IRRGEISTERIrrgeister 2012 1 Naturmagazin des Vereins für Natur- und Vogelschutz im HSK e.V.

29. Jahrgang 2012

Aus dem Inhalt: Entdeckungen im Hochsauerland 2012

NABU-Partner im HSK 2 Irrgeister 2012 Irrgeister 2012 3 4 Irrgeister 2012

Impressum Inhaltsverzeichnis

Herausgeber: Verein für Natur- und Vogelschutz im Impressum/Inhaltsverzeichnis 4 e.V. Vorwort 5 Geschäftsstelle und VNV-Station: Sauerlandstr. 74a, (Kloster Bredelar) Verfahrensbeteiligungen 6 34431 Marsberg-Bredelar Tel. 02991/908136 Arbeitseinsätze 2012/2013 9 Internet: www.vnv-hsk.de OAG-Bericht 2011 11 e-mail: [email protected] Aktion „Schwalbenfreundliches Haus“ 30 Vorstand: Bernhard Koch 1. Vorsitzender 02377/805525 Praktischer Obstbaumschutz 32 [email protected] Franz-Josef Stein 1. stellv. Vors. 02991/1281 Neue Pilzart „Entoloma pseudocyanulum“ 33 [email protected] Johannes Schröder 2. stellv. Vors. 02991/1599 Entfichtung zweier NSG-Flächen 34 [email protected] Harald Legge Schriftführer, Ornith. AG Lebensraumverlust durch Nutzungsänderung 36 [email protected] VNV-Fahrt zum Niederrhein 42 Richard Götte Schatzmeister 02961/908710 [email protected] LIFE+ Projekt Bergwiesen 46 Erweiterter Vorstand: Gute Naturschutznachrichten 51 Lars Dietrich 0151-28228783 [email protected] Ungarischer Silberreiher am Diemelsee 52 Franz Giller 02991-1729 [email protected] Erstnachweis Große Mosaikjungfer 53 Klaus Hanzen 02964-700 [email protected] Brutnachweis Gänsesäger 54 Michaela Hemmelskamp 0291/51737 [email protected] Brutnachweis Wiesenweihe 55 Gerd Kistner 02932/37832 Große Wollbiene im Hausgarten 56 [email protected] Sven Kuhl [email protected] Flora im östlichen Sauerland 58 02992/907700 Michael Schneider [email protected] LIFE+ Projekt Möhne 60 0151-55888140 Friedhelm Schnurbus 02982-8947 [email protected] Norbert Schröder 02992/4764 (Rotes Höhenvieh) [email protected] Autoren dieser Ausgabe: Wolfgang Wilkens 0291/51737 [email protected] Richard Götte, Christoph Hester, Harald Leg- Vorstandsitzung: ge, Martin Lindner, Bernhard Koch, Katharina Jeden 2. Freitag im Monat, 19.15-22.30 Uhr, Gasthof Koch, Werner Schubert, Axel Schulte, Gerhard Hengsbach, . Die Sitzung ist öffentlich. Wölfel

Die Rechte der Vervielfältigung und auszugsweisen Wiedergabe liegen bei den Herausgebern. Für den Inhalt sind die Verfasser verantwortlich. Redaktion und Layout:

Die Irrgeister werden allen Mitgliedern des VNV und den im Harald Legge und Richard Götte HSK wohnenden NABU-Mitgliedern kostenlos zugesandt.

Die Irrgeister werden auf weißem Recyclingpapier gedruckt. Titelfotos:

Bankverbindungen: Junge Wiesenweihe (R. Götte) Sparkasse Hochsauerland Brilon, Kto.-Nr. 68577 Gänsesäger (R. Götte) (BLZ 41651770) Volksbank Thülen eG, Brilon-Thülen Kto.-Nr. 4002100900 Pilz „Entoloma pseudocyanulum“ (G. Wölfel) (BLZ 40069371) Große Moosjungfer (W. Schubert) Irrgeister 2012 5

Liebe Leserinnen und Leser! Naturschutz-Großprojekt des Bundes und betrifft das obere Diemeltal und seine Das Sauerland bietet dem Naturfreund viel. Nebenflüsse und -bäche. Vor dem Hintergrund Eine reizvolle, vielseitige Kulturlandschaft des Klimawandels soll Tier- und Pflanzenarten, lädt dazu ein, auf Entdeckungsreise zu aber damit auch ganzen Lebensraumtypen die gehen. Waldgebiete, Feuchtwiesen, Heiden, Möglichkeit gegeben werden, talaufwärts oder Kalkmagerrasen, Fließgewässer – um nur von Süd- auf Nordhänge zu wandern. Dieses einige unserer vielen Lebensräume zu nennen – Projekt ist noch in der Vor-Planungsphase. Die beherbergen eine Vielzahl unterschiedlichster letzten Monate machen Hoffnung, dass es auch Tier- und Pflanzenarten. Wirklichkeit werden wird. Davon und auch Eine ganze Reihe von Lebensräumen findet vom dritten LIFE-Projekt werden wir in einer sich im Hochsauerlandkreis noch in einer der nächsten IRRGEISTER berichten. solch guten Ausprägung, dass deren Schutz und ökologische Entwicklung überregionale Aber nicht nur Positives gibt es darzustellen. Bedeutung besitzt. Vieles im Naturschutz liegt grundsätzlich im Auch der Artenreichtum unseres Mittelgebirges Argen. Dies dokumentiert beispielsweise der ist bedeutsam. Dies lässt sich in diesem Artikel über das Hengsbecktal bei Eslohe, wo in IRRGEISTER-Heft an vielen Stellen ablesen, den letzten Jahren ein Naturschutzgebiet völlig z.B. im Bericht der Ornithologischen legal so entwertet wurde, dass es dort kaum Arbeitsgemeinschaft und wenn von tausenden noch etwas zu schützen gibt – leider nur ein Orchideen und Enzianen die Rede ist, die in Beispiel und kein Einzelfall im HSK. Und dies vom VNV betreuten Schutzgebieten wachsen. macht der Beitrag über unser Buch „Flora des In dieser Ausgabe können wir Ihnen außerdem östlichen Sauerlandes“ deutlich: Eine Reihe von berichten, dass zwei Vogelarten – Gänsesäger Vorkommen bedrohter Pflanzen ist inzwischen und Wiesenweihe – erstmalig bzw. zum erloschen, trotz aller Schutzbemühungen, und zweiten Mal im HSK gebrütet haben, dass eine so müssten in einer Neuauflage des Werkes neue Pilzart bei uns entdeckt und dass mit der einige Fundpunkte in „ehemalige Vorkommen“ Großen Moosjungfer (Leucorrhinia pectoralis) geändert werden. eine neue Libellenart erstmals im Kreisgebiet Aber auch die Darstellung vieler anderer nachgewiesen wurde. Aktivitäten des VNV in diesem Heft zeigt, dass unsere Naturschutzarbeit wichtig und Ablesen lässt sich der hohe ökologische Wert notwendig ist. vieler Gebiete auch an gleich drei LIFE- Projekten bzw. LIFE+ Projekten, die in Damit wir noch mehr leisten können und damit unserem Kreisgebiet derzeit laufen: das LIFE- unsere Stimme bei Behörden noch mehr Gewicht Projekt „Bachtäler Arnsberger Wald“ sowie die bekommt, sind wir auf Ihre Unterstützung LIFE+ Projekte „Möhne“ und „Bergwiesen bei angewiesen. Durch Ihre Mitgliedschaft leisten “. Über zwei dieser maßgeblich von Sie bereits einen wertvollen Beitrag. Unsere der Europäischen Union finanzierten und von Bitte: Machen Sie Werbung für den VNV bei der Biologischen Station Hochsauerlandkreis Ihren Freunden und Verwandten, z.B. durch durchgeführten Naturschutzprojekte wollen die Weitergabe dieses Heftes! Werben Sie ein wir Ihnen in diesem Heft berichten. Neumitglied – ein Aufnahmeantrag findet sich Ein weiteres angedachtes Großprojekt, zu auf unserer Homepage www.vnv-hsk.de! dem der VNV den Anstoß gab und das er als Dass die Sauerländer Natur unsere Achtsamkeit einer der Partner begleiten wird (sofern es und unseren Schutz verdient, soll auch durch die anlaufen wird) ist noch einige Stufen größer erstmals durchgängig farbige Ausgabe unserer als ein LIFE-Projekt, sowohl bezüglich der IRRGEISTER deutlich werden, wodurch die Flächenausdehnung, des zeitlichen Rahmens Schönheit unserer Natur hoffentlich noch mehr als auch bezüglich der zur Verfügung stehenden zum Ausdruck kommt. Mittel. Es handelt sich um ein sogenanntes Harald Legge 6 Irrgeister 2012

Beteiligung der Naturschutzverbände an rechtlichen Verfahren Der VNV bringt als gesetzlich anerkannter Naturschutzverband sein Fachwissen und seine Kenntnisse über Tier- und Pflanzenvorkommen aktiv bei Behörden und gesetzlichen Planungsvorhaben ein. Im Laufe der Jahre hat sich dabei besonders zwischen Unterer Landschaftsbehörde (ULB) und VNV ein gutes Arbeits- und ein für die Natur fruchtbares Vertrauensverhältnis entwickelt. Hier einige Beispiele aus der Vielzahl der Verfahren, die wir in den letzten Monaten bearbeiteten:

• Trockenabgrabung Diabas, Erweiterung dar. Hervorzuheben ist, dass sich StraßenNRW eines Steinbruchs bei Bestwig-Halbeswig als zuständige Behörde kooperativ zeigte und Die Erweiterung des Steinbruchs bemüht war, bestmöglichen Amphibienschutz stellt einen erheblichen Eingriff dar. sicher zu stellen. Die Naturschutzverbände tragen die • Erweiterung mit, nachdem angemessene „Ableitung von Wasser aus der Diemel Kompensationsmaßnahmen zugesagt wurden. über einen Obergraben zum Antrieb Der Naturschutz lehnte entschieden die einer Wasserkraftanlage sowie Entnahme Festsetzung von Aufforstungen mit nicht von Wasser aus dem Obergraben der heimischen, gebietsfremden Baumarten Niedermühle zur Speisung von Fischteichen wie der Fichte auf der Eingriffsfläche als und Wiedereinleitung des gebrauchten Ausgleichsmaßnahme ab. Diese würde sogar Wassers über einen Untergraben in die keinen Ausgleich, sondern einen zusätzlichen Diemel“, Marsberg-Padberg Eingriff darstellen. Ein adäquater Ersatz für den Die vorliegende Planung zur Wasserableitung Eingriff wäre aus unserer Sicht eine natürliche wurde in mehreren Stellungnahmen von Sukzession der gesamten Abbaufläche. Naturschutzseite entschieden abgelehnt. Schließlich kam folgender Kompromiss Inzwischen sind die berechtigten Bedenken der zustande: Die Fläche wird mit Ausnahme einer Naturschutzverbände aufgegriffen worden. Dem kleinen Vernässungsfläche nur mit heimischen Landschaftsbeirat des Hochsauerlandkreises Laubhölzern bepflanzt. wurden Zugeständnisse hinsichtlich der Die Anlage einer Vernässungsfläche auf der Wasserentnahme gemacht. Die nachfolgenden Eingriffsfläche wird ausdrücklich begrüßt. Punkte sind die unbedingt notwendigen Dort könnte sich ein Lebensraum für die Voraussetzungen für eine Tolerierung der Geburtshelferkröte entwickeln (nicht jedoch für Maßnahme seitens des Naturschutzes: die im HSK ausgestorbene Gelbbauchunke, wie Mindestens die Hälfte des Diemelwassers im Plan aufgeführt). muss in der Diemel unterhalb des Staus verbleiben. • Ortsumgehung Olsberg: Nachträgliche Vor dem Einfluss in die Wasserkraftschnecke Amphibien-Schutzmaßnahmen wurden ist zum Schutz der Wanderfische, z. B. Aale, auf unsere Initiative hin umgesetzt ein 15mm-Rechen anzubringen. Wie im IRRGEISTERHEFT 2011 (S. 54f) berichtet, wurde beim Bau der Ortsumgehung Die Maßnahme soll in einem ausgewiesenem versäumt, Amphibien-Schutzzäune und Naturschutzgebiet und FFH-Gebiet durchgeführt Tunnel einzubauen. Auf unsere Initiative und werden. Die bisherigen Arbeiten am Obergraben in Abstimmung mit Martin Lindner als unser wurden ohne behördliche Abstimmung, ohne Amphibienexperte wurden nun Leiteinrichtungen Sachverstand und ohne das geringste Maß für wandernde Frösche und Kröten nachträglich von Rücksichtnahme auf den schutzwürdigen gebaut. Diese konnten zwar nur suboptimal in Lebensraum durchgeführt. Ein Grabenausbau den bestehenden Straßenkörper integriert werden, ist, wie von uns in einer früheren Stellungnahme stellen aber immerhin eine deutliche Verbesserung vorhergesagt, in erheblicher Größenordnung Irrgeister 2012 7 erforderlich. Das hierbei anfallende Material dort Sumpfrohrsänger, Rohrammer usw. zur darf auf gar kein Fall im Naturschutzgebiet Brut schreiten und bei Bauarbeiten die Bruten dauerhaft verbleiben. Es ist vielmehr spätestens vernichtet werden. nach einigen Tagen nach Zwischenlagerung in Gewässernähe aus dem Gebiet zu entfernen. Ein • „Ökologische Verbesserung der Entsorgungsnachweis ist aus bekannten Gründen Hoppecke“ westlich Bremcketal zwingend erforderlich. Die Naturschutzverbände lehnen die die Für diesen Grabenausbau ist eine Maßnahme in der beantragten Form ab, Kompensationsmaßnahme notwendig. da grundlegende Naturschutzinhalte nicht Hierzu sollten an der Diemel unterhalb des berücksichtigt werden. Wehres linksseitig die massiv gesicherten Die Bodenmassen dürfen nicht im Gebiet gelagert Uferböschungen entfernt werden. Diese werden, sondern sind abzufahren. Die Auferdung wurden in völlig überzogener Weise 1984 der Aue ist nach geltendem Landschaftsplan bei Gewässerunterhaltungsmaßnahmen verboten. durch die Wasserbehörde des HSK errichtet Es sollten keine Initialpflanzungen mit Gehölzen und behindern eine weitere naturnahe vorgenommen werden. Die Schwarzerle als Entwicklung des Gewässers – standortgerechte Baumart kommt am Gewässer Naturnahe Entwicklung bedeutet nicht vor und wird sich von selbst in den renaturierten nur Durchgängigkeit, sondern auch Bereichen ansiedeln. Strukturvielfalt! Im Zuge der Renaturierung eine Diese Kompensationsmaßnahmen entlang Sohlabsenkung durchzuführen, erscheint des Gewässers sind mindestens bis zur den Naturschutzverbänden kontraproduktiv, Wiedereinleitung des Untergrabens durch- da es ja nicht nur um eine rein technisch zu zuführen. bemessende Verbesserung der hydrologischen Auf Grund der EU-Wasserrahmenrichtlinie, Leistungsfähigkeit geht. Die Absenkung nach der in den nächsten Jahren alle Flüsse würde zu einer weiteren Drainierung der Aue und Bäche in einen guten Erhaltungszustand führen. Dagegen sollte eine Renaturierung versetzt werden müssen, laufen kreisweit das Fließgewässer in die Lage versetzen, sich Renaturierungsmaßnahmen an Fließgewässern. selbstständig seinen Weg durch die Aue zu Diese begrüßt der VNV natürlich grundsätzlich. Im suchen, was aber nur durch eine Erhöhung der Einzelnen ist es aber wichtig, sich die Planungen Sohle gewährleistet wird. anzuschauen, um das ökologisch Optimale aus solchen Verbesserungen herauszuholen und um • „Ökologische Verbesserung der Latrop“ Fehlentwicklungen vorzubeugen. In Einzelfällen bei -Fleckenberg lehnt der VNV solche Maßnahmen ab, da sie Der VNV begrüßt die ökologischen unterm Strich der Natur schaden. Hier drei Verbesserungen der Latrop. Wir machen aber auf Beispiele: folgende Punkte aufmerksam, die im Rahmen der Planung und Durchführung dieser und • Antrag der Gemeinde Bestwig auf zukünftiger Maßnahmen an Fließgewässern „Renaturierung der Ruhr im Bereich Berücksichtigung finden sollten: Hinter Hergershof“ Eine Sohlabsenkung soll aus den im Die Naturschutzverbände stimmen dem Plan vorhergehenden Absatz genannten Gründen „Renaturierung der Ruhr im Bereich Hinter unterbleiben. Hergershof“ zu. Die Bauarbeiten müssen aber Bei der Neuanlage von Gewässerläufen wie außerhalb der Brutzeit durchgeführt werden. Falls bei dieser Maßnahme sollen nur Initialverläufe Arbeiten zur Brutzeit absolut nicht zu vermeiden der zukünftigen Mäander vorgegeben werden, sind, müssen zwingend die Bereiche mit den anstatt diese von vorneherein künstlich Hochstaudenfluren vor Beginn der Brutzeit auszumodellieren. So erhält der Bach die abgeschoben werden. Nur durch das Entfernen der Möglichkeit zur Eigendynamik, was ja Sinn und Hochstaudenbereiche im Renaturierungsgebiet Zweck dieses Verfahrens ist. vor der Brutzeit kann verhindert werden, dass Um bei Anlage von nötigen Baustraßen durch die 8 Irrgeister 2012

Aue die schutzwürdige Vegetation möglichst zu Bundesnaturschutzgesetz vorgesehen. Darum erhalten, muss diese im Vorfeld erfasst werden. sollte früh genug geeignetes Material aus der Am Ende der Maßnahme dürfen generell keine Umgebung für eine Heugrasansaat gewonnen Landschafts-Rasenmischungen für Ansaaten werden. zum Einsatz kommen, sondern nur noch autochthones Material (= Saatgut natürlich vorkommender Arten). Dies ist auch im neuen Harald Legge

Arbeitseinsätze im VNV:

Vielfältig, spannend und kommunikativ Irrgeister 2012 9 Arbeitseinsätze Sommer 2012 – Winter 2013

Die Arbeitseinsätze im HSK, das Markenzeichen des VNV, beginnen nun wieder. Jeder, der aktiv sein möchte für den Schutz der Natur, ist willkommen. Die Arbeitseinsätze beginnen um 9.00 Uhr und dauern bis in den frühen Nachmittag. Bitte mitbringen: Brot für die Mittagspause, ggf. Mineralwasser, ggf. Arbeitshandschuhe. Für Frühstücksbier und Kuchen ist gesorgt.

Für Mitfahrgelegenheiten und den genauen Ort/Treffpunkt bitte bei den Projektleitern anrufen, die gerne eine Fahrmöglichkeit mit einem örtlichen VNV-Aktiven vermitteln. Da es kurzfristig zu Änderungen von Einsätzen gegenüber dieser Liste kommen kann, empfiehlt es sich immer, den Leiter vorher anzurufen!

Arbeitseinsätze des VNV: 28.07.2012: Ebenkopf bei Bestwig-Nuttlar Abharken einer gemähten Feuchtwiese (Leiter: Richard Götte, 02961/908710) 11.08.2012: Feuchtwiese am Tretbecken bei Winterberg-Elkeringhausen Abharken einer gemähten Feuchtwiese (Leiter: Werner Schubert, 02991/6003) 25.08.2012: NSG Irrgeister bei Winterberg-Hildfeld Abharken einer gemähten Feuchtwiese (Leiter: Werner Schubert, 02991/6003) 15.09.2012: : NSG „Wäschebachtal“ bei Marsberg-Westheim I Abharken einer gemähten Feuchtwiese (Leiter: Johannes Schröder, 02991/1599 22.09.2012: NSG Wäschebachtal bei Marsberg-Westheim II Abharken einer gemähten Feuchtwiese (Leiter: Johannes Schröder, 02991/1599) 06.10.2012: NSG „Wulsenberg“ bei Marsberg I Zurückdrängen von Stockausschlag und Büschen auf einem Halbtrockenrasen (Leiter: Johannes Schröder, 02991/1599) 20.10.2012: NSG „Hasental“ bei Marsberg Zurückdrängen von Stockausschlag und Büschen auf einem Halbtrockenrasen (Leiter:Johannes Schröder, 02991/1599) 03.11.2012: NSG Wäschebachtal bei Marsberg-Westheim III Abharken einer gemähten Feuchtwiese (Leiter: Johannes Schröder, 02991/1599) 17.11. 2012: NSG Steinert bei Sundern-Allendorf Abharken eines gemähten Halbtrockenrasens (Leiter: Martin Lindner, 02933/5639) 01.12.2012: NSG „Wulsenberg“ bei Marsberg II Zurückdrängen von Stockausschlag und Büschen auf einem Halbtrockenrasen (Leiter: Johannes Schröder, 02991/1599) 10 Irrgeister 2012

15.12.2012: NSG „Wulsenberg“ bei Marsberg III Entkusseln eines Halbtrockenrasens (Leiter: Johannes Schröder, 02991/1599) 29.12.2012: NSG „Dahlberg“ bei Marsberg-Westheim Entkusseln eines Halbtrockenrasens (Leiter: Johannes Schröder, 02991/1599) 12.01.2013: NSG „Braunshauser Heide“ bei - Entbuschen einer Heide (Leiter: Franz-Josef Stein, 02991-1281) 26.01.2013: NSG „Wulsenberg“ bei Marsberg IV Entkusseln eines Halbtrockenrasens (Leiter: Johannes Schröder, 02991/1599) 09.02.2013: Glindegrund bei Marsberg Zurückdrängen von Stockausschlag und Büschen (Leiter: Franz-Josef Stein, 02991-1281) 23.02.2013: Steinbruch Messinghausen Zurückdrängen von Stockausschlag und Büschen (Leiter: Franz-Josef Stein, 02991-1281) 09.03.2013: wird noch bekannt gegeben

NSG Wulsenberg

Das Westfälische Gallmeiveilchen im Wäsche- bachtal wird durch Mähen und Räumung der Wiese erhalten. Jede Arbeitskraft kann gebraucht werden! Fotos: R. Götte Irrgeister 2012 11 Bericht der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft im VNV (OAG) für 2011

OAG-Jahrestreffen im Kloster Bredelar Danksagung Das traditionelle Jahrestreffen unserer Arbeitsge- Die Artbearbeiter der unten aufgeführten Arten meinschaft war am 4. Februar 2012. haben viel Zeit damit verbracht, mit Akribie die Wer sich ein wenig für die Vögel im Sauerland gemeldeten Daten zusammenzustellen, aufzu- interessiert, ist hier genau richtig. In lockerer At- arbeiten und zu kommentieren. Darüber hinaus mosphäre, aber mit dem nötigen Ernst erhält dort gaben sie Daten anderer zu bearbeitenden Arten, jeder Interessierte einen guten Überblick über ak- die sie in Feldarbeit sammelten, an die entspre- tuelle Verbreitung und Besonderheiten der inte- chenden Artbearbeiter weiter. Außerdem meldete ressantesten unserer Vogelarten. eine Vielzahl von Personen Daten, teils sehr um- fangreich, an die OAG. Die OAG-Treffen stehen jedem Interessierten of- Allen diesen Personen gebührt großer Dank. fen, es ist eine gemütliche Runde, auch interes- Ohne sie wäre dieser Bericht nicht möglich. sierte Laien sind ausdrücklich willkommen und erwünscht! Worterklärungen: juv.: juvenil, Jungvogel immat.: unausgefärbt pullus/pulli: Dunenjunges/Dunenjunge Das nächste Treffen ad.: adult, Ausgewachsener mit der Vorstellung aller BP: Brutpaar 1,1: 1 Männchen, 1 Weibchen Ergebnisse aus 2012 findet 2,0: 2 Männchen, 0 Weibchen am 02.02.2013 statt. Ex.: Exemplar

Aufruf zur Meldung von Vogeldaten

Die OAG bittet alle Interessierten, Vogelbeobachtungen der beschrie- benen Arten aus dem HSK, die auf eine Brut hindeuten, formlos, z. B. per E-Mail, an sie zu melden. Um diese Daten verwenden zu können, müssen sie enthalten: Datum, genaue Ortsangabe, Anzahl der Exemplare und Art des Bruthinweises/-nachweises (z. B. Gesang, Futter tragend, Art über längeren Zeitraum zur Brutzeit anwesend, ...), Name des Beobachters.

