Medien-Newsletter 08-09/2009 (PDF
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August/Septem ber 2009 Nicht in der ersten Reihe Themen: Wenn Bundeskanzlerin Angela Merkel und Kanzlerkandidat Frank Walter Steinmeier vor der Wahl medial ihre Argumente austauschen, sitzen DGB zu Telemedien- Radiohörerinnen und – hörer nicht in der ersten Reihe. Die privaten konzepten 2 Fernsehveranstalter von RTL und SAT1 haben ihnen den Zugang zum Duell verwehrt. Allerdings müssen sich auch die öffentlich-rechtlichen Ver.di: Verweildauern Sender fragen lassen, warum sie nicht von Anfang an darauf gepocht zu kurz 2 haben, auch diesen Teil ihres Publikums in die Planungen einzubezie- hen. Erst nachdem das Deutschlandradio lautstark seinen Unmut dar- DJV zu journalistischer über äußerte, wurde die ARD aktiv, das ZDF folgte. Freiheit 3 Auch diejenigen, die - vielleicht aus beruflichen Gründen - das TV-Duell DGB zu Arbeitnehmer nicht verfolgen können, haben ein Anrecht darauf, die Argumente Mer- Datenschutz 4 kels und Steinmeiers zu hören. So können sie sich ein eigenes Bild von der Bewerberin und dem Bewerber um das Kanzleramt machen. Nie- DGB zu NRW- mand kann ernstlich davon ausgehen, dass dadurch den Fernsehsen- Mediengesetz 5 dern Zuschauerinnen und Zuschauer verloren gehen würden. Im Gegen- teil: Vermutlich würde der Kreis der Zuschauer einfach um die Zuhörer Produktplatzierungen 5 erweitert. Rechtsextremes Web 6 Erfreulich ist, dass die kommerziellen Sender das Duell zeitgleich über- tragen, obwohl sie bei vergangenen Veranstaltungen dieser Art wesent- EU-Kids-Online 7 lich geringere Quoten als die öffentlich-rechtlichen zu verzeichnen hat- ten. Mit einem attraktiven Gegenprogramm, etwa einem Spielfilm, könn- Wahl bei ARD-Online 8 ten manche versucht sein, auf die politische Sendung zu verzichten. Schade aber, dass dieser positive Ansatz nicht auch gegenüber den ZDFneo startet 8 Radiohörerinnen und –hörern zum Tragen kommt. Im Internet wird die Debatte zu verfolgen sein, warum also nicht auch im Hörfunk? Im Inte- Wort-Wahl-Scanner 9 resse der Politik, der Wählerinnen und Wähler und auch des Hörfunks ist zu hoffen, dass das beim nächsten Mal anders wird. Umbau Dumont- Schauberg 10 Michael Sommer Medienlinks 11 Lesetipps 11 Impressum 12 Seite 2/12 August/September 2009 DGB: Telemedienkonzepte gute Grundlage für Ent- scheidung der Gremien Die Telemedienkonzepte von ARD, ZDF, 3sat und Phoenix sind nach Ansicht des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) eine gute Grundla- ge für die Entscheidungen der zuständigen Gremien. Gleichzeitig erneu- erte der DGB in Stellungnahmen seine grundsätzliche Kritik an den Auf- lagen für die Online-Auftritte der öffentlich-rechtlichen Sender: „Die von den privat-kommerziellen Wettbewerbern und den Zeitschriften- und Zeitungsverlegern verlangten Einschränkungen entsprechen weder den Intentionen des Dualen Rundfunksystems, noch werden sie den Interes- sen der Hörer, Leser und Nutzer in einer zunehmend durch Konvergenz geprägten Medienwelt gerecht.“ Der DGB trete dafür ein, dass die öffent- lich-rechtlichen Sender nicht von der zukünftigen publizistischen und crossmedialen Entwicklung abgekoppelt werden – im Interesse der Zu- schauerinnen, Zuhörer und Internetnutzer, die mit ihren Gebühren das Recht auf einen Qualitätsrundfunk erwerben, egal über welche techni- schen Wege sie ihn empfangen. Zu den vorgelegten Konzepten heißt es, wenn die öffentlich-rechtlichen Sender alle Altersgruppen und unterschiedliche Nutzerschichten errei- chen wollten, dann müssten sie auch im Internet entsprechende Angebo- te machen. Nur so könnten sie ihrem gesetzlichen Auftrag, zur Mei- nungsbildung beizutragen, gerecht werden. Dabei müssten sie „in der Lage sein, Angebote zu machen, die dem Medium Internet entsprechen, d.h. multimedial Text, Bild, Audio und Video zu kombinieren. Zudem müssen im Interesse der Nutzerinnen und Nutzer auch Angebote unab- hängig von einer konkreten Sendung angeboten werden können.“ Dies sehe der Deutsche Gewerkschaftsbund mit den vorliegenden Teleme- dienkonzepten im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten erfüllt. Die Gremien seien für ihre Aufgaben inzwischen gut gerüstet und hätten infrastrukturell die Voraussetzungen geschaffen, ihrem Auftrag gerecht Stellungnahmen unter: zu werden. Auch die gewerkschaftlichen Gremienmitglieder würden sich http://tinyurl.com/lafx67 ohne Zweifel mit der gebotenen Ernsthaftigkeit und Kompetenz in das Verfahren einbringen. Ver.di und GEW: Verweildauern zu kurz Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) hat für längere Ver- weildauern der öffentlich-rechtlichen Angebote im Internet plädiert. In Stellungnahmen zu den Telemedienkonzepten von ARD, ZDF, 3sat und Phoenix heißt es: „Die Kernkompetenz des öffentlich-rechtlichen Rund- funks liegt im Bereich der Bildung und Informationsvermittlung. ver.di ist daher der Ansicht, dass die vorgesehenen Verweildauern für Sendungen und Sendungsteile, die in den Bereich ‚Nachrichten, Magazine, Doku- Seite 3/12 August/September 2009 mentationen, Reportagen’ fallen, deutlich zu kurz sind.