Europäischer Tag des Denkmals 2012 – 8. September

In der St. Alban- Vorstadt 2 | Europäischer Tag des Denkmals 2012 | 3

Inhalt Herzlich willkommen zum Europäischen Tag des Denkmals!

3 Herzlich willkommen zum Europäischen Tag des Denkmals!

Hans-Peter Wessels, Regierungsrat, Vorsteher Bau- und Verkehrsdepartement

4 Was ist Denkmalpflege? Dieses Jahr öffnet der Kanton Basel-Stadt am innert das Konzert mit der Aufführung von Hans Daniel Schneller, Kantonaler Denkmalpfleger ­Europäischen Tag des Denkmals die St. Alban- Hubers spätromantischer «Böcklin-Sinfonie». Vorstadt für die Bevölkerung. Dass dies gelungen All den Hausbesitzenden und Basler Insti- 8 Rahmenprogramm – Was ist wo? ist, ist den vielen bereitwilligen Hausbesitzen- tutionen, die am Tag des Denkmals mitwirken, den und Institutionen zu verdanken, die sich möchte ich meinen herzlichsten Dank ausspre- dafür begeistern liessen, ihre wertvollen Bau- chen. Die bedeutenden Kulturdenkmäler der 10 Programmübersicht: Themenführungen – Führungen denkmäler zu zeigen. St. Alban-Vorstadt dürfen wir heute bestaunen, ­Baudenkmäler – Im Fokus – Für Kinder Die St. Alban-Vorstadt ist eine der am besten weil sie dank der gemeinsamen Anstrengungen erhaltenen mittelalterlichen Vorstädte Basels. der Eigentümerschaften und der Denkmalpflege Viele alteingesessene Bürgerfamilien haben hier für die Zukunft erhalten werden können. 12 Themenführungen ihre Stammhäuser. Das St. Alban-Tal lag lange im Dornröschenschlaf und hätte sogar radikal Über Ihren Besuch freue ich mich zusammen 12 Im Untergrund: St. Albans Anfänge und der einstige ­Lindenturm – Archäologischer Rundgang abgebrochen werden sollen, bis es in den 1970er mit meinen Mitarbeitenden der Denkmalpflege. 13 Zwischen Innerer und Äusserer Stadtmauer – Städtebaulicher Rundgang Jahren auf Initiative der Christoph Merian Stif- Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen und span- 14 St. Alban-Tal – Einst Gewerbe- und Industriequartier tung saniert und restauriert wurde. Damit konn- nende Entdeckungen. 16 Weiterbauen im St. Alban-Tal te ein Basler Stadtquartier voller Geschichte vor 18 Mönche, Papierer und der «Daig» dem Untergang gerettet werden; es bietet heute 19 Malerei und ­Schwarze Kunst – Ein Spaziergang durch Basel im 16. Jahrhundert attraktiven Wohn- und Arbeitsraum. Entdecken 20 Ein literarischer ­Spaziergang durch die St. Alban-­Vorstadt Sie das Quartier mit seinen verborgenen Win- 21 Basler Sitten «in dr Dalbe» keln auf den vielen spannenden Führungen. Wussten sie zum Beispiel, dass Hermann Hesse 22 Führungen Baudenkmäler und Friedrich Dürrenmatt in der «Dalbe» wohn- Hans-Peter Wessels ten? Oder waren Sie schon einmal im Tunnel des Regierungsrat Impressum 22 Innere St. Alban-Vorstadt – 3 Führungen auf einen Blick: Baukünstlerische Qualität über St. Alban-Brunnwerks, das Wasser bis auf den Vorsteher Bau- und Verkehrsdepartement Dieses Programmheft erscheint zum ­mehrere Epochen; Cartoonmuseum Basel; Zum Hohen Dolder Münsterhügel lieferte? Euro­päischen Tag des Denkmals 2012 24 Wildensteinerhof Im Mittelpunkt dieses Basler Stadtteils steht als ­Beilage zur TagesWoche vom ­ 26 Äussere St. Alban-Vorstadt – 3 Führungen auf einen Blick: Das neugotische Zimmer im Haus die St. Alban-Kirche, die dank namhafter Beiträ- 31. August 2012 zum Schöneck; Ein verstecktes Kleinod im Garten des Hohen Hauses; Barocke und neu­ ge des Kantons nun restauriert und damit vor Herausgeberin: Kantonale Denkmal­ barocke Pracht dem Zerfall gerettet werden kann. An einer der pflegeBasel-Stadt ­ 28 Eine Klosterkirche erwacht aus dem Dornröschenschlaf – St. Alban-Kirche und St. Alban-Stift Führungen können Sie sich über die Ziele der Konzept, Redaktion: Anne Nagel, 32 St. Alban-Tal – 3 Führungen auf einen Blick: Mehr Wasser für die Stadt: Das St. Alban-­ Restaurierung und die Entdeckungen, die ge- Klaus Spechtenhauser Brunnwerk; Gallizianmühle; Basler Münsterbauhütte macht worden sind, informieren lassen. 34 An den Rändern – 3 Führungen auf einen Blick: Ein versteckter ­Kirchenbau der Moderne; Das Mittagskonzert mit dem Sinfonieorches- Foto Titelseite: Klaus Spechtenhauser ­Repräsentatives Wohnen im 19. Jahrhundert: Villen an der St. Alban-Anlage; Neues Wohnen ter Basel ist einem der bekanntesten Bewohner Layoutkonzept: eyeloveyou® für ge­hobene Ansprüche: Das Parkhaus Zossen des St. Alban-Tals gewidmet: Arnold Böcklin ver- Umsetzung: Klaus Spechtenhauser brachte hier einen Teil seiner Jugend. Daran er- Druck: Zehnder AG, Wil SG 36 Im Fokus Auflage: 30 000 Die Kantonale Denkmalpflege dankt 36 Auf den Spuren von Melchior Berri ­allen ­Institutionen und Personen, 37 Die Architekten-­Dynastie Stehlin die zur Um­setzung dieser Programm- 38 Verwunschene Gärten zeitung bei­getragen haben. 39 Gemalte Leinwandtapeten 40 Arnold Böcklin und die St. Alban-Vorstadt

42 Konzerte, weitere Veranstaltungen www.denkmalpflege.bs.ch 42 Hans Hubers «Böcklin-Sinfonie» in der St. Alban-Vorstadt – Mittagskonzert mit dem © 2012 Kantonale Denkmalpflege Basel- ­Sinfonieorchester Basel Stadt; Autoren; Fotografen 46 Choräle aus West und Ost – Schlusskonzert mit dem Vokal-Ensemble Slowo, Basel 47 St. Alban-Fähre; Hesch gseh? Rundgang für Kinder 4 | Europäischer Tag des Denkmals 2012 Was ist Denkmalpflege? | 5

Was ist Denkmalpflege? Ein kleines ABC

Daniel Schneller, Kantonaler Denkmalpfleger

Seit wann gibt es Denkmalpflege? Nachdem in der römischen Kaiserzeit das Christentum zur Staatsreligion erhoben wor- den war, erliessen die Kaiser Verordnungen zum Schutz heidnischer Tempel. Sie waren funktionslos geworden, sollten aber als Zeug- nisse künstlerischen Schaffens bewahrt wer- den. Im Zeitalter der Renaissance beauftragte der Papst den Maler Raffael mit der Erhaltung römischer Ruinen. Die Ruinen vergegenwär- tigten die ruhmreiche Vergangenheit Roms. Der schwedische König Gustav II. Adolf schuf 1630 die erste staatliche Denkmalpfle- ge: Der Gelehrte Johan Bureus (1568–1652) wurde als erster «Riksantikvarie» (Reichsan- tiquar) damit beauftragt, Runensteine und Grabhügel zu inventarisieren. Gustav II. Adolf Johan Bureus (1568–1652) wurde 1630 von Ernst Alfred Stückelberg (1867–1926), wollte damit die Zeugnisse der Geschichte Gustav II. Adolf zum ersten «Riksantikvarie» Gründer der ­Freiwilligen Basler Denkmal- Schwedens ernannt und war ­damit der erste pflege und erster Denkmalpfleger des seines Landes vor der Zerstörung bewahren. staatliche Denkmalpfleger. Kantons Basel-Stadt. Foto um 1910. Sie halfen seinem Land eine Identität zu ge- | Abb. aus: Riksantikvarieämbetet 375 år, Stockholm 2005 | Foto: Archiv Kantonale Denkmalpflege Basel-Stadt ben. 1666 wurde in Schweden das erste Gesetz der Welt zum Schutz von historischen Monu- menten erlassen. Im Auftrag des preussischen Königs küm- merte sich der bedeutende klassizistische ­Architekt Karl Friedrich Schinkel in den ers- ten Jahrzehnten nach 1800 nicht nur um ein- zelne Bauten, sondern war bestrebt, den ge- Restauriert: Unlängst wurde die 1904–1908 entstandene Wohnhausanlage an der Palmenstrasse im ­Gotthelf-Quartier unter fachkundiger Begleitung der Kantonalen Denkmal- wachsenen Zusammenhang ganzer Dörfer pflege sorgfältig restauriert. ­Sowohl die Gebäudehülle der schönen Jugendstilbauten als auch die Etagen- und Maisonette­-Wohnungen wurden an zeitgemässe Wohnstandards ­angepasst – ohne dass dabei das historische Flair verloren gegangen ist. und Siedlungen zu pflegen. | Foto: Christian Flierl In der Schweiz bildete sich 1880 der Ver- ein zur Erhaltung Vaterländischer Kunstdenk- mäler, dessen erster Präsidenten der Basler Und seit wann gibt es Denkmalpflege im Weshalb Denkmalpflege? malschutzgesetzes für Basel wie folgt: «Dieses Karl Stehlin (1859–1934) war. Ab 1915 sorgte Kanton Basel-Stadt? Die Aufgaben der Denkmalpflege sind die Er- Gesetz hat nicht nur zum Ziel, unbestrittene der Bund schrittweise für eine staatliche In Basel wirkte als erster Denkmalpfleger haltung von Bauten, die für die Identität und Denkmäler zu erhalten. Es dient vielmehr der ­Organisation der Schweizer Denkmalpflege, Ernst Alfred Stückelberg (1867–1926), der 1913 die Geschichte eines Dorfs, einer Stadt oder Erhaltung und Zurückgewinnung des unver- deren Aufgaben den Kantonen übertragen die Freiwillige Basler Denkmalpflege grün- eines Landes von Bedeutung sind. Historische wechselbaren Bildes der Stadt Basel und der wurden. dete, deren Aufgaben 1919 eine kantonale Bauten sind Zeugen einer gewachsenen Kul- Landgemeinden und . Unser Fachstelle übernahm. Seit 1937 ist die Basler turgeschichte, die im heutigen Alltag präsent Kanton enthält ein reiches geschichtliches Denkmalpflege im Kleinen Klingental zu ist. Ein im Lauf der Jahrhunderte entstande- und baugeschichtliches Erbe, das einer jahr- Hause. 1980 entstand auf Druck der Basler Be- nes Stadtbild ergibt ein unverwechselbares hundertelangen abendländischen Kultur völkerung das heutige Denkmalschutzgesetz, Gesicht und vermittelt Heimat. Bauteile, die sichtbaren Ausdruck verleiht. [...] Denkmal- das eine Reaktion auf die Jahrzehnte der Hoch- von Handwerkern vergangener Zeiten herge- pflege ist zu einer umfassenden, einer echt konjunktur war, in denen viele wertvolle Bau- stellt wurden, zeigen Fertigungstechniken, ökologischen Aufgabe geworden.» ten in der Altstadt und in den Aussenquartie- die heute zum Teil gar nicht mehr bekannt ren abgebrochen worden waren. Das Gesetz sind. Historisch wertvolle Bauten wurden von Was soll geschützt werden? befindet sich derzeit in Revision. Menschen errichtet, die in einer anderen Zeit Das Denkmalschutzgesetz des Kantons Basel- und aus einem anderen Verständnis der Welt Stadt sieht vor, dass Bauten und Ensembles Ungewisse Zukunft: Die 1860–1863 von Johann Jakob Stehlin d.J. erbaute Kaserne – ein be­ heraus ihre Bauwerke schufen. Wer sich in wegen ihres kulturellen, geschichtlichen, deutendes Basler Baudenkmal, dessen Zukunft ein altes Gebäude hineinleben kann, vermag künstlerischen oder städtebaulichen Werts noch ungewiss ist. Der architektonisch und zu erahnen, wie unsere Vorfahren gefühlt erhaltenswürdig sind. Das kann ein Altstadt- ­kulturgeschichtlich wertvolle Monumentalbau ist noch nicht in der Denkmalliste eingetragen. und gedacht haben. Grossrat Rudolf Beglinger haus sein, dessen Geschichte bis ins Mittelal- | Foto: Klaus Spechtenhauser / Kantonale Denkmalpflege kommentierte 1980 die Bedeutung des Denk- ter zurückgeht, und das die Kontinuität und 6 | Europäischer Tag des Denkmals 2012 Was ist Denkmalpflege? | 7

Wo finde ich weitere Informationen?

www.denkmalpflege.bs.ch Kantonale Denkmalpflege Basel-Stadt Unterer Rheinweg 26 4058 Basel 061 267 66 25 [email protected]

Literatur: Kantonale Denkmalpflege Basel-Stadt, Jahresbericht 2010; Jahresbericht 2011 Michael Petzet, Gert Mader,

Praktische Denkmalpflege, Stuttgart – Gefährdet: Gundeldingerstrasse 428–430. Für das Doppel-Mehrfamilienhaus im Stil des His­ ­torismus Berlin – Köln: Kohlhammer, 1993 ­wurde ein Abbruchgesuch eingegeben. Derzeit prüft die Kantonale Denkmalpflege die Schutzwürdigkeit. | Foto: Klaus Spechtenhauser / Kantonale Denkmalpflege

Nicht alles wird erhalten: Unterschutzstellungen sind demokratische Prozesse, bei denen fachliche, rechtliche aber auch politische Aspekte gewichtet werden. Über Unter- schutzstellungen entscheidet der Regierungsrat auf Antrag der Kantonalen Denkmalpflege. Die Denkmalpflege und der Denkmalrat haben die Aufgabe, die Schutzwürdigkeit von Bauten fachlich zu prüfen. Der Regierungsrat kann aber andere öffentliche Interessen höher gewichten als den Denkmalschutz. Bei der Gastwirtschaft «Zum alten Warteck», dem Stammhaus der gleichnamigen Brauerei, kam der Regierungsrat zum Schluss, dass dem Ensemble an der Ecke Clarastrasse / Riehenring der Denkmalwert fehle, und damit kein öffentliches Interesse an einer Unterschutzstellung bestehe. In diesem Fall wurde der Beschluss des Regierungsrats vom Heimatschutz Basel und von der Freiwilligen ­Basler Denkmalpflege, zwei privaten Organisationen, angefochten, worauf das Appellationsgericht den Sachverhalt prüfen musste. Dieses kam zum Schluss, dass das stadtgestalteri- sche Interesse an einem Neubau höher sei, da ­gegenüber die neuen Messegebäude entstünden und damit der Ort städtebaulich neu definiert würde. | Foto: Klaus Spechtenhauser / Kantonale Denkmalpflege

den Wandel des Wohnens über Jahrhunderte Wie soll ein Haus restauriert werden? hinweg abbildet. Oder es kann der Umschlag- Ein historisch wertvolles Haus braucht Pfle- hof der Architekten Bräuning, Leu und Dürig ge. Es soll aber auch an die sich wandelnden von 1952/53 am Hafenbecken 1 in Kleinhü- Lebensgewohnheiten angepasst werden kön- ningen sein, der nicht nur konstruktiv und nen. Damit kann Geschichte lebendig und gestalterisch eindrücklich ist, sondern auch gegenwärtig bleiben. Wer ein historisch wert- Zeuge der Bedeutung der Basler Hafenwirt- volles Haus restaurieren und umbauen möch- schaft im 20. Jahrhundert. Die unter Schutz te, sollte es gut kennen. Die Bauforschung und gestellten Bauwerke sind im Denkmalver- die Inventarisation der Kantonalen Denkmal- zeichnis eingetragen (www.denkmalpflege. pflege können ihm dabei wesentliche Un­ bs.ch; unter «Verfahren») oder befinden sich terstützung bieten. Ihre Aufgabe ist es, am in Schutzzonen (www.stadtplan.bs.ch/geo- Gebäude selbst und in den Archiven die Ge- viewer; Thema «Ortsbild- & Denkmalschutz»). schichte eines Hauses zu erforschen. Sie kön- Historische Gebäude, die als schutzwürdig nen auch Aussagen darüber machen, welche betrachtet werden, aber noch nicht geschützt Bauteile und Strukturen eines Hauses zu er- sind, werden im Inventar der schützenswer- halten sind, damit es seine Geschichte nicht ten Bauten verzeichnet (ebenso im Geo­viewer verliert. Bauherrschaft, Architekt und die einsehbar). Bauberater der Denkmalpflege erarbeiten ein Restaurierungskonzept, das festlegt, was wie Informationen zum vielfältigen Tätigkeitsfeld der Ein verlorenes Baudenkmal? Wenn andere öffentliche Interessen als der Denkmalschutz – etwa die Entwicklung der Messe – höher gewertet erhalten, ersetzt oder erneuert wird. Die Bau- ­Kantonalen Denkmalpflege bietet der Jahresbericht, der werden, muss auch ein Baudenkmal weichen. So geschehen beim Kopfbau der Messehalle 1. Der 1924–1926 errichtete Bau prägte über Jahrzehnte seit 2010 in neuer Gestaltung erscheint. berater können dabei ihr Wissen über den hinweg den Messeplatz. Der Architekt war Hermann Herter (1877–1945) – 1919–1942 Stadtbaumeister von Zürich und in dieser Funktion ver­ antwortlich für noch heute stadtbildprägende Bauten und Gebäude-Ensembles in der Limmatstadt (Gesamtüberbauungen Limmatplatz, Sihlporte Umgang mit historischer Bausubstanz ein- und im Bereich der Seebahnlinie, City-Hallenbad, Tramdepots Wiedikon und Irchel, Tramwartegebäude Bellevue und Paradeplatz). fliessen lassen. | Foto: Erik Schmidt 8 | Europäischer Tag des Denkmals 2012 Rahmenprogramm – Was ist wo? | 9

