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Eilenburg im Mittelalter

Entnommen, überarbeitet und zusammengestellt aus Chroniken, Sachbüchern und Abhandlungen.

2012/13 – S. Buchhold

Quellennachweis: Eilenburgische Chronika – 1696 – von Jeremias Simon Chronik der Stadt – 1829 – von Carl Geißler Chronik der Stadt Eilenburg – 1879 – von F. Gundermann Geschichte der Stadt Eilenburg – 1909 – von W. Grigel Geschichte der Stadt Eilenburg – 1923 – von Dr. Wilhelm Büchting und Dr. Paul Platen Chronik der Stadt Eilenburg – 1930 – von A. Giersch / O. Cimutta Geschichte der Stadt Eilenburg – 1989 – von R. Vettermann / A. Flegel Stadtgeschichtliche Arbeits- und Forschungsberichte – 1945-1949 – von R. Vettermann Martin Rinckart – 1996 – Evangelische Kirchengemeinde Eilenburg Kirch „St. Nicolai“ Eilenburg – 1999 – von A. Bechert Ritter- und Freigüter Nordsachsens – 1997 – von M. Wilde Eilenburg im August – 2002 – von A. Bechert / Dr. C. Lippert Geschichte Sachsens – 2002 – von R. Groß „Illustrierte Weltgeschichte“ Band 3/4 vom Gefion Verlag Berlin Landesarchiv Merseburg 3

Nachschlagewerk zur Geschichte der Stadt Eilenburg, chronologisch in Auszügen (bis 1962). Entnommen und zusammengestellt aus Chroniken, Sachbüchern und Abhandlungen von Siegfried Buchhold. (1) Die aufgeführten geschichtlichen Ereignisse sind die subjektive Auswahl des Verfassers.

Urkundlich tritt Eilenburg am 29. Juli 961 zum ersten Mal als „civitas Ilburg“ in Erscheinung, als im altsorbischen Gau Quesizi gelegen. Wahrscheinlich der Stamm der Ilen ist es ge- wesen, welcher sich auf dem Berg niederließ und den Ortsnamen den Bodenverhältnissen (Lehm / Ton) entnahm. Der Ausläufer des Berges heißt heute noch Lehmberg. Auf der Ber- geshöhe errichtete man eine Burg. Von dieser ältesten Burg ist nur noch der Sorbenturm er- halten, als ältester Zeitzeuge unserer Stadt, aus dem 10. Jahrhundert. Im 12. Jahrhundert durch umfangreiche Instandsetzungsarbeiten neu aufgebaut. Weitere Zeitzeugen sind Bau- teile der Bergkirche „St. Marien“ aus der Zeit um 1140/50. Über Jahrhunderte hinweg verän- derte sich der Name unserer Stadt von Muldenaue über Ilburch(1161), Ylburg(1294), Ylenburg(1359), Ileburg(1365), Illenburck(1372), Eylenburg bis zum heutigen Eilenburg.

450 v. Chr. - 100n. Chr.: Aus der La-Tene-Zeit (Eisenzeit) ausgegrabene Fundstücke am „Bergschlöss- chen“ 1912 dokumentieren die Besiedlung in der Nähe des Burgberges.

599: Das für unsere Gegend bezeichnete Werinerfeld (Volk der Warner) wurde von König Childebert von Franken völlig aufgerieben und vernichtet und wurde da- durch für 350 Jahre slawisches Land.

869: Aufstand des auch in unserer Gegend ansässigen Wendestammes der Siusler und sein Einfall nach Thüringen. Die Franken, unter des Sohnes von Ludwig dem Deutschen (843-876), schlugen den Aufstand nieder.

874: Ohne größere Schlachten verlief ein neuer Aufstand der Siusler. Aber dadurch gingen viele Sorbenweiler in Flammen auf und hinterließen den Verlust von Freiheit, Hab und Gut.

877: Wieder verweigerten die Siusler den Tribut und wurden ohne Kampf durch Ludwig den Jüngeren (gest. 911) zum Gehorsam gezwungen.

919: Herzog (seit 912) Heinrich I. von Sachsen (875-02. 07. 936 / Reg. 919-936) wurde zum König gewählt. um 930: Erbauung der Ilburg zur Zeit Heinrich I. (der Vogeler). Eine als Holzbau errichtete Burgkapelle war das erste christliche Gotteshaus unserer Umgebung, geweiht dem heiligen „Petrus“ und später dem heiligen „Martin“.

940: Die Anlage auf dem Berg gehörte Ditmar dem Hurtigen bis 959. / Ein Grafschaftswappen existierte in Eilenburg bereits im 10. Jahrhundert.

961 29. Juli: Urkundliche Erwähnung der Burganlage von Ilburg in einer Zehntverleihung (Naturalabgabe) des Otto I. (936-973, Sohn von Heinrich I.) an das Moritz- kloster zu Magdeburg.

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968: Otto I., seit 962 deutscher Kaiser, errichtete Bistümer. Grafschaft Eilenburg zählte zum Kirchengebiet von Merseburg.

970 / 980: Kaiser Otto I. machte Eilenburg zur Grafschaft unter Graf Albi.

981: Bei der Auflösung des Merseburger Bistums durch Bischof Giseler von Merse- burg kam der Kirchensitz Eilenburg an das Erzbistum Magdeburg, unter Bischof Giseler von Magdeburg.

990: Graf Albi wurde im Wald von einem Begleiter erschlagen. Sein Nachfolger in der Herrschaft Eilenburg wurde Bio von Merseburg (Bezelin). Unter Bio legten christliche Priester zur Begehrung der Sorbenwenden eine kleine, offene Kapelle als Rundteil nach Osten an, mit Altar und Taufstein den Grundstein zur heutigen Nikolaikirche. Die Kapelle war dem heiligen „Andreas“ geweiht.

999: Durch den Tod des Bio von Merseburg ging die Grafschaft Eilenburg an die Herren von Bucici, Graf Friedrich von Eilenburg. Erbauung der Bergkirche „Unser lieben Frauen“ bzw. „St. Marien“ als einfacher Holzbau.

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1000 – 1099

1000: Bau einer neuen Burgkapelle aus Stein durch Graf Friedrich. 31. Jan.: Urkundlich erstmalig erwähnt wurde Graf Friedrich zu Eilenburg. Er nahm eine Neuanlage der Burg gen Süd/Ost vor.

1004: Bistum Merseburg wurde neu eingerichtet.

1007: Neubau und Erweiterung der Stadtkirche durch Graf Friedrich.

1008: Hochwasser mit 7-tägigen katastrophalen Überschwemmungen in weiten Teilen Sachsens.

1015 25. Okt.: Zusage zur Rückgabe des Burgwartbezirkes Ilburg zum Erzbistum Merseburg (nicht erfolgt).

1017: Hidda, Tochter von Graf Friedrich, Gräfin von Eilenburg lebte auf dem Schloss. 05. Jan.: Friedrich von Bucici, Graf zu Eilenburg verstorben. Der Sohn seines Bruders Dedi (gest. 1009), Graf Dietrich II. von Eilenburg erbte die Grafschaft Eilenburg. Er vereinigte das gesamte Gebiet der Wettiner.

1018: Durch Brand wurde die Stadt fast vollständig zerstört.

1031: Kaiser Konrad II. schenkte den Ort Wedelwitz einem gewissen Juliso.

1034: Graf Dietrich II. bekam die Niederlausitz. 13. Dez.: Ekkehard II. Markgraf von Meißen (985-1046), ließ Dietrich II., Markgraf der Ostmark, Landsberg und Graf von Eilenburg, ermorden und nahm die Niederlausitz an sich.

1046: Durch den Tod von Ekkehard II. wurde Dedi (gest. 1075), Markgraf der Lausitz, neuer Gebieter über die Grafschaft Eilenburg und mit der Mark Landsberg später über das sogenannte Osterland.

1065: Mit der als Grenze teilte der Kaiser u. a. den Burgwardbezirk Ilburch in zwei kirchliche Teile, der östliche zur Meißner und der westliche zur Magdeburger Diözese

1076: Neuer Herr über die Mark Eilenburg wurde Heinrich I. der Ältere oder der Unglückselige, Graf von Eilenburg (Reg. 1089-1103) aus dem Hause Wettin. Er lebte einige Zeit auf dem Schloss und starb 1103. Er verlor die Niederlausitz an Wratislav von Böhmen. / Kaiser Heinrich IV. verwüstete und plünderte Eilenburg bei seinem Einfall ins Meißner Land.

1080: Die Gegend um Eilenburg wurde durch den Einfall des Grafen Wiprecht von Groitzsch (bei Pegau) verwüstet und gewährleistete damit den Rückzug der ins Meißner Land eingefallenen böhmischen Kriegsleuten des Königs von Böhmen.

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1081: Graf Heinrich I. von Eilenburg brachte die Niederlausitz, die er 1075 verloren hatte, wieder an sich. 1089: Die Verwaltung der Mark Meißen übernahm durch die Absetzung des geäch- teten Markgraf Ekbert II. von Meißen im Jahr 1088, Graf Heinrich von Eilen- burg.

1090 14. Feb.: Urkundliche Übertragung der Mark Meißen an den Grafen Heinrich I. von Eilenburg und Markgraf von Meißen.

1100 – 1199

1103: Als Erbe bekam Heinrich II. der Jüngere (gest. 1123), Markgraf von Meißen und Graf von Eilenburg, die Grafschaft Eilenburg.

1112: Bis zum Ende des Monats Mai herrschte ein langer, kalter Winter. Wein, Korn und Gartenfrüchte erfroren.

1113: Nachfolgender heißer Sommer brachte eine Teuerung der Nahrungsmittel.

1123: Nach dem Tod von Heinrich II. erlosch die direkte Nachfolge für die Grafschaft Eilenburg und ging an die Wettiner über. Wiprecht von Groitzsch erhielt für kurze Zeit vom Kaiser die Mark Meißen mit Eilenburg belehnt. Er starb 1124.

1124: Conrad der Große (1098-1157/Reg. 1123-1156) übernahm durch reichsrecht- liche Bestätigung das Markgrafentum Meißen und damit die Mark Eilenburg. Er war der Stammvater“ des sächsischen Königshauses Vetter von Heinrich II. / Bis Pfingsten war ein sehr kalter Winter mit verheerenden Auswirkungen für Tier- und Pflanzenwelt.

1125: Conrad der Große bekam die reichsrechtliche Bestätigung zur Überlassung der Mark Meißen. um 1145: Neuaufbau der Bergkirche „St. Marien“ aus Stein.

1147: Lt. Simonischer Chronik wurde die Stadt erstmalig erwähnt.

1150: Einrichtung einer Parochie (Amtsbezirk der Kirche) Eilenburg. / In einer Akte der Nikolaikirche berichtete man zum ersten Mal von der Stadt. / Anfang zum Bau einer befestigten Schutzanlage für die Stadt. Von Conrad der Große ver- anlasst, begann der Bau am Leipziger Tor (Schutzwälle). / Die Stadtkirche wurde umgebaut und erweitert, erhielt nach Wunsch der flämischen Bevölke- rung, deren beliebtester Heiliger „St. Nikolaus“ war, den Namen Nikolaikirche.

1156: Otto der Reiche wurde Markgraf von Meißen (Reg. 1156-1190). / In einer Urkunde fand der Ort Kültzschau (Kulsch) erstmalig Erwähnung.

1157: Markgraf Dietrich III. (gest. 1185) wurde mit der Mark Eilenburg und der Niederlausitz (Ostmark) begabt.

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1160: Nach Einwanderung zahlreicher Flamen genehmigte Bischof Gerung von Meißen die Ansiedlung flämischer Bauern in Bukowitz (bei Pehritzsch eine Wüstung) im Burgwartbezirk Eilenburg.

1161: Ilburch-et ejusdem castri capella- (Pfarrkirche St. Nikolai) 30. April: Erste Urkunde mit der Benennung des Ortes Ilburch mit dem Ort Kültzschau, einschl. der dem heiligen „Petrus“ geweihten Burgkapelle, in einer Schen- kungsurkunde durch den Markgrafen Dietrich von Landsberg. Er tauschte sein Dorf Niemegk gegen die Parochie Ilburch mit der Pfarrkirche St. Nikolai und deren Besitzungen.

1170: Im Burgwartsbezirk traten vom alten Burggrafengeschlecht zu Wettin die Herren von Ilburch auf.

1172: Urkundliche Erwähnung des Burgvoigtes Conrad von Ilburg, Sohn des Burg- grafen Ulrich von Wettin. / Sonnenwalde wurde ältestes Besitztum der Herren von Ilburg.

1174: Anfang zum Bau einer befestigten Schutzanlage im Süden der Stadt durch Otto der Reiche (gest. 1190).

1176: Pfarrkirche und Schlosskapelle wurden hoheitlich dem Kloster auf dem Lauter- berg (Petersberg bei Halle) übertragen.

1183: Markgraf Albrecht der Hoffärtige und sein Vater Otto der Reiche brachten Jahre, durch Zwistigkeiten und Krieg, Leid und Verwüstung über Eilenburg und Groitzsch.

1185: Dedo der Feiste (gest. 1190) erhielt vom Kaiser durch Belehnung die Ostmark (Niederlausitz), einschl. Mark Eilenburg. / Das Schloss zu Groitzsch (bei Eilen- burg), als Eigentum der Grafen von Ilburg, war Leibgedinge (Einnahmequelle zum Lebensunterhalt) der Kunigunde von Plosigk. 05. Feb.: Graf Dietrich zu Eilenburg gestorben.

1190: Graf Conrad (gest. 1210), Sohn von Dedo, wurde neuer Herr von Eilenburg

1200 – 1299

1203: Der Hof von Groitzsch ging an den Probst Walther vom Kloster am Petersberg über.

1210: Dietrich der Bedrängte (Reg. 1197-1221) übernahm das Reichslehen der Ost- mark für 10.000 Mark und vereinte wieder den Gesamtbesitz der Wettiner (außer Wettin).

1212: Bodo von Ilburg gewährleistete im Namen des Markgrafen Dietrich seinen Beistand gegen die Feinde von Kaiser Otto IV.

1221: Heinrich der Erlauchte (1216, Reg. 1221-15. Febr. 1288) wurde im 5. Lebens- jahr Herr über die Grafschaft Eilenburg. Sein Vormund war sein Oheim, Land- 8

graf Ludwig der Heilige von Thüringen. / Ein Otto von Ilburg wurde als Mark- gräflicher Schenk aufgeführt.

1222: Als Schöffen eingesetzt waren die Herren von Ilburg bei dem 1. Grafending (Gericht über Territorialbesitz) über die Ostmark in Delitzsch.

1224: Bei einem 2. Grafending zwischen Landsberg und Brehna waren die Herren von Ilburg erneut Schöffen.

1228: Die Eilenburger Herren gründeten in Mühlberg a. E. ein Familienkloster mit Gruft.

1234: Ein sehr kalter Winter, viele Menschen und Tiere erfroren.

1237: Nach einem siegreichen, kriegerischen Erbfolgestreit mit seinem Oheim ver- einigte Heinrich ganz Thüringen und die Pfalzgrafschaft Sachsen mit seinen Besitzungen und führte Titel „Markgraf von Meißen, Landsberg und dem Osterland, Landgraf von Thüringen, Pfalzgraf von Sachsen, Graf zu Wettin und Eilenburg“.

1243: Markgraf Heinrich erwarb das Pleißnerland (zwischen Zwickau und Leipzig).

1255: Erstmalige Erwähnung eines Hospitals „Ilberc“ durch Markgraf Heinrich III.

1264: Teilung des wettinischen Territorialbesitzes durch Heinrich III. / Dietrich III (der Weise, 1265-08. Feb. 1285) erhielt die Mark Landsberg (an der Warthe) mit Grafschaft Eilenburg. Sein Bruder Albrecht bekam das Pleißnerland, die Pfalzgrafschaft Sachsen und die Landgrafschaft Thüringen.

1272: Die Stadt wurde heimgesucht von Hungersnot und Krankheit.

1273: Vermutlich die ersten Anfänge der Gilden und Innungen. Erstmals wurden Bäcker, Brauer, Fleischer und Schuhmacher aufgeführt, die Gehilfen nannte man Knechte. / Kaiser Rudolf verordnete, amtliche Erlasse und Bekanntma- chungen in deutscher Sprache zu veröffentlichen.

1288: Nachfolger von Heinrich wurde Albrecht der Entartete (um 1250-1308, am 01. Mai 1308 ermordet, Reg. 1288-1307, seit 1298 König)

1289: Zum Vermittler bei der Erfüllung des Vertrages zum Länderaustausch zwischen König Wenzel II. und Friedrich von Dresden wurde Otto von Ilburg benannt.

1291: Ortsname = Yleburg (actum et datum). 14. Nov.: Albrecht der Entartete verkaufte die Mark Landsberg mit der Grafschaft Eilen- burg an Otto von Brandenburg. Dadurch fiel die Stadt unter die Lehnsherr- schaft von Brandenburg.

1294: Ein Siegel unter einem Sühnezeugnis (Einigungsversuch vor Gericht) von Otto von Ilburg III. dokumentierte die Rechtsfähigkeit der Stadtgemeinde. / Otto von Ilburg erschien in Begleitung eigener Vasallen, u. a. mit Heinrich von Selben, Otto von Hohburg und Heido von Scepelin in der Öffentlichkeit. / Auf einer Ur- 9

kunde befindet sich das älteste bekannte Stadtsiegel von Eilenburg, ein von zwei Türmen eingefriedetes Tor über dem in Triangelform drei Sterne stehen. Es ist das Wappenzeichen des einst als Stadtherren herrschenden Geschlech- tes der Ilburger und trägt gelb und blau als Wappenfarbe.

Die Umschrift lautet: SIGILUM: CIVIUM.IN.ILORCH (Siegel des Bürgermeisters von Eilenburg)

1295: Erstmals wurde in der Verwaltung des Eilenburger Gebietes ein „Ilenburgscher Notar“ erwähnt, bekannt unter dem Namen: Heinricus plebanus de Liebenwerde.

1300 – 1399

1303: Markgraf Diezmann (Dietrich IV.) verkaufte die Niederlausitz an Brandenburg. Dadurch wurde die alte Mark Eilenburg mit dem Schicksal der Lausitz eng ver- bunden.

1307: Die Erben von Albrecht über das Markgrafentum Meißen und Osterland (1309 vom König bestätigt) waren die Brüder Markgraf Friedrich I. (der Freidige 1251-1326 / Reg. 1307-1323) und Diezmann, Markgraf der Ostmark (um 1260- 1307 (ermordet)).

1312: Ein Komet erschien über 14 Tage am Himmel, in diesem Jahr gab es sehr große Schäden an Mensch, Vieh und Natur.

1316: Durch verheerende Überschwemmungen ertranken 30 Menschen, Teile der Stadtbefestigung wurden unterspült.

1318: Überschwemmungen verursachten Viehfuttermangel und brachten eine Hungersnot und als Folge die Pest in die Stadt, mit vielen Todesopfern. Der Aberglaube machte die Juden verantwortlich, die dafür verfolgt und büßen mussten.

1319: Edle Otto von Ilburg gestorben, Herr über die Stadt und Herrschaft Eilenburg. Damit begann unter den Nachkommen die Veräußerung des gesamten Besitztums von Eilenburg. Ortsname = uf dem hus zu Ileburck

1322: Die Herren von Eilenburg gaben finanzielle Hilfe an die Bergkirche „St. Marien“ vor dem Schloss.

1323: Neuer Markgraf von Meißen wurde Friedrich II. (der Ernsthafte -1310- Reg. 1323-1349)

1327: Beschworen wurde der „Landfrieden von Eilenburg“ zwischen Herzog Rudolf von Sachsen und Markgraf Friedrich von Meißen. Otto von Eilenburg wirkte als Schiedsrichter. / Die wendische Verordnungssprache wurde abgeschafft und Deutsch als Gebrauchssprache eingeführt.

1328: Es soll ein merkwürdiges Jahr gewesen sein, im Januar blühten die Bäume und im Mai wurde das Getreide geerntet. 10

1342: Überschwemmung durch eine katastrophale Flut.

1346: Kaiser Ludwig verpfändet die Lausitz (mit Eilenburg) an den Markgrafen Friedrich III. (den Strengen-marchio orientalis -1332- Reg. 1349-1381) auf 2 Jahre, erst 1358 auf Wiederkauf überlassen.

1347: Erwähnt wurden Rauchfänger (Essen aus Holz und Lehm)

1348: Ein Jahr gekennzeichnet durch Pest und Judenverfolgung 09. Dez.: Otto Wend von Ilburg wurde Zeuge, als Ludwig der Ältere, Markgraf von Brandenburg, dem Grafen Günther von Schwarzburg seine Stimme zur Kaiserwahl zusagte.

1350: Um diese und der nachfolgenden Zeit schufen sich die Herren von Eilenburg einen gewaltigen Machtbesitz, der über zahlreiche Hoheitsrechte und Lehns- herrlichkeiten, u. a. in den benachbarten Orten, wie Mühlberg mit eigener Münzstätte, Düben, Liebenwerda, Wahrenbrück und Uebigau, verfügte. Die böhmische Linie besaß um das Jahr 1400 über 20 Städte und Herrschaften und 100 Dörfer. / Unter Bodo von Ilburg wurde das Kloster Dobrilugk gegen Räuber geschützt und die ersten Ansiedler ließen sich an der Warthe nieder.

1354: Otto und Botho von Ilburg stellten eine Wehrmannschaft zur Heerfahrt gegen den Herren von Querfurt zu Mühlberg.

1358: Die verpfändete Lausitz mit der Mark Eilenburg wurde dem Markgrafen von Meißen Friedrich III. auf Wiederkauf überlassen. 30. Juli: Die Landgrafen von Thüringen und Markgrafen von Meißen verliehen Otto Wend von Ilburg, für seine Treue, die Erblichkeit seiner Töchter.

1362: Domdechant zu Merseburg (Kirchvorsteher) war ein Botho von Ilburg. 01. Mai: Otto Wend von Ilburg gründete eine Stiftung für den heiligen „Martin“, dem die Kapelle des Schlosses geweiht war. / Erstmalig wurde ein Rat der Stadt unter Bürgermeister Heynich Otzyng erwähnt.

1364: Kaiser Karl IV. erwarb die Lausitz und Mark Eilenburg von Brandenburg. Damit kam Eilenburg unter böhmische Herrschaft.

1370: Stadt und Schloss waren böhmisches, die Grafschaft meißnerisches Lehen. / Getreidepreise waren niedrig, kosteten pro Scheffel Pfennige.

1376: Das Osterland als Erbteil bekam Markgraf Friedrich der Gestrenge. 04. April: Botho der Jüngere von Ilburg verkaufte das Hinterhaus, ein Drittel der Stadt mit Dörfern und Vorwerken an Thimo von Kolditz für 2.370 Groschen. 15. Okt. Anteile am Mittelhaus mit Erbgütern erwarb Thimo von Kolditz von Otto der Mittelste und Otto der Jüngste von Ilburg.

1378: Der Groitzscher Hof galt als Afterlehen (Unternutznießer) der Ilburger Herren. / Zum Burgwardbezirk Ilburg gehörten 34 Ortschaften. 30. Nov. Die Brüder Otto der Älteste und Botho der Älteste verkauften den Rest der An- teile vom Mittelhaus, großen Turm, Stadt und Dörfer an Thimo von Kolditz und 11

verzichteten auf alle Rechte und Freiheiten an der Herrschaft Eilenburg für 1.911 Schock Freiberger Groschen. Erwähnt wurden in der Verkaufsurkunde Leineweber, Gewandschneider, Fleischer, Schmiede und Schuster. 1379: Propst des Klosters Mühlberg war ein Otto von Ilburg. 30. Sept.: Wilhelm I. (der Einäugige -1343- Reg. 1349-10.02.1407) Markgraf von Meißen und Landgraf von Thüringen stellte Jutta, der Witwe des Wend von Ilburg, eine Bürgschaft über eine Schuld von 400 Schock Freiberger Groschen aus.

1381: Thimor von Kolditz verpfändete Haus und Stadt Strehla a. / E. an Botho von Ilburg für 3 Jahre und 500 Groschen Freiburger Münze. 12. Juni: Kurfürst Wenzel, Herzog zu Sachsen, beurkundete seine Schulden von 150 Schock Freiburger Groschen an Otto von Ilburg.

1386: Markgraf Wilhelm von Meißen bekennt ein Darlehen von Otto Wend von Ilburg über 600 Freiberger Groschen. 18. Juni: Die letzten Anteile der Feste Ilburg (Haus der Wedin) sowie der Stadt wurden an die Herren Sigmund und Wenzel von Kolditz verkauft. König Wenzel IV. von Böhmen bestätigte den Verkaufsbrief. 29. Aug.: Die räuberischen Übergriffe des Andreas von Duba (1343-1407) mit seiner „Bande“ in das Gebiet des Bischofs von Merseburg, Graf Heinrich von Stol- berg, veranlasste den Bischof, von Delitzsch kommend, zu einem Überfall auf das Schloss mit Plünderung und Zerstörung.

1394: Vermutlich zur Anlage einer Mühle am Schlossgarten, links des alten Mulden- armes, wurden zwei neue Wassergräben angelegt. / Erstmals berichtete man von drei Vorwerken (Hof der zu einem Gut gehört). 09. Juni: Markgraf Wilhelm I. der Einäugige übernahm durch ein Pfandverhältnis von den Herren von Kolditz für acht Jahre die Mark Eilenburg für 6.800 Schock Freiberger Groschen, die Eilenburger Herrschaft blieb weiterhin Lehen der böh- mischen Krone.

1395: Das durch den Überfall 1386 zerstörte Schloss wurde durch Wilhelm I. wieder aufgebaut. Die Burg war eingeteilt in „der Wendynne Hause“, dem „Hinter Hause“ und dem „großen Hause“. / Rittergut „Berg“ wurde als Vorwerk er- wähnt. Abgabepflichtig dazu waren die Anwohner der Mittel-, Grenz- und Weinbergstraße sowie der Grabenweg.

1396 10. Juli: Die Herren von Eilenburg verkauften ihren Besitz von Düben, „das halbe Haus (Schloss) und Städtchen“ für 800 Schock Freiberger Groschen an die Mark- gräfin Elisabeth von Meißen. 16. Juli: Städtische Beamte bestätigten die Richtigkeit der vom Dompropst Petrus Sparnow vorgelegten Rechnung für den Schlossbau der Jahre 1395/1396.

1399: Geleitmann Johannes Schildau legte eine Rechnung für Schlossbau und Schlossbrückenreparatur von 320 Schock 16 Groschen (19.216 Groschen) und 2 Pfennig vor und Geleitsmann Konrad zu Eilenburg von 312 Schock 10 Groschen und 4 Pfennig, für die Brücken 11 Schock 56 Groschen.

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1400 – 1499

1400: Innerhalb der Stadtmauern lebten 880 Einwohner. In der Hinterstadt 126, Torgauer Vorstadt 102 und Leipziger Vorstadt 36 Seelen. / In dieser Zeit erwarb die Stadt zahlreiche Brauereiprivilegien, derentwegen es oft zu „Bier- kriegen“ mit den Nachbarorten kam. / In einem Eilenburger Erbregister wurde das „Wüste“ Dorf Weißenrade rechtsmuldisch von Eilenburg aufgeführt. Nach- weisbar ist das „Wüste“ Dorf Boberwitz, an das der Bobritzdamm erinnert.

1402: Eilenburg wurde Landesherrliches Amt. 23. Feb.: Am 07. April wurden zur Zahlung für den Erwerb der Herrschaft Eilenburg durch die Wettiner unter Wilhelm I., in Höhe von 15.000 Mark lötigen Silbers und 12.000 Schock Freiberger Groschen Urkunden ausgetauscht. Damit kam Eilenburg erblich wieder an die Markgrafen zu Meißen. 08. Dez.: Wilhelm I. erhielt die Herrschaft Eilenburg, die böhmische Krone behielt das Wiederkaufsrecht.

1403: Beginn des Baues der „langen Brücke“ (Flutbrücke) am Torgauer Tor. / Der Bau des Rathauses (Kaufhaus) begann. / Der Grundstein zum Torgauer Tor- turm wurde gelegt. / Einzug des Hochwohlgeborenen Fürst Markgraf Wilhelm I. von Meißen (offizieller Titel) in die Stadt und vollzog die erste Regierungs- handlung mit der Einsetzung eines neuen Stadtrates unter Bürgermeister Oswald von Peckwitz (Bürgermeister als Ehrenamt). /

Der Rat von Eilenburg kaufte, von Christoph von Wahren das Dorf Battaune, welches seitdem als „Eilenburger Ratsdorf“ bezeichnet wurde. / Die Stadt erwarb das Münzrecht von Markgraf Wilhelm I. / Zu den ältesten Münzen im Meißnerischen Land zählen die Brakteaten (Hohlmünzen aus Silberblech) mit dem Abbild der Eilenburger Grafen Heinrich I. und Heinrich II.. 24. Mai: Markgraf Wilhelm I. vermachte seinen Vettern, Kurfürst Friedrich den Streit- baren und Markgraf Wilhelm II. die Feste Ilburg und Stadt mit allen Zugehörig- keiten. Die Pflege und das Amt blieben beim Markgrafen. 09. Dez.: Markgraf Wilhelm I. machte Schloss und Stadt seiner Gemahlin Markgräfin Anna zur Leihgabe.

1404: Die Stadt errichtete eine eigene Ziegelei am Weg nach . / Unter Bürgermeister Bruno Goldschmidt wurde das Rathaus fertiggestellt. / Den Warenzoll in der Stadt übernahm der Rat vom Markgrafen. / Die Gerichtsbar- keit (Ober- und Erbgericht) ging durch Kauf auf Widerruf an die Stadt. 23. Okt.: Der Stadt wurde das Recht der Bannmeile zugestanden.

1406: Ein sehr nasser Sommer verteuerte das Getreide. 13. Jan.: Erstmalige Erwähnung des Vorwerkes Kültzschau. Der Besitzer Jessagk schenkte das „halbe“ Vorwerk dem Stift des Klosters auf dem Petersberg.

1407: Nach dem Tod von Wilhelm I. nahm Markgräfin Anna ihren Witwensitz u. a. auf dem Schloss zu Eilenburg. / Sehr große Kälte, alle Gewässer waren zugefroren, die Mühlen standen still. / Die Herrschaft Eilenburg fiel an Friedrich IV. (der Streitbare -1369- Reg. 1381 als Kurfürst 1423-04. Jan. 1428), Sohn von Friedrich III.

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1410: Botho der Jüngere von Eilenburg wurde der Stifter der bald wieder aussterben- den, älteren preußischen Linie, während die jüngere heute noch fortlebt. 17. April: Den Rest des Vorwerkes in Kültzschau bekam das Kloster auf dem Petersberg zurück.

1411: Teilungsvertrag über die Herrschaft Eilenburgs zwischen Friedrich dem Streitbaren und seinem Bruder Wilhelm.

1412: Wend von Ilburg war einer der ersten Stützen des Graf Friedrich von Nürnberg bei der Niederwerfung der Märkischen „Raubritter“ und forderte im Auftrag des Grafen die Stände zur Gehorsamsleistung auf.

1413 05. Jan.: Das Petersberger Kloster kaufte den letzten Teil des Vorwerkes in Kültzschau zur Unterhaltung der Pfarrei St. Nikolai in der Stadt. 07. April: Durch eine große Feuerbrunst wurde die Stadt vom Schloss bis Markt nebst Kirche niedergebrannt. Unter Billigung des Markgrafen befreite Markgräfin Anna von Meißen die schwer Heimgesuchten für 3 Jahre von der Entrichtung der Steuern.

1414: Nach Wiederverheiratung der Markgräfin Anna wurde Kültzschau zum Amt Torgau gegeben. / Der sogenannte Brückenscherf (alte, kleine Münze) musste von 49(manche Quellen sprechen von 59) Dörfern der Umgebung an die Stadt, jährlich am 2. Weihnachtstag 4 Uhr früh, entrichtet werden. Dafür gewährte man ein Nachlass auf Zoll- und Geleitgeld.

1417: Wend von Ilburg ging als Begleiter Friedrich I. zum Reichstag nach Kostnitz. Die Bedeutung seiner Persönlichkeit für Friedrich I. von Nürnberg bei der Besitzergreifung der Mark Brandenburg im Kampf gegen den „Raubadel“ versinnbildlicht eine Büste Wend von Ilburg in der Siegesallee zu Berlin, wo sie sich in der Gruppe von Friedrich I. befindet. / Zu „Martini“ wurden 10 Höfe des Petersberger Klosterdorfes Kültzschau als Lehen an die Pfarre „St. Nikolai“ gekauft.

1418: Im Lubbitzschwerder wurden die ersten Zigeuner gesehen und damals als „diebisch Volk“ und „leichtfertige Brecken“ genannt.

1421: Zum ersten Mal wurde bis 1424 für 3 Jahre das Amt des Bürgermeisters von Petrus Rochlitz ausgeübt. Sonst galt es für 1 Jahr.

1422: Das Hospital wurde durch Verleihung des Markgrafen zum Besitz des Klosters zu Sitzenroda. 29. Aug.: Durch eine Vereinbarung mit dem Grafen Friedrich IV. verzichtete König Sigismund auf das Recht zum Wiederkauf Eilenburgs.

1423: Zur Verteidigung der Stadt mussten dienstuntaugliche Bürger für ihre Person Ersatz stellen. / Sachsen wurde Kurfürstentum, Friedrich IV. (der Streitbare) zum Kurfürst von Sachsen als Friedrich I. Markgraf von Meißen.

1424: Für das Stadtgericht waren 8 Schöppen (Schöffen) tätig. 14

27. Aug.: Friedrich I. schenkte das Hospital zu „St. Jürgen“, vor der Stadt am Torgauer Steinweg, dem Kloster zu Sitzenroda

1428: Neuer Herr über die Grafschaft Eilenburg wurde Friedrich II. (der Sanftmütige oder der Gütige -1411- Reg. 1428-07. Sept. 1464). Als Leibgut (Überlassung landwirtschaftlicher Betriebe zum Lebensunterhalt) wurde Herzogin Katharina neue Besitzerin.

1429: Die zum Schutz der Felder und Fluren errichteten „lebenden Hecken“ wurden von den Adligen mehrmals zerstört.

1430: Durch Hussiten wurden in der Stadt mehrmals Brände gelegt, Zerstörungen angerichtet und geplündert.

1433: Wiederholt kam es durch Einfall der Hussiten in der Eilenburger Umgebung zu Verwüstungen.

1434: Alle vorhandenen Brunnen in der Stadt waren Ziehbrunnen. 27. Juli: Schaden durch gewaltige Überschwemmungen gab es in der Stadt.

1435: Zum zweiten Mal wurde die halbe Stadt mit dem neu erbauten Rathaus und Nikolaikirche durch Brand zerstört. / Die Eingänge zur Begräbnisstätte auf dem Nikolaiplatz mussten wegen ausgebrochenen Haustieren verschlossen werden.

1444: Mit Hilfe und Unterstützung durch Kurfürst Friedrich II. begann unter harten Opfern der Wiederaufbau der Nikolaikirche. 1445: Die Stadt musste bis zum Jahre 1450, unter dem sogenannten „Bruderkrieg“ (Religionsstreit), Schweres erleiden. / Beim Teilungsvertrag von Altenburg (16. Juli 1445) wählte Friedrich Meißen und Wilhelm Thüringen. Dadurch erfolgte die Teilung des Osterlandes. / Die Stadt kaufte ein zum Kloster Petersberg gehöriges Vorwerk im Simonswerder. / Erstmalig Erwähnung des Rittergutes „Eulenfeld“. / Die Stadt kaufte die Gerichtsbarkeit für 3 Jahre.

1446: Böhmische Heerscharen legten große Teile Eilenburgs in Schutt und Asche.

1449: Zerstörungen in der Stadt durch eine Brandkatastrophe.

1450: Dauerhafter Schneefall hemmte den Verkehr und große Not brach aus.

1451: Durch einen harten, langen Winter und zu nassem Frühjahr kam es zu einer schrecklichen Pestepidemie.

1452: Zum Heeresdienst musste die Ritterschaft der Pflege Eilenburg 26 Pferde stellen. / Herzog Friedrich II. gestattete auf Gesuch der Bürgerschaft die Ein- führung eines 3-fachen Ratskollegiums. Von 24 Gewählten wurden je 8 Stadt- räte pro Jahr in der 3-jährigen Amtszeit abgewechselt. Das Kollegium bestand aus Bürgermeister, zwei Kämmerer, Bauherr, Stadtrichter, Weinherr und zwei Futterherren. Die Wahl musste vom Landesherrn bestätigt werden.

1454: Auf Anordnung des Kurfürsten wurde als Geldbeitrag zum Türkenkrieg eine Kopfsteuer (Türkensteuer) eingeführt. 15

1455: Die Stadt erwarb den Zins vom Zwiebelmarkt auf dem Mühlplatz und erkaufte die Obere Gerichtsbarkeit unter ¼-jähriger Kündigung für 1.500 Groschen auf „Widerruf“. / Das Torgauer und das Leipziger Tor wurden urkundlich erwähnt.

1457: In diesem Jahr und 1463 forderte eine ausgebrochene Pest viele Todesopfer.

1459: Im Vertrag von Eger (Regelung der Lehensrechte und Erbeinigung mit Herzog Wilhelm von Sachsen) wurde Friedrich dem Sanftmütigen Eilenburg als Erb- lehen zugesagt. / Die Antonius- und Dominikanermönche erhielten vom Kur- fürsten eine Befreiung der städtischen Steuer. / In der Stadt wurden, außer den 2 Mönchsorden, 4 Bruderschaften erwähnt: die Kaland-, Jakob-, Sebastian- und die Kronenbruderschaft. / Beschluss des Rates über den Verbraucherschutz in den Innungsordnungen.

1464: Nach dem Tod von Friedrich regierten dessen Söhne Ernst (1441- Reg. 1464- 26. Aug. 1486) und Herzog Albrecht III. (der Beherzte 1443 - Reg. 1464-1500) gemeinsam 21 Jahre. Ernst war der Herr von Eilenburg. / Margarete, die Witwe Friedrichs des Sanftmütigen, übernahm Ilburg als Leibgut (Einkommen zum Unterhalt) für 22 Jahre.

1468: Nach viel Regen im Sommer und Kälte im Herbst kam eine große Teuerung im folgenden Jahr. / Ein Wend von Ilburg, Besitzer der Grafschaft Gallingen, wurde später Stammvater des Grafengeschlechtes von Eulenburg, deren Nachkomme erst kürzlich in Eilenburg weilte.

1469: Die Markgrafen besteuerten das Bier für 6 Jahre mit 6 Groschen pro Fass.

1473: Die Mulde führte sehr wenig Wasser und war fast ausgetrocknet. / Für das Heer des Markgrafen von Meißen musste Eilenburg einen Heerfahrts- wagen mit 10 Mann stellen.

1480: Nach 10 trockenen Jahren kam eine furchtbare Überschwemmung mit Opfern bei Mensch und Tier.

1482: Eilenburg kam zum Kurkreis, durch eine neue Landesordnung an Kurfürst Ernst.

1483: Der Probst zu Petersburg versprach zum Katharinentag 40 Tage Ablass. 20. Juni: Eine durch Regenmangel verursachte Trockenheit veranlasste die Eilenburger Jung- und Ehefrauen zu einer Bet- und Bußfahrt nach Delitzsch, wo sie gut be- wirtet worden.

1484: Der Petersberger Probst bewilligte der Pfarrei die Hutung in der Aue an den Brücken. / Erwähnung fanden erstmals Arm- und Büchsenschützen. / Mark- gräfin Margarete verordnete neue Erbnahme.

1485: Auch die Amtshauptleute gestatteten der hiesigen Pfarrei den Mitgebrauch des Angers an der Flutbrücke für die Hutung. 16

15. Aug.: Das Haus neben dem Hospital mit Kirche zu St. Jürgen (hl. Georg) wurde zu einer Herberge „vor arme Pilgrimme (Wallfahrer) und der Eilenburger Bruder- schaft von St. Jakob übergeben. 11. Nov.: Teilung des Wettiner Landes durch Ernst, Kurfürst von Sachsen, und seinem Bruder Albrecht. Eilenburg wurde zu Thüringen geschlagen und fiel damit an die Ernestinische Linie unter Kurfürst Ernst mit der Kurwürde bis 1547, später an Moritz, der Albertinischen Linie.

1486: Durch den neuen Kurfürsten von Sachsen, Friedrich III. (der Weise -1463- Reg. 1486-05. Mai 1525) wurde das Schlossgebäude erneuert. Er hat der Stadt viel Gutes erwiesen. / Die Biersteuer wurde durch Billigung des Kurfürsten für die Erbauung einzelner Teilstücke der Stadtmauer verwendet.

1490: Ein Statut für die Schneiderinnung wurde erstellt.

