Ulrich Müller / Donat Wehner Wagrien im Brennpunkt der Slawenforschung

0. Einleitung Schleswig-, 1946 als eigenes Bundesland entstanden, wird gerne als Dreh- scheibe zwischen Ost und West, zwischen Nord und Süd und vor allem als Land zwischen den Meeren charakterisiert (Abb. 1). Die frühmittelalterliche Historie scheint insbesondere in der außerwissenschaftlichen Wahrnehmung weitgehend durch die Skandinavier geschrieben worden zu sein, die als Wikinger an Plätzen wie Haithabu und mit dem Danewerk Geschichte schrieben und mit denen sich nach wie vor Geschichten schreiben lassen (RÜDIGER 2008). Im Gefüge der slawi- schen Welt kommt Schleswig-Holstein in der Tat eine Randlage zu, die aber kei- neswegs mit Peripherie gleichzusetzen ist. Ganz im Gegenteil: die Nähe zum karo- lingischen bzw. ottonisch-salischen Reich, den skandinavischen Herrschafts- gebieten und Königreichen, aber auch seit dem ausgehenden 10. Jahrhundert zur civitas Schinesghe als eine fortbestehende slawische Reichsbildung, haben dem Raum zwischen Kieler Förde und Oder eine ganz eigene Geschichte beschert. Die Geschichte und Archäologie dieses auf den ersten Blick recht einheitlichen, bei differenzierter Betrachtung aber höchst heterogenen Raumes ist in zahlreichen Abhandlungen mit unterschiedlichen Fragestellungen, Ansätzen und Ergebnissen dargestellt worden. Aktuelle Übersichten zur Archäologie und Geschichte, die den obodritisch-polabischen Raum behandeln, finden sich neben der bekannten Einführung durch S. BRATHER (2008) in Beiträgen von M. DULINICZ (2006), T. KEMPKE (2007), den gesammelten Aufsätzen von M. MÜLLER-WILLE (2011a) und der jüngsten Übersicht zu den nordwestlichen Slawen durch F. BIERMANN (2014). In der historischen Forschung wurde die Geschichte der nordwestlichen Slawen weiträumig eingeordnet durch die Forschungen von Chr. LÜBKE (z.B. 2001; 2014a) und mit Detailstudien ergänzt.1 Wagrien, das westliche Siedelgebiet der Slawen in , ist in mehr- facher Hinsicht von Interesse: So ist Wagrien Teil des „Obodritenreiches“, wel- ches sich vom „limes Saxoniae“ in Ostholstein bis ungefähr in das östliche Meck-

–––––––— 1 Z.B. GLÄSER 1983; TURASIEWICZ 2004; RUCHHÖFT 2008; 2011. Zur zeitlichen Glie- derung wird im Folgenden entsprechend KEMPKE (1984) zwischen frühslawisch (8./9. Jh.), mittelslawisch (10. Jh.) und spätslawisch (11./12. Jh.) unterschieden, wo- bei gewisse zeitliche Überlappungen bestehen. 210 Ulrich Müller / Donat Wehner lenburg erstreckte (Abb. 2). Auch wenn es im „Obodritenreich“ zu keiner dau- erhaften Reichsbildung kam, ist es durchaus mit größeren slawischen Herr- schaftsbildungen vergleichbar: der megalé Morabia (Groß- oder Altmähren und Böhmen) sowie die civitas Schinesghe und dem daraus folgenden Piastenreich. In den Regionen des „Obodritenlandes“ zwischen Kieler Förde und Warnow lassen sich nach F. RUCHHÖFT (2008) im 10. Jahrhundert ein westlicher und ein östlicher Kernraum unterscheiden. Die Ausbildung der obodritischen Samt- herrschaft ab der Mitte des 10. Jahrhunderts bleibt nebulös und auch die herr- schaftliche Durchdringung der einzelnen Teilstämme ist schwer zu erfassen. F. RUCHHÖFT (2008: 123f.) stellt heraus, dass „die obodritische Samtherrschaft ... eine Fassade [blieb] ... weil sie ein Garant für die Ausbreitung des Christentums sein sollte...“. In der Tat deuten sowohl die andauernden innerobodritischen Aus- einandersetzungen als auch die Konflikte mit den Teilstämmen sowie die varian- tenreichen Koalitionen auf ein eher instabiles Gebilde. Im Folgenden soll daher der Versuch gewagt werden, alte und neue Themen der Forschung zu umreißen. Hierzu wird der Blickwinkel nochmals verkleinert und „nur“ die Region zwischen Kieler Förde und der Lübecker Bucht betrachtet (Abb. 1). Was zunächst als unzu- lässige Verkleinerung erscheinen mag, bietet Chancen. Viele Aspekte, die nach- folgend thematisiert werden, spiegeln sich in der nationalen und transnationalen Forschung wider (vgl. SIKORA 2014).

1. „150 Jahre Slawen“ – Die Entdeckung und Perspektivierung der slawischen Frühgeschichte in Schleswig-Holstein

Die Erforschung der slawischen Frühgeschichte zwischen Kieler Förde und bis an die untere kann auf eine mehr als 150jährige Tradition zurückblicken. So problematisch es im Kern ist, die Geschichte des Faches und bestimmter Fach- bereiche in zeitliche Blöcke zu unterteilen, erscheint es im Sinne einer Strukturie- rung doch hilfreich. Im Folgenden sollen daher verschiedene Phasen der archäologischen For- schung in Ostholstein und Lauenburg unterschieden werden. Am Beginn steht (1) die Professionalisierung und Konsolidierung der Archäologie im ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhundert sowie deren zunehmende Instrumentalisierung als „nationale Wissenschaft“ einschließlich der nationalsozialistischen Zeit. Mit der unmittelbaren Nachkriegszeit wird eine Phase (2) greifbar, die bis etwas in die 1960er Jahre reichte. Der Umbruch (3) seit den späten 1960er wird in Schleswig- Holstein durch die Einrichtung eines Sonderforschungsbereiches fassbar, der ent- scheidend durch die archäologische Forschung initiiert und getragen wurde. Ge- gen Ende der 1980er Jahre und vor dem Hintergrund der neuen politischen Ent- Wagrien im Brennpunkt der Slawenforschung 211 wicklungen wird eine neuerliche Phase (4) eingeläutet, die sich ihrerseits durch veränderte personelle und forschungspolitische Rahmenbedingungen bis in die frühen 2000er Jahre erstreckt.

1.1. Professionalisierung und Konsolidierung der Archäologie im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert sowie Nationalisierung und National- sozialismus

Die Beschäftigung mit der materiellen Kultur der slawischen Stämme und Stam- mesgruppen folgt auch in Schleswig-Holstein den Entwicklungslinien der Ar- chäologie (BRATHER 2001). In der Frühzeit waren es gelehrte Gesellschaften und Privatsammler, die Interesse an den frühgeschichtlichen Denkmälern in Schles- wig-Holstein zeigten (STEIGERWALD 2014). Durch das Engagement von Johanna Mestorf und anderen, sowie den Kontakten mit den Berliner Archäologen um Rudolf Virchow wurde das Interesse der gelehrten Welt in der preußischen Pro- vinz Holstein am Ende des 19. Jahrhunderts auch auf die Hinterlassenschaften der Slawen gelenkt (LUBER 2010). Ganz dem Denkmalverständnis der Zeit entspre- chend und dem fachwissenschaftlichen Paradigmen folgend, standen in der Zeit vor allem die Burgen und Befestigungen im Vordergrund. Es war der Direktor des „Museums für Vaterländische Alterthümer“, Henrich Handelmann, welcher in den 1870er Jahren auf die Bedeutung der slawischen Alterthümer am Beispiel des Limes Saxoniae hinwies (HANDELMANN 1875). Rund 30 Jahre später verglich R. STRUCK (1906) das Danewerk mit dem Limes Saxonie auf der Grundlage der Geländemorphologie und Geologie, wobei er die Geofaktoren mit einer ethni- schen Interpretation der „Siedellandschaft“ verband. In den Jahren 1852 und 1882 waren bereits erste Ausgrabungen in Alt-Lübeck erfolgt, die dann 1906 bis 1908 fortgesetzt wurden (GRABOWSKI 2002). Bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahr- hunderts waren Untersuchungen an Burgwällen im Umfeld des Limes Saxoniae durchgeführt worden, doch erst mit dem Burgwallprogramm des Archäologen Carl SCHUCHHARDT wurde die ur- und frühgeschichtliche Archäologie zu einem erstzunehmenden Partner für die zunehmend nationalistisch argumentierenden Geschichts- und Sprachwissenschaften (GRUNWALD/REICHENBACH 2009: 73–75). Die Burgwallforschung in Schleswig-Holstein wurde von Carl Schuchhardt im Rahmen seiner Vorarbeiten zum Atlas vorgeschichtlicher Burgwälle in Nieder- sachsen betrieben, und gleichsam ein Nebenprodukt seiner Arbeiten bildeten die Aufmessungen und Sondagen an Plätzen westlich und östlich des Limes Saxoniae in den Jahren zwischen 1904 und 1911. Neben den Arbeiten von HOFMEISTER (1917) bildeten diese Untersuchungen auch eine Ausgangsbasis für die Anfang der 1920er Jahre begonnene Landesaufnahme durch A. TODE (ICKERODT 2013: 9– 212 Ulrich Müller / Donat Wehner

15; ICKERODT 2014: 12–13), dessen Arbeiten wiederum die Grundlage für eine vergleichende siedlungsarchäologische Analyse durch K. HUCKE (1938) bildeten. In der Studie legt er das keramische Fundmaterial insbesondere der Grabungen aus Alt-Lübeck und Scharstorf vor und ordnet es siedlungsgeschichtlich ein. Auch wenn zehn Burgwälle und 33 offene Siedlungen mit meist fehlender Stratigrafie aus heutiger Sicht methodisch zweifelhaft wirken, bleibt die Arbeit bis weit in die 1960er Jahre ein Standardwerk. In mehrerlei Hinsicht prominent ist die Studie von H. HOFMEISTER zum Li- mes Saxonie, da sie nicht nur die Diskussion zum Verlauf über Jahrzehnte hinweg bestimmte, sondern sie die Grundlage für eine nationale und ethnische Interpre- tation bereitete (MÜLLER 2012). „Wir stehen vor dem Bilde, dass eine deutsche Grenze durch slavisches Gebiet gezogen wurde. Natürlich sollte diese Grenze, zumal wir sie als eine bewehrte kennen gelernt haben, deutsche Bevölkerung schützen (...) Vor die alten Grenzgaue mit ihrem natürlichen Schutz wurde eine neue Sicherung gelegt (...) ein den Nachbarn abgewonnenes Gebiet, das dem ei- gentlichen Reichsboden als Vorhut diente“ (HOFMEISTER 1927: 124) formuliert der Historiker und Archäologe und trug damit entscheidend zu einer Nationali- sierung und Ideologisierung bei. Die aus dem Kaiserreich übernommene Slawen- feindlichkeit wurde im Nationalsozialismus Teil der Ideologie und der archäologi- sche Nachweis eines genuin germanischen Kultur- und Lebensraum im Osten ei- ne zentrale Aufgabe der frühgeschichtlichen Archäologie und Mediävistik. In der ur- und frühgeschichtlichen Archäologie allgemein und in Schleswig-Holstein insbesondere, spielten die Slawen in den späten 1920er und 1930er Jahren dem- entsprechend eine untergeordnete Rolle. Auch hatte der Aufbau des Seminares in und die Ausrichtung der Christian-Albrechts-Universität zur Grenzlanduni- versität (CORNELIßEN/MISH 2009) eine Orientierung zur Folge, die sowohl ver- meintlich germanische Denkmäler wie Haithabu ins Zentrum von Lehre und For- schung rückten, als auch um den Nachweis eines „germanischen Lebensraumes“ bemüht waren (MÜLLER 2010a). Der Kieler Archäologie kam dabei eine entschei- dende Bedeutung zu, denn Forscher wie H. JANKUHN oder P. PAULSEN bemühten sich mit ihren Forschungen um den Nachweis eines genuin germanischen Sied- lungsgebietes bis ins Baltikum hinein.2 Die slawische Besiedlung Ostholsteins und Lauenburgs war angesichts dieser „globalpolitischen Zielsetzungen“ kein Thema, denn es verstand sich von selbst, dass es sich hier um genuin „deutsches Territo- rium“ handelte. Die Interpretation des Limes und der östlich anschließenden Ge- biete hatte damit eine neue Qualität gewonnen und die Ergebnisse der Archäolo-

–––––––— 2 FOCKE-MUSEUM 2013; MAHSARSKI 2009; MÜLLER 2010a. Wagrien im Brennpunkt der Slawenforschung 213 gie dienten Personen wie A. BRACKMANN, Historiker und graue Eminenz der Ostforschung, zur Legitimierung ihrer Ideologien.

