Jahresbericht 2014

Wie wir Demokratien auf dieser Welt stärken Warum wir für Europa einstehen Wie die Energiewende zum Erfolg wird Wer wir sind Was wir wollen

Demokratie und Menschenrechte durchsetzen, gegen die Zer­ störung unseres globalen Ökosystems angehen, die Gleich­ berechtigung von Frauen und Männern vorantreiben, in Krisenzonen präventiv den Frieden sichern, die Freiheit des Individuums gegen staatliche und wirtschaftliche Übermacht verteidigen – das sind die Ziele, die Denken und Handeln der Heinrich-Böll-Stiftung bestimmen. Wir stehen der Partei Bündnis 90/Die Grünen nahe und arbeiten als reformpolitische Zukunftswerkstatt und interna­ tionales Netzwerk mit Partnerprojekten in rund 60 Ländern. Die Heinrich-Böll-Stiftung arbeitet unabhängig und steht für geistige Offenheit. Mit derzeit 31 Auslandsbüros verfügen wir über eine weltweit vernetzte Struktur. Wir kooperieren mit 16 Landesstiftungen in allen Bundesländern und fördern begabte, gesellschaftspolitisch engagierte Studierende und Graduierte im In- und Ausland. Heinrich Bölls Ermunterung zur zivilgesellschaftlichen Einmischung in die Politik folgen wir gerne und möchten an­ dere anstiften mitzutun.

Fakten zur Stiftung

Zuwendungen Mittelverwendung 2014 2014 Drittmittel 0,4% Personalkosten

Globalmittel- 25,23% 33,5% 43,79% haushalt Internationale Tätigkeit

Einnahmen Ausgaben 54.908.647 Euro 52.951.647 Euro 5,25% Sachkosten Investitionen 0,78% 66,1% 18% Andere Zuwen- 6,95% dungsbereiche Ausgaben für Stipendiat/innen Politische Bildung Inland Heinrich-Böll-Stiftung weltweit

32 12 20 13 16 15 21 17 11 18 19 14 31 8 30 26 5 28 29 6 27 7

22 10

24 4 9 2

3

23

25 1

Afrika Europa Lateinamerika Nordamerika 1 Kapstadt (Südafrika) 11 Belgrad (Serbien) 22 Mexiko-Stadt (Mexiko) 31 Washington (USA) 2 Abuja (Nigeria) 12 (Deutschland) 23 Rio de Janeiro (Brasilien) 3 Nairobi (Kenia) 13 Brüssel (Belgien) 24 San Salvador (El Salvador) Russische Föderation 14 Istanbul (Türkei) 25 Santiago de Chile (Chile) 32 Moskau (Russland) Asien 15 Kiew (Ukraine) 4 Bangkok (Thailand) 16 Prag (Tschechische Republik) Nordafrika und Nahost 5 Kabul (Afghanistan) 17 Sarajevo (Bosnien-Herzegowina) 26 Beirut (Libanon) 6 Islamabad (Pakistan) 18 Tbilisi (Georgien) 27 Ramallah (Palästina) 7 Neu Delhi (Indien) 19 Thessaloniki (Griechenland) 28 Rabat (Marokko) 8 Peking (China) 20 Warschau (Polen) 29 Tel Aviv (Israel) 9 Phnom Penh (Kambodscha) 21 Zagreb (Kroatien) 30 Tunis (Tunesien) 10 Yangon (Myanmar)

Internationale Zusammenarbeit Politische Bildung Inland 2014 2014

1.262.392 (TR) Internationale Zusammenarbeit Demokratie, Kultur, Gesellschaftspolitik / 4.128.391 (AF) Institute (Grüne Aka - (EU) Beteiligung in der 8.057.902 9% demie, Archiv GG, GWI, digitalen Gesellschaft Green Campus) 31% 17% Barmittel 4.061.019 (AS) insgesamt Summe 1.506.000 26.616.014 Euro 10% Publikationen / 3.615.460 (LA) Nachhaltigkeit, Öffentlichkeits - Kommunales, 16% arbeit

Afrika (AF) Ökonomie/Szenarien 17% Asien (AS) (MENA) für eine ökologische 5.490.850 Lateinamerika (LA) Bildung, Soziales, Migration / Nahost und Nordafrika (MENA) Wende Europa (EU) Antworten auf den demogra - Themenreferate (TR) fischen Wandel Inhalt

I S. 2 II S. 30 III S. 38

Vorwort 1

Demokratie und Menschenrechte 2

Europapolitik 30

Die große Transformation 38

Kunst und Kultur 60

Studienwerk 68

Gunda-Werner-Institut 74

GreenCampus – Weiterbildung, Politik, Management 76

Archiv Grünes Gedächtnis 77

Prominente Gäste 78

Stiftungsmanagement 80

Gremien 88

Vertrauensdozentinnen und Vertrauensdozenten 89

Adressen 92

Freundinnen und Freunde der Heinrich-Böll-Stiftung 95

Impressum Herausgegeben von der Heinrich-Böll-Stiftung e.V. Redaktion und Konzeption: Susanne Dittrich Redaktionelle Mitarbeit: Nevin Ekinci Cover: Re:Claim Human Rights! Copyright: Niklas Hughes Texte: Mitarbeiter und Mitarbeiter innen der Heinrich-Böll-Stiftung sowie Carolin Dylla (Anti- gone), Silke Mertins (Tunesien), Renate Wilke-Launer (Kenia) Fotos: Stephan Röhl (wenn nicht anders ange- geben) Gestaltung: State, Berlin Papier: Umwelt freundlich, chlorfrei gebleicht Auflage: 3.000 Stand: 30. April 2015 Dieser Bericht ist kostenlos erhältlich bei der Heinrich-Böll-Stiftung, Schumann straße 8, 10117 Berlin T 030–285 34–0 F 030–285 34–109 E [email protected] W www.boell.de Haram in Nigeria gefährden jede Zivilität. Trotz al- Trotz Zivilität. jede gefährden Nigeria in Haram Hinter Hinter uns liegt ein Jahr, das uns noch einmal verdeut- S L flikten. Wegen der zahlreichen Kriege und sich ver- sich und Kriege zahlreichen der Wegen flikten. Konflikte und ihre Dynamiken aufklären, und wir su wir und aufklären, Dynamiken ihre und Konflikte Konfliktlösungen und eine anden Menschenrechten Vorwort linge weltweit auf über 50 Millionen gestiegen. Zu gestiegen. Millionen 50 über auf weltweit linge demokratischer Ausbau und Auf- den für Kraft al- ler mit uns wir setzen deswegen gerade und ledem licht, licht, wie wichtig die Arbeit unserer Stiftung ist. – Es chen gemeinsam chen mit gemeinsam einer Vielzahl von Partnerinnen orientierte Politik ein. Wir liefern Hintergrundinfor Politik Wir liefern ein. orientierte ten ten weiterhin prekär. Terror wie Bokoorganisationen vielen vielen Regionen Afrikas. Der Konfliktum die Ukraine eine eine humane und Flüchtlings- Asylpolitik bei uns ein. schärfender sozialen Krisen ist die Zahl der Flücht- der Zahl die ist Krisen sozialen schärfender schen schen Erfolge Die des Islamischen Staats verschärft. d herrscht wieder Krieg herrscht in Europa, im Nahen in Osten, und im Irak hat sich die Situation durch die militäri- im Irak sich durch und die hat Situation u besondere zwischen Europa und In Russland. zwischen Syrien besondere ins Beziehungen, internationalen die auch belastet mit 2.000 Toten und mehr als zehntausend Verletz zehntausend als mehr und Toten 2.000 mit mationen und bieten Diskussionsforen, die über die die über die Diskussionsforen, bieten und mationen trukturen und Zivilgesellschaften, für friedliche friedliche für Zivilgesellschaften, und trukturen en Fluchtursachen klären en wir Fluchtursachen auf und uns setzen für nd Partnern nach Lösungen zur nach Beilegung von Lösungen nd Kon- Partnern age age in Sommer ist Gaza nach dem Krieg im letzten I Ralf Fücks Ralf Fücks Foto: Julia Baier Julia Foto: - - - - «Fleischatlas 2014», der in mehrere Sprachen über Sprachen mehrere 2014»,in der «Fleischatlas Arbeitsweise und unser politisches Profil zu reflek zu Profil politisches unser und Arbeitsweise i Mrezihn e Sitn sn usr Bei unsere - sind Stiftung der Markenzeichen Ein easodrne dr omne Jhe i ma fit Jahre kommenden der Herausforderungen Ressourcengerechtigkeit sind ein zentrales Motiv Motiv zentrales ein sind Ressourcengerechtigkeit

im eigenen Land im wie Land eigenen auf globaler Ebene. Klima- und ist die erfolgreichste Publikation in der Geschichte Geschichte der in Publikation erfolgreichste die ist chen, unsere Stärken und Kompetenzen ausbauen. Ralf Fücks träge zur sozialen und ökologischen ökologischen und sozialen zur träge Transformation tieren. Mit tieren. der 2020 Strategie wollen wir uns für die tung engagieren. Der Erfolg unserer Arbeit ist ein ist Arbeit unserer Erfolg Der engagieren. tung v g Berlin, im April 2015 April im Berlin, s setzt worden ist, haben wir in Deutschland, Europa Europa Deutschland, in wir haben ist, worden setzt danken. Ein herzliches Dankeschön geht auch an geht die Ein danken. Dankeschön herzliches der der Stiftung. nen und Mitarbeiterin für ihr großartiges Engage- großartiges ihr für Mitarbeiterin und nen unserer internationalen Ökologiearbeit. Mit dem dem Mit Ökologiearbeit. internationalen unserer u ment und ihren Einsatz gerade auch unter häufig häufig unter auch gerade Einsatz ihren und ment politischen, ökonomischen und sozial-ökologischen sozial-ökologischen und ökonomischen politischen, hirgn amneigne sh hrlc be herzlich sehr Rahmenbedingungen chwierigen ielen Menschen, die sich ehrenamtlich für die Stif- die für ehrenamtlich sich die Menschen, ielen emeinsamer. emeinsamer. nd weltweit eine breite Öffentlichkeit erreicht. Er erreicht. Öffentlichkeit breite eine weltweit nd Vorstand Heinrich- Wir möchten uns bei allen unseren Mitarbeiterin- allenbei uns unseren Wir möchten Wir haben uns 2014 auf den Weg unsere gemacht, II Barbara Unmüßig Unmüßig Barbara

Böll-Stiftung B a r b a r a U n m ü ß i g Foto: Bettina Keller Bettina Foto: - - - -

Vorwort 2 ethcerenhcsenM dnu eitarkmoeD dnu ethcerenhcsenM

I Flüchtlinge auf Lampedusa Foto: Sigrid Reinichs 3

Teilhabe stärken, Menschenrechte durchsetzen! Demokratie steht in vielen Teilen der Welt unter Druck. Demokratische Spielräume werden ein geschränkt, Repressionen gegen Andersdenkende und -handelnde nehmen zu. Der autoritäre Ent wicklungsstaat von Äthiopien bis China verspricht zwar ein besseres Leben und mehr Wohlstand, aber ohne Freiheit, Rechtsstaat- lichkeit und politische Partizipation. Ob in illiberalen oder liberalen Demokratien – wirtschaftlich mächtige Eliten nehmen immer mehr Einfluss auf politische

Entscheidungen. eitarkmoeD dnu ethcerenhcsenM Freiheit, Gerechtigkeit, Menschenrechte und Demokratie sind die normativen Grundlagen unserer Arbeit – in Deutschland und auch weltweit. Wir haben Büros in 31 Ländern. Zusammen mit unseren inter- nationalen Partnerinnen und Partnern versuc hen wir, die Spielräume für politische und gesellschaftliche Teilhabe und Emanzipation auszuloten und auszuwei- ten. Es erfordert Fingerspit zengefühl und große Ver- antwortung, für uns und unsere Partnerinnen und Partner. 4

Syrien Nach drei Jahren hat sich der Konflikt in Syrien zu einem Krieg mit über 200.000 Todesop- fern, Millionen Flüchtlingen und einer extrem notleidenden Zivilbevölkerung entwickelt. Sämtliche Initiativen, den Konflikt beizulegen, sind bislang gescheitert. Durch die militä- rischen Erfolge der Terrormiliz IS hat der Bürgerkrieg eine neue Qualität gewonnen. Nach Jahren des Zögerns bewog das rasche Vorrücken der IS die Amerikaner und Europäer dazu, doch militärisch im Irak zu intervenieren. Eine politische Strategie zu einer Lösung des Konfliktes ist hinter diesem Engagement der internationalen Gemeinschaft jedoch nicht zu erkennen.

I Der Krieg in Syrien hat mittlerweile 3,8 Millionen Menschen zu Flüchtlingen gemacht. Foto: Bryan Denton/The New York Times/Redux/laif

Was kann eine Organisation wie die einem Vorort von Damaskus, der seit knapp zwei Heinrich-Böll-Stiftung tun? Jahren von syrischen Regierungstruppen belagert wird, flohen in den letzten Jahren ca. 150.000 syri- Wir können aufklären! Über die Hintergründe und I sche Palästinenser/innen nach Jordanien, in den Dynamiken des Konflikts. Denn nur so kann – trotz Liba non und nach Europa. Dort richten sie sich aufs der Komplexität des Konflikts – eine qualifizierte Dis- Neue in einer temporären Existenz ein, in der Hoff- kussion über Handlungsoptionen der internationalen nung, irgendwann zurückkehren zu können. Die Gemeinschaft und Deutschlands geführt werden. Wir Filmemacherin Carol Mansour hat mit Unterstüt- appellieren an die politische Verantwortung des Wes- zung der Stiftung die persönlichen Schicksale, aber tens und versuchen, Chancen für politische Lösun- auch die Hoffnungen und Träume von palästinen- gen auszuloten und Mut zu machen! In Syrien, dem

Demokratie und MenschenrechteDemokratieund – Welt Krisenherdeder in – Syrien sischen Flüchtlingen aus Syrien in dem Dokumentar- Libanon und Deutschland unterstützen wir Aktivis- film « We cannot go there now, my Dear » festge halten. tinnen und Aktivisten, die sich vor Ort für ein demo- kratisches Syrien einsetzen. Und wir wollen den Politikempfehlungen unzäh ligen Kriegsflüchtlingen ein Gesicht geben, Das internationale Engagement in Syrien droht zu indem wir ihre Geschichten erzählen. einem vereinfachten « entweder IS oder Assad » zu verkommen. Auch die Europäische Union (EU) hat Ein Film über Flüchtlingsschicksale keine gemeinsame politische Strategie. In Zusam- Der Krieg in Syrien hat mittlerweile 3,8 Millionen menarbeit mit der niederländischen Friedensorgani- Menschen zu Flüchtlingen gemacht – unter ihnen sation PAX (früher PAX Christi) haben unsere Büros auch zahlreiche Palästinenser, die nun bereits zum in Brüssel und Beirut Politikempfehlungen für die zweiten Mal ihr zuhause verloren haben. Allein aus EU erarbeitet. Dort wird unter anderem nahegelegt, dem palästinensischen Flüchtlingslager Yarmouk, sich trotz der Drohung der terroristischen IS-

Webdossier Web « Syrien – drei Jahre nach Empfehlungen im Netz Beginn des Aufstands »: unter: http://eu.boell.org/ boell.de/de/dossier- sites/default/files/event _ aufstand-syrien report _syria _2.pdf 5

II Mariam Jalabi, Mitglied des Nationalen Verbindungsbüro der

UN und des Syrian Women Networks, forderte mehr Einfluss III 27. November 2014: Barbara Unmüßig und Ralf Fücks von Frauen in internationalen Friedensverhandlungen. übergaben den Petra-Kelly-Preis 2014 an Amir Kazkaz. Von den Preisträgern fehlt noch immer jede Spur. Bewegung nicht erneut auf Assad einzulassen. Die EU solle darüber hinaus und trotz aller Vorbehalte Petra-Kelly-Preis 2014 für syrische eng mit der syrischen Opposition und den syrischen Menschenrechtsaktivist/innen Kurden zusammenarbeiten und die Widerstandsfä- Der Petra-Kelly-Preis 2014 ging an das Violations higkeit lokaler Gemeinschaften unterstützen. Auch III Documentation Center Syrien und vier seiner Mitar- müsse die humanitäre Hilfe für syrische Flüchtlinge beiter/innen: Razan Zeitouneh, Samira al-Khalil, Wael und die Zivilbevölkerung Priorität haben. Hammadeh und Nazem Hammadi. Am 9. Dezember 2013 wurden die vier in der Nähe von Damaskus von Frauen an die Friedenstische Unbekannten entführt. Seither fehlt von ihnen jede Die Luftbombardements in Syrien und Irak treffen II Spur. nicht die Kämpfer des syrischen Assad-Regimes oder Das 2011 gegründete Violations Documentation die islamistischen Terrororganisationen, sondern in Center sammelt und dokumentiert Informationen erster Linie die Zivilbevölkerung. Um eine nachhal- über Verstöße gegen das Völkerrecht in Syrien und tige Friedenslösung zu erreichen, müssen Frauen in macht sie öffentlich zugänglich. Die Verbrechen wer- die Friedensverhandlungen eingebunden werden. den dabei unabhängig von der Konfliktseite doku- Darüber bestand Einigkeit bei einem Fachgespräch, mentiert. Die Organisation will damit ein objektives zu dem Ende November 2014 das Gunda-Werner- Gedächtnis der syrischen Revolution schaffen, das Institut in der Heinrich-Böll-Stiftung Expert/innen nach Beendigung des Bürgerkrieges den Grundstein aus internationalen Organisationen, aus Syrien und für die kollektive Aufarbeitung von Menschenrechts- Irak nach Berlin eingeladen hatte. Es galt zu klären, verbrechen legen kann. unter welchen Voraussetzungen und mit welchen Mit dem Petra-Kelly-Preis zeichnet die Heinrich- Strategien Frauen mögliche Waffenstillstands- und Böll-Stiftung Menschen und zivilgesellschaftliche Friedensverhandlungen auf nationaler und internati- Vereinigungen aus, die sich auf besondere Weise für onaler Ebene beeinflussen können und wie auch das die Achtung der Menschenrechte, für das gewalt- massive Problem der sexualisierten Kriegsgewalt freie Lösen von Konflikten und den Schutz unse- zum Thema werden kann. Auch wenn die UN-Resolu- rer Umwelt einsetzen. Der Preis ist mit 10.000 EUR tionen 1325 die Beteiligung von Frauen an Friedens- dotiert und wird alle zwei Jahre verliehen. verhandlungen vorschreibt, so bleibt dies bislang ohne größere Wirkung, wie sich in den Verhand- lungen um Syrien einmal mehr zeigte. Zwar wurde der Entscheidungsträgerinnen nicht zugetraut, und eine Delegation syrischer Frauen aus der Zivilgesell- die Männer wollen keine Machtpositionen aufgeben. schaft zu den Friedensprozessen in Genf eingeladen Daher braucht eine es klare und systematische Ins- und von UNO-Vermittler Lakhdar Brahimi begrüßt, titutionalisierung von Expertinnen aus der Zivilge- von den Verhandlungen blieben sie aber ausgeschlos- sellschaft an Friedensprozessen. Eine leitende Funk- sen, berichtete Madeleine Rees, Generalsekretärin tion von Frauen in Entscheidungsprozessen muss der Internationalen Frauenliga für Frieden und Normalität werden, so Mariam Jalabi, Mitglied Freiheit. Zu stark wirken noch immer Jahrzehnte des nationalen Verbindungsbüros der UN und des männlicher Dominanz und damit verbundene Ge- Syrian Women Network. Dazu braucht es auch inter- schlechterstereotype und Vorurteile gegenüber nationale Solidarität und die Unterstützung durch Frauen an Verhandlungstischen. Ihnen wird die Rolle die UN-Vermittler.

Links und Literatur Video der Petra-Kelly-Preisverleihung www.gwi-boell.de/de/ www.boell.de/de/2014/ 2014/12/17/frauen-die- 08/18/die-preistraeger - friedenstische-denn-die- innen-des-petra-kelly- revolution-ist-weiblich preis-2014 6

I «Antigone of Syria» (Proben): Eine Neuinterpretation des griechischen Dramas von Mohammad Al Attar. Foto: Tabitha Ross

III Syrische Frauen erzählen ihre eigenen Geschichten von Auflehnung, Unterdrückung und Trauer. Foto: Tabitha Ross Demokratie und MenschenrechteDemokratieund – Welt Krisenherdeder in – Syrien

II «Antigone of Syria» (Proben) Foto: Tabitha Ross IV «Antigone of Syria» Foto: Tabitha Ross

Krieg, Kunst und Emanzipation: Antigone of Syria

I–IV «Antigone of Syria» ist das neueste Projekt des syri- Sophokles’ Antigone diente hierbei als dramaturgi- schen Dramaturgen Mohammad Al Attar. Das Team scher Rahmen. Indem Antigone ihr eigenes Gewis- von Aperta Productions lässt in einem achtwöchigen sen über das Gesetz stellt, hinterfragt sie nicht nur Theater-Workshop syrische Frauen aus den Flücht- das Verhältnis zwischen Individuum und Staat, son- lingscamps Sabra, Shatila und Bourj el-Barajneh dern auch traditionelle Geschlechterrollen. Somit ist die Geschichte des syrischen Konflikts selbst erzäh- der Text nicht nur politisch relevant, sondern für die len. Die ausschließlich weiblichen Darstellerinnen Schauspielerinnen ein Teil ihrer Realität: Die Revolte des Stücks sind Flüchtlinge, die den syrischen Krieg der Antigone spiegelt auch ihre eigene Auflehnung erlebt und überlebt haben. gegen eine von Männern dominierte Welt wider. 7

Zu Beginn des Projekts hatten die meisten Frauen beschreibt, wie Macht in Syrien sich wesentlich aus kaum eine Vorstellung davon, was Theater ist – sie Gerüchten speiste, und der syrische Intellektuelle kannten weder die Geschichte der Antigone noch Yassin Al Haj Saleh teilt seine Erfahrungen darüber die Herausforderungen, vor die sie ein Theaterpro- mit, wie sich Gerüchte über die plötzliche Freilas- jekt stellen würde. Anfangs ging es in den täglichen sung von politischen Gefangenen auf diese und ihre Proben hauptsächlich darum, den Text zu lesen und Familien auswirken. zu diskutieren, die Charaktere kennenzulernen und ihre jeweiligen Konflikte, aber auch ihre Potentiale zu verstehen. Durch Rollenspiele, Zeichnungen und insbesondere im ständigen Vergleich mit den Erfah- Unser « Brückenkopf » in Washington, D.C. rungen und persönlichen Konflikten der Frauen ent- stand so eine einzigartige, zeitlose und doch explizit In Washington reihen sich politische Denkfabri- moderne Interpretation des Dramas. ken Tür an Tür. Die Stadt ist international, vielspra- Doch das Theaterprojekt ist weit mehr als nur eine chig und weltoffen. Thinktank-Experten erklären sich Bühne für die persönliche Aufarbeitung der Darstel- die Welt, oft mit fundierten Kenntnissen, manchmal lerinnen – «Antigone of Syria» beweist, was Schau- jedoch ohne Gespür für die Stimmen der Zivilgesell- spiel leisten kann. Auf der Bühne zu stehen gibt den schaften, um die es geht. Hier setzt die Arbeit unse- Frauen Selbstbewusstsein. Die Schauspielarbeit res Washingtoner Büros an. Im regen Austausch mit lehrt sie ein sicheres Auftreten und ihre Stimme zu unseren Büros in aller Welt fungiert es als Brücken- erheben. Somit ist «Antigone of Syria» eine m oderne kopf zwischen Fachleuten und Entscheider/innen in Tragödie von und über starke Frauen, Emanzipation, der US-Hauptstadt und der vielfältigen Welt außer- Auflehnung und Selbstbestimmtheit. Das Projekt halb der USA. u nterstützt diesen Emanzipationsprozess nicht zu- 2014 zum Beispiel ermöglichte unser Büro Was- letzt dadurch, dass die Schauspielerinnen für ihre hington afghanischen Frauenaktivistinnen eine Reise Arbeit auch finanziell entlohnt wurden. nach Washington und New York. Dort sprachen sie Die wirkliche Herausforderung beginnt jedoch über ihre Hoffnungen, Erwartungen und Sorgen im erst, wenn der Vorhang fällt. Die Frauen müssen Hinblick auf die Zeit nach dem Abzug der internatio- einen Weg finden, ihren Geschichten weiterhin Ge- nalen Truppen. Die Frauendelegation wurde sogar von hör zu verschaffen – und auf der Bühne ihres Lebens einigen Beratern des Nationalen Sicherheitsrats von selbst Regie zu führen. Präsident Obama zu einem persönlichen Gespräch «Antigone of Syria» wurde im Dezember 2014 im eingeladen. In New York nahmen sie an der Versamm- Al Madina-Theater in Beirut aufgeführt. Eine Film- lung der Commission on the Status of Women (CSW) aufnahme des Stücks wird ab Herbst 2015 online teil, die einmal im Jahr von den Vereinten Nationen zu sehen sein. Unser Büro in Beirut hat das Projekt organisiert wird, um den Fortschritt seit der Deklara- finanziell unterstützt. tion der Weltfrauenkonferenz von 1995 zu messen. Doch politischer Dialog ist keine Einbahnstraße! Nichts als heiße Luft? Unser Büro in Washington begleitete eine Delegation Gerüchte erfüllen eine soziale Funktion, sie schaffen aus dem US-Repräsentantenhaus und dem Center for Bündnisse oder treiben Keile zwischen Menschen American Progress, der Ideenschmiede der Demokra- und gesellschaftliche Gruppen. Manche greifen die ten, in die Türkei und in den Libanon, um die aktuel- Glaubwürdigkeit an. Andere können ganze Existen- len Entwicklungen vor Ort besser zu vermitteln. Im

zen zerstören. Wieder andere werden mit der Zeit Anschluss veranstaltete unser Büro zusammen mit MenschenrechteDemokratieund – Welt Krisenherdeder in – Syrien zu Verschwörungstheorien. Die englischsprachige den Kolleg/innen aus dem Libanon und dem Was- Perspectives-Ausgabe « Rumors » konzentriert sich hingtoner Thinktank Atlantic Council eine nichtöf- insbesondere auf die politischen Wirkungen und Aus- fentliche Konferenz. Vierzig Fachleute aus der Region, wirkungen von Gerüchten. Der syrische Autor Haid dem Auswärtigen Amt und Berater/innen der Regie- Haid erklärt, wie Gerüchte über die syrischen Präsi- rungen von Frankreich und Großbritannien, die ehe- dentschaftswahlen selbst diejenigen Syrer im Liba- maligen US-Botschafter in Ankara und Damaskus non an die Urnen bewegten, die die Wahlen als illegi- sowie der Sicherheitsberater des US-Präsidenten für tim betrachteten. Die Journalistin Christina Foerch Syrien diskutierten, was über die humanitäre Hilfe Saab hat mit Kämpfern aus verschiedenen Lagern hinaus noch getan werden kann. Diese Frage ist zu des libanesischen Bürgerkriegs gesprochen und kompliziert, um innerhalb eines Tages eine einfache analysiert Gerüchte als Mittel der psychologischen Lösung zu finden. Wir wollen sie dennoch weiter stel- Kriegsführung. Die Schriftstellerin Dima Wannous len: in Berlin, Washington, Brüssel und nicht zuletzt in den Krisenregionen dieser Welt.

Publikation Link « Rumors » – Perspectives. Online unter: www.us.boell.org Middle East & North Africa, http://lb.boell.org Issue 7, 55 pages 8

Der Nahostkonflikt Durch den Krieg in Gaza im Sommer 2014 haben sich die Fronten des Nahostkonflikts wei- ter verhärtet. Auf palästinensischer Seite verloren über 2.000 Menschen ihr Leben, mehr als 10.000 wurden verletzt. Israel hatte 72 Tote (darunter 67 Soldaten) sowie hunderte Ver- letzte zu beklagen. Während in Israel durch das Raketen-Abwehrsystem « Iron Dome » die meisten Raketen abgefangen wurden, waren die Zerstörungen in Gaza massiv. Tausende Familien wurden obdachlos. Angesichts dieses Krieges, der massiven humanitären Fol- gen und der unverändert anhaltenden Isolation aufgrund der ägyptischen und israelischen Blo ckade steht die Bevölkerung in Gaza vor enormen Herausforderungen. Wiederaufbau, Bewegungsfreiheit und eine langfristige Normalisierung werden sich nur mit einer politi- schen Lösung umsetzen lassen. Derweil sind die Hoffnungen auf eine Verhandlungslösung mit Israel sowie auf einen innerpalästinensischen Versöhnungsprozess nach dem Krieg an einem Tiefpunkt angekommen.

Ringen für eine friedliche Beilegung des Konflikts Auch ehemalige Stipendiaten der Stiftung sitzen Derzeit stehen die Chancen für die Wiederaufnahme dort fest. Immer wieder versuchen wir, Expert/ von Friedensverhandlungen schlecht. Der 2015 wie- innen dorthin zu bringen oder Partner/innen aus dergewählte israelische Ministerpräsident Netan - dem Gazastreifen die Möglichkeit zu Besuchen in yahu will keinen palästinensischen Staat. Die vor der Westbank oder in Deutschland zu geben. Das der Wahl neu gegründete Partei des « Zionist ist angesichts der anhaltenden Gaza-Blockade sehr Camp » weckte in Israel Hoffnungen, dass ein Mitte- schwierig, denn Reisegenehmigungen werden von links-Bündnis neue Verhandlungen zur Umsetzung der israelischen Besatzungsbehörde nur willkürlich einer Zwei-Staaten-Lösung mit den Palästinensern vergeben. wiederaufnehmen könnte. Wir unterstützen mit Ein wichtiger Teil unserer Arbeit sind Analysen unserer Arbeit in Israel jene Kräfte, die sich wei- der Entwicklung der Lage vor Ort und des israe- ter für eine friedliche Beilegung des Konflikts ein- lisch-palästinensischen Konflikts. Ende 2014 unter- setzen, wenn möglich auf Basis der Zwei-Staaten- stützten wir zum Beispiel eine wissenschaftliche Lösung. Im Jahr 2014 versuchte zum Beispiel die Konferenz des Institute for Palestine Studies zum Israel Palestine Creative Regional Initiatives (IP- Gazastreifen, die an der Birzeit Universität (Paläs- CRI) mit ihrem Projekt « Two States in one Space », tina) stattfand. innovative Wege zu ihrer Umsetzung zu finden. Nicht nur im Gazastreifen, auch in Ost-Jerusalem Palästinenser und Israelis erarbeiteten zusammen hat sich die Lage dramatisch verschlechtert. Unser ein Papier, das eine umfassende Alternative zum Büro in Ramallah versucht mit einem großangeleg- strikten Trennungsparadigma der Zwei-Staaten- ten EU-Projekt, die rechtliche, kulturelle, soziale Lösung vorschlägt. Die Gruppe entwarf ein konfö- und ökonomische Ausgrenzung der Einwohner/ deratives Modell des Zusammenlebens beider Völ- innen zu überwinden, und unterstützt dabei insbe- ker und machte detaillierte Vorschläge für strittige sondere Frauen und Jugendliche. Mit verschiedenen Themen wie Sicherheit, den Status von Jerusalem, Partnerorganisationen werden junge Künstlerinnen das Recht auf Rückkehr für die Palästinenser oder gefördert, Kleinkredite für Unternehmerinnen aus- die Definition der Staatsbürgerschaft. Der Raum für gegeben, Maßnahmen zur Eindämmung von Gewalt solche Initiativen ist begrenzt, aber aus Sicht des Bü- gegen Frauen unterstützt sowie die Rechte von Demokratie und MenschenrechteDemokratieund – Welt Krisenherdeder in – Nahostkonflikt Der ros in Tel Aviv notwendig, um ein Gespräch über eine Frauen und Kindern in Ost-Jerusalem eingefordert. erfolgreiche Beendigung der Besatzung fortzuführen. Nach Jahren ohne Wahlen in den Palästinensi- schen Autonomiegebieten beginnt das politische Sys- Unterstützung für die Menschen im Gazastreifen und tem zu zerfallen. Eine starke und unabhängige Zivil- in Ost-Jerusalem gesellschaft und freie Medien sind wichtiger denn je. Für unsere Projektpartner/innen im Gazastreifen Und die Auseinandersetzung mit zivilen Methoden ging es in dem 51 Tage andauernden Krieg ums des Widerstandes. Unser Büro in Ramallah unter- nackte Überleben. Kaum jemand, dessen Familie oder stützt zum Beispiel die Organisation Justvision, die Besitz unversehrt blieb. Nach dem Krieg leiden die derzeit einen Film über gewaltfreie Proteste in der 1,7 Einwohner/innen vor allem unter der Isolation und Ersten Intifada produziert, der zur Diskussion in der Unmöglichkeit, den Gazastreifen zu verlassen. Schulen und Universitäten eingesetzt werden soll.

Webdossier « Gaza – Perspektiven seine Folgen: Boell.de/de/ nach dem Krieg » bietet dossier-gaza-perspektiven- unterschiedliche Blick- nach-dem-krieg winkel auf den Krieg und 9

Erfolge gibt es auch! Beispiel Tunesien Von Tunesien ist der arabische Aufstand im Jahr 2011 ausgegangen und hat sich auf die arabische Welt ausgebreitet. Die anfangs großen Hoffnungen auf einen schnellen demokra- tischen Wandel in einigen Ländern der Region haben sich nicht erfüllt. Der Bürgerkrieg in Syrien, die militärischen Erfolge der Miliz des Islamischen Staates (IS), die politische Unterdrückung in Ägypten, staatliche Zerfallserscheinungen in Jemen und Libyen – die Herausforderungen der gesamten Region sind enorm. Tunesien ist das einzige Land, das einen nationalen Konsens für den gewaltfreien Übergang von der Diktatur zu einer Demo- kratie hervorgebracht hat. Doch der tunesische Weg hat auch Feinde im eigenen Land. Dass sie vor Terror nicht zurückschrecken, haben die Anschläge im März 2015 auf das Museum Bardo gezeigt. Die Parlaments- und Präsidentschaftswahlen von Oktober bis Dezember 2014 waren ein entscheidender Schritt auf dem Weg zu einem demokratischen Tunesien. Der reibungslose, friedliche Verlauf der Wahlen und die mit 50 bis 65 Prozent vergleichsweise hohe Wahlbeteiligung sind Voraussetzung für eine weitere Transformation. Die tunesische Zivilgesellschaft ist stark und gefestigt und setzt sich für die anstehenden demokratischen Reformen der Institutionen ein. Die Heinrich-Böll-Stiftung ist seit 2013 in Tunesien aktiv. Tunesien

Erfolge

Demokratie und Menschenrechte und Demokratie

I Eine Mauer für Wahlwerbung im Zentrum von Tunis. Die Listen, die zur Parlamentswahl antraten, und später die Kandidaten für die Präsidentschaftswahl konnten an nummerierten Flächen ihre Wahlplakate aufhängen. Foto: Malek Khadhraoui

Büroeröffnung in Tunis – Die Ausgangslage waltskammer und Vertretern der Menschenrechts- Als wir im Mai 2013 unser Büro eröffneten, befand liga zusammen. Der durch den Nationalen Dialog sich das Land in einer politischen Krise. Im Februar auf den Weg gebrachte Konsens machte den Weg und Juli des Jahres wurden die Abgeordneten Cho- frei für eine liberale und demokratische Verfassung kri Belaid und Mohammed Brahmi ermordet. Der und handelte den Rückzug der von Ennahda geführ- nach der Revolution begonnene verfassungsgebende ten Regierung Anfang 2014 aus. Eine Regierung aus Prozess wurde ausgesetzt, die bis dahin von der mo- Technokraten sollte nun die ersten freien Wahlen auf derat-islamistischen Ennahda-Bewegung geführte Grundlage der neuen Verfassung organisieren. Koalitionsregierung geriet durch Demonstrationen massiv unter Druck. Um zu dem Übergangsprozess Mourakiboun – Die Demokratiewächter zurückzufinden und einen Verfassungskompromiss Das Vertrauen der Bevölkerung in Institutionen und I auszuhandeln, gründete sich als De-facto-Paral- politische Prozesse war seit der Revolution immer lelforum der Nationale Dialog. Er setzte sich aus mehr gesunken. Vor allem junge Menschen zeigten Gewerkschafts- und Arbeitgeberverband, der An- sich gegenüber der politischen Klasse desillusioniert. 10

I Lasaad, der Kampagnendirektor einer linksliberalen Partei, im Gespräch mit Bürgern. Szene aus dem Film « Winek – Wo bist Du? », einer Produktion unseres Stiftungsbüros in Tunis. Foto: Heikel Ben Bouzid

I– VI Wichtig war es daher, einen fairen, von allen politi- stimmte nicht mit der Gesamtzahl der registrierten schen Beteiligten akzeptierten Wahlprozess zu ge- Wähler überein. Eine beliebte Methode für Wahlbe- währleisten. Zusammen mit unserem Büro in Tunis trug, denn so kann man Verstorbene wählen lassen. entwickelte unsere Partnerorganisation ATED (Tune- Die Wahlkommission ließ das umgehend korrigieren. sische Assoziation für ein demokratisches Erwa- Unser Büro in Tunis engagierte auch ein Filmteam, chen) ein Konzept für ein Wahlbeobachtungsnetz- das vier Protagonisten, zwei davon aus Partneror- werk und gründete « Mourakiboun » (Beobachter). ganisationen der Stiftung, während der letzten Wo- Überall im Land organisierten sich Teams von ehren- chen vor der Parlaments- und Präsidentschaftswahl amtlichen Wahlbeobachter/innen. Neu an Moura- begleitete. Demokratie und Menschenrechte Menschenrechte und Demokratie – Erfolge – Tunesien kiboun war, dass nicht nur die Wahl selbst, sondern der gesamte Prozess im Vorfeld begleitet wurde. Mehr Sicherheit vor Angriffen im Netz Über die Einschüchterung von Minderheiten wurde Demokratie-Aktivist/innen ohne Smartphones? Un- ebenso Bericht erstattet wie über das allgemeine denkbar! In aller Welt sind das Internet und die sozi- öffentliche Klima. Mourakiboun beobachtete jedes alen Netzwerke unverzichtbar geworden. Nicht um- Detail: Muss eine Frau auf dem Weg zur Wahlregis- sonst beschränken oder unterbrechen die Diktatoren trierung an drei Cafés vorbeigehen, wo Männer Tee als Erstes häufig Mobilnetzwerke und das Internet, trinkend und feixend Kommentare abgeben? Werden wenn es zu Unruhen kommt. Aktivist/innen, die sich die Personalausweise in angemessener Weise über- gegen die Diskriminierung religiöser, ethnischer und prüft? Hetzt eine Partei auf Facebook oder Twitter sexueller Minderheiten einsetzen, werden häufig gegen eine andere oder gar gegen Minderheiten? von extremistischen Kräften verfolgt – vor allem im Werden die Listen der registrierten Wähler/innen Netz. Für die demokratische Entwicklung Tunesiens veröffentlicht? Allein die Existenz von Mourakiboun nach den Jahrzehnten der Diktatur ist das eine er- als « Wachhund » sorgte schon für mehr Fairness im hebliche Bedrohung. Unser Büro in Tunis organisiert politischen Prozess. Zwar existierten auch andere und finanziert deshalb Workshops zur Cybersicher- Wahlbeobachtungsnetzwerke im Land, Mouraki- heit für tunesische Demokratie-Aktivist/innen. Dort boun wurde aber in der Öffentlichkeit weitgehend lernen sie, wie sie ihre E-Mails verschlüsseln, Proxy- als unabhängiges und politisch neutrales Netzwerk Server benutzen und ihre Accounts in den sozialen wahrgenommen. Einige Unregelmäßigkeiten hatte Medien weniger angreifbar machen können. Mourakiboun dann auch gefunden. Das Wahlregister IV Wahlplakate vor dem Institut der Schönen Künste in Tunis. Das Wahlgesetz hatte die Wahlwerbung stark reglemen stark Wahlwerbung die hatte Wahlgesetz Das Tunis. in Künste Schönen der Institut dem vor Wahlplakate personellen und finanziellen Ressourcen für flächendeckendes Plakatieren aufzubringen. Foto: Malek Khadhraoui Malek Foto: aufzubringen. Plakatieren flächendeckendes für Ressourcen finanziellen und personellen war die es schwer, nötigen Listen und kleinere Kandidat/innen leer. Für blieben unabhängige viele Karos Denn wurde. kritisiert behindernd Wettbewerb als politischen den teilweise begrüßt, als Vorsichtsmaßnahme teilweise was tiert, II Szenen aus einem Wahllokal in Wahllokal aus Tunis einem Szenen Foto: Heikel Ben Bouzid Ben Heikel Foto: V 11 III Tunis am Wahltag Foto: Heikel Foto: Ben Bouzid Tunis am Wahltag VI VI -

Demokratie und Menschenrechte – Erfolge – Tunesien 12

Ukraine, Russland und Europa Mit der Annexion der Krim im März 2014 und dem hybriden Krieg gegen die Ukraine ant- wortete Russland auf die Euromaidan-Revolution. Heute herrscht in der Ukraine ein prekä- rer Waffenstillstand. Eine politische Lösung des Konflikts scheint weit entfernt. Solange es die nicht gibt, läuft es im besten Fall auf einen « eingefrorenen » Konflikt hinaus – im schlim- meren ist der Waffenstillstand nur eine Atempause bis zum nächsten Angriff. Im Konflikt um die Ukraine geht es um sehr viel mehr als « nur » um die Hoffnungen von Millionen Menschen, die Anschluss an die demokratischen und sozialen Errungenschaften Europas gewinnen wollen. Auf dem Spiel steht die Zukunft der europäischen Friedensordnung, ja die Zukunft der europäischen Gemeinschaft selbst.

I Beim Urbanistischen Zivilgesellschaftsforum in Kiew entwickelten die Teilnehmenden zahlreiche Vorschläge an den neu gewählten Bürgermeister Vitali Klitschko. Foto: Olena Angelova

Was kann die Stiftung in Kiew tun?

I Die Maidan-Bewegung und die äußere Bedrohung Forum entwickelte zahlreiche Vorschläge an den Demokratie und MenschenrechteDemokratieund – EuropaundRussland Ukraine, des Landes haben eine Welle zivilgesellschaftlichen neu gewählten Bürgermeister Vitali Klitschko. Un- Engagements für das Land ausgelöst. Viele Men- ter großem Medieninteresse wurden sie öffentlich schen waren und sind bereit, sich für demokratische präsentiert und zur Diskussion gestellt. Einige der Institutionen und gegen Korruption einzusetzen. Ideen nahm die Stadtverwaltung in ihre Planung Hier ermutigt, begleitet und berät unser Büro in Kiew auf. Und Bürgermeister Klitschko ernannte Ksenia zivilgesellschaftliche Akteure auf ihrem Weg in die Semenowa, Aktivistin des Kiewer Fahrradverbands institutionelle Politik. So unterstützen wir die Rea- und Partnerin der Stiftung, im November 2014 zur nimation Reform Package Initiative, ein loses Bünd- Beraterin für Fahrradinfrastruktur. nis zivilgesellschaftlicher Expert/innen zur Ausar- beitung von Reformvorschlägen. Schlüsselfiguren « Kiewer Gespräche » in Berlin der Initiative haben im Oktober 2014 ins Parlament In Berlin unterstützten wir die Kiewer Gespräche, gewechselt. Wichtig ist auch die Unterstützung von eine überparteiliche, unabhängige Initiative, die gesellschaftlichem Engagement auf kommunaler aus der deutsch-ukrainischen Bürgergesellschaft Ebene, zumal im Hinblick auf die Kommunalwah- entstanden ist. Im Vorfeld der ukrainischen Parla- len im Herbst 2015. Ein neues, sehr erfolgreiches mentswahlen ging es auf der zweitägigen Konferenz Format dafür war das Urbanistische Zivilgesell- im Oktober 2014 mit einer Reihe von Maidan-Akti- schaftsforum. Es fand im Juni 2014 in den Räu- vist/innen um die Erneuerung der politischen Eliten men der Kiewer Stadtverwaltung statt, was vor der und die mögliche Unterstützung von Seiten der Eu- Maidan-Revolution undenkbar gewesen wäre. Das ropäischen Union. Als eine der wichtigsten Aufga- 13

Ralf Fücks zum Euromaidan: «N ichts fürchten die Machthaber im Kreml mehr als das Überspringen des Maidan auf Moskau. Ihr Zer- mürbungskrieg gegen die Ukraine soll ein Exempel statuieren, dass jede demokratische Revolte unver- meidlich in Gewalt, Chaos und Zusammenbruch mün- det. Es geht ihnen darum, den bloßen Gedanken von Freiheit und Selbstbestimmung zu diskreditieren. Auf dem Maidan kamen zumindest drei fundamen- tale Motive zusammen: Der elementare Wunsch nach II Euromaidan-Wache in der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin, Recht und Freiheit; das Aufbegehren gegen die Aus- in direkter Nachbarschaft zur Ukrainischen Botschaft plünderung durch ein korruptes System von Potenta- ten und Oligarchen sowie das Streben nach nationaler ben wurde die Bekämpfung der Korruption genannt. Unabhängigkeit und Emanzipation von der Vorherr- Daria Kaleniuk vom Anti-Corruption Action Centre schaft Russlands. (AntAC) in Kiew forderte ein Antikorruptionsbüro Alle drei Motive bündelten sich im Ruf nach und Gesetze über Staatseinkäufe. Zudem müsse die « Europa ». Umso verstörender ist die Reserviertheit, Zivilgesellschaft mehr Druck auf die Regierung aus- mit der große Teile der europäischen Öffentlichkeit üben. Dass die Ukraine den Kampf gegen die Kor- diesem demokratischen Aufbruch bis heute begeg- ruption nicht allein bewältigen kann, bekräftigte nen. Von ganz rechts bis ganz links stieß die Eman- Jürgen Roth, Journalist und Autor in Berlin. Die zipationsbewegung der Ukrainer auf kalte Ableh- westlichen Partner müssten einbezogen und Hilfen nung. Dagegen gab (und gibt) es viel Verständnis für an Bedingungen geknüpft werden. den Revanchismus der russischen Autokratie. Schwer nachvollziehbar, wieso ein Teil der Linken mit einem Russische Alternativen – Debattenreihe Regime sympathisiert, das auf Großmacht-Nationa- Die mit dem Ukraine-Konflikt verbundene innenpo- lismus setzt, jede Gewaltenteilung ausgeschaltet hat, litische Mobilisierung hat Russland verändert. Die Homosexuelle diskriminiert und eine bizarre Kon- Abgrenzung zum liberalen Westen ist zur tonange- zentration des Reichtums in der Hand einer kleinen benden Ideologie geworden. Die Reihe « Russische Machtelite­ betreibt. » Alternativen » beschäftigte sich im September 2014 mit Russlands derzeitigem Weg in die Isolation. Lev NGOs in Russland – eine kleine Gudkov vom Moskauer Levada-Zentrum analysierte, Bestandsaufnahme wie es Putin schafft, mit vermeintlichen Erfolgen wie Das « NGO-Agentengesetz » ist Putins bisher schärfs- der Krim-Annexion von der wirtschaftlichen Sys- ter Versuch, NGOs zu beschneiden. Nachdem sich temkrise des Landes abzulenken, und sich dabei ho - trotz massenhafter staatlicher Kontrollen und Druck hen Zuspruch in der Bevölkerung sichert. Um seine von Seiten der Justizbehörden und Staatsanwaltschaft Macht und auch die Deutungshoheit zu politischen sowie einer Schmutzkampagne der Kremlmedien Themen nach innen zu sichern, werde Putin zuneh- keine NGO als « ausländischer Agent » registrieren ließ, mend diktatorisch auftreten und Andersdenkende bekam das Justizministerium im Sommer 2014 das unterdrücken, so seine Prognose. Maria Lipman vom

Recht, NGOs ohne deren « Einverständnis » zu « Agen- MenschenrechteDemokratieund – EuropaundRussland Ukraine, European Council on Foreign Relations erinnerte an ten » zu erklären. Bis Anfang 2015 waren bereits mehr die Rede Putins bei der Münchner Sicherheitskon- als 40 NGOs im « Agentenregister » eingetragen, dar- ferenz 2007, in deren Warnungen an den Westen unter viele Partner/innen der Stiftung. Viele weitere sich seine aggressive Außenpolitik bereits ankün- werden folgen. digte. Die Bundestagsabgeordnete Die Arbeit der NGOs ist dadurch stark gefährdet. wollte ausdrücklich von der Illusion einer Partner- Viele Ressourcen müssen zum Selbstschutz aufge- schaft mit Russland Abstand nehmen und die Trup- bracht werden. Unter besonderem Druck stehen NGOs, penbewegungen auf ukrainischem Boden realistisch die sich mit LSBTI-Themen (Lesben, Schwulen, Bise- bewertet sehen. Kontrovers wurde schließlich die xuellen, Transgender und Intersex) beschäftigen. Sie europäische Sanktionspolitik gegenüber Russland sind zusätzlich durch ein Gesetz gegen angebliche diskutiert. Neben Wissenschaftlern und Aktivist/ « homosexuelle Propaganda » betroffen. Leider muss innen aus Russland nahm auch der Ende 2013 aus davon ausgegangen werden, dass sich die Situation der Haft freigekommene und derzeit in der Schweiz 2015 weiter verschlechtert, weitere NGOs zu « Agen - lebende Unternehmer Michail Chodorkovskij an dem ten » erklärt werden und auch die anderen öffentlichen internen Fachaustausch teil. und administrativen Angriffe auf NGOs weitergehen.

