TOR! Fußball Und Fernsehen
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TOR! Fußball und Fernsehen Offizieller Beitrag des Kunst- und Kulturprogramms der Bundesregierung zur FIFA WM 2006™ in Zusammenarbeit mit dem OK FIFA WM 2006 Fernsehmuseum der Stiftung Deutsche Kinemathek (SDK) Filmhaus am Potsdamer Platz (Sony Center) Potsdamer Str. 2 D-10785 Berlin 4. OG www.deutsche-kinemathek.de www.dfb-kulturstiftung.de TOR! Fußball und Fernsehen Offizieller Beitrag des Kunst- und Kulturprogramms der Bundesregierung zur FIFA WM 2006™ in Zusammenarbeit mit dem OK FIFA WM 2006 Sonderausstellung des Fernsehmuseums der Stiftung Deutsche Kinemathek (SDK) 5. Mai bis 30. Juli 2006 Öffnungszeiten: Di-So 10 bis 18 Uhr Do 10 bis 20 Uhr Montags geschlossen Eintritt: Erwachsene 3 € Ermäßigt 2 € Tel: 030-300 903-0 [email protected] Verkehrsverbindungen: Fernsehmuseum der Stiftung Deutsche Kinemathek Filmhaus am Potsdamer Platz (Sony Center) Potsdamer Str. 2, 10785 Berlin U-/S-Bahn Potsdamer Platz und Bus M41, 148, 200 Varian-Fry-Straße Pressekontakt: Sabine Sasse Fernsehmuseum der SDK Filmhaus am Potsdamer Platz (Sony Center) Tel.: +49–(0)30–300 903-530 Fax: +49–(0)30–300 903-13 [email protected] Dr. Dirk Meyer-Bosse MMK Markt- & Medien-Kommunikation GmbH An der Alster 47 20099 Hamburg Tel.: +49–(0)40–318 04-136 Fax.: +49–(0)40–318 04-199 [email protected] www.deutsche-kinemathek.de www.dfb-kulturstiftung.de TOR! Fußball und Fernsehen Offizieller Beitrag des Kunst- und Kulturprogramms der Bundesregierung zur FIFA WM 2006™ in Zusammenarbeit mit dem OK FIFA WM 2006 „Das Geheimnis des Fußballs ist ja der Ball“, hat Uwe Seeler mal gesagt, aber das ist wohl nur einer der Gründe für die Faszination, die dieser Sport auf so viele Menschen weltweit ausübt. Er lockt Hunderttausende in die Stadien und Millionen vor die Fernseher, seine Akteure sind Stars, die verehrt werden wie Helden. Das Fernsehen hat einen wesentlichen Anteil an dieser Entwicklung. Es hat nicht nur die Popularität des Sports durch immer neue Inszenierungsweisen potenziert, es hat auch das Bild der meisten Menschen vom Fußball geprägt. ARD-Sportschau, Dispatcherraum „Dass der heutige Fußball so viel schneller und Foto: WDR/Jürgen Görgen athletischer wirkt als der vor zwanzig oder dreißig Jahren, als meist nur eine einzige Halbtotale mit langen Schwenks ein eher behäbiges Gesamtbild erzeugte“, schreibt Christian Eichler in seinem „Lexikon der Fußball mythen“ (2002), „hat vielleicht mehr mit dem Fortschritt des Fernsehens als dem des Fußballs zu tun.“ Eine spannende, eine mitunter auch prekäre Liaison hat sich da entwickelt, ein Verhältnis, das es in sich hat. Eine Beziehung, in der beide Seiten voneinander profitieren, in der sie einander aber auch auf Gedeih und Verderb ausgeliefert sind. „In Ländern wie Mexiko und Fußball EM 2004 Argentinien“, so Eichler, „bestimmt in der Praxis Live Studio im Sony Center am ein Fernsehsender über die Nationalteams; in Potsdamer Platz Berlin Europa kaufen sich immer mehr Medienmultis die Foto: ZDF/Jürgen Detmers passenden Klubs für ihr Programm.