1.2. Die Nachkriegszeit bis in die 1960er Jahre

Dass das Jahr 1945 weder personell noch inhaltlich für die archäologischen Wis- senschaften einen nennenswerten Bruch darstellt, ist bekannt. Auch thematisch folgte man – von einigen Ausnahmen angesehen – den Paradigmen der Jahrzehn- te zuvor. Nach wie vor standen ethnische Fragen und die politisch-militärische Organisation (Burgenbau) im Vordergrund der frühgeschichtlichen Archäologie. Dies bot allerdings auch Chancen, denn durch die archäologischen Landesauf- nahmen waren seit den 1920er Jahren in Ostholstein und dem Herzogtum-Lau- enburg zahlreiche slawische Siedlungsplätze, insbesondere Burgwälle, erfasst wor- den. Sie lieferten die Grundlage für vergleichende Untersuchungen, die seit den 1950er Jahren insbesondere von K.W. Struve vorangetrieben wurden. Die Ergeb- nisse zu einzelnen Anlagen, aber auch grundlegende und zusammenfassende Ge- danken zur Siedlungsentwicklung und Stammesbildung in den Gebieten östlich des Limes Saxoniae, legte er wiederholt vor (STRUVE 1961; 1981). Weiterhin ist für Ostholstein auf Alt-Lübeck hinzuweisen, wo unmittelbar nach dem Krieg die pol- nische Archäologin A. KARPINSKA sowie der aus Ostpreußen geflohene Archäo- loge W. NEUGEBAUER umfangreiche Grabungen initiierten (GRABOWSKI 2002). Mit den Arbeiten von Struve und anderen wurde das Fundament für die For- schungsprojekte nicht nur der 1970er Jahre gelegt, sondern Grundlagen für Kar- tierungen bis in die 1990er Jahre hinein geschaffen. Die systematische Aufnahme von Wallanlagen und das geborgene Fundmaterial führten in einer vergleichswei- se kleinen Region zu einem enormen Erkenntniszuwachs. So konnten in den nachfolgenden Jahrzehnten wichtige Fragen wie diejenige nach der „slawischen Westausbreitung“ sowie Beginn und Ablauf der slawischen Besiedlung des östli- chen angegangen werden. Auch wenn sich zahlreiche Interpretationen an den Schriftquellen und den damit verbundenen, aus heutiger Sicht kritisch ge- sehenen ethnischen, ereignisgeschichtlichen oder politisch-verfassungsrechtlichen Diskursen orientierten, so lässt sich zusammenfassend feststellen, dass die „Sla- wenforschung“ in Schleswig-Holstein der Nachkriegszeit über hohen fachlichen Standard verfügte. Über diese lokale Perspektive hinaus spiegelt sich in der „Sla- wenforschung“ Schleswig-Holsteins aber auch die politische Situation des Nach- kriegsdeutschland und der Bundesrepublik der 1950er und 1960er Jahre wieder. Nach 1945 genoss die Slawenforschung im östlichen Mitteleuropa eine umfassen- de politische Förderung und wurde finanziell wie personell insbesondere im Rahmen prestigeträchtiger Projekte unterstützt. Die Geschichte und Kultur des 214 Ulrich Müller / Donat Wehner frühmittelalterlichen Ostmitteleuropas war ein zentraler Baustein für das histori- sche Selbstverständnis der DDR. Es wäre eine Untersuchung wert, ob in der Bun- desrepublik zur Zeit des Kalten Krieges ein geringes forschungspolitisches Inte- resse an „slawischen“ Themen bestand oder diese gerade als Gegengewicht zur „Slawischen Archäologie“ des Ostblocks förderungswürdig waren.

1.3. Die Zeit der späten 1960er bis in die Mitte der 1980er Jahre

In den späten 1960er Jahren rückte die Archäologie der nordwestlichen Slawen zunehmend in das Interesse der Forschung in der BRD. Dies hatte ganz unter- schiedliche Gründe. So begünstigte der gesellschaftliche Wandel sozial- und wirt- schaftsgeschichtliche Themen und die gesellschaftlichen Auf- und Umbrüche stigmatisierten eine Beschäftigung mit der Geschichte des östlichen Mitteleuropas nicht mehr. Nicht nur ein Generationenwechsel innerhalb der frühgeschichtli- chen Archäologie in der Bundesrepublik allgemein bot den Raum für neue Per- spektiven, auch forschungspolitische Veränderungen in Schleswig-Holstein tru- gen dazu bei. Im Zuge der Einrichtung von Sonderforschungsbereichen an bun- desdeutschen Hochschulen wurde in Kiel 1969 der Sonderforschungsbereich 17 (Skandinavien- und Ostseeraumforschung der Christian-Albrechts-Universität Kiel) gegründet. Innerhalb dieses Sonderforschungsbereichs (SFB) sollten in Teil- projekten die Besiedlungsvorgänge von der späten germanischen Zeit über die slawisch-wagrische Periode bis zur sogenannten deutschen Kolonisation in Ost- holstein diachron und synchron untersucht werden. Unter dem Titel „Ländliche Siedlung, Burg und Stadt vom 9. bis zum 15. Jahrhundert in der Kontaktzone zwi- schen Skandinaviern, Slawen und Deutschen“ konzentrierten sich die Teilprojekte A1 (Bosau), A2 (Oldenburg, Warder, Scharstorf) und A3 (Burgwallkorpus) auf die slawische Besiedlung; weitere Projekte in Schleswig und Alt-Lübeck / Lübeck berührten ebenfalls Fragen der früh- und hochmittelalterlichen Zeit. Neben der archäologischen Forschung wurden in großem Umfang auch die historischen und sprachlichen Quellen des hohen und späten Mittelalters erschlossen, wobei gerade aus sprachwissenschaftlicher Perspektive heraus ein tieferes Verständnis von Sprachkontakt und kulturellem Austausch erzielt wurde. Mit der Siedlungskammer Bosau sowie den Burgwällen von Warder, Schars- torf und Oldenburg wurden Kleinregionen ausgewählt, die bereits seit dem frü- hen 20. Jahrhundert im Interesse der Forschung standen und für die nunmehr in- terdisziplinär Zugänge entwickelt wurden.3 Die Ausweisung von Untersuchungs- fenstern konnte nur auf der Grundlage der Vorarbeiten geschehen, die insbeson- –––––––—

3 U.a. HINZ 1983, 1996; MEIER 1990. Wagrien im Brennpunkt der Slawenforschung 215 dere von K.W. Struve geleistete worden waren. Dass die Auswahl der Plätze und der Forschungen aber auch durch die historische Überlieferung entscheidend mitgeprägt wurde, zeigt sich insbesondere an dem tradierten Bild der terrae bzw. der Zentrumsburgen (RUCHHÖFT 2008: 139ff.). Zentrale Forschungsfragen, die auch im SFB zielführend werden sollten, for- mulierte der Archäologe V. VOGEL (1972: 56–57.). Sie betrafen neben einer ge- naueren typochronologischen Fixierung der Keramik vor allem den Zeitpunkt und Ablauf der slawischen Landnahme sowie der sogenannten deutschen Koloni- sation, die funktionale Interpretation von Burgwällen und die Funktionsanalyse von Siedlungskammern. Während mit Plätzen wie Bosau oder Oldenburg Sied- lungskammern mit den Methoden der Siedlungsarchäologie untersucht wurden, arbeitete das Teilprojekt „Burgwallcorpus“ dagegen an der historisch-archäolo- gischen und kartografischen Gesamterfassung sämtlicher frühgeschichtlicher und mittelalterlicher Befestigungsanlagen im Lande (STRUVE 1984). Über die Archäo- logie hinaus wurden durch naturwissenschaftliche Untersuchungen – insbeson- dere durch die Dendrochronologie und die Pollenanalyse – wichtige Erkenntnisse erzielt. Durch den Einsatz moderner Grabungstechniken und Datierungs- methoden konnten insbesondere die frühslawische Besiedlung sowie die Struk- turen slawischer Herrschaftssitze genauer beschrieben werden. Den Untersu- chungen ist es zu verdanken, dass weniger der Limes Saxoniae als Grenze im Blickpunk stand, sondern die Siedellandschaft an der Peripherie zum karolingi- schen bzw. ottonisch-salischen Reich. Damit waren Fragen nach der ethnischen Deutung und der militärisch-politischen Funktion der Burgwälle zwar nicht obso- let geworden, traten aber stark in den Hintergrund. Darüber hinaus erfolgten grundlegende Arbeiten zu Material- und Gegen- standsgruppen (Keramik, Waffen). So wurde z.B. durch Th. KEMPKE (1984) eine Typochronologie slawischer Keramik etabliert, die bis heute Bestand hat und über Ostholstein hinaus Referenzfunktion zur Periodisierung nordwestslawischer Kul- turen besitzt (KEMPKE 2001). Weiterhin bemühte man sich bereits früh um abso- lute Datierungen durch die Dendrochronologie oder die 14C-Methode. Die Daten, die insbesondere an Plätzen wie Bosau und Alt-Lübeck gewonnen wurden, haben auch die spätere Diskussion um Datierungsfragen nachhaltig befruchtet (DULI- NICZ 2006). Mit dem SFB 17 war die westdeutsche Slawenforschung anschlussfähig gewor- den. Forschungspolitisch bildete er zugleich einen zwar nicht ideologiefreien, je- doch weniger ideologisierten Gegenpol zur staatsgetragenen Slawenforschung der DDR. Die archäologischen Teilprojekte wurden 1981 beendet, und der SFB 1984 offiziell aufgelöst; einige Projekte erhielten dann eine Förderung im Normalver- fahren der DFG oder wurden anderweitig fortgesetzt. Das „Wagrierland“ hatte in 216 Ulrich Müller / Donat Wehner der nationalen wie internationalen Forschung Referenzfunktion – es war und ist aber nicht die einzige Region, in der vor der Wende zur slawischen Besiedlung in der BRD geforscht worden ist. Zwei weitere „hot-spots“ waren die Regionen süd- lich der Elbe von Lauenburg, hier vor allem das Wendland (WILLROTH 2011), so- wie die sogenannte Bavaria Slavica in Nordostbayern (LOSERT 1993).

1.4. Die 1990er Jahre

Die späten 1980er Jahre und die 1990er Jahre bescherten den archäologischen Wissenschaften durch die gesellschaftspolitischen Umbrüche in Ostmittel- und Osteuropa neue Perspektiven und ebneten neue Wege. Hiervon war die Archäo- logie der Slawen in besonderem Maße im negativen wie im positiven Sinne be- troffen. Traditionelle Einschätzungen zur slawischen Landnahme, der Funktion der Burgen, der Datierung von Fundplätzen und Objekten sowie den hochmittel- alterlichen Transformationsprozessen wurden einer kritischen Analyse unterzo- gen und so manches Bild grundlegend revidiert. Es liegt auf der Hand, dass dies vor allem anhand von Fundplätzen in Ostdeutschland erfolgte. Für interdiszipli- näre Ansätze sei stellvertretend das „Geisteswissenschaftliche Zentrum Geschich- te und Kultur Ostmitteleuropas“ (GWZO) in Leipzig genannt, wo unter Chr. Lübke im Sinne der „Germania Slavica“-Forschung historische und sprach- wissenschaftliche Studien mit archäologischen Analysen verbunden wurden (LÜBKE 1998). Für die Archäologie in Wagrien bot dies die Chance, ihren „Sonderweg“ zu verlassen und die immer wieder bestehenden informellen Netzwerke in For- schungsprojekte zu überführen. Hier erweiterte insbesondere der Kieler Lehrstuhl unter der Leitung von M. Müller-Wille sein wissenschaftliches Portfolio, indem über das etablierte Forschungsfeld „Skandinavien“ hinaus der Ostseeraum als grenzüberschreitender Verkehrs- und Kommunikationsraum verstanden wurde (zusammenfassend: MÜLLER-WILLE 2011a). An die international ausgerichteten Forschungen, die von Struve in Starigard initiiert worden waren, knüpfte M. Mül- ler-Wille an. So konnte das Starigard/Oldenburg Projekt nach dem Tode von Struve unter Kieler Leitung und durch langfristige Finanzierungen der DFG sowie der Akademie der Wissenschaften Mainz weitergeführt werden. Als besonders bedeutsam ist das Projekt „Starigard/ Oldenburg – Wolin – Novgorod: Besied- lung und Siedlungen im Umland slawischer Herrschaftszentren“ herauszustellen, welches erstmalig länderübergreifend mit einem vergleichende Ansatz und unter konsequenter Einbeziehung von Naturwissenschaften (Botanik) und Onomastik insbesondere das Verhältnis von Zentrum und Umland thematisierte (DEBUS 2010; MÜLLER-WILLE 2011b; 2011d). Neben Starigard/Oldenburg erfolgten nicht Wagrien im Brennpunkt der Slawenforschung 217 nur neuerliche Grabungen in Alt-Lübeck, sondern eine systematische und ver- gleichende Auswertung der bislang durchgeführten Untersuchungen (GRABOW- SKI 2002; 2010). Von der Mitte bis Ende der 1990er Jahre bot sich darüber hinaus die Gelegenheit, den Seehandelsplatz „Groß-Strömkendorf“ an der Wismarer Bucht zu untersuchen.4 Mit dem Kooperationsprojekt zwischen der Universität Kiel und der Landesarchäologie in -Vorpommern griff man das Thema „Seehandelsplätze“ an der südlichen Ostseeküste auf, welches bereits zu DDR-Zeiten mit Ausgrabungen an Plätzen wie Rostock-Dierkow, Ralswiek und Menzlin hoch im Kurs stand (KLEINGÄRTNER 2014: 21–36) und aktuell wieder in den Fokus der Forschung gerückt ist (JÖNS/KARLE/MESSAL 2014). Die langjähri- gen Grabungen und Auswertungsprojekte haben zu einem neuen Verständnis der slawischen Seehandelsplätze an der südlichen Ostseeküste geführt. Weiterhin gelang es, die regionale Forschung im Rahmen des 1990 ins Leben gerufenen Instituts für Landesforschung der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel zu bündeln. Anknüpfend an Ideen des SFB 17 wurden es als fachübergreifen- des Zentrum etabliert, in dem Forschungsfelder aus dem Bereich der Sprach- und Geschichtswissenschaften in einem als „europäische Regionalgeschichte“ be- zeichneten Rahmen konzentriert werden sollten. Die engen Kooperationen mit dem GWZO, das seinerseits die „Germania Slavica Forschungen“ unter neuen Vorzeichen aufgriff, bescherte darüber hinaus einen „grenzüberschreitenden“ Blick, der Wagrien als ein Teil des Obodritenreiches ansah, und der sich somit auch nach Mecklenburg richtete (KEMPKE 2007; MÜLLER-WILLE 2011c). Über diese Großprojekte hinaus erfolgten Auswertungen und Publikationen, die sich einzelnen Fundplätze (z.B. MEIER 1990), Siedlungskammern und Regionen (SCHMID-HECKLAU 2003; SCHNIEK 2003) oder Themen (WIECHMANN 1996) widmeten. Insbesondere war die Archäologie interdisziplinär ausgerichtet, wobei neben der Paläobotanik insbesondere der Onomastik eine große Bedeutung zu- kam (MÜLLER-WILLE 2011c).

