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Gemeinde Langnau Objektname Höheweg (Hübeli) Verw. Kreis Objektbezeichnung Burgstelle Nummer Höh. 01/12/U Datierung M?

LK Koordinaten H. ü. M 1168 626511/198858 681

Begehung Fotos Funde

Lage

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Siegfriedkarte 1880

Bestand, Beobachtungen

Jahn erwähnt in seinem Werk, dass es im Dorf Langnau nicht an Altertumsspuren fehlt.1 Nähere Untersuchungen der erwähnten Stellen konnte er vor Ort jedoch nicht unternehmen. Von bedeutender Wichtigkeit ist die Erwähnung des „Hübeli“. Dieses wird als eine runde Anhöhe beschrieben, welches „altertümliches Menschenwerk verrät“. Die Erwähnung bezieht sich auf das im Kaufbrief von Daniel Röthlisberger an den Staate von 1816 erwähnte „Hübeli“ hinter dem Pintenhaus (heutiges Hotel Hirschen) 2. Bestätigung dieser Annahme findet sich in alten Ansichten von Langnau, welche die genannte Formation aus der NW und S Seite, als markante „runde“, bewachsene Anhöhe, hinter dem „Frischinggut“ zeigt, welche durch einen Graben vom Hochfeld abgetrennt ist.

Samuel Frisching (II) war von 1637 bis 1643 Landvogt von . 1649 erwarb er im östlichen Teil des damals zur Landvogtei Trachselwald gehörenden Dorfes Langnau ein Landgut und damit das Schankrecht in dem heute noch vorhandenen, aus dem 14. Jahrhundert stammenden Gewölbekeller des jetzigen Gasthofs Hirschen. In Langnau pflegte Frisching mit seiner Familie die Sommermonate zu verbringen und liess sich zu diesem Zweck ein schlossartiges Herrenhauses bauen, das im 19. Jahrhundert Sitz ("Schloss") des bernischen Regierungsstatthalters war und an dessen Stelle 1955 das heutige Amtshaus errichtet wurde.3 Zur Parzelle des Herrenhaus gehörte auch das „Hübeli“, welches sich unmittelbar oberhalb dem Haus befand. Die Erhöhung wurde aufgrund der topographischen Form „Hübeli“ genannt. Darauf wurde eine Teelaube, oder nach weiteren Beschreibungen ein „Lustschlösschen“ nach französischem Vorbild eingerichtet.

1 Emmentaler Altertümer und Sagen, Albert Jahn, Seite 71 2 Staatsarchiv, Fach 3 Wikipedia, Samuel Frisching kornspycher.ch, Jonas Glanzmann 2

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Das Dorf Langnau auf dem Schachenplan von 1729 von Johann Ludwig Reinhard. Der Grundrissplan zeigt deutlich die markante Erhöhung N dem Pintenhaus und dem Frisching Haus.

Ausschnitt aus der Karte „Amtsgut und den dazugehörigen Wässerungen“ von 1824. Das Hübeli ist als markante Anhöhe mit Abschnittsgraben im NO gegen das Lägerfeld (heutiges altes Sekundarschulhaus Oberfeld) dargestellt.

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Am westlichen Besiedlungsrand von Langnau, an der Ausfallstrasse nach Zollbrück, findet sich ein weiterer Flurname „Hübeli“. Dieser bezieht sich auf den heute noch in der Strassenführung der Kantonsstrasse sichtbaren leichten Übergang beim Restaurant „Hübeli“ (Koord. 625282/199374). Die Stelle lässt eine Burgstelle wie sie Jahn beschreibt Topographisch nicht zu. Nähre Abklärungen, auch in der Umgebung der Flurstelle, weisen keine Anzeichen einer künstlichen Veränderung auf. Aus diesem Grund scheidet diese Stelle als möglicher Punkt der Erwähnung in Jahn aus.

Vergleicht man die vermutliche Anlage aufgrund der beiden Situationspläne von 1729 sowie den alten Ansichten mit denjenigen Anlagen der näheren Umgebung, fällt sofort folgendes auf. Die Grösse des Plateaus, die fortifikatorische Abtrennung der Anlage zur Umgebung (Abschnittsgraben) und die gesamte Ausdehnung der kleinen Anlage findet sich fast exakt wieder in der Anlage am Widerberg (Koord. 627790/198640), Burgbühl (Koord. 627920/197550) und Gohlgraben (Koord 628810/199030). Alle drei Anlagen befinden sich nördlich von Langnau in einer Distanz von nur 2.3 km. Weitere Anlagen im Vergleich lassen sich in der Umgebung einfach finden. So können hier noch die Anlagen Dorf (Koord 622910/201625) und Stöckhüsli bei Zollbrück (Koord 624300/201220) erwähnt werden.

