CDU-Informationsdienst Union in Deutschland Bonn, den 7. Dezember 1995 39/1995 Generalsekretär zur Entschei- dung bei den Wahlen am 24. März 1996: Politische Mitte oder linke Instabilität Die Hoffnung auf eine dauerhafte Friedensord- •Uing in Bosnien hat der Bundesvorstand der HEUTE AKTUELL CDU auf seiner jüngsten Sitzung am 4. Dezember • SPD und PDS 'm Konrad-Adenauer-Haus zum Ausdruck ge- Test mit dem „Meißner-Modell" bracht. Bundeskanzler dankte bei schlug fehl: Erster gemeinsamer dieser Gelegenheit dem Bundesverteidigungsmi- SPD/PDS-Kandidat in Sachsen ge- fiister ausdrücklich für dessen umsichtige, klare scheitert. Seite 3 u nd ruhige Vorbereitung der Bundeswehr auf den • „Pakt für Arbeit" Einsatz in der internationalen Friedenstruppe. Hermann-Josef Arentz: Unsere Mit der Art und Weise, wie er das Thema behan- Antwort auf Lafontaine: Soziales delt hat, habe Volker Rühe auch der Bundeswehr Bündnis statt Links-Pakt. Seite 5 einen Dienst erwiesen. • Neuregelungen ^uf einer Pressekonferenz im Anschluß an die Vor- Was sich 1996 ändert: Weniger standssitzung berichtete Generalsekretär Peter Hint- Steuern - mehr Kindergeld. 2e über die weiteren Themen der Beratung und nann- Seite 8 te die Beschlüsse der Grünen vom Wochenende zur • Kriminalität Beteiligung der Bundeswehr an der Friedenstruppe : Verbesserung ln der Geldwäschebekämpfung. Bosnien den Beweis dafür, daß diese Partei „un- Seit 10 Verändert gegen eine verantwortliche Außen- und Si- cherheitspolitik eingestellt" sei. • Europa Godelieve Quisthoudt-Rowohl: Wörtlich erklärte Generalsekretär Peter Forschungsergebnisse umsetzen - aber wie? Seite 18 Hintze weiter: • OMV "öie Grünen haben sich mit ihrem Beschluß poli- ls Der Schutz von Minderheiten ist ch und moralisch ins Abseits begeben. die Bedingung für Frieden und Freiheit in ganz Europa. Seite 22 Fortsetzung auf Seite 2 Seite 2 • UiD 39/1995 BUNDESVORSTANß

Fortsetzung von Seite 1 Zum Thema Pflegeversicherung: Gesinnungspazifistische Tiraden werden „Wir sind uns darüber einig, daß die zwei- abgelassen, wo es darum geht, Leib und te Stufe planmäßig zum 1. Juli 1996 in Leben von Menschen konkret zu schützen. Kraft treten soll. Das ist eine ganz wichti- An diesem Widerspruch werden die Grü- ge weitere Maßnahme zur Absicherung nen, weil er moralisch nicht zu halten ist, der stationär Pflegebedürftigen. Es ist vor über kurz oder lang zerbrechen." allem eine wichtige Maßnahme zur Entla- stung der Haushalte der Kommunen. Zum Thema Neuwahlen erklärte Zur Kompensationen der Mehrbelastung der Generalsekretär: durch die zweite Stufe der Pflegeversiche- „Neuwahlen wird es nicht geben. Die Dis- rung wird es ein breites Maßnahmenpaket kussion darüber wird mit dem heutigen geben. Um es aber auch ganz klar zu sa- Tage eingestellt. Gewählt wird 1998. Die gen: Ein weiterer Feiertag wird nicht ab- Koalition ist mit einem beachtlichen Ar- geschafft." beitsprogramm angetreten. Das wird sie konsequent erfüllen. Wir treten deshalb Zu den Wahlen am 24. März: 1998 vor die Wählerinnen und Wähler mit „Wir haben uns gründlich mit den Land- der festen Absicht, diese Koalition fortzu- tagswahlen am 24. März in Baden-Würt- setzen. temberg, Rheinland-Pfalz und in Schleswig- Holstein beschäftigt. Wir werden einen kla- Was die FDP angeht, sind wir optimi- ren Auseinandersetzungswahlkampf führen- stisch, daß sie auch bei den vor uns liegen- in dem es um die Frage geht: politische Mit' den Landtagswahlen eine gute Chance hat. te oder linke Instabilität? Für die Arbeit in der Koalition haben wir Dabei werden wir uns im wesentlichen au» uns vorgenommen, uns unbeirrt von dem die beiden Themenbereiche wirtschaftli- einen oder anderen Signal, das der eine che Entwicklung/Arbeitsplätze und Innere oder andere in der FDP aussendet, auf un- Sicherheit konzentrieren. sere Hauptaufgabe zu konzentrieren, näm- Die Wahlergebnisse bei den Direktwah- lich auf die Förderung von Wachstum und len in Sachsen vom Wochenende empfin' Beschäftigung. den wir in diesem Zusammenhang als Wir stellen erfreut fest, daß sich die Unter- große Ermutigung. Wir haben die Land- nehmensbilanzen in diesem Jahr durchaus ratswahlen mit sehr hohen Ergebnissen positiv lesen. Wir stellen aber auch mit gewonnen, und insbesondere das Land- Sorge fest, daß die Auswirkungen auf dem ratswahlergebnis im Kreis Meißen-Ra- Arbeitsmarkt noch nicht in gleicher Weise debeul zeigt, daß die Linksfrontstrategie erkennbar werden. von Lafontaine in Deutschland keine Zu- 1 Wir begrüßen den eingeleiteten Dialog mit kunftsperspektive hat. Mit 57 Prozent ha den Tarifpartnern. Denn wir glauben, daß hier die CDU-Bewerberin den gemeinsa- in der Verantwortung der Tarifpartner, ge- men Kandidaten von SPD und PDS klar rade was die Beschäftigung betrifft, eine geschlagen." große Chance liegt. Wir setzen unsere An- strengungen verstärkt fort und erwarten Peter Hintze: viel von der wirtschaftlichen Entwicklung „Deutschland will aus der politischen im Mittelstand, weil nämlich besonders Mitte heraus regiert werden und nicht von1 hier aus Wachstum unmittelbar auch Be- linken Rand. Wir werden das in den kom- schäftigung wird." menden Wahlkämpfen deutlich machen.' SPD UND PDS UiD 39/1995 • Seite 3 Test mit dem „Meißner-Modell" schlug fehl: Erster gemeinsamer SPD/PDS- Kandidat in Sachsen gescheitert Mit nur 34,5 Prozent der Stimmen ist der in seiner Stadt gehabt, zwei Ministerpräsi- SPD-Kandidat Manfred Müntjes bei der denten, den aus Dresden an einem Abend, tyahl zum Landrat in Meißen-Radebeul den aus Magdeburg am Abend darauf, und gescheitert. Souverän mit 57,7 Prozent hätte nicht die Regie anders entschieden gewann die CDU-Mitbewerberin Renate und die Auftritte nach Meißen gelegt, dann Koch. Damit und bei zwei weiteren Wah- hätte er zwei Tage später auch noch Gregor len bleiben die Landratsämter in Sachsen Gysi die Hand schütteln können und wieder Weiterhin fest in der Hand der CDU. Im einen Tag später dem Bundesbauminister Vogtland setzte sich der bisherige Plau- Töpfer. Die SPD hätte gerne Oskar Lafon- ener CDU-Landrat Tassilo Lenk mit taine präsentiert, doch hat es nicht mehr ge- $1,79 Prozent der Stimmen durch, im klappt vor der Wahl. Man könnte glauben, leugebildeten Landkreis Westlausitz- in Meißen-Radebeul gehe es um mehr als "resdner Land gewann die CDU-Kandi- um Provinzpolitik, und so ist es wohl auch. datin . Denn in Meißen-Radebeul turteln SPD und ^er sächsische CDU-Generalsekretär PDS miteinander. Steffen Flath kommentierte die Wahler- Sehr viel vorbehaltloser hatte die „Ber- gebnisse mit der Feststellung: Die Men- liner Zeitung" vom 2. Dezember von schen haben sich trotz aller Tagesproble- der bevorstehenden Wahl im Landkreis ^e erneut für Sicherheit, Kontinuität und Meißen-Radebeul als von einer „bun- Soziale Marktwirtschaft entschieden. desweit beachteten Richtungsentschei- dung" gesprochen und die Aussichten *^er in Meißen-Radebeul gescheiterte auf Erfolg für den SPD-Kandidaten wie ^D-Kandidat wertete das Ergebnis den- folgt beschrieben: n°ch als Schritt in die Zukunft: Er werde Jfiit der PDS weiter zusammenarbeiten, Die Frau vom örtlichen SPD-Vorstand ist ^id auch der Parlamentarische Geschäfts- sichtlich aufgeregt. Gleich wird zu uns das führer der PDS im Landtag, Andre Hahn, Fernsehen kommen, ruft sie in den vollbe- setzten Klubraum der Arbeiterwohlfahrt von ^ertete das Experiment als wegweisend: Radebeul. Rentnerinnen betasten ihre Fri- ^enn man die CDU-Mehrheit brechen sur, Männer rühren in den Kaffeetassen, und ^olle, gebe es keine Alternative zu dem dann drängt das Kamerateam auch schon Modell von Meißen. herein. Noch am Wochenende hatte es so aus- Das Interesse gilt einem schlaksigen jungen gesehen, als würde der von SPD und Mann mit Brille und dichtem, krausen Haar, PDS veranstaltete Test möglicherweise der sich vorgenommen hat, Landrat zu wer- gelingen, und die „Frankfurter Allge- den. Seine Chancen stehen nicht schlecht. meine Zeitung" vom 2. Dezember hat- Denn Manfred Müntjes, Vorsitzender des te immerhin vorsichtig geschrieben: SPD- Unterbezirks Dresden-Elbe-Röder, y*fsehen hat der Wahlkampf in Meißen-Ra- wird nicht nur von seiner eigenen Partei un- e?eul erregt. Der Bürgermeister von Cos- terstützt, sondern auch von Gewerkschaf- lS hat deshalb dieser Tage hohen Besuch tern, Bündnisgrünen und der PDS. • Seite 4 • UiD 39/1995 PFLEGE

Zweite Stufe der Pflegeversicherung kommt Zum Inkrafttreten der 2. Stufe der dürfen. Die internationale Wettbe- Pflegeversicherung (stationäre Pfle- werbsfähigkeit der deutschen Wirt- ge) zum 1. Juli 1996 erklärten der schaft und die Sicherung von Arbeits- Vorsitzende der CDU/CSU-Bundes- plätzen in Deutschland hat höchste tagsfraktion, Wolfgang Schäuble, Priorität. Nach den Feststellungen des der Vorsitzende der FDP-Bundes- Sachverständigengutachtens müssen tagsfraktion, weitere 30 Prozent der Belastungen und der Vorsitzende der CSU-Lan- durch die Pflegeversicherung ausge- desgruppe im Deutschen , glichen werden. Die Kompensation : wird im Rahmen eines noch zu be- Die 2. Stufe der Pflegeversicherung schließenden sozialen Konsolidie- wird wie vorgesehen zum 1. Juli 1996 rungspaketes, das auch unabhängig in Kraft gesetzt. Die Regierungsfrak- von der Pflegeversicherung notwendig tionen wissen, daß damit keine zusätz- ist und zu darüber hinausgehenden lichen Belastungen für den Mittelstand Einsparungen führen muß, rechtzeitig und die Unternehmen verbunden sein erfolgen.

