Burgdorfer Jahrbuch 2020

Burgdorfer

ISBN 978-3-9525085-0-3 Jahrbuch 2020 Burgdorfer Jahrbuch 2020

Burgdorfer

ISBN 978-3-9525085-0-3 Jahrbuch 2020 Burgdorfer Jahrbuch 2020 87. Jahrgang

Herausgeber: Verein Burgdorfer Jahrbuch

Umschlag: Vorderseite: Ansichtskarte von , um 1900 Rückseite: Keramikteller des Hafners Abraham Marti, um 1760/80, aus der Sammlung des Rittersaalvereins Burgdorf

Gestaltung, Druck und Vertrieb: Haller+Jenzer AG, Druckzentrum, Burgdorf 034 420 13 13, [email protected]

ISBN 978-3-9525085-0-3 ISSN 2234-9375 (Print) ISSN 2234-9383 (Online)

Ältere Jahrbücher im Volltext im Internet: www.digibern.ch/katalog/burgdorfer-jahrbuch Inhaltsverzeichnis

9 Vorwort Markus Hofer

11 Ein schöner Anblick – Keramik aus der Sammlung des Rittersaalvereins Burgdorf Andreas Heege

39 Ein Schloss im Wandel Armand Baeriswyl, Marco Amstutz, Laure Prétôt und Marianne Ramstein

47 Heimiswil – Dorf und Aussenbezirke in alten Ansichtskarten Michael Soom

83 «Die Burgdorfer Solennität» – ein Farbfilm von Charles Zbinden und Fritz Lüdy-Tenger Raff Fluri

97 Der Kunstschreiner Hans Emil Werthmüller und seine Intarsienarbeiten herausgegeben von Trudi Aeschlimann

109 Die Seite des Heimatschutzes Von Heimiswil nach Affoltern i. E. Hans Rudolf Flückiger

117 Museum Schloss Burgdorf – Geschäftsbericht 2018 Daniel Furter

5 123 Rittersaalverein Burgdorf – Historische Sammlung Werner Lüthi und Trudi Aeschlimann

129 Helvetisches Goldmuseum Burgdorf – Goldkammer Werner Lüthi

133 Erweitert! Das Museum Franz Gertsch im Jahr 2019 Anna Wesle

141 Casino Theater Burgdorf Dina Zeder

147 Jahresbericht der Casino Gesellschaft 2018/19 Karin Fankhauser

153 Ein Weltstar aus Burgdorf Zum 100. Geburtstag der Sopranistin Lisa Della Casa Marianne Zelger-Vogt

159 Chronik von Burgdorf: 1. August 2018 bis 31. Juli 2019 Viktor Kälin, Chronik Jürg Häberlin, Nachrufe

227 Subvenienten des Burgdorfer Jahrbuches

229 Inserenten und Inserate

6 SCHYGG À LA WAHN- SINN.

Fehlt Ihnen der Durchblick? Wir beraten Sie gern rund um die Produktion und die Gestaltung Ihrer Drucksachen. Melden Sie sich bei Ihrem Kundenberater. www.haller-jenzer.ch

7 Das Burgdorfer Jahrbuch

gehört in jedes Haus

Alle noch erhältlichen Bücher seit 1934 sind zum ermässigten Preis von Fr. 25.– pro Band lieferbar. Vergriffene Jahrgänge: 1934, 1935, 1950, 1954, 1955, 1956, 1957, 1958, 1962, 1965, 1966, 1973, 1985, 1986, 1989 und 1994.

Zu beziehen direkt bei der Druckerei Haller + Jenzer AG oder bei der Buchhandlung am Kronenplatz in Burgdorf.

Neuste Ausgabe 2020: Fr. 35.–

8 Vorwort

Markus Hofer

Werte Freundinnen und Freunde des Burgdorfer Jahrbuchs, geschätzte Leserinnen und Leser

Das aktuelle Burgdorfer Jahrbuch 2020 steht unter dem Motto «ein schö- ner Anblick». Freuen Sie sich an den grosszügigen Illustrationen! Die Bil- der erweisen sich als Blickfang, wecken Interesse und regen zur vertieften Lektüre der Texte an. Die abwechslungsreichen Beiträge beschäftigen sich mit Kunst und Kultur in den verschiedensten Ausprägungen. Andreas Heege setzt sich in seinem Beitrag mit der Keramiksammlung des Rittersaalvereins Burgdorf auseinander. Diese enthält zahlreiche prächti- ge Schätze, die noch nicht einer detaillierten wissenschaftlichen Analyse unterzogen wurden. Die bemalten Kannen, Teller, Platten und Schüsseln sind nicht nur eine Augenweide, sondern auch Zeugnis einer vergangenen Epoche alter Töpferkunst. Der Autor richtet seinen Fokus auf die Arbeiten des in geborenen Hafners Abraham Marti sowie des bedeu- tenden Kachel- und Geschirrmalers Johann Heinrich Egli, auf dünnglasier- te Fayence sowie auf Keramik aus Langnau und der Region Heimberg/ Steffisburg. Der Bericht des Archäologischen Dienstes des Kantons Bern beinhal- tet neue Erkenntnisse über die Besiedlung des Schlosshügels der Stadt Burgdorf. Im Rahmen der momentan stattfindenden Umbauarbeiten der Schlossanlage zu einer Jugendherberge, einem Restaurant und einem Mu- seum wurden verschiedene Funde zutage gefördert. Diese belegen eine intensive Nutzung und Besiedlung in der Spätbronzezeit. Zudem liefern sie neue Informationen über Bau und Entwicklung des Schlosses vom späten 12. bis ins 19. Jahrhundert. Michael Soom lässt in seinem Beitrag die Geschichte der Gemeinde Hei- miswil lebendig werden. Seine detaillierte Schilderung zeigt auf, wie sich

9 der Ort im Laufe der Jahrhunderte entwickelt und verändert hat. Die An- sichtskarten aus der Sammlung des Autors sind fantastische Zeitdoku- mente. Die Aufnahmen zeigen unter anderem markante Bauernhöfe, den legendären Gasthof Löwen, das Oberdorf mit der stattlichen Kirche und die Käserei Gutisberg. Raff Fluri beleuchtet die Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte des Farb- films «Die Burgdorfer Solennität», der am 2. März 1957 im Kino Krone seine Premiere feierte. Für das Projekt hatte der Burgdorfer Stadtrat im Juni 1956 nach kontroverser Diskussion einen Kredit von 28 000 Franken bewilligt. Für die Dreharbeiten wurde der bekannte Filmproduzent Charles Zbinden engagiert, das Drehbuch verfasste der Burgdorfer Dr. Fritz Lü- dy-Tenger. Dem Film war allerdings nicht der erhoffte Erfolg beschieden. Die Vorführkopien galten lange Zeit als verschollen, bis sie vor Kurzem im Stadtarchiv wiederentdeckt wurden. Raff Fluri und Trudi Aeschlimann retteten das Zeitdokument vor der Vergessenheit und organisierten im Mai 2019 eine zweite Uraufführung. Intarsien gehören zur hohen Kunst des traditionellen Holzhandwerks. Schon seit Jahrtausenden wird diese Dekorationstechnik verwendet, um Möbel und andere Objekte kunstvoll zu verschönern. Ein Meister seines Faches war der Burgdorfer Schreiner und Ebenist Hans Emil Werthmüller (1908–1986), genannt Häis. Dies belegen die von ihm angefertigten, mit wunderschönen Intarsien verzierten Uhrgehäuse, Klein- und Aufsatz-Kom- moden, Anrichten und Schreibsekretäre im Rokoko-Stil. Aus dem reichhal- tigen historischen Material, das Schreinermeister Urs Werthmüller-Maurer zusammengetragen hat, präsentiert Trudi Aeschlimann einen Auszug über Leben und Werk von Häis und über die Geschichte der traditionsreichen Schreinerei Werthmüller. Marianne Zelger-Vogt würdigt die Burgdorfer Opernsängerin Lisa Della Casa, die in diesem Jahr ihren hundertsten Geburtstag hätte feiern kön- nen. Die Sopranistin wurde 93 Jahre alt. Der Weltstar aus Burgdorf wird für immer unvergessen bleiben. Die aktuellen Berichte der hiesigen Museen und Kulturinstitutionen, die von Viktor Kälin verfasste Stadtchronik sowie die Nekrologe aus der Feder von Jürg Häberlin schliessen den Band ab. Wahrlich, das Burgdorfer Jahrbuch 2020 hält, was es verspricht: Es bietet einen «schönen Anblick» mit einer Fülle faszinierender Beiträge zur Stadt Burgdorf und zur Region. Ich wünsche allen viel Spass bei der Lektüre und beim Schmökern!

10 Ein schöner Anblick – Keramik aus der Sammlung des Rittersaalvereins Burgdorf

Andreas Heege

Dieser Beitrag entstand im Rahmen des Projektes CERAMICA CH – Nationales Keramikinventar der Schweiz

Die Keramiksammlung des Burgdorfer Rittersaalvereins gehört zu den grössten und wichtigsten Sammlungen des Kantons Bern. Unter dem Titel «Keramische Schätze» wurden von 2012 bis 2013 zahlreiche wichtige Stü- cke in einer Ausstellung gezeigt. In den vergangenen Jahren konnten die schönen und wissenschaftlich bedeutenden Sammlungsteile der Burgdor- fer Hafnerei Vögeli, des Bäriswiler Geschirrs und der Langnauer Keramik auch mithilfe des Rittersaalvereins umfassend wissenschaftlich bearbeitet werden.1 Die Sammlung hat jedoch noch wesentlich mehr zu bieten, so- dass hier die Gelegenheit ist, eine Reihe von derzeit magazinierten Spitzen- stücken in ihren kulturhistorischen Kontext zu stellen. Diese Stücke bieten nicht nur eine schöne Ansicht. Sie sind darüber hinaus Zeugnis eines heute so nicht mehr existierenden ländlichen Töpferhandwerks, dessen Produkte zugleich funktional und ästhetisch waren.

Im Kanton Bern arbeiteten im 18. und frühen 19. Jahrhundert zahlrei- che städtische und ländliche Hafnereien, die qualitätsvolles Geschirr für die Bevölkerung in Stadt und Land herstellten. Bekannt waren vor allem die Hafner von Bäriswil, Blankenburg, Langnau, Albligen und der Region Heimberg/Steffisburg. Aufgrund besonderer Dekore, Dekorfarben und Be- schriftungen entwickelte jeder dieser Orte einen «Stil», den wir heute als «Marke» bezeichnen würden: Unverwechselbar, mit hohem Wiedererken- nungswert und Qualitätsanspruch.2 Es darf dabei jedoch nicht übersehen werden, dass es im Kanton Bern in dieser Zeit auch zahlreiche weitere Töpfereien gab (vgl. Abb. 1), die ihre funktionale Alltagsware eher einfach und nicht «künstlerisch» dekorierten. Sehr oft ist dann eine Zuschreibung unmöglich, es sei denn, es gäbe aus dem jeweiligen Ort archäologische Bodenfunde aus einer Töpferei, wie dies zum Beispiel in Langenthal oder

11 Langnau der Fall ist.3 Es gab aber auch Keramikqualitäten, die im Kanton Bern und der Schweiz nicht selbst hergestellt werden konnten und impor- tiert wurden. Hierzu gehört das bei hoher Temperatur gebrannte Stein- zeug, das seit dem späten 16. Jahrhundert aus dem deutschen Westerwald oder dem französischen Elsass in die Schweiz importiert wurde. Auch von dieser Keramik besitzt der Rittersaalverein ein schönes Spektrum. Daneben gibt es in der Sammlung importiertes Fayencegeschirr, deutsches und eng- lisches Steingut und Porzellan. Im Folgenden soll es jedoch ausschliesslich um Topstücke aus einfacher Irdenware, also dem lokalen, meist bernischen Hafnergeschirr, gehen.

Irdenware mit blauem Unterglasur-Pinseldekor

Die Modefarben des Barock, das heisst des späten 17. und der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, sind unter dem Eindruck des chinesischen Porzellans «Blau und Weiss». Sie finden sich sowohl beim Fayencegeschirr als auch bei bernischen Kachelöfen. In allen Regionen der Deutschschweiz versuch- ten die Hafner das aufwendig und teuer zu produzierende Fayencegeschirr durch preiswertere Kopien aus Irdenware mit kobaltblauer Bemalung un- ter Bleiglasur zu ersetzen. Diese bedurften für die Farbigkeit nur des Im- portes von Kobaltsmalte und nicht auch noch des teuren Zinns. Aufgrund der Dekorvariabilität und -qualität wurde diese Ware wohl von zahlreichen Hafnern des bernischen Mittel- oder Seelandes oder vielleicht sogar in der Stadt Bern gefertigt. Es fehlen jedoch bis heute eindeutige Werkstattabfäl- le. Die Technik des Unterglasur-Pinseldekors bildete unzweifelhaft die tech- nologischen und stilistischen Wurzeln der Keramikproduktion in Bäriswil4 bzw. der Produktion des späteren Blankenburger Hafners Abraham Marti, der ursprünglich aus Fraubrunnen stammte. Auch eine Produktion im wei- teren Umfeld von Langenthal scheint nicht ausgeschlossen.5 Erstaunlicher- weise fehlt Keramik mit Unterglasur-Pinseldekor in zwei Burgdorfer Fund- komplexen, die in die Zeit vor 1715 bzw. vor 1734 datiert werden können.6 Dagegen hat diese Keramik in der Stadtmüllschüttung unter dem Berner Waisenhausplatz, die zwischen 1700 und 1740 entstanden sein dürfte, sowie in der Einfüllung des Alten Bärengrabens in Bern (vor 1765) einen Anteil von immerhin elf Prozent am Haushaltsgeschirr. Die Geschirrgruppe übertrifft dabei mengenmässig sogar die echte Fayence.7 In der Zeit um 1800 hatte diese Ware dagegen bereits keine Bedeutung mehr.8

12 Abb. 1: Hafnerorte im Kanton Bern im 18. und 19. Jahrhundert. Blau: archivalischer Hafnereinachweis 18. Jahrhundert (nach Boschetti-Maradi 2006). Rot: Hafnerei- nachweis aufgrund des Bürgerregisters der Helvetischen Republik aus dem Jahr 1798 (Rohrbach 1999). Grün: Hafnereinachweis für das 19. Jahrhundert aufgrund der Gesellenlisten der Bernischen Fremdenkontrolle (Auszüge Andreas Kistler). Grün Kreis: Hafnereinachweis im 19. Jahrhundert aufgrund anderer Archivalien. (Entwurf Andreas Heege, Ausführung Max Stöckli Artmax, Schwarzenburg)

13 Die Sammlung des Rittersaalvereins beinhaltet eine ganze Reihe von Kera- miken, die hier zugeordnet werden können. Es beginnt mit einer kleinen Kanne, die vorderseitig in das Jahr 1725 datiert ist (Abb. 2). Mit demselben Datum ist auch eine Kanne im Bernischen Historischen Museum versehen. Älter ist dort nur eine 1714 datierte Schüssel.9 Ein ganz ungewöhnliches, bislang singuläres Stück ist eine Röhrenkanne, bei der die fragile, kantig zugeschnittene Ausgusstülle mittels eines Verbindungssteges am Hals der Kanne fixiert wurde (Abb. 3). Der Dekor erinnert an zeitgleiche Fayencen des frühen 18. Jahrhunderts. Röhrenkannen ähnlicher Form gibt es auch aus dem Produktionsort Langnau, jedoch ist der Dekor völlig anders.10 Wir dürfen wohl annehmen, dass Röhrenkannen aus Zinn für die Gefäss- form als Vorbild gedient haben. Ein Teller aus dem Jahr 1743 ist auf der Fahne besonders aufwendig mit den Wappen der 13-örtigen Eidgenos- senschaft verziert (Abb. 4). Im Spiegel lesen wir den Spruch «Es Freutt ßich jedeß Härtz und Guott daß nach dem Herren fragen Thutt». Dieser blau-weisse Teller gehört zu einer kleinen Gruppe von insgesamt sieben ähnlichen Exemplaren (viermal mit demselben Spruch), die zwischen 1737 und 1750 datiert sind.11 Auch bei diesen Tellern dürften Zinnteller mit der Wappenfolge vorbildgebend gewesen sein. Die Beschriftung der frühen Teller dieser Gruppe steht den späteren Produkten von Abraham Marti in Blankenburg sehr nahe. Dies gilt auch für einen Teller des Jahres 1749 aus der Sammlung des Rittersaalvereins (Abb. 5). Dieser trägt einen erstaunlich frühen «Schwammdekor». Mit dieser Technik, die ansonsten vor allem aus der Fayenceproduktion bekannt ist, wurden die Blätter der Bäume und das Wasser im Vordergrund aufgestempelt. Dieselbe Technik findet sich auch bei einem 1749 datierten Wandbrunnen aus dem Bernischen Historischen Museum, der mit guten Gründen der frühen Produktion von Abraham Marti in Blankenburg zugeschrieben wird.12 Wenn man sich in Erinnerung ruft, dass Abraham Marti aus einer Hafnerfamilie in Fraubrunnen stammt, so dürfte der Schluss naheliegen, dass wir einen Produktionsort dieser Ware unter anderem in dieser Region suchen müssen. Weitere, sehr ähn- liche Teller sind bekannt, einmal datiert 1747.13

14 Abb. 2: Kanne mit blauem Unterglasur-Pinseldekor, datiert 1725, Höhe 14,5 cm. (RS-4.666, Foto Andreas Heege)

Abb. 3: Grosse Kanne mit Röhrenausguss nach Zinnvorbildern, blauer Unterglasur- Pinseldekor, erste Hälfte 18. Jahrhundert, Höhe 29 cm. (RS-4.115, Foto Andreas Heege)

15 Abb. 4: Teller mit Wappen der 13-örtigen Eidgenossenschaft, datiert 1743, blauer Unterglasur-Pinseldekor,  32,5 cm. (RS-4.6, Foto Andreas Heege)

Abb. 5: Teller mit Wellenrand, datiert 1749, blauer Unterglasur-Pinseldekor,  32 cm. (RS-4.504, Foto Andreas Heege)

16 Der Hafner Abraham Marti in Blankenburg

Abraham Marti wurde im Jahr 1718 in Fraubrunnen im Berner Mittelland als Sohn des Hafners Hans Rudolf Marti (1691–1742) und seiner Frau Anna Barbara Reutlinger (1699–1744) geboren. Er starb 1792 in Blankenburg, in der heutigen Gemeinde Zweisimmen. Abraham Marti heiratete am 25. November 1740 in Oberburg Magdalena Hamm (1712–1784) von Münchenbuchsee. In einem Ehebrief erhielten sie von Hans Rudolf Marti die Zusage, das Hafnerhaus und ein halbes, anstossendes Haus nutzen zu können. Heirat und Ehevertrag dürften auch bedeuten, dass Abraham ab 1740/1741 die elterliche Werkstatt in Fraubrunnen übernahm und dort als Hafner arbeitete. Am 17. Mai 1742 starb sein Vater im Alter von nur 51 Jahren und am 4. Oktober 1744 seine Mutter Anna Barbara im Alter von 45 Jahren. Nach ihrem Tod kam es 1745 zu einer Erbteilung, in deren Folge Abraham Marti das elterliche Haus mit allen darauf ruhenden Schulden übernahm. Offenbar waren diese jedoch zu gross, sodass er das Haus bereits im Jahr 1746 an den Vogt seiner drei Brüder, den Metzgermeister und Wirt Hans Georg Marti (1710–1754) aus Fraubrunnen, verkaufte. Er erhielt dafür 1000 Pfund, jedoch lag die Schuldsumme bei 1058 Pfund. Abraham Marti musste beim Verkauf also sogar noch etwas zahlen. Offen- bar blieb er jedoch zur Miete in der Liegenschaft wohnen, denn im März 1748 verzeichnete der Rodel der zuständigen Pfarrkirche von Grafenried den Tod des einzigen Sohnes des Abraham Marti «von Fraubrunnen, dem Hafner». Abraham Marti hatte erkennbar wirtschaftliche Schwierigkeiten, sodass er sich ein neues Tätigkeitsfeld und Absatzgebiet in einer Region suchte, in der sich in der Mitte des 18. Jahrhunderts ansonsten keine wei- teren Hafner nachweisen lassen: das Simmental im Berner Oberland. Wohl spätestens 1748 zog das Ehepaar mit seinen drei Töchtern dorthin um. Im Herbst 1761 erwarb Abraham Marti in Betelried, einem Ortsteil von Blan- kenburg, in der heutigen Gemeinde Zweisimmen, ein kleines Wohnhaus und ein Werkstattgebäude. Es handelt sich um das später sogenannte «Obere Haus». Es kann nur vermutet werden, dass er in den vorherge- henden 13 Jahren am selben Ort mit seiner Werkstatt eingemietet war, wird er in den Verkaufsverträgen doch als in Betelried wohnhaft bezeich- net. 1763 kaufte er einen weiteren, unmittelbar benachbarten «Haus- stock», das heisst eine Haushälfte mit Bescheuerung, im sogenannten «Unteren Haus». Abraham starb am 18. Juli 1792 im hohen Alter von 74 Jahren. Das «Obere Haus» wurde Ende des 19. Jahrhunderts abgerissen,

17 Abb. 6: Platte mit weisser Grundengobe und polychromem Unterglasur-Pinselde- kor, Hafner Abraham Marti, Blankenburg, um 1760/80,  29,5 cm. (RS-4.224, Foto Andreas Heege)

Abb. 7: Platte mit weisser Grundengobe und polychromem Unterglasur-Pinselde- kor, Hafner Abraham Marti, Blankenburg, um 1760/80,  29 cm. (RS-4.832, Foto Andreas Heege)

18 Abb. 8: Teller mit weisser Grundengobe und expressivem, polychromem Unter- glasur-Pinseldekor, Hafner Abraham Marti, Blankenburg, um 1760/80,  31 cm. (RS-4.697, Foto Andreas Heege)

Abb. 9: Teller mit weisser Grundengobe und polychromem Unterglasur-Pinselde- kor, Hafner Abraham Marti, Blankenburg, um 1760/80,  26,5 cm. (RS-4.1021, Foto Andreas Heege)

19 das Grundstück um 1980 modern überbaut. Das «Untere Haus» steht heute noch (Blankenburg, Hüsy-Stutz 6).14

In Museen und Sammlungen der Schweiz, Deutschlands und Englands ha- ben sich bis heute etwa 240 keramische Objekte erhalten, die der Produkti- on von Abraham Marti zugeschrieben werden können. Vier dieser Objekte beherbergt auch die Sammlung des Rittersaalvereins Burgdorf (Abb. 6 bis 9). 46 dieser Objekte tragen Jahreszahlen zwischen 1749 und 1789. Dies entspricht der Blankenburger Produktionsphase von Abraham Marti. Bei den frühesten Stücken sind deutliche Bezüge zum bernischen Mittelland und der Region Fraubrunnen zu erkennen. Grundlage für die Zuweisung von Keramik zur Produktion von Abraham Marti sind vor allem die wenigen mit seinen Initialen versehenen Objekte, von denen das Musée Ariana in Genf das eindrucksvollste Stück besitzt.15 Demnach produzierte Abraham Marti Geschirr mit einer weissen Grundengobe und blauem oder polychro- mem Unterglasur-Pinseldekor. Das museal erhaltene Keramikspektrum Martis wird von den typischen, flachen Platten dominiert, die rückseitig normalerweise keine Aufhängeöse tragen, also nur in einem Tellerbord verwahrt werden konnten (Abb. 6 und 7). Daneben finden sich auch ver- schiedene Teller (Abb. 8 und 9). Andere Gefässformen sind ausgespro- chen selten überliefert. Unter Abrahams Motiven begegnen einem sehr oft Darstellungen von berittenen Dragonern und anderen Militärs,16 aber auch weibliche Personen in ländlicher Kleidung des Kantons Bern feh- len nicht (Abb. 6).17 Bei der vorliegenden Darstellung könnte es sich um eine Magd handeln, die auf dem Kopf einen Früchtekorb zu Markte trägt. Denkbar wäre jedoch auch eine Interpretation als Darstellung der «Frucht- barkeit» oder Personifikation einer Jahreszeit («Sommer»?). Die zweite Platte (Abb. 7) zeigt ein flachbodiges Segelschiff auf einem See, der rand- lich von typischen Felsen und Bäumen begrenzt wird. Dasselbe Motiv ist noch von drei weiteren Keramiken Abraham Martis bekannt.18 Tiere spie- len ebenfalls eine grosse Rolle im Werk des Hafners. Sein eindrucksvoller Hahn (Abb. 8) hat ein Gegenstück in einem Teller aus dem Musée d’art et d’histoire, Neuchâtel.19 Es sind diese farbigen, expressiv bemalten Ke- ramiken, die Abraham Marti unter den Töpfern der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts eine Sonderstellung verleihen. Niemand seiner Kollegen malte damals in diesem Stil. Natürlich dürfen auch die Nutztiere der Alpen in seinem Werk nicht fehlen. Schafe und Ziegen finden sich in seinem Werk wiederholte Male (Abb. 9).

20 Dünnglasierte Fayence

Die «dünnglasierte Fayence» wurde erst in jüngster Vergangenheit er- kannt und umfassender untersucht.20 Technologisch handelt es sich eindeutig um eine Irdenware mit einer sehr dünn aufgetragenen Fa- yenceglasur (Blei-Zinn-Glasur) auf der Schau- oder Aussenseite. Die In- nenseite kann bei Krügen und Kannen öfter nur eine grüne Bleiglasur aufweisen. Wie die echte Fayence wurde auch die dünnglasierte Fayence in einem zweistufigen Brennverfahren, das heisst mit Schrüh- und Glatt- brand, hergestellt. Beim Dekor handelt es sich um eine Inglasurmalerei mit den Farben Manganviolett, Blau, Türkisgrün und Gelb. Dabei wurden die Kontur- und Binnenlinien in Manganviolett ausgeführt, während die übrigen Farben als Flächenfarben fungierten. Es gibt jedoch auch jüngere Stücke, die nur blau bemalt sind. Unter den Motiven dominieren Tulpen und florale Darstellungen in verschiedenen Variationen. Der Zeitraum der Produktion liegt zwischen etwa 1650 und 1730. Bodenfunde sind zwi- schen dem Berner Oberland und der Region Basel/Lörrach verbreitet. Sie massieren sich jedoch in zwei Glashütten des bernischen Jura, die von 1673 bis 1699 und von 1699 bis 1714 arbeiteten. Dies deutet darauf hin, dass die herstellende Hafnerei im südlichen Jura oder am Jurasüd- fuss zwischen Biel und Solothurn gelegen haben könnte. Betrachten wir das museal und archäologisch überlieferte Gefässformenspektrum, so bleibt festzuhalten, dass wir es mit typisch deutschschweizerischen bzw. bernischen Formen zu tun haben, wie sie auch bei anders dekorierten Warenarten vorkommen. In der Sammlung des Rittersaalvereins wie in anderen Museen der Schweiz dominieren Kannen bzw. Teller (Abb. 10 und 11), jedoch sind auch doppelhenkelige Schmalztöpfe, Rasierbecken (Abb. 12), Röhrenkannen, Humpen, Wandbrunnen und Auffangbecken sowie Scherzgefässe belegt.21 Archäologisch lassen sich ausserdem Salz- näpfchen und Terrinen mit Stülpdeckel, vor allem aber Schüsseln mit ver- kröpftem Rand und Teller nachweisen. Dieselbe Werkstatt fertigte auch Kopien von Kugelbauchkrügen aus Steinzeug, die in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts einen beliebten Importartikel aus Deutschland dar- stellten.22 Die drei gezeigten Stücke aus der Sammlung des Rittersaalver- eins gehören in die Spätphase der Entwicklung dieser Keramikgruppe, die dadurch gekennzeichnet ist, dass überwiegend nur noch blau und nicht mehr polychrom bemalt wurde. Die Kanne von 1699 (Abb. 10) ist dabei das älteste derzeit belegte Stück. Diese Art der Bemalung macht unter den

21 Abb. 10: Kanne, datiert 1699, dünnglasierte Fayence aus einer unbekannten Töp- ferei in der Deutschschweiz, Höhe 19 cm. (RS-4.104, Foto Andreas Heege)

Abb. 11: Teller, datiert 1728, dünn- Abb. 12: Rasierbecken, datiert 1702, glasierte Fayence aus einer unbekann- dünnglasierte Fayence aus einer un- ten Töpferei in der Deutschschweiz, bekannten Töpferei in der Deutsch-  30 cm. (RS-4.532, Foto Andreas schweiz,  26,5 cm. (RS-4.985, Foto Heege) Andreas Heege)

22 Funden der Glashütte Court, Pâturage de l’Envers (1699–1714) nur 19 Prozent aller dünnglasierten Fayence aus.23 Das Rasierbecken (Abb. 12) ist nur drei Jahre jünger und in das Jahr 1702 datiert. Der Rand ist für die Aufhängung an der Stubenwand durchlocht. Im Boden des schüsselförmi- gen Unterteils wurde ein kleines, für die Zeit typisches Tulpensträusschen gemalt. Ganz anders ist der Teller von 1728 verziert (Abb. 11), der fast eines der jüngsten Stücke ist. Er trägt die stark schematisierte Fantasie- ansicht eines Schlosses mit zahlreichen Türmen auf einer leichten Erhe- bung.

Keramik Langnauer Art 1

Die im Folgenden zu besprechende, spannende Keramikgruppe wurde aufgrund stilistischer Erwägungen aus der Bearbeitung der Langnauer Ke- ramik bewusst ausgeklammert. Sie umfasst nach meinem heutigen Kennt- nisstand 17 Objekte (Teller, Schüsseln, Terrinen und Wandbrunnen), von denen sich drei in der Sammlung des Rittersaalvereins befinden (Abb. 13 bis 15). Es handelt sich um Irdenware mit weisser Grundengobe, Ritz- und Malhorndekor in Rot, Grün und Dunkelbraun. Sechs Objekte tragen Datie- rungen zwischen 1739 und 1742, weshalb die gesamte Gruppe wohl in die Zeit um 1740 datiert werden kann.24 Für die Bearbeiter bernischer Irdenwa- ren und der Langnauer Keramik wie Emil Aeschlimann und Robert L. Wyss, bestand kein Zweifel daran, dass diese Keramikgruppe zur Langnauer Ke- ramik gehört.25 In Kenntnis von knapp 2000 Langnauer Objekten, die mit guten Gründen der Langnauer Produktion der verschiedenen Hafner Herr- mann zugewiesen werden können, stellt sich diese Situation heute jedoch anders dar. Wiederholte Sortierungen der Langnauer Keramik liessen die vorliegende Gruppe vor allem aufgrund der Dekormotive immer wieder durch die angelegten Raster fallen. Die Dekorfarbigkeit und die Verwen- dung eines Stechzirkels für die Dekoration entsprechen jedoch dem, was man auch von einem Teil der Langnauer Produktion dieses Zeithorizontes kennt. Andererseits sind die Gefässformen dem üblichen Typenspektrum der Keramik des Kantons Bern und Langnaus eng verwandt, sodass man wohl eine Herstellung im Kantonsgebiet erwarten kann.

Besonders eindrucksvoll ist der Breitrandteller aus der Sammlung des Rittersaalvereins (Abb. 13). Die kreis- und bogenförmigen Linien sind mit

23 Abb. 13: Teller, um 1740, Keramik «Langnauer Art 1», weisse Grundengobe, Ritzdekor, Zirkelschlagornamentik und rote, grüne und dunkelbraune Bemalung,  33 cm. (RS-4.212, Foto Andreas Heege)

Abb. 14: Schüssel mit verkröpftem Abb. 15: Kleine Schüssel mit einbie- Rand, Grifflappen und Ausguss, um gendem Rand, Grifflappen und Aus- 1740, Keramik «Langnauer Art 1», guss, um 1740, Keramik «Langnauer weis­se Grundengobe, Ritzdekor, Art 1», weisse Grundengobe, Ritzde- Springfederdekor und rote, grüne und kor und rote, grüne und dunkelbraune dunkelbraune Bemalung,  30 cm. Bemalung,  21 cm. (RS-4.227, Foto (RS-4.72, Foto Andreas Heege) Andreas Heege)

24 einem Stechzirkel eingeritzt, was sehr an die zeitgleiche Langnauer Zirkel- schlagornamentik erinnert. Sein Fahnendekor orientiert sich mit grosser Wahrscheinlichkeit an chinesischen Porzellanvorbildern oder niederländi- schen bzw. deutschen Fayencen mit Chinoiserien. Den Spiegel ziert ein Tulpenwirbel, der an zeitgleiche, stark stilisierte Langnauer Blumenmotive erinnert. Drei weitere Breitrandteller dieser Keramikgruppe sind aufgrund der Vorderseitendekoration eng verwandt. Einer ist 1740 datiert.26 Eine Schüssel (Abb. 14) und ein kleines Schälchen (Abb. 15) passen mit ihrem einfachen Blumen- und Springfederdekor gut zur vorstehenden Keramik- gruppe. Einbiegende oder verkröpfte Ränder sowie glatte, nur mit Strich- gruppen bemalte Grifflappen sind auch für die Langnauer Produktion der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts typisch. Unter Berücksichtigung der Da- tierungen dieser Keramikgruppe (1739–1742) und der typologischen Nähe zu den Produkten der Hafner Herrmann (Werkstatt 1, Sonnweg 15) bliebe in Langnau eigentlich nur ein Familienmitglied der Hafner Jost (Werkstatt Bärenplatz 1) als Produzent übrig.27 Es kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass die produzierende Werkstatt auch an einem anderen Ort, zum Beispiel Huttwil, Langenthal oder Burgdorf, tätig war. Bodenfunde dieser Keramikart, die uns einen Hinweis auf den Produktionsort geben würden, fehlen derzeit. Die auf der Keramik dieser Gruppe überliefer- ten Familiennamen verweisen auf das Emmental, die Randbereiche des bernischen Oberaargaus und das westliche Gebiet des Kantons Luzern. Die Gruppenbezeichnung Keramik «Langnauer Art 1» ist auch in Zukunft nur als Arbeits- bzw. Hilfsbegriff zu verstehen, bis der Produktionsort lokalisiert ist.

Keramik aus der Region Heimberg/Steffisburg

Die Töpfereitradition in der Region Heimberg/Steffisburg begann im frü- hen 18. Jahrhundert mit Hafnern aus Langnau. Erst um 1780 wurde hier, nach intensiver Zuwanderung ausserkantonaler und ausländischer Hafner ein eigenständiger Dekorationsstil mit schwarzer oder roter Grundengobe und Malhorn-, Ritz- oder Springfederdekor entwickelt. Im späten 18. und im 19. Jahrhundert war die Region der wichtigste Töpfereistandort im Kan- ton Bern. An der Strasse von Bern nach Thun bzw. in einer Reihe benach- barter Ortschaften aus dem Amtsbezirk Konolfingen – Jaberg, Kiesen, Oppligen, Diessbach, Wichtrach und Münsingen – bestanden um 1850

25 zeitweise 80 Hafnereien (vgl. Abb. 1). Aufgrund zahlreicher zu- und ab- wandernder Töpfergesellen, die in diesen Töpfereien arbeiteten, entwi- ckelte sich die Heimberger Dekortradition zum überregionalen «Trend- setter». Keramik «Heimberger Art» wurde nach etwa 1840/50 sogar in Langnau28 hergestellt und kann dann typologisch nicht mehr unterschie- den werden. Sowohl im Kanton Waadt im Westen29 als auch in den Kan- tonen Thurgau,30 St. Gallen31 und Graubünden32 im Osten der Schweiz wurde Keramik «Heimberger Art» gefertigt. Die Dekortradition strahlte auch ins Elsass, den Südschwarzwald und das Bundesland Vorarlberg aus.

Es gibt derzeit keine Darstellung der Geschichte der Hafnerei in dieser Region, die sowohl die vorhandene Literatur, die Archivalien, die Muse- umssammlungen als auch die leider immer noch viel zu seltenen archäo- logischen Ausgrabungsfunde berücksichtigen würde. Eine letzte Zusam- menstellung bekannter Fakten wurde 2017 versucht.33 Die Sammlung des Rittersaalvereins beinhaltet eine Vielzahl des schönsten Heimberger Geschirrs, weshalb hier eine Auswahl schwer fällt. Da die Heimberger Pro- duktionsperiode von etwa 1780 bis 1830 meiner Meinung nach besser erforscht ist, als die spätere Zeit bis 1900, sollen hier einige jüngere Heim- berger Keramiken vorgestellt werden.

Keramik «Heimberger Art», die nur noch mit dem Malhorn verziert und beschriftet, aber nicht mehr zusätzlich geritzt wurde, scheint eine jün- gere Entwicklungsstufe bzw. Reduktionsform zu repräsentieren, von der sich auch verschiedene Objekte in der Sammlung des Rittersaalvereins befinden. In der Regel wurden verschiedene Malhornfarben miteinander kombiniert. Blau ist dabei – oft stark verlaufen – entweder die Hauptfar- be oder zumindest eine wichtige Teilfarbe. Nur mit blauer Bemalung und charakteristischer dunkelbrauner Beschriftung (vgl. Abb. 16 bis 18) lassen sich Keramiken erstmals ab 1855 nachweisen.34 Dieser Stil, auch in Kombi- nation mit mehrfarbigem Malhorndekor, wird in der Literatur aufgrund eines signierten Rasierbeckens von 186635 gerne einer einzigen Werkstatt, das heisst dem Hafner David Anderes in Heimberg (1810–1873)36, zuge- schrieben.37 Jedoch ist dies aufgrund vorkommender Objektdatierungen (bis 1884)38 so wenig stichhaltig wie die alleinige Zuweisung zur Werkstatt Loosli in Wimmis durch Fernand Schwab 1921.39 Es ist in keinster Wei- se gesichert, dass in Heimberg nur eine einzige Töpferei zwischen circa 1840 und 1873 blau bemaltes Geschirr produzierte. So stellte zum Beispiel

26 Abb. 16: Rasierbecken, Malhorndekor und dunkelbraune Beschriftung. Keramik der Region Heimberg/Steffisburg, um 1860/70,  23 cm. (RS-4.826, Foto Andreas Heege)

Abb. 17: Spardose auf Pokalfuss mit seitlichem Einwurfschlitz, Malhorndekor und dunkelbraune Beschriftung. Keramik der Region Heimberg/Steffisburg, um 1860/70, Höhe 8,5 cm. (RS-4.855, Foto Andreas Heege)

27 Abb. 18: Teller mit scharfkantigem Kragenrand, Malhorndekor und dunkelbraune Beschriftung. Keramik der Region Heimberg/Steffisburg, um 1860/70,  29,5 cm. (RS-4.106, Foto Andreas Heege)

Hafnermeister Christen Matthis in Heimberg in der Dornhalde 1872 sehr ähnliche Keramik her.40

Auch aus einer Töpferei im benachbarten Steffisburg liegen auf weisser Grundengobe partiell blau dekorierte Gefässfragmente der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts vor.41 Und auch für Langnau lässt sich ab 1840 und vor allem nach der Mitte des 19. Jahrhunderts eine intensive Verwendung blauer, verlaufender Malhornfarbe belegen.42

Ein Rasierbecken aus der Sammlung des Rittersaalvereins (Abb. 16), dessen Rand für die Aufhängung an der Stubenwand durchlocht ist, trägt in der charakteristischen braunen Schrift rückseitig den Spruch «Das Haar gepu- dert den Bart gestrält, das fragt sich nicht, der Mann hat Geld.». Und eine wunderhübsche kleine Spardose wurde zusätzlich noch mit «Spardose» beschriftet, damit an ihrer Funktion nun auch wirklich kein Zweifel auf- kommen konnte (Abb. 17). Wohl von derselben Hand wurde ein Spruch-

28 teller beschriftet (Abb. 18): «Die Herzen der Mädchen zu fangen ist schwer, heut lieben sie Rosen und morgen nicht mehr.»

Zu den Gefässformen, die in der Regel am aufwendigsten gestaltet und dekoriert wurden, gehören die Suppenschüsseln oder Terrinen. Bei ihnen handelt es sich unter Berücksichtigung des Dekors immer um Einzelanfer- tigungen, während die Form, vor allem des Deckels, eher zeitgebunden ausfällt (Abb. 19, a bis d). Die Terrinen sind nie Teil eines grösseren ein- heitlich gestalteten Service, sondern bildeten alleine die «Krönung» der bäuerlichen Sonntags- oder Festtafel. Die im Folgenden gezeigten Terrinen sind in ihrer Form charakteristisch für die 1850er- bis 1880er-Jahre. Nur in seltenen Fällen sind diese späten Stücke datiert, was der Terrine, die Magdalena Glanzmann 1869 gewidmet wurde, einen besonderen Wert verleiht (Abb. 19, a). Die zweite Terrine (Abb. 19, b) trägt einen gleich- mässig aufgetupften, unter der Glasur leicht verlaufenen, blauen Dekor. Form und Dekor geben dem Stück eine ungewohnte Eleganz. Bodenfunde aus der Hafnerei Sonnweg 1 in Langnau könnten nahelegen, dass dieses Stück Keramik «Heimberger Art» möglicherweise dort gefertigt wurde.43 Besonders aufwendig wurde eine fast formgleiche Terrine dekoriert (Abb. 19, c). Die Basis des Dekors bildet eine weisse Grundengobe mit Farbkör- pern, die unter der Bleiglasur beim Brand manganviolett ausschmelzen. Die Dekortechnologie wurde um 1800 in Langnau erfunden und breitete sich anschliessend sehr schnell in der ganzen Deutschschweiz aus.44 Das abgesetzte Halsfeld und den Deckel zieren zeittypische Pünktchenfriese. Die Farbigkeit von Deckel und Unterteil wurde zusätzlich durch aufge- setzte blaue Punkte akzentuiert. Die letzte Terrine (Abb. 19, d) trägt auf dem Unterteil und dem Deckel charakteristisch geritzte und ausgemalte Blumenbouquets bzw. Blüten-Blättchen-Friese in Kombination mit stär- ker verlaufender blauer Malfarbe. Dekormuster und -farbigkeit setzten in Heimberg in den späten 1830er-Jahren ein und blieben bis in die Zeit um 1860/70 beliebt. Das Blütenmuster entwickelte sich in der Zeit des «Pariser Geschirrs» und der «Thuner Majolika» um etwa 1870/75 sukzessive zum sogenannten «Chrutmuster».45

29 Abb. 19 a und b: Typische Terrinen «Heimberger Art» der Region Heimberg/Stef- fisburg und eventuell Langnau: oben a) datiert 1869, Höhe 23 cm; unten b) um 1850/60, Höhe 19 cm. (a RS-4.924, b RS-4.1029, Fotos Andreas Heege)

30 Abb. 19 c und d: Typische Terrinen «Heimberger Art» der Region Heimberg/Stef- fisburg und eventuell Langnau: oben c) um 1860/70, Höhe 16 cm; unten d) um 1850/70, Höhe 22 cm. (c RS-4.664, d R2-0.5373, Fotos Andreas Heege)

31 Johann Heinrich Egli – Kachel- und Geschirrmaler

Abschliessen möchte ich meinen kleinen Beitrag nicht mit einem berni- schen Keramiker, sondern mit einem der wichtigsten Ofenkachelmaler der Deutschschweiz in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Johann Heinrich Egli aus Nussberg bei Winterthur (1776–1852). Er bemalte nicht nur zahllose Kachelöfen,46 sondern gelegentlich auch Keramiken für di- verse Hafner. Seine Geschirrkeramiken sind ausgesprochene Raritäten. Malte er 1806 das Handwerkszeichen noch für die Nussberger Hafner, so finden wir ihn 1812 bei der Bemalung eines Fayence-Blumentopfes für den Hafner Rudolf Kuhn aus Pfäffikon ZH.47 Vermutlich entstand 1817 auch ein Milchtopf in dessen Werkstatt, der sich heute im Ortsmuseum in Wetzikon ZH befindet.48 Im selben Jahr bemalte Egli aber auch einen Apothekentopf für den Hafner Johann Jakob Sommerhalder aus Burg bei Menziken AG.49 Ein Deckel für eine Fayence-Terrine dürfte in denselben zeitlichen Rahmen gehören, jedoch wird kein Hersteller genannt.50 Mit dem Jahr 1823,51 das heisst erst zehn Jahre nach seinem Wohnortwechsel nach Aarau AG, setzt dann eine charakteristische Tellerserie ein, die mögli- cherweise aus einer einzigen Hafnerei stammt. Leider wissen wir nicht, wo diese lag und wer der Besitzer war. Charakteristisch ist bei diesen Tellern die Tatsache, dass die Bodenunterseite nicht engobiert, aber ebenfalls im- mer mitglasiert wurde (Abb. 20). In der Regel tragen die Teller vordersei- tig einen der typischen Egli-Sprüche in Kombination mit Blumenkränzen, Fruchtschalen, Urnen oder patriotischen Mahnmalen. Ein erster Teller aus der Sammlung des Rittersaalvereins Burgdorf trägt in charakteristischer Schrift den Spruch: «Gottes-Furcht Bringt gute Frucht.» Der zweite Teller (Abb. 21) ist offenbar ein Geschenk «aus Dankbarkeit».52 Ein Teller aus dem Jahr 1838 verkündet «Wahre Freunde am Vaterland Gründen Gutes gern für jeden Stand».53 Und 1841 heisst es auf einem Teller aus dem Museum der Kulturen in Basel «An Brudertreu soll man uns erkennen; Weder weiß noch schwarz mehr nennen».54 Ein zweiter Teller im dortigen Magazin trägt die Aufschrift «Zum Guten stets Liebe!».55 Johann Heinrich Eglis Lebensmotto lautete «Bruderliebe», wie uns seine Kachelöfen und ein letzter Teller verraten: «Wo Bruderliebe sich fest thut gründen, Da wird man die guten Menschen finden».56 Er war mit ganzem Herzen ein Unita- rier, ein Vertreter der politischen Ziele der untergegangenen Helvetischen Republik und ihrer zentralistischen Ideale.

32 Abb. 20: Teller, bemalt von Johann Heinrich Egli, beidseitig glasiert,  29,5 cm. (RS-4.373b, Foto Andreas Heege)

Abb. 21: Teller, bemalt von Johann Heinrich Egli, beidseitig glasiert,  30,5 cm. (RS-4.373a, Foto Andreas Heege)

33 Zusammenfassung

Die weitgehend magazinierte Keramiksammlung des Rittersaalvereins gehört mit zu den umfangreichsten und besten, die die Deutschschweiz und der Kanton Bern zu bieten haben. Ihr kulturhistorisches Potenzial ist gross und wie man an den vorstehenden Beispielen sehen kann, noch lange nicht ausgeschöpft. Hunderte von Objekten wurden bis heute kei- ner wissenschaftlichen Analyse unterzogen. Es bleibt zu hoffen, dass es in den nächsten Jahren gelingt, die Keramiksammlung einer vertieften wis- senschaftlichen Inventarisation zu unterziehen und dann im Rahmen der geplanten Bilddatenbank www.CERAMICA-CH.ch auch der Öffentlichkeit kostenlos online zugänglich zu machen.