Rahmenprogramm Was ist wo? Samstag, 8. September 2012

Offizielle Eröffnung Mittagskonzert Schlusskonzert mit dem Tag des Denkmals in mit dem ­Vokal-Ensemble Slowo, Basel ­Sinfonieorchester Basel Basel 9 9.30–10.30 Uhr 12.30–13.30 Uhr 17–18 Uhr

Ort: St. Alban-Kirche, Ort: First Church of Christ, Ort: St. Alban-Kirche, ­ 1 St. Alban-Kirchrain 11 ­Scientist, Basel, Picassoplatz 2 St. Alban-Kirchrain 11 3 Eintritt frei Eintritt frei Eröffnung: Hans-Peter Wessels, 5 ­Regierungsrat Die «Böcklin-Sinfonie» von Hans Mittelalterliche Gesänge aus dem Zur Kultur- und Baugeschichte in Huber – eine musikalische St. Alban-Kloster und Choräle aus 2 der St. Alban-Vorstadt: Daniel ­Hommage an den grossen Maler der orthodoxen Liturgie – ein 6 Schneller, ­Kantonaler Denkmal- aus der St. Alban-Vorstadt. ­Brückenschlag zwischen West und 4 pfleger Ost. Rückblick auf die Quartiersanie- Sinfonieorchester Basel rung im St. Alban-Tal: Ulrike Jehle, Thomas Herzog – Leitung ­Vokal-Ensemble Slowo, Basel Architektur­historikerin Daniel Schneller – Moderation 7

Anschliessend Apéro Details: S. 42–45 Details: S. 46 8

Infostand der Gratisfahrten mit der Kantonalen Denkmalpflege St. Alban-Fähre 8.30–17 Uhr 10–17 Uhr

Ort: St. Alban-Rheinweg / St. Alban-Tal Ort: Zwischen Grossbasler und Kleinbasler Rheinufer: St. Alban-Rheinweg–Schaffhauserrheinweg Anmeldung zu den Führungen mit beschränkter ­Teilnehmerzahl Informationen und Verkauf von Publikationen Details: S. 47

1 Infostand der Kantonalen Denkmalpflege, 6 Kunstmuseum, St. Alban-Graben 16 St. Alban-Rheinweg 7 First Church of Christ, ­Scientist, Basel, 2 St. Alban-Kirche, St. Alban-Kirchrain 11 Picassoplatz 2

3 St. Alban-Stift, Mühlenberg 18–22 8 St. Alban-Tor, St. Alban-Vorstadt 101

4 Maja Sacher-Platz 9 St. Alban-Fähre

5 Schöneck-Brunnen bei der Gabelung St. Alban-­ Vorstadt/Mühlenberg

| Foto links: Kantonale Denkmalpflege; Plan: Hans Ritzmann, Archiv Kantonale Denkmalpflege. Abgedruckt mit Bewilligung des Grundbuch- und Vermessungsamts Basel-Stadt 10 | Europäischer Tag des Denkmals 2012 Programmübersicht Führungen | 11

Programmübersicht Führungen: 11, 14, 15.30 Uhr Samstag, 8. September 2012 Dauer je ca. 1 Stunde

Keine Anmeldung Archäologischer Städtebaulicher St. Alban-Tal – Weiterbauen im Mönche, Papierer und ­erforderlich  ­Rundgang ­Rundgang Einst ­­Gewerbe- und St. Alban-Tal der «Daig» Industrie­quartier Themen- Führung: Christoph P. Matt Führung: Thomas Lutz Führung: Rebekka Führung: Peter Habicht Zeit: 11, 14, 15.30 Uhr Zeit: 11, 14, 15.30 Uhr Führung: Anne Nagel ­Brandenberger Zeit: 11, 14, 15.30 Uhr führungen Treffpunkt: Vor dem Eingang Treffpunkt: Beim Schöneck- Zeit: 11, 14, 15.30 Uhr Zeit: 11, 14, 15.30 Uhr Treffpunkt: Beim St. Alban- der St. Alban-Kirche, ­ Brunnen, ­Gabelung St. Alban-­ Treffpunkt: Vor dem Gasthof Treffpunkt: Maja Sacher-Platz Tor, St. Alban-Vorstadt 101 St. Alban-Kirchrain 11 Vorstadt / Mühlenberg zum ­Goldenen Sternen, Details: S. 16/17 Details: S. 18 Details: S. 12 Details: S. 13 St. Alban-Rheinweg 70 Details: S. 14/15

Ein literarischer Basler Sitten «in dr Anmeldung Malerei und ­Schwarze Anmeldung Baukünstlerische Cartoonmuseum Basel: ­Spaziergang durch die Dalbe» ­obligatorisch!  Kunst ­obligatorisch!  ­Qualität über mehrere ­Architektur und Comics St. Alban-­Vorstadt Epochen Führung: Helen Liebendörfer Szenische Aufführung: Satu Führungen Führung: Anette Gehrig Führung: Albert M. Debrunner Zeit: 11, 14, 15.30 Uhr Ab 8.30 Uhr beim Blanc Ab 8.30 Uhr beim Führung: Georg F. Krayer Zeit: 11, 14, 15.30 Uhr Zeit: 11, 14, 15.30 Uhr Treffpunkt: Unter den ­Infostand der Zeit: 11, 15.30 Uhr Bau- ­Infostand der Zeit: 11, 14, 15.30 Uhr ­Anmeldung obligatorisch! Treffpunkt: Infostand am Arkaden des Kunstmuseums, ­Kanto­nalen Denkmal- ­Anmeldung obligatorisch! ­Kanto­nalen Denkmal- ­Anmeldung obligatorisch! Max. 20 Personen pro Führung St. Alban-Rheinweg St. Alban-Graben 16 pflege am St. Alban- Max. 30 Personen pro Führung pflege am St. Alban- Max. 25 Personen pro Führung Details: S. 22/23 Details: S. 20 denkmäler Details: S. 21 Rheinweg Details: S. 19 Rheinweg Details: S. 22

Zum Hohen Dolder Wildensteinerhof Das neugotische Zimmer Ein verstecktes Kleinod Barocke und St. Alban-Kirche Das St. Alban-­ Führung: Conradin Badrutt, Führung: Reto Bieli im Haus zum Schöneck im Garten des Hohen neubarocke Pracht und St. Alban-Stift Brunnwerk Hans Ritzmann und Andreas Zeit: 11, 14, 15.30 Uhr Führung: André Salvisberg Hauses Führung: Hardy Happle Führung: Andreas Hindemann Führung: Werner Betz Manasse ­Anmeldung obligatorisch! Zeit: 14, 15.30 Uhr Führung: Lilian Steinle- Zeit: 11, 14, 15.30 Uhr und Martin Möhle Zeit: 11, 14, 15.30 Uhr Zeit: 11, 14, 15.30 Uhr Max. 30 Personen pro Führung ­Anmeldung obligatorisch! Schmidt ­ ­Anmeldung obligatorisch! Zeit: 11, 14, 15.30 Uhr ­Anmeldung obligatorisch! ­Anmeldung obligatorisch! Details: S. 24/25 Max. 20 Personen pro Führung Zeit: 11, 14, 15.30 Uhr Max. 25 Personen pro Führung ­Anmeldung obligatorisch! Max. 17 Personen pro Führung Max. 40 Personen pro Führung Details: S. 26 Anmeld­ung obligatorisch! Details: S. 26/27 Max. 40 Personen pro Führung Gute Kondition & funktionale Details: S. 22 Max. 25 Personen pro Führung Details: S. 28–31 Kleidung unerlässlich! Details: S. 26 Details: S. 32

Gallizianmühle Basler Ein versteckter Kirchen- Villen an der St. Alban- Das Parkhaus Zossen Anmeldung Auf den Spuren von ­Münsterbauhütte bau der Moderne Anlage Melchior Berri Führung: Bernard Jaggi Führung: Sebastian Stich ­obligatorisch!  Zeit: 11, 14, 15.30 Uhr Führung: Marcial Lopez Führung: Erwin Baumgartner Führung: Stephan Tramèr und Zeit: 11, 14, 15.30 Uhr Im Fokus Führung: Markus Schmid ­Anmeldung obligatorisch! Zeit: 11, 14, 15.30 Uhr Zeit: 14, 15.30 Uhr Christian Lang Anmeldung obligatorisch! Ab 8.30 Uhr beim Zeit: 11, 14, 15.30 Uhr Max. 25 Personen pro Führung ­Anmeldung obligatorisch! ­Anmeldung obligatorisch! Zeit: 11, 14, 15.30 Uhr Max. 12 Personen pro Führung ­Infostand der ­Anmeldung obligatorisch! Details: S. 32/33 Max. 25 Personen pro Führung Max. 40 Personen pro Führung ­Anmeldung obligatorisch! Details: S. 34 ­Kanto­nalen Denkmal- Max. 25 Personen pro Führung Details: S. 32 Details: S. 34/35 Max. 25 Personen pro Führung pflege am St. Alban- Details: S. 36 Details: S. 34 Rheinweg

Die Architekten-­ Verwunschene Gärten Gemalte Leinwand­ Keine Anmeldung Arnold Böcklin und die Hesch gseh? Dynastie Stehlin tapeten St. Alban-Vorstadt Rundgang für Kinder Führung: Romana Anselmetti ­erforderlich  Führung: Bruno Thüring Zeit: 11, 14, 15.30 Uhr Führung: Brigitte Meles Führung: Seraina Für Kinder Führung: Barbara Lütscher Zeit: 11, 14, 15.30 Uhr ­Anmeldung obligatorisch! Zeit: 11, 14, 15.30 Uhr ­Werthemann Zeit: 11, 14, 15.30 Uhr ­Anmeldung obligatorisch! Max. 30 Personen pro ­Führung ­Anmeldung obligatorisch! Zeit: 11, 14, 15.30 Uhr Treffpunkt: Infostand am Max. 25 Personen pro ­Führung Details: S. 38 Max. 17 Personen pro ­Führung Treffpunkt:Eingang St. Alban- St. Alban-Rheinweg Details: S. 37 Details: S. 39 Stift, Mühlenberg 18–22 Keine Anmeldung Details: S. 47 Details: S. 40/41 ­erforderlich 12 | Europäischer Tag des Denkmals 2012 Archäologischer Rundgang – Städtebaulicher Rundgang | 13

Zwischen Innerer und Äusserer Stadt- Im Untergrund: mauer St. Albans Anfänge Die St. Alban-Vorstadt ist eine der fünf mittel­alter­ und der einstige lichen Vorstädte Basels, die sich einst zwischen­ der Inneren und der Äusseren Stadtmauer ­Lindenturm ­erstreckten. Im Unterschied zum unteren, 1152– 1154 begründeten Gewerbeviertel ­­(St. Alban-Tal) entstand der obere Siedlungsbereich entlang Um einen Einblick in die ältere Baugeschichte in der Ausfallstrasse wohl erst im Verlauf­ des der St. Alban-Vorstadt zu erhalten, lohnt ein 13. Jahrhunderts. Die Strassen­siedlung beschränk- ­Abstieg in den Untergrund: etwa in die Fundamen- te sich in einer Frühphase auf das Teilstück te der St.-Alban-Kirche, in denen die ältesten ­zwischen St. Alban-Graben und Malzgasse und Mauerreste freigelegt wurden. Oder unter den wies eine eigene Befestigung auf. Mühlenberg, wo das Sockelgeschoss des im Die beidseits der Strasse sich hinziehenden 15. Jahrhundert errichteten Lindenturms erhalten ­geschlossenen Häuserzeilen sind das Resultat geblieben ist. ­einer kontinuierlichen Baugeschichte, deren An- Von der heute sichtbaren St. Alban-Kirche reichen fänge im Hochmittelalter liegen. Die schmalen, nur Chor und Turm in die gotische Zeit zurück, ­­drei- und viergeschossigen Häuser traten während das Langhaus seine heutigen Dimensio- mit Streifenparzellen in Erscheinung, die auf der nen im 19. Jahrhundert erhielt. Älter sind zwar Nordseite bis an den Rhein, auf der Südseite Teile des romanischen Kreuzgangs, doch die ältes- bis an die Vorstadtbefestigung grenzten. Im Un- ten Reste liegen unter dem Chor zwischen terschied zur Zeilenbebauung der inneren ­technischen Räumen, barocken Grabepitaphien ­Vorstadt konzentrierte sich der frühe Häuser­ und den Chorfundamenten. Die massiven Funda- bestand der äusseren Vorstadt auf eine Zone mente einer runden Kirchenapsis aus dem ­unmittelbar hinter der Malzgasse. Das übrige Ge- 1. Jahrtausend ha­ben sich dort im Boden ebenso lände war nur spärlich mit Scheunen oder erhalten wie ein Sodbrunnen, der beim Bau ­Rebhäuschen bebaut und diente bis ins 19. Jahr- des Kirchturms in dessen Fundamente einbezo- hundert als Garten- und Rebfläche. gen worden ist. Die ältesten Fundamentreste der Anne Nagel Urkirche dürften ins 8. oder 9. Jahrhundert zu datieren sein. Sie können mit einem Heiligen Alban in Verbindung gebracht werden, der Städtebaulicher Rundgang aber kaum mit demjenigen aus Mainz identisch Führung: Thomas Lutz, Kantonale Denkmalpflege ist, dem die romanische­ Kirche geweiht ist. Zeit: 11, 14, 15.30 Uhr Direkt am Rhein lag einst der Lindenturm. Er Treffpunkt: Beim Schöneck-Brunnen, Gabelung St. Alban- Vorstadt / Mühlenberg – keine Anmeldung erforderlich wurde 1488 als Teil der Wehrmauer zwischen Letzimauer und Mühlenberg errichtet und ­beherbergte auch die Versammlungsräume der Vorstadtgesellschaft. Bei der Verbreiterung des Mühlenbergs ist er 1839 abgebrochen wor- den. Erhalten blieb einzig das Untergeschoss: Es ­wurde zur Brunnenstube und zum Ausgangs- punkt einer neuen Wasserversorgung. Christoph P. Matt

Archäologischer Rundgang Führung: Christoph P. Matt, Archäologische Boden­ forschung Zeit: 11, 14, 15.30 Uhr Treffpunkt: Vor dem Eingang der St. Alban-Kirche, ­­ St. Alban-Kirchrain 11 – keine Anmeldung erforderlich Wappengeschmückter Schlussstein eines Kirchengewölbes von Prior Peter Löwlein aus der Mitte des ­15. Jahrhunderts. Im hinteren Abschnitt der inneren St. Alban-Vorstadt vor Der Stein wurde 1979 bei Ausgra­bun­gen in der St. Alban-­ der Abzweigung in die Malzgasse: Intakte Zeile spätmittel­ Kirche gefunden. alterlicher Handwerkerhäuser. | Foto: Archäologische Bodenforschung | Foto: Klaus Spechtenhauser / Kantonale Denkmalpflege 14 | Europäischer Tag des Denkmals 2012 St. Alban-Tal – Einst Gewerbe- und Industriequartier | 15

St. Alban-Tal – Einst Gewerbe- und Industriequartier Anne Nagel, Kantonale Denkmalpflege

Die beiden Teicharme, die Schindelplätze aufweisen. Im Jahr 1823 beispielsweise ver- sowie zahlreiche historische Bauwerke – fügten die zwölf Wasserwerke, die unterdes- Mühlen, Gewerbehöfe, Magazine, Fabrik- sen nicht nur als Kornmühlen, sondern auch bauten, Maschinen­häuser, Tagelöhner- als Stampfen, Schleifen oder Hammerwerke und Arbeiterwohnhäuser – bezeugen noch betrieben wurden, über 33 Räder. Kloster und heute die vom 12. bis ins frühe ­20. Jahr- Siedlung, die ursprünglich ausserhalb der hundert andauernde Gewerbe- und Indus- Stadtbefestigung lagen, wurden erst nach dem trie­nutzung des Quartiers. grossen Erdbeben von 1356 in den Mauerring der Stadt miteinbezogen. In den Jahren des Der St. Alban-Teich und 12 Mühlen Konzils (1431–1449), als der Papierbedarf in Die Entstehung des St. Alban-Tals, im Volks- der Stadt erheblich stieg, etablierte sich die mund auch «Dalbeloch» genannt, ist untrenn- Papiermacherei im St. Alban-Tal und verhalf bar mit der Gründung des St. Alban-Klosters dem ­Gewerbequartier zu wirtschaftlichem 1083 verknüpft. Das Quartier erhielt in den Aufschwung und dauerhafter Prosperität. Jahren 1152–1154 seine heutige Struktur, als Neben seiner Funktion als Energieliefe- nämlich das Kloster für die eigene Grundver- rant diente der St. Alban-Teich auch den Flös­ sorgung zwei Gewerbekanäle, den sogenann- sern als Transportweg. Flösserei und Holz­ ten hinteren und vorderen Teich, und an de- verarbeitung bildeten vom 12. bis ins frühe ren Ufern Getreidemühlen erbauen liess. Die 19. Jahrhundert weitere florierende Gewerbe insgesamt zwölf Mühlen waren zu je drei Paa- im St. Alban-Tal. Das in den Jurawäldern ge- ren an den unteren Teichläufen angeordnet. schlagene, auf der Birs und dem Teich heran- Jede Mühle konnte bis zu drei Wasserräder geflösste Holz wurde auf den sogenannten Der vordere Teich zwischen dem als Senf- und Gewürz- fabrik dienenden Pfefferhof und dem Schindelhof. ­Aufnahme nach 1920. | Foto: Staatsarchiv Basel-Stadt, Neg. 1209

Schindelplätzen und in den umliegenden Hof- stätten der Schindelmacher zu Schindeln, Blick vom St. Alban-Tor auf den Schindelplatz mit umliegender Bebauung. Brennholz, Bauholz, Pfählen, Rebstöcken und | Foto: Klaus Spechtenhauser / Kantonale Denkmalpflege Teucheln (Wasserleitungsrohre) verarbeitet.

