Seite 15 Mittwoch, 24. Januar 2018 IM FILSTAL

Eine Gartenschau im Filstal?

Ereignis Fünf Gemeinden von bis Bad Überkingen wollen sich gemeinsam um das Grünprojekt bewerben – vorausgesetzt, die Räte stimmen dafür. Von Ralf Heisele

Die Gemeinden des Oberen Filstals, hier und im Hintergrund Gosbach sowie Wiesensteig, wollen gemeinsam eine Garten- schau des Landes gestalten. Davon erho?en sie sich viele Besucher und auch Vorteile bei Fördergeldern. Foto: Alexander Jennewein

estern Abend fand eine Zeitraum bereits 2019 auszu- turm „Luftikus“, dem Sommer- Wirtschaft. Darüber hinaus kön- besondere Sitzung in schreiben und 2020 zu vergeben. traumsee und ein direkter An- nen Projekte realisiert werden, G statt: Die Ge- Bei den ins Auge gefassten Ter- schluss an den Ort. Mit rund die sonst nicht möglich gewesen meinderäte von Wiesen- minen handelt es sich um soge- 240 000 Besuchern kamen über wären – auch weil das Land die steig, Mühlhausen, Bad Ditzen- nannte kleine Gartenschauen, 100 000 mehr als ursprünglich Grünprojekte bis zu zwei Millio- bach, Deggingen und Bad Über- oder auch Grünprojekte genannt. kalkuliert. Auch finanziell war das nen Euro und die großen Landes- kingen tagten über nur einen Diese finden seit 2001 im jährli- Grünprojekt für die Gemeinde ein gartenschauen bis zu fünf Millio- Punkt, der aber weitreichende chen Wechsel mit den großen voller Erfolg: Unterm Strich nahm nen Euro direkt bezuschusst. Da- Folgen hat: Sollen sich die Ge- Landesgartenschauen statt. Die über eine halbe neben können die Gemeinden meinden gemeinsam um die Gar- interkommunale Bewerbung Million Euro ein. und Städte weitere Fördergelder tenschau bewerben? Das Ergeb- wäre kein Einzelfall – 16 Rems- erhalten. Der Vorteil: Sie werden nis geben die Bürgermeister am talgemeinden stemmen im kom- Keine „Blümchenschauen“ mehr bei der Ausschüttung dieser Gel- heutigen Mittwoch in einer Pres- menden Jahr gemeinsam eine Wurden die Gartenschauen frü- der bevorzugt. sekonferenz im Degginger Bür- Gartenschau. her oft als „Blümchenschau- gerzentrum bekannt. Die bislang einzige Schau im en“ belächelt, gibt es heute Info Derzeit läuft das Vergabeverfahren Wie die GEISLINGER ZEI- Landkreis Göppingen fand 2009 durchdachte Konzepte, die lang- für die Jahre 2026 bis 2030. Die Garten- TUNG erfahren hat, wollen die in Rechberghausen statt. Auf dem fristig angelegt sind. Die Bürger schauen bis dahin finden im Remstal Gemeinden die Gartenschau 2031, Gelände um den Hungerboll ent- profitieren somit auch nach einer (2019), Überlingen (2020), Eppingen 2033 oder 2035 ausrichten. Das stand damals ein Landschaftspark Gartenschau noch von den ver- (2021), Neuenburg am Rhein (2022), scheint zwar noch weit entfernt. mit 32 000 Pflanzen in 90 ver- bliebenen Infrastrukturen und Er- Balingen (2023), im Allgäu Doch die Landesregierung plant, schiedenen Arten, einem Aben- holungsräumen. Die Schauen (2024) und Freudenstadt/Baiersbronn die Gartenschauen für diesen teuerspielplatz, dem Aussichts- stärken zudem die heimische (2025) statt. Seite 15 Donnerstag, 25. Januar 2018 IM FILSTAL Gartenschau-Visionäre sind gesucht Grünprojekt Von einer gemeinsamen Gartenschau erhoffen sich die fünf Bürgermeister der Tälesgemeinden nicht nur mehr Touristen. Vorrangiges Ziel ist es, das Obere Filstal als lebenswerte Region zu stärken. Von Ilja Siegemund

