Ein Opernabend in der Scala Auf den Spuren Leonardo da Vincis Eintauchen in die Welt der Mode Stracciatella-Eis vor Alpenpanorama

inklusive WEB Jens Sobisch APP

City|Trip EXTRATIPPS

Z Klamotten, Kunst und Kulinarisches: der kunterbunte Concept Store 10 Corso Como S. 84 Z Lust auf Pizza „Birne/Gorgonzola“ mit extradünner Kruste? Mailand Pizza OK begeistert mit originellen Belägen S. 73 Z Zwischen Totenköpfen und anderem Gebein: und Bergamo gruseln in der Kirche S. 22 Z Günstige Basis für einen Mailand-Besuch: übernachten in Bergamo S. 64 Z Städtefehde und Aberglaube: den Turiner Stier zu treten, soll Glück bringen S. 18 Z Surfen, Segeln, Sonnenbaden: Mailänder Strandleben am Idroscalo S. 55 Z Mailand Low-Budget: die Metropole mit kleinem Geldbeutel entdecken S. 110 Z Statue mit ungewöhnlichem Cape: „Der Gehäutete“ beeindruckt Dom-Besucher seit 1562 S. 17 Z Eis-Genuss vor Alpenpanorama: in Bergamo wurde das Stracciatella-Eis erfunden S. 62 Z Mailands Unterwasserwelt erkunden: im Acquario Civico ist der Eintritt frei S. 37 Z Traumhafte Fernsicht bis zu den Alpen: mit großem vom Torre Branca im S. 38 P Erlebnisvor- City-Faltplan schläge für ein j Die noble Einkaufspassage langes Wochen- Galleria Vittorio Emanuele II (S. 18) ende, Seite 11 Viele EXTRATIPPS: Entdecken ++ Genießen ++ Shopping ++ Wohlfühlen ++ Staunen ++ Vergnügen ++ Jens Sobisch CITY|TRIP MAILAND Und bERGAMO

Nicht verpassen! Karte S. 3

Dom [E4] Basilica di Santa Maria É Die gotische Kathedrale ist nach à delle Grazie und da Vincis dem Petersdom das zweitgrößte Gottes- „Abendmahl“ [B4] haus Italiens. Die Glasfenster des Chors Die große Basilika kombiniert gotische mit gehören zu den höchsten der Welt. Beson- Renaissance-Elementen. Da Vincis Meister- deres Highlight ist ein Spaziergang über die werk begeistert Kunstfreunde (s. S. 38). Domterrassen (s. S. 14). Museo Nazionale Galleria Vittorio ã della Scienza e della Ê Emanuele II [E4] Tecnologia Leonardo da Vinci [B5] Seit 1867 kann man in der weltberühmten Hier gibt es Erfindungen aus verschiedenen Einkaufspassage flanieren, shoppen und Epochen und eine Abteilung zu da Vinci speisen. Die Glaskuppel über dem Zen­ und seinen Geniestreichen (s. S. 46). trum hat eine Höhe von 47 m (s. S. 18). -Viertel [C7] Teatro alla Scala [E4] æ Früher unentbehrlich für die Ver- Ñ Hier finden seit 1778 Opernauf- sorgung der Stadt, haben sich der Wasser- führungen von Weltrang statt. Von außen kanal Naviglio Grande und seine nähere wirkt das Gebäude eher schlicht, innen Umgebung inzwischen zum schicken gehen den Besuchern Augen und Ohren auf Boheme-Viertel gemausert (s. S. 50). (s. S. 25). Bergamo [S. 58] [E3] ì Bergamo ist nicht nur Ausflugsziel, Ù Werke von Raffael, Caravaggio, sondern auch ein guter Stützpunkt für Rubens, Rembrandt, El Greco u. a. machen ein preiswerteres Erleben der Metropole die Pinacoteca zu einem der bedeutends- Mailand (s. S. 56). ten Museen der Welt. Schon das palast- artige Gebäude aus dem 17. Jahrhundert lohnt einen Besuch (s. S. 31). Leichte Orientierung mit dem cleveren Nummernsystem [D3] Die Sehenswürdigkeiten sind im Text und Û Im 14. Jh. als wuchtige Festungs- im Kartenmaterial mit derselben magenta- anlage errichtet, ist die Burg heute ein farbenen ovalen Nummer É markiert. Alle beliebtes Ausflugsziel. Vor dem Hauptein- anderen Lokalitäten wie Geschäfte, Res- gang und im riesigen Innenhof ist immer taurants usw. tragen ein Symbol und eine etwas los. Erholungsuchende stürmen den fortlaufende rote Nummer (S1). Die Liste weitläufigen Parco Sempione gleich hinter aller Orte befindet sich auf S. 140, der Anlage (s. S. 33). die Zeichenerklärung auf S. 143.

