Die Auschwitz-Prozesse
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Eingereicht von Sylvia Schafzahl Angefertigt am Institut für Kanonistik, Europäische Rechtsgeschichte und Religionsrecht Beurteiler / Beurteilerin Univ.Prof. DDr. Herbert Kalb Mitbetreuung Mag. Dr. Andreas Hölzl 07.2019 Die Auschwitz-Prozesse Diplomarbeit zur Erlangung des akademischen Grades Magistra der Rechtswissenschaften im Diplomstudium der Rechtswissenschaften JOHANNES KEPLER UNIVERSITÄT LINZ Altenberger Straße 69 4040 Linz, Österreich www.jku.at DVR 0093696 EIDESSTATTLICHE ERKLÄRUNG Ich erkläre an Eides statt, dass ich die vorliegende Diplomarbeit selbstständig und ohne fremde Hilfe verfasst, andere als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel nicht benutzt bzw. die wörtlich oder sinngemäß entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht habe. Die vorliegende Diplomarbeit ist mit dem elektronisch übermittelten Textdokument identisch. Frohnleiten, 17.07.2019 Schafzahl Sylvia Inhaltsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis 1.Einleitung 1 2. Das Konzentrationslager Auschwitz 2 3. Die rechtshistorische Entwicklung der Auschwitz-Prozesse 3 3.1. Historisches Hintergrund 3 3.2. Rechtlicher Hintergrund 5 3.3. Generalstaatsanwalt Fritz Bauer 7 3.3.1. Persönliche Daten 7 3.3.2. Wirken und Einfluss 7 4. Der erste Frankfurter Auschwitz-Prozess 1963 bis 1965 9 4.1. Prozessbeginn 9 4.2. Die Angeklagten 9 4.3. Die Hauptverhandlung 11 4.4. Die Verhandlungsprotokolle der einzelnen Angeklagten 12 4.5.1. Robert Mulka 15 4.5.2. Karl Höcker 16 4.5.3. Franz Hofmann 16 4.5.4. Oswald Kaduk 17 4.5.5. Stefan Baretzki 18 4.5.6. Wilhelm Boger 19 4.5.7. Hans Stark 20 4.5.8. Klaus Dylewski 20 4.5.9. Pery Broad 20 4.5.10. Bruno Schlage 21 4.5.11. Johann Schobert 21 4.5.12. Franz Lucas 21 4.5.13. Victor Capesius 22 4.5.14. Willy Frank 22 4.5.15. Josef Klehr 22 4.5.16. Herbert Scherpe 23 4.5.17. Emil Hantl 23 4.5.18. Arthur Breitwieser 23 4.5.19. Emil Bednarek 23 I 4.5.20. Willi Schatz 23 5.1. Die Urteile im Einzelnen 24 5.1.1. Robert Mulka 24 5.1.2. Karl Höcker 25 5.1.3. Franz Hofmann 25 5.1.4. Oswald Kaduk 26 5.1.5. Stefan Baretzki 27 5.1.6. Wilhelm Boger 27 5.1.7. Hans Stark 28 5.1.8. Klaus Dylewski 28 5.1.9. Pery Broad 28 5.1.10. Bruno Schlage 29 5.1.11. Johann Schobert 29 5.1.12. Franz Lucas 29 5.1.13. Victor Capesius 30 5.1.14. Willy Frank 30 5.1.15. Josef Klehr 30 5.1.16. Herbert Scherpe 31 5.1.17. Emil Hantl 31 5.1.18. Arthur Breitwieser 32 5.1.19. Emil Bednarek 32 5.1.20. Willi Schatz 32 5.2. Urteilsvollstreckung 33 6. Der zweite Frankfurter Auschwitz-Prozess (1965-1966) 34 6.1. Der Prozess 34 6.2. Urteile 35 7. Der dritte Frankfurter Auschwitz-Prozess (1966-1967) 36 7.1. Der Prozess 36 7.2. Urteile 37 8. Schlusswort 38 Literaturverzeichnis IV Judikaturverzeichnis V II Abkürzungsverzeichnis a.F. alte Fassung Bd. Band BGBl Bundesgesetzblatt BGH Bundesgerichtshof BMI Bundesministerium für Inneres BRD Bundesrepublik Deutschland BT Bundestag BVerfG Bundesverfassungsgericht BvR Registerzeichen über Verfassungsbeschwerden bzw. beziehungsweise ca. circa DDR Deutsche Demokratische Republik f die angegebene und die folgende Seite ff die angegebene und die beiden folgenden Seiten IAK Internationales