Bernhard Vogel Zum 70. Geburtstag

Total Page:16

File Type:pdf, Size:1020Kb

Bernhard Vogel Zum 70. Geburtstag 397_17_22_Schmitt 28.11.2002 16:49 Uhr Seite 17 Den Wandel gestalten und Bernhard Vogel sich im Wandel bewähren zum 70. Geburtstag Karl Schmitt „Jugend ist nicht ein Lebensabschnitt, sie Ausnahmen abgesehen) sich nie zu höhe- ist ein Geisteszustand. Sie ist Schwung ren Positionen gedrängt, sondern hat des Willens, Regsamkeit der Fantasie, neue Aufgaben übernommen, wenn er Stärke der Gefühle, Sieg des Mutes über gerufen wurde. die Feigheit, Triumph der Abenteuerlust Der Weg Bernhard Vogels in die Poli- über die Trägheit. Niemand wird alt, weil tik begann – untypisch schon für seine er eine Anzahl Jahre hinter sich gebracht Generation, zu schweigen von der heuti- hat . .“ Wenn diese Weisheit Albert gen – nicht in einer Partei, sondern in der Schweitzers auf einen deutschen Politiker katholischen Jugendbewegung, in der er zutrifft, dann auf Bernhard Vogel, ist er sich in seiner Schüler- und Studentenzeit doch in der Tat mit den Jahren jung ge- engagierte. Hier entdeckte und entwi- blieben und eine außergewöhnliche, ja in ckelte er die Begabungen, die ihm später vieler Hinsicht singuläre Gestalt in der zugute kamen: die Fähigkeit, Menschen deutschen politischen Landschaft. zu überzeugen, zu gewinnen und zu füh- Wenn er seinen 70. Geburtstag feiert, ren, sowie ein ausgeprägtes Organisa- kann er auf eine Amtszeit als Landesre- tionstalent. Es verwundert nicht, dass er gierungschef von knapp 23 Jahren zu- sich für das neue Studienfach Politische rückblicken, die längste aller Ministerprä- Wissenschaft entschied, das in Heidel- sidenten der deutschen Nachkriegsge- berg eines seiner ersten Zentren hatte. schichte. Auch in Thüringen übertrifft die Für seine akademischen Lehrer Alfred Dauer seines Wirkens als Regierungschef Weber, Carl Joachim Friedrich und insbe- die sämtlicher Vorgänger seit Gründung sondere Dolf Sternberger war Politik- des Landes 1920. Zugleich ist Bernhard wissenschaft Demokratiewissenschaft. Vogel der einzige Ministerpräsident in der Sternberger, der sich als „Staatsfreund“ Geschichte der Bundesrepublik, der das bezeichnete, dem wir den Begriff „Ver- Amt in zwei Ländern ausgeübt hat, dazu fassungspatriotismus“ verdanken und noch im Westen und im Osten. den sein Schüler Bernhard Vogel später als „Lehrmeister unseres Verfassungs- Über die Wissenschaft der Politik staats“ rühmte, dieser Gelehrte forderte Hinter diesen äußeren Daten verbirgt sich einerseits eine genaue Beobachtung der eine noch wichtigere Besonderheit seiner politischen Wirklichkeit, bestand ande- politischen Laufbahn: Dem Vorbild sei- rerseits aber zugleich auf der Auseinan- nes Vaters folgend, bereitete er sich auf dersetzung mit den normativen Grundla- eine akademische Karriere vor. Er hat gen politischer Ordnungen: „Die politi- nicht beschlossen, Politiker zu werden, sche Wissenschaft... (kann sich) niemals sondern ist gleichsam in diesen Beruf hin- mit der bloßen Registrierung von Daten eingeglitten. Und als er dann doch Politi- begnügen, sie muss es zum Urteil brin- ker geworden war, hat er (von seltenen gen . .; (sie ist) immer zugleich empiri- Nr. 397 · Dezember 2002 Seite 17 397_17_22_Schmitt 28.11.2002 16:49 Uhr Seite 18 Karl Schmitt sche und normative Wissenschaft.“ In tens stets bewusst: „Politiker sind nicht diesem Geist lernte Bernhard Vogel das die Ingenieure menschlichen Glücks.