Mitteilungen aus dem Biosphärenreservat Rhön

Heft 12

Informationsmaterial des Biosphärenreservats Rhön/Verwaltung Thüringen

Mitteilungen aus dem Biosphärenreservat Rhön Heft 12/2007 Redaktionsschluss: 30.03.2007

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1. Umschlagseite: Die Landschaft des Mastodons von Kaltensundheim vor 2,6 Mio. Jahren (Gestaltung: M. H. Kroniger) 2. Umschlagseite: Karte „Der Hochrhöner“ 3. Umschlagseite: Die Dachmarke Rhön

Herausgegeben und redigiert vom Biosphärenreservat Rhön/ Verwaltung Thüringen Mittelsdorfer Straße 23, 98634 Kaltensundheim, Tel.: 036946/382-0, Fax: 036946 382-22 E-Mail: [email protected]

Gestaltung, Satz und Druck: Wehry-Druck OHG, Im Wiesgrund 1, 98617 Untermaßfeld

 Inhalt

ZUM GELEIT...... S. 04

VORWORT ...... S. 05

I. PALÄONTOLOGISCHE FUNDSTELLEN IM BIOSPHÄRENRESERVAT RHÖN (Teil I) Fossile Froschfunde aus der Rhön ...... S. 06

II. IN EIGENER SACHE 1) Naturschutzgroßprojekt „Thüringer Rhönhutungen“...... S. 18 2) Jahresrückblick 2006 ...... S. 20 3) Eröffnung der Mastodon-Ausstellung...... S. 21 4) Der Premiumwanderweg „Der Hochrhöner“ feierlich eingeweiht ...... S. 23 5) Die Dachmarke Rhön – Qualität mit Brief und Siegel ...... S. 25 6) Partnerschaft zwischen kanadischen Biosphärenreservaten und dem Biosphärenreservat Rhön/Thüringen ...... S. 26

III. BELAUSCHT UND ERFORSCHT IN DER HEIMAT 1) Ein „Urzeitkrebs“ aus der Rhön...... S. 28 2) Kaltensundheim – ein bedeutsamer Ort für die Landschaftsgeschichte der Rhön ...... S. 28 3) Heilpflanzen im Biosphärenreservat Rhön: Die Schafgarbe...... S. 36 4) Heimkehrer, Neubürger, Irrgäste (Teil I)...... S. 38 5) Wirbelstürme in der Rhön...... S. 41

 IV. PFLANZEN UND TIERE, BIOTOPE UND LANDSCHAFTEN IM BLICKPUNKT DES ÖFFENTLICHEN INTERESSES Pflanzen und Tiere des Jahres 2007 (Auswahl) 1) Das Schwarze Kohlröschen – Orchidee des Jahres...... S. 43 2) Die Bachnelkenwurz – Blume des Jahres ...... S. 45 3) Die Waldkiefer – Baum des Jahres...... S. 46 4) Die Puppenkernkeule – Pilz des Jahres ...... S. 50 5) Der Turmfalke – Vogel des Jahres ...... S. 51 6) Die Schleie – Fisch des Jahres...... S. 52 7) Der Landkärtchenfalter – Schmetterling des Jahres...... S. 53 8) Der Elch – Wildtier des Jahres...... S. 55 9) Der Hopfen – Arzneipflanze des Jahres...... S. 56 10) Das isländische Moos – Flechte des Jahres...... S. 58 11) Die Flussufer-Riesenwolfspinne – Spinne des Jahres ...... S. 58 12) Das Veilchen – Heilpflanze des Jahres...... S. 59 13) Der Rote Fingerhut – Giftpflanze des Jahres...... S. 61

V. WIR STELLEN UNS VOR Pension „Dreiländereck“...... S. 63 Erforschung und Therapie der Elektrosensibilität e.V...... S. 64

VI. NEUE LITERATUR 1) Die Nationalen Naturlandschaften in Thüringen...... S. 66 2) Die Kelten in der Rhön...... S. 67 3) Entdeckungen in Thüringen – eine Landpartie...... S. 67 4) In Zeitschriften geblättert (Auswahl-Bibliografie 2005/2006)...... S. 68

VII. EHRUNGEN, WÜRDIGUNGEN, NACHRUFE 1) Zum 250. Geburtstag von Johann Mathäus Bechstein ...... S. 70 2) Auszeichnungen von ehrenamtlichen Naturschützern in der Staatskanzlei Erfurt...... S. 71

 ZUM GELEIT

Liebe Besucher und Einwohner der Rhön, Der Blick auf die Entwicklung des Wartburg- kreises stimmt mich optimistisch. Der wirt- der Wartburgkreis besitzt eine einmalige schaftliche Stand des Landkreises ist kon- Naturausstattung mit Flächenanteilen am tinuierlich gut. Die kulturellen Werte in allen Nationalpark Hainich, am Naturpark Eichs- Regionen genießen nachhaltige Pflege. Das feld-Hainich-Werratal, am Naturpark Thüringer soziale Engagement vieler Bürgerinnen und Wald, an der Auenlandschaft der und Bürger, Vereine und staatlicher Stellen entwi- am UNESCO-Biosphärenreservat Rhön. Mit ckelt sich zu einem fürsorglichen Netz. Und all diesem Naturreichtum hat der Landkreis auch diese Entwicklungen respektieren die natür- eine große Verantwortung bei der Gestaltung lichen Ressourcen in der uns anvertrauten der unterschiedlichen Schutzgebiete in Thürin- Landschaft. gen. Ich wünsche dem neuen Heft „Mitteilungen Als neuer Landrat des Wartburgkreises kenne aus dem Biosphärenreservat Rhön“ viele ich die Rhön und speziell das Biosphären- interessierte Leser und weiterhin eine so weite reservat sehr gut. In den vergangenen Jahren Verbreitung. dienten viele Projekte vor allem der Erhaltung und Entwicklung des Artenschutzes und des Landschaftsbildes. Damit wurde der Natur- schutz mit der Landwirtschaft, dem Tourismus und der Regionalentwicklung gekoppelt. Jede Ihr einzelne Aktivität ist auch ein Baustein zum Schutz, zur Erhaltung und zur Entwicklung Reinhard Krebs der Kulturlandschaft Rhön. Darüber hinaus Landrat des Wartburgkreises werden damit Arbeitplätze erhalten oder neue geschaffen.

Gerade der Entwicklungsansatz „Schutz durch angepasste Nutzung“ ist ein sehr wichtiger Leitgedanke für die Zukunft. Als Landrat unter- stütze ich all diese Ideen und freue mich über diese Initiativen.

 VORWORT

Im Jahre 2006 stellte der Verband Deutscher Weitere Informationen finden Sie im Internet Naturparke (VDN) und EUROPARC Deutsch- unter: www.nationale-naturlandschaften.de land der Öffentlichkeit das Projekt Einführung Im vergangenen Jahr wurde auch unsere Ver- einer Dachmarke >Nationale Naturlandschaf- ordnung zum thüringischen Teil des Biosphä- ten< vor. So begann ein einzigartiges Projekt renreservats Rhön aktualisiert. in Deutschland. Die Verordnung heißt formal korrekt: Heute nutzen bereits alle 14 Nationalparke, alle Thüringer Biosphärenreservatsver- 14 Biosphärenreservate und fast 100 Natur- ordnung Rhön, parke das neue Outfit. Damit präsentieren sich Kurzbezeichnung: ThürBR-VO Rhön. die schönsten deutschen Landschaften unter Das vollständige Zitat lautet: der Dachmarke: Thüringer Biosphärenreservatsver- ordnung Rhön in der im Gesetz- und Verord- Nationale Naturlandschaften. nungsblatt für den Freistaat Thüringen veröf- fentlichten bereinigten Fassung (GVBl. 1998 Auch das Biosphärenreservat Rhön hat sich S. 383), zuletzt geändert durch Artikel 5 des der Familie der Nationalen Naturlandschaften Gesetzes vom 13. April 2006 (GVBl. S. 161). angeschlossen und präsentiert sich im neuen Gesicht. Kennzeichnend ist neben dem „Weg“, Um Ihnen das Auffinden und das Wiederer- der den Betrachter in das Gebiet einladen kennen zu erleichtern, fügen wir das Faksimile möchte, ein farbiger Punkt. Er ist für jedes des Gesetz- und Verordnungsblattes hier an: Gebiet farblich anders gestaltet und ein indivi- duelles Erkennungszeichen.

Karl-Friedrich Abe

 I. Paläontologische Fundstellen im Biosphärenreservat Rhön

(Teil II) Fossile Froschfunde aus der Rhön Frank GÜMBEL, Neidhartshausen

1. Fundmaterial und wissenschaft- Durch Willy Wolterstorff aus Magdeburg wird liche Erwähnungen 1886 die Art Palaeobatrachus fritschii (Abb. 2) von Kaltennordheim beschrieben und die von Fossile Froschreste aus den tertiären Abla- v. Meyer aufgestellte Art Rana sp. revidiert. gerungen der Rhön sind seit Mitte des 19. Wolterstorff studierte 1884-89 in Halle bei Karl Jahrhunderts bekannt geworden. Bereits 1852 W. G. von Fritsch Geologie und war später im befinden sich im Großherzoglichen Minera- Magdeburger Museum für Naturkunde und logischen Museum zu Jena Überreste eines Vorgeschichte tätig. Während seiner Studi- Frosches (MEYER 1859-1861), welche aus enzeit sammelte Wolterstorff erfolgreich in den Kohlen, die in der Saline zu Creuzburg bei Kaltennordheim und ist somit auch einer der Eisenach zum Heizen der Pfannen verwendet wenigen Geologen, die noch zu Betriebszeiten wurden, stammten. Der Fundort wird später der Braunkohlengrube Carl-August eine wis- nach Kaltennordheim gestellt, da die Saline die senschaftliche Sammlung anlegten. Insgesamt Braunkohlen von dort bezogen hatte. Wesent- zählte die Sammlung fossile Reste von ca. liches historisches Fundmaterial verdanken 100 Individuen, deren Erhaltungszustand zum wir dem Apotheker zu Weyers Ernst Conrad großen Teil verschieden ist. In seiner Arbeit zur Hassencamp und dem Paläontologen und Art Palaeobatrachus fritschii beschreibt er 114 Lehrer für Naturkunde an der Herzoglichen Belegstücke. Das Fundmaterial wurde im Mi- Realschule zu Meiningen Hermann Friedrich neralogischen Museum zu Halle und im Muse- Emmrich. Als Fundstellen gibt Hassencamp um für Naturkunde zu Magdeburg hinterlegt. (1858) Kaltennordheim, Sieblos, Bischofsheim und Eisgraben bei Hausen an. Die fossilen Froschreste aus der Hassen- camp’schen Sammlung, welche dem Fund- Schon in den Jahren 1855 bis 1857 leitet ort Eisgraben entstammen und im Museum Hassencamp sein Fundmaterial von Kalten- Würzburg hinterlegt sind, ordnet Wolterstorff nordheim und Sieblos an den renommierten ebenso den Palaeobatrachiden zu, jedoch Paläontologen C. F. Hermann von Meyer ohne eine genaue Artbestimmung. Im zweiten weiter. In seiner Arbeit über fossile Frösche Teil seiner Arbeit über fossile Frösche behan- aus den Tertiär-Gebilden Deutschlands gibt delt Wolterstorff (1887) auch die Funde aus v. Meyer (1859-1861) auch eine detaillierte Sieblos. Wie bereit schon v. Meyer kommt Beschreibung zu den Funden aus der Rhön. auch Wolterstorff bei seiner Überprüfung der An Arten wurden Palaeobatrachus gigas Funde von Sieblos zum Schluss, dass es sich (Taf. 1) und Rana sp. für den Fundort Kalten- um mehrere Arten handelt. Für den Rest eines nordheim sowie Palaeobatrachus gracilis für wahrscheinlich noch nicht ganz ausgewach- den Fundort Sieblos genannt. Aus beiden senen Frosches, der sich aber dennoch von Lokalitäten werden auch die fossilen Larven Palaeobatrachus gracilis unterscheiden lässt, (Kaulquappen) von Fröschen beschrieben. schlägt er den Namen Palaeobatrachus sand- bergeri (Abb. 2) vor. Als Nachtrag zu einigen Funden von Kaltennordheim wurden die Varia-  tionen Palaeobatrachus fritschii var. Major nahe dem Ort Oberleichtersbach bei Bad und Palaeobatrachus rarus beschrieben. Brückenau im südlichen Biosphärenreservat In den folgenden 100 Jahren ist nur wenig entdeckt. Ein erster Überblick zur Fossilge- über fossile Frösche bekannt geworden. meinschaft der neuen Lokalität durch Erlend 1972 wurden durch Spinar einige historische Martini (2000) vom Senckenberg-Museum in Funde, welche sich in der Sammlung des Frankfurt ergibt neben Schildkröten, Eidech- Paläontologischen Institutes von Würzburg sen, Schleichen und Krokodilen auch fossile befinden, revidiert. Er stellt einige Knochenres- Reste von Fröschen. te vom Eisgraben bei Hausen und von Kalten- nordheim zur Gattung Eopelobates und Funde Eine weitere besondere Form von Fossilla- von Kaltennordheim, welche der Art Palaeoba- gerstätten in der Rhön sind Maarseen. Die trachus fritschii zugeordnet sind, bestimmt er wassergefüllten Spreng- bzw. Einbruchtrichter als jüngeres Synonym von Palaeobatrachus der ehemaligen Vulkanbauten waren wohl diluvianus. Gaudant revidiert 1985 die fossilen auch ideale Laichplätze für die damals leben- Anuren (Frösche) von Sieblos und stellt die den Frösche. In der nördlichen Rhön sind Arten zu Palaeobatrachus grandipes und zwei Fundorte mit Maarsedimenten bekannt Eopelobates sp. Durch Hans Hermann geworden. Erste Hinweise auf den fossilen Schleich (1988) werden wieder neue fossile Inhalt dieser Ablagerungen geben MÜLLER & Froschfunde aus Sieblos bekannt gemacht. JOHNSON (1980). Bei einer Auswertung der Das neue Fossilmaterial stammt aus der Fossilgemeinschaft vom Fundort Dietrichberg Sammlung von Hugo Schubert, welcher in bei Vacha, werden auch erstmalig Froschreste Poppenhausen an der Wasserkuppe lebte. der Gattungen Rana und Bufo beschrieben Schubert sammelte seit 1980 Fossilien aus (M. BÖHME 1993). 1996 werden durch Hans- dem Haldenmaterial des längst untergegan- Volker Karl einige Skelettfragmente aus den genen Braunkohlenbergbau von Sieblos. Papierschiefern des Dietrichsbergmaar zu den Durch seine Sammlung hat die paläontolo- Palaeobatrachiden gestellt. Eine detaillierte Be- gische Forschung in der Rhön wieder einen schreibung der bereits 1993 erwähnen Funde hohen Stellenwert erlangt. erfolgte 2001 durch Madelaine Böhme. Als Art wurde Rana cf. temporaria bestimmt (Taf. 1). Neben den braunkohleführenden Tertiär- Somit ist das Dietrichsbergmaar Fundort des schichten, aus denen Froschreste durch Berg- ältesten Repräsentanten der Braunfrösche. bau zu Tage gefördert wurden, hat die Rhön Der zweite Fundort ist der Basaltsteinbruch noch weitere Fundlokalitäten zu bieten. So zwischen Klings und Diedorf. werden aus den Füllsedimenten des Erdfalls bei Kaltensundheim (siehe Paläontologische Hier konnten 1998 aus einer Rutschung in der Fundstellen in der Rhön Teil 1, Heft 6) auch Schlotbrekzie ebenfalls fossilführende Sedi- Amphibienreste bekannt (G. BÖHME 1968). mente sichergestellt werden. Der ehemalige Diese Froschreste aus dem Erdfall Kaltensund- Maarsee wurde hier durch das aufsteigende heim werden aber erst 2002 in einer ausführ- Magma völlig zerstört. Die ehemaligen Seeab- lichen Bearbeitung durch Gottfried Böhme lagerungen sind nur noch als kleinste Relikt- vom Museum für Naturkunde in Berlin publi- vorkommen in der den Basalt umschließenden ziert. Die für diesen Fundort bestimmten Arten Brekzie erhalten geblieben. Den Umständen sind Bufo bufo, eine weitere, noch unbekannte entsprechend weisen die Maarsedimente und Bufo-Art und Rana temporaria. die darin vorhandenen Fossilien einen sehr 1998 wird eine fossilführende Dolinenfüllung schlechten Erhaltungszustand auf. Dennoch  erbrachte das Fundmaterial Reste von meh- dingungen auf, wie sie von der oberoligozänen reren Frosch-Individuen und Larven (Taf. 2) Fossillagerstätte Rott bei Hennef am Sieben- unterschiedlicher Entwicklungsstufen. gebirge an einem subtropischen See beschrie- Eine vorläufige Bestimmung ermöglichte bis- ben werden. lang nur eine vage Zuordnung zu den Palae- obatrachiden. Pelobatidae (Krötenfrösche) Diese Familie wird durch Kaulquappen der 2. Übersicht zu den fossil belegten Gattung Eopelobates aus den Ablagerungen Familien und zur Altersstellung von Sieblos belegt. Die Tiere lebten auf dem Land und suchten lediglich den See zur Laich- Das Fossilmaterial zeigt, dass Amphibien zeit auf. Aus dieser Familie leiten sich die heute durch Froschreste aus fast allen tertiären einheimischen Knoblauchkröten ab. Im We- Fossillagerstätten der Rhön bekannt geworden sentlichen werden die Krötenfrösche nur als sind. Somit ergibt sich eine stratigraphische eine Übergangsform angesehen. Reichweite (Abb. 1) vom Unter-Oligozän bis Die Anwesenheit von Eopelobates in den mio- zum Pliozän. Aus heutiger Sicht wurden 7 Ar- zänen Braunkohlebecken von Kaltennordheim ten (plus einige Art-Variationen) aus 4 Familien wird durch einen bestimmten Knochenrest identifiziert. belegt (M. BÖHME 1993).

Palaeobatrachidae (Altfrösche) Bufonidae (Echte Kröten) Die Familie gilt seit dem Altpleistozän als aus- Echte Kröten werden in der Rhön erstmalig gestorben. Auf Grund der Skelettmorphologie aus den Sedimenten des pliozänen Erdfall von werden die Palaeobatrachiden noch zu den Kaltensundheim bekannt. In den lichten Wäl- primitiven Fröschen gestellt. Sie stammen von dern und dem Offenland um den Erdfallsee landlebenden Fröschen ab und haben sich lebten neben unserer einheimischen Erdkröte bereits im Jura wieder an ein Leben im Was- auch eine großwüchsige Erdkröte Bufo bufo ser angepasst. Im See von Sieblos, welcher ssp. sowie eine noch unbekannte Krötenart. bereits durch regionale Auslaugung der Röt- Nur zur Fortpflanzungszeit suchten diese schichten im Ober-Eozän entstand, fanden Kröten den Erdfallsee auf. diese Frösche optimale Lebensbedingungen vor. Vergleichbare Funde sind aus den eozä- Ranidae (Echte Frösche) nen Ablagerungen des Geiseltals und der Gru- Die Familie der Echten Frösche wird durch be Messel bekannt. Auch in den Gewässern die Gruppe der Braunfrösche (Rana) vertre- der miozänen Braunkohlensümpfe der Rhön ten und hier speziell durch den Grasfrosch müssen auf Grund einer Vielzahl von Frosch- Rana temporaria fossil belegt. Das häufige funden der Gattung Palaeobatrachus zeitweise Auftreten fossiler Rana-Reste in den pliozänen optimale Lebensumstände für diese Frosch- Füllsedimenten des Erdfallsees von Kalten- arten geherrscht haben. sundheim deutet darauf hin, das der See zum Der Maarsee bei Klings wurde von den Tieren unmittelbaren Lebensraum dieser Art gehörte. als Laichgewässer genutzt, was durch fossile Möglicherweise stammen die fossilen Reste Kaulquappen (Taf. 2) verschiedener Entwick- von Individuen, die Ruhephasen im Schlamm lungsstadien belegt wird. Der Nachweis von des Gewässergrundes verbrachten und dabei Ostracoden und Crustaceen ist ein weiterer umkamen (Winterruhe ? G. BÖHME 2002). Beleg für die hohe Wasserqualität des Maar- Aus den miozänen Papierschiefern (Dysodil) sees. Der Maarsee weist ähnliche Lebensbe- des Dietrichsbergmaar sind die ältesten Vertre-  ter dieser Art bekannt. Der Erhaltungszustand Literatur des fossilen Belegmaterials macht aber eine BÖHME, G. (1968): Pliozäne und pleistozäne eindeutige Zuordnung nicht möglich, so das Reliefentwicklung und die Plio – Pleistozän die Ranaähnliche Art aus dem Maarsee des Grenze in der östlichen Vorderrhön. – Unver- Dietrichsberg als Rana cf. temporaria be- öff. Diplomarbeit, Fachrichtung Geologie der stimmt wurde. Obwohl die Ablagerungen des Humboldt-Universität zu Berlin, Maschsch. 107 Dietrichsbergmaar mit den Ablagerungen von S., 41 Abb., 13, Anlage Kaltennordheim und dem Klingsmaar etwa gleichaltrig sind (Unter-Miozän), weisen sie völ- BÖHME, G. (1992): Pliozäne Erdfallbildung in lig unterschiedliche Lebensumstände auf. Der der östlichen Vorderrhön und ihre Bedeutung auffällig niedrige Anteil fossiler Froschfunde in für die Morphogenese des Gebietes. – Zeit- den Papierschiefern vom Dietrichsberg lässt schrift f. geol. Wissenschaften 20 (5/6): S. auf die extremen Lebensbedingungen, die in 447-454; Berlin. diesem Maarsee geherrscht haben, schließen. BÖHME, G. (2002): Amphibienreste aus dem Oberpliozän von Kaltensundheim (Rhön, Thü- ringen). – Mitt. Mus. Naturkunde Berlin, Geo- wiss. Reihe 5, S. 231-238, 13 Abb.; Berlin.

BÖHME, M. (1993): Paläontologie, Stratigra- phie und Paläoökologie des Untermiozäns vom Dietrichsberg bei Vacha/Rhön. – unpublizierte Diplomarbeit, 108 S., 59 Abb., 4 Tab, 9 Taf., Bergakademie Freiberg.

BÖHME, M. (1996): Revision der oligozänen und untermiozänen Vertreter der Gattung Palaeoleuciscus Obrhelova, 1969 (Teleostei, Cyprinidae) in Mitteleuropa. – Dissertation Universität Leipzig, 103 S., 42 Abb., 5 Tab., 9 Taf., Leipzig.

BÖHME, M. (2001b): The oldest representative of a brown frog (Salientia, Ranidae) from the Lower Miocene of Germany and the ecolo- gy of this group during the Neogene. – Acta Palaeontologica Polonica, vol. 46 (1): 119-124, Warszawa.

BRANIEK, G. (2001): Die Fossilfunde von Kal- tensundheim. – Mitteilungen aus dem Bios- phärenreservat Rhön, Heft 6: S. 20-22, 2 Abb.; Untermaßfeld.

 EMMRICH, H. (1856): Briefliche Mittheilung graphica, 7: S. 123-182, Taf. 16-22; Cassel. an Herrn Weiss. – Z. d. dt. geol. Gesellsch. 8: (Sieblos, Kaltennordheim) 163-164; Berlin. MÜLLER, B. & JOHNSEN, G. (1980): Rut- EMMRICH, H. (1857): Bemerkungen über das schungen im Gebiet des Dietrichsberges bei Vorkommen von Wirbelthierresten zu Kalten- Vacha (Vorderrhön). – Zeitschrift für ange- nordheim. – Z. d. dt. geol. Gesellsch. 9: (Aus wandte Geologie, Bd. 26 (2): S. 95-101; Berlin. einem Briefe an Herrn Beyrich vom 18. Januar 1857.); Berlin. SPINAR, Z. V. (1972): Tertiary frogs from Cen- tral Europe. – 268 S., 96 Abb., 15 Tab., 184 GAUDANT, J. (1985): Mise au point sur les Taf., Czechoslovak Academy of Science; Prag. Vertebres inferieurs de l`Oligocene de Sieblos (Hesse, Allemagne). – C. R. Acad. Sc. Paris, t. WERNEBURG, R. (2003): 300 Millionen Jahre 300, Ser. II (5): 185-188; Paris. Thüringen: 104 S., Naturhistorisches Museum Schleusingen (Hrsg.); . HASSENKAMP, E. (1856): Mittheilungen an Professor BRONN gerichtet. – N. Jb. Miner. WOLTERSTORFF, W. (1886): Ueber fossile Geogn. Geol. Petrefactenkde. Jg. 1856: S. Frösche insbesondere das Genus Palaeoba- 420-423; Stuttgart. (Fossilien und Kristallbil- trachus. Teil I – Jber. u. Abh. naturwiss. Ver. dungen im Tertiär der Rhön) Magdeburg, 95 S., 6 Bildtaf.; Magdeburg.

HASSENKAMP, E. (1858): Geognostische WOLTERSTORFF, W. (1887): Ueber fossile Beschreibung der Braunkohlenformation in der Frösche insbesondere das Genus Palaeoba- Rhön. – Verh. Phys. Med. Ges. Würzburg, 8: trachus. Teil II. – Jber. u. Abh. naturwiss. Ver. S. 185-211, 8 Taf.; Würzburg. Magdeburg, 96 S., 7 Bildtaf.; Magdeburg.

HASSENKAMP, E. (1860): Geologisch-paläon- tologische Untersuchungen über die Tertiär- bildungen des Rhöngebirges. – Würzb. natur- wiss. Z., 1: S. 193-213; Würzburg.