2016-CT-Mailand_Vorspannkarte.pdf 1 10.02.2016 11:22:34

0 1km

Mailand auf einen Blick © REISE KNOW-HOW 2016

ì Brera, Castello Bergamo Sforzesco und Parco Nordöstlich des Sempione Pinacoteca Ù Zentrums di Brera S. 31 S. 28

Castello Û Sforzesco

Basilica di Santa Maria delle Grazie und da Vincis à „Abendmahl“ Ñ Teatro alla Scala Ê Galleria Vittorio Museo Nazionale della Emanuele II ã Scienza e della Tecnologia É Dom Leonardo da Vinci Westlich des Zentrums Domplatz und S. 38 Umgebung S. 14

Navigli-Viertel æ Südwestlich des Zentrums S. 47

Inhalt 7 Mailand entdecken

8 Mailand für Citybummler 10 Mailand an einem Tag 10 Das gibt es nur in Mailand 11 Mailand an einem Wochenende 12 Stadtspaziergang

14 Domplatz und Umgebung 14 É Dom *** [E4] 18 Ê Galleria Vittorio Emanuele II *** [E4] 20 Ë Palazzo Reale ** [E4] 20 Ì ** [E4] 22 Italienischer Futurismus 22 Í Chiesa di San Bernardino alle Ossa * [F5] 22 Î Chiesa di Santa Maria presso San Satiro * [E5] 23 Ï Piazza dei Mercanti ** [E4] 24 Ð Palazzo dell’Ambrosiana ** [E4] 25 Ñ Teatro alla Scala *** [E4] 26 Giuseppe Verdi – Scala-Superstar 27 Ò * [E4] j Blick vom Domdach É in Richtung der italienischen Alpen (001ma Abb.: js) 4 Inhalt

28 Nordöstlich des Zentrums 28 Ó Casa di Manzoni * [E3] 28 Ô Casa ** [E3] 29 Õ Museo Bagatti Valsecchi * [F3] 30 Ö Quadrilatero d’oro ** [F3] 30 × Giardini Pubblici ** [G2] 31 Ø Piazza San Babila * [F4]

31 Brera, Castello Sforzesco und Parco Sempione 31 Ù Pinacoteca di Brera *** [E3] 33 Ú San Simpliciano * [D2] 33 Û Castello Sforzesco *** [D3] 34 Musei Civici dei Castello Sforzesco 35 Filarete – seiner Zeit voraus 36 Ü Parco Sempione ** [C2] 37 Ý Acquario Civico * [D2] 37 Þ Triennale Design Museum ** [C2] 38 ß Torre Branca ** [C2]

38 Westlich des Zentrums 38 à Basilica di Santa Maria delle Grazie und da Vincis „Abendmahl“ *** [B4] 40 Restaurierungsbemühungen 43 á Chiesa di San Maurizio al Monastero Maggiore * [C4] 43 â Basilica di Sant’Ambrogio *** [C5] 45 Der heilige Ambrosius – Mailands spätantiker „Superbischof“ 46 ã Museo Nazionale della Scienza e della Tecnologia Leonardo da Vinci *** [B5] 46 Leonardo da Vinci

47 Südwestlich des Zentrums 47 ä Basilica di San Lorenzo Maggiore ** [D6] 48 å Basilica di Sant’Eustorgio ** [D6] 50 æ Navigli-Viertel *** [C7]

51 Entdeckungen außerhalb der Innenstadt 51 ç Stazione Centrale * [eh] 52 è Cimitero Monumentale ** [dh]

53 San Siro 53 é Stadion San Siro (Giuseppe-Meazza-Stadion) ** [ah] 53 ê Hippodrom * [ah] 54 Zwei Erzrivalen gehen sich ans Leder 55 ë Idroscalo – Mailänder Beachlife *