Die OAG freut sich über weitere aktive Mitarbeiter. Dazu sind Vorkennt- nisse wünschenswert, aber nicht erforderlich. Weitere Infos von und an Harald Legge (E-Mail: [email protected]) oder Richard Götte (E-Mail: [email protected]). 12 Irrgeister 2012

Ausgewählte Ergebnisse der Bestandsaufnahmen genauer erfasster Arten für das Jahr 2011

• Höckerschwan Januar 2012 mindestens 508 Ex. (100 %; M. Hemmelskamp): (266 Ruhrtal zw. AR-Voßwinkel und dem NSG Der Bestand vom Höckerschwan lag 2011 bei 11 Ruhrstau Echthausen, Paaren. Dabei wurden insgesamt 12 Jungvögel 166 Sorpesee, 76 Diemelsee) flügge. Dioes stellt einen deutlichen Rückgang zu den Vorjahren bei den Jungvögeln dar. • Graugans (70 %; B. Koch): • Kanadagans (70%; B. Koch): Der Brutbestand lag 2011 bei mindestens 35 2011 wurden 26 Bruten mit 60 Juv. und 2 nicht brütenden Paaren mit 110 Juv.. erfolgreich brütende Paare gemeldet. Die Art hat Aus dem Ostkreis werden immer mehr Paare mittlerweile die meisten für eine Brut möglichen und Trupps gemeldet (Diemelsee, Gut Forst, Gewässer des HSK besiedelt. Die Brutergebnisse Niedermühle, Alme-Hallinghausen); allerdings sind allerdings aufgrund äußerer Einflüsse sehr nur 1 erfolglose Brut. Daten von der Aabach- unterschiedlich. talsperre liegen leider wieder nicht vor. Am Die Bruten verteilen sich wie folgt: 23.04.11 konnte 1 ad. Ex am Mühlenteich der -11 brütende Paare mit 10 Juv. um AR-Voßwinkel Melscheder Mühle bei SU-Melschede beobachtet (Koch) werden. Ob es hier auch zu einem Brutversuch -keine brütenden Paare im NSG-Ruhrstau kam, konnte nicht geklärt werden. Echthausen (Koch) -18 erfolgreiche Bruten mit 67 Juv. NSG-Ruhrstau -1 BP mit 3 Juv. auf der Möhne unterhalb des Echthausen (Koch) NSG Enser See (Koch) -8 Bruten mit 19 Juv. auf einem Artenschutzteich -1 erfolglose Brut an einem Naturteich bei Gut bei AR-Voßwinkel (Koch) Cosack/AR-Wildshausen (Schulte) -4 brütende Paare (o. Juv.) auf dem Mühlenteich -1 BP mit 4 Juv. auf dem Ruhrstau Im Langel bei bei AR-Voßwinkel (starke Konkurrenz durch MES-Freienohl Kanadagänse, s. auch 2010) (Koch) (Koch/Schulte/Wilkens) -1 BP mit 4 Juv. Sorpesee/Vorbecken (Koch/ -1 BP mit 5 Juv. auf einem Golfplatzteich bei SU- Wilkens) Amecke (Koch) -3 BP mit 5, 7, 8 = 20 Juv. auf dem Feuerlöschteich -2 BP mit 4 + 4 Juv. Sorpesee/Vorbecken im Kohlwedertal bei MES-Eversberg ( K ö n i g / (Wilkens) Wilkens) -2 BP ohne Brut auf dem Ruhrstau Olsberg -1 erfolglose Brut auf den Teichen SW MBG- (ganzjährig Entschlammungsarbeiten) (Koch/ Canstein/Gut Forst (Kuhl) Wilkens) -3 BP mit 6 Juv. um Brilon-Alme (Hanzen/Stein) Am 16.07.11 hielt sich am Sorpesee/Hauptbecken -1 BP mit 2 Juv. an den Fischteichen Hanxleden innerhalb einer Gruppe von 50 Kanadagänsen bei SCHBG-Kirchrarbach (Schulte/Schneider) ein Mischpaar (1,0 Grau/0,1 Kanadagans) mit 4 -1 BP mit 7 Juv. am Hof Habbel bei ES- flüggen Juv. auf. Das Paar ist offenbar aus der Cobbenrode (Schneider) Umgebung zugewandert. -3 BP mit 10 Juv. an den Westheimer Teichen bei MBG-Westheim (Koch/Kuhl) -1 BP mit 5 Juv. an einem Angelteich bei • Nilgans (80%; B. Koch): Schleidern/Medebacher Bucht (Koch) Für 2011 wurden 15 Brutpaare mit 60 Jungvögeln und 8 Verlobungspaare gemeldet. Dies bedeutet Der Gesamtbestand der Kanadagans nimmt im eine weitere Zunahme der Nilgansbestände Sauerland weiter zu. im Hochsauerlandkreis. Mit einer weiteren Ausdehnung der Nilgans im HSK ist in den Der Winterbestand betrug im Dezember2011/ nächsten Jahren zu rechnen. Irrgeister 2012 13

Nilgans 70 60 60 55 Reviere 50 Jungvögel 45 40 36 32 30 20 22 17 19 18 19 20 16 15 13 13 12 10 11 10 10 10

0 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 Schnitt

-2 BP mit 5 und 4 Juv. im NSG Ruhrstau -1 BP mit 2 Juv. auf dem Dorfweiher in MBG- Echthausen (Koch) Leitmar (Kuhl) -2 BP mit 7 und 2 Juv. an der Ruhr bei AR- -1 BP mit 7 Juv. an den Westheimer Teichen bei Voßwinkel (Koch) MBG-Westheim (Koch/Kuhl) -1 Verlobungspaar im Wildwald bei AR- -1 BP mit 5 Juv. an der Diemel bzw. an den Teichen Voßwinkel (Koch) Kuckuck bei MBG-Westheim (Koch/Kuhl) -1 BP o. Juv. an einem Artenschutzteich bei AR- -2 BP mit 8 + 4 Juv. am Diemelsee (Koch) Voßwinkel (Koch) -1 Verlobungspaar auf den Schönungsteichen der • Rostgans (100%; B. Koch): Kläranlage AR-Neheim/Ohl (Koch/Wilkens) Am 16.07.2011 konnten auf dem Vorbecken -1 Verlobungspaar auf der Ruhr in Alt-/ der Sorpetalsperre 1,1 mit 6 fl. Juv. beobachtet Jägerbrücke (Koch) werden. Die Vögel hielten sich wohl einige Tage -1 Verlobungspaar auf den Schönungsteichen dort auf. der Kläranlage AR-Wildeshausen und auf dem Rostgänse wurden im Bereich des Sorpesees Ruhrstau Langel-MES/Freienohl (Schulte/ bisher nicht regelmäßig beobachtet, so dass Wilkens) eine Zuwanderung aus dem Märkischen Kreis -1 BP mit 2 Juv. auf dem Ruhrstau MES-Freienohl/ wahrscheinlich ist. Olpe (Koch/Schulte) -1 Verlobungspaar auf der Ruhr bei MES- • Reiherente (70 %; K. Hanzen): Wennemen (Schulte) In 2011 wurden in 11 Gebieten Reiherenten mit -1 BP mit 7 Juv. im Ruhrtal bei Bestwig-Nuttlar Jungen gemeldet. Es wurden insgesamt 86 juv. (König/Eversberg) Reiherenten festgestellt. Weiterhin gab es eine -1 BP o. Brut auf dem Ruhrstau Olsberg (keine große Anzahl von Meldungen nicht brütender Brut wegen langer Entschlammungsarbeiten) Paare. (Koch/Wilkens) -1 Verlobungspaar am Mühlenteich der • Wachtel (30 %; R. Götte): Melscheder-Mühle bei SU-Melschede (Koch) Im Jahr 2011 konnte eine hohe Zahl von Rufern -1 BP mit 7 Juv. auf dem Sorpesee/Vorbecken festgestellt werden, selbst an Plätzen, an denen (Koch/Schulte/Wilkens) + 1 BP o. Juv. auf dem in der Vergangenheit noch nie Wachtelrufe gehört Sorpesee/Hauptbecken (Koch) wurden. Insgesamt wurden 121 Rufer aus dem -1 Verlobungspaar bei Brilon-Alme/ Hallinghausen ganzen HSK gemeldet. Auffällig ist, dass im (Hanzen) Verhältnis die Rufer aus der Medebacher Bucht -1 Verlobungspaar auf dem Schlammteich des stark zurück gegangen sind. Rheinkalkbruches bei Brilon-Rösenbeck (Stein) 14 Irrgeister 2012

• Rebhuhn (20 %; F. Giller): • Haubentaucher (100 %; W. Wilkens): Die Bestandsentwicklung beim Rebhuhn geht Brutbestand 2011: weiterhin dramatisch bergab. Die Feldfluren 48 BP mit nur 8 pulli im HSK werden durch die weitere landwirtschaftliche Seit der Haubentaucherbrutbestandserfassung Intensivierung immer lebensfeindlicher für diese 1985 war das Brutjahr 2011 das schlechteste im Vogelart. HSK. Dies ist auf die lange Trockenheit im Som- Selbst in der Medebacher Bucht kann das mer 2011 und die damit verbundene Wasserab- Rebhuhn kaum noch angetroffen werden. Weitere senkung in den Talsperren zurück zu führen. mögliche Reviere existieren noch bei Marsberg und Arnsberg. Brutreviere: 1,1 Ex + 1 Ex Westheimer Teiche (am 1.6. kein • Haselhuhn (30% B. Koch): Vorkommen mehr) (B. Koch, S. Kuhl, H. Legge) Für 2011 lagen keine Beobachtungen vor. 14 BP + 4 Einzelvögel – keine Juv. (Starke Was- serabsenkung, keine Brutmöglichkeiten mehr) Diemelsee (B. Koch) • Zwergtaucher (80 %; B. Koch): 15 BP insgesamt auf dem Sorpesee. Auf dem 2011 konnten im Sauerland an 12 Brutplätzen 32 Hauptsee durch starke Wasserabsenkung keine Brutpaare mit 32 Jungvögel festgestellt werden. Brutmöglichkeiten. Am 16.07. 2,2 Ex mit 4 Juv. Es gab wiederum keine Brutzeitbeobachtungen auf dem Vorbecken. (B. Koch) aus dem Raum Schmallenberg und Grafschaft Keine Brut am VEW-Ruhrstau Olsberg. 11.+25.7. (Lecke/Schöllmann) 1 ad. Ex + 1 Ex SW fliegend. (B. Koch) 17 BP erfolglos durch starke Wasserabsenkung Am 22.06. führte die Ruhr aufgrund starker auf dem Hauptbecken. Nur 1 BP erfolgreich mit Gewitter Hochwasser. Eine 60 cm hohe Flutwelle 4 pulli auf dem Vorbecken Hennesee. zerstörte alle Nester aus diesem Zeitfenster an der Ruhr. • Graureiher (80 %; B. Koch): -2 BP Artenschutzteich bei AR-Voßwinkel (1 x 5 Der Bruterfolg in 2011 war deutlich höher als im Juv.) (Koch) Vorjahr. Dies zog sich durch fast alle Brutkolonien. -3 BP Schönungsteiche der Kläranlage AR- Ausnahme bildete nur die Kolonie in Olsberg, Neheim/Ohl (2 x 1, 1 x 2 Juv.) (Koch) was auf Bau- und Forstarbeiten zurück zu führen -3 BP Ruhr oberhalb AR-Hüsten (o. Juv.) (Koch) ist. -3 BP Ruhr Stadtgebiet Alt-Arnsberg (1 x 3 Juv.) -Kolonie Arnsberg-Bergheim (Koch/Neuß) 5 erfolgreiche Bruten ( 3) -5 BP Ruhrstau AR-Uentrop (1 x 1 Juv.) (Koch) -Kolonie Arnsberg-Bruchhausen -3 BP Ruhrstau „Kaiser Wilhelm Brücke“ AR- 9 erfolgreiche Bruten ( 5) Rumbeck (1 x 2, 1 x 1 Juv.) (Koch/Schulte/ -Kolonie Arnsberg-Altes Feld Wilkens) 5 erfolgreiche Bruten ( 5) -4 BP Ruhrstau MES-Freienohl/Langel (1 x 5, -Kolonie -Freienohl/Langel 2 werden flügge + 1 x 1 Juv.) (Koch/Schulte/ - ( 1) Wilkens) -Kolonie Meschede-Wennemen -2 BP Ruhrstau MES-Freienohl/Ohl (1 x 3, 1 x 2 27 erfolgreiche Bruten (20) Juv.) (Koch/Schulte/Wilkens) -Kolonie Meschede-Stadt -3 BP Ruhrstau MES-Freienohl/Olpe (o. Juv.) 8 erfolgreiche Bruten ( 8) (Koch/Schulte) -Kolonie Schmallenberg-Huckelberg -1 BP Möhnefluß in Höhe AR-Neheim/Moosfelde 1 erfolgreiche Brut ( -) (2 fl. Juv.) (Koch) -Kolonie Schmallenberg-Kläranlage -2 BP Schönungsteiche der Kläranlage Eslohe- 8 erfolgreiche Bruten ( 4) Bremke (o. Juv.) (1 Nest wird von einer -Kolonie Schmallenberg-InderLenne Rabenkrähe ausgenommen) (Koch/Schulte) 1 erfolgreiche Brut ( -) -1 BP Schlossteich am Schloss Alme bei Brilon- -Kolonie Olsberg Alme (1 x 3 Juv.) (Hanzen) Irrgeister 2012 15

9 erfolgreiche Bruten ( 13) • Schwarzstorch (40 %; F.-J. Stein): -Kolonie Diemelsee-Helminghausen Der Hochsauerlandkreis ist Schwarzstorchland! 5 erfolgreiche Bruten ( 2) 2011 konnten von der Ornithologischen ______Arbeitsgemeinschaft des VNV 33 Reviere des Schwarzstorches erfasst werden. Das ist die 78 erfolgreiche Bruten (61) höchste jemals nachgewiesene Zahl und auch die 45 Jungvögel sind ein neuer Rekordwert. Diese Die Zahlen in den Klammern geben die zählten wir bei den 13 Brutnachweisen, außerdem Vorjahresbruten an. konnten 20 Reviere ohne Brutnachweise ermittelt An der Kolonie Olsberg fanden 2 Bruten in werden. Bei 8 Brutpaaren konnten jeweils 4 Weidenaufwuchs im Ruhrstau Olsberg mit je 4 Junge festgestellt werden, ansonsten wurden 3 x fl. Juv. statt. 3 Junge und 2 x 2 Junge nachgewiesen. Die seit Jahren bestehende kleine Kolonie in Weiden direkt über dem Wasser im NSG • Wespenbussard (15 %; B. Koch): Diemelsee wurde aufgegeben. Die meisten der als Vom Wespenbussard liegen nur wenige Horstbäume genutzten Weiden sind auseinander Brutzeitmeldungen besonders aus dem westl. gebrochen. Kreisgebiet vor. Die Kolonie an der Kläranlage Schmallenberg Für 2011 wurde kein Brutnachweis gemeldet. bildet erste Ableger.

Junge Graureiher nehmen eine starre Pfahlstellung ein, als ein Rotmilan den Horst in Bigge überfliegt. Foto: R. Götte 16 Irrgeister 2012

Beobachtungen des Wespenbussards: die klare Zuordnung bzw. Lokalisierung der -Mühlenbachtal bei AR-Voßwinkel (1,0 Balzflug, Horststandorte. je 1 Ex 12.06./13.06./20.06./24.06. mit großer Wabe, 17.07. 1+1) (Koch) • Schwarzmilan (80 %; W. Schubert): -östlicher Fürstenberg bei AR-Bachum (1,0 Im Jahre 2011 gab es eine bisher nicht gekannte Balzflug, 1 Ex. 10.07.) (Koch) Beobachtungsintensität von Schwarzmilanen -Tempelberg SW Alt-Arnsberg (1,0 Balzflug) im HSK. Außer einem sicheren Brutplatz im (Neuß) Diemeltal östlich Marsberg konnten jedoch -Berbketal nördl. Alt-Arnsberg (1,0 Balzflug) keine Brutnachweise erbracht werden. Es ist für (Neuß) die Einschätzung des Brutbestandes in Zukunft -Scharfenberg bei AR-Breitenbruch (1,0 Balzflug) erforderlich, die Horststandorte zu ermitteln, da (Neuß) die Einschätzung der Reviere sonst zu unsicher -NE Hellefelder Höhe bei SU Hellefeld (1,0 ist. Übersommernde Schwarzmilane sind nicht Balzflug, 1 Ex 02.06./11.06.) (Koch/Neuß) auszuschließen. Im Jahre 2011 liegt die etwas unsichere Bruthinweise: Einschätzung bei 7, max. bis (9) Revieren im 19.07. 1 Ex flach in den nördl. Wildwald bei AR- HSK. Voßwinkel einfallend (Koch) 09.07. 1 + 2 gleichzeitig kreisend an der • Baumfalke (30%; F. Schnurbus): Wennemener Höhe NW MES-Wennemen (Koch/ Im Jahr 2011 wurden kaum Sichtungen in der Schulte) Medebacher Bucht gemacht, auch im Rest des 16.05. 1 streichend Hemmecker Bruch bei HSK gab es weniger Beobachtungen. Es bleibt Brilon-Madfeld (Lindner) abzuwarten, ob das Zufall oder ein Trend ist. 28.06. 1 streichend NW MBG-Erlinghausen Vielleicht sollten wir in den nächsten Jahren auf (Kuhl) dieser Art etwas stärker achten. Insgesamt wurde 29.06. 1 kreisend Valshagen NE Medebach der Baumfalke in 7 Gebieten beobachtet. Davon (Schnurbus) waren 5 sichere Reviere, 1 mögliches Revier und 28.07. 1 streichend bei WTBG-Elkeringhausen 1 Brutzeitbeobachtung. (Lindner) 1. Marsberg-Erlinghausen sicheres Revier, Traditionsplatz, wenn auch • Rotmilan (50%; M. Lindner): der genauere Brutstandort nicht bekannt ist 2011 wurden im HSK 128 besetzte Reviere 2. Meschede-Berge festgestellt. 2 der Reviere waren scheinbar nur sicheres Revier durch Einzelvögel besetzt. 52 besetzte Reviere 3. Eslohe-Bremke wurden gemeldet, wobei nicht immer klar ist, sicheres Revier ob das Revier auch von einem Paar besetzt 4. Sundern-Selschede ist. 74 Brutpaare wurden gemeldet, wobei sicheres Revier balzende Paare auch als Brutpaar gewertet 5. nördlich Sundern-Visbeck, Odin wurden. Sehr gut wurden die Stadtgebiete sicheres Revier Meschede, Eslohe, Schmallenberg, Medebach, 6. Arnsberg-Niedereimer, Ruhrtal Hallenberg und das östliche Marsberg kartiert. mögliches Revier, evtl. zu Ar.-Altes Feld gehö- Die Stadtgebiete Arnsberg und Sundern wurden rig schlechter untersucht als früher. Die weiteren Späte Durchzugs-/evtl. Brutzeitbeobachtungen: Erfassungslücken des HSK sind in Bestwig, 7. südöstlich Medebach, Holtischfeld Olsberg, Brilon und im westlichen Marsberg zu finden. • Wanderfalke (95%; M. Lindner): Es waren 6 besetzte Reviere mit Paaren Im HSK wie in ganz NRW wurde die Kartierung festzustellen, wobei eins knapp außerhalb des durch zu gutes Wetter zur Balzphase behindert. Kreises liegt. Drei Paare brüteten und nur 2 BP Bei dem guten Wetter war die Balzaktivität mit 2 und 3 ausgeflogenen Jungvögeln waren der Rotmilane eingeschränkt. Dies behinderte erfolgreich. Irrgeister 2012 17

Wanderfalke

8

7 Reviere 6 Jungvögel 5

4

3

2

1

0 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 Schnitt

Reviere im Einzelnen: • Teichhuhn (40%; B. Koch): HSK 1 (Bruchhauser Steine) In 2011, im zweiten Jahr unserer kreisweiten BP mit einem flüggen Jungvogel (Finger) Erfassung, konnten an 21 Brutplätzen mindestens HSK 4 (Steinbruch Brilon) 38 Brutpaare ermittelt werden. Es wurden Noch Anfang April Paar mit Balz, später keine allerdings nicht alle Brutplätze erfasst. Nachweise (Duty, Lindner) HSK 5 (Brücke) Folgende Brutangaben liegen für 2011 vor: Paar mit 3 Jungfalken, welche beringt wurden (Lindner) -1 BP auf der Gräfte von Schloss Höllinghofen HSK 9 (Fernmeldeturm Hunau) bei AR-Voßwinel (Koch) BP mit drei Eiern. Brut wegen massiver -4 BP auf den Schönungsteichen der Kläranlage Bauarbeiten erfolglos. Später zwei Eier wegen AR-Neheim/Ohl (Koch) späterer Schadstoffuntersuchung geborgen -1 BP auf der Ruhr unterhalb der Sohlschwelle (Lindner, Volkmer, Brune) bei AR-Hüsten (Koch) HSK 10 (Fernmeldeturm Stimmstamm) -2 BP auf der Kläranlage AR-Obereimer (Koch) Adultes Paar am Turm mit im Februar 2011 -1 BP an den Schlammteichen bei AR-Obereimer installierter Nisthilfe. Keine Brut am Turm. (Koch) Am 23.07. 2 Falken im Jugendkleid am Turm. -5 BP auf der Ruhr im Stadtgebiet von Alt- Beide Jungfalken müssen aus dem Raum Warstein Arnsberg (Koch/Schulte) kommen, da aus dem Stadtgebiet Meschede keine -3 BP auf den Schönungsteichen der Kläranlage Bruthinweise vorliegen (Schneider, Lindner) AR-Wildshausen (Koch) HX 3 (Brücke) -1 BP auf der Ruhr in Höhe der Kläranlage AR- BP mit 2 flüggen Jungfalken. Diese wurden beringt Wildshausen (Koch) (Lindner) -1 BP auf dem Ruhrstau Langel in MES-Freienohl (Koch/Schulte) • Wachtelkönig (20 %, M. Hemmelskamp): -3 BP auf dem Ruhrstau in MES-Freienohl/Ohl Für das Brutjahr 2011 liegen nur aus 2 Gebieten (Koch/Schulte) Mitteilungen von Rufern vor. -3 BP auf dem Ruhrstau MES-Freienohl/Olpe (Koch/Schulte) 11.06.2011 -1 BP auf dem Ruhrstau MES-Laer (Schulte) 1 Ex ruft in den Nuhnewiesen (Friedhelm -1 BP auf dem Ruhrstau MES-Wehrstapel Schnurbus) (Schulte) 06.07.2011 und 11.07.2011 -1 BP auf den Schönungsteichen der Kläranlage 1 Ex ruft in der Feldflur Meschede-Schüren MES-Wehrstapel (Koch) (Wilkens/Hemmelskamp) -1 BP auf der Ruhr BE-Velmede (Koch) 18 Irrgeister 2012

