Diplomarbeit
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DIPLOMARBEIT Titel der Diplomarbeit „Das Treffen zwischen Niels Bohr und Werner Heisenberg in Kopenhagen 1941. Eine Analyse der Historiographie“ Verfasser Andreas Schauer angestrebter akademischer Grad Magister der Philosophie (Mag. phil.) Wien, im Mai 2008 Studienkennzahl lt. Studienblatt: A 192 313 412 Studienrichtung lt. Studienblatt: LA Geschichte und Sozialkunde UF Physik Betreuer: O. Univ.-Prof. Dr. Mitchell Ash Inhaltsverzeichnis Danksagungen 3 1 Einleitung 4 2 Historische Hintergründe des Untersuchungsgegenstandes 9 2.1 Die Protagonisten 9 2.2 Heisenbergs Kampf mit der Deutschen Physik 11 2.3 Entdeckung von Kernspaltung und Kettenreaktion – Die Anfänge des deutschen Kernforschungsprojektes 15 2.4 Der Stand der Arbeiten im Uranverein im Herbst 1941 21 3 Das Treffen in Kopenhagen – Grundlagen 25 3.1 Politische Hintergründe – Auslandsreisen im Dienst der deutschen Wissenschafts- und Kulturpropaganda 25 3.2 Die astrophysikalische Konferenz in Kopenhagen im September 1941 27 3.3 Die Erinnerungen von Bohr und Heisenberg im Vergleich 31 4 Robert Jungk 61 4.1 Jungks Arbeitsweise und Motive 61 4.2 „Passivisten“ im Uranverein 71 4.3 Kopenhagen 83 4.4 Bedeutung und Aufnahme von Heller als tausend Sonnen 95 5 Armin Hermann 98 5.1 Warum David Irving in dieser Untersuchung nur knapp behandelt wird 98 5.2 Armin Hermann und seine Arbeiten zur Geschichte der Physik 102 5.3 Das deutsche Kernenergieprojekt und Heisenbergs Rolle darin 106 5.4 Gründe für das Scheitern einer Atombombenentwicklung 111 5.5 Kopenhagen 116 5.6 Aufnahme von Hermanns Monographien 128 6 Mark Walker 131 6.1 Mark Walker und seine Arbeiten im Überblick 131 6.2 Mark Walkers Dissertation 133 6.3 Nach Bekanntwerden neuer Quellen Anfang der 90er Jahre 150 6.4 Nach Bekanntwerden neuer Quellen Anfang des 21. Jahrhunderts 168 6.5 Resümee 175 7 Schluss 178 Anhang Verzeichnis der Abkürzungen 182 Literaturverzeichnis 182 Lebenslauf 189 Zusammenfassung 190 Seite 2 Danksagungen Diese Arbeit widme ich meinen Eltern, die mir mein Studium und seinen Abschluss ermöglichten und dabei nahezu unendliche Geduld mit mir zeigten, und meinen Geschwistern, die mich tatkräftig unterstützten. Großer Dank gilt meinem Betreuer, Prof. Mitchell Ash, der mir auf die freundlichste Weise mit unersetzlichen Hinweisen, Ratschlägen und Korrekturvorschlägen zur Seite stand. Mein Dank gilt weiter dem Niels-Bohr-Archive in Kopenhagen für die freundliche Genehmigung zur Zitierung der Bohr-Dokumente. Zahlreiche Kolleginnen und Kollegen haben mit Unterstützung und Zuspruch zum Gelingen meines Studiums beigetragen. Besonders hervorheben möchte ich jene, die einen wesentlichen Beitrag zum gemeinsamen Erfolg in besonders schwierigen Lehrveranstaltungen oder Prüfungen leisteten: Bettina Grath, Karl Prem, Susanne Klein, Karina Hawle und Marianne Peroutka. Barbara Pichler, die mir viele Male hilfreich und aufmunternd zur Seite stand, hat sich schließlich der Mühe unterzogen, meine viel zu umfangreich geratene Diplomarbeit in kurzer Zeit zu lesen und mich auf Fehler und Inkonsistenzen aufmerksam zu machen. Meine während des gesamten Studiums entwickelte Anerkennung gilt den wunderbaren Mitarbeitern