1.5. Die Zeit ab 2000

Die 2000er Jahre haben für die slawische Archäologie in Schleswig-Holstein einen Wandel gebracht. Langjährige Projekte und Finanzierungen liefen aus, und die Forschungsförderung zur slawischen Archäologie konzentrierte sich eher auf Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. Zwei Anfang 2000 von M. Mül- ler-Wille veröffentlichte Beiträge zur „Archäologie der Obodriten“ und zur „Ar- chäologie, Onomastik, Dendrochronologie und Paläobotanik“ fassen das bislang –––––––— 4 GERDS 2000; PÖCHE 2005; TUMMUSCHEIT 2011; WIETRZICHOWSKI 1991. 218 Ulrich Müller / Donat Wehner

Erzielte zusammen (MÜLLER-WILLE 2011c; 2011d). Mit den in den Folgejahren geleisteten Arbeiten wurden sowohl alte Fragen aufgegriffen, als auch neue auf- geworfen. Für Wagrien rückte mit den Untersuchungen auf der Insel Olsborg (FRIEDLAND 2013a) eine bis dato vernachlässigte Komponente der Siedlungsland- schaft in den Blick: die insularen und limnischen Standorte (BLEILE 2010). In ei- nem diachronen landschaftsarchäologischen Forschungsprojekt stand die osthol- steinische Seenplatte im Mittelpunkt der Analysen, wobei auch die slawische Be- siedlung insbesondere vor dem Hintergrund verschiedener Geofaktoren unter- sucht wurde (LÜTH 2012). Mit ähnlich gelagerten Fragestellungen und einer ver- gleichbaren Datenbasis untersuchte A. KLAMMT (2011a) die slawische Besiedlung in Ostholstein. Beide Studien benutzten Geoinformationssysteme als Werkzeuge und berücksichtigten zudem die geofaktorielle Ausstattung. Sie folgten damit landschaftsarchäologischen Ansätzen, die vielfach die siedlungsarchäologische Forschung abgelöst hatten und für das nordwestslawische Gebiet beispielsweise durch Th. SAILE (2007) eingeführt worden waren. Mit der synchronen Studie zu den Seehandelsplätzen an der südlichen Ostseeküste zwischen Kieler Förde und Stettiner Haff setzte sich S. KLEINGÄRTNER (2014) dezidiert mit der Genese dieser Emporien sowie den Kulturkontakten zwischen „Skandinaviern“ und „Slawen“ auseinander. Weiterhin führte der Einsatz von Detektorgängern sowie die Aus- wertung von Laserscans (LIDAR) nicht nur zur Verdichtung der Information zu bestehenden Plätzen, sondern auch zu deren Neubewertung und zur Entdeckung neuer Plätze (MEINHARDT 2013; zu LIDAR Daten auch LÜTH 2012: 27–28). Auch die „monsters-sites“ Starigard/Oldenburg, Alt-Lübeck/Lübeck und Hammaburg/ ließen die Forschung nicht los. So gelang es, die Aus- wertungen zu den Gräberfeldern (GABRIEL/KEMPKE 2011) zu publizieren und Arbeiten zum Eisen- und Buntmetallhandwerk zu initiieren (PETRI 2013). In Alt-Lübeck konnten kleinere Grabungen vorgenommen werden, die jedoch wichtige Ergebnisse brachten und die Ausgrabungen in Lübeck (Burgkloster und sogenanntes Gründungsviertel) bescherten der Forschung wichtige Befun- de und Daten zur Frage der slawischen Vorbesiedlung.5 Aufgrund der Auswer- tung der Altgrabungen (BUSCH/HARCK 2002) sowie den neuen Untersuchungen auf dem Domplatz (WEISS/KLAMMT 2014) in Hamburg konnten wichtige und stellenweise auch neue Erkenntnisse zur Rolle dieses Platzes im Gefüge der ka- rolingisch-sächsischen und slawischen Herrschaften gewonnen werden. Dies betraf auch den Kulturkontakt zwischen Sachsen und Slawen, der insbesondere anhand der Keramik durch Th. Kempke aufgearbeitet worden ist. Mit den Ar-

–––––––— 5 DUBISCH/HÄHN/MÜLLER/ROHLAND/SIEGFRIED 2014; RADIS 2014; RIEGER 2014. Wagrien im Brennpunkt der Slawenforschung 219 beiten von Th. LEMM (2013) zur sächsischen Besiedlung rückte eine über Jahr- zehnte vernachlässigte Region wieder in den Blick der Forschung, die auch das Verhältnis von „sächsischen“ zu „slawischen“ Burgen thematisierte und dem „Limes Saxoniae“ eingehend behandelte. Neben Wagrien wurden im Zuge des „Linonenprojektes“ auch Siedlungsplätze im Grenzbereich von Schleswig-Hol- stein und Niedersachsen erforscht, so dass auch für diese historisch bedeutsame Region wichtige Erkenntnisse erzielt werden konnten (WILLROTH/BEUG/LÜTH /SCHOPPER 2013).

2. Themen der Forschung

Im Blickpunkt der folgenden Auseinandersetzung sollen alte Wege und neue Strömungen der Forschung im polabisch-obodritischen Raum stehen. Dabei wird sich zeigen, dass diese ausgewählte Region gleichsam ein Brennglas darstellt, in dem sich aktuelle Forschungsfragen und -entwicklungen der Archäologie der Nordwestslawen widerspiegeln.

2.1. Frühe Slawen und die Landnahme

Die slawische Ethnogenese als auch der Beginn der frühslawischen Besiedlung sind nach wie vor ein „Top-Thema“ der Archäologie der Slawen.6 Nicht mehr diskutabel ist das Konzept einer geschlossenen Einwanderung von Stammesgrup- pen, wie es die frühere Forschung vertreten hat. Der wagrisch-polabische Raum ist dabei von Bedeutung, denn er liegt am räumlichen „Ende“ des slawischen Mig- rationsprozesses. Demgegenüber wird man im Havelland, in der Zauche und in anderen Teilen des heutigen Brandenburgs mit slawischer Besiedlung bereits im fortgeschrittenen 7. Jahrhundert rechnen können. Von daher sind Fragen der Kontinuität und Diskontinuität in der Vorbesied- lung sowie des Kulturkontaktes von großer Bedeutung. Generell lässt sich an der südlichen Ostseeküste zwischen der Mitte des 5. und dem Ende des 7. Jahrhun- derts ein Hiatus in der archäologischen Überlieferung fassen, der als „völkerwan- derungszeitliche Siedlungslücke“ bezeichnet und mit der Einwanderung slawi- scher Bevölkerungsgruppen beendet wird. Völkerwanderungszeitliche Siedlungsstellen sind in Schleswig-Holstein dünn gesät. Für das Plöner Seengebiet hat Th. Michel (2005: 182f.) eine Studie auf der Grundlage der Grabfunde vorgelegt, die ein Abbrechen der Besiedlung im 5. Jahrhundert erkennt. Die Ausgrabung einer völkerwanderungszeitlichen Siedlung –––––––—

6 Zu den Nordwestslawen vgl. BIERMANN 2014; DULINICZ 2006; HARDT 2014. 220 Ulrich Müller / Donat Wehner bei Wittenborn, Kr. Segeberg hat Hinweise auf das 6. Jahrhundert erbracht (LÜT- JENS 2010).

Für die slawische Besiedlung in Wagrien liegen die bislang ältesten Daten aus Bo- sau ‘Slawendorfʼ (beginnend mit „um/nach 726“) und Alt Lübeck, Wall (um 730) (DULINICZ 2006: 46. Tab. 5). Hölzer des Bohlenweges (Phase 1a) aus dem Klem- pauer Moor werden in die Zeit 760/61 gesetzt (u.a. mit Waldkanten) und Brun- nenholz aus der Vorburgsiedlung von Alt-Lübeck datiert 769+14/-1 (STARK 2003; DULINICZ 2006: 46, Tab. 5). Ein Holz ohne Befundzusammenhang in sekundärer Lage des Jahres 770 stammt aus Scharstorf (DULINICZ 2006: 46, Tab. 5). Auch die 14C-Daten fügen sich weitgehend in das Bild des mittleren 8. bis frühen 9. Jahr- hunderts. ein, lassen aber auch die Probleme dieser Datierungsmethode für das frühe Mittelalter erkennen. So wurde ein dendrochronologisch auf das Jahr 837 (Fälljahr) datiertes Holz aus Bosau-Bischofswarder mittels 14C-in die Zeit 599+-53 datiert, da hier ein älterer Jahrringbereich beprobt wurde (DULINICZ 2006: 51). Ferner liegt für Starigard/Oldenburg eine 14C-Datierung in die Zeit um 700 vor, die mittlerweile kritisch bewertet wird.7 Insgesamt setzt also die archäologische Überlieferung, die mit den Slawen verbunden wird, in Schleswig-Holstein frühes- tens in der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts ein. In jüngster Zeit konnte ein Pfahl vor der Insel Probstenwarder im Lanker See, Kr. Plön, in das Jahr 700 (Waldkan- te) datiert werden. Ob er Teil einer mutmaßlichen Brücke ist, die ansonsten in das frühe bis mittlere 9. Jahrhundert gehört, bliebe ebenso zu diskutieren wie die Be- funde von der Halbinsel Grotwarder am Behler See. Die dendrochronologischen Datierungen wiesen die Hölzer in die Jahre um/nach 649 und 763 ± 10 (LÜTH 2012: 125–142). So wertvoll die absoluten Daten sind, so schwierig bleibt ihre Interpretation in der Fläche und damit der Rekonstruktion des Besiedlungsablaufes. Leider helfen weder Keramikfunde aus offenen Siedlungen noch Grabfunde deutlich weiter. Die frühslawische Keramik ist chronologisch wenig signifikant und die vor- herrschende Brandbestattung (PADDENBERG 2000) überliefert ebenfalls kaum chronologisch relevante Objekte. Abseits dieser Daten aus bekannten Kontexten gibt es aus dem nordelbischen Gebiet noch eine Reihe von Funden, die kontinen- taler und skandinavischer Herkunft sind, oder in Form von Münzen aus dem by- zantinischen Raum stammen (KLEINGÄRTNER 2014: 24ff.). Ihre zeitliche Anspra- che (6./7. Jahrhundert) und Kontextualisierung (Slawen) ist umstritten (vgl. BIERMANN 2009). Einerseits werden sie als Hinweis auf eine ältere ansässige Be- –––––––— 7 GABRIEL 1984: 18–33; GRABOWSKI 2007: 192; RUCHHÖFT 2008: 45 f.; WILLKOMM 1984. Wagrien im Brennpunkt der Slawenforschung 221 völkerung gedeutet, andererseits als Altstücke angesprochen, welche die slawische Bevölkerung in das Land brachte. S. KLEINGÄRTNER (2014: 27f., 231, Abb. 5) stell- te jüngst heraus, dass sich aufgrund des Verbreitungsbildes diese Objekte durch- aus mit küstenfern gelegenen Burgwällen in Verbindung bringen lassen. Dies könnte den Schluss erlauben (ebd. 33), dass zum Zeitpunkt der einsetzenden ar- chäologischen Überlieferung in der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts von bereits existierenden lokalen „Eliten“ ausgegangen werden muss, welche die wichtigen Handelswege kontrollierten. Wichtige Ergebnisse zur Frage der slawischen Landnahme hat auch die Palä- oökologie geliefert. Bereits sehr früh wurde der Wert vegetationsgeschichtlicher Quellen erkannt. K. HUCKE (1938) und nachfolgende Forscher verglichen dabei die Verbreitung von Fundstellen mit der frühneuzeitlichen Waldbedeckung. Seit den 1960er Jahren wurden dann vermehrt pollenanalytische Untersuchungen durchgeführt, die einerseits verlässliche und gut datierte Daten liefern, anderseits als Punktdaten zunächst lokal betrachtet werden müssen (KLAMMT 2009). Nach wie vor als Referenz gilt das Profil aus dem Belauer See, dessen Analyse durch J. WIETHOLD (1998), welches zwischen 508 bis 724 n.Chr. ein fast vollständiges Fehlen von Siedlungsanzeigern aufweist. Dies wird als ein starker Hinweis für eine Landnahme zu Beginn des 8. Jahrhunderts angesehen. Die paläoökologischen Da- ten passten hervorragend zu den Ergebnissen der Ausgrabungen in Alt-Lübeck, Bosau-Bischofswarder, Oldenburg und Scharstorf, wo ebenfalls paläoökologische Untersuchungen erfolgten. Drei neuere Pollendiagramme wurden von M. Wie- ckowska aus dem Großen Eutiner See sowie von den rund 10km voneinander entfernten Inseln Groter Warder im Trammer See und Probstenwerder im Lan- ker See entnommen.8 Die Profile datieren den „Siedlungsabbruch“ (genauer Sied- lungsausdünnung) um 530, 430 und 580 n. Chr. Interessant sind die Daten zum Beginn der „Wiederbesiedlung“. Das Wiedereinsetzen der Besiedlung ist am Probstenwarder um das Jahr 560 mit Holzkohle und mit Nachweise für landwirt- schaftliche Aktivitäten (Getreidekultivierung) ab ca. 590 fassbar. Später, in die Zeit um 670 bzw. um 790 n. Chr. gehören die Hinweise aus dem Eutiner See. Wie sind diese Unterschiede zu erklären? Bei den Profilen aus dem Belauer See und dem Großen Eutiner See handelt es sich um Regionalprofile, während bei Daten aus dem Trammer und Lanker See lokale Pollenprofile darstellen, die kleinräumig erhebliche zeitliche Unterschiede abbilden.