Auschwitzkomitee KZ Konzentrationslager LG Landesgericht NJW Neue Juristische Wochenschrift NSDAP Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei OLG Oberlandesgericht RG Reichsgericht RGSt amtliche Sammlung des Reichsgerichts für Strafsachen sog. sogenannt SS Schutzstaffel StGB Strafgesetzbuch StPO Strafprozessordnung u.a. unter anderem U-Haft Untersuchungshaft unverzgl. unverzüglich vgl. vergleiche z.B. zum Beispiel zw. zwischen 1. Einleitung Der Name Auschwitz steht heute für die systematische Vernichtung jüdischer Frauen, Männer und Kinder durch die Nationalsozialisten im Zweiten Weltkrieg. Die Verfasserin dieser Arbeit setzt sich mit den drei großen Auschwitz-Prozessen von 1963 bis 1968 auseinander. Es ist die Unvorstellbarkeit, wie der Hass von Adolf Hitler auf Juden eine derartige Vernichtung in Gang setzen konnte, die zum Hauptziel hatte, ein gesamtes Volk auszulöschen. Die Unbegreiflichkeit liegt vor allem darin, wie die Ideologie eines Mannes einfache Bürger dazu bringen konnte, auf Befehl zu töten, ohne zu hinterfragen. Zu Beginn dieser Arbeit wird die Verfasserin einen kurzen Überblick über das Konzentrationslager (KZ)-Auschwitz geben. Das Ziel dieser Arbeit ist es, die Auschwitz-Prozesse anhand von Büchern, Zeugenaussagen und Dokumenten aufzuarbeiten und die Straftaten, die in Auschwitz an der Tagesordnung standen, darzulegen. Die Verfasserin wird über den Hauptakteur und Generalstaatsanwalt Fritz Bauer schreiben, ohne dessen Einsatz die Prozesse nicht zustande gekommen wären. Anschließend folgt der Übergang zu den Vorbereitungen der Auschwitz-Prozesse, die über vier Jahre in Anspruch genommen haben. Es wird über die Problematik geschrieben, dass das deutsche Recht strafrechtlich nicht in der Lage war, einen Völkermord zu ahnden und das Gericht mit den Straftaten in Auschwitz überfordert war. Die Schwierigkeiten bestanden vor allem darin, den einzelnen Angeklagten die Schuld bzw. Mitschuld nachzuweisen, da bei Prozessbeginn bereits 18 Jahre vergangen waren. Dem Gericht standen nur wenige Beweise in Form von Dokumenten zur Verfügung. Eine weitere Problematik fand man in der Verjährungsfrist von Mordtaten. - 1 - 2. Das Konzentrationslager Auschwitz Auschwitz-Birkenau war das größte Massenvernichtungslager der Nationalsozialisten im Zweiten Weltkrieg. Das KZ-Auschwitz war ein großer Verwaltungsapparat und die Abläufe für die „Judenvernichtung“ wurden von den Schreibtischtätern penibel geplant. 1942 fuhren bereits die ersten Todeszüge in Auschwitz-Birkenau ein. Bei Ankunft wurden die Häftlinge registriert, in verschiedene Kategorien eingeteilt und selektiert. Das NS-Regime hatte nur für gesunde und arbeitsfähige Häftlinge Verwendung. Die Ankommenden wurden von den Aufsehern an der „Entladerampe“ entweder nach links in die Gaskammer oder nach rechts ins Arbeitslager geschickt. Die Menschen, die bei Ankunft unverzüglich in die Gaskammer geschickt wurden, wurden nicht registriert.1 Es gab die sog. Häftlingswinkel. Der rote Winkel war für alle politischen Häftlinge und der gelbe Stern stand für die jüdischen Häftlinge. Der schwarze Winkel kennzeichnete die asozialen Häftlinge und der grüne Winkel war für die kriminellen Häftlinge. Der lila Winkel kennzeichnete die