56 ì Bergamo *** [S. 58] 62 Bergamo – Wiege des Stracciatella-Eises Inhalt 5

65 Mailand erleben Zeichenerklärung 66 Mailand für Kunst- und Museumsfreunde *** nicht verpassen 68 Die wichtigsten Kunstepochen ** besonders sehenswert 69 Mailand für Genießer * wichtig für speziell 70 Panettone-Rezept interessierte Besucher 72 Käse aus der Lombardei 79 Mailand am Abend [A1] Planquadrat im Kartenmate- 83 Mailand für Kauflustige rial. Orte ohne diese Angabe liegen 86 Mailand zum Träumen außerhalb unserer Karten. Ihre Lage und Entspannen kann aber wie von allen Orts­ ­marken 87 Zur richtigen Zeit mit­hilfe der begleitenden Web-App am richtigen Ort ­angezeigt werden (s. S. 143). 89 Messestadt Mailand Vorwahlnummern 91 Mailand verstehen µ Italien: 0039 92 Das Antlitz Mailands µ Mailand: 02 (s. S. 123) 93 Mailands Stadtmauern und -tore µ Bergamo: 035 94 Von den Anfängen bis zur Gegenwart Adressen 96 Leben in der Stadt 99 Drei Fragen an einen Eine Erklärung zu den häufigsten typischen Mailänder Abkürzungen von Adressangaben 99 Was bleibt von der ? findet sich auf S. 142.

101 Praktische Reisetipps 121 Sprache 102 An- und Rückreise 121 Slang Milanese 105 Autofahren 121 Stadttouren 107 Barrierefreies Reisen 123 Telefonieren 108 Diplomatische Vertretungen 123 Unterkunft 108 Geldfragen 126 Verhaltenstipps 109 Informationsquellen 126 Verkehrsmittel 110 Mailand preiswert 128 Wetter und Reisezeit 112 Meine Literatur- und Filmtipps 114 Internet und Internetcafés 129 Anhang 114 Medizinische Versorgung 115 Mit Kindern unterwegs 130 Kleine Sprachhilfe Italienisch 116 Notfälle 136 Register 117 Öffnungszeiten 139 Der Autor 118 Post 139 Impressum 118 Radfahren 140 Liste der Karteneinträge 119 Schwule und Lesben 143 Zeichenerklärung 119 Sicherheit 143 Mailand mit PC, 120 Sport und Spa Smartphone & Co. Mailand ist eine der dynamischs- ten und stilvollsten Städte der Welt. Die stolzen Mailänder folgen keinen Trends – sie schaffen sie! Das gilt für Mode, Design, kulinarische Genüs- se und vieles andere, was das Leben schöner macht. Neueröffnungen sor- gen dafür, dass die Metropole ewig jung bleibt: Vermächtnis einer lebenden Legende 2015 eröffnete Mailands bekann- tester Modezar Giorgio Armani in der mondänen Via Bergognone sein Fashion-Museum Armani/Silos. Auf vier Etagen können Besucher Hun- derte von Armani-Schöpfungen aus vier Jahrzehnten bewundern (s. S. 66). Für Naschkatzen Im Navigli-Viertel werden in der ­etwas versteckt liegenden, winzi- gen „Kevin & Victory’s Bakery“ Cup- cakes und Cookies der Extraklasse serviert. ­Farbenfrohes Vintage-Interi- eur unterstreicht­ das originelle Am- biente des Zuckerbäcker-Kultladens (s. S. 78)! Rund um den Bart Auch Mario setzt auf Vintage: Mit Hingabe stutzt er in seinem Barber- Shop direkt am Naviglio Grande die Bärte der in uralten Friseurstühlen thronenden Kundschaft (s. S. 49). Die Reisekasse schonen Für Mailänder Verhältnisse günstig lässt es sich im zentralen Ostello Bel- lo Medici nächtigen. Gäste schätzen die begrünte Dachterrasse und dass sie hier auch noch sehr spät am Tag frühstücken können (s. S. 126).