–––––––— 8 WIECKOWSKA-LÜTHDÖRFLER/KIRLEIS 2010/2011 (2013/2014); WIECKOWSKA-LÜTH 2013. 222 Ulrich Müller / Donat Wehner

Man kann festhalten, dass anhand der Pollenanalysen ein Ausdünnen der Be- siedlung im 6. Jahrhundert zu erkennen ist, dem sich ein Wiedereinsetzen zwi- schen der Mitte des 7. bis zum Beginn des 8. Jahrhunderts anschließt. Der Prozess der volkerwanderungszeitlichen̈ Abwanderung und der erneuten Landnahme lief also in sehr komplexer Form ab, und so wird man mit einem länger andauernden Nebeneinander von ansässigen und neuen Kulturgruppen rechnen dürfen. Aller- dings bleiben die Umstände der Einwanderung nach wie vor im Dunklen und auch die Konsolidierungsprozesse sind unklar.

2.2. Limes Saxoniae

Grenzen rückten seit den 1990er Jahren wieder in den Blickpunkt der Mediävistik und werden dementsprechend auch in der schleswig-holsteinischen Landesfor- schung thematisiert (zuletzt KRIEGER/LUBOWITZ/FRANDSEN 2013). Schleswig- Holstein als Land zwischen den Meeren sowie zwischen Skandinavien und Mit- teleuropa ist ein Grenzland per se und mit dem Danewerk und dem Limes Saxo- nie besitzt es zwei frühmittelalterliche Grenzen bzw. Grenzregionen, die auch heutige Diskurse prägen (MÜLLER 2013). Der Limes Saxoniae allerdings im Ge- gensatz zum Danewerk ist kein Geländedenkmal, sondern wir erfahren von seiner Existenz aus der berühmten Passage der „Hamburger Kirchengeschichte“, die Adam von Bremen um 1075 verfasste und in der er den Grenzverlauf unter Beru- fung auf eine Urkunde aus der Zeit Karls des Großen zurückdatierte. Diese wirk- mächtige Beschreibung hat seit dem 19. Jahrhundert immer wieder dazu geführt, entsprechende Geländedenkmäler – vor allem Burgen – mit dem Limes in Ver- bindung zu bringen. Am Limes haben sich Historiker, Archäologen und Sprach- forscher abgearbeitet und dementsprechend komplex ist das entstandenen Narra- tiv (MÜLLER 2012). Über die Diskussion um die Linearität des Limes, um Grenz- säume oder Marken hinausgehend, hat die jüngste historische Forschung (BOCK 2013) den karolingerzeitlichen Limes als Konstrukt des hohen Mittelalters ent- larvt, der vor allem der Rechtfertigung der Diözesangrenze galt. Auf mehr als 150 Jahre Limes-Forschungen zurückblickend, kann erstaunlicherweise festgestellt werden, dass der archäologische Anteil daran sehr gering ist. Zwar wurden die sächsischen, karolingischen und slawischen Burgen immer wieder mit dem Limes in Verbindung gebracht und die westliche Verbreitung slawischer Kulturgüter ebenso wie Ortsnamen als Indikatoren herangezogen (Abb. 3), doch ist mit T. KEMPKE (1998: 373) festzustellen, dass das Geschichtsbild zum Limes Saxoniae „durch eine Kombination von historischen Nachrichten und archäologischen Er- kenntnissen“ entstanden ist. Kartierungen zum Verlauf des Limes, der (kerami- schen) Fundüberlieferung, der Burgen und der Toponyme werden immer wieder Wagrien im Brennpunkt der Slawenforschung 223 abgebildet. Die jüngste archäologische Forschung hat sich über räumlich- statistische Verfahren wie Wegeberechnungen (LEMM 2013: 297–319), Netzwerk- analysen (FRIEDLAND 2013b) und Dichtekartierungen (LÜTH 2012: 144–152) auch dem Phänomen Limes Saxoniae angenähert, doch fehlt es an Surveys und Grabungen insbesondere zu den Burgen im Umfeld des Limes. Verlässliche Da- tierungen liegen zu kaum einer der Burgen im Grenzbereich vor und die Erfor- schung offener Siedlungsstellen ist nach wie vor ein Desiderat. Die Ergebnisse von betreffenden Flächengrabungen von Siedlungen in Högersdorf und Kükels, Kr. Segeberg, liegen bislang nur in Form von kurzen Vorberichten vor (IRKENS 2011; 2013). Da die archäologische wie historische Forschung den Limes von seiner aus- schließlichen militärpolitischen Funktion befreit hat und die ethnische Interpreta- tion als Kulturgrenze zwischen Germanen und Slawen keine Rolle mehr spielen sollte, ist der Raum geöffnet, um sich der Dynamik von Landschaft und Siedlung am Limes Saxoniae zu widmen. An dem „Grenzraum Limes Saxoniae“ könnten Austausch und Kommunikation ebenso wie Konflikte exemplarisch untersucht werden. Beispielhaft steht hier etwa das detaillierte Bild, das Jens SCHNEEWEIß (2011) über die wechselhafte Geschichte in einer Grenzregion am Höhbeck an der unteren Mittelelbe entwerfen konnte.

2.3. Burgwälle und Zentralplätze Wie in anderen Regionen auch, bilden Burgen meist Mittelpunkte von Siedlungs- kammern und Herrschaftsmittelpunkte. Sie waren meist als Ringwälle angelegt, und die Entwicklung der Burgen entspricht denjenigen anderer Regionen. Typo- logisch und funktional lassen sich aus der Zeit des 10. bis 11./12. Jahrhunderts große und kleine Anlagen fassen, die von Herrschaften unterschiedlicher Reich- weite zeugen. Dabei dominieren Niederungsbefestigungen, während Höhenbur- gen eher selten anzutreffen sind. R. BLEILE (2010) konstatiert für die spätslawische Zeit eine Zunahme an natürlich geschützten Inselsiedlungen und -burgen und bringt dies mit gesellschaftlichem Veränderungen innerhalb der Slawen, aber auch äußeren Einflüssen in einen Zusammenhang. Von alt- zur jungslawischen Zeit lässt sich eine Abnahme der Anlagen beobachten, was als ein Indiz für eine zunehmende gesellschaftliche Differenzierung und Territorialisierung interpre- tiert wird (BIERMANN 2014: 176ff.). Die verschiedenen Herrschaften besaßen al- lerdings unterschiedliche Organisationsformen und werden von C. LÜBKE (2001: 23) als „Verharren in einer archaisch anmutenden gentilen Vielgestaltigkeit“ cha- rakterisiert. Auf die heterogene Struktur, die weniger als „obodritisches Stammes- fürstentum“ denn als eine „Akkumulation einer Fürstenherrschaft über mehrere 224 Ulrich Müller / Donat Wehner

Teilfürstentümer“ zu deuten ist, weisen nach F. RUCHHÖFT (2008: 123) die zahl- reichen Fürstenburgen hin. Es braucht hier eigentlich nicht betont zu werden, dass insbesondere Stari- gard/Oldenburg und Alt-Lübeck als die herausragenden Zentralplätze die For- schung nachhaltig beeinflussten. Andere gut untersuchte Plätze wie Scharstorf und Bosau prägten und prägen das Bild slawischer Siedlungskammern und ihrer Dynamik ebenso. So konnte anhand der Grabungen an verschiedenen Plätzen in Bosau die räumliche und zeitliche Abfolge von befestigten und offenen Siedlun- gen der frühslawischen Zeit bis in die Phase des hochmittelalterlichen Landesaus- baues nachgezeichnet werden. Daran anknüpfend ist die Verlagerung der Zent- ralplätze und ihrer Funktionen von Bosau (frühslawisch) über Scharstorf (mittel- slawisch) zur Olsborg (mittel- bis spätslawisch) diskutiert worden (KLEINGÄRT- NER/MÜLLER 2009; FRIEDLAND 2013a). Der Einsatz von Laserscandaten (LIDAR) sowie die flächendeckende Begehung mit zertifizierten Metalldetektorgängern haben nicht nur zu einem Anwachsen der Fundstellen und Funde geführt, son- dern den Blick auf die Diskussion „Zentralplatz“ gelenkt. Dieser Begriff ist verhältnismäßig spät, Anfang der 1990er Jahre, in der Archä- ologie der Slawen rezipiert worden (GRINGMUTH-DALLMER 1993). Er besitzt eine lange und differenzierte Rezeptionsgeschichte (NAKOINZ 2010), und er geht letzt- lich auf den geografischen Zentralortbegriff zurück. Die Bezeichnung „Zentral- platz“ möchte dabei die ursprüngliche enge Bindung an die „Theorie der zentra- len Orte“ von W. Christaller zugunsten von archäologischen Kriterien modifi- zieren. Anhand sogenannter Zentralplatzindikatoren wird mit qualitativen wie auch quantitativen Methoden versucht, die zentralen Funktionen, d.h. den Bedeu- tungsüberschuss eines Platzes zu erfassen und in Bezug auf das Umland sowie vergleichbarer Plätze zu bewerten. So bedeutsam das Konzept des Zentralplatzes für vormoderne Gesellschaften ist, so hat sich der Blick in jüngster Zeit auf die Beziehungen zwischen den Plätzen verschoben, und es wird nach ihrer Rolle als Teil von Netzwerken gefragt. Der Netzwerkbegriff und die Methoden der Netz- werkanalyse erweitern die Perspektive enorm, denn sie fokussieren sowohl stark auf die Multiskalität und Multidimensionalität beispielsweise von „Zentralplät- zen“ als auch die Dynamik und eben die Vernetzung. Aufgrund der relationalen Betrachtungsweise ist die Analyse von Netzwerken mit rein archäologischen Da- ten aber auch mit Problemen verbunden. So lassen sich Beziehungen zwischen Fundplätzen oder Artefakten meist nur indirekt über Ähnlichkeiten oder Distan- zen wahrscheinlich machen (z.B. FRIEDLAND 2013b; SINDBÆK 2007). Von Interes- se wären zudem komplementäre modellierende Ansätze von Netzwerken und zentralörtlichen Indikatoren (vgl. WEHNER 2012: 67–74). Wagrien im Brennpunkt der Slawenforschung 225

Starigard/Oldenburg und Alt-Lübeck können zugleich stellvertretend für Er- folge wie Desiderate der Zentralplatzforschung stehen. Die Ausgrabungen haben recht deutlich gezeigt, welche zentralen Funktionen gerade für frühmittelalterli- che Anlagen prägend sind bzw. welche mit archäologischen Methoden erfasst werden (hierzu auch WEHNER 2007a; 2007b). Einschränkend wirkt sich aus, dass Grabungen in den Vorburgbereichen kaum erfolgt oder vorgelegt (Lübeck) sind und auch der Burginnenbereich häufig nur in Ausschnitten erfasst ist. Weiterhin liegen kaum Studien zu Siedlungen im Umland vor. Diese stützen sich meist auf Oberflächenfunde (WILLROTH 1985) oder beruhen auf naturwissenschaftlichen (botanischen oder archäozoologischen) Analysen (SCHMÖLCKE/JÖNS 2013). Im Rahmen des Forschungsprojektes „Starigard/Oldenburg – Wolin – Novgorod: Besiedlung und Siedlungen im Umland slawischer Herrschaftszentren“ (DEBUS 2010; MÜLLER-WILLE 2011b) und von Metalldetektorbegehungen (MEINHARDT 2013) wurden im Umfeld von Starigard/Oldenburg slawische Siedlungen pros- pektiert und ergraben, doch eine vergleichende Auswertung steht noch aus. Das Potential deutet bereits die Vorlage des keramischen Fundguts aus einer etwa 5 km südöstlich von Starigard/Oldenburg gelegenen Siedlung von Göhl, Kr. Ost- holstein an. Ulrike Pöhlmann konnte feststellen, dass aus Starigard/Oldenburg bekannte, hochwertige Keramik der altslawischen Zeit, wie die polierte Ware, die sogenannte Oldenburger Prachtkeramik oder qualitätvolle Feldberger Wulst- randtöpfe, zwar nicht in der Siedlung genutzt, dafür aber z.T. in den Mustern und in der Profilierung nachgeahmt wurde. Für die jungslawische Zeit findet sich schließlich Gurtfurchenware die in Starigard/Oldenburg gefertigt wurde (PÖHL- MANN 2013).

