AZW IMST Die Kuisa
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kuisa.at EINE ART VIEHAUSSTELLUNG 3.– 5. MAI 2019 AZW IMST die kuisa 2019 2019 EINE ART VIEHAUSSTELLUNG inhalt 01 | 03 Kunstvolle Betrachtung 12 | 13 Alexander Maria Lohmann 20 | 21 Elmar Peintner 04 | 05 Thomas Defner Ina Loitzl Inge Prader 06 | 07 Gerbert Ennemoser 14 | 15 Helene Kirchmair 22 | 23 Jessie Pitt Charly Felder Richard Klammer Hans Salcher 08 | 09 Claudia M. Haas 16 | 17 Karl Krachler 24 | 25 Christian Schmid Bettina Hobel Nathalie Kröss Wilfried Schatz 10 | 11 Ina Hsu 18 | 19 Nino Malfatti 26 | 27 Hannah Philomena Scheiber Georg Loewit Milena Meller Carolin Steiner 00 | 01 KUISA - der Lockruf der Grauviehzüchter, Das scheinbar dumme Tier kennt sei- ist Titel der traditionellen Viehausstellung nen Herrn und den Ort der Nahrung, der EINE im Agrarzentrum West in Imst. 2019 wird Mensch jedoch ist trotz seiner Vernunft da- die KUISA erstmals mit Kunst bereichert, für blind: „Der Ochse kennt seinen Besit- die das Grauvieh von einer anderen Seite zer, Israel aber hat keine Erkenntnis, mein KUNSTVOLLE betrachtet. Mit dem Blick der kunstvollen Volk hat keine Einsicht.“ (Jes 1,3; EU) Kreativität in den verschiedensten Gen- res: Mit farbigen Details, mit intensivem Aus der griechischen Mythologie ist der Pinselduktus, mit dezenten Strichen, mit Minotauros (lat. Minotaurus) bekannt, BETRACHTUNG überbordenden Linien, mit zurückhalten- eine Gestalt mit menschlichem Körper den Symbolen. Gut gemischt, befreit von und Stierkopf. Minos, Sohn des Zeus und formalen Konventionen. Die ART Vieh- der Europa, bat den Meeresgott Posei- DER KUH – ausstellung soll die Grenzen der Diszipli- don um ein Wunder. Er gelobte, was im- nen auflösen, Althergebrachtes erneuern mer dem Meer entsteigen sollte, Gott zu und mit Tabus brechen. Lassen Sie sich opfern. Poseidon sandte ihm daraufhin überraschen, wie viel die Kunst mit der einen prächtigen Stier und Minos wurde OHNE ANSPRUCH Kuh verbindet. König von Kreta. Der Stier jedoch war zu schön, um geopfert zu werden … Das Rind war seit jeher Lieferant von In nomadisch geprägten Kulturen gal- AUF VOLL- Nahrung, Kleidung und Behausung so- ten Kühe lange Zeit als Gradmesser für wie es als Zugtier und Energiespender Reichtum. In Indien werden sie bis heu- eingesetzt wurde. Deshalb waren Rinder te zum Statussymbol stilisiert, das einen schon immer mit dem menschlichen Le- wertvollen Zweck für das Gemeinwesen STÄNDIGKEIT ben verbunden und wurden in Rituale ein- zu erfüllen hat. Die Kuh gilt als „Mutter al- bezogen. Im Nahen Osten und im Mittel- ler Kreaturen“ und ihre Verehrung geht auf meerraum wurden die Tiere zeremoniell die vedische Ära zurück. In der indischen geschlachtet und ein Teil des Fleisches Mythologie hat die Kuh ihre Heiligkeit dem den Göttern geopfert. Neben der religiö- Gott Krishna zu verdanken. Nach seiner sen Verehrung der „Heiligen Kuh“ wurde Geburt wurde Krishna zum Schutz vor auch das „Goldene Kalb“ im Alten Ägyp- einer drohenden Ermordung in die Obhut ten zum biblisch überlieferten Götzenbild. einer Hirtenfamilie gegeben, wuchs mit Im Christentum ist der Ochse fester Be- Kühen auf und wurde von ihnen ernährt. standteil der bildlichen Darstellungen zur Dadurch erreichte die Kuh den Status Weihnachtsgeschichte. einer Mutter, die es zu verehren gilt. › von Julia Sparber-Ablinger „Wie armselig seelenlos ist unsere Konvention, Tiere in eine Landschaft zu setzen, die unseren Augen zugehört, statt uns in die Seele des Tieres zu versetzen, um dessen Bilderkreis zu erraten.