Jahresbericht 2018 Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung e. V. an der Technischen Universität Dresden Direktor: Prof. Dr. Thomas Lindenberger

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E-Mail: [email protected] Die Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf Grundlage des Internet: von den Abgeordneten des Sächsischen www.hait.tu-dresden.de Landtags beschlossenen Haushaltes. HAIT Dresden – Jahresbericht 2018

Inhalt

1. Editorial 5 2. Neuerscheinungen 7 2.1 Wege der Totalitarismusforschung 7 2.2 Berichte und Studien 7 2.3 Lebenszeugnisse – Leidenswege 7 2.4 Institutszeitschrift: „Totalitarismus und Demokratie“ 8 2.5 Einzelveröffentlichungen 8 3. Ausgewählte Pressebeiträge und Rezensionen 11 3.1 Pressebeiträge 11 3.2 Rezensionen 15 4. Forschungen 33 4.1 Empirische Diktaturforschung 33 4.2 Theoretische und konzeptionelle Grundlagen 41 4.3 Systemtransformation und politischer Extremismus 42 5. Konferenzen, Arbeitstagungen, Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen 47 6. Öffentliche Vorträge 59 7. Kooperationen mit Partnereinrichtungen 61 8. Wissenschaftliches Personal 63 8.1 Wissenschaftliche Mitarbeiter/-innen 63 8.2 Promovierende 72 8.3 Gastwissenschaftler/-innen 73 8.4 Funktionen und Mitgliedschaften 74 8.5 Lehrtätigkeit 75 8.6 Veröffentlichungen 76 8.7 Vorträge/Diskussionsleitungen/Interviews 79 9. Nichtwissenschaftliche Mitarbeiter/-innen 85 10. Bibliothek und Archiv 86 11. Technische Ausstattung, Infrastruktur 86 12. Gremien, Freundeskreis 87 13. Personal und Finanzen 88 14. Verzeichnis der Publikationen in den Reihen des Hannah-Arendt-Instituts 90

Editorial

… for the times they are a-changin’ (Bob Dylan, 1964)

2018 war ein überaus ereignisreiches Jahr in der Geschich- Dank aussprechen. Ihren Platz nimmt jetzt unsere neue te des Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung Kollegin Marion Müller ein. Schließlich musste die Stelle (HAIT): Zunächst und vor allem galt es, den 25. Jahres- der persönlichen Assistentin des Direktors mit Dr. Claudia tag seiner Gründung am 17. Juni 1993 festlich und mit Böttcher (zuvor Martin-­Luther-Universität Halle-Witten- der gebotenen wissenschaftlichen Reflexion zu begehen. berg) ebenfalls neu besetzt werden, da ihre Vorgängerin, Eingerahmt von einem Musikprogramm, Dr. Kornelia Kończal, als Hochschulassis- das durch totalitäre Diktaturen des 20. Jahr- tentin an die Ludwig-Maximilians-Univer- hunderts verfolgten Komponisten gewidmet sität München wechselte. Dr. Johannes war, fand am Abend des 20. Juni im Saal der Frackowiak wurde leider aus gesundheit- TU Dresden in der Dülferstraße ein Festakt lichen Gründen rückwirkend zum 1. Janu- statt. Der sächsische Landtagspräsident und ar 2018 berentet. Mitgründer des HAIT, Dr. Matthias Rößler, Auch in den die Arbeit des HAIT tragen- der Staatssekretär im Sächsischen Staats- den, beaufsichtigenden und beratenden ministerium für Wissenschaft und Kunst Gremien kam es zu einigen Erneuerun- (SMWK), Uwe Gaul, und der Sprecher des gen. Als neue institutionelle Mitglieder Bereiches Geistes- und Sozialwissenschaf- des Trägervereins konnten mit dem Zent- ten, Prof. Dr. Christian Prunitsch, steuerten rum für Antisemitismusforschung der TU anerkennende Grußworte bei. Prof. Dr. Dr. , vertreten durch seine Direktorin h. c. Heinrich Oberreuter (Passau), ebenfalls Prof. Dr. Stephanie Schüler-­Springorum, einer der Mitgründer des HAIT und langjäh- Prof. Dr. Thomas Lindenberger und dem Collegium Carolinum­ an der riges Kuratoriumsmitglied, erinnerte in sei- Direktor des HAIT Ludwig-Maximilians-Universität­ Mün- nem Vortrag an die politische Atmosphäre chen, vertreten durch seinen Direktor und die Intentionen, die seine Gründung damals begleite- Prof. Dr. Martin Schulze Wessel, zwei international re- ten. In seinem Festvortrag nahm Prof. Dr. Martin Sabrow nommierte Forschungseinrichtungen bzw. hochkarä- (Berlin/Potsdam) eine kritische Standortbestimmung der tige Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen für die Zeitgeschichte als wissenschaftlicher Disziplin in der sich dauerhafte Unterstützung des HAIT gewonnen werden. über die letzten drei Jahrzehnte so überaus dynamisch er- Der langjährige Vertreter der Mitgliederversammlung weiternden Geschichtskultur nicht nur in unserem Land, im Kuratorium, Prof. Dr. Heinrich Oberreuter, hatte be- sondern auch in der internationalen Öffentlichkeit vor. reits im November 2017 anlässlich des Ablaufens seines Diese Gedanken griffen die Teilnehmer und Teilnehmerin- fünfjährigen Mandats die Mitgliederversammlung darum nen einer am darauffolgenden Tag stattfindenden Fachta- gebeten bzw. ihr vorgeschlagen, eine Nachfolgerin oder gung mit dem Thema „Diktaturforschung und Diktatur­ einen Nachfolger zu wählen. Herr Schulze Wessel hat sich erfahrung in der Demokratie“ auf und diskutierten sie in dankenswerter Weise bereit erklärt, dieses Amt zu über- vier durchweg international und hochkarätig besetzten nehmen. Wir möchten nicht versäumen, Herrn Oberreu- Panels vor einem zahlreichen, sich engagiert beteiligenden ter auch bei dieser Gelegenheit den ausdrücklichen Dank Publikum. (Ein Teil der Beiträge wird in Heft 1/2019 un- und die hohe Anerkennung aller Mitarbeiterinnen und serer Institutszeitschrift „Totalitarismus und Demokratie“ Mitarbeiter für sein unermüdliches Engagement für die veröffentlicht werden.) Belange des HAIT in den vergangenen Jahrzehnten auszu- Ferner kam es während des zurückliegenden Jahres zu ei- drücken. Er wird unsere Arbeit erfreulicherweise weiter- nigen wichtigen personellen Veränderungen im HAIT. Mit hin als Mitglied des Trägervereins begleiten. Dr. Friederike Kind-Kovács von der Universität Regensburg Schließlich wurde, wie bereits im November 2017 be- konnte das Institut eine international ausgewiesene Exper- schlossen, im vergangenen Jahr auch der Wissenschaftli- tin für die Zeitgeschichte Ostmitteleuropas gewinnen, die che Beirat durch die Aufnahme neuer Mitglieder ergänzt. in Zukunft als Projektleiterin das neue Forschungsfeld Mit Prof. Dr. Sandrine Kott, Professorin für europäische „Zeithistorische Transformationsforschung in transnatio- Zeitgeschichte an der Universität Genf, und Prof. Dr. naler Perspektive“ etablieren wird. Ferner ist im Oktober Sybille Steinbacher, Direktorin des Fritz Bauer­ Instituts unsere langjährige Institutssekretärin, Hannelore Georgi, Frankfurt und Inhaberin des Lehrstuhls für Holocaust-Stu- in den Ruhestand gegangen. Im Namen aller Mitarbeiterin- dien an der Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt, konn- nen und Mitarbeiter des HAIT möchten wir ihr für ihre ten zwei Historikerinnen von hohem internationalen unermüdliche und sehr gute Arbeit für das Institut unseren ­Ansehen für die Mitarbeit gewonnen werden.

