Die Monatsschrift Für Alle Eichsfelder · Heft 9 · September 2009 53. Jahrgang
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53. Jahrgang H 11859 Die Monatsschrift für alle Eichsfelder · Heft 9 · September 2009 In dieser Ausgabe „Lidde, loht das Platt Tierschau in Duderstadt 150 Jahre Stadt nit starbe!“ im Jahre 1857 Dingelstädt Eichsfeld - Land der Das Klostergut Mittelpunkte Burgwalde Heilbad Heiligenstadt Einzelpreis 2,50 EUR incl. 7 % MWSt Eichsfelder Wurst- und Spezialitätenverkauf Gunkel 37359 Wachstedt/Eichsfeld · Bergstr. 7 · Tel. 036075-60014 · Fax 036075-52005 Email: [email protected] Wir bieten Ihnen Original Eichsfelder Wurstspezialitäten, warm verarbeitet, mit Naturgewürzen schmackhaft gewürzt, nach alter Tradition handwerklich hergestellt. – Stracke, Feldgieker, frische Runde, abgehangene Runde. In Glas oder Dose erhältlich: Leberwurst, Gehacktes (Mett), Sülze, Schwartenwurst, Eisbein, Blutwurst, Weckewurst, Zwiebelwurst (Sortimentenliste gern erhältlich) – Eichsfelder Schnittkäse (Demeter) – Wurst- und Spezialitätenversand – Eichsfelder Spezialitäten von Ihrem Regionalvermarkter Gunkel Eichsfelder Heimatzeitschrift – Die Monatsschrift für alle Eichsfelder 309 150 Jahre Stadt Dingelstädt Breikuchenfest und beeindruckender Festumzug zum Abschluss von Josef Keppler Eine ganze Woche wurde das Dingelstädter Dicht umlagert waren die Bühnen vor der Stadtjubiläum von Einheimischen und Gästen „Großen“ Kirche und auf dem Anger, wo gebührend gefeiert. Den Abschluss bildete vielfältige Programme geboten wurden. Zwi- das traditionelle Breikuchenfest am 15. und schen Geschwister-Scholl- und Lindenstra- 16. August mit einem grandiosen Festumzug. ße lockten zahlreiche Stände zum Kauf und gemütliche Sitzbereiche zum Genuss, wobei Mehr als 1.000 Mitwirkende aus Dingelstädt, sich neben eichsfeldischen Spezialitäten den Orten der Verwaltungsgemeinschaft, selbstverständlich der Dingelstädter Breiku- deutschen und Partnerstädten aus Polen und chen besonderer Beliebtheit erfreute. Rumänien demonstrierten ihre Verbunden- heit zur Eichsfeldstadt. Tausende Zuschauer Bürgermeister Arnold Metz ist sehr stolz auf drängten sich in den Straßen, um die bunte die Dingelstädter und ihr Engagement und Parade von Vereinen und Verbänden, Kapel- prognostiziert optimistisch einen weiteren len, Kindern, Firmen und Gesellschaften zu Erfolgskurs der Eichsfeldstadt. bestaunen. Prominenz an der Seite von Bürgermeister Arnold Metz: Ministerpräsident Dieter Althaus, Christina Tasch MdL und Rolf Berend, langjähriger Europaabgeordneter. Ägidius (August Mühr) zweifelt noch immer an der Bekanntmachung des Gemeindedieners (Rigobert Lins). Jugendballett aus Jaroslaw (Polen). Eichsfelder Heimatzeitschrift – Die Monatsschrift für alle Eichsfelder 311 Dreschmaschine „Made in Dingelstädt“. Josef Hellbach und Manfred Dietrich vom För- derverein Riethpark prägen die Dingelstädter Jubiläumsmedaille. „Lidde, loht das Platt nit starbe!