CDU für Zoll-Union mit der Türkei Aus Anlaß des Besuches der Mini- ermutigende Fortschritte gemacht. Es sterpräsidenten der Republik Tür- ist zu hoffen, daß der Besuch der tür- kei, Frau Tansu Ciller, in Bonn am kischen Ministerpräsidentin Tansu Cil- 5. Dezember erklärte der Türkei- ler in Bonn Anlaß zu weiterreichenden Beauftragte der CDU/CSU-Bundes- Initiativen bildet, um Demokratie und tagsfraktion, Thomas Kossendey: Menschenrechte in der Türkei besser Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion zu schützen. tritt nachdrücklich dafür ein, daß die Zollunion zwischen der Europäischen Tansu Ciller hat vor Journalisten Union und der Türkei zum 1. Januar 1996 in Kraft tritt. Eine zeitliche Ver- darauf hingewiesen, daß ihre Regie- schiebung würde große Probleme be- rung dabei sei, die Türkei zu demo- reiten und die radikalen Kräfte in der kratisieren. Türkei stärken. Deshalb hoffen wir, daß das Europäische Parlament am 13. Die bevorstehenden Parlamentswahlen Dezember eine positive Entscheidung wären eine gute Gelegenheit, eine zugunsten der Zollunion mit der Tür- Amnestie für nicht-terroristische kei treffen wird. Straftaten im Bereich der Meinungs- Die Türkei hat in den letzten Monaten freiheit auszusprechen, um den Weg in Fragen der Menschenrechte, vor al- der inneren Befriedung des Landes zu lem im Bereich der Meinungsfreiheit, erleichtern. PAKT FÜR ARBEIT" UiD 39/1995 Seite 5 Unsere Antwort auf Lafontaine: Soziales Bündnis statt Linkspakt Mit der Führungsentscheidung auf dem Eine Politik des sozialen Ausgleichs Mannheimer Parteitag hat sich die SPD braucht ein starkes soziales Bündnis: Wirt- verändert. Lafontaine hat deutlich ge- schaft, Gewerkschaften und Politik müs- dacht, daß er nicht nur ein rot-grünes sen sich gemeinsam auf einen „Pakt für Bündnis anstrebt, sondern auch die Arbeit" verständigen. Vor dem Hinter- H)S als linken Bündnispartner an der grund von 3,5 Millionen Arbeitslosen muß Regierung beteiligen würde. die im Januar 1995 gestartete Kanzler- Fünf Jahre nach dem Scheitern des Sozia- initiative für mehr Beschäftigung im näch- lismus in der ehemaligen DDR will La- sten Jahr fortgesetzt werden. Das Treffen fontaine der PDS das Mäntelchen der de- mokratischen Wohlanständigkeit umhän- gen. Sie soll zum geeigneten Bündnis- Pressekonferenz am 23. No- °der Tolerierungspartner werden. vember mit dem Ersten Stell- Heute sind die beiden politischen Lager vertretenden Bundesvorsit- (Union und FDP auf der einen Seite, SPD, zenden der Christlich-Demo- Bündnis 90/Die Grünen und PDS auf der anderen Seite) ungefähr gleich groß. Um- kratischen Arbeitnehmer- fragen zeigen, daß sich 75 Prozent aller schaft (CDA), Hermann-Josef Wähler der politischen Mitte zuordnen, Arentz, MdL ber von Lafontaine angestrebte Linkspakt bietet der CDU die große Chance, in der Politischen Mitte verstärkt frühere sozial- am 6. Dezember darf nicht das Ende sein; demokratische Wähler anzusprechen, die wir brauchen weitere verbindliche Abspra- r°t-grüne Bündnisse unter Einbeziehung chen zwischen der Politik und den Tarif- der PDS aus grundsätzlicher Überzeugung partnern. for unerträglich halten. Die Grundüber- Zu einem „Pakt der Arbeit" gehört eine 2eugung vieler sozialdemokratischer Be- massive Senkung der Lohnnebenkosten. triebs- und Personalräte war in der ganzen Notwendig sind Beitragsentlastungen für Nachkriegszeit bis heute: Kein Bündnis Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Die mit Kommunisten! - Die Union muß die- Beiträge könnten drastisch sinken, wenn Sen Wählern, die Lafontaine politisch hei- nur sichergestellt würde, daß alle Ausga- matlos macht, signalisieren, daß ihre sozi- ben ordnungspolitisch sauber finanziert j*'- und gesellschaftspolitischen Interessen werden. Eine Umschichtung der Ausga- bei ihr gut aufgehoben sind. Die CDU darf ben, die im Zuge der deutschen Einheit jmf den Linksruck der SPD nicht mit einer notwendig sind, würde allein schon dazu ^echtspolarisierung antworten. Eine führen, daß der heutige Sozialversiche- fliehte „Anti-Linkspolitik", die der Uni- rungsbeitrag um 3 Prozent gesenkt werden °n teilweise empfohlen wird, würde sicher könnte. Er wäre 1995 identisch mit dem "]jcht ausreichen, neue Wählerschichten an Beitrag des Jahres 1983. Das zeigt, wie d'e CDU zu binden. Der beste Weg, den konsequent Norbert Blüm den Grundge- °zialismus zu bekämpfen, ist eine enga- danken vom Umbau des Sozialstaates in fe'erte Politik des sozialen Ausgleichs. praktische Politik umgesetzt hat. Es zeigt Seite 6 • UiD 39/1995 „PAKT FÜR ARBEIT auch: die Steuerlastquote ist geschönt, 1991 veröffentlichte, führten schon vor während die Sozialleistungsquote künst- vier Jahren alle sozialversicherungsfreien lich erhöht wurde. Beschäftigungsverhältnisse zusammen zu Konkret fordert die CDA in einem ersten Mindereinnahmen der Sozialversicherung Schritt, daß die Ausgaben für „Fortbildung von 11 Milliarden DM. Der Gesetzgeber und Umschulung" (15,4 Milliarden DM) hat geringfügige Beschäftigungsverhält- steuerfinanziert werden. Das ist etwas nisse als Flexibilitätsreserve für die Unter- mehr als 1 Prozentpunkt in der Arbeitslo- nehmen in Ausnahmesituationen geschaf- senversicherung. Nach einer Berechnung fen. Diese Flexibilitätsreserve muß auch der Bundesanstalt für Arbeit bedeutet 1 zukünftig möglich sein. Aus der Ausnah- Prozent weniger Lohnnebenkosten eine me darf jedoch nicht die Regel werden. Zunahme von 90.000 sozialversicherten Die CDU hat diesen Gedanken in ihrem Arbeitsverhältnissen. Grundsatzprogramm aufgegriffen, indem sie fordert, daß „grundsätzlich alle Dauer- arbeitsverhältnisse der Sozialversiche- Arbeitskosten senken rungspflicht unterworfen" werden müssen- Die CDA fordert, daß aus diesem Pro- Die Entlastung der Arbeitskosten hat Vor- grammsalz politisches Handeln wird. Da- rang vor einer Absenkung des Solidarzu- zu gehört, daß die derzeit in Ost- und schlags. In dieser Legislaturperiode müs- Westdeutschland geltenden sozialversiche' sen entscheidende Schritte zur Senkung rungsfreien Beträge von 470 DM und 580 der Lohnnebenkosten gegangen werden. DM massiv reduziert werden. Zusätzlich Dies ist gleichermaßen im Interesse von ist die Zahl der geringfügigen Beschäfti- Arbeitnehmern und der sie beschäftigen- gungsverhältnisse bei gewerblichen Unter' den Unternehmen. In diesem Punkt gibt es nehmen auf maximal 10 Prozent der Brut- eine klare Übereinstimmung zwischen der tolohnsumme zu begrenzen. Für Kleinbe- CDA, der CDU/CSU-Arbeitnehmergruppe triebe und Freiberufler sind Ausnahmen 1$ und dem Parlamentskreis Mittelstand der Unionsfraktion im Deutschen Bundestag. ermöglichen. Zu einem „Pakt für Arbeit" gehört auch die konsequente Eindämmung der gering- Beschäftigungsgewinn fügigen Beschäftigungsverhältnisse. Wir dürfen nicht tatenlos zusehen, wie immer Aus aktuellem Anlaß füge ich hinzu: Heu- mehr Normal-Arbeitsverhältnisse in te sind allein im Handel 500.000 Arbeit- Billigjobs aufgesplittert werden. Immer nehmer unterhalb der Sozialversiche- mehr 580-Mark-Jobs und Scheinselbstän- rungspflicht beschäftigt. Wenn es zu einef digkeit verkleinern die Grundlage zur Fi- moderaten Liberalisierung des Laden- nanzierung des Sozialstaates. Je mehr sich schlußgesetzes kommt, muß gesichert diese Grundlage verkleinert, um so schwe- werden, daß sich ein möglicher Beschaff' rer wird die Sozialabgabenlast für diejeni- gungsgewinn in sozialversicherter Arbeit gen, die in regulären Arbeitsverhältnissen niederschlägt. tätig sind. Das wiederum verstärkt den Eine große Chance zur Schaffung regulä- Anreiz zur Flucht aus der sozialversicher- rer Arbeitsplätze besteht in privaten HauS' ten Arbeit heraus. Dieser Teufelskreis muß halten. Hier arbeiten derzeit 745.000 Ar- durchbrochen werden. beitnehmer unterhalb der Sozialversiche- Nach einer Studie, die das Bundesministe- rungspflichtgrenze. Wir wollen, daß Ar- rium für Arbeit und Sozialordnung bereits beitnehmer in Privathaushalten arbeits- PAKT FÜR ARBEIT" UiD 39/1995 • Seite 7 u nd sozialrechtlich besser abgesichert strument der Kapitalanlagegesellschaften Werden. Aus ungeschützten Beschäfti- als gemeinsame Einrichtung der Tarifpar- gungsverhältnissen soll sozial versicherte teien zu nutzen. In dieser Frage müssen Arbeit werden. wir die Tarifautonomie stärken. Ohne ge- ^ach dem französischen Modell eines meinsame Einrichtungen der Tarifparteien ^ienstleistungsschecks, der sowohl Ar- wird es keinen wirklichen Durchbruch ge- beitsvertrag, Lohnbescheinigung als auch ben. Wer sie verhindern will, zementiert Erklärung gegenüber der Sozialversiche- die Kapitalkonzentration und stellt sich rung ist, soll den Beschäftigten ein voll- gegen ein Grundprinzip der Sozialen ständiger sozialer Schutz durch Kranken- Marktwirtschaft. und Unfallversicherung, Arbeitslosen- und Der Investivlohn ist auch eine Chance, Rentenversicherung ermöglicht werden, über langfristige Tarifverträge und über uamit dieses Instrument auch von den Ar- die Bereitstellung von Arbeitnehmerkapi- beitgebern genutzt wird, müssen die Aus- tal Arbeitsplätze zu sichern und neue Be- gaben für den Lohn und zur Sozialversi- schäftigung zu schaffen. Bei einer fiktiven cherung bei der Steuer geltend gemacht Vereinbarung von 1 Prozent Lohner- Werden können. höhung als Investivlohn würden aufgrund der Bruttolohnsumme in Deutschland jährlich zusätzlich 14,6 Milliarden DM Chance Investivlohn mobilisiert. Im Vergleich dazu hat das ge- samte Ausland im letzten Jahr lediglich 2u einer Politik des sozialen Ausgleichs 2 Milliarden DM in Deutschland inve- gehört auch, daß endlich in einem stiert. Bei einer durchschnittlichen Eigen- Investivlohngesetz der Rahmen für eine kapitaldecke von 18 Prozent würde das *Weite Phase der Vermögensbildung in Ar- Arbeitnehmerkapital die Zinslasten der beitnehmerhand geschaffen wird. Der Betriebe reduzieren, was sich im scharfen hvestivlohn ist die Chance des Lohnemp- Wettbewerb automatisch auf die Preise fängers, Miteigentümer der Wirtschaft zu auswirkt. Werden und ein entscheidender Schritt hin *u einer partnerschaftlichen Wirtschafts- ordnung. Derzeit verfügen 3 Prozent der Arbeitnehmerstimmen Pr'vathaushalte über 80 Prozent des Pro- duktivkapitals. Diese Kapitalkonzentration Die Union hat in den letzten Jahren ihre Ve Mehrheitsfähigkeit durch Arbeitnehmer- rstößt gegen das machtverteilende Prin- stimmen gesichert. Sie hat heute die *'P der Sozialen Marktwirtschaft. großartige Chance, als soziale Volkspartei för den tarifpolitischen Durchbruch der der Mitte Stammwähler zu halten und 1Ilvestiven Einkommenspolitik ist das In- neue Wählergruppen an sich zu binden.