iese Überraschung Wie berichtet, lockte diese germeister nach wie vor eine kla- ist den Bürger- etwa 240 000 Menschen re Aussage aus Göppingen dazu, D meistern der in den Ort und verän- dass der künftige Bahnhof bei fünf Tälesge - derte diesen nachhal- Merklingen eine Verbesserung meinden gelungen: tig und positiv. der Verkehrsinfrastruktur auch Gestern informierten Von einer gemein- für die Tälesgemeinden darstellt. sie bei einer Presse- samen Gartenschau Außerdem bemängeln sie den konferenz im Deggin- erho/en sich die fünf ausbaufähigen Busverkehr auf die ger Bürgerzentrum Bürgermeister aber Laichinger Alb, nach Weilheim (Büz) über ihre Pläne, nicht nur mehr Tou - und Kirchheim sowie nach Bad die Gartenschau ins risten. Das Hauptziel Boll und Göppingen. Mit einer Obere tal holen zu ist, das Obere Filstal als Gartenschau ließen sich solche wollen. Zunächst jedoch lebenswerte Region zu stär- Missstände beheben. müssen die Gemeinde- und ken. „Wir wollen das Obere Stadträte aus Wiesensteig, Fils tal als Wohngegend at- Mühlhausen, Bad Ditzen- traktiv gestalten, damit sich Wir wollen den bach, Deggingen und Bad die Menschen nicht in den landschaftlich Überkingen noch darüber Ballungszentren niederlas - abstimmen, ob sie das Pro- sen müssen, sondern damit reizvollsten Teil des jekt unterstützen. Eine ge- sie und ihre Kinder hier blei- Filstals präsentieren: meinsame Bewerbung für ben können“, sagte Her- die sogenannte kleine bert Juhn. In Rechber- das Obere Filstal.“ Gartenschau 2031, ghausen beispiels- Karl Weber 2033 oder 2035 könn- weise soll noch in Bürgermeister von Deggingen te Ende 2019 einge- diesem Jahr ein reicht werden. Drogeriemarkt ent- Unterstützung erhalten sie Die Chancen da- stehen, berichtete schon jetzt vom Regierungsprä- für stehen gut – dies Matthias Heim. Das sidium und vom Ver- hatte sich bei einem sei eine Folge der band Region Stuttgart, die hinter Infoabend am Diens- Gartenschau, weil in einer Bewerbung für die Garten- tag im Degginger Büz diesem Zusammenhang schau stehen, betonte Herbert gezeigt, als sich alle Ge- überlegt worden sei, wie Juhn. Die fünf Bürgermeister hof- meinderäte der fünf Kommu- man leer stehende Gebäude fen nun aber vor allem auf die Zu- nen trafen: „Die Stimmung war Die Fils, die bei Wiesensteig entspringt (großes Foto), soll das verbin- im Ort nutzen könne. stimmung der Gemeinderäte und sehr positiv“, berichtete Deggin- dende Element einer gemeinsamen Gartenschau von Bad Überkin- Die Aufbruchsstimmung der auf eine tatkräftige Unterstüt- gens Bürgermeister Karl Weber. gen, Deggingen, Bad Ditzenbach, Mühlhausen und Wiesensteig fünf Bürgermeister resultiert zung durch die Menschen, die im Er war es auch, der die Idee einer werden. Punkten sollen die Gemeinden aber mit vorhandenen Attrak- auch aus einer gewissen Trotzhal- Goißatäle leben. Denn beteiligen gemeinsamen Gartenschau seines tionen wie beispielsweise (im Uhrzeigersinn) dem Überkinger tung heraus, die sie nicht verheh - sich diese rege und bringen viele Amtsvorgängers Hermann Stickl Kurpark, der traumhaIen Natur bei Mühlhausen, der Vinzenz Therme len: „Mancherorts ist die Denk- Ideen ein, wirkt sich dies auf das und des früheren Bad Ditzenba- in Bad Ditzenbach und der Wallfahrtskirche Ave Maria in Deggingen. weise verbreitet, dass der Land- Bewerbungsverfahren positiv aus. cher Bürgermeisters Gerhard Ue- kreis Göppingen bei Geislingen ding aufgegri/en und Mitte 2017 Wiesensteigs Bürgermeister die Wallfahrtskirche Ave Maria in aufhört und wir nur ein Anhäng- Was halten Sie von einer Garten- seinen Amtskollegen vorgeschla- Gebhard Tritschler ergänzte: Deggingen und in Wiesensteig sel sind“, sagte dazu etwa Gebhard schau? Stimmen Sie doch ab auf: gen hatte. Erst vor wenigen Ta- „Wir wollen mit unseren Quali- die historische Altstadt mit den Tritschler. So vermissen die Bür- www.swp.de/geislingen gen sickerte davon etwas an die täten punkten.“ Fachwerkhäusern. Hinzu kom- Ö/entlichkeit. men die Wanderwege entlang des Albtraufs und die Löwenpfade. Kommentar Qualitäten sollen punkten Manche Men- „Es soll nicht das eine große Pro- Ilja Siegemund „Wir wollen den landschaftlich schen denken, jekt geben, sondern viele kleine Zur Bewerbung für eine kleine Gartenschau im Goißatäle reizvollsten Teil des Filstals prä- Projekte“, betonte Herbert Juhn. sentieren und das Potenzial des dass der Landkreis Durch die Gartenschau erho/en Oberen Filstals der Ö/entlichkeit Göppingen bei sich die Rathauschefs, dass Tou - bekannt machen“, betonte Karl risten sich nicht nur für einen Tag Bessere Werbung gibt es nicht Weber. Damit wolle er das Mitt- Geislingen aufhört.