004ma Abb.: js 7

Mailand entdecken 8 Mailand für Citybummler

Sein und Design – so lässt sich das einen nach dem anderen rasch fin- Credo von Italiens Weltstadt zwischen den möchte, beginnt mit den Augen – Alpen und Mittelmeer auf den Punkt oder dem Zeigefinger – bei der Piazza bringen! Seit Leonardo da Vincis Zei- Oberdan [H2] nordöstlich des Stadt- ten fühlen sich Kreative und Erfolg- kerns und bewegt dann Auge oder Fin- reiche hier besonders wohl. Wer zum ger den kurzen Erläuterungen entspre- ersten Mal nach Mailand kommt, chend einmal entgegen dem Uhrzei- merkt sofort, dass in der glamourö- gersinn um den Domplatz É herum. sen Hauptstadt der Lombardei nicht Der über 1 km lange Corso Venezia gekleckert, sondern im ganz großen verbindet die Piazza San Babila Ø in Stil geklotzt wird. Ein Dom der Super- nordöstlicher Richtung an den Giar- lative, die berühmteste Einkaufspas- dini Pubblici × vorbei mit der Piazza sage der Welt gleich neben dem nicht Oberdan. Gesäumt ist die Allee von minder famosen Teatro alla Scala, Restaurants und Geschäften aller Art unermessliche Kunstschätze und die – und einigen eindrucksvollen Stadt- Flag-Stores der wichtigsten Mode-La- palästen in klassizistischem Stil. Ein bels des Planeten drängen sich auf besonders markantes Beispiel dafür kleinstem Raum im historischen Zen- ist der von 1793 trum. Schicke Künstlerviertel und ex- an der Ecke Via San Damiano. klusive Shoppingmeilen verführen An der Piazza Oberdan werden zu Streifzügen durch die eleganteste die beiden kleinen Torhäuschen der und stilvollste Metropole Italiens. historischen und die gleichnamige Metro-Station passiert. Hier geht der Corso Venezia naht- Mailand los in den über – eine ebenfalls kilometerlange Al- für Citybummler lee mit unzähligen populären Läden und Einkehrmöglichkeiten. Viele Kaf- Reisende, die gerne flanieren und feefreaks sind überzeugt, dass es bummeln, werden an der lombardi- hier im Torrefazione il Caffé Ambro- schen Metropole ihre helle Freude siano (nur Stehplätze) die beste brau- haben. Viele der für Touristen interes- ne Brühe der Welt gibt (Corso Buenos santen Spots sind vom Zentrum der Aires, 20, www.torrefazioneambrosia​ Innenstadt, dem Domplatz, hervorra- no.it/negozi.htm). gend zu Fuß zu erreichen. Außerdem Die Giardini Pubblici × („Öffentli- kann es sehr reizvoll sein, sich einfach che Gärten“) sind neben dem Parco durch die Straßen und Gassen eines Sempione Mailands zweite große einzelnen Stadtteils treiben zu lassen. Parkanlage im Bereich der Innen- Neben dem unmittelbaren Zentrum stadt. Beide haben die Größe eines Mailands sind einige weitere Gegen- ganzen Stadtviertels. In den Giardi- den von besonderem touristischen ni Pubblici kann man nicht nur rela- Interesse. Wer die im Folgenden vor- xen, sondern auch zwischen mehre- gestellten Bezirke auf dem Faltplan ren lehrreichen bzw. kunstsinnigen Unternehmungen wählen. Das weltberühmte Quadrilatero j Vorseite: Blick auf den d’oro Ö, das „Goldene Viereck“ der Arco della Pace (s. S. 38) Spitzenmode, umfasst ein großes Mailand für Citybummler 9 007ma Abb.: js Abb.: 007ma

Straßenkarree zwischen den Giardini der drei verantwortet einen zukunfts- Pubblici und dem Domplatz. In kom- weisenden Wohn- bzw. Büroturm. In pakter Manier repräsentieren hier ita- den von Libeskind entworfenen wird lienische und internationale Klamot- sogar ein Design-Museum der Extra- tenlabels um die Wette. klasse untergebracht sein. Nördlich des Zentrums etwa auf Etwas über einen Kilometer west- halbem Weg zwischen dem Parco lich des Domplatzes verläuft die beim Sempione und den Giardini Pubblici Regionalbahnhof Cadorna unweit des gelegen, gilt der Stadtteil Brera nach Castello Sforzesco beginnende Via wie vor als Künstlerviertel Mailands. Giosuè Carducci. Rechts und links Nicht nur das besondere Ambien- dieser breiten Straße passiert man te mit hübschen gepflasterten Gäss- eine ganze Reihe von Top-Sehens- chen und vielen Lokalen zieht viele würdigkeiten, darunter die Basilica di Besucher an, sondern auch die Pina- Santa Maria delle Grazie à mit Leo- coteca di Brera Ù, eine der heraus- nardo da Vincis „Letztem Abendmahl“ ragendsten Gemäldegalerien Italiens. („Cenacolo Vinciano“), die prächti- Das Castello Sforzesco Û und der ge Basilica di Sant’Ambrogio â und weitläufige Parco Sempione Ü prä- das nach dem visionärsten Bewohner gen die Gegend nordwestlich der Mailands benannte Museo Nazionale unmittelbaren Innenstadt. Eine ein- della Scienza e della Tecnologia Leo- gehende Besichtigung der hier ge- nardo da Vinci ã. botenen Sehenswürdigkeiten und Mailands Jugend flaniert abends Attraktionen dauert locker einen am liebsten auf dem Corso di Por- ganzen Tag. Auf dem Gelände der ta Ticinese zwischen dem trendigen ehemaligen Messehallen entste- Platz vor der Basilica di San Lorenzo hen einige spektakuläre Hochhäuser (City Life). Mit von der Partie sind die Spitzenarchitekten Daniel Libeskind, n Auf dem Domplatz É Arata Isozaki und Zaha Hadid. Jeder ist immer etwas los 10 Mailand an einem Tag