Abb. 20: Blick ins Depot des Rittersaalvereins mit Teilen der Keramiksammlung (Foto: Trudi Aeschlimann)

34 Anhang

Anmerkungen

1 Heege 2015, Heege/Kistler/Thut 2011; Heege/Kistler 2017a. 2 Mit aktueller Forschungsübersicht: Heege/Kistler 2017b. 3 Heege 2011; Heege/Kistler/Büchi 2015. 4 Heege/Kistler/Thut 2011, 70–87. 5 Boschetti-Maradi 2006, 208–209. 6 Boschetti-Maradi 2006, 67–71. 7 Boschetti-Maradi 2006, 137–143, Abb. 69 und 71. 8 Heege 2010, 76–77, Abb. 36 und 64. Vgl. zum Thema auch: Blaettler/Ducret/ Schnyder 2013; Heege/Kistler 2017b, 114–125. 9 RSB IV-666; BHM 3039 und 7209. 10 Heege/Kistler 2017a, 616–620. 11 BHM 13465 (undatiert), RSB IV-0006 (1743), SNM LM-6215 (1737), aus Privat- besitz Auktion Stuker, Bern, Herbst 2012, Los 4064 (undatiert), MAHN 1855 (undatiert), MAHN 1856 (Datierung unter alter Restaurierung nicht lesbar, vgl. Blaettler/Ducret/Schnyder 2013, Taf. 12,5.6), SNM LM-6216 (1750, Schnyder 1998, Kat. 159 mit falscher Zuweisung «Bäriswil»). Zu dieser Tellergruppe erst- mals: Wyss 1966, Abb. 5 (mit falscher Zuschreibung «Simmental»); vgl. auch: Boschetti-Maradi 2006, 142 Abb. 194. 12 Heege/Kistler 2017b, 128 Fig. 1. 13 Heege/Kistler 2017b, 125. 14 Mit allen Nachweisen: Heege/Kistler 2017b, 126–173. 15 Heege/Kistler 2017b, 136–137. Vgl. zu Keramiken von Abraham Marti auch: Blaettler/Ducret/Schnyder 2013, Taf. 15–17. 16 Heege/Kistler 2017b, 141–153. 17 Heege/Kistler 2017b, 154–155. 18 Blaettler/Ducret/Schnyder 2013, Taf. 17,7, zwei Objekte in Privatbesitz. 19 Blaettler/Ducret/Schnyder 2013, Taf. 16,9. 20 Frey 2015, 221–248, besonders Abb. 216. 21 Heege/Kistler 2017b, 106–113. Blaettler/Ducret/Schnyder 2013, Taf. 83–85. Blaettler/Schnyder 2014, Taf. 13,1. 22 Heege 2009, Abb. 41–42. Heege/Kistler/Thut 2011, Abb. 54. 23 Frey 2015, 224–225, 230–231. 24 Alle Objekte in Heege/Kistler 2017a, Begleit-DVD, Ordner Werkstätten, Werk- statt Langnauer Art 1: BHM 04972, BHM 06796, BHM 08020, MKB HM-1881- 0028, MKB HM-1901-0175, MKB HM-1911-0065, PB-Dubs-Cham 17, RML A001, RML A005, RML A165, RML A166, RSB IV-0072, RSB IV-0212, RSB IV- 0227, Unbekannt 02, ZHdK KGS-01098. Ergänzung 2017: Teller Stuker-Auktion, Bern, Herbst 2017, Los 107. 25 Aeschlimann 1928, 27. Wyss 1966, Taf. VII. Vgl. auch Boschetti-Maradi 2006, 132 Abb. 174. 26 BHM 4972, ZHdK-KGS 01098 und Privatbesitz Dubs. 27 Heege/Kistler 2017a, vgl. Kap. 2.2.1 und 3.4. 28 Heege/Kistler 2017b, Abb. 205. 29 Blaettler/Ducret/Schnyder 2013, Taf. 77,5.

35 30 Heege/Kistler 2017b, 371–372. 31 Heege 2016, 28–36. 32 Heege 2019. 33 Heege/Kistler 2017b, 362–508. 34 SMT 5147. 35 SMT 649; Heege/Kistler 2017b, 473 Abb. 1. 36 Buchs 1988, 94. 37 Wyss 1966, 40. Messerli Bolliger 1991, 47–48. Roth-Rubi/Schnyder/Egger u. a. 2000, 6–10. Boschetti-Maradi 2007, 58–59. 38 Terrine in Privatbesitz. 39 Schwab 1921, 106 Anm. 72. 40 MKB VI-3919; Messerli Bolliger 1991, Taf. 14, Abb. 25. 41 Heege 2012, Abb. 12. 42 Heege/Kistler 2017a, 173 Abb. 138, 205 und 433. 43 Heege/Kistler 2017a, 173 Abb. 205. 44 Heege/Kistler 2017a, 167–168. 45 Vgl. hierzu: Heege/Kistler 2017b, besonders 450–456, 489–497. 46 Heege 2011. Affolter/Pfister 2013. Heege 2014. Studer-Immenhauser/Schmid 2017. 47 Heege 2011, Abb. 76. 48 Ortsmuseum Wetzikon ZH, Inv. Nr. OMW 431. 49 Heege 2011, 271. Haus zum Dolder, Beromünster, Inv. Nr. 0445. 50 Privatbesitz, unveröffentlicht. 51 Heege 2011, Abb. 87. 52 RSB IV-373 und IV-373a. 53 Pro Natura Zentrum Aletsch, Villa Cassel, Riederalp, ohne Inv. Nr. (aus einem Nachlass aus dem Kanton Basel, Landschaft). 54 MKB VI-9244. 55 MKB 1889-37. Zwei weitere Teller ohne Sprüche befinden sich in bernischem Privatbesitz. 56 Auktionshaus Stuker, Bern, Auktion Herbst 2018, Los 8701.

Literatur

Aeschlimann 1928. Emil Aeschlimann, Alt-Langnau-Töpferei. Ein Beitrag zur Volks- kunde, Bern 1928. Affolter/Pfister 2013. Heinrich Christoph Affolter/Christoph Pfister, Die Bauernhäu- ser des Kantons Bern, Bd. 3: Das tiefere Berner Mittelland (Die Bauernhäuser der Schweiz 29), Basel 2013. Blaettler/Schnyder 2014. Roland Blaettler/Rudolf Schnyder, CERAMICA CH II: So- lothurn (Nationales Inventar der Keramik in den öffentlichen Sammlungen der Schweiz, 1500–1950), Sulgen 2014. Blaettler/Ducret/Schnyder 2013. Roland Blaettler/Peter Ducret/Rudolf Schnyder, CERAMICA CH I: Neuchâtel (Inventaire national de la céramique dans les collec- tions publiques suisses, 1500–1950), Sulgen 2013. Boschetti-Maradi 2006. Adriano Boschetti-Maradi, Gefässkeramik und Hafnerei in der Frühen Neuzeit im Kanton Bern (Schriften des Bernischen Historischen Muse- ums 8), Bern 2006.

36 Boschetti-Maradi 2007. Adriano Boschetti-Maradi, Geschirr für Stadt und Land. Berner Töpferei seit dem 16. Jahrhundert (Glanzlichter aus dem Bernischen Histo- rischen Museum 19), Bern 2007. Buchs 1988. Hermann Buchs, Vom Heimberger Geschirr zur Thuner Majolika, Thun 1988. Frey 2015. Jonathan Frey, Court, Pâturage de l’Envers. Une verrerie forestière ju- rassienne du début du 18e siècle. Band 3: Die Kühl- und Haushaltskeramik, Bern 2015. Heege 2009. Andreas Heege, Steinzeug in der Schweiz (14.–20. Jh.). Ein Überblick über die Funde im Kanton Bern und den Stand der Forschung zu deutschem, fran- zösischem und englischem Steinzeug in der Schweiz, Bern 2009. Heege 2010. Andreas Heege, Keramik um 1800. Das historisch datierte Küchen- und Tischgeschirr von Bern, Brunngasshalde, Bern 2010. Heege 2011. Andreas Heege, Langenthal, St. Urbanstrasse 40–44. Die Hafnerei Staub und ihre Werkstatt, Archäologie Bern/Archéologie bernoise. Jahrbuch des Archäologischen Dienstes des Kantons Bern 2011, 209–287. Heege 2012. Andreas Heege, Drei neuzeitliche Grubeninventare von Jegenstorf, Archäologie Bern/Archéologie bernoise. Jahrbuch des Archäologischen Dienstes des Kantons Bern 2012, 159–196. Heege 2014. Andreas Heege, Ein Kachelofen von Johann Jakob Grütter, Hafner aus Seeberg, und Johann Heinrich Egli, Ofenmaler aus Aarau, Burgdorfer Jahrbuch 1981, 2014, 21–40. Heege 2015. Andreas Heege, Die Hafnereien Vögeli in der Burgdorfer Unterstadt, Burgdorfer Jahrbuch 83, 2015, 41–68. Heege 2016. Andreas Heege, Die Ausgrabungen auf dem Kirchhügel von Bendern, Gemeinde Gamprin, Fürstentum Liechtenstein. Bd. 2: Geschirrkeramik 12. bis 20. Jahrhundert, Vaduz 2016. Heege 2019. Andreas Heege, Keramik aus St. Antönien. Die Geschichte der Haf- nerei Lötscher und ihrer Produkte (1804–1898) (Archäologie Graubünden – Son- derheft 7), Chur 2019. Heege/Kistler 2017a. Andreas Heege/Andreas Kistler, Keramik aus Langnau. Zur Geschichte der bedeutendsten Landhafnerei im Kanton Bern (Schriften des Berni- schen Historischen Museums 13), Bern 2017. Heege/Kistler 2017b. Andreas Heege/Andreas Kistler, Poteries décorées de Suisse alémanique, 17e–19e siècles – Collections du Musée Ariana, Genève – Keramik der Deutschschweiz, 17.–19. Jahrhundert – Die Sammlung des Musée Ariana, Genf, Mailand 2017. Heege/Kistler/Büchi 2015. Andreas Heege/Andreas Kistler/Leta Büchi, Langnau, Sonnweg 1/Hinterdorfstr. 25, 164 Jahre Keramikproduktion, Archäologie Bern/ Archéologie bernoise. Jahrbuch des Archäologischen Dienstes des Kantons Bern 2015, 161–176. Heege/Kistler/Thut 2011. Andreas Heege/Andreas Kistler/Walter Thut, Keramik aus Bäriswil. Zur Geschichte einer bedeutenden Landhafnerei im Kanton Bern (Schriften des Bernischen Historischen Museums 10), Bern 2011. Messerli Bolliger 1991. Barbara E. Messerli Bolliger, Der dekorative Entwurf in der Schweizer Keramik im 19. Jahrhundert, zwei Beispiele: Das Töpfereigebiet Heim- berg-Steffisburg-Thun und die Tonwarenfabrik Ziegler in Schaffhausen, Keramik- Freunde der Schweiz, Mitteilungsblatt 106, 1991, 5–100.

37 Roth-Rubi/Schnyder/Egger u. a. 2000. Kathrin und Ernst Roth-Rubi/Rudolf Schny- der/Heinz und Kristina Egger u. a., Chacheli us em Bode... Der Kellerfund im Haus 315 in Nidfluh, Därstetten – ein Händlerdepot, Wimmis 2000. Schnyder 1998. Rudolf Schnyder, Ceramics from from Renaissance until the present, in: Museu Nacional do Azulejo, Lissabon (Hrsg.), Cerâmica da Suìça do Renascimento aos nossos dias. Lissabon 1998, 17–122. Schwab 1921. Fernand Schwab, Beitrag zur Geschichte der bernischen Geschirrin- dustrie (Schweizer Industrie- und Handelsstudien 7), Weinfelden/Konstanz 1921. Studer-Immenhauser/Schmid 2017. Barbara Studer-Immenhauser/Markus Schmid, Ein Wohnstock der bäuerlichen Elite des 19. Jahrhunderts in Messen, Archäologie und Denkmalpflege Solothurn 22, 2017, 83–98. Wyss 1966. Robert L. Wyss, Berner Bauernkeramik (Berner Heimatbücher 100– 103), Bern 1966.

Adresse des Autors Andreas Heege Im Rötel 3 6300 Zug [email protected]

38 Dem Archäologischen Dienst des Kantons Bern ADB sei für die Erlaub- nis zum Nachdruck des bereits im Jahrbuch des Archäologischen Dienstes des Kantons Bern 2019 veröffentlichten Kurzberichtes hiermit bestens ge- dankt.

Ein Schloss im Wandel

Armand Baeriswyl, Marco Amstutz, Laure Prétôt und Marianne Ramstein

Hoch über dem ehemaligen Schwemmgebiet der Emme thront weithin sichtbar das Schloss Burgdorf. Die Anlage steht wehrtechnisch günstig auf einem isolierten Molasserücken, der die Ebene um 50 Meter überragt. Archäologische Untersuchungen auf dem Schlossberg förderten in den letzten Jahrzehnten vereinzelt prähistorische Fundobjekte zutage, jedoch konnten bisher keine Siedlungsspuren belegt werden. Im Rahmen der 2018 begonnenen Umbauarbeiten für die Neukonzeption der Schlossan- lage als Jugendherberge, Restaurant und Museum wurden Rettungsgra- bungen durchgeführt, die vor allem im Bereich des sogenannten Grossen Kornhauses neue Erkenntnisse zur Besiedlung des Schlossberges erbrach- ten (Abb. 1 und 2). Ausschnitt Abb. 2

4 8

10 2 5

3 1 9

7 6

0 20m

Abb. 1: Vereinfachter Grundriss des Schlosses mit den heute bestehenden Haupt- bauten. Gestrichelt das 1616 errichtete und 1749 wieder abgebrochene soge- nannte Neue Kornhaus. 1 Vorburg; 2 frühneuzeitlicher Torturm in der Vorburg; 3 Kernburg mit Hof; 4 nördliche Wehrmauer mit Schalentürmen; 5 Bergfried; 6 Palas; 7 Halle; 8 kyburgischer Torturm in der Kernburg; 9 Neues Kornhaus; 10 Grosses Kornhaus (Aufnahme: Christine Rungger ADB)

39 2 2 2 2 614 614 614 614 460 480 500 520

1 211 580

Profil 2

1 Profil

Grube 1

Grube 2

1 211 560 0 10 m

590.00

584.00 m ü. M. Profil 1 Profil 2

Profil 1 Frühbronzezeit ~1700 v. Chr. Profil 2 588.00 Spätbronzezeit ~900 v. Chr. 588.00 Zähringerzeit ~1200 n. Chr. Kyburgerzeit ~1260 n. Chr. 584.00 Neues Kornhaus von 1616 584.00 m ü. M. m ü. M.

1 Grosses Kornhaus von 1749 211 Zwischenzeit 1749–1885 570 Gefängnis von 1885

Abb. 2: Ausschnitt des nördlichen Bereichs des Schlosses. Grundriss und Schnitt der untersuchten Fläche sowie Maueransichten im Bereich des Grossen Kornhau- ses mit den verschiedenen Bauphasen (Aufnahme: Christine Rungger ADB)

Prähistorische Nutzung des Schlossbergs Die ältesten auf dem Schlosshügel entdeckten Spuren reichen ins Neolithi- kum zurück. Ein isoliertes Radiokarbondatum verweist eine Holzkohle aus einem der untersten, angeschnittenen Horizonte ins Cortaillod (ca. 4000 v. Chr. bis 2500 v. Chr.). Aus der Frühbronzezeit stammen einige Pfosten- gruben und eine Schicht, bei der es sich um Reste eines Benutzungshori- zonts handeln könnte. Befunde und Fundmaterial belegen eine intensive Nutzung und Besiedlung des Schlossbergs in der Spätbronzezeit (Ha B, 11. – 9. Jh. v. Chr.; Abb. 3). Der Überbauung mit der mittelalterlichen Schlossanlage verdanken wir eine für prähistorische Höhensiedlungen ungewöhnlich gute Erhaltung der Funde und spektakuläre Befunde, darunter zwei grosse spätbronze- zeitliche Gruben. Die eine Grube (Abb. 2, Grube 1) konnte auf einer Fläche von 3,50 x 3,50 m und in einer erhaltenen Tiefe von rund 1 m untersucht werden (Abb. 4). Es handelte sich dabei um eine Art Keller, an dessen Wänden sich vorzüglich erhaltene Abdrücke von Rundhölzern fanden, die einen Blockbau bildeten.

40 Abb. 3: Spätbronzezeitliche Becher aus Grube 1 (rechts) und etwas ältere Gefässe aus Grube 2 (links). Becher und Schale im Vordergrund sind weiss inkrustiert (Auf- nahme: Philippe Joner ADB)

Abb. 4: Die rechteckige Kellergrube (Grube 1) war mit fundreichem Brandschutt verfüllt (Aufnahme: Urs Ryter ADB)

41 Die Einfüllung bestand aus einer Brandschuttschicht mit zahlreichen Funden und verkohlten Balken. Vermutlich brachte eine Feuersbrunst ein über der Kellergrube liegendes Geschoss zum Einsturz. Dadurch entstand ein ausser- ordentlich reichhaltiger Fundkomplex. Erwähnenswert sind unter anderem ein Mondhorn aus Sandstein, eine Serie von vollständigen Webgewich- ten und ein teilweise stark verbranntes Keramikensemble der ausgehen- den Spätbronzezeit (Ha B3), darunter einige vollständige Becher (Abb. 3). Die andere Grube, Grube 2, weist ungewöhnliche Dimensionen auf (Abb. 5). Sie konnte in der Nord-Süd-Achse auf 6 m und in der Ost-West- Achse auf 3,60 m Länge respektive in mindestens 3 m Tiefe ergraben werden. Dabei wurde aber aus baustatischen Gründen nirgends die volle Ausdehnung erreicht. Aufgrund von drei Kernbohrungen können wir von einem Durchmesser von bis zu 8 m und einer Tiefe von rund 5,50 m aus- gehen. Die ursprünglich wohl senkrechten Seitenwände weisen eine Folge von zahlreichen gelben Lehmverstrichen auf, die teilweise über sorgfältig gesetzte Gerölllagen eingebracht wurden. Einige der Lehme zeigen Brand- flecken. Zwischen diesen bewusst eingebrachten Schichten findet sich immer wieder Brandschutt, darunter Keramik, Webgewichte und grosse Mengen an stark verbrannten Hüttenlehmfragmenten, die Abdrücke von Holzkonstruktionen aufweisen. Diese Grube wurde vermutlich während längerer Zeit genutzt, wobei Keramik der ersten Phasen typologisch ins mittlere 11. Jahrhundert v. Chr. zurückreicht. Zurzeit sind für diese unge- wöhnliche Struktur weder Vergleiche bekannt noch ist eine Interpretation möglich.

Neu entdeckte zähringische Filterzisterne Alle weiteren Funde und Befunde gehören in die Bau- und Nutzungszeit der Burganlage zwischen dem späten 12. und dem 19. Jahrhundert. Reste einer vorzähringischen Burganlage, die den Grafen von Rheinfelden zuzu- schreiben wäre, konnten im 2018 untersuchten Bereich nicht beobachtet werden. Neue Erkenntnisse ergaben sich zur um 1200 entstandenen zähringischen Burganlage. Es zeigte sich, dass die heutige nördliche Wehrmauer im Kern zu dieser Bauphase gehört (Abb. 1,4). Diese Erkenntnis und zwei im rechten Winkel zur nördlichen Ringmauer verlaufende Mauerzüge be- legen (Abb. 2, rot), dass die zähringische Burganlage schon damals den gesamten Molassehügel einnahm, aber nicht wie heute aus zwei Teilen auf unterschiedlichen Höhenniveaus bestand, sondern stärker gestuft war.

42 Abb. 5: Die Lehmverstriche an den Wänden der riesigen, ovalen Grube (Grube 2) zeichnen sich als gelbe, stellenweise rot verbrannte Streifen ab (Aufnahme: Urs Ryter ADB)

Abb. 6: Blick nach Süden auf die Filterzisterne. Gut sichtbar im Vordergrund der Ein- und Überlaufkanal. In der Bildmitte erkennt man den Ausbruch des bei der Aufgabe der Zisterne herausgerissenen Schöpfschachts, sowie die nachgerutsch- ten Kiese und Sande des Filterkörpers (Aufnahme: Urs Ryter ADB)

43 Mindestens der östliche Bereich des heutigen Burghofes (Abb. 1,3) lag tie- fer als heute. Der westliche der beiden genannten Mauerzüge bildete die Grenze zwischen dem oberen und dem rund 5 m tiefer liegenden unteren Hof. Eindeutig in die Bauzeit der Zähringer gehört eine fast kreisrunde Filterzis- terne (Abb. 2, rot), die gut 30 m östlich vom Bergfried (Abb. 1,5) an der nördlichen Wehrmauer liegt. Sie datiert stratigrafisch in die Zeit um 1200. Die C14-Datierung von Holzkohle aus dem Befund, die mit 95,4%iger Wahrscheinlichkeit zwischen 1160 und 1250 (cal.2; BE-9271: 846 ± 20 BP) liegt, bestätigt das. Der Innendurchmesser der Zisterne beträgt 7,5 x 8 m, die Tiefe wird auf 6 m geschätzt. Sie ist abgesehen vom zent- ralen Schöpfschacht, den man bei der Aufgabe der Anlage im späten 13. Jahrhundert entfernte, sehr gut erhalten. Die gemauerte und innensei- tig mit einem Lehmmantel abgedichtete Zisterne enthielt noch den kiesig- sandigen Filterkörper, den oben ein Mörtelgussboden als Schutz und Be- nutzungsniveau abschloss. Erhalten blieb auch der Einlaufkanal mit einer Verlängerung nach Norden durch die Wehrmauer hindurch als Überlauf (Abb. 6). Seine Lage deutet darauf hin, dass das Dachwasser nicht über die Nordmauer, sondern von den gegenüberliegenden Dachflächen des Palas (Abb. 1,6) sowie der Halle (Abb. 1,7) über Dachrinnen entlang der östlich gelegenen Quermauer in die Zisterne geleitet wurde. Vergleiche mit anderen Filterzisternen ergaben ein Fassungsvermögen von etwa 20 000 l Wasser. Der Umbau des Schlosses war eine gute Gelegenheit, die reichlich vorhan- denen Hölzer der gesamten Anlage dendrochronologisch zu untersuchen. Die bisherige Datierung der zähringischen Burganlage in die Zeit um 1200 konnte damit bestätigt werden. Die Deckenbalkenlagen des Erdgeschos- ses und des ersten und zweiten Obergeschosses im Palas (Abb. 1,6) weisen einheitliche Schlagdaten vom Herbst/Winter 1200/01 auf.

Kyburgische Erweiterung in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts Um 1260 wurde die Burg unter den Grafen von Kyburg ausgebaut. Die nördliche Wehrmauer wurde weitgehend abgebrochen und neu aufge- führt, verstärkt mit zwei neuen halbrunden Schalentürmen (Abb. 2, blau). Ausserdem entstand im Bereich des genannten unteren Hofes ein recht- eckiger Schalenturm als neuer (?) Hauptzugang zur Burg an der Nord- seite (Abb. 1,8; Abb. 2, blau). Abnutzungsspuren belegen, dass dieses Tor, anders als bislang vermutet, tatsächlich längere Zeit in Betrieb war,

44 Abb. 7: Holzschnitt aus der Stumpf-Chronik um 1547. Die kyburgische Toranlage ist auf dem Bild ganz links rot markiert. Auf der rechten Burgseite sieht man den Vorgängerturm des heutigen Haupttorturms von 1559 (aus Chronikexemplar in der Sammlung des Rittersaalvereins, RS-10.9)

Abb. 8: Innenansicht des Schlosshofs, links das Grosse Kornhaus von 1749. Die seit dem Einbau des Gefängnisses 1885 verschlossenen Arkadenbögen wurden 2018 wieder geöffnet. Blick nach Osten (Aufnahme: Marco Amstutz ADB)

45 mindestens bis zur Übernahme der Burg durch die Berner im Jahr 1384, spätestens aber bis zum Bau des heutigen Torturms 1559 (Abb. 1,2, Abb. 7). Ob sich an der Stelle ein zähringisches Vorgängertor oder eine Ausfallpforte befand, kann nur vermutet werden.

Umbauten im 15. und 16. Jahrhundert Das dritte Obergeschoss sowie der Dachstuhl des Palas (Abb. 1,6) wurden 1428/29 erneuert, wie die neuen dendrochronologischen Untersuchun- gen ergeben haben. Wenige Jahre früher, im Herbst/Winter 1422/23, wur- den die Balken für das heutige Dach des Bergfrieds (Abb. 1,5) geschlagen. Die Fälldaten in der Halle (Abb. 1,7) sind 1513/14 für die Deckenbalken des Erdgeschosses und 1544/45 für diejenigen des ersten Obergeschosses und des Dachstuhls.

Umbauten ab dem frühen 17. Jahrhundert Die markanten Niveauunterschiede zwischen dem oberen und dem unteren Burghof (Abb. 1,3) mit der gut 5 m tiefer liegenden Toranlage (Abb. 1,8) wurden im frühen 17. Jahrhundert beseitigt. Man schüttete massiv auf, wahrscheinlich im Zusammenhang mit dem Bau eines Korn- hauses, des sogenannten Neuen Kornhauses (Abb. 1,9), um 1616 am Nordostende der Burg. Um Auffüllmaterial zu sparen und die begrenz- ten Platzverhältnisse auf dem Schlossberg optimal zu nutzen, wurde der Neubau unterkellert. Ein weiterer, deutlich kleinerer Keller wurde in der ehemaligen Toranlage (Abb. 1,8; Abb. 2, gelb) gebaut. 1749–1751 wurde dieses Kornhaus abgebrochen und durch das soge- nannte Grosse Kornhaus längs der nördlichen Wehrmauer ersetzt (Abb. 1,10; Abb. 2, grün), welches das heutige Erscheinungsbild des Innenhofs wesentlich prägt (Abb. 8). Über die räumliche Gliederung dieses langge- streckten Gebäudeflügels kann aufgrund der späteren Umbauten nur spe- kuliert werden. Sicher ist, dass die älteren Keller weiter genutzt und sogar ausgebaut wurden. Bis zum Bau des Kornhauses in der Unterstadt um 1770 musste Korn mühsam auf das Schloss gekarrt werden. Dies hatte zur Folge, dass 1749 die Innenhofniveaus weiter angepasst wurden. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Kornhaus (Abb. 1,10; Abb. 2, hell- grün) zum Gefängnis und Schwurgericht (Assisensaal) ausgebaut. Aus Platzmangel entstanden 1885 auch im Erdgeschoss neue Gefängniszellen, die bis vor einigen Jahren noch in Betrieb waren (Abb. 2, grau).

46 Heimiswil – Dorf und Aussenbezirke in alten Ansichtskarten

Michael Soom

Die Gemeinde

Das Heimiswiltal erstreckt sich von Nordosten nach Südwesten auf einer Länge von sechs Kilometern. Der Heimiswilbach entwässert die Höhen der Egg, des Kaltackers, der Lueg und des Rachisberges, trieb früher im Nieder- dorf eine Mühle an und fliesst unterhalb der Heimiswil- oder Ziegelbrücke in die Emme. Der tiefste Geländepunkt liegt entlang der SBB-Linie südlich von Bickigen auf 545 m ü. M.; der höchste befindet sich im Schafhölzli unweit des Landgasthofes Lueg auf 858 m ü. M. Der Aussichtspunkt Lueg erreicht eine Höhe von 887 m ü. M. und erhebt sich knapp ausserhalb der Gemeindegrenze.

Die politische Gemeinde Heimiswil weist eine Fläche von 23,4 km2 auf und grenzt an die Nachbargemeinden Burgdorf, , Affoltern i. E., Rüegsau und Oberburg. Heimiswil verfügt zudem über die Exklave Hirsegg- Eich-Hübeli, welche vom übrigen Gemeindegebiet vollständig abgetrennt ist. Die Gemeinde ist in die vier alten Schulbezirke Dorf, Busswil, Kaltacker und Rothenbaum eingeteilt.

Gotthelf (1872) hat die Gemeinde aus Dichteraugen in der Einleitung zu seiner Erzählung «Elsi, die seltsame Magd» mit den folgenden Worten treffend charakterisiert: «Reich an schönen Thälern ist die Schweiz, wer zählte sie wohl auf? In keinem Lehrbuch stehen sie alle verzeichnet. Wenn auch nicht eines der schönsten, doch eines der reichsten ist das Thal, in welchem Heimiswyl liegt und das oberhalb Burgdorf an’s rechte Ufer der Berner-Emme ausmündet. Grossartig sind die Berge nicht, welche es ein- fassen, in absonderlichen Gestalten bieten sie dem Auge sich nicht dar,

47 es sind mächtige Emmenthaler Hügel, die unten heitergrün und oben schwarzgrün sind, unten mit Wiesen und Aeckern eingefasst, oben mit hohen Tannen bewachsen. Weit ist im Thale die Fernsicht nicht, da es ein Querthal ist, welches in nordwestlicher Richtung an’s Hauptthal stösst; die Alpen sieht man daher nur von den beiden Bergrücken, welche das Thal umfassen, von denselben aber auch in heller Pracht und gewaltigen Bogen am südlichen Himmel.» Die frühestens Besiedlungsspuren verlieren sich im Dunkel der Vergangenheit. Immerhin befinden sich an der Mündung des Heimiswiltales drei Grabhügel, die der Hallstattzeit zugeschrieben werden und in welchen im Jahr 1877 eine silberbeschlagene Gürtelschnalle gefun- den wurde (Heuer 1878).

In einer mittelalterlichen Urkunde aus den Jahren 1261 bis 1263, dem Kiburger Urbar, wird die Gemeinde als «Heimoltswiler» bezeichnet, was auf eine frühe Besiedlung durch den Alemannen Heimolt hinweist (Lerch 1954). Den Kern der Gemeinde bildeten die alten Höfe Hofacker-Schwen- di, Schindelberg-Sonnberg, Rumistal, Heimismatt, Garneul, Treyen und Blatten. Diese gehörten einst kirchgenössig zu Oberburg. Im frühen Mit- telalter befand sich an der Stelle der heutigen Kirche eine Kapelle, welche der heiligen Margaretha gewidmet war. Die Legende besagt, dass vor der Reformation Pilgerzüge über Bättwil–Junkholz–Zeitlistal bis zur Kapelle unterhalb des Heiligeland-Pölis wanderten. Auf dem Rückweg besuchten die Pilger eine weitere Kapelle auf dem Schallenberg oberhalb von Busswil und stillten anschliessend ihren Durst in der Wirtschaft im Wirtenmoos (HBH 1967).

Nach der Reformation wurde der Gottesdienst in Heimiswil durch einen Geistlichen von Burgdorf abgehalten. In der zweiten Hälfte des 17. Jahr- hunderts häuften sich die Meldungen bei der Obrigkeit, dass sich im Hei- miswilgraben in vermehrten Ausmass die Täuferbewegung stark mache. Die Täufer wurden von der Berner Regierung rücksichtslos verfolgt, weil sie die Kindertaufe, den Militärdienst und den Eid verweigerten. Zu Be- ginn des 18. Jahrhunderts entschieden die gnädigen Herren in Bern, das Gebiet der Kirchhöri von Heimiswil zu vergrössern und an der Stelle der Margarethenkapelle eine eigene Kirche mit Pfarrhaus zu bauen und mit diesen Massnahmen dem Täufertum entgegenzuwirken. Der Kirchenbau wurde dann bereits in den Jahren 1703/04 zügig an die Hand genommen und vollendet. Seither bildet Heimiswil eine eigene Kirchgemeinde.

48 Heimiswil ist einerseits zu Fuss erreichbar von Burgdorf über die Waldegg- brücke und Binzberg, andererseits über die Wynigenbrücke via Leue- oder Pfaffenhole oder von Oberburg aus, indem man über den Lochbach nach Bättwil/Busswil gelangt. Die Heimiswilstrasse dürfte zum Fahrweg ausge- baut worden sein, nachdem im Jahr 1634 der schwankende Emmesteg durch eine befahrbare Brücke ersetzt worden war (Roth 1965). Um 1889 wurde die Strasse verbreitert und bis in den Kaltacker weitergeführt (Scho- rer o. Jg.). Weitaus bedeutsamer war die Leuenstrasse vom Sommerhaus durch den Hohlweg auf den Heimiswilberg und via Kaltacker zur Lueg. Diese Wegstrecke war Teil der alten Heeresstrasse von Bern über Huttwil nach Luzern.

Um 1850 erreichte die Bevölkerungszahl von Heimiswil ein Maximum von 2357 Seelen (Jahn 1857). Um 1920 betrug sie fast unverändert 2329 Per- sonen und blieb auf dieser Anzahl bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts. Seither ist eine generelle Abnahme zu verzeichnen, bedingt durch den steten Ersatz von Handarbeit durch Maschinen und die Abwanderung von nicht in der Landwirtschaft tätigen Personen in die Agglomerationen. Im Jahr 2018 wohnten 1623 Personen in Heimiswil.

Heimiswil verfügt über vier Gaststätten. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts kamen drei Bäckereien, zwei Gärtnereien, eine Metzgerei, eine Mühle, fünf Spezereiwarenläden, ein Konsum, zwei Sägereien, drei Schmieden, fünf Schreinereien, zwei Zimmereien und weitere Kleinge- werbe hinzu. Zudem bestanden leistungsfähige Käsereibetriebe in Hei- miswil-Dorf, in der Blaumatt, auf der Hueb, in Gutisberg, in Grund und in Hirsegg.

Die Gemeinde weist heute ein reges Vereinsleben auf. Darunter finden sich drei Hornussergesellschaften, ein Landfrauenverein, zwei Musikgesell- schaften, ein Schützen- und ein Turnverein.

Busswil – Niederdorf

Bei der Einmündung des Heimiswiltales ins Tal der Emme befindet sich das Ziegelgut mit seinen alten Abbaustellen auf Ton. Hinter dem Fischermät- teli verengt sich das Tal und man überschreitet die Gemeindegrenze von

49 Heimiswil. Rechter Hand zweigt der Weg über die Stöckere-Brücke nach Ried-Blaumatt ab, der das Tal von Heimiswil mit jenem von Busswil verbin- det, das zum Lochbach hin entwässert.

Der Weiler Busswil (643 m ü. M.) liegt in der Mulde des Lochbaches und ist ingebettet zwischen den Höhenzügen der Riedegg, dem Rachisberg, der Höchi und dem Schallenberg. In diesem Gebiet sind eine Reihe stattlicher Gehöfte vorhanden, darunter die beiden Ambeilerhöfe, das Oberhus und jene des Wirtenmooses und des Oelbaches.

Gelangt man im Heimiswiltal von den Bauernhöfen der unteren und obe- ren Kipf taleinwärts, so fällt der Blick – sobald man das Guggerhüsli linker Hand passiert hat – auf die Häusergruppe des Gasthofs Löwen mit Stock und den benachbarten Gebäuden des Bauernhauses auf dem Bühl, wel- che sich am Eingang zum Niederdorf befinden. Rechter Hand mündet das Seitental des Junkholzbaches mit dem leicht erhöhten Bauerngut Zelg ein. Dieses liegt am Fuss des sagenumwobenen Tschoggens, auf welchem ein hochmittelalterliches Erdwerk vermutet wird. In der Verlängerung des Hei- miswiltales schliessen der Dorf- oder Mühlehof, die Mühle mit Stock und Mühlescheuer, die Dorfschmiede und einige weitere Gebäude an.

Der Siedlungsname Kipf geht allenfalls auf die Bezeichnung «Stemm- pflock» zurück, der früher die Wagenleiter stützte (HB 1938). Die gleich- namigen Bauernhöfe an der Landstrasse nach Heimiswil haben eine lange Geschichte, die bis ins 15. Jahrhundert zurückgeht. Sie wurden während Generationen von den fleissigen Bauernfamilien Aebi, von Ballmoos, Gug- ger, Brand, Dietschi und Widmer bewirtschaftet (HBH 1967). Angehörige der Familien errichteten in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts die Gehöfte der Zelg und des Störhüsli.

Die erste urkundliche Erwähnung einer Gaststätte am Standort des Lö- wens geht ins 14. Jahrhundert zurück (Leuenberger 1978). In der Perga- menturkunde vom 24. November 1340 wird berichtet, dass die Johanni- ter von Thunstetten der Stadt Burgdorf zuhanden des «Spitals an dem Holzbrunnen» zwei Schupposen (Grundstücke von je rund 12 Jucharten) verkauften. Die beiden Grundstücke befanden sich auf dem Bühl hinter dem heutigen Gasthof und wurden von «Ruodolf der Wirt von Heymos- wile» bebaut. Auf dem Bühl befanden sich früher der sogenannte «Ding-

50 hof» und die Gerichtsstätte. Im Jahr 1668 erhielt der damalige Löwenwirt Daniel Oppliger das Tavernenrecht. Wenige Jahre später stellte Oppliger bei der Regierung von Burgdorf das Gesuch, die Gaststätte vom Bühl an den Standort des heutigen Gasthofes zu verlegen. Der prachtvoll bemalte Löwenstock wurde vom reichen Wirt Michael Bichsel im Jahr 1768 erbaut. Im oberen Stock befindet sich die Gerichtsstube, in welcher bis 1798 die Sitzungen des Niederen Gerichtes stattfanden.

Der Bau des heutigen Gasthofes erfolgte wahrscheinlich um 1820. Im 19. Jahrhundert fanden die Gemeindeversammlungen regelmässig im Gasthof Löwen statt. Alle öffentlichen Anlässe wurden jeweils vom Pfarrer von der Kanzel aus angekündigt. Am 9. Mai 1886 war sogar die Familie Knie zu Gast und zeigte im Löwensaal Ballett- und Nationaltänze, Gymnas- tik und Pantomimen-Darstellungen. Im Jahr 1897 gelangte das Gasthaus in den Besitz der Familie Lüdi. 1930 wurde mit viel Initiative und Optimismus von Hans und Marie Lüdi-Christen der Löwensaal erbaut. Der Saal wurde neben der Kirche zu einem Zentrum des Gemeindelebens. In diesem Saal wurden unzählige Gemeindeversammlungen, Vereinsanlässe, Theater- aufführungen, Hochzeitsgesellschaften, Grebten und Altersnachmittage abgehalten. Im Jahr 1958 übernahm Peter Lüdi den Löwen und unterzog den Gasthof einer umfassenden Renovation. Dank seiner Initiative wurde der Gasthof als ältester Löwen der Schweiz weit über die Kantonsgrenzen hinaus bekannt. Das Tavernenschild schmückte im Jahr 1983 sogar eine Pro-Patria-Briefmarke. Die Erfolgsgeschichte des Löwens geht seit 2016 mit einem neuen Team weiter, das Gäste mit frischer und nachhaltiger Küche verwöhnt.

Der Dorf- oder Mühlehof wurde bereits im 16. Jahrhundert urkundlich erwähnt. Die Überlieferung berichtet, dass in diesem Hof Elsi, die seltsame Magd, Zuflucht suchte und den Bauernsohn Christen von der mittleren Rüglen kennenlernte (Leuenberger 1978).

Die Dorfschmiede wurde in den Jahren 1796 bis 1798 auf einem Zipfel Allmendland gegenüber des Musterplatzes (ehemaliger Platz zur militäri- schen Musterung und Inspektion) errichtet. In ihr befand sich zeitweise ein Arrestlokal. Sie gelangte 1867 in Privatbesitz und beherbergt heute eine Werkstätte für Landmaschinen (Leuenberger 1978).

51 Abb.1: Blick von der Riedegg auf den Weiler Busswil. In der linken Bildhälfte die beiden alten Schulhäuser, dazwischen die ehemalige Bäckerei an der Strasse nach Heimiswil; im Hintergrund Rotmatt. Rechts der Hof Lüthi mit neuem Dach, darüber die Ambeiler-Höfe und der Bauernhof Oberhaus. Aufnahme um 1938

Abb. 2: Wirtenmoos im südlichsten Teil des Gemeindegebietes von Heimiswil, um 1924

52 Abb. 3: Markantes Bauernhaus Underi Chipf, erbaut 1792, mit Schindeldach an der Landstrasse von Burgdorf nach Heimiswil, um 1919

Abb. 4: Kipfstock am südwestlichen Dorfrand von Heimiswil, erbaut im Jahr 1789. Aufnahme um 1925

53 Abb. 5: Stock beim Störhüsli mit den Familien Kühni und Siegenthaler, um 1930

Abb. 6: Blick vom Tschoggen auf das Bauernhaus Zelg mit Schopf und «Wöschhän- ki». Im Hintergrund Gasthof Löwen und Bauerngehöft Bühl, um 1935

54 Abb. 7: Der legendäre Gasthof Löwen mit dem Löwen-Stock (links), erbaut 1768. Im Vordergrund Stauvorrichtung im Junkholzbächli, um 1907

Abb. 8: Gasthof Löwen, erbaut im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts über Gast- stätte von 1678. Im Vordergrund das Wirte-Ehepaar Hans und Marie Lüdi-Christen mit seinen Kindern Ueli, Käthi und Brigitte. Im Hintergrund die im Jahr 1960 abge- brochene Remise. Aufnahme um 1932 55 Abb. 9: Gasthof Löwen mit Löwen-Stock (links) und dem im Jahr 1930 erstellten Löwensaal (rechts). Im Hintergrund Bauernhaus auf dem Bühl, um 1932

Abb. 10: Fliegeraufnahme vom Unterdorf. Im Vordergrund Restaurant Löwen mit Löwen-Stock, darüber Bauernhof auf dem Bühl. Im Hintergrund Mühlestock, Dorf- oder Mühlehof, Mühle, Mühlescheuer und Schmiede mit Holzlagerplatz, um 1948

56 Abb. 11: Der Gasthof nach der umfassenden Renovation im Jahr 1960 mit der aufgefrischten Fassade und der neu bemalten Ründe. Die verschiedenen Autos stammen aus der Nachbarschaft. Wer seinen Wagen für die Aufnahme zur Verfü- gung stellte, erhielt einen Imbiss und eine Flasche Bier, gespendet vom Löie Peter

Abb. 12: Der Dorf- oder Mühlehof im Winter, links im Hintergrund Liegenschaft Oppliger und Mühlestock (angeschnitten), um 1946

57 Oberdorf

Im Hintergrund des Tales verdichten sich die Häusergruppen zum Dorf, über dem sich auf isolierter Höhe die Kirche erhebt (Kasser 1905). Das Oberdorf oder «Dörfli», der eigentliche Dorfkern in der Mitte der ausge- dehnten Gemeinde, liegt auf dem markanten Sandsteinsporn zwischen Fischbach und Längenbächli.

An der Stelle, wo sich heute der Kirchenbau aus dem Jahr 1704 mit Pfarr- haus und Pfrundscheuer befindet, lag früher die St. Margarethenkapelle, welche erstmals im Jahr 1341 erwähnt wird (Hämmerli 1914). In ihr wurden von einem Kaplan Gottesdienste abgehalten, der in Burgdorf auch die Kapelle im ehemaligen Niederspital an der Metzgergasse und die Siechen- kapelle betreute und jeweils die kürzeste Wegverbindung von Burgdorf über die Pfaffenhole bei der ersten Gisnauflue nach Heimiswil benutzte. Offenbar war der St. Margarethenkapelle kein starkes kirchliches Leben beschieden und sie entwickelte sich nicht zu einem bekannten Wallfahrts- ort, weil sie offenbar zu weit abseits lag. Der damalige Kaplan Jost Virlet kam im Jahr 1461 auf den klugen Gedanken, mittels Reliquien die Attrak- tivität der Kapelle zu erhöhen. Er erwarb in Venedig Gebeine vom heiligen Clemens, Haare von der heiligen Margaretha und einen Finger von der Märtyrerin Cosima, welche er auf dem Altar der Patronin der Bevölkerung zugänglich machte. Diese Schätze bildeten den Anlass, dass entschieden wurde, die Kapelle neu zu bauen und mit einer Mauer zu umgeben. Das Werk von Virlet war aber nicht von langer Dauer, weil die Regierung im Jahr 1528 im Staate Bern die Reformation einführte und dabei die alten Kirchenschätze zerstört wurden (Hämmerli 1914).

Der Bau der Kirche und des Pfarrhauses geht auf die Jahre 1703/04 zurück, in welchem die Obrigkeit der Errichtung einer eigenen Kirchgemeinde zu- stimmte. Der Bau erfolgte unter der Leitung des kundigen Münsterbau- meisters Samuel Jenner. Ursprünglich wies die Kirche einen Dachreiter auf, der im Jahr 1813 abgerissen und durch den schönen steinernen, 48 Meter hohen Turm auf der Westseite der Kirche ersetzt wurde. Die Kirche wurde zwischen 1930 und 1990 mehrmals innen und aussen renoviert.

Gegenüber der Kirche steht das «Pfisterhaus», mit der Jahrzahl 1560 über der Kellertür. In diesem Gebäude befand sich bis 1912 eine Bäckerei

58 bzw. von 1874 bis 1969 das Postbüro (Leuenberger 1978). Oberhalb der Schindelgasse steht neben dem «Pfisterhaus» das alte Schulhaus, welches im Jahr 1819 errichtet worden ist und in welchem bis 1909 unterrichtet wurde. Anschliessend diente es bis 1963 als Lehrerwohnung. Es gelangte später in den Besitz des bekannten Kunstmalers Willi Meister-Boss.

Die alte Zufahrt ins Dorf erfolgte bis um 1875 über den steilen Kirchen- stutz unterhalb der Kirchenmauer. Die heutige Strassenführung im Norden der Kirche wurde erst vor der Aufnahme des Postkutschenbetriebes im Jahr 1897 erstellt.

In der Talsohle wurde in den Jahren 1850/51 neben dem Fischbach die Dorfkäserei gebaut, in welcher bis 1982 Käse hergestellt wurde und seither ein Laden mit vorzüglichen Milch- und Fleischprodukten betrieben wird.

Abb. 13: Dörfli von Südwesten mit dem vorderen und hinteren Kirchenstutz. Die vermutlich älteste Ansichtskarte von Heimiswil aus einer Serie mit Frau in Berner- tracht, Edelweiss und Berner Bär, um 1899

Die farbige Lithokarte, die den Umschlag des vorliegenden Jahrbuchs ziert, zeigt das Oberdorf mit Kirche, alter Post («Pfisterhaus») und altem Schul- haus. In der linken Bildhälfte die Liegenschaft von Notar Jakob Kuhn. Un- ten der Gasthof Löwen mit Pferdegespann. Die Darstellung entstand um 1900/02.

59 Abb. 14: Ansicht des Oberdorfs mit Blick Richtung Kaltacker, Kirche mit Pfarrhaus, Gasthof Löwen (irrtümlicherweise als Gasthaus zum Rössli bezeichnet!), Unterdorf und Eibe. Die prachtvolle farbige Lithokarte wurde im Verlag von Fritz Wyss (Post- halter) herausgegeben, um 1904

Abb. 15: Vom 30. April bis am 5. Mai 1921 fand in Heimiswil ein Schützenfest statt, welches Anlass zur Herausgabe dieser Lithokarte gab

60 Abb. 16: Die 700 Jahre alte Eibe (als Eiche bezeichnet!), Oberdorf mit Kirche von Süden, Stöckli Kaltacker (alte Post) und Dorf- oder Mühlehof, um 1900

Abb. 17: Ansicht des Oberdorfs von Westen. In der unteren Bildhälfte Kirche, Pfis- terhaus und altes Schulhaus, um 1902

61 Abb. 18: Kirche mit vorderem und hinterem Kirchenstutz, unten links Handlung von Robert Lüdi, in dessen Verlag die Ansichtskarte erschien. In der linken unteren Bildhälfte Dorfkäserei, um 1903

Abb. 19: Neues vierklassiges Schulhaus, erbaut im Heimatstil von Architekt E. Zieg- ler auf Initiative von Pfarrer Hämmerli, eingeweiht am 25. Juli 1909

62 Abb. 20: Kaltacker-Schulhaus, Kirchenstutz und im Jahr 1903 erstellte Gemeinde- schreiberei, in welcher ebenfalls Notar Jakob Kuhn seine Kanzlei betrieb, um 1911

Abb. 21: Oberdorf mit vorderem und hinterem Kirchenstutz, im Vordergrund links die Schlosserei und Handlung von Robert Lüdi, unterhalb der Kirche Bäckerei. Un- ten links Dorfschmiede mit Dorf- oder Mühlehof. Unten rechts Kirche mit altem und neuem Schulhaus, im Vordergrund Dorfkäserei, um 1919

63 Abb. 22: Kirche, «Pfisterhaus», altes und neues Schulhaus, Blickrichtung von Sü- den; im Hintergrund Sonnberg, um 1923

Abb. 23: Oberdorf mit Kirche und Pfarrhaus, im Hintergrund rechts Häusergruppe der Schwendi, um 1927

64 Abb. 24: Als es noch wirklich Winter war… Oberdorf im Winter, im Vordergrund Handlung Robert Lüdi (links) und ehemalige Bäckerei (rechts), um 1928

Abb. 25: Das Gebäude der Konsumgenossenschaft, erstellt im Jahr 1932, wurde am 17. Juni 1952 ein Raub der Flammen und an dieser Stelle neu aufgebaut (Leu- enberger 1978). Aufnahme um 1935

65 Kaltacker – Gutisberg

Der Kaltacker (711 m ü. M.) liegt an der Strasse von Burgdorf nach Af- foltern i. E. und schliesst das Heimiswiltal gegen Nordosten ab. Er bildet die Wasserscheide zwischen dem Heimiswilbach und dem Cholholzgrabe, welcher in den Chänerech entwässert. Der Kaltacker macht seinem Namen alle Ehre: Wandern wir an einem kalten Hornertag (Februartag) über den Hügel hin, wird einem der «kalte Acker» lebendig bewusst. Urkundlich wird der kalte Acker erstmals im Jahr 1532 erwähnt, der sich damals im Besitz von Heini Grossclaus von Heimismatt befand (HBH 1967).