JugendAktionsTlpS: Der christlich-demokratische Kinder- und Jugend- v©rband Frischluft e.V. hat eine neue Broschüre mit dem Titel „Jugendaktionstips" herausgegeben. Der Verband möchte mit dieser Broschüre aktuelle Modelle, Projek- te und einfache Arbeitsanweisungen für eine sinnvoll gestaltete und gestaltende Jugendarbeit anbieten. Die Broschüre ist gegen Zusendung von 2 DM erhältlich bei: ^"ischluft e.V., Postfach 24 01 16,53154 Bonn, Tel. (02 28) 31 00 23, pax: (02 28) 31 47 03 Seite 8 • UiD 39/1995 NEUREGELUNGEN Weniger Steuern - mehr Kindergeld

Zum 1. Januar 1996 treten wichtige Sie beträgt pro Jahr 5.000 DM für Neu- Neuregelungen in Kraft. Familien, bauten (5 Prozent von höchstens 100.000 Steuerzahler mit geringem und mittlerem DM Baukosten inklusive Grundstück) und Einkommen sowie Häuslebauer werden 2.500 DM für Altbauten (2,5 Prozent von im kommenden Jahr deutlich entlastet. höchstens 100.000 DM Anschaffungsko- sten). Dies gilt unabhängig davon, ob der • Steuerfreistellung des Betreffende Steuern zahlt oder nicht. Die Existenzminimums Das Existenzminimum wird in Höhe von Was sich 1996 ändert 12.095 DM steuerfrei gestellt. Für Verhei- ratete gilt der doppelte Betrag. Davon pro- Neuregelung gilt allerdings nicht für dieje- fitieren alle, die im nächsten Jahr weniger nigen, die bereits die Steuervergünstigun- als 55.727 DM verdienen. Insgesamt gen nach § 10 e oder § 7b EStG in An- werden Bezieher kleiner und mittlerer spruch genommen haben. Einkommen um 15,5 Milliarden DM ent- • Verbessertes Baukindergeld lastet. Für 1,4 Millionen der etwa 30 Mil- Familien mit Kindern werden beim Er- lionen Steuerzahler entfällt ab 1996 die werb von Wohneigentum besonders geföf' Steuerpflicht. dert: Das Baukindergeld wird von 1.000 • Weiterentwicklung des DM auf 1.500 DM pro Jahr erhöht und Familienleistungsausgleichs ebenfalls acht Jahre lang gezahlt. Das Kindergeld für das erste und zweite • Anhebung der Kind wird im nächsten Jahr jeweils 200 Bausparförderung DM betragen. Das Kindergeld für das drit- Das Wohnungsbau-Prämiengesetz wird te Kind beträgt 300 DM und für das vierte verbessert. Die prämienbegünstigten und jedes weitere Kind 350 DM. Parallel Höchstbeträge werden von derzeit dazu wird der steuerliche Kinderfreibetrag 800/1.600 DM (Alleinstehende/Verheira- von derzeit rund 4.100 DM auf rund 6.300 tete) jährlich auf 1.000/2.000 DM erhöht- DM erhöht. Kindergeld und Kinderfreibe- Die Einkommensgrenzen, die für den Er- trag gelten ab dem kommenden Jahr alter- halt der Prämie entscheidend sind, werde11 nativ. Das Finanzamt ermittelt die für die von derzeit 27.000/54.000 DM zu versteu- Familien günstigere Regelung. Insgesamt erndes Einkommen auf 50.000/100.000 werden die Familien ab 1996 um 7,2 Mil- DM nahezu verdoppelt. Für diese deutli- liarden DM finanziell bessergestellt. che Anhebung wird der bisherige Sonder- • Neuregelung der ausgabenabzug für Bausparkassenbeiträgß Wohneigentumsförderung als Teilgegenfinanzierung abgeschafft. Die bisher progressionsabhängige • Wegfall des Kohlepfennigs Wohneigentumsförderung nach § 10 e Ab 1996 entfällt der Kohlepfennig. Die' Einkommensteuergesetz wird durch eine Finanzierung der Steinkohlesubvention e' progressionsunabhängige Zulage ersetzt. folgt aus dem Bundeshaushalt. Die Ener- Danach erhält jeder Bürger einmal eine gieversorger werden dadurch in die Lage Eigenheimzulage. Die Grundförderung versetzt, die Stromverbraucher um 7,5 wird wie bisher über acht Jahre gezahlt. Milliarden DM zu entlasten. NEUREGELUNGEN UiD 39/1995 • Seite 9

^ Veränderungen in der • Arbeitslosenversicherung Sozialversicherung Die veränderte Beitragsbemessungsgrenze *" Beitragsbemessungsgrenzen führt zu einem Anstieg der monatlichen ^ie Beitragsbemessungsgrenzen in der Höchstbeträge in den alten Bundesländern Sozialversicherung werden 1996 in West- von 507 DM auf 520 DM und in den deutschland um rund 2,5 Prozent und in neuen Bundesländern von 418 DM auf Ostdeutschland um 6 Prozent angehoben. 442 DM. Die Prozentsätze entsprechen den Steige- rungsraten der Bruttolohn- und Gehalts- • Rentenversicherung s umme je durchschnittlich beschäftigten Die Erhöhung der Beitragsbemessungs- Arbeitnehmer im Jahr 1994 in den alten u grenze und des Beitragssatzes in der Ge- nd neuen Bundesländern. setzlichen Rentenversicherung bewirkt ei- Beitragsbemessungsgrenzen nen Anstieg der monatlichen Höchstbeträ- monatlicher Bruttoverdienst ge von 1.451 DM in diesem Jahr auf 1.536 DM im kommenden Jahr in Westdeutsch- Alte Bundesländer Neue Bundesländer land und von 1.190 DM auf 1.306 DM in

Kranken- Ostdeutschland. «nd Pflege- 6.000 DM 5.100 DM v Mit dem moderaten Beitragssatzanstieg in ersicherung der Gesetzlichen Rentenversicherung Renten- und (GRV) von zur Zeit 18,6 Prozent auf 19,2 Arbeitslosen- 8.000 DM 6.800 DM Prozent im nächsten Jahr ist das Beitrags- versicherung satzniveau von 1994 wieder erreicht. Der Anstieg ist notwendig, um die gesetzlich *" Pflegeversicherung vorgeschriebene Schwankungsreserve der P^r Beitragssatz zur Pflege Versicherung GRV in Höhe einer Monatsausgabe zu ge- bleibt zum 1. Januar 1996 mit 1 Prozent währleisten. Bereits 1985/1986 lag der Unverändert. Der Höchstbetrag steigt je- Beitragssatz bei 19,2 Prozent. Zudem ist d°ch in Folge der veränderten Beitragsbe- er niedriger, als anläßlich der Beratungen f^essungsgrenze von zur Zeit monatlich zum Rentenreformgesetz '92 1988/1989 £napp 59 DM in Westdeutschland und vorhergesagt worden war. knapp 49 DM in Ostdeutschland auf 60 DM bzw. 51 DM für 1996. Davon lragen Arbeitgeber und Arbeitnehmer je Zitat dle Hälfte. u ^ m 1. Juli 1996 setzen in der Pflegever- Lafontaine ist eine Spielernatur. Er j^herung die Leistungen bei der sta- kämpft nicht mit offenem Visier, son- tlQ nären Versorgung ein. Der Beitragssatz dern er trickst und täuscht so lange, JJeigt von 1 Prozent auf 1,7 Prozent. Der bis er sein Feld bereitet hat. Er ist ein fjöchstbetrag beläuft sich dann auf 102 Mann des Handstreichs. Er handelt ^M im Westen und 87 DM im Osten. erst dann, wenn er sicher ist, daß er Krankenversicherung gewinnt, so wie er es mit Scharping ge- ^u%rund der geänderten Beitragsbemes- macht hat. Ungsgrenze steigen die durchschnittlichen Wolfgang Schäuble über Lafontaine Monatlichen Höchstbeträge in Westdeutsch- in der Frankfurter Allgemeinen Zei- land von 772 DM auf 792 DM und in Ost- tung vom 27. November fcWschland von 624 DM auf 663 DM. Seite 10 • UiD 39/1995 KRIMINALITÄT Verbesserung der Geldwäschebekämpfung