“ Zwei grundverschiedene Eichsfelder Mundarten mit vielen Varianten von Josef Keppler Das Eichsfeld und die Eichsfelder können mit feld nach der erfolgreichen gemeinsamen so mancher Besonderheit aufwarten. Zu den Schlacht gegen die Thüringer im Jahre 531 Phänomenen zählt die Tatsache, dass mitten teilten. durch das Ländchen eine unsichtbare, aber Sprachwissenschaftler nennen diese Grenze, bestens hörbare Grenze verläuft: die Sprach- die von Düsseldorf bis Frankfurt (Oder) ver- grenze zwischen Hoch- und Niederdeutsch, läuft, „Benrather Linie“. Inzwischen ist die aus die weder mit der Landes- noch mit der eichs- hochdeutschen Dialekten gebildete National- feldischen Kreisgrenze identisch ist. sprache das offizielle, gebräuchliche Deutsch Während man in Heiligenstadt, Günterode geworden, aber auch zahlreiche regionale und Worbis mundartlich „storjet“, wird in Gla- Mundarten existieren und werden mehr oder sehausen, Teistungen, Duderstadt und Jüt- weniger intensiv gepflegt. zenbach „gesnakt“. Für Auswärtige hört sich So gibt es also einen niederdeutschen Eichs- alles wie eine Fremdsprache an, aber sogar felder Dialekt im Norden des Ländchens und die Einheimischen zu beiden Seiten dieser eine hochdeutsche Eichsfelder Mundart im Grenzlinie müssen höllisch aufpassen, wenn Süden. Bei Letzterer wird noch unterschieden sie sich verstehen wollen. zwischen dem Mitteleichsfeldischen um Heili- Grund dafür ist die zweite oder althochdeut- genstadt und Leinefelde-Worbis und dem Hö- sche Lautverschiebung, die im 5. Jahrhundert heneichsfeldischen südlich von Dingelstädt, n. Chr. ganz im Süden Deutschlands begann wo viele Vokale als Umlaute ausgesprochen und sich in Richtung Norden ausbreitete. werden. Jakob Grimm hat diesen Prozess 1822 ent- Während die Bauersfrau z. B. in Tiftlingerode deckt und nachgewiesen, dass die Sprach- und Tastungen „Buursfruh“ heißt, wird sie in veränderungen bereits in der geografischen Thalwenden „Buursfrou“ und in Kella „Bürsch- Mitte Deutschlands versiegten und auf den fröu“ genannt. nördlichen Teil keinerlei Einfluss mehr aus- übten. Das „neue“ Hochdeutsch des Südens Zwar sagen alle Eichsfelder, dass sie „Platt“ stand dem unveränderten Niederdeutsch des sprechen, wenn sie ihre Mundart gebrau- Nordens gegenüber, wozu auch die Grenzen chen - dieser Begriff trifft aber nur auf die im zwischen den Sachsen und den Franken bei- nördlichen Bereich auf dem „platten Lande“ getragen haben mögen, die sich das Eichs- wohnenden Niederdeutsch Sprechenden zu Eichsfelder Heimatzeitschrift – Die Monatsschrift für alle Eichsfelder 313 stisch wirkt, in die Wortgut aus der Fremde nannten „Kochum“ heißt die Frau „Ullmische“, eingefügt wurde, die aber auch ganz unver- die Küche „Finkelei“, und man „dübbert“, wechselbare, einmalige Begriffe enthält, wie wenn man etwas erzählt. „Kraetschel“ für kleine Kerle, „Hotze“ für die Den Freunden der Eichsfelder Mundart hat Wiege, „Wampen“ für den dicken Bauch, „Süt- Karl Leineweber gewiss aus dem Herzen ge- tenstunz“ für den Jauchenschöpfer, „Freijate“ sprochen, als er 1997 empfahl: „Es gilt, die für die Brautschau, „Schlitter“ für Brennholz- Mundort zu erhoolen als enn Kulturgut unsrer stück, „Schnußen“ für den Mund … Ohlen.