Die zahlreichen prachtvollen Bauernhöfe, Stöckli und Speicher in diesem Gebiet wurden leider auf Ansichtskarten kaum festgehalten. Umso mehr finden sich Aufnahmen vom Landgasthof Kaltacker, dem alten Kaltacker- Schulhaus und den umliegenden Gebäuden.

In der nördlichen Fortsetzung des Hügelzuges befindet sich der Weiler Gutisberg. Im 13. Jahrhundert war der «Guotolsberg» Mittelpunkt eines gleichnamigen Amtes und Wohnsitz eines Schaffners, der für die Grafen von Kyburg bis nach Madiswil, Grasswil und Rüegsau Steuereinkünfte ein- zuziehen hatte. Grundlage für die Abgaben bildete das in den Jahren 1261 bis 1263 erstellte Kyburger Urbar (Leuenberger 1978). Zu Beginn des 19. Jahrhunderts bestand der Gutisberg aus neun Häusern (Durheim 1838). Am 1. Mai 1851 wurde die Käserei Gutisberg eröffnet, in welcher die Fami- lie Hügli während drei Generationen qualitativ hochwertige Milchprodukte herstellte. Nach der Auflösung der Käsereigenossenschaft gelangte die Liegenschaft in privaten Besitz und wird seither als Elektrofachgeschäft genutzt.

Das alte Schulhaus wurde im Jahr 1776 dank der Initiative der beiden Bauern Hans Aebi, Gutisberg, und Hans Lüdi, Büttental, errichtet. Beide verpflichteten sich «unter dem Beistand Gottes bey dem Scheidweg auf dem Kaltacker in Aebis Weid ein währschaftes Schulhaus erbauen und also einrichten zu lassen» (Bärtschi 1940). Das Haus wies ursprünglich Anbau- ten und ein Dach mit einem Kreuzfirst auf, die 1962 abgerissen wurden, nachdem das neue Schulhaus eingeweiht worden war (HBH 1967). Das alte Schulhaus diente später als Abwartswohnung und wurde schliesslich verkauft.

66 Unmittelbar an der Kaltackerstrasse befindet sich die alte Post, in welcher ursprünglich der begüterte Andreas Lüdi-Fournier («Pariser-Lüdi») wohnte, der sein grosses Vermögen dem Bezirkspital Burgdorf vermachte (Leuen- berger 1978).

Der Gasthof Hirschen besitzt das Pintenrecht oder die staatliche Konzessi- on seit 1743 (HBH 1967). Damals wirtete ein Caspar Widmer. Im Jahr 1801 erhielt der damalige Löwenwirt Jakob Bichsel das Recht, im Kaltacker eine Pinte zu führen. 1804 fiel die Schenke einem Brand zum Opfer und der reiche Bichsel liess das heutige stattliche Gebäude durch J. Stalder errich- ten. Im Jahr 1808 übergab Bichsel den Gasthof seiner Tochter Anna. Diese vermählte sich mit dem welschen Arzt Dr. Abraham Maret (1783 –1861) aus Payerne. Maret wirtete und praktizierte bis 1816 im Kaltacker. An- schliessend wurde der Gasthof an Christian Lüdi von Hinter-Rumistal ver- kauft und Maret zog weiter nach und Oberburg, wo er eine Arztpraxis betrieb und mit dem bekannten Jeremias Gotthelf in freund- schaftlichem Kontakt stand. 1843 ging der Betrieb zusammen mit einem Schaal- und Bäckereirecht an Johann Lüdi-Widmer. Der Gasthof wurde 1913 von Robert Moser erworben und befindet sich seither im Besitz dieser Familie, welche ihn heute bereits in vierter Generation erfolgreich führt und die Gäste mit Abwechslungsreichem aus dem Emmental und Exoti- schem aus der Ferne verwöhnt.

Gegenüber dem Gasthof Hirschen befindet sich das ehemalige Schmie- degebäude, das im Jahr 1848 errichtet wurde und in welchem sich ur- sprünglich ebenfalls eine Bäckerei mit Krämerladen befand. Es wird heute als Autogarage und mechanische Werkstätte genutzt.

Unweit des Kaltackers befindet sich das Gehöft Gerstler mit der weit über die Gemeindegrenze hinaus bekannten Eibe, welche ebenfalls das Wap- pen der Gemeinde Heimiswil ziert. Der über 500 Jahre alte Baum hätte um 1900 einem Schreiner in Langnau verkauft werden sollen. Dank der Initi- ative von Dr. med. Max Fankhauser, Gründer und Konservator der Samm- lungen des Rittersaalvereins Burgdorf, konnte der ehrwürdige Baum unter den Schutz der Schweizerischen Naturforschenden Gesellschaft gestellt werden (Bigler 1934).

67 Abb. 26: Die stattlichen Gebäude des Kaltackers: alte Post, altes Schulhaus, Gast- haus zum Hirschen und die Handlung von J. Stalder, um 1910

Abb. 27: Gasthof zum Hirschen, Kaltacker. Im Vordergrund das Wirte-Ehepaar Blatter, um 1912

68 Abb. 28: Gruss aus Kaltacker, um 1901

Abb. 29: Gasthof Hirschen, um 1903

69 Abb. 30: Kaltacker von Süden mit Gehöft Ramisberg im Vordergrund, um 1904

Abb. 31: Kaltacker und Gasthof zum Hirschen, um 1905

70 Abb. 32: Gruss aus Kaltacker mit Gasthof zum Hirschen, Handlung und Bäckerei J. Bernhard, Käserei Gutisberg sowie altem Schulhaus und alter Post, um 1913

Abb. 33: Wirtschaft Kaltacker mit Wirte-Ehepaar Blatter, Kindern und einigen Gäs- ten, um 1912

71 Abb. 34: Käserei Gutisberg, errichtet im Jahr 1911, mit Käser und Gehilfen, ehe- malige Bäckerei und Gasthof Hirschen; unten die von Büschen umgebene alte Post und das schmucke Kaltacker-Schulhaus mit Kreuzfirst, um 1922

Abb. 35: Altes Kaltacker-Schulhaus, Kaltackerstrasse mit alter Post, Bäckerei und Gasthof Hirschen; unten Panorama Blickrichtung zum Jura hin mit Käserei und Weiler Gutisberg, um 1925

72 Abb. 36: Der Eibenbaum auf dem Gerstler und Landschaftsaufnahmen vom Kalt­ acker, um 1913

Abb. 37: Seltene Ansichtskarte von der Exklave Hirsegg mit der im Jahr 1865 eröff- neten Käserei und den Bauernhöfen der Familien Aebi und Wyss, um 1925

73 Lueg – Aussichtspunkt und Landgasthof

Mit «Lueg» wurden seit alters her Geländepunkte bezeichnet, welche sich durch eine besonders schöne Aussicht hervortun. Dies trifft auch für den bekannten gleichnamigen Aussichtspunkt auf dem Pöli oberhalb von Hei- ligeland, an der Strasse von Kaltacker nach Affoltern i. E., zu. Der topogra- fisch höchste Punkt diente bis zum Ende des 18. Jahrhunderts als Hoch- wacht und erhielt den Alarm über den Bantiger direkt vom Berner Münster. Der Alarm wurde mit Böllerschüssen, sogenannten Mordskläpfen, und mit dem Anzünden der Höhenfeuer weitergegeben. Nach dem Einmarsch der französischen Truppen in der Nacht vom 4. auf den 5. März 1798 loderte das Alarmfeuer auf dem Heiligenlandpöli ein letztes Mal (HBH 1967).

Auf der markanten Geländeerhebung befindet sich seit 1921 das auf Ini- tiative der Bernischen Kavallerie-Offiziersgesellschaft und der Bernischen Kavallerie-Einheiten errichtete Soldatendenkmal. Dieses ist 54 Kavalleris- ten gewidmet, welche während des Ersten Weltkrieges zwischen 1914 und 1918 Opfer der Spanischen Grippe geworden sind. Der Pöli diente ebenfalls als Triangulationspunkt der Landesvermessung. Bis vor wenigen Jahren war zudem im Fahnenmast eine Antenne einer geheimen militäri- schen Argus-Sendeanlage eingebaut.

Die einmalige Rundsicht auf die Alpen, das Berner Seeland und den Solo- thurner Jura wurde in einem prachtvollen Panorama festgehalten (Burg- dorf SAC, 1931). Zahlreiche Künstler liessen sich von der Emmentaler Land- schaft begeistern und verewigten diese in ihren Gemälden (Roth 1998).

In der westlichen Verlängerung des Höhenzuges der Lueg befindet sich innerhalb der Gemeinde Heimiswil der Landgasthof Lueg. An dieser Stel- le eröffnete der Heimiswiler Landwirt Friedrich Schürch am 1. April 1881 oberhalb des Dreienbergs auf einem frisch gerodeten Grundstück hart an der Strasse von Kaltacker nach Affoltern i. E. ein Wirtshaus. 1901 ver- kaufte Friedrich Schürch die Wirtschaft seinem Sohn Gottfried Schürch- Gammenthaler in Burgdorf, der sie im Jahr 1905 versteigerte. Nach den Familien Robert Moser vom Bühl und Nyffenegger erwarben 1926 Max und Martha Feldmann-von Ballmoos den Landgasthof. Seit 1968 führten Otto und Ruth Feldmann-Mathys die Gastwirtschaft, bis diese vor einigen Jahren versteigert wurde.

74 Abb. 38: Das Kavalleristen-Denkmal auf der Lueg, Kranzlegung zu Ehren der in der Aktivdienstzeit Gefallenen, um 1922

Abb. 39: Kavallerie-Denkmal und prachtvolles Panorama auf die Berner Alpen, um 1940

75 Abb. 40: Gasthof Lueg mit Pferdefuhrwerk, um 1903

Abb. 41: Speisewirtschaft zur Lueg, um 1907

76 Abb. 42: Ansicht vom Gasthof Lueg. Postkarte, erschienen im Eigenverlag von Robert Moser, dem damaligen Lueg-Wirt, um 1912

Abb. 43: Lueg im Emmental. Der damalige Wirt Johann Nyffenegger empfiehlt die Gaststätte mit den Worten «Feine Küche, reelle feine Weine und prompte Bedie- nung». Werbepostkarte um 1917

77 Abb. 44: Speisewirtschaft zur Lueg mit illustrer Reisegesellschaft und Automobil, um 1920

Abb. 45: Wirtschaft zur Lueg mit Automobil. Auf der Rückseite Beschriftung «Max Feldmann, Teleph.: Affoltern i. E. No. 23». Aufnahme um 1930

78 Abb. 46: Topografische Karte um 1926 mit Gebiet der Gemeinde Heimiswil und Standorten der Ansichtskarten der Abbildungen 1 bis 45 (grafische Bearbeitung Joëlle Soom)

79 Anhang

Dank

Die abgebildeten Ansichtskarten sind eine Auswahl aus über 100 Exemplaren, welche der Verfasser im Verlauf der letzten Jahre zusammengetragen hat. Dank gebührt den folgenden Personen, welche bei der Beschaffung von Ansichtskarten oder weiteren Informationen zur Dorfgeschichte behilflich waren: – Alice und Peter Fankhauser, Heimiswil – Hannes Fankhauser, Heimiswil – Heinz und Regina Fankhauser, Burgdorf – Rudolf Laeng (sel.), Burgdorf – Max Schio (sel.), Heimiswil – Hanspeter Widmer, Alte Post, Heimiswil Für die finanzielle Unterstützung an den Verein Burgdorfer Jahrbuch wird auch der Kommission für Gesellschaft und Kultur der Gemeinde Heimiswil herzlich gedankt.

Literaturverzeichnis

Bärtschi, A. (1940): Die Schulen von Heimiswil und Kaltacker in der guten alten Zeit. Erweiterter Abdruck aus dem «Burgdorfer Tagblatt» Nr. 264 und 267 vom 9. und 13. November 1940. Bigler, R. (1934): Dr. med. Max Fankhauser, 1846–1933. Gründer und Konservator der historischen Sammlungen in Burgdorf. Burgdorfer Jahrbuch 1935, Langlois & Cie., Burgdorf, 1934, S. 171–181. Burgdorf, Sektion SAC (1931): Panorama vom Heiligenland Hubel Lueg b. Affoltern i. E. 889 m. Druck Kümmerly & Frey AG, Bern. Durheim, K. J. (1838): Die Ortschaften des eidgenössischen Freistaates Bern. 1. Band. Haller’sche Buchdruckerei, Bern. Gotthelf, J. (1872): Aus dem Bernerland. Sechs Erzählungen aus dem Emmenthal. Julius Springer, Berlin. Hämmerli, W. (1914): Bilder aus Heimiswils kirchlicher Vergangenheit. Blätter für bernische Geschichte, Kunst und Altertumskunde. Gustav Grunau, Bern, S. 20–30. Heimatbuch des Amtes Burgdorf (1938), herausgegeben von der Lehrerschaft, 2. Band, Langlois & Cie., Burgdorf (zitiert HB). Heimiswil, Heimatbuch einer bernischen Landgemeinde (1967), herausgegeben von der Lehrerschaft des Amtes Burgdorf etc. Haller + Jenzer AG, Burgdorf (zitiert HBH). Heuer, A. (1878): Die ältesten Zeiten Burgdorfs. Berner Taschenbuch auf das Jahr 1879. B. F. Haller, Bern 1878, S. 79–136. Jahn, A. (1857): Chronik oder geschichtliche, ortskundliche und statistische Be- schreibung des Kantons Bern alten Theils. Stämpflische Verlagsbuchhandlung, Bern.

80 Kasser, H. (1905): Das Bernbiet ehemals und heute, I. Emmental. Verlag Stämpfli & Cie, Bern. Lerch, Chr. (1954): Die Kilcheri ze Heimiswile. Alpenhorn-Kalender 1954, S. 67–75. Leuenberger, W. (1978): Heimiswil einst und jetzt. Emmentaler Druck AG, Langnau. Roth, A. G. (1965): Burgdorfer Strassennamen. Sonderdruck aus dem Burgdorfer Tagblatt Januar / Februar 1965. Roth, A. G. (1998): Um den Pöli über Heiligland oder die Lueg bei . Verlag Paul Haupt. Schorer, R. (o. Jg.): Chronik von Heimiswil (Manuskript). www.heimiswil.ch Diverse Artikel BZ, Burgdorfer Tagblatt, Saemann (u. a. von W. Leuenberger)

Abbildungsverzeichnis

Umschlag Burgdorfer Jahrbuch 2020: Lithokarte, Verlag Robert Lüdi, Heimiswil; gestempelt 24.8.1903. Abb. 1: Fotokarte Verlag M. Athanaslou, Bern; gestempelt 13.1.1938. Abb. 2: Fotokarte Louis Bechstein, Burgdorf; gestempelt 23.10.1924. Abb. 3: Fotokarte, unbekannt. Abb. 4: Fotokarte, unbekannt. Abb. 5: Fotokarte, unbekannt. Abb. 6: Fotokarte A. Gasser, Bern; gestempelt 24.7.1935. Abb. 7: Fotokarte Th. Steiner-Schär, Kunstverlag Burgdorf; gestempelt 18.7.1907. Abb. 8: Fotokarte Verlag E. Blau, Foto J. Schaja, Bern; gestempelt 4.5.1933. Abb. 9: Fotokarte Verlag E. Blau, Foto J. Schaja, Bern; gestempelt 23.5.1932. Abb. 10: Fliegeraufnahme Bodo, Bachmann Verlag Bern, Nr. 189. Abb. 11: Fotokarte, Foto Fehlmann; gestempelt 2.7.1962. Abb. 12: Fotokarte, unbekannt. Abb. 13: Fotokarte mit koloriertem Halbrelief, Lauterburg; gestempelt 16.7.1899. Abb. 14: Lithokarte, Buchdruckerei Leopold D. Guggenheim, Zürich; Verlag Fritz Wyss, Handlung [Heimiswil]; gestempelt 10.5.1904. Abb. 15: Lithokarte, signiert H. Haller, Kunstanstalt Hubacher A. G., Bern; datiert 23.5.1921. Abb. 16: Fotokarte 4-teilig, unbekannt. Abb. 17: Fotokarte 2-teilig, unbekannt, gestempelt 2.9.1902. Abb. 18: Fotokarte 2-teilig, Robert Kaspar, Burgdorf, Kunstverlag, Nr. 1201; Verlag von Robert Lüdi, Heimiswil; gestempelt 23.8.1903. Abb. 19: Fotokarte Louis Bechstein, Burgdorf; gestempelt Schul-Kommission Hei- miswil 25.7.1909. Abb. 20: Fotokarte 3-teilig, Schweizer Postkarten-Exporthaus C. Dierkes, Basel; gestempelt 21.1.1919. Abb. 21: Fotokarte 3-teilig, Fotograf A. Käser, Burgdorf; Verlag Handlung Wyss, Heimiswil; gestempelt 27.1.1919.

81 Abb. 22: Kupfertiefdruck, Postkartenverlag R. Deyhle & Cie., Nr. 2868, Bern; ge- stempelt 4.6.1923. Abb. 23: Fotokarte, vermutlich Fotograf Gottfried Furrer, Heimiswil; gestempelt 16.11.1927. Abb. 24: Fotokarte, Fotograf Gottfried Furrer, Heimiswil. Abb. 25: Fotokarte, unbekannt. Abb. 26: Lithokarte, Robert Kaspar, Kunstverlag Burgdorf, Nr. 2064; gestempelt 18.11.1910. Abb. 27: Chromolithokarte, Postkartenverlag R. Deyhle & Cie, Basel, Nr. 729; ge- stempelt 21.5.1916. Abb. 28: 4-teilige Fotokarte, unbekannt; gestempelt 5.8.1901. Abb. 29: Fotokarte, unbekannt; gestempelt 2.10.1904. Abb. 30: Fotokarte, Fotografie Louis Bechstein; gestempelt 25.8.1901. Abb. 31: 2-teilige Fotokarte, Robert Kaspar, Kunstverlag Burgdorf, Nr. 1252; ge- stempelt 25.6.1905. Abb. 32: 4-teilige Fotokarte, unbekannt; gestempelt 6.7.1913. Abb. 33: Fotokarte J. Keller, Bern, Waisenhausplatz 14, Nr. 2142 a; gestempelt 25.3.1913. Abb. 34: Farbige 4-teilige Fotokarte, Verlag F. Ryser, Lüscher; gestempelt 24.4.1922. Abb. 35: Farbige 3-teilige Fotokarte, Postkartenverlag R. Deyhle & Cie., Bern, Nr. 3996; nicht gelaufen. Abb. 36: 4-teilige Fotokarte, G. Metz, Basel; gestempelt 29.7.1913. Abb. 37: 3-teilige Fotokarte, Verlag A. Hediger, Burgdorf, Nr. 1372. Abb. 38: Fotokarte, Postkartenverlag R. Deyhle & Co, Bern, Nr. 2840; datiert 2.1.1922. Abb. 39: Fotokarte, Edit. Phot. Bern, Vermerk 924 BRB 3.10.1939. Abb. 40: Fotokarte, unbekannt; gestempelt 6.8.1903. Abb. 41: Fotokarte, Fotograf Ernst Selhofer, Bern; datiert 9.5.1907. Abb. 42: Fotokarte, Verlag R. Moser, Lueg; gestempelt 24.4.1912. Abb. 43: Werbepostkarte, Verlag Johann Nyffenegger, Restaurant Lueg; gestem- pelt 9.7.1917. Abb. 44: Fotokarte, vermutlich Fotograf Gottfried Furrer, Heimiswil. Abb. 45: Fotokarte, Verlag Max Feldmann, Lueg, Edit. Phot., Schönbühl bei Bern; nicht gelaufen. Abb. 46: Topografische Karte Amt Burgdorf und Umgebung 1:25 000 (Ausschnitt); Beilage zum Heimatbuch des Amtes Burgdorf, Kümmerly & Frey Bern mit Bewilli- gung der Schweiz. Landestopografie vom 3.12.1926.

82 «Die Burgdorfer Solennität» – ein Farbfilm von Charles Zbinden und Fritz Lüdy-Tenger

Raff Fluri

Anfang 2013 fragte Esther Flückiger-Zaugg die Lokalhistorikerin und Her­ ausgeberin des Burgdorfer Jahrbuchs, Trudi Aeschlimann-Müller, nach ei- nem Film, der an der Solätte 1956 gedreht worden sein sollte. Sie könne sich noch daran erinnern, wie sie an der Hand ihrer Lehrerin, «Fräulein Jordi», die 1. Klasse beim Umzug angeführt habe und wie auf der Schüt- zenmatte Tee ausgeschenkt wurde. Trudi Aeschlimann-Müller war damals in der 7. Klasse in der «Mädere». Sie konnte sich zwar nicht mehr an die Dreharbeiten erinnern, wurde aber nun zur Suche nach dem Film an- gespornt. In verschiedenen Ausgaben des Burgdorfer Tagblatts fand sie Hinweise darauf, dass tatsächlich vom Stadtrat ein Kredit gesprochen und ein Jahr später ein Film im Kino Krone gezeigt worden war, der von Bevöl- kerung und Politik unterschiedlich aufgefasst wurde. Doch wie ist der Film entstanden und was geschah nach der ersten Aufführung damit? Wo sind die Filmrollen geblieben? Mit dieser Frage gelangte Aeschlimann ein Jahr später an Raff Fluri, der zu dieser Zeit gerade den verschollenen Film «Das Kalte Herz» mit Franz Schnyder in der Hauptrolle entdeckt hatte.

«Die 225. Solennität ist in diesem nassen Sommer von seltenem Glück begünstigt. Das schöne Fest gelingt in allen Teilen prächtig», schrieb das Burgdorfer Jahrbuch 1957 über den Montag, 25. Juni 1956. Nicht erwähnt wurde, dass dieser Anlass von einem Kamerateam begleitet wurde. Einem Eintrag in der Jahrbuch-Ausgabe von 1958 zufolge wurde der «Solätte- Film» am 2. März 1957 jedoch im Kino Krone vor geladenen Gästen urauf- geführt und danach im Beiprogramm gezeigt. Fluris Recherchen führten ihn zuerst ins Staatsarchiv Bern, wo der Nachlass der Firma Zbinden-Film zugänglich ist. Dort traf er zwar auf umfangreiche Unterlagen über die Entstehung des Films, Filmmaterial war jedoch keines mehr vorhanden.

83 Die Idee eines Films

«Nachdem Städte wie Biel und Thun mit der Vorführung von Werbefilmen bei der Vergebung von wirtschaftlich interessanten Ausstellungen, Anläs- sen und dergleichen gute Erfolge gehabt haben, interessiert sich auch die Wirtschaftsförderungskommission der Stadt Burgdorf um die Herstel- lung eines solchen Propagandafilms» und erkundigte sich am 24. Oktober 1955 beim Filmproduzenten Charles Zbinden in Bern, wie viel denn ein solcher Film kosten würde und ob er allenfalls «selbst in der Lage wäre» einen solchen Film herzustellen. Zbinden, einer der erfolgreichsten und umtriebigsten Werbe- und Auftragsfilm-Produzenten der Schweiz1, war selbstverständlich an einer Zusammenarbeit interessiert. Die Wirtschafts- förderungskommission plante zu diesem Zeitpunkt noch einen umfang- reichen Werbefilm über Burgdorf, der nur am Rande Ausschnitte über die Solennität enthalten sollte. Um ein solches Projekt finanzieren zu können, war sie natürlich auf breite Unterstützung aus Politik, Wirtschaft und somit auch aus der Bevölkerung angewiesen.

In der Folge beabsichtigte der Gemeinderat, dem die Wirtschaftsförde- rungskommission unterstand, «die Abklärung wichtiger Fragen (Wahl der Sujets, Gestaltung, Kreditbedarf, Auswertung etc.)» einem Ausschuss an- zuvertrauen. Dieser sollte im April 1956 seine Arbeit aufnehmen, weshalb am 14. März die Behörden und Organisationen aufgefordert wurden, ihre Vorschläge zur Zusammensetzung des Filmausschusses einzureichen, wo- raufhin dieser wie folgt konstituiert wurde: «Präsident: Herr Gemeinderat Fred Keusen, Präsident der Wirtschaftsförderungskommission. Mitglieder: Herren Grossrat Walter Graber, Bankprokurist; Hermann Grünig, Kunstge- werbler; Gemeinderat Werner Lanz, Bankdirektor; Dr. Fritz Lüdy, Apothe- ker2; Stadtrat Walter Lüthi, Zeichnungslehrer3; Johann Nyffenegger, Polie- rer; Paul Räber, Schulvorsteher4; Dr. Alfred G. Roth5, Kunsthistoriker; Heinz Winzenried, dipl. Bäckermeister.»6

Am 19. April 1956 tagte der Filmausschuss zu seiner ersten Sitzung, um das Projekt eines «Werbe- und Dokumentarfilmes» anzugehen. Ein sol- cher Film solle «Ausschnitte aus dem Leben unserer Stadt, aus den Bil- dungsstätten, den Industrien, dem Gewerbe, den Sehenswürdigkeiten, den Veranstaltungen etc. enthalten und ist als Gemeinschaftswerk der Einwohnergemeinde, der Burgergemeinde, der Industrie, des Handels,

84 des Gewerbes und des Handwerkes etc. gedacht». Paul Räber war über- zeugt, ein solcher Film würde dem Verkehrs- und Verschönerungsverein die Werbung für Burgdorf erleichtern, da man «nicht allein mit Propagan- daschriften erfolgreich sein kann, sondern vielmehr ein Ausdrucksmittel verlangt, das jedermann anspricht. Als solches gilt heute ausgesprochen der Film, der weite Kreise in seinen Bann zu schlagen vermag.»7 «Der Film sollte nicht unbedingt als Beiprogramm in Filmtheatern zur Vorführung gelangen, sondern vielmehr Teilnehmern von Anlässen irgendwelcher Art in Burgdorf dargebracht und als Werbemittel für den Herbeizug von Gross- anlässen (Konferenzen, Tagungen, Sportfeste etc.) sowie von Industrien bei den jeweiligen Verhandlungen eingesetzt werden», argumentierte Präsident Keusen. Auch Fritz Lüdy-Tenger begrüsste die Idee und wollte unbedingt an der diesjährigen Jubiläumssolennität bereits Filmaufnahmen machen. Die Mitglieder diskutierten gleich über die Frage, ob ein in sich abgeschlossener Film über die diesjährige Solennität gedreht werden soll- te, was die Bevölkerung, «die bei verschiedenen Anlässen auf dieses Werk greifen würde, um sich der Schönheiten erinnern zu können», sicherlich begrüssen würde. An der 200. Solennität wurden Erinnerungsmedaillen abgegeben, und ein solcher Film würde sicherlich einen ähnlichen Zweck erfüllen. Ausschnitte davon könnten später dann auch im Werbe- und Dokumentarfilm verwendet werden. Der ebenfalls anwesende Filmpro- duzent Charles Zbinden forderte die Anwesenden auf, sich zunächst über den Zweck des Films zu einigen. Erst danach sollte er als Filmproduzent beigezogen werden, um Format und Form des Films festlegen zu können. Daraufhin beschloss der Filmausschuss einstimmig, dem Gemeinderat zu beantragen, «es sei die diesjährige Solennität auf Filmstreifen zu bannen». Da unverzüglich mit den Vorbereitungen begonnen werden sollte, wurde dem Gemeinderat ein Gesuch um Bewilligung der Arbeiten unterbreitet. Die Herren Lüdy, Lüthi und Räber sollten eine Liste über die aufzunehmen- den Sujets aus der Jubiläumssolennität zusammenstellen. Zudem sollte der Solennitätsausschuss ersucht werden, den Anlass in Radio und Fernsehen übertragen zu lassen. Bereits Mitte Mai legten Lüdy, Lüthi und Räber dem Filmproduzenten Zbin- den das Skript und den Text für den Sprecher vor, mit der Bitte um einen genaueren Kostenvoranschlag. Um wohl etwas Druck zu machen, orien- tierte Sekretär Karl Bachmann im selben Schreiben vom 18. Mai, dass sie auch von einem anderen Filmproduzenten eine Offerte eingeholt hätten. Dies stimmte sogar, hatte doch Keusen bereits im vergangenen Herbst

85 den bekannten Filmregisseur Franz Schnyder darauf angesprochen, wo- rauf dieser antwortete, dass die Praesens Film in Zürich für 400 Meter8 Schwarz-Weiss-Film rund Fr. 40 000.– bis 48 000.– verlangen würde. Zbinden schätzte die Spieldauer anhand des Exposés auf 25 bis 30 Minu- ten. Er schlug vor, die Festivitäten mit einer Ton-Equipe und vier Kamera- teams an jeweils mehreren Standorten aufzunehmen, um zwecks optima- ler Ausbeute ein Vielfaches der schlussendlich in der Montage benötigten Szenen aufzunehmen. «Nur auf diese Art kann ein Film zustande kommen, an dem jedermann Freude haben wird.»9 Man einigte sich auf das vielsei- tig einsetzbare, handliche, aber dennoch kinotaugliche 16-mm-Filmformat und rechnete mit einem Aufwand von Fr. 28 000.–10, wofür beim Stadtrat «ein entsprechender Kredit auszuwirken sei».

Am Dienstag, 12. Juni, fand die alles entscheidende Stadtratssitzung statt, an welcher der Kreditantrag des Gemeinderats an den Stadtrat behan- delt wurde. Die Bürgerpartei, die ihre parteiinternen Beschlüsse bereits am Vortag publizierte, war gegen den geforderten Kredit, womit sie mit der Finanz- und der Geschäftsprüfungskommission gleicher Meinung war. Hauptbeweggründe waren, dass in einem zweiten Teil des Films typische Elemente und markante Objekte der Stadt gezeigt werden sollten. Burg- dorf zeigte sich aber zu dieser Zeit nicht gerade von seiner schönsten Seite. Eine der Sehenswürdigkeiten, das prächtige Hotel Guggisberg11, wurde soeben abgerissen und somit klaffte an dessen Stelle eine riesige Baustelle. Das Bahnhofsgebäude wie auch die neuen Schulhäuser, die Parkanlage und die Eisbahn waren noch nicht vollendet. Ebenfalls war des Öfteren von einem noch fehlenden Saalbau die Rede. Ein Werbe- und Dokumentarfilm könne daher auch später noch gedreht werden. «Will man verständlicher- weise die Solennität in das Werk einbeziehen, so kann dies […] auch die 226. sein», waren sich die Geschäftsprüfungskommission und die Finanz- kommission einig und beantragten die Rückweisung des Geschäfts an den Gemeinderat, da verschiedene Punkte noch einer «besser[e]n Abklärung bedürfen», mit der zusätzlichen Beanstandung, dass «nur ein Kredit für einen Teil des gesamten Filmwerks verlangt wird» und wohl für das Ge- samtprojekt ein höherer Betrag anfallen könnte, der dann in die Kompe- tenz einer Gemeindeabstimmung fallen würde.

Auch auf Wortmeldungen aus der Bevölkerung wurde eingegangen. Ein Leser des Burgdorfer Tagblatts schrieb: «Ob sich die Herren, die die

86 Aufnahme dieses Filmes beantragt haben, bewusst sind, dass auf der Farb- photo weisse Kleider ganz selten weiss sind, sondern fast immer gelblich oder bräunlich? [...] Nun, das wahre Symbol unserer Solennität sind vor allem die vielen Mädchen in weissen Kleidchen und weniger die Gruppen, und es könnte sein, dass ein solcher Film keine geringe Enttäuschung wür- de, wenn wir im Film unsere Schülerinnen in bräunlichen Kleidern daher- marschieren sehen. [...] Es scheint mir sehr unvorsichtig, volle 28 000 Fr. für ein Unternehmen zu wagen, von dem man nicht weiss, ob es befriedigen wird. Warum nicht erst ein paar Probeaufnahmen machen und nachher einen Entscheid fällen?»

Für Probeaufnahmen fehlte jedoch die Zeit, wollten die Initianten doch unbedingt die Jubiläumssolennität aufzeichnen, um der kommenden Ge- neration ein Kulturdokument zu hinterlassen oder gar den Anfang eines «gemeindlichen Filmarchivs» zu begründen. So galt es, diese Behauptung zu widerlegen. «So war in dem von Herrn Zbinden vorgeführten Film ‹Der weisse Strom›12 die Milch schön weiss und nicht irgendwie missfarbig. Aber auch eine Farbenphoto von der letztjährigen Solennität ergibt die Unrichtigkeit der erwähnten Bemerkung», steht im Protokoll. Ein anderer Vorschlag aus der Presse, an der diesjährigen Solennität nur Gruppen auf- zuzeichnen, wurde ebenfalls abgelehnt.

«Herr Stadtrat Schärer vertritt die Auffassung, dass Burgdorf nicht mit einem Film, sondern mit Entgegenkommen materieller Art neue Betriebe nach Burgdorf locken kann.» Er erwähnte u. a. den Aufbau von Industrien in Zusammenarbeit mit dem Technikum (Forschungszentren) oder durch die Einrichtung einer Verchromungsanstalt. «Ferner sollte man tendieren, dass in Burgdorf Autofahrprüfungen durchgeführt werden.» Daraufhin erhob Stadtrat Graber das Wort und stellte die Wirtschaftsförderungskom- mission grundsätzlich zur Diskussion. Als das Gespräch wieder auf den Film zurückgeführt werden konnte, empfahl er die Zustimmung. Auch wenn der Kredit reichlich hoch sei, so sei dieser begründet und nur so lasse sich etwas Anständiges erreichen. «Burgdorf hat infolge Fehlens eines richti- gen grossen Saales bereits viel verloren. Der Film würde dazu beitragen, dass nach Lösung dieser Frage das Manko umso rascher aufgeholt und in das Gegenteil verwandelt werden könnte.» Dem widerlegte Stadtrat Bürgi, dass der Film doch vor dem Bau eines solchen Saalbaus gar nicht richtig ausgewertet werden könnte.

87 Dann meldete sich einer zu Wort, der zuvor selber intensiv am Entwurf des Films mitgearbeitet hatte, Walter Lüthi. Er erwähnte, dass sich das Fehlen von Blumen aufgrund des vorangegangenen frostigen Wetters doch be- denklich bemerkbar gemacht habe13, und dass er deshalb den Film heute nicht mehr so sehen könne, wie er sich das vorgestellt hatte. «Wir könnten an einer andern, nicht wie erwähnt benachteiligten Solennität ein wirkli- ches Kunstwerk schaffen», meinte er, zudem könnte man sich auch gleich vorab intensiver mit dem gesamten Werbefilm beschäftigen. Er könne des- halb nicht für den Kredit einstehen. Nachdem sich Dr. Hostettler auch noch grundsätzlich zur Wirtschafts- förderungskommission äusserte und obwohl er betreffend dem Filmkre- dit feststellte, dass die Aufteilung des Gesamtprojekts in mehrere Kredite zur Umgehung einer Gemeindeabstimmung nicht zulässig sei, wurde der Kredit in der Höhe von Fr. 28 000.– mit 17 zu 15 Stimmen vom Stadtrat bewilligt. Am 20. Juni tagte der Filmausschuss «im Museumsgebäude, Feuerwehr- büro» zum dritten Mal. Zeichnungslehrer Walter Lüthi, Bankdirektor Wer- ner Lanz und Bankprokurist Walter Graber waren entschuldigt. Begrüsst wurde dafür Charles Zbinden. «Herr Zbinden verpflichtet sich, einen qua- litativ erstklassigen Film herzustellen. Lieferfrist: Herbst 1956.» Es wurde ein Pauschalpreis von Fr. 25 000.– mit Zbinden vereinbart, wobei zu die- sem Zeitpunkt noch immer vorgesehen war, im Folgejahr einen Film im ursprünglichen Sinne der Wirtschaftsförderungskommission zu erstellen.

Das grosse Fest

Schon drei Tage nach der letzten Sitzung begannen die Dreharbeiten. Die Equipe14 installierte bereits am Samstag die «Tonkameras» in Kirche und Schulhaus und bereitete die Tonanschlüsse auf der Schützenmatte vor. «Beobachten der Übungen auf der Schützenmatte» stand ebenfalls auf dem Programm, damit die Kameramänner sich darauf vorbereiten konn- ten, wie sie den Reigen und Turnübungen mit den Kameras folgen sollten. Am Sonntag fuhr ein Dreierteam nach Burgdorf, um Aufnahmen vom Zap- fenstreich zu machen. Die Musik dazu wurde nachträglich aufgenommen.

Am Tag der Solätte versammelte sich die vollständige Equipe bereits um 4.45 Uhr vor dem Kino in Ostermundigen und fuhr in zwei Autos nach

88 Burgdorf. Nach dem Verteilen des unbelichteten Rohmaterials (Kamera- Negative) stellten die Herren Proggi und Weissenfluh um 5.20 Uhr ihre Kameras bei der Kirche auf. Gefilmt wurde der Morgenumzug an ver- schiedenen Standorten. Der Kameramann Weissenfluh musste mit seiner Handkamera bereits beim Besammlungsplatz starten und danach mit Herrn Schwarz zusammen bei der Kirche filmen. Zbinden platzierte sich bei «Vergès»15, Heilmann beim Bierhaus, während Proggi mit Fritz Lüdy mitging und Burgunder dem Umzug folgte. Nach dem Ende des Umzugs begaben sich Proggi und Burgunder zum Mädchensekundarschulhaus für die Aufnahmen vom Ständchen der Kadettenmusik. Nach der Feier in der Kirche, die in Schwarz-Weiss festgehalten wurde16, filmten Schwarz und Weissenfluh die Ansprachen eines Gymnasiasten und des Stadtpräsiden- ten Franz Patzen «separat in Wiederholung». Im Restaurant «Bierhaus» war für die Equipe ein Tisch reserviert, wo sich jeder individuell nach dem Erledigen seiner Aufgabe zum Essen einfinden konnte.

Für den Nachmittagsumzug wurden wieder dieselben Standorte einge- nommen. Die Ton-Equipe platzierte ihr sperriges Vollmer-Gerät17 beim Gra- ben im Naturkundezimmer des Schulhauses; ein Ort, der geeignet war, um die Mikrofone zu positionieren und die Geräusche des Geschehens einzufangen. Nach dem Abmarsch des Umzugs begaben sich Weissenfluh und Heilmann zur «Staldenkurve» bzw. zum Restaurant «Scharfe Ecke». Nach Vorbeigang des Umzugs holte Zbinden Proggi bei Herrn Lüdy ab und beide gingen direkt «zum Standort bei der alten Brücke». Alle anderen sowie die Ton-Equipe begaben sich anschliessend auf die Schützenmatte, wo das Ton-Aufnahmegerät mit den vorbereiteten Anschlüssen verbunden wurde und die Aufnahmen «nach Situationsregie» erfolgten18.

Für den Abendumzug galt ebenfalls «Situationsregie», wobei man sich an den Verhältnissen der Beleuchtung orientierte. Wichtig war auch eine einwandfreie Ton-Aufnahme des Liedes «D’Solätte isch gsi».

Die unmittelbar nach dem Fest erschienenen Zeitungsartikel sprachen von einem gelungenen Anlass. Spezielle Bilder hatten den Nachmittagsumzug bereichert und der Abendumzug löste sich neu auf dem Sportplatz hinter dem Gymnasium auf, um der drangvollen Enge zwischen Graben und Waisenhaus zu entgehen. «Mit dieser Neuerung, die allgemeinen Anklang fand, war die prächtig gelungene Jubiläumssolennität offiziell zu Ende.

89 Inoffiziell wurde sie noch manchenorts bei Tanz und fröhlicher Gesellig- keit fortgesetzt», schrieb das Burgdorfer Tagblatt. Auch die anfänglichen Befürchtungen, zu wenig Blumen zu haben, schienen unbegründet. Der Aufruf in der selben Zeitung vom 18. Juni an Gartenbesitzer, Blumen für die Solätte zu spenden, war wohl erfolgreich. Die Dreharbeiten wurden in der Berichterstattung nicht erwähnt.

Am 4. Juli, also über eine Woche nach dem Dreh, schrieb der Gemeinde- rat an Charles Zbinden, dass die Beschwerdefrist bezüglich des Stadtrats- beschlusses ungenutzt abgelaufen sei. Somit erhielt Zbinden im Nachhin- ein den gegengezeichneten Vertrag zur Werkserstellung. Obwohl sie ihre Absichten betreffend eines längeren Filmprojekts nicht geändert hätten, betonten Franz Patzen und Stadtschreiber Fritz Fahrni im selben Schrei- ben, dass «Ziffer 6 des Film-Produktionsvertrages [...] sicherlich auch von Ihnen nicht so verstanden [wird], dass darin bereits irgend eine rechtliche Verpflichtung unserer Gemeinde zur Erteilung des Auftrages für den Aus- bau des Filmwerkes erblickt werden könnte». Wohl einfach um sicher zu gehen. Kamen da langsam Bedenken über eine Fortführung des Projekts auf?

Am 7. Juli schrieb eine Leserin im Burgdorfer Tagblatt, dass man sich über eine teure Solennität beklage, was kein Wunder sei, wenn man vom Anlass eine Art Modeschau erwarte. Früher hätte man viel mehr selber gemacht und die Blumen auch bei Auswärtigen erbeten. Nach einem allgemeinen Aufruf, die Ansprüche etwas zu reduzieren, kam sie auf den Film zu spre- chen. «Viel Staub aufgewirbelt und zwar nahezu in allen Kreisen hat der Beschluss des Stadtrates, von der diesjährigen Jubiläumssolennität einen Farbenfilm drehen zu lassen, einen recht kostspieligen zudem. Überall hörte man Stimmen der Kritik und machte allenthalben in ‹malaise›. Die spärlichen Befürworter machten geltend, es handle sich darum, Burgdorf auch andernorts ins rechte Licht zu rücken und für unsere Stadt in touris- tischer und wirtschaftlicher Hinsicht zu werben. Nun, es hat nachträglich keinen Wert mehr zu rechten, und Beschluss ist Beschluss», gab sich die Leserbrief-Schreiberin geschlagen. «Es mag uns immerhin tröstlich berüh- ren, dass es sich um verantwortungsbewusste Männer handelt, denen wir diese Tat zu verdanken haben, um Männer, die wir selbst in Amt und Wür- de einsetzten. Weshalb sollten wir ihnen da nicht ruhig unser Wohl und Wehe inklusive Steuerbatzen anvertrauen?»

90 Aus den Aufnahmen entsteht ein Film

Charles Zbinden, leidenschaftlicher Pilot, nahm Fritz Lüdy mit auf einen Rundflug. Auf einer Karte vom 4. Oktober 1956 bedankte sich dieser für das Erlebnis. «Ich habe gestaunt, wie sicher man sich unter Ihrer Piloten- kunst fühlt, & ich hoffe jetzt nur noch, dass Pathés das ihrige ebenso gut machen werden. Dieser Film, wenn er geraten ist, wird mir diese unver- gesslichen Momente immer wieder vor Augen zaubern.» Flugaufnahmen über Burgdorf sind im fertigen Film keine zu sehen. Jedoch arbeiteten Lüdy und Zbinden in den Monaten Oktober und November intensiv am Film. Fritz Lüdy redigierte den Text, las ihn laut und versuchte dabei, die Dauer abzuschätzen. Zbinden schnitt und gestaltete die Titel. Zu diesem Zweck schickte ihm Lüdy am 29. November 1956, nach der ers- ten Visionierung eines Rohschnitts, fünf Fotografien, die dem Fotografen Eugen Fehlmann gehörten.

«Ich stelle mir das eine oder andere dieser Bilder […] auf Sommerabend ca. 19.00 Uhr abgedunkelt vor & als musikalische Untermalung der sehr stark abgedämpfte Klang des Trommler- & Pfeifer-Korps. Es sollte der Ef- fekt erreicht werden, dass man die Knaben von ganz weit her üben hört. Diese ganz kleine, aber typische Szene käme direkt im Anschluss an den Uebungsmarsch der Kleinen (Jetz isch de d Solänitet). Dieses Pfeifer-Ueben ist ganz charakteristisch für die Vor-Solennitätsstimmung. Das beleuchte- te Schloss käme dann ganz weg hier & würde nur am Schluss des Films verwendet (Schlossbeleuchtung vor der Solätte ist undenkbar!). Hier liesse sich dann die etwas belebte Musik Noturno Sommernachtstraum einblen- den, dort wo der Sprecher von der unruhigen Nacht spricht, natürlich nur ganz kurz, um dann auf die Ostermundiger Spatzen überzuleiten, worauf die stark gekürzte Wetterkommission drankäme. Ich brachte gestern auch die neu gekaufte Platte ‹Jubelouverture› von Weber. [...] Ich glaube, man könnte diese Ouvertüre, die man irgendwo immer wieder neu einführen kann, sogar brauchen, um ganz leise den Sprecher zu untermalen. Der ganze Solätte-Film wäre dann einheitlich eingestimmt. Jeder Musiker kennt natürlich diese Ouvertüre. Sie ist von unerhörter Ausdruckskraft, nur den patriotischen Ausklang & den nur als Gegensatz gedachten, getragenen Anfang kann man sich schenken. [...] Ich sah gestern mit Vergnügen, dass die männlichen Marschierer be- reits auf ‹links› trappen. Fabelhaft! Nun sollte bloss die etwas miggerige

91 Marschmusik (ich glaube Kadetten oder Oberburger?) im Nachmittags- zug durch währschaftere Harmoniemusik-Märsche ersetzt werden. Und die Schluss-Polonaise muss unbedingt den Oberburgermarsch kriegen, der jetzt bei einer polonaiseartigen Uebung von Kleineren erklingt. […] Den Schluss könnte ich mir denken: Aus der famosen Gesamtansicht der Schüt- zenmatt, dort, wo der Sprecher erzählt, dass alle ‹Klassengegensätze› aus- gewischt seien, könnte dann schon die Schluss-Strophe des Schmidschen Solennitätsliedes19 eingeblendet werden, das Schützenmatte-Bild parallel langsam verdunkelt werden & das beleuchtete Schloss überblendet wer- den, sodass die volle Schlossbeleuchtung einigermassen mit der ganz voll ausklingenden Strophe zusammenfiel: D Solätte isch – hüt gsi ----!»

«Nun ist er da, der Film, für den die Aufnahmen letztes Jahr an der 225. So- lennität gemacht wurden und der vor dem stadträtlichen Kreditbeschluss so viel zu reden gegeben hatte», schrieb das Burgdorfer Tagblatt am 4. März 1957. «Am Samstagnachmittag war eine stattliche Schar offizi- eller Gäste ins Kino Krone zur Premiere geladen. Keiner von ihnen wird enttäuscht worden sein. Da erschienen nun die altvertrauten Bilder des schönen Festes auf der Leinwand, alle im Glanze ihrer Farben, mit Ausnah- me der im Kircheninnern eingefangenen Szenen. Alles erkennt man wie- der, vom erwartungsvollen Oeffnen der Fensterläden am frühen Morgen bis zur Polonaise auf der Schützenmatte. Die eine oder andere Einzelheit, die der unbarmherzigen Schere des Zuschneiders zum Opfer fiel, wurde vielleicht da und dort vermisst. Aber man musste sich, schon der Kosten wegen, vornehmlich aber, um einen in sich abgewogenen, vorführbaren Streifen zu erhalten, auf eine knappe Auswahl beschränken. Dieser For- derung wurde auch das von Dr. Fritz Lüdy verfasste Drehbuch gerecht. Ihm sowie dem Filmproduzenten Charles Zbinden dankte der Präsident der Wirtschaftsförderungskommission, Gemeinderat Fred Keusen, mit Blumen. Der Film, der demnächst im Kino Krone im Beiprogramm gezeigt werden soll, wird für Burgdorf eine bleibende Erinnerung sein, er wird aber zweifellos weit in der Runde Sympathien für unsere Stadt wecken.» Letzteres hat der Film wohl nie erreicht, blieb es doch vorwiegend bei den Vorführungen im Kino Krone und Schulvorführungen im Kino Rex.