Angesichts neuer Grabungen und Methoden stellen sich aber neue Fragen zu den Siedlungsstrukturen und den Siedlungshierarchien. Sind die Bilder der zeitlichen und funktionalen Abfolge in Kleinräumen wie dem Plöner Seen Gebiet oder dem Lübecker Becken korrekt? Gerade mit Blick auf die sehr gut untersuchten Sied- lungskammern ist festzustellen, dass über den Zentralplatz hinaus weitere Anla- gen kaum untersucht worden sind. So bleibt die zentrale Funktion des Burgwalles von Pöppendorf für das Lübecker Becken ebenso offen, wie die Bedeutung des Burgwalls von Farve oder der mutmaßlichen Befestigungsanlage am Gut Gaarz im Oldenburger Umland. Andere Siedlungskammern wie die Region um den Se- lenter See oder den Großen Binnensee sind ebenfalls kaum untersucht. Durch die Detektorgänger ist auch für vermeintlich kleine oder unbedeutende Anlagen ein Fundreichtum und eine Fundqualität erzielt worden, die vermutlich zu einer ver- änderten Sicht dessen führen wird, was Zentralität und damit Bedeutung aus- macht. Dies gilt für die im Umfeld von Starigard/Oldenburg ebenso wie für das 226 Ulrich Müller / Donat Wehner

Lübecker Becken. Die systematische Begehung von Plätzen durch Detektorgänger ist in Skandinavien mit großem Erfolg eingesetzt worden und hat auch in Schles- wig-Holstein zu überraschen Ergebnissen geführt (MEINHARDT 2013). Pointiert formuliert, führt der Fundreichtum dieser prospektierten Plätze insbesondere an Bunt- und Edelmetallfunden auch zur Frage, wie brauchbar eigentlich die bisheri- gen Zentralplatzindikatoren sind. Neben einer systematischen Begehung bieten zudem die Laserscandaten häufig neue Einsichten. In den LIDAR-Scans treten Anlagen in Erscheinung, die im Gelände bislang nicht bekannt waren und die durchaus auch slawischer Zeitstellung sein könnten. So sind im Bereich der ost- holsteinischen Seenplatte eine Vielzahl bis dato unbekannter Anlagen ‘aufge- tauchtʼ (z.B. LÜTH 2012: 140–142, Abb. 103), deren gründliche Untersuchung si- cherlich auch bisherige Vorstellungen von Siedlungskammern und Zentralplätzen hinterfragen. An der südlichen Ostseeküste erscheinen ab dem 8. Jahrhundert nicht-agra- rische Siedlungen mit deutlich maritimer Ausrichtung an Küsten oder im küsten- nahen Bereich (Groß-Strömkendorf, Rostok-Dierkow, Ralswiek, Menzlin). Sie sind Bestandteil eines den ganzen Ostseeraum umspannenden Netzes von Plätzen die in der Literatur als „emporia“, „Seehandelsplätze“, „ports of trade“ oder „früh- städtische Siedlungen“ bezeichnet werden. An diesen Plätzen wird eine „multikul- turelle“ Bevölkerung fassbar, die primär auf Fernhandel ausgerichtet war und oftmals spezialisierte handwerkliche Produktion betrieben. Wenig weiß man in- des über die administrative Struktur und die Einbindung in territoriale Systeme. S. KLEINGÄRTNER (2014) hat in ihrer umfassenden Analyse die Plätze aktuell wie- der als „Emporien“ bezeichnet und sie als maritim orientierte, im Kern aber auf das Binnenland ausgerichtete Scharniere des Kulturkontaktes zwischen den skan- dinavischen und slawischen Gesellschaften interpretiert. Mit Blick auf die mecklenburgisch-vorpommerische Ostseeküste und den dort bekannten „Emporien“ wie Groß-Strömkendorf oder Menzlin stellt sich die Frage nach der Existenz solcher Plätze im Raum zwischen Kieler Förde und Lübecker Bucht. S. KLEINGÄRTNER hat jüngst (2014: 251–274) Kriterien für derartige Plätze zusammengestellt, die deutlich zeigen, dass über Oldenburg hinaus mit weiteren Plätzen gerechnet werden muss (Abb. 4). Interessant sind die Beziehungssysteme zwischen diesen Plätzen und dem „Hinterland“ bzw. Binnenland. Für die südliche Ostseeküste zwischen Kieler För- de und Stettiner Haff scheint eine „duale Struktur“ der Zentralplätze fassbar (KLEINGÄRTNER 2014; JÖNS/KARLE/MESSAL 2014). Als maritim orientierte Zen- tren sind es einerseits die Seehandelsplätze („Emporien“), andererseits die eher binnenländisch ausgerichteten herrschaftlichen Burgen. Die aktuelle Forschung erkennt einen deutlichen räumlichen Abstand zwischen herrschaftlichen Burgen Wagrien im Brennpunkt der Slawenforschung 227 und Handelssiedlungen, was mitunter als ein „Beleg für eine weitgehende politi- sche Autonomie der Seehandelsplätze gewertet werden“ (BIERMANN 2014: 167) kann.

2.4. (Klein)räume

Neben der Zentrum-Peripherie-Problematik steht bislang die Erforschung von Kleinräumen im Mittelpunkt der Betrachtung. Diese konzentriert sich auf die Un- tersuchung von durch Waldgürteln getrennten Siedlungsarealen, den sogenann- ten Siedlungskammern. Der typische methodische Ansatz der Analyse einer Sied- lungskammer besteht in der Regel aus einer mehr oder minder umfassende Aus- grabung eines Siedlungsplatzes mit begleitenden naturwissenschaftlichen Analy- sen (z.B. Botanik). Die Fragestellungen sind ebenso vielfältig, wie die Methoden und letztlich die Datengrundlage. Eine wichtige Grundlage der Datengewinnung stellen neben Ausgrabungen auch prospektive Verfahren wie Geomagnetik oder Oberflächenbegehungen dar. Letztere liefern meist umfangreiche, aber zeitlich wie funktional nicht immer einfach zu bewertende Fundstellen (KLAMMT 2011a; LÜTH 2012: 120–121). Naturwissenschaftliche Daten wiederum können als on- site Daten vorliegen, wie die Datierung von Bauhölzern oder Tierknochen, aber auch als off-site Daten, wenn durch Pollenanalyse ein Moor in der Nähe der Sied- lung untersucht worden ist. Diese Vielfältigkeit zeigt sich auch in Schleswig- Holstein. So konnten die Bearbeiter für das Lübecker Becken (WILLROTH 1985) und das Herzogtum Lauenburg (SCHMID-HECKLAU 2003) fast nur auf Oberflä- chenfunde zurückgreifen. Das Plöner Gebiet und der Oldenburger Graben sind durch eine Vielzahl von durchaus flächendeckenden, aber eben auch „punktuel- len“ Grabungen erschlossen. Beispiele für solche Studien auf der Grundlage von größeren Grabungen sind die Arbeiten zu den Kleinräumen von Bosau und Fut- terkamp. Das bereits mehrfach genannte Bosau ist in Hinblick auf die frühe slawi- sche Besiedlung ebenso von Bedeutung wie als frühe Region des hochmittelalterli- chen Landesausbaues (HINZ 1983: 96). Der umfassende Einsatz naturwissen- schaftlicher Verfahren hat Erkenntnisse zur naturräumlichen Ausstattung und Dynamik eines Kleinraumes geliefert, die bis heute die Forschung prägen. Mit Futterkamp wiederum, einer Siedlungskammer am Rande des Großen Binnen- sees, standen die hochmittelalterlichen Transformationsprozesse im Vordergrund (ERICSSON 1981). Die Analyse des Überganges von spätslawischer zur hochmittel- alterlichen Besiedlung stützte sich hier weitgehend auf den slawischen Burgwall und die hochmittelalterlichen Motten. Weiterhin zu nennen sind die Arbeiten im Umfeld zum Herrschersitz Starigard/Oldenburg. Diese sind aber nicht abschlie- ßend publiziert, lediglich die botanischen Daten sind vergleichend ausgewertet 228 Ulrich Müller / Donat Wehner

(ALSLEBEN u.a. 1993; KROLL/WILLERDING 2004). Während für Bosau und Futter- kamp sowie Starigard/Oldenburg die durchaus umfangreichen Ausgrabungen die Basis für die siedlungsarchäologischen Analysen bildete, handelt es sich bei den Studien von K.-H. WILLROTH (1985) zum Lübecker Becken, von A. SCHMID- HECKLAU (2002) zum Herzogtum Lauenburg und von R. SCHNIEK (2003) zur nachslawischen Besiedlung nicht nur um Analysen, die sich vor allem auf Ober- flächenfunde und kleinere Grabungen stützten, sondern größere räumliche Ein- heiten untersuchten. Die Rezeption landschaftsarchäologischer Ansätze und Methoden der Geo- statistik wurde in der slawischen Archäologie im deutschsprachigen Raum vor al- lem von Th. SAILE (2007) vollzogen. In seiner Analyse kommen dezidiert Metho- den der Geostatistik zum Einsatz.9 Weiterhin wird ein Schwerpunkt auf die ge- ofaktorielle Parameter gelegt. Hierunter sind z.B. Hangneigung oder Entfernung der Siedlungsplätze zu Gewässern, aber auch Bodengüte oder Mikroklima zu ver- stehen.10 Auch wenn damit „weiche“ sozioökonomische oder kulturelle Parameter zugunsten dieser ‘hartenʼ Parameter deutlich in den Hintergrund treten, werden Aussagen erzielt, die über punktuelle Daten hinaus zu einer raumbezogenen Ana- lyse der Fläche übergehen. In der Folgezeit ist eine Reihe von Studien entstanden, die diese Ansätze aufgreifen und weiterführen. Für Ostholstein hat A. KLAMMT (2011a: 92–107; 205–230) eine Studie vorgelegt; Kleinräume wurden darüber hin- aus von Ph. LÜTH (2012) und N. FRIEDLAND (2013a) bearbeitet. Von großem In- teresse ist auch die Frage nach den standortbeeinflussenden Geofaktoren. Welche Lagen werden bevorzugt aufgesucht, welche Rolle spielen Wassernähe oder Bo- dengüte? Insbesondere A. KLAMMT (2011a), Ph. LÜTH (2012) haben sich den Ein- flüssen der Geofaktoren eingehend gewidmet. Dabei zeigt es sich, dass die slawi- schen offenen Siedlungen sich an spezifische Gegebenheiten anpassen. Insbeson- dere die Gewässernähe als auch die Bodengüte und Hangneigung scheinen die Wahl des Siedlungsstandortes stark zu beeinflussen. So beträgt die Gewässerent- fernung in der Regel weniger als 100m und weiterhin werden – zumindest für Burgen – die Insel- und Halbinsellagen besonders ab dem 10. Jahrhundert bevor- zugt. Dabei sind auch klimatische Einflüsse, die beispielsweise sich in Verände- rungen des Wasserstandes niederschlagen (DÖRFLER 2009; BLEILE 2010), in letzter

–––––––— 9 Diese Verfahren sind stochastische Methoden und Modelle auf der Grundlage räumlich korrelierter georeferenzierter Daten (z.B. Fundplätze). Dabei werden die punkthaft vorliegenden Daten für eine räumliche Interpolation genutzt. 10 Nach wie vor kontrovers diskutiert wird die Möglichkeit der Rückschreibung rezen- ter Daten wie Bodengüte, Temperatur oder Hydrologie auf vormoderne Zeiten. Wagrien im Brennpunkt der Slawenforschung 229

Zeit in den Fokus gerückt. Die geringe Gewässernähe bedeutet aber nun nicht die Bevorzugung feuchter Standorte, denn überwiegend wurden kiesig-sandige Plätze gewählt. Mit seinen räumlich-statistischen Analysen im Plöner Seengebiet konnte Ph. LÜTH (2012) die Dynamik eines Kleinraumes von der frühslawischen Zeit bis in das Mittelalter hinein aufzeigen.11 So sind für die frühe Phase kleinere Sied- lungskammern fassbar, wobei die Burganlagen kaum eine durchgehende Bele- gung bis in die späte Slawenzeit hinein besitzen. Für die spätslawische Zeit wird eine Ausweitung der offenen (ländlichen) Siedlungen bei einer gleichzeitigen Konzentration an Herrschaftsmittelpunkten (Burgen) erkennbar (Abb. 5). Kleinräume wollen auch verbunden sein. Die Frage nach dem Wegenetz – ob zu Wasser oder zu Lande – ist auch für das slawische Wagrien verschiedentlich diskutiert worden. Ältere Arbeiten stützten ihre Aussagen meist auf historisches Kartenmaterial, die Rückschreibung historischer Altwege oder einfach mehr oder minder willkürlich gezogener Verbindungen zwischen bekannten Fundstellen. In jüngster Zeit haben auch hier statistische Verfahren das Terrain erobert. Gerade im Zusammenspiel mit digitalen Geländemodellen erlauben sie eine tragfähige Diskussion um Wegeverläufe. Für Schleswig-Holstein hat Th. LEMM (2012) eine derartige Analyse vorgelegt, die zwar Schwerpunkte auf das sächsische Siedelge- biet legt, aber auch in das slawische Ostholstein ausgreift. Mittels sogenannter „least cost path“-Verfahren werden unter Hinzuziehung zahlreicher Parameter (Hangneigungen, Gewässer etc.) Wege rekonstruiert.12 Die Analysen von Th. LEMM (2012: 297–307) zeigen für Wagrien einen infrastrukturell erschlos- senen Raum, der durch die Nutzung der Seen und Flüsse sicherlich verdichteter war, als die Landwege alleine vermuten lassen (Abb. 6).13 Trotz aller Unterschiede ist den genannten Studien gemein, dass sie (1) die Geofaktoren dezidiert berücksichtigen, (2) konsequent räumlich statistische Ver- fahren anwenden und (3) auf eine flächendeckende Analyse unter Berück- sichtigung und Evaluation sämtlicher Fundstellen abzielen. Es wäre indes geo- deterministisch, wenn man die erkennbare Dynamik der Standortwahl und -Ver- lagerung zwischen altslawischer und jungslawischer Zeit allein auf solche Fakto- ren zurückführen würde, denn auch frühgeschichtliche Gesellschaften sind zu –––––––— 11 Die methodischen Grundlagen und die statistischen Verfahren, insbesondere die „Kerndichteschätzung“ sollen hier nicht diskutiert werden; vgl. hierzu LÜTH 2012. 12 Zu tragfähigen Algorithmen, Funktionen und Herangehensweisen von „least cost path“-Analysen speziell für archäologische Belange siehe HERZOG 2014. 13 GLÄSER 1983: 267f.; Tafel XII stützt sich vor allem auf die Danckwerth’sche Karte aus dem 17. Jahrhundert; FRIEDLAND 2013a: 150–153 benutzt netzwerkanalytische Ver- fahren. 230 Ulrich Müller / Donat Wehner komplex, als dass sich ihre Handlungsspielräume lediglich auf das Einwirken der „Natur“ reduzieren ließe. Dies konnte etwa in einer Studie zum westlichen Bran- denburg deutlich gezeigt werden (WEHNER 2012); ebenso verweisen darauf z.B. Th. MEIER und P. TILLESEN (2011) in ihren grundsätzlichen Überlegungen zu Mensch-Umwelt Beziehungen.

