Geschäftsbericht
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Geschäftsbericht DGB Bayern SOZIAL statt marktradikal 2005–2009 Inhaltsverzeichnis Seite 1. Politische Rahmenbedingungen und gewerkschaftliches Handeln . 4 1.1. Landespolitik . 8 1.2. Direkte Demokratie als politisches Instrument des DGB Bayern . 18 1.3. Wahlen . 20 1.4. Kontakte zu Kirchen, Verbänden und Bündnispartnern . 27 2. Politikfelder des DGB Bayern . 32 2.1. Der DGB Bayern als Spitzenorganisation – öffentlicher Dienst und BeamtInnenpolitik . 32 2.2. Wirtschaftspolitik, Regional- und Strukturpolitik . 40 2.3. Volksbegehren Mindestlohn . 47 2.4. Sozialpolitik . 51 2.5. Arbeitsmarktpolitik . 59 2.6. Bildung, Ausbildung und Qualifikation . 67 2.7. Medienpolitik . 75 2.8. Europapolitik, grenzüberschreitende Gewerkschaftsarbeit, Internationales . 79 3. DGB-Regionen und Personengruppenarbeit . 88 3.1. DGB-Regionen . .88 3.2. Jugend . 92 3.3. Frauen . 102 3.4. MigrantInnen . 108 3.5. SeniorInnen . 111 4. Öffentlichkeitsarbeit, Aktionen und Aktivitäten . 112 4.1. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit . 112 4.2. Kampagnen, Kundgebungen und Aktionen . 117 5. Bezirksvorstand, Organisation, gewerkschaftliche Einrichtungen . 126 Impressum 5.1. Bezirksvorstand . 126 Herausgeber: Deutscher Gewerkschaftsbund Bezirk Bayern, 5.2. Geschäftsführender Bezirksvorstand und Abteilungen der Bezirksverwaltung . 130 Schwanthalerstraße 64, 80336 München 5.3. Organisation . 138 Verantwortlich: Fritz Schösser, Schwanthalerstraße 64, 80336 München 5.4. Personal . 140 Redaktion: Abteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Timo Günther 5.5. Haushalt und Finanzen . 142 5.6. Gewerkschaftliche Einrichtungen . 144 Gestaltung: © wdv Gesellschaft für Medien & Kommunikation mbh & Co. OHG, Siemensstr. 6, 61352 Bad Homburg. Zum Gedenken . 150 Fotos: Werner Bachmeier (werner-bachmeier.de),AP-Bernd Kammerer, Heide Langguth, 6. Anhang . 151 Simone Burger, Gernot Hammer,Timo Günther, Isabelle Schuppener, Christiane Voigt Druck: Werbung & Druck Kroeber GmbH, 63589 Linsengericht SOZIAL statt marktradikal –2– –3– Geschäftsbericht 2005 – 2009 1. Politische Rahmenbedingungen und gewerkschaftliches Handeln Politische Rahmen- bedingungen und gewerkschaft- liches Handeln zentriert sich auch nicht mehr „nur“ auf Mini- und Verheißungen der Arbeitgeberverbände und der Midijobber. Immer stärker sind auch Vollzeitbe- Politik zum Trotz – mehr „Netto vom Brutto“ aus schäftigte davon betroffen. Die Lohnspreizung hat den Erwerbseinkommen für ArbeitnehmerInnen zugenommen. Das rasche Anwachsen der Leihar- ergibt sich daraus nicht! beit hat diesen Effekt noch verstärkt. Staatliche Transfers mindern zwar diese Ungleichverteilung, Die Anhebung der Regelaltersgrenze auf 67 Jahre können aber die Entwicklung bei weitem nicht verschärft die Situation. Weil die wenigsten Ar- stoppen. Die Hartz-Gesetze haben einen unvorstell- beitnehmerInnen bis 67 arbeiten können, sinkt baren Flurschaden im Arbeitsmarkt hinterlassen. durch die Rente mit 67 die Lebensstandardsiche- rung von RentnerInnen. Gleiches gilt, wenn bei Die Folge ist, dass die Ungerechtigkeit bei der pri- steigender Arbeitslosigkeit eine Anwartschaft auf mären Einkommensverteilung