogen vom Musikali- zum „lustvollen Dilettieren“ der ande- „Ring“ durch die Zeiten. Die inhaltli- sich (an ihm ?!) hinab zu begeben, eine ungeahnte zweite Bedeutung sorgt wird, nachdem ihn die Rhein- schen zum Cineastischen, vom Heite- ren nahm Shirin Hooshmandi äußerst che Klammer „Öl“ tritt manchmal töchter mit diesem überfahren haben. ren zum Besinnlichen. Dabei fungier- professionell die Umsetzung ins Me- offenkundig zu Tage (wie beim höl- erlangt. te Michael Schilhan als ebenso launi- dium Film in die Hand. Die Schauspie- zernen Bohrturm in Baku, dem Spiel- Die Zeche für den Schnellimbiss (in Wieder lässt die Drehbühne zahlrei- ger wie inspirierter Moderator, der ler Martin Kroissenbrunner gelände der „Walküre“), manchmal seiner umfassenden Bedeutung) che große und kleine beeindruckende darüber hinaus auch die köstlich skur- (Siegfried), Marlen Mejovsek bedarf es spezifischerer Kenntnisse bleibt er dann schuldig und wendet Bühnenräume zu. rile Auftragskomposition „Wal-Kühe“ (Gutrune) und Martin Niederbrunner der ostdeutschen Industriegeschichte sich Siegfried zu. dem erwartungsvollen Auditorium (Hagen) trugen wesentlich zur Reali- (BUNA-Werke). Am Schluss des zweiten Aktes der präsentierte. sierung des Projektes unter äußerst Siegfried erweckt Brünnhilde, was „Götterdämmerung“ eine steile Trep- knappen Zeitvorgaben bei. Dass un- Der aus den Vorabenden bekannte durchaus der allgemeinen Erwar- pe, die sich bestens eignet, die be- Stefanie Reininghaus und Traude ser Vorstandsmitglied selbst vor der Statist darf fürs Erste den Bären mi- tungshaltung entspricht. rühmte Kinderwagenszene aus Sergei Königshofer begaben sich mit dem Rolle des Barkeepers Gunther keinen men. Siegfried hämmert zwar ab- Eisensteins Film „Panzerkreuzer Po- Thema „Wagner und seine Tiere“ auf Halt machte und diese textlich erwei- wechselnd auf Stalin und auch auf Weniger der allgemeinen Erwartungs- temkin“ zu zitieren, dann wieder ein eine animalische Spurensuche und terte, sei nur am Rande erwähnt. Der einem Schwert herum, welches aller- haltung entspricht, dass sich Siegfried vergitterter Art Garagenraum mit zeichneten den Lebensweg Wagners Zuseher wurde letztlich rätselnd ent- dings nur Staffage ist. In Wirklichkeit nicht erst im Vorspiel der Voodookultgegenständen, plötzlich unterhaltsam entlang seiner Freund- lassen, ob er nun dem Kredenzen des zieht er automatische Feuerwaffen „Götterdämmerung“ – zu neuen Ta- die Front eines verhüllten Repräsenta- schaften mit Hunden und Papageien Vergessenstrankes oder einem Wer- aus dem Haus Kalaschnikow vor. Da ten unterwegs – von Brünnhilde ab- tionsgebäudes, welches unweigerlich nach. bespot für eine weltweit nicht gänz- Siegfried beim Zusammenbauen der kehrt, sondern bereits in der Erwe- an den Künstler Christo und den lich unverbreitete Getränkemarke Gewehre nicht so viel hämmern muss, ckungsszene: Leuchtende Liebe funk- Reichstag gemahnt, sich nach Enthül- Einen weiteren kreativ-künstlerischen oder beidem zugleich beigewohnt kann Mime rhythmisch diverse Zuta- tioniert nicht mehr. lung jedoch als New Yorker Börse Aspekt brachten Erni Tatzl und Manf- habe. ten für den „Sudel“ zerkleinern. entpuppt. Zum Schluss ist ein Stapel Der lachende Tod wird einstweilen red Oberreither ein. Erni Tatzl erläu- Ölfässer davor aufgetürmt, wobei sich Während Siegfrieds Schwert trotz abgewendet, indem die herannahen- terte die von ihr gestaltete Collage Claudia Weyringer stellte in Form der Weltenbrand dann doch nicht als vom Bärenstatisten bereitgestelltem den allesfressenden Gummikrokodile, von Bildern verschiedener Wagner- einer inszenierten