Die Widderchenfauna Des Landkreises Weimarer Land Und Der Kreisfreien Stadt Weimar (Insecta: Lepidoptera: Zygaenidae) 135-166 VERNATE 38/2019 S
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ZOBODAT - www.zobodat.at Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database Digitale Literatur/Digital Literature Zeitschrift/Journal: Veröffentlichungen des Naturkundemuseums Erfurt (in Folge VERNATE) Jahr/Year: 2019 Band/Volume: 38 Autor(en)/Author(s): Göhl Karl, Kuna Gerd, Strutzberg Hartmuth Artikel/Article: Die Widderchenfauna des Landkreises Weimarer Land und der kreisfreien Stadt Weimar (Insecta: Lepidoptera: Zygaenidae) 135-166 VERNATE 38/2019 S. 135-166 Die Widderchenfauna des Landkreises Weimarer Land und der kreisfreien Stadt Weimar (Insecta: Lepidoptera: Zygaenidae) KARL GÖHL, GERD KUNA & HARTMUTH STRUTZBERG Zusammenfassung Flugzeit, ähnliche Arten und Schutzstatus, nochmals aufgeführt werden. Bei Fragen zur Systematik, zum Die Verbreitung der Arten der Familie Zygaenidae wird Naturschutz sowie zu Genitalbeschreibungen und für den Landkreis Weimarer Land und die kreisfreie -abbildungen verweisen die Autoren auf die zitierte Stadt Weimar dargestellt. Für jede Art werden der erste Arbeit. und der aktuellste Fund angegeben. Für Hinweise auf Futterpflanzen, zum Schutz und zur Gefährdung der Statistische und geographische Angaben Arten und zu Genitalabbildungen wird auf den Artikel Landkreis Weimarer Land GÖHL et al. (2017) verwiesen. Die historische und ge- genwärtige Verbreitung im Untersuchungsgebiet wird Der Landkreis Weimarer Land ist einer von 17 Land- diskutiert und auf Karten dargestellt. kreisen des Freistaates Thüringen (Stand 2019). Er Gegenwärtig sind aus dem Untersuchungsgebiet 17 umfasst eine Fläche von 804 km² und hat ca. 64.000 Arten bekannt, von denen eine - Zygaena osterodensis Einwohner. Die Grenze bildet im Norden der Landkreis - ausgestorben ist. Sömmerda und der Burgenlandkreis (Sachsen-Anhalt), im Osten der Saale-Holzland-Kreis und die kreisfreie Summary Stadt Jena, im Süden der Landkreis Saalfeld-Rudol- The fauna of Zygaenidae of the districts Weimarer stadt, im Südwesten der Ilm-Kreis und im Westen die Land and Weimar city (Insecta: Lepidoptera) kreisfreie Landeshauptstadt Erfurt. Der Landkreis Wei- The distribution of the species of the family Zygae- marer Land hat mit 72,5% Ackerland den drittgrößten nidae in the districts Weimarer Land and Weimar city Anteil an intensiv genutzter Agrarfläche. Der Waldan- (Thuringia) is presented in this paper. The earlier and teil beträgt mit 16,2% nur ca. die Hälfte des Landkreis- the most recent record is listed for each species. Also Durchschnittes. given are information about host plants, protection and Die höchste Erhebung ist mit 512 m der Riechheimer endangerment status. For figures of genitalia is refer to Berg. GÖHL et al. (2017). Historical and present day distribu- tion in the districts are mapped and discussed. In total, Kreisfreie Stadt Weimar 17 species of Zygaenidae are recorded in the researched area, one of which - Z. osterodensis - is extinct. Die kreisfreie Stadt Weimar ist eine von sechs kreisfreien Städten und wird vollständig vom Landkreis Weimarer Key words: Lepidoptera, Zygaenidae, faunistics, Thu- Land