Freitag, 21.9.2012 | Woche 38 | 2. Jahrgang 5.– Aus der Community: 38 «Das Herzstück ist eine Fehlplanung. Die S-Bahn muss doch dorthin, wo die Arbeitsplätze sind.» Karl Linder zu «Herzstück soll viel Geld bringen», tageswoche.ch/+bagmn Zeitung aus tageswoche.ch

Region

Computer-Pannen lassen Lehrer dumm aussehen Überlange Loginzeiten, Serverprobleme, defektes Zubehör: Baselbieter Lehrer kämpfen mit Computer-Problemen – vom Kanton ist keine Hilfe zu erwarten, Seite 23

Interview

«Die politische Mitte ist nicht mehr mehrheitsfähig» Der abtretende Solothurner FDP-Finanzdirektor Christian Wanner zieht nach 35 Jahren in der Politik Bilanz – diese fällt für seine Partei durchzogen aus, Seite 32

Kultur

Provokateure nehmen die verletzte Schweizer Seele aufs Korn Die Schweiz hat im Ausland ein Imageproblem. Zwei Bieler Filmschaffende sind der Sache auf den Grund gegangen – und haben eine erfrischend freche Satire geschaffen, Seite 44 Foto: Hans-Jörg Walter

TagesWoche Zeitung aus Basel Gerbergasse 30 4001 Basel Tel. 061 561 61 61 Verpfuschte Stadt Was die «Rheinhattan»-Planer von Bausünden der Vergangenheit lernen können, Seite 6 Editorial 21. September 2012

Höchste Zeit, über «Rheinhattan» nachzudenken von Remo Leupin, Co-Redaktionsleiter

Es sollte augenzwinkernd-jovial herüber- Doch was sind die Alternativen? Die Be völ- kommen, aber der vorwurfsvolle Unterton war kerung wächst, Wohnraum wird knapp, und nicht zu überhören. «Rheinhattan», meinte ein auf In dustrie - und Hafenarealen eröffnen sich leitender Mitarbeiter des Baudepartements neue Nut zungsmöglichkeiten. Wie können diese Remo Leupin kürzlich am Rand einer Debatte zur Stadtent- Gebiete aufgewertet werden, ohne dass kalte wicklung, «ihr von der TagesWoche habt diesen Glas- und Betonburgen entstehen? unmög lichen Begriff in die Welt gesetzt.» In unserer Titelgeschichte sind wir solchen Der Chefbeamte lag falsch. Die NZZ wars vor Fragen nachgegangen und haben auch einen gut einem Jahr. Seither zählt «Rhein hattan» Blick in die Vergan genheit geworfen. Unser zum Standardvokabular, wenn es um das Fazit: Je grösser die Pro jekte waren, desto geplante trinationale Quartier am Basler Hafen grösser war auch die Wahrscheinlichkeit von («3Land-Projekt») geht, dessen Mittelpunkt die Fehlentwicklungen und desto kleiner ist die Basels mit Hochhäusern überbaute Klybeck insel sein Chance, Bausünden zu korrigieren. Bausünden soll. Die Skepsis gegenüber dem Vorhaben ist Das gilt auch für das Hafenprojekt. Es handle Lesen Sie die Titelgeschichte gross, vor allem in Kleinhüningen und im sich erst um eine «Test planung», sagen die ab Seite 6 – Kly beckquartier. Von Gigantismus und Grössen- Behörden, in den Jahrzehnten bis zur Umset- und diskutieren wahn ist die Rede. Anwohner befürchten, dass zung werde sich noch vieles verändern. Mag Sie mit auf ein neues Schickimicki-Viertel entsteht und sein. Doch die Weichen sind gestellt – und am tageswoche.ch Wohnungen bald unbezahlbar werden. kommenden Dienstag wird schon der nächste Bislang ist es den Behörden nicht gelungen, Meilenstein ge setzt: Dann werden Vertreter von diese Ängste zu entkräften, und Aufwertungs- Basel, Weil am Rhein und Hunin gue den Mas- projekte wie Volta West im St. Johann oder die terplan zum «3Land- Projekt» unterschreiben. Überbauung Erlenmatt geben dem Unbehagen Höchste Zeit, eine Denkpause einzulegen, den Nahrung: Es wird wohl Jahre dauern, bis in Expertenkreis zu öffnen und auch die Einwohner diesen toten Vierteln neues Leben erwacht. ins Boot zu holen. tageswoche.ch/+bagoe

Gesehen von Tom Künzli Tom Künzli ist als Illustrator für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften tätig. Der 38-Jährige wohnt in Bern.

tageswoche.ch Aktuell im Netz

Lesen Sie uns auch online: Eidgenössische Abstimmung: nen das Abstimmungs ergebnis ein, Das grüne Dreieck Die TagesWoche berichtet täglich Was bedeutet es, wenn die Schweiz sobald es vorliegt. markiert Beiträge aktuell im Web. Das sind unsere Online- rauchfrei wird? Die Diskussion, ob das aus der Community Schwerpunkte der kommenden Tage: von der Lungen liga in Basel durch- Auftakt des Schauspiels: und lädt Sie ein, gesetzte strikte Rauchverbot schweiz- Erster Vorhang für die neue Leitung sich einzumischen. Abschluss der Freiluftsaison: weit gelten soll, bewegt die Gemüter. des Schauspielhauses: Mit «Ein Traum- Die britische Kultband Radiohead Wir kommentieren am Sonntag. spiel» und «Don Karlos» wird die neue Sie können das tritt nach langer Zeit wieder in der Schauspielsaison lanciert. Wir prüfen, via die Webadresse Schweiz auf. Wir berichten am Baselbieter Steuerfragen: ob mit dem neuen Leitungsteam der am Ende jedes Freitag darüber, ob sich das lange Baselland stimmt über die Abschaffung versprochene frische Wind am Theater Artikels tun. Warten gelohnt hat. der Pauschalbesteuerung ab. Wir ord- Basel Einzug hält.

TagesWoche 38 3 Persönlich 21. September 2012

Gefordert: Yasmina El Ghribi

Die Stimmenzählerin Yasmina El Ghribi (24) ist Wahlhelferin. Am kommenden Wochenende ist sie wieder im Einsatz – drei eidgenössische Vorlagen müssen ausgezählt werden.

Foto: Michael Würtenberg

A m Sonntag wird über drei eidgenössische Vorlagen Die Stimmzettel werden jeweils zuerst nach der Vorlage abgestimmt. Die meisten Leute geben ihre Stimme brief- sortiert und in einem weiteren Schritt nach Ja-, Nein- und lich ab, einige gehen am Wochenende noch persönlich an Leerstimmen. Ungültige Stimmen werden aussortiert. die Urne. Ausgezählt werden müssen aber alle Stimm- Dann wird ausgezählt. Das erledigt jeweils eine Maschine. zettel. Dazu braucht es Wahlhelfer. Es komme vor, dass man nach dem Sortieren schon eine Im Einsatz steht auch Yasmina El Ghribi (24). Die Jus- Tendenz über den Ausgang der Abstimmung feststellen Studentin bereitet sich derzeit gerade auf die Bachelor- könne. «Aber sicher sein kann man sich nicht.» Das Ab- prüfungen vor. «Daneben hat im Moment nicht viel ande- stimmungsresultat erfährt Yasmina El Ghribi auch erst res Platz», sagt sie. Den Einsatz als Wahlhelferin lässt sie aus den Medien. «Ich wusste aber auch schon das Resultat sich dennoch nicht nehmen. der brieflich eingegangenen Stimmen im Voraus.» Aus- Seit 2009 ist El Ghribi immer wieder dabei, wenn es da- plaudern darf sie aber nichts: «Schliesslich gibt es das rum geht, bei Abstimmungen und bei Wahlen Stimmen Wahl- und Abstimmungsgeheimnis», sagt sie. auszuzählen. «Das Sortieren der Wahlzettel ist spannen- Die schweizerisch-algerische Doppelbürgerin stimmt der als das der Stimmzettel», sagt sie. Aber auch aufwen- und wählt auch selber: «Ich finde, es ist toll, dass wir mit- diger. «Namen zu lesen ist abwechslungsreicher als immer bestimmen dürfen. Deswegen mache ich es auch.» Immer- nur Ja und Nein», sagt sie. hin gehe es auch um ihre Zukunft. Auch an den algerischen «Teilweise schreiben die Leute auch absurde Dinge auf.» Wahlen hat El Ghribi sich schon beteiligt. Als Wahlhelferin Auch Beleidigungen auf Wahl- und Stimmzetteln kämen weiss sie nun auch, was hinter den Kulissen geschieht. Das ab und zu vor, wenn auch eher selten. Und manchmal liegt sei spannend. «Ausserdem treffe ich unterschiedliche Leu- auch ein kleines Briefchen bei oder es werden Wünsche te: Hausfrauen, Studenten und Lehrlinge sind unter den fürs Endresultat geäussert. Wahlhelfern.» Noëmi Kern tageswoche.ch/+baija

TagesWoche 38 4 Inhalt 21. September 2012

WOCHENTHEMA REGION DIALOG Auch das noch Stimmen aus der Community Schluss mit Stau auf der Bahnhof-Passerelle – dank blauer Farbe … 15 «Ein Wissenschaftler, Malenas Welt der keine besseren Punkto Schmuck wird heuer gross geklunkert – muss uns das Angst machen? 15 Argumente hat als

Von wegen «Velostadt» eine Verschwörungs- Das Verkehrskonzept für die Basler City macht Velofahrern das Leben schwerer 16 theorie?»

Foto: Hans-Jörg Walter Ben Palmer zu «Passivrauchen Ein Trämler mit Musikgehör schadet – eine Replik zu den Die hässliche Seite Christof Meissburger singt die Tramstationen an – und er ist ein Facebook-Liebling 18 Ansichten von Romano Grieshaber», von schönen Visionen: tageswoche.ch/+bahuo Verschiedene Grossprojekte Listenplätze zum Kaufen haben schlimme Furchen ins Bei der GLP und SVP können Kandidaten gute Platzierungen kaufen 19 «Das Lesen des Blogs Stadtbild gegraben. Jetzt setzt ist ganz einfach ein Basel mit «Rheinhattan» zu Blühender Shopping-Tourismus Nicht nur Basler gehen in Deutschland fremd – auch die Elsässer Hochgenuss! Bravo!» einem neuen grossen Wurf an – 20 das könne nur schiefgehen, Michael Wüthrich zu «Folksfreunde», meinen Experten, Seite 6 Das globale Dorf lässt grüssen tageswoche.ch/+bagoz Baselbieter Lehrer kämpfen mit Computerpannen – der Kanton ist überfordert 23 INTERVIEW KULTUR Langenbruck Unlimited Das Duo Steiner/Lenzlinger hinterlässt in Langenbruck künstlerische Spuren TagesWoche: Christian 24 Wanner ohne Politik, geht das? Christian Wanner: Das geht SCHWEIZ sogar ganz gut. Ich war gerne in Das grosse Formtief der Parteien der Politik und ich bleibe auch Alle freuen sich über den SVP-Knatsch – und sitzen ihre eigenen Probleme aus 26 danach ein politischer Mensch. Aber für einmal nicht mehr in der vordersten Linie stehen zu Foto: Hans-Jörg Walter müssen – darauf freue mich. Unter Beobachtung TagesWoche: Was werden Sie des Regimes: Die iranische am wenigsten vermissen? Das Wochenende Schauspielerin Taraneh Christian Wanner: Ich habe Alidoosti ist seit ihrem gerne Leute. Ich schaffe gern. 16. Altersjahr in ihrem Land Aber ich habe nicht gerne Re- der Designer, ein Star – und in politischen präsentation: Wenn man nur an Dingen eine Meisterin des einen Apéro eingeladen wird, Unverbindlichen, Seite 46 weil man zufällig Regierungsrat Seite 30 ist und die Leute sonst nichts AGENDA von einem wissen möchten. Wochenstopp: Ex-Lovebugs- Bassist Baschi Hausmann Das ganze Interview mit dem INTERNATIONAL wird zu «Bash» – und versucht abtretenden Solothurner Beim Coiffeur von Barack Obama sich in Comedy, Seite 47 Finanzdirektor Christian Chicago ist die heimliche Wahlkampfzentrale des US-Präsidenten 28 Wanner ab Seite 32 Kultwerk: Harriet Beecher DIALOG Stowes «Onkel Toms Hütte» Wochendebatte: Braucht Basel das Projekt «Rheinhattan»? aus dem Jahr 1852 erntete David Wüest-Rudin (GLP) streitet mit Heidi Mück (Grünes Bündnis) 37 viel Kritik, bleibt aber zu Recht unvergessen, Seite 53 Bildstoff Die Belgierin Frieke Janssens provoziert mit Porträts von rauchenden Kindern 38 Wochenendlich im Lötschental: Der perfekte SPORT Ort für Wanderer – auch Der ideale Ausländer für Untrainierte, Seite 54 Regionale Sportclubs auf Profi-Suche – ein risikoreiches Unterfangen 40 Leserbriefe, Impressum, KULTUR Seite 36 Die Saubermacher Ein Bieler Filmer-Duo nimmt die Imageprobleme der Schweiz aufs Korn Bestattungen, Seite 14 44 Foto: Basile Bornand

TagesWoche 38 5 Wochenthema 21. September 2012

Basels Bausünden «Rheinhattan» ist das neuste Grossprojekt der Stadtplaner. Fachleute sprechen von Fehlplanung und Grössenwahn. Von Renato Beck und Yen Duong, Fotos: Hans-Jörg Walter

er sündigt, geht in die Kirche. Wer eine planer das Gespräch mit der Bevölkerung vorstellt BausündeW begeht, plant die nächste. Basels Stadtpla- (von oben herab), es vermittelt vor allem auch: Wie ner haben, was Letzteres anbelangt, einiges auf dem man sich irren kann. Kerbholz. Hinter jedem Platz und jeder Kreuzung in der Stadt, die einem als Benutzer das Gefühl geben, Eine Stadt wird umgepflügt dass da etwas bei der Planung gründlich schiefgegan- gen sein muss, steckt eine Geschichte. Nicht selten Der Streifen gibt eine Auf- und Abbruchstimmung handelt sie von mutigen Ideen. Mitunter sogar von wieder, wie man sie aus den propagandaschwangeren «Visio nen», die sich Jahre oder Jahrzehnte nach der Filmen des revolutionären Russland kennt. Ein Alt- Verwirklichung als Hirngespinst entpuppen. bau wird vom Bagger geschleift, hinten taucht ein Heute ist in Basel wieder die Zeit reif für eine neues Hochhaus im Breite-Quartier auf. Vi sion. Leidenschaftlich Lego gespielt wird dieses Basel sollte umgebaut werden für eine Bevölke- Mal in Kleinhüningen. «3Land-Projekt» heisst die rung, die ein Vielfaches über jener lag, die die Stadt grosse Kiste: Im Hafengebiet soll ein neues grenz- damals hatte. Die Planer wollten einen Autobahnring überschreitendes Stadt quartier mit einer von Hoch- um die Stadt ziehen mit dicken Adern, welche in die häusern übersäten Klybeck insel in der Mitte («Rhein- Innenstadt führen. Die Tramlinien sollten in den Un- hattan») und Satellitensiedlungen in Huningue und tergrund. Oben brauchte es Platz fürs Auto, dem alles Weil am Rhein gebaut werden. Ein Projekt, das ge- untergeordnet wurde. meinhin als grosser Wurf gesehen wird. «Wir wollen Basel neu bauen!», heisst es im Film. Basels letzter grosser Wurf vor «Rheinhattan» Dieser Gesamtplan galt damals in der Schweiz als lässt sich in seiner Reinform auf Youtube bestaunen. wegweisend. Über die Folgen dieser Ambitionen wird «Der Gesamtplan» heisst das Werk von 1972, und es noch die Rede sein. So viel vorweg: Carl Fingerhuth, verrät nicht nur viel darüber, wie man sich als Stadt- Basels Kantonsbaumeister von 1979 bis 1992, der

TagesWoche 38 6 Wochenthema 21. September 2012

Die grössten Basler Bausünden – Stimmen aus der Community

Elisabeth Ganser- Fritz Hochhuth, Zucker, Basel Basel «Die «Der Passerelle Centralbahn- im Bahnhof platz birgt ein SBB hat man unheimliches einfach zu Unfallrisiko.» eng gebaut.»

Sophie Bruckhaus, Basel «Der Messeneubau ist schlicht grössenwahnsinnig für eine doch eher kleine Stadt wie Basel. Der hässliche Bau verschandelt die Umgebung. Wunderschöne Altbauten werden in nächster Zeit ja auch noch abgerissen zugunsten eines Hochhauses. Einfach unfassbar!»

Dominic Oehen, Anonym Basel «Die «Das nt/- Markthalle Areal ist ein solllte man lebloses 08/15- eigentlich Randquartier füllen, jetzt ist ohne sie aber leer.» Charme.»

Alfred Loewenguth, Basel «Die Osttangente bringt Lärm und Abgase mitten in die Wohnquartiere.»

Der Messeneubau von Herzog & de Meuron: Nach dem Centralbahnplatz die schlimmste Fehlplanung aus der Sicht der TagesWoche-Community.

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Das Hafengebiet inspiriert zu neuen Visionen: In den kommenden 30 Jahren soll hier ein neues Quartier aus dem Boden gestampft werden. den Plan in die Tat umsetzte, sagt heute: «Es ist Wessels kann die Vorbehalte nicht nachvollziehen: unmöglich, eine Stadt 20 oder 30 Jahre im Voraus zu «Das ‹3Land-Projekt› ist eine riesige Chance für planen. Was man jetzt andenkt, bildet nur die heu- Basel, die wir unbedingt nutzen müssen. Wir sind auf tigen Bedürfnisse und Energien ab.» zusätzlichen Wohnraum angewiesen, und ich kann Der heutige Baudirektor, Hans-Peter Wessels, ist mir sehr gut vorstellen, dass auf der Klybeckinsel ein der Ansicht, dass die Stadt grosse Würfe braucht. «Es tolles Quartier entstehen kann.» Zudem ziele die hat in jeder Stadt Phasen gegeben, in denen neue Kritik für ihn ins Leere, weil kein bestehender Wohn- Quartiere zügig entstanden sind», sagt er. Seit zwei raum vernichtet würde. Jahren tüfteln seine Mitarbeiter an einem Plan, Basel an bester Lage am Rhein neu zu erfinden. Entstehen «Rheinhattan» – wirklich nur eine erste Idee? sollen mit dem «3Land-Projekt» Wohnungen für 10 000 Personen und ebensoviele Arbeitsplätze. Ganz spurlos scheint der Widerstand aber doch nicht Kommende Woche rückt die grosse Vision der an ihm vorbeigegangen zu sein. Nachdem der Sozial- rot-grünen Regierung ein klein bisschen näher: Dann demokrat bei der Vorstellung der Pläne im Jahr 2010 unterschreiben Basel-Stadt, Huningue und Weil am noch euphorisch davon geschwärmt hatte, ist nun «Über Basel»: Rhein einen Masterplan, der das weitere Vorgehen offensichtlich die Zeit gekommen, einen Gang run- Am Freitag, 21.9., entwickeln Regie- für das «3Land-Projekt» bestimmt. Doch Wider- terzufahren – und zu relativieren. «Das Vorhaben rungsräte, Politikerinnen, Stadtentwick- stand ist programmiert. Grüne Kreise fordern statt steht und fällt mit der Hafenentwicklung. Es ist noch ler, Interessenvertreter und Hörerinnen «Rheinhattan» ein «Greenhattan». Ihre Idee: Der gar nicht klar, ob dort eine städtebauliche Ent- von Radio X auf vier Türmen der Stadt Hafen soll zu einem genossenschaftlichen Ökoquar- wicklung möglich ist. Denn unser erstes Ziel ist ein (Lonza, Messe, Antoniuskirche, Ber noulli tier werden. zukunftsfähiger Hafen – dafür braucht es ein Silo) Gedankenblitze zur Stadtentwick- Überhaupt ist die Skepsis in den Quartieren Kly- Hafenbecken 3.» lung. Wer nicht selbst an einer der beck und Kleinhüningen gross. Von Grössenwahn ist Falls tatsächlich auf der Klybeckinsel gebaut wür- Runden teilnehmen kann, ist von 18 bis die Rede, von Verdrängung. Das Vorhaben des Kan- de, dann sei das gezeigte Projekt nur ein Ansatz, eine 23 Uhr auf den Frequenzen UKW 94.5, tons, künftig 20 Anwohner bei «Rheinhattan» mit- erste Idee. Man könne «mit Sicherheit» davon aus- 93.6 live dabei oder verfolgt die De- wirken zu lassen, vermag die Gemüter auch nicht zu gehen, dass das neue Quartier nicht 1 zu 1 so umge- batten in der Bodenstation von «Über beruhigen. Festgesetzt in den Köpfen haben sich die setzt würde. Und: «Mir ist wichtig, dass am Hafen Basel» in der Kaserne. www.radiox.ch Betonvisionen der Stadtplaner. keine Betonwüste entsteht, wir dort attraktiven

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Die grössten Basler Bausünden – Stimmen aus der Community

Grünraum schaffen und eine gute soziale Durch- den Neustädten los. In Basel dagegen fand alles auf Markus Hofstetter, Birsfelden mischung haben.» dem engen Raum der Kernstadt statt. Für Roland Zaugg ist es mehr als fraglich, ob Wes- Begonnen hatte die Entwicklung, noch vor der «Der Centralbahnplatz ist eine sels Wunsch in Erfüllung geht. «Die Chance, dass grossen Autowelle, in den Anfängen der Motori sie- ‹Rheinhattan› gelingt, ist sehr gering», sagt Zaugg, rung, als die teilweise verwirklichte Talentlastungs- Betonwüste, für Auswärtige ein der von 1985 bis 2005 selber in der Basler Verwal- strasse in den 1930er-Jahren grobe Schneisen in die Spiessrutenlauf mit den Trams.» tung Stadtplaner war und heute an der Universität Altstadt schlug. Die Folgen sind heute noch deutlich Basel lehrt. Er sieht zwei Gründe, weshalb sich zu sehen: Der Blumenrain, der am Hotel Trois Rois «Rhein hattan» in die Liste der verfehlten Basler Toni Lötscher, Basel Tanja Veith, Basel Grossplanungen einreihen wird. Die unschönen Folgen «Der «Der Brunnen Zunächst einen historischen, der deshalb auf- schlussreich ist, weil er viel über die Stadt sagt und der Talentlastungsstrasse Rütimeyer- auf dem ihre eigentümliche Vorstellung von Entwicklung. sind noch heute in der platz ist eine Horburgplatz – «Rheinhattan» passe nicht zur Basler Bauphiloso- phie, sagt Zaugg. Es stelle einen Bruch mit den Tradi- Basler Altstadt zu sehen. unfassbar sieht aus tionen dar. komplexe wie ein Basel habe sich seit der Kantonstrennung 1833 auf vorbei zum Spital führt, ist eine breite Piste und für sein Zentrum konzentriert. Während sich die Macht Fussgänger nur schwer zu überwinden. Auch der Teerwüste.» umgekehrter in Städten wie Genf oder Zürich aufgeteilt hat zwi- Fischmarkt wurde in dieser Zeit verunstaltet – mit Pool.» schen den adelsartigen Herrschaftsstrukturen und der Garage Storchen als Tiefpunkt. «Das ist eine neuen bürgerlichen, blieb sie in Basel unangetastet. absolute Katastrophe», sagt Zaugg. «Am wichtigsten Die Städte Zürich und Genf haben einen Grossteil Ort der Stadt eine Tiefgarage zu bauen, das ist aus Lukas Gruntz, Basel ihrer baulichen Entwicklung in den neuen bürger- heutiger Sicht unbegreiflich.» lichen Stadtteilen des 19. und frühen 20. Jahrhun- In den Siebzigern folgten weitere einschneidende «An der Haltestelle Breite ist es derts vollzogen – in Zürich etwa im Gebiet der Bahn- Planungen, die heute als missglückt bewertet werden. düster. Dabei hätte der Ort mit hofstrasse oder an weiten Teilen des Seeufers. Als in Der Cityring in erster Linie – eine breite Ver kehrs- den 1970er-Jahren der Ruf nach einer «Autostadt» achse, die ein einst als Erholungsraum funk tio nie- seiner Lage grosses Potenzial.» laut wurde, ging der Urbanisierungsprozess dort in rendes Gebiet nachhaltig schädigte. Der Cityring

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Die Osttangente: Der Milliardenpfusch soll für weitere Milliarden unter der Erde entsorgt werden.

Die grössten Basler Bausünden – Stimmen aus der Community

Hugo Reichmuth, Gaston Ravasi, Gundeli Bottmingen «Die «Die zurück- verkehrslärm- versetzte beschalllte Baulinie und Erlenmatt ist der Abriss abgeschnitten alter Häuser in und wirkt der Aeschen- retortenhaft.» vorstadt.»

Levent Morandini, Basel «Die kaum befahrene Meret- Oppenheim-Strasse – hätte die Güterstrasse entlasten sollen.»

ist eine Sperre, totes Gebiet. Er trennt die Innen- es 1913 und 1916 in zwei Abstimmungen an den Schüt- Heinrich Barbara Seiler, stadt von den umliegenden Quartieren. Noch schlim- zenmattpark setzen, der Daig wollte es auf dem Müns- Ueberwasser, Saint-Louis mer für Basel ist in Zauggs Augen die Autobahn-Ost- terplatz haben. Der Kompromiss ist der heutige Stand- «Die «Das Botta- tangente, die 1980 fertiggestellt wurde und seither die ort am St. Alban-Graben – wofür einer der schönsten Stadt entzweiteilt. Nun soll sie für ein bis zwei Milli- Hofgärten Europas weichen musste. St. Jakobshalle Gebäude am arden Franken unter dem Boden verschwinden. Für Zaugg typisch ist auch der gescheiterte Neu- war schon Aeschenplatz bau des Stadtcasinos. «Jede andere Stadt hätte es an In keiner anderen einem Ort ausserhalb des Zentrums versucht, am bei ihrer ist bedrohlich, Schweizer Stadt spielt sich Bahnhof etwa, dann hätte das Volk auch Ja gesagt.» Einweihung leblos und Doch in Basel muss alles mitten rein. das ganze Leben auf Auch ein totaler Bruch mit Basels Stadtverständ- ein hässlicher abweisend – einem so kleinen Raum ab. nis ist dem übergrossen Einfluss des Daig in Basel Betonkloss.» eine Art UFO.» geschuldet: der Wettsteinplatz. Weil sich das Gross- bürgertum und seine poli tischen Vertreter gegen den Aber nicht nur die grossen Verkehrsprojekte ste- Bau der abfallenden Wettsteinbrücke sträubten, wur- hen sinnbildlich für das enge Basler Denken. Schon den grosse euro päische Architekten beigezogen. Die- Riehen findet in der Wahrnehmung der Planer kaum se empfahlen als Abschluss einen Sternplatz, wie statt. In keiner anderen Schweizer Stadt spielt sich man ihn aus Brüssel oder Berlin kennt. Vorgesehen das ganze Leben auf einem so kleinen Raum ab. war ursprünglich eine Lösung ähnlich dem Erasmus- Weil ein kantonales Regulativ fehlt, eine Gegen- platz an der Johan niterbrücke. Funktionell, aber un- macht zum Zentrum, baute Basel sämtliche kulturel- auffällig. Der Wettsteinplatz ist das Gegenteil: gross- len und politischen Institutionen mitten in die Stadt. städtisch unbescheiden, dafür unbrauchbar. Das Schauspielhaus sollte 1997 nach den Wünschen Zaugg vermisst das historische Verständnis in der der Financiers dort gebaut werden, wo der Tin guely- heutigen Planung. Hätten die Stadtentwickler das, Brunnen steht. Der heutige Standort am Klosterberg dann wüssten sie, dass sich die Baslerinnen und Bas- ist immer noch zentral. Zürich eröffnete sein neues ler schwer damit tun, bedeutsame Institutionen an die Theater, den Schiffbau, mitten im Entwicklungsgebiet Ränder zu verschieben. Und das sei für das Gelingen Zürich West. Oder das Kunstmuseum: Das Volk wollte von «Rheinhattan» zentral. «Manhattan hat seine

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Basel belegt bei der Architektur einen Spitzenplatz findet die oberste Planerin Berlins. Mit Ausnahmen. Von Matieu Klee

Senatsbaudirektorin von Berlin Es gibt unzählige Tramschienen, Überhaupt nicht. Jede Stadt, die in- heisst der offizielle Titel, den Regula die man überqueren muss. nerstädtische Reserven an Flächen Lüscher seit dem Jahr 2007 trägt. 1961 In Basel sind wir verwöhnt, weil wir hat, sollte diese nutzen. In Basel hat in Basel geboren, arbeitete sie nach ein Tram haben. Das Tram ist ein zum Beispiel das DB-Areal solches ihrem abgeschlossenen Architektur- wunderbares Fortbewegungsmittel, Potenzial. Hier kann die Stadt noch studium an der ETH in verschiedenen aber es hat natürlich grossen Einfluss zusammenhängende Flächen für ein Zürcher Architekturbüros. 1998 wech- auf die Gestaltung des öffentlichen gemischtes Quartier aus Wohnungen selte sie in die Verwaltung und stieg im Raums: Es tritt – nur schon wegen der und Arbeitsplätzen, für Freizeit und Rekordtempo von nur drei Jahren zur Schienen – viel einschneidender auf Einkaufen planen. Während sich die stellvertretenden Direktorin des Zür- im Stadtraum als ein Bus. Trotzdem Stadtplanung sonst häufig auf punk- cher Amts für Städtebau auf. Sie war fahre ich viel lieber Tram als Bus. tuelle Eingriffe beschränken muss. massgeblich beteiligt an der Umnut- Auf keinen Fall hätte man das DB- zung des ehemaligen Industriequar- «Beim Messe- Areal als Brache liegen lassen sollen. tiers «Zürich West» zum boomenden Wohn- und Dienstleistungsviertel. Neubau hat man In einem Interview mit der eine Grenze Zeitschrift «Bilanz» nannten Frau Lüscher, Sie sind in Basel Sie New York als Ihre architek- aufgewachsen. Welches ist Ihr überschritten.» tonische Lieblingsstadt. Lieblingsplatz? Weshalb nicht Basel? Am Rhein bin ich sehr gerne und am Basel ist meine Heimat. Theaterplatz beim Tinguely-Brunnen. Was fällt Ihnen sonst noch auf an In letzter Zeit bin ich aber nicht mehr Basel mit zunehmender Distanz? Sie weichen aus. so häufig in Basel, und wenn, dann Ich kenne die neue Basler Architektur Heimat bleibt etwas Spezielles. Zur meist nur für zwei, drei Stunden. nur noch aus der Entfernung, weil ich Stadt, in der ich geboren wurde, habe in Basel privat unterwegs bin und ich einfach eine ganz speziell positive Wann waren Sie das letzte keine architektonischen Sightseeing- Beziehung. Basel ist Kindheit, meine Mal hier? Touren mehr mache. Ich kann aber Jugend und Baseldeutsch meine Vor rund sechs Wochen. Wenn ich grundsätzlich sagen, dass in den Sprache. in der Schweiz bin, besuche ich meine Schweizer Städten an vielen Stellen Mutter, die in Basel lebt. ein Massstabsprung spürbar wird. Und die Architektur? Wenn es um qualitätsvolle, zeitgenös- Kommen Sie mit dem Zug? Ein Sprung? Das sehen ehemalige sische Architektur geht, belegt Basel Ja. Immer. Basler Stadtplaner anders. einen Spitzenplatz. Es ist ein Sprung, auch im Vergleich zu Wie gefällt Ihnen der Bahnhofs- Berlin. In mittelgrossen Städten wie Seit fünf Jahren ist Regula Auch beim Städtebau? vorplatz? Zürich, Basel oder Luzern hält die Ver- Lüscher oberste Planerin (überlegt lange) Ich finde, dass sich Das ist kein Platz, auf dem man dichtung in Ballungsräumen Einzug, von Berlin. Zuvor arbeitete Basel gut entwickelt in den eng ge- sich aufhält, sondern ein Verkehrs- und bei Neubauten und Neuplanungen sie in Zürich, war führend steckten Grenzen der Stadt. Basel umschlags platz. wird ein grossstädtischerer Massstab bei der Umnutzung des schafft den Spagat, indem sich die angewendet. Im Gegensatz zu Berlin Trendquartiers «Zürich Stadt einerseites noch im Massstab an Auf unseren Online-Aufruf, uns ist es übrigens in der Schweiz viel West». Foto: laif/Butzmann der historischen Struktur orientiert die grössten Fehlplanungen in selbstverständlicher, in einer zeit- und sich gleichzeitig Neuem stellt und Basel zu melden, wurde dieser genössischen Architektur zu bauen. dort einen neuen, grösseren Massstab Platz am häufigsten genannt. Er anwendet. sei nicht schön und gefährlich, Auch in Basel? meinen Leute aus der Community. Die Stadt hat eine hohe Baukultur. Mit Ausnahmen, wie dem Immerhin hat es in Basel an den Rän- Viele wichtige Vorhaben laufen über Messeneubau … dern des Platzes Hotels, wo man einen Architekturwettbewerbe. Das ist wich- Es gibt immer Ausnahmen. Ich per- Kaffee trinken kann – ein grosser Vor- tig, denn Basel ist nicht eimal so gross sönlich finde die Überbauung des teil gegenüber vielen anderen Städten. wie ein einziger der zwölf Bezirke Messeplatzes auch nicht die gross- Ich persönlich fühle mich auf dem Berlins. Damit hat in Basel jedes neue artigste städtebauliche Leistung. Platz auch nicht unsicher. Aber natür- Bauwerk eine sehr grosse städte bau- lich muss man bei gleichberechtigten liche Relevanz. Das finden auch viele Architekten. Verkehrsteilnehmern aufmerksamer Ja. Man hat es dort verpasst, vor sein. Ich kann nachvollziehen, dass Fachleute aus Basel behaupten, dem öffentlichen Raum haltzu- Menschen, die in ihrer Mobilität ein- dass man hier nicht mit der machen. Damit ist eine Grenze über- geschränkt sind, sich unsicher fühlen. gros sen Kelle an rühren dürfe. schritten. Aber zum Glück ist dies Dafür hat der Platz den grossen Vor- Sollen also grosse Flä chen nicht eine Ausnahme. teil, dass er barrierefrei ist. um gestaltet werden? tageswoche.ch/+baiji

TagesWoche 38 11 Wochenthema 21. September 2012

Der Centralbahnplatz: Beschäftigt seit Jahrzehnten die Planer, Verkehrsspezialisten und Politiker.