“ im Filstal aufhalten, sondern hier lere und Untere Filstal keines- Gebhard Tritschler längere Zeit Urlaub machen. n welch’ malerischer Ge- häuser, Thermen, Freibad und wegs schlecht reden; dieses sei Bürgermeister von Wiesensteig gend sie leben, wissen die und und – sie alle würden von aber nun einmal geprägt von Ge- Bundesstraße umgestalten? I meisten Menschen im Obe - dem Grünprojekt profitieren. werbegebieten und Industrie. Besonderheiten sind beispiels- Eine Verlegung der B466, damit ren Filstal schon lange. Soll- Hinzu kommt, dass Gemeinden, Ziel einer Gartenschau sei es, weise in Bad Ditzenbach die Hil- diese beispielsweise Bad Ditzen- ten die fünf Tälesgemeinden die eine Gartenschau ausrich- Werbung in eigener Sache zu ma- tenburg und das Thermalbad, in bach nicht mehr trennt? Grasen- eine Gartenschau ausrichten, ten, sozusagen einen V.I.P.- chen, betonte Bad Ditzenbachs Bad Überkingen der Kurpark de Schafe, die die Steilhänge könnten sie auch überregional Zugang zu anderen Förderpro- Rathauschef Herbert Juhn. Und samt des dortigen Thermalbads, Mühlhausens vor einem Zuwach- auf diese idyllische Landschaft grammen des Landes haben: Be- sen durch Büsche bewahren? aufmerksam machen. Sie hätten werben sie sich um Zuschüsse, Oder die Fils umgestalten, damit dann die Chance, sich als natur - beispielsweise für die Orts - Und so geht es nun weiter sie in Deggingen und Wiesensteig nahe Erlebnisregion zu präsen- kernsanierung oder den Hoch- nicht mehr in ein gemauertes tieren, in der Touristen die Na- wasserschutz, erhalten sie eine Bis Ende Februar ha- Bürgermeister nach ei- Zusage, die Garten- Flussbett eingezwängt ist? Auf tur genießen und sich wunder- Vorzugsbehandlung vor allen ben die Gemeinde- und nem geeigneten Pla- schau 2031, 2033 oder solche und ähnliche Ideen ho/en bar erholen können. Und die anderen Bewerbern. Stadträte aus Wiesen- nungsbüro, das die Be- 2035 ausrichten zu dür- die Bürgermeister bei der Pla- Menschen im Filstal könnten ih - Es handelt sich also nicht nur steig, Mühlhausen, Bad werbung ausarbeitet. fen, können die einzel- nung für die Gartenschau. Aufge- ren Teil dazu beitragen, indem um ein paar blühende Blumen Ditzenbach, Deggingen nen Projekte angepackt rufen sind alle Bürger der Täles- sie sich als herzliche Gastgeber und Sträucher, sondern um ein und Bad Überkingen Im Sommer 2018 sol- werden, sagte Karl We- gemeinden, Vorschläge für die zeigen. Eine bessere Werbung überaus wichtiges, zukunftswei- Zeit, über eine Bewer- len die Menschen aus ber. „Schon ab 2020 Gestaltung einzubringen. „Wir für die Region ist wohl kaum sendes Projekt für eine gesamte bung für eine sogenann- dem Oberen Filstal bei kann es losgehen.“ Und wünschen uns Visionen und su- vorstellbar. Region. Neidisches Störfeuer te kleine Gartenschau Bürgerversammlungen wenn es eine Absage chen Visionäre“, sagte Mühlhau- Auch finanziell würde sich oder Miesmacherei – zum Bei- abzustimmen. Diese fin- ihre Ideen einbringen geben sollte? „Das glau- sens Bürgermeister Bernd Scha- eine Gartenschau im Täle loh - spiel aus der Nachbarschaft – det seit 2001 im jährli- können. „Zusammen mit be ich zwar nicht“, sagte efer „Es soll keine Denkverbote nen. In Rechberghausen, wo wären unangebracht und könn- chen Wechsel mit den den Bürgern soll ent- Bernd Schaefer. „Aber geben“, ergänzte Bad Überkin- 2009 die erste und bislang letzte ten das Projekt zu Fall bringen, großen Landesgarten- schieden werden, wohin dann hätten wir ein gens Schultes, Matthias Heim. Gartenschau im Landkreis Göp- bevor es überhaupt gestartet ist. schauen statt. Unter- die Reise geht“, sagte Konzept vorliegen, das Dieser kennt sich mit solchen pingen stattfand, blieb unter Deshalb ist nun vor allem eines stützen die Räte das Bernd Schaefer. Erhal- unsere Region auch so Grünprojekten aus – hatte er dem Strich mehr als eine halbe wichtig: Gemeinsam an einem Vorhaben, suchen die ten die Gemeinden eine voranbringt.“ doch die Gartenschau 2009 in Million Euro an Gewinn hängen. Strang ziehen und diese Chance Rechberghausen mitorganisiert. Übernachtunsgsbetriebe, Wirts- nutzen. Seite 17 Samstag, 27. Januar 2018 IM FILSTAL