Industrialisierung bauten. Die Wasserräder wurden entweder Handwerksbetriebe mieteten sich in die nur Zum Weiterlesen: Das spätmittelalterliche Bild des Quartiers durch Turbinen ersetzt oder von wasserunab- behelfsmässig unterhaltenen Gewerbe- und Esther Baur, Anne Nagel, St. Alban-Tal in blieb bis ins 19. Jahrhundert weitgehend un- hängigen Energiequellen wie Dampfmaschi- Fabrikbauten ein. Ein langsamer Zerfall des ­Basel, Bern: Gesellschaft für Schweizerische verändert. Die Industrialisierung und der nen, Gas- und Elektromotoren unterstützt, Quartiers stellte sich ein. Auf der Grundlage Kunstgeschichte GSK, 2009 (Schweizerische Abbruch der mittelalterlichen Stadtmauer deren Transmissionen und Leitungen von Ge- eines nie zur Umsetzung gelangten Bebau- Kunstführer) – erhältlich am Infostand am veränderten das St. Alban-Tal im mittleren bäude zu Gebäude liefen. ungsplans erfolgten 1964/65 zahlreiche Ab- St. Alban-Rheinweg 19. Jahrhundert grundlegend. Die Installa­ brüche. Der fortschreitende Zerfall der Alt- tion einer ersten Dampfmaschine 1849 und Vom Industrie- zum Wohnquartier bauten und die Zerstörung durch weiteren die Einführung eines ersten Holzstoffappa- Die expansionswillige Papierindustrie hatte Abbruch wurden in den 1970er Jahren in letz- rats vor 1860 durch die Thurneysen’sche Pa- im St. Alban-Tal letztlich keine Chance: Die ter Minute aufgehalten. Dies dank einer vom pierfabrik am hinteren Teich markierten den Platzverhältnisse waren zu beschränkt. Die Kanton und der Christoph Merian Stiftung St. Alban-Tal – Einst ­­Gewerbe- Beginn der maschinellen Papierherstellung Papierherstellung am hinteren Teich wurde getragenen Sanierung, deren Ziel es war, mög- und Industrie­quartier und das Ende des traditionellen Papierschöp- 1925 eingestellt und die Firma Oser & Cie. lichst viel an historisch gewachsener Bausub- Führung: Anne Nagel, Kantonale fens. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts (vormals Thurneysen) liquidiert. Die Papier- stanz und Struktur wie Strassen-, Hof- und ­Denkmalpflege hatte sich auch die Seidenbandindustrie im und Kartonfabrik Stöcklin & Cie. am vorde- Platzräume zu erhalten und Geschichte ables- Zeit: 11, 14, 15.30 Uhr St. Alban-Tal niedergelassen. ren Teich verlegte ihren Betrieb 1955 auf die bar zu machen. Diese Quartiersanierung Treffpunkt: Vor dem Gasthof An die Stadtmauer angebaute hölzerne Lagerhäuser, die dem Trocknen und der Lagerung von Papier und Tabak Mit dem Einzug der Industrie schoben Landschaft nach Arlesheim. Mit der Auslage- 1974–1987 führte durch sorgfältige Renova­ zum ­Goldenen Sternen, St. Alban- dienten und in den 1960er Jahren abgebrochen wurden. Aufnahme nach 1870. sich flach gedeckte Fabrikgebäude, hölzerne rung der industriellen Produktion verlor das tionen, Um- und Neubauten zu einer span- | Foto: Staatsarchiv Basel-Stadt, Bild 5, 46 Lager- und Henkhäuser, Arbeiterwohnhäuser einst blühende Gewerbe- und Industriequar- nenden Nutzungsvielfalt – Wohnen, Gewer- Rheinweg 70 – keine Anmeldung sowie Dampfkessel-, Maschinenhäuser und tier seine Bedeutung und verfiel in einen be, Handwerk, Kultur, Gastronomie – und erforderlich Hochkamine zwischen die alten Gewerbe- Dornröschenschlaf. Kleinere, oft wechselnde damit zu einer Neubelebung des Quartiers. 16 | Europäischer Tag des Denkmals 2012 Weiterbauen im St. Alban-Tal | 17

Weiterbauen im St. Alban-Tal Klaus Spechtenhauser, Kantonale Denkmalpflege

Angesichts der heute vielerorts praktizier- nehmen in Volumetrie, Materialwahl und ten Instrumentalisierung von zeitge- Setzung vielschichtig auf das Bestehende nössischer Architektur für Städtemarke- Bezug und sind dabei gleichzeitig einer kon- ting und Standortvorteile wird häufig sequent zeitgenössischen Formensprache vergessen, dass tatsächliche Baukultur verpflichtet. wenig mit Ikonen von sogenannten 1986/87 entstanden zwei weitere Bauten ­Stararchitekten zu tun hat. Vielmehr grün- mit starkem Ortsbezug: ein Atelier- und Ge- det sie in Bauwerken, die mit Form, werbehaus und ein aus einem ehemaligen ­Material und Raum den Dialog suchen zur Fabrik- und Arbeiterwohnhaus umgebautes gebauten Umgebung, zu Natur und Mehrfamilienhaus, beide von Michael Alder. ­Geschichte. Ein vielfach gewürdigtes und Das Atelierhaus besteht aus zwei parallel an- nach wie vor überzeugendes Beispiel geordneten Baukörpern, die sich auf einen ­hierfür ist das St. Alban-Tal. gemeinsamen Hof öffnen. Sowohl die hell ­ge­strichenen Holzfassaden als auch die leicht Rettung und Wiederbelebung eines ­geneigten Flachdächer mit markant ausge- ­Stadtquartiers stülpten Oberlichtern erinnern an Industrie- Der langsame, aber sichere Niedergang des architektur. Das 1849/50 errichtete Arbeiter- einstigen Industrieareals am Rhein setzte zu wohnhaus direkt am vorderen Teich wurde Beginn des 20. Jahrhunderts ein. 1955 schliess- aufgrund seines verwahrlosten Zustands weit- lich verliess der letzte papierproduzierende gehend erneuert. Mit dem Gebäudevolumen, Betrieb Stöcklin & Cie. das Quartier. Wilfrid und Katharina Steib, Museum für Gegenwartskunst, 1978–1980. Links der Neubau, rechts der der holzverschalten Fassade und der regel- Konkrete Pläne für die Sanierung der umgebaute Fabrikbau der Papierfabrik Stöcklin von 1890–1892. Dazwischen fliesst der vordere Teich. mässigen Anordnung der Fenster nimmt das historisch wertvollen Bauten und die Wie- | Foto: Erik Schmidt Gebäude auf den Ursprungsbau Bezug, wobei derbelebung des «Dalbelochs» als Wohnquar- die Detaillierung von einem zeitgenössischen tier wurden in den 1950er Jahren in Angriff Der entscheidende Impuls für die Sanierung strebte Durchmischung von Wohn- und Ar- Formwillen ausgeht. Im Innern fanden fünf genommen. Es folgten mehrere Studien und des St. Alban-Tals ging von der Christoph Me- beitsraum Gestalt annahm. Wohnungen und Ateliers Platz. 1962/63 ein Wettbewerb für einen Master- rian Stiftung aus, der 1975 16 unselbständige Wegweisend für die Quartiersanierung Ganz aus Sichtbeton ist hingegen das plan, der 1968 verabschiedet, aber nie umge- Baurechte übertragen wurden. Bereits zu die- war das 1978–1980 von Wilfrid und Kathari- ­Atrium-Wohnhaus, das Urs Gramelsbacher Diener & Diener, Wohnhäuser mit Ateliers, 1984–1986. Der westliche der beiden Bauten schliesst den mit setzt wurde. Im Zug der Neuplanungen war sem Zeitpunkt stand fest, die Gallizianmüh- na Steib projektierte – nota bene: weltweit 1997–1999 auf der letzten freien Parzelle zwi- Kastanien bepflanzten Platz am Rheinweg ab und steht mit seiner als Betonraster ausgebildeten Rückfassade ­direkt am hinteren Teich. die Einwohnergemeinde der Stadt Basel zur le zu restaurieren und mit der wiederaufge- erste – Museum für Gegenwartskunst. Der schen den beiden Teicharmen errichten konn- | Foto: Klaus Spechtenhauser / Kantonale Denkmalpflege grössten Grundbesitzerin im St. Alban-Tal bauten Stegreifmühle dem Museum für Papier, Museumsbau, der noch heute als eines der te. Die Fassade des nach geometrischen Ideal- geworden. Schrift und Druck zu übergeben, die «Rote qualitätvollsten Beispiele aus der Zeit des be- massen proportionierten Gebäudes mit Fabrik» in eine Jugendherberge umzubauen, ginnenden Museums-Booms gelten darf, be- trapezoidem Grundriss ist gegen aussen le- Bewährte Idylle Jedenfalls lässt es sich in solch einer Idylle in das St. Alban-Tor und die Letzimauer zu res- steht aus zwei Teilen: dem adaptierten Fa­ diglich mit minimalen Öffnungen aufgebro- Im Rückblick kann die Sanierung des St. Al- unmittelbarer Innenstadt- und Rheinnähe taurieren und die ehemalige Papierfabrik brikbau der ehemaligen Papierfabrik Stöcklin chen, sodass keinerlei Einblicke möglich sind. ban-Tals wohl als vollumfänglich gelungenes sehr gut wohnen und arbeiten. Wer sich hier Stöcklin in ein Museum für Gegenwartskunst und einem Neubau anstelle der abgerissenen Die fünf Wohnungen orientieren sich alle auf Projekt bezeichnet werden. Aus einem histo- einmal niedergelassen hat, der zieht nicht so umzubauen. Zudem sollte ein attraktives Spitalmühle. Derart inszeniert er program- den quadratischen Innenhof – ein baumbe- rischen Industrieareal ist ein Quartier mit schnell weg. Wohnangebot geschaffen und neues Gewer- matisch ein Nebeneinander von Alt und Neu standener Ort der Ruhe. Hier ist auch ein Brun- ausgesprochener Nutzungsvielfalt geworden. be angesiedelt werden, um eine Durchmi- als zukunftsweisende Perspektive. Es ist eine nen angelegt, bei dem das Wasser aus einem Wesentlich dazu beigetragen hat ein bauli- schung der Nutzungsarten zu erreichen. Die Museumsarchitektur ohne grosse Gesten, zehn Meter langen Schlitz wie ein bewegli- ches Umfeld mit sorgfältigen Renovationen, gesetzliche Grundlage für das gesamte Vorha- die bewusst zurücktritt und in erster Linie cher Vorhang über einen Stein in ein Wasser- Um- und Neubauten, das auf dem Dialog zwi- ben schuf ein neuer Zonenplan, der 1980 zu- der Präsentation zeitgenössischer Kunst einen becken aus Glas fliesst, das gleichzeitig das schen Alt und Neu basiert. sammen mit dem Denkmalschutzgesetz ver- adäquaten Rahmen bieten will. Oberlicht der Tiefgarage ist. Allerdings wurde auch – vielleicht etwas abschiedet wurde. Wesentlich war bei dieser Für einen weiteren neuen Akzent im Der vorläufig letzte architektonische Ein- zu süffisant – festgehalten, dass hier «denk- Weichenstellung auch das weitsichtige Enga- St. Alban-Tal sorgten wenig später die bei- griff im St. Alban-Tal ist der Umbau der Ju- malpflegerische Präparate», die intelligente gement von Carl Fingerhuth, der 1979 das Amt den Wohnhäuser mit Ateliers von Diener & gendherberge in der «Roten Fabrik» durch Neunutzung von Industrieruinen, einige Vor- Weiterbauen im St. Alban-Tal als Stadtbaumeister angetreten hatte. Diener (1984–1986). Am Ort der 1965 abge- Buchner Bründler Architekten (2009/10). Sie zeigebauten kompromisslos zeitgenössischer Führung: Rebekka Brandenberger, brochenen Mühlen- und Fabrikbauten an wurde den veränderten Ansprüchen ange- Architekturgesinnung genau das definieren, Kantonale Denkmalpflege Weiterbauen: sorgfältig und zeitgemäss der Mündung des hinteren Teichs und vor passt und erhielt einen Ergänzungsbau an der «was man als den Standard einer aufgeklärten Zeit: 11, 14, 15.30 Uhr Blick über das St. Alban-Tal: Im Vordergrund das Atrium- Die erste grosse Sanierungsetappe war Ende der historischen Kulisse von Gallizianmüh- Ostseite – ein moderner Glasbau mit vorge- schweizerischen Heimatschutzidylle bezeich- Wohnhaus von Urs Gramelsbacher (1997–1999), dahinter der 1980er Jahre abgeschlossen. In den 1990er le und Stadtmauer sind auch diese Bauten hängter Holzstruktur. Die neue Erschliessung nen könnte». Ein Standard, der im Übrigen Treffpunkt: Maja Sacher-Platz – das holzverschalte Mehrfamilienhaus von Michael Alder keine Anmeldung erforderlich (1986/87), im Hintergrund das St. Alban-Tor. Jahren folgten weitere sorgfältige Renovatio- mustergültig für das Weiterbauen in einer verläuft nun über eine Holzbrücke von der keine unwesentliche Rolle gespielt haben dürf- | Foto: Erik Schmidt nen, Um- und Neubauten, sodass die ange- historisch gewachsenen Umgebung. Sie Teichseite her. te, als Basel 1996 den Wakkerpreis erhielt. 18 | Europäischer Tag des Denkmals 2012 Mönche, Papierer und der «Daig» – Malerei und Schwarze Kunst | 19

Malerei und ­Schwarze Kunst – Ein Spaziergang durch Basel im 16. Jahrhundert

Die Druckerfrau Anna Katharina erinnert sich. Basel im Jahre des Herrn 1515: Angeführt von Erasmus von Rotterdam, trifft sich die Elite des europäischen Humanismus in den Werkstätten der Druckermeister der florierenden Stadt. Unter den wohlhabenden Basler Bürgern findet der Maler Hans Holbein d. J. Auftraggeber und Mäzene. Schon bald genügt ihm das Wohl­- wollen der Stadt nicht mehr und es zieht ihn an die europäischen Höfe, um dort seinen Ruhm Mönche, Papierer zu vergrössern. Noch herrscht in allen Landen die alte Ordnung. und der «Daig» Noch werden die Heiligen angerufen und noch stöhnen die Bauern unter der Last der Abgaben, derweil der Klerus und die Obrigkeit mit Ab­ Das «Dalbeloch» ist längst kein Geheimtipp mehr. lasshandel und hohen Steuern ihren aufwendigen Seit der grosszügigen Sanierung, für die Basel Lebensstil finanzieren. Aber schon werden 1996 mit dem Wakkerpreis ausgezeichnet wurde, erste Stimmen laut, die die althergebrachten Hie- lädt das verträumte Quartier immer wieder rarchien in Frage stellen und sich über die zum Spazieren und Verweilen ein. Neben aller Be- ­Ausbeutung der Menschen in Gottes Namen schaulichkeit ist das St. Alban-Tal auch von gros­ ­empören. sem historischem Interesse: Hier entstand im späten 11. Jahrhundert die erste Klostersiedlung Basel im Jahre des Herrn 1532: Die Basels und nach dem Bau des sogenannten hat gesiegt und die alte Ordnung sowie einen «Dychs», ­eines von der Birs abgeleiteten Kanals, Grossteil der Basler Kunstwerke zerstört. Erneut das mittelalterliche Gewerbeviertel. Hier verlässt Hans Holbein Basel in Richtung London. wurde beispielsweise das städtische Bauholz an- Zurück bleiben seine Bilder und Zeichnungen. geflösst und verarbeitet. Aus dem Dalbeloch Satu Blanc stammt auch das einzige nennenswerte Export- produkt von Basel im Spätmittelalter: Papier. Malerei und Schwarze Kunst – Ein Spaziergang durch­ Bemerkenswert ist auch die St. Alban-Vorstadt. ­Basel im 16. Jahrhundert Ursprünglich wie alle Vorstädte eher bescheiden, Szenische Führung: Satu Blanc, Historikerin und Schau­ entwickelte sie sich im späten 18. und 19. Jahr- spielerin hundert, als sich Vertreter des Basler Grossbürger- Zeit: 11, 15.30 Uhr tums hier niederliessen, zu einer der vornehm­- Treffpunkt: Ab 8.30 Uhr obligatorische Anmeldung sten Wohnadressen. Bis heute ist «ebber uss beim Infostand am St. Alban-Rheinweg mit Bekanntgabe des Treffpunkts – Teilnehmerzahl beschränkt! dr Dalbe» gleichbedeutend für die Zugehörigkeit Max. 30 Personen pro Führung zum sogenannten Basler «Daig». www.satublanc.ch Peter Habicht

