61. Jahrgang H 11859

Die Monatsschrift für alle Eichsfelder · Heft 2 · Februar 2017

Quo vadis, ? Neue Glocken und Geläu- Zur Geschichte Das Eichsfeld als Werte- te im Eichsfeld seit 1990 der ehem. Pfarrei gemeinschaft 1803: Verhindertes Wüstheuterode Die Christian-Blank- Aufsteigen eines Ballons LPG-Gründung Straße in Duderstadt in Duderstadt in (2)

Wahlhausen Einzelpreis 2,50 EUR incl. 7 % MWSt Herzlich willkommen im Herzen der historischen Altstadt Duderstadts

Marktstraße 30 * 37115 Duderstadt Telefon 05527 84 90 00 www.hotelzumloewen.de

Finden Sie Ruhe und Erholung in unserem idyllischen Landhotel im naturbelassenen Eichsfeld.

Hotel zum Kronprinzen | Fuhrbacher Straße 31-33 37115 Duderstadt / Fuhrbach Telefon 05527 910-0 | [email protected] www.hotelzumkronprinzen.de

Mit einem Geschenk-Abo der Eichsfelder Heimatzeitschrift für Verwandte, Freunde und Bekannte verschenken Sie Monat für Monat ein Stück Eichsfelder Kultur.

Ihren Bestell-Coupon finden Sie auf der vorletzten Seite dieser Ausgabe. www.meckedruck.de/eichsfeld Eichsfelder Heimatzeitschrift – Die Monatsschrift für alle Eichsfelder 33 Quo vadis, Eichsfeld? Das Eichsfeld als Wertegemeinschaft von Peter Anhalt Jeder Mensch ist das Ergebnis seiner Bio- Konvikt erlebte ich grafie und entscheidet auf Grund seiner Er- Erzieher mit Über- fahrungen. Während der gesamten Schulzeit, zeugungskraft, mit bei Armee, Studium und in den Berufsan- Diskussionsfreude fängerjahren lebte ich in zwei Welten. Eine und Offenheit, in der Welt war die der sozialistischen Ausbildung, Schule das Gegen- die andere die private, dörfliche und religi- teil. Ähnliches könnte öse Lebenswelt. Beide Welten waren nicht ich über die Gegen- in Übereinstimmung zu bringen. Da für mich sätze zwischen so- immer klar war, welche der Welten die rich- zialistischem Hoch- tige ist, musste ich mich in der anderen ent- schulbetrieb und der sprechend anpassen. Studentengemeinde „St. Augustinus“ in Mag- deburg berichten. Letztendlich waren Grundüberzeugungen, eigene Anschauungen und die zu Hause ge- Meine Erfahrungswelt speist sich stark aus lebte Weltsicht in der Öffentlichkeit zu verber- dieser Zeit. Das Kartenhaus des sozialis- gen. Die meist von außerhalb kommenden, tischen Traums ist 1989 zusammengebro- im Eichsfeld eingesetzten Lehrer und Funkti- chen. Die absoluten Wahrheiten, wie „die onäre erklärten ihre Lebensentwürfe und die Partei hat immer recht“, gab es auf einmal absolute Weltsicht des Staates. Ich erfuhr, nicht mehr. Die Zeit der ins Eichsfeld einge- dass meine Welt jenseits der Wissenschaft schleusten Funktionäre war plötzlich vorbei. lag, überholt und rückschrittlich sei und vor Die meisten Eichsfelder hatten, so wie ich allem bekämpft werden müsse. Ja, die ver- auch, keine „Wendeprobleme“. Vielmehr wur- traute, von den Vorfahren weitergegebene den die Umbrüche 1989/90 als eine große Kultur war ihrer Meinung nach überholt. Befreiung erlebt. Eichsfelder hatten sich in Ich musste eine Überlebensstrategie entwi- ihrem Beharrungsvermögen und ihrer Ab- ckeln. Sie war: Möglichst nicht auffallen, still schottung auch in der sozialistischen Dikta- sein, wenn notwendig, ein Mindestmaß an tur ganz passabel geschlagen. Das schweißt Forderungen erfüllen. Besonders Letzteres zusammen. Das katholisch geprägte Milieu war immer ein Balanceakt und brachte in habe ich in der Zeit des Sozialismus als Zeugnissen zumindest die Bemerkung ein, Heimat erfahren. Hier bildeten gemeinsame dass die gesellschaftliche Arbeit zu verbes- Grundüberzeugungen die Basis zum Über- sern wäre. Reden der Lehrer und Funktio- leben und Handeln. Das Schöne daran: Bei näre waren zu ertragen, grundsätzlicher Wi- vielen Menschen, die ich hier kennenlernen derspruch zwecklos. Die Preisgabe der eige- durfte, war es ähnlich. Ohne viele Worte ist nen Gedankenwelt führte zu Problemen. Gut, eine Grundüberzeugung spürbar. Ein kleines dass es da eine zweite, stärkere Lebenswelt Beispiel aus meiner Erfahrungswelt soll nur gab, sonst wäre ich ein armseliger Mensch genannt werden: Einem Eichsfelder Chef geworden. muss ich nicht erklären, warum ich gele - gentlich für eine Beerdigung frei bekommen Diese Widersprüche verstärkten sich ab der muss, einem fremden schon. 9. Klasse. Ich lebte im Bischöflichen Kna- benseminar in Heiligenstadt, im Eichsfeld Nach der politischen Wende hatten wir kurz „Konvikt“ genannt, und ging jeden Mor- das große Glück, von „unseren“ Politikern gen in die Erweiterte Oberschule (EOS). Im vertreten zu werden. Das war im Eichsfeld 34 Eichsfelder Heimatzeitschrift – Die Monatsschrift für alle Eichsfelder

über 200 Jahre nicht möglich! Obwohl keine werden? Auch Thüringen würde dadurch är- großen industriellen Strukturen vorhanden mer. Wenn die politische Struktur „Landkreis waren, wurden Städte, Dörfer und der Land- Eichsfeld“ nicht mehr existiert, verwischen kreis Eichsfeld umsichtig verwaltet. Verwaltet sich auch unsere Werte und Leistungen in von Menschen, deren Biografien ähnlich der einem Einheitsbrei. Wie Einheitsbrei funktio- meinen waren. niert, haben wir im Sozialismus hinreichend erlebt. Eichsfelder bilden eine Wertegemeinschaft, die sich von der der Umgebung unterschei- Darum meine Forderung an unsere thü - det. Das ist auch an Äußerlichkeiten – „dort ringische Regierung: Lassen Sie uns die wo das Kreuz vom Hügel ragt“ – sichtbar. Un- Freiheit, unsere Welt nach eichsfeldischen sere Wertegemeinschaft wird in letzter Zeit in Wertvorstellungen zu gestalten. Landrat Dr. Thüringen und in Deutschland zunehmend Werner Henning hat Vorschläge unterbreitet, positiv wahrgenommen und lobend erwähnt. wie ein zukünftiger Landkreis Eichsfeld aus- sehen könnte. Sein Vorschlag berücksich- Meine Frage ist: Warum muss eine so in tigt unsere kulturellen Traditionen und Werte. sich geschlossene, erfolgreiche Wertege- Geben Sie dieser Struktur eine Chance. Die meinschaft nivelliert werden. Warum soll das letzten Jahre zeigen deutlich: Es wird nichts Eichsfeld als politische Struktur zerschlagen Schlechtes dabei herauskommen! Leserstimmen zur beabsichtigten Gebietsreform Die Eichsfelder Vereine in der Fremde dan- Entrüstet Euch! ken Herrn Landrat Werner Henning für seine Der Landkreis Eichsfeld, ein so seltenes, ho- klaren, deutlichen und differenzierten Worte mogenes Gebiet, soll aufgelöst werden und zur angedachten Gebietsreform durch die mit der weniger erfolgreichen Nachbarschaft Thüringer Landesregierung. Herr Landrat mit Sitz in Mühlhausen zusammengelegt Henning hat hiermit vielschichtige Aspekte werden! in die laufende Debatte mit eingebracht. Die Die umfangreichen Artikel von Dr. Henning Eichsfelder Vereine bestätigen ihn in seiner und Gerold Wucherpfennig sind äußerst Sichtweise und unterstützen ihn auf dem überzeugend und mit so vielen guten Fak- eingeschlagenen Weg. Wir fordern die Ab- ten kultureller und wirtschaftlicher Art belegt, dass alles nur für einen Verbleib des Land- geordneten des Thüringer Landtages auf, kreises Eichsfeld spricht. diese angedachte Zerschlagung von kultu- rellen gewachsenen Räumen mit ihrer eige- Das Jahr 1989 hat gezeigt, was Menschen bewirken können, wenn sie mutig und gewalt- nen Identität – wie das Eichsfeld – möglichst los zusammenstehen und sich äußern. schnell zu stoppen. Das Eichsfeld muss auch Ich wünsche meinen Obereichsfelder Lands- weiterhin in einem Landkreis vereint bleiben! leuten Mut, Ausdauer und Gottes Segen. Erich Anhalt, Eichsfelder Verein Dortmund Siegbert Pabst, geboren 1939, Kindheit und Christian Herker, Eichsfelder Verein Bochum Jugend in Lindau, Eichsfeld

