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PD Dr. Michael Ansel: Ringvorlesung „Einführung in die Geschichte der deutschen Literatur“: Vormärz und Realismus (WiSe 2013/14) Seite 1

Übersicht

1. Historische Rahmendaten (1814/15–1890)

2. Literatur 1830–1848 2.1. Problematik des Epochenbegriffs 2.1.1. Vormärz 2.1.2. Biedermeier 2.1.3. Literatur der Restaurationsepoche 2.2. Literarisches Leben 2.3. Summarische Epochencharakteristik 2.4. Wichtige Werke 2.4.1. Lyrik 2.4.2. Prosa 2.4.3. Drama

3. Literatur 1850–1890 3.1. Epochenbegriff 3.1.1. Binnendifferenzierung der Epoche 3.2. Literarisches Leben 3.3. Summarische Epochencharakteristik 3.4. Fontane als epochentypischer Autor 3.5. Wichtige Werke 3.5.1. Lyrik 3.5.2. Prosa 3.5.3. Drama

4. Forschungsliteratur 4.1. Einführende Literatur zum Vormärz/Biedermeier 4.2. Einführende Literatur zum Realismus 4.3. Literatur zur Epochenproblematik 4.4. Quellensammlungen zum Vormärz/Biedermeier und Realismus

1. Historische Rahmendaten

1814/15 Wiener Kongress, Gründung des Deutschen Bundes 1817 Wartburgfest 1818/20 Verfassungen in Bayern, Baden, Württemberg, Hessen-Darmstadt 1819 Karlsbader Beschlüsse: Demagogenverfolgungen und Einführung der Vorzensur 1830/31 Julirevolution/Verfassungen in Sachsen, Hannover, Braunschweig, Hessen-Kassel 1832 Hambacher Fest 1834 Deutscher Zollverein 1848/49 Märzrevolution/Nationalversammlung/Oktroyierte Verfassung in Preußen 1864 Deutsch-Dänischer Krieg PD Dr. Michael Ansel: Ringvorlesung „Einführung in die Geschichte der deutschen Literatur“: Vormärz und Realismus (WiSe 2013/14) Seite 2

1866 Norddeutscher Bund 1871 Gründung des Deutschen Reichs 1890 Entlassung Bismarcks

2. Literatur 1830–1850

2.1. Problematik des Epochenbegriffs Es gibt keine unumstrittene Benennung der Literatur dieses Zeitraums, als konkurrierende Begriffe werden Vormärz (2.1.1.), Biedermeier (2.1.2.) und Literatur der Restaurationsepoche (2.1.3.) ver- wendet

2.1.1. Vormärz • seit den späten 1820er Jahren kommt es zu einer deutlichen Veränderung des literarischen Klimas • begünstigt, aber nicht eingeleitet wird diese Veränderung durch die Julirevolution in Frankreich und deren Auswirkungen auf den Deutschen Bund (Verfassungen in einigen Mittelstaaten) • Ludwig Börne (Zeitschrift Die Wage [1818–1821]) und (Reisebilder [1826–1831]) kultivieren schon vorher eine offene Form der Reiseprosa, die sich von konventionellen narrativen Mustern (Roman, Novelle, Erzählung) abwendet und im Sinne eines Patchworks eine Vielzahl ge- sellschaftlicher, kultureller und politischer Fragestellungen integrieren kann • operatives Literaturkonzept mit dem Thema Emanzipation, Heinrich Heine als „Soldat im Befrei- ungskrieg der Menschheit“ (Reise von München nach Genua): „Ideenschmuggel“ als Zensurstil • Autoren des Jungen Deutschland (, Theodor Mundt, , Gustav Kühne und Ludolf Wienbarg,), die in Börne und Heine ihre Vorbilder erblickten, haben diese emanzipato- rische Form der Prosa („Ideenschmuggel“) weiterentwickelt, bis es 1835 anlässlich des Skandals um Gutzkows Wally die Zweiflerin zu ihrem Verbot kommt • Georg Büchner (Der hessische Landbote [1834], Woyzeck [1836/37]) thematisiert pauperisierte Unterschichten und bringt den vierten Stand auf die Bühne • Zeitgedichte der 1840er Jahre (Franz Dingelstedt, August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, Robert Prutz, Georg Herwegh, Heinrich Heine): ebenfalls operative Literatur mit Tendenz zur Zeit- reflexion, starke Politisierung der (literarischen) Öffentlichkeit