Mehrheit wünscht sich Gartenschau

Grünprojekt Mehr als 200 Menschen begrüßen bei einer Online-Abstimmung der GZ das Projekt im Oberen Filstal.

Oberes Filstal. Ein Gesprächsthe- ma der vergangenen Tage ist im Oberen Filstal die geplante Be- werbung der Gemeinden Bad Überkingen, Deggingen, Bad Dit- zenbach, Mühlhausen und Wie- sensteig, eine sogenannte kleine Gartenschau in 2031, 2033 oder 2035 auszurichten (wir berichte- ten) . Das Vorhaben stößt bei den meisten Lesern der GEISLINGE R ZEITUNG auf breite Zustim- mung: An einer nicht repräsenta- tiven Abstimmung auf www.swp. de/geislingen nahmen bis gestern Abend 263 Nutzer teil. 78 Prozent bezeichnen eine Ausrichtung als „prima Sache“, 18 Prozent spre- chen sich wegen der zu hohen Kosten, die jedoch noch nicht feststehen, dagegen aus. Und vier Prozent der Menschen, die abge- stimmt haben, ist das Thema schlichtweg egal. Wie sie dazu stehen, entschei - den Deggingens Gemeinderäte in ihrer Sitzung am Dienstag, 6. Fe- bruar. In Bad Überkingen ent- scheiden die Gemeinderäte am 1. Februar. Die Abstimmungen in Mühlhausen, Wiesensteig und Bad Ditzenbach folgen in den nächsten Wochen. Landrat lobt Bewerbung Auch Landrat Edgar Wol: hat zur geplanten Bewerbung Stellung bezogen und begrüßt die Idee. Zudem verweist er in einem Gast- kommentar darauf, dass die Men- schen in Rechberghausen auch heute noch von den Investitionen für die erste und bislang letzte Gartenschau des Landkreises im Jahr 2009 profitieren. Den Kom- mentar des Landrats lesen Sie heute in der GZ auf: Seite 10

Wie stehen Sie zur Gartenschau im Oberen Filstal? Stimmen Sie ab: www.swp.de/geislingen 10 GEISLINGEN Samstag, 27. Januar 2018

Gastkommentar Edgar Wolff, Landrat, zur Bewerbung von fünf Gemeinden im Oberen Filstal um die Ausrichtung einer kleinen Gartenschau

Von Gartenschau profitieren er Landkreisslogan kobereitschaft. Ein solches Pro- passt: So „überra - jekt ist aber auch sehr aus- D schend“ die Pressemel- sichtsreich. Die 2009 in Rech- dung über das Vorha- berghausen durchgeführte ben der fünf Gemeinden aus Gartenschau hat gezeigt, wie er - dem Oberen Filstal kam, um so folgreich und nachhaltig eine viel „besser“ ist die Idee einer Gartenschau sein kann. Von den gemeinsamen Gartenschau im damals getätigten Investitionen, Oberen Filstal zu bewerten. Da beispielsweise in die Infrastruk - tut sich eine große Chance auf. tur, profitieren die Bürgerinnen Das Obere Filstal hat mit sei - und Bürger auch heute noch. ner einzigartigen und vom zer- Die Bevölkerung war es auch, klüfteten Albtrauf geprägten die das Konzept mit viel Leben Naturlandschaft viel zu bieten. gefüllt hat. Das war für den Landkreis ein Veranstaltungen, die im Rah - maßgeblicher Grund, in dieser men der Gartenschau ins Leben reizvollen Raumschaft mit sei- gerufen wurden, sind mittler - ner Freizeitwegekonzeption in weile fester Bestandteil im Jah- die touristische Infrastruktur in resablauf. Das damals entstan- den Bereichen Rad und Wan- dene Wir-Gefühl im Ort ist dern zu investieren. Mit einer noch heute spürbar. Wenn sich gemeinsamen Gartenschau nun die Chance erö4net, so et- könnten sich nun ganz neue was im Landkreis Göppingen zu Perspektiven und Entwicklun - wiederholen, ist das auf jeden gen ergeben; weitere Ideen und Fall unterstützenswert. In einem Projekte könnten, unterstützt guten Miteinander kann viel er - durch Förderprogramme des reicht werden. Der Weg ist si- Landes, umgesetzt werden. cher lang, aber wie heißt es so Eine Gartenschaubewerbung tre4end: Auch der weiteste Weg erfordert Mut, Kreativität, Ein - beginnt mit einem ersten satz-, Kooperations- und Risi- Schritt! 18 LESERFORUM Freitag, 2. Februar 2018