“ Handwerk des Politikwissenschaftlers, promovierte 1960 bei Sternberger mit ei- Kultusminister in Zeiten ner Dissertation über Freie Wählerverei- der „Bildungskatastrophe“ nigungen in den Kommunen und begann Seine Tätigkeit als Kultusminister setzte in den folgenden sieben Jahren als Assis- Bernhard Vogel fort, als sein Heidelberger tent und Lehrbeauftragter am Heidelber- Studienfreund Helmut Kohl 1969 Peter ger Seminar die Arbeit an einer Habilita- Altmeier nach dessen fast 22-jähriger tionsschrift über die Fragestunde im bri- Amtszeit als Ministerpräsident von Rhein- tischen Unterhaus, die ihm eine akademi- land-Pfalz ablöste und damit einen Gene- sche Laufbahn eröffnen sollte. rationswechsel und zugleich einen Neu- aufbruch in der Landespolitik einleitete. Geprägt von der Vogels Amtszeit fiel in eine Ära, in der katholischen Soziallehre nach dem Machtwechsel in Bonn nicht nur Eine weitere Prägung erfuhr er durch die sozialliberale Bundesregierung eine seine gleichzeitige Tätigkeit als Bildungs- bis dahin nicht gekannte Reformeuphorie referent am Heinrich-Pesch-Haus in entfachte. Auch die Länder standen – spä- Mannheim, dem „Vorort des süddeut- testens seit Georg Picht 1964 die „Bil- schen Sozialkatholizismus“ (Hans Mai- dungskatastrophe“ ausgerufen hatte – vor er). Hier vermittelte er die katholische So- großen Reformherausforderungen ge- ziallehre und wurde selbst tief von ihr ge- rade im Bildungsbereich, wobei sich die prägt. Der Übergang Bernhard Vogels in Auseinandersetzungen über Strukturen die praktische Politik vollzog sich glei- und Inhalte immer stärker polarisierten. tend; seine Mitgliedschaft im Heidelber- Von Anfang an bezog der junge Kultus- ger Stadtrat (1963–1965) und sein 1965 er- minister klare Positionen. Er bekämpfte rungenes Direktmandat im Deutschen jede falsche Politisierung der Schule, ihren Bundestag betrachtete er als eine Art an- Einsatz als „Schaltgetriebe für Gesell- spruchsvolle Nebentätigkeit. Die Arbeit schaftsreformen, [. .] als Reparaturbetrieb an seiner Habilitationsschrift brach er erst für alle gesellschaftlichen Mängel“ (Wer- ab, als Peter Altmeier ihn 1967 mit 34 Jah- ner Remmers). Stattdessen forderte er die ren als Kultusminister in sein Kabinett Orientierung an den Zielen der Chancen- nach Mainz berief. Der Politikwissen- gerechtigkeit und der individuellen För- schaft blieb er zeitlebens nicht nur durch derung. Jeder sollte die Chance bekom- eine beeindruckende Zahl von Fachveröf- men, seinen Weg zu gehen. Dies setzte ein fentlichungen eng verbunden. Sie prägte differenziertes Schulwesen mit Alternati- auch seinen Regierungsstil. Wie kaum ein ven in gleichrangigen Bildungswegen und anderer Politiker verband er die vita ac- jeweils spezifischer Leistungsförderung tiva mit der vita contemplativa, die den voraus, nicht aber eine egalitäre Einheits- beständigen Dialog mit der Wissenschaft schule. Diese Grundsätze wurden bestim- sucht. Diese theoretisch-wissenschaftli- mend für den Um- und Ausbau des Schul- che Neigung bewahrte ihn einerseits da- systems, den Bernhard Vogel mit Energie vor, ein reiner Pragmatiker oder gar Tech- und Augenmaß ins Werk setzte: Abschaf- niker der Politik zu werden. Sein Blick fung der Konfessionsschulen und ihre Er- ging immer auch auf das Übergreifende setzung durch christliche Gemeinschafts- und Prinzipielle. Im Sinne von Max We- schulen bei Erhaltung des gegliederten bers Verantwortungsethik waren ihm an- Schulwesens, Einführung des 10. Schul- dererseits die Grenzen politischen Gestal- jahres in Hauptschulen als Angebot, Re- Seite 18 Die politische Meinung 397_17_22_Schmitt 28.11.2002 16:49 Uhr Seite 19 Bernhard Vogel zum 70. Geburtstag form der Sonderschulen, Leistungssteige- Die folgenden Jahre als Vorsitzender rung der Lehrerbildung durch Einrich- der Konrad-Adenauer-Stiftung wird tung einer Erziehungswissenschaftlichen Bernhard Vogel als Rückkehr zu seinen Hochschule. Der Mangel an Studienplät- Ursprüngen, an die Schnittstelle von Wis- zen in Rheinland-Pfalz wurde durch die senschaft und Politik und zum Dialog von von ihm in kürzester Zeit zum Erfolg ge- Geist und Macht empfunden haben. Als in führte Gründung der Universität Trier- Thüringen im Januar 1992 Ministerpräsi- Kaiserslautern beseitigt. dent Joseph Duchac zurückgetreten war, zögerte Vogel jedoch nicht, dem Ruf füh- Ministerpräsident render Thüringer CDU-Politiker zu fol- in Rheinland-Pfalz gen, in Erfurt dessen Nachfolge anzutre- Als Helmut Kohl 1976 als Fraktionsvor- ten. Er sah es „als unverhofftes Glück, in sitzender in den Bundestag nach Bonn der Politik noch einmal weitermachen zu wechselte, setzte sich Bernhard Vogel ge- dürfen“, fügte aber hinzu: „Wenn man gen Kohls Wunschkandidat Gaddum als jetzt gebraucht wird, [. .] dann hat man ei- Nachfolger im Amt des Ministerpräsi- gentlich die verdammte Pflicht, sich dafür denten durch. Unterstützt durch ein zur Verfügung zu stellen.