-1 BP auf dem Ruhrkanal westl. BE-Velmede (Koch/Schulte) (Schulte) -2 BP auf dem Ruhrstau AR-Rumbeck/Kaiser- -2 BP auf den Schönungsteichen der Kläranlage Wilhem-Brücke (Koch/Schulte) Eslohe-Bremke (Koch/Schulte) -5 BP auf den Schönungsteichen der Kläranlage -1 BP auf den Fischteichen bei SCHBG-Grafschaft AR-Wildshausen (Koch) (Schulte) -1 BP auf dem Ruhrstau MES-Freienohl/Langel -2 BP an der Kläranlage Brilon-Alme (Hanzen) (Schulte) -2 BP auf dem Schlossteich und Gräfte von -1 BP auf dem Ruhruntergraben in MES-Freienohl Schloss Alme in BRI-Alme (Hanzen) (Schulte) -1 BP an den Westheimer Teichen bei MBG- -4 BP auf dem Ruhrstau MES-Freienohl/Olpe Westheim (Koch) (Koch/Schulte) -1 BP auf dem Ruhrstau MES-Wehrstapel • Blässhuhn (70%; B. Koch): (Schulte) In 2011, ebenfalls im zweiten Jahr unserer -5 BP auf dem Ruhrstau Olsberg (Koch) kreisweiten Erfassung, konnten an 24 Brutplätzen -1 BP auf dem Ruhrstau OBG-Wiemeringhausen 80 Brutpaare ermittelt werden. Von einigen (Koch) Brutplätzen werden für 2011 keine Angaben -2 BP auf den Schönungsteichen der Kläranlage gemacht. Eslohe-Bremke (Koch/Schulte) -1 BP auf den Bönkhauser Teichen bei SU- Für die Brutsaison 2011 wurden folgende Bönkhausen (Schulte) Angaben zum Brutbestand gemacht: -10 BP auf dem Sorpesee (9 Paare Vorbecken, 1 Paar Hauptbecken – hier wegen starker -2 BP Artenschutzteich bei AR-Voßwinkel Wasserabsenkung keine Brutmöglichkeiten) (Koch) (Koch) -1 BP auf der Gräfte von Schloss Höllinghofen -20 BP auf dem Diemelsee (hier am 03.05.2011 bei AR-Voßwinkel (Koch) nach starker Wasserabsenkung nur noch 6 BP -7 BP auf den Schönungsteichen der Kläranlage ohne Juv. – die meisten Bläßhühner haben den AR-Neheim/Ohl (Koch) See bereits verlassen!) (Koch) -4 BP im NSG Enser-See bei AR-Neheim -1 BP auf den Angelteichen MBG-Padberg/ (Koch) Niedermühle (Koch) -2 BP auf der Kläranlage AR-Obereimer (Koch) -1 BP auf den Westheimer Teichen (Spätbrut, -1 BP auf den Schlammteichen AR-Obereimer 26.07. 6er Gelege, nur 1 Juv wird flügge) (Koch) (Koch) -1 BP auf dem Ruhrstau AR-Niedereimer (Koch) • Kiebitz (90 %; G. Schöllmann): -1 BP auf dem Ruhrstau Arnsberg/Altes Feld Der Kiebitz war auch in 2011 kein Brutvogel im (Koch) HSK. Leider verweilt der Kiebitz zur Brutzeit nur -5 BP auf dem Ruhrstau AR-Uentrop (Koch/ noch für wenige Tage im Sauerland, wenngleich Schulte) sich die Beobachtungen gegenüber den Vorjahren -1 BP auf der Ruhr AR-Rumbecker Hammer geringfügig gehäuft haben.

Kiebitz

40

35

30 Brutpaare

25 Jungvögel 20

15

10

5

0 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 Irrgeister 2012 19

• Flussregenpfeifer (50%; G. Schöllmann): Hochheide bei WTBG-Niedersfeld (Koch) Der Brutbestand für 2011 liegt bei 14 Brutpaaren 02.06. 1 Ex. an einer Wildschweinsuhle in einem in 9 Gebieten mit 3 nachgewiesenen Jungvögeln. Birken-Bruchwald auf der Hellefelder Höhe bei Ein außerordentlich gutes Ergebnis. SU-Hellefeld (keine Juv. gefunden) (Koch) Die meisten Brutreviere wurden während der 04.04. 1 Ex fliegt aus dichter, staunasser Aufzuchtphase nicht mehr kontrolliert. Daher Vegetation auf, Wald SE MBG-Leitmar (Kuhl) die relativ geringe Menge nachgewiesener Mitte April: Federfunde (keine kpl. Rupfung) Jungvögel. im NSG „Auf dem Bruch“ bei MBG-Essentho 16.05.11 + 15.07.11 (Legge) -NSG Ruhrstau Echthausen Mitte April: Federfunde (keine kpl. Rupfung) im 1 BP+ 1 fl. Juv. auf einer natürlichen NSG Wulsenberg bei Marsberg (Legge) Flussschotterinsel im (Koch) Erster Bruterfolg Die wenigen Angaben geben keinen Überblick auf einer Flußschotterinsel seit 15 Jahren. über die tatsächliche Verbreitung im HSK. -Bauschuttdeponie bei Arnsberg Voßwinkel 1BP am 16.05.2011 . (Koch) • Bekassine (100 %; W. Schubert): Am 07.07.2011 wurden 1 Juv. + 2 Eier Die Bekassine ist im Hochsauerlandkreis festgestellt. ausgestorben. -Brachfläche Fa. Egger Brilon Ab 22.04.2011 - 2 BP. (Duty / Stein). Ohne Hohltaubenportrait Foto: R. Götte Bruterfolg ( Nester von Rabenkrähe geplündert) -Lagerplatz NO der Fa. Oventrop, Brilon 09.05. + 17.05., Warnrufe vom 23.05. - 3 Altvögel ebendort (Rees) 22.05.2011 - 29.05.2011 -Großer Rheinkalksteinbruch westl. Madfeld 4 wBP + 1 mBP am 31.05.2011 (Stein) -Vegetationslose Uferfläche am Diemelsee / Nähe Campingplatz Hohe Rad 1,1 + 1,0 mit gemeinsamer Balz (Stein) Wohl aus den Kalksteinbrüchen der Umgebung. -Wehr/Ruhrstau Arnsberg-Niedereimer. am 16.06.2011 wurden 1,0 beobachtet (Koch) Insel VEW Stausee Olsberg März / April 2011 wurden 1 BP + 1 Juv. beobachtet (Wilkens/Hemmelskamp) Steinbruch Sundern-Westenfeld • Hohltaube (max. 35 %; F.-J. Stein): 2,1 Ex mit Balz, am 01.05.2011 (Lindner) Die fleißigen Kartierer der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft schafften 2011 ein neues Rekordergebnis. 135 Reviere (Vorjahr 88 Reviere) • Waldschnepfe (10 %; B. Koch): wurden in 68 Brutgebieten (Vorjahr 53 Brutgebiete) Folgende Brutbestandsangaben für 2011 liegen der Hohltaube ermittelt. Dieser Wert liegt erheblich vor: über den Vergleichsjahren und ist natürlich auf 23.03. 1 Ex fliegt rufend vom Glindegrund eine intensivere Suche zurückzuführen. Mit 29 Richtung Marsberg-Erlinghausen (Kuhl) Brutnachweisen wurde ebenfalls ein neuer Rekord 30.03. 1,1 mit intensivem Balzflug im Bereich erzielt.Außer in älteren Buchenwäldern brütet des Bogenschießgelände im Glindegrund bei die Art bei uns in Steinbrüchen. 2011 wurden in Marsberg-Erlinghausen (identisch mit 23.03.) 5 Steinbrüchen insgesamt 11 Reviere festgestellt (Koch) (2010: 5 Steinbrüche mit 7 Revieren).Durch die 16.04. 1,0 Flugbalz Mendener Loch im Wildwald Ermittlung von 19 neuen Brutgebieten wuchs die bei AR-Voßwinkel (Koch) Zahl der jemals gemeldeten Gebiete der Hohltaube 17.04. 1,0 Flugbalz (06:00 h) Niedersfelder auf 186. 20 Irrgeister 2012

• Turteltaube (20 %; F. Schnurbus): Marsberg: Das Ergebnis im Medebacher Raum ist 4 Rufer (Westheimer Teiche, NW Essentho, NE vergleichbar mit dem des Vorjahres. Es sieht Erlinghausen, östl. Marsberg) so aus, als hätte sich die Turteltaube auf dem 5 Durchzügler niedrigeren Niveau stabilisiert. Im Bereich Winterberg: Ringelfeldweg in Medebach gab es sogar eine 4 Rufer (1,1 mit Balz Niedersfelder Hochheide, sehr gute Bestandssituation. Insgesamt dürfte Ruhrtal Niedersfeld, Züschen, ) der wirkliche Bestand höher liegen als der 1 Durchzügler erfasste. So ist der Hallenberger Raum deutlich Medebach: unterrepräsentiert. 2 Rufer (Orkemühle-Pitzfeld-Knapp, Dreislar), Es wurden für den HSK insgesamt 58 Reviere 1 Durchzügler gemeldet. Aus Hallenberg, Arnsberg, Schmallenberg, Bestwig und Olsberg gab es keine Meldungen.

• Schleiereule (30 %; F. Giller): Nach den harten Wintern der letzten Jahre liegen aus 2011 keine Brutdaten zur Schleiereule vor. Es ist zu hoffen, dass sich der Bestand wieder erholt. Da sich die Bedingungen für den Vogel in der Landschaft weiter verschlechtert haben (Grünlandumbruch, weitere Intensivierung der Landwirtschaft, etc.) ist eine deutliche Erholung der Bestände nicht zu erwarten.

• Raufußkauz (30%; M. Lindner): Es erfolgten in 4 Gebieten im Kreis Rufnachweise. Der Nachweis bei Romke, Eslohe-Obersalwey, kann als wahrscheinliches Revier gewertet werden. Bei den anderen handelt es sich um mögliche Reviere. Rufnachweise: Romke Eslohe-Obersalwey, 1,0 rufend am 02.03, Turteltaube mit Jungvogel Foto: R. Götte 22.03., 30.03., 04.04. und 07.04. (Schneider) Kuhlmecke Eslohe-Kückelheim, 1,0 rufend • Kuckuck (30 %; B. Koch): 28.02. (Schneider) Es erfolgten 2011 Meldungen zu 26 Arnsberger Wald bei Meschede-Enste, 1,0 Ex Beobachtungsplätzen gemeldet. rufend am16.03. (Wilkens, Hemmelskamp) Reetsberg Winterberg-Elkeringhausen, 1,0 Sundern: rufend am 30.03. (Rees fide Koch) 1 Durchzügler Meschede: 4 Rufer (Visbeck/Odin, östl. Berge, Bockum- • Steinkauz (M. Lindner): Wennemen, Eversberg) Aus 2011 liegt nur eine Meldung vor. Am 21.01 1 Durchzügler wurde ein Steinkauz aus dem Fallrohr einer Eslohe: Regenrinne des Hauses Hespe 19 im Ort Amecke 2 Durchzügler gerettet. Der Steinkauz wurde nach Behandlung Brilon: am 25.01 wieder am gleichen Platz freigelassen. 1 mögliches Revier Lülingsbachtal NE Alme (2 Keine Brutzeitmeldungen. Beobachtungen) Irrgeister 2012 21

• Sperlingskauz (? %; M. Lindner): 1 Rev. W Medebach-Glindfeld, südlich Es wurden 16 Reviere und 6 Gebiete mit Schwanenteich, 1,0 rufend 22.02. und 18.03. Singvogelreaktion auf Klangattrappe festgestellt. antwortet Klangattrappe (Schnurbus, Kesseler) Die Nachweise gelangen im Arnsberger 1 Rev. südwestlich Medebach, westlich Bocksberg, Wald (Raum Meschede-Bestwig) und in den 15.03. antwortet Klangattrappe (Schnurbus) Stadtgebieten Medebach, Hallenberg, Winterberg 1 Rev. südlich Medebach-Küstelberg, nordwestlich und der Gemeinde Eslohe. Im Stadtgebiet Höcherkopf, 23.03. antwortet Klangattrappe Medebach wurde die erste genauere Untersuchung (Schnurbus) im HSK durchgeführt. Die Erwartungen der OAG, 1 Rev. nordwestlich Medebach, östlich Böhlen, dass der Sperlingskauz im HSK verbreitet ist und 23.03. antwortet Klangattrappe (Schnurbus) ein Nachweisdefizit besteht, wurde bestätigt. Er 1 Rev. nordwestlich Hallenberg-, südlich kommt inzwischen auch in - wie es scheint - für Teukelberg, 24.03. antwortet Klangattrappe, dort das menschliche Auge suboptimalen Biotopen 18.03 Singvogelreaktion (Schnurbus) vor. Singvogelreaktionen auf Klangattrappe: In der Aufstellung wurde deshalb schon der Im Stadtgebiet Medebach an fünf Stellen einmalige Nachweis, auch Herbstnachweis, als Singvogelreaktionen auf Einsatz der Klangattrappe. Revier gewertet. Dies erscheint gerechtfertig weil (Schnurbus) immer noch eine Untererfassung der Art vorliegt. Wickenbruch Eslohe-Obersalwey heftige Gemeldete Reviere: Kleinvogelreaktion auf Klangattrappe 23.10. 1 Rev. Arnsberger Wald bei Meschede-Enste, (Schneider) 1,0 Ex rufend am 16.03. und 14.09. (Wilkens, Hemmelskamp) 1 Rev. Hamorsbruch Meschede, 1,0 rufend am 23.03. (Wilkens, Hemmelskamp) Sperlingskauz Foto: R. Götte 1 Rev. Vogelsang Meschede, 1 Ex. fliegend (Wilkens, Hemmelskamp) 1 Rev. N Bestwig-Föckinghausen, 1,0 Ex. rufend 24.01., 1,1 rufend 22.03. (Koch, Wilkens, Hemmelskamp) 1 Rev. W Sürenberg Winterberg, 1,0 antwortet 11.04. und 17.04. auf Klangattrappe (Lindner) 1 Rev. Reetsberg Winterberg-Elkeringhausen, 1,0 rufend 30.03. (Rees fide Koch) 1 Rev. Krähenberg Eslohe-Niedersalwey, 1,0 rufend 25.02. Kleinvogelreaktion auf Klangattrappe 03.09., 25.11, 26.10. (Schneider) 1 Rev. N Medebach-Küstelberg, östlich Hillekopf Revier I, 1,0 antwortet auf Klangattrappe 09.02. und 18.05. (Belegfoto) (Schnurbus, Kesseler, Götte) 1 Rev. N Medebach-Küstelberg, östlich Hillekopf Revier II, 1,0 antwortet auf Klangattrappe 09.02, 25.03. (Belegfoto) und 18.05. (Schnurbus, Kesseler, Götte) 1 Rev. N Medebach-Küstelberg, östlich Hillekopf Revier III, 1,0 antwortet auf Klangattrappe 09.02 .und 18.05. (Schnurbus, Kesseler, Götte) 1 Rev. E Medebach-Küstelberg, Schlossberg, Singvogelreaktion auf Klangattrappe 10.02. und 19.03., 24.03. Kauz antwortet. (Schnurbus, Kesseler) 22 Irrgeister 2012

• Uhu (80%; M. Lindner): Besonderheiten: Mit 51 besetzten Revieren wurde für den HSK Am 14. Mai 2011 wurde von dem örtlichen ein neuer Höchststand erreicht. Jagdpächter im Steinbruch Rösenbeck der Firma An 6 Plätzen konnte nur ein besetztes Revier Rheinkalk bei Brilon-Rösenbeck ein toter Uhu durch rufende Männchen oder Spuren festgestellt gefunden. werden. Der weibliche Uhu trug den Helgoland-Ring An 22 Plätzen konnten balzende Paare mit der Nummer 24558. Dieser Uhu wurde am nachgewiesen werden, ohne dass später ein 11. September 2007 als adulter Vogel auf dem Brutnachweis gelang. Bei den 22 Plätzen mit Gelände der Hähnchen-Schlachterei der Firma Paaren ohne Brutnachweis dürften noch weitere Wiesenhof in Gütersloh geschwächt gefunden. Bruten stattgefunden haben. Der Vogel konnte am 30. Dezember 2007 Es wurden 23 Bruten gefunden. 7 Bruten waren bei der Auffangstation freigelassen werden. erfolglos. Dafür dürften zweimal illegales Klettern Ungewöhnlich an diesem Fund war, dass der und zweimal Steinbrucharbeiten die Gründe sein. sauber abgetrennte Kopf weniger als 1 Meter In drei Fällen sind die Gründe der Brutabbrüche neben dem Rest des Körpers lag. Der Uhu wies unklar. keine weiteren äußerlichen Auffälligkeiten bzw. Es wurden 4 Bruten mit 1 Jungvogel, 7 Bruten sichtbare Verletzungen auf. Nur ein Federbüschel mit 2 Jungvögeln und 1 Brut mit 3 Jungvögeln befand sich neben dem Uhukörper. Leider nachgewiesen. Somit sind nur 21 Jungvögel wurde der Körper unter den Federn nicht auf (2010 - 40 Jungvögel) im HSK gefunden Verletzungen von Krallen und Zähnen untersucht. worden. Die Gründe für die wenigen Junguhus Hier wäre eine Sektion durch einen Tierarzt liegen in eingeschränkter Brutkontrolle, da z.B. notwendig gewesen. bei 4 weiteren Bruten eine spätere Kontrolle Es werden zwei Möglichkeiten der Todesumstände auf Junguhus unterblieb und mindestens 7 in Betracht gezogen. So könnte der Uhu bei einem Revierpaare nicht, bzw. unzureichend auf Bruten innerartlichen Kampf oder bei einem Angriff kontrolliert wurden. eines Prädatoren umgekommen sein. Ein Artikel Der Erfassungsgrad wurde auf 80 % gesenkt, von M. Lindner & F.-J. Stein über den Fund wird da mittlerweile auch Bruten an Minifelsen und im Eulenrundblick erscheinen. Bodenbruten vorkommen, die schwer entdeckt werden. Am 27.04. wurde ein vorjähriges Uhumännchen Bei Nachweisen von Gewöllfunden und aus dem Netz einer Fischteich-Umspannung bei Beuteresten (Igelschwarte, Rupfungen von Schmallenberg-Arpe gerettet. Der Vogel konnte Großvögeln) zur Brutzeit bitte Meldung an den später am gleichen Ort durch Herrn Limpinsel Artbearbeiter, damit gezielte Suche nach Bruten freigelassen werden. erfolgen kann.

Uhu 60

50 Brutpaare 40 Jungvögel 30

20

10

0 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 Schnitt Irrgeister 2012 23

• Eisvogel (20 %; W. Wilkens): Die gemeldeten Reviere verteilen sich wie folgt Brutbestand 2011: über den HSK: 12 Reviere mit 5 Brutnachweisen im HSK Arnsberg 3 Reviere Sundern 3 Reviere Eslohe 5 Reviere Meschede 17 Reviere Schmallenberg 2 Reviere Bestwig 0 Reviere Olsberg 0 Reviere Winterberg 1 Revier Brilon 5 Reviere Hallenberg 1 Revier Medebach 11 Reviere Marsberg 7 Reviere nicht zugeordnet 1 Revier gesamt 56 Reviere

• Grünspecht (60 %, M. Schneider): Im Jahr 2011 wurden 12 wahrscheinliche Reviere und 32 mögliche Reviere festgestellt. Es gelangen 4 Brutnachweise. Somit wurden 48 Reviere ermittelt. Sieben Meldungen fielen aus den Wertungsgrenzen und wurden daher nicht weiter berücksichtigt. Aber hier kann es sich durchaus um Reviere handeln. Zumindest aus den Gebieten Steinberg und Böhlen bei Medebach sind vermutlich aufgrund des kalten Winters 2010/11 keine Meldungen zu verzeichnen. Die gemeldeten Reviere verteilen sich wie folgt Junger Eisvogel an der Hoppecke über den HSK: Foto: R. Götte Arnsberg 15 Reviere Sundern 1 Revier Eslohe 2 Reviere • Wendehals (80%; W. Schubert): Meschede 9 Reviere Auch im Jahr 2011 gab es keine Brutzeit- Schmallenberg 1 Reviere beobachtungen. Bestwig 0 Reviere Olsberg 0 Reviere • Grauspecht (30 %; M. Schneider): Winterberg 0 Reviere Im Jahr 2011 wurden 14 wahrscheinliche Reviere Brilon 3 Reviere und 41 mögliche Reviere festgestellt. Es gelang Hallenberg 2 Reviere 1 Brutnachweis. Medebach 8 Reviere Somit wurden 56 Reviere ermittelt. Marsberg 6 Reviere Fünf Meldungen fielen aus den Wertungsgrenzen gesamt 48 Reviere und wurden daher nicht weiter berücksichtigt. Jedoch kann es sich hier auch um Reviere handeln. Ein Rückgang ist vielleicht mit dem kalten Winter 2010/11 zu erklären. 24 Irrgeister 2012

• Mittelspecht (5 %; M. Hemmelskamp): Im Jahre 2011 wurden 10 Reviere des Mittelspecht gemeldet. Das ist eines der schlechtesten Ergebnisse der letzten Jahre. Dies wird wahrscheinlich an der schlechten Erfassung liegen, obwohl die Meldungen in den letzten Jahren kontinuierlich weniger wurden. Eine regelmäßige Erfassung von Einzelgebieten wäre wünschenswert.