“ FRANZ MARC (1880 - 1916) deutscher Maler und Grafiker und Mitbegründer von „Der Blaue Reiter“ Traditionen Beispiele zur Kuh in der Kunst Die Kuh im Impressionismus Aber auch im deutschsprachigen Raum Seit Menschengedenken wird die Kuh Der französische Maler Édouard Manet existieren Spuren von Rinderkulten, wie auch in der Kunst dargestellt. Aus der (1832-1883) schuf „Drei Kühe auf der Wei- etwa die Tradition der Almabtriebe im Steinzeit sind Malereien auf Felswänden de“ - ein Gemälde als pastorale Szene. Herbst, bei denen die Tiere prächtig ge- erhalten, die das Rind zum Zeichen der Später waren es vielfach gezeichnete Stu- schmückt von den Bergweiden in die Stal- Fruchtbarkeit gemeinsam mit Frauen dien, die das mächtige, stolze Tier in seiner lungen geführt werden. Eine besondere abbilden. In der Renaissance um 1400 Anatomie analysieren, während die Kühe Rolle spielt dabei die „Kranzkuh“, die tra- wurden erstmals Bauern mit ihren des Impressionismus eine ländliche Idylle ditionell die Herde auf ihrem Weg in die Rindern gezeigt, die das Feld pflügen und darstellen. Camille Pissarro (1830-1903), heimischen Ställe anführt. Sie erhält einen für gutes Wachstum sorgen. „Die Heim- einer der produktivsten Maler des Impres- ungewöhnlich großen Kopfschmuck, der kehr der Herde“ ist eines der Jahreszei- sionismus, malte eine „Bäuerin mit Kuh“, aufwändig aus Zweigen, Blumen, Gräsern tenbilder von Pieter Bruegel (1525-1569). die als Plenairmalerei (Freiluftmalerei) ent- und Bändern in Form einer Krone gefloch- Das Ölgemälde aus Holz ist 1565 ent- stand. Bei Vincent van Gogh (1853-1890), ten wird. Meist zeigt der Kranz ein Kreuz, standen und stellt den Herbst in gedeck- der stilistisch dem Post-Impressionismus um den Schutz des Himmels zu erbitten, ten Farben dar. Die auffällige, weiße Kuh zuzuordnen ist oder später bei Paula Mo- sowie Spiegel und Glocken zur Abwehr im Vordergrund steigert die Tiefenwirkung dersohn-Becker (1876-1907), fungiert die böser Geister angebracht sind. des Werkes. Kuh als Bindeglied zwischen Himmel und Erde. Liegend auf der grünen Wiese oder mit gesenktem Haupt, umgeben von Ber- gen und Himmel. Hier wird nicht die Indivi- #01 „Die Anbetung des goldenen Kalbes“ von Nicolas Poussin, 1633-1634 | © Wikiart dualität der Kuh betont, sondern die enor- #02 „Die Rückkehr der Herde“ von Pieter Bruegel, 1565 | © Wikiart me Plastizität ihres Körpers. #03 „Bäuerin mit Kuh“, von Camille Pissarro, 1883 | © Von der Heydt-Museum, Wuppertal #04 „Kühe“, von Vincent van Gogh, 1890 | © Palais de Beaux Arts, Lille #05 „Die gelbe Kuh“ von Franz Marc, 1911 | © Guggenheim Museum, New York #06 Guernica - gigantisches Wandgemälde von Pablo Picasso, 1937 | © Musée national Picasso RMN – Grand Palais / Mathieu Rabeau / © Succession Picasso 2018 #07 Kuh von Gerhard Richter,1964 | © MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst, Duisburg #08 „Cow-Parade“ Mexico, 2006 | © Originalpulsar #09 Milka Promotion Schrannenhalle München, 2012 | © Wikipedia #10 Inge Prader, „Kranzkuh“ beim Almabtrieb, 2017 | © Inge Prader #03 #05 #04 #01 #02 gilt als einflussreichster Künstler der klassi- und von 400 Künstlern bemalt. 