1491: Stadtknecht und Abdecker mit ihren Frauen wurden, wegen Zauberei und Einbruch im Ratskeller, verbrannt. / Eine Ablassbulle des Papstes verlangte mit Hilfe der Steuern der ersten 10 Jahre zum Bau einer Brücke nach Torgau zu verwenden, die nächsten 10 Jahre zur Erhaltung des St. Peters Dom in Rom.

1492: Gründung einer Fischereiinnung. / Durch ihr Bannmeilenprivileg bestärkt, ent- wendeten hiesige Bürger den Doberschützern das Bier im Fass. / Am Sonntag wurde für die ganze Woche gekocht.

1496: Durch Kurfürst Friedrich III. wurde der Eckstein zum Grund für den 2-geschos- sigen Kirchturm gelegt.

1497: Eine Innungsordnung für Fleischer wurde erstellt. / Der Rat kaufte das Rochlitzholz und den Zschornwerder für 350 Rheinische Gulden. 1499: Die Bürgerglocke (1435 zerschmolzen) wurde umgegossen, mit einem Gewicht von 37 Ztr. in der Nikolaikirche aufgehangen. / Hochwasser durchbrach ein Stück der Befestigungsanlage vom Kuhtor (Neutor) bis Leipziger Tor. / Das alte Gewölbe mit der Schlosskapelle wurde abgetragen. / In Umlauf kam ein neuer, mit „Engelsbild“ geprägter Groschen, die Schreckensberger Münze.

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1500 – 1599

1500: In der Stadt lebten ca. 2.000 Seelen. / Anfang zum Bau einer Stadtmauer vom Leipziger Tor bis zur Baderpforte, fortgesetzt bis zum Torgauer Tor. Die Bau- zeit der gesamten Stadtmauer betrug ca. 10 Jahre. Dafür gewährte der Kurfürst durch Bittgesuch der Bürger eine Aussetzung der Biersteuer auf 7 Jahre (1504/1507) und für weitere Beihilfe verlängert bis 1510.

1501: Die aufgerichtete Stadtmauer wurde unterspült. / Ankauf des Kegelwerder durch die Stadt für 100 Gulden.

1502: Erwähnt wurde eine Reparatur der Orgel in der Nikolaikirche.

1503: Unter Ratsbaumeister Johannes Rinckart erfolgten die Instandsetzung der unterspülten Stadtmauer von 1501 und der Weiterbau. / Auf churfürstlichen Befehl wurden einige Donnerbüchsen gegossen.

1504: In Meißen starb das ältere Geschlecht der Herren von Ilburg, durch den letzten Herren von Eylenburg, für immer aus. Nur die jüngere Linie konnte in Preußen fortbestehen.

1505: Baubeginn der Stadtmauer vom Leipziger- zum Kuhtor (Neutor), anschließend vom Kuh- zum Torgauer Tor.

1506: In der Kapelle St. Georg wurde eine Altarwand auf dem Altar angebracht.

1508 16. Juli: Der Rat bat um Erlass der kurfürstlichen Steuer auf 2 Jahre, zur Reparatur der Stadtmauer, des Rathauses und für die Dächer mit Ziegeln. / In einem Schreiben an Erbmarschall von Pfeffinger bat der Rat um Errichtung einer Wasserleitung (Röhrenkasten) vom Lehmberg zur Stadt.

1510: Beginn der Pflasterung von Leipziger- und Torgauer Straße.

1512: Für die Fischerei in den inneren Stadtgräben zahlte Martin Kegen jährlich 30 Groschen. Von ihm hat der Kegelwerder seinen Namen. November: Sehr starker Frost bis Lichtmess (02. Feb.) des nächsten Jahres. / Die Flüsse waren bis zum Grund durchgefroren.

1513: Die Breitestraße wurde gepflastert.

1514: Durch Wasseransammlung in Klinkbrunnen (Ziegelstein) wurde eine erste Wasserversorgungsanlage errichtet. Die Weiterleitung erfolgte in Röhrkästen (Erhaltung wurde später aufgegeben). / Bau einer Knabenschule mit 3 Klassen und 3 Lehrerwohnungen. / Ein Röhrmeister wurde eingestellt.

1515: Zum Übergang in die Hinterstadt wurde ein Steg über die Wallgräben an der Baderpforte angelegt. / Der Rat trennte sich durch Verkauf von seinen Mühl- eseln.

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1516: Anstelle des bisherigen Kirchbaus der Bergkirche „St. Marien“ begann ein Erweiterungsbau der Kirche. Bauzeit ca. 6 Jahre. / Errichtung einer Dienst- wohnung für den Stadt- und Gerichtsschreiber in der Pfarrgasse 39.

1518: Ein Großfeuer vernichtete 18 Häuser in der Torgauer und in der Breitestraße. / Bei Ehebruch drohte Staupenschlag und Ausweisung aus der Stadt. 25. Mai: Letzter Ablassbrief des Papstes Leo X. an die Stadt. 04. Nov.: Wegen eines Treffens mit dem Kurfürstlichen Hofprediger Spalatin besuchte Martin Luther Eilenburg und logierte bis 05. November im Gasthof „Zum Bären“ („Brauner Bär“) in der Gemeinde „Sand“ (ohne Erfolg).

1520: Dr. Heinrich Schmiedeburg vermachte Martin Luther 100 Gulden. 12. Nov.: Martin Luther in Begleitung von Philipp Melanchton sprachen auf dem Schloss mit Kurfürstlichem Rat Fabian von Feilitzsch über Religion und Kirche, anwe- send waren Haubold von Einsiedel und Hans von Taubenstein. / Verhand- lungen mit Amtshauptmann Hans von Schönberg über die Einführung der Re- formation.

1521: Die Bürger verlangten nach einem evangelischen Prediger. 02. Nov.: Dominikaner Terminei von den Bürgern gestürmt. Die ersten Auswirkungen der Reformation. 25. Dez.: Luther schickte auf Bitten der Bürger den Mönch Didymus (Gabriel Zwilling) nach Eilenburg. Er predigte am Weihnachtstag in der Nikolaikirche. 07. Sept.: Grundsteinlegung zum Neubau des Rathauses mit Bürgermeister Lehmann durch Baumeister Rinckart, dazu borgte sich der Rat 100 rhein. Gulden von der Kronenbruderschaft (4 % Zinsen) und 100 Gulden vom Fonds des Altars (1534 zurückgezahlt).

1522: Luther bat in einem Brief an Dr. Spalatin um Vermittlung einer Predigerstelle in Eilenburg für Kauxdorf oder Thomas. / Der Leipziger Nicolaus Widemar (Albrecht) richtete eine Buchdruckerei in Eilenburg ein. / Zwischen Pfarrer und Rat kam es zu einem Interimsvertrag (Zwischenlösung). / Antonius-Mönche verließen die Stadt. 01. Jan.: Didymus spendete in der Schlosskapelle „St. Martin“ vor über 130 protestan- tischen Glaubensbrüdern das heilige Abendmahl. 06. Jan.: Im Rathaussaal predigte Didymus vor 200 Personen beiderlei Geschlechtes mit anschließendem Abendmahl. 12. Jan.: Wegen Diskriminierung der evangl. Predigten stürmten die Bürger die geist- lichen Gebäude der Stadt. 05. Mai: Durch Martin Luther wurde Prediger Kauxdorf auf Bitten der Bürger mit einer Predigt in der Marienkirche in das hiesige Pfarramt eingewiesen, offiziell aber erst 1525 als Pfarrer geführt.

1523: Mehrere Überschwemmungen behinderten die Bestellung der Felder. 04. Juni: Der aus Leipzig ausgewiesene Schuhmachermeister Georg Schönichen schickte ein Protestschreiben, wider der Vertreibung der evangl. Lehre, an 3 prominente Führungskräfte der Stadt Leipzig. Durch Schönichen, einem großen Mitstreiter für die evangl. Lehre, wurden weitere starke reformatische Bewegungen in den Mauern Eilenburgs geführt.

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1524: Um Weihnachten wurde, aus Verbitterung gegen den kathl. Pfarrer, von den Bürgern das Pfarrhaus gestürmt. 09. Sept.: Der Buchdrucker Nicolaus Widemar (Reformationsschriften) wurde Eilenburger Bürger und von 1541-1546 Amtsverweser.

1524/25: In diesen Jahren zogen ca. 1.700 Geleit zahlende Kaufleute mit ihren Waren durch Eilenburg. 1525: Katholische Gottesdienste wurden eingestellt. Die kathl. Priesterschaft verließ die Stadt. Der letzte Pfarrer musste, weil er nicht bereit war zum Übertritt in die evangl. Kirche, die Stadt verlassen. Damit gab es für ca. 350 Jahre kaum Katholiken in der Stadt. / Die am evangl. Glauben behinderten Bürger von Leipzig kamen als neue Zuwanderer nach Eilenburg. / Bürgermeister Kuhno legte den ersten Bergkeller frei. / Neuer Landesherr wurde Kurfürst Johann der Beständige von Sachsen (1466- Reg. 1525-1532).

1528: Einführung einer Brauordnung und 1555 erneuert. / Für das „Marktrecht“ musste jeder neu ankommende Gewerbetreibender lt. Ausschreibung 34 Groschen zahlen. / Festgestellt und eingezogen wurden schon 1526 die Gewichte (1 Pfund) wegen Gewichtsunterschieden bei den Fleischern und Krämern.

1529: Ein Beschwerde- und Bittbuch(„Rügenbuch“) für die Bürgerschaft wurde einge- führt. / Verlegung des Kirchfriedhofes von der Nikolaikirche an den Rand der Stadt (Muldenbrücke). / Die kleinen Orte Trebatschitz und Czischitz wurden Eilenburg mit Pfarrrecht und Einkommen zugesprochen. / Zschettgau und Groitzsch kamen zur selbständigen Parochie (Amtsbezirk) „St. Marien“ auf dem Berg. 01. Aug.: Erstes großes Schießen der Bürgerschaft mit Armbrüsten, Büchsen und in Rüstungen.

1530: Einwohnerzahl betrug ca. 1.900 Bürger, einschl. Kültzschau. Ernannt wurde Andreas Kauxdorf zum Superintendenten. / Kurfürst Johann der Beständige veranlasste die 1. Kirchenvisitation in Eilenburg. Die Anmer- kungen, unter Vorsitz von Georg Spalatin und Justus Jonas, zur Beseitigung der Irrungen und der Ausgaben von Verordnungen für kirchliche und schulische Unterweisungen, wurden umgesetzt. / Ein landesherrliches Statut brachte vie- lerlei Anordnungen für das Leben in der Gemeinde, z. B. bei Hochzeiten durf- ten im Gasthaus nur 5 Tische besetzt und 3 Mahlzeiten aufgetragen werden, in den Häusern sollten Feuerlöschgeräte vorhanden sein und Dächer mit Ziegeln gedeckt werden. Einrichtungen eines Krankenhauses, Krankenwärter und Träger eingestellt werden. / Kontrolle von Back- und Fleischwaren nach Güte und Gewicht. / Der Salz-Zwangskauf wurde eingestellt. / Schäferei und Vor- werk von Külzschau kamen durch Pachtvertrag an die Stadt und verblieben seitdem in ihren Besitz.

1531: Erhöhung des Nikolaiturmes um 2 Geschosse. / Der Türmer sollte nachts jede Stunde blasen. / Die 1459 vorhandenen Bruderschaften wurden erwähnt, die Sebastians-Bruderschaft in Bogen- und Büchsenschützengesellschaft umge- bildet und jedes Jahr am 20. Januar als festlichen Tag begangen. / 2 Straßen- räuber wurden enthauptet. / Vorhanden waren 3 Hospitäler, die Jakobs-Bruder- schaft, „Unser lieben Frauen“ und „St. Georg“. 20

1532: Landesherr von Kursachsen wurde Friedrich der Großmütige (1503- Reg. 1532-1547-1554). Er verlor in der Schlacht bei Mühlberg (1547) die Hälfte seines Reiches. Die Pflasterung der Brüdergasse (Breitestraße) bis zur Mauer wurde beendet. / Wiederaufrichtung der Vogelstange. / 2 Diebe wurden gehenkt. /

Durch eine Gerichtsordnung von Kaiser Karl V. mussten Hinrichtungen außer- halb der Stadt vorgenommen werden. Die Hinrichtungsstätte Eilenburgs lag auf dem Gebiet des ehemaligen elektr. Umformwerkes an der Salzstraße, Ortsaus- gang - West.

1533: Wiederholte Aufforderung an die Bürger zum Vorbringen von Bitten und Be- schwerden auf den „Rügentafeln“. / Beginn zum Aufbau einer Kupfermühle (1535 vom Hochwasser weggerissen). / Am Weihnachts-, Oster- und Pfingst- vorabend sollten Fleischer ihre Ware auf dem Markt anbieten./ Fuhrwerke sollten nachts von den Straßen entfernt werden. / Kurfürst Johann Friedrich zu Lochau übergab Hans von Kanitz das Vorwerk vorm Schloss (Eulenfeld) zur Nutznießung (Lehen). 17. Juni: Beide Vorwerke „Hof auf dem Berge“ und „Hof am Steinwege“ gingen durch ein Lehnsakt des Kurfürsten in den Besitz Franz von Plaußig über.

1534: 2. große Kirchenvisitation unter Vorsitz von Georg Spalatin, Beisitzer Asmus Spiegel, Gruna und Johann Kaymann, Pfarrer aus Werdau, u. a. Anordnungen für die Einrichtung einer Mädchenschule. Kinder, welche schwören und fluchen, sollten mit 12 Rutenschlägen bestraft werden und ein unverheirateter Handwerker kein Meister werden. / Nachweisbar wurden folgende Gewerbe in Eilenburg ausgeübt: Bäcker, Bötticher, Gerber, Leineweber, Schmiede, Schneider und Tuchmacher. / Große Trockenheit durch heißen Sommer.

1535: Der Rat ließ einen weiteren Bergkeller zur Nutzung freilegen. / Martin Luther hielt eine Gastpredigt in der Bergkirche „St. Marien“, nachzulesen ist sie in seinen gedruckten Werken zu finden. 05. Juni: Durch eine verheerende Feuersbrunst wurden in der Stadt 99 Wohnhäuser, Rathaus und Nikolaikirche vernichtet. Zum Wiederaufbau erließ Kurfürst Johann Friedrich für 3 Jahre die Land- und Tranksteuer und schenkte den Betroffenen das Holz zum Wiederaufbau. Spenden und großzügige Unterstüt- zung leisteten viele Städte und Gemeinden.

1536: Unter Ratsbauherr Bernhard Rinckart begannen die Bauarbeiten zur neuen Nikolaikirche. Unter seiner Amtstätigkeit entstanden Rathaus, Diakonatsge- bäude, die steinerne Brücke vor dem Torgauischen Tor und dem Turm zum Tor. / Gerügt wurde das Waschen in Röhrtrögen. 24. April: Martin Luther traute seinen Freund Cruciger in der Schlosskapelle „St. Petrus“.

1538: Die Böhmische Linie der Herren von Ilburg starb aus. Juni: Transport einer Pontonbrücke durch Eilenburg nach Torgau mit Seilen und Ankern auf 75 Pferdewagen.

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1539: Fertigstellung des Kirchturmes und Aufsetzung des Turmknopfes von „St. Nikolai“. / Ein Hochwasser mit großen Ernteschäden brachte viel Leid für die Stadt und Umgebung. / Martin Luther predigte zu Pfingsten in der Schloss- kapelle vor Kurfürst Johann Friederich und Herzog Heinrich. / Gebeten wurde um eine Visitation der Schule. 10. April: Der Rathausturm bekam eine ca. 8 Zentner schwere neue Schlagglocke.

1540: Der 1. bekannte Kirchenchorleiter war ein gewisser Hieronymus. / Aufhebung einer 40 Gulden Strafe bei Ehebruch.

1541: Infolge des drohenden Bürgerkrieges erfolgte eine Musterung aller männlichen Einwohner der Amtsdörfer um Eilenburg. / Unterstützung durch die sogenannte „Türkenhilfe“ für den Kampf gegen Sultan Suleiman. / Baubeginn des abge- brannten Hospitals zu „St. Georgi“ und des Turmes am Torgauer Tor (2 Ge- schosse höher). / Die Bürger bitten um Wiederaufbau der Mönchsbrücke (2. Röhrenbrücke, Zugang zwischen Mulden- und Dorotheenstraße). / 1. Hin- richtung mit dem Schwert wegen Bigamie und eine wegen Pferdediebstahl durch den Strang. / Herzog Moritz von Sachsen übernahm die Regierung, ab 1547 Kurfürst von Sachsen (21. März 1521 - Reg. 1541-1553).

1542: Alle fremden Scheidemünzen wurden verboten. / Die Bürger beklagten die Nichtbeachtung der „Rügen“. / Aus Schlesien eingefallene Heuschrecken richteten erheblichen Schaden im Pflanzenbereich an. Ein nochmaliger Einfall soll sich 1543 wiederholt haben. 12. Juni: Das Vorwerk (ehemals Wirtschaftshof der Burg) wurde Rittergut Eulenfeld be- nannt. Lehnherr Jakob von Koseritz errichtete auf dem Rittersitz 6 Drescher- häuser (Wohngebäude), es wurde ein Gesamtlehnbrief am 08. Juli 1548 aus- gestellt mit Ober- und Erbgerichtsbarkeit.

1543: Die Juden mussten Kursachsen verlassen, ihr Aufenthalt wurde verboten. / Der Torgauer Steinweg wurde angehoben. / Großer Wasserdurchbruch am Uferdamm vom Kuhbusche. / Einführung einer kurfürstlichen Polizei- und Kindtaufordnung. / Das älteste Pfarrmatrikel (Verzeichnis) der Nikolaikirche erwähnt Gostemitz als zur Parochie (Amtsbezirk) Eilenburg gehörig.

1544: Stadtgräben wurden geschlemmt und instandgesetzt. / Fleischer baten um ein Schlachthaus.

1545: Das Rathaus wurde im Renaissance-Stil vollendet. / Fertigstellung des Neu- baus der Nikolaikirche. / Durchführung einer weiteren Kirchenvisitation. / Martin Luther weilte das letzte Mal als Gast auf dem Schloss von Eilenburg und predigte am 06. Sonntag nach Ostern (Exaudi) in der Bergkirche „St. Marien“. Dabei nannte er Eilenburg eine „recht gesegnete Schmalzgrube“. / Die Kramer sollten Sonntags nicht öffnen. 30. Juli: Kurfürst Herzog Johann Friedrich zu Sachsen, Erzbischoff Albrecht zu Magde- burg, Landgraf Georg zu Leuchtenberg und Fürst Wolfgang zu Anhalt trafen sich auf dem Schloss.

1546: Zur letzten Jagd in der Kämmereiforst kam Johann Friedrich 6 Tage nach Eilenburg. 22

30. Mai: Erlass einer Kleiderordnung. 27. Juni: Kriegsbereitschaft durch Churfürstlichen Befehl in Stadt und Umgebung. 06. Juli: Musterung von Adel, Bürgertum und Bauern. 14. Okt. Das Amt Eilenburg, böhmisches Lehen mitten in sächsischen Landen, kam durch den Vertrag von Prag an Moritz von Sachsen wieder in sächsische Hände. 01. Nov.: Herzog Moritz belagerte Stadt und Schloss, infolge des Schmalkaldischen Krieges bis 11. November, die sich unter „milden Bedingungen“ ergaben. 17. Nov.: Der eingesetzte Kommissar Heinrich von Gerßdorf ließ sich huldigen und einschwören. 21. Nov.: Die ersten Husaren kamen in die Stadt. 29. Dez.: 8.000 böhmische und ungarische Reiter und Husaren lagerten in der Stadt und schafften Furcht und Schrecken.

1547: Ein Mörder (Bauer aus Laußig) wurde enthauptet. / Kurfürst Moritz tauscht u. a. Eilenburg (sollte an Böhmen fallen) gegen Sagan (Niederschlesien) ein. Das Geschlecht der Ileburger Herren unter Wend von Ilburg erwarb die Herr- schaft Prassen (Mansuren) und lebt fort als Linie der Grafen zu Eulenburg- Prassen. / Ordnung und Sauberkeit forderten die „Willkürlichen Statuten“ der Stadt, u. a. das Verbot unbekannte Leute ohne Wissen des Rates aufzunehmen. 05. Jan.: Ein Bevollmächtigter des Kurfürsten ließ sich von Bürgermeister und Stadt- richter huldigen. 09. Jan.: Huldigung der Bürgerschaft und des Rates für Herzog Moritz (außerhalb der Stadt). 17. Jan. Durchfahrt nach Leipzig von Geschützen und Munition mit Pferdegespannen. 05. Feb.: Kriegsvolk besetzte die Stadt. 17. März: Wiederholter Transport einer Schiffsbrücke (Ponton) mit 40 „Schiffen“ auf den Wagen zu je 6 Pferden. 21. April: Herren des Rates, der Bürgerschaft und Bürgermeister huldigten in Leipzig Herzog Moritz von Sachsen. Durch den Schmalkaldischen Krieg wurde Eilen- burg dem Leipziger Kreis des neuen Landesherren zugeteilt. 04. Juni: Herzog Moritz wurde vom Kaiser Carolo V. zum neuen Kurfürsten ernannt. 05. Juni: Johann Friedrichs Frau mit Söhnen und dessen Bruder mit Frau zogen mit Tross nach Übernachtung durch Eilenburg. 09. Juni: Kurfürst Moritz von Sachsen (1521- Reg. 1547-1553) kam bei einem Ritt nach Leipzig und am 28. Juni mit seinem Bruder August durch die Stadt. 11. Juni: Eilenburg fiel nach der Schlacht bei Mühlberg mit ganz Sachsen an die Alber- tinische Linie. 30. Okt.: Fürstliche Personen kamen vom 08. Oktober an, u. a. Markgraf Albrecht, zu Herzogs August Beilager mit Anna von Dänemark in Torgau, durch Eilenburg.

1548: In der Stadt lebten ca. 1.200 Bürger, einschl. Vorstädter (390 Seelen). / Bürgermeister Johann Martin führte das erste Kirchenbuch ein, mit kurzen Tauf-, Trau- und Begräbniseintragungen und schenkte es der Kirche. / In der Vorstadtgemeinde Hinterstadt gab es 10 Höfe mit einem Freigut (Bernhardi- straße 14). / 14 zugelassene Brauhäuser waren tätig und u. a. folgende Gewerbe ansässig: Fischer, Fleischer, Schmiede, Schuster, Töpfer und Weber. / 23

Wiedereröffnung des instandgesetzten Neutores. / Die Frondienste der Be- wohner an der Nordseite des Burgberges, in der Siedlung Tal, vorwiegend gärtnerische Betriebe, wurden in Feldleistungen umgewandelt. / Auf Gut Eulenfeld baute man 6 Drescherhäuser für landwirtschaftliche Hilfskräfte.

1549: Errichtung des Kornhauses, des Marstalles (Stallgebäude) sowie der Rats- scheune und dem Zeughaus (Waffendepot). / Einführung des zum Leipziger Interims (vorläufige relig. Regelung) umgearbeiteten Augsburger Interims. / Die wieder eingeführten kath. Zeremonien erregten starken Unwillen. 26. April: Befehl zur Ablieferung aller Geschütze, Gewehre und Munition nach Torgau, zur Weiterlieferung nach Dresden, einschl. des Getreides von Schloss und Mühlen. 26. Mai: Das Amt Eilenburg wurde dem Leipziger Kreis zugeordnet und befand sich bis 1806 im Kurfürstlichen-sächsischen, folgend bis 1815 im Königlich-sächsischen Leipziger Kreis.

1550: Erwähnung fand die Vorstadtsiedlung Sand (Bergstadtteil) mit städtisch orien- tierter Bauweise und z. T. schon städtischen Gemeinleben mit besonders aus- geprägter handwerklicher Betätigungsart. / Das bisher dem Amt Torgau unter- stellte Kültzschau kam wieder zum Amt Eilenburg. / Einweihung des Korn- hauses. / Markt und Hauptstraßen wurden gepflastert. / Der erste Eilenburger Churfürstlicher Geleitmann war Valentin Müller.

1551: Einweihung der neu erbauten Ratsscheune. 03. Feb.: Der Rat musste 4 Pferdebespannungen zur Belagerung Magdeburgs liefern. 21. März: Man beobachtete 3 Regenbogen, morgens 3 Sonnen und abends 3 Monde. August: Friedensverhandlungen mit den Magdeburgern auf dem Schloss. 27. Sept.: Auf Befehl des Kurfürsten wurde der Bürgermeister ausgewechselt, neuer Amtsträger wurde Hans Strauß (gest.: 1552).

1552: Die neue Ratsscheune hinter den Hirtenhäusern wurde durch Brandstiftung zerstört. Brandleger und Anstifter wurden enthauptet. / Der erste Barbier (Herrenfriseur) wurde aufgeführt. Jan.: Viele Soldaten wurden einquartiert. / Ausbruch von Pest und „Landsterben“. Im Laufe des Jahres starben lt. Aufzeichnung 237 Bürger.

1553: Neuer Landesvater wurde Herzog August I., „Vater August“, Kurfürst von Sachsen (1526- Reg. 1553-1586). / Der Rat baute eine Scheune über dem Keller am Berg. / Die Oberstube im Rathaus wurde Ehrbierlokal.

1554: Im Namen des Kurfürsten August nahmen Churfürstliche Räte von Rat und Bürgerschaft eine Huldigung ab. / Geklagt wurde über große Misthaufen vor den Häusern. 22. Juni: Hans von Breitenbach kaufte das Rittergut Eulenfeld. Seine Frau erhielt 60 Gulden als Leibgedinge (Rente). 26. Jan.: Amtshauptmann Graf von Heideck, ein tapferer Heerführer von Kurfürst Moritz von Sachsen, verstarb auf dem Schloss und wurde in der Bergkirche beige- setzt.

1555: Der erste Eilenburger Diakon in der Nikolaikirche war Christoph Breithut. / 24

Nachtwachen wurden neu geregelt, die Tagwachen eingestellt. / Bau einer Pfarrscheune. / Eingeführt wurde eine neue Brauordnung für 14 Brauhäuser. / Amtsverwalter Georg Winkler kaufte die Vorwerke „auf dem Berge“ und „am Steinwege“. Er bekam 1556 von Kurfürst August I. das Recht des Erbgutes aber keine Obergerichtsbarkeit.

1556: Im März wurde eine ungewöhnliche Kometenerscheinung beobachtet mit nachfolgendem sehr heißem Sommer. / Bau des langen Stalles bei der Pfarr- wohnung. / Beim Kurfürst bittet man um eine neue Glocke.

1557: Bau eines neuen Diakonatsgebäudes in der Pfarrgasse durch Ratsbauherr Bernhard Rinckart (gest. 1578). 26. April: Wegen kriegerischer Einfälle der Türken wurde auf Befehl des Kurfürsten vom Tag an 12 Uhr mittags die Betglocke geläutet.

1558: Beginn des Baues der Flutbrücke (lange Brücke) aus Stein, des Torgauer Torturmes und des Kültzschauer Dammes (1585 vollendet). 04. Feb.: Der Rat pachtete vom Kurfürsten für jährlich 2.340 Gulden die Geleitsein- nahmen. 05. Juli: Ein Großfeuer vernichtete 6 Häuser in der Leipziger Straße und sämtliche Gebäude vor dem Leipziger Tor. Hilfe kam aus Delitzsch, wofür der Rat zu Eylenburg sich mit einem Schreiben bedankte.

1559: Bestraft wurden der Mietshausbesitzer Bendix Forckel wegen Fehlens von Feueressen (Erwähnung fanden Rauchfänger schon 1347).

1560: Durch die Überschwemmung im Sommer und Herbst durften die Städter mit Billigung von Kültzschau ihr Vieh auf den Torgauer Anhöhen hüten. / Die Begräbnisse auf dem Gottesacker (Stadtfriedhof) nahmen zu.

1561: Amtsverwalter Heinrich Schlegel kaufte von Georg Winkler das Lehngut „Friedrichshöhe“ mit dem Recht der Bebaubarkeit. / 3 fremde Bürger wurden wegen Diebstahl gehenkt. / Auf einem Landtag in Torgau verlängerte man die Tranksteuer zur Begleichung von Schulden und Zinsen des Kurfürsten.

1562: Zur Anlegung von Weinbergen wurde der Mansberg verkauft.

1563: Das Mannlehngut „Friedrichshöhe“ wurde von Kurfürst August von Sachsen in ein Allodial- bzw. Erblehngut umgewandelt (Lehnsfreies Vermögen). / Über Glaubensformeln trafen sich Wittenberger und Leipziger Theologen und ein Dresdener Hofprediger auf dem Schloss in Eilenburg. / Der Winter war so kalt und anhaltend, dass man zu Fastnacht mit schwersten Lastfuhren die Flüsse überqueren konnte.

1564: Die Entfernung und Auswechselung von Strohdächern wurde angemahnt. / Die Kassenverwalter der Kirche bestätigten die Rückzahlung von 700 Gulden für den Rathausbau.

1565: Superintendent M. Gallus Döbler führte eine Cantorei-Gesellschaft neu ein und trat das ehemalige Pfarrgut zu Kültzschau gegen einen jährlichen Erbzins von 80 Gulden an den Rat der Stadt ab. 25

1566: Ein durch Eisgang verursachtes Hochwasser. / Der Rat erhielt vom Landesherren für 80 Gulden jährlichen Zins Schäferei und Vorwerk von Kültzschau. / In diesem Jahr starben 232 Bürger.

1567: Abermalige Restaurierung des Torgauer Tores mit einer Pfortenerweiterung für Fußgänger. / Erstmals wurde als Churfürstlicher Metzner (vereidigter) ein ge- wisser Hofstätter aufgeführt. / Die Hunde wurden als „Kirchgänger“ verboten.

1568: Simon Zenker erneuerte die durch Brand (1535) zerstörte Orgel für 250 Gulden. / Beerdigungsgebühren wurden beklagt.

1569: Vermerkt wurde ein stärkeres Erdbeben in Stadt und Umgebung. / Die Bild- steinhauer, Gebrüder Schröther aus Torgau bauten eine neue Kanzel in der Nikolaikirche sowie 1570 einen Taufstein. / Erhöhung des Kuhzinses für Trift und Viehweide. / Eine Seuche grassierte im Lande. / Die Bürger klagten über die Waren der Bäcker und Fleischer. 1570: Hans Weber von Nichtewitz wurde wegen Pferdediebstahl mit dem Schwert hingerichtet. / Aufgestellt wurde ein neuer Taufstein in der Kirche. 28. Sept.: Christoph von Wahren, Rittergutsbesitzer auf Wedelwitz, bekam die Anrechte für das Rittergut „Berg“ bestätigt.

1571: Erstmals wurden in der Stadt Klipperer (Klempner) erwähnt. 05. Mai: Ein Unwetter vernichtete Getreide mit nachfolgender Teuerung.

1572: Die Renovierung der Nikolaikirche wurde beendet. / Erlass über den Schutz der Jugend, u. a. sollen Kinder bei Hochzeiten und Taufen fern bleiben. / Geklagt wurde über zu viel Gesindel in der Stadt. / Die Pocken grassierten in der Stadt. Nov.: Fast den ganzen Winter beobachtete man einen neuen Stern am Himmel (Supernova).

1573: Kültzschau musste die Behütung auf der Torgauer Höhe dulden. 14. Aug.: Überschwemmungen in vielen Straßen, Marktplatz und Nikolaikirche, wo, wegen des Geruchs aus den Grüften, der Gottesdienst unmöglich wurde und ins Rathaus verlegt wurde.

1574: Große Kirchenvisitation und Verfolgung des heimlichen Kalvinismus (Lehre des Reformators Calvin). / Adam von Gaudelitz wurde neuer Besitzer des Ritter- gutes „Eulenfeld“. / Wiederholt wurde ein zweiter Jahrmarkt gefordert.

1575: Entwurf einer neuen Schützenordnung. / Der große Turm im Schlosshof wurde ausgebessert und das Dach neu gedeckt. / Die Pest verursachte viele Opfer, keine Familie blieb verschont, es starben 347 Bürger. / Abermals klagten die Bürger über zu viel arbeitsscheues Gesindel in der Stadt. / Gewünscht wurden Leuchten an Hausecken.

1576: Die erste Lehrerstelle wurde mit dem Diaconat verbunden und bestand bis zum Jahr 1869 (danach vom Schuldienst befreit). / Beschuldigt wurden die Höken (Futterhändler) zweierlei Gewicht zu führen und die Krämer das Gewürz zu fälschen. 26

1577: Verklagt wurde der Garkoch, weil er Bier ausschenkte und unzüchtige Weiber hielt. / In der Stadt gab es ca. 50 selbstständige Handwerker. / Zum Brandtweinbrennen wurde ein Ort auf dem Wall zugewiesen. 08. Mai: Das in seiner Gunst stehende Eilenburg wurde vom Kurfürsten August besucht. 19. Nov.: Ein großer Komet wurde 4 Wochen am Himmel beobachtet.

1578: Überschwemmungen am 04. und 19. April sowie am 09. Mai. 27. April: Die Bürger in der Stadt verspürten ein Erdbeben.

1579: Ein Ratsgebot zu „Gottes Wort“ und zum ehrbaren Bürgerleben wurde verab- schiedet. / Die Abgaben der Landleute am Markttag an den Rat wurden ver- öffentlicht. / Das Schneiderhandwerk verstritt sich für viele Jahre.

1580: In der Lossa wurde viel Raubfischerei betrieben. / Durch vorhergehende Miss- ernten kam ein Jahr der Teuerung. Der Stadtrat überließ daher der ärmeren Bevölkerung das Korn zu niedrigen Preisen. 09. Mai: Kurfürst August besuchte mit Gemahlin das Schloss und ließ „Himmelfahrt“ in der Schlosskapelle predigen. 14. Mai: Ein neuer Altar wurde durch den Leipziger Philipp Hoyer in der Nikolaikirche errichtet. 21. Aug.: Die Schützengesellschaft veranstaltete ein Zentralschießen. Ein aus den ein- geladenen umliegenden Städten, ein Bornaer, gewann als 1. Preis einen Ochsen. 29. Nov.: Beim am Galgen hängenden 3 Dieben wurde nachts die Kleidung gestohlen.

1581: Hans Rolle eröffnete die erste Apotheke im Rathaus, sein baufälliges Haus in der Rollenstraße wurde 1583 geschlossen. / Ein Ratsgebot besagte u. a.: Nach der Bürgerstunde durfte bei Strafe im Wirtshaus nicht gespielt, Kinder, Taube, Blinde und Lahme nicht als Torwachen gestellt werden und Kinder, Mägde und Knechte sollten abends daheim gehalten werden. 08. Sept.: Ein Brandstifter, dem mehrere Häuser zum Opfer fielen, wurde zur Strafe auf dem Scheiterhaufen verbrannt. 03. Okt.: Churfürstliche Steuereinnahme und das Rentamt wurden, wegen hoher Sterb- lichkeit in Leipzig, nach Eilenburg verlegt.

1582: Die Stadt untersagte das Waschen an den Röhrentrögen. / Während des Gottesdienstes mussten die Tore geschlossen werden. / Überschwemmungen am 24. Juni und 06. Oktober. / Wachsamkeit vereitelte die Ausführung von den mehrfach auf der Brücke gefundenen Brandbriefen („Diese Stadt soll mit Feuer abgebrannt werden“). 14. Mai: Für die Schützen wurde die kleine Vogelstange aufgerichtet und ein Himmels- schauspiel durch einen niedergehenden Kometen beobachtet. 19. Aug.: Ein Eilenburger gewann beim Gesellenschießen in Kemberg einen Ochsen als Hauptgewinn.

1583: Bewohner in einigen Häusern auf dem Berg starben durch eine grassierende Pest ganz aus. / Wieder erlaubt wurden Hochzeiten am Sonntag. / Das baufällige Haus von Johann Hans Rolle wurde geschlossen. 27

07. Juli: Beim Fischsieden entstandene Feuerbrunst vernichtete 30 Häuser im Stadtteil Sand, das Haus vom Hintermüller und 4 Häuser hinter der Stadt innerhalb einer Stunde.

1584: Geklagt wurde über die stinkende Schleuse der Carlstraße. 11. Jan.: Ein Hochwasser beschädigte die Lossabrücke, so dass im Sommer 1585 eine neue Brücke aus Stein gebaut werden musste. 28. Sep.: Eine Magd, die ihr neugeborenes Kind getötet hatte, wurde durch den Henker in der Mulde ersäuft.

1585: Eine Pest forderte 540 Todesopfer in der Stadt. Dies veranlasste den Rat zu einer Pestordnung, ein Pest-Barbier wurde für 12 Wochen eingestellt. / Der Pest wegen wurde das Bierbrauen eingestellt. 06. Feb.: Hochwasser führende Mulde verursachte Überschwemmungen am 16., 17., 24. und 26. Juni und 02. Juli mit Schäden an Dämmen. / Durch amtl. Fürsprache wurde wiederum das Viehhüten auf den Kültzschauer Höhen zugelassen. 10. April: Das 1. Joch (Stützträger) der Flutbrücke wurde erneuert. 14. Okt.: Auf Anordnung wurde für die am 01. Oktober gestorbene Gemahlin des Kurfürsten von Rat und Bürgerschaft ein Leichenbegängnis durchgeführt.

1586: An das Schloss ausgeliehenes Bettzeug etc. wurde durch schriftlichen Antrag des Rates zur Rückgabe angemahnt. 24. April: Martin Rinckart geboren. Verfasser des Kirchenliedes „Nun danket alle Gott“. 11. Mai: Einzug des neuen Kurfürsten von Sachsen Christian I. (1560 - Reg. 1586-1591, gest. am 25. Sep. 1591) mit Hofstaat und Ritterschaft auf Pferden, um am 16. Mai auf dem Schloss vom Stadtrat und Ritterschaft den Eid der Treue zu empfangen, beschenkt mit Bier, Wein und Silberbecher.

1587: In diesem und 1588 gab es bis zur Ostermesse sehr harte Winter. / Verboten wurde die Schlachtung von Kälbern unter 11 kg. / Tagelöhner durften nur Dienstag und Freitag in der Lossa fischen. / Der Kurfürst zu Sachsen und Kurfürst zu Brandenburg veranstalteten eine Jagd in der Kämmereiforst. / Geistliche ohne feste Unterkunft wurden ausgewiesen.

1588: Der Gottesacker zu St. Georgen wurde vervollständigt, aufgefüllt und mit Schwibbögen verschönert. / Diebische Nachtwächter wurden für 15 Jahre aus- gewiesen, dadurch bekamen nachfolgende das Gehalt erhöht. / Wegen erhöh- ter Krankenzahl der Bürger sollte stets guter Wein im Ratskeller angeboten werden. / Man beklagte sich über den Abdecker, welcher in Kirchen und Wirts- häusern immer obenan sitzen wollte. / Die Fleischer verkauften nur Fleisch mit Beilage. 18. März: Musterung der Bürgerschaft auf churfürstlichen Befehl.

1589: Der Besuch der Branntweinhäuser am Sonntag wurde verboten. April: Auf der Torgauer Höhe hielt Kurfürst Christian eine Hetzjagd ab. 23. Okt.: Die Mahl- und Grenzzeichen im Wald des Ratsdorfes Battaune wurden er- neuert.

1590: Die ersten zwei privaten steinernen Häuser wurden am Leipziger Tor (ein Brauhaus) und am Torgauer Tor errichtet. / Ein sehr heißer Sommer mit großer Trockenheit verursache eine Teuerung, große Not durch Wassermangel an 28

den Mühlen und Teichen, Brunnen waren versiegt. / Gegen den 2. Jahrmarkt supplizierte (Bittschrift) der Leipziger Rat mit Erfolg. / Wegen Betruges beim Abmessen von Hopfen wurden die Brauer vereidigt. 21. März: Kurfürst Christian übernachtete in Eilenburg. 11. Aug.: In den Kirchen der Stadt feierten 284 Bürger das heilige Abendmahl.

1591: Neuer Landesherr wurde Christian II. (1583- Reg. 1591/1601-1611). Ein großes Zentralschießen der Bogenschützen fand statt. / Religionsstreitig- keiten mit den Calvinismus nahmen zu. / Hauptmann Georg von Ponickau zu Eilenburg wurde neuer Besitzer vom Rittergut Groitzsch. Juli: Der Stadtrat stellte an Stelle des Türmers den ersten Stadtpfeifer an und über- gab ihm gleichzeitig die Türmerstelle. Damit erfolgte der Einbau einer Treppe im Kirchturm. 24. Aug.: Superintendent Caspar Starke musste die Stadt verlassen, seine Amtseinsetzung wurde später, am 14. November, vollzogen. 26. Okt.: Bei der Prozession zur Leichenfeier für Herzog Christian I. folgten dem Rat, Bürgerschaft, Schüler und die Innungen der Tuchmacher, Schneider, Kürschner, Schmiede, Bäcker, Böttiger, Fleischer usw. 18. Nov.: Alle 3 Räte und die ganze Gemeinde beschlossen die Berufung (26. Nov.) eines neuen Diaconus.