Ergebnis 2011: 10 gemeldete Reviere im HSK

• Schwarzspecht (25 %; F. Schnurbus): Insgesamt bewegt sich die Zahl in der Meldungen von zusammen 75 Revieren im Bereich des Vorjahres. Bei Zweifeln, ob es sich um 1 oder 2 Reviere handelt, wenn es um geringe Abstände geht, habe ich mich bei Parallelbeobachtungen in der Regel für 2 Reviere entschieden. Ebenso habe ich für ein Revier gewertet, wenn es nur eine Beobachtung Ende Februar gegeben hat, die Reviere aber sonst Kleinspecht mit Jungvogel Foto: R. Götte jährlich besetzt sind. -Wildwald Voßwinkel, Arnsberg-Voßwinkel - -Ruhraue an den ehemaligen Schlammteichen • Kleinspecht (20 %; W. Wilkens): Arnsberg-Niedereimer Der Brutbestand des Kleinspechtes 2011 im HSK -Kohlwedertal bei Meschede-Eversberg belief sich auf 25 Reviere mit 2 Brutnachweisen. -VNV–Momecketalfläche am Diemeltal westlich Die einzelnen Reviere: Marsberg -NSG „Ruhrtal bei Laer“ unterhalb Ruhrstau -an der Hoppecke, Bereich Kläranlage Marsberg- Schneisenberg, Giershagen -Meschede-Stockhausen -Alt-Arnsberg 4 Reviere -Ruhrlauf Stesserburg, südlich Meschede- Stockhausen -Buchenhochwald mit einzelnen Eichen ca. 500 • Neuntöter (30 %; W. Schubert): m Höhenlage Böhlen nordwestlich Medebach Im Jahre 2011 wurden 326 Neuntöterreviere -Ruhrstau Langel, Meschede-Freienohl gemeldet. Das ist ein neuer Höchststand. Der -Kläranlage Arnsberg-Wildshausen Schwerpunkt der Verbreitung liegt weiterhin -Gegenhang des Wulsenberges, Marsberg in der Medebacher Bucht. Die Meldungen -NSG Diemelsee, 3 Reviere aus dem Marberger und Briloner Raum sind -VEW-Stausees Olsberg unterrepräsentiert. Die Zunahme der Reviere ist -Eichen-Buchenwald Hesseberg, Medebach ausschließlich auf die bessere Erfassung zurück -Eichenwald im Arnsberger Wald bei Meschede- zu führen. Enste -westlich Rüggen, nördlich Medebach-Dreislar -Eichen-/Buchenwald Ochsenstall nordwestlich • Raubwürger (50 %; F.-J. Stein): Hallenberg-Braunshausen Der Raubwürgerbrutbestand scheint sich auf -Lüchtenbergunterhang südlich von Padberg niedrigem Niveau zu stabilisieren. 2011 wurden etwas über dem Rhenetal immerhin 18 Brutreviere dokumentiert. Von die- -NSG Hahnenberg östlich Marsberg-Essentho sen Gebieten waren 5 nur „mögliche Reviere“ -Diemelaue bei Grube Reinhard, NW Marsberg- und 4 „wahrscheinliche Reviere“. Weiterhin gab Giershagen Irrgeister 2012 25 es 9 Brutnachweise. Es konnten insgesamt 22 Sauerland erbracht werden. Jungvögel nachgewiesen werden, die höchste Viele Beobachtungen von Verlobungspaaren und Zahl der letzten 6 Jahre. Bruthinweisen bei denen auch einige sichere In der Medebacher Bucht mit den Städten Bruten anzunehmen sind, konnten aber auf Medebach und Hallenberg konnten 7 Reviere Grund fehlender Nachsuche nur als Bruthinweise ermittelt werden. Im zweiten Verbreitungs- gewertet werden. Die Nachsuche an vielen dieser schwerpunkt der Art im Hochsauerlandkreis, Plätze ist in 2012 sinnvoll. im Raum Brilon/Marsberg, wurden 5 Reviere gezählt. Außerdem wurden in Winterberg und in Meschede jeweils 2 Reviere und in Eslohe • Heidelerche (50 %; F. Schnurbus): und Schmallenberg jeweils 1 Revier gemeldet. Den Schwerpunkt der Vorkommen der Heideler- che bilden ganz offensichtlich die Weihnachts- Kyrillwindwürfe haben eine große Bedeutung als baumkulturen im Bereich Eslohe, Schmallenberg Brutgebiete. Durch die vom Orkan geschaffenen und teilweise Meschede, aus denen Wolfgang Flächen besiedelt der Raubwürger auch wieder Schulte eine Vielzahl von Nachweisen erbracht die Mitte des Hochsauerlandkreises. Vielleicht hat. Großräumig dürfte diese Population auf län- sind wegen der Unübersichtlichkeit der teils rie- gere Sicht stabil bleiben, während kleinräumig sigen Flächen hier noch einige Brutpaare überse- immer wieder Umsiedlungen vorkommen wer- hen worden. den, je nachdem, wie weit die Kulturen bodende- ckend werden. • Raubwürger-Winterreviere Der extensiv bäuerlich strukturierte Bereich bei (50 %; W. Schubert): Medebach-Berge hat durch Biotopentwertung Es wurden im Winter 2010/2011 so viele seine Bedeutung fast völlig eingebüßt. Die ande- Winterreviere gemeldet wie schon seit etwa 20 ren Nachweise im Raum Medebach und Hallen- Jahren nicht mehr. Das lässt auch für die nächsten berg betreffen auch temporäre Biotope wie Weih- Jahre hoffen. Wo sich die Vögel im Sommer nachtsbaumkulturen und Kyrill-Flächen. aufhalten, ist noch völlig ungeklärt. Im Jahre 2011 wurden 82 Reviere gemeldet.

Stadt Medebach 6 Reviere • Tannenhäher (? %; G. Schöllmann): Stadt Hallenberg 2 Reviere Für 2011 gab es ein Meldeergebnis von 11 Stadt Brilon 1 Revier Beobachtungen / Brutzeitbeobachtungen. Gemeinde Bestwig 3 Reviere Stadt Meschede 17 Reviere Stadt Schmallenberg 15 Reviere • Dohle (90 %; R. Götte): Gemeinde Eslohe 30 Reviere Von der Dohle sind auch 2011 weitere Zunahmen Stadt Sundern 8 Reviere im ganzen Kreisgebiet zu verzeichnen. Deutliche Zunahme bei Giershagen und neue Meldungen aus dem Meschede-Freienohler Raum, die bisher • Feldlerche (5%; F. Schnurbus) keinem Revier zugeordnet werden können. Der Eine umfassende Kartierung von Wolfgang festgestellte Brutbestand beläuft sich 2011 auf Schulte, der zeigt, dass auch außerhalb 158 Paare. der Medebacher Bucht noch bedeutende Feldlerchenbestände vorhanden sind. Bemerkenswert auch die Hochrechnung von • Kolkrabe (30 %; B. Koch): Bernhard Koch für den Bereich Marsberg- Das Jahr 2011 brachte die bisher besten Meerhof von sage und schreibe 300 (!) Revieren. Kartierergebnisse. Aus der Medebacher Bucht fließen keine Mit 14 Brutnachweisen mit Horstfund sowie 6 Beobachtungen ein, da nicht kartiert wurde. wahrscheinlichen Bruten ohne Horstfund und 2 Es wäre wichtig, den Bestand noch einmal Negativmeldungen von vorjährigen Brutplätzen gründlich zu erfassen, bevor durch die geplanten konnte ein gutes Bild des Vorkommens im und bereits umgesetzten Biogasanlagen eine 26 Irrgeister 2012

umfassende Nutzungsänderung in Richtung Mais • Teichrohrsänger (80%; B. Koch) stattfindet. Neben der Medebacher Bucht fehlen Aufgrund fehlender Bruthabitate liegen vom auch Angaben zu den ausgedehnten Ackerflächen Teichrohrsänger im HSK nur aus 3 Gebieten re- der Briloner Hochfläche. gelmäßige Bruten bzw. Brutzeitmeldungen vor. 1. Schönungsteiche der Kläranlage AR-Ne- heim/Ohl, 6 Reviere (singende Männchen); • Uferschwalbe (90 %; B. Koch): hier auch mehrfach fütternde Ex. und fl. Juv. 2011 brüteten an der Kolonie bei AR-Bachum 10 (Koch) Paare (Koch). 2. Schlammteiche bei AR-Niedereimer, 2 BP Die 2010 gegründete Kolonie an der Grenze (18.06. 1x3 fünftägige Juv. + 1 Gelege mit 4 zum Kreis Soest bei AR-Voßwinkel bestand in Eiern) (Koch). diesem Jahr aus 2 Teilkolonien mit insgesamt 66 3. Schönungsteiche der Kläranlage AR-Wilds- Brutpaaren (Koch). hausen, mindestens 1 Revier (singendes Am Brutplatz bei AR-Bruchhausen konnte 2011 Männchen) (Koch). nur 1 Brutpaar festgestellt werden (Koch). Von der Kolonie an der Bieber bei AR-Holzen Außerdem am 28.06.2011 ein Männchen mit Ge- lagen 2011 keine Uferschwalbenmeldungen vor sang in einem kleinen Schilfbestand an den Schö- (König). nungsteichen der Kläranlage MES-Wehrstapel (nur 1 Beobachtung) (Koch)

• Feldschwirl (20 %; F. Schnurbus): Eine Erfassung, die nach wie vor auf Zufalls- daten beruht. Es wurden 19 Reviere gemeldet. Aus den vorliegenden Daten geht hervor, dass der Feldschwirl vor allem in verbrachten Wie- sen und auf Sukzessionsflächen von Windwürfen vorkommt. Letzter Biotop wird sicherlich nicht flächendeckend aufgesucht. Sonst könnten dort noch erheblich mehr Feldschwirlnachweise er- bracht werden. Dass der Feldschwirl auf den an- deren Flächen nicht mehr häufig ist, zeigt auch die Tatsache, dass diesmal kein Nachweis für die Feuchtwiesen bei Madfeld und Essentho erbracht werden konnte. Stadt Hallenberg 3 Reviere, 3 mögliche Stadt Winterberg 1 Revier, 1 mögliches Stadt Marsberg Waldlaubsänger Foto: R. Götte 1 Revier, 1 mögliches Stadt Brilon 4 Reviere, 4 mögliche • Waldlaubsänger (5%; S. Kuhl) Stadt Meschede Insgesamt wurden 224 Reviere erbracht (2010: 3 Reviere, 1 sicheres, 2 mögliche 88 Reviere). Gemeinde Eslohe Die Reviere verteilen sich auf die Stadtgebiete 4 Reviere, 2 sichere, 2 mögliche Marsberg 32 Rev., Meschede 26 Rev., Sundern Stadt Arnsberg 24 Rev., Eslohe 14 Rev., Schmallenberg 34 Rev., 3 Reviere, 1 sicheres, 2 mögliche Medebach 17 Rev., Brilon 18 Rev., Arnsberg 55 Rev. und Hallenberg 4 Rev.

Irrgeister 2012 27

Aus den Stadtgebieten Olsberg, Bestwig und • Ringdrossel (80 %; B. Koch): Winterberg liegen keine Daten vor. Die 2010 konnten Brutzeitbeobachtungen der höchsten Revierzahlen wurden im Bereich der Ringdrossel über den Mai bis Anfang Juni auf Hellefelder Höhe (14 Rev.) und im Wildwald bzw. nahe der Niederfelder Hochheide und dem Voßwinkel (19 Rev.) erbracht. angrenzenden Steinbruch-Hildfeld gemacht werden. Allerdings gelang kein Brutnachweis. Aufgrund der geringen Brutortstreue des 2011 erbrachten Kontrollen am 17.04. und 20.05. Waldlaubsängers ist mit großen jährlichen negative Ergebnisse (Götte/Koch/König). Schwankungen der Revierzahlen und der Am 14.05.11 konnte auf einem Skihang westl. Revierverteilung zu rechnen. von WTBG-Niedersfeld ein später Durchzügler beobachtet werden (M. Schulte).

• Trauerschnäpper (10%; S. Kuhl) Insgesamt wurden 74 Reviere nachgewiesen • Braunkehlchen (90 %; F. Schnurbus): (2010: 57 Reviere). Von den Nuhnewiesen abgesehen, handelt es Die Reviere verteilen sich auf die Stadtgebiete sich um einen neuen Tiefpunkt der Verbreitung Marsberg 45 Rev., Sundern 5 Rev., Olsberg und des Braunkelchens. Einschränkend muss man Brilon je 1 Rev., Arnsberg 4 Rev., Meschede 3 lediglich anmerken, dass die extreme Trockenheit Rev., Medebach 11 Rev., Hallenberg und Schmal- des Frühjahres den Schwund wahrscheinlich lenberg je 2 Rev. begünstigt hat. Flächendeckend erfasst wurde die Art erneut in Negativbeispiel ist das Pitzfeld. Dort konnte bei 3 der Diemelaue zwischen Niedermarsberg und Gängen im Juni kein einziger Nachweis erbracht Diemelsee. Desweiteren wurden ca. 75% der werden. Aus den Beobachtungen gegen Ende Siedlungsfläche von Nieder- und Obermarsberg des Monats ergab sich kaum noch eine sicheres auf Vorkommen des Trauerschnäppers kontrol- Revierbild, so dass nur ein Revier gewertet liert. Hier kam es auch zu einigen Negativkontrol- wurde. len. Das Gesamtbild hat sich trotz Trockenheit in den Das größte Vorkommen wurde mit 6 Revieren im Nuhnewiesen kaum verändert, was ein Beleg für Waldgebiet Hagen bei Obermarsberg festgestellt. die Stabilität dieses Gebietes ist. Im Umfeld der Obwohl die Trauerschnäpper-Bestände insgesamt Nuhnewiesen hat es bei den Einzelgebieten eine als rückläufig gelten, ist für diese Art auch eine deutliche Verschlechterung ergeben. Weiterhin regional und lokal unterschiedliche Entwicklung negativ sind die Horen und die Medebachwiesen, der Bestände typisch. Ob das auch für den HSK sowie Gebiete auf der Winterberger Hochfläche. zutrifft, werden die nächsten Jahre zeigen. Das Braunkehlchen ist immer mal wieder für eine Bitte auch in Siedlungen auf Vorkommen des Überraschung gut. Das zeigt das Gebiet südlich Trauerschnäppers achten. Hesborn. Es war seit Jahren mal wieder besiedelt. Leider scheint dort die Brut verloren gegangen zu sein. • Gelbspötter (25 %; S. Kuhl) Insgesamt wurden 19 Reviere nachgewiesen (2010: 21 Reviere, 2009 u. 2008: je 11 Reviere, • Schwarzkehlchen (30 %; F. Schnurbus): 2007: 13 Reviere) Es konnte 2011 eine Brut im Stadtgebiet Meschede, südöstlich Meschede-Stockhausen, Der Verbreitungsschwerpunkt des Gelbspötters Windwurf am Rand des NSG Ruhrtal bei Laer, liegt weiterhin im Stadtgebiet Marsberg. nachgewiesen werden. Das späte Ausflugsdatum Besonders auffällig ist die Häufung der Reviere lässt auf eine Zweitbrut schließen. Es gelangen in der Feldflur NW Meerhof (5 Rev.) und der wieder Durchzugsdaten im Pitzfeld und bei Umgebung von Erlinghausen (6 Rev.). Aber auch Hallenberg. Ebenso gab es bei Hallenberg in den aus dem Stadtgebiet Arnsberg wurden 5 Reviere Nuhnewiesen eine Übersommerung. gemeldet. Weitere Durchzugsdaten gab es bei Brilon. 28 Irrgeister 2012

• Gartenrotschwanz (20 %; R. Götte): NSG Neuer Hagen für 2011 auf 20 Reviere. Im Jahre 2011 wurde ein Presseaufruf im Diese Schätzung wurde in der Tabelle nicht Rahmen der Aktion der NABU „Vogel des berücksichtigt. Jahres 2011“ für den Gartenrotschwanz Aus Marsberg liegen 4 Negativ-Kontrollen vor. gestartet. Wir erhielten viele Meldungen über vermeintliche Gartenrotschwänze. Bei gründlicher Nachfrage stellte sich jedoch fast • Wiesenpieper (60 %; H. Legge): ausschließlich die Beobachtung als Nachweis Die Meldungen sind im Vergleich zu den Vorjahren eines Hausrotschwanzes heraus. Zwei von rund 100 Revieren auf 69 – 75 in 2011 Meldungen waren korrekt. Es wurde zumindest zurückgegangen. Daraus lässt sich jedoch kein die Erkenntnis gewonnen, dass durch die OAG Rückgang der Art ableiten, sondern ist vielmehr in den letzten Jahren kaum Gartenrotschwänze auf weniger Meldungen zurückzuführen. Die übersehen wurden. Mit Hilfe der Reviertabelle Stadtgebiete Brilon und Olsberg wurden z.B. ab 1997 wurden auch Altreviere kontrolliert. Die weniger bearbeitet. Kontrollen verliefen überwiegend ohne positives Die Zahlen für unsere Top-Feuchtwiesengebiete Ergebnis. (Hemmeker Bruch – 13 Reviere; Nuhnewiesen Insgesamt wurden 13 Reviere gemeldet. Dies – 22-26 Reviere; siehe Karte – und Essenthoer entspricht einem durchschnittlichen Ergebnis der Bruch – mind. 8 Reviere) sind weiterhin stabil. letzten Jahre. Auf der Niedersfelder Hochheide konnten in diesem Jahr im Randbereich zum Steinbruch 3 neue Reviere festgestellt werden, daher ist dort • Baumpieper (30 %; S. Kuhl) die Zahl im Vergleich zu den letzten Jahren Mit 306 Revieren wurde ein neuer Höchstwert angestiegen. erreicht. Neu entdeckt wurde im Rahmen einer UVS Die Stadtgebiete Sundern, Eslohe, Meschede und ein neues, auf HSK-Verhältnisse bezogen Schmallenberg stellen das Verbreitungszentrum zahlenmäßig gutes Vorkommen: In Brilon, In der der Art im HSK dar. Der Baumpieper wird Dollenseite/ Grünländer Hunderbecke konnte der hier regelmäßig auf Windwurfflächen und Bearbeiter REES 7 Reviere feststellen. Dieses Nadelholzkulturen nachgewiesen. Die Gebiet soll in den nächsten Jahren zugebaut Verteilung der Reviere erscheint aber vor allem werden. auf den Windwürfen sehr ungleichmäßig. So können einerseits optimal erscheinende Flächen völlig unbesiedelt sein, andererseits aber auch • Wiesenschafstelze (70 %; B. Koch): kopfstarke Populationen enthalten. Nach den Meldungen kamen in 2011 mindestens Das größte Vorkommen des Baumpiepers 58 BP im Hochsauerlandkreis vor. beherbergt, wie schon 2010, der Bereich Hoher Es wurden folgende Reviere gemeldet: Ransenberg/Markshöhe bis Winnberge an der Stadtgrenze von Eslohe und Meschede. Hier -1,0 mit Revierverhalten an Raps bei AR- wurden, wie im Vorjahr 32 Reviere (11 Rev. Voßwinkel/Bellingsen, 29.04. + 08.05. (Koch) Eslohe + 21 Rev. Meschede) erfasst. -1,1 mit Balz (0,1 baut) an einem Rapsacker bei Weitere Top-Gebiete sind: AR-Voßwinkel, Industriegebiet Nierhoff, 07.05. Leissmer, Bad Fredeburg (12 Rev.), Nonnenberg/ (Koch) Zwellenberg bei Osterwald (11 Rev.), WW -1 BP an Raps auf der Briloner Hochfläche, Höhe Gr. Sonnenstück, Altenhellefeld (14 Rev.) und 436,7 nördl. Brilon,10.05. (Götte) Hömberg östl. Haus (12 Rev.). -1 BP mit 4 fl. Juv. Eggerbrache bei Brilon, Juni 2011 (Duty) Im NSG Neuer Hagen wurde der Baumpieper, -Insgesamt mindestens 40 Reviere in/an Raps wie schon 2008 und 2009, nicht vollständig in der Feldfler um MBG-Meerhof/Essentho erfasst. Es wurden nur 7 Reviere konkret gefunden (Gesamtbestand um 50 BP bei einigen gemeldet. F. Schnurbus schätzt den Bestand im großen Rapsäckern waren die Reviere nicht Irrgeister 2012 29 kompett zu ermitteln)15.05. (Koch) Steinbrüchen gefunden. Brutnachweise konnten -Nördl. von MBG-Erlinghausen im Bereich Auf nicht erbracht werden. Die Steinbrüche I und IX der Sandkuhle 4 Reviere, 2 x Brutnachweise, 2 x im Hoppecketal mit jeweils 3 Revieren sind das Brutverdacht, Mai/Juni 2011 (Kuhl) Zentrum der Verbreitung im Kartierungsgebiet. Die restlichen 2 Brutreviere befinden sich in einem kleinen Steinbruch im Hoppecketal und einem Bruch im Diemeltal. Wieder wurden noch weitere Steinbrüche im Raum Brilon und Marsberg erfolglos kontrolliert.

• Rohrammer (80 %; B. Koch): Im Jahr 2011 wurden 10 Brutplätze mit nur 15 Brutpaaren gemeldet.

1 BP Ruhrbogen bei AR-Voßwinkel (Koch) 1 BP an den Schönungsteichen der Kläranlage AR-Neheim/Ohl (Koch) 1 BP an den Schlammteichen bei AR-Niedereimer (Koch) 1 BP an den Schönungsteichen der Kläranlage AR-Wildshausen (Koch) 1,0 Gesang am 23.06. im südl. Bereich des NSG Bintel bei BRI-Scharfenberg, 1 mögl. BP (Stein) 1 BP im NSG Hemmecker Bruch bei Brilon- Madfeld (Stein) 1 BP VNV-Ochsenwiese am Prinzknapp bei Brilon-Madfeld (Stein) 3 BP an den Westheimer Teichen bei MBG- Westheim (Koch) Wiesenschafstelze im Rapsacker 2 BP im Pitzfeld bei Medebach (Schnurbus) Foto: R. Götte 4 BP in den Nuhnewiesen bei Hallenberg (Schnurbus)

Negativmeldungen: • Karmingimpel (? %; B. Koch) Ruhrstau MES Freienohl-Olpe (Koch), Auch 2011 gibt es keine Meldungen diese Art be- Feuchtwiesen NSG SU-Tiefenhagen (Koch), treffend. Horen bei Medebach (Schnurbus).

• Grauammer (100 %; B. Koch): Seit einschließlich 1998 im HSK ausgestorben. Die ausgewählten Daten wurden von Richard Götte zusammengestellt. • Zippammer (90 %; F.-J. Stein): Das ständige Populationswachstum der Art im Hochsauerlandkreis wurde 2011 jäh gestoppt. Nur noch 8 Reviere konnte nach dem Höchststand von 2010 mit 13 Revieren ermittelt werden. Die Reviere wurden in nur noch 4 verschiedenen 30 Irrgeister 2012

Aktion „Schwalbenfreundliches Haus“ VNV zeichnet Schwalbenfreunde aus

Inzwischen sind sie wieder auf den Weg in ihre Überwinterungsgebiete in Zentralafrika, Dabei gibt es für das Problem der verschmutzten nachdem sie den Sommer über bei uns Hauswände eine ganz simple Lösung. Ein verbracht haben: die Schwalben. Gebrütet einfaches Brettchen, das unterhalb des Nestes haben die Rauch- und Mehlschwalben an angeschraubt wird, fängt den Schwalbendreck Gebäuden, die Rauchschwalben v.a. in auf. Das Sauberkeitsempfinden der Besitzer, Ställen, die Mehlschwalben dagegen außen an Gäste und Nachbarn ist also keine Ausrede mehr. Hauswänden von Wohnhäusern. Allerdings sind Im Gegenteil: Umfragen in Tourismusregionen die Bestände der kleinen Sommergäste in den haben gezeigt, dass Urlauber das Vorkommen der letzten Jahrzehnten in Mitteleuropa und auch wendigen Flugkünstler begrüßen und so genannte im Sauerland stark zurückgegangen. Eine der Vergrämungsmaßnahmen wie Drähte, Seile oder Ursachen ist der fortschreitende Verlust von Flatterbänder dagegen als abstoßend empfinden. Nistmöglichkeiten. Während früher in jedem Kuhstall Platz für mehrere Rauchschwalbenpaare war, sind heute viele Viehställe verschlossen – Gott sei Dank gibt es viele Menschen, die sich sofern es sie überhaupt noch gibt. über das Glück freuen, das die Schwalben sprichwörtlich an ihre Häuser bringen. Um dies zu würdigen und um der Verbreitung der Schwalben durch die Bereitstellung von oben genannten Nistplätzen zu helfen, zeichnet der VNV als lokaler Partner des Naturschutzbundes Deutschland solche Hausbesitzer mit der Plakette „Schwalbenfreundliches Haus“ und einer Urkunde aus, wo Schwalben ihre Nester gebaut haben.

