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Hans Jürgen Scheuer • Ulrike Vedder (Hrsg.) 6 Tier im Text 201 / Exemplarität und Allegorizität literarischer Lebewesen 1 • Bern, Berlin, Bruxelles, Frankfurt am Main, Oxford, New York, Wien, 2015. 334 S., 4 farb. Abb., 17 s/w Abb. Publikationen zur Zeitschrift für Germanistik. Bd. 29 Herausgegeben von der Philosophischen Fakultät II / XXVI Institut für deutsche Literatur der Humboldt-Universität zu Berlin •

br. ISBN 978-3-0343-1652-1 CHF 96.– / €D 85.60 / €A 88.– / € 80.– / £ 64.– / US-$ 103.95 eBook ISBN 978-3-0351-0875-0 CHF 101.15 / €D 95.20 / €A 96.– / € 80.– / £ 64.– / US-$ 103.95

€D inkl. MWSt. – gültig für Deutschland und Kunden in der EU ohne USt-IdNr. · Zeitschrift für €A inkl.MWSt. – gültig für Österreich Neue Folge

b Tiere als Begleiter des Menschen oder als seine Gegenspieler die Literatur bevölkern, ob sie als Exempel, Symbole oder Allegorien eingesetzt werden, ob sie sprachlos oder spre- O chend leiden und agieren, ob sie gänzlich unabhängig in eigenen Lebens- und Zeichenwel- ten situiert werden oder als monströse und phantastische Kompositwesen selbst solche verkörpern – in literarischen Texten sind Tiere stets mehr und anderes als nur stumme Elemente einer realen oder GERMANISTIK fiktiven Welt. Die Vielfalt der Funktionen des «Topos Tier» steht im Zentrum dieses Bandes, dessen Textcorpus von mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Literatur bis ins 21. Jahrhundert reicht und dessen Beiträge der Faszination literarischer Lebewesen aus verschiedenen Blickwinkeln – gattungs- und wissensgeschicht- lich, psycho- und diskurshistorisch, gendertheoretisch und poetologisch – nachgehen.

Inhalt: Hans Jürgen Scheuer/Ulrike Vedder: Tier im Text. Exemplarität und Allegorizität literarischer Lebewesen • Julia Weitbrecht: Lupus in fabula. Mensch-Wolf-Relationen und die mittelalterliche Tier- fabel • Hans Jürgen Scheuer: Aspekte einer vormodernen Poetik der animalia. Tierkataloge und Min- Neue Folge • XXVI nebestiare in mittelhochdeutscher Dichtung • Astrid Lembke: Drachen. Begegnungen im Mittelalter Zeitschrift für Germanistik und in der Moderne • Andreas Krass: Die Spur der Zentauren. Pferde- und Eselsmänner in der deut- 1/2016 schen Literatur des Mittelalters • Burkhardt Wolf: Livyatan melvillei. «Moby Dick» und das überhisto- rische Wissen vom Wal • Roger Willemsen: Es werde Tier! Über das Animalische zwischen Mensch und Monster • Sabine Kalff: Sind Kraniche Demokraten? Zur politischen Ornithologie der Frühen Neuzeit • Ralf Klausnitzer: Von Bienen fabeln. Zur literarischen Beobachtungs- und Faszinationsgeschichte der Apis mellifera • Erhard Schütz: «... ein Vorbild für jedes Menschenvolk». Mit Ameisen (und Termiten) durch die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts • Ulrike Vedder: Im Zoologischen Garten der Moderne • Alexander Košenina: Löwen in Bild und Text. Johann Heinrich Ramberg bevölkert literarische Almana- che der Goethezeit mit wilden Tieren • Ulrike Stamm: Fremde Tiere. Begegnungen im Reisebericht • Roland Berbig: Untergraben und Abfedern. Günter Eichs poetische Tierwelt • Dorothee Wieser • «Der Mensch als Augentier»: Zur Zoopoetik Marcel Beyers in den Romanen «Flughunde» und «Kaltenburg». Peter Lang

Peter Lang AG • Internationaler Verlag der Wissenschaften Internationaler Verlag der Wissenschaften Moosstrasse 1 • P. O. Box 350 • CH-2542 Pieterlen • Schweiz Tel : +41 (0) 32 376 17 17 • Fax : +41 (0) 32 376 17 27 [email protected] • www.peterlang.com G Hans Jürgen Scheuer • Ulrike Vedder (Hrsg.) 6 Tier im Text 201 / Exemplarität und Allegorizität literarischer Lebewesen 1 • Bern, Berlin, Bruxelles, Frankfurt am Main, Oxford, New York, Wien, 2015. 334 S., 4 farb. Abb., 17 s/w Abb. Publikationen zur Zeitschrift für Germanistik. Bd. 29 Herausgegeben von der Philosophischen Fakultät II / XXVI Institut für deutsche Literatur der Humboldt-Universität zu Berlin •

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b Tiere als Begleiter des Menschen oder als seine Gegenspieler die Literatur bevölkern, ob sie als Exempel, Symbole oder Allegorien eingesetzt werden, ob sie sprachlos oder spre- O chend leiden und agieren, ob sie gänzlich unabhängig in eigenen Lebens- und Zeichenwel- ten situiert werden oder als monströse und phantastische Kompositwesen selbst solche verkörpern – in literarischen Texten sind Tiere stets mehr und anderes als nur stumme Elemente einer realen oder GERMANISTIK fiktiven Welt. Die Vielfalt der Funktionen des «Topos Tier» steht im Zentrum dieses Bandes, dessen Textcorpus von mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Literatur bis ins 21. Jahrhundert reicht und dessen Beiträge der Faszination literarischer Lebewesen aus verschiedenen Blickwinkeln – gattungs- und wissensgeschicht- lich, psycho- und diskurshistorisch, gendertheoretisch und poetologisch – nachgehen.

Inhalt: Hans Jürgen Scheuer/Ulrike Vedder: Tier im Text. Exemplarität und Allegorizität literarischer Lebewesen • Julia Weitbrecht: Lupus in fabula. Mensch-Wolf-Relationen und die mittelalterliche Tier- fabel • Hans Jürgen Scheuer: Aspekte einer vormodernen Poetik der animalia. Tierkataloge und Min- Neue Folge • XXVI nebestiare in mittelhochdeutscher Dichtung • Astrid Lembke: Drachen. Begegnungen im Mittelalter Zeitschrift für Germanistik und in der Moderne • Andreas Krass: Die Spur der Zentauren. Pferde- und Eselsmänner in der deut- 1/2016 schen Literatur des Mittelalters • Burkhardt Wolf: Livyatan melvillei. «Moby Dick» und das überhisto- rische Wissen vom Wal • Roger Willemsen: Es werde Tier! Über das Animalische zwischen Mensch und Monster • Sabine Kalff: Sind Kraniche Demokraten? Zur politischen Ornithologie der Frühen Neuzeit • Ralf Klausnitzer: Von Bienen fabeln. Zur literarischen Beobachtungs- und Faszinationsgeschichte der Apis mellifera • Erhard Schütz: «... ein Vorbild für jedes Menschenvolk». Mit Ameisen (und Termiten) durch die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts • Ulrike Vedder: Im Zoologischen Garten der Moderne • Alexander Košenina: Löwen in Bild und Text. Johann Heinrich Ramberg bevölkert literarische Almana- che der Goethezeit mit wilden Tieren • Ulrike Stamm: Fremde Tiere. Begegnungen im Reisebericht • Roland Berbig: Untergraben und Abfedern. Günter Eichs poetische Tierwelt • Dorothee Wieser • «Der Mensch als Augentier»: Zur Zoopoetik Marcel Beyers in den Romanen «Flughunde» und «Kaltenburg». Peter Lang

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Zeitschrift für Germanistik

Neue Folge XXVI – 1/2016

Herausgeberkollegium

Ulrike Vedder (Geschäftsführende Herausgeberin, Berlin) Alexander Košenina (Hannover) Steffen Martus (Berlin) Erhard Schütz (Berlin)

PETER LANG Internationaler Verlag der Wissenschaften Bern · Berlin · Bruxelles · Frankfurt am Main · New York · Oxford · Wien Herausgegeben von der Philosophischen Manuskripte sind, mit zwei Ausdrucken ver sehen, Fakultät II / Institut für deutsche Literatur an die Redaktion zu schicken. der Humboldt-Universität zu Berlin

Redaktion: Für unverlangt eingesandte Manuskripte wird kei- Prof. Dr. Ulrike Vedder ne Haftung übernommen. (Geschäftsführende Herausgeberin) Dr. Brigitte Peters [email protected] Die Autor(inn)en von Abhandlungen und Dis- Anschrift der Redaktion: kus sio nen erhalten ein Belegheft sowie die PDF- Zeitschrift für Germanistik Datei des Beitrages. Humboldt-Universität zu Berlin Universitätsgebäude am Hegelplatz, Haus 3 Dorotheenstr. 24 Jahresabonnement(s) zum Preis von D-10099 Berlin 150.– SFR, 108.– €, 115.– €*, 118.80 €**,

Tel.: 0049 30 20939 609 94.– £, 150.– US-$

Fax: 0049 30 20939 630 pro Jahrgang zzgl. Versandspesen https://www.projekte.hu-berlin.de/zfgerm/ Jahresabonnement(s) für Studierende Redaktionsschluss: 01.10.2015 gegen Kopie der Immatrikulationsbescheinigung 105.– SFR, 75.– €, 80.– €*, 82.50 €**, Erscheinungsweise: 3mal jährlich 65.– £, 105.– US-$ Bezugsmöglichkeiten und Inseratenverwaltung: * €-Preise inkl. MWSt. – gültig für Deutschland Peter Lang AG ** €-Preise inkl. MWSt. – gültig für Österreich Internationaler Verlag der Wissenschaften Hochfeldstraße 32 – Individuelles Online-Abonnement:

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ISSN 2235-1272

© Peter Lang AG, Internationaler Verlag der Wissenschaften, Bern 2016 Alle Rechte vorbehalten.

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Inhaltsverzeichnis

GORDIAN HAAS – Argumentationstheoretische Lessing und die Sinne (Tagung in Hannover Betrachtungen zum „Ackermann“ 7 v. 27.–29.5.2015) (Friederike Günther) 136 WALTRAUD MAIERHOFER – Titelvignetten und Gustav Freytag als Historiker und Literat (Wissen- -kupfer zu zwei Goethe-Werkausgaben von Lud- schaftliches Symposium in Gotha v. 26.–27.6.2015) wig Ferdinand Schnorr von Carolsfeld 18 (Alexandra Vasa) 138 THOMAS WEGMANN – Über das Haus. Prolego- Scalable Reading. Paul Heyses „Deutscher Novel- mena zur Literaturgeschichte einer affektiven lenschatz“ zwischen Einzeltext und Makroanalyse Immobilie 40 (Interdisziplinäre Tagung in Konstanz/Kreuzlingen v. 4.–5.6.2015) (Cornelius Eggert) 140 OLIVER GRILL – Unvorhersehbares Wetter? Zur Meteorologie in Alexander von Humboldts „Kos- Philosophie und Politik. Untersuchungen zu Mar- mos“ und Adalbert Stifters „Nachsommer“ 61 tin Heideggers „Schwarzen Heften“ (Internatio- nale Tagung in Siegen v. 22.–25.4.2015) (Rainer JEHONA KICAJ – Der Nachklang eines Mythos. Alisch) 143 Narziss und Echo in E. T. A. Hoffmanns „Der Sandmann“ 78 Monster und Kapitalismus (Interdisziplinäre Nach - wuchskonferenz in Berlin v. 7.–9.5.2015) (Johanna KRISTIN SCHULZ – Die DDR in den Alpen oder Stapelfeldt) 145 Der Müllberg der Geschichte. Heiner Müllers Posi- tionierungen gegenüber der DDR 1949–1995 92

Besprechungen

Forschungsbericht JOHN ROGER PAAS: The German Political Broad- sheet 1600–1700. Vol. 12: 1686–1700 (Jörn Münk- HANNES FISCHER, ERIKA THOMALLA – Literatur- ner) 148 wissenschaftliche Netzwerkforschung zum 18. Jahr- CLAUDIA BRINKER-VON DER HEYDE, ANNE- hundert 110 KATRIN INDER, MARIE ISABELLE VOGEL, JÜRGEN WOLF (Hrsg.): Frühneuzeitliche Bibliotheken als Zentren des europäischen Kulturtransfers (Tho- mas Fuchs) 150 Neue Materialien ASTRID DRÖSE: Georg Greflinger und das welt- KASPAR RENNER – Herder in Riga. 1764–1769. liche Lied im 17. Jahrhundert (Annika Rocken- Quellen zur Wirkungsgeschichte 118 berger) 152 STEFANIE STOCKHORST (Hrsg.): Krieg und Frie- den im 18. Jahrhundert. Kulturgeschichtliche Studien (Annika Hildebrandt) 154 Konferenzberichte ALBRECHT SCHÖNE: Der Briefschreiber Goethe (Alexander Nebrig) 156 Maria in Hymnus und Sequenz. Interdiszipli- näre mediävistische Perspektiven (Interdisziplinä- THORSTEN VALK (Hrsg.): Heikle Balancen. Die re Kon ferenz in Berlin v. 27.–28.7.2015) (Arrate Weimarer Klassik im Prozess der Moderne (Da- Cano, Franziska Lallinger) 134 niel Zimmer) 159 6 Inhaltsverzeichnis