Zum Namen der Christian-Blank-Straße in Duderstadt von Elmar Brohl Wer erhält schon zu Lebzeiten einen Straßen- umzubenennen. Gegen die Umbenennung namen? Am 8. November 1928 beschloss hatten sich fast alle Anlieger ausgesprochen das Stadtparlament von Duderstadt, die 320 bzw. vorgeschlagen, die ältere Lagebezeich- m lange bisherige Gartenstraße an der Nord- nung „Benebenstadt“ zu verwenden. Einige seite der Altstadt in „Christian-Blank-Straße“ Ratsmitglieder vertraten die Ansicht, dass 36 Eichsfelder Heimatzeitschrift – Die Monatsschrift für alle Eichsfelder nächst in der Bahnhofstraße und ab 27. Sep- wieder in Hannover wohnhaft, bis er 1962 in tember 1945 – wie konnte es anders sein – in seine Heimatstadt Köln zurückzog. der Christian-Blank-Straße Nr. 25. Im März 1949 ist die Familie wieder nach Hannover Quellen gezogen, wo Christian Blank seit 1946 für die Ebeling, Hans-Heinrich; Fricke, Hans-Reinhard: CDU Mitglied im Landtag war. 1955 war er Duderstadt 1929–1949. Duderstadt 1992, S. 30 ff.; Eichsfelder Morgenpost vom 9.11.1928; Süd-

Neue Glocken und Geläute im Eichsfeld seit 1990 von Robert Riethmüller Seit dem Jahr 1990 ist viel an Renovierungs- den gewünsch- und Instandsetzungsarbeiten in den Eichs- ten Größen felder Kirchen geleistet worden. Durch Fleiß, gießen las - Engagement und die Nutzung der neuen sen.4 Anders Möglichkeiten erreichte man den sehr an- dagegen stellte sehnlichen heutigen Zustand. Dieser Beitrag sich die Situati- gilt einer besonderen Leistung der letzten 26 on in der SBZ Jahre, nämlich der Beschaffung neuer Glo- und späteren cken und Geläute im Eichsfeld. Weil diese DDR dar: Hier blieb die Frage nicht zur sichtbaren Ausstattung gehören, hat der Beschaf- man sie im wahrsten Sinne oft nicht im Blick. Eisenhartgussglocke mit ge- kröpftem Stahljoch aus dem fung der Bron- Zum Jahresende 2016 können exakt 150 Jahr 1953 in Flinsberg. Alle ze bestehen. neue Glocken für das Ober- und Untereichs- Fotos: Robert Riethmüller. Aus diesem feld nachgewiesen werden.1 Zunächst er- Grund und scheint wohl die Frage berechtigt, wie eine auch im Hinblick auf die hohen Kosten für so hohe Zahl zustande kommt. Als Ursache Bronze griff man in beiden Teilen Deutsch- ist der Zweite Weltkrieg zu benennen, bei lands, in der DDR jedoch in erheblich grö- welchem, wie schon im Ersten Weltkrieg, ßerem Umfang, auf Gusseisen als Material zurück.5 zehntausende Glocken, darunter auch aus dem Eichsfeld, auf Anordnung der Machtha- Notlösung: Eisenglocken ber abgegeben werden mussten.2 Diese Eisenglocken sind jedoch in mehr- Wie auch in den 1920er- und 1930er-Jahren facher Hinsicht problematisch. Materialbe- setzte dann nach 1945 das Bestreben ein, dingt fallen sie bei gleicher Tonhöhe wesent- die verlorenen Glocken und Geläute zu erset- lich größer und schwerer aus als Bronzeglo- zen. Dies war jedoch aufgrund der wirtschaft- cken.6 Da aber das neue Geläut dem alten lichen Situation und der Gesamtsituation des zumeist möglichst ähnlich sein sollte, nahm Landes zunächst kaum durchführbar. Hinzu man Umbauten oder gar neue Glocken - kam, dass die Metalle für den Guss, nämlich stühle in Kauf, um die neuen Eisenglocken Kupfer und Zinn, kaum zu beschaffen waren. im Turm unterbringen zu können. Hinzu kam, Trotzdem gelang es der Gießerei Schilling in dass sie relativ preiswert waren, sodass ei- Apolda als einer der ersten Firmen, bereits nige Orte nun auch mehr Glocken bestellten 1947 vereinzelt wieder Bronzeglocken zu als sie vor dem Krieg besaßen. Besonders gießen.3 problematisch ist jedoch die materialbedingt wesentlich geringere Lebensdauer der Eisen- In den Westzonen legte sich nach der Wäh- glocken. Man rechnet mit circa 80 Jahren. rungsreform 1948 die Materialnot und so Allerdings können sich auch schon deutlich konnten sich Gemeinden mit dem entspre- früher Schäden bemerkbar machen. Nach chenden Kapital wieder Bronzeglocken in bereits etwas mehr als 20 Jahren bekam z. 42 Eichsfelder Heimatzeitschrift – Die Monatsschrift für alle Eichsfelder Das verhinderte Aufsteigen eines großen Ballons in Duderstadt (1803) von Dr. Ulrich Hussong Schultheiß, Bürgermeister und Rat der Stadt Duderstadt beschwerten sich am 17. Juli 1803 bei der vorgesetzten preußischen Behörde in Heiligenstadt. Ein „Mechanicus“ hatte den Magistrat um Erlaubnis gebeten, einen „Aerostatischen Luft-Ballon“ aufsteigen zu lassen, was ihm gegen eine Abgabe an die Armenkasse gestattet worden war. Der Techniker, später ist die Rede von „einem durchreisenden Künstler“, verteilte ein ge- drucktes „Avertissement“ in der Stadt. Die- se Mitteilung, Bekanntmachung oder auch Anzeige ist den Akten beigefügt. Daraufhin teilte der Major von Arnstedt durch einen Unteroffizier dem Magistrat mit, dass er das Aufsteigen des Luftballons nicht gestatten und gegebenenfalls durch ein Kommando Dragoner verhindern werde. Arnstedt war Kommandant der kurz zuvor von Preußen eingerichteten Garnison, für die ein Reitstall Abb. 1: Gedruckte Bekanntmachung über das und eine gedeckte Reitbahn in der Nähe des Aufsteigen eines „Luft-Ballon“. Stadtarchiv Du- Ursulinenklosters errichtet wurden. derstadt: Dud 2 Nr. 13759. Der Magistrat beharrte darauf, für solche Konzessionen allein zuständig zu sein und „Luftball“, wie es einmal in dem Aktenband sich von keiner Militärbehörde Vorschriften heißt. Höhepunkt der Veranstaltung dürfte machen lassen zu müssen. In solchen po- die Auslösung des Fallschirms und das He- lizeilichen Vorgängen werde man sich an rabschweben der Gondel mit einem leben- die Polizeidirektion wenden, sofern nicht die den Tier sein. Über den Verbleib des eigent- vorgesetzte preußische Behörde anderes lichen Ballons, also der großen mit heißem vorschreibe. Gas gefüllten Hülle, wird nichts vermeldet. Das Personal des Unternehmens dürfte mit- Der genaue Zeitpunkt wie auch der Schau- unter viel Mühe gehabt haben, das wertvolle platz wurden im gedruckten Text freigelassen Gerät ausfindig zu machen und zu bergen. und handschriftlich ergänzt („Der Anfang ist Morgen um 5 Uhr. Der Schauplatz auf der Das aufwendige und kostspielige Unterneh- Wiesen bey Vogelstange“). Die Brüder Sain- men musste finanziert werden, und so ist mit ton waren ein Geschäftsbetrieb, der von erheblichen Eintrittsgeldern zu rechnen, die Stadt zu Stadt zog, um dort einen großen den Schaulustigen abverlangt wurden. Die Freiballon mit den Maßen von etwa 11 x 30 Höhe steht nicht auf dem Handzettel; sie Meter, der mit Gas gefüllt eine Gondel mit wird wohl den örtlichen Gegebenheiten an- Lasten tragen konnte, als spektakuläre In- gepasst worden sein. In einer an öffentlichen szenierung so hoch in den Himmel steigen Zerstreuungen armen Zeit, zumal in Klein- ließ, bis das Gerät nur noch ein kleiner Vogel städten und auf dem Lande, wird eine solche zu sein schien. Das war natürlich kein „Luft- Veranstaltung als außergewöhnliches Ereig- ballon“ nach heutigen Vorstellungen oder nis Zulauf von wirklich allen gefunden haben. 46 Eichsfelder Heimatzeitschrift – Die Monatsschrift für alle Eichsfelder Zur LPG-Gründung in Kirchworbis (2)1 von Dr.-Ing. habil. Manfred Goedecke Die aktive Phase der Zwangskollektivierung Anhaltend und listig entzogen sich die Bau- begann in Kirchworbis im Frühherbst 1958 ern den direkten Kontakten mit der „Roten zunächst mit „Werbeveranstaltungen“, so am Brigade“. Wann immer möglich, blieben die 11.9.1958 auf Einladung der Gemeinde und Hoftore verschlossen, wurden vereinbarte der MTS . Der Besuch war mä- Termine unter Vorwänden nicht eingehalten ßig. Deshalb erschienen am 26. Mai 1959 sowie Versammlungen entweder ignoriert hochrangige Partei- und Staatsfunktionäre oder kreativ gestört. aus dem Bezirk Erfurt sowie der LPG-Vorsit- Die am 5.12.1959 beginnenden regelmäßigen zende aus Bollstedt bei Mühlhausen, um die Berichterstattungen der Werber in den Sit- Vorzüge der sozialistischen Landwirtschaft zungen der Gemeindevertretung spiegeln zu preisen. Erneut war die Veranstaltung diese Atmosphäre andeutungsweise wider. ein Flop, von den 32 Teilnehmern waren nur So berichtete der Agitator Jablonski von der sechs Bauern.2 MTS Teistungen den Gemeindevertretern am Nun erhöhten Staat und Partei den Druck 27. Dezember 1959 (!): „Die Zusammenar- systematisch. Der stellvertretende Vorsitzen- beit der Gemeinde mit der Brigade kann nicht de des Rates des Kreises Worbis, der SED- als gut bezeichnet werden. Zum 2. Mal sind Funktionär Schmidt, nötigte z. B. die Gemein- sämtliche Transparente abgerissen und be- devertretung von Kirchworbis am 26. August schädigt worden. Es werden Gerüchte über 1959, ein Glückwunschschreiben an die am die zwanglosen Aussprachen der Brigade mit Tag zuvor im Nachbardorf Gernrode gegrün- den Landwirten verbreitet.“4 dete LPG zu senden. Das Schreiben musste im Dorf öffentlich ausgehängt werden.3 Von Am 8. Februar 1960 konnte die „Rote Briga- diesem Zeitpunkt an waren Aktivitäten zur de“ mit der Gründung der Kleinst-LPG „Hei- Gründung einer LPG und später zu deren materde“ ein erstes bescheidendes Ergebnis Arbeit Dauer- und Schwerpunktthemen jeder verbuchen. Sitzung der Gemeindevertretung bis weit in Dieser Genossenschaft traten drei ablie- das Jahr 1963 hinein. ferungspflichte Betriebe und 33 Kleiner- Die brutale Endphase der Kollektivierung be- zeuger bei, die zusammen 52,3 ha Land gann in Kirchworbis am 30. November 1959. einbrachten. Aus Staatsbeständen kamen An diesem Tag rückte ein Agitatorentrupp, noch 17 ha liegengebliebene Flächen hinzu. bestehend aus SED-Funktionären, Staats- Insgesamt verfügte die LPG „Heimaterde“ angestellten und Studenten ins Dorf ein, über 13,5 % der landwirtschaftlichen Nutz- um die LPG-Gründung zu erzwingen. Der fläche der Gemeinde Kirchworbis. Der erste Volksmund nannte diesen Trupp nur „Rote Vorsitzende dieser LPG war der Angestellte Brigade“. Hermann Dölle. Permanente Hausbesuche, erzwungene Ein- Die Gemeindevertreter wurden von der zelgespräche, aber auch Versprechungen „Roten Brigade“ nun ständig genötigt, die z. B. zur schnelleren und bevorzugten Zutei- neugegründete Genossenschaft mit allen lung von knappem Baumaterial, Autos und denkbaren Mitteln zu unterstützen. Dafür anderen hochwertigen Mangelwaren sollten zwei bezeichnende Beispiele:5 Schon am die Landwirte zum Umdenken bewegen. In 24.1.1960 beschloss die Gemeindevertretung den ersten Wochen des insgesamt fast vier- einstimmig, sämtliches gemeindeeigenes monatigen „Wirkens“ der Agitatoren in Kirch- Ackerland, Wiesen, Gemeindewald usw. der worbis waren die Ergebnisse nahezu Null. zukünftigen LPG zur Verfügung zu stellen. 48 Eichsfelder Heimatzeitschrift – Die Monatsschrift für alle Eichsfelder nossenschaftlichen Hühnerhaltung am 17. deren menschen- und traditionsverachten- März 1961 und die wenige Wochen später den Zwang zu erinnern. Möge sich Ähnliches aufgenommene Kälberaufzucht und Bullen- in Deutschland nicht wiederholen. mast der LPG. Mit der Fusion der beiden LPG in Kirchworbis Anmerkungen im April 1962 war die Zwangskollektivierung 1 Teil 1 dieses Aufsatzes erschien in EHZ 60 (2016), der Landwirtschaft meines Heimatdorfes ab- Heft 7/8, S. 211 ff. 2 geschlossen. In der Folge arrangierten sich Archiv des Landkreises Eichsfeld in Heiligenstadt (KreisA EIC): Akte B1 Kirchworbis. Bericht vom Landwirte und „kleine Leute“ mit der LPG, die 28.5.1959. sich mit der Zeit zu einem gesunden, erfolg- 3 KreisA EIC: Akte B1 Kirchworbis. Protokoll der Ge- reichen Unternehmen entwickelte. meindevertretung vom 26.8.1959. Zur Wiedervereinigung unseres Vater- 4 KreisA EIC: Akte B1 Kirchworbis. Protokoll der Ge- landes 1990 unterschied sich deshalb die meindevertretung vom 27.12.1959. Beurteilung der Genossenschaft durch ihre 5 KreisA EIC: Akte B1 Kirchworbis. Protokolle der Mitglieder deutlich von der aus den ge - Gemeindevertretung vom 24.1.1960 und 11.2.1960. 6 schilderten Gründungsjahren. KreisA EIC: Akte B1 Kirchworbis. Protokoll der Ge- meindevertretung vom 27.11.1960. Trotzdem ist es angebracht, sich 56 Jahre 7 KreisA EIC: Akte B1 Kirchworbis. nach der „sozialistischen Umgestaltung“ der 8 Archiv des Verfassers. DDR-Landwirtschaft auch im Eichsfeld, an