Maggiore ä, wo sich der romanische Mailand an einem Tag Baustil mit dem Charme einer anti- ken Säulenkolonnade vereint, und Ein (erster) Tag in Mailand ist mit der Piazza XXIV, in deren unmittelba- dem auf S. 12 empfohlenen Spa- rer Nähe sich die beiden großen Ka- ziergang schon halb vorbei. Den näle (navigli) treffen. Nachmittag könnten Kurzurlauber Ursprünglich Teil des Wasserstra- – ganz nach individuellem Interesse ßennetzes, das Mailand durchzog, – einem Besuch der Pinacoteca di sind der Naviglio Grande (Großer Ka- Brera Ù, des Museo Nazionale del- nal) und der Naviglio Pavese (Pavia- la Scienza e della Tecnologia Leonar- Kanal) heute dessen sichtbarste Über- do da Vinci ã oder der Dachterrasse reste. Das kultige Navigli-Viertel æ des Doms É (oft lange Wartezeiten) spielt eine wichtige Rolle im Kunst- widmen. In der Umgebung des Dom­ und Kulturleben der Stadt, ohne dabei platzes lässt sich dolce far niente Brera als etabliertes Künstlerviertel (das süße Nichtstun) besonders gut den Rang abzulaufen. Etwas verein- mit Leutegucken verbinden, z. B. in facht gesagt, ist Brera mondäner, die der Galleria Vittorio Emanuele II Ê Navigli (noch) experimenteller. oder entlang der breiten Fußgänger-

Das gibt es nur in Mailand

In der Hauptstadt der Lombardei wa- eines italienischen Schwergewichts- ren seit jeher kreative Geister am weltmeisters aus den 1930er-Jahren Werk, lange vor und lange nach Leo- festgehalten. nardo da Vinci, dem berühmesten al- µ In der Galleria Vittorio Emanuele ler Mailänder Gastarbeiter. Hier eini- II kann man dem Turiner Stier ge Beispiele für besonders skurile Se- symbolisch und ungestraft auf das henswürdigkeiten und Begebenheiten: Gemächt treten. Dieser auch bei µ Im bei U-Bahn-Bauarbeiten unter Touristen beliebte Brauch soll Glück dem Domplatz wiederentdeckten bringen (s. S. 18). Battistero San Giovanni alle Fonti µ Die mit leckerem Backwerk reich (s. S. 16) taufte bereits der heilige gewordene Mailänder Familie Mot- Ambrosius. Er selbst hatte sich erst ta ließ für ihre Gruft auf dem Ci- kurz vor seiner Weihe zum später mitero Monumentale è eine acht wirkmächtigsten Bischof der Stadt- Meter hohe Skulptur anfertigen, geschichte taufen lassen. die ohne viel Fantasie an einen rie- µ Da sich Domherren und Mönche sigen Panettone, also einen Mailän- nicht einigen konnten, wer von ih- der Weihnachtskuchen mit gehack- nen wann die Glocken der Basilica ten kandierten Früchten, erinnert. di Sant’Ambrogio â läuten darf, µ Als Silvio Berlusconi im Mai 2014 baute man kurzerhand zwei seinen Steuerbetrug-Strafdienst in Glockentürme. einem Seniorenheim bei Mailand µ An einem Fialentürmchen hoch antrat, wurde er dort von mehre- oben auf dem Dach des Doms É ren Hundert Medienvertretern haben Steinmetze Boxszenen erwartet. Mailand an einem Wochenende 11