Die Bundesregierung hat den Kampf der Organisierten Kriminalität erweitert gegen» die Organisierte Kriminalität mit werden. Es fehlen noch wichtige und lu- einer Vielzahl von Maßnahmen aufge- krative Betätigungsfelder der Organisier- nommen. Dazu gehören auch die in der ten Kriminalität, wie Menschenhandel, Er- vergangenen Legislaturperiode verab- pressung, gewerbsmäßige Hehlerei, illega- schiedeten rechtlichen Regelungen, z.B. les Glücksspiel, Abfall- und Nuklearkrimi' das Gesetz zur Bekämpfung der Orga- nalität und das Schlepperunwesen. Um nisierten Kriminalität, das Verbre- diese Straftaten muß der Vortatenkatalog chensbekämpfungsgesetz und das Geld- ergänzt werden. Außerdem darf es keine wäschegesetz. Rolle spielen, ob diese Straftaten banden- Allerdings sind die technischen, organisa- und gewerbsmäßig verübt werden. Eines torischen und gesetzlichen Voraussetzun- gen wirksamer Verbrechensverfolgung ständig an die sich schnell ändernde Ge- fährdungslage anzupassen. Die bereits er- Von Bundesinnenminister griffenen Maßnahmen müssen optimiert Manfred Kanther werden. Dazu gehört auch die Überprü- fung des gesamten Komplexes Geldwä- sche. dieser Merkmale muß ausreichen. Wegen Um hier möglichst schnell zu einer not- Geldwäsche sollte auch derjenige bestraft wendigen Anpassung zu gelangen, habe werden, der an der Vortat beteiligt war. ich einen Katalog mit 12 Eckpunkten zur Mit dieser Neuregelung sollen Beweispro' Verbesserung der Geldwäschebekämpfung bleme der Praxis behoben werden. Es be- aufgestellt. Darin sind verschiedene Maß- deutet eine wesentliche Erleichterung für nahmen zur Änderung des Strafgesetzbu- die Praxis, wenn der an der Vortat als Tä- ches, der Strafprozeßordnung, des Geld- ter oder Mittäter Beteiligte auch strafbarer wäschegesetzes und des Kreditwesenge- Geldwäscher sein kann. setzes vorgesehen, mit denen der Kampf Häufig können Strafverfolgungsbehörden gegen die Organisierte Kriminalität noch Informationen über Hintergründe und effektiver geführt werden kann. Das Ge- Strukturen der Organisierten Kriminalität winnstreben ist Triebfeder der Schwerkri- nur erbringen, wenn sie und die in ihrem minalität, Geld der Lebenssaft mafioser Auftrag handelnden Mitarbeiter von Kre- Strukturen und Geldwäschebekämpfung ditinstituten sich am Weiterleiten verdäch' daher ein effektives Mittel, um diese tiger Gelder beteiligen. Es muß verdeck- Strukturen im Zentrum zu treffen. ten Ermittlern und V-Personen deshalb ge' Um das Waschen krimineller Gewinne aus stattet werden, als „Geldwäscher" tätig ^ OK-Straftaten möglichst umfassend unter werden oder verdächtige Geldbeträge wei' Strafe zu stellen, muß der Katalog der terfließen zu lassen, um Hintermänner unö Vortaten um weitere Erscheinungsformen Geldwäschekatelle zu enttarnen. KRIMINALITäT UiD 39/1995 • Seite 11

Diese Handlungen, die zu Ermittlungs- zwischen den Kreditinstituten und der Po- zwecken veranlaßt werden, müssen von lizei wichtig. So sollte im Geldwäschege- der Strafverfolgung ausgenommen sein. setz eine Rechtsgrundlage geschaffen wer- Eine derartige Freizeichnungsklausel wür- den, die es den Staatsanwaltschaften er- de auch eine operative Mitwirkung der möglicht, den Banken mitzuteilen, ob auf deutschen Polizei bei internationalen ver- ihre Verdachtsanzeige nun ein Ermittlungs- deckten Ermittlungen gegen Geldwäsche verfahren erörtert wurde oder nicht. ermöglichen. In den USA führte 1992 eine v Ferner müssen klare Fristen für das Anhal- on den Ermittlungsbehörden auf diese ten des Geldes durch die Staatsanwalt- Weise „kontrollierte" Geldwäscheoperati- schaft bei verdächtigen Transaktionen vor- °n („Green-Ice") zur Festnahme von ca. gesehen werden. Schließlich sollten die '50 Personen sowie zur Sicherstellung v Mitwirkungspflichten nach dem Geldwä- on 800 kg Kokain und 50 Mio. US- schegesetz im Versicherungsbereich nicht Dollar. nur für Lebensversicherungen, sondern Da die Telefonüberwachung in besonde- auch für Unfallversicherungen mit Prä- rem Maße geeignet ist, komplexe interna- mienrückgewähr gelten, um kein tionale Geldwäschestrukturen aufzu- „Schlupfloch" für Geldwäscheaktivitäten decken, muß bei Verdacht der Geldwäsche zu lassen. Da der Versicherungsnehmer auch die Telefonüberwachung nach § 100a bei dieser Versicherungsform die einbe- StPO zulässig sein. Verdächtige Geldsum- zahlte Prämie zurückerhält, sofern er ei- men müssen auch schneller als bisher si- nen bestimmten Zeitpunkt erlebt, besteht ehergestellt werden können. Die Strafpro- hier die Möglichkeit des Waschens von *eßordnung läßt eine Sicherstellung ver- kriminellen Gewinnen durch Einzahlen dächtiger Geldsummen bisher nur bei von Prämien. dringendem Geldwäschetatverdacht zu. Besonders wichtig ist auch, daß Wechsel- Diesen hohen Verdachtsgrad kann die Po- stuben der Bankenaufsicht unterstellt wer- ''Zei aber regelmäßig nicht zu Beginn, s den. Wechselstuben eignen sich besonders °ndem erst am Schluß eines Ermittlungs- gut zur Umwandlung von Bargeld ver- Verfahrens konkretisieren. schiedenster Währungen in Buchgeld. Das Trotz Geldwäscheverdachts können des- ist der erste Schritt jeder Geldwäsche. halb verdächtige Transaktionen nicht ge- Nach internationalen Feststellungen wer- poppt werden. Kriminelle Gewinne wer- den Wechselstuben zunehmend zur Geld- den so unauffindbar. Deshalb muß die wäsche mißbraucht. Auch in Deutschland ^'ngriffschwelle gesenkt werden: Schon sind solche Fälle bekannt geworden. An- Wenn Umstände die Annahme rechtferti- ders als Banken unterliegen Wechselstu- gen, daß eine Geldsumme aus einer ben jedoch nur einer Gewerbeaufsicht, die rechtswidrigen Geldwäschevortat stammt, weniger streng ist als die Bankenaufsicht. jr,L,ß eine vorläufige Sicherstellung mög- Diese Ungleichbehandlung ist sachlich heh sein, um das Ermittlungsverfahren mit nicht gerechtfertigt und muß im Interesse PSsicht auf Erfolg zu Ende zu führen. eines einheitlichen Standards beseitigt Dies bedeutet jedoch keine Beweislastum- werden. e * hr, so daß der verfassungsrechtliche Die Koalitionsvereinbarung von Zündsatz der Unschuldsvermutung be- CDU/CSU und FDP sieht vor, sich der achtet ist. Thematik der Verbesserung der Geldwä- as Verfahren, das im Geldwäschegesetz schebekämpfung nach entsprechender .estgelegt ist, muß verbessert werden. Dies Auswertung der gemachten Erfahrungen st insbesondere für die Zusammenarbeit zu Beginn des Jahres 1996 anzunehmen. Seite 12 • UiD 39/1995 MODELLVERSUCH Enormer Bedarf an Orientierung bei Berufsrückkehrerinnen Im Rahmen der beruflichen Wiederein- persönlichen, familiären und gesellschaft- gliederung von Frauen in die Erwerbs- lichen Bedingungen für sie ergeben haben. tätigkeit müssen die bereits vorhande- Die im Rahmen des Modellversuchs ge- nen Förderinstrumente und die beste- schaffenen Kooperationsverbände zeigen, henden Beschäftigungsprogramme stär- daß der ganzheitliche Beratungsansatz, die ker als bisher miteinander kombiniert „Hilfen aus einer Hand", den Wiederein- werden. Konzepte dieser Art sind um gliederungsprozeß wesentlich günstiger ein Vielfaches leistungsfähiger und ko- beeinflussen als isolierte Beratungs- und stengünstiger. Zu diesem Ergebnis kommt der Abschluß- bericht des Institutes Infratest Sozialfor- Abschlußbericht zum Modell- schung GmbH München, das den Modell- versuch „Beratungsangebote versuch der „Beratungsangebote und Be- und Beratungseinrichtungen für ratungseinrichtungen für Berufsrückkehre- Berufsrückkehrerinnen" rinnen" über fünf Jahre lang wissenschaft- lich begleitet hat. Siebzehn Beratungsstel- len in den alten Bundesländern wurden Unterstützungsangebote. Daraus folgt, daß von 1989 bis 1994 im Rahmen dieses Pro- alle für die Wiedereingliederung von Frau- jekts durch das Bundesministerium für Fa- en relevanten Institutionen und Einrich- milie, Senioren, Frauen und Jugend geför- tungen wie Arbeitsämter, Weiterbildungs- dert. träger, Beratungseinrichtungen, Betriebe und Kammern stärker als bisher miteinan- Frauen in den „mittleren Jahren" der kooperieren müssen. Die starke Inanspruchnahme der Bera- In Umsetzung dieser Ergebnisse werden tungsstellen hat deutlich gemacht, daß es die Modellberatungsstellen mehrheitlich bei den Frauen einen enormen Bedarf an von den beteiligten Bundesländern auch Orientierung, Information und konkreten nach Ablauf des Modells finanziell geför- Hilfsangeboten für Berufsrückkehrerinnen dert. Zum Teil haben die Bundesländer zu- gibt. Die Beratungseinrichtungen wurden sätzliche Beratungseinrichtungen dieser von Frauen aus allen Altersgruppen aufge- Art geschaffen. sucht. Entsprechend der Ausrichtung des Der Abschlußbericht ist unter dem Modellversuchs gehörte die Mehrheit der Titel „Ganzheitliche Beratung für Frauen zu einer Altersgruppe, für die mit Frauen als Hilfen für die berufliche abnehmenden Familienaufgaben die Frage Wiedereingliederung" unter der einer Neuorientierung in den Vordergrund Nummer 103 der Schriftenreihe gerückt ist. Es sind also die Frauen in den des Bundesministeriums Familie, „mittleren Jahren", die Hilfe suchen. Senioren, Frauen und Jugend ver- 65 Prozent der Frauen, die eine Beratungs- öffentlicht und kann bei der Bro- stelle aufsuchen, sind 31 bis 45 Jahre alt. schürenstelle, Postfach 201551, Sie suchen Unterstützung an den Schnitt- 53145 Bonn, bestellt werden. stellen von Familie und Beruf, die sich aus TAG DES EHRENAMTES UiD 39/1995 Seite 13 Ehrenamtliches Engagement und Gemeinsinn sind unentbehrlich »Unser Sozialstaat ist darauf angewie- ralisierung und Individualisierung in unse- sen, daß die Rahmenbedingungen für rer Gesellschaft aber auch neue Herausfor- ehrenamtliche Arbeit so gestaltet wer- derungen mit sich, die nicht ohne Auswir- den, daß sie attraktiv sind und mög- kungen bleiben auf die Form des Engage- lichst viele Menschen zur Mitarbeit an- ments der Menschen in der ehrenamtli- regen", forderte Bundesministerin chen Arbeit. Die Ministerin: „Die Men- am 4. Dezember in Bonn schen müssen die Notwendigkeit und die zum Auftakt der gemeinsamen Fachta- Vorteile des praktischen Gemeinsinns und gung des Bundesministeriums für Fami- freiwilliger ehrenamtlicher Arbeit einse- lie, Senioren, Frauen und Jugend und des Deutschen Vereins für öffentliche Und private Fürsorge zum Thema „Das Ehrenamt in der sozialen Arbeit - Her- Gemeinsame Fachtagung des ausforderungen und Perspektiven". Bundesministeriums und des Anlaß der Fachtagung ist der „Internatio- Deutschen Vereins zum Ehren- n ale Tag der freiwilligen Helfer für wirt- amt in der sozialen Arbeit - schaftliche und soziale Entwicklung", der seit 10 Jahren - zurückgehend auf einen „Tag des Ehrenamtes" am Beschluß der Vereinten Nationen -jedes 5. Dezember Jahr am 5. Dezember begangen wird. Mit der Veranstaltung soll auf die große Be- deutung ehrenamtlichen Engagements in den unterschiedlichsten gesellschaftlichen hen und spüren können. Und sie müssen Bereichen hingewiesen und die Herausfor- die verschiedenen Möglichkeiten kennen- derungen und Perspektiven des Ehrenam- lernen, sich im Ehrenamt einzubringen." tes in der sozialen Arbeit diskutiert wer- In ihrer Rede unterstrich sie, daß es des- den. wegen vor allem darauf ankomme, den Berechnungen haben ergeben, daß monat- Zugang zum Ehrenamt zu erleichtern und lich in der Bundesrepublik Deutschland Angebote zu schaffen für freiwilliges En- 240 Millionen Stunden ehrenamtliche Ar- gagement. Freiwillige Arbeit dürfe sich beit geleistet werden. Etwa 5 Millionen aber nicht in erster Linie an die weniger Männer und Frauen engagieren sich eh- Qualifizierten richten. Die Gesellschaft sei renamtlich. darauf angewiesen, daß alle, die helfen wollen, ihre eigene Qualifikation aus ihrer Claudia Nolte: „Eine menschliche Gesell- Arbeit in der Familie und im Erwerbsle- schaft zeichnet sich in erster Linie durch ben auch außerhalb ihres Berufes einbrin- das Miteinander der Menschen, durch die gen können. Frau Nolte rief die Arbeitge- gegenseitige Fürsorge und Unterstützung ber und die Personalabteilungen auf, bei aus- Ein Staat, der vorgibt, dieses ersetzen u der Einstellung neuer Mitarbeiter darauf * können, führt in die Unfreiheit." zu achten, daß Befähigungen, die im Eh- n der alltäglichen Praxis der sozialen Ar- renamt erworben werden, auch bei der be- eit vor Ort bringen die zunehmende Plu- ruflichen Tätigkeit Anerkennung finden. • Seite 14 • UiD 39/1995 LANDWIRTSCHAFT Eintreten für gesunde Verteilung landwirtschaftlicher Flächen Nach einer Erörterung der agrarstruk- ner ungesunden Konzentration landwirt- turellen Entwicklung in der ostdeut- schaftlich genutzten Grund und Bodens in schen Landwirtschaft erklärte der den Betrieben führen. Daraufhin muß die agrarpolitische Sprecher der Förderpolitik ausgerichtet und gegebenen- CDU/CSU-Bundestagsfraktion Egon falls umgestaltet werden. Vor allem muß Susset: einer ungesunden Anhäufung landwirt- Die ostdeutsche Landwirtschaft hat eine schaftlicher Flächen in den Unternehmen einschneidende Umstrukturierung durch- gegengesteuert werden, weil eine derartige gemacht und die schwierigste Wegstrecke Flächenkonzentration der von uns unter- zurückgelegt. Aus ein paar tausend - stützten bäuerlichen Agrarstruktur, unse- großenteils ineffizient wirtschaftenden rem Eigentumsverständnis und den Erwar- und umweltbelastenden Mammutunter- tungen der Gesellschaft an die landwirt- nehmen - sind fast 28.000 landwirtschaft- schaftlichen Betriebsformen widerspricht. liche Betriebe unterschiedlicher Rechts- Daher wird die Bunderegierung gebeten, form hervorgegangen. Einzelbetriebe und zu prüfen, ob und gegebenenfalls wie das Personengesellschaften bewirtschaften Grundstückverkehrsgesetz als geeignetes fast 40 Prozent der landwirtschaftlichen Instrument für eine wirksame Kontrolle Flächen. Die landwirtschaftlichen Treu- des Bodenerwerbs für landwirtschaftliche handflächen sind zum größten Teil langfri- Zwecke genutzt werden kann. Diese Frage stig verpachtet. Dadurch haben die ost- stellt sich erst recht in den Fällen, in denen deutschen Pächter eine gute und gesicher- die Flächenkonzentration im Rahmen des te Wirtschaftsgrundlage. begünstigten Bodenerwerbs auf der Um so wichtiger ist es nun, diese positive Grundlage der Flächenerwerbsverordnung Entwicklung zu vielfältigen Betriebsfor- gefördert wird. Ganz und gar unverständ- men zu erhalten und weiter auszubauen.. lich wäre, wenn dieser bevorzugte Fläche- Die zukunftsorientierte Entwicklung darf nerwerb von einzelnen Ländern durch zu- sich nicht umkehren und wiederum zu ei- sätzliche Mittel begünstigt würde.