Blog Weitergehende Informatio nen http://russland.boellblog. in unserem Russ landblog: org/tag/ngo-agentengesetz/ 14

I 15. Außenpolitische Jahrestagung: v. l. n. r. Beata Peksa, François Heisbourg, Cathryn Cluever, Heinrich August Winkler, Cem Özdemir, Ralf Fücks kitliopneßuA

Für eine werteorientierte Außenpolitik ter entstehen, welche Allianzen und Krisen zeichnen

I–VIII Die alte weltpolitische Ordnung ist aus den Fugen sich ab? Mit unserer Außenpolitischen Jahrestagung geraten. Irak und Syrien sind eine große Kampfzone; haben wir einen Ort geschaffen, diese Fragen zu stel- die Terrormilizen wie IS oder Boko Haram gehen gna- len. Sie bietet internationalen Fachleuten Gelegen- denlos gegen Andersdenkende heit zu Argument und Gegenargument und soll auch vor. Und mit dem Krieg in der helfen, die Parameter grüner Außenpolitik immer Ukraine ist die Ost-West-Kon- wieder zu überprüfen. frontation auf die politische Tagesordnung zurückgekehrt. 15. Außenpolitische Jahrestagung: Auf dem Weg zu 25 Jahre nach dem Fall des mehr Verantwortung Eisernen Vorhangs sind die Anfang 2014 hat die deutsche Politik für ein ent- Errungenschaften der europä- schiedeneres internationales Engagement Deutsch- II Ralf Fücks ischen Friedens ordnung in Ge- lands in der Außen- und Sicherheitspolitik geworben. fahr. Noch hat die europäische Seither wird dieser Ansatz einer permanenten Belas- Außenpolitik auf die jüngsten tungsprobe unterzogen. Der Krieg in der Ostukraine Entwicklungen keine überzeu- und Russlands Annexion der Krim gefährden die gende Antwort. europäische Friedensordnung auf fundamentale Wie sollte eine nachhaltige Weise. Es drängt sich die Frage auf: Ist die deutsche Außenpolitik, die sich an den Außenpolitik dafür gewappnet, auf solche Heraus- Werten Demokratie und Men- forderungen angemessen zu reagieren? Und was III Cathryn Cluever schenrechte orientiert, gestal- bedeutet mehr internationale Verantwortung für tet werden? Als international Deutschland und Europa? agierende Stiftung widmen wir uns auch diesen gro- Die 15. Außenpolitische Jahrestagung im Juni ßen Fragen. Dafür müssen wir verstehen, was auf der 2014 nahm sich diese Fragen vor. Internationale internationalen Bühne passiert. Welche neuen Mus- Expert/innen aus Ministerien, Wissenschaft, Politik

Web Dokumentation der Außen- vollständigen Rede von politischen Jahrestagung Prof. Dr. Heinrich Winkler mit Videomitschnitt, unter www.boell.de E-Paper, Fotos und der 15

und Diplomatie diskutierten unter anderem am Bei- siert. Die Bundesrepublik habe jahrelang unglaublich spiel der Beziehungen zur Ukraine, zu Russland und stark von den Vorzügen einer eng miteinander ver- der transatlantischen Partnerschaft ihre Erwartun- bundenen Welt profitiert. Die gen an die deutsche Außenpolitik. Vor allem die inter- deutsche Zurückhaltung in nationalen Gäste waren der der internationalen Politik bei Ansicht, Deutschland müsse gleichzeitigen Rekordhochs künftig mit einem klaren Be- deutscher Waffenexporte in kenntnis zum westlichen Bünd- zum Teil fragwürdige Länder nis seinen gesamten außenpoli- wirke auf Verbündete wie die tischen Werkzeugkasten sehr USA vor allem widersprüchlich. viel engagierter nutzen. Diese Dort werde erwartet, dass die VI Dr. Sylke Tempel Forderung wurde nicht nur mit deutsche Außenpolitik neben IV John Kornblum der heutigen machtpolitischen Verlässlichkeit und Berechen- Position, sondern auch mit barkeit auch ein der internati- der historischen Verantwor- onalen Bedeutung des Landes tung des Landes begründet. entsprechendes Führungsver- Mehr Engagement forderte halten an den Tag legt. auch Ralf Fücks, Vorstand der Erstmalig war nur die Auf- Stiftung. Die heutigen Krisen taktveranstaltung der Jahres- VII Stefan Meister ließen sich in einer immer tagung öffentlich, die Fachkon- V Jürgen Trittin enger verwobenen Welt nicht ferenz blieb den geladenen außenpolitischen Expert/ mehr ignorieren. Die Zeiten, innen vorbehalten. Das veränderte Format erwies in denen der « deutsche Michel » angesichts entfern- sich als gut. Durch den beschränkten Kreis von Teil- ter Konflikte gemütlich sein Bier trinken konnte, nehmenden war die Debatte sehr konstruktiv und seien vorbei. Die deutsche Zurückhaltung wurde auch offen. Für alle, die nicht dabei sein konnten, haben von Cathryn Cluever, Harvard Kennedy School, kriti- wir die Ergebnisse gut dokumentiert.

Auszug der Rede von Prof. Dr. Heinrich Außenpolitik August Winkler bei der Außenpolitischen Jahrestagung « Die deutsche Öffnung gegenüber der politischen Kultur des Westens ist die wichtigste Lehre aus dem Jahrhundert der Extreme. Das Bekenntnis westlicher Demokratien zum normativen Projekt des Westens ist freilich nur dann glaubwürdig, wenn es einhergeht mit der Bereitschaft zu historischer Selbstkritik. Die Ideen von 1776 und 1789 beschrieben nicht die Wirk- lichkeit von damals, aber sie lieferten die Maßstäbe, an denen sich der Westen fortan abarbeiten und messen lassen musste. Das Projekt wurde dadurch zum Kor- rektiv einer Praxis, die den proklamierten Werten oft genug strikt widersprach. Es entfaltete eine Dynamik, die aus dem Projekt einen Prozess machte. Dieser Pro- zess ist so lange nicht abgeschlossen, wie die unveräu- ßerlichen Menschenrechte nicht weltweit gelten. Der VIII Prof. Dr. Heinrich August Winkler Westen gäbe sich selbst auf, wenn er von dieser Forde- rung abließe. Das gilt auch für Deutschland, das, histo- risch gesehen, noch immer eine der jungen westlichen Demokratien ist. » 16

Kenia Seit den Wahlen 2013 ist Kenia, ein vormals hochgradig zentralisierter Staat, in 47 Bezirke­ (counties) unterteilt. Die Vertreter/innen in den Bezirksversammlungen (Members of County Assemblies, kurz: MCAs) sollen sich nun um die Interessen und Anliegen ihrer Wähler/innen kümmern. Es sind nicht mehr länger nur « die in Nairobi », denen die Schuld für Diebstahl und Verschwendung von Staatsressourcen zugeschoben werden kann. Die Bilanz ist bisher gemischt: Es gibt sowohl Erfolge als auch Versuche lokaler Eliten, ihre Vetternwirtschaft in den counties weiterzuführen. Und die alten ethnischen Loyalitäten sind natürlich weiter vorhanden.

Sauti Mtaani – Ich rede jetzt mit Auch eine differenziert angelegte Reform ändert Wenige Tage nach den Trainings eröffneten Wäh- wenig, wenn die Bürger/innen die nun gegebene grö- ler/innen und Gewählte gemeinsam die e-Mitwir- ßere Nähe zu ihren Abgeordneten nicht nutzen kön- kungs-Plattform Sauti Mtaani, was so viel bedeutet nen. Hier setzt unser Projektpartner Community wie « Stimmen aus dem Ghetto ». Junge Frauen und Education and Empowerment Centre (CEEC) an, Männer können nun kostenfrei ihren Abgeordneten und zwar gleich bei einer Gruppe, die bisher kaum SMS-Botschaften schicken. Aus allen Wahlkreisen Beteiligungsmöglichkeiten hatte: den jungen Frauen wurden bereits Anliegen formuliert – die Vorschläge und Männern aus den informellen Siedlungen, den reichen von Straßenlampen bis zu Stipendien und Slums der Hauptstadt Nairobi. Jugendsprecher/ Arbeits plätzen. Nicht alle MCAs sind gleichermaßen innen aus 15 Wahlkreisen lernten mit Hilfe des CEEC davon begeistert. Einige sind abgetaucht, andere ihre Rechte auf Beteiligung und die damit verbun- antworten regelmäßig und tun auch etwas. Über denen Verpflichtungen kennen. Auch ihre Abgeord- 12.000 Nachrichten in nur vier Monaten zeigen Kenia und Nigeria und Kenia

neten wurden geschult: was ihr Mandat beinhaltet, jedoch, dass die Kontaktpflege zu den Wähler/innen – welche Pflichten und Verantwortlichkeiten sie haben via SMS und Facebook zunehmend populärer wird. ethcerenhcsenM dnu eitarkmoeD dnu ethcerenhcsenM und wie sie dafür sorgen können, dass Jugendliche gehört und beteiligt werden.

Nigeria Weltweit Schlagzeilen macht Nigeria seit Jahren durch die islamistische Terrorgruppe Boko Haram. Sie kämpft mit wachsender Brutalität gegen die Zivilbevölkerung und Sicherheits- kräfte im Nordosten Nigerias. Anschläge sind inzwischen an der Tagesordnung. Die Zahlen der Todesopfer, Vertriebenen und auch Entführten steigen. Längst hat der Konflikt auch eine regionale Dimension und betrifft die Nachbarländer Nigerias. Es ist vor allem die Pers- pektivlosigkeit der nigerianischen Jugend, die extremen Gruppen viele Anhänger zutreibt. Doch eigentlich ist Nigeria ein reiches Land, sein Bruttosozialprodukt ist das höchste Afri- kas. Nur sickern die Profite der boomenden Wirtschaft in die Taschen der korrupten Elite.

Wahlstimmen haben ihren Preis Ein Problem in Nigeria ist, dass viele Wähler/innen der Kandidatinnen und Kandidaten gibt es mehr oder kurzfristig denken und ihre Stimmen gegen schnellen weniger für die Wahlstimme. Wer die Option « Bessere Profit an Politiker verkaufen. Durch das Onlinespiel Politik… » klickt, bekommt kein Geld. Am Schluss « Sell Your Vote? » unseres Projektpartners Center kommt die Rechnung: Wer seine Stimmen für viel for Social Justice sollen junge Wähler/innen erken- Geld verkauft hat, dem setzen die Politiker grinsend nen, welchen Verlust sie sich selbst und dem Land entgegen: « Es ist nicht mehr viel übrig, du hast deinen damit zufügen. Die Spieler/innen werden gefragt, für Anteil bereits bekommen! Du wirst weiterhin 3 km wie viel Geld sie die jeweiligen Politiker/innen wählen bis zum nächsten Brunnen laufen, es gibt nur drei würden. Durch Klicken können die Spieler große und Stunden Strom pro Tag, du gehst zwar zur Schule, kleine Reichtümer anhäufen. Je nach Vermögenslage aber was für eine Ausbildung bekommst du dort »?

Web Wie leben Menschen mit die im Bundesland Borno leben, teilen erleben müssen. Nach- und unter Boko Haram? von dort vor der Gewalt geflo- zulesen auf boell.de: Unser Büro in Abuja sam- hen sind oder den Einfluss des www.boell.de/de/2014/06/02/ melte Berichte von Frauen, Terrors auch in anderen Landes - nigeria-leben-mit-boko-haram 17

Südafrika Südafrika erlebt derzeit die größten politischen Spannungen seit 1994. Die Wortgefechte über die richtige Politik werden heftiger, die Spielräume für soziale Bewegungen und andere Basisorganisationen drohen enger zu werden. Politische Eingriffe in öffentliche Institutio- nen häufen sich. Der regierende African National Congress (ANC) hat seine moralische Au- torität, das Land zu führen, verloren. Eine glaubwürdige und politisch tragbare Alternative gibt es bislang nicht. Vor diesem Hintergrund setzt sich Awethu! (Es ist unsere!) für mehr politische Verantwortung und soziale Gerechtigkeit im Land ein.

Awethu! Für eine verantwortungsvolle Politik Awethu! ist ein Zusammenschluss von zivilgesell- schaftlichen Organisationen, den auch unser Büro in Kapstadt unterstützt. Awethu!’s politisches Bil- dungsprogramm wurde mittlerweile von der Ein- heitsfront (United Front), einer neuen politischen Koalition, die von der Gewerkschaft National Union of Metalworkers of South Africa (NUMSA) ins Leben gerufen wurde, aufgenommen. Im Vorfeld der Kom- munalwahlen 2016 werden Awethu! und die Ein- heitsfront nun gemeinsam daran arbeiten, ihr poli- tisches Programm zu verfeinern und voranzutreiben. Südafrika IV Mit Cartoons gegen Korruption in

Südafrika Foto: Corruption Watch –

Corruption Watch – Kampfansage an die Korruption

Großen Schaden für das Gemeinwohl bringt die IV weitverbreitete Korruption. Seit 1994 hat Südaf- rika schätzungsweise mehr als 50 Milliarden Euro dadurch verloren. Gerade im kommunalen Umfeld fließt viel Geld in private Taschen. Geld, das zum Beispiel für die Ausstattung von Schulen gedacht war. Unsere Partnerorganisation Corruption Watch I Kiosk am Busbahnhof in Kapstadt hilft Bürger/innen, den Missbrauch von Geldern zu erkennen, zu verhindern und ihm entgegenzuwirken.

Im Fall der Schulen kooperiert Corruption Watch Menschenrechte und Demokratie eng mit Schulaufsichtsräten. Die setzen sich aus Eltern, Gemeindemitgliedern, Direktoren, Lehrern und Schülern zusammen. Die Aufsichtsräte werden im Umgang mit Beschaffungsvorschriften geschult, über die Verantwortlichkeiten von Schuldirektoren aufgeklärt und über die Rechte von Eltern informiert. Um auch junge Leute zu erreichen, setzt Corruption II Frauen in Kapstadt Watch auf Cartoons und soziale Medien.

« Zambesi News » In Simbabwe hat die Jugend schon lange politisch nichts zu sagen, die Macht liegt in den Händen der III Handyreparatur-Werkstatt in Kapstadt alten Garde. Die Künstlerorganisation Magamba hat Foto: Barbara Assheuer « Zambezi News » gegründet – satirische Nachrich- ten, die durch Spott und Witz auf die Absurditäten der Politik Simbabwes aufmerksam machen. So will sie die Jugend für politisches Engagement gewinnen und durch sie die Kraft für einen politischen Wandel. 18

Pakistan und Afghanistan Die Regierungsgeschäfte in Pakistan wurden 2013 erstmalig in der Geschichte des Landes von einer demokratisch gewählten Regierung an eine gewählte Nachfolgeregierung überge- ben. Die Herausforderungen an diese sind groß. Die Wirtschaft entwickelt sich kaum, hinzu kommt eine schwere Energiekrise. Fabriken stehen oft stundenlang still, nachts versinken ganze Städte in der Dunkelheit. Auch die soziopolitische Lage ist sehr fragil. Seit Jahren ver- üben die Taliban schwere Terroranschläge, von denen auch Großstädte wie Karachi, Lahore und Rawalpindi betroffen sind. Auch andere militante Gruppen treten zunehmend gewalt- bereiter auf, sowohl national als auch regional. Auch Afghanistan steht nach dem Abzug der internationalen Sicherheitskräfte vor einer entscheidenden Herausforderung. Die 2014 neu gebildete nationale Einheitsregierung und die afghanische Bevölkerung müssen nicht nur die militärische Sicherheit in Eigenverant- wortung übernehmen, sondern die politischen und sozialen Spannungen ausgleichen und die ökonomische Entwicklung vorantreiben. tan Pakistan und AfghanisPakistanund

I Pakistan ist ein sehr junges Land, doch die Politik hat nur wenig für die Jugend zu bieten. Foto: Håkan Löndahl/flickr.com (CC BY-NC 2.0)

Mehr Chancen für die Jugend Pakistan ist ein sehr junges Land. Bald die Hälfte hat Bargad auch in der Provinz Khyber Pakhtonk- der rund 180 Millionen Menschen ist unter 18 Jahre. hwa den Austausch unter Studierenden, jugendlichen Doch die Aussichten auf Jobs und ein selbstbestimm- Abgeordneten der Provinzparlamente und Vertreter/ tes Leben sind schlecht. Die Politik hat nur wenig für innen relevanter Ministerien organisiert. Ziel ist es, die Jugend zu bieten. Die politischen Ämter werden bessere Bildungsmöglichkeiten oder die Einrich- Demokratie und MenschenrechteDemokratieund von den angestammten Eliten besetzt, und die bedie- tung von Aus- und Weiterbildungsplätzen in der Po- nen ihre eigenen Interessen. Unser Büro in Pakistan litik zu verankern. Zukünftig sollen entsprechende unterstützt Projekte, die bessere Chancen für junge Implementierungspläne für beide Provinzen entwi- Menschen durchsetzen wollen. Dazu gehört auch, die ckelt werden. Jugendlichen erst einmal für Politik zu interessie- Auch in Afghanistan wollen wir erreichen, dass ren. Denn nur eine informierte Jugend kann für ihre mehr junge Menschen am politischen Leben teilneh- Interessen eintreten. Und Jugendliche, die eigene men. Gemeinsam mit Vertreter/innen verschiedener Visionen haben und ihre Perspektiven definieren kön- Jugendgruppen haben wir einen Forderungskatalog nen, sind weitaus weniger anfällig für konservativ- entworfen. Er dient der neu gewählten Regierung religiöse Einflüsse. Gerade die Perspektivlosigkeit als Grundlage für die Einbeziehung der Belange von treibt viele junge Menschen in die Hände extre- Jugendlichen in die Politik. mer Gruppierungen. Wir versuchen, zusammen mit Wichtig ist uns auch, die Stimmen der afgha- unseren pakistanischen Projektpartnern eine bes- nischen Zivilgesellschaft international zu Gehör sere Politik für die Jugend auf den Weg zu bringen. zu bringen. Im Jahr 2014 reiste eine Delegation Unsere Partnerorganisation Bargad zum Beispiel afghanischer Frauenaktivistinnen mit Unterstüt- baut Studentennetzwerke an verschiedenen Univer- zung der Stiftung in die USA, um sich dort mit politi- sitäten im ganzen Land auf und erarbeitet Entwürfe schen Entscheidungsträger/innen über die Zeit nach für eine Jugendpolitik. In der Provinz Punjab wurden dem Abzug der internationalen Truppen auszutau- sie bereits erfolgreich verabschiedet. Im Jahr 2014 schen (siehe auch Seite 7). 19

Thailand Eine starke Kluft zwischen Arm und Reich, eine politisch dominante städtische Elite, dazu die weitverbreitete Korruption und Vetternwirtschaft – Thailands innenpolitische Probleme sind seit Jahrzehnten massiv. Im Mai 2014 hat das Militär durch einen Putsch die Macht übernommen. Seither herrscht Kriegsrecht in Thailand. Die Versammlungs-, Meinungs- und Pressefreiheit ist dadurch stark eingeschränkt. Die Gesellschaft ist zutiefst gespalten und verunsichert.

Ein Film über Demokratie in Thailand Wie sehr die jüngsten Ereignisse die thailändische Berlin bereits erste Ausschnitte aus dem noch in der Bevölkerung erschüttern, zeigt sich am Beispiel der Produktion befindlichen Werk zu sehen. Filmemacher Pen-Ek Ratanaruang und Passakorn Pramunwong. Eigentlich in der Werbe- und Spiel- Prachatai – Stimme der freien Presse filmbranche tätig, wechselten sie das Genre und Seit 2004 verbreitet die thailändische Online-Zei- drehten « Paradoxocracy », einen politischen Doku- tung Prachatai freie und unabhängige politische Be- mentarfilm zur jüngeren Geschichte Thailands. Der richterstattung. In den zehn Jahren ihres Bestehens Film fand trotz staatlicher Zensur und Behinderun- hat sich Prachatai professionalisiert und den thai- gen beim Vertrieb große Resonanz und wurde lan- ländischen Online-Journalismus neu definiert. Unser desweit diskutiert. Nun arbeiten die beiden Regis- Büro in Bangkok kooperiert bereits seit vielen Jah- seure mit Unterstützung unseres Bangkoker Büros ren mit Prachatai. Aus Anlass des runden Geburts- an einer Fortsetzung. Mitte Februar 2015 waren tags unterstützte es 2014 die Publikation « Voices of bei einer Podiumsdiskussion der Stiftungszentrale in a Free Media. The First Ten Years of Prachatai ».

Kambodscha Nach zähem Ringen und langen Verhandlungen hat 2014 die größte Oppositionspartei, die Kambodschanische Partei zur Nationalen Rettung (CNRP), ihren Boykott der umstrittenen Wahlen von 2013 aufgegeben und ist in das Parlament eingezogen. Die Beteiligung der demokratischen Opposition an politischen Prozessen, die Arbeit von zivilgesellschaftlichen Organisationen und die Menschenrechtslage im Land haben sich dadurch allerdings kaum verbessert. Die jüngste Verabschiedung eines Gesetzespaketes zur sogenannten Reform und Stärkung des Justizsystems gibt der Regierung zudem noch mehr Einfluss auf eine ohnehin politisch gelenkte Richterschaft. Im Zusammenspiel mit der regierungstreuen Polizei wird so jegliche Gewaltenteilung ausgehebelt. Die besorgniserregende Menschenrechtslage und die anhaltenden Konflikte im Landsek- tor sind auch ein Erbe der blutigen Diktatur der Roten Khmer, die zwischen 1975 und 1979 einen Völkermord in Kambodscha verübten. Zwar stehen zwei ihrer Anführer derzeit vor Menschenrechte und Demokratie – Kambodscha und Thailand Gericht, und gegen zwei weitere wurden jüngst Ermittlungen eingeleitet, doch viele ehema- lige führende Rote-Khmer-Kader sind immer noch in wichtigen Positionen, sowohl in der Wirtschaft als auch in der Politik. Eine weitreichende Aufarbeitung der Verbrechen gegen die Menschlichkeit scheint noch ein langer Weg zu sein.

Menschenrechte unter Druck Wir arbeiten in Kambodscha mit verschiedenen die Gleichberechtigung von Frauen und Männern. zivilgesellschaftlichen Organisationen zum Schutz Diese Rechte sind durch willkürliche Verhaftungen, der Menschenrechte zusammen. Die zum Teil offene Landgrabbing, Verbote von Demonstrationen oder Kritik unserer Partnerorganisationen an der beste- Nichtbeteiligung von Frauen an politischen Prozes- henden Elite führt immer wieder dazu, dass sie poli- sen stark eingeschränkt. Unser Büro in Phnom Penh tisch unter Druck gesetzt werden. Dabei geht es um ist gemeinsam mit den betroffenen Partnerorganisa- elementare Rechte wie körperliche Unversehrtheit, tionen Teil eines informellen Netzwerks, das Unter- Zugang zu Land und Nahrung, Meinungsfreiheit oder stützung bei der Durchsetzung von Rechten anbietet.

Web www.prachatai.com Demokratie und Menschenrechte – Myanmar Auto nomieansprüche sowie fehlende bei der Mitbestimmungsrechte Vergabe- von Infra Bevölkerung sowie bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen der zwischen Regierungsarmee Auseinandersetzungen Bevölkerung sowie bewaffnete seit verfolgt Myanmar Jahrzehnten Militärdiktatur fünf Nach fast Myanmar liberalen Reformkurs. Endeliberalen und Militäreinheiten ethnischer Minderheiten ethnischer und Militäreinheiten Meinungsverschiedenheiten Land. das über ethnischen Gruppen. Gruppen. ethnischen derzeit erschüttern Hetzkampagnen buddhistischer Nationalisten gegen die muslimische Nationalisten buddhistischer derzeit Hetzkampagnen erschüttern strukturprojekten erschweren die Friedensverhandlungenstrukturprojekten der und den zwischen Regierung –IV I– Seit 1995 setzt sich die Chin Human Rights Orga Rights Human Chin die sich setzt 1995 Seit Menschenrechtsbeobachtungen im Chin-Staat Belange ethnischer Minderheiten und der Rechte Minderheiten Be- Belange ethnischer in Myanmar. Die Bevölkerung ist zu über 90 Prozent liegt relativ abgeschieden im westlichen Teil Myan Teil westlichen im abgeschieden relativ liegt christlich christlich und spricht eine Vielzahl eigener Sprachen. Der rund 500.000 Einwohner/innen zählende Staat Staat zählende Einwohner/innen 500.000 rund Der spüren. zu Chin-Staat im auch sind Konflikte Diese gehört zuamwenigstengehörtden entwickelten Regionen völkerung des Chin-Staates ein. Unser völkerung Büro des Chin-Staates in Bang- nization (CHRO) für Demokratie in Myanmar, die die Myanmar, in Demokratie für (CHRO) nization mars, an der Grenze zu Bangladesch und Indien. Er Indien. und Bangladesch zu Grenze der an mars, I Dorfbewohnerinnen in der Nähe der Letpadaung-Kupfermine in Myanmar Foto: Christina Warning Christina Foto: Myanmar in Letpadaung-Kupfermine der Nähe der in Dorfbewohnerinnen 2015 sollen die nächsten Parlamentswahlen stattfinden. Doch stattfinden. Parlamentswahlen nächsten die sollen - - 20 « J (UPR) » Myanmars beim Menschenrechtsrat der der Menschenrechtsrat beim Myanmars (UPR) » Vereinten Vereinten Nationen im Jahre 2015 einreichen wird. R z kok unterstützt die Organisation, zum Beispiel im Beispiel zum Organisation, die unterstützt kok tung. Nach ihrem Training wurden die Aktivisten in Aktivisten die Training ihrem wurden Nach tung. gigen Bericht einfließen, den CHRO einfließen, Bericht gigen alszum Beitrag unabhän- einen in werden Ergebnisse Ihre gesetzt. nen. Sie lernten, menschenrechtlich relevante Fälle relevante menschenrechtlich Sielernten, nen. Universellen Periodischen Überprüfungsverfahren Überprüfungsverfahren Periodischen Universellen ahr 2014 bei der Ausbildung lokaler Aktivisten/in- lokaler Ausbildung der 2014bei ahr u dokumentieren, und Techniken Wahlbeobach- und der u dokumentieren, egionen des Chin-Staates als Beobachter/innen ein- als egionen des Chin-Staates Beobachter/innen 2011 einen überraschend überraschend einen 21

II Mobile Essensverkäuferin auf dem Irrawaddy III Frauen am Markt in Katha Foto: Christina Warning Foto: Christina Warning Myanmar

Demokratie und Menschenrechte und Demokratie

IV Händler/innen bieten Zugreisenden Verpflegung an. Foto: Christina Warning Demokratie und Menschenrechte – Mexiko von der lokalen Polizei an Gruppen der Organisierten Kriminalität übergeben.von der Seither lokalen sind Polizei Kriminalität Gruppen der an Organisierten In Mexiko gehörenIn und Unsicherheit Gewalt internationale Aufmerk große Für Alltag. zum Mexiko Mexiko verschwunden und nie oder nur tot gefunden wurden. Männer waren in der Stadt Iguala festgenommen der in waren StadtMänner worden, Iguala weil sie gekaperten Bussen auf in Proteste ausgelöst. Mindestens dem Weg einer Demonstration zu Auf waren. Anweisung des sie Bürgermeisters wurden den. Der Fall Mexiko, hat in aber auch eine international enorme Welle der und Empörung samkeit sorgte im September im sorgte samkeit sie verschwunden. Student Nur ein von konnte wer Knochenresten anhand identifiziert I Untätigkeit der staatlichen Stellen wollten in straf in wollten Stellen staatlichen der Untätigkeit Verschwundenen und Wut über die Unfähigkeit und und Unfähigkeit die über Wut und Verschwundenen Seit September 2014 arbeitet das Menschenrechts- das 2014arbeitet September Seit Schritten begleitet – logistisch, juristisch, mensch- juristisch, logistisch, – begleitet Schritten C Präsidenten Peña Nieto bis hin zur Reise nach Genf Genf nach Reise zur hin bis Nieto Peña Präsidenten beim Besuch den Land, im ganzen Protestmärschen etu Tahnla i mxknshn Bundes- mexikanischen im Tlachinollan zentrum zur UN-Menschenrechtskommission. Angst um die die um Angst UN-Menschenrechtskommission. zur Menschenrechte Bei einer Straffreiheit von mehr als 95 Prozent für für Prozent 95 als mehr von Straffreiheit einer Bei lich und politisch: von den Anzeigen vor Ort über über Ort vor Anzeigen den von politisch: und lich ter/innen unserer langjährigen Partnerorganisation Partnerorganisation langjährigen unserer ter/innen ganisationen generell sehr gefordert. Im Fall der der Fall Im gefordert. sehr generell ganisationen verschwundenen Studenten sind sie weit über sich sich über weit sie sind Studenten verschwundenen Menschenrechtsor sind Mexiko in Verbrechen alle staat Guerrero auf Hochtouren. Auch die Mitarbei- die Auch Hochtouren. auf Guerrero staat d allen bei wurden Bauernfamilien, einfache denen, hinausgewachsen: Die Angehörigen der Verschwun der Angehörigen Die hinausgewachsen: ie Anzeigen in der Hauptstadt, die Präsenz bei den bei den die Präsenz in ie der Hauptstadt, Anzeigen entro Pro Derecho Humano sind im Dauereinsatz. Dauereinsatz. im sind Humano Derecho Pro entro I Angehörige fordern Aufklärung über das Schicksal der verschleppten Studenten. Foto: Timothy Fadek/Redux/laif Timothy Foto: Studenten. der verschleppten Schicksal das über Aufklärung fordern Angehörige 2014 26 . 000 der Fall der weitere Personen den sind in vergangenen in Jahren 43 verschwundenen Studenten. Die jungen jungen Die Studenten. verschwundenen - - - 22 Anteilnehmende konnten Einer sich Anteilnehmende der austauschen. ist dr u Ti nc sh jne Menschen jungen sehr noch Teil zum der Einsatz Regierung. Mexikos Polizei ist hochgradig korrupt korrupt hochgradig ist Polizei Mexikos Regierung. November in die Stiftungszentrale nach Berlin. Er Berlin. nach Stiftungszentrale die in November z in Mexiko-Stadt stand unseren Projektpartnern so so Projektpartnern unseren stand Mexiko-Stadt in i rechtsaktivist/innen war unermüdlich. Unser Büro Büro Unser unermüdlich. war rechtsaktivist/innen rechtlich korrekte Anzeigen formuliert und auch auch und formuliert Anzeigen korrekte rechtlich ten. ten. Die gelte es zu so nutzen, seine Forderung. ver- schon Seit Jahren Deutschland. aus terstützung etcln ht ir okee Einflussmöglichkei konkrete hier hat Deutschland im kam Barrera, Abel Tlachinollan, von Direktoren sorgten Veranstaltungen Mit Seite. zur ging es gut diger, Studenten und verzweifelten Eltern auch Un- auch Eltern verzweifelten und diger,Studenten handelt die deutsche Regierung über ein Abkommen einüber Regierung Abkommen die handelt deutsche und mit dem organisierten Verbrechen verwachsen. verwachsen. Verbrechen organisierten dem mit und wünschte sich im Namen der Menschenrechtsvertei der sich im Namen wünschte andere und Aktivist/innen Öffentlichkeit, für wir n politische Forderungen übersetzt werden. Der Der werden. übersetzt Forderungen politische n ur Polizeizusammenarbeit mit der mexikanischen mexikanischen der mit Polizeizusammenarbeit ur - - - - -

« Copa para quem e para quê? », ein Vergleich zwi- quê? Vergleich ein para », e quem « para Copa Wasserkraft derWasserkraft Welt « Belo Monte ». Bau werden ihren Für Regenwald und Ackerflächen Übersichtskarte dokumentierten wir die Zwangsräu dokumentierten Übersichtskarte Interviews auf Deutsch, Portugiesisch und Englisch Englisch und Portugiesisch Deutsch, auf Interviews S S Lust Lust zu feiern. Nicht nur wegen des 1:7 im Halbfinale finden sich inunserem Webdossier « WMfür wen und Rio de Janeiro zeigen, werden wie es weitergeht. Rio de Janeiro hat sich mit intensiv den sozialen Kos u Bipe i dr nrsrku. oh i Reali die Doch Infrastruktur. der in Beispiel zum Fußball-WM in Brasilien: Für wen und für was? hat hohe Entwicklungsmodell drittgrößte Projekte das zeigen Kosten. wie Das gigantische brasilianische Doch das Lateinamerikas. heute ist die größteBrasilien Volkswirtschaft Brasilien

len. Zehntausende Menschen wurden für den Bau von WM-Sportstätten verdrängt oderlen. verdrängt Zehntausende den Menschen Bau von für wurden WM-Sportstätten in Brasilien sind äußerst umstritten. Sie verschlingen Milliarden, die an anderer Sie die an Stelle verschlingen Milliarden, feh umstritten. sind äußerst Brasilien in che erschienen ist unsere stark nachgefragte Studie Studie nachgefragte stark unsere ist erschienen che und Artikel Videos, Karten, weitere Viele lungen. ökonomischer, ökonomischer, sozialer Natur.ökologischer auch und offiziell 8 Milliarden gegenüber. Unser BüroEuro in ifried gslshflce ogn politischer, Folgen: gesellschaftliche tiefgreifende Spra englischer und portugiesischer was? In für ». sehr ist werden, aufweisen Baumängel kostspielige ten zum Beispiel ihre Häuser verlassen, um für neue um für neue zum Beispiel verlassen, ihre Häuser ten muss- Familien Tausende beschäftigt. WM der ten aus: Dietät sah anders unter Stadien wurden überflutet und Indigene vertrieben. Auch sportliche Großereignisse wie Fußball-WM Fußball-WM wie Großereignisse Auch sportliche vertrieben. Indigene und überflutet Die WM hat die Brasilianer/innen in dieser Hinsicht in dieser Die die Brasilianer/innen WM hat D Zeit kürzester in sie dass – fertiggestellt Druck rei- weitgehend verlief WM aller Zeiten Die teuerste vorgesehenen Verkehrsprojekte – Straßen, Straßen Straßen, – Verkehrsprojekte vorgesehenen hatten Verantwortlichen Die Deutschland. gegen viele und dauerhafte Verbesserungen versprochen, versprochen, Verbesserungen dauerhafte und viele enteignet. events weit Sie mehr sind events als haben Sportereignisse. stark sensibilisiert, die Olympischen Spiele 2016in Spiele Olympischen die sensibilisiert, stark in schen den 2006, Deutschland Weltmeisterschaften e FßalW hbn eeg, a slh Mega- solche das gezeigt, haben Fußball-WM der und im Einzelhandel standen die Rekordkosten von von Rekordkosten die standen Einzelhandel im und bahnen, U-Bahnen – kam gar nicht erst zustande. zustande. erst nicht gar kam – U-Bahnen bahnen, wenig hatten Brasilianer/innen viele doch bungslos, mungen sowie die künstlich angelegten Neubausied wahrscheinlich. Mehr als die Hälfte der für die WM für der als die Hälfte Mehr wahrscheinlich.

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Webdossier fuer-wen www.boell.de/world-cup- hohem

------23 II Ächtung und Strafverfolgung des Feminizids (Tötung von Frauen aufgrund ihres Geschlechts) und von Mitbegründerin sie 2001 war. Mesa de Mujeres hatte Menschenrechtsverbrechen anerkannt wurde. Der Marrufo Nava aus Mexiko. Die Juristin, Feminis Der Anne-Klein-Frauenpreis ging 2014 an Imelda Engagement imNetzwerk Mesa de Mujeres, dessen US-amerikanischen Grenze, die seit den 90er Jahren Imelda Marrufo Nava Anne-Klein-Frauenpreisträgerin 2014: nischen Gerichtshof verhandelt und dass der Tat Gründung des Netzwerkes) vor dem Interamerika ni morden erlangt hat. Straflosigkeit ist dort die Regel, mexikanische Staat wurde indrei Fällen schuldig tin undtin Frauenaktivistin setzt sich seit Jahren für die traurige Berühmtheit durch die Häufung von Frauen- tet inCiudad Juarez, einer mexikanischen Stadt ander präsidentin des deutschen Bundestages. bestand des Feminizids erstmals ineinem Urteil als erheblich dazubeigetragen, dass die Ermordung von

dotiert. Die Laudatio hielt , (MdB), Vize ermordeten Frauen sowie ihrer Mütter und Familien geschlechterbasierter Gewalt ein. Sie lebt und arbei gesprochen, die Sicherheit, Integrität und Freiheit der acht Frauen am Stadtrand von Juarez (der Anlass der scheidung unter anderem mit Imelda Marrufo Navas angehörigen nicht garantiert zuhaben.

cht die Ausnahme. Die Jury begründete ihre Ent v=RT440vcEI-I Video Video der Preisverleihung www.youtube.com/watch? Der Anne-Klein-Frauenpreis ist mit 10.000 Euro II Imelda Imelda Marrufo Nava

2014 -

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Demokratie und Menschenrechte – Brasilien 24

LSBTI-Rechte sind Menschenrechte Diskriminierung, Ausgrenzung und Gewalt gegen Menschen aufgrund ihrer sexuellen Ori- entierung und Geschlechteridentität gibt es weltweit. Seit geraumer Zeit lässt sich jedoch eine deutliche Verschärfung der Menschenrechtssituation von Lesben, Schwulen, Bisexu- ellen, Trans* und Inter*-Menschen (LSBTI) in einzelnen Ländern und Regionen beobachten. Wir sehen die Rechte von LSBTI-Menschen als einen elementaren Bestandteil der weltwei- ten Umsetzung von Menschenrechten und den Kampf gegen ihre Kriminalisierung als einen wichtigen Beitrag für mehr Rechtsstaat und Demokratie.

I Rachana Chhoeurng Foto: Steffi Eckelmann

Die Stiftung als bedeutendste Förderin weltweiter LSBTI-Menschenrechtsarbeit! Die im November 2014 in Berlin von der Dreilin- Nigeria, Gambia, Liberia, Tansania und Tschad folg- den gGmbH und dem Deutschen Institut für Men- ten mit ähnlichen Gesetzesvorhaben. Homophobe schenrechte vorgestellte Studie « Menschenrech- Einstellungen in den Bevölkerungen des Kontinents te stärken! » weist die Heinrich-Böll-Stiftung als werden angeheizt durch Hasskampagnen von Poli- bedeutendste deutsche Förderin internationaler tikern sowie religiösen und traditionellen Führern. LSBTI-Menschenrechtsarbeit aus. Die Studie unter- Dabei verdammen die Verfechter schwulen- und sucht regelmäßig das weltweite Engagement deut- lesbenfeindlicher Botschaften Homosexualität als scher Institutionen und Organisationen bei der För- unafrikanisch und als ein Zeichen importierter Deka- derung der Menschenrechte von Lesben, Schwulen, denz aus dem Westen. Sie ignorieren die vorkoloniale Bisexuellen, Trans* und Inter*-Menschen. Von den Geschichte ihrer eigenen Kulturen, in denen sexuelle

Demokratie und Menschenrechte Menschenrechte und Demokratie – LSBTI 26 Organisationen in Deutschland, die LSBTI-Men- Toleranz weit verbreitet war. schenrechtsarbeit mit insgesamt knapp 1.500.000 Aber es gibt auch Fortschritte: Länder wie die Euro förderten, trug allein die Heinrich-Böll-Stif- Kapverden und Mauritius haben gleichgeschlecht- tung über 20 Prozent der Summe bei und war damit liche Handlungen entkriminalisiert. In Südafrika 2013 die führende Akteurin in der deutschen Förder- bekleiden offen homosexuelle Politiker/innen landschaft. Seit vielen Jahren nimmt unser internati- Regierungsämter. Botswana und Mosambik verbieten onales Engagement im LSBTI-Bereich einen bedeu- Diskriminierung am Arbeitsplatz aufgrund der sexu- tenden Platz in unserer Arbeit ein. ellen Orientierung. LSBTI-Aktivist/innen und Men- schenrechtsorganisationen klagen beispielsweise LSBTI in Afrika – ein Überblick in Kenia erfolgreich ihre Rechte ein. Und in Ugan- Im Dezember 2013 verabschiedete das ugandische da erklärte das Verfassungsgericht Mitte 2014 das Parlament ein Antihomosexuellengesetz, das einver- Antihomosexuellengesetz schließlich für ungültig – nehmlichen homosexuellen Geschlechtsverkehr mit aufgrund fehlender Stimmen im Parlament. Unser lebenslänglicher Haft unter Strafe stellt. Personen, Online-Dossier über LSBTI in Afrika zeigt auf, wie die sich für LSBTI-Rechte engagieren, sollen mit sie- afrikanische Aktivist/innen für ihre Rechte kämpfen ben Jahren Gefängnis bestraft werden und die Nicht- und welche Unterstützung ihnen externe Akteure denunzierung von LSBTI-Menschen mit drei Jahren. geben können.

Studie Link Publikation Die Studie « Menschenrechte Informationen zur inter­na-­ Menschenrechte zwischen www.boell.de/de/2013/10/18/ stärken! » als PDF downloa- tio­nalen LSBTI-Men­schen­ den Geschlechtern: Vor­ menschenrechte-zwischen- den: www.dreilinden.org/pdf/ rechtsarbeit der Heinrich- studie zur Lebenssituation den-geschlechtern StudieRegenbogenPhilan­ Böll-Stiftung: www.boell. von Inter*Personen: tropie3.pdf de/de/themen/LSBTI 25

« Es gibt zu wenig Debatten » Im Gespräch mit der kambodschanischen LSBTI- Aktivistin Rachana Chhoeurng

Wie hat die LSBTI-Arbeit in Kambodscha begonnen? Welche Reaktionen gibt es aus der Gesellschaft?