2.5. Kulturkontakte und „Elitenkommunikation“

Zahlreiche Arbeiten – insbesondere aus der Feder von Müller-Wille – widmeten sich dem Import und Fremdgut und stellten Wagrien in seinen „internationalen“ Bezügen dar (MÜLLER-WILLE 2011a). Aus der scheinbaren Peripherie wurde ein Raum, dessen Akteure entscheidend durch Prozesse des Kulturkontaktes und Kulturtransfers geprägt wurden bzw. diesen prägten. Die vielfach exzeptionellen Funde aus Siedlungen, Gräbern und Depots haben bereits früh den Blick auf jene Personen gelenkt, die mit diesen Objekten in Verbindung standen. Wer waren diese Personen und welche Rolle spielten sie in der frühmittelalterlichen Gesell- schaft? Für das frühe Mittelalter in den nordwestslawischen Siedelgebieten spielt zudem die Frage nach dem skandinavischen Einfluss eine Rolle. Die Diskussion ist nicht neu (ROHNER 2012), wurde aber insbesondere durch die Ausgrabungen in Groß-Strömkendorf neu entfacht. Die oben erwähnte duale Struktur der Zent- ralplätze mit Emporien einerseits und davon abgesetzten Burgen andererseits hat zur Frage nach der Anlagegründung und der Struktur der Emporien geführt und wiederholt den skandinavischen Einfluss herausgestellt. Die Frage nach den sozialen Strukturen der slawischen Stämme und Stam- mesgruppen wird seit mehr als 100 Jahren aufgrund unterschiedlichster Quellen, Methoden und Wissenschaftsschulen diskutiert (KLAMMT/ROSSIGNOL 2009; KLAMMT 2013). Neben den Herrschafts- und Gesellschaftsformen und der ethni- schen Zuweisungen im Sinne von Stämmen fragen die Archäologen zudem nach sozialen Gruppen. Die jüngere archäologische Forschung rezipiert neben ge- schichtswissenschaftlichen Quellen und Ansätzen inzwischen auch vielfach sozial- und kulturwissenschaftliche Ansätze und stützt sich auf naturwissenschaftliche Daten. Mit der Rezeption von elitensoziologischen Ansätzen wird zunehmend die Frage auf die transformativen Kräfte innerhalb hierarchischer Gesellschaften ver- lagert, so dass Themen wie Kommunikation und Interaktion der Eliten, Elite- netzwerke oder die Suche nach Mechanismen zur sozialen Verbundenheit in den Vordergrund rücken. Ein grundlegendes Problem ist und bleibt die Ableitung der Gesellschafts- und Herrschaftsstrukturen aus den archäologischen Daten und die Dynamik der innerslawischen Gesellschaftsentwicklungen zwischen dem 7./8. und 11./12. Jahrhundert auch in Bezug auf Einflüsse von außen. Sozialarchäologi- Wagrien im Brennpunkt der Slawenforschung 231 sche Modelle, die letztlich aus der Ethnologie entlehnt worden sind und über die prähistorische Archäologie in die Frühgeschichte drängten, betonen „big man“ und „chief“-Systeme, werden aber inzwischen ebenso kritisch gesehen wie punk- tuelle schriftliche Nachrichten, die tendenziell rückgeschrieben werden. Während für die frühslawischen Gruppen und Stämme generell von einem geringen Grad sozialer Organisation ausgegangen wird (z.B. BIERMANN 2014: 161), ist seit der mittelslawischen Zeit eine zunehmende gesellschaftliche Komplexität erkennbar, die ihren Ausdruck im Burgenbau, Zentralplätzen und Bestattungssitten findet. Die sozialarchäologischen Analysen stützen sich nach wie vor stark auf Gräber und „Repräsentativbauten“ und spiegeln die Sozialstruktur ab dem 10. Jahr- hundert wieder. Aus den wagrischen Herrschaftsgebieten liegen mit Stari- gard/Oldenburg und Alt-Lübeck herausragende Belege für beides vor. Die Grä- berfelder der beiden Kirchbauten I und II von Starigard/Oldenburg sind aufgrund ihrer Lage, ihres Grabbaues und der Beigabenstruktur ebenso Ausdruck der obodritischen Elite wie die Beisetzungen in den Kirchen von Alt-Lübeck. Die bei- den Männer, die vermutlich in Altarlage in Starigard/Oldenburg beigesetzt wur- den, hat I. Gabriel vor dem Hintergrund des Modell einer „imitatio imperii“ als ʽFürstʼ und ʽSteigbügelhalterʼ (GABRIEL 1986) interpretiert. Abseits dieser Zu- schreibung ist mit Beigaben wie dem Langschwert, der Bronzeschüssel, einem Hnefataflspiel und dem mutmaßlichen Reliquienbeutel ein Horizont einer „Eli- tenkommunikation“ fassbar, in deren Materialität „transnationale“ Praxen fassbar werden. Die nur noch durch ihre Funde bekannten Bestattungen aus der Holz- und Steinkirche von Alt-Lübeck hat M. MÜLLER-WILLE (2011e) in ihrem räumli- chen, zeitlichen und insbesondere sozialen Kontext vorgestellt. Deutlich werden insbesondere durch die persönlichen Beigaben Verbindungen in die westeuropäi- schen Regionen ebenso wie nach Skandinavien oder das Piastenreich bzw. Ost- mitteleuropa sichtbar. Die Gruppe, die dort zu Zeiten der Nakonidenherrscher Gottschalk (*etwa um 1000; †7. Juni 1066 in Lenzen) oder Heinrich (*vor 1066; †22. März 1127) bestattete und eine dynastische Grablege nach den Vorbildern der Königs- und Fürstengräber einrichtete, war mit den Eliten dieser Zeit bestens vernetzt, was nicht zuletzt auch die historischen Quellen eindringlich belegen. Ebenso wie die Grablegen in und um die Kirchen von Oldenburg markieren die Grablegen aus den Holz- und Steinkirche von Alt-Lübeck eine Elite, die mit dem Übertritt zum Christentum und seiner aktiven Durchsetzung Herrschaftsinteres- sen absicherte. Über die Grablegen hinaus markieren die Großbauten aus Starigard/Ol- denburg, die als „Fürstenhallen“ identifiziert werden, ebenso Merkmale, Reprä- sentationsformen und Interaktionen der Elite wie das vielfältige Fundmaterial. Die eindrucksvolle, wenngleich selektive Vorlage ausgewählter Funde durch 232 Ulrich Müller / Donat Wehner

I. GABRIEL (1988) zeichnet die Netzwerke des Austausches und Handels im frühmittelalterlichen Europa in vielen Facetten nach. Zusammenfassend werden anhand der archäologischen Daten die Funktions- logiken und das performative Handeln von Gruppen und Gemeinschaften sicht- bar. Der wagrische Raum ist aufgrund seiner Nähe zum Karolingerreich bzw. dem salisch-ottonischen Reich von Bedeutung. Umbrüche in den slawischen Gesell- schaften können auch als „bedrohte Ordnungen“ (PATZOLD 2014) angesehen werden. Ob in der Elite aus Starigard/Oldenburg wirklich eine Gruppe fassbar wird, die Herrschaft im gesamten obodritischen Raum ausübte, bleibt fraglich. Deutlicher scheint dies in Alt-Lübeck der Fall, wo unter den Nakoniden „Ansätze einer Staatsbildung“ und eine „obodritische Staatsidee […] in der Samtherrschaft“ (RUCHHÖFT 2011: 175) unterstellt werden.

Anders als „Elitenkommunikation“ wird der (archäologische) Begriff des Kultur- kontaktes schon seit langem benutzt. Es liegt auf der Hand, dass er dementspre- chend einem starken Wandel unterworfen war. Die Frage der „Kulturkontakte“ wurde zunächst stark aus der Perspektive eines Kulturgefälles diskutiert, welches zwar nicht explizit herausgestellt, durchaus aber implizit vorhanden war. In den jüngeren Studien finden sich eher Ansätze aus den post-colonial studies oder den transkulturalitäts-Debatten. Angesichts aktueller Diskussion um Akkulturation (HÄRTEL 2014), aber auch Interkulturalität oder Hybridisierung in mittelalterli- chen Gesellschaften (LOHSE/SCHELLER 2014) wäre es sinnvoll, diese Begriffe und Konzepte auf die Materialitäten archäologischer Funde und Befunde anzuwen- den. Dabei ist in jedem Falle zu berücksichtigen, dass die materiellen Praxen nur einen Teil eines Prozesses wiedergeben und er in seiner Komplexität nur interdis- ziplinär erschlossen werden kann. Die von außen wie innen angestoßenen Prozes- se führen in der Tat zu einem Kulturwandel, den Chr. LÜBKE (2014a) jüngst ein- gehend diskutiert hat. Die Kulturkontakte in der hier betrachteten Region manifestieren sich in der Rezeption westlicher Kulturmuster, den Einflüssen aus dem skandinavischen Raum und den Umbrüchen im hohen Mittelalter (siehe unten). Die Orientierung der slawischen Eliten an Habitus und Lebensstilen der verschiedenen sozialen Gruppen der westeuropäischen Königreiche ist nicht nur fassbar anhand der viel- fältigen Import- und Fremdgüter, die von scheinbaren Alltagsgegenständen wie Keramik und Glas bis hin zu exzeptionellen Objekten wie vergoldeten Fibeln oder Bronzeschüsseln reichen, sondern auch Bauweisen usw. betreffen. Berührt wer- den nahezu alle gesellschaftlichen Bereiche, wenngleich Studien zum „Behar- rungsvermögen“ oder zur „Persistenz“ fehlen und eher der Wandel im Blick steht. Vor allem die „Fürstenhallen“ aus Starigard/Oldenburg, aber auch die zahlreichen Wagrien im Brennpunkt der Slawenforschung 233

Funde sind als Ausdruck einer „imitatio imperii“ und einer „Hofkultur“ (GABRIEL 1988) interpretiert worden, die sich an Lebensstilen der westlichen Eliten orien- tiert. Dies wird man sicherlich differenzierter interpretieren müssen. Zum einen können die Einflüsse nicht allein auf das karolingisch-deutsche Reich reduziert, sondern müssen auch in Skandinavien oder dem östlichen Europa gesucht wer- den. Zum anderen folgt das Modell einer „imitatio“ einer unidirektionalen Sicht- weise, welche die slawischen Eliten auf reine Empfänger reduziert. Der Einfluss skandinavischer Gruppen ist insbesondere anhand der Grabfun- de an der südlichen Ostseeküste kontrovers diskutiert worden (ROHNER 2012). Hierbei spielten die Seehandelsplätze eine wichtige Rolle. Die frühe Datierung (erstes Drittel 8. bis frühes 9. Jahrhundert) und historische Kontextualisierung („Reric“) des westmecklenburgischen Handelsplatzes Groß-Strömkendorf hat die Diskussion neu entfacht (zuletzt KLEINGÄRTNER 2014: 305–315). Kann man die- sen Platz und unter Umständen auch vergleichbare Orte als eine skandinavische Gründung ansehen oder zumindest eine skandinavische Initiative erkennen? Momentan scheint es so, als ob sich die slawischen Zentralplätze (Burgen) dieser frühen Zeit eher im Binnenland konzentrieren, während die multiethnisch er- scheinenden, aber ein deutliches skandinavisches Gepräge aufweisenden Empo- rien eben an der Küste liegen. Im Sinne eines „gates“ fungieren sie vor allem als Schnittstelle mit vielfältigen, vor allem aber ökonomischen Funktionen. Gegen- wärtig wird von S. KLEINGÄRTNER (2014), aber auch F. BIERMANN (2014: 167) von einer gewissen Unabhängigkeit der „Emporien“ ausgegangen, die aber durch die lokalen Stammesmächte gewährt wurde. Ein Abgaben- und Austauschnetz- werk von Zöllen, Zugriff auf Fernhandelsgüter und sicherlich auch Gabendistri- bution bescherten den Plätzen quasi den Status einer „Sonderwirtschaftszone“ mit einer gewissen Selbstverwaltung.

