RICHARD WAGNER-VERBANDES WIEN Vormals Akademischer Wagner Verein Gegr
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MITTEILUNGSBLATT DES RICHARD WAGNER-VERBANDES WIEN vormals akademischer Wagner Verein gegr. 1872 Postanschrift: c/o Dr. Heinrich Tettinek, Praterstraße 50, 1020 Wien e-mail: [email protected], internet: www.richardwagnerverband.at Anmeldungen und Auskünfte bei Frau Dkfm. Liane Bermann Telefon und Fax: 470 25 08 Montag und Mittwoch von 8 bis 13 Uhr März/April 2008 Sehr geehrte Mitglieder! Vor wenigen Wochen jährte sich zum 125. Male der Todestag Richard Wagners, der am 13. Februar 1883 in Venedig verstorben ist. Ein guter Anlass, sich wieder einmal Gedanken über die Zukunft der von ihm gegründeten Bayreuther Festspiele zu machen. Einen sorgenvoll–skeptischen Blick in diese Zukunft wirft unser Präsident Dr. Heinrich Tettinek mit dem zweiten Teil seines tief schürfenden Essays „Quo vadis, Bayreuth“. Zuvor aber muss über die skurrile Geschichte der Neueinstudierung von Wagners „Meistersingern“ berichtet werden, mit der die Pechsträhne der Wiener Staatsoper in Sachen Wagner ihre Fortsetzung nahm. Nachzuholen sind auch die Berichte über zwei Kurzfassungen des „Ringes“ in St. Pölten und Wien. Interessante Buchtipps sowie Hinweise auf Veranstaltungen und Reisen ergänzen wie stets unser Mitteilungsblatt. Wir wünschen unseren Mitgliedern und Freunden frohe Ostern, im Idealfall mit einer Staatsopernaufführung des „Parsifal“ unter Christian Thielemann – hoffentlich ohne Umbesetzungen! ghjk ZITIERT ihm verwandelte sich Wolfgang Koch während der drit- ten Pause vom Bäckermeister Fritz Kothner in den „Mann – Ihr wisst ja gar nicht was ihr für ein Glück Schuster Hans Sachs, während Wolfgang Bankl seiner- habt hier in Wien. Endlich kann man beim Dirigieren seits vom Nachtwächter zum Bäckermeister avancierte. auch mal auf die Bühne schau’n, ohne wegen der Am 16.01. schließlich durfte Wolfgang Koch von Inszenierung zu erschrecken. Behaltet euch das!“ Anfang an den Hans Sachs verkörpern; in kluger Voraussicht hatte man ihn bereits im Vorfeld die Partie Christian Thielemann mitproben lassen. Ein verwirrender Sachverhalt, in der Tat. Zu verdeut- AKTUELLE BERICHTE lichen ist er wohl am besten tabellarisch: Böser, böser Monat Januar… Sachs Stolzing David Zur Neueinstudierung der „Meistersinger von 12.01. Struckmann Seiffert Ernst Nürnberg“ an der Wiener Staatsoper 16.01. Struckmann Very Schade 19.01. Struckmann Botha Schade Vom Pech verfolgt sind derzeit die Bemühungen der 23.01. Struckmann/Koch Botha Schade Wiener Staatsoper um Richard Wagner: Nach dem 26.01. Koch Botha Schade bekannten Missgeschick bei der „Walküren“-Premiere mussten nun bei der Neueinstudierung der Resumé: Die für die geplante DVD gewünschte „Meistersinger von Nürnberg“ unter Christian Idealbesetzung Struckmann – Botha – Schade stand Thielemann, knapp vor der Quasi–Premiere die Tenöre nur einen einzigen ganzen Abend lang gemeinsam auf Johan Botha und Michael Schade ersetzt werden. der Bühne… Sollte vielleicht doch jener Operndirektor Beide hatten bereits in der „Erweiterten Orchester- recht gehabt haben, der meinte, man dürfe im Jänner probe“ (sprich: Generalprobe) lediglich markiert. Als nur Ballettabende