Goethes Berliner Beziehungen (Volltext)
Z u m G e l e i t ! Goethe war der Stern, der in schönen, unvergessenen Vorkriegs= jahren meinem Leben leuchtete. Das Wanderlied aus Wilhelm Meister: ,,Bleibe nicht am Boden heften, Frisch gewagt und frisch hinaus ! . Daß wir uns in ihr zerstreuen, Darum ist die Welt so groß'', war das jubelnde Leitmotiv, das mir in vier Erdteilen er= tönte. ,,Wo wir uns der Sonne freuen, Sind wir jede Sorge los'' machte eine ferne Tropeninsel zur Heimat der Seele. Der Krieg, der für Deutsche die Welt so verengte, fesselte auch mich nun wieder an die Vaterstadt, unser Berlin, das so oft verkannte und verlästerte, von mir aber um so heißer geliebte. ,,Und dein Streben sei's in Liebe, Und dein Leben sei die Tat.'' So habe ich denn unternommen, Goethe und Berlin zu vereinigen. Man hat jüngst vergangenen Tagen die Schlagworte geprägt von dem Geist von Weimar und dem Geist Potsdam und einen schier unüberbrückbaren Gegensatz zwischen ihnen gefunden. Als der Geist von Weimar noch Fleisch war, gab es diesen Gegensatz nicht. ,,Es ist noch die Frage, ob es Einen Ort in Deutschland gibt, wo Du so redliche Verehrer hast als bei uns'', schreibt Zelter an Goethe. Und doch konnte Goethe sich nicht zu einem Besuche Berlins ent= schließen. Berlin liebt immer ohne Gegenliebe, wie damals -, so heute - -. Möge sich der Geist von Weimar mit dem Geist von Potsdam ver= mählen und Früchte bringen zum Segen des deutschen Vaterlandes. V I n h a l t s v e r z e i c h n i s Goethe in Berlin .
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