“ Die Auswahl und Vorhaltung von Onlineinhalten dieser Art sollte allein nach publizisti- schen Aspekten erfolgen und keiner zu starren Kalenderfrist folgen. Der originäre Bildungs- und Informationsauftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, der laut Auftragsdefinition auch im Bereich Telemedien gilt, dürfe nicht durch zu enge Fristen ausgehöhlt werden. Im Internet müss- ten die öffentlich-rechtlichen Anstalten gerade in den Bereichen Bildung und Information auch auf ältere Inhalte verweisen und damit auch von der besonderen „Archivfunktion“ des Internets Gebrauch machen kön- nen. Nicht nachvollziehbar sind aus Sicht von ver.di unterschiedliche Verweildauern für Telemedien, die in die gleiche Angebotskategorie fal- len: „So sehen einige Telemedienkonzepte vor, dass sendungsbezogene Inhalte (wie programmbegleitende Chats oder Foren) länger vorge- halten werden sollen als die Sendungen selbst. Unterschiedliche Ver- weildauern für verschiedene Elemente (Video, Text, Bild o.ä.) widerspre- chen aber der Logik des Internet, das sich gerade über die konvergente Zusammenstellung aller Darstellungsformen definiert.“ Deshalb plädiere ver.di aus Gründen der Verständlichkeit für einheitliche Verweildauern. Auch für die öffentlich-rechtlichen Onlineangebote für Kinder fordert ver.di gemeinsam mit der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) längere Verweildauern. In einer gemeinsamen Stellungnahme zu Kika.de und KiKa-Text würdigen die beiden Gewerkschaften den Bil- dungsbeitrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks: „Mit seinen Online- angeboten unterstützt der öffentlich-rechtliche Rundfunk daher auch den öffentlichen Bildungsauftrag des Staates. Dies zeigt sich insbesondere am Beispiel des Kinderkanals – und den dazugehörigen Telemedienan- geboten kika.de und KI.KA-Text.“ Medienkompetenz sei eine der zentra- len Schlüsselqualifikationen, um sich in unserer Gesellschaft orientieren zu können. Deshalb sei es wichtig, Kinder und Jugendliche schon früh in dieser Kompetenz zu schulen. kika.de und KI.KA-Text könnten hier ihren Beitrag leisten. Da KI.KA sein Angebot im Sinne der UN- Kinderrechtskonvention entwickelt habe, werde sichergestellt, dass die Informations- und Kommunikationsbedürfnisse von Kindern und Jugend- lichen altersgerecht aufbereitet werden. Besonderer Stellenwert komme der Werbe- und Sponsorenfreiheit zu. Nach Ansicht von ver.di und GEW rechtfertigt der Beitrag öffentlich-rechtlicher Onlineangebote zum publi- zistischen Wettbewerb – und damit auch zur demokratischen Willensbil- dung – durchaus negative marktliche Auswirkungen auf private Anbieter, sofern der gesellschaftliche Nutzen überwiegt. Es obliege allein den Gremien, diese Entscheidung zu treffen. Zu befürchtende negative marktliche Auswirkungen dürften nicht pauschal dazu führen, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk seine Stärken und Kompetenzen – vor allem in den Bereichen Information, Bildung, Kultur und Wissenschaft – Stellungnahmen unter: den Gebührenzahlerinnen und -zahlern und damit der Gesellschaft nicht http://tinyurl.com/mqcrzz in angemessenem Umfang und in mediengerechter Aufbereitung im Internet zur Verfügung stellen kann. DJV: Journalistische Freiheit bei Online erhalten Der Deutsche Journalisten-Verband hat gefordert, die journalistische Freiheit und die Arbeitsmöglichkeiten bei den Online-Auftritten von ARD und ZDF zu erhalten. Es gehe nicht an, dass andere Medienunterneh- men oder deren Verbände den Öffentlich-Rechtlichen und ihren Journa- Seite 4/12 August/September 2009 listinnen und Journalisten vorschreiben wollten, welche Inhalte deren Homepages aufwiesen, kritisierte DJV-Bundesvorsitzender Michael Kon- ken Ende August. Der Rundfunkstaatsvertrag sehe aus guten Gründen eine solche Einflussnahme nicht vor. Mit der Rundfunkfreiheit der Anstal- ten und ihrer Journalisten sei es nicht vereinbar, wenn Dritten die Mög- lichkeit einer fortlaufenden Kontrolle der journalistischen Inhalte einge- räumt würde. Konken bezeichnete es als eine „Grenzüberschreitung, dass der Verband Privater Rundfunk- und Telemedien als Vertreter der direkten Wettbewerber der öffentlich-rechtlichen Sender die journalisti- sche Unabhängigkeit der Telemedien in Frage stellt“. Der VPRT hatte in einer Stellungnahme an den ZDF-Fernsehrat gefordert, dass die privaten Wettbewerber ein Mitentscheidungsrecht über die Telemedienkonzepte des öffentlich-rechtlichen Rundfunks erhalten sollten. „Das duale System zwischen öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern hat sich bewährt. Kern dieses Systems ist die Wahrung der journalistischen Unabhängig- keit beider Teile“, sagte der DJV-Vorsitzende.