Geopolitische Lage Und Transitfunktion Österreichs in Europa
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GEOPOLITISCHE LAGE UND TRANSITFUNKTION ÖSTERREICHS IN EUROPA 1 2 GEOPOLITISCHE LAGE UND TRANSITFUNKTION ÖSTERREICHS IN EUROPA ELISABETH LICHTENBERGER GEOPOLITISCHE LAGE UND TRANSITFUNKTION ÖSTERREICHS IN EUROPA GEOPOLITISCHE LAGE UND TRANSITFUNKTION ÖSTERREICHS IN EUROPA 3 ÖSTERREICHISCHE AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN KOMMISSION FÜR DIE WISSENSCHAFTLICHE ZUSAMMENARBEIT MIT DIENSTSTELLEN DES BM FÜR LANDESVERTEIDIGUNG PROJEKTBERICHTE HERAUSGEGEBEN VON ELISABETH LICHTENBERGER VERLAG DER ÖSTERREICHISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN WIEN 1999 4 GEOPOLITISCHE LAGE UND TRANSITFUNKTION ÖSTERREICHS IN EUROPA ELISABETH LICHTENBERGER GEOPOLITISCHE LAGE UND TRANSITFUNKTION ÖSTERREICHS IN EUROPA VERLAG DER ÖSTERREICHISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN WIEN 1999 GEOPOLITISCHE LAGE UND TRANSITFUNKTION ÖSTERREICHS IN EUROPA 5 Vorgelegt bei der Sitzung der math.-nat. Klasse am 25.3.1999 ISBN: 3-7001-2801-0 IMPRESSUM Medieninhaber und Herausgeber: Österreichische Akademie der Wissenschaften Für den Inhalt verantwortlich: emer. o. Univ.-Prof. Dr. DDr. h.c. E. Lichtenberger Layout und Graphik: Dr. Katja Skodacsek Mag. Christina Westermayr Druck: Agens Werk Wien 1. Auflage Wien, 1999 6 GEOPOLITISCHE LAGE UND TRANSITFUNKTION ÖSTERREICHS IN EUROPA Editorial Die Kommission der Österreichischen Akademie der Wissenschaften für die wissenschaft- liche Zusammenarbeit mit Dienststellen des Bundesministeriums für Landesverteidigung wurde auf Initiative von Herrn Altpräsidenten em. o. Univ.-Prof. Dr. DDr. h.c. Otto Hitt- mair und Herrn General i. R. Erich Eder in der Gesamtsitzung der Österreichischen Aka- demie der Wissenschaften am 4. März 1994 gegründet. Entsprechend dem Übereinkommen zwischen der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und dem Bundesministerium für Landesverteidigung besteht die Zielset- zung der Kommission darin, für Projekte der Grundlagenforschung von Mitgliedern der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, deren Fragestellungen auch für das Bun- desministerium für Landesverteidigung eine gewisse Relevanz besitzen, die finanzielle Unterstützung des Bundesministeriums zu gewinnen. Von Seiten des Bundesministeriums für Landesverteidigung wird andererseits die Möglichkeit wahrgenommen, im eigenen Bereich nicht abgedeckten Forschungsbedarf an Mitglieder der höchstrangigen wissen- schaftlichen Institution Österreichs vergeben zu können. In der Sitzung der Kommission am 16. Oktober 1998 wurde der einstimmige Beschluss gefasst, eine Publikationsreihe zu eröffnen, in der wichtige Ergebnisse von Forschungspro- jekten in Form von Booklets dargestellt werden. Das Bundesministerium für Landesverteidigung hat die Finanzierung der Projektbe- richte übernommen, welche im Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften erscheinen. Mit dem vorliegenden Projektbericht 1 über GEOPOLITISCHE LAGE UND TRANSITFUNKTION ÖSTERREICHS IN EUROPA wird die Reihe eröffnet. Wien, im März 1999 Elisabeth Lichtenberger GEOPOLITISCHE LAGE UND TRANSITFUNKTION ÖSTERREICHS IN EUROPA 7 Vorwort Der Titel der Publikation signalisiert die Zweiteilung