JÜRGEN GOLDSTEIN: Georg Forster. Zwischen Frei- BERNHARD VEITENHEIMER (Hrsg.): Heinrich Mann. heit und Naturgewalt (Alexander Košenina) 161 Essays und Publizistik. Kritische Gesamtausga- be, Bd. 3: November 1918 bis 1925; BRIGITTE WOLFGANG BARTHEL: Kleist – DDR. Der klei- NESTLER: Heinrich Mann-Bibliographie, Bd. 3, nere deutsche Beitrag zur Kleist-Rezeption. Ein Sekundärliteratur 1894–1950 (Hermann Haar- Verzeichnis 1949 bis 1990. Mit Ergänzungen mann) 190 (Ralf Klausnitzer) 163 MARIA ZINFERT (Hrsg.): Kracauer. Fotoarchiv GEORG KURSCHEIDT, ELKE RICHTER (Hrsg.): (Hans-Georg von Arburg) 192 J.[ohann] W.[olfgang] Goethe: Briefe. Historisch- kritische Ausgabe. 8. November 1775–Ende 1779, ANDREAS NENTWICH: Alfred Polgar; HELMUT Bd. 3/I: Text; GEORG KURSCHEIDT, ELKE RICH- BÖTTIGER: Ingeborg Bachmann; GUNNAR DEK- TER (Hrsg.), u. Mitarb. v. GERHARD MÜLLER, KER: Georg Trakl; ERNST OSTERKAMP: Edna BETTINA ZSCHIEDRICH: J.[ohann] W.[olfgang] St. Vincent Millay (Sikander Singh) 194 Goethe: Briefe. Historisch-kritische Ausgabe, JÖRG DÖRING, FELIX RÖMER, ROLF SEUBERT: Al- Bd. 3/IIA: Kommentar: 8. November 1775–Ende fred Andersch desertiert. Fahnenflucht und Lite- 1777, Bd. 3/IIB: Kommentar: 1. Januar 1778– ratur (1944–1952) (Matthias Schöning) 198 Ende 1779 (Alexander Nebrig) 164 ANNA LUX: Räume des Möglichen. Germanistik BARBARA HAHN (Hrsg.): Begegnungen mit Rahel und Politik in Leipzig, Berlin und Jena (1918– Levin Varnhagen (Yulia Marfutova) 169 1961) (Susann Hannemann) 199 UTA MOTSCHMANN (Hrsg.): Handbuch der Ber- GUNTHER NICKEL (Hrsg.), in Zusammenarbeit liner Vereine und Gesellschaften 1786–1815 (Rolf m. MEIKE BOHN: Der junge Hacks, 5 Bde. (Ro- Parr) 172 nald Weber) 202 ULRIKE LEITNER (Hrsg.), unter Mitarbeit v. ANJA POMPE (Hrsg.): Kind und Gedicht. Wie wir EBERHARD KNOBLOCH: Alexander von Hum- lesen lernen (Carlo Brune) 206 boldt – Friedrich Wilhelm IV. Briefwechsel, mit einer einleitenden Studie v. Bärbel Holtz (Sophie- MATTHIAS SCHAFFRICK, MARCUS WILLAND Charlott Hartisch) 174 (Hrsg.): Theorien und Praktiken der Autorschaft THEODOR FONTANE-ARBEITSSTELLE, UNIVERSI- (Se bas tian Wilde) 207 TÄT GÖTTINGEN (Hrsg.): Theodor Fontane: Von GUNHILD BERG (Hrsg.): Wissenstexturen. Lite- Zwanzig bis Dreißig. Autobiographisches. Band- rarische Gattungen als Organisationsformen von bearbeiter: Wolfgang Rasch (Roland Berbig) 176 Wissen (Michael Multhammer) 210 CHRISTIAN WALT: Improvisation und Interpreta- CHRISTIAN BENNE: Die Erfindung des Manu- tion. Robert Walsers Mikrogramme lesen (Sabine skripts. Zur Theorie und Geschichte literarischer Eickenrodt) 179 Gegenständlichkeit (Jürgen Thaler) 212 CHRISTOPH JÜRGENSEN, WOLFGANG LUKAS, MI- DAVID-CHRISTOPHER ASSMANN: Poetologien des CHAEL SCHEFFEL (Hrsg.): Schnitzler Handbuch. Literaturbetriebs. Szenen bei Kirchhoff, Meier, Leben – Werk – Wirkung (Adrian Brauneis) 182 Gstrein und Händler; CAROLIN JOHN-WENN- DORF: Der öffentliche Autor. Über die Selbstinsze- CHRISTOPH KÖNIG: „O komm und geh“. Skepti- nierung von Schriftstellern (Steffen Richter) 215 sche Lektüren der ‚Sonette an Orpheus‘ von Rilke (Boris Previšic´) 185 JULIA ABEL: Walter Benjamins Übersetzungsäs- thetik. „Die Aufgabe des Übersetzers“ im Kon- Informationen text von Benjamins Frühwerk und seiner Zeit (Nina Breher) 188 Eingegangene Literatur 219 10.3726/92152_1818

WALTRAUD MAIERHOFER

Titelvignetten und -kupfer zu zwei Goethe-Werkausgaben von Ludwig Ferdinand Schnorr von Carolsfeld

Ludwig Ferdinand Schnorr von Carolsfeld (Königsberg 1788–1853 Wien), ein Sohn des Malers Veit Hanns von Carolsfeld und Bruder des bekannteren Julius, war ab 1841 Kustos der Gemäldegalerie im Wiener Belvedere. Dort hängen zwei seiner bekanntesten Werke, Gemälde mit Motiven aus Goethes Faust, Faust und Mephisto in der Studierstube (1818) sowie Faust und Gretchen im Kerker (1833).1 Mit Ersterem erregte der Absolvent der Wie- ner Akademie und unabhängige Maler erstmals Aufmerksamkeit in der Kunstwelt. Der folgende Beitrag erinnert an Buchillustrationen, die mit den Gemälden zusammenhängen und zeigen, dass sich Schnorr eingehend mit Goethes Werk beschäftigt hat: Er schuf die Vorlagen für 24 Titelvignetten der Wiener Ausgabe und 8 Titelkupfer einer Sammlung von ‚Kupfern‘, die in Leipzig, begleitend zur Ausgabe letzter Hand (AlH), erschien. Die Kombination von Titelblatt und Frontispiz, wie sie im Buchdruck vom 17. bis zum frühen 19. Jahrhundert üblich war, ist „eine visuelle Chiffre, geraffte Auskunft“2; sie gibt einen ersten Eindruck, soll ansprechen und zu Kauf und Lektüre anregen, ist aber in der historischen Abfolge von Konventionen verortet. Seit dem 18. Jahrhundert war das Fron- tispiz fester Bestandteil von Büchern für die anspruchsvolle Leserschaft. Goethe, oft selbst an der Bestimmung der Künstler und Auswahl der Motive für Drucke und Werkausgaben beteiligt,3 sprach sich nach 1800 gegen Bildschmuck für neue Faust-Ausgaben aus4 und ließ seine großen Werkausgaben bei Johann Friedrich Cotta (Werke, 1806–1810; Werke, 1815–1819; AlH, 1827–1830) ohne Beigaben erscheinen, damit wiederum ein neues Vor- bild für ‚Klassikerausgaben‘ setzend. In Wien erschienen zwei verschiedene Nachdrucke der Cotta’schen Ausgaben: Davon enthielt die 26-bändige „Original-Ausgabe“ von Goethes Werken (bei Chris- tian Kaulfuß und Carl Armbruster, 1816–1821)5 in jedem Band eine Titelvignet- te, gestochen von Carl Heinrich Rahl (1779–1843) nach Zeichnungen von Ludwig Schnorr, die einen Teil des folgenden Untersuchungscorpus darstellen. Die Vignetten sind im Format 65 × 49 mm, also ziemlich klein und auf einem zweiten gestochenen Titelblatt zwischen Bandangabe und Druckort mit Jahreszahl angebracht (vgl. Abb. 1). Diese Ausgabe erschien legal mit Lizenz von Cotta für das österreichische Kaiserreich.

1 Vgl. die Abbildungen in KRAPF (1982) u. , zuletzt: 15.6.2015. 2 MÖLLER (2008, 9). Möllers Sammelband untersucht den Buchdruck in England, vieles gilt auch für das deutschsprachige Gebiet. Bedeutungskodierung und Autoreinfluss betont BARCHAS (2003, 19–59) (Kap. „The Frontispiece. Counter Authority and the Author Portrait“). 3 Vgl. zur Göschen-Ausgabe MAIERHOFER (2012a). 4 Vgl. GIESEN (1998). 5 Dazu Grundsätzliches in SEUFFERT (1893, 626), RAUSCHER (1937, 37–40). Die schon 1810 begonnene, eben- falls 26-bändige Ausgabe Goethes Sämtliche Werke (verlegt von Anton Strauß und Josef Geistinger, 1810–1817) war dagegen ein Raubdruck; vgl. HAGEN (1983, 16, 38). Sie enthielt 22 Titelkupfer, fast alle von Vinzenz Grüner.

© Peter Lang AG Zeitschrift für Germanistik, Neue Folge XXVI (2016), H. 1, S. 18–39 Titelvignetten und -kupfer zu zwei Goethe-Ausgaben von L. F. Schnorr von Carolsfeld 19

Allerdings gab es zu Goethes AlH bei Cotta doch Titelkupfer, obwohl die meisten erhaltenen Exemplare keine enthalten, da ‚Kupfer‘ üblicherweise separat er- schienen. Die Käufer konnten sie lose sammeln, in die entsprechenden Bände der Werkausgabe oder separat binden lassen. In diesem Fall publizierte die Kupfer nicht Cotta, sondern ein anderer Verleger: Friedrich Fleischer (1794–1863) in Leipzig. Fleischer versuchte, an Cottas Großunternehmen teilzuhaben und für die Leserschaft, die Illustrationen schätzte, die Tradition von Werkausgaben mit Titel- kupfern fortzusetzen, wie sie am prachtvollsten die 45-bändige Wieland-Ausgabe (1794–1811) bei Gö- schen verkörperte. Mit Leigh G. Dillard sind solche Sammlungen unter ,Parallelillustrationen‘ zu rechnen, die wichtige Foren literarischer Rezeption und Inter- pretation darstellen und einmal mehr den Anspruch Abb. 1. auf die Zentralität und Hegemonie des geschriebenen Wortes im 19. Jahrhunderts in Frage stellen.6 Wie Andrew Piper gezeigt hat, trugen Werkausgaben im frühen 19. Jahrhundert wesentlich dazu bei, einen literarischen Kanon mit nationalen Dichtern und dauerhaften Werken zu etablieren, Autoren zu monumentalisieren und der neuen Massenproduktion von Literatur ein Bewusstsein nationalen Erbes entgegenzustellen, das auch von politischer Bedeutung war.7 Mit Bezug auf den Dualismus von Deutschem Bund (seit 1815) und jungem öster- reichischem Kaiserreich (seit 1804) ist die Frage nach der Bedeutung Goethes in Öster- reich besonders komplex. Die Wiener Ausgabe von Kaulfuß und Armbruster erschien in 2.500 Exemplaren. Cotta initiierte mit Goethes Zustimmung die preisgünstige Ausgabe, um weitere Raubdrucke in Österreich zu verhindern,8 konnte jedoch für Österreich kein Druckrecht erhalten und arbeitete deshalb mit Wiener Verlegern zusammen. Armbrus- ter allerdings bestand darauf, dass das Publikum Kupfer wünschte, insbesondere „etwas niedliches“9. Schnorr illustrierte regelmäßig für ihn und erhielt also den Auftrag. Auch der Kupferstecher Rahl lebte seit 1799 auch in Wien, war seit 1815 Mitglied der Akademie der vereinigten bildenden Künste10 und fertigte mehr als 150 Vignetten für Armbrusters Ausgaben von Werken Goethes, Schillers und weiterer Autoren. Der Beitrag wird da- her die Titelkupfer zur AlH (I.) untersuchen, sich Schnorr als Illustrator (II.) zuwenden, eine tabellarische Übersicht seiner Illustrationen (III.) geben und einige Titelvignetten zur Wiener „Originalausgabe“ (IV.) sowie zur AlH (V.) vorstellen; ein Resümee beschließt den Aufsatz (VI.).

6 Vgl. DILLARD (2011, 196, 240). 7 Vgl. Kap. 2 in PIPER (2009, 53–58) und zur AlH PIPER (31–35). 8 UNSELD (1991, 73). 9 Brief Cotta an Goethe v. 9.3.1816; GOETHE und COTTA (1979, 12). Cotta erwähnte allerdings nur ein Porträt. Aussagen Goethes über die Vignetten wurden nicht ermittelt. 10 NAGLER (1842, 199).

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I. Die Titelkupfer zur Ausgabe letzter Hand. Die Kupfersammlung zu Goethe’s sämmt lichen Werken (genau genommen handelt es sich um die zweite) umfasst 56 Blätter, die in einer digitalen Ausgabe der Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek in hervorragender Qua- lität zugänglich sind.11 Fleischer gab sie in den Jahren 1828–1834 parallel und passend zur Cotta-Ausgabe in zwei Formaten heraus und änderte das Konzept der von seinem Onkel Gerhard Fleischer bereits 1827/28 angefangenen Kupferstichsammlung.12 Flei- scher zählte auf Variation und engagierte mehrere Zeichner und Kupferstecher, mit deren Namen er in Anzeigen für das Unternehmen warb. Neben Ludwig Schnorr (mit 7 Vorlagen) lieferten fol gende Künstler Zeichnungen für die Sammlung: Johann Hein- rich Ramberg (10), die beiden Dresdner Akademieprofessoren Moritz Retzsch (13) und Gustav Heinrich Nae[c]ke (7), der Leipziger Maler und Taschenbuch-Illustrator Peter Carl Geissler (5), der Wiener Spätromantiker Moritz von Schwind (4), der Nazarener Josef von Hempel (3, Wien), M. Eichholzer (3; vermutlich in Wien), Johannes Tho- mas (2) sowie Wilhelm August Rieder, der an der Wiener Ingenieur-Akademie lehr- te (1). Ge stochen wurden die Vorlagen von mehreren Kupferstechern, offensichtlich mit der Absicht, in der Umsetzung den Stil zu variieren, mit den bekanntesten Namen aufzuwarten, aber auch neue Talente aufzunehmen. Das ist wichtig, da Kupferstecher in den deutschsprachigen Ländern angesehener waren als in England und die Buchkunst stark regional geprägt war.13 Die Titelkupfer nach Schnorr wurden von Joseph Axmann in Salzburg, Georg Döbler und Gustav Adolph Leybold in Wien sowie Jacques Overthür in Strassburg ausgeführt. Schnorr vermittelte den Auftrag für die Fleischer’sche Samm- lung zur Goethe-Ausgabe teilweise an seine Schüler weiter, besonders an den jungen Mo- ritz von Schwind (er war 1821–1823 sein Privatschüler ); er hat möglicherweise auch für Fleischer Kontakte zu Wiener Kupferstechern hergestellt.14 Anzunehmen ist, dass die Künstler das Motiv zu jedem Band selbst bestimmten. An- ders als sein Onkel hielt sich Friedrich Fleischer streng an das Prinzip, dass jeder Stich ein Werk aus dem jeweiligen Band der AlH illustrieren sollte. Die Organisation der Aus- gabe war aus Verlagsankündigungen bekannt, für die Werke konnten die Künstler meist frühere Ausgaben heranziehen. Die Sammlung wurde 1982 von Hans Henning u. d. T. Kupferstiche zu Goethes Werken neu herausgegeben.15