Anfang März stellte Zbinden eine Rechnung für die Fr. 11 400.– betra- gende Restzahlung. Im Protokoll der Sitzung des Gemeinderats vom 11. März 1957 wünschte Herr W. Baumann die Herausgabe von Filmaus-

92 93 schnitten mit der Arbeitermusik, welche sonst vernichtet würden. Der Rat entsprach dem Begehren einstimmig, bei Enthaltung von Herrn Baumann. Am 3. April schickte Pfarrer Loosli die geschriebene «Regie» an Fritz Lüdy zurück, ohne den Film gesehen zu haben. «Aber wenn er so aufgenom- men wurde, dann muss er sehr gut sein, weil er ein treffendes Bild unserer Solennität gibt. Schon beim Lesen der Texte war es mir, als ob ich einiges sehen und hören würde von all dem Schönen und Frischen, das man je- weils zu sehen und zu hören bekommt.»

Gelegentlich wurde eine der beiden Filmkopien aus dem Archiv der Stadt- verwaltung ausgeliehen. So zum Beispiel in den 1970er-Jahren, als der damalige Sekundarschulleiter Heinz Meierhans den Film einer Gruppe von Austauschschülern aus Burgdorf bei Hannover vorgeführt hatte20. Einer Erzählung zur Folge soll der Film auch im Ausland, vermutlich in Berlin, in einem Kino gezeigt worden sein. Belege dafür liegen jedoch keine vor. Wahrscheinlicher ist es, dass die beiden Vorführkopien seither im Stadt- archiv verblieben sind, bis sie Brigitte Henzi Anfang 2019 dort zuoberst auf einem Gestell vorfand.

94 Eine zweite Uraufführung

Am 8. Mai 2019 führten Raff Fluri und Trudi Aeschlimann-Müller den Film Vertretern aus der Stadtverwaltung, dem Solennitäts-Ausschuss sowie den Medien21 vor und stellten dabei fest, dass Fritz Lüdy-Tengers Regieanwei- sungen ziemlich genau umgesetzt worden waren. Während das erste, vor dem Fest angefertigte Skript verallgemeinernd, aber detailliert den Ablauf einer Burgdorfer Solennität beschrieb, wurde der nach dem Dreh verfass- te Kommentar etwas poetischer und den Bildern entsprechend gestaltet. Dieser Sprechkommentar bezog sich auf Lüdys sachliche Beschreibung der montierten Szenen, zog Ideen aus dem ersten Skript herbei und bearbei- tete diese zu blumigen Floskeln, wie sie damals in Filmen dieser Art üblich waren: «Blumen und Blicke fliegen hin und her – ach, es ist so aufregend schön!»

Nach einer Begutachtung durch die Kinemathek Lichtspiel in Bern und anschliessender Digitalisierung des Filmmaterials konnte die Burgdorfer Bevölkerung sich den Film an der Solätte und an der Kulturnacht 2019 im Kino Krone ansehen22. «In seiner ganzen Einfachheit und Schlichtheit bringt es die uralte, immer wieder junge Solennität zustande, dass sich da ein Volk, über alle scheinbaren Gegensätze hinweg, zu einem Guss zusam- menfindet. Darum vor allem wird seit vielen Generationen und immer das Wort ‹Solätte› die Augen jedes Burgdorfers aufleuchten lassen, sei er jung oder alt, über dem Meer oder im eigenen Land.» Ende.

Anmerkungen 1 Der filmische Nachlass von Charles Zbinden ist auch heute noch zugänglich. Weitere Informationen unter http://zbindenfilm.ch (Stand 29.4.2019). 2 Dr. Fritz Lüdy-Tenger, 1897–1980. Im Burgdorfer Jahrbuch 1981 ist eine von Max Winzenried verfasste biografische Würdigung erschienen. 3 Walter Lüthi, 1922–2018. Siehe Nachruf in der vorliegenden Jahrbuchausgabe. 4 Paul Räber war Rektor der Mädchensekundarschule «Mädere». 5 Dr. Alfred G. Roth, 1913–2007. Vgl. Burgdorfer Jahrbuch 2009, S. 155–160, von Heinz Schibler. 6 Rundschreiben vom Gemeinderat Burgdorf vom 7. April 1956. 7 Bericht und Antrag des Gemeinderates an den Stadtrat vom 4. Juni 1956. 8 Ca. 15 Minuten bei 35-mm-Film. 9 Brief vom 26.5.1956 von Zbinden an Gemeinderat Keusen, Präsident der Film- kommission.

95 10 Man ging schlussendlich von einer Spieldauer von 25 Minuten à Fr. 1000.– aus und rechnete mit einer Reserve von Fr. 3000.– zur Deckung von Mehrauslagen bei schlechter Witterung (Burgdorfer Tagblatt, 13.6.1956). 11 Das Hotel Guggisberg wurde Mitte der 1950er-Jahre leider abgerissen, um dem heutigen «Kyburger» Platz zu machen. 12 Zbinden führte am 21. Februar 1956 um 17.30 Uhr im Kino Krone die beiden Filme «Sanetsch, höchster Punkt» und «Der Weisse Strom» vor, um die entschei- denden Interessengruppen von seiner Arbeitsqualität zu überzeugen. Ebenfalls war die Wirtschaftsförderungskommission am 7. März bei der Firma Aebi zu Gast, um sich den «Hausfilm» der Firma Aebi anzusehen, der «von Herrn Geiss- bühler auf 16 mm aufgenommen und kommentiert ist und mit Musik ab Mag- netstreifen begleitet wird» (Protokoll des Gemeinderats vom 12. März 1956). 13 Burgdorfer Tagblatt vom 13. Juni 1956. 14 Bestehend aus den Herren Schwarz (Spezialkamera), Weissenfluh (Arri), Proggi (Paillard Pan-Cinor), Heilmann, Zbinden (Spezialkamera) und Herrn Burgunder (Pathé) sowie den Herren Müller und Amsler mit der Tonkamera unter Herrn Rü- fenachts Assistenz (Arbeitsprogramm für Bild- und Ton-Equipe an der Burgdorfer Solennität, Nachlass Zbinden Film, Staatsarchiv Bern, Signatur FI Zbinden 200 Schachtel 1). 15 Paul Vergés-Pfister, 1895–1976, Harmonika-Lehrer, hatte seine Wohnung mit Unterrichtszimmer an der Hohengasse 43 und von dort aus einen hervorragen- den Blick in die Schmiedengasse (Auskunft von Trudi Aeschlimann vom 16. Mai 2019). 16 Da der damals erhältliche Farbfilm (Kodachrome) noch sehr lichtunempfindlich war, wären rund 50 000 Watt Lichtleistung für die Aufnahmen notwendig ge- wesen, was die Feierlichkeiten und die Festbesucher durch eine grosse Anzahl Scheinwerfer erheblich gestört hätte. Sie verwendeten für diese Sequenz des- halb ein lichtstärkeres Schwarz-Weiss-Negativ. Dieses wurde nach dem Schnitt, zwecks Vorführung, wieder auf Farbfilm-Positiv umkopiert. Durch die unter- schiedliche Alterung der Farbschichten in den Vorführkopien sind heute Verfär- bungen dieser Schwarz-Weiss-Aufnahmen sichtbar. 17 Ein Tonband-Aufnahmegerät. 18 Bemerkenswert sind die Aufnahmen auf dem Läubli, welche die Betrachter des Films auf die enge Konzertbühne der Musikgesellschaft Oberburg mitnehmen. 19 Dem Solätte-Lied, von Singlehrer Wilhelm Schmid im Jahr 1937 komponiert und der Burgdorfer Jugend gewidmet, wurde eine schriftdeutsche Strophe von Dr. Max Widmann und fünf berndeutsche Strophen von Frieda Grossenbacher- Mäder zugedichtet (vgl. Burgdorfer Jahrbuch 1945, S. 100, von Willy Grimm). 20 Persönliche Auskunft von Heinz Meierhans an Hans Aeschlimann am 9. Mai 2019. 21 Siehe auch «Die zweite Uraufführung» von Urs Egli in der Berner Zeitung BZ vom 9. Mai 2019, «Uralt und immer wieder jung» von Gerti Binz in der D’Region vom 14. Mai 2019, «Verschollener Sollenität-Film aufgetaucht» auf neo1 (URL: https://neo1.ch/news/news/newsansicht/datum/2019/05/09/verschollener-solle- nitaet-film-aufgetaucht.html, Stand: 19.5.2019). 22 Besten Dank an dieser Stelle an Brigitte Henzi, Stefan Berger, Dagmar Kopše und Renate Scheidegger, die zum Gelingen dieses Beitrags und der digitalen Aufbereitung des Films beigetragen haben.

96 Der Kunstschreiner Hans Emil Werthmüller und seine Intarsienarbeiten herausgegeben von Trudi Aeschlimann

Einleitung In etlichen Haushalten unserer Region befinden sich noch heute kunstvoll verzierte Möbel im Stil des 18. Jahrhunderts, die der Burgdorfer Schrei- ner und Ebenist Hans Emil (genannt «Häis») Werthmüller (1908–1986) im Laufe des 20. Jahrhunderts angefertigt hat. Schreinermeister Urs Werthmüller-Maurer (geboren 1946) hat umfangrei- ches Material zum Leben und Werk seines Onkels Häis und zur Schreinerei Werthmüller in Burgdorf zusammengetragen, woraus wir nachfolgend einen Auszug veröffentlichen.

Herkunft, Firma Der Kleinbauer und Schreiner Johannes Werthmüller (1822–1900) von Nie- derösch betrieb sein Handwerk in der Region Kirchberg. Nach der Heirat mit Maria Hofmann (1825–1891) zog das junge Paar nach Burgdorf, wo am 1. Juli 1847 der Stammhalter Johann geboren wurde. Johann (1847–1933) erlernte das Schreinerhandwerk und betrieb ab 1868 eine Kleinschreinerei in der Burgdorfer Oberstadt. 1888 gelang es ihm, eine bestehende Schreinerei und Zimmerei in der oberen Allmend in Burg- dorf käuflich zu erwerben und daraus die florierende Bau- und Möbel- schreinerei am Waldeggweg 21 zu entwickeln. Der aus der 1880 geschlossenen Ehe mit Emma Hasler (1856–1886) stam- mende Sohn Hans Emil (1881–1955) wurde ebenfalls zum Schreiner ausge- bildet. 1903 ehelichte er Elise Siegenthaler (1881–1955) und konnte 1904 eine Schreinerei in Hilterfingen übernehmen. 1912 kehrte er mit seiner Familie zurück nach Burgdorf und leitete dort später den vom Vater ge- gründeten Betrieb unter dem Namen «Hans Werthmüller, Mech. Bau- & Möbelschreinerei».

97 Die 1888 erworbenen alten Wohn- und Werkstattgebäude samt Vorbauten am Waldeggweg

1892 posiert die Mannschaft der Schreinerei für den Fotografen: Chef Johann Werthmüller als Zweiter von links, Vater Johannes im Hintergrund als Vierter von rechts

98 Geschäftsauftritt von Vater Johann (1915) und Sohn Hans (1917) Werthmüller

Das Angebot der Schreinerei wurde stetig erweitert. Hans Werthmüller übernahm zum Beispiel auch Glaser- und Reparaturarbeiten. 1932 wur- de eine einstöckige Halle zur Ausstellung von Möbeln errichtet und 1940 konnten die dahinterliegenden Häuser zusammengebaut und aufgestockt werden. Unterdessen waren auch die beiden Söhne des Ehepaares Werth- müller-Siegenthaler, Hans Emil genannt Häis (geb. 1908) und Friedrich Karl genannt Fritz (geb. 1912), zu gut ausgebildeten Fachleuten herange- wachsen. Sie bildeten nun während Jahren die Kollektivgesellschaft «Hans Werthmüller Söhne».

Die Schreinerei und Möbelwerkstätte Hans Werthmüller Söhne kann in ihren Räumlichkeiten eine ständige Ausstellung von Qualitätsmöbeln zeigen (1964)

99 Häis Der am 25. Juni 1908 geborene Hans Emil «Häis» Werthmüller verbrachte seine ersten Lebensjahre mit den Eltern und Geschwistern in Hilterfingen. 1912 übersiedelte die Familie nach Burgdorf, wo der Vater nach einigen Jahren die Leitung der Schreinerei am Waldeggweg übernahm. In diesem Betrieb absolvierte Häis mit Erfolg eine Schreinerlehre, wobei ihm in der Gewerbeschule seine Begabung fürs Freihandzeichnen zustattenkam. Auch zur Musik fühlte sich der junge Mann hingezogen und wirkte in sei- ner Freizeit als Akkordeonspieler in einer Unterhaltungs- und Tanzkapelle. Häis hatte, wie seine Familie, einen engen Bezug zum Berner Oberland und den Bergen und unterstützte die Bestrebungen des Schweizer Alpen- Clubs. 1928 schaffte die SAC-Sektion Burgdorf einen Projektionsapparat an. Für dieses schwere Epidiaskop fertigte Häis einen passenden hölzernen Aufbewahrungskasten mit Verzierungen an. Die Einlegearbeiten zeigen verschiedene Bergmotive, darunter eine fotografierende Gämse. Das Stück hat sich bei der Jahrbuchherausgeberin, beziehungsweise zuvor im Haus- halt ihres Vaters Jakob Müller (geb. 1911), eines begeisterten Berggängers und Hobbyfotografen, erhalten.

100 Handwerkskunst Nach Abschluss der Schreinerlehre zog es Häis in die weite Welt hinaus. Nicht von ungefähr war sein anvisiertes Ziel das damals französische Al- gerien. Mit dabei bei seiner Einschiffung in Marseille war natürlich auch sein Akkordeon. Einst hatte er sich sogar selber ein solches Instrument zusammengebaut und das Gehäuse mit Intarsien aus Furnierholz verziert.

In den 1930er-Jahren war Algier ein Ort, in welchem die Handwerkskunst der Intarsierung mit Holz, Perlmutt und Schildpatt speziell gepflegt wurde. Hier erlernte Häis die Technik des Einlegens und der geometrischen Ge- staltungsornamente und konnte reiche Eindrücke aus der orientalischen Einlegekunst mit nach Hause nehmen.

Bei Intarsienarbeiten werden Formen aus einer Holzoberfläche ausgesto- chen und dann die gleichen Formen aus einer anderen Holzart oder Metall, Perlmutt usw. angefertigt und in die Lücken eingesetzt. Bei Marketeriearbeiten werden meist geometrische Formen aus unter- schiedlichen, aber gleich dicken Hölzern ausgeschnitten und wie bei ei- nem Puzzle zusammengefügt und dann als Ganzes auf eine Holzunterlage aufgeleimt.

101 1932 kehrte Häis nach Burgdorf zurück und engagierte sich im elterlichen Schreinereibetrieb. In seiner Freizeit entstanden nun die ersten Flachin­ tarsien in Form von Bildern, häufig Landschaften des Berner Oberlandes darstellend. Für diese Feinarbeiten benötigte er einen Raum ausserhalb der ordentli- chen Schreinerei. Er fand ihn in einem kleineren Zimmer im ersten Stock der Liegenschaft am Waldeggweg. Hier unternahm er auch erste Versu- che in der Veredelung der Oberflächen von Schatullen, Gehäusen und Möbeln, die er zuvor in der Schreinereiwerkstatt als Rohlinge hergestellt hatte.

Für das 1934 geschaffene Intarsienbild (100 x 73 cm) von Schloss Oberhofen wur- den Nussbaum, Eiche, Birke, Palisander und Mahagoniholz verwendet

102 Stilmöbel Häis hatte in seiner Jugend eine Schulterverletzung erlitten, die ihn zeit seines Lebens körperlich etwas beeinträchtigte und keine anstrengenden sportlichen Betätigungen erlaubte. Umso mehr widmete er sich im stillen Kämmerlein seiner Handwerkskunst. In der Zeit des Zweiten Weltkriegs war er beim örtlichen Zivilschutz eingeteilt. Nach dem Krieg wagte sich Häis als Kunstschreiner an die Gestaltung von Möbeln im Rokoko-Stil, mit geschwungenen Formen. Die Kommode, die- ses «bequeme» französische Schubladenmöbel, eignet sich der grossen Oberflächen wegen vorzüglich für Intarsienverzierungen. Häis liess sich jeweils durch Originalmöbel in Schweizer Schlössern oder in vornehmen Privathaushalten zu seinen eigenen Kreationen inspirieren.

Nussbaumkommode im Stil von Louis XV, entstanden in den 1940er-Jahren (Höhe 82 cm, Breite 99 cm, Tiefe 55 cm)

103 Pendulen Bereits Mitte der 1930er-Jahre hatte Häis sein erstes Pendulengehäuse in der Art von Sumiswald (Stil Louis XV) geschaffen. Manchmal verzierte er die Uhrgehäuse mit Rosenintarsien und verwendete dazu durchgefärbtes Ahornfurnier. Die Uhrwerke bezog er aus der Schweiz und später aus dem Schwarzwald. Die Montage und Einregulierung der Uhrwerke besorgte sein technisch begabter Bruder Fritz Werthmüller. Diese Pendulen wurden zur Spezialität von Häis, die er bis ins Jahr 1984 herstellte und die heute viele Wohnungen schmücken und ihren Besitzern Freude bereiten.

Pendule in der Art von Sumiswald, mit Rosenintarsien verziert

104 Umfeld Die tägliche Hauptbeschäftigung von Häis Werthmüller war die Bau- und Möbelschreinerei seines Vaters, die er ab 1955 zusammen mit seinem Bruder, dem eidg. dipl. Schreinermeister Fritz Werthmüller-Sollberger, führte. Die Gestaltung dekorativer Möbel blieb eine anspruchsvolle Ne- benbeschäftigung des Kunstschreiners Hans Emil Werthmüller. Nach dem Geschäftseintritt der fünften Generation, Urs und Annelis Werthmüller- Maurer, konnte sich Götti Häis voll seiner handwerklichen Berufung als Ebenist widmen. Häis war ein Individualist, der sich in kein Schema pressen liess. Er lebte seine Kunst im Stillen aus und nur der enge Freundeskreis wusste um sein Talent. Anlässlich der JUBILA 1979 (Burgdorfer Handwerker- und Gewer- beausstellung) wurden wenige Stücke am Stand der Schreinerei Werth- müller gezeigt und fanden grosse Bewunderung.

Stand an der JUBILA 1979

105 Spitzenstücke Auf den verspielten Rokoko-Stil folgte in Frankreich unter Louis XVI die Hinwendung zu einem klassisch symmetrischen Möbelstil mit geraden Li- nien, rechten Winkeln und feinen Profilierungen. Der Ebenist Christoph Hopfengärtner stellte am Ende des 18. Jahrhunderts in seinen Werkstätten in Bern elegante, aber funktionelle Möbel her, die mit präzisen Intarsien und Marketerien versehen waren, und begründete damit einen eigentli- chen schweizerischen Louis-XVI-Stil. Häis Werthmüller fühlte sich von dieser Stilrichtung sehr angesprochen und schuf entsprechende Uhrgehäuse, Kleinkommoden, Anrichten, Auf- satzkommoden und Schreibsekretäre. Die Oberflächen dieser Möbelstücke verzierte er in langwieriger Kleinarbeit mit zahlreichen zum Teil winzigen Intarsien. Mehrere hundert Arbeitsstunden investierte er jeweils in ein ein- ziges seiner Möbelstücke.

Die Kleinkommode mit drei Schubladen besticht durch das Intarsienbild mit geo- metrischer Rauteneinteilung (Höhe 78 cm, Breite 74 cm, Tiefe 44 cm)

106 Ein Meisterstück: Diesen Sekretär mit Schreibklappe, Kopfschublade, zwei Schub- kästen unten und zehn kleinen Innenschubladen sowie einem Geheimfach hinter zwei Rollladen schuf Häis Werthmüller in den Jahren 1960 bis 1964. Die Marketerie besteht aus Nussbaumholz, Ahorn, Ebenholz, Birnbaum und Palisander; die Anzahl der Intarsienteile beläuft sich auf circa 18 000 Stück (Höhe 140 cm, Breite 103 cm, Tiefe 52 cm)

107 Ausklang Junggeselle Häis pflegte rege seinen Freundeskreis. Man traf sich zum Bei- spiel im Bären in der Burgdorfer Oberstadt. Den speziellen Stammtisch im Wirtshaus hatte Häis selber angefertigt. Spät wurde die Stadt Burgdorf auf das Werk von Hans Emil Werthmüller aufmerksam und verlieh ihm 1984 einen Kulturpreis für seine feinen Ein- legearbeiten. Privat unterhielt der «eingefleischte» Burgdorfer enge Beziehungen zu Bruder und Schwägerin, Fritz und Vilja Werthmüller-Sollberger, und deren Nachkommen, die ihren Götti Häis sehr schätzten. Am 10. April 1986 starb Häis im Alter von 78 Jahren, mitten aus seinem kunsthandwerklichen Schaffen heraus. Auch die heutigen Inhaber der Werthmüller Schreinerei AG – Stefan und Corinne Liechti-Werthmüller – halten das Andenken an den Künstler Häis in Ehren.

108 Die Seite des Heimatschutzes Von Heimiswil nach Affoltern i. E.

Hans Rudolf Flückiger

Der versetzte Katzbrunnen-Speicher an seinem neuen Standort in Affoltern i. E.

Ein unvergesslicher Tag Ältere Personen erinnern sich wahrscheinlich noch an das denkwürdige Wochenende vom 12. Juni 1994. Damals – vor 25 Jahren – sagte das Schweizervolk NEIN zu den drei eidgenössischen Vorlagen: Kulturförde- rungsartikel, erleichterte Einbürgerung für junge Ausländer, Schaffung von schweizerischen Blauhelm-Truppen. An diesem Sonntag verbrachte ich den Vormittag mit unserer Jagdgruppe bei Hegearbeiten im Raum Katzbrunnen, Scheidgässli, Linden und dem Kohlgrubenwald in der Gemeinde Heimiswil. Bei angenehmem Wetter hatten wir uns für den Mittag beim Katzbrunnen-Speicher zum Aser (im Freien eingenommene Mahlzeit) verabredet. Diesen Aserplatz hatte ich vorgeschlagen, weil er für unsere Hegearbeiten zentral lag und nicht zu- letzt, weil ich am dortigen Speicher schon lange Gefallen gefunden hatte.

109 Das Gebäude war mir wegen seiner typischen Berner Speicherform schon früher aufgefallen. Seine Wände bestehen aus Halbrundhölzern, soge- nannten Hälbligen. Die umlaufende Laube wird von einem Walmdach geschützt, wobei die beiden Traufseiten ausgeprägt über die Lauben- brüstung herausragen, während die Giebelseiten jeweils nur ein kleines Krüppelwalmdach tragen. Der Dachknick in den Traufseiten erweitert die Durchgangshöhe, was ein Begehen der Laube bei kleineren Speichern überhaupt möglich macht. Der Katzbrunnen-Speicher befand sich 1994 aber in einem desolaten Zu- stand. Das Dach war parziell wasserdurchlässig, die darunterliegenden Bal- ken morsch. Hinten und auf der rechten Seite fehlte die Laube. Dort hatte man eine Art Schopf angebaut. Das alles erinnerte mich daran, dass ich im Jahr 1975 im Bannholz in Affol- tern ein sehr altes, abbruchreifes Hochstudhaus erworben hatte, welches sich nach einer aufwendigen Renovation in ein wunderbares Wohnhaus gewandelt hatte. So sassen wir zur Mittagszeit vor besagtem Speicher und verpflegten uns aus dem Rucksack. Bei einem Glas Wein erlebten wir eine gesellige

Der desolate Speicher im Katzbrunnen, Gemeinde Heimiswil

110 Runde und es fehlte auch nicht an den üblichen Übertreibungen, wie es bei Jägern und Fischern halt Brauch ist. Dann gesellte sich der Besitzer des Speichers, Widmer Fritz, Landwirt vom Katzbrunnen, dazu, und wir unterhielten uns nun auch über landwirt- schaftliche Themen. Der Bauer wirkte allerdings zusehends nervöser und wir fragten ihn, wo der Schuh drückte. Er sorge sich sehr um das Ergebnis der aktuellen eidgenössischen Abstimmung, war seine Antwort. Um 13 Uhr sei noch kein definitiver Entscheid gefallen, die Abstimmung verlaufe aber auf Messers Schneide. So lief er aufgeregt zwischen dem Speicher und dem Radio im Bauernhaus hin und her, um die neusten Resultate zu vernehmen. Um den Katzbrunnenbauer etwas von seinem nervösen Tun abzuhalten, wechselte ich das Thema und fragte ihn spontan, ob er mir seinen Spei- cher verkaufen würde. Der gefalle mir gut und würde zu meinem Haus im Bannholz in Affoltern i. E. passen. Seine Antwort kam wie aus der Kanone geschossen: «I verchoufene dir, aber nume, we drümau nei bi dr Abstim- mig usechunt!» Nun war die Katze aus dem Sack, wir kannten den Grund für Bauer Wid- mers Nervosität. Man wechselte von Wein auf Kaffee mit Schnaps, es wurde gewettet, gelacht, Prognosen gestellt. Ich hoffte – situationsbe- dingt – auf ein dreimaliges Nein bei den Abstimmungen, um den Speicher erwerben zu können. Im Lauf des Nachmittags war es dann so weit, alle drei eidgenössischen Vorlagen wurden äusserst knapp verworfen. Wir standen vor dem Katzbrunnen-Speicher und mit einem kräftigen Handschlag wechselte das Gebäude am 12. Juni 1994 den Eigentümer. Die anwesenden Jäger gratulierten und wünschten allseits Weidmannsheil für die bevorstehende Herbstjagd.

Abbruch und Wiederaufbau Nach dem Erwerb des Speichers begann ich unverzüglich, die Versetzung des Gebäudes von Heimiswil in die Nachbargemeinde Affoltern i. E. zu planen und zu organisieren, mit den folgenden Schwerpunkten: – Abbruch des Speichers und Transport in die Zimmerei nach Heimiswil. – Festhalten der Schäden am Speicher, Arbeiten für die Renovation mit dem Zimmermann vereinbaren. Kosten eruieren, Terminplanung und Hilfeleistungen durch freiwillige Helfer organisieren. – Neuen Standort für den Speicher im Bannholz, Affoltern, als Ergänzung zum Baugesuch festlegen und Pläne erstellen.

111 – Zusätzliche bauliche Massnahmen für die Versetzung des Speichers be- rücksichtigen und organisieren (sechs Betonfundamente im Boden, sechs Sandsteinquader als Speicherunterlage und Biberschwanzziegel für das Dach).

Unter der Bedingung, dass der Speicher am neuen Ort in Affoltern i. E. wie- deraufgebaut wird, hat die Gemeinde Heimiswil im September 1994 dem Abbruch zugestimmt. Gleichzeitig wurde durch die Gemeindeverwaltung Affoltern i. E. eine entsprechende Baubewilligung erteilt.

Am 30. September 1994 konnte der Abbruch des Speichers erfolgen, dank tatkräftiger Mithilfe einer Schar Jägerfreunde unter der Leitung von Otto Bernhard von der Zimmerei Bernhard, Kehr, Heimiswil. Otto Bernhard ist ein Kenner des Speicherbaus. Erstaunt hat mich bei der Zerlegung des Speichers, dass er die genaue Bauweise, ja sogar die einzelnen Balken mit ihrem korrekten Namen kannte, zum Beispiel Bugbalken oder Dachzetten, Untersparren usw.

Beginn der Abbrucharbeiten am Katzbrunnen-Speicher in Heimiswil

112 Dieser Bugbalken macht den Katzbrunnen-Speicher unver- wechselbar. Nach dem Entfer- nen des später angebrachten Taubenschlages auf der vor- deren Seite des Speichers er- blickten wir mit Überraschung die Inschrift «ANDRES OPLY- GER BM (Baumeister) 1745» auf dem Bugbalken. Dank der Erkenntnis, dass der bekann- te Heimiswiler Zimmermeister Andres Oppliger den Speicher 1745 gebaut hatte, stand uns nun auch der Berner Heimat- schutz beratend zur Seite und hat mit einem finanziellen Bei- trag zum guten Gelingen der Speicherrenovation beigetra- gen. Nachdem das ganze Holz in der Zimmerei eingelagert war, erfolgte die Beurteilung und die Bestimmung der fehlenden und reparaturbedürfti- gen Teile. Wegen des späteren Schopfanbaus auf der rechten Seite des Speichers war ein Neubau der Laube nach ehemaliger Bauart unumgäng- lich. Bei der Terminplanung hatten wir dafür ein halbes Jahr Arbeit einge- rechnet, also den Winter 1994/1995. Diese Jahreszeit war ideal, weil die Arbeiten in der grossen Halle der Zimmerei im Trockenen vorgenommen werden konnten. Alle Holzarbeiten wurden von Zimmereimitarbeitern aus- geführt. Meine Jägerfreunde und ich konnten uns an den Abenden oder an Wochenenden den Hilfsarbeiten widmen, wie beispielsweise das Bürs- ten und Impfen der Balken. Gegen den Frühling hin wurden die Teile des Erdgeschosses und des ersten Stockwerks separat in der Halle zusammen- gestellt, um beim Aufbau in Affoltern keine Überraschungen zu erleben. Einem Zufall ist es zu verdanken, dass ich sowohl Dachziegel als auch Sandsteinblöcke für den Unterbau des Speichers in Burgdorf beschaffen konnte. Bei einer Fahrt durch Burgdorf entdeckte ich neben der Strasse eine Baumannschaft beim Abreissen eines alten Gebäudes. Mit Entsetzen sah ich, wie Biberschwanzziegel durch eine steile Rutsche vom Dach in

113 einen Container glitten und unten zerbarsten. Unverzüglich stoppte ich mein Fahrzeug, rannte zur Baustelle und konnte nach kurzer Absprache mit dem Polier diese Entsorgung beenden. Mit ein paar Freunden schich- teten wir die alten Biberschwanzziegel für den Abtransport nach Affol- tern i. E. sorgfältig auf einen Lastwagen. Die Dachziegel durfte ich – wegen unserer Absicht, die Ziegel für eine Renovation zu verwenden – gratis übernehmen. Zu meiner Überraschung erhielt ich auf der gleichen Baustelle noch sechs grosse Sandsteinblöcke, welche ebenfalls zur Entsor- gung vorgesehen waren. Ein wichtiger Meilenstein für den Wiederaufbau des Speichers war dadurch gesichert! Die Firma Salvisberg E. AG in Rüegsau hat damals die Bearbeitung der Sandsteinblöcke auf die gewünschte Höhe übernommen, was perfekt gelang. Beim Handaushub für die sechs Betonsockel am neuen Standort des Speichers konnte ich mich nützlich machen. Die Betoneinlage wurde durch ein ortsansässiges Bauunternehmen erledigt. Dem Wiederaufbau des renovierten Speichers am neuen Standort im Bannholz in Affoltern i. E. stand damit nichts mehr im Weg.

Wiederaufbau des Speichers am neuen Standort im Bannholz, Affoltern i. E.

114 An einem wunderbaren Frühlingstag im April 1995 erwachte ein grosses Treiben auf der Baustelle in Affoltern. Weil kein richtiger Weg zum neuen Standort hinführte, wurden die Balken und Bretter von der Westseite her mit Traktor und Wagen über das Feld transportiert. Mit klaren Anweisungen von Zimmermeister Otto Bernhard und seinen Zimmerleuten, unterstützt von freiwilligen Helfern, fand jeder Balken und jede Latte den richtigen Platz. Es war damals auch eine Zimmermanns- ehre, dass Speicher ohne Hilfe eines Kranes aufzurichten sind. Diesen Brauch hatte uns Otto Bernhard bereits beim Beginn der Arbeiten erklärt. Es brauchte dazu starke Männer und gute Holzleitern. Am zweiten Tag war es soweit, der Firstbalken prägte endgültig das Bild eines wunderbaren Speichers.

Noch war nicht alle Arbeit getan. Dachdecker Peter Flückiger von Heimiswil vollendete das Werk, wiederum mit einer Schar von freiwilligen Helfern. Die Biberschwanzziegel verleihten dem Speicher die passende Abdeckung und krönten auch die Erhaltung von wertvollem Kulturgut im Emmental.

Dachdecker am Werk

115 Einen schönen Anblick bietet inzwischen auch das Jägerstübli im Oberge- schoss des Gebäudes, das für ein gemütliches Zusammensein eingerichtet wurde, während im unteren Raum Geräte und Werkzeuge für Holz- und Gartenarbeiten zur Nutzung bereitstehen. Eine geschnitzte Tafel erinnert an die Renovation und Versetzung des Spei- chers von Heimiswil nach Affoltern i. E in den Jahren 1994/1995.

Der Speicher im Sommer 2019 (alle Aufnahmen: Hans Rudolf Flückiger)

116 Museum Schloss Burgdorf – Geschäftsbericht 2018

Daniel Furter

2018 erfolgten als bedeutendste Ereignisse der offizielle Start sowohl für den Schlossumbau als auch für das neue Museum. Aber von Anfang an: Im Januar startete das Fundraising für das neue Museumskonzept Wun- derkammern, nachdem im Dezember 2017 der Kanton Bern die Grund- finanzierung des Projekts gesichert hatte. Im Februar reichte die Stiftung Schloss Burgdorf das Baugesuch für den Umbau ein, bei dessen Vorberei- tung das Museum seine Bedürfnisse an die neuen Museumsräume ein- bringen konnte.

Am 22. März lud das Museum die Stadt Burgdorf, das kantonale Amt für Kultur und alle Regionsgemeinden, die gemeinsam das Museum im Rah- men des Leistungsvertrages mit jährlichen Betriebsbeiträgen unterstützen, ins neue Depot Kornhaus ein, um die Fortschritte beim Projekt Samm- lungsaufarbeitung vor Ort aufzuzeigen. Dieser Frühlings-Apéro stiess auf grosses Echo und Interesse und soll in den kommenden Jahren wiederholt werden. Ebenfalls im März wurde die neue Zusammenarbeit zwischen den Berner Schlössern mit einem gemeinsamen Jahresprogramm zum Kultur- erbejahr 2018 lanciert. Diese Kooperation unter der Leitung von mmBE (Verein der Museen im Kanton Bern) gipfelte in einer gemeinsamen Berner Schlösserausstellung in Belp im Dezember, welche 2019 auch an der Ber- ner Museumsnacht zu sehen sein wird.

Der 1. Mai war für das Museum Schloss Burgdorf ein besonderer Feiertag, da der Projektgewinn im Wettbewerb «Perspektivenwechsel» des kanto- nalen Amtes für Kultur bekannt gegeben werden konnte. Das Museum erhält einen Beitrag von 58 000 Franken, um während der Umbaupha- se gemeinsam mit Gewerbetreibenden von Pro Burgdorf eingelagertes

117 Kulturgut aus den drei Sammlungen in Burgdorfer Schaufenster und in den Alltag der Menschen zurückzubringen. Die Vernissage des ersten MEIN DING-Rundgangs durch die Stadt fand am 22. September mit dem Stadtpräsidenten und über 50 interessierten Teilnehmenden statt. Die Re- aktionen auf die Schaufenster und das Projekt waren rundum positiv.

Am 8. Mai fand die zweite Delegiertenversammlung des Museums Schloss Burgdorf statt, auf die ein Apéro für die zahlreichen Spender/innen für das neue Museum folgte. Vom 24. bis 27. Mai traten Stiftung, Museum, Ju- gendherberge und Stadt gemeinsam an der Burgdorfer Gewerbeausstel- lung BUGA auf, um mit der Aktion «Ich bau mir mein Schloss» Sponsoren/ -innen und Spender/innen für den Schlossumbau zu gewinnen. Der virtu- elle Rundgang durch das Schloss wurde von allen gelobt. Ebenfalls im Mai lag die Baubewilligung für den Gesamtumbau vor.

Ende Mai nahm der erweiterte Fachausschuss Ausstellungskuratorium seine Arbeit mit regelmässigen Sitzungen auf und arbeitete mit der Ar- beitsgemeinschaft groenlandbasel fischteich in regelmässigen Sitzungen intensiv an der inhaltlichen Ausgestaltung der neuen Museumsräume auf dem Schloss. In diesem Prozess, der sich bis in den Frühling 2019 erstreckt, musste mehrfach auf Änderungen der Raumfolge oder Raumfassung re- agiert werden.

Im Juni folgten die Ereignisse Schlag auf Schlag: Am 8. Juni konnte das Umzugsteam im Schloss den Auszug des letzten von circa 60 000 Samm- lungsobjekten aus dem Dachstock feiern. Das Schloss war somit leer ge- räumt für den anstehenden Umbau. Am 14. Juni fällte der Museumsvor- stand den Entscheid, den Projektvertrag für das neue Museum auf dem Schloss zu unterzeichnen und damit das Zwei-Millionen-Projekt auszulö- sen, nachdem der Grossteil der Finanzierung gesichert war. Am 21. Juni fand der offizielle Spatenstich für das neue «Schloss für alle» im Schlosshof statt. Seither weht die Baustellenfahne auf dem Bergfried und signalisiert weitherum, dass es vorwärts geht auf dem Schloss.

Am 28. Juni folgte im Gotthelf Zentrum Lützelflüh die Feier eines weiteren Kooperationsprojekts: Die Museen Emmental haben neu einen gemein- samen Flyer, in dem die 13 Institutionen vorgestellt werden und so auf die breite Museumslandschaft im Emmental aufmerksam gemacht wird.

118 Am 30. Juni fand die Exkursion des Berner Museumsverbandes mmBE nach Burgdorf statt. Rund 40 Personen aus verschiedenen Museumsins- titutionen im Kanton nahmen an der Besichtigung des neuen Depots im Kornhaus und am Rundgang durch das leere Schloss mit Blick auf die ar- chäologischen Grabungen teil. Sie interessierten sich vor allem für die Pro- zesse und Herausforderungen bei einem Umzug von über 60 000 Samm- lungsobjekten und die Erfahrungen, welche Burgdorf mit der Deakzession von Objekten gesammelt hatte.

Nach den Sommerferien fand am 16. August ein gut besuchter Tag des offenen Bodens statt, an welchem sich Fachpersonen und Bevölkerung über die erstaunlichen Funde auf dem Schloss Burgdorf informieren konn- ten. Der Archäologische Dienst hatte seit dem Frühjahr den ehemaligen Eingang in der Nordmauer freigelegt, eine gewaltige Filterzisterne für die damalige Wasserversorgung entdeckt und zahlreiche Objekte und Sied- lungsspuren aus der Bronzezeit gefunden. Die Spuren der ersten Siedler auf dem Schlossfelsen reichen gemäss neuen Erkenntnissen bis circa 1000 Jahre vor Christus zurück.

Der jährliche Teamausflug führte am 29. August mit einer Wanderung entlang der wasserlosen Emme ins Schloss , in welchem das Mu- seum Schloss Burgdorf während der Sommermonate seine Bildungs- und Vermittlungsangebote durchführt. Der ehemalige Denkmalpfleger Jürg Schweizer konnte mit seinem Fachwissen den Burgenbau und die bauli- chen Veränderungen bestens aufzeigen und dem Team das Nachbarschloss näherbringen. Das jährliche Controlling-Gespräch mit den Subventionsge- bern von Stadt, Kanton und Regionsgemeinden fand am 30. August statt und verlief angesichts der guten Ergebnisse für 2017 positiv.

Am 7. Oktober fand der Schweizer Schlössertag statt und die Vermitt- lung von Museum Schloss Burgdorf begeisterte auf dem Schloss Landshut zahlreiche Besuchende, welche ein wenig ins Mittelalter eintauchen konn- ten. Ebenfalls konnten sich Interessierte über das neue Museum auf dem Schloss Burgdorf informieren. Am 10. Oktober wurde in Zusammenhang mit dem Projekt «HKB geht an Land», das verschiedenste Kooperationen zwischen der Hochschule der Künste Bern und dem Kulturleben in Burgdorf herstellte, ein Work- shop zum Thema «Digital Storytelling» durchgeführt. Fünf Studierenden-

119 gruppen haben sich intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt, wie eine Wunderkammer heute umgesetzt werden könnte. Am 20. Oktober fand die 13. Burgdorfer Kulturnacht statt und das Mu- seum Schloss Burgdorf lud die Bevölkerung zur exklusiven Besichtigung des neuen Depots im Kornhaus ein. Dieses Angebot wurde von 85 Perso- nen genutzt und geschätzt, auch wenn die halbstündige Führung durch mehrere Sammlungsräume nur einen sehr groben Überblick ermöglichte. Dabei hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, unter den Sammlungs- objekten «ihr Ding» zu bestimmen und den HKB-Studierenden ihre Ge- schichte dazu zu erzählen.

Am 26. Oktober gab es einen grossen Empfang auf dem Schloss. Der letzte Zähringerherzog Berchtold V. persönlich kam vorbei, um die angereisten Vertretungen der zwölf Zähringerstädte aus Deutschland und der Schweiz auf dem Schloss zu begrüssen. 40 geladene Gäste und der Burgdorfer Gemeinderat erlebten auf dem Schloss ein Theater zum Leben des Zährin- gerherzogs, Baustellen-Führungen und Präsentationen von Museum und

Ein historischer Moment: Am 8. Juni 2018 waren alle Ausstellungs- und Depot- räume des Museums im Schloss leer geräumt und bereit für den Umbau. Circa 60 000 Objekte wurden ins neue Depot Kornhaus gezügelt

120 Stadtpräsident Stefan Berger eröffnete am 22. September 2018 den ersten MEIN DING-Rundgang durch die Stadt. Zahlreiche Gäste besuchten die sieben Stationen, an denen Objekte aus den Sammlungen in den Alltag zurückfinden

Am 26. Oktober 2018 waren Vertretungen aller Zähringerstädte zu Besuch auf Schloss Burgdorf und erhielten einen Einblick in den Schlossumbau, das zukünftige Museum und seine handfesten Vermittlungsformate

121 Jugendherberge. Vor dem Apéro konnten alle Teilnehmenden selber aktiv werden und Flachs brechen und hecheln, eine Steinzange ausprobieren oder auf einem Häxeschitt spielen, was sehr geschätzt wurde und die Pra- xisorientierung der Bildung und Vermittlung des Museums unterstrich. Mit dieser Aktion sollen die Zähringerstädte motiviert werden, in Zukunft ihre Schulklassen für einige Projekttage in die besterhaltene Zähringeranlage nach Burgdorf zu senden, um dort die Geschichte ihrer Stadtgründer zu erleben.

Am 17. und 18. November waren von der Schlossbaustelle seltsame Klänge zu vernehmen. Zwei Studierende der HKB haben im Rahmen von «HKB geht an Land» den 45 Meter tiefen Sodbrunnen zu einem interaktiven Resonanzkörper umgestaltet, welcher aufgenommene Geräusche in ver- schiedenen Loops wieder in den Brunnen zurückspielte. Bei einem Apéro mit heissen Marroni und Tee wurde die temporäre Installation eingeweiht.

Im Dezember konnten im neuen Depot Kornhaus die letzten Kisten vom Umzug aus dem Schloss ausgepackt werden. Die 3-D-Objekte sind nun grösstenteils wieder zugänglich und sichtbar für die Objektauswahl für die neuen Ausstellungen im Schloss. Ein wichtiges Zwischenziel des Projekts Sammlungsaufarbeitung ist damit erreicht. Es steht aber noch viel Arbeit an, bis alle Objekte vollständig dokumentiert und am richtigen Standort eingereiht sind. Im Dezember konnten Vorarbeiten geleistet werden, da- mit im Januar 2019 der Umzug von circa 8000 Objekten der ethnologi- schen Sammlung aus dem Kirchbühl starten kann.

Auch dieses Jahr erhielt das Museum Schloss Burgdorf ein schönes Weih- nachtsgeschenk. Das Bundesamt für Kultur hatte zum Kulturerbejahr 2018 den Wettbewerb «Kulturerbe für alle» ausgeschrieben, der neue Formen der Vermittlung von Kulturerbe unterstützen will. Das Museum hat mit der Eingabe für eine Weiterentwicklung des Projekts MEIN DING einen Beitrag von 60 000 Franken gewonnen und kann dank dieser Unterstützung ge- meinsam mit der Bevölkerung persönlich bedeutungsvolles Kulturgut aus dem 21. Jahrhundert sammeln und in die neuen Museumsausstellungen im Schloss integrieren und so Verbindungen zwischen Museum und Bevöl- kerung sowie Vergangenheit und Gegenwart schaffen.

122 Rittersaalverein Burgdorf – Historische Sammlung

Werner Lüthi und Trudi Aeschlimann

Merians Darstellung unserer Stadt war Vorlage für diese Farbscheibe von 1963

Nach Abschluss des Umbaus der Schlossanlage werden Ende April 2020 das «Museum Schloss Burgdorf», die Jugendherberge, die Gastronomie und das Trauungslokal eröffnet. Das Museum zeigt vorwiegend Exponate der historischen Sammlung des Rittersaalvereins und in Teilbereichen sol- che der ethnologischen Sammlung sowie der Goldkammer.

Bis zur Eröffnung gibt es aber noch viel zu tun. Eine Arbeitsgruppe, be- stehend aus Werner Lüthi, Trudi Aeschlimann, Jürg Schweizer und Heinz Fankhauser, hat zusammen mit den Gestaltern aus den über 60 000 Ob- jekten der Sammlung die 100 wichtigsten für die Präsentation der Stadt- geschichte im dritten Obergeschoss des Palas ausgewählt. Dazu kommen noch 32 Stadtansichten und Porträts. Bei der Objektsuche für die Darstellung der Gewerbe-, Industrie- und Han- delsgeschichte zeigte sich, dass in diesem Bereich Lücken bestehen. Dank der Bereitschaft und Unterstützung verschiedener Firmen aus Burgdorf und der Region konnte aber ein interessanter Querschnitt durch diesen wichtigen Teil unserer Geschichte zusammengestellt werden.

Neben der Stadtgeschichte bearbeiteten Trudi Aeschlimann zudem das Sonderkabinett zur Familie Schnell «Burgdorf von oben», Jürg Schweizer einen Teil der Stadtentwicklung im Ausstellungsteil «Region» und Werner Lüthi das Dauer- und Wechselkabinett «Gold und Gier».

123 Zukunft des Rittersaalvereins

Bereits vor zwei Jahren hat der Rittersaalverein ein Sammlungskonzept erarbeitet, welches bei der Bereinigung der Sammlung sehr nützlich war. Beim Aufbau der neuen Ausstellung zeigte sich, wie bereits erwähnt, dass einzelne Bereiche der Sammlung ausgebaut werden müssen. Vor allem in industriellen, aber auch gesellschaftlichen und kulturellen Be- reichen fehlen Dokumente und Objekte. Unsere Sammlung basiert haupt- sächlich auf Schenkungen, was dazu führte, dass bisher vor allem familiäre und hauswirtschaftliche Gegenstände den Weg ins Museum fanden.

Da für den Betrieb des Museums nun der «Verein Museum Schloss Burg- dorf» zuständig ist, müssen die Aufgaben des Rittersaalvereins im Zusam- menhang mit den zu überarbeitenden Statuten neu definiert werden. Der Verein bleibt weiterhin Eigentümer der historischen Sammlung und übt damit eine wichtige Funktion aus. Bis heute wurde das Sammeln durch die jeweiligen Vereinspräsidenten und später auch durch die Museumsleiter wahrgenommen. Dies führte dazu, dass die Sammlung meistens nach deren persönlichen Vorlieben gewach- sen ist. Ein Problem, das von vielen kleinen Museen bekannt ist.