Mönche, Papierer und der «Daig» Führung: Peter Habicht, Historiker Zeit: 11, 14, 15.30 Uhr Treffpunkt: Beim St. Alban-Tor, St. Alban-Vorstadt 101 – ­keine Anmeldung erforderlich

Blick vom St. Alban-Tor über das «Dalbeloch». Satu Blanc als Druckerfrau Anna Katharina. | Foto: Klaus Spechtenhauser / Kantonale Denkmalpflege | Foto: Vinzenz Wyser 20 | Europäischer Tag des Denkmals 2012 Ein literarischer ­Spaziergang durch die St. Alban-­Vorstadt – Basler Sitten «in dr Dalbe» | 21

Ein literarischer ­Spaziergang durch die St. Alban-­ Vorstadt

Wer heute durch die St. Alban-Vorstadt, die ­«Dalbe» geht, würde nicht vermuten, dass es sich um eine Literatengasse handelt. Doch hier haben Jacob Burckhardt, Hermann Hesse, Sieg- fried Lang, Friedrich Dürrenmatt, Rainer ­Brambach und Jürg Federspiel gewohnt. Diese wiederum hatten weitere Autorinnen und ­Autoren zu Besuch, z.B. Günter Grass oder Frank Geerk, sodass die St. Alban-Vorstadt voller ­literarischer Bezüge ist. Wer gerne sehen möch- te, wo die Genannten gelebt, und hören, was sie geschrieben haben, sollte sich diesen Spazier- gang nicht entgehen lassen. Jacob Burckhardt hat fast sein ganzes Leben in der «Dalbe» verbracht, Hermann Hesse hielt es nur ein paar Monate aus, während über Sieg- fried Langs Jahre in dieser Strasse kaum etwas Basler Sitten bekannt ist. Umso mehr weiss man über die ­bewegte Zeit, die Friedrich Dürrenmatt an der «in dr Dalbe» St. Alban-Vorstadt verbracht hat. Jürg Federspiels literarische Karriere, die ihn bis nach New York führte, nahm hier ihren Anfang. Für Rainer Wie lebten die Basler Familien in der «Dalbe»? ­Brambach war die St. Alban-Vorstadt der geo­gra­ Wie sah der Alltag aus und wie beging man die fische Mittelpunkt seiner Existenz. Noch immer Festtage? Auf dem Weg durch die St. Alban-­ gilt, was er über die «Dalbe» gesagt hat: Vorstadt hören wir von Sitten und Bräuchen der «Sechs Dichter hat keine andere Strasse in Basel alteingesessenen Basler Familien, den unge- aufzuweisen. Das spricht für sie.» schriebenen Gesetzen geheimnisvoller Herkunft, Albert M. Debrunner die sich im Laufe der Jahrhunderte entwickel- ten. Manchmal liebevoll verspottet, aber bis heu- te tief verwurzelt, prägten diese Sitten die Ein literarischer Spaziergang­ durch die St. Alban-­ baslerische Eigenart. Man pflegte sie nicht nur, Vorstadt man war auch dem Gesetz des «me» (man) Führung: Albert M. Debrunner, Lehrer und ­verhaftet – ein Selbstverständnis, das eher zu ­Literaturvermittler Zeit: 11, 14, 15.30 Uhr wenig als zu viel vorstellen wollte, unter der Hülle Treffpunkt: Infostand am St. Alban-Rheinweg – keine des sich Bescheidens ein starkes Selbstbe­ ­Anmeldung erforderlich wusstsein kultivierte, im Gestrigen verwurzelt war, aber – besonders ausgeprägt bei Fabrikanten und Handelsherrn – in der Gegenwart geschickt agierte, und nicht zuletzt der nuancenreichen Sprache eine liebevolle Pflege einräumte. Helen Liebendörfer

Basler Sitten «in dr Dalbe» Führung: Helen Liebendörfer, Stadtforscherin Zeit: 11, 14, 15.30 Uhr Hermann Hesse bezog 1903 im Haus zum Sausewind ein Treffpunkt: Unter den Arkaden des Kunstmuseums, ­ hübsches Zimmer mit Kachelofen, das er allerdings nicht lan- St. Alban-Graben 16 ge bewohnte, denn «unter den Fenstern ­fuhren durch die scheinbar so ruhigen Gassen von morgens drei Uhr an ­Milch- und Marktwagen vom ­­­St. Alban­tor her über das Steinpflaster mit einem Höllen­­lärm und raubten mir den Schlaf.» Bürgerliche Wohnräume im Haus zum Sausenberg, nach 1919. | Foto: Erik Schmidt | Foto: Archiv Kantonale Denkmalpflege 22 | Europäischer Tag des Denkmals 2012 Innere St. Alban-Vorstadt – 3 Führungen auf einen Blick | 23

Innere St. Alban-Vorstadt 3 Führungen auf einen Blick

Cartoonmuseum Basel: ­Architektur und Comics

Das Cartoonmuseum Basel besteht aus einer mittelalterlichen Liegenschaft und gleichzei- tig einem versteckten, unerwarteten Neubau der Architekten Herzog & de Meuron. Alt- und Neubau ergänzen sich zu einem kontrastrei- chen Ensemble und bilden den architektoni- schen Rahmen für das einzige Museum der Schweiz, das sich ausschliesslich der satiri- schen Kunst widmet – von der Karikatur über die humoristische Zeichnung bis zum Comic. Das Cartoonmuseum pflegt eine Sammlung Alt und Neu im Kontrast von derzeit 3400 Originalwerken und veran- Der architektonische Dialog zwischen Alt und staltet regelmässig thematisch oder monogra- Neu bestimmt unsere gebaute Umwelt seit jeher. fisch angelegte Sonderausstellungen – wie Ein überzeugendes Beispiel hierfür ist das Car- gegenwärtig über den amerikanischen Co- toonmuseum Basel. Es besteht aus einer in ihren mic- und Zeichentrickfilm-Pionier Winsor Ursprüngen spätgotischen Liegenschaft und McCay (1869–1934). Seine New Yorker Häu- ­einem 1994–1996 realisierten Erweiterungsbau serschluchten und die fantastischen, geträum- von Herzog & de Meuron. Als das Museum Baukünstlerische ten Architekturen des Schlummerlands sind 1991 hier sein Domizil bezog, wurde vorerst das Qualität über mehrere die grandiose Kulisse, vor der sich die schlaf- Zum Hohen Dolder historische Vorderhaus sanft renoviert. ­Es nimmt wandelnde Figur Nemo bewegt. Mit unglaub- heute Büros, die Bibliothek, den Kassenraum Epochen licher Leichtigkeit und Präzision gezeichnet, Das Haus zum Hohen Dolder, seit 1486 Domi- mit Shop und Teile der Ausstellungsfläche auf. Im gehören McCays Zeitungsseiten zu den ver- zil der gleichnamigen Vorstadtgesellschaft, Hinterhof entstand demgegenüber ­anstelle Das 1843–1845 nach Plänen des Architekten rücktesten und inspirierendsten Comicstrips ist das einzige noch bestehende der ursprüng- der alten Werkstatt ein dreigeschossiger Ausstel- Christoph Riggenbach erbaute klassizistische aller Zeiten. lich vier mittelalterlichen Vorstadtgesell- lungs-Neubau aus Beton und Glas. Wesentli-­ Wohnhaus besticht durch seine ausdrucks- schaftshäuser in Basel. Das Gebäude blieb in ches Merkmal dieser zweiteiligen Anlage ist ein volle Fassadengestaltung und unkonventio- Führung: Anette Gehrig, Leiterin und Kuratorin den letzten Jahrhunderten von tiefgreifenden ­Cartoonmuseum Basel ­spannungsreicher und anregender Kontrast: nelle Farbgebung. Die seitliche, durch toska- Umbauten verschont und zeigt deshalb in sei- auf der einen Seite der Altbau mit traditionellen nische Pilasterpaare gegliederte Durchfahrt Zeit: 11, 14, 15.30 Uhr ner äusseren Gestalt und inneren Struktur Treffpunkt: Ab 8.30 Uhr obligatorische Anmeldung Baumaterialien und klar strukturierten Räu- führt einerseits zum Hauseingang, der von weitgehend spätgotischen Bestand. Zur Aus- beim Infostand am St. Alban-Rheinweg mit Bekannt­ men, auf der ­andern Seite der moderne Erweite- Freisäulen gerahmt wird, andererseits zum gabe des Treffpunkts – Teilnehmerzahl beschränkt! stattung des 16. Jahrhunderts gehören heral- rungsbau mit unterschiedlich transparenten rückseitigen Teil der Parzelle. Dieser wird von Max. 20 Personen pro Führung dische und ornamentale Wandmalereien, die und spiegelnden Glasarten, die dessen Räume einer 1899 entstandenen Schlosserwerkstatt das Innere in üppiger Weise schmückten und immer wieder ­anders und neu erlebbar machen. mit Shed-Dach (Romang & Bernoulli) einge- heute wieder teilweise sichtbar sind. Be­ Glas wird hier nicht auf Transparenz reduziert, nommen, die unlängst von Christ & Ganten- merkenswert sind die 1547 von Maximilian sondern erfährt vielmehr eine für den Besucher bein in bemerkenswerter Weise umgebaut Wischack ausgeführten Wandbilder in der anregende Inszenierung als Werkstoff mit wurde. Trinkstube mit den Heldentaten Wilhelm ­«Eigenschaften», um «Raum als Vexierspiel der Tells und dem Rütlischwur, die das histori- Wahrnehmung erlebbar zu machen». Und Führung: Georg F. Krayer, Eigentümer sche Bewusstsein und die patriotische Gesin- ­trotzdem handelt es sich um einen klar kalkulier- Zeit: 11, 14, 15.30 Uhr nung der Vorstadtgesellschaft bezeugen. ten Eingriff – die Architektur tritt zurück und Treffpunkt: Ab 8.30 Uhr obligatorische Anmeldung ist dezenter Rahmen für die meist sehr bunten beim Infostand am St. Alban-Rheinweg mit Bekannt­ Führung: Conradin Badrutt und Hans Ritzmann, gabe des Treffpunkts – Teilnehmerzahl beschränkt! ­Kantonale Denkmalpflege sowie Andreas Manasse, und kleinteiligen Exponate. Max. 25 Personen pro Führung E. E. Vorstadtgesellschaft zum Hohen Dolder Zeit: 11, 14, 15.30 Uhr  Führung Cartoonmuseum Basel: Architektur und Comics Treffpunkt: Ab 8.30 Uhr obligatorische Anmeldung www.cartoonmuseum.ch beim Infostand am St. Alban-Rheinweg mit Bekannt­ gabe des Treffpunkts – Teilnehmerzahl beschränkt! Max. 40 Personen pro Führung | Texte: Anette Gehrig; Anne Nagel; Klaus Spechtenhauser – Fotos: ­Flavio Karrer; Erik Schmidt; Kathrin Schulthess 24 | Europäischer Tag des Denkmals 2012 Wildensteinerhof | 25

Wildensteinerhof Anne Nagel, Kantonale Denkmalpflege

Der Wildensteinerhof, 1775–1777 als reprä- sentativer Wohn- und Geschäftssitz für den Bandfabrikanten und Ratsherrn Jacob Christoph Frey (1741–1806) errichtet, zählt zu den wertvollsten Bauwerken in Basel am Übergang vom Barock zum ­Klassizismus. Das nach Plänen des Basler Baumeisters Johann Jakob Fechter er­ richtete Stadtpalais hat wesentliche Teile der originalen Ausstattung – Kachel- öfen, Tapeten, Supraporten u.a. – bewahrt.

Vom Adelssitz zum bürgerlichen ­Stadtpalais Das heutige Anwesen war im Mittelalter von mindestens zwei Hofstätten eingenommen. Als Besitzer der grösseren Liegenschaft ist erstmals im Jahre 1417 Jakob von Wildenstein bezeugt. Er entstammte dem Zweig der Her- Zur originalen Ausstattung des Wildensteinerhofs gehören mehrere vergoldete Louis XVI-Schnitzereien. ren von Eptingen, welche die Burg Wilden- | Foto: Flavio Karrer / Kantonale Denkmalpflege stein errichtet hatten. Sein Name übertrug sich für immer auf die Liegenschaft. Auch die folgenden Eigentümer, etwa die von Ramstein Für den heutigen Bau ist das Jahr 1775 rele- und ihrer hellen Farbigkeit entspricht den und Münch zu Löwenberg, gehörten einer ge- vant, als der Handels- und Bändelherr Jacob klassizistischen Stilvorstellungen. Schmuck- hobenen Gesellschaftsschicht an. Christoph Frey die Doppelliegenschaft im los gestaltet sich die Rückseite des Hauses. Der Teilansicht der Hoffassade mit Erkeranbauten aus dem 19. Jahrhundert. Tausch gegen sein Haus zum Paradies an der idyllische, baumbestandene Hof ist im Wes- | Foto: Flavio Karrer / Kantonale Denkmalpflege Aeschenvorstadt und mit einem Aufgeld von ten vom ehemaligen Geschäfts- und Maga- 6000 neuen französischen Talern erwarb. Mit zingebäude, im Osten vom einstigen Remi- dem Kauf des Wildensteinerhofs schied Frey sen- und Stallgebäude begrenzt. Von Öfen, geschnitzten und gemalten laibungen, Türen mit kräftig profilierten Rah- mer des Hausherrn und Bandfabrikanten sind als Associé aus der Firma Gedeon Burckhardt, Im Unterschied zur klassizistischen Fas- ­Supraporten men, Sandsteinplatten- und Riemenböden sie stilistisch der Frankfurter Schule zuzu- die er mit seinem Schwager Johann Rudolf sadengestaltung zeigen das in die Mittelach- Die Grundausstattung aus der Bauzeit 1775– wahren die Authentizität der Interieurs. Zur ordnen. Sie stammen demnach aus jener Mes- Burckhardt, dem Erbauer des Kirschgartens, se eingelassene Rundbogentor mit Durchfahrt 1777 ist in wesentlichen Teilen erhalten. Erstausstattung gehören auch vier Fayence- sestadt am Main, zu welcher der Handelsmann betrieb, aus und machte sich als Bandfabri- wie auch die Raumorganisation des Inneren ­Eichene Wand- und Sockeltäfer mit gestemm- Öfen, von denen drei aus derselben Basler oder Jacob Christoph Frey wie auch andere Basler kant selbständig. Frey liess die Vorgängerbau- noch deutliche Bezüge zum barocken Stadt- ten Füllungen, Füllungstäfer in den Fenster- Strassburger Manufaktur eine exquisite, hell- Kaufleute eine enge Verbindung pflegten. ten durch einen Neubau ersetzen, der ihm als palais. Die zentrale, holzgepflästerte Durch- seladonfarbene Glasur aufweisen. Der vierte Firmensitz und zugleich als Wohnhaus dien- fahrt teilte ursprünglich das Erdgeschoss in ist ein mangan-weiss dekorierter Turmofen, te. Die Pläne lieferte der namhafte Basler einen halböffentlichen Arbeits- und einen dessen Füllkacheln Schloss- und Burgland- ­Architekt Johann Jakob Fechter, der mit her- privaten Wohnbereich. Die rechte Erdge- schaften mit Jagdmotiven zeigen. Einer Um- ausragenden Bauwerken wie dem Wildt’schen schosspartie nahm Geschäftsräume – ein bauphase in den 1830er Jahren entstammen Haus und der Sandgrube entscheidend zur Empfangszimmer mit anschliessendem Ka- fünf weisse Zylinderöfen mit gerippten Ka- Blüte der barocken Architektur in Basel bei- binett –, die linke Partie das Esszimmer, ein cheln. Beachtlich ist auch die Anzahl der im Wildensteinerhof getragen hatte. Der Wildensteinerhof ging chinesisches Kabinett, die Küche und eine Haus erhaltenen vergoldeten Holzschnitze- 1947 aus dem Familienbesitz an das Institut Gesindekammer auf. An den rückseitigen reien. Die kunstvollen, aus Musikinstrumen- Führung: Reto Bieli, Kantonale Athenaeum über und dient noch heute der Teil der Durchfahrt bindet das Haupttrep- ten und Zweigen bestehenden Gehänge zieren Denkmalpflege Minerva als Schulhaus. penhaus an, das in die Obergeschosse führt. die Wandfelder über den Türen im Haupt­ Zeit: 11, 14, 15.30 Uhr Mittelkorridore, an deren Enden je eine Ne- salon und über mehreren Trumeau- und Treffpunkt: Ab 8.30 Uhr obligato- Zwischen Barock und Klassizismus bentreppe liegt, bilden zusätzliche Erschlies- ­Cheminéespiegeln. Zur originalen Einrich- rische Anmeldung beim Infostand Das dreigeschossige, in die südliche Häuser- sungen in allen Geschossen. Von den mit tung gehören auch die gemalten Supraporten am St. Alban-Rheinweg mit zeile eingebundene Stadtpalais wirkt trotz Sandsteinplatten belegten Mittelkorridoren im Vestibül der Beletage. Die fünf Ölgemälde ­Bekanntgabe des Treffpunkts – seiner beachtlichen Breite vornehm zurück- aus wurden sämtliche Öfen des Hauses be- zeigen Flusslandschaften mit Palastruinen in ­Teilnehmerzahl beschränkt! Eingangspartie des Wildensteinerhofs mit dezent haltend. Die vom rechten Winkel beherrschte heizt. Die in Enfilades angeordneten Herr- Ehemaliger Hauptsalon der Beletage mit ovalem italienischer Manier sowie niederländisch ­geschmücktem Rundbogenportal. Fassadengestaltung mit ihren gepflegten Pro- schaftsräume waren damit vom Dienstboten- ­Turmofen. inspirierte Bauerndörfer oder Hafenstädtchen. Max. 30 Personen pro Führung | Foto: Klaus Spechtenhauser / Kantonale Denkmalpflege portionen, sparsam eingesetzten Ornamenten bereich klar getrennt. | Foto: Andreas F. Voegelin Wie die Leinwandtapete im Empfangszim- 26 | Europäischer Tag des Denkmals 2012 Äussere St. Alban-Vorstadt – 3 Führungen auf einen Blick | 27