180 Stück schen Moderne. Er ließ mit „Suite Vollard“ konnten versteigert werden und erbrachten in den 1930er Jahren einen Radierzyklus einen Gesamterlös von rund 1,4 Millionen zum Minotaurus entstehen. Aber auch in Schweizer Franken. seinem berühmten Guernica-Gemälde von 1937 ist der Stier allgegenwärtig. Für 02 | 03 Picasso war das Tier ein Symbol für Kraft, Die KUISA 2019 Revolution, Triebhaftigkeit. Die Verehrung des Tieres als menschliches Wesen voller Ob rituell verehrt, kommerziell vermarktet, Vitalität und Männlichkeit, entstammt wohl lila, gelb oder schwarz-weiß. Es lohnt, die seiner spanischen Herkunft. Stierkämpfe Kuh näher zu betrachten. Im Rahmen der haben in Spanien seit dem frühen 18. Jahr- KUISA – der großen Viehausstellung, die Die moderne Kuh hundert Tradition und sind bis heute ein vom 3. bis 5. Mai 2019 im Agrarzentrum trauriges Milliardengeschäft. West in Imst stattfindet, soll zudem ein Franz Marc (1880-1916) war einer der Tabu gebrochen werden. Jenes, dass Vieh- bedeutendsten Maler des deutschen Ex- ausstellungen nur für Landwirte zugänglich pressionismus und Mitgründer der Zeit- und interessant sind. Die KUISA 2019 will schrift „Der Blaue Reiter“, die zum wich- Die Kuh und der Kommerz eine breite Zielgruppe ansprechen und mit tigsten Wegbereiter der modernen Kunst Das starke Tier hat sich auch im kommer- Kunst neue Zugänge eröffnen. Künstler zei- des 20. Jahrhunderts wurde. Er malte ziellen Sinne durchgesetzt. Man denke nur gen reale, wiedererkennbare Figuren und 1911 „Die gelbe Kuh“, die bis heute zu an das Testimonial „Lila Kuh“, das ursprüng- Landschaften, aber sie stellen sie zumeist den bekanntesten, expressionistischen lich aus einem Kunstprojekt entstanden ist: in ungewohnte Zusammenhänge. Ihr Ziel Tierdarstellungen zählt. Das Ölgemälde 1914 erschien in der Schweiz eine satirische ist es, herkömmliche Denk-, Erfahrungs- dominiert ein springendes Rind, umgeben Imitation einer Arbeit von Emil Cardinaux und Sehgewohnheiten zu verändern, das von einer bunten, strukturierten Land- (1877-1936), einem Schweizer Plakatmaler, scheinbar Vertraute mit dem Unvertrauten schaft. 1912 malte Franz Marc „Kühe – in die eine lila Kuh zeigte. Bis heute ist die ein- zu kombinieren. Mit der Betrachtung von rot, gelb, grün.“ Er wollte noch mehr das gefärbte Kuh aus der Werbung nicht mehr Kunst kann man die eigene Fantasie weiter Wesen der Tiere erfassen und entwarf da- wegzudenken und das Synonym für Scho- entfalten, die eigene Haltung zur Gewohn- für eine erweiterte Farbsymbolik. So sah kolade schlechthin. Auch der kommerziell heit hinterfragen und neue Gedanken und er in der gelben Kuh das „Sanfte, Heitere, erfolgreichste, deutsche Künstler Gerhard Ideen daraus entwickeln. Sinnliche“, während Grün als Symbiose Richter (*1932) schuf bereits im Jahre 1964 von Gelb und Blau von Wachstum und eine Kuh in der für ihn typischen Unschär- Weisheit zeugen sollte fe-Technik. Die Richter´sche Kuh erscheint Ein weiteres Werk der modernen