Gruppentherapie spektakuläres Bühnenfeuer darstellt, Amboss nichts schneidet, erfüllt eines die mit Sonnenschirm und (in der sänger bzw. -inszenierungen und ließ mit Requisite ihre frühen sondern auf ein Fass beschränkt der Kalaschnikow-Fabrikate seinen filmischen Verdoppelung) mit Wald- so das Publikum an ihren Gedanken „traumatischen“ Begegnungen mit bleibt, vor welchem der Darsteller des Zweck und streckt den gar nicht von vogel gefüttert werden, kurzfristig und Reflexionen zum Thema Heinz Weyringer und Richard Wagner Hagen von den Rheintöchtern abge- Drachenverschönerungen umgebe- gesättigt erscheinen. „Meisterwerke“ teilhaben. Neo-WFG- dar. Insbesondere das einschneiden- drängt verbleibt, während sein filmi- nen Fafner nach Kampf in der U-Bahn Mitglied Manfred Oberreither ließ die de Erlebnis mit Alberich, dem haari- sches Gegenstück entspannt liegend am Alexanderplatz und Szenenwech- In der filmischen Verdoppelung zieht Impressionen seiner ersten Forums- gen, höckrigen Geck, als erste Begeg- auf einem Schlauchboot über einen sel vor den Mount Rushmore nieder. Siegfried das bereits verspeiste Wald- reise nach Cottbus einfließen. Beson- nung mit Wagners „Ring“, dargebo- vöglein aus dem Maul eines Krokodils See davontreibt. Dies wohl, um sich ders beeindruckt von den Werken ten auf einem Mini Portabel TV, des- Vor der MG-Salve wird sogar im Fest- heraus. In der Szene selbst wendet von seinen soeben begangenen Mor- Martin Kippenbergers, eines deut- sen Bildgröße sich umgekehrt propor- spielhaus zur Vermeidung von Herz- sich Siegfried, bevor der Vorhang fällt, den mit Baseballschläger und dazwi- schen Malers, Installations- und Per- tional zur Partitur verhielt, fand be- attacken mehrsprachig gewarnt, wo- noch statt Brünnhilde dem Waldvög- schen liegendem (filmisch darge- formancekünstlers, schuf Oberreither sondere Erwähnung. Das kundige bei beschwichtigend ausgeführt wird, lein zu, wobei sich der Autor nunmehr brachten) Waldlauf zu erholen. eine Collage, die das Selbstverständ- Publikum in der Rolle der Mitzuthera- dass die damit einhergehenden Ge- hier weitere Wortspiele bewusst ver- Der Untergang als äußeres Kammer- nis von Richard Wagner, aber auch pierenden spendete Trost, Verständ- räusche (zumindest für das Gehör) kneifen möchte. spiel: Zerschellen an der Realität mö- von anderen außergewöhnlichen nis und auch Beifall. nicht gesundheitsschädlich wären. gen allenfalls innere Werte, Utopien Künstlern zum Ausdruck bringt. Als sich der Vorhang hebt und sich oder auch auf Rohstoffen basierende Mit des Meisters „Tod in Venedig“ Das Waldvöglein – in einem Kostüm, Siegfried nach der Nornenszene von Wirtschaftssysteme. Die Gebäude Einen besonderen Gast brachte An- nahm Romilda Wolfbauer die Zuhörer das eine Sambatänzerin beim Karne- Brünnhilde verabschiedet, ist dieser bleiben stehen. drea Engassner mit: Der südsteirische mit auf Richard Wagners letzte Reise val in Rio durchaus prächtig schmü- Verabschiedung folglich schon eine Winzer und selbsternannte Wagner- in die Lagunenstadt. cken würde – weckt nicht nur Sieg- gedankliche am Ende des „Siegfried“ Über Kirill Petrenkos Dirigat wurde experte Willi Geyer gewährte einen frieds Sehnsucht nach Brünnhilde, vorausgegangen, wenn nicht ohne- bereits viel Lobendes geschrieben, Einblick in seine vinophil inspirierten, Festliche Klänge ertönten, als Ruth sondern führt ihn gleich ansatzweise hin die Vereinigung völlig gefehlt dies durchwegs zu Recht. Auch die bodenständigen Erkenntnisse zum Yazdani zur Posaune griff und Wolf- Eine sensationelle, ohrenbetäubende Man- in die Geheimnisse der körperlichen haben mag. zahlreichen leisen Momente des Thema Musik im Allgemeinen und rams Lied an den Abendstern als see- nenruf-Performance lieferten Ruth Yazdani, Freuden ein. Hermann Becke und Walter Bernhart. Wir finden wir uns in ostdeutschen „Rings“ zeichnen sich durch wunder- zum Jubilar im Speziellen. Heinz Wey- lenvollen Lobgesang auf den gefeier- schöne Klanggebung und hervorra-