KARL, H. V. (1996): Ergänzung zum Verbrei- tungskatalog tertiärer und quartärer Amphibien und Reptilien Europas, Nordost- und Mittel- deutschland (NBL). – Abh. Ber. Mus. Nat. Gotha, 19, 97-89, Gotha.

MARTINI, E. (2000): Die Doline Oberleichters- bach bei Bad Brückenau – Ein Ober-Oligozän Vorkommen von überregionaler Bedeutung. – Beiträge Naturkunde Osthessen, 35: S. 63- 68; Fulda.

MEYER, H. v. (1859-1861): Frösche aus den Tertiär-Gebilden Deutschlands. – Palaeonto- 10 Abb. 1 Stratigraphische Übersicht der Tertiärgliederung der Rhön

 Abb.2 Maßstab ca. 1:1

12 Erläuterungen zu Abb. 2 Tafel VII.

„Historische Tafeln“ Fig. 1. Palaeobatrachus gracilis v. MEYER (Mus. Würzburg) aus der Arbeit von W. WOLTERSTORFF FO. Sieblos (Original heute im palä- (1886/1887) über fossile Frösche, mit Abbil- ontologischen Institut Würzburg) dungen von Funden aus Kaltennordheim und Sieblos. Fig. 2. Palaeobatrachus sandbergeri WOLTERSTORFF (Mus. Würzburg) Tafel V. FO. Sieblos Palaeobatrachus fritschii WOLTERSTORFF Fig. 4. Palaeobatrachus bohemicus (alles Funde von Kaltennordheim) v. MEYER (Mus. Halle) (kein Fund aus der Rhön; FO. Fig. 1. Exemplar No. 1 (Mus. Halle) Markersdorf)

Fig. 2. Exemplar No. 2 (Mus. Halle) Fig. 6. Larve von Palaeobatrachus sp. Fig. 1. u. 2. ziemlich vollständige (Mus. Halle) Exemplare. FO. alte Halden der Grube Carl-August Kaltennordheim Fig. 3. Exemplar No. 3 (Mus. Halle) Fig. 7. 8. Larven von Palaeobatrachus sp. Fig. 4. Exemplar No. 4 (Mus. Halle) Keilbein. (Mus. Halle) (No. 1 .... No. 19 sind in der Arbeit FO. alte Halden der Grube von WOLTERSTORFF unter diesen Carl-August Kaltennordheim Nr. beschrieben)

Fig. 5. Reste eines jungen Tiers, No. 11 (Mus. Halle)

Fig. 6. Frontoparietale von unten gesehen. No. 19 (Mus. d. Naturwiss. Vereins Magdeburg)

13 Tafel 1 Maßstab ca. 1:1

14 Erläuterungen zu Tafel 1

„Historische Zeichnungen zu den wissen- Fig. 4. Larve von Palaeobatrachus schaftlichen Bearbeitungen.“ Fritschii WOLTERSTORFF (WOLTERSTORFF 1887 Teil I, Taf. Fig. 1. Rana cf temporaria (LINNAEUS) IV, Fig. 1 a. untere Platte, b. obere BÖHME 2001 Platte) (ACTA PLAEONTOLOGICA POLONI- Erste von Kaltennordheim beschrie- CA, Vol. 46, No. 1, p. 121, Fig. 1) bene fossile Froschlarve (Kaulquap- Der Fund stammt aus dem Papier- pe). Spätere Aufbewahrung im schiefer (Algenlaminite o. a. Dysodil) Mineralogischen Museum Halle. vom Dietrichsberg bei Vacha (Nor- drhön) und befindet sich heute, als Fig. 5. Palaeobatrachus Fritschii Leihgabe aus der Sammlung L. Hal- WOLTERSTORFF denwang/Radebeul, im Naturhisto- (WOLTERSTORFF 1886 Teil I, Taf. rischen Museum Schloss Bertholds- II, Fig. 8 a. untere Platte, b. obere burg in Schleusingen. Platte) Der Fund wurde durch den dama- Fig. 2. Palaeobatrachus gigas MEYER ligen Obersteiger Schurig, im März (Palaeontographica, Bd. VII, Taf. XXII, 1885, in Kaltennordheim gemacht. Fig. 8) Das Sediment in dem sich die Kno- Älteste Beschreibung eines fossilen chenreste befanden wurde w. f. be- Froschrestes aus der Braunkohlen- schrieben: „Ein eigentümliches mer- grube von Kaltennordheim. gliges Gestein von bläulich-grüner Das Fundstück befand sich bereits Färbung, das ungeschichtet ist und 1852 in der Sammlung des Minera- Muschelkalkbrocken, Landschne- logischen Museums zu Jena. cken und Reste von Säugetieren, doch in verschiedenen Verhältnis- Fig. 3. Palaeobatrachus gracilis sen, führt.“ Spätere Aufbewahrung MEYER 1857 im Mineralogischen Museum Halle. (Palaeontographica, Bd. VII, Taf. XX, Fig. 11) Bemerkung: Die kleine Nummerierung wie Fig. Der Fund stammt aus der Samm- 1b. oder 11. entspricht den original lung E. Hassenkamp/Weyers und Tafeln. wurde später im Museum der Uni- Der Maßstab entspricht ca. der Ori- versität Marburg aufbewahrt. ginalgröße. Gegenplatte zur Fig. 1 auf Taf. VII bei W. Wolterstorff 1887.

15 Tafel 2 Maßstab ca. 1:1

16 Erläuterungen zu Tafel 2

„Neufunde aus der thüringischen Rhön.“ Fig. 1. Fast vollständiges Exemplar mit Hautschattenerhaltung der ehema- Erste Beurteilungen der Fossilien erbrachte ligen Weichteile. 1a Platte und 1b eine vage Zuordnung zu den Palaeobatrachi- Gegenplatte. Der Skelettrest ist nur den (Palaeobatrachus sp.). Eine genaue noch als Abdruck erhalten. Bearbeitung ist noch nicht erfolgt. Das Material befindet sich in der Sammlung Frank Gümbel Fig. 2. Teile einer Hinterextremität. in Neidhartshausen. Der eingezeichnete Maß- stab entspricht auf allen Abbildungen 5 mm. Fig. 3. Rest eines Schädels. Die Funde 1-3 und 5 stammen aus der Brekzie des Altvaters im Basaltsteinbruch zwischen Fig. 4. Gut erhaltener Rest eines Keilbeines. Diedorf und Klings. Die helle Färbung (beige W. WOLTERSTORFF beschreibt bis hellbraun) des dysodilen Sediments ist bereits 1887 zwei Funde von Kal- wohl auf die spätere Frittung zurückzuführen. tennnordheim (siehe Abb. 2, Taf. VII, Der Fund 4 stammt aus dem Haldenmaterial Fig. 7 u. 8). Der Neufund ist in einem von Kaltennordheim (Boxküppel). schwarzen papierschieferartigen Sediment eingebettet.

Fig. 5 Gut erhaltene Kaulquappe (Larve) mit sichtbaren Hautschatten. Ein Teil des Fossils ist noch mit einer dünnen Sedimentschicht bedeckt. Original 2,5 cm lang.

Frank Gümbel Hauptstraße 8 36452 Neidhartshausen E-Mail: [email protected]

17 II. IN EIGENER SACHE ten reichen – wie an der Geba, lösten bei den Ökologen große Begeisterung aus.“ 1) Naturschutzgroßprojekt „Thüringer Als alle Akteure vor Ort, eingeschlossen die Rhönhutungen“ – Bewilligung der Landkreise und das Thüringer Umweltminis- Umsetzungsphase terium, 1993 das erste Mal an einem Tisch saßen – unter ihnen waren auch Herr Dietz Grußwort des Thüringer Ministers für Land- und Frau Ludwig – war man sich schnell einig: wirtschaft, Naturschutz und Umwelt Dr. Volker Die Rhönhutungen sind der ideale Ort für ein Sklenar zur Festveranstaltung anlässlich der Naturschutzgroßprojekt des Bundes. So war Übergabe des Zuwendungsbescheides zum im Meininger Tageblatt vom 27.12.1993 unter Naturschutzgroßprojekt „Thüringer Rhönhu- dem Titel „Bundesfördermittel für das Bios- tungen – Phase II“ (Umsetzung) am 23. März phärenreservat – Gelder für Sicherung der 2006 in Kaltensundheim: Rhöner Schafhutungen“ zu lesen, dass ein Antrag erarbeitet werde, die Landräte und das (Manuskript, es gilt das gesprochene Wort) Umweltministerium das Vorhaben unterstütz- ten und man den betroffenen Bürgermeistern „Meine sehr verehrten Damen und Herren, den Stand der Planungen vorgestellt habe. auch ich bin froh, dass wir heute an diesem Ort Damals ahnte keiner, was für eine Odyssee den offiziellen Startschuss für die Umsetzungs- folgen würde. Schien doch das Anliegen, eine phase des Naturschutzgroßprojektes „Rhönhu- einmalige Kulturlandschaft zu erhalten und die tungen“ geben können. Wenn ich zurückblicke, Bedingungen für die Schafbeweidung zu ver- so bin ich erstaunt über die zahlreichen Hürden, bessern, auf den ersten Blick konsensfähig.“ die überwunden werden mussten, denn die Aktivitäten während und nach der politischen „Aber bereits damals gab es Befindlichkeiten, Wende waren zunächst viel versprechend: Am die im Meininger Tageblatt unter der Über- 1. September 1990 nahm der Aufbaustab der schrift „Rätsel um Großprojekt – Teile der Thü- Biosphärenreservatsverwaltung unter der Lei- ringer Rhön noch mehr unter Naturschutz?“ tung von Herrn Abe seine Arbeit auf und bereits zum Ausdruck kamen. Es war die Sorge, im Dezember 1990 gewährte das Bundesum- plötzlich mit einer Vielzahl von Vorgaben und weltministerium eine Soforthilfe zur Erhaltung Einschränkungen leben und wirtschaften zu der Schafhutungen in Höhe von 220.000 DM; müssen. Warum sollte fortan der Schäfer mit damals reichte noch ein Bittbrief ...“ einem Plan in der Hand seine Schafe weiden lassen, wo doch die große Artenvielfalt durch „1991 wurde der Landschaftspflegeverband eine weitgehend unreglementierte Nutzung auf Anregung der Biosphärenreservatsverwal- entstanden war? Und was wollte man mit dem tung gegründet. Bis 1993 wurden der dama- Ankauf von Hutungsflächen erreichen?“ ligen „Bundesforschungsanstalt für Natur- schutz und Landschaftsökologie“, die sich bei „Etwa zehn Jahre sind vergangen, bis sich die Bereisungen von der herausragenden Qualität unterschiedlichen Positionen der Landwirt- des Gebietes überzeugen konnten, mehrere schaftsbetriebe, des Landschaftspflegever- Projektstudien, die von den bekannten Ökolo- bandes und des Bundesamtes für Naturschutz gen Professor Grebe und Alfred Ringler erar- soweit angenähert hatten, dass eine Förde- beitet wurden, vorgelegt. Die Großflächigkeit, rung der Phase I möglich wurde. Und erst der Pflegezustand und die vielfältigen Biotop- nach dem Abschluss dieser Phase I im Herbst mosaike, die bis zu vegetationsarmen Steintrif- 2005, die zu einem umfassend abgestimmten 18 Feierliche Übergabe des Zuwendungsbescheides (Foto: R. Werner)

Pflege- und Entwicklungsplan führte und ein „Aber auch den Landwirten wurde in diesem Moderationsverfahren einschloss, kann man Prozess deutlich, dass die Formel „Landwirt- sagen: Der angestrebte faire Interessenaus- schaft = Naturschutz“ zu kurz greift und heute gleich zwischen Land- und Forstwirtschaft und eine differenziertere Betrachtung notwendig dem Naturschutz ist erreicht!“ ist. Denn Artenvielfalt ist auf dem größten Teil der landwirtschaftlich genutzten Flächen „Ich möchte an dieser Stelle allen Beteiligten schon lange kein zufälliges Kopplungsprodukt ganz herzlich danken, dass sie mit großer der ordnungsgemäßen Wirtschaftsweise mehr. Beharrlichkeit dem lang gehegten Traum eines Lassen Sie mich an dieser Stelle den lang- Großprojektes für die Rhönhutungen zum jährigen Sprecher des Deutschen Rates für Durchbruch verhalfen …“ Landespflege, Professor Wolfgang Haber, zitie- ren, der auf dem Naturschutztag 2002 sagte: „Man kann im Rückblick ohne Pathos sagen: »Ich betrachte die Vision der nachhaltigen Mit dem Naturschutzgroßprojekt „Thüringer Entwicklung als eine der größten säkularen Rhönhutungen“ wurde ein Stück deutscher Ideen, vergleichbar der Aufklärung im 18. Jahr- Naturschutzgeschichte geschrieben. Denn der hundert, dem Streben nach Wohlstand und schmerzhafte Findungsprozess dokumentiert sozialer Gerechtigkeit im 19. Jahrhundert, auf einen Wandel im Selbstverständnis des Natur- das im 20. Jahrhundert die Entdeckung der schutzes, der von der Sicherung vorhandener Schutzbedürftigkeit der Umwelt und nun im Werte in Richtung nachhaltige Entwicklung un- 21. Jahrhundert die nachhaltige Entwicklung ter Beachtung sozioökonomischer Zusammen- folgten.“ hänge weist. Dies wird eindrucksvoll belegt durch die Förderung der externen Moderation „Meine sehr verehrten Damen und Herren, und der sozioökonomischen Untersuchungen lassen Sie sich von diesem Gedanken beflü- in der Phase I sowie von Infrastrukturmaßnah- geln und machen Sie sich bewusst, dass wir men für die Schäfer in der Projektphase II, wie mit der Phase II des Naturschutzgroßprojektes den Bau eines Schafstalles und von Tränksys- vor einer zukunftsträchtigen Aufgabe stehen, temen.“ für die wir auch in Zeiten knapper Kassen 19 gern Geld und Sachverstand bereitstellen. nalen Naturlandschaften (NNL) Thüringens in der Denn das ist nachhaltig angelegt. Ich verbinde Vertretung des Freistaates beim Bund in Berlin diesen Wunsch mit der Hoffnung, dass der und der Festakt zur Ehrung von Ehrenamtlichen erfolgreiche Start in die Phase II des Natur- aus den NNL in der Staatskanzlei in Erfurt statt. schutzgroßprojektes auch auf die beiden in Zu diesen großen Festveranstaltungen konnten Vorbereitung befindlichen Länder übergreifen- mehr als 600 Gäste gezählt werden. den Großprojekte „GRÜNES BAND Rodach- tal--Steinachtal“ sowie „GRÜNES Im Laufe des Jahres besuchten 1.050 Gäste BAND Eichsfeld-Werratal“ ausstrahlt und wir die drei Ausstellungen von Roland Werner zu bei diesen Projekten den Findungsprozess historischer Forsttechnik. In 19 Vorträgen zu etwas kürzer halten können.“ den unterschiedlichsten Themen konnten 736 Teilnehmer begrüßt werden. „Abschließend wünsche ich uns, dass Natur- Insgesamt wurden durch die Biosphärenreser- schutz und Landwirtschaft in der Rhön weiter- vatsverwaltung, z. T. mit Unterstützung durch hin an einem Strang ziehen, dass das eine das Ehrenamtliche, 47 Exkursionen und Führungen andere nicht ausgrenzt und dass die Region mit 1.364 Teilnehmern durchgeführt. hinter dem Projekt steht.“ Zählt man die Messebesucher der Meininger Gewerbeausstellung MEGA und die Messe 2) Der Jahresrückblick 2006 „Grüne Tage“ in Erfurt, so kommt man leicht Karl-Friedrich ABE, Biosphären- auf 15.000 Interessierte. reservat Rhön/Verwaltung Thüringen Rechnet man alle Veranstaltungen, die Natur- erlebnistage, das Jugendcamp, die verschie- Das Jahr 2006 war geprägt durch die Ausrufung denen Informationsveranstaltungen, die Treffen zum „Jahr der Naturparke“. Viele Veranstaltun- der Junior -Ranger usw. zusammen, so zählen gen fanden dazu in Thüringen statt, an denen wir für das vergangene Jahr insgesamt 159 sich auch die beiden Biosphärenreservate und Veranstaltungen mit 12.188 Teilnehmern. der Nationalpark Hainich beteiligten. Auch Gäste aus Österreich und Kanada ver- So fanden die Auftaktveranstaltung im Natur- weilten im vergangenen Jahr auf Einladung der park Schiefergebirge/Obere Saale im Frühjahr, Thüringer Verwaltung im Biosphärenreservat die Eröffnung der Wanderausstellung der Natio- Rhön (siehe auch unter II In eigener Sache).

Großer Andrang auf dem Messestand der MEGA (Foto: K.-Fr. Abe) 20 3) Eröffnung der Mastodon-Ausstel- tales, wie wir es heute kennen, schon vor fast lung im Dorfmuseum von Kalten- drei Millionen Jahren seine charakteristischen sundheim Züge hatte. „So lange existiert dieses Tal“. Meininger Tageblatt vom 22. Dez. 2006, Text: O. Markert Erste Zähne 1957 Bei Rohrverlegungsarbeiten waren Arbeiter im Nach fast 50 Jahren zurück Dezember 1957 in nur 70 Zentimeter Tiefe auf KALTENSUNDHEIM. Das war ein schönes die ersten Zähne vorzeitlicher Tiere gestoßen. Weihnachtsgeschenk für Kaltensundheim: Zuerst gingen die Experten davon aus, dass Abgüsse der vor fast 50 Jahren bei der Lotten- die Beißer eiszeitlichen Elefanten gehören mühle gefundenen Mastodon-Mammut-Kno- würden, doch schon bald sollte sich heraus- chen sind jetzt im Rahmen einer Ausstellung stellen, dass die Fundstelle eine Sensation für wieder in der Gemeinde. „Damit haben wir die Wirbeltierpaläontologie ist. Das bis dahin wieder einen Teil dieses bedeutsamen Fundes weltweit vollständigste Skelett eines jungterti- hier in Kaltensundheim“, sagte der damalige ären Mastodonten der Art „Mammut borsoni“ Ausgrabungsleiter Dr. Gottfried Böhme. Karl- konnte bei den Ausgrabungsarbeiten 1958 Friedrich Abe, Leiter der Thüringer Verwal- geborgen werden. Außerdem fanden sich bis tungsstelle des Biosphärenreservates Rhön, in einer Tiefe von zwei Metern das komplette hatte nach langen Bemühungen die Abdrücke Skelett eines spättertiären Hirsches (1963 trat der gigantischen Knochen erhalten und um sie bei Nachgrabungen ein weiteres Fossil dieser herum eine ganze Ausstellung zu den ausge- Art zu Tage), Reste von Fischen, Amphibien storbenen Tieren organisiert. und einer ausgestorbenen Hasenart. Bekannte Das Prunkstück der Ausstellung ist ein gut Wissenschaftler wie der Säugetierpaläontologe 1,30 Meter langer Mastodon-Oberschenkel- Wilhelm Otto Friedrich, eilten zur Fundstelle, Abguss, der den Besuchern ein gutes Bild um bei der einmaligen Fundbergung dabei zu davon vermittelt, wie groß die Tiere waren, die sein. Erstmals hatte die Möglichkeit bestan- vor fast drei Millionen Jahren durch die Rhön den, durch exakte Dokumentation bisher nicht wanderten. Außerdem ist ein Unterkiefer mit Bekanntes über Skelettaufbau und Lebenswei- riesigen Stoßzähnen zu sehen. Nach Aussa- se der Mastodonten zu erforschen. gen von Dr. Gottfried Böhme, der die Ausgra- bungen 1958 leitete und die Funde präparierte, Elefantenverwandtschaft sei das Mastodon wegen seiner guten Zähne Die Mastodonten sind nahe Verwandte der im besten Alter gewesen, als es verstarb. Elefanten, unterscheiden sich aber von diesen durch ihren primitiven Schädel- und Zahnbau. Großes Ur-Panorama * Zusätzlich zu den oberen Stoßzähnen besaßen Darüber hinaus sind auch ein Unterschenkel die meisten Arten bis auf wenige Ausnahmen und ein fünf Meter breites Panorama-Bild aus- noch zwei kleinere Stoßzähne im Unterkiefer. gestellt, das die Flora und Fauna vor Millionen Wozu diese dienten, ist bis heute nicht eindeu- von Jahren zeigt. Besonders interessant ist tig geklärt. Der Schädel des Tieres wurde bei ein nach geologischen Daten gefrästes Modell der Bergung zerstört. der Region, das sich auseinander schieben Die übrigen Skelettteile konnten durch mühe- lässt und einen Einblick in die Tiefe der Rhön volle Präparationsarbeiten erhalten werden. ermöglicht. Böhme wies darauf hin, dass man Zu einer damals geplanten Aufstellung des anhand der Funde auch einen Hinweis darauf gesamten Skeletts ist es allerdings nie gekom- habe, dass das Aussehen des Rhöner Lotte- men. Die Funde von 1958 und 1963 konnten 21 Eröffnung der Ausstellung im Dorfmuseum in Kaltensundheim am 20. Dezember 2006 Bürgermeister E. Gottbehüt, Dr. Gottfried Böhme, K.-Fr. Abe, Helga Witzel und Staatssekretär Prof. Dr. Christian Juckenack (vlnr), (Foto: R. Werner)