1592: Erlass einer neuen Brauordnung. / „Böse“ Pfennige und Knickerlinge wurden eingezogen. / Eine Magd wurde wegen Kindesmord gesäckt und ersäuft. / Beim Pfingstschießen wurde ein Feuerwerk abgebrannt. 01. Mai: Stand und Gewerbe des Vaters, die Paten und das Alter der Verstorbenen wurden von hier an in den Kirchenbüchern angegeben. 09. März: Der Administrator (Verwalter) von Chursachsen, Herzog Friedrich Wilhelm (1562-1602) nahm die Huldigung von Ritterschaft und Ratspersonen auf dem Schloss im Saal durch Handschlag, von Bürgern und Bauern auf dem Schloss- hof durch Eid ab. 14. Aug.: Herzog Friedrich Wilhelm veranstaltete Jagd in der Kämmereiforst, geschossen wurden 21 Hirsche, 1 Wildschwein und eine Hündin. 03. Sep.: Auf einem Seil, vom Kirchturm zu einem Haus am Markt, trat erstmals zu den Marktagen ein Seiltänzer auf. 15. Nov.: Die 7. große Kirchenvisitation wurde durchgeführt nach einem Landtag in Torgau, beschlossen wurde u. a. alle Calvinisten aus Verwaltung, Gericht, Schulen und Kirchen zu entfernen.

1593: Die Erhöhung des Nikolaiplatzes und Speisergasse wurde wegen Wasseran- sammlung angemahnt. / Der Rat verlor die Lossafischerei, sie wurde verpach- tet. / In der Schule sollten Quartalsprüfungen abgehalten werden. / 13 Bürger- söhne wurden für den Türkenkrieg angeworben. / Entwurf einer neuen Schüt- zenordnung, u. a. spielten Geldstrafen bei Verstoß die Hauptrolle. / Der Stadtpfeifer bekam einen Gulden pro Woche. 20. Jan.: Zum „Fabian und Sebastianstag“ fand lt. Bogenschützenordnung eine Zusam- menkunft aller Armbrust- und Bogenschützen statt. 06. März: Die Unordnung bei den Malzsäcken (Gewicht und Größe) wurde bestraft und abgeschafft. 24. Juni: Beobachtet wurde eine Kometenerscheinung und am 25. Jan. 2 Nebensonnen.

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1594: Mehrere Häuser baute man massiv und die Preise stiegen bedeutend. / Eröffnen sollte eine Trinkstube für den gesitteten Bürger. / Reparatur der Stadt- mauer vom Neutor bis Torgauer Tor. / Benedikt Mako aus Knittenfeld (Steier- mark) hatte als berühmter Augen- und Wundarzt viel Zulauf in der Stadt. Feb.: Viele Landsknechte zogen, geworben für den Krieg gegen die Türken, durch die Stadt. 13. Nov.: Erzbischof und Kurfürst von Köln übernachtete in der Stadt. 28. Dez.: Der Münzfälscher Peter Naumann wurde überführt.

1595: Der Steinweg und 8 unterwaschene Brückenbögen nach Kültzschau mussten erneuert werden (durch Hochwasser 1601 wurden einige wieder zerstört). 09. Feb.: Beschluss über die Verlängerung der Land- und Tranksteuer beim Landtag in Torgau. 24. Juli: Der Rat verkaufte vor dem Leipziger Tor, in Nähe der Mauer, am Wallende 4 Bauplätze an Johann und Andreas Ferckel, Hans Rolle und Salomo Müller für 220 Gulden. 09. Okt.: Als der um die Bürgerschaft viel verdiente Superintendent Caspar Starke (v. 1570-1595) starb, schwieg ihm zum Gedächtnis 4 Wochen die Orgel in der Kirche.

1596: Aufbau des Malz- und Messhauses in der Pfarrgasse (Rinckartstraße), später erfolgte ein Anbau von Strafzellen und Wohnräumen für Polizeibeamte. Außer- dem baute der Diaconus M. Dastler ein Brau- und Malzhaus in der Torgischen Gasse. Im Ratskollegium befanden sich u. a. 5 Magastri (Dr. der Philos.). / Super- intendent und Pastor Paul Jenisch ordnete die Schulpredigt an. / Der Schul- meister wurde angewiesen, die Schule so zu gestalten, dass Eltern ihre Kinder gern zur Schule schicken und Kinder gern kommen. / Der aufkommende Wohl- stand brachte viele Untugenden mit sich, z. B. Prunksucht und Verschwen- dung. / Streitigkeiten über Loth (Gewicht) der Semmeln und dadurch die Nicht- bereitstellung von Backwaren in der Stadt, veranlasste den Rat, die Bäcker in den „Gehorsam“ zu sperren und seine Bäcker backen zu lassen. / Der Gastwirt zum „Braunen Bären“ und seinen 2 Mittätern wurden, wegen der Gefangen- nahme eines Edelknaben und die Forderung von 8.000 Dukaten (Goldmünzen) plus 200 Reichstaler Lösegeld, auf Befehl des Administrators in Leipzig hinge- richtet.

1597: Die Scheffelmaße wurden im Rathaus rectifiziert (berichtigt).

1598: Anschaffung eines großen Messingleuchters für die Nikolaikirche. / Erstmals wurden uneheliche Kinder ins Kirchenbuch eingetragen. / 271 Opfer forderten pestartige Krankheiten und Ruhr. / Wieder wurde Leipziger Steuereinnahme und Renterei ins Schloss verlegt (desgleichen 1599). 16. Dez.: Ein Erdbeben von ungewöhnlicher Stärke wurde registriert.

1599: Eine starke Lockerung der Moral überall, geklagt wurde über zunehmendes Fluchen, Hass, Neid, Zank, Unzucht, Eigennutz und Bevorteilung. / Ein außer- ordentliches gutes Weinjahr von den Anbaugebieten Mansberg, Friedrichs- höhe, Lehmberg sowie der „Blatte“ (Wilhelmshöhe). Lob dem Wein, in seiner Güte seit 1540 einmalig. / Gestorben waren 126 Personen durch die Pest. / Eine Viehseuche dezimierte den Viehbestand. 30

1600 - 1699

1600: Große Überschwemmung am 03. - 07. März und 22. Juni. / Bürgermeister M. Heinemann starb nach sechs Amtsperioden. 25. Jan.: Grausame Kälte mit Schaden an Obstbäumen und Weinstöcken. 20. März: Landgraf Ludwig von Hessen und am 21. März Pfalzgraf und Kurfürst am Rhein übernachteten auf dem Schloss. 31. Dez.: Wasserflut mit großem Schaden an der Brücke nach Kültzschau. 1601: Bau der „alten“ Beutelmühle (Hintermühle bzw. Neumühle). / Zanksüchtige Weiber wurden zum Tragen eines Steines am Hals verurteilt. / Der Wert einer Fleischbank (Angebotsstelle für Fleischwaren) betrug 200 Gulden. 20. Jan.: Der auf Veruntreuung verklagte Stadtschreiber und Chronist Stephan Schirr- meister, 27 Jahre im Dienst und vom Bürgermeister Fehmel eigenmächtig ab- gesetzt, veranlasste den Rat zu einem Rechtsstreit vor dem Oberhofgericht zu Leipzig. Von dieser Schuld wurde Schirrmeister 1603 freigesprochen. 29. April: Durch einen Büchsenschuss zerstörte auf dem Berg und im Tal ein Feuer 8 Häuser mit dem zugehörigen Rittergut Eulenfeld des Besitzers Adam von Gaudlitz. 20. Nov.: Die Bürgerschaft huldigte auf dem Schloss den neuen Regenten Kurfürst Christian II. (1583- Reg. 1591/1601-1611) 22. Nov.: Weihung der drei neuen Glocken der Nikolaikirche, aufgezogen am 17. und 18. November, die große (51 Ztr.) in unwahrscheinlichen 15 Minuten. 25. Dez.: Ein Hochwasser mit Eisstau verursachte Schäden an der Brücke bei Kültzschau und auf dem Stadtfriedhof.

1602: Für Wohnung, Nahrung und Kleidung sowie Vieh stiegen die Preise, Häuser von 1.000 auf 3.000 Gulden. / Bernhard von Wahren bekam in brüderlicher Erbteilung das Mannlehngut „zu Berg“. Er war auch Besitzer des Wedelwitzer Rittergutes. 25. Mai: Graf Philipp Ernst von Mansfeld wurde Schlosshauptmann (1631 gestorben und in der Marienkirche beigesetzt) und gab der Schützengesellschaft und der Geistlichkeit auf der Pfingstwiese ein Gastmahl mit 24 Gerichten. 29. Sep.: Nachdem die letzte neue 4. Glocke kurz vorher aufgezogen war, läuteten zum ersten Mal vom Nikolaiturm 4 Glocken (1. Große Glocke, 2. Bürger- und Bet- stundenglocke, 3. Mettenglocke, 4. kleine Glocke, danach kam eine 5., die Taufglocke). 22. Nov.: Beide Malsteine, zwischen Amts- und Stadtgerichten (Versammlungsort zur Rechtsprechung), errichtete Graf Philipp von Mansfeld am Leipziger und Torgauer Tor. 12. Dez.: Durchzug von 1.000 Reitern und 2.000 Fußknechten von Herzog Heinrich von Braunschweig Richtung Ungarn wider die Türken.

1603: Zum Bau einer neuen Orgel für die Bergkirche St. Marien wurden 800 Gulden aufgebracht. / Mit 103 Jahren starb die Witwe Dylitsch!

1604: Beginn des Kipper- und Wipperunwesens (Münzgeldfälschung), die Münz- pächter ließen „schlechtes“ Geld schlagen. 30. April: Herzog Johann Georg (Bruder des Kurfürsten) wurde bei seiner Durchfahrt von einer Garde mit 50 Bürgern begrüßt und mit Wein und Bier beschenkt. 14. Juli: Nach 36 Jahren begann der Einbau einer Orgel in der Nikolaikirche. 27. Aug.: Wegen Mordbrennerei begann die Aufstellung von Wachen an den Toren. 31

Aug.: Überschwemmung zerstörte z. T. die Muldenbrücke, es mussten 3 Joch er- neuert werden.

1605: Mit über 100 Jahren (!) starb in Kültzschau Urban Weber. 29. Sep.: Am Michaelistag begann der Anfang (bis 1623) der Münzwertsteigerung (heute Inflation) von 1 Reichstaler auf 25 Groschen 4 Kreuzer bis 1 Reichstaler = 35 Groschen.

1606: Fleischer und Bäcker sollten bankwürdige Ware anbieten. 25. Feb.: Leichenbegängnis der Bürger für die verstorbene Gemahlin von Herzog Johann Georg. Nov.: Das „Türkengebet“ vom Jahr 1557 wurde eingestellt und ein Dankfest zum Friedensbeschluss durchgeführt.

1607: Neubau der Pfarrwohnung kostete 2.290 Gulden. / Bestraft wurde das Schlittenfahren in der Adventszeit. / Beim Ratswechsel wurde dem Türknecht (Pförtner) und Ausreiter, dem Amtsfrohn und dessen Gehilfen und den beiden Wächtern mehr „Fleiß“ empfohlen, der Schulkommission mehr Überprüfung durch Schulbesuch. / In diesem Jahr starben 403 Personen, davon an einer Seuche 269.

1608: Durch große Kälte, im Januar erfroren viele Menschen.

1609: Andreas Ferckel legte einen Hopfengarten mit böhmischem Gewächs an. / Einführung einer neuen Kurfürstlichen Polizei- und Kindtaufordnung. / Ein Convent in Leipzig regelte die Kleidertracht. / Die Frau des Pfarrers Böhme (St. Marien), Enkelin Martin Luthers, mit 55 Jahren gestorben.

1610: Dem Thomas Simon wurden Drillinge geboren (3 Töchter) 20. Dez.: Übergabe des neuen Orgelwerkes in der Nikolaikirche.

1611: Neuer Landesvater wurde Kurfürst Johann Georg I. (1585- Reg. 1611-1656) Er regelte das Münzwesen, ordnete fünf Prozent Zinsen an und stoppte das Kipper- und Wipperunwesen und hinterließ 80 Kinder, Enkel und Urenkel. / Im Kirchenbuch erschienen sonderbare Namen u. a. Schaf-Kilian, Dunkel-Matz, Porz-Nipp, Hosenmichel. / Trauergottesdienst in der schwarz ausgekleideten Nikolaikirche für den am 06. August gestorbenen Herzog Christian II.

1612: Ein Landtag in Torgau beschloss eine Verteidigungsanordnung. / Erneuerung der Polizei- und Kindtaufordnung. / Das durch seinen außerordentlichen guten Ruf begehrte Eilenburger Bier war besonders im Leipziger „Burgkeller“ hoch angesehen.

1613: Der Stadtpfeiferposten wurde mit dem des Türmers vereinigt.

1614: Durchführung einer Musterung der Defensionäre (Landwehr als Verteidigungs- truppe) in Eilenburg, in Anwesenheit des Kurfürsten.

1615: Bau des Archidiakonats (Pfarrhaus) wurde begonnen.

1616: Mahlnot durch wasserarme Flüsse nach einem sehr trockenen Sommer. 32

1617: Die Pfarrakten von St. Nikolai wiesen eine uralte Kapelle in Heidersdorf aus, nach der die Wedelwitzer Einwohner zum Gottesdienst zogen. / Bürgermeister Paul Jenisch kaufte das Rittergut „Friedrichshöhe“ und wurde vom Kurfürsten als Amtsinhaber mit Erbgerichtsbarkeit belehnt. 29. Nov.: Das Archidiakonat, mit Röhrwasserleitung ausgestattet, bezog Eilenburgs großer Sohn Magister Martin Rinckart, der nach dem Tod des Archidiaconus Georg Schladitz berufen wurde. 31. Okt.: Das erste evangelische Jubelfest verordnete der Kurfürst zur 100jährigen Wiederkehr des Anschlages der 95 Thesen Martin Luthers (Reformationsfest). Es wurde 3 Tage gefeiert.

1618: Der Ausbruch des 30jährigen Krieges sollte ungeheures Leid über Eilenburg bringen. 26 Nov.: Ein großer Planet wurde am Himmel beobachtet und als Vorzeichen zum 30jährigen Krieg gedeutet.

1619: Der große Turm vom Schloss wurde neu eingedeckt. / Erhöhung des Nikolai- platzes durch Erdaufschüttung von 1.000 Fudern (Hohlmaß ca. 800-1.000 Liter). / Durch den Fenstersturz in Prag bekannte kaiserliche Stadthalter Wilhelm Slavata floh durch Eilenburg und suchte einen kath. Schutzmann. / Musterung durch Graf Philipp Ernst von Mansfeld auf der Pfingstwiese. / Eilenburg war Werbeplatz.

1620: Dem Bürger wurde verboten Wein auszuschenken, durfte aber den Wein an den Rats-Weinschenk verkaufen. Der Ausschank war dem Rat vorbehalten. / Die erste Mädchenklasse im Küsterhaus in der Marstallgasse wurde gebaut und eingerichtet. 17. Feb.: 300 geworbene Wehrmänner wurden einquartiert, verschont sollten alle geist- lichen, Rats- und Gerichtspersonen und Witwen bleiben. 01. Aug.: Einquartierung von 3.000 Soldaten auf der Pfingstwiese, am nächsten Tag Marschbefehl zur Musterung nach Mühlberg, darunter 1 Fahne Eilenburger (300 Mann).

1621: Martin Rinckart predigte wider dem „schlechten“ Münzwesen und der geringe- ren Besoldung der Kirchen- und Schuldiener, wurde verklagt und freigespro- chen. / Die Vertrauensleute der Gemeindebezirke (Viertelmeister) baten um Verbilligung des Korns für die Armen, alles wurde sehr teuer. / Lt. churfüst- lichem Befehl wurden die Münzen neu bewertet, das alte „gute“ Geld gegen das „leichte“. 24. Jan.: 4 Wochen gab es große Kälte, die Mühlen waren eingefroren. Nov.: Die Stadt musste einen Heerfahrtswagen nach Dresden stellen.

1622: In diesem Jahr wurde eine reiche Ernte eingefahren. / In Salamon Müllers Gebäude am Leipziger Tor richtete man eine Münzstätte ein. Geprägt wurden leichte Kupfermünzen bis zum Ende des Jahres in den Werten von 12, 24 und 30 Kreuzer. / Das Geld wurde wertloser. Der Stadtpfeifer bekam vorher pro Woche 24 Groschen, jetzt 36 Groschen. Die Nachwächter 1 Gulden. Der Bauer erhielt für 3 Äpfel oder 4 Birnen 1 Groschen, der Fleischer für 1/2 kg Schaf- fleisch 6 Groschen. Das Bier kostete á Kanne (ca. 1 Ltr.) 1 Groschen.

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1623: Die Stadt und der Rat wurden von Dresden zu einem Heerfahrtswagen veran- schlagt, dazu gehörten 4 Pferde, 2 Wagenknechte mit Kriegsausrüstung. / Die Kirche kaufte das Gräfesche Holz für 300 Gulden. 22. Juli: Auf Anordnung des Kurfürsten Johann Gregor I. wurden alle Kupfermünzen außer Kurs gesetzt und die Münzen neu bewertet. Bei Zuwiderhandlung droh- ten schwere Strafen.

1624: Eine eingeschleppte Pest raffte mehrere Personen hin, unter ihnen auch Martin Rinckarts Mutter Salome. / Unterhaltungskosten und die allgemeine Kriegs- steuer in Höhe von 3.000 Gulden musste die Stadt aufbringen, sonst spürte man vom Krieg noch wenig.

1625: Für die Bergkirche St. Marien wurden 3 Glocken angeschafft. / Das Mannlehn- gut „Eulenfeld“ mit Drescherhäuser und 10 Fröner (unfreie Landarbeiter) wurde in ein Erblehngut umgewandelt. / Der Stadt wurde für 80 Meißner Gulden auf ewige Zeit die Abfuhr des Lehms vom Schalberg (Lehmberg) bewilligt. März: In der Stadt grassierten die Pocken und im September eine Pestseuche. /

1626: Ein Armenhaus am Gottesacker wurde gebaut.

1627: Erlass einer neuen Brauordnung, es waren 24 Brauhäuser tätigt. / Das Siechhaus und eine 2fache Hochwasserschutzmauer wurden errichtet. / Der Bau der Schwibbogen rundum der Gottesackermauer war vollendet.

1628: Reparatur des Nikolaiturmes und des Torgauer Turmes einschl. der Turmköpfe mit einer Inschrift aus Martin Rinckarts Hand im Torturmknopf. Die Inschrift lautete: „Da Teutschland sich bemüht, sein Mörder selbst zu sein, Gesetz, Altar und Recht legt in die Asch´ hinein! Sich in sich selbst verzehrt, durch blutiges Beginnen und nun ins zehnte Jahr, nicht eins davon hielt innen, setzt Bürgermeister Pap den Köpf auf diesen Thurm. Der soll sehn laufen aus übern welschen Papst den Sturm“. / Bürgermeister von 1618 bis 28 war Adam Papa, gest. 1629. / Der Stadtfriedhof wurde neu gestaltet und erweitert. / Der Röhrkasten wurde neu erbaut. Juli: Ein Hagelwetter richtete große Schäden an. Die Kirchenkasse zahlte für Fens- terscheiben an Kirche, Pfarre und Schulen und ließ 1.600 neue Dachziegel ein- setzen.

1629: Der sogenannte „Brinniser Bierkrieg“ verursachte in Eilenburg ein Sturmläuten, 3 Bauern wurden erschossen, etliche verletzt. / Alle Pfennige fremder Prägung wurden verboten. / In der Mädchenschule wurde im Oberstock wieder eine Wohnung für den Küster eingerichtet. 25. April: Der durch schweren Sturm herab gestürzte Turmkopf wurde wieder aufgesetzt.

1630: Martin Rinckart verfasste den Choral „Nun danket alle Gott“ und machte da- durch Eilenburg in der Welt bekannt. / Zur Beaufsichtigung von 18 Häusern in der Leipziger Vorstadt (Aufenthalt von arbeitslosen, leichtfertigen Gesinde und herrenlosen Knechten) setzte der Rat den Richter Hans Sturz als Inspektor und Gassenmeister ein. / In der Stadt waren 25 Brauhäuser gemeldet. 34

25. Juni: Die Eilenburger Bürger feierten 3 Tage die 100jährige Wiederkehr der Augs- burger Konfession (erstes amtliches Bekenntnis für die evangl. Kirche).

1631: Der Churfürst von Sachsen tritt in ein Bündnis mit Kg. Gustav-Adolf. 03. Feb.: Kurfürst Johann Georg kam mit 300 Pferden und 12 Trompetern in der Stadt an, um am 04. Februar zu einem Convent der evangl. Stände nach Leipzig zu ziehen. 05. Mai: Einquartierung von 2 Schwadronen (kleinste Einheit der Kavallerie) mit einem Kostenaufwand von 12.000 Gulden für die Stadt. 07. Sep.: Schlacht bei Breitenfeld und ca. 1.500 Gefangene. Beisetzungsfeier für die Opfer in der Nikolaikirche. Am 04. und 05. September war vorher die Vereini- gung der Sächsischen Armee (11.000 bis 16.000 Mann) mit der von Gustav Adolf (ca. 22.000 Mann - 13.000 Fußvolk und 9.000 Reiter) bei Düben / Pressel. / Kurfürst Johann Georg logierte im „Roten Hirsch“, um den Ausgang der Schlacht abzuwarten. In den Abendstunden kam die Nachricht vom Sieg der Sachsen über die Kaiserlichen. Eroberte Geschütze kamen auf den Sau- anger, sächsische Soldaten sammelten sich auf der Pfingstwiese. 08. Sep.: Aus Freude schrieb Martin Rinckart noch in der Nacht ein „Reginenlied“ und veranlasste ein 3-tägiges Dank- und Jubelfest, welches jedes Jahr immer mit einem neuen Lied von ihm stattfand (zum „Reginenfest“). Okt./Nov.: Durch eine Pest (wahrscheinlich Typhus) starben 338 Menschen. 15. Dez.: Gustav Adolfs Gemahlin übernachtete im Schloss

1632: Viele Eilenburger Bürger büßten ihr Leben ein, darunter einige Ratspersonen, viele wurden auf dem Kirchhofplatz begraben, da die Soldaten keinen zum Torgischen Tor hinaus ließen. / 670 Menschen starben nochmals, 492 an der Pest. / Bürgermeister M. Stephan Schirrmeister gestorben, schrieb als Stadt- schreiber 1614 eine kleine Chronik. / Ein Brand in der Torgauer Vorstadt vernichtete 3 Häuser, Hab und Gut. 07. Sep.: Dankfest zum Sieg von Breitenfeld durch kurfürstliche Verordnung. 21. Okt.: Plünderung durch kaiserliche Einquartierung, Wallenstein verwüstete Sachsen. 2.000 Gulden Kontribution (Kriegsentschädigung) musste für Oberst Breda erbracht werden, er versprach Manneszucht. 26. Nov.: Der Leichnam König Gustav Adolf wurde beim Durchzug des Leichenzuges auf dem Weg nach Wittenberg begleitet von 1 Regiment und 200 Musketieren (andere schreiben von 4.000 Soldaten) und über Nacht auf Wunsch der Bevöl- kerung im „Roten Hirsch“ aufgebahrt.

1633: Immer mehr Landvolk flüchtete mit Hab und Gut in die Stadt, sie lagerten auf Straßen und Plätzen. Das verwilderte Kriegsvolk raubte, mordete, brannte und schändete. Aug.: Vor den Kaiserlichen flohen viele Bürger nach Wittenberg, ca. 50 Bürger und einige Ratspersonen blieben zurück. Die Sterbefälle beliefen sich auf 334, davon 174 an der Pest. / Aufzubringen hatte die Stadt churfürstliche Steuern von 2.264 Gulden, Kriegssteuern 3.000 Gulden an das Kaiserliche und 12.356 Gulden für das churfürstliche Kriegsvolk. 07. Sep.: Wiederum ein Lob- und Dankfest zum Jahrestag des Sieges v. Breitenfeld.

1634: Ein „Statuta der Stadt Eilenburg in Classis II“ zum bürgerlichen Wandel, Handel und Wohlstand wurde herausgegeben, u. a.: 35

Artikel 5: „Hausgenossen und Tagelöhner die sich mit Arbeit nähren, können in dieser Stadt geduldet werden. Müßiggänger oder die ein ärgerlich Leben führen will man nicht leiden.“ Classis VI: „von Feuersnöten und was dahin gehört“. Ein Statut über die Erbfolge bei Todesfall eines Ehepartners. Die Kinder sollten die Hälfte des Vermögens erben. / Eine neue Polizeiverordnung verbot u. a. die Neubedachung mit Stroh und alte Gebäude ohne Genehmigung abzureißen, alle Neubauten sollten mit Ziegeln gedeckt und Schornsteine gemauert werden. / Große Unkosten brachte die Regiments-Einquartierung unter Oberst Wolf von Arnim. / Es begannen Friedensverhandlungen.

1635: Es wurden in den nächsten Jahren vermehrt Soldatenkinder geboren (26). 30. Mai. Durch den Abschluss des Friedensvertrages in Prag, zwischen den Kurfürsten Johann Georg I. von Sachsen (i. Volksmund „Bierjörge“ genannt) mit dem Kaiser, kommt der Schwede als Feind und furchtbarer Schrecken in unsere Stadt zurück. 24. Juni: Dankfest zum Abschluss des Friedensvertrages.

1636: Vorm Leipziger Tor brannten vier Häuser nieder. / Martin Rinckart bekam vom kaiserlichen Oberst Wreda völlige Steuerfreiheit zugesichert.

1637: Das „Fliegenbier“ war in aller Munde (Fliegen auf dem Gebräu durch schlechte Verarbeitung). / Ca. 9.000 Menschen lebten in der Stadt, durch Hunger, Pest und viel Unrat auf den Straßen starben 3.161 Einheimische der inneren Stadt (verschiedene Angaben 5.000 - 8.000) und ca. 900 Dörfler ohne Kenntnis von Namen und Wohnort. / Die Leipziger Pfahlbrücke ging in Flammen auf. / Ein schweres Leidens- und Sterbensjahr. Von den drei Ratskollegien lebten nur noch drei Mitglieder. 04. Jan.: Schwedengeneral Stalhantzsch besetzte die Fischeraue und Leipziger Brücke und nahm 300 sächsische Gefangene. Für das in der Stadt verbliebene schwedische Regiment sollte die Stadt 20.000 Gulden Kontribution und alle verfügbaren Lebensmittel herbeischaffen. Feb.: Die schwedische Armee verschanzte sich am „Karnickelberg“ und Lahn, ent- wich ohne Kampf nach Torgau. / Nach Abzug der Schweden kam die Beset- zung durch kaiserliche Truppen mit 3.000 Mann Fußvolk. Zur Verschanzung der Stadt mit Palisaden wurden Dächer eingerissen und Holzbalken heraus geschnitten. Für Wachfeuer wurde sämtliches Brennholz und Hopfenstangen verwendet. / Dauernder Wechsel der feindlichen Streitkräfte. Das schwerste Kriegsjahr unter härtesten Bedingungen, wilde Plünderungen, Disziplin war oft recht lose. Offiziere und Soldaten wetteiferten im Rauben und Schänden.

1638: Noch immer starben viele Bürger an Hunger und Krankheit, Mangel an Nahrungsmitteln trieben zum Verzehr von Hund, Katze, Ratte und Aas. / Den Fuhrleuten wurden die Pferde weggenommen. / Umfangreiche Schäden durch Hochwasser, aber gleichzeitig Vernichtungen einer Mäuseplage und Unge- ziefer. / Eine starke Teuerung kam auf.

1639: General Königsmark forderte 1.000 Taler Kriegsentschädigung und nahm bis zur Zahlung 3 Eilenburger als Geißeln mit. 36

22. Feb.: Die Schweden brandschatzten furchtbar und forderten unter Oberstleutnant Derfflinger alle Pferde der Stadt und am 24. Februar die unerhörte Summe von 30.000 Taler als Kriegsbeute. 24. Feb.: Bittgang Martin Rinckarts, danach eine feierliche Kriegsbetstunde der Bürger- schaft mit Martin Rinckart in der Nikolaikirche. Dies stimmte die harten Fein- desherzen milder und die Forderung wurde auf 8.000 Taler ermäßigt. Ein Ab- schlag von 2.000 Taler und nach einen weiteren Bittgang zum General Baner erließ man weitere 3.000 Taler und der Rest für den Rekrutierplatz Eilenburg unter Oberst Beeren. Die letzten 3.000 Taler wurden erlassen.

1640: Geistliche konnten sich durch zehn Taler von der Last der Einquartierung befreien. / Die letzte hessische Contribution betrug 1110 Taler. 15. Jan.: Die Schweden unter General Königsmark plünderten in der Stadt. 26. März: Wieder kamen die Schweden und verlangten eine Brandschatzung von 800 Taler. 20. Nov.: Der schwedische Oberst Pfuhl verlangte 14.000 Taler Contribution, ging auf 5.000 Taler runter und musste mit 300 Taler zufrieden sein.

1641: Erpressung im Wechsel durch schwedische und kaiserliche Kriegsleute. 02. Feb.: Eine Kompanie des Leipziger Kommandanten wurde einquartiert.

1642: Der sächsische General Schleinitz verursachte mit seinem Stab Kosten von 1.484 Taler in der Stadt. / Viele Bürger verließen die Stadt, 1/3 der Häuser standen leer und der Rat sah sich genötigt, Türen und Fenster derselben zumauern zu lassen. / Das Hauptquartier der Schweden unter General Stalhantzsch bescherte der Stadt harte Einquartierungslasten. 27. Feb.: Erzherzog Leopold, des Kaisers Bruder, speiste im Ratskeller und gab der Stadt einen Freibrief zum Abweisen der kaiserlichen Kriegsvölker. 23. Okt.: Nach der 2. Breitenfelder Schlacht mit dem glänzenden Sieg des Schweden Bernhard Torstenson über die Kaiserlichen unter Piccolomini wurde die Not in der Stadt besonders groß. Nachdem kam der Vorbeimarsch der Kaiserlichen unter General Octavio Piccolomini neben der Stadt (Kuhtor).

1643: Unsicherheit veranlasste Pfarrer der Umgebung zur Flucht in die Stadt. / Es gab Durchmärsche und Gefechte mit hohen Kriegslasten für die Bürger durch schwedische, kaiserliche oder sächsische Truppen, durch die Streifcorps verloren die Bürger viele Pferde und durch Erpressung 3.968 Taler. 27. Aug.: Ausplünderung und Misshandlung durch einen Einzug von einem Corps Sachsen mit 500 Mann. 03. Sep.: Mit 7.000 Kriegsleuten rückte General Königsmark in die Stadt, nahm den Rat in Arrest, verlangte 5.742 Taler Contribution und zog die Tranksteuer von den Brauerben ein.

1644: Die Stadt musste 4.000 Pfund Brot und 40 Fass Bier liefern. 23. Jan.: Nach einem siegreichen Gefecht mit einem schwedischen Corps in der Nähe von Eilenburg plünderten 3 Regimenter kaiserlicher und sächsischer Soldaten die Stadt. 25. Aug.: Der Schwedengeneral Hans Christoffer Königsmark wollte sich mit Gewalt die Überreste von Geld und Lebensmittel aus der Stadt holen, doch die Bürgerschaft konnte seine Forderungen nicht erfüllen. 37

03. Sep.: Ein Trupp Schweden verteidigte erfolglos das Schloss gegen den Kurfürsten Johann Georg von Sachsen mit seinen sächsischen Truppen. 17. Dez.: Nach Abzug der Sachsen kam die Rache der Schweden mit der Zerstörung der Schlossmauer von der Amtsstube bis an das Schlosstor.

1645: Oberst Reichwalt forderte beim Durchmarsch 1.000 kg Brot und 6 Fass Bier. An Kriegsentschädigung mussten 6.411 Taler gezahlt werden. Sep.: Die größte Überschwemmung seit 16 Jahren. 17. Dez.: Wiederholte Drangsalierungen durch die Schweden unter General Leonhard Torstenson, der an Gicht leidende Übertrug das Kommando an General Wrangel.

1646: Entwurf eines Statutes für die fast ausgestorbene Cantorei wurde beschlossen und am 30. Juni 1650 unterschrieben. / Durch Zwangsversteigerung des Ritter- gutes „Friedrichshöhe“ wurde Friedrich Klaubart der neue Besitzer. / Da Leipzig von den Schweden besetzt war, wurde die Vereinnahmung der Steuer für den Kreis, Eilenburg übertragen. / Für das Militär mussten noch 2.483 Taler aufge- bracht werden. / Großer Mangel an Scheidemünzen (Kupfermünzen) zum Wechseln. 20. Feb.: Anfang der Verhandlung zum Abschluss eines Vertrages von Eilenburg, zur Verlängerung des Waffenstillstandes zu Kötzschenbroda. Die sächsischen Gesandten logierten im „Roten Hirsch“ und besetzten mit 200 Dragonern das Torgauer Tor. Die schwedischen Gesandten logierten im „Schwarzen Adler“ und besetzten mit 200 Musketieren das Leipziger Tor. 31. März: Unterzeichnung des Vertrages im Eilenburger Ratssaal, begrüßt mit 150 Musketenschüssen. Der Stadtrat überreichte jedem Gesandten ein Geschenk von fünfzig Talern. 03. April: Die Schweden gaben im „Schwarzen Adler“ ein Gastmahl und aus Freude gab die Cantoreigesellschaft für sämtliche Bevollmächtigte eine herrliche Abend- musik und bekam von den Schweden 50 Taler und von den Sachsen ein Präsent.

1647: Die Kopfsteuer wurde wegen des Namens in „Quatember Steuer“ (kath. Fas- tentag) geändert. Die Stadt zahlte dem Militär 3.695 Taler. / Christian Müller, Bürgermeister von Eilenburg, kaufte das Rittergut „Friedrichshöhe“ und 1700 wurden seine 2 Söhne die neuen Besitzer. 04. Aug.: Eine Feuerbrunst vernichtete am Leipziger Tor 2 Häuser.

1648: Militär-Contribution in Höhe von 3.250 Taler zahlte die Stadt. Im 30jährigen Krieg hatte die Stadt 101.275 Taler Kriegsgelder aufbringen müssen. Der langwierige Krieg hatte jede Lust zu friedlicher Arbeit getötet und Hass unter Bürgern und Bauern gegen die raubgierigen Soldaten entzündet. Alle moralischen und sittlichen Begriffe waren in Auflösung. Es soll vorgekommen sein, dass man bei einer Begegnung mit einem einzelnen Soldaten ihn wie ein Tier tot schlug. 05. Sep.: Der spätere Schwedenkönig Carl Gustav, Pfalzgraf vom Rhein, lagerte mit 8.000 Soldaten in Zelten auf der Leipziger Höhe und in der Fischeraue. Die Stadt war Hauptquartier bis 06. September. 10. Dez.: Das Friedensdankfest wurde festlich begangen, nachdem am 14. Oktober der Westfälische Frieden unterzeichnet war. Der Frieden bestätigte den Augs- 38

burger Religionsfrieden und die Religionsfreiheit der Protestanten wurde ge- sichert.

1649: Anfang zum Aufbau der Stadt, die zur Hälfte zerstört war. / Die Militärsteuer betrug 3.695 Taler. 08. Dez.: Martin Rinckart gestorben und am 10. Dezember in der Nikolaikirche vor der inneren Sakristeitür zur ewigen Ruhe gebettet. 1617 war er Archidiakon in seiner Heimatstadt Eilenburg. Besonders 1637/38 bewies er in Zeiten schlimm- ster Nöten, trotzt schwerer Verleumdungen seine Liebe zur Heimat durch rück- sichtslosen Einsatz seiner Persönlichkeit.

1650: Beginn des Wiederaufbaues der umliegenden Ortschaften. Durch reiche Ernten in den folgenden Jahren wurde der Wiederaufbau begünstigt. / Die seit 1637 wüst gewordene Ratsschäferei in Kültzschau sowie die Pfarrscheune wurde wieder aufgebaut. / Die Militärsteuer betrug 3.556 Taler. / Lt. Bürgermeister W. Beyer hat die Stadt von 1631 an 84.676 Gulden Kriegs- contribution aufbringen müssen. / Abzug der Schweden aus Sachsen.

1651: Überschwemmung und starker Eisgang riss die Vordermühlenbrücke weg und zerstörte z. T. den Schießhausdamm. Durch den hohen Wasserstand wurden viele Bauhölzer auf der Mulde nach Eilenburg verflößt. / Die Militärsteuer be- trug noch 1.191 Taler.

1652: Aufbau des im Krieg verwüsteten Schlosses. / Erwähnung (erstmals 1156) fand das verwüstete Rittergut Groitzsch. / Ein Feuer durch Blitzeinschlag zerstörte den „Kirchturm“ der Georgenkapelle. / Militärsteuer betrug 1.972 Taler. / Die Schützengesellschaft bat um die von 1614 aufgeführte churfürstliche Gnaden- gabe (Vorthelgeld). 30. Juni: Junker Hans Bernhard von Wahren erstach auf seinem Rittergut „Berg“ den Quartiermeister Schwalbe aus Krippehna. Er wurde begnadigt und die ausge- sprochene Geldstrafe von 500 Gulden ging an die Kirchen. Aus Geldmangel musste er ein Rittergut an den Wehlitzer Hans Jobst von Breitenbach verkau- fen. (Rittergut Wedelwitz) 20. Juli: Festschreibung der Teilung Kursachsens im Fall des Ablebens des Churfürsten in 4 Teile. 20. Okt.: Wegen Ehebruchs wurde der Cantor zu St. Marien Caspar Fehmel nebst der verheirateten Beischläferin mit dem Schwert hingerichtet.

1653: Benjamin Ludwig erhielt das erste Sonderrecht zum Betreiben einer Apotheke. / Militärsteuer betrug 1.131 Taler.

1654: Neubau einer Mühle an der Lossa in Kültzschau. / Neuaufbau des Schieß- hauses durch Meister Christoph Pormann. / Militärsteuer betrug 1.456 Taler. 16. Juni: Eilenburger Brauerben beschlagnahmten in Zschettgau (ein 2. Mal am 19. Juni) Zscheppliner Bier. Das Zapfrecht der Biersorte lag bei den Eilenburgern. 2. Aug.: Die nicht eingetroffenen Voraussagen eines Unheils durch eine Sonnenfinster- nis traf die Kalendermacher mit Spott und Hohn.

1655: Militärsteuer betrug 483 Taler. 05. Jan.: Besuch mit Übernachtung im „Roten Hirsch“ des 70jährigen Churfürsten 39

Georg I. mit Begrüßung der gesamten Bürgerschaft durch Musik und einem Schützenspalier. 05. Feb.: Schwere Zerstörung der Hopfengärten und an Brücken durch Eisgang.

1656: Umfangreiche Instandsetzungsarbeiten an den Schlossgebäuden. / Militärsteuer betrug 476 Taler. / Für Geldanleihe wurden sechs Prozent Zins verlangt. 08.Okt.: Kurfürst Johann Georg in Dresden verstorben.

1657: Mit Jahreswechsel kam ein anhaltender strenger Winter, alle Flüsse waren durch stärksten Frost zugefroren. / Militärsteuer betrug 1.408 Taler. 04. Feb.: Zum Ableben von Johann Georg I. beging man ein churfürstliches Leichenbegängnis in der Kirche. 22. April: Freundbrüderlicher Hauptvergleich besiegelte die Teilung des Churfürstentums in 4 Territorien. Eilenburg verblieb im Churfürstentum Sachsen. August: Zur Musterung zog die Bürgerwehr mit neuer Fahne und Gewehren auf den Schießplatz. 28. Sep.: Huldigung dem neuen Churfürsten Georg II. (1613- Reg. 1656-1680) durch Rat und Abgeordnete. Am 30. Dezember mit seiner Anwesenheit durch die ge- samte Bürgerschaft. Er ordnete für das Land die kirchliche Feier des Reforma- tionsfestes an.

1658: Erfolg hatten Hoftrompeter und Heerpauker beim Verbot des Gebrauchs von Trompeten und Pauken bei Hochzeiten und Kindtaufen. / Kriegssteuer betrug 1.584 Taler. 01. Feb.: Auf der Fahrt zur Kaiserwahl nach Frankfurt / M. übernachtete Churfürst Georg II. in Eilenburg. Zur Verehrung überreichte man 5 Eimer Rheinwein (1 Eimer = 60 Ltr.) und 2 Fass bestes Eilenburger Bier.

1660: Auf churfürstliche Verordnung wurde ein neues Schlachthaus bzw. Kuttelhof in der Muldenstraße gebaut. / Zerstörter Bobritzdamm ohne Funktion. 12. Juni: Überschwemmung mit Schäden an Getreide und Hopfen. 09. Dez.: Große Schäden an Gebäuden und Natur durch einen Orkan.