Förderung von Wärmeschutzmaßnahmen jetzt beantragen Die notwendigen Vorbereitungen für den alten Bundesländern unterstützt. den Start des CCh-Minderungspro- Im einzelnen werden Maßnahmen zur gramms im Gebäudebestand sind ge- Verbesserung des Wärmeschutzes an troffen. Wie Bundesbauminister Klaus der Gebäudeaußenhülle einschließlich Töpfer mitteilte, liegen ab 4. Dezem- des Einbaus von Wärmeschutzfenstern ber entsprechende Antragsforumlare gefördert. Vorraussetzung sei, daß der bei Banken und Sparkassen aus. Bauantrag für das betreffende Gebäu- Durch das Programm, das zum 1. Ja- de vor Inkrafttreten der ersten Wärme- nuar 1996 startet, werden energie- schutzverordnung, also vor dem sparende Maßnahmen an Altbauten in 1. November 1977, gestellt worden ist. LSTANDORTOFFENSIVE" UiD 39/1995 • Seite 15 Standort besser als sein Ruf - dennoch besteht Handlungsbedarf

Zu den Ergebnissen der am 30. Novem- Sockelarbeitslosigkeit trotz wirtschaftli- ber zum ersten Mal unter seiner Lei- chen Wachstums und zunehmender globa- tung zusammengetretenen Kommission ler Wettbewerb Fragen, auf die dringend »Standortoffensive" der CDU/CSU- Antworten gefunden werden müssen. Alte Bundestagsfraktion erklärte der Stell- Rezepte, wie sie die SPD beispielsweise vertretende Vorsitzende der CDU/CSU- mit ihrer stets wiederholten Forderung Bundestagsfraktion, Hans-Peter nach Arbeitszeitverkürzung serviert, hel- Hepnik: fen hier nicht weiter. In der ersten Sitzung der Kommission Es wurde bestätigt, daß keine Einzelmaß- »Standortoffensive" waren die Herren Pro- nahme alleine ausreichen wird, um das er- fessor Fels (Institut der Deutschen Wirt- forderliche langanhaltende wirtschaftliche schaft/Köln) und Professor Hoffmann Wachstum zu gewährleisten. Weder die (Deutsches Institut für Wirtschaftsfor- Förderung von Investitionen noch eine schung/Berlin) zu Gast. In den Statements der Gäste sowie in der anschließenden sehr lebendigen Diskussion mit den Kom- Märkte absichern und erobern: rnissionsmitgliedern wurden die gegen- damit werden vor allem auch wärtige wirtschaftliche Lage, die Entwick- deutsche Arbeitsplätze gesichert. •ung auf dem Arbeitsmarkt sowie mögli- che Lösungsansätze erörtert, ßeide Gäste bestätigten, daß die Lage der Senkung der Lohnzusatzkosten lösen für deutschen Wirtschaft nicht so schlecht ist, sich genommen das Problem. Vielmehr Wie die intern geführte Diskussion Glau- muß ein ganzes Maßnahmebündel ge- ben mache. Vor allem die Wettbewerbs- schnürt werden. fähigkeit des aktuellen Güterbündels sei Bei der Diskussion über mögliche Maß- nach wie vor gut. Bei den verstärkten Aus- nahmen darf kein Thema von vornherein ^ndsinvestitionen deutscher Unternehmen zum Tabu erklärt werden. Die Verlänge- sei zu beachten, daß dies in der Regel gera- rung der Lebensarbeitszeit auch für den de geschehe, um Märkte abzusichern und öffentlichen Dienst gehört genauso dazu *u erobern, auf diesem Wege also auch, wie die Rolle der Tarifpartner bei der uni deutsche Arbeitsplätze zu sichern. Schaffung von Arbeitsplätzen. Über Ver- Qroße ausländische Unternehmen hätten in besserungen des Investitionsklimas ist der vergangenen Zeit häufig bereits so ebenso zu reden, wie über Entlastungen §roße Kapazitäten in Deutschland aufge- des Sozialsystems. In der gestrigen Sit- baut, daß nicht beständig neue Investitio- zung wurde insbesondere die Bedeutung nen in Deutschland erforderlich seien. der von der Bundesregierung bereits ver- Insbesondere wurde die Warnung folgten „Doppelstrategie" in der Finanz- geäußert, den Standort Deutschland durch politik betont: Schaffung finanzieller Überzogene Kritik im Inneren in den Au- Freiräume durch Konsolidierung, um da- gen des Auslands nachhaltig zu schädigen, mit die Belastung mit Steuern und Abga- dennoch sind eine stetig steigende ben senken zu können. I Seite 16- UiD 39/1995 BUNDESFACHAUSSCHÜSSg Bundesfachausschuß Medienpolitik drängt auf „Multimedia-Forum" Zu den Ergebnissen der Herbsttagung zum privaten Rundfunk. Damit werden des Bundesfachausschusses Medienpoli- vor dem Hintergrund sich rapide wandeln- tik beim Parteivorstand der CDU er- der technischer Bedingungen und der zu- klärte dessen Vorsitzender, Staatsmini- nehmenden internationalen Konkurrenz ster : bessere Wettbewerbsbedingungen für den Der Bundesfachausschuß Medienpolitik privaten Rundfunk geschaffen. Arbeits- der CDU hat sich bei seiner Herbstsitzung platzsicherung und die Chance, neue Ar- intensiv mit den Beschlüssen der Minister- beitsplätze zu schaffen, sollten auch bei präsidenten der Länder auf ihrer Medien- den Regelungen für den privaten Rund- klausurtagung in Bad Neuenahr am 13./14. Oktober befaßt. Der Fachausschuß funk Vorrang haben vor ideologischen sieht in der Einigung der Ministerpräsi- denten eine gute Grundlage für die anste- hende Ausgestaltung der neuen Staatsver- Die Beteiligung an den Wachs- träge. Der Ausschuß warnte davor, diesen erreichten Konsens wieder in Frage zu tumsmärkten der Zukunft und stellen und die gewonnene medienpoliti- die damit verbundenen Be- sche Handlungsfähigkeit der Länder zu schäftigungschancen dürfen gefährden. nicht vertan, das Investitions- potential darf nicht blockiert Vielfalt wieder herstellen werden.

