Luftrettung in Zeiten der Corona-Pandemie Einführung

Auch in der Krise immer an Ihrer Seite

Schnellstmögliche Hilfe immer und überall, auch während der Corona-Pandemie: Alle Stationen der DRF Luftrettung sind trotz der außergewöhnlichen Herausforderungen voll- umfänglich einsatzbereit und für die Menschen da.

Mitte März stand Deutschland plötzlich kopf: Mit der Aus- Nachdem die DRF Luftrettung den regulären Dienstbetrieb breitung des Coronavirus veränderte sich das Leben für gesichert hatte, befasste sie sich mit der Frage, in welcher jeden Einzelnen grundlegend. Egal ob ein Besuch bei der Form sie zur bestmöglichen Bewältigung der Coronakrise Familie, ein Abendessen im Restaurant oder der Weg zur und zur Stabilisierung des Gesundheitssystems in Deutsch- Arbeit: Gesellschaftliche Aktivitäten und soziale Kontakte land beitragen könne. Als Ergebnis dieser Überlegungen wurden heruntergefahren, der berufliche Alltag veränderte und einer schnellen Umsetzung konnte die Organisation sich. Ein Wandel, der große Herausforderungen mit sich ­bereits Ende März einen zusätzlichen Hubschrauber in brachte. Alles mit dem Ziel, die Ausbreitung der Corona- Dienst stellen. „Christoph 111“ steht seither am Flughafen Pandemie zu verlangsamen und somit eine Überlastung des Karlsruhe/Baden-Baden schwerpunktmäßig für Intensiv- Gesundheitssystems zu vermeiden. transporte bereit und entlastet das öffentlich-rechtliche Versorgungssystem. Anfang April konnten dann die ersten So stand auch die DRF Luftrettung vor bisher nie gekannten beiden der insgesamt elf EpiShuttles angeliefert und einge- Herausforderungen. Als wichtiger Teil der Rettungskette setzt werden, spezielle Isoliertragen, die die Hubschrauber- galt es, möglichst frühzeitig entsprechende Vorkehrungen besatzungen beim Transport infektiöser Personen optimal und Maßnahmen zu ergreifen, um die Einsatzbereitschaft schützen. Im Sinne der europäischen Solidarität konnte die der Luftretter*innen vollumfänglich zu sichern. Die gemein- Luftrettungsorganisation auch bei Verlegungen von franzö- nützige Organisation richtete daher bereits Ende Februar sischen Intensivpatient*innen nach Deutschland oder zurück eine Task Force ein, die seither fortlaufend die aktuelle Lage in die Heimat unterstützen. analysiert und bei Bedarf unverzüglich die erforderlichen Maßnahmen einleitet. Nach ausführlichen, aber zügigen Be- Nach wie vor ist nicht absehbar, vor welche Herausforderun- ratungen mit der internen Hygienekommission auf Basis der gen das Coronavirus Deutschland, das Gesundheitssystem Informationen und Empfehlungen des Robert Koch-Instituts und damit auch die DRF Luftrettung in Zukunft noch stellen (RKI) stellte die DRF Luftrettung Mitte März Bürotätigkeiten wird. Eines allerdings ist klar: Die DRF Luftrettung wird alles weitestgehend auf Homeoffice um. An den bundesweit unternehmen, um dafür bestmöglich gerüstet und weiterhin 29 Luftrettungsstationen und in der Werft wurden feste für Menschen in medizinischen Notlagen da zu sein. Einsatzteams bzw. Schichtbetrieb eingeführt, um so mög- liche Infektionen eindämmen zu können. Zudem wurden alle Mitarbeiter*innen umfassend über die zu ergreifenden Schutzmaßnahmen informiert.

