Hochholz-Kapellenbruch“

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Hochholz-Kapellenbruch“ ZOBODAT - www.zobodat.at Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database Digitale Literatur/Digital Literature Zeitschrift/Journal: Carolinea - Beiträge zur naturkundlichen Forschung in Südwestdeutschland Jahr/Year: 2011 Band/Volume: 69 Autor(en)/Author(s): Aly Christoph, Rösch Gabriel Artikel/Article: Erweiterung des Natur- und Landschaftsschutzgebietes „Hochholz- Kapellenbruch“ 133-138 ©Staatl. Mus. f. Naturkde Karlsruhe & Naturwiss. Ver. Karlsruhe e.V.; download unter www.zobodat.at carolinea, 69 (2011): 133-138, 1 Abb., 4 Farbtaf.; Karlsruhe, 15.12.2011 133 Erweiterung des Natur- und Landschaftsschutz- gebietes „Hochholz-Kapellenbruch“ CHRISTOPH ALY & GA BRIEL RÖS C H Kurzfassung Autoren Am 10. Februar 2011 konnte das Natur- und Land- Dr. CHRISTOPH ALY , Regierungspräsidium Karlsruhe, Re- schaftsschutzgebiet (NSG/LSG) „Hochholz-Kapellen- ferat 55 – Naturschutz, Recht, 76247 Karlsruhe, Tel.: bruch“ 20 Jahre nach der ersten Ausweisung als Schutz- 0721-926-4362, E-Mail: [email protected]. gebiet mit einer neuen Verordnung versehen und um GA BRIEL RÖS C H , Alte Rathausgasse 4, 69254 Malsch, 121 ha NSG-Fläche erweitert werden. Zwanzig Jahre Tel.: 07253-24689, E-Mail: [email protected]. beharrliche Naturschutzarbeit hatten zu einer beeindru- ckenden naturschutzfachlichen Aufwertung dieses Teils der Kinzig-Murg-Rinne zwischen Malsch (bei Heidel- berg) und Wiesloch geführt: wo 1991 noch überwiegend 1 Gebietsentwicklung, Schutzwürdigkeit Ackerflächen auf anmoorigen Böden bestellt wurden, finden sich heute ausgedehnte Wiesen und Hochstau- Das Natur- und Landschaftsschutzgebiet „Hoch- denfluren. Weiter ist das Gebiet charakterisiert durch ein holz-Kapellenbruch“ liegt östlich und westlich der Grabensystem mit gut entwickelten Schilf- und Röhricht- Eisenbahntrasse Karlsruhe-Heidelberg zwischen säumen sowie Schwarzerlen-Eschen-Auwälder und Ei- chen-Hainbuchen-Sternmierenwälder. Detaillierte vege- den Ortschaften Wiesloch-Frauenweiler, St. Le- tationskundliche Kartierungen (RÖS C H 2009) legten es on-Rot, Rauenberg-Malschenberg und Malsch. nahe, nun auch den zentralen, bisher als LSG geführten Es ist Teil der am Ende der Würm-Eiszeit entstan- Bereich des Gebietes als Naturschutzgebiet auszu- denen Kinzig-Murg-Rinne, die sich heute durch weisen. Die Unterschutzstellung würdigt das Erreichte, naturschutzfachlich wertvolle Feuchtgebiete wie richtet die land- und forstwirtschaftliche Nutzung auf das Weingartener Moor, den Bruchgraben bei das naturschutzfachliche Ziel aus, reduziert Störungen Baden-Baden, das Federbachbruch, das Schif- durch Freizeit-Aktivitäten und hilft, den zur Pflege dau- tunger Bruch oder das Rastatter Ried auszeich- erhaft erforderlichen Einsatz von Naturschutzmitteln zu net. Gewann- und Wegnamen des rund 120 ha sichern. Die Wiederbesiedlung mit gebietstypischen Vogelarten, die teilweise nur noch als Wintergäste zu großen Kapellenbruchs weisen auf die Jahrhun- beobachten waren, ist angelaufen und wird weiter be- derte alte Nutzung als Wiese oder Allmendweide obachtet werden. hin („Bruchwiesen“, „Furtwiesen“, „Viehweg“ auf den Gemarkungen Rauenberg und Malsch). Abstract 