I Es fing Ende der 90er Jahre mit HIV-Projekten an. Die Vorstellung, dass sich die Menschen konform zu Die waren beschränkt auf Gesundheitsaspekte von den traditionellen Erwartungen an Frauen und Män- schwulen Männern und Mann-zu-Frau-Transgendern. ner zu verhalten haben, führt zu Diskriminierung und Erst als auch Lesben in die Projekte integriert wurden, vielfach zu geschlechtsspezifischer Gewalt. Das fängt setzte sich die Erkenntnis durch, dass es nicht nur um schon in frühen Jahren an, wenn Mädchen nicht mit Gesundheitsversorgung gehen konnte, sondern dass Spielzeug für Jungs spielen dürfen oder sich nicht wie hier Menschenrechte betroffen sind. Am Anfang ging Jungs kleiden dürfen. Wer als Mädchen geboren wurde, es vor allem darum, Informationen auszutauschen soll sich auch als Mädchen kleiden und verhalten. Die und unsere Lebenswirklichkeiten zu beschreiben. Jugendlichen sind dann natürlich hin- und herge- Damals wurde die Rainbow Community Kampuchea rissen zwischen den Ansprüchen der Familie, denen (ROCK) gegründet. Es dauerte nochmal zehn Jahre sie gerecht werden wollen, und ihrem inneren Füh- bis zum ersten Gay Pride Day in Phnom Penh. Seit- len. Es gibt auch großen Druck in der Familie. Man- dem sind der Internationale Tag der Menschenrechte che werden zum traditionellen Heiler geschickt, als ob und der Gay Pride Day wichtige Daten im politischen man sexuelle Orientierung heilen könnte. Die Jugend- Kalender. lichen werden dadurch nur noch mehr verunsichert und fühlen sich nicht akzeptiert. Transgender leiden mehr unter Diskriminierung als Schwule oder Les- Welche Signale kommen aus der Politik? ben. Das fängt schon bei der Frage an, wo Transgen- Premierminister Hun Sen hat sich öffentlich geäu- LSBTI

der auf die Toilette gehen. Manche unternehmen sogar

ßert und angemahnt, dass LSBTI-Menschen nicht dis- – Selbstmordversuche. kriminiert werden sollten. Das war nicht immer so. Es scheint nun, dass die Regierung offen ist für eine Unterstützung der LSBTI-Community. Wir haben Gibt es Diskriminierung aus religiösen Gründen? auch gute Kontakte zum Frauenministerium. Es hat Generell ist der Buddhismus offen für sexuelle Min- allerdings schwule Männer aus dem Nationalen Akti- derheiten, es gibt daher zunächst keine Diskriminie- onsplan herausgenommen, weil sich der Plan auf rung aus religiösen Gründen. Allerdings können offen Gewalt gegen Frauen konzentriert. Es gibt auch eine schwule Männer keine Mönche werden. Viel schwie- enge Zusammenarbeit mit UN WOMEN. riger ist die Lage auf dem Arbeitsmarkt, denn gerade Transgender haben es hier schwer und leiden unter Diskriminierung. Gerade in höheren Positionen oder Wie stellt sich die Rechtslage in Kambodscha dar? im Kundenkontakt werden Heterosexuelle bevorzugt. Im Gesetz von 1998 war Homoehe noch explizit ver- Laut Arbeitsrecht ist Diskriminierung natürlich ver- boten. Mit dem neuen Gesetz von 2002 wurde der Menschenrechte und Demokratie boten, aber vor Gericht ist das schwer zu beweisen. Paragraf gestrichen. Zwar gibt es im kambodscha- nischen Familienrecht immer noch keine explizite Homoehe; es steht lediglich geschrieben, dass Männer Was kann dagegen getan werden? und Frauen heiraten können. Es wird aber nicht fest- Wir arbeiten mit dem Ministerium für Jugend zusam- gelegt, wen sie heiraten können. Daher werden durch- men und haben eine Facebook-Kampagne gestartet, aus gleichgeschlechtliche Partnerschaften in Fami- um die Akzeptanz unter Studierenden zu steigern. Wir lienbücher eingetragen, und das Paar kann dadurch hoffen, dass sich dadurch langfristig etwas ändert. Es z. B. Kinder adoptieren. Es gibt keine Regelung auf gibt auf dem ASEAN-Level ein internationales Netz- Gesetzesebene, daher liegt es vielfach im Ermessen werk von LSBTI-Aktivist/innen, obwohl wir in eini- der kommunalen Bürgermeister. Manche Paare wer- gen dieser Länder nicht akzeptiert sind. Und unser den als Geschwister oder sogar Zwillinge eingetragen, Facebook-Netzwerk hat schon über 10.000 Mitglie- aber die Kommune weiß, dass sie ein Paar sind. Das der. Wir tauschen auf diesem Weg viele Informationen hat es immer schon gegeben. In der Khmer-Sprache aus und diskutieren über dieses Netzwerk. Wir müs- gibt es seit alten Zeiten neutral gebrauchte Begriffe sen aber auch in unsere eigene Geschichte schauen. für Homosexuelle. Daher ist es schlicht falsch zu sagen, Die Diskussion über Zwangsverheiratung unter den westliche Organisationen wie die UN hätten Homose- Khmer Rouge hat gerade erst begonnen. LSBTI-Men- xualität nach Kambodscha gebracht oder gar, dass aus- schen haben besonders darunter gelitten. Noch gibt es ländisches Essen zu Homosexualität führe. keine ausreichenden Daten und viel zu wenige Debat- ten darüber. 26

Stärkung der Demokratie, auch in Deutschland Demokratie muss auch hierzulande beständig weiterentwickelt werden. Viele Bürgerinnen und Bürger sind derzeit kaum noch politisch aktiv. Vor allem Menschen aus einkommens- schwachen und bildungsfernen Schichten haben sich zurückgezogen: Sie gehen in großer Zahl nicht mehr wählen. Auch Migrantinnen und Migranten sind im öffentlichen Leben unterrepräsentiert. Mit unseren Projekten setzen wir uns dafür ein, Demokratie lebendig zu gestalten – in der Gesellschaft, in Parteien und Institutionen. Deutschland

I Exkursion « Neue Quartiere » am Rande des 4. Kommunalpolitischen Bundeskongresses

Update für Demokratie In Deutschland sehen sich viele Bürger/innen durch treten.boell.de. Dort finden sich auch Videos, Analy- die Politik und ihre Institutionen nicht mehr allzu sen und Positionspapiere aus weiteren Veranstaltun- Demokratie und Menschenrechte und Demokratie gut repräsentiert. Was läuft schief in unserer De- gen des Projekts. mokratie? Innerhalb unseres Verbundprojekts « Gut Im Frühsommer 2015 wird ein Sammelband vor- vertreten? Update für Demokratie » beschäftigen wir liegen, der aufzeigt, in welchem Maß die Möglichkei- uns auf Veranstaltungen mit der Frage, was verbes- ten ausgeschöpft werden, landespolitisch Demokra- sert werden sollte. Zum Beispiel bei den politischen tiereformen voranzubringen – unter anderem durch Parteien. Sie stehen derzeit ganz besonders unter Transparenzgesetze, Kommunalsatzungen oder mit Druck. Aus verschiedenen Gründen gehen die Men- Programmen für Toleranzkultur und Engagement. schen nicht mehr wählen, sie haben anscheinend Wie dringend notwendig ein « Update für Demo- das Vertrauen in die Parteien verloren. Auf unse- kratie » ist, machten auch die diffus modernefeind- rer Fachtagung « Woher? Wohin? – Die Zukunft der lichen Bewegungen seit Herbst 2014 deutlich, an Parteiendemokratie » im November 2014 analysier- deren Spitze sich die sogenannte Pegida setzte. te der Politikwissenschaftler Richard Stöss die Ur- Unmittelbar konfrontiert damit waren vor allem die sprünge und Funktionen der Parteien in Deutschland, Kolleg/innen der Heinrich-Böll-Stiftung in Sachsen. beleuchtete ihre nationale Entwicklung und stellte in Sie haben dieses vorwiegend sächsische und ins- acht Thesen Überlegungen zu ihrer Zukunft an. Sie besondere Dresdner Phänomen analysiert, haben sind nachzulesen auf unserer Website www.gutver- versucht, es einzuordnen, und sich in den heftig

Web Lesetipp Auf der Website www.gut- aus unseren Veranstaltungen « Warum gerade Dresden », vertreten.boell.de finden des Projekts «Update für Demo- eine Analyse von Dietrich sich Videos, Analysen k r a t i e » Hermann, Mitglied der und Positionspapiere Grünen Akademie. Nach- zulesen auf www.boell.de 27

Kommunalpolitischer Bundeskongress in : Städte und Gemeinden grün gestalten!

I–III Alle zwei Jahre trifft sich die grüne Kommunalpoli- tik-Gemeinde zum Kommunalpolitischen Bundes- kongress. Passend zum Stiftungsprojekt « Gut ver- treten? Update für die Demokratie » war 2014 die kommunale Bürgerbeteiligung eines seiner Mot- tos. Unter dem Titel « Für eine grüne Politik kommu- naler Bürgerbeteiligung » hatte eine Expert/innen- gruppe zuvor eine Erklärung erarbeitet. In einer prominent besetzten Talkrunde – unter anderem II Forum Bildung auf dem Kommunalpolitischen Bundeskongress mit der baden-württembergischen Staatsrätin für Zivilgesellschaft und Bürgerbeteiligung Gisela Erler und dem Tübinger Oberbürgermeister – wurde sie lebhaft mit dem Publikum diskutiert. Es ging unter anderem um das Verhältnis von direk- ter zu repräsentativer Demokratie. Gemäß der Stu- die « Partizipation im Wandel » akzeptieren nur noch 43 Prozent der Bürger/innen, wenn Gemeinderäte Entscheidungen gegen das Votum der Bürger/innen in einzelnen Sachfragen treffen. Die Einschätzung, Gemeinderäte hätten in einer solchen Atmosphäre Angst, sich zu positionieren, wurde von Podium und Publikum geteilt. « Gehört werden heißt nicht auto- matisch: erhört werden », kommentierte Boris Pal- mer. Gisela Erler erteilte den praktischen Rat: « Pro- biert die kleinen Formate! » Im Plenum zum Postulat der « Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse » in Stadt und Land kons- tatierte Rainer Klingholz vom Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung: « Wir müssen akzep- tieren, dass die Gleichwertigkeit vermutlich ein Hirngespinst ist . » Konsens herrschte darüber, dass III , Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Stuttgart man gegen « Entleerung nicht anfördern » könne, so Hilmar von Lojewski, Dezernent für Stadtentwick- lung, Bauen, Wohnen und Verkehr des Deutschen ausgetragenen Diskurs mit Veranstaltungen und Städtetages. Chancen für den ländlichen Raum sah Publikationen eingemischt. Wir wollen deutlich Ralf Fücks, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung, in Menschenrechte und Demokratie – Deutschland machen, dass mit Pegida, ihren Ablegern und ihren der dezentralen Energieproduktion, in der Verede- Unterstützer/innen vor allem in der AfD eine aggres- lung landwirtschaftlicher Produkte bis hin zu Bio- sive Konfrontation mit den Grundwerten einer offe- technologie und Tourismus. nen, pluralen und solidarischen Gesellschaft, einer Mit weiteren Foren, unter anderem zu bezahlba- Gesellschaft des argumentativen Streits zu Tage tritt. rem Wohnraum, Kommunalfinanzen, Bildungsland- Doch Aufklärung zu Fakten und Realitäten stößt schaften oder Verkehr, mit Exkursionen und nicht hier an ihre Grenzen. Als politische Stiftung sind wir zuletzt einer Party bot der Kongress reichlich Gele- gefragt, selbst für eine menschenrechtsorientierte genheit, sich gegenseitig auszutauschen. Organisiert demokratische Kultur einzustehen. wurde er von der Bundesstiftung in Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung Baden-Württemberg.

Doku des Kongresses Positionspapier www.boell.de/de/2014/ H i n w e i s e z u m U m g a n g v o n www.boell.de/sites/default/ 11/10/4-kommunalpoli- Politik und Verwaltung files/positionspapier_ fuer_ tischer-bundeskongress mit Bürgerbeteiligung: eine_gruene _kultur_kommu- naler_buergerbeteiligung_ kommbuko.pdf 28

Was ist die grüne Erzählung? Wenn die Welt sich rasant verändert, wächst das Bedürfnis nach Orientierung. Genau das ist der Sinn politischer Erzählungen. Sie geben Orientierung über die Tagespolitik hinaus und bringen ein emotionales Element in den politischen Diskurs, ohne das es kein politi- sches WIR gibt. In Nachbetrachtung der Ergebnisse der Bundestagswahl 2013 haben wir auf unserem ersten Kongress in der Reihe « Was ist die grüne Erzählung? » Anfang April 2014 nach den originären und originellen Geschichten der Grünen gefragt. Hier ein paar Antworten von Teilnehmerinnen und Teilnehmern unseres Kongresses:

« Bei der grünen Erzählung geht es sehr stark um die Ermöglichung von Selbstbestimmung. Das heißt, es geht gar nicht um eine festgefügte Art, die Welt zu sehen, sondern es geht letztendlich darum, dass Menschen die Möglichkeit haben, Dinge selbst- bestimmt zu tun – jedoch immer in Rücksichtnahme auf andere. Es ist diese ganz eigene Verbindung von Selbstbestimmung und Solidarität, die Grüne von an- deren unterscheidet. »

I Andreas Brandhorst, Referatsleiter im Bundesministerium für Gesundheit gnulhäzrE enürG gnulhäzrE

« Für mich ist die grüne Geschichte eine Erzählung der grünen Kernthemen, an der wir uns orientieren können. Bei Themen wie Atomkraft oder Energie ist diese Erzählung eindeutig, aber bei Themen wie Frei- heit, Soziales oder Migration, da haben wir nicht so eine Geschichte. Diese Erzählungen zu klären wäre wichtig, damit man nicht andauernd überlegen muss, wo man eigentlich hin will. »

II Anna Lena Düren, Neuropsychologie- Studentin und Stipendiatin der Stiftung

«E s gibt sicher viele grüne Erzählungen. Eine, die zu stärken sich lohnen würde, ist die der Bürgerrechts- tradition. Elementare Freiheitsrechte müssen heute nicht nur vor dem Zugriff durch den Staat, sondern auch durch unregulierte Märkte geschützt werden. »

III Lisa Herzog, Wissenschaftliche Mitar- beiterin am Institut für Sozialforschung der Goethe-Universität Frankfurt « « « Zukunft leben wollen. Es geht dabei um Solidarität, Solidarität, um dabei geht Es wollen. leben Zukunft Antworten auf alle großen Herausforderungen einer alleHerausforderungen auf großen Antworten Individualität auf der anderen – das sind für mich mich für sind das – anderen der auf Individualität Staat nicht als eine abgeschlossene Institution Institution abgeschlossene eine als nicht Staat Gemeinschaft auf der einen Seite und Vielfalt und und Vielfalt und Seite einen der auf Gemeinschaft geht Es Ebenen. möglichen allen auf Generationen das heißt, Nachhaltigkeit, das Denken an zukünftige Begrifflichkeiten: Es geht dabei an erster Stelle um Stelle erster an dabei geht Es Begrifflichkeiten: logie und des Verhältnisses zum Staat in ein Narra- ein in Staat zum Verhältnisses des und logie legung legung zu tun: Wie viel Staat möchte man haben, und tiv verwebt, das dazu dienen könnte, Leute davon zu Leute könnte, das dienen dazu tiv verwebt, also also um und einen gleichzeitig Gemeinschaftssinn um auch die Frage, wie der Staat die Lebensgestaltung Lebensgestaltung die Staat der wie Frage, die auch die Kernbotschaften der grünen Erzählung. die Kernbotschaften die Freiheit des Individuums. Dieses Verhältnis von von Verhältnis Dieses Individuums. des Freiheit die in wir wie Frage, die um Leben, gute das um dabei die unterschiedliche Bausteine des die Bausteine Sozialen, unterschiedliche der Öko- des Einzelnen unterstützt. Dabei spielt der Begriff Begriff der spielt Dabei unterstützt. Einzelnen des der Inklusion eine Rolle. Das heißt, dass man den den man dass heißt, Das Rolle. eine Inklusion der handelt. Sondern um eine Partei, die zukunftsfähige um Sondern eine handelt. die Partei, zukunftsfähige um eine Single-Issue-linksbürgerliche Milieupartei Milieupartei Single-Issue-linksbürgerliche eine um ü u bringen. bringen. Das ist für mich Urgrünes. etwas Bürgerinnen die auf man dass sondern betrachtet, modernen Gesellschaft bietet. bietet. Gesellschaft modernen wo möchte man den Staat haben? Das ist für mich mich für ist Das haben? Staat den man möchte wo berzeugen, dass es sich bei den Grünen eben nicht nicht eben Grünen den bei sich es dass berzeugen, nd Bürger zugeht und versucht, sie zum Staat zu zu Staat zum sie versucht, und zugeht Bürger nd D ie grüne Erzählung hat für mich viel mit der Über- Die grüne Erzählung verbindet unterschiedlichste unterschiedlichste verbindet Erzählung grüne Die Die grüne Erzählung ist für mich eine Erzählung, Erzählung, eine mich für ist Erzählung grüne Die Welt neu können. werden und gestaltet besser Fazit: Bei aktuellen Themen wie der Energiewende Energiewende der wie Themen aktuellen Bei Fazit:

nes en oln I Ugn mt Ausgrenzun mit liegt viel für ein Stoff grünes in gen der Gesellschaft Umgang Im wollen. sein anders als Mosaik all sind die oder entwickeln, anders derer vermittelt und die zeigt, wie unser Leben und die die und Leben unser wie zeigt, die und vermittelt eine Erzählung entwickelt werden, die Zuversicht Zuversicht die werden, entwickelt Erzählung eine darf es nicht nur um Zahlen gehen. Es muss daraus daraus muss Es gehen. Zahlen um nur nicht es darf

Eine grüne Erzählung von Freiheit könnte sich sich könnte Freiheit von Erzählung grüne Eine Online-Dokumentation - u k o d e d e d e o b w w w  die-gruene-erzaehlung mentation-was-ist- / / . l l . »

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VI V Andreas Baumer, Geschäftsführer der Geschäftsführer Baumer, Andreas Bastian Hermisson, Leiter des Büros der Büros des Leiter Hermisson, Bastian - Heinrich-Böll-Stiftung Baden-Württemberg Heinrich-Böll-Stiftung Heinrich-Böll-Stiftung in Washington Heinrich-Böll-Stiftung Narrativ. Dazu gehört eine Erzählung des Zugewinns zuhören und deren Erzählungen in die grüne Erzäh- grüne die in Erzählungen deren und zuhören lung einbinden. von Selbstbestimmung und Autonomie ebenso wie wie ebenso Autonomie und Selbstbestimmung von IV die Mitte der Gesellschaft zu tragen. Um das glaub Umdas tragen. zu Gesellschaft der Mitte die die der unserer Institutionen. öffentlichen Gestaltung haft vermitteln zu können, muss sie den Menschen Menschen den sie muss können, zu vermitteln haft Philipp Jung, Physikstudent Physikstudent Jung, Philipp Grüne Politik hat den Anspruch, ihre Themen in Themen ihre Anspruch, den hat Politik Grüne -

Grüne Erzählung 30 31 kiitlopaporuE

I Friedenspianist in Donezk, Ukraine, 2014 Foto: Jörg Brüggemann/OSTKREUZ 31

Für ein starkes und geeintes Europa Noch ist die Eurokrise nicht ausgestanden und die wirt- schaftliche Schwäche in weiten Teilen Europas nicht überwunden. Aber fest steht: Die Finanzkrise hat die Europäische Union tiefgreifend verändert. Der Auf- schwung des Front National in Frankreich und anderer populistischer Parteien von rechts und links in Europa signalisiert die starke Wiederkehr natio­naler Egoismen. Jetzt geht die Grundsatzdebatte über die Zukunft der EU erst richtig los: Wie viel Europa wollen wir, wozu brauchen wir Europa, welche Rolle soll Europa­ in der Welt im 21. Jahrhundert spielen? Die Krise in der Ukraine führt uns gerade vor Augen, wie wich-

tig ein einiges und handlungsfähiges Europa ist. Ob Europapolitik daraus eine Stärkung der Institutionen der EU hervor- geht, ist und bleibt aber eine offene Frage. Wir wollen die Debatte über nötige Reformen befördern. Wir den- ken europäisch, bringen Stimmen aus Europa und damit Europas Vielfalt zu Gehör und stellen unsere Arbeitsergebnisse europaweit zur Diskussion. 32

Populismus in Europa Bei den Europawahlen im Mai 2014 haben integrationsfeindliche und nationalistische Kräf- te europaweit deutlich gewonnen, wenngleich mit großen Unterschieden zwischen einzel- nen Ländern. Während in den Ländern Südeuropas, die von der Eurokrise am stärksten be- troffen waren, vor allem linke Parteien gewonnen haben, konnten rechtspopulistische und rechtsextreme Parteien in den meisten nördlichen Ländern deutlich zulegen. Populismus in Europa in Populismus

I Kampagne « Select Respect » gegen Rassismus und Diskriminierung in Griechenland Europapolitik Ungarn: Strategien gegen Rechtsextremismus In Ungarn wurde im April 2014 ein neues Parla- sel » erhielt nur knapp 26 Prozent der Zweitstimmen. ment gewählt. Ministerpräsident Viktor Orbán ging Die grüne LMP übersprang die Fünf-Prozent-Hürde. mit der Partei Fidesz als Sieger dieser Wahl her- Erschreckend sind die Erfolge der rechtsextre- vor. Seine rechtspopulistische Regierung hat ihre men Partei Jobbik, die bei der Parlamentswahl 20 2010 gewonnene Zweidrittelmehrheit für eine auto- Prozent erzielte. Auch bei den Kommunalwahlen ritäre Wende genutzt. Auch aufgrund einer von der im Herbst legte Jobbik zu: In 18 von 19 regionalen Orbán-Regierung im Alleingang verabschiedeten Än- Verwaltungsbezirken wurde sie zweitstärkste Par- derung des Wahlgesetzes gewann die Regierungsalli- tei, auch in den Großstädten gewann Jobbik im Ver- anz aus Fidesz und KDNP (Christlich-Demokratische gleich zu 2010 dazu. Volkspartei) bei einer Wahlbeteiligung von 62 Pro- Seit 2014 unterstützen wir ein Projekt des unga- zent über 90 der insgesamt 106 Direktmandate. Im rischen Political Capital Institute und des Social neu gewählten Parlament verfügte die Regierung mit Development Institute. Die beiden Institute ent- knapp 45 Prozent der abgegebenen Stimmen aber- wickeln Strategien gegen Rechtsextremismus und mals über eine Zweidrittelmehrheit, die sie bei der untersuchen darüber hinaus auch die Verbindun- Nachwahl für einen Parlamentssitz im Februar 2015 gen europäischer rechtsextremer Parteien zu russi- verlor. Das Oppositionsbündnis « Regierungswech- schen Machteliten. Erste Ergebnisse dieser Recher-

Web Policy Paper Kampagne Weitere Projekte gegen www.boell.de/de/rechtsradi G e m e i n w e s e n a r b e i t u n d http://selectrespect.org/ Fremdenfeindlichkeit und kalismus-rechtspopulismus- Demokratie: für eine pluralistische rassismus www.boell.de/de/2014/11/03/ Gesellschaft unter: policy-paper-gemeinwesen- arbeit-und-demokratie 33

schen Zivilgesellschaft mit Intoleranz und Ausgren- zung unmittelbar stattfindet. Geplant sind weitere Austauschreisen mit Kolleg/innen aus Tschechien, der Slowakei, Griechenland und Polen.

Fachkommission Rechtsextremismus Anfang 2014 haben wir gemeinsam mit unseren Lan- desstiftungen die Fachkommission « Ideologien der Ungleichwertigkeit und Neonazismus in Deutsch- land » ins Leben gerufen. Schnell zeigte sich, dass sich die Arbeit der Kommission nicht auf die Ränder der Gesellschaft beschränken darf, alle gesellschaft- lichen Gruppen müssen in den Blick genommen II Mit Bierdeckeln und Plakaten gegen jede Form werden. Im November 2014 legte die Kommission von Diskriminierung. Foto: Select Respect ihr erstes Policy Paper « Gemeinwesenarbeit und Demokratie » vor, das sich mit der Bekämpfung von chen wurden bei der Forum 2000-Jahreskonferenz Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus in in Prag und auch in Berlin bei einem Fachgespräch Gemeinden und Städten beschäftigt. Die Erfahrun- vorgestellt. Laut einer Studie des Political Capital gen der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass ge- Institute ergreifen 15 von 24 einflussreichen europä- rade die kommunale Arbeit einer externen Beratung ischen Rechtsparteien offen Partei für Putin, sechs und Begleitung bedarf, die u. a. durch Mobile Be- weitere sind offen für solche Bündnisse. Eine ganze ratungsteams und Opferberatungsstellen geleistet Reihe von Schnittmengen sind offenkundig: die wird. Darüber hinaus sind hier aber in speziellen Pro- antiwestliche Einstellung und der offenkundige An- blemlagen auch längerfristige Interventionen not- tiamerikanismus, das autoritäre Politikverständnis, wendig, die über die von Mobilen Beratungsteams die Verachtung der « liberalen Dekadenz », das kon- leistbaren zeitlichen und personellen Möglichkeiten servative Familienbild, die Homophobie etc. Sie alle hinausgehen – dafür braucht es in den Kommunen an- treffen sich in der Gegnerschaft zur Europäischen gestellte professionelle Fachkräfte. Erst durch eine Union. Fazit der Fachgespräche: Die Ultrarechten längerfristige Vor-Ort-Arbeit unter Beteiligung der Populismus in Europa in Populismus

sind für den Kreml eine Art Trojanisches Pferd, um Bürger/innen kann eine fundierte Beratung erfolgen. die EU von innen heraus auszuhöhlen. Darüber hin- – aus dienen sie als Multiplikator/innen für russische Griechische Kampagne gegen Rassismus Propaganda im Westen, von den Parlamenten bis ins und Diskriminierung

Internet. Umgekehrt verschafft ihnen der Kreml die Unser Büro in Thessaloniki hat kurz vor den Euro- I–II Anerkennung, die ihnen so wichtig ist. pawahlen gemeinsam mit griechischen Menschen- rechtsorganisationen die Kampagne « Select Res- Europapolitik Netzwerk gegen menschenverachtende Ideologien pect » gestartet. Die Kampagne will Zeichen setzen Gemeinsam mit der Amadeu Antonio Stiftung bau- gegen Nationalismus, Rassismus und Diskriminie- en wir derzeit ein Netzwerk gegen menschenverach- rung jedweder Art. Auf Bierdeckeln erinnern Sym- tende Ideologien und für eine demokratische Alltags- bole grundlegender Bedürfnisse und Werte wie kultur auf. Wir wollen Menschen aus Mittel-, Ost- und Liebe, Gesundheit oder Gerechtigkeit daran, dass Südeuropa, die gegen Fremdenhass und Diskriminie- deren Verwirklichung unabhängig von der Hautfarbe rung kämpfen, mit ihren Kolleg/innen aus Deutsch- ist bzw. sein sollte. Die Bierdeckel wurden auch an land zusammenbringen und einen Austausch ermög- Res taurants und Kneipen verteilt. Teil der Kampa- lichen. Im Jahr 2014 kamen dazu Vertreter/innen gne war auch ein 68-seitiger Bericht über die aktu- der ungarischen Zivilgesellschaft nach Deutschland elle Situation von Rassismus und Diskriminierung in und lernten Nichtregierungsorganisationen in Berlin Griechenland. Er liefert Analysen und Fakten über und Dresden kennen. Ein Besuch des Berliner Stadt- die komplexen gesellschaftspolitischen Ursachen der teils Marzahn-Hellersdorf, wo Rechtsextreme im- Reproduktion von rassistischen und diskriminieren- mer wieder gegen Flüchtlinge und die Errichtung von den Einstellungen und Verhaltensweisen in weiten Unterkünften aufmarschieren, aber auch der Pegi- Teilen der griechischen Gesellschaft. da-Hochburg Dresden führte die Gruppe aus Ungarn an Orte, wo die Auseinandersetzung der demokrati-

Download Racism and Discrimination in Greece today: http://gr.boell.org/en/2014/ 10/14/racism-and-discrimi­ nation-greece-today 34

I «Chefinnen und Managerinnen in Unternehmen » – eine von vielen Grafiken des Europa-Atlasses Foto: CC-BY-SA

II Ulrike Liebert, Politikwissenschaftlerin, auf der Konferenz « Gleichstellungs- « Europa-Atlas – projekt Europa? » Daten und Fakten über den Kontinent » Europa ist mehr als Schuldenkrise, Bürokratie I Gleichstellungsprojekt Europa? und nationale Kleingeisterei. Dies zeigt der «Europa- Die Europäische Union gründet Atlas», den wir gemeinsam mit der Deutschen II–IV auf einer Reihe von Werten, Gesellschaft für Auswärtige Politik, dem Euro- darunter auch jenen der Gleich- pean Council of Foreign Relations und Le Monde dip- heit zwischen den Geschlech- lomatique im Vorfeld der Europawahlen heraus- tern. Sie wird eigens in der gegeben haben. Europa ist nach wie vor Sehnsuchts- Grundrechte-Charta der EU ort vieler Menschen. Es verkörpert Wohlstand und betont (Artikel 23). Aber auf Frieden. Europa heißt aber auch Vielfalt, es ist kom - welche Weise setzt die EU den III Ska Keller plex und voller Unterschiede. In 20 Kapiteln lie- Wert der Gleichstellung der fert der Atlas Wissenswertes über Europa und räumt Geschlechter durch? Und wel- nebenbei mit mancherlei Klischees auf: che Herausforderungen steh en für die nächsten Jahre an? Die • Pro Kopf sind es die Länder Schweden, Däne- Konferenz « Gleichstellungs- mark und Luxemburg, die am meisten netto in den projekt Europa? » des Gunda- EU-Haushalt zahlen, nicht Deutschland. Populismus in Europa in Populismus Werner-Instituts in der Hein-

IV Niels Spierings

– • Di e Dänen sind von allen Europäer/innen am ehes- rich-Böll-Stiftung zog im März

ten davon überzeugt, dass ihre Stimme in der EU 2014 Bilanz und diskutierte Ansätze für eine euro- zählt, die Griechen und Zyprioten dagegen am päische Geschlechterpolitik, vor allem mit Blick auf wenigsten. Rechtspopulismus, Menschenhandel sowie die Frie- dens- und Flüchtlingspolitik. • In den Vorzeigeländern Schweden, Finnland und Viele der rund 200 Besucher/innen waren über- Dänemark sind zwar rund drei Viertel der Frauen Europapolitik rascht zu hören, wie negativ die internationalen Re- erwerbstätig, aber es gibt fast keine weiblichen ferent/innen die Auswirkungen der deutsch gepräg- Vorstands- und Aufsichtsratsvorsitzende. ten EU-Politik auf die Lebensbedingungen z. B. von • Die stärkste Bevölkerungszunahme wird künf- Frauen und Minderheitengruppen erleben und ein- tig im Norden und Westen Europas zu verzeichnen schätzten. Ein Panel zu Rechtspopulismus in Europa sein, während in Ost- und Mitteleuropa die Bevöl- verdeutlichte, wie Homophobie, Sexismus, Rassis- kerung schrumpfen wird. mus und Xenophobie in vielen europäischen Ländern einhergehen mit Rechtspopulismus und Nationalis- • Der deutsche Atomausstieg ist mitnichten ein Son- mus. Neokonservative Geschlechterrollenbilder wer- derweg, nur in 14 der 28 EU-Mitgliedsstaaten wird den wieder populärer und stellen emanzipatorische überhaupt Atomstrom produziert. Geschlechterpolitiken in Frage. Ein weiteres Panel • Di e EU ist aktuell in 15 zivilen und militärischen vermittelte, wie viel mehr an politischem Handlungs- Auslandseinsätzen aktiv. bedarf hinter den Begriffen Menschenhandel und Zwangsprostitution steckt, als in der alltäglichen • Die meisten Facebook-Nutzer/innen gibt es in der Debatte vermittelt wird. Betont wurde, dass zwi- Türkei. schen Zwangsprostitution (Menschenhandel zum Mit einer Gesamtauflage von mehr als 100.000 Exem- Zwecke der körperlichen und sexuellen Ausbeutung) plaren war der Atlas sehr gefragt. Auch in Schulklas- und Sexarbeit klar zu unterscheiden sei und dass die sen kam er vielfach zum Einsatz. Debatten darüber oft unzulässig vermischt würden.

Publikation und Download Webdossier Europa-Atlas – Daten und Fakten « Gleichstellungsprojekt www.gwi-boell.de/de/ über den Kontinent Europa » mit zahlreichen dossier-gleichstellungs- 3. Auflage, Berlin 2015, Beiträgen und Interviews projekt-europa 50 Seiten aus EU-Ländern: Download: www.boell.de 35

Europas gemeinsame Zukunft Die Europäische Union steht vor der Entscheidung: Geht sie den Weg in Richtung mehr Gemeinsamkeit, oder verabschiedet sie sich vom Projekt einer europäischen Integration? Schon jetzt nehmen nationale Ressentiments zu, und bereits überwunden geglaubte Gräben reißen wieder auf. Die EU muss ihre Institutionen stärken. Und sie muss ihren Bürger/in- nen eine stärkere Beteiligung ermöglichen. Hier ist es besonders wichtig, dass sich auch die nachfolgenden Generationen für die Idee eines gemeinsamen Europas engagieren. Nur so wird die europäische Integration eine Zukunftsperspektive haben. ukunft

V « Reclaiming our Future » – unter diesem Motto stand die Jugendkonferenz in Thessaloniki Europasgemeinsame Z

Mehr Austausch unter der europäischen Jugend

Die wirtschaftliche und politische Krise trifft vor für eine erfolgreichere Vertretung dieser Interessen V allem die jungen Menschen in den Ländern Süd- und und verabredeten gemeinsame europäische Projekte Südosteuropas. Durch die anhaltend hohe Jugendar- wie das Sustainable Energy Youth Network oder das

beitslosigkeit schwinden bei Millionen junger Euro- Network Social Economy. Europapolitik päer/innen die Zuversicht und der Glaube an Europa. Im Herbst unterstützten wir das europäische Und damit schwindet auch die Energie, die ein altern- Netzwerk European Alternatives bei der Durch- der Kontinent braucht. « Reclaiming our Future » – führung eines Workshop-Camps mit jungen euro- wir wollen unsere Zukunft selbst in die Hand nehmen, päischen Aktivist/innen. Das Camp fand unter dem war das Motto einer viertägigen Jugendkonferenz im Motto #FixEurope im Schloss Wartin bei Berlin Mai 2014 in Thessaloniki. Organisiert wurde sie von statt. Es ging vor allem um die Frage, wie sich die unserem Büro in Griechenland zusammen mit acht Bürger/innen in europäische Politik einmischen und weiteren Stiftungsbüros sowie griechischen und euro- sie mitbestimmen können. In Seminaren zu Kampa- päischen Partnern. Ziel war es, Strategien für mehr gnenführung, zu Leadership oder der Nutzung sozia- Mitsprache- und Beteiligungsrechte für Jugend- ler Netzwerke konnten die Aktivist/innen ihr Wissen liche zu erarbeiten. Ihre Stimmen sollen gehört und erweitern. Im Anschluss an das Workshop-Camp ihr Tatendrang nicht länger gebremst werden. Die fand eine Konferenz in Berlin statt. Unter den Gäs- Konferenz ermöglichte einen regen Austausch unter ten war auch die New Yorker Soziologin Saskia Sas- den jungen Europäer/innen. In Workshops, öffent- sen von der Columbia University. Sie machte deutlich, lichen Foren und Begleitprojekten diskutierten sie welche Chancen mit transnationalem Engagement den Wert der europäischen Zusammenarbeit für verbunden sind. Bürgerschaft definierte sie über die Interessen der Jugend, erarbeiteten Strategien deren gesellschaftlichen Beitrag.

Blog Blog Young Voices of Europe: http://young- voices.boellblog.org/ 36

Serbien zwischen den Stühlen – zwei Publikationen giewende die EU? » und « Europas Jugend – Solidari- unseres Büros in Belgrad tät in Zeiten der Krise ». Nach dem Zweiten Weltkrieg erlangte das sozialis- tische Jugoslawien Ansehen und Einfluss durch eine 10 Jahre in der EU: Ansichten aus der Slowakei und geschickt inszenierte Politik der Blockfreiheit zwi- Tschechien schen dem kommunistischen Osten und dem demo- 10 Jahre nach der EU-Osterweiterung und 25 Jahre kratisch-kapitalistischen Westen. Der Zusammen- nach der Samtenen Revolution fehlt in der Slowakei bruch des Kommunismus und die Überwindung der und in Tschechien ein lebendiger öffentlicher Diskurs Blöcke ließen auch Jugoslawien zerfallen. Als auch zur Zukunft des europäischen Projekts. Die Beteili- das Nachfolgeprojekt eines Großserbien blutig schei- gung an den Europawahlen im Mai lag in beiden Län- terte, war für alle Völker des Balkans der Weg frei für dern unter 20 Prozent, in der Slowakei sogar bei nur die Annäherung an den Westen. Ein beschwerlicher 13 Prozent. Wo liegen die Ursachen für diese Ent- Weg, der über räuberische Privatisierungen, Eliten- wicklungen? Wie veränderten sich in den letzten willkür und Verarmung führt. Am schwersten tun 10 Jahren die demokratischen Institutionen und die sich damit heute Serbien und die serbische Entität in politische Kultur? Welche Hoffnungen verbinden die Bosnien-Herzegowina. Hier kommt das Gefühl hinzu, Bürger/innen mit der EU-Mitgliedschaft? Diese und dass die durch die Nato herbeigeführte Niederla- weitere Fragen stellten wir 18 renommierten Autor/ ge von Diktator Miloševic keine Befreiung war und innen aus der Region. Ihre Beiträge sind ein Appell dass der eigentliche Freund der Serben Russland sei. an politische Entscheidungsträger/innen, sich akti- Russland habe zwar nicht geholfen, aber wenigstens ver in die Debatte zur Zukunft der EU einzubringen auch nicht angegriffen. Serbien strebt heute zwar und einen Beitrag zur Vertiefung der europäischen in die EU und führt Beitrittsverhandlungen. Doch Integration zu leisten. Die slowakisch-tschechische seine eigentliche Chance sieht es seit dem Krieg in Publikation « Desat rokov v Únii: Slovenská a ceská der Ukraine in einer Position zwischen der EU und cesta » (Zehn Jahre in der EU: Der slowakische und Russland. Serbien hat sich den von der EU verhäng- tschechische Weg), die in Zusammenarbeit mit dem ten Sanktionen gegen Russland nicht angeschlossen Institute for Public Affairs (IVO, Bratislava) heraus- und will vorerst vom Unterlaufen der Sanktionen gegeben wurde, kann auf der Website unseres Prager profitieren. Im Jahr 2014 hat es seine Agrarexporte Büros heruntergeladen werden. nach Russland fast verdoppelt. Wie sich Russlands Einfluss in Wirtschaft, Sicherheitsapparaten und po- Europäisches Geschichtsforum 2014 litischer Kultur Serbiens manifestiert, mit welchen 100 Jahre nach Beginn des Ersten Weltkrieges und Propa gandamitteln er unterfüttert und mit welchen 75 Jahre nach Beginn des Zweiten fanden vielerorts energiewirtschaftlichen Druckmitteln Moskau Ge- Gedenkveranstaltungen statt. Auch unser Europäi- folgschaft erzwingt, zeigen zwei Publikationen unse- sches Geschichtsforum im November beschäftigte res Büros in Belgrad: « The Western Balkans and the sich mit den Kriegen des 20. Jahrhunderts und unter- Ukraine crisis – a changed game for EU and US poli- suchte die Indienstnahme von Geschichtsschreibung cies? » und « Serbien zwischen allen Stühlen – Will zum Zwecke von Krieg und Propaganda. Die Teil- Europapolitik – Europasgemeinsame Zukunft Serbien der russischen Einflusszone angehören oder nehmenden kamen aus Deutschland, Ost- und Süd- der Europäischen Union beitreten? ». osteuropa, Polen und dem Südkaukasus. Ob es sich um neue Putin’sche Verratstheorien vom Vorabend # taz.lab: I love EU – Solidarität ist machbar des Ersten Weltkrieges oder um die Renaissance Im April 2014 haben wir uns mit drei Podiumsdis- der Heldenverehrung von Gavrilo Princip handelte – kussionen am « taz.lab 2014 » im Berliner Haus der der derzeitige Informationskrieg um die Ostukraine Kulturen der Welt beteiligt. Solidarität ist machbar drängte sich als Parallele auf. Die junge Kiewer Ak- war das Motto. Das Programm bestach durch seine tivistin Margaryta Gontar erntete entsprechenden Vielfalt: Neben einigen Podien zu hochaktuellen po- Beifall, als sie ihre Informationsplattform zur Ent- litischen Fragen – zum (Rechts-)Populismus, zur larvung von russischen Falschmeldungen, « Stop Ukraine, zur « Orbanisierung » Europas oder zur Fake », vorstellte. NSA-Snowden-Krise – gab es eine Fülle von Angebo- Die von uns in Kooperation mit unserem russischen ten zur Annäherung an das, was wir Europa nennen: Partner Memorial gemeinsam begonnene Initiative Nachbarschaft, Heimat, Demokratie, Partizipation, « Europäisches Geschichtsforum » hat das Ziel, vor Sicherheit. Wir waren auf dem « taz.lab » mit folgen- allem jüngeren Historiker/innen und Mitarbeiter/in- den Themen vertreten: « Zwischen Verheißung und nen von Museen, Medien und Nichtregierungsorgani- Enttäuschung – Wie weiter mit Europa? », « Gefähr- sationen aus Ost-, Südost- und Westeuropa die Gele- det die EU die Energiewende oder braucht die Ener- genheit zum Austausch zu geben.

Blog « Reshaping Europe » – unser EU-Blog: Büro Prag http://reshaping-europe. boellblog.org/ www.cz.boell.org 37

Europas Flüchtlingspolitik 50 Millionen Menschen, so viele wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr, sind weltweit auf der Flucht. Die meisten suchen Schutz vor Krieg und Gewalt – zunächst in ihren eigenen oder in den Nachbarländern. Nach Europa kommen vergleichsweise wenig. Es sind vor allem der Libanon, Jordanien, die Türkei, die die meisten syrischen Flüchtlinge aufnehmen, oder Pakistan, das seit Jahren Flüchtlingen aus Afghanistan Zuflucht bietet. Die EU-Mitglieds- staaten haben sich zwar mit der Genfer Flüchtlingskonvention zum Schutz von Flüchtlin- gen verpflichtet, dennoch tut die Gemeinschaft eine Menge, um sie von der Union fernzu- halten. Mehr als 3.000 Flüchtlinge sind im Jahr 2014 bei dem Versuch gestorben, über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen. spolitik

I Szene aus dem Film «Harragas » (Algerien 2009, 98 min.)

Filmtage über Flucht und Migration II Böll.Thema 3/2014: Am 3. Oktober 2013 ertranken vor der italienischen Niemand flieht ohne Grund

Küste bei Lampedusa über 360 Flüchtlinge. Knapp EuropasFlüchtling ein Jahr danach kündigte die italienische Regierung Böll.Thema 3/2014: –

an, die infolge der Tragödie eigens eingerichtete See- Niemand flieht ohne Grund not-Rettungsaktion « Mare Nostrum » aus Kosten- Es kann nicht oft genug betont werden: Es existiert gründen zu beenden. Eine nennenswerte Reform der ein unveräußerliches Menschenrecht auf Asyl, das in EU-Flüchtlingspolitik, die Schutzverantwortung und der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte von Menschenrechte in den Mittelpunkt stellt, ist dage- 1948 verankert ist und somit einen international gel- gen nicht auszumachen, und weiter sterben Tau- Europapolitik tenden Rechtsrahmen schafft. Fluchtursachen gibt sende auf dem gefährlichen Weg nach Europa. Auf es viele, niemand flieht ohne Grund. So auch der Titel unseren Filmtagen über Flucht und Migration im der Ausgabe 3/2014 unseres Magazins « Böll.Thema ». Oktober 2014 in Kooperation mit dem Kino Arse nal Die Autor/innen analysieren, warum Menschen ihre zeigten wir Bilder von der anderen Seite des Meeres: Heimat verlassen: von Krieg und Vertreibung bis Geschichten über Menschen, Ziele und Hoffnungen, hin zu Klimawandel und verfehlter EU-Agrar- und über die Fliehkräfte bewaffneter Konflikte und die Fischerei politik. Das Heft liefert auch Hintergrundin- Orte des Transits. Das öffentliche Interesse am The- formationen zu Fluchtwegen und den Geschäften mit ma ist groß, das zeigten die vielen Besucher/innen der Flucht. Außerdem befasst es sich mit den unzu- und die regen Diskussionen mit Regisseur/innen und länglichen Antworten europäischer Politik auf die Protagonist/innen im Anschluss an die Vorführun- Flüchtlingsproblematik. Immer wieder sterben Men- gen. Zum Abschluss der Filmtage diskutierten die schen, weil sie gefährliche Routen nach Europa über Filmemacher Stefano Liberti und Zakaria Mohamed das Mittelmeer nutzen. Europa aber schottet sich ab, Ali, Dr. Jörg Bentmann vom Bundesministerium des militarisiert seine Grenzen und zieht seine Zäune Innern, die grüne Europaabgeordnete Ska Keller immer höher. Dafür werden Abermillionen ausgege- und Günter Burkhardt von Pro Asyl vor 300 Gästen ben, zugleich werden aber die Seerettungsaktionen Handlungsoptionen und -barrieren einer humaneren zur Eindämmung des Massensterbens im Mittelmeer Flüchtlingspolitik in Europa. beendet.