4 9 gende Transparenz und Erkennbar- Wolfgang Koch ist ein kraftvoller der Pausenfanfaren bereits im Dun- schäbig, etwas großspurig, leicht keit der Motive aus. Wanderer, zwar nicht mit eleganter keln vom verhüllten Festspielhaus. karikaturenhaft – der „Mensch“ Stimmfärbung, was aber zum herab- Und da ist sie wieder (trotz der 13. Wagner? Dahinter, über riesige – Der Jubel des Publikums war dem gekommenen Zechpreller am Alexan- hier erlebten zyklischen Aufführung wie ursprünglich von Klinger vorge- Dirigenten ebenso sicher wie dem derplatz auch nicht ganz passen wür- des „Rings“): die sich einschleichende sehene – 4,20 Meter Höhe, eine Regisseur die Buhs, mit welchen Teile de. Wehmut vor dem Abschied, verbun- dessen ihr Missfallen über das Szeni- schwarze Figur im Schattenriss, mit den mit Hoffnung auf Wiederkehr im typischem Wagner-Profil, von mo- sche nach jedem Akt ausdrückten; Im „Siegfried“ hervorzuheben ist nächsten Jahr. dies, obwohl Frank Castorf entgegen Burkhard Ulrich als Mime mit einer numentaler Größe, zeitlos, „ehern“ anders lautender Gerüchte auch nach ausgezeichneten Leistung. Auch oh- – der „Mythos“ Wagner? In einer dem Ende der „Götterdämmerung“ 3 ne durch eine Röhre eines Drachen- pathosfernen Zeit, wo neue Denk- nicht mehr vor den Vorhang tritt. corpus zu singen, vermag Sorin Coli- Alexander Singer mäler zu anachronistischen Pein- Ähnliche Missfallenskundgebungen ban als Fafner die Erwartungen zu lichkeiten geworden sind, scheint bekommt Lance Ryan als „Jung- erfüllen, ebenso Martin Winkler als dies ein Weg zu sein – vielleicht der Siegfried“ ab, wiewohl im Autor Erin- Alberich, der sich vom „Rheingold“ bis einzig mögliche –, um das heutige nerungen an die Heldentenorkrise zu „Siegfried“ und „Götterdämmerung“ Wagner-Bild in seiner charakteristi- Beginn seiner Bayreuth-Jahre aufkei- steigerte. In letzterer enttäuscht Attila schen (an sich ja historisch einmali- men, zu welchen Zeiten die jetzt dar- Jun als Hagen hingegen und bleibt gen) Zwiespältigkeit doch noch zur gebotene Gesangsleistung wohl noch jegliche Durchschlagskraft schuldig. plastischen Anschauung zu brin- frenetisch bejubelt worden wäre. Die herausragendste Leistung mag gen und damit zur gnädigen Über- vielleicht jene von Claudia Mahnke als dauerung für Spätere im Gedächt- Der im „Siegfried“ (wie auch zuvor in Waltraute sein, die schon zuvor als der „Walküre“) noch überzeugenden Fricka und zweite Norn keine Wün- nis zu halten. und bejubelten Catherine Foster fehlt sche offen ließ. es als Brünnhilde an dramatischer Bei der festlichen Delegiertenver- Durchschlagskraft im zweiten und So neigte sich auch der vorletzte Tag sammlung des Internationalen dritten Akt der „Götterdämmerung“, der Bayreuther Festspiele zu Ende. Richard Wagner-Verbandes im Rah- während Lance Ryan seine Partie – Aufgrund der fortgeschrittenen Jah- men des Wagner-Kongresses, ab- wenn auch nicht als ausgewiesener reszeit bricht daher bereits in der Pau- gehalten im prunkvollen Rathaus Vertreter des Schöngesangs – se zwischen zweitem und drittem Akt der Stadt, bot sich dem Wagner „durchsteht“, was zu ausgeglichene- der „Götterdämmerung“ die Nacht Forum Graz die Gelegenheit, zum ren Publikumsreaktionen führt. herein und ertönt das