2.1.2. Biedermeier • bis Ende der 1820er Jahre – und darüber hinaus – prägt die Spätromantik die Literatur (, Joseph von Eichendorff) stark, man kann generell von einer Fortwirkung der Literatur des Deutschen Idealismus (Klassik und Romantik) unter den politischen und gesellschaftlichen Vorzei- chen seit den 1820er Jahren sprechen • traditionales Literaturverständnis: Anbindung an klassisch-romantische Formtradition, Hochschät- zung des literarischen Werks als Eigenwert, aber dessen Rückbindung an gesellschaftliche Funktion (Ablehnung elitärer Autonomiepostulate) • keineswegs epigonale Nachahmung der literarischen Tradition, sondern deren kreative Weiterent- wicklung, in literarischer Hinsicht wegen der Werkfixierung oftmals anspruchsvollere Texte als in der Vormärzliteratur • Regionalisierung der Literatur, die sich schon in der Spätromantik etabliert hatte, zeigt sich in der Gruppenbildung (Dresdner Romantik, Schwäbische Dichterschule in ) und in den Themen der Literatur selbst (Dorfgeschichte Jeremias Gotthelfs und Berthold Auerbachs, Beispiel Annette PD Dr. Michael Ansel: Ringvorlesung „Einführung in die Geschichte der deutschen Literatur“: Vormärz und Realismus (WiSe 2013/14) Seite 3

von Droste-Hülshoffs Judenbuche (1841) mit dem Untertitel Ein Sittengemälde aus dem gebirgich- ten Westphalen) • biedermeierliche Literatur ist im Gegensatz zur vormärzlichen angeblich unpolitisch und dadurch affirmativ, der politischen Restauration zuarbeitend. Wie problematisch eine solche Generalisierung ist, kann man an Autoren wie (Zensurfall Brigitta) oder Annette von Droste-Hüls- hoff (familiäre Auseinandersetzungen um das Geistliche Jahr) studieren

2.1.3. Literatur der Restaurationsepoche • bis 1848 steht die Literatur eindeutig unter den Vorzeichen der politischen und ideologischen Res- tauration seit dem Wiener Kongress, die maßgeblich von Metternich verantwortet wird • Vorzensur seit den Karlsbader Beschlüssen von 1819 obligatorisch für alle Druckerzeugnisse un- ter 20 Bogen (320 Seiten), begünstigt Entwicklung eines so genannten Zensurstils • Erstarkung des Katholizismus als Reaktion auf die dynastischen Umwälzungen seit dem Wiener Kongress (Rheinland als Teil des protestantischen Preußen) und einer katholischen Literatur (Jo- seph von Eichendorff, Joseph Görres und die Zeitschrift Historisch-politischen Blätter für das ka- tholische Deutschland) • „Restaurationsepoche“ ist allerdings ein politischer Begriff, der zwar eine einheitliche Klammer für die Literatur dieses Zeitraums anbietet, diese jedoch mit einer außerliterarischen Etikett versieht und deshalb nicht wirklich überzeugt

2.2. Literarisches Leben • Alphabetisierung und starke Ausweitung des Lesepublikums, das gehobene Unterhaltung wünscht • Verlage als Größen des wirtschaftlichen Lebens und ihre ökonomischen Interessen (Verlagsstadt und die sächsische Zensur) • Expansion des Zeitschriftenwesens (Morgenblatt für gebildete Stände/Leser [1807–1865]) und der Almanache und Taschenbücher, die die wichtigsten Lektürequellen darstellen • spätromantische Salon- sowie biedermeierliche Geselligkeitskultur aristokratischer bzw. bildungs- bürgerlicher Provenienz mit ihren Gesprächs- und Umgangsformen (Konversationslexika, Georg Büchmann: Geflügelte Worte [1864]) und Festritualen (Kammermusik, Dichterlesungen [berühmt dafür Ludwig Tieck in Dresden]) • bürgerliche Vereine und Liederkränze mit öffentlichen Auftritten und Stiftungen, die die Literatur und Kultur vielfältig durch Reden, Rezitationen und Liebhaberaufführungen fördern und im gesell- schaftlichen Leben verankern • Theater meistens als Residenz- und Hoftheater für die eher konservativen, literarisch gebildeten oberen Schichten