5 Editorial

Seit dem Wintersemester 2017/2018 führt das HAIT sind wichtige Arbeiten erschienen: Zunächst die von PD regelmäßig während der Vorlesungszeit ein öffentliches Dr. Jan Erik Schulte und Prof. Dr. Michael Wildt heraus- Kolloquium durch, das sich zunehmender Beliebtheit gegebenen Studien zur „SS nach 1945“, die „Entschul- erfreut und aktuelle Forschungen und Debatten aus den dungsnarrative, populäre Mythen“ und „europäische Themenfeldern der Diktatur- und Autoritarismusfor- Erinnerungsdiskurse“ behandelt, ferner ein weiterer, von schung sowie der sozial- und politikwissenschaftlichen Uwe Backes und Günther Heydemann besorgter Band in Auseinandersetzung mit Gegenwartsproblemen gewid- der Reihe „Wege der Totalitarismusforschung“, der erst- met ist. Im November konnten wir auch die Tradition des mals den italienischen Priester, Politiker und Publizisten Hannah-Arendt-Forums wieder aufleben lassen: Der Vor- Luigi Sturzo als einen der wichtigsten frühen Theoretiker trag des international renommierten Politikwissenschaft- totalitärer Herrschaft anhand von ins Deutsche übersetz- lers Prof. Dr. Jürgen Falter (Mainz) zum Thema „10 Milli- ten Aufsätzen einem geneigten Lesepublikum vorstellt. onen ganz normale Parteigenossen – Neue Forschungen Von ebenso herausragender geschichtspolitischer Rele- über die Mitglieder der NSDAP 1925–1945“ am 15. No- vanz im Kontext des Freistaats Sachsen ist schließlich der vember im Stadtmuseum Dresden stellte einen weiteren von Prof. Dr. Mike Schmeitzner gemeinsam mit Dr. Bert Höhepunkt des Jahres dar. Pampel im Auftrag des Stiftung Sächsische Gedenkstät- Daneben kamen fachwissenschaftliche Tagungen und ten im Sandstein Verlag herausgegebene und grundle- Workshops keineswegs zu kurz. Hervorgehoben seien an gende Band über das „KZ Sachsenburg“. Damit unter- dieser Stelle Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit in- stützt das HAIT das seit Langem verfolgte Vorhaben, ternationalen Partnern, die von unseren neu am Institut in Frankenberg eine vom Freistaat Sachsen geförderte angesiedelten Drittmittelprojekten initiiert bzw. mitorga- KZ-Gedenkstätte einzurichten. Ebenfalls im Auftrag des nisiert wurden. Am 22./23. März 2018 fand in Ljubljana Freistaats entstand unter der Leitung von Prof. Dr. Uwe der internationale Workshop „Voluntary Work, Voluntee- Backes die Studie zum Thema „Rechts motivierte (Hass-) ring and Voluntary Associations in Southeastern Europe, Gewalt in Sachsen: Entwicklungstrends, Radikalisierung 1980–2000“ statt, auf dem das von der DFG und ihrer und Prävention“, die im Sommer 2018 an das sächsische österreichischen Partnerorganisation FWF geförderte Pro- Innenministerium übergeben werden konnte. jekt „Volunteering in Local Communities between Late So- Schließlich warf ein für das Jahr 2019 anstehendes Er- cialism and Liberal Capitalism: The History of Volunteer eignis seinen Schatten voraus: Auf Bitten der sächsischen Fire Departments in Germany and East Central Europe, Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, Dr. Eva 1980–2000“ (Ltg. Prof. Dr. Thomas Lindenberger/HAIT, Stange, wird der Wissenschaftsrat, das höchste u. a. für Prof. Dr. Philipp Ther/Universität Wien) sich intensiv mit Akkreditierung und Qualitätskontrolle zuständige ge- Experten und Expertinnen zur Geschichte des ehemali- meinsame Gremium von Wissenschaft und Politik in gen Jugoslawien über die Bedeutung von „Freiwilligem Deutschland, im März 2019 das HAIT evaluieren. Da- Engagement“ und „Ehrenamt“ in der Region austauschte. mit stellt sich das Institut erstmals einer umfassenden, Das seit Februar mit Mitteln des SMWK geförderte Pro- Stärken und Schwächen benennenden Bewertung sei- jekt „Aufbruch zu Demokratie und Nationalstaatlichkeit ner wissenschaftlichen Leistungen, seines Forschungs- im Dreiländereck Deutschland – Polen – Tschechoslowa- programms, seiner gesellschaftspolitischen Stellung und kei nach dem ,Großen Krieg‘ (1918–1923)“ (Ltg. PD Dr. seiner Zukunftsperspektiven. Die erste Herausforderung Steffen Kailitz/HAIT) konnte bereits Anfang Oktober in in diesem Verfahren, die Erstellung eines mehr als 100 Prag und Anfang Dezember an der TU Dresden auf inter- Seiten umfassenden Auskunfts- und Berichtsdokuments, nationalen Tagungen erste Ergebnisse präsentieren. konnte in einer gemeinsamen Kraftanstrengung des gan- Das zurückliegende Jahr hat auch die Fertigstellung seit zen Institutsteams und mit dankenswerter Unterstützung längerem vorbereiteter und für das Profil des HAIT maß- durch das SMWK fristgemäß im November abgeschlos- geblicher Veröffentlichungen gesehen: Dazu gehört der sen werden. Zugleich wurde intensiv an einem umfas- aus einer Tagung 2015 hervorgegangene, auf eine breite send neugestalteten Internetauftritt des Instituts gearbei- internationale Autorenschaft gegründete, von Prof. Dr. tet, der Anfang März online geschaltet werden wird. In Alfons Kenkmann, Dr. André Postert und Dr. Francesca Verbindung damit wird derzeit auch ein neues Corporate Weil herausgegebene und beim Mitteldeutschen Verlag Design erarbeitet. Mithin erscheint der Jahresbericht nun erschienene Band „Kindheiten im Zweiten Weltkrieg“. zum letzten Mal im Outfit der vergangenen Jahre. Im Wallstein Verlag erschien mit dem von Dr. Andreas Kötzing herausgegebenen Sammelband „Bilder der All- Dresden, im Januar 2019 macht. Die Staatssicherheit in Film und Fernsehen“ das erste umfassende, bis in die Gegenwart reichende Kom- pendium zur Darstellung des ostdeutschen Geheimdiens- tes in audiovisuellen Medien. Auch in den Institutsreihen

6 Neuerscheinungen 2018

2. Neuerscheinungen Die SS nach 1945 Entschuldungsnarrative, populäre Mythen, europäische 2.1 Wege der Totalitarismusforschung Erinnerungsdiskurse Herausgegeben von Jan Erik Luigi Sturzo: Schulte und Michael Wildt Über italienischen Faschismus (Berichte und Studien 76) und Totalitarismus Göttingen 2018 Herausgegeben von Uwe Backes ISBN 978-3-8471-0820-7, 451 S. und Günther Heydemann (Wege der Totalitarismus­ forschung 5) 1945 wurde die SS von den Alliierten verboten und auf- Göttingen 2018 gelöst. Damit endete aber nicht die Geschichte dieser ISBN 978-3-525-31050-2, 291 S. verbrecherischen Organisation. Vielmehr war bereits zu diesem Zeitpunkt die Auseinandersetzung über die Be- deutung, Verantwortung und Wirkung der SS und ihrer Der sizilianische Priester, Soziologe und Politiker Don Lu- Mitglieder in vollem Gange – eine Auseinandersetzung, igi Sturzo (1871–1959) zählte in den Jahren der faschisti- die bis heute andauert. Kollektivschuldvorwürfe standen schen Machteroberung 1922–1924 zu den entschiedens- gegen die Versuche von SS-Gliederungen, sich im Nach- ten und zeitweilig einflussreichsten Gegnern Mussolinis. hinein von der Gesamtorganisation zu distanzieren. In Sturzo prägte erstmals den Totalitarismus­begriff und hat Illustrierten und Spielfilmen lebte das Narrativ vom teuf- im Exil maßgeblich zur Verbreitung des Totalitarismus- lischen SS-Offizier auf und verwandelte die SS medial in konzepts beigetragen. Mit einer Einführung zu seinem eine exklusive Geheimorganisation. Die Beiträge dieses Leben und Werk durch die Herausgeber Uwe Backes Bandes analysieren die Strafverfolgung der SS nach 1945, und Günther Heydemann präsentiert der Band die erste die personellen Seilschaften und politischen Kontinuitä- deutschsprachige Edition seiner Schriften. ten, aber ebenso die vielfältige Dimension einer nach wie vor virulenten Erinnerungskultur an die SS in Europa.

2.2 Berichte und Studien 2.3 Lebenszeugnisse – Leidenswege Aurel Kolnais „Der Krieg gegen den Westen“ „Recht muss doch Recht bleiben“ Eine Debatte Die Verfolgung des Juristen Herausgegeben von Martin Gauger (1905–1941) im Wolfgang Bialas Nationalsozialismus (Berichte und Studien 74) Bearbeitet und eingeleitet von Göttingen 2019 Boris Böhm ISBN 978-3-8471-0822-1, 298 S. (Lebenszeugnisse – Leidenswege 26) Dresden 2018 ISBN 978-3-934382-54-1, 109 S.

Diskutiert wird die Stellung von Kolnais Buch „Der Krieg gegen den Westen“ im Kontext zeitgenössischer Auseinan- Martin Gauger gehört zu den herausragenden Vertretern dersetzungen mit dem Nationalsozialismus.­ Im Mittelpunkt des deutschen Widerstandes gegen das NS-Regime. Im steht dabei Kolnais Sicht auf den Nationalsozialismus als preußischen Staatsdienst stehend, war er der einzige bisher existenzielle Bedrohung der westlichen Gesellschaft und bekannte deutsche Justizbeamte, der im August 1934 den ihres Wertesystems, gegenüber der er die vom Bolschewis- Treueid auf Adolf Hitler aus Gewissensgründen verweiger- mus ausgehende Gefahr für die bürgerliche Gesellschaft te. Als Justitiar der Bekennenden Kirche verteidigte er seit vernachlässigte. Neben Rassenideologie, Antisemitismus 1935 mit allen juristischen Mitteln die Rechte seiner Kir- und Religion bilden Kolnais politische Philosophie und che und half Verfolgten. Nach dem Überfall der Deutschen seine Moralphilosophie als theoretischer Kontext seiner Wehrmacht auf Polen verweigerte er den Kriegsdienst. Nazismusanalyse einen besonderen Schwerpunkt.