umschlossen. Sie umfasst eine Fläche von 84,5 km² ringia, distribution und hat ca. 82.000 Einwohner. Die höchste Erhebung ist der Große Ettersberg mit 478 m. Einleitung Historie der Zygaenenforschung im Weimarer Land und der Stadt Weimar Dieser Beitrag setzt die regionale Verbreitungsübersicht der Zygaenidae Thüringens mit dem Landkreis Wei- Im Standardwerk von Arno Bergmann (1882-1960) marer Land und der kreisfreien Stadt Weimar fort. Der „Die Großschmetterlinge Mitteldeutschlands“ (1953) Aufbau der Publikation folgt im wesentlichen dem Ar- sind im Band 3 unter den Ziffern 1, 2a und 2b tikel „Die Widderchenfauna des Ilm-Kreises“ (GÖHL et Fundortangaben bis zum Jahr 1950 aus dem Unter- al. 2017), wobei Angaben, wie Beschreibung der Falter, suchungsgebiet aufgeführt. Er bezog sich hierbei auch 135 Abb. 1: Waldemar Bornmann (Archiv M. Eichhorn) Abb. 2: Günter Wenzel (aus: EICHHORN 2016) Abb. 3: Edmund Trostel (Foto: F. Brüggemeier) Abb. 4: Roland Bauer (Foto: F. Brüggemeier) 136 auf die von Otto Schreiner (1813-1881, Registrator aus Das Tannrodaer Waldland (2.4) ist eine Buntsandstein- Weimar) festgestellten Arten aus den Jahren 1853/54 Einsenkung innerhalb der Ilm-Saale-Ohrdrufer Platte und von Waldemar Bornemann (1882-1956, Oberleh- und liegt zwischen Bad Berka, Hohenfelden, Kranich- rer auf Schloss Ettersburg, Abb. 1) aus dem Zeitraum feld und Blankenhain. Die Waldflächen, überwiegend von 1930 bis 1935. Des Weiteren floss die Arbeit von Nadelwald, werden durch landwirtschaftliche Nutzflä- Günter Wenzel (1895-1980, Angestellter aus Weimar, chen und ein Golfplatzgelände (zwischen Blankenhain Abb. 2) über die Schmetterlingsfauna des Weimarer und Saalborn) unterbrochen. Entomologisch interessant Raumes der Jahre 1945-1947 in Bergmanns Werk ein. sind die Übergangsbereiche dieser Flächen, wobei die Im Südteil des Kreisgebietes waren Edmund Tro- landwirtschaftlich genutzten Flächen immer intensiver stel (1902-1985, Bad Berka, Abb. 3) und der Lehrer zu Lasten von Waldrainen, Hecken und Ödländereien Roland Bauer (1940-1985, Abb. 4) aus Kranichfeld und letztlich der Artenvielfalt genutzt werden. entomologisch aktiv. Einige Belegexemplare von O. Der Ettersberg (3.5), nördlich von Weimar, ist ein Schreiner, W. Bornemann, E. Trostel und R. Bauer be- Muschelkalk-Höhenzug im Thüringer Becken. Er ist finden sich im Naturkundemuseum Erfurt. Im Anhang das einzige Waldgebiet in der Umgebung (überwiegend sind die Fundortangaben aller Arten verzeichnet. Laubwald). Der Südhang besteht zu großen Teilen aus Trespen-Halbtrockenrasen- und Enzian-Schillergras- Datengrundlage Rasenflächen. Diese Flächen sind sehr windexponiert und entomologisch nicht besonders ergiebig. Geschützt Arbeitsgrundlage war eine Multibase Datenbank mit gelegene Flächen, wie zum Beispiel die Enzianwiese, die 929 Zygaenendatensätzen für das Untersuchungsgebiet. Flächen unterhalb des Glockenturmes und das Gebiet Stand: 31.12.2018. Außer den eigenen Datenerfassun- „An der Lehde“ bei Hottelstedt (Fläche liegt zum Groß- gen der Autoren wurden von folgenden Personen bzw. teil im Landkreis Sömmerda), bieten faunistisch und Museumssammlungen Beobachtungen und Meldungen floristisch eine wesentlich größere Vielfalt. Die Land- sowie Daten von Sammlungsexemplaren verwendet. schaftspflege