11 KUPFERSAMMLUNG (1829–1832); Fortsetzung KUPFERSAMMLUNG (1833–1834), Digitale Ausgabe in KLASSIK STIFTUNG – zu finden unter ,Ramberg‘ oder den Titeln. Beide Sammlungen beziehen sich auf GOE- THE (1827–1830), ergänzt durch GOETHE (1832–1842) (fortan zitiert: AlH mit Bandnummer u. Seitenzahl). Dieser Aufsatz ist Teil des Vorhabens, alle Stiche zu kommentieren und mit den Digitalisaten zu vernetzen. 12 [RAMBERG] (1827–1830); ebenfalls digitalisiert. Zur Veröffentlichungsgeschichte der Kupferstichsammlung sowie den Zusammenhang mit Rambergs Goethe-Galerie in der Minerva vgl. MAIERHOFER (2012b, 122–138). 13 So auch BUCHANAN-BROWN (2005, 72 f.). 14 Vgl. ausführlicher MAIERHOFER (2012b), (2014, 221 f.). Da im letzteren Aufsatz ein anderer Künstler der Sammlung, Moritz Retzsch, untersucht wird, ließen sich Wiederholungen in der Einleitung nicht vermeiden. Die Bedeutung der Kupferstichsammlung innerhalb des hochproduktiven Forschungsgebiets Illustrierte Lite- ratur und Buchillustration im ‚langen‘ 18. Jahrhundert wurde ebenfalls erörtert und mit einem Forschungsüber- blick zu Goethe-Illustrationen versehen. Seitdem erschien der auch der umfangreiche Band von KOŠENINA (2013). 15 HENNING (1987, I–X).

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II. Ludwig Ferdinand Schnorr von Carolsfeld als Illustrator. Neben seinen Faust-Gemälden schuf Schnorr religiöse Werke, Landschafts- und Historienbilder sowie Portraits vor al- lem für adlige Auftraggeber.16 Er absolvierte die Wiener Akademie (1804–1811) und ge- hörte zu den Begründern der anti-klassizistischen nazarenischen Kunst, brach aber nicht mit der Akademie.17 Seine Bewerbung um die Direktorenstelle 1818 war erfolglos. Außer Titelvignet ten zur lizensierten Goethe-Ausgabe gab ihm Armbruster den Auftrag, Meister- werke deutscher Dichter und Prosaisten (34 Bde., 1815–20) sowie ab 1819 die Schiller- Gesamtausgabe (18 Bde., 6 Supplementsbände, 1819/20, 1822–26) zu illustrieren. Schnorr arbeitete für zahlreiche Taschenbücher und Almanache, für Kinder- und Jugendbücher so- wie medizinische Werke. Buchillustrationen waren also ein bedeutender Bestandteil seines Schaffens, wenn auch eine wenig geschätzte Brotarbeit. Überliefert ist, dass Schnorr 1819 einen Antrag an den Fürsten Metternich verfasste, um für die Staatliche lithographische Anstalt zu arbeiten; er blieb aber erfolglos ebenso wie seine Bewerbungen um ein Lehramt an den Akademien in Wien (1819) und Leipzig (1820). Deshalb konnte Schnorr erst ab 1831 seine Tätigkeit für das kleine Buchformat einschränken, als er Aufträge für auch gut bezahlte Gemälde erhielt.18 Die Schnorr-Forschungsliteratur ist nicht umfangreich, nur Alexander Strasoldo- Graffemberg geht in einem ,hinweisenden Exkurs‘ auf Buchillustrationen ein.19 Er be- schreibt einige Zeichnungen für und Stiche in Publikationen – zumeist bei Armbruster in Wien erschienen –, wie dem von Caroline de la Motte Fouqué herausgegebenen Frauen- taschenbuch und dem Frauenzimmer Almanach (beide 1818) oder einige für ,Sittengemäl- de‘ und ,Bildungsgeschichten‘ sowie medizinische und religiöse Motive.20 Eine Stärke Schnorrs bestehe darin, eine Skala verschiedener Emotionen abzubilden, „die den senti- mentalen Grundton der literarischen Vorlagen überzeugend einzufangen wussten“21. In diese Jahre fiel auch der Auftrag für die Wiener Ausgabe, er musste die Zeichnungen wahr- scheinlich sehr kurzfristig liefern. Konnte er die verschiedenen Themen und Emotionen adäquat umsetzen oder sentimentalisierte er Goethe in dem Stil, der für Unterhaltungs- werke populär war? „[G]erade im Jahrzehnt von 1820 bis 1830 entstanden Arbeiten, die zu den schönsten Beispielen ihrer Gattung gehören.“22 Demnach könnte es zwischen den Titelvignetten für Armbruster und den Kupfern für Fleischer einen qualitativen Sprung geben. Keine Nachweise wurden für die Vermutung gefunden, Schwind solle schon an den Zeichnungen für die Vignetten der sog. Originalausgabe mitgearbeitet haben.23 Im Folgenden wird nicht nach dem Erscheinen der Bände vorgegangen, sondern nach dem Genre. Dabei folgen wir der gängigen Methodik und decken das Zusammenspiel von Text und

Bild auf. Es wird sich zeigen, dass Schnorr Illustrationen im engeren Sinn schuf, d. h. weder bloße Ornamente, die eine große Zahl von Büchern schmücken, noch textunabhängige Bil- derfindungen zu Figuren oder Motiven, sondern Darstellungen des im korrespondierenden

16 Vgl. KRAPF (1996, 170–179). 17 Biographische Information hier und im Folgenden nach HAJA (1994, 416). 18 STRASOLDO-GRAFFEMBERG (1986, 175). 19 STRASOLDO-GRAFFEMBERG (1986, 171). Vgl. KOHLMANN (1971, 8–16). 20 STRASOLDO-GRAFFEMBERG (1986, 174, 176). Goethes AlH erwähnt er nicht. 21 STRASOLDO-GRAFFEMBERG (1986, 173). 22 STRASOLDO-GRAFFEMBERG (1986, 174). 23 GLÜCK (1959, 25). Er beruft sich auf Briefe Schwinds an Franz Schober.

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Text mehr oder weniger genau Beschriebenen oder Dramenszenen mit einer Dialogfolge. Bei zwei Allegorien, die einer Konvention des 18. Jahrhunderts folgten, ist Schnorrs Ur- heberschaft nicht gesichert. Zusätzlich ist zu erwägen, ob die Illustrationen auch Interpreta- tionen sind und z. B. Kunstauffassung, Lesererwartungen oder Zeitgeschmack reflektieren.

III. Tabellarische Übersicht: Schnorrs Illustrationen zur Wiener Ausgabe und zur „Ausgabe letzter Hand“. Die Titelvignetten wurden z. T. in den entsprechenden Bänden der Weima- rer Ausgabe von Goethes Werken im Kommentar aufgelistet und zugeordnet; ferner gab Otto Rauscher 1937 knappe Beschreibungen, die hier erweitert sind.24

Wiener Ausg., Illustriertes Kurzbeschreibung Bandnr. Werk u. Inhalt 1 Lieder [etc.] Allegorie: Eine leichtgewandete Muse (Attribute Lyra, Tuba, Lorbeerkranz, auch am Boden) reicht dem geflügelten Pferd Pegasus eine Schale mit Blu- men; in Landschaft mit Tempel. Signatur „C. Rahl, sc“. 2 Sonette Allegorie: Apollo als Lenker der Quadriga über dem Wolkenmeer. Der Wa- [etc.] gen ist verziert mit einem Reigen von Musen, die sich an den Händen halten. Signatur „C. Rahl, sc“. 3 Lehrjahre zum 1. Buch Wilhelm führt Marianne die Puppen vor; Interieur mit Bett; die alte Magd verlässt das Zimmer 4 Lehrjahre zum 8. Buch Wilhelm, Natalie und Felix; Interieur 5 Laune des Tankred Tankreds Tod (Ritter in Rüstung ohne Helm); Klage von junger Frau (Ame- Verliebten (5. Aufzug, naide) und altem Mann mit weißem Bart (Arsir), umstehende Ritter, Fahne [etc.] 6. Szene) mit Halbmond und Schlange, Menge im Hintergrund 6 Götz [etc.] Götz (IV, Sze- Götz vor den Heilbronner Ratsherrn (5 sichtbar), in Wams und Stiefeln, ne Rathaus) wehrt mit der eisernen Hand andrängende, mit Speeren bewaffnete Bürger ab 7 Iphigenie Iphigenie Iphigenie (in wallendem Umhang) spricht zu dem erstaunten Orest; Umge- [etc.] (III, 1) bung Gebüsch, Tempel, Schiff im Hintergrund 8 Claudine Die Fischerin Dortchen (junge Frau) sitzt an einem für drei gedeckten Tisch im Freien [etc.] (1. Szene) neben einem Feuer 9 Faust [etc.] Faust (Szene Faust in Hausmantel und Kappe am Schreibtisch mit einem Buch, Mephisto Studierstube) tritt als ‚fahrender Scholast‘ aus einer Wolke von Rauch 10 Triumph Die Aufgereg- Eine Frau im langen Mantel (Friederike) bedroht einen Mann mit Zopf und [etc.] ten (IV, 9) in Rokokokleidung (Amtmann) mit einem Gewehr, ein Paar (Hofrat und Gräfin) hinter ihr schauen zu 11 Reineke Hermann und Hermann und Dorothea sitzen auf einer gemauerten Bank neben dem Brun- Fuchs [etc.] Dorothea nen; sie beschwört ihn mit Gesten, Baumstämme und Dorf im Hinter grund 12 Werther Werther Werther sitzt sinnierend auf einem Stuhl am Schreibtisch mit der Pistole in (gegen Ende) der linken Hand und einem Brief vor sich, Schattenriss an der Wand, Kerze, Sterne durch das Fenster zu sehen 13 Römischer „Märchen“ Der junge Prinz liegt bäuchlings am Boden; die Schlange hat einen Kreis um Carneval [etc.] in den Unter- ihn geformt; die schöne Lilie steht traurig daneben; Parklandschaft mit drei haltungen Personen im Hintergrund

24 Vgl. GOETHE (1887–1919), RAUSCHER (1937, 39 f.).

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14 Wahlver- zu 2. Teil, Ottilie liegt weißgekleidet und mit offenen Haaren in einem Glassarg am wandtschaften 18. Kap. Boden; die Magd Nanny sitzt auf einer Bank am Kopfende, der Hauptmann, von hinten gesehen, steht am Ende; Inneres der Kapelle 15 Cellini. zu 2. Buch, Cellini kniet mit gefalteten Händen auf dem kahlen Boden im Gefängnis; an 1. Teil 13. Kap. der Steinwand vor ihm die Andeutung des auferstandenen Christus, die ihm erscheint; hinter ihm im Gewölbebogen ein Edelmann (Kapitän Sandrino Monaldi) mit Schwert und Hut, weitere Männer; Krug und Bücher neben ihm 16 Cellini. zu 4. Buch, Cellini rettet den Guss der Perseus-Statue mit Zinntellern aus der Küche; am 2. Teil 6. Kap. offenen Schmelzofen; eine Magd trägt einen Stapel Teller, von denen er in die Flammen wirft; Arbeiter rühren um bzw. schüren das Feuer; Hintergrund: ein Loch im Bretterdach wird mit einer Decke verhängt 17 Aus mei- Goethe: Nachstich des Porträts von Karl Joseph Raabe in dunklem Oval vor nem Leben. horizontal liniertem Rechteck; Original 1814 (Öl/Holz, Wallraff/Richartz- Dichtung und Museum Köln); Bruststück, direkter ernster Blick, weißer Hemdkragen, dar- Wahrheit. über antikische dunkle Draperie. Signatur „Raabe pinx. Rahl sc.“ 1. Teil 18 Aus mei- zum 10. Buch Goethe begegnet Friederike auf dem Waldplatz „Friederikens Ruhe“; zwei nem Leben. junge Leute treten aufeinander zu, Goethe hat den Hut abgenommen, Dichtung und Friede rike in der beschriebenen Kleidung des Volkes mit Strohhut; Hinter- Wahrheit. grund Baumstämme mit der Inschrift, Bänke, Dorf 2. Teil 19 Aus mei- Zum 15. Buch Eine Frau mit Haube und Schürze über hellem Kleid (Goethes Mutter) be- nem Leben [nach Corne- trachtet nachdenklich eine verzierte Wiege unter anderen Gegenständen in lias Heirat] einer Kammer mit Bretterboden und -wand; durch die Tür dahinter tritt ein junger Mann (Goethe) in Rokokokleidung und -frisur 20 Rameaus Rameaus Neffe ein stehender Mann mit Perücke (Rameaus Neffe) in verrenkter Haltung; Neffe [etc.] (Kap. 2) sechs Männer betrachten ihn ernst (2 sitzend an kleinen Tischen mit Kaffee u. Pfeife bzw. Schachspiel, die anderen stehend im Hintergrund), weitere durchs Fenster zu sehen, das Café ist ein einfacher Raum 21 Divan Allegorie der islamischen mystischen Lehre vom Anschauen des göttlichen Lichts: Aus Augen und Mund eines bärtigen Gesichts mit Turban, das versch. Blumen hält, strahlt Licht nach allen Seiten; links und rechts davon eine kauernde dunkel verhüllte Gestalt, die sich mit der linken Hand die Augen bedeckt und eine Spinxfigur hält, sowie ein Mann in orientalischer Kleidung u. mit einer Art Krone, der eine Kugel und ein Zepter hält und auf eine aus- gebreitete Schriftrolle niederblickt. 22 Winckel- Allegorie: Podeste mit Büsten von Winckelmann und Goethe (laut In- mann schriften), ein Genius in Jünglingsgestalt mit großen Flügeln und Flamme über dem Kopf hat seine ausgebreiteten Hände auf beide gelegt. Am Bo- den verstreut Zeichen des Studiums der Antike und der Künste: Bücher und Schriftrollen, eine Palette, eine Diana-Statuette, ein Torso, ein Kapitell, eine Büste, Winkelmaß etc. 23 Aus mei- Italienische Goethe in seinem Zimmer in Rom: mit Nachtmütze und Hemd, von Decke nem Leben Reise I verhüllt, auf linke Hand gestützt, betrachtet überlebensgroße Büste mit wal- (zum Brief v. lendem Haar und Bart (Zeus) auf dem einfachen Tisch gegenüber; Hinter- 25.12.1786) grund Fenster mit Blick auf Dom; karge Zimmerausstattung mit Kerze, Buch, Reisekoffer