Der Wettsteinplatz: Eine grossstädtische Idee, die einfach nicht richtig funktionieren will.

TagesWoche 38 12 Wochenthema 21. September 2012

Bedeutung ja nicht wegen der Hochhäuser. Son- zukommen. So ist auch schon klar: «Rheinhattan» ist Vision sei «gepusht und finanziert» worden, obwohl dern wegen der wirtschaftlichen, kulturellen und poli- ein Schulbeispiel für Top-down-Planung in der Stadt- das Bedürfnis danach unklar sei. Auf geben will Ja- tischen Macht, die sich dort konzentriert», sagt Zaugg. entwicklung. cob den «Central Park» noch nicht, obwohl ihn der Um das in Basel zu erreichen, müssten am Anfang Dass es auch anders geht, wenn es denn willkom- Kampf gegen Regierung und Verwaltung ermüdet hat der Planung anstelle eines Architekturwett bewerbs men wäre, zeigt die Geschichte des «Central Park». und man ihn als Spinner bezeichnet. «Ich habe einige lange und gründliche Überlegungen stehen, wie man Der Landschaftsarchitekt Donald Jacob glaubte in Fragen bezüglich der Basler Stadtenwicklung – es ein Gemeindewesen ins Hafenareal bringt. Die Frage seiner Naivität, als normaler Bürger bei der Verwal- werden falsche Akzente gesetzt. Ich wünsche mir, darf nicht sein: Wie viele Gutverdiener bringen wir tung etwas bewegen zu können. Es dauerte nicht lan- dass man mehr darauf schaut, was die Bevölkerung dort unter? Sondern: Was können wir dorthin aus- ge, bis er hart auf dem Boden der Realität landete. will. Man plant teilweise an ihr vorbei.» gliedern? Geht ein Teil der Uni dorthin? Eine wichti- Seit sieben Jahren kämpft er hartnäckig für seinen ge Behörde? Ein wichtiges Museum? Und auch: Wie Plan, über dem Gleisfeld des Bahnhofs SBB neben der Die Liste der Bausünden ist lang vermittelt man dies den Bürgerinnen und Bürgern? Passerelle einen Park zu realisieren und das Gundeli, Basels bisher einziges Retortenquartier, wieder an Vielleicht ist es auch ein Zeichen von Überheblichkeit, Die Basler eifern den Zürchern nach die Stadt anzuschliessen. Doch der Kanton zeigt sich dass Basel unbedingt den grossen Wurf will, statt im stur und will nichts vom breit abgestützten Projekt Kleinen zu verbessern. Die Liste der Bausünden, die Basel aber hat Angst, den Anschluss an Städte wie wissen. Volksinitia tive hin oder her. «Ich bin manch- angegangen werden müsste, ist lang: Der Aeschen- Zürich zu verpassen. Also eifert es der Mode nach. mal sprachlos, wie eine Instanz jahrelang etwas ver- platz mit seiner gefährlichen Unübersichtlichkeit Mit übersetzter Geschwindigkeit. Und das ist für hindern kann, ohne das Projekt einmal seriös ange- muss entschärft werden. Verlangt wird das schon lan- Zaugg der zweite Geburtsfehler von «Rheinhattan»: schaut zu haben», sagt Jacob. ge. Nun wagt man wieder einen Versuch. Oder der Basel beschleunigt eine Entwicklung, die viel Zeit be- chaotische Centralbahnplatz, der überdies dank der nötigen würde. «Die Stadt muss bescheidener vorge- «Rheinhattan» ist ein Planung aus der Autozeit für Fussgänger von der In- hen. Sie muss viele verschiedene Ideen entwickeln nenstadt abgetrennt ist. Für die TagesWoche-Commu- und damit langsam eine Diskussion in Gang bringen. Schulbeispiel für nity ist der Bahnhofsvorplatz neben dem Messeneu- Erst zum Schluss der Debatte muss sie mit einer kon- Top-down-Planung in der bau das meistgenannte Ärgernis. Oder: der Marktplatz, kreten Vorstellung an die Architekten herantreten.» wenn gerade kein Markt ist, eine tote Zone. Oder: die Die Stadtbehörden sollten auch nicht bloss einen Stadtentwicklung. gesichtslose St. Jakobs-Strasse Richtung Muttenz. Wettbewerb veranstalten, sondern das Gebiet auf- Aber für die Übergänge zu den Landgemeinden hat teilen. «Zehn Wettbewerbe wären gut», sagt Zaugg. Ernst nehmen will man einen «No Name» offen- man sich in Basel noch nie interessiert. «Wenn ein einziges Büro alles plant, entsteht ein Dis- sichtlich nicht. Wäre das Projekt von Herzog & de Stattdessen begeht Basel bereits die nächsten neyland.» Im Fall von «Rheinhattan» ist das hollän- Meuron, sagen Kritiker, wäre es mit gros ser Wahr- Sünden. Den Messeneubau sowie den Roche-Turm, dische Architekturbüro MVRDV für die ganze Test- scheinlichkeit schon weit fortgeschritten. «Die Stadt beides Projekte von Herzog & de Meuron. «Zwei planung beauftragt worden. Zaugg hat keine gute sollte sich verpflichtet fühlen, die Idee ernsthaft zu Kata strophen für das Stadtbild», sagt alt Kantons- Meinung vom Ergebnis. Er erkennt noch immer das prüfen und nicht mit rhetorischen Argumenten zu baumeister Fingerhuth. Sie stehen wie «Rhein- «Studentenprojekt», das diese Idee auslöste. töten», meint Jacob. hattan» für das neue Selbstbewusstsein in Basel – Doch das schnelle Festlegen auf ein Modell hat aus Frustrierend ist die Situation für den Initianten das man bei näherer Betrachtung auch für etwas Sicht der Regierung Vorteile. Steht ein Projekt erst- des «Central Park» umso mehr, wenn er sein Projekt anderes halten kann: für Grössenwahn. mals, wird es schwer, auf Grundsätzliches zurück- mit «Rheinhattan» vergleicht. Diese zweijährige tageswoche.ch/+baijh

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TagesWoche 38 13 Bestattungen 21. September 2012

Bestattungs-Anzeigen Basel-Stadt und Region

BASEL Linden BE (Bruderholz- Löffler-Krebser, Ruth Elsbeth, Freitag, 21. September, 14 Uhr, REINACH strasse 108). Wurde bestattet. geb. 1932, von Riehen und Basel Reformierte Dorfkirche, Kirch- Cotting-Schauer, Maria, geb. Ackermann-Ackermann, Paul, BS (Sonnenbühlstrasse 38). Wur- gasse 2, Münchenstein. 1921, von Tentlingen FR (Aumatt- geb. 1922, von Wolfwil SO (Mar- Meier-Bottazzini, Ernst Edu- de bestattet. Kaufmann, Justin Anton, geb. strasse 79). Wurde bestattet. kircherstrasse 38). Trauerfeier ard, geb. 1928, von Dottikon AG Müller, Hansjürg Otto, geb. 1936, von Wikon LU (Therwiler- findet in Wolfwil statt. (Gundeldingerstrasse 348). Günthardt-Fischli, Cécile, geb. 1941, von Basel BS (Kettenacker- strasse 9). Abschied am Grab, Trauerfeier: Montag, 1. Oktober, 1931, von Reinach BL (Egerten- weg 36). Wurde bestattet. anschliessend Urnenbestattung, Aeberhard-Schär, Johann 10 Uhr, Gottesacker Wolf. strasse 15). Beisetzung im engs- Jakob, geb. 1934, von Jegens- Schäublin-Hrunkin, Rosa, geb. Donnerstag, 27. September, ten Familienkreis. 14 Uhr, Friedhof Münchenstein. torf BE (Birsstrasse 200). Wurde Meister, Gottfried, geb. 1927, 1910, von BS (Albert Marfurt-Holdener, Josef, geb. bestattet. von Dachsen ZH (Horburg- Oeri-Strasse 7). Wurde bestattet. Kreienbühl, Pia Maria, geb. 1924, 1930, von Langnau im Emmental strasse 54). Trauerfeier im Segi-Studer, Maria Rosa, geb. von Altishofen LU (Hardstrasse 71, BE (Fasanenstrasse 22). Trauer- Alber-Bachmann, Emil, engsten Familienkreis. Birsfelden). Wurde bestattet. geb. 1937, von Basel/BS (Birs- 1918, von Basel BS (Inzlinger- feier und Urnenbeisetzung Mitt- strasse 230). Wurde bestattet. Maier-Schoch, Hanna, geb. woch, 26. September, 14 Uhr, strasse 100). Wurde bestattet. Nauer-Klein, Henriette Rosa, 1948, von Basel BS (Gustav geb. 1919, von Basel BS (St. Friedhof Fichten, Reinach. Bay-Strasse 18). Abdankung und Buccheri-Giordano, Emanuele, Jakobs-Strasse 395). Trauer- AESCH Nisoli-Pfirter, Jeanne, geb. geb. 1951, aus Italien (Morgarten- Urnenbeisetzung, Dienstag, feier im engsten Familienkreis. Dreier-Grolimund, Margrit, 1917, von Reinach BL (Oberer ring 110). Wurde bestattet. 25. September, 14 Uhr, reformier- geb. 1946, von Kleinlützel SO Rebbergweg 7). Trauerfeier und Noti-Martin, Maria, geb. 1930, te Dorfkirche, Kirchgasse 2, Urnenbeisetzung im engsten Fa- de Roche-Haldimann, Gertrud (Steinackerstrasse 40). Wurde Münchenstein Dorf. von Basel BS (Christoph Merian- bestattet. milienkreis. Elisabeth, geb. 1925, von Basel Platz 6). Trauerfeier im engsten Niederer-Schütz, Helena Wenger, Georg, geb. 1931, von BS (Mittlere Strasse 15). Wurde Familienkreis. Müller, Kurt, geb. 1935, von Heidi, geb. 1926, von Speicher bestattet. Basel BS (Schützenrain- Reinach BL (Aumattstrasse 79). AR (Carl Spitteler-Strasse 2). Trauerfeier Freitag, 21. Septem- Pataki, Marie Dominique, geb. strasse 28a). Wurde bestattet. Wurde bestattet. Fuchs, Heidi Rosalie, geb. 1930, 1943, von Riehen BS (Bruder- ber, 10 Uhr, Dorfkirche St. Niko- von Rüschegg BE (Hammer- laus. holzweg 21). Wurde bestattet. ALLSCHWIL strasse 88). Wurde bestattet. ORMALINGEN Wenger-Zurflüh, Berta, geb. Schmidli-Aeschlimann, Angela Fischli-Demagistri, Yolanda, Völlmin-Bader, «Richard» 1930, von Reinach BL (Aumatt- Huser-Pröhls, Ursula Hedwig geb. 1923, von Muttenz BL (Bir- Frieda, geb. 1918, von Witterswil Emil, geb. 1931, von Ormalingen strasse 79). Trauerfeier und Annemarie, geb. 1927, von Stans SO (Horburgstrasse 54). Trauer- kenstrasse 10). Trauerfeier und BL (Eggweg 13). Beisetzung im Urnenbeisetzung Donnerstag, NW (Wiesendamm 22). Wurde feier im engsten Familienkreis. Beisetzung Freitag, 21. Septem- engeren Kreise. 27. September, 14 Uhr, Friedhof bestattet. ber, 13.30 Uhr. Besammlung Fiechten, Reinach. Schneiter-L’Hermitte, Eliane Röm.-kath. Kirche Muttenz. Kern, Marianna, geb. 1924, von Denise, geb. 1946, von Schwen- PFEFFINGEN Basel BS (Gellertstrasse 140). Be- RÜNENBERG dibach BE (Ryffstrasse 11). Trau- ARLESHEIM Ifkovits, Helmut, geb. 1946, von sammlung Freitag, 21. September, erfeier im engsten Familienkreis. Niederdorf BL (Im Noll 24). Trau- Müller-Dienst, Willy, geb. 1931, geb. 1934, 13 Uhr, Friedhof am Hörnli, Trauer- Fässler, Margrit Ida, erfeier und Bestattung Freitag, von Rünenberg und Buckten BL von Oberwil BL und Rehetobel feier 14 Uhr, Aula Bethesda Spital. Schweizer-Schmid, Adeline 21. September, 15 Uhr, Besamm- (Unterdorfmattweg 179). Wurde AR (Bromhübelweg 15). Trauer- Miriam, geb. 1932, von Herisau lung Kirche St. Martin, Pfeffingen. bestattet. Kuner-Löb, Jacqueline Sara, AR (Christoph Merian-Platz 2). feier Dienstag, 25. September, geb. 1923, von Basel BS (Holee- Wurde bestattet. 14 Uhr, in der reformierten Kir- strasse 3). Wurde bestattet. che, anschliessend Beisetzung. Steiger-Baur, Alfred, geb. 1925, Greve-Zimmerli, Maarten Mathys-Köntopp, Frieda von Basel BS (Birsstrasse 198). Emma Johanna, geb. 1914, von Ekhard, geb. 1938, aus den Trauerfeier im engsten Familien- Niederlanden (Heimgarten- kreis. weg 6). Wurde bestattet. Thai-Tran, Thi Mung, geb. 1929, Offizieller Notfalldienst aus Vietnam (Hirzbrunnen- LAUSEN Basel-Stadt und Basel- strasse 50). Wurde bestattet. Gerber-Périat, Walter, geb. Landschaft 1931, von Langnau im Emmental 061 261 15 15 Träger-Müller, Gertrud, geb. BE (Stutzstrasse 2). Bestattung Notrufzentrale 24 Stunden. 1920, von Basel BS (Ramsteiner- Freitag, 21. September auf dem Ärzte, Zahnärzte, Kosten- strasse 6). Trauerfeier im engs- Friedhof Lausen. ten Familienkreis. lose medizinische Beratung Läuchli-Müller, Ella, geb. 1925, der Stiftung MNZ Vassalli-Widmer, Hedwig, von Remigen AG und Lausen BL Notfalltransporte: geb. 1920, von Riva San Vitale TI (Römerstrasse 20). Wurde be- 144 (St.Alban-Talstrasse 17). Wurde stattet. Notfall-Apotheke: bestattet. LIESTAL 061 263 75 75 Weber-Füglister, Karl, geb. 1917, Basel, Petersgraben 3. von Basel BS (Giornico- Werner-Baggenstoss, Ida, geb. Jede Nacht: Mo–Fr ab 17 Uhr, strasse 144). Wurde bestattet. 1929, von Frenkendorf BL (Erlen- Sa ab 16 Uhr, Sonn- & Feier- strasse 16). Beisetzung Freitag, tage durchgehend offen. Zumbrunnen-Meier, Olga 21. September, 14 Uhr, Besamm- Tierärzte-Notruf: Elisabeth, geb. 1931, von Zwei- lung Friedhof Liestal, anschlies- simmen BE (Gundeldinger- send Abdankung in der Friedhof- 0900 99 33 99 strasse 436). Trauerfeier im kapelle. (Fr. 1.80/Min. für Anrufe ab engsten Familienkreis. Festnetz) MÜNCHENSTEIN Öffnungszeiten der Fried- RIEHEN höfe Hörnli und Wolf: Bolliger-Müller, Ulrich Her- Todesanzeigen Sommerzeit: 7.00–19.30 Uhr Biondi-Müller, Alberto, geb. mann, geb. 1925, von München- und Danksagungen: Winterzeit: 8.00–17.30 Uhr 1927, von Basel BS (An der Au- stein BL und Aarau AG (Pump- Lukas Ritter, 061 561 61 51 halde 21). Wurde bestattet. werkstrasse 3). Abdankung [email protected]

TagesWoche 38 14 Region

Ein Jahr Occupy Auch das noch Wall Street Voll blau,

«Blogposting der Woche» diese Lösung von Dorothea Hahn Malenas Welt Saison für

Am 17. September wurde die Occupy- Klunkerliebe Bewegung im Finanzdistrikt von New York ein Jahr alt. Sie hat das Kunst- Wer sich mit grossem Geschmeide stück fertig gebracht, das Thema der schmückt, hat vielleicht doch etwas sozialen Gerechtigkeit in den öffentli- zu verbergen. chen Diskurs der USA einzubringen. Ein Jahr nach der ersten Besetzung wollen manche Besetzer nun an den Von Malena Ruder Ort des Geschehens zurückkehren. «Die Revolution geht weltweit weiter», heisst es auf einer Website, die zu Es gibt diverse Theorien, die belegen einem Aktionstag «gegen finanzielle möchten, dass Mode-Erscheinungen Gier und Korruption» aufruft. Nach- und die Wirtschaftslage eng mitein- dem die Protagonistinnen und Prota- ander verknüpft sind. Eine, Lippen- gonisten der Occupy Wall Street im stiftindex genannt, besagt, dass in Herbst 2011 erst den Zuccotti-Park schlechten Zeiten mehr von diesen über Ladentheken gehen. Eine andere macht steigende oder fallende Aktien- Im Winter konzentrierten kurse für ebensolche Rocksäume so- wie Frisuren verantwortlich: Wenn es sich die Aktivisten auf aufwärts geht, zeigen Frauen Bein, kleinere, weniger Kurzhaarköpfe hingegen weisen auf eine drohende Rezession hin. spektakuläre Aktionen. Das mag stimmen oder nicht. Natürlich, wenn man weniger Geld hat und dann Hunderte von anderen Plät- oder Angst, es zu verlieren, dann gibt zen quer durch die USA besetzt und man für weniger weniger aus. Was wochenlang Schlagzeilen gemacht hat- aber nicht heissen muss, dass dieses ten, sind sie im Winter aus der Öffent- Auch ein Mittel gegen Pendlerstau: «blaue Farbgebung» zur Orientierung . Foto: zVg Weniger dann ein dezenter Klassiker lichkeit verschwunden. Die Polizei sein muss: Ein Jupe aus wenig Stoff hatte die meisten besetzten Plätze ge- kann für grosses Aufsehen sorgen, räumt, an manchen Orten brutal. Die Reisen ist wunderbar. Pendeln schrecklich. Vor allem im Bahnhof und Lippenstifte haben durchaus Medien wandten sich anderen Themen Signalwirkung. zu. Und die verbleibenden Aktivisten Basel, wo alles viel zu eng ist – die Eingangshalle, der Aufgang, die Auch was Modeschmuck angeht, konzentrierten sich auf weniger spek- Passerelle, die Abgänge zu den Gleisen. Das führt zu dichtem Ge- wird diese Saison mit der ganz gros- takuläre Aktionen. Eine davon ist es, dränge, zu Staus und immer wieder auch zu Rencontres. sen Kelle angerichtet: Anstelle einer Hausbesitzer, die ihre Raten an die kleinen Perlenschnur glitzern üppige Bank nicht mehr zahlen können, vor Das wäre vielleicht alles nicht so schlimm, wenn die Zugpas- Strasscolliers und Hochkaräter aus der Räumung zu bewahren. Sie nen- sagiere ähnlich stauerprobt wären wie die Autofahrer. Doch das Plastik an Hälsen und Handgelenken. nen es «Occupy our homes». sind sie nicht. Sie sind tatsächlich so, na ja, dass sie noch immer an (Übrigens der ideale Zeitpunkt, um In diesem Spätsommer sind nun eventuell vorhandenes echtes Riesen- erneut ein paar Busse quer durchs Sprüche glauben wie «Der Kluge reist im Zuge». Entsprechend geschmeide ungeniert auf der Strasse Land getourt, um bei den Parteitagen gross ist der Frust im Basler Bahnhof. Und häufig auch die Wut. zu tragen. Das klaut jetzt keiner.) der republikanischen und der demo- Pendler berichten von vielen bösen Wortwechseln. Und wahr- Es ist also zu hoffen, dass nicht gilt: kratischen Partei zu protestieren. Als scheinlich, sagen sie, käme es auch immer wieder zu Keilereien, je grösser das Geglitzer, desto ange- Nächstes ist die Geburtstagsparty an spannter die Lage, denn sonst sieht es der Wall Street in New York an der wenn in dem ganzen Gehetze nur etwas mehr Zeit bliebe, ehe auch momentan übel aus. Reihe. Ein Jahr danach gibt es genau- der nächste Zug schon wieder weg sei. Vielleicht hat die ganze Chose mit so viele Argumente für die Occupy- Nun versprechen die SBB allerdings Besserung: 2018 wollen sie der Wirtschaftslage aber auch nur Wall-Street-Bewegung wie zuvor. insofern zu tun, als dass man als brave Die Probleme sind jetzt zwar benannt, im Westflügel des Bahnhofs möglicherweise eine zweite Passerelle Bürgerin so im übertragenen Sinne aber keines ist gelöst. Doch die Bewe- bauen. Und da bis dahin recht viel Zeit vergeht, sind auch Sofort- zeigen kann, dass man Steuerdaten gung hat es schwerer: Der Präsident- massnahmen geplant. «Kundenfreundliche Grossbahnhöfe» heisst auf CDs nicht fürchten muss, da man schaftswahlkampf bindet Kräfte. seinen Reichtum ja offen zur Schau tageswoche.ch/+bagiz das vielversprechende Projekt, das für neun Millionen Franken in trägt, also nichts zu verbergen hat. Basel lanciert wird. Der Adler, welcher die hier gezeigte Unter anderem werden dabei die Abgänge von der Passerelle zu Kette schmückt, kann deutschen den Gleisen «mittels blauer Farbgebung und einer zusätzlich um- Behörden sicher noch mehr Vertrauen Dorothea Hahn einflössen. lebt in Washington und laufenden blauen Leiste» noch mehr hervorgehoben, was dem tageswoche.ch/+bagnv arbeitet für die deutsche Reisenden eine «bessere Orientierung bietet», so die SBB. Ihr Ver- « Tageszeitung». Auf sprechen: ein «rascherer Kundenfluss». Doch um das zu glauben, Das Adler-Collier aus Zink und Messing tages woche.ch berichtet mit pinken Glitzersteinchen und Fransen sie im Blog «Wahltag» muss man wohl schon etwas blauäugig sein. Oder ganz schön blau. ist für Fr. 39.90 bei Zara in Basel erhältlich, über die US-Wahlen. Von Michael Rockenbach tageswoche.ch/+baiit Freie Strasse 36; www.zara.com

TagesWoche 38 15 REGION

Spitalstrasse

Unterer Rheinweg Clarastrasse Totentanz

Klingentalfähre

Claragraben

Hebelstrasse

Klingenbergstrasse Rebgasse

Rheingasse Utengasse

Schifflände Mittlere Brücke Oberer Rheinweg

Eisengasse

Schneidergasse Rheinsprung Petersgraben

Markt- platz

Wettsteinstrasse Nadelberg

Spalenberg Münster- Münsterfähre platz Heuberg Schützengraben Freie Strasse Leonhardsgraben

Falknerstrasse Rittergasse Wettsteinbrücke

Gerbergasse

Innenstadt wird Steinengraben nicht velofreundlicher Das neue Verkehrskonzept Graben des Bau- und Verkehrsdepar- St. Alban - Dufourstrasse tements teilt die Innenstadt in drei Gebiete auf. In der Steinenberg gesamten Innenstadt (Bereich in Beige) gilt ab Mitte 2013 generell Tempo 30, auch für den Tramverkehr. Die Kernzone (braun) wird auto frei und gilt als Fuss- gängerzone. Velos dürfen nur auf drei Achsen fahren as Basels wahre Proble- wusst: einerseits weil zurzeit ein Fli- los weiterhin nur auf den drei Routen meW sind, lässt sich fast jeden Nachmittag ckenteppich von temporären Fahrver- durch die Innenstadt fahren dürfen. Der (orange) – in den sogenannten Begegnungszonen. Den Rhein- auf dem Rümelinsplatz beob achten. boten besteht, andererseits weil die Rest ist Velosperrgebiet – und das noch sprung hinunter sowie im Drei, manchmal auch vier Polizisten le- Be schilderung teilweise verwirrlich ist. strikter als zuvor. Bereich der Schnei dergasse gen sich auf die Lauer nach sündigen Ve- Wer durch das Herz der Velostadt Das neue Verkehrskonzept sieht ein muss das Velo geschoben lofahrern. Obwohl schlendernde Fuss- Basel will, hat zurzeit drei Routen zur neues Regime für Anlieferungen vor. In werden (gestrichelt). gänger, fotografierende Touristen und Auswahl: über den Münsterhügel, den Zukunft ist der Güterumschlag nur noch Die Freie Strasse wird aufge- Radfahrer problemlos in der Fussgän- Tramgleisen der Falknerstrasse/Ger- zwischen 6 und 11 Uhr gestattet. Wer wertet und wird velofrei. Im gerzone aneinander vorbeikommen, ha- bergasse entlang oder über den Nadel- sich also bisher morgens und abends auf Gegenzug soll die Eisengasse ben die Velofahrer schneller eine Busse, berg/Heuberg. Der Rest gehört den dem Velo im Strom der Zulieferer durch für Velos geöffnet werden. als sie «Velostadt» sagen können. Fussgängern, den Autos und dem öf- die Fussgängerzonen in der Innenstadt Es ist nicht einmal böse Absicht der fentlichen Verkehr. Exklusiv. schmuggelte, dem bleibt in Zukunft nur Verkehrssünder. Selbst wer ordnungs- das Ausweichen auf die Hauptachsen gemäss vom Velo steigt und es schiebt, In Zukunft nicht nur autofrei oder das Schieben. sattelt spätestens im Gerbergässlein Die Velofahrer büssen zudem die oder in der Grünpfahlgasse wieder auf. Für einen kurzen Moment keimte ver- Freie Strasse ein. Sie gilt künftig als rei- Die Beschilderung suggeriert, dass das gangene Woche die Hoffnung auf, dass ne Fussgängerzone und darf auch nicht Fahrverbot nur für den Rümelinsplatz die Velofahrer in der Innenstadt besser- mehr morgens oder abends nach 18.30 gilt – tatsächlich ist das Velofahren aber gestellt werden könnten. Das Bau- und Uhr durchfahren werden. Das Bau- und bis zur Falknerstrasse/Gerbergasse ver- Verkehrsdepartement stellte das Ver- Verkehrsdepartement nennt es die «ein- boten, weil es sich um eine Fussgänger- kehrskonzept «Fussgängerfreundliche- schneidenste Änderung» im neuen Re- zone handelt. re Innenstadt» vor. Die Innenstadt ein gime. Diese werde aber mit der lange Genau genommen herrscht in der autofreies Paradies für Velofahrer? herbeigesehnten Öffnung der Eisengasse ganzen Innenstadt ein Fahrverbot für Mitnichten. Denn zur Fussgänger- für den Veloverkehr auf ge wo gen. Dank Velos. Nur ist das den wenigsten be- freundlichkeit gehört auch, dass die Ve- der Eisengasse können die Velofahrer in

TagesWoche 38 16 Region 21. September 2012 Das Herz der Velostadt Riehenstrasse bleibt velofreie Zone Das neue Verkehrskonzept der Baudirektion macht die Innenstadt von Basel autofrei. Die Situation der Velofahrer Wettsteinstrasse verbessert sich allerdings nicht. Im Gegenteil. Das neue Regime ist noch strenger. Von Amir Mustedanagic

dem Langsamverkehr ausreichend Raum diesem teilweise unsinnigen Regime schränkung in der Freien Strasse. Zur- zugebilligt.» Diese Ambitionen werden provoziert man, dass die Velofahrer zeit will er sich aber nicht für eine Ände- St. Alban-Rheinweg durch die Bestrebung unterstrichen, den verbotenerweise von einer Achse auf rung einsetzen. «Wir hätten das vorher «Velo-City»-Kongress 2015 an den Rhein die andere wechseln.» Fahrend, ver- tun müssen», gesteht er ein, «nun war- zu holen. Der Grosse Rat hat im Frühjahr steht sich. Baudirektor Wessels dage- ten wir erst mal ab.» einen Kredit von 500 000 Franken für die gen sieht keinen Widerspruch. «Wir Eine Umstellung bedeutet das neue St. Alban-Vorstadt Ausrichtung gesprochen. fördern den Veloverkehr – aber nicht Verkehrsregime auch für die Velo- Dass angesichts dieser Bemühungen mit absolu tistischem Anspruch.» Die kuriere. Ab 11 Uhr dürfen sie nicht mehr die Velofahrer ausgerechnet im Herz- Fussgänger zonen sollen mehr gewich- ausserhalb der drei Routen sein, die stück der Stadt derart eingeschränkt tet werden, dazu müsse nicht nur der Fussgängerzonen bleiben komplett ge- werden, ist erstaunlich. Noch erstaunli- Motorverkehr eingeschränkt werden, schlossen. «Unserer Kuriere werden Grafik: Carla Secci cher ist nur, dass der Aufschrei der Velo- sondern eben auch der Veloverkehr. häufiger absteigen müssen», sagt Jé rô- verbände ausblieb. Sie haben das neue Sollte die Verkehrskommission der me Thiriet von der Kurierzentrale. Sie Regime ohne Klagen geschluckt. Der Quartiervereine zur Vernehmlassung werden sich damit arrangieren müssen, Grund liegt auf der Hand: Niemand woll- eingeladen werden, will sie den einen wenn auch widerwillig. «Für uns wäre Zukunft direkt vom Zentrum zur Mitt- te die autofreie Innenstadt durch eine oder anderen Punkt zur Nachbesserung es optimal, wenn Velos und Fussgänger leren Brücke und ins Kleinbasel fahren. weitere Diskussion gefährden oder ver- vorschlagen. Pro-Velo-Geschäftsführer gleichberechtigt wären.» «Die fussgängerfreundlichere Innenstadt zögern. Selbst dass keine Querver bin- Chrétien bedauert vor allem die Ein- tageswoche.ch/+baign hat deshalb nicht wirklich gros se Ände- dungen zwischen den drei Velo-Achsen rungen für die Velofahrer zur Folge», sagt bestehen, scheint kein Grund zur Kritik. Anzeige Baudirektor Hans-Peter Wessels. «Eine weitere Öffnung der Innen- stadt für Velofahrer wäre wünschens- wert, hätte zum jetzigen Zeitpunkt aber %   , & * -%  Das neue Regime kaum eine Chance gehabt», sagt Pro-    $          widerspricht der Velo-Geschäftsführer Roland Chrétien mit Verweis auf die aktuelle Debatte um Vision von der Velo-Rowdys. Zufrieden ist aber weder «Velostadt Basel». Pro Velo noch die Verkehrskommission der Neutralen Quartiervereine. «Offi- ziell schreibt man sich die Velostadt auf Keine grosse Änderung und damit die Fahne, kandidiert für den Velo-Kon- auch keine Verbesserung – das wider- gress, behindert gleichzeitig aber den spricht der Vision des Bau- und Verkehrs- Velo verkehr stark – das ist wider- departements, Basel zur fuss- und velo- sprüchlich», sagt Claude Wyler, Präsi- freundlichsten Stadt der Schweiz zu dent der Verkehrskommission. machen. Die Bestrebungen sind sogar im Wyler hätte sich angesichts der Ver- Legislaturplan verankert. Dort heisst es: lagerung auf den Langsamverkehr ge- «Um eine Verlagerung vom motorisierten wünscht, dass man zumindest ver- # %  "''  & Individualverkehr auf den Velo- und sucht, die Mischzone für Velofahrer % "( ,& ++(+  -*/ ,&  .!% ,& Fussgängerverkehr zu erreichen, wird und Fussgänger zu vergrössern. «Mit

TagesWoche 38 17 Region 21. September 2012

Der singende Trämler Er ist anders als alle anderen Basler Trämlifahrer. Ein Bild auf Facebook sorgte dafür, dass ihn viele ins Herz schlossen. Von Matieu Klee