7 HAIT Dresden – Jahresbericht 2018

Sein Eintreten für Frieden, Gerechtigkeit und Glaubens- 15. Jahrgang 2018, Heft 2 freiheit musste Martin Gauger im Alter von 35 Jahren mit Themenschwerpunkt: Zeitzeugen dem Leben bezahlen. Er wurde am 15. Juli 1941 von den Nationalsozialisten in der Tötungsanstalt Pirna-Sonnen- Elke Gryglewski: Zur künftigen Arbeit mit Zeitzeugin- stein ermordet. nen und Zeitzeugen in Gedenkstätten zur Erinnerung an die nationalsozialistischen Verbrechen

2.4 Institutszeitschrift: Verena Lucia Nägel: Archivierte Zeugenschaft. Digitale „Totalitarismus und Demokratie“ Sammlungen von Interviews mit Überlebenden des Holocaust Totalitarismus und Demokratie/ Totalitarianism and Democracy Anika Binsch/Markus Roth: Vom Zeitzeugen zum (TD) ist eine Zeitschrift, die sich ­Textzeugen. Perspektiven für eine Zeit nach der Zeit­ als internationales Forum der ver- zeugenschaft des Holocaust gleichenden, historischen wie ge- genwartsorientierten Erforschung Christina Isabel Brüning: Hologramme von Überleben­ nichtdemokratischer Systeme den in einer sich diversifizierenden Gesellschaft? und Bewegungen versteht. Ausge- Peter Maser, Konrad Jarausch und Jürgen Reulecke im hend von den beiden deutschen Gespräch mit Barbara Stambolis, kommentiert von Diktaturen des 20. Jahrhunderts Heide Glaesmer: Wissenschaftler aus der Kriegskinder- sollen Entstehungsbedingungen, generation als Zeitzeugen Funktions­weisen und Auswir- kungen autokratischer Sys­teme im europäischen und außereuropäischen Raum vergleichend analysiert wer- den. Darüber hinaus wird historisch-politischen, sozial­ 2.5 Einzelveröffentlichungen psychologischen und kulturellen Kon­ ­stel­lationen, Bedin- Bilder der Allmacht gungen und Dispositionen nachge­ ­gangen, die Geist und Die Staatssicherheit in Film Wirklichkeit freiheitlich-demokratischer ­Gesellschaften und Fernsehen fördern. Die Zeitschrift versteht sich als ein Medium in- Herausgegeben von Andreas terdisziplinären Austausches zwischen Historikern,­ Poli­ Kötzing tikwissenschaftlern, Soziologen, Psychologen, Pädago- Wallstein Verlag, gen, Religionswissenschaftlern und ­Philosophen. Göttingen 2018 ISBN 978-3-8353-3284-3, 336 S. 15. Jahrgang 2018, Heft 1 Themenschwerpunkt: Fremdenfeindliche Militanz in Sachsen Maik Herold: Fremdenfeindlichkeit im rechtspopulisti- Die Staatssicherheit spielt in Filmen über die DDR eine schen Protest: das Beispiel Pegida besondere Rolle. Die „Bilder der Allmacht“, die dabei entstehen, werden in diesem Band analysiert. Die Darstel- Tom Mannewitz: Rechtsextreme Anti-Asyl-Proteste auf lung der Staatssicherheit in Film und Fernsehen hat gro- dem Höhepunkt der „Flüchtlingskrise“: Sachsen im ße Konjunktur. Nicht erst seit dem Publikumserfolg von interregionalen Vergleich „Das Leben der Anderen“ (2006) nimmt die Darstellung des ostdeutschen Geheimdienstes in fiktionalen Erzäh- Anna-Maria Haase: „Reichsbürger und Selbstverwalter“ lungen über die DDR eine zentrale Stellung ein. Häufig im Kontext politisch motivierter Gewalt in Sachsen wird dabei das alltägliche Leben auf eine allgegenwärtige Sebastian Gräfe: Zwischen Parteistruktur und Subkultur: Präsenz der Staatssicherheit verkürzt. Die „Bilder der All- Neonationalsozialisten in Sachsen und Nordrhein-West- macht“, die in zeitgenössischen Serien und Filmen über falen im Vergleich die Staatssicherheit vermittelt werden, besitzen gleich- wohl eine große Ausstrahlungskraft. Welche narrativen Maximilian Kreter: Rechtsrock in Sachsen – Sprachrohr Schwerpunkte transportieren die Filme? Wie wirken fremdenfeindlicher Militanz? sich diese auf die Darstellung der DDR-Geschichte aus? Welche Themen bleiben ausgespart? Mit welchen visu- ellen Mitteln wird die Staatssicherheit in Szene gesetzt?

8 Neuerscheinungen 2018

Inwieweit lassen sich Zuspitzungen mit der historischen Kindheiten im Forschung über die Staatssicherheit in Einklang bringen? Zweiten Weltkrieg Diese und weitere Fragen zur medialen Inszenierung der Herausgegeben von Francesca Staatssicherheit werden in den Beiträgen dieses Bandes Weil, André Postert und Alfons diskutiert. Dabei wird der Bogen auch zurück in die Zeit Kenkmann vor 1989/90 gespannt, um die gegenwärtigen Bilder der Mitteldeutscher Verlag, Staatssicherheit mit den Selbst- und Fremddarstellungen Halle (Saale) 2018 aus der Zeit des Kalten Krieges zu vergleichen. ISBN 978-3-95462-976-3, 568 S.

Eigen-Sinn Życie codzienne, podmiotowość Kinder sind die Leidtragenden eines jeden Krieges. Die 32 i sprawowanie władzy w XX Beiträge dieses Bandes zeigen ein breites Spektrum von ­wieku [Eigen-Sinn. Alltagspraxis, unterschiedlichen Kindheiten des Zweiten Weltkrieges auf. Subjektivität und Herrschaft im Sie handeln von Kindern, die ermordet, deportiert, vertrie- 20. Jahrhundert] ben oder aber evakuiert und gerettet wurden; von Kindern, Herausgegeben von Thomas die an die Rechtmäßigkeit dieses Krieges glaubten, und von Lindenberger und Alf Lüdtke solchen, welche Unrecht erfuhren und Verfolgung durch- Wydawnictwo Nauka i Innowacje,­ leben mussten; von Kindern, die sich gelegentlich kleinste Poznań 2018 Handlungsspielräume erstritten. ISBN 978-83-659-8801-0, 684 S. An sie wird gesellschaftlich, je nach Land und Zeit, unter- Am Anfang stand die Frage, warum die Nationalsozialis- schiedlich erinnert. Manchmal werden sie aus dem kollektiven ten 1933 die Macht in Deutschland ergriffen haben und Gedächtnis sogar verdrängt. Der Band berichtet deshalb warum die nationalsozialistische Politik auf eine so große nicht nur über Kinder des Krieges, sondern auch darüber, gesellschaftliche Zustimmung stieß. Wie die in diesem wie mit ihren Geschichten in Film, Literatur oder Politik um- Band gesammelten Aufsätze zeigen, können sowohl die gegangen worden ist und noch immer umgegangen wird. Mechanismen des Gewinns und Erhalts von Herrschaft als auch des Protests gegen sie nur mithilfe der Analyse von Alltagspraktiken in dem jeweiligen Hier und Jetzt Extremismus & Demokratie verstanden werden. Herrschaft ist weder eine abstrakte Herausgegeben von Uwe Backes, Kraft noch das Erzeugnis eines charismatischen Führers, Alexander Gallus, Eckhard Jesse, sondern ein Geflecht von Beziehungen, die sich zwischen Tom Thieme den Regierenden und den Regierten entwickeln. Wäh- Nomos, Baden-Baden 2018 rend die Politik der Herrscher relativ leicht rekonstruiert ISBN 978-3-8487-5542-4, 532 S. werden kann, lassen sich die Handlungen, Verhaltenswei- sen und Einstellungen der Beherrschten mit traditionel- Das Jahrbuch „Extremismus & len Forschungsinstrumenten nur schwer erfassen. Demokratie“ fördert die wissen- Das Konzept Eigen-Sinn (poln. samo-wola) eröffnet die schaftliche Beschäftigung mit dem Möglichkeit, ein breites Spektrum sozialer Praktiken Problemkreis des politischen Ex- wahrzunehmen und zu erklären, mit denen sich die Men- tremismus in seinen verschiedenen Ausprägungen. Es schen die gegebenen Verhältnisse aneignen. Dieses von versteht sich als Diskussionsforum, Nachschlagewerk und Alf Lüdtke geschaffene und von Thomas Lindenberger Orientierungshilfe zugleich. Der 30. Band dokumentiert, für die DDR-Forschung popularisierte Konzept wurde kommentiert und analysiert umfassend die Entwicklung schnell zum Markenzeichen der (west-)deutschen Alltags- im Berichtsjahr 2017. geschichte, das international auf breites Interesse stieß, Neben Analysen, Daten und Dokumenten findet sich eine auch in unserem Nachbarland Polen. Der vorliegende, in Literaturschau der wichtigsten Publikationen zu Fragen von einer Buchreihe zu den Geisteswissenschaften in Deutsch- Extremismus und Demokratie in Geschichte und Gegen- land erschienene Sammelband mit Texten dieser beiden wart. Aktuelle Schwerpunkte bilden u. a. Populismus und und weiterer Autoren und Autorinnen zeigt, wie man bei Semi-Extremismus, die Vereinsverbotspraxis in Deutsch- der Erforschung des Alltagslebens die großen Fragen der land, der NSU im Vergleich zur RAF, die „Identitären“ im Herrschaftsgeschichte nicht aus den Augen verliert. Netz und in Aktion, linksextremistische Splitterparteien sowie das Ausmaß der Gefährdung durch Rückkehrer aus Syrien und dem Irak.

9 HAIT Dresden – Jahresbericht 2018

Alexander Zinn: Konzentrationslager Sachsenburg „Aus dem Volkskörper entfernt“? (1933–1937) Homosexuelle Männer im Herausgegeben von Bert Pampel ­Nationalsozialismus und Mike Schmeitzner Campus Verlag, Sandstein Verlag, Dresden 2018 Frankfurt a. M. 2018 ISBN 978-3-95498-382-7, 463 S. ISBN 978-3-59350-863-4, 695 S.