bei einer erneuten Grabung zwischen 1976 mit Wasser füllte und als Wasserstelle diente. und 1978 sogar noch übertroffen werden. Die Tiere, die sich zu weit in das Gewässer Damals fand sich ein zweites fasst vollständi- vorwagten, sind aller Wahrscheinlichkeit nach ges Skelett eines erwachsenen Mastodonten. beim Stillen ihres Durstes abgerutscht und Diesmal blieben auch der Schädel und die ertranken in dem tiefen See, der einen Durch- oberen Stoßzähne erhalten. Das originale Ske- messer von 120 Metern hatte. Durch aus- lettmaterial ist heute ein wertvoller Bestandteil reichende Kalkzufuhr aus den umgebenden der bedeutenden Weimarer Sammlungen von Gesteinen überstanden die Skelette der Tiere Resten pleistozäner Wirbeltiere Thüringens. die lange Zeit bis zur ihrer Entdeckung. In dem Damit hat allein die Fundstelle Kaltensundheim See schwammen damals auch schon Fische innerhalb der letzten 40 Jahre die bisher welt- wie Hecht, Plötze, Rotfeder und Schleie, die weit besten Fossilnachweise der oberpliozä- heute noch in Rhöner Gewässern leben. Der nen Mastodon-Art „Mammut borsoni“ geliefert. Staatssekretär am Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt, 120 Meter Durchmesser Prof. Dr. Christian Juckenack, bezeichnete Durch Ausspülungen von Rötgips des Obe- die Ausstellung als einen Erfolg: „Wir wissen, ren Buntsandsteins entstand in der Zeit des dass Fossilien von jeher eine Anziehungskraft Oberpliozäns (die jüngste Stufe des Tertiärs) haben“. Durch die Kombination der verschie- vor gut 2,6 bis 2,8 Millionen Jahren ein tiefer denen Exponate entstehe ein umfassendes Erdfalltrichter mit steilem Ufer, der sich schnell Bild aus der Zeit, als die Mastodonten lebten. 22 Bürgermeister Edgar Gottbehüt bekam zur Premiumwanderweges seit Jahren verfolgt. Eröffnung symbolisch den großen Oberschen- Wirklichkeit wurde es mit Fördermitteln aus der kelknochen überreicht und betonte, dass die Europäischen Gemeinschaftsinitiative Leader+. Ausstellung um weitere Exponate erweitert Immerhin hatten sich die Gesamtkosten auf werden soll. 257.000 Euro belaufen, von denen sich 50 Wegen ihres Umfangs und ihrer Einmaligkeit Prozent die Rhön-Landkreise teilten. dürfte die Ausstellung vor allem für Schulklas- Der „Hochrhöner“, sagte Bold, werde in der sen interessant sein. Das Museum ist donners- Rhön dem Wandern und dem Tourismus tags in der Zeit von 14 bis 16 Uhr und nach insgesamt einen Schub nach vorne verleihen. Absprache (Telefon: 036946/20796) geöffnet. Darüber hinaus, zeigte sich Bold optimistisch, werde er dazu beitragen, die Rhöner Identität * siehe Umschlagfoto zu steigern. „Der ,Hochrhöner’ wird in Zukunft der Hauptwanderweg der Rhön sein. Auf den 4) Der Premiumwanderweg nächsten Höhepunkt, Wanderwelt Nummer 1 „Der Hochrhöner“ feierlich einge- zu werden, nämlich den Deutschen Wander- weiht. Auf 180 Kilometern durch tag 2008 in der Rhön, steuern wir jetzt schon die Rhön: Ein „Leuchtturm“ in der zu“, ergänzte er. Jetzt gehe es darum, intensiv Welt des Wanderns * weiter an der Vermarktung des „Hochrhöners“ Carsten KALLENBACH, Medien- zu arbeiten. dienst des Biosphärenreservats Die Rhön, betonte der Bürgermeister der Rhön Marktgemeinde Burkardroth, Emil Müller, erhalte mit der Zertifizierung des „Hochrhö- FRAUENROTH. Die Rhön mit ihren drei Lan- ners“ als Premiumwanderweg ein weiteres desteilen Bayern, Hessen und Thüringen be- Gütesiegel für ihr Ziel, Wanderwelt Nummer sitzt seit gestern einen vom Deutschen Wan- 1 in Deutschland zu werden. Müller sieht den derinstitut zertifizierten Premiumwanderweg: neuen Wanderweg außerdem als „Klammer den „Hochrhöner“. Er führt von Bad Kissingen des Zusammenhaltes der drei Bundesländer, in Bayern aus bis ins thüringische Bad Sal- die an der Rhön beteiligt sind“. zungen und ist 180 Kilometer lang. Der bayerische Staatsminister und Leiter der Ausgerechnet im kleinen Ort Frauenroth, das bayerischen Staatskanzlei, Eberhard Sinner, zur Marktgemeinde Burkardroth gehört, wur- nannte den „Hochrhöner“ ein weiteres High- de der „Hochrhöner“ feierlich eröffnet. Wohl light und zugleich einen „Leuchtturm“ in der selten zuvor hatte die kleine bayerische Ge- Welt des Wanderns. Jede Anstrengung werde meinde, die direkt am „Hochrhöner“ liegt, so auf dem neuen Wanderweg belohnt – und viele Leute und schon gleich gar nicht drei zwar mit unvergesslichen Wandererlebnis- Staatsminister auf einmal gesehen. „Unser sen. Der Hochrhöner stehe stellvertretend als ,Hochrhöner’ ist ein absoluter Höhepunkt der Beispiel für die Zusammenarbeit zwischen Zusammenarbeit in der Regionalen Arbeits- Gemeinden, Städten, Landkreisen und über gemeinschaft Rhön, der uns einen wichtigen die Grenzen von Bundesländern hinweg. Den Schritt voran bringt“, meinte der Vorsitzende anwesenden Gästen wünschte Sinner „viele der Arbeitsgemeinschaft Rhön, Thomas Bold. Premiumerlebnisse auf und entlang dieses Alle fünf in der Arbeitsgemeinschaft Rhön Weges“. vereinigten Landkreise Bad Kissingen, Rhön- Mit der Ausweisung des „Hochrhöners“ und Grabfeld, Fulda, Schmalkalden-Meiningen und seiner Zertifizierung zum Premiumwander- der Wartburgkreis hatten das Projekt eines weg durch das Deutsche Wanderinstitut sei 23 für die gesamte Rhön ein „ganz großer Fort- Mit dem „Hochrhöner“ besitze die Rhön schritt“ erreicht worden, hob der hessische nunmehr 20 Weitwanderwege, die zu Mehr- Minister für Justiz, Jürgen Banzer, in seinem tagestouren einladen. An die Landräte der Grußwort hervor. Wenn Menschen eine Land- Regionalen Arbeitsgemeinschaft Rhön richtete schaft entdecken sollen, „dann müssen sie Regina Rinke die Bitte, den „Hochrhöner“ in diese Landschaft erleben“, sagte er. Thürin- die Hände des Rhönklubs in Pflege zu geben: gens Minister für Bau und Verkehr, Andreas „Denn wir sind die Profis für die Wegekenn- Trautvetter, zeigte sich gestern stolz darüber, zeichnung.“ dass Thüringen mit dem „Hochrhöner“ seinen Im Anschluss erhielt der „Hochrhöner“ den ersten Premiumwanderweg überhaupt be- ökumenischen Segen. Dann wurde das sym- sitzt. Bis Ende dieses Jahres, kündigte er an, bolische Band im Beisein Hunderter Gäste werden weitere 75 Kilometer zertifizierte Pre- durchschnitten. Der „Hochrhöner“ bezieht auf miumwanderwege hinzukommen – nämlich in seiner Strecke eine große Vielzahl bekannter Form der „Extratouren“, die als Themenwege Berge und Ausflugsziele ein und kreuzt dabei vom „Hochrhöner“ abzweigen. Leider, bedau- auch die Hochrhön. erte Trautvetter, stehe für den Rennsteig eine solche Zertifizierung zum Premiumwanderweg * siehe Übersichtskarte erste Umschlagseite noch aus. Die Kriterien seien in diesem Jahr knapp verpasst worden – im nächsten Jahr soll ein neuer Anlauf erfolgen. Deshalb blicke er auch etwas neidisch auf die Rhön, gestand er ein. Die Präsidentin des Rhönklubs, Regina Rin- ke, sagte in ihrer Ansprache, dass die Rhöner wohl schon immer hoch hinaus wollten – ob- wohl die Rhön gar kein Hochgebirge ist. Aber immerhin gebe es eine Hochrhönstraße, einen Hochrhönring, den Rhön-Höhen-Weg und nun auch noch den „Hochrhöner“. Seit mehr als eineinhalb Jahren, erinnerte sie, laufen die Arbeiten zur Realisierung des neuen Premium- wanderweges. Die Experten der Naturparke und des Rhönklubs seien in diesen eineinhalb Jahren zu 150 Sitzungen eingeladen worden, die Hunderte von Arbeitsstunden verschlan- gen und bei denen teilweise um „klitzekleine Kleinigkeiten“ diskutiert wurde. Denn auch beim „Hochrhöner“ galt es, Konflikte mit den unterschiedlichsten Interessengruppen auszu- räumen. Auch die Wegewarte des Rhönklubs seien in dieser Zeit manchmal der Verzweiflung nahe gewesen. „Aber sie haben mit ihrer Ar- beit einen Dienst an der Rhönheimat geleistet, wie es der Rhönklub schon seit 130 Jahren Wandern auf dem „Hoch-rhöner“ tut“, unterstrich die Präsidentin. (Foto: R. Werner) 24 5) Die Dachmarke Rhön – Qualität sind, können das Qualitätssiegel Rhön bzw. mit Brief und Siegel – Den Ruf Biosiegel Rhön kostenlos beantragen. der Rhöner Produkte stärken. Regina FILLER, Regionalforum Thü- Die Dachmarke Rhön * ringer Rhön e. V., Regionalmanage- ... steht für eine einzigartige Qualitätsregion. rin Das Identitätszeichen Rhön Vielfältige Aktionen und Projekte wurden in (Das Dach) der Rhön in den letzten Jahren gestartet, um ... dient einem einheitlichen Erscheinungsbild sich als Qualitätsregion zu profilieren. Zu den der Rhön. Dieses Logo kann kostenlos unter Meilensteinen in den Bestrebungen zählte die www.rhoen.de bezogen werden. Es unterliegt Einführung der Dachmarke Rhön, der Regi- keinen Qualitätskriterien. Wer es verwendet, onalen Arbeitsgemeinschaft Rhön der fünf bezeugt seine Zugehörigkeit und Herkunft. Rhönlandkreise mit ihrem einheitlichen Er- Auf Produkte darf dieses Logo jedoch nicht scheinungsbild. aufgebracht werden. In der Rhön gibt es viele Unternehmen, die qualitativ hochwertige Produkte herstellen Das Qualitätssiegel Rhön – sowohl im konventionellen Bereich als auch Hervorragende Produkte und Dienstleistungen auf dem Biosektor – sowie verschiedenste aus der Rhön, die speziellen Qualitätskriterien Aktivitäten, um die Chancen im Biosphären- entsprechen, tragen dieses Siegel. reservat Rhön besser zu nutzen. Mit der Dachmarke Rhön erhalten all diese die Das Biosiegel Rhön Möglichkeit, sich mit ihrer Region zu identifi- Mit diesem Gütesiegel werden Rhöner Pro- zieren und dazu mit regionaler Qualität eine dukte ausgezeichnet, die nach der EG-Öko- bessere Vermarktung zu erzielen. verordnung und regionalen Kriterien produziert werden. Dachmarke Rhön leistet Beitrag zum Biosphärenreservat Rhön Die Rhön – eine unverwechselbare Produkte und Dienstleistungen mit hoher Qua- Landschaft mit einzigartigen Pro- lität entsprechen den Zielen des UNESCO- dukten und Dienstleistungen. Biosphärenreservates Rhön und leisten auch 1991 verlieh die UNESCO der Rhön das Prä- einen wertvollen Beitrag zum Erhalt der intak- dikat „Biosphärenreservat“. Seither steht die ten Natur. Die Kennzeichnung der Produkte/ reizvolle Mittelgebirgslandschaft im Dreilän- Dienstleistungen mit dem Qualitätssiegel Rhön dereck Bayern, Hessen, Thüringen unter dem oder dem Biosiegel Rhön lassen den Verbrau- besonderen Schutz der Weltorganisation. cher regionale Produkte mit hoher Qualität Das ist eine Auszeichnung, aber auch eine schnell erkennen. Im Mittelpunkt der beiden Verpflichtung. Produktkennzeichnungen steht immer das Identitätszeichen „Die Rhön einfach erhebend“. Ökonomie und Ökologie im Einklang Wo die Natur intakt ist, können verantwortungs- Betriebe, die in der Rhön, in Bayern, Hessen voll wirtschaftende Unternehmen Spitzenpro- oder Thüringen liegen, alle Qualitätskriterien dukte erzeugen und damit Verbraucher und erfüllen (z. B. Produkte aus der Rhön einset- weiter verarbeitende Betriebe beliefern. Diese zen oder verarbeiten) und Mitglied in einem der Qualität schmeckt man. So schließt sich der drei Biosphärenreservats- bzw. Dachvereine Kreis von Ökologie und Ökonomie. 25 Traditionsbewusst und zukunftsorientiert Qualitätsstandards nachweisen. Die Kontrolle Die Kriterien des Qualitätssiegels, wie auch wird durch Stichproben des Dachmarken-Ma- des Biosiegels Rhön, stellen beides sicher: nagements ergänzt. Den Erhalt der einzigartigen Kulturlandschaft und Wertschöpfung durch besondere Pro- Mittlerweile sind es mehr als 100 interessierte dukte. Unternehmen aus folgenden Branchen: Gastronomie, Imkerei, Rapsspeiseöl, Brauerei, Klasse statt Masse Bäckerei, Regionalläden, Unternehmen im Be- Auf Grund der natürlichen Rahmenbedin- reich Heizung, Sanitär, Klima, Umweltbildung, gungen kann man in der Rhön keine Massen- Planungs- und Beratungsdienstleistungen im produkte herstellen. Hier setzt man auf andere Umweltbereich, Rhöner Kleinbrenner-Koopera- Stärken: traditionelle und moderne Produkte tion, Rhöner Hausmacher-Kooperation. von hoher Qualität. „Echt Rhön“ wird groß geschrieben. * siehe dritte Umschlagseite

Gewinn und Zukunft für Mensch und 6) Partnerschaft zwischen kanadi- Natur schen Biosphärenreservaten und Vom strengen Reglement des Qualitätsseg- dem Biosphärenreservat Rhön/Thü- ments Rhön profitieren viele: die Verbraucher ringen und Gäste, die Menschen, die in der Region Karl-Friedrich ABE, Biosphärenre- leben, und damit auch die weitsichtig ent- servat Rhön, Verwaltung Thüringen wickelte Landschaft selbst. Ausgangspunkt für die Bestrebungen, Part- Qualitätssiegel Rhön nerschaften zwischen deutschen und auslän- Mit dem Qualitätssiegel Rhön werden Pro- dischen Biosphärenreservaten aufzubauen, dukte und Dienstleistungen ausgezeichnet, war die EURO-MAB-Tagung 2005 in Wien. die in der Gebietskulisse der Rhön produziert/ Dort trafen sich die Leiter der Biosphärenre- erbracht werden und strenge Qualitätskrite- servate (BR) Europas und Nordamerikas zum rien erfüllen. Solche Qualitätskriterien wurden Erfahrungsaustausch. Viele Gespräche im bereits für zahlreiche Branchen erstellt. Somit Plenum und in Arbeitsgruppen sowie Einzelge- können Unternehmen, die ihren Sitz in der spräche fanden statt. Eine der Arbeitsgruppen Rhön haben und diese Kriterien erfüllen, mit befasste sich mit dem Aufbau von Partner- geringem Aufwand mit dem Siegel ausge- schaften im EURO-MAB-Netzwerk. zeichnet werden. Vom 09. bis 11. Juni fand in Kanada, im Bios- Biosiegel Rhön phärenreservat Redberry Lake (Provinz Sas- Dieses Siegel tragen tierische und pflanzliche katchewan), das jährliche Meeting der Cana- Produkte aus der Rhön, hergestellt und ge- dian Biosphere Reserves Association (CBRA) prüft nach EG-Ökoverordnung. Die Kriterien statt. „Bio“ und „Rhön“ werden dabei durch weitere Auf Einladung der CBRA und mit Unterstüt- Qualitätskriterien ergänzt. zung durch das Bundesministerium für Um- welt, Naturschutz und Reaktorsicherheit konn- Vertrauen ist gut – Kontrolle besser ten der Leiter des BR Rhön/Thüringen, Herr Getreu diesem bewährten Leitsatz müssen die Karl-Friedrich Abe, und Herr Reinhard Braun Unternehmen einmal jährlich die Erfüllung der dankenswerter Weise an der Konferenz teil- 26 nehmen. Das Biosphärenreservat Rhön wurde sondern ich habe in der Rhön echte Freunde durch eine Präsentation vorgestellt. gewonnen. Wir freuen uns auf eine weitere Zusammenarbeit mit Euch und vielleicht auf Vom 14. bis 21. Oktober 2006 weilten Vertreter einen Austausch in naher Zukunft sowie einen von kanadischen Biosphärenreservaten im Bio- weiteren Besuch. Ich freue mich auf Euren Rat! sphärenreservat Rhön/Thüringen. Ein umfas- – Ich werde immer ein Rhöner sein – sendes Programm wurde abgearbeitet.

Als Resümee des Besuches wird hier die Ihr Freund Andrew Hawrysh, Redberry Lake Übersetzung der Gästebucheintragung wie- Biosphere Reserve“ dergegeben: „Ich habe mir solch eine Reise nie vorstellen „Ein Rhönschaf liebt den canadischen Elch. können, die Zeit zu überbrücken in solch einer P.S.: Ich möchte noch hinzufügen: sagenhaften Landschaft, in der Ihr lebt und die Ich bin ein Rhöner! Ihr erlebt. Die Harmonie der Kulturlandschaft, und ich hoffe irgendwann einmal wieder hier- geschaffen durch die Rhöner, ist Jahrhunderte her zukommen. lang die Quelle jeglicher Inspiration, die Rei- sende entdecken können, in der sie sich und Alle guten Wünsche und danke für die große ihre Wurzeln in Mutter Natur wiederfinden, Mühe und die wichtige Arbeit mit uns. eine Landschaft, die Augen für einen weiteren, globalen Blick öffnet. Eure Großzügigkeit hat Auf eine gute Partnerschaft“ mich tief berührt. Ihr habt ein großes Herz, das von innen heraus leuchtet und das Verständnis Rebecca Pollock für die Umwelt fördert. Träumen ist erlaubt, ja Vice President CBRA, sogar erwünscht. Durch die Metamorpho- Biosphere reserve Georgian Bay se der offenen Fernen in die Herzen ande- rer Menschen hinein. Die Begegnungen mit „Ich möchte mich gern vom Grunde meines anderen Menschen und der Früchte tragende Herzens bedanken. Durch Worte kann ich gar Austausch öffneten mir die Augen, so dass ich nicht ausdrücken, wie ich mich gefreut habe. das Leuchten erfassen konnte und die Energie Danke für alles, was Ihr für mich, Rebecca des Planeten, den strahlenden Himmel und die Pollock und Charles Roberge getan habt. Schönheit der Sterne. Diese ersten Schritte, Danke für die Gelegenheit, die Ihr uns ermög- die wir gemeinsam durch Eure Landschaft licht habt, zu Euch zu kommen und zu lernen gingen, müssen weiter reichen als nur ein und zu erleben, wie ein Biosphärenreservat erster, kurzer Besuch. Wir müssen unseren entwickelt wird und wie es funktionieren sollte. Austausch auf eine regelmäßige Basis stellen, Ihr habt uns vorgemacht, dass Ihr in der Welt unsere Bemühungen intensivieren und eine bei der nachhaltigen Entwicklung führend seid. gemeinsame Sprache finden, um konkrete Plä- Ich bin tief beeindruckt, wie gut Euer Team hier ne auszuarbeiten mit großer Bedeutung und in der Rhön zusammen arbeitet, wie engagiert gemeinsamen Zielen für Natur und Kultur. alle Beteiligten, die Gemeinden, die Schulen, Danke für die Momente der Ewigkeit und die die Bauern und die Geschäftsleute sowie Wärme Eurer Gastfreundschaft. verschiedene Regierungsebenen sich einbrin- gen. Ich und Mr. Roberge werden nicht allein Charles Roberge von diesen Erfahrungen einen Nutzen haben, Charlevoix – World Biosphere Reserve” 27 III. BELAUSCHT UND ERFORSCHT IN DER HEIMAT

1) Ein „Urzeitkrebs“ aus der Rhön der Ebenen gefunden. Umso erstaunlicher ist Stefan ZAENKER, Fulda der jetzige Fund auf einer Meereshöhe von 800 Metern. Auch im Jahr 2006 wurden im Auftrag der Ver- waltung des Biosphärenreservat Rhön/Thü- Literatur: ringen vom Landesverband für Höhlen- und GRIEBLER, C. & MÖSSLACHER, F. (2003): Karstforschung Hessen e. V. wieder 82 Quel- Grundwasser-Ökologie: 1-495, Wien laustritte im thüringischen Teil des Biosphären- reservats Rhön untersucht. Der Schwerpunkt STRESEMANN, E. (1992): Exkursionsfauna lag dabei auf den Quellen der Gemeinden Birx, von Deutschland. Band 1 Wirbellose (ohne Oberweid und Unterweid. Insekten): 1-637, Berlin

ZAENKER, S. (2001): Das Biospeläologische Kataster von Hessen – Abhandlungen zur Karst- und Höhlenkunde, 2001 (32): CD-ROM, München

2) Kaltensundheim – ein bedeutsamer Ort für die Landschaftsgeschichte Abb.: Der Urzeitkrebs – Antrobathynella stam- der Rhön meri, (nach STRESEMANN 1992) Gottfried BÖHME, Berlin

Dass man auch in den Quellen der Rhön noch Die Rhön gehört neben dem Hegau zu den Entdeckungen machen kann, zeigte im Laufe eindrucksvollsten durch vulkanische Tätigkeit der Untersuchung der Fund einer zoologischen entstandenen Landschaften Deutschlands. Die Besonderheit. So wurde in einer unschein- Vielfalt der Oberflächenformen spiegelt ihren baren Quelle im Naturschutzgebiet Rhönwald geologischen Bau und deren viele Millionen ein „Urzeitkrebs“ mit dem wissenschaftlichen Jahre umfassende erdgeschichtliche Entwick- Namen Antrobathynella stammeri gefunden, lung wieder. der damit erstmals in der Rhön nachgewiesen Die vulkanischen Erscheinungen stehen im wurde. Bei dieser Tiergruppe handelt es sich Zusammenhang mit der großen mitteleuro- um lebende Fossilien, die eine sehr altertüm- päischen Grabenzone (Rift-Zone), die sich liche Entwicklungslinie innerhalb der Krebstiere vom Alpenrand über das Oberrheintal und die darstellen und bereits aus dem Zeitalter des Hessische Senke bis nach Süd-Skandinavien Karbon bekannt sind. Man vermutet, dass erstreckt. die Tiere die letzten 300 Millionen Jahre fast So ist die Rhön ein Teil der „Rand-Erschei- unverändert im stabilen Grundwasser-Lebens- nungen“ des großen tertiär-zeitlichen Vogels- raum überdauert haben. Die nur 2 Millimeter berg-Vulkans, der sich mitten in der Hes- großen „Urzeitkrebse“ können an der Erdober- sischen Senke erhebt. Die Rhön verdankt fläche nur wenige Tage überleben und wurden aber ihren Gebirgs-Charakter einer jüngeren bisher ausschließlich im Tiefengrundwasser Heraushebung und Aufwölbung, die zu einer 28 Zerschneidung und Abtragung der vorhan- Jahren) war das Vorland um z. T. mehr als 200 denen Gesteinsschichten und zur Freilegung m weitflächig erniedrigt und die Haupttäler in der vulkanischen Intrusionskörper führte. Die der Rhön fast bis zum heutigen Niveau ausge- Hebungsbeträge sind dabei im Südteil des räumt. Dies wird vor allem durch einen fossilen Gebirges höher als im Nordteil. Erdfall (Doline) bei Kaltensundheim mit Funden Die vulkanische Tätigkeit dauerte nach heu- einer oberpliozänen Flora und Fauna, z. B. des tiger Kenntnis vom Oberoligozän bis ins Pli- Mastodonten Mammut (Zygolophodon) bor- ozän. Dabei wird angenommen, dass der soni belegt (BÖHME 1968, 1992; GÜMBEL & Schwerpunkt erst im Pliozän lag (Beginn des MAI 2004; KAHLKE 1995; KRUTZSCH 1988). Pliozäns vor ca. 10 Mill. Jahren). Die Vulkanite Diese Fundstelle ist somit einer der wichtigsten der Rhön (Tuffe, Basalte, Phonolithe) über- erdgeschichtlichen Hinweise auf das Alter die- decken an vielen Stellen noch Sedimente ser bedeutenden Etappe der Landschaftsent- aus dem Miozän (z. B. die Kaltennordheimer wicklung in Südthüringen. Die Reliefgestaltung Schichten – „höheres Untermiozän“ nach im Oberpliozän hatte so schon das heutige GÜMBEL & MAI 2002). Landschaftsbild mit den charakteristischen Die von RUTTE (1974) aufgestellte These, dass Muschelkalk-Schichtstufen in wesentlichen es sich bei den Basalten der Rhön fast aus- Zügen bereits herausgebildet. Die vor allem schließlich um Intrusiv-Basalte handeln würde, im Muschelkalk gebildeten Flächen wurden ist wohl nicht zutreffend, denn Decken-Basalte durch Verkarstung bei der Absenkung der sind in der Rhön weit verbreitet. Wenn auch Vorflut widerstandsfähig und blieben seitdem viele Berge der Rhön und des Umlandes mit weitgehend erhalten. Auch die oberpliozänen basaltischen Decken oder Schlotfüllungen Flußablagerungen im Gebirgsvorland (z. B. durch ihre Kegelform zwar das Bild von Vul- Sülzfeld, Jüchsen, Ostheim) bezeugen diese kanbergen suggerieren (z. B. Dolmar, Gleich- Phase der Landschaftsentwicklung. berge, Hutsberg, Diesburg, Leichelberg, Alte Unter welchen klimatischen Bedingungen die Mark), sind dies doch reine Erosionsformen, gewaltige Abtragung im Pliozän vor sich ging, die mit dem Wesen von Vulkankegeln nichts ist noch weitgehend unklar. Tropische Bedin- zu tun haben. gungen herrschten nach heutiger Kenntnis im Die dem Vulkanismus folgende Phase der Her- Pliozän nicht mehr. Letzte Palmen und Kroko- aushebung des Gebietes und der Aufwölbung dile, die ein tropisches Klima nahelegen, gab der Rhönschwelle leitete die erosive Zerschnei- es noch im Miozän (Kaltennordheimer Schich- dung des Berglandes und die flächenhafte ten). Die aus der Fundstelle Kaltensundheim Abtragung des Vorlandes ein. Innerhalb von gewonnenen Pflanzenreste deuten dagegen etwa 5-7 Millionen Jahren wurde das Gebirgs- auf gemäßigte Klimabedingungen hin, wie sie vorland um mehrere hundert Meter durch auch gegenwärtig in Mitteleuropa vorherr- flächenhafte Abtragung erniedrigt, wie auch schen (GÜMBEL & MAI 2004; KAHLKE & die „Zeugenberge“ mit vulkanischer Decke UKRAINCEVA 1986; KRUTZSCH 1988; MAI & (Dolmar, Geba, Gleichberge, Kreuzberg) und WALTHER 1988). Gesteine ehemals vorhandener Schichten in Das Lottetal, wie auch das obere Herpftal einzelnen Schlotfüllungen belegen. Die einzel- und das obere Ulstertal haben morphologisch nen Etappen der geologischen und morpholo- den Charakter von „Flachmuldentälern“. Diese gischen Entwicklung seit dem Ende der vulka- stehen im Kontrast zu den während des Pleis- nischen Tätigkeit im Pliozän lassen sich jedoch tozäns entstandenen Kerb- und Sohlentälern. nur an wenigen Punkten genauer erfassen. Das Lottetal sowie das obere Feldatal bis Bereits im Oberpliozän (vor ca. 3,5-2 Mill. Kaltennordheim stellten im Oberpliozän mög- 29 licherweise aber auch eine in sich geschlos- che von 1976-1978 unter der Leitung von H.-D. sene Karstsenke („Polje“) im Muschelkalk Kahlke, Weimar, stattfanden, konnten noch dar. Das Flusssystem des Tales entwässerte ein vollständiges, sowie Teile eines weiteren jedoch, wahrscheinlich unterirdisch, durch das Mastodon-Skelettes und Reste von anderen heutige Engtal zwischen Kaltennordheim und Wirbeltieren (Hirsche, Hasenartige, Amphibien, Fischbach, zwischen Umpfen und Windberg Fische) geborgen werden. bereits nach Norden zur Werra. Entgegen der Die durch die Grabungen erschlossene Fund- Auffassung von RUTTE (GEYER 2002; RUTTE stelle ist ein fossiler Erdfall, der vermutlich 1987; RUTTE & WILCZEWSKI 1983, 1995) hat durch die Auslaugung von Röt-Gips entstanden die Fundstelle Kaltensundheim mit dem nach und in den Unteren Muschelkalk (Wellenkalk) Süden gerichteten pliozänen „Arvernensis- eingebrochen ist. Er hatte einen Durchmesser Flusssystem“ im östlichen Rhönvorland und von ca. 100 m und war wegen seiner Tallage Grabfeld nichts zu tun. zunächst mit Wasser gefüllt. Für die Existenz weiterer solcher verfüllter Erdfälle in der Um- Kaltensundheim. Fossiler Erdfall am gebung von Kaltensundheim gibt es mehrere Rande des Lotte-Tales Hinweise. Etwa vergleichbar mit dem fossilen Bei den Ausschachtungsarbeiten für einen Erdfall von Kaltensundheim ist der jüngere und Wasserleitungsgraben am Lottenweg zwi- aufgrund seiner Lage auf einer Hochfläche schen Kaltensundheim und der Lottenmühle im noch heute unverfüllte Erdfall „Träbeser Loch“ Dezember 1957 wurden am rechten Talhang auf der Kleinen Geba bei Träbes. des Lottetales Skelettreste eines Mastodons Die feinkörnigen Ablagerungen der Erdfallfül- Mammut (Zygolophodon) borsoni gefunden. lung sind Sedimente, die durch heftige Regen- Es waren zunächst vor allem die charakteris- güsse und ein Fließgewässer in den Erdfallsee tischen Backenzähne, die, als sie dem Muse- eingespült wurden. Ebenso füllt Faulschlamm um in Meiningen überbracht wurden, gleich aus sich zersetzenden Pflanzenteilen den See. die Bedeutung des Fundes deutlich machten. In der Füllung befinden sich vereinzelt Schollen Reste von Mastodonten waren bereits früher des von den Rändern abgestürzten Muschel- aus verschiedenen Fundstellen des Rhön-Um- kalkes sowie eingespülte Gerölle von Gesteinen landes bekannt geworden (Sülzfeld, Jüchsen, der braunkohlenführenden Schichten des Mio- Ostheim, Fladungen, Fulda). zäns, ebenso Basaltgerölle. Durch Rutschung Die im Frühjahr 1958 unter der Leitung von der Sedimente unter Wasser wurden diese Friedemann Schaarschmidt durchgeführten z. T. erheblich gestaucht und gefaltet. Die grau- Ausgrabungen des Meininger Museums an schwarzen Füllsedimente sind nach Entstehung der Fundstelle brachten ein fast vollständi- des jüngeren Tales, welches die pliozäne Erd- ges Skelett dieser Art sowie das vollständige fallfüllung angeschnitten hat, metertief zu einem Skelett eines noch juvenilen Hirsches zutage. Braunlehm verwittert. Leider waren große Teile des Schädels mit den Der See mit seinen steilwandigen Ufern war Stoßzähnen bereits durch die Verwitterung be- nicht nur unmittelbarer Lebensraum für Tiere, einflusst und zerstört. Dieser Teil des Skelettes deren Reste gefunden werden konnten (Fische, lag nur ca. 0,7 m unter der Oberfläche und war Amphibien), sondern er wurde für große Säu- darüber hinaus direkt durch die Ausschach- getiere, die hierher zur Tränke kamen, auch zu tungen getroffen worden. einer Falle, aus der sie nicht mehr entrinnen In weiteren Grabungen, die von 1962-1968 konnten. Die Kadaver der größeren Säugetiere durch Gottfried Böhme, damals Meiningen, wurden unter Wasser entsprechend der Bö- durchgeführt wurden, sowie diejenigen, wel- schungsschichtung der Schlammfüllung einge- 30 Präparation des 1963 ausgegrabenen Cerviden- Skelettes durch G. Böhme in den Staatlichen Museen Meiningen. regelt. Durch die subaquatischen Rutschungen 2,6-2,4 Millionen Jahren vor Heute. Die Ma- wurden die Skelette der verendeten Tiere zum kroflora aus dem fossilen Erdfall von Kalten- Teil auseinandergedriftet (z. B. das Masto- sundheim wird von H. D. MAI (im Druck) mit don-Skelett der Grabung von 1958) und zer- den fossilen Floren von Gerstungen, Oberzella, rissen, zum Teil aber auch intensiv gestaucht Barchfeld, Buchenau und Hünfeld gleichge- (z. B. das Mastodon-Skelett der Grabung von setzt und als oberpliozäne „Borsoni Formation“ 1976/78 und das Hirschskelett von 1963). Die bezeichnet. Fischfauna ist durch den Hecht (Esox lucius), den Barsch (Perca fluviatilis), die Plötze (Rutilus Durch Bauarbeiten bei der Erweiterung des rutilus) und die Rotfeder (Scardinius erythroph- Stallgeländes der LPG 1965/66 wurde auf thalmus) zu belegen. An Amphibien konnten der Tal-Hochfläche in unmittelbarer Nähe der Grasfrosch (Rana temporaria), die Erdkrö- des Randes der Dolinenfüllung ein mero- te (Bufo bufo), sowie eine noch unbenannte wingerzeitliches (6. Jahrhundert) Gräberfeld Krötenart (Bufo sp.), die in Europa heute nicht angeschnitten und vom Museum für Ur- und mehr existiert, nachgewiesen werden (BÖHME Frühgeschichte Weimar ausgegraben. Lei- 2002). Die Fauna mit dem Mastodon Mammut der wurde dann auch das Gelände der plio- borsoni und dem hasenartigen Hypolagus sp. zänen Erdfallfüllung 1978/79 von der LPG sowie die pflanzlichen Reste ermöglichen die mit landwirtschaftlichen Anlagen (Gülle-Silo) Bestimmung des Alters der Erdfallfüllung und teilweise überbaut, ohne dass das Gelände damit auch der Talentwicklung in diesem Teil vorher eingehend untersucht worden war. der Rhön. Sie ist in das Oberpliozän einzustu- Bei der Vorbereitung des Baugrundes in der fen (MAI im Druck, MAI & WALTHER 1988). Dolinenfüllung wurden noch weitere Skelett- Die konkreten Altersangaben liegen bei etwa funde angeschnitten, aber nicht ausgegra- 31 ben. Aufgrund der Entdeckung und der damit Literaturauswahl zur Geologie und notwendigen Ausgrabungen der bedeutenden Landschaftsgeschichte der Rhön und eiszeitlichen Fundstelle Untermaßfeld wurden zur Fundstelle Kaltensundheim: die Grabungen in Kaltensundheim 1978 durch das Institut für Quartärpaläontologie Weimar BÖHME, G. (1960): Der Mastodonfund in eingestellt. Die Ausgrabungsfunde aus Kal- Kaltensundheim. – Die Aussage – Monats- tensundheim befinden sich seit der Auflösung zeitschrift für das sozialistische Kulturleben im der Naturwissenschaftlichen Abteilung des Bezirk Suhl 2/1960, 36-37, Suhl. Meininger Museums in den 80er Jahren im Naturhistorischen Museum Schleusingen bzw. BÖHME, G. (1962): Das Meininger Mastodon. in den Sammlungen der Forschungsstelle für – Südthüringer Heimatkalender – Ein Jahrbuch Quartärpaläontologie Weimar, welche heute für Natur und Heimat. Hrgg. Bezirksleitung Suhl zur Senckenbergischen-Naturforschenden des Deutschen Kulturbundes, 82-85, Suhl. Gesellschaft mit dem Senckenberg Museum in Frankfurt/ gehört. Heute noch zugänglich BÖHME, G. (1963): Über den Skelettfund für zukünftige Grabungen ist lediglich etwa die eines Pliocerviden aus dem Pliozän von Kal- Hälfte der Dolinenfüllung westlich des ehema- tensundheim/Rhön. – Paläontologische Ab- ligen Lotteweges. handlungen 1 (4), 353-372, Berlin.