Letzte Woche traf es einen Kolle- anders. Inzwischen fährt er seit 25 gen von Christof Meissburger: Der Jahren Tram. Seine Leidenschaft für Wagenführer eines Zweiers riss mit die Musik hat er sich bewahrt: Die seinem Stromabnehmer die Fahrlei- Haltestellen «Musical- Theater» oder tung herunter. Der Vorfall passierte «Musikakademie» sagt er nicht an – er nahe beim Bankenplatz. Die Basler singt sie mit seiner Bassstimme viel- Verkehrs betriebe mussten an diesem mehr an. Je nach Lust und Laune auch Dienstagabend den Strom rund um die einmal den «Bläsiring» oder die Halte- Kreuzung grossräumig abschalten – es stelle «Eglisee». kam zu einem Riesenstau. Er liebt Musik. Was er aber gar nicht Christof Meissburger fährt an die- mag, sind Stras senmusiker, die im sem Abend einen Combino, einen Ach- Tram aufspielen. Das störe die Konzen- ter. Er bleibt zwischen Aeschen- und tration der Fahrer, sagt er. Er habe Bankenplatz im Tramstau stecken. auch schon einen aus dem Tram gewor- Zuvorderst blockiert ein stromloser fen, sagt er. Zehner die Strecke. Christof Meissbur- Sich bei einem Talentwettbewerb zu ger muss eine Zwangspause einlegen. melden wie die singende Busfahrerin Foto: Michael Würtenberg Er zückt sein Buch und liest – und Maya Wirz aus dem Baselbiet, will er klick: TagesWoche-Bildredaktor Mi- nicht. «Sie ist talentierter als ich», sagt chael Wür tenberg hält die Szene mit der Bariton. Doch selbst für solch be- seiner Kamera fest. gabte Sängerinnen sei es kaum mög- Am nächsten Tag macht das Bild auf lich, von der Musik zu leben. Facebook die Runde. Die Community Neben der Musik hat sich Meissbur- kommentiert eifrig, findet nicht nur ger noch etwas bewahrt: die Freude an heraus, dass es sich um den singenden der Technik und an Menschen. «Die Trämlifahrer Christof Meissburger Leute in der Stadt nerven mich nicht.» handelt, sondern notiert auch, dass er Natürlich sei der Stadtverkehr anstren- Terry Goodkind liest, einen amerikani- gend. Hundertfach müsse er pro Tag scher Fantasy-Autor. einschätzen, ob ein Fussgänger oder Autofahrer noch rasch die Strasse 62 Seiten pro Tag überquert oder nicht. «Als Wagenfüh- rer muss ich immer auch für andere Inzwischen hat Meissburger den denken», sagt er. Schmöcker «Die Schwestern des Wenn er eine Notbremsung aus- Lichts» seines Lieblingsautors fertig lösen müsse und schon wisse, dass es gelesen. Drei Wochen braucht er für «chlöpft», sei dies nicht so schlimm. 1300 Seiten. Das sind 62 pro Tag. Wäh- «Wenn ich aber nicht einschätzen rend der Arbeit komme er aber ge- kann, ob es noch reicht, ist es unan- wöhnlich nicht zum Lesen, sagt er. genehmer.» Dass die TagesWoche sein Bild auf Facebook gepostet hatte, erfuhr er von seiner Tochter. Er selbst hat sein Face- «Die Leute sind book-Konto gelöscht. Zwar kam auch er nicht gehetzter, auf den Geschmack, doch igendwann fand der 52-Jährige, dass er damit zu aber aggressiver viel Zeit vertrödle. Jetzt entziffert er als früher.» lieber wieder mittelalterliche Hand- schriften oder geht in die Probe des Sankt-Franzikus-Chors in Riehen. Nur ungern erinnert er sich an zwei Meissburger singt für sein Leben kleine Kinder, die mitten auf der Über- gern. Als Zwanzigjähriger liebäugelte landstrecke zwischen der Prattler Lach- er mit einer Karriere als Opernsänger, matt und Muttenz auf den Gleisen spiel- hatte gar ein Angebot des Zürcher ten. Dort fahren die Trams mit 60 Opernchors. Doch seine Leidenschaft Stundenkilometern. «Nach der Not- beschränkte sich aufs Singen, Theorie bremsung zitterte ich am ganzen Kör- zu büffeln war nicht sein Ding. Und so per», erinnert sich Christof Meissburger. stellte er die Weichen in seinem Leben Nicht immer gehen Unfälle so glimpflich

TagesWoche 38 18 Region 21. September 2012

Ein Platz ganz oben verspricht Prestige und bessere Wahl- aussichten – Perspektiven, die bei einigen Parteien für Geld zu haben sind. aus wie dieser. Doch als Trämlifahrer Foto: Michael Würtenberg müsse man halt mit solchen Ereignissen leben lernen. Wie auch mit unangeneh- men Zeitgenossen im Strassenverkehr. «Die Leute sind heute nicht gehetzer, aber aggressiver als früher», sagt er. Wer nach oben will, Wenn er einem Autofahrer klingle, zeige ihm dieser nicht selten den Stinkefinger. Provozieren lässt sich Meissburger aber nicht: «Dann sage ich mir: Der meint muss zahlen nicht dich, sondern das Tram.» Auch Velofahrer sind für den Träm- ler kein Feindbild. Wenn er nicht arbei- tet, ist er selbst häufig mit dem Velo un- terwegs und kennt den Verkehr deshalb herigen, darauf folgen die Kandida- Lüchinger der Listenplatz ohnehin auch aus dieser Perspektive. «Es gibt Bei der SVP und ten, die sich ihre Kandidatur – ebenso überschätzt. wenig unvernünftige Velofahrer. Aber wie die Bisherigen – 500 Franken Und auch von bürgerlicher Seite diejenigen, die sich an keine Regeln der GLP lässt kosten liessen, dann kommt der Rest. wird Kritik laut an der Praxis von halten, sind nicht zu übersehen.» Bei der GLP ist dieser «Un kosten- SVP und GLP. Markus Lehmann, Prä- sich ein Platz oben beitrag» dreimal so hoch, schliesst al- sident der Basler CVP, sagt: «Politik Hektische Fahrgäste lerdings zusätzlich zum oberen Lis- soll man sich doch nicht mit Geld er- auf der Grossrats- tenplatz eine prominentere Position kaufen können, höchstens mit Prä- Meissberger liebt seinen Job, auch auf den Plakaten und Flyern mit ein. senz und Leistung.» wenn dieser härter und ermüdender Wahlliste kaufen – Auch der Basler FDP-Präsident sei, als viele sich gemeinhin vorstellen Wer zahlt, zeigt Wille Daniel Stolz hält das Angebot, gegen würden. Die Konzentration dürfe nie eine Praxis, die Bezahlung weiter oben auf der Liste nachlassen, und Fehler könne ein Sebastian Frehner, Nationalrat und geführt zu werden, für «zweifelhaft». Wagenführer auch nicht rückgängig auf Kritik stösst. Präsident der SVP Basel-Stadt, ist der Und er verweist auf einen weiteren machen. Wenn er etwa eine Weiche Von Matthias Meinung, dass, wer Ambitionen habe, Grund, der gegen eine solche Praxis falsch stelle, mit dem 15er-Tram zum auch bereit sei, diese mit einer finan- spricht: Eine Platzierung direkt unter Beispiel, am Steinenberg zum Theater Oppliger ziellen Beteiligung auszudrücken: einem Bisherigen könne riskant sein, abbiege statt geradeaus Richtung Bar- «Bezahlt hat, wer wirklich gewählt drohe man doch gestrichen zu wer- füsserplatz zu fahren, gebe es kein Zu- werden will.» Der Präsident der Basler den, wenn die Bisherigen auf dem rück. Rückwärts zu fahren, wäre bei Grünliberalen, David Wüest-Rudin, Wahlzettel kumuliert würden. laufendem Betrieb zu gefährlich. Dann nennt ähnliche Gründe für den Ver- entschuldigt er sich für seinen offen- kauf von Listenplätzen. Wer seine «Diese Praxis sichtlichen Fehler. Die Fahrgäste müs- Listen sind eine zwiespältige Kandidatur ernst meine, «soll sich sen dann einen Umweg in Kauf neh- Sache: Die beliebten oberen Ränge erstens im Wahlkampf besonders en- ist abwegig und men, bis er schliesslich wieder in die strahlen Prestige aus, sagen aber, je gagieren und zweitens 1500 Franken verwerflich.» richtige Linie einfädeln kann. nach Auswahlkriterium, wenig aus bezahlen». Dieser Beitrag werde in Urs Müller An diesem Dienstagabend im Sep- über die Qualitäten des Aufgelisteten. erster Linie für die Werbemittel auf- tember, als Christof Meissburger in der Das gilt auch für Wahllisten. Zuoberst gewendet, so Wüest-Rudin. Aeschenvorstadt mit seinem Combino- stehen meist die Bisherigen, die dar- Diese Form der Listenplatzvergabe Die Praxis, Listenplätze gegen Tram eine Stunde stecken bleibt, muss auffolgenden Plätze werden je nach stösst bei anderen Basler Politikern Geld zu vergeben, ist nicht neu. Un- er schliesslich doch rückwärts manöv- Partei unterschiedlich verteilt: ent- auf Unverständnis. Urs Müller, Gross- gleich höhere «Unkostenbeiträge» rieren: zurück zum Aeschenplatz – was weder streng alphabetisch (LDP, FDP) rat und Vorstandsmitglied beim Grü- mussten im Herbst 2010 zum Bei- bei einigen Fahrgästen zu Unruhe oder nach Geschlecht (SP, Grünes nen Bündnis, bezeichnet die Praxis spiel die Nationalratskandidaten der führt. Doch Meissberger lässt sich da- Bündnis). als «abwegig und verwerflich», sie wi- Zürcher FDP leisten. Platz 1 bis 4 kos- durch nicht aus dem Konzept bringen. Ein gänzlich anderes Kriterium derspreche dem Verständnis seiner teten damals 40 000, die Plätze 5 und Hektische Fahrgäste würden ihn wenden in Basel dagegen die SVP und Partei. 6 immerhin noch 25 000 Franken, nicht nerven, sagt er, das gehöre zum die GLP an: Hier entscheidet Geld. Im gleichen Sinne urteilt der Prä- darunter wurde es schrittweise güns- Tagesgeschäft. Seine allerliebsten Mo- Gegen einen freiwilligen finanziellen sident der SP Basel-Stadt, Martin tiger. Diese Tarifpolitik sorgte partei- mente bei der Arbeit sind aber die Beitrag erhalten Kandidaten die Mög- Lüchinger: «Bei uns sollen alle die intern für einen Aufstand, die stillsten. «An einem schönen Herbst- lichkeit, auf der Liste weiter oben zu gleiche Chance haben, deshalb sind Jungfreisin nigen sahen sich durch tag ein Tram bei Sonnenaufgang zu erscheinen. Bei der SVP-Liste für die unsere Wahllisten alphabetisch auf- die Bezahlschranke aus dem Wett- fahren, das ist schlicht gewaltig!» kommende Grossratswahl wirkt sich gebaut, zuerst die Frauen, dann die bewerb befördert. tageswoche.ch/+bagmt dies so aus: Zuoberst stehen die Bis- Männer». Zudem werde gemäss tageswoche.ch/+baihg

TagesWoche 38 19 Region 21. September 2012

Nicht nur die Schweizer gehen fremd

Detaillisten klagen über Schweizer Kunden, die in Deutschland einkaufen. Was man weniger weiss: Auch die Elsässer fressen fleissig über den Hag. Von Felix Maise

Drei deutsche Thermalbäder lo- In den Umkleidekabinen steht unter cken zwischen Basel und Freiburg zum dem Hinweis «Barfussseite» «Côté Bade: Bad Bellingen, Badenweiler und pieds nus», und vor dem Eintauchen ins Bad Krozingen. Alle drei liegen kaum 30 Grad warme angenehme Nass wird mehr als eine halbe Stunde von der man noch unter die «Douche obliga- Grenze entfernt. Entsprechend viele toire» gewiesen. Beim Sonnenbad auf Schweizerinnen und Schweizer fahren den Liegestühlen am Pool lesen die deshalb ins Markgräflerland, wo man Frauen nicht «Brigitte», sondern «Ma- nach dem Bad auch die Vorzüge der Gas- rie-Claire». tronomie geniessen kann. Denn anders als in der Schweiz sind die Preise sowohl fürs Bad als auch für die anschliessende In Weil am Rhein Stärkung in einem der vielen Restau- rants so günstig, dass man sich das auch herrscht Italianità, öfters leisten kann und mag. in Mulhouse Vom Himmel scheint die Sommer- sonne, oben auf der Burgruine weht eine tote Hose. schwarz-rot-goldene Fahne im Wind, und im Aussenbassin der Cassiopeia- Therme in Badenweiler herrscht Hoch- «C’est super», freut sich Estelle, die betrieb. Die dominierende Sprache in als Coiffeuse in Rixheim bei Mülhau- der Wellnessoase am Fuss des Schwarz- sen wohnt und es sich mit ihrem walds ist aber nicht etwa Deutsch, son- Freund regelmässig hier wohl sein dern Französisch. Denn nicht nur lässt. Vor allem junge Leute und Fami- Schweizer haben den kleinen, weltoffe- lien sind es, die den traditionsreichen nen Kurort im Markgräflerland ent- Badekurort jenseits des Rheins ent- deckt, sondern auch die Elsässer. deckt haben. Für 35 Euro kann eine Familie mit drei Kindern einen Tag Perfekt zweisprachig organisiert lang die vielfältige ästhetische Bade- landschaft geniessen. «An den Wochenenden kommen 50 bis In Badenweiler haben die Elsässer 60 Prozent unserer Gäste aus Frank- die Schweizer als häufigste ausländische reich», sagt Kornelia Harff-Asch, Ge- Gäste längst abgelöst. Die Franzosen schäftsführerin der Badenweiler Ther- schätzen hier neben dem Badeplausch men. Anders als noch vor Jahren, als das gute Essen und vor allem die guten die Badenser zum Einkaufen, Essen Preise. Auf der Terrasse des Privathotels und Erholen ins Elsass fuhren, sind es Post gleich vis-à-vis dem Thermalbad heute die Elsässer, die ins Badische kostet ein vorzüglicher «Blattsalat Förs- kommen. terin Art» mit frischen Pfifferlingen Im Thermalbad mit Blick auf die un- 12.80 Euro, ein halber Liter ebenso fei- mittelbar benachbarten Mauern des ner Britzinger Spätburgunder Kabinett 2000 Jahre alten römischen Vorgänger- trocken 9.80 Euro. «Bei uns ist alles teu- bads und den prächtigen Kurpark ist rer und weniger gut. Und auch die Be- man denn auch längst perfekt zweispra- dienung ist hier viel freundlicher», sagt chig organisiert: «Inserez le jeton», Frührentner Jean-Louis Perrin, der mit heisst es da auf dem Display des auto- seiner Frau und einem befreundeten matischen Eintrittskreuzes, der Bade- Ehepaar einen Tagesausflug über die meister erklärt Neulingen von jenseits Grenze macht. des Rheins in bestem Französisch, wie Auch wenn Zeynep Gül, die türkisch- das schlaue System von Jeton, Wert- stämmige Kassiererin im Supermarkt in sachenfach-Schlüssel, Umkleidekabi- Altkirch, mit ihrem Freund auswärts nenschrank und Zahlmittel im Bistro essen will, dann fahren die beiden nicht funktioniert. ins nahe Mulhouse, sondern ins Restau-

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Auf Shoppingtour: Auch die Elsässer haben das deutsche Schlaraffenland entdeckt. Illustration: Domo Löw

rant Taksim in Weil am Rhein, wo man mit Elsässer 68er-Nummernschildern. land mit seinen Weinbergen, seinen sich an warmen Sommerabenden auf Und auch ins Rheincenter von Weil- vielen Sonnenstunden und seiner Le- der Flaniermeile an der Hauptstras se Friedlingen strömen die Franzosen zu- bensqualität auch gerne als «Toskana fast schon wie im Urlaub in Italien oder hauf. «50 Prozent unserer Kunden kom- Deutschlands» verkauft. «Die Schwei- Spanien fühlt. men aus der Schweiz, 25 bis 28 Prozent zer und die Franzosen kommen immer sind Franzosen», sagt Günther Merz, öfter zu uns, weil sie entdeckt haben, Grenzenloser Betrieb Manager des Rhein-Centers, das die dass bei uns der Service und das Preis- Elsässer Einkaufstouristen auf der Leistungs-Verhältnis stimmen.» Für Die französischen und Schweizer Website längst in französischer Sprache die Nachbarn aus dem Elsass sei spezi- Nummernschilder der vielen par- anlockt. Vor französischen Feiertagen ell auch die Wellness-Landschaft Süd- kierten Autos zeigen, wie grenzen- wie dem 14. Juli schalten die deutschen badens eine besondere Attraktion. los der Betrieb zwischen dem italie- Detailhändler und Restaurants entlang «Diese neuere Art des Tourismus, die nischen Eis café und dem des Rheins im «L’», der grossen wir bei uns stark gefördert haben, gibt Traditionshaus Schwanen heute Tageszeitung im Département du Haut- es im Elsass bisher kaum.» ist. In der Oberelsässer Me- Rhin, seitenweise Inserate. Viele Hotels und Restaurants ent- tropole Mulhouse ist dage- lang des Rheins und im Schwarzwald gen vergleichsweise tote Service, Service, Service präsentieren sich deshalb inzwischen Hose: Die meisten Lokale auch im Internet auf Französisch und schlies sen früh, auf der Strasse Dass sie damit Erfolg haben, be stätigt beschäftigen französischsprechendes unterwegs ist kaum jemand. Utz Geiselhart, Geschäftsführer des Personal. Ganz anders die Touristiker Statt bis spätabends volle Stras- Handelsverbands Südbaden e. V. Am im Elsass, die die neusten Trends ver- sencafés gibt es als Unterhal- 7. Sep tember präsentierte er in Freiburg schlafen haben und sich kaum um die tungsprogramm Fernsehen die neusten Zahlen der Detailhändler deutschsprachige Kundschaft bemü- zu Hause. Im Badischen am Oberrhein. Und die zeigen nur in hen. Dafür beklagen ehemalige Gour- mögen sich die Franzosen eine Richtung: nach oben. «Die geogra- met-Tempel nahe der Schweizer Grenze zwar gerne bedienen fische Lage mit langen Aussengrenzen umso wehleidiger das Ausbleiben der lassen. Selber an Abenden ist Grund dafür, dass in den letzten Jah- früheren Spesenritter aus den Basler und Wochenenden im Ser- ren ein Kaufkraftzufluss zu verzeichnen Chemie- und Pharmakonzernen. vice arbeiten will im Elsass war», erklärt Geiselhart in etwas ge- trotz hoher Arbeitslosigkeit wundenem Fachjargon. Das Elsass ist zu teuer geworden aber kaum jemand. Seit der Einführung des festen Wechsel- Doch nicht nur zur Erho- kurses zwischen Euro und Schweizer Dass die deutschen Nachbarn in der lung und zum Essen und Franken sei der «Hype» bei der Schwei- Region heute die wettbewerbstüchtigs- Trinken kommen die zer Kundschaft zwar vorüber. Doch mit ten sind, bestätigt auch David Frey vom Elsässer über den Rhein, dem stabil hohen Niveau der Ein- Gewerbeverband Basel-Stadt. Genaue sondern auch zum Ein- kaufstouristen aus dem Raum Basel ist Zahlen hat er zwar nicht. Doch auch er kaufen. In Weil am Rhein, er absolut zufrieden. Das gilt auch fürs beobachtet eine klare Verschiebung des in Neuenburg und Müll- Geschäft mit den Nachbarn im Elsass. Einkaufs- und Freizeit-Grenzverkehrs: heim oder in Breisach, «Im Gegensatz zu Frankreich, wo Su- «Fuhren die Basler jahrelang zum Ein- wo Rheinbrücken den permarktketten dominieren, haben wir kaufen und Essen ins Elsass, gehen sie Gästen von jenseits die bei uns viele mittelständische Struktu- heute ins Badische.» Anreise besonders ein- ren. Die legen meist grossen Wert auf Als Indiz dafür nennt Frey etwa die fach machen, freut das eine persönliche Note und bilden ihr Werbezeit, die aus der deutschen Nach- die Detailhändler. Bei Personal entsprechend aus», sagt Gei- barschaft auf Telebasel gebucht wird. Hornbach, dem grossen selhart. Ein klassischer, stark service- Rhein-Center-Manager Günther Merz, Baumarkt in Binzen, de- orientierter Vertreter sei etwa Hieber nicht nur geschäftlich, sondern auch cken sich nicht nur Schwei- mit seinen «Frische Center». «Der Preis privat fleis sig im Dreiland unterwegs, zer, sondern auch Elsässer ist zwar wichtig, aber eben nicht der sagt es deutsch und deutlich: «Das mit all dem ein, was sie bei der einzige Faktor des Erfolgs.» Elsass ist teurer geworden und die Gas- heimischen Kon kurrenz teurer, aber Das bestätigt für den Freizeit- und tronomie gleichzeitig schlechter. Kein nicht besser bekommen. Tourismusmarkt auch Janina Wall- Wunder, kommen die Schweizer heute Auf den Parkplätzen von Lidl und baum, Sprecherin der Schwarzwald- lieber zu uns.» Aldi in Neuenburg stehen fast nur Autos Tourismus GmbH, die das Markgräfler- tageswoche.ch/+bafsu

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Region 21. September 2012

Der Lehrer als Depp Die Baselbieter Schulen haben ein erhebliches Computerproblem. Der Ärger ist gross und Hilfe in weiter Ferne. Von Michael Rockenbach

Warten, warten, warten, warten, warten, warten, warten, warten, warten, warten, warten, warten, warten, warten: Computerunterricht in Baselbieter Schulen. Illustration: Nils Fisch

Wenigstens einen Vorwurf kann vielmehr Serverabstürze, der Router sonst gäbe es sie bald nicht mehr.» Nun der Primarschule. Details könne er man der Baselbieter Politik nicht ma- mit seiner begrenzten Kapazität und will sich die Familie auch beim Regie- noch nicht verraten, sagt Roland Platt- chen: Sie habe die Zeichen der Zeit die neuen Netzgeräte, die schon bei rungsrat beschweren. ner, Generalsekretär der Bildungs- nicht erkannt. der Lieferung defekt gewesen seien. In der Schule hat man Verständnis direktion. Doch auch so ist klar: Die Bereits anno 1999 stellte die Regie- Die Informatikstelle des Kantons helfe für solche Ankündigungen. Weil sich Vorlagen werden noch sehr viel zu re- rung fest, dass auf die «Steinzeit», die aber so gut es gehe, obwohl auch bei die Lehrer auch selbst ärgern, wenn den geben. «Eisenzeit» und alle anderen Epochen ihr gespart werde, versichert die sie zum Beispiel wieder einmal eine Nach längeren und eifrig geführten nun die «Informationsgesellschaft» fol- Schul leitung. Insofern dürfe man auf interes sante Powerpoint-Präsentation Debatten ist die flächendeckende Ein- ge. Besonders wichtig dabei: das Inter- «merkliche Verbesserungen» hoffen. parat hätten, zwischen den Bildern führung von Computern an der Primar- net. Wissen werde immer, überall und «Freundliche Grüsse, Sekundarschule aber immer ewig warten müssten. schule schon einmal gescheitert: 2008 sofort verfügbar sein und der ex trem Liestal, Schulhaus Frenke». Anstatt begeisterten «Ahs» und im Landrat. Dagegen waren vor allem beschleunigte Datenaustausch die Welt «Ohs» bekommen sie von ihren Schü- Freisinnige, SVPler und Grüne. Der PC zu einem globalen Dorf schrumpfen Schockierte Eltern lerinnen und Schülern dann bald ein- würde den Unterricht an der Primar lassen. So nachzulesen in der Vorlage mal nur noch blöde Sprüche zu hören. nur unnötig erschweren, sagten sie. Die über die Einführung von Internet an So nett das Schreiben auch gemeint «In solchen Situationen steht man als Kinder sollten dort zuerst anständig Le- Baselbieter Schulen im März 1999. war: Freundlich gestimmt waren auch Lehrer da wie ein Depp», ärgert sich sen, Schreiben und Rechnen lernen. Seither ist die Welt tatsächlich zu- danach noch längst nicht alle. Bei Ein- Schulleiter Thomas Hostettler vom Solche Aussagen werden wahrschein- sammengerückt, zumindest was die zelnen ist sogar eher das Gegenteil der Frenke-Schulhaus. Unter diesen Vor- lich auch beim zweiten Versuch der Re- Kommunikation anbelangt. Fall. Die Eltern Christina Aenishänslin aussetzungen ist es auch kein Trost gierung zu hören sein. Die ganze Welt? Nein! Ein Stedtli und und Basil Künnecke zum Beispiel mehr, dass die Liestaler Sek nicht allei- Den Ausschlag geben könnte dies- mit ihm ein ganzer Kanton scheint beim waren «schockiert», wie sie der Tages- ne ist. Andere Baselbieter Schulen ha- mal aber noch ein ganz anderes Ar- globalen Dorf aussen vor zu bleiben. ben ähnliche Probleme. gument: das Geld, das dem maroden Und trotz aller Voraussicht der weisen Das blieb – trotz ganz offensichtlich Kanton fehlt. Diese Befürchtung hat Regierung ist es – richtig: das Baselbiet. Anstatt «Ah» und erschwerter Kommunikation im Kan- auch Christoph Straumann, Präsident Diesen Eindruck erweckt jedenfalls «Oh» hören die ton – auch der Bildungsdirektion unter des Lehrerinnen- und Lehrervereins ein Rundschreiben der Sek Liestal an Urs Wüthrich (SP) nicht verborgen. Auf Baselland (LVB). «In Anbetracht der die «sehr geehrten Eltern» (der Ein- Lehrer bald mal Anfrage der TagesWoche hin kündigt aktuellen Finanzpolitik in unserem fachheit halber per Brief und nicht per dumme Sprüche. sie nun gleich drei neue Informatikvor- Kanton scheint es leider fraglich, ob Mail verschickt). Seit Monaten würden lagen zuhanden des Landrats an. die eigentlich sinnvollen Pläne der Bil- sich die Reklamationen über Schwie- Die erste soll – ganz generell – eine dungsdirektion je umgesetzt werden rigkeiten beim Einsatz der Informatik Woche schrieben: «Es kann doch nicht IT-Strategie für die Schulen bringen, können», sagt er. im Unterricht häufen, heisst es darin. sein, dass Ressourcen – Geld, Zeit, die zweite bessere Lösungen im Bereich Klingt nicht eben, als würde bald Es liege nicht an den Lehrern, wenn Freude – auf diese Art verschwendet der Schuladministration, die dritte die auch das Baselbiet zum globalen Dorf nur schon das Einloggen bis zu 20 Mi- werden! Jede private Firma würde sol- Einführung von Informations- und gehören. nuten benötige. Schuld daran seien che Probleme innert Tagen lösen – Kommunikationstechnologien (ICT) in tageswoche.ch/+baglx

TagesWoche 38 23 Region 21. September 2012

Kühe, Knatsch und viel Kultur im letzten Dorf

In Langenbruck im Oberbaselbiet leben die diesjährigen Kulturpreis-Träger Gerda Steiner und Jörg Lenzlinger zurückgezogen in einem Haus – und hinterlassen dennoch Spuren. Von Martina Rutschmann

Anzeige Ein Gespenst geht um in Langen- das Duo schon an der Expo.02 und an bruck – das Gespenst Kultur. Noch der Biennale in Venedig für Aufsehen muss man es suchen oder bewusst den gesorgt hat. Weg nehmen, der zu ihm führt. Es ist Auch Lisl Pool weiss um die Inter- der Weg zum Kloster Schönthal, wo Ga- nationalität des Duos – sie nimmt von lerie und Skulpturenlandschaft die Gerda Steiner gern Komplimente für Kulturhungrigen sättigen und die Na- ihre Geranien entgegen – und dient tur noch unberührt und voller Kühe ist. selber als Auskunftsperson für Histo- Auch Wildschweine sind da, ganz risches: Frau Pool erinnert sich noch nah, aber unsichtbar, wie das so ist bei genau an die vielen Verletzten, die die den Wildschweinen – auch sie gilt es zu ehemaligen Schanzen im «Skidorf» suchen. Meist tun das nur Jäger. Oder einst hervorbrachten, weiss aber auch Künstler. Wenn sie deren Knochen über aktuellen Knatsch Bescheid, den brauchen, um ein leerstehendes Silo es wegen eines Imbisses gab. damit zu füllen, einen Totentanz zu Bloss beim Thema Kunst ist Lisl inszenieren. Um zu zeigen: Sie haben Pool zurückhaltend, «zu alt» sei sie – zu wenig Raum, die Wildsäue, müssen und darum der Gemeindeversamm- eng zusammenleben, ganz anders, als lung vom Mittwoch ferngeblieben. Da es so manche Menschen tun. ging es um Kunst. Dieses Gespenst, das nun auch in der Dorfgasse Einzug Expo, Biennale – Langenbruck halten soll, um den Verkehr zu beruhi- gen – und um eine Annäherung von Eng ist es in Langenbruck höchstens in «Laien- und Hochkultur» zu ermögli- der Dorfgasse, der heimlichen Haupt- chen, wie Gemeindepräsident Hector strasse, wo am Ende das Gemeinde- Herzig sagt. Toleranz soll gefördert haus steht, in der Mitte der Dorfladen – werden, Dinge sollen Platz haben, auch und am Anfang das Haus der wenn sie nicht jedem gefallen, sagt er. Bewohnerin Lisl Pool, in dem sie seit ihrer Geburt und somit seit 84 Jahren Künstler bemalen die Dorfgasse lebt. «An Frau Pool kommt keiner vor- bei», sagt Künstlerin Gerda Steiner, Ob es gefällt oder nicht – inzwischen die mit dem Künstler Jörg Lenzlinger steht fest: Das Duo Steiner/Lenzlinger selber seit zwei Jahren in einer Depen- wird den Belag der Dorfgasse gemein- dance des Klosters Schönthal mitten in sam mit der Dorfbevölkerung be- Langenbruck lebt. malen, die Hauseingänge werden mit Am 26. September werden Steiner/ Strichen «zusammengenäht» und die Lenzlinger den Baselbieter Kulturpreis Striche werden mit ornamentartigen in der Sparte Kunst entgegennehmen – Flächen bemalt. Das Dorf hat Ja gesagt unter anderem für das Silo mit den zu mehr Kunst, die Vorbehalte aber Wildschweingebeinen, aber auch, weil waren gross. «Es gefällt mir nicht»,

TagesWoche 38 24 Region 21. September 2012

Das Künstlerduo Gerda Steiner und Jörg Lenzlinger hat gemeinsam mit dem Langenbrucker Fotografen Anzeige Heiner Grieder Postkarten war im Vorfeld zu hören, «Autos wer- mit Langenbruck-Motiven den trotzdem rasen» und «die 30 000 gestaltet, die im Dorfladen Franken könnten wir für Gescheiteres Volg verkauft werden. Im Bild: ausgeben». Langenbruck ist eben ein Eine Ski-Poesie mit Vögeln Dorf wie viele andere auch im Ober- (links) – und «Long Bridge». baselbiet, wo Neues oft mit Argus- Fotos: Steiner/Lenzlinger und augen und Skepsis beobachtet wird. Heiner Grieder Armee, Luftfahrt und Ökologie

Bloss etwas ist anders in Langenbruck, im letzten und höchstgelegenen Basel- bieter Dorf, oben auf der Passhöhe. Hier haben trotz aller Abgeschieden- und Verschlafenheit Dinge neben- einander Platz, die eigentlich gar nicht zusammengehören, sich aber dennoch nicht in die Quere kommen. Das Armee-Museum mit seinen Waffen und Uniformen ist nur ein Bei- spiel, es befindet sich unweit des Öko- zentrums am anderen Ende des Dor- fes. Die Verehrung des Langenbrucker Flugpioniers Oskar Bider ist auch bald hundert Jahre nach seinem Tod all- gegenwärtig. Frau Pool verschenkt gern auch mal Postkarten mit dem «Chefpiloten» drauf – und bemerkt in Anspielung auf die bekannten Künst- ler im Dorf: «Sie sehen, wir waren schon früher berühmt.» Wobei die Verleihung des Kultur- preises an zwei Langenbrucker dort kaum ein Thema ist. Den beiden Künst- lern ist das recht. Sie sagen: «Wir kamen hierher, weil wir unsere Ruhe haben wollten – die haben wir gefun- den.» Solange, bis die erste Baselbieter Kunststrasse Realität ist. tageswoche.ch/+baihy

TagesWoche 38 25 SCHWEIZ Und nun zu etwas völlig anderem

Die Schadenfreude bei den Parteien über die öffentliche Selbstdemontage der SVP ist gross – dabei hätten sie selber genügend Probleme. Von Philipp Loser

as Schicksal der Schweiz, so Fall zu beklagen und einen gescheiter- Dscheint es nicht erst seit diesen Tagen, ten Staatsangestellten zum Vordenker steht und fällt mit dem Zustand der haben. SVP. Wenn bei Nationalrätin Natalie Das Problem dabei ist: In dem Getö- Rickli ein Burn-out-Syndrom festge- se um das persönliche Befinden der stellt wird, lässt «20 Minuten» seine Lieblingsfeinde entsteht das Gefühl, Leserinnen und Leser das per Push- dass nur die SVP Probleme und Chnör- Mitteilung wissen. Wenn Nationalrat ze hat. Das ist falsch: Denn in einem Christoph Mörgeli wegen seiner ver- wirklich guten Zustand ist keine der nachlässigten Arbeit im Medizinhisto- etablierten Parteien. rischen Museum von der Uni Zürich entlassen werden soll, ist das die erste Die Rechtsausleger der FDP Meldung der «Tagesschau» des Schwei- zer Fernsehens. Wenn Christoph Blo- Wenn eine Partei direkt von der Schwä- cher über den Zustand seiner Partei che der SVP profitieren müsste, dann schwadroniert, sendet TeleZüri live aus wäre das die FDP. Aber dafür hat der dem Bundeshaus. Die ganze Schweiz Freisinn zu grosse Probleme mit sich spricht nur noch von der SVP. selber. Der Niedergang der FDP wurde Es sind nicht nur die Medien, die die schon tausendfach beschrieben, den- öffentliche Selbstdemontage der domi- noch scheint sich im Lager der Freisin- nantesten Schweizer Partei genüsslich nigen nichts zu ändern. Mit ihrem neu- ausschlachten. Auch die anderen Par- en Präsidenten Philipp Müller macht teien sind froh, können sie für einmal die Partei auf jenem Weg weiter, den der das zurückgeben, was sie in den vergan- abtretende Solothurner Finanzdirektor genen Jahren von der SVP erleiden Christian Wanner im Interview mit der mussten. All die Häme, all die Boshaf- TagesWoche (Seite 32) als den Kardinal- tigkeiten, all die ideologisch verbräm- fehler der FDP bezeichnet: Sie versucht, ten, missionarisch vorgetragenen Heils- die SVP rechts zu überholen. «Dabei Die Parteien freuen sich gedanken: Ja, es tut gut, wenn es der wird jemand, der rechts aus sen wählt, über die Probleme der SVP schlecht geht. Wenn Toni Bortoluz- sich immer für das Original und nie für SVP – und sitzen ihre zi seinen Hass auf Christoph Mörgeli öf- die Kopie entscheiden», sagt Wanner. eigenen Probleme aus. fentlich verkündet; wenn die Erfinder Davon unbeeindruckt fährt Müller Illustration: Nils Fisch der Scheininvaliden einen Burn-out- mit seinem harten Rechtskurs weiter:

TagesWoche 38 26 Schweiz 21. September 2012

Anzeigen hart gegen Ausländer (wenn sie kein lung war aber nur ein Lichtblick in Geld haben), nett gegen Ausländer dunklen Zeiten – in sehr dunklen Zeiten (wenn sie reich sind und pauschalbe- für die Grünen. Sie waren die grossen   % steuert werden). Verlierer der eidgenössischen Wahlen     Dem neuen FDP-Präsidenten muss und sie sind bei ihrem wichtigsten The-      man zugute halten, dass er die Partei re- ma links überholt worden: Die Katastro- lativ rasch auf seinen Kurs bringen phe von Fukushima und der Schweizer Atomausstieg hätte die gros se Stunde der Grünen sein können – stattdessen Keine der überliessen sie das Feld kampflos den etablierten Parteien Sozialdemokraten und der CVP-Ener- gieministerin Doris Leuthard. ist zurzeit in einer Die Energiewende wird von SP-Poli- anständigen Form. tikern geplant, die Grünen bleiben aus- sen vor. Sie scheinen immer noch ge- lähmt ob der Tatsache, dass ihr Urzweck konnte – der Freisinn tritt in diesen Ta- – der Ausstieg aus der Atomenergie – gen homogener auf als auch schon. Aber tatsächlich erfüllt werden soll. Die Grü- auch Müller hat bis jetzt noch kein Re- nen suchen ihren neuen Sinn. zept gegen die zwei grössten Schwierig- keiten der FDP gefunden: Sie ist keine Die Flügelkämpfe der CVP Volkspartei mehr. Und sie ist keine Wirtschaftspartei mehr. Versucht die Auf einem ganz anderen Feld knorzt es FDP eine Volksinitiative zustande zu bei der CVP. Immer häufiger und immer bringen, wird es schnell peinlich wie offensichtlicher bekämpfen sich die bei- etwa beim Fiasko mit der Bürokratie- den Flügel der Partei, der sozial-christ- Initiative. Und die Wirtschaft hat sich liche und der konservativ-liberale. Bei längst der SVP zugewandt – egal, ob der Asyldebatte im Nationalrat schämte !  Mörgeli seinen Leichen im Keller genü- sich eine Hälfte der CVP-Fraktion für gend Formaldehyd spendiert oder nicht. das Verhalten der anderen. Jene Partei,      die eigentlich für Familienwerte und Die SP und ihr Europa-Problem christliche Nächstenliebe einsteht, half aktiv mit, eines der härtesten Asyl-  #  !"   Bei der SP muss man zwischen natio- regimes aller Zeiten durchzubringen.  " naler und kantonaler Ebene unterschei- Auch geografisch kommt es in ner- den. Was die Sozialdemokraten in Basel halb der CVP immer wieder zu mit dem Sicherheitsthema machen und Pro blemen. Die Zweitwohnungs-Initia- mit sich machen lassen, das kommt der tive wurde in den bergigen Stamm- $$$!$ Selbstzerfleischung der nationalen SVP landen der CVP aufs Blut bekämpft und ziemlich nahe. National ist die Problem- wird nun von der eigenen Bundesrätin lage anders. Der Parteitag von Lugano umgesetzt. Beim Bau der zweiten hat gezeigt, dass die Sozialdemokraten Gotthard- Röhre zeichnet sich ein ähnli- zwar öffentlich streiten (Nationalrat ches Problem ab: Immer häufiger ent- Cédric Wermuth griff Parteipräsident fernen sich die urbanen rechten CVPler Christian Levrat wegen seiner Äusse- vom Schlag eines Gerhard Pfister von rungen zur Migrations politik hart an), den katho lischen CVPlern auf dem sich aber auch schnell wieder zusam- Land, die einmal den Kern der Partei menraufen. Das im Vorfeld so heftig ausgemacht haben. umstrittene Migrations papier wurde in Lugano differenziert diskutiert und ver- Die Irrfahrt der GLP söhnlich verabschiedet. Das Grundproblem der SP auf natio- Noch vor Kurzem waren die Grün- naler Ebene ist ein anderes. Als einzige liberalen die grosse Hoffnung, der Partei neben den Grünen (und viel lau- Traum der Urbanisten und all jener, ter als die Grünen) hält die SP an der denen die FDP zu wenig grün und die aktiven europäischen Integration und Grünen zu wenig wirtschaftsfreundlich einem Beitritt zur Europäischen Union waren. Dann waren die Wahlen vorbei fest. Damit liegt sie ziemlich quer zur und die ach so moderne GLP entpuppte öffentlichen Meinung. Die Zustimmung sich als Rechtsaussen-Partei mit ein in der Bevölkerung zu einem Beitritt der bisschen grün. Macht die GLP in Asyl- Schweiz zur EU ist in den vergangenen und Einbürgerungsfragen so weiter wie Jahren drastisch zurückgegangen. bisher, mit ihrer arg nationalen Ausle- Noch vor zwei Jahren waren 31 Prozent gung des Migrationsbegriffs beispiels- der Schweizer für einen Beitritt, wie die weise – sie wird ein kurzes Leben haben. Sicherheitsstudie der ETH festhielt. 2012 waren es noch 17 Prozent. Und wo ist die BDP?

Die überflügelten Grünen Tja. Bleibt noch die BDP. Die hat nur ein Problem, aber ein grosses: ihr Und das müsste doch eigentlich den Ablaufdatum. An jenem Tag, an dem          Grünen helfen. Tatsächlich: Vor ein Eveline Widmer-Schlumpf aus dem            paar Wochen hatten sie ein Erfolgs- Bundesrat zurücktritt, wird es mit der erlebnis. Sie reichten ihre Volksinitia- BDP vorbei sein. An diesem Tag wer-  "#   "#  ( #% #%% (" "#% ## "#"'  "  # tive «Für eine Grüne Wirtschaft» bei den sich die verbliebenen BDPler mit )'# " %#!    )" #"# "## "% '  "#   ' der Bundeskanzlei ein. Die nötigen sehnsüch tigem Schauer an jene Zeiten %"''!  '# #  #  "'' ) (! Unterschriften kamen ohne grössere zurück erinnern, in denen die Schweiz         "# ( #%  # Probleme zusammen – ein Debakel über Burn-outs und medizinhistorische wie der FDP blieb den Grünen erspart. Präparate debattierte.  "#  "#%" ## &  & ( #% )))!"# !  Die erfolgreiche Unterschriftensamm- tageswoche.ch/+baiic

TagesWoche 38 27 INTERNATIONAL Sweet home Chicago

Zariff schneidet Früher kam Barack Obama einfach Häusern, Sportplätzen und grossen Su- kleinen Laden im Souterrain, so wie zur Tür herein, nickte Tony und Ishma- permärkten. Weiter im Süden dann früher Michelle mit den beiden Mäd- Barack Obama el zu, gab Zariff mit einem breiten wird es eher ungemütlich. Dort ist die chen auch oft hier war. «Sie haben im- Grinsen im Gesicht die Hand, sagte so- Kirche, in der aus Michelle Robinson mer lange in der Abteilung für Kinder- noch heute die was wie «Hey Buddy» und setzte sich Michelle Obama wurde – aber der Weg bücher gesessen», sagt Thomas Flynn, auf den schwarzen Lederstuhl. Zariff lohnt sich kaum, sagen die Leute hier. der Geschäftsführer. Selten hätten sie Haare, Bruce spielte legte ihm einen der schwarzen Nylon- Jeder hier kennt die Obamas, nicht den Laden ohne Buch verlassen. Er mag umhänge über und eine weisse Papier- wenig können Geschichten von früher die Obamas, er mag auch den Präsiden- Basketball mit ihm, manchette um den Hals. Dann nahm er erzählen. Wie sie das junge Ehepaar auf ten und findet, dass er eine zweite Chan- den Haartrimmer, drückte auf den dem Markt getroffen haben oder nach- ce verdient habe. und bei Michael schwarzen Knopf und legte los. mittags auf dem Spielplatz mit den Früher, das war, bevor aus Barack Kindern. Wie Barack Obama als Lokal- Kein Heilsbringer gingen die Obamas Obama der Präsident der Vereinigten politiker anfing in Schulen und Ge- Staaten wurde. Bevor der Secret Service meindezentren Reden zu halten, wie er Es waren hohe Erwartungen, die die einst Burger ganze Strassenzüge sperren musste, dann schon bald Senator wurde und Menschen in Hyde Park an ihren Präsi- wenn der Mann sich mal die Haare schliesslich Präsidentschaftskandidat. denten hatten, so wie im Rest des Lan- essen: zu Besuch schneiden lassen wollte. Bruce sagt, er hätte mit Barack Oba- des, ja in der ganzen Welt. Überall ist ma zusammen Basketball gespielt, da- man sich einig, dass Barack Obama hin- im Chicagoer Obamas Privatcoiffeur mals an der Uni, es ist schon ziemlich ter den meisten Erwartungen zurückge- lange her. An was er sich erinnert? «Da- blieben ist, dass er nicht der Heilsbrin- Hyde-Park-Viertel, Das ist ein paar Jahre her. Im «Hyde ran, dass Barack sehr hartnäckig war, ger ist, zu dem ihn viele gemacht haben, Park Hair Salon» von Zariff, einem klei- immer an den Ball wollte», sagt er. bevor er selbst etwas dagegen oder dafür der inoffiziellen nen, unschein baren Coiffeurgeschäft Bruce ist Mitte 50 und raucht immer tun konnte. Nicht so in seinem Viertel. mit Neonschrift im Fenster und Postern noch selbstgedrehte Zigaretten. Er sitzt Keiner hier, der schlecht über den Wahlkampfzentrale von Muhammad Ali an den Wänden, im vor der Studentenkneipe Medici, nicht Präsidenten redet. Die Wirtschaftslage Süden von Chicago, war Barack Obama weit vom Uni-Campus entfernt, trinkt im Land? Desaströs, ja, aber der Präsi- des amtierenden seither nicht mehr. Zu viel Aufwand für frische Zitronenlimonade und plaudert, dent kann nichts dafür, alles die Schuld die zwanzig Minuten, die es dauert, um als wären er und die Präsidentenfamilie der Bush-Regierung vorher. Die Arbeits- US-Präsidenten. aus zu langen Präsidentenhaaren wieder ganz enge Freunde. losigkeit? Auch nicht gut, stimmt schon, eine Präsidentenfrisur zu machen. Za- Im «Medici» sass Obama auch oft. aber was soll der Präsident denn inner- Von Steffi Dobmeier riff, ohne Nachnamen, dafür mit breiten An einem der vollgekritzelten Holz- halb von nur vier Jahren dagegen tun? Schultern und muskelbepacktem Rü- tische drinnen oder auf einem der Alu- Immerhin habe Obama die amerika- (Text und Fotos) cken, fliegt deshalb jetzt ungefähr zwei stühle draussen. Es war eine seiner nische Autoindustrie gerettet und allen Mal im Monat nach Washington D. C. Lieblingskneipen, als er hier an der Uni- Amerikanern eine Gesundheitsversor- Wie oft genau, das will er nicht sagen. gung verschafft, er habe sich für die Klar ist aber: «Ausser mir schneidet Keiner im Hyde Rechte von Homosexuellen eingesetzt dem Präsidenten niemand die Haare.» und Finanzmarktreformen auf den Weg Zariff ist stolz – so wie hier im Park redet gebracht, sagt man hier. Hyde-Park-Viertel alle stolz sind auf den schlecht über «Mal im Ernst, können Sie sich Mitt Präsidenten. Er ist einer von ihnen, er Romney im Weissen Haus vorstellen? lebte hier, das Haus seiner Familie steht Barack Obama. Also ich meine: so richtig vorstellen? nur wenige Blocks vom Barber Shop Wie er Angela Merkel die Hand schüt- entfernt. Hier lehrte Obama an der ju- verstät Kurse gab, so erzählt man es sich telt und internationale Politik macht?», ristischen Fakultät der Uni, sass in den hier in der Strasse. Die selbstgemachte sagt Tracy. Sie sitzt auf einer Bank auf Cafés und lief durch die Strassen. Zitronenlimonade mochte er besonders dem Campus der Universität. Sie macht Die Nachbarn sind mehrheitlich gerne, genauso wie die Burger, sagt hier ihre Mittagspause. Ihre Tochter schwarz, es gibt viele Professoren und Michael, der als Koch in der Kneipe ar- Pam ging auf die gleiche Schule wie Ärzte, genauso viele Barbesitzer und beitet. «Ist allerdings schon eine Weile Obamas Tochter Malia, sie hat mit den Verkäufer in Billigboutiquen. Es ist ein her, dass er das letzte Mal hier war.» Obamas ein paar Mal gesprochen, über buntes Viertel, studentisch geprägt, mit Auch im Buchladen «57th Street die Kinder und die Politik. Damals war vielen roten Backsteinhäusern und den Books» um die Ecke war Barack Obama Barack Obama noch Senator in Illinois, von grossen Bäumen gesäumten Stras- schon lange nicht mehr. Aber hier sig- und Tracey sagt, sie habe damals schon Zariff fliegt heute regelmässig nach sen. Es liegt rund 11 Kilometer südlich nierte er sein erstes Buch – «Dreams geglaubt, dass er mal ein wichtiger Washington ins Weisse Haus, um seinem der Innenstadt, nicht weit vom Lake from my Father». Es gibt Fotos davon, Mann werden würde. Sie jedenfalls berühmtesten Kunden die Haare zu Michigan entfernt, dazwischen ist nicht die an der Wand hängen. Die Studenten glaubt fest daran, dass der neue Präsi- schneiden. viel ausser grossen Strassen, einfachen kaufen noch immer ihre Bücher in dem dent auch der alte sein wird.

TagesWoche 38 28 International 21. September 2012

Der Stuhl des US-Präsidenten in Zariffs «Hyde Park Hair Salon» (Bild links).

Barack Obama – noch immer perfekt frisiert von seinem langjährigen Privatcoiffeur. Foto: AP

Die aktuellen Umfragen sind sich da nicht so sicher, führende Meinungs- forschungsinstitute sagen ein sehr knappes Rennen voraus: Obamas Heraus forderer Mitt Romney liegt fast gleich auf. Es könnte eng werden. Davon will in Hyde Park aber nie- mand etwas wissen. Auch nicht die bei- den Beamten im Polizeiauto vor dem Haus der Obamas. Das Anwesen steht direkt neben einer Synagoge mitten im Viertel, hinter grossen Bäumen ver- steckt und von Absperrgittern und Be- tonpfosten umgeben. Auch wenn die Fa- milie nur noch selten in der Stadt ist, ein Polizeiauto steht hier immer. Näher als bis zum Bordstein kommt man nicht. Ist aber auch egal, denn man könnte ohne- hin nichts sehen. Zu viele Bäume, zu viele Büsche, der Hauch von roten Zie- gelsteinen hinter den Blättern, sonst nichts.

Rund um die Uhr bewacht

Die zwei Beamten grinsen, sie sind es gewohnt, dass Touristen hier halten, die Kameras im Anschlag, auch wenn sie nichts sehen. «Hatte schon seinen Sinn, dass diese Bäume dort gepflanzt wor- den sind», sagt der eine, der andere nickt nur. Muss ja nicht jeder sehen, wie die beiden Mädchen mit Hund Bo durch den Garten tollen oder das Ehepaar Obama auf der Terrasse frühstückt. Mehr gibt es nicht zu sagen. Nur noch das: Sie werden auch noch nach dem 6. November dort stehen, wenn gewählt wird. «Er bleibt im Weissen Haus – und wir bleiben hier.» «Klar bleibt er», sagt auch Zariff. Obama sei immerhin für acht Jahre angetreten. Äh, es sind nur vier. «Nein, acht.» Nein, vier. «Acht, okay, dann eben ach …» Eine zweite Amtszeit also, in der Zariff wieder alle paar Wochen in einem Flugzeug nach Washington sitzt, im Gepäck seine Haartrimmer und ein paar Kämme, mehr braucht er nicht. Wo er dem Präsidenten die Haare schnei- det, verrät er nicht. Auch nicht, wie viel er dafür bezahlt bekommt. Coiffeur- geheimnis. Früher hätte er vielleicht darüber gesprochen, sagt er. Früher – aber da war ja auch noch alles anders. tageswoche.ch/+bafsy

TagesWoche 38 29 LEBEN Foto: Michael Würtenberg Foto: Monica Linder-Guarnaccia, Anna-Flavia Barbier (mit Hundedame Lisa) und Hanna Baur (v. l.) wollen mit ihrem DesignMarkt junge Designer und Designerinnen fördern. «Wir sind keine Messe» Am Wochenende findet der vierte DesignMarkt statt. Die drei Initiantinnen Monica Linder-Guarnaccia, Hanna Baur und Anna-Flavia Barbier sagen, was sich seit dem ersten Mal verändert hat. Interview: Karen N. Gerig

Den ersten DesignMarkt lan- Gerade die Lücke zwischen Schule Barbier: Dieser Gedanke zeigt sich cierten Sie 2009 aus dem Gefühl und Markt sei noch immer unge- auch im neuen Kulturleitbild: Dass das Gespräch zur heraus, es bestehe Nachholbedarf nügend geschlossen, hört man im- Schaffenspotenzial erkannt und die- Zukunft bei Vermarktung des Designs in mer wieder. Stimmt das? sem eine Anlaufstelle geboten wird – des Designs der Region. Hat sich etwas Anna-Flavia Barbier: Ja. Viele im Falle des Designs die IKB –, wo die 46 Labels aus den Sparten verbessert? Leute suchen immer noch günstige Macher in ihren Möglichkeiten unter- Mode, Möbel, Schmuck Hanna Baur: Es hat sich einiges Räume, in denen sie produzieren könn- stützt werden können. Der Wunsch der und Accessoires bieten am verändert. Vor allem durch zwei Insti- ten. Denn erst wenn jemand ein Pro- Regie rung nach solchen Kooperationen DesignMarkt ihre Produkte tutionen, das Stellwerk im Bahnhof dukt hat, kann es auch angeboten wer- ist sicherlich da, aber wie er schliess- an. Der Eintritt ist frei. St. Johann und den «Leuchtturm den. Hier ergänzen wir uns mit den lich gelebt wird, ist entscheidend. Erstmals findet am Sams- Kreative Wirtschaft». Und auch da- anderen Förderplattformen sehr gut. tag (16.30 Uhr) in Zusam- durch, dass das Amt für Wirtschaft Und doch ist es so: Wer kulturell menarbeit mit der Initiative und Arbeit die Initiative Kreativwirt- Der Kanton hat die IKB gegründet tätig ist, hat beim Kanton eine kla- Kreativwirtschaft Basel schaft Basel (IKB) gründete, eine wei- und sie im Amt für Wirtschaft an- re Anlaufstelle, wer Design macht, der DesignMarkt Talk statt. tere Plattform, die Projekte der Region gesiedelt. Viele sehen sie dort aber ist für seine Wirtschaftlichkeit Unter der Moderation von fördert und kommuniziert. am falschen Ort. Ist sie das? selbst verantwortlich. Die IKB un- Katja Reichenstein werden Monica Linder-Guarnaccia: Es gibt Linder-Guarnaccia: Kreativwirt- terstützt ja nicht einzelne Labels, Joachim Kobuss (Autor), noch viele mehr, etwa die Gruppierung schaft als Name finde ich super, weil er sondern Projekte. Auch Sie hatten Werner Baumhakl (Leiter «Dynamo Basel», das «Depot Basel», zeigt, dass die Kreativen auch wirt- bisher das Problem, dass für den Institut Industrial Design «Kulturstadt jetzt» – es haben sich viele schaftlich denken müssen. Das ist uns DesignMarkt beim Kanton nie- HGK) und Florian Haus- zusammengeschlossen, um wirklich et- ein zentrales Anliegen. Gleichzeitig mand zuständig war. Hat sich da wirth (Designer) der Frage was zu ändern. Wichtig ist auch, dass kann man aber Kreativität nicht mit für Sie was geändert? nach der Zukunft des De- diese Gruppen nicht gegeneinander, Wirtschaftlichkeit überdecken – das Linder-Guarnaccia: Ganz ehrlich signs nachgehen. sondern miteinander arbeiten. Gerade Kreative muss im Vordergrund stehen gesagt, nein. Gewisse Stiftungen sind die Kreativwirtschafts studie, die 2010 bleiben. zwar offener geworden. Doch Design DesignMarkt: erschien, führte dazu, dass die Leute Baur: Kreativwirtschaft als Begriff fällt immer noch überall durch die Dreispitz halle, Basel anfingen, aufeinander zuzugehen. Hier hat wohl – wie auch Kulturmanage- Maschen. Und gerade wenn man sagt, Samstag, 22. September, war vor allem das Stellwerk ein Knoten- ment – den Hintergrund, dass Kultur man mache einen Markt, dann heisst 10 bis 20 Uhr, punkt, weil es den Austausch über das zwar gefördert werden soll, aber nicht es schnell: Aha, eine Messe, die muss Sonntag, 23. September, ganze Jahr hinweg ermöglicht. Trotz- immer nur über Subventionen. Das selbsttragend sein. Dass es sich aber 10 bis 17 Uhr; dem ist das Bedürfnis, das wir 2009 or- wirtschaftliche Denken muss präsen- um eine Förderplattform, um einen www.designmarkt.ch teten, immer noch da. ter werden. Markt, handelt und nicht um eine

TagesWoche 38 30 21. September 2012

Messe, das kann unserer Erfahrung nach nur im persönlichen Kontakt, in aufwen- Handarbeit ist das Mass aller Dinge diger Aufklärungsarbeit wirklich vermit- telt werden. der Bildenden Kunst, mit der Zeit hat Sie sagen klar, der DesignMarkt ist sie sich auch dem Design gewidmet – keine Messe. Doch er spricht auch eher experimentell, wie sie selber sagt. ein Fachpublikum an. Worin genau Aktuell studiert sie in Bern Bildende liegt denn der Unterschied zu einer Kunst im Master. Messe? Ihre Mode und Accessoires präsen- Baur: Eine Messe ist ein Unternehmen, tiert Hauser zum ersten Mal am Basler und im Vordergrund steht die Wirtschaft- DesignMarkt. Zwar habe sie ihre Sa- lichkeit. Bei uns ist es der Fördergedanke. chen auch schon an Ständen verkauft, Natürlich müssen wir die Finanzen de- einen Marktstand gestaltet habe sie cken, doch wir versuchen nicht, aus den aber noch nie. «Das eröffnet ganz an- Ausstellern Kapital zu schlagen, sondern dere Möglichkeiten», sagt sie. wollen ihnen günstige Konditionen bie- Obwohl sie in Basel schon gut ver- ten. Damit sie ihre Produkte am Markt netzt sei, erhofft sich Hauser, dass sie testen können. ihr Netzwerk am DesignMarkt noch Linder-Guarnaccia: Wir setzen, wie erweitern kann. «Ich würde auch sehr eine Messe auch, auf qualitativ hoch- gerne mal in Basel wohnen, wenn ich stehende Aussteller. Aber uns geht das Studium in Bern abgeschlossen es auch darum, Talente zu finden. Mit habe», sagt sie. 400 Franken sind unsere Aussteller dabei, Neben den Jackets macht sie auch damit ist alles abgedeckt, von der Stand- Hosen und Overalls. «Die fertige ich miete bis zur Werbung. Eine Messe kostet Fotos: Muriel Steiner aber nur auf Bestellung und Mass an», hingegen mindestens 3500 Franken. Wir Ihre Jäggli oder «Jackets», wie sie sagt sie. Ihre Produkte sind allesamt bieten das Rüstzeug dafür, dass eine sie nennt, haben es in sich: Sie sind um Unikate, selbst gemacht in Handarbeit. Messe teilnahme für unsere Aussteller ir- 180 Grad drehbar. So kann der Träger «Ob ich je auswärts produzieren lasse, gendwann im Bereich des Möglichen liegt. wählen, welche Farbe oder welcher weiss ich noch nicht», sagt Hauser. Stoff um den Hals liegt und welcher «Ich weiss nicht, ob das zu der Mode, Was schätzen denn die Aussteller um die Taille. Ein weiterer Clou ist: die ich mache, passt.» Die Frage sei am DesignMarkt am meisten? Wenn man die Jackets aufhängt, sind halt, welche Kundschaft man anspre- Linder-Guarnaccia: Das ist sehr sie zweidimensionale Kunstwerke. chen wolle, wie exklusiv die Mode sein durchmischt. Sicher gehört der direkte Schöpferin der multifunktionalen Klei- soll. Im Moment probiere sie noch viel Kontakt zur Kundschaft dazu und eben- dungsstücke ist Tamara Hauser (26). aus, sagt Hauser. Bisher hat sie darauf falls die Netzwerkbildung untereinander Sie ist in der Region Zürich aufgewach- verzichtet, das Label «XXY – hand- oder zum Fachpublikum, zum Beispiel zu sen. Nach Zwischenstopps in Wien und made unisex clothes and accessories» grossen Produzenten. Dass die Aufmerk- Berlin hat es sie nun nach Bern ver- oder ein Emblem in die Kleidungs- samkeit für den DesignMarkt von Jahr zu schlagen. Ursprünglich kommt sie aus stücke einzunähen. Noëmi Kern Jahr wächst, wirkt sich für sie natürlich ebenfalls positiv aus.

Wie wählen Sie die Labels aus? ren Leuten an, sodass immer mehr Linder-Guarnaccia: Progressivität, Anfragen kamen. Heute sind unter dem Originalität und Qualität sind für uns die Label «Treger» Hosenträger in ganz un- Schlagworte. Vor allem die Einzigartig- terschiedlichen Ausführungen erhält- keit ist uns wichtig. Wir achten aber auch lich – unter anderem bei Globus in der auf vorhandenes Potenzial – der Platz Herrenabteilung. muss da sein, dass etwas ausgetestet Trotz der grossen Nachfrage machen werden kann. Elmiger und de Weerdt jedes Stück Baur: Ein Aussteller sollte sich nicht selber. Die Produktion aus der Hand zu dreimal mit demselben Produkt bewer- geben, kommt für sie nicht infrage: ben. Da fehlt die Weiterentwicklung, «Eher könnten wir uns vorstellen, noch und da geben wir manchmal auch einen Produktionsraum zu mieten und Anregungen. Leute einzustellen», sagt de Weerdt. Barbier: Die Auswahl findet im Übrigen Am DesignMarkt ist «Treger» bereits durch ein Expertengremium statt, nicht zum zweiten Mal vertreten. Die Teil- durch uns. Uns ist auch wichtig, dass sich nahme sei vor allem wichtig, um Kon- etabliertere Labels mit ganz neuen durch- takte zu knüpfen. Neben Hosen trägern mischen. Vor allem für die Ausbildung stellt das Paar auch Fliegen und Beklei- eines Netzwerks ist das sehr vorteilhaft. dung her. Ein zentraler Punkt dabei ist die Gibt es eine Limite, wie oft jemand Nachhaltigkeit der Produkte. «Wir teilnehmen darf? beziehen die Materialien wenn möglich Linder-Guarnaccia: Nein. Es hat sich Das Designerpaar Anna de Weerdt aus der Schweiz oder aus dem nahen eine gesunde Fluktuation ergeben. Dieses (28) und Markus Elmiger (33) aus Ausland», sagt Elmiger. «Das hat na- Jahr haben wir zudem das Aufnahme- Luzern hat Spass an der Mode aus den türlich seinen Preis.» Über diesen prozedere etwas modifiziert, dadurch ha- 1920er- bis 1950er-Jahren. Elmiger staunen die Leute auch immer wieder. ben wir viele neue Labels im Programm. trägt beispielsweise gerne Hosenträger. «Wenn wir ihnen aber erklären, dass Weil er so gross ist, war es aber immer wir davon auch leben müssen und Sind es hauptsächlich regionale schwierig, diese in der passenden Länge die Ware nicht zu Niedrigstlöhnen Labels? zu finden. De Weerdt wiederum ist ge- pro duzieren lassen, sehen sie das Linder-Guarnaccia: Der Fokus ist lernte Schneiderin – was lag näher, als ein und kommen gerne wieder» – zwar regional, doch das Einzugsgebiet ist sich die modischen Accessoires einfach nicht nur Männer, sondern auch grösser geworden. Manche, die hier stu- selber zu nähen? Frauen. Jeder fünfte verkaufte Hosen- diert haben, sind weggezogen. Und genau Genau dies taten die beiden und hat- träger gehe an eine Frau, sagen die das wollen wir ja verhindern. ten damit schon bald grossen Erfolg. Designer. Noëmi Kern tageswoche.ch/+bafsv Die Hosenträger kamen auch bei ande- tageswoche.ch/+bahto

TagesWoche 38 31 INTERVIEW

TagesWoche 38 32 Interview 21. September 2012 Ein Politiker geht, der Bauer bleibt

Mit Christian ie Risse auf den Händen von egal, ob positiv oder negativ. Die wol- der Arbeiterschaft auseinandergesetzt, ChristianD Wanner werden nie mehr len einfach, dass man über sie redet. gerade im Solothurnischen war das Wanner, dem sauber, da hilft keine Kernseife, kein typisch. Und das ging verloren. Und Schmirgelpapier. Die schwarzen Linien Vertraut man sich weniger? die Konsequenz daraus ist, dass heute Solothurner auf seinen Fingerkuppen sind Spuren Vielleicht. Ich war gäng der Meinung, eine konsensfähige Mitte fehlt. eines Lebens, das mit den Händen be- es gebe ein Spannungsfeld zwischen Finanzdirektor wältigt wurde. Ein Leben voller Arbeit Legislative und Exekutive und das sei Sie hingegen scheinen sich nicht in der Politik und auf seinem Hof in gut. Ohne dieses Spannungsfeld könn- gross verändert zu haben. und alt National rat, Messen. Ob als Gemeindepräsident, ten wir gleich zur Diktatur übergehen. Ich bin Bauer, und ich bleibe das. Ich Nationalrat oder Finanzdirektor des Aber man dürfte der Exekutive heute bin ein einfacher Mensch und habe geht einer der Kantons Solothurn: Er blieb immer auch mal zutrauen, dass sie nicht nur immer versucht, Dinge in der Politik auch Bauer. Nun wird er nur noch Bau- Schlechtes will. Dieses gegenseitige zu bewegen. Ob ich damit Erfolg hatte letzten grossen er sein, und er freut sich darauf. Ende Verhältnis, man kann es Vertrauen oder nicht, war für mich zweitrangig. Jahr geht die politische Zeit von Wan- nennen, hat schon gelitten. Da bin ich gäng der Gleiche geblieben Freisinnigen ner zu Ende. Er war ein Freisinniger und darf mich nach wie vor im Dorf der kleinen Leute, der Angestellten und Wer ist schuld? zeigen. Letzthin haben mich ein paar in Pension. Büezer. Ein Freisinniger aus einer an- Die Auseinandersetzung zwischen den Junge gefragt, ob sie mich duzen dür- deren Zeit. Parteien ist härter geworden. Das hat fen. Selbstverständlich, habe ich ihnen Interview: Philipp nicht nur mit der SVP zu tun, sondern gesagt, es gebe eine ganze Reihe von Christian Wanner ohne Politik, auch mit der Zersplitterung der Partei- Leuten, die würden dem Regierungs- Loser, Michael geht das überhaupt? enlandschaft. Heute gibt es viel mehr rat viel wüstere Namen sagen als den Das geht sogar ganz gut. Ich bin gerne Parteien, die sich ein Stück ergattern Vornamen (lacht). Rockenbach, in der Politik gewesen und ich bleibe wollen als vor zwanzig Jahren. Das auch danach ein politischer Mensch. Problem daraus: Die politische Mitte, Sie sind Bauer und Sie sind Fotos: Basile Aber für einmal nicht mehr in der die CVP, die FDP und gewisse Teile der Freisinniger. Ist das nicht ein vordersten Linie stehen und Verant- SVP, ist politisch nicht mehr Widerspruch? Bornand wortung tragen zu müssen – darauf mehrheitsfähig. Nei, nei, sicher nid. In Solothurn hat freue ich mich. das eine grosse Tradition. Am Anfang Sie kommen aus der Zeit, als das waren wir auch in der Bundeshaus- Was werden Sie am wenigsten noch anders war. Als die FDP eine fraktion neun Bauern. Gerade die vermissen? grosse, eine stolze Partei war. Landwirtschaft ist auf Konsenslösun- Ich habe gerne Leute. Ich schaffe gern. Heute liegt sie darnieder. Was ist gen angewiesen, für die es die politi- Aber ich habe nicht gerne Repräsenta- geschehen? sche Mitte braucht. Selbstverständlich tion: Wenn man nur zu einem Apéro Also: Sie haben schon recht – als ich hat man links und rechts auch Rezep- eingeladen wird, weil man nun zufällig Kantonsrat wurde, waren von 144 Par- te, aber die taugen in der Regel nichts. Regierungsrat ist und die Leute sonst lamentariern 65 bei der FDP. Auch im nichts von einem wissen möchten. Nationalrat hatten wir am Anfang Wir meinten eher den Wider- noch über 60, und dann begann die spruch zwischen den Aposteln des Schaffen und mit Leuten zu tun Erosion. Wir haben auf allen Seiten freien Marktes bei den Freisinni- haben, das können Sie ja immer verloren. Links an die Grünen und gen und den Bauern, die ja eine noch. Grünliberalen, rechts an die SVP. Je eher gespaltene Haltung zur Natürlich! Man verschwindet ja hof- grösser eine Partei ist, desto anfälliger Marktwirtschaft haben. fentlich nicht gleich vom Erdboden! wird sie. Die FDP hatte nie die innere Was heisst das denn, der freie Markt? Geschlossenheit einer CVP. Und dann Ist das Gewerbe im freien Markt? Mit Wenn Sie auf die letzten dreissig, haben wir einen Kardinalfehler began- unseren Submissionsvorschriften? vierzig Jahre zurückblicken: Ist gen: Wir wollten die aufkommende Aber es stimmt schon. Man kann mit die Politik aufgeregter geworden? SVP rechts überholen. Dabei wird je- allen Freihandelsabkommen ab- Eher unzuverlässiger. Ich kam 1977 in mand, der rechts aussen wählt, sich schlies sen, bis nach China und darü- den Kantonsrat, 1983 in den National- immer für das Original und nie für die ber hinaus. Man kann die Landwirt- rat. Damals hatten wir noch Leader- Kopie entscheiden. schaft bluten lassen und die Bauern so figuren, an denen man sich orientieren in die politischen Extreme treiben. «Luegit. Buure ist eine konnte. Ich sage nicht, dass das nur Das alleine wird es nicht gewesen Etwas sollte man dabei aber nie unter- Lebensform. Da braucht es positiv gewesen sei. Aber das Zusam- sein. schätzen: Die bäuerliche Bevölkerung eine innere Einstellung, damit menspiel zwischen Legislative und Nein, wir haben einen zweiten grossen besteht nicht nur aus den eigentlichen man das gern macht»: Exekutive war verlässlicher. Man hat Fehler begangen, wir haben die Be- Bauern. Ich habe zwei Brüder, der eine Christian Wanner, abtretender mehr gemeinsame Wege gesucht, da- rufsstände vernachlässigt. Früher hat ist Arzt, der andere ist Tierarzt. Die Finanzdirektor des Kantons mals. Heute gibt es viel mehr Leute, sich der Freisinn dezidiert mit Fragen würden nie eine Partei wählen, die die Solothurn. die um jeden Preis auffallen wollen; der Landwirte, der Kleingewerbler und Bauern versohlt, das kann ich Ihnen

TagesWoche 38 33 Interview 21. September 2012

grosse Gefahr. Nicht wegen der Pro- duktion oder der Landschaftspflege. Sondern weil in einem bedrohten Zu- stand immer zuerst die Tüchtigsten gehen. Weil die sofort etwas anderes machen können. Wie soll man an der Zukunft eines Berufsstands arbeiten, wenn die Besten gehen? Das ist doch im Journalismus genau gleich!