zonen Richtung Piazza San Babila Ø nicht reichen, der sollte wissen, dass bzw. Castello Sforzesco Û. Möchte Mailand noch einige weitere Gottes- man die Muße mit gastronomischem häuser zu bieten hat. Die besonders Genuss verbinden, bietet sich das sehenswerten im Westen des Dom- Restaurant Al Mercante (s. S. 73) platzes können auf einem etwas auf der Piazza dei Mercanti Ï ganz über eine Stunde dauernden Spa- besonders an. ziergang abgeklappert werden. Von Wer sich nach dem mehrstündigen Süden nach Norden spaziert, ent- Stadtbummel lieber im Grünen ausru- deckt man hier die Basilica di San hen möchte, flaniert durch den Parco Lorenzo Maggiore ä, die Basilica Sempione Ü, die Giardini Pubbli- di Sant’Eustorgio å, die Basilica di ci × oder den Parco delle Basi­ Sant’Ambrogio â und die Basilica di liche, der die beiden prächtigen Ba- Santa Maria delle Grazie à. siliken San Lorenzo Maggiore ä und Besucht man Mailand zum aller- Sant’Eustorgio å verbindet. ersten Mal, bietet es sich außer- Ausklingen könnte der Tag dann dem an, von den roten Hop-on-hop- bei einem Aperitif im Navigli-Vier- off-Bussen (CitySightseeing Milano, tel æ, auf der so charmanten wie s. S. 122) Gebrauch zu machen. legendären Künstlermeile Via Brera Auf drei regelmäßigen Linien können (s. S. 31) oder in einer Bar am Cor- sich Touristen einen großen Teil der so Sempione, beispielsweise beim Mailänder Innenstadt und die meis- kultigen L’Aperitivo del Jazz im Jazz ten bekannten Sehenswürdigkeiten Café (s. S. 80). erschließen (auch Kombiangebote inkl. Eintritt). An allen Haltestellen kann man nach Belieben aus- und Mailand an einem wieder zusteigen. Alternativ oder zu- sätzlich kann es sich lohnen, mit der Wochenende historischen „Tram n.1“ durch die In- nenstadt zu gondeln (s. S. 122) – Wer drei Tage Zeit hat, um Mailand nicht nur für Straßenbahn-Nostalgi- kennenzulernen, könnte den ersten ker ein Spaß! Kostspieliger ist eine Tag für den auf S. 12 vorgeschla- Besichtigungs- oder Shoppingtour genen Stadtspaziergang inklusive mit einer Fahrrad-Rikscha von Velo- der empfohlenen Verlängerung und leo (s. S. 123). dem Besuch der Domterrassen É Der dritte Tag könnte z. B. einem verwenden und den zweiten für die Ausflug nach Bergamo ì gewidmet Erkundung von Sehenswürdigkeiten, sein. Die malerische Stadt in den ita- die sich etwas außerhalb des Zent- lienischen Voralpen ist besonders rums befinden. Je nach persönlichen rasch und günstig zu erreichen und Vorlieben bieten sich dafür zum Bei- bietet viel Sehenswertes. spiel das trendige Navigli-Viertel æ, Mindestens einen Abend sollte man der Cimitero Monumentale è oder reservieren, um stilvoll auszugehen, der Stadtteil San Siro mit Weltklas- vielleicht in eine Aufführung im welt- se-Fußballstadion é und Hippo- berühmten Teatro alla Scala Ñ oder drom ê an. im ebenfalls sehr empfehlenswerten Wem die während des Stadtbum- (s. S. 82) bzw. an ei- mels passierten Kirchenbauten noch ner kleineren Bühne. 12 Stadtspaziergang

Stadtspaziergang biegen in den Corso Vittorio Emanu- ele II ein. Rasch taucht am Ende der Wer sich die Atmosphäre der Stadt tagsüber immer sehr belebten Fla- und einige ihrer Top-Sehenswürdigkei- niermeile die Silhouette des Doms É ten auf einem einzigen Spaziergang auf. An der Schlange der für die Be- erschließen möchte, könnte sich für sichtigung der Domterrassen Anste- die im Folgenden beschriebene Rou- henden vorbei führt der Bummel zur te entscheiden. Sie verläuft von der Nordwestecke der gewaltigen Kathe- Piazza San Babila Ø im Osten der drale und damit direkt vor das Haupt- Innenstadt über die Piazza del Duo- portal der berühmten Einkaufspassa- mo und die Piazza dei Mercanti Ï ge Galleria Vittorio Emanuele II Ê. als Kerne des historischen Zentrums Hier öffnet sich der Domplatz mit sei- (centro Storico) bis zum weitläufigen nem Ensemble spektakulärer Bau- Parco Sempione Ü im Nordwesten. kunstwerke und Top-Sehenswürdig- Auf besonders lohnende Abstecher keiten. Statt die Nordseite des Doms von dieser Hauptroute wird jeweils schnurstracks zu passieren, lohnt es hingewiesen. Der mehrstündige Bum- sich, ihn einmal zu umrunden. Den mel ist bewusst nicht als Rundgang Dom stets rechter Hand bewundern angelegt. Da er grob dem Verlauf der Architekturfreunde bei diesem klei- U-Bahn-Stationen San Babila, Duomo, nen Umweg zu ihrer Linken der Reihe , Cairoli und Cadorna der Li- nach den Palazzo Arcivescovile (Erz- nie M1 folgt, kann man jederzeit einen bischöflicher Palast), den Palazzo Re- Abschnitt überspringen oder bequem ale Ë und den Palazzo dell’Arengario per U-Bahn an seinen Ausgangspunkt mit dem Museo del Novecento Ì. zurückkehren. Natürlich kann man die Mitten durch die Galleria Vittorio Route auch in der umgekehrten Rei- Emanuele II führt der direkte Weg zur henfolge genießen. Der größte Teil der nahen und dem Strecke liegt im Bereich der längsten sagenumwobenen gleichnamigen zusammenhängenden Fußgängerzo- Opernhaus Ñ mit der großen Da-Vin- ne Mailands. ci-Statue davor und dem Palazzo Ma- Der Bummel startet an der Piazza rino Ò gegenüber. San Babila Ø. Die aus roten Back- Vom Operngebäude könnte man steinen erbaute romanische Kirche nun auch nordwärts in den Stadtteil San Babila duckt sich hier zwischen Brera mit der Pinacoteca di Brera Ù Bürogebäuden und turmhohen Wer- oder an den Museen Casa di Man- beflächen. Spaziergänger auf dem zoni Ó und Casa Museo Poldi Pez- Weg Richtung Zentrum kämpfen sich zoli Ô vorbei Richtung Quadrilate- tapfer durch den Trubel, passieren ro d’oro Ö und Giardini Pubblici × das große Bassin des Springbrun- flanieren. Auf dem hier beschriebe- nens am Südende des Platzes und nen Spaziergang erreicht man aber über die Via Santa Margherita nach ein paar schnellen Schritten wieder Routenverlauf im Stadtplan den Domplatz. Freunde kirchlicher Der hier beschriebene Spaziergang ist Prachtbauten haben von dieser Stelle mit einer farbigen Linie im Stadtplan einen besonders guten Blick auf die eingezeichnet. fantastische Hauptfassade des Got- teshauses. Entsprechend viele Sel- Stadtspaziergang 13