Über Jahrzehnte tabuisiert, rückt die Verfolgung homo­ Das Konzentrationslager Sachsenburg in der Nähe von sexueller Männer in der NS-Diktatur erst in jüngster Zeit Chemnitz war das bedeutendste und am längsten be- ins Blickfeld einer breiteren Öffentlichkeit. Woran es bislang triebene frühe KZ in Sachsen. Es wurde von den Natio- mangelte, waren überregionale Untersuchungen, die einen nalsozialisten im Frühjahr 1933 zur Ausschaltung ihrer Überblick über Alltag und Verfolgung Homosexueller im wichtigsten politischen Gegner, vor allem Kommunisten, „Dritten Reich“ geben. A. Zinn legt nun eine Studie vor, die Sozialdemokraten und Gewerkschafter, errichtet. Vor sei- eine neue, umfassende Sicht auf dieses dunkle Kapitel der ner Schließung 1937 ließ das Regime hier auch verstärkt deutschen Geschichte ermöglicht. Im Fokus stehen nicht nur Zeugen Jehovas, Juden, Pfarrer beider Konfessionen und das Verfolgungsprogramm der Machthaber, sondern auch „Vorbeugehäftlinge“ einliefern. die Rolle von Polizei, Justiz und Bevölkerung sowie – nicht Mit dem vorliegenden Band, der 25 Beiträge von 19 Autoren zuletzt – die der Betroffenen selbst. Mit überraschenden beinhaltet, wird erstmals eine umfassende Geschichte dieses Ergebnissen: So klafften Anspruch und Wirklichkeit der Konzentrationslagers vorgelegt. Dabei spielen neben der Verfolgungspolitik oft eklatant auseinander. Denn nicht Einordnung des Lagers in das sächsische NS-Terrorsystem immer erwiesen sich die Behörden als die „willigen Voll- und einem Abriss seiner Entwicklung folgende Aspekte strecker“, als die man sie heute meist sieht. Und auch die eine besondere Rolle: die Analyse der Tätergruppen und Bevölkerung arbeitete dem Verfolgungsapparat in weit einzelner Täter von SA und SS, die Untersuchung der Häft- geringerem Maße zu, als bislang oft unterstellt. lingsgesellschaft und einzelner Häftlingsgruppen sowie die Wahrnehmung des Lagers im Ausland. Untersuchungen zur juristischen Aufarbeitung und zur Geschichte der KZ-Ge- André Postert: denkstätte Sachsenburg in der DDR sowie Reflexionen über Kinderspiel, Glücksspiel, den Umgang mit dem historischen Erbe bis zum heutigen ­Kriegsspiel Tag schließen den reich bebilderten Band ab. Große Geschichte in kleinen ­Dingen 1900–1945 dtv, München 2018 ISBN 978-3-423-28980-1, 384 S.

Deutsche Geschichte von der Jahrhundertwende bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges, erzählt anhand beliebter Gegenstände: Es sind schöne und abstoßende, klassische und kuriose Dinge für Kinder und Erwachsene; Puppen in Uniformen, U-Boot-Modelle, Bildergeschichten, Brett- spiele, Lottoscheine, Erotikspielzeug, Musikinstrumente, Schachfiguren oder Würfel für deutsche Soldaten angefertigt von jüdischen Kindern in den Ghettos. In den Spielsachen bildet sich Geschichte mit all ihren Aspekten ab: Technik, Wirtschaft, Politik, Erziehung, Frauengeschichte und Eman- zipation, Imperialismus, Krieg, Rassismus, Fanatismus, Unrecht und Verbrechen.

10 Pressebeiträge und Rezensionen

3. Ausgewählte Pressebeiträge Wurde wenigstens geforscht? und Rezensionen Vor 1989 kann von Forschung nur in eingeschränktem Maße die Rede sein. Bezeichnenderweise ging man zu DDR-Zeiten von circa 2 000 Gefangenen aus, ohne dies 3.1 Pressebeiträge wirklich zu überprüfen. Mittlerweile hat die Forscherini­ tiative um Hans Brenner und Dietmar Wendler bereits mehr als 7 000 Namen zusammengetragen. Dresdner Neueste Nachrichten vom 21. Juli 2018 Wie sieht die Stadt Frankenberg das? Eine KZ-Gedenk- Dresdner Historiker: „Es ist ein schwieriges Erbe“ stätte ist ja kein touristisches Aushängeschild. Das KZ Sachsenburg soll nach vielen Jahren des Ringens Aus der Sicht der Kommune mag da eine gewisse Zwie- jetzt zu einer richtigen Gedenkstätte ausgebaut werden spältigkeit vorhanden sein: Auf der einen Seite ist sich Von Roland Herold die Stadt dieses historischen Erbes sicherlich bewusst, aber auf der anderen gilt auch: Es ist ein schwieriges (https://www.wiso-net.de/document/DNN__doc713f- Erbe. Der Blick zurück macht das deutlich: Das Lager 91cdkpf11ek6e9hm; 25.1.2019) war seinerzeit ein wichtiger Wirtschaftsstandort. Viele Gewerke haben daran verdient. Der damalige Bürger- Mike Schmeitzner, Historiker am Hannah-Arendt-Insti- meister tat sich aus genau diesem Grund 1937 sehr tut der TU Dresden und Mitglied im Wissenschaftlichen schwer mit der Schließung des Lagers. Beirat der „Stiftung Sächsische Gedenkstätten“, hofft, dass das Projekt „Gedenkstätte KZ Sachsenburg“ 2021 Wie viele Lager gab es in Sachsen insgesamt? fertig ist. Ab März 1933 existierten weit über 20 solcher Lager Welche Bedeutung hat das KZ Sachsenburg? in Sachsen. Aufgrund des starken linken Milieus gab es hier die vergleichsweise größte Dichte von frühen Sachsenburg ist der zentrale Ort der Erinnerungsland- KZ im Reich. Noch im Frühsommer 1933 folgte aller- schaft an die NS-Diktatur in Sachsen. Dieses Lager steht dings sehr schnell ein Konzentrationsprozess. Kleinere nicht nur für die Verfolgung und Isolierung von Gegnern Lager wurden geschlossen, übrig blieben die größeren, des Regimes, sondern auch für die Ausbildung der SS. Es nämlich Sachsenburg, Hohnstein, Colditz und Schloss war gewiss zuallererst ein KZ für Sachsen, aber es hat- Osterstein in Zwickau. Ab 1934 existierte nur noch te auch überregionale Bedeutung: Bis 1937 wurden dort Sachsenburg. Damit stieg dessen Bedeutung weit über Hunderte Personen aus anderen Teilen des Reiches un- den Chemnitzer Raum hinaus: Viele Häftlinge kamen tergebracht. So etwa der vormalige Vorsitzende des Deut- aus und Dresden und bald schon aus anderen schen Metallarbeiterverbandes Alwin Brandes aus Berlin, Teilen des Reiches. der bis 1933 auch Reichstagsabgeordneter gewesen war. Was könnte denn eine künftige Gedenkstätte Sachsen- Sachsenburg war lange Zeit vergessen. Woran lag das? burg zeigen? Hat sich die DDR nie darum gekümmert? Bemerkenswert ist doch, dass das Areal als solches wei- Doch, das schon. Bis 1990 existierte in Sachsenburg testgehend erhalten geblieben ist. Die große und heute eine kleine Gedenkstätte, die vor allem an kommunis- wieder leer stehende Fabrik war der Haftraum für Tau- tische Opfer erinnerte. Aber diese Gedenkstätte stand sende Häftlinge. Auch das Kommandantengebäude mit deutlich im Schatten der großen Lager-Gedenkstätten den Arrestzellen gibt es noch. Die Kommandantenvil- wie Buchenwald und Sachsenhausen. Es gab auch kei- la ist ebenfalls erhalten, wenn auch einsturzgefährdet. ne internationalen Gremien, die sich nach 1990 für den Laut Stadtratsbeschluss soll nun zumindest die Hülle Weiterbetrieb der Gedenkstätte eingesetzt hätten. Dann des Gebäudes gerettet werden, was für den Gesamtkom- wurde die vormals volkseigene Zwirnerei, in der die plex wichtig wäre. Gedenkstätte mit untergebracht war, von der Treuhand übernommen und weiterverkauft. Das war das Ende für Von welchen Zeiträumen reden wir da? die Gedenkstätte. In der Öffentlichkeit gab es zudem Noch in diesem Jahr ist geplant, den Außenbereich des eine Tendenz, die da hieß: Jetzt sind Arbeitsplätze wich- Areals mit Stelen zu markieren, die einzelne Orte und tiger als Gedenkstätten. Damals wurde auch von man- Situationen beschreiben. Dafür ist Geld eingestellt wor- chen in Zweifel gezogen, dass Sachsenburg überhaupt den, die Arbeiten laufen bereits. ein KZ war. Das Lager geriet vielleicht nicht ganz in Vergessenheit, aber es wurde mit Desinteresse gestraft.