“ Vogel kam Team junger, innovativer und dynami- nicht unvorbereitet nach Thüringen. Dass scher Minister (u. a. Geißler, Gölter, Lau- für ihn das Eintreten für die deutsche Ein- rien und Töpfer), trieb er die Entwick- heit weit mehr als ein Lippenbekenntnis lung von Rheinland-Pfalz, das noch im- bedeutete, hatte er bereits dadurch unter mer unter den Rückständen eines Agrar- Beweis gestellt, dass er über Jahrzehnte landes litt, voran. Seine Erfolge in der hinweg mehrmals im Jahr in die DDR ge- Verwaltungsreform, beim Ausbau der reist war, um sich ein persönliches Bild zu Verkehrswege, bei der Förderung der machen und Verbindungen zu pflegen. Forschungslandschaft und der Kommu- Die Städtepartnerschaften Trier/Weimar nen verschafften ihm rasch große Popula- und Mainz/Erfurt gehen auf sein nach- rität als „Landesvater“, der seiner Partei drückliches Eintreten bei Erich Honecker bei zwei Landtagswahlen die absolute zurück. Mehrheit sichern konnte. Besondere Ver- dienste erwarb sich Bernhard Vogel in Neuanfang in Thüringen der Medienpolitik: mit dem Kabelfern- Die Herausforderungen, vor denen er in seh-Pilotprojekt Ludwigshafen über- Thüringen stand, waren ungleich größer nahm Rheinland-Pfalz eine Pionierrolle als in Rheinland-Pfalz. In seiner ersten Re- bei der Einführung des privaten Rund- gierungserklärung steckte er sich ein ho- funks in Deutschland.
Recommended publications
  • Aufsatz Die Unterschiedlichen Regelungen Zur Amtszeit Des Amtseides »Vor« Dem Amtsantritt Bzw
    LKRZ_10_2011:LKRZ_4_2011.qxd 28.09.2011 13:35 Seite 361 10/2011 LKRZ 5. Jahrgang, Seiten 361–400 Zeitschrift für Landes- und Kommunalrecht Hessen | Rheinland-Pfalz | Saarland Herausgeber: Claus Böhmer, Präsident des Oberverwaltungsgerichts des Saarlandes | Prof. Dr. Christoph Gröpl, Universität des Saarlandes | Dr. Herbert Günther, Ministerialdirigent a.D., Staatskanzlei des Landes Hessen | Klaus-Ludwig Haus, Direktor des Landesverwaltungsamtes des Saarlandes | Prof. Dr. Reinhard Hendler, Universität Trier | Prof. Dr. Georg Hermes, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main | Prof. Dr. Hans-Detlef Horn, Philipps-Universität Marbug, Richter am Hessischen Verwaltungsgerichtshof | Prof. Dr. Friedhelm Hufen, Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mit- glied des Verfassungsgerichtshofs Rheinland-Pfalz | Dr. Curt M. Jeromin, Fachanwalt für Verwaltungsrecht, Andernach | Prof. Dr. Siegfried Jutzi, Minis- terialdirigent, Ministerium der Justiz und für Verbraucherschutz des Landes Rheinland-Pfalz, Vertreter des öffentlichen Interesses des Landes Rheinland- Pfalz, Honorarprofessor der Johannes Gutenberg-Universität, Mainz | Prof. Dr. Holger Kröninger, Fachanwalt für Verwaltungsrecht, Saarbrücken | Prof. Dr. Klaus Lange, Justus-Lie big-Universität Gießen, Präsident a.D. und Mitglied des Staatsgerichtshofs des Landes Hessen | Prof. Dr. Karl-Friedrich Meyer, Präsident des Verfassungsgerichtshofs und des Oberverwaltungsgerichts Rheinland-Pfalz | Wolfgang Reimers, Präsident des Hessischen Verwal- tungsgerichtshofs a.D. | Prof. Dr. Gunnar Schwarting,
    [Show full text]
  • 1. Vorbemerkung Zu Hans-Jochen Vogel