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24 Aus mei- Italienische Straßenszene: links eine Gruppe von drei Männern wie beratend, einer fron- nem Leben Reise II (zum tal gesehen in dunkler Jacke, Stiefeln und Hut (Goethe), links ältere Frauen Bericht aus (2 stehend, 2 kauernd) mit typischer italienischer Kopfbedeckung, die ih- Velletri v. nen Gegenstände zeigen (einen zerbrochenen Krug, eine Schale und eine Art 22.2.1787) Keule): vermeintliche „Antiken“ 25 Aus mei- „Belagerung Straßenszene mit vielen Figuren: in der Mitte ein Mann in dunkler Jacke und nem Leben. von Mainz“ Stiefeln ohne Hut (Goethe), redet mit erhobenem Zeigefinger zu zwei Män- 2. Abt. 3. Teil (zum nern auf der rechten Seite; Hintergrund versch. Menschen, zwei zu Pferd, 25.7.1793) Häuserreihe 26 Wander- 1. Buch, Bild im Bild: in dem mittleren und rechten Drittel die ,heilige Familie‘ (ein Mann, jahre 1. Kap. („Die eine Frau in Umhang mit Säugling auf einem Maultier, zwei Kinder vorange- Flucht nach hend) in felsiger Landschaft; links ein seitlich bzw. von hinten gesehener Mann Ägypten“) (Wilhelm) und ein Junge (Felix), die von einem Felsenvorsprung aus beobachten.

AlH Titel des Kup- Kurzbeschreibung Signatur Bandnr. u. fers [in Klam- Inhalt mern, wo nur in der Nachweis- liste] (alle 1829) 7 Mahomet [Mohamet] ein junger Mann (Seïde) liegt tot am Boden, seine „LS. [über ein- u. a. Schau- [sic] Schwester Palmire steht neben ihm und setzt den Degen ander] spiele an, um sich zu töten; Mahomet mit ausgestrecktem Arm 1827 J. A. sc. vor seinem Gefolge; orientalische Kleidung und Turbane 1827.“ (Schluss-Szene) (Lt. Lieferungs- nachweis Schnorr) 8 Götz [Götz von Götz, im Freien sitzend, stirbt mit zum Himmel gewand- „L. Schnorr v. Ber lichingen] ten Augen; seine Frau und Schwester in betender und C. del. klagender Haltung; sein Gefährte Lerse hält die eiserne J. Axmann sc. Hand (Schluss-Szene) 1827.“ 10 Erwin u. [Erwin und junges Paar in Waldlandschaft; Wiedersehen der Lieben- [nicht sign.; Elmire u. a. Elmire] den (Schluss-Szene) Schnorr / Döbler] Schauspiele 14 Der Bür- [Bürger general] ein bäuerlich gekleideter junger Mann (Görge) schlägt auf „L. v. Schnorr gergeneral u. a. den als Bürgergeneral mit Hut ge kleideten Schnaps ein, del. Schauspiele der sich kauernd an einen Stuhl klammert G. Leybold sc.“ 20 WMLj, [W. Meister ein schmächtiges Mädchen im weißen Kleid (Mignon) „L. v. Schnorr Buch 7–8 Lehrjahre 3r.] fällt sterbend vor einer Frau (Natalie) zu Boden, neben del. ihr ein Paar mit erschrockenen Mienen und Gesten (Wil- G. Leybold sc.“ helm und Therese) und ein Kind (Felix) (Buch 8, Kap. 5); prächtiges Zimmer angedeutet 21 WMWj, [Wander- zwei Männer (Wilhelm und Felix) sehen die ,heilige Fami- „L. Schnorr Buch 1 j ahre 1r.] lie‘ (einen Mann, eine Frau Umhang mit Säugling auf ei- del. nem Maultier und zwei Kinder voran gehend) in felsiger F. J. Oberthür sc.“ Landschaft (Buch 1, 1. Kap. „Die Flucht nach Ägypten“) 27 Italienische Italienische Goethe sitzend, zeichnend, umringt von Personen aus „L. Schnorr del. Reise I Reise. I. dem Volk, im Hintergrund der Petersdom F. J. Oberthür sc.“ 28 Italienische Italienische eine junge Frau weist den seitlich gesehenen Goethe (in „L. v. Schnorr del. Reise II Reise. II. Frack und Stiefel) auf den Vulkanausbruch, der im Fen- G. Leybold sc.“ ster zu sehen ist (zu 2.6.1787)

© Peter Lang AG Zeitschrift für Germanistik, Neue Folge XXVI (2016), H. 1, S. 18–39 Titelvignetten und -kupfer zu zwei Goethe-Ausgaben von L. F. Schnorr von Carolsfeld 25

IV. Die Titelvignetten zur Wiener „Originalausgabe“. Die Vignetten tragen keine Titel- bezeichnungen. Außer den o. g. Ausnahmen (Bd. 1, 2, 17) sind alle signiert mit: „L. Schnorr [v. K] del. C. Rahl sc.“, sehr klein, kaum leserlich. Vielleicht hat Schnorr erst ab Band 3 auf der Nennung seines Namens als Erfinder bestanden, oder Rahl fertigte die beiden ersten allein. Nur zum Porträt für Band 17 stammte die Vorlage mit Sicherheit nicht von ihm.25 Es ist hier nicht möglich, alle 24 Vignetten nach Schnorr abzubilden, den ent- sprechenden Textstellen gegenüberzustellen und zu analysieren. Eine exemplarische Be- sprechung und einige summarische Beobachtungen zur Motivwahl und Komposition müssen genügen. Der Zeichner hat sich bei der Umsetzung genau an Goethes Texte ge- halten hat, selbst bei der minutiösen Gestaltung des Hintergrunds. Allen Vignetten nach Vorlagen von Schnorr wirken wie Miniaturgemälde, nicht nur Verzierungen des gestochenen Titelblatts mit einem, dem kleinen Format angemessenen einfachen Motiv oder einer einzelnen Figur. Nur die Bilder zu Werther und Die Fischerin enthalten eine einzelne Figur in kontemplativer, melancholischer Haltung; aber auch hier ist der Hintergrund detailliert ausgestaltet, hat malerische Qualitäten. Sogar die Allego- rien für beide Gedichtbände sowie für das Winckelmann-Buch sind komplex. Die ersten beiden Vignetten folgen noch diesem Muster, aber Schnorr ist als Zeichner nicht gesichert. Die Wiener Ausgabe eröffnet mit einer doppelten Allegorie des Ruhms: Pegasus steht (laut Iconologia des Cesare Ripa [1593], mit Illustrationen 1603) für Ruhm, insbesondere für die tugendhafte Tat.26 Der Mythos erzählt, dass Pegasus auf dem Gipfel des Helikon durch seinen Hufschlag den Quell der dichterischen Inspiration entspringen ließ.27 Fama wurde auch als Schutzgöttin der Künstler verstanden. Die Vignette variiert die Tradi tion, die Staatsmännern und Dichtern gleichermaßen Ruhm zuspricht. Aber die Ausgabe ent- hält nur Goethes schriftstellerische Werke, und so empfiehlt die Allegorie ihn dem kol- lektiven Gedächtnis als Autor, nicht etwa auch als Naturwissenschaftler oder Staatsmann. Auch die zweite Allegorie, nur mit dem Stechernahmen versehen, nährt sich aus der klas- sizistischen Bildsprache und zeigt die Verbundenheit mit der akademischen Kunstlehre. Apollo als Lenker der Quadriga mit einer Strahlenaura um den Kopf ist ein Motiv, das als Titelbild in einer Goethe-Ausgabe mehrfach mit Bedeutung aufgeladen ist: Es indi - ziert die kulturelle Erneuerung unter dem Vorbild der griechischen und römischen Anti- ke, die die Weimarer Klassiker erstrebten (und der Sonnenwagen war seit Ludwig XIX. ein Herrschersymbol).28 Den Käufern der preisgünstigen Goethe-Ausgabe signalisiert der Künstler damit die kulturelle Einheit Österreichs mit den Ländern des Deutschen Bun- des. Hier ist an die „nationalkulturelle Integrationsleistung der Künste“29 zu erinnern. Kompositionen mit nur einer Figur in ruhiger bzw. melancholischer Haltung sind Aus- nahmen und finden sich nur zu Werther und Die Fischerin. Der Hintergrund ist detailliert ausgestaltet bis hin zum Scherenschnitt an der Wand oder dem für drei Personen gedeck-

25 Das Porträt war das einzige Motiv, zu dem Cotta Goethe um eine Vorlage gebeten hatte, worauf dieser das Bild von Raabe empfahl, da es neu und klein genug war, um im selben Maßstab gestochen zu werden. Vgl. Goethes Brief an Cotta v. 25.3.1816; GOETHE und COTTA (1979, 13). 26 BRINK (2011, 287). 27 BRINK (2011, 288). 28 Vgl. zu Alexander Trippels apollinischer Goethe-Büste (1787) und ihrer Verwendung für das Titelkupfer zu Goethes Gedichten in Göschens Ausgabe MAIERHOFER (2012a, s. p.). 29 BOLLENBECK, KÖSTER (2003, 8).

© Peter Lang AG Zeitschrift für Germanistik, Neue Folge XXVI (2016), H. 1, S. 18–39 26 WALTRAUD MAIERHOFER ten Tisch, den Kontext der entsprechenden Textstellen sorgfältig umsetzend. Die Mehr- zahl der Vignetten zeigt zwei Figuren (Iphigenie, Faust, Hermann und Dorothea, I u. II, Divan, Italienische Reise [eine als Büste], Märchen [ohne Hinter- grund]), drei (Lehrjahre, Wahlverwandtschaften, Winckelmann mit zwei Büsten]) oder so- gar vier und mehr (Götz, Die Aufgeregten, Lehrjahre: Felix, Cellini I u. II, Rameau’s Neffe, Tankred, Der Bürgergeneral, Italienische Reise II, Belagerung von Mainz); die vielfigurigen gehören meist zu bewegten bis turbulenten Roman- und Dramenszenen mit Hauptfigur und Umstehenden. Auffallend ist, dass nur ein Bild Komisches bzw. Groteskes abbildet: die Verrenkungen von Rameaus Neffen beim imaginären Violinspiel. Schnorr illustrierte vor allem sentimentale Unterhaltung, selbst bei den Liebenden (Her- mann u. Dorothea, Wilhelm und Marianne aus den Lehrjahren, Erwin und Elmire, Goethe und Friederike) zeigt er keine sentimentalen Umarmungen oder ein glückliches Ende, sondern spannungsvolle Begegnungen und Gespräche, in denen noch eine Wendung möglich ist. Im weiteren Sin- ne kann man auch das Geschwisterbild (Iphigenie), Mutter – Sohn (aus Dich- tung und Wahrheit) und den kunst- liebenden Goethe vor der Statue aus Italienische Reise I. dazurechnen. Über- raschend sind ferner die vielen Trauer- und Sterbesze nen (Tankred, Götz, Mär- chen, Wahlverwandtschaften, Lehrjahre: Mignon) bzw. angedrohte oder bevor- stehende Todes fäl le (Werther, Märchen, Abb. 2. Aufgeregten, Lehrjahre: Felix). Schnorr beweist anhand der Kleidung in den Vignetten zu Tankred, Götz und Faust seine Kenntnis über historische Kostüme; besonders Faust trägt ein aufwendiges, pelzverbräm- tes Kostüm im Stil der Renaissance. Das Faust-Motiv (vgl. Abb. 2) ist das einzige, das Schnorr auch in ein Gemälde umsetzte. Mephisto hat sich eben verwandelt und tritt in der Kleidung eines Scholaren hinter dem Ofen hervor. Der Künstler variierte die Komposition für das hochformatige Gemälde Faust und Mephisto in der Studierstube (1818, Öl/Lwd., 304 × 248 cm); es wurde im selben Jahr von der kaiserlichen Familie für die Gemälde- galerie angekauft (eine große „Auszeichnung“ für den Maler30) und mindestens zweimal nachgestochen: von Faustin Heer als Kreidelithographie (1818; ca. 47 × 38 cm) mit einem

Zitat („Faust. / Wozu der Lärm? Was steht dem Herrn zu Diensten? / Goethe“ und An- gabe des Gemäldes) und von Andreas Wolfgang Brennhäuser als Stahlstich.31 Katharina Lovecky beschreibt das monumentale Gemälde:

Der verhärmt und verbittert wirkende Faust blickt gerade von seinem Lesepult auf zu Mephisto in Menschengestalt. Der Protagonist, dessen Kleidung dem Stil des 16. Jahrhunderts entspricht,

30 SCHNORR (1891, 189 f.). 31 Vgl. Abbildung und Beschreibung in der digitalen Sammlung, FRANKFURTER GOETHEHAUS (O. J., SCHNORR).