Walhall-Motiv nächsten Internationalen Wagner- Kongress Ende Mai 2014 in die Stei- ermark einzuladen. Unterstützt Künstlergespräch mit Dirk Kaftan vom Grazer Tourismusverband und am 21. Juni 2013 im Hause Weyringer, Moderation: Ernst Naredi-Rainer, Kleine Zeitung vielfältig medial aufbereitet, wurde das abwechslungsreiche Grazer Programm mit seinem Höhepunkt Mit Dirk Kaftan kehrt als neuer Chef ein „Opernwelt“ mehrfach in der Rubrik Graz – man könnte meinen, die „Gurre- „Dirigent des Jahres“, u. a. für die Ur- Lieder“ haben Saison. Aber das stimmt des RING AWARD-Finales vorge- Dirigent an die Grazer Oper zurück, der stellt und mit großem Interesse hier sein Können und seine Vielseitig- aufführung von Kirchners „Ahasver“ nicht ganz. Erst hundert Jahre nach der aufgenommen – nächstes Jahr wird keit schon eindrucksvoll unter Beweis sowie für „Tristan und Isolde“ nomi- Uraufführung sind Arnold Schönbergs gestellt hat. Von 2006 bis 2009 war niert. “Gurre-Lieder“ zum ersten Mal in Graz zu sich also der internationale Wagner Kaftan als Erster Kapellmeister und In Augsburg ging er neue Wege, unter hören – ein Stück, das man als Dirigent -Zirkus nach der heurigen so erfolg- nicht auslassen kann! reichen Show in Leipzig nach Graz Stellvertreter des Chefdirigenten an anderem indem er mit dem Philhar- w w w . w f g . a t der Grazer Oper engagiert, bis er zum monischen Orchester interkulturelle Kaftan: Ja, klar. Das ist ein Stück, wo- verlagern.IMPRESSUM Generalmusikdirektor der Stadt Augs- Programme bot, die auch Migranten rauf man als Dirigent, wenn es nicht Am Cover: „Mein lieber Schwan“ von Nina burg berufen wurde. Weil er dort seine ansprechen sollten. Junge Menschen gut läuft, sehr lange warten muss. Um- Nolte; www.ninanolte.com Walter Bernhart Verpflichtungen erfüllen will, muss für klassische Musik zu begeistern, ist so größeres Glück hatte ich, dass mir Kaftan in der nächsten Saison seine ihm ebenfalls ein Anliegen. Diese We- im Rahmen meines Wechsels an die Herausgeber: wagner.forum.graz Zeit zwischen Augsburg und Graz tei- ge will er auch in Graz weitergehen. Grazer Oper dieses Stück praktisch in www.wfg.at len. Hier dirigiert er in der Saison Mit dem spätromantischen Monumen- den Schoß gelegt wurde. Redaktion: Dr. Andrea Engassner, 2013/2014 die Premieren der talwerk „Gurre-Lieder“ von Arnold Was ist das Besondere, das Einmalige an [email protected] „Zauberflöte“ und von „Jenůfa“, die Schönberg gab Dirk Kaftan an der den „Gurre-Liedern“? Grafik und Layout: Mag. Birgit Lill, Wiederaufnahme der „West Side Sto- [email protected] Oper Graz seinen Einstand als Chefdiri- Kaftan: Darauf könnte man mit ganzen ry“, weiters „Lohengrin“, sowie das Redaktionsschluss: 01. 09. 2013 gent. Trotz denkbar dichtem Termin- Büchern antworten. Es ist ein Stück, Eröffnungskonzert, das Neujahrskon- Vereinssitz: Rotmoosweg 67, A-8045 Graz kalender nahm sich der überaus sym- das erstmals alle Dimensionen ge- ZVR: 113660921 zert 2014, das Kirchenkonzert in der pathische Rheinland-Pfälzer Zeit für sprengt hat, was die Beteiligung an Vorsitzender: DI Heinrich W. Weyringer Herz-Jesu-Kirche sowie „Carmina bura- ein Künstlergespräch im Hause Wey- musizierenden Personen angeht. Da [email protected] na“ auf den Kasematten. ringer. Als kongenialer Moderator fun- ist einmal der Chor, von dem Schön- Büro: Dirk Kaftan gilt musikalisch als hochka- gierte Ernst Naredi-Rainer. berg meinte, am besten wären 500- Opernring 7, A-8010 Graz rätig und wurde von der Zeitschrift Kent Nagano in Wien, Dirk Kaftan in 600 Sänger. Allein im Orchester spie- Die nächste Ausgabe erscheint im Dezember 2013.