Rhume kehrt bei Bilshausen in altes Bett zurück von Kuno Mahnkopf Zwei Altarme der Rhume bei Bilshausen gradigte Rhume oberhalb von Bilshausen werden aus ihrem Schattendasein als ver- soll dem Fluss wieder Raum zum Mäandrie- moderte Stehgewässer befreit und wieder an ren geben, der Artenvielfalt förderlich sein, den Flusslauf angeschlossen. Die neue Tras- durch Entschleunigung der Tiefenerosion se ist bereits abgesteckt, im Januar sollen die entgegenwirken, zugleich Rückhalteräume Bagger anrücken. für Sedimente schaffen und als Nebeneffekt dem Hochwasserschutz dienen. Auch Kies Federführend für das seit Jahren geplante und Totholz werde verbaut, um die Strukur Renaturierungsprojekt ist der NLWKN (Nie- des Flusses zu verbessern, sagt Knoblauch: dersächsischer Landesbetrieb für Wasser- „Wir beziehen die Flussaue stärker mit ein wirtschaft, Küsten- und Naturschutz). Der und wünschen uns lokale Überflutungen, Förderantrag an die Europäische Union sei damit sich langfristig ein Auwald entwickeln genehmigt, der alte Rhumelauf werde in die- kann.“ Erst einmal wurden aber in den ver- sem Abschnitt wieder hergestellt, bestätigt gangenen Wochen rund 40 Bäume und grö- Projektleiter Torsten Knoblauch: „Neue Ge- ßere Sträucher gerodet, um das Projekt vor- wässerläufe entstehen auf einer Länge von zubereiten: „Ausgesuchte Baumstämme mit 500 Metern, weitere 600 Meter entfallen auf Wurzeln sind stehengeblieben und werden den Anschluss von Altwässern.“ Die beiden als sogenannte Strömungslenker in die re- Altarme nördlich und südlich der Rhume, die naturierten Gewässerabschnitte eingebaut.“ in den Gemarkungen Gieboldehausen und Mit rund 5.000 Kubikmetern Mutterboden, die Hattorf liegen, sind bei Anglern als Baron- als Aushub anfallen, sollen im Zuge der Flur- scher Teich und Schleienteich bekannt und bereinigung Gieboldehausen zurückgebaute inzwischen als tote Stehgewässer verschrien. Wege und Gräben wieder als landwirtschaft- liche Fläche hergerichtet werden. Der Anschluss der Altarme an die in den 1930er-Jahren vom Reichsarbeitsdienst be- Aus: Eichsfelder Tageblatt vom 28.12.2016. Eichsfelder Heimatzeitschrift – Die Monatsschrift für alle Eichsfelder 49

Historisches Eichsfeldfoto

Postkarte aus Heiligenstadt mit Motiven eines einst wohl recht beliebten Gasthauses in der Schlacht- hofstraße mit Heiligenstädter Poststempel vom 6.12.1908. Sammlung Josef Keppler, .