Der Vorstand hat nun beschlossen, das Sammeln in Zukunft einer Arbeits- gruppe zu übertragen, welche sich gezielt um die Beschaffung von wich- tigen Dokumenten und Objekten aus allen Bereichen sorgen soll. Interes- senten für diese spannende Aufgabe können sich beim Rittersaalverein melden.

Veranstaltungen

Am 4. Mai 2019 organisierte der Museumspädagoge Ruedi Boss einen Ausflug nach Rheinfelden. Eine stattliche Anzahl Vereinsmitglieder nahm trotz misslichem Wetter daran teil. Bei einem Stadtrundgang und dem Besuch des Fricktaler Museums vernahmen die Teilnehmerinnen und Teil- nehmer viel Spannendes und Interessantes über das Zähringerstädtchen am Rhein.

124 Ausflugsteilnehmer auf dem «Inseli», einer der Stadt Rheinfelden vorgelagerten Insel im Hochrhein, auf welcher einst die Burg stand

Leihgaben, Auskünfte

Zehn Leihgaben aus unserer Sammlung waren während der ganzen Saison 2018 in der Ausstellung «Unsere Frauen» im Schloss Jegenstorf zu sehen. Dabei erregten zwei nicht faltbare Fächer aus Frankreich das Interesse einer Literaturprofessorin an der Sorbonne. Diese «écrans à main» des 18. Jahrhunderts sind manchmal mit Theaterszenen oder Bildern aus dem Gesellschaftsleben geschmückt. Dass in unserem Depot weitere solche Fä- cherexemplare lagern, zeigt wieder einmal, welchen Schatz an begehrten Raritäten der Rittersaalverein doch besitzt. Andere Personen, die im Kornhausdepot selber Nachforschungen anstel- len wollten, mussten wir zurückweisen, da das den gegenwärtigen Depot- betrieb stark beeinträchtigen würde.

125 Fabrikanlage von Prof. Hans Schnell im Lochbach (Aquarell um 1825)

Neu in der Sammlung

Fritz Lüdy erwähnt in seinem Inventarwerk «Burgdorf im Bilde» unter Fig. 57 und 58 zwei anonyme Aquarelle aus der ersten Hälfte des 19. Jahr- hunderts mit Darstellungen von Gebäuden im Lochbach, die in mehre- ren Versionen existieren würden. Prof. Hans Schnell hatte die ehemalige Harrison‘sche Stahlwarenfabrik im Lochbach erworben und dort 1822 eine chemische Fabrik mit Farbreibe eröffnet. Später kamen auch die Brauerei und das Mineralbad in seinen Besitz. Nun sind zwei dieser farbenfrohen Lochbach-Aquarelle in die Sammlung gelangt und werden vom Papierrestaurator behandelt. Aufgrund der dar- gestellten bzw. noch fehlenden Gebäude sind die im Umkreis der Familie Schnell entstandenen Bilder in die Zeit von 1825 zu datieren. An Brocante-Anlässen konnten zwei alte Email-Strassenschilder (Schmie- dengasse und Frommgutweg) sowie ein beschnittenes Plakat der Brauerei Christen in der Lorraine (um 1905) erworben werden. Über die Internetplattform ricardo.ch kamen ein altes Emailschild der EG Burgdorf sowie ein Elektromotor der ehemaligen Firma Wegmann & Krapf in unsere Sammlung.

126 Mineralbad und Bierbrauerei im Lochbach (Aquarell um 1825)

Auch in den vergangenen Monaten erhielt der Rittersaalverein wiederum spezielle, zum Teil sehr exklusive Geschenke für seine historische Samm- lung. Die verschiedenartigen Objekte stehen alle in engem Zusammen- hang mit Burgdorf, wie es das neue Sammlungskonzept verlangt. Den Spendern sei für ihre willkommene Unterstützung hiermit ganz herzlich gedankt.

– Walter Flückiger machte uns seine umfangreiche und kostbare Ansichts- kartensammlung zu «Burgdorf» zum Geschenk.

– Aus der Familie Frank erhielten wir eine hölzerne Querflöte, die einst Stadtmusikdirektor Karl Josef Frank (1847–1881) gehört hatte.

– Martin Jaberg überliess uns eine Farbscheibe vom Landesschiessen 1913 in Burgdorf aus dem Besitz seines Grossvaters Dr. Wüest.

– Aus der Familie Fahrni stammt eine grosse Farbscheibe, die Stadtschrei- ber Fritz Fahrni und seine Ehefrau bei der Erteilung des Ehrenbürger- rechts 1963 von der Stadt Burgdorf erhalten hatten.

127 – Die Katharina-Wiedmer-Stiftung übergab dem Museum eine Bronze- büste des Burgdorfer Arztes Dr. med. Hans Wiedmer-Aebi (1891–1956).

– Christine Althaus-Lehmann in Hölstein, mit Beziehungen zur Familie Schieb-Ruf und deren Vorfahren Schnell-Schönholzer in Burgdorf, über- raschte uns mit den zwei vorstehend beschriebenen, grossformatigen Aquarellen, diversen Familienpapieren Schnell und einer kleinen, um 1900 entstandenen Porzellanbrosche mit Goldeinfassung.

– Die Handweberin und Ausbildnerin Therese Oppliger in Hasle – eine der Letzten ihres Fachs – überliess dem Rittersaalverein verschiedene Muster und Proben ihrer langjährigen Tätigkeit.

Auf der Schützenscheibe von 1913 wird an den 2. Villmergenkrieg 1712 erinnert

128 Helvetisches Goldmuseum Burgdorf – Goldkammer

Werner Lüthi

Bergbaudarstellung auf einem Glasfenster im Freiburger Münster

Die Goldsammlung öffnet nach dem Umbau der Schlossanlage Ende April 2020 als Teil des neuen «Museum Schloss Burgdorf» ihre Tore. Die neue Goldkammer wird dann nicht mehr im Verlies, sondern im Dachstock des «Neuen Logement», welches 1729/30 zwischen Bergfried und der Mar- garethenkapelle erbaut worden ist, zu finden sein. Zusätzlich werden auch noch weitere Exponate der Goldsammlung in den übrigen historisch be- stimmten Ausstellungsräumen zu entdecken sein, sodass auch ein Besuch im gesamten Museum zum Erlebnis wird. Die Aktivitäten des Fördervereins Helvetisches Goldmuseum beschränk- ten sich in den letzten Monaten vor allem auf die Bearbeitung der neuen Ausstellung. Es galt, Objekte und Inhalte auszuwählen und die entspre- chenden Texte für die neue Ausstellung zu verfassen. Als Nächstes müssen die Statuten des Vereins noch an die neuen Strukturen angepasst werden. Ab 2020 wird der Eigentümer der Goldsammlung neu den Namen «Gold- kammer Schweiz» tragen. Seine Aufgaben werden alles in allem dieselben bleiben: das Sammeln von Gold-Mineralien, Gerätschaften, Objekten, Li- teratur, Grafiken, Bildern und Bildmaterial zum Thema «Gold» sowie die Aufarbeitung von Sammlungsmaterial.

129 Das Gold und die Zähringer

Unter den etwa 3000 Sagen des Schwarzwaldes nehmen die Bergmanns- sagen einen geringen Raum ein. Nur etwa 60 Geschichten befassen sich mit dem Leben und Wirken der Bergleute. Ähnlich ist es mit Sagen um verborgene oder vergrabene Schätze in Burgen und Schlössern. In beiden Gruppen gibt es aber doch Hinweise auf Gold und Goldvorkommen im Schwarzwald. So weiss eine Sage zu berichten: «Als die Herzöge von Zähringen das Freiburger Münster zu bauen be- gannen, fanden sie in ihrem Burgberge eine reiche Goldgrube, deren Ausbeute ihnen die grossen Baukosten bestreiten half. Kaum war das Gebäude vollendet, so war die Goldgrube verschwunden. Um sie wie- der aufzufinden, liess ein späterer Burgherr durch seine Bergleute grosse Arbeiten vornehmen, wobei sie in ein unterirdisches Gewölbe kamen, in dem ein brennendes Licht auf einem Tische stand. An diesem sass eine schneeweisse Frau mit einem Bund Schlüssel in der Hand, welche dem Eintretenden zurief: ‹Entfernt euch augenblicklich und lasset euer unnüt- zes Suchen; denn das Gold wird niemals wieder gefunden.› Voll Schrecken eilten die Bergleute davon, und seitdem hat niemand mehr gewagt, die

Die Burg Zähringen in der Chronik des Die Zähringer Burgruine nördlich vom Johann Sattler (erste Hälfte 16. Jh.) Reutebach

130 Grube aufzusuchen.» Nach einer anderen Sage soll ein Köhler im Wald der Siedlung Zähringen einen Klumpen Gold gefunden haben. Es heisst, dass in jeder Sage ein Körnchen Wahrheit steckt. In der Literatur wird erwähnt, dass im Reutebach, welcher südlich der zum Burgberg mit der Zähringer Burgruine führenden Strasse fliesst, kleine Goldkörner zu finden sind. Der Bach wird von Quarz- und Barytgängen gekreuzt und fliesst teilweise über den blanken Felsen. Tatsächlich konnten bei Waschversuchen im Juni 2019 im erwähnten Bach neben aufgebrochenen und angerosteten Geldkas- setten kleine Goldkörner gefunden werden. Das glänzende Metall wurde durch Hobby-Goldwäscher auch in anderen Bächen der Region in geringen Mengen festgestellt. Eine mittelalterliche Goldwäscherei ist nur in wenigen Bächen nachgewiesen worden. Hingegen ist bekannt, dass ein systematischer Bergbau auf Silber im süd- lichen Schwarzwald im 10. und 11. Jahrhundert begann und im Hoch- mittelalter seinen Höhepunkt erreichte. Abgebaut wurden hauptsächlich silberhaltige Bleierze. Die Städte Freiburg, Basel und Strassburg profitierten in ihrer Entwicklung erheblich vom Silberbergbau. Es gibt deshalb die Sage über die Goldmine im Burghügel auch ähnlich erzählt, jedoch mit einer verloren gegangenen Silbermine.

Der leicht goldführende Reutebach An dieser Stelle konnten kleine Gold- fliesst oft über den blanken Felsen körner gefunden werden

131 Sammlung

In den letzten Jahren konnte der Verein in verdankenswerter Weise immer wieder kleinere und grössere Sammlungen oder Einzelobjekte von Privaten zur Bereicherung übernehmen. In die Bibliothek und Sammlung aufge- nommen wurden (Auszug):

– von Gustav Bürke aus dem Tessin: unter anderem alte Stiche zu Edel- metallen und zur Bearbeitung des Goldes, kleine Goldbarren, Goldmi- nenaktien und eine grosse Anzahl zum Teil historischer Bücher sowie ein Schmelztiegel für einen 1-Kilo-Goldbarren der Firma Argor-Heraeus etc.

– aus der Filiale der Berner Kantonalbank in Burgdorf: Teile der ausge- bauten Tresorfächer aus den 1920er-Jahren. Sie werden voraussichtlich in die neue Ausstellung im Schloss integriert zur Präsentation einzelner Goldobjekte

– von Kurt Neukomm, Goldschmied aus Burgdorf: Objekte, Schmuck, Werkzeuge, persönliche Dokumente, Fotos und Literatur aus vier Gene- rationen Goldschmiededynastie Neukomm

– Ankauf einer sehr schönen, kleinen Goldstufe vom Grossfund aus dem Jahre 2000 im Sumvitg, bestimmt für die neue Ausstellung

Allen Schenkerinnen und Schenkern von Ausstellungs- oder Dokumenta- tionsmaterial sei an dieser Stelle wieder einmal herzlich gedankt. Ebenfalls verdanken wir die gelegentlich eingehenden Barspenden der Vereinsmit- glieder sowie vor allem die jährliche Zuwendung der Gemeinnützigen Ge- sellschaft von Burgdorf, welche uns seit Beginn der Goldausstellung mit einem äusserst wertvollen Beitrag unterstützt.

132 Erweitert! Das Museum Franz Gertsch im Jahr 2019

Anna Wesle

Erweiterungsbau Museum Franz Gertsch, März 2018, © Museum Franz Gertsch, Fotografie: Bernhard Strahm, Gerlafingen

Zum Geburtstag des Künstlers eröffnete das Museum Franz Gertsch seinen Erweiterungsbau mit einer umfassenden Ausstellung: Der Zyklus der Vier Jahreszeiten wurde erstmals im frisch erbauten Vier Jahreszeiten-Raum präsentiert und ein neues Gemälde erlebte seine Premiere in Burgdorf.

Der Erweiterungsbau 2018/19 Das Museum Franz Gertsch begann am 9. März 2018 mit den Arbeiten am Erweiterungsbau. Wie geplant konnte die Eröffnung am 10. März 2019 mit einer Ansprache von Bundesrätin Simonetta Sommaruga zum 89. Ge- burtstag von Franz Gertsch stattfinden. Durch den unterirdischen Ausbau, das heisst die Erweiterung der Fläche um insgesamt drei Ausstellungsräume, stehen nun rund 300 m2 mehr zur Verfügung und die Verteilung der Räume für Sammlungs- und Wech- selausstellungen kann flexibler gestaltet werden. Es wurde damit auch

133 Ansprache von Dr. h.c. Willy Michel an der Preview, 8. März 2019, © Museum Franz Gertsch, Fotografie: Bernhard Strahm, Gerlafingen

Ansprache von Bundesrätin Simonetta Sommaruga an der Vernissage, 10. März 2019, © Museum Franz Gertsch, Fotografie: Bernhard Strahm, Gerlafingen

die Möglichkeit geschaffen, den Vier Jahreszeiten-Zyklus von Franz Gertsch dauerhaft zu zeigen, der in den Jahren 2007 bis 2011 entstand und zwei- fellos einen Höhepunkt im späten Schaffen des Künstlers darstellt. Der Ankauf der vier Gemälde durch den Stifter und Mäzen des Museums, Dr. h.c. Willy Michel, sicherte die Werke für Burgdorf. Von aussen zeigt sich der neue Baukörper schlicht und skulptural. Mar- tin Sturm, der Architekt aus , der bereits für den ursprünglichen Museumsbau verantwortlich zeichnete und auch für die Erweiterung zusammen mit Planrand Architekten, Bern, gewonnen wer- den konnte, entwarf hier eine Form, an deren Hülle sich, je nach saisonal bedingtem Sonnenstand, die vier Jahreszeiten ablesen lassen. So schliesst der Erweiterungsbau einerseits stilistisch an den bisherigen Bau an, nimmt

134 andererseits aber auch Bezug auf die Entwicklungen im Werk von Franz Gertsch und den zukünftigen Zweck des neuen Ausstellungsraums. Dr. Michel trug dabei rund zwei Drittel der Investition von CHF 3 Mio., der Lotteriefonds des Kantons Bern steuerte knapp CHF 1 Mio. bei und die Stiftung Willy Michel leistete ebenfalls einen Beitrag.

Die Eröffnungsausstellung im Frühling/Sommer Die Ausstellung «Franz Gertsch. Frühling, Sommer, Herbst und Winter» (11.3.–18.8.2019) knüpfte an die Eröffnungsausstellung des Museums im Jahr 2002 an, legte dabei aber den Fokus auf die eigene, inzwischen beachtlich angewachsene Sammlung und die seither neu entstandenen Werke. Das Wissen um die Existenz eines ihm gewidmeten Museums und damit um die Möglichkeit, dort seine neuen Werke zeigen zu können, beflügelte den Künstler Franz Gertsch seit den späten 1990er-Jahren nicht nur darin, in Räumen zu denken, sondern auch darin, ganze Werkgruppen für Räu- me zu schaffen. Der erste Ausstellungsraum zeigte denn auch in vertrauter Kombination das Porträt «Silvia I» mit «Gräser I – IV». Die zweite Kombi- nation dieser Art befindet sich als Dauerausstellung im Erweiterungsbau: Hier hat die Werkgruppe der Vier Jahreszeiten einen massgeschneiderten, kapellenartigen Raum bekommen, in dem sie ihre faszinierende Wirkung entfalten kann. Die anderen Räume dieser Ausstellung zeigten überwiegend Gemälde und Holzschnitte, die zwischen 1986 und 2018 entstanden. Beim Rundgang liessen sich die Variationen der Motive von Franz Gertsch – Frauenbildnis, Gräser, Pestwurz, Schwarzwasser, Landschaften – facettenreich nachvoll- ziehen. Einen Höhepunkt bildete die Schweiz-Premiere von «Grosse Pest- wurz» (2018). Die Ausstellung erstreckte sich über das gesamte Museum Franz Gertsch und wurde kuratiert von Anna Wesle in Zusammenarbeit mit dem Künstler.

Die Herbst/Winter-Saison Nachdem die Besucher des Museum Franz Gertsch in der ersten Ausstel- lungsperiode des Jahres die Schweiz-Premiere des Gemäldes «Grosse Pest- wurz» erlebten, durften sie sich in der Herbst/Winter-Saison über eine Weltpremiere freuen: Das Museum präsentierte ein weiteres neues Ge- mälde von Franz Gertsch. Ausserdem setzte es im September seine Reihe

135 Kristina Schuldt, «Delirium», 2017, Öl und Eitempera auf Leinwand, 220 x 180 cm, courtesy Galerie EIGEN + ART Leipzig/ Berlin, © Kristina Schuldt, Foto: Uwe Walter, Berlin der Wechselausstellungen fort. Im Untergeschoss des Ursprungsbaus zeig- te es Leipziger Malerei acht Mal anders: Die Gemälde der Künstlerinnen spannten einen weiten Bogen der Malerei von Figuration bis Abstraktion. Im Kabinett zeigte zunächst die Zürcher Künstlerin Monica Ursina Jäger Tuschzeichnungen, Collagen, Arbeiten auf Papier und eine Installation, an- schliessend ab November die japanische Künstlerin Chika Osaka Gemälde, Aquarelle und Lithografien.

Mittlerweile ist bekannt, dass Malerei aus Leipzig nicht nur männlich ist, jedoch wird sie oft weiterhin noch als typischerweise figürlich verstanden. In der generationenübergreifenden Gruppenausstellung «Fremde Mäch- te. Malerei aus Leipzig» (7.9.2019–1.3.2020) kamen mit den acht male- rischen Positionen von Katrin Brause a.k.a. Heichel (*1972 in Leipzig/D), Henriette Grahnert (*1977 in Dresden/D), Franziska Holstein (*1978 in Leipzig), Rosa Loy (*1958 in Zwickau/D), Claudia Rößger (*1977 in Mittweida/D), Julia Schmidt (*1976 in Wolfen/D), Kristina Schuldt (*1982 in Moskau/RUS) und Miriam Vlaming (*1971 in Düsseldorf/D) nun nicht nur

136 Künstlerinnen stärker zum Zuge, es wurde ausserdem noch mit diesem Vorurteil aufgeräumt. Die Ausstellung zeigte sowohl figürliche Malerei Leipziger Prägung als auch die Entwicklung der Abstraktion aus der Fi- gürlichkeit heraus. Jede Künstlerin setzt sich auf ihre ganz eigene kraft- volle Art und Weise mit den Themen Malerei, Figuration und Abstraktion auseinander und hat ihre einzigartige Bildsprache gefunden. Dabei ent- stehen aus Gesehenem, Fotografiertem, Erinnertem, Geträumtem oder Erfundenem individuelle Werke – mit den Mitteln der Malerei erschaf- fene, und teilweise auch dieses Medium bewusst hinterfragende, Bilder. Die Bandbreite der Ausstellung reichte so vom figurativen Leipziger Stil Rosa Loys bis hin zur abstrakten Ausprägung der Arbeiten von Franziska Holstein. Obwohl nicht mehr alle der im Museum Franz Gertsch ausstellenden deut- schen Künstlerinnen in Leipzig leben und arbeiten, verbindet sie und ihr Schaffen doch die prägende Studienzeit an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Julia Schmidt und Miriam Vlaming leben und arbeiten heute in Berlin/D, alle anderen Künstlerinnen in Leipzig. Die Ausstellung erstreckte sich über das Untergeschoss des Ursprungsbaus des Museum Franz Gertsch und wurde kuratiert von Anna Wesle in Zusam- menarbeit mit den Künstlerinnen. Zur Ausstellung erschien ein Katalog im modo Verlag, Freiburg i. Br./D.

Der im März eröffnete Erweiterungsbau des Museum Franz Gertsch blieb bei der Ausstellung «Franz Gertsch. Es malt sich wie von selbst» (7.9.2019– 1.3.2020) nach wie vor dem Namensgeber des Museums vorbehalten. Ne- ben der Werkgruppe der Vier Jahreszeiten (2007–11) waren die Gemälde «Pestwurz» (2014/15) und «Meer» (2016/17) sowie die Holzschnitte «Sil- via» (2001/02), «Winter» (2016) und «Sommer» (2017) von Franz Gertsch zu sehen. In Raum 1 des Ursprungsbaus wurden weitere Arbeiten des Künstlers gezeigt – dort erlebte zudem noch ein neues Werk seine Weltpremiere. Es handelte sich dabei um ein Gemälde, das an die Serie «Gräser I – IV» (1995–99) aus der Sammlung des Museum Franz Gertsch anschliesst. Mit «Gräser I» (1995/96) nahm Franz Gertsch nach einer knapp zehn- jährigen ausschliesslichen Beschäftigung mit dem Holzschnitt die Malerei wieder auf. Es zeigt in starker Vergrösserung einen Abschnitt des schilf- artigen Grases (Waldzwenke) aus seinem Garten in Rüschegg. Der Künst- ler begann mit diesem Gemälde, sich von der fotorealistischen Malweise

137 Franz Gertsch, «Gräser V», 2018, Eitempera auf ungrundierter Baumwolle, 240 x 340 cm, Besitz des Künstlers, © Franz Gertsch zu entfernen, mit der er in den 1970er-Jahren international bekannt ge- worden war. Die weiteren Gemälde bezogen sich auf dieses «Mutterbild», nahmen von ihm ihren Ausgang. Gertsch verfolgte in dieser Serie einen konzeptuellen Umgang mit der eigenen Malerei, indem er das erste Ge- mälde wieder aufgriff, vergrösserte und mit Ausschnitten und Belichtun- gen spielte. In seinem Spätwerk, in dem Franz Gertsch nicht nach neuen Themen sucht, sondern seine bereits bearbeiteten und bekannten Motive variiert und vertieft, wandte er sich nun nochmals diesen Gräsern zu. Im Format von «Gräser I» entstand «Gräser V» (2018), über das der Künstler während der Entstehung sagte, dass es sich wie von selbst male. Anders als bei den vorherigen Gräsern begann Gertsch hier mit dem dunklen Hintergrund und malte anschliessend lustvoll Halm um Halm in facettenreichen Grün- tönen. Er erreichte dabei eine neue Freiheit in der Ausführung. Die Ausstellung wurde kuratiert von Anna Wesle in Zusammenarbeit mit dem Künstler.

138 Monica Ursina Jäger, «future archaeologies.04», 2019, Tusche auf Papier, 132 x 220 cm, Besitz der Künstlerin, © Monica Ursina Jäger

Chika Osaka, «The Rice That Just Served», 2015, Lithographie, 61 x 94 cm, Edition von 20, © Chika Osaka / courtesy Micheko Galerie

139 Die Kabinettausstellungen im September/November Monica Ursina Jäger setzt sich in ihren Zeichnungen, Collagen und Instal- lationen intensiv mit natürlichen und konstruierten Lebensräumen ausei- nander. Sie thematisiert Umwelt, Landschaft und Architektur als gesell- schaftlich und kulturell aufgeladene Raumkonstruktionen und untersucht politische und sensorische Beziehungen zwischen natürlichen und anthro- pogenen Elementen. Ihre aktuellen Arbeiten befassen sich mit postnatür- lichen Landschaften, dem Anthropozän sowie den geopolitischen Dimen- sionen natürlicher Ressourcen. Jägers interdisziplinäre Projekte umfassen zudem Gärten, Gründächer und «narrative Environments» im öffentlichen Raum. In der Kabinettausstellung «Monica Ursina Jäger. Shifting Topographies» (7.9.2019 – 24.11.2019) zeigte die Zürcher Künstlerin grossformatige Tusch- zeichnungen konstruierter Landschaften, Foto-Collagen hybrider Räume, Malerei mit Chlorophyll (Blattgrün) auf Papier sowie eine komplexe Raum- installation mit natürlichen und industriellen Elementen im Kabinett des Museum Franz Gertsch. Die Ausstellung wurde kuratiert von Anna Wesle in Zusammenarbeit mit der Künstlerin. Der Katalog zur Ausstellung erschien im modo Verlag, Frei- burg i. Br./D.

Chika Osaka sieht ihre Kunst als eine Liebeserklärung an die ganz norma- len, liebenswerten Menschen, die sich der Banalität und oftmals Langewei- le ihres Alltags entgegenstellen. Mit Humor und Detailvielfalt entstehen Arbeiten, die die Betrachtenden, unabhängig von ihrem kulturellen Hin- tergrund und ihrer nationalen Herkunft, ins Bild ziehen. Ihre Druckgrafik weist sowohl ein tiefes Verständnis der Lithografie als auch der japanischen Holzschnitttradition auf und geht auf sehr zeitgenössische Art und Weise darüber hinaus. Im Kabinett des Museum Franz Gertsch zeigte die junge japanische Künst- lerin unter dem Titel «Chika Osaka. Love Letters» (30.11.2019–8.3.2020) aktuelle und für diese Ausstellung neu entstandene Gemälde, Aquarelle und Lithografien. Chika Osaka arbeitete dabei mit Bild- und Textelemen- ten. Es handelt sich um ihre erste Ausstellung in der Schweiz, die anschlies­ send in der Micheko Galerie in München (D) gezeigt wird. Die Ausstellung wurde kuratiert von Anna Wesle in Zusammenarbeit mit der Micheko Galerie, München. Der Katalog zur Ausstellung erschien im modo Verlag, Freiburg i. Br./D.

140 P. P. 3400 Burgdorf

Post CH AG

Theater

Burgdorf

Dina Zeder

Zu Beginn der Saison 2018/19 begab sich das Casino Theater noch ein- mal ausser Haus. So war beispielsweise Mike Müller im Löwen sowie im Saalbau Kirchberg zu sehen. Giacobbo / Müller waren mit ihrem Programm «In Therapie» unterwegs und Gerhard Tschan spielte im Thea- ter Z sein Programm «Getönt». Zudem fand Mitte Januar 2019 die Premi- ere des neuen Programms «Textur» von Schertenlaib & Jegerlehner in der Heitere Fahne in Bern statt. Am Donnerstag, 8. November 2018, stand das Aufrichtfest in der heuti- gen CasinoTheke an. Bei ausgelassener Stimmung sassen Handwerker, Architekten, Planer und viele mehr bei Speis und Trank zusammen. Krö- nender Abschluss war das Baugerüstkonzert der Gruppe Traktorkestar. Einige Hundert Menschen versammelten sich für das Gratiskonzert vor dem Casino Theater und lauschten den Klängen dieser fantastischen Gruppe. Die Stimmung war ausgelassen und unvergesslich. Während im Theater die Baufachleute fleissig neue Leitungen einzogen, Böden verlegten, die Wände verputzten und strichen, war das Casino- Team damit beschäftigt, den Theaterbetrieb ebenfalls in eine neue Ära zu führen. Mittels eines Wettbewerbes suchte man nach einem neuen Erscheinungsbild für das Theater. Gewonnen hat das Büro P’INC. AG Com- munication Design aus Langenthal. Nach Bekanntgabe des Gewinners machte sich P’INC. umgehend an die Realisation des ersten Programmhef- tes unter dem Motto «Sei dabei». Die alte Broschüre im Format A5 wurde durch eine moderne Tabloid-Zeitung ersetzt. Das Design besticht durch seine Einfachheit und seine Übersichtlichkeit, das neue Logo dient sozu- sagen als Bühne für die im Casino auftretenden Künstler. Die neue Home- page ist klar und übersichtlich aufgebaut und folgt einem einheitlichen Farbkonzept.

141 Beim Aufrichtfest vom 8. November 2018 gab die Gruppe Traktorkestar ein Kon- zert auf dem Baugerüst (Foto: Casino Theater)

Darüber hinaus musste das Casino-Team ein neues Ticketsystem evalu- ieren, damit nicht nur print@home-Tickets, sondern auch Mobile-Tickets erstellt werden können. In Rekordzeit führte das Casino Theater das kom- plexe Ticketsystem ein. Keine zwei Monate vergingen vom Erteilen des Auftrages bis zur Einführung des Ticketshops am 30. November 2018. Der Innenausbau lief auf Hochtouren – alle Gewerke gaben ihr Bestes, damit das Theater pünktlich eröffnet werden konnte. Der geleistete Ein- satz von allen Beteiligten war enorm und das Casino Theater sagt an die- ser Stelle noch einmal DANKE für das unermüdliche Engagement. Bereits am Samstag, 23. Februar 2019, eine Woche vor der offiziellen Eröffnung, stand Mike Müller mit seinem Programm «Heute Gemeindeversammlung» auf der Casino-Bühne. Noch war nicht alles fertiggestellt. So fehlte bei- spielsweise die Bestuhlung im Parkett. Glücklicherweise verfügt das Thea- ter über genügend portable Stühle, sodass die Vorstellung zur Zufrieden- heit aller über die Bühne gehen konnte.

142 Anlässlich der offiziellen Eröffnung am 1. März 2019 konnten die Gäste einen Ausschnitt aus dem Schauspiel «Le Bal» geniessen (Foto: Casino Theater)

Am Mittwoch, 27. Februar 2019, erhielten die Abonnenten des Theaters die Möglichkeit, einen ersten Blick in den neu renovierten Theatersaal zu werfen und ihre Abonnementsplätze auszuwählen. Bereits einen Tag spä- ter fand die erste, voll besetzte Schauspielvorstellung «The Who And The What» statt. Am Freitag, 1. März 2019, war es endlich so weit – das Casino Theater wurde offiziell eröffnet mit geladenen Gästen aus Kultur, Politik, Gewer- be… Beim Eintreffen der Gäste waren ausschliesslich begeisterte Gesichter zu sehen und positive Stimmen zu hören. Das neue Gewand des Theaters schien sichtlich zu gefallen. Sibylle Birrer (Vorsteherin der Abteilung Kulturförderung, Amt für Kultur), Christoph Bürgi (Burgerratspräsident Burgergemeinde Burgdorf), Stefan Berger (Stadtpräsident Burgdorf), Michael Gerber (Leiter Denkmalpflege des Kantons Bern, Amt für Kultur) und Anna Suter (Suter + Partner AG Architekten) überbrachten Grussbotschaften und erläuterten ihr Engage- ment und die Wichtigkeit dieser Institution für das Emmental.

143 Der Theatersaal (Foto: Christian Helmle, Thun)

Treppenaufgang zum Theatersaal (Foto: Christian Helmle, Thun)

144 Die CasinoTheke (Foto: Rolf Veraguth, Burgdorf)

Das Foyer (Foto: Christian Helmle, Thun)

145 Der Schlüssel des Theaters wurde dem Verwaltungsratspräsidenten, Mar- kus Grimm, durch die Architektin Anna Suter zurückgegeben und dieser seinerseits übergab den Schlüssel an den Betriebsleiter Peter Schläfli. Im Anschluss an die Reden konnte das Publikum einen Ausschnitt aus dem Schauspiel «Le Bal», aufgeführt vom Theater Orchester Biel Solothurn, ge- niessen. Es folgte ein Apéro riche in der CasinoTheke und im grosszügigen Foyer, das vom Hotel Stadthaus gesponsert wurde. Die grosse Eröffnungsfeier fand dann am Samstag, 2. März 2019, statt. Ein erstes Mal wurde die neue Stehplatzsituation ausgetestet, damit möglichst viele Besucher/innen an der abwechslungsreichen und prominent besetz- ten Feier teilnehmen konnten. So standen Freda Goodlett, Luna-Tic, Marti- na Linn, Steff la Cheffe, Mike Müller, Tinu Heiniger, Endo Anaconda, Hank Shizzoe, Hendrix Ackle, Pedro Lenz, Tom Etter, Jüre Schmidhauser, Simon Baumann, Orieca – Mats Küpfer & Carlo Niederhauser sowie Schertenlaib & Jegerlehner auf der Casino-Bühne. In der Pause wurde den Besucherin- nen und Besuchern ein feines Risotto serviert, damit sie gut gestärkt die zweite Hälfte des Programms geniessen konnten. In den auf die Eröffnungsfeierlichkeiten folgenden Monaten wurde ein anspruchsvolles, hochstehendes Programm geboten. Alle angestammten Sparten – Schauspiel, Musiktheater, Konzert, Kleinkunst – wurden abge- deckt. Bis heute hat das Theater sehr viele positive Rückmeldungen zum Umbau und zum gebotenen Programm erhalten, sodass wir guten Mutes in die Zukunft blicken können.

146 Jahresbericht der Casino Gesellschaft 2018/19

Karin Fankhauser

Die Saison der Casino Gesellschaft Burgdorf begann mit der Hauptver- sammlung am 15. Oktober 2018. Im Vorstand kam es in diesem Jahr zu einer personellen Veränderung. Der Vorstand wurde verstärkt durch Do- ris Gerber. Die übrigen statutarischen Geschäfte gaben an der Hauptver- sammlung zu keinen Diskussionen Anlass; die Vereinsrechnung schloss wie in den Vorjahren ausgeglichen ab, und es besteht ein kleines Vereins- vermögen.

Die Schweiz und Europa – die Schweiz und die Welt

Im Anschluss an die Haupt- versammlung eröffnete die Burgdorfer Nationalrätin Christa Markwalder die Sai- son. Kaum ein anderes Land profitiert mehr von der Glo- balisierung als die Schweiz, aber kein Land tut sich so schwer mit dem Verhältnis zur EU. Frau Markwalder zeigte anlässlich ihres Vor- trags verschiedene Lösungen auf, wie dieser Widerspruch konstruktiv gelöst werden kann. Der Vortrag kam beim Publikum sehr gut an und es wurden viele Fragen gestellt. Ein gelungener Start in die Saison.

147 Carl Spitteler aktuell

Der zweite Anlass stand ganz im Zeichen von Carl Spitteler. Die Literaturwissenschaftlerin Stefanie Leuenberger erzählte, dass Carl Spit- teler in zahlreichen Texten Themen aufnahm, die auch heute im Zentrum der helvetischen und europäi- schen Debat- ten stehen, etwa der Umgang mit dem Anderen, dem «Fremden», aber auch die Sprachenfrage und der stets prekäre Zusammenhalt zwi- schen den verschiedenen Schweizer Lan- desteilen, die Wichtigkeit des Schutzes der Minderheiten und die Bedeutung der Vor- stellung von der «Willensnation». Der Vor- trag war gut besucht und erhielt grossen Applaus.

Szenische Lesung – Keinen Seufzer wert

Die Schauspieler Markus Amrein und Sylvia Garat- ti lasen aus dem Roman «Keinen Seufzer wert», der mit dem Literatur- preis des Kantons Bern ausgezeichnet wurde. Anschliessend fand ein Gespräch mit der Auto- rin Barbara Lutz statt. Die eindringliche Geschichte über weltverachtenden Glauben, über Engherzigkeit und Selbstgerech- tigkeit hatte sich um 1860 auf dem Schafberg bei zugetragen. Das bäuerliche Drama, das sich tatsächlich so abgespielt hat, wurde sehr eindrücklich und bildstark erzählt.

148 Real work

Das Burgdorfer Künst- lerpaar Lang/Baumann fand am 19. November den Weg ins Theater Z. Sie hinterfragen, häu- fig auf spielerische Art, gängige Normen und Wahrnehmungsmuster und begeben sich mit ihrer opulenten Bild- sprache bewusst auf eine Gratwanderung zwischen klar definierten Bereichen: öffentlichem und privatem Raum, Vertrautem und Ungewohntem, Kunst und Funk- tionalität. Der Vortrag gab einen Überblick über die Arbeiten von Lang/ Baumann und ging insbesondere auf einige neuere Projekte ein, wie zum Beispiel das fürs 100-Jahr-Jubiläum der Kunsthalle Bern geschaffene Werk «Module #5», besser bekannt als Kunsthalle Bar. Ein gelungener Anlass.

149 Lesung: Im Wald

Am 7. Januar durften wir den Schriftsteller Pe- ter Stamm in Burgdorf begrüssen. In der Lesung stellte er Prosa- und journalistische Texte aus den letzten dreissig Jahren vor, in denen es um Wälder und Bäume geht, von der Kolumne über die Arzt­ romanparodie bis zur Erzählung. In seinen Texten spielt der Wald – warum auch immer – eine grosse Rolle. Die Lesung war sehr interessant und gut besucht.

Ethik und Maschinen

Dieser Anlass musste leider kurzfristig abgesagt werden und wird in der nächsten Saison durchgeführt.

150 Wald: Lebens-, Wirtschafts- und Erholungsraum – die vielfältigen Facetten des Waldes

Die vielfältigen Facetten des Waldes beein- drucken den Oberförster der Burgergemeinde Burgdorf, Werner Kugler, täglich von Neuem. Er machte anlässlich seines Vortrags Zusammen- hänge sichtbar und verwebte seine persönli- chen Erfahrungen zu einem lesbaren Ganzen. Ein schön gebildeter Vortrag rund um das The- ma Wald.

151 Lesung: Ein Bild von Lydia

Als letzten Anlass der Saison durften wir den Schriftsteller Lukas Hartmann begrüssen. Er las aus dem Buch «Ein Bild von Lydia». In diesem Buch beleuchtet Hartmann den Skandal um Ly- dia Welti-Escher und den Maler Karl Stauffer, der um 1890 die Schweiz erschütterte. Das Buch ist aus der Sicht des Dienstmädchens Luise ge- schrieben. Eine wundervolle Lesung. Das gut besuchte Theater Z verdankte den Anlass mit einem herzlichen Applaus.

152 Ein Weltstar aus Burgdorf

Zum 100. Geburtstag der Sopranistin Lisa Della Casa

Marianne Zelger-Vogt

Herkunft

Kultur, auch Hochkultur, ist kein Privileg der Grossstädte, das gilt auch für die kleinräumige Schweiz. Das bündnerische Bergell hat die Künstler­ dynastie der Giacomettis hervorgebracht, der Komponist Othmar Schoeck stammte aus Brunnen, Friedrich Dürrenmatt aus Konolfingen, der Theater- regisseur Werner Düggelin aus Siebnen, Albert Anker aus Ins, sein Kollege Cuno Amiet schuf den Grossteil seines Werkes auf der Oschwand. Alle sind sie weit über ihre Heimat hinaus berühmt geworden. In Max Buri hat auch Burgdorf einen bekannten Maler in seiner «Ahnen- galerie». In der Theaterwelt aber ist es vor allem ein Name, der sich mit der Berner Kleinstadt verbindet: Della Casa. Der Augenarzt Francesco Ro- berto oder Franz Robert Della Casa (1879 bis 1949) muss mit den von ihm geleiteten Schauspiel- und Opernaufführungen die ganze Region mit dem Theatervirus infiziert haben, Mitwirkende ebenso wie Zuschauer. So wurde auch seine am 2. Februar 1919 geborene Tochter Lisa schon in frühester Kindheit vom Theaterfieber befallen. Theaterspiel und The- aterbesuch empfand sie wie ihr sechs Jahre älterer Bruder Franz als völ- lig normal, als Teil des familiären Alltags. Diese Erfahrung sollte auch für ihr späteres Leben als gefeierter Opernstar prägend werden. Lisa Della Casa verlor nie die Bodenhaftung, sie hatte eine durchaus pragmatische Einstellung gegenüber ihrem anspruchsvollen Beruf, Disziplin und Zuver- lässigkeit standen als Erbteil ihrer Herkunft und Erziehung in der Rang- ordnung der Werte ganz oben. Bezeichnenderweise sagte sie praktisch nie einen Auftritt ab, den Gefährdungen des Erfolges widerstand sie, indem sie zum Musikbetrieb Distanz hielt und ihre Privatsphäre streng schützte.

153 Vom Schauspiel zur Oper

Ihr erstes grosses Opernerlebnis hatte sie mit neun Jahren im Stadttheater Bern, als sie der Vater zu einer Aufführung von Richard Strauss’ «Salome» mitnahm – eine kühne Wahl. Doch Lisa Della Casa konnte anscheinend schon damals zwischen Bühnengeschehen und Wirklichkeit genügend un- terscheiden, um von der erotisch aufgeladenen, in der Enthauptung des Propheten Jochanaan gipfelnden Handlung keinen Schaden zu nehmen. Im Gegenteil: Nach der Vorstellung soll sie ihrem Vater verraten haben, sie wolle singen lernen, um später «die Salome zu tanzen». Jahrzehnte später hat sie diesen Vorsatz verwirklicht, allerdings nur in wenigen Vorstellungen. Die Partie lag für sie nicht nur stimmlich in einem Grenzbereich, vielmehr forderte sie ihr auch emotional so viel ab, dass sie ihre Gestaltungsmittel nicht mehr voll unter Kontrolle hatte. Eben dies aber, die absolute Beherr- schung des vokalen und darstellerischen Instrumentariums, zeichnete ihre denkwürdigen Rollenporträts aus und machte sie zur idealen Interpretin jener Frauenfiguren im Werk von Richard Strauss, denen Lebenserfahrung und Reife eingeschrieben sind: Arabella und Ariadne, «Capriccio»-Gräfin, Marschallin im «Rosenkavalier». Mit diesen und den Mozart-Partien Pamina («Die Zauberflöte»), Donna Elvira und Donna Anna («Don Giovanni»), «Figaro»-Gräfin und Fiordiligi («Così fan tutte») hat sie die Opernbühnen der Welt erobert. Doch der Weg von Burgdorf bis dahin war noch lang. Mit 14 Jahren begann Lisa Della Casa die Gesangsausbildung als Privatschülerin von Margarete Haeser. Die renommierte Zürcher Pädagogin sollte ihre einzige Lehrerin bleiben. Schauspielunterricht benötigte sie nicht, das hatte sie sich unter den Fittichen ihres Vaters in der Praxis angeeignet. Und nicht als Sängerin, sondern in einer Hauptrolle des Dialektfilms «Füsilier Wipf» erregte sie an der Seite des populären Paul Hubschmid erstmals landesweit Aufsehen. Ihre Opernlaufbahn begann in einem kleinen Haus, dem Städtebundthe- ater Biel-Solothurn, jedoch bereits mit einer grossen Partie, der Cio-Cio- San in Puccinis «Madame Butterfly». Zwei Jahre später wechselte sie ins Ensemble des Zürcher Opernhauses, das damals noch Stadttheater hiess, und eignete sich in Oper und Operette ein breites Rollenspektrum an. Hier trat jener Glücksfall ein, den es in jedem Künstlerleben braucht, um auf der Karriereleiter einen Sprung hinauf zu tun: Als die grosse Maria Cebotari in Zürich in der Titelrolle von Strauss’ «Arabella» gastierte, übertrug man Lisa Della Casa die Partie der Zdenka, der als Bub verkleideten jüngeren

154 Nach einem Konzert 1954 in fröhlicher Runde. Von links: Ehemann Dragan Debel- jevic, Lisa Della Casa, Schwägerin Hanny Della Casa, das Ehepaar Annemarie und Willi Aebi aus Burgdorf, Bruder Franz Della Casa (Foto: PB)

Schwester Arabellas. Die berühmte Kollegin war so beeindruckt, dass sie die junge Schweizerin für dieselbe Partie nach Salzburg empfahl, und der Komponist prophezeite ahnungsvoll, «die Kleine» werde dereinst seine Arabella sein. Tatsächlich wurde sie in dieser Rolle, für die sie schon durch ihre legendäre Schönheit prädestiniert war, zur «Arabellissima».

Weltkarriere und früher Rückzug

Bis 1960 trat sie dann regelmässig bei den Salzburger Festspielen auf, bei der Eröffnung des Grossen Festspielhauses war sie die Marschallin im «Ro- senkavalier». Auf das Debüt in der Mozart-Stadt folgten bald Einladun- gen der grossen Opernhäuser und Festspiele: Wiener Staatsoper (1947 bis1973), Bayreuther Festspiele, Bayerische Staatsoper München, Glynde- bourne Festival, Mailänder Scala, Metropolitan Opera New York (1953 bis 1968). Wo immer sie auftrat, verbreitete sie Glanz, eine Aura des Ereignis- haften, Festlichen.

155 Die Schweiz ist ihre Heimat geblieben. 1950 hatte sie Schloss Gottlieben im Thurgau gekauft. Dort lebte sie mit ihrem aus Serbien stammenden Ehemann Dragan Debeljevic und der 1951 geborenen Tochter Vesna. Im Zürcher Opernhaus trat sie bis zum frühen Ende ihrer Karriere (1974) regelmässig auf, insbesondere bei den Juni-Festspielen, in der Zürcher Ton- halle und bei den Musikfestwochen Luzern gab sie Konzerte, auch am Genfer Grand Théâtre war sie ein gefeierter Gast. Weitgehend in Verges- senheit geraten sind leider Lisa Della Casas Auftritte bei den einstigen Mo- zart-Wochen in Interlaken. Dort sang sie in einem hochkarätigen Ensemble von Mitgliedern der Wiener Staatsoper noch in den letzten Jahren ihres Bühnenwirkens Partien, die sie an den grossen Häusern längst zugunsten ihrer Strauss’schen Paraderollen abgelegt hatte: Pamina, «Figaro»-Gräfin, Elvira, Fiordiligi. Nach ihrem Abschied von der Bühne zog sich Lisa Della Casa ganz aus der Öffentlichkeit zurück. Mit ihrem Mann und der seit einer lebensgefährli- chen Aneurysma-Operation motorisch beeinträchtigten Tochter lebte sie in Gottlieben und zeitweise im milden Klima Spaniens.

Das 1950 erworbene Schloss Gottlieben an Weihnachten 1986 (Foto: PB)

156 Ein aus Anlass ihres 90. Geburtstages gedrehtes Filmporträt gab Einblick in ihr Leben nach dem Operndasein und zeigte eine immer noch schöne, heiter und gelassen in sich und ihrer Familie ruhende, schlagfertig antwor- tende Frau, die ohne Nostalgie auf ihre glanzvolle Karriere zurückblickte. Am 10. Dezember 2012 ist sie verstorben.

Lisa Della Casa als Vorbild

Lisa Della Casa hat nie unterrichtet, sie war ein Solitär in der Opernwelt, aber sie hat mit ihren zahlreichen Plattenaufnahmen ein reiches Erbe hin- terlassen, das auch Sängerinnen der heutigen Generation zu inspirieren vermag. Eine dieser Nachfolgerinnen ist die aus Brig stammende Sopranis- tin Rachel Harnisch. Sie war gerade erst geboren, als Lisa Della Casa ihre Karriere beendete. Doch eine signierte Porträtfotografie über ihrem Klavier verrät, dass die grosse Kollegin für sie durchaus präsent ist. Wie es dazu kam und was Lisa Della Casa für sie bedeutet, hat sie in einem Beitrag der NZZ zu deren 100. Geburtstag erzählt. Aus diesem Gedenkartikel sei hier abschliessend zitiert. Während ihrer Studienzeit in Freiburg i. Br. hat Rachel Harnisch den Namen Lisa Della Casa gelegentlich gehört, sich aber nicht weiter über sie infor- miert. Als junge Sängerin müsse man zuerst sich selber finden, dürfe man den Blick nicht zu sehr nach aussen richten. Erst als sie nach ihrem ersten Liederabend in Zürich in einer Rezension las, ihre Stimme erinnere an jene Lisa Della Casas, hörte sich Rachel Harnisch deren Aufnahmen an. «Es war fast erschreckend, wie sehr sie meinem Ideal entsprach, wie ähnlich ihr technischer Ansatz, ihr Umgang mit der Stimme war, die Art, den Ton mit möglichst wenig Kraftaufwand aus dem Piano zu entwickeln.» Nach dieser ersten Begegnung hat sich Rachel Harnisch lange keine Della- Casa-Aufnahmen mehr angehört, aus Angst, sich beeinflussen zu lassen. Der Gedenktag war dann der Anlass, die CDs wieder hervorzuholen. In- zwischen selber arrivierte Opern- und Konzertsängerin mit pädagogischer Erfahrung, nimmt sie Della Casas Kunst jetzt noch differenzierter wahr. «Ich bewundere besonders, wie sie den Ton stets unter Kontrolle hat, sie geht nie an ihre Limiten, es klingt immer natürlich, auch in der höchs- ten Lage mühelos. Ihre Stimme ist kein Vulkan, der eruptiv ausbricht, sie überrennt einen nicht, behält immer eine gewisse Reserve, das verleiht ihr etwas Geheimnisvolles, das einen in Bann zieht.»