    Liebe Freundinnen und Freunde in der SEN der CSU, meine Damen und Herren im interessierten Umfeld, inzwischen haben Sie sich, wir uns alle daran gewöhnt, dass der Landesvorstand, besser der Landesvorsitzende der SEN in unregelmäßigem Abstand auf besondere Ereignisse, Persönlichkeiten und Gemengelagen aufmerksam macht, solche, die aus dem Tagesgeschäft herausstechen und zumindest nach meiner eigenen Einschätzung unsere/Ihre Aufmerksamkeit verdienen. Dabei beschränke ich mich bisher darauf, Kluges, das zur Begründung und Festigung der eigenen Standpunkte und Überzeugungen gesagt wird, reihum dem Argumentationsgut zuzufügen. Weil ich diese stillschweigend gehandhabte Verfahrensweise heute unterbreche, schicke ich der Aussendung diese Sätze voraus: 1. Vorbemerkung zu Hans-Jochen Vogel Am vergangenen Sonntag ist 94-jährig in München im Augustinum Hans-Jochen Vogel, der langjährige Münchner Oberbürgermeister und die nicht nur für die bayerische SPD weg- und richtungsbestimmende Parteigröße gestorben. Die SPD-Granden selbst werden seither nicht müde, die großen Fähigkeiten, die außergewöhnliche Ausstrahlung und die persönliche Verlässlichkeit ihres langjährigen Vormannes zu rühmen. Zu Recht wird Hans-Jochen Vogel in einem Atemzug mit Willy Brandt, Helmut Schmidt und Gerhard Schröder genannt. Den zeitgemäßen Charakter der Arbeiterpartei haben wenige andere so glaubwürdig verkörpert wie Hans-Jochen Vogel, dessen bürgerliche, ja und auch deutsche Mentalität sich auch darin offenbart, dass die Familie nicht nur ihn machen, schalten und walten lässt, sondern auch den CDU-Bruder und späteren zweifachen Ministerpräsidenten Prof. Dr. Bernhard Vogel. Dass sich solche liberale Spannbreite „leben“ lässt, beweist u.a. die späte Veröffentlichung der Brüder: „Deutschland aus der Vogelperspektive“. Wenn es denn gälte, Belege dafür zu sammeln, dass das zusammengeht, das sozialdemokratische und das christdemokratische „S“ in der Politik, dann spiegeln das die Brüder Vogel wider.
    [Show full text]
  • Wie Alles Begann: Die Gründung Der Universität Trier-Kaiserslautern Vor 40 Jahren“ Impressum
    REDEN AN DER UNIVERSITÄT 40 Jahre Universität Trier Festvortrag von Ministerpräsident a.D. Professor Dr. Bernhard Vogel Ehrenvorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung „Wie alles begann: Die Gründung der Universität Trier-Kaiserslautern vor 40 Jahren“ Impressum Herausgeber: Der Präsident der Universität Trier Redaktion: Peter Kuntz, Leiter der Pressestelle Fotos: Universität Trier Satz und Druck: Technische Abteilung der Universität Trier Druck: Juli 2010 3 40 Jahre Universität Trier Festvortrag von Ministerpräsident a.D. Professor Dr. Bernhard Vogel Ehrenvorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung 18. Mai 2010 „Wie alles begann: Die Gründung der Universität Trier-Kaiserslautern vor 40 Jahren“ 4 Inhalt Impressum . 2 Vorwort . 5 des Präsidenten Prof. Dr. Peter Schwenkmezger „Wie alles begann: . 7 Die Gründung der Universität Trier-Kaiserslautern vor 40 Jahren“ Ministerpräsident a.D. Professor Dr. Bernhard Vogel 5 Vorwort Die Universität Trier feiert in diesem Jahr ihr 40-jähriges Ju - biläum. Dies ist Anlass genug, die Entstehungsgeschichte kurz nach - zuzeichnen. Nachdem Trier bereits von 1473 bis 1798 eine eigene Universität hatte, die im Zuge der napoleonischen Kriege wie alle linksrheinischen Universitäten wieder geschlossen wurde, fiel im Jahr 1969 die Entschei - dung, in Rheinland-Pfalz eine weitere Universität zu gründen. Dazu beschloss im Juli 1969 die rheinland-pfälzische Landesregierung das Mem - orandum zur Gründung einer zweiten Universität. Am 1. September 1969 nahm die durch Erlass vom damaligen Kultusminis - ter Dr. Bernhard Vogel errichtete Dienststelle zur Vorbereitung der Errich - tung der Universität Trier-Kaiserslautern unter Leitung von Prof. Dr. Mar - tin Graßnick ihre Tätigkeit auf. Am 20. November 1969 stimmte der Wis - senschaftsrat der Neugründung zu und empfahl dem Bund, die neue Uni - versität Trier-Kaiserslautern in die Hochschulbauförderung aufzunehmen.