Der Fachausschuß stellte fest, daß mit den Beschlüssen der Ministerpräsidenten eine gute Grundlage für die notwendige und Festlegungen. Ohne die jetzt getroffenen von der CDU geforderte Strukturreform Vereinbarungen wäre der Fortbestand des im öffentlich-rechtlichen Rundfunk ge- dualen Rundfunksystems in Frage gestellt- schaffen und seine vom Bundesverfas- Es bestand ebenfalls Einigkeit zu den Fra- sungsgericht geforderte Bestands- und gen der Entwicklung von neuen elektroni- Entwicklungsgarantie gesichert worden schen Diensten und Multimedia-Anwen- ist. Die Reform insbesondere der ARD dungen. Der Ausschuß setzte sich dafür darf nicht allein auf formale und finanziel- ein, daß das von der Bundesregierung der- le Fragen beschränkt werden. Vielmehr zeit vorbereitete Telekommunikationsge- kommt es vor allem darauf an, die Vielfalt setz bis Mitte 1996 verabschiedet und da- der Programmgestaltung und -Verantwor- durch die gesetzliche Grundlage für die tung wiederherzustellen und zu sichern. 11 Öffnung der alternativen Netze geschafft Zu den wichtigen Fragen der Grundver- wird. Es kommt darüber hinaus darauf an. sorgung und der Finanzierung wurde eine für die neuen elektronischen Dienste und Arbeitsgruppe eingerichtet. Multimedia-Anwendungen einen verläßü' Begrüßt hat der Ausschuß die von den Mi- chen, praktikablen und wettbewerbsorien- nisterpräsidenten beschlossenen Eckwerte tierten Ordnungsrahmen zu schaffen, der BUNDESFACHAUSSCHÜSSE UiD 39/1995 Seite 17 aüch für zukünftige technische und wirt- Beteiligung an den Wachstumsmärkten schaftliche Entwicklungen offen ist. der Zukunft und die damit verbundenen Die von den Rundfunkbeauftragten der Beschäftigungschancen vertan und das In- Länder getroffene Vereinbarung, wonach vestitionspotential in Deutschland die neuen Dienste im Multimediabereich blockiert würden. fast ausschließlich als Rundfunk definiert Daher fordert der Bundesfachausschuß die und damit den strengen und unterschiedli- Einrichtung eines „Multimedia-Forums" chen Regelungen von 15 Rundfunkme- des Bundes und der Länder. Wirtschaft, dienanstalten und von 16 Landesgesetzge- Wissenschaft und gesellschaftlich relevan- bungen unterstellt werden, wurde einhellig te Gruppen usw. sollen hinzugezogen wer- abgelehnt. Eine Behandlung der neuen den können. Aufgabe des Forums soll es Dienste nach den Vorstellungen der Rund- sein, die Notwendigkeiten und Anforde- funkbeauftragten der Länder würde zu rungen an einen Ordnungsrahmen zu for- Unnötigen Hemmnissen bei deren Ent- mulieren, der sowohl Wachstum und Be- wicklung, Erprobung und Vermarktung schäftigung fördert als auch den mit dieser führen und einer regionalen Zersplitterung Entwicklung einhergehenden gesellschaft- des Rechts Vorschub leisten. Bei einer sol- lichen und sozialen Folgen Rechnung chen Regelung besteht die Gefahr, daß die trägt.

Den Umweltschutzgedanken in der EU stärken

^uf einer Klausurtagung mit Bundes- chen. Eine besondere Priorität hat hierfür umweltministerin befaß- auf allen Ebenen der Wirtschaft die te sich der Bundesfachausschuß Um- Durchsetzung des Prinzips der Nachhal- ^eltpolitik, so erklärte dessen Vorsit- tigkeit. *ender Kurt-Dieter Grill, mit seinem • Zugleich muß auch die Europäische ^rbeitsprogramm in der 13. Legisla- Union dem Prinzip einer nachhaltigen und turperiode. Zwei besondere Schwer- umweltgerechten Entwicklung verpflichtet punkte ergaben sich für die künftige sein. Dieser Grundsatz sollte verbindlich Arbeit des Bundesfachausschusses: in den Vertrag über die EU aufgenommen * Es gilt, in den kommenden Jahren den werden. Auf der Regierungskonferenz Nahmen für eine Ökologische und Soziale 1996 („Maastricht II") müssen deshalb die Marktwirtschaft festzulegen. Der Bundes- vertragsrechtlichen Grundlagen für den fachausschuß wird sich dabei mit konkre- Umweltschutz verbessert werden. Eine ten Vorschlägen in die Ziel- und Instru- starke vertragliche Verankerung des Um- ^entendiskussion einbringen. Dabei gilt weltschutzes dient nicht nur der Umwelt, ?s vor allen Dingen auch, den Bürgern den sondern gewährleistet auch gleiche Stand- konkreten Handlungsbedarf angesichts der ortbedingungen, da die Notwendigkeit von poßen nationalen, europäischen und glo- nationalen Alleingängen hierdurch entfal- balen Herausforderungen zu verdeutli- len kann. • Seite 18 • UiD 39/1995 EUROPA Forschungsergebnisse umsetzen - aber wie?

Spitzenleistungen in der Forschung so- Gebiete der Grundlagenforschung, verfü- wie bei der Herstellung und Nutzung gen, wie es die zahlreichen seit 1940 an moderner Technologien stellen die Europäer verliehenen Nobelpreise für na- Grundlage für die wirtschaftliche Lei- turwissenschaftliche Arbeiten und die Pu- stungsfähigkeit und die internationale blikationen europäischer Wissenschaftler Wettbewerbsfähigkeit eines Landes dar. belegen, andererseits aber bei der Umset- Der Anteil an forschungsintensiven Gü- zung der Forschungsergebnisse in markt- tern aus der Europäischen Union am fähige Produkte und Verfahren zu schwer- Welthandel nimmt indes beständig ab. fällig sind. In einigen Bereichen der Hochtechnolo- gie hat die europäische Wirtschaft Dieses heißt keineswegs, daß Forschungs- wohlmöglich schon den Anschluß verlo- förderprogramme, insbesondere solche zu- ren. gunsten der Grundlagenforschung, in Zu- Dabei ist es gerade für Europa mit seinen nur begrenzten Rohstoffressourcen unab- Von Godelieve Quisthoudt- dingbar, sich durch hervorragende wissen- Rowohl MdEP schaftliche Leistungen sowie ein Angebot fortschrittlicher und zuverlässiger Techni- ken auf dem Markt zu behaupten. Die In- kunft überflüssig wären. Eine eigenständi- vestition von Finanz- und Humankapital ge Grundlagenforschung bildet die Grund- in Zukunftstechnologien und der Ausbau lage für jede angewandte Forschung. Die des Technologietransfers sind daher ent- Forschungsprogramme sollten aber zu- scheidend. gleich Regelungen über die Nutzung der Ein Grund für die gegenwärtige unbefrie- Forschungsergebnisse durch die Industrie digende Situation ist, daß die Ausgaben enthalten, soweit dieses überhaupt mög- für Forschung und technologische Ent- lich ist. wicklung in Europa im Gegensatz zu den Die Gründe für das Defizit beim Techno- USA und Japan auf einem unzureichenden logietransfer von der Forschung zum Niveau verharren oder sogar rückläufig Markt sind vielschichtig. Ein Patentrezept sind. Innerhalb Europas wird Deutschland zur Lösung dieses Problems gibt es nicht, nunmehr von Schweden, Frankreich und vielmehr ist es notwendig, auf diesen Be- Großbritannien überrundet, deren Ausga- reich künftig unser besonderes Augen- ben für Forschung und Entwicklung im merk zu legen und nach neuen unkonven- Gegensatz zu denjenigen in Deutschland tionellen Lösungsansätzen zu suchen. Di|S wachsen. wissenschaftliche wie unternehmerische Ein zweiter und im Ergebnis schwerwie- Risiko, das jeder Forschung und Anwen- gender Grund ist darin zu sehen, daß wir dung innewohnt und ihren Erfolg im vor- in Europa zwar einerseits über ausgezeich- aus kaum abschätzbar macht, kann den nete Wissenschaftler, vor allem auf dem Verantwortlichen gewiß nicht genommen EUROPA UiD 39/1995 • Seite 19

Werden. Ziel muß es daher sein, die Be- ren verbessert werden. Hierzu gehört des reitschaft, derartige Risiken einzugehen, weiteren die Einbindung von Investitions- nachhaltig zu stärken. Eine Maßnahme in fonds und Stiftungen, die steuerlich be- diese Richtung könnte die Schaffung fi- günstigt werden könnten, wenn sie mit nanzieller Anreize für Unternehmen, vor ihren Finanzmitteln risikoreiche For- allem auch für kleine und mittlere Unter- schungsprojekte unterstützen. Darüber lehmen, darstellen. Derartige Anreize hinaus empfiehlt es sich, eine Kofinanzie- können zum Teil durch die öffentliche rung von förderungswürdigen Projekten Hand in Form direkter Zuwendungen er- aus privaten und öffentlichen Mitteln zu folgen. ermöglichen und die Rahmenbedingungen So hat die Bundesregierung das Programm für die Bereitstellung von Risikokapital zu "Beteiligungskapital für kleine und mittle- verbessern. re Technologieunternehmen" ins Leben Wir können und dürfen es uns nicht länger gerufen, durch das bis zur Jahrtausend- erlauben, daß ein Unternehmen ein von Wende rund 900 Millionen DM Beteili- ihm entwickeltes Produkt nur deshalb gungskapital mobilisiert werden soll. Hin- nicht auf den Markt bringt, weil ihm die fi- zu kommt eine staatliche finanzielle För- nanziellen Mittel für die Einrichtung der derung von Risikokapital im Rahmen der dafür notwendigen Produktionsanlagen Forderung der Forschungskooperation fehlen und die Kreditinstitute das Risiko über das Bundesministerium für Bildung, eines Engagements scheuen. Ein solches Wissenschaft, Forschung und Technologie Unternehmen wird es sich unter Umstän- s owie des Innovationsprogramms der Kre- den künftig zweimal überlegen, ob es über- ditanstalt für Wiederaufbau. haupt noch seine ohnehin begrenzten Res- sourcen für Forschungen einsetzt, die dann Privates Kapital gefragt nicht umgesetzt werden können. Obschon Angesichts weitgehend leerer öffentlicher eine solche Einstellung langfristig negative Kassen rückt jedoch eine Mobilisierung Folgen auch und gerade für das betreffen- Privaten Kapitals zunehmend in den Vor- de Unternehmen selbst haben und zu einer dergrund. Eingedenk der enormen Spar- Stagnation der technologischen und damit ejnlagen der Deutschen eröffnet sich hier mittelbar der wirtschaftlichen Entwicklung ein gewaltiges Investitionspotential. Das führen wird, ist sie aus der Perspektive ins- Vermögen der privaten Haushalte beläuft besondere eines kleinen und mittleren Un- sich gegenwärtig auf mehr als zehn Billio- ternehmens, das in erster Linie um sein nen DM. Innerhalb des Geldvermögens Auskommen in allernächster Zukunft be- Zählen überdies die Spareinlagen, vor al- sorgt sein muß, nachvollziehbar. 'em Sparbücher und Sparkonten, zu den beliebtesten Anlageformen. Dieses Poten- Nachhaltige Impulse tial, das im Ergebnis für die Stärkung der Eine umfassende Aktivierung von priva- deutschen und europäischen Wirtschafts- tem Kapital stellte somit eine Investition kraft auf dem Weltmarkt ohne unmittelba- in die Zukunft im besten Sinne des Wortes ren Nutzen ist. läßt sich allerdings nicht dar. Für den Staat bedeutet sie, daß er mit °hne weiteres stimulieren. Es bedarf hier- relativ begrenzten Mitteln einen nachhalti- u * vielmehr bestimmter indirekter Impulse gen wirtschaftspolitischen Impuls auslö- seitens des Staates. sen kann. Sie kann nicht nur für den ein- ^o sollte die steuerliche Abschreibung von zelnen, der eine höhere Rendite erzielt, Verlusten im Zusammenhang mit der Ein- sondern für die gesamte Volkswirtschaft führung innovativer Produkte und Verfah- von Vorteil sein, die auf diese Weise ihre Seite 20 • UiD 39/1995 EUROPA