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Vergleichbare Burgstellen in einer Distanz von 2.3 km 1 Widerberg, 2 Gohlgraben, 3 Burgbühl, 4 Zwygarten, 5 Burgstelle Hübeli, Dorf kornspycher.ch, Jonas Glanzmann 4

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Das Amthaus in Langnau 1820, ehemaliges „Frisching Gut“. Sichtbar ist das „Hübeli“ am linken Bildrand. Dieses ist deutlich vom Lägerfeld abgegrenzt.

Als mögliche Bewohner eines kleinen Herrschaftsitzes kommen im engeren Rahmen des Dorfes nur das Geschlecht derer „von Langnau“ in Frage. Dieses Geschlecht (erwähnt 1246), welches sich nicht unüblich für diese Zeit nach der Siedlung nennt, taucht in verschiedenen Urkunden im 13. Jahrhundert auf. Als Dienstmannen der Kyburger verwalten diese wohl eine kleine Herrschaft in der Dorfgegend, in welcher sie über die niedere Gerichtsbarkeit verfügten.

Albert Jahn erwähnt als Wohnsitz der von Langnau die Anlage Burgbühl bei Bärau.4 Andreas Moser beschreibt in seinem Bericht über die Grabung von 1958/60 auf dem Burgbühl bei Bärau (Koord. 627920/197550) eine kleine hölzerne Anlage. Aus der Grabung kann die Vermutung von Jahn nicht bestätigt werden. In der Literatur findet sich aber auch die Vermutung, dass die Stammburg der von Langnau bei Zwygarten (Koord 626400/197180) liegen soll.5 Dies kann jedoch stark angezweifelt werden. Liegt die Anlage doch weit entfernt vom Dorfkern entfernt. Ein direkter Einfluss konnte hier nicht stattfinden.

4 Albert Jahn Emmentaler Altertümer und Sagen, Seite 70 5 Berner Heimatbücher, Langnau, Rudolf Zbinden, Max Pfister kornspycher.ch, Jonas Glanzmann 5

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Langnau von Südwesten um 1830. Deutlich erkennbar das „Hübeli“ hinter dem Gasthof Hirschen ,mit einem nicht näher fassbaren pavillonartigen Gebäude. Die Erhöhung musste 1874 dem Neubau des Sekundarschulhauses weichen und der Abschnittsgraben wurde verfüllt..

Um den Grund für die Ansiedlung einer Burgstelle am westlichen Ende der Lägermatte zu verstehen, können folgende Punkte beigezogen werden.

Die Topographie ermöglichte es, ohne grösseren Aufwand einen Burghügel vom restlichen Gelände, mittels eines Abschnittsgrabens, abzutrennen. Die dreiseitigen Flanken der Lägermatte sind natürlich steil geböscht. Beides ideale Voraussetzungen einer einfachen Fortifikation.

Damit nimmt das Hübeli eine markante gut sichtbare Stellung in der Nähe der Kirche ein.

Vergleicht man die Besiedlung des Dorfes auf dem Schachenplan von 1729, so lässt sich die schon 1297 urkundlich erwähnte Zweiteilung von Langnau erkennen.6 Dabei spielt die Geologie eine nicht unwichtige Rolle. Auf der Grundwasserkarte ist gut ersichtlich, dass der Grundwasserfluss unmittelbar am Fusse der Lägermatte anschlägt. Die Situation von 1824 über das Amtsgut und die dazugehörigen Wässerungen verdeutlicht, dass in dieser Zeit das Land sehr feucht sein musste. Spuren von ehemaligen Verbauungen der in der heutigen Schlossmatte (Schlossstrasse), unterstützen die These, dass der Lauf der Ilfis in historischer

6 Die alten Dorfmärkte des Emmentals, Fritz Häusler, Seite 67 kornspycher.ch, Jonas Glanzmann 6

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Zeit im Unterdorf verlief. Somit war die erhöhte Lage zur Erstellung einer Burgstelle mehr als nur günstig.