fies werden hier geschossen – und Mögliche Verlängerung des gleich in alle Welt verschickt. Die ein- Spaziergangs zum Navigli-Viertel drucksvolle Skulptur mitten auf dem Wer noch Lust und Luft hat, kann Domplatz ist übrigens ein bronzenes an der Südwestecke des Castel- Reiterstandbild des italienischen Kö- lo Sforzesco Û über die Via Marco nigs Vittorio Emanuele II, nach dem Minghetti am Bahnhof Cadorna auch die Galleria benannt ist. vorbei in die breite Via Giosuè Car- Den Dom im Rücken biegt man nun ducci [C4/5] einbiegen. Die origi- in die Via dei Mercanti ein. An der nelle – manche meinen skurrile – Nordseite des Palazzo della Ragione ­Riesenskulptur auf der Piazzale Ca- entlang geht es über die mittelalterli- dorna stellt übrigens – gigantisch che Piazza dei Mercanti Ï nordwest- vergrößert – Nadel, Faden und Kno- wärts Richtung . Dort ten dar. Die Komposition soll an laufen neben der Via Mercanti noch Mailands Rolle als Modehauptstadt sechs weitere Straßen zusammen. erinnern. Wer jetzt der breiten Via Dante weiter Nach 250 Metern von der Via Car- Richtung Nordwesten folgt, sieht am ducci rechts abbiegend wird schon Ende der Flaniermeile die Umrisse die Basilica di Santa Maria delle Gra- des mächtigen Torturms des Castello zie à mit Leonardo da Vincis „Letz- Sforzesco Û auftauchen. Vorbei am tem Abendmahl“ („Cenacolo Vinci- Piccolo Teatro Grassi (s. S. 82) im ano“) erreicht. Wer auf der Carducci Palazzo Carmagnola und über einen bleibt, sieht an der nächsten großen vielbefahrenen Kreisverkehr erreicht Kreuzung linker Hand die Basilica di man kurz vor dem Eingang zum wuch- Sant’Ambrogio â – nach dem Dom tigen Castello eine große Brunnenan- Mailands größtes und bekanntes- lage. Dort ist nicht nur im heißen Mai- tes Gotteshaus. Nicht weit entfernt länder Sommer viel los. Nicht weit (erreichbar von der Carducci nach von hier befindet sich auch der Start- rechts über die Via San Vittore) lässt punkt der roten Hop-on-hop-off-Busse das Museo Nazionale della Scienza (CitySightseeing Milano, s. S. 122). e della Tecnologia Leonardo da Vin- Nun steht man vor der Wahl, eines ci ã das Herz aller Technikfreunde der Museen in der weitläufigen Fes- höher schlagen. tungsanlage zu erkunden oder durch Wer sich für diese verlängerte Va- die beiden Innenhöfe direkt in den riante des Spaziergangs mit einem Parco Sempione Ü zu gehen, wo der Abstecher ins trendige Navigli-Vier- Spaziergang im Grünen ausklingt oder tel æ belohnen möchte, springt zwi- aber bei einer der vielen Aktivitäten, schen den beiden zuletzt genannten zu denen der Park einlädt: Wer Mai- Sehenswürdigkeiten an der M2-Sta- land von ganz oben genießen möch- tion Sant’Ambrogio für nur zwei Hal- te, flaniert zum fast 109 Meter hohen testellen in die U-Bahn. Von der Me- Torre Branca ß, Fans des nassen tro-Station Porta Génova sind es die Elements besuchen das Acquario Ci- Via Vigevano entlang nämlich keine vico Ý und Kunstfreunde lassen sich 300 Meter zu der Stelle, an der die das Triennale Design Museum Þ Kanäle Naviglio Grande und Naviglio nicht entgehen. Abends lockt die Ape- Pavese in das für die Expo 2015 auf- ritivo-Happy-Hour zur Einkehr in die gehübschte Hafenbecken (Darsena Bar Bianco (s. S. 80) mitten im Park. del Naviglio) münden. 14 Domplatz und Umgebung