Postkarte mit Blick vom hessischen Oberrieden auf den Höheberg bei Lindewerra, abgestempelt 1935. Das Bild zeigt noch den imposanten siebenbogigen eichsfeldisch-hessischen Eisenbahn- viadukt auf der Strecke Göttingen–Bebra, den Wehrmachtsangehörige am 2. April 1945 sprengten. Nach provisorischem Wiederaufbau war die Brücke, über die die Demarkationslinie zwischen ame- rikanischer und sowjetischer Besatzungszone verlief, im September 1945 maßgeblicher Anlass für das Wanfrieder Abkommen. Sammlung Josef Keppler, Lindewerra. 50 Eichsfelder Heimatzeitschrift – Die Monatsschrift für alle Eichsfelder

Wir gratulieren

Der Birkenfelder Werner Grieß wurde 80 Am 20. Januar feierte Werner Grieß in der Bil- le aus. Mehrere dungs- und Ferienstätte in Uder seinen 80. Ge- Schülergenerationen burtstag, dort, wo er nahezu zwei Jahrzehnte zwischen ehrenamtlich als zuverlässiger Wanderführer und Rengelrode, Röh- und wortgewandter Gesprächspartner für die rig und Gäste der gern besuchten katholischen Land- erinnern sich dankbar volkshochschule zur Verfügung stand. an erfolgreiches Lernen bei Herrn Grieß. Die guten Wünsche und die würdigenden Dan- kesworte der zahlreichen Gratulanten galten Der „Ruhestand“ be- einem auf vielen Gebieten regsam Tätigen und deutete für ihn nicht zuverlässig Gestaltendem sowohl im Berufsle- nur eine Fortsetzung ben wie in diversen ehrenamtlichen Bereichen. ehrenamtlicher Betätigung, sondern auch neue Verantwortlichkeiten, die insbesondere seiner Geboren am 20. Januar 1937 in Birkenfelde, Heimatgemeinde Birkenfelde zugutekamen. wurden seine Kinder- und ersten Schuljahre von Seine Tätigkeit als gewählter Gemeindevertre- all den Ängsten und Entbehrungen begleitet, die ter bzw. als Ratsmitglied, die er 1961 begon- im „totalen“ Krieg Familien millionenfach bela- nen hatte, setzte er nahtlos von 1990 bis 2014 steten und gläubige Hoffnung und blankes Ent- als Stellvertreter von Bürgermeister Gerhard setzen dicht beieinander erleben ließen. „Diese Stadler in vertrauensvollem Miteinander mit die- Erlebnisse haben zeitlebens Einfluss auf mein sem fort. Spuren seines insgesamt 53-jährigen Denken und Handeln genommen“, erinnert sich Engagements sind dort zu finden, wo er sich be- Werner Grieß und war glücklich und dankbar, sonders einbrachte: bei der BSG „Empor“, beim als sein Vater – wenn auch kriegsverletzt – Bau des Sportplatzes, im Sportverein, als Leiter heimkehrte und für bescheidenes Familienglück der erfolgreichen Tischtennis-Sektion sowie Ide- sorgen konnte. engeber und Begleiter wichtiger Birkenfelder Ju- Die guten Volksschulnoten in Birkenfelde lie- biläen und Veranstaltungen. Als „bekennender ßen einen Besuch der „Oberschule“ in Heili- Eichsfelder“, wie sich Werner Grieß selbst sieht, genstadt ab 1951 als folgerichtig erscheinen. hält er sehr viel von eichsfeldischen Traditionen, Anfangsschwierigkeiten, Misserfolge und für deren Pflege er sich als Gründungsmitglied Zweifel, spartanische Unterbringung und ge- des Vereins für Eichsfeldische Heimatkunde, ringes Taschengeld hinderten ihn nicht, nach Mitglied des Förderkreises Hülfensberg und seit vier Jahren das Abitur abzulegen und an der 14 Jahren als stellvertretender Vorsitzender der Martin-Luther-Universität Halle 1955 ein Physik- Senioren-Union maßgeblich einsetzt. und Mathematikstudium zu beginnen. Nach er- Als passionierter Wanderer und Naturparkführer folgreichem Staatsexamen besaß er 1959 die übernahm er gern die Aufgaben eines Ortswe- Lehrbefähigung bis zur Abiturstufe und konnte gewartes und sorgte für gut gekennzeichnete nach zweijähriger Absolventenzeit in Worbis Wanderwege um Birkenfelde. Sein absoluter 1961 wunschgemäß seinen Schuldienst in Uder Lieblingsort ist die heimatliche Hennefeste und aufnehmen. ihre Kapelle, die er allein oder in Begleitung von Dieser Schule blieb er 37 Jahre treu – als Leh- Freunden regelmäßig aufsucht, um die herrliche rer für Mathematik und Physik, als Klassenlei- Aussicht zu genießen und zu meditieren – nicht ter und engagierter Leiter von Tischtennis- und zuletzt über seine eichsfeldische Heimat, der er Fußball-Arbeitsgemeinschaften. Nachdem er anlässlich seines 50. Geburtstages ein „Heimat- bereits 1990 zum stellvertretenden Direktor lied“ widmete, in dem er abschließend bekann- ernannt worden war, übte er nach Berufung te: „Das ist mein Eichsfeld, dort zieht es mich hin durch das Kultusministerium von 1991 bis 1997 … Mein schönes Eichsfeld ist mir so viel wert!“ die Funktion des Schulleiters der Regelschu- Josef Keppler Eichsfelder Heimatzeitschrift – Die Monatsschrift für alle Eichsfelder 51

Berichte aus dem Eichsfeld aus Meldungen der Thüringer/Eichsfelder Allgemeine, Thüringer/Mühlhäuser Allgemeine, Thüringische Landeszeitung/Eichsfelder Tageblatt, Eichsfelder Tageblatt (Duderstadt) zusammengestellt von Edgar Rademacher . „Unsere Zeit“ ist der Titel eines resende in den Ruhestand verabschiedet worden. neuen Buches von Lothar Enders aus Berlinge- Nachfolger ist der gebürtige Bilshäuser Karl-Hu- rode. Es ist kein Bilderbuch, aber ein Buch mit bert Wüstefeld. vielen Bildern. In der Liebfrauenkirche gibt es jetzt jeden Monat Beuren. Trotz schlechten Wetters hatten sich ein Kloster-Konzert. Termin ist jeweils der letzte rund 2.000 Besucher zur Burgweihnacht auf den Freitag im Monat ab 18.30 Uhr. Scharfenstein begeben. Avlin Jundo heißt das erste Kind des neuen Jah- res im Duderstädter Krankenhaus. Die Tochter Bilshausen. Die evangelische Paulskirche in Bils- syrischer Flüchtlinge erblickte das Licht der Welt hausen ist in drei Schritten saniert worden. Nun am Neujahrsmorgen um 6.55 Uhr. Als 333. und erstrahlt sie in neuem Glanz. Rund 25.000 Euro letztes Baby des alten Jahres wurde am Silvester- flossen dabei in den Kirchenraum. morgen um 7.20 Uhr Amin Klaffl geboren. . Die Autobahn-Raststätte „Eichs- Ein volles Haus hat das Neujahrskonzert des Göt- feld Nord“ bei Breitenworbis in Richtung Göttingen tinger Symphonie-Orchesters der Duderstädter hat am 21. Dezember ihren Betrieb aufgenommen. Theater- und Konzertvereinigung in der Eichsfeld- Vier Wochen zuvor war „Eichsfeld Süd“ ans Netz halle beschert. gegangen. Anfang Januar gab es in der Basilika „St. Cyria- Brochthausen. Mit sieben Geburten auf 513 Ein- kus“ wieder einen Karnevalsgottesdienst, an dem wohner hat Brochthausen 2016 den ersten Platz auch mehrere Vereine aus der Umgebung teilnah- unter den geburtenstärksten Ortschaften erreicht. men. Die Predigt hielt Propst Bernd Galluschke. Seit 70 Jahren engagieren sich Alfons Ballhausen Der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle beriet An- und Leonhard Klapprott im FC Brochthausen. Für fang Januar auf einer dreitägigen Klausurtagung ihre Vereinstreue wurden sie kürzlich auf der Halb- auf dem Pferdeberg mit dem Priesterrat Fragen jahresversammlung geehrt. der Personalplanung und mögliche Einsparungen. Die St.-Elisabeth-Schola aus Salzgitter bereicher- Effelder. Auf winterglatter Straße prallte am 5. te eine Messe in der St.-Georgs-Kirche mit polni- Januar ein Linienbus gegen ein Wohnhaus. Per- schen Weihnachtsliedern. sonen kamen dabei nicht zu Schaden. Diedorf. Zu den Höhepunkten des 1200-jährigen Eichsfeld. Altbürgermeister Gerd Reinhardt Ortsjubiläums zählt ein Gastspiel der Augsburger (Leinefelde-Worbis) und Altbürgermeister Ewald Puppenkiste am 4. März 2017. Müller (Deuna) wurden mit der Ehrennadel des Die Diedorfer Karnevalisten wollen die geschichts- Gemeinde- und Städtebundes Thüringen geehrt. trächtige alte Dorfschenke auf dem Anger stufen- Der 25. Eichsfelder Weihnachtstaler der Kreis- weise sanieren. Auch eine Nutzung als Vereins- sparkasse Eichsfeld zeigt die vor 300 Jahren ge- haus für das ganze Dorf ist denkbar. weihte Dorfkirche „St. Leonhard“ in Birkenfelde. Duderstadt. Zum 30. Juni 2017 schließt die ge - 24 Jahre hat der CDU-Politiker Lothar Koch das burtshilfliche Abteilung im Duderstädter Kranken- Untereichsfeld im niedersächsischen Landtag ver- haus „St. Martini“. Um hier rentabel zu arbeiten, treten. Zur Landtagswahl im Januar 2018 will Koch wären 550 bis 600 Geburten im Jahr erforderlich. nicht noch einmal antreten. Seit 2010 waren es aber nur zwischen 285 und Der im Dezember 2006 in Betrieb gegangene 348 pro Jahr. 1.724 Meter lange Heidkopf-Tunnel an der A38 Zum Standortgottesdienst der Bundespolizeiab- bei gilt als der sicherste Tunnel in teilung Duderstadt hatten sich mehr als hundert Deutschland. Personen in der St.-Cyriakus-Kirche eingefunden. Der Caritasdirektor des Bistums Erfurt, Bruno Hel- Der Chef des Duderstädter Polizeikommissariats, ler, geht Mitte dieses Jahres in den Ruhestand. Polizeihauptkommissar Otto Moneke, ist zum Jah- Als Nachfolger wird Wolfgang Langer die Arbeit 54 Eichsfelder Heimatzeitschrift – Die Monatsschrift für alle Eichsfelder