    [Show full text]
  • Mann Ohne Schablonen Von Gerhard Schröder Bernhard Vogel
    490_73_76_Vogel 29.07.2010 6:47 Uhr Seite 73 Zum 100. Geburtstag Mann ohne Schablonen von Gerhard Schröder Bernhard Vogel Am 11. September vor einhundert Jahren gemeinschaft des Gymnasiums an; hier wurde Gerhard Schröder in Saarbrücken wurde sein besonderes Interesse für die geboren. Er lässt sich schwerlich mit ei- Philosophie Immanuel Kants geweckt, nem Begriff charakterisieren. „Schablo- die er sein Leben lang pflegte. Noch im nen passen nicht zu ihm“, wie Helmut Jahr seines Todes, 1989, sagte Schröder: Schmidt einmal gesagt hat. Schröder war „Kant ist für mich ein unauslöschliches Jurist, Doktor der Rechtswissenschaften, Symbol des Lebens und der Entwicklung wissenschaftlicher Assistent, Anwalt, als geworden, der Philosoph einer strengen der er kurzfristig auch in der Industrie Lebensauffassung und strenger Anforde- tätig war, Mitglied der Bekennenden Kir- rung. Er war für mich der Mann, der che, nach 1945 Mitbegründer der CDU, eigentlich das Beste war, was Preußen- Vorsitzender ihres Evangelischen Ar- Deutschland hervorgebracht hat.“ beitskreises und vor allem ein Mann mit Besonderes Augenmerk verdient sein einer ungewöhnlich langen Amtszeit von Abituraufsatz, der neben der Note „sehr über sechzehn Jahren als Bundesminister gut“ auch den Viktor-von-Scheffel-Preis in drei Schlüsselressorts. für den besten Aufsatz bekam. Darin setzt Ein reiches Leben, ein außergewöhn- sich der Achtzehnjährige am Ende der licher Lebenslauf in einer bewegenden Weimarer Republik mit dem Staatsgedan- und aufregenden Zeit. Es sollte ein wenig ken in Kleists Prinz von Homburg auseinan- der Vergangenheit entrissen werden. Zu der und schreibt: „Allgemeine Gesetzge- Recht hat der Philosoph Odo Marquard bung, nicht Eigenwille, nicht Eigennutz gesagt: „Zukunft braucht Herkunft.“ Ge- sollen Leitstern des Handelns sein.
    [Show full text]
  • Unsere Disziplin Muss Helfen, Die Gegen- ADENAUER-STIFTUNG Sitionspapieren Und Aktionsprogrammen
    REDE Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. Heidelberg PROF. DR. BERNHARD VOGEL VORSITZENDER DER KONRAD- „Unsere Disziplin muss helfen, ADENAUER-STIFTUNG MINISTERPRÄSIDENT A.D. die Gegenwartsfixierung zu durchbrechen!“ 30. Mai 2008 Meine sehr verehrten Damen und Herren! Professor zu ihm hätte ich es mit Sicherheit www.kas.de nicht gebracht. Dieter Nohlen und Arno Mohr haben sich erfreulicherweise der Aufgabe unterzogen, Erlauben Sie, dass ich auch an meinen da- zu „50 Jahre Institut für Politische Wissen- maligen Assistentenkollegen Rolf Richard schaft“ eine Festschrift vorzubereiten. Da Grauhan erinnere, dessen früher selbst ge- ich zu den Privilegierten gehöre, die den wählter Tod mich bis heute betroffen macht. Text vorab zu Gesicht bekommen haben Dankend erinnern möchte ich auch an mei- und da ich ungefähr erahne, was Klaus von nen Freund und Nachfolger als Assistent Beyme nach mir vortragen wird, muss ich Sternbergers, Peter Haungs, der allzu früh wohl darauf verzichten, die Entstehung der von uns gegangen ist. Politischen Wissenschaft und die Entwick- lung des Instituts für Politische Wissen- Anlass zu danken habe ich aber auch einer schaft in Heidelberg aus meiner Sicht nach- Reihe von Mitgliedern meiner eigenen ers- zuzeichnen. ten Proseminare: Horst Jaeckel, Adolf Lei- sen, Gerhard Weigand? Und vor allem Peter Nur aufs Danken möchte ich nicht verzich- Haungs, mit dem ich den Wahlkampf von ten. Auf den Dank, heute hier in der Alten 1961 beobachtet und eine recht umfängli- Aula meiner Universität zu Ihnen sprechen che Studie vorgelegt habe: „Wahlkampf und zu dürfen. Es ehrt mich und erfüllt mich mit Wählertradition“. Ein mehrsemestriges Se- Freude. Und dankbar erinnern möchte ich minar zu Fragen des europäischen Wahl- natürlich und in erster Linie an Dolf Stern- rechts folgte.