Industrie modernisiert und konkurrenz- Schließlich gehört es zu den vornehmsten fähig macht. Aufgaben politischer Parteien, gerade Die dargelegte Mobilisierung privaten Ka- auch der CDU als einer Volkspartei, neue pitals kann nur gelingen, wenn sie mit ei- Themen und Fragestellungen der Bürge- ner grundsätzlichen Verbesserung des all- rinnen und Bürger frühzeitig aufzunehmen gemeinen forschungspolitischen Klimas in und problemorientierte Lösungen anzubie- Deutschland einhergeht. Es ginge zu weit, ten. Der strategische Dialog, den die von einer Technologiefeindlichkeit in CDU-geführte Bundesregierung zwischen Deutschland zu sprechen. Es wäre gleich- Politik, Wirtschaft und Wissenschaft initi- wohl falsch, tatsächlich bestehende Vorbe- iert hat, ist ein Erfolgskonzept, um ein halte der Bürgerinnen und Bürger etwa ge- Kontaktforum für alle am Innovationspro- gen die Gentechnologie oder die derzeit zeß Beteiligten und Handelnden zu schaf- noch unabsehbaren Auswirkungen der fen. multimedialen Gesellschaft zu ignorieren. Die Probleme sind erkannt, und Lösungs- Diese Vorbehalte beruhen häufig auf Un- •ansätze sind ebenfalls vorhanden. Die kenntnis, so daß es erforderlich erscheint, CDU wird die Forschungspolitik zur Si- auf allen Ebenen das offensichtliche Infor- mationsdefizit offensiv zu bekämpfen. cherung des Standortes Deutschland kon- Diese Offensive beginnt schon in den sequent weiterentwickeln und ihre Effizi- Schulen, die den naturwissenschaftlichen enz noch weiter steigern. Unterricht ausweiten sollten. Sie betrifft Wir brauchen einen integrativen Lösungs- auch die Wissenschaftler selbst, die ihre weg oder, wie auch Bundesminister Rütt- Forschungen aus den wohl behüteten La- gers schon formuliert hat: „Nach dem boratorien hinaustragen, in der Öffentlich- Motto: Die Wissenschaftler sind fürs Wis- keit in verständlicher Weise darstellen so- sen da, die Wirtschaftler sind fürs Geld da wie für mehr Verständnis und Interesse und die Politik für die Akzeptanz." Die werben sollten. Aufgabenteilung kann nicht funktionieren- Arbeitsaufnahme von Europol nicht weiter verzögern Auf die Ratifizierung der Europol- allen Mitgliedstaaten abgeschlossen Konvention drängt die EVP-Frakti- sei. Die Verzögerung dieses Vorgangs on des Europäischen Parlaments. geschehe zum Schaden der inneren Si- Der innenpolitische Sprecher der Eu- cherheit in Europa und zu Lasten einer ropäischen Christdemokraten, Hartmut wirkungsvollen Möglichkeit zur Nassauer, MdEP, sagte in Brüssel, es Bekämpfung der europaweit operie- sei bestürzend, daß die Ratifizierung renden organisierten Kriminalität. der im Sommer dieses Jahres nach langwierigen Verhandlungen unter- Naussauer sagte weiter, seine Fraktion zeichneten Europol-Konvention noch erwarte von dem Europäischen Gipfel in keinem Parlament der EU-Mitglied- in Madrid Mitte Dezember, daß nun staaten auch nur begonnen habe. energische Schritte unternommen wür- Europol, das neue europäische Polizei- den, die notwendigen Rechtsakte in amt, könne seine Arbeit jedoch erst die Wege zu leiten und Europol damit aufnehmen, wenn die Ratifizierung in die Arbeitsaufnahme zu ermöglichen. EUROPA UiD 39/1995- Seite 21 Senioren-Union in Madrid gegründet Am 7. November wurde in Madrid, der Europa-Programm Gründungskongreß der Europäischen Die ESU wird ein Europa-Programm be- Senioren-Union (ESU) abgehalten unter schließen, in dem ihre wichtigsten Ziele aktiver Mitwirkung zahlreicher Seni- genannt werden. Basis ist eine Senioren- orenorganisationen von EVP-Mitglieds- Charta, deren Entwurf in Madrid vorge- Parteien. stellt wurde. Die EVP ist sich der Verschiebung der Al- Ruhestand wird darin als Zeit der persön- terspyramide in ganz Europa bewußt. Der lichen Entfaltung definiert und ältere Vorsitzende der EVP, Wilfried Martens, Menschen als wichtiger Lebensfaktor im Und der Generalsekretär, Klaus Welle, un- Gemeinwesen. Sie leisteten als ehrenamt- terstützen daher persönlich die Gründung liche Helfer, Pflegekräfte in der eigenen der Europäischen Senioren-Union. Dieser Familie sowie als Konsumenten einen Zusammenschluß der Seniorenvereinigun- wichtigen Beitrag zum wirtschaftlichen, gen der EVP-Mitgliedsparteien soll die In- kulturellen und sozialen Leben. Somit sei teressenvertretung der älteren Mitbürger die heutige ältere Generation stärker in auf europäischer Ebene übernehmen. Die den Blickwinkel gesellschaftlicher Bedeu- Anerkennung als parteinahe Vereinigung tung und politischer Überlegungen zu ^vird im politischen Büro der EVP am rücken. 14. Dezember in Straßburg entschieden. Es wird unter anderem die Einrichtung ei- nes europäischen Seniorenbeirates gefor- Das neugewählte Präsidium: dert, der zu allen Vorlagen, die die Belan- ui der Gründungsversammlung wurde das ge der älteren Menschen betreffen, Stel- Präsidium direkt gewählt: Vorsitzender der lung nehmen sollte. Ferner sollen bessere ESU wurde Stefan Knafl, der auch Vorsit- Möglichkeiten geschaffen werden, einer £ender des österreichischen Seniorenbun- nachberuflichen Tätigkeit nachzugehen. des (Seniorenorganisation der ÖVP) ist. Die Bildungs- und Kultureinrichtungen in Europa müssen sich ebenfalls verstärkt öie fünf Vizepräsidenten sind: den älteren Mitbürgern zuwenden. • Elisabeth Dispaux-Cornil, Vorsitzende Die 60jährigen sind zu einer Wachstums- der PSC Seniorenvereinigung in Belgien gruppe geworden, deren politische Interes- u nd Mitinitiatorin der ESU-Gründung; senvertretung zunehmend wichtiger wird. • Bernhard Worms, Vorsitzender der Se- Im Europa der 15 sind heute ungefähr 20 nioren-Union Deutschland und Mitinitia- Prozent der Bevölkerung älter als 60 Jah- tor der ESU-Gründung; re, 1960 waren es nur 15 Prozent, und die • Matti Kinnunen, aus der Seniorenverei- Tendenz ist weiter steigend. n'gung der Kokoomuspartei, Finnland; Viele Entscheidungen über ihr Schicksal fallen auf nationaler Ebene in politischen • Georgio De Giuseppe aus der Senioren- Gremien. Auch die Gremien der EU, Par- Vereinigung der Christdemokraten in Itali- lament, Kommission und Rat, sind poli- enund tisch besetzt, und es liegt nun an den älte- • Manuel Nunez Perez aus der Senioren- Ve ren Mitbürgern selbst, daß sie sich, auch reinigung der Partido Popular, Spanien. in Europa, jenen Einfluß sichern, z. B. Generalsekretär wurde Ing. Wilhelm Mo- durch die Senioren-Union, der ihrer Stärke haupt, ÖVP. entspricht. • Seite 22 • UiD 39/1995 OMV Der Schutz von Minderheiten ist die Bedingung für Frieden und Freiheit in ganz Europa