In dem Flyer werden 22 Weihnachtskrippen „Dieser neue Flyer weist auf ein touristisches An- und sechs Weihnachtsmärkte in der Region be- gebot des Eichsfeldes hin, das im Wettbewerb mit schrieben. Die größte Eichsfelder Krippe stand in anderen Reisegebieten sicherlich ein Alleinstel- Küllstedt. Die Krippe nimmt mit ihren 53 Figuren lungsmerkmal darstellt. Mein Dank gilt allen Ak- nahezu den gesamten Chorraum ein. „Die Gäste teuren, die seit Jahren kontinuierlich beim Aufbau werden bei uns im Eichsfeld mit in eine christliche der Krippen mithelfen und die Gästeführungen be- Kultur, eine Volkskultur hineingenommen“, sagte gleiten. Bereits für die kommende Weihnachtszeit Landrat Dr. Werner Henning. wurden erfreulicherweise Gruppenreisen gebucht“, so der HVE-Vorsitzende Gerold Wucherpfennig. G. W.

Kirche, Kultur und Traditionen Aus der 700-jährigen Geschichte der ehemaligen Pfarrei „St. Bonifatius“ Wüstheuterode von Dr. Andreas Degenhardt, Mathias Degenhardt „St. Martin“ in Mackenrode auf und wurde wieder Wüstheuterode angegliedert. Bereits seit 2002 hatte der Wüstheuteröder Pfarrer Albrecht Baier die Mackenröder Pfarrei kommissarisch mitge- führt.1 An der Geschichte der Pfarrei lässt sich viel Eichs- felder Landesgeschichte ablesen. Als die Han- steiner im Zuge der Reformation die Pfarrstellen ihrer Gerichtsdörfer, darunter Wüstheuterode, mit evangelischen Prädikanten besetzten, erzeugte das einige Verwirrung. 1635 kam das katholische Bekenntnis in das Dorf am Lengenberg zurück. Pfarrkirche „St. Bonifatius“ in Wüstheuterode. Aber nicht jeder war erfreut darüber: Der neue ka- tholische Pfarrer Wilhelm musste sich mit Gewalt Die Bistumsreformen der letzten Zeit haben viele Eintritt in die Kirche und die Pfarrei verschaffen, schmerzliche, aber aufgrund des Priestermangels da der Opfermann die Schlüssel nicht freiwillig und des Mitgliederschwunds letztlich notwendige herausgeben wollte.2 Änderungen mit sich gebracht. Die Zusammenle- Das 18. Jahrhundert begann mit der Anschaffung gung von Pfarreien bedeutet vielerorts eine Ver- der bis heute geführten Kirchenbücher. 1701 wur- minderung der Gottesdienstangebote oder eine den die ältesten bis heute erhaltenen Einträge Verlegung der Gottesdienstzeiten. Mit dem 31. gemacht. Die Wüstheuteröder Pfarrer jener Zeit Dezember 2016 erlosch der Pfarrgemeindestatus waren mit ihrer Pfarrstelle oft unzufrieden. 1726 von „St. Bonifatius“ Wüstheuterode. Damit endete schrieb Pfarrer Andreas Hartleb: „Es gibt hier viel eine mindestens 700-jährige Geschichte, deren Arbeit – wenig zu essen – Getränke bekomme ich Anfänge im Dunkeln liegen, von deren Ende der überhaupt nicht, Geldeinnahmen sind zweifelhaft, Leser nun jedoch Zeitzeuge ist. Somit ist es Zeit, gute Tage kenne ich nicht.“3 einen Blick in die Geschichte dieser ehemaligen 1805 wurde schließlich die steinerne Pfarrkirche Pfarrei zu werfen. fertiggestellt. Erst 1865 wurde sie vom Bekenner- Über Jahrhunderte betreute ein Pfarrer die Ein- bischof Konrad Martin geweiht. Der Bau wurde auf wohner Wüstheuterodes. Er lebte im Dorf in ei- einem Holzfundament errichtet, sodass das Mau- ner von der Gemeinde unterhaltenen Pfarrei. Als erwerk schon bald nachgab und oft kostenaufwen- Filialen betreute der Seelsorger in der Frühneu- dige Restaurierungen erfolgten.4 Schwer war die zeit noch Röhrig, , Mackenrode und Zeit des Kulturkampfes. Als der Uderaner Dechant mit. Während Schwobfeld schon Leineweber 1876 gegen die Kulturkampfgesetze früh abgepfarrt wurde, verblieben Mackenrode verstieß, lud man den Wüstheuteröder Pfarrer und Eichstruth bis 1799 als Filialen. Erst mit der Karl C. Leineweber mit weiteren Amtsbrüdern Bistumsreform von 2005 löste sich die Pfarrei als Zeugen gegen ihren Dechanten vor. Pfarrer Eichsfelder Heimatzeitschrift – Die Monatsschrift für alle Eichsfelder 57

Das St.-Ursula-Schiff 2016 oder ein internationaler Cello- meisterkurs sind dargestellt. Das Ursulinenkloster Duderstadt hat nach einem Es wird berichtet von Freizeit- Jahr vielfältiger Aktivitäten wieder einen Rückblick angeboten wie Chor- und Flö- auf das vergangene Jahr erstellt im „St.-Ursula- tenfreizeiten, von Yogakursen, Schiff 2016“. Seniorenstudien u. a. m. im In der 88-seitigen Broschüre findet man neben Gästebereich des Klosters. Nachrichten aus dem Kloster und Berichten über Zu lesen ist aber auch einiges Ehemaligentreffen eine Fülle interessanter Ereig- Interessantes aus dem Schul- nisse und Begegnungen im Kloster und seinem leben in den ehemaligen Schulen der Ursulinen in Gästebereich. Duderstadt, Hannover und Hildesheim. Besonders hervorgehoben wird auf den ersten Das St.-Ursula-Schiff ist im Dezember 2016 bei Seiten die Umwandlung des Ursulinenkonventes Mecke Druck und Verlag erschienen. Ein Großteil in eine Stiftung, in die Stiftung der Ursulinen Du- der Auflage wurde bereits in alle Welt verschickt. derstadt. Weitere Interessierte können das Heft zum Preis Wie in den vergangenen Jahren wird wieder über von 5,- € im Ursulinenkloster in Duderstadt er- Ausstellungen und Konzerte berichtet, über geist- werben. Mitglieder des Fördervereins erhalten liche Angebote wie Besinnungstage oder Vorbe- es kostenlos. Darüber hinaus ist auch Jahrespro- reitungswochenenden für Pfarrgremien und Ka- gramm 2017 an der Pforte des Klosters kostenlos techeten. Projekte unterschiedlicher Art wie z. B. erhältlich. I.W. Workshops der Händel-Gesellschaft Göttingen