11 HAIT Dresden – Jahresbericht 2018

Und im Innenbereich? von der Regierungspartei kontrolliert. Ein Teil der Rich- ter betreibt noch institutionelle Selbstverteidigung, aber Dort wird hoffentlich ab 2019 die Sanierung der Ge- deren verfassungstreues Handeln wird von der Regie- bäude beginnen. Erst danach kann die Gedenkstätte mit rung und ihren Unterstützern mit einer Mischung aus Ig- einer Dauerausstellung über die frühen KZ in Sachsen noranz und Invektiven traktiert. Wieso verwandelte sich im Allgemeinen und das KZ Sachsenburg im Besonderen Kaczynski in einen Totengräber der Demokratie? eingerichtet werden. Wichtig waren das grundsätzliche Viele polnische Bürger und ausländische Beobachter Bekenntnis von Stadt und Land. Hier sind die entschei- hofften, dass das Rechtsstaatlichkeitsverfahren, das die denden Beschlüsse im Mai und Juni dieses Jahres gefallen. EU gegen Polen Ende 2017 eingeleitet hatte, die polni- Geldgeber sind in Zukunft die Stadt, das Land und der sche Regierung davon abbringen wird, den Abbau der Bund. Bei einer optimistischen Schätzung ist für 2021 mit Gewaltenteilung zu Ende zu führen. Diese Hoffnung war der fertigen Gedenkstätte zu rechnen. genauso naiv wie die Demokratiegläubigkeit, die in Polen lange Zeit herrschte. Sächsische Zeitung vom 20. September 2018 Seit den Wahlen vom Herbst 2015 gab es genug Indizi- en dafür, dass Kaczynski sein autoritäres Programm zu Der schleichende Staatsstreich Ende führen wird. In seinen öffentlichen Reden machte In Polen wird gerade die Demokratie beständig weiter de- er keinen Hehl aus seiner Bewunderung für Viktor Or- montiert ‒ und kaum ein Pole schert sich wirklich darum. bán, indem er sich ein „zweites Budapest in Warschau“ Von Kornelia Kończal herbeiwünschte. Kaczynskis frühere Weggefährten be- richten außerdem darüber, dass er schon 2005, als seine Ein exemplarisches Beispiel für das Sterben der Demo- Partei zum ersten Mal an der Macht war, die Demokra- kratie sind die aktuellen Entwicklungen in Polen. Das tie untergraben wollte. Dieser Plan konnte damals nicht Land galt jahrelang als ein Musterknabe der Systemtrans- durchgeführt werden, weil die PiS bei den vorgezogenen formation. Nun wurde dort die Gewaltenteilung abge- Wahlen 2007 zugunsten der Bürgerplattform (Platforma schafft. Wie konnte es dazu kommen? Obywatelska, PO) verlor. Der 2010 von der PiS vorberei- „Ist unsere Demokratie in Gefahr?“ Das fragen sich die tete Entwurf einer neuen Verfassung war mehrere Jahre amerikanischen Politikwissenschaftler Steven Levitsky lang auf der Homepage der Partei. Aus taktischen Grün- und Daniel Ziblatt in ihrem vielbesprochenen Buch „Wie den verschwand dieser autoritär angehauchte Text ein Demokratien sterben“. Und fügen gleich hinzu: „Nie paar Monate vor den letzten Wahlen aus dem Internet. hätten wir gedacht, dass wir einmal diese Frage stellen Daran zu glauben, dass sich der PiS-Vorsitzende von sei- würden!“ Mir geht es ähnlich. Ich stamme aus Polen, bin nem antidemokratischen Programm verabschiedete, weil Historikerin und arbeite an einem Institut, an dem die der autoritäre Verfassungsentwurf plötzlich aus dem In- Geschichte totalitärer Systeme erforscht wird. Als im Juni ternet verschwand, würde allerdings bedeuten, an einen 1989 die Abgeordneten des polnischen Parlaments zum Persönlichkeitswandel eines älteren Mannes zu glauben, ersten Mal nach dem Zweiten Weltkrieg in freien Wah- zu dessen Lieblingsautoren Machiavelli und Carl Schmitt len gewählt wurden, war ich gerade sechs Jahre alt. Die gehören. Um nur ein Beispiel zu nennen: Bereits vor den Bedeutung dieses denkwürdigen Ereignisses habe ich na- Wahlen 2005 versprach Kaczynski öffentlich, dass er türlich erst später verstanden. Ich hätte aber nie gedacht, nicht Ministerpräsident wird, wenn sein Zwillingsbruder dass die Demokratie in Polen sterben könnte. Nun ist es die Präsidentschaftswahlen gewinnt. vollbracht: Seit Ende Juli gibt es die Gewaltenteilung in Ende 2005 wurde Lech zum Staatspräsidenten gewählt, Polen de facto nicht mehr. In den vergangenen zweiein- ein paar Monate später trat Jaroslaw das Amt des Minis- halb Jahren wurde sie scheibchenweise demontiert. terpräsidenten an. Dieser Wortbruch war spektakulär, Im Herbst 2015 gewann die nationalkonservative Partei aber nur einer von vielen. Unterschätzt wurde in und au- Recht und Gerechtigkeit (Prawo i Sprawiedliwosc, PiS) ßerhalb Polens jedoch nicht nur der antidemokratische die Parlamentswahlen. Eigentlich erhielt sie lediglich Elan des PiS-Vorsitzenden, sondern auch seine gesell- 37,6 Prozent der Stimmen, aber dank einer spezifischen schaftliche Unterstützung. Obwohl im Sommer 2015 die Wahlordnung, die große Parteien bevorzugt, bekam die Umfragen keinen Zweifel daran ließen, dass die PiS die Partei von Jaroslaw Kaczynski 235 der 460 Mandate und Wahlen gewinnen wird, konnte man sich nicht so wirklich somit die absolute Mehrheit im Parlament. Schon we- vorstellen, dass die Regierung von einer einzigen Partei nige Wochen nach den Wahlen begann die sogenannte getragen werden könnte. So etwas gab es doch vor, aber Justizreform, deren letzte Etappe gerade abgeschlossen nicht nach 1989. wurde. Das Ergebnis: Der Justizminister ist zugleich Ge- Das Wahlergebnis vom Herbst 2015 und die bis heute neralstaatsanwalt, das Verfassungsgericht gehorcht der stabile Unterstützung für die PiS von rund 35 Prozent Regierung, die obersten Gremien der Judikative werden zeigen, wie tief sich die polnische Gesellschaft nach dem

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10. April 2010 veränderte. An diesem Tag sollte im rus- 1989 überschritt die Beteiligung beim ersten Wahlgang sischen Dorf Katyn des Massakers an über 20 000 polni- nur knapp die 60-Prozent-Marke und sank beim zweiten schen Offizieren gedacht werden, die dort im Frühjahr auf 25 Prozent. Die Beteiligung an den darauffolgenden 1940 von der NKWD erschossen worden waren. Wahlen bewegte sich meistens um die 50 Prozent, und es Trotz Tabuisierung war Katyn schon vor 1989 ein zentra- wurde wenig getan, um die schweigende Hälfte der Ge- ler Bezugspunkt der polnischen Erinnerung. Die Gedenk- sellschaft für die Demokratie zu gewinnen. veranstaltungen des Jahres 2010 endeten bekanntlich in Vieles spricht dafür, dass ein Großteil der Polen den einer Katastrophe: Das Flugzeug mit dem Staatspräsiden- schleichenden Staatsstreich einfach nicht wahrnahm. ten Kaczynski und seiner Frau Maria sowie 94 weiteren Was wissen denn polnische Bürger, die vor 1989 zur Persönlichkeiten aus Politik, Militär, Kirchen und Ver- Schule gingen, über die Gewaltenteilung? Und kann von bänden der Opferangehörigen an Bord zerschellte beim jemandem erwartet werden, dass er sich um abstrakte Landeanflug. Alle Insassen kamen dabei ums Leben. Prozesse „da oben“ kümmert, wenn die ganze Energie Für knapp 30 Prozent der Polen steht Smolensk jedoch in das schiere Überleben fließt, ein Teil seiner Familie im nicht für einen tragischen Unfall, sondern für ein russi- Ausland arbeitet und seine Begegnungen mit dem Staat sches Attentat. Die antirussischen Ressentiments und „vor Ort“ respektive mit unterbezahlten Angestellten verschwörungstheoretischen Reflexe wurden sofort my- oder Polizisten nicht sonderlich angenehm ausfallen? Zu- thologisiert. Sozialwissenschaftler betrachten die „Smo- gleich sind viele Polen, die von der Gewaltenteilung doch lensker Religion“ als das, was die Kernwähler der PiS im etwas verstehen, einfach müde vom ständigen Reden Innersten zusammenhält. Von der Tiefe des Rechtsrucks über eine „Justizreform“, die sich so lange hinzog und nach 2010 zeugt auch ein Blick auf die polnische Medien- in den regierungstreuen Medien von Lügen und Listen landschaft. „Nach Smolensk“ (so eine im Polnischen in- flankiert wurde. zwischen gängige Zeitangabe) sind viele neue rechte und In den aktuellen polnischen Debatten darüber, wie man extrem rechte Medien entstanden, die meisten von ihnen das Leben im Lande „nach der PiS“ (eine weitere im gibt es bis heute. Polnischen gängige Zeitangabe) gestalten sollte, geht es Trotz dieser Entwicklungen rieb man sich im Herbst 2015 nicht nur um die nach 1989 vernachlässigte Sozialpoli- verwundert die Augen, als sich in der Wahlnacht heraus- tik und die Bestrafung der Verfassungsbrecher. Langsam stellte: Keine einzige linke Partei wird im Parlament ver- aber sicher setzen sich auch drei unbequeme Erkenntnis- treten sein. Auch das war im Polen nach 1989 trotz des se über die jüngste polnische Geschichte durch: In der typisch post-sozialistischen Antikommunismus völlig neu. Verfassung von 1997 fehlen effektive Schutzmechanis- Die nach wie vor hohe Unterstützung für die PiS erklärt men gegen Autokraten; ein Teil der Gesellschaft wünscht aber nur teilweise, warum in den vergangenen Monaten sich anscheinend, dass das Land mit starker Hand regiert zwar immer wieder Anti-Regierungsproteste organisiert wird, und im Feuer des Gefechts um die Marktwirtschaft wurden, aber nicht einmal die Selbstverbrennung eines wurde die politische Bildung völlig vergessen. Mit ande- Mannes im Oktober 2017 vor dem Warschauer Kultur- ren Worten: Der Demokratisierungsprozess wurde noch palast als Protest gegen den antidemokratischen Kurs der nicht abgeschlossen. PiS vermochte es, die polnische Gesellschaft aufzurütteln. Möge die Situation im Polen „nach der PiS“ ebenfalls die Ließen sich etwa die Polen für etwa 120 Euro im Monat, Vorlage für einen Bestseller darüber liefern: „Wie Demo- denn so hoch ist das von der PiS versprochene und dann kratien auferstehen“. tatsächlich – wenn auch nicht für jedes Kind – eingeführte und nach 1989 praktisch nichtexistente Kindergeld, kau- fen? Die wahlstrategisch effiziente Sozialpolitik der PiS und die „Smolensker Religion“ tragen zur gesellschaftli- chen Akzeptanz des Demokratieabbaus maßgeblich bei, aber die eigentlichen Wurzeln des Problems liegen wo- anders. Ich erinnere mich an die Gänsehaut und Glücks- gefühle, als in der Nacht vom 12. auf den 13. Dezember 2002 Danuta Hübner, die jahrelang die Beitrittsverhand- lungen mit Brüssel geführt hatte, in einer Pressekonfe- renz den Verhandlungsprozess für abgeschlossen erklär- te. Das Gefühl, endlich in Europa angekommen zu sein, wurde im Juni 2003 in einem Referendum bestätigt, in dem sich fast 80 Prozent der Wähler für den EU-Beitritt Polens aussprachen. Was dabei gerne übersehen wurde: Die Wahlbeteiligung lag unter 60 Prozent. Selbst im Juni