der Thematik. Der erste Teil bie- tet geopolitische Perspektiven zur strategischen Lage Österreichs in Europa und eröffnet mit den Konsequenzen der Beendigung des größten "Experiments" der Nachkriegszeit, der Zweiteilung Europas, und dem Entstehen von "Zwischeneuropa" zwischen EU und GUS, um daraus die geänderte geopolitische Position von Österreich nach 1989 abzuleiten und auf die geopolitische "Drehung des Staates" einzugehen. Der zweite Teil über die Transitfunktion Österreichs in Europa belegt die natürlichen Lagepotentiale des Staates, die historisch-politischen Determinanten des Verkehrsnetzes bis hin zum Erbe des geteilten Zentraleuropas. Kartographisch und statistisch werden die aktuellen Transitströme auf Straße und Schiene, auf dem Wasser und in der Luft sowie der Transit über Rohrleitungen (Erdöl, Erdgas), welche Österreich queren, dokumentiert, um die Positionsbestimmung Österreichs in den Verkehrs- und Leitungsnetzen von Zentraleu- ropa vornehmen zu können. Die Zielsetzung der Forschungen war, aus der österreichzentrierten Perspektive, wel- che die mediale Öffentlichkeit und die politische Entscheidungsfindung beherrscht, den Quantensprung in eine europäische Perspektive vorzunehmen, die Abhängigkeit des Kleinstaates Österreich von externen strategischen Entscheidungen offen zu legen und Fehlmeinungen zu revidieren. Die Thematik ist umfassend und aufgrund der Vernetzung von politischen, strategi- schen und ökonomischen Institutionen und Interessen nur teilweise informationsmäßig zugänglich. Der vorliegende Projektbericht kann daher nur als ein erster Versuch der Standortbestimmung gewertet werden. Mein Dank geht an meine wissenschaftliche Mitarbeiterin, Frau Christine Westermayr, für die unermüdlichen Recherchen in Dienststellen und bei halboffiziellen und privaten Insti- tutionen sowie die graphische Gestaltung von Einband und Ausstattung. Für die Finanzie- rung des Drucks geht mein sehr herzlicher Dank an Herrn Brigadier Dr. Hans Wallner im Bundesministerium für Landesverteidigung. Wien, im März 1999 Elisabeth Lichtenberger 8 GEOPOLITISCHE LAGE UND TRANSITFUNKTION ÖSTERREICHS IN EUROPA Inhaltsverzeichnis 1 Zur geopolitischen Lage Europas Atlantikpakt und sozialer Wohlfahrtsstaat in Europa Europa zwischen EU und GUS - "Between-two-Europes" 2 Die geopolitische Position von Österreich nach 1989 3 Der gedrehte Staat 4 Lagepotentiale und historisches Erbe Die natürlichen Lagepotentiale Österreichs in Zentraleuropa Historisch-politische Determinanten des Verkehrsnetzes Das Erbe des geteilten Zentraleuropas 5 Vom Transitverkehr zum Binnenverkehr in der EU Überblick Der Güterfernverkehr Der Transitgüterverkehr Der Personenverkehr Vergleich des Straßen- und Schienenverkehrs in der Schweiz und in Österreich Die Umfahrung von Österreich: Neue Transitstrecken Die Donau fließt "verkehrt" Luftverkehrskorridore in Österreich 6 Die Position Österreichs in den Verkehrs- und Leitungsnetzen von Zentraleuropa 7 Kartenverzeichnis 8 Tabellenverzeichnis 9 Quellenhinweise GEOPOLITISCHE LAGE UND TRANSITFUNKTION ÖSTERREICHS IN EUROPA 9 1 Zur geopolitischen Lage Europas Atlantikpakt und sozialer Wohlfahrtsstaat in Europa Die Geopolitik, lange Zeit verfemt im deutschen Sprachraum, feiert interessanterweise von Frankreich