Der Lotteweg bei Kaltensundheim (1963). Auf der linken Wegseite vor den Apfelbäumen die Gra- bungsstelle von 1963-1965. Fundstelle des 2. Hirschskeletts u.a. Wirbeltiere. (Foto: G. Böhme) 32 BÖHME, G. (1968): Pliozäne und pleistozä- DUPHORN, K. (2001): Ergebnisse und Fragen ne Reliefentwicklung und die Plio-Pleistozän zur känozoischen Fluss-, Subrosions- und Grenze in der östlichen Vorderrhön. – Unveröff. Vulkangeschichte der fränkisch-thüringischen Diplomarbeit, Fachrichtung Geologie der Hum- Vorderrhön. – Regionale und Angewandte boldt-Universität zu Berlin, Maschschr. 107 S., Geologie in der Grenzregion der Süddeut- 41 Abb., 13 Anl. schen und der Mitteldeutschen Scholle: Pro- gramm und Kurzfassungen der Vorträge zur BÖHME, G. (1976): Karsterscheinungen und 10. Jahrestagung der Gesellschaft für Geowis- Erdfälle in Südthüringen. – Fundgrube 12 (3/4), senschaften e.V. in Schmalkalden, 19. bis 22. 63-71, Berlin. September 2001, S. 105, Berlin.

BÖHME, G. (1992): Pliozäne Erdfallbildungen GEYER, G. (2002): Geologie von Unterfranken in der östlichen Vorderrhön und ihre Bedeu- und angrenzenden Regionen. – Klett-Perthes, tung für die Morphogenese des Gebietes. – Gotha und Stuttgart. Z. geol. Wiss. 20 (5/6), 447-454, Berlin. GÜMBEL, F. & MAI, H.D. (2002): Neue Pflan- BÖHME, G. (2002): Amphibienreste aus dem zenfunde aus dem Tertiär der Rhön – Teil 1: Oberpliozän von Kaltensundheim (Rhön, Miozäne Fundstellen. – Mitteilungen aus dem Thüringen). – Mitteilungen aus dem Museum Museum für Naturkunde Berlin, Geowissen- für Naturkunde Berlin, Geowissenschaftliche schaftliche Reihe 5, 345-384, Weinheim. Reihe 5, 229-236, Weinheim. GÜMBEL, F. & MAI, H.D. (2004): Neue Pflan- BRAMER, H., HENDL, M., MARCINEK, J., zenfunde aus dem Tertiär der Rhön – Teil 2: NITZ, B., RUCHHOLZ, K. & SLOBODDA, S. Pliozäne Fundstellen. – Mitteilungen aus dem (1991): Physische Geographie – Mecklenburg- Museum für Naturkunde Berlin, Geowissen- Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, schaftliche Reihe 7, 175-220, Weinheim. Sachsen, Thüringen. – Verlag Hermann Haack, Gotha. HAACK, W. (1912): Erläuterungen zur Geolo- gischen Karte von Preußen und benachbarten BRANIEK, G. (1995): Fundstellen oberplio- Bundesstaaten, Lieferung 184, Blatt Tann. – zäner Säugetiere im Vorland der Rhön. – Jber. Berlin. Wettterau. Ges. ges. Naturkunde 146.-147. Jg., 195-206, Hanau. HOFMANN, G. (1963): Das „Träbeser Loch“ am Fuße der Hohen Geba (Kreis Meiningen) BRANIEK, G. (1995): Zeugen der Erdgeschichte ein interessantes und schutzwürdiges Natur- – Die Fossilfunde von Kaltensundheim. – denkmal. – Thüringer Naturschutz und Land- Festschrift 1200 Jahre Kaltensundheim, 29-30, schaftspflege, Heft 6, Mai 1963. Kaltensundheim. HOPPE, W. & SEIDEL G. (Herausg.): Geologie BRANIEK, G. (2001): Die Fossilfunde von von Thüringen. – Gotha/Leipzig 1974. Kaltensundheim: Paläontologische Fundstellen im Biosphärenreservat Rhön (Teil 1). – Mittei- KAHLKE, H.-D. & UKRAINCEVA, V.V. (1986): lungen aus dem Biosphärenreservat Rhön 6, Pozdnepliocenovaâ flora, rastitel´nost´ i fauna ûga 20-22, Kaltensundheim. Tûringii (Okrug Zul´, GDR). – Botaniceskii Zurnal 71 (1), 16-22, Leningrad. (english summary) 33 Der Lottenweg bei Kaltensundheim. Aufnahme 1964. Links des Lottenweges ist an der Färbung des Getreidefeldes deutlich die Abgrenzung der Erdfallfüllung zu erkennen (grün – Erdfallfüllung). Rechts am Bildrand die Grabungsstelle.

Fundgut aus der Grabung: Rekonstruierter Unterkiefer des Mastodon-Fundes von 1958. (Fotos: G. Böhme) 34 KAHLKE, R.-D. (1995): Die Abfolge plio-/pleis- RUTTE, E. & WILCZEWSKI, N. (1983): Main- tozäner Säugetierfaunen in Thüringen (Mittel- franken und Rhön. – Sammlung Geologischer deutschland). – Cranium 12 (1), 5-18, Dieren. Führer 74, 2. Auflage, Verl. Gebr. Bornträger, Berlin, Stuttgart. KAISER, E. (1956): Die Hohe Geba als Land- schaftsschutzgebiet. – Das Meininger Heimat- RUTTE, E. & WILCZEWSKI, N. (1995): Main- buch, Heft 2/56, Meiningen. franken und Rhön. – Sammlung Geologischer Führer 74, 3. Auflage, Verl. Gebr. Bornträger, KRUTZSCH, W. (1988): Kritische Bemer- Berlin, Stuttgart. kungen zur Palynologie und zur klimastratigra- phischen Gliederung des Pliozäns bis tieferen SCHAARSCHMIDT, F. (1958): Ein neuer Mas- Altpleistozäns in Süd-, Südwest-, Nordwest- todonfund in der Rhön. – Meininger Kultur- und pro parte Mitteleuropa sowie die Lage der spiegel, Herrausgeber: Deutscher Kulturbund, Plio-Pleistozän-Grenze in diesem Gebiet. – Kreisleitung Meiningen, September 1958, 338- Quartärpaläontologie 7, 7-51, Berlin. 341, Meiningen.

MAI, D. H. (im Druck): The floral change in the SCHAARSCHMIDT, F. (1958): Fund eines Mas- Tertiary of the Rhön mountains (Germany). – todon in der Rhön. – Neue Museumskunde 1, Acta palaeobotanica, Festschrift Z. Kvacek, 290-292, Berlin. Kraków. SEIDEL, G. (Herausg.) (1995): Geologie von MAI, D. H. & WALTHER, H. (1988): Die pliozä- Thüringen. – E. Schweizerbart´sche Verlags- nen Floren von Thüringen, Deutsche Demo- buchhandlung, Stuttgart. kratische Republik. – Quartärpaläontologie 7, 55-297, Berlin. WEBER, H. (1955): Zur Formenentwicklung der thüringischen Erdfälle. – Hallesches Jahr- MORGENROTH, V. (1972): Der Muschelkalk buch f. Mitteldeutsche Erdgeschichte 2, 100- Südthüringens. – Ber. Deutsch. Ges. geol. 107, Halle. Wiss. A. Paläont., 17,(6), 921-932, Berlin. WEISE, G. (2005): Braunkohlevorkommen MORGENROTH, V. (2001): Geschützte und in der thüringischen Rhön und ihre Nutzung. schützenswerte geologische Objekte im Kreis – Geowiss. Mitt. Thüringen 12, 105-135, Jena. Schmalkalden-Meiningen, 2. Fortsetzung. – Veröffentlichungen Naturhist. Museum Anschrift des Verfassers: Schleusingen 16, 1-14, Schleusingen. Dr. Gottfried Böhme RUTTE, E. (1974): Hundert Hinweise zur Geo- Mellenseestraße 9 logie der Rhön. – Schriften des Naturwissen- D-10319 Berlin schaftlichen Vereins Würzburg 1, Delp Verlag, München.

RUTTE, E. (1987): Rhein-Main-Donau. Wie – wann – warum sie wurden. Eine geologische Geschichte. – Jan Thorbecke Verlag, Siegma- ringen. 35 3) Heilpflanzen im Biosphärenreservat Rhön: Die Schafgarbe Sonja-Maria CZÉRKUS-YAVUZ, Berlin

Wiesenschafgarbe (Achillea millefolium) Die „Augenbraue der Venus“, dieser liebevolle Name der Schafgarbe aus dem frühen Mittel- alter, war einer von zahlreichen volkstümlichen Namensgebungen. Geschätzt als Frauen- heilmittel, schenkte die Schafgarbe darüber hinaus Heilung bei vielerlei Leiden und galt als „Heil aller Welt“. Pfarrer Sebastian Kneipp verhalf der Schafgarbe zu neuem Ruhm. Bei der Kräuterweihe, an Maria Himmelfarth, dem katholischen Feiertag am 15. August, ist die Schafgarbe mit dabei. Etymologisch wur- de das Kraut nach Achilleus benannt, dem durch Kraft und Schönheit ausgezeichneten griechischen Helden von Troja, der nach den Überlieferungen Homers von dem Zentauren Cheiron in die Heilkunde unterwiesen wurde. Nach Plinius (23 bis 79 n. Chr., 25, 19) soll er Die Wiesenschafgabe die Wunde, die er Telephos zugefügt hatte, mit (Foto: K.-Fr. Abe) der Schafgarbe geheilt haben. Der lateinische Name Achillea erinnert an den berühmten Botanik Helden, der beim Kampf um Troja von einem Die Schafgarbe gehört zu den Asteracae, Pfeil an der Ferse verwundet wurde. Genau an den Korbblütlern. Sie weisen eine Laubblatt- der Stelle, die wir heute Achillessehne nennen. rosette und Blütentriebe auf. Mehr als 85 Arten Die Göttin Aphrodite riet ihm, seine Wunde mit dieser Familie stammen aus den nördlichen, Schafgabe zu heilen. gemäßigten Zonen, die zumeist winterharte, mehrjährige Matten bilden. In ganz Europa auf In Frankreich wird die Schafgarbe als „Kraut trockenen Wiesen, Feld- und Wegrändern, der Zimmerleute“ genannt. Verletzungen, die wächst die Schafgarbe auch in der Rhön sehr durch Werkzeuge, Äxte, Hammer, Sägen genügsam. Sie ist widerstandsfähig gegen entstanden, werden mit Schafgarbenarzneien Hitze und Kälte und stellt keine besonderen behandelt. Die Schafgarbe gilt als Gesund- Ansprüche an den Boden. Die Blüten der macher der Schafe. Es schadet ihr nicht, Schafgarbe halten sich noch lange in den Win- wenn sie von Tieren abgefressen wird, sie ter hinein. Der Stängel ist aufrecht, meist zwi- wächst schnell wieder nach. Die ganze Pflanze schen 15 und 30 Zentimeter hoch, rund und strömt einen aromatischen, warmen Duft aus markig, mit 5 bis 15 Zentimeter langen sehr und verleiht der Seele eine warme Empfin- fein, 2- bis 3-fachgefiederten Blättchen. Vom dung. Frühsommer bis zum Spätherbst duftet die würzige Schafgarbe. Ganz besonders jedoch 36 ab dem Zeitpunkt, wenn sie im oberen Teil die dardisiert hergestellt. Nach Vorschrift muss rispigen Scheindolden ausgebildet hat und mit eine genaue Menge an Proazulenen enthalten grauweißen bis rosafarbenen Zungenblütchen sein. Bei empfindlichen Menschen ist eine und wenigen gelblichen Röhrenblüten, ihre Kontaktallergie mit frischen Pflanzen möglich. volle Schönheit zur Geltung bringt. Die Blüte- Besonders wenn die Unverträglichkeit von zeit von Juni bis September, ist auch die beste Korbblütlergewächsen wie Arnika und Kamille Sammelzeit zum Trocknen für die Vorratshal- bereits bekannt ist, sollte erst mit kleinen Men- tung. Handbreit über dem Boden, werden gen und geringfügigem Hautkontakt auspro- die Pflanzen dazu abgeschnitten, gebündelt biert werden, ob die Pflanze zu einem passt und an schattigem Ort getrocknet. Zarte noch und keine unerwünschten Begleiterschei- junge Pflanzen sind eine Bereicherung für die nungen auftreten. Bei Unverträglichkeit muss Küche. Schafgarbe gemieden werden. Auch Über- dosierungen des sonst so hilfreichen Krauts Küchengewürz führen zu gegenteiligen Wirkungen. Frische Schafgarbenblätter, sind eine aro- matische, erfrischende Beigabe und sorgen Inhaltsstoffe für eine gute Bekömmlichkeit der Speisen. Mehr als 40 verschiedene Stoffe wurden Fein gehackt wie Petersilie, werden Schaf- bisher in der Schafgarbe gefunden. garbenblätter zu fetten Speisen serviert, wie Bitterstoffe, ätherische Öle (Azulenogene, Gänsebraten, Fleischeintöpfen, Weichkäse- Chamazulen), Gerbstoffe, Flavonoide, ver- zubereitungen, Salaten, Suppen und Ge- schiedene Mineralien, vor allem ein hoher müseeintöpfen. Beim Bierbrauen, diente die Kaliumgehalt. Schafgarbe ist ein aromatisches herbwürzig, etwas bittere Schafgarbe ebenso Bittermittel zur Anregung und Stärkung der wie der Hopfen als Würze. Magen- und Gallenfunktionen. Kalium und andere Wirkstoffe wirken harntreibend, aus- Teezubereitung gleichend, desinfizierend, entzündungswidrig Zwei gehäufte Teelöffel Schafgarbenkraut und krampflösend. Die Schafsgarbe ist ein werden mit 1 Viertelliter kochendem Wasser klassisches Wundheilmittel und wirkt blutstil- überbrüht und 15 Minuten ziehengelassen, lend. Auch innere Blutungen werden gestillt. danach abgeseiht. Der Tee kann warm und Bei bevorstehenden Operationen empfiehlt die über den Tag verteilt bis zu 3 Tassen pro Tag Pflanzenheilkunde, 3 Tage vor einer Operation getrunken werden. bis 10 Tage nach einem chirurgischen Eingriff, Schafgarbenkrauttee zu trinken, da Komplika- Badezusatz tionen wie Thrombose, Nachblutungen, Sep- Es gibt Fertigbadeextrakte aus Schafgarben- sis und Wundheilungsstörungen weitgehend kraut. Wer einen Badezusatz selbst zubereiten vermieden werden können. möchte, nimmt 50 Gramm Kraut und über- brüht es mit einem Liter kochendem Wasser, In der Homöopathie wird aus der Schafgarbe lässt es 20 Minuten ziehen, seiht es ab und eine Urtinktur hergestellt und in verschiedenen gibt die Flüssigkeit mit ins Badewasser. Potenzen Arzneimittel zur Behandlung von Lei- den an Magen, Darm, Lunge, Nase und Uterus Bei den Pflanzen wurde eine wechselnde und zur Stärkung des Blutkreislaufs eingesetzt. Zusammensetzung der ätherischen Öle festge- Schafgarbenkraut ist in verschiedenen Heil- stellt die vom jeweiligen Standort abhängig ist. kräutertees enthalten, da es die Wirkung ande- Fertigarzneien aus Schafgarbe werden stan- rer Kräuter verstärkt und ausgleichend wirkt. 37 Wirkungsweise 4) Heimkehrer, Neubürger und Irrgäste Nach neueren Forschungen an der Univer- (Teil I) sität Wien, durchgeführt von Birgit Benedek, ergaben Studien über die Wirkungsweise der Heimkehrer: Schafsgarbe, dass phenolische Inhaltsstoffe Der Fischotter (Lutra lutra) in den traditionellen Zubereitungen wie Tee Walter ULOTH; Seeba und Tinktur mit hohem Prozentsatz vorhanden sind. Tatsächlich konnte auch gezeigt wer- Zu den derzeit in der heimischen Tierwelt und den, dass die Flavonoide eine krampflösende auch in der Pflanzenwelt zu beobachtenden Wirkung hervorrufen und die bisher wenig Erscheinungen und Wandlungen gehören u. a. untersuchten Dicaffeoylchinasäuren cholere- die Rückkehr seit langem ausgestorbener bzw. tisch aktiv sind, also den Gallenfluss anregen. fehlender Arten (Heimkehrer), das Sesshaft- Gemeinsam mit den entzündungshemmenden werden von gebietsfremden Arten (Neubürger) Sesquiterpenen verbirgt sich hinter der Schaf- und das Auftauchen von Arten, die sich – aus garbe ein Vielkomponentengemisch, das für welchen Gründen auch immer – bis in unser die unterschiedlichen Wirkungen der Arznei- Gebiet verirren (Irrgäste). Dass nicht alle derar- pflanze verantwortlich gemacht werden kann. tigen Phänomene auf den gegenwärtig heftig diskutierten Klimawandel zurückzuführen sind, Mit Recht zählt die Schafgarbe zu den ältesten beweisen beispielsweise unsere Wassermar- Heilpflanzen und ist auch für uns heute noch der, die Fischotter (Lutra lutra). Einer dan- hilfreich. Ihr Duft, den wir bei einem Spazier- kenswerten Mitteilung von Wolfgang Rowold gang über Weiden und Wiesen wahrnehmen, (Arbeitsgemeinschaft COPRIS) zufolge, beob- beflügelt unsere Seele. achtete dieser in der Nacht vom 20. zum 21. September 2005 gegen 01:00 Uhr nördlich

Fischotter (Zeichnung: Dr. F. Müller) 38 von Kaltennordheim) im Lichtkegel eines star- ken Handscheinwerfers einen Fischotter, den er der Größe nach als subadultes Tier bzw. als Fähe einstufte. Es ist schon 32 Jahre her, dass W. Uloth am 31.08.1973 auf einer Schlickbank der Herpf vor dem NSG „Hembachwald“ einen Otter spürte, der nach älteren Literaturan- gaben (ausgewertet von STUBBE, 1977) in der Rhön nie zu den häufigeren Säugetieren zählte. KAISER (1956, 1961) hielt damals eine Wieder- einwanderung stromaufwärts der Fränkischen Saale sowie der Streu aus dem Main- in das Werragebiet für möglich.