zunimmt. Frauen eine ausreichende Alterssicherung nicht erzielt sind davon besonders betroffen, weil sie im Ver- werden kann. gleich zu Männern häufiger in Teilzeit und prekä- rer Beschäftigung arbeiten und niedriger entlohnt Um eine nominale Absenkung der Renten im Jahr werden. Das Fehlen einer allgemeinen Lohnunter- 2009 zu verhindern, verabschiedete die Bundes- grenze treibt immer mehr Menschen trotz Arbeit regierung kurz vor der Bundestagswahl eine „er- in die Armut. weiterte Rentenschutzklausel“. Diese Maßnahme ändert allerdings nichts an der Tatsache, dass das Im Herbst 2005 übernahm eine von der Der DGB Bayern setzte sich deshalb für einen Deshalb standen in den vergangenen vier Jahren Rentenniveau in den nächsten Jahren weiter ab- Großen Koalition getragene Bundesregie- wirtschaftspolitischen Paradigmenwechsel ein. diese Themen im Fokus gewerkschaftlicher Aktivi- sinken wird. rung die Regierungsverantwortung. Zu Ziel war es zum einen, dafür zu sorgen, dass die täten: Lohnpolitik und allgemeinverbindliche diesem Zeitpunkt befand sich die deut- Finanzpolitik wieder ihrer konjunkturpolitischen Tarifverträge, gesetzlicher Mindestlohn, gleiche Der DGB Bayern hat mit der bundesweiten Aktion sche Wirtschaft in der längsten Stagnati- Verantwortung nachkommt und antizyklisch Entlohnung von LeiharbeiterInnen und Stamm- „Rente muss zum Leben reichen“ auf diese Ent- onsperiode der Nachkriegsgeschichte. Die agiert. Zum anderen hat der DGB immer wieder belegschaft sowie sozialversicherungspflichtige wicklungen hingewiesen und ein Konzept vorge- konjunkturelle Entwicklung in den vier deutlich gemacht, dass der Personalabbau im öf- und finanzielle Angleichung der Minijobs. Der legt, wie die gesetzliche Rente „armuts- und zu- Jahren danach war turbulent und von fentlichen Dienst gestoppt und die Arbeitszeit für DGB Bayern hat deshalb nicht nur die bundes- kunftsfest“ gemacht werden kann. € überraschenden Wendungen geprägt. Im BeamtInnen wieder der Arbeitszeit der Tarifbe- weite Kampagne „Kein Lohn unter 7,50 “ unter- Jahr 2006 kam es zu einer Belebung der schäftigten angepasst werden muss. Der DGB stützt, sondern hat auch einen Antrag für ein Einer repräsentativen Umfrage von Infratest zufolge Konjunktur. Die Wachstumsraten bis zur Bayern sprach sich auch gegen weitere Privatisie- Volksbegehren „Mindestlohn jetzt“ eingereicht. sind 51% der Bayern unzufrieden mit der Schul- Jahresmitte 2008 führten zu einer deutli- rungsbestrebungen aus und forderte, stattdessen und Bildungspolitik der Regierungspartei. Bei den- chen Reduzierung der Arbeitslosigkeit. Im die öffentlichen Investitionen für die Daseinsvor- Die Weiterentwicklung der sozialen Sicherungs- jenigen, die schulpflichtige Kinder im Haushalt Laufe des Jahres 2008 hat dann die inter- sorge nachhaltig zu steigern. systeme konzentriert sich immer stärker nur auf haben, sind sogar 69% nicht zufrieden. nationale Finanzkrise die tiefste Rezes- die Beitragsstabilität. Primär geht es darum, die sion in der Nachkriegszeit ausgelöst. Das Wie der Anfang 2009 vorgelegte Bayerischer Sozi- ArbeitgeberInnen zu entlasten. Im Ergebnis führt Das bayerische Bildungssystem wird dem An- Bruttosozialprodukt schrumpfte. Eine albericht zeigt, haben sich die