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Freie Presse vom 12. November 2018 als Gastredner der offiziellen sächsischen Festveranstal- tung unter dem Titel „100 Jahre Ausrufung des Freistaa- Die schwere Geburt des Freistaats tes Sachsen“ auftrat – die es so also offenbar nie gab. In Dresden wurde am Samstag der Ausrufung der Repu- Schmeitzner zufolge war es unter den Revolutionären blik Sachsen vor 100 Jahren gedacht – und manche Paral- auch noch Ende 1918 äußerst umstritten, ob Sachsen lele zur Gegenwart gezogen. überhaupt weiterbestehen sollte. Für Konservative und Von Tino Moritz Liberale sei das keine Frage gewesen, in der Revolutions- regierung aus USPD und MSPD aber habe es dazu sehr (https://www.wiso-net.de/document/FEPR__5686188; unterschiedliche Auffassungen gegeben. Ein Teil der 31.1.2019) Akteure habe ursprünglich sogar die „Liquidation des sächsischen Staates zugunsten einer einheitlichen sozia- Vor 100 Jahren verfügte der Zirkus Sarrasani in Dresden listischen Reichsrepublik“ erwogen – ohne sich letztlich noch über ein steinernes Gebäude. In dem damals größ- damit durchsetzen zu können. ten überdachten Veranstaltungsort der Stadt verkündete Schmeitzner verwies darauf, dass bis zum Ausbruch der der „Vereinigte revolutionäre Arbeiter- und Soldatenrat“ Weltwirtschaftskrise 1929 in Sachsens Landespolitik viel am 10. November 1918 vor 5 000 Anhängern das Ende erreicht worden sei. Dazu beigetragen habe 1919 eine der Monarchie. Die Proklamation, die der als gemäßigt Koalition aus Sozialdemokraten und Liberalen, die der geltende Dresdner USPD-Ortschef Hermann Fleißner Wissenschaftler als „historischen Brückenschlag“ zwi- verlas, endete mit den Worten: „Es lebe die Soziale Re- schen protestantisch-bürgerlichen Kräften und dem pro- publik Sachsen!“ letarisch-sozialistischen Lager wertete. Historiker Mike Schmeitzner vom Dresdner Hannah-­ Wie wichtig die Fähigkeit zu Kompromissen damals Arendt-Institut für Totalitarismusforschung wusste am schon war und auch heute noch ist, hob auch Landtags- Samstag auch zu berichten, dass von einem „ Freistaat“ präsident Matthias Rößler hervor. „Die politische Pola- erst nach den Wahlen im Februar 1919 die Rede war. risierung gezügelt und auf ein demokratieverträgliches Das war auch deshalb bemerkenswert, weil Schmeitzner Maß zurückgeführt“ zu haben, nannte er eine große

Diskussion nach dem Festvortrag: Moderation Dr. Julia Spohr, Prof. Dr. Mike Schmeitzner, Ministerpräsident Michael Kretschmer (Foto: Matthias Rietschel).

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Leistung der Bundesrepublik. Die Weimarer Republik 3.2 Rezensionen hingegen sei fortdauernd instabil geblieben, „immer an- gefeindet von Links- und Rechtsextremisten“. Von den Francesca Weil/André Postert/Alfons Kenkmann (Hg.): Weimarer Verhältnissen sei man zwar auch heute noch Kindheiten im Zweiten Weltkrieg „meilenweit entfernt“. Aber: „Gegner der parlamentari- Halle (Saale) 2018 (mdv Mitteldeutscher Verlag), S. 567 schen Demokratie klopfen wieder hörbar an ihre Tür. Hoffentlich ist die Gesellschaft diesmal klüger als einst Rezension von Martina Winkler in: und lässt sie nicht ein.“ sehepunkte, 18 (2018) 7/8 (http://www.sehepunkte.de Auch Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) er- /2018/07/31602.html; 23.1.2019) griff das Wort. Ohne eine Partei namentlich zu erwäh- nen, aber in Anspielung auf die AfD sprach er von einem Als im Frühjahr 2018 die Ausstellung „Kinder im KZ“ in „Teil der Bevölkerung und auch des politischen Spekt- der Gedenkstätte des Konzentrationslagers Bergen-Bel- rums“, der „eine große Freude dabei zu haben scheint, sen eröffnet wurde, erklärte die Kuratorin in einem In- die Dinge schlechtzureden“. Zu den Lehren von Weimar terview, viele Zeitzeugen hätten zurückhaltend auf die gehöre, dass es für „eine gute Zukunft“ des Landes vie- Anfrage der Ausstellungsmacher reagiert. „Wir waren le engagierte Menschen brauche, die zu Kompromissen doch nur Kinder“, so sei die typische Reaktion gewesen: bereit sind. Zweifel daran, dass die Erfahrungen von Kindern für die Sachsens Regierung bestehe mit CDU und SPD aus Nachwelt von Interesse sein könnten. Diese Reaktion „zwei Parteien, die unterschiedlicher nicht sein können“, macht nicht nur traurig; sie überrascht auch, vor allem fuhr Kretschmer fort. Aber statt ständig zu erklären, was angesichts der großen Konjunktur, die Erzählungen über, sie trenne, versuche die Koalition, das Verbindende in Inszenierungen von und Forschungen zu „Kriegskindhei- den Mittelpunkt zu stellen. Die heutigen Probleme seien ten“ seit einigen Jahren erleben. andere als früher, aber lösbar. Wie komplex das Thema ist, welche methodischen, theo­ retischen und nicht selten auch ethischen Probleme sich aus seiner Bearbeitung ergeben, aber auch welche spannenden Erkenntnisse, wird aus der inspirierenden Einleitung des Bandes „Kindheiten im Zweiten Welt- krieg“ mehr als deutlich. Die Autoren Francesca Weil und André Postert vom Hannah-Arendt-Institut in Dres- den sowie Alfons Kenkmann von der Universität Leipzig beginnen mit einem Hinweis auf die öffentliche Debatte über die sogenannten „Kriegskindergeneration“, bei der es um individuelle Erinnerungen ebenso wie um kollek- tive Traumata geht. Weil, Postert und Kenkmann setzen gegen eine vielleicht nachvollziehbare, aber aus wissen- schaftlicher Perspektive problematische Vereinfachung von Begriffen wie „Generation“ die Forderung nach ei- nem differenzierten Blick. Eine gemeinsame Betrachtung von Kindern verschiedener Bevölkerungsgruppen nicht nur in Deutschland, sondern ganz Europa, eine diffuse Vereinheitlichung sehr unterschiedlicher Schicksale und Handlungsräume und letztlich eine Gleichsetzung von Tätern und Opfern sei hochproblematisch. Daraus ergibt sich die Forderung zu „konkretisieren, welche Kindheit und Kinder tatsächlich gemeint sind“ (S. 13) und konsequent die Verwendung der Pluralform „Kindheiten“ im Buchtitel. Die Herausgeber schlagen einige Strategien und Wege vor, die Vereinheitlichung und Vereinfachung der „Kriegskindheiten“ zu vermeiden und stattdessen nach Differenzierungen zu fragen. Ent- scheidend ist der transnationale Blickwinkel, der nicht Prof. Dr. Mike Schmeitzer, Ministerpräsident Michael Kretsch- nur vergleichende und oft kontrastive Perspektiven er- mer und Landtagspräsident Dr. Matthias Rößler im Gespräch möglicht und damit an das vielzitierte Buch von Nicholas (Fotos: Matthias Rietschel).