Gartenschau-Bewerbung der richtige Schritt

Leserbrief zu den GZ-Artikeln am 24. und 25. Januar 2018 „Garten- schau-Visionäre sind gesucht“:

Als ich in der Geislinger Zei- tung gelesen habe, dass sich die fünf Gemeinden des Oberen Fil- stals für die Gartenschau bewer- ben wollen, war ich freudig über- rascht. Ich kann Bürgermeister Gebhardt Tritschler aus Wiesen- steig nur zustimmen: „Manche Menschen denken, dass der Land- kreis Göppingen bei Geislingen Von einer Gartenschau im Oberen Filstal pro+tiert auch Geislingen, aufhört“. Die Fils macht in Alten - sagt GZ-Leser Paul Thierer. Foto: Markus Sontheimer stadt einen Bogen Richtung Göp- pingen. Ein Teil von Geislingen auch die historische Stadt Geis- Umland-Gemeinden entgegen. liegt noch im Oberen Filstal. lingen sehen wollen. Egal, wie der Rechtsstreit aus- Wir wissen alle, wie wichtig es Holger Bäuerle, Tourismusma- geht. Künftig wissen die Stadt und ist, gemeinsam unsere schöne nager des Landkreises Göppin- die Kommunen aber, wie sie Ver- Landschaft zu bewerben. Auch gen, hat eine überaus positive Bi- träge formulieren müssen. wenn es im Oberen Filstal einiges lanz der CMT gezogen: „Wir ha- Ich werde der Stadt Geislingen zu sehen gibt, ist die Stadt Geis- ben einen bleibenden Eindruck anbieten, dass ich wieder eine lingen ein guter Anziehungs- hinterlassen“. Stadtführung sowie eine Führung punkt. Auch wenn die fünf Ge- Ich frage mich, ob der langjäh- durchs Obere Filstal – zusammen meinden im Oberen Filstal jetzt rige Streit um die Mehrkosten bei mit ortskundigen Bürgern – ma- die Stadt Geislingen ausschlie- der Sanierung des Michelberg- che. Ich hoMe, wir bekommen die ßen, ist sie doch präsent. Denn Gymnasiums für unseren Land- Zustimmung für die Ausrichtung Touristen, die für mehrere Tage strich förderlich ist? Jetzt kam OB der kleinen Gartenschau. in unserer Gegend sind, werden Frank Dehmer den betroMenen Paul Thierer, Geislingen 18 AUS DEM FILSTAL Samstag, 3. Februar 2018 „Eine unglaubliche Chance“

Großprojekt Der Bad Überkinger Rat stimmt für eine Gartenschau im Oberen Filstal. Lob gibt es vor allem für die gemeinsame Bewerbung der fünf Gemeinden. Von Ralf Heisele

ir wachen aus dem Dornröschenschlaf W auf.“ Fast schon eu - phorisch spricht Bad Überkingens Bürgermeister Matthias Heim über die geplante Bewerbung des Oberen Filstals für die Gartenschau. Für ihn stellt sie eine „unglaubliche Chance“ dar, den Tourismus zu fördern und ein Konjunkturprogramm zwischen Wiesensteig und Bad Überkingen zu entfachen – für Grünanlagen, Verkehrswege und andere Projekte. Seit der Be- kanntgabe der Idee vor über ei- ner Woche ist Heim von vielen Bürgern positiv auf die Garten - schau angesprochen worden. Der Bürgermeister hat gar eine „Auf- bruchstimmung“ ausgemacht. „Jetzt können wir zeigen, was wir können und was wir haben, ange- Landscha"liche Reize hat das Obere Filstal allemal zu bieten, wie der Blick vom Kahlenstein auf Bad fangen mit der tollen Landschaft.“ Überkingen bestätigt . Foto: Markus Sontheimer