Ja, und jetzt. Eben.

Aber wir sind noch da … (lacht.)

Schauen wir also in die Zukunft: Wie wird die Schweiz in zwanzig, dreissig Jahren aussehen? Wir haben heute schon einen gewalti- gen Bodenverlust. Und wir reden hier nicht vom Berggebiet – die bauen bis zum Neujahr so oder so alles zu … Nein, reden wir vom Mittelland. Was wir dort an Kulturlandverlust haben, ist unglaublich. Es baut ja niemand in die Hänge, es bauen alle ins Flache. Und luegit, wenn man nur dem Zeit- geist huldigt, kann man sagen, das sei nicht aufzuhalten. Ich bin aber nicht so pessimistisch. Man muss die Leute heute fragen, was sie für eine Schweiz der Zukunft wollen, und danach ent- sprechend handeln.

Christian Wanner Ist der Job als Finanzdirektor versichern. Für micht geht es dabei Es ist eine Politkarriere, wie sie schweizerischer nicht sein ähnlich schwierig wie jener als längst nicht nur um die Landwirt- könnte. Christian Wanner (65) blieb ein Leben lang seiner Bauer? schaft. Ich bin in der Wirtschafts- und solothurnischen Heimat treu. Aufgewachsen in Messen, Jä guet. Wer keinen schwierigen Job Sozialpolitik gäng für Kompromisse. Schulen in Messen, ab 1977 Statthalter der Einwohner- und will, der muss nicht Regierungsrat Der Arbeitsfriede ist für mich ein sehr, Bürgergemeinde Messen, ab 1989 Gemeindepräsident. werden. sehr wichtiges Gut, ein Wettbewerbs- Neben seiner lokalen Politkarriere stieg er auch zu regionaler vorteil, auch wenn das heute nicht und nationaler Bekanntheit auf. Von 1977 bis 1985 war er Und vor allem nicht Finanzdirek- mehr alle so sehen. Kantonsrat für die FDP, von 1983 bis 1995 sass er im National- tor. Das ist der schlimmste Posten rat, ab 1995 in der Solothurner Regierung als Finanzdirektor. von allen. Ist die FDP in der Geiselhaft Wanner schuf sich als Präsident der Konferenz der Finanz- Er ist anspruchsvoll, ja, aber das sind der Hochfinanz? direktoren einen Ruf als Vermittler und schlauer Kopf. Nun die anderen auch. In meiner Situation Ich würde es nicht gerade so nennen. geht seine Zeit als Politiker zu Ende: Im März 2013 wählen die war es speziell, weil zu Beginn meiner Aber man hatte zu wenig Mut, um sich Solothurner eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger für Amtszeit der Kanton Solothurn in abzugrenzen. Trotzdem muss ich als Wanner, der mit seiner Familie immer noch in Messen lebt. einer schwierigen Situation war. Heute Bauer und Freisinniger feststellen: sind wir schuldenfrei, haben etwas Wir brauchen einen funktionierenden Eigenkapital. Und dazu müssen wir Finanzplatz. nun Sorge tragen. Ob das die Politiker können? Ich zweifle daran. Aber man Wenn wir bei der Landwirtschaft kann nicht mehr tun, als es ihnen bleiben: In welche Richtung ent- sagen. wickelt sich der Berufsstand? Ich bin überzeugt, die nächste Krise Hat man als Finanzdirektor eines von weltweiter Bedeutung wird keine Gar nicht, das würde ich nie machen. haben eine gewisse Wirkung – und Konkurrenz-Kantons eigentlich kriegerische sein, sondern eine Nah- Das muss von innen kommen. Mein man muss gäng daran denken, dass Mitleid, wenn es dem Amts- und rungsmittelkrise. Natürlich können Sohn ist Pilot, das wollte er unbedingt, es nachhaltig sei. Parteikollegen Adrian Ballmer so wir argumentieren, die Schweiz ver- und ich liess ihn machen. Heute spürt schlecht geht? möge es noch lange, Lebensmittel zu er, dass er lieber hier im Betrieb wei- Apropos Nachhaltigkeit: Heute Mitleid hat man immer, das kostet importieren. Aber irgendwann wird termachen möchte, als Bauer. Ich habe geben so viele Leute ihren Bauern- nichts. Nein, im Ernst: Ich mag Adrian die Situation eintreten, wo sich die viele Lehrlinge auf meinen Bauernhof hof auf wie noch nie. Ballmer sehr gut, ich mag auch Eva Armen dieser Welt das holen, was sie gehabt, und wenn die alben klagten, Man macht es uns auch schwer. Schaut Herzog. Wir schaffen auch sehr gut nicht haben. Darum ist die produktive die anderen hätten es viel schöner und einmal die Tierschutzvorschriften an. zusammen, und ich habe mit Interesse Funktion der Bauern so wichtig. Und mehr Freizeit, da sagte ich ihnen: Ist es einer Kuh wirklich wohler, wenn den Weg verfolgt, den das Baselbiet sie ist nicht die einzige. Nicht alle ver- Luegit, Buure ist eine Lebensform. Da ihr Läger zwei Zentimeter länger ist? beim Sparen nahm. Und hatte immer mögen es, nach Thailand in die Ferien braucht es eine innere Einstellung, Mein Bruder, der Tierarzt, sieht viele meine Zweifel, ob es nicht doch zu fliegen. Es braucht die Bauern für damit man das gern macht. Ställe. In einem ist das Läger zwei abverheit. die Ökologie, für die Landschafts- Zentimeter zu kurz, und die Tiere sind pflege, für die Pflege unserer Heimat. Hat Sie diese Einstellung auch dennoch tipptopp in Form. In einem Waren die Baselbieter zu als Politiker geprägt? anderen hat das Läger die richtige wenig clever? Wie läuft es in Ihrem Betrieb? Sehr sogar. Alles redet heute über Länge, und dafür kann man keine Kuh Es gibt zwei Lehrmeinungen. Das Es läuft sehr gut. Ich habe mit meinem Nachhaltigkeit. Für mich war das anfassen, ohne dass sie an die Decke grosse Paket, so wie es in einigen Sohn auch schon einen Nachfolger. als Bauer und als Politiker immer ein geht. Sehen Sie? Das nenne ich Ver- Kantonen funktioniert hat, und die wichtiges Prinzip. Alle Entscheidun- nunft. Aber es stimmt, die vielen Bau- kleinen Schritte. Ich habe stets den Mussten Sie ihn zwingen? gen, die man in der Politik fällt, ern, die heute aufhören, sind eine zweiten Weg bevorzugt.

TagesWoche 38 34 Interview 21. September 2012

Wie gut läuft eigentlich die Bankrott erklärung für die Zusammenarbeit? «Die finanzielle Verwaltung. Gut! Das würde ich nicht sagen. Es kommt doch auch darauf an, in welchen Staa- Aber nicht überall. Nehmen wir ten man sich Daten verschaffen will. den Bildungsraum – da waren die Elite muss nicht In Frankreich und Deutschland mag beiden Basel für Solothurn plötz- das gehen, in Nigeria oder Kamerun lich nicht mehr so wichtig. dürfte es eher schwierig sein. Wir nehmen alle wichtig. Aber wir immer die Steuern haben halt viele Nachbarkantone, und Ist die Pauschalbesteuerung nicht jedes Gebiet im Solothurnischen hat einfach das Symptom einer inter- einen anderen Fokus. Mein Bezirk ist senken wollen. nationalen Geldelite, die je länger, nach Bern ausgerichtet, das Niederamt je mehr den Kontakt zu den nor- Richtung Aarau, das Schwarzbuben- malen Leuten verliert? land Richtung Basel. Uns ist es den- Der Arbeitsfrieden Ja, diese Frage muss man sich tatsäch- noch gäng gelungen, die Gebiete gut lich stellen. Es ist ein Problem, wenn zusammenzuhalten. Von einem Kan- Leute hundert Prozent arbeiten und ton Nordwestschweiz halte ich darum dann doch nicht durchkommen. Es ist überhaupt nichts. ist ein ein Problem, wenn die finanziellen Möglichkeiten der Menschen immer Das wollten wir eben fragen. weiter auseinanderdriften. Es ist ein Hab ichs doch vermutet! hochstehendes Problem, wenn Kopfarbeit gegenüber Handarbeit massiv besser bezahlt Es ist doch auch eine logische wird. Und es ist auch ein Problem der Abfolge. Zuerst fusionieren die Gut. Und wenn man Wahrnehmung. Ich habe darum kürz- beiden Basel, danach kommen lich auch mit einer Baselbieter Regie- das Fricktal und das Schwarz- rungsrätin ungenannten Namens über bubenland dazu. diesen Frieden den Bausparabzug gestritten. Sie hat Das wollen wir dann zuerst einmal mir versichert, dass auch die Familien sehen, wie sich die beiden Basel zu- mit kleinen Einkommen von 5000 bis sammenschliessen. Man muss die 6000 Franken den Bausparabzug Leute nicht mit Fusionen aufscheu- aufrechterhalten machen könnten, neben der Säule 3a, chen, man muss miteinander über die mit drei Kindern, einer Wohnung und Grenzen hinweg zusammenarbeiten. zwei warmen Mahlzeiten am Tag. Das interessiert die Leute! will, dann kostet Aber sicher.

Aber das Schwarzbubenland ist So ist es halt: Die Politik hat ihr doch auf Basel ausgerichtet. das Geld.» Primat verloren und dient sich Das ist nur äusserlich. Innerlich sind jetzt den Reichen an – sonst gehen das die besseren Solothurner als män- sie anderswohin. ge hier. Ich sage Ihnen: Ein Kanton Und dort ist ihnen wöhler? Ich habe Nordwestschweiz löst kein einziges mal einen erlebt, er war einer der Problem. Vereinfacht nichts. Die un- reichsten Solothurner überhaupt. Der terschiedlichen Mentalitäten werden Das muss man als Finanzdirektor! Das Berner über die Abschaffung der wohnte in einer der steuergünstigsten immer bleiben. Ein Baselbieter bleibt habe ich schon beim Stich Otti gelernt. Pauschalbesteuerung ab. Sie sind Solothurner Gemeinden, aber das war gäng ein Baselbieter, ein Städter gäng für die Pauschalbesteuerung – ihm noch zu teuer. Also ging er in eine ein Städter, ein Schwarzbub ein Solo- Ist sie eine Linke, die Frau dabei zeigt die Situation in Zürich ausländische Steueroase. Dort starb er thurner. Zusammenarbeit ist in Ord- Herzog? doch, dass nach der Abschaffung vereinsamt, weil niemand etwas mit nung, aber hört mir auf mit dem Nein, sie ist eine Sozialdemokratin, sogar mehr Steuern bezahlt ihm zu tun haben wollte, da alle seine Kanton Nordwestschweiz. Da bin ich wie ich sie mir vorstelle (lacht). Sie werden. neuen Nachbarn noch viel mehr Geld konsequent dagegen. Ich bin halt macht wirklich einen guten Job. Ich traue diesen Erfahrungen nicht. hatten. Wenn sich nur ein paar Exoten Föderalist! So. Mögt ihr einen Kaffee? Luegit, da ist kein Eigennutz dabei, im auch so davonmachen – was solls? Wär das eine Idee? Sie waren einer der Fürsprecher Kanton Solothurn haben wir zwei Pau- Sollen sie gehen. bei ihrer Bundesratskandidatur. schalbesteuerte, das macht uns nicht Rockenbach: Gerne! Sie kannten Schade, war sie nicht bekannter. Sie arm und nicht reich. Ich sehe die gan- Sind es denn tatsächlich nur doch auch Kurt Schaffter vom wäre eine super Bundesrätin ze Frage im internationalen fiskalpoli- ein paar Exoten? Restaurant Kreuz in Metzerlen, geworden! tischen Umfeld: Natürlich braucht es Seit meinem ersten Tag als Finanz- den langjährigen Gemeinde- Steuerabkommen, natürlich muss das direktor droht man mir den Massen- prä sidenten der CVP? Warum haben Sie eigentlich Verhältnis klar geregelt werden. Aber exodus reicher Solothurner an. Und Aber sicher, das war der beste Freund nie aspiriert? wir dürfen nicht in Schönheit sterben. was ist passiert? Ich sage jetzt nicht, es meines Vaters. Ig? Ich habe während den zwölf Jah- Pauschalbesteuerung kennt doch halb sei niemand gegangen. Aber es sind ren im Nationalrat erlebt, wie es den Europa! Ich gebe euch ein Beispiel. auch Leute gekommen. Fiskalität liegt Rockenbach: Und der Grossvater Bundesräten ergeht. Eventuell hätte Letzthin war ein deutscher Unterneh- etwa an fünfter Stelle der Standort fak- meiner Frau. Der sagte immer: ich eine Chance beim Villiger-Rück- mer bei mir, der in der Schweiz ein toren, hinter Schulen, der Verkehrs- Der Kanton Nordwestschweiz tritt gehabt, aber damals kandidierte paar Millionen Franken Steuern be- gunst, der Sicherheit, dem Wetter! Die kommt. Aber ich werde das zum Christine Beerli, zu der ich ein sehr zahlt, pauschal. Der ist unternehme- finanzielle Elite muss nicht immer die Glück nicht mehr erleben. gutes Verhältnis hatte. risch in fünfzig Ländern tätig – wie Steuern senken wollen. Ich habe es Ha! Und von welchem Schaffter ist sollte man den denn veranlagen? Na- schon erwähnt, der Arbeitsfrieden ist Ihre Frau? Also blieben Sie in Solothurn. türlich hat die Pauschalbesteuerung ein hochstehendes Gut. Und wenn Wie sagen es die Römer? Lieber der gewisse Grenzen und natürlich ist es man diesen Frieden aufrechterhalten Rockenbach: Von der Annemarie. Erste in der Provinz als in Rom der nicht immer ganz gerecht. Aber im will, kostet das Geld. Wenn man auch Dann ist sie ja die Cousine von Eva Zweite. Mir gefällt das, der regionale Grossen und Ganzen setzen die Kanto- den ärmeren Kindern eine Ausbildung Herzog! Bezug, die Verwurzelung mit dem ne die Pauschalbesteuerung sauber zahlen möchte, kostet das Geld. Wenn Boden hier. um und es gibt keinen Grund, sie man die Landschaft schützen will, Loser: Sie sind extrem schnell, abzuschaffen. kostet das Geld. Das ist ein solidari- Herr Wanner. Danke für den Kaffee! Reden wir scher Beitrag. Wer diesen nicht leisten Eva Herzog, was ist die tüchtig! doch noch ein bisschen über Sach- Das Argument, die Steuerver- will, wer stattdessen immer nur auf politik: Am nächsten Sonntag waltung könne die Daten nicht den Staat schiesst, der soll gehen. Sie kann aber auch bestimmt sein. stimmen die Baselbieter und die erheben, ist doch letztlich eine tageswoche.ch/+bafti

TagesWoche 38 35 Dialog 21. September 2012

«Soll die Pauschalbesteuerung abge- Leserbriefe an waren die Schweizer Fussballer noch schafft werden?», tageswoche.ch/+bacsa nie. Deshalb müssen sie sich jeden die Redaktion Sieg erarbeiten. Und das haben sie mit Weshalb die Aufregung? Bravour getan. Dass der Albanien-Sieg nun mit zwei Weitschüssen, einem Wenn stimmt, was Michael Herr mann Zufall und einem Penalty abgetan behauptet, wonach durch eine Kon- wird, ist res pekt los und höchst un- troll rechnung sichergestellt wird, dass sportlich. Mich dünkt, dass die beiden der Pauschalbesteuerte nicht weniger Schreiberlinge einen Rachefeldzug Steuern bezahlt, als wenn er regulär gegen Ottmar Hitzfeld aufziehen, der besteuert würde: Warum haben dann jetzt für «Blick» schreibt und nicht für die Pauschalbesteuerungs-Anhänger die TagesWoche. Dass der «Blick» ein derart Angst vor einer Abschaffung? bisschen die grössere Reichweite als Cornelis Bockemühl die TagesWoche hat, ist auch allen klar. Und gerade deshalb: Wir wollen Warren Buffett nicht nur fairen Sport, wir wollen auch - fairen Journalismus. den, nähme Warren Buffett in der Roland Fischer Sch weiz Wohnsitz und würde ledig- lich anhand seiner Lebenshaltungs- «Herzstück soll viel Geld bringen», kosten pauschalbesteuert. tageswoche.ch/+bagmn Rolli Rallo Bohrungen in Basel «Passivrauchen schadet nicht», Ist ja schön und gut dieser Plan, also auf tageswoche.ch/+baboj dem Papier jedenfalls. Und schön vor- gerechnet haben das die Herren sowie- Umstrittener Professor Wer das Buch von Professor Gries- für derartige Eingriffe im Untergrund haber gelesen hätte, wüsste, dass der geeignet wäre. Ich erinnere mich vage Professor zunächst nichts anderes an ein energiebezogenes Projekt, wel- gemacht hat, als die Zahlen der DKFZ- ches kleinere Beben und massive Klagen Studie mit den 3301 Passivrauch-Toten zur Folge hatte. Einen Tunnel durch die mit den realen Krankheitsdaten der Basler Innenstadt zu bauen, könnte Krankenkassen, auf die er Zugriff durchaus Schwierigkeiten bereiten. hatte, abzugleichen – mit dem Ziel, Und dann wären die Kollateralschäden die Aussagen über die Schädlichkeit wohl eher nicht von grossem volks- von Passivrauchen zu bestätigen. Dabei hat er aber erhebliche Dis kre- Julian Kamasa pan zen festgestellt, die ihn dazu ve ran lasst haben, die diversen «Herr Kessler, fühlen Sie sich noch wohl Studien zu hinterfragen. Mit der Leserbrief der Woche in Basel?», tageswoche.ch/+baavm Bemühung, hier einfach nur Aufklärung herbeizuführen, ist er auf von André Auderset zu «Herzstück soll viel Geld bringen», Von der Sache überzeugt unglaubliche Ignoranz, Gegenwehr tageswoche.ch/+bagmn Vor vielen Jahren – zu Peter Facklams und Diffamierung gestossen. Das hat und Jörg Schilds Zeiten – musste ich ihn nach seiner Pensionierung dazu mal gegen Kessler vor Gericht streiten. veranlasst, dieses Buch zu schreiben, Das Herzstück ist der pure Grössenwahnsinn. Dieses Schon damals hat mir seine klare, sach- Projekt ist ein typisches Beispiel dafür, wie sich fast epidemisch liche Analyse und Stellungnahme im- hätte fürchten müssen. Euphorie verbreitet und niemand den gesunden Menschen- poniert. Bis heute scheint mir, lässt er Frank V verstand einschaltet. Entschuldigung, wenn ich diesen Gottes- sich nicht ins gängige Schema «links» oder «rechts» einordnen, und das ist «Von eiskalt zu lauwarm», dienst störe! Bitte mal kurz nachdenken: Mit dem Zweier ist auch gut so. Seine Stärke ist gleichzeitig tageswoche.ch/+baeml man in weniger als zehn Minuten vom Bahnhof SBB zum Badi- seine Schwäche: Er lässt sich nur dann Brillante Sambatänzer schen Bahnhof gefahren. Die beiden Zentren des nationalen und «instrumentalisieren», wenn er selbst internationalen Schienenverkehrs sind also ausgezeichnet von der Sache überzeugt ist. Darum hat Dieser Artikel ist nun wirklich aller- ihn wohl jede politische Seite auch unterste Schublade. Weshalb? Wie verbunden. Warum also Milliarden in den Untergrund verbud- schon als Gegner erlebt. Ich persönlich würde sich das Wehjammern der Pres- deln und die Basler Innerstadt über Jahrzehnte Bauzeit un- schätze seine scheinbar ideologiefreie, se anhören, wenn die Schweiz nach passierbar machen? Will sich da wieder mal ein Baudirektor ein oft mutige und kreative Persönlichkeit den Spielen gegen Slowenien und sehr, auch wenn ich in der Sache gele- Albanien punktelos dastünde? Bril- Denkmal setzen, noch bevor dasjenige seines Vorgängers – die gentlich nicht mit ihm übereinstimme. lante Techniker und Sambatänzer von niemand benötigte Tramverbindung nach Weil – fertig ist? Peter Waldner

TagesWoche Redaktion Redaktionsleitung Raz, Michael Rockenbach, Layout/Grafik Abonnemente 2. Jahrgang, Ausgabe Nr. 38 Tel. 061 561 61 61 Urs Buess, Remo Leupin Cédric Russo (Praktikant), Carla Secci, Petra Geiss mann, Die TagesWoche erscheint Auflage: 21 000 Exemplare [email protected] Martina Rutschmann, Daniel Holliger; täglich online und jeweils am Gerbergasse 30, 4001 Basel Redaktionsassistenz Peter Sennhauser, Designentwicklung: Freitag als Wochenzeitung. Kooperationspartner: Verlag Béatrice Frefel, Esther Staub Dani Winter, Monika Zech Matthias Last, Abonnementspreise: «The Guardian» (London), Tel. 061 561 61 61 Manuel Bürger (Berlin) 1 Jahr: CHF 220.– [email protected] Redaktion (50 Ausgaben); «Der Freitag» (Berlin) Bildredaktion David Bauer, Renato Beck, Hans-Jörg Walter, Anzeigen 2 Jahre: CHF 420.– Geschäftsleitung Yen Duong, Karen N. Gerig, Michael Würtenberg Andrea Obrist (100 Ausgaben); Herausgeber Tobias Faust Tara Hill, Noëmi Kern (Leiterin Werbemarkt), Ausland-Abos auf Anfrage. Neue Medien Basel AG [email protected] (Praktikantin), Christoph Lukas Ritter, Alle Abo-Preise verstehen Kieslich, Matieu Klee, Korrektorat Tobias Gees sich inklusive Abo-Service: Verlagsassistenz/ Marc Krebs, Philipp Loser, Céline Angehrn, Noëmi Kern, 2,5 Prozent Mehrwertsteuer Tel. 061 561 61 61 Lesermarkt Amir Mustedanagic, Matthias Martin Stohler, Dominique Druck und Versand kosten [email protected] Martina Berardini Oppliger (Praktikant), Florian Thommen, Andreas Wirz Zehnder Druck AG, Wil in der Schweiz.

TagesWoche 38 36 Dialog 21. September 2012

JA Die Wochendebatte NEIN «Nachhaltiger, zentraler «Rheinhattan zurück Wohnraum in der Stadt» an den Start»

David Wüest-Rudin Heidi Mück Präsident und Grossrat Grünliberale Grossrätin Grünes Bündnis

Ja, ich bin für «Rheinhattan», dass die Das Projekt für die Überbauung des Klybeckbrachen am Rhein verdichtet frei werdenden Platzes im Klybeck- bebaut werden, also auch in die Höhe. hafen («Rheinhattan») ist erst eine Zwei Hauptgründe: Erstens müssen Vision einiger Planer und Stadtent-

wir städtebaulich auf die Zuwanderung Foto: zvg wickler, doch eines ist heute schon klar: reagieren. Es kommen immer mehr gut Es geht um viel Geld. «Rhein hattan» qualifizierte Menschen in die Region muss Profit abwerfen, mit den Bau- Basel, um hier zu leben und zu arbei- rechtszinsen soll die Erweiterung des ten. Das ist im Grossen und Ganzen Hafens mit dem neuen Container- zu begrüssen. Allerdings wird der Braucht Basel terminal und dem Hafenbecken 3 fi- Wohnraum dadurch knapp und ver- nanziert werden. Die aktuellen Pläne teuert sich. und Modelle zeigen eine gigantische Dagegen hilft nicht die Abschottung Büro- und Hochhauslandschaft im Stil gegen Ausländer, sondern dichtes das Projekt der 1990er-Jahre. Verkauft wird das Bauen von attraktivem Wohnraum in Ganze als Entwicklung und Aufwer- der Stadt. Das ist, als zweiter Grund, tung des Klybeckquartiers. Doch: Was auch ökologisch verträglicher. Zwei soll hier entwickelt und aufgewertet unserer grossen Umweltprobleme sind Rheinhattan? werden? die Zersiedelung (Landverschleiss, Im Gebiet rund um den Hafen woh- Verkehr) und die schlechte Bausub- nen viele Menschen mit tiefem Ein- stanz (Energieverbrauch). Wir müssen kommen, Arbeitslose, Rentner und Mi- also die Leute wieder zentral in die Das Risiko von Fehlplanungen besteht, wenn sich Städte grantinnen. Die Verkehrsbelastung ist Stadt in energetisch nachhaltige mit grossen Projekten ein Gesicht geben wollen. Das von den hoch, es gibt wenig Grünflächen und neuwertige Wohnungen bringen. Medien «Rheinhattan» getaufte Basler Projekt ist ein solch die Umgebung ist geprägt durch die «Rheinhattan» soll dazu eine umfas- Nachbarschaft der chemischen Indust- send umweltverträgliche Vorzeige- umstrit tener Wurf: Im Kleinhüninger Hafenareal soll ein Stadt- rie mit all ihren Emissionen. Es gibt siedlung werden, ähnlich wie Hammar- viertel mit imposanten Hochhäusern entstehen – eine Art zahlreiche ältere Wohnhäuser mit by Sjöstad in Stockholm. Der politische Manhattan inklusive Skyline. Die Regierung möchte so Wohn- wenig Komfort, dafür günstigem Miet- Auftrag dazu wurde vom Grossen raum schaffen und den Stadtteil beleben. Geplant sind zudem zins. Die Vision «Rheinhattan» passt Rat bereits erteilt. dazu wie die Faust aufs Auge. Ich bin für Konsequenz in der Poli- Büros, Geschäfte, Bars und Restaurants, damit das Quartier zu Viele Bewohnerinnen und Bewohner tik – geradeaus statt links-rechts. Es ist einer lebendigen kleinen «Stadt in der Stadt» wird und nach von Klybeck/Kleinhüningen schätzen unglaubwürdig, Zuwanderung und Feierabend nicht ausgestorben ist. Ausserdem soll ein zusätz- ihr Quartier und leben nicht nur dort, Ökologie zu befürworten und zugleich weil die Wohnungen günstig sind. Die eine «Aber-mein-Vorgärtchen-bleibt- liches Hafenbecken den Rheinhafen für die internationale Industrieromantik, die Nähe zum frei-und-bei-mir-wird-nicht-gebaut»- Schifffahrt attraktiver machen. Ein Ausbau der ÖV-Verbin- Hafen, zur Grenze, aber auch die nicht Haltung zu vertreten, schon gar nicht dungen ist ebenfalls geplant. Ein ganzes Quartier wird so ge- kommerziellen Treffpunkte und kultu- in der Stadt. rellen Angebote tragen zur speziellen Zumal sich der Ort für eine dichte staltet, statt nur das organische Wachstum sanft gelenkt. Tut Stimmung im Quartier bei und machen und umweltverträgliche Bebauung das Basel gut? Diskutieren Sie mit. tageswoche.ch/wochendebatte es für junge Leute und Menschen mit geradezu anbietet. Der Rhein ist eine unkonventionellem Lebensstil attraktiv. sehr attraktive Lage, an der auch ein- Diese Menschen brauchen keine kommensstarke Haushalte gerne in Soll die Pauschalbesteuerung abgeschafft werden? «Entwicklung und Aufwertung» ihres Hochhäusern wohnen. Quartiers. Sie ärgern sich, dass ihr Richtig gemacht, kann auch für mit- Die Wochendebatte vom 14. September Wohngebiet als Scherbenviertel be- telständische Familien Platz sein, zum zeichnet wird. Mit der geplanten Auf- Beispiel in gemeinnützigem Wohnungs- Was ist wichtiger im Staatswesen: Kalkül im Steuerwettbewerb und damit wertung werden nicht die tatsächlichen bau. Damit könnte auch das Quartier eine Politik der Einnahmenoptimierung – oder Gleichbehandlung und Gerech- Probleme angegangen, wie Industrie- mehr Vielfalt und buntere Gemein- tigkeit? Auf diese Frage lief die Diskussion Pauschalbesteuerung hinaus. immissionen oder hohes Verkehrsauf- schaft erleben. Der angelsächsische FDP-Landrat Michael Herrmann führte an, dass die Pauschalsteuer vor allem kommen. Stattdessen werden die Expat und die Schweizer Mittelstands- administrative und nicht finanzielle Vorteile für die Betroffenen bringt – was Schwächsten vertrieben, damit die familie zusammen in einem Stadt- die Diskussionsteilnehmer nicht glauben wollen. Die Dreiviertelmehrheit der Bevölkerungsstruktur sich «zum Bes- quartier mit der anatolischen Arbeiter- Community gibt SP-Landrätin Kathrin Schweizer recht: Ein Sondertarif für seren» entwickelt. Gentrifikation pur! familie und der Freiraumaktivistin. Superreiche ergibt nur Sinn, wenn wir davon ausgehen, dass diese Menschen Deshalb ist «Rheinhattan» kontra- Oder ist das den Gegnern von «Rhein- ausschliesslich wegen der Steuern hierher kommen – und man sie nur wegen produktiv und schädlich. Diese Art der hattan» in Kleinhüningen/Klybeck zu der Steuereinnahmen hier haben will. Das sei «wenig selbstbewusst», was den Stadtentwicklung nimmt keine Rück- viel Vielfalt – möchten sie lieber «unter Wert des Landes angeht, warf etwa Leser Florian Mathys ein. sicht auf die ansässige Bevölkerung sich» bleiben? Ich bin für Konsequenz. und dient nur dem Profit.

TagesWoche 38 37 Bildstoff: Die belgische Fotografin Frieke Janssens war irritiert vom Youtube-Video eines rauchenden indonesischen Jungen. Dieses Erlebnis inspirierte sie zu dieser Arbeit. Als Künstlerin bricht Janssens bewusst Tabus und provoziert Fragen über die Veränderung von Gepflogenheiten, Moral und Ästhetikempfindung. Es handelt sich bei dieser Bildserie um bearbeitete Fotografien: Statt an Zigaretten zogen die Kinder auf dem Set an Käsestäbchen.