Die Würdigung der historischen Ver- An die mittel- und osteuropäischen Staa- dienste der Vertriebenen hat Bundes- ten appellierte Waigel, die Chancen der kanzler Helmut Kohl in einem nachkommunistischen Zeit zu nutzen. An Grußwort an die Bundesdelegiertenta- der deutsch-polnischen Freundschaft müs- gung der Ost- und Mitteldeutschen Ver- se weiter gebaut werden, und auch die einigung als einen wichtigen Teil der deutsch-tschechischen Beziehungen seien Rückbesinnung beschrieben, mit der weiterzuentwickeln. die CDU in diesem Jahr auf den Erneut schlug Waigel einen Beauftragten 50. Jahrestag ihrer Gründung zurück- der Bundesregierung für das Verhältnis schaut. zwischen beiden Ländern vor, und nannte Gleichzeitig wies er den Vertriebenen die die ablehnende Haltung von Ministerprä- Aufgabe zu, auch in Zukunft den Dialog sident Vaclav Klaus unverständlich, weil mit den ost-, mittel- und südosteuropäi- die Bestellung ein besonderes Signal gera- schen Nachbarstaaten z. B. in der wichti- de der Intensivierung gutnachbarschaftli- gen Frage des Schutzes und der Förderung cher Beziehungen wäre. von Minderheiten zu führen. Helmut Unter Hinweis auf die schwierige Situati- Kohl: Der Schutz von Minderheiten liegt on in der ehemaligen Sowjetunion sagte im Interesse des friedlichen Zusammenle- Waigel, ohne ein stabiles Rußland könne bens der Völker und damit der Stabilität in es auch in Europa keine Stabilität geben: ganz Europa. „NATO- und EU-Erweiterung müssen da- Eine „zweite geistige Vertreibung" warf her parallel laufen mit der Vertiefung der Bundesfinanzminister , einer politisch-strategischen Zusammenarbeit der Hauptredner am l. Dezember in Bad zwischen der Allianz und den Nachfolge- Honnef, der SPD vor und kritisierte in staaten der Sowjetunion." scharfer Form insbesondere den nieder- Konkrete Verhandlungen mit Warschau, sächsischen Ministerpräsidenten Gerhard Prag und Preßburg über noch offene Ver- Schröder, der „durch Streichung aller Zu- mögens- und Eigentumsfragen forderte der schüsse für die Landsmannschaft Schlesi- neue und bisherige Vorsitzende der Ost- en" offenbar auch die Kulturarbeit der und Mitteldeutschen Vereinigung, Helmut Vertriebenen treffen wolle. Sauer (Salzgitter), und warnte SPD und Außerdem hielt Waigel den Sozialdemo- Grüne davor, „ihr Kesseltreiben gegen die kraten vor, das schwere Schicksal der Aus- Vertriebenen" weiter fortzusetzen. siedler zu mißachten. Durch eine Grund- Auch trat Helmut Sauer für eine deutliche gesetzänderung wollen sie diesen Men- Erhöhung der ostdeutschen Kulturförde- schen die deutsche Staatsangehörigkeit rung ein, weil in den neuen Bundesländer11 und damit den Zugang nach Deutschland 40 Jahre lang das Thema Vertreibung als verwehren. Tabu galt. Vor allem für die grenzüber- OMV UiD 39/1995 • Seite 23 schreitende Kulturarbeit seien diese Mittel ^ringend notwendig, um die in den frühe- Als Präsident des Bundes ren Heimatgebieten verbliebenen Deut- der Vertriebenen würde ich schen im Geist der europäischen Völker- es begrüßen, wenn es in je- verständigung bei der Pflege ihres Brauch- toms zu unterstützen. der politischen Partei eine solche Vereinigung geben Unterstützung und Förderung würde, die sich wie Sie der kiese Forderungen - so Helmut Sauer - Anliegen der Vertriebenen, entsprächen den Aufgaben, die sich die Aussiedler und Spätaussied- Ost- und Mitteldeutsche Vereinigung ler annimmt. selbst gestellt hat, und er erinnerte dabei Aus dem Grußwort von Fritz Witt- tosbesondere an die mann an die Bundesdelegierten- • Unterstützung der Vertriebenen, Aus- tagung der Ost- und Mitteldeut- siedler und Spätaussiedler bei der Vertre- schen Vereinigung in der tung ihrer berechtigten Anliegen; CDU/CSU • Förderung der deutschen Kulturarbeit toid Kulturhilfe in den Heimatgebieten; penrechte und der Schaffung dauerhafter • Unterstützung der in ihrer Heimat ver- Lebensperspektiven; bliebenen Deutschen und ihrer Organisa- # Förderung von Begegnungen sowie tionen im wirtschaftlichen, sozialen, ge- Weiterentwicklung der Beziehungen mit toeinschaftsfördernden, kulturellen sowie unseren Nachbarn in Mittel-, Ost- und Sü- Wissenschaftlichen Bereich bei der Siche- dosteuropa beim gemeinsamen Streben rung der Minderheiten- und Volksgrup- nach einen Europa der freien Völker.

Schatzmeister: Wahlen Hans-Erich Frhr. von Bodenhausen (Niedersachsen) Der neue Bundesvorstand der Ost- Beisitzer: und Mitteldeutschen Vereinigung: Wolfgang Ehlers Vorsitzender: Helmut Sauer (Salz- (Mecklenburg-Vorpommern) gitter) Niedersachsen Uwe Greve (Schleswig-Holstein) Ehrenvorsitzender: Dr. (gewählt am: 23. 6. 1989) Dietrich Hoth (Hamburg) (NRW) Werner Hubrich, MdL (Sachsen) Stellvertretende Vorsitzende: Staatss. Dr. Walter Priesnitz (NRW) Sibylle Dreher (Sachsen-Anhalt) Dr. Sieghard Rost (Bayern) Rüdiger Goldmann (NRW) Horst Schulz (Thüringen) Karlheinz Lau (Berlin) Karl Walter Ziegler Kurt Josef Rossmanith, MdB (Baden-Württemberg) (Bayern) Hauptgeschäftsführer: , MdB (Hessen) Klaus Schuck Seite 24- UiD 39/1995 WAHLEÜ Vorstand der CDU/CSU-Bundestagsfraktion

Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion Paul Krüger, Arbeitsbereich 7: hat in der letzten Woche ihren Aufbau Ost Vorstand turnusgemäß neu gewählt. Parlamentarische Geschäftsführer: Gewählt bzw. in ihren Ämtern be- stätigt wurden: 1. Parlamentarischer Geschäftsfüh- rer: Joachim Hörster Fraktionsvorsitzender: Parlamentarischer Geschäftsführer Wolfgang Schäuble der CSU-Landesgruppe und Stell- Erster Stellvertretender Fraktions- vertreter des 1. Parlamentarischen vorsitzender und Vorsitzender der Geschäftsführers: CSU-Landesgruppe: (bereits 1994 für die gesamte Le- Michael Glos (bereits 1994 für die gislaturperiode von der CSU-Lan- ganze Legislaturperiode von der desgruppe gewählt). CSU-Landesgruppe gewählt) Stellvertretende Fraktions- Clemens Schwalbe vorsitzende: Andreas Schmidt (Mülheim) , Arbeitsbereich 1: Recht, Petitionen, Geschäftsordnung, Justitiare: Inneres, Sport, Vertriebene und Reinhard Göhner Flüchtlinge, Kommunalpolitik Gerhard Scheu (am 20.11.1995 , Arbeitsbereich 2: von der CSU-Landesgruppe ge- Auswärtiges, Verteidigung, wirtschaftl. wählt). Zusammenarbeit, Europäische Union Beisitzer: Hans-Peter Repnik, Arbeitsbereich 3: Finanzen, Haushalt, Wirtschaft, Frem- Renate Hellwig denverkehr und Tourismus, Parla- mentskreis Mittelstand Siegfried Hornung Hannelore Rönsch, Arbeitsbereich 4: Heinz-Jürgen Kronberg Ernährung, Landwirtschaft und For- Michael Luther sten, Verkehr, Raumordnung, Bauwe- sen und Städtebau Peter Harald Rauen Heiner Geißler, Arbeitsbereich 5: Christa Reichard Arbeit und Soziales, Arbeitnehmer, Ortrun Schätzle Familie, Senioren, Frauen und Ju- Alois Graf von Waldburg-Zell gend, Gesundheit Jürgen Warnke (am 20.11.1995 Gerhard Friedrich, Arbeitsbereich 6: von der CSU-Landesgruppe ge- Umwelt, Forschung, Technologie, Bil- wählt) dung, Wissenschaft, Post, Telekom- munikation (am 20.11.1995 von der Susanne Tiemann CSU-Landesgruppe gewählt). WAHLEN UiD 39/1995 • Seite 25

Arbeitsgruppen (Vorsitzende/ 12. Auswärtiges Obleute): , 1. Recht: Reinhard von Schorlemer 13. Verteidigung 2. Inneres (Sport) Thomas Kossendey 14. Europäische Union Wolfgang Zeitlmann Gero Pfennig 3. Wirtschaft Michael Stübgen Rainer Haungs 15. Wirtschaftliche Zusammen- Ernst Hinsken arbeit 4. Landwirtschaft Winfried Pinger Egon Susset Michael Wonneberger Meinolf Michels 16. Bildung, Wissenschaft, 5. Verkehr Forschung, Technologie Dirk Fischer Rainer Jork 6. Post 17. Umwelt Elmar Müller Klaus Lippold Peter Parziorek 7. Raumordnung, Bauwesen 18. Familie, Senioren, Frauen und Städtebau und Jugend Dietmar Kansy Maria Eichhorn 8. Finanzen 19. Fremdenverkehr Rolf Olderog Klaus Brähmig 9. Haushalt Ehrenrat: Adolf Roth Hans Klein 10. Arbeit und Soziales Julius Louven Finanzkommission: Karl-Josef Laumann Ernst Hinsken 11. Gesundheit Hans-Ulrich Köhler (Hainspitz) Wolfgang Lohmann Rolf Olderog Wolfgang Zöller Hans Peter Schmitz (Baesweiler) Seite 26- UiD 39/1995 CDU RHEINLAND-PFAL?

Kommentare zum Landesparteitag in Bad Dürkheim

Siegeswille FDP Unterschlupf in einer Koalition an. Denn zur Rückgewinnung der Die Stimmung ist gut: CDU-Lan- deschef Johannes Gerster hat es in Macht braucht die CDU einen Part- den vergangenen beiden Jahren ge- ner. Daran gibt es derzeit keinen Zwei- schafft, seiner Partei wieder Zuver- fel. Allgemeine Zeitung, Mainz sicht und Optimismus zu vermitteln. Jetzt, wenige Monate vor der nächsten Aufbruchstimmung Landtagswahl, sammeln sich die Die Bestätigung des CDU-Landesvor- Christdemokraten hinter ihrem Vor- sitzenden Johannes Gerster im Amt mann. Die Zeit der internen Querelen steht für einen Markstein der rhein- ist inzwischen vorbei - Kritik wird nur noch hinter vorgehaltener Hand land-pfälzischen CDU auf ihrem zwei- geäußert. jährigen Weg in die politische Offensi- ve. Mit der überragenden Zustim- Ein Wechsel in der Staatskanzlei mungsquote von 97 Prozent erwiesen scheint möglich. Doch fällt auf, wie die Delgierten dem Spitzenkandidaten sehr die CDU auf Unterstützung aus für die Landtagswahl das Vertrauen, Bonn hofft: Nicht die landesspezifi- der die Partei nach dem Neubeginn schen Themen werden den Wahlkampf vor zwei Jahren aus der 31-Prozent- beherrschen, vielmehr wird die Bun- Talsohle herausgeführt hat. Gerster desrepublik der Auseinandersetzung symbolisiert die nach den Querelen im ihren Stempel aufdrücken. Kein Wun- Landesvorstand eingeforderte Ge- der, daß bereits der Begriff der „Klei- schlossenheit der Gesamtpartei, die nen Bundestagswahl" die Runde die Delegierten auch per Stimmkarte macht. demonstrierten. Der Parteitag in Bad Dürkheim beleg- te den Siegeswillen der CDU. Die Zuversicht statt Kleinmut, Siegeswille Partei will es nach dem Absturz vom statt Verzagtheit: Beim Parteitag in April 1991 wieder wissen. Sie glaubt Bad Dürkheim spiegelte sich die Auf- daran, die besseren Konzepte zu ha- bruchstimmung wider, die seit einiger ben, und sie will der SPD die Macht Zeit in der Landespartei herrscht. Sie abjagen. Dabei hofft sie, daß die De- liegt in den Meinungsumfragen über batte um Rot-Grün ihre Wähler mobi- 40 Prozent, drei Prozent vor der SPD. lisiert. Gleichzeitig bietet Gerster der Die Rheinpfalz

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