Neubürger: Die Nilgans (Alopochen aegyptiacus) Jürgen HOLZHAUSEN, Biosphären- reservat Rhön/Verwaltung Thüringen

Die Nilgans ist der häufigste Wasservogel Nilgänse in der Rhön Afrikas und ist schon seit längerem ein Brut- (Foto: J. Holzhausen) vogel in europäischen Parkanlagen. Auch als Wildvogel kann die Nilgans in Deutschland als 2002 wurde wiederum am Mühlgraben bei eingebürgert gelten. Kaltennordheim eine Nilgans vom 29. 10. 2002 In Thüringen brütet dieser afrikanische Vogel bis 26. 11. 2002 von mehreren Beobachtern seit einigen Jahren an verschiedenen Stellen. registriert. Im Jahre 2006 brütete die Nilgans erstmals im Am 10. März 2003 tauchten drei Nilgänse an Biosphärenreservat Rhön erfolgreich. Steffen den Überschwemmungsflächen südlich von Weißheit meldete am 21. Juni 2006 ein erfolg- Kaltennordheim auf, drei Tage später waren es reiches Brutpaar mit drei Jungvögeln, die er an nur noch zwei und am 14. März waren keine der Bernshäuser Kutte beobachten konnte. Nilgänse mehr zu beobachten. In den Jahren Ein weiteres Brutpaar wurde uns von Hans 2004 und 2005 wurden uns keine Beobach- Beck aus Stadtlengsfeld gemeldet. Die Nilgän- tungen von Nilgänsen gemeldet. se hatten am Menzengraben bei Stadtlengs- feld außerhalb des Biosphärenreservats Rhön Die vorerst letzte Beobachtung stammt vom gebrütet und fünf Jungvögel aufgezogen. 18. Dezember 2006. Roland Werner konnte nördlich von Kaltensundheim auf einer Wiese Die erste Nilgans im Biosphärenreservat Rhön an der Felda acht Nilgänse beobachten, die in wurde von J. Holzhausen am 23. März 2001 westliche Richtung abflogen. auf einer Wiese am Mühlgraben südlich von Kaltennordheim beobachtet. Der Vogel wurde am gleichen Tag und Ort von Bernd Baumann als männlicher Vogel bestätigt.

39 Irrgäste: ist nicht nachzuvollziehen. Am 29. Juli konnte Gänsegeier (Gyps fulvus) Professor Rochlitzer über dem Graswäldchen Jürgen HOLZHAUSEN, Biosphären- bei Kaltensundheim einen Gänsegeier beob- reservat Rhön/Verwaltung Thüringen achten, der über die „Alte Mark“ nach Reichenhausen in westliche Richtung flog. Ende Mai und Anfang Juni 2006 kam es zu einem bisher in dieser Größe noch nie be- Die letzte Gänsegeiersichtung in der Rhön obachteten Einflug von Gänsegeiern nach datierte zuvor aus dem Jahre 1999. Damals Deutschland. konnten drei Gänsegeier bei Friedelshausen Nachdem am 5. Mai ein wildes Gänsegeier- beobachtet werden, wie sie sich über mehrere Männchen auf einem Falkenhof bei Rieden- Tage an einem toten Rhönschaf zu schaffen burg (in Bayern) auftauchte, häuften sich ab machten. dem 24. Mai die Nachweise, wobei mehrfach größere Trupps bis zu 70 Tiere in Parchim Man vermutet bei dem großen Einflug 2006, (Mecklenburg-Vorpommern) registriert wurden. dass die Tiere aus Südwesteuropa – vielleicht aus Spanien – kamen, wo es die größten Am 24. Mai 2006 meldete Herr Lindemann Geiervorkommen Europas gibt. Dort dürfen aus Oberweid dem Biosphärenreservat Rhön, seit 2006, aufgrund der EU-Hygieneverord- dass über dem Ort in der thüringischen Rhön nung, landwirtschaftliche Nutztiere nicht mehr ca. 30 Gänsegeier kreisen. Die Geier konnten offen liegen gelassen werden. Damit wurden jedoch nicht mehr durch Mitarbeiter der Ver- den Geiern eine wichtige Nahrungsgrundlage waltungsstelle gesichtet werden. entzogen. Nahrungsmangel könnte die Ursa- Klaus Schmidt beobachtete am gleichen Tag che dafür sein, dass die Vögel ihr Glück in der einige Stunden später „vermutlich insgesamt Fremde suchen, um neue Nahrungsgebiete zu 18 Gänsegeier“ von Bad Salzungen über Möh- erkunden. ra nordöstlich in Richtung Eisenach ziehend. Ob es sich um die gleichen Geier handelte,

Gänsegeier über Friedelshausen (Foto: J. Holzhausen, 1999) 40 5) Wirbelstürme in der Rhön Karl-Friedrich ABE, Biosphärenre- servat Rhön/Verwaltung Thüringen, und Roswitha ZÖRNER, Forstamt Kaltennordheim

In der Nacht vom 01. zum 02. Oktober 2006 kam es in der Umgebung von Diedorf zu einem Wirbelsturm. Betroffen waren ein Bu- chenaltholzbestand am Südost-Hang des Hor- bels (ca. 1.700 fm), Gebäude in der Gemeinde Diedorf und Ufergehölze der Felda links der Brücke und entlang der Pappeln an der Straße zum Hohen Asch. Insgesamt zog der Tornado eine Spur mit Schäden von ca. 8 km Länge.

Nach Informationen von Herrn Horst Fulge, ehemaliger Forstamtsleiter des Forstamtes Kaltennordheim, ereignete sich im I. Quartal des Jahres 1995 ebenfalls im Forstort Horbel ein Windwurf durch eine Windhose von ca. 1 ha Buchenaltholz (über 340 fm).

Im Jahre 1997, am Spätnachmittag des 29. Juni, ereignete sich zwischen den Ortschaften Bettenhausen und Helmershausen sowie in Typischer Sturmschaden dem Waldgebiet am Osthang des Hutsbergs (Foto: K.-Fr. Abe) und Richtung Hohe Geba ein großer Sturm, den man ganz sicher auch als Tornado be- Der Wind wurde immer stärker. Ich baumte ab zeichnen kann. und lief schnell zum Auto. Auf der Fahrt durch das Waldgebiet flogen mir bereits Äste entge- Herr Roland Burckhardt aus Bettenhausen war gen und die Bäume neigten sich sehr stark zur Augenzeuge des Sturmes. Er schrieb: Seite. „Der Sonntag begann bereits am Vormittag Als ich zu Hause in Bettenhausen ankam, (10:00 Uhr) mit einer sehr schwülen Tempera- wirbelten mir bereits auf meinem Grundstück tur von ca. 30 Grad und steigerte sich weiter Dachziegel, Zweige und Äste, ein Partyzelt etc. bis zum Nachmittag auf ca. 35 Grad. entgegen. Der Himmel war total verfinstert, der Gegen 16:30 Uhr verschwand die Sonne und Regen prasselte waagerecht an die Häuser. der Himmel trübte ein. Es herrschte absolu- Nach ca. 5-7 Minuten war der Spuk vorbei. te Windstille, als ich mich zur Ansitzjagd am Die Schäden an den Gebäuden, vor allem in Hutsberg begab. Es blieb weiterhin windstill, Helmershausen, waren enorm. Viele Häuser aber der Himmel trübte sich zunehmend ein. waren abgedeckt. Am Kriegerdenkmal aus Es wurde gespenstig still im Wald. dem 1. Weltkrieg wurde eine ca. 200 Jahre Gegen 19:00 Uhr begann ein leichter Wind zu alte Eiche mit samt der Wurzel durch den wehen und ich hörte ein Rauschen und Pfeifen. Tornado herausgehoben. 41 Im Waldgebiet Hutsberg wurde auf einer Wald- Die Spuren der Verwüstung sind heute noch fläche von ca. 60 ha der darauf stockende Bu- zu sehen. Am Forstort Neuberg (entlang des chenholzbestand (ca. 160 Jahre alt) geworfen. Felsens) hat der Tornado ebenfalls auf aber Die Wurfmenge belief sich auf ca. 9.000 fm. kleinerer Fläche gewütet.

Hinterlassenschaften des Sturmes an der Straße zum „Hohen Asch“ (Foto: K.-Fr. Abe) 42 IV. PFLANZEN UND TIERE, BIOTOPE UND LANDSCHAFTEN IM BLICKPUNKT DES ÖFFENTLICHEN INTERESSES

Pflanzen und Tiere des Jahres 2007 (Auswahl)

1) Das Schwarze Kohlröschen kommt aber außerdem fast im gesamten (Nigritella nigra ssp. rhellicani) – Alpenraum, in den Pyrenäen, in den Karpaten Orchidee des Jahres oder auch im Skandinavischen Gebirge vor. H. TEPPNER & E. KLEIN, Als typische Hochgebirgspflanze lebt sie vor- H. BAUMANN, KÜNKELE & wiegend in den Höhenlagen zwischen 1.200 R. LORENZ und 2.300 m, kann aber durchaus 2.800 m er- reichen. Ganz selten kommt sie unter 900 m vor. Im Volksmund auch als Braunelle, Brändli oder Mohrenköpfli bezeichnet, gehört das Schwar- Die Orchidee des Jahres 2007 hat ein vielfäl- ze Kohlröschen, von den Arbeitskreisen hei- tiges Lebensraumspektrum. Sie besiedelt un- mische Orchideen Deutschlands zur Orchidee gedüngte Magerrasen (Blaugrashalden, Borst- des Jahres 2007 gewählt, zu der kleinen Grup- grasmatten), häufig aber auch artenreiche pe der Bergorchideen. Die erste Erwähnung Wiesen oder Zwergstrauchheiden. Sie ist nicht dieser Orchideenart stammt aus den Jahren nur auf Kalk, sondern auch auf Silikatgestein 1561 und 1586. J. CAMERARIUS beschreibt zu finden. Die zierliche Pflanze besiedelt Süd- die Art für die damalige Zeit recht genau: wie Nordhänge, flache und steile Gebiete und „Das ander das kleiner/gewinnt Bletter wie Gipfel, fast immer jedoch nur sonnige Stellen. der Saffran darzu einen bintzechten/glatten Der Blütenstand der 8-20 cm großen Pflanze Stengel Spannen hoch/der tregt Purpurote ist dicht, anfangs kegel-, später dann eiförmig. Blumen/ wie Tausendschoen oder Floramor, Die Lippe der Blüten zeigt im Gegensatz zu allein daß die Farbe tunckler ist. Diese Blumen/ anderen Orchideenarten nach oben und ist so frisch sie sind geben einen gantz lieblichen am Grund weit geöffnet. Von weitem erscheint Geruch. Die Teutschen nennen diß vierdte der Blütenstand fast schwarz, aus der Nähe Geschlecht Creutzblumen. Dieses Geschlecht betrachtet sind die Blüten dunkelbraunrot, wirt viel im Schweitzerlandt gefunden und angebrannt, rußig. Besonders markant ist der werden die Bluemlin gedoer/Dysenteriam intensive Duft nach Schokolade und Vanille. (= Durchfall) und sonst an der Durchlauffen In der Schweiz wird diese Orchidee auch als zu verstopffen eyngenommen. Die Kuehe sind „Schokoladeblüemli“, in Kärnten als „Almva- gern auff den Wiesen/da solche Bluemlen nille“ bezeichnet. Die Laubblätter sind vorwie- auffwachsen/derwegen sie es daselbst Kueb- gend rosettenartig angeordnet, sie sind schmal, rendlin/oder schlecht Brendlin/der schwaertz- lang und rinnig gebogen. Sie erinnern an lichen Farb halben nennen.“ dunkelgrüne etwas bläuliche Grasbüschel. Die Wie aus den volkstümlichen Bezeichnungen Blütezeit liegt je nach Höhenlage des Stand- schon abzuleiten ist, handelt es sich beim orts zwischen Ende Juni und Mitte August. Kohlröschen um eine Orchideenart der alpinen Als Bestäuber wurden vor allem Widderchen Regionen Europas. Die Art ist in Deutschland und Eulenfalter beobachtet. Der Trieb für das auch nur in den Naturräumen „Schwäbisch- Folgejahr entwickelt sich nach der Blütezeit Oberbayerische Voralpen“ und „Nördliche aus der Tochterknolle und wächst bis zur Kalkhochalpen“ in Südbayern zu finden, Erdoberfläche, wo er überwintert. Am Spross- 43 boden bildet sich etwa gleichzeitig eine neue Knolle, die den Vegetationsrhythmus fortsetzt. Im Frühjahr entwickeln sich aus dem überwin- ternden Trieb oberirdische grüne Laubblätter, aus kräftigeren Rosetten Blütentriebe.

An seinen Standorten auf Silikat befindet sich das Schwarze Kohlröschen in Gesellschaft mit Arnika, Mücken-Händelwurz, Wohlriechender Händelwurz, Weißer Höswurz, Besenheide, Bärentraube oder Rostblättriger Alpenrose, auf Kalk zusammen u. a. mit der Mondraute, Gemswurz, mit Steinbrecharten, Läusekräu- tern, Sonnenröschen oder Habichtskräutern. Die Art kann, wie z. B. in den Dolomiten, auch in einer gelbroten Farbvariation vorkommen. Auch ist sie zur Bildung von Hybriden wie z. B. mit der Mücken-Händelwurz (Gymnadenia conopsea) und Wohlriechenden Händelwurz, (Gymnadenia odoratissima) fähig. Neben dem Schwarzen Kohlröschen gibt es noch weitere Nigritella-Arten, so z. B. Rotes Kohlröschen und Widders Kohlröschen, beide Arten sind jedoch noch wesentlich seltener in ihrer Ver- breitung.

Gefährdet ist das Schwarze Kohlröschen durch die Überweidung der Almen, vor allem mit Schafen, genauso aber auch durch Über- düngung, wie sie z. B. im Allgäu teilweise durchgeführt wird. Hinzu kommt die Trittbe- lastung der empfindlichen alpinen Rasen, vor allem in touristisch stark frequentierten Ge- bieten durch Bergwanderer. Die Unsitte des Auf den alpinen Hochgebirgswiesen ist die Abpflückens trägt ebenso zu einem Rückgang Orchidee des Jahres 2007 stellenweise noch bei. Besonders große Schäden entstehen häufig anzutreffen. (Foto: E. Biedermann) aber durch den unverändert anhaltenden Ausbau von Skipisten, Liftanlagen oder dem tersteingebirge, Karwendel und Nationalpark Wegebau zur restlosen Erschließung der Land- Berchtesgadener Alpen) besonders profitiert. schaft. Wenn auch laut Roter Liste noch (!) Die Arbeitskreise Heimische Orchideen wollen ungefährdet, so gehört das Schwarze Kohlrös- mit der Wahl des Schwarzen Kohlröschen auf chen in Bayern zu den besonders geschützten die besondere Problematik des Schutzes und Pflanzen, die vor allem durch die großräumige der Erhaltung der alpinen Lebensräume auf- Ausweisung von Schutzgebieten (Allgäuer-, merksam machen. Ammergauer- und Chiemgauer Alpen, Wet- 44 2) Die Bachnelkenwurz der Naturschutzgesetzgebung ausgewiesen. (Geum rivale L.) – Somit steht die Bach-Nelkenwurz stellvertre- Blume des Jahres tend für eine Vielzahl von Feuchtwiesenarten. Naturschutzzentrum „Alte Warth“/ Ihre Wahl soll daher auch auf die Gefährdung Gumpelstadt hinweisen, die unserer Kulturlandschaft durch Intensivierungsmaßnahmen wie Überdüngung Die Bach- Nelkenwurz ist von der Stiftung oder Entwässerung drohen. Besonders durch „Naturschutz Hamburg“ und „Stiftung zum die verstärkte Trockenlegung von Flächen ge- Schutze gefährdeter Pflanzen“ zur „Blume des rät die Art, die den grundwasserdurchzogenen Jahres 2007“ ausgewählt worden. Boden braucht, immer mehr in Gefahr. Diese Pflanzenart gehört zur Familie der Ro- In einigen Bundesländern wie Sachsen und sengewächse (Rosaceae), die weltweit etwa dem Saarland steht sie bereits auf der „Roten 3.100 Arten umfasst. Darunter sind zahlreiche Liste“ der gefährdeten Arten. Nutz- und Zierpflanzen. Rosengewächse sind in Mitteleuropa weit verbreitet. Ihre Formen Die Bach-Nelkenwurz ist eine 20-60 cm hohe, sind äußerst vielgestaltig. Hecken und Sträu- ausdauernde Pflanze mit einem ca. 15 cm cher und sogar Bäume gehören neben krau- langen Rhizom (Wurzelstock). Rhizome sind tigen Pflanzen dazu. Bekannte Vertreter dieser keine Wurzeln, sondern unterirdisch verdichte- Familie sind neben den sehr zahlreichen Wild- te Sprossachsen, die häufig Stärke speichern. rosenarten, die Brombeeren, der Weißdorn, In Frühjahr greifen die Pflanzen mit Rhizomen aber auch die Gattungen Apfel, Birne, Pflaume auf diese Nährstoffe zurück und treiben aus. und die Eberesche. Nicht ganz so groß wach- Die Bach-Nelkenwurz bildet eine Halbrosette, sende Rosengewächse sind die Erdbeere und die Blätter sind unpaarig gefiedert, wobei das die verschiedenen Fingerkraut-Arten (Potentilla Endblatt größer ist als die restlichen Fieder- spec.) sowie die Gattungen Frauenmantel, blätter. Der aufrechte Stängel ist dicht, aber Odermennig und Nelkenwurz. sehr kurz behaart und rötlich überlaufen. Meist Insgesamt fünf verschiedene Nelkenwurzarten sind im deutschsprachigen Raum bekannt, darunter eben auch unsere Blume des Jah- res 2007, deren Verbreitungsgebiet sich über ganz Europa erstreckt. Nur im Mittelmeerraum und im Hochgebirge ab 2000 m Höhe fehlt sie. In Thüringen hat diese Art Verbreitungs- schwerpunkte in den Gebirgsvorländern von Thüringer Wald, Harz und Rhön sowie in ganz Südthüringen.

Die Bach-Nelkenwurz bevorzugt feuchte Grün- landflächen über wechselnassen bis feuchten Lehm- oder Tonböden. Zu den Lebensraum- typen gehören Nasswiesen, Hochstauden- fluren, Seggenriede und feuchte Bergwiesen sowie lichte Auenwälder, aber auch Gewässe- rufer und Flachmoore. Viele dieser Lebensräu- Die Bachnelkenwurz me sind als Besonders Geschützte Biotope in (Foto: K.-Fr. Abe) 45 stehen zwei bis sechs Blüten in einem locke- 3) Die Waldkiefer (Pinus sylvestris) ren, traubigen Blütenstand; gelegentlich ist nur – Baum des Jahres eine Blüte ausgebildet. Karl-Friedrich GROB, Biosphären- reservat Rhön/Verwaltung Die glockenartig, nickenden und bis zu 1,5 cm Thüringen langen Blüten besitzen 5-6 gelblichrote Blüten- blätter. Die darüberliegenden Kelchblätter sind Allgemeines und Verbreitung braunrot und verdecken diese größtenteils. Mit der Gemeinen oder Waldkiefer wurde Die Pflanze blüht von April bis Juli und wird dieses Jahr vom Kuratorium „Baum des Jah- vorwiegend von Hummeln, Bienen oder res“ eine Baumart ausgewählt, die allgemein Schwebfliegen bestäubt. Dabei beißen die bekannt und nicht selten ist. Große Teile des kurzrüsseligen Erdhummeln die Blüten oftmals norddeutschen Tieflandes sind mit Kiefern von oben an, um an den reichlichen Nektar zu bestockt. In Thüringen ist die Gemeine Kiefer kommen. mit 15,3 % am Waldaufbau beteiligt. Sie wurde seit dem 19. Jahrhundert vom Menschen über Den Fruchtstand bilden fedrige Schließfrüchte, ihr eigentliches Verbreitungsgebiet hinaus an- die sich an vorbeikommenden Tieren festha- gepflanzt. Trotzdem ist es sinnvoll sich mit der ken können und so verbreitet werden (Klett- Kiefer zu beschäftigen, denn sie hat eine Reihe früchte). von Merkmalen, die sie einzigartig machen.

Der deutsche Name Bach-Nelkenwurz gibt einen Hinweis auf den Lebensraum sowie den beim Zerreiben des frischen Rhizoms charak- teristischen Geruch nach Nelken und auch der botanische Name „rivale“ bedeutet am Bach wachsend.

Das Rhizom enthält Gerbstoffe und bis 0,15 % ätherisches Öl, das vorwiegend aus Eugenol besteht und damit den nelkenartigen Geruch ausmacht. Die Anwendung der Bach-Nelken- wurz erfolgt ausschließlich in der Volksmedizin, da es bisher keine wissenschaftliche Begrün- dung für die Anwendung als Arzneimittel gibt. Überliefert ist die Verwendung bei Durchfaller- krankungen und als adstringierendes (zusam- menziehendes) Mittel bei Schleimhaut- und Zahnfleischentzündungen, bei Frostbeulen und Hämorriden.

Auf Grund des nelkenartigen Geruchs fand sie früher bei der Zubereitung von Kräuterlikören und beim Kochen als Nelkenersatz Anwen- dung. Die Waldkiefer (Foto: K.-Fr. Grob) 46 Kiefern sind interessante Bäume. Bis auf eine cm in einem Kurztrieb. Die in den Alpen hei- Ausnahme, Pinus merkusii, sind sie auf der mische Zirbelkiefer (Pinus cembra) sowie die gesamten Nordhalbkugel der Erde mit etwa aus Amerika eingebürgerte Weyhmouthskiefer 100 Arten vertreten. Auf Grund unterschied- (Pinus strobus) zählen zu den „fünfnadeligen“ licher Standortansprüche können sich Kiefern Kiefernarten. Die Weymouthskiefer ist ein in einem breiten Spektrum an Lebensräumen Negativbeispiel für den Anbau ausländischer behaupten. Auch die weltweit ältesten Bäume Baumarten bei uns. sind Kiefern: Nämlich die Grannenkiefern (Pi- nus aristata), die in der Sierra Nevada im Wes- Ihre wirtschaftlichen Vorteile wie Schnellwüch- ten der USA wachsen. Die ältesten Exemplare sigkeit und Frosthärte werden durch die Anfäl- dieser Kiefernart sind ca. 3.700 Jahre alt. ligkeit gegenüber einem Rostpilz, der auch die Das Verbreitungsgebiet der Gemeinen Kiefer Zirbelkiefer als Wirt nutzt und hier unauffällig geht von den Alpen über Ostdeutschland und ist, gefährdet. Dieser Pilz wurde nach Ame- Skandinavien bis nach Sibirien. Auch wenn sie rika verfrachtet und richtet dort erhebliche in den Alpen stellenweise in Höhenlagen von Schäden an. Man versucht dort diesen Pilz 2000 Meter noch zu finden ist, ist die Waldkie- durch Ausschaltung der Zwischenwirte, das fer hauptsächlich als Baum der Tieflagen im sind Stachelbeerarten, zu bekämpfen. Weitere kontinental getönten Klimabereich zu betrach- Kiefernarten, die bei uns angepflanzt wurden, ten. sind unter anderem die Latschenkiefer Pinus mugo und die südeuropäische Schwarzkiefer Stellung in der Pflanzensystematik (Pinus nigra). und äußere Merkmale der Waldkiefer Der deutsche Name „Kiefer“ leitet sich wahr- Latschenkiefern kann man im Schwarzen scheinlich von den Worten „Kien“ (= harz- Moor finden. Die auffällig langnadeligen reiches Holz) und „Föhre“ her. Auch andere Schwarzkiefern werden besonders gern auf Namen, wie Föhre, Fuhre oder Forche, sind trockenen Kalkböden und auch als Zierbäume gebräuchlich. angebaut. Kiefern sind einhäusig. Männliche und weibliche Blüten entwickeln sich hier am Die Kiefern werden in der Pflanzensystematik selben Baum bzw. Ast. Der von den männ- der Familie der Pinaceae und hier wiederum lichen Blüten produzierte feinpulvrige und der Gattung Pinus zugeordnet. Der wissen- schwefelgelbe Blütenstaub wird vom Wind zu schaftliche Gattungsname Pinus kommt aus den weiblichen Blüten transportiert. dem lateinischen pinum und bezeichnet spitze, Bei erfolgter Bestäubung entwickeln sich klei- stechende Gegenstände, wie Wurfspieße. Der ne Zapfen, deren Samen im Herbst des fol- Artname „sylvestris“ bezieht sich auf das latei- genden Jahres reifen. Die geflügelten Samen nische Wort „Silva“, was „Wald“ bedeutet. werden dann vom Wind aus denen sich bei Kiefern sind Nadelbäume, wo zwei bis fünf Wärme öffnenden Zapfen bis zu zwei Kilome- relativ lange Nadeln sich aus einem Kurztrieb ter weit getragen, wo sie dann keimen und entwickeln. Die Anzahl der in einem Kurztrieb sich zu Bäumen entwickeln können. Dadurch vereinigten Nadeln ist auch ein Artunterschei- können Kiefern in kurzer Zeit taugliche Le- dungsmerkmal der verschiedenen Kiefern- bensräume besiedeln. Sie sind so genannte arten. Pionierpflanzen. Alte Waldkiefern haben zweierlei Rinde. Die so Die heimische Kiefer (Pinus sylvestris) verei- genannte Spiegelrinde in den oberen Stamm- nigt zwei Nadeln mit einer Länge von 4 bis 7 bereichen ist fuchsrot. Mit zunehmendem Alter 47 entwickelt sich im unteren Stammbereich eine Die Zeit der Kiefer kam im ausgehenden graue rissige Borke. Die Waldkiefer wird bis Mittelalter, als man nach anspruchslosen zu 600 Jahre alt und 40 m hoch. Ihre tiefge- Baumarten suchte, um die verödeten Brach- henden Pfahlwurzeln können Tiefen von 8 m flächen aufzuforsten. Bekannt geworden sind und seitwärts streichend bis 16 m weit rei- hier die Saaten von Peter Stromeier im Nürn- chen. Die Kronenform ist oft von der Höhenla- berger Reichswald um 1368. ge des Standortes abhängig: Flachlandformen So wurden auch in der Rhön viele Kalkmager- zeigen breite, flache bzw. pilzförmige Kronen, rasen mit Kiefern aufgeforstet. Auf Kalkboden während die in den Mittelgebirgen heimische ist die Wald-Kiefer aber nicht heimisch und so genannte Höhenkiefer einen schlanken, zeigt dieses durch Kümmerwuchs und Nadel- fichtenähnlichen Habitus entwickelt. gelbfärbung (Kalkchlorose). Tote Äste werden am Stamm relativ schnell zersetzt und abgeworfen. Waldkiefern sind Lichtholzarten. Sie stellen zwar nur geringe Ansprüche an Klima und Bo- An frisch abgesägten Stämmen erkennt man den, benötigen aber viel Licht im Kronenraum an der Schnittfläche einen rotbraunen Kern im und benötigen hierzu große Abstände zueinan- Zentrum und einen gelben Splint am Rand. der. Durch diese Weitstellung gelangt viel Licht Das Holz ist weich, gut spaltbar und hat eine auf den Waldboden, so dass sich eine dichte mittlere Rohdichte von 0,49 g/cm3. Vegetationsdecke bilden kann. Auf armen Kiefernholz reagiert auf Verletzungen mit star- Sandböden besteht diese dann oft aus Heide- kem Harzfluss. kraut, Blau- und Preißelbeeren, die ihrerseits wieder genutzt werden können. Spechte und Ökologische Bedeutung Eichhörnchen fressen mit Vorliebe die Samen Die Waldkiefer zeichnet sich durch eine große aus den Zapfen. Dem aufmerksamen Wan- Bandbreite hinsichtlich ihrer Ansprüche an derer fallen die Stellen im Wald auf, an denen Standort und Klima aus. So kann sie hohe diese Tiere einen Zapfen bearbeitet haben. Berge, trockene Sanddünen aber auch Hoch- Auch eine ganze Reihe von Organismen wie moore besiedeln. Pilze und Insekten nutzt die Kiefer als Nah- rungsgrundlage, nicht immer zu deren Vorteil. Ihr weit streichendes Wurzelwerk saugt jeden Kiefernpollen sind auch eine Bienennahrung. Tropfen Wasser aus dem Boden. Deshalb bestehen die auf den Sandböden stocken- Wirtschaftliche Bedeutung der Wald- den Wälder der Mark Brandenburg zu 82 % kiefer aus Kiefern. Optimal für den Kiefernanbau Die größte wirtschaftliche Bedeutung der sind sandig-lehmige Böden und kontinentales Waldkiefer liegt in der Holzproduktion. Kiefern Klima. Hier bringt sie die besten Wuchsleistun- sind im Alter von 100 bis 120 Jahre hiebsreif, gen. liefern ein Holz, welches in Festigkeit das Fich- tenholz übertrifft und im Innenausbau durch Kiefern waren mit Birken zusammen die Erst- seine Farbigkeit Akzente setzt. Der Harzreich- besiedler der nacheiszeitlichen Tundra. Mit zu- tum macht Kiefernholz außerdem haltbar und nehmender Klimaerwärmung wurden sie von widerstandsfähig gegen Feuchtigkeit.Aber die Hasel, Eichen und zum Schluss von Buchen Kiefer bietet noch andere Verwendungsmög- auf jene Standorte zurückgedrängt, die diesen lichkeiten, die aber in der heutigen Gesell- Baumarten nicht zusagten. schaft keine große Bedeutung mehr haben.

