Landmarke 18 Kunst am „Grünen Band“

Kunst liegt im Auge des Betrachters … dachte ich mir als Mitglied der Jury. Das war im Jahr 2009. (Befehl Nr. 49/90 des Ministers für Abrüstung und Verteidigung Akzeptanz für die Idee vom „Grünen Band“ erzeugen ließe. 20 Jahre zuvor hatte sich der „Eiserne Vorhang“ geöff net. der DDR). Nach und nach verschwanden nicht nur die auff älligen Projektpartner des E + E-Vorhabens in der Harzregion waren Nicht zu einem Theaterstück. Nein, der Freiheitswille der Grenzsäulen, sondern auch die umfangreichen Sperranlagen. der damalige Harzer Verkehrsverband (der heutige Harzer Ostdeutschen hatte sich Bahn gebrochen! 1989 verlor die Vielerorts wurden Flächen, die sich durch das Grenzregime Tourismusverband), der Harzklub, der BUND-Landesverband innerdeutsche Grenze ihren Schrecken. In schneller Folge steppenartig entwickelt hatten, wieder zu Acker oder intensiv Niedersachsen, betroff ene Kommunen wie die damals noch entstanden Grenzübergänge. Zuerst in , wo eine Mauer genutztem Grünland umgewandelt. Seltenen Pfl anzen- und selbständige Stadt Vienenburg und der in Quedlinburg die drei Westsektoren umschloss. Dann auch an der nicht Tierarten drohten weitere Verluste ihrer menschengemachten geschäftsansässige Regionalverband . Der führte auch das minder undurchlässigen „Grünen Grenze“ und hier zuerst am Lebensräume. Es entstand die Idee des „Grünen Bandes“: Die Teilprojekt „Kunst am Grünen Band“ durch. Die Idee: An Orten 11. November 1989 im Eckertal zwischen und für Naturschutz zuständigen Bundesländer sollten entlang der wie diesem hier, wo der Verlauf der Grenze längst nicht mehr Eckertal. Mit einem Reisepass konnten nun Bürger*innen der früheren innerdeutschen Grenze Schutzgebiete ausweisen. wahrnehmbar ist, mit künstlerischen Mitteln die Erlebbarkeit DDR legal die Grenze passieren. Bis zum 1. Juli 1990 hielten Eine nicht unumstrittene Idee. Mit dem Erprobungs- und des „Grünen Bandes“ im Sinne einer touristischen Route zu die Grenzkontrollen an. Noch vor der Herstellung der Einheit Entwicklungsvorhaben „Naturerlebnis Grünes Band“ förderte erreichen. Bildende Künstler wurden aufgerufen, sich an einem Deutschlands am 3. Oktober 1990 waren am 30. September das Bundesamt für Naturschutz deshalb 2007 bis 2010 eine Kunstwettbewerb zu beteiligen. desselben Jahres die Grenztruppen der DDR aufgelöst worden Untersuchung, ob und mit welchen Mitteln sich möglicherweise

Begegnungen I und II Die konkrete Aufgabe bestand darin, für zwei korrespondierende Der ganze Block ähnelt einem alten Kastenschloss. Der Riss und 500 m voneinander entfernte Punkte in einer Ackerlandschaft also ein Schlüsselloch? Schauen wir hindurch, so ist auf der ein beständiges Gesamtkunstwerk zu schaff en. Als Jury gegenüberliegenden Seite des Ackers ein zierlicheres Objekt fungierte der Kulturausschuss des Regionalverbandes Harz. zu entdecken. Der Bart des Schlüssels, der in das Kastenschloss Und weil Kunst im Auge des Betrachters liegt, lässt das von passt? Wer hatte ihn in der Hand, den Schlüssel, der eine Tür der Arbeitsgemeinschaft der Künstler*innen Detlef Kiep, in die Zukunft eines geeinten Deutschlands öff net? Es waren Nicole Mentner und Anna Kölle geschaff ene Kunstwerk die Menschen in der DDR. Der Schlüssel war die friedliche selbstverständlich verschiedene Interpretationen zu. So Revolution im Herbst 1989! auch diese: In der trennenden Mauer ein Riss. Auf dem als Die gerade Linie zwischen beiden Objekten des Kunstwerks zusammengehörig erscheinenden Block, der Deutschland „Begegnungen I und II“ zeichnet den Verlauf der innerdeutschen symbolisieren könnte, stehen sich zwei Menschengruppen Grenze (Niedersachsen / ostdeutsche Bundesländer) nach. gegenüber. Der Riss verhindert ihre Begegnung. Es ist die Sie verlief hier direkt über den Acker. Auf der anderen Seite bis 1989 tödliche Grenze, die heutige Grenze zwischen des Ackers stand ein Beobachtungsturm der Grenztruppen den Bundesländern Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. Begegnung I mit Künstler*innen der DDR.

Unterwegs auf dem Kolonnenweg: Begegnungen II Historischer Grenzstein (19. Jh.) und moderne Kunst des 21. Jh. Wartende (Begegnung II) Text: Dr. Klaus George • Fotos: & Archiv RVH (Denkmal am Kran) Gestaltung: Design Office Agentur für Kommunikation & Quedlinburg Regionalverband Harz e. V. Quedlinburg 2019. Alle Rechte vorbehalten.