157 Auf die Frage, ob Lisa Della Casa für heutige Sänger noch ein Vorbild sein könne, oder ob ihr Gesangsstil veraltet sei, meinte Rachel Harnisch: «Ihre Portamenti wären heute sicher nicht mehr möglich, doch das war damals gängige Praxis. Vorbildhaft bleibt ihre Pianokultur. Es ist erschreckend, wie wenig heute darauf geachtet wird. Je lauter, desto besser, heisst allzu oft die Devise. Aber auch an ihrem Umgang mit dem Wort könnte sich die jetzige Sängergeneration ein Beispiel nehmen. Das meint nicht allein die Textverständlichkeit, es geht um die Einheit von Wort und Gefühlsaus- druck, um das Wort als Gestaltungsmittel des Sängers, um den Farbreich- tum, der sich daraus entwickeln lässt. Lisa Della Casa singt, als rezitiere sie, man vergisst den komplexen gesangtechnischen Mechanismus, der dazu erforderlich ist. Bewundernswert finde ich aber auch ihre grundsätzliche Einstellung gegenüber ihrem Beruf. Sie hat für ihre Kunst gebrannt, ohne an ihr zu verbrennen.»

158 Chronik von Burgdorf

1. August 2018 bis 31. Juli 2019

Viktor Kälin, Chronik Jürg Häberlin, Nachrufe

August 2018

1. In Burgdorf gibt es keine offizielle 1.-August-Feier. Auch die «Knallerei» ist dieses Jahr bescheidener als auch schon, was viele Leute sehr schätzen. Durch die anhaltend sehr hohen Temperaturen in den letzten zwei Wochen war der Umgang mit Feuer und Raketen glücklicherweise eingeschränkt. Die Emme führt sehr wenig Wasser, und die Bauern in der Ey bewässern ihre Felder teilweise. Der Klimawandel ist so richtig spürbar.

2. Während drei Abenden gehen die Sommernachtsträume auf der Brüder- Schnell-Terrasse und in verschiedenen Lokalen über die Bühne. Eröffnet wird der beliebte Anlass vom bekannten Slam-Poeten Remo Zumstein und seinem begleitenden Gitarristen Michael Kuster – beides waschechte Burgdorfer. Diverse musikalische Ensembles aus der Schweiz sorgen für eine prächtige Stimmung – nicht zuletzt auch wegen des sommerlichen Wetters.

4. Das Museum Franz Gertsch wartet mit einem neuen Kunstvermittlungs- angebot auf: eine Kunstführung für alle Sinne. Während einer Stunde begegnen die Besucher ausgewählten Werken der aktuellen Ausstellung mit inspirierenden Meditationen und verführerischen Liedern im Ohr. Ver- antwortlich für den Gesang ist Leila Zimmermann, für die Rhetorik Andreas Jahn.

7. Heute Morgen um acht Uhr zieht eine grosse Gewitterwolke über unsere Stadt. Es blitzt und donnert. Danach fällt endlich der lang ersehnte Regen, dies während rund einer Stunde. Die Luft ist danach wie frisch gereinigt.

159 Heute Nachmittag wird die zweiwöchige Hitzeperiode durch ein Tief aus dem Westen beendet. Die lang anhaltend sehr heissen Temperaturen (bis 32 Grad in unserer Region!) haben Natur und Mensch leiden lassen. Der Umschwung kommt bei uns sachte. Es gibt keine Gewitter mit Schäden, wie das in anderen Gegenden der Schweiz der Fall ist.

9. Bereits zum fünften Mal führt der EHC Burgdorf ein Trainingslager in Leu- kerbad durch. Rund 50 Spieler (Jahrgänge 2004 bis 2007) erleben zusam- men mit zehn Trainern und Betreuern eine abwechslungsreiche Woche mit verschiedenen Sportarten, Badeplausch und feinem Essen.

10. Drei Tage dauert auf der Schützematt das Mittelalterspektakel, welches nach einigen Jahren Unterbruch wieder in Burgdorf Halt macht. Gezeigt werden ein alter Markt und viele altertümliche Handwerksarbeiten. Es gibt Falkner, Bogenschützen, Feuershows und Schwertkämpfe zu bewundern. Die Schweizer Mittelalterband Kel Amrun erfreut jeden Tag Ohr und Tanz- bein.

11. Die Stiftung Schloss Burgdorf lancierte unter dem Motto «Das Schloss für alle» eine Spendenaktion. Bis heute sind stolze 230 000 Franken zu- sammengekommen. Unter den Spendern sind Privatpersonen, Firmen und Emmentaler Gemeinden. Sehr grosszügig ist die Gemeinde Kirchberg, die sich mit 50 000 Franken einen eigenen Raum im Schloss sichert.

Der Burgdorfer Journalist und Schriftsteller Hans Herrmann hat eine neue Erzählung herausgegeben. «Die Franzosenkrankheit» ist eine Novelle, in deren Zentrum der erste Burgdorfer Arzt Johannes Kupferschmid steht, der im 18. Jahrhundert eine Station für Syphiliskranke betrieb und sich nicht gerade beliebt machte. Eine authentische Geschichte aus früheren Burgdorfer Zeiten.

16. Der Archäologische Dienst des Kantons Bern lädt heute zu einem «Tag des offenen Bodens» auf das Schloss ein. Bei den Grabungen während der Umbauarbeiten haben Archäologen Zeitzeugnisse aus der Bronzezeit (1050 – 850 vor Christus) entdeckt. Dabei kamen grosse Mengen an Ke- ramik ans Tageslicht sowie eine mittelalterliche Filterzisterne.

160 Während drei Tagen waren auf der Schützematt altertümliches Handwerk, Falkner, Musik und kulinarische Spezialitäten zu Besuch (Foto: Viktor Kälin)

Eine spezielle Dienstleistung während der Sommerzeit: Gäste des Schwimmbads können dank der Stadtbibliothek Bücher ausleihen (Foto: Viktor Kälin)

161 17. In den Marktlauben der Oberstadt lädt der Orchesterverein Burgdorf zu einer «Reise in die Unendlichkeit des inneren Weltalls». Zusammen mit den Solisten Ania Losinger (Xala), Mats Eser (Marimba/Perkussion) und unter der Leitung von Bruno Stöckli wird die «Opera Space Suite» uraufgeführt. Die Serenade ist wie jedes Jahr gut besucht.

Nach einer gründlichen Revision erklingt heute Abend die Orgel in der Stadtkirche wieder. In einem «Orgelrausch» spielt die Organistin Nina The- resia Wirz Werke von Max Reger und Léon Boëllmann. Vor dem Konzert können Interessierte die Empore besuchen.

19. Heute findet das jedes zweite Jahr stattfindende Fest des Vereins Trail Pro- tectors Emmental statt. Er ist verantwortlich für die Mountainbike-Trails von Burgdorf und Umgebung. Alle Touren starten heute beim Schützen- haus in Burgdorf und enden beim Hornusserhüttli Rüegsauschachen. Ne- ben Grillwürsten und Getränken können auch die neusten Bikes getestet werden.

24. Während drei Tagen geht das zweitälteste Stadtfest (nach der Solätte), die Kornhausmesse, in seine 66. Runde. Was 1950 als Gewerbeschau be- gann, ist auch dieses Jahr ein richtiges Volksfest. Speziell sind dieses Jahr die Turnvorstellungen verschiedener Vereine, die sich auf die Schweizer Meisterschaften im Vereinsturnen vom 8./9. September 2018 in Burgdorf vorbereiten. Wie immer wird viel Musik geboten, neben den üblichen Marktständen. Wegen eines Tiefs sind die Temperaturen eher kühl. Am Sonntag steigt das Thermometer nur noch auf maximal 20 Grad. Wenigs- tens regnet es nur wenig.

Das 7. Berner Literaturfest zieht auch Spuren ins Emmental. Heute liest die ungarisch-schweizerische Schriftstellerin Melinda Nadj Abondji in der Buchhandlung am Kronenplatz aus ihrem Roman «Schildkrötensoldat», Peter Stamm in Langnau aus seinem Buch «Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt».

26. † Walter Lüthi v/o REX, 1922 – 2018, wohnhaft gewesen auf dem Gyris- berg. Wer kannte ihn nicht, sei es als ehemaliger Schüler, als Kadett oder an- derweitig. Jahrzehntelang belebten seine Gymeler, mit Klappstuhl, Block

162 und Griffel bewaffnet, unser sommerliches Städtli. Ihr Zeichenlehrer – stets sportlich-elegant und gebräunt – in helfender Nähe, um einer verirrten Fluchtgeraden ihre Richtung zu weisen. Das war REX, doch er war mehr als das. In Burgdorf wurde er 1922 geboren, verbrachte hier seine Jugendzeit und besuchte das Gymnasium. Walter trat der Bertholdia bei und erhielt das Cerevis REX. REX hielt der Blase stets die Treue und war ihr eine starke Stütze. 1941, mitten im Krieg, erwarb er die Maturität Typus C. Als 21-jähriger Leutnant der Artillerie wurde er in den Aktivdienst aufge- boten. Die Jahre des Zweiten Weltkriegs prägten ihn zeitlebens. Unzählige Anekdoten tauchten oft im Gespräch auf. Der erkämpfte Erhalt unserer Unabhängigkeit war ihm, dem Offizier, stets ehrbare Pflicht. Nach dem Studium an der Kunstgewerbeschule Bern führte ihn eine Vertiefung sei- ner Ausbildung an die Hochschule der bildenden Künste, die Kunstakade- mie in München. 1958 heiratete er die Burgdorferin Lory Grossenbacher. Ihrer Ehe entspross Sohn Marc. REX amtete bis zur Pensionierung 1987 als Zeichenlehrer am Gymnasium. Als genauer Beobachter von Natur, Mensch, aber auch von unserer Stadt, erwartete er von seinen Schülern Disziplin und gewährte ihnen dennoch Freiräume. Er verstand es, ihnen die Augen zu öffnen. Die von ihm einge- führte Stilkunde begleitet heute noch manchen Ehemaligen. Seine Exkur- sionen nach Ronchamp und Colmar waren legendär, Maturreisen Freude und Höhepunkt manchen Gymelers. Als Chefinstruktor leitete er das Ka- dettenkorps, dem er als Elfjähriger als Kadett angehört hatte. REX gehörte zu den Initianten der Wintersportwoche an der Lenk, welche er, wie auch folgende Skilager andernorts, des Öfteren leitete. Als parteiloser Stadtrat setzte er sich für unsere Stadt ein. Er stand der städtischen Polizeikommis- sion vor. Zum Jubiläum 700 Jahre Burgdorfer Handfeste 1973 zeichnete er für die künstlerische Gestaltung der Festumzüge verantwortlich. Das von ihm gestaltete Marktplakat kündigte jahrelang die Burdlefer Märkte an. Im Stab Mech. Div. 4 war er als Major Chef Übermittlung. Trotz der Diversität seiner Tätigkeiten war er immer in erster Linie für seine Familie da und ihr ein liebenswerter Ehemann und fürsorglicher, verständnisvoller Vater. Nach 42 Jahren ging er in Pension. Reisen prägten fortan seine Zeit; seien es Kreuzfahrten oder das Begleiten seines Sohnes als Swissair-Pilot auf dessen Einsätzen weltweit. Nach dem Tod seiner Lory wurde es ruhiger. REX widmete sich mit Freude und ohne Hilfe vermehrt der Pflege seines Gartens und weiterer Hausarbeit. Die Kunst war sein steter Begleiter. Die

163 «Gedult» unter Martina und Pablo war ihm eine äusserst geschätzte kuli- narische und gesellschaftliche Stütze; seine alltägliche Fahrt im Buick zur Gedult – der Gyrisberg ist ÖV-unerschlossen – ein Ritual. Neidhaft un- verwüstlich, wurde REX nach einer kurzen, heftigen Krankheit in seinem Zuhause abberufen.

27. † Marianne Handschin-Rindlisbacher, 1926 – 2018, wohnhaft gewesen an der Pestalozzistrasse 57, zuletzt im Rüttihubelbad. Marianne Handschin-Rindlisbacher ist am 16. April 1926 in Schinznach Bad geboren, wo ihr Vater als Gärtner und Chauffeur arbeitete. 1928 ist sie mit den Eltern nach Burgdorf gekommen und hier aufgewachsen. Ihre etwas labile Gesundheit machte ihr zu schaffen und verzögerte ihre Aus- bildung. Von 1944 bis 1948 absolvierte sie in Bern das Seminar der Neuen Mädchenschule. Nach der Patentierung wurde Marianne Rindlisbacher Lehrerin in der Unterschule Waltrigen. Hier hat sie einen offenen Singkreis gegründet. 1954 wurde sie als Übungslehrerin ans Seminar der Neuen Mädchenschule in Bern berufen. In dieser Zeit wirkte sie auch bei Alters- nachmittagen in der Münstergemeinde mit und war bei der Gründung des Waldenserkomitees dabei. 1957 wurde sie nach Burgdorf ans Gotthelfschulhaus gewählt, wo sie Erst- und Zweitklässler unterrichtete. Kurz war sie auch in der Schlossmatt in einer dritten und vierten Klasse tätig, bevor sie sich 1960 mit Felix Hand- schin aus Basel verheiratete, den sie in gemeinsamen Ski- und Singlagern der Jungen Kirche kennengelernt hatte. In Basel erlebte Marianne Hand- schin ihre ersten Ehejahre. Zwei Kinder kamen zur Welt. Hier, wo Kirche und Staat getrennt waren, ergab sich die Gelegenheit, sich im kirchlichen Unterricht zu engagieren. 1973 erfolgte dann der Umzug der Familie nach Burgdorf an die Pesta­ lozzistrasse. Neben ihren Aufgaben in der Familie hat Marianne Handschin in der Kirchgemeinde beim Besuch Neuzugezogener mitgewirkt. Beson- ders engagiert hat sie sich für den Weltgebetstag der Frauen. Ab 1978 war sie zwölf Jahre in der kantonalen Arbeitsgruppe vertreten und hat sich dazu sowohl in der Region wie auch in der Kirchgemeinde beim Vorberei- ten und Durchführen des Weltgebetstags beteiligt. Ihr Engagement und ihre Umsicht wurden hier sehr geschätzt. Für fremdsprachige Kinder erteilte sie Deutschunterricht. Im Gotthelf- und im Gsteighofschulhaus wirkte sie gelegentlich als Stellvertreterin im Schul- unterricht.

164 Schliesslich hat sie mit anderen Frauen zusammen mitgeholfen, das «Morge­gaffee uf em Gsteig» ins Leben zu rufen und durchzuführen. Die Freude an der Musik hat Marianne Handschin ihr Leben lang begleitet. Mit dem vierten Schuljahr hatte sie begonnen, Geige zu spielen. In den Berner Jahren hatte sie sogar privat Gesangsunterricht besucht. Zusammen mit ihrem Mann hat sie an die vierzig Singwochen des Schwei- zerischen Kirchengesangsbunds mitgemacht. Als die Kinder dann ausge- flogen waren, ergab sich die Gelegenheit, musikalisch wieder mehr zu unternehmen. Seit 1973 sangen die beiden regelmässig im reformierten Kirchenchor Burgdorf. Daneben wurde auch instrumentale Hausmusik mit Freunden fleissig gepflegt.

31. An drei Abenden zeigt das «Variété Pavé» auf der Brüder-Schnell-Terrasse das Stück «Bar jeder Vernunft». Eva Cermak, Emanuel Occhitpinti und Rafael Kost präsentieren dabei eine Mischung aus Seiltanz, Magie, Gauk- lerei und Humor.

September 2018

1. Ab heute sind die beliebten Pro-Burgdorf-Gutscheine mit Couvert Vergan- genheit. Neu kann eine Pro-Burgdorf-Card erworben werden. Auf diese elektronische Geschenkkarte in Kreditkartenformat kann in rund 60 Ge- schäften Geld geladen werden.

Nach 17 Jahre langem «Kampf» wird heute Abend die Kulturhalle Sä- gegasse offiziell eingeweiht. Der Umbau der früheren Turnhalle wurde von der Stadt mit 1,8 Millionen Franken unterstützt. Aber auch die di- rekten Nutzniesser, die Burgdorfer Jugendlichen, haben mitgeholfen. Sie erbrachten für 160 000 Franken Eigenleistungen mittels Geldbeschaffung und Fronarbeiten. Für Stimmung sorgen die drei Bands Seemannsgarn, Kaufmann und Groombridge.

3. In den nächsten Wochen werden im Mülibachgässli eine alte Abwasser- und in der Metzgergasse Werkleitungen ersetzt. 2009 und 2012 kam es in der Metzgergasse zu Leitungsbrüchen. In den letzten zwei Jahren wurde die Lyssachstrasse saniert, jetzt soll in der Unterstadt die letzte Grauguss-

165 leitung ersetzt werden. Wenn keine unvorhergesehenen Komplikationen (zum Beispiel Spuren der Vergangenheit) auftauchen, sollten die Arbeiten im November 2018 abgeschlossen sein.

«Spiel dich durch Burgdorf» heisst das neuste Angebot, von dem grosse und kleine Interessierte beim Tourismusbüro an der Bahnhofstrasse 14 pro- fitieren können. Das abwechslungsreiche Spiel führt sie dann an 25 Posten durch die ganze Stadt. Initiantin ist die Langnauerin Gaby Kaufmann, die bereits in ihrem Heimatdorf Langnau i. E. einen ähnlichen Parcours entste- hen liess.

5. «Immer mehr, immer schneller...» – das ist einfach so in unserer Zeit. Nun ist Burgdorf die erste Stadt der Schweiz, die ein 5G-Netz versuchsweise betreiben will. Dadurch wird die Geschwindigkeit der mobilen Datenüber- tragung gesteigert. Zusammen mit ihrem Netzwerkausrüster Ericsson hat die Swisscom bereits einen Antennenstandort in Betrieb genommen; wei- tere werden folgen in Burgdorf und Umgebung.

7. Auch die Gemeinde Rüdtligen-Alchenflüh hat ein Herz für das Schloss Burgdorf. Der Gemeinderat spricht eine Spende von 5000 Franken für die Realisierung des Schlossprojekts (Jugendherberge, Museum, Trauzimmer, Restaurant).

8./ Während zwei Tagen ist die Schützematt der Mittelpunkt des Vereinstur- 9. nens. 3100 Turnerinnen und Turner aus 138 Vereinen kämpfen an den Schweizer Meisterschaften um die Titel. Gut 5000 Zuschauer und sonniges Wetter sorgen für einen würdigen Rahmen. Der Turnverein Oberburg ist für einen tadellosen Verlauf der Wettkämpfe verantwortlich.

11. Bereits zum fünften Mal wird heute der Musik-Förderpreis durch den Ki- wanis Club Burgdorf vergeben. Zugelassen sind jeweils Jugendliche mit Bezug zur Region Burgdorf – Langnau – Langenthal. Dieses Jahr erringt Kat- ja Schär aus Hasle den ersten Rang. Sie ist Sopranistin und gewinnt 2000 Franken. Weitere Auszeichnungen erhalten: Thansusanth Vijayakumar (Gi- tarre), Dominique Heuberger (Eufonium), Luzi Niederhauser (Kontrabass) sowie das Trio Twone aus Burgdorf / Niederösch mit Carla Schildknecht, Alex und Jan Fuhrer (Gesang, Gitarre, Bass).

166 Die Keramikscherben stammen aus einer bronzezeitlichen Siedlung auf dem Schlosshügel (Foto: Trudi Aeschlimann)

Im Mülibachgässli und in der Metzgergasse wurden alte Abwasser- und Werklei- tungen ersetzt (Foto: Viktor Kälin)

167 13. Heute um 00.14 Uhr in der Nacht muss die Feuerwehr Burgdorf ausrücken. Es ist keine Übung, sondern ein Ernstfall. Drei Autos, ein Motorrad und Velos in einem Unterstand am Amselweg werden trotz dem Einsatz von 30 Feuerwehrleuten völlig zerstört. Es werden keine Personen verletzt; die Brandursache ist nicht bekannt.

14.– Während drei Tagen steht die Gitarre im Zentrum der Markthalle. Zuerst 16. in der «Night of the Guitars», an der verschiedene bekannte Gitarristen Songs aus den 50er-Jahren bis heute interpretieren. Als Initiant und mu- sikalischer Leiter fungiert der Gitarrist Zlatko Perica. Dann dreht sich am Guitar Fest alles um das Saiteninstrument und das entsprechende Zube- hör – ein Anlass für Fans, Sammler, Musiker, Hersteller, Fachhändler und Techniker.

Die Verkehrssanierung der Strassen Burgdorf – Oberburg – Hasle ist seit Jahrzehnten ein Dauerbrenner. Heute entscheidet der Bundesrat, für die Umfahrung Oberburg kein Geld aus dem Nationalstrassen- und Agglome- rationsverkehrsfonds zu sprechen. Für die Umfahrung Burgdorf darf mit Bundesgeldern gerechnet werden. Der Kanton Bern will nun im National- und Ständerat mit Nachdruck auf die Probleme hinweisen.

15. Der 38. Burgdorfer Stadtlauf kann mit drei neuen Rekorden aufwarten. Mit 1001 Anmeldungen wird erstmals die Tausendermarke übertroffen. Der gebürtige Marokkaner Ahmed El Jaddar (TV Riehen BS) stellt einen neuen Streckenrekord auf (30:48 für die 10-km-Strecke). Schliesslich sind die 938 Klassierten auch ein neuer Rekord. Ein spezieller Schlusspunkt ist die Übergabe eines Checks über 5000 Franken von der Baufirma Faes Bau AG an die Organisation «mine-ex».

16. Der Simone-Emilie-Schroeder-Fonds der Musikschule Region Burgdorf er- laubt es, jährlich bis zu acht Stipendien in Form eines Semesterbeitrags zu vergeben. Dieses Jahr sind die Saiten- und Zupfinstrumente an der Rei- he. Ein ganzes Semester gewinnen Noelia Hausamman (Violoncello) und Thansusanth Vijayakumar (Gitarre), je ein halbes Semester Elisa Thomas, Meret Lorenz, Linn Erni, Lisa Ritz, Flurina Müller und Meret Guggisberg.

17. Nach intensiven und kontroversen Diskussionen lehnt der Stadtrat heute Abend den Rahmenkredit von 25 Millionen Franken ab, der es der Stadt

168 erlaubt hätte, sich am Kauf von Liegenschaften der Personalvorsorgestif- tung Region Emmental (PRE) zu beteiligen. Der Entscheid fällt relativ knapp aus: 20 Nein, 17 Ja und eine Enthaltung. Mit 38:0 Stimmen genehmigt das Parlament aber klar den Verkauf einer städtischen Liegenschaft im Fi- schermätteli. Auf Antrag der SP wird der Buchgewinn der Spezialfinanzie- rung Unterhaltfonds Liegenschaften gutgeschrieben. Mit 21 Nein zu 16 Ja und einer Enthaltung wird das Begehren der FDP für eine Schuldenbremse bachab geschickt. Mit 24 Ja, 13 Nein und einer Enthaltung heisst das Par- lament zudem eine Motion der Grünen gut. Sie will, dass Stadtangestellte und Personen in einer Geschäftsleitung eines stadtnahen Betriebes nicht gleichzeitig Gemeinderat werden können. Da eine Änderung der Gemein- deordnung dem obligatorischen Referendum unterliegt, wird nach dem Stadtrat die Burgdorfer Bevölkerung schlussendlich darüber entscheiden.

19. An den Weltreiterspielen in Tryon / North Carolina (USA) erringt der Burg- dorfer Voltigierer Lukas Heppler im erstmals durchgeführten Nationenpreis zusammen mit seinem Team die Silbermedaille. Im Einzelwettkampf wird er wegen eines Fehlers «nur» Siebter. Sein nächstes grosses Ziel ist die EM 2019 in Ermelo (Niederlande).

21. Das letzte Konzert im Rahmen des diesjährigen Orgelzyklus überzeugt mit farbiger, virtuoser und leidenschaftlicher Musik. Thilo Muster an der Orgel und Samuel Freiburghaus (Taragot, Frula, Klarinette und Bassethorn) be- zaubern mit Klängen aus dem Balkan, der Gypsis und des Klezmorims.

«Pop up» heisst das Motto des heutigen Nachtmarktes in der Bahnhof- strasse und der Oberstadt. Die Strassen und Plätze werden zu einem Basar, einer Spielwiese, einem Gastrotempel und einem Open Air – so wünschen es sich die Organisatoren. Auf dem Kronenplatz ist «Bubble Art» angesagt: Wer formt die grösste Kaugummiblase? Dank relativ gutem Wetter und der Vielfalt an Marktständen und Attraktionen ist der Anlass wie immer ein Publikumserfolg.

22. Auf der Schützematt feiert der Burgdorfer Pferdezuchtverein (BPZV) sein zehnjähriges Bestehen mit einer gut besuchten Jubiläumsschau. Mehr als 140 Startende stellen dabei ihr Können in verschiedenen Disziplinen unter Beweis. Die Rasse der «Burgdorfer» ist ein mittelschweres bis schweres Zugpferd, ist robust und leicht zu führen. Dank eines noch vorhandenen

169 Zuchtbuchs konnte die Rasse wieder aktiviert werden und umfasst mo- mentan 46 Zuchtpferde und elf Fohlen.

24. In der Nacht auf heute Montag fegt das Sturmtief Fabienne über die Schweiz. Es richtet keine nennenswerten Schäden an. Aber die tiefen Tem- peraturen (am Morgen nur noch fünf Grad) setzen einen Schlusspunkt hinter die immer noch sommerlichen Tage. Das Thermometer steigt diese Woche nur noch auf maximal 22 Grad.

28.– Die Verschiebung der Pferdesporttage auf der Schützematt vom Frühling 30. in den Herbst ist ein voller Erfolg. An allen drei Tagen herrscht herrliches Wetter. Die vielen Regentage der vergangenen Jahre sind vergessen. Erst am Abend nach 18.00 Uhr fegt ein Gewitter mit Blitz und Donner über Burgdorf und bringt starken Regen und eine deutliche Abkühlung.

30. Seit dem November 2016 führten Eleni Vareli und George Kypriotis ein griechisches Restaurant, zuerst am Kronenplatz, ein halbes Jahr später als Taverna Aphrodite in der Hofstatt. Nun kehrt sie in die Alterspflege zurück, und er arbeitet wieder als Handwerker.

Oktober 2018

1. Heute wechselt die Leitung in der Erziehungsberatung Burgdorf-Langnau. Für die langjährige Leiterin Doris Hohn übernimmt neu Susanne Eschmann. Sie ist Fachpsychologin für Psychotherapie FSP sowie für Rechtspsycholo- gie FSP. Seit 2009 arbeitete sie bei der Kinder- und Jugendpsychiatrie So- lothurn.

8. Der Gault&Millau 2019 ist erschienen. Für viele Genussmenschen so etwas wie die Bibel der Gastronomie, für andere aber eine überholte Einrichtung. In Burgdorf können die drei aufgeführten Restaurants ihre Punktzahl hal- ten: Emmenhof (17 Punkte), Stadthaus La Pendule (15) und Zur Gedult (15).

12. Der Burgdorfer Ökonom und Müllereitechniker Hermann Dür, seit der ersten Mondlandung ein begeisterter Raumfahrtliebhaber, organisiert in seiner Funktion als Vizepräsident der Schweizerischen Raumfahrt-Verei-

170 nigung im Konferenzzentrum des Verkehrshauses Luzern eine Konferenz zum Thema «Leadership und Resource Management in Extremsituationen am Beispiel der Apollo-13-Mission».

13. Der teilweise sehr heisse Sommer geht ohne Schlechtwetterperiode in ei- nen herrlichen Herbst über. Das schöne Wetter mit angenehmen Tempe- raturen erfreut beispielsweise viele Wanderfreunde oder auch Gartenlieb- haber. Auf der anderen Seite sind die Läufe der Flüsse fast ausgetrocknet, was schlecht ist für die Fische, aber auch für die Betreiber von kleinen Wasserkraftwerken. Sie produzierten in den Monaten Juli, August und September kaum Strom.

13./ Rund 120 Aussteller aus ganz Europa sind dieses Wochenende wegen 14. ihren Rassekatzen in die Markthalle gekommen. In vier Kategorien werden an zwei Tagen je 200 Katzen von Richtern bewertet. Organisiert wird der Anlass vom Katzen- und Edelkatzenclub Bern.

15. † Peter Wüthrich, 1934 – 2018, wohnhaft gewesen am Tiergarten 31. Als engagiertes Mitglied von Amnesty International hat man Peter Wüth­ rich in der Öffentlichkeit und auch in der Kirche wahrgenommen. Oft konnte man ihn am Sonntagmorgen im Gottesdienst antreffen. In der Ar- beitsgruppe, die sich seinerzeit der Betreuung von Flüchtlingen widmete, hat er sich besonders eingesetzt. Für Menschen mit Behinderung, sei diese nun sozialer, körperlicher oder geistiger Art, hatte er ein feines Sensorium und grosses Verständnis. Geboren ist Peter Wüthrich am 15. September 1934 in Aeschi bei Spiez. Seine Eltern arbeiteten damals im Kinderheim Tabor, einer Heimstätte für Kinder aus schwierigen familiären Verhältnis- sen. Hier hat Peter mit zwei Brüdern einen Teil seiner Jugend verbracht. Als die Eltern 1947 in Zollbrück eine Handweberei übernahmen, ist er ins Emmental gekommen. Auch er habe gelernt, einen Webstuhl zu bedienen und sei stolz gewesen, selber mit Schnellschuss Handtüchlein zu weben, so bemerkt er. Trotzdem sei er nach der Sekundarschule nicht Handweber geworden, sondern ist 1951 ins Lehrerseminar am Muristalden eingetre- ten. Im Frühling 1955 wurde er an die Oberstufe in Iseltwald gewählt. 45 Kinder in fünf verschiedenen Klassen hatte er da zu unterrichten. In Anna Zürcher, seiner Kollegin, fand er seine Ehepartnerin, mit der er 1957 Hochzeit feierte. Fünf Kinder wurden ihnen geschenkt. 1961 wechselte man vom Brienzersee nach . Zuerst waren die 5. und 6. Klasse,

171 später die Oberstufe Peter Wüthrich anvertraut. Daneben war er in Bern als Lehrer an der Interkantonalen Berufsschule für Hörgeschädigte engagiert. Wie er selber hervorhebt, hat er hier behinderte Menschen näher kennen- gelernt, was ihm wertvolle Impulse für seinen Unterricht gab. Nach 17 Jahren entschloss sich Peter Wüthrich, nochmals in eine neue Aufgabe einzusteigen. Nach einem berufsbegleitenden Kurs für Unterricht an Klein- klassen trat er 1973 in die Heilpädagogische Tagesschule Burgdorf ein. Zuerst fand der Unterricht noch in Baracken auf dem Gsteig statt. 1975 be- zog man das neu errichtete Schulungs- und Arbeitszentrum für Behinderte (SAZ) an der Burgergasse. Peter Wüthrich unterrichtete als Klassenlehrer für geistig behinderte Kinder und war zugleich Leiter der Schule. Dabei konnte er auf die tatkräftige Unterstützung seiner Frau Anna zählen. Sie erteilte textiles Handarbeiten und begleitete die Klassen auf Ausflügen und in die Landschulwoche. Durch die verschiedenen Anlässe der Freizeitgruppe Burgdorf blieb Peter mit vielen seiner ehemaligen Schülerinnen und Schülern über die Pensio­ nierung hinaus verbunden. Nicht zu reden von der Aufgabenhilfe und den Nachhilfestunden, die er im Stillen hie und da gab. In der Neumatt hat er auch mitgeholfen, eine Seniorensinggruppe zu gründen. Nach dem plötzlichen Tod seiner Frau im März 2012 war er besonders froh um seine grosse Familie. Bis zuletzt blieb er mit seinen vielen Grosskindern in regem Kontakt.

18. Der in Burgdorf lebende Lehrer Martin Güdel hat sein erstes Buch geschrie- ben. «Der Ständerat» ist ein Krimi, der mehrheitlich in Burgdorf spielt. So kommen ganz viele Örtlichkeiten, Geschäfte oder Anlässe im Buch vor, die es wirklich gibt. Güdel unterrichtet seit 15 Jahren im Schulhaus Kreuzfeld in Langenthal.

20. Die Kulturnacht wartet auch dieses Jahr mit einem Programm für jeden Geschmack auf, und dies bereits zum 13. Mal. Mit der umgestalteten Kulturhalle Sägegasse ist ein attraktiver neuer Veranstaltungsort dazuge- kommen. An 30 Spielorten werden gut 80 Blöcke gezeigt. Dabei sind verschiedenste Musikrichtungen, Lesungen, Filmvorführungen, Zirkusvor- stellungen, Poetry-Slam – und natürlich Köstlichkeiten für das leibliche Wohl. Kurzum: die Burgdorfer Kulturnacht erfüllt (fast) alle Wünsche!

Die jährlich wiederkehrende Hauptübung der Stützpunktfeuerwehr Burg-

172 Walter Lüthi v/o REX Marianne Handschin-Rindlisbacher 1922 – 2018 1926 – 2018

Peter Wüthrich Ernst Rentsch 1934 – 2018 1925 – 2018

173 dorf stösst auch dieses Jahr auf grosses Interesse. An drei verschiedenen Standorten werden unterschiedliche Schwerpunkte beübt: bei der Schwob AG an der Kirchbergstrasse mit Leitern im Bürotrakt, mit einer Ölwehr am Stadtbach und im Kampf gegen eine Explosion mit Brand im Fabrikations- gebäude. Kommandant Martin Rutschi und die Einsatzleitung sind mit den Leistungen sehr zufrieden.

Bei idealem Wetter können der 36. Herbstlauf und der 6. Waffenlauf in Burgdorf durchgeführt werden. Obwohl dieses Jahr ein Teilnehmerrück- gang zu verzeichnen ist, wollen die Organisatoren weitermachen. Sieger bei den Waffenläufern: Christian Kreienbühl; bei den Waffenläuferinnen: Marianne Balmer; beim Herbstlauf: Martin Zürcher und Sonja Seiler.

21. Das Projekt «Beweg di!» wird auch dieses Jahr durchgeführt. Zwischen Oktober 2018 und April 2019 ist die Turnhalle Lindenfeld an sieben Sonn- tagen für die Öffentlichkeit offen. Das Spielmaterial wird zur Verfügung gestellt. Es braucht keine Anmeldung, und das Mitmachen ist kostenlos.

23. Seit zwölf Jahren ist die Senevita am jetzigen Standort an der - strasse tätig. Nach diversen kleineren Umbauten soll nun ein Erweiterungs- bau 20 neue Arbeitsplätze schaffen. Das Projekt (Gebäulichkeiten und Garten) wird demenzkranken Menschen zugutekommen. Nach zweijäh- riger Bauzeit sollte der Neubau 2021 bezugsbereit sein. Damit würde der gesamte Betrieb 88 Wohnungen und 95 Pflegeplätze umfassen.

Die Genossenschaft «Generationen Wohnen Thunstrasse Burgdorf» ist Ende März 2018 aus dem Projekt ausgestiegen. Nun hat die Gebäudever- sicherung Bern (GVB) mit der Lubana AG Burgdorf einen neuen Partner gefunden. Die Vermietung der Wohnungen soll am 1. Februar 2019 begin- nen.

24. Die Stiftung Lerchenbühl nimmt einen neuen Anlauf, um ihre Infrastruktur zu verbessern. In einer ersten Etappe werden ab Sommer 2019 die Turn- halle und die Werkräume abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt. In der zweiten Phase wird dann ab Anfang 2020 der Wohnbereich saniert. Die Kosten belaufen sich auf 27 Millionen Franken, wovon der Kanton 20 Millionen übernimmt. Die Schule bietet Platz für 62 Schüler/innen und Lernende mit Beeinträchtigung und wurde 1907 gegründet.

174 So sah die Schwelle beim Schwimmbad einen Tag vor dem Regen am 27. Oktober 2018 aus; es fliesst kaum Wasser (Foto: Viktor Kälin)

Die Stützpunktfeuerwehr Burgdorf führt immer wieder kleinere Übungen in Be- trieben der Stadt durch, dies neben der jährlichen Hauptübung (Foto: Viktor Kälin)

175 An der ersten «Kopfnuss» diesen Herbst im Stadthauskeller kommt das zahlreiche Publikum voll auf seine Rechnung. Moderator Georges Wüth­ rich hat mit Bundesrat und Aussenminister Ignazio Cassis und Komiker Vik- tor Giacobbo zwei sehr eloquente und starke Persönlichkeiten eingeladen. Den unterhaltsamen Abend beschliesst Adrian Merz mit seinem Sidekick. – Ein interessanter Abend vor einem zahlreichen Publikum!

26. Die Stadt Burgdorf hat dieses Wochenende die grosse Ehre, befreundete Zähringerstädte einzuladen. Vertreter der deutschen Städte Bräunlingen, Freiburg i. Br., Neuenburg am Rhein, St. Peter, Villingen-Schwenningen und Weilheim sowie die schweizerischen Zähringerstädte Bern, Freiburg, Mur- ten, Rheinfelden und Thun werden ein abwechslungsreiches Programm absolvieren. Sie erhalten Einblick in die Umbauarbeiten des Schlosses und können das Theater Berchtold V. geniessen.

27. In der Nacht auf heute trifft der lang ersehnte Regen endlich ein. Die Tem- peraturen sind gesunken; in der Nacht auf zwei Grad, am Tag auf maximal zwölf Grad in dieser Woche. Es regnet fast zwei Tage lang, aber nur sehr fein und nicht ergiebig. Die Emme sieht immer noch recht ausgetrocknet aus. Am Sonntagmorgen gibt es zwischenzeitlich ein Gemisch aus Regen und einigen Schneeflocken. In den Bergen schneit es teils recht heftig (bis 70 cm Schnee); alle Pässe sind geschlossen.

In der Kulturhalle an der Sägegasse lädt die Musikschule Region Burgdorf zu drei Konzerten. Auf der Bühne spielen Young Jazz, Kaido und Evelinn Trouble.

28. In der Stadtkirche erklingt ein Chor- und Musikprojekt von Erich Stoll. «Chores» hat sich zum Ziel gesetzt, die Musikkultur und den gepfleg- ten Chorgesang im schweizerischen Mittelland zu fördern. Am heutigen Abend werden Werke von Franz Schubert, Ludwig van Beethoven und Peter Roth gespielt.

29. Der mit 15 000 Franken dotierte Kulturpreis der Burgergemeinde geht 2018 an die Organisation der Burgdorfer Krimitage. Die ganze Welt des Krimis sei jeweils in Burgdorf anwesend, dazu fasziniere der Anlass immer wieder Tausende von Besuchern, steht in der Begründung geschrieben. Dieses Jahr wird der Anlass, der alle zwei Jahre stattfindet, bereits zum 13. Mal durchgeführt.

176 Das Budget 2019 der Stadt Burgdorf sieht einen Überschuss von 666 000 Franken vor. Geplant sind dabei Nettoinvestitionen von 10,6 Millionen Franken. Dies führt zu Schulden von 1367 Franken pro Einwohner und Jahr, was deutlich unter den vom Kanton vorgegebenen 2500 Franken liegt. Mit vier Millionen Franken ist die Finanzierung des Bushofs beim Bahnhof der grösste Ausgabenposten. Der Gemeinderat will 2019 zwei Prozent in Lohnmassnahmen für die städtischen Angestellten investieren.

Heute Nacht fegt ein starker Sturm über die Schweiz. Nach langer Zeit regnet es endlich recht ergiebig. Die Emme sieht jedenfalls wieder wie ein richtiger Fluss aus. Die Fische können «aufatmen»!

November 2018

1. Seit Mitte Oktober 2018 verfügt der Rettungsdienst des Regionalspitals Emmental über ein neues Ambulanzfahrzeug. Der allradangetriebene Mercedes-Benz 519 ist gelb-blau gefärbt, nicht mehr gelb-rot. «Bertu5», wie er liebevoll genannt wird, rückt jeweils vom Stützpunkt Burgdorf aus. Sein Vorgänger wurde nach sechs Jahren und über 6500 Einsätzen ausge- mustert.

2. Unter dem Motto «Ein Mensch ist ein Mensch» lädt das Berner Vokalen- semble «Canto Vivo» zu einer besinnlichen Feier mit Musik und Wort in die Stadtkirche ein. Unter der Leitung von Brigitte Scholl werden Vokalmusik von Heinrich Schütz und Thomas Tallis sowie Orgelwerke aus der Barock- zeit gespielt. An der Orgel spielt Nina Wirz; die Texte werden von Pfarrer Ueli Fuchs gestaltet.

Die Lebensmittelhilfe «Tischlein deck dich» des Gemeinnützigen Frauen- vereins GFV kann ihr zehnjähriges Bestehen feiern. Das Verteilerteam be- steht aus 24 freiwilligen Helferinnen. An der Abgabestelle Burgdorf wur- den in den letzten zehn Jahren 330 256 Kilogramm Lebensmittel im Wert von 2,14 Millionen Franken abgegeben. Das Angebot umfasst Getränke, Gemüse, Früchte, Konserven, Brot, Süssigkeiten sowie Tiefkühlprodukte. Eindrückliche Zahlen von einer sehr hilfreichen Institution!

177 † Ernst Rentsch, 1925 – 2018, Uhrmacher, wohnhaft gewesen an der Metzgergasse 16, zuletzt in der Senevita. Über Jahrzehnte war er in unserer Stadt präsent, in seiner stillen, konzen- trierten Exaktheit, wie es seit jeher für einen versierten Uhrmacher selbst- verständlich ist. Ernst Rentsch hat etwas von seinem Fach verstanden. Seien es Taschenuhren, Pendulen, Regulatoren oder gar Standuhren, er wusste Bescheid und verstand es, ein Werk wieder zum Laufen zu bringen. Im Haus, in dem er später ein Leben lang fleissig und exakt gearbeitet hat, ist Ernst Rentsch am 5. Juli 1925 zur Welt gekommen. Mit einem jüngeren Bruder zusammen ist er hier aufgewachsen. Schon als Bub hat er seinem Grossvater in der Werkstatt bei der Arbeit zugeschaut, hat hie und da mitgeholfen und dies und jenes gelernt. Höhepunkte waren jeweils die Revisionen der Stadtkirchenuhr. Nach der Schulzeit und einem Welsch- landjahr in einem Internat am Genfersee absolvierte Ernst Rentsch an der Uhrmacherschule in Solothurn die Lehre zum Uhrmacher. Es folgte eine kurze Zeit in der Romandie, unter anderem in Neuenburg, wo er erste Be- rufserfahrungen sammelte. 1947 führte der plötzliche Tod des Grossvaters dazu, dass der erst 22-Jährige dessen Geschäft übernahm. Ernst Rentsch war mit Leib und Seele Uhrmacher. Sein Wissen, seine Fertigkeit und seine Zuverlässigkeit waren sehr geschätzt; über seine Qualitäten verlor er nie grosse Worte – es hätte nicht zu seinem bescheidenen Wesen gepasst. Nicht nur bei Geschäftskunden war er geachtet, auch an der Uhrmacher- schule Solothurn, wo er sich über viele Jahre als Prüfungsexperte und Schulinspektor zur Verfügung stellte. Mit der Familie seines Bruders blieb er eng verbunden. Viele Jahre, zuerst im Geschäft, im Ruhestand, dann bis ins hohe Alter, war er dankbar um die freundschaftliche Verbundenheit mit Therese Gammenthaler. Neben seinem Beruf interessierte sich Ernst Rentsch besonders für die Geschichte unserer Stadt und ihrer Gebäude; wer ihn näher kannte, konnte gelegentlich staunen über sein grosses Wis- sen dazu!

3. Eine internationale Combo aus London, Berlin, Neuchâtel und Appenzell «rockt» heute Abend die Bühne des Schmidechäuers. Kontrabass, Schlag- zeug und Gitarre begleiten dabei einen flammend-würzigen Bläsersatz aus Trompete und Posaune, wilden Solis und kraftvollem Gesang.

5. Der Stadtrat stimmt an seiner Sitzung einem neuen Reglement zu, das der Stadtkasse Mehrwertabschöpfungen bei Neueinzonungen und bei Um-

178 oder Aufzonungen erlaubt. Der Abgabesatz liegt nun neu bei 33 Prozent, die Freigrenze bei 50 000 Franken. Beim Uferweg und beim Coop Ober- burg stehen solche Umzonungen bevor.

Von den 39 Berner Gemeinden mit mehr als 5000 Einwohnern ist Burg- dorf weit vorne bei der Prokopfverschuldung. Nur Moutier, Biel, Oster- mundigen und Köniz sind höher verschuldet. Trotz starker bürgerlicher Gegenwehr wird aber das Budget 2019 mit 26 Ja und 14 (!) Enthaltungen angenommen.

7. Wie immer ist auch dieses Jahr der Zuschauerandrang beim Märit im Schu- lungs- und Arbeitszentrum SAZ sehr gross. Es wird viel gekauft an den ver- schiedenen Ständen, und auch der Gaumen kommt auf seine Rechnung, zum Beispiel beim Spaghetti-Plausch oder bei der Gerstensuppe.

«Mein Zuhause ist sauber – mein Gyrischachen!» heisst heute Morgen das Motto der neun jungen Umweltcoaches, die zusammen mit der Stadt Burgdorf, dem Quartierverein Ämmebrügg, der reformierten Kirchgemein- de und der Spielgruppe Kinderland neue Infotafeln aufstellen und wieder einmal das ganze Quartier säubern.

11. «Am Mordpol» lautet das Motto der 13. Burgdorfer Krimitage, die wäh- rend 14 Tagen rund 8000 Besucher anziehen. An neun verschiedenen Durchführungsorten wird eine abwechslungsreiche Mischung aus Lesun- gen, Filmen, Theater, Realityanlässen, Musik und Comedy geboten. Die Organisatoren rechnen, dass das Budget, vor allem auch wegen den Spon- soren, eingehalten werden kann und in zwei Jahren die nächsten Burg- dorfer Krimitage über die Bühne gehen werden. Ein spezielles Kränzchen muss man den rund 120 freiwilligen Helfern widmen, ohne die der beliebte Anlass nicht durchgeführt werden könnte.

14. Fr. 7.10 pro Einwohner zahlt jede Emmentaler Gemeinde neu an die Regi- onalkonferenz. Dies ergibt den stolzen Totalbetrag von 684 000 Franken. Die Gelder werden meist eingesetzt, um Gemeinden zu unterstützen, die beispielsweise für die Raumplanung, die Verkehrspolitik, die Altersplanung oder die Energieberatung nicht genügend Mittel aufbringen können.

15. Beat Jakob hat während 16 Jahren im Solennitätsausschuss mitgearbeitet, davon zwölf Jahre als dessen Präsident. Nun wird er abgelöst von Jeannine

179 Seiler Keller. Die Strukturen der gesamten Organisation werden gleichzei- tig verändert und an die neuen Schulreglemente angepasst.

16. «HKB geht an Land» – so das Motto, das die Hochschule der Künste Bern unter anderem auch nach Burgdorf bringt. Im BLS-Depot zeigen die Stu- dentinnen Einblicke in verschiedene Opernsequenzen. Auch dabei ist der Konzertchor Burgdorf, der mit Schweizer Volksliedern auftritt. Gespielt wird an zwei Abenden je zweimal.