erfolgt gegenwärtig durch Pferchung und Helmut Adloff, Roland Bauer, Susanne Biermann, nicht, wie empfohlen, durch traditionelle Schafhutung. Waldemar Bornemann, Frank Brüggemeier, Ulf Buchs- Die Ilm-Saale-Ohrdrufer Muschelkalkplatten-Land- baum, Eduard Cramer, Holger Disse, Eduard Glaser, F. schaft (3.6) nimmt die südliche Hälfte des Stadt- und Herfurth, Andreas Heuer, Egon Jungmann, Emil Lotze, Kreisgebietes ein. Eingelagert ist der Tannrodaer Wald Oswald Malarski, Martin Orland, D. Reuter, Manuela (2.4). Charakteristisch ist die Nutzung durch intensive Reuter, Christoph Schönborn, Otto Schreiner, Martin Landwirtschaft (Ackernutzung). Taeger, Andreas Thiele, Edmund Trostel, Walter Ude, Das Innerthüringer Ackerhügelland (5.1) bedeckt die Karl-Heinz Wottke, Naturkundemuseum Erfurt, Samm- nördliche Hälfte des Gebietes, nur durch den Ettersberg lung Witt München (in Zool. Staatssammlung Mün- (3.5) unterbrochen. Geprägt wird das Gebiet durch inten- chen), Mauritianum Altenburg. Im Museum der Natur sive, großräumige Ackerflächen. Nur an wenigen Plätzen, Gotha und im Phyletischen Museum Jena befanden sich an denen der Einsatz von landwirtschaftlicher Großtech- keine Exemplare aus dem Untersuchungsgebiet. nik nicht möglich ist, sind Streuobstwiesen zu finden. Allen Datenlieferanten und Mitarbeitern sei hiermit Diese werden zum Teil auch als Viehweide genutzt. herzlich gedankt! Im Anhang (Tab.1) sind alle Daten Den nordöstlichen Teil des Kreisgebietes nimmt die aufgeführt. westliche Spitze der Weißenfelser Lössplatten (5.2) ein. Die Naturräume und ihr Arteninventar Darstellung der Funddaten in Verbreitungskarten Die Landschaft des Landkreises und der Stadt Weimar wird nach HIEKEL et al. (2004) in fünf großflächige Na- Für jede Art wird die räumliche Verteilung der Fund- turräume gegliedert, die den dort vorkommenden Wid- orte im UG auf einer eigenen Karte dargestellt. Auf derchenarten je nach Nutzungsart mehr oder weniger einer gesonderten Karte sind die Grenzen der Kreise gute Lebensbedingungen bieten. und Meßtischblätter sowie die der Naturräume einge- 137 Abb. 5: Landschaft zwischen Bad Berka und Saalborn (Foto: K. Göhl) Abb. 6: Ettersberg Südhang mit Glockenturm (Foto: K. Göhl) Abb. 7: Nordseite Ettersberg, Pücklerschlag (Foto: K. Göhl) Abb. 8: Jägersberg südlich von Blankenhain (Foto: K. Göhl) Abb. 9: Streuobstwiese bei Oßmannstedt (Foto: H. Strutzberg) Abb. 10: Auerstedter Wacke nördl. Auerstedt (Foto: K. Göhl) 138 139 zeichnet. Als Orientierungshilfen dienen Straßenfüh- 1. Rhagades (Rhagades) pruni ([Denis & Schiffer- rung und die Orte. müller], 1775) Heide-Grünwidderchen Naturraum - Nr. 2.4 3.5 3.6 5.1 5.2 Fläche (km²) 64 40 332 436 17 Falter Fundorte 23 29 48 34 9 Beschreibung: Faltergrundfarbe schwärzlichgrau bis Arten 15 13 13 9 8 grünlichschwarz, mit gekämmten, bei den && mit fa- (Fundorte und Arten ab 1900 bis 2018) denförmigen Fühlern. Beide Geschlechter etwa gleich groß. Vorkommen in zwei Ökovarianten ohne morpho- logische Unterschiede: Spezieller Teil 1. trocken-warme Hänge und Waldsäume mit Schle- henbestand (Trockenbiotope) Vorbemerkung: Wenn nicht extra erwähnt, werden bei 2. Sand- und Moorheiden (Feuchtbiotope), diese Öko- den einzelnen Arten Fundorte und Kartierer/Fundda- variante