Herausgegeben von Museumsbund Österreich von Herausgegeben 125 JAHRE NATURHISTORISCHES MUSEUMWIEN · STEIRISCHES FEUERWEHRMUSEUM HEERESGESCHICHTLICHEN MUSEUM WIEN · DER ERSTE WELTKRIEG IM WALZ · TYRADELLIS · TAYLOR · JANNELLI BINA · FLIEDL · DAS MUSEUM IN 25 JAHREN Oktober 2014 Oktober € 8,80 ISSN 1015-6720 -4 14

14-4 THEMA: Das Museum in 25 Jahren · 125 Jahre Naturhistorisches Museum Wien · Der Erste Weltkrieg im Heeresgeschichtlichen Museum Wien · Steirisches Feuerwehrmuseum WWW.WIENMUSEUM.AT

Eine Ausstellung des Wien Museums in Kooperation mit dem Eine Ausstellung des Wien Museums in Kooperation und Theorie der Biographie Ludwig Boltzmann Institut für Geschichte HAUPTSPONSOR DES WIEN MUSEUMS

© 1972 by Verlag Jungbrunnen Wien Jungbrunnen Verlag by 1972 ©

Das kleine Ich bin ich ich bin Ich kleine Das Illustration: Mira Lobe/Susi Weigel, Weigel, Lobe/Susi Mira Illustration: EDITORIAL

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

der Museumsbund Österreich feiert nunmehr offiziell sein 25-Jahr-Jubiläum. Einige von Ihnen werden zu Recht darauf hinwei- sen, dass der Museumsbund bereits 1981 als Verein eingetragen wurde. Das ist richtig, aber die uns so wertvollen Einrich- tungen, wie die Zeitschrift neues museum und den jährlich stattfindenden Öster- Auf die vergangenen 25 Jahre zurückbli- reichische Museumstag, gibt es in ihrer ckend, gebührt unser Dank unseren treuen Regelmäßigkeit erst seit 1989, also seit Mitgliedern, Fördergebern, Solidaritäts- 25 Jahren. und Firmenpartnern, die durch ihre Beiträge Wir haben lange überlegt, wie wir dieses unsere Aktivitäten überhaupt ermöglichen. Jubiläum angemessen begehen wollen. Besonders möchte ich mich bei allen Funk- Schlussendlich haben wir den Entschluss tionärinnen und Funktionären im Verein der gefasst, nicht den zweifelsfrei vorhandenen letzten 25 Jahre, insbesondere bei meinen Ruhm vergangener Tage ins Rampenlicht beiden Vorgängern im Amt, Gründungs- zu stellen, sondern sechs namhafte Musems- präsident Wilfried Seipel und seinem Nach- expertinnen und -experten zu dem viel- folger Peter Assmann, bedanken, die leicht gewagten Experiment einzuladen, ihre ihre Leidenschaft für die Institution Museum Visionen zur Zukunft der Institution Museum in ein Netzwerk eingespeist und sich in Worte zu fassen. die Qualität in der Museumsarbeit, den Die Zeit verstaubter und elfenbeinturm- überregionalen Austausch von Wissen gleicher Museen ist für uns alle bereits und Best-Practise-Projekten und vor allem seit Längerem vorbei, aber sind wir wirklich das Miteinander der Museumsprofessio- schon die öffentlichen, gegenwärtigen und nisten zum Ziel gesetzt haben. kritischen Orte, die wir gerne sein möchten? So wie die Institution Museum wird auch Er- und begreifen wir die Gegenwart als der Museumsbund ständig vor neue Heraus- Chance? Natürlich gibt es keine Patentre- forderung gestellt werden. Aber unser aller zepte, keine Handlungsanleitungen, die Leidenschaft und Expertise kennend, bin ich unbedingten Erfolg versprechen. Einzig zuversichtlich, dass wir diese auch in den sicher scheint: Interdisziplinarität, Aufwei- kommenden 25 Jahren meistern werden. chen der Institutionen- und Genregrenzen, Austausch und Netzwerke sind starke In diesem Sinne wünsche ich Ihnen namens Motoren für die Zukunft. Die Grenzen der des Vorstandes des Museumsbundes Institution Museum ständig zu hinter- Österreich einmal mehr eine anregende fragen und bewusst auszuloten, vergrößert Lektüre, unsere Perspektiven und Chance im Umgang mit dem uns anvertrauen Kultur- und Naturerbe. Ihr

Wolfgang Muchitsch Ausgangspunkt für die Illustrationen des Schwerpunktes sind proto- Farb- und Kontrastwerte verglichen werden. Diese formgebenden typische Museumsobjekte: die Mona Lisa als DAS Kunstwerk, die Punkte dienen anschließend als Material für die visuelle Neukon- Venus von Willendorf als DAS historische Artefakt, Herbarbeleg, struktion des Objekts nach formalisierten Regeln. Durch zufallsge- INHALT Schmetterling und das Skelett eines Triceratops stehen für die steuerte Modifikation dieser Regeln entstehen Variationen und umfangreichen Sammlungen der Naturkundemuseen, die Glühbirne jede neuerliche Ausführung erzeugt eine visuelle Instanz des Ob- OKTOBER 14 für technische Sammlungen, die Münze mit dem Abbild Hadrians jekts. Bei Mark Taylor findet sich eine besondere Varianz: Das Abbild für Geschichtsmuseen. einer Münze generiert sich aus den Worten seines Textes. Die so er- Für die Visualisierung wurden zunächst signifikante Punkte der Ob- zeugten abstrakten und zwangsläufig unscharfen Blicke ergänzen jektform algorithmisch ermittelt, indem Bildpunkte anhand ihrer jene der Autorinnen und Autoren in eine bestenfalls erahnbare Zukunft. Andreas Pirchner

1 5 6 45 50 91 92 112 1 EDITORIAL THEMA DAS MUSEUM IN 25 JAHREN SCHAUPLATZE 92 BALLHAUSENS Der Museumsbund Österreich nimmt sein 25-Jahr-Jubiläum zum An- Christoph Hatschek TRICORDER lass, um Museolog/innen, Museumsdenker/innen und –macher/innen 50 Im Angesicht des Todes … 4 JOURNAL zu fragen, wie sie sich das Museum in 25 Jahren vorstellen. Lesen Sie Zur Neuaufstellung der Präsentation der hier Ihre Wünsche, Visionen, Hoffnungen und Befürchtungen nach. Geschichte des Ersten Weltkrieges im HGM 20 Jahre Leopold Museum · HGM er- 96 TERMINE öffnet Bunkermuseum · Generali Foun- dation geschlossen · Inklusionspreis Franz X. Eder für Museum · Landesmuse- Andrea Bina um Kärnten bis 2018 geschlossen 58 Der Erste Weltkrieg und das Ende der Neues Verkehrsmuseum in Wien · Wien 6 Das Museum von morgen beginnt bereits heute Museum: Sanierung beschlossen · Habsburgermonarchie … und neuer Direktor bestellt Gottfried Fliedl 98 AUSSTELUNGS- Norbert Winding & Robert Lindner & Robert Hoffmann Herkunft und Zukünfte des Museums 12 62 Geschichtsaufarbeitung als Ausstellung: KALENDER Angela Jannelli Das Haus der Natur 1924–1976 – die Ära Tratz Die Museumslandschaft im Jahr 2039: 20 Anja Weisi Michelitsch von domestizierten und verwilderten Museen 68 Steirisches Feuerwehrmuseum 110 IM NACHSTEN JAHR

Mark Taylor Kunst & Kultur … eine explosive Mischung! 15-1: Museum und Universität/Universitätssamm- lungen · 15-2: Forschung im Museum · 15-3/4: 26 Museums in the next 25 years Museumsdepots/Umgang mit Gefahrenstoffen im Josef Ostermayer im Gespräch mit Thomas Trenkler 21. Jahrhundert Daniel Tyradellis 74 ›Ich kann nicht mehr vergeben, als wir haben‹ Menschen, Tiere, Relationen 34 Christian Köberl im Gespräch mit Martin Haidinger Markus Walz 78 125 Jahre Naturhistorisches Museum ›Stell Dir vor, es ist mal wieder Museumsrevolution …‹ 40 Jörg Engster 86 Location Based Services für Museen und Kulturinstitutionen

Sabine Paukner 90 SM_ARTE Geräte – Multimedia-Tools im Museum 20 Jahre Leopold Museum HGM eröffnet Bunkermuseum Landesmuseum Kärnten bis 2018 Neues Verkehrsmuseum in Wien JOURNAL geschlossen © Johannes Zinner, Wiener Linien

© Leopold Museum © HGM/MI

© LMK Am 8. August 1994 gründete der Sammler Die ab 1959 angelegte Bunkeranlage Bruck- Am 13. September eröffnet die „Remise“, Prof. Rudolf Leopold die Privatstiftung neudorf ist seit September als Außenstelle Nachdem ein Unwetter massive Schäden das neue Verkehrsmuseum der Wiener Leopold und ermöglichte gemeinsam mit des Heeresgeschichtlichen Museums am Haupthaus des Landesmuseums für Linie in Erdberg. 150 Jahre Geschichte Politik und öffentlichen Entscheidungs- geöffnet. Als Relikt des Kalten Krieges wird Kärnten angerichtet hatte, bleibt es bis des öffentlichen Verkehrs in Wien sind in trägern den Zugang zu seiner Sammlung. das Bunkermuseum der Öffentlichkeit 2018 geschlossen. Die Dauerausstellung 14 Themeninseln von Kurator Christian In fünf Jahrzehnten baute Rudolf Leopold zugänglich gemacht. Bis 1967 waren die wurde bereits in der ersten Jahreshälfte Rapp und den Gestaltern PLANET archi- eine der bedeutendsten Sammlungen wichtigsten Befestigungsanlagen fertig- abgebaut, die meisten von Schimmel tects in Szene gesetzt worden. Spieler- österreichischer Kunst der Klassischen gestellt, gebaut wurde noch bis 2003 daran. befallenen Objekte aus den Kellerdepots ische, interaktive und multimediale In- Moderne auf, dessen Kern die Werke Egon geräumt. Wassereintritte hatten vor allem halte ziehen sich durch die Ausstellung. Schieles bilden. www.hgm.at noch nicht ausgelagerte Bestände der So können die Besucher/innen mit einem Bibliothek getroffen. Simulator das Wiener U-Bahn-Netz www.leopold.org Ein Finanzierungs- wie Sanierungskonzept abfahren oder in die Rolle des Schaffners wurde noch nicht beschlossen. schlüpfen.

www.landesmuseum.ktn.gv.at www.wienerlinien.at/museum

Generali Foundation geschlossen Inklusionspreis Wien Museum: … und neuer Direktor bestellt für Salzburg Museum Sanierung beschlossen …

© Generali Foundation, Margherita Spiluttini © www.iprh.illinois.edu

© Salzburg Museum © Wien Museum, Hertha Hurnaus Die Generali Foundation hat mit Ende Juni Matti Bunzl, derzeit Professor für soziale ihren Ausstellungsbetrieb in Wien einge- Für das 2013/14 ausgebaute museumspäda- Die Sanierung des Wien Museums am Anthropologie an der Universität von Illinois stellt. Direktorin Sabine Folie verließ bereits gogische Angebot für beeinträchtigte Standort Karlsplatz wurde im Juni im Kultur- und künstlerischer Leiter des „Chicago Ende März das Haus. Der Standort bleibt – Besucherinnen und Besucher wurde das ausschuss der Stadt Wien endgültig be- Humanities Festivals“, übernimmt ab bis zum endgültigen Umzug der Sammlung Salzburg Museum von der Lebenshilfe schlossen. Eine Wien Museum Entwick- Oktober 2015 die Leitung des Wien Muse- nach Salzburg – erhalten. Über die Nachnut- Salzburg mit dem Inklusionspreis ausge- lungsgesellschaft wird die Realisierung des ums. 50 Personen (14 Frauen, 36 Männer), zung der denkmalgeschützten Räumlichkei- zeichnet (im Bild entgegengenommen von Neubaus begleiten. Zu ihren Aufgaben davon 38 aus dem In-, 12 aus dem Ausland ten der ehemaligen k. k. Hutfarbig Habig ist Kunstvermittlerin Nadja AL Masri). zählen die Abwicklung aller für das Projekt bewarben sich für den Posten. noch nichts bekannt. Bis Ende des Jahres soll auch die Website notwendigen Maßnahmen sowie die barrierefrei werden! Vorbereitung und Umsetzung des Architek- www.wienmuseum.at www.foundation.generali.at turwettbewerbes. Daneben wird ein www.salzburgmuseum.at Lenkungsausschuss die projektbegleitende Koordination sicherstellen. Für die Durch- führung aller Projektmanagementleistungen bis zur Vorlage eines baureifen Projektes inklusive einer Empfehlung für eine Archi- tekturlösung ist ein Budgetrahmen von 1,2 Millionen Euro vorgesehen.

www.wienmuseum.at 4 5 DAS MUSEUM VON MORGEN BEGINNT BEREITS HEUTE Andrea Bina

Als Museum bereitet man sich schon heute auf die Zukunft vor. › Haben wir die richtigen konservatorischen Schritte gesetzt? Die Weiterentwicklung bedeutet, das Museum und seine Aufgaben › Und wie können wir den steigenden qualitativen und quantita- kontinuierlich neu zu denken. Analyse und Selbstreflexion sind in tiven Anforderungen bei immer knapperen Personalressourcen diesem Kontext unabdingbar, denn es sind viele Fragen, die wir uns entgegenwirken? als Museumsverantwortliche stellen müssen, wenn wir an mögliche › Welche Rolle wird dem Bereich Sponsoring einzuräumen sein? Veränderungen und Innovationen der kommenden 25 Jahre denken: › Ist das Bereinigen der Sammlung eine Möglichkeit, um die › Wie ist es um die Identität des Hauses bestellt? Welche Inhalte finanziellen Mittel aufzubessern? macht die Sammlung und somit den Museumsbesuch für das Publikum einzigartig? Worum geht es wirklich? › Was genau bringt die angestrebte Digitalisierung der Samm- lungsbestände und Veröffentlichung auf der Homepage mit sich? Bildung, Forschung und Lernen dürfen ihre Autonomie nicht ver- › Durch „Offene Daten“ (Open Data), die freie Verfügbar- und lieren. Und der Bildungsauftrag darf nicht zum ausschließlichen Un- Nutzbarkeit von öffentlichen Daten, erhofft man sich eine vor- terhaltungsauftrag verkommen! Oder bedeutet Qualität nicht stets teilhafte Entwicklung im Sinne von mehr Transparenz und auch ein Minderheitenprogramm? Und vor allem: Möchten wir Zusammenarbeit. Verliert das Original womöglich dadurch an als Museum auch in 25 Jahren ein geschätzter Gastgeber für unser Bedeutung? Ist das Original ersetzbar? Publikum sein? › Ist die Sicherung der Daten und somit das Sammlungswissen langfristig gewährleistet? Ausgang: › Den Touch des Musealen gab es schon immer. Heute wie ges- Rolle und Aufgabe des NORDICO Stadtmuseums Linz tern und morgen. Werden die Kinder von heute als Erwachsene von morgen die digitalisierten Objekte online betrachten und Die Stadt Linz verfügt mit dem NORDICO Stadtmuseum, dem dadurch den Museumsbesuch aussparen? LENTOS Kunstmuseum (seit 2003 als gemeinsame Unternehmung › Der reine galerietypische Ausstellungsraum weicht verstärkt „Museen der Stadt Linz“ geführt) und dem Ars Electronica Center Räumen für Interaktion. Die Besucher werden zu aktiver heute über drei wichtige Knotenpunkte im Kulturnetzwerk der Beteiligung statt zu passivem Konsum angeregt. Ist ein „parti- Landeshauptstadt, die eine Auseinandersetzung mit Vergangenheit, zipatives Museum“ und die damit verbundene kontinuierliche Gegenwart und Zukunft ermöglichen. Einbeziehung von lokalen Partnern wünschenswert? 1973 wurde das Stadtmuseum Linz in dem aus dem 17. Jahrhun- › Wie präsentiere ich eine Schau möglichst ansprechend? dert stammenden Gebäude NORDICO (ehemaliges Collegium › Welche neuen Vermittlungskonzepte sind für das Publikum Nordicum) im Zentrum der Stadt an der Ecke Dametzstraße und einladend? Bethlehemstraße eröffnet. Sowohl das Gebäude selbst als auch › Wie schaut es mit der Zukunft des Sammelns aus, wenn die die Genese der umfangreichen städtischen Sammlung haben zu öffentlichen Einrichtungen über immer weniger budgetäre diesem Zeitpunkt bereits eine lange Entwicklungsgeschichte, daher Mittel verfügen? ist das Datum lediglich als zentraler Einschnitt, als Meilenstein › Können wir mit diesen Mitteln die sachgemäße Deponierung zu sehen. Das Stadtmuseum nimmt in der oberösterreichischen und Verwahrung gewährleisten? Museumslandschaft eine besondere Stellung ein: Die Sammlungen

THEMA DAS MUSEUM IN 25 JAHREN 7 sind auf die Stadt Linz fokussiert und konzentrieren sich in ihren war das der Weg hinaus zu den Siedlungen, hin zu den großen Wohn- verknüpft, bedingen einander und sind auf Meeting“ eine Abstimmung aller am Aus- Geschichten in der Stadt – dafür machten Neuzugängen auf Objekte des 20. und 21. Jahrhunderts. Interes- quartieren der Stadt. Während der Schau „An der Donau. Fluss- generationsübergreifende Langfristigkeit stellungsprojekt beteiligten Partner: sie auch Hausbesuche. In der Geschichten- sensschwerpunkte finden sich in der Auswahl von Objekten der geschichten einer Stadt“ wurde von zahlreichen Besuchern das ausgerichtet. Kurator, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, werkstatt langten 750 Objekte und ihre Alltagsgeschichte und den Erzählungen wieder. In kontinuierlicher Angebot des Wasserskisportes in Alturfahr West, eines Besuchs in Vermittlung, Produktion, Kunsthandling, Erzählungen ein, die spannendsten 210 Abfolge werden Themenstränge zur Stadtgeschichte gemeinsam der Schiffswerft und das der Naturwanderungen durch die Donau- Ausstellungen Shop, Grafik, Architekt und Geschäftslei- wurden im Abschlussband publiziert. mit den großen Sammlungsbereichen des Hauses wie Kunst, Topo- auen sowie durch das Industriegebiet mit kulinarischem Abschluss tung. grafie, Fotografie, Volkskunde und Archäologie verwoben und in beim einzigen Linzer Berufsfischer mit großer Beteiligung angenom- In der Programmatik wechseln sich Themen- Das Museum als zentraler einen neuen Kontext gebracht. Das NORDICO Stadtmuseum Linz men. Die Gestaltungen und Präsentationen der Ausstellungen ent- ausstellungen zu Kunst, Archäologie und Aktive Teilnahme der Bevölkerung Wissensspeicher. Digitalisieren ist ein vernetzter, lebendiger Ort des Geschichtenerzählens sowie stehen jeweils in enger Zusammenarbeit mit Architekten. Zentrales Stadtgeschichte kontinuierlich mit Einzel- der Sammlungsbestände von innovativer Museumsarbeit, aber auch Lern- und Bildungsort. Anliegen des Stadtmuseums ist eine lebendige Vernetzung und präsentationen von Künstlern mit Linz-Be- Bei der Ausstellung „Erzähl uns Linz! Stadt- und Ordnung der Dinge Das Programmkonzept sieht im ersten Geschoss die Präsentations- Kooperation mit der Bevölkerung, anderen Einrichtungen, Schulen, zug ab. Diese Präsentationen sind wichtige geschichten suchen, sammeln und erleben“ fläche für Sonderausstellungen und im zweiten Geschoss die Universitäten und Kulturinstitutionen. Beiträge zur Aufarbeitung des eigenen ging es um Partizipation durch die Stadt- Durch kontinuierliche wertvolle museale Dauerausstellung zur Stadt- und Sammlungsgeschichte vor. Eben- musealen Bestandes. Neuerwerbungen von bewohner. Dabei handelte es sich um einen Hintergrundarbeit in den Sammlungsarchi- erdig, im Ausstellungsraum „Linzer Zimmer“, wird die Geschichte Wir verstehen uns als Gastgeber für unser Publikum zeitgenössischen Künstlern für die Städ- Aufruf an die Bevölkerung, Gegenstände, ven und Depots wird der Fortbestand von des Hauses erzählt und die vom Stadtmuseum publizierten Kataloge tische Sammlung werden biennal gezeigt. die mit persönlichen Linz-Geschichten wertvollen Originalen für künftige Genera- stehen zum Nachlesen bereit. Parallel zu den Ausstellungen im Museumsalltag bedeutet für alle Mitarbeiter, ständig in Bewegung Regelmäßige Kooperationen mit anderen verbunden sind, mit bekannten Stadtereig- tionen gewährleistet. Diese Arbeit der Haus ist der Vorplatz mit seinen temporären Installationen Teil des zu sein – man befindet sich in einem Kreislauf von Neugestaltung, musealen Institutionen in der Stadt sind nissen der kollektiven Geschichte in Be- Kustoden und Kuratoren ist für den Muse- Programms, wie z. B. in Form eines Rauchsalons bei der Ausstel- Modernisierung und Optimierung des Vorhandenen. Die zur Verfü- erwünscht – hier gilt es. sinnvolle Synergien ziehung zu setzen. Das Stadtmuseum umsbesucher zumeist nicht sichtbar. lung „Tabakfabrik Linz. Kunst Architektur Arbeitswelt“ oder in Form gung gestellten finanziellen Mittel sowie das vorhandene Personal und Ressourcen zu nützen. Ein Beispiel verwandelte sich während dieses außer- Ein besonderer Arbeitsschwerpunkt des eines vertikalen Gartens mit Blumen, Gemüsen und Bienenstöcken vonseiten der Stadt geben die Rahmenbedingungen vor. In erster dafür ist die Ausstellung des wichtigsten gewöhnlichen Prozesses zu einem Ort, NORDICO liegt in der kontinuierlichen bei der Schau „Im Garten. Lebensräume zwischen Sehnsucht und Linie geht es darum, die laufenden Ausstellungen für das Publikum Biedermeiermalers der Stadt: Johann Bap- an dem sich viele individuelle Erlebnisse zu Aufarbeitung der umfangreichen Samm- Experiment“. Aktuell zu sehen und zu benützen ist die künstlerisch- zeitgemäß unter Einbeziehung unterschiedlicher Medien anspre- tist Reiter. Anlässlich seines 200. Geburts- einer anderen Art der Linzer Geschichte lungsbestände. Das Ziel ist, alle Samm- räumliche Installation „eS“ des Künstlerpaares PRINZGAU/podgor- chend zu gestalten. tages konnte dieses Ausstellungsprojekt, verdichteten. Dabei entstand ein einzigar- lungsbestände fotografisch zu erfassen schek. Während der Sommerzeit finden die Eröffnungen und Feste begleitet von einer umfassenden Monogra- tiges, temporäres Archiv bisher verborgener und im musealen Verwaltungsarchiv (M-Box) auf diesem Platz im Außenraum statt. Eine eigene Publikationsreihe, Sinn und Zweck des Museums fie, mit dem Kooperationspartner Landes- Erinnerungen. In der Ausstellung gab zur Verfügung zu stellen. Mit der Digitali- eine Filmedition mit Interviews von Zeitgenossen sowie ein eigener museum Oberösterreich/Schlossmuseum es eine Annahmestelle für Objekte, diese sierung der topografischen Sammlung Parcours für das junge Publikum, entwickelt von der Kunst- und „Durch den vermehrten Einsatz elektronischer Medien und digitaler entstehen. Weitere Projekte in diesem „Geschichtenwerkstatt“ diente der Erfas- und der sogenannten Sammlung S, eines Kulturvermittlung, ist integraler Bestandteil jeder Schau. Das Pro- Verarbeitungstechniken werden heute viel mehr Menschen über Umfang sind auch in den nächsten Jahren sung des Gebrachten und der Betreuung bedeutenden Grafikkonvoluts, konnten gramm sieht auch Stadtexpeditionen durch Kunstvermittler, wissen- museumsspezifische Ergebnisse informiert als je zuvor“, heißt es in Planung. der Objektbringer. Hier konnten diese auch 2013 Meilensteine gesetzt werden. Darüber schaftliche Mitarbeiter, Kuratoren und externe Experten vor. im Papier „Museum selbstbewusst“, das zum Auftakt der Imagekam- Seit vielen Jahren gibt es eine enge Zu- direkt im Gespräch mit dem Geschichten- hinaus wurden alle Objekte und Doku- Erkundet werden ausgewählte Schauplätze und Orte, die von Ver- pagne „insMuseum.com“ vorgestellt wurde. Diesen Richtlinien zum sammenarbeit mit ambitionierten lokalen schreiber den Begleittext zu ihrem Objekt mente aus dem Teilnachlass des Sängers änderungen im urbanen Alltag erzählen. Die Spurensuche führt in Thema „Gegenwart und Zukunft der Museen“ fühlen wir uns als Haus Architektenteams. Jede Neuaufstellung und schreiben. Ein Fotoautomat erlaubte des Richard Tauber digital erfasst, sodass dem das Linz der Vergangenheit sowie hinter die Kulissen der gegen- verpflichtet. Das Stadtmuseum Linz erfüllt die grundlegenden Sonderschau wird neu gestaltet, jedes Weiteren die sofortige Dokumentation steten Interesse nun entsprochen werden wärtigen Stadt. Bei der Ausstellung „Hitlerbauten in Linz. Wohnsied- und stets aktuellen Aufgaben wie Sammeln, Bewahren, Erforschen, Thema wird individuell fokussiert. Frühzeitig der Einbringer mit ihren Objekten. Story- kann, ohne dass ein Handling der Originale lungen zwischen Alltag und Geschichte 1938 bis zur Gegenwart“ Ausstellen und Vermitteln. Diese sind untrennbar miteinander gibt es bei einem sogenannten „Kick-off- hunter suchten zusätzlich aktiv nach erforderlich ist. Das nächste Projekt in

8 THEMA DAS MUSEUM IN 25 JAHREN THEMA DAS MUSEUM IN 25 JAHREN 9 1 Die nächsten 10 Jahre. diesem Bereich ist die Bearbeitung der umfangrei- Museum und Web In: Jahresprogramm chen historischen Fotosammlung. Die Fotografien 2013 Museen der Stadt Linz LENTOS // sind bereits eingescannt und werden nun in den Das Internet dient nicht nur als Kommunikations- NORDICO. Hrsg. v. kommenden Monaten in der Datenbank beschlagwor- und Informationskanal, sondern auch als wichtiges Museen der Stadt tet. Zur Vorbereitung der Ausstellung „100 5 Linz. Medium zum Dialog und zur Interkation mit dem Linz. Linz 2014, S. 3. Kaleidoskop einer Stadt“ wurden die Alltagsobjekte, Publikum. Seit 2012 verfügen die Museen der Stadt Keramiken, Miniaturen der stadtgeschichtlich-volks- Linz über einen neu gestalteten Internetauftritt. kundlichen Sammlung des NRDICO intensiv durch- Wichtige Zielsetzungen bei der Umsetzung waren forstet und restauriert. In neue Zusammenhänge neben der optischen Neugestaltung der Websites vor gebracht, erzählen diese Exponate in der Ausstellung allem ein verstärkter Einsatz von Video- und Audio- interessante Geschichten über die Stadt. Für die material, ein übersichtlicher und benutzerfreundlicher Ausstellung Johann Baptist Reiter wurden biedermei- Kalender, eine Ausweitung des Online-Shops und eine erliche Kleider aus den Beständen der Textilien, aber Integration von Querverweisen zwischen den beiden auch Werke aus der Gemäldesammlung erstmals seit Museen LENTOS und NORDICO. Jahrzehnten restauriert. Das Ausstellungsprogramm, Kontinuierliches Speisen der Facebook-Seite ist das Generieren und Vermitteln von Wissen und Pflege ebenso Standard, das Mitverfolgen der musealen der Sammlung greifen somit ineinander. Aktivitäten ist somit leicht möglich. Für die Ausstel- lung „An der Donau“ wurde ein eigener Donau-„Mobi- Das Publikum leguide“ entwickelt, der durch das Anwählen eines Smartphones aktiviert werden kann. Dieser Audio- Was sind die individuellen Zugänge zur Kunst und walk bietet die Möglichkeit, den Linzer Donauraum Kultur, und wie können die Besucher bei ihrer An- mit akustischer Begleitung zu erwandern. Zu hören näherung unterstützt werden? Diese Fragen stehen sind Geschichten von Menschen an der Donau, ihre im Mittelpunkt der Kunst- und Kulturvermittlung persönlichen Eindrücke und Erlebnisse, kombiniert der Museen der Stadt Linz. Die konkreten Angebote mit akustischen Impressionen. und Formate ermöglichen ästhetische Erfahrungen für alle und begleiten die Besucher im Dialog durch Perspektive die Ausstellungen. Das bunt gemischte Team setzt sich aus Künstlern, Kunst- und Kindergartenpäda- Neben den klassischen Aufgaben des Sammelns, Be- FOLGENDE AUSSTELLUNGEN DES NORDICO STADTMUSEUM LINZ WURDEN ERWÄHNT: gogen, Kunsthistorikern, Archäologen, Historikern wahrens, Forschens und Vermittelns, die als zentrale sowie Native Speakers für Englisch und Tschechisch Säulen der Museumsarbeit erhalten bleiben, gilt es, TABAKFABRIK LINZ. HITLERBAUTEN IN LINZ. AN DER DONAU. zusammen. Neben den Führungen ist auch die Ver- auch in Zukunft eine aktive Rolle im gesellschaftlichen Kunst Architektur Arbeitswelt Wohnsiedlungen zwischen Alltag und Flussgeschichten einer Stadt mittlung der Ausstellungsinhalte an Individualbesu- Diskurs einzunehmen. Es ist wünschenswert, dass 24. September 2010 bis 23. Jänner 2011 Geschichte. 1938 bis zur Gegenwart 6. Juni 2014 bis 26. Oktober 2014 cher ein großes Anliegen. Informationsmaterialien das Museum als ein Ort der Forschung, der Vermitt- 21. September 2012 bis 20. Jänner 2013 von Wandtexten über Saalhefte bis hin zu Audio- und lung von Wissen und der Bildung bestehen bleibt. IM GARTEN. 100# LINZ. Videomaterialien zählen daher zu selbstverständ- Der 2013 beschlossene neue Kulturentwicklungsplan Lebensräume zwischen Sehnsucht und JOHANN BAPTIST REITER. Kaleidoskop einer Stadt. lichen Bestandteilen der Ausstellungen. In verständ- der Stadt Linz definiert Chancengleichheit auf allen Experiment Die Ausstellung war eine gemeinsame Dauerausstellung licher Sprache verfasste Texte sind eine wichtige gesellschaftlichen Ebenen und eine Kulturpolitik, 20. Mai 2011 bis 16. Oktober 2011 Produktion des OÖ Landesmuseums mit Methode, Zugangsbarrieren abzubauen. Auch Inter- die eine faire Teilhabe aller ermöglicht, als zentrale dem NORDICO Stadtmuseum Linz kulturalität wird bei den Museen der Stadt Linz Zielsetzung. Vieles wurde schon erreicht, wir arbei- ERZÄHL UNS LINZ! 11. Juni 2013 bis 3. November 2013 großgeschrieben. Im Rahmen der zweiten Linzer ten gemeinsam als Team der Museen unermüdlich Stadtgeschichten suchen, sammeln und Integrationswoche fanden erstmals auch Führungen daran, weitere Herausforderungen zu meistern. erleben auf Albanisch, Polnisch und Türkisch statt. Das Besonderes Augenmerk gilt zukünftig der Förder- 30. März 2012 bis 26. August 2012 NORDICO lud unter dem Titel „Mir san in Linz daham“ ung der interkulturellen Durchlässigkeit, um die im Rahmen der Ausstellung „100 5 LINZ. Kaleidoskop in ethischer und religiöser Hinsicht gegebene gesell- einer Stadt“ zu Tandemführungen mit einem Kunstver- schaftliche Vielfalt als Normalität in den Kulturbe- mittler und einer Kulturlotsin des Vereins „ibuk“ für trieb zu übertragen.1 ■ interkulturelle Begegnung und Kulturvermittlung.

ANDREA BINA

Andrea Bina, geboren 1967 in Linz. Seit 2010 Leiterin des NORDICO Stadtmuseums Linz. Studium der Theaterwis- senschaft und Kunstgeschichte an der Universität Wien und an der Hochschule für angewandte Kunst sowie der Akademie der bildenden Künste in Wien. Absolventin des Lehrganges Kulturelles Management an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst (IKM), Wien. Seit 1998 wissenschaftliche Mitarbeiterin in den Museen der Stadt Linz. Zahlreiche Ausstellungen und Publikationen an der Schnittstelle zwischen Kunst, Architektur und Stadtge- schichte.