2.3. Summarische Epochencharakteristik • es gibt klare innerliterarische Transformationsprozesse in den 1820er und 1850er Jahren, die es rechtfertigen, von einer eigenen literarischen Epoche der Vormärz- bzw. Biedermeierliteratur zu sprechen (Epochenproblematik) • Epoche ist keineswegs epigonal, sondern bringt eine Vielzahl anspruchsvoller Literatur sowohl auf Seiten der Vormärz- als auch auf Seiten der Biedermeierdichter hervor • Literatur weist eine große Gattungsvielfalt auf. Gepflegt werden nicht nur die etablierten Gattun- gen wie Lyrik, Drama, Novelle und Roman, sondern deren kreative Weiterentwicklung und eine Vielzahl innovativer Mischgattungen wie Reiseliteratur, Feuilleton (Gattungsbezeichnungen: Skiz- ze, Bild, Fragment) • man steht den „großen Gattungen“ (Drama, Epos) eher skeptisch gegenüber und bevorzugt eine gesellschaftsbezogene Kunst PD Dr. Michael Ansel: Ringvorlesung „Einführung in die Geschichte der deutschen Literatur“: Vormärz und Realismus (WiSe 2013/14) Seite 4

• Literatur zeichnet sich durch ein klar erkennbares Bedürfnis zur künstlerischen Selbstverortung bzw. Historisierung aus, das sich – mit Ausnahme der Spätromantik – so weder in der Weimarer Klassik und Romantik noch im Poetischen Realismus findet

2.4. Wichtige Werke Es versteht sich, dass hier nur eine kleine Auswahl geboten werden kann. Die folgende Auflistung versucht sich zudem an der Leseliste deutscher Literatur in der Informationsbroschüre Germanistik in Wuppertal (5., aktualisierte Auflage 2012) zu orientieren.

2.4.1. Lyrik Heinrich Heine: Buch der Lieder (1827, 131855), Neue Gedichte (1844, 41853) August Graf von Platen: Gedichte (1828, 21834) : Gedichte (1832, 71844), Neue Gedichte (1838, 51844) Eduard Mörike: Gedichte (1838, 41867) Annette von Droste-Hülshoff: Gedichte (1844)

2.4.2. Prosa Heinrich Heine: Reisebilder, 3 Theile und ein Nachtrag (1826–1831) Eduard Mörike: Maler Nolten (1832) Karl Gutzkow: Wally die Zweiflerin (1835) Karl Leberecht Immermann: Münchhausen (1838/39) : Die schwarze Spinne (1842) Adalbert Stifter: Studien, 6 Bände (1844/50)

2.4.3. Drama Georg Büchner: Danton’s Tod (1835), Woyzeck (1880 [sic!]) Christian Friedrich Grabbe: Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung (1827), Napoleon oder die hundert Tage (1831) Friedrich Hebbel: Judith (1841), Maria Magdalene (1844) : König Ottokars Glück und Ende (1825), Weh dem, der lügt! (1838) Johann Nepomuk Nestroy: Der böse Geist Lumpazivagabundus (1833), Freiheit in Krähwinkel (1848)

3. Literatur 1850–1900

3.1. Epochenbegriff • „Realismus“ wird hier nicht als ästhetischer oder kunsttypologischer, sondern als ein zudem auf deutschsprachige Verhältnisse angewendeter literaturgeschichtlicher Begriff verstanden • man spricht vom poetischen oder bürgerlichen Realismus als Sammelbegriff für die deutschspra- chige Literatur zwischen 1850 und 1900, darunter fallen auch die Literaturen Österreichs und der Schweiz mit den Vertretern Jeremias Gotthelf, und • im Gegensatz zur Bezeichnung der deutschsprachigen Literatur in der ersten Hälfte des 19. Jahr- hunderts ist der Begriff des Realismus unstrittig und bezeichnet eine relativ homogene und langle- bige literarische Epoche • schwierig und nicht eindeutig ist das Ende der Epoche zu bestimmen, da wichtige Werke noch in den 1890er Jahren erscheinen (: Effi Briest, : Die Akten des Vogel- PD Dr. Michael Ansel: Ringvorlesung „Einführung in die Geschichte der deutschen Literatur“: Vormärz und Realismus (WiSe 2013/14) Seite 5

sangs [beide 1895]) und es zu einer Überlappung mit Strömungen der frühen Moderne kommt (: Vor Sonnenaufgang, Arno Holz und Johannes Schlaf: Papa Hamlet [beide 1889], : Algabal [1892])