Äussere St. Alban-Vorstadt 3 Führungen auf einen Blick Glanzvolles Wohnen unter Stuck und Luster

Die teilweise stattlichen Wohnhäuser der ­ St. Alban-Vorstadt verbergen in sich manch edel ausgestattetes Interieur. Ein Beispiel hierfür Das neugotische Zimmer Barocke und ist das 1752 errichtete und Mitte des 19. Jahrhun- im Haus zum Schöneck neubarocke Pracht ­ derts erweiterte Stadtpalais an der äusseren St. Alban-Vorstadt. Die Räume der Beletage im rückseitigen Anbau von 1858, das vertäferte Der vielseitig gebildete, äusserst kunstsinni- Benedikt Kuder-Märkt, der Wirt des Gasthofs ­Kabinett und insbesondere der Saal mit reich stu- ge Ratsherr Felix Sarasin und sein überaus zum Wilden Mann, liess sich 1752 an der Stel- ckierter Spiegeldecke, der sich mit Erker und begabter Architekt Melchior Berri schufen le von zwei älteren Vorgängerbauten in der Fenstern zum Garten hin öffnet, sind von beacht- 1841–1845 im Haus zum Schöneck einen St. Alban-Vorstadt vermutlich nach Plänen licher Qualität. Seine originalen Ausstattungs­ ­oktogonalen Raum, in dem Architektur, des bedeutenden Basler Barockarchitekten elemente – die grazilen Stuckaturen an Plafond Skulptur, Malerei, Glasmalerei, Möbel und Johann Jakob Fechter ein zweigeschossiges und Deckenkehle, die zweiflügeligen Füllungs­ Textilkunst zu einem einzigartigen Gesamt- Palais erbauen. Gut 100 Jahre später, nämlich türen, die Lambris und Fenster mit ihren kunstwerk des «Gothic Revival» verschmel- 1857/58, erlangte das Wohnhaus im Auftrag ­Laibungstäfern aus Eichenholz, das Tafelparkett zen. Das Bildprogramm thematisiert Basels des Gerichtsherrn und Oberstleutnants Jo- und das marmorne Cheminée – fügen sich grosse Zeit im späten Mittelalter und der frü- hann Heinrich Merian-Vonder Mühll durch zu einem erlesenen neubarocken Interieur aus hen Neuzeit, repräsentiert durch herausra- den Architekten Johann Jakob Stehlin d. J. sein dem mittleren 19. Jahrhundert zusammen, gende Männer aus Kirche, Staat, Kunst und heutiges Volumen. Dabei erhielt das Gebäude das durch die kürzlich erfolgte Renovation seinen Wissenschaft. Das Prachtzimmer, das dem ein zusätzliches Geschoss und einen neuen ursprünglichen Glanz zurückerhielt. Hausherrn als Privatgemach diente, wurde Anbau. Auch baute Stehlin das Treppenhaus deshalb von Zeitgenossen als Pantheon der zur opulenten Säulenhalle und das Oberge-  Führung Barocke und neubarocke Pracht Basler Geschichte oder Basler Walhalla be- schoss zur repräsentativen Beletage aus. schrieben. Die in romantisch-historistischen Vorstellungen wurzelnde Rauminszenierung Führung: Hardy Happle, Eigentümer und Bewohner gehört zu den originellsten und anspruchs- Ein verstecktes Kleinod Zeit: 11, 14, 15.30 Uhr vollsten Werken der Neugotik in der Schweiz. Treffpunkt: Ab 8.30 Uhr obligatorische Anmeldung im Garten beim Infostand am St. Alban-Rheinweg mit Bekannt­ gabe des Treffpunkts – Teilnehmerzahl beschränkt! Führung: André Salvisberg, Historiker des Hohen Hauses Max. 25 Personen pro Führung Zeit: 14, 15.30 Uhr Treffpunkt: Ab 8.30 Uhr obligatorische Anmeldung 1694 liess sich der Ratsherr Hans Heinrich beim Infostand am St. Alban-Rheinweg mit Bekannt­ Beck in der abgelegenen Ecke seines Grund- gabe des Treffpunkts – Teilnehmerzahl beschränkt! Max. 20 Personen pro Führung stücks ein zweigeschossiges Gartenhaus er- richten. Dieser einzigartige, bautypologisch mit einem Rebhäuschen verwandte Fachwerk- bau diente einerseits dem Gärtner als Schopf zur Aufbewahrung der Gartengeräte, ande- rerseits dem Hausherrn und seinen Gästen für kultivierte Musse in stiller Abgeschiedenheit. Dass sich die Herrengesellschaft bei Gesprä- chen über weltanschauliche Themen mit ­besonderer Vorliebe dem Tabakrauchen zu- wandte, einem zu Beginn des 17. Jahrhunderts auch in Basel aufkommenden Genuss, verra- ten die prächtigen Malereien.

Führung: Lilian Steinle-Schmidt, Kunsthistorikerin Zeit: 11, 14, 15.30 Uhr Treffpunkt: Ab 8.30 Uhr obligatorische Anmeldung beim Infostand am St. Alban-Rheinweg mit Bekannt­ gabe des Treffpunkts – Teilnehmerzahl beschränkt! Max. 25 Personen pro Führung Wichtiger Hinweis: Fotografieren verboten, keine ­spitzen Absätze (historischer Tonplattenboden)!

| Texte: Anne Nagel – Fotos: Kantonale Denkmalpflege; Erik Schmidt 28 | Europäischer Tag des Denkmals 2012 Eine Klosterkirche erwacht aus dem Dornröschenschlaf – St. Alban-Kirche und St. Alban-Stift | 29

Eine Klosterkirche erwacht aus dem Dornröschenschlaf Erste Restaurierungsarbeiten an der St. Alban-Kirche seit über 100 Jahren

Martin Möhle und Daniel Schneller, Kantonale Denkmalpflege

Vielleicht ist es die etwas versteckte ten liess, stiftete die Mönchsgemeinschaft im stattete das neu gegründete Kloster mit gros- Lage, die der St. Alban-Kirche und den Jahr 1083. Damals lag das Kloster noch weit sen Ländereien aus und verlieh dem Kloster ­Gebäuden des ehemaligen Klosters etwas ausserhalb der Stadt. Möglicherweise befand die Aufsicht über die Pfarrkirchen St. Martin Idyllisches, ja gar Verwunschenes an­ sich an der gleichen Stelle bereits vor dem Bau und St. Theodor. Unmittelbar nach der Grün- haften lässt. Tatsächlich ist das St. Alban- des Konvents eine Kirche. Bei archäologischen dung wurde mit dem Bau einer Kirche und Kloster das älteste der Stadt, der Nord- Grabungen wurden Fundamente entdeckt, Klostergebäuden rings um einen Kreuzgang flügel birgt in sich sogar den ältesten die aber noch nicht genau datiert werden begonnen. Ein Teil dieses Kreuzgangs ist noch erhaltenen Teil eines romanischen Kreuz- konnten. erhalten und stellt mit seinen Arkaden über gangs in der Schweiz. Über die Jahrhun- Die neue Stiftung wurde dem Benedikti- schlanken Säulchen ein eindrucksvolles derte hinweg zeichneten Umnutzungen, nerkloster Cluny im Burgund unterstellt und Denkmal ­romanischer Baukunst in Basel dar. Umbauten und Veränderungen die sollte mit bis zu 12 Mönchen besetzt werden. Die Kirche wurde im 13. und im frühen ­Anlage. Sie ­machten aus ihr einen bauhis- Die Cluniazenser waren ein Reformorden, der 14. Jahrhundert neu errichtet: Um 1304 ist die torischen Kirchenschatz, den es bei die Ideale des Ordensgründers Benedikt Fertigstellung des Chors überliefert. Beim den gegenwärtigen Restaurierungsarbei- ­kompromisslos umsetzen wollte. Bischof Erdbeben wurden die Konventgebäude und ten zu lüften gilt. Burkhard nahm es offensichtlich mit den die Klosterkirche stark beschädigt: Der Turm christlichen Idealen auch sonst sehr ernst: Im und die Nordwand der Volkskirche stürzten Das älteste Kloster von Basel Investiturstreit stellte er sich auf die Seite ein. Der Wiederaufbau zog sich über mehrere Das St. Alban-Kloster ist das älteste in der Stadt Heinrichs IV., der sich gegen den Papst wen- Jahrzehnte hin: Während das Kirchenschiff Basel. Bischof Burkhard von Fenis (1040–1107), dete und sich unter anderem gegen die Käuf- 1363 wiedereingedeckt wurde, vollendete man der auch die erste Stadtmauer Basels errich- lichkeit geistlicher Ämter einsetzte. Burkhard den Turm erst 1434/35.

Der romanische ­Kreuzgang im St. Alban- Stift stammt aus der Grün­dungszeit des ­Klosters im 11. Jahrhun- dert. Der farbliche ­Wechsel zwischen dem roten und hellen Sand- stein mutet fast maurisch an und erinnert an ­romanische und gotische Bauten in Spanien und Süditalien, bezieht sich hier jedoch eher auf den Dom in Speyer. Dieser «Kaiserdom» wurde von Heinrich IV., dem ­Verbündeten des Basler Bischofs Burkhard, zur gleichen Zeit umgebaut . Der Chor der St. Alban-Kirche vor Beginn der Restaurierung. Der Aufnahme 2009. hochgotische Chor blieb bei den Veränderungen Mitte des 19. Jahr- hunderts unverändert. Aufnahme 2009. | Foto: Erik Schmidt | Foto: Erik Schmidt

Kirchhof St. Alban mit Blick auf die Kirchenfassade. Auf dem ­Friedhof wurden im 19. Jahrhundert die Familien aus der St. Alban- Vorstadt bestattet. Darunter finden sich die Gräber der Familie Stehlin und des Architekten Melchior Berri. Aufnahme Mai 2012. | Foto: Klaus Spechtenhauser / Kantonale Denkmalpflege 30 | Europäischer Tag des Denkmals 2012 Eine Klosterkirche erwacht aus dem Dornröschenschlaf – St. Alban-Kirche und St. Alban-Stift | 31

den die stark verrussten Innenwände gerei- nigt. Ziel der Restaurierung ist es, die Kirche wieder in der Gestalt von 1846 erscheinen zu lassen. Johann Jakob Stehlin hatte den Kir- chenbau mit einem rot eingefärbten Verputz eingekleidet, so wie er es 14 Jahre später mit der Klingentalkirche und der Kaserne tat. Rot scheint in Basel eine wichtige Fassadenfarbe gewesen zu sein, die leitmotivisch immer wie- der an wichtigen Bauten – etwa dem Münster oder dem Rathaus – aufscheint. Die Arbeiten geben der Denkmalpflege die Gelegenheit, die Kenntnisse über die Ent- stehung des mittelalterlichen Kirchenbaus zu vertiefen. So zeichnen sich z. B. die Bögen der vermauerten Arkaden zwischen dem Hauptschiff und dem abgebrochenen südli- chen Seitenschiff deutlich im Mauerwerk ab. Die Untersuchungen liefern neue Erkennt- nisse zum mittelalterlichen Dachstuhl, zu An der Südfassade kam bei der Entfernung des Verputzes von 1911 überraschend ein ­vermauertes Lanzettfenster zum Vorschein, das aus dem 12. oder ­frühen 13. Jahrhundert Wandmalereien und zu weiteren, bislang un- stammt. Diese Mauer hat dem Erdbeben von 1356 standgehalten. Aufnahme Juli 2012. entdeckten Bauphasen. Das Wissen über die | Foto: Daniel Schneller / Kantonale Denkmalpflege Geschichte und Baukunst in der Bischofsstadt Basel wird dadurch entscheidend vermehrt.

Umnutzungen und Umbauten dem Kirchenschiff konstruierte Stehlin ein Nach der Reformation und dem Bildersturm Kreuzgratgewölbe aus Holz. Auf dem vorge- wurde die Kirche in beschränktem Umfang lagerten, baumbeschatteten Kirchhof wurden weiter für den Gottesdienst benutzt, die Klos- im 19. Jahrhundert namhafte Basler Familien, tergebäude wurden jedoch als Lager vermietet die in der St. Alban-Vorstadt lebten, beige- Detail des Masswerks an der Westfassade. Es und später verkauft. Der Maler Arnold Böck- setzt – darunter die Vorfahren von Architekt handelt sich um den Übergang zwischen dem Lanzett­fenster und dem darüberliegenden lin (1827–1901) verbrachte in der idyllischen Johann Jakob Stehlin d. J. und 1854 der bedeu- ­Vierpass. Deutlich ist zu sehen, wie sich das Lan- St. Alban-Kirche Anlage einen Teil seiner Jugendzeit und hielt tende Basler Architekt Melchior Berri (1801– zettfenster fliessend in den Vierpass entwickelt, und St. Alban-Stift die Gebäude in Zeichnungen fest. 1875 über- 1854), bekannt als Schöpfer des Museums in eine gekonnte Metamorphose geometrischer ­Formen. Aufnahme Juli 2012. Führung: Andreas Hindemann, nahm die «Stiftung St. Alban-Stift» die ehe- der Augustinergasse. | Foto: Daniel Schneller / Kantonale Denkmalpflege malige Klosteranlage und liess mehrere Pri- Münsterbaumeister und Martin vatwohnungen einrichten, ursprünglich als Restaurierungsarbeiten 2012 Der Dachstuhl über dem Kirchenschiff stammt Möhle, Kantonale Denkmalpflege günstigen Wohnraum für Pfarrer- und Leh- 1911 musste die Kirche wieder restauriert von 1363. Vor Ort diskutieren Münsterbaumeister Zeit: 11, 14, 15.30 Uhr Andreas Hindemann und die Bauforscher Treffpunkt: Ab 8.30 Uhr obligato- rerwitwen. Die hierzu erforderlichen Umbau- werden: Stehlins roter Verputz wurde durch Bernard Jaggi und Hans Ritzmann von der Kanto- ten und Erweiterungen geschahen nach Plä- einen groben grauen ersetzt. Danach fielen nalen Denkmalpflege die überraschenden rische Anmeldung beim Infostand nen von E. Vischer & Fueter, die später auch Kirche und Friedhof in einen Dornröschen- ­Befunde zur Baugeschichte der ehemaligen Klos- am St. Alban-Rheinweg mit terkirche. Aufnahme Juli 2012. für die Rathaus-Erweiterung verantwortlich schlaf, aus dem sie erst im Sommer 2012 er- | Foto: Daniel Schneller / Kantonale Denkmalpflege Bekannt­gabe des Treffpunkts – zeichneten. Die Stiftsgebäude wurden im wacht sind, als die dringend notwendig ge- Teilnehmerzahl beschränkt! 20. Jahrhundert mehrmals saniert und mo- wordenen Instandsetzungsarbeiten begonnen Max. 40 Personen pro Führung dernisiert. haben. Sie werden vom Kanton Basel-Stadt Die Kirche hingegen verfiel zusehends. und vom Bund mit namhaften Beiträgen un- Wichtiger Hinweis: Die Besichti- Um die Unterhaltskosten zu reduzieren, wur- terstützt. Die Ausführung der Spezialarbeiten gung findet teilweise auf der de um 1846 das Bauwerk nach Entwürfen des liegt bei der Münsterbauhütte. Erforderlich erst 20-jährigen angehenden Architekten Jo- sind eine Putzerneuerung, die Überarbeitung ­Baustelle statt – Teilnahme nur mit hann Jakob Stehlin d. J. (1826–1894) verklei- der stark verwitterten Sandstein-Werkstücke ­gutem Schuhwerk und entspre- nert. Dabei verkürzte man das Hauptschiff sowie eine Dachumdeckung und die Repara- chender Kleidung! und brach das südliche Seitenschiff ab. Über tur der alten Bleiverglasung. Gleichzeitig wer- 32 | Europäischer Tag des Denkmals 2012 St. Alban-Tal – 3 Führungen auf einen Blick | 33