“ Ganz aus der Reihe tanzen die Hundesha- Anmerkung: gener, deren Ortsmundart die Wandermu- Dieser Aufsatz von Josef Keppler wurde von Vera Rau- sikanten nach 1780 durch eine Unzahl von tenberg aus Bernterode (Wipper) in obereichsfeldische Wörtern aus dem Rotwelschen, einem Gau- Mundart übertragen und am 1. August 2009 in der nerdialekt, veränderten. Im diesem soge- „Thüringer/Eichsfelder Allgemeinen“ veröffentlicht. Ersterwähnung des Eichsfelddorfes Dieterode erst im Jahr 1318 von Dr. Helmut Godehardt Der erste sichere Nachweis für die Existenz Nach dieser Urkunde hat Erzbischof Konrad des Eichsfelddorfes Dieterode liegt erst für I. dem Benediktinerkloster Reinhausen einen das Jahr 1318 vor, denn nach einem Ein- von dem Freien („libere condicionis homo“) künfteverzeichnis des kurfürstlichen Amtes Konrad von Schöneburg („Conradus de Scho- Rusteberg vom 30. März 1318, angefertigt nenberc“) 6 aufgelassenen Zehnten in „Die- auf Befehl des Mainzer Erzbischofs Peter As- tinrode“ („decinam quandam in Dietinrode“) pelt vom Rusteberger Viztum Friedrich von übertragen und dem Kloster den Kauf zweier Rosdorf, unterstanden diesem in Dieterode Hufen von dem Mainzer Ministerialen Konrad („Dytericherode“) 3 ½ verödete, unbebaute von Hofgeismar („Conradus de Geysmare“) Hufen, für die, wenn wieder bebaut, zu Wal- bestätigt.7 purgis und Michaelis jeweils 12 Schillinge an Bei dem hier genannten „Dietinrode“ handelt das Amt zu entrichten waren („In Dyterichero- es sich um das jetzt zur Gemeinde Friedland de sunt 3 ½ mansi, qui sunt desolati, qui, si gehörende und im Landkreis Göttingen gele- essent exculti, solverent 12 sol. in festo Wal- gene Dorf Deiderode, nicht um das von Do- 1 purgis et Michaelis“). benecker identifizierte Dieterode (Eichsfeld).8 Wenn in der jüngst erschienenen Publikation Bereits Levin von Wintzingeroda-Knorr hat „Dieterode - Aus der Geschichte eines Eichs- sich in seiner 1903 erschienenen Wüstungs- felddorfes 1184-2009, herausgegeben von kunde des Eichsfeldes, den in der Urkunde der Gemeindeverwaltung Dieterode 2009,2 von 1184 genannten „Zehnten in Didinroth“ die urkundliche Ersterwähnung Dieterodes betreffend, für „wahrscheinlich Deiderode unter Berufung auf Otto Dobenecker,3 dem zwischen Göttingen und Münden“ ausgespro- Klemens Löffler4 gefolgt ist, in das Jahr 1184 chen.9 Ebenso entschied sich Aloys Schmidt, verlegt und daraus eine 825-Jahr-Feier für Bearbeiter des Urkundenbuches des Eichs- das Dorf abgeleitet wurde, so bedarf dies ei- feldes (UBE), die Urkunde des Erzbischofs ner Korrektur. Konrad I. von 1184 in das Jahr 1183 nach Nicht mehr haltbar ist die von Dobenecker vor- September 1 datierend, für „den Zehnten in 10 genommene Identifizierung des in der Urkunde Deiderode“. des Mainzer Erzbischofs Konrad I. (1183-1200)5 Das Dorf Deiderode ist urkundlich weiterhin von 1184 genannten „Dietinroth“ bzw. „Dietin- in einer zu Rom am 17. Januar 1207 ausge- rode“ mit Dieterode (Landkreis Eichsfeld). stellten Papsturkunde nachgewiesen, kraft Eichsfelder Heimatzeitschrift – Die Monatsschrift für alle Eichsfelder 315 11 UB Kl. Reinhausen (Anm. 7), Urk. Nr. 18. de ist der Urkunde des Erzbischofs Konrad I. von 12 1184 für das Kloster Reinhausen entnommen. Vgl. Ebd., Urk. Nr. 44. 13 auch UB KI. Reinhausen (Anm. 7), Urk. Nr. 12. Ebd., Urk. Nr. 56. 15 Auf diese Papsturkunde ist in der Publikation zu 14 Ebd., Urk. Nr. 67. Im Urkundenbuch des Klosters Dieterode (Anm. 2) nicht verwiesen worden. Mariengarten, bearbeitet von M. von Boetticher, 16 Schmidt: UBE, Urk. Nr. 199. Hildesheim 1987, ist Deiderode