3.1.1. Binnendifferenzierung der Epoche • bis etwa 1860 Hochphase des programmatischen Realismus, der sich vor allem in kritischen Bei- trägen von Literaturzeitschriften herauskristallisierte (Die Grenzboten [Julian Schmidt und ], Blätter für literarische Unterhaltung [Hermann Marggraff und Rudolf Gottschall], Deut- sches Museum [Robert Prutz]) • man kann wegen der deutschen Reichseinigung 1870/71 eine Binnenzäsur setzen, für die Zeit da- nach spricht man auch von der Literatur der Gründerzeit, die sich durch die verstärkte Hinwendung zu historischen Romanen (Felix Dahn: Ein Kampf um Rom [1876]) auszeichnet

3.2. Literarisches Leben • Abschaffung der Vorzensur und Selbstkritik des Bürgertums nach der gescheiterten Revolution führen zu einer deutlich spürbaren Entpolitisierung der Literatur • starke Verstädterung in Folge der Industrialisierung sorgt für zunehmende Erstarkung eines urba- nen Lesepublikums, das maßgeblich durch die städtische Erfahrungswelt geprägt wird • ökonomische Erstarkung des Bürgertums hat spürbaren Einfluss auf das kulturelle Leben: bürger- liche Lebenswelt mit häuslicher Lektüre- und Deklamationspraxis und Vereinswesen, öffentliche Kunst- und Museumspflege durch Stiftungen • nachmärzlicher Literatur- und Bildungskanon: zunehmende Fixierung auf die im Vormärz stark kritisierten Weimarer Klassiker (Schiller-Jahr 1859), wird verstärkt durch das neuhumanistische Gymnasium • seit dem Klassikerjahr 1867 kommt es zu einem Boom preisgünstiger Klassiker-Ausgaben, weil die 30-jährige Schutzfrist des Urheberrechts erlischt • Gründerzeit bringt monumentale Prachtausgaben insbesondere der Klassiker hervor, die mit einer reichen Buchausstattung (goldgeprägte Einbanddecke, Goldschnitt) und Buchschmuck (Rahmen, Leisten, Vignetten) sowie Illustrationen prunken und primär Einrichtungsgegenstände des Salons sind • Leihbibliotheken als Primärquelle für die Lektüre von Belletristik, aber auch anderer historischer bzw. wissenschaftlicher Literatur • Familienzeitschriften als Abnehmer von eher kleinformatiger Erzählprosa (Die Gartenlaube, Un- terhaltungen am häuslichen Herd, Daheim, Westermanns Illustrierte Monatshefte, Über Land und Meer), viele realistische Erzählungen erscheinen zuerst in diesen Periodika

3.3. Versuch einer Gesamtcharakteristik der Literatur • Realitätszuwendung nach im Deutschen Bund gescheiterter 1848er-Revolution, das Bürgertum macht die Ideengläubigkeit der 1830/40er Jahre für seine mangelnde politische Reife verantwortlich • in Verbindung damit scharfe Ablehnung und Zurückweisung des romantischen und jungdeutschen „Subjektivismus“ bzw. angeblich realitätsfremden „Idealismus“ und der Innovationen der teils sehr experimentierfreudigen Biedermeier- und Vormärzliteratur • die Literatur soll die konkrete Erfahrungswelt des bürgerlichen „Mittelstands“ thematisieren, da- bei aber auf eine minuziöse Abbildung der Realität verzichten, sondern durch Stoffwahl und -prä- sentation die ganze Welt modellhaft oder symbolisch im Kunstwerk präsentieren • dieses Literaturkonzept führt zu den Postulaten der Verklärung und des künstlerischen Humors und begünstigt im Gegensatz zur vormärzlichen, stark von rhetorischen Wirkungskategorien ge- prägten Literatur eine mittlere Stillage PD Dr. Michael Ansel: Ringvorlesung „Einführung in die Geschichte der deutschen Literatur“: Vormärz und Realismus (WiSe 2013/14) Seite 6