An der GV der Casino Theater AG kann Verwaltungsratspräsident Markus Grimm auf ein positives Jahr zurückschauen. Das vergangene Programm Tour d’Emmental stiess an den verschiedenen Spielorten auf viel Interesse und war auch finanziell erfolgreich. Obwohl der Umbau des Casinos sehr aufwendig und kompliziert ist, hat man die Kosten im Griff; der Wieder- eröffnung im März 2019 sollte nichts mehr im Wege stehen. Betriebslei- ter Peter Schläfli kann wie gewohnt ein abwechslungsreiches Programm 2019/2020 vorstellen.

17. Zwei verschiedene Kulturereignisse gehen heute Abend über die Bühne. Im Stadthauskeller gastiert das Duo Valsecchi & Nater mit seinem Mix aus Musik, Politik, Parodie und Nonsens. Mit einer neuen Band kommt die Berner Oberländerin Sandee ins Maison Pierre. Die Vollblutmusikerin kom- poniert in ihrem Studio eigene Lieder und erteilt auch Musikunterricht.

Die Vorsorgestiftung Previs stellt ihr überarbeitetes Projekt am Uferweg vor. Es umfasst drei Blöcke mit vier, sechs und zehn Stockwerken. Dies ergibt 176 Wohnungen, 43 mehr als in den alten Häusern. Ungefähr ein Viertel der Wohnungen soll preisgünstig werden. Ende 2020 müssen die jetzigen Mieter ausziehen, und ab 2022 dürften die ersten neuen Woh- nungen bezugsbereit sein.

18. Mit Werken von John Mackey, Oliver Waespi, James Barnes, Richard Wag- ner, David Maslanka und Johann Sebastian Bach gibt der junge Nino Wrede ein begeisterndes Debüt als Leiter der Stadtmusik Burgdorf. Das zahlreich anwesende Publikum dankt den Musikern mit einem tosenden Applaus.

19. Der Winter schickt heute Morgen einen ersten Gruss. Bei sehr kühlen Temperaturen schneit es leicht, und Dächer und Wiesen werden «über-

180 So sah es Mitte November 2018 beim grossen Umbau im Casino aus (Foto: Viktor Kälin)

Am 2. März findet die offizielle Wiedereröffnung des Casino Theaters statt. Der Eingangsbereich wurde grosszügig umgestaltet (Foto: Viktor Kälin)

181 zuckert». Das Wetter bleibt unangenehm: bedeckt, tagsüber nur maximal sechs Grad und zum Teil eisige Bise.

20. Arlette Strauss und Thomas Schärer von der Chäshütte an der Lyssachstras­ se setzen heute Abend die neuste «Schlossidee» in der Localnet-Arena um. Es ist eine Neukreation, ein «Schlossfondue», das speziell würzig und sämig sein soll. Bereits existieren ein Schlossbier und ein Schlosswein.

23. Bei der Uraufführung des Musicals «Erwachen des Drachen» in der Markt- halle feiert die Musikschule Region Burgdorf ihr 50-jähriges Bestehen wür- dig. 250 Mitwirkende der Musikschule selber und dem Schulhaus Pestaloz- zi sind dabei und werden vom Jugendorchester Burgdorf unter der Leitung von Armin Bachmann bestens unterstützt. Ein grossartiger Musikabend, der dreimal geboten wird!

Der Wintercup in Gullegem (Belgien) ist die erste Standortbestimmung für die europäischen Synchronized-Skating-Teams. Die Burgdorfer Cool Dreams zeigen einen ausgezeichneten Wettkampf und erringen mit sehr hohen 128,48 Punkten den ersten Platz. Nächstes Ziel sind die World Ju- nior Championships im März 2019 in Neuenburg.

25. Am heutigen Abstimmungswochenende sind «nur» eidgenössische und kantonale Entscheide zu treffen, keine kommunalen. Keine Chance hat die «Selbstbestimmungsinitiative» der SVP. Mit 66,3% wird sie wuchtig bachab geschickt. Mit 54,7% Nein lehnen die Stimmbürger die Horn- kuhinitiative ab. Dafür wird die Überwachung der Sozialversicherten mit 64,7% Ja-Stimmen deutlich angenommen. Auf kantonaler Ebene wird die Änderung des Steuergesetzes mit 53,6% Nein abgelehnt. Mit ihr hätten die Unternehmenssteuern gesenkt werden können. 59,1% Ja-Stimmen gibt es für die 38 Millionen Franken, welche für unbegleitete minderjährige Asylsuchende aufgewendet werden können.

Das Ensemble Montaigne unter der Leitung von Andreas Brenner spielt in der Stadtkirche das Monumentalwerk «Die Kunst der Fuge» von Johann Sebastian Bach. In verschiedenen Formen wird immer wieder das gleiche Prinzip abgehandelt: die Fuge.

Seit Oktober 2018 wendet ein Team um die Chirurgen Stephan Vorburger und Daniel Geissmann am Regionalspital Emmental eine neue Methode

182 bei Schilddrüsen- und Nebenschilddrüsen-Operationen an. Durch einen Schnitt hinter der Unterlippe werden die Geräte eingeführt, sodass keine äusseren Narben mehr zurückbleiben. Die Methode haben die Chirurgen bei einem dreimonatigen Austausch in Bangkok (Thailand) gelernt. Sie betreten hier schweizweit Neuland.

30. An der Burgergemeindeversammlung wird der Voranschlag für 2019 mit einem Gewinn von 788 300 Franken gutgeheissen. Darunter fällt auch der Kredit von 222 000 Franken für die Aufwertung und die Sanierung des Siechenhauses.

Dezember 2018

1. Freunde von lateinamerikanischen Rhythmen kommen heute Abend im Maison Pierre auf ihre Rechnung. Schmidi Schmidhausers «Chica Torpe- do» haben ihr neues Album «Corazon total» mitgebracht und überzeugen mit Soul- und Blueseinlagen.

Cantabella und der Orchesterverein Burgdorf spannen zusammen und erfreuen in der Stadtkirche die zahlreichen Zuhörer mit Werken, die mit Weihnachten in Verbindung stehen. Solist ist der in Hettiswil aufgewach- sene Bassbariton Balduin Ariel Schneeberger.

Die Abteilung Sportmedizin am Regionalspital Emmental wird erneut ausgezeichnet. Sie ist eine der 26 sportmedizinischen Institutionen in der Schweiz, die das Label «Sport Medical Bases approved by Swiss Olympic» tragen darf.

2. Gut 150 Marktstände stehen am Adventsmarkt in der Ober- und Unter- stadt den Besuchern zur Verfügung. Handwerkskunst, Strickzeug, Anti- quitäten, Spielwaren oder Weihnachtsgestecke werden angeboten, aber auch diverse kulinarische Köstlichkeiten. Am Morgen wird im Kino Rex der Film «Drei Haselnüsse für Aschenbrödel» gezeigt. Kein Freund von Adventsmärkten scheint Petrus zu sein: Es nieselte den ganzen Tag.

5. Heute schneit es während mehreren Stunden, nicht heftig, aber stetig. Auch die Strassen sind bedeckt. Überall sieht man Kinder, die sich im

183 Schnee vergnügen. Leider schmilzt die weisse Pracht nach zwei Tagen fast gänzlich wieder weg.

8. Im Theater Z präsentieren die «Gebirgspoeten» (Rolf Hermann, Matto Kämpf, Achim Parterre) ihr Programm «Radio Alpin». Mangels Ressour- cen machen sie alles selber: Moderation, Gäste, Aussenkorrespondenten, Technik – rasant, hektisch und sehr unterhaltsam!

9. Nachdem es letzte Woche endlich – und zwar andauernd sachte – ge- regnet hatte, fegt über das Wochenende das Sturmtief Marielou über die Schweiz. Die Windspitzen erreichen in unseren Regionen 100 km/h, in den Bergen bis zu 160 km/h. Da und dort kommt es zu Schäden an Gebäuden und Bäumen; betroffen sind zum Teil auch die momentan stattfindenden Adventsmärkte. Nach dem Sturm schneit es in den Alpen recht heftig.

11. Heute kann die Burgdorferin Greti Hersperger im Altersheim Wohnpark Buchegg ihren 100. Geburtstag feiern. Ausser ein paar Jahren in Zürich und Lausanne lebte sie immer in Burgdorf. Nach der Heirat mit Hans Hers­ perger führten sie zusammen in der Oberstadt ein Schneideratelier. Am 23. Dezember sind sie Gäste in der Fernsehsendung «Aeschbacher».

16. Heute schneit es in der Nacht so richtig. Am Morgen kann man doch immerhin etwa zehn Zentimerer Schneehöhe messen. Das Thermometer steigt aber wieder über die Nullgradgrenze, sodass die weisse Pracht relativ rasch fast völlig verschwindet.

17. Das Projekt «Mein Ding» des Museums Schloss Burgdorf wird ausgezeich- net. Das Bundesamt für Kultur hat innerhalb seines Projektwettbewerbs das Museum mit 60 000 Franken «beglückt». Das ausgezeichnete Projekt stellte die Frage, welche Alltags- und Kulturgegenstände im neu gestalte- ten Museum ausgestellt werden sollen.

18. Gigi Motto, die Künstlerin mit der einzigartigen Stimme, stellt im Maison Pierre ihr neues Album «Local Heroes» vor: bluesiger Soul mit Rock ’n’ Roll gemischt. Mit dabei in der Band: Jean-Pierre von Dach mit seinen unver- kennbaren Gitarrenklängen.

184 † Dr. chem. Hubert Gustav Kühne, 1923 – 2018, früher wohnhaft gewesen an der Burgfeldstrasse 11. Hubert Gustav Kühne ist am 8. April 1923 in Bad Säckingen am Rhein ge- boren. Als Sohn eines Schweizers hatte er das Glück, während des Zweiten Weltkriegs nicht zur Wehrmacht eingezogen zu werden. Ein Chemiestu­ dium in Basel zu absolvieren, wie es eigentlich sein Wunsch gewesen wäre, konnte aber während des Krieges nicht realisiert werden. So hat er das Stu- dium in Stuttgart begonnen. Als dann 1944 das dortige Chemiegebäude bombardiert wurde, musste er das Studium vorerst abbrechen, konnte es aber nach Kriegsende in Basel wieder aufnehmen und hier glücklich mit dem Doktordiplom abschliessen. Zunächst arbeitete Hubert Kühne als wissenschaftlicher Assistent in der organischen Chemie. 1956 verheiratete er sich mit Verena Ingold, die er in Pontresinas Bergen kennengelernt hatte. Mit seiner Ehefrau und den drei Kindern ist er 1962 nach Burgdorf gekommen und hat hier am Kantonalen Technikum eine Stelle als Dozent für Chemie übernommen. Er engagierte sich politisch in der Freisinnigen Partei und hat von 1968 bis 1971 der Stadt als Gemeinde- rat gedient. Von 1966 bis 1972 war er Mitglied der Jugendfilmkommission und wirkte beim Preisgericht für das Schulhausprojekt im Gyrischachen mit.Sein soziales Engagement kam unter anderem auch der Institu­tion SAZ Burgdorf zugute. Hubert Kühne war ein kultivierter Mensch, er war äusserst belesen. Im Garten oder im Lehnstuhl sitzend arbeitete er sich jeweils, mit Schere und Leuchtstiften bewaffnet, durch Bücher und Tagespresse. Man konnte sein grosses Wissen nur bewundern. Vor allem seine Angehörigen kamen in den Genuss, dass er ihnen von der Welt und ihrer Natur, später auch von der Politik erzählte. Zu unterschiedlichsten Themen wusste er Auskunft, dazu oft noch mit einem Dokumentarfilm aus seinem Archiv zu begeistern. Weitere Leidenschaften galten der Musik und den Bergen. Er spielte in einem Violinquartett und begleitete die Familie beim gemeinsamen Sin- gen. Die psychische Krankheit und der frühe Tod seines jüngsten Sohnes bereiteten ihm und seiner Familie grossen Kummer. Viel Sonne ins Leben brachten hingegen die vier Grosskinder, mit denen er allerhand Reisen per Fahrrad und zu Fuss unternahm. Hubert Kühnes Charme und sein feiner Humor waren erfrischend! Wer ihn näher kennenlernen durfte, hatte oft etwas zum Schmunzeln.

185 19. † Sandra Blatter-Genier, 1953 – 2018, wohnhaft gewesen an der Steinhof- strasse 46. Welscher Charme, Offenheit, Kontaktfreudigkeit, Witz: das waren her- vorstechende Eigenschaften von Sandra Blatter. Als Ehefrau des Inhabers der Firma Blatter Moto AG ist sie bekannt geworden. Ihrem Mann hat sie über viele Jahre die Geschäftsbuchhaltung besorgt, hat über circa ein Jahrzehnt, parallel zum Betrieb, ein eigenes Velogeschäft an der Steinhof- strasse geführt. Ganz zu Beginn war sie in der damaligen Firma Seewer (heute Rondo) tätig. Sandra Blatter ist am 31. August 1953 geboren. Sie ist Mutter dreier Söhne und in den letzten Jahren auch noch Grossmutter von fünf Enkelkindern geworden. Eine ihrer besten Freundinnen berichtet, was sie gemeinsam als junge Mütter alles mit den Kindern unternommen haben. Lange Spiel- nachmittage im Waldhaus Lützelflüh sind darunter. Damals war das noch ein biologisch ausgerichtetes Restaurant mit einem tollen Abenteuerspiel- platz. Oder man hat an der Emme Staumäuerchen gebaut, geplanscht und grilliert. Zu dritt hat man während einiger Jahre mit den Kindern in Bern das Weihnachtsmärchen im Stadttheater besucht. Und schliesslich der Kinderflohmarkt, den man in Burgdorf organisierte. Ein Spass war das jedesmal! Mit Sandra Blatter befreundet sein, bedeutete etwas, stellt ihre Freundin fest: Sandra hatte ein grosses Herz; arme, benachteiligte Menschen fanden darin zuverlässig Platz. Das grosse Herz aber machte sie auch verletzlich. Wenn sie die eigene Gutmütigkeit ausgenützt sah, war das nicht gut. San- dra war stets offen und direkt, sie redete anderen nicht nach dem Mund. Das machte sie zu einer verlässlichen Freundin. Ihr starkes Temperament konnte anderseits dazu führen, dass sie andere vor den Kopf stiess. Beides war mit ihr möglich: lachen und weinen, sich mit ihr freuen oder sich über sie ärgern. Gute Zeiten hat man gemeinsam genossen, in schlechten ist man sich beigestanden, so gut es eben ging. Allzu früh hat die schwere Krankheit dem vital pulsierenden Leben ein Ende bereitet. Die farbige Er- innerung aber bleibt.

20. † René Zedi, 1934 – 2018, Jazzmusiker und Inhaber eines Ingenieurbüros am Höheweg in Burgdorf. Ein 84-jähriger Burgdorfer Jazzmusiker und seine Frau seien in Acapul- co, Mexico, Opfer eines Verbrechens geworden – leider hat nur die Frau überlebt: so ist der «Berner Zeitung» vom 28. Dezember 2018 zu entneh-

186 Hubert Kühne Sandra Blatter-Genier 1923 – 2018 1953 – 2018

René Zedi Kurt Otto Wyss 1934 – 2018 1939 – 2019

187 men. Wie die Recherche ergibt, handelt es sich um René Zedi: Zusammen mit seiner Frau, einer Mexikanerin, lebte er seit einigen Jahren in Acapul- co. Zuvor hatte er in Burgdorf ein eigenes Ingenieurbüro geführt, war als kontaktfreudiger, sympathischer Mitbürger geschätzt; er hat auch als Präsident des Quartiervereins gewirkt. Hier ist er als Sohn des damaligen Finanzverwalters der Stadt am 11. November 1934 zur Welt gekommen. René Zedi ist vor allem aber als renommierter Jazzmusiker bekannt gewor- den. Bereits mit zwölf Jahren begann er Querflöte zu spielen. Als Flötist wirkte er im Orchesterverein Burgdorf mit. Bei Stefan Jäggi lernte er dann Klarinette, das Instrument, welches er vor allem in der Stadtmusik Burg- dorf gespielt hatte. Mit etwa 15 Jahren begann er schliesslich auch Jazz zu spielen, gründete ein eigenes Quartett und trat damit öffentlich auf. Bei einem Konzert in Burgdorf war er als Klarinettist erstmals mit George Gruntz und Umberto Arlati aufgetreten. Mit 20 Jahren wendete er sich dann ausschliesslich dem Vibrafonspiel zu. Willy Kuhn holte ihn in seine Band nach Olten. Mit Roland Best (Basel) gründete René Zedi schliesslich das Quartett, mit welchem er 1958 am Zürcher Jazzfestival den ersten Preis als beste Kleinformation und als bester Vibrafonist holte. Während der Studienzeit in Zürich hatte er mit verschiedenen Zürcher Bands gespielt, vor allem bei Jacky Seidenfuss. Später folgten Auftritte in Deutschland, Spanien sowie in diversen Jazzclubs, vor allem in der Romandie. Nach 2001 trat René Zedi als Pianist im eigenem Trio zusammen mit Christoph Geiser und Matthias Kuert auf. Vor allem als begnadeter Vibrafonspieler wird er in Erinnerung bleiben!

24. Wie so oft in den letzten Jahren gibt es keine weisse Weihnacht. Die Tem- peraturen bewegen sich zwar um die Nullgradgrenze, aber Schnee gibt es erst ab ungefähr 1000 Meter über Meer.

30. Bereits zum 28. Mal wird heute am späteren Nachmittag das traditionelle Burgdorfer Gospelkonzert in der Stadtkirche durchgeführt. «The Golden Voices of Gospel» aus New York führen das zahlreiche Publikum durch ein Jahrhundert der Spirituals, Traditionals und Gospels – auf ihre persönliche und unnachahmliche Art.

31. Ab heute bis zum 8. März 2019 ist das Museum Franz Gertsch geschlos- sen. So können die Erweiterungsarbeiten ohne Probleme abgeschlossen werden.

188 Januar 2019

1. Der Burgdorfer Gemeinderat hat als Nachfolger von Andreas Diggelmann Peter Leuenberger zum neuen Leiter der Sozialdirektion gewählt. Nach dem Studium in sozialer Arbeit hat er bereits von 2000 bis 2015 bei der Sozialdirektion Burgdorf gearbeitet. In den letzten fünf Jahren war er als Präsident der Kinder- und Erwachsenenschutzbehörde (KESB) Innerschwyz tätig.

Zum Jahreswechsel gibt es im Restaurant «Zur Gedult» in der Unterstadt einen Wechsel. Die ehemalige Gemeinderätin Barbara Schütz übernimmt als Geschäftsführerin den Betrieb von Pablo Alonso und macht daraus eine Genossenschaft. Küchenchef bleibt Lukas Kiener, der sich 15 Punkte im Gault&Millau 2019 «erkocht» hat.

5. Im Jahr 2018 musste die Feuerwehr Burgdorf zu 131 Einsätzen ausrücken; 40 weniger als 2017. Die Brände gingen gar von 30 auf 16 zurück. Es gab 42 sogenannte ungewollte Alarme, die den jeweiligen Verursacher 650 Franken kosten. Erfreulich ist die Tatsache, dass drei Frauen und sieben Männer neu ins Korps aufgenommen werden können.

8. Die Geburtsabteilung des Regionalspitals Emmental meldet einen neuen Rekord. 2018 wurden 677 Kinder geboren; 340 Knaben und 337 Mäd- chen. Dies bedeutet einen Zuwachs von 28 Geburten gegenüber 2017.

11. Beim Bau des neuen Bushofs beim Bahnhof kommt es zu Verzögerungen. Die Fachstelle «Hindernisfreie Architektur» hat eine Einsprache gemacht. Sie verlangt, dass Personen im Rollstuhl ebenerdig und autonom ein- und aussteigen können. Durch die Einsprache und die daraus folgenden Ver- handlungen könnte sich die Inbetriebnahme um ein Jahr verzögern, von 2020 auf 2021.

14. † Dr. Kurt Otto Wyss, 1939 – 2019, alt Botschafter, aufgewachsen in Burg- dorf, wohnhaft gewesen zuletzt an der Monbijoustrasse 87 in Bern. «Seine Aufrichtigkeit, seine intellektuelle Neugier und seine Empathie ermöglichten ihm, ein reiches und bereicherndes Leben zu führen.» Mit diesen Worten ist anlässlich des Abschieds die Persönlichkeit von Kurt O. Wyss sehr treffend gewürdigt worden. Wer sich ein näheres Bild ma-

189 chen möchte, nehme das Buch mit dem Titel «Wir haben nur dieses Land – Der Israel-Palästinenser-Streit als Mutter aller Nahostkonflikte» zur Hand! Darin verbindet der Verfasser eine subtile Kenntnis der Fakten mit einer nüchtern sachlichen Darstellung der unterschiedlichen Positionen – und dies in einer ungewöhnlichen Empathie für das menschliche Los aller Be- teiligten. Als Botschafter der Schweiz in Damaskus kann er aus eigener Erfahrung berichten. Kurt O. Wyss ist am 18. Juli 1939 in Zürich geboren und ab dem vierten Le- bensjahr in Burgdorf aufgewachsen. Sein Vater, gelernter Möbelschreiner, hatte hier das Lederwaren- und Bodenbelagsgeschäft des Schwiegerva- ters in der Oberstadt übernommen. Kurt Wyss besuchte das Gymnasium, wurde Mitglied der Bertholdia und hat beim Bürgerturnverein Burgdorf als Torhüter des Feldhandballs (Cerevis «Goal») gewirkt. In der Armee ist er zum Hauptmann im Inf Bat 16 aufgerückt. Dann hat er an der Universität Bern das Studium von Anglistik und Schwei- zergeschichte in Angriff genommen. Mit Vorlesungen in Weltgeschichte, Jurisprudenz und Volkswirtschaft hat er es noch ergänzt. Von 1965 bis 1972 unterrichtete er als Werkstudent Englisch an der Töchterhandels- schule Bern. Ein Meilenstein jedoch ist für Kurt Wyss das Auslandjahr an der London University und am City Literary Institute geworden: Hier ist er recht eigentlich für die Nahostproblematik sensibilisiert worden, indem ihm auffiel, wie Israels Situation auf der anderen Seite des Ärmelkanals deutlich kritischer betrachtet wurde als bei uns. 1971 wurde Kurt Wyss bei Prof. Robert Fricker, Bern, mit der Doktorarbeit «Pikareske Thematik im Romanwerk Evelyn Waughs» promoviert. Dann wagte er den Eintritt in die Diplomatie. Nach zweijähriger Probezeit versah er 1973 einen ersten Auslandeinsatz im sozialistischen Polen, wurde 1974 dann in Bern Sachbearbeiter für die Beziehungen zu den kommunisti- schen Staaten Osteuropas. 1976 Hochzeit mit Françoise Labasque, einer jungen sympathischen Französin, die er kennengelernt hatte, als sie zum Deutschlernen in Bern weilte. Zwei Söhne sind zur Welt gekommen. Mit seiner Frau zog Kurt Wyss 1978 auf den ersten Auslandposten nach Ja- karta/Indonesien, wo er als erster Mitarbeiter des Botschafters wirkte. In derselben Funktion war er ab 1981 in Mexico City tätig. Wieder folgte 1984 eine Zwischenzeit in Bern auf dem Politischen Sekretariat und in der Politischen Division 1. 1987 berief ihn der Bundesrat zum ersten Botschaf- ter der Schweiz in Singapur und 1992 wurde er Schweizer Botschafter in Damaskus. 1995 hat Kurt Wyss das neu zu schaffende Diplomatische

190 Inspektorat aufgebaut. Es hat ihn in alle Weltteile geführt. Von 2000 bis 2004 schliesslich wirkte er als Schweizer Botschafter in Ankara. Dann trat er in den Ruhestand. Die Frage, wie im Nahen Osten eine gedeihliche Frie- densentwicklung möglich werden könnte, hat Kurt Wyss bis zuletzt stark beschäftigt. Die Veröffentlichung seines neuesten Buches, an dem er bis zum Tod gearbeitet hat, steht erst noch bevor.

25. Ende 2018 lebten 16 417 Personen in Burgdorf, davon 2674 Ausländer, zwei Staatenlose und fünf mit unbekannter Herkunft. Insgesamt sind 85 Nationen vertreten, wobei 410 aus Deutschland stammen, 365 aus Italien und 248 aus Mazedonien. Knapp 53 Prozent der Bevölkerung zählen sich zur reformierten Landeskirche, 12,5 Prozent zur römisch-katholischen Kir- che. 1235 Personen haben Burgdorf als Heimatort.

An der Ehrung der Sportlerinnen und Sportler können Stadtpräsident Ste- fan Berger und der zuständige Gemeinderat Christoph Grimm mehr als 200 Aktive auszeichnen. Speziell geehrt werden: Jana und Alicia Bärtschi (Voltige-Team), Daniel Moser (Minigolf), Maia Ritz (Karate), Sascha Leh- mann (Sportklettern) sowie Angela Niklaus (Triathlon).

29. † Hans Hersperger, 1919 – 2019, Schneidermeister, wohnhaft gewesen an der Pfisterngasse/Schmiedengasse, zuletzt im Wohnpark Buchegg. Fast hundert Jahre alt werden, dabei aktiv bleiben, wach am Leben teil- nehmen, zusammen mit der eigenen Frau Geburtstag feiern dürfen: das ist etwas Besonderes. Hans Hersperger war dies vergönnt, am 11. Dezember 2018 haben die Eheleute den 100. Geburtstag von Greti Hersperger gefei- ert und dabei auf 77 gemeinsame Jahre zurückgeschaut. In Bolligen ist Hans Hersperger am 13. Juni 1919 geboren, in der Papier- mühle bei Bern dann aufgewachsen, in Ittigen hat er die Schulen besucht. Sein Vater arbeitete bei den PTT als Freileitungsmonteur und hat zum Un- terhalt der Familie nebenher eine kleine Landwirtschaft geführt. In der Schneiderei Gilomen am Breitenrainplatz hat Hans Hersperger die Schnei- derlehre absolviert, die er 1937 als Damen-, danach als Herrenschneider abschloss. An der Dammstrasse in Burgdorf eröffnete er dann sein eigenes Atelier. Schon bald konnte er einen ersten Mitarbeiter anstellen. Eine hektische Zeit begann. Mit der Meisterprüfung schloss Hans Hersperger seine Aus- bildung ab. Und schon wurde er von der Fachschule des schweizerischen

191 Schneidermeisterverbands in Zürich mit Unterricht im Fach Schnittechnik und mit dem Abnehmen von Meisterprüfungen beauftragt. Auch das ei- gene Geschäft wuchs. An Greti hatte er eine verständnisvolle Ehepartne- rin, die ihn in der Arbeit kräftig unterstützte. 1959 konnte Hans Hersper- ger das Haus an der Schmiedengasse erwerben und seinen Betrieb dahin verlegen. Der spätere Umbau war ein Familienwerk, an dem sich auch die Schwiegersöhne beteiligten. Als das Schneidergewerbe eine tiefgreifende Wandlung durchmachte – die Massschneiderei verlor mehr und mehr an Boden, alte Kunden starben weg, junge kauften die Kleider von der Stan- ge – bot sich Hans Hersperger die Chance, auf Uniformen-Herstellung fürs Militär umzustellen, was für die Zukunft eine gute materielle Basis sicher- te. Dass ihm 1977 die Ehrenmitgliedschaft des Schneidermeisterverbandes Burgdorf zugesprochen wurde, hat ihn besonders gefreut!

31. Nach zehn Jahren wird in der Kulturhalle Sägegasse Armin Bachmann als Leiter der Musikschule Region Burgdorf verabschiedet. Dem Posaunisten folgt der Klarinettist Christoph Schnyder.

Während des ganzen Januars hat es immer wieder geschneit. Aber eine richtig «schöne» Schneedecke gab es nie. So konnte man beispielsweise an der Technikumstrasse nie schlitteln; sicher zum Leidwesen aller Kinder! In den höheren Regionen der Schweiz war der Schneefall hingegen teil- weise sehr ergiebig.

Februar 2019

1. Die Techpharma Management AG unter Verwaltungsratspräsident Willy Michel hat die Wirtschaft zum Schützenhaus der Burgdorfer Gasthaus- brauerei verkauft. Das bisherige Konzept soll beibehalten werden; auch die Mitarbeiter werden weiterbeschäftigt. Über den Kaufpreis wird öffentlich nicht gesprochen.

Der im KKL Luzern vorgestellte neue Guide Michelin 2019 hat auch zwei Lokale in Burgdorf mit einem Stern ausgezeichnet. Bestätigt wurde der Stern für den Emmenhof, und neu darf sich Koch Lukas Kiener vom Res- taurant «Zur Gedult» an seinem ersten Stern erfreuen.

192 Am Internationalen Synchronized-Skating-Wettkampf in Göteborg (Schwe­ den) sind 15 Mannschaften aus sieben Ländern vertreten. Mit guten Leis- tungen in Pflicht und Kür können die Cool Dreams Junior den neunten Schlussrang erringen. Nächstes Ziel ist die Junioren-Weltmeisterschaft in Neuenburg.

2. Zu Ehren der Frauen, die im Jahr 1388 österreichische Eindringlinge ver- jagten, wird auch dieses Jahr die feine Hühnersuppe zelebriert. Der orga- nisierende Altstadtleist serviert die Köstlichkeit aus der Küche des Hotel Restaurant Stadthaus auf dem Kronenplatz, und am Abend findet der traditionelle Ball statt.

4. Mit 26 Nein gegen 10 Ja wird im Stadtrat das Ansinnen der FDP abgelehnt, bei Gemeindewahlen zum Proporzwahlsystem zurückzugehen. Das heuti- ge Majorzwahlsystem wurde im Jahr 2000 eingeführt.

8. «Hoher Besuch» heute Abend im Stadthauskeller: Bundespräsident Ueli Maurer ist bei der «Kopfnuss» für den politischen Teil verantwortlich. Als Kabarettist konnte Christoph Simon verpflichtet werden. Er gewann 2018 den beliebten «Salzburger Stier». Adrian Merz ist für die Zusammenfas- sung verantwortlich, Georges Wüthrich wie immer für die Moderation.

9. Nicht zum ersten Mal ist die gebürtige Berlinerin und Wahlschweizerin Uta Köbernick in Burgdorf. Heute Abend stellt sie im Stadthauskeller ihr neues und wie immer unterhaltsames Programm «Ich bin noch nicht fertig» vor.

10. Zum 100. Geburtstag der Operndiva Lisa Della Casa laden die Musikschule Region Burgdorf und der Verein «Internationaler Lisa Della Casa Freundes- kreis» zu einem Rezital in die Aula. Vor einem zahlreichen Publikum gestal- ten die Burgdorferin Bettina Bucher (Gesang), Jolanda Poredas (Querflöte) und Nadia Carboni (Klavier) eine wunderbare Hommage an die in hohem Alter verstorbene Künstlerin.

12. Studierende der Berufsmaturitätsschule Bern haben in einem Projekt ver- schiedene Aspekte von Kunst in Burgdorf näher untersucht. Im Zentrum stand die Frage, wie man Kunst öffentlich zugänglich macht und was jun- ge Menschen dazu zu sagen haben. Die jeweiligen Arbeiten und Werke sind im Marktlaubenkeller zu sehen.

193 Im Winterseyschachen zwischen Hasle und dem Lochbach sind 80 Prozent der Eschen von einem aus Ostasien eingeschleppten Pilz befallen. Da es sich dort um ein Naturschutzgebiet handelt, hat man einen «Königstiger» (Raupenharvester oder Vollernter) gemietet, um die befallenen Bäume möglichst schonend zu kürzen. Rund 180 Eschen hat man abgesägt; die Stümpfe überlässt man der natürlichen Vermoderung.

14. Heute eröffnet das Restaurant Schützenhaus nach dem Besitzerwechsel seine Tore wieder. Die Burgdorfer Gasthausbrauerei AG hat das Lokal von der Techpharma Management AG übernommen. Neu amtet Alexander Thörig als Betriebsleiter. Er wird unterstützt von Agnes Banz (Chef de Ser- vice) und Stefan Gander (Küchenchef). Ein Ziel des Teams ist es, die Bier- kultur in Burgdorf weiter zu fördern. Na dann: Prost auf den Neuanfang!

15. Suma Covjek – das sind zehn Musiker mit schweizerisch-bosnisch-alge- rischen Wurzeln. Ihre vielseitige und mehrsprachige Musik verführt das zahlreiche Publikum in der Kulturhalle an der Sägegasse 17 zum Tanzen.

16. Wie jedes Jahr hat das Romantikhotel Stadthaus an seinem Silvesterball eine Tombola durchgeführt. Über 60 Gäste kauften dabei knapp 200 Lose. Der Gewinn von 1980 Franken geht nun an die BEWO-Genossenschaft in Oberburg, die am 11. März 2019 den Neubau im Oberburgpark beziehen wird.

18. Im Verwaltungskreis Emmental ist die Einwohnerzahl von 2008 bis 2018 um über 3000 Personen gestiegen. Der Ausländeranteil liegt mit 25,4 Pro- zent in Rüdtligen-Alchenflüh am höchsten. In Burgdorf stieg die Einwoh- nerzahl in der gleichen Zeit von 15 311 auf 16 417; der Ausländeranteil von 13,4 auf 16,3 Prozent.

22. Zu Ehren von Rosa Beutler-Berger läuten heute Mittag die Glocken der Stadtkirche. Sie kann im Wohnpark Buchegg ihren 100. Geburtstag feiern. Herzliche Gratulation und alles Gute!

Bis zum 10. März 2019 gastiert die Theatergruppe Burgdorf mit der Kri- mikomödie «Die Affäre Rue de Lourcine» von Eugène Marin Labiche im Theater Z. Nach «Zeitzünder» (2017) und «Zurück auf Wolke 4» (2018) ist

194 Emmentaler Viehzüchter präsentieren in der Markthalle ihre Jungkühe (Foto: Viktor Kälin)

Karin und Florian Mäder aus Horgen (FLOKA KLG) in einem der rund 30 Wagen des Food-Festivals bei der Markthalle (Foto: Viktor Kälin)

195 das die dritte Aufführung, die ausserhalb des Casinos gezeigt wird. Regie führt Matthias Fankhauser.

Die Butterzentrale am Farbweg hätte 2020 abgerissen werden sollen. Nun wird der Termin um ein Jahr verschoben, da neue planungsrelevante Fragen aufgetaucht sind. Das Areal gehört der Raiffeisen-Pensionskasse- Genossenschaft, der Stadt Burgdorf und der Genossenschaft Migros Aare. Der definitive Abrisstermin wird erst bestimmt, wenn das Baugesuch be- willigt ist.

Das Regionalspital Emmental mit den zwei Standorten Burgdorf und Lang- nau hat im Notfallbereich im Jahr 2018 insgesamt 16 952 Patienten behan- delt. Das sind 1345 mehr als 2017. 15 Ärzte und bis zu 16 Notfallpflegende sind jeweils für den 24-Stunden-Betrieb zuständig.

23. Der Seeländer Mundartmusiker George gastiert am Abend mit seiner Band im Maison Pierre. Mitgebracht hat er sein neues Album «Fründe für im- mer».

«Wir zeigen uns» – mit diesem Motto öffnet die Psychiatrie Burgdorf ihre Türen. Rund 1400 Interessierte besichtigen die neue Station für Krisenin- tervention. Für 2,7 Millionen Franken wurde das ehemalige Bettenhaus des Spitals Emmental Burgdorf in den letzten Monaten renoviert. Am 1. März 2019 nimmt die Station den Betrieb auf.

Das «Collège Gastronomique Suisse» testet jedes Jahr sieben Restaurants in der ganzen Schweiz. Dabei geht es um die Qualität des Essens, die Ambiance und den Service sowie um den Charakter des Gastgebers. Das ganze Team des Hotels Stadthaus habe sehr gute und überzeugende Ar- beit geleistet, taxieren die Experten und übergeben eine Anerkennungs- urkunde.

24. Für «Das Wort zum Sonntag» in der Stadtbibliothek ist heute Morgen der Slam-Poet Kilian Ziegler verantwortlich. Der Wortakrobat und Kabarettist aus Olten begeistert mit unverkennbaren Wortspielen und intelligentem Humor. Die nächsten Aufführungen bestreiten Ralph Schlatter (März), Matto Kämpf (April) sowie Etrit Hasler (April).

196 Bereits zum 24. Mal stellen Emmentaler Viehzüchter in der Markthalle ihre Jungkühe den Punkterichtern zur Bewertung. Dabei sind die Rassen Simmental, Swiss Fleckvieh und Red Holstein/Holstein. Vorgeführt werden 158 Rinder und Kühe. Der Anlass ist sehr gut besucht.

März 2019

2. Im Oktober 2017 haben die Umbauarbeiten im Casino Theater begonnen. Heute findet die offizielle Eröffnung des «neuen» Casinos statt. Im viel- fältigen Programm sind unter anderen Mike Müller, Freda Goodlett, Luna- Tic, Pedro Lenz und viele andere Künstler anwesend. Das Theater wurde nicht nur äusserlich auf Vordermann gebracht. Dank einem neuen Lift ist das Haus nun rollstuhlgängig. Dazu wurden ein neuer Warenlift und eine Hebebühne installiert, die Gänge aus Sicherheitsgründen verbreitert. Es gibt drei Eingangstüren, nicht wie bisher nur eine. Dazu ist der Eingangs- bereich grosszügig gestaltet worden. Die Casino-Theke kann auch privat gemietet werden. Wegen Anpassungen, neuen Sicherheitsmassnahmen und der Konstruktion des Technikpultes wurden die Sitzplätze von 280 auf 261 reduziert. Beim Umbau wurde nicht nur modernisiert, sondern man legte auch grossen Wert auf die Authentizität des alten Theaters. So sind die grünen Farbtöne die gleichen wie nach dem ersten grossen Umbau im Jahre 1931. Dank der Mithilfe der Denkmalpflege konnten die Fenster im Stile des Jahres 1872 gestaltet werden.

4. Nach mehrmonatigen Arbeiten hat die Swisscom den Ausbau des Glasfa- sernetzes in den Gemeinden Burgdorf und Heimiswil abgeschlossen. Da- mit steht einem Grossteil der Bevölkerung eine Internet-Geschwindigkeit von bis zu 500 Mbit/s zur Verfügung.

Das Sturmtief «Bennet» rast heute auch durch den Kanton Bern. 80 Scha- densmeldungen gehen bei der Kantonspolizei ein. Es gibt Windgeschwin- digkeiten von bis zu 150 km/h, trotzdem entstehen keine grösseren Schä- den, aber überall liegen abgebrochene Äste herum.

8. Bereits zum 13. Mal organisiert die «Agentur für ansprechenden Unfug» die Krönung. Im Casino Theater moderieren am Freitag Flurin Caviezel, am

197 Samstag Patti Basler je acht verschiedene Kabarettisten und Musiker aus vier Ländern. Könige werden «Bubble Beatz» (Kay Rauber und Christian Gschwend) und Micha Marx.

10. Heute Sonntag wird der Anbau des Museums Franz Gertsch feierlich ein- geweiht. Zusammen mit dem Astronomischen Institut der Universität Bern hat der Langnauer Architekt Martin Sturm mit den Aussenflächen eine Jahreszeituhr geschaffen. Bei der Eröffnung sind der Künstler selber und als Ehrengast Bundesrätin Simonetta Sommaruga anwesend. In den neuen Räumlichkeiten wird erstmals das letzte Werk von Gertsch «Die Grosse Pestwurz» gezeigt.

Zu Beginn der Passionszeit laden vier Musikerinnen zu einem Konzert in die Stadtkirche. Ausführende sind Sara Jäggi (Sopran), Stephanie Szanto (Mezzosopran), Gabriel Wernly (Violoncello) und Nina Theresia Wirz (Or- gel). Gespielt werden Werke von François Couperin, Hendrik Andriessens und Olivier Messiaen.

Das Wetter war in den letzten Tagen sehr «abwechslungsreich». Es gab schöne und warme Tage, zwischendurch heftige Sturmböen und Schnee bis in tiefe Lagen – wie sonst im April.

11. «SEPP» – so der «originelle» Name für ein neues Park-Bezahlungssystem in Burgdorf. Mit der App kann ohne Kleingeld irgendwo in der Stadt parkiert werden. Eine Viertelstunde vor Ablauf der maximalen Parkzeit erhält man über sein Smartphone eine Warnung. Die Stadt unterstützt jede Parkie- rung mit 15 Rappen.

13. Der Prix SVC Espace Mitelland geht 2019 an die Burgdorfer Firma Asic Robotics in der Buchmatt. Sie stellt für Kunden optimierte Roboteranlagen her, immer Prototypen. Firmenchef Milo Gasser widmet den Preis (eine zehntägige Unternehmerreise nach Asien) seinen Mitarbeitenden, deren Angehörigen und dem Werkplatz Schweiz.

15. «Stracciappella» – das sind sechs Frauen und sechs Männer, die «erstklas- sige A-Cappella-Musik» machen. Sie präsentieren französischsprachige Musik sowie Klassiker im Theater Z.

198 16. Von 9.30 bis 13.00 Uhr können Musikfreunde in der Musikschule Region Burgdorf nach Lust und Laune Instrumente ausprobieren – dies am Tag der offenen Tür. Der Besucherandrang ist gross.

An den ISU World Junior Synchronized Skating Championships, der offi- ziellen Weltmeisterschaft, überzeugen die Schweizer Vertreter, die Cool Dreams Junior aus Burgdorf, mit einer hervorragenden Leistung. Mit einer neuen Saisonbestnote können sie vor einem begeisterten Publikum den sehr guten zehnten Rang erkämpfen. Junior World Champion 2019 wird das Team Junost Junior aus Russland.

† Marie Zürcher, 1927 – 2019, Hebamme am Spital Burgdorf, wohnhaft gewesen in Breitenegg / Rüedisbach. Wer ist ihr nicht begegnet, vor Jahren etwa in den Gängen des Bezirksspi- tals Burgdorf oder noch früher irgendwo unterwegs im Emmental. Unzäh- ligen Müttern und Vätern hat sie bei der Geburt der Kinder geholfen. Geboren ist Marie Zürcher am 26. Januar 1927. In bäuerlichen Verhältnis- sen ist sie aufgewachsen und hat hier eine glückliche Kindheit erlebt. Nach der Schulzeit und einem anderthalbjährigen Aufenthalt im Welschland lernte sie zuerst Wöchnerinnen- und Säuglingspflege im Spital Bethesda Basel: das war die Voraussetzung, sich durch «Abwarten», wie es damals genannt wurde, bei Familien, die ein Kind bekommen hatten, nützlich zu machen. Zunächst ging es einfach darum, sich für den Augenblick, wenn das Kind zur Welt kommt, bereitzuhalten, um nach der Geburt während drei Wochen die im Haushalt anfallenden Arbeiten wie Waschen, Bügeln, Kochen sowie den weiteren Kindern die Haare Kämmen zu besorgen. Die Bemerkung eines Jugendfreundes: «Am Ende lernst du noch Heb- amme» wollte Marie Zürcher nicht mehr aus dem Kopf gehen – so hat sie bald einmal am Frauenspital Bern den Hebammenkurs absolviert. Nun war sie in der Lage, bei Geburten selbständig zu wirken. Ganz zuerst ist sie in den Hügeln des Emmentals per Velo unterwegs gewesen – jeweils mit Köfferchen, Nachttopf und Gummiblätz auf dem Gepäckträger. Als Hebamme hatte man nie wirklich frei, so stellte sie im Rückblick fest: Man hatte ja einen Eid abgelegt, «für Mutter und Kind immer da zu sein». 1954 brachte dann ein VW Käfer die willkommene Erleichterung. Doch man war tags und meist nachts engagiert, eben dann, wenn man gerade gerufen wurde. 20 Jahre hat Marie Zürcher so als freie Hebamme gewirkt. Weitere 20 Jahre war sie dann in fester Anstellung als leitende Geburtshelferin

199 im Spital Burgdorf tätig. Von unzähligen heiteren, aber auch von eini- gen schwierigen und traurigen Situationen wusste sie zu erzählen. Auch nach der Pensionierung hat sie sich im Ultraschall, als Rotkreuzfahrerin und schliesslich sogar in der Begleitung Sterbender engagiert. In allem hat sie stets ihr Bestes gegeben!

17. «Dinieren und sinnieren» heisst das Motto heute Abend im Museum Franz Gertsch. Für die Küche ist Therese Iseli verantwortlich, für die Rhetorik der Kunstvermittler Andreas Jahn.

22. Die alljährliche Eisrevue zieht auch dieses Jahr sehr viele Interessierte in die Localnet-Arena. Neben den Kürprogrammen der Synchronized-Skating- Teams steht das Stück «Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer» im Zentrum der drei Tage. Wie immer sind die Kleinsten ein wahrer Hingucker.

23. «Let it Beer» heisst es heute in der Markthalle Burgdorf. Über 20 ver- schiedene Brauereien laden ein zur Verkostung ihrer Biersorten. Neben grösseren Betrieben wie der Burgdorfer Gasthausbrauerei oder dem Alten Tramdepot Bern sind auch Kleinstbrauereien vor Ort. Ein Anlass für Ge- nussmenschen, die Freude an der Braukunst haben.

Das Berthoud Festival steht dieses Jahr ganz im Zeichen der Geselligkeit. Die Frauenband Via Lù ist mit französischen Chansons dabei. Der aus Ma- dagaskar stammende Musiker Erick Manana steht mit der Violonistin Jen- ny Fuhr auf der Bühne des Theaters Z. Abgerundet wird der Abend von DJ Max. Am Tag darauf gibt es zuerst ein Jam-Apéro, danach wilde und provokante Musik von Mehdi Cayenne aus Ontario. Den Schluss macht Jehan, der klassische Chansons mit seiner Gitarre begleitet.

Im Maison Pierre rocken – wieder einmal in ihrer Heimatstadt – Grand Mother’s Funck. Die sieben Musiker haben sich wieder zusammengetan und überzeugen auch 25 Jahre nach dem ersten Auftritt mit einer Auswahl aus über 150 Eigenkompositionen.

27. Im Rahmen der Ökumenischen Kampagne 2019 findet heute Abend im re- formierten Kirchgemeindehaus eine Podiumsdiskussion statt zum Thema «Gemeinsam für starke Frauen – gemeinsam für eine gerechtere Welt». Mit dabei sind Ruth-Gaby Vermot-Mangold, Andrea Geissbühler, Monique

200 Hans Hersperger Marie Zürcher 1919 – 2019 1927 – 2019

Bruno Giraudi 1937 – 2019

201 von Graffenried-Albrecht und Tamara Funiciello. Rita Jost ist die Modera- torin.

29. Der heutige Burgdorfer Nachtmarkt hat das Motto «Papperlapapp» ausge- wählt und präsentiert eine Vielzahl an Attraktionen: Biggest Streetart Ever, Singen mit Amnesty International, Schloss Burgdorf in neuem Glanz, viel Strassenmusik und neben diversen kulinarischen Köstlichkeiten unzählige Stände – ein Anlass für jeden Geschmack und jedes Portemonnaie. Auch wegen des angenehmen Wetters ist der Besucherzustrom sehr gross.

31. Unter der Leitung von Bruno Stöckli lädt der Orchesterverein Burgdorf zum Frühlingskonzert in die Stadtkirche. Beim beliebten Anlass werden Werke von Liadov, Marcello, Rachmaninov, Borodin und Schostakowitsch gespielt.

April 2019

3. Heute haben die Burger und die verantwortlichen Unternehmer die Bau- pläne für die neue Wohnsiedlung Burgermatt bekannt gegeben. Auf dem Areal der früheren Eisbahn werden in drei Etappen 43 Häuser entstehen, die im Baurecht abgegeben werden. Die ersten Häuser sollen 2021 be- zugsbereit sein.

4. Im Stadthauskeller präsentiert die «Kopfnuss» Nationalrat Hans Grunder aus Rüegsauschachen, Gründungsmitglied der BDP, und den Schauspieler und Musiker Nils Althaus. Als bewährter Moderator fungiert wie immer Georges Wüthrich. Die Zusammenfassung liegt beim Kabarettisten Simon Chen.

Nach Tagen mit frühlingshaften, fast zu hohen Temperaturen kehrt in der Nacht mit einem kräftigen Tief der Winter zurück. Am Morgen ist auch in unserer Region alles verschneit. In höheren Gebieten kommt es zu Ver- kehrsbehinderungen und sogar zu Passschliessungen. In den kommenden Tagen wird das Wetter wieder angenehmer, denn die Temperaturen wer- den wieder steigen.