ansetzen? Stolzing sprangen am 12.01. Peter Seiffert und am 16.01. Raymund Very ein; den David sang in der Hier nun die Eindrücke unserer Mitarbeiter: ersten Aufführung Norbert Ernst. Die 69. Aufführung der Otto–Schenk–Inszenierung Damit nicht genug: In der Vorstellung vom 23.1. mus- fand am 12.01.2008 statt. Die Spannung war groß ste Falk Struckmann als Hans Sachs – auch er schon wie immer, wenn Christian Thielemann am Dirigen- von Beginn der Serie merklich angeschlagen – nach tenpult erwartet wird. Der erschien auch tatsächlich, dem zweiten Akt endgültig das Handtuch werfen. Statt allerdings erst nach dem Direktor des Hauses, der innerhalb von zwei Monaten wieder das geschätzte Stimmführer der zweiten Geigen und flüstert: „War das Publikum informieren musste, dass gleich zwei seiner heute nicht eine Lektion im Leisespielen…?“) Stars krankheitshalber ausfielen. Michael Schade ist bekanntlich bei der Darstellung des So hörten wir am 12. Jänner statt Johan Botha den liebenswerten Lehrlings David in seinem Element. Im ausgezeichnet disponierten Peter Seiffert und anstelle ersten Akt meisterte er, wieder genesen, seinen schwie- von Michael Schade einen jungen Österreicher, rigen Part oft im mezza voce, war dann aber in der Norbert Ernst, der diese Partie bereits im letzten Schusterstube stimmlich voll „da“. Sein David bleibt Sommer auf dem Grünen Hügel gesungen hat. Auch sicher beispielhaft. er ein vollwertiger Ersatz mit geschmeidigem Tenor und Gustav Ortner wendiger Spielfreude. In der Vorstellung vom 26. Jänner – sie war laut Mit Falk Struckmann als Sachs konnte man zufrieden Maestro Thielemann die beste von allen fünf – bot sein, wenngleich seine Bühnenpräsenz doch deutlich Wolfgang Koch als Hans Sachs eine perfekte Leistung. gegenüber dem Konzept von Christine Mielitz in der Sein voll strömender, runder Bariton ist weicher als Volksoper schwächelte. Ein neugierig erwartetes jener von Falk Struckmann; ausgezeichnet seine Rollendebut kam vom verlässlichen Adrian Eröd, der Textdeutlichkeit, problemlos sein Durchhaltevermögen einen wohlklingenden Beckmesser ablieferte, ohne bis zum Schluss. Perfekt, gleichfalls textdeutlich und allerdings den Funken Bösartigkeit beizusteuern, der ohne Ermüdungserscheinungen sang Johan Botha den dieser Figur letztlich innewohnt – auch wenn’s Stolzing; entgegen seinem Image als „statuarisch“ Katharina Wagner in Bayreuth anders sieht… bewegte er sich soviel, wie es die Partie erforderte. Das Evchen von Ricarda Merbeth zeigte einmal mehr R.V. die Entwicklung dieser Sängerin hin zur Hochdramati- schen. Nuanciert führte sie ihre volle Stimme und „Wagners Nibelungenring für Kinder“ beglückte vor allem im Quintett sowie im Zusammen- klang mit Peter Seiffert. Der frische Mezzosopran der Noch kürzer – nämlich nur eine bloße Stunde – dauer- Linzerin Michaela Selinger gefiel als eine allerdings viel te „Wagners Nibelungenring für Kinder”, diese allseits zu jugendliche Magdalene und – selten genug – konn- gerühmte (und vom Publikum dementsprechend te man bei den Meistersingern zufrieden aufhorchen. gestürmte) Produktion im Kinderopernzelt am Dach der Alexander Kaimbacher, einer unserer Stipendiaten, Wiener Staatsoper. In ihrer ursprünglich für das New feierte ebenso