2 3 Rückblick Rückblick

Für Ihre und Mitte Mai unsere Sicherheit in Pandemiezeiten Anfang April Die ersten beiden Hubschrauber – „Christoph 111“ in Rheinmünster und „Christoph 51“ in – werden mit einem EpiShuttle ausgestattet. Mit „Christoph München“ wird die fünfte 24- Der Weg durch die erste Etappe der Corona-Pandemie war Stunden-Station mit einem EpiShuttle ausgestattet. geprägt durch frühzeitiges und gezieltes Handeln. Immer im Fokus: das Wohl aller Patient*innen und Einsatzcrews. 5. April Anfang Juni

Weitere EpiShuttles kommen in Hannover auf Ende Februar „Christoph Niedersachsen“, in auf „Christoph Sachsen-Anhalt“ und in Bad Berka auf „Christoph 28. März Thüringen“ zum Einsatz. Die DRF Luftrettung bildet eine Task Force, die zügig umfangreiche Maßnahmen (z. B. präventive Home­ office-Maßnahmen, Schichtarbeit sowie feste Arbeits- gruppen) einführt. 30. Juni

Das EpiShuttle kommt erstmals zum Einsatz: Die 14. März Luftretter*innen von „Christoph 111“ verlegen eine 70-jährige Frau aus therapeutischen Gründen von Schwäbisch Hall zur Weiterbehandlung in ein „Christoph 111“, ein am Flughafen Karlsruhe/­ Kasseler Klinikum. Baden-Baden zusätzlich stationierter Intensiv- transporthubschrauber, nimmt seinen Dienst auf. Zeitgleich investiert die gemeinnützige Organisation in elf spezielle Isoliertragen, sog. EpiShuttles, zum Mitte/Ende April Die Besatzungen der DRF Luftrettung sind bislang­ Transport von Covid-19-Patient*innen. 300 Einsätze im Zusammenhang mit Covid-19 ­geflogen. Innerhalb weniger Tage erhalten „Christoph “, „Christoph Nürnberg“, „Christoph Ende März Rendsburg“ und „Christoph “ ein EpiShuttle. Der erste Einsatz: An Bord von „Christoph 51“ 17. Juli wird ein Patient mit Verdacht auf ­Covid-19 von Die DRF Luftrettung ruft zu Spenden zur Refinanzie- ­Nürtingen nach Tübingen verlegt. rung der angeschafften EpiShuttles auf und erfährt „Christoph “ wird mit dem elften eine überwältigende Resonanz und Unterstützung EpiShuttle ausgerüstet. aus der Bevölkerung.

4 5 Im Einsatz

tinnen werden bei uns durch einen weiteren auf Corona Hubschraubercrew ‚wing to wing’ auf dem Vorfeld des spezialisierten Arzt abgeklärt“, sagt Dennis Wittmann, der Flughafens Karlsruhe/Baden-Baden. Erst danach lagerten wir die Verlegung als Einsatzkoordinator für den Learjet be- den Patienten in Ruhe um und trafen alle Vorbereitungen gleitete. „Diese Abklärung war Grundlage für die Einleitung für den Flug“, erläutert Notfallsanitäter Stephan Nusser. des Transports mit dem Ambulanzfl ugzeug – die Wetter- „Hilfreich waren dabei auch die französischen Sprachkennt- bedingungen im Bereich Dresden ließen einen Hubschrau- nisse des Notarztes.