1661: Der Groitzscher Hof wurde Erblehngut. 14. Jan.: Gewitter und Sturm beschädigten Türme, Häuser und Scheunen, Bäume wurden entwurzelt. 08. Juli: Große Wasserflut mit Überschwemmung riss die „Wallbrücke“ fort und ver- wüstete Häuser und Stallungen der Torgauer Vorstadt. Das Wasser stand bis an den Altarplatz in der Nikolaikirche. Bei einer nochmaligen Überschwem- mung am 29. Dezember konnte kein Bürger durch die immer noch defekte Wallbrücke das Torgischen Tor für 2 Tage passieren.

1662: Der Rat kaufte das Bergmännsche Gut in Kültzschau und bebaute es 1671 mit einem Haus und erneuerte 1663 die Schäferei. 23. Nov.: Die Bauhandwerker zogen mit klingendem Spiel zum Galgen und besserten den schadhaft gewordenen aus. Der am 01. Dezember aufgehangene Dieb „bezeugte die Festigkeit desselben“.

1663: Der Rat erkaufte wiederkäuflich für 2.000 Gulden den Salzmarkt, Ober- und Erbgerichte. / Eine Überschwemmung lässt das Wasser in der Nikolaikirche 40

1 Elle hoch stehen. / 142 Personen verstarben u. a. durch die Ruhr. 20. Aug.: Superintendent Buchholz verstorben. Mit ihm konnte das im Krieg zerstörte Kültzschau wieder aufgebaut werden, Kirche instandgesetzt und Pfarrscheune erneuert werden. 30. Okt. Für die Anwerbung einer Kompanie (200 Mann) Soldaten wählte man die Stadt zum Werbeplatz. 1664: Cäsar Jobst und Hans Jobst von Breitenbach kauften in der Subhastation (Zwangsversteigerung) das Rittergut „Berg“ von den Wahrens. / Die große Glocke der Nikolaikirche wurde auf Veranlassung des Superintendenten Christian Nicolai und mit Einverständnis des Rates zur Erinnerung an die Gebete im Türkenkrieg morgens 4 Uhr und abends 21 Uhr drei Mal ange- schlagen und die kleine Glocke geläutete. / Auf Anordnung des Superinten- denten kam die Braunahrung ins Kirchengebet. 09. Okt.: Der Waffenstillstand mit den Türken (für 20 Jahre) wurde von der Kanzel verkündigt.

1665: Das im Krieg zerstörte Schützenhaus am Neutor wurde neu aufgebaut. (1695 das große Schützenhaus), 1692 und 1693 das Innere mit Gemälden neu ge- staltet und neu gestrichen. 04. Okt.: Bei seiner Durchreise nahm der Churfürst in Kültzschau unter freiem Himmel eine Mahlzeit ein.

1666: Große Hitze im Sommer verursachte Futtermangel. / Die ersten Drittel- und Zweidritteltaler wurden geprägt. / Der Rat kaufte bei Doberschütz 3 Teiche. / Zur Hochzeit des sächsischen Kronprinzen lieferten die Eilenburger Brau- meister 200 Fässer Bier. / Eine 4. Lehrerstelle wurde eingerichtet. 26. Aug.: In Eilenburg erzählte man sich die wunderliche Geschichte vom „blutigen Hirschgeweih“ zu Battaune.

1667: Die gerissene Bürgerglocke wurde abgenommen. / Zusätzlich zu den 18 Fleischbänken (in der heutigen Rinckartstraße) wurden 4 neue Fleischbänke eingerichtet. / Zum 150jährigen Gedächtnisfest der Reformation wurde es lt. Anordnung für immer am 31. Oktober festgeschrieben. 11. Aug.: Die Landesverteidigungstruppe (Defensionere) wurde aufgelöst, Munition und Gewehre eingezogen.

1668: Der Stadtrat erbaute eine Schmiedewerkstatt stadtauswärts rechts an der Ecke des äußeren Stadtgrabens am Torgauer Tor. / Churfürst Georg II. bestätigte dem Rat das Ausschenken von Wein in der Stadt und Umgebung gegen Entrichtung von Zins und Zapfgeld. 13. Feb.: Die umgegossene Bürgerglocke (25 Zentner) wurde wieder aufgezogen. 29. Okt.: Ein Hexenprozess gegen Elisabeth Bräutigam aus Priester endet mit der Hin- richtung durch Schwert auf dem „Berggottesacker“.

1669: Wegen Baufälligkeit wurde das Torgauer Tor abgebrochen und durch ein neues Torhaus mit Stuben und Kammern ersetzt. / Die Kapelle zu St. Georg bekam einen neuen „Turm“.

1670: Lt. churfürstlicher Order durften Häute von Schlachtvieh nur an sächsische Lohgerber verkauft werden. / Reparatur der Stadtmauer vom Kornhaus bis Torgauer Tor. / Johann Schelle (geb. 06. September 1648 in Geising / Erzg. - 41

gest. 10. März 1701) wurde neuer Kantor der Nikolaikirche bis 1677, dann Thomaskantor in Leipzig. Schöpfer vieler Kirchenkantaten. 08. Feb.: Ein schlimmes Kältejahr mit Überschwemmungen, Schäden an Brücken, Mühlen und Ufern der Mulde, viel Wild verendete qualvoll. 14. Juni: Das Erblehngut „Eulenfeld“ wurde vom Churfürsten wieder eingezogen und der churfürstliche Geleitsmann Ch. Johann Zschau erhielt es als Lehngut. 1671: Im Lübbisch wurde ein weißes Reh gefangen, beim Transport nach Dresden starb es. / Eine Korrektur des Malzkastens im Messhaus wurde vorgenommen. März: Durch starken Schneefall wurden die Straßen unpassierbar. 02. April: Eine durch Beschwerden vorgenommene Kirchenvisitation mit churfürstlichem Oberhofrichter Christian von Arnim und Superintendent Dr. Georg Lehmann aus Leipzig dauerte 14 Tage. 1672: Beim Bezahlen für das Messen und Mahlen wurde die Malzmetze statt in Naturalien in Geldbetrag umgewandelt. / An Stelle der Ratsscheune über dem Bergkeller wurde das neue Ratskellerhaus und Schrotleiterhaus übersäult auf- gebaut. / Der Bürgergarten (Streitwerder) wurde der Stadt vom Staat erb- und eigentümlich übergeben. 07. März: Auf der Pfingstwiese musterten die Kommissare die Bürgerschaft mit Ober- und Untergewehren und ließen auf die Scheibe schießen. 21. März: Beginn zum Umbau des Nikolaikirchturmes durch Erhöhung mit Einbau einer Türmerwohnung für den Stadtpfeifer und des kompletten Glockenstuhles durch Holzlieferung von Herzog Johann Georg.

1673: Am 17. Mai verursachte ein Blitz Schaden am Kirchturm. Okt.: Fertigstellung des Kirchturmes von St. Nikolai (heutige Form), Turm und Haube wurden mit Schiefer gedeckt.

1674: Im Februar und März war 8 Wochen eine furchtbare Kälte mit viel Schnee. / Eine Kompanie (200 Mann) Fußvolk verübte in ihrer Garnisionszeit in der Stadt Dieberei und Ungemach. / Die Feuerordnung wurde erneuert, u. a. mussten die Essen gemauert und 3 Mal im Jahr gekehrt werden. / Besichtigung der Gewehre der Bürgerschaft.

1675: Ein, vom 6. Juli 1675 bis 18. März 1678, am Galgen hängender Dieb wurde als Gerippe entfernt. 10. April: Convent zur Aufstellung der Einquartierungslasten für Städte und Dörfer durch den Landesausschuss in Dresden bis 25. April. 05. Dez.: Mehrere Tage Hochwasser mit Schäden an Brücken, Mühlen und Ufern.

1676: Aufstellung einer Wache mit 3 Corporalschaften wegen Beunruhigung der Bürger durch umherziehendes, kaiserliches Kriegsvolk. / Heinrich Zachau (Zachow) geb. 1638 in Kölln/a. Spree - gest. 1706, trat mit seinen 2 Söhnen von 1676-1706 das Amt eines Stadtpfeifers und Türmers in der Nikolaikirche an. Von seinen Söhnen, Johann Gottfried und Friedrich Wilhelm, war Friedrich Wilhelm ab 1684 Organist in Halle und unterrichtete u. a. den 8jährigen Georg Friedrich Händel.

1677: Stadtrichter Vörkel wurde Stadthauptmann. 07. Juli: Ein Großfeuer vernichtete eine Anzahl Gebäude in der Leipziger Straße und Badergasse (Bernhardistraße). 42

21. Sep.: Auf churfürstlichen Befehl erfolgte eine große Musterung der Bürgerschaft vor Kommissaren. Superintendent, Archidiaconus, Geleitsmann, Oberförster, Steuereinnehmer und Geleitsgegenschreiber bitten um Stellvertreter. 09. Nov.: Churfürstlich sächsische und fürstlich braunschweigische Gesandte hielten in der großen Kommissionsstube des Rathauses bis zum 02. Januar 1678 Konfe- renzen ab.

1678: Der Preis des Roggens stieg durch großen Mäusefraß. / Birnbäume blühten im Herbst ein zweites Mal. / Bei Mensdorf wurde ein großer vorgeschichtlicher Friedhof mit vornehmlich Urnen entdeckt. Der Fund wanderte in die Museen von Leipzig, Dresden, Hamburg, Amsterdam usw. 12. Mai: Eine Kompanie neu geworbener Soldaten wurde auf dem Schlosshof gemus- tert. 18. Juli: Der Rat verfasste eine Resolution zur Beibehaltung des Kuhzinses wegen Schäden an den Weideflächen durch Hochwasser.

1679: Ein Gewitter mit Schloßen (Hagelkörner) erschlug viele Gänse auf der Weide. / Der Rat der Stadt eröffnete in der Schäferei in Kültzschau einen Bieraus- schank. 08. Jan.: Zwei berüchtigte Pferde und Schafsdiebe („Neunfinger“ und „Kapitänspeter“) wurden gestellt und verurteilt. 27. Juli: Ein Gewittersturm brachte großen Schaden und zerstörte ein Haus in der Bret- gasse (Breitestraße).

1680: Der Rat tauschte ein Stück Hopfengarten am Gottesacker zur Erbauung eines Siechhauses. 22. Aug.: Durch den Tod des Churfürsten Georg II. musste die Instrumentalmusik ein volles Jahr schweigen. 18. Dez.: Beobachtet wurde bis 30. Dezember ein sehr heller Komet am Himmel und be- reitete große Sorgen bei den Bürgern.

1681: Siechhaus mit 8 Stuben und Lazarett an der Mulde z. T. neu gebaut, erweitert und neu eingerichtet. Ein 2. Hospital befand sich am Ende des Leipziger Stein- weges, direkt am Bergfriedhof/Ehrenfriedhof. 21. Juni: Der neue Landesherr, Herzog Johann Georg III., Kurfürst von Sachsen (1647 geb. Reg. 1680-1691) nahm bei der Durchreise die Huldigung der Stadt und Umgebung entgegen und erhielt vom Bürgermeister Vörkel ein kostbares Uhrenwerk. 10. Juli: Ein Dankfest zum Gedenken an die Verhinderung von Seuchen.

1682: Im Schützenbuch waren nur 9 Armbrust- und 23 Büchsenschützen eingetra- gen. / Die baufällige Kaplanei (kath. Hilfspriesterunterkunft) wurde abgebro- chen. / Alle selbständigen Handwerker erhielten in diesem Jahr den Meistertitel ohne Prüfung beigelegt, bisher trugen nur Brauer, Bierschröter und Scharfrich- ter den Titel.

1683: An der Empore für die Sänger wurde die Orgel angefügt. / In der Pfarrgasse baute man ein neues Diakonatshaus. / Auf Order des Churfürsten musste sich die Stadt in einen wehrhaften Zustand bringen. Die Bürger sollten für 1 Jahr Vorrat anlegen und fleißig exerzieren. 43

26. Juni: Der Rat ließ die Bürgerschaft auf der Pfingstwiese von Offizieren mustern, be- kam nach dem Einmarsch in die Stadt 2 Eimer Bier (1 Eimer = 60 Ltr.) vom Rat und 1 Eimer vom Hauptmann spendiert.

1684: Erneuerung des „Rathausturmes“ nach 149 Jahren mit Uhr und Glocke (Seigerturm). 24. Jan.: Beobachtet wurde eine wunderbare Himmelserscheinung mit einem Vollmond mit schöne „weiße“ Kreuze, Neben- und Gegenmonde. 04. Mai.: Abschluss der Renovierungsarbeiten in der Nikolaikirche mit einer feierlichen Einweihung des Altares (eine Stiftung des Stadtrichters und Apotheker Ludwig und seiner Ehefrau. Sie fanden ihre Ruhrstätte neben dem Altar). 24. Juli: Für die Vergrößerung der Hospital- bzw. Georgenkapelle zu einer kleinen Kirche legten der Bürgermeister Daniel Andrä und der Superintendent A. Kunad den Grundstein.

1685: Mehrere Scheunen in der Stadt brannten durch Brandstiftung nieder. Des Gerüchtes wegen (der Brandstifter verfolge den Pfarrer) baten die Bürger den Pfarrer zum Verlassen der Stadt. 24. Mai: Kurzer Aufenthalt des Churfürsten Johann Georg III. in der Stadt mit seiner Teilnahme am Gottesdienst in der Nikolaikirche.

1686: Restaurierung des Rathauses mit der Einrichtung einer Trinkstube („Grüne Stube“) durch eine Wendeltreppe ins 3. Geschoss (2. Etage) für achtbare und vornehme Gäste. 21. Sep.: Einweihung der fertiggestellten Hospital- bzw. Georgenkirche.

1687: Wiederholt gelegte Brände veranlassten die Bürger der Stadt Mauerzwinger durch Gatter und Tore zu verschließen. 01. Aug.: Durch ein Großfeuer verbrannten in Wedelwitz neben dem Herrenhof, des da- mals gehörigen Dübener Amtsschlösser Heinrich Völkel, die meisten Bauern- häuser und Scheunen.

1688: 29. März: Eine Hesselsche Companie (Einheit der Landstreitkräfte) quartierte ohne Order in der Stadt. Nach ihrem Abzug kamen am 10. Oktober 2 Compagnien Fuß- volk. 09. Nov. : Durchzug der churfürstl. Artillerie mit seiner Durchlaucht gegen die Franzosen.

1689: Im Kirchenbuch vermerkte man sonderbare Würden- und Geschäftsbezeich- nungen, u. a. Communitäter (Angehöriger einer Bruderschaft), Kupfercontra- hent (Vertragsabschließender Kupferkäufer bzw. -verkäufer), Ordinärer Post- bote (Briefträger zwischen den Orten), Dammbrittler (Dammbauer), Salzschau- bäcker (Hersteller salzhaltiger Backwaren), Brasilienstößer. / Verstorben waren 132 Personen, darunter 11 Kinder an Blattern.

1690: Instandsetzungsarbeiten an Dämme, Brücken, Mauer, Kornhaus, Messhaus, Kupferschmiede. Angelegt wurde am Neutor der Bürgermeistergarten mit Gartenhaus. / Zur Eindämmung von Brandstiftung und Diebereien erfolgte eine Beschlussfassung des Stadtrates über die Sicherung der Hintergebäude und Gärten durch Bretterwänden und Gattern zum Verschließen. / Beim jährlichen Wechsel, jeden Freitag nach dem Herbstmarkt, wurde ein neues zweifaches 44

Ratskollegium mit sechs Bürgern als Amtsträgern eingeführt. Dies waren Bürgermeister, Stadtrichter, Kämmerer, Bauherr, Vorwerksherr und Weinschenk (zugleich Futterherr). Die Wahl der Ratsmitglieder erfolgte durch den regierenden Rat und brauchte die Bestätigung der Mitglieder durch den Landesherrn. Stadt- und Gerichts- schreiber musste das Universitäts-Triennum und Examen nachweisen. 16. März: Feuersbrunst im Stadtteil „Sand“ vernichtete zwei Häuser sowie zwei Botenhäuser am Schlossberg. 24. März: Ein neuer großer Röhr- bzw. Wassertrog wurde an der Torgauer Gasse aufge- stellt. 28. März: Drei Betteljungen, ein Brandstiftertrio, das lange Zeit, durch Brände in den um- liegenden Ortschaften, Städte in Schrecken versetzten, wurden gefasst und am 16. Januar 1691 der verdienten Strafe überliefert. Der ältere (19 Jahr) wurde lebendig an einer Säule verbrannt, der zweite (14 Jahr) durch das Schwert hin- gerichtet und der dritte (12 Jahr) bekam den Staupbesen (mit Ruten auspeit- schen) auf dem Marktplatz und wurde Baugefangener in Dresden. 10. Juni: Durchreise mit Übernachtung des Churfürsten Johann Georg III.

1691: Nach Umbau (Verlängerung) wurde die Hospitalkirche zur Gottesackerkirche. 04. Juni: Überschwemmungen mit großer Wasserflut und anschl. sehr heißem Sommer. 22. Juli: Ein Blitzschlag beschädigte die Orgel der Bergkirche St. Marien. 24. Okt.: Lt. churfürstlicher Order erschienen, zur Besetzung verschiedener Städte und Regionen, 400 Soldaten mit General Minkwitz in Eilenburg und zogen mit Leip- ziger und Eilenburger Defensionere weiter. 03. Nov.: Nach gütiger Einigung mit dem „Rebellen“, des churfürstlichen Sohnes Christian V., erfolgte über Nacht die Einquartierung von 150 Musketieren und den Offizieren bei der Bürgerschaft und im „Schwarzen Adler“. 24. Nov.: Wahrscheinlich ein starkes Erdbeben ließ Gegenstände in den Häusern erzittern. 11. Dez.: Zum angeordneten Trauergottesdienst für Johann Georg III. erschienen Geist- liche, Lehrer und Schulkinder, 168 Männer und 155 Frauen der Bürgerschaft zum Zug vom Rathaus in die Nikolaikirche. Der Gottesdienst ging von 13 Uhr bis 17 Uhr. 4 Wochen gingen Rat und Bürgerschaft in Trauerkleidung, die Orgel schwieg und die Glocken wurden 1 Stunde geläutet. 16. Dez.: Durch ein churfürstliches Mandat wurden viele „schlechten“ und geringhaltigen Groschen, Doppelgroschen, Sechser und Dreier verboten und es kam dadurch zur Not bei der Steuerzahlung. 28. Dez.: Der neue Landesherr, Churfürst Johann Georg IV. (1668- Reg. 1691-1694), besuchte auf dem Weg nach Leipzig die Stadt, speiste im „Roten Hirschen“ und am 29. Dezember musste sich die Bürgerschaft von Eilenburg in Leipzig zur Huldigung aufstellen.

1692: Teuerung des Getreides, z. B. 1 Eilenburger Scheffel (ab 1706 galt der Dres- dener Scheffel = 104 Liter) Korn bis zu 38 Groschen 1694 (sonst Schwan- kungen von 10 - 24 Groschen) / Ein in der Sommersaat gefundenes ausge- setztes Kind taufte der Pfarrer auf den Namen Hans Sommerfeld. / Aufstellung des ersten, durch „Röhrwasser“ vom Fuchsberg gespeisten, Wassertroges in der Bretgasse durch Bauherrn Hyronimus Richter. Vorhanden waren „Röhr- kasten“ am Fischmarkt und an der rechten Seite der Torgischen Gasse. / Auf Consistorialbefehl (oberste Kirchenbehörde) mussten Brautpaare vor der Trau- 45

ung in die Katechismuslehre (Religionsunterricht). / Durch eine Raupenplage entstanden Schäden von großem Umfang an den Obstbäumen.

09. Jan. Der Churfürst in Begleitung seines Bruders Herzog Friedrich August (der Starke) verweilten in Eilenburg und speisten im „Roten Hirschen“, ebenfalls am 15. April. 19. Jan.: Bis zum 14. Februar war eine ungewöhnliche strenge Kälte, wonach ein außer- gewöhnlich anhaltender starker Schneefall einsetzte. 26. Feb.: Beobachtet wurde eine ungewöhnliche Himmelerscheinung mit der Sonne, Nebensonnen und Regenbogen. 27. April: Lt. churfürstlicher Order wurde Eilenburg Sammelplatz für eine neue Compagnie Musketiere von 100 Edelleuten und von fast 300 Pferden mit Reiter, Diener und Knechten. Dies dauerte bis 09. Juli mit viel Ungemach bei der Einquartierung. 12. Mai: Churfüstliche Order durch Aushang zum Verbot weiterer Geldsorten und aber- mals am 17. Juli mit bisher noch gültigen Münzsorten. 03. Juli: Viel Not und Ungemach brachte der Eilenburger Sammelplatz durch eine neue Compagnie Fußvolk (120 Mann). 10. Juli: Durchzug von Teilen der churfüstlichen Artillerie. 28. Sep.: Anfang einer großen Musterung (bis 30. September) von zusammengezogenen Truppen der Infanterie und Kavallerie durch den Churfürsten von Sachsen und des Herzogs Friedrich August auf der Pfingstwiese und den Kültzschauer Höhen am 01. Oktober. Wiederholung am 10. Oktober.

1693: Renovierung des am Neutor errichteten 2. Schützenhauses mit Bildern, Land- karten und einem vierfachen Sandseiger (Uhr), welches 1792 verkauft und vom neuen Besitzer in ein Wohnhaus umgebaut wurde. / Eine durchreisende Krämerin gebar in der Kültzschauer Kneipe ein Kind, wurde ausgestoßen und starb mit Kind auf der Landstraße. 13. Mai: Aufbruch der in der Stadt einquartierten Compagnie Fußvolk und am 14. /15. Mai Durchzug Teile der Churfürstlich-Sächsischen Feldartillerie, Richtung Frankfurt/Rhein wider den Franzosen. Aug.: Meister Christian Küntzel fertigte ein Seil für die Wurzener Fähre, 210 Ellen lang und 20 Zentner schwer. 17. Aug.: Ein heftiges Gewitter mit schrecklichem Sturm zerstörte mehrere Hopfengärten, Schaden an Häusern und Scheunen, Gärten und Feldern.

1694: Die churfürstl. Gnadengabe für die Schützen wurde zurückgezogen. 01. Feb.: Regen und Tauwetter im Gebirge verursachte bis 03. Februar Überschwem- mung und Ausfall der Mühlen. 08. Juni: Abriss der Stadtschule und Schulneubau mit 4 Klassenzimmern und 8 Stuben für die Lehrer. Den Grundstein zum Bau legten Superintendent Adam Herold und Bürgermeister Daniel Andreä. 21. Juni: Tagelanger Regen und eine Wasserflut, die binnen 2 Stunden die Stadt über- schwemmte, zerstörte Aussaat, Heuernte und Brückenverbindungen mit Stüt- zen der langen Brücke, Salzbrücke bei Kültzschau und kleine Brücke zu den Hopfengärten. 5 Menschen ertranken. 27. April: Churfürst Georg IV. an Pocken gestorben. Es folgte in der Herrschaft der Chur- fürst August II. („der Starke“, 1670- Reg. 1694-1733 als Friedrich August I., ab 1697 König von Polen) dem die Eilenburger am 23. Juli huldigten, beim Durchzug nach Leipzig mit starken Comitat (großes Ehrengeleit). 46

05. Juli: Churfürstliches Leichenbegängnis der Bürgerschaft vom Rathaus bis zur Nikolaikirche.

1695: Anfang des Jahres grassierten Seuchen (Pocken, Fleckfieber) in der Stadt. / Eine churfürstliche Verordnung bestätigte eine, am 15. Mai 1694 beantragte, Gründung einer Innung des Zinngießer-Handwerkes in Eilenburg. / Neubau der durch die Wasserfluten zerstörten Lossa-Brücke aus Stein. 19. April: Ein starkes Erdbeben wurde registriert. 22. Aug.: 2-tägige Feierlichkeiten zur Einweihung des neuen Schützenhauses auf Pfingstwiese mit Konzert, Festessen und Vogelschießen und mit einer neuen 2. Vogelstange nach Süden gerichtet.

1696: Die neue Stadtschule wurde ausgebaut, Akademiker Elias Wachsmuth stiftete dafür 800 Gulden. / Es bestanden 14 Brauhäuser, das amtl. Aus- und Zumessen des Braumalzes geschah durch vereidigte Metzner im Messhaus in der Pfarrgasse. / Ausgabe der „Eilenburger Chronika“ von Pfarrer M. Jeremias Simon, kaiserlich gekr. Poet und Pfarrer zu Liemehna, die 1695 endete. / Dominikaner-Mönche belegten ein Ordenshaus in der Bretgasse 1.

1698: Battaune wurde in die nachfolgenden verliehenen Hoheitsrechte einbezogen. 13. Okt.: Der Landesherr überließ den Rat der Stadt die bereits schon über Stadt, Rats- güter und Stadtfluren 1404 von der Bürgerschaft angekauften Erb- und Ober- gerichte mit Salzmarkt für 5.428 Schock 12 Gr. erblich.

1699: Eine Order des churfürstlichen Friedrich August I. für das Jahr 1700 ermahnte jeden Bürger zur Anschaffung eines Gewehres und zum wöchentlichen Exerzieren am Dienstag und Donnerstag jedes Mal mit 16 Mann. Da Gewehre fehlten, sollten sie visitiert (besichtigt) und markiert ausgeliehen werden. / Die ausgedroschene Ernte der Bauern sollte in der Stadt gespeichert werden. / Die Datumsangaben bezogen sich auf den Julianischen Kalender (46 v. Chr. von Julius Cäsar eingeführt). Da die misstrauischen Evangelischen Bürger dem verbesserten Kalender von Papst Gregor XIII. nicht angenommen hatten, be- fahl der Churfürst, dass im Jahr 1700 auf den 18. Februar der 01. März folgen sollte. (Gregorianischer Kalender eingeführt 1582 von Papst Gregor XIII. vom 04. Oktober zum 15. Oktober).

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1700 - 1799

1700: Im Februar wurde der Gregorianische Kalender eingeführt.

1701.: Paul Kramer erwarb die Beutelmühle (Beckenmühle) und Zacharias Weise die Schlossmühle mit den Bedingungen, keine Ölmühle anzubauen. 29. April: Satiriker Christian Liskow auf dem Rittergut „Friedrichshöhe“ geboren (gest. 30. Oktober 1760).

1702: Wolf von Lindenau, Besitzer des Rittergutes „Eulenfeld“ kaufte die Vordermühle und die Neumühle (Hinter- bzw. alte Beutelmühle). / Den unteren Schlossgar- ten erwarb Ch. Donndorf mit der Befugnis 2 bis 3 Häuser zu bauen. / Einfüh- rung einer Generalakzise (Stadtsteuer). / Die Fischhändler erhielten wegen ihrer Angst zur Einberufung behördliche Schutzbriefe.

1703: Anfänge der Umsetzung von alten Ziehbrunnen zu Hand-Wasserpumpen.

1704: Der Rat verpachtete die ihm gehörende Ratsschäferei und das Vorwerk in Kültzschau.

1705: Auf landesherrlichen Befehl sollte Vorrat an Pulver und Blei angelegt werden, dazu eine Bürgerwehr in Stärke von 3 Kompanien gebildet werden.

1706: Eine schwedische Kriegssteuer in Höhe von 3.578 Taler belastete die Stadt 2 Jahre. / Die Vorder- und Neumühle gingen bis 1840 in Staatsamt über (Amt Eilenburg). / Das Dresdener Kannen- und Scheffelmaß wurde eingeführt. / Pagen, Schreibern, Lakaien und Handwerksburschen wurde das Degentragen untersagt, gestattet nur den Ratspersonen, Kaufleuten, Künstlern und Reisen- den.

1707: Bestraft, durch Abbitte, wurden grobe Schimpfwörter gegen Andere. 29. Sep.: Die Schweden verließen das Land mit Geld und Gut der Bürger.

1708: Durch Verdacht des Verkaufes ihrer Gewehre wurde eine Generalmusterung abgehalten.

1709: Große Schäden an Gebäuden und Wald durch Stürme.

1711: Ein steinerner Röhrkastenbrunnen zur Wasserversorgung wurde an der Markt- ecke / Bernhardistraße angelegt. / Lt. Fischereiordnung durfte nur 2 Mal wöchentlich gefischt werden.

1712: Bau der Flutbrücke vor dem Torgauer Tor durch Finanzierung des Landes- herrn. 11. Aug.: Durch Blitzschlag brannte das Kornhaus bis auf die Grundmauern nieder. (Bis 1717 vollst. neu aufgebaut).

1714: Einweihung eines im Rathaus aufgestellten Schulkatheders mit Ansprachen von Mitgliedern aus 5 Alumen (Lehranstalten).

1716: Die Nikolaikirche erhielt eine neue Orgel. 48

1717: Aufbauarbeiten am Kornhaus wurden vollendet. / In der Stadt gab es 5 Kna- benklassen (ohne Höhere Schulen) mit 30 wöchentlichen Unterrichtsstunden. / Zum Amt Eilenburg gehörten 54 Gemeinden und Ortschaften (ohne Kültzschau): Behlitz/Berg vor Eilenburg/Bötzen/Battaune, Boyda/Gut Breiten- bach/Kossa/Kossen/Kospa/Krensitz/Kupsal/Doberschütz, Eilenburg Stadt/ Gostemitz/Gotha/Gordemitz/Groitzsch/Groß Wölkau/Gruna/Hainichen/ Hohenleina/Hohenprießnitz/Jesewitz/Klein Wölkau/Krippehna/Liemehna/ Laußig/Mensdorf/Mörtitz/Mutschlena/Naundorf/Vorwerk Noitzsch/Nieder Glaucha/Ober Glaucha/Ochelmitz/Paschwitz/Pehritzsch/Priester/Pristäblich/ Gut Risch/Rödgen/Sausedlitz/Sprotta/Steubeln/Ober Thammenhain/Nieder Thammenhain/Weltewitz/Wannewitz/Wedelwitz/Wöllmen/Wöllnau/Wölpern/ Zscheppelende/Zschepplin/Zschettgau

31. Ok.: Zum 200. Jahrestag der Reformation feierte auf „Allerhöchste Anordnung“ und aus Freude über die erkämpfte Religions- und Denkfreiheit 3 Tage die gesamte Bürgerschaft nebst Schulen und Behörden. Dazu wurde die neue große Glocke (vorher umgegossen, Gewicht 55 Zentner) der Stadtkirche erstmals wieder geläutet.

1720: Für 45 Taler wurde eine neue vierte Feuerspritze angeschafft.

1721: An der Vogelstange errichtete man einen neuen Schießstand. 23. Juni: Gewaltiges Hochwasser überschwemmte Straßen und das Innere der Nikolai- kirche. Mehrere Wochen war die Kirche unbenutzbar.

1722: Errichtung eines neuen Schützenhauses mit Untergeschoss und großem Saal im Obergeschoss.

1723: Der Pächter des neuen Schießhauses, Christoph Taubert, bekam die Konzession zum Bier- und Weinausschank mit Auflagen. / Über viele Jahre wurden die Herren von Dieskau Lehnsherren vom Rittergut „Berg“. / Die Pocken traten gehäuft in der Stadt auf. 07. Nov.: Hochwasser überflutete und verschlämmte besonders stark die Hopfengärten.

1724: Durch landesherrlicher Verfügung des Churfürsten Friedrich August I. von 1721 wurden am Torgauer und Leipziger Tor Postmeilensäulen aufgestellt. / In der Stadtkirche errichtete man eine Empore (Galerie).

1725: In diesem Jahr konnte man 400 Fass Bier nicht verkaufen. / Es war ein schnee- freier (!) Winter, worauf 1726 ein schneereicher Winter folgte.

1727: Der Rat verpachtete abermals Felder, Wiesen und Pferde.

1728: Die Übungsarbeit der Bürgerwehr erreichte ihren höchsten Stand.

1729: Die Stadt registrierte starken Rückgang des Brauereiwesens, man betrieb mehr Viehzucht durch den Anstieg des Milchbedarfes. / Die Inspektion von Vorwerk und Schäferei Kültzschau wurde wegen des Todes von 2 Bürgermeistern aus- gesetzt. 49

1730 25. Juni: 3 Tage feierte die Stadt das 200jährige Jubiläum der Augsburger Konfession, das erste amtliche Bekenntnis über die evgl. Kirche.

1731: Das Muldebett verlagerte sich durch eine Flut am Kegelwerder und Krödel.

1732: Des Rates Flur am Teufelswerder wurde abgeholzt.

1733: Anfang Februar kamen die Bürger der Stadt zu einem Trauergottesdienst für den verstorbenen Kurfürsten Friedrich August I. in der Nikolaikirche zusam- men. / Im April huldigte der Rat der Stadt in Leipzig den neuen Kurfürsten von Sachsen August III. (1696-1763- Reg. 1733-1763 als Friedrich August II., ab 1736 König von Polen, Sohn von August dem Starken) Die Mulde hatte ihr Flussbett verändert (Mordgrube). 1736 31. Aug.: Eine neue Haube (Knopf und Fahnenspille) erhielt der instandgesetzte Nikolai- turm. / In der Stadt war ungewöhnlich viel Falschgeld im Umlauf.

1738: Mit Diacon Klepe fand die letzte Beerdigung in der Nikolaikirche statt.

1740: Zum Bau der vorderen Mühlgrabenbrücke erfolgte die feierliche Grundstein- legung durch Kreishauptmann von Bodenhausen. 1741: Durch einen Lehnsbrief des Kurfürsten erfolgte die Bestätigung des Rates als Lehnsträger der Stadt.

1742: Die Vergütung für den Scharfrichter wurde bekannt gemacht.

1743: Eine im Kirchenbuch überlieferte Eintragung weist erstmals einen Kattun-, Leinwand- und Tapetendrucker aus.

1744: Die gesprungene Bürgerglocke wurde in Dresden umgegossen.

1745: Christian Ludwig Liskow (1701-1760), Kriegsrat und Schriftsteller erwarb das Rittergut „Friedrichshöhe“. (in der Familie bis 1800)

1746: Eingerichtet wurde eine ständige Ratskämmerstelle mit Johann Christian Kahle gegen eine Kaution von 500 Talern. Die Rechnungslegung erfolgte am Ende der Wahlperiode in Gegenwart der Ratsfreunde, der dreier Räte und vier Hauptleuten. / In Eilenburg gab es 212 brauberechtigte Bürger und 373 Wohn- häuser. 16. April: Durch eine Order aus Dresden mussten die regierenden Ratsmitglieder auf 7 Bürger reduziert werden, dabei ein Stadt- und Gerichtsschreiber, ein Käm- merer und Kammerschreiber, der Bürgermeister, Stadtrichter als Schöppen, ein Assessor als Bauherr und ein Weinschenk.

1748: Bekleidungen für Frauen aus Zitz bzw. Kattun wurden unter Strafe nur noch 2 Jahre gedultet.

1749: Viel Aufsehen in der Bürgerschaft erregte die neue Kleiderordnung zur stan- desgemäßen Kleidung. 50

12. April: Ein letztes (?) handschriftliches Zeugnis von Johann Sebastian Bach als Emp- fehlungsschreiben für die Besetzung der Co-Rektorenstelle in der Stadt Eilen- burg. 11. Dez.: Letztes (?) unterschriebenes Empfehlungsschreiben von J. S. Bach für die Co- Rektorenstelle in der Stadt.

1750: Das Braurecht zählte noch 211 brauberechtigte Bürgerhäuser. / Zur Lagerung von Bier gab es 44 Haupt- und Nebenkeller. / Große Schäden auf Feldern und Wiesen durch Überschwemmungen.

1751: Neubau einer Pfahlbrücke über die Mulde. / In der hiesigen Garnison belegt mit dem „Prinz Gothaischen Regiment“, kamen viele Verbrechen vor. Eilenburg war bis 1820 Garnisonsstadt, u. a. des Sächsischen Infanterieregiments „Prinz Adolf von Sachsen und Gotha“. 1752: Vor dem Neutor wurde ein Galgen errichtet.

1754: Die Bürgerwehr begleitete mit Fahnen, Musik und Trommelschlag die Renovie- rung des Hochgerichtes (Richtstätte).

1755: Wegen Mord und Dieberei wurden zwei Soldaten hingerichtet.

25. Sep.: Umfangreiche Feierlichkeiten zum 200jährigen Friedensschluss zwischen den Protestanten und Katholiken (Augsburger Religionsfrieden, Anerkennung der Protestanten durch das Reich).

1756: Korrespondenz mit Feinden der preußischen Majestät wurde verboten. 30. Aug.: Durch den Ausbruch des Siebenjährigen Krieges und den Einmarsch preußischer Truppen von Friedrich II. (der Große, 1712-1786) kamen durch Generalmajor Wietersheim mit 1.700 Mann bittere Verpflichtungen und schlimme Nöte auf die Bürger zu. / Ende November wurde ein General-Pardon ausgeschrieben. 02. Sep.: Fürst Moritz von Sachsen, Sohn von August dem Starken, rückte mit Truppe in die Stadt. 03. Sep.: 800 Preußen kamen zur Verpflegung in die Stadt. 17. Nov.: Preußische Kavallerie-Regiment bezog das Winterquartier. 02. Dez.: Durch eine angeordnete Rekruten-Aufhebung wurden 54 Mann aufgebracht. 1757: Bis April belasteten die Bürger Transporte und Lieferungen an die Franzosen und deutsche Kriegsarmee im hohen Maße. / Bis 30. Mai wurden noch 39 Bürgersöhne zu Kriegsdiensten nach Leipzig eingezogen. 17. Okt.: Der Preußenkönig Friedrich II. rückte mit 4.000 Mann Infanterie in die Stadt.

1758: Durchmärsche belasteten die Stadt, von August 1756 bis August 1758 mit 25.417 Mann, und die aufgelaufenen Kriegskosten beliefen sich bis Ende November auf 35.803 Taler. / 420 Kannen Bier wurden geliefert. 12. Sep.: Ein Mühlenrezess legte die Unterhaltung des Bobritzdammes für die Mühlen- besitzer fest. 10. Nov.: 400 Österreicher und Kroaten (Reichsarmee) besetzten die Stadt. 15. Nov.: Abzug der Reichsarmee mit in Brandsetzung der Torgauer Vorstadt, Leipziger- und Mühlenbrücke wegen Annäherung eines preußischen Truppenverbandes. Später brannten unter dessen Kanonenfeuer Häuser der Leipziger Vorstadt so- wie die Beutelmühle. 51

04. Dez.: Kurfürst Friedrich August II. gestattete Hilfsaufrufe an die Städte und Gemein- den und brachte dem Eilenburger Rat 500 Taler ein.

1759: Die Stadt war durch die Flucht aller waffenfähigen Männer menschenleer, nur alte und Frauen nebst Rat waren geblieben. / Man beglaubigte der Stadt, vom 27. Januar 1757 bis 10. April 1759, dem Heer 43 Rekruten gestellt und für 6 Rekruten 246 Taler gezahlt zu haben. / In der Stadt gab es 5 Winkelschulen (ohne Latein und Griechisch). / In sehr schlechten Zustand befand sich die Stadtschule. / Schlechte Kinderzucht und Missbrauch an den Schulen wurde beklagt. Aufstellung einer neuen Unterrichtsordnung. / Die Knabenschule unterrichtete 108 Schüler. 18. Sep.: Lt. Order von General von Fink sollte die Stadt 10.000 Taler aufbringen. 04. Okt.: Ein Corps Soldaten der Reichsarmee vertrieben die Preußen und nahmen den 80jährigen Bürgermeister Canitz als Geißel, verlangten 60 Taler als Auslösung. 05. Okt.: 200 preußische Husaren rückten in die Stadt ein. 07. Okt.: Tage später folgten 6.000 Mann und lagerten auf der Leipziger Höhe. Sie um- gaben die Stadt an allen zugänglichen Stellen mit zweifachen Palisaden und an den Brücken mit Verteidigungswerken. 12. Okt.: Die Preußen verließen die Stadt. 15. Pkt. Österreichische Husaren besetzten die Stadt und nahmen Bürgermeister Pollandt als Geißel mit.

1760: 1 Louisdor/franz. Goldmünze = 8 Taler, 1 Dukaten = 5 Taler (Tauschw.) 05. Feb.: Der als Geißel festgehaltene Bürgermeister Canitz wurde freigekauft und bald danach starb er. 22. Aug.: Ca. 10.000 Österreicher mussten beim Durchzug mit Lebensmitteln versorgt werden. Ein Corps blieb in der Stadt. 30. Okt.: Ein großer Teil des preußischen Heeres wurde in der Stadt einquartiert und verlangte Verpflegung. Dazu standen 12 Backöfen auf dem Markt und 22 auf dem Gottesacker, sie waren Tag und Nacht in Betrieb. / Das Reformationsfest konnte nicht gefeiert werden. 01. Nov.: Nach der Schlacht bei Torgau (Kaiserlichen gegen Preußen) befanden sich am 07. November 3.500 Verwundete in der Stadt. 29. Dez.: Oberst Heyking rückte mit 400 Mann in die Stadt.