Bibelforscher und der rosa Winkel stand für die homosexuellen Häftlinge.2 Die Haupttötungsarten in Auschwitz waren neben dem Gas Zyklon B, überwiegend Phenoleinspritzungen und Erschießungen an der sog. Schwarzen Wand. Das Gas Zyklon B wurde einst als Mittel für die Bekämpfung von Schädlingen eingesetzt und führte zur qualvollen inneren Erstickung. Die Zustände im KZ-Auschwitz waren katastrophal. Viele Menschen wurden lebendig verbrannt, starben an den Folgen schwerer körperlicher Misshandlungen, verloren ihr Leben bei den zahlreichen medizinischen Versuchen oder begingen Selbstmord. Die Toten wurden einfach vor die Baracken gelegt, und dort blieben sie liegen, bis sie von den Häftlingen, die für den Transport der Leichen zuständig waren, abgeholt und zu den Krematorien gebracht wurden.3 In den Augen der NS waren die Häftlinge keine Menschen, sondern einfach nur Nummern, die auf obersten Befehl hin vernichtet werden mussten. Die KZ-Insassen mussten täglich den unerträglichen Gestank, der aus den Schornsteinen der Krematorien stieg, ertragen. Es legte sich ein grauer Nebel um Auschwitz, und der Tod war allgegenwärtig. Kurz vor Kriegsende versuchte das NS-Regime noch, alle Spuren dieser ungeheuren Massenvernichtung zu beseitigen. Unmittelbar nach Kriegsende wurde die NS-Führung von den Alliierten bei den Nürnberger Prozessen vor Gericht gestellt. Die deutsche Justiz nahm erst 15 Jahre nach Kriegsende ihre Ermittlungen auf. 1 Vgl. Pendas, Der Auschwitz-Prozess: Völkermord vor Gericht (2013) 166 ff. 2 Vgl. BMI, Archiv der KZ-Gedenkstätte Mauthausen, Häftlingsgruppen. 3 Vgl. Kor/Buccieri, Ich habe den Todesengel überlebt (2011) 75 ff. - 2 - 3. Die rechtshistorische Entwicklung der Auschwitz-Prozesse 3.1. Historischer Hintergrund Ursprünglich wurden die Ermittlungen von Stuttgart aus geführt. Ab 1959 wurde das Gericht Frankfurt am Main unter der Leitung des Generalstaatsanwaltes Fritz Bauer mit dem Tatort Auschwitz betraut. Adolf Rögner hatte am 1.März 1958 ein Schreiben aufgesetzt und ließ es der Staatsanwaltschaft in Stuttgart zukommen. Adolf Rögner war zu diesem Zeitpunkt in Haft und hatte bereits ein langes Vorstrafenregister aufzuweisen.4 Rögner wurde selbst 1941 nach Auschwitz deportiert, und in seinem Schreiben machte er Angaben über die dort verübten Verbrechen von Wilhelm Boger. Rögner stellte einen Strafantrag gegen Wilhelm Boger. Hermann Langbein war Mitbegründer des Internationalen Auschwitzkomitees (IAK), hatte Kenntnis vom Schreiben Rögners erlangt und verfasste ebenfalls am 9.Mai 1958 einen Brief an die Stuttgarter Staatsanwaltschaft. In diesem Schreiben bekräftigte er die Aussagen von Adolf Rögner.5 Die Staatsanwaltschaft Stuttgart hatte große Zweifel an den Aussagen von Rögner, denn sie konnte die Ermittlungen und die später erhobene Anklage nicht auf die Aussagen eines in Haft sitzenden Adolf Rögner stützen, und aus diesem Grund kamen die Ermittlungen zu Beginn nur sehr schleppend voran. Die Korrespondenz zwischen der Staatsanwaltschaft und Langbein gestaltete sich zu Beginn sehr schwierig. Langbein hatte zu Beginn das Gefühl, dass die Staatsanwaltschaft kein Interesse an der Aufklärung hatte.6 Hermann Langbein erkundigte sich mit einem weiteren Brief, datiert mit 29.Mai 1958, bei