Diese landesweite NABU-Kampagne findet schon seit 2010 in NRW statt. Im vergangenen und in diesem Jahr beteiligte sich der VNV an der Aktion. Junge Rauchschwalbe Foto: R. Götte Im HSK wurden im Jahr 2011 nach entsprechender Nicht asphaltierte Feldwege und Hofeinfahrten, Information über die Presse 30 Personen bzw. ideale Orte für die Schwalben, um feuchten Lehm Häuser mit der Plakette „Schwalbenfreundliches für den Nestbau zu sammeln, sind heute eine Haus“ ausgezeichnet. Bei der persönlichen Seltenheit. Mehlschwalbennester fallen aber auch Übergabe der Plaketten konnten wir oftmals bis den teilweise überzogenen Hygienevorstellungen zu vier Schwalbennester vorfinden. Rekord waren einiger Hausbesitzer zu Opfer: Nester werden 24 Rauchschwalbennester in Stallgebäuden im illegal von der Hauswand entfernt oder die Vögel Bauernhof Nieder in Meschede-Heggen und 19 werden beim Nestbau gezielt gestört. Die an Mehlschwalbennester an einem Wohnhaus in Hausfassaden nistenden Mehlschwalben wie auch Meschede. die in Ställen, Carports oder Schuppen nistenden In einigen Fällen hatten Hausbesitzer Rauchschwalben sind aus all diesen Gründen unter den Dachbereichen, welche sich zur hierzulande in ihren Beständen gefährdet. Schwalbenansiedlung eigneten, Bretter als Irrgeister 2012 31

Kotfang angebracht. Interessant waren immer wurden unter dem Dach kleinmaschige Netze wieder die Gespräche bei der Auszeichnung. angebracht, um die Schwalben am Bau neuer Einen Bauern hatten andere Landwirte vor der Nester zu hindern. Die Mehlschalben bauten nun Auszeichnung gewarnt. Sinngemäß warnten allerdings die Nester an die Netze, im Juni waren diese ihn: „Wenn die Naturschützer erst mal wieder acht Schwalbennester am Dach. Diese auf dem Hof sind, wollen die gleich alles unter sind vermutlich später alle abgefallen, da sie an Naturschutz stellen.“ der Unterlage nicht genug Halt fanden. Die ULB HSK wurde über diesen Vorgang informiert und setzte sich mit dem Hausbesitzer in Verbindung.

Im Jahr 2012 wurden im Hochsauerlandkreis weitere 50 Schwalbenplaketten unter die Hausbesitzer gebracht. Da es uns nicht möglich war, überall noch einmal den Zeitaufwand einer persönlichen Auszeichnung durchzuführen, wurden einige nun per Post übersendet.

Die Auszeichnungen 2011 bis 2012 verteilen sich über das ganze Kreisgebiet. Obwohl Rauch- und Mehlschwalbe flächendeckend im Sauerland vorkommen und in allen Städten und Gemeinden Einwohner mit Schwalbenplaketten bedacht wurden, verteilen sich die ausgezeichneten Schwalbenfreunde vor allem auf die Gebiete Eslohe, Schmallenberg und Meschede. Allein in Eslohe-Wenholthausen erhielten sechs Mehlschwalbe am Nest Foto: R. Götte Hausbesitzer die Plakette.

2011 gab es in Schmallenberg-Winkhausen aber auch ein sehr negatives Erlebnis im Martin Lindner & Harald Legge Schwalbenschutz. Eine Frau hatte den VNV informiert, dass Nachbarn illegal Schwalbennester beseitigten. Nach dem Abschlagen der Nester Vorbildlich: Kotfang unter dem Dachüberstand 32 Irrgeister 2012

Praktischer Obstbaumschutz und erfolgreicher Obstbaum-Schnittkurs 2012

Der Anbau von Obst hat in unserer Region Darum bot der VNV zum wiederholten Mal auch eine lange Tradition. Der Raum zwischen Eder im März 2012 einen ganztägigen Kurs an zum und Diemel, also auch am östlichen Rand des Erlernen des Pflegeschnitts bei Obstbäumen. Er Sauerlandes, ist schon seit über 1000 Jahren fand statt in Marsberg-Udorf. Mit 25 Teilnehmern Obst-Anbaugebiet. Zur Ernährung der lokalen war die Resonanz beachtlich und ermutigt uns, Bevölkerung wurden überall um die Dörfer auch in 2013 einen Schnittkurs anzubieten (Bei Streuobstwiesen gepflanzt und entlang der Interesse gemeinsames Jahresprogramm von Straßen und Feldwege Alleen von Obstbäumen. Biostation und VNV beachten!).

Auch heute noch ist der Apfel das beliebteste Obst Der Referent, Manfred Burth vom NABU in Deutschland. Die Supermarktäpfel stammen Diemelstadt, vermittelte vormittags Theorie zum jedoch von Intensivplantagen, die bis zu 32 mal richtigen Schneiden von Obstbäumen, bevor (!) im Jahr mit verschiedensten Chemikalien es dann nachmittags auf eine Streuobstwiese besprüht werden. Viele Leute kaufen gespritzte ging. Dort übten die Teilnehmer dann unter Äpfel im Discounter, während gleichzeitig ihre fachkundiger Anleitung den Schnitt an jungen Äpfel vor ihrer Haustür verfaulen. sowie alten Apfelbäumen.

Der VNV bemüht sich schon seit Jahren, Auch im Herbst 2012 wird die Saftpresse in nicht zuletzt wegen des ökologischen Werts mehreren Ortschaften Marsbergs wieder von uns von extensiv genutzten Streuobstwiesen und organisiert – zweimal in Giershagen und einmal Obstbaumalleen, gegenzusteuern und den in Udorf, ebenso wird sich der VNV im Raum Menschen unserer Region das heimische Obst Marsberg-Brilon um den direkten Erhalt von nahe zu bringen, das ganz von selbst in unserer Hochstämmen kümmern, vorzugsweise um den Landschaft wächst. Dadurch hoffen wir, indirekt von VNV-Mitgliedern gepflanzten Bäumen: etwas für den Schutz unserer Obstbäume zu • 35 Obstbäume auf einer Magerweide um bewirken. das Ehrenmal bei Marsberg-Udorf, die an eine von uns betreute Obstwiese angrenzt, erhalten von uns einen Pflegeschnitt. Zuvor wird von Udorfern auf unsere Initiative hin ein ausreichender Schutz gegen den Verbiss der dort gekoppelten Schafe und Ziegen errichtet. Außerdem wird vom VNV eine Wundversorgung an den Bäumen durchgeführt, da die Rinde der Bäume bereits stark verbissen wurde. Darüber hinaus werden 5 alte Bäume auf der Wiese geschnitten. • Bei elf Bäumen im NSG Egge südlich Brilon-Rösenbeck wird der Verbissschutz erneuert. • Mehrere abgestorbene, in den vergangenen Jahren von uns gepflanzte Bäume werden in bestehenden Umzäunungen ersetzt.

Harald Legge Irrgeister 2012 33

Entoloma pseudocyanulum Wölfel Eine neue Pilzart aus dem Arnsberger Wald

Obwohl der Arnsberger Wald zwar als pilzreich, aber – bedingt durch die Böden und das geringe Artenspektrum der Bäume – eher als artenarm gilt, lassen sich auch dort gelegentlich interessante Pilze entdecken. Darunter war vor einiger Zeit ein winzig kleiner, fast schwarzer Rötling (Gattung Entoloma), der sich schließlich als eine für die Wissenschaft neue Art herausstellte. Nachfolgend eine kurze Beschreibung der 2011 beschriebenen Art.

Makroskopische Merkmale (Abb. 1): Mikroskopische Merkmale: Hut: 0,9 – 1,1 (-1,3) cm breit, jung konvex mit meist Sporen (Abb. 02) dickwandig, meist regelmäßig (5-) papillierter Mitte und fast schwarz (kaum mit Blau- 6-eckig, Ecken gut ausgeprägt, 9,9 – 11,7 (-12,5) x ton), in der Mitte grobkörnig-rau, auf der restlichen, (7,0-) 7,6 – 8,6 (-9,0) µm, Q = (1,25-) 1,30 – 1,45 (-1,5) komplett durchscheinend gestreiften Hutoberfläche mit l - d = 2 - 4 µm. feinen schwärzlichen Körnchen besetzt; schnell auf- Basidien: breit keulig bis wurstförmig, viersporig. schirmend und dann flach konvex oder sogar tellerartig Zystiden: Schneide heteromorph bis völlig steril, ausgebreitet, zart, dünnhäutig, obwohl beim Aufschir- Cheilozystiden (Abb. 03) schwach keulig, bis 15 µm men kaum eine Veränderung der Färbung auftritt, wirkt breit, bis 45 µm lang, manchmal pigmentiert. Trama: der ganze Hut wegen des etwas durchscheinenden Flei- regulär. Huthaut: Am Rand eine Kutis mit Übergängen sches heller, alt auch mit Braunton (Rotfärbung der La- zu einem Trichoderm das zur Mitte hin immer mehr ein mellen!), nicht richtig hygrophan, Rand unregelmäßig Trichoderm wird, Endzellen keulig, -22 µm breit. gezackt. Pigment: rein intrazellulär, im Mikroskop dunkel Lamellen: l = 1-3, normal bis leicht entfernt stehend, grau. tief ausgerandet und mit herablaufendem Zähnchen Schnallen: überall fehlend. angewachsen, jung weiß, schon bald mit blaugrauem Beiton, alt schmutzig lachsrosa, Schneide gleichfar- big, glatt. Stiel: 2,0 – 5,5 cm lang, 0,5 – 1,5 mm dick, zylindrisch, enghohl, kahl und glatt wie poliert, schön einheitlich dunkel schwarz- bis stahlblau und auch lan- ge nach dem Aufsammeln so bleibend, Basis mit üp- pigem, weißem Tomentum bedeckt. Geruch und Geschmack: ohne besondere Nuance. Abb.2 Sporen Abb.3 Cheilozystiden Abb. 1 Entoloma pseudocyanulum (Standort)

Vorkommen: Im Laub einer lichten, grasig-moosigen Stelle auf leicht saurem Boden bei Hainbuche, Bergahorn und Buche im Waldgebiet Enste (MTB 4615/1). Bisher ist die Art nur vom Typusstandort her be- kannt.

Literatur: Wölfel G. & Hampe F.: Entoloma-Forschung in Mitteleuropa I . Zwei neue Entoloma- Arten aus Deutschland. . Z. Mykol. 77/2 S. 181-190.

Gerhard Wölfel 34 Irrgeister 2012

Wiederentwicklung von artenreichem Magergrünland Entfichtungen auf zwei Naturschutzflächen

Ein Schwerpunkt der Naturschutzarbeit von VNV kamen an manchen Stellen Felsen und Steine zum und Biologischer Station Hochsauerlandkreis Vorschein, zukünftig wertvolle Kleinstrukturen sind Erhalt und Optimierung von artenreichem für Tiere und Pflanzen. Magergrünland. In der Vergangenheit verschwand der Großteil der u.a. unter diesen Sammelbegriff Auf dem so aufbereiteten Boden wird sich in den fallenden Kalkmagerrasen, sauren Magerrasen, nächsten Jahren mageres Grünland entwickeln, Bergmähwiesen und Feuchtwiesen – vor allem das wie die übrigen, angrenzenden Weiden durch Nutzungsintensivierung, -änderung oder durch Schafe genutzt werden wird. Dabei – aufgabe sowie Aufforstung. Umso wichtiger bietet die Umgebung das Potential, dass sich ist es, noch bestehende Flächen mit diesen die standorttypischen Pflanzen- und Tierarten Lebensräumen zu erhalten, auf die unzählige im Laufe der Jahre auf der entfichteten Fläche Tier- und Pflanzenarten angewiesen sind. ansiedeln können. Die Haufen mit Astmaterial Wo es möglich ist, bemühen wir uns, bleiben im Gebiet, weil ein Entfernen zu vernichtetes ehemaliges Magergrünland wieder arbeitsaufwändig wäre und sie kein Störelement zu entwickeln. Zwei aktuelle, (hoffentlich) darstellen. erfolgreich verlaufende Beispiele einer solchen Wiederentwicklung von artenreichem Grünland betreffen die Naturschutzgebiete (NSG) „Egge“ Deutscher Enzian, ehemaliges Vorkommen auf und „Briloner Kalkkuppen“, beide im Stadtgebiet dem Hexenstein. Foto: R. Götte Brilon gelegen.

NSG „Egge“ Das aus einem Mosaik aus großflächigen, großenteils steilen Weideflächen mit Hecken- und Gebüschstrukturen, einer Obstwiese, Buchen- und Buchenmischwald bestehende Naturschutzgebiet zwischen den Dörfern Rösenbeck und Messinghausen wurde vor Jahren auf VNV-Antrag teilweise von der Nordrhein- Westfalen-Stiftung gekauft und wird seither vom VNV offiziell betreut.

Bis vor kurzem stand auch eine Monokultur aus mittelalten Fichten von etwa einem halben Hektar Größe in der Egge. Diese standortfremden Fichten wurden im Winterhalbjahr 2011-12 von einem Unternehmer gefällt und das Stammholz abgefahren. Das angefallene, auf der Fläche verstreute grobe Astmaterial wurde auf mehreren großen Haufen in der ehemaligen Kultur mit einem Fahrzeug aufgeschichtet. Anschließend fand im Rahmen eines VNV-Arbeitseinsatzes im Spätwinter 2012 das Säubern des Bodens von kleineren Ästen und – soweit dies vom Arbeitsaufwand her möglich war – von Nadelstreu und verrottendem Zweigmaterial statt. Dadurch Irrgeister 2012 35

Säuberungsarbeiten mit Maschineneinsatz am Hexenstein. Foto: R. Götte Der Hexenstein Es dauerte nun noch einmal bis zu diesem Jahre, im NSG „Briloner Kalkkuppen“ um die Entfernung der Fichten zu realisieren.

Bei den Magerrasen auf den Kalkkuppen rund um Unter der Aufsicht der Biologischen Station Brilon handelt es sich um die höchstgelegenen wurde dieser Prozess im vergangenen Winter in Kalkhalbtrockenrasen in ganz NRW. Sie sind Angriff genommen. Wie auf der Egge wurden schon aus diesem Grund landesweit bedeutsam. sämtliche Fichten im ersten Quartal 2012 durch Der Antrag auf NSG-Ausweisung wurde durch einen Unternehmer gefällt. Die Stämme wurden den VNV schon 1986 gestellt. Dabei ging diesem veräußert, das Astmaterial maschinell von der Antrag ein Einzelantrag für den Hexenstein Fläche geschafft und der Boden so gesäubert, dass zwischen Brilon und Altenbüren 1985 voraus. sich Magergrünland wieder entwickeln kann.

Zu diesem Zeitpunkt war der ehemalige Nur noch auf sehr kleinen Restflächen in Kalkmagerrasen mit Ausnahme des Felsbereichs dem Buchenbestand, am Fels und am unteren und der mageren Kuppe mit Fichten aufgeforstet, Wegsaum sind Arten der Kalkmagerrasen die etwa ein Alter von 20 Jahren hatten. erhalten geblieben. Die magere flachgründige Kuppe war frisch Zur weiteren Unterstützung der Grünland- mit Buchen und Lärchen aufgeforstet, wies entwicklung auf dem Hexenstein soll in den aber noch den kompletten Artenbestand des Spätsommern der beiden folgenden Jahre auf Kalkmagerrasens auf. Dazu zählten 21 Arten der Magergrünland der Umgebung Heu geerntet damaligen Rote Liste NRW. werden, dass die Samen der entsprechenden Pflanzen enthält, und auf der Fläche als Bis es zur Ausweisung der Briloner Kalkkuppen Spendermaterial ausgebracht werden. Diese als NSG kam, dauerte es noch bis 1996. Naturschutzmaßnahme bezeichnet man als Heugrasansaat. Gleichzeitig wird eine Beweidung In der Zwischenzeit konnten überwiegende Teile mit Rindern einsetzen. des Hexensteins angekauft werden. Die Kosten für das Projekt werden zu einem Er ist zum größten Teil in Landesbesitz, daneben Großteil aus Fördermitteln der EU bestritten, den ist der VNV Eigentümer einer gut anderthalb Rest trägt das Land NRW auf Landesflächen; Hektar großen Parzelle, zwei kleinere sind in die anteiligen Kosten auf den übrigen Flächen Besitz der Stadt Brilon bzw. einer Privatperson. übernimmt der VNV. Die Voraussetzungen sind also geschaffen, Im Landschaftsplan ist festgesetzt worden, dass dass in den kommenden Jahren artenreiches die „standortfremden, nicht heimischen Gehölze“ Magergrünland wieder Raum erobert, wo es vor (Fichten) entfernt werden sollen mit dem Ziel, Jahrzehnten verschwand. wieder Magerweiden und Kalkhalbtrockenrasen zu entwickeln und das vorhandene Artenpotential Harald Legge zu fördern. Richard Götte 36 Irrgeister 2012

Lebensraumverlust durch Nutzungsänderung Wie die letzten wertvollen Grünlandbereiche in Eslohe verschwinden

Nach einer Pressemitteilung des Bundesamtes Es ist aber zu befürchten oder fast davon für Naturschutz (BfN) vom 24. Juli 2012 ist auszugehen, dass die Agrarlobby dies genauso seit 1980 in der Europäischen Union (EU) verhindern wird, wie alle früheren Reformansätze der Bestand der Agrarvögel (Bodenbrüter auf für eine grundsätzlich naturverträglichere den Agrarflächen selbst und solche Arten, Landwirtschaft scheiterten. Insbesondere die die in angrenzenden Hecken, Säumen und jeweiligen deutschen Landwirtschaftsminister Feldgehölzen brüten und dort oder auf den spielten dabei eine unrühmliche Rolle. angrenzenden Agrarflächen Nahrung suchen) in der Agrarlandschaft um 52 % zurück gegangen. Trotz vieler Bemühungen und Richtlinien auf Folgen der EU-Politik internationaler, europäischer, deutscher, NRW- und Kreis-Ebene, den Rückgang an biologischer Folgen der EU-Agrarpolitik: Es gibt auch im HSK Vielfalt zu stoppen, konnte die Abnahme der immer weniger Landwirte. Die überlebenden Agrarvogelbestände weder bezogen auf Europa Betriebe werden immer größer. Vielfach wurden noch auf den HSK bisher gestoppt werden. und werden immer größere Ställe gebaut. Hatten Ähnlich traurig oder sogar noch dramatischer Landwirte früher 10 bis 30 Kühe, sind es heute sieht es bei anderen Artengruppen des Agrarlandes 90 bis 180. aus, zum Beispiel bei Insekten oder Pflanzen. Die Rinder kommen heute meist gar nicht mehr Für unser Kreisgebiet können wir unzählige aus dem Stall oder dürfen sich nur auf einer Gebiete benennen, wo die immer weitergehende großen Weide am Stall die Beine vertreten. Intensivierung der Nutzung den Charakter der Die früher fürs Sauerland so typischen Weiden Agrarlandschaft stark verändert. Auswirkungen verschwinden. sind z.B. das völlige Verschwinden seltener VNV-Untersuchungen belegen, dass Ackerwildkräuter, die Verarmung von beispielsweise Neuntöter dort zurückgehen, Grünländern bezüglich Artenreichtum oder das wo keine Rinder mehr weiden. Denn Aussterben der Feldlerche in ganzen Regionen wo Kuhfladen fehlen, gibt es weniger des HSK, wo sie noch vor wenigen Jahren Insektennahrung für diese Vogelart. vorkam. Immer größere Mähwiesen dominieren das Bild. Wo früher ein Mosaik kleinerer Wiesen und Weiden bestand, liegt heute eine einzige große Reform der EU-Agrarpolitik Mähwiese. Die zahlreichen Säume der früheren kleineren Grünlandflächen nutzten „Agrararten“ Der Naturschutz versucht zurzeit bei der als Rückzugsräume. Diskussion um die Reform der Gemeinsamen Außerdem werden die Flächen immer intensiver Agrarpolitik (GAP) der EU, dass endlich genutzt, z.B. immer häufiger gemäht und gegüllt. Konsequenzen gezogen werden aus den eindeutigen Daten. Denn in der Vergangenheit Das bestehende Kulturlandschaftspflege- hat unzweifelhaft die bisherige Förderpolitik der programm, welches extensive Nutzungen GAP den Trend zu natur- und umweltschädigenden fördert, ist angesichts dieser grundsätzlichen Praktiken in der Landwirtschaft verstärkt. Ein Entwicklungen ein Tropfen auf den heißen wichtiger Schritt für eine Neuausrichtung wäre, Stein – noch immer werden natur- und wie es im Gespräch ist, zukünftig den Bezug umweltschädigenden Praktiken in der von Direktzahlungen an Landwirte an die Landwirtschaft weit mehr gefördert als verpflichtende Einhaltung naturverträglicher naturschonende. Bewirtschaftungsmethoden zu knüpfen. Irrgeister 2012 37

Windenergie und Biogasanlagen Beispiel: Oberes Hengsbecktal

Als weitere Belastung der Agrarlandschaft Um die allgemein genannten Verschlechterungen kommen der Ausbau der Windenergie und der in der Agrarlandschaft an einem Gebiet Biogasanlagen hinzu. beispielhaft zu konkretisieren, sollen die Für die vielen in den letzten Jahren entstandenen Entwicklungen im oberen Hengsbecktal in der Biogasanlagen wird Mais benötigt. Auch im Gemeinde Eslohe im Folgenden ausführlich HSK nimmt der Maisanbau immer weiter zu. betrachtet werden. Man spricht inzwischen im Naturschutz von der Das obere Hengstbecktal liegt zwischen den Vermaisung der Landschaft. Heute wird diese Ortsteilen Hengsbeck und Landenbeck. Kern Feldfrucht sogar um Winterberg angebaut, wo des Gebiets ist das Naturschutzgebietes (NSG) frühere Maissorten gar nicht wachsen konnten. „Feuchtgrünland am Hengsbecker Bach“. Die Biogasanlagen bzw. die Produktion von Seit dem Jahr 1990 kartiere ich ausgesuchte Mais für diese Anlagen wird in Deutschland weit Vogelarten im oberen Hengstbecktal nördlich der überdurchschnittlich durch das Erneuerbare- Landstraße von Landenbeck nach Menkhausen Energien-Gesetz (EEG) massiv subventioniert. bis kurz vor Hengstbeck. Angestoßen wurden Für die Stromproduktion in Biogasanlagen sind die Kartierungen durch die Entdeckung eines die Einspeisevergütungen für 20 Jahre garantiert. Raubwürger-Brutreviers durch Erich Neuß Es gibt übrigens keine andere Subvention für und mich am nordwestlichen Hang des oberen Landwirte, die über einen so langen Zeitraum Hengstbecktals im selben Jahr, wobei auch die festgeschrieben ist. In einigen Regionen Neuntöter und Feldlerchen mit aufgenommen Deutschlands verwenden riesige Biogasanlagen, wurden. Im Winter 1990/91 wurde im Bereich meist betrieben von Aktiengesellschaften und des späteren Naturschutzgebietes (NSG) auch nicht von Bauern, inzwischen auch Mähgut von ein Winterrevier des Raubwürgers entdeckt. Bei Grünland in Naturschutzgebieten, das jedoch nur, einer gleichzeitigen Kontrolle des namenlosen weil es eine erhöhte Einspeisevergütung gibt, da Hengsbeck-Nebenbaches wurden erstmals dieses Mähgut eine geringere Energieausbeute überwinternde Bekassinen und Zwergschnepfen hat (Nimitz-Köster 2012). Für diesen Zweck im Gebiet nachgewiesen. Im Jahr 1991 wurden werden natürlich keine Kleinflächen gemäht, außerdem zwei singende Sumpfrohrsänger im sondern Großflächen, die mit Riesenmaschinen Brachbereich verhört. Bis in die Gegenwart wird bearbeitet werden können. Zumindest dieses das Gebiet nun kontrolliert. Problem wird uns im HSK durch die Topographie NSG „Feuchtgrünland am Hengsbecker Bach“ erspart bleiben. im Jahr 2009 Foto: M. Lindner 38 Irrgeister 2012