der Österreichischen Zentralbibliothek für Physik. Seite 3 1 Einleitung Eine Arbeit, die sich mit der Historiographie zum umstrittenen Treffen zwischen Niels Bohr und Werner Heisenberg im September 1941 beschäftigt, kann man kaum passender beginnen, als mit folgendem Zitat von Cathryn Carson: „Was geschah im Herbst 1941 in Kopenhagen? Ich weiß es nicht. Es überrascht mich, daß viele meiner Kollegen glauben, sie wüßten es; weitaus weniger überrascht mich allerdings, daß sie sich dann nicht einigen können.“1 Erfahren habe ich vom Gespräch zwischen Bohr und Heisenberg erstmals durch Michael Frayns erfolgreiches und wirkungsvolles Drama Kopenhagen2. Die im Anhang zur deutschen Ausgabe befindlichen wissenschaftshistorischen Essays vermittelten mir einen Eindruck der Kontroverse, die Carson anspricht. Dennoch hatte ich zunächst meinem Betreuer Prof. Mitchell Ash, als ich mit ihm beriet, welches Thema ich für meine Diplomarbeit wählen solle, vorgeschlagen, mich der Frage nach dem Inhalt jenes Gespräches zu widmen. Er riet mir von einem solchen Unterfangen mit zweifelhaften Erfolgsmöglichkeiten dringend ab und empfahl mir, mich statt dessen der Historiographie zu diesem Gespräch zu widmen. Denn der konkrete Gesprächsverlauf wird sich wohl nie seriös aufklären lassen. Wie sollte dies auch möglich sein, da sich die beiden Beteiligten, von denen jedwede Quelle notwendigerweise stammen muss, so lange sie lebten, nicht darüber verständigen konnten oder wollten? Im Bestreben, zu erklären, was im Herbst 1941 in Kopenhagen und besonders was während des Vier-Augen-Gespräches zwischen Bohr und Heisenberg geschah, wurde viel Tinte vergossen und die Ergebnisse fielen höchst widersprüchlich aus. Die Autoren zerfallen dabei, grob betrachtet, in zwei widerstreitende Lager. Allerdings scharen sich diese beiden Lager nicht, wie man vielleicht annehmen möchte, um die Biographien der beiden Protagonisten, sondern um zwei widersprüchliche Beurteilungen der Person Heisenbergs. Tatsächlich spielt Heisenbergs Besuch in Kopenhagen während des Zweiten Weltkrieges in der biographischen Historiographie zu Niels Bohr keine besondere Rolle. Niels Bohr und sein Umfeld waren der passive Teil und „erlitten“ unter schwierigen politischen Umständen Heisenbergs Besuch. Dieser wird daher in der entsprechenden Literatur erwähnt und es wird deutlich, das Bohr und seine Mitarbeiter über das Erlebte grübelten, doch es bleibt bei der 1 CARSON Cathryn, Reflexionen zu „Kopenhagen“. In: FRAYN Michael, Kopenhagen. Mit zwölf wissenschaftsgeschichtlichen Kommentaren. Zusammengestellt von Matthias Dörries (3. erweiterte Auflage Göttingen 2003) 172-188, hier 172. 2 FRAYN Michael, Copenhagen (London 1998). Seite 4 Erwähnung einer seltsamen Episode.3 Dies mag auch daran liegen, dass Niels Bohr selbst sich öffentlich nicht dazu äußerte. Es wurde von ihm hierzu aber eine Reihe von nie versandten Briefentwürfen und Notizen verfasst, die 2002 vom Niels-Bohr-Archiv veröffentlicht wurden. Diese Dokumente sind Gegenstand von Kapitel 3.3. Heisenberg andererseits nahm gegenüber Kollegen und, nachdem ihm sein Begleiter in Kopenhagen, Carl Friedrich von Weizsäcker, hierin vorangegangen war, gegenüber dem Journalisten Robert Jungk Stellung