Geschichtsbewusstsein Als Kernkompetenz

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Geschichtsbewusstsein Als Kernkompetenz Potsdamer Schriften des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, Band 30 In der Bundeswehr bestand schon bei ihrer Aufstellung vor über sechzig Jahren ein grundsätzlicher Konsens über die Notwendigkeit und hohe Be- deutung historischer Bildung. Dieses Verständnis unterscheidet sich nicht wesentlich von dem öffentlicher Schulen und anderer ziviler Bildungsein- richtungen. Allgemein gilt in Deutschland historische Kompetenz als eine wesentliche Voraussetzung für verantwortliches und zukunftsorientiertes Handeln. Angesichts dieser grundsätzlichen Übereinstimmung über den Wert his- torischer Bildung ist es bemerkenswert, wie umstritten innerhalb wie au- ßerhalb der Bundeswehr die Ansichten über deren konkreten Nutzen sind. Die Auseinandersetzung um diese Frage begann bereits vor der Ernen- nung der ersten Soldaten am 12. November 1955 und ist bis heute nicht beendet. Die Beiträge des Bandes thematisieren verschiedene Facetten dieser Auseinandersetzung. Außerdem beschreiben sie die Entwicklung der his- torischen Bildung und insbesondere der Militärgeschichte in Theorie und Praxis bei der Ausbildung der deutschen Soldatinnen und Soldaten. Geschichtsbewusstsein als Kernkompetenz Geschichtsbewusstsein als Kernkompetenz Historische Bildung in der Bundeswehr ISBN 978-3-941571-37-2 Herausgegeben von Frank Hagemann und Sven Lange Geschichtsbewusstsein als Kernkompetenz Potsdamer Schriften des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr Begründet vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt Band 30 Geschichtsbewusstsein als Kernkompetenz Historische Bildung in der Bundeswehr Im Auftrag des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr herausgegeben von Frank Hagemann und Sven Lange unter Mitarbeit von Cornelia Grosse ZMSBw • Potsdam 2020 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar. © 2020 Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, Zeppelinstr. 127/128, 14471 Potsdam www.zmsbw.de Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk sowie einzelne Teile sind urheberrechtlich ge- schützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen ist ohne vorherige schriftliche Zustimmung des ZMSBw nicht zulässig. Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, Fachbereich Publikationen (0831-01) Lektorat: Björn Mielbrandt, Aleksandar-S. VuletiĆ Texterfassung, Satz, Cover: Antje Lorenz, Martina Reuter Grafiken: Bernd Nogli ISBN 978-3-941571-37-2 Inhalt Vorwort ............................................................................................................. 1 Frank Hagemann & Sven Lange Einleitung .................................................................................................... 3 I. Wozu Militärgeschichte? Klaus A. Maier Von der Generalstabswissenschaft zur modernen Militärgeschichte. Oberst Hans Meier-Welcker und die Anfänge der militärgeschichtlichen Bildung in der Bundeswehr .......................................................................... 15 Sven Lange Klio in Wehr und Waffen. Vom militärischen Nutzen der Geschichte .......... 25 Burkhard Köster Innerer oder äußerer Nutzen der Militärgeschichte? Neue Aspekte einer alten Debatte ................................................................. 55 Agilolf Keßelring Konkurrierende Schwestern? Militärgeschichte und Strategische Wissenschaft .......................................... 67 Bernd Wegner »Wir sind alle Grenzgänger ...«: Militärgeschichte als Gegenstand von Forschung und Lehre an den Universitäten der Bundeswehr ...................................................................... 89 II. Geschichte als Bildungsauftrag Uwe Hartmann Erziehung oder Bildung? Die erzieherische Funktion militärgeschichtlicher Bildung .......................... 105 VI Inhalt Hans-Hubertus Mack Historische Bildung im Kontext militärischer Ausbildung und Erziehung ............................................................................................ 117 Sarah Katharina Kayß Aus der Vergangenheit für die Zukunft lernen. Zum Geschichtsverständnis deutscher und britischer Offizieranwärter ........ 135 III. Museen und Sammlungen als Instrument der historischen Bildung Gorch Pieken Gehören der Krieg und seine Geschichte ins Museum? Funktion und Aufgaben des Militärhistorischen Museums der Bundeswehr .......................................................................................... 155 Torsten Diedrich Bedeutung und Nutzen der Militärgeschichte – Funktion und Aufgaben der Militärgeschichtlichen Sammlungen der Bundeswehr ................................................................................................ 