10 THEMA DAS MUSEUM IN 25 JAHREN THEMA DAS MUSEUM IN 25 JAHREN 11 Seit ich mich mit Museen beschäftige, interessiert mich die Gleich- Diese Gemeinsamkeiten sind rasch benannt: Sammeln, das bewahrt, zeitigkeit der strukturellen Kontinuität einerseits und der großen schützt, vielleicht sogar rettet, das symbolische Werte bewahrt Variabilität der Typen und Formen andererseits, in denen uns das und Dokumente sichert. Dann – beschränkt auf Museen mit ent- Museum entgegentritt. Das Museum scheint immer gleich zu sprechender personeller Ausstattung und Qualifikation – eine über HERKUNFT UND bleiben, und doch unterscheiden sich Museen erheblich voneinan- Registrierung hinausgehende Inventarisierung, Dokumentation der. Es gibt eine hochdifferenzierte Museums-„Landschaft“, die und Erforschung. Und schließlich Zeigepraktiken, die inzwischen hinsichtlich Architektur, Sammlungen, Ausstellungsweisen, Träger- so vielfältig geworden sind, dass der Sammelbegriff „Ausstellen“ schaften, Organisationsformen, Zielsetzungen usw. unübersehbar dafür schon nicht mehr ausreichend erscheint. Im Ausstellen werden ZUKÜNFTE geworden ist. Gleichzeitig entfaltet sich diese Vielfalt, wie in einer Kommunikation, Diskurs und vielfältige Erfahrungen ermöglicht, musikalische Variation, über einigen wenigen Grundmotiven. wovon eine die der Zeitdifferenz zwischen der Herkunft der Dinge Auch die buchstäblich weltweite Verbreitung des Museums hat und unserer Gegenwart ist. Nur so, also über die Erfahrung von trotz der unterschiedlichsten politischen, gesellschaftlichen oder Zeitdifferenz, vermittelt das Ausstellen der Dinge im Museums so kulturellen Rahmenbedingungen nichts an der relativen Einheitlich- etwas wie historische Erfahrung und Geschichtsbewusstsein – und DES MUSEUMS keit und Stabilität seines Grundmusters geändert. Es gibt kaum das im Kontext einer umfassenden Geschichtskultur. einen Staat der Erde, in dem es kein Museum gibt, aber ob wir von Bedeutsam ist aber auch das – dem Subjekt gegenüber – buch- Gottfried Fliedl einem afrikanischen Dorfmuseum reden, einem Museum moder- stäblich „Gegenständige“ der Musealien, das subjektbildend im ner Kunst in einer japanischen Metropole oder einem estnischen individuellen wie im kollektiven Maßstab wirksam ist. Im Museum Regionalmuseum – sie alle teilen Gemeinsamkeiten, die seit jener wird nicht nur Sachwissen transportiert – im Gegenteil, im konven- Zeit weitgehend unverändert geblieben sind, da das Museum ent- tionellen Sinn wird im Museum kaum gelernt –, sondern auch (oft standen ist. unbewusst und indirekt) etwa Identitäts- oder Orientierungswissen

THEMA DAS MUSEUM IN 25 JAHREN 13 machen will – die Offenheit seines Deutungsangebots – die zentrale hegemoniale Funktion als Herrschaft stützender „ideologischer Grundlage seiner Existenz ist. Dinge haben im Museum eben selten Staatsapparat“ (Thomas Machart). nur eine einzige Bedeutung und in der Auseinandersetzung, die ein Diejenigen, die dem Museum fern bleiben, gehören einer ein- interessierter Besucher sucht, setzt dieses Spiel immer wieder aufs kommensschwachen sozialen Schicht an und sie gelten, wie man so Neue ein. schön sagt, als „bildungsfern“. Das sind sie aber nicht, sie passen Dass Dinge aus ihrem Kontext, man könnte auch sagen: ihrem nur nicht in das Passepartout der zirkulierenden Vorstellungen von Gebrauchs- und Lebenszusammenhang genommen werden, wenn Bildung, Kunst und Kultur. Was als Bildung und Kultur gemeinhin in sie „museal“ werden, ist oft gesagt worden. Das stellt sich dem den einschlägigen Institutionen zirkuliert, ist weit entfernt von dem, Museum bestenfalls als praktisches Problem der Re-Kontextuali- was diese riesige Bevölkerungsgruppe erwartet und benötigt. Und sierung oder Re-Dimensionierung (Gottfried Korff) dar, die mit ge- völlig zu Recht sehen sie sich dort auch nicht vertreten. Sie sind schickten Zeigetechniken, adäquaten Texten oder direkter sprach- nicht desinteressiert, sie sind nicht repräsentiert. Sie sind ausge- licher Kommunikation zu leisten wäre. Doch der Bruch zwischen schlossen. Das lässt sich auch nicht mit rhetorisch unterfütterter dem Museum und der Vergangenheit, die es zu hüten vorgibt, ist – Partizipation, Inklusion – Vermittlungsbastelei beheben. Abge- fundamental, und zwar deshalb, weil er das einstige Dasein der sehen davon, dass kaum Absichten für eine nachhaltige Änderung Dinge buchstäblich zum Verschwinden bringt. Ein Hammer in einer dieser sozusagen museo-demografischen Blindheit abzusehen Vitrine ist kein Werkzeug mehr, den ein Schuster zur Herstellung sind. eines Schuhs gebraucht, oder das Symbol einer sozialen Bewe- Museen vermitteln überwiegend Werte und Ideen der dominie- gung oder ein Indiz in der Geschichte des Werkzeuggebrauchs renden Kultur und ihre hegemoniale Funktion besteht im Kunstgriff, oder einer untergegangenen Handwerkskultur. In der Analyse der diese als allgemein verbindlich und gültig darzustellen. Gilt dies Transformation, die durch das Museum erzeugt wird, hat der Philo- auch für Demokratien? Es gilt gerade für Demokratien. Demokratie soph Joachim Ritter radikal vom Museum als dem Ort des Ver- ist unter anderem durch die institutionalisierte Möglichkeit und schwindens der Geschichte (der Vernichtung aller vorgängigen Be- Notwendigkeit des Herrschaftswechsels (durch Wahlen) gekenn- deutungen) gesprochen. zeichnet. Der Platz der Macht darf nicht dauerhaft besetzt werden Die Aufklärung, die das Museum geschaffen hat – keine museo- (die amerikanische Unabhängigkeitserklärung sieht für diesen Fall logische Kritik war je so radikal und rabiat, wie die der Zeit der nicht bloß das Recht, sondern die Pflicht zur revolutionären Wieder- Entstehung des Museums –, hat das Problem gesehen, aber nicht herstellung der Demokratie vor). Dies zieht aber das Problem nach gelöst. Wie Symptome einer nicht erkannten Krankheit beunruhi- sich, Herrschaft zu symbolisieren, also ausgerechnet den Platz zu gen die Museen ihre eigenen Widersprüche, die sie mit ihren Mitteln „bezeichnen“, der im Grunde in der Demokratie leer ist und immer nicht und nicht in den Griff bekommen. So entpuppt sich die seit leer bleiben muss. Das Museum stellt nun kompensativ ein Ensemb- Jahrzehnten, nein, seit zwei Jahrhunderten immer wieder artikulier- le kultureller Werte, Normen und Dinge (auch im imaginären Sinn, erzeugt. Den damit möglichen Subjektivierungspro- institutionell gewordene „Vermittlung“. Über Texte, te Forderung nach Publikumsnähe oder -orientierung – um nur ein als bloß vorgestellte „common objects“) zur Verfügung, die das Ge- zess nennen wir Bildung, der viele Facetten haben Erklärungen, Führungen oder andere Methoden der Beispiel zu nennen – nicht als Indiz einer sozial und ethisch verant- meinsame, Einzigartige und Verbindende ausmachen. Der Archetyp kann, von der informativen Belehrung über das sich Kontextbildung arbeitet man dem entgegen, um wortungsbewussten Haltung, die den öffentlichen Charakter der des modernen Museums ist deshalb das Nationalmuseum, dessen selbst als biologisches, soziales und politisches möglichst unzweideutig zu kommunizieren. Gestützt Institution stärken und ausbauen will. Die Wiederkehr des Immer- architektonische Performanz und sein soziales Ritual den struktur- Subjekt Innewerden bis hin zum „Sich-Sammeln“, wird das durch eine eigentümliche Autorität der gleichen enthält das Eingeständnis eines Defizits, eines nicht ellen „Mangel“ der Demokratie zu kompensieren versuchen. in dem sich eine Gemeinschaft ihrer selbst in einem Institution, der wir vorab schon eine besondere Glaub- behebbaren Mangels. Die Mahnungen, über „Besucherorientierung“ Ganz und gar nicht zufällig entsteht deshalb das Museum in der „zivilisierenden Ritual“ (Carol Duncan, Sabine Offe) würdigkeit zuschreiben. Dies wird durch die eigen- oder „-bindung“ (Sozial- und Herrschaftstechniken, die unbeküm- großen Krise des Übergangs vom feudalen Zeitalter zur Ausbildung als zusammengehörig versichert. tümliche Dialektik von raumzeitlicher Nähe wie auch mert als segensreich verkauft werden), den Einsatz „neuer Medien“ tendenziell demokratisch verfasster Nationalstaaten. Das meine Eine große, in der Praxis der Institution unterschätz- Ferne der Gegenstände gestützt. Doch die aus- oder des „Museums 2.0“ Abhilfe zu schaffen, sind so besehen kein Überlegungen historisch-empirisch untermauernde Ereignis ist die te, übersehene Eigentümlichkeit des Museums ist geklügeltsten Methoden und Techniken können am Fortschritt, sondern sondern Zeichen einer Ohnmacht, das zugrun- Gründung des Louvre im Jahr 1793. Sie fällt zusammen mit dem dabei, dass es keine der Erwartungen und Ziele voll- „Skandal“ nichts ändern, dass aus der Betrachtung deliegende Problem des Museums weder wirklich erkennen noch die Schöpfung der Nation feiernden Fest (Fête de la Régénération), kommen und abschließend erfüllt. Weder ist es im- und Beschäftigung mit den Dingen immer nur neue lösen zu können. das am selben Tag stattfindet wie die Eröffnung des Louvre. Die stande, Identität abschließend „herzustellen“ (sub- Fragen entstehen. Das Selbstmissverständnis, Die wiederkehrenden Beschwörungsformeln und Rituale der am selben Tag deklarierte (noch nicht in Kraft gesetzte) Verfassung jektiv oder kollektiv), noch „das“ Wissen zu vermitteln, dem das Museum dabei unterliegt, wenn es dem zum Selbstermächtigung streifen allerdings das Lächerliche und Verant- sieht erstmals das Recht auf Bildung für jedermann und damit das also „Wahrheiten“, mit denen es uns fragenlos ent- Trotz auf seiner „Wahrheitspflichtigkeit“ beharrt, wortungslose, sofern sie die soziale Dimension des Problems eben- Recht auf den Besuch und die Nutzung von Museen vor. Materielle ließe. Es bleibt immer ein Rest oder ein Riss zwischen lässt übersehen, welche Chancen für neue Formen falls ignorieren. Die Spaltung, von der ich hier spreche, ist auch eine Voraussetzung ist die Förderung und Erhaltung durch den Staat und Anspruch und Erwartung einerseits und Institution des Ausstellens, Vermittelns und Kommunizierens soziale, zwischen den „Eingeborenen der Bildungselite“ und denen, die Einbindung des Museums in das wohlfahrtsstaatliche Modell, andererseits. Gegen diese Offenheit kämpft das es hätte. Aber nur dann, wenn es anerkennen könnte, die aus der von ihnen definierten „Kultur“ – also auch dem Museum dem ein Versprechen auf generelles Glück zugrunde liegt. Auf diese Museum selbst ebenso an wie eine inzwischen selbst dass gerade das, was es so sehr ungeschehen – ausgeschlossen werden. 50 5 einer Bevölkerung gehen nicht Tradition zu pochen, in der das Museum steht, wird immer unrealis- zu Wahlen, 50 5 nicht in die Museen. Man darf vermuten, dass sich tischer angesichts der postdemokratischen Zersetzung des Sozial- diese beiden Samples stark überschneiden. Kaum ein Tabu des staates. Die Kernaufgabe des Museums wahrzunehmen, zur „Wohl- Museums ist unangetasteter als dieser soziale Bruch, den das Muse- fahrt“ aller beizutragen, wird immer schwieriger angesichts der um gleichzeitig voraussetzt und mit erzeugt, und seine kulturelle sozioökonomischen Großwetterlage.

THEMA DAS MUSEUM IN 25 JAHREN 15 Die Frage, wie sich all dies zukünftig entwickeln wird, was aus dem seits aus gesellschaftlicher Verantwortung, andererseits, um den men, was das Museum ist und sein sollte: die politisch-administrati- Museum „in 25 Jahren“ geworden sein wird, kann wohl niemand Kernbestand seiner Arbeit und Existenzberechting zu retten. Es ve Lenkung und Verwaltung, die direktoriale und kuratorische Lei- beantworten. Wenn man die Dialektik von Beharrlichkeit der insti- müsste offener, flexibler werden, von sich aus Formen diskursiver tung des Museums und das Publikum. In diesem Beziehungsdreieck tutionellen Struktur einerseits und die Variabilität in der Praxis der Öffentlichkeit herstellen und sich mit anderen Öffentlichkeiten gibt es gewaltige Asymmetrien. In Österreich verzichtet die (Kultur-) Museen vor Augen hat, kann man vermuten, dass sich das Museum vernetzen und verbünden. Die Fixierung auf einen fetischisierenden Politik seit langer Zeit schon auf Zielformulierungen und eine struk- in so kurzer Zeit grundsätzlich nicht sehr geändert haben wird. Begriff vom authentischen Original müsste aufgelöst werden und turierte Museumspolitik. Die Museen igeln sich defensiv in Zeiten Aber es werden sich wohl ganz neue Erscheinungsformen seiner dieses fragwürdige Konstrukt durch ein Museum ersetzt werden, ökonomischer Enge im Überleben ein und kämpfen um Positionen Praxis, vor allem im Ausstellen, entwickeln. dessen Zweck Kommunikation unter Citoyens und nicht Konsekrati- innerhalb der Ökonomie der Aufmerksamkeit. Das Publikum ist Es gibt indes Entwicklungstendenzen, die die Grundlagen des on verdinglichter Vergangenheit wird. Statt seiner fragwürdigen mehrfach von all dem abgeschnitten: vom Einfluss auf die Institution Museums betreffen. Ich denke an das Vordringen privater Interes- Wahrheitspflichtigkeit und seiner ebenso fragwürdigen Herstellung und auf politische Entscheidungen, aber auch von einschlägigen sen und einzelner Sammler, den Einfluss des Kunst- und Kulturgü- „ewiger Werte“ müsste es sich das Hegen experimenteller Umgangs- Informationen und potenziellen öffentlichen Räumen, wo es sich termarktes, an Interessen von Firmen und Konzernen etwa im formen mit „Materialien“ zur Aufgabe machen, die imstande sind, artikulieren könnte. Was bleibt, ist eine schwache und weitgehend Kontext von Image oder Marketing, generell an die Ökonomisierung uns beim Bearbeiten individuell wie gesellschaftlich bedeutsamer stumme Akklamation. Gegenüber keiner anderen kulturellen der Kultur mit Nebeneffekten wie der Prekarisierung der meisten Fragen zu helfen. Institution ist das Publikum zugleich derart affirmativ und dennoch Museumsberufe und an die damit einhergehende weitere Entpro- Es ginge um einen doppelten Bezug zur Gegenwart: einmal um indifferent. Wo etwa bei anderen kulturellen Orten direkte Akkla- fessionalisierung des Museums. die Anerkennung, dass wir es im Museum immer mit uns und unserer mation, Medien und Kritik noch so etwas wie Restbestände an Es könnten nach und nach alle Schranken fallen, das Museum Gegenwart zu tun haben, als dem „archimedischen Punkt“, von dem liberaler und kritischer Öffentlichkeit bieten, bleibt dem Museums- für partikulare, machtpolitische oder ökonomische Interessen zu aus wir unsere Fragen stellen, auch an die Museumsobjekte als besucher meist nur das Besucherbuch (wenn überhaupt), in das gebrauchen. Und das könnte sich schon in den nächsten Jahren „Dinge der Vergangenheit“, die aber in unserer Gegenwart wirken er dann (wer wundert sich über solche Sätze?) eintragen kann: dramatisch zuspitzen. Parallel dazu zeichnet sich ein komplementä- und interessieren. Und es ginge um eine Anerkennung, dass das „Die Ausstellung war sehr interessant.“ res staatliches Handeln ab, das sich durch Rückzug von der poli- Museum immer insofern politisch ist, als es einen gesellschaftlichen, Ausgliederung, Deckelung der Subventionen, Einfrieren von An- tischen Verantwortung und Steuerung geltend macht (der schon gleichsam „wohlfahrtsstaatlichen“ Auftrag wahrnimmt, der nicht so kaufsbudgets, Auslagerung von Arbeit, prekarisierte Arbeitsver- längst begonnen hat), sowie im Zurückschrauben der Finanzierung, sehr in einer explizit politisch-ideologischen Positionierung läge als hältnisse – vor dem Hintergrund solcher Tendenzen denken die aber das bei gleichbedeutenden, hochgradig intransparentem Ein- im Politischen der Inhalte, Methoden und Kommunikationsformen. wenigsten Museen daran, massiv und gezielt in die Zusammenarbeit fluss der ministerialen Verwaltung. Darauf komme ich gleich zurück. mit ihren Besuchern zu investieren – außer im Interesse der bes- Aus meiner Skizze der Museumsentwicklung müsste man ab- Für eine so formierte und rekonstruierte „Museumsöffentlichkeit“ seren „Quote“. Von ähnlichen Entwicklungen betroffen, ist gerade leiten, dass das Museum gegen den Trend anarbeiten sollte, einer- fehlen indes die Voraussetzungen. Es gibt drei Akteure, die bestim- der Kulturjournalismus mächtig unter Druck geraten und mit ihm

16 THEMA DAS MUSEUM IN 25 JAHREN THEMA DAS MUSEUM IN 25 JAHREN 17 British Museum, dem Metropolitan Museum moniale Politik eine alternative Museums- lichkeiten bildet, das Diskurse initiiert. das kritische Feld zusammengeschmolzen, das die Kultur- und nativlosen Sachzwangs, der ultimativen kapitalistischen Irratio- oder eben dem Louvre hinsichtlich der Re- politik zu entwickeln? Eine wache und verantwortungsvolle Insti- Feuilleton-Seiten noch boten. Damit beginnt ein wichtiges Korrektiv nalität? präsentativität der Sammlung mithalten will. Es gibt viele Indizien für das genaue tution, die soziale Ungleichheit, von der sie der diversen Praktiken der kulturellen Institutionen wegzufallen Welche Dimension die symbolische Konkurrenz der Museen Aber das Ankaufsbudget ist bescheiden Gegenteil. Museen finden sich mit Kompro- selbst profitiert und die sie mit erzeugt – in (das sich inzwischen fast nur noch auf Skandale und Personalien untereinander annehmen kann, zeigen das Guggenheim-Museum und was nach dem Ablauf der Kooperation missen ab, weichen bereitwillig auf Public ihrer Reichweite und so weit ihre Möglich- beschränkt). oder der Louvre. Ihre Expansion macht sie zu globalen Playern geschieht, ist offen. Parallel dazu läuft Private Partnership aus, wo öffentliche keiten dazu reichen –, abbaut. Ein Museum Was ist zu erwarten? Dass das postdemokratische Museum un- und „Kulturkonzernen“. In ökonomisch sehr dynamischen Regionen, schon die Kooperation mit Guggenheim zur Mittel zu knapp werden, gehen merkwürdige als Medium und Agentur, die die Essenz ter solchen Bedingungen Geschmack und Werte kleiner, anonymer in Ostasien etwa oder in den Vereinigten Arabischen Emiraten Errichtung eines spektakulären Museums- Koalitionen mit Privaten, Firmen und Kon- von Demokratie blutig ernst nimmt und Eliten forcieren wird? Wobei abzusehen ist, dass die Blockbuster- oder, ganz vorne zu nennen, in – 1.000 Museen in einem Zehn- baus ebenfalls in Abu Dhabi. In diesem Fall zernen ein und unterminieren so ihre eigene das konflikthaltige Aushandeln von oppo- museen und Wohlfühlausstellungen auf dem umkämpften Markt jahresprogramm – spielt die globale Wahrnehmbarkeit eine große gibt es aber in den USA Widerstand und Existenzberichtigung. Die haben sie nur nierenden Interessen zu ihrem Anliegen der Aufmerksamkeit ungleich bessere Chancen haben als die mittel- Rolle, die ihrerseits wiederum ökonomische und, mag sein, auch Proteste vieler NGOs gegen die Expansions- als Organe gesellschaftlicher Wachsamkeit, macht. großen und kleinen, die spezialisierten und die Nischenmuseen. politische Effekte hat. Ziemlich einzigartig (bis jetzt) ist die Koopera- politik des Guggenheim-Museums. Werkstätten historischen Bewusstseins Demokratie besteht nicht in der Ver- Die Flaggschiffe überleben. Nur sind das in Österreich wenige. tion des Louvre und der französischen Kulturpolitik mit den Ver- Die Schlüsse, die ich für die künftige Ent- sowie Schauplätze kritischer und ästhe- schleierung oder Leugnung von Interessens- Hierzulande gibt es eine unglückliche Hierarchie, ein extremes Ge- einigten Arabischen Emiraten bei der Entwicklung eines Louvre Abu wicklung ziehe, sind skeptisch bis pessi- tischer Erfahrung. konflikten, ihr Austragen ist Demokratie. fälle zwischen wenigen großen und populären und unzähligen Dhabi. Hier wird ja nicht mehr und nicht weniger als eine Sammlung mistisch. Woher sollen die Initiative und die Was wäre zu wünschen? Theoretisch Deshalb gilt auch für die Museen – und nur kleinen sowie kleinsten und unbekannten Museen. Noch dazu sind ex nihilo aufgebaut, die global repräsentativ und global sichtbar Energie für einen Wandel kommen? Ist es fundierte wie praktische Kritik am Zerfall darin wären sie demokratisch –, ein (unter alle diese großen Museen in Wien konzentriert und nur wenige werden soll. Und hier wird erstmals eine museale und kulturpoliti- zu erwarten, dass eine nachhaltige Gegen- bürgerlicher Öffentlichkeit – ohne die das vielen) Ort der Austragung des gehegten Landesmuseen oder Kunstmuseen in den Ländern schaffen es halb sche Kooperation auf dem Niveau globaler wirtschaftlicher und bewegung gegen Privatisierung und Museum keine Existenzberechtigung hat. (nicht des harmonisierten) Konflikts zu sein. und halb, sich zu behaupten. Für alle darf man sich aber fragen, wa- militärischer Kooperation verwirklicht. Ob sie gelingt, ist angesichts Refeudalisierung aus den Museen selbst Eine aktive, lernende und experimentie- Der Traum vom „agonistischen Museum“ rum von ihnen selbst nicht mehr an Innovation, Kritik, Experiment der Widersprüche des Projekts fraglich. Der Ehrgeiz zielt auf ein kommen wird? Sind die Museen theoretisch rende (also auch etwas risikierende) Orga- ist utopisch. Aber Träumen hat dem Museum kommt, in einer globalen Situation der Zukunftslosigkeit, des alter- „Weltmuseum“, ein Museum, das mit den Top-Museen wie dem wie praktisch gerüstet, um gegen hege- nisation. Ein Museum, das selbst Öffent- immer gut getan. ■

GOTTFRIED FLIEDL

Gottfried Fliedl. Studium an den Universitäten Wien und Marburg an der Lahn. Lehrtätigkeit an der Universität für angewandte Kunst und Universität Wien. Museologische Weiterbildung am IFF, an der NÖ Landesakademie und den Universitäten Wien, Krems und Basel. Ausstellung zum Konzentrationslager Melk, Ausstellung "Wa(h)re Kunst" im O. K. Linz, Ausstellung „Berge. Eine unverständliche Leidenschaft“, . Leitung der Arbeitsgruppe Museologie am Institut für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung. Gründung der Internationalen Sommerakademie Museologie. Gründung und Leitung der Museumsakademie Joanneum am Universalmuseum Joanneum, . Pensionist. museologien.blogspot.co.at

18 THEMA DAS MUSEUM IN 25 JAHREN THEMA DAS MUSEUM IN 25 JAHREN 19 in Blick zurück nach vorn – das soll dieser Erklärungsmuster und Deutungen für die Erscheinun- Beitrag zum 25-Jahr-Jubiläum des Muse- gen der Welt zu finden. Das wilde Denken ist also umsbundes Österreich sein. Der Museums- nicht irrational, die ihm zugrunde liegende Rationalität E bund wünscht sich keine lobpreisenden unterscheidet sich aber von der für das Abendland Rückblicke, er wünscht sich einen Blick in die Zukunft. charakteristischen und als selbstverständlich erach- Wie sieht die Museumslandschaft in 25 Jahren aus? teten wissenschaftlich geprägten Rationalität.3 DIE MUSEUMSLANDSCHAFT IM JAHR 2039: Wir schreiben dann das Jahr 2039, ich bin dann 66 Lévi-Strauss' Theorie erlaubte es mir, die Amateur- Jahre alt und stehe damit kurz vor meinem Eintritt in museen unter einem neuen Blickwinkel zu betrachten den Ruhestand. Wenn alles gut läuft, blicke ich dann und sie nicht – wie in der museologischen Literatur auf ein erfülltes und ereignisreiches Kuratorinnen- üblich – als unterentwickelte „Möchtegern-Museen“ Leben zurück. Ich werde mich dann hoffentlich an zu sehen. Ein wildes Museum ist ein Museum mit VON viele schöne Ausstellungen und die damit verbunde- eigenen, nicht-wissenschaftlichen Klassifikations- nen Begegnungen mit zahlreichen sehr unterschied- systemen. Sein Ziel ist nicht die wissenschaftlich kor- lichen Menschen erinnern und an all die interessanten rekte Darstellung eines Sachverhalts, sein Daseins- Gespräche, die ich dank der auszustellenden oder zweck liegt in anderen, jeweils individuell zu bestim- der ausgestellten Dinge geführt habe, an all die Wel- menden Absichten. Anstatt die Ausstellungen auf DOMESTIZIERTEN ten, die sich mir über die Dinge eröffneten und in ihre wissenschaftliche Korrektheit hin zu überprüfen, die ich wenigstens einen kleinen Blick werfen konnte. konnte ich untersuchen, nach welchen Ordnungskri- 2039 werde ich mich hoffentlich auch daran erin- terien die Dinge jeweils geordnet waren und welche nern, irgendwann Anfang des Jahrtausends eine Ar- Muster der Welterklärung sich daraus ablesen ließen. beit über „wilde Museen“ geschrieben zu haben, eine Claude Lévi-Strauss verdanke ich es, in den Amateur- UND Arbeit über Amateurmuseen und über die Frage, museen einen eigenen Museumstyp mit eigenen Ord- was Menschen dazu motiviert, ein Museum zu be- nungssystemen und individuellem Daseinszweck zu treiben.1 Ich werde mich an Claude Lévi-Strauss und sehen. Beide werden durch die jeweiligen Museums- seine Theorie des wilden Denkens erinnern,2 der macher bestimmt. Seit meiner Forschungsarbeit ist ich einen erfrischend neuen Blick auf das Museum es für mich selbstverständlich, dass Museen von VERWILDERTEN und das „Museummachen“ verdanke und die seither Menschen für Menschen betrieben werden und dass auch meine Art, das Museum zu denken und Muse- das Ordnen der Dinge und das Erzählen über sie der umsarbeit zu betreiben, bestimmt hat. Der Ethnologe eigentliche Daseinszweck von Museen ist: Man kann Lévi-Strauss wendet sich mit seiner Theorie des so nicht nur buchstäblich, sondern auch im übertrage- wilden Denkens gegen die Vorstellung, die Weltsicht nen Sinn die Dinge in Ordnung bringen. Wir Kuratoren MUSEEN der bis dahin als „primitiv“ bezeichneten „Naturvölker“ – so glaube ich – müssen den Rahmen schaffen, damit sei unterentwickelt und befinde sich in einem niedri- zwischen Menschen und Dingen bedeutungsvolle Be- Angela Jannelli geren Entwicklungsstadium als die wissenschaftlich gegnungen stattfinden können. begründete Weltsicht unserer westlichen „zivilisier- Wenn ich im Jahr 2039 meinen Blick über die Muse- ten“ Gesellschaften. Für Lévi-Strauss ist das wilde umslandschaft schweifen lasse, dann eröffnet sich Denken ein Denkstil, der sich durchaus vom wissen- mir ein fast ebenso heterogenes Bild wie heute. Ich schaftlichen Denken unterscheidet, ihm aber eben- sehe viele Museen, große und kleine, gut gepflegte bürtig ist: Beide Denkstile haben das Ziel, schlüssige und mit großer Sorgfalt und Liebe geführte Häuser, die

1 2 3 Angela Jannelli: Wilde Claude Lévi-Strauss: Lévi-Strauss: Das wilde Museen. Zur Museo- Das wilde Denken. Denken, 1968, S. 23ff. logie des Amateurmuse- Frankfurt am Main ums. Bielefeld 2012. 1968.

20 THEMA DAS MUSEUM IN 25 JAHREN THEMA DAS MUSEUM IN 25 JAHREN 21 4 sich eines breiten Zuspruchs erfreuen und ein fester klagte Gottfried Fliedl im Rahmen einer Tagung zu Gottfried Fliedl: Die Überall gibt es ein Entrée mit Kasse, Garderobe und Shop, es gibt und integraler Bestandteil ihrer Umwelt sind. Ich sehe „Positionen und Perspektiven volkskundlicher Muse- Dauer des Abschieds. Dauer- und Sonderausstellung, die Texttafeln sind nie länger als Beispiele der Museali- aber auch Museen, große wie kleine, die wie Fremd- umsarbeit“ eine zunehmende Schematisierung sierung von Alltag 1.200 Zeichen, die wichtigsten Informationen stehen dabei verläss- körper in der Landschaft stehen. Manche sind ge- gerade kleinerer Regionalmuseen.4 Wenige Jahre in österreichischen lich am Anfang. Im domestizierten Museum gibt es Toiletten, die schlossen, die Türen und Fenster sind blind, in den später kritisierte auch Gottfried Korff „die zunehmen- Museen. In: Gottfried meistens sauber sind und im Shop findet man originelle Mitbringsel Korff, Hans-Ulrich Ritzen des Mauerwerks wächst Moos. Andere Museen de Uniformierung der lokalen Museumsofferten“. Roller (Hg.): Alltags- für die Daheimgebliebenen. Ein bisschen enttäuschend ist nur, sind zwar geöffnet, wirken aber dennoch seltsam Die Ursache dafür sieht er bei den staatlichen Stellen kultur passé? Posi- dass es in Paris die gleichen Tassen und Schirme gibt wie daheim leblos. Dieses Bild ist das Ergebnis zweier Trends, für Museumsbetreuung und den Museumsämtern, tionen und Perspek- in Frankfurt … In den größeren Museen gibt es auch immer ein Café, tiven volkskundlicher die sich schon heute abzeichnen: eines Trends zur „die das Museum nach Vorschrift beförderten, indem Museumsarbeit. wo es neben ganz passablem Kuchen auch einen kleinen Imbiss „Domestizierung“ und eines weiteren zur „Verwilde- sie Benimmregeln für den lokalen Exhibitionismus Tübingen 1993, gibt und wo man auch gut alleine am Tisch sitzen und essen kann, rung“ von Museen. verordneten. Vielleicht gar nicht mal in böser Absicht. S. 198 216. ohne von den anderen Gästen mitleidig oder fragend angeschaut Aber Regelsysteme, wie sie die Vergabe von Förder- zu werden. 5 5 Tendenz zur Domestizierung von Museen mitteln voraussetzen, wirken eo ipso nivellierend.“ Gottfried Korff: Der Kurzum: Die Universalität des „Systems Museum“ macht den Dieser Trend war mehrere Jahrzehnte lang ungebro- gesellschaftliche Museumsbesuch vorhersehbar und sorgt damit für Sicherheit – auch Standort der Heimat- Domestizierte Museen sind schöne, solide recher- chen: Wer Fördermittel wollte, musste Pläne und museen heute. die, dass das investierte Geld gut angelegt ist. Denn der Eintritt in chierte Museen, sie bieten den Besucherinnen und Konzepte vorlegen, aus denen klar hervorging, dass In: Joachim Meynert, viele (vor allem größere) Museen wird 2039 teuer sein. Die kommu- Besuchern handfeste Informationen über den jewei- da ein „richtiges“ Museum entstehen sollte. Viele Volker Rodekamp nale Hand wird die Mittel wohl noch restriktiver verteilen als heute, (Hg.): Heimatmuseum ligen Ort oder das jeweilige Thema, verfügen über Leiterinnen und Leiter vor allem lokaler oder regiona- 2000. Ausgangspunkte die Museen in öffentlicher Trägerschaft werden noch stärker darauf einen netten Shop und vielleicht auch noch ein hüb- ler Museen waren mit dem Erstellen solcher Konzepte und Perspektiven, angewiesen sein, ihre laufenden Kosten durch Eintrittsgelder und sches Café und erfüllen damit alle Erwartungen, die überfordert oder konnten den Daseinszweck ihrer Bielefeld 1993, S. 20f. Drittmittel zu decken. Daher wird ein Eintritt von 20 7 oder mehr pro man gemeinhin an ein Museum stellt. Und irgendwie Museen nicht plausibel vermitteln. Ihnen wurde dann Person keine Seltenheit sein. Bei so einer Investition muss garan- macht es keinen großen Unterschied, ob man sich häufig nahegelegt, mit einem Büro von Ausstellungs- tiert sein, dass sie sich lohnt! Für alle, die sich das nicht leisten in Kleinammergau oder Großgerau, in oder in gestaltern zusammenzuarbeiten, das die Gesamt- können, gibt es pädagogische Programme, wo man häufig mit parti- befindet, ob man sich eine Ausstellung planung übernehmen sollte und dann häufig auch zipativen Methoden arbeitet. Partizipation ist hier aber nichts weiter über Weberei oder Malerei anschaut – irgendwie gleich die inhaltliche Neuausrichtung des Museums als eine Methode, eine Aktivität, die auf ein klar umgrenztes Gebiet fühlt es sich überall gleich an: gleich schön, gleich besorgte. Es sind vor allem Ausstellungen mit so beschränkt ist und die Institution Museum unverändert lässt. Sie angenehm und gleich vorhersehbar. Die einzigen einer Entstehungsgeschichte, die im Jahr 2039 ist ein Fähnchen, das man in den Wind hängt, solange es opportun Unterschiede findet man im Design: Mal geht es seltsam leblos oder seelenlos wirken. Die Gestalter ist, das sich, wenn sich der politische Kurs ändert und Partizipation theatraler zu, mal cleaner, mal sind die Wände weiß, haben ihr Werk vollbracht, das Museum wurde nicht mehr „en vogue“ ist, aber auch ganz schnell einholen kann. mal dezent farbig, mal blitzt der Chrom, mal die Pro- schlüsselfertig übergeben und eigentlich müssen die jektionen, mal kommt das Museum bescheidener Museumsmitarbeiter jetzt nur noch das Licht an- und Trend zur Verwilderung von Museen daher, mal wird etwas dicker aufgetragen. Die ein- ausknipsen … schlägig mit der Materie vertrauten Museumsbe- Das domestizierte Museum bringt aber auch viele Wie sieht es nun aber bei den verwilderten Museen aus? Hier wird sucherinnen und -besucher erkennen dann gleich Vorteile mit sich: Egal wo auf der Welt man sich immer wieder das Design gesprengt, so wie Löwenzahn den Asphalt schon im Entrée, welches Büro das jeweilige Museum befindet, man weiß, was einen erwartet, denn das sprengen kann. Neben den Kulturpflanzen wachsen hier auch immer gestaltet hat und raunen dann mit Kennermiene: „System Museum“ wird dank eines um die Jahrtau- wieder seltsam anmutende Wildkräuter und Feldblumen. Das heißt, „Ah, typisch Studio X!“ sendwende erfolgten Exportbooms weltweit an- dass verwilderte Museen keine Orte der Monokultur sind, sie sind Der Trend der Domestizierung der Museen zeich- gewandt. In Peking und in Amsterdam, in Orte der Vielfalt. Die Ausstellungen werden nicht als vollendete nete sich bereits in den 1990er-Jahren ab. 1993 be- und in Abu Dhabi, in Düsseldorf und in : Werke gedacht, die von den Besucherinnen und Besuchern betrach-

