Maschine Zur Brutalisierung Der Welt«
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Axel Weipert Salvador Oberhaus Detlef Nakath Bernd Hüttner (Hrsg.) »Maschine zur Brutalisierung der Welt«? Der Erste Weltkrieg – Deutungen und Haltungen 1914 bis heute WESTFÄLISCHES DAMPFBOOT WESTFÄLISCHES Weipert / Oberhaus / Nakath / Hüttner (Hrsg.) „Maschine zur Brutalisierung der Welt“? Axel Weipert / Salvador Oberhaus / Detlef Nakath / Bernd Hüttner (Hrsg.) „Maschine zur Brutalisierung der Welt“? Der Erste Weltkrieg – Deutungen und Haltungen 1914 bis heute WESTFÄLISCHES DAMPFBOOT Gefördert durch die Rosa-Luxemburg-Stiftung Inhalt Axel Weipert / Salvador Oberhaus / Detlef Nakath / Bernd Hüttner Vorwort der Herausgeber 7 Teil I: Erinnerung und geschichtspolitische Deutung Wolfgang Kruse Der Erste Weltkrieg im 20. Jahrhundert und Heute. Interpretationen und geschichtspolitische Zuweisungen in Wissenschaft und Politik 14 Jürgen Angelow Revisionistische Deutungen und linke Orientierungsangebote zum Kriegsausbruch von 1914 31 Salvador Oberhaus Über Verantwortlichkeiten nachdenken. Zur deutschen Politik in der Juli-Krise 57 Teil II: Die langen Linien: Erster Weltkrieg, Faschismus und Nationalsozialismus Marcel Bois Zurück ins Bewusstsein. Ein kurzer Ausblick auf hundert Jahre Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Revolution und Kriegsende 76 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Ángel Alcalde Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über George L. Mosses These der Brutalisierung und ihre Kritik: Eine http://dnb.d-nb.de abrufbar. geschichtswissenschaftliche Debatte 95 Gudrun Brockhaus Der Krieg heilt alle Wunden – Zur Sozialpsychologie der nationalsozialistischen Weltkriegsmythen 113 Yves Müller 1. Auflage Münster 2017 „Becoming Fascists“. Männlichkeitskonstruktionen der SA im Krieg © 2017 Verlag Westfälisches Dampfboot zwischen den Kriegen 129 Alle Rechte vorbehalten Bella Szwarcman-Czarnota Umschlag: Lütke Fahle Seifert AGD, Münster Der Erste Weltkrieg in der jiddischen Literatur 143 Druck: Rosch-Buch Druckerei GmbH, Scheßlitz Index von Matthias Bösinger, digital-indexing.com Anke Hoffstadt Gedruckt auf säurefreiem, alterungsbeständigem Papier „Gefallen durch das Vaterland“ oder: Erinnerungspolitiken und ISBN 978-3-89691-108-7 Gedenkpraxen auf der Suche nach dem Sinn des Krieges 157 Pieter Trogh Die Namensliste und das Jahrhundertgedenken des Ersten Weltkriegs Das Jahrhundertgedenken in Belgien: 2014 – … ? 176 Teil III: Arbeiterbewegung, politische Linke und Krieg Axel Weipert / Salvador Oberhaus / Detlef Nakath / Bernd Hüttner Axel Weipert Vorwort der Herausgeber Widerstand im Zentrum der Macht. Antikriegsaktionen in Berlin und Wien im Vergleich 200 Warum noch ein Sammelband zum Ersten Weltkrieg? Gerade zum 100. Jahrestag Holger Politt des Kriegsbeginns konnte eine regelrechte Publikationsflut beobachtet werden. Im Wettlauf der Geschichte. Rosa Luxemburg und der Ausbruch des Zugleich entwickelte sich eine intensive Debatte in den Feuilletons – die nicht Ersten Weltkriegs 227 zuletzt zeigt, dass der Konflikt in der Öffentlichkeit wieder auf breiteres Inte- Irena Selišnik / Ana Cergol Paradiž / Žiga Koncilija resse stößt. Und das nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa. Wir Frauenproteste in den slowenischsprachigen Regionen Österreich- Herausgeber kamen aber auch zu der Erkenntnis, dass die Diskussion der letzten Ungarns vor und im Ersten Weltkrieg 232 Jahre über den Krieg einige bedauerliche Leerstellen aufweist und problemati- sche Interpretationen (wieder) in den Fokus rückt. Kurz gesagt, geht es uns um Miloš Baković Jadžić Dimitrije Tucović und die serbische Sozialdemokratie in der Zeit der drei Aspekte: Wie sind die aktuellen erinnerungs- und geschichtspolitischen Balkankriege und des Ersten Weltkriegs 251 Deutungen einzuordnen? Welche Rolle spielten die militärischen Auseinander- setzungen und deren Interpretation für die Entwicklung der radikalen Rechten Michael Pesek in der Zwischenkriegszeit? Und schließlich: Welche Haltungen nahmen die Der Erste Weltkrieg aus afrikanischer Perspektive: Träger in den politische Linke und hier insbesondere die Arbeiterbewegung vor, während und Kolonialarmeen Ostafrikas 273 nach dem Krieg ein? Malte Meyer Wir Herausgeber sind zudem der Auffassung, dass der Erste Weltkrieg nur mit Sozialmilitarismus zwischen den Kriegen. Zur „Verpreußung“ der einem breiten und internationalen Blick angemessen beschrieben und verstan- deutschen Arbeiterbewegung 298 den werden kann. Dazu gehören sehr unterschiedliche methodische Zugänge, Joachim Schröder etwa sozialpsychologische, kultur-, geschlechter- und erinnerungsgeschichtliche Arbeiterbewegung und Internationalismus nach dem Krieg: die alte Perspektiven, aber auch geschichtspolitische Analysen sowie Forschungen zu