Weiter befand sich auf der N Seite des „Hübeli“ (Heute Viehmarktplatz) das „Lotterbächli“. Aufgrund des sehr feuchten Untergrundes, förderte dieses nicht gerade eine Besiedlung dieses Teils des Dorfes. Es müsste vielmehr angenommen werden, dass sich im tiefer gelegenen Teil von Langnau (Unterdorf), Gewerbebetriebe ansiedelten, welche sich das Wasser zu Nutzen machten (Gerber, Mühlen). Tatsächlich befinden sich hier denn auch die älteste bezeugte Mühle und Gerbe von Langnau. Das Oberdorf war aufgrund der Terrassenlage von Überflutungen der Ilfis geschützt und kann so als Terrassensiedlung gelten. Die Tatsache das Langnau am Wasser gegründet wurde, wiederspiegelt sich auch im Namen. Der Bezeichnung „lange au“ liegt germanische „awjo“ in der Bedeutung Insel, Au, zum Wasser gehörig vor. Diese ist abgeleitet von einer nur noch in Flussnamen bewahrten Bezeichnung für Gewässer. Der Namensbestandteil in Namen germanischer Herkunft kann drei verschiedene Bedeutungen haben:7 Ein Blick auf die diversen Dorfansichten veranschaulicht diese Namensgebung.

- Aue im Sinne der heutigen allgemeinen Bedeutung feuchte Niederung, Gelände am Wasser - Seeninseln - Fließgewässer und davon abgeleitete Ortsnamen

Lotterbächli

Grundwasserfluss und Lage des Lotterbächli am Viehmarktplatz.

Um ein möglicher Standort einer Burgstelle des kyburgischen Dienstmannengeschlechtes von Langnau auf dem Hübeli mit weiteren Fakten zu stützen, lohnt es sich, wiederum in der

7 http://de.wikipedia.org/wiki/Ortsnamen_auf_-au kornspycher.ch, Jonas Glanzmann 7

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unmittelbaren Umgebung der Siedlung Langnau nach vergleichbaren Situationen zu suchen. Der Vergleich bezieht sich hier auf die unmittelbare Nähe einer Burgstelle zur Kirche.

Lauperswil, Oberdorf, Koord 622910/201625 Lauperswil dürfte eine ähnlich frühe Besiedlung wie Langnau haben. Diese setzt um das Jahr 700 ein. Das Dorf liegt auf einer Anhöhe (Terrassensiedlung) und ist so gegen Überschwemmungen durch die Emme geschützt. Die Kirche aus dem ausgehenden ersten Jahrtausend steht prominent positioniert auf der Kante der Terrasse. In unmittelbarer Nähe befindet sich das heutige Pfarrhaus. Laut Kalchmatturbar, muss das Pfarrhaus ursprünglich ein Speicher der Herrschaft Wartenstein gewesen sein.8 Das Pfarrhaus steht auf einer wohl zum Teil künstlich aufgeschütteten Erhöhung, welche von einem Ringgraben umgeben ist. In den Kellerfundamenten hat sich der Rest eines mittelalterlichen Turmes erhalten. Der Überlieferung nach handelt es sich hier um ein festes Haus (Sässhaus). Die Ausdehnung der Befestigung (Plateau), gleicht derjenigen des „Hübeli“ in Langnau.

Sumiswald, Burgbüel, Koord 622840/208490 Bei handelt es sich um eine weitere Besiedlung in Terrassenlage. Am westlichen Ende der Terrasse, in unmittelbarer Nähe zur Kirche, findet sich eine kleine Wehranlege. Die Kirch wurde in einem ähnlichen Zeitraum wie die Kirchen in Langnau und Lauperswil gegründet. Der rundliche Burghügel hat künstliche abgearbeitete Hänge und ein ebenes Plateau.9 In der Burgstelle Burgbühl wird der Stammsitz der Freiherren von Sumiswald vermutet. Es handelt sich demnach auch hier um ein festes Haus, welches nicht nur in unmittelbarer Nähe zur Siedlung steht, sondern auch den nahen Bezug zum Kirchengebäude sucht.

In den Fällen von Lauperswil und Sumiswald darf wohl angenommen werden, dass sich zu Beginn der Siedlung, der Stammführer ein festes Haus bewohnte. Zugleich könnte diese Oberschicht eine Gründung der Kirchen beeinflusst haben.

Die mittelalterliche Kirche in Langnau war dem heiligen Martin geweiht. Die St. Martinskirchen in Rohrbach und Wimmis gehen auf das 7. oder 8. Jahrhundert zurück. Auch für Langnau ist das Martinspatrozinium ein Indiz, dass Dorf, Kirch und Pfarrei in das erste Jahrtausend zurückreichen dürfen.10

Somit ist ausgehend von beiden Beispielen eine Burgstelle auf dem „Hübeli“ aus Gründen des Besiedlungsverlaufes gut denkbar.