22 THEMA DAS MUSEUM IN 25 JAHREN tet werden sollen, sie sind als Räume gedacht, in denen Begegnun- näher beschriebenen Objekten. Sie sind oft in der Lage, fehlende von Externen in Anspruch zu nehmen. Dabei ist wichtig, dass nicht nur das wissen- gen stattfinden und Bedeutungen entstehen können.6 Ein verwilder- Informationen beizusteuern oder wichtige Hinweise auf die Pro- schaftliche Wissen als relevant angesehen wird, sondern auch persönliche Geschichten tes Museum ist an vielen Stellen zugänglich und es findet auch an venienz von Objekten zu geben. Im Jahr 2039 werden die Samm- gesammelt werden. Ein Objekt wird erst dann zum guten Museumsobjekt, wenn es vielen Orten statt. Es bietet viele Möglichkeiten, anzusetzen und lungen sämtlich inventarisiert und online einsehbar sein. Im möglichst viele Anknüpfungspunkte bietet, wenn sich in ihm viele verschiedene Wissens- einzusetzen, am Museum teilzuhaben. Die Mitarbeiterinnen und verwilderten Museum gibt es dann spezielle Mitarbeiter, die nur formen bündeln und Erfahrungen kreuzen. Mitarbeiter haben die Diversität ihrer Klientel im Blick und schaffen dazu da sind, Objektanfragen von Externen zu bearbeiten. Vor Und es gibt die Kuratoren, die genau hier ansetzen, an den vielen verschiedenen Linien, verschiedene Angebote, um möglichst viele Menschen anzuspre- allem Geschichtsvereine, Sammler und Ahnenforscher nutzen die das Objekt durchkreuzen und damit zugänglich machen. Sie sind in kommunikativen chen. Neben den über einen langen Zeitraum vorbereiteten, gut diesen Service der Museen gerne und häufig. Sie beschäftigen Strategien und im Moderieren geschult und wissen, wie man mit großen und kleinen Gruppen recherchierten und informativen Ausstellungen klassischer Aus- sich mit den materiellen Zeugnissen jenes Teils der Geschichte, arbeitet. Den Kuratoren ist es selbstverständlich, den Museumsbesuchern auf Augenhöhe zu begegnen, prägung finden sich hier auch Ausstellungen, in denen die Besucher- der sie speziell interessiert. Das Museum ist für sie ein wichtiger sie ernst zu nehmen, ihr spezifisches Wissen anzuerkennen. 2039 operiert man im verwilderten Museum mit einem von Bruno Latour inspi- innen und Besucher ihre Sicht der Dinge darlegen. Sie können Partner, eine wichtige Institution, die ihnen bei der Beantwor- rierten Objektverständnis: Im Museum hat man es mit Dingen von Belang zu tun, mit bedeutungsvollen Dingen.7 Das Museumsobjekt ist Kuratoren auf Zeit sein – es gibt „curator in residence“-Programme“, tung ihrer Fragen hilft. Es wird als feste Größe erlebt, als relevante kein in sich geschlossenes Ding, sondern ein Kreuzungs- und Kristallisationspunkt von Bedeutungen, ein Ding, das erst durch das Zusam- um auch ein Gehalt bezahlen zu können. Das Expertenwissen der und nützliche Institution. menspiel mit Menschen bedeutsam wird. Dieses Objektverständnis eint alle Museumsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter. Partizipation Kuratoren auf Zeit wird nicht nur ideell wertgeschätzt, es gibt auch Das „Amateurhafte“ bricht an vielen Ecken und Enden in das ist im verwilderten Museum also mehr als nur eine Methode, sie ist eine Haltung, die von der gesellschaftlichen Verantwortung gegenüber eine materielle Anerkennung für die Mitarbeit am Museum. Die Museum ein, denn es ist ein „geliebter“ Ort, es gibt genug Ansatz- denjenigen zeugt, die das Museum tragen: die Nutzer, oder profaner gesprochen – die Steuerzahler. Der Begriff der Verwilderung hat Kuratoren auf Zeit haben verschiedene Aufgaben: Sie sind Spar- punkte für die eigene Leidenschaft. Dabei wird aber das Museum an dabei jede Assoziation mit Unkultiviertheit, mangelnder Entwicklung oder Verwahrlosung verloren. Er steht für ein egalitäres Neben- ring-Partner beim Konzipieren von Ausstellungen und diskutieren sich nicht „amateurhaft“. Im verwilderten Museum arbeiten vielmehr und Miteinander verschiedener Wissensformen, für kulturelle Hybridität und Meinungspluralismus, der sich in lebendigen Debatten mit, welche Aspekte eines Themas besonders hervorgehoben professionelle Kuratorinnen und Kuratoren, die ein tiefes Verständ- ausdrückt, die entweder vom Museum ausgehen oder dort geführt werden. werden sollen. Sie werden aber auch als Experten für ein Thema nis der Differenziertheit von Museumsarbeit haben. Alle im Museum So sieht mein imaginierter Rückblick auf die Museumslandschaft im Jahr 2039 aus. Die großen Linien der Entwicklung lassen beschäftigt und liefern dem Kurator wichtige inhaltliche Informa- wissen, dass es in erster Linie darum geht, eine bedeutungsvolle sich dabei auf jene Denkansätze zurückführen, die bereits in den 1960/70er-Jahren gelegt werden und die Duncan Cameron tionen zu einzelnen Objekten oder Themen. Dies ist vor allem bei Beziehung zwischen Menschen und Dingen herzustellen. Die Säulen schon 1971 auf die schöne Formel vom Museum als „Tempel oder Forum“ gebracht hat.8 Seither scheinen alle Entwicklungen Sammlern der Fall, die eine profunde Kenntnis zu einzelnen Objekt- der Museumsarbeit sind also der Umgang mit Dingen und der Um- um die Frage zu kreisen, für wen Museen gemacht sind. Nach Jahren der Objektzentriertheit kam mit der „New Museo- gruppen oder Themen haben. Die Sammler sind auch wichtige gang mit Menschen. So gibt es 2039 im Museum Sammlungskura- logy“9 die vehement vorgetragene Forderung nach dem Einbeziehen des Publikums. Institutionen wie die nationalen oder Kooperationspartner beim Erschließen der Museumssammlungen, toren, die ihre Objekte kennen bzw. offen mit den Defiziten der regionalen Museumsbünde spielen hier eine entscheidende Rolle, nehmen sie doch vorhandene Tendenzen auf und denn sie liefern wichtige Informationen zu einzelnen, bislang nicht Sammlung umgehen und sich nicht scheuen, das Expertenwissen bündeln sie in Form von Tagungen und Publikationen. Sie wirken dabei wie ein Verstärker, über den vereinzelt vorgetragene Forderungen und Ansichten gebündelt werden. Sie tragen entscheidend dazu bei, was gerade „sta- te of the art“ ist, welche Vorstellungen gerade darüber kursieren, was ein „richtiges“ Museum ist. In diesem Sinne wünsche ich dem Österreichischen Museumsbund alles Gute und ein glückliches Händ- chen dabei, wenn es darum geht, laut darüber nachzudenken, was ein „richtiges“ Museum ist und wie es zu funktionieren hat. Ich hoffe sehr, dass ich 2039 diesen Text lesen kann und es so gut wie keine domestizierten Museen geben wird, sondern fast ausschließlich Museen, die mehr oder weniger starke Spuren der Verwilderung tragen. ■

6 7 8 9 Vgl. Angela Jannelli: Vgl. Bruno Latour: Vgl. Duncan F. Vgl. den namensge- ANGELA JANNELLI Warning: Perception Das Parlament der Cameron: The benden Band von Requires Involvement. Dinge. Für eine poli- Museum a Temple Peter Vergo (Hg.): Angela Jannelli ist Kuratorin im historischen museum frankfurt. Nach Plädoyer für eine tische Ökologie, or the Forum. In: The New Museology, einem Studium der Germanistik, Romanistik und Volkskunde und einem Neudefinition des Frankfurt am Main Curator. The Museum London 1989. Volontariat im Museum der Arbeit, Hamburg realisierte sie als freischaf- Museums als sozialer 2001; ders.: Von der Journal Vol. 14 (1971) 1, fende Kuratorin kulturhistorische Ausstellungen in Deutschland, Raum. Realpolitik zur Ding- S. 11 24. Frankreich und der Schweiz. Sie war als Dozentin für theoretische In: museums.ch. Die politik, 2005; Museologie an der Universität Hamburg und der Museumsakademie Schweizer Museums- ders.: Elend der Kritik. Joanneum tätig. Seit Juli 2010 koordiniert sie in Frankfurt die Neukon- zeitschrift Nr. 3 (2008), Vom Krieg um Fakten zeption der Dauerausstellung „Frankfurt Jetzt!“ und leitet die „Bibliothek S. 21 25. zu Dingen von Belang, der Alten“, ein künstlerisches Erinnerungsprojekt. Sie wurde mit einer Zürich 2007. Arbeit zu „Wilde Museen – Zur Museologie des Amateurmuseums" promoviert.

24 THEMA DAS MUSEUM IN 25 JAHREN THEMA DAS MUSEUM IN 25 JAHREN 25 MUSEUMS IN THE NEXT 25 YEARS

Mark Taylor

25 years is a very long time. 25 years seems more time than it was 100 years ago. At the present rate of change, 25 years is a lifetime. The world could be a very different place in 2039 from what it is now and, as museums reflect the society they serve, they too could be unimaginably altered. But we can only deal with what we can reasonably see and logically predict, so I shall restrict myself to considering museums (by which I also mean galleries), the factors that are likely to influence their development and where they might be in 25 years. There are a number of external and internal factors that are likely to impact the most on the future of museums. Not all of them carry equal weight, not all of them are things we should be reacting to, and some of them are the result of changes in approach and culture within the museums community. The list is certainly not exhaustive and an examination of the world in the last ten years shows us that unexpected events can have significant global, national and regional impact that none of us could ever have envisaged. Obviously, the most important factor forcing change is money, or the lack of it. For a sector that has long considered itself part of, or allied to, the public sector, the reductions in funding begun in 2009 are likely to continue for some time yet. But it is important to highlight that the long lasting and crippling debt that hangs over most European countries means that public funding may never fully return to the level it was in 2008. That may well be the best it ever was and our greatest challenge is to adapt to reduced funding, seek out more money from elsewhere or find different ways of working. The political landscape has changed, too. Govern- ments are changing before our eyes. It matters not which side of the political divide they hail from. Squeezed and harangued, they concentrate on what they regard as essential and neglect and reduce the desirable, at the regional as well as local level. For museums this means reduced funding but, crucially, less empathy and less understanding of the role culture can play. More insistence on value for money. We live in a world dominated by accountants and they have their hands on the purse strings and want outputs delivered in terms of outputs that can be counted and immortalised on a spreadsheet – visitors, website hits, income and secondary spend. They are much less impressed by other types of beans – social outcomes, educational outcomes or wellbeing outcomes. Environmental pressures have been present for some time and nobody really thinks they will go away. The financial crisis only accentuates the business case on top of the moral case that has been with us for some time. Museums have always been open to the accusation that they are environmentally unfriendly. Often housed in large energy inefficient buildings, they store and display objects in environmental conditions that are often

26 THEMA DAS MUSEUM IN 25 JAHREN THEMA DAS MUSEUM IN 25 JAHREN 27 be signposted in the right direction where or fund them (ultimately, the public) will In 1998, the Association’s annual general they can collect information, make decisions suffer. meeting unanimously agreed a new def- for themselves and move on. Inevitably, This brings me to Museums Change Lives. inition for museums which is: the customers, because that is what they This has been the MA’s major piece of work ultimately are, then must be asked what sort over the last few years, beginning with the museums enable people to of service they want and have an influence Museums 2020 paper and subsequent dis- explore collections for inspir- on the museum. Museum professionals are cussion and debate and culminating with the ation, learning and enjoyment. learning to change their approach and cede launch of the final document in the summer They are institutions that a degree of control. It means working in an of 2013. It is completely central to the MA’s collect, safeguard and make enabling role rather than simply laying on work and all aspects of its programmes over accessible artefacts and activities and exhibitions, having a social the coming 3 years will be aimed at helping, specimens which they hold in impact and measuring, not just the number advising and persuading museums and trust for society. and type of people that come to an exhib- those that fund and influence them to adopt ition, but the quality of the experience they new structures and ways of working to These changes are very important and re- receive. It means bringing sections of the re-position museums within the society they vealing. They represent a seismic change in community who have never been traditional serve. the way museums see themselves and the museum users into the mainstream, helping Museums Change Lives asserts that service they offer. The first definition puts them to understand where they are, what every museum should have the ambition to the museum and collections first and, rather they do, their contribution to society and change people’s lives; every museum is belatedly, mentions public benefit. The new making them feel better about themselves. different, but all can find ways of maximising version consciously puts people at the front. Most of all, museums and those that run social impact. The document demonstrates Museums are about people. Without them them will need, over the next 25 years, to that museums can change and enrich the there is no rationale for museums to exist. meet one of the hardest challenges – to lives of individuals, contribute to strong and They belong to everyone. The health and vi- surrender power. To see themselves not as resilient communities and contribute to tality of a museum can best be judged by masters but servants, listening to what creating a fair and just society. the quality of its relationship with people. people say and acknowledging and recogni- This is a big agenda, but we must ack- This concept itself would have be an sing that each individual’s views are as nowledge that, for the majority of most anathema to museum professionals 25 years equally valid as any other. And to do this countries and their citizens, the answer to ago, who would have defined the quality of a willingly and enthusiastically. “what do you think museums are for” is not museum, not based on its work with people This, I think, is part of a wider sense of much. For them, museums are irrelevant and and its programmes, but on its collections empowerment. Museum professionals ‘not for the likes of us’. and curatorial work. This change in culture and the museums they run are much more This is the biggest challenge for the next will accelerate in the next 25 years. likely to be accountable. Elected officials, 25 years - to be there for the large sections Part of this new thinking has caused and trustees and public servants require it and of society who have no interaction with will continue to cause a shift in emphasis astute professionals welcome it. Public museums and no real idea that they can between the museum professional and the money and working in the public realm contribute to wellbeing, creativity, health, audience. The relationship, which was previ- require responsibilities and performance identity and social justice. To do this, the ously more teacher/pupil, is now a little measures, and those museums that do not museum needs a strong sense of purpose, more like a library where people come in to work in partnership with those who manage clear organisational values and steadfast expensive as well as unnecessary and they threatened. Museums need to decide where The role the public expect museums and sustain themselves by attracting visitors they stand, what part of the community other public bodies to fulfil and, as a result, who travel by plane, train and automobile they occupy and what role(s) they can play. the way museums are structured, staffed, from far flung parts of the globe. At the same time, they must consider their the way they manage themselves and their Energy is never going to significantly product – what it is, what it is for, who it is relationship with their users is changing drop in price; the pressure to preserve the for and how it is delivered. rapidly. environment is unlikely to diminish. If Using the last 25 years as an illustration museums want to control costs and occupy Technological change is perhaps the easiest of a change in culture, here are two differ- a respected place at the heart of their to get our heads around and it has been ent definitions of the word museum used differing communities, they have to take coming for some time. Not only is it the by the Museums Association (MA) in the note of the environmental agenda. ability to show and interpret collections to UK. Firstly, the definition up until 16 years Social issues are obviously heightened people thousands of miles away but the ago: by the economic problems, and museums marketing possibilities, the increasing must adapt and react to the change in the technological knowledge of users and the a museum is an institution circumstances, perspective and budget of democratisation of knowledge. So, are all which collects, documents, the people and communities who they serve these factors pushing museums into a new preserves, exhibits and and who fund them. paradigm? If they are, how will museums interprets material evidence Mobility is reduced; money is tighter, and the museums sector be different in the and associated information for communities excluded and social justice future? the public benefit.

28 THEMA DAS MUSEUM IN 25 JAHREN THEMA DAS MUSEUM IN 25 JAHREN 29 commitment from all levels. It means more than just a vague sense of the provision of public benefit, it means identifying precisely how it will best make a defined and explicit contribution.

Museums Change Lives explores impacts under three headings:

› Wellbeing Museums boost people’s quality of life and improve mental and physical health. It is good for wellbeing to engage closely with collections and ideas in the presence of other people. Working that have aspirations to reflect the sense of place, culture and iden- in partnership with other organisations, museums can help tity of all sections of the community must strive to have a workforce people build their skills, confidence and self-esteem. They that draws from more than the middle class, white community. can enable people to increase their employability, help widen At heart, of course, museums are educational establishments. access to higher education and encourage young people to Through either formal or informal learning, they provide an educatio- consider socially beneficial careers. They can help disaffected nal value to millions of people. In line with government thinking, people and those from marginalised sections of the community museums have been re-emphasising the role they play in life-long gain a sense of citizenship and belonging to society and learning. broaden horizons, which can otherwise seem narrow and Naturally, the formal education sector is a key sector for mu- uninviting. seums. Almost a third of visitors to British museums are children Museums Change Lives aims to enthuse people in museums to and with the importance of object-based learning embedded in the › Better places increase their impact, encourage funders to support museums in national curriculum in , museums are attracting thousands Museums are one of the things that make a place worth living in becoming more relevant to their audiences and communities, and thousands of school groups every day and so ingraining in and worth visiting. They help define a place – a city, a town, a and show organisations the potential partnerships they could have children the fun and enjoyment to be had at museums, a habit we village and sometimes a nation. Museums are rooted in places; with museums to change people’s lives. hope they will continue throughout their lives. they help shape and convey a sense of identity and contribute At a time when cultural identity and, more to the point, cultural But a greater emphasis in the future will be placed on self-direc- to local distinctiveness, counterbalancing the effects of understanding have become vital at every level of society, museums are reluctant to embrace this vision, resisting what they see as the ted learning. As the population becomes older, there is more leisure globalisation. The best museums work with communities to in the future will offer themselves up as a place to understand the marginalisation of the core values of the museums and the collec- time and so informal education and non-curriculum based work are collect and represent a place’s diverse and collective history world around and our place within it. That place is not necessarily tions in particular. Museums Change Lives may be the road map for equally important. Through combinations of techniques such as and heritage. They see it as a fundamental right of citizens to physical, but it helps individuals and groups of individuals to under- the next 25 years for museums in the UK and further afield, but the outreach, formal lectures, the internet and community programmes, connect to their inheritance. The collections held by museums stand and value their and other people’s history, culture and values. road will not always be straight and smooth. museums are reaching all generations using a multitude of tech- and the knowledge and skills of their staff are but a small part Using the neutral spaces and the collections, museums can actively So, where else will we see changes in the next 25 years? The niques and technologies. Sometimes the education is explicit, of the cultural resources and expertise in an area. The best help people to understand. Too many people feel excluded from the changing nature and expectations of museums and the community sometimes just inspirational; either way there is more than enough museums recognise this and enable their audiences to benefit mainstream or are hostile to the unknown. Museums are in a they serve will have a significant impact on the workforce, which, evidence that the wide educational impact of museums is consider- from wider assets beyond the museum itself. unique place to provide people with confidence and validation and of course, impacts on the type of institutions museums become. able. to confront people’s ignorance. Not just in a passive way. They Traditionally, museums have been run by curators, emphasising the Where does this leave collections, which are, after all, the key › Ideas and people can encourage debate and dialogue and can go beyond their walls primacy of the object and the knowledge the object contains. element of museums? The change in emphasis in the culture of Research into public attitudes to museums shows people see into the community. Whatever government is in power, intercul- Increasingly, the changing nature of museums means that discip- museums requires more interaction with the object rather than museums as places of stimulating ideas, where learning is tural dialogue will be important for the next generations. I can think lines such as education, marketing, management and outreach simple iconography. Some would say the importance of collections active. People see museums as fundamentally about learning of few institutions so well placed to encourage that dialogue as are given a higher priority. At the top, there is the rise of a kind of has diminished over the years and there is some truth in this, but for all. From supporting schoolchildren’s education to motiva- museums. managerial class. These are senior people with a pedigree in long-term neglect of the physical condition and the knowledge ting adults to discover more about history, art, science and life The change the MA is looking for is long term and permanent. museums, collections or culture who have learnt the language and associated with objects would herald the beginning of the end for today, museums inspire a passion for knowledge and a lifelong Beyond 25 years. It knows it will take a lot of time and it needs new techniques of those who lead and direct in the public and private museums. The power of the object is still a power to be respected love of learning. Museums facilitate discovery, share knowledge generations of museum professionals to come through to make it sector. The ability to identify a Byzantine pot from 50 metres is no and cultivated. and inspire thought. They put people into a receptive frame of fully happen. In general, the debate and the concept have been well longer sufficient if you want to be the director of an archaeology Accepting all that we say about using modern technology and mind and foster questioning, debate and critical thinking. They received by most museums and those that work in them. They have museum. being customer friendly, museums have got what nobody else has stimulate contemplation, curiosity and creativity. They nurture been particularly well received outside of the UK as a challenging Museums are also learning that they must work towards having a got – a unique selling proposition, the real thing. This is what sets and support artists, help preserve traditional craft skills and but inspiring vision for the future. However, it has not been univer- workforce that reflects the community they serve not simply for museums apart from theme parks. The genuine buzz and sense encourage people to make things. sally adopted. Some of the more traditional museum professionals reasons of equity but also for reasons of effectiveness. Institutions of wonder to be had from looking at, touching and learning from a

30 THEMA DAS MUSEUM IN 25 JAHREN THEMA DAS MUSEUM IN 25 JAHREN 31 real object. This must be at the heart of museums and explains why digitisation and more interaction both on site and through websites. increase in the coming years. However much the museums commu- the word user not visitor. User is a dull little word, but it happily they will thrive in the coming years. Should museums ever go down The use of computers and technology in the cause of interpretation nity dislike having to justify investment in terms of economic impact, covers all the many different relationships museums have with peop- the road where collections are not at the heart of what they do they will continue to grow and there will be more text in labels written we live in a balance sheet culture and museums will continue to le, not just those who walk through the doors but, via the internet, will wither. If museums try to out-Disney Disney, they will lose. in such a way to reach all sides of the community, some of whom underline the role they play in attracting the pound, euro and dollar. mobile phones, through outreach, through working in the communi- Disney is better at it. have limited attention spans. Easy, I know, to call this commercial- What will be the reaction of museums to the continued reduction ty, through lectures and temporary exhibitions in non-museum It is encouraging then after two decades of diminution of the role isation and dumbing down but, providing that museums remain in funding? In short, adapt or die. Museums must be flexible, more spaces. There are many ways of interacting and many ways of meas- of collections that we are once more putting them in their rightful true to their core purpose and retain objects at the centre of what entrepreneurial. They must be willing to innovate, change and uring it. There are more people to reach and more ways of reaching place – the centre. This is not a return to the old days, but a realisa- they do, it would be just as easy to credit these great institutions re-invent themselves. This needs different structures, better them than our predecessors could ever have dreamt of. tion that dynamic collections are at the heart of what we do and we with offering enlightenment and inspiration in accessible and demo- governance models and partnership with any organisation that the The green agenda is going to impact on so many other areas in need to invest in them. Acquiring objects keeps collections alive cratic ways in venues or spaces that people want to visit. museums think can help them in their work. It needs a greater the next 25 years, why not museums? What sustainability means for and relevant; disposing of objects can be part of the same process Amid all this competition for people’s time, attention and money, diversity of income and less dependence on the state. This doesn’t museums I am not quite sure, but they have a responsibility to con- if done sensibly. Allowing and encouraging access to objects – actu- the smaller museum may have advantages that enable it to compe- have to mean high fees or overcommercialisation; instead, it can sider these issues and to look at what, in the UK, we call the triple ally or digitally – is a responsibility not an option. Museums in the te. Those advantages are the aforementioned collections but also mean imaginative fund raising, working with the private sector as bottom line – environmental sustainability, social sustainability and future will be working on this more, realising that excellence and the localness, the individuality and, of course, the people. We are well as with other areas of the public sector. Culture departments economic sustainability. We have to use the rapid changes in tech- access are not mutually exclusive, and if we don’t use the stuff that often told there are too many museums – I don’t believe this. Fin- may have few funds but those overseeing health, justice, education nology to allow as much access and interaction as possible. But at we hold, then there is really no point in acquiring and preserving it. land, with a population of five million, has 1,000 museums. and employment have much more. Museums need to look at their the same time, the objects must be kept to the fore and this may Museums are in the market place for people’s time, support and, Every town, however small, and every interest should have a mu- agendas, access those funds and then make sure they have the need a different mind-set and better techniques to reduce what we often, money. In this context, they must take account of the compe- seum. They don’t have to be large, they don’t have to open all the right skills and experience to deal with change, income generation hold as well as a change in our traditional view on the inalienability tition. In one sense, this makes them think more about emphasising time, they may well be run by friends and volunteers, but they are and fund raising. We need specialists. of collections. Indeed, should the environmental meltdown be as their distinctiveness and, in other ways, they must be aware of the the centre, the soul, of their towns or their community of interest. The opportunities technology presents are endless and could severe as some people predict then the whole idea of reflecting latest trends and market forces. Yes to more professionalism, more and better-paid staff and rising fundamentally change museums in the next 25 years. The concept the world all around us through material culture which people visit The distinctiveness obviously involves playing up collections, standards but not if they thwart the growth of the small, indepen- of a local museum has changed, as has our concept of local. Afflu- museums to engage with may be called into question. but museums have other attributes that they should utilise over the dent community-based museum. ence is bringing a greater ability to travel or to engage through It is with this final point that I struggle to predict the future for mu- coming years. They are neutral spaces – perfect for engineering There are approximately 30,000 museums in , ranging technology. People can come from further away and on a more seums as their future is so tied up with the health of the world finan- debate and other forms of intellectual engagement - they are cen- from local authority, university, independent to national. The UK has regular basis or be a committed user and never visit at all. This cially and ecologically and the latter two issues are beyond my brief tres of learning and inspiration, they are often great and well-loved approximately one hundred million museum visits per year; that’s fundamentally changes the way the museum perceives itself, its and understanding. What is true, however, is that change is perman- buildings and play a significant role in the economy. As competition twice as many people go to museums each year as professional collections, its programmes, and massively increases its scope. ent. Museums are organisations within the public realm that pro- sharpens, these are the attributes museums will be playing up, but football matches and the theatre combined. Again in the UK mu- The explosion of information available through the internet and vide society with a mirror in which it can see itself. As such, museums they would be foolish to ignore the merits of the other attractions seums attract more than 205 of all visitors to tourist attractions television means that users are now more knowledgeable about will adapt to the needs and aspirations of civil society and the citizen. that compete for people’s time. and visitor numbers have increased by over 205 in the last 20 years. the subjects that museums cover, they are able to pursue their own The trick for museums over the next 25 years will be to understand So, don’t expect museums to have fewer shops in 25 years’ time, Culture in general and museums in particular are seen as key fac- interests and be more responsive, producing a better and more these external influences and adapt to them while retaining the less fancy restaurants and not so glossy literature. Do expect more tors in economic regeneration and sustainability, and this is going to productive relationship with the museum. You will notice that I use characteristics that make museums special and inspirational. ■

MARK TAYLOR

Mark Taylor was Director of the Museums Association UK for 24 years up until April 2014. The Association is the independent, professional body representing museums in the and those who work in them. Formed in 1889, it receives no government funding and has over 8,000 members. Among the Association's activities are the production of Museums Journal, a 68 page, full colour, monthly magazine, a website receiving 50,000 unique visits per month, the largest annual museum conference in Europe, training and events and projects on behalf of external funders. He is currently Chief Executive of VocalEyes a charity that helps blind and partially sighted people have access to arts and heritage.

THEMA DAS MUSEUM IN 25 JAHREN 33 MENSCHEN, TIERE, RELATIONEN

Daniel Tyradellis Wir kommen langsam in das glatzenwunde Alter,

Das zwecks Karriere ein Bekenntnis nötig macht.

HRK, Bestandsaufnahme (1981)

Rückblick

Es hatte etwas länger gedauert. Später konnte sich niemand mehr so recht erklären, warum man sich das so lange angetan hatte. Über Jahrzehnte hinweg waren Museumsbesucher duldsam und fast klaglos in eine Ausstellung nach der anderen gepilgert, die trotz äußerlicher Verschiedenheit nichts anderes tat, als nach gattungsgemäßen und fachwissenschaftlichen Kriterien ausgewählte Dinge – Alltagsobjekte, kulturhistorische Gegenstände, Kunstwerke – in den Raum und an die Wand zu bringen. Oder aber das Gegenteil: inszenierte Landschaften und interaktive Erlebnisräume, die die Wahrnehmung betäubten und am Ende nicht mehr übrig blieb als eben diese Betäubung, die man euphemistisch mit „Szenografie“ umschrieb. Entweder waren es die Einzeldinge, von denen aus der museale Raum entwickelt wurde, oder es waren von vornherein die inszena- torischen Ideen. Wenn die Exponate es nicht hergaben, musste es die Präsentationsform richten. Wenn kein Gedanke auf die Raumgestaltung verwendet wurde, waren es die Objekte, meist Kunstwerke, die der Sache Sinn geben sollten. Kaum ein Bewusstsein davon, dass beides noch nicht den Tatbestand einer Ausstellung erfüllt. Sicher, beide Seiten hatten ihre Experten und Fürsprecher gehabt; beide Seiten hatten die unterschiedli- chen Museumstypen besetzt und sich zwar innerhalb des eigenen Typus eifersüchtig oder konspirativ beäugt, aber außerhalb des eigenen Terrains kaum zur Kenntnis genommen. Die Zuordnungen folgten weitgehend den Staatswissenschaften (im Sinne von Deleuze/Guattari), die das Feld unter sich aufgeteilt hatten und ihre immanenten Termini und Kategorien umstandslos anwendeten. Direktoren von Kunstmuseen waren Kunst- historiker, Kustoden von Geschichtsmuseen Historiker, Abteilungsleiter von Technikmuseen Physiker und so fort. Das schien so lange selbstverständlich, wie man annahm, dass es darum ginge, disziplinäre Fachexper- tise zu versammeln und das Prinzip der Spezialisierung und Arbeitsteilung auch im Museum zu exerzieren. Mit wenig Skrupel hatten die Verantwortlichen die aus dieser Spezialisierung sich ergebenden Hierarchien für sich genutzt und ihre Machtinteressen ausgelebt, und jeder Versuch eines einzelnen Mitarbeiters im Museum, das gesicherte Terrain zu verlassen, zwischen den Disziplinen, zwischen den Darstellungsformaten zu denken, war im Keim erstickt worden. Doch dann ging alles ganz schnell: Reihenweise wurden die Statthalter des Alten pensioniert, entlassen oder zu Geschäftsführern ohne inhaltliche Kompetenz gemacht. Nun war Platz für Leute, die es als vornehmste Aufgabe des Museums verstanden, Menschen zum Denken anzuregen oder gar – mit Gilles Deleuze gespro-

34 THEMA DAS MUSEUM IN 25 JAHREN THEMA DAS MUSEUM IN 25 JAHREN 35 1 Vgl. hierzu Anke te chen – zu nötigen. Dies geschah vor allem anderen hier galt zuverlässig das Prinzip der Arbeitsteilung, konkreten Darstellung bringt“.4 Auf das Museum kommen und sogar unmöglich. Sie sind leer, aber diese Heesen, Theorien des dadurch, dass man der Diskussion um die Inhalte und sodass niemand auf die Idee gekommen wäre, dass angewendet, bedeutet dies: Während Kustoden sich Leere bringt eine rituelle Vollkommenheit mit sich, als Museums, Hamburg 203514, Kap. 9. Thesen einer Ausstellung den um den Faktor zehn das, was jemand aufgrund seiner Expertise behaup- vordringlich um die Substanzen, um die Dinge an einen Formalismus, der sich anderswo nicht wieder- größeren Anteil am konzeptionellen Prozess einräum- tete, nicht das Resultat einer Expertise sei, deren sich kümmern, sorgen sich die Kuratoren primär um finden lässt.“7 – Nichts beschreibt besser die über- te, in dem es Genregrenzen und ehdem eherne Prin- Relevanz sich irgendwie am gesellschaftlichen Gan- ihre möglichen Beziehungen. Ein erster entscheiden- kommene Idee des Museums und seine dazu passen- 2 Ernst Cassirer, Sub- zipien nur noch als zu diskutierende Argumente und zen messen ließe. Also jetteten Hysteriker jeden der innermusealer Schritt hierfür war wohl, dass den Zeichentheorien. stanzbegriff und nicht mehr als unhinterfragbare Gesetze gab. Museen Geschlechts durch die Welt und verteilten Qualitäts- nach Kunstwerken oder zumindest Unikaten dank Damit war, wie gesagt, nun endlich Schluss. Denn Funktionsbegriff. Untersuchungen wurden so zu Denkräumen eigener Art. – Das Aufat- punkte über die gerade wichtigsten Künstler und der Anstrengung einiger verdienstvoller Persönlich- natürlich sind der Hauptinhalt jedes Museums nicht über die Grundfragen men der Erleichterung innerhalb und außerhalb der Kunstwerke, in Abstimmung mit den anderen globa- keiten auch Alltagsdinge in den Rang musealer Würde die darin gehorteten Dinge, sondern die Beziehungen, der Erkenntniskritik, Museen steigerte sich zu Begeisterungsstürmen, die lisierten Kollegen. Heerscharen von Menschen gelangt waren. Bald darauf schien das „Zeigen von die sie einzugehen vermögen. Berlin 1994. sich sogar global messen ließen und nachträglich als glaubten diesem daraus entstehenden Kosmos an Dingen“ mancherorts als ultima ratio des musealen mitverantwortlich für das Stoppen des Klimawandels Unsinn und affirmierten ihn bis zur Unangreifbarkeit. Tuns. Jeder über Vierzig wird sich noch gut an die Zeit Menschen, Tiere, Kuratoren 3 Vgl. Carl Friedrich erkannt wurden. Traditionell kanonische Begriffe wie erinnern, als alles und jeder von den Museumdingen von Weizsäcker, Original und Aura taten das ihrige, um das Feld neu zu sprach. Doch auch dies hatte sich schleichend wieder Als Achsenjahr des Umschwungs darf wohl das Jahr Der Aufau der Physik, Vom Ding zur Relation München 1988. sortieren. Sobald jemand rief: „Aber, aber die Aura ...“ verändert. Irgendwann begriff man, dass der Glaube 2029 gelten, dem Jahr, in dem die beiden, soweit war er ratzfatz weg vom Fenster. Womit niemand Wie kam es dennoch zum Wandel? Epistemologisch an das Ding eine Reaktion war, wie sie für Übergangs- sich das rekonstruieren lässt, völlig unabhängig von- etwas gegen die Aura gesagt habe wollte, wohl aber betrachtet war ein Wendepunkt Ernst Cassirers uralte zeiten typisch ist: einem Atavismus zu huldigen, der einander entwickelten Ausstellungen Artificionated dagegen, sie zum Transzendentalsignifikat zu erklär- Studie zu Substanz- und Funktionsbegriff,2 die ihrer- nichts anderes ist eine Rückkehr zu einer vermeint- Animals und Ordnung ist mein Gemüse Furore en und damit jedes Denken und Argumentieren abzu- seits auf physikalische Experimente nicht zuletzt von lichen Echtheit, die es weder je gegeben hat noch die gemacht hatten. Zur Erinnerung: Im Gefolge der For- würgen. Heinrich Hertz im 19. Jahrhundert zurückging, was zu erreichen erstrebenswert wäre. Aus der Distanz derungen nach einer größeren Anerkennung von Wie es zu diesem Wandel hatte kommen können, im gesunden Menschenverstand aber erst Jahrzehnte betrachtet, erscheint dieser Dingfetischismus als Tieren und einer neuen EU-Regelung zur gemeinsa- beschäftigt seitdem die Museumstheoretiker.1 Viel- später und im Museum noch einmal mit etwa 100 weiterer Versuch, sich der gesellschaftlichen Aufgabe mem Lebenswelt von Mensch und Tier war im leicht lässt es sich ex negativo so fassen: Die Trias Jahren Verzögerung, sich bemerkbar zu machen, des Museums nicht zu stellen. Die Emotionalisierung Tiergarten Schönbrunn – als ältestem Zoo der Welt – aus disziplinärer Spezialisierung, einer mystischen begann. Die damals formulierten und dann wiederum von (Alltags-) Objekten à la Musée sentimental ent- eine Ausstellung der zehn wichtigsten abendländi- Argumentation von Dingpräsenz im Raum und der 50 Jahre später mit der Kybernetik praktisch werden- sprach dem, was man in der Literatur und anderen schen Kunstwerke exklusiv für Primaten gezeigt augustinisch geprägten Idee von der Notwendigkeit den Theorien stellten heraus, dass es nicht die Dinge Massenmedien den „identifikatorischen“ Zugang zur worden. Abgesichert in klimatisierten Vitrinen und einer den Glauben stärkenden Hierarchie hatte sich sind, die am Anfang stehen, sondern die Beziehungen, Kultur nennt. Mehr als einmal ist gezeigt worden, dass Panzerglas standen Mona Lisa & Co in den Gehegen, über die Jahrhunderte institutionell so verfestigt, in denen diese Dinge zueinander stehen. Entspre- diese Lesart als Maske des Begehrens im Wesentli- und was dann passierte, ist so oft in den Medien dass es fast unmöglich war, hieran etwas zu ändern. chend hatte es, das brach sich langsam Bahn, auch im chen die Funktion hat, die Leute ruhig zu stellen und gezeigt worden wie sonst nur der Zusammenbruch Museumsdirektoren verstanden sich als Wächter über musealen Raum um die Verbindungen, Relationen zu entpolitisieren.5 der Türme des World Trade Centers im Jahr 2001, die Artefakte und das ihnen zugeordneten Wissens: zu gehen, und nicht um ihre substanziell gedachten Dass man sich so lange schwer damit getan hatte, dass es hier nicht wiederholt werden soll, auch wenn Klassische Metaphysik, die den Einzeldingen die Anfang- und Endpunkte. Für Cassirer war es die von dem einzelnen Ding zu lassen, hat gerade damit mir bei dem Gedanken daran immer noch die Tränen Herrschaft gegenüber den Relationen zuerkennt, Mathematik, waren es die Zahlen, die es erlaubten, zu tun, dass Relationen definitionsgemäß nicht unmit- kommen. Jedenfalls gilt die Ausstellung Artificatio- die diese untereinander und mit dem Besucher ein- von der Substanz zur Funktion, das heißt der Relation telbar sichtbar sind, das heißt, dass sie immer auf ned Animals trotz seines doofen Titels als Wende- 4 gehen können. Der Vorteil war eine klare Übersicht – als Denkfigur zu gelangen. Historisch hat dies über Dinge angewiesen sind, ausgehend von denen oder punkt nicht nur des Kuratierens, sondern auch des Ernst Cassirer, Philo- und eben Hierarchie, an und in der sich der einzelne Lukrez eine indirekte Referenz auf den Begriff der zwischen denen sie sich zeigen. Als man das ver- Mensch-Tier-Verhältnisses überhaupt. sophie der symbolischen Formen III: Phänome- in seiner gesellschaftlichen Anerkennung wiederfin- Szenografie, der ursprünglich von Vitruv eingeführt standen hatte, konnte man auch Krzystof Pomians Ordnung ist mein Gemüse dagegen war eine zu- nologie den und definieren konnte. Wer es auf der Stufen- worden war, um die Sichtbarmachung von Sinn quasi- zwischenzeitlich kanonisch gewordene These vom nächst studentisch entwickelte Schau, die sich nach der Erkenntnis, leiter musealer Karrieren nach ganz oben geschafft methodisch zu bezeichnen, der nicht durch Rück- musealen Ding als Semiophor6 wieder dahin stecken, einer 25 Jahre alten Idee von Hanno Rauterberg in Darmstadt 1997, S. 235. hatte, der tat einen Teufel dran, die Legitimation führung auf Einzelelemente formalisiert werden kann. wo sie hingehört: ins Museum. Vielmehr sollte man, den verschiedensten Museen einnistete und danach 5 dieser Leiter weiter zu thematisieren. Das, was da Mit Carl Friedrich von Weizsäcker und in der Theorie sofern man auf Theorien überhaupt aus ist, sich an fast epidemisch verbreitete. Die Frage war schlicht: Vgl. hierzu Friedrich oben dann geschah, war zwar durchaus fragwürdig, der Quantenphysik ausgedrückt, ist es auf mikro- Marcel Prousts Zeichentheorie orientieren, zumin- Welche Rolle spielen Ordnungssysteme für die Kittler, „Das Subjekt als Beamter“, in: M. aber wer wollte das jetzt noch problematisieren. physikalischer Ebene auf eine bestimmte Art und dest so, wie sie Deleuze pointiert hat: Alles, was ist, Stabilisierung und Destabilisierung meiner privaten Frank/G. Raulet/W. So dachte, beispielsweise, ein Direktor eines Weise auch völlig willkürlich, welches Objekt man mit ist ein Zeichen in dem Sinne, dass es als etwas wahr- Beziehungen? Dieses zunächst nur auf – antike – van Reijen (Hrsg.), staatlich finanzierten Museums für Gegenwarts- welchem anderen zusammenfasst.3 Und die Grenzen, genommen wird, das Anlass gibt, sich damit ausein- Schrankmöbel gemünzte Thema weitete sich immer Die Frage nach dem Subjekt, Frankfurt am kunst keine Minute darüber nach, auf welche Weise die jedes Objekt zweifellos hat, sind ebenso physika- anderzusetzen. Darüber hinaus gibt es keine Zeichen- mehr aus und wurde nach und nach auf alle Arten Main 1988, S. 401-420. Menschen für die gezeigte Kunst zu interessieren lisch bestimmt wie kulturell. Ob eine Maschine an logik, verstanden als eine formalisierbare Relation von Ordnungssystemen ausgeweitet, über die Klassi- oder zu sensibilisieren seien, sondern nur darüber, seinen materiellen Grenzen endet oder ob seine Pro- des Dings in seiner Existenz zu seiner Wahrnehmung fikation von Käfern, der Verpackung von Kaugummis 6 was denn der nächste Trend wird sein können und dukte, sein Energieverbrauch, das Verhalten, das oder Bedeutung. Statthalter des Status quo einer oder klandestinen Tauschritualen bis hin schließlich Krzysztof Pomian, müssen. Für die Vermittlung gebe es ja die Museums- sie seinen Nutzern aufzwingt, ebenso als substan- bestimmten Relation sind jene, deren Beruf es ist, zur Ordnung von Museumsgattungen und anderen Der Ursprung des Museums. Vom pädagogik, die er im Übrigen so kurz hielt wie mög- zieller Teil von ihr angesehen werden, ist eine gesellschaftliche Zeichen auszusenden: „Das gesell- öffentlichen Gebäuden. Wie ein Virus fraß sich diese Sammeln, Berlin 1988, lich, schließlich ginge es am Ende doch darum, alle kulturelle Entscheidung. Es handelt sich mithin um schaftliche Zeichen verweist nicht auf irgendetwas, Perspektive durch die ganze Gesellschaft und alle insbes. das Kapitel Ressourcen für die Kunst zu verwenden. Da die Szene eine Insistenz des Imaginären, und eben darum es ‚steht anstatt‘, es gibt vor, den Wert seiner Bedeu- ihre Institutionen und veränderte sie von Grund auf. „Für eine Geschichte der Semiophoren“, der Entscheidungsträger klein und übersichtlich war, ging es Cassirer in seiner kulturtheoretisch gedach- tung zu haben. Es antizipiert die Handlung wie den Beide Ausstellungen hatten maßgeblichen Anteil S. 73-90. funktionierte seine Intuition äußerst zuverlässig als ten Formulierung der „symbolischen Prägnanz“: Gedanken und erklärt sich für ausreichend. Daraus daran, dass sich die Idee des Museums und insbeson- sich selbst erfüllende Prophezeiung. Eine Handvoll Unter dieser „soll also die Art verstanden werden, leitet sich sein Aspekt des Stereotypen her und seine dere die Idee des Ausstellens nachhaltig veränderten. 7 Leute entschied darüber, was der neue Trend ist, in der ein Wahrnehmungserlebnis, als ‚sinnliches‘ Leere. Hieraus darf nicht geschlossen werden, dass Museen waren danach nicht mehr eindeutig durch Gilles Deleuze, und da man sich dabei wechselseitig ständig im Blick Erlebnis, zugleich einen bestimmten nicht-anschauli- diese Zeichen vernachlässigt werden dürften. Ginge ihre Namen und ihre Tradition darin definiert, was in Proust und die Zeichen, Berlin 1993, S. 9f. hatte, konnte man nicht wirklich falsch liegen. Auch chen ‚Sinn‘ in sich fasst und ihn zur unmittelbaren die Leere nicht durch sie hindurch, so wäre sie unvoll- ihnen als Ausstellung zu sehen war. Es war nicht ein-