202 Gemeinderat, Baudirektion und Localnet AG orientieren über die «Klima Force Stadt Burgdorf». Das Motto lautet: «Wo können wir was wie und womit eliminieren?...reduzieren?...verbessern?...steigern?» Auch im Jahr 2019 sind verschiedenste Aktionen geplant.

5. Während drei Tagen können Kulinarik-Fans in und um die Markthalle ihren Feinschmecker-Gaumen verwöhnen lassen. Am ersten Food-Truck- Happening sind rund 30 Food-Trucks verantwortlich für eine angenehme Mischung aus Street-Food und Street-Music. Die englische Sprache muss man nicht beherrschen!

Bis Ende April zeigt das Fauntheater aus Bolligen sein Stück «Spuk im Lokdepot». Geschrieben hat das Schauspiel Jürg M. Fankhauser, der auch gleich Regie führt. Viermal pro Woche wird gespielt, und das natürlich im alten Lokdepot hinter dem Hauptbahnhof.

6. Anfang Juli 2019 kann die Minigolfanlage am Einschlagweg ihr 50-jäh- riges Bestehen feiern. Nach einer Totalsanierung eröffnen heute Alfred Ursprung und Andrea Huber die beliebten Spielbahnen wieder. Während 40 Jahren hatte Alice Wick «mit straffer Hand» die Anlage geführt. Bis im Juli soll auch der Restaurationsbetrieb neu eröffnet werden.

7. Bis Anfang November werden im alten Schlachthaus spezielle Werke des Künstlers Dieter Roth (1930–1998) gezeigt. Er hat oft mit den Luginbühls in Mötschwil gearbeitet. Die Werke stammen fast alle aus dem Besitz der Familie Luginbühl. Die von Marlis und Iwan Luginbühl kuratierte Ausstel- lung öffnet jeweils am Sonntag für drei Stunden.

12. Am 15. Juni 1979 fand die Gründungsversammlung des Quartiervereins Gyrischachen-Lorraine statt. An der Jubiläumshauptversammlung gratu- liert Stadtpräsident Stefan Berger dem Verein, der sich heute Quartier- verein Ämmebrügg nennt, zu den vielen Veranstaltungen und Aktionen, welche abschliessend in einer Präsentation von alten Bildern und Fotos für regen Diskussionsstoff sorgen.

13. Das Lederwarengeschäft Wyss an der Schmiedengasse 19 hat Ende Febru- ar seine Tore geschlossen. Heute ist in den früheren Geschäftsräumen die Eröffnung für die Erlebniswelt «Mys Ämmital». Der Burgdorfer Künstler

203 Pierre Mettraux hat Häuser, Ställe, Kirchen, Wälder und Strassen geschaf- fen, die man mit ferngesteuerten Traktoren befahren kann. Die Stadt hat das interaktive Diorama mit 6000 Franken unterstützt.

In der Kulturhalle Sägegasse steigt bereits zum sechsten Mal das Castle Rock. Für die harten Töne sorgen die Helvetic Folkmetal-Band Excelsis, Xaon aus Sitten und Driven Under.

Der Burgdorfer Friedhof kann eine Neuheit vorweisen. Auf Initiative von Margreth von Ballmoos, Abteilungsleiterin der Gynäkologie/Geburtshilfe des Regionalspitals Emmental, wird ein «Engelsgrab» eingeweiht. Ein Ge- denkstein des Steinbildhauers Philipp Odermatt, ein frisch eingepflanzter Taschentuchbaum sowie vier neue Blumenrabatte geben der Ruhestätte für früh verstorbene Kinder einen würdigen Rahmen.

18. Nachdem in den letzten Tagen eher unfreundlich-feuchtes Wetter herrsch- te, startet der Frühling heute einen neuen Versuch. Die Nächte sind zwar noch recht frisch (zum Teil um die null Grad), tagsüber beschert uns aber ein Hoch Temperaturen bis 20 Grad.

20. Liebhaber des Folks kommen heute Abend in der Kulturhalle Sägegasse auf ihre Rechnung. Zwei Bands begeistern das zahlreiche Publikum: Me- mory of an Elephant aus Olten und Adams’ Wedding aus dem Zürcher Oberland.

Auch dieses Jahr ist das traditionelle «Eiertütsche» auf dem Kronenplatz gut besucht. Organisiert und gesponsert wird der beliebte Anlass von den Geschäftsinhabern rund um den Kronenplatz. Die Stimmung ist bestens, auch wegen dem sonnigen Wetter.

24. Heute startet der fahrende Spielplatz, der Spielwagen der Offenen Kin- der- und Jugendarbeit Burgdorf und Umgebung (JuBu), seine neue Saison. Seit 1994 ist er in den Sommermonaten an verschiedenen Orten der Stadt unterwegs. Geleitet wird er von Sebastian Etzensperger.

26. Das Regionalspital Emmental hat im letzten Jahr 70 340 Personen behan- delt, 2,7 Prozent mehr als 2017. Der Betriebsertrag ist mit 163 Millionen Franken leicht höher als im Vorjahr. Aufgrund höherer Abschreibungen

204 Das Boot in der Seitenkapelle der Stadtkirche ist ein Werk des Künstlers Heinz Lauener und stellt eine schützende Arche dar auf dem Weg in eine bessere Welt (Foto: Viktor Kälin)

Das neue «Engelsgrab» auf dem Friedhof mit dem Gedenkstein, der von Steinbild- hauer Philipp Odermatt gestaltet wurde (Foto: Viktor Kälin)

205 und der Zinsbelastung entstand aber ein Verlust von 2,8 Millionen Franken. Ins Jahr 2018 fiel die Inbetriebnahme des neuen Bettenhauses. Für die 132 Betten und vier neuen Operationssäle wurden insgesamt 111 Millionen Franken investiert.

27. Gleich an drei Veranstaltungen kann heute Musik genossen werden. Die Musikrichtungen sind dabei sehr unterschiedlich. Unter dem Motto «Das vierte B» spielen an der Bahnhofstrasse 53 Ursula Kombaratov Seiler (Querflöte), Marlis Walter (Klavier) und Igor Kombara- tov (Klarinette und Bassklarinette) Werke von Brahms, Bach, Beethoven und Ernest Bloch. Im Maison Pierre spielen die Soul Vision Allstars moder- ne Club-Musik, und dies alles zu Ehren von Soullegende James Brown. Freunde der keltischen Musik gehen in den Schmidechäuer. Dort ertönen wehmütige Balladen und fröhlich-raue Lieder aus Irland und Schottland. Gastgeber ist die Formation Bogroads Celtic Folks.

30. Ab heute gastiert eine spezielle Wanderausstellung für eine Woche im Ausstellungspavillon beim Neumarkt. Die Unabhängige Expertenkommis- sion (UEK) Administrative Versorgung hat im Auftrag des Bundesrates die Geschichte der Epoche aufgearbeitet, in der bis 1981 mehrere Zehntau- send Jugendliche und Erwachsene ohne Straftaten in Gefängnissen und Anstalten weggesperrt wurden. Die Ausstellung reist durch zwölf Städte der Schweiz.

Kurz nach Mitternacht muss die Feuerwehr in den Gyrischachen ausrü- cken. Eine aufmerksame Anwohnerin hat einen Brand bei den Abfallcon- tainern entdeckt. Das Feuer bei Büschen und nicht richtig entsorgten Mö- beln kann rasch gelöscht werden. Um 02.00 Uhr ist der «Spuk» vorbei; es kommt niemand zu Schaden.

Heute stellt Regierungspräsident Christoph Neuhaus das Verkehrsprojekt «Emmentalwärts» vor. Das Grossprojekt (Gesamtkosten: 418 Millionen Franken) sieht zwei Unterführungen beim Spital und in der Buchmatt vor. Dazu wird Oberburg von einem Ortsbeginn zum anderen untertunnelt. Eine neue Strassenführung ist auch beim Bahnhof Hasle vorgesehen. Bau- beginn soll ab 2022 sein, Eröffnung dann 2032. Es wird eine spannende Vernehmlassung geben, das ist sicher!

206 «Das Wort zum Sonntag» – ein beliebter Anlass in der Stadtbibliothek – hier mit Organisator und Stadtbibliothekar Ziga Kump und Matto Kämpf, Grossmeister der Satire (Foto: Tobias Kälin)

Stadtpräsident Franz Patzen bei seiner Ansprache anlässlich der Solennität 1956 (Standbild aus dem wiedergefundenen Solättefilm)

207 Ypsomed-Chef Simon Michel macht Ernst mit dem angekündigten Um- bruch seiner Firma. Bis Anfang 2020 werden rund 110 Arbeitsplätze von Burgdorf nach Solothurn verschoben. Der Standort Burgdorf soll aber in- nert kurzer Zeit wieder voll ausgelastet werden.

Mai 2019

1. Die Bildungsdirektion erhält ein neues Fahrzeug. 38 Firmen aus der Region haben darauf ein Inserat platziert und es wird von der Firma PMS Öffent- lichkeitswerbung GmbH zur Verfügung gestellt. Das Auto wird auch von der Jugendarbeit und der Sozialdirektion genutzt.

2. Heute feiert die Aufführung der Theatergruppe am Gymnasium Premiere. «Reich und schön» ist angelehnt an die gleichnamige Ballade von Erich Kästner. Zum 18. und leider letzten Mal führt der Theaterpädagoge Nataraj von Allmen Regie. Er möchte fortan mehr Zeit haben fürs Malen und das eigene Theaterspiel. Viele Ehemalige werden sich gerne an ihn zurücker- innern.

5. Der Winter gibt sich noch nicht geschlagen. In der Nacht auf heute Sonn- tag hat es geschneit; die Temperaturen liegen in unserer Region um die Nullgradgrenze. Damit wird ein neuer Rekord erzielt: Am 1. Mai 1945 lag ein Zentimeter Schnee; heute sind es im Bernbiet vier Zentimeter. Ab Mitte Woche steigen die Temperaturen wieder an.

8. Zur 225. Solätte drehte Charles Zbinden 1956 einen Film, der aus ver- schiedenen, heute unverständlichen Gründen nach der Uraufführung (2. März 1957) in der Versenkung verschwand. Seit 2013 hat Lokalhisto- rikerin Trudi Aeschlimann zusammen mit dem Filmschaffenden Raff Fluri diesen Film gesucht. Heute findet die Stadtangestellte Brigitte Henzi das Filmoriginal im Stadtarchiv. An der diesjährigen Solätte wird der Film der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

17. † Bruno Hans-Peter Giraudi, 1937 – 2019, Dipl. Architekt ETH/SIA, wohn- haft gewesen an der Burgfeldstrasse 27. Geboren ist Bruno Giraudi am 12. Juni 1937 in Burgdorf. In der Gymnasial- zeit ist er in die Bertholdia eingetreten, wo er das Cerevis Porthos bekam.

208 1962 schloss er das Studium an der ETH mit dem Diplom als Architekt ab. Während des Studiums hatte er in Ingrid Tauscher aus Malmö/Schweden seine künftige Frau kennengelernt, welche damals in Bern als Physiothe- rapeutin arbeitete. Es folgte ein Jahr im Architekturbüro von Axel Carlson in Malmö und 1963 die Heirat. Es war dann die Kuba-Krise, welche Bruno Giraudi mit seiner Frau zur Rückkehr in die Schweiz veranlasste, wo er ins väterliche Architekturbüro eintrat, das er 1972 in eigener Regie übernom- men hat. 2002 ging er in Pension. Die Firma «Giraudi und Partner AG» wurde von Hanspeter Bösiger, heute von dessen Sohn Michael erfolgreich weitergeführt. Neben der beruflichen Tätigkeit hat sich Bruno Giraudi in verschiedenen Institutionen unserer Stadt engagiert. Von 1973 bis 1983 war er Altherren- präsident der Bertholdia, 1982 OK-Präsident bei deren 100-Jahr-Jubiläum. Für die FDP sass er im Burgdorfer Stadtrat. Von 1972 bis 1986 war er Mit- glied der Baukommission der Stadt Burgdorf. Ursprünglich Mitglied der Burgergemeinde der Stadt Bern, ist er auch hier in Burgdorf Mitglied der Burgergemeinde geworden. Von 1974 bis 1984 war er deren Präsident, 1984 wurde er in den Burgerrat gewählt, den er von 1994 bis 2002 präsi- diert hat. Militärisch absolvierte er seine Dienste im Radfahrer-Regiment 5, zuletzt als dessen Adjutant. Anschliessend tat er als Major Dienst im Stab Mob Platz 2009. Im Vorstand der Genossenschaft Restaurant «Zur Gedult» sowie im Ver- waltungsrat der Stadthaus AG nahm er Einsitz. Seit 1975 war er Mitglied des Rotary Clubs, von 1976 bis 1983 Präsident des Curling Clubs Burgdorf. 1976 ist er sogar Schweizermeister im Open-Air-Curling geworden und 1979 dann mit seiner Frau und seinem Sohn Jürg in den Golfclub Blumis- berg eingetreten. Mit seiner Frau zusammen pflegte Bruno Giraudi im Haus an der Burgfeld- strasse einen grossen Freundeskreis. Nach dem Tod seiner Frau erfreute er sich vor allem an den Familien seiner beiden Kinder und an den vier Enkelkindern.

18. An der 21. GV der Burgdorfer Gasthausbrauerei AG sind 2108 Aktionäre anwesend. Wie immer ist das Zelt bis auf den letzten Platz besetzt. Verwal- tungsratspräsident Stefan Aebi kann auch dieses Jahr erfreuliche Zahlen vermelden. Obwohl kein Preisaufschlag erfolgte, konnte der Erlös pro Liter Bier von Fr. 3,34 auf 3,39 Fr. gesteigert werden. 8002 hl wurden gebraut,

209 ein Prozent mehr als im Vorjahr. Mit 480 000 Franken ist der Jahresgewinn sehr gut. Ein zünftiges Prosit auf unser Burgdorfer Bier!

19. Am heutigen Internationalen Museumstag läuft im Schloss Burgdorf die Aktion «Mein Ding fürs neue Museum». Persönliche Gegenstände können dem Schlossmuseum übergeben werden und sollen ab 2020 die Basis bil- den für eine spezielle Ausstellung. Die Neueröffnung ist für den 25. April 2020 geplant.

Die Stimmbürger des Kantons Bern wollen keine Änderung im Sozialwe- sen. Sie lehnen den Vorschlag der Regierung und des Grossen Rates mit 52,6% ab. Der Volksvorschlag hat auch keine Chance (56% Nein). Auf nationaler Ebene wird die Steuer-AHV-Vorlage mit 66,4% Ja recht deut- lich angenommen. Die Änderung des Waffengesetzes erreicht 63,7% Ja- Stimmen. Auf Gemeindeebene sind keine Entscheidungen zu treffen.

Im Jahr 1957 hat der Männerturnverein MTV Burgdorf das erste Faust- ball-Turnier als «Frühlingsturnier» organisiert. Nun geht diese Tradition zu Ende. Da keine jungen Helfer mehr gefunden werden können, geht der traditionsreiche Anlass heute zum letzten Mal über die Bühne.

22. Auch dieses Jahr kann die Burgergemeinde Burgdorf mit positiven Zahlen aufwarten. An der ordentlichen Versammlung im Casino-Theater können sich die 111 anwesenden Burger über den Netto-Ertragsüberschuss von 1,36 Millionen Franken freuen. Das Eigenkapital beträgt neu 46,7 Millio- nen Franken.

† Robert Wyss-Voegeli, 1934 – 2019, Büchsenmacher, wohnhaft gewesen an der Thunstrasse 11. Geboren ist Robert Wyss am 1. Juli 1934 im solothurnischen Kienberg als zweiter Sohn einer Kleinbauernfamilie, zusammen mit drei Brüdern ist er da aufgewachsen. Nach der Schulzeit absolvierte er von 1950 bis 1954 bei «Furter Waffen» in Olten eine Berufslehre als Büchsenmacher. Nahelie- gend, dass er den Militärdienst als Waffenmechaniker geleistet hat. Nach der Rekrutenschule in Worblaufen hat er auch die Unteroffiziersschule absolviert. Erste Berufserfahrungen sammelte Robert Wyss bei «Hämmerli» in Lenz- burg sowie bei «Schwarz Waffen» in Bern.

210 Am Internationalen Museumstag konnte die Bevölkerung persönlich bedeutungs- volles Kulturgut im Schloss abgeben und am Schloss-Palaver zum Thema «Sam- meln» teilnehmen (Fotos: Hans Aeschlimann)

211 Zwischendurch liess er sich auch als Busfahrer von den Verkehrsbetrieben der Stadt Bern engagieren, bevor er 1960 zusammen mit seiner Ehefrau Elsa Wyss-Voegeli hier in Burgdorf die damalige «Büchsenmacherei Stal- der» übernahm. 1969 ist man an den heutigen Standort in der Rütschelen- gasse umgezogen. 1990 konnte Robert Wyss das Geschäft an seinen Sohn Daniel übergeben, der es seither erfolgreich weiterführt. Robert Wyss hat weiterhin im Geschäft mitgearbeitet. Bemerkenswert war sein Engagement bei den «Burgdorfer Stadtschüt- zen»: er war da nicht nur ein zielsicherer Schütze, er hat auch als Vor- standsmitglied tatkräftig mitgeholfen, das Vereinsleben zu gestalten und zu fördern. Für sein engagiertes Wirken ist er schliesslich mit der Ehren- mitgliedschaft gewürdigt worden. Sodann hat er jahrzehntelang im «Sän- gerbund Burgdorf» mitgesungen. Auch hier wurde er zum Ehrenmitglied ernannt. Darüber hinaus war Robert Wyss mit Leidenschaft Jäger und Fi- scher. Das Gesellschaftliche hat er ausgiebig gepflegt. Das «Aserfeuer» mit seinen Kollegen zu feiern war ihm wichtig. «Asern» bezeichnet die Essenspause während der Jagd. Robert Wyss hat es stets mit ausgiebig Speis und Trank gefeiert; für all die Freunde und Bekannten, die er dazu einlud, ein unvergessliches Erlebnis!

23. Als achte Schweizer Stadt erhält Burgdorf heute die Auszeichnung «Fair Trade Town». Dieses Label gibt es bereits in 32 Ländern. Vier Jahre Vor- bereitung waren nötig, bis 19 Organisationen unserer Stadt, darunter bei­ spielsweise die Schulen Pestalozzi und Gotthelf, die Schwob AG oder das Restaurant zur Gedult, dabei waren.

25. Das Festival der Natur unter dem Motto «Gjät und Unkraut» führt in fünf Etappen von der Schützematt hinauf in die Altstadt. Im Zentrum steht die Biodiversität. Organisiert wird der Anlass von der Stadt, dem WWF, dem Natur- und Vogelschutz Burgdorf, Bioterra und pro natura.

Die Strecke zwischen dem Kronenplatz durch den «Schnägg» hinunter ins Kornhausquartier ist auch dieses Jahr für viele kleine und grössere Seifen- kistenfans ein einmaliges Erlebnis. Es ist nicht bekannt, wer mehr Freude hatte: die Kinder oder deren Eltern!

Heute Nachmittag fegt ein Gewittersturm über Burgdorf. Während 15 Minuten hagelt es recht intensiv kleinere Körner, sodass der Boden weiss

212 Am Festival der Natur unter dem Motto «Gjät und Unkraut» stand die Biodiversität im Mittelpunkt (Foto: Viktor Kälin)

Im ehemaligen Lederwarengeschäft Wyss hat Pierre Mettraux ein befahrbares Mo- dell des Emmentals eingerichtet (Foto: Viktor Kälin)

213 bedeckt ist. Keine Freude haben sicher die Gartenbesitzer, ihre Salatsetz- linge werden in Mitleidenschaft gezogen.

26. Unter der Leitung von Daniela Ivanova (Kadettenmusik) und Dimitri Vasy- lyev (Harmoniemusik) begeistern in der Aula Gsteighof die zwei Musikver- eine das zahlreiche Publikum. Melodien mit Ohrwurmklängen sorgen für einen unvergesslichen Abend.

27. Bei einem betrieblichen Aufwand von 103 Millionen Franken resultiert 2018 für die Stadt Burgdorf ein Ertragsüberschuss von 1,8 Millionen Fran- ken, 3 Millionen besser als budgetiert, aber 1,3 Millionen Franken schlech- ter als 2017. Der Steuerertrag von den juristischen Personen ist nicht mehr so hoch wie im Vorjahr. Die Nettoverschuldung pro Einwohner beträgt 1254 Franken, was deutlich niedriger ist als in Bern, Biel oder Köniz. Total fliessen 42 Millionen Franken Steuern in die Stadtkasse, darunter 2,5 Milli- onen Franken Konzessionsabgabe und 900 000 Franken als Dividende vom städtischen Energieversorger Localnet.

† Joseph Zeder, 1945 – 2019, wohnhaft gewesen am Pleerweg 76. Mehrere Jahre war er in Burgdorf Präsident der Katholischen Kirchgemein- de. Ebenso hatte er sich als Präsident der Wohnbaugenossenschaft Ler- chenbühl engagiert. Geboren ist Joseph Zeder am 31. März 1945 im luzernischen Sursee. Seine Jugend verbrachte er in Luzern und Basel. Er entschloss sich, eine Lehre als Stationsbeamter bei den SBB zu absolvieren. Im Bahndienst bildete er sich dann fortlaufend weiter. Er wurde EDV-Programmierer und absolvierte eine Ausbildung für Betriebsplanung. 1973 ist er mit seiner Frau und einem Kind nach Burgdorf gekommen, die beiden jüngeren Kinder wurden dann in Burgdorf geboren. Später ist er in die Dienste der EBT/SMB/VHB-Gruppe in Burgdorf getreten und wurde 1987 zum Betriebschef-Stellvertreter ge- wählt. 1997 wählte man ihn zum Betriebschef der RM AG (ehemals EBT/ SMB/VHB-Gruppe), wo er vor allem als Fahrplanchef tätig war. Krönung seiner Karriere war 1999 seine Ernennung zum Vizedirektor; als solcher war er zuständig für das Profitcenter Personenverkehr. Sprachen interessierten Joseph Zeder seit je. In Rom hatte er nicht nur das Italienische erlernt, sondern auch die Autofahrprüfung bestanden, im Welschland hatte er dann sein Französisch perfektioniert, in London schliesslich besuchte er die Swiss Mercantile Society School, um auch das

214 Robert Wyss Joseph Zeder 1934 – 2019 1945 – 2019

Ruth Bütikofer-Laager 1921 – 2019

215 Englische zu erlernen. Dass er zudem den Schweizerischen Kurs für Un- ternehmensführung in St. Gallen absolviert hatte, diente ihm nicht nur im Beruf, es brachte ihm auch wertvolle Kontakte, die er bis zu seinem Tod rege gepflegt hatte. Nach seiner Frühpensionierung wirkte Joseph Zeder noch mit im Team der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle für Bahn-, Schiff- und Flugunfälle (SUST). Nach seiner Aktivzeit als Handballer hatte er sich zuerst als Sportvertreter Schiessen im Zentralvorstand des Schweizerischen Sportverbands öffent- licher Verkehr (SVSE) eingesetzt, später übernahm er während mehreren Jahren das Amt als Kassier beim SVSE wie auch bei der Internationalen Sportvereinigung öffentlicher Verkehr (USIC). Für seine grossen Verdienste wurde ihm die Ehrenmitgliedschaft vom SVSE sowie von der USIC verlie- hen. Neben all diesen Verpflichtungen liebte Joseph Zeder das Reisen, er be- suchte fast jedes Land auf dieser Welt. Er war auch stets ein engagierter Vater und Grossvater, der mit der jungen Generation in regem Kontakt stand und stets mit wachem Interesse ihr Wachsen und Werden mitver- folgte.

30. Der 21-jährige Burgdorfer Sascha Lehmann hat in Pratteln an der Schwei- zer-Meisterschaft im Bouldern (Disziplin Sportklettern) den Titel geholt. Nach dem vierten Platz in der Qualifikation kann er im Final seine fünf Gegner besiegen. Herzliche Gratulation!

Juni 2019

3. Heute nimmt die zukünftige Sozialdienstleiterin im Regionalspital Emmen- tal ihre Arbeit auf. Regula Wittwer-Grossenbacher wird dabei von Vorgän- ger Bruno Keel in ihre neue Tätigkeit eingeführt.

4. Zusammen mit Lyssach, und Schönbühl SBB hat heute der Bahnhof Burgdorf als erster das neue Raucherzonen-System eingeführt. Im Umkreis von zwei Metern um einen grossen Aschenbecher herum darf noch geraucht werden, sonst herrscht Rauchverbot. Ob sich die Raucher daran halten? Und: Wer kontrolliert das neue Verbot?

216 7. † Ruth Bütikofer-Laager, 1921 – 2019, wohnhaft gewesen an der Schmie- dengasse 27. Wer ist ihr nicht begegnet in der Oberstadt oder sonstwo in unserer schö- nen Stadt? Stets positiv denkend und immer wieder für ein Spässchen aufgelegt. Ruth Bütikofer ist am 21. Januar 1921 geboren. Sie war eine aktive Sopransängerin im Gesangsverein Burgdorf, schon zur Zeit, als dieser unter der Stabsführung von Otto Kreis und Kurt Kaspar stand. 50 Jahre wirkte sie im Gemeinnützigen Frauenverein mit, 14 Jahre davon als Vizepräsidentin und Ressortleiterin «Freiwilliger Autofahrdienst». Auch im KV Burgdorf hat sie sich als Sekretärin und Rechnungsführerin engagiert. Nicht fehlen durfte jeweils ihr Hund. Fast jedes Jahr reiste sie mit dem SAC Burgdorf nach Zermatt, ein Anlass, der ihr sehr wichtig war. Ebenso hat sie als gute Skifahrerin regelmässig die Clubhütte in Grindelwald aufgesucht. An den legendären Hühnerbällen im Stadthaus Burgdorf traf man sie auf der Tanzfläche an. Trotz all diesen Aktivitäten fand sie immer auch Zeit für ihre beiden Kinder Theres und Herbert. 2008 ist ihr Ehemann Werner Bütikofer gestorben. Die letzten Jahre verbrachte sie im Senevita Burgdorf.

11. Seit Tagen ist das Wetter in unseren Regionen recht abwechslungsreich; mal Sonne, mal Regen, stets etwas Wind. In der Nacht auf heute hat es ergiebig geregnet, sodass die Emme endlich wieder «anständig» Wasser führt. Zu Schäden ist es nicht gekommen.

13. † Fritz Fankhauser-Zippel, 1932 – 2019, ehemals Polizeiinspektor der Stadt Burgdorf. Ganze 14 Jahre lang ist er für Sicherheit und Verkehr in unserer Stadt zu- ständig gewesen. In der Freizeit und besonders seit seiner Pensionierung sah man ihn mit Rucksack und Feldstecher in sein geliebtes Emmental ausziehen, wo er auch aufgewachsen ist und das er bis in den hintersten Winkel kannte. Fritz Fankhauser ist am 15. Oktober 1932 als ältester Sohn des Lehrers im alten Schulhaus Häutligen zur Welt gekommen. Mit drei Schwestern ist er aufgewachsen. Nach der Sekundarschule Oberdiessbach und dem Lehrer- seminar Muristalden absolvierte er das Sekundarlehramt in Geografie und Mathematik an der Universität Bern. Seine erste Stelle versah Fritz Fankhauser in Riffenmatt bei Guggisberg.

217 Dann wurde er an die Sekundarschule Burgdorf gewählt. Im Militär avan- cierte er zum Oberleutnant. 1962 verheiratete er sich mit Marlen Zippel, zwei Söhnen ist er Vater ge- worden. 1968 entschloss er sich zu einem markanten Wechsel: in Grenchen wur- de er Personalchef in der Uhrenindustrie, bei Baumgartner Frères SA. Die Familie zügelte nach Safnern und bald danach nach Lengnau, wo 1978 ein eigenes Haus bezogen wurde. Dann ist die Krise in der Uhrenindustrie dazwischengekommen. Die Firma Baumgartner Frères wurde geschlossen. Den 150 Angestellten hatte der Personalchef bei der Suche einer neuen Stelle zu helfen, und schliesslich auch sich selber beruflich neu zu orien- tieren. 1983 ergab sich die Chance: Fritz Fankhauser wurde zum Polizei- inspektor der Stadt Burgdorf gewählt, ein Amt, das er dann bis zu seiner Pensionierung 1997 mit Umsicht versehen hat. Im Finkfeld nahm er mit seiner Familie Wohnsitz. Ein Höhepunkt in diesen Jahren war für ihn wohl die Übernahme des OK-Präsidiums beim Kantonalbernischen Trachtenfest 1989. Auch im Sport des Bogenschiessens hat sich Fritz Fankhauser enga- giert, zusammen mit seinen Söhnen sowie als Coach des Nationalkaders. An Weltmeisterschaften, unter anderem in Kuba, China und Australien, hat er teilgenommen. Die Pensionierung brachte dann mehr Zeit für andere Hobbys. Nach dem Tod seiner Frau 2005 konnte er sich vor allem an seinen fünf Enkelkindern erfreuen. Unvergessen bleibt auch die Reise nach Australien gemeinsam mit seinem Sohn.

14. Das Frauennetz Burgdorf organisiert einen Anlass zum heutigen schweiz- weiten Frauenstreiktag auf dem Kronenplatz. Für den musikalischen Teil sind Figlioccio & Padrino verantwortlich; für die Reden konnten Stadtrats- präsidentin Barbara Lüthi und Elisabeth Knutti, Präsidentin des Gemein- nützigen Frauenvereins, gewonnen werden.

16. Der Kiwanis Club Burgdorf ist auch dieses Jahr verantwortlich für das grosse Kinderfest «Chinderschloss Burgdorf». Von 11.00 bis 16.00 Uhr geht auf der Brüder-Schnell-Terrasse «die Post ab»: ein erlebnisreicher Nachmittag mit Musik und Spielen für Familien mit Kindern.

17. Architekturstudenten der Berner (BFH) beschäftigten sich intensiv mit neuen Wohnformen in unserer Region. Es sollen aber nicht

218 nur Modelle entstehen, sondern ihre Ideen werden, unterstützt durch die Stadt Burgdorf, auch in den Siedlungsrichtplan 2035 einfliessen.

An der heutigen Stadtratssitzung gibt der drohende Konkurs der Markt- halle viel zu reden. Mit «halbem Herzen» entscheiden die Stadträte, das Betriebsdarlehen von Fr. 500 000.– auf eine Million Franken aufzustocken. Die jährlich wiederkehrenden 300 000 Franken für Abschreibungen sol- len noch bis 2020 getragen werden, danach will man nochmals «über die Bücher». An derselben Sitzung entscheidet der Stadtrat, dass künftig keine städtischen Angestellten in den Gemeinderat gewählt werden dür- fen, auch keine Lehrer. Mit 22 Ja, 16 Nein und 2 Enthaltungen folgt der Stadtrat dem Vorschlag des Gemeinderates und segnet damit das «Umset- zungskonzept frühkindliche Förderung 2019» ab. Mit Fr. 120 000.– (früher Fr. 60 000.–) sollen Kinder von bildungsfernen Familien ab dem 3. Alters- jahr vor allem sprachlich gefördert werden.

† Josef Bucher, genannt Sepp, 1934 – 2019, wohnhaft gewesen an der Kornhausgasse 9. Lange 21 Jahre hat er im Kirchgemeinderat der katholischen Kirchgemein- de Burgdorf mitgewirkt, davon elf Jahre als Präsident. In seine Zeit fiel eine rege Bautätigkeit, nämlich der Bau eines modernen Kirchgemeindehauses, der Abbruch und Neubau des Pfarrhauses und im Rahmen der früher be- willigten Gesamtüberbauung auch die Planung einer neuen Kirche. Josef Bucher ist aus dem Luzernischen nach Burgdorf gekommen. Am 15. Oktober 1934 ist er in Meggen geboren. In Ruswil, Rüediswil und spä- ter im nidwaldnerischen Wolfenschiessen ist er aufgewachsen. Früh hat er zwei Brüder und die Mutter an Tuberkulose verloren. Nach der Kloster- schule in Engelberg begann er in der Klosterkäserei eine Lehre als Käser, welche er im Thurgau mit Erfolg abgeschlossen hat. Es folgten die Ausbil- dung zum Molkeristen in Basel und Auslandaufenthalte in Dänemark und England. Nach Abschluss der Molkereimeisterprüfung hat Josef Bucher in verschiedenen Molkereibetrieben in Suhr, Basel und Burgdorf gearbeitet. 1961 verheiratete er sich mit Anita von Allmen aus Loveresse im Jura. 1962 verlegten die beiden ihren Wohnsitz erst nach Oberburg, dann nach Burgdorf, wo die beiden Töchter zur Welt kamen. 1968 übernahm Josef Bucher bei den schweizerischen Milchproduzenten in Bern die Abteilung Warenvermittlung, welche er mit Überzeugung bis zu seiner Pensionierung geführt hat. Sepp Bucher erfreute sich an seiner Familie, vor allem an den

219 drei Enkeln. Mit seiner Frau zusammen unternahm er gerne Reisen. Mit Fassung und Tapferkeit hat er schon kurz nach der Pensionierung die Diagnose Parkinson entgegengenommen. Sepp war ein Mensch, der jeder Situation etwas Positives abzugewinnen wusste, sein feiner Humor bleibt denen, die ihn näher gekannt haben, in bester Erinnerung.

18. 90 Jahre alt ist die «ehrwürdige» Burgdorfer Badi. Heute können sich inte­ ressierte Badegäste in der Kabine 90 verschiedene Geschichten und Anek- doten anhören. Sie erzählen von Erlebnissen, welche Badi-Besucher früher erlebt haben. Gelesen werden die Texte von Brigitte Woodtli und Franz Muhmenthaler.

19. An der GV des Regionalspitals Emmental wird der ehemalige Gemeinde- präsident von Langnau, Bernhard Antener, zum neuen Verwaltungsrats- präsidenten gewählt. Er folgt auf Eva Jaisli, die seit 2009 sehr umtriebig und erfolgreich Präsidentin war.

21. Die Randständigen, die sich seit längerem jeweils bei der Rampe der alten Butterzentrale treffen, haben den Verein «CheckPunkt» gegründet. Dank der Mithilfe der Stiftung Contact kann nun eine leerstehende Garage ne- ben der Butterzentrale als Vereinslokal eingerichtet werden. Wenn in vor­ aussichtlich zwei Jahren die Butterzentrale abgebrochen wird, muss ein neuer Standort gesucht werden.

24. Bei schönstem Wetter geht heute die 288. Solennität über die Bühne. Nach dem Morgenumzug sind in der bis auf den letzten Platz gefüllten Stadtkirche Stadtpräsident Stefan Berger und die zwei 9.-Klässlerinnen Meret Mumenthaler und Michelle Winten für die Reden verantwortlich, begleitet von den Gesängen der 9. Klassen. Mit ihrer Showeinlage zum Thema «Ab in die Ferien» sorgen die Schüler und Lehrer des Schulhauses Pestalozzi am Nachmittagsumzug für den Höhepunkt, begeistert gefeiert von den zahlreichen Zuschauern im Staldenkehr.

Mit der Solennität zieht ein sehr grosses Hochdruckgebiet über die Schweiz und bleibt stabil liegen. Es bringt Höchsttemperaturen von bis zu 35 Grad in unsere Region. In den Nächten kühlt es nicht mehr richtig ab, Mensch und Natur leiden.

220 Der Burgdorfer Sascha Lehmann wurde 2019 erstmals Schweizer Meister im Boul- dern und holte in Villars seinen ersten Weltcupsieg (Foto: davidschweizer.ch)

Höhepunkt des Umzugs an der Solätte 2019 war die Showeinlage des Schulhauses Pestalozzi im Staldenkehr (Foto: Viktor Kälin)

221 27. Das Motto des heutigen Nachtmarktes in der Oberstadt lautet «Altes, Neu- es, Kunst, Kitsch und Sounds für Nachtschwärmer». Neben den obligaten Ständen kann man Fahnenschwingen und Strassenmusik geniessen. Es gibt einen Tanzkurs in der Hofstatt und unzählige kulinarische Köstlichkei- ten. Das sehr warme Wetter sorgt für viele Besucher.

28. Heute feiert die Burgdorfer Gasthausbrauerei ihr 20-jähriges Bestehen. Im Kornhaus wird beim «Jubierläum» eine Leistungsschau des Burgdorfer Biers gezeigt mit Degustationsmöglichkeiten und einem Open-Air-Konzert von Bubi Eifach.

Juli 2019

1. Der Verwaltungsrat des Regionalspitals Emmental wählt anstelle von Lu- zius Hiltebrand, der das Spital auf eigenen Wunsch verlässt, Patrick Wett- stein und Frank Loose zu neuen Chefärzten und Co-Leitern Anästhesie.

5. Auch dieses Jahr stellen die Gebrüder Manuel und Mathias Zach ein ab- wechslungsreiches Open-Air-Kinoprogramm zusammen. Ab heute kön- nen Filmbegeisterte im Schützenhaus die Streifen anschauen und dazu die Köstlichkeiten aus der Küche geniessen. «Cinété» vom Feinsten!

An sechs Wochenenden (5. Juli bis 10. August 2019) können fünf Gast- gewerbebetriebe (Don Antonio, La Bomba, zur Metzgern, Café-Bar zur Dänälä, Tigris Kebap und Pizza) eine Stunde länger wirten; neu bis 01.30 Uhr. Während dieser Zeit sind Aussenmusik und Verkauf über die Gasse jedoch verboten.

6. Zum 18. Mal wird heute der Altstadtpreis vergeben. Er geht dieses Jahr an die E. Seiler AG am Kronenplatz. Bereits 1928 ist Ernst Seiler aus Basel in die damalige Eisenhandlung H. Frey & Co. eingetreten. 1948 übernahm er dann den Eisenhandel. Heute geschäftet der jetzige Besitzer Beat Seiler mit Heizgeräten, Pumpen, Sicherheitsgeräten und Australian Grills.

Während zwei Wochen gab es sehr heisses Wetter mit Temperaturen bis zu 34 Grad. Nun sorgt eine massive Gewitterfront für Abkühlung. Sturmböen richten in einigen Regionen der Schweiz Schäden an. Bei uns ist der Nieder-

222 schlag aber sehr angenehm und die Temperaturen sinken auf wohltuende 25 Grad.

Als erste Institution der Schweiz hat die Intensivstation des Regionalspitals Burgdorf von der deutschen Stiftung Pflege i.V. die Auszeichnung «an- gehörigenfreundlich» erhalten. Das Zertifikat zeugt vom bewussten und strukturierten Umgang mit den Angehörigen auf der Intensivstation.

Nach dem Schweizermeistertitel holt der 20-jährige Burgdorfer Sportklet- terer Sascha Lehmann in Villars-sur-Ollon seinen ersten Weltcupsieg. Sein Ziel sind die Olympischen Spiele 2020 in Tokio.

8. Während der Schulsommerferien wird in den Schulhäusern immer geputzt, manchmal auch umgebaut. Die Oberstufe des Gsteighofs erhält ein total renoviertes Lehrerzimmer. Im Berufsbildungszentrum Emme wird eine sehr grosse Renovation nötig. Während eines Jahres wird in Containern und an zwei Ersatzorten unterrichtet. In dieser Zeit werden die Schulräume isoliert, energetisch erneuert und den moderneren Unterrichtsformen angepasst. Der Kanton hat dafür einen Kredit von 17 Millionen Franken gesprochen.

11. Der japanische Präzisionswerkzeughersteller Nagase Integrex Co. Ltd. will in unserer Stadt eine Filiale eröffnen und ein Vertriebs- und Servicenetz aufbauen. Dies geschieht in Zusammenarbeit mit der Burgdorfer Bera- tungsfirma Thinkneo GmbH. Wenn die Geschäfte erfolgreich verlaufen, will man in andere europäische Länder expandieren.

† Regula Franziska Zbinden, 1953–2019, wohnhaft gewesen am Halden- weg 1. Zurückhaltend, ein feines Lächeln auf den Lippen, so konnte sie einem gelegentlich auf der Strasse entgegenkommen. Etwas Eigenständiges war unverkennbar. Kunstgeschichte hatte sie studiert und abgeschlossen. Kunst ist dann auch ihr Metier geworden. Regula Franziska Zbinden ist am 31. März 1953 in Burgdorf geboren. In wohlbehüteter Familie ist sie zusammen mit zwei jüngeren Geschwistern aufgewachsen. Während des Gymnasiums absolvierte sie ein Austausch- jahr in den USA, wo Kontakte entstanden, die sie lange weiter gepflegt hat. Nach der Matura Typus B hat sie an der Uni Bern zuerst Medizin, später dann Kunstgeschichte und Geschichte studiert, eine Fächerkom-

223 bination, die ihr sehr entsprach. Um selbstständig zu sein, arbeitete sie gleichzeitig im Altersheim als Nachtwache. Nach Studienabschluss fand Regula Zbinden eine Anstellung im Kunstmuseum Bern, wo sie fürs Film- archiv zuständig war. Später folgte ein Engagement in der Galerie Henze & Ketterer. Vor etwa zehn Jahren liess sich der Traum einer eigenen Galerie endlich verwirklichen: Die Galerie Re in der Mühlegasse. Fürs Kunstschaf- fen in unserer Stadt hat sie auch in einem anderen Bereich einen wichtigen Beitrag geleistet: Als die Zukunft des Bildhauer-Workshops auf der Brüder- Schnell-Terrasse ungewiss war, hat Regula Zbinden sich entschlossen, die Leitung zu übernehmen. «Dank ihnen wird weiter geklopft», so der Titel eines Artikels, der vor fünf Jahren über sie und die technischen Leiter des Workshops in der «Berner Zeitung» erschienen ist. Die bildende Kunst war Regula Zbindens eigentliches Gebiet. Hier war sie Sachverständige, hier blühte sie auf, hier fand sie, was ihr guttat. In Galerien und Museen war sie zuhause. Selber hat sie auch gemalt, allerdings sehr zurückhaltend. Auch die Musik lag ihr am Herzen. Im Berner Bach-Chor sowie im Konzertchor Burgdorf hat sie mitgesungen. Besonders schätzte sie die Reisen, die man in diesem Zusammenhang unternahm. Gerne hat sie auch ihre Mutter auf Reisen begleitet – immer mit einem besonderen Fokus auf Kunst und Kunstgeschichte.

18. Heute Morgen um 6.50 Uhr muss die Feuerwehr Burgdorf ausrücken. In der Reithalle auf der Schützematt kann ein Brandherd mit starker Rauch- entwicklung rasch gelöscht werden. Personen oder Tiere kommen keine zu Schaden. Die Brandursache ist noch nicht bekannt.

23. Nach einigen Tagen mit viel Sonnenschein und angenehm warmen Tempe- raturen steigt das Thermometer während einigen Tagen auf Rekordhöhe. In unserer Region werden 34 Grad gemessen, die Natur leidet. Die Emme ist ein armseliges Rinnsal, einige Abschnitte müssen ausgefischt werden.

25. Nun hat der deutsche Grossverteiler Lidl auch unsere Stadt erreicht. Im Mergele-Zentrum wird heute die erste Filiale eröffnet. Der Andrang ist gross, weil die ersten 100 Kunden einen 50-Franken-Gutschein erhalten.

28. Heute trifft der lange erwartete Regen endlich ein. Während mehreren Stunden regnet es, aber nicht heftig, eher lieblich. Die Emme führt nicht

224 Fritz Fankhauser Josef Bucher 1932 – 2019 1934 – 2019

Regula Franziska Zbinden 1953 – 2019

225 Hochwasser, kommt aber braun daher. Die Tageshöchsttemperaturen pen- deln sich auf angenehme 25 bis 27 Grad ein.

31. In den letzten 55 Jahren hat der Gemeinnützige Frauenverein (GFV) Burg- dorf für Studenten und Gymnasiasten in den Kantinen der Berner Fach- hochschule ein feines und günstiges Menü angeboten. Da man in den letzten drei Jahren Verluste eingefahren hatte, wurde nun der Vertrag ge- kündet. Die Stiftung Intact wird die Nachfolgerin des Frauenvereins.

Während 40 Jahren hat Ziga Kump die Burgdorfer Stadtbibliothek geleitet. Betrieben wir die beliebte Institution zu 60% von der Burgergemeinde, zu 40% von der Stadt Burgdorf und den Regionsgemeinden. Jährlich werden rund 4000 Bücher oder andere Medien angeschafft. In Zukunft möchte der umtriebige Bibliothekar mehr Zeit haben fürs Segeln und die Projekte seiner Partnerin Nicole Käser. Dazu unterstützt er in der Anfangsphase sei- ne Nachfolgerin Andrea Grichting, die Germanistik und Anglistik studiert hat.

226 Dem Burgdorfer Jahrbuch gewährte finanzielle Unterstützungen

Stadt Burgdorf ...... 8000.– Gemeinnützige Gesellschaft Burgdorf ...... 5000.– Heinz Winzenried, Lyss ...... 2000.– Burgergemeinde Burgdorf ...... 1000.– Museum Franz Gertsch ...... 550.– Urs und Annelis Werthmüller-Maurer, Burgdorf ...... 500.– Localnet AG Burgdorf ...... 500.– Ökonomischer und gemeinnütziger Verein Burgdorf ...... 500.– Einwohnergemeinde Heimiswil ...... 500.– Peter Marcolli, Burgdorf ...... 300.– Rittersaalverein Burgdorf ...... 300.– Berner Kantonalbank, Burgdorf ...... 300.– Casino Gesellschaft Burgdorf ...... 300.– Handels- und Industrieverein Burgdorf ...... 300.– Berner Heimatschutz, Regionalgruppe Emmental ...... 250.– Museum Schloss Burgdorf ...... 200.–

227 Inserenten und Inserate

Aeschlimann Dachtechnik AG 240 Aeschlimann Sanitär AG 253 Auto AG Burgdorf 248 Basler Versicherung AG, Agentur Burgdorf Emmental 246 Baumann Carrosserie 253 BDO AG 248 Buchhandlung am Kronenplatz 248 Burgdorfer Apotheken 251 Buschor AG 237 Carrosserie Loeliger AG 246 Casino Theater Burgdorf AG 245 Daniel Jutzi AG, Sanitäre Anlagen 234 Die Malermeister, Tschannen + Leuenberger AG 246 Die Mobiliar, Generalagentur Burgdorf 244 D’Region, Medienzentrum GmbH 242 ESA Burgdorf 239 E. Seiler AG 252 ETAVIS Beutler AG 232 Faes Bau AG 254 Fritz Rüfenacht Unternehmungsberatung, Rüegsauschachen 234 Garage am Graben GmbH 255 Garage Bauder AG 244 Garage Witschi AG 252 Gebr. Gloor AG, Autogenwerk 238 Greisler AG, Brillen + Contactlinsen 244 Grimm & Ruchti Treuhand AG 241 Haller+Jenzer AG 7

229 HighendScan Veraguth 231 Klossner AG, Gipsergeschäft 234 Localnet AG 236 Lubana AG 250 Malerei K. Fritz 232 Möbel-Tschannen AG, Lützelflüh 237 Moser Maler AG 235 Parfumerie Kosmetik Metzler GmbH, Eva Hirter 232 Pauli Elektro AG 239 Probst +Wieland AG, Planung Haustechnik 235 Restaurant – Pizzeria Bernerhof 250 Sackdruckerei Janine Soom-Flück, Nachfolgerin Franz Gloor 243 SAZ Burgdorf, Schulungs- und Arbeitszentrum für Behinderte 249 Schwander Industrie-Bedarf 250 Senevita Burgdorf 247 Stadtbibliothek, Burgergemeinde Burgdorf 241 Steinhof PrintMedia AG, Dino Küffer 241 Tschanz Metallbau AG 237 Unico Treuhand AG 255 Werthmüller Schreinerei AG 239 Ypsomed AG 240 ZAUGG Storenbau, Inh. Ralf Wenger 243 Zentrum Schlossmatt Region Burgdorf 233

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