Büro zu engagieren.“ Eugen Zol- nen Blick auf unsere Gemeinden man bei der Bewerbung den Kür- GZ-Thema ler freut sich, „dass endlich alle wirft“. Vielleicht kämen so ganz zeren ziehen, habe man immer Gartenschau Gemeinden im Oberen Filstal et- neue Ideen auf. Dem pflichtete noch einen „Masterplan, der was gemeinsam stemmen.“ Das Bürgermeister Heim bei: Sollte zeigt, was machbar ist.“ im Täle habe Signalwirkung auch in an- In der Ratssitzung am Don- deren Bereichen. Ins gleiche nerstagabend hatte Heim leichtes Horn blies Dieter Clauß: „Alle Im Sommer sind Bürgerversammlungen geplant Spiel, die Gemeinderäte von dem müssen an einem Strang ziehen Vorhaben zu überzeugen. Ein- und wir müssen gemeinsam auf- Vor einer Woche ha- sen, Bad Ditzenbach, Die kleinen Garten- stimmig sprachen sie sich für eine treten.“ Heino Clauß erinnerte ben die fünf Gemeinden Deggingen und Bad schauen werden vom Bewerbung aus. Wenn die Rats- daran, dass die Bürger noch Jah- im Oberen Filstal be- Überkingen zu dem Pro- Land Baden-Württem- kollegen aus Wiesensteig, Mühl- re nach der Gartenschau davon kannt gegeben, sich ge- jekt bekennen. Danach berg mit bis zu zwei Mil- hausen, Bad Ditzenbach und profitieren würden. Als Chance meinsam für eine kleine wird nach einem Pla- lionen Euro direkt bezu- Deggingen dies auch so sehen, für die Raumschaft, besser wahr- Gartenschau zu bewer- nungsbüro gesucht, das schusst. Daneben kön- soll im nächsten Schritt ein Pla- genommen zu werden, sieht Wer- ben. Infrage kommen die Bewerbung ausar- nen die Gemeinden und nungsbüro beauftragt werden, um ner Straub die Gartenschau. Er er- die Jahre 2031, 2033 und beitet. Noch in diesem Städte weitere Förder- die Bewerbung vorzubereiten. ho

Grünprojekt Deggingens Gemeinderäte stimmen geschlossen für eine Bewerbung. Vereinzelte Kritik gibt es aber, weil die Gemeinde Gruibingen nicht einbezogen wurde. Von Ilja Siegemund