10 3 len 150 Musiker. Aber diese Dimension war nicht nur Schaffung eines giganti- berichte schen Events, sondern war für Schön- berg notwendig, um das umzusetzen, was er spürte: einen Endpunkt der Romantik oder der Tonalität über- haupt. Ein Stück, nach dem es so nicht Wagner-Kongress in Leipzig weitergehen konnte. Dafür war diese Dimension nötig – um ein letztes Mal C-Dur zu zelebrieren! „Wagner ist Leipziger“ – so das mehreren Sparten), Laudationes, Schirme hindurch. Was 1913 Stück- Das Spannende ist, dass dieser riesige Motto seiner Geburtsstadt für die Dankesworte – und „Meistersinger“ werk geblieben war – Max Klingers Apparat von Orchester sehr oft geradezu Feierlichkeiten um den 22. Mai -Schluss mit allem Festwiesen- Entwurf blieb bei einem jugendstil- kammermusikalisch eingesetzt wird und 2013 anlässlich des 200. Geburts- Drum-und-Dran. haft mit nackter Rheintöchter- in vielen Teilen das vorwegnimmt, was tags des Meisters, der allerdings in Weiblichkeit gezierten Sockel (im Schönberg später gemacht hat: die Dresden aufwuchs und nur zum Eigentlicher Höhepunkt für so man- Volksmund „Pornowürfel“ genannt) Klangfarbenmelodie. Genuss kurzer studentischer Ju- che allerdings war die Denkmalent- stecken –, kam nun zur (für manche Kaftan: Das Orchester wird wie eine Dirk Kaftan im Gespräch mit Ernst Naredi-Rainer große Farbpalette eingesetzt, mit vie- gendfreuden wieder nach Leipzig hüllung im kleinen Park am Goer- verstörenden) Vollendung. Der musik genau das Gleiche ausdrücken Es ist eine glühende Liebesgeschichte, len Instrumentenfarben übereinander zurückkehrte. Die Leipziger – allen delerring, in der Nähe von Wagners Karlsruher Bildhauer Stephan Bal- kann. Aber ganz ehrlich, man tippt auf die im ersten Teil noch sehr unmora- geschichtet. Nur in einzelnen Momen- voran der rührige Vorsitzende der (nicht mehr bestehendem) Ge- kenhol schuf (anstelle des zunächst alles, nur nicht auf Schönberg. Es gibt lisch daherkommt, mit Themen wie ten brechen das Hymnische und die örtlichen Wagner-Verbandes und burtshaus (und nahe der ehemali- hoch gehandelten Neo Rauch) eine eine ganz tolle Stelle kurz vor Schluss: Betrug, Schuld, Schuldgefühl, Umge- ganze Kraft dieses Orchesters durch. einer der Vizepräsidenten des Inter- gen Stasi-Zentrale): vor dem Fest- Doppelfigur Wagners: Vorne, le- die Szene des Sprechers, wo die Musik hen mit Schuld, was heißt Sühne? Was Da sieht man auch, was für ein emp- nationalen Wagner-Verbandes, akt, bei strömendem Regen, mit bensgroß (also kleinwüchsig, wie eigentlich schon fast ins zwanzigste heißt Verdammnis? Da ist sehr viel findsamer Musiker Schönberg war, Jahrhundert kippt, in die Atonalität. Wagner-Nähe! Es beschreibt die Zeit Thomas Krakow – haben zum Ge- verzerrten Chor- und Bläserklän- Wagner es war), die Alltagsfigur dass er diese Idee in die Atonalität, in Der Sprecher betrachtet, sozusagen zwischen Sonnenuntergang und Son- denken ihres großen Sohnes Groß- gen, Fetzen von Reden durch die eines Leipziger Studenten, etwas die Zwölftontechnik transportiert hat. wie ein Botaniker, die Welt durch ein nenaufgang, genau wie im „Tristan“. artiges geleistet und so einiges auf Nur eben auf der Basis einer ganz an- Vergrößerungsglas und beschreibt in Tove, die Lichtgestalt des Stückes, die Beine gestellt, allem voran die deren Sprache, eines ganz anderen einer ganz exaltierten, durchaus auch spricht vom Liebestod; die Schale, die Ausrichtung des höchst erfolgrei- Systems. Das ist, wenn man so will, der ironischen Sprache die Welt. Plötzlich gereicht wird, ist quasi der Liebestrank; einzige