48 Bis zur Wende wurden in der DDR Kiefern, die Kulturelle Aspekte 10 bis 12 Jahre vor der Hiebsreife standen, Im Gegensatz zu vielen Laubbaumarten hat „geharzt“. Hierzu wird im unteren Stammbe- die Kiefer in der mitteleuropäischen Volkskultur reich die grobe Borke abgeschabt. Man nennt keine tragende Rolle gespielt. Das hängt sicher diesen Vorgang „Röten“. Auf dieser relativ ebe- damit zusammen, dass Deutschland in seinem nen Fläche werden beiderseits einer senkrecht Kernbereich ein Laubwaldgebiet ist und die verlaufenden Rille v-förmige Rillen in das Holz Kiefer erst seit dem späten Mittelalter künstlich geschnitten, die so genannten Lachten. angesiedelt wurde, als sich das Brauchtum Infolge dieser Verletzung produziert der Baum des Volkes schon weitgehend entwickelt und vermehrt Harz, um eindringende Keime abzu- an anderen Bäumen orientiert hatte. wehren. Dieses Harz kann dann in Töpfen auf- gefangen und der Industrie zur Verfügung ge- In Japan hingegen ist die Kiefer tief im Brauch- stellt werden. Der Harzfluss ist von Temperatur tum verwurzelt und wird entsprechend verehrt. und Luftfeuchtigkeit abhängig und man kann Nicht zuletzt soll das Rauschen des Windes im je nach den äußeren Bedingungen zwischen Kiefernwald besonders intensiv klingen. 1,5 und 4 kg Harz pro Baum und Jahr gewin- nen. Der Ertrag wurde durch die Anwendung Zusammenfassung von Reizmitteln, die den Harzfluss anregen, Zusammenfassend ist zu sagen, dass die noch gesteigert. Aus dem Harz wurden äthe- Waldkiefer einst vielseitig verwendet wurde rische Öle, Terpentin und Kolophonium und und ihre heutige Verbreitung dem Menschen andere chemische Grundstoffe gewonnen. verdankt, der in der beginnenden Neuzeit Da durch die Baumverletzung Holzschäden nach Baumarten mit schnellem Wachstum und und Stammverformungen entstehen und die großer Anspruchslosigkeit suchte, um auch chemischen Bestandteile günstiger hergestellt öde Standorte forstwirtschaftlich zu nutzen. werden können, wird diese Art der Rohstoffge- Dass hierbei auch standortwidrige Auffors- winnung heute nicht mehr praktiziert. tungen stattfanden, sollte uns nicht daran Vor der Erfindung des elektrischen Lichts wur- hindern, die Schönheiten eines lichtdurchflute- den so genannte Kienspäne, in Harz getauchte ten Kiefernaltbestandes zu genießen und uns Holzstücke, zur Beleuchtung der Bauernhäu- dabei daran zu erinnern, dass die interessante ser verwendet. Auch Ruß, der für Tinten ge- Kiefer der Baum des Jahres 2007 ist. braucht wurde, sowie Kienöl, Pech und Teer ließen sich durch thermische Destillation aus Kiefernholz herstellen.

Die an ätherischen Ölen reichen Nadeln ver- wendete man früher zur Behandlung von Atemwegserkrankungen. Auch heute noch wird der Kiefernduft als Badewasserzusatz zur Entspannung der Atemwege genutzt. Nicht zuletzt soll die Nutzung der Kiefer als Brennholzlieferant noch genannt werden. Auch als Weihnachtsbäume waren oder sind junge Kiefern vor allem in zentralbeheizten Woh- nungen beliebt, da sie ihre Nadeln auch bei Aus den geöffneten Zapfen fallen die Samen der Trocknung nicht abwerfen. heraus (Foto: R. Werner) 49 4) Die Puppenkernkeule (Cordyceps misphäre. In Deutschland gibt es zahlreiche militaris) – Pilz des Jahres Nachweise aus vielen Gebieten, u. a. von fast Peter BAUER Meiningen, allen ostfriesischen Inseln. Aus dem gesamten Pilzsachverständiger der DGfM Biosphärenreservat Rhön existieren drei Nach- weise. In Südthüringen wurde, soweit bekannt, Unter den bisherigen Pilzen des Jahres ist die der Pilz vor Jahren im Raum Wasungen gefun- Puppenkernkeule der erste, den man nach den, weiterhin 1997 im Raum Themar (Einge- der Ernährungsweise den Parasiten zuordnen fallener Berg) sowie im Raum Schleusingen bei kann. Der Fruchtkörper ist gestielt zungenför- Geisenhöhn. mig bis keulig, mehr oder weniger orangefar- ben. Die Oberfläche erscheint rauhlich durch In Europa sind 14 Arten der Gattung Cordy- die Mündungen der eiförmigen Kammern ceps bekannt. Parasiten auf weiteren Insek- (Perithezien) dicht unter der Oberfläche. In ten und auch auf anderen Pilzen. Weltweit diesen befinden sich Schläuche (Asci) mit den spricht man von ca. 450 Cordyceps-Arten. Sporen. (Einen näheren Eindruck bekommt Bei uns kann der Pilz des Jahres 2007 kaum man auf der DGfM-Abbildung). Der Pilz ist verwechselt werden, vielleicht mit einer ähn- etwa 4-6 cm hoch und ca. 0,5 cm breit. lichen weißlichen Art. In einem umfangreichen chinesischen Pilzbuch sind jedoch eine ganze Anzahl sehr ähnlich aussehender Cordyceps- Arten abgebildet. Die Puppenkernkeule trägt zu einem natürlichen Gleichgewicht in der Natur bei: Gibt es viele Schmetterlinge, ist das „Nahrungsangebot“ für den Pilz groß, er wird häufiger. Die Anzahl der Insekten verringert sich, die Vorkommen der Pilzart ebenfalls. Sol- che Beispiele sind im Haushalt der Natur sehr vielfältig (u.v.a. die Relationen zwischen der Anzahl von Mäusen und Mäusebussarden).

Abschließend soll erwähnt werden, dass ins- besondere in China und Japan seit vielen hun- dert Jahren einer Cordyceps-Art (C. sinnensis) und auch unserem Pilz des Jahres zahlreiche Heilwirkungen zugesprochen werden. Die Puppenkernkeule fruktifiziert etwa von (Die Chinesische Keule, Cordyceps sinnensis, August bis November in Wäldern, auf Wie- ist in Deutschland von verschiedenen An- sen sowie in Gärten einzeln oder gesellig. bietern als Pilzpulver oder Extrakt erhältlich). Sie wächst scheinbar auf dem Boden. Beim Nachgraben findet sich am Grunde des Stiels Aus verschiedenen Ländern (China, Japan, immer eine Schmetterlingspuppe, meist von USA) sind klinische Studien bekannt. Zahl- Nachtfaltern. Der Pilz dringt als Spore para- reiche weitere Pilzarten gelten insbesondere sitisch in die lebenden Insekten ein, tötet sie in asiatischen Ländern als „Heilpilze“. Es kann und wächst daraus. Er ist mehr oder weniger durchaus möglich sein, das sich darüber mehr häufig, wird jedoch oft übersehen. Die globale und mehr fundierte Kenntnisse auch in Europa Verbreitung erstreckt sich über die Nordhe- entwickeln. 50 5) Der Turmfalke (Falco tinnunculus) vergangenen Jahr mit der Wahl des Kleibers – Vogel des Jahres wurde dieses Jahr wieder ein Vogel ausge- Jürgen HOLZHAUSEN, Biosphären- wählt, der in seinen Beständen nicht akut reservat Rhön/Verwaltung gefährdet ist. Doch der erste Eindruck trügt, Thüringen denn die Bestandszahlen gehen zurück. Es fehlt an Nistmöglichkeiten und Nahrung. Vielerorts brütet der Turmfalke bevorzugt in Kirchtürmen und anderen hohen Gebäuden, Der Turmfalke benötigt eine offene und ab- und fast jeder Bewohner der Rhön hat ihn wechslungsreiche Kulturlandschaft mit Äckern schon über den Feldern „rüttelnd“ in der Luft und Feldgehölzen als Lebensraum. Bevorzugt gesehen. jagt er Feld- und Wühlmäuse sowie andere Der Turmfalke wurde vom Naturschutzbund Kleinnager, in den Dörfern alternativ Kleinvögel, Deutschland (NABU) und vom Landesbund für aber auch Käfer und Eidechsen verschmäht er Vogelschutz in Bayern (LBV) gemeinsam zum nicht. Früher gab es in fast jeder Ortschaft und Vogel des Jahres 2007 ausgewählt. Wie im jeder Stadt Turmfalken, doch durch Renovie- rungsmaßnahmen an Gebäuden wurden ihm vielerorts die Nistmöglichkeiten genommen. Durch die Strukturverarmung von Agrarland- schaften wird ihm das Leben auf „dem Lan- de“ zusätzlich erschwert. Daher müssen wir uns zukünftig bemühen, die Lebensräume zu erhalten oder zu verbessern, so dass auch der Turmfalke uns mit seinem Rüttelflug über den Feldern noch lange erfreuen kann.

Zur Phänologie Der Turmfalke ist ein Mittel- und Kurzstrecken- zieher, ein Teil der Vögel überwintert jedoch im Brutgebiet und besetzt seine Brutreviere ab Mitte März. Junge Paare kommen meist etwas später in ihre Brutreviere zurück. Ab Ende März bis Ende April wird das Gelege erstellt.

Zur Brutbiologie Turmfalken sind Nachnutzer von Krähen- und Elsternestern. Das Weibchen bebrütet meist einmal im Jahr vier bis sechs Eier. Die Brut- dauer beträgt 27 bis 32 Tage und die Auf- zucht, die überwiegend durch das Männchen erfolgt, ist nach ca. 30 Tagen abgeschlossen. Die Jungvögel, die eine Körpergröße von 35 cm und eine Flügelspannweite von 75 cm er- reichen, werden jedoch mindestens noch vier Auf einem Ansitz beobachtet der Turmfalke Wochen außerhalb des Nestes (Bettelflugpha- sein Revier (Foto: J. Holzhausen) se) gefüttert. 51 6) Die Schleie (Tinca tinca) – Fisch des Jahres Naturschutzzentrum „Alte Warth“/ Gumpelstadt

Vom Verband der Sportfischer in Deutschland und dem Kuratorium für Fischerei und Gewäs- serschutz in Österreich wurde gemeinsam die Schleie zum Fisch des Jahres 2007 gewählt. Mit dieser Wahl soll auch auf eine bisher weni- ger gefährdete Süßwasserfischart hingewiesen werden, deren Verbreitungsgebiet den größten Teil Europas umfasst. Nur in Teilen Griechen- lands und der dalmatinischen Adriaküste, in Schottland, auf Island sowie in Nordskandina- vien und in Nordrussland ist sie nicht zu fin- den. Dabei wurden einige Exemplare in Ge- wässern in einer Höhe bis 1.600 m NN, aber auch im Brackwasser der östlichen Ostsee schon gefunden. Andere Bezeichnungen für diese Fischart sind Schuster oder Schlie. Die Schleie gehört zur Familie der Karpfenfische (Weißfische). Mit 275 Gattungen und etwa 2.000 Arten sind diese die artenreichste Fisch- familie der Erde. In den europäischen Binnen- gewässern kommen 23 Gattungen mit etwa 80 Arten vor. Zeichnung: aus HORST MÜLLER, Fische Europas, Neumann-Verlag Leipzig-Radebeul, Die Schleie lebt fast nur in stehenden Gewäs- 1983 sern mit schlammigem oder sogar torfigem Boden, sie ist also in Seen, Teichen und Tüm- sicher ist. Ihr mäßig gestreckter Körper ist von peln und seltener in langsam fließenden Flüs- tief in der Haut steckenden kleinen Schup- sen zwischen Pflanzen oder in Bodennähe zu pen bedeckt und dunkeloliv gefärbt. Der ca. finden. In unserer Region ist sie in fast allen 50 cm (selten bis zu 70 cm) lange Fisch wirkt Karpfenzuchtgewässern (Teichen) vorhanden. weich und schlüpfrig (Namensgebung). Die Weitere Vorkommen sind z. B. das Forstloch Schleie besitzt kleine Augen und eine kleine bei Immelborn, die Kiesgruben zwischen Mundspalte. In den Mundwinkeln sitzt je ein Barchfeld und Bad Salzungen oder der Stau Bartfaden. Sie ist ein ausgesprochener Grund- in der Grimmelbachliete zwischen Kaltennord- fisch, der erst in der Dämmerung aktiv wird. heim und Kaltensundheim. An tieferen Stellen überwintert sie im Schlamm vergraben. Dieses Eingraben geschieht jedoch Das äußere Erscheinungsbild der Schleie auch bei zu hohen Temperaturen im Sommer. weicht von den verwandten Arten erheblich Der Stoffwechsel wird stark eingeschränkt und ab, so dass eine Verwechslung kaum mög- sie fällt in eine Art Hitzekoma und kann da- lich und ihre systematische Einordnung nicht durch sogar ein kurzfristiges Austrocknen des 52 Gewässers überstehen. Schleien haben sich 7) Der Landkärtchenfalter (Araschnia also an unterschiedlichste Lebensverhältnisse levana L.) – Schmetterling des Jahres gut angepasst. Dies zeigt auch ihre Unemp- Naturschutzzentrum „Alte Warth“/ findlichkeit gegenüber hohen und niedrigen Gumpelstadt Wassertemperaturen, welche dann zu einer Schwankung im Sauerstoffgehalt des Wassers Seit 2003 wird der Schmetterling des Jahres führen. gekürt. In diesem Jahr wurde das Landkärt- chen ausgewählt. Diese Schmetterlingsart Die Laichzeit erstreckt sich je nach Lebens- gehört zur Familie der Edelfalter, deren be- raum sowie Höhenlage des Gewässers von kanntesten Vertreter sicherlich der Kleine April bis August. Bei Wassertemperaturen von Fuchs (Aglais urticae), das Tagpfauenauge 18-20 °C werden am Ufer die 1 mm dicken (Inachis io) oder der Admiral (Vanessa atalanta) Eier portionsweise in Abständen von ein bis sind. zwei Wochen an Wasserpflanzen abgelegt. Landkärtchen stehen in Deutschland noch Nach drei bis vier Tagen schlüpfen die Larven nicht auf der Roten Liste bedrohter Arten, tre- und heften sich mit Klebdrüsen an die Pflan- ten aber in der Regel nicht besonders häufig zen fest, bis sie schwimm- und fressfähig sind. auf. In allen geeigneten Lebensräumen in un- Die Schleie wächst langsam (abhängig von serer Region ist die Art zu finden, bevorzugt im Temperatur, Nahrungsangebot und Siedlungs- Hügelland und in niedrigeren Gebirgslagen. In dichte) und erreicht nach drei Jahren eine aktuellen Verbreitungskarten sind sowohl die Länge von 20-30 cm sowie ein Gewicht von gesamte thüringische Rhön, das Liebenstei- 200-300 g. ner Zechsteinband sowie die Region Hainich -Eichsfeld-Werratal enthalten. Die Nahrung der Schleie besteht aus Kleintie- Die Zeichnung der Flügelunterseiten ähnelt ren der Uferregion (wirbellose Tiere wie kleine einer Landkarte, woraus der Name abgeleitet Muscheln und Schnecken) aber auch Pflan- wurde. In einem Jahr gibt es mindestens zwei zen. Die Schleie ist ein wichtiger Speisefisch mit zartem, wohlschmeckendem Fleisch. In natürlichen Gewässern wird sie meist mit Zug- netz gefischt und im Karpfenteich als Beifisch gezüchtet. In den meisten Bundesländern wird sie als nicht gefährdet eingestuft. Zur Siche- rung der Schleienbestände in heimischen Gewässern ist ein Einsatz für naturnahe Ge- wässer erforderlich.

Eiablage an Brennnesseln Foto: aus „Schmetterlinge Baden-Württembergs“, Band 1, ULMER-Verlag Stuttgart, 1993 53 sein, denn auf Grund des warmen Wetters im vergangenen Jahr gab es bereits 2006 außer- gewöhnlich viele Exemplare. Daher könnte es also viel Nachwuchs geben.

Das Landkärtchen gehört zu den Waldarten. Typische Lebensräume sind die Randstruk- turen feuchter Laub- oder Nadelmischwälder, d. h. hochstaudenreiche, sonnige Waldsäume und Waldwege, Waldwiesen und -lichtungen. Tiere der Frühjahrsgeneration fliegen auch in Frühjahrsform etwas entferntere Streuobstbestände. Für den Foto: aus „Schmetterlinge Baden-Württem- aufmerksamen Beobachter leichter zu finden bergs“, Band 1, ULMER-Verlag Stuttgart, 1993 sind sie aber auch in Parklandschaften und Gärten auf Schlehen- oder Weißdornbüschen. Generationen, wobei die zweite Generation Wichtig scheint aber immer das Vorkommen stets die individuenreichere ist. Der Falter er- von reichen Beständen an Doldenblütlern scheint meist in der zweiten Aprilhälfte und er- (Bärenklau, Wiesenkerbel, Wilde Möhre) zu reicht im Mai einen ersten Höhepunkt. In sehr sein. Schattige Lebensräume wie Waldwege heißen Jahren können dann schon Anfang Juli und -lichtungen oder feuchte Wiesenränder Falter der Sommergeneration gesehen wer- mit Beständen der Brennnessel sind dagegen den, meist geschieht dies jedoch erst Ende für die Eiablage entscheidend. Die Weibchen Juli. Interessanterweise sind die beiden Ge- beider Generationen legen zwischen acht und nerationen durch unterschiedliche Farbmuster zehn grüne Eier in Form kleiner Eitürmchen an gekennzeichnet. Dabei schlüpfen im Frühjahr dieser Pflanzenart ab. Aus den Eiern schlüpfen gelb-braun gefärbte Schmetterlinge aus den schwarze Raupen, die dunkle Dornen tragen. Puppen, die Sommergeneration hingegen hat Charakteristisch sind dabei besonders zwei eine dunkle Grundfarbe mit weißen Bändern Stirnzapfen, die sie beispielsweise von den und gelblichen Flecken. Landkärtchen sind ähnlichen Tagpfauenaugen-Raupen unter- damit die einzige heimische Tagfalterart mit scheiden. diesem Farbwechsel. Diese auch als Saisondichromismus bezeich- nete Besonderheit beruht auf der unterschied- lichen Dauer der Tageshelligkeit während der Verpuppungsphase. Die dunkle Sommerform entwickelt sich also, wenn die Zahl der hellen Tagesstunden die der dunklen Nachtstunden übertrifft. Im Winter, wenn die Puppe dem verkürzten Tageslicht ausgesetzt ist, entwickelt sich dagegen die gelb-braune Frühjahrsgene- ration. Lange Zeit hielten selbst Schmetterlingsex- perten beide Generationen für verschiedene Sommerform Arten. Voraussichtlich wird das Landkärtchen Foto: aus „Schmetterlinge Baden-Württembergs“, im Jahr 2007 besonders gut zu beobachten Band 1, ULMER-Verlag Stuttgart, 1993 54 Auch der Admiral oder der Kleine Fuchs legen 8) Der Elch (Alces alces) – ihre Eier an Brennnesseln ab. An Stellen mit Wildtier des Jahres diesen Raupen wird man jedoch vergeblich Walter ULOTH, Seeba nach Raupen des Landkärtchens suchen. Die Raupen sitzen anfangs immer gesellig an Die neben dem engl. Namen „Moose“ eben- den Unterseiten der Brennnesselblätter. Mit falls gebräuchliche Benennung „Elk“ hat schon dem Wachsen der Pflanze wandern die Rau- mehrfach zu Verwechslungen bis hin zu Über- pen nach oben, so dass sie immer die gleiche setzungsfehlern geführt, weil der letztgenannte frische Nahrung finden können. Später ver- Name auch für den amerikanischen Rothirsch, streuen sie sich dann, um sich zu verpuppen. den Wapiti, üblich ist. Nach zwei bis drei Wochen schlüpft dann die Sommergeneration oder aber die Tiere über- wintern als Puppe. Im nächsten Jahr entsteht daraus die Frühjahrsgeneration. Das Landkärtchen ist ein eifriger Blütenbe- sucher. Wichtigste Nahrungspflanzen für die Sommergeneration sind die bereits oben genannten weißblühenden Doldengewächse. Das Nahrungsspektrum der Frühjahrsgenera- tion ist noch unzureichend bekannt. Löwen- zahn, Sumpf-Dotterblume oder Sternmiere sowie Schlehen gehören auf jeden Fall aber dazu.