Gebietsbeschreibung – Zustand 1990 Pflegeumbruch erlaubt ist. Dabei darf innerhalb von 12 Jahren eine maximal zweijährige Der Landschaftsplan Eslohe (Hochsauerlandkreis Ackernutzung in der Grünlandwirtschaft 2008) beschreibt das Kerngebiet (NSG) u.a. so: eingeschoben werden. Der bestehende „Im Auenbereich des Hengsbecker Baches liegt Landschaftsplan sagt zur Nutzung nur, dass eine ein Mosaik aus Feuchtweiden und Frucht- und extensive Bewirtschaftung anzustreben sei. Nassbrachen.“ Ferner: An den Hängen des Tals gibt es 1990 „Die Feuchtgrünländer am Hengsbecker Bach bereits einige Weihnachtsbaumkulturen, die nehmen durch ihren guten Erhaltungszustand, ca. 50 % der heutigen Flächengröße der ihre Ausprägung und ihr Arteninventar einen Weihnachtsbaumkulturen einnehmen. Am hervorragenden Platz innerhalb vergleichbarer östlichen oberen Hang befinden sich 1990 Gebiete im Naturraum ein. Sie stellen Fichtenwälder. Der Rest der Hänge ist von Refugiallebensräume und Trittsteinbiotope der Viehweiden bedeckt. Lebensgemeinschaft der Feuchtgrünländer in Leider wurde vor 22 Jahren versäumt, Fotos des der landwirtschaftlichen und baumschulistisch Gebiets zu machen, so dass der damalige Zustand ansonsten intensiv genutzten weiten Umgebung hier nicht per Fotos dokumentiert werden kann. dar.“ Unter Schutzzweck steht: „Erhaltung und Optimierung eines artenreichen Veränderungen der legalen Nutzung seit 1990 Wiesentalauschnitts, insbesondere des wertvollen Feucht- und Nassgrünlandes in Heute sind die Hangwiesen im oberen Bachnähe; Optimierung von gefährdeten Hengstbecktal bis auf die Fichtenwaldbereiche Pflanzengesellschaften strukturreichen Feucht- praktisch alle in Weihnachtsbaukulturen grünlandes durch eine abgestimmte, die umgewandelt. An der östlichen Hangkante unterschiedlichen Ansprüche der vorkommenden befinden sich vier ehemalige Fichtenwaldflächen, Arten berücksichtigende extensive landwirt- die beim Sturm Kyrill am 18./19. Januar 2007 schaftliche Nutzung incl. der verbrachten entwaldet wurden. Eine der vier Flächen ist Flächen; Erhaltung eines naturnahen Bachlaufs.“ heute ein großes Maisfeld und eine andere eine Weihnachtsbaukultur. Zwei dieser ehemaligen Die anderen Talflächen des Untersuchungsgebiets Fichtenwälder wurden nach dem Abräumen gehören zum Landschaftsschutzgebiet (LSG) des Sturmholzes bis heute nicht wieder mit Typ C (= Wiesentäler und bedeutsames Bäumen bepflanzt und sind heute die bei weitem Extensivgrünland) „Hengsbecker Bach vom artenreichsten Gebiete im Tal. Quellbereich nördlich Landenbeckerbruch bis Die Tallage – egal ob NSG oder LSG – wird Bremscheid“. heute von vier großen Mähwiesen sowie Weihnachtsbaukulturen auf der östlichen Aus Naturschutzsicht hört sich diese Bachseite eingenommen. Dazu kommt noch eine Charakterisierung erst einmal sehr gut an. kleine Brache. Ökologisch wertvolle Bereiche scheinen Im Jahr 2011 verschwanden alle Stacheldrahtzäune durch die Ausweisung als NSG und LSG im NSG und der die Wiesenfläche im NSG (Typ C) einen ausreichenden Schutzstatus zu umgebenen Fläche. Aus dem 1990 vorhandenen genießen. Allerdings: Tatsächlich verboten Mosaik aus fünf verschiedenen Weiden und in den beiden Schutzgebieten hinsichtlich Wiesen wurde eine Großmähfläche. Dabei wurde ökologischer Verschlechterung sind bezüglich auch der Bereich der Feuchtwiese zwischen der landwirtschaftlichen Nutzung eigentlich Hengstbeckbach und dem namenlosen Nebenbach nur eine Erstaufforstung, die Anlage von (nach §62 des Landschaftsgesetzes ein geschützter Weihnachtsbaumkulturen und eine Umwandlung Biotop) mit in die Mähfläche einbezogen, obwohl in Ackerland. dieser Bereich nicht als normale Mähfläche Im LSG gilt sogar die Einschränkung, dass geeignet ist, da er zu feucht ist. Zu befürchten ist, anders als im NSG ein so genannter erweiterter dass in der Zukunft in diesem binsenbestandenen Irrgeister 2012 39

Bereich (gesetzeswidrig) eine Drainage gezogen zwei Jahren später, am 5. Februar 1995, eine wird, um ihn besser nutzen zu können, denn die neuerliche Verkippung mit Bauschutt in der sehr robusten Binsen werden durch die derzeitige Brachfläche entdeckt und eine erneute Eingabe Nutzung nicht verschwinden, sondern vermutlich geschrieben wurde, bewirkte unsere Anzeige des zunehmen. Missstandes nichts.

Bei den dargestellten Veränderungen im Am 3. Mai 1995 antwortete die ULB dann dem Tal handelt es sich sämtlich um legale VNV schriftlich auf die beiden Eingaben und Nutzungsänderungen, die dennoch – wie mehrere Telefonanrufe. Die Bearbeitung der unten dargestellt – gravierende negative Eingaben habe sich aus verschiedenen Gründen Auswirkungen auf die Vogelwelt haben. Als wäre hingezogen. Unter anderem sei zwischenzeitlich dies nicht genug, erfolgten im Gebiet illegale ein Eigentümerwechsel erfolgt. Es habe im Maßnahmen, die eine weitere Verschlechterung Vorfeld der Verkippung wegen der Fläche einen der ökologischen Rahmenbedingungen zur Folge Ortstermin der Unteren Wasserbehörde mit haben. Diese Gesetzesverstöße sind durch den Eigentümer und Pächter wegen Anlage eines VNV dokumentiert. Weges gegeben. Das Ergebnis wurde seinerzeit jedoch nicht dokumentiert, dieser Ortstermin wurde später vom Pächter und der Unteren Illegale Verkippung in der Brachfläche 1993 Wasserbehörde unterschiedlich interpretiert. Aus Sicht der Unteren Wasserbehörde ging es Der Bemühungen des VNV gegen die nur um den Ausbau des sich tatsächlich in sehr ökologische Entwertung im Tal begann bereits schlechtem Zustand befindlichen ursprünglichen 1993. Am 11. Januar 1993 entdeckten wir in der Weges. Der Pächter leitete aus dem Ortstermin Brachfläche eine Verfüllung mit Bauschutt und stattdessen die Erlaubnis ab, einen neuen Weg Erdaushub mit einer Ausdehnung von 5m x 40 auf der Brache anzulegen und verkippte auf der m. Daraufhin wurde dann am 18. Januar 1993 Fläche. Da laut ULB der Pächter in Treu und eine Eingabe an die Untere Landschaftsbehörde Glauben gehandelt habe, könne der Kreis nichts des Hochsauerlandkreises (ULB) gemacht. Der unternehmen. Kreis sollte die Verkippung stoppen und für eine Die ULB schlug dem VNV im genannten Entfernung des Materials sorgen. Wie so häufig Schreiben vor, die Brache zu pachten, um eine bei Eingaben geschah nichts Greifbares: Bis optimale Pflege sicherzustellen.

Brache mit Apfelbäumen als Kompensationsfläche Foto: M. Lindner 40 Irrgeister 2012

Ich suchte daraufhin die Besitzerin und ihren Mann auf ihrem Hof auf, allerdings ergebnislos. Heute befindet sich im Verkippungsbereich ein Erdweg in sehr schlechtem Zustand (gemeint ist ein Weg ohne jede Befestigung durch Schotter usw.). Auch der alte Erdweg ist noch da. So besteht dort heute ein sehr schlechter Erdweg von der doppelten Breite eines normalen Feldwegs.

Zu erwähnen ist, dass zur Kompensation der illegalen Verkippung zehn Apfelbäume auf der Brache gepflanzt wurden. Von diesen sind vier längst eingegangen und nur noch die leeren Drahtkästen zeigen den Pflanzort an. Zwei weitere Bäume werden demnächst absterben. Den vier verbleibenden sieht auch der Laie an, dass sie niemals einen Pflegeschnitt erhielten. Ich habe zudem erheblich Zweifel, ob es sich überhaupt Illegaler Graben im NSG Foto: M. Lindner um die geforderten Hochstämme handelt. Der Ortstermin fand am 31. Mai 2010 statt. Dabei erwies sich wie schon 1993 bis 1995 die Illegale Ausbaggerungen 2009 im NSG Sachlage als schwierig. Wieder gab es einen Eigentümerwechsel, der alles schwierig mache. Am 12. September 2009 wurde im NSG ein Graben Mit einem Schreiben an die ULB mit dem Datum von ca. einem Meter Breite vom Quellbereich 7. Juni 2010 dokumentierte ich das Ergebnis des im NSG bis zur brachliegenden Nachbarfläche Ortstermins, damit es später nicht unterschiedlich (s.o.) entdeckt. Ein großer Weißdorn, Brutplatz interpretiert werden könnte, wie ja der Ortstermin des letzten Neuntöter-Brutpaars im Tal, wurde 1993 von Pächter und Unterer Wasserbehörde. gleich mit entfernt. Am 16. September 2009 Da mehrere Monate in der Fläche nichts geschah, wurde die ULB per Eingabe über die illegalen wurde am 29. November 2010 der Leiter der Veränderungen informiert. Sieben Monate ULB angeschrieben und ihm der Vorgang unter geschah auch hier nichts Messbares. Beilage aller VNV-Schreiben geschildert. Am 10. Mai fragte ich bei der ULB nach. Wir forderten: „Der Bodenaushub muss im Herbst Im Winter 2010/11 wurde endlich der Erdaushub vorsichtig und unter fachlicher Anleitung wieder in die Quelle und den Graben geschoben. und Aufsicht der ULB in den Bachlauf und Leider ist augenscheinlich einfach alles Quellbereich zurückgeschoben werden. Als Material ohne irgendwelche Überlegungen in Kompensation für den massiven Eingriff schlagen den Graben verbracht worden. Die auf dem wir vor, für den großen, bei der Anlage des Grabens Aushub wachsenden Pflanzen, u.a. die letzten vernichteten Weißdorn (ehemaliger Neuntöter- drei Sumpfdotterblumen im Gebiet, sind dabei Brutplatz) drei neue Weißdorn-Sträucher zu im Graben verwunden. Vom informierten pflanzen.“ Ferner forderte ich einen Ortstermin. Sachbearbeiter der ULB wurde die unbefriedigend Am 12. Mai 2010 antwortete die ULB schriftlich: durchgeführte Maßnahme als Entgegenkommen „… Als nächster Schritt wird ein Zwangsgeld des neuen Eigentümers dargestellt und im festgesetzt. … Sobald konkrete Maßnahmen zur Ergebnis für gut befunden. Leider begleitete die Wiederherstellung anstehen, können wir einen ULB nicht die Arbeiten vor Ort. Termin vereinbaren.“ Per Telefon drängte ich Heute befindet sich an der Stelle, immerhin stattdessen auf einen kurzfristigen Ortstermin, eigentlich ein nach § 62 Landschaftsgesetz um den Sachstand und ein sinnvolles weiteres geschützter Lebensraum, eine Hochstaudenflur Vorgehen vor Ort zu besprechen. mit Allerweltsarten. Irrgeister 2012 41

Auswirkungen der Änderungen auf die Lebensräume mit entsprechendem Artinventar Agrarvögel fehlen. Da das Gebiet von mir in den vergangenen 22 Wie oben geschildert sind die grundsätzlichen Jahren regelmäßig aufgesucht und ausgewählte Entwicklungen legal und können nur durch Vogelarten erfasst wurden, lassen sich für diese veränderte Rahmenbedingungen gestoppt Arten Aussagen über deren Bestandsentwicklung bzw. umgekehrt werden. Aber auch bei den treffen, beispielhaft für das Verschwinden von illegalen Verschlechterungen gelang es nicht, Arten der Agrarlandschaft in anderen Teilen des diese ausreichend rückgängig zu machen. In HSK. beiden beschriebenen Fällen wurde niemals An Brutvögeln aus der Gruppe des Offenlandes ein Zwangsgeld, geschweige den ein Bußgeld gingen seit 1990 verloren: Raubwürger (1 verhängt. Brutpaar (BP) sowie Winterrevier), Neuntöter (4 Zumindest bezüglich der Brachfläche müssten BP 1990) und Feldlerche (2 BP 1990). Ein Revier in den nächsten Monaten Verbesserungen des Sumpfrohrsängers (singendes Männchen im herbeigeführt werden. Die Beseitigung der Mai 2012) befindet sich noch im Gebiet – von Verkippung und eine jährliche Mahd sind aus zwei Brutpaaren 1991. unserer Sicht wichtig. Hier ist die ULB gefordert! Da keine genaue Kartierung aller Vogelarten Wünschenswert ist, die derzeitige Mähwiese durchgeführt wurde, ist nicht ganz im NSG in eine extensive Viehweide zurück zu auszuschließen, dass sich noch einzelne Brutpaare verwandeln. Bei einer extensiven Beweidung von Agrarvogelarten wie Goldammer und könnte dann auch ein Teil der Brachfläche Dorngrasmücke im Gebiet befinden. Diese Arten mitbeweidet werden. waren 1990 im Gebiet anwesend. Aufgrund der Vor dem Hintergrund der beispielhaft dargestellten beschriebenen Veränderungen ist eine Zunahme Entwicklungen gilt für den dauerhaften Erhalt solcher Arten aber auszuschließen. und die ökologische Optimierung wertvoller Lebensräume im HSK: Die beste Strategie der In den Winterhalbjahren sind noch immer einzelne Sicherung liegt in der direkten Betreuung solcher Bekassinen und Zwergschnepfen im NSG Flächen durch den Naturschutz – also durch anzutreffen. Da keine Mahd bzw. Beweidung der VNV oder die Biologische Station. Dadurch kann Brachfläche und des Bachlaufs in ehemaligen sichergestellt werden, dass die bewirtschaftenden Beweidungsflächen, heute Hochstaudenfluren, Landwirte die Naturschutzauflagen einhalten. erfolgt, dürfte dort bald eine Ausbreitung von Der VNV betreut aktuell ca. 325 ha im Kreis, dazu Gehölzen folgen, denn auf der Brachfläche haben kommen noch Flächen, welche die Biologische die Gehölze schon deutlich zugenommen. Damit Station betreut. Die meisten dieser Flächen wird auch dieser Rast-/Überwinterungsplatz gehören der NRW-Stiftung und dem Land NRW. verloren gehen. Der überwiegende Anteil dieser Gebiete wird Die Bekassine dürfte nach der früheren Struktur von örtlichen Landwirten naturschutzgerecht des Gebiets hier vor vielen Jahrzehnten bewirtschaftet. vermutlich gebrütet haben, was aber nicht belegt Zwar machen sich auch in den vom Naturschutz werden kann. Auch Arten wie Wiesenpieper und betreuten Gebieten negative überregionale Braunkehlchen dürften einst vorgekommen sein. Entwicklungen bemerkbar. Aber insgesamt gelingt es, den ökologischen Wert dieser Flächen zu erhalten oder sogar zu steigern. Schlussbetrachtung Trotz bestehendem Naturschutzgebiet bzw. Literatur: Landschaftsschutzgebiet im Hengsbecktal Hochsauerlandkreis (2008): Landschaftsplan verschwinden nach und nach die Eslohe. Meschede. wertbestimmenden Arten. In einigen Jahren Nimitz-Köster, R. (2012): Goldener Tritt. Der können, wenn die Entwicklung fortschreitet Spiegel 2012/32: 111. bzw. nicht umgekehrt wird, die Schutzgebiete getrost aufgehoben werden, da schützenswerte Martin Lindner 42 Irrgeister 2012

VNV Fahrt an den Niederrhein zwischen Wesel und Rees

Am 19.02.2012 fand unsere alljährliche VNV- Die Nacht zuvor hatten wir Nachtfrost von -2 Fahrt zur Vogelbeobachtung statt. Als Ziel hat- Grad. Tagsüber stiegen die Temperaturen bis ten wir das Emsland zur Beobachtung überwin- maximal 5 Grad plus. Zwei ergiebige Graupel- ternder Vögel auserkoren. schauer kamen nachmittags nieder. Der Wind Da die Gewässer dort jedoch alle zugefroren und war frisch. nur wenige Vögel zu beobachten waren, ent- Dem Wetter trotzten die folgenden Teilnehmer: schieden wir uns, wieder an den Niederrhein zu F. J. Giller, R. Götte, K. Hanzen, G. Kistner, fahren. B. Koch, K. Koch, M. Lindner, H. Legge, M. Schneider, U. Stangier, R. Trappmann, B. Wrede. Irrgeister 2012 43

Beobachtungsliste: 1) Haubentaucher: Insgesamt ca. 25 Ex auf 24) Gänsesänger: 1,2 = 3 auf dem Rhein, eisfreien Gewässern 1,0 + 2,0 auf Baggerseen + 1,1 str. 2) Zwergtaucher: 3 + 1 auf Sandgruben bei 25) Mäusebussard: überall, sicher 50-60 gesehen Vynen 26) Habicht: 1,0 ad str. Bislicher Insel 3) Kormoran: immer wieder einzelne Ex 27) Sperber: 0,1 str. Bislicher Insel streichend, – an der Bislicher Insel- einige 28) Turmfalke: ca. 10 gesehen ad an der Kolonie – auch Balz 29) Wanderfalke: 1,0 ad am Sendeturm bei 4) Silberreiher: 1 Bislicher Insel 2 südl. Rees Wesel an kleinen Nebengewässer 30) Fasan: 1,0 + 0,1 + 2,0 + 0,1 gesehen 5) Graureiher: insgesamt ca. 15 Ex gesehen 31) Bläßralle: überall auf eisfreien Gewässern, 6) Höckerschwan: 1,1 + 1,1 + 1,1 auf ca. 800 auf einer Sandgrube südl. Rees, Gewässern 11 (2 braune vorj.) auf Rapsacker insgesamt ca. 1500 gesehen bei Rees 32) Kiebitz: insgesamt nur 25 gesehen 7) Blässgans: überall in großen Mengen, sehr 33) Lachmöwen: überall vertraut. Insgesamt mehrere Tausend 34) Sturmmöwe: überall, einige 100 gesehen gesehen 1,0 ad mit schwarzem Halsring mit 35) Silbermöwe: regelmäßig, aber keine weißem Aufdruck K/BS, bei Mehrbruch Mengen, insgesamt ca. 200 gesehen 8) Saatgans: ein Trupp von ca. 150 Ex auf 36) Mittelmeermöwe: 1 vorj. an einem Getreide südl. Rees/rechtsrheinisch Baggersee südl. Rees (90% rossicus) 3 (2 rossicus/1 fabalis) unter 37) Straßentaube: Wesel/Rees/Baggerseen Blässgänsen südl. Rees 38) Hohltaube: besonders Bislicher Insel, hier 9) Graugans: regelmäßig paarweise oder in auch Balz, ca. 30 gesehen kleinen Trupps (max. 40 SW streichend) 39) Ringeltaube: überall 10) Kanadagans: 1 bei Wesel 40) Türkentaube: 1 + 1 + 2 + 2 gesehen 11) Weißwangengans: ungewöhnliche Mengen! 41) Buntspecht: Allein rechtsrheinisch zwischen Wesel + 1,0 + 1,0 trommelnd/Bislicher Insel Bislicher Insel gut 1500 Ex.; auch sonst 42) Feldlerche: 2 + 2 (auch Gesang) immer wieder unter Blässgänsen, insgesamt Bislicher Insel ca. 2500 Ex. gesehen 43) Bachstelze: 1 + 1 str. Bislicher Insel 12) Brandgans: 6 + 3 + 5 gesehen 44) Zaunkönig: 1 warnend – Bislicher Insel 13) Rostgans: 6 + 8 + 5 + 11 + 5 + 8 gesehen 45) Heckenbraunelle: 1 ruft südl. Rees 14) Nilgans: überall, aber keine Mengen, 46) Wacholderdrossel: 2 + 30 gesehen insgesamt ca. 100 gesehen 47) Schwarzdrossel: überall einzelne Ex 15) Stockente: überall auf eisfreien Gewässern, 49) Kohlmeise: mehrfach einige 100 gesehen 50) Weidenmeise: 2 + 1 Bislicher Insel 16) Schnatterente: ca. 20 Bislicher Insel, 51) Schwanzmeise: ca. 10 Bislicher Insel ca. 20 Vynen 52) Gartenbaumläufer: 1 ruft Bislicher Insel 17) Spießente: 3,2 = 5 Bislicher Insel, 53) Elter: überall 1,1 Baggersee südl. Rees, 7 str. südl. Rees 54) Eichelhäher: 1 + 1 gesehen 18) Pfeifente: überall an eisfreien Gewässern 55) Dohle: überall und am Rhein! Insgesamt ca. 500 gesehen 56) Saatkrähe: überall, mehrfach an Kolonien 19) Krickente: 40 Bislicher Insel, 50 südl. Rees, 57) Rabenkrähe: überall 70 Fähre Mawick 58) Star: 1 + 2 gesehen 20) Tafelente: 20 Bislicher Insel, 20 Baggersee 59) Haussperling: Bislicher Insel Vyner, 10 Baggersee südl. Rees 60) Feldsperling: Bislicher Insel 21) Reiherente: immer wieder auf Baggerseen, 61) Buchfink: regelmäßig bis 150 Ex, insgesamt ca. 350 gesehen 62) Distelfink: 25 Bislicher Insel 22) Schellente: besonders auf dem Rhein! 63) Grünfink: 1 + 1 + 1 Bislicher Insel Insgesamt ca. 30 gesehen 64) Erlenzeisig: einige str. Bislicher Insel 23) Zwergsänger: 0,2 + 1,0 südl. Rees 65) Dompfaff: 2,1 = 3 Bislicher Insel 44 Irrgeister 2012

Der auffälligste Vogel an diesem Tage war die Blässgans, die überall am Niederrhein, oft sehr vertraut und in großen Mengen, zu Tausenden ge- sichtet wurde.

Beringte Blässgans mit schwarzem Hals- ring. Aufschrift „K / BS“.

Nilgänse wurden regelmäßig in kleinen Mengen angetroffen. Irrgeister 2012 45

Sehr schön zu beobachten war ein Trupp Saatgänse zwischen Blässgänsen südlich Rees, wo die Unterarten rossicus, Tundrasaatgans, (rechts) und fabalis, Waldsaatgans, (links auf beiden Fotos) nebeneinander anzutreffen waren.

Weißwangengänse sahen wir erstaunlich häufig. Etwa 2.500 ist unsere Schätzung. Termin Termin Termin Termin Termin Termin Termin Termin Termin Termin Termin Termin Termin Termin Termin Termin

Im nächsten Jahr, 2013, werden wir am Sonntag, dem 17. Februar, unsere Fahrt zur Beobachtung der rastenden Wintervögel machen. Wir planen die Fahrt ins Emsland.

Anmeldungen bitte bei Bernhard Koch.