Unterschied: die strukturellen chen Internationalen Richard Wag- bricht C-Dur ein und der Chor singt: der düstere Waldemar, der Jahrhun- Gesetze, wie Töne aufeinander zu fol- ner-Kongresses. Die Oper brachte „Die Sonne …“. Und die Sonne über- derte lang durch die Welt geistert – er gen haben. „Rheingold“, „Meistersinger“ und flutet und überwältigt alles als Natur- ist ähnlich wie der „Fliegende Hollän- „Parsifal“ und richtete eine große Für Sie als Dirigent ergibt sich nicht nur phänomen, als Tonalität. Das der“. das Problem, dass Sie als „Dompteur von Gala mit Kulturpreisverleihungen „Naturphänomen C-Dur“ macht die Warum braucht Schönberg drei Männer- Massen“ auftreten müssen, sondern aus, im Gewandhaus ertönte „Der wissenschaftliche Betrachtung platt, chöre und noch einen großen gemisch- auch noch ein weiteres: Ein Orchester Ring ohne Worte“ und gewaltiges an dieser Stelle. Das ist so ein toller ten Chor, die ohnehin alle nur im dritten wie das der Grazer Oper ist viel zu klein, Orgelwerk mit Liszt und Wagner, Moment. Einerseits, weil man merkt: Teil drankommen? um das aufzuführen, das heißt, Sie brau- hier ist C-Dur vielleicht ein letztes Mal Thomaskirche, Nikolaikirche, Alte Kaftan: Das ist die Potenzierung von chen enorm viel Verstärkungen: 10 Hör- zwingend eingesetzt. Aber auch, weil Nikolaischule wurden wagnerbezo- Klang und Kraft, um diese große ner, 7 Trompeten, 7 Posaunen … Wie man hört: an einem tonalen Akkord, gen bespielt, und im Bad Wucht der Verdammnis zu verdeutli- schwierig ist es, die zusätzlichen Musiker einer Oktave, wird man auch nie ganz chen. Das Wilde Heer kämpft gegen Lauchstädter Goethetheater traten zu integrieren und einen homogenen vorbei kommen. Die Zwölftonmusik ist die große Klangpalette des Orchesters. – von Thomas Krakow launig einbe- Klangkörper zu formen? ja ein System, das ganz viele Regeln Es gibt Stellen, an denen man noch so gleitet – Wagner-Stipendiaten mit Kaftan: Es hat schon etwas gedauert aufgestellt hat, um das zu vermeiden, an der Balance arbeiten kann, der Chor abwechslungsreichen musikali- und brauchte auch mehr Proben. Das dass man Konsonanzen in tonal logi- wird dennoch beinahe verschluckt von schen Darbietungen auf. Die ge- war eben die große Herausforderung. scher Folge hört, um zu vermeiden, der Orchestermasse – also man hat in plante monumentale Veranstaltung Es war spannend, hat aber ganz gut dass das Oktave-Phänomen auf- jedem Falle zu wenig Sänger. Daher funktioniert, weil alle Mitwirkenden für kommt! Die Komponisten heute beim Völkerschlachtdenkmal fiel forderte Schönberg ja auch fünfhun- die Sache brannten und alles gaben. schaffen tatsächlich wieder diese Ver- zwar aus (kostenbedingt) zu gerin- dert bis sechshundert Sänger! Aber er bindung zwischen Tonalität und Ato- gem Interesse aus, doch der Festakt Schönberg hat dieses Werk als sein setzt diese riesige Besetzung nicht nalität – diese Brücke zu schlagen. Ich in der Oper am Geburtstag selbst Schlüsselwerk bezeichnet und gemeint: dazu ein, um bombastisch zu wirken. finde es ganz spannend, dass eine füllte die Ränge und wurde zum Nur von den „Gurre-Liedern“ aus könnte Die „Gurre-Lieder“ sind über weite Tonsprache entsteht, die wieder ans man seine spätere Entwicklung verste- Strecken ein fast kammermusikali- würdigen typischen Festakt: lange natürliche Empfinden des Publikums hen. Klingt das nicht ein bisschen nach sches Werk, das sich einer großen Rede des Verteidigungsministers heranrückt. (mit entsprechenden Sicherheits- Marketingtrick? Denn wo hört man denn Farbpalette bedient, ohne diese stän- schon den