Diese enge Beziehung zu ihren spezifischen Nahrungspflanzen ist von entscheidender Zeichnung: Dr. Franz Müller Bedeutung für den Schmetterlingsschutz insgesamt. Schutz unserer Tagfalter bedeutet Dass die Schutzgemeinschaft Deutsches Wild deshalb auch immer Schutz der entspre- den Elch zum Wildtier des Jahres 2007 gekürt chenden Nektarspender sowie der jeweiligen hat, liegt nicht etwa in dessen Körpergröße Nahrungspflanzen für die Raupen. begründet (größte Hirschart überhaupt und Als wichtigste Schutzmaßnahme für das Land- größtes europäisches Landsäugetier). Vielmehr kärtchen ist daher zu empfehlen, während der soll wiederum auf ein wildlebendes Säugetier Raupenzeit von Mitte Mai bis Anfang Juli und aufmerksam gemacht werden, das auf na- August bis September auf die Beseitigung von türlichem Wege wieder in die freie Wildbahn Brennnesselfluren an schattigen Waldrändern Deutschlands zurückkehrt. oder Waldwegen zu verzichten oder zumindest Das seit 1957 beobachtete Einwechseln strei- nur einen schmalen Streifen entlang abzumä- fender polnischer Elche u. a. im Oderbruch hen. oder Spreewald deutet schon auf den bevor- zugten Lebensraum dieses Großsäugers hin, nämlich auf sumpfige Waldgebiete bzw. wal- dige Feuchtgebiete, einschließlich Auwälder, in denen ausreichend Wasserpflanzen und Weichhölzer als natürliche Äsung zur Verfü- gung stehen. 55 Die im nördlichen Eurasien und Nordamerika er in kleinen Gruppen vor, selten in größeren natürlich verbreitete Hirschart wird in sechs Beständen. Der Hopfen treibt aus einem Wur- bis acht Unterarten aufgegliedert. Eine relativ zelstock (Rhizom) aus, die oberirdischen Triebe kleine Form, der Kaukasische Elch, ist erst um sterben nach der Samenreife ab. Die Wildform 1900 ausgestorben. erreicht Höhen von zwei bis sechs Metern. Vertreter unserer Unterart, Alces a. alces, Der Hopfen ist eine zweihäusige Pflanze, der werden seit 1937 in der ehemaligen UdSSR männliche Blütenstand eine Rispe, der weibli- domestiziert. Außerdem sind sie in Schwe- che ein eiförmiges, ähriges Kätzchen den, Finnland und Russland vielerorts bereits (die so genannten Hopfendolden). Die Wild- bis zum Rand von Siedlungen vorgedrungen. form kommt vor allem in Flusstälern vor, in Bemerkenswert sind die großen Wanderungen der Thüringischen Rhön u. a. im Ulstertal. (Migrationen), die zwischen Sommer- und Wintereinständen bzw. hin zu den traditionellen Brunftplätzen zurückgelegt werden.

9) Der Hopfen (Humulus lupulus L.) – Arzneipflanze des Jahres Naturschutzzentrum „Alte Warth“/ Gumpelstadt

Der Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde an der Universität Würz- burg möchte mit der Wahl des Hopfens zur Arzneipflanze des Jahres 2007 eine Kultur- pflanze würdigen, die nicht nur im Brauereiwe- sen, sondern zunehmend in modernen Phyto- pharmaka verwendet wird. Natürlich denkt fast ein jeder von uns beim Begriff Hopfen zuerst an ein alkoholisches Produkt und bringt ihn in Verbindung mit seiner Lieblingsbiersorte. Die Extrakte aus den Hopfenzapfen werden aber auch häufig mit Extrakten aus Baldrianwurzeln kombiniert und sind in dieser Zusammen- Zeichnung: aus MIESSNER, ECKART: Blumen setzung in zahlreichen Schlaf- und Beruhi- in Wald und Flur, URANIA-Verlag, Leipzig-Ber- gungsmitteln als Wirkstoff enthalten. Seit dem lin-Jena, 1965 vergangenen Jahrhundert hat der Hopfen in dieser Kombination mit Baldrian dabei seinen Die Kultursorten des Echten Hopfens werden festen Platz als Phytotherapeutikum gefunden. landwirtschaftlich angebaut, wobei sich die wichtigsten Anbaugebiete in der Hallertau/ Die Wildform des Echten Hopfens (Humulus Bayern und im Schussental zwischen Tettnang lupulus L.), der zur Familie der Hanfgewächse und Ravensburg/Baden-Württemberg befin- (Cannabinaceae) gehört, wächst bevorzugt den. Alljährlich ab Ende März wird der Hopfen auf stickstoffreichen Standorten mit höherer in Gerüstanlagen, den so genannten Hopfen- Bodenfeuchte, wie z. B. in Auwäldern oder an gärten, kultiviert. Zwei oder drei Triebe werden Waldrändern und Gebüschen. Meist kommt um einen Draht als Kletterhilfe gelegt und 56 wachsen bis Ende Juli auf eine Höhe von bis n. Chr. aus der Hallertau, die erste Erwähnung zu sieben Metern. Die Pflanze windet sich im als Brauzusatz aus dem Jahre 1079. Hopfen Uhrzeigersinn und kann bis zu 30 cm inner- diente aufgrund seiner ätherischen Öle auch in halb eines Tages wachsen. Bei der traditionell alten Bibliotheken als Schutz vor Ungeziefer. am 25. August beginnenden Ernte werden die Die heute wissenschaftlich anerkannte schlaf- Hopfenreben knapp über dem Boden abge- fördernde Wirkung des Hopfens beschrieb schnitten, in Pflückmaschinen von den Hop- bereits der in Spanien lebende Abdullah IBN fendolden befreit und diese dann zur Darre mit AL-BAYTAR (1179-1248). HILDEGARD VON ca. 10 % Restfeuchtigkeit getrocknet. BINGEN berichtete, dass Hopfen müde macht und „Melancholie“ erzeuge. Der berühmte Arzt Die Weiterverarbeitung erfolgt dann meist in CHRISTOPH WILHELM HUFE-LAND (1762- den Brauereien bzw. aber auch in den Arz- 1836) verwendete Hopfen als Bittermittel für neimittelwerken. Hopfen verleiht dem Bier die Verdauung sowie zur Nervenberuhigung. sein ausgeprägtes Aroma sowie den typisch bitteren Geschmack. Die Hopfendolden be- Erst im ausgehenden 18. Jahrhundert wurde sitzen an ihrer Oberfläche Harzkügelchen, die die schlaffördernde Wirkung des Hopfens wie- den Geschmacksstoff Lupulin enthalten. Man der entdeckt. Das mag überraschen, denn fast unterscheidet zwischen Bitterhopfen- und Aro- jeder kennt die Aussage, Bier mache müde. mahopfensorten. Früh im Brauprozess zuge- setzt und lange mitgekocht, führt der Hopfen Eine weitere Eigenschaft des Hopfens, die zu einer bitteren Stammwürze, später hinzuge- diuretische, also wassertreibende Wirkung, die fügt entsteht eher ein mildes Bier. noch in der mittelalterlichen Medizin eine nicht zu unterschätzende Bedeutung hatte, wird Übrigens ist die russische Bezeichnung des heutzutage kaum noch erwähnt und das, ob- Hopfens „chmelj“ identisch mit der Überset- wohl der „Bierliebhaber“ sie im wahrsten Sinne zung für Rausch. Dieser sprachliche Zusam- des Wortes am eigenen Leib verspürt. Es ist menhang unterstützt auch die Annahme, das außerdem noch gar nicht so lange her, dass in Wissen um die Anwendung des Hopfens in mancher urologischen Klinik Bier als Alternati- der Bierbrauerei sei aus dem Kaukasus zu uns ve zu dem nicht immer so gut schmeckenden gekommen. Bevor diese Verwendung jedoch Blasen- und Nierentees angeboten wurde. im deutschen Reinheitsgebot des Bieres fest- Erwähnt sollten aber auch die Hopfenschöss- geschrieben wurde, waren noch viele Hinder- linge werden, die vielfach auch als Hopfen- nisse, wie das Hopfenzusatzverbot des eng- spargel bezeichnet werden. In den klassischen lischen Königs Heinrich VIII., zu überwinden. Hopfengegenden bieten viele Restaurants den Gourmets diese Spezialität in den verschie- Die ursprüngliche Bedeutung des Hopfens ist densten Variationen an. in der Tatsache begründet, dass die Bitterstof- fe bakterizid wirken und damit wesentlich die Haltbarkeit des Bieres beeinflussten. Bereits 1153 beschrieb HILDEGARD VON BINGEN mit den Worten „putredines prohibet in amaritudi- ne sua“ (seine Bitterkeit verhindert die Fäulnis) die antiseptische Wirkung des Hopfens. Die ersten Angaben zum Hopfenanbau stammen wahrscheinlich bereits aus dem Jahre 763 57 10) Isländisches Moos, die für diese Spinne verfügbaren primären (Cetraria islandica) – Lebensräume immer weiter zurückgegangen. Flechte des Jahres Wolfspinnen kommen vorwiegend am Boden Walter ULOTH, Seeba in niederen Pflanzenbewuchs oder zwischen Bodenstreu und Steinen vor. Größere Arten, Die weltweit vom Tiefland bis ins Hochgebirge so auch unsere Spinne des Jahres, bauen sich vorkommende Strauchflechte kann man als Erdröhren, die ihnen als Unterschlupf dienen. Charakterart der Moore, aufgelockerten Kie- Die Wolfspinnen-Arten jagen meist nicht mehr fernwälder, Zwergstrauchheiden und Magerra- frei umher, sondern lauern vor ihrer Wohn- sen ansehen. röhre auf Beute. Die Wohnröhre diente aber Dereinst auf Island als Nahrungsmittel genutzt, auch zum Überwintern, zur Eiablage oder zum ist sie heutzutage aufgrund ihrer schleimlösen- Schutz bei bevorstehenden Häutungen. den und reizlindernden Wirkung als Zusatz für Meist führen die Wolfspinnen ein umherstrei- Hustenmittel für den Menschen bedeutsam. fendes Leben und besitzen ein bestimmtes Für Thüringen gilt der Gefährdungsgrad „3“ Territorium zum Jagen. Sie bauen keine Netze, (Gefährdet). sondern erbeuten ihre Opfer unter vorsich- tigem Anschleichen im Sprung. Die Spinnen- 11) Die Flussufer-Riesenwolfspinne warzen benötigen sie nur noch zum Spinnen (Arctosa cinerea) – der Eikokons und manchmal zum Auskleiden Spinne des Jahres ihrer Wohnröhre. Naturschutzzentrum „Alte Warth“/ Die Flussufer-Riesenwolfspinne ist mit ca. 16 Gumpelstadt mm Köperlänge die größte einheimische Wolf- spinne. Sie bewohnt Uferschotter und Sand- Die Flussufer- Riesenwolfspinne ist die Spinne bänke an Flüssen und verbirgt sich im Schotter des Jahres 2007, so haben sich Spinnenex- perten aus inzwischen 21 Ländern entschie- den, die über Länder- und vor allem Sprach- grenzen hinweg ihre jährliche Auswahl trafen. Sie gehört zur Familie der Wolfspinnen (Lyco- sidae), die weltweit verbreitet ist, ca. 2.500 Arten umfasst und von denen bei uns ca. 70 Arten heimisch sind. Andere Bezeichnungen für diese Wolfspinnenart sind Sand-Wolfspinne oder Graue Sandwühl-Wolfspinne. Die Flussufer-Riesenwolfspinne ist heute in der Bundesrepublik ein relativ seltenes Tier und häufiger nur noch an den Oberläufen einiger Voralpenflüsse anzutreffen. Ursprüngliche Le- bensräume sind naturnahe Kies- und Sandufer von Flüssen und Seen. Dabei besiedelt diese Art vor allem die durch regelmäßige Hochwas- ser freigeräumten und somit vegetationsfreien ufernahen Kiesbänke. Mit der Zerstörung dieser natürlichen Uferbiotope infolge Begradi- Flussufer-Riesenwolfspinne gung oder der Aufstauung dieser Flüsse sind (Foto: KOSMOS Spinnenführer, Stuttgart, 1982) 58 oder in kleinen Wohnlöchern im groben Sand. Wochen den Kokon verlassen, wirft das Weib- Bei sommerlichen Hochwässern verschließen chen die leere Hülle ab. die Spinnen die Röhrenöffnung und können Die Jungspinnen der Flussufer-Riesenwolf- in der bestehenden Luftblase überleben. Ein spinne treten dann von August bis Oktober Überlebensvorteil ist ihre gute Tarnung. Durch auf, überwintern und beenden ihre Reifungs- ihre grau-weiß gesprenkelte Oberseite und ins- phase im Spätsommer des Folgejahres. Dabei besondere die stark geringelten mit Härchen müssen sie sich wie alle Gliedertiere in dieser bedeckten Beine, ist sie in ihrem Lebensraum gesamten Zeit, wollen sie wachsen, regelmä- nur äußerst schwierig zu entdecken, zumal ßig häuten. Dabei reißt die alte Haut am Vor- dieser ihr zahlreiche Schlupfwinkel zum Ent- derköper auf und die Spinne kriecht heraus. kommen bietet. Die neue Haut erstarrt sehr rasch nach der Die Flussufer-Riesenwolfspinne ist auf Grund Häutung. Bis zum Erreichen der Geschlechts- ihrer Größe in der Lage, relativ große und reife häuten sich die etwa 10-12 mal. wehrhafte Beutetiere zu überwältigen. So Zum Überwintern verlassen die Tiere den ufer- nimmt sie es sogar mit den gleichfalls auf nahen Bereich und legen in ausreichender und Sandbänken jagenden Laufkäfern auf, die sicherer Entfernung vom Ufer eine vor Überflu- mit ihrem kräftig bezahnten Kiefer wirklich tungen geschützte Wohnröhre an. keine leichten Gegner sind. Außerdem jagt sie Heuschrecken oder Fliegenlarven. Dabei 12. Das Veilchen (Viola odorata L.) – überrascht sie ihre Opfer mit einer blitzartigen Heilpflanze des Jahres Schnelligkeit. Naturschutzzentrum „Alte Warth“/ Die Hauptaktivitätsphase dieser Wolfspinnen- Gumpelstadt art liegt zwischen März und November. Nach der Paarung beginnt das Weibchen mit dem Der Träger dieser Jury ist der Verein zur Förde- Bau des Kokons. Es webt eine dünne Seiden- rung der naturgemäßen Heilweise nach Theo- lage, legt darauf ihre Eier ab, spinnt darüber phrastus Bombastus von Hohenheim, genannt eine weitere Lage Seide und verbindet diese Paracelsus. mit der unteren Lage. Alle Wolfspinnen zeich- Weltweit gibt es rund 500 wild wachsende nen sich durch eine außergewöhnliche Brut- Veilchenarten (Mitteleuropa, Kaukasus, Klei- pflege aus: Wenn die Eier sicher verpackt sind, nasien, Mittelmeergebiet und westliches Euro- setzen sie sich entweder auf den Kokon und pa) und weitere gärtnerische Zuchtformen. In bewachen ihn, oder aber sie heften den Kokon Deutschland kommen rund ein Dutzend Viola- an ihren Spinnenwarzen fest und tragen ihn Arten vor, wobei einige dem Duftveilchen sehr so lange mit sich umher, bis die Jungen aus- ähneln, aber nur dieses den charakteristischen schlüpfen. Das Umhertragen des Kokons hat Duft und das Aroma besitzt. auch den Vorteil, dass die weiblichen Spinnen Die meist bis 20 cm lange Ausläufer treibende immer einen warmen, sonnigen Platz aufsu- Pflanze überwintert mit kurzem, dicken, oft chen, so dass sich die Jungspinnen schneller auch oberirdischen Wurzelstock. An seiner entwickeln können. Bevor die Spinnen aus Spitze entwickelt sich im zeitigen Frühjahr den Eiern schlüpfen, lockert die Spinnenmutter die Blattrosette. Alle Blätter sind grundstän- den Kokon etwas, um mehr Platz zu schaffen. dig, langgestielt, nieren- bis herzförmig und Nach dem Schlupf bleiben die junge Spinnen schwach gekerbt. Die bis 10 cm hohe Pflanze noch einige Zeit im schützenden Kokon und kann bereits im März die typischen tiefblauen vollziehen hier schon ein bis zwei Häutungen. bis blassvioletten, duftenden Blüten hervor- Wenn die Jungspinnen nach vier bis sechs bringen und gehört damit zu den Frühblühern. 59 bewusst“, wenn sie günstige Bedingungen vorfindet. Laubkompost und ein wenig orga- nischer Dünger bekommt ihr gut.

In der Medizin der Antike gehörte das Veil- chen seit Hippokrates zu den ständig ange- wendeten Heilmitteln. Im Mittelalter war seine Bedeutung nicht geringer, wie HIERONYMUS BOCK berichtet, der die Anwendungsgebiete ausführlich erörtert. Auch SEBASTIAN KNEIPP wandte die Veilchenwurzel häufig an.

Das wohlriechende Veilchen, auch Märzveil- chen oder Heckenveilchen genannt, enthält als wirksame Inhaltsstoffe Saponine, weiterhin Bitterstoffe und ätherische Öle. Die in der Volksmedizin früher übliche An- wendung als schleimlösendes und auswurf- förderndes Mittel bei Bronchialkatarrhen wird heute kaum noch praktiziert. Zeichnung: aus AICHELE, SCHWEGLER: „Die Blütenpflanzen Mitteleuropas“, Band 3, Tinkturen und daraus hergestellte Verdün- KOSMOS-Verlag Stuttgart, 2000 nungen aus den frischen oberirdischen Teilen des Duftveilchens finden in der Homöopathie In der Bestimmungsliteratur ist es deshalb allerdings noch Anwendung. Kandierte Veil- auch oft unter der Bezeichnung März-Veilchen chenblüten sind bei Kennern als Delikatesse zu finden. bekannt, genauso wie als Zusatz der getrock- neten oberirdischen Teile der Pflanze in Teemi- Die Blüten stehen in den Achseln der grund- schungen. ständigen Laubblätter, da eine ausgebildete Künstlich hergestellt sind nach Veilchen duf- Sprossachse fehlt. Die fünf Kronenblätter sind tende Parfümöle, die auch zur Aromatisierung tiefviolett gefärbt, am Grunde jedoch weiß. der Veilchenpastillen verwendet werden. Außerdem besitzen sie einen dunklen, geraden Als „Veilchenwurzel“ wird allerdings der Wur- Sporn. zelstock der Deutschen Schwertlilie (Iris ger- manica L.) bezeichnet, der früher als Kaumittel In der freien Natur ist das Veilchen auf schat- bei zahnenden Kindern benutzt wurde. Davon tigen Wiesen, an Gräben und Waldrändern ist aber aus hygienischen Gründen stark abzu- sowie an sommergrünen Hecken und Ge- raten, da die feuchte „Wurzel“ ein Nährboden büschen zu finden. Sollen Duftveilchen in den für die verschiedensten Mikroorganismen ist. Garten gepflanzt werden, so muss darauf geachtet werden, dass es halbschattige Plät- ze mit feuchtem, lockerem Humus liebt. Es kann gut als Bodendecker unter Gehölzen angepflanzt werden. Die als „bescheiden“ beschriebene Viola wuchert dann sehr „selbst- 60 13) Der Rote Fingerhut freund ist die leicht erkennbare Pflanze sicher- (Digitalis purpurea L.) – lich bei seinen Wanderungen im Thüringer Giftpflanze des Jahres Wald schon aufgefallen. Naturschutzzentrum „Alte Warth“, Gumpelstadt Die Blüten ähneln Fingerhüten, der Gattungs- name „Digitalis“ bezieht sich auf digitabulum Wenn auch zur Giftpflanze des Jahres 2007 lat. = Fingerhut, purpureus lat. = purpurrot. gewählt, so ist der Rote Fingerhut und damit Auch die deutsche Bezeichnung ist davon ab- sein Hauptwirkstoff, das Digitoxin, auch in der geleitet. Die Blütezeit reicht von Mitte Juni bis heutigen Zeit ein unverzichtbarer Bestandteil in den August hinein. Bestäuber sind vorwie- moderner Arzneitherapie. gend Hummeln und Bienen. Charakteristisch Die stattliche Pflanze gehört zur Familie der ist außerdem die filzigsamtartige Behaarung Braunwurzgewächse (Scrophulariaceae). An- der Unterseite der Blätter. Die zweifächrigen dere bekannte Vertreter dieser Pflanzenfamilie Fruchtkapseln enthalten hellrotbraune, grubig sind beispielsweise die Gattungen Ehrenpreis, punktierte Samen. Der Rote Fingerhut kommt Königskerze oder auch Löwenmäulchen. vor allem an Waldrändern, in aufgelichte- Der Rote Fingerhut entwickelt im ersten Jahr ten Wäldern und auf Waldlichtungen sowie eine Blattrosette, aus der dann im zweiten Schlagfluren vor, als Einzelpflanze aber häufig Jahr ein bis zu 1,50 m langer Stängel wächst, auch in größeren Gruppen. Es ist eine typisch an dessen Spitze sich die purpurrot-violetten, atlantische Pflanze, die in Westeuropa sowie seltener auch weißen Blüten in einer einseits- dem westlichen Süd-, Mittel- und Nordeuropa wendigen Traube befinden. Insgesamt können verbreitet ist. Die östliche Verbreitungsgrenze zwischen 50 und 120 Blüten an einem Stängel liegt in Deutschland im Harz und im Thüringer gebildet werden. Dem aufmerksamen Natur- Wald. Sie wächst gern auf sandigen, stick- stoffhaltigen Lehmböden und meidet den Kalk. Das erklärt auch, dass sich die Vorkommen des Roten Fingerhutes in der thüringischen Rhön vorwiegend auf das Buntsandsteingebiet zur Werra hin beschränken. Einzelnachweise gibt es lediglich noch aus der Hohen Rhön auf Basalt. In Mitteldeutschland ist die Art über- haupt wahrscheinlich erst mit dem Menschen eingewandert.

Neben dem Roten Fingerhut gibt es mit dem Wolligen, Gelben und Großblütigen Fingerhut (D. lanata, D. lutea., D. grandiflora) noch drei weitere Arten, die aber in der thüringischen Rhön völlig fehlen.

Die ganze Pflanze, insbesondere aber die Fingerhutblätter enthalten die Glykoside Digi- toxin, Gitoxin und Gitalin, die giftig sind. Schon Fingerhutgruppe auf einer Waldlichtung zwei bis 3 Gramm der Blätter können zum Tod (Foto: E. Biedermann) durch Herzstillstand führen. Die ersten Symp- 61 tome einer Fingerhutvergiftung sind Übelkeit synthetische Herstellung wesentlich teurer und und Erbrechen sowie ein Absinken der Puls- damit nicht wirtschaftlich ist. frequenz auf unter 50 Schläge pro Minute. Besonders gefährdet sind natürlich Kinder, die Etwa seit dem 16. Jahrhundert ist der Rote Blüten oder Blätter in den Mund stecken. Zu Fingerhut eine beliebte Zierpflanze in den den Pflanzenarten, die vergleichbare Wirkstoffe Gärten. Auch in englischen und irischen Sa- (Digitaloide) enthalten, zählen u. a. Maiglöck- gen wird über ihn geschrieben. Der Fingerhut chen, Adonisröschen und Oleander. diente dem Elfenvolk als Kopfbedeckung. Böse Feen sollen die Blüten einst als Hand- Der Rote Fingerhut war im Altertum unbekannt schuhe den Füchsen geschenkt haben, damit und erst im 16. und 17. Jahrhundert erwähnten diese lautlos ihr Unwesen in den Hühnerställen ihn LEONHARD FUCHS und HIERONYMUS treiben konnten. Daher lautet der englische BOCK als Brechmittel. Diese Wirkung beruht Name dieser Pflanzenart auch „foxglove“. allerdings auf den bereits o. g. Vergiftungser- scheinungen infolge von Überdosierung der Glykoside.