    [Show full text]
  • The Länder and German Federalism Prelims 27/5/03 11:39 Am Page Ii
    GPOLGunlicks cover 21/5/2003 5:22 pm Page 1 Issues in German Politics The Länder This book provides a detailed introduction to how the Länder (the sixteen states of Germany) function not only within the country itself but also within the wider context of European political affairs. Some knowledge of the role of the Länder is and German federalism essential to an understanding of the political system as well as of German federalism. The Länder This book traces the origin of the Länder. It looks at their place in the constitutional order of the country and the political and administrative system. Their organization and administration are fully covered, as is their financing. Parties and elections in the Länder and the controversial roles of parliaments and deputies are also examined. and German Because of their role in the Bundesrat, the second legislative chamber, the Lander are clearly an important part of the national legislative process. They participate in policy-making with regard to the European Union, and have limited influence on Germany's foreign affairs outside of Europe. This is the first English language book that considers the Länder in this depth. federalism Arthur Gunlicks is a professor of political science and chair of the department at the University of Richmond, Virginia Gunlicks Arthur Gunlicks ISBN 0-7190-6533-X 9 780719 065330 prelims 27/5/03 11:39 am Page i The Länder and German federalism prelims 27/5/03 11:39 am Page ii ISSUES IN GERMAN POLITICS Edited by Professor Charlie Jeffery, Institute for German Studies Dr Charles Lees, University of Sussex Issues in German Politics is a major new series on contemporary Germany.
    [Show full text]
  • Pages-From-1969-02-01 28-1.Pdf
    ~·HE WHITE HOUSE PRESIDENT RICHARD NIXON'S DAILY DIARY (See Travel Record for Travel Activity) PLACE DAY BEGAN DATE (Mo., Day, Yr.) .' February!23. 1969 TIME DAY THE WHITE HOUSE 6:55 a.m. Sunday PHONE TIME P=Placed R=Received ACTIVITY In Out Lo LD 6:55 The President had breakfast. 7:27 7:41 The President went to the South Grounds, boarded the heli­ copter, and flew to Andrews Air Force Base. For a list of those \Vho accompanied him, see APPENDIX lIAlI. 7 :57 The President departed for his European trip on Air Force One. For a list of those who accompanied him, see APPENDIX II BII . ALL FOLLOWING TIMES ARE EUROPEAN STANDARD TIME. 8:58 After approximately a seven hour flight, Air Force One landed (pm) at Brussels International Airport, Melsbroek. Belgium. Among those who greeted the President upon his arrival were: King Baudoin of Belgium Gaston Eyskens, Prime Minister of Belgium Pierre Harmel, Foreign Minister of Belgium Manlio Brosio, Secretary General of NATO Jean Rey, President of EEC 9:26 9:43 The President and King Baudoin of Belgium motored from the airport to the Palais du Roi. 9 :43 11:42 The President and the King met privately for about one half hour and then the President met for about an hour and a half \Vi th: Gaston Eyskens, Prime Minister of Belgium Pierre Harmel, Foreign Minister of Belgium William P. Rogers, Sec retary of State Henry A. Kissinger, Asst. for NSA 11:42 11:45 The President motored from the Palais du Roi to the Brussels Hilton Hotel.
