Schlichtungsverfahren Zu Stuttgart 21
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Schlichtungsverfahren zu Stuttgart 21 Nicht behandelte Themen Offene Fragen aus den vorausgegangenen Schlichtungsgesprächen – Leistungsfähigkeit und Betriebskonzept Stuttgart 21 – Leistungsfähigkeit und Betriebskonzept Kopfbahnhof 21 – Die Auswirkungen von Stuttgart 21 auf den Regional- und Nahverkehr – Offene Fragen – Bauablauf Stuttgart, 27. November 2010 Stenografisches Protokoll – 2 – (Beginn: 9:02 Uhr) Schlichter Dr. Heiner Geißler: Guten Morgen! Ich begrüße, wie immer, die Teil- nehmer der Schlichtung, aber genauso herzlich die Bürgerinnen und Bürger, die sich wieder eingeschaltet haben und die Schlichtung am Fernseher verfolgen. Auch Ihnen guten Morgen! Ich hoffe, dass wir heute einen guten Verlauf unserer Schlichtung ha- ben. Wir haben eine ganze Reihe von Fragen zu beantworten. Es ist die letzte Schlichtung, die sich ausschließlich und einzig mit dem Faktencheck und der Fak- tenschlichtung beschäftigt. Die nächste Sitzung ist am nächsten Dienstag, das ist die Abschlusssitzung. Heute Abend werden wir noch miteinander über den genauen Ablauf sprechen. Sie beginnt am Dienstagmorgen um 10 Uhr. Ich vermute, wenn alles so läuft, wie wir es uns vor- stellen, dass wir gegen 12 bis 13 Uhr mit der Sitzung und damit auch mit der Schlich- tung am Ende sind. Wir haben heute noch eine Reihe von wichtigen Fragen zu beantworten. Wir sind gestern Abend mit der Diskussion um die Kosten der Neubaustrecke Ulm– Wendlingen nicht zu Ende gekommen. Ich schlage vor, dass wir damit anfangen. Dann müssen wir uns über die Ausstiegskosten unterhalten. Ein weiteres wichtiges Element der heutigen Sitzung ist die Leistungsfähigkeit von S 21 und K 21. Dann wollen wir uns noch einmal mit der Geologie und den Mineralquellen beschäftigen. Dazu gibt es eine Reihe von offenen Fragen, die übrig geblieben sind. Wir reden dann über den Bauablauf. Da heute, wie mir gesagt worden ist, keine Demonstrationen stattfinden – – (Zurufe: Doch!) – Doch? Also die Befürworter? (Johannes Bräuchle [Projektbefürworter]: Nein, die Projektkritiker!) – Herr Bräuchle weiß es. (Johannes Bräuchle [Projektbefürworter]: Das steht auch in der Zei- tung!) – Bitte? (Johannes Bräuchle [Projektbefürworter]: Es steht in der Zeitung! Um 11 Uhr!) – Es steht in der Zeitung. Schlichtungsgespräch zu Stuttgart 21 27. November 2010 – 3 – (Dr. Brigitte Dahlbender [Projektgegnerin]: Und weil es in der Zeitung steht, sagt Ihnen das, dass es vom Bündnis organisiert ist? Wir sa- gen: Es keine Organisation des Bündnisses!) – Die Aufregung ist völlig überflüssig. Es gibt auch keine Aufregung. Jeder kann de- monstrieren so lange und wo er will; das ist gar keine Frage. Ich sage nur: Mir ist ge- sagt worden, dass keine Demonstration ist. Wenn Herr Bräuchle eine macht, dann kann er die machen. (Johannes Bräuchle [Projektbefürworter]: Wir feiern Advent!) – Ach so, Advent. Na gut, als Pfarrer müssen Sie das auch machen. Es ist besser, Sie gehen in die Kirche als auf die Straße, könnte man sagen. (Heiterkeit – Johannes Bräuchle [Projektbefürworter]: Ich lade jeden dazu ein, vor allem die Kritiker!) – Das gilt natürlich für alle frommen Leute. Dann müssen wir noch