späteren Schönberg in den Schönbergs Schüler Alban Berg hat eine problemen im Areal) in Vertretung dig für Klangmassen oder Pathos zu ersten beiden Teilen wirklich heraus? Analyse der „Gurre-Lieder“ verfasst – ein missbrauchen. der Kanzlerin, (zu) kurze Rede der Buch von über hundert Seiten. Muss der Kaftan: Er hat in Briefen an Freunde Das ist ein Stück, das nicht nur von jüngeren Bayreuther Festspielleite- Zuhörer irgendetwas davon wissen oder schon zugegeben, dass er die „Gurre- seinem großen Aufwand her einen rin (auf dem Sprung zurück zur ei- ist das Stück auch so verständlich? Lieder“ hernimmt, um Werbung für Endpunkt darstellt. genen Feier at home), dadurch – seine aktuellen Werke zu machen. Er Kaftan: Das ist ein Stück, das beim ers- zur Ausfüllung der Lücke, bis der wollte einfach zeigen, dass Zwölfton- ten Anhören absolut verständlich ist. Chor für „Meistersinger“-„Wach auf“ bereit2 ist – Wiederholung des be- 11 reits erklungenen „Lohengrin“- Vorspiels (dritter Akt), Verleihung des Richard-Wagner-Preises (in termine

WFG-Veranstaltungen Ring Award Teilnehmer WFG - Reisen

08.10.13: Dienstagabend im GASTHOF 07.09.13 "Lohengrin" Nationaltheater Do. 19. Dezember 2013: Eigenanreise zur PFLEGER: „Frauen und Männer am Kla- Weimar; Tobias Kratzer, Rainer Sellmai- Premiere der „Csárdásfürstin“ im Stadt- vier, ohne die es keine Oper gäbe“. Einer, er (1. Preis 2008) theater Klagenfurt. Die verwirrende Lie- der nicht diensthabenden Korrepetitoren besgeschichte rund um die Varietésänge- der Grazer Oper gibt uns Einblick in seine 08.09.13 "Rusalka" Oper Frankfurt; Jim rin Sylva Varescu und den Fürstensohn Arbeitswelt. Lucassen (Semifinale 2008) Edwin von und zu Lippert-Weylersheim gilt als Kálmáns größter Erfolg. Man darf 12.11.13: Dienstagabend im GASTHOF 15.09.13 "Fidelio" Theater Aachen; Ale- xander Charim (Finale 2008) auf die Umsetzung dieses Klassikers durch PFLEGER: „Was kocht in unsren Herzen?“ die Ring Award-Gewinner 2008 Tobias Dr. Birgit Amlinger gibt uns eine Nachbe- 20.09.13 "La scala di seta" Teatro alla Kratzer (R) und Rainer Sellmaier (B) ge- reitung zur Premiere der „Zauberflöte“. Scala; Damiano Michieletto (Semifinale spannt sein. 2005) 10.12.13: Dienstagabend - Treffpunkt: In der Rolle der Sylva Varescu wird Stefa- vor dem GRAZER DOM! (Eingang Burg- 28.09.13 "L’italiana in Algeri" Musikthea- nie C. Braun zu sehen und zu hören sein, seite bzw. Schauspielhausseite) um 19:30 ter im Revier Gelsenkirchen; David Her- die wir als großartige Rosalinde in der Uhr. Domorganist Mag. Christian Iwan mann (1. Preis 2000) „Fledermaus“ des Gewinnerteams Ring erklärt uns die " Königin der Instrumente", Award 2011 in bester Erinnerung haben. die Orgel, und spielt ein Stück von 19.10.13 "Macbeth" Aalto Theater Essen; Richard Wagner an der Domor- David Hermann (1. Preis 2000) Die Kartenvergabe erfolgt nach der Rei- gel. Anschließend gemeinsames Beisam- henfolge der Anmeldungen. 20.10.13 "Lohengrin" Theater Basel; Vera mensein in der Herzl Weinstube und Aus- Nemirova (Finale 2000) führungen von Heinz zum RIng Award Infos und Anmeldungen unter E-Mail: [email protected] oder unter Tel.: Semifinale. 31.10.13 "Rinaldo" Staatstheater Mainz; 0664/212 55 96 Tatjana Gürbaca (Finale 2000) Sa. 22. März 2014: Eigenanreise zur 02.12.13 "L’elisir d'amore" Teatro Real „Walküre“-Premiere am Musiktheater Madrid; Damiano Michieletto (Semifinale Linz 2005) Nina Nolte, Mein lieber Schwan, 2012 (110 x 130 cm, Acryl auf Leinwand) Bis 24.11.2013 zu sehen in der Ausstellung der ACC Galerie Weimar im Rahmen von "pèlerinages" Kunstfest Weimar Mitgliederbewegungen Das neue Linzer Musiktheater, das am 11. 