Doku Download Dokumentation unter: Das Heft zum Download www.boell.de/de/refuge- und weitere Beiträge zum filmtage-flucht-und- Thema unter: www.boell. migration de/de/2014/12/18/bo- ellthema-flucht-migration 38 notiamrofnsarT eßorG notiamrofnsarT

I Lausitz, Kohlekraftwerk Nochten, 2013 Foto: Annette Hauschild/OSTKREUZ 38 39

Aufbruch in die ökologische Moderne Klimawandel, der Verlust fruchtbarer Böden und die zunehmende Wasserkrise in vielen Weltgegenden sind Alarmzeichen für einen drohenden Kollaps unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Wir befinden uns schon jetzt in einem Wettlauf mit der Zeit. Wir wollen den Übergang in eine kohlenstoffarme, ressourceneffiziente und gerechte Weltgesellschaft beschleunigen – weg vom Raubbau an der Natur hin zur Kooperation mit der Natur. Dafür erarbeiten wir Reformalternativen: ob für eine globale Energiewende, für eine andere Ressour- cenpolitik oder für eine nachhaltige Landwirtschaft. Wir unterstützen die soziale und ökologische Transfor- mation überall, zu Hause in Deutschland und E uropa, von Nigeria bis nach Afghanistan. Wir streiten für eine Transformation Große drastische Senkung des Ressourcenverbrauchs, für verbindliche Transparenz und Rechenschaftspflichten für europäische Konzerne. Ökologie, Demokratie und Gerechtigkeit gehören für uns untrennbar zusammen. 40

Für ein Klima der Gerechtigkeit Weltweit ist spürbar, wie unser Klima sich verändert. Und die Wissenschaft schlägt Alarm wie nie zuvor. Höchste Zeit zum Handeln, wenn wir den Klimawandel noch in erträglichen Grenzen halten wollen. Es gibt eine wachsende Zahl von Bürgerinnen und Bürgern, sozia- len Bewegungen und Organisationen, die von New York bis Lima auf die Straße gehen, um Klimaschutz und vor allem Klimagerechtigkeit zu fordern. Auch wir haben Klimapolitik zu einem Schwerpunkt unserer Arbeit gemacht. Wir setzen uns ein für ein globales Klimaab- kommen unter dem Dach der Vereinten Nationen. Gleichzeitig bearbeiten wir die Themen Klimaschutz, Anpassung, Finanzierung und faire Lastenteilung. Wir setzen uns dafür ein, diejenigen rechtlich und finanziell zur Verantwortung zu ziehen, die mit ihrem Handeln und ihrem Geschäftsmodell die Hauptverantwortung für den Klimawandel tragen: die fos- sile Industrie. Klimapolitik

I In Dublin protestierten junge Leute anlässlich der COP in Lima gegen das Schweigen der Presse zum Thema Klimagerechtigkeit. Foto: CC BY-NC-Lizens, Andrej Blagojevic

Klimaverhandlungen in Zeitlupe

Große Transformation Große I Am 14. Dezember 2014 ging der Klimagipfel in men unterzeichnet werden. Mit dem schwachen Lima (COP 20) in den frühen Morgenstunden zu « Lima Call for Climate Action » ist die Zukunft der Ende. Nach zwei langen Verhandlungswochen erklär- internationalen Klimapolitik jedoch auf besorgniser- ten die Delegierten schließlich ihren Willen, den regende Weise ungewiss. 2011 in Durban gestarteten Verhandlungsprozess Wir waren mit einer kleinen Delegation vor Ort für ein neues Abkommen ab 2020 fortzusetzen. Das und haben uns mit Side Events, einer Dinner-De bate Schlussdokument erhielt den hochtrabenden und und Veranstaltungen beim alternativen Gipfel der irreführenden Titel « Lima Call for Climate Action » Zivilgesellschaft in die Debatten eingemischt. Gut und ist keineswegs als Erfolg, sondern vielmehr als besucht war zum Beispiel ein Workshop zum Thema ein sehr enttäuschendes Ergebnis zu bezeichnen. « Neue Ökonomie der Natur », den unser Büro in Rio Eine Allianz von politischen und wirtschaftlichen Eli- de Janeiro organisiert hatte. Immer mehr Konzerne ten aus Industrie- und Entwicklungsländern machte und Regierungen sehen in der Natur eine Ware, oder auch die kleinsten Prozessfortschritte am Ende genauer: einen Finanztitel. Sie wollen die Natur und unmöglich. Statt den Fortschritt zu beschleuni- ihre Dienstleistungen bepreisen oder gar an Börsen gen und höhere Ziele zu stecken, droht das dürftige handeln. Bei diesen Finanzialisierungsmaßnahmen Ergebnis von Lima, die UN-Klimaverhandlungen auf ist oft nicht nur der Klima- und Umweltschutz mehr dem Weg zur Klimakonferenz 2015 in Paris in ein als fraglich. Solche Projekte verursachen soziale Zeitlupentempo zu versetzen. In Paris soll von den Konflikte; sie bedrohen die Lebensweisen und sogar Regierungen ein neues globales Klimaschutzabkom- das Leben der Menschen, die etwa als Indigene in

Blog Link Link Unser Blog zu Klima- und www.deutscheklimafinan­ Die Studie: Szenarien einer www.boell.de/de/2014/11/19/ Ressourcengerechtigkeit: zierung.de / nachhaltigen Kraftwerks­ studie-szenarien-nach­haltige- www.klima-der-gerechtig­- www.germanclimate­ entwicklung in Deutschland. kraftwerksentwicklung- keit.de finance.de deutschland 41

Brasilien in und vom Regenwald leben. Im Workshop machten zahlreiche Analysen und Statements von Betroffenen die Mechanismen dieser neuen Maßnah- men und ihre Verbindung zu den Eck- und Konflikt- punkten der internationalen Klimapolitik deutlich.

Klimakiller zur Verantwortung ziehen Nur 90 Unternehmen – teils private, teils staatsei- gene Konzerne – sind für die Förderung bzw. Her- II Barbara Unmüßig stellung der Kohle, des Öls, des Erdgases und des Zements verantwortlich, die zusammengenommen seit Beginn der Industrialisierung 63 Prozent der Natura oeconomica – eine riskante Wette

CO2-Emissionen in die Atmosphäre bewirkt haben. Auszug aus dem Essay von Barbara Unmüßig Zu diesen Unternehmen, den sogenannten Carbon Die Debatte um die Valuing-Nature-Konzepte – die Majors, zählen u. a. Chevron, ExxonMobil, Saudi II Wertschätzung der Natur und der Ökosystemdienst- Aramco, BP, Gazprom und Shell, aber auch RWE, leistungen – ist komplex und kompliziert, weil sich RAG und Heidelberg Cement. Diese Unternehmen hinter dem Stichwort sehr Verschiedenes verbirgt. haben von der Förderung und dem Verkauf der fossi- Welcher Wert zu welchem Zweck erfasst werden soll, len Energieträger, die den Klimawandel verursachen, muss klar auseinandergehalten werden. Die Valorisie- massive Profite erwirtschaftet. Für den Schaden, rung von Natur kann sinnvoll sein, wenn ihre Werte der dadurch entstanden ist und weiter entsteht, sind sichtbar gemacht und ihre Zerstörung in gesamtwirt- sie bisher nicht zur Rechenschaft gezogen worden – schaftliche Berechnungen einbezogen werden. Es weder finanziell noch strafrechtlich. Gemeinsam mit ist klar, dass Valorisierung nicht gleichbedeutend ist dem Climate Justice Programme (CJP) befassen wir damit, an Naturdienstleistungen ein Preisschild zu uns mit der Verantwortung der « Carbon Majors » für hängen. Sie kann sinnvoll und nützlich sein, wenn vom Klimawandel verursachte Schäden und Verluste. wir monetäre Kompensationen für die Zerstörung von Klimapolitik

Sie sollen sowohl rechtlich als auch finanziell (im

Natur berechnen wollen. Wertschätzung von Natur- – Rahmen der UNFCCC) zur Verantwortung gezogen dienstleistungen kann helfen, wichtige politische Ent- und die Opfer des Klimawandels entschädigt werden. scheidungen zu treffen und ein Ökosystem zu schüt- zen. Der Grat von Wertschätzung der Natur zu ihrer Deutsche Klimafinanzierung auf einen Blick – Website Finanzialisierung ist allerdings schmal, wenn einzelne und Datenbank Funktionen der Natur selektiv monetarisiert wer- Auf unserer Website www.deutscheklimafinanzie- den, aus ihnen handelbare Güter und sogar Finanz- rung.de machen wir die finanzielle Unterstützung marktprodukte gemacht werden. Klima-, Umwelt- Deutschlands für Klimaschutz, Anpassung und und Naturschutz werden so finanzmarktkompatibel

Waldschutz in Entwicklungsländern transparent. Transformation Große gemacht. Die Erfahrungen zeigen: Der Markt kann Wir geben einen Überblick über zugesagte und versagen. Die Natur in die Hände des Marktes zu über- geleistete Summen sowie über die verwendeten Ins- führen, ist mit einem hohen Risiko verbunden. Denn trumente und Kanäle. Und wir zeigen auf, nach wel- wenn der Markt versagt, verlieren wir die Natur – chen Kriterien die Wirkung klimarelevanter Projekte unwiederbringlich. Einen automatischen Schutz von beurteilt werden kann. Die zweisprachige (Deutsch/ biologischer Vielfalt und Ökosystemen durch ökono- Englisch), gemeinsam mit Brot für die Welt, Ger- mische Anreize und Marktmechanismen gibt es nicht. manwatch und Oxfam Deutschland betriebene Seite enthält auch einen Blog und eine Projektdatenbank. Das Abschalten einzelner Kraftwerke allein würde Szenarien einer nachhaltigen Kraftwerksentwicklung allerdings kaum ausreichen, um die Klimaschutz-

Die Abschaltung alter und CO2-intensiver Kohle- ziele zu erreichen. Weitere Maßnahmen im Strom- kraftwerke in Deutschland könnte einen wichtigen bereich wären nötig, darunter eine Reform des euro- Beitrag zur Erreichung der Klimaschutzziele der päischen Emissionshandels, ein verstärkter Ausbau Bundesregierung leisten. Den Szenario-Rechnungen erneuerbarer Energien und eine weitere Verbesse- einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschafts- rung der Energieeffizienz. Auch andere Sektoren wie forschung (DIW Berlin) zufolge, die wir zusammen Verkehr, Industrie, Handel und private Haushalte mit der European Climate Foundation in Auftrag müssten einen relevanten Beitrag leisten, sind sich gegeben haben, könnten im Jahr 2015 rund 23 Milli- das DIW Berlin, die Heinrich-Böll-Stiftung und die onen Tonnen Kohlenstoffdioxid weniger ausgestoßen European Climate Foundation einig. werden, wenn Steinkohlekraftwerke mit einer Kapa- Die Studie des DIW Berlin ist der Auftakt einer zität von drei Gigawatt und Braunkohlekraftwerke längerfristigen Kooperation zwischen den drei Pro- mit einer Kapazität von sechs Gigawatt vom Netz jektpartnern im Hinblick auf die Klimakonferenz in genommen würden. Paris im Dezember 2015. 42

Energiewende – in Deutschland, Europa und weltweit Die Umstellung auf erneuerbare Energien ist die zentrale Herausforderung auf dem Weg in eine nachhaltige Industriegesellschaft. Deutschland zeigt durch seine « Energiewende », ob und wie dies gelingen kann. Der Start war vielversprechend. Der Anteil an erneuerbaren Energien ist schnell gewachsen, jetzt geht es um einen Systemwechsel. Da gibt es noch viele offene Fragen. Sie müssen in einer breit angelegten Debatte zwischen Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft beantwortet werden. Gerade da können wir als Stiftung aktiv werden und die verschiedenen Milieus zusammenführen.

Fachkonferenz: Energiewende 2.0 Energiewende 2.0 und Braunkohle –

I–II Die erste Phase der Energiewende – die Energiewende zwei Publikationen 1.0 – wird weithin als Erfolg verbucht. Hunderttau- Der bisherige Erfolg der Energiewende – vor allem sende Arbeitsplätze sind entstanden, innerhalb von das rasche Wachstum von Wind- und Solarstrom – 10 Jahren stieg der Anteil von erneuerbaren Ener- führt zu paradoxen Phänomenen, die für die Öffent- gien am Strommarkt um 20 Prozent. Nur, wie geht lichkeit kaum nachvollziehbar sind. Je größer der An- es weiter? Wie wird sie aussehen, die Energiewende teil der erneuerbaren Energien, desto stärker fallen 2.0? Die Debatte in der Fachwelt ist in vollem Gange, die Großhandelspreise an der Strombörse. Gleichzei- aber noch gibt es wenig Foren für einen qualifizier- tig steigen die Strompreise für die privaten Haushalte.

ten Abgleich der Reformkonzepte und für konstrukti- Zu allem Überfluss gehen die CO2-Emissionen in ven Dialog. Mit unserer Fachtagung « Energiewende Deutschland seit zwei Jahren wieder nach oben, ob- 2.0 » im Februar 2014 wollten wir ein solches Forum wohl wir viele Milliarden in die klimaverträglichs- Energiewende bieten. Offenbar haben wir einen gesellschaftlichen te Form der Stromproduktion – die erneuerbaren

– Nerv getroffen. Fast 400 Menschen aus verschiede - Energien – investieren. Alte Braunkohlekraftwerke nen Ländern kamen, darunter auch zahlreiche Inter- laufen rund um die Uhr, während hochmoderne Gas- essierte, die nicht beruflich mit der Energiewende zu kraftwerke eingemottet werden. Diese Widersprü- tun haben. che müssen dringend aufgeklärt und behoben wer- Versteht man die Energiewende als ein weltwei- den, damit die Energiewende eine Erfolgsgeschichte tes Pilotprojekt, so ist ihr Erfolg oder Misserfolg für bleibt. die internationale Entwicklung entscheidend. Das Die derzeit betriebene Überarbeitung des Erneu- bestätigte Rainer Baake, Staatssekretär im Bundes- erbare-Energien-Gesetzes ist erst der Anfang und ministerium für Wirtschaft und Energie. Entschei- ein wichtiger Richtungsanzeiger. Worauf dabei ge- Große Transformation Große dend sei es, die Kosten niedrig zu halten. Dafür müss- achtet werden muss, das zeigt der Energieexperte ten jetzt die politischen Weichen gestellt werden. Gerd Rosenkranz in unserer Publikation « Energie- So müsse zum Beispiel das Erneuerbare-Energien- wende 2.0 ». Gesetzes (EEG) reformiert werden. Baake zählte Unsere Publikation « Braunkohle – Irrläufer der vier Hauptpunkte der Reform auf: ein verlässlicher deutschen Stromerzeugung » gibt Einblick in die Ausbaukorridor, möglichst geringe Kosten, eine gute Gründe des sogenannten Energiewendeparadoxes: Marktintegration der erneuerbaren Energien und Die erneuerbaren Energien haben zwar den Wegfall eine gerechte Kostenverteilung. des Atomstroms mehr als kompensiert, aber auf dem Geht es um die gesellschaftliche Akzeptanz der heutigen Strommarkt werden die klimaschädlichs- Energiewende, stellt sich natürlich die Frage: Wer ten Kapazitäten bevorzugt; in Deutschland ist das bezahlt und wer profitiert? Darüber diskutierte vor allem Strom aus Braunkohle. Dies ist vor allem eine kleine Runde um den grünen Fraktionsvorsit- ein « Kapazitätsparadox »: Denn durch die Neubau- zenden . Bei der abschließenden projekte der letzten Jahre existieren nun Überkapa- Podiumsdiskussion zeigten sich klare Meinungs- zitäten an Kohlekraftwerken. Wie man aus diesem verschiedenheiten und Spannungen zwischen Euro- Dilemma herauskommt, beschreiben die Autoren pa und Deutschland. So sah sich Bartlomiej Gurba Craig Morris und Arne Jungjohann. von der Europäischen Kommission mit zahlreichen Fragen zum Verfahren der Kommission gegen das Website und Blog: www.EnergyTransition.de EEG konfrontiert. Zudem gab es einige Vorwürfe – Unsere Website www.EnergyTransition.de hat sich etwa, dass die Kommission dezentrale Strukturen zum Flaggschiff für die Außenkommunikation der und Bürgerbeteiligung zerstöre. Fest steht also: Es grünen Energiewende entwickelt. In neun Sprachen wird nicht die letzte Diskussion zur Energiewende in erzählt sie die « Geschichte der Energiewende »: Eng- Deutschland und Europa gewesen sein. lisch, Deutsch, Chinesisch, Spanisch, Französisch, 43

Mehr grüne Energie, weniger Kohle Polen, Tschechien und Deutschland sind die Kohle- hochburgen Europas: 79 Prozent der Steinkohle und 68 Prozent der Braunkohle innerhalb der EU werden in diesen drei Ländern gefördert. Sie erzeugen ins- gesamt 55 Prozent des von Kohlekraftwerken gene- rierten Stroms in der EU. Die Frage nach dem Über- gang in eine klimafreundlichere Energiegewinnung und dem Ausstieg aus der Kohle wird sich früher oder später in allen drei Ländern stellen. Im Vorfeld des I Rainer Baake, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie EU-Klimagipfels im März 2014 in Brüssel haben wir den Report « Greening the Heartlands of Coal in Eu- rope – Einblicke in einen polnisch-tschechisch-deut- schen Dialog zu Energiefragen » vorgestellt. Er ist das Resultat einer trilateralen Expertengruppe, die sich auf Einladung der Stiftung und des Ecologic Ins- titut regelmäßig traf, um die Auswirkungen der deut- schen Energiewende auf Deutschlands Nachbarlän- der Polen und Tschechien zu diskutieren. Je höher der Anteil der erneuerbaren Energien in der Bundesrepu- blik, desto deutlicher sind derzeit die Auswirkungen auf unsere Nachbarn, insbesondere deren Stromsys- II Bastian Hermisson, Heinrich-Böll-Stiftung, und teme. Polen und Tschechien sehen in der Energie- Dr. Camilla Bausch, Ecologic Institut, Berlin wende ein hochriskantes Projekt. Die polnische Regierung sieht in der Förderung von heimischem Japanisch, Polnisch, Russisch und Koreanisch. Das Schiefergas und einem Einstieg in die Atomkraft dazugehörige englische Blog wird beinahe täglich einen Ausweg aus der Abhängigkeit von russischem Energiewende mit aktuellen energiepolitischen Meldungen aus der Erdgas. Polen setzt auch in Zukunft auf Kohle; die – ganzen Welt bespielt. Ein festes Autorenteam setzt Steinkohleimporte nehmen zu. Tschechien plant die deutsche Energiewende in einen internationalen den Ausbau der Atomkraft. Diese unterschiedlichen Kontext und macht sie für Leser/innen auf der gan- Strategien erschweren eine Einigung auf europäi- zen Welt anschlussfähig. Das Autorenteam verfasst scher Ebene. Sie führen zu Misshelligkeiten zwischen politische Analysen und stellt Infografiken bereit, den Ländern, wenn es um die mit der Energiewende letztere werden von den Usern gern in eigene Präsen- verbundenen Herausforderungen geht. Der Bericht tationen eingebaut. liefert Hintergründe und Analysen, warum die Die Klickzahlen sind 2014 von durchschnittlich Debatten in den jeweiligen Ländern so unterschied- Große Transformation Große 7.000 auf ca. 11.000 Besucher pro Monat gestiegen. lich verlaufen. Mit einem Set von Empfehlungen plä- Inzwischen haben wir 11.000 Follower auf Twitter dieren die Autor/innen bei allen Unterschieden für und 1.800 Fans auf Facebook. Die Inhalte werden eine verstärkte grenzüberschreitende Zusammenar- vielfach verlinkt, insbesondere von internationalen beit und einen intensiveren Dialog, um den energie- Meinungsführern wie The New York Times oder The und klimapolitischen Herausforderungen gemein- Guardian. sam begegnen zu können. Die höchsten Downloadzahlen haben wir bei der Im November 2014 lud die Stiftung auch zu englischen Version, danach folgt die französische, einem Fachgespräch nach Berlin ein, um die Situa- dann die polnische. Die Zugriffszeiten konzentrie- tion der Kohleförderung im Dreiländereck zu ana- ren sich auf die Bürozeiten und sprechen dafür, dass lysieren und Strategien für eine zukunftsfähige wir mehrheitlich von Fachleuten gelesen werden. In Energie- und Klimapolitik zu diskutieren. Auch hier Deutschland ist die Seite in der grünen Szene, aber bestand Einigkeit, dass der grenzüberschreitende auch in den Ministerien und dem Parlament die Dialog zum Thema Kohleausstieg vertieft wer- Referenzwebseite zur deutschen Energiewende. Im- den müsse. Wir werden diesen Austausch auch in mer noch kommt die Mehrheit der Besucher aus den Zukunft unterstützen. USA, gefolgt von Deutschland und Großbritannien.

Publikation Publikation Publikation Energiewende 2.0. Aus der Braunkohle – Irrläufer der Greening the Heartlands of Nische zum Mainstream deutschen Stromerzeugung Coal in Europe. Von Gerd Rosenkranz. Von Arne Jungjohann und Insights from a Czech- Hrsg. von der Heinrich-Böll- Craig Morris (unter Mitarbeit German-Polish Dialogue on Stiftung, Berlin, April 2014, von Thomas Gerke) Energy Issues 128 Seiten Hrsg. von der Heinrich-Böll- Hrsg. von der Heinrich- Stiftung 2014, Berlin, Novem- Böll-Stiftung 2014, Berlin, ber 2014, 48 Seiten März 2014, 63 Seiten 44

Internationale Ressourcenpolitik Der Abbau von Teersanden in Nordamerika und im Kongo, Landkäufe im großen Stil in Asien und Afrika, Chinas Investitionen in der Mekong-Region, Bergbau und Sojaanbau in Lateinamerika – die Ausbeutung der globalen Ressourcen ist in vollem Gange. Der Run auf die Ressourcen führt nicht – wie vielfach erhofft – zu einer fairen Verteilung der Erlöse, zum Abbau von Armut. Im Gegenteil: Ökonomische und wirtschaftliche Macht konzentriert sich, die Umwelt wird zerstört, und soziale Ungleichheit nimmt zu. Ressourcenpolitik, Transpa- renz und politisch-soziale Teilhabe gehören für uns zusammen. Wir suchen nach Wegen, die Nutzung natürlicher Ressourcen so zu gestalten, dass die ökologischen Grenzen unserer Welt respektiert und gleichzeitig Menschenrechte und Demokratie gestärkt werden.

Gerechtigkeit gestalten – Ressourcen-Memorandum verbinden und 3 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt Mit unserem Projekt « Ressourcengerechtigkeit in beitragen. Derzeit wächst die kenianische Wirt- einer endlichen Welt » haben wir junge Menschen aus schaft jährlich um knapp 6 Prozent. 29 Ländern zum Thema Ressourcenpolitik in Dialog Der Hafen in Lamu – der geografische Beginn gebracht. Sie trafen sich dazu in zehn « Zukunfts- von LAPSSET – ist kein neues Projekt. Bereits in werkstätten » in ihrer jeweiligen Region: in Latein- den 1980er Jahren forderten lokale Politiker einen amerika, in Europa, im Nahen Osten, in Afrika und in Hafen, um die Entwicklung der vernachlässigten Asien. Bei einem gemeinsamen Workshop in Berlin Region anzukurbeln. Erst mit den südsudanesi- ourcenpolitik diskutierten Delegierte jeder dieser Zukunftswerk- schen Ölexporten sowie den Ölfunden in Uganda und stätten dann Erfahrungen und Visionen mit dem Kenia bekam LAPSSET neuen Antrieb. Seit an- internationalen Team der Stiftung und einer Bera- derthalb Jahren unterstützt unser Büro in Nairobi tungsgruppe aus elf Umwelt- und Menschenrechts- die Vernetzung zivilgesellschaftlicher Gruppen, die expert/innen aus aller Welt. Das Memorandum von LAPSSET betroffen sind. Daraus hat sich das « Gerechtigkeit Gestalten – Ressourcenpolitik für LAPSSET Community Forum (LCF) gegründet, das eine faire Zukunft » ist das Ergebnis dieses zweijäh- die Interessen der Fischer in Lamu genauso vertritt Internationale Ress Internationale

rigen Dialogprozesses (engl./span./dt./arab.). Das wie die der Pastoralisten (Viehhirten in Naturweide- – Memorandum versteht sich als ein möglicher Bau- wirtschaft) in Turkana. Denn die Interessen der Men- stein einer ressourcenpolitischen Strategie. Es zeigt schen entlang des Korridors sind bislang die einzigen, mit Hilfe eines neuen Politikansatzes, der Ökologie, die nicht im Projekt vertreten sind. Die Regierungen Demokratie und Menschenrechte verknüpft, zu- in der Region begrüßen Entwicklung um jeden Preis. kunftsweisende Wege für eine faire und nachhaltige Das Forum dagegen argumentiert, dass der erhoffte Ressourcenpolitik in der Welt. wirtschaftliche Aufschwung sich nur entfalten kann, wenn das Projekt die Land- und Ressourcenrechte Lokale Interessenvertretung beim lokaler Gruppen genauso anerkennt, wie es Umwelt- Großprojekt LAPSSET

Große Transformation Große folgen abschätzt und minimiert. Von Kenias Hauptstadt Nairobi ist es nur ein kurzer Flug nach Lodwar, der Hauptstadt des nordwest- Vom Bruttosozialprodukt wird man nicht satt lichen Bezirks Turkana. Seit Jahrzehnten von den Über viele Jahrzehnte hinweg galt Afrika als ein jeweiligen Regierungen ignoriert, haben sich die verlorener Kontinent, geprägt von Konflikten, Kri- Menschen dort jedoch noch nie als Teil des Landes sen und Katastrophen. Seit einigen Jahren jedoch verstanden. Der wirtschaftlich und sozial marginali- ist der Kontinent im Aufschwung, denn unter den sierte Norden Kenias soll nun durch ein Mega-Infra- am schnellsten wachsenden Ökonomien der Welt strukturprojekt erschlossen werden: den Lamu Port befinden sich besonders viele afrikanische Volkswirt- South Sudan Ethiopia Transport-Korridor – kurz schaften. Ende 2010 schwärmte das McKinsey Glo- LAPSSET. Es ist ein Flaggschiffprojekt in Kenias bal Institute gar von den « Löwen auf dem Sprung ». ambitioniertem Entwicklungsplan « Vision 2030 ». Auf unserem internationalen Forum «I can’t eat Mit Hilfe einer Autobahn, eines Schienennetzes und GDP – Was ist dran an Afrikas wirtschaftlichem einer Ölpipeline soll es die Küste mit dem Hinterland Aufschwung? » im Februar 2014 in Berlin warfen

Publikation Link Publikation Download Gerechtigkeit gestalten – The Mipakani-Projekt, Perspectives Africa: Africa www.boell.de/perspectives Ressourcenpolitik für eine die open-access Webseite Rising. Who benefits from faire Zukunft zu LAPSSET: the continent’s economic Ein Memorandum der http://mipakani.net/ growth? Ed. by Heinrich- Heinrich-Böll-Stiftung Böll-Foundation, February Berlin, Juni 2014, 2014, 56 pages 56 Seiten 45

rend die Mehrheit mit wachsender Armut zu kämp- wir einen Blick hinter die beeindruckenden Wachs- fen hat. Meist haben die Menschen nicht mal Strom, tumszahlen. Dort verbergen sich sehr unterschied- der unabdingbar ist für wirtschaftliche Entwicklung. liche Realitäten: Der Zufluss an Investitionen und Im Musical hat sich Frisör Tomi eine kleine Solaran- das internationale wirtschaftliche Engagement auf lage gekauft. Zum ersten Mal kann er mit dauerhafter dem Kontinent konzentrieren sich primär auf einige Stromzufuhr rechnen. Sein Geschäft erregt den Neid ressourcenreiche Länder. Nach wie vor müssen in der ganzen Nachbarschaft. Als die Kandidatin ins den subsaharischen Ländern fast 70 Prozent der Viertel kommt und den « Gemeindeältesten » einen Menschen ihr Leben mit unter 2 US-Dollar am Tag Pakt anbietet, schütteln die nur mit dem Kopf: Mit bestreiten, und die Einkommensungleichheit bleibt dem Geld hätte sie schließlich Strom für alle anschaf- eklatant. Vom Boom profitieren in erster Linie die fen können! etablierten Eliten, während sich eine Mittelschicht Als unsere Partnerorganisation Center for Social nur sehr zaghaft herausbildet. Die Chancen, die Justice (CSJ) das Filmmusical bei einem Bürgertreffen Volkswirtschaften inklusiver zu gestalten und sozi- im Vorfeld der Wahlen zeigte, wurde prompt der Ver- alen Fortschritt voranzutreiben, müssen entschiede- treter einer politischen Partei ausgebuht, der mit den ner genutzt werden. Auch dürfen ökologische Pers- üblichen, eher leeren Versprechungen kam. « Wohl pektiven und Fragen der Nachhaltigkeit nicht länger eine Reaktion auf den Film », sagt Ikenna Ofuegbu die Fehlstellen des « Aufstiegs-Diskurses » bilden. von CSJ, die Leute seien sich nach dem Film bewuss- Diese Herausforderungen, Potentiale und Chancen ter über das Gewicht ihrer Stimme. wurden im Rahmen des öffentlichen Forums und in einem Mediengespräch kritisch beleuchtet. Rap Mach dir nichts vor

Ein Sack Reis für einen Sack Stimmen ourcenpolitik Nach ein, zwei Monaten ist alles vergessen Jahrelang haben wir auf Sicherheiten gewartet Mach dir nichts vor Lass dich nicht abspeisen Glaub nur an die, die wirklich für dich in Aktion treten. Internationale Ress Internationale

An die Kandidaten – Du hast versprochen, du wärst immer für uns da Du hast gesagt, alles würde nun besser werden Du hast mir Brot mit Butter versprochen! Alles Lüge Du kümmerst dich einen Dreck um uns. I Szene aus dem Filmmusical « The Good Life » Rap

The Good Life – ein Filmmusical Mikrophoncheck … eins… zwei Transformation Große Mama mit Kindern, mit roten Augen

I Wahlkampf in Nigeria. Ein Pick-up fährt vor, die Das Leben ist rotgerändert Ladefläche voll mit Reissäcken und Kanistern mit Krass, wie die Regierung sich hinlegt Speiseöl, Wahlposter kleben an der Stoßstange. Sie- Während wir stehen und warten gessicher steigt die Kandidatin aus. Sie will eine Wofür die Kampagnen? kurze Rede halten, ihre Gaben verteilen und dann Mein Nachbar ist wütend wieder weg: der Wahlbezirk ist ‹ eingeheimst ›. Ein Wieder keine Schule softer afrikanischer Beat untermalt die Szene – alles Das Öl ist alle geht glatt, so werden in Nigeria Wahlen gewonnen. Und du verteilst Fisch zum Mittag Doch dann erscheint eine junge Rapperin auf der Du sagst, wir sollen wählen Bildfläche. Sie kreuzt den Schulhof, singt die Männer an, die dort im Schatten ihren Reis essen: « Einen Sack Das dauert ewig Reis für einen Sack Stimmen … und nach einem oder Dieses Warten auf nichts zwei Monaten seid ihr vergessen! » – das sind Szenen Wir wollen nichts mehr ausprobieren aus dem Filmmusical « The Good Life ». Unser Büro in Unsere Hoffnung ist am Sterben Nigeria hat es im Vorfeld der Wahlen 2015 unterstützt Alles dreht sich ums Geld und über Partnerorganisationen und soziale Medien Korruption baut das Haus auf deinem Haupt verbreitet. Das Staatsoberhaupt In Nigeria verdient eine kleine Elite überpropor- Ist der Staatskoffer tional am Ressourcenreichtum des Landes, wäh- Aaaah!!! 46

I Auszug aus dem Film « Was ist eigentlich Neo-Extrak- tivismus? » Zu sehen unter www.boell.de

Neo-Extraktivismus in Lateinamerika Afghanisches Netzwerk für Ressourcenfragen

I Mit dem weltweiten Rohstoffboom hat auch Latein- Afghanistan verfügt über gewaltige Rohstoffvor- amerika seit Ende der 1990er Jahre den Abbau und kommen. Ob ihre Förderung tatsächlich zur erhoff- Export natürlicher Ressourcen intensiviert. Welche ten wirtschaftlichen Entwicklung beiträgt – z. B.

ourcenpolitik Auswirkungen dies für die Zukunft der Demokratie in durch Ausbau der Infrastruktur oder neue Arbeits- der Region hat, haben wir auf einer internationalen plätze – hängt davon ab, wie transparent Vertrags- Konferenz im Mai 2014 in Berlin mit Referent/innen entscheidungen diskutiert und kommuniziert werden. aus Lateinamerika, Deutschland und Europa dis- Wir haben in Afghanistan ein zivilgesellschaftliches kutiert. Das Thema ist weltweit relevant; für Latei- Netzwerk initiiert, das sich mit Ressourcenfragen namerika ist die Frage nach dem Verhältnis zwischen beschäftigt, zum Beispiel mit der illegalen Förde- Rohstoffausbeutung und Demokratie aber besonders rung von Mineralien. Im Jahr 2014 adressierte es zu

Internationale Ress Internationale spannend. Hier sind nämlich überwiegend durch diesem Problem offene Briefe an Präsident Karzai,

– Wahlen demokratisch legitimierte Regierungen an an Vertreter/innen der NATO und an die chinesische

der Macht, die den Anspruch erheben, die soziale Regierung. Ein wichtiges Thema ist auch der Schutz Teilhabe zu erhöhen und durch gezielte Geld transfers der natürlichen Ressourcen Wald und Wasser. Für und Sozialprogramme Armut und soziale Ungleich- Mitglieder des Netzwerks und Vertreter/innen aus heiten zu reduzieren. Die Einnahmen aus der inten- Gemeinden in fünf Provinzen haben wir Fortbildungs- siven Ressourcenextraktion verschaffen ihnen hier kurse und Austauschprogramme zu diesem Thema den entsprechenden finanziellen Spielraum. Wäh- organisiert. Gestützt auf die Rückmeldungen aus den rend es bereits eine breite und kritische Debatte da- Gemeinden arbeitet das Netzwerk derzeit an einer rüber gibt, ob dieser sogenannte Neo-Extraktivis- nationalen Kampagne zum Thema Wasserschutz. Große Transformation Große mus sozial, ökologisch und ökonomisch nachhaltig ist Einige Gemeindemitglieder erlernten auch die bzw. sein kann, wurde auf der Konferenz vor allem Grundlagen des journalistischen Schreibens, um darüber diskutiert, in welcher Weise dieses Entwick- ihre Erfahrungen und Beobachtungen entsprechend lungsmodell politische Herrschaftsmuster und politi- dokumentieren zu können. Ein regelmäßig erschei- sche Regeln in Lateinamerika beeinflusst. nender Nachrichtenbrief hat sich inzwischen als Eine sehr gut besuchte Konferenz unseres Büros wichtiges Kommunikationsmittel zwischen Gemein- in Mexiko-Stadt im Oktober 2014 widmete sich eben- demitgliedern verschiedener Provinzen etabliert. falls dem Thema Extraktivismus. Heftig debattiert Auch Universitäten, Nichtregierungsorganisationen wurde hier vor allem das Fracking, das besonders in und Regierungsstellen beziehen daraus ihre Informa- Argentinien, aber seit einigen Jahren auch in Mexiko tionen. Auf diese Weise gelingt es, Umweltthemen mit erheblichen Umweltfolgen praktiziert wird. Die aus dem Südosten und Nordwesten Afghanistans na- Teilnehmenden tauschten Protest- und Widerstands- tional bekannt zu machen. Seit 2014 gibt es in Kabul erfahrungen im Bergbau aus und diskutierten die auch einen Botschafter für Umweltschutz. Frahad Bandbreite legaler Instrumente, die für eine echte Darya, ein überaus populärer afghanischer Musiker, Partizipation bei wichtigen Entscheidungen in der wurde dazu ernannt. Er war auch der Schirmherr Rohstoffpolitik hilfreich sein können. Am Ende stand eines 60-Sekunden-Filmfestivals zum Thema Um- die provokante Frage: « Was passiert, wenn wir Res- welt in Kabul, das die Tageszeitung 8am mit Unter- sourcen wie Gold, Lithium oder Öl einfach in der Erde stützung der Stiftung organisiert hatte. lassen? » – und damit ein Nachdenken über die Spiel- räume eines postextraktiven Entwicklungsmodells. 47

Für eine globale Agrarwende Die Weltbevölkerung wächst, immer mehr Menschen müssen ernährt werden. Durch den Einsatz moderner Techniken wie Hochleistungssaatgut, Mineraldünger oder Pflanzen- schutzmittel konnten die landwirtschaftlichen Erträge weltweit gesteigert werden. Kaum beachtet wird, dass gerade die industrielle Landwirtschaft massiv zum Klimawandel, dem Verlust der Artenvielfalt oder zur Wasserknappheit beiträgt. Die große Herausforderung ist, immer mehr Menschen zu ernähren und gleichzeitig weniger Ressourcen zu verbrauchen. Das kann gelingen, wenn sich Konsum- und Produktionsstrukturen ändern. Wir brauchen ein Umdenken in der Landwirtschaft – eine nachhaltige Produktion, die Klimaschutz, die Bekämpfung von Hunger und Armut sowie effiziente Ressourcennutzung und den Schutz der Biodiversität verbindet. Globale AgrarwendeGlobale

II Soup & Talk – der Politische Suppentopf in der Heinrich-Böll-Stiftung

Eine andere Landwirtschaft ist möglich! Jedes Jahr im Januar findet in Berlin die Internatio- in Kooperation mit BUND und Le Monde diploma- TransformationGroße nale Grüne Woche statt – die weltweit größte Mes- tique. Im Jahr zuvor hatte bereits der « Fleischat- se für Ernährung und Landwirtschaft. Für den Bau- las 2013 » mächtig eingeschlagen. Darin hatten wir ernverband und das Landwirtschaftsministerium gezeigt, welche Auswirkungen Europas Fleischkon- eine Gelegenheit, ihr Image zu pflegen. Und für uns sum auf die Schwellen- und Entwicklungsländer und ein guter Zeitpunkt, auf die Fehlentwicklungen in aufs Klima hat. Der « Fleischatlas 2014 » brachte der aktuellen Agrarpolitik hinzuweisen. Mit Lesun- nun Licht ins Dunkel des Big Business Fleisch – von gen, politischen Diskussionen und einem Kulturpro- Europa über die USA bis hin zu den aufstrebenden gramm zeigten wir in unserer Themenwoche: « Land- Volkswirtschaften China und Indien. Thematisiert wirtschaft anders – unsere Grüne Woche », dass eine werden u. a. aktuelle Tendenzen beim Fleischkon- andere Landwirtschaft möglich ist. sum in den Industriestaaten, « Landgrabbing » in Entwicklungsländern und mögliche Auswirkungen Der Fleischatlas – unser Erfolgsprodukt des derzeit verhandelten USA-Europa-Freihandels-

II Einen großen publizistischen Erfolg landeten wir abkommens. Der « Fleischatlas 2014 » zeigt aber mit der Veröffentlichung des « Fleischatlas 2014 » auch, dass jenseits der « Massenindustrie Fleisch »

Publikation Fleischatlas 2014 – Daten es täglich. Die Folgen des vielfältigen Dimensionen der und Fakten über Tiere als Fleischkonsums stehen nicht Fleischproduktion informieren Lebensmittel auf den Verpackungen im und Einblicke in globale Zusam - Fleisch geht alle an; ein Groß- Supermarkt. Wir wollen mit menhänge der Fleischerzeugung teil der Menschen konsumiert unserem Fleischatlas über die geben. 48

I « Fleischatlas 2014 »: Cover II « Fleischatlas 2014 »: In den Schlachthöfen der Welt, S. 18–19

I–II Alternativen möglich sind. Die Medienresonanz auf schlecht mit Nahrungsmitteln versorgen. Oft werden unseren Fleischatlas war enorm. Selbst der britische ganze Ortschaften von der Lebensmittelversorgung Sender BBC und das American National Radio haben abgeschnitten. Das ist Teil der Strategie des Regimes, berichtet. Wie bereits sein Vorgänger hat auch der um den Widerstand in der Bevölkerung zu brechen. « Fleischatlas 2014 » eine Auflage von über 100.000 Unsere Partnerorganisation The 15th Garden – Exemplaren erreicht. Es gibt ihn mittlerweile auf ein Netzwerk benannt nach dem Jahrestag der Englisch, Französisch, Tschechisch, Spanisch und syrischen Revolution und den 15 Gründungsmitglie- Türkisch. dern – hat sich zum Ziel gesetzt, Nahrungsmittelsou- Wir sind mit dem Fleischatlas auch auf Tour ge- veränität in ganz Syrien und den Nachbarländern zu gangen. Anfang September 2014 zum Beispiel prä- erreichen. Doch es gibt etliche Hindernisse: In eini-

Globale AgrarwendeGlobale sentierte ihn unser Büro Washington in New Orleans gen Gebieten gibt es kaum Trinkwasser, geschweige

auf der Jahreskonferenz der US-amerikanischen denn Wasser für die Felder. Auch ist der Anbau auf –

Umweltjournalist/innen. Bei den über 700 Teilneh- Dachflächen aufgrund von Scharfschützen meist zu menden stieß er auf großes Interesse. Auch im bayri- gefährlich. Beete werden deshalb innerhalb von zer- schen Darsing haben wir den Atlas präsentiert. Dort bombten Häusern angelegt. In manchen Gegenden waren neben vielen Öko-Bäuerinnen und -bauern mangelt es auch an Saatgut. auch konventionelle Landwirte vertreten, die große Für Menschen, die Urban Gardening betreiben Tierbestände bewirtschaften. Die Diskussion war wollen, ist das Netzwerk The 15th Garden eine sehr lebendig und zeigte, dass auch neue Allianzen wichtige Anlaufstelle. Es stellt biologisches und vor entstehen können – auch mit den Produzent/innen. allem vielfältiges Saatgut zur Verfügung und bietet

Große TransformationGroße Zum Welternährungstag im Oktober haben wir eine Plattform zum Austausch über Landwirtschaft. einen « Fleischatlas extra » herausgegeben, der sich Nachdem bereits mehrere Treffen des Netzwerks in mit Abfall und Verschwendung von Fleisch beschäf- der türkisch-syrischen Grenzregion stattgefunden tigt. Das kleine Heft zeigt anschaulich, wie viel scho- hatten, unterstützte unser Büro in Beirut im August nender Ressourcen genutzt werden könnten, wenn 2014 die Aktivist/innen bei der Ausrichtung eines nicht nur weniger Fleisch gegessen, sondern vor Workshops im Libanon. Biologischer Anbau ist in allem auch weniger Fleisch weggeworfen würde. Syrien heute nicht nur ein Mittel der Wahl, anders Desweiteren haben wir uns im Rahmen der Kampa- könnten in derzeitigen Situation gar keine Nahrungs- gne « Meine Landwirtschaft » am ersten « Wir haben mittel angebaut und Saatgut reproduziert werden. es satt »-Kongress beteiligt. Dort brachten internati- Der lokale Anbau von Lebensmitteln stärkt auch die onale Referent/innen auf Einladung der Stiftung ihre lokalen Ökonomien und macht die Lebensmittel auf Sicht die europäische Agrarpolitik und ihre globalen den Schwarzmärkten der belagerten Gebiete wie- Auswirkungen ein. der erschwinglicher. Die Möglichkeit, in so extremen Situationen wie in Syrien und den Flüchtlingslagern The 15th Garden – Selbstversorgung in Syrien seine eigene Nahrung produzieren zu können, stärkt Syrien war einst Weizenlieferant für die ganze Re- das Selbstvertrauen der Beteiligten und macht sie gion. Heute können sich viele Menschen dort nur unabhängiger.

Tipp: Die Fleischatlas-App Die Nutzer/innen können den eigenen Fleischkonsum sich spielerisch durch zwei und dessen Auswirkungen auf Quizmodule arbeiten und das soziale und ökologische zum « Fleischversteher » und Umfeld. Dies und einen Rechner « Fleischprofi » werden. Die zum eigenen Fleischverbrauch Fragen beziehen sich auf auf www.boell.de/fleischatlas 49

Internationale Handelspolitik Der globale Wettbewerb um ökonomische und damit auch geopolitische Einflusssphären ist in vollem Gange. Vor allem bilaterale Handelsabkommen sind dabei probates Mittel, sich ökonomische und politische Vorteile zu sichern. Damit Ökologie und Gerechtigkeit im glo- balen Handel nicht auf der Strecke bleiben, braucht es dringend Alternativen zu den heuti- gen (bilateralen) Handelsabkommen. Wir sind seit Jahren in verschiedenen Initiativen um eine alternative Handelspolitik involviert. Es geht darum, Handelspolitik neu zu denken – so, dass sie den ökologischen und sozialen Herausforderungen und Notwendigkeiten des 21. Jahrhunderts gerecht wird. elspolitik Internationale Hand Internationale

III Protest gegen das Transatlantische Handels- und Investitionsabkommen (TTIP). Foto: Garry Knight /flickr.com (CC BY 2.0)

TTIP – ein heftig umstrittenes Abkommen Das Transatlantische Handels- und Investitions- fendende Verfahren zur Einigung über den zukünf-

abkommen (TTIP) zwischen den USA und der EU tigen Abbau von nichttarifären Handelshemmnissen. Transformation Große gehört zu den umstrittensten überhaupt. Die Han- Zu beiden Themen haben wir in Kooperation mit dem dels- und Industrie-Lobbyist/innen sehen den ge- Ecologic Institut zwei englischsprachige Studien in planten Vertrag als eine Chance für die Wirtschaft unserer TTIP-Reihe veröffentlicht. Die Studie zur und die strategische Zusammenarbeit in Europa, Schiedsgerichtsbarkeit schaffte es sogar in die Top den USA und darüber hinaus. Dagegen mobilisieren 10 des renommierten internationalen Social Science große Teile der globalen Zivilgesellschaft – sie wei- Research Network (SSRN). sen auf die Risiken für den Verbraucherschutz, die Zwei größere Konferenzen zielten darauf, Inte- Umwelt und die sozialen Folgen (zum Beispiel bezüg- ressengruppen und Expert/innen aus Deutschland, lich Arbeitnehmerstandards) auf der ganzen Welt Europa und den USA miteinander ins Gespräch zu hin. Wir begleiten die laufenden Verhandlungen zu bringen. Die Konferenzen fanden als sogenannte TTIP mit Veranstaltungen und Publikationen kri- internationale Foren für Stakeholder in Kooperation tisch. In zwei Fachgesprächen ging es um die Proble- mit der Paul H. Nitze School of Advanced Internati- matik der Schiedsgerichte in Investitionsabkommen onal Studies (SAIS) der Johns Hopkins University im (ISDS) und um regulatorische Kooperation, d. h. lau- April in Washington und im November in Berlin statt.