36 THEMA DAS MUSEUM IN 25 JAHREN THEMA DAS MUSEUM IN 25 JAHREN 37 8 mal mehr ein Museum notwendig, um sich eine rich- ist unvermeidlich, dass ein bestimmtes Wissen, Arbeiten vergleichen konnte oder in Beziehung setzen Verbindlichkeit anderer Art folgten, die zuvor zwar Vgl. Gilles Deleuze, tige Ausstellung vorzustellen. Im Prinzip war jeder eine bestimmte Fertigkeit zum Ausschluss anderer zu zeitgleichen Projekten anderer Kollegen. immer da, aber wissenschaftlich nie wirklich wertge- Das Zeit-Bild. Kino 2, Frankfurt am Main Ort dazu geeignet, auch wenn die Maßnahmen zur Sichtweisen führt. Nichts anderes meint die Heideg- In seinen beiden Kinobüchern hatte Gilles Deleuze schätzt worden war. Es sind Zwangsläufigkeiten, 1991, S. 220. Klimatisierung und Sicherung den konkreten Möglich- ger’sche Figur des Entzugs oder des Verbergens davon gesprochen, dass das Wesen des Kinos als die aus dem räumlich-zeitlichen Gefüge sich einstel- keiten Grenzen setzten. als Bedingung von Wahrheit (aletheia). Doch die Wahr- oberstes Ziel das Denken habe8 und bezog sich dabei len, die die im Raum vorhandenen Dinge und Men- 9 Parallel dazu vervielfachte sich – nicht zu Freude heit ist nicht eine, sie ist divers und abhängig von – natürlich – immer wieder auf Jean-Luc Godard: schen als Relationen aufweisen. Ihre Verbindlichkeit Ebenda, S. 234. aller – der Begriff des Kurators maßlos. In der Tat den jeweiligen Kontexten, in denen sie formuliert und „Bei der Methode Godards handelt es sich nämlich ist nichts anderes ist als das Band, das uns mit der war es nun so, dass ständig irgendwo eine Ausstel- gedacht wird und in der sie jeweils die Antwort auf keineswegs um Verknüpfung. Ist ein Bild gegeben, Welt verbindet: Festverdrahtung, und das heißt lung eröffnete oder schloss, und ihr Charakter war eine idiosynkratische Frage ist. Mehr denn je ist es dann kommt es darauf an, ein anderes Bild zu wählen, Glaube an die Welt, der einzige, den wir – abgesehen 10 äußerst divers. Welche Wissensvielfalt, welche Anre- wichtig, diese Teilexpertisen immer wieder in eine das einen Zwischenraum zwischen beiden bewirkt. von der Liebe vielleicht – noch haben. Ausstellungen Ebenda, S. 234f. gungskraft, welche Affektbündelung. Man wusste konstruktive Form zu bringen, von der nicht nur neue Es handelt sich hier nicht um einer Operation der können sich diesem Band auf umfassendere Weise nie genau, was einen erwartete, manchmal kam man Potenziale ausgehen, sondern die es auch erlauben, Verknüpfung, sondern, wie die Mathematiker sagen, widmen als jedes andere Medium, eben weil das genervt nach Hause, mal fasziniert und provoziert, die immanente Expertise produktiv sich verunsichern der Differenzierung oder, wie die Physiker sagen, Medium Ausstellung nicht auf ein Medium festgelegt 11 mal gelangweilt. Aber so oder so nahm man diese zu lassen. Der gerade erwähnte Martin Heidegger der Disparation: zu einem gegeben Potential muss ist, sondern potenziell viele verschiedenartige ver- Ebenda. S. 240. Form des Ausstellungsbesuchs an den unterschied- hatte einmal davon gesprochen, dass die Wissen- man ein anderes, aber nicht irgendeines wählen, und sammelt und miteinander in ein Gespräch bringt. lichsten musealen und nichtmusealen Orten als eine schaft nicht denke – eine sicherlich falsche und auch zwar derart, dass sich eine Potential-Differenz Dies zu bemerken, führte aufseiten der Besucher zu enorme Bereicherung der Freizeitgestaltung wahr, überhebliche Behauptung. Natürlich wird in der zwischen beiden herstellt, die Produzent eines drittes einer steigenden Medienkompetenz. Zum Beispiel sei es für die Auseinandersetzung mit einer konkreten Wissenschaft manchmal gedacht, und das nicht oder von etwas Neuem ist.“9 lernte man zu sehen und zu spüren, dass die Absenz Thematik, sei es durch die Schärfung von Bedeu- seltener als in Kunst oder Philosophie. Aber insge- In dieser Beschreibung lässt sich nicht zufällig von Fotografie oder die Präsenz von historischen tungshorizonten, die mit der Wahrnehmung einer samt wird halt wenig gedacht. Denken bedeutet, auch das Tun des Kurators wiederfinden. Sein Gegen- Artefakten in einer Ausstellung Teil einer übergreifen- bestimmten Technologie oder Präsentationsform das, was man für sein Denken hält, infrage zu stellen. stand ist der Zwischenraum, und es kommt alles den Argumentation war, in der nicht nur gezeigt einher gingen – oder auch dank der Begegnung mit Denken ist wesentlich Noch-nicht-Denken. darauf an zu verstehen, dass dieser nicht willkürlich wurde, sondern immer auch gezeigt wurde, dass einmaligen Artefakten oder interessanten Menschen. ist, sondern seine eigenen Gesetzmäßigkeiten gezeigt wurde. Dies galt auch für die Berufswahl aufseiten der Kino und Ausstellung behauptet. „Mit anderen Worten: der Zwischenraum In keiner sich aus arbeitsteiliger Expertise defi- Macher. Man hatte begriffen, dass der Kurator kommt der Verbindung zuvor. (...) So gewinnt der nierenden Position ist man in der Lage, die Frage potenziell jemand ist, der dem Prinzip der Arbeits- Museen waren so mehr und mehr zu dem geworden, Fehlanschluss, indem er zum Gesetz wird, einen nach dem Sinn des Ganzen zu stellen. Ausstellungen teilung zu widerstehen sucht bzw. der die Lücke, was man früher am ehesten unter einem Programm- neuen Sinn.“10 Im Falle von Museen und Ausstellung sind Medien, die aufgrund ihrer versammelnden Viel- die sich durch diese notwendig auftut, zu schließen kino verstand: ein Ort, an dem Dinge zu sehen sind, gilt dies nicht bloß für die immanenten Übergange falt medialer Ausdrucksformen und wissenschaft- sich immer wieder neu und anders bemüht. Vor allem die sich nicht unbedingt um das Kriterium des Main- und Kompositionen, sondern auch für die Genres, für licher Inhalte dies vorschlagsweise und notwendig anderen ist er ein Mediator. Er moderiert Exper- streams kümmern müssen. Und Ausstellungen nahm die die einzelnen Häuser stehen: „Die Kategorien polemisch zu tun vermögen. Dies ist das Wesen von tisen, auch wenn es lange Zeit ein eifersüchtiges man in ihrer Einmaligkeit wie Filme wahr: Es waren müssen uns jedes Mal überraschen, dennoch dürfen Ausstellungen, sofern das schöne deutsche Wort Gebaren der traditionellen Experten war zu behaup- nicht mehr nur das Thema und die vertretenen Werke, sie nicht willkürlich sein, sie müssen gut begründet „Wesen“ mit und gegen Hegel als Prozess und also als ten, der Kurator wolle sich vor sie schieben oder sondern auch die Macher, die einen Grund für den sein, und es müssen zwischen ihnen starke Relationen sich niemals endgültig aufhebende Relation verstan- sich in Konkurrenz zu ihnen, dem Ding oder gar der Besuch darstellen. So wie man sich in den 1990er- herrschen“.11 den wird. Am deutschen Wesen ... Schlagartig und Kunst setzen. Es gibt jedoch Qualitäten, die lassen Jahren auf den neuen Film von Woody Allen oder Der Wechsel zu Kategorien, deren Existenzkrite- schweißgebadet wachte ich auf. Langsam kehrte ich sich nur aus dem Miteinander erzielen, aus der Roland Emmerich oder Michael Haneke gefreut hatte, rium ihr Vermögen ist, zum Denken zu bringen, es in die Realität zurück. Ein Griff zum neben dem Bett Akzeptanz einer Teilhabe, und der Künstler, Wissen- so freute man sich nun auf die neue Ausstellung herauszufordern, war noch einige Jahre lang vehe- liegenden Stadtmagazin verschaffte Gewissheit: schaftler, der seine Qualität alleine darin sieht, sich von der Kuratorin, dem Kurator oder dem Kuratoren- ment und gerade vom Feuilleton sehr laut diskutiert „Picasso – die frühen Zeichnungen“, „Azteken. Faszi- nicht von seiner eigenen Expertise abbringen zu kollektiv, deren Arbeiten man kannte und gespannt und beklagt worden. Doch auch hier trat ein Wandel nation Geschichte“ stand da. Alles wie immer. Es war lassen, ist notwendig beschränkt. Zugegeben: Es war auf ihr neues Produkt, das man mit früheren ein, indem man begriff, dass die neuen Kriterien einer bloß ein Traum. Gottseidank. Ich bin noch nicht 70. ■

Wir verlosen fünf Exemplare von Daniel Tyradellis' Buch „Müde Museen“. Schicken Sie eine Email mit dem Betreff „Müde Museen“ bis 31. Oktober 2014 an [email protected]. Aus allen Einsendungen DANIEL TYRADELLIS ziehen wir fünf Gewinnerinnen und Gewinner. Daniel Tyradellis, geb. 1969, ist Philosoph und Kurator. Er war langjähriges Mitglied des DFG-Graduiertenkollegs „Codierung von Gewalt im medialen Wandel“ an der HU Berlin. Seine interdisziplinären Forschungen beschäftigen sich Daniel Tyradellis: Müde Museen. Oder: Wie Ausstellungen mit den unterschiedlichen Medien und Denkweisen von Kunst, Wissenschaft und Philosophie. Ausstellungen versteht er unser Denken verändern könnten. als Experimente eines Denkens im Raum. Ausstellungsprojekte u.a. „10+5=Gott“, Jüdisches Museum Berlin 2004; „SCHMERZ“, Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart/Berliner Medizinhistorisches Museum 2007; „WUNDER“, Hamburg: Körber-Stiftung 2014 Deichtorhallen Hamburg 2011/12; „MS Reichtum“, Deutsches Hygiene-Museum Dresden 2013. Aktuell bereitet er die 294 S. – brosch. 16,50 € Ausstellungen „Fire & Forget“, KW – Institute for , Berlin, sowie „Freundschaft“, Deutsches Hygiene-Mu- ISBN 978-3-89684-153-7 seum Dresden, vor. Jüngste Publikationen u. a.: „Figuren der Gewalt“ hgg. gem. m. K. Harrasser u.a., 2014; „Was heißt uns Denken?“, gem. m. Jean-Luc Nancy, 2013. Auch als E-Book erhältlich

38 THEMA DAS MUSEUM IN 25 JAHREN THEMA DAS MUSEUM IN 25 JAHREN 39 ›STELL DIR VOR, ES IST MAL WIEDER MUSEUMS-

REVOLUTION …‹ Markus Walz Ausgangspunkt dieses Beitrags ist der Vorschlag von Peter van Mensch, die Museumsgeschichte nach grundlegenden Veränderungen zu gliedern, die er – gewiss etwas theatralisch – Museumsrevolutionen nennt. Er setzt drei Zäsuren: um 1900 mit der Kodifizierung professioneller Prinzipien der Museumsarbeit (in Deutschland käme der Anschluss an die Volksbildungs- bewegung und die Durchsetzung fachwissenschaftlicher Zuordnungen hinzu), um 1968 mit der konsequent sozialen Ausrichtung der Muséologie nouvelle und in den 1990er-Jahren mit Interaktivität und Partizipativität.1 Dem futurologischen Auftrag folgend, argumentiert der Text auf dem ( fiktiven) Horizont des Jahres 2039 mit historischen Rückblicken von dort aus. Alle, denen diese Gedanken nicht rosig genug erscheinen, haben 25 Jahre Gelegenheit, sich für andere Pfade nach 2039 zu engagieren.

Revolution, Revolutiönchen

Peter van Menschs „Museumsrevolutionen“ wirken recht harmlos neben der durchgreifenden Wirkung der Digitalen Revolution. Heute schaut man verwundert auf die Naivität, mit der die Menschen in den 2010er-Jahren die Präzision staatlicher, aber auch kommerzieller Ausspähung von vermeintlich Privatem unterschätzten; nur noch ein mildes Lächeln gilt der damaligen, unzulänglichen Software zur verdeckten Auswer- tung von Webcams, um im Gesichtsausdruck der Bürgerinnen und Bürger deren Gewalt- und Steuerbetrugspotenzial oder deren Konsum- und Zahlungsbereitschaft aufzudecken. Die Digitale Revolution erreichte die Museen kaum beachtet auf der Verwaltungsseite, während die Museumsfachleute ihr Augenmerk unverändert auf die zu sammelnde materielle Kultur richteten. Die Vorstellung, es könne von jeder denkbaren Objektgattung ein Exemplar gesucht und aufgehoben werden, entstand und schwand im 19. Jahrhundert. An ihre Stelle trat das vom Vergessen, vom Verlorengehen bedrohte Objekt, das es zu „retten“ galt; die beständige Zunahme der Sachkultur wie auch der antiquierten Dinge überforderte dieses Aus- wahlmuster in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die wie auch immer zusammengetragenen materialstarken Sammlungen und deren oft verschleppte dokumentarische Erschließung verzögerten die Digitalisierung der Dokumentardaten um viele Jahre, sodass erst sehr spät Unzulänglichkeiten und Redundanzen der Museumssammlungen auffielen. 2022 führte Bayern für alle staatlich geförderten Museen die verpflichtende Sammlungsrevision ein: Die Museumsservicestellen der Bezirksverbände wurden personell aufgestockt und zur gutachtenden Behörde bestimmt, die unparteilich die Museumssammlungen anhand der Dokumentardaten sichtet und über den Verbleib der Dinge in der Sammlung entscheidet. Gesetzlich ist alle 30 Jahre eine Sammlungs- revision Pflicht, bei der für alle Musealien, die weniger als 90 Jahre alt und kein Teil einer klassifikatorischen Sammlung sind, eine Ausson- derungsquote von 66 5 erfüllt werden muss. Diese Neuerung führte zu erdbebenartigen Verwerfungen im bayerischen Museumswesen mit „schlanken“ Museen zur staatlichen Förderung und vereinsgetragenen, auf staatliche Gelder verzichtenden Museen, die umfangreiche Bestände aus verschiedenen Sammlungen zusammengeführt hatten; etliche private Spezialmuseen traten die Flucht nach Österreich oder Baden-Württemberg an, wo die zuständigen Ministerien in eiligen Pressekonferenzen beteuert hatten, diesen „kulturellen Kahlschlag“ keinesfalls nachahmen zu wollen. Das bayerische Modell kopierte Ostfriesland 2023; es wurde 2029 auf ganz Niedersachsen ausgedehnt.

THEMA DAS MUSEUM IN 25 JAHREN 41 Neue Museologie, Soziomuseologie und der kommerzieller Unternehmen, andererseits durch Versuche von „neue Separatismus“ Kleingruppen aus dem akademischen Prekariat, Wahrnehmung ihrer Kompetenzen durch (zunächst unentgeltliche) Angebote aufzubauen Das Ideal neumuseologischer Museumsarbeit zeigte sich im Eco- und dann zu Geschäftsmodellen fortzuentwickeln, darunter auch musée, einem sich anti-hochkulturell, anti-bourgeois, als Gegen- informatorische Applikationen für staatliche Museen. entwurf zu herkömmlichen Museen gerierenden Museumstyp. Eine Inzwischen sind diese einander widerstreitenden Entwicklungs- kritische Selbstanalyse in Frankreich bescheinigte diesem Konzept stränge im Museumswesen längst Geschichte. Ein Schlusspunkt im Jahr 2000, entweder unerfüllbar oder banal zu sein. Die jüngere dieser Entwicklungen ergab sich als Nebeneffekt vom Auseinander- Schwester, die lateinamerikanische Sociomuseologia, schrieb brechen des Vereinigten Königreichs: Die vier souveränen Nach- die Grundidee fort, mit der – statisch resident gedachten – lokalen folgestaaten beendeten die alten britischen Integrationsprogramme Bevölkerung und nur im Rahmen von deren Interessen zu arbeiten; des Audience Development, stattdessen entdeckten sie die Museen allerdings fokussierte sie sozial Benachteiligte und deren kulturelle wieder als staatstragende Institutionen zur Festigung von Irish- und politische Bildung, gewann dadurch eine sozialpädagogische ness, Scottishness usw. Auf dem Kontinent erregte ein verwandtes Professionalität, die Spezifika der Museumsarbeit bestenfalls als Projekt 2025 großes Aufsehen: Das Haus der deutschbelgischen eine der zur Verfügung stehenden Lehr-Lern-Methoden anschaute. Geschichte in Eupen erhielt den Council of Europe Museum Prize für Umgekehrt genossen die Soziomuseen einige europäische Auf- die neue Dauerausstellung Deutschbelgisch Sein, in der Vielfalt merksamkeit, soweit die Inklusion von Menschen mit Beeinträchti- leben. gungen Thema war; diese Brücke zwischen den Kontinenten schwand Das absolute Ende der Inklusionsdebatte und der vielfältigen aber in den 2020er-Jahren mit zunehmender Perfektion individuell sozialpädagogischen Ansätze setzte die Innovation von Adapting anpassbarer, automatischer Dolmetsch-Applikationen für visuelle Data: Seitdem auch die Ausstellungsinformationen als vom kultu- und auditive Texte in verschiedene Sprachniveaus, in Gebärden- rellen Zeichensystem unabhängige Sememe gespeichert und zum sprache einer Kunstfigur, laufende Brailleschrift oder als Hörtext– individuellen Abruf bereitgestellt werden und entsprechend leis- zugleich das Ende von speziellen Angeboten für körperlich, geistig tungsfähige mobile Kommunikationstechnologie – zumindest in oder emotional Beeinträchtigte. Mitteleuropa – für jede, jeden erschwinglich ist, haben sich für be- Die Partizipationswelle im „Museum 2.0“ der 2010er-Jahre besitzt stimmte Beeinträchtigungsarten ausgearbeitete, konfektionierte große Verwandtschaft mit den Idealen der Neuen Museologie: Nicht Ausstellungsinformationen erübrigt. mehr territorial gedacht oder schichtbezogen, sondern für „alle“ Die Kehrseite von Adapting Data gewann ihre Dynamik insbeson- im virtuellen Raum geöffnet, dachte sie ebenfalls an eine egalitäre dere aus den separatistischen Bestrebungen islamischer Kultur- Plattform ohne Zulassungsbeschränkung, übersah dabei die gruppen in vielen europäischen Staaten, die mit der Verpflichtung negativen Erfahrungen der (älteren) Neuen Museologie und der (zeit- ihrer Anhängerinnen und Anhänger, entsprechende Applikationen gleichen) Web-2.0-Aktionen. Öffnung „für alle“ war nicht gleichbe- zu nutzen, durchsetzten, dass alle gruppenexternen Medien für die deutend mit der Teilnahme „von allen“; stattdessen brachte sich eine Wahrnehmung durch die Gruppenmitglieder den gruppeninternen vergleichsweise kleine Gruppe unklarer Charakteristik ein, deren Überzeugungen angepasst werden. Trotz großzügiger finanzieller Mitteilungs- und Deutungswille sehr an Museums- und Geschichts- Förderung durch mehrere politische Stiftungen haben bislang vereine des 19. Jahrhunderts erinnerte, ohne dass sie einen Konsens Experimente mit Hochleistungs-Störsendern an historischen Orten pflegten, was verpflichtende Aufgaben, was die Prioritäten wären. der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft noch keine durchgrei- Die sogenannten Social Media wurden in den 2010er-Jahren massiv fenden Erfolge bei der unbeeinflussten Verbreitung demokratischer unterwandert, einerseits durch verdeckte Selbstdarstellungen Ausstellungsinhalte gebracht.

THEMA DAS MUSEUM IN 25 JAHREN 43 Ergebnisorientierung, Privatisierung Arbeit in Form von Zeitspenden erledigen, werden solche öffent- verfestigte sich in den 2010er-Jahren dadurch, dass die staatliche die sie häufig nach dem Kapitalbedarf und nicht nach Zweckmäßig- lichen Leistungen wieder erschwinglich; anders als die Soziomuseo- Hochschulfinanzierung die Zahl der Studierenden zum Hauptmaß- keit bedienen; die Konkurrenz zweier Prekariate entscheidet sich Eine eher zufällig entstandene, vierte „Museumsrevolution“ hat ihre logie erfahren die kommunalen „Mitmachmuseen“ in Europa ihre stab erhob. Das Interesse vieler Studieninteressierter an Museums- oftmals durch höhere Selbstausbeutungsbereitschaft zugunsten Wurzeln in den 1990er-Jahren. Die flächendeckende Durchsetzung spezifische Dynamik aus der umgekehrten Alterspyramide der Be- arbeit lenkte die Lehr-Universitäten dahin, museumsorientierte künstlerischer Projekte. betriebswirtschaftlicher Konzepte in den öffentlichen Verwaltungen völkerung in den Industrieländern: Die Betätigungsbereitschaft Studienprofile aufzubauen und je nach Wettbewerbslage immer begann mit dem Ideal ergebnisorientierter Führung und erreichte rüstiger Seniorinnen und Senioren kanalisiert sich insbesondere auf wieder neu zuzuschneiden. Slow Vision: neue Askese neuer Publika ihre volle Schlagkraft mit der Einführung standardisierter Mess- Aktivitäten, die Inhalte des kommunikativen Gedächtnisses trans- Das oft nur verhaltene bis fehlende Interesse der Arbeitgeberin- werte für alle Produkte der öffentlichen Verwaltung in den 2010er- portieren, die intergenerational bewegen und zugleich vertraute nen und Arbeitgeber an immer wieder neuen Mixturen kulturbezoge- Bei so viel Novationen geriet in Vergessenheit, dass immer wieder Jahren. Über den Umfang der tatsächlich erreichten Effizienz- Verhaltensmuster bedienen – die Renaissance der Heimatmuseen, ner Studieninhalte, ferner deren Tendenz, breit gefächerte Erwar- das Ende der Museen vorhergesagt wurde: Nach dem vielzitierten steigerung muss hier nicht geurteilt werden, ebenso wenig über wenn auch mit jüngeren Sammlungsinhalten und neueren Themen tungshaltungen zu pflegen, aber immer knappere Entgelte zu Baumol’schen Gesetz mussten personalintensive, nicht automati- Qualitätsverluste durch opportunistische Verschiebungen des als zu deren erster Blütezeit im frühen 20. Jahrhundert. zahlen, provoziert viele junge Menschen mit Berufszielen in Kultur- sierbare Kulturbetriebe immer teurer und damit letztlich unfinan- Leistungsverhaltens oder durch den Kapitaleinsatz in den gewach- Daneben sind die forschungsarmen Naturmuseen zu nennen, einrichtungen dazu, Studienabschlüsse zu akkumulieren, wobei zierbar werden – bisher blieb sogar eine Schrumpfkur aus, obwohl senen Controlling-Aufwand anstatt in die Leistungen selbst. Fakt deren reger Publikumszuspruch und die entsprechend günstige die Absolvenzverbleibsstudien seit Jahren zwei differente Strate- der staatliche Kapitaleinsatz für die Museen kontinuierlich zurück- ist, dass die langjährige Bevorzugung der Maxime „Leistungen Kosten-Ergebnis-Bilanz eine deutliche Zunahme an Institutionen gien als ähnlich erfolgreich nebeneinanderstellen: die Verknüpfung ging. Die ubiquitär verfügbaren Multimediaanwendungen sollten kontrollieren, Kosten berechnen“ gegenüber ihrer Alternative „Leis- und Standorten möglich machte, insbesondere durch kreative von zwei Bachelor- oder von zwei Master-Abschlüssen. Diese die interaktionslosen Präsentationen statischer Dinge verdrängen – tungen erbringen, Kosten vermeiden“ zu einer deutlichen Konzentra- Standortkombinationen mit thematisch verwandten, familien- deutlich angewachsenen Hürden zum Berufseinstieg lassen sich doch gerade der Reiz des Stillstandes in einer hyperaktiven Welt tion des öffentlich-rechtlichen Museumswesens geführt hat, indem freundlichen Bildungs- oder Freizeiteinrichtungen. über Anrechnungen von Studienleistungen eines Studiengangs wurde neu entdeckt. Materielle Kultur sollte weitgehend ver- Einrichtungen außerhalb der tolerierten Korridore von Kennzahl- in folgenden, verwandten Studiengängen so weit optimieren, dass schwinden – doch entstanden neue Gegenstandsbereiche wie Werten durch konsequente Programmveränderung angepasst oder Die „jungen Eltern in der Museumsarbeit“: B.A. B.A. die Gesamtstudiendauer sich trotz solcher Doppel- und Dreifach- scheinbar individuelle Transportverpackungen für immer weiter aufgegeben wurden. und M.A. M.A. studien nur wenig verlängert. entwickelte Formen portabler Kommunikationstechnik; aller- Die Logik, die Kosten einer Kultureinrichtung zuerst mit der Zahl Der Qualifikationsstand des Museumspersonals verbreitert sich dings beschleunigten sich die Novationszyklen derart, dass viele der Einwohnenden, dann mit der Jahresbesuchszahl in Relation zu Zeitgenössisch völlig unterschätzt wurden die Auswirkungen der dadurch – ohne substanzielle Vertiefung, da die Vervielfältigung der Erscheinungsformen von Gegenständen nach kurzer Zeit nicht setzen, lenkte die meisten kostenträchtigen Museen jenseits der europaweiten Hochschulreformen der 2000er-Jahre: Neben Studienprofile mit Redundanzen und Allgemeinplätzen wie „Kultur- mehr erinnert werden. Metropolen und Ballungsräume zu ihrem Ende, weiter begünstigt der Digitalen Revolution verdient allein der neoliberale Umbau des marketing“ und „Projektmanagement“ erkauft wurde. Ergebnis Statt des Endes der Museen erwuchsen neue Nischen, weil mit durch die zwischenzeitlich vollzogene monetäre Bewertung aller tertiären Bildungssystems die Bezeichnung Revolution. Das ist eine deutliche Polarisierung des Museumswesens: Einerseits dem wissenschaftlichen Fortschritt und der Zunahme des ge- öffentlich-rechtlichen Museumssammlungen: Die in den 2000er- Museumswesen war dabei allerdings nur ein randständiges Opfer. personalintensive, große Museen, die sich bemühen, Kräfte aus den speicherten Wissens der allgemeine Wissens-Überblick in einer Jahren einsetzende Abwärtsentwicklung der Kapitalerträge und Eine dieser Umwälzungen galt der Neustrukturierung von Forschung Elite-Universitäten anzuziehen und mit der Wissenschaftsentwick- Gesell-schaft schrumpft. In Konsequenz rücken immer mehr entsprechende Verlagerung von ertragsorientierten Investitionsinte- durch die konzentrierte Finanzierung reiner Forschungsinstitute lung Schritt zu halten, andererseits Museen mit sehr begrenzten Wissensbestände, damit auch Interessen für einzelne Bereiche der ressen hatte nicht nur positive Auswirkungen auf den Kunstmarkt – von denen das Museumswesen nur punktuell in Form weniger Personalressourcen, die wesentliche Teile der Museumsarbeit als materiellen Kultur in Teilöffentlichkeiten ab. Hier zeigen sich von als Ganzen, sondern vergrößerte auch den Kreis der institutionellen Naturmuseen profitiert – und die wettbewerbliche Vergabe projekt- befristete Projekte insbesondere mit preiswerten Berufsanfänger- Fall zu Fall markant steigende Interessen, auch Mitwirkungsbereit- Anleger in Kunst. Dadurch wuchs der Druck insbesondere auf gebundener Forschungsförderung. Über 30 Jahre dieses Glaubens innen und -anfängern durchführen oder die viele Aufgaben über schaften, die den sozial stark eingeschränkten Radius wettmachen Kommunen mit belasteten Haushalten und rechnerisch unwirt- an das Ideal der „unsichtbaren Hand des Marktes“ ließen Grundla- Zeitspenden-Personal abdecken, für das Personen mit einem können. Andererseits provozierte diese Fragmentierung die schaftlichen Kunstmuseen, Kaufangeboten für ganze Museums- genforschung, langfristige Forschungsausrichtungen und dauerhaft Aktionsbedarf im „dritten Lebensabschnitt“ neue, teils auch durch Konvergenz mancher traditionsreicher Institute, wie sie sich schon sammlungen nachzugeben. neben einer Hauptaufgabe „mitlaufende“ Forschungen zu Wissen- späte Hochschulstudien unterfütterte Reservoirs bilden. zur Jahrtausendwende in der Fusion kommunaler Archive mit den Das Ergebnis ist bekannt: Mit der Initialzündung durch die Eröff- schaftsgeschichte werden; inzwischen haben die letzten Beteiligten Als Alternative kennen beide Pole des Museumswesens die Um- einschlägigen lokalen Museen zum Institut für Stadtgeschichte nung vom Deutsche Bank Art House in London 2021 und die Über- solcher – auch in Museen beheimateten – Forschungsaktivitäten widmung einzelner Aufgaben als künstlerische Ausdrucksformen. abzeichnete und wie sie inzwischen auch etliche der existenz- nahme der S. R. Guggenheim Foundation durch die chinesische Bank das Berufsleben beendet, ohne dass ihre Aufgaben nachfolgenden Vorbilder finden sich seit den 1960er-Jahren als Projekte bildender bedrohten mittelstädtischen Kunstmuseen durch den Bedeutungs- ICBC im selben Jahr setzte der Run der Banken, Versicherungen und Generationen übertragen worden wären. Kunst, die die Museumsarbeit als neuen Gegenstand ästhetischer zuwachs der Kunstvermittlung in die Mutation zur populären Weiter- Pensionskassen auf disponible Kunstsammlungen und auf attraktive Stattdessen haben die leistungsstarken Museen den Anschluss Gestaltung entdeckten; im ausgehenden 20. Jahrhundert nahmen bildungs- oder Jugendbildungseinrichtung geführt hat. Standorte an den zentralen Orten des Kapitalmarkts ein, ebenda an die Universitätsinstitute geschafft, indem sie erfolgreich mit sowohl Museumsverantwortliche als auch Fachleute in der Umprofi- Den einzigen Hoffnungsschimmer auf einen Querschnitt der ergänzt durch aggressiv um Aufmerksamkeit heischende Ausstel- diesen Instituten um dieselben Projektförderungen konkurrieren in lierung von Kunsthochschul-Studiengängen diese künstlerische Gesellschaft im Museumspublikum bietet heutzutage eine junge, lungshallen von Kunst-Investitionsfonds. Mehrere renommierte stromlinienförmig auf Fördermoden zugeschnittenen Projekten, Ausdrucksform wieder auf als Dienstleistungsangebot für Museen in ihrer Langfristigkeit noch nicht einzuschätzende Bewegung: privatrechtliche Kunstmuseen sind dieser Standortkonzentration die entweder erratisch für sich stehen oder immer wieder neu auf- und Ausstellungshäuser. Die elitär ausgerichteten leistungsstarken Der unter „Slow Vision“ zusammengefasste neue Konservativismus rasch gefolgt, sodass heute hochrangige Kunstmuseen nur gestellt werden, um neuen Förderprogrammen zu entsprechen; Museen greifen hier zu, um in ihr Programm überraschende Ange- einer äußerst sparsamen Mediennutzung und einer konzentrierten auf zwei Standorttypen vertreten sind: Entweder als traditionsrei- beide Verfahren zeitigen mangels stringenter Ziele kaum Erkennt- bote und zugkräftige Namen bekannter Künstlerinnen und Künstler Auskostung bewusst beschränkter Sinnesreize hat bereits die che Sammlung alter Kunst an touristischen Brennpunkten wie nisgewinne. zu integrieren, die ressourcenschwachen Museen sehen diese konventionellen Museumsausstellungen, insbesondere aber die dem Kunsthistorischen Museum Wien oder aber als kunstmarktorien Noch weiter hat sich das tertiäre Bildungssystem verändert, gab Auswahlmöglichkeit als beliebige Alternative künstlerischer oder mit Wochen Vorlauf geplante, individuelle Sichtung von Magazin- tierte Sammlung von Impressionismus bis zu arrivierter Gegen- es doch bis in das frühe 21. Jahrhundert ein binär aufgestelltes wissenschaftlicher Begründung z. B. von Ausstellungskonzepten, beständen als Mittel zum Zweck erkannt. ■ wartskunst an den (touristisch noch wachsenden) Angelpunkten der Hochschulwesen mit strikter Ausrichtung auf Berufspraxis einer- Kapitalmärkte wie London, Luxemburg und Frankfurt am Main. seits, einer Orientierung an Forschung und Lehre, Lernen durch 1 Im Schatten dieser dramatischen Verschiebungen entwickelten Lehren andererseits. Die 2028 in den mitteleuropäischen Staaten Mensch, Peter; MARKUS WALZ sich mehrere entgegengesetzte Trends, sodass das Museumswesen begonnene Neustrukturierung des Hochschulwesens setzte hier Meijer-van Mensch, Léontine: New trends Markus Walz. Volkskundler (Universität Bonn, Promotion) rein quantitativ wie auch in der regionalen Verteilung ähnlich aufge- neue Landmarken mit strikt berufspraktisch ausgerichteten in museology. Celje mit geschichtswissenschaftlichem Promotionsstudium stellt ist wie vor 25 Jahren. An erster Stelle macht sich die Renais- Akademien, berufsqualifizierend oder weiterbildend und zugleich 2011, S. 13. (Universität Osnabrück). Wissenschaftlicher Volontär im sance der Museums- und Forschungswerkstätten bemerkbar: Was nachfrageorientiert ausgerichteten Lehr-Universitäten und den Landesmuseum Koblenz, Festung Ehrenbreitstein; Fach- referent für Volkskunde / Gebietsreferent für Ostwestfalen in den 1960er-Jahren als politisch motiviertes, der etablierten Fach- forschungsorientierten Elite-Universitäten. und Lippe im LWL-Museumsamt für Westfalen, Münster; wissenschaft misstrauisch gegenüberstehendes „Graswurzelpro- Diese dreigeteilte Struktur führte zu einer Blütezeit der Museo- aktuell: Professor für Theoretische und Historische jekt“ galt, erhielt mit dem Ökonomismus der öffentlichen Hände logie, wenn auch ganz anders, als um die Jahrtausendwende erhofft Museologie an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig, Fakultät Medien. eine kalkulatorische Begründung: Wenn Menschen die anfallende wurde: Die neoliberale Interpretation der Freiheit des Studiums