    [Show full text]
  • Die Wahl Von Ministerpräsidenten Ohne Landtagsmandat
    100 Dokumentation und Analysen Die Wahl von Ministerpräsidenten ohne Landtagsmandat. Fallbeispiele und Überlegungen zur geplanten Verfassungsänderung in NRW Richard Ley Ein Vergleich der Regelungen zu den Wahlen der Ministerpräsidenten1 in den deutschen Bundesländern zeigt neben einer gewissen Homogenität auch deutliche Unterschiede 2. So ist in allen Bundesländern mit Ausnahme von Bayern, Berlin und Bremen für eine erfolg- reiche Wahl des Ministerpräsidenten im ersten Wahlgang die Mehrheit der Mitglieder des Landtags erforderlich3, und die Verfassungen von elf Bundesländern4 beinhalten die Ver- fahrensvorschrift, dass die Wahl ohne Aussprache5 durchzuführen ist . Beispielhaft für die „bunte“ Vielfalt sind die Lösungswege für den Fall, dass ein Kandidat im ersten Wahlgang nicht die erforderliche Mehrheit erhält 6. Die wenigen Vorschriften über die persönlichen Anforderungen an die Kandidaten zeigen interessante regionale Besonderheiten 7. So for- dern die Verfassungen von Bayern und Baden-Württemberg die Vollendung des 40 . bezie- hungsweise 35 . Lebensjahres, und die Verfassung von Nordrhein-Westfalen sieht als einzige vor (Art . 52 Abs . 1 LV-NRW) dass der Landtag8 „aus seiner Mitte“ den Ministerpräsiden- ten wählt . Über die Sinnhaftigkeit und Erforderlichkeit, dass zum Ministerpräsidenten nur ein Mitglied des Landtages gewählt werden kann, wird derzeit in Nordrhein-Westfalen disku- tiert .9 Die hier vorgelegte Dokumentation und Erörterung von Fällen, wo in anderen Bun- desländern der Gewählte kein Landtagsmandat innehatte, soll einen Beitrag dazu leisten, ob es nicht angebracht ist, den „Suchraum für Ministerpräsidenten“10, der den Fraktionen und Parteien zur Verfügung steht, und damit auch die Kandidatenauswahl zu vergrößern . 1 Die Bezeichnung Ministerpräsident wird nachfolgend als Synonym auch für die anderweitige Bezeichnung des Landeschefs (wie zum Beispiel in Berlin: Regierender Bürgermeister) verwendet .
    [Show full text]
  • Geschichte Der Konrad-Adenauer-Stiftung
    Geschichte der Konrad-Adenauer-Stiftung 1952 Erste Vorüberlegungen von CDU-Politikern für eine systematische staatsbürgerliche Bildungsarbeit im Geist christlich-demokratischer Werteordnung u.a. unter Beteiligung des 1954 verstorbenen Vorsitzenden des Evangelischen Arbeitskreises der CDU Hermann Ehlers, seines späteren Nachfolgers Robert Tillmanns und des Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Heinrich Krone. 1953-1955 Diskussionen im CDU-Bundesvorstand unter Beteiligung von Bundeskanzler Konrad Adenauer über die Errichtung einer Ausbildungs- und Schulungsstätte zur Förderung des politischen Nachwuchses. 20.12.1955 Gründung der Gesellschaft für christlich-demokratische Bildungsarbeit e.V. in Bonn als Vorläufer der Konrad-Adenauer-Stiftung. 22.12.1955 Kauf von Schloss Eichholz bei Wesseling von August Karl von Joest durch den neu gegründeten Verein. 1956 Umbau von Schloss Eichholz zur Bildungsstätte. Erste Seminare im Dezember. 12.4.1957 Eröffnung von Schloss Eichholz durch Bundeskanzler Konrad Adenauer mit einem Festvortrag des Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein, Kai-Uwe von Hassel. Zum ersten Vorsitzenden der Gesellschaft für christlich-demokratische Bildungsarbeit wird Bruno Heck gewählt, als stellvertretender Vorsitzender Konrad Kraske und als Schriftführer Heinrich Krone. 26.4.1958 Umwandlung der Gesellschaft für christlich-demokratische Bildungsarbeit e. V. in "Politische Akademie Eichholz e. V." Arnold Bergstraesser wird erster Vorsitzender, zweiter Vorsitzender Konrad Kraske. 1.6.1958 Der Soziologe und Publizist Rüdiger
    [Show full text]
  • Die Deutschen Christdemokraten Und Chile
    Wilhelm Hofmeister Die deutschen Christdemokraten und Chile Chile besitzt in den internationalen Beziehungen der “Christlich-Demokrati- schen Union” Deutschlands seit vielen Jahren eine besondere Bedeutung. Mit Ausnahme einiger europäischer Länder waren und sind die Beziehungen der deutschen Christdemokratie wohl zu keinem anderen Land der Erde so eng wie zu Chile. Der wesentliche Grund dafür ist das enge Beziehungsge- flecht zu der 1957 in Chile gegründeten christlich-demokratischen Partei, die ein “natürlicher” Partner deutscher Christdemokraten ist und über die Jahr- zehnte, trotz interner Spannungen und Spaltungen und trotz der wechsel- haften politischen Rahmenbedingungen, Beständigkeit bewiesen hat.1 Die Übereinstimmung in zentralen weltanschaulichen und politischen Grund- überzeugungen (trotz mancher Meinungsverschiedenheiten in wichtigen programmatischen Fragen, vor allem in zurückliegenden Jahrzehnten) sowie die immer wieder neu belebten und begründeten persönlichen Beziehungen zwischen maßgeblichen Repräsentanten beider Parteien tragen dazu bei, dass diese Bindungen bereits in der dritten Generation weitergegeben werden. Die tatkräftige Solidarität der deutschen Christdemokraten mit ihren chileni- schen Parteifreunden in der Zeit der Pinochet-Diktatur hat die beiderseitigen Bindungen bestärkt. An der Ausgestaltung der Beziehungen zu Chile waren und sind ver- schiedene Organe der CDU beteiligt: die Partei- und Fraktionsführung, einzelne Parteivereinigungen, insbesondere die “Christdemokratische Ar- beitnehmerschaft” (CDA), die
