Deutsch War Für Sie Der Schlüssel
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Der Landbote Mittwoch, 12. Oktober 2016 Region | 9 Die Post ohne Leitzahl POST Die Schweiz führte die Postleitzahlen 1964 ein, das sorgte auch für Empörung. Postwendend trafen gestern Le- serbriefe zum Artikel «Tour de Rickenbach» ein (siehe «Landbo- te» von gestern). Alle Leserinnen und Leser hatten die gleiche Bot- schaft: Die Schweiz führte die Postleitzahlen (PLZ) im Jahr 1964 ein. Der Brief im gestrigen Artikel stammt jedoch von 1956. Anders als behauptet, vergass der Absender die PLZ also nicht, son- dern es gab schlicht noch keine. «Ein guter Bahnpöstler kannte jede Stadt, jedes Dorf, jeden Wei- ler der Schweiz auswendig, was für ein Wissen», schreibt Maja Dorigo aus Seuzach. Auch Tho- mas Ziegler aus Elgg bewunderte die Pöstler für «ihre Findigkeit» und stutzte beim Lesen des Arti- kels: «Ich war 25 Jahre alt, als die PLZ eingeführt wurden, gewisse Ortschaften bekamen die Post von anderen Gemeinden zuge- stellt und mussten somit die PLZ einer fremden Gemeinde über- nehmen, das sorgte teilweise für Empörung.» Er erinnert sich etwa, dass Bertschikon eine Zeit lang vier verschiedene PLZ hatte. Briefmarkensammler Urs Mönch aus Winterthur, 1954 ge- Gesprächsrunde für Frauen in der Asylunterkunft Kleinandelfingen. Die Arabisch sprechende Moderatorin Genet Gebre Michael (hinten links) ist vor acht Jahren in die Schweiz geflüchtet. Heinz Diener boren, betont die philatelistische Seite: «Es gab neue Poststempel.» Peter Beugger aus Neftenbach fiel beim Lesen des Artikels ebenfalls die Ungenauigkeit auf: «Mein Grossvater war in den 50er-Jah- Deutsch war für sie der Schlüssel ren Posthalter in Hallau, und ich wusste, dass er damals die Briefe ELGG Vor acht Jahren war Genet Gebre Michael selbst in der weil sie als politische Aktivistin in habe es probiert», sagt sie, «aber nicht anhand von Zahlen sortier- Situation der asylsuchenden Frauen, denen sie heute bei der ihrem Heimatland nicht mehr meine Kinder sind in der Puber- te.» Die Schweiz führte die PLZ Integration hilft. Obschon es damals keine ähnliche Unterstützung sicher war. Dort hat sie Arabisch tät, sie brauchen mich auch.» als weltweit drittes Land ein. Laut gab, liess die Äthiopierin nicht den Kopf hängen. Im Gegenteil. gelernt – mit derselben Selbst- Nie hätte sie sich vorgestellt, der Schweizerischen Post bildete verständlichkeit, mit der sie in dass hier in der Schweiz die Jobs dies die Grundlage zur späteren «Stark durch Beziehung» heisse zugeteilt. Nach sechs Monaten der Schweiz Deutsch gelernt hat. der Kollegin, dem Freund, der Einführung der maschinellen das Thema der Femmes-Tisch- zügelte die Familie nach Elgg in «Die Sprache ist der Schlüssel zur Cousine zugeschoben würden. Sortierung. gab Runde, erklärt die Co-Moderato- eine Dreizimmerwohnung. Dort Gesellschaft», sagt sie. «In Afrika ist das normal. Aber rin den Syrerinnen. Ihre Kollegin leben die alleinerziehende Mut- Noch heute besitzt Gebre Mi- «Meine Söhne hier habe ich das nicht erwartet», Genet Gebre Michael übersetzt ter und ihre unterdessen 13- und chael den F-Ausweis (vorläufig sagt sie. Sie bewirbt sich auf ver- ins Arabische und löst damit eine 15-jährigen Söhne bis heute. «Es Aufgenommene mit Arbeits- sind gute Fussballer schiedene Stellen, geht auch mal unverkrampfte Diskussion aus. ist klein, aber es passt für uns», bewilligung). Das bereitet ihr Sor- beim FC Elgg. persönlich vorbei, «damit man Anfrage zum Eine Frau sagt: «Auf so viele Din- sagt Gebre Michael. Sie fühle sich gen. Sie hat vor drei Jahren mit- sieht, wer ich bin und dass ich ge achten kannst du mit zwei Kin- wohl in Elgg, es sei ein guter Ort hilfe des SRK eine Ausbildung zur Ich bin stolz auf sie.» Deutsch kann». Dass es so lange A4-Ausbau dern, nicht aber wenn du sechs zum Aufwachsen für ihre Kinder. Pflegehelferin abgeschlossen und Genet Gebre Michael nicht klappt, frustriert sie. davon hast.» Die Frauen lachen. Beide Jungs seien gute Fussballer sucht seither eine Stelle. Zwi- Nur einen Augenblick huscht HETTLINGEN Was hat der Re- Genet Gebre Michael ist seit und beim FC Elgg sehr beliebt. schendurch hat sie unter anderem ein Schatten über ihr Gesicht, gierungsrat unternommen, um diesem Sommer Arabisch-Mo- «Ich bin stolz auf sie.» in einer Tankstelle gearbeitet. dann ist das Lachen zurück. Die