den Bauablauf miteinander besprechen. Ich sage das des- wegen – dann haben wir nach hinten Zeit –, weil wir uns schon begrenzen sollten. Spätestens gegen 17 bis 18 Uhr wollen wir fertig sein. (Gerd Hickmann: Gibt es denn wenigstens ein Mittagessen?) – Infolgedessen können wir auch eine Mittagspause machen. Am letzten Samstag sind wir unvorbereitet in die Mittagspause gegangen. Einige haben sich dann be- schwert, dass sie nichts Richtiges zu essen gekriegt haben, was aber nicht an der Kantine liegt – das möchte ich ausdrücklich sagen –, die wirklich gut arbeitet und uns gut verpflegt. (Beifall) Die Projektgegner haben gerade nicht geklopft. Hat Ihnen das Essen nicht ge- schmeckt? (Heiterkeit – Peter Conradi [Projektgegner]: Wir haben geklopft!) – Sie haben geklopft, aber im Verborgenen. Gut. Wir beginnen jetzt mit unserer Schlichtung. Ich schlage vor, weil ein Defizit hängen geblieben ist, was die Preise für den Kubikmeter Tunnel betrifft – wobei auch noch unklar war: Handelt es sich um den Kubikmeter Ausbruch, wie es so schön heißt, um Schlichtungsgespräch zu Stuttgart 21 27. November 2010 – 4 – die Rohbaukosten oder die Gesamtkosten? –, dass wir uns darüber unterhalten. Da- bei sollten wir jeweils angeben, worüber wir reden. Herr Dr. Kefer hat das – für mich war das sehr schön, ich habe in meiner ganzen Zeit, als ich auf dem Gymnasium war, Mathematik sehr gerne gehabt, ich habe im Abitur eine gute Note in Mathematik gehabt, deswegen hat mir das sehr gefallen – vom Formalen, nicht vom Inhalt her, nicht dass es wieder Aufregung gibt, auf dem Papier entwickelt. Wir sollten ihm die Chance geben, es jetzt so zu machen, dass es von den Voraussetzungen her möglichst wenig Widerspruch findet, damit wir dann darüber reden können. Wir haben ja einen Anspruch darauf, dass er uns sagt, wie er die Kosten pro Kubikmeter berechnet. (Hannes Rockenbauch [Projektgegner]: Ich habe keine Lust, noch eine weitere Malstunde von Herrn Kefer zu ertragen! – Zuruf: Ich auch nicht!) – Aha. Aber wir müssen trotzdem das tun, was ich sage, Herr Rockenbauch. Das Lustpotenzial (Zuruf: Sinkt!) sinkt; das ist keine Frage. (Hannes Rockenbauch [Projektgegner]: Das hat mit Lust nichts zu tun, sondern es geht darum: Wenn er jetzt live hier vorn die Zahlen aus dem Hut zaubert, ist das sehr schlecht zu überprüfen! Er hält sich nicht an das, was wir ausgemacht haben: Fakten auf den Tisch! Das, was er hier vorn malt, kann inhaltlich nicht in der Zeit überprüft werden, …) – Doch, das kann er. (Hannes Rockenbauch [Projektgegner]: … auch wenn es plausibel ist! Herr Kefer ist so intelligent, dass er es hinkriegt, hier plausible, in sich schlüssige – – Nur, die Prämissen können wir nicht überprüfen! Das ist das Entscheidende!) – Herr Rockenbauch, Sie reißen schon am frühen Morgen das Wort an sich. Ich ge- be Ihnen eine schlechte Prognose für den heutigen Verlauf; denn ich muss das ir- gendwann mal stoppen. Ich habe es jetzt so laufen lassen. Sie sagen, es sei keine Frage der Lust, haben aber gesagt, Sie hätten keine Lust, sich das anzuhören. Des- wegen habe ich Ihren Begriff übernommen. Ich schlage trotzdem vor, dass Herr Dr. Kefer jetzt das macht, was er nach Ihrer An- sicht gestern Abend gleich hätte machen sollen, nämlich