zu seinem Besuch bei Bohr. Seine Erinnerungsdarstellungen werden ebenfalls in Kapitel 3.3 behandelt. Die breite Öffentlichkeit erfuhr daher erstmals aus dem Buch Heller als tausend Sonnen4 von Robert Jungk aus dem Jahr 1956, das sich mit der Kernwaffenforschung in Deutschland und den USA beschäftigt und in dem Heisenberg eine wichtige Rolle spielt, vom Bohr-Heisenbergschen Gespräch – aus der Sichtweise Weizsäckers beziehungsweise Heisenbergs. Doch bereits kurz nach dem Kriegsende hatte, angestoßen durch den amerikanischen Physiker Samuel Goudsmit, unter anderem durch sein Buch Alsos5, eine heftige Debatte über die Absichten und das Verhalten der deutschen Physiker, die sich der Erforschung der Ausnutzung der Kernenergie gewidmet hatten, und ganz besonders über die Absichten und das Verhalten Werner Heisenbergs, begonnen. Diese Debatte scheint heute noch nicht beendet zu sein. Seit Robert Jungk wird das Gespräch zwischen Bohr und Heisenberg als Beleg für Heisenberg in diesem Zusammenhang unterstellte Absichten verwendet. Die genannten widerstreitenden Lager argumentieren, wiederum grob gesprochen, zum Einen, Heisenberg habe es versucht oder erfolgreich unternommen, Kernwaffen „für Hitler“ zu verhindern und mit Bohrs Hilfe Einverständnis mit den Physikern in den alliierten Ländern herzustellen, auch dort keine Kernwaffen zu bauen, oder zum Anderen, Heisenberg habe erfolglos versucht, Kernwaffen „für Hitler“ zu bauen und Bohr über die entsprechenden Entwicklungen in den alliierten Ländern auszuhorchen.6 Die meisten Historiker haben das Vier-Augen-Gespräch zwischen Bohr und Heisenberg ausschließlich im Zusammenhang mit Heisenbergs Arbeit im deutschen Kernenergieprojekt 3 Siehe beispielsweise die Erinnerungen von Bohrs Mitarbeiter Rozental und seines Sohnes Aage: ROZENTAL Stefan, Schicksalsjahre mit Niels Bohr. Erinnerungen an den Begründer der modernen Atomtheorie (Stuttgart 1991) 56f & 84. BOHR Aage, The War Years and the Prospects Raised by the Atomic Weapons. In: ROZENTAL Stefan (Hg.), Niels Bohr. His life and work as seen by his friends and colleagues (Amsterdam 1967) 191-214, hier 193. 4 JUNGK Robert, Heller als tausend Sonnen. Das Schicksal der Atomforscher (1.-10. Tausend Stuttgart 1956). 5 GOUDSMIT Samuel A., Alsos. The Failure in German Science (London 1947). 6 Der Wissenschaftshistoriker Mark Walker hat sich mit der Geschichte dieser Kontroverse auseinander gesetzt. Hier sei auf zwei seiner Texte zur Geschichte der Kontroverse verwiesen: WALKER Mark, Legenden um die deutsche Atombombe. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 38, H. 1 (1990) 45-74. WALKER Mark, Eine Waffenschmiede? Kernwaffen- und Reaktorforschung am Kaiser-Wilhelm-Institut für Physik (Forschungsprogramm „Geschichte der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus“ 26, Berlin 2005). Siehe auch Kap. 6. Seite 5 gesehen. Erst spät, so etwa von Mark Walker, wurden auch andere Perspektiven eröffnet – namentlich Heisenbergs Auslandsvorträge während des Dritten Reiches im Allgemeinen, die Auseinandersetzung Heisenbergs und vieler seiner Kollegen mit der Ideologie der sogenannten Deutschen Physik und, da sämtliche Erinnerungsdarstellungen mit einigem Abstand aus der Nachkriegszeit