TagesWoche 38 Bildstoff im Web Aussergewöhnliche Bildserien, -techniken und -geschichten von Amateuren und Profis: jede Woche im TagesWoche- Fotoblog «Bildstoff». tageswoche.ch/+azxwi

39 SPORT

Transferhilfe Video: Die besten Szenen eines Lebens Gesucht: zusammen geschnitten.

iniges kann schieflaufen, Sache kam vor Gericht. «Das hat uns Ewenn sich ein Club mit weniger finan- der ideale viel Geld gekostet», sagt Spörri. Rund ziellen Möglichkeiten als der FC Basel 50 000 Franken seien den finanziell auf die Suche nach einer ausländischen nicht auf Rosen gebetteten NLA-Bas- Verstärkung macht. Es muss ja nicht ketballern verloren gegangen. gleich so krass sein wie 2003, als die Der Fall verweist auf das Kernprob- Frauen-Equipe der SG ATV/KV Basel Ausländer lem bei der Suche nach ausländischen per E-Mail mit einer argentinischen Spielern: Wie soll die Qualität der Handballerin mit eindrücklichen Mas- Sportler eingeschätzt werden, bevor sie sen verhandelten. Und sich am Ende in der Region Basel angekommen sind? herausstellte, dass Alexis Stocker, ein Der FCB hat sein Netz an Scouts – und 1,85 Meter grosses und 80 Kilogramm ist trotzdem nicht vor Fehltransfers ge- schweres Model, zum zweiten Vorna- feit. Da ist die Aufgabe für die anderen men Carlos hiess – und eindeutig ein Clubs, die deutlich kleinere Brötchen Mann war. Ein Missverständnis, das backen, noch viel schwieriger. sich wenigstens finanziell nicht aus- Zumal die Bedeutung ausländischer wirkte. Stocker wurde an die Männer- Spieler in Hand-, Volley-, Basketball Equipe des TV Pratteln vermittelt. und Eishockey massgebend ist für den Ein Fehlgriff bei der Verpflichtung Sie sollen auf dem Platz Leistung sportlichen Erfolg. «Ein guter Goalie, von Ausländern kann aber auch richtig zwei starke Ausländer und daneben so- ins Geld gehen. So erinnert sich Martin bringen, sind meist die einzigen lide Schweizer – dann kommst du mit Spörri nur ungern an die Transfers der Garantie in die Top vier», sagt Dany vorletzten Saison zurück. Damals ver- Profis im Team und somit ein Faktor Gélinas, Trainer der EHC Basel Sharks. pflichteten die Starwings Basket Regio Alex Ebi, Präsident der NLA-Handbal- Basel zwei Ausländer «mit sehr guten im Budget. Umso wichtiger ist ler des RTV Basel, meint: «Die Aus- Verträgen», wie sich der Präsident der länder machen den Unterschied.» Starwings erinnert: «Aber dann ka- die richtige Auswahl ausländischer Und Werner Schmid, Präsident von men sie in körperlich schlechter Ver- Sm’Aesch-Pfeffingen, stellt für die Vol- fassung an.» Spieler für die regionalen Clubs. leyball-NLA fest: «Ausländerinnen Der Verein versuchte die Verträge müs sen in heiklen Situationen das mit den beiden Spielern aufzulösen, die Von Florian Raz Spiel herumreissen.»

TagesWoche 38 40 SPORT Sport 21. September 2012

«Wo ich aufgewachsen bin, ist vieles nicht so gelaufen, wie es sollte.» Justin Dobbins, Profi-Basketballer der Starwings. Foto: Stefan Bohrer

wurde.» Dass er trotzdem weiter Bas- ketball spielen wollte, stand für ihn fest. Also wurde aus Dobbins eine Ich- AG. Ein selbstständiger Basketball- Profi, der seine Fähigkeiten europäi- schen Clubs vermietet. Es ist jeweils Arbeit auf Zeit, nicht besonders gut bezahlt – bei den Starwings erhält Dobbins rund 2700 Franken netto im Monat – und nicht ganz ohne Risiko. Seine ersten Verträge ausserhalb der USA hatte er in England. Dort jedoch habe es mit den Lohnüberweisungen nicht immer geklappt, sagt Dobbins: «Man schuldet mir noch Geld.» Deswegen wollte er auch nicht mehr in England spielen, obwohl er auf der Insel seine Ehefrau kennenge- lernt hat und sie noch immer in Eng- land lebt. Sein Vertrag bei den Star- wings läuft acht Monate, danach hofft Dobbins, seine persönliche Saison ir- Transferhilfe Statistik: gendwo in Europa noch etwas verlän- Nur wer die jeweilige gern zu können: «Vielleicht bei einem Liga kennt, kann Club, der Playoffs spielt.» die Zahlen deuten. Der Körper ist das Kapital

Die Wechsel bereiten Agenten vor. Der Spieler ist dafür zuständig, dass sein Körper in Form ist. Denn der ist sein Kapital, um das es sich auch dann zu kümmern gilt, wenn die Li- Statt in die NBA gen pausieren. Diese Zeit verbringt er zu Hause in Cleveland, trainiert im Mit Ausnahme des EHC sind die Fitnesscenter und spielt in einer Som- Gastarbeiter auch jeweils die einzigen führt der Weg merliga, in der sich Profis und Ama- Spieler mit Profi-Status. Das macht die teure gemeinsam fit halten. Suche nach der richtigen Verstärkung Zudem gibt er in seiner Zeit in noch wichtiger – und komplizierter. Cleveland Kindern Gratisstunden: Gesucht ist der ideale Ausländer: nicht nach Birsfelden «Weil ich will, dass sie dieselbe Chan- zu teuer, sportlich top, charakterlich ce haben, wie ich sie erhalten habe.» einwandfrei. Denn auch wenn sich der grosse Von Florian Raz Traum von der NBA nicht verwirk- licht hat, war Basketball trotzdem Wer bezahlbar ist sein grosses Glück. Dobbins stammt und sportlich top, aus Glennville, über das in Wikipedia Manchmal entscheiden im kee Bucks habe er vorgespielt, erzählt wenig schmeichelhaft zu lesen ist, es der muss sonst Sport Zentimeter. Nicht nur über Sieg der heute 24-Jährige. Doch beim sei «das sichtbarste Beispiel für Defizite haben. oder Niederlage – sondern auch über Draft, der Veranstaltung, an der die Armut, Kriminalität und Verfall in ganze Karrieren. Justin Dobbins zum NBA-Teams sich die Rechte an Nach- Cleveland». Dobbins selbst sagt: «Wo Beispiel war mit 2,03 Metern Körper- wuchsspielern sichern, war sein ich aufgewachsen bin, ist vieles nicht Das Problem: Diesen Spieler gibt es länge die entscheidenden Zentimeter Name nicht in der Verlosung. «Es so gelaufen, wie es sollte.» eigentlich nicht. Oder wie es Star- zu kurz für eine grosse Karriere in der sind verschiedene Dinge dazwischen- Nur dank seinen Fähigkeiten mit wings-Trainer Roland Pavloski sagt: National Basketball Associa tion gekommen», erklärt Dobbins, «mal dem Ball erhielt er ein Stipendium «Wenn einer bezahlbar ist und auf dem (NBA), dem Traumziel eines jeden wählte das Team jemanden, der grös- und konnte ans College. «Ich bin der Feld super, dann muss er irgendwo Basketballers auf dieser Erde. Auf ser war, mal wollten sie lieber einen Erste meiner Familie, der das College sonst ein Defizit haben.» Sprich, es diese Saison hin wechselte der US- Spieler, der auf einer anderen Po- mit einem Abschluss beendet hat», dürfte eine Herausforderung werden, Amerikaner zu den Starwings Basket sition spielt.» sagt Justin Dobbins, «das war eine ihn ins Teamgefüge zu integrieren. Regio Basel nach Birsfelden. So war der Traum von der NBA grosse Sache.» Mit seinem Bachelor Trotzdem war es jahrelang Usus, Nach seiner Zeit auf dem Eastern ausgeträumt, bevor er richtig begin- in Architektur passt er eigentlich Spieler praktisch ab Video zu verpflich- Michigan College hatte Dobbins 2010 nen konnte. «Es hat mich getroffen, ganz gut in die Architektenstadt Ba- ten. In jeder Sportart gibt es Agenten, zwar verschiedene Testtrainings bei als ich eingesehen habe, dass es nicht sel. Auch wenn im Hinterkopf immer die entweder aus eigenem Antrieb NBA-Teams. Bei den Memphis Grizz- geklappt hat», sagt Dobbins, «aber die Hoffnung lebt, es irgendwann Spieler anbieten oder auf Wunsch eines lies, den Philadelphia 76ers, den ich liess mich nicht von dem Tag run- doch noch in die NBA zu schaffen. Clubs für eine bestimmte Position eine Cleveland Cavaliers und den Milwau- terziehen, an dem ich nicht gezogen tageswoche.ch/+bagms

TagesWoche 38 41 Ob Ihr Kandidat auf Ihrer Seite steht, steht auf unseren Seiten. Stimmen und Stimmungen zum Basler Wahlherbst.

Täglich online, freitags gedruckt.

Die Wochenzeitung, die täglich erscheint. Sport 21. September 2012

Liste zusammenstellen. Früher wur- den danach DVDs verschickt. Heute gibt es Passwörter, um die Videos im Internet anzuschauen. Auf diesem Weg sind auch die Star- wings auf ihren neuesten US-Amerika- ner Justin Dobbins aufmerksam ge- worden (vgl. Seite 41). Allerdings hat sich bei allen lokalen Clubs die Er- kenntnis durchgesetzt, dass schöne Bilder und gute Statistiken der letzten Saisons alleine nicht reichen, um einen Spieler beurteilen zu können. «Zu sehen bekommt man die besten Szenen eines Lebens», taxiert Alex Ebi die Aussagekraft der bereitgestellten Videos. Und fügt leicht sarkastisch an: «Zudem haben alle osteuropäischen Handballer einmal in Junioren-Natio- nalteams gespielt. Weil es dort keine Statistiken gibt, kann man das prakti- scherweise nicht nachprüfen.»

Ohne Netzwerk bist du verloren

Wichtig ist es darum, auf ein möglichst dichtes Beziehungsnetz zurückgreifen EHC-General-Manager Dany Gélinas: «Wenn du kein Netzwerk hast, kaufst du Spieler wirklich nach Statistik.» zu können. Ein gutes Netzwerk ist für Dany Gélinas sogar das Wichtigste überhaupt: «Klar, du musst so viele in den regionalen Clubs äusserst über- Ausländerverträge: Der Sportler verdient netto Spiele wie möglich selbst besuchen. schaubar. Der Grund dafür ist schnell Das Gehalt der ausländischen Sportler Der RTV hat mit dem Slowenen Rok Aber ohne Netzwerk bist du verloren. gefunden: Alle Vereine müssen auf ihr in den regionalen Clubs variiert stark. Ivancic bloss einen Ausländer, der al- Sonst verpflichtest du die Spieler tat- Budget achten. Alex Ebi bringt es auf Überall gleich ist jedoch, dass die Spie- lerdings neben dem Handball arbeitet. sächlich bloss nach ihrer Statistik. Du einen einfachen Nenner: «Kein Geld, ler in ihren Verträgen Nettolöhne fest- musst Referenzen über die Kandidaten keine Ausländer.» gelegt haben. Für die Clubs kommen Sm’Aesch-Pfeffingen einholen können.» Quellensteuer, Sozialabgaben, Ver- Zwischen 3000 und 5000 Franken Genau das taten die Starwings bei Bundesamt gibt Mindestlohn vor sicherungen, Miete und Auto hinzu. netto verdient eine gute Ausländerin in ihrem neuen Center Dobbins. Assis- Meist betragen die Clubausgaben so der Volleyball-NLA. Verträge werden tenztrainer Tony McCrory kannte Dob- Denn auch wenn die Löhne für die aus- das Doppelte des reinen Lohns. nur für die Saison abgeschlossen, also bins’ Trainer in England, weil er früher ländischen Profis nicht horrend sind, im Normalfall für neun Monate. Bei mit ihm gemeinsam gespielt hatte. so sind sie doch ein bedeutender Aus- EHC Basel Sharks Sm’Aesch sind die Tschechin Martina Also erkundigte sich McCrory bei sei- gabenposten (vgl. rechts). Und selbst In der Eishockey-NLB dürfen zwei Frankova und die Kana dierin Nadine nem Bekannten über sportliche Quali- im Basketball, wo das Angebot an Spie- Ausländer pro Team spielen. Alle Alphonse Profis, die Brasilianerin Kerley täten und Charakter, bevor er sich mit lern aus den USA praktisch unbegrenzt Nebenkosten eingerechnet, kostet ein Becker ist Halbprofi. Einzige Ausländer- Dobbins selbst unterhielt. ist und die Gehaltsforderung also tief, guter NLB-Ausländer rund 250 000 beschränkung: Es muss mindestens Einen Schritt weiter gehen RTV und darf in der Schweiz ein Mindestlohn Franken pro Jahr. Der EHC steigt mit eine Schweizerin auf dem Feld sein. Sm’Aesch: Sie laden potenzielle Neuzu- von 3500 Franken brutto nicht unter- den Kanadiern Jamie Wright und gänge zu Probetrainings ein. Schmid schritten werden. Ausgaben für Versi- Jona than Roy in die Saison. Beide Starwings hat Erfahrung damit, Spielerinnen ab cherungen, Miete und Krankenkasse waren schon letzte Saison in Basel. In der Basketball-NLA gilt keine Aus- dürfen dabei vom Club zum Gehalt da- länderbeschränkung. Ein Ausländer zugerechnet werden. Die schweizweit RTV Basel erhält im Schnitt rund 3000 Franken geltende Untergrenze schreibt das Die Gleichung In der Handball-NLA sind zwei Nicht- netto, Verträge laufen acht Monate. Bundesamt für Migration vor. EU-Ausländer erlaubt, für EU-Bürger Bei den Starwings spielen Justin Dob- ist schnell gemacht: Allen Clubs gemeinsam ist eine Pha- besteht keine Beschränkung. Durch- bins und Brandon Jenkins (beide USA), se, in der sie mit erhöhtem finanziel- kein Geld, schnittliche NLA-Ausländer verdienen dazu Jaraun Burrows (Bahamas) und lem Aufwand hohe Ziele verfolgten – rund 4000 Franken netto im Monat. Co-Trainer Tony McCrory (Kanada). keine Ausländer. und danach kurz vor dem Aus standen. Von hochtrabenden Plänen haben sich seither alle verabschiedet. Und sie ha- Anzeige Video zu verpflichten. Heute sagt der ben jeder für sich beschlossen, dass ein Präsident von Sm’Aesch: «Wir hatten Club in der Region Basel langfristig keinen grossen Erfolg. Darum ver- nur überlebt, wenn er auf den eigenen pflichte ich nur noch Spielerinnen, die Nachwuchs setzt und so auch von den ich selbst spielen gesehen habe.» Spielern her regional abgestützt ist. Dabei hilft, dass die Flüge innerhalb Werner Schmid zum Beispiel hat von Europa heute so günstig zu haben deswegen auf diese Saison hin sogar sind. Der RTV übernimmt bei seinen das Budget seines NLA-Teams zuguns- Einladungen die ganzen Flugkosten, ten der 2011 von ihm gegründeten bei Sm’Aesch wird der Preis für das Nachwuchsakademie gekürzt. Der Tic ket geteilt. «Damit ich sehe, dass es EHC hat einen Block aus Nachwuchs- die Spielerin auch ernst meint», sagt spielern ins Kader genommen, die Schmid. Auf diese Saison hin hat er mit Starwings führen eigene Junioren Nadine Alphonse lieber eine Kanadie- nach. Und der RTV hat nur noch einen rin verpflichtet, die er bereits kannte, Ausländer im Kader. weil sie schon letzte Saison in der «Kontinuität in den Club bringen Schweiz gespielt hat. nur regionale Spieler», sagt Alex Ebi Auffällig ist: Obwohl nur der EHC stellvertretend, «Ausländer sind im- einer Ausländerbeschränkung unter- mer volatil.» liegt, ist die Zahl ausländischer Spieler tageswoche.ch/+bagmr

TagesWoche 38 43 KULTUR

Ihre Satire «Image Problem» ist herrlich lakonisch und erfrischend frech: Andreas Pfiffner und Simon Baumann verkörpern eine neue Generation Schweizer Filmemacher. Von Marc Krebs

ls Chef von «Präsenz zum Beispiel Müll vors Matterhorn kip- Sie gaben vor, einen ASchweiz» hat der Romand Nicolas Bi- pen. Ein bisschen Littering soll die Rea- Imagefilm für die deau die Aufgabe, das Image der lität in der Schweiz dar- und die Glaub- Schweiz zu drehen: Schweiz aufzupolieren. Dabei muss er würdigkeit im Ausland herstellen. Sie Andreas Pfiffner mit seinem Team nicht nur mit Käpp- suchen die Versöhnung mit einem Ge- (links) und Simon chen und Fähnchen und olympischen ständnis in Briefform und bitten Baumann. Fotos: zVg Häusern die Werbetrommel rühren – Schweizerinnen und Schweizer, dieses sondern gemäss Bundesratsbeschluss vorzulesen und sich damit stellvertre- auch auf Imagebedrohungen und -kri- tend für uns alle bei den Ausländern zu sen reagieren. Man beneidet ihn nicht, entschuldigen: für das Rosinenpicken sind diese doch allgegenwärtig – sei es in Politik und Wirtschaft. in der europäischen Finanzpolitik oder Am Ende ist klar: Der angebliche im US-Wahlkampf (Romneys Num- «Imagefilm» ist ein humorvoller, bis- mernkonti!): Die Schweiz wird im Aus- siger Beitrag zur Diskussion über die land immer öfter mit unreinem Scheck- Schweiz. Baumann und Pfiffner legen buch als mit astreinem Bilderbuch in die Widersprüche offen, die in unserem Verbindung gebracht. Land vereint sind: die Angst vor Multi- kulturellem und der Rückzug in den Na- Konzerne und Konservative tionalismus auf der einen Seite, der Wohlstand, zu dem multinational agie- Dieses schlechte Image der Schweiz hat rende Konzerne wie Glencore oder UBS zwei Filmemacher dazu animiert, der beitragen, auf der anderen. Auf Kosten angeschlagenen Helvetia unter die der Ausländer profitieren ist willkom- Arme zu greifen: Andreas Pfiffner und men, die Ausländer selber sind es hin- Simon Baumann, zwei Mittdreissiger gegen weniger. mit kleiner Filmproduktionsfirma in Biel, zogen vor drei Jahren mit Kamera und Mikrofon los, um monatelang dem Der Profit ist «Image Problem» auf den Grund zu ge- willkommen – hen. In ihrer dokumentarisch angeleg- ten Filmsatire nehmen sie das Publi- Ausländer sind kum mit auf ihre Reise durch die es aber nicht. Deutschschweiz und das angrenzende Ausland, mit dem vorgegaukelten Ziel: das Image der Schweiz zu verbessern. Das erfahren Baumann und Pfiffner, Zunächst holen sie sich Rat und Goo- die sich unters Volk mischen und Stim- dies bei PR-Experten (darunter Bideaus men einfangen von Bürgern, die viel- Vorgänger Johannes Matyassy), kom- leicht nicht ahnen, dass sie hier ein men aber zum Schluss, dass das Anse- Stück weit benutzt werden, was die bei- hen unseres Landes nicht einfach mit den Filmemacher schliesslich schlech- pittoresken Panoramen repariert wer- ten Gewissens einem Priester beichten. den kann. Sie wollen mit Klischees und Die Zuschauer begleiten das Duo an Vorurteilen aufräumen, weshalb sie ein Alphornfest, wo es ebenso Stimmen

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Die Image-Polierer

einfängt wie in Kleinstädten er jetzt feststellen wird. Dass manche Dieser Einstand im Kino unterhält Schrebergärten. Besonders Leute vorgeführt werden, hat bei der über weite Strecken bestens, die Annä- kurios: Das Duo paddelt gar Premiere auf der Piazza Grande in Lo- herung ist erfrischend polemisch. Dass im Gummiboot zu Villenbe- carno einige Leute empört. Das über- ihre witzige Mission auf Dauer an Fahrt, sitzern am See. «Wir haben rascht die Macher. Sie erklären es sich Faden und Dringlichkeit verliert, ist ein Hunderte Leute getroffen», damit, dass diese Art Humor dem älte- Schönheitsfehler – aber als solcher erzählt Pfiffner im Gespräch. ren Festivalpublikum fremd ist. noch immer vernachlässigbarer als die «Dass im Film überwiegend Obschon sie in Internetforen bereits Schönheitsfehler, die die Doppelmoral ältere Menschen vorkommen, vor dem Filmstart als «Nestbeschmut- der Schweiz in Sachen Image evoziert. hat damit zu tun, dass diese zer» verurteilt werden: Eine Klage ha- Apropos Image: Hat das Duo, das auch eher bereit waren, uns Auskunft ben sie noch nicht am Hals. «Eigentlich Auftragsfilme macht, nun selber ein zu geben. Manche luden uns schade», sagen sie ironisch – und im Image-Problem? «Bisher nicht», sagt auf ein Bier ein, andere – etwa Wissen, dass der britische Komiker Baumann. «Aber von Glencore werden Bewohner an der Zürcher Gold- Sacha Baron Cohen von Klagen jeweils wir wohl kaum verpflichtet.» küste – riefen die Polizei.» profitieren konnte. Wir erinnern uns: Als kasachischer TV-Reporter Borat ge- Schatten und Schweiz Rentner und Rassismus tarnt reiste dieser durch die USA und fing dabei auf subversive Weise Rassis- Auch von Präsenz Schweiz werden Der Film gibt zwar vor, dass er das mus, Sexismus und Nationalismus ein. künftig kaum Aufträge zu erwarten Image dieses Landes verbessern möch- Mit «Image Problem» überführen sein. Deren Chef Nicolas Bideau wird ten. Doch das ist nur ein dramaturgi- Pfiffner und Baumann diese junge derzeit von seinem eigenen Schatten scher Kniff. «Uns interessierte es nicht, Form der Dokumentarsatire in die eingeholt: Bis 2010 war er Filmchef im ein differenziertes Bild zu vermitteln», Schweiz – und versehen die Arbeitswei- Bundesamt für Kultur – forderte gerne gibt Baumann zu. «Ganz bewusst haben sen von Cohen oder des US-Filmema- populäre Themen, kostengünstige Ei- wir Aussagen verdichtet, Dinge über- geninitiative und eine Verjüngungskur spitzt dargestellt, sind einer Dramatur- im Schweizer Film. Jetzt muss er mit- gie gefolgt und denken, dass wir mit Mit diesem Film ansehen, wie sich zwei junge Filmschaf- diesem Stilmittel ein durchaus realisti- gelingt den Bielern fende unter anderem über die Arbeit sches Bild einfangen können.» von Präsenz Schweiz lustig machen und Zum Beispiel den grassierenden Ras- eine gelungene viel Aufmerksamkeit erregen. sismus in der Schweiz. «Es war zum Teil Provokation. Als hätte Bideau als PR-Verkäufer schockierend, was wir zu hören beka- der Schweiz nicht schon genug Gegen- men», sagt Pfiffner. Wie wahr: Ein Ost- wind im Ausland, weht ihm und seinen schweizer Mann stellt fest, «dass Adolf chers Michael Moore («Bowling for Co- Bestrebungen, das Image der Schweiz seine Arbeit nicht zu Ende führen lumbine») mit einer eigenen Note: So zu verbessern, auch aus dem Inland konnte». Und ein Wanderfreund be- geben sie sich naiv, treten manchmal eine steife Brise entgegen. Dagegen hilft kennt, dass ihm zehn Jugoslawen bewusst dilettantisch auf, provozieren nur eines: ein rot-weisses Käppchen oder Türken lieber seien als zwei subtil und kommentieren ihre Vorge- überziehen. Davon hat es in den Büros Neger – was er aber eigentlich hensweise, die Entstehung des Films, von Präsenz Schweiz sicher genug. nicht im Film gesagt haben mit träfen Aussagen. Dabei rücken sie tageswoche.ch/+bahty möchte, denn «ich will ja sich nicht so konfrontativ ins Zentrum nicht als Rassist abgestem- (und ins Bild) wie die angelsächsischen «Image Problem» läuft u. a. in den Basler pelt werden». Zu spät, wie Vorbilder. Kinos Atlelier und Camera.

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In Iran ist Taraneh Alidoosti ein Filmstar, Ein Leben im in der Schweiz seit jungen Jahren preisgekrönt. Sobald es um Politik geht, Subtext ist die Schauspielerin auch eine Meisterin des Unverbindlichen. Von Renato Beck

Bei allem Charme bleibt sie ein bisschen schleierhaft: die iranische Schauspielerin Taraneh Alidoosti. Foto: Hans-Jörg Walter

Der Schleier: Als Taraneh Ali- dass ihn die Zensoren ohne Beanstan- zur Sprache. Es ist sinnbildlich fürs Gefragt zu ihrer Vorstellung eines doosti mit dem Zug aus Zürich an- dung durchgewinkt haben. Der Film ist iranische Filmemachen: Man schildert zukünftigen Irans, bleibt sie im Unge- kommt, um ihren neusten Film vor- eine Parabel auf das moralische ein reales Problem, kann ihm aber kei- fähren. Sagt nur, die verschiedenen zustellen, trägt sie ihn nicht. Beim Gefälle, das mit dem Wohlstands- nen Namen geben. Gruppierungen müssten sich aufeinan- Gespräch trägt sie ihn. Immer wieder unterschied einhergeht. Alidoosti hat einmal den Fehler ge- der zubewegen. Statements kommen richtet sie ihn neu aus, damit er nicht Mit reichlich Geldsäcken im Koffer- macht, etwas zu benennen. Als ihr nicht gut an. Als die Schauspielerin nach hinten abrutscht, damit ihr Ge- raum fährt ein Paar aus Teheran durch Förderer, der Regisseur Asghar Farha- Golshifteh Farahani 2008 in einem sicht auf dem Bild trotzdem zur Gel- eine iranische Bergwelt und beschenkt di 2010 Probleme mit den Behörden Ridley-Scott-Film mit unverhülltem tung kommt. Alidoosti ist eine geübte aus undurchsichtigen Gründen die Ar- Haar zu sehen war, brach ein Sturm Wandlerin auf der Kante. men. Alidoosti und Esmail Khalaj als «Ich bleibe und der Entrüstung los. Farahani darf seit- Sie hat das früh gelernt. Von ihrem Hauptdarsteller steigern sich in ein her nicht mehr einreisen. Vater, der Mitte der 1980er-Jahre in perverses Spiel. Sie legen so lange Geld kämpfe. Wenn wir Alidoosti sagt dazu: «Es war ihre der Bundesliga Fussball spielte. Vor auf den Tisch, bis alles käuflich wird: das Land verlassen, Entscheidung, sie hat gewusst, was allem aber aus eigener Erfahrung. der Gnadenschuss für ein verwundetes passiert. Meine Entscheidung ist es, im Schon als Teenager war sie eine Be- Maultier, die Liebe zweier Brüder, der bleibt nichts mehr.» Land zu bleiben. Man muss kämpfen, rühmtheit. Mit 16 erhielt sie eine tote Kindskörper sogar. Mit jeder er- für die Karriere, für die Filmindustrie. Hauptrolle, die ihr eine Auszeichnung worbenen Seele wachsen Zynismus bekam, die seine Dreharbeiten von «A Wenn wir das Land verlassen, bleibt als beste Darstellerin am Filmfestival und Verzweiflung. Separation» aus politischen Gründen nichts mehr.» Die 28-Jährige hat sich von Locarno einbrachte. An der Schau- stoppten, unterstützte sie ihn auf ih- gegen eine offene Auseinandersetzung spielschule, sagt Alidoosti, habe sie Von Wohltätern zu Tätern rem Internet-Blog. Die Einträge wur- entschieden, die sie nur verlieren könn- gelernt, so zu arbeiten, dass sie Regeln den ohne Vorwarnung gelöscht. Sie te. Sie fühlt sich im Subtext wohl: befolge, die nicht festgeschrieben Der Film beginnt als Komödie und en- liess sich davon nicht einschüchtern «Wenn Sie mit mir an eine Party in seien: «Es gibt keine Gesetze, die vor- det im Wahnsinn. Dasselbe gilt für die und hat den Blog neu aufgesetzt. Teheran kommen, merken Sie den Un- schreiben, was man tun darf und was Darsteller. Sie sind erst Wohltäter, wer- «Auch wenn etwas, das wir tun, po- terschied zum Westen nicht. Ich habe zu unterlassen ist. Aber es gibt erahnte den zu Tätern und schliesslich zu den litisch klingt, sind wir immer noch ein sehr freies Leben. Im Vergleich zu Regeln, die man besser nicht brechen Opfern ihrer eigenen Taten. Künstler», sagt Alidoosti. «Aber in der dem, was die denken, ein zu freies.» sollte.» Für Alidoosti geht es im Film um heutigen Zeit hält man uns sofort für Bei Alidoosti hängt der Schleier «Modest Reception», in dem sie die ungerechte Weltpolitik: «Es geht nicht Aktivisten.» Das Kino, aber auch die auch am Ende des Gesprächs noch Hauptrolle spielt, ist ein gefühlt po- um Iran oder eine bestimmte Pro- Debatten darüber seien seit der Regie- schick auf der Kante. litischer Film. Vor allem aber: ein vinz.» Der Streifen wurde zwar im kur- rung Ahmadinejad politischer gewor- tageswoche.ch/+bagmy politisch korrekter Film, im iranischen dischen Teil gedreht und er zeigt eine den. «Das Misstrauen gegen uns ist ge- Verständnis zumindest. In seiner verarmte und zerbombte Bevölkerung, wachsen», sagt sie. Und so überwiegt «Modest Reception» läuft u.a. im Symbolhaftigkeit unverbindlich genug, im Film kommt das aber nicht explizit auch bei ihr die Vorsicht. Basler Kino Camera.