Aus den Eichsfelder Vereinen

Autorenkonferenz zum Eichsfeld- die als renommiertes und wissenschaftlich aner- Jahrbuch 2016 im untereichs- kanntes Periodikum gilt. Darauf verwiesen Schrift- feldischen Renshausen leiter Torsten W. Müller und Lektor Josef Keppler. So erschienen seit 1993 insgesamt 359 fundier- Die immer stärker in den Fokus rückende und te Beiträge zu den verschiedenen Themen der diskutierte Krise im ländlichen Raum ist keines- Eichsfeldhistorie auf immerhin 7.581 Seiten. Mit wegs ein Problem der heutigen Zeit. Denn schon dem dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte vor Jahrhunderten sorgten sich die Menschen befasste sich Mathias Degenhardt in dem Aufsatz auf dem Eichsfeld und in anderen Regionen um über den Aufbau der Hitlerjugend im Eichsfeld. Folgen im Zusammenhang mit den Klimaverände- Das Kriegsende wiederum ist Thema des folgen- rungen, dem Bevölkerungsrückgang – besonders den Beitrages in dem Jahrbuch. Prof. Viktor von durch die im 14. und 17. Jahrhundert verursach - Weizsäcker (1886–1957), ein Onkel des ehemali- te Pest – sowie um das nachhaltige Sinken der Getreidepreise. Die Aufgabe von Siedlungen war damals die Folge. So belegt Arne Butt vom Insti- tut für Historische Landforschung an der Georg- August-Universität in Göttingen am Beispiel des Dorfes Renshausen das Scheitern spätmittelal- terlicher Strukturförderung im ländlichen Raum. Während der Autorenkonferenz und Vorstellung des 24. Bandes des Eichsfeld-Jahrbuches in Renshausen, dem nördlichsten Zipfel des Eichs- feldes, zog der Wissenschaftler also manch er- staunliche Parallelen zwischen 1465 und 2016. Insgesamt 17 Beiträge enthält der neue 384 Sei- ten umfassende Band der vom Verein für Eichs- feldische Heimatkunde und vom Heimatverein Autoren, Redaktionsmitglieder, Herausgeber und Goldene Mark herausgegebenen Schriftenreihe, Verleger des Eichsfeld-Jahrbuches. 60 Eichsfelder Heimatzeitschrift – Die Monatsschrift für alle Eichsfelder

Buchvorstellung

Reiner Schmalzl: Das alte Thüringen auf Post- Betrachter und Leser, karten. Thüringen-Bibliothek, Bd. 30, Essen 2016, lässt ihn aufwendige 96 Seiten, 105 farbige Postkarten, ISBN 978-3- Kunstwerke bestau- 8375-1720-0, 14,95 €. nen, aber auch kit - Im Eichsfeld und weit darüber hinaus kennt man schig Schönes sehen. Reiner Schmalzl als kundigen Philatelisten und In einem Kapitel des emsigen Postkartensammler und vermutet, dass Bildbandes sind sächsi- sich in seinem Besitz eine der landesweit größ- sche Postkarten mit far- ten und vielseitigsten Sammlungen historischer benfrohen Lithografien Glückwunsch- und Ansichtspostkarten befindet. abgebildet, die im briti- Auf Ausstellungen in Mühlhausen, Heyerode, schen Königshaus sehr und Großbodungen sowie in zahlreichen, beliebt waren. Dafür fundierten Pressebeiträgen hat er sachkundig vie- erhielt der Autor prompt le thematische Einzelheiten erörtert, seine Begeis- ein königliches Dankschreiben aus Sandringham, terung für dieses Sujet gezeigt und diese an viele dem Landsitz von Queen Elizabeth. Interessenten weitergeben können. Eine Karte mit Urlaubsgrüßen von der Burg Han- Aus der gewaltigen Menge seiner bunten Schät- stein löste sogar einen heftigen Wissenschaft- ze hat Reiner Schmalzl exakt 105 Karten ausge- lerstreit aus, weil auf dieser mittels einer Collage wählt, um sie in einem Buch fast in Originalgröße von Stammbuchblättern aus der Zeit um 1800 und für viele sichtbar zu machen. Weil er allein 5.000 Goetheversen der falsche Eindruck erweckt wur- Weihnachts- und Neujahrskarten besitzt, dominie- de, der Dichterfürst sei 1815 auf dem Hanstein ren die Motive der Wunschkarten und winterlichen gewesen. Landschaftsdarstellungen. Dass er die Behaup- Neben den Festtagsgrüßen sind es insbesonde- tung des Coca-Cola-Herstellers von 1931, ihm sei re die alten Abbildungen und deren künstlerische der weißbärtige Weihnachtsmann im roten Mantel Gestaltung, welche thüringische Landschaften zu verdanken, mit der Abbildung eines solchen auf und Orte zeigen, die mit Freude betrachtet werden einer Karte von 1897 widerlegen konnte, steigert können und beeindruckende Sichten auf histori- den Anschauungswert des Buches durch sachli- sche Bauwerke, Plätze und Straßen, wie sie sich che Angabe historischer Wahrheiten. vor über 100 Jahren präsentierten, ermöglichen. Durch 15 Bildkategorien mit informativen textli- Josef Keppler chen Einstimmungen führt Reiner Schmalzl den

Rotraut Greßler, Ursula Schwientek, Harald Sie- In der vorzustellenden fert: Kühnsche Turmuhren aus Gräfenroda. Publikation wird die Ge- Eine Chronik mit Bestandsaufnahme von 1816 schichte der Firma Kühn bis 1972. Waltershausen/Gräfenroda 2016, 250 umfangreich dokumen- Seiten, 650 meist farbige Abbildungen, ISBN 978- tiert. Zusätzlich hat sich 3-932655-53-1. 27,50 €. das Autorenkollektiv die Die Geschichte Turmuhrenmanufaktur in Gräfen- Aufgabe gestellt, den roda, die über mehrere Generationen von einer Verbleib der ca. 500 in Familie Kühn betrieben wurde, geht über 200 Gräfenroda gebauten Jahre zurück. Sie beginnt, als der findige Schlos- Uhren zu recherchieren. sermeister Johann Heinrich Caspar Kühn mit Ein beigefügtes Ortsre- dem Bau der ersten Turmuhren begann. Mit ihrer gister und eine Karte mit 156-jährigen Firmengeschichte zählt die Thürin- Orten, in „denen Kühnuhrwerke seit Jahren die ger Firma zu den erfolgreichsten ihrer Art. Zeit angeben und heute noch ticken“, erleichtern die schnelle Suche. Einige Beispiele sollen folgen: In den meisten Kirchtürmen des Eichsfeldes schlugen und schlagen jedoch Uhren der Firma Leider war die Firma im Eichsfeld nicht sehr prä- J. F. Weule aus Bockenem. Diese leistungsfähige sent. Lediglich im Kloster Zella zeigt das Uhren- Firma existierte nur 130 Jahre. blatt der Firma Kühn seit 1910 die Zeit an. Die Uhr Eichsfelder Heimatzeitschrift – Die Monatsschrift für alle Eichsfelder 61 selbst wird jedoch heute elektrisch angetrieben. te noch zweimal in der Woche aufgezogen und Eine Kühn-Uhr im Heiligenstädter Konvikt und zeigt die Zeit an. zwei weitere in Dingelstädt ticken heute nicht Die neue Publikation zeigt anschaulich, wie in mehr. einem industriell wenig erschlossenen Ort durch In Eigenrieden, nahe der Eichsfeldgrenze gele- die Initiative einer Familie Industriegeschichte gen, läuft seit 1939 in der St.-Ulrichs-Kirche eine geschrieben wurde und Infrastruktur entstand. Kühnsche Turmuhr. An ihr wurden bisher nur Sie liefert mit ihren facettenreichen Details einen Wartungsarbeiten durchgeführt. Dennoch geht wichtigen Beitrag zur Handwerks- und Industrie- sie nach wie vor sehr genau. Älter ist die Uhr Nr. geschichte Thüringens im Allgemeinen und zur 386 in der ehemaligen Kaiser-Wilhelm-Schule Turmuhrfabrikation im Besonderen. zu Treffurt. Sie wurde 1914 eingebaut, wird heu- Peter Anhalt

Fundsache Vor 160 Jahren im

Januar/Februar 1857 Heiligenstadt, den 21. Februar 1857. Das Königli- che Landraths-Amt. Der int. Kreissecretair Lomler. Verkauf einer Mühle! Die „Rosenthals-Mühle“ Entlaufen. Ein hochbeiniger rother Teckelhund, sammt Zubehörungen soll in dem Sonnabend mit 4 weißen Füßen, ein weißes Schmitzchen zwi- den 17ten Januar c. Vormittags 11 hr im Gasthof schen den Augen und etwas weißer Brust, ist mir „zum Löwen“ dahier anberaumten, zweiten und am 20. d. M. auf der Jagd entlaufen. Dem ihn mir letzten Bietungstermine nochmals versteigert Zurückliefernden eine gute Belohnung. werden. Die Erklärung über den Zuschlag wird in Chr. Herold in . diesem Termine abgegeben. Der Schuhmachergeselle Heinrich Gastrock so- Duderstadt, am 9. Januar 1857. A. Lehne, Advocat wie die Geschwister Marie Regine, Martha Eli- und Notar sabeth und Johann Christoph Gerstenberg aus Personal-Chronik. Der Einwohner Heinrich Pin- Lindewerra haben die Absicht, nach Amerika gel zu ist zum Gemeinde-Einnehmer auszuwandern, und ist der desfallsige Consens von Burgwalde erwählt, bestätigt und verpflichtet bei der K. Regierung beantragt worden. worden. Heiligenstadt, den 27. Januar 1857. Das Königli- Der Einwohner Andreas Jung ist als Steuer-Erhe- che Landraths-Amt. v. Bodungen. ber der Gemeinde Arenshausen hier verpflichtet Die Gemeinde Günterode beabsichtigt, einen worden. Schäfer zu miethen. Dazu Qualificitirte haben sich Heiligenstadt, den 14. Januar 1857. Das Königli- bei unterzeichneten Ortsvorstande zu melden. che Landraths-Amt. v. Bodungen. Der Schulze Fütterer. Nachdem der Landrath [Hermann] v. Hanstein Anmerkung seinem Antrage gemäß in den Pensionsstand getreten, ist die Verwaltung der landräthlichen Das amtliche Mitteilungsblatt erschien einmal wö- Geschäfte des Kreises Heiligenstadt dem Kreis- chentlich. Die Original-Schreibweise wurde beibe- halten. Christine Bose deputirten v. Bodungen übertragen worden. Heiligenstadt, den 24. Januar 1857 Der bisherige interimistische Schulze Hühner- Korrektur mund zu Schönau ist auf seinen Antrag vom Schulzendienst entbunden, und der Grundbesit- In den Buchvorstellungen im EHZ-Heft 01/17, S. zer Heinrich Fromm daselbst als provisorischer 28 ist zu korrigieren: Paderborner Priester Monsi- Schulze verpflichtet worden. gnore Otto Brauer. 62 Eichsfelder Heimatzeitschrift – Die Monatsschrift für alle Eichsfelder

