Kunstbericht 1983
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I UNDESMINISTE I ÜR UNTERRICHT v. 0 R ~" 0 R T LITERATUR UND LITERATURFÖRDERUNG: PROBLEME UND KULTURPOLITISCHE ERWÄGUNGEN Im weiten Bereich der vielgestaltigen Kunst und der Gesamtheit der kulturellen Erscheinungen spielt die Literatur eine maßgebliche, eine besondere Rolle. An die Sprache gebunden, kann sie nicht wie Musik und,bildende Kunst unmittelbar und ohne Übertragung überall und ohne weiteres aufgenommen werden. In der viel fältigen, stets komplexer werdenden Medienlandschaft von heute wird es immer schwieriger, die Bedeutung der Literatur u'nd ihren wahren Unfang zu erkennen und zu bestimmen. Das Print-Medium Buch etwa, so bedräng.t es gegenwärtig durch die neueren Medien erscheint, ist für dia ~istEn anderen Medienprodukte eine unentbehrliche Grundlage und Voraussetzung, zumindest in der Form des Manuskripts (das ja oft im nachhinein zur Cokumentation oder zu wei terer Verfügung für andere ZWecke gedruckt wird und oft ein Werk erst dauernd und leicht verfügbar macht). Literatur im engeren .Sinn ist Belletristik, von der Tri vial- und Unter haltungsliteratur mit ihren vielen Formen, etwa _den Comic strips, bis zur Dichtung, wobei erheblich verschiedenartige Begabungen bei den Autoren voraus zusetzen sind. Die Medienlandschaft ist formenreicher geworden, die bisherigen Schwerpunkte haben sich verlagert, neue Medien bewirken neue Faszination. Neben Presse, Film, Rundfunk und Fernsehen treten Kabelfernsehen, Satelliten-TV, Bild schirm-Texte und Videofilme, die sich neue Positionen erobern werden. Dennoch bleibt Literatur im engeren wie auch im weiteren Sinn (einschließlich z.8. des Sachbuches) eine wesentliche Voraussetzung, etwa für das Fernsehspiel,' diese wichtige neue Gattung, etwa für das Hörspiel und das Feature. Immer mehr Autoren arbeiten für diese neuen Medien. Gleichzeitig wird die internationale ·Konkurrenz immer stärker, durch neue, zum Teil computergestützte Übersetzungstechniken bietet sich immer mehr fremdsprachiges Material an. Angesichts der Fülle der Erscheinungs- und Wirkungsformen der Literatur wird die Problematik der Literaturförderung leichter verständlich. Ihr Konzept beruht auf der Förderung der- Belletristik, also vor allem der lyrischen, der erz§hlenden bzw. epischen und der dramatischen Werke und ihrer Autoren. Es beruht aber auch auf dem Vorhandensein einer eigenen österrelchischen Literatur, österreichischer Schriftsteller und Dichter. Es ist noch nicht lange her, daß sich die Österreicher ihrer eigene~ Literatur, ihrer eigenen Tradition bewußt wurden, nicht lange her, daß eine neue. mehr oder minder auf eigenen Füßen stehende Literatur entstand, daß die Welt allmählich zur Kenntnis nimmt, daß es eine eigenständige, wenn auch in einem mehr oder minder engen Zusammenhang mit der deutschen Tradition stehende österreichische Literatur gibt. Diese Einsicht ist also jung wie diese neue Literatur, die heute so großes Pnsehen in vielen Ländern der Welt genießt (wenn auch oft nur in Fachkreisen). Aber erst in den Siebzigerjahren setzte eine breitere Förderung ein. Hier haben sich Entwicklungen vollzogen, die bemerkenswert sind. Vor verhältnismäßig wenigen Jahren ist es gelungen, die unmittelbare Schriftstellerförderung auf eine brei tere Basis zu stellen, indem ein Sozialfonds begrün-det wurde, aus dessen l"li tteln die soziale Lage der Schriftsteller durch gezielte Aufwendungen und Beiträge (zur Kranken- und Pensionsversicherung vor. allem) verbessert werden kann. Er freulicherweise konnten die Mittel dieses Sozialfonds, der selt 1977 besteht, in letzter Zeit ganz erheblich erweitert we!'den, von ehemals vier Millionen auf nunmehr 16 Millionen. ~Joch ist freilich die Frage des ilSibliotheksgroschens 11 nicht gelöst, dessen gesetzliche Fixierung einen Rechtsanspruch in Form einer Tantieme mit sich bringen würde. - 1 - L~ übrigen darf man nicht übersehen, daß die früheren Förderungsmaßnahmen da neben erhalten geblieben sind, etwa die Förderungsprämie für ältere Autoren (ab 50 Jahren), und vor allem daß schon in den frühen Siebzigerjahren die Stiftung von zwölf Jahresstipendien erfolgte. Eine besondere Art der Förderung wird den dramatischen Autoren zuteil: einesteils durch die Möglichkeit, vier Jahresstipendien bzw. bis zu acht Halbjahresstipendien (entsprechende Kombinationen sind möglich) aufgrund von Vorschlägen einer Jury des BMUK im Rahmen des Dramatischen Zentrums zu vRrgeben; andernteils durch die Möglichkeit, bis zu fünfzehn kurzfristige Stipendien zu je S 25.000,- an Putoren zu vergeben, für deren Stückentwurf ein ernstliches Interesse bei einem öster• reichischen Theater besteht, wobei außerdem ein Betrag bis zu S 15.000,- bei Auf führungen auf einer Kleinbühne und bis zu S 30.000,- bei Pufführungen auf mfttleren oder großen