sicherzustellen, dass der Ausbau deratorin bei den vom Schweize- Weil sie wegen der Arbeitszeiten Zähne leuchten kurz auf, die der A4 umweltverträglich und rischen Roten Kreuz (SRK) Kan- Deutschlernen in Eigenregie am Abend und an den Wochen- braunen, aufmerksamen Augen mit grösstmöglichem Immis- ton Zürich organisierten Ge- Sie selbst ist seit sieben Jahren im enden und des langen Arbeits- funkeln. «Aber ich gebe nicht sionsschutz für die betroffene sprächsrunden Femmes-Tisch. Elgger Frauenverein aktiv. An- weges ihre Kinder kaum mehr sah, auf», sagt Genet Gebre Michael. Bevölkerung umgesetzt wird? Sprechen alle Frauen Arabisch, fangs kaum mit Deutschkennt- hat sie den Job nach einem halben «Ich weiss, es gibt keinen ein- Dies wollen die drei Kantonsrats- moderiert sie alleine. Haben die nissen. «Die Frauen konnten Jahr wieder aufgegeben. «Ich fachen Weg.» Deborah Stoffel mitglieder Markus Schaaf (EVP, Teilnehmerinnen unterschied- Englisch, aber wenn sie gelacht Zell), Christoph Ziegler (GLP, liche Muttersprachen, wird das haben, wusste ich damals nicht, FEMMES-TISCHE Elgg) und Prisca Koller (FDP, Gespräch zu zweit geleitet. Seit warum.» Heute lache sie mit. Hettlingen) in einer Anfrage wis- vergangenem Dezember arbeitet Gebre Michael, die heute sehr Die Gesprächsrunden wurden für Flüchtlingsfrauen angepasst sen, die am 26. September ein- die Äthiopierin zudem als Kin- gut Deutsch spricht, hat sich die gereicht wurde. Es geht dabei um derbetreuerin im Programm Sprache in mühsamer Eigenregie Neu gibt es die Gesprächs- genannten Femmes-Tisch-Run- nehmerinnen wohnen hier, sie das Projekt des Bundesamtes für «schritt:weise» der Stadt Winter- angeeignet. «Ich habe mit dem runden «Femmes-Tisch» auch den. Bereits seit 1996 bieten auch sind aus Syrien geflüchtet und Strassen, das den Engpass zwi- thur. Einmal pro Woche unter- Internet und mit meinen Kin- für Asylbewerberinnen. Über andere Trägerschaften solche seit höchstens 12 Monaten in der schen Kleinandelfingen und der stützt sie dort Eltern bei der dern gelernt», erzählt sie. «Ich Themen wie Erziehung oder Gesprächsgefässe an. Die ur- Schweiz. Ihre Kinder dürfen sie Verzweigung Winterthur-Nord Frühförderung ihrer Kleinkin- war motiviert, weil ich wusste, Gesundheit lässt sich leichter sprüngliche Idee dabei war, dass an die Tischrunden mitnehmen. beseitigen soll. Der rund neun Ki- der. «Ich helfe gerne, weil ich dass das der Weg der Integration in der Muttersprache reden. jeweils eine Frau Gastgeberin ist Für die Femmes-Tische gibt lometer lange Streckenabschnitt möchte, dass die Frauen es ein- ist.» Wie sonst hätte sie einem und andere Frauen, die dieselbe es einen Leistungsauftrag vom soll auf vier Fahrstreifen mit facher haben, als es mir in den Arzt erklären sollen, was ihren Frauen mit Migrationshinter- Sprache sprechen, zu sich nach kantonalen Amt für Jugend- Richtungstrennung und Pannen- ersten Jahren ergangen ist», sagt Kindern fehlte, oder verstehen grund sitzen zusammen und tau- Hause einlädt. und Berufsberatung. Das SRK streifen erweitert werden. Das die 44-Jährige. können, was die Behörden ihr schen sich über Themen wie Kin- Seit Anfang Jahr testet das organisiert die Runden in den Projekt wird von den betroffenen über ihr Bleiberecht erzählten. dererziehung, Gesundheit oder SRK auch Femmes-Tische im Bezirken Winterthur und Gemeinden grundsätzlich gutge- Die Söhne spielen beim FC Elgg Dabei ist Arabisch nicht einmal das Schweizer Schulsystem aus. Asylkontext. Diese finden zum Andelfingen als Dienstleister. heissen. Dass es aber einen gross- Als Gebre Michael 2008 in die Gebre Michaels Muttersprache. Einen Rahmen dafür bietet das Beispiel in der Unterkunft der Die Gesprächsthemen sind flächigen Rückbau der heutigen Schweiz kam, wurde sie mit ihren In Äthiopien spricht man Amha- Schweizerische Rote Kreuz Asylkoordination Kleinandel- dem SRK vom Kanton vor- Lärmschutzmassnahmen vor- damals vier- und siebenjährigen risch. Bereits mit 19 Jahren ist sie (SRK) Kanton Zürich mit so- fingen statt. Die meisten Teil- gegeben. des sieht, stösst offenbar nicht nur im Kindern dem Asylheim Embrach jedoch in den Sudan geflüchtet, Weinland auf Unverständnis. dt ANZEIGE <wm>10CAsNsjY0MDQy1jUAUqbmACG-FZ4PAAAA</wm> <wm>10CFWKoQ6AMAwFv6jLey2sG5UERxAEP0PQ_L9i4EjucubWNcaEz3nZjmUPgmqCntGjqCenBy0nZAtUqIJ5IoyEl_L7ZejJQHsfQRVoI8Q6talbus_rAdf_7fFyAAAA</wm>.