“ Während des Fluges erfolgte neben bertransport nicht zu.“ Während der Planung erkannte die der kontinuierlichen Sauerstoffgabe auch eine permanente Crew eine weitere Herausforderung am Zielort in Frankreich: Überwachung des Patienten mittels EKG und Sauerstoff- Der nächstgelegene Flughafen lag eine Stunde per Boden- sättigung. Der Patient konnte schließlich erfolgreich an das transport vom Krankenhaus entfernt. Die Koordinierungs- Zielkrankenhaus übergeben werden. stelle in Metz bot deshalb einen kleinen Militärfl ughafen direkt am Zielort an. Die dortige Landebahn war allerdings Notarzt Dr. Meyer, der insgesamt drei Patient*innen auf dem zu kurz für das Ambulanzfl ugzeug. „Daraufhin hatten wir Weg zurück in die Heimat begleitet hat, zeigt sich auch heu- die Idee, den Patienten bis nach Karlsruhe/Baden-Baden mit te noch bewegt von diesen Erfahrungen: „Alle drei waren dem Learjet und dann weiter mit ‚Christoph 111‘ direkt in schwerstkrank. Keiner hatte persönliche Gegenstände oder die Klinik zu befördern“, so Wittmann. „Die dadurch ver- Ausweispapiere dabei. Einer Patientin war von der deutschen kürzte Transportzeit war für den Patienten ein Segen.“ Klinik ein Patiententagebuch von der Intensivstation mitge- geben worden, mit Fotos und Grüßen der dortigen Mitarbei- Am Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden Einen Tag später startete der Learjet in Dresden. Dr. Johannes tenden. Dies hat uns sehr berührt, weil es die emotionale übernahm die Hubschraubercrew den Meyer begleitete die Rückverlegung in seiner Funktion als Beteiligung und Unterstützung zum Ausdruck brachte.“ Patienten vom Team des Learjets. Notarzt: „Die Übergabe des Patienten erfolgte auf dem Rollfeld“, erzählt der Mediziner. Während der Fahrt vom Uni- versitätsklinikum Carl Gustav Carus zum Flughafen Dresden erhielt Meyer die Information, dass bei dem Patienten Bakte- rien mit problematischem Resistenzverhalten nachgewiesen Alle für einen: worden seien: eine Infektionsgefahr für abwehrgeschwächte Menschen. Für die medizinische Crew des Learjets allerdings kein Problem. „Wir haben das aufnehmende Krankenhaus in Frankreich informiert“, schildert Meyer. „In einer solchen grenzüberschreitender Situation müssen von einem Krankenhaus umfangreiche Vor- bereitungen getroffen werden.“