Termin Termin Termin Termin Termin Termin Termin Termin Termin Termin Termin Termin Termin Termin Termin Termin Termin Termin Termin Termin Termin 46 Irrgeister 2012

Das LIFE+ Projekt Berg- wiesen bei Winterberg

Bei Zwergstrauchheiden, Halbtrockenrasen und Streuwiesen ist es geläufig: Sie gehören zu den „historischen Landschaftstypen“. Die Nutzungsformen, die zu ihrer Entstehung führten, sind schon lange nicht mehr Teil der aktuellen Landwirtschaft und der Er- halt der verbliebenen Restbestände ist von gezielter Landschaftspflege abhängig. Dass aber dem „gewöhnlichen“ Grünland, also den Weiden und Wiesen auf mittleren Standorten längst ein ähnliches Schicksal droht, dass auch sie inzwischen auf dem Weg sind, „Land- schaftselemente von gestern“ zu werden, möchte man so recht noch nicht wahrhaben. Mit der aktuellen Ausweitung der Ganzjahresstallhaltung verschwindet die Weidehaltung und damit der wichtigste Schlüsselfaktor für Struktur- und Artenvielfalt aus unserer Kul- turlandschaft. Rascher noch als die Weiden verlieren die artenreichen Mähwiesen die Basis ihrer Existenz, indem die Heuwirtschaft von einer Silagewirtschaft ersetzt wird. Mit dem Rückzug von Weide- und Heuwirtschaft enden die Zeiten, in denen mit einer üblichen Grün- landbewirtschaftung nebenbei auch vielfältige Lebensräume erhalten wurden. Produktion und Lebensraumerhalt driften ein für alle Mal auseinander - längst auch in den Mittelge- birgen. Das LIFE Projekt Bergwiesen bei Winterberg, das sich seit 2011 den montanen Mähwiesen auf dem Rothaar-Kamm widmet, steht angesichts dieser Hintergründe vor grossen Herausfor- derungen. Es stellt mit konkreten Massnahmen artenreiche Grünlandbestände wieder her, muss sich darüber hinaus aber mit dem Problem auseinandersetzen, ob die für den Erhalt der Wiesen erforderliche extensive Heuwirtschaft auch in Zukunft gewährleistet werden kann.

Blumenbunte Wiesen entstanden und erhielten Wald-Storchschnabel – sich über Jahrhunderte überall dort, wo man Grä- die wohl auffälligste Kennart der Bergwiesen ser und Kräuter mähte, um Heu zu erzeugen. Als selbstverständliches Nebenprodukt der Heuwirt- schaft entfalteten sich Lebensräume, die oft um ein Vielfaches artenreicher sind als die Wälder, an deren Stelle sie traten. Zu den Bedingungen der traditionellen Wiesennutzung im Hochsauerland gehörten ein später Mahdzeitpunkt (Anfang bis Mitte Juli) und das meist völlige Ausbleiben ei- ner Düngung. Durch magere Böden und das küh- le Bergklima eingeschränkt reicht die Wuchslei- stung der Wiesen nur in besseren Lagen für einen zweiten Heuschnitt („Grummet“ oder „Öhmd“) oder eine Nachbeweidung mit Rindern. Diese extensive Heuwirtschaft brache auf den unterschiedlichen Standorten des Ro- thaar-Kamms mannigfaltige Ausprägungen ar- tenreicher Bergwiesen hervor. Weil sie gemessen Irrgeister 2012 47 an „modernen“ Formen der Grünlandwirtschaft als un- rentabel gilt, ist sie auch in den geschützten Bereichen der Bergwiesen-Landschaft auf dem Rückzug. In weni- gen Jahrzehnten ist Heu als Viehfutter in der Rinderhal- tung beinahe völlig ersetzt worden. Stattdessen wird der Grasaufwuchs heute zu Silage verarbeitet. Mit ge- ringerem Arbeitsaufwand wird so ein Futter mit hö- herer Energiedichte erzeugt. Auf den stark mit Gülle gedüngten „Silo-Wiesen“ erfolgen auch in den Hoch- lagen drei, manchmal vier Schnitte. Dabei bleibt den Pflanzen keine Zeit mehr, reife Samen zu bilden. Die Bestände können An mehr Stellen als erwartet wurde bei den sich nicht mehr aus sich heraus verjüngen und Tagfalter-Untersuchungen 2011 der seltene müssen regelmäßig nachgesät werden. Es ent- Lila-Gold-Feuerfalter gefunden. stehen uniforme Rasen aus wenigen Nutzgrä- sern – meist leistungsfähigen Zuchtsorten – und einzelnen krautigen Pflanzenarten, die wie der Löwenzahn mit dem extremen Mahdregime klar kommen. Für die Existenzsicherung der Betriebe fühlen la-Gold-Feuerfalter und Grünwidderchen sind sich die Landwirte zur Effizienzsteigerung ge- auf Gebiete mit kühl-feuchtem Mittelgebirg- zwungen. Ein zusätzlicher Druck zur Intensi- sklima beschränkt. Diese Gebiete drohen mit vierung geht vom Anbau von Energiepflanzen dem Klimawandel immer weiter zu schrump- aus und wirkt sich indirekt auch auf das ver- fen. In NRW sind solche Bedingungen in nen- bleibende Dauergrünland aus. Eine weitere Sei- nenswertem Umfang nur in der Eifel und im te dieser Effizienzsteigerung ist der Rückzug Rothaargebirge erfüllt. So bleibt diesen Regi- der Landwirtschaft von weniger ertragreichen onen die große Verantwortung für den Erhalt Flächen: Grünland, das sich für eine Intensi- montaner Mähweisen. vierung nicht eignet, wird oft aufgeforstet, in Die Bergmähwiesen gehören zu den europa- Weihnachtsbaumkulturen umgewandelt oder weit bedeutsamen Lebensraumtypen, die nach in einer nicht landwirtschaftlichen Weise, etwa der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der EU be- als reine Pferdekoppeln genutzt, was ebenfalls sonders geschützt werden müssen. In den dazu zum Verlust des Wiesen-Lebensraums führt. ausgewiesenen FFH-Gebieten, die zusammen Für die Gefährdung der montanen Mähwiesen mit den Vogelschutzgebieten das Schutzge- kommt neben dem Nutzungswandel die Ab- bietsnetz NATURA 2000 bilden, fördert das hängigkeit von einem speziellen Bergklima Finanzierungsinstrument „LIFE Nature“ Maß- hinzu. Artengemeinschaften mit den charak- nahmen zur Wiederherstellung und Optimie- teristischen Arten wie Wald-Storchschnabel, rung dieser FFH-Lebensräume. Weichem Pippau, Schwarzer Teufelskralle und Im Mai 2012 ist das Förderinstrument LIFE Goldhafer und Faltern wie Dukatenfalter, Li- wie die FFH-Richtlinie 20 Jahre alt geworden. 48 Irrgeister 2012

Projekt-Steckbrief Dauer: Jan. 2011 – Dez. 2015 Budget: knapp 1,9 Mio. € (EU 50 %, Land NRW 45%, HSK 4,9 %, Biol. Station 0,1 %) Gebiet: zwei FFH-Gebiete (765 ha) - Maßnahmen in den Offenlandbereichen (538 ha): Bergwiesen bei Winterberg (DE-4717-305), Oberes Orketal (DE-4717-306) Hauptziele Wiederherstellung / Optimierung typischer Bergwiesenbestände Einrichtung / Sicherung der geeigneten Nutzung und Pflege Förderung von Wahrnehmung und Wertschätzung der Bergwiesen als regionaltypische Kulturlandschaft und Imageträger für den Tourismus Wichtigste Massnahmen Flächenerwerb Ankauf (und langfristige Pacht) von Flächen zur Wiederherstellung von Bergwiesen (mit Bodenordnungsverfahren durch die Bezirksregierung Arnsberg) Wiederentwicklung / Optimierung artenreicher Grünlandbestände FFH-Lebensraumtyp Bergmähwiesen („Goldhaferwiesen“) FFH-Lebensraumtypen Borstgrasrasen und Bergheiden - durch Wiederanreicherung artenarmen Grünlands mit lebensraumtypischen Arten - durch Mahdgut-Übertragung (Heugrassaat) und Handsaat - durch Wiederumwandlung von Forsten und Weihnachtsbaumkulturen Nutzungskonzept Bergwiesen zur Verbesserung der Rentabilität der Heuwirtschaft durch Optimierung von Produktion und Vermarktung von Heuprodukten und Anregung einer sinnvollen Wertschöpfung in Tourismus, Wellness u. Gastronomie Öffentlichkeitsarbeit teils in Zusammenarbeit mit dem Tourismus Internet-Seite: www.bergwiesen-winterberg.de Irrgeister 2012 49

Aktuelle Entwicklungsmassnahmen Flächenerwerb Wichtigstes Projektziel ist die Wiederherstellung LIFE-Maßnahmen erfolgen nur auf entwick- artenreicher und standortgerechter Bergmähwie- lungsbedürftigen Flächen, die dazu zugunsten sen. Auf artenarmen Grünlandflächen, wo die des Landes NRW angekauft werden. Auf pri- charakteristischen Arten verloren gingen, wird vaten und kommunalen Flächen sind Maßnah- das Verfahren der Mahdgutübertragung (Heugras- men möglich, wenn deren naturschutzgerechte saat) angewendet. Dabei wird frisch geschnittener Nutzung durch Verträge langfristig gewährlei- Aufwuchs von artenreichen Bergwiesen in den stet ist. Für sichernde Ankäufe naturschutz- Entwicklungsflächen auf Streifen aufgebracht, würdiger Flächen, die ohne Maßnahmenbedarf die zuvor mit einer Fräse oder Kreiselegge bear- mit LIFE-Mitteln nicht förderfähig sind, stellt beitet wurden. Diese Saatbettbereitung bricht die die Nordrhein-Westfalen-Stiftung Naturschutz, Konkurrenz der alten Grasnarbe und gibt den ein- Heimat- und Kulturpflege Mittel bereit. Um gebrachten Bergwiesenarten die Chance erhöht, intensive Nutzungen (Silage-Erzeugung, Pfer- Fuß zu fassen. Seltene oder mittels Heugrassaat dedauerbeweidung) aus den Schutzgebieten schwer übertragbare Arten werden mit eigens auszulagern, können mit Sondermitteln des gesammelten Samen oder Ablegern – teils nach Landes NRW außerhalb Entlastungsflächen einer Anzucht – auch gezielt eingebracht. Bei al- eingerichtet werden. Für diese Flächenankäufe len Verfahren stammt das Pflanzenmaterial von steht dem Projekt die Kompetenz der Bezirks- autochthonen Vorkommen im Projektgebiet. Im regierung Arnsberg zur Seite, die hierzu ein August dieses Jahres erfolgten Mahdgut-Über- eigenes Flurbereinigungsverfahren durchführt. tragungen auf Entwicklungsflächen bei Altasten- Eigentümer, die ggf. Grundstücke zur Verfü- berg, Neuastenberg, nördlich und südöstlich von gung stellen möchten, können sich an Herrn Winterberg und bei Elkeringhausen. Böhm (Dezernat 33) wenden.

Nutzung und Pflege der Bergwiesen Vielleicht sogar schwieriger als die Wiederher- stellung artenreicher Grünlandbestände sind die Bemühungen, für den Erhalt der Bergwie- sen eine nachhaltige und wirtschaftlich tragfä- hige Bewirtschaftung zu gewährleisten. Durch besondere Bemühungen teils schon vor dem LIFE-Projekt gelang es der Unteren Land- schaftsbehörde, für zahlreiche Nutzflächen in den Schutzgebieten Verträge im Kulturland- schafts-Pflege-Programm (KLP) zu vereinba- ren. Prämien aus dem Vertragsnaturschutz sind aber nicht immer ein ausreichender Anreiz, Die gute Zusammenarbeit mit Landwirten bei z. B. eine intensivierbare Grünlandfläche mit der praktischen Umsetzung und der Umstand, höherem Aufwand und bei kleineren Ernte- dass artenreiches Spendermaterial von hervor- mengen extensiv zu bewirtschaften. Ohne Ver- ragend ausgeprägten Bergwiesen zur Verfü- tragsnaturschutz aber erscheint die derzeitige gung stand, lassen gute Ergebnisse erwarten. Form der extensiven Heuwirtschaft unrentabel. Die Erfolge der Maßnahmen werden im lau- Unter Federführung eines Konzeptbüros und fenden Projekt in einem Monitoring dokumen- im Austausch mit den Landwirten und anderen tiert. Weiterhin laufen derzeit Maßnahmen auf Akteuren wird derzeit nach Möglichkeiten ge- Borstgrasrasen bei und im Na- sucht, Produktion und Vermarktung von Berg- menlosetal und die Wiederumwandlung von wiesenheu wirtschaftlicher zu gestalten. Fichtenaufforstungen zum Beispiel im oberen Das Nutzungskonzept widmet sich aber auch Ruhrtal unterhalb der Ruhrquelle. den Möglichkeiten, die Wiesenlandschaft für 50 Irrgeister 2012 eine Wertschöpfung in Tourismus, Wellness shops Gelegenheit geben, sich dazu das ent- und Gastronomie zu nutzen. Wahrnehmung sprechende Hintergrundwissen anzueignen. und Wertschätzung der für das Hochsauerland Um lebendige Kulturlandschaften zu erhalten, so charakteristischen Kulturlandschaft würden reicht es nicht, Schutzgebiete auszuweisen. Für damit gefördert und die Erfolgsaussichten der den dauerhaften Erhalt der Bergwiesen-Land- Schutzbemühungen verbessert. Diesem Ziel schaft im Hochsauerland wird auch weitaus dient auch die umfangreiche Öffentlichkeits- mehr nötig sein als ein fünfjähriges LIFE-Pro- arbeit im Projekt. Eine Ausstellung, ein Berg- jekt. wiesenfest, Themenwege (Bergwiesen-Pfade), Gelingen kann es nur, wenn die Menschen der ein Fotowettbewerb, Exkursionen und Vorträge Region dieses bunte Gesicht des Hochsauer- werden Einwohner und Feriengästen den Le- lands als wichtigen Teil Ihrer Heimat und un- bensraum und die Schutzbemühungen näher verzichtbares Stück Lebensqualität wertschät- bringen. In Zukunft sollen buchbare Erleb- zen, und nur, wenn daraus aktives Einfordern nis-Angebote, welche die Themen Bergwiesen, und Mittun erwächst sowie die Bereitschaft, Heuwirtschaft und Kräuter von ganz unter- die Landschaftspflegeleistung der Landwirte schiedlichen Perspektiven angehen, auch von gebührend anzuerkennen und zu entlohnen. anderen Personen und Initiatoren angeboten Sonst müssten wir doch allzu bald klagen: “ werden können. Das LIFE Projekt wird künf- Where have all the flowers gone?“ tigen Exkursions- oder Kursleitern in Work-

Kontakt: Text und Fotos: LIFE Projekt Bergwiesen bei Winterberg Axel Schulte Dr. Axel M. Schulte Naturschutzzentrum – Biologische Station - Hochsauerlandkreis St.- Vitus-Schützenstraße 1 57392 Schmallenberg 02977 – 93908-14 Irrgeister 2012 51

Gute Naturschutznachrichten 2012 um Giershagen werden von der dortigen Kolping-Gemeinschaft gepflegt. Um 34 Only bad news are good news? Für ein ca. 12jährige Obstbäume beim Ehrenmal Naturschutzmagazin trifft das nicht zu. Wir als Udorf wird die dortige Gruppe „Team VNV freuen uns natürlich darüber, wenn wir of Kids“ einen Verbissschutz errichten, gute Nachrichten über unsere Natur und im da auf der Fläche Schafe und Ziegen Naturschutz vermelden können – auch wenn gekoppelt werden. in diesen IRRGEISTERN wieder über einige • Ab 2012 arbeitet der VNV mit der negative Ereignisse und Entwicklungen im Berufsbildungsakademie Sundern Naturschutzbereich berichtet werden muss. zusammen. Im vergangenen Frühjahr Darum nun in Kurzform gute Nachrichten: führte Martin Lindner mit Schülern im NSG „Wacholdervorkommen • Die Ruhr-Renaturierung im Stadtgebiet Gräfenberg“ bei Sundern Pflegearbeiten Arnsberg bringt messbare Erfolge: Das durch. Die Schüler waren Teilnehmer seit 2009 laufende Fischmonitoring zeigt, von ProBe (Pro Beruf) der dass sich die Renaturierung positiv auf Berufsbildungsakademie. Bei ProBe die standorttypischen Fischpopulationen sammeln Schüler praktische Erfahrungen auswirkt. So langsam kommt vielleicht in verschiedenen Berufsfeldern, auch bei den Anglervereinen an, dass solche darunter Garten- und Landschaftsbau, Maßnahmen auch den besten Schutz vor um sich bei der Berufsorientierung auf Fressfeinden wie dem bei ihnen in weiten praktische Erfahrungen zu stützen. Am Kreisen immer noch verhassten Kormoran 9.2., 23.2. und 1.3. arbeiteten neun bis bieten. Der Angelverein Wennetal sticht elf Schüler und Schülerinnen im Alter unter den Sportfischern positiv hervor: zwischen 14 bis 16 Jahren im NSG. Er hat sich die eigenverantwortliche Auf der Wacholderheide wurde der Renaturierung des Büemke-Baches bei Gehölzaufwuchs, hauptsächlich Birke, Meschede-Wenholthausen auf die Fahnen entfernt. Dabei wurden natürlich die geschrieben. Arbeiten mit Motosäge und Freischneider Auch eine Vogelart profitierte 2012 von vom VNV übernommen. Die Schüler den genannten Verbesserungen: Erstmals trugen das abgeschnittene Material überhaupt in Westfalen brütete ein zum Feuer. Außerdem erfolgte eine Gänsesägerpaar (siehe eigenen Artikel in Einweisung in Maschinen, insbesondere diesem Heft) erfolgreich! auch in Blick auf Sicherheitsmaßnahmen • Die praktische Naturschutzarbeit, wie Schnittschutzhose usw. Als sprich Pflegemaßnahmen auf Höhepunkt durften alle, die sich trauten, Naturschutzflächen, nimmt einen großen einmal die Motorsäge anwerfen, wobei Umfang der VNV-Aktivitäten ein. Da natürlich die Kettenbremse (die Kette in diesem Bereich viel mehr geleistet der Säge konnte also nicht laufen) werden müsste, als der VNV stemmen eingeschaltet war. Natürlich wurden kann, bemühen wir uns um örtliche die Schüler auch über den VNV, dessen Partner, die mit unserer Beratung Arbeit und das NSG informiert. eigenständig solche durchführen. Ein Schüler der Berufsakademie beim Arbeitseinsatz beabsichtigter Nebeneffekt: Leute vor Ort sollen für den Schutz „ihrer Natur vor der Haustür“ sensibilisiert werden und sich mit verantwortlich fühlen. Wie schon im vergangenen Herbst wird im Stadtgebiet Marsberg auch in diesem Jahr die Feuerwehr Oesdorf ortsnahe Kopfweiden schneiteln. Kopfweiden 52 Irrgeister 2012

• In den vergangenen Monaten erwarben der Ungarischer Silberreiher am Diemelsee VNV bzw. die NRW-Stiftung jeweils zwei Flächen und sichern diese so langfristig Am 23.08.2011 konnte am Diemelsee ein für den Naturschutz. Es handelt sich um Zugtrupp von 5 Silberreihern beobachtet werden. zwei Wiesen-Parzellen im Namenlosetal, Bei genauerer Ansicht der rastenden Reihergruppe Stadtgebiet Winterberg, und eine im NSG wurde bei einem der Vögel ein Ablesering „Auf dem Bruch“, Stadtgebiet Marsberg. bemerkt. Von Richard Götte wurden einige Fotos Diese Ankäufe erweitern unsere angefertigt, auf denen die Zahlenkombination bestehenden Naturschutzflächen in diesen sicher erkannt werden konnte. Gebieten. Außerdem erhält der VNV eine Über die Vogelwarte Helgoland konnte die kleinere ehemalige Gartenparzelle als Herkunft des Silberreihers geklärt werden. Der Schenkung bei Arnsberg, die zukünftig Reiher wurde am 11.05.2011 als Nestling bei der natürlichen Entwicklung überlassen Bács-Kiskun, ca. 150 km südöstlich von Budapest werden soll. in Ungarn beringt. Der Ableseort liegt 973 km • Seit dem 1.5.2012 ist der VNV Mitglied vom Beringungsort entfernt und wurde von dem bei „Bioland NRW“. Der Verein verspricht Vogel bereits 3 Monate nach dem Flüggewerden sich für die Zukunft daraus Vorteile erreicht. in der Vermarktung und vor allem im Die Beobachtung dieses markierten Reihers Verkauf von Zuchttieren unseres Roten belegt einmal mehr, in Zukunft bei Großvögeln Höhenviehs. Im Herbst 2012 können wir wie Störchen, Reihern oder Kranichen auf solche insg. 20 Portionen unserer Schlachttiere v. Ableseringe zu achten. a. an Privatpersonen vergeben. Wer sich zukünftig für unser Qualitäts-Rindfleisch B. Koch interessiert, kann sich bei Johannes Schröder, Tel. 02991-1599 melden. • Im Frühjahr 2012 konnten sage und Rastender Silberreiher am Diemelsee Foto: R. Götte schreibe 1.186 Exemplare des Gefleckten Knabenkrauts (Orchis maculata) auf unserer Fläche im NSG „Seufzertal“ bei Arnsberg gezählt werden. Diese Orchideenart war früher viel weiter verbreitet. Durch die extensive Nutzung (u.a. kein Düngen) sowie durch das regelmäßige Zurückdrängen aufkommender Gehölze findet die gefährdete Pflanzenart auf dieser VNV- Feuchtwiese geeignete Bedingungen. • Auch im Jahr 2012 erhielt der VNV einen Umweltpreis. Diese werden alljährlich von einigen Städten des HSK ausgelobt. Für unser Engagement für den Steinbruch Frontal im NSG „Wulsenberg“ wie umfangreiches Müllentfernen, (Foto siehe Seite 8) und erfolgreiche Bemühung um eine Unterschutzstellung, belegten wir den mit 700 Euro dotierten zweiten Platz.

Harald Legge Irrgeister 2012 53

Erstnachweis der Großen Moosjungfer für den HSK Bemerkenswerter Libellenfund im NSG „Hunau“ Es konnten insgesamt drei männliche Imagines beobachtet werden, die jedoch keinen Hinweis da- rauf geben, ob die Art im Gebiet wirklich boden- ständig ist. Sicher lässt sich dies nur nachweisen durch den Fund von Exuvien, den Larvenhüllen, die beim Schlupf des Tieres an der Ufervegeta- tion zurückbleiben. Nach Meldung des Fundes an den AK Libellen NRW, den Arbeitskreis zum Schutz und zur Kartierung der Libellen in Nor- drhein-Westfalen, bekamen wir die Bestätigung, dass das Gebiet „Nasse Wiese“ durchaus als Le- bensraum für diese Art geeignet ist und auch wei- tere Funde seltener und gefährdeter Libellenarten Große Moosjungfer Foto: W. Schubert zu erwarten sind. Es bleibt also spannend!