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wurde gerade bei der Lektüre des Johannes-Evangeliums unterbrochen. Das düstere Studiolo wird nur durch eine Kerze beleuchtet, trotzdem lassen sich viele Details in der Stube erkennen.32

Die Beschreibung gilt auch für die viel kleinere Vignette, auf der kein Platz für Buch- titel und Geräte war, selbst wenn der Hintergrund detailliert ausgestaltet und sorgfältig schattiert ist, einschließlich einer großen Rauchwolke neben Mephisto, der neben dem wuchtigen, verzierten Ofen steht. Auf der Vignette sind Mephistos Körperumrisse und die Scholarenkleidung mit Federhut klar zu erkennen, während ihr Schwarz auf dem Gemäl- de mit dem Hintergrund verschmilzt und nur Gesicht und Hände fast gespenstisch ab- stechen. Auf dem Gemälde hat Faust, obwohl im rechten Winkel zum Betrachter sitzend, den Oberkörper dem Betrachter zugewandt; er bildet mit dem roten Mantel einen starken Farbkontrast und heischt Beachtung, blickt aber zu Mephisto, was dem Bild zusätzlich Dynamik verleiht. Nur bei der Vignette zu Wilhelm Meisters Wanderjahre hat Schnorr dasselbe Motiv (Wilhelm und Felix betrachten die ‚Flucht nach Ägypten‘) (vgl. Abb. 1) auch für die Fleischer’sche Kupfersammlung verwendet (vgl. Abb. 3). Es ist zudem das einzige biblische Motiv und von der Komposition her ein Bild im Bild. Bei den Vignetten zu autobiogra- phischen Schriften fällt auf, dass Schnorr keine geschilderten Personen, Kunstwerke oder Landschaften auswählte, sondern Kompositionen fertigte, die Goethe darstellten: mit Friederike Brion, mit seiner Mutter, in Italien (zweimal), bei der Belagerung von Mainz oder (als Büste) im Zusammenhang mit Winckelmann.

V. Schnorrs Titelkupfer zur „Ausgabe letzter Hand“. Die Titelvignetten zur Wiener Ausgabe waren offenbar für Fleischer Empfehlung genug, um Schnorr schon ab Band 7 zur Teil- nahme an seinem Illustrationsunternehmen einzuladen. Schnorr lieferte Vorlagen zu drei Dramen, zu einem Singspiel, zu beiden Teilen von Wilhelm Meister und zur Italienischen Reise, also meist Werke, die er schon für Armbruster gezeichnet hatte. Nur einmal, zu den Wanderjahren, verwendete er das gleiche Motiv, variiert für das Hochformat. Zur Italie- nischen Reise gibt es ein weiteres Bild im Bild. Daneben sind ähnliche Tendenzen in der Motivwahl zu beobachten: eine turbulente, komische Szene (Der Bürgergeneral), ein Lie- bespaar in einem Moment der Entscheidung (Erwin und Elmire); in den Bildern zur Ita- lienischen Reise ist Goethe jeweils im Bild, ferner stechen Todes- und Trauerszenen (Götz, Lehrjahre: Migon, Mahomet) hervor. Der Tod des Helden ist in der Historienmalerei ein besonders beliebtes Sujet.33 Schnorr setzt diese Tradition in der Illustration fort. Die Berücksichtigung der entsprechenden Textstellen wird zeigen, wie genau der Künstler die Vorlagen umsetzte; in dem fast seitenfüllenden Format gelang es den Kupferstechern, Ge- sichter und Gestik ausdrucksvoller zu gestalten als es in kleinen Vignetten möglich war. 1. Der Bürgergeneral. Aus den Dramen in Band 14 (Triumph der Empfindsamkeit, Die Vögel, Der Groß-Cophta, Der Bürgergeneral) wählte Schnorr dieses einaktige Lustspiel. Darin sind Röse und Görge ein frischverheiratetes, mustergültiges bäuerliches Ehepaar im Jahr 1793. Görges Vater Märten erhält Besuch vom Bader Schnaps. Der Name verheißt

32 LOVECKY (2010). Vgl. KRAPF (1982, s. p.), der besonders das Okkulte und Geheimnisvolle der Studier- zimmerszene würdigt. 33 Vgl. MAI (1987).

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Situationskomik. Schnaps kommt mit der Neuigkeit, die französischen Jakobiner hätten ihn zum Bürgergeneral ernannt, entsprechend trägt er Uniform mit Freiheitsmütze, Ko- karde und Säbel. Er versteckt sich aber, als Görge heimkommt, denn dieser hat ihm für eine Verleumdung seiner Frau eine Tracht Prügel angekündigt. Schnaps bricht gerade den Milchschrank des Bauern auf und bereitet sich ein Frühstück, als Görge ihn überrascht, auf ihn einschlägt und seine Waffe abnimmt (Szene 10). Schnaps kann sich nur noch hinter Stühlen und Tisch ducken, versuchen wegzulaufen und am Fenster um Hilfe rufen. Diese turbulent-komische Situation zeigt das Titelkupfer (Blatt 14): Ein dunkellockiger junger Mann (Görge) hat den rechten Arm mit einem Stock erhoben, um auf den sich hinter einen Stuhl kauernden Kokardenträger einzuschlagen. Bäuerliche Insignien waren Hosenträger, ein loses Hemd sowie eine pelzbesetzte Kappe; auf dem Tisch stehen der Milchkrug und ein gefüllter Teller; im Hintergrund ist der offene Schrank mit Krügen zu sehen. Tisch und Stühle sind schnörkellos, das Zimmer schmucklos mit einer Leiter ins nächste Stockwerk und einem Sprossenfenster im Hintergrund. Görge hat Schnaps den Säbel offenbar schon abgenommen. Der Höhepunkt des Dialogs lautet:

SCHNAPS (da er gegen das Fenster kommt). Hülfe! Hülfe! GÖRGE (treibt ihn weg). Willst du schweigen! SCHNAPS (wie oben). Feuer! Feuer! MÄRTEN (verrennt ihm von der andern Seite den Weg). Stopf ihm das Maul! SCHNAPS (hinter zwey Stühlen verschanzt). Verschont mich! Es ist genug. GÖRGE. Willst du heraus! SCHNAPS (wirft ihnen die Stühle nach den Beinen, sie springen zurück). Da habt ihr’s! GÖRGE. Warte nur! SCHNAPS. Wer ein Narr wäre! (Springt zur Hintertür hinaus.) (10. Auftritt, AlH 14, 293)

In Schnorrs Komposition scheint Schnaps hinter seinen zwei Stühlen gerade innezuhalten und mit einem Ausdruck zwischen Schrecken und Ergebung um Schonung zu bitten, be- vor er doch noch entschlüpft. Märten, ähnlich gekleidet wie Görge, aber durch spärliches weißes Haupthaar als Vater erkennbar, steht direkt hinter ihm, mit erhobenem Zeigefin- ger Anweisungen gebend. Wieder konzentriert die Zeichnung die Personen auf engstem Raum, so dass das Werfen der Stühle und Rennen zum Fenster eigentlich nicht möglich ist. Wichtig war offenbar, eine leicht zu identifizierende Szene zu zeigen und die Figuren nahe an den Betrachter zu rücken. Dieses Motiv verdeutlicht, dass Komik im Bild schwe- rer zu vermitteln ist als Pathos oder Sentimentalität. 2. Erwin und Elmire. Das einzige Liebespaar in Schnorrs Folge ist auf den ersten Blick nicht zu erkennen. Band 10 enthielt die Schau- und Singspiele Elpenor, , Stella, Claudine von Villa Bella sowie Erwin und Elmire. Der dazugehörige Stich ist ebenfalls nicht signiert, aber auf dem Titelblatt der Sammlung als von Schnorr gezeichnet und von Döbler gestochen aufgelistet. Das Singspiel Erwin und Elmire ist schnell erzählt: Es gibt zwei junge Liebespaare: Erwin und Elmire und Valerio und Rosa. Elmire hat Erwin abgewiesen und fürchtet nun, ihn ganz verloren zu haben. Ein listiger Plan ihrer Freunde führt dazu, dass sie ihm unerkannt ihre Liebe gesteht, da er sich als Eremit verkleidet hat und in einer einsamen Klause aufhält. Als sie ihn sucht, legt er die Verkleidung und den weißen Bart ab und eilt ihr nach. Es folgt die glückliche Versöhnung.

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Der Stich zeigt ein junges Paar in antikischer Kleidung vor einer bewaldeten Hügel- landschaft mit einer Hütte im Hintergrund („Waldig=buschige Einöde, zwischen Fel- sen eine Hütte mit einem Garten dabei“; AlH 10, 311). Elmire trägt ein locker fließen- des weißes Kleid mit wehendem Schal, der lockenköpfige Erwin einen kurzen dunklen Chiton. Beide tragen Sandalen, auf klassische Bräuche verweisend – eine angemessene Entsprechung zu den im Singspiel besungenen mythologischen Göttern. Elmire findet Erwin am angegebenen Ort und nähert sich in demütiger Geste, mit den Unterarmen vor der Brust gekreuzt. Erwin steht noch von ihr abgewandt, seine Arme öffnen sich (in einem anatomisch nicht ganz korrekten Winkel), als würde er sich gleich umdrehen und sie umarmen. In seinem sehr jungen Gesicht zeigt sich eine Mischung von Skepsis und Freude. Schnorr hat nicht die glückliche Auflösung gewählt, sondern die Momente vorher, bei denen das gute Ende schon absehbar ist, aber dennoch Spannung über der Komposition liegt. Dabei weicht er vom Text ab: Bei Goethe hält Erwin sich noch versteckt, während Elmire von ihren Wünschen und Gefühlen, von Angst, Hoffnung und Freude singt und betet. Im Text beginnt die Sequenz mit Elmires Suche und Monolog allein auf der Bühne. Nachdem Erwin sie anspricht, fällt er ihr zu Füßen; es bleibt der Imagination bzw. Auf- führung vorbehalten, ein spannungsvolles Gegenüber und zögerndes Verharren wie in der Zeichnung zuzulassen:

ERWIN (hervortretend). Elmire! ELMIRE. Weh mir! ERWIN (zu ihren Füßen). Ich bin’s. ELMIRE (an seinem Halse). Du bist’s. (II, 9. Auftritt, AlH 10, 331)

Daran schließt sich das Finale mit Rosa und Valerio an. Beide Paare rekapitulieren das Geschehene, besingen ihre Liebe und ihr Glück, Erwin und Elmire „eilen, / [sich] auf ewig zu verbinden“ (332). In seinen Taschenbuchillustrationen gab Schnorr die für deren sentimentalen Texte üblichen Emotionen angemessen wieder.34 Es spricht für seinen An- spruch als Illustrator, dass er für Erwin und Elmire eine Komposition zeichnete, in der die Spannung noch nicht einer harmonischen Auflösung gewichen ist. 3. Mahomet. Blatt 7 hat keine Titelbezeichnung; es gehört zu Goethes Trauerspiel Mahomet (AlH 7, 147–236) (nach Voltaire) und trägt als Zeichnerangabe lediglich das übereinandergelegte Monogram „LS“ mit der Jahreszahl. Das Voltaire’sche Theaterstück Le fanatisme ou Mahomet le Prophète (1741) beschreibt eine fiktive Episode aus der Zeit des Propheten Mohammed: die Geschichte der unglücklichen Sklavin Palmire, Tochter des obersten Richters von Mekka, Sopir, der einst den Propheten und Neuerer verbannte. Mahomet rächt sich, indem er Sopirs eigene Kinder, Palmire und ihren Bruder Seïde, anstiftet, Sopir zu ermorden. Sie leben seit langem von ihm getrennt, wissen nicht, dass er ihr Vater ist. Nachdem Seïde an Gift gestorben ist, durchschaut Palmire Mahomet und entzieht sich ihm, indem sie sich erdolcht.

34 Vgl. dazu STRASOLDO-GRAFFEMBERG (1986, 172–174).

© Peter Lang AG Zeitschrift für Germanistik, Neue Folge XXVI (2016), H. 1, S. 18–39 30 WALTRAUD MAIERHOFER

Goethe lässt seine Bearbeitung (1802), eine Auftragsarbeit für Herzog Carl August, mit Palmires dramatischen Worten enden, indem sie dem Geliebten nachstirbt:

(Gegen den Leichnam.) […] Veredelt und verbunden sehen wir Uns wieder. (Sie ersticht sich.) MAHOMET. Wehret ihr! PALMIRE. Ich sterbe. Fort! Dich nicht zu sehen ist das größte Glück. Die Welt ist für Tyrannen; lebe Du! (V, 4. Auftritt, AlH 7, 236)

Damit strich Goethe die Parallelen zu den destruktiven Folgen der Französischen Revolu- tion und wies auf Analogien zwischen Mohammed und Napoleon hin.35 Das Titelkupfer zeigt Palmire, wie sie den Dolch ansetzt, schmerzvoll zu ihrem Bruder sehend, der tot zu ihren Füßen liegt. Einer von Mohammeds Schergen, hinter ihr stehend, streckt die Arme aus, aber für die Vereitelung der Tat scheint es schon zu spät zu sein. Der Künstler begnügt sich jedoch nicht mit diesen Hauptfiguren. Im Drama hat sich an dieser Stelle das Volk schon entfernt. Schnorr zeigt auf der anderen Seite von Mohammed noch sein bewaff- netes Gefolge und den Heerführer Omar. Zu Mahomets finster-entschlossenem Gesicht und kämpferisch ausgestrecktem Arm passt weniger sein schwacher Protest, sondern die vorangegangene Rede, mit der er die Geschwister, aber auch sein Gefolge und das Volk daran erinnert, dass er sich und seine Rache als gottgesandt begreift und Widerstand und Unglauben mit dem Tod bestraft:

So straf’ ich jedes Irrthums Eigensinn, Der Herzen Meuterey, ja, der Gedanken Unwill’gen Frevel; nur den Gläubigen Verschont mein Bann, verschont des Todes Schrecken. (V, 4. Auftritt, AlH 7, 235)

Entsprechend ernst sind die Gesichter der hinter ihm stehenden Männer. Die Kleidung ist phantasievoll „orientalisch“, die Männer tragen Turbane. Das Gesicht Mahomets ist, ob- wohl er im Licht steht, auffallend dunkel, verstärkt durch den vollen schwarzen Bart. Die doppelt finstere Miene unterstreicht den bösen Charakter, das wirkt schablonenhaft, thea- tralisch. Die Komposition hält auf jeden Fall einen bühnenwirksamen Moment fest. Goe- the distanzierte sich zwar vom Kampf zwischen Christentum und Islam(wie ihn Voltaire darstellte),36 einem Bilderverbot unterwarf sich der Illustrator jedoch nicht.37 4. Götz von Berlichingen. Während Schnorr Götz von Berlichingen in der Wiener Ausgabe mit der turbulenten Reichstagsszene illustrierte, wählte er für den 8. Band der AlH (Götz von Berlichingen, Egmont) den Tod des Helden am Ende des Schauspiels. Berlichingen, im Turm zu Heilbronn eingekerkert, darf „auf eine halbe Stunde“ mit seiner Frau Elisabeth und seiner Schwester Maria in das Gärtchen beim Turm gehen. Elisabeth fürchtet, er