2.6. Glaubenswandel und Konversion

Die gentil-religiöse Struktur („Mythologie“) der nordwestlichen Slawen sowie die gesellschaftlichen Veränderungen durch den Kontakt mit der christlich-abend- ländischen und orthodoxen Welt sind Kernthemen der frühgeschichtlichen Ar- chäologie des östlichen Mitteleuropas (HARDT 2013). Hierzu gibt es bekannter- maßen eine Vielzahl von Quellen mit sehr unterschiedlichen Überlieferungs- strängen. Fragen nach den sozio-religiösen Strukturen der Slawen in ihren zeit- lichen und räumlichen Kontexten werden daher sehr unterschiedlich beantwortet. Verlässliche archäologische Quellen erscheinen im Raum zwischen Elbe und Oder allerdings erst im 10. Jahrhundert. Dabei scheint sich diese Region durch einen religiösen „Sonderweg“ auszuzeichnen (BRATHER 2008: 320 f.), der durch 234 Ulrich Müller / Donat Wehner

Kultbauten und Götterfiguren erkennbar wird. Die Schwierigkeiten der Identifi- kation bzw. Ansprache archäologisch nachweisbarer Strukturen als Kultbau sind bekannt (WESULS 2006) und gerade vor dem Hintergrund der schriftlichen Über- lieferung (MÜLLER-WILLE 1989) entstehen oftmals Zirkelschlüsse. Weiterhin stellt sich die Frage, ob die Tendenz zu anthropomorphen Darstellungen (Stelen, Figu- ren) und die spezifischen Kultbauten aus dem Kontakt bzw. dem Einwirken der christlichen Religion zu erklären sind (LÜBKE 2009). Neben den gentil-religiösen Strukturen sind die Mission und der Konver- sionsprozess ein zentrales, aber immer wieder kontrovers diskutiertes Thema der slawischen Archäologie. Weit über den wagrischen Raum hinaus besitzen Stari- gard/Oldenburg sowie Alt-Lübeck als Missionskirchen und Bestattungsplätze ei- ner konvertierten Elite Bedeutung (RUCHÖFT 2011; MÜLLER 2016). Aus Stari- gard/Oldenburg stammen nicht nur die bislang ältesten Holzkirchen des frühen bzw. mittleren 10. Jahrhunderts im nordwestslawischen Raum, sondern der Nachweis eines gentil-religiösen Kultplatzes des 11. Jahrhunderts (GAB- RIEL/KEMPKE 2011). Die Holz- und Steinbauten in Lübeck datieren in das mittlere oder späte 11. bis frühe 12. Jahrhundert und sind Ausdruck der veränderten Rahmenbedingungen einer Gesellschaft, die sich zunehmend an den christlichen Werten orientiert. Grablegen der Elite in Starigard (ebd.) und die Tendenz zu dynastischen Grä- bern in Alt-Lübeck (MÜLLER-WILLE 2011e) zeichnen ein Bild, dass weniger von einer „imitatio imperii“ geprägt ist, wohl aber Handlungsmuster und Handlungs- spielräume der international vernetzten Eliten deutlich werden lässt. Die Einrich- tung des Bistums Oldenburg um 972 ist Teil der „Slawenmission“ im östlichen Mitteleuropa und auch vor dem Hintergrund der kirchen- sowie reichspolitischen Entwicklungen zu sehen (MÜLLER-WILLE 2011f; BOCK 2014). Die Kirchen mögen den Anfang eines umfassenden Missionsprogrammes markieren, sind aber zu- nächst als „capelle palatina“ zu identifizieren. Unter den zahlreichen Bestattungen des mittleren bis späten 10. Jahrhunderts in Starigard/Oldenburg sind es vor al- lem die Grablegen christlichen Gepräges inner- und außerhalb der Kirchen, die in der Forschung verschiedentlich diskutiert wurden (GABRIEL/KEMPKE 2011). In- nerhalb der Kirchbauten ist der Lagebezug auf mögliche Reliquienstandorte und/oder einen Altar erkennbar. Bemerkenswert ist der hohe Anteil an Kinder- gräbern. Die Breiten- und Tiefenwirkung blieb nach Ausweis der, allerdings sehr spärli- chen, archäologischen Zeugnisse beschränkt, und der „Slawenaufstand“ tat sein Übriges, um einen flächendeckenden Glaubenswandel zu verhindern. Die Missi- onierung der Mitte und zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts erscheint als „top- down“-Mission, die zumindest rückblickend nur punktuell Orte „besetzt“ und Wagrien im Brennpunkt der Slawenforschung 235 zunächst wirkmächtige Zentren schaffen möchte. Zugleich zeigen die archäologi- schen Daten, dass der nordwestslawische Raum nicht grundlegend umstrukturiert wurde, denn der neue Glaube bleibt im Wesentlichen auf Oldenburg beschränkt. Das 11. und 12. Jahrhundert steht im Ododritenland für eine Phase vielfältiger re- ligiöser und politischer Auseinandersetzungen. T. Kempke konstatiert, dass „bis weit in das 12. Jahrhundert [hinein der obodritische Machtbereich] durch die Spannungen zwischen Heidentum und Christentum innerlich zerrissen“ war (KEMPKE 2002: 24). Weit über das Obodritenland hinaus sind die beiden Kirchen aus dem Burgwall von /Alt-Lübeck wichtig. Die Bauten aus Holz und Stein sowie die Grabfunde sind ausführlich gewürdigt (GRABOWSKI 2010; MÜLLER- WILLE 2011e). Alt-Lübeck sollte als Herrschaftsresidenz auch mit dynastischen Grablegen ausgestattet werden und war somit auf Kontinuität angelegt. Hierzu kam es aber nicht, denn der Tod Heinrichs von Lübeck (1127) führte zu einer neuerlichen Phase der Destabilisierung, die letztlich zur Eingliederung des obodritischen Stammesgebietes in das sächsische Herzogtum führten. Auch wenn Alt-Lübeck als geistliches und dynastisches Zentrum kein langfristiger Erfolg be- schieden war, steht es am Anfang einer Hinwendung zu einem flächendeckenden Ausbau. Dieser erfolgt dann verstärkt seit dem zweiten Drittel des 12. Jahrhun- derts und zeichnet sich schon allein in seiner Raumwirkung durch eine neue Qua- lität aus. Die nun einsetzenden Veränderungen – städtische Großbauten, klöster- liche Durchdringung und ländliches Pfarrkirchensystem – vollzogen sich im Zeit- raum von einer bis zwei Generationen (Abb. 7). Im Unterschied zu den vorheri- gen Bemühungen sind diese jedoch nicht unbedingt Ausdruck eines bischöflichen „Masterplans“, sondern zeigen das Zusammenspiel (landes-)herrschaftlicher Kräfte und lokaler Siedlungsentwicklungen im Zuge des Landesausbaues (MÜL- LER 2016).

2.7. Hochmittelalterliche Transformationsprozesse („Landesausbau“)

Das 11. Jahrhundert ist für die spätslawischen Gesellschaften mit zahlreichen Umbrüchen verbunden, an deren vorläufigem Ende die Gesellschaften hochmit- telalterlichen Zuschnitts stehen (BOCK 2011; LÜBKE 2014b). Indes ist über den spätslawischen Horizont des 11. und 12. Jahrhunderts in Holstein erstaunlich we- nig bekannt. Dies gilt gleichermaßen für die ab dem 11. Jahrhundert vermehrt auftretenden Körpergräberfelder (POLLEX 2010) wie für die meist nur durch Le- sefunde erschlossenen ländlichen Siedlungen (SCHNIEK 2003) und das Verhältnis von spätslawischen (Fürsten)-Burgen und hochmittelalterlichen Motten (MÜLLER 2015). Generell wird zwar von einer zunehmenden Zentralisierung und Territori- alisierung ausgegangen, doch liegen zu Plätzen wie Ratzeburg, Oldenburg oder 236 Ulrich Müller / Donat Wehner

Plön kaum verwertbare Informationen vor.14 Die spätslawische Burgenlandschaft ist zwar durch Geländedenkmäler bekannt, doch fehlten auch hier genauere Un- tersuchungen. Vielfach sind die entsprechenden Kulturschichten nicht mehr vor- handen. Eine der wenigen Ausnahmen stellen die Grabungen in Alt-Lübeck dar – hier konnten die Strukturen eines spätslawischen Herrschaftssitzes erschlossen werden. Aber auch die Arbeiten auf dem nördlichen Lübecker Stadthügel erlau- ben es inzwischen, den Übergang von der spätslawischen zur landesherrlichen Burg nachzuzeichnen (GLÄSER 2010). Im Zuge des „Kolonisationsaufrufes“ Adolf II. von Schauenburg im Jahre 1143 bekamen nach (HELMOLD I, 57) von Bosau „die Holsteiner Wohnsitze an sehr sicheren Orten im Westen bei Segeberg am Travefluß“ und „auch das Ge- filde von Schwentinefeld und alles was sich von der Schwale bis nach Grimmels- berg und bis zum Plöner See erstreckt“. Weiterhin bezogen „das Darguner Land (...) die Westfalen, das Eutiner die Holländer und Süsel die Friesen. Das Plöner Land war noch unbewohnt. Oldenburg aber und Lütjenburg und die anderen Küstengegenden gab er den Slawen zu beziehen, und diese wurden ihm zins- pflichtig“. Die Quelle ist ein wichtiger Beleg für den Landesausbau und dement- sprechend nicht nur für die Regionalgeschichte von Bedeutung (BIERMANN 2010). Sie markiert eine der frühesten Phasen des hochmittelalterlichen Landesausbaus im östlichen Mitteleuropa und ist Ausdruck und Teil von gesamteuropäischen Transformationsprozessen dieser Zeit. Im Gegensatz zur sprachhistorischen For- schung, die insbesondere im Rahmen des SFB 17 und nachfolgender Projekte ge- leistet wurde, sowie verschiedenen geschichtswissenschaftlichen Arbeiten zu Teil- räumen liegen kaum nennenswerte Beiträge seitens der Archäologie zu dieser Zeit für das östliche Holstein und das Herzogtum Lauenburg vor.15 Im Vergleich zu Brandenburg oder Mecklenburg-Vorpommern steht die Be- wertung der „“ auf einem recht schwachen, sich letztlich an histori- schen Daten orientierenden Fundament. Diese kann nur dann tiefgegründet wer- den, wenn weitere archäologische Fundplätze hinzugezogen werden. Neuere Stu- dien, die sowohl einzelne Grabungen auswerten als auch vergleichend einordnen, wurden in den letzten Jahren aus Mecklenburg, Brandenburg, Thüringen oder

–––––––— 14 RUCHHÖFT 2008; MÜLLER-WILLE 2011C; BIERMANN 2014. 15 Vgl. auch KEMPKE 2007 sowie HILL 1995. Für die Sprachwissenschaft insbesondere SCHMITZ 1981; 1990 sowie DEBUS 2010. Archäologische Analysen wurden über- regional von SCHNIEK 2003 und SCHMID-HECKLAU 2003 und regional von LÜTH 2012 sowie RÖSCH 2012 vorgenommen. Wagrien im Brennpunkt der Slawenforschung 237

Sachsen-Anhalt vorgelegt.16 Für Schleswig-Holstein liegen ältere Beiträge zu Bo- sau sowie Futterkamp vor. Diese Arbeiten haben wichtige punktuelle Ergebnisse erbracht. Allerdings basieren sie auf kleinteilige Ausgrabungen, und haben insbe- sondere die wichtigen offenen Siedlungen kaum berücksichtigt. Dementspre- chend basiert eine vergleichende Analyse für die Region zwischen Kieler Förde und unterer Warnow, die R. SCHNIEK (2003) vorlegte, weitgehend auf Oberflä- chenfunden durch Begehungen. Hierbei bildet die sogenannte Grauware, eine lo- kal wie regional produzierte Keramik, einen wichtigen Marker. Sie wird als ein starker Hinweis auf die Veränderungen durch die neuen Siedler und den Landes- ausbau gewertet, was aber nicht mit einer ethnischen Zuweisung („Slawen“ – „Deutsche“) gleichzusetzen ist (BRATHER 2013). Die Anwendung räumlich statis- tischer Verfahren (LÜTH 2012), die neben archäologischen Daten auch Topony- me und historische Daten berücksichtigte, bietet zwar ebenfalls neue Erkenntnis- se, ändert aber kaum etwas an dem grundsätzlichen Desiderat fehlender Grabun- gen. Erst in jüngster Zeit konnten mit den Grabungen in Grellenkamp bei Malen- te (RÖSCH 2012) und Gut Rosenkrantz (LÜBKE 2013) ländliche Siedlungen er- schlossen werden, die in die Zeit des Landesausbaues datieren. Für die Transformationsprozesse zwischen Slawenzeit und Mittelalter kann wiederum die Studie von Ph. LÜTH (2012) zitiert werden. Er konnte in der Region der ostholsteinischen Seenplatte eine Konzentration der hochmittelalterlichen Siedlungen in das Binnenland nachweisen, während die spätslawischen Sied- lungsstellen sich nach wie vor eher an den Seen und Gewässern orientieren. Die Tendenz einer „Regionalisierung“ wird auch in der verstärkten Errichtung nie- deradeliger Burgen und Motten fassbar (MÜLLER 2015). Eine weitere Differenzie- rung der „slawischen“ und „deutschen“ Siedlungsgebiete unter Hinzuziehung der entsprechenden archäologischen und onomastischen Daten ist dabei nicht als ei- ne ausschließlich ethnische Segregation zu verstehen, denn die Beteiligung sla- wischer Gruppen am Landesausbau ist ebenso bekannt wie eine zunehmende Ak- kulturation, die sich beispielsweise im interethnischen Gebrauch der harten Grauware wiederfindet. Als „slawische Siedlungsgebiete“ erscheinen Siedlungs- stellen mit einem hohen Anteil spätslawischer Keramik und einem gehäuften Vorkommen slawischer Ortnamen; „deutsche“ Siedlungsgebiete treten durch nicht-slavische Ortsnamen und einem entsprechenden Anteil von hochmittelal- terlicher Grauware in Erscheinung. Dementsprechend kann das Bild auch als Verzahnung slawischer und deutscher Siedlungsräume interpretiert werden (Abb. 8). Auffällig bleiben Regionen, die sich durchaus mit den schriftlichen

–––––––— 16 Z.B. Kausche (FREY 2013), Wolkenberg (SPAZIER 2012). 238 Ulrich Müller / Donat Wehner

Quellen korrelieren lassen. Hierzu gehört die Region um Bosau, seit 1180 Bi- schofssitz oder die Regionen um und südwestlich von Bornhöved, die nach Ausweis der Quellen ab 1143 durch holsteinische und holländische Siedler er- schlossen wurden.