Am 18.06.2012 gelang im Rahmen einer Vegeta- tionskartierung auf der „Nassen Wiese“ im NSG Hunau der Erstnachweis der Großen Moosjung- fer (Leucorrhinia pectoralis) für den Hochsau- erlandkreis. Diese stämmigen Großlibellen sind an ihrem weißen Kopfschild und dem hellen „Schlusslicht“, einem gelben Fleck am Hinter- leib der männlichen Tiere, bereits im Flug relativ sicher zu erkennen. Zusammen mit Werner Schubert und einer guten Kamera wurde das kleine, künstlich angelegte Gewässer noch am selben Tag erneut aufgesucht, um den spektakulären Fund durch Belegfotos Kleingewässer im NSG Hunau Foto: K. Koch festzuhalten (Foto 1). Literatur: Die Große Moosjungfer gehört zur Familie der Bellmann, H. (2007): Der Kosmos Libellenführer: Die Segellibellen (Libellulidae) und entwickelt sich Arten Mitteleuropas sicher bestimmen. Franckh-Kos- vor allem in nährstoffreichen Zwischenmoortüm- mos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart. peln. Sie ist überall in Mitteleuropa verbreitet, Conze, K.-J. & N. Grönhagen [Hrsg.] (2011): Rote aber insgesamt selten und meist in geringer Indi- Liste der gefährdeten Libellen (Odonata) in Nordr- viduenzahl anzutreffen (Bellmann, 2007). hein-Westfalen, 4. Fassung. Die Art wird in der Roten Liste NRW in der Kate- URL: http://www.lanuv.nrw.de/natur/arten/rote_liste/ gorie 1 geführt, ist also vom Aussterben bedroht pdf/RL-NW10-LIBELLEN/RL-NW10-Großlibellen. (Conze & Grönhagen, 2011). Alle Libellenarten pdf Deutschlands sind nach § 20 BNatSchG und An- lage 1 der Bundesartenschutzverordnung beson- Rasterkarten zur Verbreitung der Art in NRW: http://www.ak-libellen-nrw.de/Download/Verbrei- ders geschützt, die nachgewiesene Große Moos- tungskarten/leu_pect.jpg jungfer sogar streng geschützt. Darüber hinaus ist http://www.naturschutz-fachinformationssy- sie eine von nur zwei bodenständigen, also an- steme-nrw.de/ffh-arten/de/arten/gruppe/libellen/ra- sässigen, Libellenarten in NRW, für die nach der sterkarten/6852 FFH-Richtlinie Schutzgebiete auszuweisen sind (geführt in Anhang II und IV). Katharina Koch Gänsesägerfamilie an der Ruhr Foto: Heinz König 54 Irrgeister 2012

aus nächster Nähe ausgiebig bei der Fischjagd Erster Brutnachweis des beobachtet werden. Bei einer der regelmäßigen Ruhephasen, die auf kleinen Kiesinseln oder Gänsesägers in Westfalen auf im Wasser liegenden Baumstämmen Nachdem am 05.07.1993 ein Gänsesägerweib- stattfanden, konnte das Weibchen nach einer chen mit 2 nicht flüggen Jungvögeln auf dem Gefiederreinigung beim „Durchschlagen“ Rhein bei Meerbusch, Kreis Neuss (H. J. Beser) der Flügel beobachtet werden, was für eine und am 12.06.2011 ein Gänsesägerweibchen gute Flugfähigkeit des Vogels sprach (keine mit 9 nicht flüggen Jungvögeln auf der Lippe Flugbehinderung). bei Schermbeck kurz vor der Mündung in den Am 23.06.2012 wurde die Gruppe bei einer Rhein (F. Ulbrich) als erste Brutnachweise für Fischjagd im ufernahen Bereich längere Zeit das Rheinland beobachtet werden konnten, beobachtet. Die elfköpfige Gruppe tauchte gelang in diesem Jahr ein erster Brutnachweis intensiv zwischen „dicken“ Uferbefestigungen, des Gänsesägers für Westfalen. als plötzlich ein einzelnes ca. einwöchiges Stockenten-Dunenjunges in die Gruppe geriet. Am 25.05.2012 konnte Hartmut König auf der Einer der jungen Säger ergriff die Stockente und renaturierten Ruhr bei Arnsberg-Neheim ein warf sie etwa 50 cm in die Luft. Wieder auf dem Gänsesägerweibchen mit 10 etwa zweiwöchigen Wasser aufgeschlagen, wurde das Entenjunge Jungvögeln beobachten. In den folgenden von der ganzen Gruppe intensiv attackiert, Wochen konnte die Sägerfamilie immer wieder immer wieder gegriffen und in die Luft auf einem ca. 1,5 km langen Flussabschnitt geworfen. Dieses „Spiel“ wiederholte sich in gefunden werden. Die Ruhr wurde in diesem nur einer Minute etwa zwanzigmal. Das offenbar Bereich in den letzten Jahren in einen weitgehend tote Entenküken wurde dann von der Strömung natürlichen Zustand rückgebaut. Das Flussbett abgetrieben und die Sägergruppe beruhigte sich wurde erweitert, weite Flachwasserbereiche sehr schnell. Etwa 20 Minuten später schwamm geschaffen und Inseln gebildet. Nach einigen ein Stockentenweibchen mit 8 ca. zehntägigen mittleren Hochwässern haben sich vor Jungvögeln an den Sägern vorbei, die nicht die erhaltenen Altweiden und Erlen z. Zt. erhebliche geringste Notiz von den Enten nahmen. Alle 10 Schwemmgutinseln hautpsächlich aus Jungvögel wurden flügge. Holzstämmen und Zweigen gebildet. Vermutlich Am 22.07.2012 konnte ein fliegendes Ex. und fand in einer dieser Schwemmgutinseln die Brut am 16.09.2012 drei fliegende Ex. offenbar durch des Sägerweibchens statt. Der „Ruhrtalradweg“ Kanuten aufgemacht nahe des Aufzuchtsgebietes führt in diesem Flussabschnitt direkt entlang gesehen werden. der Ruhr und zudem wird der stadtnahe Bereich Am 25.09.2012 konnte die Sägerfamilie, bei gutem Wetter besonders von Jugendlichen bestehend aus dem Weibchen und zehn intensiv für Freizeitnutzungen aller Art in erwachsenen Jungvögeln, weiterhin sehr Anspruch genommen (baden, grillen, lagern). vertraut, auf einer Kiesinsel und später Trotz dieses intensiven Freizeitdrucks durch die auch zusammen fischend im Bereich der Bevölkerung hielt das Sägerweibchen an diesem Erstbeobachtung wiedergefunden werden. Bereich zur Jungaufzucht fest. Die Fluchtdistanz verringerte sich in den folgenden Wochen auf B. Koch unter 20 Meter! Die Jungvögel konnten so Zwei flügge Jungvögel in Brutplatznähe Irrgeister 2012 55

Zweiter Brutnachweis der Wiesenweihe für den HSK

Am 08.08.2012 konnte in der großen Feldflur Männchen mit Flügelmarke zwischen Marsberg-Meerhof und Essentho ein Wiesenweihenpärchen mit 3 flüggen Jungvögeln beobachtet werden. Am 09.08.2012 wurde die Brut von Hubertus Illner, Soest, bestätigt. Die Jungvögel wurden noch intensiv gefüttert, was auf einen Brutplatz im Umkreis von wenigen 100 Metern sprach. Die durch den kühlen Mai etwa 2 Wochen verspätete Getreideernte kam der bis dahin nicht bemerkten Brut sehr zugute, werden doch im Kreis Soest die meisten Bruten durch eine Schutzzone gerettet und so vor dem Ausmähen geschützt. In dieser Funktion ist H. Illner den ganzen Sommer unterwegs, um die letzten Wiesenweihenbrutplätze im Kreis Soest zu retten. Zusätzlich kam der Wiesenweihenbrut eine kleinräumige Feldmausgradation (Massenvermehrung) zugute, die für eine ausreichende Nahrungsversorgung sorgte. Bis Ende August konnte die bzw. oder ein Teil der Familie noch in Brutplatznähe beobachtet werden. Der Erstbrutnachweis der Wiesenweihe für den Hochsauerlandkreis wurde 1995 durch Manfred Hölker, Soest, erbracht, aber leider Futterübergabe in der Luft nicht veröffentlicht. Das Männchen der 2012-Brut war mit einer schwarzen Drei flügge Jungvögel in Brutplatznähe Flügelmarke rechts gekennzeichnet. Durch die verlorene Flügelmarke am linken Flügel lässt sich nur feststellen, dass der Vogel 2009 oder 2010 durch H. Illner in der Hellwegbörde als Jungvogel beringt wurde. Der Brutnachweis der Wiesenweihe, einer in NRW vom Aussterben bedrohten Vorgelart, zeigt einmal mehr, wie wichtig der Erhalt letzter großflächiger landwirtschaftlicher Flächen auch im Hochsauerlandkreis in der Zukunft ist. B. Koch 56 Irrgeister 2012

Große Wollbiene (Anthidium manicatum) im Hausgarten

Revierverhalten der Männchen: Die Männchen besetzen Reviere, in denen sich mehrere von dieser Bienenart bevorzugte Blüten- pflanzen – beispielsweise Zieste (Stachys), Sal- bei (Salvia) oder auch die recht stattlichen Herz- gespannarten (Leonurus) – befinden, bei denen dann von mehreren Weibchen Pollen, Nektar und Nistmaterial gesammelt wird. Vor diesen Pflan- zen patrouilliert das Männchen im Schwebeflug, der dem der Schwebfliegen ähnelt, und vertreibt Nahrungskonkurrenten, zum Beispiel Hummeln, Honigbienen oder andere Männchen. Dazu fliegt es auf seinen Gegner zu und krümmt kurz vor dem Zusammenprall seinen Hinterleib nach vorn, so dass die Dornen am Hinterleibsende nach vorn gerichtet sind. Dabei kann es zu Verletzungen der empfindlichen Flügel der Angegriffenen kom- men. Werden diese dadurch flugunfähig, müssen sie verhungern.

Am heißesten Tag des Jahres 2012, am 19. Au- gust, fiel mir im Hausgarten ein Insekt auf, welches ich nicht direkt zuordnen konnte. Es fiel durch schnelles, patrouillierendes Fliegen zwischen Herzgespann (Leonurus cardiacus) und Heilziest (Betonica officinalis) auf. Nach etwas Sucherei in Büchern und im Internet konnte ich anhand der gemachten Fotos das In- sekt als Große Wollbiene (Anthidium manicatum) bestimmen.

Bei Wikipedia ist das Wichtigste zur Art so gut beschrieben, dass hier die wesentlichen Teile un- verändert wiedergegeben werden:

Die Große Wollbiene (Anthidium manicatum) ist eine Bienenart aus der Familie der Megachilidae und gehört damit zu den Solitärbienen. Diese Art fällt durch eine wespenähnliche schwarz-gelbe Zeichnung auf. Die gelben Streifen vereinigen sich auf der Oberseite des Abdomens (des Hinter- leibs) nicht. Die Namensgebung ist auf die Ver- wendung von Pflanzenwolle zum Brutzellenbau zurückzuführen. Irrgeister 2012 57

Fortpflanzung: Die im jeweiligen Revier eines Männchens Pollen und Nektar sammelnden Weibchen wer- den von dem Männchen angeflogen und meist auf der Blüte begattet. Jeweils ein Ei legt die weibliche Biene in eine mit Pollen und Nektar gefüllte Brutzelle, die sie in vorgefundenen Erd-, Mauer- und Holzlöchern oder Felsspalten anlegt. Nach der Eiablage verschließt sie die Brutzelle mit Pflanzenwolle. Aus befruchteten Eiern ent- wickeln sich weibliche und aus unbefruchteten Eiern männliche Tiere.“

Die Art ist in NRW als nicht gefährdet eingestuft, im Gegensatz zu vielen anderen Wildbienenar- ten. Ein naturnaher Garten oder auch gezielte Wildbienen-Nisthilfen helfen den in der inten- siven Agrarlandschaft weitgehend verdrängten Arten zu überleben.

Text und Fotos:

Werner Schubert 58 Irrgeister 2012

Aber auch häufigere Arten sind durch veränderte Flora im östlichen Sauerland Bedingungen in bestimmten Lebensräumen viel seltener geworden. Viele früher häufige Wie- FÜNF JAHRE IST ES HER, DASS DIE FLORA IM ÖST- senblumen sind im bewirtschafteten Grünland LICHEN SAUERLAND ERSCHIENEN IST. ZEIT, EIN nicht mehr anzutreffen. Diese Arten haben sich FAZIT ZU ZIEHEN. auf geeignete Wegsäume zurückgezogen oder Nachdem in den ersten Jahren etwa zwei Drittel der Bücher sind nur noch in entsprechend bewirtschafteten verkauft waren, hatten wir den Restbestand zu einem Son- Naturschutzgebieten anzutreffen. Hier seien zum derpreis verkauft und einen Teil dem Beispiel der Teufelsabbiss (Succisa Humanitas-Verlag angeboten. pratense), der Wiesen-Storchschna- Nun ist bis auf wenige Restbücher bel (Geranium pratense) oder die die Flora ausverkauft. Unser Ziel, Kuckucks-Lichtnelke (Silene flos-cu- mit dem Buch viele Interessierte zu culi) erwähnt. erreichen, haben wir erreicht. Über Andere Pflanzen breiten sich weiter 1.300 Exemplare dieser Lokalflora aus oder sind durch aufmerksame haben innerhalb von fünf Jahren ihre Beobachter neu entdeckt worden. So Liebhaber gefunden. wurde ein kleiner Bestand eines bei uns sehr seltenen Farns, der Hirsch- In der Zwischenzeit ist die Zeit je- zunge (Asplenium scolopendrium), in doch nicht stehen geblieben. Unsere einem alten Steinbruch südlich Ols- Landschaft verändert sich stetig und berg (MTB 4616.422) im letzten Jahr teilweise rasant weiter. von Herrn Fries entdeckt. Oder ein Schon jetzt kann festgestellt werden, schöner Bestand der bei Medebach dass seltene Pflanzenarten an -ver sehr seltenen Wald-Wicke (Vicia syl- schiedenen Standorten seit 2007 ver- vatica), die durch Herrn Kesseler ent- schwunden sind. Um nur einige Bei- deckt wurde (MTB 4817.221). spiele zu nennen: Die verschiedenen Im Rahmen unseres Monitorings von Flachbärlapparten (Diphasiastrum den so genannten RL-1-er-Arten, also spec.), die die Hauptverbreitung und Pflanzen, die in NRW vom Ausster- teilweise einzigen Standorte in NRW ben bedroht sind, gibt es auch Posi- auf den Bergwiesen und Heiden in tives zu berichten. So hat sich einer den Höhenlagen des Sauerlandes der letzten Bestände des Feld-Enzians hatten, sind fast vollkommen ver- bei Brilon-Rösenbeck entgegen allen schwunden. Auch der Bestand des bundesweiten Trends erfreulich posi- Mittleren Wintergrün (Pyrola me- tiv entwickelt. In diesem sehr guten dia) ist an ihrem einzigen Standort in NRW im Bereich des Kahlen Asten Feldenzian (Gentianella campestris) Foto und Grafik: R. Götte erloschen. Viele seltene Ackerwild- Feldenzian Altenfils kräuter leiden sehr unter den stark 2500 veränderten Wirtschaftsbedingungen und Anbaumethoden in der Landwirt- 2036 2000 schaft. So sind von der Acker-Haft- dolde (Caucalis platycarpos), dem 1500 Echten Frauenspiegel (Legousia spe- culum-veneris), dem Kleinen Frau- 1000 enspiegel (Legousia hybrida) und der 771 Acker-Lichtnelke (Silene noctiflora) 500 500 keine aktuellen Standorte mehr be- 312 kannt. An den wenigen alten Stand- 100 17 orten sind die Vorkommen erloschen. 0 1989 2005 2008 2010 2011 2012 Irrgeister 2012 59

Enzianjahr 2012 konnten dort über 2000 Exem- niedriger. In schlechten Jahren, wie 2010 wurden plare durch W. Schubert gezählt werden. In den nur 17 Pflanzen gefunden (siehe Grafik). letzten Jahrzehnten waren die Bestände deutlich Winzige Pflanze des Feldenzians Foto: W. Schubert

Diese Entwicklungen gilt es auch in Zukunft wachsam zu beobach- ten und zu notieren. An dieser Stelle möchte ich appellieren, Ihre Beobachtungen dem Verein für Natur- und Vogelschutz zu melden, damit die Informationen nicht verloren gehen. Sie werden hier gesammelt, weiter aufge- arbeitet, bei Planungen berück- sichtigt und zu gegebener Zeit auch veröffentlicht. Scheuen Sie sich nicht, Ihre Beobachtungen auch in Form eines Fotos mitzu- teilen, wie es schon von einigen Beobachtern getan wird. Für Ihre Beobachtungen und auch Nachbestimmungen stehe ich gerne zur Verfügung. Senden Sie mir einfach eine E-mail an [email protected]. Nun komme ich noch zu einigen Korrekturen und Ergänzungen zur "Flora im öst- Seite 379: lichen Sauerland". Auf dem Foto ist nicht Wasser-Minze (Mentha aquatica) son- dern Acker-Minze (Mentha arvensis) abgebildet. Seite 385: Folgende fehlende Verbreitungskarten von Hallers Schaum- Auf dem Foto ist nicht Wiesensalbei (Salvia pratensis) son- kresse (Cardaminopsis halleri), Pfennigkraut (Lysimachia dern Steppen-Salbei (Salvia nemorosa) abgebildet. nummularia), Einblütiges Perlgras (Melica uniflora) und Seite 409: Buntes Vergissmeinnicht (Myosotis discolor) werden an Auf dem Foto ist nicht die Golddistel (Carlina vulgaris) son- dieser Stelle nachgereicht. dern die Silbedistel (Carlina acaulis) abgebildet. Seite 440: Auf folgende Verwechselte Bilder / falsche Bilduntertitel Auf dem Foto ist nicht Rauher Löwenzahn (Leontodon hispi- möchte ich hinweisen: dus) sondern Gewöhnliches Ferkelkraut (Hypochloeris radi- Seite 234: cata) abgebildet. Auf dem Foto ist nicht die Rauhe Brombeere (Rubus rudis) abgebildet. Die abgebildete Art ist nicht sicher bestimmbar. Richard Götte 60 Irrgeister 2012

LIFE+ Projekt schafft neue Lebensräume an der Möhne

Projektstand 2012 re Hektar Fichtenforst erworben und in Grünland Seit Anfang 2010 verfolgt das „LIFE+ Pro- oder bachbegleitenden Erlenwald umwandelt jekt Möhne“ die ökologische Verbesserung von werden. Einige Fichtenriegel (ca. 2,1ha) im HSK Fluss und Aue im Möhnetal. Das kreisübergrei- sind bereits entfernt. Ein größerer Fichtenkom- fende Projekt (Soest und HSK), konnte bereits plex (rund 4,5 ha) wurde 2011 am Heidberg ent- eine Reihe von Renaturierungsmaßnahmen zum nommen. Im Vollbaumernteverfahren, mit mo- Erhalt und zur Wiederherstellung einer intakten derner Seilkrantechnik (um Bodenbelastungen zu Aue umsetzen. Dabei liegt der Focus nicht allein minimieren) sind die Fichten von der Fläche ent- auf dem Fluss und seinen Lebewesen. Als dyna- nommen worden. Nach dem Entfernen der Wur- mische Landschaft ist die Aue ein Mosaik aus drei zelstubben konnte die Fläche mit der Heugras- Lebensräumen: Grünland, Wald und Gewässer. saat einer artenreichen Spenderfläche geimpft werden. Entwicklungsziel auf diesen Flächen ist Gewässer-Dynamik schaffen artenreiches Grünland, welches durch eine exten- An vielen Stellen ist die Möhne in der Ver- sive Bewirtschaftung erhalten wird. gangenheit vom Menschen korrigiert worden. Begradigungen und Uferbefestigungen schnüren den Fluss in ein viel zu enges Korsett. Flüsse und Bäche jedoch sind dynamische Systeme und brauchen dementsprechend Platz. Mit dem Ziel Eigendynamik zu schaffen, wurden erste Maß- nahmen am Gewässer umgesetzt (Ende 2011 am Heidberg, Kreis Soest). Durch Schaffung von Laufverlängerungen und Nebengerinnen konnten naturnahe Gewässerstrukturen geschaffen wer- den. Initiale zur natürlichen Gewässerdynamik waren der Einbau von Totholz sowie die Aktivie- rung von Schotterbänken. Sie bieten nun neuen Lebensraum für die Flora und Fauna des Gewäs- sers. Gleichzeitig und für die beteiligten Kom- munen kostenneutral werden vom LIFE-Projekt die Anforderungen der EU-Wasserrahmenlinie Talbereich am Heidberg, umgesetzt. vor und nach der Fichtenbeseitigung Fotos: Ch. Hester Revitalisierung von artenreichem Grünland Luftbilder aus den 50er Jahres des 20. Jahrhun- derts zeigen, dass das Möhnetal durchgängig als Grünland bewirtschaftet wurde. Noch heute fin- det man Relikte aus dieser Zeit. Be- und Entwäs- serungsanlagen erhöhten die Produktivität dieser Flächen und vereinfachten die Bewirtschaftung. Durch den ständig wechselnden Wasserhaushalt und die Art der historischen Nutzung bieten die- se Flächen heute seltenen Tier – und Pflanzen- gesellschaften einen Lebensraum. Übernutzung, fehlende Bewirtschaftung sowie die Aufforstung führten aber zu einem fortschreitenden Verlust der Artenvielfalt. Durch das Life-Projekt konnten seit 2011 mehre- Irrgeister 2012 61

Fazit nach der Halbzeit Das LIFE-Projekt wird 2014 abgeschlossen. Heute, zum Ende der ersten Halbzeit, sind viele Ziele erreicht und viele Initiale zur Eigendyna- mik geschaffen. Die Öffnung des Talraums ist in vielen Abschnitten möglich geworden. Für den Betrachter – aus landschaftsästhetischer Sicht – ein positiver Beigeschmack, der zum Erhalt und Schutz von Arten und Lebensräumen beiträgt. Fluginsekten wie die Heidelibelle, Mädesüß- Perlmutterfalter, und Sumpfschrecke besiedeln die neu geschaffenen Freiflächen und profitie- ren vom Sonneneinfall. Dort, wo die Fichte einst Heidelibelle und Mädesüß-Perlmutterfalter die Aue beschattete, sprießt an vielen Stellen die Fotos: R. Götte und A. Schulte natürliche Verjüngung der Schwarzerlen (Foto Erlenverjüngung!!) und begründet den Lebens- raumtyp der bachbegleitenden Erlenauwälder.

Die Natur wird erlebbar. Neben den fachlichen Maßnahmen trägt der Bau- stein der Öffentlichkeitsarbeit zum Gelingen des Projektes bei. „Mit den Menschen für die Natur“ ist das gemeinsame Ziel im Projekt. Die Renatu- rierung kommt nicht nur Flora und Fauna zugute, sondern freut auch die Menschen. War die Möhne in vielen Abschnitten an den Rand gedrängt und kaum sichtbar, schlängelt sie sich heute in Teilen durch die ganze Aue und wird wieder erlebbar. Die große biologische Vielfalt und die enorme Ein attraktiver Rastplatz am Heidberg bietet dem Dynamik an der Möhne bewegt Künstler aus Radfahrer und Wanderer Einsicht in das Projekt. dem ganzen Bundesgebiet dazu, am Kunstprojekt Infotafeln, welche die Maßnahmen und Ziele er- „Möhne im Wandel“ teilzunehmen. Ausgewählte läutern werden, sind in Planung. Infoflyer und ein Exponate sind seit der Ausstellungseröffnung am Bestimmungsheft für Kinder sind bereits aufge- 29.September 2012 im Stockebrandschen Haus legt. (Körbecke) zu sehen. Über aktuelle Arbeiten vor Ort, Veränderungen im Projekt, Exkursionen und Maßnahmen infor- miert unsere Internetseite (www.life-möhne.de).

Christoph Hester

Kontaktdaten LIFE-Projektteam:

Kreis Soest – Untere Landschaftsbehörde Stephanie Terren Hoher Weg 1-3 59494 Soest

Naturschutzzentrum – Biologische Station HSK Christoph Hester St-Vitus Schützenstr. 1 Foto: Ch. Hester 57392 Schmallenberg-Bödefeld 62 Irrgeister 2012 Irrgeister 2012 63 64 Irrgeister 2012