Von Mutter Bertha Bis Rosa Luxemburg – Die Sozialdemokratie Stiftung Als Partei Der Bildung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte
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kl_schriften_35_cover_finale_Layout 1 24.04.13 12:45 Seite 1 kleine schriften kleine schriften Bernd Braun Von Mutter Bertha bis Rosa Luxemburg – Die Sozialdemokratie Stiftung als Partei der Bildung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte ISSN --- Stiftung ISBN ---- Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte kl_schriften_35_inhalt_final_Layout 1 24.04.13 12:49 Seite 1 Von Mutter Bertha bis Rosa Luxemburg – Die Sozialdemokratie als Partei der Bildung kl_schriften_35_inhalt_final_Layout 1 24.04.13 12:49 Seite 2 kleine schriften Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte kl_schriften_35_inhalt_final_Layout 1 24.04.13 12:49 Seite 3 Bernd Braun Von Mutter Bertha bis Rosa Luxemburg – Die Sozialdemokratie als Partei der Bildung Heidelberg kl_schriften_35_inhalt_final_Layout 1 24.04.13 12:49 Seite 4 DER AUTOR Braun, Bernd geb. 1963; Dr. phil.; 1990 bis 1999 Museumspädagoge, seither Wissenschaftlicher Mitar- beiter der Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte in Heidelberg, Lehrbe- auftragter am Historischen Seminar der Universität Heidelberg. Bildnachweis Bild Umschlag links und S. 5 (Archiv der Friedrich-Ebert-Gedenkstätte, Heidelberg), Bild Umschlag rechts (Bundesarchiv Koblenz, Plakat 102-069-055), Bild S. 6 (Internationales Institut für Sozialgeschichte, Amsterdam), Bild S. 10 (Archiv der Friedrich-Ebert-Gedenk- stätte, Heidelberg), Bild S. 14 (Sammlung Dr. Bernd Braun), Bilder S. 16 u. 17 (Archiv der Friedrich-Ebert-Gedenkstätte, Heidelberg), Bild S. 20 (Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn), Bild S. 21 (Staats- und Universitätsbibliothek Ham- burg, LN : 181 : 114), Bild S. 24 (Internationales Institut für Sozialgeschichte, Amsterdam), Bild S. 25 (Archiv der Friedrich-Ebert-Gedenkstätte, Heidelberg), Bild S. 28 (Ullstein-Bild, Berlin Nr. 00188422), Bild S. 29 (Ullstein-Bild, Berlin Nr. 01063811), Bild S. 32 (Archiv der Friedrich-Ebert-Gedenkstätte, Heidelberg), Bild S. 35 (Sammlung Dr. Bernd Braun), Bild S. 39 (Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn), Bild S. 40 (Archiv der Friedrich-Ebert-Gedenkstätte, Heidelberg), Bilder S. 43, 44 und 45 (Archiv der Friedrich-Ebert-Gedenkstätte, Heidelberg), Bild S. 49 (Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn), Bilder S. 50 u. 51 (Internationales Institut für Sozial- geschichte, Amsterdam), Bild S. 54 (Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert- Stiftung, Bonn), Bild S. 58 (Archiv der Friedrich-Ebert-Gedenkstätte, Heidelberg), Bild S. 60 (Sammlung Dr. Bernd Braun), Bild S. 62 (Wilhelm und Helene Kaisen-Stiftung, Bremen), Bild S. 64 (Archiv der Friedrich-Ebert-Gedenkstätte, Heidelberg). Braun, Bernd Von Mutter Bertha bis Rosa Luxemburg – Die Sozialdemokratie als Partei der Bildung (Kleine Schriften / Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte: Nr. 35) ©2013 Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte Untere Str. 27 D – 69117 Heidelberg Tel.: (06221) 910 70 Fax: (06221)910710 Internet: http://www.ebert-gedenkstaette.de E-Mail: [email