1761: Die Stadt war Winterquartier 2 preußischer Regimenter und 150 Kavalleristen. Brandschatzungen und Exekutionen waren alltäglich. 06. Jan.: Durch Befehlserlass forderte man von der Bürgerschaft 2.000 Taler und 17 Re- kruten. 12. Jan.: Eine neue Forderung verlangte binnen 8 Tagen 25.000 Taler. / Für Kreisbe- dürfnisse musste die Stadt lt. churfürstlicher Order 293 Taler aufbringen.

1762: Die preußische Kriegssteuer steigerte die Verzweiflung, keine Lebensmittel waren zu bekommen, Handel und Gewerbe vernichtet. / Eilenburg war Werbe- platz für das Geschrey´sche Freibataillon. 11. Jan.: 6.000 Taler Brandschatzung und 40 Rekruten wurden von der Bürgerschaft eingefordert, die daraufhin ihre Häuser verließen, dem Stadtrat die Schlüssel übergaben und, um der Rekrutierung zu entgehen, flüchteten. 28. März: Eingerückte österreichische Soldaten verübten Plünderungen und Misshand- lungen. 18. April: Abmarsch der Österreicher. 52

Sep./Okt.: Ratsbeschluss über die Bepflanzung der Stadtgräben mit Kirsch- und anderen Obstbäumen. 04. Dez.: Strenger Befehl zur Zahlung aller rückständigen Schocke und Quatember (4 Fastenzeiten der urchristlichen und kath. Kirche) mit einer neuen Brand- schatzung von 6.000 Taler auf das künftige Jahr, trotz des am 24. November abgeschlossenen Waffenstillstandes für die Wintermonate.

1763: Für 1Jahr wurde Friedrich Christian (1722-1763) neuer Kurfürst von Sachsen. Danach Friedrich August III. (1750-1827, Reg. 1763-1827, ab 1800 König von Polen als August der I.) / Verschiedene Münzen wurden verboten und entwer- tet. 26. Jan.: Erpressung der Bürger aus der vorangegangenen Gefangennahme mittels Freikauf. 27. Jan.: Zur Herbeischaffung einer Summe Geldes kam die Drohung der Plünderung zum 01. Februar. Eine Order vom 31. Januar, alle Bedrückungen einzustellen, verhinderte das Schrecklichste. 11. Feb.: Bis zum 04. März dauerten die Durchmärsche der preußischen Truppen. Jeder Gewerbetreibender Bürger hatte dabei 20 bis 30 Mann zu verpflegen. 15. Feb.: Abends 10 Uhr traf durch einen Kurier die Nachricht über den Abschluss des „doppelten Frieden“ zu Hubertusburg in Eilenburg ein. 21. März: Feierlichkeiten mit einem Friedensfest. Zum Andenken ließ der Stadtrat am 29. März auf beiden Seiten der Kirche „Friedenslinden“ anpflanzen.

1764: Befohlen wurde der Aufbau der Brücken und Gebäude, Einebnen der Straßen und Ausfüllung der Wasserlöcher. Verlassene Häuser fanden neue Bewohner, das Gewerbe blühte auf und die Durch- und Zufahrten nahmen zu. 11. Feb.: Eilenburg wurde Garnison des Brühlschen Infanterieregiments mit 2 Kompa- nien.

1765: Die churfürstlichen Behörden sagten Hilfe und Förderung des Gewerbes zu.

1767: Die Orgel der Nikolaikirche reparierte für 250 Taler der Orgelbaumeister Hänel aus Hubertusburg.

1769: Große Schäden an Sommer- und Herbstfrüchten durch Überschwemmungen. Zur Huldigung vor dem neuen Kurfürsten Friedrich August von Sachsen kamen 266 Eilenburger Bürger nach Leipzig und die Ratsherren wurden zum „Hand- kuss“ zugelassen. / Ein unter den Bürgern zu Ängsten auslösender großer Komet war 3 Monate am Himmel zu beobachten.

1770: Nach Anhörung der Dienstherrschaft sowie deren Personal im Rathaus, trat eine neue Gesindeordnung in Kraft. Die dienstlose Dienerschaft wurde einge- sperrt, wenn sie nicht in vorgeschriebener Zeit eine Arbeitsstelle nachweisen konnte. 24. April: Ein harter Winter, der Schnee lag noch 1 Elle hoch, es war der Anfang einer Hungersnot durch Überschwemmungen und Missernten.

1771 16. April: Der Schnee lag wieder nach einem langen harten Winter ca. 2 Ellen hoch. 05. Juni: Andauernder Regen mit Gewitter verursachte ein schlimmes Hochwasser, alle Straßen standen bis zu 2 Ellen unter Wasser, Häuser wurden unterspült, ein 53

Haus eingerissen, die Gruftgewölbe in der Kirche brachen zusammen und wegen des unangenehmen Geruches konnte ein Vierteljahr kein Gottesdienst abgehalten werden. 21. Aug.: Grundsteinlegung zum Bau bzw. Erneuerung der churfürstl. Neumühle. Fertigstellung 1778.

1772: Durch nachfolgende Missernten begann eine entsetzliche Teuerung; für Nah- rungsmittel wurde von vielen Hab und Gut verkauft.

1773: Eine ungewöhnliche Feldmausplage vernichtete große Mengen an Getreide, Sommer- und Herbstfrüchten. 14. Okt.: Herzlichen Empfang für den Kurfürsten Friedrich August bei seiner Durchreise nach Torgau.

1774: Durch Anteilsverkauf wurde der Bau eines Schießhauses finanziert. / Ch. Wilhelmine und Charlotte Liskow erbten das Rittergut „Friedrichshöhe“.

1775: Grimmige Kälte bis Mitte Februar. / Am „Palmsonntag“ erfolgte die erste Konfir- mation. / Eine kurze Beschreibung über die Stadt verfasst, aufgelegt und ver- trieben, kam in den Handel.

1779: Die Einwohnerzahl betrug 1.420 Bürger über 10 Jahr, man zählte 350 Häuser. / Feierlicher Umzug zum Friedensfest mit einer Kollekte für die von den Öster- reichern ausgeplünderten, schlesischen Gebirgsbewohnern. Umzugsordnung: 4 Viertelmeister, Stadtoberofficiere, Barbiere, Bader, Kauf- leute, Künstler, Posamentirer, Hutmacher, Bäcker, Fleischer, Böttcher, Schnei- der, Schuhmacher, Grob- und Zeugschmiede, Schlosser, Lohgerber, Kürsch- ner, Sattler, Seiler und Riemer, Seifensieder, Buchbinder, Zinngießer, Klemp- ner, Gürtler, Nadler, Weißgerber, Tischler, Zimmerer, Maurer, Glaser, Wagner, Beutler, Weber, Töpfer, Korbmacher und Bürger ohne Beruf.

1781: 06. August: Schwerer Gewittersturm mit Orkanböen deckte Dächer ab und entwurzelte Bäume. 1783: Abermals (wie 1770) sollten dienstlose Mädchen arretiert werden, wenn sie in vorgeschriebener Frist keine Arbeit nachweisen konnten.

1784: 37 Handwerke wurde durch 312 Meister bzw. Meisterwitwen ausgeführt. / Die Einwohnerzahl ab 10 Jahr betrug 1.455 Bürger, bewohnt waren 345 Häuser. / Durch Kriegseinwirkung gab es noch wüste Baustellen. 27. Feb.: Starker Eisgang beschädigte die Muldenbrücke und verhinderte dadurch für einige Zeit den Vieh- und Jahrmarkt.

1785: Anhaltende starke Winterkälte fordert Menschenleben, aus Futtermangel kam das Wild bis in die Ortschaften. / Schwer beschädigten Eisschollen die hölzer- ne Muldenbrücke. / Zur Messe am 3. Sonntag nach Ostern (Jubilate) wurden die Kaufmannsgüter auf Schlitten nach Leipzig gebracht. / Der Besitzer des Schlossgartens trug Teile der einzustürzenden Schlossmauer ab. / Im Juli ging die Heuernte durch Überschwemmung verloren.

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1786: Die Einwohnerzahl ab 10 Jahr betrug 1.477 Bürger. / Die jüngere Linie der Herren von Eulenburg in Preußen wurde in den Grafenstand erhoben. / Errich- tung des Amtshauses auf dem Schlossberg. / Die Verarbeitung des Tabaks zum Genussmittel wurde begonnen. / Hochwasser vernichtete Heu- und Grummeternte. 29. Sep.: Ein Soldat der hiesigen Garnison erschoss sich aus Lebensüberdruss (Spötte- reien über seine Blasenschwäche) auf dem Übungsplatz in Gegenwart seiner Kameraden.

1787: Auf churfürstlichen Befehl wurden alle Häuser mit Hausnummern versehen und eine Regulierung der Brandkasse vorgenommen. / Die Stadt bekam eine Straßenbeleuchtung mit 17 Laternen. 02. Juni: Zwischen Sprotta, Mörtitz, Kültzschau und Thallwitz versammelte sich der größte Teil der sächsischen Truppen, um 10 Tage lang ein Lustlager zu be- ziehen. Am 13. Juni war Hauptmanöver.

1788: Die Einwohnerzahl ab 10 Jahr betrug 1.419 Bürger, darunter in 41 Handwerken 301 Meister. / Gezählt worden 32 wüste Baustellen durch Kriegseinwirkung. / Ein sehr schneereicher Winter, Schneesturm am 1. Weihnachtsfeiertag ver- hinderte Feierlichkeiten in der Kirche.

1789: Beim Selbstmörder Hofkammerrat Seidel fand man sehr viel Geld. 12. Juli: Beginn der Angaben des Todestages im Kirchenbuch (bisher Begräbnistag). 21. Juli: Ein fürchterlicher Sturm verursachte in der Nacht einen großen Schaden an Häusern, Gärten und Wäldern.

1790: Bei den Buchbindern suchten Ordnungskräfte nach verpönten Schriften auf- reizenden Inhalts, ohne Erfolg.

1791: Das Rittergut Groitzsch brannte z. T. nieder und wurde im folgenden Jahr wieder aufgebaut. / Amtshauptmann Ernst August Wilke kaufte das Rittergut „Berg“. 11. Aug.: Das alte Gebäude des Marstalles wurde abgetragen und neu aufgebaut, vom Ratshofmeister und den Bierschrötern bezogen.

1792: Der Wandschießstand wurde nach der Pfingstwiese verlegt, das kleine Schieß- haus an der Dammstraße kaufte Gottfried Wiedemann. / Franzosen ohne Handelszwecke wurden an der sächsischen Grenze zurückgewiesen. / Die Schriften „Adresse des National-Convents an alle die Völker, welche frei wer- den wollen“ wurden beschlagnahmt. 30. Juni: Dr. jur. Kranold, Sohn des Superintendenten Johann Andreas Kranold, trat in den Stadtrat ein. 16. Okt.: Ein Großfeuer im Stadtgemeindegut von Kültzschau vernichtete Häuser nebst Schäferei. 22. Nov.: Der Kürschner Kiesling begang mit seiner Ehefrau im 72. Lebensjahr den sehr seltenen Fall des 50jährigen Ehejubiläums mit der Einsegnung in der Nikolai- kirche unter großer Anteilnahme der Bürgerschaft.

1793: Zur Ableitung des Grabenwassers wurden am ehemaligen Schlachthof Röhren nach dem Mühlgraben gelegt. / Preußische und sächsische Truppen zogen durch Eilenburg. 55

03. Mai: Eine neue, in Dresden hergestellte Schlauchspritze für die Brandbekämpfung, im Wert von 400 Talern wurde auch mit freiwilligen Beiträgen der Bürger ange- schafft. Die zweite Schlauchspritze kam im April 1799. 1794: Johann Georg von Sachsen ernannte das Vorwerk „Eulenfeld“ zum Erb- Allodialgut (Freigut). / Die Stadtgräben wurden entschlammt und mit Karpfen besetzt, ohne großen Erfolg.

1795: Große Schneemassen und viel Nässe im Frühjahr.

1797: Für das verfallene Dorf Witrow wurde in Paschwitz Kirche und Gottesacker neu angelegt.

1798: In Eilenburg wurden Kattundrucker aufgeführt. / Ein sehr strenger Winter be- gann im Oktober, viele Menschen erfroren, die Nachtfröste gingen bis Johanni 1799 mit größeren Schäden für die Feldfrüchte. Die Straßen mussten durch Fröner (Unfreie) fahrbar gemacht werden. 30. Juni: Ein gewaltiges Feuer zerstörte am Markt 11 Häuser.

1799: Christian Gotthard Kessingen, sächsischer Finanzkommissar erwarb das Rittergut „Berg“. 24. Feb.: Umfangreiche Überschwemmungen und gewaltiges Hochwasser durch eine Eisflut ließen die Getreidepreise steigen. /

Ende der Chronik von Carl Geißler, den Reinerlös spendete er 1827 zur neuen Errichtung der Gottesacker-Kapelle (Georgenkapelle).

1800 – 1899

1800: Christian Sommer kauft das Rittergut „Friedrichshöhe“. / Erwähnt wird eine steinerne Brücke von der Badergasse zur Muldenaue.

1801: Der bisher als Gefängnis dienende, baufällige Torgauer Torturm („Bürgergehor- sam“) wurde abgerissen. / Ernst Dittenhofer und Ehrenfried Neugebauer kauften den unteren Schlossgarten. / Dr. Samuel Hahnemann „Homöopathie- Vater“ wirkte bis 1804 in Eilenburg.

1802: Dittenhofer und Neugebauer legten eine Färberei und Druckerei für seidene Waren an. 10. Nov.: Gottlob Christian Encke kauft das Rittergut „Eulenfeld“.

1803: Gewaltige Überschwemmungen zerstörten den Bobritzdamm. Die Stadtmühlen standen 9 Monate still. / Johann Jacob Bodemer erwarb durch Kauf den alten Schlossgarten mit Gebäuden und errichtete die 1. Eilenburger Kattunmanu- faktur. / 82 gedruckte Lieder wurden wegen obszönen Inhalts verboten und eingezogen. 17. Nov.: Auf dem Rittergut „Berg“ wurde der Novellendichter Karl Eduard von Bülow geboren (gest. 16. September 1853).

1804: Concordia Dorothea von Bülow, verw. von Kessingen, geb. Schmalz wurde nach dem Tod ihres Mannes neue Besitzerin von Rittergut „Berg“. / In Zschepplin brannten 4 Bauerngüter nieder. 56

1805: Der Rat kaufte Getreide (Roggen) auf und gab das Mehl zu billigen Preisen an die Stadtarmen, jeder durchfahrende Getreidewagen wurde zum Verkauf von Getreide gezwungen. / Neuer Besitzer von Rittergut „Berg“ wurde Johann Christoph Schmalz. / Empfohlen wurde Pockenimpfung.

1806: In der Stadt lebten ca. 2.200 Einwohner. / Der Rat erlangte die Vollmacht über das Salzwesen. / Registriert waren 365 Handwerksmeister, darunter 94 Schuhmachermeister. 19. Okt.: Französische Truppendurchmärsche in Richtung Torgau. Dabei kam es zu Eintreibungen von Lebensmitteln für die Feldtruppen. 20. Dez.: Durch Napoleon erfolgte die Krönung des Kurfürsten Friedrich August III. zum König August I. – Sachsen wurde Königtum und am 21. Dezember proklamiert.

1807 Die Kriegsschulden betrugen 3.886 Taler 08. Jan.: Zur Erhebung Sachsens zum Königtum feierte man auf Befehl des Königs ein Dankfest. 24. Mai: Ausrücken eines Bataillons aus der Garnison zur napoleonischen Armee.

1809: Die Anhänger der deutschen Aufstandsbewegung, die Braunschweigischen und Schillischen wurden verfolgt. Flüchtlinge vom Korps des „Schwarzen Herzoges“ von Braunschweig durchstreiften die Stadt. / Zur Besetzung der Stadttore bildete man eine neue Schützenkompanie. / Fünf große Bogen der ersten Flutbrücke wurden gebaut. / Der Schuldenstand der Stadt betrug 2479 Taler. 05. Juli: An Stelle der Feuerschützenkompanie bildete sich eine Feuer-, Bürger- und Schützengarde. 23. Okt.: Erster Auszug der Bürger- und Schützengarde unter ihrem Hauptmann Dr. Kranold auf dem Marktplatz. 1810: 8 Kinder starben an den Pocken und 27 an Scharlach. 28. Sep.: Bestätigungsurkunde von König Friedrich August I. in Sachen der Bürger- und Feuer-Schützengarde.

1811: Die 32te Lotterie wurde zum Betreiben der Landarmen-, Waisen- und Zuchthäuser gespielt.

1812: Anhaltender Winter mit sehr strengem Frost, der die Mulde verschiedentlich bis auf den Grund zufrieren ließ. Die Mühlen konnten nicht mehr arbeiten. 29. März: 442 Französische Soldaten weilten für 4 Tage in der Stadt und mussten ver- pflegt werden.

1813: Bildung eines Landwehrbataillons zum Kampf gegen die Franzosen. / Zehn- tausende Soldaten lagerten in Eilenburg und Umgebung. / Das Nervenfieber, als Folge der überfüllten Stadt mit Franzosen, forderte 157 Opfer. / Die Kriegsschulden der Stadt von 1806 bis 1813 betrugen 21.150 Taler. / Anweisung zum Räuchern in Häusern und Höfen. 21. April: Wegen Zerfall wurde die Georgenkapelle bis zum hohen Chore auf dem Stadtfriedhof abgerissen. 13. Sept.: Augenarzt und Erfinder des Kalksandsteines Dr. A. Bernhardi geboren. 09. Okt.: Napoleon übernachtete in Eilenburg, Torgauer Straße 37. 57

10. Okt.: Napoleon und sein Stab hielt vor dem Marsch nach Düben eine Heerschau auf der Witrowhöhe bei Paschwitz ab. 10. Okt. Der Vater des Philosophen Friedrich Nietzsche wurde in Eilenburg geboren. Als Pfarrer in der Umgebung von Eilenburg nachgewiesen. 11. Okt.: König Friedrich August von Sachsen machte mit seinem Generalstab in der Stadt Quartier. 18. Okt.: Der Kanonendonner der Leipziger Völkerschlacht ließ in Eilenburg die Erde beben und Fensterscheiben klirren.

1814: Gründung der Kattunfabrik Tanneberg und Sohn auf dem Grundstück des ehemaligen Gasthofes „Zum blauen Hecht“ in der Vorstadtgemeinde „Sand“ (heute Verwaltungsgebäude, Maxim-Gorki-Platz). / Erwähnung fand das Rit- tergut „Berg“ mit 30 Häusern am Hintersteinweg und Teilen von Wedelwitz. / Hohe Sterblichkeit durch Nervenfieber und Pocken. / Durchmärsche zurück- kehrender Truppen.

1815: Die Bürger- und Feuerschützenkompanie zählte 62 Mitglieder. 18. Mai: Im Wiener Kongress (bis 9. Juni-„Musspreußen“) wurde Eilenburg durch den Friedenskontrakt preußisch unter Friedrich Wilhelm III. 22. Mai: Eidesentbindung der Bürger der abgetretenen Landesteile durch den König Friedrich August von Sachsen. 06. Juni: Eilenburg trat unter das General-Gouvernement des Herzogtums Sachsens zu Merseburg, zum Delitzscher Kreis. 03. Aug.: Als zu den neu erworbenen Landesteilen gehörend hielt Bürgermeister Dr. Kranold die Festrede bei der Huldigungsfeier für den preußischen König. An den Fenstern des Rathauses leuchteten abends die Inschriften „Durch Kraft“ und das sächsische Wappen mit der Inschrift „Durch Treue“. 25. Sept.: An den Stadttoren wurden „Preußische Adler“ angebracht. Okt./Nov.: Durchmärsche der aus Frankreich kommenden russischen Truppen. Im Dezember folgten preußische Truppen.

1816: In der Stadt zählte man 4.626 Einwohner. Die ersten Zigarren, noch vor dem Aufblühen der Bremer Zigarrenindustrie, wurden in der Stadt hergestellt, jährlich 15 Mio. / Einführung des Todensonntags (Allerheiligen) 02. Jan.: Friedrich Carl August Fritzsche geboren, Initiator und Mitbegründer der 1. Preu- ßischen Lebensmittel Genossenschaft (Konsum). März: Die königlich-preußische Regierung im Regierungsbezirk Merseburg wurde wirksam. 22. April: Patent zur Einführung der Allgemeinen Gerichts- und Kriminalordnung 15. Aug.: Patent zur Einführung des Allgemeinen Landrechtes. 04. Sep.: Einteilung des Merseburger Regierungsbezirkes in 15 Kreise, damit kam Eilen- burg zum Kreis Delitzsch. 01. Okt.: Die drei bisher der Gemeinde Eilenburg zugehörigen Dörfer Thammenhain, Püchau und Machern wurden nach der Eingliederung Eilenburgs an Preußen abgetrennt. Sie verblieben beim Königreich Sachsen. 15. Okt.: Einberufung zum Militär von 21. bis 35. Lebensjahr.

1817: Abriss der Fleischerbänke in der Pfarrgasse. / Die Einwohnerzahl betrug 4.545. Neubau einer Wollzeugfabrik und Bleichanstalt (Mühlplatz). 58

03. Feb.: Wahl einer Bürgerrepräsentation (8 Mitglieder) für die Verwaltung der Kommunalangelegen-heiten durch landrätliche Vermittlung auf Befehl der königlichen Regierung Merseburg. 24. April: Eine Verordnung der Regierung zu Merseburg verpflichtete die Stadträte zur Fortführung der Stadtchronik. (Amtsblatt v. 1817, St 21, S. 275) 28. April: Altbürgermeister Lazer feierte sein goldenes Amtsjubiläum. 16. Mai: Die Polizeigewalt in den Vorstädten ging von der Justizbehörde auf den Eilen- burger Stadtrat über. 23. Sep.: Beginn der 1. Kirchensynode unter preußischer Herrschaft. 31. Okt.: 300jährige Jubiläumsfeierlichkeiten des Reformationsfestes.

1818: In Eilenburg entwickelte sich eine Textilindustrie, bedingt durch neue Zölle bei der Ausfuhr der Waren von Sachsen nach Preußen. 24. Sep.: Durchreise der Kaiserin von Russland, Frau von Zar Alexander I., abends neun Uhr

1819: In der Stadt lebten 4.469 Einwohner. / Reparatur des Kirchturmes und der Kirchenpfeiler an der Stadtkirche. / Gustav Prentzel gründete eine Produktionsstätte für Strumpfwaren in der Vorstadtgemeinde „Torgauer Steinweg“. / Der Ratsstuhl teilte sich auf eigenen Antrieb in 2 Teile, in geistlicher und weltlicher Stelle in den Stadtrat für Polizei- und Kommunalgelegenheiten sowie der andere Teil für die Verwaltung der Justiz. 06. Jan.: Das 2. Bataillon des 21. Infanterieregiments rückte in Eilenburg ein. 20. Okt.: Neubau einer kommunalen Brauhauses am Markt wurde fertig gestellt. 22. Dez.: Der Liederkomponist Franz Abt geboren (gest. 31. 03. 1885).

1820: Neubau der Leipziger Brücke. / In der Stadt wurde ein Zollamt 1. Klasse eingerichtet. / Beginn des Abbruchs der Stadtmauer. / Eröffnung des Brauhauses Ecke Leipziger - Rinckartstraße. / Die Einwohnerzahl betrug 4.699. 03. Feb.: Die Kattunfabrik Tanneberg (Augustenplatz) wurde durch ein Großfeuer zer- stört und wieder aufgebaut. 04. Mai: Das Gerichtsamt Eilenburg unterstellte man dem Landgericht Wittenberg und dem Oberlandgericht Naumburg. 15. Mai: Ein Großfeuer vernichtete 6 Häuser in Zscheppelende (Berg). 06. Sep.: Die Eilenburger Garnison wurde nach Stargard (Pommern) verlegt. 16. Okt.: Eine aus 2 Klassen bestehende Mädchenschule wurde durch den Umbau des Marstall-Gebäudes (August-Fritzsche-Straße) eingeweiht und ein zweiter Mädchenlehrer wurde eingestellt.

1821: Für die Verwaltung der Polizei einschl. der übrigen Kommunalangelegenheiten blieben 3 Stadträte. / Die Einwohnerzahl betrug 4.813. / Die Michaelis- Konfirmation wurde aufgehoben und ein einjähriger Konfirmandenunterricht angeordnet. / Prenzel gründete eine Strumpfwarenfabrik. 19. März: Abbruch des Galgens auf der Leipziger Höhe. 02. April: Nach Order vom 11. März wurde für den Merseburger Regierungsbezirk eine neue Justizorganisation wirksam. Die Justizverwaltung ging an das neu einge- richtete Königliche Preußische Gerichtsamt.

1822: In Eilenburg lebten 4.982 Einwohner. / Errichtung einer Wachslichtfabrik und Wachsbleiche durch H. G. Költz in der Hinterstadt. / Zur Wasserstandsab- lesung der Mulde wurde eine Pegelmesseinrichtung an der Torgauer Brücke 59

angebracht. / In der Stadt erhöhte der Rat auf Beschluss die Zahl der Straßen- laternen, für über die Straße gespannte Ketten wurden zum Aufhängen ca. 40 Laternen angebracht. / Die Holzbrücke zur Hinterstadt wurde durch eine steinerne ersetzt. / Verlegung des Inquisitoriats nach Eilenburg. 25. Juli: Ein schreckliches Hagelwetter vernichtete das Sommergetreide und deckte Dächer ab.

1823: 30.Juli: Verlegung des Hauptzollamtes nach Gordemitz. 15. Nov.: Einweihung einer neuen 4. Knabenklasse nebst Wohnung für den Klassen- lehrer Christian Rauschenbach.

1824: Die militärischen Bürgergarden der Stadt wurden lt. Order der preußischen Regierung aufgelöst. / Friederike Louise Erxleben, geb. Schmalz, wurde Besitzerin vom Rittergut „Berg“.

1825: Einwohnerzahl betrug 5.532. / Gründung der ersten Gewebefabrik durch Mitscherlich u. Dellmann. 07. Feb.: Der Zoologe Karl Möbius geboren (gest. 1908). 18. Mai: Der Orgelbauer Conrad Geißler geboren (gest. 24. Mai 1897). Sein Lebenswerk umfasst 120 Orgeln.

1826: Die von der Burggräfin Hidda eingeführte Geldstrafe bei der Wiederheirat von Witwen wurde abgeschafft.

1827: In der Hinterstadt entstand die 3. Kattunfabrik durch Schenk und Ehrenberg. / Errichtung einer neuen Begräbniskapelle -St. Georgen-Kapelle- auf dem Stadt- friedhof (zu DDR-Zeiten vollständig abgetragen). / Alle 14 Brauhäuser wurden Wohnhäuser. 02. März: Hochwasser mit Überschwemmungen, einhergehend mit Uferbefestigungen und Brückenreparaturen.

1828: In Eilenburg lebten 5.975 Einwohner, geb. wurden 241, gest. 136. / Der Tagelohn für Maurer und Zimmerer betrug zehn Silbergroschen (SG), u. a. ein 1 halbes Kilogramm Rindfleisch 2,5 SG, Schweinefleisch 3 /6 SG.

1829: Die Stadt zählte 6.500 Menschen, einschl. 1.300 schulfähige Kinder von 5 bis 14 Jahren und 9 Lehrern. / Durch Pocken starben 36 Bürger.

1831: Die Einwohnerzahl betrug 6.291. 28. April: Durch allerhöchste Kabinettsorder wurde der Stadt (vormals sächsischer Landesteil) die revidierte Städteordnung vom 17. März 1831 übergeben. 31. Juli: Die Deputierten der Büchsen- und Bogenschützen vereinbarten die Zusam- menlegung ihrer Vereine.

1832: Grundhafte Reparatur der Nikolaikirche. / 34 Kinder starben an Scharlach, 15 Kinder an der Bräune (Angina). 02. Feb.: Einführung des neu gewählten Magistrates der Stadt (neue Städteordnung), bestehend aus Bürgermeister Hesselbarth, dem besoldeten Assessor Weiden- hammer und drei unbesoldeten Assessoren durch den Landrat Pfannenberg 60

aus Delitzsch. Bürgermeister Dr. Kranold mit seinen Ratsmitgliedern traten in den Ruhestand. 16. März: Das Schießhaus wurde durch einen Brand vernichtet. 30. März: Amtsniederlegung des Bürgermeisters Hesselbarth. 31. März: Amtsantritt von Moritz Brunner (Gerichtsassessor aus Torgau) zum Bürgermeister bis 1857.

1832 29. Juni: Unterzeichnung eines Vertrages der Schützengilden unter den neuen Namen „Vereinigte Bogen- und Schützengesellschaft“. 28. Sep.: Jugendschriftsteller Gustav Höcker geboren (gest. 11. Okt. 1911).

1833: In der Firma Bodemer wurde die erste Dampfmaschine aufgestellt und in Be- trieb genommen. / Reparatur der Nikolaikirche, Erneuerung von Stühlen und Dielung. Der Klingelbeutel wurde abgeschafft. 11. Feb.: Beschluss über die Einrichtung einer Armenschule im Georgenhospital. 07. März: Verleihung des Ehrenbürgerrechtes an Landrat Pfannenberg. 14. März: Vertragsunterzeichnung der Bogen- und Büchsenschützen vor dem Gerichts- amt zu Eilenburg. Das neue Schützenhaus wurde gemeinsames Eigentum. 25. Sep.: Verursacht durch Abtragung am Burgberg wurde durch einen Bergrutsch ein Teil der Burgbefestigung (Mauer) zerstört. 01. Nov.: Annahme einer Stiftung des kaiserlichen-russischen Staatsrates Friedrich von Schmidt. 18. Nov.: Annahme des Vermächtnisses von Hofrat Richter (Ehrentitel). 28. Dez.: Rezess (Vergleich) über die Fischeraue.

1834: Einwohnerzahl betrug 7.175. / Maurer und Zimmerer verdienten tägl. 12 1/2 Silbergroschen, Handarbeiter 7 1/2 Silbergroschen. 03. April: Einen gewaltigen Großbrand, wiederholt am 06., 26. und 27. April, beim Kaufmann Schwerdtfeger verursachte durch Brandstiftung ein Lehrling, verurteilt zu lebenslänglich Zuchthaus. 13. Okt.: Der Rat beschloss trotz eines Einspruchs der Regierung den Abbruch des Leipziger und Torgauer Tores.

1835: Torgauer und Leipziger Tor wurden abgetragen. / C. Müller eröffnete eine Dampf- und Seifenfabrik in der Wallstraße. 24. Dez.: Zur Herausgabe eines Wochenblattes erhielt der Buchdrucker Booch die ministerielle Erlaubnis.

1836: Gegründet wurde eine Bibelgesellschaft für den Kirchenbezirk. / In der Stadt lebten 448 Wahlbürger. 04. Jan.: Mit Sitz im Rathaus trat erstmals das neu gebildete Land- und Stadtgericht zusammen. 25. März: Erlass einer Feuerlöschordnung.

1837: Die Einwohnerzahl betrug 7.699. / Eine neu gebildete Jägerkompanie wurde auf Antrag in die Schützengesellschaft aufgenommen.

1838 12. Nov.: Zur Verlegung einer Garnison nach Eilenburg wurden durch einen Beschluss des Rates mehrere Gesuche abgesandt. 61

01. Dez.: Erlass einer Straßenpolizeiordnung.

1839 04. Feb.: Fertigstellung der „Gottesackerkapelle“ einschl. Umbau des Hospitals. 04. März: Vermessung der Grundstücke der Kommune durch den Vermessungsrevisor Kuntze. 07. Juli: Umfangreiche Feierlichkeiten zum 1. Schulfest. 20. Juli: Beschlussfassung zur Einrichtung einer Städtischen Sparkasse mit 1 1 Zinszahlung von 2 /3 , ab 1848 3. /3 und ab 1869 4 Prozent.

1840: Die Einwohnerzahl betrug 8.244. 15. März: Einweihung der neuen Friedhofskapelle. 13. Juni: Oskar Höcker geboren (gest. 08. April 1894), Jugendschriftsteller und Schau- spieler des Deutschen Nationaltheater Berlin. 15. Okt.: Erste öffentliche Geburtstagsfeier des Königs Friedrich Wilhelm IV. mit Umzug und Illumination.

1841 03. Mai: Durch ein Großfeuer wurden in der Steinstraße 5 Häuser vernichtet. 24. Sep.: Der letzte in Eilenburg durch Beil hingerichtete Mörder war Friedrich Dietrich (vollstreckt auf dem Schützenplatz).

1842: Das Gut von H. Munkwitz wurde von ihm zum Schankgut umgebaut (später „Muldental“). 07. Feb.: Einrichtung eines 3. Viehmarktes. 20. Okt.: Verhandlungen über einen Lehnablösungsvergleich mit der Gutsherrschaft des Freigutes Friedrichshöhe. Vorläufer vom 02. Juli 1842.

1843: Einwohnerzahl betrug 8.733. 17. Jan.: Einrichtung einer 3. besoldeten Magistratsstelle für den Steuereinnehmer Pohlink durch Wahlentscheid. 18. Okt.: Festlegung eines Statutes für die Stadt Eilenburg. 03. Nov.: Eröffnung der Städtischen Sparkasse.

1844: Ernestine, Friederike von Pentz kaufte das Rittergut „am Steinwege“ (Rittergut Berg) und vereinte damit das 1822 erworbene Freigut „auf dem Berge“ (Friedrichshöhe) die seit 1561 getrennten Rittergüter diesseits und jenseits der Weinbergstraße in eine Hand. / Die Nikolaikirche erhielt eine neue Orgel von Orgelbaumeister Weineck, dabei war Orgelbaulehrling Conrad Geißler. 15. Jan.: Die Stadt bewilligte Mittel für eine Fortbildungsschule. 21. Jan.: Gründung eines Männergesangvereines zur Pflege Deutschen Männerliedes. 10. April: Gründung eines Frauenvereins, der im November eine Kleinkinderbewahr- anstalt einrichtete und am 04. Juli eine Strick- und Nähschule für arme Schulmädchen. 04. Dez.: Der Magistrat beschloss die Einführung einer Pflichtfeuerwehr.

1845: C. W. Offenhauer eröffnete eine Buchhandlung. / Starker Schneefall mit Dauerfrost und anschließendem schlimmem Hochwasser. / Abschaffung des „Georgiussingen“ für die Schulkinder, dafür wurden Schulfeste eingeführt. / Das Bobritzer-Wehr zerstört. 17. März: Genehmigung für eine Anordnung zur Einführung einer Hundesteuer. 62

28. April: Ankauf des „Röberschen“ Garten zur Vergrößerung des Friedhofes.

1846: In der Stadt lebten 9.352 Bürger. / Würdige Ausgestaltung der Feiern zum 300jährigen Todestag Martin Luthers und des 100jährigen Geburtstages Pestalozzi. / 1. Beerdigung auf dem neuen Stadt-Gottesacker. 01. April: Neuordnung der Schulen durch Trennung in eine 1. und 2. Bürgerschule. 01. Aug.: Beschlussfassung zum Bau eines Hospitales. 22. Dez.: Beschlussfassung über die Ersetzung des Röhrensystems durch Brunnen- anlagen.

1847: Am Keuchhusten starben 17 Kinder. / Bobritzer-Wehr durch Flut zerstört. 23. April: Das mit Getreide angefüllte „Voerkel´sche Lagerhaus“ brannte vollständig nieder. 24. April: Infolge der Getreidenot kam es zum Ausbruch einer Revolte und Plünderungen von Scheunen der Getreidehändler und Rittergüter. 29. Mai: Um die Not zu lindern wurde eine Anleihe zum Aufkauf von Getreide in Höhe von 8.000 Talern aufgenommen. 26. Juli: Die Witwe Kunze hinterließ der Stadt ein Legat (Vermächtnis). 15. Nov.: 139 Bürger wurden für ihre Beteiligung an der Revolte vom 24. 04. 1847 im Naumburger Prozess zu Zuchthaus und Peitschenhieben verurteilt. 06. Dez.: Öffentlich wurden die Stadtverordnetensitzungen durch Einführung einer neuen Geschäftsordnung.

1848: An der Ruhr starben 17 Kinder. Geboren wurden 313 Kinder. 16. März: Der Magistrat und die Stadtverordnetenversammlung traten in einem Schreiben an den König von Preußen für eine Volksrepräsentation ein, wo alle Klassen gleichmäßig vertreten sein sollten. 28. März: Zur Niederhaltung der Revolution wurde eine Bürgerwehr organisiert und mit 400 Gewehren aus der Torgauer Garnison ausgerüstet. 13. Mai: Im Verlag „Schreck und Schreiber“ erschien die erste Nummer vom „Eilen- burger Volksblatt“. 28. Aug.: Die seit dem Jahr 1833 mit dem Fiskus (Staat) geführten Verhandlungen über die Entschädigung der Ausübung der Polizeigeschäfte in den Vorstädten kamen zum Abschluss durch einen Vergleich. Der Fiskus zahlte an die Stadt für die vor dem 01. Januar 1838 liegende Zeit eine einmalige Entschädigung von 1.500 Taler und von da an eine jährliche Entschädigung von 300 Talern.

1849: Die Einwohnerzahl betrug 9.741. / Die Neumühle erwarben die Kommerzien- räte Mitscherlich und Degenkolb. / Gründung des Eilenburger Sportvereins. / Die Gewehre der Bürgerwehr wurden vom Torgauer Militär eingezogen. 12. Feb.: Gründung der Eilenburger Vereinigung „Verbrüderung“. 19. Nov.: Gründung des Eilenburger Krankenunterstützungsvereins unter Mitwirkung von Dr. Bernhardi.

1850: Das Recht des „Brau-zwanges“ (Eilenburger Braurecht) wurde aufgehoben und die Brauerben entschädigt. 12. Juli: Buchbindermeister Fritzsche gründete mit Hilfe von Schulze-Delitzsch den 1. Konsum in Preußen, eine Lebensmittel-Assoziation. 30. Sep.: Gründung des Eilenburger Darlehenskassenverein. 04. Okt.: Polizeiverordnung über die Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung bei Trau- ungen und Beerdigungen. 63

26. Okt.: Das städtische Brauhaus brannte vollständig ab.

1851: Die Inneneinrichtung der Marienkirche wurde umgebaut, Kanzel und Seiten- emporen erneuert. / Wilhelm Grune erbte die Neumühle. Januar: Das 2. Jägerbataillon wurde in die Garnison Eilenburg verlegt. 16. April: Einrichtung eines Sicherheitsvereines. 17. Mai: Die katholische Gemeinde erhielt einen eigenen Pfarrer. 11. Juli: Eröffnung eines neu erbauten Brauhauses am Anger 10. August: Die neue Papiermühle, ein Anbau der Vordermühle, nahm ihren Betrieb auf. 26. Nov.: Ein Ortsstatut über den Gewerbebetrieb trat in Kraft.

1852: Auf Beschluss wurde der 140jährige Röhrenkastenbrunnen mit dem steinernen „Meeresgott“ Neptun abgerissen. Der Verkauf der von Steinmetzmeister Daniel Bock aus Torgau hergestellten Figur scheiterte an den Preisvorstellungen des Magistrates. 04. Feb.: Vergleichsergebnis über die Separation (Flurbereinigung) der Schlossaue. / Ablösung der Grasungs- und Hutungsrechte. Mai: Der „Rautenkranz“ wurde durch Bestimmung der Oberpostdirektion zur Haltestelle im Post- und Personenverkehr. 19. Mai: Für die katholischen Gläubigen errichtete der Bischof eine „Missionspfarrei Eilenburg“. 25. Mai: Einen ersten Gottesdienst nach der Reformation hielt der katholische Pfarrer Arnold Krumme in der „St. Georgenkapelle“ auf dem Stadtfriedhof. 30. Juni: Letztmalig öffnete der alte Ratskeller im Rathaus mit einem Abschiedsfest und wurde ins Souterrain (Kellergeschoss) verlegt. 16. Juli: Vergleichsergebnis über die Flurbereinigung von Battaune.

1853: 07. August: Einrichtung einer katholischen Schule 31. Okt. Vergleichsergebnis über die Flurbereinigung der Dobritzmark.

