Wie Alles Begann: Die Gründung Der Universität Trier-Kaiserslautern Vor 40 Jahren“ Impressum
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REDEN AN DER UNIVERSITÄT 40 Jahre Universität Trier Festvortrag von Ministerpräsident a.D. Professor Dr. Bernhard Vogel Ehrenvorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung „Wie alles begann: Die Gründung der Universität Trier-Kaiserslautern vor 40 Jahren“ Impressum Herausgeber: Der Präsident der Universität Trier Redaktion: Peter Kuntz, Leiter der Pressestelle Fotos: Universität Trier Satz und Druck: Technische Abteilung der Universität Trier Druck: Juli 2010 3 40 Jahre Universität Trier Festvortrag von Ministerpräsident a.D. Professor Dr. Bernhard Vogel Ehrenvorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung 18. Mai 2010 „Wie alles begann: Die Gründung der Universität Trier-Kaiserslautern vor 40 Jahren“ 4 Inhalt Impressum . 2 Vorwort . 5 des Präsidenten Prof. Dr. Peter Schwenkmezger „Wie alles begann: . 7 Die Gründung der Universität Trier-Kaiserslautern vor 40 Jahren“ Ministerpräsident a.D. Professor Dr. Bernhard Vogel 5 Vorwort Die Universität Trier feiert in diesem Jahr ihr 40-jähriges Ju - biläum. Dies ist Anlass genug, die Entstehungsgeschichte kurz nach - zuzeichnen. Nachdem Trier bereits von 1473 bis 1798 eine eigene Universität hatte, die im Zuge der napoleonischen Kriege wie alle linksrheinischen Universitäten wieder geschlossen wurde, fiel im Jahr 1969 die Entschei - dung, in Rheinland-Pfalz eine weitere Universität zu gründen. Dazu beschloss im Juli 1969 die rheinland-pfälzische Landesregierung das Mem - orandum zur Gründung einer zweiten Universität. Am 1. September 1969 nahm die durch Erlass vom damaligen Kultusminis - ter Dr. Bernhard Vogel errichtete Dienststelle zur Vorbereitung der Errich - tung der Universität Trier-Kaiserslautern unter Leitung von Prof. Dr. Mar - tin Graßnick ihre Tätigkeit auf. Am 20. November 1969 stimmte der Wis - senschaftsrat der Neugründung zu und empfahl dem Bund, die neue Uni - versität Trier-Kaiserslautern in die Hochschulbauförderung aufzunehmen. Bereits im Dezember 1969 wurden die ersten rund 140 Stellen für Profes - soren und wissenschaftliche Mitarbeiter in den größten Tages- und Wochenzeitungen sowie durch Aushang von Plakaten in allen wis - senschaftlichen Hochschulen der Bundesrepublik ausgeschrieben. Am 26. Februar 1970 verabschiedete der rheinland-pfälzische Landtag den Haushalt für die Rechnungsjahre 1970 und 1971 mit einem eigenen Haushaltskapitel für die neue Universität Trier-Kaisers lautern. Schließlich wurde am 28. Juli 1970 das Landesgesetz über die Einrichtung der Uni - versität Trier-Kaiserslautern verabschiedet. Am 1. August 1970 nahmen die Universitätsverwaltungen in Trier und Kaiserslautern ihre Tätigkeit auf und schließlich begannen am 15. Oktober 1970 die ersten Studiense - mester in Trier und Kaiserslautern. 6 Diese überaus rasche Neugründung einer Universität war natürlich viel aufwendiger, als in dieser kurzen Zeittafel dargestellt wird. Der damalige Kultusminister des Landes Rheinland-Pfalz, Dr. Bernhard Vogel, kann wohl am ehesten authentisch berichten, wie alles begann. Deshalb habe ich ihn zum Auftakt unserer Veranstaltungen zum 40-jährigen Jubiläum eingeladen. Ich freue mich sehr und bin Herrn Dr. Vogel dankbar, dass er sich bereit erklärt hat, den Eröffnungsvortrag zu halten. Er hat dankenswert - erweise sein Manuskript für eine Publikation zur Verfügung gestellt. Ich denke, dies ist ein wichtiges Dokument, das über diesen Vortrag hinaus der Öffentlichkeit vorgestellt werden soll. Die Gründung der Universität Trier-Kaiserslautern hatte wohl viele Väter und wahrscheinlich auch einige Mütter. Aber Herr Prof. Dr. Bernhard Vo - gel war sicher die treibende Kraft, die den Anstoß gab und auch die notwendigen Maßnahmen eingeleitet hat, um dieses Kind auf die Welt zu bringen. Der Schachzug, eine Doppeluniversität Trier-Kaiserslautern zu gründen, die dann bereits fünf Jahre später ihre beiden Standorte in die Selbstständigkeit entließ, war sicher ein wesentliches Element zur Durch - setzung der bereits im Memorandum formulierten Ziele. Deshalb sei Herrn Prof. Dr. Vogel, der uns auch über viele Jahre treu geblieben ist und unsere Universität sehr häufig besuchte, ganz herzlich gedankt. Trotz vieler Schwierigkeiten, die sich in der Geschichte ergaben, glaube ich, dass wir sowohl in Kaiserslautern als auch in Trier den damaligen Er - wartungen gerecht geworden sind. Die Entwicklung der Studierenden - zahlen und auch die Erfolge in der Forschung sowie in den Internationali - sierungsbemühungen haben dies gezeigt. Wer die Entstehungsgeschichte der Universität Trier-Kaiserslautern genau nachvollziehen will, sei auf das im Auftrag der Landesregierung Rhein - land-Pfalz vom Ministerium für Unterricht und Kultus herausgegebene Buch „Universitätsgründung Trier-Kaiserslautern. Eine Dokumentation“ (Neustadt: Verlag Daniel Meininger, 1971) verwiesen. Prof. Dr. Peter Schwenkmezger Präsident der Universität Trier 7 40 Jahre Universität Trier Festvortrag von Ministerpräsident a.D. Professor Dr. Bernhard Vogel Ehrenvorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung „Wie alles begann: Die Gründung der Universität Trier-Kaiserslautern vor 40 Jahren“ 8 Meine sehr verehrten Damen und Herren! Eigentlich begann alles nicht vor 40 , sondern vor 537 Jahren. Und es begann auch damals mit Schwierigkeiten. Die Vorbereitung dauerte 23 Jahre, vom Be - schluss zur Gründung einer Universität durch den Trierer Erzbischof und den Kardinal Nikolaus aus Kues über die schriftliche Bestätigung durch Papst Ni - kolaus V. bis zur Eröffnung durch die Stadt Trier 1473. Das Große Universi - tätssiegel von 1474 trägt die Unterschrift „Treveris ex urbe deus complet dona sophia“ - durch die Stadt Trier vollendet Gott die Gabe der Weisheit! Die Uni - versität endete wie in Köln und Mainz und übrigens auch in Erfurt auch in Trier 1798: ein Opfer der französischen Revolution. 160 Jahre später, in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts, sah die Welt anders aus. Als ich – zu meiner und des damaligen Ministerpräsidenten Peter Alt - maiers Überraschung – im Mai 1967 Minister für Kultus und Unterricht wur - de, mit der Zuständigkeit für Schulen, Hochschulen und Kultur, häuften sich die Probleme. 14 Tage nach meiner Ernennung war Benno Ohnesorg er - schossen worden, wie wir heute wissen, von einem West-Berliner Polizisten, der im Dienste des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR stand. Die Zeit der 68er begann. Die Gemüter erregten sich. An den Universitäten herrschten zum Teil chaotische Zustände, offene Rechtsbrüche waren an der Tagesordnung. Viele Professoren wussten nicht mehr ein noch aus. Weltweit, von den USA ausgehend, formierte sich eine studentische Protestbewegung. Keine Frage, die deutschen Universitäten waren reformbedürftig. Heute, 40 Jahre später, hat sich der Qualm der Schlacht verzogen, aber noch immer steht die Hochschulreform auf der Tagesordnung. Wenn mich nicht al - les täuscht, verändert sich die deutsche Universität gegenwärtig umfassender als je zuvor seit Humboldt. Noch immer fehlt es an Geld, noch immer wird mehr Aufmerksamkeit für Bildung und Wissenschaft angemahnt, noch immer finden Bildungsgipfel statt. Die Art und Weise aber, wie diese Diskussion ge - führt wird, ist eine völlig andere geworden. Die meisten 68er sind – oft nach einem langen, gut bürgerlichen Berufsleben – pensioniert und haben ihren Frieden mit unserem Staat gemacht. Aber die 68er haben uns alle geprägt. Sie gehören mit zu unserer Biographie, gleich auf welcher Seite wir standen. 1968 war eine Studentenrevolte, keine Revolution. 9 Vier Wochen nach meiner Berufung zum Kultusminister wagte ich mich zum ersten Mal an die Mainzer Universität. Ein überfülltes, brodelndes Audimax empfing mich mit ohrenbetäubendem Lärm. Gleich zu Beginn wurde mir ein Pantoffel an den Kopf geworfen, den ich auffing und zurückschleuderte. Das verschaffte mir Respekt und wenigstens für kurze Zeit eine gewisse Auf - merksamkeit. Unzählige stürmische Versammlungen an nahezu allen deut - schen Hochschulen folgten. Ich nahm, wenn irgend möglich, alle Einladun - gen an. Ich wollte den revolutionären Kohorten nicht das Feld überlassen und ich wollte wenigstens den Versuch machen, mit den Studenten ins Gespräch zu kommen. Ich gewöhnte mich daran, nahezu allabendlich mit Eiern und To - maten beworfen zu werden und akzeptierte schließlich nolens volens, auch häufig nur unter Polizeischutz zu Wort zu kommen. Zunächst stand für den neu ernannten Kultusminister die Schulpolitik im Mittelpunkt seiner Arbeit. Eine durchgreifende Reform des rheinland-pfälzi - schen Schulwesens stand an. In der Koalitionsvereinbarung von CDU und FDP von 1967 war vereinbart worden, die in weiten Teilen des Landes noch bestehende Konfessionsschule im ganzen Land durch die Christliche Ge - meinschaftsschule abzulösen. Die Verfassung musste dafür geändert werden. Auch die Lehrerbildung – es bestanden sechs Pädagogische Akademien , an denen Volksschullehrer ausgebildet wurden – sollte simultanisiert werden. Die traditionelle Volksschule war durch die Grundschule für die Klassen 1 bis 4 und die neu zu schaffende Hauptschule zu ersetzen. Das ist auch gelungen – immerhin für mehr als 40 Jahre. Realschulen gab es nur ganz wenige, sie sollten flächendeckend angeboten werden, und das noch sehr weitmaschige Netz der Gymnasien war wesentlich enger zu knüpfen. Zu all dem brauchten wir dringend mehr Lehrer, sie aber fehlten. Sie fehlten vor allem im damals noch existieren - den Regierungsbezirk Trier und in der Westpfalz. Wer Lehrer an Gymnasien wer - den wollte, musste zum Studium nach Mainz oder ins „Ausland“, nach Bonn, Köln, Frankfurt, Darmstadt, Karlsruhe, Aachen oder Heidelberg, gehen. Und wie immer,