ein gelungenes Rollendebut wie unser National Theatre Tokyo erstellten Fassung haben Vorstandsmitglied Clemens Unterreiner. Etwas wortun- Matthias von Stegmann (Text) und Hirofumi Misawa deutlich Ain Anger als Pogner. Wolfgang Koch ausge- (Musik) – anders als bei der in St.Pölten gezeigte vier- zeichnet als Kothner – da wusste man noch nicht, dass stündige Fassung – nicht die Tetralogie im Schnellgang er in der vorletzten Aufführung dieser Serie zum Hans durcheilt. Sie heben vielmehr aus ihren wesentlichen Sachs mutieren würde… Doch davon später. Elementen eine neue Märchenhandlung geformt, in Vorzüglich der bestens einstudierte Chor und mehr als der dennoch mancherlei Highlights des Originals zu vorzüglich Christian Thielemann, der nach anfäng- ihrem Recht kommen, so etwa Walkürenritt, Wotans lichen Zaudern und Schwächeln im Orchester erhaben Abschied, die Schmiedeszene oder Siegfrieds durch das Werk steuerte. Auch er noch ahnungslos, Rheinfahrt. was ihm die Folgevorstellungen bescheren sollten… Hier einige Pressestimmen: „Matthias von Stegmann Ingrid Rant gelang eine spannende Geschichte, die er selbst virtu- os inszenierte.” (Salzburger Nachrichten). „Entzücken- Für die Aufführung am 16. Jänner wurde, da Johan de Kostüme (Kozume Hibino) und einfallsreiche, effekt- Botha noch immer nicht gesundet war, im letzten volle Bühnenbilder (Agnes Hasun) geben der Moment Raymund Very aus New York eingeflogen. Er Aufführung spürbaren Zauber, dem Alt und Jung erlie- verkörperte glaubwürdig den gut aussehenden jungen gen.” (Neue Kronenzeitung). „Das Bühnenorchester Ritter, der in die Stadt auf „Brautschau“ kommt. der Staatsoper (Dirigent: Jendrik Springer) spielt so gut Stimmlich fehlte ihm vor allem im ersten Akt die not- wie kaum jemals zuvor und der Wagnersound wirkt wendige Strahlkraft; er wurde jedoch im Laufe des auch bei kleinster Besetzung.” (Österreich). „Daniela Abends immer sicherer und gewann mehr und mehr an Fally (Waldvogel), Ildikó Raimondi (Brünnhilde), Stimmvolumen. Im Ganzen eine sehr befriedigende Michael Roider (in letzter Sekunde als Siegfried einge- Leistung; man musste ihm für sein Einspringen dankbar sprungen...), Adrian Eröd (Wotan) und Janusz sein. Monarcha (Fafner) machen ihren Rollen im kleinen Zelt (Dazu, als Einschub ein kleines Apercu: Beim Abgang alle Ehre.” (Kurier). nach dem dritten Akt beugt sich Thielemann zum ghjk 2 PERSPEKTIVEN rungen verbindlich für die Welt zu schaffen, da der Komponist unter unzulänglichen Aufführungen litt, zumal er wusste, welche szenischen Momente ihn zu Quo vadis, Bayreuth (2. Teil) welchen Takten bewogen hatten: Es fehlte ihm die Als der Artikel im August 2007 nach den Festspielen Koinzidenz von Musik und Bühnengeschehen. Wenige konzipiert wurde, waren die weiteren Entwicklungen wissen heute, dass auch Verdi – wie viele andere nicht abzusehen. Sie gestalteten sich noch dramati- Komponisten – im Alter Musterbücher, wie später auch scher, als erwartet. Berthold Brecht, herausgab mit Regieanweisungen und Figurinen. Brecht und Erben ließen Inszenierungen nur So fand die Sitzung der Stiftung plangemäß im Herbst nach den Musterbüchern zu. Der moderne Ligeti ver- 2007 statt und wurde durch Wolfgang Wagner wieder langte in Salzburg