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e ß ra st eer H e t Al

Luftaufnahme 1986. innerdeutsche Grenze Im Jahr 1984: Rechts unten im Bild heutiger Standort des Denkmals Begegnungen II abweichende historische Grenze Grenze am Standort Höhe 143,7 (Meldepunkt 321) Die Grenze

Ihr Verlauf ist historisch begründet. Bis 1866 war sie die Gren- chen (Großbritannien, USA und UdSSR) die Besatzungszonen 22 Königslutter 28 ze zwischen dem Königreich Hannover (KH) und dem König- in Deutschland geplant. Im am 12. September 1944 in Lon- ® reich Preußen (KP). Daran erinnern die verbliebenen Grenzstei- don abgefassten Zonenprotokoll ist zu lesen: 20 Oschersleben ne. Ab 1866 trennte sie die preußischen Provinzen Sachsen 27 1188 14 Eastern Zone (as shown on the annexed map „A“): The terri- GoslarGoslar Halberstadt (Provinzhauptstadt Magdeburg) und Hannover. Schon wäh- 3 tory of (including the province of East Prussia) si- 8 rend des Zweiten Weltkrieges wurden in trilateralen Gesprä- 1 2 tuated to the East of a line drawn from the point on Lubeck 4 Quedlinburg OsterodeOsterode aa.H. 9 15 1111 13 Bay where the frontiers of Schleswig-Holstein and Mecklen- 5 Die Grenzöff nung 16 6 10 17 berg meet, along the western frontier of Mecklenberg to the 7 Sangerhausen 19 Zwei Tage nach der Eröff nung des Grenzübergangs im - Nordhausen 12 frontier of the province of Hanover, thence, along the eas- 21 tal wurde am 13. November 1989 in der DDR das Sperrgebiet tern frontier of Brunswick; thence along the western fron- entlang der Grenze aufgehoben. Ab 20. Dezember gab es tier of Anhalt; the western frontier of the Prussian province auch zwischen Lüttgenrode und Wennerode eine Grenzüber- of Saxony and the western frontier of Thuringia to where gangsstelle. Doch für Bundesbürger galt immer noch eine the latter meets the Bavarian frontier; thence eastwards Visumspfl icht. Autoschlangen von West nach Ost entstanden along the northern frontier of Bavaria to the 1937 Czecho- erst ab Weihnachten 1989. Ab dem 24. Dezember galt Visa- slovakian frontier, will be occupied by the armed forces of Als Träger des UNESCO-Geoparks in dessen 6.202 km² freiheit für Bundesbürger. Zeitgleich war der Mindestumtausch the U.S.S.R., with the exception of the Berlin area, for which großem Südteil stellt sich der in Quedlinburg geschäfts- abgeschaff t worden. a special system of occupation is provided below. ansässige Regionalverband Harz der Herausforderung, die Kalendarium weiterer Ereignisse: Heute ist es die Grenze zwischen den Bundesländern Nie- Erd- und Regionalgeschichte der Harzregion anschaulich 27.01.1990 Öff nung Grenzübergang Abbenrode-Lochtum dersachsen und Sachsen-Anhalt. Wie Linien roter Punkte und begreifbar zu machen. Er betreibt dazu ein fl ächen- deckendes Netz aus Landmarken und Geopunkten. Land- 01.02.1990 Visafreiheit für DDR-Bürger*innen auf dem Kartenausschnitt zeigen, wurde die Staatsgrenze während der Zeit der deutschen Teilung in mehreren Teilab- marken, wie das Schloss Liebenburg, sind weithin sicht- 10.02.1990 Öff nung Grenzübergang Wülperode-Wiedelah schnitten einvernehmlich begradigt. Die Grenze zwischen bare oder besonders bekannte Punkte des Geoparks. Sie 01.04.1990 Öff nung wichtiger Wanderwege im Harz den beiden Bundesländern folgt also heute nicht mehr 1 : 1 geben einem Teilgebiet des UNESCO-Geoparks ihren Na- men. Das Teilgebiet 18 reicht im Osten bis an die Lan- 01.07.1990 Wirtschafts- Währungs- und Sozialunion, der historischen Grenze des Königreichs Hannover. Längst desgrenze. Östlich angrenzend liegt das Teilgebiet 14 Aufhebung der Grenzkontrollen verschwunden sind die Grenzmarkierungen und Sperranla- gen der DDR. Erst im Herbst 2013 wurde auch die histori- (Landmarke Kloster Huysburg). Weitere Informationen: 03.10.1990 Deutsche Einheit sche Heerstraße in Ackerland umgewandelt. www.harzregion.de Text: Dr. Klaus George• Fotos & Karte: Archiv Grenzerkreis Abbenrode Gestaltung: Design Office Agentur für Kommunikation Bad Harzburg & Quedlinburg Regionalverband Harz e. V. Quedlinburg 2019. Alle Rechte vorbehalten.

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