Mundart De Runzemander von Peter Anhalt Georg Osburg (1874–1966) aus Steinbach hatte Sinne von faltig und interpretieren den Runze- nichts für die Nazis übrig und machte aus sei- mann als einen runzeligen, alten Mann, also als ner Abneigung keinen Hehl. Er bezeichnete sie alten Ureinwohner Beurens. So wird er im Dorf gern als „Runzemander“. Das war sein Lieblings- auch gern dargestellt. schimpfwort. In seiner Familie ging die Angst um, Doch der immer von den Nachbardörfern ausge- dass er irgendwann mal „waggelanget“ würde. Es wählte Neckname würde so keinen Sinn ergeben, muss 1938 gewesen sein, da las er in der Zeitung weil Nachbardörfer bei der Findung von Neckna- die Wahlergebnisse. Dort stand, dass Adolf Hitler men einen gewissen Spott einfließen lassen. zu 100 Prozent gewählt wurde. In Wirklichkeit ist ein Hanzemann, Hunzemann, Man erzählte sich: Bim Ziedunglasn hät Onkel Runzemann ein alter Kater. Er ist nicht so lieben- Jorch ehst värr sich hengebrummelt, dann worte würdig wie eine Kätzchen und kann auch schon ha ludder und schimpete: „Das kann nit gesinn. mal sehr ungenehm werden. Und so ist der Neck- Das kann nit gesinn. Ich ha uff dan Wohlzeddel name besser zu verstehen. Wenn man einen Men- geschremm ‚De sied Runzemander‘!“ schen Runzemann nennt, meint man einen nicht gerade freundlichen Zeitgenossen. Davon abgesehen, dass Georg Osburg seinen Der Mundartdichter Karl Leineweber konnte sich Wahlzettel ungültig gemacht hatte und er damit übrigens den Spottnamen der „Birschen“ auch nicht in die Zählung einging, sind noch einige Er- nicht eindeutig erklären und fragte in seinem läuterungen zu seinem Schimpfwort notwendig. Spitznamengedicht: „Worr dann ehrten uwer Vater Die Einwohner von Beuren werden „Runzeman- so en ohler Runzekater, daß de Bierschen allme- der“ genannt. Sie denken dabei an runzelig, im nander, siet de Bierschen Runzemander?“

Dei klauke Mutter Adelheid Strüber Franz was süst `n chanz ordentlichen, starken Ben- un lange meck `n Pund Sirup!“ Un doarbee chaff se gel, ower wenn hei wat Seutes sach, denn wurd hei üahren Jungen dat Cheld un twa Pötte. schwach. Wenn siene Mutter an`n Kaukenbacken Franz ching los, un wie hei wech was, secht de was, denn mosste hei vurher dean Rührdeig kosten. Nachboarsche: „Anna, do hest ja chanz verchetten, Wenn se been Inkoken was, Marmelade oder Ge- dien`n Jungen to sejjen, wat hei in dean anren Pott lee mokichte, mosste hei licken. Wenn se Himmern langen sall. Oder sall hei dean Pott been Kopmann oder Arbiern plückichte un se raane mokichte, mos- loaten?“ ste hei doatwüschenpacken. Oft jenauch kreich hei „Nä, nä“, secht Anna, „dean bringet hei wier mier.“ deswejen von siene Mamma wölke up de Fingere jekloppet. No meint de Nachboarsche: „Woarümme chiffst do üahne denn twa Pötte mia fur ein Pund Sirup?“ No was siene Mama ower `n klauket Frowwensmin- Doar lachichte Anna: „Dat will eck deck sejjen. Süh- sche. Dean einen Dag röppet se Franz un secht: ste, wenn eck in jeder Hand `n Pott drogen maat, „Franz, choa doch moal na Kopmanns denn kann eck nich met`n Finger in`n Sirup stippen.“

Veranstaltungskalender Heinz Sielmann Natur-Erlebnis- Heinz Sielmann Stiftung, Natur-Erlebniszentrum zentrum Gut Herbigshagen Gut Herbigshagen, 37115 Duderstadt, Treffpunkt Besucherparkplatz / Damwildgatter Wer kennt den Unterschied zwischen Hirsch und Reh? Öffentliche Damwildfütterungen im Natur- Teilnahmegebühr 3 € / Erwachsene und 2 € / Erlebniszentrum Gut Herbigshagen im begeh- Kinder bis 16 Jahre baren Schaugatter 10. und 24. Februar 2017, 14:30-16:00 Uhr. Eichsfelder Heimatzeitschrift – Die Monatsschrift für alle Eichsfelder 63

Personalien (ohne Gewähr)