die Voraussetzungen klar- Schlichtungsgespräch zu Stuttgart 21 27. November 2010 – 5 – stellen, um welche Kubikmeter XY es sich bei seiner Berechnung handelt. – Herr Ke- fer, bitte schön. Dr. Volker Kefer (Projektbefürworter): Vielen Dank, Herr Geißler. – Ich würde gern auf das aufsetzen, was wir gestern besprochen haben. Sie erinnern sich: Eine Tunnelröhre mit 10 m Durchmesser, so haben wir ausgerech- net, hat einen Querschnitt von 75 m². Das war das, was wir ausgerechnet haben. Schlichter Dr. Heiner Geißler: Darf ich noch mal ganz kurz unterbrechen? Für die Zuschauer: Es geht um die Frage, ob die von der Bahn errechneten Kosten für die Neubaustrecke Wendlingen–Ulm in der Höhe von 2,9 Milliarden € richtig berechnet sind. Ein Maßstab dafür ist die Frage: Wie teuer ist der Kubikmeter Tunnelabbruch oder Rohkosten? Wie hoch ist der Preis? Dann kann man das nämlich mit 33 multiplizieren, so lang ist die Tunnel- strecke. Dann hat man zumindest für diesen Bereich eine Kostenrechnung. Das Problem besteht darin – ich muss das den Zuschauern erklären –, dass sich die Bahn nicht in der Lage sieht – man kann auch sagen: sich weigert, aus welchen Gründen auch immer, das haben wir lange genug erörtert, die Frage der Ausschrei- bung und Wettbewerbsrisiken sind damit verbunden –, die von ihr schon errechneten Kubikmeterkosten – aus Wettbewerbsgründen – auf den Tisch zu legen. Dann war der Vorschlag der Projektgegner, dass man einen schon gebauten Tunnel, von dem die Kosten feststehen, mit dem Tunnel vergleicht, um den es geht, nämlich den Tun- nel durch den Albaufstieg. Es sollte natürlich nach Möglichkeit ein Tunnel sein, der irgendwie mit dem Tunnel vergleichbar ist, mit dem wir uns beschäftigen, sodass man vergleichsweise, annähernd errechnen kann: Liegt sie völlig jenseits des Mach- baren oder des Errechenbaren, oder hat sie einigermaßen richtig gerechnet? Es geht bei der Berechnung also um einen Vergleich der Kosten dieses Tunnels mit den Kos- ten, die bei anderen, vergleichbaren Tunneln schon feststehen. – Herr Arnoldi, wol- len Sie eine Frage stellen? Klaus Arnoldi (Projektgegner): Ich habe eine Frage an Herrn Dr. Kefer. Sind das reale Zahlen, mit denen Sie rechnen, oder sind das Fantasiezahlen? Schlichter Dr. Heiner Geißler: Herr Arnoldi, das wird er gleich sagen. Ich würde vorschlagen, dass wir ihm – – Wir wollen doch fair miteinander sein. Er weiß, um was es geht, und auch, welche Probleme Sie mit seiner Rechnung haben. Darauf wird er eingehen. Wenn Sie damit nicht zufrieden sind, können Sie sich jederzeit melden und Nachfragen stellen. Das haben wir bisher immer so gemacht. Deswegen sollten wir jetzt anfangen, sonst erschöpfen wir uns wieder minutenlang in Geschäftsord- nungsfragen und kommen nicht zur Sache. – Herr Kefer, Sie haben jetzt das Wort. Bitte. Schlichtungsgespräch zu Stuttgart 21 27. November 2010 – 6 – Dr. Volker Kefer (Projektbefürworter): Vielen Dank, Herr Geißler. – Ich wiederhole noch einmal: Wir hatten gestern festgestellt, dass eine Röhre der Neubaustrecke Wendlingen–Ulm einen Durchmesser von 10 m hat und der Querschnitt einer sol- chen Röhre nach der Formel πd²/4 berechnet werden kann. Daraus resultiert ein Querschnitt von 75 m². (Skizze: Rohbau NBS)