TagesWoche 38 46 AGENDA

FREITAG Anzeige  21.9.2012 Wochenstopp AUSSTELLUNGEN   Aernschd Born Bashs Comedy Club   FotoCartoons Freiburgerstr. 80, Basel    Baschi Hausmann (Ex-Lovebugs) erfindet sich neu: Als Host von Anatomisches Museum der Universität Basel «The International Comedy Club» in der Kuppel. Von Tara Hill      Unerwünschte Gäste         Pestalozzistr. 20, Basel Balzer Art Projects Baschi Hausmann ist nervös. Ausge- ginn einer Band – und einer wunderbaren Erin Parish rechnet er, der einst als schillernder Love- Freundschaft. Stevens erinnert sich noch gut Riehentorstr. 14, Basel bugs-Bassist bekannt wurde, den man später «an den blutjungen Bash, diesen kleinen Barfüsserkirche mit Fucking Beautiful und Blood of Gold für Hippie, der mir bald ans Herz wuchs». Schuldig – Verbrechen. seinen schnoddrig-britischen Glam-Rock Als Baschi zu Beginn der 1990er-Jahre in Strafen. Menschen. Barfüsserplatz, Basel feierte, dem man nachsagt, «eine richtige die Schweiz zurückkehrte, verloren sich die Rampensau» zu sein. Dieser Mann also ist beiden allerdings aus den Augen – bis Guy Bauteilbörse nervös, und das, obwohl er nächsten Don- fast zwei Jahrzehnte später der Liebe wegen Badou Turnerstrasse 32, Basel nerstag nur kurz auf der Bühne seines lang- nach Zürich zog und sich im Exil zum Ziel jährigen Stammlokals Kuppel steht. setzte, seinen alten Freund wiederzufinden.   BelleVue – Ort für Fotografie Doch diese Minuten haben es in sich – Ganze zwei Jahre suchte er vergeblich, bis er Dominik Labhardt     Breisacherstr. 50, Basel markieren sie doch die Feuertaufe für zufällig auf News über Baschi stiess: «Ein Baschis neuste «Stage Persona». Aus Baschi, emotionaler Moment. Ich konnte es kaum Kunsthalle Basel Cartoonmuseum Basel dem Rock-Rebellen, wird «Bash», Stand-up- fassen: My lil’ Bash war wirklich zum Pop- Daniel Bosshart / Winsor McCay Vanessa Safavi St. Alban-Vorstadt 28, Basel Comedian und Host von «The Inter - star geworden!» Steinenberg 7, Basel na tional Comedy Club». So lautet nämlich Heute sind der Komiker und der Rocker Kunstmuseum Basel Daniel Blaise Thorens Galerie der offizielle Nachfolger von Guy Stevens wieder ein Herz und eine Seele. Daher zöger- Walter Ropélé Animalia / Arte Povera. Aeschenvorstadt 15, Basel Comedy-Reihe «Funny Laundry», die sich te Baschi keine Sekunde, als Guy vorschlug, Der grosse Aufbruch / Panoramen – innert sechs Jahren vom exotischen Expat- ihn zum Co-Host zu machen. «Keine Angst: Vermessene Welten FAKT – Kunst und Musik Treffpunkt zum Überraschungserfolg ge- Ich weiss, wenn ich Guy nicht genüge, bin ich St. Alban-Graben 16, Basel Dream mausert und heute Ableger in allen grös- sofort weg vom Fenster», scherzt er. Aber Guy Viaduktstrasse 10, Basel Laleh June Galerie seren Schweizer Städten hat. ist unbesorgt: «Baschi ist die perfekte Ver- Lori Hersberger Filter 4 – Culture Affairs «Ich springe komplett ins kalte Wasser», schmelzung von Basler und Brite und damit Picassoplatz 4, Basel Max Grüter / Peter Philippe Weiss / warnt «Funny Laundry»-Fan Baschi: «Beim eine Idealbesetzung. Nicht nur seine Fans, Ramon De Marco / Heinz Schäublin Licht Feld Galerie Einfahrt Reservoirstrasse, Basel Stand-up ist Timing alles, da entscheiden Se- auch die Expats werden Bash lieben – und Max Grüter kundenbruchteile über Top oder Flop – swim ich hoffe, damit reissen wir die letzte Barrie- Davidsbodenstr. 11, Basel Galerie Carzaniga or die, wie die Briten sagen.» Er überlege so- re zwischen den zwei Gruppen im Publikum Flavio Paolucci / Serge Brignoni Markthalle Gemsberg 8, Basel gar, seine Gitarre mitzunehmen, «nur, damit nieder.» Doch was, wenn bei Baschis Stand- How to Make a Monster ich mich irgendwo festhalten kann.» up- Premiere «ohne Netz und doppelten Bo- Steinentorstrasse, Basel Galerie Eulenspiegel Doch warum will Baschi überhaupt zu den» doch noch alle Stricke reissen? Halb so Raffaello De Vito Museum Tinguely Gerbergässlein 6, Basel «Bash» werden? Ihren Anfang nahm die wild, meint «Bash» nonchalant: «Dann muss Tatlin. Neue Kunst für eine neue Welt «lange und ziemlich verrückte Geschichte» Guy halt bei Fucking Beautiful ein steigen.» Paul Sacher-Anlage 2, Basel Galerie Gisèle Linder vor fast 30 Jahren, als Baschi, gerade mal tageswoche.ch/+baijb Renate Buser Museum der Kulturen Elisabethenstr. 54, Basel sweet sixteen, Basel in Richtung seiner zwei- Pilgern / Schimmernde ten Heimat Grossbritannien verliess. Dank Alltagskleider–Indigo, Glanz & Galerie Hilt Theater-Engagememts schnupperte er erst- Kuppel: Binningerstrasse 14, Donnerstag, Falten / Upstream Espace Africain / Münsterplatz 20, Basel Karl Moor (1904–1991) mals Bühnenluft und traf dabei auf den we- 27. 9., 20 Uhr, Gäste: Simon Day (The Fast Show), Freie Str. 88, Basel nig älteren Londoner Guy Stevens: der Be- Tom Craine (UK). www.kuppel.ch. Nicolas Krupp Contemporary Art Joanne Greenbaum Galerie Karin Sutter Rosentalstr. 28, Basel Tanja Selzer Rebgasse 27, Basel Quartiertreffpunkt LoLa Kindheit und Jugend im Wandel Galerie Katharina Krohn Lothringerstrasse 63, Basel Rückblick auf 50 Jahre Galerietätigkeit Raum für Kunst, Literatur Grenzacherstr. 5, Basel und Künstlerbücher Blanc de Titane «Wortfluss Basel» Galerie Mäder Totengässlein 5, Basel Maria Zgraggen Claragraben 45, Basel SAM – Schweizerisches Architekturmuseum Galerie Parzelle 403 City Inc. – Bata’s Corporate Towns Desert Colours Steinenberg 7, Basel Unterer Heuberg 21, Basel Schwarzwaldallee Gallery Guillaume Daeppen Daniel Karrer Luca Schenardi Schwarzwaldallee 305, Basel Müllheimerstrasse 144, Basel Spielzeug Welten Museum Graf & Schelble Galerie Taufe und vieles mehr Nicoletta Stalder Steinenvorstadt 1, Basel Spalenvorstadt 14, Basel Stampa IWB Filter 4 Valentina Stieger Welthall ... wenn die Erde träumt ... Spalenberg 2, Basel Einfahrt Reservoirstrasse, Basel Tony Wuethrich Galerie John Schmid Galerie Scapes Two Michael Vessa Vogesenstr. 29, Basel St. Alban-Anlage 67, Basel Von Bartha Collection Kunstforum Baloise Cora Sheibani / Stephen Waddell Ein ungleiches Paar: «Bash» Hausmann (links) und Guy Stevens. Foto: Matthias Willi, Montage: Hans-Jörg Walter Gerhard von Graevenitz Aeschengraben 21, Basel Schertlingasse 16, Basel

TagesWoche 38 47 Agenda 21. September 2012

Kunstmuseum Bern Museum Rietberg Zürich Black Angels Anzeige Freitag Antonio Saura. Die Retrospektive Die Schönheit des Rock / Hommage an Herbert Distel Augenblicks / Götterwelten / Galery, Rütiweg 9, Pratteln. 21 Uhr 21.9.2012 Hodlerstr. 12, Bern Streetparade der Götter Gablerstr. 15, Zürich Calexico Museum für Kommunikation Von Bartha Garage CD-Release-Concert Thorberg. Hinter Gittern. Christian Andersson Museum für Gestaltung Zürich Volkshaus, Stauffacherstr. 60, Helvetiastr. 16, Bern Endstation Meer? Das Kannenfeldplatz 6, Basel Zürich. 20 Uhr Plastikmüll-Projekt / Jack Kunz *##'* Zentrum Paul Klee   ).)  dock: aktuelle Kunst aus Basel – Hyperrealismus / Magie der Indie Rock Night ( ( ).( Meister Klee! Lehrer am Bauhaus Akshay Raj Singh Rathore, New Dinge – Das Produktplakat White Stiff Music, Joules & The / Sigmar Polke und Paul Klee Delhi / David Gagnon, Montréal Ausstellungsstr. 60, Zürich Monument im Fruchtland 3, Bern Windows Klybeckstrasse 29, Basel Abart, Manessestr. 170, NONAM, Nordamerika Kunsthalle Luzern Zürich. 21.30 Uhr mitart Native Museum Am Rande des Blickfeldes Think Tank Tonky Faszination Indianer lauert die Unschärfe Reichensteinerstr. 29, Basel Seefeldstr. 317, Zürich Löwenplatz 11, Luzern PARTY Forum Würth Arlesheim 5. Grand Prix von Hawaii – Liebe auf den ersten Blick. 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Ein Traumspiel Theater Basel, Theaterstr. 7, 80s, Charts, Latin, Partytunes Einmal Weltall und zurück / Bschiss! Basel. 19 Uhr Bliss Special Edition DJ Branco Wie wir einander auf den Leim gehen DJs André Hommen, Multitask, Fame, Clarastr. 2, Basel. 22 Uhr Zeughausplatz 28, Liestal Kugelmenschen – Fred Linger Ein gerissenes Stück Philosophie Fukuro N° 3 Psychiatrie Baselland Das Schiff, Westquaistr. 19, DJs Amin Edge, Celas Mazzola, Sinnvoll   Papiertheater Nürnberg Basel. 23 Uhr Bienentalstr. 7, Liestal  &!!   Vorstadttheater, Liebkind, Rodd Lk, SlowDance, St. Alban-Vorstadt 12, Basel. 19 Uhr DJ Slap Tap aka Shaka Sous Sol ** !  DJs Slap Tap Aka Shaka bringt Haus für elektronische Künste Basel '   & Hinterhof, Münchensteinerstr. 81, Genesis – Die Bibel 1. Teil Acid-Jazz, Funk und Fusion-Perlen Sensing Place  $$ & Basel. 23 Uhr Oslostr. 10, Münchenstein Die Bibel, Teil 1 aus seiner Sammlung ins FAKT  !  ( !$ $ % Schauspielhaus Schiffbau, I Love Hip-Hop ** !  FAKT – Kunst und Musik, Schützen Kulturkeller Schiffbaustrasse 4, Viaduktstrasse 10, Basel. 20 Uhr Singerhaus, Am Marktplatz 34, Jrène Coulaxides  *" % * * Zürich. 19.30 Uhr Basel. 23 Uhr Bahnhofstr. 19, Rheinfelden )    Danzeria Open Format Mario Robles und First Season Fondation Beyeler POP!ROCK Querfeld-Halle, DJs Mario Robles, First Season Set Philippe Parreno Dornacherstr. 192, Basel. 22 Uhr Hinterhof, Münchensteinerstr. 81, Baselstr. 101, Riehen Kunstmuseum Luzern Admiral James T. & Martin Moser (ca.1500–1568) / Basel. 17 Uhr Verena von Horsten Disco vs Salsa Galerie Henze & Ketterer & Triebold Nouvelles boîtes! / Paul Thek Rock DJ Carlos Rivera New Dark Nation Paolo Serra Europaplatz 1 (KKL Level K), Luzern Kaserne, Klybeckstr. 1b, Basel. 21 Uhr Electro, Gothic, Wave Wettsteinstr. 4, Riehen Bar Rouge, Messeplatz 10, Kunsthalle Zürich Konzert: Nicolas Aujourd’hui & Basel. 22 Uhr DJs The Crow, Destiny, Dz Galerie Mollwo Helen Marten / Wolfgang Tillmans Good Counselors Borderline, Hagenaustr. 29, Escargot Basel. 23 Uhr Helene B. Grossmann Limmatstrasse 270, Zürich Basler Comic-Genie trifft Gartengasse 10, Riehen DJs Mikey Morris, Kunsthaus Zürich Songwriter-Trio Suddenly Neighbours Night of the Pigs Spielzeugmuseum Riehen Aristide Maillol / Giacometti. Nasobem Buch- und Kaffeebar, Kuppel, Binningerstr. 14, Basel. 22 Uhr Alternative Kabinettstücke 36: Die Donationen Frobenstrasse 2, Basel. 20 Uhr Cargo Kultur Bar, Fierce Friday St. Johanns-Rheinweg 46, Eisenbahn im Wiesental Heimplatz 1, Zürich Scotch M. Gautschin Baselstr. 34, Riehen DJ Jorge Martin S. Basel. 21.30 Uhr Landesmuseum Zürich Singer/Songwriter Kult Basel, Steinentorstr. 35, Vitra Design Museum Kapital / Postmodernism Blindekuh, Dornacherstr. 192, Basel. 23 Uhr PH Fest Erwin Wurm Museumsstr. 2, Zürich Basel. 18 Uhr Electro, Funk, Rap Charles-Eames-Str. 1, Weil am Rhein Freitag ist Frautag Live: Flowin Immo, Octanone Migros-Museum für Wolke Charts, Hip-Hop, Mash Up DJs Goldfinger Brothers, James Aargauer Kunsthaus Gegenwartskunst Pop EXcellent Clubbing Lounge, Bubble La jeunesse est un art Ragnar Kjartansson Sääli zum goldenen Fass, Binningerstr. 7, Basel. 23 Uhr Aargauerplatz, Aarau Albisriederstr. 199A, Zürich Hammerstr. 108, Basel. 21 Uhr SUD, Burgweg 7, Basel. 22 Uhr

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TagesWoche 38 48 Agenda 21. September 2012

Poppin’ Meets Open Format Open Format, Partytunes OPER DJ LukJlite Katja Kabanowa Atlantis, Klosterberg 13, Basel. 23 Uhr Lichtspiele Theater Basel, Theaterstr. 7, Basel. 19.30 Uhr Thom Nagy Open Format Acqua-Lounge, Binningerstr. 14, COMEDY Basel. 17.00 Uhr Surrealismus-Remix Angela Buddecke Velvet’s Crazy Friday «Nächste Woche fang ich an – mit Hip-Hop, R&B «Wrong» ist ein absolut schräger Film. Weil man ihn gerne zwei Band!». ausserordentliche Texte DJ S-Code Mal sieht, bieten wir: eine Freikarte! Von Hansjörg Betschart und entsprechende Musik Velvet Basel, Steinentorstr. 35, Theater Fauteuil, Spalenberg 12, Basel. 23 Uhr Basel. 20 Uhr Visionquest Rob Spence House, Techno «Das Kängumuh!» DJs Ryan Crosson, Cesar Merveille, Theater Fauteuil, Spalenberg 12, Basel. 20 Uhr Shaun Reeves, Gianni Callipari Nordstern, Voltastr. 30, Basel. 23 Uhr touche ma bouche «Die Wahl» I Love Friday Theater im Teufelhof, Leonhards- 80s, 90s, Mash Up, Partytunes graben 49, Basel. 20.30 Uhr DJs Intrafic, Fazer, Caipi, Fix, MC X-Large Zu zweit & Les Papillons Sprisse Club, Netzibodenstr. 23, «Doppelrausch» Pratteln. 21 Uhr Theater Palazzo, am Bahnhofplatz, Liestal. 20.30 Uhr JAZZ!KLASSIK VORTRAG!LESUNG Adrian Mears New Orleans Hardbop Jack-Up-Legs The Bird’s Eye Jazz Club, Videolesung mit Heidi Köpfer Kohlenberg 20, Basel. 20.30 Uhr (Vidios) und Johanna Gerber (Texte). «Körpersprache – Sprachkörper» Benefiz-Konzert Immer ein bisschen skurril: Das Leben von Dolph Springer (Jack Plotnick). Foto: © Praesens Film AG dock: aktuelle Kunst aus Basel, Zugunsten Solidarität Schweiz- Klybeckstrasse 29, Basel. 20 Uhr Peru, Projekte Dr. h.c. G. Bärtschi Klavierrezital: Josiane Kneuss – Als Musiker Oizo ist Quentin Dupieux Dupieux spielt mit Hinweisen. Er spiegelt Piano. Werke v. Chopin, Mozart, DIVERSES ein Hasardeur. Er drückt die Random-Taste die Schlüsse. Als der Gärtner am Ende Schubert, Beethoven Circus Nock Zwinglihaus, und legt los. Ähnlich geht er beim Filmen rückwärts an den Strand läuft und das Kind Rosentalanlage, Basel. 20 Uhr Gundeldingerstr. 370 vor. In «Rubber» liess er die Polizei einen ihm den Flaschenhals reicht, mit der die Basel. 19.30 Uhr Killer-Pneu suchen. Kein Wunder, schlug Mutter umgebracht wird, scheint auch das Pfeiffrösche der Killer-Pneu zurück. wahr schein lich: Dolphs Frau hat ihn mit Abendführungen Boney Fields & the Bones Project Botanischer Garten der Universität Grand Casino Basel, In «Wrong» lässt nun Dupieux einen dem Gärtner betrogen, worauf er erst sie Basel, Schönbeinstr. 6, Flughafenstr. 225, Basel. 20.30 Uhr Mann mit seinem gekidnappten Hund tele- umbringt und dann ihn. Basel. 20.30 Uhr pathieren. Das klingt wieder nach einem Dupieux ist immer schräg, immer hoch- Cellu lose lag er im 3land Soirée Musicale: Interpretation surrealen Plot. Bei Dupieux’ Filmen folgen präzise und selten fassbar. Wie ein Gemälde Chor Kultur und Volk, Jean- zwischen Texttreue und Willkür Christophe Groffe (Musikalische wir aber immer auch dem Zufall. Er liebt von Dalí zeigt er Wirklichkeit so lange Musiker und Musikliebhaber im Leitung und Konzept), Martin Burr das Verwirrspiel. Das macht ihn zu einem tiefen scharf, bis wir in eine höhere Wirk- Gespräch mit Christian Graf (Leitung) (Regie und Konzept), Catalina der derzeit aussergewöhnlichsten Filmer. lichkeit gleiten. Mir hat selten ein Film so Philosophicum, St. Johanns- Vorstadt 19–21, Basel. 19 Uhr Vicens (Schlagzeug) Punkt 7.60 Uhr beginnt Dolph Springers gefallen wie dieser. Und doch will ich Ihnen Cellulose Lager/Ultra Brag, Tag. Ausser, dass die Zeit seltsam anmutet, nicht sagen, warum. Noch, was ich für eine Zwei Cheyenne auf dem Highway Südquaistrasse 55, Basel. 20 Uhr ist alles wie sonst. Gut, der Hund ist weg. Geschichte darin sehe. Lieber wäre mir, Sie Roadmovie Klar, der Nachbar ist irgendwie schräg erzählen die Geschichte, die Sie darin se- Internetcafé Planet13, Klingende Briefe Klybeckstr. 60, Basel. 20.30 Uhr Margrit und Katrin Bösiger, J. J. Dünki. drauf. Oha, im Büro herrscht Platzregen! hen. Ich mache eine Wette, dass hier nicht Mozart und Mendelssohn Spätestens als die Arbeitskollegen Dolph zwei Menschen den gleichen Film sehen Circus GO Peterskirche, Peterskirchplatz 7, darauf hinweisen, dass er seit drei Monaten werden wie ich. Machen wir den Versuch! Wegmattenareal, Allschwil. 20 Uhr Basel. 19.30 Uhr entlassen ist und eigentlich nicht mehr in Wenn Sie den Film ein zweites Mal sehen Als die Autos laufen lernten … Musikschulpodium 2012 dem verregneten Büro sitzen müsste, haben wollen, erhalten Sie an der Kasse der Kult- Pantheon Basel, Hofackerstr. 72, Schülerinnen und Schüler spielen wir begriffen – aber was? Ist das Dolphs Kinos eine Freikarte. Gegen Vorweisen Ih- Muttenz. 10 Uhr Solowerke und Kammermusik Traum? Wenn es ein Traum ist, dann ein rer Geschichte. Also: Schreiben Sie online Musik-Akademie Basel, verdammt realistischer. als Kommentar zu diesem Artikel Ihre Ver- SAMSTAG Leonhardsstr. 6, Basel. 19 Uhr Dolphs Gärtner findet in Dolphs Pizza ei- sion in ein paar Sätzen auf. Ausdrucken – Nathan Quartett nen Zettel der Pizza-Dienst-Telefonistin, die und dann: auf ein zweites Mal! 22.9.2012 Stadtcasino, Steinenberg 14, dem Empfänger ein amoureuses Date vor- tageswoche.ch/+baiim Basel. 19.30 Uhr schlägt, geht hin, macht mit ihr ein Kind AUSSTELLUNGEN Orgelspiel zum Feierabend (welches Dolph bald als der verlorene Hund Die «Lichtspiele» gibt es auch als Blog Aernschd Born 2000. Orgelspiel: Susanne Doll, Basel. angeboten wird?). auf blogs.tageswoche.ch FotoCartoons Werke von J. S. Bach und N. de Grigny Freiburgerstr. 80, Basel Leonhardskirche, Leonhardskirchplatz, Basel. 18.15 Uhr Anzeigen Perpetuum Jazzile Stadtcasino, Steinenberg 14, Basel. 20 Uhr Philharmonisches Orchester Riehen                   Werke von: J. Brahms und A. Dvorak Burghof, Herrenstr. 5, Lörrach. 20 Uhr TANZ         L’errance horizontale Theater Roxy, Muttenzerstr. 6, Birsfelden. 20 Uhr    

TagesWoche 38 49 Agenda 21. September 2012

Kreuzworträtsel samstag 22.9.2012 Balzer Art Projects Erin Parish Riehentorstr. 14, Basel Barfüsserkirche Schuldig – Verbrechen. Strafen. Menschen. Barfüsserplatz, Basel Bauteilbörse Badou Turnerstrasse 32, Basel BelleVue – Ort für Fotografie Dominik Labhardt Breisacherstr. 50, Basel Cartoonmuseum Basel Daniel Bosshart / Winsor McCay St. Alban-Vorstadt 28, Basel Daniel Blaise Thorens Galerie Walter Ropélé Aeschenvorstadt 15, Basel FAKT – Kunst und Musik Dream Viaduktstrasse 10, Basel Filter 4 – Culture Affairs Max Grüter / Peter Philippe Weiss / Ramon De Marco / Heinz Schäublin Einfahrt Reservoirstrasse, Basel Galerie Carzaniga Flavio Paolucci / Serge Brignoni Gemsberg 8, Basel Galerie Eulenspiegel Raffaello De Vito Gerbergässlein 6, Basel Galerie Gisèle Linder Renate Buser Elisabethenstr. 54, Basel Galerie Hilt Karl Moor (1904–1991) Freie Str. 88, Basel Galerie Karin Sutter Tanja Selzer Auflösung des Kreuzworträtsels in der nächsten Ausgabe. Lösungswort der letzten Ausgabe: EILAND Rebgasse 27, Basel Galerie Katharina Krohn Rückblick auf 50 Jahre Galerietätigkeit Grenzacherstr. 5, Basel Galerie Mäder Auflösungen von Maria Zgraggen SUDOKU BIMARU SUDOKU und BIMARU Claragraben 45, Basel in TagesWoche 37 Galerie Parzelle 403 So lösen Sie das Sudoku: So lösen Sie Bimaru: Die Zahl bei Desert Colours Füllen Sie die leeren Felder jeder Spalte oder Zeile bestimmt, 3 1 9 2 6 7 5 8 4 Unterer Heuberg 21, Basel mit den Zahlen von 1 bis 9. wie viele Felder durch Schiffe 5 7 4 1 9 8 3 2 6 Gallery Guillaume Daeppen Dabei darf jede Zahl in jeder besetzt sind. Diese dürfen sich Luca Schenardi Zeile, jeder Spalte und nicht berühren, auch nicht 2 8 6 3 5 4 1 7 9 Müllheimerstrasse 144, Basel in jedem der neun 3 x 3-Blöcke diagonal, und müssen vollständig 6 7 4 3 5 9 2 1 8 Graf & Schelble Galerie nur ein Mal vorkommen. von Wasser umgeben sein, 6 9 7 8 3 5 4 1 2 Nicoletta Stalder Viel Spass beim Tüfteln! sofern sie nicht an Land liegen. 8 2 1 7 4 6 9 3 5 Spalenvorstadt 14, Basel 7 5 3 4 1 2 6 9 8 Hebel_121 Conceptis Puzzles 08010000242 Guillaume Boulley 9 6 8 5 7 3 2 4 1 Hebelstrasse 121, Basel 7 2 6 4 9 1 1 4 2 6 8 9 7 5 3 06010036369 IWB Filter 4 1 Welthall ... wenn die Erde träumt ... 7 1 Einfahrt Reservoirstrasse, Basel 1 4 8 John Schmid Galerie Michael Vessa 0 08010000241 St. Alban-Anlage 67, Basel 6 4 3 8 0 Kunsthalle Basel 8 2 3 Vanessa Safavi Steinenberg 7, Basel 9 1 6 4 3 Kunstmuseum Basel 3 Animalia / Arte Povera. 6 5 Der grosse Aufbruch / Panoramen – 1 Vermessene Welten 2 4 St. Alban-Graben 16, Basel 7 Laleh June Galerie 6 7 8 2 3 Lori Hersberger Conceptis Puzzles 06010036370 3121051403 Picassoplatz 4, Basel

TagesWoche 38 50 Agenda 21. September 2012

Markthalle Galerie Henze & Ketterer & Triebold How to Make a Monster Paolo Serra Steinentorstrasse, Basel Wettsteinstr. 4, Riehen Museum Kleines Klingental Leibspeise Galerie Mollwo Die Kaserne in Basel. Helene B. Grossmann Der Bau und seine Geschichte. Gartengasse 10, Riehen Unterer Rheinweg 26, Basel Sommer im Glas Spielzeugmuseum Riehen Museum Tinguely Kabinettstücke 36: Tatlin. Neue Kunst für eine neue Welt Eisenbahn im Wiesental Paul Sacher-Anlage 2, Basel Die Montagsplausch-Köche Gabriel Tenger und Benjamin Baselstr. 34, Riehen Museum der Kulturen Leuzinger haben sich 100 Kilo Pelati-Tomaten vorgeknöpft. Vitra Design Museum Pilgern / Schimmernde Erwin Wurm Alltagskleider – Indigo, Charles-Eames-Str. 1, Weil am Rhein Glanz & Falten / Upstream Um auch im Winter noch leckere Toma- mit dem Deckel gut verschliessen. Die Aargauer Kunsthaus Münsterplatz 20, Basel ten geniessen zu können, haben wir uns Gläser mit einer Decke umhüllen, sodass La jeunesse est un art dieses Jahr entschlossen, diese in Gläsern das Abkühlen möglichst lange dauert. Nicolas Krupp Contemporary Art Aargauerplatz, Aarau Joanne Greenbaum zu konservieren. Dank Gäbis Beziehungen Gut verschlossen, dunkel und kühl Kunstmuseum Bern Rosentalstr. 28, Basel durften wir als Gäste eines italienischen gelagert bleiben die Tomaten locker bis zur Antonio Saura. Die Retrospektive / Vereins 100 Kilo Pelati-Tomaten einmachen. nächsten Ernte geniessbar. Raum für Kunst, Literatur Hommage an Herbert Distel und Künstlerbücher Was macht ihr so alles ein, um im Hodlerstr. 12, Bern Pelati-Tomaten im Glas: Winter über die Runden zu kommen? Blanc de Titane «Wortfluss Basel» Museum für Kommunikation Totengässlein 5, Basel Wir freuen uns über eure Ideen auf unse- Thorberg. Hinter Gittern. S AM – Schweizerisches Pelati-Tomaten waschen, halbieren und rem Blog. Weitere Bilder vom Tomaten- Helvetiastr. 16, Bern den Strunk entfernen. Tomaten zirka eine einmachen findet ihr auf dem Web: Architekturmuseum Zentrum Paul Klee City Inc. – Bata’s Corporate Towns halbe Stunde kochen. Die Masse durch eine Webcode: +bagjf Meister Klee! Lehrer am Bauhaus / Steinenberg 7, Basel Tomatenpresse geben, was einige Zeit in Sigmar Polke und Paul Klee Spielzeug Welten Museum Anspruch nimmt. Und noch ein Korrigendum zur letzten Monument im Fruchtland 3, Bern Taufe und vieles mehr Ein paar Flecken auf der Kleidung sind Leibspeise-Kolumne: Das abgebildete Kunsthalle Luzern Steinenvorstadt 1, Basel dabei kaum zu vermeiden. Die Presse trennt Foto in der Zeitung ist die «Osteria Torre Am Rande des Blickfeldes Stampa die Haut vom Fleisch der Tomate und Ferano» und nicht wie fälschlicherweise lauert die Unschärfe Valentina Stieger nimmt einem einen grossen Arbeitsaufwand publiziert die «Fattoria Terranova». Löwenplatz 11, Luzern Spalenberg 2, Basel ab. Das gewonnene, passierte Tomaten- Kunstmuseum Luzern Martin Moser (ca. 1500–1568) / Tony Wuethrich Galerie fleisch nochmals für zirka zwei Stunden Gabriel Tengers und Benjamin Nouvelles boîtes! / Paul Thek Scapes Two mit etwas Salz bei kleiner Hitze kochen. Leuzingers «Montagsplausch» finden Europaplatz 1 (KKL Level K), Luzern Vogesenstr. 29, Basel Nun die Passata in Einmachgläser abfüllen, Sie unter blogs.tageswoche.ch Kunsthalle Zürich Von Bartha Collection Helen Marten / Wolfgang Tillmans Cora Sheibani / Limmatstrasse 270, Zürich Gerhard von Graevenitz Schertlingasse 16, Basel Kunsthaus Zürich Aristide Maillol / Giacometti Von Bartha Garage Heimplatz 1, Zürich Christian Andersson Kannenfeldplatz 6, Basel Landesmuseum Zürich Kapital / Postmodernism mitart Museumsstr. 2, Zürich Think Tank Tonky Reichensteinerstr. 29, Basel Migros-Museum für Gegenwartskunst Ragnar Kjartansson Forum Würth Arlesheim Albisriederstr. 199A, Zürich Liebe auf den ersten Blick. Sammlung Würth Museum Rietberg Zürich Dornwydenweg 11, Arlesheim Die Schönheit des Augenblicks / Götterwelten / Kunsthalle Palazzo Streetparade der Götter 6 > (3+3) Gablerstr. 15, Zürich Bahnhofplatz/Poststrasse 2, Liestal Völkerkundemuseum der Museum.BL Universität Zürich 293 Silbermünzen – Der Keltenschatz Bilder des Herzens / Man von Füllinsdorf / 3, 2, 1 … Start! muss eben Alles sammeln / Einmal Weltall und zurück / Bschiss! Rollenspiel und Bildgesang Wie wir einander auf den Leim gehen Pelikanstr. 40, Zürich Zeughausplatz 28, Liestal Psychiatrie Baselland THEATER Sinnvoll Bienentalstr. 7, Liestal Das Glas Wasser Förnbacher Theater, Museum am Burghof Schwarzwaldallee 200, Basel. 20 Uhr Zu Tisch im Elsass, in Baden und der Schweiz Die Hexe von Basel Basler Strasse 143, Lörrach Fruchtige Erinnerungen im Glas eingemacht für den Winter. Foto: Gabriel Tenger Treffpunkt: Hauptportal der Martinskirche, Martinskirchplatz 4, Haus für elektronische Basel. 19 Uhr Künste Basel Sensing Place Oslostr. 10, Münchenstein Anzeigen Galerie Monika Wertheimer Julian Salinas  ( # " ' ('" (! Hohestrasse 134, Oberwil Sprützehüsli Kulturforum     &        $% Erika Grossenbacher       #  "   ""## Hauptstrasse 32, Oberwil   $% Schützen Kulturkeller       ""   "## Jrène Coulaxides ++    Bahnhofstr. 19, Rheinfelden      "  "   "   "### Fondation Beyeler Philippe Parreno ***& ('"(!& Baselstr. 101, Riehen

TagesWoche 38 51 Agenda 21. September 2012

The Glue Anzeige Circus Nock SamStag A-cappella, Gluebâlisation – Tournée 2012 Modern Times: America Rosentalanlage, Basel. 15 Uhr Jubiläumskonzert 22.9.2012 Hexenwerk und Teufelspakt. Theater Basel, Theaterstr. 7,        Hexenverfolgungen in Basel DinnerKrimi Basel. 20 Uhr      Monika mordet mittags Ab 5 Personen Café Spitz, Rheingasse 2, Basel. 19 Uhr W.A.R.M.O.R. Festival Treffpunkt: Lohnhof, Basel. 14 Uhr Festival Letziplunder Wikinger ChaBRAK, Atomic Paracelze Basler Kindertheater,   Der spezielle Flohmarkt Lady Bar, Klybeckstrasse 53, an der Letzimauer hinter der Schützengraben 9, Basel. 15 Uhr Basel. 20 Uhr Papiermühle, Basel. 8 Uhr Zauberflöte 1-800-Band, the Big Bang Boogie Theater Arlecchino,        Meisterkurs mit Dame Rock Amerbachstrasse 14, Basel. 14.30 Uhr Kiri Te Kanawa Biomill, Delsbergerstrasse 177, Theater Basel, Theaterstr. 7, Im Herr Miller si Reis Laufen. 21 Uhr Happy Moves @ Sicht-Bar Lounge Karneval der Tiere Basel. 17 Uhr ins Morgeland U.A. Erste Allgemeine Verunsicherung Blindekuh, Dornacherstr. 192, Das Neue Theater am Bahnhof, Mitglieder des Sinfonieorchesters Pfeiffrösche Z7, Kraftwerkstr. 4, Pratteln. 20.45 Uhr Basel. 21 Uhr Stollenrain 17, Arlesheim. 20 Uhr Basel, Dennis Russell Davies (Klavier), Botanischer Garten der Stiller Has I Like Maki Namekawa (Klavier), Andrea Universität Basel, Schönbein- Annas Afrika Galery, Rütiweg 9, Pratteln. 20.30 Uhr Hip-Hop, House, Mash Up Bettini (Erzähler). Familienkonzert str. 6, Basel. 20.30 Uhr Stadt, Laufen. 20.30 Uhr Theater Basel, Theaterstr. 7, Singerhaus, Am Marktplatz 34, Rundgang Hafenentwicklung Henrik Belden Basel. 23 Uhr Basel. 14.30 Uhr Singer/Songwriter Klybeck-Quai Anzeige Kultik Club, Bahnhofstrasse 11, Jumpoff Musikschulpodium 2012 Wie verändert sich der Hafenbereich Sissach. 20.30 Uhr Dancehall, Hip-Hop, R&B Musik-Akademie Basel, für den «Fussverkehr»? Leonhardsstr. 6, Basel. 16 Uhr Tramhaltestelle Kleinhüningen, DJs Tray, Nerz, Chronic   * Friska Viljor Basel. 17 Uhr     Kuppel, Binningerstr. 14, Basel. 22 Uhr Perpetuum Jazzile      Papiersaal, Stadtcasino, Steinenberg 14, Kalanderplatz 6 (Sihlcity), Ladies Night Circus GO Basel. 20 Uhr Wegmattenareal, Zürich. 22 Uhr House, Techno Allschwil. 14.30 & 20.00 Uhr DJs Carlo Lio, Tony Garcia, Gin Tonic Theaterquasi präsentiert «Rímur» PARTY Soundsystems, Fred Licci, Miss Markus Buser – Sound-Design; Tinna Tag der offenen Tür Torn, Dominik Auderset, Albee, Lazy Dorsteinsdóttir – Klavier; Claudia Waldkindergarten Spitzwald, A Night of Fame Tale, El Rino, Unikat -Team, Tom H., Picenoni – Performance; Gunnar Allschwil. 9 Uhr 80s, Charts, House, Partytunes Neptune Kristinsson – Orgel/ Percussion/ Fame, Clarastr. 2, Basel. 22 Uhr Als die Autos laufen lernten … Borderline, Hagenaustr. 29, Stimme/ Synthesizer ... Pantheon Basel, Hofackerstr. 72, Atlant-Hits by Fabio Tamborrini Basel. 23 Uhr Werke für Klavier, Orgel, Percussion, Muttenz. 10 Uhr Classics Klangbilder, Klanginstallationen Latino Night DJ Flow Atlantis, Klosterberg 13, Basel. 23 Uhr Elisabethenkirche, Designmarkt 2012 Dancing Plaza Club, Elisabethenstr. 10–14, Basel. 20 Uhr Dreispitzhalle, Helsinkistrasse 5, Cityfox Riehenring 45, Basel. 22 Uhr Münchenstein. 10 Uhr Anzeige House, Techno Löve is – Mägic Disco Löve DJs Digitaline, Lee Jones, 80s, 90s, Disco, Funk, Old School " % $ Markus Lindner, Dejan DJs D.Haze The Blaze, Rick Boogaloo, Nordstern, Voltastr. 30, Basel. 23 Uhr      Mr. Isaac P. Arädise           ! !%)! %!$!'!! DJ Cutee B vs. Playboy Hinterhof, Münchensteinerstr. 81, Basel. 23 Uhr  "  &        $%! &!  $$"$ Electro, House Grand Casino Basel, Nina Sky – Hosting & DJ Set %  "'    Flughafenstr. 225, Basel. 23 Uhr Hip-Hop, R&B     ((( " !%!  DJ Shy und DJ Dersu DJs G-play, D.O.T. Disco, Funk, Soul Velvet Basel, Steinentorstr. 35, Hinterhof, Münchensteinerstr. 81, Basel. 23 Uhr "   " %   POP!ROCK Basel. 17 Uhr $# "  $($ ((  Saturday Night Tunes      Bajanski Bal Do You Remember House? House, R&B Folk Open Format The Venue, Steinenvorstadt 58, Vorstadttheater, Bar Rouge, Messeplatz 10, Basel. 22 Uhr TANZ Paperfashion – Mode aus Papier St. Alban-Vorstadt 12, Basel. 20 Uhr Basel. 22 Uhr Workshop. Anmeldung unter Tronic presents Cyperpunkers L’errance horizontale [email protected] Billy Paul Electro Swing Club Electro, Trash Theater Roxy, Muttenzerstr. 6, Birsfelden. 20 Uhr Vitra Design Museum, Soul DJs Mirk Oh, Bob Rock DJs Device, Rotze Und Voll, Charles-Eames-Str. 1, Grand Casino Basel, SUD, Burgweg 7, Basel. 22 Uhr Bunny Over Money Weil am Rhein. 10.30 Uhr Flughafenstr. 225, Basel. 20.30 Uhr Das Schiff, Westquaistr. 19, OPER Flavour House Basel. 23 Uhr Muhi Tahiri & Baro Drom DJs Jorge Martin S., Inyourfayss Trouble in Tahiti World Kult Basel, Steinentorstr. 35, Urbanfunkfusions Opernhaus, Theaterplatz 1, Querfeld-Halle, Basel. 23 Uhr Partytunes Zürich. 13 Uhr Sonntag Dornacherstr. 192, Basel. 21 Uhr Cargo Kultur Bar, St. Johanns- Für dich freier Eintritt Rheinweg 46, Basel. 21.30 Uhr 23.9.2012 Telepathe Charts, House, Mash Up, R&B COMEDY Pop Excellent Clubbing Lounge, Party Total Angela Buddecke Kaserne, Klybeckstr. 1b, Basel. 21 Uhr Binningerstr. 7, Basel. 21 Uhr 80s, 90s, Mash Up, Partytunes AUSSTELLUNGEN «Nächste Woche fang ich an – DJs Caipi, Fix, Intrafic, Fazer, Anzeige mit Band!» Aernschd Born MC X-Large Theater Fauteuil, Spalenberg 12, FotoCartoons Sprisse Club, Netzibodenstr. 23, Basel. 20 Uhr Freiburgerstr. 80, Basel Pratteln. 21 Uhr Rob Spence Anatomisches Museum «Das Kängumuh!» der Universität Basel JAZZ!KLASSIK Theater Fauteuil, Spalenberg 12, Unerwünschte Gäste Adrian Mears New Basel. 20 Uhr Pestalozzistr. 20, Basel Orleans Hardbop touche ma bouche Barfüsserkirche The Bird’s Eye Jazz Club, Schuldig – Verbrechen. Kohlenberg 20, Basel. 20.30 Uhr «Die Wahl» Theater im Teufelhof, Strafen. Menschen. Barfüsserplatz, Basel Cellu lose lag er im 3land Leonhardsgraben 49, Chor Kultur und Volk, Jean- Basel. 20.30 Uhr BelleVue – Ort für Fotografie Christophe Groffe (Musikalische Dominik Labhardt Leitung und Konzept), Martin Burr DIVERSES Breisacherstr. 50, Basel (Regie und Konzept), Catalina Vicens Cartoonmuseum Basel (Schlagzeug) Ballett-Extra Theater Basel, Theaterstr. 7, Daniel Bosshart / Winsor McCay Cellulose Lager/Ultra Brag, St. Alban-Vorstadt 28, Basel Südquaistrasse 55, Basel. 20 Uhr Basel. 10.15 Uhr