35 BOYLE (1999, 793). 36 Vgl. BOYLE (1999, 793). 37 Vgl. NAEF (2007).

© Peter Lang AG Zeitschrift für Germanistik, Neue Folge XXVI (2016), H. 1, S. 18–39 Titelvignetten und -kupfer zu zwei Goethe-Ausgaben von L. F. Schnorr von Carolsfeld 31 wird die Nachricht vom Tod seines „Buben“ Georg nicht überleben, aber sie kann es nicht länger verheimlichen. Götz erinnert sich an seinen Sohn und an seinen Hochzeitstag. Er errät den Tod Georgs, äußert seine letzten Wünsche: Sein treuer Gefährte Lerse soll bei seiner Frau bleiben, und Marias Mann möge wiederkehren. Das Stück endet mit Zeilen, in denen alle Anwesenden gefühlsstark zu Wort kommen:

GÖTZ. […] – Stirb, Götz – Du hast dich selbst überlebt, die Edeln überlebt. – […] Arme Frau! Ich lasse dich in einer verderbten Welt. Lerse, verlaß sie nicht. – Schließt eure Herzen sorgfältiger als eure Thore. Es kommen die Zeiten des Betrugs, es ist ihm Freiheit gegeben. Die Nichtswürdigen werden regieren mit List, und der Edle wird in ihre Netze fallen. […] Selbitz starb, und der gute Kaiser, und mein Georg. – Gebt mir einen Trunk Wasser. – Himmlische Luft – Freiheit! Freiheit! (Er stirbt.) ELISABETH. Nur droben, droben bei dir. Die Welt ist ein Gefängniß. MARIA. Edler Mann! Edler Mann! Wehe dem Jahrhundert, das dich von sich stieß! LERSE. Wehe der Nachkommenschaft, die dich verkennt!

(V, Szene „Gärtchen am Thurn“, AlH 8, 165 f.)

Schnorr zeigt Götz als alten Mann mit langem weißem Haar und Bart. Mit Hemd und Hosen bekleidet, sitzt auf einem Stuhl vor einem Baumstamm. Elisabeth steht hinter ihm, hält seinen Kopf, wie er nach oben blickend, ihr Stoßgebet ausdrückend. Sein Gesicht zeugt von Weltmüdigkeit und Sterbensbereitschaft, Maria kniet vor ihm am Boden. Ler- se, ein junger Mann mit vollem dunklem Haar, beugt sich zu ihm herab, hält die eiserne

Hand (eine stumme Antwort auf den o. g. Wunsch Götz’). Hinter ihm steht der alte Wächter mit einer Hellebarde, in der anderen Hand ein Glas, aus dem Götz zu trinken verlangt; auch er wirkt betroffen. Alle tragen mittelalterliche Kleidung. Die Figuren füllen die Bildplatte, so dass nur Raum für Andeutungen des Gartens und des Tors zum Turm bleibt. Schnorr verleiht den Figuren Haltung und Ausdruck, der Atmosphäre der Schluss- Szene angemessen. Aber welcher Unterschied im Ausdruck verglichen mit der Wiener Vignette, auf der Götz zwar auch weißhaarig ist, aber seine nackten Beine muskulös sind und er sich energisch mit bloßem Schwert und ausgreifender Geste gegen eine Überzahl von Angreifern behauptet. Schnorr scheint sich außerdem um die Nähe zu historischen

Ritter-Darstellungen zu bemühen (er zieht z. B. einen Kupferstich aus der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts heran, der Götz mit weißem Haar und gefurchtem Gesicht zeigt).38 Bei seinem Tod zählte Götz immerhin 82 Jahre. 5. Wilhelm Meisters Lehrjahre. Band 20 enthielt den 3. Band von Wilhelm Meisters Lehrjahre, die Kupfersammlung bereits Stiche mit dem Harfner (Blatt 18 nach Gustav Heinrich Naeke) und der Amazone (Blatt 19 nach Schwind). Schnorr konzentriert sich nun auf Mignon. Dass die Figur im Zentrum, ein schmächtiges Mädchen in einem schlichten langen weißen Kleid, in Ohnmacht fällt, gar stirbt, signalisiert nicht nur ihre fallende Haltung mit einer Hand am Herzen, sondern auch das Erschrecken in den Ge- sichtern und Gesten der Umstehenden (Natalie, Therese, Wilhelm). Mignons Tod wird im Roman anschaulich geschildert (Buch 8, Kap. 5). Mignon, Felix im Gefolge, „warf sich

38 Vgl. z. B. METZGER (1980).

© Peter Lang AG Zeitschrift für Germanistik, Neue Folge XXVI (2016), H. 1, S. 18–39 32 WALTRAUD MAIERHOFER zuerst zur geöffneten Thüre herein“ und „außer Athem“ und mit „gewaltsam“ pochendem Herzen in die Arme von Natalie, die sie mahnt, sie müsse „heftige Bewegung“ vermeiden, worauf Mignon seufzend antwortet: „Laß es brechen! […] es schlägt schon zu lange.“ (AlH 20, 203 ) Die Reaktion ist „Verwirrung“ und „Bestürzung“. Dann überstürzen sich die Liebeserklärung von Wilhelm und Therese – und Mignons Tod:

Felix zog sie am Rocke und rief: Mutter Therese, ich bin auch da! Natalie stand und sah vor sich hin; Mignon fuhr auf einmal mit der linken Hand nach dem Herzen und indem sie den rechten Arm heftig ausstreckte, fiel sie mit einem Schrei zu Nataliens Füßen für todt nieder. (AlH 20, 204)

Der Zeichner konzentriert diese Abläufe, ordnet beide Gruppen nahe beieinander in einer Bildebene an. Im Vordergrund ist die fallende Mignon, hinter ihr Natalie, noch ‚vor sich hin sehend‘. Nur wenig hinter und seitlich von beiden hat sich Therese gerade zu Wilhelm bekannt, ihn, der „einen Schritt gegen sie“ tat, umarmt und geküsst. Erschrocken dreht sie sich nach Mignon um. Thereses Ankunft wird durch eine zugeknöpfte Jacke, einen Umhang und eine Rüschenhaube signalisiert. Ein hüfthohes Kind greift an ihr hoch, vergeblich ihre Aufmerksamkeit heischend. Auch die Bewegung und Felix’ Bitte ist in der Bewegung festgehalten. Wilhelm tut noch seinen Schritt auf Therese zu, blickt aber schon zu Mignon. Die in verschiedene Richtungen führenden Bewegungen verstärken den Eindruck starker Emotionalität. Den Hintergrund bildet eine mit Arabesken, Vasen und Reliefs verzierte Wand, das Innere eines Schlosses evozierend. Im Gegensatz dazu sind Kleidung und Frisuren nicht im klassizistischen Stil der Erstveröffentlichungszeit, sondern im Stil des Biedermeier, d. h. Schnorr adaptierte äußerlich die Romanfiguren, glich sie aber dem Zeitgeschmack des Publikums an. 6. Italienische Reise. Für die autobiographischen Motive gestaltete Schnorr andere Mo- tive als für die Wiener Ausgabe. Blatt 27 trägt den Titel Italienische Reise. I. Mit dieser Illustration bezieht sich der Zeichner nicht auf eine spezifische Episode des autobiographi- schen Werks, sondern gibt ein imaginäres Bild von Goethe in Rom, seinen künstlerischen Interessen folgend: zeichnend. Tatsächlich berichtet Goethe häufig über seine zeichneri- schen Bemühungen, z. B. am 17.2.1787 über seinen frischen Enthusiasmus, in der Um- gebung „kleine auffallende, wahrhaft südliche und Römische Gegenstände“ zu zeichnen und ihnen „Licht und Schatten zu geben“ (AlH 27, 280). Der Konvention der Grand-Tour-Porträts folgend, wird Goethe vor ein aussagekräftiges Bauwerk positioniert, für das Publikum ein Inbegriff von Italien oder Rom. Schnorr wähl- te den Petersdom. Es handelt sich um kein genaues Abbild im Miniaturformat, sondern um die generische Front einer Renaissancekathedrale mit einem Obelisk. Obwohl Goethe den Petersdom gleich nach seiner Ankunft in Rom besichtigte, bleibt bemerkenswert, dass Schnorr kein antikes Bauwerk als Attribut für den Olympier bestimmte, sondern „das Symbol der katholischen Kirche als der Erbin der römischen Antike“39. Der Kup- ferstich zeigt ihn in Mantel und Stiefeln auf einem Steinquader, in ein großes Skizzen- buch zeichnend, den Blick nachdenklich auf etwas seitlich vor ihm geheftet, umringt von Personen aus dem ‚Volk‘: zwei sittsam gekleidete junge Frauen – eine madonnenhaft mit

39 SCHLAFFER (1986, 169).

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Baby im Arm und einem weiteren Kind –, die ihm über die Schulter sehen, ein Bursche mit Hund.40 In der Italienischen Reise schilderte Goethe das Porträt, das Johann Heinrich Wil- helm Tischbein von ihm angefertigt hatte (1786–1787, Städel Museum Frankfurt a. M.), und das seine Verbindung mit der Antike und ihrer Literatur u. a. mit Hilfe von Relief- Darstellungen zu Iphigenie auf Ruinenteilen visualisierte.41 Das oft reproduzierte Werk fehlt heute in keiner illustrierten Ausgabe der Italienischen Reise. Das Gemälde war um

1830 noch nicht öffentlich bekannt, Stiche davon wurden erst später angefertigt (z. B. die Lithographie von Friedrich Carl Vogel, 1846). Die Toga, mit der der Olympier auf dem Tischbein-Gemälde seine moderne Erscheinung umhüllt, ist bei Schnorr abgefallen und dient als Decke, auf der er sitzt. Der Hut liegt umgestülpt und unbeachtet daneben, kein breitkrempiger Malerhut wie bei Tischbein, sondern ein steifer Biedermeierhut. Schnorr lieferte für die Kupferstichsammlung eine christianisierte und eher biedermeierliche Vor- stellung von Goethe in Rom, denn: „1828, in der Epoche der Restauration, als die Il- lustration entstand, bedurften selbst Volk und Kirche einer antikisierenden Bestätigung, und freilich mußte der nazarenische Maler auch dem Olympier Goethe eine christliche Umgebung verschaffen.“42 Umgekehrt gelesen deutet die Illustration mit den einfachen Menschen an, dass seine Werke auch einem breiteren Publikum zugänglich sein und von ihm rezipiert werden sollten. Auf Blatt 28, bezeichnet Italienische Reise. II., sehen wir Goethe (wiederum in Frack und Stiefeln) in einem Zimmer mit einer eleganten jungen Frau, ihn auf den Vulkanaus- bruch hinweisend, der im Fenster zu sehen ist. Goethe beschreibt in der Italienischen Reise (2.6.1787) sehr anschaulich, wie er während seines zweiten Aufenthalts in Neapel zu Be- such bei der Gräfin Juliane von Giovane (geb. Juliane von Mudersbach, 1766–1805) durch ein Fenster den Ausbruch des Vesuv beobachtete:

Wir standen an einem Fenster des oberen Geschosses, der Vesuv gerade vor uns; die herab- fließende Lava, deren Flamme bei längst niedergegangener Sonne schon deutlich glühte und ihren begleitenden Rauch schon zu vergolden anfing; der Berg gewaltsam tobend, über ihm eine ungeheure, feststehende Dampfwolke, ihre verschiedenen Massen bei jedem Auswurf blitzartig gesondert und körperhaft erleuchtet. […] Dies alles mit einem Blick zu übersehen und den hin- ter dem Bergrücken hervortretenden Vollmond als die Erfüllung des wunderbarsten Bildes zu schauen, mußte wohl Erstaunen erregen. […] [D]ie schöne Frau, vom Monde beleuchtet, als Vordergrund dieses unglaublichen Bildes,

schien mir immer schöner zu werden […]. (AlH 28, 272 f.)

Es ist sicher kein Zufall, dass Schnorr erneut eine Passage wählte, die schon im Text als ‚wunderbares‘ und ‚unglaubliches‘ Bild gepriesen wird. Wieder folgte Schnorr nicht einfach dem Goethe’schenText; er platziert den Autor und die Erzählsituation in das Bild, sogar in den Vordergrund: Der Vulkanausbruch bildet nur einen kleinen, aber eindeutig erkenn-

40 Der unbekleidete Säugling entspricht zeittypischen Italienbildern, die Kopfbedeckung, die wie ein gefalteter Fransenschal aussieht, begegnet etwa in Theobald von Oers Italienerin mit zwei Kindern (1843); vgl. MUSE- UMSLANDSCHAFT HESSEN KASSEL (2013). 41 Vgl. LENZ (1979). 42 SCHLAFFER (1986, 169).