Pro- und die neue Internationale 315 testen und Arbeiterbewegung. Es mag ein Allgemeinplatz sein, dass ein Weltkrieg nicht aus einem rein nationalen Fokus heraus dargestellt werden kann. Dennoch Julian Nordhues „Krieg dem Kriege“: Die kriegskritische Strategie Ernst Friedrichs in der ist erstaunlich, wie stark viele wissenschaftliche Debatten zum Thema noch immer Weimarer Republik 331 länderspezifisch geführt werden. Man denke hier exemplarisch an die sehr dispa- raten Fragestellungen deutscher und französischer Historiker – Verantwortung Die Herausgeber 349 für den Kriegsausbruch rechts des Rheins und „culture de guerre“ (Kultur des Die Autoren 350 Krieges) links davon. Es war uns deshalb ein wichtiges Anliegen, diesen „natio- Personenregister 354 nalen Tellerrand“ in einem doppelten Sinn zu überwinden: Einerseits durch die Berücksichtigung von Themen aus verschiedenen kriegführenden Staaten und deren vergleichende Betrachtung sowie andererseits durch den Einbezug von Autoren unterschiedlicher Herkunft. Wir glauben, sagen zu können: Beides hat 8 Axel Weipert / Salvador Oberhaus / Detlef Nakath / Bernd Hüttner Vorwort der Herausgeber 9 sich als überaus fruchtbar erwiesen. Es versteht sich dabei von selbst, dass ein Band Die langen Linien: Erster Weltkrieg, Faschismus und wie der vorliegende keine umfassende oder gar abschließende Darstellung bieten Nationalsozialismus kann. Wenn es uns aber gelingt, die wissenschaftlichen und geschichtspolitischen Vor dem Hintergrund des Doppeljubiläums des Beginns beider Weltkriege über- Debatten zu bereichern, hat er seinen Zweck erfüllt. rascht der Befund, dass eigentlich naheliegende Fragen nach Zusammenhängen und langen Linien zwischen beiden Ereignissen in Forschung und Feuilleton Erinnerung und geschichtspolitische Deutung zuletzt weitgehend ausgeblendet wurden. Und das, obwohl unbestritten ist, dass Nationalsozialismus, Faschismus und Zweiter Weltkrieg ohne den Ersten Welt- Die Forschung der letzten Jahre hat unser Wissen um die Entwicklungen, die im krieg nicht erklärbar sind. Der vorliegende Band möchte diese Lücke wenigstens Sommer 1914 in die Katastrophe führten, erheblich erweitert. Zugleich waren partiell schließen. Der Erste Weltkrieg kann als ein wichtiger Impulsgeber für die die öffentlichen Debatten von einer hochproblematischen Neubewertung der Entwicklung radikalnationalistischer, antidemokratischer und militaristischer Ursachen und Verantwortlichkeiten für den Konflikt geprägt. Die Argumenta- Weltbilder und Handlungsrahmen verstanden werden – und das keineswegs nur tionen in den diskursprägenden Werken von Christopher Clark und Herfried in Deutschland. Eric Hobsbawm nannte den Krieg deshalb eine „Maschine zur Münkler stießen auf heftigen Widerspruch. Deutlich wurde dabei vor allem: Die Brutalisierung der Welt“.1 Von einer allgemeinen, durch heimkehrende Kriegs- geschichtspolitische Einordnung der Verantwortung für den Ersten Weltkrieg veteranen verursachten Brutalisierung der politischen Kultur, die nach George bleibt weiterhin umkämpft. Mosse dem Aufstieg des Faschismus in Europa den Weg geebnet habe, kann im Wie sind die erinnerungs- und geschichtspolitischen Standpunkte zu be- Lichte aktueller Forschungsergebnisse jedoch kaum gesprochen werden. Die werten, die auch und gerade hundert Jahre nach dem Beginn des Krieges von Bedeutung des Ersten Weltkrieges für die Machtübernahme rechtsradikaler For- zivilisatorischen Bruchkanten, Zäsuren oder Kontinuitäten im „kurzen 20. mationen muss also aus weiter zurückreichenden und tieferliegenden sozialen und Jahrhunderts“ sprechen? Wie sieht es mit Blick auf Deutschland heute, mehr kulturellen Entwicklungen sowie weltanschaulichen Dispositionen herrühren. als ein halbes Jahrhundert nach der „Fischer-Kontroverse“, mit den geschichts- Wenn es um Eskalationen und Entgrenzungen politischer Gewalt im 20. politischen Deutungen des Ersten Weltkrieges aus? Die alte These von David Jahrhundert geht, richtet sich der Blick gleichwohl zurecht auf den Ersten Welt- Lloyd George, wonach die Großmächte in die militärische Auseinandersetzung krieg. Denn für eben diese politischen Kräfte, die sich in den zwanziger und „hineingeschlittert“ seien, scheint rehabilitiert. Doch wieso werden diese und dreißiger Jahren durchsetzten, war der Krieg Katalysator für bereits bestehende ähnliche Interpretationen zur „Kriegsschuld“ heute, hundert Jahre nach dem Haltungen und Netzwerke, aber auch Wurzel neuer, aus dem Krieg erwachsener Kriegsbeginn und 75 Jahre nach Beginn des Zweiten Weltkriegs, wiederum Zusammenhänge. Dabei bildeten sich politische Bewegungen aus, die vor allem so intensiv zum Thema? Was sagen diese geschichtspolitischen Entwicklungen aus der Niederlage – bzw. im Fall Italiens aus dem vermeintlich unzureichend über die politischen Haltungen im heutigen