“ So nutzen sie ihre Sportsendungen als Werbeplattform für einen gigantischen Markt von Sponsoren und treiben – um Übertragungsrechte wetteifernd – die Lizenzkosten in schwindelerregende Höhen. Die Ausstellung TOR! Fußball und Fernsehen erzählt, wie der Fußball die Entwicklung des Fernsehens beeinflusst und das Fernsehen den Profi-Fußball mit geformt hat. Sie beschreibt die Inszenierung von Bild und Wort, das Spektakel um Schau und Show, das Drama um Geld und Gefühle, den Bilderrausch und die nüchternen Momente rund um den ledernen Ball. Live ran Foto: SAT.1 www.deutsche-kinemathek.de www.dfb-kulturstiftung.de Portal Zwei Großprojektionen empfangen die Ausstel- lungsbesucher: Die Kamera gleitet über ent- schlossene, nervöse, angespannte Gesichter: WM-Endspiel 1974 Bundesrepublik Deutschland gegen die Niederlande im Münchner Olympia stadion. Diffuser Stadionlärm untermalt dieses Portal der Fußballhelden. In 90 Minuten wird die deutsche Mannschaft Weltmeister sein: 20 Jahre nach dem „Wunder von Bern“ und 32 Jahre vor der zweiten WM in Deutschland. Auf der Rückseite der Eingangsprojektionen: die deutsche Frauen-Nationalmannschaft, jubelnd nach dem Gewinn der WM 2003. Helden von 1974 – Beckenbauer, Neeskens, Hoeneß, Cruyff - vor dem Endspiel - und Heldinnen von 2003, jubelnd nach dem WM-Endspiel, auf der Rückseite der Eingangsprojektionen zu sehen Screenshots: Fernsehmuseum – Stiftung Deutsche Kinemathek www.deutsche-kinemathek.de www.dfb-kulturstiftung.de Bild und Wort Zu Beginn der 50er Jahre galt die Radioreportage noch als Königsdisziplin der Fußballberichterstat tung. Ob das kleine, graue, oft verschwenkte einäugige Kamerabild überhaupt in der Lage sei, das komplexe Spiel abzubilden, war trotz erster Erfahrungen seit den Olympischen Spielen 1936 unter Experten lange umstritten. Es waren die Zuschauer selbst, die dies für sich mit Ja entschieden: Die WM 1954 bescherte der jungen Republik nicht nur die ersten Helden, sondern auch den Wunsch, sie mit eigenen Augen in Aktion zu sehen: ein Boom auf Fernsehgeräte Hanns-Joachim Friedrichs und Rudi setzte ein. Michel, Teamchefs der Übertragung der Eine frühe Umfrage des NDR belegt anschaulich Fußball-WM 1978 in Argentinien für die Begeisterung des Publikums für den ARD und ZDF Programminhalt Fußball. Als 1955 Rudi Michels Filmbericht eines Spiels der Deutschen Fußball-Elf in Moskau wenige Tage nach einer Radio-Live- Reportage von Herbert Zimmermann die Fans zum Vergleich einlädt, schreibt der „Kicker“: „Fernsehbild widerlegt Rundfunkreportage“. Das Fernsehen hat sich durchgesetzt. Und Rudi Michel steht für eine neue Reportergeneration, die dem Bild den Vortritt lässt und die Analyse des Spiels in den Vordergrund stellt. Für die 70er Jahre wird mit Heinz Florian Oertel ein Blick in die DDR geworfen: Unterlagen der SED zur WM 1974 belegen den hohen Stellen wert, den auch die DDR dem Fernsehfußball beimisst, und Oertel erläutert, wie er mit den politischen Direktiven umgegangen ist. Der Besucher kann auch einen Eindruck von der Entwicklung auf technischer Ebene gewinnen. Heinz Florian Oertel Gezeigt werden die Veränderungen auf der Bild gestaltungsebene mit mehr Kameras, näheren Einstellungen, mehr Zeitlupen und mehr Wieder holungen, um eine größere Personalisierung und Emotionalisierung der Zuschauer zu erreichen: von der einfachen Totalen in den 50er