St. Alban-Tal 3 Führungen auf einen Blick

Mehr Wasser für die Stadt: Gallizianmühle Das St. Alban-Brunnwerk Urkundlich 1284 erstmals als Getreidemühle im Besitz des Klosters Klingental erwähnt und 1453 zur Papiermühle ausgebaut, bildete die Gallizianmühle einst zusammen mit der Stegreifmühle das mittlere Mühlenpaar am hinteren Teich. Die erhaltenen Gebäudeteile der Gallizianmühle – das ehemalige Wohn- haus mit östlichem Anbau und rückseitigem Treppenturm sowie der Mühlenbau – bilden keine architektonische Einheit, sondern mit Basler Münsterbauhütte ihren unterschiedlichen Kubaturen, Dachfor- men und Fassadengestaltungen ein span- 1986 hat die heutige Basler Münsterbauhütte nungsreiches, vom 13. bis 18. Jahrhundert ihren Betrieb aufgenommen. Sie knüpft da- sukzessive gewachsenes Ensemble. Der Ge- mit an die historische Münsterbauhütte im bäudekomplex zeigt auch im Innern heraus- Mittelalter an, die sich auf dem Münsterplatz ragenden Bestand. direkt neben dem Münster befand und die Vollendung des Bauwerks bzw. dessen Wie- deraufbau nach dem Erdbeben von 1356 zur Aufgabe hatte. Nach der Reformation 1529 wurden die Arbeiten am Münster eingestellt Die gute Stube eines und die Bauhütte aufgelöst. Heute ist es die ­italienischen Papiermachers wichtigste Aufgabe der Bauhütte, das Basler Münster in seinem Bestand für die Zukunft 1453 erwarb der für die wirtschaftliche Entwick- Mit der Anlage des St. Alban-Brunnwerks zu erhalten, d.h. die Ausführung anspruchs- lung der Basler Papierherstellung bedeutende wollte die Stadt das Münsterbrunnwerk ent- voller Restaurierungsarbeiten am Wahrzei- Papiermacher Antonio Gallizian aus dem piemon- lasten. Das Quellwasser wurde im Unterge- chen Basels in Kontinuität und Qualität zu tesischen Casella eine als Hammerschmiede schoss des mittelalterlichen Lindenturms gewährleisten und zu dokumentieren. ­betriebene Mühle am hinteren Teich und baute beim St. Alban-Rheinweg gesammelt. Über sie zur Papiermühle um. Gleichzeitig nahm er einen – bis heute bestehenden – 140 m langen Führung: Marcial Lopez, Hüttenmeister auch am Wohnhaus massgebliche Erneuerungen Zeit: 11, 14, 15.30 Uhr Tunnel gelangte es zur ehemaligen Hirzli- vor, die noch heute in der Fassade und im Innen- mühle, wo man ein Pumpwerk einrichtete. Treffpunkt: Ab 8.30 Uhr obligatorische Anmeldung beim Infostand am St. Alban-Rheinweg mit Bekannt­ ausbau der beiden unteren Geschosse erhal- Das zugehörige Reservoir an der St. Alban- gabe des Treffpunkts – Teilnehmerzahl beschränkt! ten sind. Im Obergeschoss liess er eine Täferstu- Vorstadt wurde 1839 vollendet. Der kleine Bau Max. 25 Personen pro Führung be einbauen, die zu den wenigen noch erhaltenen versteckt sich hinter der klassizistischen spätgotischen Interieurs in Basel gehört. Der Schaufront des König David-Brunnens. Im gänzlich holzverkleidete Raum wird durch zwei Obergeschoss verfügt das Reservoir über ein Drillingsfenster mit steinerner Mittelsäule erhellt mächtiges Sammelbecken aus Solothurner- und von einer Bälkchendecke abgeschlossen. stein. Von dort aus erhielten bis in die Mitte Ihre Deckenbälkchen und eingenuteten Bretter des 20. Jahrhunderts zahlreiche öffentliche liegen auf Kranzbalken auf, deren Profil sich und private Brunnen zwischen der Vorstadt Führung: Bernard Jaggi, Kantonale Denkmalpflege an den Stirnwänden um die Bälkchenenden ver- Zeit: 11, 14, 15.30 Uhr und dem Martinskirchplatz ihr Wasser. kröpft. Die gekehlten Bälkchen sind in der Mitte Treffpunkt: Ab 8.30 Uhr obligatorische Anmeldung beim Infostand am St. Alban-Rheinweg mit Bekannt­ jeweils mit einem geschnitzten Blütenmotiv Führung: Werner Betz, ehem. Brunnmeister gabe des Treffpunkts – Teilnehmerzahl beschränkt! oder Köpfchen versehen. Insbesondere die Köpf- Zeit: 11, 14, 15.30 Uhr Max. 25 Personen pro Führung chen sind in ihrer Formenvielfalt und Qualität Treffpunkt: Ab 8.30 Uhr obligatorische Anmeldung ­bemerkenswert. beim Infostand am St. Alban-Rheinweg mit Bekannt­ gabe des Treffpunkts – Teilnehmerzahl beschränkt! Max. 17 Personen pro Führung  Führung Gallizianmühle Wichtiger Hinweis: Ausschliesslich für erwachsene Per- sonen und Jugendliche ab 10 Jahren mit guter Kon­di­tion und ohne Klaustrophobie; Gummistiefel, funktionale Kleidung und eigene Taschenlampe unerlässlich! | Texte: Anne Nagel; Klaus Spechtenhauser – Fotos: Kantonale Denk- malpflege; Erik Schmidt; Basler Münsterbauhütte 34 | Europäischer Tag des Denkmals 2012 An den Rändern – 3 Führungen auf einen Blick | 35

An den Rändern 3 Führungen auf einen Blick

Ein versteckter Neues Wohnen für ge­ ­Kirchenbau der Moderne hobene Ansprüche: Das Parkhaus Zossen Am Picassoplatz steht ein wenig beachtetes, aber bedeutendes Bauwerk der Moderne: das Das Parkhaus Zossen gehört zu den heraus­ 1935–1937 von Otto Rudolf Salvisberg errich- ragenden Beispielen für die fortgeschrittene tete Gebäude der First Church of Christ, Phase des Neuen Bauens. 1935–1938 von Modern-monumentale Eleganz ­Scientist, Basel, des lokalen Zweigs dieser 1879 Otto R. Senn in Zusammenarbeit mit Rudolf in den USA gegründeten Religionsgemein- Mock errichtet, umfasst das als Stahlskelett- Otto Rudolf Salvisberg (1882–1940) war in der schaft. Der sehr gut erhaltene Bau ist ein ty- Kon­struktion ausgeführte Gebäude Geschoss- Schweiz ohne Zweifel der wichtigste Vertreter ei- pisches Beispiel für das Spätwerk von Salvis- und Maisonette-Wohnungen für gehobene ner moderat modernen Architektur – einer berg, der nach erfolgreichen Jahren in Berlin Ansprüche. Die grosszügig geschnittenen ­«anderen» Moderne, wie sie über lange Zeit hin- ab 1930 wieder in der Schweiz tätig war. Be- Wohnungen verfügen über vier bis sieben Zim- weg nur wenig Beachtung fand. In Basel kennen eindruckend gestaltet und materialisiert ist mer und sind zeitgemäss nach funktionalen wir Salvisberg in erster Linie als «Hausarchi­ vor allem die Hauptfassade des vom Platz zu- Kriterien in verschiedene Bereiche gegliedert. tekten» des Pharmakonzerns Hoffmann-La Roche rückversetzten Gebäudes. Über einer weitläu- Nicht nur die Grösse der Wohnungen, sondern (1935–1940) oder als Entwerfer der eleganten figen Eingangshalle kragt im Obergeschoss auch die sorgfältige Materialisierung, die bis Villa Barell (1932–1934). Vor seiner Tätigkeit in der der grossflächig verglaste und mit Muschel- zu den feingliedrigen Metallrahmen-Schiebe- Schweiz hatte Salvisberg schon eine erfolg- kalkplatten verkleidete Sonntagsschul-Saal Repräsentatives Wohnen fenstern mit versteckten Rollläden reicht, soll- reiche Karriere in Deutschland hinter sich. Vorerst vor. Er ist dynamisch geschwungen, ruht auf im 19. Jahrhundert: Villen te den Bedürfnissen eines kultivierten Woh- in Karlsruhe und München tätig, ging er 1908 schlanken Stützen und verfügt über einen nens einen dezidiert modernen Rahmen geben. nach Berlin. Dort betrieb er ein vielseitig tätiges markanten Dachüberstand. Salvisberg gelang an der St. Alban-Anlage Neue ­Architektur wurde hier nicht mehr als Büro und konnte zahlreiche Bauten in allen­ auch bei diesem Bau eine elegant-moderne programmatischer Ausdruck für eine neue ­Sparten umsetzen – von Geschäftshäusern über Formgebung, die gleichzeitig der Würde der Gegen Mitte des 19. Jahrhunderts erwies sich Lebensweise oder eine neue Ideologie aufge- Gross-Siedlungen bis hin zu stattlichen Bauaufgabe und den erhöhten Repräsenta­ die Stadtmauer immer mehr als Hindernis für fasst, sondern als pragmatisch-moderner Rah- ­Wohnhäusern für eine finanzkräftige Klientel. tionsansprüchen gerecht wird. die dringende Erweiterung des Stadtgebiets. men, der auch einer traditionellen bürgerlichen 1930 kehrte Salvisberg in die Schweiz zurück und 1859/60 begann man mit dem Abriss des alten Lebensweise Raum bieten sollte. Analog dazu ­wurde Nachfolger von Karl Moser an der Archi- Führung: Erwin Baumgartner, Kantonale Denkmalpflege Befestigungsrings und legte an dessen Stelle wurden auch bei den beiden Wohnausstellun- tekturabteilung der ETH Zürich. Zeit: 14, 15.30 Uhr Ringstrassen, Promenaden und Grünanlagen gen im Parkhaus Zossen 1935 und 1938 zeitge- Salvisbergs Erfolg – sowohl in Berlin als auch Treffpunkt: Ab 8.30 Uhr obligatorische Anmeldung an. Als eines der Neubauviertel wurde in den nössische Möbel aus dem aktuellen Sortiment beim Infostand am St. Alban-Rheinweg mit Bekannt­ ­später in der Schweiz – gründete weitgehend auf 1860er Jahren ­das Gellert-Quartier geplant. des Wohnbedarfs mit antiken Stücken aus gabe des Treffpunkts – Teilnehmerzahl beschränkt! der Kultivierung einer «zugleich modern-interna- Max. 40 Personen pro Führung Entlang der neuen St. Alban-Anlage entstan- ­einem Antiquitätengeschäft kombiniert. tionalistischen und währschaft-bürgerlichen den zahlreiche repräsentative Villen im Stil ­Repräsentationsarchitektur» (Stanislaus von Führung: Sebastian Stich, Architekt des Historismus, von denen heute allerdings Moos). Diese stand nicht nur bei Industriekonzer- Zeit: 11, 14, 15.30 Uhr nur noch wenige erhalten sind. Obwohl die nen, Bildungsinstituten und privaten Bauherrn Villen meist als Büros genutzt werden, wider- Treffpunkt: Ab 8.30 Uhr obligatorische Anmeldung beim Infostand am St. Alban-Rheinweg mit Bekannt­ hoch im Kurs, sondern auch bei der Glaubens­ spiegeln die grosszügigen Räume und die ge- gabe des Treffpunkts – Teilnehmerzahl beschränkt! gemeinschaft der First Church of Christ, Scientist diegene Ausstattung immer noch die gross- Max. 12 Personen pro Führung in Basel. 1935–1937 konnte Salvisberg – zeit­- bürgerlichen Wohnansprüche vergangener gleich mit den ersten Planungen für Hoffmann-­ Zeiten. Die beiden 1864 bzw. 1882 erbauten La Roche – deren Versammlungsraum am Villen, die besichtigt werden, stammen von Picassoplatz realisieren. Auch dieser Bau, der im Johann Jakob Stehlin d.J., dem Architekten der Innern über 1000 Personen Platz bietet, wider- Basler Kaserne, und vom bedeutenden Basler spiegelt mit seiner dynamisch ausgebildeten und Architekturbüro E. Vischer & Fueter. sorgfältig materialisierten Hauptfassade Salvis- bergs Hang zu einer modern-monumentalen Führung: Stephan Tramèr, Kantonale Denkmalpflege ­Eleganz. und Christian Lang, Architekt Zeit: 11, 14, 15.30 Uhr Treffpunkt: Ab 8.30 Uhr obligatorische Anmeldung  Führung Ein versteckter Kirchenbau­ der Moderne beim Infostand am St. Alban-Rheinweg mit Bekannt­ gabe des Treffpunkts – Teilnehmerzahl beschränkt! Max. 25 Personen pro Führung | Texte: Erwin Baumgartner; Klaus Spechtenhauser – Fotos: Kantonale Denkmalpflege 36 | Europäischer Tag des Denkmals 2012 Im Fokus: Auf den Spuren von Melchior Berri – Die Architekten-Dynastie­ Stehlin | 37

Auf den Spuren von Melchior Berri

Der überaus begabte, in Karlsruhe und Paris zum Architekten ausgebildete Melchior Berri (1801– 1854) baute sich 1828 an der Malzgasse ein ­eigenes Wohnhaus mit Atelier und Werkhof, denn neben seiner Haupttätigkeit als entwerfender ­Architekt unterhielt er ein Baugeschäft und eine Bau- und Zeichenschule. In der Folge entstanden im Quartier mehrere bürgerliche Wohnbauten, beispielsweise der Rheinhof sowie die Eckhäuser zum Schöneck und zum Brigittator, die den ­gepflegten Klassizismus des Künstlerarchitekten bezeugen. Mit dem Vestibül des Rheinhofs von 1840/41 hat sich ein für Berris Schaffen cha- rakteristischer Innenraum erhalten. In seiner ­architektonischen Ausbildung und dekorativen Ausbildung darf er als bescheidener Vorläufer der monumentalen Eingangshalle des nur wenige Jahre später von Berri errichteten Museums an der Augustinergasse gelten. Anne Nagel Die Architekten-­ Auf den Spuren von Melchior Berri Führung: Markus Schmid, Kantonale Denkmalpflege Dynastie Stehlin Zeit: 11, 14, 15.30 Uhr Treffpunkt: Ab 8.30 Uhr obligatorische Anmeldung beim Infostand am St. Alban-Rheinweg mit Bekanntgabe Die Nachkommen des Zimmermeisters Johann des Treffpunkts – Teilnehmerzahl beschränkt! Jakob Stehlin-Hoch waren über drei Generationen Max. 25 Personen pro Führung im Baugewerbe tätig und führten an der Malz­ gasse ein Baugeschäft und Architekturbüro. ­Zahlreich sind die Spuren, die Johann Jakob ­Stehlin-Hagenbach (1803–1879) als Zimmer- und Baumeister, sein Sohn Johann Jakob Stehlin- Burckhardt (1826–1894) und dessen Neffe Fritz Stehlin (1861–1923) als Architekten in der ­ St. Alban-Vorstadt hinterlassen haben: Von der nüchternen Zweckarchitektur der Sarasin’schen Bandfabrik, den wohlproportionierten klas­ sizistischen Wohnhäusern mit zurückhaltendem, aber bestimmt eingesetztem Dekor bis hin ­ zur Villa im opulenten Stil des französischen Spät- barocks reicht das Lebenswerk dieser begabten und geschäftstüchtigen Architekten. Anne Nagel