aus ein Comeback. Eine Reihe hervorragender französischer Werke beschäftigt sich mit der "neuen Geopolitik von Europa" nach dem Ende des Kalten Krieges und der Beseitigung des Eisernen Vorhangs. Eine derartige neue Geopolitik von Europa muss jedoch mehr sein als eine Wiederauf- lage der geopolitischen Aussagen von Kjellen und Haushofer; sie muss neben den Lagede- terminanten für außenpolitisches Handeln auch den Stellenwert des militärischen Sektors im Rahmen von Gesellschaft und Wirtschaft in die Überlegungen einbeziehen. Die Aussagen eröffnen daher mit dem Hinweis auf das globale Paradoxon, dass im Zu- ge des Aufbaus der globalen Ökonomie in der Nachkriegszeit von den drei ökonomischen Weltmächten USA, EU und Japan die beiden letztgenannten nicht imstande waren, sich von der militärischen Supermacht der USA zu emanzipieren, mit der andererseits in der langen Periode des Kalten Kriegs die UdSSR mit dem System der Kommandowirtschaft militärisch gleichziehen konnte. Rückblickend gesehen, hat der erzwungene bzw. z.T. freiwillige Verzicht auf massive militärische Aufrüstung in Europa, auf dessen Gründe hier nicht eingegangen werden soll, jedenfalls den Aufbau der sozialen Wohlfahrtsstaaten unterstützt.1 Andererseits haben die USA mit gigantischen Rüstungsausgaben auch den Atomschirm des atlantischen Bündnisses über Westeuropa zu einem wesentlichen Teil finanziert, wobei sie freilich die schlichte strategische Vorgangsweise verfolgten, potentielle Aggressionen der Sowjets durch den Außenposten Westeuropa vom eigenen Territorium fernzuhalten. Die Frage nach dem "cui bono" wird wohl erst die nächste Generation beantworten können, wenn die Archive für die Forschung geöffnet und die zweite Hälfte des 20. Jahr- hunderts in zeitliche Distanz zu den Betrachtern gerückt ist. Bei dieser Aussage sei innegehalten, und zwar ohne auf die schon seit mehreren Jahren sich dahinschleppende Diskussion um die künftige Aufgabe der NATO in Europa einzu- gehen, auf den Aufbau einer "neuen" NATO sozusagen, bei der man einen wesentlichen Teil der Verantwortung und der finanziellen Kosten an die europäischen Staaten abgeben möchte. Für den Rückblick und den Ausblick erscheint es vielmehr wichtig, auf die Koinzidenz der "Produktzyklen" von atlantischem Verteidigungsbündnis und wohlfahrtsstaatlichem Ausbau hinzuweisen, die eine interessante Symbiose eingegangen sind. Es ist müßig dar- über zu diskutieren, dass sich Europa die Kosten für die Entwicklung eines voll ausgebau- 1 Es ist einsichtig, dass daher manche Amerikaner die Auffassung vertreten, dass die amerikanischen Steuerzah- ler, die mit einem bescheidenerem "social overhead" vorlieb nehmen müssen, den Aufbau der beachtlichen sozialen Wohlfahrt in Europa mitfinanziert haben. 10 GEOPOLITISCHE LAGE UND TRANSITFUNKTION ÖSTERREICHS IN EUROPA ten Sektors der Rüstungsindustrie weitgehend ersparen konnte. Allerdings muss der Bedarf an Rüstungsgütern derzeit zu einem wesentlichen Teil durch Importe aus den USA abge- deckt werden.2 Obwohl sich beide Systeme, nämlich das strategische System der NATO und das po- litökonomische System des sozialen Wohlfahrtsstaates in der Endphase ihres Produktzyk- lus befinden, so wenig sind derzeit in beiden Fällen echte Alternativen sichtbar. Nur Um- und