TTIP-Reihe TTIP-Dossier A l l e P a p i e r e d e r T T I P - Mit unserem Dossier infor- prozess. Für den Schnellein stieg Zu finden unter: Reihe unter: mieren wir über Inhalte, bieten wir TTIP für An fänger. www.boell.de/de/ttip-index eu.boell.org/en/pro- Ziele und Kontroversen des Wer vertiefende Analysen sucht, duct-series/ttip-series TTIP. Unsere Expert /innen findet diese auf den Seiten TTIP begleiten den Verhandlungs- für Profis und TTIP-Index. 50

Global Governance Der Aufstieg der Schwellenländer verändert die Weltordnung massiv. Multilaterale Regel- setzungen werden immer komplexer. Hinzu kommen die zahlreichen neuen regionalen und globalen Clubs für wirtschaftliche und sicherheitspolitische Themen wie die G20 oder BRICS. Diese « Club-Governance » erschwert die politische Kontrolle, denn Mitsprache- rechte dort müssen erst noch erstritten werden. Immer komplexere Konstellationen staat- licher und ökonomischer Akteure lösen das alte Nord-Süd-Muster ab. Und Süd-Süd-Koope- rationen der Zivilgesellschaft sind noch sehr unterentwickelt. Hier sind wir als Stiftung gefragt, und engagieren uns im Kapazitätsaufbau und unterstützen die Vernetzung der Zivilgesellschaft. Global GovernanceGlobal

I Proteste zum Auftakt des G20-Gipfels im australischen Brisbane Foto: Paul Cunningham/flickr.com (CC BY 2.0) Große TransformationGroße Das BRICS-Projekt Politikbeobachtung und Informationen für eine kri- ten finanzieren. Die Schwellenländer sehen hierin ein tische zivilgesellschaftliche Begleitung der globa- zentrales Mittel ihres Entwicklungskonzepts. Große len Machtverschiebungen sind wichtige Aufgaben Infrastrukturprojekte haben erhebliche soziale und der Stiftung. Seit beim Gipfel der BRICS-Staaten ökologische Auswirkungen. Sozial- und Umweltver- im Juli 2014 im brasilianischen Fortaleza die neue träglichkeitsprüfungen sowie Mitspracherechte für BRICS-Entwicklungsbank offiziell gegründet wurde, die Bevölkerung und nationale wie regionale Parla- richten unsere Büros in Brasilien, Südafrika, Indien, mente gibt es bislang nicht. Wir möchten gemeinsam China, Washington und die Berliner Zentrale das mit unseren Partner/innen solche Kriterien entwi- kritische Augenmerk besonders auf die Politik die- ckeln helfen und Transparenz und die Rechenschafts- ser neuen Bank der Schwellenländer. Die Bankgrün- pflichten der neuen Bank zum Thema machen. dung soll vor allem deren Anspruch untermauern, Parallel zum BRICS-Gipfel in Fortaleza gab es die Hegemonie der alten Industrieländer in den in- einen Kongress der Zivilgesellschaft. Wir organi- ternationalen Finanzinstitutionen (wie Weltbank) zu sierten dort ein internationales Seminar und stellten knacken. Doch auch praktisch ist die Bank bedeut- die Ergebnisse von Länderstudien zu den Normen sam. Sie soll vorrangig große Infrastrukturprojekte und Schutzklauseln der jeweiligen nationalen Ent- nach dem Modell öffentlich-privater Partnerschaf- wicklungsbanken der BRICS vor. Die vergleichende

Büro Brasilien e-Newsletter Unser Büro in Brasilien G20 Update e-Newsletter – hat 2014 ein BRICS- zu abonnieren unter: Länder-Verbundprojekt www.boell.de/news initiiert. 51

II Beim G20-Gipfel in Brisbane spielte die Weltwirtschaft aufgrund des beherrschenden Topthemas Ukraine nur eine Nebenrolle. Foto: Paul Cunningham/flickr.com (CC BY 2.0)

Gesamtstudie erscheint 2015. Es wurde deutlich, zerstörerischen Raubbau an der Natur, vor allem in dass eine Zusammenarbeit nicht nur zur Beobach- den indigenen Gebieten im Nordosten des Landes. tung der neuen Bank, sondern umfassender zum Ein informelles Netzwerk schafft Öffentlichkeit und Thema Entwicklungsfinanzierung im Bereich Infra- prangert Korruption und Menschenrechtsverletzun- struktur sinnvoll und notwendig ist. Dies wird nun der gen an. Durch Lobbyarbeit auch auf internationaler Fokus der weiteren Arbeit sein. Ebene wurde die Problematik bereits auf die Tages- ordnung der Europäischen Union gebracht. G20-Update-e-Newsletter

I–II Mit unserem englischsprachigen Newsletter infor - Chinas Auslandsinvestitionen mie ren wir über Neuigkeiten zum G20-/und BRICS- Mittlerweile gibt es kaum noch Regionen in der Welt, Prozess. G20 steht für die Gruppe der 20 wichtigsten in denen China nicht wirtschaftlich aktiv ist. 2014 Industrie- und Schwellenländer; BRICS steht für die übertraf das Volumen chinesischer Auslandsdirekt- Global GovernanceGlobal

Anfangsbuchstaben der aufstrebenden Volkswirt- investitionen erstmals die Summe der aus dem Aus- schaften Brasilien, Russland, Indien, China und Süd- land nach China fließenden Investitionen. Dieser –

afrika. Der Newsletter bietet unter anderem Analy- Trend wird auch in den kommenden Jahren anhalten. sen und Berichte aus den verschiedenen regionalen Doch nicht selten stehen chinesische Großprojekte und politischen Perspektiven sowie Literaturtipps aufgrund negativer ökologischer und/oder sozia- zum Thema. ler Auswirkungen international in der Kritik. Unser Büro in China befasst sich bereits seit vielen Jahren Ausverkauf natürlicher Ressourcen in Kambodscha intensiv mit diesem Thema. Es initiiert und unter- In Kambodscha sind Schätzungen von Nichtregie- stützt Forschungsarbeiten und Fallstudien vor allem

rungsorganisationen zufolge beinahe drei Viertel in Afrika und Südost- und Zentralasien, organi- TransformationGroße der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche von der siert Studienreisen und internationale Konferenzen. Regierung an Konzerne verpachtet worden. Mehr als Damit wollen wir auf chinesischer Seite ein stärke- 500.000 Menschen wurden in den vergangenen Jah- res Bewusstsein für potentielle Risiken und negative ren gezwungen, ihren Grund zu verlassen. Auf den Auswirkungen geplanter Investitionen in den Emp- meisten Flächen wird nun entweder Kautschuk für fängerländern schaffen. Eine wirksame Regulierung den Export nach China und Indien angebaut oder und Kontrolle der Investitionsprojekte ist letztend- Zucker für den europäischen Markt. Oft sind es thai- lich das Ziel. Ein Meilenstein unserer Arbeit ist das ländische und vietnamesische Konzerne, die den Zu- Ende September 2014 erschienene Buch mit Fall- cker in Monokulturen anbauen, nach Europa expor- studien zu ökologischen und sozialen Risiken chine- tieren und die Gewinne einstreichen. Kambodscha sischer Auslandsinvestitionen. Chinesische Autoren profitiert nicht davon. Im Gegenteil: Bodenverlust analysieren darin erstmals eine Reihe von Investi- und die Verarmung der vertriebenen Landbevölke- tionsprojekten in verschiedenen Ländern. Die Fall- rung sind die Folge. Nach Protesten und Beschwer- studien wurden in mehreren Workshops und Fach- den unserer Partnerorganisation Equitable Cam- gesprächen Vertreter/innen aus Politik, Wirtschaft, bodia hat die Deutsche Bank ihre Anteile an dem Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Medien vorge- vietnamesischen Konzern HAGL, der massiv an Lan- stellt und diskutiert. Das Buch soll auch als Lehrma- draub beteiligt ist, zurückgefahren. Der Raubbau terial an Universitäten eingesetzt werden. Neben an den natürlichen Ressourcen, inklusive illegaler Handlungsempfehlungen für Politik und Wirtschaft Waldabholzung, der auch durch Korruption und ein stellt es Maßnahmen und praktisch anwendbare Ins- fehlendes Justizwesen ermöglicht wird, geht unter- trumente zur Vermeidung von Risiken und Konflikten dessen weiter. Die Partnerorganisationen unseres sowie zur besseren Umsetzung vorhandener Richtli- Büros in Kambodscha engagieren sich gegen den nien und Bestimmungen vor. 52

Herausforderungen für die Gesellschaft – Der demografische Wandel Der demografische Wandel ist ein internationales Phänomen. Ob Europa, China, Japan, die USA oder der arabische Raum: der demografische Wandel wirkt sich massiv auf die Gesell- schaften dieser Länder aus. Er betrifft die Finanzierung und Ausgestaltung von Sozialsyste- men, die Arbeitsmärkte, die Investitionen in Bildung und Forschung, die öffentliche Infra- struktur und die Wachstumsdynamik der Wirtschaft. del Der demografischeDer Wan I Kongress « Baustelle Neuer Generationenvertrag » in der Heinrich-Böll-Stiftung

Der Generationenkongress in Berlin wieder mehr Verantwortung füreinander überneh-

I–IV Nachhaltigkeit und Zukunftsorientierung sind wich- men könnten – innerhalb der Familie und in anderen tige Bezugspunkte grüner Politik. Dazu gehört auch Zusammenhängen. ein fairer Interessenausgleich gegenwärtiger und Bei der Diskussion um die Selbstverständnisse künftiger Generationen. Die Frage der Generati- von Generationen wurde im Schlagabtausch zwi-

Große TransformationGroße onengerechtigkeit stellt sich derzeit neu, weil die schen Vertreter/innen unterschiedlicher Generatio- Gesellschaft sich verändert: Wir leben länger, wir nen (den 68ern, Generation Golf usw.) schnell klar, werden weniger, und wir werden vielfältiger. Auf dass sich ihre Sichtweisen auf die Rolle von Parteien unserem Kongress « Baustelle Neuer Generationen- oder öffentlichen Institutionen stark unterscheiden. vertrag » im Juni 2014 kam der Berliner Philosoph Hier wurde ein stärkerer Austausch zwischen den Stefan Gosepath zu dem Schluss, dass wir künftig Generationen gefordert. wohl nur noch Entscheidungen treffen dürfen, die Kathrin Göring-Eckardt, und revidierbar und korrigierbar sind. Der Verbrauch monierten mangelnde Weitsicht nicht erneuerbarer Ressourcen, eine stetig steigende und Nachhaltigkeit in der Politik: « Wir fahren das Staatsverschuldung oder Atommüll wären mit einer Land auf Verschleiß », so die eindrückliche Mahnung. so verstandenen Generationengerechtigkeit nur Vor allem die Rentenbeschlüsse der großen Koa- schwer in Einklang zu bringen. Wo genau die lition standen in der Kritik. Wegen der hohen Kos- Grenze der Revidierbarkeit jedoch zu ziehen sei, da- ten des Rentenpakets fehlten Mittel für drängende rüber müsse erst noch eine gesellschaftspolitische Zukunftsinvestitionen in Bildung und Infrastruktur. Debatte geführt werden. Gesine Schwan plädier- Das Ziel einer generationengerechten Politik gerate te für eine neue Arbeitszeitpolitik, damit Menschen zusehends aus dem Blick.

Thesenpapier Publikation Link Das Thesenpapier « Z e i t Böll.Thema 2/2014: « Wir Berlin 2014, 40 Seiten www.boell.de/de/deutsch­ für einen Neuen Genera- müssen uns mal unter- Bestellung oder Download land-im-pflegenotstand- tionenvertrag! » finden halten! » – Schwerpunkt unter: www.boell.de/thema perspektiven-und-pro­ Sie auf w w w.boell.de Generationenvertrag, bleme-der-care-migration 53

II Prof. Dr. Stefan Gosepath IV Sarah Bosetti & Daniel Hoth (Poetry Slam)

Der Generationenkongress kurz gefasst von den Berlinern Sarah Bosetti & Daniel Hoth (Poetry-Slam):

Sie leben zusammen, die Jungen, die Alten Sie müssen trotz Krisen zusammenhalten Sie teilen das Wissen und teilen das Werden

Die einen vermissen, die anderen sterben del Wo sie schufen, gemeinsam, das große Wohl für ein Land III Prof. Dr. Gesine Schwan Da waren noch keine Probleme bekannt Wie ein Mangel an Arbeit, wie rohe Roboter Da waren nur Trümmer, da lagen noch Leichen im Das Thema « Generationenvertrag » bzw. « Genera- Schotter tionengerechtigkeit » wird auch 2015 eine wichtige Sie hausten beisammen, sie gaben sich Halt Rolle in unserer politischen Bildungsarbeit spielen. Doch die Jungen von damals sind heute schon alt demografischeDer Wan

Und sie jammern und meckern über eine Generation – Deutschland im Pflegenotstand – eine Tagung Die sie von sich stoßen wie einen gefallenen Sohn Die höhere Lebenserwartung bringt mit sich, dass Und diese Töchter und Söhne klagen ihrerseits an mehr Menschen in ihrem Alltag eingeschränkt und Dass die Generation X nichts für ihre Ahnen kann auf (fremde) Hilfe angewiesen sind. Für Angehörige von Pflegebedürftigen keine einfache Situation. Sie «Sie waren halt Nazis, dumm und verführt wollen für ihre Verwandten da sein, gleichzeitig müs- Und haben das Menschsein aus dem Menschsein sen sie auch den Anforderungen von Arbeitgeber/ entführt» innen gerecht werden. Oft fehlt es an Zeit und auch Schließlich die Generation, die zu klein ist Deren Perspektive noch immer geheim ist an Geld, z. B. für eine Vollzeitpflege. Die Haupt- TransformationGroße last der Sorgearbeit liegt meist bei den Frauen. Um Der demografische Wandel ist ihre Bibel Beruf, Familie und Pflege überhaupt über einen län- Und schon lange geschält ist die klassische Zwiebel geren Zeitraum vereinbaren zu können, greifen viele Scheint die Welt wohl komplexer, aber viel kleiner auf Pflege- und Hauswirtschaftskräfte aus dem Aus- So versteht sie heute wie damals immer noch keiner land zurück. Das Deutsche Institut für Angewandte Und dann sitzen sie da und reden von Verträgen Pflegeforschung geht davon aus, dass derzeit rund Versuchen die Gesellschaft in Stücke zu sägen 150.000 Migrant/innen pflegebedürftige Menschen Sezieren das Leben, suchen die Anatomie betreuen – häufig illegal, ohne vertraglich abgesi- Treten in Dialog über dessen Physiologie cherten Lohn und geregelte Arbeitszeiten. Familien, Gerecht soll es sein, Chancen für alle die diese Form der häuslichen Pflege in Anspruch Sie warnen vor der demografischen Falle nehmen, bewegen sich in einem Graubereich zwi- schen illegaler und legaler Beschäftigung. Unsere Lebenswert soll die Welt sein für die Menschen von Fachtagung « Deutschland im Pflegenotstand » im morgen März 2014 hat sich mit diesem Problem beschäf- Selbstverständlich, dass wir die Gegenwart nur von tigt. Wir haben auch ein umfangreiches Online-Dos- ihnen borgen sier zusammengestellt. Es liefert Informationen zum Auf dass sie uns, ihre Ahnen, nicht verdammen Fachkräftemangel und zur Arbeit von Migrant/innen Darum kommen wir heut für den Dialog hier in der Pflege in privaten Haushalten sowie im ambu- zusammen lanten und stationären Bereich. Wie viel Du steckt im Ich? 54

Inklusion in Städten Bald werden 75 Prozent der Weltbevölkerung in Städten leben und 90 Prozent des Brutto- inlandsprodukts erwirtschaften. Die meisten Menschen kommen in Städte, um erfolgreich zu sein und ein besseres Leben zu führen. Gelingt es, sie zu integrieren, ihnen Chancen und Teilhabe zu ermöglichen, so kann es urbanen Wohlstand für alle geben. Scheitern sie, sind Ausgrenzung, Armut und soziale Spannungen die Folge. Inklusion in Städten in Inklusion

I Keynote von Mahzarin R. Banaji, Professor of Psychology & Social Ethics, Harvard University Boston Große TransformationGroße

Cities of Migration – Eine Agenda des Wohlstands für alle

I–VI Menschen, die in Städten leben, sind vielfältig. Sie tet: inklusive Stadtpolitik, ökonomischer Wohlstand unterscheiden sich durch Herkunft, Lebensweise, und urbane Demokratie. Ein « Marktplatz der Ideen » Bildung, Religion und vieles mehr. Doch Städte zeigte Beispiele gelungener Inklusionspolitik, die gehen sehr unterschiedlich mit ihrer Vielfalt um. Wie Migrant/innen willkommen heißt und Voraussetzun- offen und liberal eine Stadt ist, zeigt sich nicht nur gen für Integration, Partizipation und Erfolg schafft. daran, wie viel gutverdienende Kreative sie anzieht. Über 350 Gäste aus mehr als 80 Ländern nahmen an Eine offene Stadt zeichnet sich vor allem dadurch der Konferenz teil. Sie wurde in enger Kooperation aus, dass auch Menschen, die mit wenig ankommen, mit der kanadischen Maytree Foundation organisiert eine Chance bekommen. Auf unserer internationa- und fand mit Unterstützung der Bertelsmann-Stif- len Konferenz « Cities of Migration » im Juni 2014 in tung, der Botschaft von Kanada, der Stiftung Merca- Berlin haben wir die Zukunft internationaler Migra- tor und vielen anderen statt. tionsstädte aus verschiedenen Blickwinkeln beleuch-

Link Heimatkunde – unser migra - tionspolitik, Teilhabegesell- tionspolitisches Portal prä- schaft und Diversity Manage- sentiert Informationen, ment: http://heimatkunde. Analysen und Meinungen zu boell.de/ den großen Themen Migra - 55

II Heather Shotter: Executive Director, III Teilnehmer/innen der internationalen Committee for Auckland Konferenz « Cities of Migration » Große TransformationGroße – Städten in Inklusion

IV « Neighbourhood Walks » durch Kreuzberg, Mitte, Neukölln und Pankow

V Ravi Jain, Theaterkünstler, und Donna Williams, Chief VI Stephanie Oueda, International Diversity Manager, Audience Development Officer, The Metropolitan L’Oreal, Paris, France Museum of Art 56

Die Landesstiftungen der Heinrich-Böll-Stiftung Die 16 Landesstiftungen im Verbund der Heinrich-Böll-Stiftung sind selbständige Vereine, sie arbeiten aber untereinander und auch mit der Bundesstiftung eng zusammen. Mit ihrer Bildungsarbeit wollen sie die politische Urteilskraft der Bürgerinnen und Bürger schärfen, zu bürgerschaftlichem Engagement anregen und die Möglichkeiten zur Teilhabe am politischen Leben verbessern. Die Landesstiftungen organisieren selbst oder in Ko o pe- ration mit Projektpartnerinnen und Projektpartnern Veranstaltungen unterschiedlichster Art. Sie bedienen sich dabei der Formen «klassischer» politischer Bildungsarbeit (Seminare, Tagungen, Publikationen) genauso wie anderer Formate (Fahrradkino, Vereinswerkstätten, Lesungen, Ausstellungen). Hier eine kleine Auswahl an Projekten aus dem Jahr 2014:

Fachkonferenz vom Menschen auf den Computer. Was aber bedeutet das für die Friedenspolitik? Ermöglichen Baden-Württemberg: Fachkräftebedarf und diese Technologien eine Kriegsführung unterhalb Willkommenskultur der Schwelle des klassischen Krieges? Werden so die Die Sicherung des Fachkräftebedarfs ist eine der internationalen Vereinbarungen zur Eindämmung größten wirtschaftlichen Herausforderungen in von Kriegsgefahren und -zerstörungen schleichend Deutschland. Einem drohenden Mangel müssen Län- ausgehebelt? Auf einer Fachtagung der Petra-Kel- der und Regionen durch gesteuerte Zuwanderung ly-Stiftung im Januar in München diskutierten Ex-

engnutfitssednaL und durch verbesserte Integration in den Arbeits- pert/innen aus der Friedens- und Konfliktforschung, markt von hier lebenden Migrant/innen begegnen. dem Humanitären Völkerrecht und der Politik über Welche Ansätze auf der politischen und rechtlichen die neuen Kriegsführungstechnologien und ihre Aus- Ebene gibt es hierfür bereits? Kann die Attraktivi- wirkungen auf die Friedenspolitik. tät für internationale Fachkräfte durch den Auf- bau einer Willkommenskultur gesteigert werden? Diese Fragen diskutierte die Heinrich-Böll-Stiftung Kino Baden-Württemberg im Juni mit internationalen Fachleuten und rund 120 Gästen, viele davon Mul- Berlin: Trashed – No Place for Waste tiplikator/innen aus Verwaltung, Wirtschaft und Ein Kinoerlebnis der besonderen Art ermöglichte Wissenschaft. Migrant/innen berichteten aus eige- das Bildungswerk Berlin zusammen mit dem Inter- ner Erfahrung, wie es um die Willkommenskultur im nationalen Kulturzentrum ufaFabrik: Mit selbst Ländle bestellt ist. Die Fachkonferenz in Stuttgart erzeugtem Strom brachten die Kinobesucher/innen fand in Kooperation mit der Bundesstiftung und der den mehrfach ausgezeichneten Dokumentarfilm Wirtschaftsförderung Region Stuttgart statt. « Trashed – No Place for Waste » (USA 2012) von Jeremy Irons ins Rollen, der sich mit den Auswir- kungen des globalen Müllproblems auseinander- Tagung setzt. Auf den eigens zu diesem Zweck konstruier- ten Standfahrrädern radelten jeweils zehn Personen, Bayern: Technik Macht Kriege um die Generatoren für den Filmprojektor am Lau- Die Armeen westlicher Staaten verändern sich grund- fen zu halten (die Energie wird ähnlich wie bei einem legend – eine « Revolution in Military Affairs », wie Dynamo umgewandelt). Auf diese Weise schärfte die Fachleute sagen. Immer mehr High-Tech-Waf- die Veranstaltung das Bewusstsein für ökologische fensysteme gelangen in die militärischen Arsenale, Themen und machte auf kommunikative Weise nach- die Systeme werden zunehmend vernetzt, und das haltige Energieerzeugung erfahrbar. In den kurzen Cyberspace wird intensiv für militärische Zwecke Radelpausen kommentierten Expert/innen zentrale genutzt. Entscheidungen verlagern sich immer stärker Passagen der Dokumentation.

Link Link Die Debatte online unter: Tagungsbericht unter: www.boell-bw.de/archiv www.petrakellystiftung.de/ programm/veranstaltungs- details/article/technik- macht-kriege/14.html 57

Vereinswerkstätten Diskussion

Brandenburg: Einblick in fremde Lebenswelten : Inklusion und Gebärdensprache – geht das? Was passiert, wenn sich der Forstchor Templin und Demokratie verspricht, allen Teilen der Gesellschaft der Gebärdenchor Berlin begegnen, um gemein- soziale Teilhabe zu ermöglichen. Doch Menschen, die sam zu singen? Was, wenn ein Tischtennisverein auf irgendeine Weise körperlich beeinträchtigt sind, gegen blinde Showdown-Spieler/innen antritt? wird dies oft erschwert. Zum Beispiel Menschen mit Und wie klingt es, wenn eine Neuruppiner Schüler/ Hörschwierigkeiten. Politik muss also inklusiver wer- innen-Band mit einer Gruppe rumänischer Stra- den, doch wie? Die Heinrich-Böll-Stiftung Hamburg ßenmusikanten auf der Bühne steht? In 15 « Ver- veranstaltete eine Diskussion zu möglichen Strate- einswerkstätten », die die Heinrich-Böll-Stiftung gien, vom Teilhabegeld bis hin zur Einführung von Brandenburg zwischen 2012 und 2014 durchführte, Gebärdensprachkursen in Kitas. Vorausgegangen trafen sich je zwei Vereine, die ähnliche Interessen waren diverse Workshops mit über 100 Teilnehmen- haben, sich aber aufgrund unterschiedlicher Hinter- den, darunter auch viele Hörgeschädigte. Die Beiträge gründe, Lebensweisen oder Wohnorte im Alltag nur wurden simultan in Gebärdensprache übersetzt und selten begegnen. Gemeinsam wurde gesungen, foto- auf eine Leinwand transkribiert, so dass auch nicht grafiert, musiziert, geangelt, gekocht, geimkert und der Gebärdensprache Kundige folgen konnten. Ein Bäume wurden gepflanzt. Vereine sind ohnehin zen- gelungener Abend, der die politische Bildungsarbeit trale Orte des zivilgesellschaftlichen Engagements hinsichtlich ihrer praktischen Durchführung um und Austauschs. Die Vereinswerkstätten boten einige inklusive Aspekte bereichert hat. darüber hinaus Gelegenheit, in ungezwungener At- mosphäre andere Lebenswelten kennenzulernen. Für die Wertschätzung gesellschaftlicher Vielfalt eine Debattenreihe wichtige Voraussetzung!

Hessen: Böll Kontrovers Die Reihe « Böll Kontrovers » der Heinrich-Böll- Verschiedene Formate Stiftung Hessen greift aktuelle gesellschaftliche Debatten auf und diskutiert sie mit Gästen aus Po- Bremen: Städtische Räume gemeinsam entwickeln litik, Gesellschaft, Wissenschaft und Kultur. Die Gibt es eine Krise der Demokratie? Bei einem Round- Analyse gesellschaftlicher Strukturen und Macht- Table-Gespräch der Heinrich-Böll-Stiftung Bremen verhältnisse ist hier genauso von Interesse wie die setzten die Diskutanten der vielbeschworenen Poli- Frage nach emanzipatorischen Strategien und Spiel- Landesstiftungen tikverdrossenheit unterschiedlichste Repräsenta- räumen. « Böll Kontrovers » beleuchtet Hintergründe tions- und Beteiligungsformate entgegen: inner- und und bringt Menschen mit unterschiedlichen Perspek- außerhalb von Parteistrukturen, von Politik oder tiven, Positionen und Argumentationen miteinander Zivilgesellschaft initiiert, mit Politiker/innen als ins Gespräch. Besonders spannend waren 2014 die Stellvertretende oder Moderatoren. Die Ergebnisse Debatte um das Recht auf informationelle Selbstbe- werden 2015 publiziert. In der Praxis findet Betei- stimmung – das ZDF machte daraus sogar ein Fea- ligung meist im direkten Umfeld der Bürger/innen ture – und die Debatte zum Thema « Das optimierte statt – in ihrem Stadtteil. In der Reihe « Stadt ist Gehirn. Wie verändert Neuro-Enhancement unser Zukunft » präsentierte Elke Krasny in der Ausstel- Denken? ». lung « Hands-on Urbanism » Ansätze von Selbstor- ganisation im urbanen Raum. Kolja Reichert und Carsten Werner diskutierten die Rolle von Künstler/ Verschiedene Formate innen in der Stadt entwicklung. Ein weiteres Projekt in Kooperation mit ÖkoStadt Bremen zeigte auf, wie Mecklenburg-Vorpommern: Aufbruch in die Freiheit Migrant/innen durch Urban Gardening am öffentli- Die Ereignisse von 1989/90 waren Wegbereiter chen Leben beteiligt werden können. der Demokratie in Zentral- und Osteuropa. Mit der friedlichen Revolution von 1989 haben Menschen Geschichte gemacht. Für die Heinrich-Böll-Stif- tung Mecklenburg-Vorpommern Anlass genug, die Widerstandsbewegung und ihre Motive zu thema-

Link Video Video Filmclips der Vereinswerk- www.boell-hessen.de/recht- www.boell-hessen.de/das- stätten unter: www.boell- auf-informationelle-selbst- optimierte-gehirnwie-ver- brandenburg.de/de/vereins- bestimmung-2/ aendert-neuro-enhance- werkstaetten ment-unser-denken/ 58

tisieren sowie ihre Ziele mit aktuellen Herausforde- vertretende Betroffenen-Politik » benötigen. Die Ju- rungen für Europa zu spiegeln. Neben Diskussionen, gendlichen haben sich erfolgreich mit Politiker/innen, Filmvorführungen, einer Theateraufführung und ei- Flüchtlingsinitiativen, kirchlichen und anderen zivil- nem Kneipenquiz wurde auch die Ausstellung « Wir gesellschaftlichen Gruppen vernetzt und richten sich müssen schreien, sonst hört man uns nicht. Frauen- gegen jegliche Art von Diskriminierung. Roya Issa, widerstand in der DDR der 1980er Jahre » der Robert- syrische Malerin und Stipendiatin der Stiftung im Havemann-Gesellschaft präsentiert. Bei der Eröff- Haus Langenbroich, hat in einer bewegenden Rede nung der Ausstellung zeichnete die Bürgerrechtlerin den Preis übergeben. Ulrike Poppe die Entwicklung der Widerstandsbe- wegung nach und schloss mit einem Zitat von Václav Havel: « Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass Konzert mit Vortrag und Diskussion etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass et- was Sinn hat – egal wie es ausgeht. » Rheinland-Pfalz: Buen Vivir – Recht auf ein gutes Leben Das indigene Konzept « Buen Vivir » (Gutes Leben) propagiert – neben einem Leben im Einklang mit Workshop der Natur – eine neue « Ethik der Entwicklung », ein soziales und solidarisches Wirtschaften und eine Niedersachsen: Wie gelingt Transformation in der Veränderung im Lebens- und Politikstil. Die Hein- Landwirtschaft? rich-Böll-Stiftung Rheinland-Pfalz hat das Konzept Wie gelingt eine Transformation in der Landwirt- im April 2014 im Mainzer Kulturzentrum KUZ vor- schaft? – so lautete die Leitfrage eines Workshops gestellt. « Gutes Leben » hat auch immer etwas mit der Heinrich-Böll-Stiftung Niedersachen über die Kultur zu tun. Den sinnlichen und künstlerischen Part Zukunftsperspektiven nachhaltiger Landwirtschaft. der Veranstaltung übernahmen die lateinamerikani- Er bildete den Auftakt zu einer ganzen Reihe von Ver- sche Band Grupo Sal und der Ecuadorianer Alberta anstaltungen zu diesem Thema. Es geht darum, aus- Acosta. Acosta gehört zu den führenden Intellektu- zuloten, was überhaupt unter grüner Landwirtschaft ellen Lateinamerikas und ist der bedeutendste Ver- zu verstehen ist. Dann, welche Schritte auf dem Weg fechter des Konzepts « Buen Vivir ». Zusammen mit dorthin notwendig sind und welche Akteure dafür dem Publikum gelang es, die Ebene des lokalen Han- gebraucht werden. Eine gesunde Ernährung gehört delns mit der globalen Perspektive zu verknüpfen. ebenso dazu wie der Erhalt von Biodiversität. Städte ziehen immer mehr Menschen an. Aber wie werden Landesstiftungen sie zukünftig mit Lebensmitteln versorgt? Wie sieht Lesungen eine ethische Wirtschaftsweise in Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion aus? Welche Anforde- Saarland: Böll & Hofstätter rungen an die schulische sowie berufliche Aus- und Mit « Böll & Hofstätter » hat die Heinrich-Böll-Stif- Fortbildung ergeben sich daraus, und was bedeutet tung Saar eine erfolgreiche Veranstaltungsreihe in das alles für die Politik? Erste Antworten finden sich Zusammenarbeit mit dem Saarbrücker Buchhändler in der Dokumentation Grüner (Land-) Wirtschaften. Ludwig Hofstätter etabliert. Seit fünf Jahren wer- den in dieser Reihe zeitgenössische Literatur, große Schriftsteller/innen und junge Talente an wechseln- Preisverleihung den Orten dem saarländischen Publikum präsen- tiert. Im Juni 2014 war der schwedische Autor Lars Nordrhein-Westfalen: Jugendliche ohne Grenzen Gustafsson zu Gast. Er las vor über 150 Besucher/ Die Heinrich-Böll-Stiftung Nordrhein-Westfalen innen aus seinem Roman « Der Mann auf dem blauen vergibt jährlich den Ideenpreis « Der Heinrich ». Da- Fahrrad » sowie neue Gedichte. Die Veranstaltung mit ehrt sie neue oder ungewöhnliche Projekte, wurde auch im Kulturmagazin des saarländischen Aktionen oder Kampagnen und will zum Nachma- Rundfunks gesendet. chen anregen. 2014 ging der Preis an « Jugendliche ohne Grenzen », deren Landesgruppe sich in NRW gerade etabliert. In der selbstorganisierten Grup- pe engagieren sich strukturell benachteiligte junge Menschen. Ihre Arbeit folgt dem Grundsatz, dass Be- troffene eine eigene Stimme haben und keine « stell-

Link Weitere Informationen www.slu-boell.de/ www.boell-rlp.de/themen/ Dokumentation Grüner oekologie-und-nachhaltig- Landwirtschaften Nds keit/buen-vivir/ 59

Reihe Pocketheft

Sachsen-Anhalt: Rezepte für Klimaschutz und Sachsen: Flucht und Asyl in Sachsen Nachhaltigkeit Menschen sind weltweit auf der Flucht und suchen Der verschwenderische Lebensstil der westlichen Asyl. Auch in Sachsen. In vielen Städten und Kom- Welt führt zu Hungersnöten und Klimawandel, das munen steigt die Zahl der Menschen, die hier ankom- ist nicht neu. Dass unsere Ernährungsgewohnheiten men und Schutz brauchen. Neue Gemeinschafts- an diesen globalen Problemen einen wesentlichen unterkünfte entstehen. Mit ihnen nehmen auch die Anteil haben, ist dagegen meist weniger bekannt. In öffentlichen Diskussionen über Geflüchtete zu. Diese der Reihe « Rezepte für Klimaschutz und Nachhaltig- sind oft gekennzeichnet von Unkenntnis, Vorurtei- keit » hat die Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen-Anhalt len und Ressentiments, welche durch rassistische an 12 Abenden Überlegungen und Ansätze vorge- Parteien politisch genutzt werden. Das Pocketheft stellt, wie globale soziale Ungerechtigkeiten verrin- « Mal ehrlich! Flucht und Asyl in Sachsen », heraus- gert und das Klima geschützt werden können – zum gegeben von weiterdenken – Heinrich-Böll-Stiftung Beispiel durch bewussteres Konsumverhalten, weni- Sachsen, informiert und argumentiert rund um das ger Fleisch auf dem Teller und eine nachhaltige Nah- Thema Asyl im lokalen Umfeld. Die hohe Nachfrage rungsmittelproduktion. Dass Umweltschutz und hat gezeigt, dass Thema und didaktischer Ansatz Genuss kein Widerspruch ist, wurde dabei sehr deut- richtig waren. Das Heft wurde als Seminarmaterial lich. Viel Kritik gab es, trotz der noch sehr präsen- in Schulen und Demokratietrainings benutzt, durch ten « Veggieday »-Debatte, am hohen Fleischkonsum Asyl-Initiativen und auf Demonstrationen verteilt, hierzulande und der (Wirtschafts-)Politik, die dies durch Verwaltungsmitarbeiter/innen angefragt und ermöglicht. bei politischen Diskussionen und Versammlungen zu Heimbauten ins Spiel gebracht. Es begleitet auch die vielfältigen Bildungsangebote zu Flucht und Asyl, die weiterdenken sachsenweit anbietet. Hörfunksendung und Abendveranstaltung

Schleswig-Holstein: « Wie fühlt sich Armut an? » Die Kluft zwischen Arm und Reich in Deutschland Ausstellung war nie größer als heute. Das gefährdet den Zusam- menhalt der Gesellschaft und die Stabilität unserer Thüringen: « DrogenKultur » Demokratie. Dennoch findet kaum eine gesellschaft- Drogen, Rausch, Sucht – immer wieder wird über liche Auseinandersetzung darüber statt. Die Hein- diese Begriffe meist wenig sachlich debattiert. Landesstiftungen rich-Böll-Stiftung Schleswig-Holstein hat den All- Dabei sind Drogen weder gut noch böse, problema- tag von armen Menschen zum Thema gemacht. In tisch kann nur der Umgang mit ihnen werden. Die der Abendveranstaltung « Wie fühlt sich Armut an? » Ausstellung « Drogenkultur – Kulturdrogen », die in erzählte die « Hartz-IV-Rebellin » Inge Hannemann Zusammenarbeit der Heinrich-Böll-Stiftung Thürin- von ihren Erfahrungen mit Hartz IV, den Sanktio- gen mit dem akzept e. V. entstand, gibt Hinweise und nierungen und den Schwierigkeiten auf dem Arbeits- Anregungen für eine fundierte Beschäftigung mit markt. Die 280 Besucher/innen nutzten die Gelegen- dem Thema. Die Ausstellung tourte 2014 durch meh- heit, Fragen zu stellen, Statements abzugeben und rere Städte, wurde in Schulen präsentiert und auch von eigenen Erfahrungen zu berichten. Der Abend bei verschiedenen Veranstaltungen eingesetzt, zum machte deutlich, dass die Missstände der deutschen Beispiel beim Internationalen Diskussionsforum des Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik ein Thema sind, das Palette e. V. in Hamburg. Begleitend ist die CD-ROM Menschen bewegt. Die Offenen Kanäle in Kiel und « Drogenkultur – Kulturdrogen » erschienen. Sie soll Lübeck sendeten den Hörfunkbeitrag der Stiftung Schulen, Jugendzentren, Sucht- und Drogenbera- zum Thema. tungsstellen oder auch kirchlichen Jugendgruppen die Möglichkeit bieten, sich diesem Thema in einer Form zu nähern, die auch neue und kritische Sicht- weisen zulässt.

Download Download Link www.slu-boell.de/de/2015/ Download des Pockethefts: www.boell-thueringen.de/ 02/24/dokumentation-grue- www.weiterdenken.de de/drogenkultur-die-aus- ner-land-wirtschaften stellung 60 rultuKd nut snuK nut rultuKd

I Bodymap «Birdsong» aus dem Kunstprojekt #WhoWeAreKE (Kenia) 60 61

« Immer noch ist die Kunst ein gutes Versteck: nicht für Dynamit, sondern für geistigen Explosivstoff und gesellschaftliche Spätzünder. » Heinrich Böll

Kunst und Kultur im digitalen Zeitalter Auch Kunst kann ein Mittel politischer Bildung sein: Sie schärft die Wahrnehmung, trainiert die Intuition und inspiriert zu kreativer Einmischung. Die Digi ta- lisierung verschafft den Künstlerinnen und Künstlern ganz neue Möglichkeiten, potenziert die Teilhabe an kulturellen Errungenschaften und wird damit zu einem neuen Spielfeld für gesellschaftliche Einmischung. Wir untersuchen die Zusammenhänge von Kunst und Aktivismus in sozialen und politischen Bewegun- Kunst und Kultur Kunstund gen, online und offline, national wie international. Dafür kreieren wir Ausstellungen und Theaterprojekte, kon- zipieren und veranstalten Filmfestivals, internationale Workshop-Konferenzen und Podiumsdiskussionen zu Themen der Kultur- und Netzgesellschaft. Bei uns mischt sich Kunst ein – im Netz und vor Ort. 62 r

I «4.48 Psychose» von Sarah Kane, Theater Dortmund Foto: Edi Szekely

Schauspiel im Livestream – Fluch oder Segen? Theater & Netz, Vol 2 – Workshop-Konferenz Das digitale Zeitaltedigitale Das I Die Musiktheater in New York und München senden Unsere Workshop-Konferenz « Theater und Netz,

– seit Jahren erfolgreich digitale Direktübertragun- Vol 2 » im Mai 2014 verband wie im Vorjahr die bei-

gen in die internationalen Cineplexe, der Stream der den Hochämter der Berliner Theater- und der Netz- Netzkonferenz re:publica wird von Spiegel online szene: das legendäre Berliner Theatertreffen und die eingebettet – nur im Schauspiel bricht bei diesem größte nationale Konferenz für Internet und Gesell- Thema ein Kulturkampf aus. Die einen warnen vor schaft re:publica. Zentrales Thema der Konferenz Kulturverfall, die anderen sehen darin eine Chance war das (Theater-)Künstlerbild im digitalen Zeitalter. für das Theater. Livestream im Schauspiel – Fluch Gemeinsam gearbeitet wurde einen Tag lang in Social-

Kunst und Kultur Kunstund oder Segen?, das fragten wir in einem Fachgespräch Media-Workshops mit den Kommunikationsleiter/ im Dezember. « Wenn schon, dann richtig! », resü- innen der deutschsprachigen Theater. Mit über mierte Mounia Meiburg für die Süddeutsche Zeitung 150 Teilnehmenden aus ganz Deutschland, Österreich die Veranstaltung. Zuerst sollen sich die Künstler/ und der Schweiz waren (fast) alle deutschen Bühnen innen mit dem Medium beschäftigen, dann erst die beteiligt. Gleich danach ging es bei der Sonderver- Marketingabteilungen. Es müsse künstlerisch Sinn anstaltung « Generation Remix » um aktuelle Fragen machen, meinte auch der Berliner Kulturstaatsse- des Urheberrechts. Die zusammen mit der Digitalen kretär Tim Renner. Livestreaming sei kein Ersatz Gesellschaft komponierte Gesprächsrunde plädierte für das echte Theatererlebnis, sondern eine Ergän- vielstimmig auf das Recht auf Remix – als eine zung – auch für die, die nicht mobil seien, kein Geld Chance, Musik und Literatur anderer Autor/innen hätten, am falschen Ort wohnten oder aus Schwel- und Komponist/innen frei verwenden zu dürfen. lenangst kein Theater beträten. Kay Voges, der Dort- munder Schauspielintendant und Regisseur des The- Kultur umsonst? aterstücks, das live für die Veranstaltung gestreamt Anfang Dezember veranstalteten wir gemeinsam wurde (« 4.48 Psychose » von Sarah Kane), wies mit dem ungarischen Festival für zeitgenössisches nachdrücklich auf die künstlerischen Chancen des Theater die Konferenz « Ingyen kultúra? Culture for neuen Mediums hin. Die Seele des Theaters nahm free? » in Budapest. Der Titel der Konferenz war nach diesem Abend nicht wirklich Schaden, im Ge- inspiriert durch das Festival selbst. Denn der lang- genteil: Tim Renner und die anderen Diskussions- jährigen Festivalleiterin Maria Szilágyi wurde mas- teilnehmer/innen trieb die « Sorge um die analogen siv die staatliche Förderung gekürzt. Trotzdem hat Kulturstätten » um. Resultat unserer Diskussion: Die sie es geschafft, mit nur wenig Mitteln ein Schau- Digitalisierung der Hochkultur steht auf der Tages- fenster der ungarischen zeitgenössischen Dramatik ordnung der Kulturpolitik und der Kunst weit oben. zu präsentieren. Die ausgewählten Produktionen 63

stellten die Themen Geschichtsaufarbeitung, Min- derheitenrechte und LSBTI in den Mittelpunkt. Mit Unterstützung der Stiftung wurde auch ein Gastspiel aus Bratislava eingeladen, das neben Produktionen aus Deutschland und Rumänien zum europäischen Charakter des Festivals beitrug. Auf den Podien und Workshops der Konferenz debattierten Gäste aus Deutschland, Griechenland und Dänemark sowie ungarische Theaterexpert/innen zur « Self-Sustaina- bility » der Kultur und dem besonders in Ungarn zwi- schen den politischen Polen umstrittenen Begriff des « Theaters der Hoffnung ». Auch abseits der Podien suchten die Konferenzteilnehmer/innen aus allen Tei- II Eva Menasse bei den Deutsch-Israelischen len Europas nach Zukunftsvisionen für ein Theater in Literaturtagen in Berlin den Zeiten knapper Kassen. In den Workshops wur- den dazu digitale Strategien des Theatermarketings präsentiert. Die Veranstaltung ermöglichte den Aus- tausch und die europäische Vernetzung der ungari- schen Theaterszene in politisch schwierigen Zeiten.

« Glaubenssachen » – Deutsch-Israelische Literaturtage

Wie gehen unsere Gesellschaften mit Religiosität II um? Wer bestimmt heute, was Moral ist? Und ist die Literatur der Ort, diese Fragen zu verhandeln? In Ländern wie Deutschland scheint die Säkulari- sierung unaufhaltsam voranzuschreiten. Dennoch – oder gerade deswegen – flackern regelmäßig hitzige Kontroversen auf, in denen religiöse Fragen mit III Hubert Sauper, Friedensfilmpreisträger 2014, und verhandelt werden – über Kruzifixe in der Schule, Paul Simon Lokwang, TV-Moderator aus Südsudan Beschneidung von Jungen, die Rolle des Islam in Eu- ropa oder die Grenzen der Selbstermächtigung des Kultur Kunstund Friedensfilmpreis an « We Come as Friends » Menschen. Israelische und deutschsprachige Autor/ innen haben bei unseren fünften Deutsch-Israeli- III Der 29. Friedensfilmpreis der Internationalen Film- schen Literaturtagen in Kooperation mit dem Goethe- festspiele Berlin ging 2014 an den österreichischen Institut über diese « Glaubenssachen » diskutiert und Regisseur Hubert Sauper für seinen Film « We Come aus ihren Büchern gelesen. Mit Meir Shalev und Eva as Friends ». Der Filmemacher flog für seinen Film mit Menasse trafen zur Eröffnung im Deutschen Thea- einem selbstgebauten Kleinflugzeug in den Sudan. ter ein Autor und eine Autorin aufeinander, die sich Bei jeder seiner Landungen begegnete er Menschen, in ihren Romanen direkt mit religiösen Lehren aus- die Akteure in einer für den Kontinent exemplari- einandersetzen. Den Einfluss von Religion in Politik schen Situation sind. « Der Detailreichtum des Films und Gesellschaft diskutierten Aviad Kleinberg und macht neugierig, auch weil der Film zeigt, dass die Sibylle Lewitscharoff mit Stiftungsvorstand Ralf Fehler der kolonialen Vergangenheit wiederholt wer- Fücks im Grünen Salon der Volksbühne. Im Frank - den. Er kommt genau zum richtigen Zeitpunkt, an furter Kleist-Forum diskutierte Shelly Kupferberg mit dem Afrika von der deutschen Außen- und Sicher- Sarah Blau und Benjamin Stein, was jüdische Iden- heitspolitik wieder entdeckt wird », so die Begrün- tität ausmacht und wie unterschiedlich sie gelebt dung der Jury. Der Friedensfilmpreis ist mit 5.000 wird. Zur abschließenden Matinée im Renaissance- Euro und einer Plastik des Künstlers Otmar Alt Theater Berlin begegneten sich Nili Landesman und dotiert. Die Heinrich-Böll-Stiftung plant und organi- Hannah Dübgen zum Thema « Leben ohne Glauben ». siert die Preisverleihung und stellt das Preisgeld. Die Welche Werte, Träume und Leiden kommen zum Schirmherrschaft liegt bei der Internationalen Verei- Tragen, wenn « frau » das eigene Schicksal selbst in nigung der Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges, die Hand nimmt? Ärzte in sozialer Verantwortung (IPPNW).

Publikation Web Link Brennen ohne Kohle: www.boell.de/de/glaubens- www.boell.de/de/2014/02/ Download: www.boell.de/ sachen-deutsch-israelische- 15/29-friedensfilmpreis- de/2014/04/28/brennen- literaturtage-2014 we-come-friends ohne-kohle 64

I Crashkurs mit David Solomon: Die gesamte jüdische Bibel in einer Stunde – mit Edding-Stiften und einigen Metern Leinwand. Kunst und Kultur Kunstund

Bibel-Crashkurs mit David Solomon SPOKEN WOR:L:DS Nairobi – Berlin

I Für seine Vorträge braucht David Solomon nur ein SPOKEN WOR:L:DS, ein Austauschprojekt der Lite- II–V paar dicke Edding-Stifte und einige Meter Leinwand. raturwerkstatt Berlin, führte in die poetischen Topo- Etwa 4.000 Jahre deckt er in seinem Vortrag über graphien zweier energiegeladener Großstädte: Ber- die « Jüdische Geschichte in einer Stunde » ab. Durch lin traf auf Nairobi und umgekehrt; Rap und Hip Hop seine Vortragsreihe « In One Hour » wurde er zu auf Spoken Word und Lyrik. Berliner Rapper/innen, einem der wichtigsten Vermittler des Judentums. Im Spoken-Word-Autor/innen und Lyriker/innen reisten September 2014 ging es im Rahmen der Jüdischen nach Nairobi und arbeiteten dort mit kenianischen Kulturtage in Berlin « nur » um 2.000 Jahre: In einer Künstler/innen an Texten, Performances und Hip- Stunde gab Solomon einen Überblick über den Hop-Songs. Fünf Monate später – im April 2014 – gesamten Tanach, stellte jedes Buch mit seinen setzten die kenianischen und deutschen Künstler/in- Hauptthemen im historischen Kontext dar und be- nen ihre gemeinsame Arbeit in Berlin auf der Bele- leuchtete den Übergang von den Legenden des al- tage der Heinrich-Böll-Stiftung fort. Beim Auftakt- ten Israels zur objektiven Realität der jüdischen abend in der Stiftung stellten sie live das Ergebnis Geschichte. In einer Zeit, in der sich der Antisemitis- ihrer Arbeit vor: eine CD mit Hip-Hop-Tracks, Lyrik mus wieder offen zeigt, ist diese Erinnerungsarbeit und Spoken-Word-Stücken. Es war der Auftakt einer besonders wichtig. Die Geschichte der jüdischen Veranstaltungsreihe mit Gesprächen, Performances Bibel erinnert nämlich auch daran, auf welchen geis- und Konzerten in Berlin. tigen und ethischen Fundamenten das Christentum und die europäische Zivilisation stehen.