Die Architekten-­Dynastie Stehlin Führung: Bruno Thüring, Kantonale Denkmalpflege Zeit: 11, 14, 15.30 Uhr Treffpunkt: Ab 8.30 Uhr obligatorische Anmeldung beim Infostand am St. Alban-Rheinweg mit Bekanntgabe des Treffpunkts – Teilnehmerzahl beschränkt! Max. 25 Personen pro Führung Portal der 1839/40 nach Plänen des Baumeisters ­Johann Blick durch die von toskanischen Säulen gerahmte Glastür ins ­Jakob Stehlin d. Ä. errichteten klassizistischen Villa St. Alban- reich dekorierte Vestibül des Rheinhofs, 1840/41. Vorstadt 87. | Foto: Erik Schmidt | Foto: Klaus Spechtenhauser / Kantonale Denkmalpflege 38 | Europäischer Tag des Denkmals 2012 Im Fokus: Verwunschene Gärten – Gemalte Leinwandtapeten | 39

Gemalte Leinwandtapeten

Gemalte Leinwandtapeten erfreuten sich beim Basler Bürgertum in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts grosser Beliebtheit. Basel weist eine erstaunliche Anzahl derartiger Raum­ dekorationen auf; allein in der St. Alban-Vorstadt sind deren fünf erhalten. Die Besichtigung zweier Interieurs wird zeigen, welch unterschied- liche Pracht diese einzigartigen Bildfolgen ­aufweisen. Beide entstanden im Auftrag wohl­ habender Handelsherren. Die eine Dekoration zeigt eine Ideallandschaft als fortlaufende ­Szenerie und öffnet den Blick auf eine Ufer- und Hafenlandschaft mit Zweimastern und Booten, bevölkert von Figuren beim Verladen und ­Transportieren von Packen und Fässern oder beim unbeschwerten Zeitvertreib. Die zweite Dekoration zeigt in gemalten Bilderrahmen vier Szenen aus der Telemach-Legende und illus- triert anschaulich die Vorbildwirkung von Verwunschene ­Kupferstichen. Gärten Anne Nagel

Gemalte Leinwandtapeten Im Unterschied zur dichten Bebauung in der Führung: Brigitte Meles, Kunsthistorikerin Kernstadt konzentrierte sich der Baubestand der Zeit: 11, 14, 15.30 Uhr Vorstädte auf die Häuserzeilen entlang der Treffpunkt: Ab 8.30 Uhr obligatorische Anmeldung ­Ausfallstrassen. Das übrige weitläufige Gelände beim Infostand am St. Alban-Rheinweg mit Bekanntgabe des Treffpunkts – Teilnehmerzahl beschränkt! diente als Garten- und Rebfläche und stellte Max. 17 Personen pro Führung eine bis zum Fall der Mauern in der Mitte des 19. Jahrhunderts hinreichende Landreserve dar. In der St. Alban-Vorstadt erstreckten sich die rückwärtigen Gärten der Wohnhäuser auf der Nordseite bis an den Rhein, auf der Südseite bis an die Stadtmauer. Im 18. und 19. Jahrhundert ihrer Funktion als Anbauflächen weitgehend ­entledigt, dienten sie zunehmend der Zierde und wurden u.a. mit Gartenpavillons bestückt. Von den einst ausgedehnten Grünflächen haben sich in der St. Alban-Vorstadt einzelne idyllische Gartenoasen erhalten, von denen drei im ­Rahmen der Führung besichtigt werden. Anne Nagel

Verwunschene Gärten Führung: Romana Anselmetti, Kantonale Denkmalpflege Zeit: 11, 14, 15.30 Uhr Treffpunkt: Ab 8.30 Uhr obligatorische Anmeldung beim Infostand am St. Alban-Rheinweg mit Bekanntgabe des Treffpunkts – Teilnehmerzahl beschränkt! Max. 30 Personen pro Führung Gemalte Leinwandtapete mit Hafenszene aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Die textile Wandbespannung be- findet sich in einem integral erhaltenen spätbarocken Salon Eine der idyllischen Gartenoasen in der St. Alban-Vorstadt. in der St. Alban-Vorstadt. | Foto: Klaus Spechtenhauser / Kantonale Denkmalpflege | Foto: Klaus Spechtenhauser / Kantonale Denkmalpflege 40 | Europäischer Tag des Denkmals 2012 Im Fokus: Arnold Böcklin und die St. Alban-Vorstadt | 41

Arnold Böcklin und die St. Alban-Vorstadt Seraina Werthemann, Kunsthistorikerin

In seiner Heimatstadt Basel ist das Werk von ist ein Auftrag, den er 1868 vom Ratsherren Arnold Böcklin (1827–1901) in vielfältiger Wei- Karl Sarasin-Sauvain erhielt, um dessen Gar- se präsent. Das Kunstmuseum Basel verfügt tenpavillon in der St. Alban-Vorstadt mit Fres- über eine bedeutende Sammlung an Gemäl- ken auszumalen. Der Pavillon war für gesell- den und Zeichnungen des Künstlers aus allen schaftliche Anlässe bestimmt, insbesondere Schaffensperioden, darunter die erste Fassung für musikalische Darbietungen. Es ist sehr der berühmten Toteninsel von 1880. Orte wie wahrscheinlich, dass ihm erneut ­Jacob Burck- das Treppenhaus des Museums an der Augus- hardt zu dem Auftrag verhalf. Burckhardt tinergasse oder die Gartenfassade der Kunst- hatte bereits vorgesehen, das Trep­penhaus halle bieten zudem Gelegenheit, sein Schaffen des Museums an der Augustinergasse von an und in öffentlichen Gebäuden nach wie vor Böcklin mit Fresken ausmalen zu lassen. Der in situ anschauen zu können. Weniger bekannt Sarasin’sche Gartensaal bot eine erste Gele- jedoch sind die Spuren, die in die St. Alban- genheit, sich in der Fresko-Technik zu bewäh- Vorstadt führen, primär geprägt durch Auf- ren und damit die Kunstkommission für das traggeber und die Zeit seiner Jugend, die er in Museum zu überzeugen. Tatsächlich erhielt diesem Quartier verbrachte. Arnold Böcklin noch im selben Jahr den Auf- trag zur Ausgestaltung des Treppenhauses, Jugendjahre im St. Alban-Stift was letztlich jedoch zum bekannten Bruch in Arnold Böcklin führte ein Leben zwischen der Freundschaft zwischen Arnold Böcklin Deutschland und Italien. Geboren wurde er und Jacob Burckhardt führte. Für den jedoch an der Gerbergasse in Basel. 1840 zog Sarasin’schen Gartenpavillon entstanden drei er als 13-Jähriger mit seinen Eltern ins St. Al- Werke, die vor dem Abbruch des Pavillons ge- ban-Stift, in die ehemaligen Klostergebäude sichert wurden und sich heute im Kunstmu- neben der St. Alban-Kirche. Er war Schüler seum Basel befinden: Ruhe auf der Flucht nach am Humanistischen Gymnasium Basel, wo Ägypten, König David mit der Harfe und Der er vom Germanisten Wilhelm Wackernagel Gang nach Emmaus. Böcklin war auf der Suche unterrichtet wurde, einem Freund der Fami- nach der Darstellung des Monumentalen. lie und Nachbar im St. Alban-Stift. In diese Nach eigenen Angaben wollte er nicht mehr Zeit fallen die ältesten überlieferten Werke «kleinlich und französisch» malen. So stehen Böcklins, die bereits sein künstlerisches Ta- diese Werke am Anfang einer künstlerischen lent spürbar werden lassen. Böcklin beschäf- Innenraum des Sarasin’schen Gartenpavillons mit den Fresken von Arnold Böcklin. Kurz vor Entwicklung, die in späteren Hauptwerken tigte sich mit seiner unmittelbaren Umge- dem Abriss des Pavillons wurden die Fresken 1928 abgelöst, auf Leinwand aufgezogen und wie dem Kentaurenkampf (1873) oder der Toten- Zeichnung Arnold Böcklins aus den Jugendjahren im St. Alban-Tal: Die St. Alban-Kirche in Basel von Südosten, ins Kunstmuseum transportiert, wo sie sich noch heute befinden. Aufnahme 1915–1917. bung, seine Werke zeigen den Kreuzgang des insel (1880–1886) zu voller Geltung kommt. um 1845. Schwarze und weisse Kreide auf braunem Papier, 42,3 x 28 cm. | Foto: Archiv Kantonale Denkmalpflege Basel-Stadt Stifts oder die St. Alban-Kirche, die in minu- | Öffentliche Kunstsammlung Basel, Kupferstichkabinett; Foto: Archiv Kantonale Denkmalpflege Basel-Stadt

tiöser Detailtreue wiedergegeben werden. 1845 ermöglichte ihm einen verlängerten Aufent- Arnold Böcklin, Ruhe auf der Flucht nach Ägypten, 1868. ­verliess er auf Wackernagels Empfehlung halt in Italien. Im Mai präsentierte Jacob Fresko auf Leinwand übertragen, aus dem ­Sarasin’schen Gartensaal, heute im Kunstmuseum Basel. frühzeitig das Gymnasium, um an der Düs- Burckhardt in der Basler Lesegesellschaft eine | Kunstmuseum Basel seldorfer Kunstakademie seine Ausbildung von Böcklin gemalte italienische Landschaft zu beginnen. Die Eltern bezogen ein Haus an und bat Felix Sarasin erneut um seine Unter- der Steinenvorstadt. Das St. Alban-Quartier stützung für den jungen Künstler. Burckhardt sollte jedoch später erneut eine Rolle in Böck- legte dem Bürgermeister den Ankauf des prä- lins Leben spielen, insbesondere im Zusam- sentierten Gemäldes oder die Erteilung eines Arnold Böcklin und die menhang mit bedeutenden Auftraggebern. Auftrags für ein weiteres Werk nahe. Die Land- St. Alban-Vorstadt schaft aus dem Albanergebirge (1851), die Sarasin Bürgermeister Felix Sarasin daraufhin bei Böcklin in Auftrag gab, hing in Führung: Seraina Werthemann, Schon zu Beginn des Jahres 1851 wandte sich seinem Haus zum Schöneck in der St. Alban- Kunst­historikerin Böcklins enger Freund Jacob Burckhardt an Vorstadt und befindet sich heute in der Staat- Zeit: 11, 14, 15.30 Uhr den Basler Bürgermeister Felix Sarasin mit lichen Kunsthalle Karlsruhe. Treffpunkt: Eingang St. Alban- Johann Jakob Stehlin d. J., Sarasin’scher Garten­pavillon, der Bitte, ihm ein Altmeistergemälde abzu- Stift, Mühlenberg 18–22 – keine St. Alban-Anlage 33, 1868 (1930 abgebrochen). Ansicht kaufen, das er zuvor dem Museum angeboten Die Fresken in Karl Sarasin-Sauvains von der Strasse, um 1880. Anmeldung erforderlich hatte. Mit dem Verkaufserlös unterstützte ­Gartenpavillon | Foto: Staatsarchiv Basel-Stadt, Bild 2, 712 Burckhardt den jungen Arnold Böcklin und Von zentraler Bedeutung für Arnold Böcklin 42 | Europäischer Tag des Denkmals 2012 Hans Hubers «Böcklin-Sinfonie» in der St. Alban-Vorstadt – Mittagskonzert mit dem Sinfonieorchester Basel | 43

Hans Hubers «Böcklin-Sinfonie» in der St. Alban-Vorstadt Elementares Naturerleben

Daniel Schneller, Kantonaler Denkmalpfleger

Arnold Böcklin (1827–1901) verbrachte der Probe. Der 2. Satz wurde fast vollständig Sinfonie fast überdrüssig: Als ihn Gian Bundi ­einen Teil seiner Jugend im St. Alban-Stift. neu geschrieben. Die Titel der ersten drei Sät- (1872–1936), Märchensammler, Musikkritiker Später kehrte er von Rom nach Basel zu- ze liess Huber weg. Diese Fassung der Sinfonie und Librettist einiger seiner Opern, im Win- rück und schuf als 41-Jähriger für Karl wurde am ersten Schweizerischen Tonkünst- ter 1916/17 fragte, ob er ihn zur Aufführung ­Sarasins Gartenpavillon in der St. Alban- lerfest am 2. Juni 1900 in Zürich unter der Lei- der «Böcklin-Sinfonie» nach Bern begleiten Vorstadt einen Bilderzyklus. Am Tag tung von Friedrich Hegar (geboren 1841 in wolle, schrieb ihm Huber in seiner typisch des Denkmals wird Arnold Böcklin in die Basel, gestorben 1927 in Zürich) uraufgeführt. aufbrausenden Art: «Zur Böcklin-Symphonie St. Alban-Vorstadt zurückkehren: mit Die Aufführung der Sinfonie wurde Hubers komme ich nicht, da mir dieses Werk ‹z’oberst› der seinem Werk gewidmeten spätroman- grösster Erfolg: Sie wurde sogar in Berlin un- ist.» Drei Jahre später schrieb er dann aller- tischen Sinfonie von Hans Huber (1852– ter der Leitung von Arthur Nikisch (1855–1922) dings an Bundi ganz stolz und freudig: «Ha- 1921). und in München von Felix Weingartner (1863– ben Sie von dem grossen Erfolge meiner Böck- 1942) gespielt. Huber wurde des Erfolgs der lin-Symphonie in Zürich gehört? Von allen Hans Hubers Begeisterung für Arnold Böcklin Hans Huber (1852–1921) an seinem Schreibtisch beim Obwohl Hans Huber und Arnold Böcklin Zeit- Komponieren. Aufnahme um 1920. | Foto aus: Gian Bundi, Hans Huber. Die Persönlichkeit nach Briefen und genossen waren, sind sie sich nie begegnet. ­Erinnerung, Basel 1925 Der Dirigent, Pianist, Musikpädagoge und Komponist Hans Huber interessierte sich aber für das zeitgenössische Schaffen der bilden- Seiten erhielt ich anerkennende Karten und den Kunst: Er begeisterte sich für die Werke Briefe! Dass diese alte Leyer noch klingt, hat Arnold Böcklins und Ferdinand Hodlers. Als mich recht gefreut!» Auch relativierte Huber Böcklin von seiner Vaterstadt 1897 zum 70. Ge- später den Bezug seiner Sinfonie zu Böcklin, burtstag mit einem grossen Fest geehrt wur- indem er trocken meinte: «Symphonie nach de, schrieb Hans Huber die Festspielmusik. e-moll, nicht nach Böcklin!» Seit der Aufführung seiner Musik zur Klein- basler Gedenkfeier 1892 war er in Basel ein Die Musik äusserst populärer und allgemein bekannter Wenn auch nur das Finale direkte Hinweise Musiker (am Tag des Denkmals «Auf dem auf Bilder von Böcklin enthält, so darf doch Münsterhügel» 2011 führte das Sinfonieor- Arnold Böcklin, Frühlingserwachen, 1880. Öl auf Leinwand, auf Holz montiert, 66 x 130 cm. Das Bild davon ausgegangen werden, dass sich auch chester Basel mit der Sopranistin Svetlana inspirierte Hans Huber zur Musik des 1. Satzes seiner 2. Sinfonie. die drei ersten Sätze auf Motivkreise von Böck- Ignatovich aus dem Kleinbasler Festspiel das | Kunsthaus Zürich; Abb. aus: Arnold Böcklin, Ausstellungskatalog, Öffentliche Kunstsammlung/Kunstmuseum Basel etc., 2001 lin-Bildern beziehen, wie dies in der Urfassung Lied «Leise rauscht der Strom dahin» auf). noch mit den Satzbezeichnungen verdeutlicht Kein Wunder also, dass man an Huber gelang- war. Der 1. Satz scheint sich auf Böcklins Bild te, der Musik zu den Bildern Der heilige Hain Frühlingserwachen von 1880 zu beziehen, das Arnold Böcklin, Die Nacht, 1895. Öl auf Holz, 150 x 100 cm. Das Bild bildet die Mitte der Metamorphosen im und Sieh, es lacht die Au schrieb. Anlässlich des die Blumen streuende Flora neben dem flöten- ­Finale von Hubers 2. Sinfonie. Fests wurde eine grosse Ausstellung mit 85 Ge- den Pan in einer toskanischen Frühlingsland- | Privatbesitz; Abb. aus: Arnold Böcklin, Ausstellungskatalog, Öffentliche Kunstsammlung/Kunstmuseum Basel etc., 2001 mälden von Böcklin eröffnet. Hans Huber war schaft zeigt. Der Bezug zwischen Musik und begeistert von den gezeigten Bildern und liess Bild dürfte kaum eine direkte Schilderung sich von den Motiven zu einer grossangeleg- des Bildinhalts sein, weshalb Huber später etwa Im Spiel der Wellen (1883) oder Das Spiel tare Erleben der Naturereignisse, im Vorder- ten Sinfonie inspirieren. davon nichts mehr wissen wollte. Es ist die der Nereiden (1886). Der 3. Satz taucht ein in grund. Huber hat damit eine Kernidee von allgemeine mythologische Stimmung, die die zahlreichen idyllischen Landschaften in Böcklins Werk aufgegriffen und versucht die- Die «Böcklin-Sinfonie» entsteht Darstellung eines Naturgeschehens in direk- Bildern wie Frühlingsabend (1879), Sommertag se aus der Musik herauszugestalten. Bereits 1898 war die 2. Sinfonie, die «Böcklin- ter Verbindung mit Göttern, Elementarwesen (1881), Die Lebensinsel (1888) oder Frühlings­ Insgesamt komponierte Hans Huber acht Sinfonie», für ein Konzert der Allgemeinen und Nymphen, die Huber faszinierte. Seine hymne (1888). Hubers Musik steigert sich hier Sinfonien. Die Gattung der Sinfonie nahm Musikgesellschaft am 20. März in Basel zur Musik möchte wie Böcklins Bild das Atmo- in romantischem Pathos zu visionärer Stim- eine zentrale Stellung in seinem komposito- Uraufführung vorgesehen. Damals führte sie sphärische des Frühlingserwachens darstel- mung. Der Satz ist einer der Höhepunkte der rischen Schaffen ein. Sie bot sich ihm auch die Bezeichnung «Sieh, es lacht die Au». Doch len und versteht dieses als ein Agieren über- Sinfonie. Der letzte Satz ist gleichsam ein Be- deshalb an, weil Huber die Farben des Orches- der Komponist zog das Werk nach der Probe sinnlicher Wesenheiten. So auch der 2. Satz, such einer Böcklin-Ausstellung: Man schrei- ters ausgezeichnet beherrschte und einzuset- zurück. Damals hatten die einzelnen Sätze Arnold Böcklin, Sieh, es lacht die Au (Erinnerung an San Domenico), 1887. Öl auf Holz, 64 x 170 cm. der bacchantische Tänze und dionysische tet an den Bildern vorbei und erlebt durch die zen vermochte. Die Böcklin-Sinfonie blieb der Sinfonie noch programmatische Titel: Hans Huber sah das Bild an der grossen Böcklin-Ausstellung 1897 in Basel. Der ­Erst­fassung seiner Ausgelassenheit schildert und sich nicht di- Musik die inneren seelischen Eindrücke, wie übrigens nicht sein einziges Werk, das sich 2. Sinfonie gab er als Motto den Titel dieses Bilds, das ein Zitat aus Richard Wagners «Parsifal» ist 1. Frühlingserwachen, 2. Der Reigen, 3. Lenz und (3. Aufzug, Karfreitagszauber, Gurnemanz zu Kundry). rekt auf ein Bild Böcklins bezieht, sondern sie sich beim Betrachter einstellen mögen. an den Bildern des Basler Malers inspirierte: Liebe, 4. Finale: Metamorphosen nach Bildern von | Hessisches Landesmuseum Darmstadt; Abb. aus: Arnold Böcklin, Ausstellungskatalog, Öffentliche Kunstsammlung/Kunst­ mehr auf eine Motivgruppe von Bildern mit Auch hier steht die Verbindung zwischen Na- 1910 schuf Huber ein Oratorium mit dem Ti- Böcklin. Huber überarbeitete die Sinfonie nach museum Basel etc., 2001 spielenden und tanzenden Elementarwesen – turstimmungen und Mythologie, das elemen- tel «Der heilige Hain». 44 | Europäischer Tag des Denkmals 2012 Hans Hubers «Böcklin-Sinfonie» in der St. Alban-Vorstadt – Mittagskonzert mit dem Sinfonieorchester Basel | 45