Thomas Münsterer, Pilot des zusätzlich in Dienst gestellten In- Zusammenhalt tensivtransporthubschraubers „Christoph 111“, erzählt: „Aus- landsfl üge sind eher selten. Die französische Flugsicherung hat aber hervorragend kooperiert. Und auch die Zusammen- arbeit mit den Flugsicherheitsbehörden war ausgezeichnet, Während der Corona-Pandemie zählt Solidarität mehr denn je so konnten wir immer den direkten Weg fl iegen.“ und macht auch an den Landesgrenzen nicht halt: Ein Patient „Damit jeder im Team die Krankengeschichte des Patienten kehrt mithilfe der DRF Luftrettung nach erfolgreicher Behandlung kannte, erfolgte die Patientenübergabe vom Learjet an die Notarzt Dr. Johannes Meyer ist bereits seit mehr als 40 Jahren für in Deutschland zurück in seine französische Heimat zurück. die DRF Luftrettung tätig.

Bereits zu Beginn des Frühjahrs hatte das Coronavirus Europa der DRF Luftrettung bei Patiententransporten mit Learjet fest im Griff. Die DRF Luftrettung stellte in dieser Zeit ein- und Intensivtransporthubschrauber zahlte sich in diesem Was hier zum Einsatz kam drucksvoll unter Beweis, dass auf sie auch in Krisensituatio- speziellen Fall besonders aus. Die Anfrage für die Rückver- nen und grenzüberschreitend Verlass ist. So auch Ende April legung kam von einer französischen Leitstelle, die eigens ein Ambulanzjet vom Typ Learjet 35 A bei der Rückverlegung eines französischen Patienten von für alle Krankentransporte von französischen Patient*innen Besatzung Learjet: zwei Piloten, Dresden nach Frankreich. Das Zusammenspiel vieler Akteure in ihre Heimat eingerichtet worden war. Die Einsatzzentrale Notfallsanitäterin, Notarzt trug dazu bei, dass sich sein Gesundheitszustand während der DRF Luftrettung prüfte die Voraussetzungen für den ein Hubschrauber des Typs H145 der Behandlung in Deutschland deutlich verbessert hatte. Patiententransport und leitete sofort die erforderlichen Crew „Christoph 111“: Pilot, Notfallsanitäter, Notarzt Sie alle arbeiteten nun gemeinsam daran, dass er zurück Maßnahmen in die Wege. „Die Einsätze ehemals positiv und Einsatzzentrale: drei Einsatzkoordinatoren in seine Heimat gebracht werden konnte. Die Expertise nach Behandlung negativ getesteter Patienten und Patien-