Video Web www.youtube.com/watch? Website One Hour: v=qIu _ iZzuTfM www.inonehour.net/ 65

II Billy Kahora und Sitawa Namwalie Foto: Olad Aden Kunst und Kultur Kunstund

III (v.l.n.r): Prya Basil, L-Ness, MC Kah und Dr. Susanne Stemmler Foto: Olad Aden

IV (v.l.n.r): Billy Kahora, Sitawa Namwalie, Josefine Berk- V (v.l.n.r): Checkmate Mido, Namatsi Lukoye und holz und Octopizzo Foto: Olad Aden Sitawa Namwalie Foto: Olad Aden 66

Hannah-Arendt-Preis 2014 an Juri Andruchowytsch, Nadeshda Tolokonni kowa und Marija Aljochina

Der Hannah-Arendt-Preis 2014 ging an den ukraini- schen Autor Juri Andruchowytsch sowie an die rus- sischen Aktionskünstlerinnen Nadeshda Tolokonni- kowa und Marija Aljochina (ehemals Mitglieder von Pussy Riot). Andruchowytsch ist seit Jahren eine wichtige literarische Stimme der demokratischen Bewegung der Ukraine. Nadeshda Tolokonnikowa und Marija Aljochina trugen auf dem Höhepunkt der Demonstrationen gegen die Wiederwahl Putins mit I «Who I Am, Who We Are», ein Kunstprojekt von Pussy Riot den Widerstand ins geistige Zentrum des Wambui Kamiru (Kenia) und Xavier Verhoest (Belgien) neuen großrussischen Machtgebildes. Mit ihrer Aus- zeichnung hat die Jury auch all jene gewürdigt, die schrittlichen Verfassung waren auch die letzten trotz Verfolgung am Widerstand gegen die reakti- Präsidentschaftswahlen von ethnischen Tönen do- onäre Wende in Russland festhalten. Der Hannah- miniert. Obwohl sie weitgehend friedlich verliefen, Arendt-Preis für politisches Denken wird von der hat das Wahlergebnis das Land tief gespalten. Re- Stadt Bremen und der Heinrich-Böll-Stiftung verge- gierung und Opposition bedienen sich auch weiter- ben und ist mit 10.000 Euro dotiert. Er wird an Perso- hin ihrer jeweiligen ethnischen Basis und wieder ist nen verliehen, die in ihrem Wirken mutig das « Wag- es ethnische Politik, die Kenia in die nächste Krise nis Öffentlichkeit » angenommen haben. bringen könnte. Um Argumenten von Ausschluss und Dominanz die Kraft zu politischer Mobilisierung zu nehmen, müssen Ethnizität und Identität neu disku- Beyond Borders – Performance-Workshops tiert werden. Unser Büro in Kenia hat ein Kunstpro- Der Völkermord an den Armeniern während des jekt unterstützt, was genau dies versucht: «Who I Ersten Weltkrieges belastet noch immer die Bezie- Am, Who We Are » (Wer ich bin, wer wir sind). Es hungen zwischen Armenien und der Türkei. Im inter- ist Konzeptkunst, Gespräch und Begegnung in einem. kulturellen Dialog und gerade im Kontext von Kon- Menschen kommen zusammen und kartieren ihre flikten, wo Sprache oft als Mittel für Abgrenzung Wahrnehmung von sich selbst auf lebensgroßen

Kunst und Kultur Kunstund und Beschuldigung instrumentalisiert wird, könn- Body Maps. Teil des Projekts ist auch ein öffentlicher te nonverbale Kommunikation eine Methode sein, Silent Room. Dort werden den Besucher/innen Fra- um Feindbilder abzubauen – so die Idee hinter dem gen gestellt wie « Sind Sie Kenianer/Kenianerin? », Performance-Projekt « Beyond Borders ». In einem « Was unterscheidet Sie von anderen Kenianer/in- Workshop, unterstützt von unserem Büro in Georgien, nen? » oder « Was bedeutet es, Kenianer/Kenianerin versuchten türkische und armenische Frauen über zu sein? » – Mehr als 800 Menschen haben diese Fra- nonverbale Kommunikation eine Annäherung. Und gen bereits beantwortet. Auch wenn sich die Antwor- es gelang tatsächlich, unter den Frauen eine Verbun- ten unterscheiden, die Erfahrungen im Silent Room denheit herzustellen, die ohne Sprache funktioniert. sind ähnlich. Die Besucher/innen denken zum ersten Vorurteile und Ängste gegenüber ihren « Feindinnen » Mal über die Komplexität von Identität nach, ihrer konnten sie durch Solidarität und Verständnis er- eigenen und der der anderen. Auch das hilft, die Ver- setzen. Am Ende entstand eine Performance, die in kürzung auf ethnische Identitäten zu hinterfragen. Jerewan und Aghdzk (Armenien) aufgeführt wurde. Body Mapping und Silent Room ziehen von Nairobi Sechs der Teilnehmerinnen fuhren anschließend zu auch an den Viktoriasee, die Küste und den Norden einem internationalen Theaterfestival in die Slowa- Kenias. Am Ende werden die Antworten auf die Fra- kei und stellten die Ergebnisse des Projektes vor. ge, wer ich bin und wer wir sind, so vielschichtig aus- fallen, wie die Menschen in Kenia selber sind. Doch Wer wir sind – Auf der Suche nach Identität in Kenia ein tieferes Verständnis der eigenen Identität sowie

I Machtkämpfe politischer Eliten in Kenia folgen einer einer – wenn auch amorphen – kollektiven Identi- oft kalkulierten ethnischen Logik. Nach den Wah- tät schafft Ansprüche und Anteilnahme am eigenen len im Jahr 2007 hatte diese Art der Identitätenpo- Land und damit auch das Bewusstsein von Verant- litik zu Gewaltexzessen geführt, bei denen mehr als wortung jenseits der ethnischen Gruppe. tausend Menschen starben. Trotz einer neuen fort-

Blog Beyond Borders Ein Projekt begleitender Online-Blog arbeitet mit Texten auf Armenisch, Englisch und Türkisch. Blog: www.linkingour stories.com/ 67

Refugium für Künstlerinnen und Künstler Weltweit vertreten Künstlerinnen und Künstler Positionen zu politischen und gesellschaft- lichen Themen. Mit unserem Stipendienprogramm im Verein Heinrich-Böll-Haus Langen- broich e. V. ermöglichen wir unseren Gästen, für einige Monate ungestört, ohne finanzielle Sorgen, frei von Verfolgung und Zensur kreativ zu arbeiten. Mitgetragen wird der Verein von der Stadt Düren und dem Land Nordrhein-Westfalen. l-Haus Langenbroichl-Haus

II Dara Abdallah, Schriftsteller aus Damaskus. Er ist einer der vielen jungen Kreativen, die die syrische Revolution von Anfang an künstlerisch und journalistisch begleitet haben. Foto: Larissa Bender Verein Heinrich-Böl Verein

Gäste im Heinrich-Böll-Haus 2014 –

Roya Issa (Jahrgang 1973), Malerin aus Damaskus wurde er erneut zum Flüchtling. Über ein Jahr lebte (Syrien). Die frühe Kindheit verbrachte sie in Alge- er ohne Aufenthaltsstatus in Amman (Jordanien), da rien, graduiert hat sie an der Faculty of Fine Arts in Jordanien syrischen Palästinensern systematisch die Damaskus, danach arbeitete sie als freie Künstlerin Einreise verweigert. Anfang 2014 veröffentlichte in Dubai. Seit 2007 arbeitet sie für Kino- und Fern- er bei einem jordanischen Verlag eine Gedichtsamm- sehproduktionen in Damaskus und ist Kunstlehre- lung unter dem Titel « Auf Träumen laufen(d) »/

rin an der dortigen Pakistani International School. « Walking on Dreams ». In seinen Texten beschäftigt Kultur Kunstund Für ihre Ausstellung im Opernhaus Kairo (Ägypten) er sich mit Fragen nach der eigenen Identität, mit wurde sie mit dem Preis der « Lovers of Fine Arts dem Leben im Flüchtlingslager oder den Erfahrun- Foundation » ausgezeichnet. Sie ist Mitbegründerin gen als syrischer Aktivist. des Projektes « we are puppets » für syrische Flücht- lingsfrauen in Ägypten, das von den Vereinten Natio- Ebenfalls 2014 zu Gast waren der syrische Schrift- II nen unterstützt wird. steller und Lyriker Mohammad Matroud (Jahrgang 1969), der georgische Schriftsteller Zaza Burchul- Ramy Alasheq (Jahrgang 1998), palästinensisch- adze (Jahrgang 1973), der syrische Schriftsteller syrischer Schriftsteller aus Damaskus (Syrien). Dara Abdallah (Jahrgang 1990), der syrische Lyri- « Schwankend zwischen Schmerz und Hoffnung », so ker, Journalist und Literaturkritiker Kheder Alaga charakterisiert er selbst seine Texte. Alasheq ist im (Jahrgang 1963) sowie der palästinensisch-syrische syrischen Flüchtlingslager al-Yarmouk in Damas- Lyriker Raed Wahash (Jahrgang 1981). Sie wurden kus aufgewachsen. Infolge der Ereignisse in Syrien bereits im Jahresbericht 2013 näher vorgestellt.

Hinweis Bewerbung Sie können das Heinrich- Mit Ihrer Hilfe können wir Schrift- Bewerbungen für Stipendien an: Böll-Haus Langenbroich steller/innen und Künstler/innen Heinrich-Böll-Stiftung, Frau Sigrun Reckhaus c/o Stadtbibliothek durch die Übernahme einer zu uns einladen. Josef-Haubrich-Hof 1, 50676 Köln Patenschaft unterstützen. I Ulrike Cichon E [email protected] T 0 2 2 1 - 2 8 3 4 8 5F 0 0 2 2 1 - 5 1 0 2 5 8E 9 [email protected] 68 kerwndieutS

I Herzlich Willkommen! Die Stipendiatinnen und Stipendiaten von 2014 68 69

Rückenwind für junge Talente Wir fördern Studierende und Promovierende aller Fachrichtungen aus dem In- und Ausland. Neben einem Stipendium fördern wir auch « ideell », d. h. wir bieten individuelle Beratung und Qualifizierung, regen zur politischen Debatte an und unterstützen unsere Stipen- diatinnen und Stipendiaten darin, sich selbst zu organi- sieren und zu vernetzen. Unser Anliegen ist es, Talente zu entdecken und ihre Potenziale zu fördern. So wollen wir zukünftige Multiplikatorinnen und Multiplikatoren gewinnen, die sich weltweit für die Ziele der Stiftung einsetzen: für mehr Demokratie, Solidarität, ökologisches Handeln,

nachhaltige Politik und Menschenrechte. Studienwerk Wir kombinieren in unserer Nachwuchsförderung den Leistungsgedanken mit Chancengerechtigkeit. Neben sehr guten Schul- bzw. Studienleistungen, die im Auswahlverfahren im biografischen Kontext bewertet werden, erwarten wir von unseren Stipendiatinnen und Stipendiaten, dass sie Verantwortung für das Gemeinwesen übernehmen, sich gesellschaftlich enga- gieren und sich für Politik interessieren. 70

Wer wird gefördert? Wie wollen wir leben? » beschäftigte sich mit sozialen Aus rund 2.000 Bewerbungen wählte das Studien- und ökologischen Transformationsprozessen. Es ging werk 228 Stipendiat/innen in einem dreistufigen dabei um Gemeingüter, solidarisches Handeln, die Verfahren neu aus. Insgesamt förderten wir im ver- Commons-Debatte und neue Modelle des Wirtschaf- gangenen Jahr 1.026 Studierende und 225 Promo - tens und Haushaltens. Der jährlich stattfindende vierende (57 Prozent Frauen und 43 Prozent Män- Alumni-Salon drehte sich 2014 ebenfalls um ein öko- ner). Mit Mitteln des Bundesministeriums für Bil- logisches Thema. Rund 130 Alumni diskutierten, wie dung und Forschung konnten 1166 Stipendiat/innen die Politik und auch jeder Einzelne zu einer gerech- unterstützt werden, davon 200 Promovierende. Von ten Verteilung von Ressourcen beitragen können. Ein diesen Studien- und Promotionsstipendiat/innen Höhepunkt waren die Zukunftswerkstatt « Energie- haben 334 (29 Prozent) eine Migrationsgeschichte, wende für alle! » und die Szenarienentwicklung zur und 434 (37 Prozent) kommen aus einem nichtaka- Ressourcenverteilung im Jahr 2050. Während des demischen Elternhaus. Über Mittel des Auswärtigen Aumni-Salons wurden auch aus der Förderung aus- Amtes wurden insgesamt 85 internationale Stipen- geschiedene Stipendiat/innen feierlich verabschie- diat/innen gefördert, davon 24 Promovierende. Ins- det. Sie hatten zudem die Gelegenheit, Workshops gesamt 25 Personen (29 Prozent) kamen aus dem zum Berufseinstieg und zu weiteren Entwicklungs- europäischen und 60 (71 Prozent) aus dem außereu- möglichkeiten zu besuchen. ropäischen Ausland. Regionale Förderschwerpunkte Neben neuen Themen fanden auch altbewährte der Stiftung sind Mittel- und Osteuropa, die Gemein- Veranstaltungsformate wieder ihren Platz. Dazu ge- schaft unabhängiger Staaten (GUS) sowie Nordaf- hören die zweimal jährlich stattfindenden Einfüh- rika und Naher Osten (hier vor allem Ägypten, Liba rungsseminare « Ansichten einer Stiftung », in denen non, Marokko, Tunesien, Syrien und Israel). die Neustipendiat/innen die Stiftung im Allgemeinen und die ideelle und materielle Förderung des Studien- Ideelle Förderung: werks im Besonderen kennenlernten. Sie diskutier- Beratung – Qualifizierung – Vernetzung ten aktuelle Fragen grüner Politik mit Stephan Kühn, Wir bieten unseren Stipendiat/innen neben der mate- Sprecher für Verkehrspolitik der Fraktion Bündnis riellen Förderung auch persönliche Beratung zur 90/Die Grünen, und Barbara Unmüßig, Vorstand der Studienplanung, machen Angebote zur gegenseiti- Heinrich-Böll-Stiftung. gen Vernetzung und legen ein umfangreiches Ver- anstaltungsprogramm mit Seminaren, Workshops, Promotionsförderung

Studienwerk Studienreisen, Diskussionsforen u. v. m. auf. Mit un- In der Promotionsförderung setzen wir den Schwer- serem Begleitprogramm wollen wir zur politischen punkt zu Nachhaltigkeitswissenschaft und -for- Debatte anregen, Schlüsselkompetenzen vermitteln, schung fort. Inzwischen werden 24 Promovierende zum interdisziplinären Dialog ermuntern und das aus unterschiedlichen Fächern in dem Forschungs- gesellschaftspolitische Engagement unserer Stipen- cluster zur « Transformationsforschung » gefördert. diat/innen fördern. Die Teilnehmenden befassen sich aus diversen Per- spektiven mit Fragen der ökologischen Transforma- Themen im Begleitprogramm 2014 tion. Im Jahr 2014 setzten sie sich mit dem Trans-

IV–VI In unserem Begleitprogramm fühlen wir uns dem formationsbegriff auseinander, erlernten Strategien Konzept der Bildung für nachhaltige Entwicklung zur Vermittlung komplexer Fragestellungen an ein (BNE) verpflichtet. Es setzt sich zum Ziel, « Men- breites Publikum und besuchten Institute unserer schen zu befähigen, die Zukunft im Sinne nachhal- Kooperationspartner wie das Potsdamer Institut für tiger Entwicklung mitgestalten zu können ». Viele Klimafolgenforschung und das Mercator Research unserer Veranstaltungen beschäftigten sich dem- Institute on Global Commons und Climate Change in zufolge methodisch und inhaltlich mit dem Thema Berlin. « Nachhaltigkeit ». 2014 fand zum Beispiel an der Highlight für unsere Promovierenden ist das jähr- Universität Maastricht ein Seminar zum Aufbau von lich stattfindende Promovierendenforum. Dort kön- « Green Offices » statt. In Maastricht hatten Studie- nen sie ihre Forschungsarbeiten präsentieren und rende bereits erfolgreich ein solches Office aufgebaut. sich untereinander austauschen. Im Seminar erlernten die Teilnehmenden Fähigkeiten, die es ihnen erleichtern, an der eigenen Hochschule Selbstorganisation gefragt: Ad-hoc-Gruppen ein solches Büro aufzubauen. Ein weiteres Seminar Zu den möglichen Formen stipendiatischer Selbstor- bot einen Schnupperkurs zum Thema « Klimapolitik ». ganisation gehören neben den Arbeitsgruppen und Es war Teil einer Veranstaltungsreihe, die insbeson- den Hochschulgruppen (« Lokale Initiativen ») soge- dere Studienanfänger/innen die Schwellenangst vor nannte Ad-hoc-Gruppen. 2014 wurden 20 solcher Themen nehmen will, die als « schwierig » empfunden Ad-hoc-Gruppen-Treffen initiiert. Das Format bietet werden. die Möglichkeit, zu selbst gewählten Themen einma- Auch unsere Sommerakademie, der Campus, zum lige Treffen zu veranstalten – das Studienwerk über- Oberthema « Mehr Gemeinsamkeit in der Zukunft: nimmt die Fahrtkosten. Diese Begegnungen sind hin 71

und wieder der Auftakt zu größer angelegten Vorha- Studienprogramm « Transformation gestalten » ben, etwa der Gründung einer kontinuierlich tagen- Das zweijährige Studienprogramm « Transformation den Arbeitsgruppe. Die Themenpalette reicht von gestalten » mit 24 Stipendiat/innen aus acht Begab- philosophischen, gesellschafts- und naturwissen- tenförderungswerken wurde im Dezember 2014 schaftlichen, zeitgeschichtlichen Fragen bis hin zu beendet. Es beinhaltete diverse Veranstaltungen, Betrachtungen aktueller Trends. Sehr häufig sind die eine gemeinsame Projektarbeit (inkl. begleitender Fragestellungen interdisziplinär angelegt, so dass es Supervision) und Hospitationen in Unternehmen und zu regen Debatten etwa zwischen Natur- und Gesell- Organisationen. Die Teilnehmenden sollten auf ihre schaftswissenschaftler/innen kommt. Die Themen künftige Aufgabe im gesellschaftlichen Transforma- reichten 2014 von « Rassismus und Geflüchtetenpo- tionsprozess vorbereitet und dafür qualifiziert wer- litik » bis zur Gründung eines Orchesters. den. Ziel des Programms war es, einerseits Wissen, Ein Herzstück der ideellen Förderung ist die andererseits solche Problemlösungs- und Gestal- Arbeit der Lokalen Initiativen: An zahlreichen Hoch- tungskompetenzen zu vermitteln, wie sie im Rahmen schulstandorten gibt es Gruppen, die in Eigenregie von Bildungskonzepten für eine Nachhaltige Ent- regelmäßig Treffen konzipieren und organisieren. wicklung (BNE) beschrieben werden. Diese Initiativen befördern die Vernetzung unter- einander und mit der Stiftung. In einigen Städten Projektgruppen des Studienprogramms sind auch Landesstiftungen und Vertrauensdozent/ « Transformation gestalten » innen involviert. Die Münchner Lokale Initiative Projektgruppe 1 unternahm beispielsweise eine Wandertour mit Toni Transformation der Wirtschaft – Nachhaltigkeit & Verantwortung Hofreiter durch das Kaisergebirge bei Kufstein. Die von Anfang an: Nürnberger Stipendiat/innen besuchten die Erstauf- Es braucht eine grundlegende gesellschaftliche Veränderung hin nahmestelle für Flüchtlinge in Zirndorf. Bei einem zu nachhaltigen, partizipativen und tragfähigen Strukturen. Dabei Treffen in Karlsruhe führten Promotionstipendiat/ spielt die Art des Wirtschaftens eine zentrale Rolle. Unternehmen sind vermehrt gefordert, sich ihres Einflusses auf Mensch und Ge- innen die Studienstipendiat/innen durch ihre Labore sellschaft bewusst zu werden und verantwortungsvoll damit umzu- und zeigten ihre Arbeitsplätze. gehen. Mit unserem Projektvorhaben unterstützen wir den Wandel der Wirtschaft, indem wir Schulungen für Gründerinnen und Gründer entwickeln, um eine nachhaltige Entwicklung zu motivie- Arbeitsgruppen ren und voranzutreiben. Eigenverantwortlich organisierte Arbeitsgruppen der Stipendiat/ innen, die zu Schwerpunktthemen der Heinrich-Böll-Stiftung Projektgruppe 2 arbeiten, bilden einen wesentlichen Bestandteil des Begleit- NeWeLoPP – Neue Wertstätten, lokale und partizipative Projekte: programms. Im Jahr 2014 arbeiteten neun Arbeitsgruppen Studienwerk zu folgenden Themen: Das Projekt « NeWeLoPP » setzt sich mit der Frage auseinander, wie Menschen, die bisher nicht in Neuen Wertstätten oder lokalen partizipativen Projekten aktiv sind, Interesse am Mitmachen ent- - AG Gender und Feminismus wickeln können. Unser Fokus liegt dabei auf FabLabs und Urban- - AG Gesundheit, Ethik, Pharma Gardening-Initiativen. Ziel soll nicht eine theoretische Auseinan- - AG Internationale Zusammenarbeit dersetzung mit dem Thema sein, sondern das Entwickeln von Ins- - AG Kunst und Politik trumenten zur milieuspezifischen Ansprache, die wir zusammen mit ausgewählten Projekten erproben und auf ihre Bedürfnisse - AG Natur und Technik anpassen. - AG Naturnutzung und Naturschutz - AG Theorie – Gesellschaft – Politik Projektgruppe 3 - AG Wilder Osten WasserWege – Vom Teller zur Produktion: - AG Wirtschaftspolitik Die Projektgruppe beschäftigt sich mit den Auswirkungen von exportorientierter landwirtschaftlicher Produktion auf die lokale Verfügbarkeit von Trinkwasser in den Anbauländern. Ziel des Pro- Journalismus-Programm: jektes ist es, die Zusammenhänge anschaulich für Verbraucher/ « Medienvielfalt, anders: Junge Migrantinnen innen aufzubereiten und so zum Nachdenken über das eigene Kon- und Migranten in den Journalismus » sumverhalten anzuregen. Seit 2008 fördern wir in Kooperation mit mehreren Projektgruppe 4 Medienpartnern junge Nachwuchsjournalist/innen von morgen – alles Gute auf einer Karte: mit Migrationsgeschichte. Einige haben bereits den « von morgen » ist ein umfassendes Online-Tool, das sich mit einer Berufseinstig erfolgreich geschafft und sind Repor- besonderen Kar tierungsfunktion als ein Netzwerk und Dienstleister ter oder Volontärinnen. Im Jahr 2014 wurde das für gemeinschaftliches Glück und Wohlbefinden in der Welt ver- Programm von Prof. Dr. Margreth Lünenborg von steht. « von morgen » fragt nach Werten, die unsere Gesellschaft der FU Berlin evaluiert. Sie empfahl unter anderem fundieren und bewegen. Ziel der Karte « von morgen » ist es, mög- lichst viele Menschen auf ihrem Weg zu einem zukunftsfähigen angesichts einer notwendigen Diversifizierung jour- Leben anzusprechen. Es soll ein Werkzeug zur Verfügung gestellt nalistischer Redaktionen die Ausweitung des Ange- werden, mit dem sie ihre Lieblingsinitiativen für eine Welt von mor- bots bezüglich der Medienpartner und Zielgruppen gen auf eine Karte setzen und dies mit anderen Menschen teilen. und die Hervorhebung des Themas « Diversity im Außerdem wird « von morgen » u. a. Workshops und Veranstaltun- gen anbieten, die dazu einladen, Fragen über Nachhaltigkeit immer Journalismus » sowie das Werben für dieses Thema. wieder neu zu ergründen. 72

Xuezhe Zhang promovierte an der Juristischen Fakul tät der Humboldt-Universität zu Berlin über das verbraucherschützende Widerrufsrecht im europäischen und deutschen Recht und seine Auf- nahme ins chinesische Recht. Sie war von 2004 bis 2006 Promotionsstipendiatin der Stiftung. Im Jahr 2006 beendete sie erfolgreich ihre Promotion. Seit- dem arbeitet sie als Associate Professor am Col- lege of Comparative Law an der China-Universität für Politik- und Rechtswissenschaft in Beijing. Ihre Forschungsschwerpunkte sind das europäische, I deutsche und chinesische Vertrags- und Gesell- schaftsrecht, vor allem das Verbraucherrecht.

Nicolas J. Beger promovierte an der Universiteit van Amsterdam, Amsterdam School of Cultural Analysis, und wurde von 1998 bis 2001 mit einem Promotionsstipendium gefördert. Seine Disserta- tion veröffentlichte er unter dem Titel « Tensions in the struggle for sexual minority rights in Europe: que(e)rying political practices ». Beger spezialisierte sich auf die Arbeit mit Nichtregierungsorganisatio- nen, arbeitete als Koordinator der Civil Society Con- tact Group und daraufhin als Direktor des European Peace building Liaison Offices. Seit 2008 ist er Direk- II tor des Amnesty International European Institutions Offices in Brüssel. Studienwerk

Lena Keul studierte internationale Volkswirt- schaftslehre mit Schwerpunkt Lateinamerika in Tübingen und Recife, Brasilien. Sie war von 2007 bis 2009 Studienstipendiatin der Stiftung. Sie war Mit- begründerin der Studierendeninitiative « Greening the University » und an der Einführung eines Um- weltmanagementsystems und des transdisziplinären Studium Oecologicum beteiligt. Nach ihrem Studium arbeitete sie bei der Koordinationsstelle Wirtschaft und Umwelt der Hochschule Nürtingen-Geislingen und wirkte an der Erstellung des Klimaschutz-Bil- dungskonzepts der Stadt Köln mit. Nach der Tätig- III keit für eine Kapitalanlagegesellschaft für ethisches Investment, bei der sie das soziale und ökologische Handeln von Unternehmen bewertete, ist sie heute für den Bereich Klimaschutz und Klimawandel im Hessischen Umweltministerium verantwortlich.

Studienwerk goes facebook

Seit 2012 betreut das Studienwerk eine eigene Facebook-Seite, auf sowie zur Öffnung des Bewerbungsverfahrens verzeichnet, aber der Förderangebote und Sonderprogramme sowie Bewerbungs- auch die filmische Aufbereitung unseres ehemaligen Studienstipen- und Fördermodalitäten vorgestellt werden. Zudem werden anste- diaten Mohamed Amjahid (Teilnehmer des Programms « Medien- hende Termine (z. B. von Info-Tagen an Hochschulen mit Studien- vielfalt, anders ») zu seinen Erfahrungen mit der Ausländerbehörde werksbeteiligung), Auszeichnungen und interessante Publikationen hat viele Interessier te auf die Seite gelock t. Bis Anfang 2015 haben von Stipendiaten und Ehemaligen veröffentlicht. 2014 haben wir wir über 2.000 Fans gewinnen können. großen Erfolg mit unseren Posts zu den Einführungsseminaren 73

IV Der «Campus» – die jährlich stattfindende V Stipendiat/innen beim Einführungsseminar Sommerakademie Studienwerk

VI Austausch und erstes Kennenlernen beim Einführungswochenende 74

Gunda-Werner-Institut: Feminismus und Geschlechterdemokratie weiterdenken Geschlechterpolitiken aus unterschiedlichen Blickwinkeln haben im Gunda-Werner-Insti- tut (GWI) einen festen Platz. Ob (queer-)feministisch oder männerpolitisch – das GWI ist Ort der Analysen und Strategien. Uns treibt die Frage um, wie eine geschlechterdemokratische Gesellschaft aussieht und welche politischen Instrumente uns dorthin bringen. Als offenes, diskursives Konzept lebt Geschlechterdemokratie von der Auseinandersetzung und dem Dialog mit und zwischen allen Geschlechtern, gemäß Gunda Werners Ansatz: « Denkver- bote strengstens verboten! » Das GWI stellt die Notwendigkeit von Geschlechterperspek - tiven in der internationalen Friedens- und Sicherheitspolitik heraus (siehe Seite 5), unter- stützt feministische Netzpolitik durch Analysen und Interventionen, spürt geschlechterpo- litisch emanzipative Politikkonzepte in anderen Ländern auf und überprüft deren Übertrag- barkeit auf die deutsche und die EU-Politik (siehe Seite 34). Wir denken über neue Modelle für gleichberechtigte Teilhabe aller Geschlechter nach und vermitteln entsprechende Kom- petenzen durch Gender-Beratung und -Training. tuittsnI-ernerW-adnuG

I Christina Thürmer-Rohr, feministische Theoretikerin, emeritierte Professorin und Musikerin

« anfangen » – eine Hommage an Christina Thürmer-Rohr

I Eine ganze Generation von Frauen fand in den Texten ken. Zur Premiere des Films im Oktober 2014 in der Christina Thürmer-Rohrs Inspiration und Ansporn, Heinrich-Böll-Stiftung kamen über 400 Gäste. sich selbst neu zu erfinden. Der Film « anfangen » von Gerd Conrad in Kooperation mit dem Gunda-Wer- StreitWert – Politik im Dialog

ner-Institut ist eine Hommage an eine Frau, die Mein Körper gehört mir! Oder? – diese Frage löste II–V feministische Geschichte geschrieben hat. Christina kontroverse Debatten aus bei der StreitWert-Ver- Thürmer-Rohrs Kritik am Patriarchat in allen Aus- anstaltung im Juni 2014 zum Thema Prostitution prägungen des sozialen Lebens, im Denken, in der und Sexarbeit. Neben historischen Perspektiven, Kunst, in Wissenschaft und Religion war und ist radi- z. B. auf die Parallelen von Huren- und Schwulenbe- kal. In den 1980er Jahren gründete sie den Lehrstuhl wegung, deren Kämpfe um Anerkennung zeitgleich « Feministische Theorie und Menschenrechte », bis und ähnlich verliefen, ging es insbesondere um die heute inspiriert sie durch ihr vorausschauendes Den- Auswirkungen des Prostitutionsgesetzes von 2002.

Link Zahlreiche Beiträge zu www.gwi-boell.de/de/mein- diesem Thema bot über koerper-gehoert-mir-oder mehrere Wochen auch das Blog: 75

II Pieke Biermann, Autorin, frühe Aktivistin III , MdB, Bündnis 90/Die Grünen der Hurenbewegung

IV Mithu Sanyal, Kulturwissenschaftlerin, V Streitwert: Mein Körper gehört mir! Journalistin und Autorin Oder? – Die Debatten um Prostitution

Inzwischen werden vor allem von konservativer Seite gesehen. Die Generationen trenne lediglich das Wis- Nachbesserungen gefordert, bis hin zum Verbot der sen um frühere Kämpfe. Beim Kampf um den Abtrei- Prostitution, da Prostitution und Menschenhandel bungsparagrafen 218 gab es beispielsweise keine De- nicht klar voneinander zu trennen seien. Deutlich batte, ob man ein Kind brauche oder nicht. Gefordert wurde auf dem Podium: Die Debatten um Prostitu- wurde ein Abwehrrecht, kein Leistungsrecht . Gunda-Werner-Institut tion lassen sich kaum jenseits von Moraldebatten führen. Unbeantwortet blieb letztlich die Frage: Wie Was heißt es heute, Mann zu sein? kann den Frauen sowohl die Freiheit, Sex als Dienst- Tagung des Forum «Männer» leistung anzubieten, gewährleistet werden als auch Die Lebensrealität von Männern ist vielfältiger ge- der nötige Schutz, wenn sie diese Dienstleistung worden. Heute stellen nicht nur jüngere Männer tra- anbieten? ditionelle Rollenzuschreibungen und Domänen von Männlichkeit immer mehr in Frage. Für viele ist es Ein Recht auf ein Kind? schon lange kein Idealbild mehr, nur Karriere zu Green Ladies Lunch zu « Social Freezing » machen und Alleinernährer in einer heterosexuel- « Social Freezing » war 2014 eines der meist disku- len Partnerschaft mit Kind(ern) zu sein. Die Tagung tierten Geschlechterthemen in den Medien. Positio- « Männlichkeiten zwischen Hegemonie und Vielfalt » nen, die Frauen soziale Kälte und einen Eingriff in in Kooperation mit dem Forum Männer im Septem- die Natur vorwarfen, trafen auf die scheinbar femi- ber 2014 nahm die Fülle männlicher Lebensent- nistische Position einer entspannten Selbstbestim- würfe in den Blick. Diskutiert wurden vor allem die mung durch technologischen Fortschritt. Bei einem Widersprüche in der Wahrnehmung veränderter Ge- « Green Ladies Lunch » des Gunda-Werner-Instituts schlechterbeziehungen. Männer aus männerrecht- äußerten die Teilnehmerinnen hingegen vielfältige lichen Bewegungen wollen nicht unbedingt zurück feministische Kritik: an den neoliberalen Sachzwän- zum Patriarchat, sondern setzen eher auf die alte gen neuer reproduktiver Technologien, an der Nor- Differenzordnung. Manche argumentieren hingegen mierung von Menschen und an der Verteilung von mit der Gleichheit der Geschlechter, stilisieren sich Care-Arbeit. Appelliert wurde, dass nicht alles, was aber zu Opfern im Kampf der Geschlechter. Bemän- Frauen als Lösung oder Selbstbestimmung empfän- gelt wurde auf der Tagung, dass die Vielfalt männli- den, automatisch als feministisch zu unterstützen sei. cher Lebensweisen lediglich verbal auf mehr öffent- Auch sei nicht alles, was einige Frauen wollen, lega - liche Akzeptanz stoße, die politische Umsetzung von lisierbar oder bezahlbar. Eine feministische Kontro- Angeboten wie z. B. Männerberatung käme jedoch verse zwischen Generationen wurde darin aber nicht nur schleppend voran. 76

GreenCampus: Politik erfolgreich machen! Unter dem Dach von GreenCampus vereinen sich die vielseitigen Weiterbildungsformate der Heinrich-Böll-Stiftung und ihrer Landesstiftungen im Bereich Politikmanagement. Mit GreenCampus bieten wir Qualifizierung und Organisationsberatung für politische Orga- nisationen und Akteure – von ehrenamtlich Aktiven bis zu Profis. Dazu gehört auch die interne Weiterbildung der Heinrich-Böll-Stiftung. Damit leisten wir einen wichtigen Bei- trag zum Auf- und Ausbau von Kompetenzen für erfolgreiche politische Arbeit und wir- kungsvolle gesellschaftliche Partizipation.

Das Politikmanagementzertifikat Kommunalpolitische Weiterbildung Mit einem praxisbezogenen Seminarangebot der Es zeigt sich ein wachsender fachpolitischer Weiter- Landesstiftungen, das Module aus den unterschied- bildungsbedarf auf kommunaler Ebene. Hier unter- lichen Bereichen des politischen Handwerks – von stützt GreenCampus u. a. die Landesstiftung in Kommunikation bis Personalentwicklung – umfasst, Brandenburg beim Aufbau eines eLearning-Kurses können politisch Aktive ihren individuellen Quali- zu kommunalen Finanzen. Zudem engagieren wir uns fizierungsbedarf und ihre persönlichen Interessen für den deutschlandweiten Austausch unter Anbieter/ bei GreenCampus optimal miteinander vereinbaren. innen kommunalpolitischer Weiterbildungsangebote. Derzeit werden in ganz Deutschland gut 20 thema- tisch und methodisch aufeinander abgestimmte Stiftungsinterne Weiterbildung Module aus den Bereichen Kommunikation, Medien Die interne Weiterbildung der Stiftung ist an den supmaCneeGr und Organisation angeboten. strategischen Zielen der Organisation ausgerichtet. 2014 stand das Thema « Führungskultur » mit mehre- Weiterbildung als maßgeschneiderte Dienstleistung ren Modulen für Abteilungsleitungen und Mitarbei- GreenCampus macht politische Weiterbildung mit ter/innen mit Führungsaufgaben im Mittelpunkt. einer Vielzahl an Bestellseminaren zu einer maß- geschneiderten Dienstleistung. In den letzten Jah- Trainer/innennetzwerk ren hat GreenCampus in Deutschland und im euro- Gute Trainer/innen sind für die Qualität unserer Wei- päischen Ausland eine Vielzahl an Bestellformaten terbildungsangebote unverzichtbar. Zum ersten Mal umgesetzt. Die positive Bewertung des Angebots hat im Jahr 2014 eine intensive GreenCampus-Som- durch die Teilnehmenden liegt stabil bei knapp 100 merakademie für Trainer/innen stattgefunden. Dort Prozent. Die Themenpalette ist vielfältig: Strategie- standen die Entwicklung neuer Formate, der Praxis- und Verhandlungstrainings, politische Kampagnen transfer von Seminarwissen und der kollegiale Aus- und Krisenkommunikation, Entwicklung politischer tausch im Mittelpunkt. Botschaften und Redenschreiben, Teambuilding und Mediation, Führungskräfte- und Medientrainings sowie Gender- und Diversity-Seminare.

Workshop Spezial Diese Workshops richten sich an einen breiten Kreis von Adressat/innen und dienen neben der Wissens- vermittlung auch dem Austausch zwischen Nicht- regierungsorganisationen, Initiativen, Parteien, Fraktionen, Gewerkschaften, Vereinen, Universi- täten und Unternehmen. Besonders gefragt waren I (v.l.n.r.) Paulina Berndt, Wolfgang die « Workshops Spezial » zum Schreiben politischer Pohl, Friederike Raiser, Maria Reden, Social-Media-Strategien und Diversity Main- Pajonk, Barbara Heitkämper, streaming für Organisationen. Christian Neuner-Duttenhofer

« Eine sehr gut inhaltlich, methodisch und logis - tisch vorbereitete Veranstaltung, aus der alle Teil- nehmer/innen trotz unterschiedlicher Vorkenntnisse mit Erkenntnisgewinn herausgegangen sind. » Link Teilnehmerin des Bestellseminars « Sitzungen und Das gesamte Programm und Diskussionen effektiv leiten » aktuelle Angebote unter: www.greencampus.de T 030 / 285 34-144 77

Archiv Grünes Gedächtnis: Grüne Geschichte zugänglich machen Das Archiv Grünes Gedächtnis dient der historischen Überlieferung der Partei Bündnis 90/ Die Grünen und sammelt die Quellen zur Geschichte der Neuen Sozialen Bewegungen. Es ist das Gedächtnis der Partei und zugleich der Ort, an dem Transparenz hergestellt wird. Die im Archiv gesammelten Unterlagen werden unter Berücksichtigung der notwendigen Schutzregeln der interessierten Öffentlichkeit und der wissenschaftlichen Forschung zur Verfügung gestellt. sinthcdäeGs eünrGv ihcrA eünrGv sinthcdäeGs

I (v. l. n. r.) Birgit Meiners, Imke Böhrnsen, Barbara Bussfeld, Rita Werkmeister, Dagmar Kampf und Regina Michalik auf dem Frauenpolitischen Kongress « Das Ende der Bescheidenheit », Frankfurt, vom 28. –29.6.1986 Foto: Irma Schreiber

Archivnutzung Tagungen In den vergangenen Jahren lag die Zahl der Archiv- Die Ökologiebewegung ist das Standbein bei der besuche zwischen 250 und 450. Nachdem die Besu- Gründung der Grünen gewesen. Es gibt aber zu die- cherzahl im Jahr 2013 bereits angestiegen war, ist ser keine rundum zufriedenstellende historische Dar- sie im vergangenen Jahr noch einmal um 40 Prozent stellung. Deshalb hat das Archiv im vergangenen gewachsen. Diesmal waren es vor allem die Zeithis- November zu einer internationalen Tagung eingela- toriker/innen, die zur guten Nutzung der Archivalien den. « Transformationen der Ökologiebewegung. Von beigetragen haben. Das liegt vor allem an der übli- den Grenzen des Wachstums bis zur Konferenz von chen Schutzfrist von 30 Jahren, die nun bei vielen Rio » – unter diesem Titel gab es fünf Panels zur Vor- Archivalien abläuft: Die Grünen sind in der Zeitge- stellung von Fallstudien zu regionalen und transna- schichte angekommen. tionalen Umweltbewegungen sowie zur Arbeit von Umweltverbänden und Umweltexperten. Archivierungen Die Erschließungsprojekte des Archivs orientie- Kommunalpolitische Weiterbildung ren sich nicht zuletzt an der Nachfrage. Es gab im Die Verbindungen und Berührungspunkte von Frau- Zusammenhang mit dem Pädophilie-Skandal ein enbewegung und Grünen haben wir in einem Zeit- gesteigertes Interesse an den Archivbeständen der zeugengespräch mit Sibylle Plogstedt erörtert. Das Landesverbände. Deren Beschreibung wurde im ver- Interview wird in dem im Herbst 2015 erscheinenden gangenen Jahr vorangetrieben. Außerdem konnten «Jahrbuch Grünes Gedächtnis» veröffentlicht. die Unterlagen des Schwulenreferats der Bundes- tagsfraktion in den 1980er Jahren erworben und ver- Online-Katalog zeichnet werden. Auch zum Frauenreferat der Bun- Ein Projekt, das uns während des ganzen Jahres desgeschäftsstelle mit seiner beinahe vollständigen 2014 beschäftigt hat und noch weiter beschäftigen Dokumentation der Sitzungen der BAG Frauen liegt wird, ist der Aufbau einer neuen Beständeübersicht nun das Findbuch vor. im Rahmen des Archivportals Europa. Davon ver- sprechen wir uns eine deutlich verbesserte Sichtbar- keit des Archivs und seiner Bestände im Internet.

Lesesaal Öffnungszeiten des Lesesaals: Eldenaer Str. 35, 10247 Berlin Mo/Di/Do 9 –17 Uhr, E [email protected] Mi 12– 20 Uhr, Fr 9 – 16 Uhr etsäGe ntenomirP etsäGe omsin eehiki ud ree , Mitbe- Frieden », und Gerechtigkeit « Kommission J Äußerungen in Konflikt mit der Staatsmacht. Im Staatsmacht. der mit Konflikt in Äußerungen Auswirkungen auf das Verhältnis der Europäischen Europäischen der Verhältnis das auf Auswirkungen Union zu Russland. zu Union Investor George Soros und der Europaabgeordneten Soros George Investor und der Europaabgeordneten Literaturtagen. Fischer Joschka über die Ukraine-Krise und deren deren und Ukraine-Krise die über Harms Rebecca Bei Bei uns war sie zu Gast bei den Deutsch-Israelischen hc Whitaker Chico ihr literarisches Schaffen. Einihr Schaffen. literarisches Jahr sie darauf sorgte rechtsanwalt Jurij Mandant Schmidt, er dessen rechtsanwalt war. ter. Bei einer Veranstaltung der Stiftung diskutierte diskutierte ter.der Stiftung Bei einer Veranstaltung ihi Chodorkowskij Michail Das deutsch-brasilianische Atomabenteuer ». deutsche Schriftstellerin, Schriftstellerin, deutsche – Lewitscharoff Sibylle a alter- des Träger und Weltsozialforums des gründer geriet er immer wieder durch kritische politische politische kritische durch wieder immer er geriet 2003 kam Yukos, Ölkonzerns des Chef und garch erhielt im Jahr 2013 den Georg-Büchner-Preis für für Georg-Büchner-Preis den 2013 Jahr im erhielt er im März zusammen mit dem US-amerikanischen US-amerikanischen mit dem zusammen er im März sie sich gegen künstliche Befruchtung aussprach. aussprach. Befruchtung künstliche gegen sich sie e Mtne ehstalcki ud Menschen und « Rechtsstaatlichkeit Matinee der nativen Nobelpreises. nativen Bei Nobelpreises. uns war er im April zu Gast begnadigt und freigelassen. Er war unser Gast bei bei Gast unser war Er freigelassen. und begnadigt mit ihrer Dresdner Rede für Diskussionsstoff, indem indem Rede für Diskussionsstoff, mit ihrer Dresdner würde würde » zur Erinnerung an Menschen- den russischen wegen Steuerhinterziehung in russische Haft. Zuvor Haft. in russische Steuerhinterziehung wegen Integration von Migrant/innen ein. Im Juni hielt sie hielt Juni Im ein. Migrant/innen von Integration tion ia Süssmuth Rita d des Bundestags. Sie setzt sich seit langem für die die für langem seit sich setzt Sie Bundestags. des nisterin für Jugend und Familie sowie Präsidentin Präsidentin sowie Familie und Jugend für nisterin ahr 2013 wurde er nach zehn Jahren überraschend ahr er 2013 überraschend nach Jahren zehn wurde uf der Podiumsdiskussion « Strahlende Geschäfte – « Podiumsdiskussion Geschäfte der uf Strahlende ie Keynote auf unserer Konferenz « Konferenz unserer auf of Migra- Cities ie Keynote 78 – Eine Agenda des für Wohlstands alle ».

CUPltkrn wr Bundesmi- war CDU-Politikerin, – – ehemaliger grüner Außenminis grüner ehemaliger – – Mitglied der brasilianischen brasilianischen der Mitglied – rhrr russi früherer – sc e Oli her - - - 79

Tim Renner – Musikproduzent, Journalist und Autor. Er war Geschäftsführer der Plattenfirma Motor Music und verhalf Bands wie Tocotronic, Rammstein oder Muse zum Erfolg. Seit 2014 ist er Kulturstaatssekretär von Berlin. Bei uns hielt er die Keynote bei der Veranstaltung « Schauspiel im Lives- tream – Fluch oder Segen? ».

Foto: Karola Riegler

Gesche Joost – Leiterin des Design Research Lab an der Universität der Künste und Internetbotschaf- terin der Bundesregierung, sie setzt sich für einen besseren Schutz der Privatsphäre ein. Sie hielt die Keynote auf unserer Konferenz « netz:regeln 2014. Verantwortung in der digitalen Gesellschaft ».