gen (80); Hamburg. Wir gratulieren zum Geburtstag: Liebe Leserinnen und Leser, Horst Götze (77);Hauröden. Wir gratulieren zum Ge- Sie haben selbst die Möglichkeit, Gratulationen burtstag: Irmgard Mollnau (90), Benno (75); oder andere wichtige Personalia in unserer Hei- . Wir gratulieren zum Geburtstag: Heinz matzeitschrift kostenlos zu veröffentlichen. Bit- Thiede (85), Gisela Herntrich (80); . te haben Sie Verständnis, dass nur Zuschriften Wir gratulieren zum Geburtstag: Hildegard Sander berücksichtigt werden, die in der nächstfolgen- (70), Klara Tentscher (80), Heinrich Witkowski (80); Hüpstedt. Wir gratulieren zum Geburtstag: Marga den Ausgabe publiziert werden sollen. Bitte ver- Kaufhold (95), Günter Gerbig (70); Kirchworbis. wenden Sie dazu ausschließlich das am Ende Wir gratulieren zum Geburtstag: Ursula Rogge (70), dieser Rubrik abgedruckte Formular. Gerhard Weber (75), Volker Große (75), Urban Fied- ler (90), Gerhard Weber (80), Egon Mühlhaus (85); Krebeck. Wir gratulieren zum Geburtstag: Ursula Beberstedt. Wir gratulieren zum Geburtstag: Alfred Nolte (80), Eva Maria Müller (85), Friedrich Ahlborm Schollmeyer (75); Bernterode. Wir gratulieren zum (80); Lindewerra. Wir gratulieren zum Geburtstag: Geburtstag: Rosemarie Hennecke (75), Ludwig Har- Herta Geyer (85), Herbert Wunderlich (77), Hans- degen (70), Egon Herbort (80); Birkenfelde. Wir gra- Dieter Trebstein (74); Nesselröden. Wir gratulieren tulieren zum Geburtstag: Werner Grieß (80); Bils- zum Geburtstag: Augustin Schenke (87), Christoph hausen. Wir gratulieren zum Geburtstag: Siegfried Zellermann (81), Maria Raddatz (84), Maria Schen- Gawrich (80); Bischofferode. Wir gratulieren zum ke (84), Marie Rittmeier (93), Agathe Kuschel (84), Geburtstag: Katharina Jankowiak (85), Anna Palesch Maria Borchard (81), Augustin Nörthemann (89); (75); Bochum. Verstorben: Hans-Joachim Fischer Neustadt. Wir gratulieren zum Geburtstag: Hel- (71); Bodenheim. (früher Diedorf). Wir gratulieren ga Renner (70), Hans-Peter Rieneckert (70); Neu zur diamantenen Hochzeit: Julius und Anneliese Noll; Eichenberg. Wir gratulieren zum Geburtstag: Karl Bodensee. Wir gratulieren zum Geburtstag: Erich Hillebrandt (83), Walter Vogelei (86); . Haseler (90), Gerlinde Erich (80); . Wir Wir gratulieren zum Geburtstag: Annemarie Fahrig gratulieren zum Geburtstag: Klaus Dieter Schlabe (70), Hermann Storch (90), Benno Weinrich (80), (75); Breitenworbis. Wir gratulieren zur diaman - Helga Jünemann (80), Hedwig Hartleib (80), Hel- tenen Hochzeit: Elfriede und Bruno Winter; zum mut Beykirch (70), Gertrud Fahrig (95); Obernfeld. Geburtstag: Rita Klaus (80), Ruth Wiederhold (90), Wir gratulieren zum Geburtstag: Gerhard Mühe (80), Werner Waldmann (75); . Wir gratulieren zum Maria Wüstefeld (80); Rhumspringe. Wir gratulieren Geburtstag: Inge Pfützenreuter (75), Hieronymus zur goldenen Hochzeit: Horst und Christa Künstler; Mühe (80); Detmold. Wir gratulieren zum Geburts- zum Geburtstag: Anna Maria Jacobi (80), Anna tag: Karl-Heinz Bauer (86); Dortmund. Wir gratu- Wzietek (80), Herbert Schwedhelm (80), Dorothea lieren zur goldenen Hochzeit: Irene Robic; zum Ge- Diedrich (80), Alfred Latka (90), Gerda Sommer (85), burtstag: Gerda Fuchs (84), Else Schmidt (95), Heinz Hans Schmidt (85); Röhrig. Wir gratulieren zum Ge- Rümenapp (87); Düsseldorf. Wir gratulieren zum burtstag: Margaretha Thunert (87), Elfriede Ringleb Geburtstag: Friedrich Diehl (86), Anselm Heidenblut (81), Helmut Apel (74), Helga Häßler (74), Irmgard (86), Leo Löffler (79), Ursula Schubert (89);Effelder. Hartmann (76), Josephina Preiß (79); Rollshausen. Wir gratulieren zum Geburtstag: Josef Andres (82), Wir gratulieren zum Geburtstag: Emma Schwedhelm Anneliese Andres (77); Verstorben: Ursula Lange, (94), Gerda Steinmetz (80); Rüdershausen. Wir gra- Florentin Belau, Hugo Richardt; Freienhagen. Wir tulieren zum Geburtstag: Alfons Diedrich (80), Karl gratulieren zum Geburtstag: Wilma Henning (75); Heinrich Knieriem (80); Rüdigershagen. Wir gratu- . Wir gratulieren zum Geburtstag: lieren zum Geburtstag: Gisela Döring (70); Rusten- Theresia Heise (85), Helena Hübenthal (85), Hiltrud felde. Wir gratulieren zum Geburtstag: Alois Ringleb Apel (80); Gernrode. Wir gratulieren zum Geburts- (75); Schwobfeld. Wir gratulieren zum Geburtstag: tag: Margaretha Gremler (85), Hedwig Seeboth (85), Margarete Wenzel (86); Siedl. Th. Müntzer. Wir Rita Hundeshagen (80); Gieboldehausen. Wir gra- gratulieren zum Geburtstag: Günter Sturm (80), Elke tulieren zur diamantenen Hochzeit: Karl Heinrich und Schulz (75); Struth und Kloster Zella. Wir gratulie- Margarethe Sommer; zum Geburtstag: Anneliese ren zum Geburtstag: Else Thor (90), Erika Wolf (75), Böttge (104), Franz Humpert (93), Amalie Marhenke Walter Köppen (100), Bertold Helbing (75); Vollen- (85), Ella Knaus (80); Großbodungen. Wir gratu- born. Wir gratulieren zum Geburtstag: Irmgard Gün- lieren zum Geburtstag: Brunhilde Schneegaß (75), ther (90); Wollbrandshausen. Wir gratulieren zum Günter Valenta (70), Hans-Dieter Redemann (75), Geburtstag: Brigitte Jünemann (80); Wolfenbüttel. Gerda Ziegler (85), Renate Eder (80), Horst Rothha- Wir gratulieren zum Geburtstag: Siegbert Pabst (78). Eichsfelder Heimatzeitschrift – Die Monatsschrift für alle Eichsfelder

Inhaltsverzeichnis

Peter Anhalt: Quo vadis, Eichsfeld? Wir gratulieren: Der Birkenfelder Das Eichsfeld als Wertegemeinschaft 33 Werner Grieß wurde 80 50 Leserstimmen zur Berichte aus dem Eichsfeld 51 beabsichtigten Gebietsreform 34 Kirche, Kultur und Traditionen 54 Elmar Brohl: Zum Namen der Christian- Blank-Straße in Duderstadtt 34 Andreas und Mathias Degenhardt: Aus der 700-jährigen Geschichte der ehemaligen Robert Riethmüller: Neue Glocken und Pfarrei „St. Bonifatius“ Wüstheuterode 54 Geläute im Eichsfeld seit 1990 36 Bernd Homeier: Blick in die Kirchenbücher Dr. Ulrich Hussong: Das verhinderte der evangelischen Kirchengemeinde Aufsteigen eines großen Ballons in von Großtöpfer 55 Duderstadt (1803) 42 Aus den Eichsfelder Vereinen 57 Johann Freitag: Im Schritt der Zeit – unsere eichsfeldische Heimat. Kennen Sie das Eichsfeld? 59 An der Werrabrücke von Lindewerra 45 Buchvorstellungen 60 Dr.-Ing. habil. Manfred Goedecke: Zur Fundsache 61 LPG-Gründung in Kirchworbis (2) 46 Kuno Mahnkopf: Rhume kehrt bei Mundart 62 Bilshausen in altes Bett zurück 48 Veranstaltungskalender 62 Das historische Eichsfeldfoto 49 Personalien 63

Titelbild: Als ältestes existierendes Wohnhaus eines Eichsfelddorfes gilt die „alte Meierei“ in Wahlhau- sen, nahe der St.-Margareten-Kirche an der Walse gelegen. Es handelt sich um ein ursprüng- liches Firstständerhaus, dessen Baugeschichte bis 1535 zurückverfolgt werden kann.

Eichsfelder Heimatzeitschrift - Die Monatsschrift für alle Eichsfelder Internet: www.meckedruck.de/eichsfeld ISSN 1611-1648

Herausgeber: Redaktionsadresse: Eichsfelder Heimatzeitschrift Helmut Mecke, 37115 Duderstadt (Eichsfeld) Postfach 1420, 37107 Duderstadt (Eichsfeld), Fax (05527) 98 19 39­ Christian-Blank-Str. 3, 37115 Duderstadt Redaktion: nom ­men. Eingangsbestätigungen erfolgen nicht. Eine persönliche Abgabe von Josef Keppler, Helmut Mecke, Edgar Rademacher, ­Manuskripten ist im Verlagsbüro Mecke Druck, Christian-Blank-Str. 3, 37115 Du­der­ Gerhard Germeshausen stadt (Eichsfeld), zur Weiterleitung an die Redaktion möglich. Die Veröffentlichung von Beiträ­gen kann nur vorgenommen werden, wenn diese eindeutig mit dem E-Mail-Adresse für Beiträge u. redaktionelle Mitteilungen: Namen und der Adres­se des Autors bezeichnet sind. Ma­nuskripte, die von der [email protected] ­Re­daktion nicht ­verwendet werden, können nur zurückgesandt werden, wenn der Manuskripte und Fotos senden Sie bitte ausschließlich an die Re- Einsender einen ausreichend frankierten Rücksendebriefumschlag beilegt. Eine daktion. Eine Ver­öffentlichung kann nur honorarfrei erfolgen. Wir sind Stellungnahme erfolgt nicht. Ihnen dankbar, wenn Sie uns zu einem Ausdruck auch Ihre Text-Datei Die Redaktion behält sich eine Kürzung der Beiträge vor. Aufsätze und Beiträge auf Datenträger oder über eine E-Mail zur Verfü­gung stellen würden. geben ausschließlich die Meinung und den Kenntnisstand des Verfassers wieder. Für unaufgefordert zugesandte Unterlagen wird ­keine Gewähr über­ Redaktionsschluss ist am 10. eines jeden Monats.

Verlag, Herstellung und Anzeigenannahme: Kündigungen sind nur zum Jahresende möglich. Mecke Druck und Verlag, Inh. Nils Mecke e.K. Zahlungen für die »Eichsfelder Heimatzeitschrift« Postfach 1420, 37107 Duderstadt (Eichsfeld) Verlag Mecke Druck Duderstadt Telefon Vertrieb: (05527) 981922 Sparkasse Duderstadt E-Mail: [email protected] IBAN: DE75 2605 1260 0000 0003 80, BIC: NOLADE21DUD für Mitteilungen an die Vertriebsabteilung Eichsfelder Bitte geben Sie bei Zahlungen oder Adressenänderungen immer Heimatzeitschrift Ihre Kundennummer an. Telefon Anzeigenberatung: (0 55 27) 98 19 20, Fax 98 19 39 Abonnement incl. Postzustellung und 7 % MSt. jährlich 25,00 € RG Göttingen HRA 101158 Ausland 36,00 €, Einzelpreis 2,50 € + Porto, incl. 7 % MWSt. Anzeigenschluss am 20. eines jeden Monats Bei Nichtlieferung ohne Verschulden des Verlages oder in Fällen Adressenänderungen werden vom Verlag nur höherer Gewalt keine Entschädigung. schriftlich entgegengenommen. Die Eichsfelder Heimatzeitschrift erscheint jeweils am Monatsanfang.