• obwohl man das Verklärungspostulat nicht vorschnell ideologiekritisch abwerten sollte, kann doch die programmatisch geforderte Realitätszuwendung der Literatur kritisch gesehen werden. Ein be- achtlicher Teil der realistischen Literatur wendet sich keineswegs der zeitgenössischen Wirklichkeit zu – hier erweist sich die als tendenziös abgelehnte vormärzliche Dichtung als oftmals wesentlich zeitdiagnostischer –, sondern thematisiert z.B. mit der Dorfgeschichte, mit historischen Stoffen oder mit rückwärtsgewandten, im ländlichen Raum angesiedelten Utopien (Adalbert Stifter: Der Nach- sommer [1857]) vergangene Lebenswelten • obwohl sich in der Literaturtheorie die klassizistische Hochschätzung des Dramas und des Vers- epos hält (Freytag: Die Technik des Dramas [1863]) und viele Realisten (Theodor Fontane, Theo- dor Storm, Conrad Ferdinand Meyer) auch als Lyriker Beachtliches leisten, ist der zentrale litera- turgeschichtliche Ertrag des Realismus in der Erzählprosa zu erblicken

3.4. Fontane als epochentypischer Autor • geboren 1819, also wie andere realistische Autoren in den 1810er oder 1820er Jahren und zum Zeitpunkt der 1848/49er Revolution erwachsen (Ausnahme Raabe [1831–1910]) • freier Schriftsteller, der sich seinen Lebensunterhalt mit dem Schreiben verdient und Publikations- kontakte zur periodischen Presse hat • 70 Jahre oder älter geworden, kein Frühvollender wie häufig in der Romantik oder im Vor- märz/Biedermeier (, Wilhelm Waiblinger, Georg Büchner), hat sich vielmehr „nach oben geschrieben“, insbesondere Spätwerk interessant (Ausnahme Gottfried Keller: Grüner Heinrich [1854]) • zunächst reichhaltige Balladenproduktion seit seiner Mitgliedschaft im Verein Tunnel über der Spree als Indiz für Hochschätzung versgebundener Dichtung im 19. Jahrhundert • als Erzähler Wechsel zwischen historischen (Schach von Wuthenow) und zeitgenössischen Stoffen (Effi Briest), so auch und Wilhelm Raabe

3.5. Wichtige Werke Auch hier gilt das unter 2.4. Gesagte. Allerdings wurde die Lyrik im Folgenden stärker gewichtet, weil z.B. vom Spätwerk Theodor Fontanes oder von der Lyrik Conrad Ferdinand Meyers deutlich erkennbare Verbindungslinien zur literarischen Moderne gezogen werden können.

3.5.1. Lyrik Theodor Fontane: Gedichte (1851, 51898), Balladen (1861) Theodor Storm: Gedichte (1852, 71885) Conrad Ferdinand Meyer: Gedichte (1882, 51892) Friedrich Hebbel: Gedichte (31857)

3.5.2. Prosa Gottfried Keller: Der grüne Heinrich (1854), Die Leute von Seldwyla, 2 Bände (1855/1874) Gustav Freytag: Soll und Haben (1855) Theodor Storm: Immensee (1850), Aquis submersus (1876), Der Schimmelreiter (1888) Conrad Ferdinand Meyer: Jürg Jenatsch (1876), Die Hochzeit des Mönchs (1884), Die Versuchung des Pescara (1887) Theodor Fontane: Schach von Wuthenow (1883), Frau Jenny Treibel (1891), Effi Briest (1895) Wilhelm Raabe: Abu Telfan (1868), Stopfkuchen (1891), Die Akten des Vogelsangs (1896)

3.5.3. Drama Friedrich Hebbel: Agnes Bernauer (1855), Gyges und sein Ring (1856) PD Dr. Michael Ansel: Ringvorlesung „Einführung in die Geschichte der deutschen Literatur“: Vormärz und Realismus (WiSe 2013/14) Seite 7

Franz Grillparzer: Ein Bruderzwist in Habsburg (1855), Die Jüdin von Toledo (1856) : Der Ring des Nibelungen (1869/76)

4. Forschungsliteratur Unter 4.1. und 4.2. sind einführende Epochendarstellungen und Standardwerke verzeichnet, in de- nen umfangreiche weitere bibliographische Angaben zu finden sind.