protected] Redaktion: Bernd Braun Realisation: gschwend_grafik, Heidelberg Druck: Baier Digitaldruck GmbH, Heidelberg Logo: © Hühnlein & Hühnlein, Eching am Ammersee Die Stiftung wird gefördert aus Mitteln des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. ISNN 3-928880-45-4 ISBN 978-3-928880-45-9 kl_schriften_35_inhalt_final_Layout 1 24.04.13 12:49 Seite 5 „Mein Lieb“ nach einem Gemälde des italienischen Malers Arnaldo Ferraguti (1862–1925), abgedruckt in der „Neuen Welt“ Nr. 24 des Jahrgangs 1896. Der auf dem Umschlag gewählte Ausschnitt soll die Romanfigur der „Mutter Bertha“ visualisieren. kl_schriften_35_inhalt_final_Layout 1 24.04.13 12:49 Seite 6 Porträt von Rosa Luxemburg, das die Grundlage für die auf dem Umschlag verwendete Darstellung bildet. kl_schriften_35_inhalt_final_Layout 1 24.04.13 12:49 Seite 7 Von Mutter Bertha bis Rosa Luxemburg – Die Sozialdemokratie als Partei der Bildung Im Jahr 2013 jährt sich zum 150. Mal die Gründung des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins (ADAV) und damit das kontinuierliche Bestehen der deutschen Sozialdemokratie als Partei.1 Natürlich hat das Thema Bildung in eineinhalb Jahrhunderten sozialdemokrati- scher Parteigeschichte einen so breiten Raum eingenommen, dass es im Rahmen eines in Schriftform gegossenen Vortrages nicht einmal in Umrissen angedeutet werden könnte.2 Dies gilt auch, wenn, wie im vorliegenden Fall, die Sozialdemokratie des Kaiserreiches im Zentrum der Betrachtungen steht. Konzentration tut Not. Deshalb sollen nach einigen einleitenden Bemerkungen über den generellen Stellenwert der Bildung innerhalb der sozialdemokratischen Arbei- terbewegung bis 1918 (mit Auswirkungen bis 1933) zwei sich er- gänzende Teilbereiche dieser Thematik näher beleuchtet werden: Der erste Aspekt beschäftigt sich mit der Bildung der breiten Massen und damit der Grundvoraussetzung von Massenrekrutierung in Gestalt von Wählern respektive Mitgliedern, der zweite Aspekt mit der Elitenbildung und damit der Rekrutierung eines adäquaten Partei- führernachwuchses; der erste Punkt behandelt die sogenannte 1 Vgl. Anja Kruke/Meik Woyke (Hrsg.), Deutsche Sozialdemokratie in Bewegung 1848 – 1863 – 2013, Bonn 2012. Der offizielle Jubiläumsband der Friedrich-Ebert-Stiftung re- lativiert allerdings schon im Titel durch die gleichberechtigte Nennung des Jahres 1848 die Bedeutung der Gründung des ADAV für die eigene Parteigeschichte. 2 Es handelt sich bei diesem Beitrag um die erweiterte Fassung eines Vortrages, den ich am 30. November 2011 in der Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte in Hei- delberg gehalten habe. kl_schriften_35_inhalt_final_Layout 1 24.04.13 12:49 Seite 8 Die Sozialdemokratie als Partei der Bildung Naturalismus-Debatte, die den reichsweiten SPD-Parteitag 1896 in Gotha beherrschte, der zweite Punkt die 1906 ins Leben gerufene Parteihochschule der SPD mit Sitz in Berlin. I. Im Jahr 1864 schrieb der Hamburger Sozialdemokrat Jakob Au- dorf (1834–1898) ein Gedicht, das sich, gesungen auf die Melodie der Marseillaise, zum populärsten deutschen Arbeiterlied des 19. Jahrhunderts entwickeln sollte.3 In dessen zweiter Strophe wird die Bildung des Volkes als Grundvoraussetzung für den Durchbruch des Sozialismus bezeichnet: „Der Feind, den wir am tiefsten hassen, Der uns umlagert schwarz und dicht, Das ist der Unverstand der Massen, Den nur des Geistes Schwert durchbricht. Ist erst dies Bollwerk überstiegen, Wer will uns dann noch widersteh’n? Dann werden bald auf allen Höh’n Der wahren Freiheit Banner fliegen!