TagesWoche 38 52 Agenda 21. September 2012

Kunsthalle Basel Anzeige Adriana Lara / Pamela Rosenkranz / Vanessa Safavi Steinenberg 7, Basel Kultwerk #46 Kunstmuseum Basel Animalia / Arte Povera. Der grosse Aufbruch / Panoramen – Vermessene Welten Onkel Toms Hütte St. Alban-Graben 16, Basel Museum Kleines Klingental 1852 schrieb Harriet Beecher Stowe ein Buch, das kritisiert Die Kaserne in Basel.      Der Bau und seine Geschichte. wurde, aber unvergesslich bleibt. Von Andreas Schneitter Unterer Rheinweg 26, Basel     Museum Tinguely     Tatlin. Neue Kunst für eine neue Welt     Paul Sacher-Anlage 2, Basel          Museum der Kulturen Pilgern / Schimmernde   Alltagskleider – Indigo, Glanz & Falten / Upstream Münsterplatz 20, Basel S AM – Schweizerisches Architekturmuseum City Inc. – Bata’s Corporate Towns Steinenberg 7, Basel Spielzeug Welten Museum Taufe und vieles mehr Steinenvorstadt 1, Basel Zentrum Paul Klee Meister Klee! Lehrer am Bauhaus Forum Würth Arlesheim / Sigmar Polke und Paul Klee Liebe auf den ersten Blick. Monument im Fruchtland 3, Bern Sammlung Würth Dornwydenweg 11, Arlesheim Historisches Museum Ewig Dein Kulturforum Laufen Pfistergasse 24, Luzern Werke von Künstlern Die Geschichte des Sklaven Tom ist weltberühmt – und wurde 1964 auch verfilmt. Fotos: Cinetext, akg «der ersten Stunde» Kunsthalle Luzern Seidenweg 55, Laufen Am Rande des Blickfeldes In dem Jahrhundert, in dem dieses zum vorherrschenden Rassenbild der als lauert die Unschärfe Kunsthalle Palazzo Löwenplatz 11, Luzern 6 > (3+3) Buch erschien, wurde nur ein Buch häufiger faul, triebgesteuert und unmoralisch typi- Bahnhofplatz/Poststrasse 2, Liestal gekauft: die Bibel. Und mit der Bibel hat sierten Schwarzen geschaffen, es jedoch er- Kunstmuseum Luzern «Onkel Toms Hütte», erschienen vor setzt mit sklavischen Attributen: unterwür- Martin Moser (ca. 1500–1568) / Museum.BL Nouvelles boîtes! / Paul Thek 293 Silbermünzen – Der Keltenschatz 160 Jahren in Connecticut, viel zu tun. fig, duldsam, leidensfähig. Europaplatz 1 (KKL Level K), Luzern von Füllinsdorf / 3, 2, 1 … Start! Einmal Die Autorin Harriet Beecher Stowe war Kritik erntete das Buch für diese zwie- Weltall und zurück / Bschiss! Wie Tochter eines evangelikalen Priesters, vor spältige Moral bereits in den Jahren nach Kunsthalle Zürich wir einander auf den Leim gehen allem aber überzeugte Gegnerin der Sklave- der Erstpublikation. Im 20. Jahrhundert Helen Marten / Wolfgang Tillmans Zeughausplatz 28, Liestal rei: Geschrieben hat sie das Buch als Reak- und durch die Entstehung von Schwarzen- Limmatstrasse 270, Zürich Psychiatrie Baselland tion auf den «Fugitive Slave Act» von 1850, bewegungen ist die Figur des Onkel Tom als Kunsthaus Zürich Sinnvoll ein Gesetz, das den Eigentumsstatus von «Uncle Tom Nigger» zum beschimpften Aristide Maillol / Giacometti. Bienentalstr. 7, Liestal Sklaven zementierte. Symbol derjenigen Schwarzen geworden, Die Donationen Heimplatz 1, Zürich Museum am Burghof Stowes Roman erzählt die Geschichte des die sich ins dominierte weisse Amerika füg- Zu Tisch im Elsass, Sklaven Tom, der an verschiedene weis se ten, anstatt für ihre Rechte zu kämpfen. Landesmuseum Zürich in Baden und der Schweiz Herren verkauft und von seiner Familie ge- Diese Vorbehalte haben mit dem Buch über- Kapital. Kaufleute in Venedig und Basler Strasse 143, Lörrach Amsterdam / Postmodernism. trennt wurde und schliesslich beim sadisti- lebt, nicht vergessen ist indes Stowes grosse Style and Subversion 1970–1990 Haus für elektronische schen weissen Plantagenbesitzer Simon Le- Leistung: Sie hat diese gesellschaftlich weit- Museumsstr. 2, Zürich Künste Basel gree landete. Als einige von Legrees Sklaven hin akzeptierte Barbarei in konkrete Sensing Place Migros-Museum für Oslostr. 10, Münchenstein die Flucht ergreifen und Tom sich weigert, menschliche Schicksale übersetzt. Mittels Gegenwartskunst ihren Zielort zu verraten, wird er von Le- ihrer christlichen Perspektive behandelte Ragnar Kjartansson Sprützehüsli Kulturforum grees Männern zu Tode geprügelt. «Onkel sie Sklaverei nicht als Thema politischer Albisriederstr. 199A, Zürich Erika Grossenbacher Hauptstrasse 32, Oberwil Toms Hütte» erzählt eine Geschichte von Aktualität, sondern universalisierte den Museum Rietberg Zürich Loyalität, Standhaftigkeit und Märtyrer- Kampf gegen sie als Aufgabe und Ausdruck Die Schönheit des Schützen Kulturkeller tum, die politische Folgen hatte: Sie gab der der Menschlichkeit. Augenblicks / Götterwelten / Jrène Coulaxides Streetparade der Götter Bahnhofstr. 19, Rheinfelden Bewegung der Sklavenbefreiung gros sen tageswoche.ch/+bahvy Aufschwung, der schliesslich 1861 in den Gablerstr. 15, Zürich Fondation Beyeler amerikanischen Bürgerkrieg der Süd- gegen In dieser Rubrik stellen wir jeweils ein Kultwerk Museum für Gestaltung Zürich Philippe Parreno Endstation Meer? Das Baselstr. 101, Riehen die Nordstaaten mündete. Eine Anekdote, vor, das in keiner Sammlung fehlen sollte. die aus einer Begegnung Stowes mit US- Plastikmüll-Projekt / Jack Kunz – Hyperrealismus / Magie der Spielzeugmuseum Riehen Präsident Abraham Lincoln im ersten Kabinettstücke 36: Harriet Beecher Stowe Dinge – Das Produktplakat Eisenbahn im Wiesental Kriegsjahr überliefert ist, verdeutlicht die Ausstellungsstr. 60, Zürich Baselstr. 34, Riehen Bedeutung des Buches: «Das ist also die Die Schriftstellerin Harriet Beecher Dame, die den grossen Krieg entfacht hat», Stowe (1811–1896) aus Connecticut war Vitra Design Museum THEATER Erwin Wurm soll Lincoln zu ihr gesagt haben. eine erklärte Gegnerin der Sklaverei. Ich glaub, ich bin im Himmel Charles-Eames-Str. 1, Weil am Rhein Stowe schrieb allerdings keinen politi- «Onkel Toms Hütte», ihr bekanntestes schen Roman, sondern eine Hiobsgeschich- Buch, erschien zuerst in Die Superbs gehen ins Kloster Aargauer Kunsthaus Theater Basel, Theaterstr. 7, La jeunesse est un art te unter den Bedingungen der Sklaverei: Die Fortsetzungen in der Basel. 20 Uhr Aargauerplatz, Aarau Figur des Sklaven Tom verdichtete sie zum Abolitionisten-Zeitung Vertreter eines gewaltfreien, christlich mo- «National Era». Das Kugelmenschen – Kunstmuseum Bern Ein gerissenes Stück Philosophie Antonio Saura. Die Retrospektive tivierten Widerstandes. Wird Tom gepei- Buch erreichte bereits Papiertheater Nürnberg / Hommage an Herbert Distel nigt, so vergibt er seinen Folterern. Wird er im ersten Jahr Vorstadttheater, Hodlerstr. 12, Bern aus den Armen seiner Familie verkauft, legt 300 000 Leser, St. Alban-Vorstadt 12, Basel. 15 Uhr Museum für Kommunikation er sein Schicksal fügsam in die Hände Got- später ein Millionen- Schau lange in den dunklen Himmel Thorberg. Hinter Gittern. tes. Stowe hat damit einen Kontrapunkt publikum. Schauspielhaus, Steinentorstr. 7, Helvetiastr. 16, Bern Basel. 19 Uhr

TagesWoche 38 53 Agenda 21. September 2012

SONNTAG JAZZ!KLASSIK Cellu lose lag er im 3land 23.9.2012 Wochenendlich im Chor Kultur und Volk, Jean- Schauspielfest Christophe Groffe (Musikalische Schauspielhaus, Steinentorstr. 7, Leitung und Konzept), Martin Burr Basel. 15 Uhr (Regie und Konzept), Catalina Vicens Lötschental (Schlagzeug) Wikinger Cellulose Lager/Ultra Brag, Basler Kindertheater, Südquaistrasse 55, Basel. 11 Uhr Schützengraben 9, Basel. 15 Uhr Das Walliser Lötschental lockt mit vielen Wanderrouten – und Diapsalma «Michels Kampf» Zauberflöte bietet für jede Kondition etwas. Von Annina Striebel Motetten von Hieronymus Praetorius Theater Arlecchino, (Leitung, Christoph Grau Kaufmann) Amerbachstrasse 14, Orgelwerke von Heinrich Scheidemann Basel. 14.30 Uhr (Leitung, Thomas Schmid) Im Herr Miller si Reis Kommentar, Pfrn. Esther Zbinden ins Morgeland U.A. Kirche St. Arbogast, Muttenz 19 Uhr Das Neue Theater am Bahnhof, Stollenrain 17, Arlesheim. 15 Uhr Musikschulpodium 2012 Musik-Akademie Basel, Jutzihubel Leonhardsstr. 6, Basel. 16 Uhr Eine Produktion von Philharmonisches Orchester Riehen Figurentheater Felucca Werke von: J. Brahms und A. Dvorak Theater Palazzo, am Bahnhofplatz, Martinskirche, Liestal. 15 Uhr Martinskirchplatz 4, Basel. 17 Uhr Altweiberfrühling (Die Flöte und Klavier Herbstzeitlosen) Stefanie Bossard (Querflöte), Komödie nach dem Drehbuch des Virginia Breitenstein Krejcik (Klavier). Films «Die Herbstzeitlosen» anschliessend Apéro mit den Maag Halle, Hardstr. 219, Musikerinnen Zürich. 15 Uhr Furchteinflössend und imposant: «Tschäggättä» und das Bietschhorn. Fotos: Annina Striebel Reformierte Kirche, Entertainment Island 1+2 Stollenrain 20, Arlesheim. 17 Uhr Yeah yeah yeah – Internationales Schwarze Hänge mit weissen Gipfeln, Ein Ausflug auf die Lauchernalp mit der Heiri Känzig Quintet Zürcher Tanzfestival feat. Michael Zisman & Rote Fabrik, Seestr. 395, grüne Wiesen und Häuschen aus Holz und Seilbahn lohnt bei schönem Wetter immer. Matthieu Michel Zürich. 20 Uhr Stein: Das ist das Lötschental. Eingekesselt Dazu fährt man von Blatten mit dem Post- Schützen Kulturkeller, von Bergen, erreicht man das abgelegene auto zur Station «Wiler Seilbahn». Oben er- Genesis – Die Bibel 1. Teil Bahnhofstr. 19, Rheinfelden. 19 Uhr Die Bibel, Teil 1 Walliser Tal mit dem öffentlichen Verkehr, hebt sich das Bietschhorn majestätisch von indem man mit dem Zug über Bern bis Gop- der gegenüberliegenden Bergseite. Wer eine Musikschulpodium 2012 Schauspielhaus Schiffbau, Reithalle Wenkenhof, Riehen. 11 Uhr Schiffbaustrasse 4, penstein fährt und dann aufs Postauto um- Kurzwanderung unternehmen will, spaziert Zürich. 18.30 Uhr steigt, um in die Lötschentaler Gemeinden von der Seilbahnstation Lauchernalp zur OPER Messer in Hennen Ferden, Kippel, Wiler und Blatten zu reisen. gleichnamigen Alp. Wenn man etwas mehr Schauspielhaus Schiffbau, Die Endhaltestelle liegt auf der Fafleralp. Zeit und Kondition mitbringt, kann man auf Jenufa Schiffbaustrasse 4, Dort kann man nicht nur wandern, sondern dem «Lötschentaler Höhenweg» über We- Opernhaus Zürich Zürich. 19.15 Uhr auch zelten oder im Hotel übernachten. ritztafel bis zur Tellialp hinüberwandern. Opernhaus, Theaterplatz 1, Unsere Wahl des Ferienortes fiel auf Blat- Von dort aus steigt man über Weissenried Zürich. 19 Uhr PARTY ten. Obwohl es lediglich auf einer Höhe von und Tellistafel nach Blatten hinunter. DIVERSES Der perfekte Sonntag 1540 Metern über Meer liegt, scheint der Falls das Wetter gegen eine Wanderung Balkan Beats, Funk Gletscher praktisch vor der Haustür zu sein. spricht, so empfiehlt sich die Postautofahrt A Road Not Taken DJ Comoustache Das täuscht: Bis man das Eis berühren kann, bis «Kippel Altersheim», um dort das Löt- Filmmatinee und anschliessend Hinterhof, Münchensteinerstr. 81, dauert die Wanderung einige Stunden. schentaler Museum zu besuchen. Die Aus- Diskussion mit den Solar-Pionieren Basel. 10 Uhr Für den Anfang wollen wir aber nicht zu stellung zeigt auf vier Etagen die berühmten Josef Jenni und Heinrich Holinger, weit gehen: etwa von Blatten an den Masken der «Tschäggättä», alte Alltags- organisiert von der NWA Region Basel Latino Night DJ Flow kult.kino, Rebgasse 1, Basel. 11.15 Uhr Dancing Plaza Club, Schwarzsee. Zuerst wandert man dem Bach gegenstände und das Leben im Tal. Der Riehenring 45, Basel. 22 Uhr Gisentella entlang, bis man zur Brücke beim Eintritt kostet bescheidene 5 Franken. Circus Nock Kraftwerk kommt. Kurz nach der Brücke Für ein leckeres Souvenir empfiehlt sich Rosentalanlage, zeigt ein Wegweiser auf ein schmales Wan- der Gang in den Dorfladen von Blatten: Li- Basel. 14.30 & 18.00 Uhr derweglein zum Schwarzsee, das auf einer nus Kalbermatten bereitet auf Bestellung Manor Basel Marathon Anzeige Bergwiese beginnt. Der Aufstieg wird zwar eine hervorragende Fonduemischung zu. Run to the Beat relativ steil, kann aber mit gutem Schuh- Tipp: unbedingt die rezente Mischung ver- Stadtcasino, Steinenberg 14, Basel. 7 Uhr werk und angepasstem Tempo in 45 Minu- langen. ten bewältigt werden. Wer an einem heissen tageswoche.ch/+azvsl Meisterkurs mit Dame Tag wandert (oder generell eine dicke Haut Kiri Te Kanawa Theater Basel, Theaterstr. 7, hat), kann sich im Bergsee abkühlen. Anbeissen: Das Restaurant Silberdistel Basel. 14.30 Uhr Eine anspruchsvollere Wanderung ist bietet eine grosse Auswahl an Pizzen. jene von der Fafleralp zur Anenhütte, die www.restaurant-silberdistel.ch Sonntagsmatinée Rückblende auf 2358 Metern über Meer liegt. Zum Aus- Anschauen: das Lötschentaler Museum Cathérine Miville, Intendantin und Geschäftsführerin des Stadttheaters gangspunkt gelangt man mit dem Postauto in Kippel. www.loetschentalermuseum.ch     Giessen, und Jürg Altwegg, Autor       von Blatten aus. Auf der Alp gibt es zahlrei- Ausspannen: Hotel Edelweiss Blatten. und Journalist, diskutieren unter der     che Wanderziele, darunter auch den kühlen www.hoteledelweiss.ch Leitung von Roger Ehret über das     Grundsee, das Gletschertor und den Guggi- Ausgehen: Freitags und samstags Verhältnis zwischen der Schweiz und see, der sich im Sommer auch zum Baden können Nachtschwärmer in Kippel im Deutschland eignet. Von der Fafleralp aus passiert man Hotel Petersgrat zwischen 23.59 und Schmiedenhof, Im Schmiedenhof 10, ein Holzgatter und läuft Richtung Gletscher. 3.01 Uhr an der Bar Cocktails schlürfen. Basel. 11 Uhr Wenn man allerdings zur Anenhütte will, www.petersgrat.ch Circus GO muss man auf der linken Seite des Baches Wegmattenareal, Allschwil. 14.30 Uhr bleiben. Dabei lohnt es sich, einen Abste- DesignMarkt 2012 cher zum Guggisee zu machen. Auf der Weitere Fotos und Adressen sowie eine Dreispitzhalle, Helsinkistrasse 5, Anenhütte kann man die Nacht verbringen übersichtliche Karte finden Sie online Münchenstein. 10 Uhr auf tageswoche.ch, indem Sie den (70 Franken für Erwachsene) oder sich für Führung den weiteren Weg stärken. grünen Webcode im Suchfeld eingeben. Haus für elektronische Künste Basel, Oslostr. 10, Münchenstein. 15 Uhr

TagesWoche 38 54 Agenda 21. September 2012

Das Wirtshaus zum Besenstiel musste in den 1960er-Jahren der neuen Dynamik in der Steinenvorstadt weichen.

Aus dem Foto archiv Dieses alte Haus oder Häuschen stand bis Presse, mitten in der Stadt habe man «ein Stück von Kurt Wyss zum Frühjahr 1960 an der Steinentorstrasse: da, wichtiger Vergangenheit in das pulsierende Le- wo heute Auto- und Tramverkehr den knapper ben der heutigen rastlosen Zeit» hinübergerettet werdenden Boden beanspruchen. Der Kontrast – für rund ein Dutzend Jahre. zwischen Alt und Neu ist frappant. Er hat den Fo- Die einzige Alternative wäre gewesen, das tografen veranlasst, ihn in einem Moment fest- Haus – wie im Falle des «Goldenen Sternen» in zuhalten, da das Alte noch nicht beseitigt, das der Aeschenvorstadt – abzutragen und an einem Ein einzelner Neue – man achte auf den Aufrichtebaum – eben anderen Ort wieder aufzustellen. Die Denkmal- oben angekommen ist. Ein allerletzter Moment, pflege bekommt meistens nur nachträglich recht, vor 52 Jahren. in der Istzeit werden ihre Einwände – wie bei Besenstiel Das Bild entspricht dem beliebten Typus der diesem Häuschen – als «daneben» empfunden. Bücher «Altes Basel – Neues Basel», in denen Was hätte die Rettung eines solchen Einzelstücks man mit der Faszination des Beinahe-Wiederer- gebracht? Heute ist man zu Recht der Meinung, kennens zwischen damals und jetzt vergleichen dass man vor allem den Ensembles Sorge tragen kann. Hier einfach nicht in zwei Helgen, son- muss. dern im gleichen Bild. In manchen Fällen be- dauert man die Veränderung und trauert dem Was hätte Entschwundenen nach. Allerdings sind in vielen Fällen die Verhält- die Rettung des nisse auch besser geworden. Die hier hinter dem «Besenstiels» Haus liegende Birsig-Überdeckung ist zwar, wie Verbesserungsvorschläge unserer Zeit signa- gebracht? lisieren, suboptimal. Aber die Verhältnisse vor Soll man alleinstehende der Überbauung der Birsig-Fortsetzung an der Die sechs Menschen auf dem Bild bilden ei- Falknerstrasse waren so katastrophal unhygie- nen weiteren Kontrast zu den heutigen Verhält- Gebäude aus einer anderen nisch, dass man begreift, dass Basel im 19. Jahr- nissen. Sind es die Kleider? Ist es ihr scheinba- hundert ein Typhusproblem hatte. res oder tatsächliches Alter? Ihre Statik, obwohl Zeit in die Gegenwart retten? Indessen können wir angesichts dieses Bildes sie im Gehen sind? nicht die Frage nicht denken: War es richtig, die- Heute jedenfalls tummelt sich in dieser Zone Oder ist dieser Reflex ses Haus zu opfern? Der Staat hat es 1957 ge- tagsüber die geschäftige City- Population und kauft, um es abreissen zu lassen. Musste das abends das nicht weniger geschäftige Freizeit- bloss Nostalgie, die dem sein? Wo war damals die Denkmalpflege? Es volk. Etwas ist erhalten geblieben: Der Name musste wohl sein. Zudem war das Haus gar nicht «Besenstiel» ist auf die gegenüber liegende Fortschritt im Weg steht? so alt, es stammte lediglich aus den Jahren um Stras senseite gezügelt worden, wo er bereits im 1750. Ironie des Schicksals: Als das Haus 1947 19. Jahrhundert ein paar Jahre lang war. Von Georg Kreis aufwendig renoviert worden war, hiess es in der tageswoche.ch/+bagnn

TagesWoche 38 55 Agenda 21. September 2012

PATHÉ KÜCHLIN PATHÉ PLAZA Frick Steinenvorstadt 55, pathe.ch Steinentorstr. 8, pathe.ch MONTI Das Missen Massaker [14 J] Der kleine Rabe Socke [6/3 J] Kaistenbergstr. 5, fricks-monti.ch 17.15 Fr/Mo/Di 12.45 Dialekt 13.00/14.50/16.40 D [14/12 J] Step Up: Miami Heat – 3D [10/7 J] Samsara [10/7 J] Das Bourne Vermächtnis 17.30 Fr/Mo/Di 12.45 Fr/So-Mi 19.45 D 18.40 ohne Dialog Fr-So/Mi 20.15 D Un amor 17.30 E/d/f The Dark Knight Rises [14/11 J] Step Up: Miami Heat – 3D [12/10 J] Sa 17.30 D Basel Fr/Sa/Mo-Mi 16.30/20.45 Magic Mike [15/12 J] Fr/Di 20.45 D Sa-Mo/Mi 20.45 E/d/f So 15.30/20.00 Sp/d/f Fr/Di 12.45/15.10/19.50 Sa-Mo/Mi 22.10 D Ice Age 4 – Voll verschoben – 3D [6/4 J] CAPITOL REX So 13.00 D Steinenvorstadt 36, kitag.com Ai Weiwei: Never Sorry Fr/Di 22.10 Sa-Mo/Mi 15.10/19.50 Mo 12.45 E/d/f Fr 16.45 Fr/Sa/Mo/Di 18.45 Ted [15/12 J] Steinen 29, kitag.com Madagascar 3: The Bourne Legacy [15/12 J] Sa 17.00 So 17.30 Mi 19.00 Ov/d 12.50/19.40 Fr/So-Mi 15.15 Fr/Sa 00.15 D Rum Diary [14/11 J] Flucht durch Europa – 3D [6/4 J] So/Mi 15.00 D 14.00/17.15/20.15 E/d/f Image Problem The Bourne Legacy [15/12 J] 14.30/17.30 Fr/So/Mo/Mi 20.30 E/d The Dark Knight Rises [14/11 J] Fr 21.00 Sa 19.00 So 19.30 Mo 18.30 15.45/18.30/21.20 Fr/Mo/Di 13.00 Hope Springs [13/10 J] Merida – 3D [6/4 J] So 17.00 D 14.00/20.15 E/d/f Di 16.15/20.30 Mi 14.30 Dialekt Sa 00.10 E/d/f 18.00 Fr/Mo/Di 15.00 Fr/So-Mi 21.00 The Expendables 2 [16/13 J] Jubiläum 20 Jahre Thorberg 13.00/15.50/18.40/21.30 Fr 00.20 D Sa 20.30 E/d/f 17.15 E/d/f Resident Evil – Retribution – 3D [16/13 J] Madagascar 3: Alzheimervereinigung Aargau So 10.45 Mo 14.30 Ov/d/f Mo 19.00 KULT.KINO ATELIER Drei Brüder à la carte [12 J] 13.10/15.15/17.20/19.30/21.45 Fr/Sa 00.15 Flucht durch Europa – 3D [6 J] Theaterstr. 7, kultkino.ch So 13.15 Mo 16.45 Di 14.30 Dialekt So 11.00 D Sa/So/Mi 15.00 Sa 21.00 D La cara oculta [16/13 J] kitag Familienmorgen So 10.30 D Liestal Death of a Superhero I Wish [14 J] So 15.00 Mi 16.30 Jap/d/f Fr/Di 14.00 Sa-Mo/Mi 19.00 Ov/d/f Swisscom Carte Bleue Night: The Words ORIS Fr/Mo-Mi 12.15 E/d/f Fr/Di 19.00 Sa-Mo/Mi 14.00 D Di 20.30 E/d/f Ai Weiwei: Never Sorry Modest Reception Kanonengasse 15, oris-liestal.ch Mo 20.30 Di 18.15 Mi 21.00 Farsi/d/f Rum Diary [14/11 J] Fr/Mo-Mi 12.30 Ov/d STADTKINO Wie beim ersten Mal – Kuma Fr/Di 15.00 Fr 00.30 Sa-Mo/Mi 22.00 D Parlez-moi de vous Fr/Di 22.00 Sa-Mo/Mi 15.00 Sa 00.30 E/d Klostergasse 5, stadtkinobasel.ch Hope Springs [13/10 J] Fr-Di 13.45 F/d Mi 18.30 Türk/d The Expendables 2 [16/13 J] Internationaler Wettbewerb 1 18.00 D 360 [14 J] mit Anschl. Gespräch mit dem Regisseur Fr 14.00 Sa 16.30 Ov/d/f Das Bourne Vermächtnis [14/11 J] 14.00/20.45 E/d/f Fr/Di 15.00/22.00 Sa-Mo/Mi 19.30 KULT.KINO CLUB Sa 00.15 D Fr/Di 19.30 Fr 00.15 Internationaler Wettbewerb 2 20.15 D Wrong [14 J] Sa/Mo 15.00 Sa-Mo/Mi 22.00 E/d/f Der kleine Rabe Socke [6/3 J] 14.45/21.00 E/d/f Marktplatz 34, kultkino.ch Fr 16.30 Sa 19.30 Ov/d/f Starbuck [14/11 J] Internationaler Wettbewerb 3 Sa/So/Mi 13.45 D To Rome with Love [13 J] Le prénom [14 J] Step Up: Miami Heat – 3D [10/7 J] 15.30 Fr-Mo/Mi 18.00/20.30 Di 21.00 Ov/d/f 16.30/21.30 Fr/Sa 00.01 D Fr 19.30 So 14.00 Ov/d/f 15.45/20.30 F/d The Cabin in the Woods [16/13 J] De Regels van Matthijs Sa/So/Mi 15.45 D Thorberg Escape from Tibet [14 J] 16.15 Ov/d/f Fr/Di 17.30 Fr 00.10 Sa-Mo/Mi 22.00 D Fr 21.30 Ov/e SPUTNIK 18.15 Ov/d Fr/Di 22.00 Sa-Mo/Mi 17.30 Sa 00.10 E/d/f Internationaler Wettbewerb 4 Nachtlärm Poststr. 2, palazzo.ch 17.00 D Prometheus – Dunkle Zeichen – 3D [16/13 J] Sa 14.00 So 16.30 Ov/d/f NEUES KINO Fr 00.30 E/d/f Un amor [14 J] Barbara [14 J] Klybeckstr. 247, neueskinobasel.ch Preisverleihung 18.30 D Sa 00.30 D So 19.30 Fr/Di/Mi 18.00 Sp/d/f Image Problem La vie de Bohème Ice Age 4 – Voll verschoben – 3D [7/4 J] Les soeurs Brontë Le prénom [14 J] 19.00 Dialekt Fr 21.00 F/e/d Sa/So/Mi 12.45 So 10.30 D Mo 18.30 F/d 20.15 F/d De rouille et d’os (Festival look & roll) Story of a Beautiful Country Zambezia – 3D [6/3 J] White Material Samsara So 11.00 F/d Einführung Alex Oberholzer Sa 21.00 E Sa/So/Mi 12.45 So 10.30 D Mo 21.00 F/e Sa-Mo 18.00 ohne Dialog A Road not Taken PATHÉ ELDORADO Paranorman – 3D [13/10 J] Ein Filmabend Der Atmende Gott – Reise zum So 11.15 Ov/d mit anschliessenden Diskussion Sa/So/Mi 12.45 So 10.40 D Di 20.00 Ursprung des Modernen Yogas Steinenvorstadt 67, pathe.ch The Best Exotic Marigold Hotel Merida – 3D [8/5 J] Stadt Land Fluss So 15.45 Ov/D/d So 11.45 E/d/f Wie beim ersten Mal – Sa/So/Mi 13.30 So 11.15 D Mi 18.30 D The Island President Hope Springs [13/10 J] Madagascar 3: Europe’s Most Wanted Spartacus Sissach Di 18.30 E Fr/Di 12.45/17.10/22.00 Sa 15.15 So/Mi 15.00 D Mi 20.15 E/d/f Sa-Mo/Mi 15.00/19.45 E/d/f Sa 19.45 E/d/f PALACE KULT.KINO CAMERA Fr/Di 15.00/19.45 Was passiert, wenn’s passiert ist [12/9 J] STUDIO CENTRAL Felsenstrasse 3a, palacesissach.ch Rebgasse 1, kultkino.ch Sa-Mo/Mi 12.45/17.10/22.00 D So 10.30 D Gerbergasse 16, kitag.com Magic Mike [14/11 J] Samsara To Rome with Love Der kleine Rabe Socke [6/3 J] Magic Mike [15/12 J] Fr-Mo 18.00 D Fr/Sa/Mo-Mi 14.15 So 13.00 ohne Dialog 13.00/18.00 E/d/f So 11.00 D 15.00/20.00 D Wie beim ersten Mal – Der Atmende Gott Your Sister’s Sister [12/9 J] Paranorman [13/10 J] Intouchables [13/10 J] Hope Springs [12/9 J] Fr 14.30 So 11.00/17.45 Ov/d 15.30/21.00 E/d/f So 11.15 D 17.30 D 20.30 D

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