Jahren zum Schnitt-Ballett der heutigen Fußball- Fernsehübertragung. Heute gehört Volker Weicker zu den führenden Bildregisseuren weltweit und hat unter anderem bei der WM 2002 Weltregie geführt. Die technischen Möglichkeiten, der finanzielle Aufwand und der bewusste Wille zu kommer- ziellem Erfolg durch Spektakel beschleunigen sich nach dem Markteintritt des Privatfernsehens in Bildregisseur Horst Seifart, Pionier in den 90er Jahren. RTL und SAT.1 bereiten die der Entwicklung der Bildregie Bundesliga im Stile von Unterhaltungsshows auf - www.deutsche-kinemathek.de www.dfb-kulturstiftung.de „eine Gezeitenwende in der Fußballberichterstattung“, wie der Buchautor Ludwig Tegelbeckers schreibt („Quo vadis, Fußball?“(2000)). Beiträge über vor der Entlassung stehende Trainer, in Skandale verstrickte Vereinsbosse - das boulevardeske Medienspiel um das Spiel herum scheint die Spielberichterstattung bisweilen zu überwuchern. Der Entwicklungsschub des immer Mehr und immer Schneller scheint - nach dem Moment der Besinnung, der „Kirch-Krise“ hieß - in eine neue Phase professioneller Ernsthaftigkeit zu treten. Die Privatsender haben gelernt, dass nur erkennbare journalistische Qualität potente Werbepartner auf Dauer bindet. ARD und ZDF orientieren sich an dem von den Privaten gesetzten technischen Standard und dem Publikumsinteresse an Geschichten mit „Human Touch“. „Wenn Deutschland gewinnt, ist es vollkommen egal, ob ich richtig oder falsch Deutsch spreche, dann bin ich der King. Wenn sie verlieren, kann ich sprechen, dass Thomas Mann rotieren würde, und die sagen: Was ist das für ein Mist?" Ist diese pessimistische Analyse der Reporterlegende Herbert Zimmermann zutref fend? Oder lieben wir sie nicht doch auch, die Schlaumeier auf dem Kommentatorenstuhl, die uns in langweiligen Passagen mit sinnlosen Statistiken und verbalen Dribblings quälen, die Adleraugen, die klare Abseitspositionen nicht erkennen, obwohl wir alle sie in fünf Einstellungen mit eingeblendetem Strich klar gesehen haben, die selbsternannten Oberschiedsrichter, die mal wieder „hier Elfmeter gegeben“ hätten, als ob uns Herbert Zimmermann das über vertane Torchancen hinwegtrösten könnte. Körbeweise Fanpost der unerfreulichsten Art haben sie bekommen: Mal beschimpft man sie, weil sie angeblich zu unpatriotisch die Siege bejubeln (wie Wolfgang Hempel, den DDR-Reporter des WM-Finales von 1954), mal stellt man ihre Kompetenz in Zweifel. Grimme-Preise wie für Marcel Reif und Günther Jauch gibt es selten. Die beiden waren auch die Retter der Fernsehübertragung des Champions-League-Spiels Real Madrid gegen Borussia Dortmund 1998 in Madrid. Als noch vor Beginn der Begegnung durch die Einwirkung ausgelassener Fans ein Tor umfiel, dauerte es 76 Minuten, bis ein neues herangeschafft war und das Spiel beginnen konnte. Für ihre launige Kommentierung (Jauch: „Für alle Zuschauer, die erst jetzt eingeschaltet haben, das erste Tor ist schon gefallen“) bekamen sie den Bayerischen Fernsehpreis. Doch es geht auch anders: Heribert Faßbender schickt einen argentinischen Schiedsrichter „in die Pampa“, Béla Réthy vergleicht den kolumbianischen Spielmacher Valderama mit einer Klobürste. Die freie Rede am Mikrofon hat ihre Tücken,