1854: Die Einwohnerzahl betrug 10.254. / Am Bergkeller baute R. Landesberger eine Dampfbrauerei. / Die katholische Gemeinde erhielt ein eigenes Gotteshaus. / Das „Eilenburger Nachrichtenblatt“ und eine Buchdruckerei gründete C. W. Offenhauer (Redaktion, Druck und Verlag). Seit 1845 Buchhandel. 01. März: Aufhebung des Schleusenzinses. 29. März: Eine 3. Polizeisergeantenstelle wurde eingerichtet. 13. Mai: Vergleichsergebnis über die Auseinandersetzung zwischen den Berechti- gungen und Verpflichteten der Berggemeinde. 06. Juli: Vergleichsergebnis über die Auseinandersetzung zwischen den Berechtigten von Zscheppelende, Sand und Leipziger Steinweg. 09. Juli: Hochwasser mit Überschwemmung, Überflutung der Stadt bei 4,86 m Pegel- stand, mehrere Tage waren die Schulen geschlossen. 12. Aug.: Neubau einer Maschinenfabrik durch Dr. Bernhardi u. Sohn, Herstellung von Kalksandsteinen mit Holzpressen. 16. Dez.: Vergleichsergebnis über die Auflösung des Hutungsrechtes von der Schieß- haus- und Bartholomäusaue und der wechselseitigen Benutzung einiger Wiesengrundstücke und des sogenannten Kuhzinses.

1855: Die Einwohnerzahl betrug 9.901. / Eine Feuerbrunst im Rosenthal. 64

20. Jan.: Vergleichsergebnis über die Flurbereinigung von Kültzschau. Ablösung des Hutungsrechtes vom Dobritz-, der Mensdorfer Flur und der Steinaue sowie des Grasungsrechtes auf den Wiesen links der Mulde. 22. Jan.: Ergebnis in der Flurbereinigung der Leipziger Höhe. 28. März: Einführung einer Hausstand-Ergänzungssteuer. 04. April: Die erste Ausgabe des „Eilenburger Nachrichts- und Anzeigeblatt“ erschien in Offenhauers Buchhandlung, Druck von C. A. Schrader. 20. April: Eine Eindeichung der Stadt wurde vom Rat abgelehnt. 04. Juli: Vergleichsergebnis zwischen dem Domänenfiskus (Landwirtschaftlicher Grund- besitz des Staates) als Besitzer des Rentamtes (Kassenverwaltung) Eilenburg und den Zensiten (Herrschaftsgebiete) der Vorstadt Zscheppelende. 25. Sep.: Jubelfeier zum 300jährigen Augsburger Religionsfrieden. 09. Okt.: Zu Uferbauten wurde von der Stadt eine Anleihe von 1.200 Taler aufgenom- men. 23. Okt.: Vergleichsergebnis zwischen dem Domänenfiskus als Besitzer des Rentamtes Eilenburg und den Zensiten der Vorstadt Tal. 06.Nov.: Eine Tierschau und Ausstellung landwirtschaftlicher Geräte fand auf der Pfingstwiese statt. 1856: Plattenfußboden der Nikolaikirche mit Kalksteinplatten erneuert. 05. März: Die städtischen Körperschaften beauftragten Bürgermeister Brunner für das Projekt einer Eisenbahn Leipzig-Frankfurt/O. zu wirken. 09. April: Die Vorstadtgemeinden Leipziger Steinweg, Zscheppelende, Tal, Sand, Hinterstadt und Torgauer Vorstadt wurden eingemeindet. 27. Juni: Wilhelm Büchting geboren. „Vater“ des Eilenburger Heimatmuseums und Chronist (gest. 1923). 06. Okt.: Nachtrag eines Vergleichsergebnisses von Kültzschau. 26. Nov.: Erlass einer Polizeiverordnung über die Belustigung auf dem Eis und das Fahren mit dem Handschlitten.

1857: In der Stadt lebten 9.819 Einwohner. 25. Jan.: Gründung des Landwehrvereins. 14. Mai: Ein Großfeuer vernichtete in der Schul- und Breite-Straße 8 Häuser. 21. Juli: Verhandlungen über die Vereinigung der Vorstadtgemeinde Hintersteinweg und der keinem Gemeindeverband angehöhrenden Grundstücke in der Schieß- haus- und Fischeraue, Leipziger Höhe, Lahn und Lahnwiesen, Schloss- und Bartholomäusaue und Dobritzmark. 10. August: Der Hauptverein der Gustav-Adolf-Stiftung für die Provinz Sachsen feierte sein Jahresfest in der Stadt. 06. Okt.: Kaufmann Harich hinterließ der Stadt eine Zuwendung seines Vermögens. 31. Dez.: Bürgermeister Brunner trat in den Ruhestand.

1858: 04. Jan.: Bürgermeister Schrecker (31. Jan. 1823 - 06. Jan. 1905) wurde in sein Amt eingeführt. 25. Jan.: Erlass einer Polizeiverordnung zur sogenannten „Fremdenmeldung“, ein Einwohnermeldeamt wurde eingerichtet. 01. Juli: Das neue Zollgewicht wurde eingeführt 17. Juli: Vergleich über die Ablösung der Reallasten betreffs Schlossaue durch Übernahme der Rente auf die Rentenbank. 01. Aug.: Hochwasser mit Überschwemmungen, die Dämme wurden überspült und in den Straßen stand das Wasser bei 4,70 m Pegelstand. 65

09. Sep.: Einführung eines Etats für die Normalbesoldung. 14. Okt.: Beschlussfassung über die Erhöhung der Schutzdämme. 30. Nov.: Polizeiverordnung über die Straßenreinigung im Winter (Schnee). 29. Dez.: Fabrikbesitzer Bodemer gestorben, er vermachte der Stadt 2 Stiftungen (Klein- kinderbewahrungsanstalt in der Friedrichstraße 1.)

1859: Die Einwohnerzahl betrug 10.043, damit wurde endgültig die 10.000er Grenze durchbrochen. / Die vereinigten Schützengesellschaften verkauften das Schießhaus mit Zubehör. 12. Feb.: Beschluss über die Eingemeindung der Vorstadtgemeinde Hintersteinweg (Berg) und die keinem Gemeindeverband angehöhrenden Grundstücke. 14. April: Einrichtung einer städtischen Hilfskasse. 05. Mai: Genehmigung des Rates zur Annahme der Vermächtnisse von Fabrikbesitzer Bodemer. 14. Juli: Annahme des Vermächtnisses von Maurermeister Gentzsch. 27. Juli: Vergleich zwischen dem Domänenfiskus (Staat als Grundbesitzer) und der Kommune betreffs Hufengeld (Anteil des Siedlers an der Flur). 11. Aug.: Erhöhung der Schutzdämme gegen Hochwasser. 22. Sep.: Vergleich über die Hutungsablösung von Kültzschau. 27. Okt.: Polizeiverordnung über den Schutz der Hochwasserdämme.

1860: Eingemeindet wurde die Vorstadtgemeinde Hintersteinweg. / Die Neumühle wurde von W. Kuhne auf Papierproduktion umgestellt. 23. Feb.: Zusammenlegung der Fabrikschule mit der Volksschule. 10. April: Verhandlungen mit einem Kommissar (Bevollmächtigter) der Leitung des 4. Armeekorps über die Bedingungen zur Verlegung eines Bataillon Infanterie nach Eilenburg. 09. Mai: In den Garnisonsangelegenheiten wurde die Offerte der Stadt angenommen um gegebenenfalls davon Gebrauch zu machen. 20. Juni: Das 1663 vom Rat erworbene Schäfereigut (Bergmannsche Gut) in Kültzschau wurde nach Trennung vom Ratsvorwerk an Oberamtmann Gieseke verkauft. Später wurde das Grundstück von der D.C.F. erworben. 1861: Die Einwohnerzahl betrug 10.381. / Die 1. Textilfabrik von J. J. Bodemer wurde nach dem Tod des Nachfolgers Kommerzienrat Degenkolb von Schwerdtfeger und Thikötter käuflich erworben. 28. März: In den oberen Klassen der Bürgerschule wurde der fakultative Unterricht einge- führt, wahlfrei waren Französisch und Lateinisch. 22. Mai: Polizeiverordnung betreffs des Befahrens des Gehweges. 25. Mai: Gründung eines Allgemeinen Turnvereins. 28. Juni: Erhöhung und Pflasterung des Marktplatzes. 26. Sep.: Regulierung und Benennung der im Stadtgebiet befindlichen Straßen; z. B. Pfarrgasse, Kuh- und Neugasse zur Rinckartstraße. 18. Okt.: Festzug zur Feier der Krönung des Königs Wilhelm I.

1862: In der Stadt gab es 825 Wohnhäuser, 187 Fabrik- und 2.130 Nebengebäude. In diesem Jahr feierten sieben Ehepaare die goldene Hochzeit. / Straßennahmen wurden z. T. verändert, Hausnummern anhand der Häuser verteilt. 03. April: Die Stiftung „Altersunterstützungsfond“ von einer ungenannt bleiben wollenden Dame wurde durch die Stadt angenommen. 31. Juli: Das Vermächtnis des Branntweinbrenners Merker wurde angenommen. 31. Juli: Aufhebung des Standgeldes für den Wochenmarkt. 66

07. Aug.: Stadtverordnetenvorsteher Hund und Beigeordneter Weidenhammer wurde der Titel „Stadtältester“ verliehen. 27. Sep.: Genehmigung zur Annahme der Stiftung von Kommerzienrat und Fabrikbe- sitzer Degenkolb in Höhe von 60.000 Mark einschl. des Haus- und Garten- grundstückes „Kolonie“, betreffs der „Emilien Versorgungsanstalt“ für bedürftige Fabrikarbeiter oder deren Witwen (gegründet 1848 und benannt nach seiner Gattin). 01. Dez.: Einrichtung einer ersten Telegrafenstation. 03. Dez.: Nach Zählung lebten in der Stadt 10.381 Seelen (ohne Kültzschau). 22. Dez.: Nach dem Tod Pohlings wählte man Kämmerer Beyer zum besoldeten Magistratsassessor (Beamter, Beisitzer). 29. Dez.: Einrichtung einer Armenspeisenanstalt für die Wintermonate.

1863: Neubau der Leipziger Brücke in Steinbau. / Conrad Geißler vergrößerte die Orgel in der Marienkirche. 12. Jan.: Beschlussfassung über die Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr. Am 22. 01. 1863 genehmigt und am 30. 04. 1863 gegründet. 17. März: 50jährige Gedächtnisfeier des Aufrufes von König Friedrich Wilhelm III. zur Stiftung der Landwehr (milizartiges Volksaufgebot, nur gediente Mannschaften im Alter von 27 - 39 Jahre). 17. April: Dr. Hermann Hartmann geboren (gest. 20. Januar 1923 in Leipzig), Mitbe- gründer und nach ihm benannter „Hartmannbund“. 08. Mai: Seminardirektor Carl Geißler gestorben, Förderer der Stadtgeschichte und Chronist. 27. Aug.: Einrichtung einer Stiftung des Schul- und Seminardirektors Carl Geißler durch die Bürgerschaft. 07. Sep.: Der Sorbenturm wurde durch eine Aktienzeichnung zur Besichtigung besteig- bar gemacht und eingeweiht. 16./19. Okt.: 50jährige Gedächtnisfeier zur Erinnerung an die Völkerschlacht bei Leipzig. 30. Okt.: Beschlussfassung über die Eingemeindung von Kültzschau.

1864: Die im Hospitalgebäude Südring 17 unterrichteten zwei Bürgerschulklassen wurden umgesetzt. / Der Oberpfarrgarten wurde vom Rat erworben. / Die Flurbereinigung städtischer Grundstücke wurde abgeschlossen. / In den Schulen wurden 2.008 Kinder unterrichtet. 23. Jan.: Auseinandersetzungsplan mit Nachtrag in der Eilenburger Gemeinheits- teilungssache. 29. Dez.: Verhandlung und Beschlussfassung über die Errichtung einer Höheren Knaben- und Töchterschule.

1865: Die Einwohnerzahl betrug 10.384 (ohne Kültzschau, davon 5.039 männlich und 5.345 weiblich). / Die Überfahrt über beide Wallgräben am Neutor wurde erweitert und gepflastert. / Durch eine große Wasserflut entstand die Insel Alsen. / Preuß. Lotterie Einnahmestelle durch J. Ritter eröffnet. 18. Jan.: Genehmigung zum Aufbau und Einrichtung einer Höheren Knaben- und Mädchenschule als Gymnasium am Ende der Breite Straße in den folgenden Jahren. 03. Juli: Aufgrund seiner Verdienste, u. a. des Bahnbaues Halle-Eilenburg-Torgau, wurde Bürgermeister Schrecker auf Lebenszeit gewählt. 67

02. Aug.: Eingemeindung des Vorortes Kültzschau (urkundlich 1156 Culsow, 1161 Culszhowe, 1378 Kulczaw) mit 293 Seelen. Die Bestätigung vom Regierungspräsidium erhielt der Magistrat am 09. Dezember 1865). 02. Okt.: Das Vermächtnis der Apotheker-Eheleute Holst wurde angenommen. 16. Dez.: Aufhebung der alten Kültzschauer Schule und Einschulung der Kinder nach Eilenburg im Frühjahr 1866.

1866: Umfangreiche Truppenmärsche belasten die Stadt. Für Familien der Einberufenen, Stärkung der Truppen und zur Pflege Verwundeter und Kranker wurden Sammlungen durchgeführt. 10. April: Polizeiverordnung über den Schutz der Verschönerungsanlagen. 01. Juni: Bis zum 18. Juni hatte die Stadt 15.043 Mann Einquartierung. 27.Juni: Auf Anordnung wurde ein Bettag eingeführt. 19. Aug.: 37 Menschen starben durch die Cholera. 06. Sep.: Landschaftsmaler Bruno Matthäi geboren (gest. 17. Juli 1947). 11. Nov.: Auf königliche Anordnung wurde das, nach dem Friedensvertrag von Nicols- burg, allg. Friedensfest gefeiert (am 26. Juli preuß.-östr. Vorfriede). / Im hiesigen Lazareth wurden 63 Verwundete behandelt.

1867: Dampfziegelei Fr. Müller gegründet. / Einwohnerzahl betrug 10.286. 03. April: Ein neuer Leichenwagen der Cantorei wurde zum ersten Mal benutzt. 02. Mai: Polizeiverordnung über die zeitliche Ausbringung von Düngemitteln. 09. Dez.: Ausführungsbestimmungen betreffs der Ordnung für die Verwaltung des städtischen Krankenhauses. 1868: Bau einer sächsischen Turmwindmühle an der Leipziger Landstraße (Becher´s Mühle). / Eine Gräberordnung trat in Kraft. / Dürreschäden durch sehr trockenen Sommer. / An den Schulen unterrichteten 21 Lehrer und vier Lehrerinnen 1.485 Schüler und Schülerinnen. 18. Feb.: Beschlussfassung über den Ankauf der Restauration „Zur alten Burg“ und deren Ausbau zum Krankenhaus. Im Oktober bezogen. 15. Juni: Zum Ankauf von Vorzugsrechten zur Förderung des Bahnbaues einschl. Ver- messung für Halle-Sorau-Guben wurden 80.000 Taler vom Rat bewilligt. 25. Nov.: Erster Spatenstich zum Bau der Eisenbahnstrecke nach Halle.

1869: Beim Verlegen der ersten Gasleitungen wurden Knochen vom Ur- und Riesenhirsch gefunden. / Durch eine Gewerbeordnung kam das „Bürgerbräu“ Eilenburgs zum Erliegen und es entstanden 4 mittelständische Brauunternehmen. / Die Mulde erreichte durch zwei Durchstiche einen geraderen Lauf. / Magistrats-Assessor Samuel Kopf verstorben. Nach ihm benannt der Samuelisdamm. Er setzte sich für den Bau von Hochwasserdämmen, Brücken und Straßen ein. / Der Bergfriedhof wurde vergrößert. / Zum Leben der bedürftigen Kriegerfamilien gewährte man Unterstützung. 21. Januar: Der Männergesangsverein feierte sein 25-jähriges Bestehen. 03. März: Genehmigung zum Ausbau der Sekunda (Oberschulart) an der Höheren Bürgerschule. 08. März: Errichtung einer Gasanstalt mit Gasometer durch den Gasingenieur Grunert aus Leipzig. 10. Mai: Das Projekt Eindeichung der Schlossaue wurde abgelehnt. 02. Dez.: 197 Gaslaternen mit Kandelaber (Laternenträger) und an Hausecken wurden in Betrieb genommen. 68

1870: Anfang der Fabrikation von Webereibedarfsartikeln in der Fabrik von H.Meister/ Gründung und Anlegung des Stadtparkes durch F. Mitscherlich. / Friedrich Wilhelm Grune erwarb die Schlossmühle. / Einwohnerzahl betrug 10.378. 09. Mai: Dem Allgemeinen Turnverein wurde unter gewissen Bedingungen gestattet, auf städtischem Grund und Boden eine Turnhalle zu errichten. 09. Mai: Beschlussfassung über einen Bebauungsplan für die Pfingstwiese, den Fischwerder, Gänseanger und den Kuhbusch, soweit die Fläche zwischen Stadt und Eisenbahn liegt. 24. Juni: Durch Allerhöchste Kabinettsorder (Stadtrat) beschloss man, die vom Bankier Röber (gest. 03. April 1870) vermachte Erbschaft anzutreten. 21. Juli: Abmarsch der Kriegsreservisten, Landwehrmänner und Ersatzreserve betreffs der französischen Kriegserklärung vom 19. Juli. 05. August: Einquartiert waren 3.200 Mann des 67. und 27. Landwehrinfanterieregimentes. 03. Okt.: Beschlussfassung über ein Gemeinde-Einkommensteuerregulativ (Ausführungsbestimmung) 28. Okt.: Rathaus, Stadt und Turm flaggten zu Ehren der Kapitulation von Metz. 28. Nov.: Erlass einer Verordnung über die Besoldung der Elementarlehrer (Grundschul- lehrer). 28. Nov.: Beschlussfassung über die Umwandlung der Höheren Knabenschule in eine zu Abgangsprüfungen berechtigte Höhere Bürgerschule.

1871: Die Einwohnerzahl betrug 10.135, Düben 3.683 und Delitzsch 8.112. / Ein Fabrikbrand bei der Firma Bernhardi. / 02. Jan.: Härtester Winter des Jahrhunderts, anhaltend und streng. Minustemperaturen bis 25 Grad. 21. Feb.: Wegen Überschwemmung war die Stadt ohne Gaslicht. 03. März: Nach Eintreffen der Friedensdepesche erfolgte die Schmückung der Stadt mit Fahnen und Illumination. 15. März: Erlass einer Geschäftsordnung für das Kuratorium (Verwaltung) der höheren Schule. 06. April: Die Heimkehr des Bürgermeisters Schrecker verbunden mit den heimgekehrten Kriegern wurde mit einer gewaltigen Begrüßung durch die Stadt gefeiert. 12. Juni: Beschlussfassung über die Errichtung eines Schutzdeiches am Mühlgraben. 18. Juni: Große Sieges- und Friedensfeier in Kirchen und auf Straßen der Stadt. 04. Juli: Die 1. Abiturienten-Prüfung mit zwei Schülern der Höheren Bürgerschule fand statt. 11.Sept.: Das Empfangsgebäude des Bahnhofes wurde eingeweiht. 14. Sep.: Die Höhere Bürgerschule wurde durch ministerielle Anerkennung als höhere Lehranstalt anerkannt. 11. Okt.: Beschluss über den Aufkauf der Gasanstalt und Überführung in städtische Verwaltung. 01. Nov.: Die Stadt wurde durch Kauf Eigentümer der Gasanstalt.

1872: Ferdinand Mitscherlich gründete den 12ha großen Stadtpark. / Die Einwohner- zahl betrug 10.133. / Große Trockenheit im Sommer des Jahres. / Das Bahn- hofsgelände mit Empfangsgebäude wurde fertig gestellt. / Im März verspürte man im Stadtteil Berg ein „Erdbeben“. / Bei der Freiwilligen Feuerwehr gab es 70 Mitglieder. / Dicht bei der Stadt fanden im September Brigademanöver statt. / Im November wurde ein Sternschnuppenregen beobachtet. / Zur Kreditierung 69

von wirtschaftlichen Unternehmungen gründete die Sparkasse eine „Hülfs- kasse“. Bestand bis 1897. 01. Jan.: Eröffnung des Kaiserlich-Preußischen Postamtes in der Rinckartstraße, nähe Markt. 19. April: Erste Zugfahrt als „Freifahrt“ ab Bahnhof Eilenburg Richtung Torgau. 01. Mai: Eröffnung der Bahnstrecke Eilenburg - Torgau. 30. Juni: Eröffnung der Bahnstrecke Halle - Eilenburg - Cottbus. 03. Juli: Genehmigung des Stadtbebauungsplanes für den neuen Stadtteil zwischen Eisenbahn und Stadt. 17. Juli: Ministerielle Genehmigung zum Bahnbau Eilenburg - Leipzig. 09. Sept.: Manöver mit den Brigaden des 72. und 96. Infanterieregimentes und des vierten Dragoner- und vierten Artillerieregimentes durch die Stadt und auf der Leipziger Höhe, anschließend fröhliches Feiern mit der Zivilbevölkerung. 10. Okt.: Bildung eines Unterstützungsfonds für Hinterbliebene von städtischen Beamten aus zurückgestellten Geldern der Muldetalbahn. 12. Nov.: Die Höhere Bürgerschule wurde dem Provinzial-Schulkollegium von Magde- burg unterstellt.

1873: Furchtbare Gewitter richteten in der Stadt und Umgebung großes Unheil an. / Restauration der Nikolaikirche, am 1. Weihnachtsfeiertag präsentierte sie sich in einem schönen neuen „Gewand“. / Gründung einer Niederlassung der Luckenwalder Tuchmanufaktur in der ehemaligen Fabrik Danneberg u. Sohn (Maxim-Gorki-Platz) durch die Gebrüder Bönicke. / Die Einwohnerzahl betrug 10.263. / Eine Teppichfabrik wurde von Söhlmann eröffnet. 01. Jan.: Die Kattundruck-Fabrik Schwerdtfeger u. Thikötter, vormals Bodemer / Degen- kolb, wurde eine Aktiengesellschaft unter den Namen „Eilenburger Kattun- Manufaktur“ AG. 06. März: Die Bergschule wurde unter das Rektorat der Stadtschule gestellt und des Paronates des Magistrates. 08. März: Ein Großfeuer in der Breite Straße. 16. April: Unweit von Wölpern erfolgte der erste Spatenstich zum Bau der Eisenbahnstrecke Eilenburg – Leipzig. 10. Aug.: Vergrößert wurde die Bergschule durch den Anbau eines Seitenflügels. 18. Aug.: Durch einen tragischen Unfall kamen 5 Arbeiter beim Bau der Eisenbahnstrecke Eilenburg - Leipzig unweit von Wölpern ums Leben. 23. Aug.: Alfred Belian geboren, 1. Bürgermeister von 1904 bis 1933. 21. Okt.: Der Titel Magistratsassessor wurde in den Titel Stadtrat abgeändert.

1874: Ein beispielloser trockener Sommer und Herbst. / Die Einwohnerzahl betrug 10.187. Januar: Erste Bebauung am Anfang der Eisenbahnstraße links durch Maurermeister Müller. 04. Mai: Beschlussfassung betreffs des Standesamtes. 24. Mai: Eine neue Kanzel wurde am 1. Pfingstfeiertag festlich eingeweiht. 28. Juni: Festsitzung des naturwissenschaftlichen Vereines „Halle“. 06. Juli: Es erfolgte die Grundsteinlegung zum Bau der städtischen Turnhalle. 20. August: Feierlichkeiten zum 5. Verbandstag des Sächsisch-Anhaltinischen Verbandes der Feuerwehren. 14. Sep.: Verkauf der städtischen Ziegelei u. des Kültzschauer Gutes (1. Juli) 70

29. Sep.: Generalversammlung des Pestalozzi-Vereins und am 30. September neunte Generalversammlung des Lehrervereins der Provinz Sachsen in Eilenburg mit 600 Lehrern. 01. Okt.: Einrichtung eines Zivil-Standesamtes unter Führung von Bürgermeister Schrecker. 01. Nov.: Nach behördlicher Bereisung vom 22.Oktober wurde die Eisenbahnstrecke Eilenburg - Leipzig eröffnet. 15. Nov.: Einweihungsfeier der städtischen Turnhalle mit Steigerturm für die Feuerwehr.

1875: 997 Wohngebäude mit 2.602 Haushalten registrierte man durch eine Zählung. Die Einwohnerzahl betrug 10.312. / Freiherr Friedrich von Pentz wurde Besitzer von den Rittergütern „am Steinwege“ und „auf dem Berge“, letzteres wurde nach seinem Namen Rittergut „Friedrichshöhe“ benannt. / Reste des Vor- werkes Kültzschau wurden von der Stadt verkauft und 1889 parzelliert. / Am Neutor wurde das Gasthaus „Stadt Leipzig“ aufgebaut. 05. Jan.: Altbürgermeister Moritz Brunner gestorben. 26. Juli: In der Gaststätte „Bergkeller“ gründete man die Ortsgruppe der Sozialdemo- kratischen Arbeiterpartei Deutschland. 02. Sept.: Umfangreiche Feierlichkeiten zum Nationalfesttag (Sedan-Fest, Sieg über die Franzosen). 05. Sept.: Erste Generalversammlung des gewerblichen Muldeverbandes. 12. Sept.: Bis 15. September fand eine Pflanzen-, Blumen-, Obst- und Gemüseausstellung auf dem Schlossberg statt. 27. Sept.: Die Vordermühle brannte vollständig ab. 20. Okt.: Friedrich Tschanter geboren, Mittelschullehrer und Rektor an der Bergschule, 1. Bürgermeister nach dem Krieg 1945.

1876: Bildung eines Fideikommisses (Familiengüter nur vererbbar, kein Verkauf) über die Rittergüter „Berg“ und „Friedrichshöhe“. / Gründung der Teppichweberei Waitz. / Die Einwohnerzahl betrug 10.406. / Ein neuer Klöppel (69 kg) für die große Glocke der Kirche wurde am 26. Januar eingehangen. / Das von der Stadt gekaufte Schützenhaus in der Dammstraße wurde abge- brochen. / Reparatur des schwer beschädigten Bobritzdammes. / Aufbau der am 27. September 1875 abgebrannten Vordermühle. 14. Febr.: Die städtischen Körperschaften (Juristen) beschlossen ihren Beitritt zum Städtetag der Provinz Sachsen. 31. März: Von den Schuhmachern wurde durch Aktienzeichnung ein Leichenwagen an- geschafft. Benutzungsgebühr betrug 21,- Mark. 03. April: Die erweiterte Anlegung des Stadtparkes wurde genehmigt. 08. Mai: Vergleich über die Ablösung der Geldrenten für den Dobritz, die Schießhaus- aue und Bartholomäusaue durch Kapitalzahlung. 10. Juni: Die Eingemeindung der im Stadtgebiet liegenden 3 Rittergüter und der staat- lichen Forstgrundstücke wurde eingeleitet. Juli: Die Pflasterung der Wilhelmstraße wurde fertiggestellt. 02. Dez.: Genehmigung zur Annahme der vermachten Hälfte des Nachlasses der Selb- ständigen Heyerschen Eheleute aus Dresden.

1877: Die Einwohnerzahl betrug 10.508. / Starke Zunahme im Frachtgüterverkehr (Verdoppelung der Züge) auf der Strecke Halle-Eilenburg-Sorau. / Aufhebung der Erbgutgerichtsbarkeit die dem Oberpfarrer und Superintendent von St. Nikolai zustand (z. B. über Kültzschau). / Die Röhrenbrücke wurde erneuert. 71

13. Feb.: Genehmigung zur Annahme des Nachlasses der Eheleute Dr. Mehwald. 20. Juni: Aus Anlass zum Goldenen Amtsjubiläum des Kantors Rauchschindel von St. Nikolai wurde eine Rauchschindel-Stiftung für bedürftige Schüler gegründet. 01. Juli: Der Leipziger Gausängerverein feierte mit zwei Eilenburger Vereinen sein 7. Gesangsfest mit 1.100 Sängern, der Festumzug durch die Stadt soll großartig gewesen sein. 01. Juli: Neue Statuten der Schützengesellschaft traten in Kraft. 20. Juli: Gründung der Eisengießerei und Maschinenfabrik A. Monski. 30. Juli: Beschlussfassung über den Ankauf des Hauses Schulstraße 12 zu Schul- zwecken (Höhere Töchterschule). 02. Sep.: Zur Feier des Sedanfestes (am 02. 09. 1870, Sieg über die Franzosen) fand ein Umzug der Bürgerschützen, des Landwehres und der Freiwilligen Feuer- wehr statt.

1878: Die Einwohnerzahl betrug 10.643. / Über Genehmigungen für häusliche Niederlassungen führte man Verhandlungen. 02. Dez.: Beschlussfassung über die Verpachtung der städt. Gasanstalt.

1879: Die Einwohnerzahl betrug 10.765. / Einrichtung einer Gerberei im Grundstück Augustenplatz Nr. 1 (Maxim-Gorki-Platz). 11. Mai: Gründung einer Stiftung zu Ehren des verstorbenen Dr. Meißner. 09. Juni: Erlass über die Erhebung einer Lustbarkeitssteuer. 08. Okt.: Gründung einer Spezial-Maschinenfabrik durch C. Lucke. 01. Nov.: Eröffnung der wieder aufgebauten Pappenfabrik(Vordermühle) von Donald Bruno Wagner.

1880: Die Einwohnerzahl betrug 10.653. 03. Jan.: Anhaltende Regenfälle mit Tauwetter verursachten gewaltige Überschwem- mungen. 05. April: Annahme und Einrichtung der Direktor-Teichmann-Stiftung. 27. April: Rezess (Vergleich) in der Flurbereinigung der Schlossaue. 28. Juni: Vergleichsauseinandersetzung zwischen Kirche und Schule. 02. Aug.: Annahme des Legats (Vermächtnis) von Archidiakonus (kath. Ehrentitel) Voerkel.

1881: Die Einwohnerzahl betrug 10.778. Ein harter und andauernder Winter bis März mit plötzlichem Tauwetter und Regen brachte große Überschwemmungen. / Der Rat verpachtete die Insel am Johannesholz. 02. Mai: Bildung einer Schuldeputation (Abordnung) für die inneren und äußeren Angelegenheiten. 01. Juni: Erlass einer Geschäftsinstruktion für die Schuldeputation.

1882: Die Einwohnerzahl betrug 10.854. 16. Jan.: Die Höhere Töchterschule wurde durch Beschluss aufgehoben. 13. Feb.: Errichtung einer achtstufigen Schule, anstelle einer sechsstufigen Bürgerschule und Höheren Töchterschule. 31. März: Die Höhere Bürgerschule erhielt den Namen Realprogymnasium (9klassige höhere Lehranstalt o. Griechisch). 22. Dez.: Regierungs-Feldmesser Wohlmuth unternahm eine Neukartierung durch Ver- messung der Gemeindegrundstücke. 72

1883: Die Einwohnerzahl betrug 10.886. / Das Orgelwerk der Nikolaikirche reparierte mit großem Aufwand (42 Register) Orgelbauer C. Geißler.

1884: Die Einwohnerzahl betrug 11.022. / Lt. Durchführungsbestimmung des Kran- kenversicherungsgesetzes vom 15. Juni 1883 wurden 3 Ortskranken-, 5 Betrie- bskranken- und 1 Gemeindekrankenkasse eröffnet. / Ernstere Differenzen zwischen Meistern und Gesellen traten auf. / Eine hohe Anzahl von Einquartie- rungen. / Das Kaiserliche Preußische Postamt nahm seinen Betrieb im neuen Gebäude am Anger Nr. 1 auf und schloss ihre seit 01. Januar 1872 betriebene Poststelle in der Rinckartstraße Nr. 28. / Die Sparkasse führte das „Pfennig-sparen“ ein. / Die Möbelwerkstätten OTTO wurden in der Steinstraße und Südring gegründet. 04. Feb.: Beschlussfassung über die Vergrößerung der Bergschule mit Anbau eines Seitenflügels durch den Ankauf eines Streifens vom Garten des Stadtgutbe- sitzers Donner. 26. Feb.: Beschlussfassung über die Anlegung von Revieren zur Laichschonung der Fischgründe. 04. April: Annahme des Legates von Fabrikant Christian Abel Waitz. 10. Sep.: Beitritt zur Provinzial-Witwen- und Waisenkasse. 10. Nov.: Annahme des Legates von Frau Agnes Karnahl, geb. Sauerteig. 1885: Die Einwohnerzahl betrug 11.147. / Erschließung zum Bau der Firma Ernst May und Co. in der Ziegelstraße. 09. Feb.: Beschlussfassung über den Bau der Bürgerschule mit der Aufnahme einer Anleihe von 180.000 Mark. 1886: Die Einwohnerzahl betrug 11.412. / Entschädigungsfestsetzung der Eisen- bahnverwaltung für die durch die Überführung der Bahn den Besitzern der Grundstücke im Teufelswinkel entstandenen Erschwernisse. Die Stadt be- teiligte sich mit 3.510 Mark. / Veränderungen der Betriebseinrichtungen und Einbau von Turbinen in der Schloss- und Neumühle. / Verordnung über die Reinhaltung der Straße, Wege und Plätze. 10. März: Erlass eines neuen Kommunalsteuerregulatives (Anordnung). 23. März: Hochwasser mit Pegelstand von 4,10 m. 20. Mai: Aufstellung eines Fluchtlinienplanes (in eine gerade Linie bringen) von der Wilhelmstraße und Bogenstraße. 11. Juli: Hochwasser mit Pegelstand von 4,00 m. 02. Sep.: Einweihung des Germania-Denkmales auf dem Nikolaiplatz.

1887: Die Einwohnerzahl betrug 11.814. / Neueröffnung der Küstnerschen Konservenfabrik. 22. Feb.: Der besoldete Stadtrat Beyer wurde zum unbesoldeten Beigeordneten gewählt. 23. Feb.: Regulierung, Verbreiterung und Pflasterung der Bahnhofstraße. 14. April: Eröffnung der Bürgerschule in der Dorotheenstraße. 14. Mai: Eintragung der Firma May u. Co. ins Handelsregister. 04. Juli: Nach 54jähriger Amtszeit (im 94. Lebensjahr), wenige Tage vor seinem Tod, wurde der Stadtrat und Beigeordnete Weidenhammer pensioniert. 04. Juli: Einführung des gewählten Gerichtsrefentares Nieschke zum besoldeten Stadt- rat. 20. Juli: Gründung des Männergesangsvereines „Lyra“ mit 17 Herren. 10. Okt. Verkauf von Grund und Boden zum Bau einer Celluloidfabrik an E. Mey, Leipzig. 73

01. Nov.: Produktionsbeginn der Firma Mey und Edlich an der Ziegelstraße, der späteren DCF, AG (ECW) mit Zukauf von Grundstück. 04. Nov.: Gründung des Arbeiterbildungsvereines im Restaurant „Klinge“ in der Bahnhof- straße durch die Eilenburger Sozialdemokraten.

1888: Die Einwohnerzahl betrug 12.166. / Gründung der späteren Meißnerschen Dermatoidwerke (Kunstleder). 10. Feb.: Genehmigung zur Annahme einer Schenkung über 6.000 Mark der Firma Mey und Co. (Leipzig-Plagwitz) für den Grundstock zum Bau eines Bürgerasyles. 07. März: Der Ingenieur Panse aus Dessau wurde beauftragt, ein Kanalisationsprojekt auszuarbeiten. 21. März: Hochwasser mit Pegelstand von 4,08 m. 06. Mai: Gründung des 1. Kreisfeuerwehr-Verbandes der Provinz Sachsen im Schützenhaus 24. Mai: Regulierung durch Ankauf der Häuser Kurze Straße Nr. 1 und Leipziger Straße Nr. 42 sowie eines Teiles des Grundstückes Leipziger Straße Nr. 43, für die Angerstraße. 04. Nov.: Ein Arbeiterbildungsverein wurde ins Leben gerufen.

1889: Die Einwohnerzahl betrug 12.445. / Ziegeleibesitzer Rupp kauft das Vorwerk in Kültzschau und lässt es parzellieren. / Eröffnung der Etuifabrik Schulze in der Bahnhofstraße 2. 25. März: Annahme einer Zuwendung des Fechtvereins zum Altersasylfond. 28. März: Festsetzung eines Fluchtlinienplanes in der Wilhelmstraße. 31. März: Hochwasserpegelstand von 4,14 m. 01. Okt. Unternehmungsgründung von Carl Fleischer u. Sohn in der Eilenburger Innen- stadt mit einem Tischlereibetrieb zur späteren Möbelfabrik. 04. Okt.: Hochwasserpegelstand von 4,00 m. 28. Dez.: Übernahme der Firma E. Mey u. Co. durch die Deutsche Celluloidfabrik AG Leipzig. 04. Nov.: Beschluss über die Zahlung eines Betrages zu den Grunderwerbskosten für den Bahnbau Eilenburg - Düben.

1890: Die Einwohnerzahl betrug 12.703. / Verfügung über Einführung der Mahl- und Schlachtsteuer. / Verfügung betr. Ermäßigung bzw. Erlass des Schulgeldes. / Errichtung einer Gasanstalt auf dem Grundstück der Maschinenfabrik A. Monski. / Einzug der Gerichtsbehörden in das Amtsgericht. (ehem. Schloss) auf dem Schlossberg. / Der Turnverein „Frisch auf“ spaltete sich nach einer Auseinandersetzung im Tagungslokal „Tivoli“ in Kaisertreuen und einer Turn- abteilung des Arbeitervereins. 26. Sept.: Paul Platen geboren (gest. 17. August 1964), Heimatforscher und Chronist. 25. Nov.: Hochwasser-Pegelstand von 4,25 m.

1891: Die Einwohnerzahl betrug 12.761. 14. Jan.: Neubau einer Schule in Kültzschau, Kostendeckung durch eine Anleihe von 40.000 Mark. 14. Jan.: Erlass einer neuen Feuerlöschordnung. 07. März: Hochwasser-Pegelstand von 4,00 m. 28. Juni: Gausängerfest des Bundes der Zöllner. 24. Aug.: Annahme des Vermächtnisses des Fabrikanten und Stadtrates Friedrich Mitscherlich von 15.000 Mark. 74

01. Sep.: Ausscheiden des Stadtrates Nieschke. 03. Dez.: Neueinrichtung eines Nachtwachdienstes mit 5 Polizei-Sergeanten, durch Abschaffung der Nachtwächter. 17. Dez.: Einführung des neuen Stadtrates Sydow aus Rinteln.

1892: Die Einwohnerzahl betrug 12.798. 20. Jan.: Umbenennung des Arbeiterbildungsvereines, einschl. Statutenänderung, in Allgemeiner Arbeiterverein. 01. April: Die Eilenburger Bahnhofsverwaltung führte im Inneren und Äußeren Dienst die Mitteleuropäische Zeit ein (MEZ). 27. Juni: Beschluss über den Neubau des Armenhauses. 27. Juni: Zum Neubau der Muldeflutbrücken wurde Grund und Boden an die Provinz verkauft. 15. Juli: Wiederaufnahme der Verhandlungen über die Eingemeindung der 3 Ritter- güter: Berg, Friedrichshöhe und Eulenfeld sowie der staatlichen Waldgrund- stücke. 18. Aug.: Beschluss über eine Anleihe von 160.000 Mark für den Bau einer neuen Volks- hochschule. 23. Sep.: Die Werksbahn der Deutschen Celluloidfabrik wurde an das Eisenbahnnetz angeschlossen und in Betrieb genommen. 24. Nov.: Genehmigung eines neuen Normal-Besoldungsplanes für Beamte.

1893: Die Einwohnerzahl betrug 12.833. / Die Eilenburger Societäts Brauereigesell- schaft wurde in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und als Stadtbrauerei AG weiter betrieben. / Neubau der Flutbrücken einschl. Anbringung von Beleuch- tung. / Das erste öffentliche Konzert des Männergesangsvereins. 30. Jan.: Bürgermeister Schrecker schied aus dem Amt und trat in den Ruhestand. 15. April: Der Kaninchenzüchterverein feierte sein 1. Stiftungsfest. 20. Juni: Verhandlungen über eine Wasserverordnung. 22. Juni: Ernennung des ehemaligen Bürgermeisters Schrecker zum Ehrenbürger der Stadt. 17. Juli: Stadtrat Sydow (28. 06. 1858 – 19. 03. 1903) wurde zum Bürgermeister ge- wählt. 26. Juli: Um Verlegung einer Garnison nach Eilenburg wurde ein Gesuch an den Kriegsminister gesandt. 01. Okt.: Die Bahnhofssperre im Bahnhofsgebäude wurde eingerichtet. 20. Okt.: Einrichtung einer 4. unbesoldeten Stadtratsstelle. 21. Nov.: Einführung der obligatorischen Fleischbeschau durch Erlass einer Polizeiver- ordnung. 28. Dez.: Bürgermeiser Fricke aus Lauchstädt wurde zum besoldeten Stadtrat gewählt.