05.12.13 "Candide" L’Opéra national de April 2013 eröffnet wurde, bringt bis 2015 Lorraine, Nancy; Sam Brown, Annemarie- alle vier Teile des „Ring des Nibelungen“ Woods (1. Preis 2011) Zugänge: szenisch auf die Bühne. Inszeniert wird „Lohengrin“-Tage im September 2013 Dr. Ilse und Dr. Martin Bartenstein 19.12.13 "Die Csárdásfürstin" Stadtthea- der „Ring“ von Uwe Eric Laufenberg, ab Mag. Barbara Griser ter Klagenfurt; Tobias Kratzer, Rainer 2014 Intendant des Staatstheaters Wies- Dr. Manfred Oberreither Sellmaier (1. Preis 2008) baden, die musikalische Leitung hat Lan- Anlässlich der Premiere am 28. Septem- nierenden Breite von akustischen, bild- Kenner bekannt, und es ist sehr zu be- destheater-Chefdirigent Dennis Russell ber 2013 zur Eröffnung der neuen Sai- nerischen, installativen Ausstellungsex- grüßen, dass er nunmehr auch wieder Davies. son mit „Lohengin“ veranstaltet das ponaten geführt hat, welche mannigfa- in Graz mit einer Einführung zu

Interessenten (Ersatzliste!) werden gebe- Wagner Forum Graz gemeinsam mit der che Facetten des Themas zwischen „Lohengin“ zu erleben sein wird ten, sich bei Frau Traude Königshofer Oper Graz wieder einmal „Wagner- Pathos, Ironie und Satire freilegen (Sonntag 22. September 2013, 18 Uhr, (Tel.: 0664 391 24 06 oder Tage“. Dies ist ein Beitrag zum großen (Eröffnung Samstag 28. September Vorbühne der Oper Graz, Ermäßigung [email protected]) Wagner-Jahr, um die 200. Wiederkehr 2013, 17.30 Uhr, im Spiegelfoyer der für Forum-Mitglieder). zu melden. des Geburtstags des Meisters entspre- Oper, vor der Premiere um 18.30 Uhr). Die Premiere des „Lohengrin“ steht chend zu begehen. Dass die Wahl der Als weiterer besonderer Programm- unter der musikalischen Leitung von Intendantin Elisabeth Sobotka auf punkt der „Lohengrin“-Tage ist in einem Julien Salemkour, Inszenierung: Johan- „Lohengrin“ fiel, stellt einen sehr gelun- Künstlergespräch im Hause Weyringer nes Erath, Bühne: Kaspar Glarner, Kostü- genen Bezug zur Geschichte der Grazer eine Begegnung mit dem Produktions- me: Christian Lacroix. Es singen u. a. Oper her, da diese ja 1899 mit derselben dramaturgen und Hamburger Operndi- Derrick Ballard (Heinrich der Vogler), Oper glanzvoll eröffnet wurde. rektor Francis Hüsers, Kaspar Glarner, Johannes Chum (Lohengrin), Sa- dem Bühnengestalter der Neuinszenie- ra Jakubiak (Elsa), Anton Keremidtchiev Das besondere Highlight der rung, und dem Sänger des Lohengrin, (Friedrich von Telramund), Michae- „Lohengrin“-Tage ist die Ausstellung Johannes Chum, zu erwarten (Freitag la Martens (Ortrud). „Mein lieber Schwan“, die Frau Dr. Nike 27. September 2013, ab 19.00 Uhr, be- Wagner für ihr Weimarer Kunstfest ent- Das Wagner Forum Graz freut sich über schränkte Teilnehmerzahl, mit Anmel- wickelt hat und die sie nun auch in Graz ein reichhaltiges Veranstaltungsange- dung). zeigen wird. Sie hat zeitgenössische bot im Rahmen der heurigen „Wagner- Künstler dazu motiviert, sich aus heuti- Der äußerst beliebte Künstler und Kom- Tage“ und erhofft sich eine rege Teil- ger Sicht mit dem alten, äußerst schat- mentator Stefan Mickisch ist vor allem nahme durch seine Mitglieder und wei- tierungsreichen Mythos Schwan ausei- durch seine legendären Bayreuther tere Interessierte. Bildnachweise: links „Pnima… ins Innere“, Luzerner Theater, David Hermann; rechts „Lohengrin“, Nationaltheater Weimar, Tobias Kratzer und nanderzusetzen, was zu einer faszi­ Präsentationen als besonderer Wagner- Rainer Sellmaier

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