Mittagskonzert mit dem Programm ­Sinfonieorchester Basel Hans Huber (1852–1921)

Zeit: 12.30–13.30 Uhr Sinfonie Nr. 2 e-moll, op. 115, «Böcklin-Sinfonie», 1900 Ort: First Church of Christ, Sinfoniekonzerte SOb 2012/13 ­Scientist, Basel, Picassoplatz 2 – ­ 1. Allegro con fuoco – Tempo animato – Più largo – Molto tranquillo Eintritt frei 2. Allegro con fuoco non troppo – Con fuoco – L’istesso tempo (un poco 26./27. September 2012 ­moderato) mit etwas derbem Ausdruck – Tempo I John Cage : The Seasons und Suite for Toy Piano Sinfonieorchester Basel Die «Böcklin-Sinfonie» von Hans 3. Adagio, ma non troppo Manuel de Falla : Noches en los jardines de España Dennis Russell Davies Huber – eine musikalische 4. Finale: Metamorphosen angeregt durch Bilder von Böcklin. Johannes Brahms : Sinfonie Nr. 4 e-Moll, op. 98 Nelson Freire ­Hommage an den grossen Maler Grave aus der St. Alban-Vorstadt Thema: Allegretto 24./25. OktOber 2012 Nr. 1 Meeresstille. Adagio molto Alexander Raskatov: Mysterium Magnum (Uraufführung) Sinfonieorchester Basel Sinfonieorchester Basel Nr. 2 Prometheus. Allegro molto Alfred Schnittke : Konzert für Viola und Orchester Dennis Russell Davies Nr. 3 Flötende Nymphe. Allegro giocoso Thomas Herzog – Leitung Pjotr Iljitsch Tschaikowsky: Ouvertüre 1812, op. 49 Yuri Bashmet, Elena Vassilieva, Nikolai Didenko Nr. 4 Die Nacht. Adagio, ma non troppo Daniel Schneller – Moderation Nr. 5 Spiel der Wellen. Quasi presto. Der Einsiedler vor einem 7. /8. NOvember 2012 Marienbilde geigend. Molto moderato Franz Schubert : Sinfonie Nr. 7 h-Moll, D 759, Unvollendete Sinfonieorchester Basel Nr. 6 Die Gefilde der Seligen. Allegretto tranquillo Franz Schubert/Heinz Winbeck : Lebensstürme Nr. 7 Liebesfrühling. Andante molto espressivo e appassionato Dennis Russell Davies Nr. 8 Bacchanale. Tempo di valse, ma quasi presto – Presto e Martin Achrainer, Maki Namekawa www.sinfonieorchesterbasel.ch stringendo – Maestoso, ma non troppo 28. NOvember 2012 Gustav Mahler : Sinfonie Nr. 2 c-Moll, Auferstehungssinfonie Sinfonieorchester Basel Tschechischer Philharmonischer Chor Brünn Dennis Russell Davies Thomas Herzog Label GENUIN erschienenes Zarzuela-Album. Philharmonique de Strasbourg und beim Bran- Juliane Banse, Gerhild Romberger Leitung Am Theater Basel war er 2008/09 u.a. Dirigent denburgischen Staatsorchester. Mit dem Bas- | Foto: Mischa Christen des Zarzuela-Abends «¡Pasión!». Seit 2010 lei- ler Festival Orchester verbindet ihn eine tet Thomas Herzog mehrmals jährlich sowohl langjährige Zusammenarbeit. Als Assistent 16. aNuar 2013 das Sinfonieorchester Basel als auch das Kam- leitete er Orchesterproben für Dirigenten wie Pēteris Vasks : Konzert für Violoncello und Orchester Sinfonieorchester Basel merorchester Basel. Bei der Württembergi- Pierre Boulez, Gennady Rozhdestvensky oder Richard Strauss : Ein Heldenleben, op. 40 Karen Kamensek schen Philharmonie Reutlingen, am Teatro Vladimir Ashkenazy. Eine besondere Vorliebe Jens Peter Maintz Solis in Montevideo und beim Sinfonieor­ hegt Thomas Herzog für die Musik des 20. und chester Szeged ist er ein regelmässiger Gast; 21. Jahrhunderts, was durch verschiedene 27./28. Februar 2013 aus­serdem kehrte er wiederholt zum Berner ­Radiomitschnitte dokumentiert ist. Letztes Giuseppe Verdi : Messa da Requiem Sinfonieorchester Basel Der Basler mit ungarischen Wurzeln studier- ­Symphonieorchester, zum Musikkolle­gium Jahr dirigierte Thomas Herzog am Tag des Gächinger Kantorei Stuttgart te Schlagzeug, Komposition und Dirigieren. Winterthur, ans Opernhaus Kairo, zum Denkmals in Basel das Konzert «Basler Ge- 1997 gewann er den 1. Preis beim «Concours ­Cyprus Symphony Orchestra und zur Staats- schichte mit Musik erzählt» mit dem Sinfo- Helmut Rilling, Tamara Wilson, Anke Vondung u.a. de jeunes Compositeurs» in Lausanne. Er wid- philharmonie Cluj zurück, wie auch nach nieorchester Basel und Svetlana Ignatovich. met sich u.a. intensiv der spanischen Musik. Koblenz, Miskolc, Pécs, Györ und Asunción. Dieses Programm beinhaltete Musik von Hans 11./12. april 2013 Seine Diskografie beinhaltet ein 2006 beim Er gab unlängst sein Debüt beim Orchestre Huber und Hermann Suter. Samuel Barber : Adagio for Strings Sinfonieorchester Basel George Gershwin : Concerto in F für Klavier und Orchester Yordan Kamdzhalov Modest Mussorgsky: Bilder einer Ausstellung Francesco Tristano 5./6. uNi 2013 Klaus Huber : Die Seele muss vom Reittier steigen … Sinfonieorchester Basel Franz Schubert : Sinfonie Nr. 8 C-Dur, D 944 Dennis Russell Davies Walter Grimmer, Kai Wessel, Max Engel u.a. vorverkauf : einzelkarten Bider & Tanner Ihr Kulturhaus mit Musik Wyler jetzt erhältlich . Aeschenvorstadt 2, 4010 Basel 061 206 99 96

| Foto: Andreas Hidber | Foto: www.sinfonieorchesterbasel.ch [email protected] 46 | Europäischer Tag des Denkmals 2012 Choräle aus West und Ost – Schlusskonzert mit dem Vokal-Ensemble Slowo, Basel – St. Alban-Fähre – Hesch gseh? Rundgang für Kinder | 47

Choräle aus West und Ost Hesch gseh? – Kirchengesänge aus dem St. Alban-Kloster und aus der orthodoxen Liturgie Wir betrachten Tetyana Polt-Lutsenko, Vokal-Ensemble Slowo ­Besonderheiten an Häusern Das Konzert in der St. Alban-Kirche spannt Fest wird das Konzert eröffnet. In der katho- orthodoxen Raum ist sehr gross. Deswegen Rundgang für Kinder einen Bogen von der mittelalterlichen Klos- lischen Tradition hat die Verehrung von Hei- wird im Konzertprogramm auch ein grie- terzeit zur heutigen Nutzung der ehemaligen ligen eine wichtige Bedeutung. Man findet in chisch-orthodoxer Gesang präsentiert. Klosterkirche durch die serbisch-orthodoxe den Fragmenten aus dem Kloster St. Alban Über lange Zeit blieben in allen orthodo- Der Rundgang für Kinder führt durchs St. Alban- Kirche. Gesänge zu Ehren der hl. Agnes (21. Januar) xen Ländern die Choräle monodisch. Georgien Tal, das Castellio-Weglein hoch in die Vorstadt Vor etwa 20 Jahren vollendete Frank Lab- und des hl. Morandus (3. Juni), der im Elsass bildete eine Ausnahme. Dort erklangen die von und über den Mühlenberg zurück zum Infostand. hardt (1917–2009) seine Forschungsarbeit «Die grosse Verehrung genoss und Patron der Habs- Byzanz stammenden Melodien in dreistimmi- Dabei kann an den alten Häusern allerlei ent- mittelalterlichen Choralfragmente des Basler burger war. Im Konzert erklingt das Fragment gem Satz, aber in einer eigenen und nicht vom deckt werden: An welchem Haus befindet sich Staatsarchivs».Was hatte Labhardt entdeckt? eines Reimoffiziums zum Fest des hl. Moran- Westen beeinflussten Polyphonie. Das Dogma der Apfelbaum? Wo blickt ein Löwe auf uns Nach der Reformation wurden die konfiszier- dus. Die überlieferten Fragmente aus dem der Heiligen Dreifaltigkeit wurde so auf die ­herab? Bilder mit Ausschnitten von Besonderhei- ten Ländereien der aufgehobenen Basler Klös- St. Alban-Kloster sind ausschliesslich mono- Musik übertragen: Das Eine aufgefächert ten geben einen ersten Hinweis darauf. ter von der Stadt verwaltet. Die Rechnungs- und disch, das heisst einstimmig. Es ist aber be- in die Dreiheit und die Dreiheit enthalten in Aktenbücher hüllten die Verwalter in Perga- kannt, dass in Basel seit dem 14. Jahrhundert ­Einem. «Shen khar venakhi» heisst der geor- Hesch gseh? – Rundgang für Kinder mentseiten aus mittelalterlichen Gesangsbü- auch Mehrstimmigkeit gepflegt wurde. Man- gische Choral, der am Konzert gesungen wird. Führung: Barbara Lütscher, Pädagogin und Stadtführerin chern, die sie in den Klosterarchiven fanden, che nur einstimmig überlieferten Gesänge Die Mehrstimmigkeit fand in die russisch-­ Zeit: 11, 14, 15.30 Uhr ein. So überlebten mittelalterliche Choral­ sind daher für das Konzert im Stil der frühe- orthodoxe Gesangstradition vor allem durch Treffpunkt: Infostand am St. Alban-Rheinweg – keine gesänge, die in Basler Klöstern gesungen wor- ren Mehrstimmigkeit arrangiert worden. italienische Musiker, die nach Russland aus- ­Anmeldung erforderlich den waren, die Reformation. Zum ersten Mal Im zweiten Teil des Konzerts werden Schät- gewandert waren, Eingang. Ein Beispiel dazu Alter: 6–10 Jahre; bis 7 Jahre nur in Begleitung einer seit dem Mittelalter erklingen nun die entdeck- ze der orthodoxen Liturgie präsentiert. Gemäss ist die Musik von Vasilij Titov (1650–1715). Zu ­erwachsenen Person ten Gesänge aus dem Kloster St. Alban wieder der Lehre des Johannes Chrysostomos, eines dieser Zeit war im Moskauer Reich ein eigen- | Foto: Klaus Spechtenhauser / Kantonale Denkmalpflege am Ort ihres Entstehens. der bedeutendsten Heiligen der orthodoxen artiger mehrstimmiger Gesangsstil verbreitet, Von den 26 Fragmenten aus dem St. Al- Kirche, gilt die Musik als Ausdruck unendli- der weder als einstimmig noch als mehrstim- ban-Kloster wurden für das Konzert mit dem cher Harmonie, so wie sie im Reich der Gott mig bezeichnet wurde. Für diese Gesänge ist Vokal-Ensemble Slowo die schönsten und sel- lobenden Engel besteht. Zu hören sein werden eine Aufgliederung der Melodie in einen kom- tensten Gesänge ausgewählt. Der Europäische Auszüge aus der Vesper von Sergej Rachmani- plexen, oft auch dissonantischen Klangraum Tag des Denkmals fällt auf den 8. September – nov (1873–1943) oder der liturgische Schluss- charakteristisch. Zu diesem Stil gehört der nach dem katholischen Kalender das Fest der gesang von Dmitrij Bortnjanskij (1751–1825). «Lobgesang an der Geburt der Gottesmutter» St. Alban-Fähre Geburt Marias. Mit den Gesängen zu diesem Der Einfluss der byzantinischen Gesänge im von einem unbekannten Autor.

Die Rheinfähren sind fester Bestandteil des ­Basler Stadtbilds. Sicher, es gibt mehrere Schlusskonzert mit dem ­Brücken, die Gross- und Kleinbasel miteinander Vokal-Ensemble Slowo, Basel verbinden. Wer allerdings auf vergnügliche Zeit: 17–18 Uhr und besinnliche Art den Rhein überqueren will, Ort: St. Alban-Kirche, ­ der wählt eine der vier Fähren. Längst haben St. Alban-Kirchrain 11 – Eintritt frei sie sich von einem blossen Verkehrsmittel zu einem Kulturgut entwickelt. Und sie werden von Touristen ebenso geschätzt wie von den Vokal-Ensemble Slowo, Basel ­Baslerinnen und Baslern selbst; mitsamt den Fährimännern und ab und an Fährifrauen, die Tetyana Polt-Lutsenko, Leitung in ihrer jeweiligen Eigenart die kurze Reise Veronika Holliger ­prägen. Daniel Issa Kristina Jaunalksne Aram Ohanian Gratisfahrten mit der St. Alban-Fähre am ­ Tag des ­Denkmals | Foto: Vokal-Ensemble Slowo Vokal-Ensemble | Foto: Nicolay Savoy Zeit: 10 – 17 Uhr Andreas Schmidt Das Vokal-Ensemble Slowo Ort: Zwischen Grossbasler und Kleinbasler Rheinufer: Witte Weber St. Alban-Rheinweg–Schaffhauserrheinweg Das Vokal-Ensemble Slowo (von slaw.: Wort) ist eine Gruppe von Berufssängern, die sich wäh- rend des Studiums an der Schola Can­torum Basiliensis kennenlernten. Das ­A-cap­pella-Ensemble | Foto: Klaus Spechtenhauser / Kantonale Denkmalpflege tetyana.polt-lutsenko.ch/ widmet sich den Kirchengesängen der West- und Ostkirche. Während der letzten Jahre hat index.php?id=305 das Ensemble mehrere Konzertprogramme einstudiert, die sich u.a. der Entwicklung mono- discher Gesänge in der West- und Ostkirche widmen. Wichtig für das Gesicht Basels.

Kantonale Denkmalpflege Kleines Klingental Unterer Rheinweg 26 4058 Basel Tel. 061 267 66 25 Fax 061 267 66 44 [email protected] www.denkmalpflege.bs.ch