Der englische Arzt WILLIAM WITHERING behandelte 1775 bis 1779 erstmals mit den Blättern der Pflanze erfolgreich Ödeme (Wasseransammlungen), die auf eine Herz- schwäche zurückzuführen waren. Dabei stellte er auch fest, dass sich der Wirkstoff des Roten Fingerhutes im Körper anreicherte und zu einer Wirkungsverstärkung bei längerer Anwendung führt. 1785 veröffentlichte er darüber seine berühmte wegweisende Abhandlung „An account of the foxglove and its medical uses“. Diese Therapie setzte sich zunächst nicht durch. Erst die weiteren Untersuchungen des französischen Arztes DREDEYNE (1786-1867) führte nach 1850 zu einer häufigeren An- wendung. Er fand heraus, dass der Wirkstoff Fingerhut nicht nur harntreibend wirkt, sondern auch die (Foto: K.-Fr. Abe) Herztätigkeit stärkt. 1868 isolierte der Chemi- ker NATIVELLE dann den eigentlichen Wirk- stoff aus der Pflanze – das Digitoxin. Als Rein- substanz und in der richtigen Dosierung unter ärztlicher Kontrolle sind die Herzglykoside, das Digitoxin und die daraus hergestellten Derivate, unverzichtbare Wirkstoffe zur Senkung der Herzfrequenz und zur Therapie der Herzin- suffizienz. Das Digitoxin wird auch heute noch mit einer Ausbeute von bis zu 0,06 % (!) aus den Blättern der Pflanze gewonnen, da eine 62 V. WIR STELLEN UNS VOR erwerben. Für Wandergruppen führt Herr Graf gerne auch persönlich Führungen durch. 15 Jahre Pension „Dreiländereck“ Für das leibliche Wohl sorgt Frau Graf mit selbst gebackenem Kuchen, leckerer Haus- mannskost, Rostbratwürsten und selbst einge- legten Rostbräteln zu unseren Grillabenden. Ebenso statten wir Familienfeiern jeglicher Art aus und holen Sie auf Wunsch auch von zu Hause oder vom nächsten Bahnhof ab. Am 01. Januar 2001 eröffnete Jens Graf das Touristik-Büro „Hohe Rhön“. Wir vermitteln Ferienhäuser und Ferienwohnungen aus der Wir, die Pension „Dreiländereck“, befinden Umgebung, Pferdeschlitten- und Planwagen- uns mit unserer familiär geführten Pension fahrten und verleihen im Winter Skier und in ruhiger und idyllischer Lage am Ortsrand Schlitten. von Birx/Rhön und sind mit dem Nachbarort Seit Januar 2007 betreiben wir eine Neben- Frankenheim/Rhön die höchste geschlossene amtliche Wetterstation des Deutschen Wetter- Ortschaft der Rhön, in einer Höhenlage von dienstes. ca. 750 Metern ü. NN. Ihre Familie Graf Im Mai 1990 begannen wir, die Familie Jens Graf, mit dem Bau der Pension „Dreiländer- Pension „Dreiländereck“ eck“. Am 15. August 1992 konnten wir die Am Sportplatz 7 · 98634 Birx/Rhön ersten Gäste begrüßen. Alle 11 modernen Zimmer sind mit DU/WC, Tel.: 036946 31455 Radio, Sat- TV, Telefon und Balkon bzw. Fax: 036946 31055 Terrasse ausgestattet. Neben unseren Auf- Internet: www.Pension-Dreilaendereck.de, enthaltsräumen steht unseren Gästen auch www.Touristik-Rhoen.de ein behagliches Kamin- und Billardzimmer zur E-Mail: [email protected] Verfügung, in dem Ihnen Herr Graf als Land- schaftsführer des Biosphärenreservats Rhön mit einem Diavortrag schon viele erste Ein- drücke über die Rhön vermittelt. Danach können Sie vor dem Kaminfeuer in den kalten Jahreszeiten oder in unserer Sauna herrlich entspannen. Wenn Sie dann noch mehr sehen wollen von unserer Heimat, machen Sie mit ihm eine Busfahrt, z. B. durch die Rhön oder entlang der alten Grenze, und erfahren so noch mehr über die Geschichte, Geologie und Geo- grafie der Rhön und des Thüringer Waldes. Für unsere Gäste und Wanderer stehen in unserem Touristik-Büro „Hohe Rhön“ viele In- formationsmaterialien zur Verfügung, natürlich Idyllische Lage am Ortsrand von Birx können Sie hier auch Wander- und Postkarten (Foto: J. Graf) 63 Erforschung und Therapie der Elektrosensibilität e.V. Susanne GÜNTHER, Wiesenthal

Die Gemeinde Wiesenthal, im Biosphärenre- servat Rhön/Thüringen gelegen, bemüht sich seit 2005 erfolgreich, Erholungsmöglichkeiten für Elektrosensible Menschen zu schaffen. Im Rahmen des „sanften Tourismus“ wird der Ort zunehmend von Gästen aufgesucht, die sich in unbelasteter Umgebung erholen. Mit einer Hochfrequenzbelastung (Mobilfunk) von < 0,1 µW/m² (Spektrumanalyse) im Außen- bereich, zählt Wiesenthal zu einem der weni- gen elektrosmogarmen Gebieten in Deutsch- land, die es unbedingt zu erhalten gilt. In Zusammenarbeit mit dem ortsansässigen Verein „ Erforschung und Therapie der Elekt- rosensibilität e. V.“ setzt sich die Kommune für den Erhalt dieses elektrosmogarmen Status Realisierung des Modellprojekts ein. Damit trifft sie Vorsoge für die Gesunder- haltung der eigenen Bevölkerung und schafft Kommunale Ebene die Basis für den Ausbau des Tourismus im Der elektrosmogarme Status wird vorerst Biosphärenreservat, sowie für eine Thera- durch den Erlass einer Veränderungssperre piemöglichkeit für elektrosensible Gäste. gegenüber Mobilfunkausbau geschützt. Um Elektrosensibilität ist die Reaktion des eine dauerhafte Lösung zu erzielen, erarbeitet menschlichen Organismus auf elektrische, die Gemeinde Wiesenthal in Kooperation mit magnetische und elektromagnetische Felder dem Planungsbüro Kehrer und Horn / Zella- technischen Ursprungs bei Dauerbelastung. Mehlis ein Mobilfunkkonzept. Dies steht unter der Prämisse „Immissionsminimierung für den Ort, im Rahmen der technischen Möglich- keiten“. D. h. durch die Ausweisung unbedenk- licher Mobilfunkstandorte im Außenbereich der Gemarkung Wiesenthal wird erreicht, dass innerhalb der Bebauung keine zusätzliche Be- lastung entstehen darf.

Infrastrukturelle Maßnahmen Im Jahr 2004 wurde der Verein „Erforschung und Therapie der Elektrosensibilität e. V., Wiesenthal“ gegründet. Er ist ein Zusammen- schluss namhafter Ärzte und Wissenschaft- ler, welche sich seit Jahren mit dem Thema Elektrosensibilität und seinem Krankheitsbild auseinandersetzen. Vereinsziel ist, die Erkran- 64 den Aufenthalt in elektrosmogarmer Umge- bung nachgewiesen werden.

Obwohl das Projekt erst seit zwei Jahren läuft, konnte Wiesenthal im Jahr 2006 schon 250 Übernachtungen ausschließlich durch elektrosensible Gäste verbuchen. Fast alle Gäste verlassen den Ort mit sehr gutem Kurerfolg und suchen die Erholungsmöglichkeiten erneut auf.

Die bisherigen Erfahrungen mit diesem Projekt zeigen, dass es von elektrosensiblen Gästen sehr positiv bewertet und angenommen wird. Besonders für das Biosphärenreservat Rhön, welches auf gesunde Erholung als eines seiner wirtschaftlichen Standbeine setzt, ist der Erhalt der relativ unbelasteten Region in Hinsicht auf Elektrosmog unabdingbar und bietet zugleich eine Entwicklungschance für die gesamte Rhön. In diesem Zusammenhang ist die Zu- sammenarbeit mit dem Biosphärenreservat kung der Elektrosensibilität wissenschaftlich zu Rhön bereits angelaufen. dokumentieren. Dieser Verein ist Plattform für Öffentlichkeitsarbeit, wissenschaftlichen Aus- Weitere Informationen: tausch und nicht zuletzt Anlaufpunkt für elekt- www.wiesenthal.info rosensible Gäste. www.umweltphysik.com www.umweltphysik.info Auf Initiative des Vereins können in Wiesenthal www.kehrer-horn.de mittlerweile fünf elektrosmogfreie und durch die „Umweltphysikalische Messungen GbR“ zertifizierte Ferienunterkünfte angeboten wer- den. Um diesen Qualitätsstandard zu garan- tieren, erfolgen jährlich Kontrollmessungen in den Ferienunterkünften als auch im Außenbe- reich des Ortes. Eine weitere infrastrukturelle Maßnahme war die Einrichtung eines medizi- nisch-physikalischen Forschungspunktes. Hier besteht die Möglichkeit, sich auf Elektrosensi- bilität zu Beginn und Abschluss des Erholung- saufenthaltes in Wiesenthal testen zu lassen. Getestet wird das vegetative Nervensystem, welches spezielle Reaktionsmuster gegenüber technischen Feldern zeigt. Mit diesem Test kann die Stabilisierung des Organismus durch 65 VI. NEUE LITERATUR

1) Die Nationalen Naturlandschaften in Thüringen

Das Jahr 2006 stand ganz im Zeichen der Na- Unterstützt wurden die Aktionen der Natio- turparke. In Thüringen wurde dieses Ehrenjahr nalen Naturlandschaften mit einem Sonder- maßgeblich von den vier Naturparken Eichs- heft der Schriftenreihe Landschaftspfl ege und feld-Hainich-Werratal, Thüringer Schieferge- Naturschutz in Thüringen, die von der Thürin- birge/Obere Saale, Kyffhäuser und Thüringer ger Landesanstalt für Umwelt und Geologie Wald gestaltet. Aber auch die beiden Biosphä- herausgegeben wird. In diesem Heft wird über renreservate, Vessertal-Thüringer Wald und die Nationalen Naturlandschaften in Thüringen Rhön sowie der Nationalpark Hainich brachten berichtet und das neue Erscheinungsbild der sich mit vielfältigen Veranstaltungen hier ein. Naturparke, Biosphärenreservate und Natio- nalparke vorgestellt. Dies hat auch damit zu tun, dass auf Initiative von EUROPARC Deutschland Naturparke, Diese Publikation bietet allerdings noch viel Biosphärenreservate und der Nationalpark mehr. Neben einer kurzen Einführung zu den zukünftig unter der gemeinsamen Dachmar- unterschiedlichen Zielsetzungen und Aufga- ke Nationale Naturlandschaften auftreten ben, die die verschiedenen Schutzgebiete werden. verfolgen, wird auch ihre Bedeutung für die nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung aufge- zeigt.

Die Vorstellung der einzelnen Gebiete und insbesondere die Darstellung des bisher von den Naturparken, Biosphärenreservaten und dem Nationalpark Geleisteten, ist allerdings das zentrale Anliegen dieser Broschüre. Die Charakteristika der Gebiete und besonders gelungene Projekte stehen also im Mittelpunkt. Abgerundet wird das Heft durch die Beiträge einzelner Partner der Nationalen Naturland- schaften Thüringens.

Wenn Schulen im Rahmen ihres Unterrichtes und ganz besonders im Hinblick auf die UN- Dekade Bildung für nachhaltige Entwicklung Bedarf an diesem Sonderheft haben, können sie sich direkt an die Verwaltungen der Natio- nalen Naturlandschaften wenden.

 3) Text-Bild-Band Entdeckungen in Thüringen – eine Landpartie

Idee Bettina Vick, Thüringer Speziali- täten Markt TSM GmbH Fotografi e Angela Liebich Autorin Michaela Seifert-Wilde Karten Holger Döll, Sinnfl ut Bad Salzungen Herausgeber LandFrauen Touristik e.V. Verlag LandTour Verlag & Reisen LTVR e. Kfr. Kosten 24,95 EUR

Das klassische Thüringer Reisebuch lädt auf 384 Seiten zur Erholung im ländlichen Bereich 2) Die Kelten in der Rhön ein. Walter Höhn (Hg.) Die 110 vorgestellten Unternehmen werden Michael Imhof Verlag durch aktive Wander- & Fahrradtouren, regi- ISBN: 10: 3-86568-142-5 onale Rezepte, kulinarische High-Lights zur Preis: 14,95 EUR Versorgung und zur Mitnahme nach Hause sowie Übernachtungsmöglichkeiten interes- Vor fast 3.000 Jahren erschien in der turbu- sant verbunden. lenten Dämmerung der Geschichtsaufzeich- Die „Genießerbanderole“ ist das Besondere nung eine neue Macht und eine neue Kultur. am Buch – hier wird Aktivität erzeugt. Diejenigen, die das Eisen vorzüglich bearbeite- ten, wurden zu wahren Beherrschern Europas: Die Kelten. Sie waren berühmt für ihren spek- takulären Mut. Sie führten erfolgreiche Kriegs- züge, plünderten Rom und griffen sogar Delphi an. Ihre Druiden bewahrten ihr Recht und ihre Kultur, die bis in die Gegenwart überdauerte. Ihr Fest „Samhaine“ hallt als Halloween noch immer nach.

Gehen Sie, liebe Leser, mit uns, um zu erfah- ren, wer in grauer Vorzeit die Kelten waren, wo und wie sie in der Rhön lebten und was wir heute von ihnen lernen können. Wir besuchen das neu erbaute Keltendorf und andere Kul- turstätten und entdecken, was Schönes in der Rhön zu sehen und Wertvolles zu erhalten ist.

 4) In Zeitschriften geblättert Bedeutung der „mittels Maschineneinsatz (Auswahl-Bibliografie) durch den Menschen geschaffenen Biotope“, W. ULOTH, Seeba der so genannten Sekundärstandorte.

GÖRNER, M. (2005): SCHMIDT, K. (2005): Zum Vorkommen der Alpenspitzmaus (Sorex Die Gelappte Stachelgurke (Echinocystis lobata) alpinus) in Deutschland und Hinweise zum – ein neuer Neophyt im Wartburgkreis. – Schutz. – Säugetierkundliche Informationen 5 Ibid. 14:37-39 (31): 575-586 Seit 2003 im Ufersaum der Werra unterhalb Für die thüringische Rhön bisher nachgewie- von Dorndorf. sen aus dem Geisaer Stadtwald, Rhönwald, Sommertal und vom Dietrichsberg. SCHMIDT, K. (2005): Baumbrütende Dohlen (Corvus monedula) in GÖRNER, M. (2005): den Wäldern des Wartburgkreises (SW-Thü- Zur Geschichte des Naturschutzgebietes ringen) – Vorkommen, Siedlungsgeschichte, „Ulster“ in Thüringen. – Artenschutzreport 16: Lebensweise und Schutzempfehlungen. – 29-36 Veröffentlichungen des Naturhistorischen Mu- seums Schloss Bertholdsburg Schleusingen GÖRNER, M. (2005): 20:15-26 Zur Lage und Situation des Uhus (Bubo bubo) U. a. Vorkommen im Umfeld der Gemeinden in Thüringen. – Artenschutzreport (Sonderheft) Borbels, Buttlar, Steinberg, Kohlbach, Apfel- 17:44-56 bach, Ketten, Empfertshausen, Kaltennord- heim und Klings. TRAUBOTH, V. (2005): Wachstum der Alteiben (Taxus baccata) im SCHMIDT, K. (2006): Naturschutzgebiet „Ibengarten“ (Thüringen). – Brutvorkommen und Brutbestand gebäude- Artenschutzreport 18:15-35 brütender Dohlen, Corvus monedula, in Süd- Erhöhung der Anzahl der Eibenexemplare von west-Thüringen von 1972 bis 2003. – Thüringer 311 im Jahre 1870 auf 356 im Jahre 1972 so- Ornithologische Mitteilungen 52:17-30 wie 368 im Jahre 2004 bzw. der Stammzahlen Mit Angaben aus den Kirchen von Urnshau- von 462 im Jahre 1929 auf 477 im Jahre 1972 sen, Dermbach, Wiesenthal, Roßdorf, Zella, und 506 im Jahre 2004. Unterkatz, Helmershausen und Herpf sowie von Strommasten in Dermbach. KRETSCHMAR, R. (2005): Neue Erkenntnisse zur Paläontologischen KIRCHNER, T. (2006): Sammlung Heinrich COTTA (1763-1844). – Zur Situation des Birkhuhns (Tetrao tetrix) im Veröffentlichungen des Museums für Natur- Naturschutzgebiet Lange Rhön. – kunde Chemnitz 28:49-56 Acta ornithoecologica 6 (1): 13-19

BIEDERMANN, E. & B. RETHER (2005): FACHBEIRAT FÜR ARTEN- UND BIOTOP- Das Fuchssche Knabenkraut (Dactylorhiza SCHUTZ zusammengestellt von einem Auto- fuchsii (DRUCE) SOÓ) – eine Pionierart auf renteam (2006): Sekundärstandorten. – In: Beitrag zur Grün- Bedrohen invasive gebietsfremde Tiere und landpflege und zum botanischen Artenschutz. Pflanzen unsere heimische Natur? – Ein Situa- – Naturschutz im Wartburgkreis 14: 23-26 tionsbericht aus Thüringen. – 68 Landschaftspflege und Naturschutz in Thürin- MEIDEL, E. (2006): gen 43 (1):1-19. Vorstellung von 6 gebietsfrem- Wildreichtum im europäischen Urwald – Win- den Tier- und 12 Pflanzenarten, die gegenwär- ke aus der Steinzeit für den naturnahen Wald tig eine mehr oder minder große Gefährdung und die künftige Jagd. – Beiträge zur Jagd- u. der biologischen Vielfalt Thüringens darstellen, Wildforschung 31:55-111 und von 19 weiteren Arten, die in diesem Ausgezeichnete Gesamtschau des „Dauer- Zusammenhang besonderer Beobachtung be- brenners“ Wald und Wild. dürfen. Auf erfolgte Bekämpfungsmaßnahmen der Orientalischen Zackenschote, Bunias BIOSPHÄRENRESERVAT RHÖN/HOLZHAU- orientalis, im BR Rhön wird verwiesen, könnte SEN, J. (Red.) (2006): inzwischen hinsichtlich des Riesen- Ornithologische Mitteilungen Thüringen, Heft Bärenklaus, Heracleum mantegazzianum, 13:1-63 (13. Ornithologischer Jahresbericht ergänzt werden. 2004 für das Biosphärenreservat Rhön/Ver- waltung Thüringen) ABE, K.-Fr. & K.-Fr. GROB (2006): Von den im thüringischen Teil des BR Rhön Biosphärenreservat Rhön. – In: Die Nationalen bisher nachgewiesenen 191 Vogelarten Naturlandschaften in Thüringen. – Land- konnten auf der Basis von 2.982 Einzelbeob- schaftspflege und Naturschutz in Thüringen achtungsdaten für das Jahr 2004 144 Arten (Sonderheft) 43 (2):56-57 bestätigt werden.

BACH, Cl. (2006): Großprojekte im Biosphärenreservat Rhön. – Ibid. 43 (2):66

GOTTBEHÜT, E. (2006): Lebensraum Kaltensundheim – Eine Modell- gemeinde im Biosphärenreservat Rhön. – Ibid. 43 (2):81

GRÜNBERG, H. (2006): Der Dottergelbe Spateling (Spathularia flava PERS. 1797; FR. 1821) bei Unterwirbach. – Landschaftspflege und Naturschutz in Thürin- gen 43 (3):109 Bei uns an der Harth bei Kal- tennordheim und am Kahlköpfchen bei Roß- dorf nachgewiesen.

AHRNS, Chr. (2006): Südwestthüringer Dörfer zwischen Grabfeld, Rhön und Thüringer Wald aus geobotanisch- landschaftsökologischer Sicht. – Landschafts- pflege und Naturschutz in Thüringen 43 (4): 126-141 U. a. Zillbach, Rippershausen, Hel- mershausen, Urnshausen, Ober- und Unter- weid, Frankenheim. 69 VII. EHRUNGEN, WÜRDIGUNGEN, Art und Weise Anerkennung fanden. Neben NACHRUFE der Verleihung der Ehrendoktorwürde durch die Universität Erlangen (1806) kennzeichnen 1) Zum 250. Geburtstag von Ehrentitel wie “Vater der Naturkunde“, “Vater Johann Matthäus Bechstein der deutschen Naturgeschichte“ bzw. auch (geb. am 11.Juli 1757 in Walters- “Vater der deutschen Vogelkunde“ oder seine hausen, gest. am 23. Februar 1822 Mitglied- und Ehrenmitgliedschaft in zahl- in Dreißigacker) reichen Gelehrtengesellschaften und Akade- Walter ULOTH, Seeba mien seiner Zeit die ihm entgegengebrachte hohe Wertschätzung. Adoptiv- bzw. Ziehvater von Ludwig Über diese vielfältige und zeitraubende Tä- Bechstein (1801-1860) tigkeit als forstakademischer Lehrer und Forscher, Direktor der Forstakademie Dreißi- Johann Matthäus Bechstein war eine äußerst gacker und Kammerrat sowie tierkundlicher vielseitig tätige und interessierte Persönlichkeit, Schriftsteller hinaus profitierten auch die re- die über den gesamten natur-, forst- und jagd- gionale Forstwirtschaft und Landeskultur von kundlichen Kenntnisstand ihrer Zeit verfügte. seinem Schaffen. Immerhin wurde von J. M. Als Aufklärer und Pädagoge im Allgemeinen, Bechstein u.a. nicht nur die grundlegende wie als Begründer der Jagdtierkunde, als Forsteinrichtung der meiningischen „oberlän- bedeutender Vogelkundler und Naturschützer dischen“ Wälder und von 12 Forstrevieren im oder als Pionier der Forstinsektenkunde im Meininger Land 1803 und 1817 durchgeführt. Besonderen, hat er in Lehre und Forschung Die unmittelbare Einbindung der angewandten wesentlich zum Erkenntnisfortschritt beigetra- Gehölzkunde (Dendrologie) in die Lehre und gen und die Forstwissenschaft auf eine natur- Forschung an der Forstakademie Dreißigacker wissenschaftliche Grundlage gestellt. wurde beispielsweise auch für einen seiner Als zielstrebiger und weitsichtiger Organisator Schüler, den 1841 zum Garteninspektor er- gründete und leitete er drei forstliche Lehran- nannten Theodor Buttmann (1793-1870), zur stalten in Waltershausen (1795) und Dreißi- Grundlage für dessen fruchtbares Lebens- gacker (1801), wobei letztere 1803 zur Forst- werk. akademie erhoben wurde, und schuf schon 1795 die Societät für Forst- und Jagdkunde als Johann Matthäus BECHSTEIN zu Ehren: (welt-) erste Gelehrtengesellschaft von Forst- und Jagdwissenschaftlern. Obwohl es weder ein Festkomitee noch ein Er war Herausgeber, Verfasser und Übersetzer Koordinierungsgremium gegeben hat, sind einer ganzen Reihe von wissenschaftlichen dank der Eigeninitiative von Vereinen und Buchveröffentlichungen (35 Titel in mehr als Institutionen anlässlich des 250. Geburtstages 80 Bänden) zur Jagd- und Tierkunde, Vogel- von J. M. Bechstein (1757-1822) dennoch eine kunde, Lurch- und Kriechtierkunde, Heimtier- ganze Reihe von Veranstaltungen im Meininger haltung und nicht zuletzt zur allgemeinen und Raum in Vorbereitung. forstlichen Pflanzenkunde und –gemeinsam Den Reigen eröffnen die Meininger Philatelisten mit dem Ritschenhäuser Pfarrer und Entomo- mit einer Offenen Klasse zum Thema „Jagd, logen Georg Ludwig Scharfenberg Forst und Wald“ vom 23. bis 25. März 2007 im (1746-1810)- auch zur Forstinsektenkunde. Hotel „Sächsischer Hof“ in Meiningen. So verwundert es auch nicht, dass seine Die Meininger Museen, konkret das Litera- Kenntnisse und Leistungen in verschiedener turmuseum Baumbachhaus, setzen die Veran- 70 staltungsreihe fort mit dem 10. Lesewandertag 2) Auszeichnungen von ehrenamt- in Gestalt einer geführten Ganztagswanderung lichen Naturschützern – am 12. Mai 2007 auf dem Dreißigackerer Kalk- Ehrungen anlässlich des Jahres plateau (zwischen Meiningen und Sülzfeld). der Naturparke Dabei wandeln die Teilnehmer sowohl auf den K.-Fr. ABE, Biosphärenreservat Spuren von J. M. Bechstein (ehemalige Forst- Rhön/Verwaltung Thüringen akademie Dreißigacker, einstiger Neuer Tier- garten) als auch des Sagensammlers Christian Anlässlich des Jahres der Naturparke wur- Ludwig Wucke (1807-1883). den aus dem Biosphärenreservat Rhön fünf Einen würdigen Abschluss dürfte das vom Persönlichkeiten am 14. November 2006 in Hennebergisch-Fränkischen Geschichtsverein der Thüringer Staatskanzlei für ihre ehrenamt- ausgerichtete Symposium am 20. Oktober liche Tätigkeit für den Naturschutz und für die 2007 im „Rautenkranz“ in Meiningen bilden, zu Entwicklung des Biosphärenreservats Rhön dem ca. 15 Referenten ihre Mitwirkung bekun- mit einer Urkunde des Ministers für Landwirt- det haben. schaft, Naturschutz und Umwelt auszeichnet Diese Aufzählung ist sicher nicht vollständig, und geehrt. zumal es auch im Ortsteil Dreißigacker lobens- In den Laudationes, die Herr Staatssekretär werte lokale Aktivitäten zur Einrichtung eines Prof. Dr. Christian Juckenack verlas, heißt es: J.-M.-Bechstein-Kabinetts gibt. Durch diese Auszeichnungen werden Persön- Schließlich darf in diesem Zusammenhang lichkeiten geehrt, deren Wirken in verschie- auch nicht unerwähnt bleiben, dass das denen Bereichen des Naturschutzes dazu bei- Internationale Symposium der Gesellschaft getragen hat, das Biosphärenreservat Rhön zu für Wildtier- und Jagdforschung e. V. vom 19. entwickeln, zu erforschen oder Gedankengut bis 22. April 2007 in Schnett (Lkrs. Hildburg- des Biosphärenreservats in die Bevölkerung zu hausen) ebenfalls der Wiederkehr des 250. tragen. Sie stehen stellvertretend auch für eine Geburtstages von Johann Matthäus Bechstein Reihe engagierter Personen, deren Wirken aus gewidmet ist. der Landschaftspflege, dem Artenschutz und

K.-Fr. Abe – Leiter der Thüringer Ver- waltung des Bios- phärenreservats Rhön, W. Uloth, Staatssekretär Prof. Dr. Christian Juckenack, Bernd Baumann, Klaus Schultes (v.l.n.r.) 71 der Öffentlichkeitsarbeit des Biosphärenreser- Die von Göran Röder geleisteten Pflegear- vats nicht mehr wegzudenken sind. beiten haben die Lebensverhältnisse vieler Der Name Walter Uloth ist untrennbar mit Pflanzen- und Tierarten im Gebiet der Hohen der Erforschung der Rhön verbunden. Seine Geba verbessert und seine Beobachtungen besondere Liebe gilt, neben geschichtlichen trugen zur Vervollständigung der Artenkennt- Themen, vor allem den Säugetieren. An Veröf- nisse bei. fentlichungen des Biosphärenreservats Rhön wirkt er auch noch nach seiner Pensionierung Bernd Baumann ist als Lehrer am Rhön- engagiert mit. gymnasium in Kaltensundheim Mitinitiator und Triebfeder vieler Aktivitäten. Er ist Koordinator Das Engagement des Pädagogen Klaus seiner Schule für den Wettbewerb „Umwelt- Schultes in der Naturschutzarbeit seines Hei- schule in Europa“ und Verbindungslehrer sei- matortes hat schon viele Kinder und Jugend- ner Schule zur thüringischen Verwaltung des liche für die Bewahrung der Natur begeistert. Biosphärenreservats Rhön.

Gerrit Schmook prägt als Revierförster nicht nur die Wälder seines Reviers mit, sondern hat darüber hinaus mit seiner NABU-Ortsgruppe durch aktive Pflege zum Erhalt von Kalkmager- rasen in der Rhön beigetragen.

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