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Stargardt anknüpft.1 Das Nachverfolgen kindlicher Rei- der sogenannten Hlinka-Jugend im Slowakischen Staat se- und oft Lebenswege zwischen verschiedenen Natio- (Michala Lônčíková), problematisieren methodologische nen, ermöglicht oder erzwungen durch Vertreibung, Exil Probleme und diskutieren theoretische Fragen zur Erin- oder Evakuierung, brachte für viele Kinder entscheiden- nerungsforschung (Wiebke Hiemesch, Olga Radchenko), de Identitätswechsel und entsprechende Konflikte – und analysieren neuere mediale Diskurse wie den um die so- schließt an die so wichtigen Arbeiten von Tara Zahra an.2 genannten „Wolfskinder“ oder filmische Verarbeitungen Die Autoren werfen auch die wichtige Frage auf, ob sich (Christopher Spatz, Markus Köster, Ute Wölfel, Micha- Verbindungslinien über nationale Grenzen hinaus ziehen el Brodski), untersuchen die Selbstwahrnehmungen von ließen, die gemeinsame Erfahrungsmuster erkennbar ma- Kindern, die nicht zu den im von den Nationalsozialisten chen. Von zentraler Bedeutung ist schließlich die Betrach- beherrschten Europa verfolgten Gruppen zählten (Bea- tung von Kindheit als emotional und politisch höchst te Müller, Caroline Mezger, Lisbeth Matzer) und fragen aufgeladene „Projektionsfläche“ (S. 19) und die mediale immer wieder nach Handlungsspielräumen und Gestal- Nutzung des Erschütterungspotenzials, welches das Lei- tungsmöglichkeiten von Kindern. den von Kindern mit sich bringt. Es ist schade, dass die Herausgeber sich damit begnügen, Die Herausgeber beenden ihre Einleitung mit der Bemer- „eine Grundlage zu schaffen, um die verschiedenen Kind- kung, es könne „keine sinnstiftende Meistererzählung heiten des Zweiten Weltkrieges in gegenseitige Bezüge zu über die Kriegskinder geben“ (S. 22). Der in dieser Fest- setzen“ (S. 22), selbst aber keinen ernsthaften Versuch in stellung enthaltenen Skepsis gegenüber einheitlichen Er- diese Richtung wagen. Der Band betritt ja keineswegs voll- zählungen ist grundsätzlich zuzustimmen: Sie problema- kommenes Neuland; einige der hier vertretenen Autoren tisiert zu Recht sowohl die Vorstellung, alle Kinder einer haben bereits Schriften zu diesem Themenbereich vor- Jahrgangskohorte hätten ähnliche Erfahrungen gemacht, gelegt, und auch darüber hinaus gibt es inzwischen eine als auch das letztlich dahinterstehende Kindheitskonzept, recht ansehnliche empirische Forschungsleistung. Ebenso das gern mit Ideen (um nicht zu sagen Klischees) wie gibt es umfassende theoretische Debatten (einige davon kindlicher Unschuld und Hilflosigkeit hantiert. werden in der Einleitung angesprochen) darüber, ob und Keine Meistererzählung also, darin ist den Herausgebern wie „Kindheit“ oder aber „Kindheiten“ konzeptualisiert zu folgen. Allerdings stellt sich die Frage, ob die Dar- werden können: Die abstrakten Auseinandersetzungen stellung der Kriegskindheiten nicht etwas mehr Struk- beispielsweise zwischen Chris Jenks und Jens Qvortrup, tur verdient hätte. Diese hätte sich nach geografischen aber auch die konzeptionellen Vorschläge von Alan Prout Zuordnungen, methodischen Fragen, chronologischen hätten hier an einem konkreten Beispiel mit reichhaltiger Ordnungen oder Akteursgruppen (und vermutlich noch empirischer Forschung angewandt und überprüft werden weiteren Ordnungsprinzipien) richten können. Die Ent- können.3 Auch die umfassenden Diskussionen zu Ansät- scheidung der Herausgeber aber, die immerhin 31 Aufsät- zen, mit denen Kinder im Krieg erforscht werden kön- ze des Bandes nicht in Gruppen zu strukturieren und sie nen, bietet hier zahllose Anknüpfungspunkte.4 Während einfach nur alphabetisch nach den Namen der Autoren der vorliegende Band aber empirisch die Forschung frag- aufzureihen, irritiert. Nachdem die Herausgeber im Vor- los sehr bereichert und aus dieser Perspektive zweifellos wort selbst fordern, „den Krieg nicht etwa als Sammelsu- lesenswert ist, fällt er konzeptionell leider hinter die Ar- rium von Nationalgeschichten zu begreifen“ (S. 15), liegt beit von Nicholas Stargardt – der sich zwar mit theoreti- hier letztlich leider kaum etwas anderes vor als genau schen Überlegungen zurückhält, aber durch die Struktur dies: ein Sammelsurium. Dieses besteht aus vielen für sich seiner Erzählung wichtige Bezüge zwischen den von ihm genommen hochinteressanten Aufsätzen, die eine große beschriebenen Kindheiten schafft – zurück. Vielfalt an Kindheitsperspektiven abdecken: Es geht um das Erzählen und die Verarbeitung von Erinnerungen (individuell wie kollektiv und medial), um die Erfahrung von Evakuierung und Emigration, um Verfolgung, Mord und Lagergewalt und um staatlich gelenkte Kinder- und 3 So beispielsweise Chris Jenks: „Many childhoods?“, in: Child- Jugendorganisationen. Die Texte behandeln beispielswei- hood, 11 (2004), 5–8; Jens Qvortrup: „Cooperation and se bisher marginalisierte Themen wie die Organisation controversy in childhood studies: some dissenting notes“, in: Kindheiten. Gesellschaften, Interdisziplinäre Zugänge zur Kindheitsforschung, hg. von Rita Braches-Chyrek/Charlotte Röhner/Heinz Sünker, Leverkusen 2012, 45–58; Alan Prout: The Future of Childhood. Towards the interdisciplinary study of children, London 2004. 1 Nicholas Stargardt: Witnesses of war. Children’s lives under 4 Um nur einen Titel von vielen zu nennen: Lisa A. Kirschen- the Nazis, New York 2005. baum: The Meaning of Resilience: Soviet Children in World 2 Tara Zahra: The lost children. Reconstructing Europe’s fami- War II, in: Journal of Interdisciplinary History 47 (2017), Nr. lies after World War II, Cambridge, MA 2011. 4, 521–535.

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Francesca Weil/André Postert/Alfons Kenkmann (Hg.): die Idee einer wissenschaftlichen Tagung zum Thema. Kindheiten im Zweiten Weltkrieg „Wir wollten die Debatte um Kriegskinder erweitern um Halle (Saale) 2018 (mdv Mitteldeutscher Verlag), S. 567 Beiträge darüber, wie dasselbe Thema in anderen Län- dern dargestellt wird“, sagt André Postert. Etwa in Län- Rezension von Oliver Reinhard in: dern ehemaliger Kriegsgegner, in Russland, in Polen, in Sächsische Zeitung vom 2. März 2018, „Opfer Kind – Frankreich, der Ukraine. „Nicht um zu relativieren, son- Täter Kind. Die Dresdner Studie ,Kindheiten im Zweiten dern um zu ergänzen, um die verschiedenen Erfahrungen Weltkrieg‘ zeigt: Auch Minderjährige können schuldig in Beziehung zueinander zu setzen.“ werden.“ Das Ergebnis liegt nun als Buch vor, wie es so in Deutsch- land noch keines gegeben hat. „Kindheiten im Zweiten Die junge Ungarin hat Glück im Unglück. Ende Februar Weltkrieg“ versammelt 32 Beiträge zumeist junger His- 1945 wird sie mit anderen KZ-Insassen auf einen Todes- toriker aus der internationalen Geschichtswissenschaft. marsch durch Sachsen getrieben. Bei Herzogswalde kann Es geht um Erinnerungen jüdischer Kinder im für sie sie ihren Bewachern entfliehen und versteckt sich in ei- unfreiwilligen US-Exil sowie Erfahrungen französischer ner Scheune. Doch ihr Glück währt kurz. Ein Hitlerjunge Kinder, die nach Großbritannien evakuiert wurden. Jun- entdeckt die Jüdin und liefert sie dem Bürgermeister aus. ge „Umsiedler“ in der DDR sind ebenso ein Thema wie Der hält den Knaben dazu an, die Frau auf einem Hand- „Bandenkinder“ im deutsch besetzten Weißrussland, wagen aus dem Ort zu schaffen. Dann möge er mit ihr „Wolfskinder“ und die Kinder im besetzten Stalingrad. tun, was immer er wolle. Der Junge fällt seine Entschei- Manche Beiträge bergen regelrecht atemberaubende Ge- dung. Zusammen mit zwei Freunden prügelt er die Wehr- schichten. Etwa, wenn Katharina Friedla die Wege jüdi- lose zu Tode und wirft ihre Leiche in die Triebisch. Es ist scher Deportierter in der Sowjetunion übers Kaspische eines von zahllosen Beispielen nicht nur aus dem Zwei- Meer bis Teheran und schließlich Palästina nachzeichnet. ten Weltkrieg, das eine bittere Wahrheit belegt: Die Sicht Oder wenn Yulyia von Saal schildert, wie die deutschen auf Kinder in Kriegen als generell unschuldige Opfer ist Besatzer jüdische belarussische Kinder in „Bandenlager“ unhaltbar. Was mit Blick auf unbekannte minderjährige sperrten und gezielt nach welchen mit „arischem“ Aus- Soldaten im fernen Afrika kaum auf Widerspruch stößt, sehen suchten, um diesen zwangsweise Blutspenden für ist beim Denken an die eigenen Vorfahren oft weniger Deutsche abzunehmen. zustimmungsfähig. Tatsächlich dominiert die öffentliche Nicht leicht erträglich sind vor allem jene Aufsätze, in de- Wahrnehmung in Deutschland immer noch das Bild der nen es um Gewalttaten an Kindern geht oder eben um unschuldigen Kriegskinder. Was auch daran liegt, dass die Kinder als Täter. Beides untersucht Alexander Gugun an- Generation der letzten Zeitzeugen, die noch aus eigenem hand der Einsätze russischer Kinder im Partisanenkrieg. Erleben über den Zweiten Weltkrieg berichten können, Dort wurden sie benutzt als Hilfskräfte und Spione, aber damals noch Kinder waren und folglich auch aus Sicht zudem für die Durchführung von Sprengstoffattentaten, von Kindern erzählen, Unschuldsvermutung inklusive. auch auf Familienangehörige deutscher Wehrmachts­ Bereits in den Neunzigern kam es zu einem Boom dieser offiziere. Damit stößt die Studie „Kindheiten im Zweiten Art Erinnerungsliteratur. „Damals gingen viele Angehöri- Weltkrieg“ in den wohl schwierigsten Forschungsbereich ge der Generation in den Ruhestand und hatten Zeit, ihr vor, wo klar wird, dass Kinder trotz ihres Leids „weder Leben zu reflektieren“, sagt Francesca Weil, Historikerin nur die stummen traumatisierten Zeugen des Krieges am Dresdner Hannah-Arendt-Institut. „Dabei fragten sie noch lediglich dessen unschuldige Opfer waren“, wie der sich auch: Was stimmt mit mir eigentlich nicht und war- Historiker Nicholas Stargardt klargestellt hat. um? Psychologen fiel auf, dass sich plötzlich viele ältere „Kinder waren definitiv auch aktive Subjekte des Krieges, Menschen zu ihnen in Behandlung begaben, um an ihren nicht nur dessen passive Objekte“, bekräftigt Francesca Kriegstraumata zu arbeiten.“ Was dabei geschah, war Weil. „Zumeist hatten sie auch keine andere Wahl und enorm wichtig, glaubt Weils Kollege André Postert. „Weil mussten handeln. Etwa, weil ihre Eltern weg waren und es die psychische Aufarbeitung der prägenden Erlebnisse sie Verantwortung für sich oder auch jüngere Geschwis- einer ganzen Generation war.“ ter übernehmen mussten. Aber auch, weil sie einem Be- fehl ihres HJ-Führers folgen mussten und keine Chance Kinderpartisanen als Attentäter hatten, sich als Kinder gegen Erwachsene aufzulehnen.“ Allerdings war eine Folge dieser wichtigen Erinnerungs- Die „freie“ Entscheidung zu töten flut auch die Vergrößerung eben jener Schieflage: In den Büchern ging es immer nur um deutsche Opfer des Krie- Wie intensiv gerade die Hitlerjugend zum ideologischen ges. Kein Täter erinnerte sich, nichtdeutsche Opferlitera- und tätigen Kampf verzogen und fanatisiert wurde, legt tur wurde kaum gelesen. So kamen Weil und Postert auf Lisbeth Matzer exemplarisch für die Steiermark der Jahre