6 7 Interview Interview

Wenn Sie auf die vergangenen Monate zurückblicken: Das System wurde innerhalb sehr kurzer Zeit Wie bewerten Sie den Umgang der DRF Luftrettung mit ­eingeführt. Was waren die Voraussetzungen dafür? „Die erste Etappe haben dem Coronavirus? Die Auswahl und Einführung neuer Medizintechnik ­erfolgt Ich würde sagen, wir sind sehr gut durch die erste Krise ge- in unserer Organisation nach standardisierten ­Verfahren. kommen! Wir haben uns frühzeitig mit der neuen Situation Wesentlich ist zum einen eine kontinuierliche Marktsichtung wir erfolgreich gemeistert!“ auseinandergesetzt und umfangreiche Maßnahmen ergrif- der verfügbaren Produkte. Seit 2003 beschäftigen wir fen. Und da wir bis heute keine unserer Stationen aufgrund uns intensiv mit Isolationseinheiten, der Eignung unserer des Coronavirus schließen mussten, und sei es nur für einen Luftfahrzeuge für Infektionstransporte, alternativen Des­ halben Tag oder eine Stunde, war diese Vorgehensweise infektionskonzepten und dem Festlegen von Konzepten sehr erfolgreich. Wir waren somit auch während des Lock- zum Schutz von Patienten und der gesamten Crew. Zum Die Corona-Pandemie hat auch die Luftrettung vor eine enorme downs vollumfänglich einsatzbereit und für Menschen in ­anderen ist dann die Produktauswahl von ­entscheidender Aufgabe gestellt. Wir sprechen mit dem Fachbereichsleiter Medizin, Notlagen da. Dr. Jörg Braun, darüber, was das für die DRF Luftrettung bedeutet Welche Maßnahmen wurden konkret umgesetzt? und wie die gemeinnützige Organisation damit umgegangen ist und Angesichts der Ausbreitung des Coronavirus haben wir ­weiterhin umgehen wird. ­bereits Ende Februar 2020 damit begonnen, ­umfangreiche Maßnahmen ergreifen. Dazu gehörte unter ­anderem die Einrichtung einer Task Force unter Leitung des ­Vorstands, in der wir bis heute die Lage fortlaufend analysieren, bewer- ten und uns kontinuierlich mit ­Behörden, Krankenhäusern und weiteren Partnern abstimmen. Zu ­Beginn stand der bundesweite Mangel an Schutzaus­rüstung im Fokus. Hier konnten wir – auch dank der Unterstützung­ durch die Län- der – unsere Bestände vergleichsweise schnell hochfahren, sodass wir keinen Einsatz absagen mussten oder unsere Einsatzcrews ungeschützt blieben. Wir haben unser umfas- sendes Hygienekonzept beständig an die aktuelle Situation angepasst und Richtlinien für das Verhalten sowohl im Ein- Auch die Pilot*innen tragen bei einem satz als auch an unseren Stationen, in der Werft und den Patiententransport aktuell einen Mund- Bürogebäuden ­frühzeitig in Kraft gesetzt. Auch der ständige Nasen-Schutz während des Fluges. Austausch unserer ­Hygienekommission mit dem Deutschen Beratungszentrum für Hygiene sowie anderen nationalen wie auch internationalen Institutionen gewährleistete den ­Bedeutung. Hierbei spielen die Sicherheit eines Produkts, unmittelbaren Wissenstransfer in die Praxis. Diese und viele die einsatztaktischen Aspekte und die erforderlichen luft- weitere Maßnahmen machten und machen uns in jeder fahrtrechtlichen Voraussetzungen und Zulassungen eine ­Situation und auf allen Ebenen handlungsfähig und bieten entscheidende Rolle. Ein interdisziplinäres Gremium aus für Patienten und Mitarbeitende den bestmöglichen Schutz. Fachexperten bewertet und wählt aus. Danach werden ­umfangreiche Schulungspläne ausgearbeitet, in denen Für die Bewältigung der Corona-Pandemie hat die ­jedes Detail berücksichtigt ist. Wir haben hier sehr stark ­gemeinnützige Organisation spezielle Isoliertragen, auch auf neue Lehrmethoden wie zum Beispiel E-Learning ­sogenannte EpiShuttles, angeschafft. Was waren die gesetzt. Nicht ­zuletzt kommt aber unseren Einsatzcrews Beweggründe hierfür? eine­ ­besondere Bedeutung zu. Auf einem Hubschrauber der DRF Luftrettung eingesetzt zu werden, bedeutet – In außergewöhnlichen Zeiten muss man sich den beson- neben der langjährigen klinischen und rettungsdienstlichen deren Herausforderungen stellen, diese annehmen und Erfah­rung als Grundvoraussetzung – das Durchlaufen eines ­gleichzeitig in die Zukunft schauen. Unsere elf ­EpiShuttles strengen Auswahlprozesses. So können wir sicher sein, dass sind ein Baustein in unserem umfassenden Hygienekonzept wir äußerst erfahrene Kolleginnen und Kollegen mit bester und eine wichtige Investition in die Sicherheit und die Schulung für diese speziellen Intensivtransporte einsetzen. ­Gesundheit von Patienten und Crew. Neben dem Corona­ virus haben wir es mit einer Vielzahl von hochpathogenen Die Eignung der EpiShuttles für den Transport von Patien- Erregern zu tun. Und diese Pandemie ist erstens noch lange tinnen und Patienten mit hochinfektiösen ­Erkrankungen nicht vorbei und zweitens möglicherweise nicht die letzte, wie zum Beispiel Masern, Influenza, Tuberkulose oder auch Zum Schutz von Patient*innen und Crews: Das EpiShuttle ermöglicht einen die es zu bewältigen gilt. Meningokokken haben wir erstmalig 2017 an ­unserer Transport wie in einer Isolierstation. 8 9 Interview Interview