Madeleine Rees – Generalsekretärin der Internatio- nalen Frauen-Liga für Frieden und Freiheit (WILPF). Als Rechtsanwältin setzt sie sich für Menschenrechte ein und ist insbesondere an Gleichstellungsprojekten beteiligt. So engagiert sich Rees für die Inklusion von Frauen in die Friedenspolitik. Sie war zu Gast bei un- serem Fachgespräch « Frauen an die Friedenstische ». ProminenteGäste

Rob Hopkins – Mitgründer des Transition Network. Die Transition-Bewegung will Kommunen für den Übergang in eine postfossile, relokalisierte Wirt- schaft fit machen. Hobkins stellte bei uns sein Buch « Einfach. Jetzt. Machen! Wie wir unsere Zukunft selbst in die Hand nehmen » vor. Er schildert darin anhand zahlreicher Beispiele, wie man Probleme vor Ort identifiziert, Lösungen entwickelt und Mitmen- schen mobilisiert, frei nach dem Motto: « Mit lokalem Tun die Welt verändern ».

Ines Geipel – Schriftstellerin und Vorsitzende des Doping-Opfer-Hilfevereins. Ines Geipel war im Jahr 2.000 eine der Nebenklägerinnen im Prozess gegen den wegen systematischen, planmäßigen Dopings verurteilten ehemaligen DDR-Sportchef Manfred Ewald. In Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stif- tung fand im Januar das Symposium « Von Glanz und Risiken – Elitekörper in Deutschland, Schadensbi- lanz und Zukunftsprognose» zu Ehren Prof. Dr. Wer- ner Franke statt, dem die Heidi-Krieger-Medaille Foto: (c) dpa verliehen wurde. 80

I Dr. Livia Cotta, Geschäftsführerin der Heinrich-Böll-Stiftung Foto: hbs

Finanzielle Rahmenbedingungen Das erste Halbjahr 2014 war geprägt von Unsi- desstiftung sowie der Rahmenkooperationsvertrag cherheit über die finanziellen Rahmenbedingungen und die Geschäftsordnung mit den Landesstiftungen der Stiftung, bedingt durch die vorläufige Haus- wurden entsprechend angepasst. Mit dieser Reform haltsführung nach der Bundestagswahl 2013. Erst ist ein Meilenstein für die weitere Arbeit im Stif- im Juli beschloss der über den Haushalt tungsverbund erreicht. 2014. Im September konnten wir nach zähen Ver- ntemeganamgsuntfitS handlungen mit den anderen politischen Stiftungen Wirtschaftliche Entwicklung den Verteilungsschlüssel für die kommende Legisla- 2014 verfügte die Stiftung über rund 55 Millionen turperiode (+1 Jahr) vereinbaren, so dass nun eine Euro für die Erfüllung des politischen Bildungsauf- der Variablen für die mittelfristige Finanzplanung trags. Diese Einnahmen ermöglichen unter anderem 2015 bis 2018 gesetzt ist. Die Erfahrungen aus die- Investitionen zum Beispiel in die IT-Infrastruktur. ser Verhandlungsrunde unterstreichen einmal mehr, Damit stellen wir sicher, dass wir auch künftig unsere wie unbefriedigend das Fehlen einer transparenten, inhaltliche Arbeit mit moderner Ausstattung ver- nachvollziehbaren Verteilungsformel zwischen den wirklichen und unseren Mitarbeiter/innen attraktive politischen Stiftungen ist. Unser Plädoyer für eine Arbeitsplätze bieten können. Circa 1 Prozent unse- Gemeinschaftsinitiative für ein Stiftungs(finanzie- rer Projektmittel erhalten wir von der Europäischen rungs)gesetz halten wir deshalb immer wieder. Union und über 8 Prozent in Form von Sondermit- teln – zum Beispiel für die Ukraine – aus verschiede- Zusammenarbeit im Stiftungsverbund nen Ministerien. Vor allem die Sondermittel stellen Die Zuwendungen sind in Summe weiter gestiegen uns vor Herausforderungen, da sie Möglichkeiten der und bilden eine solide Basis für die vielfältige Ar- politischen Einflussnahme bergen und hohen Bear- beit der Stiftung. So auch für die Neuregelung der beitungsaufwand mit sich bringen. Unsere Wirt- finanziellen Zusammenarbeit im Verbund mit den schaftsprüfer bestätigen uns einen ordnungsgemä- Landesstiftungen. Denn dort ist es gelungen, eine ßen Umgang mit den uns anvertrauten Mitteln. Um transparente, nachvollziehbare Verteilungsformel auch weiterhin diesem hohen Anspruch an die strate- aufzustellen. Seit Mai 2014 haben die 16 Landes- gische Steuerung der Mittel gerecht zu werden, wol- stiftungen und die Bundesstiftung in einem sehr len wir unsere Instrumente dafür weiter ausbauen. konstruktiven Prozess ein neues Modell zur Global- mittelweiterleitung der Bundesstiftung an die Lan- Organisationsentwicklung desstiftungen entworfen: Die Bundesstiftung lei- Die Standardisierung von Infrastruktur und Ar- tet auf dieser Grundlage ab 2015 20 Prozent ihrer beitsorganisation unserer Auslandsbüros ist in vol- Globalmittel des Bundesministeriums des Innern an lem Gange, und der Anschluss der einzelnen Büros die Landesstiftungen weiter. Die Satzung der Bun- an das stiftungsweite Buchhaltungssystem erfolgt nach Zeitplan, sodass 2015 alle Büros angebunden sein werden. In der Finanzabteilung haben wir un- sere Strukturen und Prozesse feinjustiert, um auch dort den steigenden Anforderungen weiterhin ge- TuWas-Stiftung recht zu werden. Das Jahr 2014 stand außerdem 2013 wurde die TuWas-Stiftung für Gemeinsinn mit ganz im Zeichen des Strategieprozesses, mit dem großem ehrenamtlichen Engagement der Freundin- wir 2013 begonnen haben (s. S. 86). Ebenfalls 2014 nen und Freunde der Heinrich-Böll-Stiftung ins Leben haben wir Verhandlungen aufgenommen zu einem gerufen. Das Stiftungskapital beträgt derzeit rund Haustarifvertrag. Gelingt 2015 der Abschluss, ist 82.000 Euro. Um etwas bewirken zu können, braucht dies der erste Tarifvertrag in der Geschichte der die TuWas-Stiftung noch viele Zustifter/innen und Heinrich-Böll-Stiftung und ein weiterer Meilenstein Spenden. Mehr In for m ation e n? www.tuwasstiftung.de für die Stiftung. 81

Organe des Vereins: Für die Ausführung der laufenden Verwaltung des – die Mitgliederversammlung – der Aufsichtsrat – der Vorstand – der Frauenrat Vereins ist die Geschäftsführerin verantwortlich. Sie gewährleistet die Einhaltung der rechtlichen Be- Die Mitgliederversammlung ist das oberste Be- stimmungen und stellt die für Vorstand und Bereichs- schlussfassungsorgan der Stiftung. Sie setzt sich leitungen notwendigen Werkzeuge, Daten und Res- zusammen aus 49 Personen, davon je vier Personen sourcen für alle administrativen Entscheidungen zur aus der Bundespartei und der Bundestagsfraktion Verfügung. Sie führt auch die Unternehmensdienste. Bündnis 90 / Die Grünen, 16 Personen aus den Lan- Der Aufsichtsrat hat die Aufsicht über die Tätigkeit desstiftungen (eine Person je Landesstiftung) und des Vorstandes inne. Er besteht aus neun Personen 25 weitere Personen aus dem Kreis der Freundinnen (die Mitgliederversammlung wählt aus ihren Reihen und Freunde der Heinrich-Böll-Stiftung. Die Wahl- sieben, die hauptamtlichen Mitarbeiter/innen zwei periode für die Mitgliedschaft beträgt vier Jahre. Personen), die für die Dauer von vier Jahren gewählt Der Vorstand ist hauptamtlich tätig und umfasst werden. aktuell zwei Personen. Jedes Vorstandsmitglied Der Frauenrat wird von der Mitgliederversamm- wird für die Dauer von fünf Jahren gewählt. Das Vor- lung gewählt und ist ihr gegenüber rechenschafts- schlagsrecht steht dem Aufsichtsrat zu. Mitglieder pflichtig. Er setzt sich aktuell aus neun Frauen der Mitgliederversammlung können Vorschläge für zusammen, deren Amtszeit vier Jahre beträgt. Der die vom Aufsichtsrat zu erstellende Liste einreichen. Frauenrat unterstützt frauenpolitische Ziele der Der Vorstand verantwortet die strategische Ausrich- Stiftung und die Umsetzung der Gemeinschaftsauf- tung der Stiftung. Er beschließt über die Gesamtzie- gabe Geschlechterdemokratie nach innen und außen. le, Strategien, Visionen, übergreifenden Programme Eine einmalige Wiederwahl in die Mitgliederver- und Projekte sowie die Positionierung der Stiftung in sammlung, den Aufsichtsrat und den Frauenrat ist der Öffentlichkeit und die Kommunikationsstrategie. möglich.

Die Prüfung unseres Jahresabschlusses durch unab- der Sicherheit erkannt werden. Bei der Festlegung hängige Wirtschaftsprüfer erfolgt in der Regel in der der Prüfungshandlungen werden die Kenntnisse über zweiten Jahreshälfte des Folgejahres, da die Zusam- die Geschäftstätigkeit und über das wirtschaftliche menstellung aller Daten unserer Arbeit im In- und und rechtliche Umfeld des Vereins sowie die Erwar- Ausland recht zeitaufwendig ist. Zu Redaktions- tungen über mögliche Fehler berücksichtigt. Im Rah- schluss lag der Bericht für 2014 noch nicht vor. Wir men der Prüfung werden die Wirksamkeit des rech- dokumentieren daher hier den Prüfungsbericht des nungslegungsbezogenen internen Kontrollsystems Stiftungsmanagement Vorjahres: sowie Nachweise für die Angaben in Buchführung, Jahresabschluss und Lagebericht überwiegend auf Jahresabschluss zum 31. Dezember 2013 der Basis von Stichproben beurteilt. Bestätigungsvermerk des Abschlussprüfers Die Prüfung umfasst die Beurteilung der ange- wandten Bilanzierungsgrundsätze und der wesent- Wir haben den Jahresabschluss – bestehend aus lichen Einschätzungen der gesetzlichen Vertreter Bilanz, Gewinn- und Verlustrechnung sowie Anhang – sowie die Würdigung der Gesamtdarstellung des Jah- unter Einbeziehung der Buchführung und den Lage- resabschlusses und des Lageberichts. Wir sind der bericht des Heinrich-Böll-Stiftung e.V., Berlin, für Auffassung, dass unsere Prüfung eine hinreichend das Haushaltsjahr vom 1. Januar bis zum 31. Dezem- sichere Grundlage für unsere Beurteilung bildet. ber 2013 geprüft. Die Buchführung und die Aufstel- Unsere Prüfung hat zu keinen Einwendungen geführt. lung von Jahresabschluss und Lagebericht nach den Der Jahresabschluss entspricht nach unserer deutschen handelsrechtlichen Vorschriften liegen in Beurteilung aufgrund der bei der Prüfung gewon- der Verantwortung der gesetzlichen Vertreter des nenen Erkenntnisse den gesetzlichen Vorschriften Vereins. Unsere Aufgabe ist es, auf der Grundlage und vermittelt unter Beachtung der Grundsätze ord- der von uns durchgeführten Prüfung eine Beurteilung nungsmäßiger Buchführung ein den tatsächlichen über den Jahresabschluss unter Einbeziehung der Verhältnissen entsprechendes Bild der Vermögens-, Buchführung und über den Lagebericht abzugeben. Finanz- und Ertragslage des Vereins. Der Lagebe- Wir haben unsere Jahresabschlussprüfung nach richt steht in Einklang mit einem den gesetzlichen § 317 HGB unter Beachtung der vom Institut der Vorschriften entsprechenden Jahresabschluss, ver- Wirtschaftsprüfer (IDW) festgestellten deutschen mittelt insgesamt ein zutreffendes Bild von der Lage Grundsätze ordnungsmäßiger Abschlussprüfung vor- des Vereins und stellt die Chancen und Risiken der genommen. Danach ist die Prüfung so zu planen und zukünftigen Entwicklung zutreffend dar. durchzuführen, dass Unrichtigkeiten und Verstöße, die sich auf die Darstellung des Jahresabschlusses RBS RoeverBroennerSusat GmbH & Co. KG unter Beachtung der Grundsätze ordnungsmäßiger Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Buchführung wesentlich auswirken, mit hinreichen- Steuerberatungsgesellschaft Berlin, den 7. November 2014 82

Bilanzen nach HGB 2012 und 2013 (alle Zahlen in Euro)

Aktiva

Anlagevermögen 31. Dezember 2012 31. Dezember 2013

Immaterielle Vermögensgegenstände Entgeltlich erworbene Konzessionen, gewerbliche Schutzrechte und ähnliche Rechte und Werte sowie Lizenzen an solchen Rechten und 382.082 460.537 Werten* geleistete Anzahlungen auf Software* 0 32.368

Sachanlagen Grundstücke, einschließlich der Bauten auf fremden Grundstücken* 15.854.807 16.315.559 Betriebs- und Geschäftsausstattung* 1.959.070 2.119.485 Betriebs- und Geschäftsausstattung, Verein 1 1 geleistete Anzahlungen und Anlagen im Bau* 0 36.041

Finanzanlagen Sonstige Ausleihungen, Kautionen 64.457 48.313 Wertpapiere festverzinslich 50.000 150.000 Sonstige Wertpapiere 119.826 19.706

Umlaufvermögen Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände 9.946.225 6.080.152 Kassenbestand und Guthaben bei Kreditinstituten 7.274.038 7.386.633

Rechnungsabgrenzungsposten 254.992 388.349 Summe der Aktiva 35.905.498 33.037.144

Passiva

Vereinsvermögen Vereinsvermögen 184.702 184.702 Stiftungsmanagement Rücklagen 332.382 253.994 Ergebnisvortrag 170.379 78.388

Sonderposten aus Zuwendungen Sonderposten aus Zuwendungen zum Anlagevermögen 15.384.851 15.921.098 Sonderposten aus Zuwendungen zu Kautionen 64.457 48.314

Rückstellungen Steuerrückstellungen 0 8.200 Sonstige Rückstellungen 1.191.429 975.762

Verbindlichkeiten Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten 2.807.763 0 Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen 960.248 4.149.407 Verbindlichkeiten gegenüber Projektpartnern 460.810 253.643 Verbindlichkeiten gegenüber Zuwendungsgebern 158.284 27.997 Sonstige Verbindlichkeiten 387.077 397.811 - davon im Rahmen der sozialen Sicherheit 17.719 Euro - davon aus Steuern 55.969 Euro

Rechnungsabgrenzungsposten 13.803.116 10.737.828 Summe der Passiva 35.905.498 33.037.144

* zuwendungsfinanziert 83

Vorläufige Einnahmen-Ausgaben-Rechnung 2014(alle Zahlen in Euro)

Berichtsjahr vom 1. Januar bis 31. Dezember 2014 lfd. Jahr Berichtsjahr Vorjahr Stand: 27. März 2015 (2015) (2014) (2013) Planzahlen Vorläufiges IST IST Einnahmen Globalmittelhaushalt* 20.171.516 18.391.910 17.035.358 Einnahmen anderer Zuwendungsbereiche 39.756.674 36.296.856 33.891.070 Einnahmen Drittmittel 225.133 219.881 296.937 Summe der Einnahmen 60.153.323 54.908.647 51.223.365

Personalausgaben 15.717.400 13.361.164 13.080.837 Sachausgaben 3.005.000 2.778.646 2.827.425 Investitionen 550.000 413.509 298.670 Fachausgaben aus Globalmitteln 1.818.000 1.506.079 1.633.411 Weiterleitung an Landesstiftungen 2.502.096 2.169.235 2.194.525 Ausgaben für Stipendiat/innen 10.009.544 9.533.962 8.109.448 Ausgaben Drittmittel (ohne Personalkosten) 189.133 128.054 196.381 Projektmittel Ausland (BMZ, AA) und Projektmittel EU 24.752.730 23.060.998 22.241.886 Summe der Ausgaben 58.543.903 52.951.647 50.582.583 Mittelübertrag 1.609.420 1.957.000 640.782

Vereinseinnahmen 300.000 227.470 472.058 Vereinsausgaben 275.000 204.830 301.679 Vereinsergebnis 25.000 22.640 170.379

* einschließlich des Mittelübertrages aus dem Vorjahr BMZ: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung AA: Auswärtiges Amt ungsmanagement Stift Einnahmen und Ausgaben 2014 Drittmittel Die Heinrich-Böll-Stiftung e. V. finanziert sich fast 0,4% ausschließlich aus öffentlichen Zuwendungen. Im Berichtsjahr 2014 betrugen die Einnahmen insge- Globalmittelhaushalt samt 54,9 Mio. Euro. 33,5% Knapp die Hälfte der Ausgaben entfällt auf die internationale Tätigkeit der Stiftung. Das Vereins- Einnahmen ergebnis wird für das Jahr voraussichtlich 22.640 54.908.647 Euro Euro betragen. Die weitere Tätigkeit der Stiftung ist grundsätzlich durch mittelfristige Finanzzusagen Andere Zuwen- seitens der Zuwendungsgeber gesichert. dungsbereiche 66,1%

Personalkosten

25,23% 43,79% Internationale Tätigkeit

Ausgaben 52.951.647 Euro 5,25% Sachkosten Investitionen 0,78% 18% 6,95%

Ausgaben für Stipendiat/innen Politische Bildung Inland 84

2011 2012 Internationale Zusammenarbeit 2014 Die Projektmittel für die Internationale Zusam- menarbeit betrugen im Jahr 2014 etwas mehr als 27 Mio. Euro. In der nebenstehenden Grafik werden nur die durch die Abteilung Internationale Zusammenarbeit verausgabten Mittel dargestellt. Etwa 210.000 Euro wurden durch andere Abteilungen bzw. Organisationseinheiten der Stif- tung verausgabt. Rund 200.000 Euro flossen in

(MENA) (MENA) das Stiftungsprojekt « Navision Roll » out in die Auslandsbüros . Diese Mittel sind in der Grafik ebenso nicht aufgeführt. Der größte Mittelgeber ist das Bundesmi- 2013 2014 nisterium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) mit ca. 22,8 Mio. Euro. Darin enthalten sind neben den regulären Pro- grammmitteln auch ca. 822.000 Euro für Klima- schutzmaßnahmen in Entwicklungsländern sowie ca. 215.000 Euro für Sondermittel für syrische Flüchtlinge. Die Stiftung erhielt vom Auswärtigen Amt ca. 1,344 Mio. Euro und zusätzlich für die Sonder- (MENA) (MENA) programme Griechenland und für Transforma- tionsmittel Tunesien und Marokko insgesamt ca.

Afrika (AF) 750.000 Euro. Asien (AS) Lateinamerika (LA) Die akquirierten EU-Mittel wurden in Höhe Nahost und Nordafrika (MENA) Europa (EU) von ca. 950.000 Euro für Projekte in Nahost und Themenreferate (TR) Nordafrika (MENA-Region), für überregionale Projekte im Rahmen von Eco Fair Trade und in Südosteuropa und Europa eingesetzt.

Demokratie, Kultur, Internationale Zusammenarbeit Gesellschaftspolitik / Politische Bildung Inland 2014 Stiftungsmanagement Beteiligung in der Institute (Grüne Aka- Für die politische Bildungsarbeit im Inland hat die 9% digitalen Gesellschaft demie, Archiv GG, GWI, Heinrich-Böll-Stiftung 2014 rund 1.506.000 Euro GreenCampus) verausgabt. Diese Mittel flossen in die Projektarbeit 31% 17% (Veranstaltungen, Publikationen, Dossiers). Die pro-

Summe zentuale Verteilung der Mittel auf die Themen ist aus 1.506.000 der Grafik ersichtlich. Außerdem werden Fachmit- 10% Publikationen / tel für Projekte der Weiterbildungsakademie Green Öffentlichkeits- Campus und der Grünen Akademie sowie für die 16% arbeit Herausgabe von Büchern verausgabt. Zudem leitete 17% Nachhaltigkeit, Bildung, Soziales, Migration / die Stiftung im Jahr 2014 rund 2,169 Mio. Euro für Kommunales, Antworten auf den demogra- die regionale politische Bildungsarbeit an die Lan- Ökonomie/Szenarien fischen Wandel desstiftungen weiter. für eine ökologische Wende Stipendien und Projektmittel des Studienwerks nach Mittelgebern 2014 Das Studienwerk der Heinrich-Böll-Stiftung erhält AA 803.833 Zuwendungen aus dem Bundesministerium für Bil- dung und Forschung (BMBF) und aus dem Auswär - tigen Amt (AA). Im Jahr 2014 konnten insgesamt 1.251 Stipendiatinnen und Stipendiaten gefördert Summe 10.650.769 werden, davon 1.026 Studierende und 225 Promo- vierende. 228 deutsche und internationale Studie- rende und Promovierende konnten 2014 neu in die Förderung aufgenommen werden. Darüber hinaus BMBF 9.846.936 beteiligte sich die Stiftung auch wieder am « Inter- nationalen Parlaments-Stipendium » des Deutschen Bundestages. 85

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Vorstand/ Heinrich-Böll-Stiftung Geschäftsführung Zum 31.12.2014 beschäftigte die Heinrich-Böll-Stif- VS/GF zugeordnete tung 249 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Davon Internationale 3 Organisationseinheiten Zusammenarbeit waren 74 Prozent Frauen. In unseren internationa- 24,91 len Büros werden die 28 entsendeten Büroleitungen 54,69 von ca. 370 Ortskräften unterstützt. Die Stiftung Kommunikation / bietet ihren Mitarbeitenden vielfältige, zeitgemäße Konferenzzentrum und spannende Arbeitsfelder: in der politischen Bil- 19,95 Insgesamt dungsarbeit im In- und Ausland, den internen Diens- 180,8 Vollzeitstellen* ten wie zum Beispiel dem Veranstaltungsmanage- ment, den technischen Diensten und der Verwaltung. 14,34 5,95 *Aggregierte Finanzen Auch Menschen mit Behinderungen einzustellen, ist Vollzeitstellen Archiv Grünes 31.12.2014 uns ein wichtiges Anliegen. Die Diversität der Mit- Gedächtnis 5,86 17,76 arbeiterinnen und Mitarbeiter, sei es in Bezug auf 10,83 Personal Ausbildung, Berufs- und Lebenserfahrung, Alter, Studienwerk 23,51 Geschlecht, ethnische Herkunft oder sexuelle Orien- IT/Technische Dienste tierung, gehört zu den Stärken unserer Stiftung. Politische Bildung Inland 12 Prozent unserer Mitarbeitenden haben einen Migrationshintergrund. 7,7 Prozent aller Mitarbei- tenden sind schwerbehindert.

Work-Life-Balance In der Heinrich-Böll-Stiftung ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie selbstverständlicher Bestand- teil der Personalpolitik, sei es zur Wahrnehmung von Pflegezeiten oder für die Aufgaben als Eltern. Über meist flexible Gestaltungsmöglichkeiten in der Arbeitszeit werden individuelle Lösungen möglich. Teilzeitbeschäftigung und/oder Freistellung (bei- spielweise Elternzeit) bieten für einen Großteil der Belegschaft einen Weg, Privatleben und Beruf bes- Stiftungsmanagement B %) (19 20 C %) (15 16 ser zu vereinbaren. Auf über 60 Telearbeitsplätzen A %) (66 71 kann von zu Hause aus gearbeitet werden. Unsere Mitarbeitenden können das W-Lan und Internet Vollzeit 114 (52 %) Teilzeit 107 (48 %) der Stiftung auch privat nutzen. Es gibt Maßnah- men der Gesundheitsförderung und sehr gut aus- A TZ mit mehr als 50 % B TZ bis 50 % der C studentische der vollen Arbeitszeit vollen Arbeitszeit TZ-Beschäftigte gestattete Arbeitsplätze. Soweit dies nicht mit den betrieblichen Belangen kollidiert, fördert die Stif- tung wo immer möglich die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben unter Berücksichtigung der indivi- duellen Interessen von Mitarbeiter/innen.

Personalentwicklung Erklärtes Ziel der Personalentwicklung ist es, hoch- Individuelle Zuwendungsrecht qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mög- Weiterbildungen lichst entsprechend ihrer Fähigkeiten und Potenziale 54 29 EDV-Seminare andere Themen (Schwerpunkt Navision 2009) einzusetzen und in den auf unseren Positionen erfor- (u. a. Moderation, Arbeits- und Tarifrecht, Steuerrecht, Reise- 123 derlichen Fähigkeiten weiterzubilden. kostenrecht)

– Vermittlung von Führungskompetenz 182 Insgesamt Gender- und 23 751 Weiterbildungen* Diversity-Training – Q ualifizierung im Organisationsmanagement (Projekt - management, Teamentwicklung) * jeweils Qualifizierungs- maßnahmen nach Anzahl – V ertiefung von Fremdsprachenkenntnissen, insbesondere Englisch 14 der Teilnehmenden Sprachkurse 159 – Durchführung von Workshops zu Gender & Diversity 35 Englisch Andere genderbezogene – Vertragsgestaltung 85 47 Weiterbildungen – V ermittlung von Basisqualifikationen (EDV-Schulungen, Vertragsgestaltung Zuwendungsrecht) mit Urheberrecht Teambildung Führung – Förderung individueller berufsbegleitender Weiterbildungen 86

Analysen unter Mitwirkung aller Abteilungen

Finanzen Stakeholder Mitbewerber Schwächen/ Trends/ Stärken Umwelt

AG Gemein- AG Digitale schaftsaufgabe Medien

Szenarien

Strategie Der Prozess zur Strategie 2020 Strategie zur Prozess Der

Umsetzung (2015 – 2020) –

I Prozess zur Strategie 2020

Der Prozess zur Strategie 2020 Analyse unserer internen Finanzströme. Zahlreiche

I Seit der Stiftungsreform 1996 und dem folgen- Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben ihre Ideen Stiftungsmanagement den Neuaufbau in Berlin sind wir einen weiten Weg eingebracht, beispielsweise in Abteilungs- und über- gegan gen. Das gilt für die politische Bildung im greifenden Workshops, in der Steuerungs gruppe Inland wie für die internationale Arbeit, unsere In- oder einer der verschiedenen Arbeitsgruppen. In ei- ternetpräsenz, die Publizistik oder das Studienwerk. nem zweitägigen Workshop entwickelten Vorstand, Unser Stiftungshaus im Herzen ist eine erste Geschäftsführung, Leitungen und Mitarbeiter/innen Adresse für Tagungen, Debatten und kulturelle Ver- aus jedem Bereich gemeinsam mit Vertreter/in- anstaltungen geworden. Auch unsere administrati- nen der Landesstiftungen und unserer Gremien und ven Prozesse wurden über die Jahre immer professio- Organe Szenarien für die Welt im Jahr 2020 und wel- neller. Die Kooperation mit den Landesstiftungen ist che Rolle die Stiftung darin einnehmen könnte. enger als je zuvor. Am Ende dieses Prozesses steht die Strategie Um auch künftig gesellschaftliche Diskurse zu 2020, die von der Mitgliederversammlung 2015 ver- prägen, haben wir 2013 einen Prozess für die Ent- abschiedet werden wird. Sie wird die Richtschnur für wicklung einer Strategie 2020 begonnen, in den 2014 die Programmplanung, Arbeitsweise, Organisati- viel Zeit und Energie geflossen sind. Wir fragten onsentwicklung, Personalpolitik und Finanzplanung uns und unser Umfeld kritisch: Wie sollte die Hein- der Stiftung in den kommenden Jahren sein. Wir rich-Böll-Stiftung inhaltlich und strukturell aus- danken allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, der gerichtet sein, um unter veränderten Bedingungen Projektleitung sowie allen Beteiligten aus unserem auch in Zukunft erfolgreich zu sein? In einem breit Umfeld, den Gremien, Organen und Landesstiftun- angelegten partizipativen Prozess führten wir meh- gen für ihr engagiertes Mitwirken in dem ersten stif- rere Analysen durch: SWOT-, Umfeld-, Stakehol- tungsweiten Strategieprozess dieser Art! der- und Mitbewerberanalyse sowie eine umfassende 87

II Schumannstraße 8 Foto: Jan Bitter

Ressource/ 2010 2011 2012 2013 2014 Jahr

Energie in kWh 415.800 426.404 427.119 423.832 402.384

Wasser in m3 5.706 6.458 5.700 5.988 4.666

Wärme/Heizung 255.369 250.000 195.777 251.760 235.145 in kWh Anzahl Papier- 1.265.271 1.098.001 1.064.462 1.000.965 1.000.988 seiten

Bürokosten 18.187 17.839 17.106 16.439 16.813

III Ressourcenverbrauch der letzten fünf Jahre Stiftungsmanagement – 8 Schumannstraße

Unser Gebäude in der Schumannstraße tektonische Konzept des Gebäudes setzt eine Viel-

II Unser Haus in der Schumannstraße 8 hat sich als zahl von neuartigen Komponenten um: die Nutzung gute Adresse für Tagungen, Debatten und kulturelle der Serverabwärme zum Beheizen der Büros, vier- Veranstaltungen im Herzen der Hauptstadt etab- fach verglaste und als Hitzeschutz getönte Schei- liert. Auf unserer Beletage ist ständig etwas los: ben, eine intelligente Steuerung der Jalousien – sie 2014 hatten wir allein 538 eigene Veranstaltungen, stellt sich nach Außentemperatur und Lichteintrag hinzu kamen 71 externe Vermietungen. Die moderne automatisch optimal ein – sowie das selbstständige

Architektur gefällt vielen. Auch das innovative Ener- Belüftungskonzept durch den Einsatz von CO2-Füh- giekonzept stößt auf reges Interesse. Berufstätige lern u. v. m. Zum Energiesparkonzept gehört, dass und studierende Architekt/innen, Energietechniker/ im gesamten Gebäude keine Lichtschalter einge- innen sowie politische Entscheider/innen lassen sich baut sind, sondern die Beleuchtung der Räume über gerne durch das Gebäude führen. Dabei ist das in- Bewegungsmelder bedarfsgerecht gesteuert wird. ternationale Interesse nach wie vor groß: Von den Die Entwicklung der Verbrauchswerte korreliert 23 Hausführungen im Jahr 2014 fanden 10 für inter- mit der Zahl der Arbeitsplätze und Veranstaltun- nationales Publikum statt, darunter Experten/innen gen. Unsere Werte liegen weit unter denen von kon- aus Brasilien, Südafrika, Belarus und China. ventionell gebauten Bürogebäuden. Auch im lau- fenden Betrieb des Stiftungshauses werden weitere Das Energiekonzept kleinere energiesparende Maßnahmen umgesetzt, 2 III Bei einer Bruttogeschossfläche von 6.969 m fielen z. B. in der Steuerung der Aufzüge, mit der Leer- 2014 rund 180 Euro/m2 Kosten für Heizung und fahrten minimiert werden, oder durch die Optimie- Kühlung an – statt 210 Euro/m2 bei konventionellen rung der Einstellungen des Lüftungssystems unserer Geschäftsgebäuden. Das energetische und archi- Veranstaltungsetage. 88

Gremien (Stand 31.12.2014) Mitgliederversammlung Mitglieder Grüne Akademie Dr. Christine Schwarz Hartmut Bäumer Prof. Dr. Claudia von Braunmühl Stephan Schilling Klaus Baumgärtner Prof. Dr. Hubertus Buchstein Dr. Simone Schwanitz Carlos Becker Prof. Dr. Heinz Bude Dr. Kirsten Selbmann-Lobbedy Martin Berger Reinhard Bütikofer – MdEP Prof. Dr. Sandra Seubert Prof. Dr. Thomas Christaller Peter Siller Dr. – MdB Prof. Dr. Dr. h.c. Michael Daxner PD Dr. Rudolf Speth Kajo Breuer Prof. Dr. Simone Dietz Prof. Dr. Tine Stein Dr. Gülay Caglar Dr. Christine Dörner Prof. Dr. Richard Stöss Prof. Dr. Claudia Dalbert – MdL Dr. Thea Dückert PD. Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn Katja Dörner – MdB Dr. Petra Eggers Rena Tangens Dr. Carolin Emcke Dr. Christoph Egle Dr. Thorsten Thiel Dr. Naika Foroutan Rainer Emschermann Stefan Tidow Ulrike Gauderer Jan Engelmann Dr. Ellen Ueberschär – MdA Anke Erdmann – MdL Prof. Dr. Berthold Vogel Prof. Dr. Joachim Gessinger Stephan Ertner Sybille Volkholz Leonore Gewessler Prof. Dr. Adalbert Evers Prof. Dr. Christiane Voss – MdHB PD Dr. Rainer Forst Mathias Wagner – MdL Dr. Georgia Franzius Prof. Dr. Gabriele Wilde Britta Haßelmann – MdB Ralf Fücks Prof. em. Helmut Wiesenthal Dr. Dietrich Herrmann Anna-Catharina Gebbers Fachbeirat Nord-Süd Michaele Hustedt – MdB Dr. Muriel Asseburg Dr. Christa Karras Prof. Dr. Brigitte Geissel Dr. Achim Brunnengräber Michael Kellner – BuVo Karsten Gerlof Hans-Jürgen Burhardt Leo Klotz Prof. Dr. Arnim von Gleich Prof. Dr. Ulf Engel Elisabeth Krausbeck Adrienne Goehler Thilo Hoppe Erik Lohse Cristina Gómez Barrio Sebastian Kasack Chris Ludwig Prof. Dr. Stefan Gosepath Michael Krempin Christoph Meertens Dr. Sigrid Graumann Lotte Leicht Prof. Dr. Dirk Messner Prof. Dr. L. Horst Grimme Sabine Meyer Daniel Mittler Melanie Haas Melanie Müller Alexander Müller Robert Habeck – Minister Dr. Roger Peltzer Klaus Müller Rebecca Harms – MdEP Dirk Scheelje Özcan Mutlu – MdA Dr. Dietrich Herrmann Dr. Imme Scholz Mona Neubaur Dr. Paula Marie Hildebrandt Anja Senz Friederike Pokatis Imma Hillerich Dr. Karl-Heinz Stecher Katrin Rabus Dr. Jeanette Hofmann Fachbeirat Europa/Transatlantik Irene Reifenhäuser Prof. Dr. Rahel Jaeggi Eltje Aderhold Gremien Katrin Rönicke Pico Jordan Norbert Schellberg PD Dr. Otto Kallscheuer Dr. Annegret Bendiek Stefanie Schiffer Dipl. -iur, Prof. Dr. Bertram Lomfeld – MdB Heike Schiller Sibylle Knapp Reinhard Bütikofer – MdEP Dr. Fritjhof Schmidt Dr. Regina Kreide Rainer Emschermann Dr. Prof. Dr. Georg Krücken Dr. Ulrike Guérot Prof. Dr. Tine Stein Prof. Dr. Rainer Kuhlen Jost Lagendijk Malti Taneja Prof. Dr. Bernd Ladwig Dr. Helmut Lippelt Dr. – MdB Dr. Birgit Laubach Brigitte Luggin Dr. Andreas Weber PD Dr. Susanne Lanwerd Michael Wedell Adriana Lettrari Dr. Martin Rocholl Prof. Dr. Michael Zürn PD Dr. Reinhard Loske Daniela Schwarzer Stipendiatische Vertreterinnen Dr. Linda-Marie Ludwig Jan Seifert und Vertreter: Dr. Willfried Maier Rainder Steenblock Christoph Aust Nicole Maisch – MdB Dr. Constanze Stelzenmüller Ha Linh Tran Thi Christoph Meertens Sylke Tempel Alma Kolleck Prof. Dr. Christoph Menke Viola von Cramon Ulrike Ziegermann Prof. Dr. Sigrid Meuschel Dr. Elisabeth Weber Aufsichtsrat Dr. Jan C. Minx Fachbeirat Studienwerk Alexander Baasner Prof. Dr. Christoph Möllers Dr. Vanessa Aufenanger Prof. Dr. Joachim Gessinger Johannes Moes Dr. Frieder Dittmar Britta Haßelmann – MdB Dr. Michael Münter Prof. Dr. Anita Engels Michael Kellner – BuVo Dr. Carsten Neßhöver Stephan Ertner Christoph Meertens Dr. Gero Neugebauer Kai Gehring – MdB Alexander Müller Prof. Dr. Frank Nullmeier Ulrike Gote – MdL Ingrid Spiller Dr. Ralph Obermauer Prof. Dr. Uta Klein Prof. Dr. Tine Stein Prof. Dr. Prof. Dr. Peer Pasternack Malti Taneja Dr. Arnd Pollmann Prof. Dr. Marco Rieckmann Frauenrat Dr. Andreas Poltermann Krista Sager – MdB Dr. Sigrid Arnade Prof. Dr. Ulrich K. Preuß Dr. Ruth Seidl – MdL Kattrin Bauer Prof. Dr. Lothar Probst Dr. Thorsten Wilhelmy Birgit Dederichs-Bain Prof. Dr. Dr. Franz J. Radermacher Mechtild M. Jansen (Sprecherin des FR) Prof. Dr. Juliane Rebentisch Nina Katzemich Dieter Rulff Stefanie Lohaus Dr. Thomas Rixen Prof. Dr. Cäcilia Rentmeister Krista Sager – MdB Cornelia Sperling Prof. Dr. Thomas Saretzki Judith Strohm – MdB Koordinationsgremium des Freundeskreises Prof. Dr. Birgit Sauer Julius Heinicke Joscha Schmierer Elisabeth Kiderlen PD. Dr. Thomas Schramme 89

Vertrauensdozentinnen und Vertrauensdozenten

Aachen Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen, Prof. Dr. Christoph Schneider Bamberg Otto-Friedrich-Universität Bamberg, Prof. Dr. Rainer Drewello; Otto-Friedrich-Universität Bamberg, Prof. Dr. Thomas Rixen; Otto- Friedrich-Universität Bamberg, Prof. Dr. Astrid Schütz Bayreuth Universität Bayreuth, Prof. Dr. Erdmute Alber; Universität Bayreuth, Prof. Dr. Bernd Müller-Jacquier; Universität Bayreuth, Prof. Dr. Stefan Peiffer Berlin Dr. Angelika Ebrecht-Laermann*; Dr. Susanne Heim*; Prof. Dr. Rainer Kuhlen*; Dr. Angela Lammert*; Prof. Dr. Franziska Lamott*; Prof. Dr. Ilse Lenz*; Dr. Gabriele Wohlauf*; Alice Salomon Hochschule Berlin, Prof. Dr. Sabine Toppe; Beuth Hochschule für Technik Berlin, Prof. Dr. Christian Garhammer; Beuth Hochschule für Technik Berlin, Prof. Dr. Anne König; Freie Universität Berlin, Dr. Achim Brunnengräber; Freie Universität Berlin, Prof. Dr. Sergio Costa; Freie Universität Berlin, Prof. Dr. Hansjörg Dilger; Freie Universität Berlin, Prof. Dr. Barbara Fritz; Freie Universität Berlin, Prof. Dr. Cilja Harders; Freie Universität Berlin, Dr. Julius Heinicke; Freie Universität Berlin, Prof. Dr. Bernd Ladwig; Freie Universität Berlin, Prof. Dr. Kerstin Pinther; Freie Universität Berlin, Dr. Eva Sternfeld; Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin, Prof. Dr. Rosemarie Morana; Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin, Prof. Dr. Birgit Mahnkopf; Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin, Prof. Dr. Heike Wiesner; Humboldt-Universität zu Berlin, Prof. Dr. Beate Binder; Humboldt-Universität zu Berlin, Prof. Dr. Antje Bruns; Humboldt-Universität zu Berlin, Prof. Dr. Claudia Bruns; Humboldt-Universität zu Berlin, Dr. Marc Buggeln; Humboldt-Universität zu Berlin, Prof. Dr. Marcelo Caruso; Humboldt-Universität zu Berlin, Dr. Marianne Kriszio; Humboldt-Universität zu Berlin, Dr. Corinna Langelotz; Humboldt-Universität zu Berlin, Prof. Dr. Beate Meffert; Humboldt-Universität zu Berlin, Dr. Isabel Schäfer; Humboldt-Universität zu Berlin, Dr. Anna Dorothea Schulze; Mercator Research Institute on Global and Climate Change (MCC), Dr. Jan Christoph Minx; MSB Medical School Berlin, Prof. Dr. Anja Walter; Technische Universität Berlin, Dr. Nazir Peroz; Universität der Künste Berlin, Prof. Dr. Judith Siegmund; Universität der Künste Berlin, Mg. Elzbieta Sternlicht Bielefeld Fachhochschule Bielefeld, Prof. Dr. Cornelia Giebeler; Universität Bielefeld, Prof. Dr. Klaus Dammann; Universität Bielefeld, Dr. Marlene Müller; Universität Bielefeld, Dr. Benno Nietzel; Universität Bielefeld, Dr. Heinz-Peter Preußer Birkenfeld Fachhochschule Trier, Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung, Prof. Dr. Peter Heck; Fachhochschule Trier, Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung, Prof. Dr. Stefan Naumann Bochum Evangelische Fachhochschule Rheinland-Westfalen-Lippe, Prof. Dr. Sigrid Graumann; Hochschule für Gesundheit, Prof. Dr. Anke Fesenfeld; Ruhr-Universität Bochum, Prof. Dr. Lieselotte Steinbrügge Bonn Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Dr. Nina Langen; Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Prof. Dr. Andreas Pangritz Brandenburg Fachhochschule Brandenburg, Prof. Dr. Uwe Höft Braunschweig Hochschule für Bildende Künste Braunschweig, Prof. Dr. Wolfgang Jonas; Technische Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig, Prof. Dr. Petra Mischnick; Hochschule für Bildende Künste Braunschweig, Prof. Dr. Rolf Nohr; Technische Universität Carolo- Wilhelmina zu Braunschweig, Prof. Dr. Bettina Wahrig Breitenbrunn Staatliche Studienakademie Breitenbrunn, Dr. Christel Walter Bremen Universität Bremen, Dr. Sabine Horn; Universität Bremen, Prof. Dr. Karin Gottschall; Universität Bremen, Prof. Dr. Michi Knecht; Universität Bremen, Prof. Dr. Frank Nullmeier; LL.M., Universität Bremen, Prof. Dr. Konstanze Plett; Universität Bremen, Prof. Dr. Lothar Probst Chemnitz Technische Universität Chemnitz, Prof. Dr. Cecile Sandten Coburg Hochschule für angewandte Wissenschaften Fachhochschule Coburg, Prof. Dr. Gaby Franger-Huhle Cottbus Brandenburgische Technische Universität Cottbus, Prof. Dr. Marie-Theres Albert Darmstadt Technische Universität Darmstadt, Dr. Franziska Müller Dortmund Technische Universität Dortmund, Prof. Dr. Sigrid Metz-Göckel Dresden Technische Universität Dresden, Prof. Dr. Uta Berger; Technische Universität Dresden, Prof. Dr. Anja Besand; Technische Universität Dresden, Prof. Dr. Johannes Rohbeck; Technische Universität Dresden, Prof. Dr. Bernhard Schlag; Technische Universität Dresden, Prof. Dr. Gerd Schwerhoff; Technische Universität Dresden, Dr. Johannes Siemens Duisburg Universität Duisburg-Essen, Prof. Dr. Michael Kaeding Düsseldorf Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Prof. Dr. Simone Dietz; Hans-Böckler-Stiftung, Dr. Michaela Kuhnhenne; Kunstakademie Düsseldorf, Prof. Dr. Ludger Schwarte Eberswalde Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde, Prof. Dr. Pierre Ibisch Erfurt Universität Erfurt, Prof. Dr. André Brodocz; Universität Erfurt, Prof. Dr. Jamal Malik

Erlangen Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Prof. Dr. Kristina Giesel; Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Vertrauensdozenten und Vertrauensdozentinnen Prof. Dr. Andrea Pagni; Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Dr. Gerd Sebald Essen Universität Duisburg-Essen, Prof. Dr. Anne Schlüter Esslingen Hochschule Esslingen, Prof. Dr. Birgit Meyer Flensburg Universität Flensburg, Prof. Dr. Gerd Grözinger; Universität Flensburg, Dr. Christine Thon Frankfurt/M. Johann Wolfgang Goethe-Universität, Prof. Dr. Ursula Apitzsch; Fachhochschule Frankfurt am Main, Prof. Dr. Margrit Brückner; Johann Wolfgang Goethe-Universität, Prof. Dr. Rainer Forst; Fritz Bauer Institut, PD Dr. Werner Konitzer; Johann Wolfgang Goethe-Universi- tät, Prof. Dr. Helma Lutz; Johann Wolfgang Goethe-Universität, Prof. Dr. Christoph Menke; Johann Wolfgang Goethe-Universität, Dr. Andreas Nölke; Johann Wolfgang Goethe-Universität, Prof. Dr. Uta Ruppert; Johann Wolfgang Goethe-Universität, Prof. Dr. Susanne Schröter Frankfurt/O. Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder), Prof. Dr. Timm Beichelt Freiburg i.Br. Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau, Prof. Dr. Elisabeth Cheauré; Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE, Dr. Jan Christoph Goldschmidt; Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau, Dr. Anna Elisabeth Growe; Prof. Dr. Michael Kochen*; Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Dr. Lena Partzsch; Prof. Dr. Carla Rosendahl*; Prof. Dr. Britta Schinzel* Fulda Hochschule Fulda, Prof. Dr. Susanne Dern Gelsenkirchen Westfälische Hochschule, Prof. Dr. Friedrich Kerka Gießen Justus-Liebig-Universität Gießen, Prof. Dr. Jörn Ahrens; Justus-Liebig-Universität Gießen, Prof. Dr. Marianne Friese; Justus-Liebig- Universität Gießen, Prof. Dr. Regina Kreide Göttingen Georg-August-Universität Göttingen, Prof. Dr. Ilona Ostner; Georg-August-Universität Göttingen, PD Dr. Isabel Richter Halle/Saale Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Prof. Dr. Thomas Bremer; Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Prof. Dr. Isa- bell Hensen; Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Dr. Christiane Lähnemann; Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, Prof. Frith- jof Meinel; Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Prof. Dr. Werner Nell; Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Prof. Dr. Thomas Olk; Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Prof. Dr. Pia Schmid Hamburg Universität Hamburg, Prof. Dr. Andrea Blunck; HafenCity Universität Hamburg, Prof. Dr. Ingrid Breckner; Universität Hamburg, Jun. Prof. Dr. Sina Farzin; Universität Hamburg, Dr. Nina Feltz; Universität Hamburg, Dr. Irmtraut Gensewich; Universität Hamburg, Prof. Dr. Ursula Neumann; Universität Hamburg, Prof. Dr. Kai-Uwe Schnapp; Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg, Prof. Dr. Louis Henri Seukwa; Universität Hamburg, Prof. Dr. Anke Strüver; Hochschule für Bildende Künste Hamburg, Prof. Dr. Friedrich von Borries; Universität Hamburg, Prof. Dr. Wolfram Weiße; HafenCity Universität Hamburg, Prof. Dr. Gesa Ziemer Hannover Susanne Eser*; Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover, Prof. Dr. Christine Hatzky; Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover, Prof. Dr. Brigitte Reinwald; Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover, Dr. Christine Schwarz Heidelberg Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Dr. Hüseyin Aguicenoglu; Pädagogische Hochschule Heidelberg, Prof. Dr. Havva Engin; Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg, Prof. Dr. Omar Kamil; Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Prof. Dr. Christiane Schwieren; Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Dr. Steffen Sigmund; Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Dr. Dr. Momme von Sydow 90