1933 beendete die Anlage eines Entwässerungs- 20 years after the declaration of the nature reserve systems durch den Reichsarbeitsdienst diese Nut- “Hochholz-Kapellenbruch”, located in the communi- zung, anstelle der Moore, Sümpfe und feuchten ties Malsch, Rauenberg, St-Leon Rot and Wiesloch Wiesen entstanden Ackerflächen. Im Jahr 1991 (Baden-Wuerttemberg, Germany), it was possible to wurde der zentrale Bereich des Gebietes zu ca. expand the protection of the legal ordinance to addi- tional 121 hectares. 1991, this area was in intensive 90 % als Mais- oder Getreideacker genutzt und agricultural use, which was made possible by drainage deshalb als „begleitendes LSG“ ausgewiesen, of the former bogs, swamps and wet meadows in 1933. u. a. mit dem Schutzzweck der Extensivierung. Now, wet grasslands in extensive use replace most of Diese Extensivierung wurde in den vergangenen the former fields. The trenches are held operational; 20 Jahren Zug um Zug durch Flächenkauf, Pflege they are accompanied by broad bands of rushs, sedg- und Vertragsnaturschutz realisiert. Aktiv beteiligt es, and reed. Still in forestral use are Stellario-Carpine- waren die Kommunen, die Liegenschafts- und tum oak-hornbeam forests and residual alluvial forests Naturschutzverwaltung des Landes und des with Alnus glutinosa. The legal ordinance regulates the Landkreises, sowie zahlreiche Vertreter des pri- agricultural and forestral use, reduces the disturbances caused by leisure activities, and helps to secure the vaten und des Verbands-Naturschutzes. needed public money for landscape management. Typi- Rund 85 % der 1991 noch als Acker genutzten cal and rare species of birds are present, some of them Fläche sind heute Wiese. Dabei handelt es sich only during migration; their re-establishment as breed- in erster Linie um Glatthaferwiesen, deren Ar- ing species will be monitored. tenzusammensetzung mit den gegebenen Nähr- ©Staatl. Mus. f. Naturkde Karlsruhe & Naturwiss. Ver. Karlsruhe e.V.; download unter www.zobodat.at 134 carolinea, 69 (2011) stoff- und Wasserverhältnissen variiert. Auf den (Sparganium erectum). Bemerkenswert sind aus- trockeneren Kiesrücken finden sich grasreiche, gedehnte Bestände der gefährdeten Wasserfeder noch artenarme Ausprägungen, während in den (Hottonia palustris); die 1989 noch weit verbreitete feuchteren Senken bereits artenreiche Formen Kanadische Wasserpest (Elodea canadensis) ist zu finden sind, im Übergang zu binsen- und dagegen weitgehend verschwunden. seggenreichen Nasswiesen und Flutrasen mit Zwischen dem bereits unter Naturschutz ste- Flatter-, Glanz- und Blaugrüner Binse (Juncus henden Wald westlich der Bahnlinie und den effusus, J. articulatus, J. inflexus), Stumpfblütiger o. g. Wiesenflächen liegen etwa 32 ha Kom- Segge und Sumpfsegge (Carex subnodulosus, munalwald, dessen Aufnahme in das Natur- C. acutiformis), Wasserminze (Mentha aquatica), schutzgebiet ebenfalls gelang. Auf den feuchten Gemeinem Gilbweiderich (Lysimachia vulgaris) Standorten der Randsenke handelt es sich um sowie zahlreichen weiteren Blütenpflanzen. Auf Schwarzerlen-Eschen-Auwälder mit gut ausge- einer Wiesenfläche unterstreicht das Vorkommen bildeter Krautschicht: u. a. Wasser-Schwertlilie des gefährdeten (Einstufung: BREUNI G & DEMUTH (Iris pseudacorus), Einbeere (Paris quadrifolia), 1999) Fleischfarbenen Knabenkrauts (Dactylo- Buschwindröschen (Anemone nemorosa) und rhiza incarnata) das naturschutzfachliche Poten- Bärlauch (Allium ursinum). Auf den trockeneren, tial der Flächen. lehmüberdeckten Kiesrücken stocken Sternmie- Bemerkenswert sind die (wandernden) Alt- ren-Eichen-Hainbuchen-Wälder mit Waldziest grasstreifen, die im Rahmen des Vertragsnatur- (Stachys sylvatica), Waldveilchen (Viola reichen- schutzes oder der beauftragten Pflege entstehen bachiana), Hoher Schlüsselblume (Primula elati- und die Flächen tierökologisch aufwerten. Insek- or) und Maiglöckchen (Convallaria majalis). Bei- ten profitieren hier vom Blütenangebot auch zum de Waldtypen werden für Baden-Württemberg Zeitpunkt der Heuernte, Spinnen haben durch- als schwer bzw. kaum regenerierbare, gefähr- gängig Gelegenheit zum Netzbau, zahlreiche dete Biotoptypen eingeordnet (BREUNI G 2002). Wirbeltiere wie Amphibien und Vögel finden Die Entwicklung der Avifauna im Hochholz-Ka- ganzjährig Deckung. pellenbruch ist gut dokumentiert1. Aktuell sind Die extensive Wiesenführung erlaubt nun breite 66 Brutvogelarten nachgewiesen, bei 6 weiteren Übergänge zwischen Wiese und Waldrand bzw. Arten – darunter der in Baden-Württemberg Wiese und Fließgewässer, wo früher bis an die stark gefährdete (Einstufungen auf der Roten Li- nutz- und befahrbare Grenze (und oft genug ste Baden-Württemberg (RL) nach HÖLZIN G ER et auch darüber hinaus) umgebrochen wurde. Hier al. 20072) Wendehals (Jynx torquilla) – besteht wachsen heute Schilffelder, Röhrichte, Seggen- zumindest Brutverdacht. 33 Arten nutzen das riede und Hochstaudenfluren mit Wasserschwa- Gebiet auf dem Zug und/oder als Nahrungsgast. den (Glyceria maxima), Wasser-Schwertlilie (Iris Die folgende Darstellung beschränkt sich auf die pseudacorus), Rohrglanzgras (Phalaris arun- Vorkommen in den Flächen, die aktuell zum Na- dinacea), Pfeifengras (Molinia caerulea), der turschutzgebiet aufgewertet wurden. Gewöhnlichen und der Salz-Teichbinse (Schoe- Entlang des Alten Kehrgrabens wurden Pirol noplectus lacustris und S. tabernaemontani), (Oriolus oriolus, RL V), Turtel- und Hohltaube Breit- und Schmalblättrigem Rohrkolben (Typha (Streptopelia turtur, Columba palumbus, RL V), latifolia und T. angustifolia), Mädesüß (Filipendu- Schwarzspecht (Dryocopus martius) und Wei- la ulmaria) und Blutweiderich (Lysimachia vulga- denmeise (Parus montanus, RL V) nachgewie- ris). Diese teilweise bis zu 50 m breiten Struk- sen. In den benachbarten Rauenberger Wiesen turen sind ein wesentliches, seit 1991 deutlich brütet die Feldlerche (Alauda arvensis, RL 3) re- aufgewertetes Merkmal des Gebietes. Hier findet gelmäßig. Es ist zu erwarten, dass der Bereich sich der Brut-, Deckungs- und Nahrungsraum für mit den Jahren auch von Mittel- und Buntspecht eine Vielzahl von Vogelarten und Lebensraum ei- (Picoides medius, P. medius, letzterer RL V), ner vielfältigen Spinnen- und Insektenwelt. Grau- und Trauerschnäpper (Muscicapa striata, Die das Gebiet durchziehenden, langsam flie- Fidecula hypoleuca, beide RL V) und weiteren ßenden Gewässer – Alter und Neuer Kehrgraben Meisenarten
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