Stuttgarter Station und 2018 in einem zweiten Durchlauf in Wie erprobt ist die Sicherheit des Systems und welche Jedes Menschenleben Rheinmünster ausgiebig getestet und entsprechende Ver- Erfahrungswerte hat die DRF Luftrettung in den letzten „ fahrensabläufe etabliert. Dadurch waren wir Anfang März Wochen damit gesammelt? ist einzigartig und unersetz- 2020 in der glücklichen Lage, schnell handeln zu können und ausgewählte Stationen zur Verlegung von Covid-19-­ Bei dem EpiShuttle handelt es sich um ein komplexes lich – wenn wir mit unserer Patienten mit EpiShuttles auszustatten. System, das bereits seit vielen Jahren auf dem Markt ist. Es Anschaffung daher auch wurde ja unter anderem für Ebolafälle entwickelt, das heißt, Wie funktioniert das System und welche Vorteile hat es? ­bereits in der Konstruktion wurden höchste ­Anforderungen nur in einem Fall dazu bei- an die Dichtigkeit und Zuverlässigkeit des Systems bei tragen konnten, dass ein Die innovativen EpiShuttles erlauben es, den Patienten wie gleichzeitig sehr guter Zugänglichkeit des Patienten gestellt. in einer Isolierstation zu transportieren: Die Person liegt Für die Patientensicherheit ist es wie bei allen komplexen Leben gerettet oder die unter einer durchsichtigen Abdeckung, kann über ­luftdichte Vorgängen wichtig, dass eine sorgfältige Indikationsstellung Zugänge an ein Intensivbeatmungsgerät angeschlossen und Transportvorbereitung vorgenommen werden. Dies Genesung verbessert wer- ­sowie zeitgleich überwacht und behandelt werden. Diese bedeutet ausführliches Training, jeder Handgriff muss den konnte, hat sich die Systeme wurden für Erkrankungen wie Ebola entwickelt, ­beherrscht werden, dann ist der Lufttransport sowohl für eignen sich aber auch für eine Vielzahl anderer Infektions­ die Crew als auch den Patienten oder die Patientin sicher. Investition gelohnt. krankheiten. Alle Crewmitglieder sind während der häufig “ mehrere Stunden dauernden Intensivtransporte ­optimal Wir konnten mittlerweile bei über 30 hochkomplexen­ geschützt, die Belastung durch das Tragen eng anliegender, ­Intensivtransporten zeigen, dass das System sicher und weitgehend luftdichter Schutzkleidung wird deutlich redu- ­zuverlässig funktioniert und unsere ­Einweisungstrainings Dr. Jörg Braun leitet den ziert – so kann sich die medizinische Besatzung voll auf die und die entwickelten Sicherheitskonzepte wirksam sind. Fachbereich Medizin seit 2003. medizinische Überwachung und Versorgung des ­Patienten Sie dürfen nicht vergessen, dass bei der Mehrzahl der konzentrieren und bleiben über lange Zeit ­uneingeschränkt ­Operationen in den Krankenhäusern der Zugang zum Pati- arbeitsfähig. enten für den Anästhesisten, der sich mit der Überwachung wahrscheinlich. Zudem müssen wir auch damit rechnen, Die Kolleginnen und Kollegen im zentralen medizinischen und Erhaltung der lebenswichtigen­ Funktionen während dass das Coronavirus möglicherweise nicht der einzige Einkauf haben Tag und Nacht gearbeitet, um alle ver- Werden unsere Verfahren korrekt angewandt, kann eine einer OP beschäftigt, ebenfalls stark, teilweise sogar extrem ­Erreger ist, der ein Pandemiepotenzial mit sich führt. fügbaren Lieferquellen anzuzapfen. Dank unserer über Umgebungskontamination des Hubschraubers durch eingeschränkt ist. Auch hier muss eine besondere Sorgfalt Jahre gewachsenen, sehr guten Lieferantenbeziehungen den Einsatz des EpiShuttles ausgeschlossen werden. an den Tag ­gelegt werden – die eingeschränkte Zugänglich- Auch in der Notfallrettung kommt es zu Einsätzen mit konnten wir viel Ausrüstung bevorzugt erhalten, da Der Hubschrauber ist somit leichter und viel schneller zu keit allein ­würde ­jedoch niemanden abhalten, zum Beispiel Covid-19-Patienten oder -Verdachtsfällen. Wie oft war unsere Lieferanten wissen, wie wichtig die Luftrettung im ­desinfizieren und steht unverzüglich nach Beendigung des eine Bandscheibenoperation durchzuführen, bei der die das der Fall und wie sind Ihre Erfahrungen in diesem Gesamt­kontext der Bewältigung einer Pandemielage ist. Einsatzes wieder zur Verfügung. Patienten in der Regel auf dem Bauch liegen und komplett Bereich? Auch durch die Ministerien der Länder erhielten wir Unter- abgedeckt sind. stützung, zum