1894: Einwohnerzahl betrug 13.217. / Im April wurde der Rassegeflügelzuchtverein gegründet. 02. April: Einweihung der Volksschule am Südring (1945 zerstört). 22. Juni: Anfang des Eisenbahnbaues Eilenburg-Pretzsch. 18. Juli: Ortstatut über die Erhebung des Bürgerrechtsgeldes. 27. Aug.: Erlass einer neuen Geschäftsordnung für die Stadtverordnetenversammlung. 29. Okt.: Allerhöchste Kabinettsorder (vom Bürgermeister mit gesetzl. notwendiger Gegenzeichnung) betr. Eingemeindung der 3 Rittergüter Berg, Friedrichshöhe und Eulenfeld sowie der staatl. Waldgrundstücke. 75

30. Nov.: Wegen stadtseitiger Übernahme der alten Schulgebäude und Neubau von Pfarrhäuser wurde ein Vergleich mit der Kirchengemeinde herbeigeführt. 28. Dez.: Annahme des Vermächtnisses der Frau Amtmann Schudenius.

1895: Einwohnerzahl betrug 13.401. 18. Jan.: Einführung einer Biersteuer, einschl. der eingeführten Biere. 18. Jan.: Erlass eines Ortsstatutes zur Erhebung einer Hundesteuer. 18. Jan.: Neureglung zur Erhebung von Gebühren für Veranstaltungen von Lustbar- keiten (Tanz, Konzert, Theater, Schaustellerein bzw. Tingel-Tangel). 31. Jan.: Eröffnung der Eisenbahnstrecke Eilenburg-Pretzsch (Heidebahn). 18. Feb.: Beschlussfassung über den Neubau eines Superintendentur- und Pfarrge- bäudes. 25. Feb.: Eilenburg wurde an das Fernsprechnetz angeschlossen. 07. März: Hochwasser-Pegelstand von 4,00 m. 21. März: Ortsstatut zur Regelung der Sonntagsruhe im Handelsgewerbe. 08. April: Beschlussfassung über den Neubau einer „Herberge zur Heimat“. 10. April: Ortstatut zur Regelung über das Einquartierungswesen. 30. Mai: Beschlussfassung über den Bebauungsplan für den östlichen der Bahnhof- straße gelegenen Stadtteil. 30. Mai: Einführung der Umsatzsteuer. 27. Juni: Wegen der Anlage von Wasserleitungen wurde mit der Gemeinde Wedelwitz und einzelnen Grundstücksbesitzern ein Vertrag abgeschlossen. 28. Juni: Erlass einer Gebührenordnung für die Genehmigung und Beaufsichtigung von Bauausführungen. 01. Sep.: Übernahme des Celluloidbetriebes an der Uferstraße (ab 30. Oktober 1899 „Dermatoidwerk“) durch Herrn Paul Meißner, Leipzig. 04. Dez.: Die Volksbibliothek geht in städtische Verwaltung über und bekommt ihren Sitz in der „Herberge zur Heimat“.

1896: Die Einwohnerzahl betrug 13.658. 13. März: Beschluss über die Restaurierung des Rathauses. 16. Juli: Stadtrat W. Grune, Besitzer der Schloss- und Neumühle, wandelte sein Unter- nehmen in eine Aktiengesellschaft um. Jährlich wurden in allen Eilenburger Mühlen ca. 300.000 Ztr. Getreide gemahlen und ca. 45.000 m³ Holz geschnit- ten. 12. Aug.: Annahme des testamentarischen Vermächtnisses des Fabrikanten Ferdinand Mitscherlich. 06. Sep.: Bildung eines Ausschusses zur Durchführung des Bahnprojektes Eilenburg- Bitterfeld. Gewählter Vorsitzender war Rittergutsbesitzer Schirmer (Neuhaus), Stellvertreter Bürgermeister Sydow (Eilenburg). 08. Sep.: Einrichtung einer Diakonissenstation. 29. Sep.: Eine Bekanntmachung der „Eilenburger Neueste Nachrichten“ lautete: „Die Vorarbeiten zum Bau einer Bahn von Eilenburg nach Bitterfeld seien begonnen wurden“. 26. Okt.: Beginn zum Bau einer Kanalisation mit einer Anleihe von 170.000 Mark. 02. Dez.: Genehmigung zur Anleihe von 100.000 Mark zum Bau eines neuen Kranken- hauses. 21. Dez.: Beschlussfassung über den Aufbau eines Wasserwerkes in Wedelwitz unter Aufnahme einer Anleihe von 350.000 Mark.

1897: Die Einwohnerzahl betrug 14.061. / Anfang zum Neubau des Krankenhauses. / 76

Errichtung einer neuen „Herberge zur Heimat“. / Maschinenfabrik Dr. Bernhardi und Sohn neu erbaut. / Aufdeckungen von Veruntreuungen des Stadtrates Beyer bei der Sparkasse. 06. März: Genehmigung zum 4. Viehmarkt durch den Provinzialrat Sachsen. 26. Juli: Der besoldete Stadtrat Fricke wurde für den verstorbenen Stadtrat Beyer zum unbesoldeten Beigeordneten gewählt. 29. Juli: Aufhebung der Flachsmärkte. 31. Juli: Überschwemmung-Pegelstand 4,82 m. 15. Sep.: Erlass einer Gebührenordnung für die Wasserleitung. 11. Okt.: Der Gerichtsreferendar Grünwald aus Langensalza wurde zum besoldeten Stadtrat gewählt. 20. Okt.: Abschluss eines Vertrages für die Haftpflicht der Stadt mit der Versicherung „Wilhelma“. 20. Okt.: Gewährung eines Wohngeldzuschusses für die städtischen Beamten in Höhe von 10 % des Gehaltes. 01. Dez.: Bau des Wasserwerkes vollendet. Einführung der Druckwasserversorgung durch Inbetriebnahme des städtischen Wasserwerkes in Wedelwitz.

1898: Die Einwohnerzahlt betrug 14.384. 21. Jan.: Aufstellung und Regulierung eines Fluchtlinienplanes für den Teil der Prome- nade zwischen Wilhelm- und Dorotheenstraße.

05. März: Konsumverein Eilenburg GmbH neu gegründet. Am selbigen Tag wurde die 1. Verkaufsstelle in der Breite Straße eröffnet. 18. März: Regulierung und Pflasterung der Südpromenade zwischen Rinckart- und Schulstraße. 04. Mai: Durchführung von Erweiterungsbauten an der Bergschule und an der Schule in Kültzschau. 25. Mai: Teilkanalisierung in Kültzschau. 01. Aug.: Beschlussfassung zur Errichtung einer kaufmännischen Fortbildungsschule. 12. Sep.: Beginn der Kanalisierung im Stadtteil Berg. 14. Okt.: Neupflasterung der Torgauer Straße. 17. Nov.: Bau eines Hochwasserschutzdammes von der Torgauer Brücke bis zum Güterbahnhof, Erhöhung der Dämme von Mühlgraben und Mulde. 23. Nov.: Einweihung des neuen Krankenhauses mit 50 Betten. 07. Dez.: Polizeiverordnung betr. Anschluss der Grundstücke an die städtische Wasser- leitung und Kanalisation.

1899: Die Einwohnerzahl betrug 14.726. / Renovierung der St. Marienkirche mit der Öffnung des Grabgewölbes. 23. Jan.: Zum Stadtältesten ernannt wurde Stadtrat Offenhauer. 20. Feb.: Erlass eines Statutes für die kaufmännische Fortbildungsschule. 25. Juni: Der 1893 gegründete Radfahrerverein „Wanderlust“ Eilenburg feierte ein Sportfest mit über 600 Teilnehmern aus Vereinen von Nah und Fern. 01. Juli: Anstellung eines 2. Rektors für die Volksschulen. 06. Nov.: Die Zahl der Exekutivbeamten (Gerichtsvollzieher) wurde vergrößert. 22. Nov.: Errichtung einer 2. Apotheke. 30. Nov.: Für den Muldedurchstich am Oberförsterwerder wurden 5.000 Mark bewilligt. 30. Nov.: Erbauung der neuen Pfarrhäuser durch die Stadt mit Kosten von 75.000 Mark. 23. Dez.: Beschlussfassung über die Neupflasterung der Leipziger Straße.

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1900 – 1962

1900: Der Industriestandort Eilenburg zeigte eine stark aufsteigende Kurve. / 15.120 Einwohner zählte die Stadt. / Ausführungen von Deichbauten u. a. am Stadtpark und am linken Ufer der Mulde. / Die Landspergersche Bierbrauerei kaufte das Schützenhaus und erbaute einen neuen Saal. 11. Juli: Seine Majestät Kaiser Wilhelm II. stiftete für die Würde des Schützenkönigs eine Medaille; bei den Büchsenschützen war dies für den besten Schuss auf die Königsscheibe. 14. Sep.: Einrichtung des Altertumsmuseums im Rathaus durch Dr. Wilhelm Büchting. 27. Sep.: Beschlussfassung für Damm- und Uferbauten durch eine Anleihe von 50.000 Mark. 25. Okt.: Erlass einer Umsatzsteuerverordnung. 19. Nov.: Erlass eines Ortsstatutes für die Sparkasse, die Verwaltung führte ein Kurato- rium unter Aufsicht des Magistrates.

1901 26. Feb.: Berufung des Stadtrates Grünwald nach Eisleben; dafür wählte man den Stadt- sekretär Gustav Wagner aus Hagen zum besoldeten Stadtrat. 15. April: Berufung zur Bildung einer Gesundheitskommission. 18. April: Erlass einer Polizeiverordnung betreffs der Polizeistunde für den Polizeibezirk Eilenburg, von 1 Uhr nachts bis 5 Uhr früh. 09. Dez.: Die Eindeichung der Schlossaue wurde abgelehnt.

1902 Offizielle Gründung und Eröffnung des städtischen Altertum-Museums im Rathaus. 07. Feb.: Übernahme der Bergstraße in städtische Verwaltung (bisher Landesstraße). 19. Feb.: Beschlussfassung zur Erweiterung des Realprogymnasiums in eine Vollanstalt. 01. Juli: Einrichtung eines Katasteramtes für die Stadt. 15. Sep.: Beschlussfassung über den Neubau der Bergschule mit einer Anleihe von 175.000 Mark. 03. Dez.: Carl August Fritzsche gestorben (geb. 02. Januar 1816), Initiant und Mitbegründer der 1. Preussischen „Lebensmittel Association“ in Eilenburg.

1903 Die Dürr-Maschinenwerke verlegten ihren Firmensitz von Berlin nach Eilenburg/Kültzschau. 23. Feb.: Neupflasterung der Mühlstraße und eines Teilstückes der Wilhelmstraße. 30. März: Erlass eines Ortsstatutes und einer Polizeiverordnung zur Regelung des Feuerlöschwesens (Freiwillige- und Pflichtfeuerwehr). 01. April: Gründung der Zuckerwarenfabrik durch Martin Friedrich und Artur Henze (später Henze AG). 01. April: Eröffnung eines öffentlichen Fleischbeschauamtes. 14. Mai: Beschlussfassung über einen Erweiterungsbau der Gasanstalt mit einer Anleihe von 100.000 Mark. 10. Juli: Festlegung durch einen Erlass über die Anzahl der Stadtverordneten. Die Stadtverordnetenversammlung bestand aus 24 Mitgliedern. 26. Juli: Zweitägiges Mitteldeutsches Bundesfest der Krankenpfleger. 07. Sep.: Stadtrat Grune erhält nach 25jähriger Zugehörigkeit zum Magistratsrats- kollegium den Titel „Stadtältester“. 19. Sep.: Amtierender Bürgermeister Sydow starb auf einer Urlaubsreise in Rinteln an der Weser. 78

18. Dez.: Zum 1. Bürgermeister der Stadt Eilenburg wurde der 2. Bürgermeister Dr. Belian aus Wittenberge gewählt. 1904 01. März: Eröffnung der Pianoforte-Fabrik der Gebr. Zimmermann. 11. März: Amtsantritt des Bürgermeisters Dr. Belian. 14. März: Einführung eines Geschäftsverteilungsplanes für die Magistratsmitglieder. 01. April: Die Bergstraße wurde von der Stadt gegen eine vom Land zu zahlende jähr- liche Rate von 1.085 Mark übernommen. 12. April: Einweihung der Bergschule. 15. April: Zur Unterstützung der Kleinkinderbewahrungsanstalt stiftete der Vorsteher der Stadtverordneten, Herr Holzweißig, 5.000 Mark. 22. April: Bildung einer Verkehrskommission, bestehend aus Magistratsmitgliedern, Stadtverordneten und Bürgern. 22. April: Erlass einer Feuerlöschordnung für das Rathaus. 29. April: Beschluss der städtischen Körperschaft betr. Übernahme der Städtischen Gas- anstalt in eigene Verwaltung. 01. Mai: Mit Zustimmung des Regierungspräsidenten wurde der Titel „Erster Bürger- meister“ seitens des Magistratsdirigenten und „Zweiter Bürgermeister“ seitens des Beigeordneten angenommen. 25. Mai: Erweiterung der Bettenzahl (auf 60 Stück) und Anschaffung eines Röntgen- apparates für das Krankenhaus. 29. Juni: Polizeiverordnung zur Regelung der Ruhe und Ordnung auf den Friedhöfen (u. a. Beerdigungen ohne Rücksicht auf die Religion). 10. Juli: Frl. Karoline Auguste Preß hinterließ der Stadt ihr Vermögen in Höhe von 12.000 Mark. 11. Juli: Erlass einer Reisekostenregelung für die städtischen Beamten und Ange- stellten. 24. Juli: Zu Armenzwecken stiftete die Firma Dr. Bernhardi Sohn G. E. Draenert an ihrem „Goldenen Geschäftsjubiläum“ 5.000 Mark. 15. Aug.: Genehmigung des vom Stadtbaumeister Lemke aufgestellten Projektes für den Neubau eines Realgymnasiums mit einem Kostenanschlag von 250.000 Mark. 17. Aug.: Beschlussfassung über die Pflasterung des vorderen Teiles der Wilhelmstraße. 25. Aug.: Ein über 5 Monate dauernder Ausstand von 190 Tischlergesellen wurde durch Vermittlung des 1. Bürgermeisters mit einem zufriedenstellenden Vergleich be- endet. 29. Sep.: Verhandlungen mit der Eisenbahnverwaltung über die Errichtung eines An- schlussgleises für Transportzwecke an der Wedelwitzer Landstraße. 01. Okt.: Einrichtung einer 3. Rektorenstelle und einer weiteren Hauptlehrerstelle im Volksschulwesen. 14. Okt.: Polizeiverordnung über die Errichtung von Anschlagsäulen (Litfaßsäulen) und über das Anschlagwesen. 19. Okt.: Ortsstatut und Erlass einer Schulordnung für die gewerblichen Fortbildungs- schulen und Einführung des obligatorischen Unterrichtes bis zum vollendeten 17. Lebensjahr. 19. Okt.: Erlass einer Gebührenordnung und Regelung des Desinfektionswesens durch Anstellung eines Fachmannes. 19. Okt.: Übertragung der Geschäfte des Vollstreckungsamtes an die Kämmereikasse. 26. Okt. Erlass einer Verwaltungsordnung für Gasanstalt und Wasserwerk sowie einer Gasabgabeordnung. 79

02. Nov.: Regelung des Insertionswesens (Veröffentlichen von Anzeigen) durch Zahlung von Pauschalsätzen an die Eilenburger Zeitungen „Eilenburger Zeitung“, „Neueste Nachrichten“, „Eilenburger Tageblatt“. 02. Nov.: Gründung einer Genossenschaft zur freiwilligen Krankenpflege. 12. Dez.: Zum Zwecke der Aufstellung von Bebauungsplänen wurde dem vereidigten Landvermesser von Elsner, Wittenberg, die Vermessung der Stadt übertragen. 14. Dez.: Neuregelung des Normalbesoldungsplanes für die städtischen Beamten.

1905: Die Evangl. Freikirchliche Gemeinde erhielt ihr eigenes Gotteshaus. / Aufbau nach Gründung der „Eilenburger Motorenwerke“ in der Torgauer Landstraße. 01. Jan.: Übernahme der Gasanstalt in städtische Verwaltung. 01. Jan.: Einrichtung einer unentgeltlichen Rechtsauskunftsstelle. 06. Jan.: Ehrenbürger und Bürgermeister a. D. Schrecker gestorben, seine Beisetzung erfolgte am 10. Januar vom Rathaus aus. 20. März: Einführung einer obligatorischen Leichenschau. 22. März: Für eine bessere Zugverbindung (2. Zugpaar) nach Bad Düben und Leipzig setzte sich der 1. Bürgermeister Dr. Belian im Ministerium für Öffentliche Arbeiten ein. 31. März: Zur Erinnerung der 90jährigen Wiederkehr des Geburtstages von Fürst Bismark (geb. 01. April 1815) und des Tages der Vereinigung Eilenburgs mit Preußen fand im Schützenhaus ein Bürgerkommers (Trinkgelage) und eine Theateraufführung („Armin und Thusnelda“) durch Damen und Herren der Bürgerschaft statt. 13. April: Vorsprache des 1. Bürgermeisters beim Kultusministerium zwecks Staatsmittel für den Erwerb eines Wandgemäldes für die Aula des Realgymnasiums (Bittgottesdienst Martin Rinckart).

20. April: Beschlussfassung zur Steuerbefreiung der Kriegsveteranen mit einem Jahres- einkommen bis 900 Mark. 22. April: Ortsstatut durch das die Erlaubnis zum Betrieb der Gast- und Schankwirtschaf- ten von dem Vorhandensein einer Toilette abhängig gemacht wurde. 05. Mai: Unter der Flagge des „Deutschen Roten Kreuzes“ wurde der Genossenschaft der freiwilligen Krankenpflege das Recht zur Rettung und Transportierung kranker Menschen zugesprochen. 25. Mai: Vorsprache des 1. Bürgermeisters im Kriegsministerium zur Einleitung von Ver- handlungen über eine Garnisionsverlegung bei den in den nächsten Jahren eintretenden Truppenvermehrung nach Eilenburg. 20. Juni: Beschlussfassung der Landeskunstkommission in Berlin über die zur Konkur- renz für das Wandgemälde der Aula des Realgymnasiums heranzuziehenden 6 Künstler. Bei der Sitzung anwesend waren für die Stadt der 1. Bürgermeister und Direktor Dr. Redlich. 29. Juni: Erlass einer Friedhofsordnung für den neuen Friedhof Kültzschau. 30. Juni: Beschlussfassung über den Erweiterungsbau der Schule Kültzschau. 01. Juli: Der Hauptverband des Feuerwehrverbandes der Provinz Sachsen tagte 3 Tage in Eilenburg, verbunden mit einer Ausstellung für das Alarm-, Feuerlösch- und Rettungswesen. 15. Juli: Einführung eines Geschäftsverteilungsplanes für die mittleren und oberen Be- amten. 01. Sep.: Zentralisierung des Armenwesens durch Schaffung eines Zentralorganes für sämtliche öffentlich und private Wohltätigkeitsorganisationen sowie Einrichtung einer Auskunftsstelle. 80

11. Sep.: Beschlussfassung über die Errichtung eines Bürgerasyles durch Verwendung des Kapitals der „Röberstiftung“ und der Genehmigung des von Stadtbau- meister Lemke aufgestellten Projektes mit einem Kostenanschlag von 80.000 Mark. 11. Sep.: Erlass einer Büroordnung für die städtische Verwaltung. 22. Sep.: Regelung des Auskunftswesens im Meldeamt. 16. Okt.: Regelung über die Vertretung im Schankbetrieb. 16. Okt.: Erlass eines Ortsstatutes über die Straßenreinigung. 15. Nov.: Polizeiverordnung über das Marktverkehrswesen. 29. Nov.: Ortstatus und Festsetzung über das Marktstandgeld. 01. Dez.: Eine Volkszählung ergab eine Einwohnerzahl von 15.725 Bürgern. 05. Nov.: Nach gemeinsamer Vorsprache des Eilenburger und Torgauer Magistrats- dirigenten (Bürgermeister) bei der Eisenbahndirektion in Halle wurde die Weiterführung des Zugpaares Leipzig-Eilenburg-Falkenberg zugesagt. 1906: Die Einwohnerzahl betrug 16.041. / Hauptversammlung des Lehrerverbandes der Provinz Sachsen. 04. Jan.: Polizeiverordnung zur Regelung der Räumungsfristen für Wohnungsmieter. 05. Feb.: Beschlussfassung über die Errichtung eines Friedhofes in Kültzschau sowie Zustimmung zu dem aufgestellten Projekt des Stadtbaumeisters Lemke mit einem Kostenanschlag von 25.000 Mark. 05. Feb.: Beschlussfassung über die Regulierung der Promenaden sowie der Neupflas- terung von Straßen (Breite-, Stein-, Rollen-, Damm- und Angerstraße usw.). 27. Feb.: Überweisung bereitstehender Fonds in Höhe von 30.000 Mark zur Bildung einer „Kaiser Wilhelm und Kaiserin Auguste-Viktoria“-Stiftung für die Errichtung von Freistellen im neuen Bürgerasyl anlässlich der Silberhochzeit des Kaiser- paares (Beschaffung der Gelder durch Sammlung und Spenden der Bürger).

12. März: Festsetzung von Grundsätzen zur Vergebung öffentlicher Arbeiten. 14. März: Erlass eines Ortsstatutes zur Regelung der Wasserversorgung, einschl. der Einführung von Wasseruhren (bis 1.000 m³ pro 1 m³ = 20 Pfg. Wassergeld.) 14. März: Gemeindebeschluss betr. die Verwaltungsordnung für das Realgymnasium (Kuratorium bestand aus 2 Magistratsmitgliedern, Schuldirektor, Oberpfarrer und 2 Stadtverordnete). 23. März: Ein durch Starkregen verursachter Bergrutsch. 29. März: Einziehung der Kirchensteuer beider Gemeinden durch die Stadt. 01. April: Einführung des siebenstufigen Systems in den Volkschulen. 20. April: Einweihung des neuen Realgymnasiums. Graf zu Eulenburg-Prassen als Ver- treter des alten Geschlechtes der Ilburg nahm an den Feierlichkeiten teil und erreichte durch seine Fürsprache und finanzielle Beihilfe die Anschaffung des Aulabildes „Martin Rinckarts Bittgottesdienst“ aus der Meisterhand von Prof. Schlabitz. Ein Wertvoller Schmuck für das Realgymnasium. 28. Mai: Zusammenkunft von 2 Vertretern der Stadt (Graf Eulenburg-Prassen und 1. Bürgermeister Dr. Belian) und der Landeskunstkommission zum Preisrichter- kollegium über die Auswahl der Aula-Bildkonkurrenz mit der Entscheidung für den Entwurf von Prof. A. Schlabitz. 01. Juni: Gründung des Ruderclubs von Eilenburg im „Merz Restaurant“ Angerstraße 25. 01. Juni: Ortsstatut und Polizeiverordnung über die Fäkalienabfuhr. 25. Juni: Ausscheiden des zum Bürgermeister der Stadt Pritzwalk gewählten Stadtrates Wagener. 01. Juli: Einweihung der neuen Räume des Altertumsmuseums, Südpromenade 17. 81

04. Juli: Ankauf des Fürstenweges gegen Zahlung einer einmaligen Abfindungssumme von 16.810 Mark. 11. Juli: Einsetzung einer städtischen Deputation (Abordnung) zur Förderung des Bahn- baues Eilenburg-. 16. Juli: Beschlussfassung über die Einsetzung einer Bahnbaukommission zur Vorbe- reitung des Bahnbaues Eilenburg-Bitterfeld. 18. Juli: Erlass eines Ortsstatutes und einer Polizeiverordnung betr. Anlage und Ver- änderung von Straßen und Plätzen (kompl. Kostenerstattung der Grundstücks- eigentümer an die Stadt bei einer Gebäudeerrichtung). 07. Aug.: Genehmigung neuer Bebauungspläne für die Stadtteile an der Nord- und Süd- promenade. 15. Aug.: Einsetzung einer städtischen Abordnung zur Prüfung für die Errichtung eines Elektrizitätswerkes. 19. Sep.: Durch freiwillige Zuwendungen der Bürger wurden die Bilder von Josse Goossens, Fischer-Coerlin und Otto H. Engel aus der Aula-Bildkonkurrenz für den Sitzungssaal der Stadtverordneten erworben. 20. Sep.: In Folge eines Bergrutsches wurde das Pförtnerhaus in dem Grundstück der Eilenburger Kattun-Manufaktur zerstört, dabei kam der Pförtner Karl Taggeselle ums Leben. 26. Sep.: Einführung des losen Kontosystems bei der städtischen Sparkasse. 22. Okt.: Einführung des Gerichtsassessor Vockrodt aus Mühlhausen / Thür. als besol- deter Stadtrat. 04. Nov.: Erlass einer Verordnung für die Arbeit des Magistrates in der Stadtverwaltung. 14. Nov.: Bestimmungen über die Zusammensetzung und Bildung von Verwaltungsaus- schüssen. 22. Dez.: Erlass allgemeiner Grundsätze für die Ausschüsse sowie deren Dienstanwei- sungen.

1907: Aufgrund eines Manövers weilte der spätere Reichspräsident Paul von Hinden- burg im September in Eilenburg. 20. Jan.: Erlass eines Ortsstatutes betr. Bildung und Zusammensetzung von gemischten Ausschüssen der städtischen Verwaltung (Entlastung der Zentralverwaltung). 14. Feb.: Beschlussfassung über Umbauten im Rathaus. 01. März: Erlass eines Ortsstatutes für das städtische Bürgerasyl „Röberstift“ mit einem „Stammvermögen“ von 115.035 Mark, einschl. neu erbauten Haus mit Garten- land, dem Kaiser Wilhelm und Kaiserin Auguste-Viktoria Fond mit 30.000 Mark sowie dem Gesamtvermögen von Privatmann Krieger Fond. 01. März: Erlass eines Ortsstatutes betr. die dienstlichen Verhältnisse der Beamten und Angestellten der Stadt (u. a. Anstellung auf Lebenszeit). 23. März: Bestätigt wurde durch Bescheid das Realgymnasium als Vollanstalt. 25. März: Polizeiverordnung über die Bierdruckeinrichtungen. 01. Mai: Nach Fertigstellung erfolgte die Freigabe des Fürstenweges. 02. Mai: Einweihung des kompletten (Friedhofkapelle) neuen kommunalen Friedhofes in Kültzschau. 15. Mai: Einweihung des städtischen Bürgerasyls „Röberstift“. 07. Juni: Bis 09. Juni tagte der Städtetag der Provinz Sachsen und des Herzogtums Anhalt in Eilenburg. 11. Juni: Gründung der ersten Kleingartenanlage („Schlossaue“, damit älteste Anlage in Eilenburg). 04. Nov.: Polizeiverordnung betr. der Arbeiterfürsorge auf Baustellen (u. a. Aufenthalts- raum, Abort). 82

11. Dez.: Beschlussfassung über die Einführung eines außerordentlichen Präparanden- kursuses (Vorbereitung auf Schulstunden).

1908: Die städtischen Angelegenheiten verrichteten 3 besoldete und 4 unbesoldete Magistratsmitglieder sowie 24 Stadtverordnete. / Gemeindesteuer zahlten 6.650 Bürger (pro Person ca. 26,04 Mark). / Die Einwohnerzahl betrug 16.347 Bürger. / Auffindung eines Gefäßes aus dem 2. bis 1. Jahrhundert v. Chr. in einer Sandgrube bei Zschepplin (La-tene-Zeit bzw. Eisenzeit). / Die Bierherstel- lung in den 4 Brauereien der Stadt betrug ca. 33.000 hl Bier. / Die Bürger der Stadt verbrauchten ca. 288.090 m³ Wasser und ca. 672.780 m³ Gas. 08. Jan.: Verordnung betr. Verabfolgung von elektrischen Bädern im Krankenhaus (u. a. elektr. Wannenbad für 2,- Mark, mit Massage 2,50 Mark.) 08. Jan.: Erlass einer Freibankordnung (Verkaufsstätte Schulstraße 4) 24. Feb.: Audienz einer städtischen Abordnung beim Eisenbahnminister wegen Einfüh- rung eines Vorortverkehres durch Zugbetrieb zwischen Eilenburg und Leipzig. 23. März: Erlass einer Arbeitsordnung für die städtischen Arbeiter. 23. März: Amtsniederlegung des Stadtrates, Stadtältesten Alfred Michel wegen Krank- heit. 30. März: Reorganisation des Fleischbeschauamtes durch Einstellung eines amtlichen Tierarztes (Dr. Gustav Schmidt, Angerstraße 19). 15. April: Für die gewerbliche Fortbildungsschule wurde durch Nachtrag das Ortstatut geändert. 23. April: Die erste Präparantenklasse als Grundstufe des Lehrerseminares wurde in der Schulstraße 12 eröffnet. 23. April: Ernennung des scheidenden Stadtrates Michel zum „Stadtältesten“. 26. April: Karl August Möbius gestorben (geb. 1825). Naturforscher, Begründer der Bio- zönologie (Lebensgemeinschaft verschiedener Tier- und Pflanzenarten mit gleichen Umweltbedingungen). 11. Mai: Einführung des neuen Stadtrates Julius Tuve. 18. Mai: Die Auszahlung der Beamtengehälter erfolgte durch einen neuen Beschluss mit Überweisung an die Sparkasse. 10. Juni: Beschlussfassung über die Anschaffung eines 2. Krankenwagens. 09. Sept.: Polizeiverordnung über die Schnitzelgrubenanlagen (Lagerung und Aufbe- wahrung). 15. Okt.: Beschlussfassung über die Umwandlung der Bürgerschule in eine Mittelschule und Einführung einer Oberstufe für die höhere Mädchenschule. 15. Okt.: Ernennung des zum Jahresende scheidenden „Stadtältesten“ Wilhelm Grune zum Ehrenbürger der Stadt. 06. Nov.: Wilhelm Grune (Mühlendirektor) übergab eine Schenkung von 10.000 Mark. 11. Nov.: Beschlussfassung über die mit der Staatsregierung getroffenen Vereinba- rungen betr. Errichtung eines Lehrerseminares und einer Präparantenanstalt (Vorschulunterweisung für angehende Lehrer). 19. Nov.: Jubiläumsfeier aus Anlass der Städteordnung. 01. Dez.: Erlass einer Neuregulierung der Beamtenbesoldung und einer Beamtenbesol- dungsordnung. 08. Dez.: Erlass einer Dienstanweisung für die Rektoren der Volksschulen (Ihnen oblag die Pflege der Schulen in allen inneren und äußeren Angelegenheiten). 16. Dez.: Oskar Medicke meldete sein Patent für Pumpernickel an. 30. Dez.: Nachtrag zur Lehrerbesoldungsordnung. 30. Dez.: Erlass einer Dienstanweisung für den Krankenhausarzt und der Oberschwes- ter. 83

1909: Beginn einer Kraftfahrzeugproduktion im Eilenburger Motorenwerk an der Torgauer Landstraße (bis 1914 mit höchsten Auszeichnungen bei der IAA in Berlin). / Die Stadt wurde in 27 Armenbezirke eingeteilt, in denen die Bezirksvorsteher den Verkehr zwischen Behörde und den Armen vermittelten. / Die Stadt zählte 16.896 Einwohner. / Das Realgymnasium besuchten 262 Schüler, den Unterricht leiteten 12 Lehrer. / Die Mittelschule wurde von 340 Knaben und 346 Mädchen und die zurzeit aus 2 Klassen bestehende Höhere Mädchenschule von 20 Schülerinnen besucht. / In dem 7klassigen Volksschulsystem lernten in der Stadtschule 518 Knaben und 423 Mädchen sowie in der Kültzschauer Schule 449 Schüler. 04. Jan.: Einführung des Stadtrates Bruno Hädrich. 06. Jan.: Festsetzung des Fluchtlinienplanes Bl. 10 der Stadtvermessung, betr. Berg- stadtteil. 29. Jan.: Hochwasser und Überschwemmung mit einem Pegelhöchststand von 4,60 m am 05. Februar. 24. Feb.: Audienz im Ministerium für Öffentliche Arbeiten betr. des Eisenbahnbaues Eilenburg-Wurzen. 10. März: Änderung der Gebührenordnung für Genehmigung und Beaufsichtigung von Bauarbeiten. 10. März: Erlass eines Ortsstatutes über die Verunstaltung der Straßen und Plätze (Vor- reiter des Denkmalschutzes). 15. April: Eröffnung und Einweihung des Lyzeums (Höhere Mädchenschule) und der neu errichteten Knaben und Mädchen Mittelschule. 21. Mai: Gründung des Komitees für den Bahnbau Eilenburg - Bitterfeld. 24. Mai: Erlass einer Besoldungsordnung für die Gemeindebeamten der Stadt mit öffentlicher Bekanntmachung sämtl. Gehälter und Bezüge (!). 01. Juni: Ein „Vaterländischer Frauenverein“ nahm seine Tätigkeit auf. 21. Juni: In der Stadt feierte man das Jahresfest des Hauptvereines der Gustav-Adolf- Stiftung (1832 gegründet, protestant. Verein zur Unterstützung evangel. Minderheiten) der Provinz Sachsen. 03. Juli: Bis 05. Juli fand das 1. Heimatfest der Stadt unter großer Beteiligung der Bevölkerung statt. 05. Juli: 100jährige Jubelfeier der vereinigten Bogen- und Schützengesellschaft. 23. Sep.: Der Landeshauptmann von Merseburg erklärte sich bereit, die Anfertigung eines Projektes für die durch Erlass des Ministers der Öffentlichen Arbeit vom 29. Dezember 1908 zugelassenen normalspurigen Kleinbahn auf dem linken Muldeufer von Eilenburg nach Bitterfeld zu übernehmen. 22. Nov.: Beschluss über die Erhebung einer Hundesteuer für die Stadt (u. a. 1. Hund 15 Mark, 2. Hund 20 Mark). 22. Nov.: Ortsstatut über das Volksschulunterhaltungsgesetz (nicht einheimische Kinder zahlten jährlich 24,- Mark ab 01. April 1910).

1910: Das Schützenhaus wurde saniert und vergrößert. / In der Stadt gab es vier Bierbrauereien und drei Bierniederlassungen. 17. Jan.: Erlass einer umfangreichen Straßenpolizeiordnung (u. a. Verkehr, Reinigung, Sicherheit, Ruhe und Ordnung). 01. April: Eine neue Geschäftsanweisung für die Armen- und Waisenhausausschüsse trat in Kraft (u. a. hatte die städtische Armenverwaltung die Aufgabe, die ge- setzliche Pflicht der Gemeinde zur Armenpflege zu erfüllen). 84

01. April: Gemeindebeschluss betr. Verwaltung der Höheren Mädchenschule (u. a. Be- soldungsordnung für den ordentlichen Lehrer 2.000 Mark, Lehrerinnen 1.600 Mark plus Mietsentschädigung). 01. Juli: Die amtliche Einwohnerstatistik registrierte 17.195 Personen. 17. Dez.: Es erfolgte die erste Abnahme von Gleichstrom durch die Stadt. 1911: Die Stadt erwarb das Schützenhaus und richtete es als „Stadthalle“ ein. / Mit der Patentierung eines Spezialgebäcks wurden die „Medickschen Pumper- nickel“ bekannt. 01. Feb.: Beginn eines der größten Streikes (bis zum 05. Mai) vieler Beschäftigter in den Eilenburger Betrieben. Publiziert unter den Titel „Die Terrorherrschaft der Sozialdemokratie“. 30. März: Einweihung des Gebäudes für das Lehrerseminar.

1912: Bei Ausschachtungsarbeiten im Bergstadtteil am „Bergschlösschen“ wurden Urnen aus der La-Tene-Zeit- gefunden (450 v. Chr. – 100 n. Chr. die soge- nannte Eisenzeit). / Einrichtung eines Versicherungsamtes für die Stadt Eilenburg. / Erste Eilenburger Fachausstellung für Gastwirtschaft, Hotelwesen und Kochkunst im Schützenhaus. / Einwohnerzahl betrug 17.832. März: Gründung der Jugendwehr zum Schutz gegen den „Terrorismus der Sozial- demokratie“ im Eilenburger Schützenhaus. April: Gründung des Fußballvereins „F. C. 1912 Eilenburg“.

1913: Der Sorbenturm ging in den Besitz der Stadt über. / In der Stadt gab es 17.976 Einwohner. / Mannschafts- und Wirtschaftsbaracken für das Militär wurden auf der Pfingstwiese (Schützenplatz) errichtet. 10. Feb.: Herausgabe einer „Denkschrift“ nebst Ergänzungsband über den gegenwärti- gen Stand zum Bau einer normalspurigen Kleinbahn Eilenburg-Bitterfeld und einer Industriebahn in Eilenburg nebst Anlagen zur Ertragsberechnung für die Bahn und des Erläuterungsberichtes zu dem Industriebahnprojekt in Eilenburg, mit Ausnahme des Kartenmaterials, erstellt durch den Vorsitzenden des Komi- tees Oberbürgermeister Dr. Belian. 27. April: Jubiläumsfeier zum 50jährigen Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr. 29. Juni: Einweihung des „Franz Abt“-Denkmales. 25. Sep.: Wiederwahl des 1. Bürgermeisters Dr. Belian für weitere 12 Jahre (1915). 15. Aug.: Der Umbau der Torgauer Brücke wurde begonnen. 01. Okt.: Durch Installierung einer elektrischen Feueralarmanlage wurde die Türmer- stelle auf dem Nikolaiturm eingezogen. 01. Okt.: Eilenburg wurde wieder Garnisonsstadt (bis 1991) durch den Einzug des 3. Bataillon vom 4. Thüringischen Infantrie-Regiment Nr. 72. 24. Nov.: Ortsstatut über die Einrichtung der Hauswirtschaftlichen Pflicht-Fortbildungs- schule für Mädchen. 30. Nov.: Annahme des Vermächtnisses des Ökonom und Gasthofbesitzer Ernst Herber („Goldene Sonne“, Torgauer Straße 57) in Höhe von 7.000 Mark.

1914: Baubeginn der Kaserne, einschl. Offizierskasino, in der Röberstraße. / Baube- ginn des Hochwasserschutzdammes von der Torgauer Brücke bis zum Güter- bahnhof. / Einwohnerzahl, einschl. Militär, betrug 19.003. 01. April: Amtsantritt des Stadtrates Udo Fricke als 2. Bürgermeister. 27. Mai: Auflassung (Eigentumsübertragung) des von der Stadt vom Staat angekauften alten Sorbenturmes. 09. Aug.: 3. Bataillon verließ die Garnison Richtung West-Front. 85

26. Sep.: Bis zum 30.September Einrichtung eines Vereinslazarettes.

1915: Die Einwohnerzahl, einschl. Militär, betrug 18.138. 25. Feb.: Einquartierung von Truppen in den Mannschafts- und Wirtschaftsbaracken auf der Pfingstwiese (Schützenplatz). 08. März: Verlegung der Betriebsleitung der Deutschen Celluloid Fabrik (DCF) von Leipzig nach Eilenburg. 15. März: Einweihung des Ehrenfriedhofes für die im Krieg Gefallenen. 19. März: Zustimmung des Rates für die Bestellungen zur auferlegten Kriegsnotdeputa- tion in Höhe von 80.000 Mark für Fleischräucherwaren und für 120.000 Mark Fleischkonserven. 09. April: Vollst. Vernichtung der Gaststätte „Wilhelmshöhe“ durch einen Großbrand. 01. Nov.: Das Ersatzbataillon des Regimentes 228 wurde nach Eilenburg verlegt. 01. Nov.: Gründung einer Preisprüfstelle mit ihren Unterkommissionen: 1.: Milch, Butter, Käse, Eier / 2.: Kartoffeln, Gemüse, Obst / 3.: Kolonialwaren, Vorkost- und Teigwaren. 01. Nov.: Der Neubau der Kaserne wurde fertiggestellt.

1916: In der Stadt lebten, einschl. Militär, 18.933 Einwohner. / Neubau eines Wasser- turmes in der DCF mit einer Höhe von 60 Meter. 11. Feb.: Weitere Truppenteile wurden in die Kaserne verlegt. 21. März: Zum Bau eines „Bürgermeisterhauses“ in der Angerstraße stiftete der „Stadt- älteste“ Wilhelm Grune 60.000 Mark. 30. Juli: Karl Neuman geboren (gest. 09. April 1985); Kinder- und Jugendschriftsteller. 04. Sep.: Vermächtnis des Buchhandlungsgehilfen Gerhard Möttig in Höhe von 300 Mark. 27. Sep.: Stiftung des Ehrenbürgers Kommerzienrat Holzweißig in Höhe von 10.000 Mark.

1917: Einwohnerzahl, einschl. Militär, betrug 19.198. 26. März: Beginn mit der Ausgabe von städtischem Notgeld (50 Pfennig Scheine) bis zu einem Betrag von 75.000 Mark. Zahlungsmittel bis zum 01. 01. 22. 15. Mai: Die Witwe Marie Krüger, verw. Schellenberg, geb. Rosenberg, vermachte dem Verschönerungsverein 5.000 Mark. 11. Juni: Von der Kirchengemeinde St. Nikolai kaufte der Rat eine Fläche der Oberpfarre in der Größe von 220.123 m² zum Preis von 175.000 Mark. 12. Juli: Errichtung einer Altkleiderstelle. 10. Sep.: Errichtung eines Mieteinigungsamtes von der Stadt. 17. Okt.: Anlässlich des 400. Reformationstages pflanzte man eine Eiche (Luthereiche) an der Marienkirche (Neupflanzung am 08. März 1924). 21. Okt. Wilhelm Pieck flüchtete auf dem Bahnhof aus einem Militärtransport.