8 Lauperswil, Geschichte einer emmentalischen Gemeinde und Ihrer Bewohner, Hans Minder, Seite 115 9 Archäologie Bern 2010, Seite 44 10 Kirche Langnau, Walter Steiner, Seite 12 kornspycher.ch, Jonas Glanzmann 8

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Langnau um 1864, im Vordergrund die Ilfis. Das Hübeli ist gut Sichtbar hinter dem Hotel Hirschen.

Mit der in der Literatur, Plänen und Ansichten gesicherten Burganlage, dürfte die Stammburg des Dienstmannengeschlechtes Von Langnau auf dem Hübeli gesichert sein. Das Geschlecht der Von Langnau lässt sich bis ins 14. Jahrhundert verfolgen. Möglicherweise ist der Untergang der kleinen Herrschaft in Langnau, im Raubzug der Berner vom Mai 1340 nach dem Laupenkieg, zu suchen. Der Berner Chronist Justinger schreibt „Darnach im meyen, do man zalt MCCC und XL jar, zugent die von Bern aber uss mit ir paner und gantzer macht uf den graven von Kiburg. Und zugen gen Signow, von dannen gen Langnow, von dannen gen Burgdorf, von dannen gen Langental und verbrannten und verwusten, was si funden.“11

Bei der Anlage könnte es sich um eine kleine Abschnittsburg gehandelt haben. In der Grösse und Form gleicht diese sehr der Anlage auf dem Burgbühl (Koord.627920/197550).

11 Die Schweiz im Mittelalter in Diebold Schillings Spiezer Bilderchronik, Studienausgabe, Faksimileverlag Luzern S 309 kornspycher.ch, Jonas Glanzmann 9

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Langnau von Nordwesten, um 1820. Sichtbar das „Hübeli“ in der Bildmitte.

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Das Oberdorf Langnau von Süden im Jahr 1827, von Gottlieb Samuel Studer. Eine topographisch recht getreue Bleistiftskizze.

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Langnau von Süden um 1820 mit dem sehr deutlich sichtbaren Abschnittsgraben auf der E Seite.

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Ansicht von Süden von Johann Scheidegger um 1820.

Langnau Ansicht von Süden um 1860.

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Die Burgstelle befindet sich auf der heutigen Parzelle 54, Höheweg 6. Darauf befindet sich das von Jakob Kästli 1874 erbaute Sekundarschulhaus. Bereits 1866 verkaufte der Staat Bern das ehemalige Hübeli der Sekundarschule Langnau. Während der Bauzeit wurde der Abschnittsgraben verfüllt, um darauf das Sekundarschulhaus zu erstellen. Weiter wurde das Hübeli abgegraben um damit das notwendige Material zu haben, um die Zufahrt zu ermöglichen. Das Gelände wurde somit stark verändert. Damit dies geschehen konnte, musste zuerst beim Regierungsrath die Genehmigung eingeholt werden. Unter den Kaufbedingungen war nämlich verzeichnet, dass der Hügel als Aussichtspunkt erhalten bleibt. 12Vom ursprünglichen Hügel ist wahrscheinlich nur noch die nördliche- und westliche Hügelflanke geblieben. Eine Untersuchung dürfte daher schwer sein.

Höheweg 6, welcher sich an der Stelle des „Hübeli“ befindet.

12 Festschrift zum fünzigjährigen Jubiläum der Sekundarschule Langnau, Pfarrer E Müller, Seite 42 kornspycher.ch, Jonas Glanzmann 14

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Ansicht Sekundarschulhaus

Bestand

Staatsarchiv, Fach Signau

06.05.1816

27.05.1817 Kaufbrief Daniel Röthlisberger, gew. Grossrat, in Langnau, verkauft dem Staat Bern für Fr. 4'000.-- das hinter dem Pintenhaus gelegene "Hübeli" mit daraufstehendem Cabinet, Bänken und Bäumen (ca. 2 1/2 Jucharten), den zum Pintenhaus gehörigen Garten sowie den dritten Teil des auf dem "Frischinggut" ("Frisching-Gut") gelegenen Ofenhauses.

Staatsarchiv, Fach Signau

14.06.1866 Kaufvertrag Der Staat Bern verkauft der Sekundarschule Langnau für Fr. 690.-- seine Liegenschaft "Hübeli" [Land (ca. 1 1/4 Jucharten)] im Unterdorf in Langnau. Verwendungszweck: Erstellung eines Turnplatzes mit Turnhalle.

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