2.8. Urbanisierung Durch die Archäologie hat sich die Einschätzung von „Stadt“ und von „städti- schen Strukturen“ in den letzten 50 Jahren grundlegend gewandelt. Sicherlich bil- det nach wie vor die Ausbildung der hochmittelalterlichen kommunalen (Rechts-)Stadt ein paradigmatischer Marker, doch die zahlreichen präurbanen „Vorformen“ machen recht deutlich, dass die funktionale Konzentration zentraler Merkmale kein Alleinstellungsmerkmal für die kommunale Stadt ist. Die Zentra- lisierung und Urbanisierung an der südlichen Ostseeküste und im Binnenland vollzieht sich in slawischer Zeit, welche die Forschung mit unterschiedlichen An- sätzen und Methoden (WEHNER 2012; KLEINGÄRTNER 2014; BIERMANN 2014), aber durchaus ähnlichen Ergebnissen diskutiert. Für die spätslawische Zeit sind die sogenannten „Burgstädte“ ein Element der Konzentration von Macht. Hier- unter sind funktional mehrteilige Siedlungen zu verstehen, die auch als „herr- schaftlich-frühstädtischer Siedlungskomplex“ (BRATHER 2008: 148) in die Litera- tur eingegangen sind. Für die hochmittelalterlichen Städte an der südlichen Ostseeküste bzw. in den ehemals slawischen Regionen ist die Frage nach den slawischen Vorgängern und deren Bezüge zu den hochmittelalterlichen Städten wichtig (MÜLLER 2010b). Das Thema ist in der Forschung umfassend diskutiert worden; neben strukturellen Fragen wie räumliche, zeitliche und funktionale Kontinuität und Diskontinuität betrifft es nicht zuletzt auch die ethnische Interpretation der archäologischen Da- ten und damit die Identitätsbildung im urbanen Raum. Über die kommunale Stadt hinausreichend, ist von der archäologischen For- schung immer wieder der Charakter der Zentralplätze Starigard/Oldenburg und Alt-Lübeck diskutiert worden. Ersterer wird in der Regel nicht als präurbaner Platz bezeichnet. Dies mag aber weniger mit der tatsächlichen Bedeutung für den obodritischen Raum zu tun haben als vielmehr in den fehlenden Befunden zu Suburbien und vergleichbaren Strukturen. Anders Alt-Lübeck, dessen präurbaner Charakter im 11. und 12. Jahrhundert nicht bezweifelt wird, denn die frühstädti- sche Siedlung zeichnet durch komplexe Suburbien, eine differenzierte Ökonomie und einen monetären Sonderraum aus. Mit Blick auf die hochmittelalterlichen Städte erscheint Schleswig-Holstein zunächst als eine verhältnismäßig stadtarme Landschaft. Lübeck dominiert im Wagrien im Brennpunkt der Slawenforschung 239 positiven wie negativen Sinne die Stadtforschung in Schleswig-Holstein. Dement- sprechend ist über die frühe Stadtgeschichte von Städten wie Ratzeburg, Plön, Lütjenburg oder Oldenburg sehr wenig bekannt. Die Darstellungen stützen sich weitgehend auf schriftliche Quellen. Hier wäre es notwendig, den Blick in die wei- teren Städte zu richten, um zu einem verlässlichen Bild der Stadtwerdung zu ge- langen und die Beziehungen zwischen den slawischen Zentren und den hochmit- telalterlichen „Rechtsstädten“ zu klären. Die Hansestadt Lübeck firmiert als „Gründungsstadt“ par excellence. Die langjährigen Grabungsprojekte und die sehr gute archivalische Überlieferung haben in der Forschung auch zur Diskussi- on um den Übergang von Alt-Lübeck zu Lübeck sowie den Nachweis einer slawi- schen Vorbesiedlung geführt. Der Nachweis einer spätslawischen Burganlage mit Suburbium im Norden des Stadthügels, welcher dann die landesherrliche Burg Graf Adolfs II. folgte, belegt hinreichend die administrative Dynamik zwischen dem ausgehenden 11. und dem mittleren 12. Jahrhundert (DUBISCH u.a. 2014). Inwieweit auch in den als ‘Kaufleuteviertelʼ bekannten Arealen slawische Besied- lung in situ nachgewiesen werden kann, ist durch die jüngsten Ausgrabungen wieder in die Diskussion geraten. So führt Dirk RIEDER (2014: 150) etwa einen quadratischen Pfostenbau von 4,5 x 4,5m Seitenlänge und spätslawische Keramik an, die unter stratigraphischen Gesichtspunkten vor der schriftlich erwähnten Gründung der Stadt im Jahr 1143 datieren könnten.

Zusammenfassung

Traditionelle Themen und aktuelle Tendenzen spiegeln sich wie in einem Brenn- glas in Wagrien in der rund 150jährigen Erforschung der Archäologie der nord- westlichen Slawen wider. Zu den zyklisch gleichen oder zumindest ähnlichen auf- gegriffenen Themen gehören insbesondere die Einwanderung/Migration, aber auch die Funktion der Emporien. Die gesellschaftspolitischen Veränderungen in Ostdeutschland öffneten schließlich den Raum, um archäologische Epochengren- zen zu überwinden und die Transformationsprozesse am „anderen Ende“ zu be- leuchten und die Wechselwirkungen zwischen slawischer Besiedlung und Lande- sausbau herauszustellen. Gerade für das 12./13. Jahrhundert kommt der wagri- schen Region große Bedeutung zu, denn die historisch spannende Gemengelage als auch die dichte Überlieferung insbesondere an schriftlichen und onomasti- schen Quellen ermöglicht komparative Studien zu Landesausbau und Urbanisie- rung. Der limes Saxoniae wiederum bietet die Chance, Konzepte von Grenzregio- nen und Grenzräumen auszuleuchten und nach den Vernetzungen über diese Grenzen hinweg zu fragen. Auch die seit den 1990er Jahren in der Archäologie stark rezipierten Mensch-Umweltverhältnisse sind für die slawischen Gesellschaf- 240 Ulrich Müller / Donat Wehner ten thematisiert worden: hier lässt sich gar postulieren, dass diesen Studien Refe- renzfunktion für andere frühgeschichtliche/frühmittelalterliche Gesellschaften zu- kommt. Die „alten“ wie „neuen“ Themen werden zunehmend durch die zahlreichen Methoden der Natur- und Informationswissenschaft bereichert und erschlossen. Ob Isotopenanalysen oder aDNA, ob Laserscan oder 3D-Visualisierung – das Spektrum an entsprechenden qualitativen und quantitativen Verfahren ist enorm angewachsen. Der gezielte Einsatz von Metalldetektoren und die Auswertung von digitalen Geländemodellen zur Lokalisierung und Neubewertung von Fundplät- zen hat der slawischen Archäologie nicht nur zu zahlreichen Funden und Befun- den verholfen, sondern zu einer Diskussion um ihre Funktionen (Stichwort „Zentralität“). Die raumstatistischen Verfahren und die Anwendung von Geoin- formationssystemen (GIS) zur Verarbeitung und Analyse umfangreicher Daten- sätze sind ein Schlüssel, um Siedlungsmechanismen und -strukturen zu erfassen und kenntlich zu machen. Das Aufzeigen der raum-zeitlichen Dynamik kann aber nur gelingen, wenn über die geofaktoriellen Parameter hinaus soziokulturellen Phänomenen eine stärkere Rolle beigemessen wird. Hier wären etwa auch Quel- len wie schriftliche und sprachliche „Artefakte“ mit in die Analysen einzubezie- hen. Methodologisch ist die Archäologie der nordwestlichen Slawen im Grenzbe- reich von prähistorischer und historischer Archäologie anzusiedeln. Über die Ent- wicklung archäologieeigener Theorien hinaus perspektivieren ethnologische, aber auch kulturwissenschaftliche Konzepte den Blick. Weiterhin sind es aber auch Konzepte aus anderen (historischen) Kulturwis- senschaften, die neue Sichtweisen und Bewertungen öffnen. In zukünftigen Stu- dien könnten beispielsweise die Umbrüche in den slawischen Gesellschaften unter dem Aspekt „bedrohter Ordnungen“ betrachtet und vergleichend interpretiert werden, Elitengräber als Ausdruck materieller Performanz bewertet oder die kul- turellen Beziehungen unter dem Aspekt des Wissenstransfers beleuchtet werden.

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254 Ulrich Müller / Donat Wehner

Abbildungen

Abb . 1: Sprachlandschaften in Schleswig-Holstein zwischen dem 8. und 12. Jahrhundert. 1 Friesisch, 2 Dänisch, 3 Sächsisch-Deutsch, 4 Slawisch (aus MÜLLER 2013: 48, Abb. 1).

Wagrien im Brennpunkt der Slawenforschung 255

2011c: 46, Abb. 3).

ILLE

-W

ÜLLER

Abb. 2: Slawische „Stämme“ im obodritischen Herrschaftsgebiet (aus M 256 Ulrich Müller / Donat Wehner 2013: 343, Abb. 146). EMM chsische und slawische Sprachgrenzen sowie der rekonstruierte Verlauf des limes Saxoniae und der Diözesangrenze Hamburg-Lübeck (aus L Saxoniae und der Diözesangrenze Hamburg-Lübeck Verlauf des limes

Abb. 3: Fränkisch-sächsische und frühslawische Burgwälle, sä

Wagrien im Brennpunkt der Slawenforschung 257

Abb. 4: Hinweise auf maritime Strukturelemente im frühmittelalterlichen Ostholstein (aus KLEINGÄRTNER 2013: 253, Abb. 39).

258 Ulrich Müller / Donat Wehner

Abb. 5: Verbreitung (Kerndichtekartierung) von Fundstellen mit mittel- und spätslawischer Kera- mik im Bereich der ostholsteinischen Seenplatte (aus LÜTH 2012: 150, Abb. 113).

Wagrien im Brennpunkt der Slawenforschung 259

Abb. 6: Rekonstruiertes Wegessystem, Limesverlauf, Verbreitung slawischer Keramik und Verbrei- tung mittel- und spätslawischer Burgwälle sowie sächsischer Ringwallanlagen des 10. und 11. Jahrhunderts (aus MÜLLER 2013: 53, Abb. 4).

260 Ulrich Müller / Donat Wehner

Abb. 7: Verbreitung der Saalkirchen westliche des Limes Saxoniae, A: Saalkirchen der ersten Genera- tion, B: Saalkirchen der zweiten Generation (MÜLLER 2015a).

Abb. 8: Additive Dichteberechnung der slawischen (blau) und deutschen (braun) Siedlungsgebiete im Bereich der ostholsteinischen Seenplatte auf der Grundlage archäologischer Fundstellen und der Toponyme (aus LÜTH 2012: 186, Abb. 125,3).

Kathrin Marterior, Norbert Nübler (Hg.)

Mehrsprachige Sprachlandschaften? Protokoll der gleichnamigen Tagung im Herbst 2003 in Leipzig

Herausgegeben von Rosemarie Gläser Onomastica Lipsiensia Leipziger Untersuchungen zur Namenforschung Band 11

Herausgegeben von Karlheinz Hengst, Dietlind Kremer und Dieter Kremer Kathrin Marterior, Norbert Nübler (Hg.)

Mehrsprachige Sprachlandschaften Das Problem der slavisch-deutschen Mischtoponyme

Akten der Kieler Tagung 16.–18. Oktober 2014

herausgegeben von Kathrin Marterior und Norbert Nübler

LEIPZIGER UNIVERSITÄTSVERLAG GMBH 2016 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Die Drucklegung wurde freundlich gefördert durch die Gesellschaft für Namenkunde.

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Titelbild: Wappenschild von Zwickau (nach dem frühesten Stadtsiegel, 13. Jh.) und Chemnitz (meißnischer Löwe, 14./15. Jh.). [Quelle: Lexikon Städte und Wappen der Deutschen Demokratischen Republik. 2. Aufl., BI: Leipzig 1984.] © Leipziger Universitätsverlag GmbH 2016 Redaktion: Dieter Kremer, Leipzig Satz: Gerhild Scholzen-Wiedmann, Trier Umschlag: Volker Hopfner, Radebeul, unter Einbeziehung einer Collage von Dietlind Kremer, Leipzig Druck: docupoint GmbH, Barleben ISSN 1614-7464 ISBN 978-3-96023-019-9 Inhalt

Kathrin MARTERIOR / Norbert NÜBLER Vorwort ...... 3

Hubert BERGMANN Osttirol – eine sprachlich durchmischte Namenlandschaft an der Westgrenze der Slavia submersa ...... 5

Georg HOLZER Slavisch-deutsche Zweisprachigkeit im Lichte onomastischer Mischbildungen in Österreich ...... 33

Albrecht GREULE Historische Onomastik als Spracharchäologie ...... 43

Karlheinz HENGST Typen slawischer und deutscher Hybridbildungen in der Toponymie ...... 55

Walter WENZEL Mischnamen in der Lausitz. Mit zwei Karten ...... 83

Inge BILY Mischnamen – Hinweis auf Siedlungs- und Sprachkontakt im ehemals altsorbischen Kontaktgebiet ...... 97

Kristin LOGA Die Mischnamen des Hersfelder Zehntgebietes ...... 131

Wolfgang JANKA Anmerkungen zur Methodik der Erforschung slawisch-deutscher Mischnamen ...... 157

Kathrin MARTERIOR Slavisch-deutscher Sprachkontakt im östlichen Holstein ...... 177 2

Norbert NÜBLER Hybride Toponyme und Sprachkontakt in Ostholstein ...... 195

Ulrich MÜLLER / Donat WEHNER Wagrien im Brennpunkt der Slawenforschung ...... 209

Autoren ...... 261