© Peter Lang AG Zeitschrift für Germanistik, Neue Folge XXVI (2016), H. 1, S. 18–39 34 WALTRAUD MAIERHOFER baren Ausschnitt im Hintergrund. Im Zentrum des Stiches und ihn dominierend steht die junge Adlige. Ihr Schmuck unterscheidet sie sofort von den Frauen aus dem Volk wie im vorigen Kupfer. War die Roman-Adlige Natalie im Blatt 20 biedermeierlich-hochgeschlossen gekleidet, so erlaubt sich Schnorr hier ein großzügiges Dekolleté. Den wohlhabenden Kon- text suggeriert auch die Vorhangdraperie, wo der Text nur Fensterläden kennt. 7. Wilhelm Meisters Wanderjahre. Band 21 (1829) enthielt den ersten Teil des Romans Wilhelm Meisters Wanderjahre oder Die Entsagenden in der zweiten Fassung. Schnorr il- lustrierte eine Anfangs-Episode; es gab sie schon in der ersten Fassung. Außerdem hatte Goethe die Erzählung von ‚Sankt Joseph dem Zweiten‘ 1809 in Cottas Taschenbuch für Damen veröffentlicht.43 Wilhelm Meister, mit seinem Sohn Felix im Gebirge unterwegs, begegnet einer kleinen Familie, die ihm wie eine lebende Version des Bildmotivs ,Die Flucht nach Ägypten‘ erscheint, gleichlautend ist im Roman die Überschrift des ersten Kapitels. Das Familienoberhaupt berichtet dem neugierigen Wilhelm, wie er allmählich ein zweiter Sankt Jo- seph wurde. Die ,Flucht nach Ägypten‘ war nicht nur ein Sujet der mittelalterlichen Malerei über die italienische und deutsche Renaissance bis zu den Romantikern und Nazarenern, sondern auch beliebt als Krippenspiel-Motiv, Andachtsbildchen für Aufführungen ‚lebender Bilder‘.44 Von Schnorr ist ein Gemälde des Motivs bekannt, das nur etwa zwei Jahre später datiert wird (um 1830, Diözesan- museum, Wien), außerdem eine frühere Ruhe auf der Flucht (Öl/Leinwand, 1816, Historisches Museum der Stadt Wien).45 Blatt 21 (vgl. Abb. 3) zeigt die ‚heilige Familie‘ mit den zwei Betrachtern im Bild: Zwei Männer bzw. ein Mann und ein junger Bursche (Wilhelm und sein Sohn Felix) blicken von einem Felsenvor- sprung auf eine vorbeiziehende Familie, gekleidet und im Habitus wie das genannte Motiv: eine ma- donnenhafte Frau mit Säugling auf einem Maultier, Abb. 3. geführt von einem Mann, den die Axt als Zimmer- mann ausweist, zwei kleine Kinder gehen voran. Der Kupferstich muss allerdings ohne die wichtige traditionelle Farbgebung auskommen, die auch in Goethes ausführlicher, schrittweiser Annäherung an die „sonderbare Erschei- nung“ und „wunderlichen Bilder“ (AlH 21, 4, 6) eine Rolle spielt:

Ein derber, tüchtiger, nicht allzugroßer junger Mann, leicht geschürzt, von brauner Haut und schwarzen Haaren, trat kräftig und sorgfältig den Felsweg herab, indem er hinter sich einen Esel führte, der erst sein wohlgenährtes und wohlgeputztes Haupt zeigte, dann aber, die schöne Last, 43 GOETHE (1809, I–XXXII). 44 BERSIER (1999, 264–277) hat die Erzählung als die Ikonographie der Nazarener parodierend interpretiert und mit entsprechendem Bildmaterial belegt. 45 STRASOLDO-GRAFFEMBERG (1986, 225, 43–46).

© Peter Lang AG Zeitschrift für Germanistik, Neue Folge XXVI (2016), H. 1, S. 18–39 Titelvignetten und -kupfer zu zwei Goethe-Ausgaben von L. F. Schnorr von Carolsfeld 35

die er trug, sehen ließ. Ein sanftes, liebenswürdiges Weib saß auf einem großen, wohlbeschlage- nen Sattel; in einem blauen Mantel, der sie umgab, hielt sie ein Wochenkind, das sie an ihre Brust drückte und mit unbeschreiblicher Lieblichkeit betrachtete. […] Auch hatte die Mutter, als er sie näher betrachtete, unter dem blauen Mantel ein röthliches, zart gefärbtes Unterkleid, so daß unser Freund die Flucht nach Aegypten, die er so oft gemahlt gesehen, mit Verwunderung hier vor seinen Augen wirklich finden mußte. (AlH 21, 5–7)

Mit den Betrachtern im Bild unterscheidet sich die Illustration von Andachtsbildern des Motivs. Der Stich nach Schnorr hat die beiden Bildebenen nahe aneinandergerückt, vermit - telt aber den Eindruck, dass sich beide Beobachter an einer höhergelegenen Stelle befinden wie im Roman: „Im Schatten eines mächtigen Felsen saß Wilhelm an grauser, bedeutender Stelle, wo sich der steile Gebirgsweg um eine Ecke herum schnell nach der Tiefe wende- te.“ (3) In der Illustration sitzt Wilhelm noch auf dem Boden, von hinten bzw. seitlich gese - hen, während Felix hinter einem Felsen lehnt, so dass unbestimmt bleibt, wie groß er ist. Auch im Roman bleibt das Alter des „Knaben“, der auf dem Stich dunkellockig ist wie sein Vater, unbestimmt. Wilhelm hat keine „Schreibtafel“ (3), sondern ein Heft oder einen Schreib- kalender und Stift neben sich gelegt. Auch hier hat Schnorr Details aus der Beschreibung aufgenommen: Nur eines der „Hemdchen“ der vorangehenden Kinder mit ihren engels- gleichen Gesichtern ist zu sehen, es ist eigenartig ‚aufgebunden‘. Die beiden unterscheiden sich durch helle, wellige bzw. dunkle, glatte, schulterlange Haare (wie bei Goethe), sie tragen Körbchen und Schilfbüschel. Joseph hat zusätzlich zu den dunklen Haaren einen dunklen Bart. Er trägt Axt und Winkelmaß. Esel oder Maultier führt er mehr neben als hinter sich, wiederum die Gruppe enger zusammenrückend. Goethes Beschreibung als „leicht geschürzt“ versteht der Zeichner so, dass sein langes Hemd aufgebunden ist. In der Tradition von Madonnendarstellungen gibt er Maria ein großes Tuch als Umhang, auch den Kopf umhüllend. Sie ist im Profil zu sehen, völlig in den Anblick des Kindes versunken. Dem Erstdruck im Taschenbuch für Damen folgte bereits im nächsten Jahrgang (auf 1811) die Illustration Sanct Joseph.46 Da das Motiv bekannt war und Goethe den Rah- men vorgab, ist es unwichtig, ob Schnorr sie gekannt hat. Jedoch wird im Kontrast dazu Schnorrs Methode der Verdichtung deutlich, wobei die Figuren die Bildfläche fast ganz ausfüllen. Bei Gubitz ist die Felsenlandschaft detaillierter gestaltet, man erkennt Wilhelm und Felix und damit den Rahmen der biblischen Szene erst beim genauen Hinsehen in den schattigen Felsen. Beide Bildebenen sind weniger auffallend thematisiert als bei Schnorr.

VI. Resümee. Werkausgaben monumentalisierten in der Romantik Autoren, förderten die Rezeption als ‚Klassiker‘ und ‚Nationalautoren‘ und setzten sie von der zunehmend schnell produzierten Unterhaltungsliteratur ab. Deshalb war in Österreich die Wiener „Originalausgabe“ für die Rezeption Goethes als Nationalautor besonders wichtig. Häufig wurden Goethe-Porträts als Frontispiz verwendet.47 Pipers These wirft ein zusätzliches Licht auf die mehrfache Darstellung Goethes in den Vignetten der Wiener Ausgabe und in den Titelkupfern der AlH zu den autobiographischen Schriften. In der Wiener Ausgabe gab es neben einem Porträt, das nicht von Schnorr stammt, nicht weniger als fünf Bilder von

46 TASCHENBUCH (1810, [zu 128]). Sie war gezeichnet von Ulrich Wolf (1772–1832) und gestochen von Friedrich Wilhelm Gubitz (1786–1870). 47 Vgl. dazu PIPER (2009, 59 f.).

© Peter Lang AG Zeitschrift für Germanistik, Neue Folge XXVI (2016), H. 1, S. 18–39 36 WALTRAUD MAIERHOFER

Goethe (mit Friederike Brion, seiner Mutter, einer Zeus-Büste, als Käufer von Altertümern in Rom, bei der Belagerung von Mainz), dazu Goethe als Büste in der Allegorie zu Wink- kelmann. In Fleischers Sammlung kommen zu den zwei Motiven von Schnorr zur Italien- reise (als Maler und beim Vesuvausbruch) noch weitere Motive von Retzsch, Naeke und Ramberg dazu, ebenfalls die Verwendung einer Goethe-Büste. Dort trifft man mehrfach auf Friederike Brion; diese Wahl ist auch Teil eines einsetzenden Personenkults und einer sentimentalisierenden Rezeption der Frauen in Goethes Leben. Diese Monumentalisierung erfüllte in der Restaurationszeit indirekt auch eine politische Funktion: die Festigung eines Nationalbewusstseins.48 Die Wiener Goethe- und Schiller-Ausgaben trugen zur stärkeren Verbreitung der Klassiker in Österreich bei. Da die Wiener Ausgabe ein Verlustgeschäft für Cotta war, unternahm Goethe „Schritte“, damit die AlH über den Deutschen Bund hinaus vertrieben werden konnte; das bedeutete auch für die Kupferstichsammlung, an der mehrere österreichische Künstler mitarbeiteten, einen größeren Abnehmerkreis.49 Als Schnorr an den Illustrationen arbeitete, lehrte er nicht an der Akademie, war neben den Aufträgen für Kirche und Adlige auf Einkünfte durch Illustrationen angewiesen. Der Wahl ernster Motive und der Gestaltung, die Traditionen der Historienmalerei aufgreift, ist anzumerken, dass der Künstler den Auftrag begrüßte und vielleicht hoffte, mittels der Titelkupfer und Vignetten auch größere Aufträge für Gemälde zu erhalten. Aber nur Faust und Mephisto hat er zunächst gemalt und dann erst verkauft. Eine Ausstattung mit vielen Details kam dem aufkommenden Historismus sehr entgegen und verlangte der mi- nutiösen Kunst der Kupferstecher Bewunderung ab. Mit Ausnahme der Allegorien steht durchgehend die Texttreue im Vordergrund; Schnorr unternahm keine eigenständigen Interpretationen. Die Frage nach dem qualitativen Sprung zwischen den Vorlagen für Vignetten und Titelkupfer lässt sich aufgrund der Einschränkungen des kleinen Formats nicht eindeutig beantworten, dafür müssten die Originalzeichnungen beachtet werden. Die gegenüber seinen Faust-Gemälden kaum bekannten Titelvignetten und -kupfer nach Schnorr bezeugen nicht nur einen vernachlässigten Aspekt der visuellen Kultur um 1830; sie konkretisieren und erweitern zugleich unsere Kenntnisse über die vielfältigen künstle- rischen Reaktionen auf Goethes Werke und die Wechselbeziehungen zwischen Literatur, Kunst und Buchmarkt im 19. Jahrhundert.

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Titelblatt mit Vignette Wilhelm Meisters Wanderjahre aus Goethe’s Werke (1821, Bd. 26) (Exem plar und Foto: Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Wi 250:26). Abb. 2: Vignette zu Faust aus Goethe’s Werke (1817, Bd. 9) (Exemplar u. Foto: Klassik Stiftung Wei- mar, Herzogin Anna Amalia Bibliothek/sign. N 28934/9).

Abb. 3: F. J. Oberthür nach L. Schnorr: Titelkupfer zu Wilhelm Meisters Wanderjahre. In: KUPFER- SAMMLUNG (1829–1832, Bl. 21) (Exemplar u. Foto: Klassik Stiftung Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibliothek/sign. F 3469).

48 Schnorr stand in seiner Jugend dieser nationalen Bewegung sehr nahe, vgl. HERMAND (2011, 37–50), der dies am Beispiel des Gemäldes Cäcilia Tschudi als Walküre (1813, Privatbesitz) diskutiert. 49 Vgl. Cottas Briefe an Goethe v. 12.4.1825 u. 18.10.1823 sowie Goethes Briefe an Cotta v. 24.9.1823; GOETHE und COTTA (1979, 121, 106, 104).

© Peter Lang AG Zeitschrift für Germanistik, Neue Folge XXVI (2016), H. 1, S. 18–39 Titelvignetten und -kupfer zu zwei Goethe-Ausgaben von L. F. Schnorr von Carolsfeld 37

Literaturverzeichnis

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Abstract

Unter vielen prominenten Goethe-Illustratoren ist Ludwig Ferdinand Schnorr von Carolsfeld (1788– 1853) wenig bekannt. Er zeichnete die Vorlagen für 24 Titelvignetten (davon zwei nicht signiert) der Wiener Ausgabe und 8 Titelkupfer einer Sammlung von ‚Kupfern‘, die in Leipzig begleitend zur Ausgabe letzter Hand erschien. Sie werden hier exemplarisch und summarisch auf Text-Bild-Beziehungen hin untersucht. Schnorr beweist sich als genauer Leser Goethes. Selbst im kleinen Format der Vignette entwarf er komplexe Darstellungen des im korrespondierenden Text Beschriebenen oder entscheidende

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Dramenszenen. Mit beiden Publikationen kamen die Verleger (Carl Armbruster in Wien und Friedrich Fleischer in Leipzig) dem anhaltenden Geschmack des Publikums nach Bildschmuck für die reprä- sentativen Ausgaben entgegen, und dies zu einem Zeitpunkt, als die ‚Klassiker‘ sich schon dagegen aussprachen. Auffällig ist insbesondere die Zahl von Goethedarstellungen, die visuell dazu beitrugen, Goethe auch für Leser in Österreich zu monumentalisieren.

Ludwig Ferdinand Schnorr von Carolsfeld (1788–1853) is not well-known as illustrator of Goethe’s works. Of 24 vignettes on the title pages of the authorized Vienna edition he designed for certain 22 and also 8 of the collection of frontispieces which appeared in Leipzig and accompanied the last authorized edition of Goethe’s works by Cotta. This article surveys the complete set and examines image-text relations. Schnorr proves to be an accurate reader of Goethe’s works. Even in the small for- mat he designed compositions which accurately represent decisive scenes and descriptions in the works. With these two publications, the publishers (Carl Armbruster in Vienna and Friedrich Fleischer in Leipzig) conceded to the aesthetic taste of the buyers who still liked pictorial decoration of representa- tive editions at a time when the ,classics‘ already opposed it. The number of Goethe representations in the images is remarkable; they took part in visually monumentalizing Goethe for readers in Austria.