Domplatz Triumphbogen der Galleria und noch etwas weiter das große Kaufhaus La und Umgebung Rinascente (s. S. 85). Wer in diese Richtung spaziert, passiert nach ei- Die Piazza del Duomo ist seit dem 19. nigen Schritten den Eingang zu den Jahrhundert der „Empfangssaal“ der Treppen hinauf auf das Domdach. Stadt und die gotische Kathedrale ihr Außerdem zur Umgebung des Wahrzeichen Nummer eins. Weitere ­Domplatzes gerechnet werden die Prachtbauten säumen den weitläufi- Chiesa di San Bernardino alle Ossa Í gen Platz, darunter auch das monu- und die Chiesa di Santa Maria presso mentale Hauptportal der überdach- San Satiro Î südöstlich bzw. -west- ten Ladenstraße Galleria Vittorio lich des Doms, der westwärts gelege- Emanuele II. ne Palazzo dell’Ambrosiana Ð und Das Zentrum des Domplatzes wird der Musentempel Teatro alla Sca- von einem 1896 gegossenen bron- la Ñ nördlich der Galleria Vittorio zenen Reiterstandbild des ersten ita- Emanuele II. lienischen Königs beherrscht, nach dem auch die Galleria Ê gleich da- É Dom *** [E4] neben benannt wurde. Wer von hier aus zunächst das Hauptportal des Der Stolz der Mailänder auf ihren mit Doms É in den Blick nimmt und sich hellem Marmor verkleideten Dom dann einmal im Uhrzeigersinn um die ist kaum zu überschätzen – völlig zu eigene Achse dreht, schaut erst halb- Recht, denn der Duomo di Santa Ma- rechts am Dom vorbei auf den Palaz- ria Nascente ist ein Gotteshaus der zo Reale Ë und gleich rechts davon Superlative. Für viele Reisende ist auf den zweigeteilten, säulenverzier- der Spaziergang auf den Dachterras- ten Palazzo dell’Arengario. In dem sen des gotischen Steingebirges ein zu Beginn unseres Jahrhunderts völ- ganz besonderer Höhepunkt ihres lig neu gestalteten Gebäude ist das Mailandbesuchs. Museo del ­Novecento Ì mit seinen Geweiht ist der weltberühmte Dom Kunstschätzen des 20. Jahrhunderts der Geburt Mariens. Seine 61,50 Me- untergebracht. ter breite, zu Beginn des 19. Jahr- Der Blick fällt als nächstes auf ein- hunderts fertiggestellte Fassade do- drucksvolle Stadtpaläste und dann miniert den Domplatz (Piazza del fast schon gegenüber des Hauptein- Duomo) seit über 200 Jahren. Der gangs des Doms auf einen schma- Überreichtum an filigranen Giebeln, len Durchgang Richtung Südseite der Türmchen, Statuen und anderen de- Piazza dei Mercanti Ï. Die breiten korativen Elementen macht die Ka- Straßen links davon führen pfeilge- thedrale zur meistfotografierten Se- rade zum Castello Sforzesco Û (Via henswürdigkeit der ganzen Region. Orefici) bzw. Richtung Navigli-Vier- Viele können sich an der Fassade tel æ (Via Torino). Rechts des Durch- gar nicht sattsehen. Allerdings hat gangs sieht man die Spitze des mar- der Dom auch Kritiker. Diese mei- kanten Uhrturms des Palazzo dei Giu- nen, man habe es bei der Mixtur aus reconsulti an der Piazza dei Mercanti. gotisch-barocken Deko-Elementen Eine viertel Körperdrehung Rich- vielleicht doch etwas übertrieben tung Dom später sieht man dann den („Zuckerbäckerstil“).