“ Der Refrain stellt die Bedeutung des am 31. August 1864 bei einem Duell ums Leben gekommenen Ferdinand Lassalle als Ban- nerträger der Sozialdemokratie heraus: 3 Der gesamte Text der „Arbeiter-Marseillaise“ ist etwa abgedruckt bei Konrad Beiß- wanger, Stimmen der Freiheit. Blütenlese der besten Schöpfungen unserer Arbeiter- und Volksdichter, Nürnberg 41914, S. 237f.; vgl. zur Bedeutung der Arbeiterlieder all- gemein: Bettina Hitzer, Schlüssel zweier Welten. Politisches Lied und Gedicht von Ar- beitern und Bürgern 1848–1875, Bonn 2001. kl_schriften_35_inhalt_final_Layout 1 24.04.13 12:49 Seite 9 Die Sozialdemokratie als Partei der Bildung „Nicht zählen wir den Feind, Nicht die Gefahren all’: Der kühnen Bahn nur folgen wir, Die uns geführt Lassalle!“ Wie es der Liedtext der „Arbeiter-Marseillaise“ beschreibt, hatte Ferdinand Lassalle tatsächlich dem von ihm am 23. Mai 1863 ge- gründeten ADAV die Richtung vorgegeben, dass die Emanzipation des vierten Standes bzw. der Aufstieg der Arbeiterbewegung nur durch „des Geistes Schwert“, nur über Bildung möglich sei. Als das Hauptinstrument für die Massenaufklärung sah Lassalle die Presse an, obwohl er – und dies mag zunächst als paradox erscheinen – die meinungsführende Presse seiner Zeit als das Haupthindernis für mas- senwirksame Bildung betrachtete. Als den Hauptgrund für die nach seiner Ansicht dekadente Entwicklung der Presse im 19. Jahrhun- dert hob Lassalle ihre Degradierung zu einem reinen Wirtschafts- faktor hervor, der sich am Markt, vor allem am Anzeigenmarkt behaupten müsse. Die einstmals nur der Aufklärung verpflichteten Journalisten hätten ihre Arbeit völlig dem Marktinteresse unterge- ordnet. In seiner „Rheinischen Rede“,4 die Lassalle am 20., 27. und 28. September 1863 in Barmen, Solingen und Düsseldorf gehalten hatte, fasste er diese Gedanken prägnant zusammen und trieb sie polemisch auf die Spitze: „Wenn Tausende von Zeitungsschreibern, dieser heutigen Leh- rer des Volkes, mit hunderttausend Stimmen täglich ihre stupide Unwissenheit, ihre Gewissenlosigkeit, ihren Eunuchenhaß gegen alles Wahre und Große in Politik, Kunst und Wissenschaft dem 4 Die „Rheinische Rede“ ist unter ihrem ebenfalls geläufigen, aber weniger prägnanten Titel „Die Feste, die Presse und der Frankfurter Abgeordnetentag“ abgedruckt in: Fer- dinand Lassalle, Gesammelte Reden und Schriften, hrsg. und eingel. von Eduard Bern- stein, Bd. 3, Berlin 1919, S. 339–391, Zitate S. 358f. und S. 365f. kl_schriften_35_inhalt_final_Layout 1 24.04.13 12:49 Seite 10 Die Sozialdemokratie als Partei der Bildung .Der Hamburger Redakteur und Dichter Jakob Audorf verfasste 1864 „jenes unsterb- liche Lied, das unter dem Namen Deutsche ,Arbeiter-Marseillaise’ Gemeingut des arbeitenden Volkes deutscher Zunge geworden ist“. (Konrad Beißwanger, Stimmen der Freiheit [wie Anm. 3], S. 233). kl_schriften_35_inhalt_final_Layout 1 24.04.13 12:49 Seite 11 Die Sozialdemokratie als Partei der Bildung Volke einhauchen, dem Volke, das gläubig und vertrauend