vielfältigen Deregu- das bei der Krankenversicherung zu mehr Selbst- spruch auf beste Schulbildung für alle Kinder, un- wirtschaftliche Belebung ist jetzt noch lierungsmaßnahmen auf Bundes- und Landesebene beteiligung und Leistungsausgrenzung und zu abhängig von sozialer und nationaler Herkunft, nicht in Sicht. gravierend auf die Einkommens- und Vermögens- einer Privatisierung von Behandlungskosten. Bei nicht gerecht. Die Bildungsmisere an bayerischen verteilung ausgewirkt. Ungleichheit und Armut neh- der Rentenversicherung ist die Folge eine gerin- Schulen ist gekennzeichnet von zu großen Klas- Insbesondere Bayern ist wegen seiner extrem ein- men rasant zu. Der Anteil der ArbeitnehmerInnen gere Absicherung des Lebensstandards im Alter. sen, schlechter Ausstattung der Schulen und seitigen Exportorientierung und einer bewussten im Niedriglohnsektor wird immer größer und be- Teure private Zusatzversicherungen, sowohl für einem dauerhaften Lehrermangel. Vernachlässigung der Binnennachfrage besonders schränkt sich längst nicht mehr auf gering qualifi- die Gesundheitsversorgung als auch für die Alters- stark von der Weltwirtschaftskrise betroffen. zierte Beschäftigte. Das Niedriglohnproblem kon- sicherung, sind das Ergebnis. Allen vollmundigen SOZIAL statt marktradikal –4– –5– Geschäftsbericht 2005 – 2009 Politische Rahmen- bedingungen und gewerkschaft- liches Handeln Die hastige Umstellung auf das „R6“ an Real- Hinzu kommt, dass immer mehr Auszubildende Der DGB Bayern hat die Staatsregierung immer geraten. Allerdings werden sich auch die Profile schulen, das „G8“ an Gymnasien und die Einfüh- nicht übernommen werden. Ein großer Teil wird wieder aufgefordert, ein berufliches Weiterbil- der Parteien wieder deutlicher voneinander unter- rung eines M-Zweiges (Mittlere-Reife-Zweiges) arbeitslos oder muss sich trotz guter Ausbildung dungsgesetz auf den Weg zu bringen. Nach der scheiden und die politischen Alternativen klarer in den Hauptschulen tragen zur Lösung des in prekären Arbeitsverhältnissen verdingen. Die Initiative im Rahmen des Beschäftigungspaktes werden. bildungspolitischen Dilemmas in Bayern nichts Zahl der arbeitslosen Jugendlichen bis zu 25 Jahren war das Thema Weiterbildung bei allen Begeg- bei – im Gegenteil. steigt in Bayern im Vergleich zum Vorjahr stärker nungen des DGB-Bezirksvorstandes mit der Die Gewerkschaften stehen vor einer neuen Be- an als im Bundesdurchschnitt. Staatsregierung Gesprächs- und Verhandlungs- währungsprobe und vor einer großen politischen Jetzt sollen die Hauptschulen zu Mittelschulen gegenstand. Der DGB Bayern hat einen entspre- Herausforderung. umgebaut werden. Diese sollen einen Ganztags- Ein politischer Schwerpunkt für den DGB Bayern chenden Gesetzentwurf vorgelegt. zug, drei Schulzweige und die mittlere Reife an- bleibt deshalb ein qualifiziertes Angebot von Aus- Deshalb: SOZIAL statt marktradikal! bieten. Dafür sind komplizierte Schulverbünde bildungsplätzen in allen Regionen Bayerns und Trotz boomender Wirtschaft blieben wichtige einzelner Hauptschulen notwendig. Die Folge ist: die Übernahme nach der Ausbildung. gesellschaftliche Belange und die Interessen der Unterhalb des Gymnasiums wird die Schulland- Unternehmen, die Fachkräftemangel vermeiden