44 THEMA DAS MUSEUM IN 25 JAHREN THEMA DAS MUSEUM IN 25 JAHREN 45 SONDERAUSSTELLUNG SALZBURG MUSEUM SPI ELZEUG M USEUM

Der Heilige Nikolaus Geheimnisvolles, Erdichtetes und Wahres 16. Oktober 2014 bis VOLL HOLZ! 11. Januar 2015

VOM BAUM ZUM SPIELZEUG Jahressponsoren: Hauptsponsoren:

Hand in Hand Stiftung Fürstl. Kommer- zienrat Guido Feger Valüna Stiftung Oerlikon Balzers Coating AG Propter Homines, Vaduz Di– So 9 – 17 Uhr Gedächtnisstiftung Peter Tel.: +43-662-62 08 08-300 Kaiser (1793-1864), Vaduz E-Mail: [email protected] 13. 9. 2014 – 13. 9. 2015 www.spielzeugmuseum.at Bürgerspitalgasse 2 | 5020 Salzburg Archäologiemuseum Schloss Eggenberg

Universalmuseum Joanneum Knochen-Code Körper erzählen vom Krieg

16. 05. –31. 10. 2014 Eggenberger Allee 90, 8020 Graz, Mi – So 10 – 17 Uhr www.museum-joanneum.at Anton Kehrer, Blick auf die Donau mit Urfahr und Linz AN DER DONAU Flussgeschichten einer Stadt noch bis 26.10.2014 . 2009, Courtesy Künstler Foto: Ludwig Boltzmann Institut für Klinisch-Forensische Bildgebung Klinisch-Forensische Boltzmann Institut für Ludwig Foto: Eric Fischl, Swimming Lovers , 1984; © Courtesy des Künstlers und Jablonka Galerie, Köln

Museum im Pa- lais

Universalmuseum Joanneum Die Steiermark und der „Große Krieg“ REINES WASSER 28. 06.2014 – 05.07.2015 Eine Kooperation mit der Karl-Franzens-Universität Graz Die kostbarste Ressource der Welt Sackstraße 16, 8010 Graz, Mi – So 10 – 17 Uhr www.museum-joanneum.at 3.10.2014–15.2.2015 Der aus Wildalpen stammende Steirer Franz Schnehsl mit zwei von ihm geretteten Südtiroler Kindern an der italienischen Front. Leihgabe von MMag. art. Dr. Rainer Beck, Graz Rainer Dr. art. MMag. von Leihgabe italienischen Front. Kindern an der Südtiroler ihm geretteten von Schnehsl mit zwei Franz stammende Steirer Wildalpen aus Der Blick in die Mündung der 38-cm-Haubitze M.1916

Fotografie: HGM/MHI 2014

ZUR NEUAUFSTELLUNG DER PRÄSENTATION DER GESCHICHTE

DES ERSTEN WELTKRIEGES IM HEERESGESCHICHTLICHEN

MUSEUM / MILITÄRHISTORISCHEN INSTITUT WIEN

erade hinsichtlich der Gewichtung von Texten, audiovisuellem Material sowie originalen Arte- fakten sollten und können Museen weder den klassischen Ge- schichtsunterricht noch eine umfassende historische Publikation ersetzen. Ausstellungen wirken somit folgerichtig – insbesondere durch die spezielle Vermittlung des Gezeigten – eigentlich nur unterstützend dabei, die Historie, so erschreckend sie sich gerade IM ANGESICHT DES TODES… im Fall des Ersten Weltkrieges darstellt, den Besuchern ein Stück- Gchen näher zu bringen und diese somit letztendlich auch für uns heute etwas begreifbarer zu machen. So mag auch der Blick in ein Geschützrohr den Besuchern zwar nur noch vage das tatsächliche Ausmaß der verheerenden Wirkung der Waffen von einst freigeben. Allein dieser unmittelbare Ein- oder vielmehr Ausblick vermittelt augenscheinlich den scheinbar unab- dingbaren Wunsch der seinerzeit kriegsführenden Mächte, dem

50 SCHAUPLÄTZE Heeresgeschichtliches Museum/ tgl 9 bis 17 Uhr +43 1 79561-0 Militärhistorisches Institut [email protected] Arsenal, Objekt 1, 1030 Wien 6 €, 4 € ermäßigt www.hgm.at

Die Rampenvitrinen vermitteln den von einer allgemein vorherrschen- den Kriegsbegeisterung getragenen Ausmarsch der k.u.k. Armee an die Front

Fotografie: HGM/MHI 2014

1 2 Gegner stets noch höhere Verluste an Mensch, Tier der ernüchternden und letztlich katastrophalen den Jahren 1914–1918 gewidmeten Räumlichkeiten Mit allein rund 480 Allein durch die und Material beifügen zu wollen – mit allen entspre- Bilanz des Ersten Weltkriegs mit rund 9,5 Millionen im Gedächtnisjahr 2014. Museumsexponaten Erdbewegung von unterstützt das rund 1.900 m3 Erde chenden Konsequenzen. gefallenen Soldaten und insgesamt weltweit rund Umfangreiche bauliche Maßnahmen waren not- Heeresgeschichtliche wurde die Neugestal- Gerade der Tod sollte in den Kriegsjahren 1914 bis 20 Millionen Todesopfern gegenübergestellt. wendig, um sämtliche beabsichtigte, dem wissen- Museum/Militärhisto- tung zum größten 1918 ein mitunter unsichtbarer, dennoch stets prä- Der gemeinhin als Urkatastrophe des 20. Jahr- schaftlich Konzept zugrunde liegende, gestalterische risches Institut im Bauprojekt des HGM/ heurigen Jahr als Leih- MHI seit seiner 2 senter Begleiter sein, sowohl für die ins Feld ab- hunderts bewertete Konflikt ist in vielerlei Hinsicht Maßnahmen tatsächlich umsetzen zu können. geber museale Projekte Wiedereröffnung nach rückenden Soldaten als auch für die in der Heimat von entscheidender Bedeutung für die historische Neben einer rein räumlichen Erweiterung stand insbe- im In- und Ausland dem Zweiten Zurückgebliebenen. Bei der nunmehr neugestal- Weiterentwicklung Europas – viele mit dem Kriegs- sondere die Schaffung eines erstmals im Haus umzu- – insbesondere die Weltkrieg Kooperationsprojekte teten Präsentation wurde demnach auch bewusst ende 1918 verbundenen politischen Entscheidungen setzenden regelrechten „historischen“ Rundgangs für auf der Schallaburg, in zu Beginn der Tod von Erzherzog Franz Ferdinand haben bis heute ihre entsprechenden Auswirkungen die Besucher im Vordergrund der Planungen. Melk sowie auf Schloss von Österreich d’Este und seiner Gemahlin Sophie auf die Gegenwart. Umso verständlicher war und ist Durch gezielte Umstrukturierungen und Effizienz- Artstetten von Hohenberg im Sarajevo 1914 – als vermeintlich daher die sowohl im nationalen als auch im internatio- steigerungen gelang es, ein wenig abseits der medien- zwingender Auslöser des späteren Völkerringens – nalen Kontext äußerst rege „Erinnerungsaktivität“ beobachteten Kulturszene, auch hinreichende in Form von Kongressen, Sonderveranstaltungen und finanzielle Rücklagen zu schaffen, sodass letztlich Ausstellungen anlässlich des Ausbruchs des Ersten drei Viertel der mit insgesamt 3,9 Millionen zu Buche Weltkrieges.1 schlagenden Gesamtkosten für die Neugestaltung Neue wissenschaftliche Erkenntnisse, wichtige durch das Museum selbst getragen werden konnten. Sammlungszugänge und nicht zuletzt notwendig Mit exakt 1.977 Objekten auf rund 1.400 m2 zählt erscheinende, an sich stets zu verbessernde konser- die neue Schau sicherlich zu der größten und umfas- vatorische Bedingungen führten im Heeresgeschicht- sendsten Ausstellung zum Geschehen des Ersten lichen Museum jedoch bereits seit dem Jahr 2010 zu Weltkrieges in Europa. Die Grobgliederung der Aus- einer intensiveren Beschäftigung mit der Thematik in stellung wurde in einer chronologischen Art und Weise Hinblick auf eine anzustrebende Neugestaltung der angestrebt, wobei die militärhistorische Entwicklung

52 SCHAUPLÄTZE SCHAUPLÄTZE 53 Österreich-Ungarns in den Kriegsjahren von 1914 bis 1918 stets im Vordergrund stehen sollte. Nachdem der Konflikt jedoch geradezu zwangsläufig an meh- reren Fronten parallel ausgetragen wurde und sich gleichfalls über mehrere Jahre hinzog, wurden, um entsprechende Wieder- holungen und Gleichförmigkeiten zu vermeiden, geografische Schwerpunkte innerhalb der Kriegsjahre selbst gebildet – beispielsweise die Geschehnisse an der Ost- und Südfront im Jahr 1914 bzw. der Kampf in Eis und Schnee an der Südwest- Italienfront 1917. Neben dieser rein chronologischen (Kriegs-)Darstellung soll- ten jedoch gleichzeitig durch konkrete Querschnittsthemen (u. a. Besatzungspolitik/Militärjustiz, Schicksal von Flüchtlingen und Kriegsgefangenen, Frauen im Krieg etc.) das Leben und vor allem die durch den Krieg hervorgebrachte Not der zivilen Be- völkerung in den besetzten Gebieten und in der Heimat in den Fokus gerückt werden. Hinsichtlich der didaktischen und musealen Aufbereitung der Neugestaltung stand eine „Nutzungsdauer“ von zumindest 15 Jahren im Vordergrund. Da es sich somit um keine temporäre, sondern vielmehr um einen Teil der ständigen Ausstellung des Museums handelt, ergab sich die Notwendigkeit, eine „zeitlose“ Präsentation zu schaffen, die keinen unmittelbaren und kurzzei- tigen „Trends“ folgt. Das Originalobjekt mit der ihm innewohnenden Aura sollte keinesfalls spektakulären „didaktischen“ Installationen unterge- ordnet werden. Die mit den Kriegsereignissen verbundene Emotionalisierung sollte daher nicht durch intensive Geräusch-, Geruchs- bzw. Lichtinstallationen erzeugt werden, die erfah-

Der Prototyp des Schul- und Auflärungsflugzeu- ges Albatros B-II schwebt unmittelbar über dem Ausstellungsbereich, der dem Kampf um die Vor- herrschaft in der dritten Dimension gewidmet ist

Fotografie: HGM/MHI 2014

54 SCHAUPLÄTZE SCHAUPLÄTZE 55 rungsgemäß schnell veralten und somit überholt wirken können, sondern durch die Auswahl und Authentizität der Objekte selbst. So wirkt der Nachbau eines Schützengrabens der Isonzo-Front demnach auch weniger „emotionalisierend“ als angesichts der von den Soldaten im vierjährigen, blutigen Grabenkampf eingesetzten Waffen, Gasmasken und Stahlhelmen vielmehr „ernüchternd“. „Kriege gehören ins Museum“, lautet seit nunmehr acht Jahren das selbstgewählte Motto des Heeresgeschichtlichen Museums in Wien – ein vermeintlich „frommer“ Wunsch, der jedoch angesichts der aktuellen Krisenentwicklungen vielleicht gerade nach Besichti- gung der neuen Ausstellungsräumlichkeiten zum Ersten Weltkrieg ein wenig zum Nachdenken anregen sollte.

Christoph Hatschek , stv. Direktor, Heeresgeschichtliches Museum / Militärhistorisches Institut, Wien

Die militärischen Dimen- sionen des Krieges stehen unmittelbar im Mittel- punkt der Ausstellungs- gestaltung, die neue, tiefe Einblicke gewährt, u. a. in die Mündung einer 38-cm-Haubitze M.1916

Fotografie: HGM/MHI 2014

56 SCHAUPLÄTZE SCHAUPLÄTZE 57 Der Erste Welt- krieg und das Ende der er in den letzten Monaten die österreichischen und internationalen Medien verfolgt hat, weiß, dass der Erste Weltkrieg endgültig im historischen Bewusstsein angekommen ist und eine Pluralisierung der Historiografie statt- W gefunden hat. Dementsprechend groß ist die Zahl von Ausstellungen zu den unterschiedlichsten Aspekten des Krieges, die Liste der neuen Publikationen zu diesem Habsburger- Thema ist kaum mehr zu überblicken. Die von der Schloß Schönbrunn Kulturund Betriebsgesellschaft in Auftrag gegebene virtuelle Ausstellung „Der Erste Weltkrieg und das Ende der Habsburgermonarchie“ ww1.habsburger.net schließt hier an und zeigt die Zeit aus vielfältigen Perspektiven. Dazu gehören die Vorgeschichte des Krieges, das Kriegsgeschehen selbst und vor allem auch der Alltag und das Leben während des Krieges sowie das Ende der Monarchie und der Übergang zur Ersten Republik. Dabei werden die Zeitumstände aus der Perspektive der monarchie Herrschenden und politisch Mächtigen ebenso dargestellt wie die Erlebnisse und Erfah- rungen der „einfachen Leute“. Die Ausstellung zeigt große Politik und privates Schicksal, Militär und Zivilgesellschaft, österreichische und ausländische Sichtweisen aus teils ambi- valenten und widersprüchlichen Blickwinkeln. Geografisch konzentriert sich die Schau auf das Territorium der ehemaligen Habsburgermonarchie und insbesondere auf das Gebiet des heutigen Österreich. Anhand von weit über 700 Seiten Text und an die 1.600 Text-, Bild-, Ton- und Filmquellen werden Themen wie Soldatenalltag an der Front, Ernährungsprobleme, Kriegsbeschädigte, Im Gedenkjahr 2014 stellt die Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsgesellschaft eine virtuelle Ausstellung ins Netz Medizin, Propaganda, Wirtschaftsentwicklung, Nationalismus, Feldpost, Friedensbewe-

Screenshot Erinnerun- Der Erste Weltkrieg und das Ende Schloß Schönbrunn Kultur- und BetriebsgmbH Technisches Museum Wien, Österreichische gen, Landkarte, Perso- der Habsburgermonarchie mit Unterstützung von Filmarchiv , Wien- Nationalbibliothek sowie 41 Privatpersonen, die nen, Zeitbild Fotografie: SKD Virtuelle Ausstellung bibliothek im Rathaus, Wien Museum, Universi- ca. 100 Erinnerungsstücke aus Familienbesitz zur ww1.habsburger.net tät Wien, Heeresgeschichtliches Museum/Militär- Verfügung gestellt haben 65 Themen, 540 Kapitel, 1.600 Abbildungen historisches Institut, Österreichische Mediathek,

58 SCHAUPLÄTZE SCHAUPLÄTZE 59 1 gung, Sexualität und Gewalt und vieles mehr veran- Darstellung der Suchergebnisse ergänzt. Bei dieser Kriegsspiel, 1914 schaulicht. Schwerpunkte bilden dabei lebensge- Recherche wird nicht nur das Vorkommen der jewei- Fotografie: SKB schichtliche Dokumente (Briefe, Tagebücher und ligen Begriffe in den Seiten bzw. Kapiteln eruiert, 2 Memoiren) sowie bildliche Quellen (Zeichnungen, sondern es wird auch nach themennahen Begriffen Eingang in die Unter- Fotos, Landkarten), Filme (Dokumentar- und Propa- (nachrangig) gesucht. So können User/innen ganz stände am Gipfel des gandafilme) und Tondokumente (Ansprachen gezielt in die Schau einsteigen. Die grafische Dar- Ortlers Fotografie: dform und Musik). Immer wieder wird eine geschlechter- stellung des Suchergebnisses zeigt durch Nähe und geschichtliche Perspektive eingenommen, die zeigt, Ferne an, welche sonstigen Themen bzw. Begriffe 3 dass Männer und Frauen im Krieg meist recht unter- an den zentralen Knoten eines Themas hängen. Schweres Geschütz mit Riesenlafette der italieni- schiedliche Erfahrungen machten. Die Ausstellung wendet sich an ein breites schen Armee, 1917 In der virtuellen Ausstellung ww1.habsburger.net nationales und internationales Publikum: Schüler/ Fotografie: dform finden sich auch die Ergebnisse eines medialen innen sowie Studierende können im Rahmen ihres 4 Sammelaufrufs, der sehr persönliche Objekte, Texte Unterrichts bzw. Studiums die Ausstellung durch- Postkarte la brutta und Bilder zugänglich gemacht hat – vieles davon lag suchen, werden eine Fülle an nützlichen Informa- triplice 1 2 bisher in Schubladen oder auf Dachböden und wurde tionen, Bildern und Filmen sowie spannende Fotografie: Privatbesitz für die Ausstellung gehoben. Auch teilweise unveröf- Geschichte/n entdecken. Allgemein an Geschichte 5 fentlichte Quellenmaterialien der „Dokumentation interessierte Personen lernen den Ersten Weltkrieg Österr.-Ung. Truppen in lebensgeschichtlicher Aufzeichnungen“, der „Samm- und das Ende der Habsburgermonarchie aus einer bester Unterhaltung mit ihren russischen Kriegsge- lung Frauennachlässe“ (beide Universität Wien) und weiten Perspektive – Krieg und Kriegsgeschehen, fangenen, Foto, 1915 aus Privatbesitz wurden visualisiert. So sind schein- aber auch Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur Fotografie: dform bar unbedeutende Objekte wie Kriegspostkarten oder – kennen. Durch die englische Sprachversion wird 6 ein „Gold gab ich für Eisen“-Ring in die Schau gekom- zudem ein internationales Publikum angesprochen, Messe im Schützengra- men, die vor allem etwas über den Alltag während das sich für die Geschichte des Ersten Weltkrieges ben, Feldpostkarte 1916 des Krieges aussagen. oder für die Geschichte der Habsburgermonarchie Fotografie: A. E. Koller, SKB

In einem Schülerwettbewerb im Wintersemester und die Entstehung Österreichs interessiert. Ebenso 7 2014/15 können Klassen (mit den Lehrerinnen und soll die Website eine Plattform für Personen bieten, Soldaten durchsuchen Lehrern) eigene Projekte zum Ersten Weltkrieg die sich auf eine Reise nach Österreich vorbereiten ihre Uniformen nach Kleiderläusen einreichen. In Form des forschenden Lernens sollen oder – durch eine solche angeregt – ihr Wissen über Fotografie: dform die erstellten Arbeiten an Orte, Regionen, Personen, die historischen Zusammenhänge im Nachhinein Ereignisse und Erinnerungen im Zusammenhang vertiefen möchten. Wie schon bei der vielfach 8 Erzherzogin Maria mit dem Ersten Weltkrieg anknüpfen. Ein Bezug zur prämierten Vorgängerausstellung „Die Welt der Theresia als Kranken- 3 4 Gegenwart und dem schulischen bzw. persönlichen Habsburger“ (www.habsburger.net) wurden die Texte schwester Umfeld der Schülerinnen und Schüler ist dabei her- von einem jungen und sehr ambitionierten Team an Fotografie: SKB zustellen. Die drei besten Projekte werden von einer Autorinnen und Autoren sowie arrivierten Fachleuten Jury ausgewählt und mit Geldpreisen prämiert. zum Ersten Weltkrieg unter der Leitung von Univ.- Die virtuelle Schau auf ww1.habsburger.net Prof. Dr. Franz X. Eder, Institut für Wirtschafts- und unterscheidet sich in mehrerlei Hinsicht von anderen Sozialgeschichte, Universität Wien, verfasst. Ausstellungen und Publikationen: Sie ist im Internet Mit Design, Entwicklung und Programmierung der frei und zeitlich unbegrenzt abrufbar. Alle Texte – digitalen Ausstellung wurden „dform Büro für Design“ mit Ausnahme der Transkriptionen von Tagebüchern – Christoph Höbart und Andreas Pawlik – sowie Julian und Briefen – wurden ins Englische übersetzt und Roedelius von „r-g.io“ beauftragt. sind so einem nationalen wie auch internationalen Träger der Online-Ausstellung ist, wie bereits bei Interessentenkreis zugänglich – und das auch weit der „Welt der Habsburger“, die Schloß Schönbrunn über die Gedenk- und Erinnerungsjahre 2014 bis Kultur- und Betriebsges.m.b.H. unter der Leitung v 2018 hinaus. Anders als in traditionellen Medien on Dr. Franz Sattlecker. „Das Ende der Donaumonar- erlaubt diese Ausstellung eine mehrdimensionale chie und der Erste Weltkrieg sind untrennbar und multimediale Annährung an die Thematik. Man miteinander verbunden. Wir sehen es als unsere Ver- 5 6 kann sich den Inhalten, Objekten und Medien über antwortung, nicht nur das bauliche Erbe der Habs- mehrere Einstiegsebenen nähern: Zeitbild, Zeitreise, burger zu bewahren, sondern auch über das Ende der Landkarte, Erinnerungen, eine Mediathek und der Dynastie und ihre Rolle im Weltkrieg zu berichten. reguläre Textmodus bieten unterschiedlichste Zu- Vor allem aber möchten wir aufzeigen, was die gänge zu Personen, Orten, Ereignissen, Aspekten Schrecken des Krieges und die drastischen gesell- oder Entwicklungen. Hat man eine interessante Story schaftlichen Veränderungen für die Menschen in oder ein Kapitel samt „Ausstellungstücken“ gefunden, Österreich bedeutet haben“, erklärt Sattlecker. ■ wird man auf weiterführende Objekte und Themen verwiesen oder man kann sich intuitiv durch die um- Franz X. Eder fassende Website leiten lassen. Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte, In einem nächsten Schritt wird die Ausstellung Universität Wien noch um eine semantische Suche und grafische

60 SCHAUPLÄTZE

7 8 GESCHICHTSAUFARBEITUNG ALS AUSSTELLUNG: DAS HAUS DER NATUR 1924–1976 – DIE ÄRA TRATZ

Das Salzburger „Haus der Natur“ wurde heuer 90 Jahre alt. Mit umfang- reichen Sammlungen, einer laufend bespielten Ausstellungsfläche von über 7.000 m² und jährlich mehr als 300.000 Besuchern ist es heute eines der großen naturkundlichen Museen im deutschsprachigen Raum. Das kann man durchaus als eine Erfolgsgeschichte bezeichnen und wäre wohl Grund genug, um den 90. Geburtstag zu feiern. Das Jubiläum wurde jedoch be- wusst anders begangen: Es wurde als ein passender Anlass für eine Schwer- punktausstellung und weitere Veranstaltungen zur Geschichte des Museums gesehen.

as Desiderat einer Aufarbeitung der geschichtlichen Ereignisse rund um das „Haus der Natur“ besteht spätestens seit den frühen 1990er-Jahren, als die Aktivitäten von Eduard Paul Tratz, dem Gründer des Museums, während der NS-Zeit erstmals Gegenstand einer kritischen Berichterstattung in Medien und wissenschaftlichen Publikationen wurden. Es dauerte aber noch mehr als ein D Jahrzehnt, ehe 2007 im Salzburger Gemeinderat von der Salzburger Bürgerliste der Antrag eingebracht wurde, Eduard Paul Tratz angesichts der Rolle, welche dieser im Dritten Reich gespielt habe, die 1963 verliehene Ehrenbürgerschaft der Stadt Salzburg abzuer- kennen. Aus diesem Gemeinderatsantrag resultierte die Beauftragung des Historikers Robert Hoffmann. Er erstellte ein wissenschaftliches Gutachten zur Rolle von Tratz während des Dritten Reichs1, welches in weiterer Folge unter neuer Museumsleitung den konkreten Anstoß für das aktuelle Projekt einer umfassenden kritischen Aufarbeitung der Geschichte des „Hauses der Natur“ gab.

1 Robert Hoffmann: Ein Museum für Himmler. Eduard Paul Tratz und die Integration des Salzburger „Hauses der Natur“ in das „Ahnenerbe“ der SS. In: Zeitgeschichte, 35 Jg., Mai/Juni 2008, S. 154–175.

1924 eröffnete das „Neue Naturkundemuseum“ – später in „Haus der Natur“ umbenannt. Im Bild: der Ausstellungssaal „Das Leben“

Fotografie: Archiv Haus der Natur

62 SCHAUPLÄTZE SCHAUPLÄTZE 63 1 E. P. Tratz im neuen Es gelang die Zusammenstellung eines Teams von externen Wissen- Naturkundemuseum schaftlern, das mit der Aufarbeitung der Geschichte des Hauses vor der Ausstellungsin- von seiner Gründung bis zum Ende der Ära Tratz beauftragt wurde, stallation „Tier–Riesen einst und jetzt“ wobei das Augenmerk insbesondere auf die Jahre des National- Fotografie: Archiv Haus der Natur sozialismus gerichtet sein sollte. Diese Arbeitsgruppe setzt sich folgendermaßen zusammen: Univ.-Prof. i. R. Dr. Robert Hoffmann 2 E. P. Tratz und das (Salzburg) als Historiker und Leiter des Projektteams, Dr. Susanne „Haus der Natur“ profi- Köstering (Potsdam) als Historikerin mit einem Schwerpunkt tierten auch von „Ari- auf der Museologie naturkundlicher Museen, Univ.-Prof. Dr. Maria sierungen“. August 1940, Schloss Teschler-Nicola (Wien) als Expertin für den Umgang von Museen mit Steinbach (Niederös- anthropologischen Objekten und Themen in der NS-Zeit und terreich): Abtransport Univ.-Prof. i. R. Dr. Alfred Goldschmid (Salzburg) als Experte für die afrikanischer Jagdtro- phäen aus dem Besitz von Bewertung zoologischer Aspekte. Alphonse und Clarisse Vom Museum selbst wurde die Neuordnung und EDV-mäßige Rothschild ins „Haus der Dokumentation aller im Haus vorhandenen und bis dahin verstreut Natur“.

Fotografie: Archiv Haus der Natur gelagerten Archivalien sowie eine Neuordnung und Neuinventari- sierung relevanter Sammlungen durchgeführt, einhergehend mit der 3 Bearbeitung der Sammlungsgeschichte und Provenienzforschung. Das fertige Hauptdio- rama der Tibetschau Diese Arbeiten führten vor allem Dr. Robert Lindner (Leiter der Abt. „Steppenlandschaft aus Sammlungen und Wissenschaft) und Mag. Sonja Frühwirth (Archi- Süd-Tibet“ im Jahr 1942 varin) durch. Diese Einbindung eigenen Personals trug auch am alten Standort des Museums, heute Großes innerhalb des Museums in hohem Maß zur umfassenden Identifika- Festspielhaus. Bei der Er- tion mit dem Projekt bei. richtung des Tibet-Diora- Von Anfang an war klar, dass die Ergebnisse der Untersuchungen mas führte Ernst Schäfer Regie. nicht nur in Form einer (bevorstehenden) wissenschaftlichen Mono- Fotografie: Archiv Haus der Natur grafie vorgelegt werden sollten, sondern dass es darüber hinaus notwendig ist, die Befunde möglichst breit der interessierten Öffent- lichkeit zu präsentieren. Seit April 2014 wird nun eine Zusammen- 1 schau des Projektes in einer umfassenden Sonderausstellung im „Haus der Natur“ präsentiert. Im Anschluss an die Eröffnung ergänzte eine dreiteilige öffentlich zugängliche Vortragsreihe die Ausstellung. Die Ausstellung folgt in chronologischer Abfolge der Museums- geschichte von der Gründungsphase ab 1913 bis zum Ende der Direktion von Tratz im Jahr 1976. Dabei geht es zum einen um die Geschichte der Institution im engeren Sinn und um das Agieren von Tratz im Kontext der jeweiligen Zeit, zum anderen um die Konzeption der Präsentation und um die Veränderungen im Ausstel- lungsbereich. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg machte sich Tratz einen Namen als Ornithologe. Dank seines persönlichen Charismas und einer – vielfach überlieferten – außergewöhnlichen Überzeugungskraft bei der Durchsetzung seiner Interessen gelang ihm unter den wirt- schaftlichen schwierigen Bedingungen der Nachkriegszeit die Grün- dung des „Museums für darstellende und angewandte Naturkunde“, das einige Jahre später in „Haus der Natur“ umbenannt wurde. Das neue Museum unterschied sich von herkömmlichen Natur- kundemuseen vor allem durch seine auf Anschaulichkeit hin aus- gerichtete Präsentationsweise sowie die ihm zugrunde liegende Konzeption eines kombinierten Natur- und Gesellschaftsmuseums. Die wirtschaftliche Lage des Museums blieb allerdings während der gesamten Zwischenkriegszeit prekär. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten nutzte Tratz, der sich vor 1938 politisch nicht betätigt hatte, sämtliche Optio- nen, um die Gunst der neuen Machthaber für sein Museum zu gewinnen. Bereits im Sommer 1938 gelang es ihm, den Kontakt zur Führung der SS-Wissenschaftsorganisation „Ahnenerbe“ herzu- stellen. Reichsführer-SS Heinrich Himmler besuchte das Salzburger 2 3 Naturkundemuseum im November 1938 und zeigte sich an einer

64 SCHAUPLÄTZE SCHAUPLÄTZE 65 Haus der Natur – Museum für Natur und bis 30. Juni 2015 +43 662 84 26 53 Technik, Museumsplatz 5, 5020 Salzburg tgl 9 bis 17 Uhr offi[email protected] Das Haus der Natur 1924–1976. Die Ära Tratz 8 €, 5,5 € ermäßigt www.hausdernatur.at

Blick in die derzeit lau- Kooperation mit Tratz interessiert. Dank Himmlers Die berufliche und gesellschaftliche Reintegration von an den heutigen Standort – in Teilen von Tratz weiter Gesellschaftsmuseums“ mit wenigen Ergänzungen Die Veränderungen in fende Sonderausstellung Protektion erfolgte Anfang 1939 die Integration des Eduard Paul Tratz nach 1945 folgte im Grunde dem entwickelt. Im Grunde wurde nach 1949 die ursprüng- und Anpassungen im Ausstellungsbereich einen der Ausstellung nach 1938 „Das Haus der Natur „Hauses der Natur“ ins „Ahnenerbe“ bei gleichzeitiger gängigen Muster der Entnazifizierung in Österreich. liche Konzeption des Museums jedoch fast demons- Schwenk im Sinne der NS-Ideologie zu vollziehen. sind ein zentrales Thema 1924–1976 – Die Ära der Geschichtsaufarbei- Tratz“ Aufnahme von Tratz in die SS. Auf die zweijährige Internierung durch die US-Besat- trativ weiterverfolgt. Eine kritische Auseinanderset- Abschließend betrachtetet ergibt sich für das tung. Tratz setzte Teile Fotografie: Haus der Natur/Kressl Großzügig ausgestattet mit finanziellen und perso- zungsmacht erfolgte 1948 als erster Schritt der zung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit „Haus der Natur“ aus diesem Projekt der Aufarbeitung der Ausstellung durch Er- nellen Ressourcen, identifizierte sich Tratz in den Rehabilitierung die Einstufung in die Kategorie der fand zu Lebzeiten von Tratz und auch danach weder der Geschichte nicht nur die Möglichkeit zur längst gänzungen und Umgrup- pierungen in einen ein- Folgejahren in vielfältiger Weise mit den Forschungs- Minderbelasteten, welche wiederum die Vorausset- im „Haus der Natur“ selbst noch in der regionalen überfälligen Auseinandersetzung mit den heiklen deutig NS-ideologischen zielen und -vorhaben der SS-Wissenschaftsorga- zung für seine Wiedereinsetzung als Direktor des Öffentlichkeit statt. Aspekten der eigenen Vergangenheit. Es bietet Kontext. Abformungen nisation. Bereits unmittelbar nach der Aufnahme ins Hauses der Natur im Juni 1949 schuf. Zu Beginn des Projektes herrschte die Einschät- darüber hinaus die Chance, sich durch den kritischen von menschlichen Köpfen bildeten eine beson- „Ahnenerbe“ erfuhr das „Haus der Natur“ z. B. eine Ausschlaggebend für die Wiederbestellung von zung vor, dass das „Haus der Natur“ mit der Aufarbei- Blick auf die Institutionsgeschichte neue Zugänge dere Objektkategorie. Erweiterung bzw. „Aufladung“ des Ausstellungsbe- Tratz war ohne Zweifel der Umstand, dass es keine tung der eigenen Geschichte vergleichsweise spät zum Verständnis des eigenen Museums und Frei- Zusammen mit anderen reichs durch Darstellungen im Sinne der „NS-Rassen- andere vergleichbare Institution gab, die in ihrer begonnen habe. Umso überraschender war es, als im räume für zukunftsorientierte Strategien zu erschlie- Exponaten sollten sie die fragwürdigen Erkennt- ideologie“. Genesis und Konstruktion so sehr mit einer einzigen Zuge der Kontakte mit Kolleginnen und Kollegen in ßen. Aus den Erfahrungen mit unserem Projekt wollen nisse von „Rassenkunde“ Tratz war zeitlebens ein passionierter Sammler. Person verwoben war, wie das „Haus der Natur“. Österreich und Deutschland ersichtlich wurde, dass wir daher andere Museen ermutigen, sich ebenfalls und „Rassenhygiene“ ver- In der NS-Zeit beteiligte er sich ohne Skrupel sowohl Tratz’ Wiederbestellung wurde vehement von einem dieses Projekt im Bereich der Naturkundemuseen in möglichst vorbehaltlos mit der eigenen Zeitgeschich- mitteln. Fotografie: Haus der Natur/Kressl an der Enteignung von kirchlichem und jüdischem Netzwerk – bestehend aus seinen früheren Mitarbei- mancher Hinsicht Neuland betritt, da umfassende, te zu befassen. ■ Besitz als auch – nach Kriegsbeginn − an völkerrechts- tern im „Haus der Natur“ und von vormaligen Ange- epochenübergreifende Organisationsgeschichten mit widrigen Kulturraub-Aktionen in polnischen Museen hörigen des alten, damals aufgelösten Trägervereins einem expliziten Schwerpunkt auf der NS-Zeit in und naturwissenschaftlichen Institutionen. Langfris- des Museums – betrieben. Vor diesem Hintergrund großen Naturkundemuseen im deutschsprachigen Norbert Winding, Direktor, tig schwebte ihm die Vision vor, das „Haus der Natur“ ist es nachvollziehbar, dass die Politiker von Stadt und Raum bislang de facto noch nicht existierten. Robert Lindner, Leiter Sammlungen und Wissen- zu einem der führenden Naturkundemuseen im Land aus pragmatischen Überlegungen zur Überzeu- Für das „Haus der Natur“ kann aus der Befassung schaft, beide Haus der Natur, Salzburg Deutschen Reich zu machen. gung gelangten, dass es für die Stabilität der Insti- mit der eigenen Geschichte schon jetzt ein neues Robert Hoffmann, Univ. Prof. i.R. Fachbereich Es war nie ein Geheimnis, dass die im „Haus der tution und ihre zukünftige Entwicklung am zweck- Selbstverständnis abgeleitet werden. Mehr als zuvor Geschichte, Universität Salzburg Natur“ gezeigte Tibetschau ein Ergebnis der engen mäßigsten sei, den Zustand von vor 1938 wieder her- wurde nun klar, dass das Museum zum einen auf Kooperation zwischen Ernst Schäfer, dem Leiter zustellen. Im Frühjahr 1949 wurde daher die „Gesell- einer visionären Gründungsidee fußt, welche zweifel- der von der SS mitfinanzierten Expedition nach Tibet schaft für angewandte und darstellende Naturkunde“ los die Basis für den bis heute anhaltenden Erfolg von 1938/39, dessen Mitarbeiter Bruno Beger und wiedererrichtet und Tratz aufs Neue mit der Leitung des Museums legte. Zum anderen bleibt die bittere Tratz darstellt. Nicht thematisiert wurde allerdings, des Museums betraut. Tatsache übrig, dass das „Haus der Natur“ in der dass Bruno Beger neben seiner Mithilfe bei der Mit der Rehabilitation von Tratz war die Weichen- NS-Zeit nicht nur eine „Mitläufereinrichtung“ war. Erstellung der Tibetdioramen in Auschwitz an der stellung für eine zweite Phase der „Ära Tratz“ erfolgt, Der „Anschluss“ an den nationalsozialistischen Selektion von 86 später ermordeten jüdischen die gekennzeichnet war durch ein hohes Maß an Machtapparat wurde vom Gründungsdirektor Tratz KZ-Häftlingen für den Aufbau einer von August Hirt öffentlicher Wertschätzung für seine Person. Aller- auf verschiedenen Ebenen aus politischer Über- (Straßburg) angelegten Skelettsammlung beteiligt dings kam auch die Entwicklung des Museums zeugung wie auch aus opportunistischen Gründen war, wofür er 1971 wegen Beihilfe zum Mord verurteilt zu einem gewissen Stillstand. Zwar wurde das „Haus aktiv betrieben. So war es für ihn ein Leichtes, wurde. der Natur“ – vor allem nach der späteren Übersiedlung aus dem ursprünglichen Konzept des „Natur- und

66 SCHAUPLÄTZE SCHAUPLÄTZE 67 STEIRISCHES FEUERWEHRMUSEUM KUNST & KULTUR … EINE EXPLOSIVE MISCHUNG!

Am Anfang stand eine Wallfahrt ...