ährend die Gemein- begeistern: „Ein solches Projekt dieses Vorgehen als „taktisch un- deräte Bad Überkin- kann nur mit einer positiv einge- klug“. Karl Weber erklärte seinen W gens kürzlich voller stellten Bevölkerung geschultert Grundgedanken: Die Fils solle das Euphorie für eine werden“. Selten habe er eine sol - verbindende Element der Ge- kleine Gartenschau in den Jahren che gemeindeübergreifende Auf- meinden sein, und Gruibingen be- 2031, 2033 oder 2035 gestimmt bruchsstimmung erlebt wie beim finde sich nun einmal nicht an der hatten (wir berichteten), war von Infoabend für die Gemeinderäte Fils. Er betonte aber auch, dass dieser Aufbruchsstimmung im Mitte Januar. „Dies kann uns nur die Tür für weitere Teilnehmer Degginger Gemeinderat eher we- gut tun.“ nicht verschlossen sei. nig zu spüren. Trotzdem sprachen sich die Räte in der Sitzung am „Taktisch unkluges“ Vorgehen? Dienstagabend für das Projekt aus Von Aufbruchsstimmung war in Ich finde es gut, und gaben der Gemeindeverwal- der folgenden Diskussion aber wenn das Obere tung einstimmig den Auftrag, sich kaum etwas zu spüren. Allen vo- für die Gartenschau zu bewerben. ran Stefan Geis kritisierte, dass Filstal zusammen- „Wir werden die Gemeinden die Gemeinden Wiesensteig, wächst und wir nachhaltig für die Zukunft auf- Mühlhausen, Bad Ditzenbach, stellen und die Wohnqualität stei- Deggingen und Bad Überkingen visionär denken.“ gern“, hatte Bürgermeister Karl nicht auch Gruibingen in das Pro- Dagmar Jungblut-Rassl Weber zuvor um die Zustimmung jekt miteinbezogen haben. „Grui- Gemeinderätin geworben. Er bat die Gemeinde- bingen gehört zur Raumschaft räte, die Bürger für das Projekt zu dazu“, sagte er und bezeichnete Doch Geis fand auch lobende Worte für das Vorhaben: „Das Projekt wäre sehr, sehr gut für das Obere Filstal sowie seine Ge- meinden – und für Gruibingen“, betonte er. Es sei „eine mutige Entscheidung, die Visionen zu - lässt“. Geis stellte dann auch sei- ne Vision einer Umgehungsstre- cke der Bundesstraße vor, die bei Reichenbach beginnen und bis zur provisorischen A 8-An - schlussstelle bei Gruibingen füh- ren soll. „Wir hätten drei kurze Tunnel, und alle Gemeinden wä- Deggingen bewirbt sich für eine Gartenschau in 2031, 2033 oder ren vom Durchgangsverkehr be- 2035. Um den Verkehr auf der B 466 aus den fünf Gemeinden im freit.“ Er wisse, dass dieser Plan Oberen Filstal zu bekommen, schlägt Gemeinderat Stefan Geis sogar utopisch sei, räumte er ein – eine Umgehungsstraße vor. Foto: Markus Sontheimer mahnte aber: Wenn die Garten- schau frühestens ab 2031 stattfin- de, sei der dreispurige Ausbau der Der Zeitplan für das Projekt Gartenschau A8 und der Bau der neuen B 10 abgeschlossen. „Dann brummt Ende Januar ha- schen im Filstal der Verkehr auf der B466.“ ben die Bürger- GZ-Thema bei Bürgerver- Als „mutig, aber gut“ bezeich - meister der fünf sammlungen ihre nete Gemeinderat Martin Gans- Gemeinden im Gartenschau Ideen einbringen loser die Idee einer Gartenschau. Oberen Filstal be- im Täle können. Auch er betonte: Der Verkehr sei kannt gegeben, das Hauptproblem im Filstal. sich gemeinsam für eine Danach wird nach einem Mit bis zu zwei Millio- Dagmar Jungblut-Rassl betrach- kleine Gartenschau be- Planungsbüro gesucht, nen Euro werden die tet die Gartenschau als Chance, werben zu wollen. Infra- das die Bewerbung aus- kleinen Gartenschauen eine Marke zu entwickeln: „Ich ge kommen die Jahre arbeitet. vom Land Baden-Würt- finde es gut, wenn das Obere Fil- 2031, 2033 und 2035. In temberg direkt bezu- stal zusammenwächst und wir vi- einem ersten Schritt Die Kosten für das Pla- schusst. Daneben kön- sionär denken“. müssen sich nun die Ge- nungsbüro liegen für nen die Gemeinden und Dies solle aber auch mit Grui - meinderäte aus Wiesen- jede der fünf Gemein- Städte weitere Förder- bingen geschehen, darin waren steig, Mühlhausen, Bad den voraussichtlich bei gelder erhalten. Der Vor- sich die Gemeinderäte einig. Des- Ditzenbach, Deggingen 10 000 Euro bis 12 000 teil: Sie werden bei der halb stimmten sie geschlossen für und Bad Überkingen zu Euro. Noch in diesem Ausschüttung dieser eine Bewerbung - mit dem Zusatz, dem Projekt bekennen. Sommer sollen die Men- Gelder bevorzugt. der Gemeinde Gruibingen eine Beteiligung anzubieten. Seite 15 Mittwoch, 21. Februar 2018

IM FILSTAL

Mühlhausen stimmt für Gartenschau

Projekt Der Gemeinderat unterstützt das geplante Grünprojekt und will damit die Lebensqualität der

Bürger erhöhen.

Mühlhausen. Bad Überkingen, Deggingen, Bad Ditzenbach und nun Mühlhausen: Die Liste der Filsgemeinden, die sich gemein- sam um die kleine Gartenschau bewerben wollen, wächst. Am Montag tagte der Gemeinderat Mühlhausen zu dem Thema.

Vor allem der langfristige und nachhaltige Gedanke des Grün- projekts hielt man am Ratstisch für reizvoll. Es handele sich eben nicht um ein kurzfristige Angele- genheit, vielmehr gehe es um die SchaBung nachhaltiger Werte für Gäste und Bürger gleichermaßen. Für die Gemeinde zählen dabei insbesondere die „weichen Stand- ortfaktoren“ wie die Erhöhung der Lebensqualität für die Bürger, eine Steigerung der allgemeinen Attraktivität des Ortes und nicht zuletzt eine Hervorhebung der Filsgemeinde als vielverspre - chenden Wirtschaftsstandort. Die Gemeinderäte stimmten unisono der Landesgartenschau zu, und die Gemeinde Mühlhau- sen tritt damit oLziell in den Kreis der Bewerbergruppe ein. Betont wurde der Kraftakt, den eine kleine Gartenschau darstellt: Die Bevölkerung, die Verwaltung und das Ehrenamt würden bei ei- nem solchen Unterfangen beson- ders gefördert, weshalb eine früh- zeitige Einbindung der Bevölke- rung und deren Rückhalt immens wichtig ist. jot

Seite 15 Mittwoch, 28. Februar 2018

IM FILSTAL

Wiesensteig lädt durch seine markanten Fachwerkhäuser und die engen Gassen förmlich zum Entdecken ein. Durch eine Gartenschau könn- ten noch mehr Touristen den Weg ins Städtle ?nden. Davon kann auch das Gewerbe pro?tieren, hoDen die Stadträte. Foto: Markus Sontheimer