Beispiel durch Auslieferung großer Mengen Sind die Crews an den Stationen, die kein EpiShuttle Im ersten Halbjahr 2020 hatten wir bei den Notfalleinsätzen an Schutzmasken aus Katastrophenschutzbeständen. haben, dann unzureichend geschützt? Wie können Patientinnen und Patienten, die im 120 Covid-19-Einsätze. Insgesamt sprechen wir von 300 Leider wurden uns auch sehr viele Plagiate angeboten, die EpiShuttle transportiert werden, behandelt werden? Einsätzen mit gesichertem Befund oder Verdachtsfall von den Schutzstandards nicht entsprachen. Durch sorgfältige, Nein. Grundsätzlich sind alle Mitarbeiterinnen und Mit- Covid-19. leider auch teure Testung konnten wir vermeiden, dass wir arbeiter durch die vorhandene Schutzausrüstung und die Eine Überwachung und Behandlung im ­EpiShuttle ist Materialien einsetzen oder kaufen, die den Standards nicht ­dazugehörigen Verfahren sicher geschützt. Dazu zählt problemlos möglich. Für eine medizinische ­Behandlung ist Generell können wir unter Berücksichtigung entsprechen- genügen. das Tragen von Schutzanzügen, Einweghandschuhen, das EpiShuttle mit acht sogenannten Ports versehen. Die der Vorsichts- und Schutzmaßnahmen unseres Hygiene- entsprechen­den Atemschutzmasken sowie Schutzbrillen Ports sind entweder mit Schleusen versehen, durch die konzepts jeden Notfallpatienten versorgen, auch solche, die Mittlerweile hat sich die Versorgungslage deutlich ent- durch die medizinische Besatzung und mindestens eines zum Beispiel Beatmungsschläuche oder Zuleitungen für die sich mit ­einem ansteckenden Erreger wie dem Coronavirus spannt, wir haben unsere Lager gefüllt und sind für eine Mund-­Nasen-Schutzes durch den Patienten. ­Anwendung von Infusionen oder Medikamenten eingeführt infiziert haben oder wo der hochgradige Verdacht darauf mögliche weitere Welle gut gerüstet. werden können, oder mit dichten Handschuhen, sodass besteht. Und, sofern ein Lufttransport indiziert ist, diesen Die EpiShuttles sind eine Ergänzung unseres Intensivtrans- auch Zugriffe im Inneren des EpiShuttles möglich sind. auch im Hubschrauber transportieren. Da wir im Notfall nie Was würden Sie mit dem Wissen aus der ersten Zeit bei port- und Hygienekonzepts. Wichtig ist die richtige und wissen, mit was wir es zu tun haben werden, tragen unsere ­einer eventuell auf uns zukommenden zweiten Welle strenge Indikationsstellung für den Einsatz. So kommen die Hat sich die Anschaffung Ihrer Meinung nach gelohnt? Crews bei jedem Patientenkontakt entsprechende Schutz- anders machen? EpiShuttles insbesondere bei länger dauernden Intensiv- ausrüstung. transporten und in Ausnahmefällen auch beim Transport Jedes Menschenleben ist einzigartig und unersetzlich – Durch die Pandemie werden einzelne Bereiche wie unter spontan atmender Patienten zum Einsatz. Es gibt natürlich wenn wir mit unserer Anschaffung daher auch nur in Wie stemmt die DRF Luftrettung den erhöhten Bedarf ­anderem Hygienemanagement, Arbeitssicherheit, Einkauf auch Restriktionen für den Einsatz der EpiShuttles: Körper- einem Fall dazu beitragen konnten, dass ein Leben gerettet an Schutzmaterialien wie Anzügen, Masken und Brillen und Logistik, medizintechnische Einweisungen in beispiels- größe und Körpergewicht der Patienten spielen aufgrund oder die Genesung verbessert werden konnte, hat sich sowie Desinfektionsmitteln? Gab es Engpässe? weise die EpiShuttles besonders belastet. Hier müssen wir der geschlossenen Bauform eine Rolle. Zudem gibt es die ­Investition gelohnt. Zudem ist die Anschaffung der für die Zukunft durch eine Verstärkung der Personalreserven medizinische Indikationen, die einen Transport im EpiShuttle EpiShuttles auch auf die Zukunft ausgerichtet. Die Pandemie In der Anfangszeit waren die Lieferketten für Schutzmateria- vorbeugen, um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht ­ausschließen können, wie zum Beispiel Platzangst oder ist noch nicht vorbei, eine Zunahme der Infektionen und lien unterbrochen. Wir mussten Schutzausrüstung teilweise dauerhaft zu überlasten und flexibel auf aktuelle Heraus- extreme Kreislaufinstabilität. schweren Erkrankungen in den kommenden Monaten ist umverteilen, um überall genügend im Bestand zu haben. forderungen reagieren zu können.