Groß St. Florian ist wohl aufgrund seines des Bistums Lavant aus dem 16. Jahrhun- Namens prädestiniert, die Geschichte und dert. Das Eingangstor wurde als schwenk- Entwicklung der steirischen Feuerwehr bare Leiter gestaltet, die das Museums- in einem Museum zu präsentieren. Die Idee gebäude überragt und eine imposante Alles, was es über die entstand während der Feuerwehr-Wallfahrt Ein-gangssituation schafft. Der Innenhof 1986, als sich Feuerwehrmänner aus der bietet den Museumsbesuchern durch Geschichte der Feuer- gesamten Steiermark an dieser Gedächtnis- die Glasbedachung nicht nur einen atmos- wehr zu wissen gibt, stätte ihres Schutzpatrons trafen. Neun phärisch angenehmen Empfang, sondern Jahre später wurde das Steirische Feuer- auch eine optimale Einstiegssituation erfährt man im Steiri- wehrmuseum in Groß St. Florian unter Ob- in die jeweilige Ausstellungsthematik. Ein schen Feuerwehrmuse- mann Reinhold Purr eröffnet. Aufgang mit freischwebenden Treppen des Mythos Feuer in Geschichte und Brauch- Für die Architektur des heute feuerroten geleitet in das Obergeschoss, in dem tum und Themen wie Brandursachen und um. Das Museum doku- Museumsgebäudes ist der erfolgreiche der Besucher seinen Rundgang durch die Brandverhütung vor allem in der Dokumen- mentiert und erforscht Grazer Architekt Wolff-Plottegg verant- Schausammlung beginnt. tation der Geschichte der Brandbekämpfung. wortlich, dem es gelang, alte Bausubstanz In der Sammlung befinden sich Doku- die technische Entwick- und moderne Elemente zu einer harmoni- Die Feuerwehrsammlung mente über das gesellschaftliche, ökonomi- lung der Brandbekämp- schen und doch spannenden Einheit zu sche und soziale Umfeld, in welchem sich Kommandantenhelm aus verbinden. Immerhin stammt der Markus- Die Schausammlung des Feuerwehrmu- die Feuerwehrbewegung entwickeln konnte der Steiermark, um 1900 fung und beleuchtet hof als ehemaliges Verwaltungsgebäude seums besteht neben der Aufbereitung und in dem sie heute ihre Aufgabe zu erfül- Fotografie: Feuerwehrmuseum die soziale Aufgabe der len hat. Die Entwicklung der Feuerwehr- technik wird in ihren wesentlichen Elemen- Feuerwehren und … ten von den Anfängen bis zur Gegenwart … dann gibt es auch aufgezeigt. Das Museum ermöglicht durch die ge- noch die Kunst! wählte Präsentationsform, die traditionelle Museumskultur mit modernen Medien ver- bindet, eine lebendige Auseinandersetzung mit der gesamten Bandbreite der Tätigkei- ten der Blaulicht-Organisation. Von der Ausbildung des einzelnen Feuer- wehrmannes über den Einsatz der Gruppen bis zur Arbeit in den Bereichen und Verbän- den werden informative Einblicke geboten. Diese Komplexität bietet Besuchern wie Geschichtsforschern auch entsprechende Vergleichsmöglichkeiten. Historische Gerät- schaften und Bilder aus vergangenen Tagen lassen u. a. erkennen, wie kräfteraubend und gefährlich das Feuerlöschen ohne moderne

68 SCHAUPLÄTZE SCHAUPLÄTZE 69 1 „Sehnsucht Natur“. Aus- stellung zur Entwicklung des Landschaftsbildes, 2010

Fotografie: Feuerwehrmuseum

2 Doppelkolbenpumpe, Fa. Knaust Wien, Anfang 20. Jahrhundert

Fotografie: Vim van der Kallen

3 Tragkraftspritze, Detail, um 1930

Fotografie: Feuerwehrmuseum

4 „Das Sonnentor – der Schatz vom Titicacasee“. Ausstellung über die Kunst und Kultur Bolivi- ens, 2012

Fotografie: Feuerwehrmuseum 1 2

5 „Franz Weiß und seine Wegbegleiter“. Ausstel- lung über das Gesamt- werk des steirischen Künstlers, 2008

Fotografie: Feuerwehrmuseum

Feuer und Kunst

Geräte war. Durch moderne Medien wird 1997 wurde die Museumsgalerie mit der dem Besucher der moderne Feuerwehrein- Idee, dem Museum ein zweites Standbein satz in seiner heutigen Vielfalt eindrucksvoll zu schaffen eröffnet. Mit der Ausstellung veranschaulicht. „Rot in der Russischen Kunst“, die Meister- Schon im Jahre 2004 schlossen sich werke u. a. von Chagall, Malewitsch und das Deutsche Feuerwehrmuseum Fulda, Kandinsky aus dem berühmten Staatlichen die Vorarlberger Museumswelt und das Museum St. Petersburg zeigte, war die 3 4 Steirische Feuerwehrmuseum zusammen, Mischung aus Feuerwehr und Kunst um durch Zusammenarbeit die Ressourcen geboren, die das Museum auch über die 5 besser zu nützen. Zwei Jahre später ent- Grenzen der Steiermark hinaus bekannt stand durch den Beitritt des Oberöster- gemacht haben. reichischen Feuerwehrmuseums das „Mu- Heute hat sich das Museum auch als seumsquartett“. Gemeinsam wurde eine Plattform steirischer Künstler und als Inventarisierungs-Systematik erarbeitet, weiteres Kunst- und Kulturzentrum der werden Sonderausstellungen konzipiert und Steiermark etabliert. Zahlreiche namhafte Exponate sowie wissenschaftliche Erkennt- Künstler wie z. B. Ernst Fuchs konnten in nisse ausgetauscht. Retrospektiven dem Publikum präsentiert

70 SCHAUPLÄTZE SCHAUPLÄTZE 71 Steirisches Feuerwehrmuseum März bis Oktober +43 3464 8820 Marktstraße 1 Di–So 10 bis 17 Uhr offi[email protected] 8522 Groß St. Florian 7 €, 5,50 € ermäßigt www.feuerwehrmuseum.at

Neue Ausstellungen Der Holocaust in Europa ... die explosive Mischung! Museum als Ort, wo Meinung zählt ab 22. Oktober 2014 Frühmittelalter am Bodensee werden, viele junge Künstler fanden erste Ausstellungen wie „KatastrophenSchutz!“ Besonderes Anliegen des Museumsteams ab 5. Dezember 2014 Ausstellungsmöglichkeit in professionellem (2005), bei der auch die Kunst durch ausge- ist es, mit den Besuchern in direkten Kon- Umfeld. wählte Werke zeitgenössischer steirischer takt zu treten. Nikolaus Walter – Begegnungen ab 17. Jänner 2015 Um nun beiden Wegen des Museums Künstler, die sich mit Naturgewalten und Dies geschieht durch das Gespräch mit genügend Platz einzuräumen und auch weit- dem Menschen im Angesicht der Katastro- Besuchern in den Ausstellungsräumen, gehend barrierefrei zu sein, wurde 2003 phe beschäftigten, vertreten waren, oder aber auch durch das museumspädagogische ein umfangreicher Um- und Neubau durch- „Rauchzeichen“ (2009), einer kulturhistori- Konzept. Mit den im Haus angebotenen geführt. Seither stehen dem Museum eine schen Schau unter Einbeziehung des Programmen werden je nach Ausstellung weitere Ausstellungshalle und eine Fahr- Themas Atemschutz bei der Feuerwehr, Zugänge über Assoziation, Sinnlichkeit und zeughalle, die bis zu sechs Oldtimern Platz zeugen vom gelungenen Experiment, beide Emotion sowie über Information geschaffen. bietet, zur Verfügung. So bezaubern bei- Bereiche des Museums miteinander zu ver- Der gesprächsorientierte Ausstellungsrund- spielsweise ein Austro-Daimler (Bj. 1937) knüpfen. So bereicherte 2013 auch ein Bei- gang fördert den Austausch von Besuchern und ein Morris (Bj. 1943) jeden Oldtimerfan. trag des renommierten österreichischen und Museumsmitarbeitern. Das Steirische Feuerwehrmuseum ge- Künstlers Manfred Wakolbinger die sparten- Junge Besucher werden vor allem dazu staltet rund drei Sonderausstellungen pro übergreifende Ausstellung „Tauchen – Fas- aufgefordert, selbstständig Themenbe- Saison, darunter eine zu feuerwehrspe- zination & Wagnis“. reiche zu erarbeiten, in Worte zu fassen zifischen, die anderen zu kunst- und kultur- Feuerwehrbegeisterte entdecken somit und ihre Kreativität zu entdecken. Durch spezifischen Themen. die Kunst und Kunstinteressierte staunen die Sonderausstellungen wird ihnen die Mehrmals wurde der Blick auch ins über die Leistungen der Feuerwehr. Letzt- Möglichkeiten gegeben, neue und mögli- außereuropäische Kunstschaffen geworfen. endlich wird auch durch das Logo mit dem cherweise auf den ersten Blick fremd Mit „Todo Ecuador“ (2006) konnte anhand gemeinsamen „FM“, welches die Idee des erscheinende Themen zu erkunden, um von rund 125 archäologischen Exponaten Feuerwehrmuseums in einer zeitgemäßen, ihr Interesse zu entfachen und sie vielleicht das schamanistische Weltbild der indigenen grafischen Form zum Ausdruck bringt, das als Besucher von morgen wieder begrüßen Tradition dieses Landes am Äquator „Doppelleben“ des Museums harmonisch zu dürfen.

vermittelt werden. Drei der bedeutendsten zusammengefügt. todorovic darko foto: · saegenvier.at Künstler Ecuadors wurden ebenfalls Dank dieser explosiven Synergie von Die Ausstellungen werden durch ein um- vorgestellt. Feuerwehr und Kunst ist das Haus bereits fangreiches Rahmenprogramm (Kunst- „Das Sonnentor und der Schatz vom über die Grenzen Österreichs hinaus be- Brunch, Museumsfrühschoppen, Kinder- Titicacasee“ (2012) zeigte die Schätze kannt. 2002 erhielt das Steirische Feuer- geburtstage, Oldtimerausfahrten etc.) Boliviens und überzeugte die Besucher wehrmuseum das ICOM-Museumsgütesie- ergänzt. ■ mit feinsten Goldarbeiten, majestätischen gel, 2009 wurde es als erstes Feuerwehr- Monolithen und Meisterwerken des museum Österreichs vom CTIF (Internat- Anja Weisi Michelitsch Andenbarocks sowie dem erstmals in ionale Vereinigung des Feuerwehr- und Ausstellungskuratorin Kunst & Kultur, Europa gezeigten Keramikfund vom Titi- Rettungswesen) offiziell als Qualitätsmuse- Steirisches Feuerwehrmuseum cacasee. um zertifiziert. In Bregenz das ganze Land entdecken Sechs Ausstellungen – vom antiken Brigantium bis zur zeitge- nössischen Kunst – laden ein, Geschichte und Kultur zu erkunden. Kornmarktplatz 1, 6900 Bregenz, Österreich 72 SCHAUPLÄTZE T +43 (0)5574 46050, vorarlbergmuseum.at ›ICH KANN NICHT MEHR VERGEBEN, ALS WIR HABEN‹

Kulturminister Josef Ostermayer im Gespräch mit Thomas Trenkler über die Bundesmuseen, das geplante Haus der Geschichte – und das fehlende Geld

Und wie sieht es mit den Doppelgleisigkeiten aus? Sollen die Profile der einzelnen Museen geschärft werden?

Claudia Schmied, Kulturmi- Ich finde es sinnvoll, die nisterin von 2007 bis 2013, Häuser nicht zu sehr ein- ließ über eine Reform der zuschränken. Es ist doch Bundesmuseen nachden- Der Grund scheint zu bereichernd, wenn das Die Museen müssen daher ken. Umgesetzt wurde aber sein, dass einige Museen, Kunsthistorische Museum Versicherungen für die eigentlich nichts. Nach wie darunter das Museum auch Lucian Freud ausstellt Der Staat haftet für etwa- nicht gedeckten Leihgaben vor gibt es viele Über- moderner Kunst, in den oder „Ganymed goes Europe“ ige Schäden an Leihgaben abschließen. Tritt man sich schneidungen und Dop- Bilanzen die Sammlung macht, also Autoren einlädt, in der Höhe von einer gegenseitig auf die Füße? pelgleisigkeiten. Sehen aktiviert haben. Texte zu Kunstwerken zu Milliarde Euro pro Jahr. Oder belebt Konkurrenz Sie Handlungsbedarf? schreiben, die dann von Mitunter, bei wirklich das Geschäft? Die Museen sind ausgeglie- Schauspielern vorgetragen teuren Ausstellungen wie Zurück zu den Überschnei- Ich bin erst seit März offiziell dert, die Sammlungen ge- werden. Die klassische Kunst van Gogh oder Michelan- Ich habe zum Beispiel ein dungen. Eine Grafik von für Kunst und Kultur zustän- hören dem Staat. Aber wem in einen Dialog mit aktueller gelo in der Albertina reichte Kombiticket vorgeschlagen. Gustav Klimt könnte von dig. Seitdem war ich vor gehören Schenkungen? Sind Kunst zu setzen, ist span- die Summe nicht aus: In Madrid kann man mit der Albertina, dem Belvede- allem mit den Bundesthea- sie Eigentum des Museums nend. Allerdings sollten Per Gesetz wurde eine einem Ticket den Prado, die re, dem mumok oder dem tern befasst. Aber ich habe oder des Staates? Ich bin der sich die Häuser manchmal temporäre Anhebung des Reina Sofia und das Museo Leopold Museum erworben natürlich mit den Direktoren Meinung, dass wir möglichst untereinander etwas besser Staatshaftung beschlos- Thyssen-Bornemisza be- werden. Ist daran gedacht, der Bundesmuseen gespro- viele Schenkungen bekom- darüber koordinieren, wann sen. Wie ist die aktuelle suchen. Das fände ich auch die Sammlungsziele zu prä- chen. Mein Eindruck ist, men sollen. Wenn jemand welche Ausstellungen statt- Diskussion ausgegangen? für die Bundesmuseen zisieren? dass es im wirtschaftlichen sagt, dass er nur zu einer finden. Die Albertina zeigt spannend, wirft aber viele Bereich – zum Beispiel im Schenkung an ein bestimm- im Herbst Joan Miró, das Ich hätte eine Erhöhung für Fragen auf: Wer darf wieviel Das Leopold Museum ist ein Kontrollwesen – keine groben tes Museum bereit ist, dann Kunsthistorische Museum gut empfunden, leider von den Erlösen kassieren? Sonderfall. Es ist eine Probleme gibt. Damit aber ist es für mich in Ordnung, zeigt Diego Velázquez – und war dies nicht möglich. Die Und kann man dadurch Privatstiftung und kein die Zahlen miteinander dass die Schenkung dem im Belvedere ist „Im Lichte Staatshaftung wurde nach zusätzliches Publikum Bundesmuseum. Wenn Sie besser verglichen werden Museum gehört. Es gab Monets“ zu sehen. Diese einem bestimmten Schlüssel gewinnen? mich fragten, in welche können, überlegen wir, einen darüber intensive Diskussio- zeitliche Konzentration hat auf die drei Museen verteilt. Ich denke, dass diese Idee es Sammlung eine Grafik gemeinsamen Wirtschafts- nen. Eines ist klar: In den uns eine Diskussion über Der Hauptteil geht an das wert ist, genau analysiert zu von Klimt am besten passen prüfer für alle Museen zu Bilanzen ist damit rechtlich die Staatshaftung einge- KHM, das wegen Velázquez werden. Und das werden wir würde: Ich würde die Alber- bestellen. korrekt umzugehen. bracht. den größten Bedarf hat. auch tun. tina nennen.

74 SCHAUPLÄTZE SCHAUPLÄTZE 75 Die Albertina ist schließlich Viele Museen stehen vor Denkt man über einen die grafische Sammlung. Platzproblemen. Und die österreichweiten Museum- Aber als Dauerleihgabe Erhaltung kostet Geld. sentwicklungsplan nach? sieht man dort die Samm- Ist der Ansatz, dass die lung Batliner. Sie besteht Sammlung und ihre Teile Bundesweit habe ich bisher aus Ölgemälden der Klas- unveräußerlich sind, noch keine Gespräche geführt. Im sischen Moderne – und zeitgemäß? Koalitionsabkommen ist aber würde besser ins mumok vorgesehen, dass wir einen passen. Einen hohen Sammlungs- Bibliotheksentwicklungsplan bestand zu haben, sehe ich erstellen. Josef Winkler, der Ich sehe das pragmatisch. eigentlich als einen Vorteil. Vorsitzende des Kunstse- Die Frage ist doch: Was gibt Ich kenne unter den Direkto- nats, kritisiert immer wieder, insgesamt den größten ren niemanden, der sich für dass es in keine Nutzen? Herbert Batliner Deakzession ausgesprochen Bibliothek gibt. Wir wollen in hat die Sammlung nicht hätte. Da es derzeit nicht dieser Legislaturperiode – einem anderen Museum oder mehr Budget für Erwerbun- unter Voraussetzung der dem Staat geliehen, sondern gen gibt, habe ich ganz unbe- budgetären Mittel – ein der Albertina. Die Flexibilität fangen die Frage in den Raum Bibliotheksgesetz beschlie- ist daher geradezu ein geworfen, ob es nicht viel- ßen. Vorteil. Die Albertina hat leicht sinnvoll wäre, Doublet- einen Zuwachs – und daher ten zu veräußern. Die Reak- Und wie sieht die Situation indirekt auch der Staat. tion war fast ein Entsetzen. in der Hauptstadt aus? Die Man schien überrascht, dass Bundesmuseen stehen in Wie sieht die künftige ich die Frage überhaupt ge- Konkurrenz zu den Wiener Finanzierung aus? Nicht stellt habe. Eine Ausnahme Institutionen und privaten nur die Bundestheater, ist das Technische Museum, Häusern wie dem Kunstfo- auch die Bundesmuseen wo es einen Bestand zu rum. beklagen eine Unterdotie- geben scheint, der als nicht rung, weil die Budgets in sammlungswürdig gilt. Es Mit dem Wiener Kulturstadt- den letzten Jahren kaum gibt aber derzeit viele ange- rat bin ich regelmäßig in angehoben wurden. mietete Depots. Wir werden Kontakt, wir reden zum Bei- uns überlegen, ob es nicht spiel über ein Haus der Es wäre natürlich sehr sinnvoll wäre, ein gemeinsa- Geschichte. Es gibt derzeit angenehm gewesen, wenn mes Depot für die Kunstmu- kein Budget dafür. Daher ich zu Beginn meiner seen zu errichten. überlegen wir, ob wir in Funktion als Kunst- und Kooperation mit den Einrich- Kulturminister Budgeter- Muss eigentlich jedes tungen, die es bereits gibt, höhungen vornehmen hätte Bundesmuseum in Wien darunter Nationalbibliothek, können – bei den Theatern, sein? Staatsarchiv und Heeresge- den Festivals und auch bei schichtliches Museum, eine den Museen. Aber ich kann Diese Frage wird mir immer Vorstufe zu einem Haus der nicht mehr vergeben, als wir in den Bundesländern ge- Geschichte entwickeln zu haben. Wir hatten leider in stellt. Und eine andere können. ■ Österreich ein wesentlich lautet: Warum geht so viel geringeres Wirtschafts- Geld aus dem Kulturbudget wachstum als angenommen. in die Bundeshauptstadt? Wir mussten daher bei der Wien war eben die Haupt- Budgeterstellung sehr stadt des Habsburgerrei- restriktiv vorgehen. Ich bin ches, daher wurden in der dankbar, dass es im Kunst- Gründerzeit und danach viele und Kulturbereich nicht zu Museen in Wien errichtet. Kürzungen kam. Wir haben ein wunderbares kulturelles Erbe, das wir für Die Hoffnung auf mehr Geld die Nachwelt zu erhalten ha- besteht frühestens 2016. ben. Meine primäre Aufgabe sind die Einrichtungen, die Ja, da auch das Budget für den Bund gehören. Aber wir 2015 beschlossen wurde. unterstützen sehr wohl kultu- relle Aktivitäten in den Bun- desländern. Und Kulturpoli- tik ist eben auch Ländersache. 76 SCHAUPLÄTZE SCHAUPLÄTZE 77 Wiens Museen sind Garanten für Besucher- Seit 1889 befindet es sich im ströme aus der ganzen Welt. Neben zahl- monumentalen Bau an reichen Kunstmuseen gehört dazu das Flagg- der Ringstraße. Die Samm- schiff der naturwissenschaftlichen Sammlun- lungen selbst sind bedeutend gen, das Naturhistorische Museum. Es zählt älter und gehen auf die Sam- weltweit zu den bedeutendsten seiner Art und melleidenschaft der Habsbur- begeht in diesem Jahr sein 125-Jahr-Jubilum: ger zurück.

125 Jahre Naturhistorisches Museum – zwischen Tatendrang und Finanzkrise

Mehr als 250 Jahre Tradition Der Neubau und das Jubiläum

Begründet wurden die Sammlungen von Kaiser Eröffnet wurde der von Gottfried Semper und Karl Hasenauer geplante „Palast der

Außenansicht des Natur- Franz I. Stephan. Gemeinsam mit seiner Gemahlin Wissenschaft“ am 10. August 1889 vom Kaiser höchstselbst. Das k. k. Naturhis- historischen Museums Maria Theresia gründete er 1748 das Hof-Naturalien- torische Hofmuseum sollte gemeinsam mit dem gegenüberliegenden, zwei Jahre Wien kabinett. Dessen Kernstück war eine Sammlung von später eröffneten Kunsthistorischen Museum und neuen Hofburg-Trakten ein Fotografie: Kurt Kracher, NHM 30.000 Mineralien, Fossilien, Muscheln, Schnecken, monumentales Kaiserforum bilden – ein Plan, der freilich nie verwirklicht wurde. Korallen und Krebsen. Nach dem Tod ihres Mannes Das „dem Reiche der Natur und seiner Erforschung“ gewidmete Naturhis- erklärte Maria Theresia die Kollektion zum Staatsei- torische Museum ist heute mit rund 30 Millionen Sammlungsobjekten und – laut gentum und machte sie ab 1766 öffentlich zugänglich. Jahresbericht 2013 – mehr als 750.000 Besuchern eines der bedeutendsten Kaiser Franz II. entsandte 1817 eine Expedition naturwissenschaftlichen Museen der Welt. Auf etwa 8500 Quadratmetern werden nach Brasilien, und gerade die brasilianischen und süd- in 39 Schausälen etwa 100.000 Objekte aus 4,5 Milliarden Jahren Erdgeschichte amerikanischen Stücke zählen in ihrer Vielzahl heute präsentiert. noch zu den Höhepunkten des Museums. Forscher Zu den Schätzen des Hauses zählen die 25.000 Jahre alte „Venus von Willen- wie Johann Natterer brachten Tausende Insekten, dorf“, Zeugen des prähistorischen Hallstätter Bergbaus oder die weltgrößte Vögel, Fische und Säugetiere nach Wien und be- und älteste Meteoritenschausammlung. Neuerwerbungen wie der Marsmeteorit reicherten die Sammlung auch mit völkerkundlichen „Tissint“ stehen ältesten Sammlungsobjekten aus der Zeit der Kunst- und Wunder- Objekten. kammern gegenüber – wie dem „Wiener Basilisken“, einem als Fabelwesen umprä- Zu den Großtaten österreichischer Forscher im parierten Rochen. 19. Jahrhundert zählte die Weltumsegelung mit dem Zum seinem 125. Geburtstag eröffnet das Naturhistorische Museum nun unter umgebauten Kriegsschiff „Novara“ von 1857 bis 1859. anderem ein digitales Planetarium im Saal 16, in dem nicht nur astronomische Die botanische, zoologische und anthropologische Shows, sondern auch filmische Ergänzungen zu den klassischen Ausstellungen Ausbeute dieser Expedition war so enorm, dass der gezeigt werden sollen. Raum in den Hofkabinetten aus allen Nähten platzte. Seit Juni 2010 ist Christian Köberl, Geochemiker und Professor für Impaktfor- Selbst die grobe wissenschaftliche Auswertung schung und planetare Geologie an der Universität Wien, der Generaldirektor und der Funde dauerte Jahrzehnte, und es gibt Stücke, wissenschaftliche Leiter des Naturhistorischen Museums Wien. die auch heute noch neue Erkenntnisse liefern. Er zieht im Interview eine zwiespältige Bilanz seiner ersten Amtszeit, angesiedelt Der Platzmangel und wohl auch die von zahlreichen zwischen Tatendrang und Finanznot. Alkoholpräparaten ausgehende Feuergefahr führten zum Beschluss eines Museums-Neubaus unter Kaiser Franz Joseph I.

78 SCHAUPLÄTZE SCHAUPLÄTZE 79 „Soll ich die Venus von Willendorf an eine Werbefirma verkaufen?“

Christian Köberl im Interview

Herr Generaldirektor, die letzten vier Jahre der 125 des Naturhistorischen Museums am Ring sind „ihre“ Jahre. Haben sich rückblickend Ihre Erwartungen an diese erste Amtszeit erfüllt?

Na ja, es ist immer gut, wenn man sich vorher keine genauen Vorstellungen macht, sonst glaubt man vielleicht nicht alles erfüllen zu können, was man sich vorgenommen hat. Ich hab es mir so ähnlich vorgestellt. Die Problematik, die mich am meisten betrübt, ist die zukünftig schwierige finanzielle Lage. Aber mit den inhaltlichen Möglichkeiten und der Kommunikation im Haus läuft es gut und uns sind bereits viele Neuerungen gelungen, die das Haus für Besucher sehr attraktiv machen.

Nun ist ja ein Ende der finanziellen Engpässe bei den Bundesmuseen nicht in Sicht. Arbeiten Sie an alternativen Finanzierungskonzepten?

Ich fürchte, das ist leichter gesagt als getan. Denn wir haben ja als Bundesmuseum die Aufgabe, die Sammlungen, die dem Staat gehören, für den Bund zu betreuen, zu erforschen und zu präsentieren. Dass wir nun Geld auftreiben sollten, um diese vom Gesetzgeber vorgeschriebenen Aufgaben zu erfüllen, halte ich für sehr schwierig! In England hat ein Museum um 15 Millionen Pfund eine ägypti- sche Statue bei einer Versteigerung verkauft, um damit einen Teil des Neubaus eines Gebäudes zu finanzieren. Das wäre bei uns nicht möglich, weil uns die Sammlungen ja gar nicht gehören – außer- dem würde das der Sammlungspolitik widersprechen. Ein langfristiges Mäzenatentum gibt es in Europa und auch in Österreich nicht wirklich. Private könnten nur das Geld zur Verfügung stellen, aber hätten bei Präsentation und Forschung nichts mit- zureden. Das heißt, ich kann nur in bescheidenem Rahmen für einzelne Sponsoringaktionen Gegenleistungen anbieten. Wir haben zum Beispiel für das neue Fulldome-Planetarium, das zum Großteil aus einer Erbschaft finanziert wurde – und zwar von Oskar Ermann (1924–2011), dem wohl größten Gönner des Naturhistorischen Museums – eine neue Fundraising-Aktion gestartet und bemühen uns, unter dem Motto „Steht ihr Name schon in den Sternen“ sogenannte Sternpaten zu finden. Schon mit kleinen Geldbeträgen von monatlich 6 7 ist man dabei und kann seinen Namen auf einer speziellen Patenwand vor dem Planetarium in goldenen Lettern verewigen. Die Beträge sind nach oben offen, auch spezielle Firmenpatenschaften werden angeboten. Kleinere Summen lukrieren wir auch z. B. bei einer Ausstellung von Satellitenbildern, die unter dem Namen „Human Footprint“ im Rahmen von „Eyes On. Monat der Fotografie“ ab November zu sehen sein wird. Die 56 Bilder dieser Ausstellung kosten zwischen 240 7 und 990 7 und werden nach dem Ende der Schau zuguns- ten des Hauses verkauft. Diese und ähnliche Aktionen ermöglichen es uns, einen kleinen Teil selbst zu akquirieren, aber den enormen Posten an Personalkosten kann man damit nicht verdienen!

Das heißt, das Personal kostet am meisten?

Dort zu sparen ist aber nicht ganz so einfach. Wir haben neben Beamten auch Vertragsbedienstete mit Kündigungsschutz, und durch die – an sich erfreulichen – gestiegenen Besuchszahlen haben wir auch im Ausstellungs- und Führungsbetrieb, aber auch hinter den Kulissen in den Werkstätten immer mehr zu tun. Das bedeutet mehr Ressourcen und mehr Personal. Durch die Eintrittsgelder (maximal 10 bis 15 Prozent des Gesamtbudgets) kommt das nicht herein, außerdem bezahlt die Hälfte der Besucher – unter 19-Jährige – bei uns nichts, was auch gut ist. Wir sollen also mit geringen Mitteln und weniger Personal immer mehr leisten, können aber nicht, so wie etwa die Bundestheater, Spieltage reduzieren und dadurch sparen – denn mehr Schließtage würden bei uns keine Einsparun- gen bringen. Und Immobilien, die wir verkaufen könnten, haben wir auch nicht. Wir und die Bundes- museen allgemein sind ziemlich am Zahnfleisch …

Naturhistorisches Museum Wien Do–Mo 9 bis 18:30 Uhr, + 43 1 52177-0 Maria-Theresien-Platz Mi bis 21 Uhr [email protected] 1010 Wien 10 €, 8 € ermäßigt www.nhm-wien.ac.at

Historische Innensicht

Fotografie: NHM

80 SCHAUPLÄTZE SCHAUPLÄTZE 81 Was müsste der Bund also tun?

Da handelt es sich ja nicht um gigantische Summen. Alleine die schon lange nicht mehr vollzogene Anpassung der Basisabgeltung an die Inflation würde das Problem der Personal- und Energiefinan- zierung zu einem Gutteil lösen. Sonst sehe ich wenig Bewegungsspielraum. Was soll das sein, eine „neue Strategie“? Soll ich die „Venus von Willendorf“ an irgendeine Werbefirma verkaufen? Das geht ja auch nicht. So richtig tolle, große Ausstellungen können wir kaum mehr machen …

Aber da sind doch richtige Großereignisse wie z. B. die „Körperwelten“?

Da mussten wir selbst kein Kapital einsetzen! So wie früher ein paar Hunderttausend Euro für eine Ausstellung einzusetzen – das ist mittlerweile ein Ding der Unmöglichkeit.

Trotzdem verzeichnet das Naturhistorische Museum Wien steigende Besuchszahlen.

Wir haben vor vier Jahren mit rund 380.000 Besuchern im Jahr begonnen und sind 2013 auf 750.000 gekommen – da ist natürlich auch der „Körperwelten“-Effekt dabei. Wir haben aber auch jedes Jahr einen neu renovierten Saal oder eine Saalgruppe eröffnen können. Jetzt sind wir gerade dabei, die prähistorische Schausammlung mit extra Finanzmitteln des ehemaligen Unterrichtsministeriums neu zu gestalten und ebenso den „Narrentum“ (Anm.: er beherbergt auf dem Geländes des Alten AKH bzw. des Uni-Wien-Campus die pathologisch-anatomische Sammlung) zu renovieren. Und durch eine Erbschaft konnten wir den Meteoritensaal neu machen – gemäß neuen Forschungserkenntnis- sen und neuen Darstellungsmethoden. Es ist ja nicht so, dass man da nur ein Bild an die Wand hängt. In den Naturwissenschaften müssen wir immer wieder neue Interpretationen liefern, und das ist gar nicht so einfach. Alle 20, 30 Jahre muss man das aufbessern.