Gartenschau-Quintett

durch Wiesensteig komplett

Grünprojekt Die Stadträte stimmen für eine Bewerbung. Sie erhoffen sich dadurch positive Impulse für das Städtle am Filsursprung. Von Ilja Siegemund

chmucke Fachwerkhäuser, handel würde profitieren und die den-Württemberg kleine Garten- soll, ist in den Augen von Achim enge Gassen, ein imposan - Lebensqualität im Ort steigen“, schauen mit bis zu zwei Millio- Braun zu verkraften. „Damit ver - S tes Schloss und die idylli- zeigte sich Rolf Baumann zuver- nen Euro. Daneben können die bauen wir uns nichts“, sagte er. sche Auenlandschaft im sichtlich. Gemeinden und „Außerdem können wir abwarten, Hasental, wo die Fils entspringt: Wiesensteigs Städte weitere was auf uns zukommt und dann Wiesensteig besitzt zweifelsohne Bürgermeister Fördergelder immer noch entscheiden, welche das Potenzial, Ausflügler anzulo- Gebhard Trit- erhalten. Der Projekte wir umsetzen.“ Dass es cken. Den Tourismus zusätzlich schler, der am Vorteil: Sie wer- unverzichtbar sei, ein Planungs- ankurbeln kann die Teilnahme an Sonntag zur den bei der büro zu beauftragen, verdeutlich- einer kleinen Gartenschau, findet Wiederwahl an- Ausschüttung te der Bürgermeister: „Ohne pro- etwa Stadtrat Rolf Baumann. Er tritt, sieht zudem die „tolle Chan- der Gelder bevorzugt. Eine Be- fessionelle Hilfe haben wir keine und die zehn anderen anwesen- ce“, das Obere Filstal in der öf- werbung sei kein Selbstläufer, Aussicht darauf, mit unserer Be - fentlichen Wahrnehmung „besser gabWolfgang Heidner zu beden- zu positionieren“. Dem pflichte- ken. „Das ist ein verdammt enger Wir sind der te Gudrun Bückle bei und beton- Zeitraum“, sagte er. „Wir müssen Ich warne davor schönste Teil te nicht ohne Stolz: „Wir sind der uns darüber im Klaren sein, was zu glauben, dass schönste Teil des Filstals.“ Sie be- auf die Stadtverwaltung, uns des Filstals.“ grüßt das Konzept, demzufolge Stadträte und die Bürger zu - wir durch die Garten- Gudrun Bückle jede der fünf Gemeinden selbst kommt. Zukunftsweisende Pro- schau unendlich viele Stadträtin in Wiesensteig darüber entscheiden kann, wel - jekte schüttelt man nicht einfach che Projekte sie für die Garten - so aus dem Ärmel.“ Zuschüsse erhalten.“ den Ratsmitglieder stimmten in schau umsetzen möchte. „Sollte Nachdem nun Wiesensteig als Wolfgang Heidner Abwesenheit von Stadtrat unsere Bewerbung doch abge- letzte der fünf Gemeinden zuge- Stadtrat in Wiesensteig Andreas Pohl am Montagabend lehnt werden, dann haben wir stimmt hat, soll ein Planungsbüro geschlossen dafür, dass sich Wie- trotzdem unser Konzept, das wir Ideen für die Bewerbung ausar- werbung etwas reißen zu kön- sensteig zusammen mit den Ge- umsetzen können“, verdeutlichte beiten. Im Sommer sollen die nen.“ Da jetzt die erste große meinden Mühlhausen, Bad Dit- Gudrun Bückle. Vorschläge den Bürgern im Fils- Hürde genommen wurde – die zenbach, Deggingen und Bad Auch Wolfgang Heidner unter- tal präsentiert werden; diese sol- Gemeinderäte aller fünf Kommu- Überkingen um die Ausrichtung stützt das Vorhaben, mahnte aber len dann auch eigene Ideen ein- nen stimmten für eine gemeinsa- einer kleinen Gartenschau im zur Vorsicht: „Ich warne davor zu bringen. me Bewerbung – zeigte sich Jahr 2031, 2033 oder 2035 bewer- glauben, dass wir unendlich vie- Dass jede der fünf Kommunen Gebhard Tritschler „sehr ge- ben sollte. „Das kann ein TüröQ- le Zuschüsse erhalten.“ Wie be- zwischen 10 000 und 12 000 Euro spannt, was wir erarbeiten wer- ner für uns sein. Auch der Einzel- richtet, bezuschusst das Land Ba- für das Planungsbüro ausgeben den“.