1918: Aus Not zur Verfügung gestellt wurden Nutzflächen für eine Gartenanlage am Bahndamm („Gugelfang“) Gründung einer Ortsgruppe des „Spartakusbundes“ (Grundstock der KPD) im Restaurant „Zur guten Quelle“, Breitenstraße 9. / 17.557 Einwohner, einschl. Militär, waren gemeldet. 01. Juni: Zum Vorsitzenden des Reichsstädte-Bundes wurde der 1. Bürgermeister Eilen- burgs, Dr. Belian, gewählt. 16. Juni: Gründung einer Volksbildungsdeputation (Ausschuss). 28. Juni: Aufruf zur Metall- und Textilienablieferung. 86

30. Juni: 2. Bürgermeister Udo Fricke gestorben. 04. Juli: Erstmalige Benutzung des Saales vom Bürgerasyl „Röberstift“ als Stadtver- ordneten-Sitzungssaal. 26. Aug.: Wahl des Stadtrates Karl Vockrodt zum 2. Bürgermeister. 11. Okt.: Einrichtung eines Wohnungsamtes für die Stadt. 30. Okt. „Vaterländische Gemeindeversammlung“ als Ansporn zum Durchhalten des 1. Weltkrieges. 09. Nov.: In der Kaserne wählte man einen Arbeiter- und Soldatenrat. 27. Nov.: Einrichtung eines städtischen Arbeitsamtes. 23. Dez.: Rückkehr der Reste der Eilenburger Friedensgarnison.

1919: Der Bahnbau Eilenburg-Wurzen wurde begonnen. / Der Eilenburger Herr Hugo Jäckel aus New York überwies der Stadt mehrmals Geldspenden, Lebensmit- tel, Schuhwaren und Bekleidungssachen in größerem Umfang. / Einwohner- zahl, einschl. Militär, betrug 17.806. 01. Feb.: Einführung des 8-Stundentages. 18. Feb.: Ehrenbürger Wilhelm Grune gestorben (Stifter des Bürgermeisterhauses). 31. März: Auflösung des Vereinslazarettes. 07. April: Zum Hochwasserschutz begann der Dammbau an der Mulde. 11. April: Großveranstaltung mit ca. 500 Arbeitern im „Tivoli“ zum Thema „Der Siegeszug des Kommunismus“. 26. Mai: Die VI. Abteilung der 16. Reichsheerbrigade (Landesjägerkorps) übernahm die Geschäfte des Garnisonskommandos. 25. Juli: In Eilenburg brach eine Teuerungswelle aus. 10. Nov.: Aufnahme einer Sammelanleihe für Kriegsnotaufgaben in Höhe von 750.000 Mark zur Stärkung der Grundstücksfonds und für die Gewährung von Zuschüs- sen bei Überteuerung des Lebensstandartes. 11. Dez.: Das Schützenhaus wurde in „Stadthalle“ umbenannt. 22. Dez.: Geburtstagsfeier zum 100. Gedenktag zur Geburt von Franz Abt, dem großen Schöpfer von Werken der Tonkunst.

1920: Der Eilenburger Albert Wilhelm aus Tocopilla (Chile) überwies der Stadt einen Betrag von 5.000 Mark für unterernährte Kinder. / Die Ortsklasse B trat für Eilenburg in Kraft. / Einwohnerzahl betrug 17.899. 05. Feb.: Verleihung des Titels „Oberbürgermeister“ an den 1. Bürgermeister Dr. Belian. 23. Feb.: Vereidigung des Magistrates und der Beamten auf die neue Reichsverfassung. 01. März: Einführung des Unterrichtes für Hauswirtschaft an den Volks- und Mittel- schulen. 09. März: Zum Osterfest wurde für besonders Bedürftige eine Geldsumme von 2.000 Mark verteilt, die durch eine Veranstaltung der Schwaben-Deutschen in Amerika / Chikago bei einer Messe für die Notleidenden der alten Heimat gesammelt wurde. 15. März: 3.555 Arbeiter und Angestellte Eilenburger Betriebe streikten bis zum 22. März. 21. März: Die 6. Abteilung des Landesjägerkorps verließ die Eilenburger Garnison. 01. April: Einführung der Grundschule und zweier Förderklassen sowie die Errichtung der Hilfsschule. 11. April: Das 2. Bataillon Reichswehr-Jägerregiment 31 rückte in den Truppenstandort Eilenburg ein. 29. Aug.: Weihung eines neuen Glockengeläutes in der St. Nikolai Kirche. 10. Sep.: 50jährige Jubiläumsfeier des Realgymnasiums, verbunden mit der Weihe eines Gedenksteines für die im Krieg gefallenen ehemaligen Schüler. 87

01. Okt.: Überlassung des Jagdhauses „Elsenhof“ an die städtische Beamtenschaft als Erholungsheim. 08. Okt.: Bau der Kanalisation in Kültzschau durch Aufnahme einer Anleihe von 725.000 Mark bei der Städtischen Sparkasse. 21. Okt.: Beginn der Auflösung der Garnison. Zum Abschied gab es am Abend einen Zapfenstreich. 21. Okt.: Anfang der Umbauarbeiten der Kasernengebäude in ca. 100 Familienwoh- nungen, Verwaltungsgebäuden, Zollamt und Katasteramt. 27. Okt.: Ein Vorkommando der Sicherheitspolizei (1 Offizier und 20 Mann) traf in Eilen- burg ein. 31. Okt.: Einzug der 11., 14. und 15 Sicherheitspolizei-Hundertschaft, bestimmt für Eilenburg und den Kreis Delitzsch. Die 11. Hundertschaft war nur kurze Zeit in der Stadt, ihr Standort war für Naumburg vorgesehen. 06. Dez.: Bildung einer Deputation (Ausschuss) für Leibesübungen. 15. Dez.: Der Rest des Reichswehr-Ergänzungs-Bataillon Nr. 37 verließ die Stadt. 19. Dez.: Eröffnung eines Jugendheimes in der Schulstraße Nr. 12.

1921: In der Stadt lebten, einschl. Schutzpolizei, 18.105 Einwohner. 19. April: Vereidigung der Beamtenschaft auf die Staatsverfassung. 20. Mai: Die Sicherheitspolizei verließ die Stadt. Sep.: Ausgabe von städtischem Notgeld in einer Auflage von je 10.000 Stück der Rinckart-, Franz Abt- und Burg-Serie. 01. Okt.: Das Arbeitsamt wurde dem Kreis Delitzsch überstellt.

1922: Die Einwohnerzahl betrug 18.208. / Der Braubetrieb der „Vereinsbrauerei AG Eilenburg“ wurde endgültig eingestellt. Damit endete die Jahrhundert alte Tradition der Bierbrauerei in der Stadt. 23. Jan.: Für 2 Millionen Mark kaufte die Stadt die Kasernen. 15. März: In der Fabrik von Mitscherlich (Weberei und Bleicherei, Mühlplatz 5) produzierten für kurze Zeit die Alfil-Werke (Schoko- und Zuckerwaren). 15. April: Der Schützenverein erwarb das Grundstück in der „Kastanienallee“. 01. Juli: Einstellung eines hauptamtlichen Krankenhausarztes. 05. Juli: Stiftung des Prof. Dr. phil. Reuß von 25.000 Mark. 29. Aug.: Zuckerwarenfabrik Henze wurde Aktiengesellschaft. 04. Dez.: Eröffnung einer Stadtküche für Notleidende.

1923: Erstes Kinderheim des Kreises Delitzsch in der Stadt eingerichtet. / Die Förderpumpen im Wasserwerk Wedelwitz werden von Dampf auf Sauggas- motoren umgestellt. / Einwohnerzahl betrug 18.201. 03. Feb.: Hochwasser mit gewaltigen Wasserfluten zerstörten den Bobritzer Damm. 16. April: Eröffnung einer Reichsbank-Nebenstelle. 10. Mai: 1.500 „Stahlhelmer“ zogen von Kämmereiforst nach Eilenburg, um gegen die Arbeiterbewegung vorzugehen; dabei wurden 100 Arbeiter verletzt. 15. Aug.: Beginn der Ausgabe von Notgeld (Inflation). 13 Milliarden zu je 100.000er, 200.000er, 300.000er und 500.000er Markscheinen. 01. Sep.: Weitere Auflagen von Notgeld. 15 Milliarden in 1,2 und 5 Millionen Mark- scheinen. 24. Okt.: Die letzten in diesem Jahr waren 30 Billionen in 5 und 10 Milliarden Mark- scheinen.

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1924: Für die Kinder der Stadt errichtete man in Battaune ein Walderholungsheim. / Einwohnerzahl betrug 18.051. 01. Juli: In der Tuch- und Buckskinfabrik (tuchartiger Streichgarnstoff) nahm für kurze Zeit die Eilenburger Textilindustrie die Produktion auf.

1925: Am Südring errichtete die Stadt ein Denkmal der 228er. / Stadtbaurat Otto Lemke wurde auf weitere 12 Jahre wiedergewählt. / Errichtung des Serum- werkes (Abwehrstoffe gegen Infektionen). / Die Einwohnerzahl betrug 18.075. 01. April: Auflösung des Lehrerseminars und Übernahme der Schulgebäude durch die Stadt. 01. April: Einschulung der Kinder der Gemeinde Hainichen in die Bergschule. 12. Juni: 25jähriges Fahnen- und 50jähriges Turnhallenjubiläum des Allgemeinen Turn- vereins. 20. Juni: Besprechung über das Bahnprojekt Eilenburg-Bitterfeld im städtischen Bürger- asyl „Röberstift“ mit den Vertretern des Magistrates Eilenburg, des Kreisaus- schusses Delitzsch und Bitterfeld, des Landeshauptmann Merseburg und der Interessenten mit dem Ergebnis der Verhandlungsübernahme durch den Kreis- ausschuss Delitzsch. Der Vertreter des Landeshauptmannes übernahm eine Neubearbeitung des Projektes. 25. Okt.: Neu eingerichtetes Kinderheim in Hainichen übergeben. 13. Dez.: Ein angeschafftes Krankenauto für das DRK löste den mit Pferden bespannten Krankentransportwagen ab. 1926: Bezirkstreffen des Rot-Front-Kämpferbundes (RFB) mit 5.000 Kameraden (wurde 1929 verboten). / Anfang der Verlegung einer 7,2 km langen Wasser- leitung für Eilenburg-Ost. / Die Schlossmühle wurde versteigert und von der Stadt erworben. / Baubeginn des Provenzial-Fürsorgeheimes für Mädchen. 01. April: Umwandlung des Realgymnasiums zum Reform-Realgymnasium. 15. April: Inbetriebnahme des Wedelwitzer Anschlussgleises für den Güterverkehr. 06. Juni: Hochwasser mit Überschwemmungen (Pegelstand 3,92 m). 16. Juni: Hochwasser mit Höchststand von 4,70 m. 12. Sep.: Grundsteinlegung für ein neues Schützenhaus in der Kastanienallee.

1927: In der Stadt lebten 18.336 Einwohner. / Neuverlegung von Wasserleitungen und Kanalisation im Ostteil der Stadt (Kültzschau). / Neubau der Möbelfabrik Carl Fleischer u. Sohn in Kültzschau. 14. März: Oberbürgermeister Dr. jur. A. Belian wurde auf weitere 12 Jahre gewählt. 17. März: Anerkennung der Bürgerschule als vollausgestaltete, öffentliche Mittelschule. 01. April: Eröffnung der Eisenbahnstrecke Eilenburg-Wurzen. 09. Mai: Einweihung des Erweiterungsbaues vom Städtischen Krankenhaus mit der neuen Bettenzahl von 130 Betten. 01. Juni: Eine Stiftung von Prof. Dr. O. Th. Schulz für das Realgymnasium in Form eines astronomischen Fernrohres mit Zubehör und eines Photographenapparates für Fernaufnahmen. 03. Juli: Einweihung des neuen Schützenhauses in der Kastanienallee. 17.Sep.: Eröffnung des Kraftomnibusverkehres Eilenburg-Wurzen.

1928: Einbau einer Vertikal-Kammerofenanlage im Städtischen Gaswerk. / Hans Job von Carlowitz erbte als Neffe das Rittergut Eulenfeld. 1945 vom Gut vertrieben, spätere Rückkehr und auf Miete wohnhaft im zwangsverwalteten Gut. / Eröff- nung des Provinzial-Fürsorgeheimes für Mädchen. / Eröffnung des Autobusver- kehrs in der Stadt. 89

14. Feb.: Bildung des Deichverbandes „Eilenburger Schlossaue“ mit der Berufung des Oberbürgermeisters Dr. Belian als Deichhauptmann. 23. Juni: Annahme der Stiftung des in Eilenburg gebürtigen Hugo Jäckel von 40.000 Mark aus Amerika. 13. Nov.: Bei Ausschachtungsarbeiten zwecks Einrichtung einer Luftheizung in der Nikolaikirche wurde im Altarraum das Grab Martin Rinckarts und seiner Gattin entdeckt.

1929: Der Verlag C. W. Offenhauer feierte 75jähriges Jubiläum der Gründung seines Bestehens und der Ausgabe der „Eilenburger Neuesten Nachrichten“. Vertre- ten in Eilenburg seit 1845 mit einer Buchhandlung. / Der Bau des Hochwasser- schutzdammes für die Schlossaue wurde fertiggestellt. / Bau des Kalksand- steinwerkes an der Sprottaer Landstraße. / 25jähriges Stiftungsfest der Genossenschaft der Freiwilligen Krankenpfleger vom DRK. 13. Jan.: Ein Großfeuer in der Piano-Forte-Fabrik Hupfeld-Zimmermann AG wurde mit Hilfe der Leipziger Feuerwehr gelöscht. 08. Sep.: Einweihung des neuen Kriegerdenkmales für die Gefallenen von 1870/71 und vom 1. Weltkrieg, ein Meisterwerk des Bildhauers Juckoff-Skopau. / 1930: Die Wohnsiedlung in der Lutherstraße wurde bezugsfähig. / In der Stadt lebten 19.200 Einwohner. / Die Gebäude und das gesamte Areal der Kattunfabrik am Augustenplatz kaufte die Stadt für 81.760 Mark. / Von 5.339 Beschäftigten im Jahr 1928 waren nur noch 3.501 Personen in einem Arbeitsverhältnis (Arbeitslosenquote lag bei 35 %, ansteigend). / Die Eilenburger Motorenwerke mussten die Produktion einstellen und fanden später unter der Gustav Schwarz GmbH einen Neuanfang. 28. Jan.: Versammlung der Interessenten des Bahnbaues Eilenburg - Bitterfeld unter großer Sympathie für das Projekt. Man sah vorläufig keinen Weg, die notwendigen finanziellen Mittel aufzubringen.

1931: Neubau der Leipziger Brücke. / Die Beutelmühle, als einzig noch betriebene Wassermühle mit Mahl- und Schneidearbeiten, geht in den Besitz von Fritz Alltag über. 10. April: Beschluss des Aufsichtsrates der größten Piano-Forte-Fabrik Europas, Hupfeld-Gebr. Zimmermann AG Eilenburg, zur Werksschließung. 05. Juli: Auf der neuen Anlage des Schützenhauses ging bis zum 12. Juli das Pro- vinzialbundesschießen der Provinzen Sachsen, Anhalt und Braunschweig. 14. Aug.: 70jähriges Stiftungsfest des aus ca. 1.050 Mitgliedern bestehenden Allge- meinen Turnvereins Eilenburg. Nov.: Geflügelzuchtvereinsschau der Provinz Sachsen mit 1.600 Tieren in der Exerzierhalle der Kaserne.

1932: Auf Hilfe und finanzielle Unterstützung der Stadt waren 1.610 Familien mit 3.616 Personen angewiesen. 05. Jan.: Extrem-Hochwaser mit Pegelstand 4,50 m. 09. März: Der größte Betrieb in Eilenburg (Deutsche Celluloid Fabrik) beschäftigte 687 Arbeitskräfte. 17. Juli: Ein Aufmarsch veranstaltete der „Sturmbann III/72“ mit über 500 SA und SS Leuten sowie der Hitlerjugend. 31. Juli: Zur Reichstagswahl konnte die NSDAP (Nationalsozialistische Deutsche Arbeitspartei) in der Stadt für ihre Partei mit 4.773 die meisten Stimmen ver- buchen. 90

23. Okt.: Einweihung eines neuen Feuerwehrdepots in der Schützenstraße.

1933: Oberbürgermeister Dr. Belian und Schuldirektor Friedrich Tschanter wurden in den Ruhestand versetzt. / Umbau des inneren Bahnhofgebäudes, u. a. Ein- gangshalle mit Verkaufsständen für Getränke und Esswaren sowie einen Zeitungskiosk und Innentoiletten. 01. Feb.: Der Regierungspräsident schrieb an das Innenministerium: „In Eilenburg musste die Polizei am 31. Januar bei der Auflösung einer unfriedlichen Demonstration der KPD von Gummiknüppeln und Seitengewehren Gebrauch machen.“ April: 1. Stadtverordnetenversammlung nach der Wahl vom 05. März, NSDAP war stärkste Fraktion. 04. Mai: Das Volkshaus auf dem Mühlplatz wurde von der NSDAP in Besitz genommen und erhielt den Namen „Haus der Deutschen Arbeit“ 08. Aug.: Einführung des „Hitlergrußes“ an den Eilenburger Schulen. 06. Sep.: Umzug der Stadtsparkasse Eilenburg vom Rathaus in das umgebaute ehe- malige Offizierskasino in der Röberstraße.

1934: Fertigstellung des Parkteiles mit Rosengarten vor dem Bahnhofsgelände. / Neugestaltung des Eingangsbereiches am Rathaus durch eine Außentreppe. / Eine Heeresstandortverwaltung zog in Eilenburg ein. / Das Kasernengelände wurde nach Ausrufung der Wehrpflicht abgegrenzt. / Kreditierung der Städti- schen Sparkasse zum Bau der Danziger Siedlung. / Am Mühlgraben wurden die Hochwasserschutzdämme durch den Reichsarbeitsdienst erhöht. / Freiherr Walter von Pentz, Rechtsritter des „Johanniter Ordens“ wurde Eigentümer vom Rittergut Berg und „Friedrichshöhe“, (1945 Enteignung „begleitet“ unter dem Motto „Junkerland in Bauernhand“). / Einweihung des neuen Stadtbades im Teufelswinkelwerder. / Erneuerung der Feuerwehrsatzung vom 30. März 1903 und 02. Juni 1904. 04. Feb.: Einweihung des nachgestalteten Röhrenkastenbrunnen und anschl. Aufstel- lung des Röhrenkastenmannes im Vorraum des Rathauses. Juni: Verhaftung vieler Eilenburger Genossen durch ein Großaufgebot der Hallenser Gestapo (Geheime Staatspolizei). 01. Aug.: Gründung des Schrebergartenvereins „Gugelfang“. 05. Sept.: Klaus Hantke geboren (gest. 03. März 1991). Vorreiter des Naturschutzes in Eilenburg.

1935: In der DCF wurde mit der Herstellung von Schießbaumwolle begonnen. / Neu- bau eines „Hitler-Jugendheimes“ am Jahnplatz. / Inbetriebnahme der Beriese- lungsanlage für Äcker und Weiden mit Leipziger Abwasser durch Rohrleitungen von 1,10 m Durchmesser. / Hochwasser am 17. Februar. 02. Juli: Neuer Einzug der Wehrmacht in die „Flandern“-Kaserne der wiedererwählten Garnisonsstadt Eilenburg mit dem II. Bataillon des Infanterieregimentes Nr. 32.

1936: Anbau eines Glockenturmes an die Katholische Kirche. / Das Fernsprech- Wählamt wurde in der Post am Anger in Betrieb genommen. / Eine Lehrerbil- dungsanstalt nahm in dem 1925 aufgelösten Lehrerseminar seine Tätigkeit auf. / Die Produktion von Sprengstoff- und Pulvernitrocellulose in den stillgelegten Fabrikationsanlagen der DCF wurde angefangen. / In der Torgauer Landstraße wurde das Eilenburger Propellerwerk Gustav Schwarz eröffnet. 91

28. Juni: Großer Festumzug zum 75jährigen Gründungsjubiläum des Allgemeinen Turn- vereins von Eilenburg (gegr. 1861). Juli: Umfangreiche Umbauarbeiten im Rathaus, u. a. Schaffung einer Dienstwoh- nung (Hausmeister) mit separatem Eingang.

1937: Die DCF erreichte ihre höchste Belegschaftsstärke von 1.652 Mitarbeitern. / Mit 6.451 Beschäftigten waren die Eilenburger Industriebetriebe auf ihrem Höhepunkt. 20. Juni: Einweihung eines Ehrendenkmales für die aus dieser Kaserne gefallenen Soldaten des 1. Weltkrieges, im Gelände der Kaserne.

1938: Errichtung von kleinen Siedlungshäusern in der Paul-Beck-Siedlung, heute Karl-Marx-Siedlung. 01. März: Die Führungsspitze der Reichsarbeitsdienstgruppe für den Kreis Delitzsch zog in das Verwaltungsgebäude am Dietrich-Eckart-Platz, heute Maxim-Gorki- Platz. Nov.: Verlegung des Infanterie Bataillons Nr. 32 nach Brüx (Tschechien).

1939 01. Sep.: Einführung von Bezugsscheinen für Lebensmittel und Textilien, außer Kartof- feln, Obst, Fisch und Frischgemüse

1940 14. März: Schwerer Eisgang mit Hochwasser. 01. April: Ausgabe von Kohlenkarten zur Brennstoffversorgung. Juli: Einzug der Sanitäts-, Ersatz- und Ausbildungsabteilung 4 in die Kaserne.

1942: Zusätzliche Einrichtung eines kleinen Gefangenenlagers für 20 russische Kriegsgefangene in der Kegelbahn der Gaststätte „Taube“ Bergstraße 41. Arbeitseinsätze mussten u.a. in den ansässigen Betrieben geleistet werden. Eine Verlegung des Lagers erfolgte 1944 in ihre Arbeitsbaracke der Kleingartenanlage „Kospaer Landstraße“. 19. März: Hochwasser mit Eisstau beschädigte den Bobritzer Damm.

1944: In der DCF gab es 1.522 Beschäftigte mit 300 Zwangsarbeitern. / Einrichtung eines Lazarettes in der Bergschule. / Nach dem 20. Juli (Attentat auf Hitler) brachte man ehemalige Eilenburger SPD-Funktionäre ins Konzentrationslager.

1945: Nach der Kapitulation Unterbringung von Ausgebombten, Umsiedler und Flüchtlingen in der Kaserne. / Die Staustufe am Bobritzer Damm wurde in den letzten Kriegstagen gesprengt. / Ca. 8.000 Menschen waren obdachlos, 216 Einzelhandelsgeschäfte vernichtet. / Ca. 6.000 Bürger leisteten durch eine sogenannte „freiwillige Arbeitsdienstpflicht“ bei der Enttrümmerung ihrer Stadt Aufräumungsarbeiten. Diese Ortssatzung wurde 1949 vom Landtag Sachsen- Anhalt für ungültig erklärt. / Enteignung durch die Bodenreform in Eilenburg und Umgebung von 24 Großgrundbesitzern mit über 100 ha Land. Enteignung von 7 Landwirtschaftlichen Betrieben unter 100 ha und 3 sonstigen (?). / Bei einer Versammlung in der Stadthalle beschloss man die Gründung „Freier Gewerkschaften“. / Mit 160 Beschäftigten wurde die Produktion in der DCF wieder aufgenommen. 92

29. März: Auf dem Güterbahnhofsgelände starben 40 Menschen durch eine Nebelwerfer- explosion. Es entstanden Schäden im Stadtgebiet und Umgebung. 12. April: Kampfkommandant Major Vogler setzte die Stadt in den Verteidigungszustand. Errichtung von Panzersperren und Vorbereitung zur Sprengung von Brücken. 17. April: Aufforderung zur Kapitulation durch den amerikanischen General Holtke, über- bracht vom Gastwirt aus Wölpern an den Bürgermeiser der Stadt, Herrn Thiede. 18. April: Die Bevölkerung forderte die kampflose Übergabe der Stadt, ohne Erfolg. Bis zum 24. April dauerten die Kampfhandlungen in der „Schlacht um Eilenburg“ mit der 80%igen Zerstörung der Innenstadt. 25. April: Kapitulation und Besetzung der Stadt durch die US-Truppen, Einsetzung des Rektor a. D. Friedrich Tschanter zum Bürgermeister. Vizebürgermeister wurde Herr Kilian. 26. April: Eine Verwaltung für die Stadt nahm ihre Tätigkeit auf. 04. Mai: Wieder in Betrieb genommen wurde die am 17. April eingestellte Wasserver- sorgung für einige Straßen der Innenstadt und dem Bergstadtteil. 05. Mai: Eilenburg-Ost bekam nach der Besetzung durch sowjetisches Militär eine selbsttägige Stadtverwaltung unter der Leitung von Oswald Leune (Sitz in der Ostschule). 14. Mai: Friedrich Tschanter im Alter von 69 Jahren verstorben. 16. Mai: Einsetzung des Rechtsanwaltes Müller als Bürgermeister in der Stadt. 21. Mai: Sowjetische Streitkräfte legten eine Notbrücke über die Mulde. 29. Mai: Wiederaufnahme des Zugverkehrs von Wedelwitz nach Halle. 08. Juni: Wiederaufnahme des Zugverkehrs von Wedelwitz nach Leipzig. Juni: Eine Neuordnung der Lebensmittelkarten beschnitt die Rentner, sie erhielten weder Fleisch noch Fette. 01. Juli: Im Stadtgebiet erfolgte der Wechsel von amerikanischer zur sowjetischen Besetzungsmacht. 03. Juli: Gründung des Bezirkes Eilenburg und des Verwaltungsbezirkes Halle. Damit wurden alle östlich des Kreises Delitzsch gelegenen 40 Gemeinden von Eilen- burg verwaltet. 03. Juli: Sitzung mit der neuen Verwaltung unter Leitung des Stadtkommandanten Major Moch über die Aufbauarbeit in der Stadt. Damit betraut wurden Ange- hörige der technischen und medizinischen Intelligenz (Dr. Löblein und Dr. Laaser), für Handel und Versorgung (Vizebürgermeister Kilian), Finanzen (Segebrecht), Schulwesen (Sorger) sowie Arbeiterfunktionäre (Leune, Gabel, Linke, Prütz, Rößner und Burckhardt). 19. Juli: Aus Leipzig fuhr der 1. Zug wieder in den Bahnhof ein. 19. Juli: Zulassung zur Bildung einer Demokratischen-, Kommunistischen- und Sozial- demokratischen Partei. 01. Aug.: Massenkundgebung auf dem Marktplatz unter der Losung „Antifaschistische Einheit – gegen Nazismus und Reaktion – für ein freies, demokratisches Deutschland“. 15. Aug.: Gründung der LDPD-Ortsgruppe (Liberal-Demokratische Partei Deutschland). 13. Sep.: Berufung einer Gemeindebodenkommission zur Durchführung der Boden- reform (Enteignung). 28. Sep.: Beim Rat der Stadt wurde ein Jugendausschuss gebildet. 01. Okt.: Wiedereröffnung des Schuldienstes mit ca. 3.200 Kindern. Okt.: Veranstaltung der Jugend auf der „Sorbenburg“ zum Thema „Gestaltung eines neuen demokratischen Deutschland“. 93

07. Okt.: Die Gründung der CDU-Ortsgruppe erfolgte bei einer Versammlung mit 300 Personen (!). 03. Nov.: Gründung des Antifaschistischen Frauenausschusses (Antifa). 20. Nov.: 64 Genossenschaftler beschlossen den Neubeginn der Konsumgenossen- schaft.

1946: 3.589 Eilenburger bekamen Sozialhilfe-Unterstützung. 07. Jan.: In Berlin verstarb Altbürgermeister Dr. Alfred Belian (von 1904 bis 1933 1. Bürgermeister). 19. Jan.: Beschluss über die Enteignung des Schützenhauses und die Pflicht für alle Angestellten des Rathauses sich politisch zu organisieren. 21. Jan.: Über das Thema „Einheitspartei“ fand eine Beratung auf einer Funktionärskon- ferenz der SPD und KPD statt. 09. Febr.: Winterhochwasser mit Eisgang. 13. Feb.: Auf Ratsbeschluss wurden die Straßen und Plätze mit Namen von Vertretern des „Militarismus und Imperialismus“ geändert. 09. April: Umstrittener Zusammenschluss der KPD und SPD auf einer gemeinsamen Delegiertenkonferenz zur SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschland). Vorsitzende wurden Richard Hoffmann (KPD) und Richard Burckhardt jun. (SPD). 18. Mai: Als Mitglied trat Eilenburg in die „Arbeitsgemeinschaft kriegszerstörter Städte“ Sachsen ein. 30. Juni: Volksentscheid zum Gesetz über die Enteignung von Betrieben sogenannter „Nazi- und Kriegsverbrecher“. 15. Juli: Beratende Versammlung mit 30 Mitgliedern zur Vorbereitung neuer Wahlen. 22. Aug.: Beschluss des Antifa- und Säuberungssausschusses über die Rückgabe privater Betriebe und Geschäfte von ehemaligen Parteimitgliedern der NSDAP (National Sozialistische Deutsche Arbeiterpartei). 06. Sep.: Ausgabe einer Liste für die Gemeindewahl durch die aufgelistete Personen (Eilenburger) vom Stimmrecht ausgeschlossen worden. 24. Sep.: Beschluss zum Aufbau des Rathauses in der alten, äußeren Form mit einer 3. Etage. 01. Okt.: Beginn der Enteignung von Großbetrieben zu Volkseigentum: Firma Bernhardi, Möbelfabrik Fleischer. 01. Juli 1948 Maschinenfabrik Nestler. 01. Mai 1951 Zuckerwarenfabrik Henze. 1952 Firma Monski. 16. Okt.: 1. konstituierende Stadtverordnetenversammlung (nach der Wahl) unter Bürgermeistere Oswald Leune (KPD) und Stadtverordnetenvorsteher Paul Heinze (KPD). Nov.: Tagung der „Arbeitsgemeinschaft kriegszerstörter Städte“ in Eilenburg.

1947: Erstmaliges Glockenleuten nach dem Krieg vom Nikolaikirchturm zum Weih- nachtsfest. 10. Feb.: Einrichtung einer Volksküche für bedürftige Eilenburger Bürger. 03. März: Hochwasser mit Eisgang ungewöhnlich strenger Winter mit Temperaturen bis - 20 Grad.

1948: Durch Gründung der HO (Handelsorganisation) mit dem 1. Geschäft in der Torgauer Straße 50 begann ein gewollter Wechsel zum Marktführer des Einzel- handels. / Die DCF (Deutsche Celluloid Fabrik) wurde Sowjetische Aktiengesellschaft. / Die Enttrümmerung und die Mithilfe bei der freiwilligen Aufbauarbeit der Stadt übernahm die Organisation der Volkssolidarität. 94

25. Aug.: Die Reparaturen am Bobritzer Damm wurden abgeschlossen.

1949: Gründung der Nationalen Front (NF). / Einrichtung des Landesjugendheimes „Ernst Schneller“ in der Rödgener Landstraße. / Als einer der ersten Städte der Republik meldete Eilenburg „Trümmerfrei“. / Der Name des Männergesangs- vereines „Lyra“(griech. Saiteninstrument) wurde verboten und in Gesangs- gruppe Eilenburg umbenannt. 01. April: Aufruf des Rates der Stadt zum Aufbau Eilenburg. 15. Mai: Bei der Wahl zum 3. Deutschen Volkskongress (aus allgemeinen, geheimen Wahlen in der sowjetischen Besatzungszone hervorgegangen) stimmten 13 Eilenburger Wähler mit „Nein“. 06. Okt.: Am Vorabend der Gründung des ersten deuten Arbeiter- und Bauernstaates zog Bürgermeister Leune in einer Stadtverordnetenversammlung eine positive Bilanz des Jahre 1949. 17. Dez.: Einzug der städtischen Angestellten in das neu aufgebaute Rathaus mit der zusätzlich aufgesetzten 3. Etage.

1950: Anfang einer neuen Entwicklung der Landwirtschaft, vom Einzel-Bauer zur LPG (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft) unter z. T. großen psychischem Zwang und handgreiflichen Auseinandersetzungen durch Agita- toren und Parteigenossen. Mai: Entschluss zur Wahl einer gemeinsamen Kandidatenliste der Nationalen Front (Zusammenschluss aller registrierten Parteien und Organisationen). 15. Juni: Enttrümmerung wurde abgeschlossen. 12. Juli: 100jähriges Jubiläumsfest der Konsumgenossenschaft mit vielen Delegationen aus der Republik, Gästen aus Westdeutschland und dem Ausland. 15. Okt.: Wahl der Abgeordneten der Stadt. Mit 99,90 % Zustimmung für die Wahlliste, bei 7 Gegenstimmen, wählte die Stadt die Volkskammerabgeordneten. 14. Nov.: Nach dem Krieg die 2. konstituierende neu gewählte Stadtverordnetenver- sammlung. 14. Nov.: Gründung der BSG (Betriebssportgemeinschaft) Chemie Eilenburg.

1951: Zusammenlegung der Maschinenfabriken Bernhardi (seit 01. Oktober 1945 enteignet) und Nestler (seit 01. Juli 1948 VEB) zum VEB Eilenburger Baustoff- maschinenwerk (EBAWE).

1952: Das Klubhaus im ECW (Eilenburger Chemie Werk) wurde fertiggestellt. / In Eilenburg gab es 6 Polytechnische Oberschulen (mit wissenschaftlich-prak- tischer Arbeit in Betrieben und Institutionen), 1 Erweiterte Oberschule (Gym- nasium), die Volksmusikschule, Volkshochschule, 1 Gewerbliche Berufsschule und Betriebsakademien. / 1. Heimatfestwoche nach dem Krieg. 15. Aug.: Bestätigung des neu gebildeten Kreis Eilenburg lt. Gesetzt vom 23. Juli 1952 über eine neue Verwaltungsreform. Folgende Verwaltungen waren ansässig: Rat des Kreises, Rat der Stadt, Kreisleitungen aller Parteien und Massenorga- nisationen, Verwaltungen der Handelsbetriebe HO, Konsum, GHG (Großhan- delsgesellschaft), Kreisamt der Polizei und 3 Banken (Sparkasse, Noten- und Volksbank). 27. Aug: 1. konstituierende Sitzung des Kreistages, Eilenburg wurde Kreisstadt und der Rat des Kreises nahm das Rathaus in Besitz! 27. Aug.: 1. Kreisdelegiertenkonferenz der SED (Sozialistische Einheitspartei Deutsch- land), 1. Sekretär der Kreisleitung wurde Paul Heinze. 95

21. Sep.: Einweihung des „Kurt-Bennewitz“-Stadion an der Ziegelstraße. 24. Nov.: Bildung einer eigenen Kreissparkasse für den neuen Kreis Eilenburg.

1953: Beginn des Wiederaufbaus der Eilenburger Innenstadt. / Bildung einer Zentral- schule (2. Oberschule in der Gustav-Raute-Straße, heute Dr. Belian Schule) für die umliegenden Gemeinden. / Gründung von Kampfgruppen der Arbeiterklas- se in Betrieben, Genossenschaften und Verwaltungen zur Verteidigung sozia- listischer Errungenschaften. / Auf einer Wirtschaftskarte der DDR wurde die Kreisstadt Eilenburg als ein bedeutender chemischer Produktionsort ausge- wiesen. 03. April: Aufruf des Rates der Stadt an die Bevölkerung zur Bereitstellung von Kartoffeln für die Aussaat. 17. Juni: Durch Missstimmung und Unruhe (Repressionen gegen Andersdenkende, Normerhöhung und überhöhte HO-Preise) kam es zum Aufstand mit Streiks in verschiedenen Eilenburger Betrieben, die nur mit Hilfe der Besatzungsmacht niedergehalten werden konnten. 10. Aug.: Erschließung eines neuen Wohngebietes in Eilenburg-Ost (u. a. „Musiker- Viertel“). 31. Dez.: Der sowjetische Generaldirektor übergab das Eilenburger Chemie Werk (gegen Entschädigung) als Volkseigentum an den deutschen Direktor Kranke zurück.

1954: Der Durchschnittsverdienst im ECW betrug ca. 350,- DM im Monat. 11. Juli: Das gewaltigste Hochwasser des 20. Jahrhunderts in Eilenburg mit einer Pegelhöhe von 5,52 m. 25. Juli: DDR-Meisterschaften im Kanu-Slalom auf dem Mühlgraben der ehemaligen Mühlenregion. Dez.: Der Bebauungsplan für die Innenstadt wurde vom Entwurfsbüro Hochbau I Leipzig fertiggestellt. 1955: Anfang zur Neubebauung der Innenstadt, linke Seite der Leipziger Straße, Eckart-, Rollen- und Rinckartstraße. / Nach schwierigen Verhandlungen mit dem Rat der Stadt kam der Altar der Nikolaikirche wieder in Besitz der Kirche. 29. Okt.: Gründung der Arbeiterwohnungsbaugenossenschaft (AWG)

1956: Beginn des Wohnungsbaues durch die AWG. März: Gewaltige Eismassen und Hochwasser bedrohten die Stadt.

1957: Gründung der Wasserwacht. 18. Januar: Einführung der 45-Stunden-Arbeitswoche. 08. März: Einweihung der neuen Brücke zum Mühlplatz. 18. Mai: Gründung der Kreisgruppe des Deutschen Turn- und Sportbundes (DTSB). 04. Okt.: Urania-Sternwarte beteiligte sich an der Beobachtung und Vermessung von Sputnik 1. Offizielle Satellitenstation 124 und Meteorologische Station II. Ordnung.

1958: Die Rationierung für Waren des täglichen Bedarfs wurde aufgehoben. / Bis 1961 Errichtung einer Anlage im ECW zur Produktion von Wasserstoffperoxid. 06. Juli: Enorme Schäden durch Hochwasser mit hohen Kosten der Wiedergutmachung (Pegelstand 4,97m). 96

30. Sept.: Unter psychischem Druck der Behörden erfolgte die Gründung einer Produktionsgenossenschaft des Handwerks (BGH) durch vier private Kraftfahrzeug-Instandsetzungsbetriebe. 09. Nov.: Eröffnungsspringen der neuen Flachland-Sprungschanze am Röhrenweg.

1959: Errichtung eines Freigeheges im Stadtpark als erste Grundlage für einen Heimattiergarten. 21. Juni: Eröffnung des Neu sanierten Stadtbades im Bürgergarten. 01. Okt.: Vollständige Übernahme der Kaserne von der Roten Armee durch die Nationale Volksarmee (NVA). 12. Dez.: Erster Vollgenossenschaftlicher Kreis der DDR, erreicht u. a. mit handgreiflichen Auseinandersetzungen mit den Einzelbauern (Überzeugungsarbeit!) durch ugs. „Rollkommandos“.

1960: Produktionsbeginn von PVC-Granulat im ECW. 13. Jan.: Besuch Walter Ulbrichts in Eilenburg, durch seine Kritik erfolgte der Umzug des Rates des Kreises aus dem Rathaus ins Verwaltungsgebäude am Maxim- Gorki-Platz. 13. Nov.: Erstmalig „Tag des Chemiearbeiters“ im ECW begangen.

1961: Bis 1964 Aufbau der Produktionsstätte für Celluloseacetat im ECW. / Umbenennung der Stadthalle in Jugendklubhaus. 01. Jan.: Urania-Sternwarte wurde Schulsternwarte. 15. Feb.: Beobachtung der Sonnenfinsternis (bis 91% bedeckt). 12. Mai: Erstmalige Anwendung der Industriellen Bauweise von Großblöcken im Wohnungsbau. 24. Juni: Eröffnung der Tausend-Jahr-Feier mit großem Festumzug am 25. Juni, vermittelt durch dreiundsechzig Bilder fahrenden Volkes über die Geschichte der Stadt.

1962: Die letzte Mühle von Eilenburg (Bechers Mühle) stellte den Betrieb ein. / Das erste Stallgebäude für den Tierpark wurde errichtet.

1963: Produktionsaufnahme von organischen Peroxide im ECW. / Seit Anfang des Jahres der drittkälteste Winter des Jahrhunderts( bis -20°C). Maßnahmen zur Sicherung der Produktion und zur Versorgung der Bürger mit Brennstoffen, Energie, Gas und Wasser. 07. Jan.: Übergabe der Kindertagesstätte Bernhardistraße. 02. März: Einweihung der Oberschule in Eilenburg-Ost.