„Mensch(en) werden“ – Saalansicht der 2013 neu eingerichteten Anthropo- logie-Säle

Fotografie: Kurt Kracher, NHM

82 SCHAUPLÄTZE SCHAUPLÄTZE 83 Ihre Amtszeit endet im Mai 2015. Nach dem aktuellen Bestellungsmodus muss sich auch ein amtierender Generaldirektor für eine eventuelle Verlängerung neu bewerben.

Ich werde mich wieder bewerben, weil ich glaube, dass wir gute Arbeit geleistet haben. Genug Ideen für die nächsten fünf Jahre sind vorhanden. In der zoologischen Schausammlung ist zum Beispiel Handlungsbedarf. Da gibt es Bereiche, die schon lange nicht mehr modernisiert wurden. Auch Teile der mineralogischen Schausammlung sind veraltet. Meinen Wunsch, einen botanischen Saal einzurichten, konnten wir aus Zeit- und Geldmangel auch noch nicht umsetzen. Weil ich das alles aber nicht mit externen Firmen, sondern mit den hauseigenen Werkstätten umsetzen muss, kann man nur einen Saal nach dem anderen in Angriff nehmen. Pläne habe ich also genug!

Sie selbst kommen ursprünglich von den Geowissenschaften …

… habe aber einen breiten naturwissenschaftlichen Zugang. Aber die Erweckung des Meteoriten- saals aus seinem Dornröschenschlaf ist ein gutes Beispiel! Wir haben die älteste und weltgrößte sowie eine der drei wichtigsten Meteoritensammlungen der Welt. In der Forschung war das bekannt, aber das Publikum hat früher nichts davon genutzt. Die Entstehung der chemischen Ele- mente, der Erde und des Sonnensystems interaktiv darzustellen, ist gelungen – und schon ist ein Saal mit grauen Steinen, durch den die Leute früher flüchtig durchgegangen sind, andauernd voll von Besuchern! So ähnlich war es auch mit der anthropologischen Schausammlung, die 16 Jahre geschlossen war und nun auf einem modernen Stand ist. Geo- und Biowissenschaften greifen ineinander. Bei spannenden Themen kann man also auch mit geringen finanziellen Mitteln eine Menge machen, was das breite Publikum anzieht. ■

Martin Haidinger, Wissenschaftsjournalist, ORF, Wien

Wissenschaft zum Stau- nen und Anfassen. 2011 wurde der Sauriersaal neu gestaltet

Fotografie: Kurt Kracher, NHM

84 SCHAUPLÄTZE SCHAUPLÄTZE 85 eutige Mobiltelefone sind kleine Wunder- nat und eingebettet in die Dramaturgie der Ausstel- werke. Sie bieten mittlerweile so viele Funk- lung sinnvoll zu unterstützen. Der Blick in die Praxis tionen, dass Telefonieren selbst fast zur zeigt Beispiele, in denen eine solche ortsgebundene H Nebensache geworden ist. Schon die Informationsvermittlung sehr erfolgreich eingesetzt Ortungs- und Navigations-Funktionen sind beeindru- wird: ckend: Mobilgeräte helfen uns per GPS durch den Auf der Burgruine Hardenburg in Rheinland-Pfalz Großstadt-Dschungel oder per Kompass durch den erlaubt eine xpedeo-Mixed-Reality-Anwendung den echten Urwald. Über WLAN lassen sich die Geräte Zeitsprung in vergangene Epochen: Per GPS betritt mit beliebigen Datenquellen verbinden. Was in ande- der Besucher „aktive Zonen“ im Freigelände. Dort, wo ren Zusammenhängen eine Verletzung des Daten- in der Realität nur noch Mauerreste stehen, erscheint schutzes bedeuten kann – nämlich das Sammeln in virtuellen 360°-Panoramen die Residenz im alten von Daten zu Aufenthaltsort und -zeit der Nutzer – Renaissance-Glanz. Das Gerät folgt exakt der Blick- bietet für Kulturinstitutionen und ihre Besucher im richtung des Besuchers und zeigt, wie es früher an konstruktiven, aufgeklärten Umgang mit diesem genau der jeweiligen Stelle aussah. Der erwähnte Ein- sensiblen Thema einen klaren Mehrwert. satz von Ortungstechnik führt hier zu einem klaren Die Qualität, mit der heutige Mobilgeräte Inhalte Mehrwert, sie ermöglicht das lebhafte Eintauchen in in Ton und Bild wiedergeben können, ist bestechend. vergangene Zeiten. Kein Wunder, dass sie als sogenannte „Mediaguides“ Im Haus der Geschichte Baden-Württemberg in in Museen mittlerweile eine interessante Alternative können Museumsbesucher nun auch in zu den klassischen „Audioguides“ darstellen. Innenräumen ihre Position auf den Mediaguides ab- Mit Mediaguides wie xpedeo können Besucher lesen. Was im Außenbereich seit einigen Jahren wie zusätzliche Inhalte nicht nur hören, sondern auch selbstverständlich über GPS funktioniert, erledigt lesen oder als Bild betrachten. Komplexere Zusam- im Innenbereich nun WLAN oder „bluetooth LE“. menhänge können beispielsweise Filme oder Anima- Der xpedeo-Mediaguide fungiert nicht allein als tionen verdeutlichen. Interaktive Elemente erlauben Wiedergabegerät für multimediale Inhalte, sondern einen spielerischen Umgang, der nicht nur das zusätzlich als Navigationswerkzeug und Karte. jüngere Publikum begeistert. Durch den Einsatz von Es bleibt die Frage nach den Grenzen der neuen Ortungstechniken kommt nun eine weitere Dimen- Technologien. Diese werden nicht allein durch die sion hinzu: der Raum. Mit der präzisen Positionsbe- technischen Möglichkeiten definiert. Vielmehr be- stimmung der Besucher bietet xpedeo interessante steht die Herausforderung auch darin, sinnvolle Funk- Optionen, um die Inhaltsvermittlung direkt am Expo- tionen so zu integrieren, dass sie intuitiv verständlich

86 SCHAUPLÄTZE SCHAUPLÄTZE 87 1 2 5

1 2 3 4 5 6 Virtuelle Rekonstruktion Die Schlossruine Harden- Übersichtsplan der 7 Der Multimediaguide Visualisierung der Lauf- Der Multimediaguide der Schlossruine Harden- burg, Rheinland-Pfalz Führung durch die xpedeo wege der Besucher in der xpedeo im Niedersäch- burg, Rheinland-Pfalz auf dem Multimedia- Schlossruine Harden- Fotografie: Die Informationsgesell- Auswertungs-Software sischem Landesmuseum schaft, 2013 Fotografie: Archimedix, 2012 guide xpedeo burg, Rheinland-Pfalz im Haus der Geschichte, Hannover Fotografie: Die Informationsgesell- Fotografie: Die Informationsgesell- Baden-Württemberg Fotografie: Die Informationsgesell- schaft, 2012 schaft, 2012 schaft, 2014 Fotografie: Die Informationsgesell- schaft, 2014

3 4 6 7 sind. Denn im Gegensatz zum privaten Mobilgerät, bei dem man Vor jeder Entwicklung muss daher zunächst die Frage stehen, ob Die Lösung für die geschilderte Problemstellung ist dabei recht wert – der ortsgebundenen Informationsvermittlung. Außerdem nach dem Erwerb alle neuen Funktionen an einem ruhigen Abend eine Funktionalität unbedingt technisch gelöst werden muss. Dazu einfach und kommt ohne jegliche Technik aus. Es genügt, wenn das bieten sie dem Museum eine wertvolle Unterstützung bei der Eva- ausprobieren kann, muss das im Museum verliehene Gerät sofort noch ein Beispiel: Personal bei der Herausgabe darauf hinweist, dass das Gerät nach luation. Was beim privaten Smartphone eher ärgerlich ist, ent- und ohne Einweisung durch das Ausgabepersonal verwendet Ein Museum möchte die Ausleihdauer eines Mediaguides auf drei Stunden wieder zurückgegeben sein muss, weil ansonsten wickelt im Museum beim Einsatz von Mediaguides einen echten werden können. drei Stunden begrenzen, damit das Gerät an einem Tag mehrfach eine erneute Leihgebühr fällig wäre. Eine kritische Betrachtung, Zusatznutzen: Denn über das anonymisierte Sammeln von Or- Bei jeder Funktion sollte genau abgewogen werden, ob sie für verliehen werden kann. Sicherlich lässt sich dafür mit technischen ob die beste Lösung immer eine technische sein muss, lohnt sich tungs-Informationen, dem der Besucher zuvor zugestimmt hat, einen Großteil der Besucher eine Bereicherung darstellt und wie Mitteln eine Lösung finden. So könnte das Gerät nach der Ent- also durchaus. erhält das Museum wertvolle Daten über die Wege, Interessen und hoch das „Abschreckungspotenzial“ ist. Muss man wirklich zum nahme aus der Ladestation eine interne Stoppuhr starten. Dem In aktuellen Forschungsvorhaben werden die Möglichkeiten der Verweildauer seiner Besucher. Und dies nicht als reinen Datenwust, Abrufen einer Information erst einen Barcode abfotografieren, weil Besucher würde rechtzeitig akustisch gemeldet werden, wenn lokalisierten Informationsentwicklung noch weiter ausgelotet. sondern visuell aufbereitet in der Art eines „Wärmebildes“. Die es eben technisch möglich ist? Oder ist eine einfache Nummern- es Zeit wird, das Gerät zurückzubringen. Die Ortungstechnik könnte So zum Beispiel im Projekt „LoCo“: Dort wird untersucht, inwieweit Pfade der Besucher werden ebenso sichtbar wie die Exponate mit eingabe nicht doch die bessere, weil allgemeinverständlichere die Lösung noch verfeinern. Das Gerät würde die Distanz zwischen Ortungstechniken zur Unterstützung des Museumsbesuchs von der höchsten oder der geringsten Verweildauer. Variante? Benutzerstandort und Rückgabestelle berechnen, um je nach Familien eingesetzt werden können. Unter anderem sollen Funktio- Die vielen Talente der Mobilgeräte bieten bei sorgfältiger Planung Ganz sicher gibt es viele Dinge, die in der Theorie oder „im Labor“ Wegstrecke zu unterschiedlichen Zeiten eine Warnmeldung zu nen entstehen, die es ermöglichen, Exponate einander weiter- Kulturinstitutionen und Besuchern attraktive Vorteile und einen problemlos funktionieren, sich im Alltagsbetrieb aber nicht bewäh- geben. Ein Besucher, der noch einen weiten Weg vor sich hat, würde zuempfehlen. Die WLAN-Technik zur Ortung kann natürlich auch zusätzlichen Nutzen. ■ ren. Dabei spielt auch die Zielgruppe der Museumsbesucher eine somit deutlich früher erinnert als ein Besucher in unmittelbarer dazu dienen, miteinander in Kontakt zu treten, sofern man als Rolle, die allein schon hinsichtlich des Alters eine breite Spanne Nähe zum Rückgabetresen. Zusätzlich könnte der Mediaguide die Museumsbesucher getrennt unterwegs ist – oder um das eigene Jörg Engster abdeckt. Eine Herausforderung sowohl für die Entwickler der Tech- individuelle Laufgeschwindigkeit des Nutzers ermitteln, um dies Kind rechtzeitig aufzuspüren, kurz bevor das Museum schließt. Geschäftsführer die Informationsgesellschaft nologie, als auch für die Designer der entsprechenden Benutzungs- in seine Kalkulation mit einzubeziehen. Der technischen Komplexität Bei den zuvor beschriebenen Referenzprojekten führt der Ein- www.xpedeo.de oberflächen. sind wahrlich keine Grenzen gesetzt. satz von Ortungstechniken tatsächlich zu einem greifbaren Mehr- www.informationsgesellschaft.com

88 SCHAUPLÄTZE SCHAUPLÄTZE 89 SM_ARTE GERÄTE – MULTIMEDIA-TOOLS IM MUSEUM

1 3 Neil Postman, „Immer wenn sich ein neues Medium in eine Kultur theorie mit Wissen befüllt werden. Die Interaktion und durch digitale Technologien statt, wobei den Besu- Einen wichtigen Schritt in Richtung eines barrierefrei- , US-amerikanischer drängt, konkurriert es mit einem älteren um Zeit, Partizipation mittels neuer mobiler Technologien cher*innen zusätzlich sogenannte Infotrainer*innen en Kunst- und Kulturgenusses für alle Menschen französisch-US-ameri- Medienwissenschaft- kanischer Maler und ler (1931–2003). Aufmerksamkeit, Geld, Prestige und, vor allem, die bringen eine neue Art der Vermittlung. Seirafi plädiert zur Seite gestellt werden, die sie durch die Welt ermöglicht das Belvedere mit seinem Videoguide in Objektkünstler psychischen Gewohnheiten eines Menschen.“1 dafür, die mitgebrachten Geräte (Smartphones, der digitalen Interaktion begleiten und zusätzlich Wis- österreichischer Gebärdensprache. Die mobile (1887–1968). Tablets etc.) der Besucher*innen – so sie im Besitz sen vermitteln. Grüneis plädiert anhand ihres breiten Applikation des Jüdischen Museums Wien bietet in 2 Anmerkung: Der Österreichische Verband der Kulturvermittler*in- dieser sind – zu nutzen, um eine gestalterische, spieler- Spektrums an Erfahrung, neben der personalen Kombinationen von Texten und Abbildungen einen Der Stern * symboli- nen2 im Museums- und Ausstellungswesen traf sich ische und kreative Art der Vermittlung, beispielsweise Kulturvermittlung reziprok mit Multimedia zu arbei- jüdischen Pfad durch den historischen Stadtkern siert eine Leerstelle (Gender Gap) in der im barocken Gartenpalais Schönborn des Österreichi- durch Guiding-Apps, zu ermöglichen. Die Benutzer*in- ten, beispielsweise mit interaktiven Installationen Wiens und erweckt die Vergangenheit zum Leben. Zwei-Geschlech- schen Museums für Volkskunde in Wien und dispu- nen stehen in direktem Kontakt mit dem Endgerät oder erforschbaren virtuellen 3-D-Welten. So können Das LENTOS Kunstmuseum Linz versucht durch ter-Ordnung tierte über Multimedia-Tools und deren Applikation im (Device) sowie der darauf laufenden Applikation (App), u. a. Informations- und Kommunikationstechno- besucher*innenorientierte Mediennutzung seine Aus- beziehungsweise einen Raum für alle sozialen Museum. Herzlich begrüßt wurden die zahlreich welche ihnen als Interaktions-Werkzeug (Tool) dient. logien, die das heutige Leben in all seinen Bereichen stellungen noch intensiver erlebbar zu machen. So Geschlechter und erschienenen Gäste durch die stellvertretende Muse- Die Ausgabe- und Rückgabe-Logistik für Audioguides verändern, optimal verständlich gemacht werden. finden hier Multimediaguides, ausstellungsbegleiten- Geschlechtsidentitä- umsdirektorin Claudia Peschel-Wacha und Verbands- würde demnach für die Unternehmen wegfallen Die Assistenzkuratorin Maren Waffenschmid be- de Blogs oder andere interaktive Anwendungen ten, die sich in dem hegemonial binären präsidentin Friederike Lassy-Beelitz. und somit die Anschaffungs- und Betriebskosten ge- richtete von ihrer Erarbeitung und Umsetzung Platz. Am Tiroler Volkskundemuseum können Kinder System nicht Die Programmpunkte der Tagung boten einen Über- ring halten. Die Besucher*innen sollen die Interaktivi- eines audiovisuellen Konzeptes für das Jüdische zu Museumsexpert*innen werden, indem sie mit wiederfinden. blick der technischen und inhaltlichen Lösungen tät ihrer SM_ARTEN Geräte ebenso nutzen wie deren Museum Wien. Zentraler Aspekt bei der Entwicklung dem roten Laser des Medienguides in der Studien- [Verwendung dieser Schreibweise auf beim Gebrauch von Multimedia-Tools, eine Erörterung Foto- und Videofunktionen. Sie können individuell des Multimediaguides in deutscher und englischer sammlung knifflige Fragen des digitalen Kinder- ausdrücklichen der Rolle und Funktion der personalen Kulturver- Inhalte erstellen, Kommentare abgeben und diese Sprache war, mittels verschiedener Medien unter- quiz Luzi beantworten und Punkte generieren. Wunsch der Autorin.] mittlung in ihrer Reziprozität mit Multimedia sowie möglichst auch auf Social-Media-Sites teilen. Es schiedliche neue Blicke auf den in der Ausstellung Genauere Informationen und viele weitere Anregun- den pekuniären Aufwand und den Gewinn beim Ein- ist anzumerken, dass mit diesen digitalen Möglich- präsentierten Hauptstrang der Erzählung zu ermög- gen zu diesen spannenden Multimediaprojekten satz dieser Tools. Best-Practice-Modelle aus öster- keiten eine virtuelle Umwelt von sozialer und intellek- lichen. Historische Wochenschau- und Fernseh- finden die Leser*innen auf den Webauftritten der reichischen Museen konnten die Teilnehmer*innen tueller Prägung hervorgebracht wird. Bedarf diese beiträge, Material aus dem Museumsarchiv, Zeit- jeweiligen Kulturinstitutionen. am Ende der Tagung in Erfahrung bringen. Während Sphäre einer Kontrolle durch jene Kulturinstitutionen, zeug*innen- Interviews, fotografische Erinnerungen „Alles in allem wird der kreative Akt nicht vom der Vorträge konnten die Diskutant*innen gleich- die diese implementierten Funktionalitäten zur Ver- und vertiefende Texte fanden hierfür Einsatz. Die Künstler allein vollzogen; der Zuschauer bringt das zeitig auf einem interaktiven Whiteboard Kommentare fügung stellen? Eröffnet sich dadurch eine neue genauen Erläuterungen zu Planung, Arbeitsaufwand Werk in Kontakt mit der äußeren Welt, indem er mit ihren Smartphones posten. Über Stärken und Erwerbsmöglichkeit für Kulturschaffende? Darüber und Kostenfaktor boten dem Plenum einen deutlichen dessen innere Qualifikationen entziffert und inter- Schwächen der multimedialen Vermittlung wurde hinaus beschleunigen die SM_ARTEN Geräte die Einblick. pretiert und damit seinen Beitrag zum kreativen selbstredend auch mündlich disputiert. Viele kritische Besucher*innen in ihrem Tun. Wäre es nicht dienlicher, An den sogenannten „Hotspots“ berichteten Akt hinzufügt.“3 Jedem Museum obliegt es selbst, Posts erschienen im Laufe des Tages auf dieser das Museum als einen der wenigen letzten Orte weitere Teilnehmer*innen von ihren Erfahrungen, ob es seinen Besucher*innen ein kontemplatives digitalen Bildfläche. der Kontemplation und Entschleunigung zu nutzen? Tools, Devices und Applikationen in Sachen Multime- Kulturverhalten und Kunstrezipieren auf dem Stand Als erster Vortragender kam Kasra Seirafi, der Dieser mündlich ausgesprochene Gedanke eines dia. Bei den einzelnen Projektpräsentationen der der letzten zwei Jahrhunderte anbieten möchte, Geschäftsführer von Fluxguide Ausstellungssysteme Gastes blieb lange im Raum stehen. Albertina, dem Belvedere, dem Jüdischen Museum oder mittels Multimedia-Tools gestalterisch und GmbH zu Wort. Fluxguide unterstützt internationale Die zweite Vortragende, Nicole Grüneis, ist als Kul- Wien, dem Lentos und der Tiroler Landesmuseen spielerisch virtuelle und physische Sphären verbindet Kund*innen bei der Umsetzung neuer, mobiler Techno- turvermittlerin und Ausstellungsleiterin bei der Ars konnten die entstandenen Fragen vertiefend disku- und die vernetzten Benutzer*innen von der Orts- logien in der Kunst-, Kultur-, und Wissensvermittlung. Electronica in Linz tätig. Das interaktive Center sieht tiert und beantwortet werden. Der Multimediaguide und Zeitgebundenheit entbindet. Der Kreativität sind Für Seirafi bedeuten alte Technologien, basierend sich als das Museum der Zukunft, in dem Verschmel- der Albertina vermittelt die Inhalte der Ausstellung keine Grenzen gesetzt – die Bereicherung liegt in auf „Teletextlogik“ – beispielsweise der Audioguide zungen unterschiedlicher Kunst-, Wissenschafts- im Audioformat durch Textinformationen und Spiele; der Diversität. ■ – ein altes Verständnis von Vermittlung, bei der die und Technologierichtungen gezeigt und bearbeitet Kommentare zu den Bildern können verfasst und Empfänger*innen passiv bleiben und nach alter Lern- werden. Die Kommunikationsprozesse finden mit und ebenso wie aufgenommene Fotos gepostet werden. Sabine Paukner Kunsthistorikerin und Kulturwissenschaftlerin Wien

90 SCHAUPLÄTZE SCHAUPLÄTZE 91 BALLHAUSENS TRICORDER

Mit seinem Roman Neuromancer revolutionierte Wil- und Aktualisierung gelangt. Stets steht für ihn das Grassi eigen, der mittels der Neuauflage Quellen vor und macht das Spannungsver- historische Kontexte, Haltungsfragen und liam Gibson im Orwell-Jahr 1984 nicht nur die Persönliche im Zentrum seiner Zugriffe, die er seines zentralen Werks Kunst und Mythos hältnis von Kunst und (sogenannter) Wirk- die neue Eigenständigkeit des Künstler- Science-Fiction-Literatur, sondern trug auch zur wei- mit allen Vorzügen des Literarischen auszuspielen neu entdeckt werden kann. Grassi interes- lichkeit evident. Dieses leidenschaftliche begriffs ab dem 18. Jahrhundert zur teren Etablierung von ihm geprägter, uns heute versteht. Die von ihm erfassten Phänomene und siert sich in dieser konzisen Studie für den Denken und Arbeiten zielt in letzter Konse- Sprache kommen. Der in diesem Zeitraum völlig geläufiger Begrifflichkeiten bei: Seine gleicher- Wirklichkeiten verleiten ihn aber, wie man vielleicht Ursprung und die Funktionen von Kunst, quenz aber immer auf den Menschen hin, anzusiedelnde Paradigmenwechsel, der maßen spekulativen wie spektakulären Entwürfe vermuten möchte, nicht zu Prognosen; Gibson die er in einer ständigen, säkular überform- ist Kunst für Grassi doch nicht zuletzt auch nicht zuletzt auch die Professionalisierung von Virtualität und Netzkultur stifteten Wirklichkeit verdeutlicht vielmehr die Verflechtungen zeitlicher ten Absetzbewegung vom Mythos sieht. eine Möglichkeit, Weltentwürfe denkbar des Kritikerstandes und die Ausbildung und erlaubten eine neue Beschreibbarkeit allgegen- Inkongruenzen. Er versteht es, die Gleichzeitigkeit Ausgehend von der Untersuchung der titel- und intelligibel zu machen. Das Verhältnis der Fundamente reflexiver kulturwissen- wärtiger technikgetriebener Gesellschaftsentwick- des eigentlich Ungleichzeitigen auszustellen; spendenden Begriffe im antiken Denken von Welt und Kunst prägt auch Norbert schaftlicher Disziplinen mit sich bringt, ist lungen. Gibsons genuin literarische Arbeiten sind die Gegenwart wird als Gegenwärtigkeit einander und der Neukonzeption der Künste im Huma- Schneiders jüngste Monografie: Hier wird der Auftakt zum umstrittenen Begriff der Beobachtungen und Analysen unserer Gegenwart – (auf den ersten Blick) ausschließender Diskurse nismus, arbeitet er, geschult an Vertretern aber keineswegs eine Geschichte der Moderne. Diesen setzt Schneider recht und der Wirklichkeit, in der wir uns bewegen. Auf und Artefakte erfahrbar, Geschichte als verfertigter der deutschen Existenzphilosophie, einen modernen Kunst geboten, sondern vielmehr großzügig zwischen ca. 1760 und 1980 an. der Ebene der erzählten Zeit, also der inhaltlich Schichtbetrieb enttarnt. Die literarische Langzeit- Begriff des Mythos heraus, der sowohl Aus- eine Geschichte der Theorie der Künste in Argumentativ setzt er dabei auf einem Drei- angesiedelten Zeit, hat sich der kanadische Erfolgs- beobachtung Gibsons setzt aber nicht nur auf das druck einer bewahrenden Funktion ist, der Moderne. Ausgehend von der Malerei schritt verschobener Phasenentwicklungen: autor zuletzt immer mehr unserer realen Gegenwart Ausleuchten unserer von Widersprüchlichkeiten als auch eine Aufgabe der Bündelung über- wird der Frage nachgegangen, wie Künstler Ökonomie, Politik und Kultur entwickeln angenähert. Mit der vorliegenden Textsammlung und Paradoxien durchzogenen Existenz. Das Ver- nimmt. Im Mythos liegen für Grassi die ihre Zugänge erläutert und begründet haben sich, stets ineinander verflochten, weiter. bekommen wir nun eine gleichermaßen lesenswerte hältnis von Lesen, Schreiben und dem darauffol- Schlüssel zu Existenz, primären Erfahrun- – nicht zuletzt auch über den Rahmen des Innovative Momente oder die Verfestigung Ergänzung zu seinen bislang vorgelegten Roman- genden Neu-Lesen wendet er als Vielgestaltigkeit gen und „Ursprünglichem“ vereint. Sein wun- jeweiligen Kunstfelds hinaus. Der Abgleich der jeweiligen Neuerungen sind dabei eben- trilogien geboten: Auftragsarbeiten für Zeitschriften von möglicher Lektüreerfahrung auf unsere Welt derbar poetischer Text ist dabei weniger mit der sogenannten Öffentlichkeit, der so Teil der Moderne wie die nicht minder stehen hier neben Einführungen zu kanonisierten an. So wird die in unsere Gegenwart förmlich ein- auf klassische Beweisführung ausgerichtet, die Äußerungen der unterschiedlichsten realen Widersprüchlichkeiten unserer Reali- Literaturklassikern, mediengeschichtliche Statem- gebrochene Zukunft in ihrer Aktualität und Greif- denn einer Haltung des Fragens und dem Akteure natürlich beeinflusste, produzierte tät: ents und Reiseberichte neben Druckfassungen bis- barkeit beschreibbar, das vergnügliche Beobachten Wunsch nach Erkenntnis verschrieben. dabei neben Theorieschriften und Poetiken „all the modern things lang nur schwer zugänglicher Vorträge. Die zwischen der sich entfaltenden Spektakel spürbar – und ein Jede Zeile vibriert von einem ansteckenden eben auch idealisierte Rechtfertigungen. have always existed den späten 1980ern und 2010 entstandenen Bei- Bewusstsein für eine Position im Inmitten der Dinge Eros des Denkens, der zu einer durchaus Schneiders überaus lesbare Überblicks- they’ve just been waiting träge werden in der Buchfassung um kleine aktuali- konstruktiv denkbar. risikoreichen Auseinandersetzung mit den darstellung ist eine konsequente Auseinan- to come out ...“ ■ sierende Nachschriften ergänzt, mit deren Hilfe Eine solche Position war, so darf vermutet werden, uns faszinierenden Gegenständen verführt. dersetzung mit der theoretischen Fass- Gibson zu einer Form nachträglicher Einschätzung wohl auch dem italienischen Philosophen Ernesto Elegant legt Grassi seine Leseweise der barkeit der bildenden Künste, in der auch Thomas Ballhausen

William Gibson: Ernesto Grassi: Norbert Schneider: Misstrauen Sie dem unverwechselbaren Geschmack. Kunst und Mythos. Herausgegeben von Richard Theorien moderner Kunst. Vom Klassizismus bis zur Gedanken über die Zukunft als Gegenwart. Blank und Emilio Hidalgo-Serna. Concept Art. Stuttgart: Tropen 2013 Berlin: Alexander Verlag 2013 Köln: Böhlau Verlag 2014

252 S. – fest geb.: 22,60 € 232 S. – br.: 25,60 € 554 S. – fest geb.: 46,20 € ISBN 978-3-608-50314-2 ISBN 978-3-89581-312-2 ISBN 978-3-412-22172-0

Illustration: Andreas Pirchner

92 93 Liebe,Es ist die uns Die Liebe zur Kunst vereint uns zu Ihrem Vorteil: zusammenführt. Aon und Barta & Partner schließen sich zusammen. Kraft und Dynamik des weltweit größten Versicherungs- maklers treffen auf das Know-how des renommierten WALE Experten im Bereich Kunstversicherung. Unser Credo: Riesen der Meere Second to none insuring Art. bis Oktober 2015 SONDERSCHAU

HAUS DER NATUR SALZBURG MUSEUM FÜR NATUR UND TECHNIK Museumsplatz 5 | 5020 Salzburg | www.hausdernatur.at Eine Sonderschau aus dem LWL-Museum für Naturkunde Münster Foto: shutterstock.com/Mary Ann McDonald www.aon-austria.at www.bartaart.com

BARTA_Anz_BP_210x280_21rd.indd 1 14.03.14 10:19 TERMINE Museumsmanagement Niederösterreich Museumsmanagement Niederösterreich Museumsmanagement Niederösterreich Verbund Oberösterreichischer Museen Landesverband Salzburger Museen und Sammlungen

Lehrgang und Seminarreihe Museumskustodenlehrgang Praxiskurse Ab Herbst: Seminarreihe Museum plus Lehrgang Qualifizierte/r Kulturvermittlung Museumsmitarbeiter/in Der Museumskustodenlehrgang richtet sich speziell Schwerpunkte sind Reparatur und Konservierung Der Verbund Oberösterreichischer Museen bietet in Die Weiterbildung Kulturvermittlung richtet sich an an Betreuerinnen und Betreuer von Lokal- und Regio- von Sammelbeständen aus Papier, Karton, Textil, Kooperation mit der Akademie der Volkskultur eine Seit 2013 bietet der Landesverband Salzburger Personen, die in Niederösterreich im Kunst- und nalmuseen. In Vorträgen und praktischen Übungen Holz und Metall sowie Übungskurse zur EDV-unter- eigene Reihe mit Seminaren zur Museumsarbeit an. Museen und Sammlungen einen neuen Lehrgang mit Kulturvermittlungsbereich tätig sind, sowie an werden grundlegende Kenntnisse und Fähigkeiten stützten Inventarisierung von Museumsbeständen. Mit diesem Weiterbildungsangebot wollen wir die Abschluss zur/zum „Qualifizierten Museumsmitar- Kustodinnen, Kustoden und ehrenamtlich Tätige der für die tägliche Museumsarbeit vermittelt. mehrheitlich ehrenamtlich geleistete Arbeit in den beiter/in“ an. Für den gesamten Lehrgang kann das bereits abge- Museen noch besser und zielgerichtet unterstützen. niederösterreichischen Museen und Sammlungen. 4. Oktober 2014 Bei den angebotenen Inhalten und Kursen, die mit haltene Modul „Museumsarbeit – eine Einführung“ im Die Seminarreihe gliedert sich in drei große Darüber hinaus an Pädagoginnen und Pädagogen, Oberflächenbehandlung von Holz und Metall Praxisnähe aufwarten, orientiert sich der Landesver- September 2015 nachgeholt werden. Bereiche: Museumsorganisation, Sammeln / die sich im Bereich Kunst- und Kulturvermittlung nach historischem Vorbild Museumsbeständen band an den drei Schwerpunkten der Museumsar- Bewahren / Forschen und Ausstellen / Vermitteln. weiterbilden oder qualifizieren möchten, sowie an Museumsdorf Niedersulz beit: Konservierung und Archivierung, Außenwirkung Alle Seminare können einzeln gebucht werden. kultur- und kunstinteressierte Privatpersonen. 17./18. Oktober 2014 und Rechtliches, Vermittlung. Alle Teile sind einzeln buchbar und für den Modul 2: 25. Oktober 2014 zertifizierten Vermittlungs-Lehrgang anrechenbar. Inventarisierung von Museumsbeständen Kleber, Kleister, Leime 11. Oktober 2014 18. Oktober 2014 Für jene, die den gesamten Lehrgang buchen, sind Brandlhof in Radlbrunn Museumsdorf Niedersulz Ausstellen / Vermitteln: Meine Stimme Webseiten & Neue Medien/Richtiger Umgang aus der Seminarreihe zwei Seminare auszuwählen. entdecken. Stimm- und Sprechtraining für mit Wachsexponaten 21./22. November 2014 Kulturvermittlerinnen und Kulturvermittler Kosten 85 €, ermäßigt 75 € 10./11. Oktober 2014 Modul 3: Aufbewahrung und Handhabung Haus der Volkskultur, Linz Kosten 30 € Grundlagen der Kulturvermittlung von Kunst- und Kulturgut 89 € Brandlhof in Radlbrunn Nähere Informationen und Anmeldung: Für Mitglieder des Landesverbandes Salzburger +43-2742-90666 6116 Museen und Sammlungen kostenlos! 14. November 2014 24. Oktober 2014 [email protected] Körpersprache 16./17. Jänner 2015 Museumsorganisation: Sag mir, wer du bist. Modul 4: Museumsbesucherinnen und www.noemuseen.at Leitbilder für Museen Nähere Informationen und Anmeldung: 15. November 2014 Museumsbesucher Haus der Volkskultur, Linz +43-662-8042-2604 Kommunikationstraining – „Wer spricht?“ Haus der Regionen in Krems-Stein 39 € [email protected] www.salzburgervolkskultur.at 12./13. Dezember 2014 13./14. Februar 2015 23. Jänner 2015 Seminarreihe, Schwerpunkt Projektmanagement Modul 5: Ausstellungsgestaltung Museumsorganisation: Leader, Interreg & Co. Projektplanung Haus der Regionen in Krems-Stein Durchstarten in einer neuen Förderperiode Wien Haus der Volkskultur, Linz 20./21. März 2015 49 € Verbund Oberösterreichischer Museen 9./10. Jänner 2015 Modul 6: Erfolgreiche Betriebsführung Brandlhof, Radlbrunn Stimm- und Sprechtraining Ab Februar: Qualifizierungsseminar Nähere Informationen und Anmeldung: +43-732-77 31 90 Museum und Tourismus MUSIS – Museen und Sammlungen in der Steiermark 27./28. Februar 2015 220 €, ermäßigt 200 € (einzelne Module) [email protected] Seminarreihe, Schwerpunkt Projektmanagement 1.200 €, ermäßigt 990 € (gesamter Lehrgang) www.akademiedervolkskultur.at Grundlagen der Vermittlungsmethoden Museen sind zunehmend gefordert, unter dem MUSIS-Lehrgang zum zertifizierten Schlagwort der „Besucherorientierung” touristische Museumskustos / zur zertifizierten Nähere Informationen und Anmeldung: 30./31. Jänner 2015 Anliegen und Strategien in die Museumsarbeit +43-2742-90666 6116 Museumskustodin Seminarreihe, Schwerpunkt Projektmanagement einfließen zu lassen, um neue Besucherschichten zu [email protected] Projektfinanzierung erschließen und als lebendige Orte Wissen www.noemuseen.at zeitgemäß zu vermitteln. 12 Tagesmodulen innerhalb von zwei Jahren, zusätzlich eine schriftliche Abschlussarbeit und ein 13./14. März 2015 Wie dieses Angebot erfolgreich und professionell persönliches Abschlussgespräch. Seminarreihe, Schwerpunkt Projektmanagement angeboten, vermarktet, präsentiert und vermittelt Verbund Oberösterreichischer Museen Projektpraxis werden kann, ist Ziel des Qualifizierungsseminars Museum und Tourismus. A: Soft Skills – Persönlichkeitsentwicklung B: Angewandte Museumsarbeit: Einführung Haus der Regionen in Krems-Stein Einzelseminare werden nach Maßgabe freier Plätze Ab Herbst: Ausbildungslehrgang angeboten. Museumskustode/-in (Grundlagen) C: Angewandte Museumsarbeit: Vertiefung 330 €, ermäßigt 165 € (2-tägige Lehrgangsteile) Museumsmanagement Niederösterreich (Fachthemen) In Kooperation mit der Akademie der Volkskultur 165 €, ermäßigt 85 € (1-tägige Lehrgangsteile) 26. Februar 2015 D: Spezialthemen: Kulturmanagement, Regionalkul- bietet der Verbund Oberösterreichischer Museen 2.860 €, ermäßigt 1.600 € (gesamter Lehrgang) Einführung Kultur- und Museumstourismus tur, Marketing 20. Niederösterreichischer Museumstag einen Ausbildungslehrgang für Museumskusto- 27. Februar 2015 den/-innen an. Nähere Informationen und Anmeldung: 22. März 2015 Kulturvermittlung (Gästeführung und Neben einem Startseminar umfasst der Lehrgang 17. Oktober 2014 +43-2742-90666 6116 Stift Seitenstetten -motivation) / Touristische Qualitätsstandards im u. a. die Themen Gestaltung, Texte, Medien,Vermitt- Hereinspaziert! Gelungene Gruppenführungen [email protected] Museums- und Ausstellungsbereich lung, Förderungen und Sponsoring, Projektmanage- (Kategorie C/D) www.noemuseen.at ment und den Umgang mit dem Objekt (Depot, Kon- GrazMuseum Nähere Informationen und Anmeldung: servierung, Inventarisierung). Eine Exkursion zu +43-2742-90666 6116 28. Februar 2015 innovativen Museumsprojekten sowie ein Abschluss- [email protected] Kultur- und Freizeittourismus / Kulturvermitt 180 €, 150 € für MUSIS-Mitglieder seminar runden den Lehrgang ab. www.noemuseen.at lung – Gästeführung und -motivation Nähere Informationen und Anmeldung: Kosten 600 € Kosten 600 € +43-316-73 86 05 (gesamtes Qualifizierungsseminar) offi[email protected] Nähere Informationen und Anmeldung: www.musis.at Nähere Informationen und Anmeldung: +43-732-77 31 90 +43-732-68 26 16 [email protected] [email protected] www.akademiedervolkskultur.at www.ooemuseumsverbund.at