167 Ariane Huth Museumslandschaft der Bundeswehr 2.0 ..................................................... 197 IV. Militärgeschichte in Ausbildung und Lehre Eberhard Birk & Peter Popp Von der Aufgabe, »Technikfreaks« Militärgeschichte beizubringen. Militärgeschichtlicher Unterricht an der Offizierschule der Luftwaffe (OSLw) ....................................................................................................... 213 Heiner Bröckermann Militärgeschichte in der Unteroffizierausbildung des Heeres ........................ 229 Michael Peter Vom kriegsgeschichtlichen Beispiel zur Militärgeschichte. Die Entwicklung der militärhistorischen Bildung bei den Unteroffizieren des Heeres ........................................................................... 259 Robert Riemer Theorie und Praxis in der militärhistorischen Lehre – Erfahrungen und Überlegungen .................................................................. 271 Geschichtsbewusstsein als Kernkompetenz VII Markus Seemann Geschichtsvermittlung in der Militärseelsorge ............................................. 283 Katrin Hentschel Museum, Tablet oder Taschenbuch? Studie(n) zur Zukunft der Lehrmittel im Fach Militärgeschichte ................. 295 Anhang Abkürzungen ..................................................................................................... 311 Personenregister................................................................................................. 313 Vorwort Der vorliegende Band geht auf die 56. Internationale Tagung für Militärgeschichte zurück, die das Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw) vom 23. bis 25. September 2015 in Potsdam veranstaltete. Die Tagung, die im Jahr des 60-jährigen Jubiläums der Bundeswehr stattfand, wurde bewusst unter ein Thema gestellt, das die Geschichte der Bundeswehr seit ihrer Gründung begleitet hat: die historische Bildung in den Streitkräften. Geschichtsbewusstsein wurde von Beginn an als zentraler Bestandteil der neuen demokratischen Persönlichkeit des Soldaten angesehen. Dies lässt sich bereits an der Himmeroder Denkschrift ablesen, worin die Grundzüge eines westdeutschen Verteidigungsbeitrages erstmals skizziert wurden. Bei der historischen Bildung in der Bundeswehr handelte es sich dennoch lan- ge Zeit um ein Gespenst, das zwar durch die Flure des Amtes Blank wandelte, in der Truppe jedoch kaum greifbar war. Die Bezeichnung »historische Bildung« selbst wurde erst 1978 mit der »Weisung des Generalinspekteurs zur Verbesserung der his- torischen Bildung in der Bundeswehr« in dieser Form festgeschrieben. Vorher fiel sie lange Zeit unter Kategorien wie politische Bildung, staatsbürgerliche Unterrichtung oder allgemeine Information. Lediglich in der Ausbildung der Offiziere und Offizieranwärter kam die Militärgeschichte als eigenständiges Unterrichtsfach seit der Aufstellung der Bundeswehr zu ihrem Recht. Das Militärgeschichtliche Forschungsamt (MGFA), aus dem 2013 das ZMSBw hervorging, spielte von Beginn an eine wesentliche Rolle für die his- torische Bildung in der Bundeswehr. Dem ersten Amtschef des MGFA, Oberst Dr. Hans Meier-Welcker, gelang es, die Militärgeschichte als Teilgebiet der allge- meinen Geschichtswissenschaft in der Bundeswehr zu etablieren. Seit über sechzig Jahren betreiben MGFA und ZMSBw in diesem Verständnis militärgeschichtliche Forschung. Die Forschungsergebnisse sind seit jeher eine wichtige Grundlage für die historische Bildungsarbeit in der Bundeswehr. MGFA und ZMSBw haben hierzu in den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche Publikationen vorgelegt, die unmittel- bar der Durchführung des militärgeschichtlichen Unterrichts an den Offizier- und Unteroffizierschulen oder der Unterstützung der zuständigen Vorgesetzten in den Truppenteilen und Dienststellen bei der historischen Bildung dienen. Viele Grundforderungen, die an die historische Bildung in den Streitkräften nach 1945 gestellt wurden, sind bis in die Gegenwart nahezu unverändert geblieben. Die äußeren Rahmenbedingungen haben sich jedoch im Laufe der Jahre gewandelt. Ganz offenkundig gilt dies für das sicherheitspolitische Umfeld und die Rolle Deutschlands seit dem Ende des Kalten Krieges. Die Auslandseinsätze und die damit einhergehen- 2 Vorwort de Transformation der Bundeswehr zu einer »Armee im Einsatz« sind ein wichtiges Ergebnis dieser Entwicklung. Aber auch das Binnengefüge der Bundeswehr unter- liegt einem tiefgreifenden sozialen Wandel: Die zunehmende Integration von Frauen in die Streitkräfte, der wachsende Anteil von Soldaten mit Migrationshintergrund und der Übergang von der Wehrpflicht- zur Freiwilligenarmee sind hier als Beispiele zu nennen. So müssen heute nicht mehr überwiegend
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