Keywords: Buchillustration, Ludwig Ferdinand Schnorr von Carolsfeld, Goethe-Werkausgabe, Titel- kupfer, Titelvignetten

DOI: 10.3726/92152_18

Anschrift der Verfasserin: Prof. Dr. Waltraud Maierhofer, University of Iowa, Division of World Languages, Literatures & Cultures, 111 Phillips Hall, Iowa City, IA 52242-1323, USA,

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Heft 2/2016 bringt u. a. folgende Beiträge

Schwerpunkt: Tagebuch/Diaristik nach 1900

PETER UWE HOHENDAHL Posthume Provokation: Carl Schmitts „Glossarium“ SABINE KALFF Weibliche Verhaltenslehren und soldatische Tugenden in Ursula von Kardorffs Kriegstagebuch (1942–1945) SIGRID WEIGEL Hannah Arendt: Denktagebuch und Zweisprachigkeit ROLAND BERBIG „Plan 76. – Wohin soll es führen.“ Franz Fühmann – der Diarist ELKE SIEGEL Fertig werden. Wolfgang Herrndorfs ,Arbeit und Struktur‘ BIRGIT DAHLKE Die DDR im Tagebuch (Christa Wolf, Volker Braun, Erwin Strittmatter) JAN BÜRGER „Betriebstagebücher“. Zur Edition der Tagebücher von Siegfried Unseld DANIEL WEIDNER Spiegel, Werkstatt und Chronik: Der Tagebuchroman als bei Robert Walser, Max Frisch und Uwe Johnson

ULRIKE VEDDER Traumtagebücher: Protokoll, Erzählung, Deutung

Forschungsbericht

TOBIAS KRAFT Alexander von Humboldts Amerikanische Reisetagebücher: aktuelle Fragen aus Forschung und Edition

Konferenzberichte, Besprechungen und Informationen In der Reihe Publikationen zur Zeitschrift für Germanistik sind bereits erschienen:

Band 1 WALTER DELABAR, HORST DENKLER, ERHARD SCHÜTZ (Hrsg.): Banalität mit Stil. Zur Widersprüchlichkeit der Literaturproduktion im National - sozialismus, Bern 1999, 289 S., ISBN 3-906762-18-1, br. Band 2 ALEXANDER HONOLD, KLAUS R. SCHERPE (Hrsg.): Das Fremde. Reiseerfahrungen, Schreibformen und kulturelles Wissen, unter Mitarbeit von Stephan Besser, Markus Joch, Oliver Simons, Bern 1999, 341 S., zahlr. Abb., ISBN 3-906765-28-8, br., 2. überarb. Aufl. 2002. Band 3 WERNER RÖCKE (Hrsg.): Thomas Mann. Doktor Faustus. 1947–1997, Bern 2001, 378 S., zahlr. Abb., ISBN 3-906766-29-2, br., 2. Aufl. 2004. Band 4 KAI KAUFFMANN (Hrsg.): Dichterische Politik. Studien zu Rudolf Borchardt, Bern 2001, 214 S., ISBN 3-906768-85-6, br. Band 5 ERNST OSTERKAMP (Hrsg.): Wechselwirkungen. Kunst und Wissenschaft in Berlin und Weimar im Zeichen Goethes, Bern 2002, 341 S., zahlr. Abb., ISBN 3-906770-13-3, br. Band 6 ERHARD SCHÜTZ, GREGOR STREIM (Hrsg.): Reflexe und Reflexionen von Modernisierung. 1933–1945, Bern 2002, 364 S., zahlr. Abb., ISBN 3-906770-14-1, br. Band 7 INGE STEPHAN, HANS-GERD WINTER (Hrsg.):

„Die Wunde Lenz“. J. M. R. Lenz. Leben, Werk und Rezeption, Bern 2003, 507 S., zahlr. Abb., ISBN 3-03910-050-5, br. Band 8 CHRISTINA LECHTERMANN, CARSTEN MORSCH (Hrsg.): Kunst der Bewegung. Kinästhetische Wahrnehmung und Probehandeln in virtuellen Welten, Bern 2004, 364 S., zahlr. Abb., ISBN 3-03910-418-7, br. Band 9 INSTITUT FÜR DEUTSCHE LITERATUR DER HUMBOLDT-UNIVERSITÄT ZU BERLIN (Hrsg.): „lasst uns, da es uns vergönnt ist, vernünftig seyn! –“. Ludwig Tieck (1773–1853), Bern 2004, 407 S., 5 Abb, 1 Tab., 2 Notenbeispiele, ISBN 3-03910-419-5, br. Band 10 INGE STEPHAN, BARBARA BECKER-CANTARINO (Hrsg.): „Von der Unzerstörbarkeit des Menschen“. Ingeborg Drewitz im literarischen und poli tischen Feld der 50er bis 80er Jahre, Bern 2004, 441 S., zahlr. Abb., ISBN 3-03910-429-2, br. Band 11 STEFFEN MARTUS, STEFAN SCHERER, CLAUDIA STOCKINGER (Hrsg.): Lyrik im 19. Jahrhundert. Gattungspoetik als Reflexionsmedium der Kultur, Bern 2005, 486 S., ISBN 3-03910-608-2, br. Band 12 THOMAS WEGMANN (Hrsg.): MARKT. Literarisch, Bern 2005, 258 S., zahlr. Abb., ISBN 3-03910-693-7, br. Band 13 STEFFEN MARTUS, ANDREA POLASCHEGG (Hrsg.): Das Buch der Bücher – gelesen. Lesarten der Bibel in den Wissenschaften und Künsten, Bern 2006, 488 S., zahlr. Abb., ISBN 3-03910-839-5, br. Band 14 INGE STEPHAN, HANS-GERD WINTER (Hrsg.): Jakob Michael Reinhold Lenz. Zwischen Kunst und Wissenschaft, Bern 2006, 307 S., zahlr. Abb., ISBN 3-03910-885-9, br. Band 15 MANUEL KÖPPEN, ERHARD SCHÜTZ (Hrsg.): Kunst der Propaganda. Der Film im Dritten Reich, Bern 2007, 300 S., zahlr. Abb., ISBN 978-03911-179-4, br., 2. überarb. Aufl. 2008. Band 16 JOACHIM RICKES, VOLKER LADENTHIN, MICHAEL BAUM (Hrsg.): 1955–2005: Emil Staiger und Die Kunst der Interpretation heute, Bern 2007, 288 S., zahlr. Abb., ISBN 978-3-03911-171-8, br. Band 17 CARSTEN WÜRMANN, ANSGAR WARNER (Hrsg.): Im Pausenraum des Dritten Reiches. Zur Populärkultur im nationalsozialistischen Deutsch- land, Bern 2008, 273 S., zahlr. Abb., ISBN 978-3-03911-443-6, br. Band 18 CHRISTINA LECHTERMANN, HAIKO WANDHOFF (Hrsg.): unter Mitarbeit von Christof L. Diedrichs, Kathrin Kiesele, Carsten Morsch, Jörn Münkner, Julia Plappert, Moritz Wedell: Licht, Glanz, Blendung: Beiträge zu einer Kulturgeschichte des Scheinens, Bern 2007, 253 S., zahlr. Abb., ISBN 978-3-03911-309-5, br. Band 19 RALF KLAUSNITZER, CARLOS SPOERHASE (Hrsg.):

Kontroversen in der Literaturtheorie / Literaturtheorie in der Kontroverse, Bern 2007, 516 S., ISBN 978-3-03911-247-0, br. Band 20 KATJA GVOZDEVA, WERNER RÖCKE (Hrsg.): „risus sacer – sacrum risibile“. Interaktionsfelder von Sakralität und Gelächter im kulturellen und historischen Wandel, Bern 2009, 339 S., ISBN 978-3-03911-520-4, br. Band 21 MARINA MÜNKLER (Hrsg.): Aspekte einer Sprache der Liebe. Formen des Dialogischen im Minnesang, Bern 2010, 342 S., ISBN 978-3-03911-783-3, br. Band 22 MARK-GEORG DEHRMANN, ALEXANDER NEBRIG (Hrsg.): Poeta philologus. Eine Schwellenfigur im 19. Jahrhundert, Bern 2010, 288 S., ISBN 978-3-0343-0009-4, br. Band 23 BRIGITTE PETERS, ERHARD SCHÜTZ (Hrsg.): 200 Jahre Berliner Universität. 200 Jahre Berliner Germanistik. 1810–2010 (Teil III), Bern 2011, 388 S., zahlr. Abb. und Tab., ISBN 978-3-0343-0622-5, br. Band 24 NORDVERBUND GERMANISTIK (Hrsg.): Frühe Neuzeit – Späte Neuzeit. Phänomene der Wiederkehr in Literaturen und Künsten ab 1970, Bern 2011, 239 S., zahlr. Abb., ISBN 978-3-0343-0469-6, br. Band 25 ALEXANDER NEBRIG, CARLOS SPOERHASE (Hrsg.): Die Poesie der Zeichensetzung. Studien zur Stilistik der Interpunktion, Bern 2012, 455 S., zahlr. Abb., ISBN 978-3-0343-1000-0, br. Band 26 PETER UWE HOHENDAHL, ERHARD SCHÜTZ (Hrsg.): Perspektiven konservativen Denkens. Deutschland und die Vereinigten Staaten nach 1945, Bern 2012, 362 S., ISBN 978-3-0343-1139-7, br. Band 27 ELISABETH STROWICK, ULRIKE VEDDER (Hrsg.): Wirklichkeit und Wahrnehmung. Neue Perspektiven auf Theodor Storm, Bern 2013, 236 S., ISBN 978-3-0343-1404-6, br. Band 28 TANJA VAN HOORN, ALEXANDER KOŠENINA (Hrsg.): Naturkunde im Wochentakt. Zeitschriftenwissen der Aufklärung, Bern 2014, 278 S., zahlr. Abb., ISBN 978-3-0343-1513-5 pb., eBook 978-3-0351-0753-1. Band 29 HANS JÜRGEN SCHEUER, ULRIKE VEDDER (Hrsg.): Tier im Text. Exemplarität und Allegorizität literarischer Lebewesen, Bern 2015, 338 S., zahlr. Abb., ISBN 978-3-0343-1652-1 pb., ISBN 978-3-0351-0875-0 eBook. Tanja von Hoorn • Alexander Košenina (Hrsg.)

Naturkunde im Wochentakt

Zeitschriftenwissen der Aufklärung

Bern, Berlin, Bruxelles, Frankfurt am Main, New York, Oxford, Wien, 2014. 274 S., zahlr. Abb. Publikationen zur Zeitschrift für Germanistik. Bd. 28 Herausgegeben von der Philosophischen Fakultät II / Institut für deutsche Literatur der Humboldt-Universität zu Berlin

br. ISBN 978-3-0343-1513-5 CHF 83.– / €D 73.80 / €A 75.90 / € 69.– / £ 55.– / US-$ 89.95 eBook ISBN 978-3-0351-0753-1 CHF 87.45 / €D 82.11 / €A 82.80 / € 69.– / £ 55.– / US-$ 89.95

eBooks sind nur auf www.peterlang.com erhältlich. €D inkl. MWSt. – gültig für Deutschland und Kunden in der EU ohne USt-IdNr. · €A inkl.MWSt. – gültig für Österreich

n der Aufklärung wird umfassende Bildung über den Menschen, die Welt und die Kultur gefordert. Wissen I über Astronomie, Physik, Chemie, Biologie, Medizin, Geologie oder Meteorologie vermitteln – vor der rasan- ten fachlichen Spezialisierung zu Beginn des 19. Jahrhunderts – insbesondere Zeitschriften. Seit etwa 1750 konkurrieren auf dem Buchmarkt unterschiedlichste Periodika – vermischte Magazine, Rezensions- journale, Moralische Wochenschriften –, die in Fachstudien, populären Essays, Lehrgedichten oder fiktionalen Er- zählungen naturkundliche Inhalte an eine nicht minder vielfältige Leserschaft vermitteln. So entsteht eine popu- läre, öffentliche Akademie der Natur für das interessierte Bürgertum. Der vorliegende Band sondiert dieses noch weitgehend unerschlossene Feld naturkundlichen Zeitschriftenwissens des 18. Jahrhunderts.

INHALT: Tanja van Hoorn: Gattungen, Nachbarschaften, Profile: Textsorten und Platzierungen periodischer Natur- aufklärung• Marie-Theres Federhofer: Dichtes Wissen. Zu Christian Ludwig Lichtenbergs und Johann Heinrich Voigts «Magazin für das Neueste aus der Physik und Naturgeschichte» • Gunhild Berg: Jährlich, neulich, künftig: Zur Syn- chronisierung von kanonisiertem, aktuellem und zukünftigem Wissen aus der Naturkunde in Kalendarik und Pro- gnostik des «Göttinger Taschen-Calenders» • Martin Gierl: Naturkunde in Rezensionszeitschriften. Der mediale Fächer und das Wissen vom Fach • Simona Noreik: Naturwissen und Poesie in Christlob Mylius’ physikalischer Wochenschrift «Der Naturforscher»• Alexander Košenina: «Erkenntniß von der Größe des Schöpfers». Populäre Naturkunde in den «Physikalischen Belustigungen» (1751–1757) • Michael Bies: Beobachtungen, Bemerkungen und Anekdoten zur ,Verbesserung‘ der Naturgeschichte. Johann Ernst Immanuel Walchs «Der Naturforscher» • Ute Schneider: Für Kenner und Liebhaber. Zur Idee und Konzeption der Zeitschrift «Der Naturforscher» (1774–1804) • Stefanie Stockhorst: Ars medica für Kenner und Liebhaber. Das medizinische Rezensionswesen der «Allgemeinen deutschen Bibliothek» am Beispiel von Johann August Unzer und Philipp Gabriel Hensler • Andreas Christoph: Die «Allgemeinen Geographischen Ephemeriden» (1798–1831) im Kontext der Zeitschriftenliteratur des 18. und 19. Jahr- hunderts • Misia Sophia Doms/Peter Klingel: Leser am Narrenseil. Vom rhetorischen Einsatz naturwissenschaft- licher Methoden im «Reich der Natur und der Sitten» • Susanne Düwell: Erziehung «durch Vorzeigung der Dinge in der Natur». Aufklärungspädagogik und Naturgeschichte• Giulia Cantarutti: Naturforschung in Aufklärungszeit- schriften unter dem Blickwinkel des deutsch-italienischen Kulturtransfers.

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