10 11 Einsatzzahlen EpiShuttle

Schnelle Hilfe EpiShuttle aus der Luft Das innovative EpiShuttle erlaubt es, Patient*innen mit hoch- infektiösen Krankheiten, z. B. bei einer Infi zierung mit Corona, wie in einer Isolierstation zu transportieren. Insgesamt starteten die Besatzungen der DRF Luftrettung zu 300 Einsätzen mit gesichertem Befund oder Verdachts-

fall von Covid-19 im ersten Halbjahr 2020. Die abgeschlossene Klarsichtkuppel und verschiedene Nach dem Transport von mit dem Coronavirus infi zierten Luftfi lter schirmen die Patient*innen zu 100 Prozent von Menschen ist die aufwendige Desinfektion des Hub- der Umgebung ab. schrauberinnenraums nicht notwendig. So sparen die Über luftdichte Zugänge kann der Patient oder die Patien- Besatzungen wertvolle Zeit und der Hubschrauber steht tin an ein Intensivbeatmungsgerät angeschlossen sowie schneller wieder zur Verfügung. gleichzeitig überwacht und behandelt werden.

Primäreinsätze Sekundäreinsätze (Notfallrettung) (Intensivtransporte) Circa 40.000 Euro 120 170 kostet ein EpiShuttle.

300 11 EpiShuttles Covid-19- kommen insgesamt Einsätze zum Einsatz.

Ambulanzfl üge 10 31

Intensivverlegungen mit EpiShuttles EpiShuttle verzeichneten die seit 2020 Stationen insgesamt im Einsatz. bis Ende Juni.

12 13 Unterstützung Unterstützung

Wir sind für Euch da –

„Kochen für Helden“: In wurden die Luftretter*innen sechs Wochen lang jeden Tag mit und Ihr für uns einer warmen Mahlzeit versorgt. Ins Leben gerufen und umgesetzt wurde die Aktion von acht Gastro- Unternehmer*innen aus Magdeburg. Das Team freut sich über die Essenslieferung von Jana Siebrecht In den vergangenen Wochen und Monaten waren die Crews der DRF (links) und Mareike Grunert. V. l. n. r.: Notarzt Dr. Tobias Hofmann, Pilot Marco Cramme und Notfall- Luftrettung trotz der Corona-Pandemie wie gewohnt für Menschen in sanitäter André Kirchner. medizinischen Notfallsituationen im Einsatz. Gleichzeitig erhielten die Crews vor Ort so viel Unterstützung und Zuspruch wie nie zuvor. Wir sagen Danke für das große Engagement!

Die Crew aus Regensburg wurde ebenfalls durch eine regionale Kochaktion täglich mit einem Mittagessen versorgt. Mit der letzten Lieferung von „Kochen für Helden Regensburg“ nahmen Notärztin Derya Akyol, Pilot Christian Leismann Personalisierte Trinkflaschen für die Bremer Crew: Ein (Mitte) und Notfallsanitäter Robert Heiß zudem lokales Unternehmen spendierte jedem Besatzungsmit- noch eine ­Süßigkeitenspende entgegen. Bei so glied eine Trinkflasche mit persönlicher Namensgravur. viel Schoko­lade wünschen sich die Luftretter*in- Pilot Ingo Reckermann (rechts) und Notfallsanitäter nen als Nächstes „Abnehmen für Helden“. Torsten Freitag sind sowohl von der Geste als auch den Trinkflaschen begeistert.

Impressum

DRF e. V. Präsidium: Dr. h. c. Rudolf Böhmler, Rita-Maiburg-Straße 2 René Closter, Annette Sohns 70794 Filderstadt Amtsgericht Nürtingen VR 1392

Selbstgenähte Mund-Nasen-Schutzmasken als Spen- T 0711 7007-2211 Bankverbindung: de einer Anwohnerin aus der Region erreichten die F 0711 7007-2219 Commerzbank AG Crew von „Christoph 64“ aus Angermünde. V. l. n. r.: [email protected] IBAN DE70 6004 0071 0663 0800 00 Notfallsanitäter Peter Usemann, Pilot Matthias www.drf-luftrettung.de BIC COBADEFFXXX Pauken und Notarzt Dr. Holger Groth testen die Masken. Gestalterisches Konzept und Layout MALZKORN Kommunikation & Gestaltung GmbH

Fotografie DRF Luftrettung (4–7, 14–15), Bert Spangemacher (Titel, 2, 8–9), Andreas Stephany (11)

14 15 DRF e. V. Rita-Maiburg-Straße 2 D-70794 Filderstadt

T 0711 7007-2211 F 0711 7007-2219 [email protected] www.drf-luftrettung.de

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