    [Show full text]
  • Chenet, 1943- POLITICAL PARTIES IK WEST GERMANY: the EFFECT of POLITICAL SYSTEM and PARTY VARIABLES on PARTY ORGANIZATION
    71-27,532 NYITRAY, Margot Schenet, 1943- POLITICAL PARTIES IK WEST GERMANY: THE EFFECT OF POLITICAL SYSTEM AND PARTY VARIABLES ON PARTY ORGANIZATION. The Ohio State University, Ph.D., 1971 Political Science, general University Microfilms, A XEROX Company , Ann Arbor, Michigan (c) Copyright by Margot Schenet Nyltray 1971 THIS DISSERTATION HAS BEEN MICROFILMED EXACTLY AS RECEIVED POLITICAL PARTIES IN WEST GERMANY: THE EFFECT OF POLITICAL SYSTEM AND PARTY VARIABLES ON PARTY ORGANIZATION DISSERTATION Presented in Partial Fulfillment of the Requirements for the Degree Doctor of Philosophy in the Graduate School of The Ohio State University By Margot Schenet Nyitray, B.A., M.A. The Ohio State University 1971 Approved by Advi ser/ Adviser/ Adviser Department of Political Science ACKNOWLEDGEMENTS I would like to express my appreciation to my former adviser, Professor James B, Christoph, for his guidance and encouragement during the early stages of my graduate career. Special appreciation is also due to Professor Giacomo Sani, who supervised this disserta­ tion. ii VITA April 4, 1943 .... Bom - Elgin, Illinois 1964................. B.A., Northern Illinois University, DeKalb, Illinois 1964-1965 ........... Graduate Fellow, The Ohio State University, Columbus, Ohio 1965-1966 ........... Teaching Assistant, Department of Political Science, The Ohio State University, Columbus, Ohio 1966 ............... M.A., The Ohio State University, Columbus, Ohio 1966-1968 ........... Teaching Assistant, Department of Political Science, The Ohio State University, Columbus, Ohio FIELDS OF STUDY Major Field: Comparative Politics. Professors Giacomo Sani and James B. Christoph Minor Fields: American Politics. Professor Myron Q. Hale Political Theory. Professors David Spitz and David Kettler International Relations. Professor Philip M, Burgess iii TABLE OF CONTENTS Page ACKNOWLEDGEMENTS ....................................
    [Show full text]
  • Visionary Thinking for Global Governance
    Short report 25th Anniversary of the Development and Peace Foundation (SEF) Visionary Thinking for Global Governance Celebration in Berlin 24 November 2011 Bärensaal, Altes Stadthaus Sabine Gerhardt, November 2011 This year marks the 25th anniversary of the founding of the Development and Peace Foundation (SEF) on the initiative of former German Chancellor and Nobel Peace Prize laureate Willy Brandt. The key impetus for its foun- ding was provided by Brandt’s work as Chairman of the North-South Commission, whose report – entitled North- South: A Program for Survival and published in 1980 – set out a vision for partnership between North and South. The Brandt Report highlighted the interests common to all people and nations, and called for a new definition of North-South relations and the globalisation of politics. The world has changed a great deal since then. When the Cold War ended in 1989/90, many people hoped that a fairer and more peaceful world was now within reach. This hope is reignited by the dramatic events now taking place in the Middle East. So to mark its 25th anniversary, the SEF held a celebration in Berlin on 24 November 2011, when Brandt’s visions were discussed in the context of new challenges. The impetus for the founding of the SEF 25 years ago came in 1985, when Willy Brandt was honoured in New York for his commitment to the Third World. Opening the celebration in Berlin, Karin Kortmann, Chairperson of the Executive Committee of the Development and Peace Foundation (SEF), recalled that it took just one year for the project to come to fruition, with the SEF being formally established in 1986 with support from eminent academics and politicians, including Kurt Biedenkopf, Ralf Dahrendorf, Uwe Holtz and Dieter Senghaas.
    [Show full text]