Die Arnsteiner Patres im Von 1927 bis 2014 wirkten sie hier im Weinberg des Herrn

Hans Schmitz

ie Ordensgemeinschaft der Heiligsten Her- Zum Orden Dzen Jesu und Mariae - nach ihrer ersten Die 1800 in Frankreich gegründete Ordens- Niederlassung in Deutschland „Arnsteiner Pa- gemeinschaft, deren offizielles Kürzel „SSCC“ tres“ genannt - beendete im Mai 2014 nach 87 (sacrorum cordium = den Heiligsten Herzen) Jahren ihr segensreiches Wirken im Brohltal. lautet, widmete sich von Beginn an der Seelsor- Mit Pater Wolfgang Nick, dem ehemaligen De- ge und der Hilfe für Menschen in Not zu Hause chanten des Dekanats Brohltal und Kooperator und in der Welt. der Pfarreiengemeinschaft, wurde der letzte der Das bekannteste Mitglied ist der Heilige Dami- Arnsteiner Patres von den Pfarreien, in denen an De Veuster (1840 - 1889), der nach Hawaii er 13 Jahre wirkte, am 26. Mai 2014 verab- ging und 16 Jahre lang den Aussätzigen diente, schiedet. Der Trierer Weihbischof Jörg Michael bis er selbst am Aussatz starb. Peters würdigte die Verdienste der Patres und Er wurde am 11. Oktober 2009 von Papst Be- dankte ihnen für die Mitarbeit in den Pfarreien. nedikt XVI. im Petersdom heilig gesprochen. Zahlreiche Mitbrüder aus dem Orden, darunter Beate Heinen aus gestaltete in der Provinzial Heinz-Josef Catrein, nahmen am Damian-Kapelle zu Lahnstein Wandbilder mit Abschiedsgottesdienst in der Pfarrkirche St. Darstellungen aus dem Leben dieses Apostels Germanus in teil. der Aussätzigen. Der Provinzial hob hervor, dass die Ordensge- meinschaft wegen des Priestermangels leider Niederlassung Arnstein nicht mehr in der Lage sei, ihre Kommunität 1919 entstand in Deutschland im Gebäude der im Brohltal aufrecht zu erhalten. Von 200 Mit- ehemaligen Prämonstratenserabtei Arnstein an gliedern im Jahr 1970 sei die Gemeinschaft in der Lahn die erste Niederlassung des Ordens. Deutschland auf aktuell 45 zurückgegangen. Die Kirche in Arnstein wurde schnell zu einem

Das Noviziat „Regina Pacis“ in um 1927

116 u Heimatjahrbuch Kreis 2015 Pater Hermann Meyer mit Novizen unterwegs in

Wallfahrtsort zum Heiligsten Herzen Jesu. würdevoller Geistlicher mit greisem Vollbart, Schon vor und nach dem Zweiten Weltkrieg der von seinen Mitbrüdern liebevoll „Papa“ pilgerten auch Gläubige aus dem Brohltal per genannt wurde. Superior und Lehrmeister der Bahn dorthin. In den letzten Jahren erfolgte Novizen war zu der Weiberner Zeit, anfangs die Wallfahrt nach Arnstein auch aus verschie- auch in Pater Dr. Vinzenz Beike. denen Orten des Brohltals mit Bussen. Pater Hermann Meyer, ein gebürtiger Elsässer, blieb vielen als lautstark mahnender Prediger Noviziat in Weibern in Erinnerung. Vor der Machtübernahme der Ursprünglich richtete der Missionsorden der Nationalsozialisten soll er vehement vor Hitler Arnsteiner Patres zur Ausbildung des ordens- gewarnt haben: „Wer Hitler wählt, begeht eine eigenen Priesternachwuchses 1927 in Weibern Todsünde!“ im heutigen Seniorenheim „Elisabeth“ das No- Er war für die Betreuung der Novizen zustän- viziat „Regina Pacis“ ein. dig. Als Ökonom hielt er - wie es auch bei Allerdings übernahmen die Patres von Weibern seinen Nachfolgern Brauch war - nach der schon 1928 in Brenk und dann nach dem Zwei- Erntezeit Haussammlungen ab, die meist sehr ten Weltkrieg auch in den Sonntags- ergiebig ausfielen, so dass der Küchenchef des gottesdienst und während des Krieges 1943 den Noviziats auch in schlechter Zeit über reichlich Religionsunterricht. Sie halfen zudem in ande- Lebensmittel verfügte. Im Februar 1944 starb ren Orten im Brohltal und dessen Umgebung in der erst knapp 57 Jahre alte Pater. Er wurde auf der Seelsorge aus. dem Weiberner Friedhof beigesetzt, wo auch die Gräber seiner in Weibern verstorbenen Mit- Eindrucksvolle Patres brüder bis heute erhalten sind. Im Brohltal erinnern sich noch viele ältere Be- Sein Nachfolger, Pater Meinolf, ist der Ordens- wohner an das segensreiche Wirken der Patres, priester, der am längsten von allen im Brohltal die hier von Anfang an gastliche Aufnahme seine Heimat hatte, und zwar von 1943 bis zu fanden. Von diesen werden hier einige gewür- seinem Tode 1979. Für die Filialen Brenk und digt. Galenberg (Pfarrei Wehr) übernahm er bis zu Zu den prägnantesten Erscheinungen der Vor- seinem Lebensende alle pastoralen Aufgaben kriegszeit zählte Pater Anselmus Lönig, ein und war volkstümlich.

Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 2015 u 117 Unmittelbar nach Kriegsende kamen einige rigens 1937 der erste, der eintrat und 1948 im jüngere Priester nach Weibern. Hierzu zähl- Mutterhaus in Simpelfeld in den Niederlanden te Pater Xaverius Petri, ein „echter Mayener zum Priester geweiht wurde. Jung“, der als sehr fortschrittlich galt. Er wid- Eine legendäre Persönlichkeit im Brohltal war mete sich der Jugend, übte Theaterstücke ein Bruder Alfred Grün (1921 - 2005). Mit bürger- und hielt auch selbst im derben Mayener Platt lichem Namen hieß er Josef Grün, in Weibern heitere Vorträge. Er wurde 1949 in die Volks- als „Gröns Jupp“ bekannt. In Arnstein betreute mission ins Ruhrgebiet geschickt. er die Pilger und sorgte für deren Unterhaltung. Pater Berthold Schönen widmete sich ebenfalls In Weibern und auch in den Anfangsjahren der Jugendarbeit. Nach dem Umzug nach Burg- in Burgbrohl betrieb Bruder Alfred eine kleine brohl auf die Burg leitete er dort die Ausbildung Landwirtschaft mit Fahrkühen und sorgte da- der Novizen. Er führte in Heimabenden Glau- mit für einen Teil der Selbstversorgung. bensgespräche und stand für alle Fragen offen. Die ältere Generation im Brohltal erinnert sich Burgbrohl 1948 - 1978 noch an seine heute undenkbare Kritik an Hil- Im Jahre 1948 wurde das Kloster von Weibern degard Knef in dem damals aufgrund einer nach Burgbrohl auf die dortige Burg verlegt, wo kurzen Nacktszene als skandalös empfundenen das Noviziat bis 1960 fortgeführt wurde. Auch Film „die Sünderin“. Da fiel sogar die Bezeich- danach blieben einige Patres zunächst auf der nung „Bundeshure“. Burg, denn inzwischen wurden aus ihrem Or- In Weibern hat die Anwesenheit der Arnsteiner den mehrere Geistliche in der erweiterten Pfarr- Patres dazu geführt, dass fünf junge Männer in seelsorge im Auftrag des Bistums Trier einge- den Orden eingetreten sind. Es waren dies Pater setzt. Zeitweise waren bis zu zehn Patres in der Gerd Nieten, Pater Alfred Bell, Pater Ernst Alten- und Krankenseelsorge, der Gemeinde- Schmitt, Pater Stefan Hühmann. Er war üb- seelsorge und der Jugendarbeit in den Pfarreien des Brohltals und der Umgebung tätig. In den Pfarreien Weibern, Rieden, , Burgbrohl und Wassenach übernahmen sie für längere Zeit die Pfarrverwaltung. In Burgbrohl waren folgende Arnsteiner Patres Pfarrer: He- ribert Schneider (1961 - 1971); Burghard Zim- merschied (1971 - 1978), Gundolf Korb (1978 - 1991). Ab 1984 kamen die Pfarreien Kell und Wassenach hinzu. Jüngere Geistliche waren als Kapläne in der Pfarrseelsorge und Jugendarbeit im Brohltal tätig. Die Aufgabe der klösterlichen Niederlassung in Burgbrohl wurde 1978 allgemein sehr bedauert, da die Seniorenvereinigung und andere örtliche Gruppierungen plötzlich keine Bleibe mehr hat- ten. Bis dahin hatten nämlich die Patres für verschiedene Veranstaltungen Räume der Burg zur Verfügung gestellt. Durch eine Kommuni- tät, die zunächst in Kempenich und später in Niederzissen ihren Sitz hatte, bestand weiterhin bis zum Abschied von Pater Wolfgang Nick die Verbindung zur Ordensleitung. In Weibern war Pater Nikolaus Herden von Pater Meinolf (2. v. r.) im Festzug des Jungge- 1978 - 2004 Pfarrer, Pater Damian und Pater sellen-Verein Brenk Rainer Gaipl (2001 - 2009) Pfarrer in Rieden,

118 u Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 2015 Pater Egon Wagner von 1986 - 2004 in Kem- penich, zeitweise auch Dechant des Dekanates Brohltal. Pater Nikolaus Herden wurde danach Haus- geistlicher im Alten- und Pflegeheim St. Martin Ochtendung und Pater Rainer Gaipl im Senio- renheim St. Josef in . Pater Wolfgang Nick kam 2001 ins Brohltal und wurde Pfarrer der Seelsorgeeinheit Nie- derzissen//Wehr/Königsfeld. Er war zeitweise Dechant des Dekanates Brohltal und zuletzt Kooperator der Pfarreiengemeinschaft. Im ganzen Brohltal waren die Arnsteiner Patres gern gesehene Gäste auch bei weltlichen Veran- Pater Wolfgang Nick (r.) beim Abschiedsgottes- staltungen, Schützen- und Junggesellenfesten, dienst in Niederzissen zünftigen Kirmesfrühschoppen. Teilweise wa- ren sie auch in der Bütt beim Karneval aktiv. aus dem Brohltal entstanden ist, vom Bistum Verbandsbürgermeister Johannes Bell würdigte Trier gefüllt werden kann, bleibt angesichts das umfassende Wirken der Patres als An- des allgemeinen Priestermangels sehr unge- sprechpartner und Seelsorger in allen Lebens- wiss. lagen im Brohltal beim Abschiedsgottesdienst am 26. Mai 2014: „Wir haben uns immer gut aufgehoben gefühlt.“ Literaturhinweis: Die Ausführungen basieren auf Artikeln des Autors in der lokalen Heimat- Ob der Wunsch vieler gläubiger Christen, dass presse von 1994 - 2013, Totenzetteln der Arnsteiner Patres, Artikel in der die Lücke, die durch den Weggang der Patres Zeitschrift der Arnsteiner Patres Ausgabe 2/2014.

Eingangsbereich zum „Burgkloster Burgbrohl“

Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 2015 u 119