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Österreichische Moderne. Staudacher und Zeit- Das ist Spitze! In Kooperation mit dem genossen Lehmbau Österreichischen Museumsgütesiegel bis 19. Oktober 2014 Schulausstellung bis 26. Oktober 2014 Adolf Frohner (1934–2007). Fünf Jahrzehnte Malerei, Grafik, Objekt bis 11. Jänner 2015 STOCKERAU

Die Zukunft der Malerei. Eine Perspektive Bezirksmuseum Stockerau 3. Oktober 2014 bis 8. Februar 2015 www.stockerau.gv.at

Nie wieder Krieg Mährisch-Schlesisches Heimatmuseum ab 2. Oktober 2014 www.mshm.at

Bauer-Lehrer-Liederfürst – Familie Franz Schubert ST. PÖLTEN BURGENLAND KÄRNTEN NIEDERÖSTERREICH bis 21. Dezember 2014 Landesmuseum Niederösterreich EISENSTADT BLEIBURG BERNDORF Museum Kierling www.landesmuseum.net www.museumkierling.com Ausnahmefrauen – Christa Hauer, Hildegard Joos, Haydn-Haus Eisenstadt Werner Berg Museum krupp stadt museum BERNDORF Kitsch, Karikatur und Propaganda im Weltkrieg Susanne Wenger, Broncia Koller-Pinell www.haydn-haus.at www.wernerberg.museum www.kruppstadtmuseum.at 1914–1918 bis 12. Oktober 2014 bis 19. Oktober 2014 Eine Hymne macht Geschichte. Körperbilder/Podoba telesa 1914.MANN.FRAU.KIND.VOLKSKRIEG. Bader, Medicus, Primar Joseph Haydns „Gott erhalte“ Rot versus Grün – Wu Shaoxiang & Alltag an der Heimatfront ab 23. November 2014 bis 11. November 2014 bis 9. November 2014 K.AISER.K.ÖNIG.KRUPP Stadtmuseum Klosterneuburg Broncia Koller-Pinell bis 26. Oktober 2014 www.stadtmuseum.klosterneuburg.at bis 12. Oktober 2014 Landesmuseum Burgenland KLAGENFURT Erich Wonka: Atlas zur Stadtgeschichte. Die Eduard Gurk (1801–1841) www.landesmuseum-burgenland.at EGGENBURG Ausstellung zum Buch Museum Moderner Kunst ab 26. Oktober 2014 Gestochen scharf! Portraits aus der grafischen bis 19. Oktober 2014 www.mmkk.at Krahuletz-Museum Sammlung Tobler Elfriede Mejchar – Zum 90. Geburtstag www.krahuletzmuseum.at bis 12. Oktober 2014 Land im Krieg. Zwischen Schützengraben SHARE – Too Much History, More Future Stiftsmuseum Klosterneuburg und Heimatfront. 1914–1918 bis 2. November 2014 20 Jahre Zeitreise ins Mittelalter Eggenburg www.stift-klosterneuburg.at Frauenleben in Niederösterreich bis 11. November 2014 – Blick hinter die Kulissen – Rückblick Einblick bis 19. Oktober 2014 Ausblick Hier und jetzt/hic et nunc – 10 künstlerische Inter- KÖTSCHACH-MAUTHEN Bertha v. Suttner und die österreichische Friedens- ventionen im Jubiläumsjahr Pilze – Mehr als nur Schwammerl EBREICHSDORF bewegung (Der große Krieg Teil I) bis 16. November 2014 bis 8. Februar 2015 Museum 1915–1918 Jubel, Blut und Tränen – Das Jahr 1934 Freilichtmuseum Ensemble Gerersdorf www.dolomitenfreunde.at „Kreuz, Ring & Infel“ – 66 Pröpste in 9 Jahrhun- Weil Kunst entsteht Schätze und Neuerwerbungen der Mineralien- www.freilichtmuseum-gerersdorf.at derten ab 1. November 2014 1914 – Der Anfang vom Ende sammlung des Krahuletz-Museums bis 31. Dezember 2014 Rudolf Kedl. Bildhauer-Zeichnungen bis 15. Oktober 2014 seit 30. Dezember 2014 bis 12. Oktober 2014 TULLN KREMS Gerersdorfer Fototage LENDORF BEI SPITTAL/DRAU GARS AM KAMP Römermuseum bis 11. November 2014 Museum Krems www.tulln.at Römermuseum Teurnia Zeitbrücke-Museum www.museumkrems.at www.landesmuseum.ktn.gv.at www.zeitbruecke.at Kirchen in Tulln MÖNCHHOF GLOBart präsentiert: VER-RÜCKT bis Anfang November 2014 Museum ist … Interventionsprojekt zum Blick. Gars: Fotoausstellung des Horner Fotoklubs bis 26. Oktober 2014 Dorfmuseum Mönchhof 130-Jahr-Jubiläum bis 2. Oktober 2014 www.dorfmuseum.at bis 31. Oktober 2014 WAIDHOFEN AN DER YBBS MÖLLERSDORF Manfred Hagleitner. Die Welt in Bildern GUTENSTEIN 5e Museum bis 31. Oktober 2014 WOLFSBERG Stadtmuseum Traiskirchen www.5e-waidhofen.at Waldbauernmuseum Gutenstein www.stadtmuseum-traiskirchen.at Museum im Lavanthaus www.waldbauernmuseum.at hing’schaut – aung’schaut. Gesichter erzählen ST. MICHAEL www.lavanthaus.at 500 Jahre Wappen von Traiskirchen bis 2. November 2014 Die Motorsäge und ihre Entwicklung Tischkultur aus 3 Jahrhunderten Landtechnik-Museum Burgenland Lagerstadt Wolfsberg. bis 31. Oktober 2014 bis 31. Dezember 2014 www.landtechnikmuseum.at Flüchtlinge – Gefangene – Internierte WIENER NEUSTADT bis 31. Oktober 2014 Gelebte Gemeinschaft KLOSTERNEUBURG NIEDERSULZ Stadtmuseum Wiener Neustadt bis 20. Oktober 2014 www.stadtmuseum.wiener-neustadt.at Essl Museum – Kunst der Gegenwart Museumsdorf Niedersulz Für Kaiser und Vaterland? www.essl.museum www.museumsdorf.at bis 2. November 2014 Attersee und das Wunder der Farbe. Sammlung Bauernleben im Wandel – Von der Grundherrschaft Essl im Schömer-Haus zur modernen Agrarpolitik bis 26. April 2015

98 99 AUSSTELLUNGS- KALENDER

WILFERSDORF FREISTADT Schlossmuseum Linz WELS Keltenbilder aus Hallein von 1980 bis heute – Im Dialog: Wiener Aktionismus Der Erste Weltkrieg im Spiegel der Medaille Werner Hölzl zum 70. Geburtstag bis 6. Juli 2014 Heimatmuseum Wilfersdorf Mühlviertler Schlossmuseum Freistadt Die alpine Rüstkammer der Armee. Recycling im lebensspuren.museum bis 11. Jänner 2015 Kunst-Geschichten www.liechtenstein-schloss-wilfersdorf.at www.museum-freistadt.at 1. Weltkrieg www.lebensspuren.at ZEITSPRÜNGE. URSPRÜNGE. Reise in die Urge- 26. Juli bis 26. Oktober 2014 Vom Leben mit dem Krieg – Oberösterreich im 500 Jahre Markt Wilfersdorf Der Krieg in den Bergen Körper.EINGRIFFE – Vom Ritual zum letzten Schrei schichte Salzburgs Ersten Weltkrieg Proudly Presenting: Sammlung Generali Founda- bis März 2015 bis 5. Oktober 2014 bis 23. Dezember 2014 ab 7. November 2014 bis 16. November 2014 tion Was blieb vom Krieg? bis 12. Oktober 2014 Geformt und gebrannt. Krippen aus Keramik WILHELMSBURG 7. November bis 8. Dezember 2014 LEOGANG Zur Krippe her kommet ... Simone Forti. Mit dem Körper denken: Eine Retro- 30. November 2014 bis 2. Februar 2015 spektive in Bewegung Geschirr-Museum Wilhelmsburg Bergbau- und Gotikmuseum Leogang HALLSTATT 18. Juli bis 9. November 2014 www.geschirrmuseum.at OÖ 1945–55 www.museum-leogang.at 25. Februar bis 29. November 2015 „handgemalt“ made in Austria Museum Hallstatt Von Leonhardi bis Lichtmess Salzburg Museum bis 1. November 2014 www.museum-hallstatt.at 6. November 2014 bis 1. März 2015 www.salzburgmuseum.at RECHBERG Holz für Salz Neue Residenz YBBSITZ bis 31. Dezember 2014 NEUMARKT AM WALLERSEE Freilichtmuseum Großdöllnerhof Archäologie?! – Spurensuche in der Gegenwart www.doellnerhof.at Ferrum – Welt des Eisens Museum in der Fronfeste bis 8. Juni 2014 LEONDING www.ferrum-ybbsitz.at Wilde Zukunft! – Jagd im Naturpark Mühlviertel www.fronfeste.at Heinz Husiatynski (1944–1995) – Keramik berührt bis 31. Oktober 2014 Werkeschau Mag.arch. Joseph Hofmarcher Turm 9-Stadtmuseum Leonding Wahrheit und Wahn. Zwischen Opferkult und bis 22. Juni 2014 bis 31. Oktober 2014 www.leonding.at Hexenprozess Krieg, Trauma, Kunst. Salzburg und der Erste SANDL SALZBURG bis 31. Oktober 2014 Der Erste Weltkrieg – Erinnerungen aus Leonding Weltkrieg ab 2. Oktober 2014 bis 27. September 2015 Hinterglasmuseum Sandl ARNSDORF SAALFELDEN www.hinterglasmuseum-sandl.at Malerschicksale – Leibl-Rezeption in Salzburg LINZ 11. Juli bis 26. Oktober 2014 Der gläserne Schatz in Sandl Stille Nacht Museum Arnsdorf Museum Schloss Ritzen bis 31. Oktober 2014 www.stillenachtarnsdorf.at www.museum-saalfelden.at Von Mensch zu Mensch – Wilhelm Leibl & August LENTOS – Kunstmuseum Linz Sander www.lentos.at Kleider und Schneider zu Arnsdorf 1820 Der Erste Weltkrieg in Saalfelden 11. Juli 2014 bis 5. Jänner 2015 SCHÄRDING bis 5. Oktober 2014 bis 31. Oktober 2014 REINES WASSER. Die kostbarste Ressource der Neue Residenz, Innenhof Welts Heimathaus-Stadtmuseum Schärding 3. Oktober 2014 bis 15. Februar 2015 BRAMBERG SALZBURG 365 Sonnenblumen für Salzburg – Wilhelm Sche- www.schaerding.at ruebl in der Neuen Residenz OLIVER RESSLER. Die Plünderung Bauernsilber–Silberglas Museum Bramberg Dommuseum Salzburg bis 26. Oktober 2015 3. Oktober 2014 bis 1. Februar 2015 bis 31. Oktober 2014 www.museumbramberg.at www.kirchen.net/dommuseum Panorama Museum Ein Dorf im Krieg – Bramberg 1914 bis 1918 Die Verkündigung NORDICO – Museum der Stadt Linz Kosmoramen von Hubert Sattler – Wüsten und OBERÖSTERREICH STEYR bis 31. Oktober 2014 29. November 2014 bis 6. Januar 2015 www.nordico.at umkämpfte Stätten bis 12. Jänner 2015 An der Donau. Flussgeschichten einer Stadt Museum Arbeitswelt Steyr BAD HALL ELSBETHEN Haus der Natur bis 26. Oktober 2014 www.museum-steyr.at Spielzeugmuseum www.hausdernatur.at Forum Hall KUNSTGENUSS ESSEN. Von der Linzer Torte bis Vom Boom zum Bürgerkrieg: Steyr 1914–1934 Museum Elsbethen-Glasenbach Du bist dran … Gesellschaftsspiele im Wandel Das Haus der Natur 1924–1976. Die Ära Tratz www.forumhall.at zur Bosna seit 9. April 2014 „Zum Pulvermacher“ der Zeit www.museum-elsbethen.at bis 30. November 2015 100 Jahre Landesvilla-Jugendstil in Bad Hall 14. November 2014 bis 22. März 2015 bis 15. Juni 2014 Kunst-Geschichten bis 31. Oktober 2014 ST. FLORIAN Lesen verbindet – Alte Kinderbücher in neuem Spielbilderbücher aus der Sammlung des Spiel- 26. Juli bis 26. Oktober 2014 Oberösterreichische Landesmuseen Glanz zeug Museum bis 19. Oktober 2014 BAD ISCHL www.landesmuseum.at Freilichtmuseum Sumerauerhof bis 16. November 2014 www.sumerauerhof.at Museum der Moderne Rupertinum Biologiezentrum Volkskunde Museum www.museumdermoderne.at Museum der Stadt Bad Ischl 100 Jahre Hans Mairhofer-Irrsee GOLLING Tintenfisch und Ammonit Operation Goldhaube. Tradition und zeitgenössi- www.stadtmuseum.at bis 30. Oktober 2014 Durch dick & dünn. Eine Ausstellung für Kinder bis 19. Oktober 2014 sche Kunst Museum Burg Golling und Freunde jeden Alters Bad Ischl im Ersten Weltkrieg – Erinnerungen bis 2. November 2014 Unter.Wasser.Welt www.golling.info Ich und die Anderen. Schaufenster zur „Unter dem Doppeladler“. Das britische Regiment TAUFKIRCHEN A. D. PRAM bis 4. Oktober 2014 von Kaiser Franz Josef 1st Queens Dragoon Gards Im Reich der Kristalle Sammlung VI bis 13. Juli 2014 WALS-SIEZENHEIM bis 26. Oktober 2014 Bilger-Breustedt-Haus bis 19. Oktober 2014 Landesgalerie Linz www.bilger-breustedt.at Kunst-Geschichten Die Bachschmiede Margherita Spiluttini 26. Juli bis 26. Oktober 2014 Photomuseum Bad Ischl Franz Blum – Bildhauer, Maler, Poet HALLEIN www.diebachschmiede.at 12. März 2015 bis 31. Mai 2015 www.landesmuseum.at Margret Bilger, Hans Joachim Breustedt zum Keltenmuseum Sabine Stranzinger. Amor, Psyche und die anderen Im Visier: Ein Album aus dem Ersten Weltkrieg Stephan Balkenhol Thema „Musik und Tanz“ Museum der Moderne Mönchsberg www.keltenmuseum.at bis 2. Juni 2014 bis 31. Oktober 2014 23. Oktober 2014 bis 22. Februar 2015 bis 26. Oktober 2014 www.museumdermoderne.at Walser Spielzeugkiste Ana Mendieta. Traces bis 5. Juli 2014

100 101 AUSSTELLUNGS- KALENDER

GrazMuseum Winter!Sport!Museum IMST LIENZ Querschnitt – zeitgenössisches Kunstschaffen aus www.grazmuseum.at www.wintersportmuseum.com und über Dornbirn Haus der Fasnacht Schloss Bruck bis 5. Oktober 2014 Carmilla, der Vampir und wir „Lebenswerk“ – Mürzzuschlager Werks- www.fasnacht.at Museum der Stadt Lienz bis 31. Oktober 2014 geschichte(n) www.museum-schlossbruck.at bis 12. Oktober 2014 Jubel und Ernüchterung – Imst im Ersten Weltkrieg HITTISAU Königsmorde. Gewalttaten in der Donaumonarchie bis 8. Oktober 2014 Dolomitendomino II bis 17. November 2014 Geschöpfe der Nacht – Fledermäuse – Geheimnis- Frauenmuseum Hittisau ST. RUPRECHT volle Jäger am Schlossteich www.frauenmuseum.com INNSBRUCK Universalmuseum Joanneum Totentanz: Egger-Lienz und der Krieg Steirisches Holzmuseum Gestickte Moral. Spruchtücher zwischen Tradition, www.museum-joanneum.at bis 26. Oktober 2014 www.holzmuseum.at Alpenverein-Museum Rollenzuschreibung und Illusion Archäologiemuseum www.alpenverein.at/leidenschaft bis 8. Februar 2015 Lernen von Istanbul - Stadtmodul Hani RATTENBERG Knochen-Code. Körper erzählen vom Krieg Zwei Maler und zwei Bildhauer Berge, eine unverständliche Leidenschaft bis 31. Oktober 2014 bis 31. Oktober 2014 bis 31. Oktober 2014 HOHENEMS STEIERMARK Augustinermuseum Rattenberg Naturkundemuseum www.augustinermuseum.at Jüdisches Museum Hohenems STÜBING BEI GRAZ Stadtmuseum Innsbruck Fischwelten. Griechische Fischteller aus der 500 Besucher – 500 Objekte www.jm-hohenems.at ADMONT www.innsbruck.gv.at/stadtmuseum Sammlung Gottet 1. Juni bis 30. September 2014 Österreichisches Freilichtmuseum Stübing Die ersten Europäer. Habsburger und andere bis 22. Februar 2015 Weihnachten bin ich Zuhause. Plakate und Verord- Benediktinerstift Admont www.stuebing.at Annus dierum Sanctorum – Die Jahrestage der Juden – eine Welt vor 1914 nungen zum Ersten Weltkrieg www.stiftadmont.at Pilze: Netzwerker der Natur Heiligen bis 5. Oktober 2014 Tagein, tagaus – Geschichte(n) der ländlichen bis 5. Dezember 2014 bis 26. Oktober 2014 bis 12. Oktober 2014 Künstlerbücher Alltagskultur Jukebox. Jewkbox! Ein jüdisches Jahrhundert auf Mechanische Tierwelt Neue Galerie Graz bis 31. Oktober 2014 Schellack und Vinyl Tiroler Landesmuseen Bücherschreiber – Bilder von Autoren der Antike SCHWARZENBERG 21. Oktober 2014 bis 8. März 2015 Damage Control. Body Art and Destruction und des Mittelalters www.tiroler-landesmuseen.at 1968–1972 TRAUTENFELS Raum für künstlerische Intervention Das Tirol Panorama mit Kaiserjägermuseum Angelika Kauffmann Museum 14. November 2014 bis 15. Februar 2015 WALD AM ARLBERG bis 2. November 2014 www.angelika-kauffmann.com Schloss Trautenfels April 1914. Tirol vom Frieden in den Krieg Der private Blick. Brus in steirischen Privat- www.museum-joanneum.at bis 30. November 2014 Angelika Kauffmann. Blütezeit London Klostertal Museum sammlungen BAD AUSSEE bis 26. Oktober 2014 www.museumsverein-klostertal.at bis 26. Oktober 2014 Hauslandschaften. Modelle von Bauernhäusern Museum im Zeughaus und Almhütten aus dem Ennstal Alpe Mähren – Radonatobel Kammerhofmuseum Die Kunst des Herrn Nestler Seh(n)sucht 3D. Zur Darstellung des Räumlichen in Wald und Mensch. Eine Geschichte in 100 SCHWAZ bis 5. Oktober 2014 www.badaussee.at 24. Oktober 2014 bis 22. Februar 2015 der Kunst und neuen Medien Positionen bis 23. November 2014 170 Jahre Struwwelpeter – Facetten eines Eugène Leroy. Einfach malen bis 31. Oktober 2014 Museum "Kunst in Schwaz“ Bestsellers bis 5. Oktober 2014 Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum www.rabalderhaus-schwaz.at bis 1. November 2014 Paul Schad-Rossa und der Aufbruch in die Moder- Druckfrisch. Der Innsbrucker Wagner-Verlag und München – Palermo. Eine malerische Reise mit Oswald Miedl. Zeichnungen und Lithographien zum ne in Graz um 1900 der Buchdruck in Tirol Hans Josef Weber- Thema „Stein – Fels – Berg – Gebirg“ 7. November 2014 bis 22. Februar 2015 13. Juni bis 26. Oktober 2014 bis 26. Oktober 2014 8. August bis 1. November 2014 Multimediale Sammlungen Elmar Peintner Enigma Weihnachtsausstellung Jup Rathgeber. Zeichnun- bis 25. Jänner 2015 gen Streiflichter. Film und Kino in der Steiermark BAD RADKERSBURG bis 21. Dezember 2014 1896–1945 Joseph Anton Koch. Der erste Nazarener` bis 1. Jänner 2015 Museum im alten Zeughaus bis 2. November 2014 www.badradkersburg.at/museum Volkskundemuseum Tiroler Volkskunstmuseum Hinter der Maske Hoffnung mit Ablaufdatum. Radkersburg und der Aberglauben – Aberwissen. Welt ohne Zufall bis 9. November 2014 Erste Weltkrieg bis 30. November 2014 bis 30. Juni 2015 JENBACH GROSS ST. FLORIAN WIEN FELDBACH TIROL Jenbacher Museum Steirisches Feuerwehrmuseum www.jenbachermuseum.at Museum im Tabor www.feuerwehrmuseum.at Geldmuseum der Österreichischen National- FLIESS www.tabor-feldbach.at/die-museen-im-tabor Das Antlitz des ersten Weltkrieges bank Die Rettung – ein „Kind der Feuerwehr“ bis 20. Dezember 2014 www.geldmuseum.at Die Südoststeiermark im Ersten Weltkrieg bis 2. November 2014 Archäologisches Museum Fliess bis 26. Oktober 2014 museum.fliess.at Gold und Silber lieb’ ich sehr …Vom Berg zur KITZBÜHEL Münze MÜRZZUSCHLAG Hæuser Teil 02 bis 30. Jänner 2015 GRAZ seit 30. März 2014 VORARLBERG Museum Kitzbühel Südbahn Museum Mürzzuschlag www.museum-kitzbuehel.at Diözesanmuseum Graz www.suedbahnmuseum.at Jüdisches Museum Wien GALTÜR DORNBIRN www.dioezesanmuseum.at Tiroler Künstlerkrippen des 20. Jahrhunderts www.jmw.at 160 Jahre Semmeringbahn & 10 Jahre SÜD- bis 1. Februar 2015 Die Farbe Grün. Natur – Hoffnung – Paradies BAHN Museum Alpinarium Galtür Stadtmuseum Dornbirn Museum Dorotheergasse KunstBlick. In memoriam Franz Weiss bis 31. Oktober 2014 www.alpinarium.at www.stadtmuseum.dornbirn.at Ring – Die jüdische Geschichte eines Boulevards bis 12. Oktober 2014 Beatrix Weger „Fernsicht mit Weitblick“ bis 4. Oktober 2015 bis 19. Oktober 2014

102 103 AUSSTELLUNGS- 3!,:"52' KALENDER -53%5- .%5% 2 %3)$%.:

Stoffe und Geschichten. Textilien aus den Samm- Tomasz Vollmann Richard Strauss und die Oper lungen des Jüdischen Museums 8. Oktober bis 6. November 2014 ab 12. Juni 2014 bis 9. November 2014 Deniz Sözenl Kosher for… Essen und Tradition im Judentum ab Jänner 2015 Porzellanmuseum im Augarten bis 8. März 2015 www.augarten.at/museum

Museum Judenplatz Naturhistorisches Museum Wien Swinging Teatimer. Porzellane und Entwürfe der www.nhm-wien.ac.at Porzellanmanufaktur Augarten in den Fifties Das Südbahnhotel. Am Zauberberg der Abwesen- bis 25. Oktober 2014 heit. Fotografien von Yvonne Oswald Chelyabinsk-Meteorit 6/.-%.3#( bis 11. Jänner 2015 bis 14. Februar 2015 Sigmund Freud Museum Experiment Leben – Die Gabonionta www.freud-museum.at Kunst Haus Wien. Museum Hundertwasser bis 5. Oktober 2014 www.kunsthauswien.com Freuds Reisen. Human Footprint :5-%.3#( Kulturelles Erfahren – psychoanalytisches Denken Lillian Bassman & Paul Himmel. Zwei Leben für die 5. November 2014 bis 08. März 2015 bis 5. Oktober 2014 *5,)")3 Fotografie Mammuts. Eismumien aus Sibirien 16. Oktober 2014 bis 8. Februar 2015 7),(%,-,%)", *_..%2 19. November 2014 bis 2. März 2015 Technisches Museum Wien $)%.34!'")3 SHOEting Stars. Der Schuh in Kunst und Design !5'5343!.$%2 Natural History – von James Benning www.tmw.at bis 5. Oktober 2014 3/..4!'¯5(2 bis 26. Oktober 2014 Space. Die Weltraumausstellung Rohstoffe und ihre Endlichkeit – The Future seit 6. Jänner 2015 Kunsthistorisches Museum Wien we want 3!,:"52'-53%5-.%5%2%3)$%.:\-/:!240,!4: www.khm.at Unter dem Losungsworte Krieg und Technik bis 31. Dezember 2014 seit 7. Mai 2014 Arcimboldo: Wiederentdeckt. Zwei Bilder zu Gast WWWSALZBURGMUSEUMAT\WWWFACEBOOKCOM3ALZBURG-USEUM Sonar Impact 7ILHELM,EIBL$IEJUNGE0ARISERIN ˆ7ALLRAF 2ICHARTZ -USEUM&ONDATION#ORBOUD +yLN !UGUST3ANDER3EKRETiRINBEIM7ESTDEUTSCHEN2UNDFUNKIN+yLN  ˆ$IE0HOTOGRAPHISCHE3AMMLUNG3+3TIFTUNG+ULTUR !UGUST3ANDER!RCHIV +yLN6"+ 7IEN  bis 15. Februar 2015 Unter Strom. Elektrotechnik & Pathologie bis 31. Oktober 2014 bis 30. Dezember 2014 Ansichtssache #10. Florentinisch, Fortuna Time Trips – Wie kann man Zeit zeigen? bis 30. November 2014 bis 29. Juni 2015 Wien Museum Edmund de Waal. Lichtzwang www.wienmuseum.at bis 5. Oktober 2014 Österreichische Nationalbibliothek Ich bin ich – Mira Lobe und Susi Weigel Flandern zu Gast. Ein Triptychon mit Karl V. als www.onb.ac.at bis 1. März 2015 König von Spanien aus den Stedelijke Musea, Prunksaal Mechelen Wien im Ersten Weltkrieg – Stadtalltag in bis 1. Juni 2015 An Meine Völker! Der Erste Weltkrieg 1914–1918 Fotografie und Grafik bis 2. November 2014 bis 18. Jänner 2015 Velázquez 28. Oktober 2014 bis 15. Februar 2015 Papyrusmuseum Weltmuseum Wien Wettstreit in Erz. Porträtmedaillen der deutschen Kinder Abrahams – Die Bibel in Judentum, Chris- www.weltmuseumwien.at Renaissance tentum und Islam bis 25. Jänner 2015 bis 11. Jänner 2015 Franz is here! Franz Ferdinands Reise um die Erde Schaustelle Baustelle. Das Vergabeverfahren im Rückblick Leopold Museum Österreichisches Museum für Volkskunde bis 2. November 2014 www.leopoldmuseum.at www.volkskundemuseum.at Getanzte Schöpfung. Asien zwischen den Welten . Pionier der Moderne Arbeiten ruthenischer Flüchtlinge im 1. Weltkrieg: bis 5. Oktober 2014 17. Oktober 2014 bis 26. Jänner 2015 Stick- und Knüpfmusterstücke bis 2. November 2014 Arik Brauer zum 85. Geburtstag 14. November 2014 bis 16. Februar 2015 „Avusturya! Österreich!“ 50 Jahre türkische Gastarbeit in Österreich Linie und Form. 100 Meisterzeichnungen aus der seit 2. September 2014 Sammlung Leopold bis 20. Oktober 2014 Gestellt. Fotografie als Werkzeug in der Habsbur- germonarchie bis 30. November 2014 MUSA Museum Startgalerie Artothek www.musa.at Österreichisches Theatermuseum Maximilian Pramaratov www.theatermuseum.at 13. November bis 11. Dezember 2014 Spielräume. Bühnenformen im Modell Öllinger/Rainer. Viel Erfolg bis 31. August 2014 bis 2. Oktober 2014 Stefan Zweig. Abschied von Europa Paul De Florian bis 12. Jänner 2015 18. Dezember bis 31. Jänner 2015 Trägt die Sprache schon Gesang in sich ...

104 13.09.2014 − 25.05.2015 FIGURATION ZWISCHEN TRAUM UND WIRKLICHKEIT GESTOCHEN SCHARF Porträts aus der graphischen Sammlung Tobler

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Fotografie: Technisches Museum Wien

15-1, März 2015 15-2, Juni 2015 15-3/4, Oktober 2015

Museum und Universität / Universitätssammlungen Forschung im Museum Museumsdepots / Umgang mit Gefahrenstoffen im 21. Jahrhundert Viele Universitäten unterhalten Lehr- und Forschungssammlungen, … ist in aller Munde! In musealen Kreisen wird an allen Ecken und in die zum Teil bereits im 19. Jahrhundert öffentlich gemacht wur- vielen Fortbildungsveranstaltungen und Wissenschaftsforen über Der Museumsraum platzt aus allen Nähten. An vielen Orten in den, zum Teil aber – vor der Öffentlichkeit verborgen – ausschließlich die Forschung im Museum diskutiert und debattiert. Das Forschen Österreich entstanden und entstehen hochmoderne Depot-, der Wissenschaft und dem Unterricht dienten. In den letzten zählt zu den vier Grundpfeilern der musealen Arbeit und über die Studien- und Sammlungszentren, die für die unterschiedlichen Jahre(zehnte)n rückten universitäre Sammlungen in den Fokus des Wichtigkeit der Institution Museum als Forschungsinstitution ist in Anforderungen der verschiedenen stofflichen Gruppen im Museum museologischen Interesses, sind doch die häufig hochspeziali- vielen Leitbildern, Visionen und Strategien zu lesen. Allerdings die sach- und fachgerechte Aufbewahrunglösungen bereit halten. sierten Objektbestände den musealen Dingwelten willkommene sind die Anforderungen an Museumsmitarbeiter/innen umfassend: Wir suchen nicht nur Best-Practise-Beispiele, sondern auch all- Ergänzung, fachliche Untermauerung und manchmal erhoffte Entwickeln publikumswirksamer/-freundlicher Ausstellungen, tagstaugliche Ideen für kleinere Museen und mögliche visionäre Komplettierung – aber auch die Universitätssammlungen profitieren Ansprechen möglichst unterschiedlicher Besucher/innenschichten, Konzepte für Gemeinschaftsdepots. von der Institution Museum, schließlich debattiert man dort schon betriebswirtschaftliches Know-how, Inkludieren des Gegenwärti- lange über Sammlungsrichtlinien, -konzepte und daran angeschlos- gen an einem Ort der kritischen Öffentlichkeit und und und … Beitragsvorschläge (max. 1000 Zeichen) werden bis 30. Dezember sen: -leitbilder, ein Prozess, an dessen Anfang viele Universitäts- Wo und wie bleibt da noch Zeit für fachwissenschaftlich qualitäts- 2014 unter [email protected] entgegengenommen. sammlungen stehen, die obendrein nicht selten erst wieder ihren volle Forschung auf höchstem Niveau? Wo liegt der Unterschied Platz im universitären Gefüge neu suchen müssen. zwischen Forschung an Universitäten und an Museen? Wie lässt Wo liegt die Zukunft der universitären Sammlungen? Welche Ge- sich in der Alltagspragmatik der Museumsarbeit Zeit und Raum meinsamkeiten haben universitäre und museale Sammlungen? für wissenschaftliche Forschung schaffen? Wo betreiben Museen Wo ist ein Kooperation sinnvoll, wo eine kooperative Koexistenz? selbst Forschung, wo sind Kooperationen bzw. die Zurverfü- Wie unterschiedlich sind die Wissensräume, die die Sammlungen gungstellung eigener Objekte an externe Wissenschafter/innen füllen? sinnvoll?

Beitragsvorschläge (max. 1000 Zeichen) werden bis 12. Dezember 2014 unter [email protected] entgegengenommen.

110 111 Der Museumsbund Österreich bedankt sich bei folgenden Institutionen für Ihre Unterstützung

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IMPRESSUM neues museum. Die österreichische Museumszeitschrift Präsident: Geschäftsführung: Gegründet 1989 Mag. Dr. Wolfgang Muchitsch Mag. Sabine Fauland, MBA ISSN 1015-6720 c/o Universalmuseum Joanneum, Museumsbund Österreich Mariahilferstraße 2, 8020 Graz, Mariahilferstraße 2, 8020 Graz Das neue museum erscheint seit 1990 in drei Heften pro Jahr im Februar, Juni [email protected] [email protected] sowie Oktober, einmal davon als Doppelausgabe, und kostet im Jahresabonne- ment 35 € (exkl. Versandkosten – dzt. Inland 9,60 7, Ausland 22,45 7). Redaktion und Gesamtanzeigenleitung Die Mitgliedschaft beim Museumsbund Österreich inkludiert ein Abonnement Sabine Fauland der Zeitschrift. Das neue museum leistet Berichterstattung über aktuelle Fragen des Museumswesens, Ausstellungen, Museologie, Wissenschaft, Architektur, Art Direction & Layout Restaurierung, Didaktik, Öffentlichkeitsarbeit und Mitteilungen des Museums- Andreas Pirchner, Graz, www.andreaspirchner.at bunds Österreich. Lektorat Die Zeitschrift wird zum jeweils gültigen Bezugspreis abonniert, der Gesamtpreis Jörg Eipper-Kaiser, Universalmuseum Joanneum, Graz wird im Vorhinein am Jahresanfang fällig. Das Abonnement wird jährlich auto- matisch verlängert. Bei Abo-Preisanpassungen (Senkung/Erhöhung) während der Vertrieb Vertragszeit ist der vom Zeitpunkt der Anpassung an gültige Abo-Preis zu ent- Eigenvertrieb richten; der neue Abonnementpreis gilt ab der nächsten Fakturierung. Die Rech- nung erhalten Sie an die von Ihnen angegebene E-Mail-Adresse am Beginn des Druck jeweiligen Bezugsjahr (bzw. zum Zeitpunkt des Abonnementwunsches) versandt. Wograndl Druck GmbH, www.wograndl.com Bei Bestellungen im laufenden Jahr ergehen Ihnen bereits erschienene Ausgaben des laufenden Jahres zu. Die mit Autorenangaben gekennzeichneten Texte geben die Meinung der Autorin/ des Autors wider, die nicht der Meinung der Redaktion entsprechen muss. Wir empfehlen unseren Autorinnen und Autoren die Verwendung geschlechtersensibler Verleger und Herausgeber Sprache, setzen diese aber nicht voraus. Museumsbund Österreich, ZVR 946764225 www.museumsbund.at

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