4.1. Vormärz/Biedermeier Eke, Norbert Otto: Einführung in die Literatur des Vormärz. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchge- sellschaft 2005. Grimm, Gunter E./Max, Frank Rainer (Hg.): Deutsche Dichter. Leben und Werk deutschsprachiger Autoren. Band 5: Romantik, Biedermeier und Vormärz. Stuttgart: Reclam 1989. Köster, Udo: Literatur und Gesellschaft in Deutschland 1830–1848. Die Dichtung am Ende der Kunstperiode. Stuttgart u.a.: Kohlhammer 1984. Sengle, Friedrich: Biedermeierzeit. Deutsche Literatur im Spannungsfeld zwischen Restauration und Revolution 1815–1848. 3 Bände. Stuttgart: Metzler 1971, 1972 u. 1980. Titzmann, Michael (Hg.): Zwischen Goethezeit und Realismus. Wandel und Spezifik in der Phase des Biedermeier. Tübingen: Niemeyer 2002.

4.2. Realismus Aust, Hugo: Realismus. Lehrbuch Germanistik. Stuttgart und Weimar: Metzler 2006. Aust, Hugo: Literatur des Realismus. 3., überarbeitete und aktualisierte Auflage. Stuttgart und Wei- mar: Metzler 2000. Balzer, Bernd: Einführung in die Literatur des Bürgerlichen Realismus. 2., durchgesehene Auflage. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2012. Becker, Sabina: Bürgerlicher Realismus. Literatur und Kultur im bürgerlichen Zeitalter 1848– 1900. Tübingen und : Franke 2003. Begemann, Christian (Hg.): Realismus. Epoche – Autoren – Werke. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2007. Grimm, Gunter E./Max, Frank Rainer (Hg.): Deutsche Dichter. Leben und Werk deutschsprachiger Autoren. Band 6: Realismus, Naturalismus und Jugendstil. Stuttgart: Reclam 1989. McInnes, Edward/Plumpe, Gerhard (Hg.): Bürgerlicher Realismus und Gründerzeit 1848–1890. München: Hanser 1996. Martini, Fritz: Deutsche Literatur im bürgerlichen Realismus 1848–1898. 3., mit einem ergänzen- den Nachwort versehene Auflage. Stuttgart: Metzler 1974 [Erstauflage 1962]. Stockinger, Claudia: Das 19. Jahrhundert. Zeitalter des Realismus. Berlin: Akademie Verlag 2010.

4.3. Epochenproblematik Bunzel, Wolfgang/Stein, Peter/Vaßen, Florian: „‚Romantik‘ und ‚Vormärz‘ als rivalisierende Dis- kursformationen der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts“. In: Dies. (Hg.), Romantik und Vor- märz. Zur Archäologie literarischer Kommunikation in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Bielefeld: Aisthesis 2003, S. 9–46. Frank, Gustav: „Auf dem Weg zum Realismus“. In: Christian Begemann (Hg.), Realismus. Epoche – Autoren – Werke. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2007, S. 27–44. Segeberg, Harro: „Phasen der Romantik“. In: Helmut Schanze (Hg.), Romantik-Handbuch. 2., durchgesehene und aktualisierte Auflage. Stuttgart: Kröner 2003, S. 31–78. PD Dr. Michael Ansel: Ringvorlesung „Einführung in die Geschichte der deutschen Literatur“: Vormärz und Realismus (WiSe 2013/14) Seite 8

4.4. Quellensammlungen Bucher, Max u.a. (Hg): Realismus und Gründerzeit. Manifeste und Dokumente zur deutschen Lite- ratur 1848–1880. Mit einer Einführung in den Problemkreis und einer Quellenbibliographie. 2 Bände. Stuttgart: Metzler 1975/76. Hermand, Jost (Hg.): Der deutsche Vormärz. Texte und Dokumente. Bibliographisch ergänzte Aus- gabe. Stuttgart: Reclam 1997 [erstmals 1967]. Plumpe, Gerhard (Hg.): Theorie des bürgerlichen Realismus. Eine Textsammlung. Stuttgart: Rec- lam 2009 [erstmals 1985]. Vaßen, Florian (Hg.): Die deutsche Literatur. Ein Abriss in Text und Darstellung. Band 10: Vor- märz. Bibliographisch ergänzte Ausgabe. Stuttgart: Reclam 1997 [erstmals 1975].