Hildesheim Universität Hildesheim, Prof. Dr. Ursula Bredel; Universität Hildesheim, Prof. Dr. Michael Corsten; Universität Hildesheim, Prof. Dr. Johannes Salim Ismaiel-Wendt; Universität Hildesheim, Dr. habil. Heike Kahlert; Universität Hildesheim, Dr. Julio Mendívil Holzminden HAWK Hildesheim/Holzminden/Göttingen, Prof. Dr. Leonie Wagner Höxter Hochschule Ostwestfalen-Lippe, Prof. Dr. Klaus Maas Ilmenau Technische Universität Ilmenau, Prof. Dr. Johann Reger Iserlohn BiTS gGmbH, Prof. Dr. Thomas Meuser Jena Fachhochschule Jena, Prof. Dr. Wolfgang Behlert; Friedrich-Schiller-Universität Jena, PD Dr. Stephan Lorenz; Fachhochschule Jena, Prof. Dr. Thomas Sauer Kaiserslautern Technische Universität Kaiserslautern, Prof. Dr. Michael Hassemer; Hochschule Kaiserslautern, Prof. Henrik Speck Karlsruhe Karlsruher Institut für Technologie, Dr. Stefan Böschen; Karlsruher Institut für Technologie, Prof. Dr. Norbert Willenbacher Kassel Universität Kassel, Dr. Manuela Böhm; Universität Kassel, Prof. Dr. Christoph Scherrer; Universität Kassel, Prof. Dr. Elisabeth Tuider Kiel Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Prof. Dr. Uta Klein; Fachhochschule Kiel, Prof. Dr. Gerhard Kockläuner; Christian-Albrechts- Universität zu Kiel, Prof. Dr. Konrad Ott Köln Universität zu Köln, Prof. Dr. Boris Braun; Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen, Prof. Dr. Josef Freise; Universität zu Köln, Prof. Dr. Cornelius Nestler Konstanz Universität Konstanz, Prof. Dr. Marius Busemeyer; Universität Konstanz, Dr. Oliver Trevisiol Landau Universität Koblenz-Landau, Dr. Florian Bernstorff; Universität Koblenz-Landau, Heide Gieseke Leipzig Universität Leipzig, Prof. Dr. Felix Ekardt; Universität Leipzig, Prof. Dr. Ilse Nagelschmidt; Universität Leipzig, Prof. Dr. Stefan Troebst Lüneburg Leuphana Universität Lüneburg, Prof. Dr. Sabine Hofmeister; Leuphana Universität Lüneburg, Prof. Dr. Maria-Eleonora Karsten; Leuphana Universität Lüneburg, Prof. Dr. Daniel J. Lang; Leuphana Universität Lüneburg, Prof. Dr. Gerda Lischke; Leuphana Universität Lüneburg, Prof. Dr. Peter Pez Magdeburg Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Prof. Dr. Thorsten Unger; Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Prof. Dr. Gerald Warnecke Mainz Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Prof. Peter Kiefer; Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Prof. Dr. Wolfgang Riedel Mannheim Universität Mannheim, Prof. Dr. Angela Keppler; Medizinische Fakultät Mannheim/Universität Heidelberg, Dr. Nuran Tunc-Skarka Marburg Philipps-Universität Marburg, Dr. Atef Botros; Philipps-Universität Marburg, Dr. Michaela Geiger; Philipps-Universität Marburg, Prof. Dr. Susanne Maurer Müncheberg Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung, Dr. Aranka Podhora München Katholische Stiftungsfachhochschule München, Prof. Dr. Markus Babo; Ludwig-Maximilians-Universität München, Prof. Dr. Helga Bilden; Hochschule für angewandte Wissenschaften - Fachhochschule München, Prof. Dr. Constance Engelfried; Technische Universität München, Prof. Dr. Mariacarla Gadebusch Bondio; Dr. Gabriele Hooffacker*; Prof. Dr. Yolanda M. Koller-Tejeiro*; Ludwig-Maximilians- Universität München, Prof. Dr. Reinhard Markowetz Münster Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Prof. Doris Fuchs; Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Dr. Harry Mönig; Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Prof. Dr. Gabriele Wilde Neubiberg Universität der Bundeswehr München, Prof. Dr. Franz Kohout Nürnberg Walter Sehrer* Offenburg Hochschule für Technik, Wirtschaft und Medien Offenburg, Prof. Dr. Anke Weidlich Oldenburg Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Prof. Dr. Gesa Lindemann; Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Prof. Dr. Paul Mecheril; Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Prof. Dr. Bernd Siebenhüner; Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Prof. Dr. Silke Wenk Osnabrück Universität Osnabrück, Prof. Dr. Ulrich Schneckener; Universität Osnabrück, Prof. Dr. Helen Schwenken; Hochschule Osnabrück, Prof. Dr. Ursula Eva Wiese Paderborn Universität Paderborn, Prof. Dr. Michael Hofmann Passau Universität Passau, Prof. Dr. Christian Thies Potsdam Universität Potsdam, Prof. Dr. Joachim Gessinger; Moses Mendelssohn Zentrum, Dr. Ines Sonder; Universität Potsdam, Prof. Dr. Theresa Wobbe; Universität Potsdam, PD Dr. Gert Zöller Regensburg Fachhochschule Regensburg, Maike Berndt-Zürner Rostock Universität Rostock, Dr. Gudrun Heinrich; Universität Rostock, Prof. Dr. Hans-Jürgen von Wensierski Saarbrücken Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes, Prof. Dr. Holger Buck; Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes, Prof. Dr. Klaus Kraimer; Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes, Prof. Dr. Ulrike Zöller Stendal Hochschule Magdeburg-Stendal, Prof. Dr. Maureen Maisha Eggers Vertrauensdozentinnen und Vertrauensdozenten und Vertrauensdozentinnen Stuttgart Universität Stuttgart, PD Dr. Ralph O. Schill Trier Fachhochschule Trier, Prof. Dr. Helge Rieder; Universität Trier, Prof. Dr. Michael Schönhuth; Universität Trier, Dr. Rita Voltmer Tübingen Eberhard-Karls-Universität Tübingen, Prof. Dr. Gabriele Abels; Dr. Karin Widmayer* Vechta Universität Vechta, Prof. Dr. Marco Rieckmann Wiesbaden Hochschule RheinMain, Prof. Dr. Oja Eleonore Ploil Witten Universität Witten/Herdecke, Prof. Dr. Martin Schnell Wolfenbüttel Ostfalia – Hochschule für angewandte Wissenschaften, Prof. Dr. Ludger Kolhoff; Ostfalia – Hochschule für angewandte Wissenschaften, Dr. Corinna Voigt-Kehlenbeck Wuppertal Bergische Universität Wuppertal, Prof. Dr. Rita Casale; Bergische Universität Wuppertal, Prof. Dr. Hans J. Lietzmann; Bergische Universität Wuppertal, Prof. Dr. Gertrud Oelerich Würzburg Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Dr. Viktoria Däschlein-Geßner; Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Dr. Thomas Kestler

Im Ausland Bern Universität Bern, Dr. Renate Ruhne Klagenfurt Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Prof. Dr. Ulrike Loch Linz Johannes Kepler Universität Linz, Dr. Waltraud Ernst Luzern Hochschule Luzern, Prof. Dr. Marlies Fröse; Universität Luzern, Prof. Dr. Martin Hartmann Oxford University of Oxford, Dr. Wolfgang Zumdick Paris Université Paris - Panthéon-Sorbonne, Dr. Milosz Matuschek Stockholm KTH Royal Institute of Technology, Dr. Sabine Höhler Utrecht Universiteit Utrecht, Dr. Christoph Baumgartner Wien PD Dr. Cornelia Klinger*

* keine Hochschulangaben 91

Mitglieder der Auswahlkommission des Studienwerks der Heinrich-Böll-Stiftung

Dr. Najat Abdulhaq Vera Rabelt Prof. Dr. Gabriele Abels PD Dr. Isabel Richter Prof. Dr. Viola Balz Prof. Dr. Wolfgang Riedel Hartmut Bäumer Prof. Dr. Thomas Rixen Prof. Dr. Hans Peter Benedikt Prof. Dr. Mieke Roscher Dr. Florian Bernstorff Dr. Renate Ruhne Dr. Manuela Böhm Dr. Bianca Schemel Dr. Atef Botros Prof. Dr. Christoph Scherrer Paula Bradish Dr. Jens Schneider Prof. Dr. André Brodocz Jörg Schreiber Dr. Marc Buggeln Prof. Dr. Joachim Schulze Prof. Dr. Stephan Bundschuh Dr. Christine Schwarz Dr. Sebastian Büttner Dr. Siebo Siems Dr. Frieder Dittmar Dr. Rajinder Singh Anne Dudeck Prof. Hendrik Speck Sandra Dümer Dr. Katharina Spiegel Dr. Ellen Euler Steffen Stadler Dr. Nina Feltz Judith Strohm Prof. Dr. Juliane Filser Achim Toennes Dr. Michaela Geiger Prof. Dr. Sabine Toppe Prof. Dr. Joachim Gessinger Prof. Dr. Elisabeth Tuider Prof. Dr. Gerd Grözinger Nina Turani Dr. Katrin Grüber Prof. Dr. Hans-Jürgen von Wensierski Fabian Hamák Prof. Dr. Gerald Warnecke Dr. Julius Heinicke Dr. Inga Winkler Prof. Dr. Isabell Hensen Dr. Sabine Horn Dr. Manja Hußner Prof. Dr. Johannes Salim Ismaiel-Wendt Prof. Dr. Omar Kamil Trudel Karcher Prof. Dr. Claudia Kraft Auswahlkommissionder Mitglieder Tim Krause Prof. Dr. Regina Kreide Dr. Sylvia Kruse Prof. Dr. Margitta Kunert-Zier Dr. Christiane Lähnemann Dr. Ilka Lennertz Dr. Britta Leusing Prof. Dr. Andreas Lob-Hüdepohl Helmuth Lohan Dr. Daniel Lübbert Dr. Alexandra Lübcke Prof. Dr. Paul Mecheril Prof. Dr. Sigrid Metz-Göckel Prof. Dr. Birgit Meyer Holger Michel Dr. Jan Christoph Minx Dr. Birgit Möller Dr. Benno Nietzel Prof. Dr. Gertrud Oelerich Dr. Ipek Ölcüm Dr. Lena Partzsch 92

Adressen Stand: April 2014

Heinrich-Böll-Stiftung Archiv Grünes Gedächtnis Schumannstraße 8 Eldenaer Straße 35 10117 Berlin 10247 Berlin T 030-28 53 40 F 030-28 53 41 09 T 030-285 34-260 F 030-285 34-52 60 E [email protected] W www.boell.de E [email protected]

Auslandsbüros der Heinrich-Böll-Stiftung Region Südosteuropa Europa und Nordamerika Heinrich-Böll-Stiftung Misˇarska 8, 11 000 Belgrad, Serbien Bosnien und Herzegowina T +381-11-33 41 353 F +381-32 30 999 Heinrich-Böll-Stiftung E [email protected] W www.rs.boell.org Cˇekalusˇa 42, 71000 Sarajevo Bosnien und Herzegowina Türkei T +387-33-260 450 F +387-33-260 460 Heinrich-Böll-Stiftung E [email protected] W www.ba.boell.org Inönü Caddesi, Hacı Hanım Sok 10/12+4 Gümüˇssuyu 34439, Istanbul, Türkei Region Europäische Union T +90-212-249 15 54 F +90-212-245 04 30 Heinrich-Böll-Stiftung, Rue d‘Arlon 15, E [email protected] W www.tr.boell.org 1050 Bruxelles, Belgien T +32-2-743 41 00 F +32-2-743 41 09 Ukraine E [email protected] W www.eu.boell.org Heinrich-Böll-Stiftung, Wolodymyrska Str. 18/2, Office 3, 01034 Kiev, Ukraine Kroatien T +38 044 279 98 58 F +38 044 270 52 78 Heinrich-Böll-Stiftung, Preobraženska 2 E [email protected] W www.ua.boell.org 10000 Zagreb, Kroatien T +385-1-4812 530 F +385-1-481 89 77 Griechenland Adressen E [email protected] W www.hr.boell.org Heinrich-Böll-Stiftung Aristotelous Str. 3, 54624 Thessaloniki Region Mittel-Osteuropa (Prag) T +30 2310 282829 F +30 2310 282832 Heinrich-Böll-Stiftung E [email protected] W www.gr.boell.org Opatovická 28, 110 00 Praha 1, Tschechien T +420-251 81 41 73 F +420-251 81 41 74 Asien E [email protected] W www.cz.boell.org China Region Mittel-Osteuropa (Warschau) Heinrich-Böll-Stiftung Heinrich-Böll-Stiftung 8, Xinzhong Xijie, Gongti Beilu ul. Žurawia 45, 00-680 Warszawa, Polen Asia Hotel, Office Building No.309, 100027 Beijing, T +48-22-594 23-33 F +48-22-594 23-37 China E [email protected] W www.pl.boell.org T +86-10-66 15 46 15 F +86-10-66 15 46 15-102 Region Nordamerika E [email protected] W www.cn.boell.org Heinrich-Böll-Stiftung, 1432 K Street, NW Indien Suite 500, Washington, DC 20005, USA Heinrich-Böll-Stiftung T +1-202-462 75 12 F +1-202-462 52 30 C – 20, 1st Floor, Qutub Institutional Area, E [email protected] W www.us.boell.org New Delhi 110016, Indien Russland T +91-11-2685 4405 F +91-11-26 96 28 40 Heinrich-Böll-Stiftung, Grusinskij Pereulok 3-231, E [email protected] W www.in.boell.org 123056 Moskau, Russland Kambodscha T +7-499-254 14 53 F +7-495-935 80 14 Heinrich-Böll-Stiftung, #8, Street 476 E [email protected] W www.ru.boell.org Sangkat Toul Tompoung I, Khan Chamkar Mon Region Südlicher Kaukasus Phnom Penh, Kambodscha Heinrich-Böll-Stiftung T +855 23 210 535 F +855 23 216 482 38, Zovreti st., 0160 Tbilisi, Georgien E [email protected] W www.kh.boell.org T +995-32-238 04 67 F +995-32-291 28 97 E [email protected] W www.ge.boell.org 93

Myanmar Region Mittlerer Osten Heinrich-Böll-Stiftung Heinrich-Böll-Stiftung No. (141/149), Bargayar Condominium 266, Rue Gouraud, P.O. Box 175510 Bargayar Road Gemmayzeh, Beirut, Libanon Kyun Taw (South) Ward T +961-1-56 29 26 F +961-1-56 29 78 Sanchaung Township E [email protected] W www.lb.boell.org Western District, Yangon Region Tunesien T +959 31 685 846 E [email protected] Heinrich-Böll-Stiftung W www.th.boell.org 5, Rue Jamel Abdennasser, 1000 Tunis, Tunesien Region Pakistan T +216 71 322 345 F +216 71 322 346 Heinrich-Böll-Stiftung, House# 5, Street# 90, E [email protected] W www.tn.boell.org G-6/3, Embassy Road, Islamabad Marokko T +92-51-2271545 F +92-51-2271548 Heinrich-Böll-Stiftung E [email protected] W www.pk.boell.org 17, Rue Tiddas, Hassan, 10010 Rabat, Marokko Region Südostasien T +212-537 20 20 93 F +212-537 20 20 92 Heinrich-Böll-Stiftung E [email protected] W www.ma.boell.org 75 Sukhumvit 53 Klongton Neua, Wattana Bangkok 10110,Thailand Lateinamerika T +66-2-6625960-2 F +66-2-6627576 Brasilien E [email protected] W www.th.boell.org Heinrich-Böll-Stiftung Rua da Glória 190, ap. 701 Afrika 20241-180 Rio de Janeiro, Gloria, Brasilien Nigeria T +55-21-32 21 99 00 F +55-21-32 21 99 22 Heinrich-Böll-Stiftung, 3rd Floor, Rukayyat Plaza E [email protected] W www.br.boell.org 93, Obafemi Awolowo Way, Jabi District, Abuja Region Cono Sur T +234-1-761 23 53 Heinrich-Böll-Stiftung E [email protected] W www.ng.boell.org Avenida Francisco Bilbao 882, Providencia Region Ostafrika/Horn von Afrika 752-0063 Santiago de Chile, Chile Heinrich-Böll-Stiftung, Forest Road T +56-2-2584 01 72 F +56-2-2584 01 72-101 Adressen P.O. Box 10799-00100, GPO Nairobi, Kenia E [email protected] W www.cl.boell.org T +254-20-26 80 745 F +254-20-374 91 32 Region Mittelamerika/Mexiko/Karibik (Mexiko-Stadt) E [email protected] W www.ke.boell.org Heinrich-Böll-Stiftung Region Südliches Afrika Calle José Alvarado 12 Heinrich-Böll-Stiftung Colonia Roma Norte, Delegación Cuauhtémoc, 8th Floor Vunani Chambers, 33 Church Street, CP 06760, México D.F., Mexiko Cape Town 8000, Südafrika T +52-55-52 64 15 14 F +52-55-52 64 28 94 T +27-21-461 62 66 F +27-21-424 40 86 E [email protected] W www.mx.boell.org E [email protected] W www.za.boell.org Region Mittelamerika/Mexiko/Karibik (San Salvador) Heinrich-Böll-Stiftung Nahost und Nordafrika Residencial Zanzibar, Israel Pasaje A-Oriente No. 24, San Salvador, El Salvador Heinrich-Böll-Stiftung T +503-22 74 68 12 F +503-22 74 69 32 1 Har Sinai St. 2nd floor, Tel Aviv 65816, Israel E [email protected] W www.mx.boell.org T +972-3-516 77 34 F +972-3-516 76 89 E [email protected] W www.il.boell.org

Region Arabischer Naher Osten Heinrich-Böll-Stiftung, Tal az-Zaatar St. 6 P.O. Box 2018 Ramallah, Palästina T +972-2-296 11 21 F +972-2-296 11 22 E [email protected] W www.ps.boell.org 94

Die Landesstiftungen der Heinrich-Böll-Stiftung

Heinrich-Böll-Stiftung Baden-Württemberg Stiftung Leben und Umwelt Rieckestraße 26, 70190 Stuttgart Heinrich-Böll-Stiftung Niedersachsen T 0711-26 33 94 10 F 0711-26 33 94 19 Warmbüchenstraße 17, 30159 Hannover E [email protected] W www.boell-bw.de T 0511-301 85 70 F 0511-301 85 714 E [email protected] W www.slu-boell.de Petra-Kelly-Stiftung Bayern Reichenbachstraße 3a, 80469 München Heinrich-Böll-Stiftung Nordrhein-Westfalen T 089-24 22 67 30 F 089-24 22 67 47 Graf-Adolf-Straße 100, 40210 Düsseldorf E [email protected] T 0211-93 65 08 0 F 0211-93 65 0825 W www.petrakellystiftung.de E [email protected] W www.boell-nrw.de Bildungswerk Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung Heinrich-Böll-Stiftung Rheinland-Pfalz Sebastianstraße 21, 10179 Berlin

Adressen Walpodenstr. 10, 55116 Mainz T 030-308 779 480 F 030-308 779 487 T 06131-90 52 60 F 06131-90 52 69 E [email protected] E [email protected] W www.boell-rlp.de W www.bildungswerk-boell.de Heinrich-Böll-Stiftung Saar Heinrich-Böll-Stiftung Brandenburg Talstraße 56, 66119 Saarbrücken Dortustraße 52, 14467 Potsdam T 0681-58 35 60 F 0681-58 35 36 T 0331-200 57 80 F 0331-200 57820 E [email protected] W www.boell-saar.de E [email protected] W www.boell-brandenburg.de Weiterdenken – Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen Schützengasse 18, 01067 Dresden Heinrich-Böll-Stiftung Bremen T 0351-494 33 11 F 0351-494 34 11 Plantage 13, 28215 Bremen E [email protected] W www.weiterdenken.de T 0421-35 23 68 F 0421-35 23 89 E [email protected] W www.boell-bremen.de Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen-Anhalt Leipziger Straße 36, 06108 Halle (Saale) Umdenken – Heinrich-Böll-Stiftung Hamburg T 0345-202 39 27 F 0345-202 39 28 Kurze Straße 1, 20355 Hamburg E [email protected] T 040-389 52 70 F 040-380 93 62 W www.boell-sachsen-anhalt.de E [email protected] W www.umdenken-boell.de Heinrich-Böll-Stiftung Schleswig-Holstein Heiligendammer Straße 15, 24106 Kiel Heinrich-Böll-Stiftung Hessen T 0431-906 61 30 F 0431-906 61 34 Niddastraße 64, 60329 Frankfurt am Main E [email protected] W www.boell-sh.de T 069-23 10 90 F 069-23 94 78 E [email protected] W www.hbs-hessen.de Heinrich-Böll-Stiftung Thüringen Trommsdorffstraße 5, 99084 Erfurt Heinrich-Böll-Stiftung Mecklenburg-Vorpommern T 0361-555 32 57 F 0361-555 32 53 Mühlenstraße 9, 18055 Rostock E [email protected] T 0381-492 21 84 F 0381-492 21 56 W www.boell-thueringen.de E [email protected] W www.boell-mv.de 95

Fördern und spenden Wir danken unseren Unterstützern und Unterstützerinnen! Mit ihrem ehrenamtlichen En- gagement als Referent/innen, als Vertrauensdozent/innen oder als Mitglied eines Bera- tungsgremiums helfen viele Menschen, unsere Ziele zu verwirklichen und unsere Bildungs- und Projektarbeit im In- und Ausland weiterzuentwickeln. Sie unterstützen die Stiftung durch ihre Mitgliedschaft im Freundeskreis, durch Spenden, Zustiftungen, Patenschaften oder langfristige Partnerschaften. Für dieses große Engagement und ihr Vertrauen bedan- ken wir uns herzlich!

So können auch Sie die Heinrich-Böll- Mit einer Beteiligung an der TuWas – Stiftung Stiftung unterstützen: für Gemeinsinn Die TuWas-Stiftung ist im Juni 2013 gegründet wor- Mit Ihrer Mitgliedschaft im Freundeskreis den. Die grüne Förderstiftung wurde mit großem En- Als Mitglied zahlen Sie einen Jahresbeitrag von gagement von Freundinnen und Freunden der Hein- 92 Euro, ermäßigt 46 Euro und Schüler/Studie rende rich-Böll-Stiftung unterstützt. Um die vielen guten 25 Euro. Sie erhalten den «Info-Brief» mit aktuellen Ideen umsetzen zu können, brauchen wir weitere Informationen über Aktivitäten der Stiftung und des Unterstützung! Erste Hilfsgelder der TuWas-Stif- Freundeskreises, zudem Einladungen zu besonde- tung gingen an eine mexikanische Fraueninitiative, ren Veranstaltungen. Unsere Mitglieder haben u. a. die gegen systematische Morde an Frauen kämpft, die Möglichkeit, jährlich an einer politischen Begeg- sowie an eine Initiative, die sich für yezidische Flücht- nungsreise zu unseren Projektpartnerinnen und Pro- ling aus Syrien einsetzt und deren Unterbringung in ednuerF dnu ennnidnuerF dnu ednuerF jektpartnern ins Ausland und/oder an einer Regional- der Türkei unterstützt. reise im Inland teilzunehmen. Wir wollen unsere Projektideen mit Ihren Spen- den oder Zustiftungen verwirklichen. Als Stiftende Mit Ihrer Spende oder Patenschaft für Autorinnen und können Sie bestimmen, für welche Zwecke Ihre Autoren im Heinrich-Böll-Haus Zustiftung oder Spende verwendet werden soll, oder Sie ermöglichen damit internationalen Autor/innen vereinbaren, wofür das eingelegte Geld über einen und Künstler/innen einen Aufenthalt im Heinrich- bestimmten Zeitraum – seien es fünf oder 50 Jahre – Böll-Haus in Langenbroich, dem früheren Domizil verbraucht wird. Da die TuWas-Stiftung gemeinnüt- des Schriftstellers. Dort können sie frei von ökono- zig ist, sind Spenden und Zustiftungen bis zu einer mischem oder politischem Druck ungestört arbeiten. Million Euro steuerlich begünstigt.

W www.tuwasstiftung.de

Beitrittserklärung: Absender/in Postkarte bitte mit 45 c Name: freimachen Vorname: Institution/ Organisation: l dienstlich l privat Anschrift Straße: Heinrich-Böll-Stiftung PLZ / Ort: E-Mail: Freundinnen und Freunde Schumannstraße 8 Telefon / Fax: 10117 Berlin Ihre Angaben werden gemäß dem Bundesdatenschutzgesetz streng vertraulich behandelt. l Bitte schicken Sie mir Informationen über die Heinrich-Böll-Stiftung zu.

Datum / Unterschrift:

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I Ulrike Cichon, Koordinatorin des Freundes- II Elisabeth Kiderlen und Julius Heinicke, Koordina- kreises Foto: Conny Fischer tionsgremium des Freundeskreises

Die Freundinnen und Freunde der Heinrich-Böll-Stif- tung unterstützen die Werte und Ziele der Stiftung. Mit ihren Mitgliedsbeiträgen fördern sie unbüro- kratisch und schnell Menschenrechtsaktivist/innen, Künstler/innen und Kunstprojekte. Wir laden Sie herzlich ein, Mitglied zu werden und damit Teil unserer grünen Ideenwerkstatt und unseres inter- nationalen Netzwerkes zu sein – ob als Privatperson, als Institution oder als Unternehmen. Als Freund oder Freundin tragen Sie dazu bei, Qualität und Selb- ständigkeit der Heinrich-Böll-Stiftung langfristig zu Ansprechpartnerin für die Freundinnen und sichern. Freunde, Spender/innen und Sponsor/innen: Neben Einladungen zu besonderen Veranstaltun- gen, wie z. B. Preisverleihungen, erhalten die Mit- Ulrike Cichon glieder Informationen über aktuelle Entwicklungen T 030-285 34-112 F 030-28534-5112 der Stiftungsarbeit und die Aktivitäten des Freun- E [email protected] W www.boell.de/freundeskreis deskreises. Eine breite Palette an Veranstaltungen mit und für die Freundinnen und Freunde bietet Spenden-/Beitragskonto: Gelegenheit, miteinander ins Gespräch zu kommen, Bank für Sozialwirtschaft politische Konzepte und Entwicklungen zu diskutie- BIC BFSW DE 33 BER ren und die Stiftungsarbeit näher kennenzulernen. IBAN DE11 1002 0500 0003 0767 02 Freundinnen und Freunde und Freundinnen Mindestens einmal im Jahr verreisen die Freundin- Gläubiger-ID im SEPA-Lastschriftverfahren: nen und Freunde. Im Jahr 2014 führte die Reise in die DE17ZZZ00000360794 Türkei. Informieren Sie sich über unser Programm: Ihr Mitgliedsbeitrag ist steuerlich absetzbar und Ihre W www.boell.de/freundeskreis Mitgliedschaft jederzeit kündbar.

Beitrittserklärung Zahlungsweise Ich unterstütze die Ziele der Heinrich-Böll-Stiftung und erkläre meinen Beitritt zu den Freundinnen und Freunden der Heinrich-Böll-Stiftung als (bitte ankreuzen): l SEPA*-Lastschriftmandat Ich ermächtige die Heinrich-Böll-Stiftung (hbs), Gläubiger-ID Mitglied DE17ZZZ00000360794, Zahlungen von meinem Konto mittels Last- schrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein Kreditinstitut an, die mit dem Regelbeitrag von 92 ¤ im Jahr l von der hbs auf mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen. l mit dem ermäßigten Jahresbeitrag für Geringverdienende von 46 ¤ Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem l mit dem Jahresbeitrag von 150 ¤ Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten Betrages verlangen. l mit dem Jahresbeitrag von 300 ¤ Es gelten dabei die mit meinem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen. l mit dem Jahresbeitrag von ¤ Kontoinhaber/in (falls abweichend): l mit dem Jahresbeitrag von 25 ¤ für Schülerinnen und Schüler, Kreditinstitut: Studierende, Erwerbslose und – auf Antrag – Menschen im Ruhestand BIC: llll ll ll lll IBAN: llll llll llll llll llll ll Institutionelles Mitglied (Unternehmen und Organisationen) l mit einem Jahresbeitrag von 184 ¤ Die Mandatsreferenz wird mir durch die hbs separat mitgeteilt. mit einem Beitrag für Basisinitiativen von 92 ¤ l Datum , Ort und Unterschrift: Ich werde nicht Mitglied, aber ich unterstütze die Heinrich-Böll-Stiftung mit einer einmaligen Spende von ¤ l Ich überweise meinen Beitrag selbst auf das Konto der Heinrich-Böll-Stiftung, IBAN DE11 1002 0500 0003 0767 02.

Bitte auch die andere Seite ausfüllen! Leitbild der Heinrich-Böll-Stiftung

Die Heinrich-Böll-Stiftung versteht sich als Teil der «grünen» Partizipation von Immigranten. Nicht zuletzt treten wir für politischen Grundströmung, die sich weit über die Bundes- Gewaltfreiheit und eine aktive Friedenspolitik ein. republik hinaus in Auseinandersetzung mit den traditio- Für unser Engagement suchen wir strategische Partner- nellen politischen Richtungen des Sozialismus, des Libera- schaften mit anderen, die unsere Werte teilen. Wir handeln lismus und des Konservatismus herausgebildet hat. Unsere unabhängig und in eigener Verantwortung. gemeinsamen Grundwerte sind Ökologie und Nachhaltig- Wir haben unsere Wurzeln in der Bundesrepublik und sind keit, Demokratie und Menschenrechte, Selbstbestimmung zugleich ideell wie praktisch ein internationaler Akteur. und Gerechtigkeit. Ein besonderes Anliegen ist uns die Ge- Unser Namensgeber, der Schriftsteller und Nobelpreisträ- schlechterdemokratie, also die gesellschaftliche Emanzipati- ger Heinrich Böll, steht für eine Haltung, der wir uns selbst on und die Gleichberechtigung von Frauen und Männern. Wir verpflichtet sehen: Verteidigung der Freiheit, Zivilcourage, engagieren uns für die Gleichberechtigung kultureller und streitbare Toleranz und die Wertschätzung von Kunst und ethnischer Minderheiten und für die soziale wie politische Kultur als eigenständige Sphären des Denkens und Handelns.

Wir sind eine grüne Ideenagentur Wir engagieren uns bei der Entwicklung einer europäischen politischen Öffentlichkeit. Wir geben Denkanstöße für demokratische Wir unterstützen die politische Partizipation der Reformen und soziale Innovationen. Zivil gesellschaft und beteiligen uns an Konferen- Wir engagieren uns für ökologische Politik und zen und Verhandlungen im Rahmen multilateraler nachhaltige Entwicklung im globalen Maßstab. Organisationen. Wir geben Kunst und Kultur Raum zur Darstellung und Auseinandersetzung. Wir engagieren uns weltweit für Ökologie, Wir vermitteln Wissen von Expertinnen und Demokratie und Menschenrechte Experten an politische Akteure. Wir sind ein Ort für offene Debatten und fördern Ökologie und Demokratie sind für uns untrennbar. den Dialog zwischen Politik, Wirtschaft, Wissen- Wir unterstützen deshalb Personen und Projekte, schaft und Gesellschaft. die sich für Ökologie, Menschenrechte, Demokratie Wir fördern begabte, gesellschaftspolitisch und Selbstbestimmung einsetzen. engagierte Studierende im In- und Ausland. Wir fördern weltweit die Entwicklung von Rechts- Wir dokumentieren die Geschichte der grünen staatlichkeit und demokratischer Partizipation. Bewegung als Fundus für die Forschung und Wir setzen uns für die Überwindung von Dominanz, Quelle politischer Orientierung. Fremdbestimmung und Gewalt zwischen den Geschlechtern ein. Wir sind ein internationales Politik-Netzwerk Wir betrachten ethnische und kulturelle Vielfalt als Bestandteil einer demokratischen Kultur. Wir verstehen uns als Teil eines globalen grünen Wir ermutigen zu Zivilcourage und gesellschaft- Netzwerkes und fördern die Entwicklung der grü- lichem Engagement. nen politischen Bewegung auf allen Kontinenten. Wir vermitteln Knowhow für erfolgreiche Selbstor- Ein besonderes Anliegen ist uns die Verbreiterung ganisation und Intervention an politische Akteure. und Vertiefung der europäischen grünen Bewegung.

Engagement, fachliche und menschliche Kompetenz, Kreati- Wir überprüfen und verbessern unsere Arbeit in einem konti- vität und Flexibilität zeichnen unsere Mitarbeiterinnen und nuierlichen Prozess und stellen uns der internen und externen Mitarbeiter im In-und Ausland aus. Sie sind hoch qualifiziert, Bewertung. Wir stehen für einen wirtschaftlichen, effizienten teamorientiert und bilden mit ihrer überdurchschnittlichen Einsatz der uns zur Verfügung stehenden öffentlichen Mittel Motivation das Vermögen der Stiftung. und sorgen für transparente Geschäftsabläufe. Chancengleichheit und ein respektvoller Umgang zwischen Wir praktizieren ein produktives Miteinander von Bundes- Frauen und Männern verschiedenen Alters, verschiedener stiftung und Landesstiftungen. religiöser Bekenntnisse, ethnischer Herkunft und sexueller Wir sind ein verlässlicher Partner für ehrenamtliches En- Orientierung sind konstitutiv für die Stiftung. Interkulturelle gagement und für die Zusammenarbeit mit Dritten. Kompetenz und ein produktiver Umgang mit Vielfalt sind Als politische Stiftung handeln wir unabhängig und in eige- Teil unserer Betriebskultur. ner Verantwortung auch gegenüber Bündnis 90/Die Grünen. Wechselseitiger Respekt und eine vertrauensvolle Zusam- Unsere Eigenständigkeit wahren wir auch bei der Auswahl menarbeit mit unseren Partnern bilden die Grundlage un- unserer Führungskräfte und der Besetzung unserer Gremien. serer Geschäftsbeziehungen. Organisationsplan der Heinrich-Böll-Stiftung e.V., Stand: 30. April 2015 Schumannstraße 8, 10117 Berlin T 030-285 34-0 F 030-285 34-109 W www.boell.de E [email protected], [email protected], [email protected] K Kontakt: [email protected]

Mitgliederversammlung 49 Mitglieder

Aufsichtsrat 9 Mitglieder

Vorstand Geschäftsführung Gremien und Fachbeiräte

Ralf Fücks Barbara Unmüßig Dr. Livia Cotta Freundinnen und Freunde Dr. Tamara Or Jana Prosinger Eva-Maria Betz Frauenrat Sekretariat: Anke Bremer (-105) Sekretariat: Kathrin Klaua (-114) Jana Ewald (-111) Fachbeirat Studienwerk Verena Duentsch Fachbeirat Nord-Süd Freundinnen und Freunde Ulrike Cichon (-112) Fachbeirat Europa/Transatlantik

Gemeinschaftsaufgaben Interne Revision Susanne Raukamp Christa Drießen Geschlechterdemokratie Interkulturelles Management/ Projekt Fiona Henning von Bargen Diversity Dr. Kristina Heße Mekonnen Mesghena Nisveta Seho Katja Hamel

Internationale Zusammenarbeit Politische Bildung Inland

Leitung: Steffen Heizmann Leitung: Peter Siller Sandra Jackson Petra Stegemann (-248) Ina Bogusz (-302) Andrea Mesch, Vertretung: Carmen Herzog

Internationale Politik Regionalreferat Asien Regionalreferat Lateinamerika Programmteam I Dr. Heike Löschmann Leitung: Katrin Altmeyer Leitung: Ingrid Spiller (Schwerpunkt: Demo- Joanna Barelkowska, Simone Zühr Jost Pachaly Petra Tapia, Ines Thomssen, Iciar grafischer Wandel) Internationale Umweltpolitik Petra Zimmermann, Ella Soesanto, Oquinena, Julia Ziesche Bildung und Wissenschaft Lilia Fuhr Clemens Kunze, Inka Bosch Büro Mexiko-Stadt: Philipp Antony Björn Ecklundt Büro Bangkok: Annette von Schönfeld David Handwerker Kristin Funke, Annette Kraus Manfred Hornung Büro Rio de Janeiro: Sozialpolitik Internationale Agrarpolitik Büro Islamabad (zuständig auch Dr. Dawid Bartelt Dorothee Schulte-Basta Lisa Beier Dr. Christine Chemnitz für Afghanistan): Büro Santiago de Chile: Sonja Kundler, Inka Drewitz Marion Müller Dr. Ingrid Wehr Migration und Diversity Mekonnen Mesghena Außen- und Sicherheitspolitik Büro Neu Delhi: Regionalreferat EU/Nordamerika Gregor Enste Dr. Axel Harneit-Sievers Leitung: Dr. Sergey Lagodinsky Programmteam II Stephanie Mendes Candido Büro Phnom Penh: Dr. Christine Pütz (Schwerpunkt: Ökologische Wende) Demokratieförderung Ali Al-Nasani Ewa Peteja, Sigrid Lukoschus, Ökologie und Nachhaltigkeit Claudia Rolf Büro Peking: Christian Schwöbel, Sabine Dorothee Landgrebe, Vertretung: Ulrike Seidel Christina Sadeler Hämmerling Dr. Stefanie Groll Rita Hoppe, Zoha Aghamehdi Regionalreferat Afrika Regionalreferat Büro Brüssel: Wirtschaft und Finanzen Leitung: Kirsten Maas-Albert Ost- und Südosteuropa Klaus Linsenmeier Ute Brümmer Beate Adolf, Nicola Egelhof, Leitung: Walter Kaufmann Büro Istanbul: Monika Steins Nils Stelling Gudrun Fischer, Robert Dr. Ulrike Dufner (bis 04/15) Büro Kapstadt: Sperfeld, Nina Happe, Kristian Brakel (ab 05/15) Kommunalpolitik und Stadtentwicklung Layla Al-Zubaidi Alexander Formozov, Büro Prag: Ulla Niehaus Sabine Drewes Büro Nairobi: Eva van de Rakt Andrea Meinecke Katrin Seidel Büro Belgrad: Büro Thessaloniki: Dr. Andreas Poltermann Programmteam III Büro Abuja: Olga Drossou (Schwerpunkt: Digitaler Wandel) Christine K Büro Moskau: Büro Warschau: Demokratie Jens Siegert Regionalreferat Nahost und Irene Hahn-Fuhr Dr. Anne Ulrich Nordafrika Büro Kiew: Büro Washington: Eike Botta-Venhorst Leitung: Dr. Antonie Nord Dr. Kyryl Savin Bastian Hermisson Kulturpolitik und Neue Medien Jan-Bauke Baumann Büro Tbilisi: Steuerung und Evaluierung Christian Römer Birgit Arnhold, Sandra Nenninger, Nino Lejava Karin Lenski, Maria Lüdtke Michaela Birk, Niko Pewesin Julia Scherf Büro Sarajevo: Kirsten Dagane, Murat Pekün, Gesellschaftspolitik Büro Tel Aviv: Mirela Grünther-Decevic Angelika Rössler, Ruth Kleefisch, Michael Stognienko Kerstin Müller (bis 04/15) Liliya Deryn, Barbara Assheuer, Büro Ramallah: Büro Zagreb: Renate Eisape, Birgit Glaw Dr. René Wildangel Vedran Horvat Büro Tunis: Qualitätsmanagement und Joachim Paul Evaluierung Büro Rabat: Christiane Dilger Dr. Dorothea Rischewski Büro Beirut: Dr. Bente Scheller Politische Bildung Inland Studienwerk Unternehmensdienste

Kommunikation Haushalt und Finanzen

Leitung: Peter Siller Leitung: Dr. Ulla Siebert Leitung: Annette Maennel Leitung: Patrick Berg Petra Stegemann (-248) Bärbel Karger (-400) Natalie Kraneiß (-200) Katrin Suwart (-141) Andrea Mesch, Vertretung: Carmen Herzog Kathrin Hohmann-Mehring

Grüne Akademie Studienförderung Presse Hauptbuchhaltung Koordination: Dr. Anne Ulrich Gabriele Tellenbach Vera Lorenz Uta Kehr Stephan Depping Elsbeth Zylla Michael Alvarez Kalverkamp Ellen Deuse, Jan Schmidt Archiv Grünes Gedächtnis Kerstin Simonis Online-Redaktion/Internet Operative Finanzbuchhaltung Leitung: Dr. Christoph Becker-Schaum Anja Schleich Markus Reuter Michaela Krethe Julia Bresgott, Robert Camp, Birgit Kahlau Peggy Marquardt Jutta Rickmann Anne Vechtel, Steffi Rönnefarth, Angelika Steinborn Mirja Brücker Valerian Rautenberg Eva Sander Malgorzata Lewandowska Sebastian Dörfler Marianne Brade Sabrina Anastasio Hans-Jörg Wilhelm Heinrich Böll Leben und Christian Polzin Lektorat Werk (Köln) Bernd Rheinberg Munkhzul Togmid Dr. Jochen Schubert Promotionsförderung Susanne Dittrich Silke Richter Markus Schäfer Jutta Helm Richtlinien Wilma Weber Layout/Marketing Haus Langenbroich Elke Paul, Lisa Kreutzer, Aygen Dr. Gerd Frickenhelm Sigrun Reckhaus Auswahlverfahren Schruoffeneger (Besuchergruppen) Miriam Ries Konferenzzentrum Alumni-Programm Gundula Fienbork Dr. Janina Bach Eva Klakl, Julia Reiter, Tini Verbleibstudie (bis 04/15) Leonhardt, Sabine König, Dr. Janina Bach Soumicha El Homri Sabrina Horn Finanzen Liette Thill

Gunda-Werner-Institut IT/Technische Dienste Personal

Leitungen: Henning von Bargen und Birgitta Leitung: Bert Bloss Leitung: Petra Nibbe Hentschel Martina Kulla (-170) Susanne Diehr Server- und Netzbetriebe Personalbetreuung Christiane Bornstedt Dietmar Grabbert Marzena Matuschak Christine Weiß Gabriele Holländer Sabine Popielski Francesca Schmidt Bettina Schwarzlose Swetlana Kuzjaev Christopher Golze Nadine Arendt Lutz Melich Peter Schneider Petra Tesch Sandra Franke Weiterbildungsakademie GreenCampus Technische Dienste Martina Kulla, Annett Kretsch- Leitung: Christian Neuner- mann, Aline Streciwilk, Mamadou Duttenhofer Lamine Hane Wolfgang Pohl (Kommunalpolitik) Paulina Berndt (interne Weiterbildung) Maria Pajonk, Barbara Heit kämper Die Heinrich-Böll-Stiftung mit Sitz in Berlin-Mitte, ge- ihrer politischen Bildungsarbeit und als Ausdrucksform gesell- genüber dem Deutschen Theater, ist eine politische Stiftung schaftlicher Selbstverständigung. Im Jahr 2014 vergab und steht der Partei Bündnis 90/ Die Grünen nahe. Die Stif- das Studienwerk der Heinrich-Böll-Stiftung 228 Stipendien tung versteht sich als Agentur für grüne Ideen und Projekte, an Studierende und Promovenden neu. Die Mitglieder- als reformpolitische Zukunftswerkstatt und internationales versammlung, bestehend aus 49 Personen, ist das oberste Netzwerk mit Partnerprojekten in rund 60 Ländern. Sie koo- Beschlussfassungsorgan und wählt u. a. den Vorstand. periert mit 16 Landesstiftungen in allen Bundesländern. Den hauptamtlichen Vorstand bilden z. Zt. Ralf Fücks und Heinrich Bölls Ermutigung zur zivilgesellschaftlichen Einmi- Barbara Unmüßig. Die Geschäftsführung hat Dr. Livia Cotta schung in die Politik ist Vorbild für die Arbeit der Stiftung. inne. Die Satzung sieht für die Organe der Stiftung und Ihre vorrangige Aufgabe ist die politische Bildung im In- und die hauptamtlichen Stellen eine Quotierung für Frauen sowie Ausland zur Förderung der demokratischen Willensbildung, für Migrantinnen und Migranten vor. Zur Zeit unterhält des gesellschaftspolitischen Engagements und der Völkerver- die Stiftung Auslandsbüros in Belgien, in Polen, Tschechien, ständigung. Dabei orientiert sie sich an den politischen Grund- der Türkei, Griechenland, Russland, Georgien, Ukraine, Bos- werten Ökologie, Demokratie, Solidarität und Gewaltfreiheit. nien, Serbien, Kroatien, Israel, Libanon, dem Arabischen Ein besonderes Anliegen ist ihr die Verwirklichung Nahen Osten, Tunesien, Marokko, Kenia, Nigeria, Süd- einer demokratischen Einwanderungsgesellschaft sowie ei- afrika, Thailand, Myanmar, Kambodscha, Pakistan, Indien, ner Geschlechterdemokratie als eines von Abhängigkeit und Afghanistan, China, Brasilien, Chile, Mexiko, El Salvador und Dominanz freien Verhält nisses der Geschlechter. Darü- in den USA. Im Jahr 2014 standen der Stiftung circa ber hinaus fördert die Stiftung Kunst und Kultur als Element 55 Millionen Euro aus öffentlichen Mitteln zur Ver fügung.

Ausblick 2015

«Re:Claim Human Rights! Menschenrechte einfordern – umsetzen – garantieren» Unter diesem Motto wollen wir den Blick für Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit und Heinrich-Böll-Stiftung e.V. Menschenrechte im UN-Gipfeljahr 2015 schärfen Die grüne politische Stiftung und die Wechselwirkungen verdeutlichen. Schumannstr. 8, 10117 Berlin Mehr dazu unter: T 030–28 53 40 F 030–28 53 41 09 www.boell.de/reclaimhumanrights E [email protected] W www.boell.de