Bühnen an -die Autoren gezahlt wird, falls die Tantiemener träge geringer bleiben. Sicher übertrifft die Anzahl der möglichen S~ipendien bei weitem die Anzahl der Aufführungen von neuen Stücken der zeitgenössischen österreichischen Autoren (für die übrigens die Kleinbühnen eigene Prämien erhal ten können). Auch das Hörspiel, eine festetablierte eigene Gattung aus dem Bereich der drama tischen Literatur, hat einen festen Platz im Gesamtkonz,ept: zwar ist es direkt auf den österreichischen Rundfunk bezogen ,(und nicht selten ~uf eine der bundes deutsehen Rundfunkanstalten), es ist aber auch in den Förderungsplan einge schlossen, am sichtbarsten durch den Förderungspreis für Hörspiele (der alle fünf Jahre einmal verliehen wird). Ähnliches gilt für das Fernsehspiel, das parallel zum Hörspiel durch Vergabe eines Preises berücksichtigt wird. Neben den bisher genannten Formen der Förderung steht gleichbedeutend die Förde• rung der literarischen Zei tschri ften und zahlreicher Buchprojekte : durch Druck kostenbeiträge und durch Pnkäufe. Die Zahl der geförderten literarischen Zeit schriften ist dauernd im Steigen begriffen, wenn auch gerade in diesem Bereich eine starke Fluktuation festzustellen ist und sich manche Projekte überlebt haben und eine Reihe von Zei tschri ften ihr Erscheinen wieder eingestell t hat. Allgemein wird anerkannt, auch im deutschsprachigen Ausland, daß Österreich zahlreiche niveauvolle Publikationen aufzuweisen hat, die überall starke Beachtung finden. Die Förderung ist allerdings nicht auf rein literarische Zeitschriften beschränkt. In zahlreichen Kulturzeitschriften hat die Literatur einen besonders großen oder' jedenfalls wesentlichen Anteil, ebenso in manchen politischen und kulturpolitisch en Zeitschriften, wobei auch Formen wie Essay und Feuilleton neben anderen eine wichtige Funktion haben (die Grenzen zu sachbestimmten Formen verschwimmen frei lich). Übrigens wird vor allem die Kunstgattung des Essays durch die jährliche Vergabe eines Preises für Kulturpublizistik (seit 1979) gewürdigt und ins Kultur förderungsprogramm einbezogen. Die lite~arische Zeitschrift ist sicherlich ein besonders wichtiges Forum für die Schriftsteller, vor allem für den Einstieg ins öffentliche und literarische Leben, auch eine erste Bewertungsgrundlage. Kein Wunder, daß bei der fortschreitenden Entwicklung unserer zeitgenössischen Literatur den Zeitschriften in allen Bundes, ländern wachsende Bedeutung zukommt und daß nahezu jedes dieser Länder sich durch eine entsprechend aufgemachte Zeitschrift repräsentativ vorstellt. Erfreulicher weise kann heute nicht mehr übersehen werden, daß österreich ische ,C\utoren in größerer Zahl und auch wirksamer (z .8. durch besser entsprechende lJ.Ierbemethoden) in österreichischen Verlagen herausgebracht werden und daß diesem Umstand seit längerer Zeit auch schon vielfach im Ausland gebührende Beachtung geschenkt wird. Das deutliche Hervortreten österreichischer Literatur hat inzwischen auch zu einem vermehrten Interesse geführt, österreichische Autoren in fremde Sprachen zu übersetzen, ein Prozeß, der auch in wirtschaftlicher Hinsicht wachsende - 2 - Bedeutung hat. Fremdsprachige Übersetzer richten ihre Aufmerksamkeit immer häufiger und auch kontinuierlicher auf österreichische Autoren und Verlage. Durch 8uchprämien (jährlich fünfzehn) für österreichische Autoren und auch für Kleinverlage wird die Wechselbeziehung zwischen österreichischen Autoren und ihren Verlegern anerkannt und gefördert. Sicher hat es der Roman weitaus leichter als die Lyrik, die nicht nur etwa im Ausland, sondern sogar besonders im Inland ständig neuer Werbung und neuer Werbemethoden bedarf, wie es etwa durch eine vom Ministerium herausgegebene Broschüre (11Lebende Lyrik - 13 KostprOben") geschehen ist, die kostenlos an Theaterbesucher verteilt wurde. Nicht wenig trägt die Verbindung von Lyrik und Musik (auch auf Schallplatten und in den Konzertsälen) zu verstärkter Rezeption durch ein breiteres, bisher oft lyrikfernes Publikum bei, wie es z.8. bei den sogenannten Liedermachern der Fall ist. In der Zeit des Aufstiegs der österreichischen Gegenwartsliteratur und zur Zeit ihres stärksten Einflusses und des größten Interesses an ihr - mit früheren Phasen oder gar Epochen kaum vergleichbar - sind die literarischen Veranstal tungen so gut wie immer von nachwirkender Bedeutung gewesen, vor allem in Wien und Gr.az, das ja mit einigem Recht die lIheimliche Hauptstadt der Literatur" ge nannt worden ist. Die kulturpolitische Wichtigkeit literarischer Großveranstal• tungen überregionalen Charakters ist weiterhin gewachsen, und die sich mehrenden Schwankungen im schöpferischen Potential und Verlagerungen des Schwergewichts auf andere Räume und Gruppen werden durch neue gegenseitige Einflüsse, inter nationale Kontakte, erweitertes und vertieftes