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1938 bis 1945 dar. Wie schwierig es ist, daraus eine Ei- stitut für Totalitarismusforschung gestoßen ist während genverantwortlichkeit für kindliches Handeln abzuleiten, der Recherchen für sein Buch „Kinderspiel, Glücksspiel, zeigt der eingangs geschilderte Fall des Hitlerjungen aus Kriegsspiel“. Es nimmt die gesellschaftlichen und politi- dem sächsischen Herzogswalde. Natürlich reflektieren schen Aspekte des Spielens von Kindern und Erwachse- Kinder ihre Gedanken und Handlungen ganz anders als nen von 1900 bis 1945 in den Blick. Auch sexuelle Auf- Erwachsene, mit entsprechenden Konsequenzen für ihre klärung, Erster Weltkrieg und Inflation schlugen sich in Verantwortlichkeit. Und es ist gut möglich, dass auch die- Brett-, Karten- und Rollenspiel nieder. ser Junge derart indoktriniert wurde, dass es ihm unmög- Die NS-Zeit war für Posterts Arbeit nur eines von meh- lich war, die geflohene Jüdin nicht beim Bürgermeister zu reren Unterthemengebieten, aber womöglich das interes- denunzieren. Feststellen lässt sich indes nur als Tatsache: santeste. Auch weil es zeigt: Ging es um Propaganda und Der Junge nutzte den Handlungsfreiraum, den ihm der „heimliche“ Infiltration im Sinne des Nationalsozialismus Bürgermeister mit seinem „Macht mir ihr, was ihr wollt“ im Spiel, waren Sachsen dabei ziemlich aktiv und findig. gab, nicht dafür, die Frau entkommen zu lassen. Stattdes- Wie Kasperle „arisiert“ wurde sen beschloss er selbstständig, sie zu töten. Doch auch für diesen Fall gilt, was Francesca Weil grund- Das lag zum einen in der Natur der wirtschaftlichen To- sätzlich über das Projekt sagt: „Es ging und geht uns über- pografie: Das Erzgebirge gehörte neben dem Nürnberger haupt nicht um das Fällen moralischer Urteile.“ Ebenso Raum zu den Spielzeugherstellungsregionen schlechthin wenig ebnet die hochkomplexe Studie einfachen Verglei- im Reich. So konnte nicht nur die Marienberger Firma chen den Weg. „Dafür waren die Kindheiten im Zweiten Moritz Gottschalk auf eine lange Tradition bauen als Weltkrieg einfach viel zu unterschiedlich“, sagt André „Fabrik feiner Holzspielwaren und Kindermilitärartikel“, Postert. Dass ihre Arbeit entscheidend dazu beiträgt, die zu denen sich 1933 Hakenkreuzfahnen, Stahlhelme und lange Zeit aufs Deutsche verengte Perspektive wieder zu SA-Uniförmchen gesellten. Schon damals hatten viele Be- weiten, ist indes eine Leistung, die kaum genug gewürdigt triebe wie heute um ihre Existenz zu kämpfen, weshalb werden kann. sie sich dem neuen Zeitgeist freilich nicht verschließen konnten. Gleichermaßen beliebt bei Kindern wie Erwachsenen: André Postert: Kasperletheater. Sie waren bereits im Ersten Weltkrieg Kinderspiel, Glücksspiel, Kriegsspiel ein wichtiger Bestandteil der Truppenbetreuung gewesen. Große Geschichte in kleinen Dingen 1900–1945 „Im Dritten Reich wurde die Hohnsteiner Puppenbühne München 2018 (dtv), S. 384 von Max Jacob besonders bekannt“, sagt André Postert. „Jacob hatte schon vorher eine pädagogische Form des Rezension von Oliver Reinhard in: Puppenspiels entwickelt und darin viel Erfahrung.“ Seine Sächsische Zeitung vom 14. Dezember 2018, „,… damit Bühne wurde überwiegend von NSDAP-Unterorganisa- Du sammelst der Juden viel!‘ Auch Spielzeug transportier- tionen wie Kraft durch Freude gebucht, ab 1936 durfte te die NS-Ideologie. Ein Dresdner Historiker fand heraus: Jacob mehrere Kasperlefilme für das Vorprogramm der Sachsen mischten dabei findig mit.“ Kinos drehen und zwei Jahre später auf der Weihnachts- feier des Innenministeriums aufspielen. Bis 1944 war Der Würfel ist gefallen. Der Polizist kommt auf seiner eine Hohnsteiner Puppenbühne an der Ostfront im Trup- Runde vor dem Haus eines Juden zum Stehen. Er darf peneinsatz. ihn schnappen, durch die Straßen aus der Stadt mitneh- „Als 1939 das Reichsinstitut für Puppenspiel gegrün- men und in ein Lager stecken, von dem aus es „ab nach det wurde, war Max Jacob daran beteiligt“, so Postert. Palästina“ geht. Vorausgesetzt, es kommt unterwegs kein Das Institut sorgte als übergeordnete Instanz für eine zweiter Polizist aufs gleiche Spielfeld und darf ihm den weltanschauliche Ausrichtung der Kasperle-Stücke. In Juden wieder wegnehmen. Das Motto: „Zeige Geschick klassische Abenteuergeschichten und Märchen flossen im Würfelspiel, dann sammelst du der Juden viel.“ fortan auch Demagogie und Rassismus ein. Zudem ent- Der Klassiker „Fang den Hut“ stand Pate für das antisemi- standen judenfeindliche Geschichten, wurden ohnehin tische Brettspiel „Juden raus“, entwickelt vor 80 Jahren in schon hetzerische Märchen wie „Der Jude im Dorn“ Dresden von der Firma Günther & Co. Deportation als der Gebrüder Grimm in der Puppenbühnenfassung Familienunterhaltung für nette Stunden im trauten Kreis. noch anti­semitischer. Während Kasper sich im Aussehen „Das übelste Produkt, das in den 30er-Jahren entwickelt „arisierte“ und seine Garderobe um Wehrmachts- und wurde“, sagt André Postert. Das abschreckendste Bei- Luftwaffenuniformen erweitert wurde, stattete man die spiel für die „spielerische“ Vermittlung der NS-Ideologie, Juden-Puppe mit sämtlichen gängigen antisemitischen auf das der Historiker am Dresdner Hannah-Arendt-In- Stereotypen aus. 1939 kamen Deutschlands Kriegsgeg-

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ner hinzu, etwa Holzfiguren der britischen Premiers Mike Schmeitzner: Chamberlain und Churchill. Richard Löwenthal Das auch für André Postert Überraschende: Man würde Widerständler – Wissenschaftler – Weltbürger vermuten, der staatliche Gleichschaltungs- und Kontroll- Herausgegeben von Hermann Simon wahn hätte die Spieleindustrie ebenso ergriffen wie alle Berlin 2017 (Hentrich und Hentrich Verlag), 78 S. Bereiche der NS-„Volkserziehung“. Das aber war mit- nichten so. „Mir ist in den Quellen nichts begegnet, was Rezension von­ Till Kinzel, zuerst erschienen in: auf eine aktive NS-Spielzeugpolitik hindeutet“, räumt der Informationsmittel (IFB): digitales Rezensionsorgan für Historiker ein. Offenbar hat sich das Terror-System auch Bibliothek und Wissenschaft (http://www.informations- hier darauf verlassen können, was der Historiker Ian mittel-fuer-bibliotheken.de/; http://informationsmittel-­ Kershaw als die freiwillige Bereitschaft zahlloser Deut- fuer-bibliotheken.de/showfile.php?id=8876; 23.1.2019) scher bezeichnet hat, „dem Führer entgegenzuarbeiten“. Erst ab 1939 ließ der Staat selber Spielzeug herstellen. Der Sozialdemokrat Richard Löwenthal (1908–1991) Auch die Hitlerjugend sägte, hobelte und malte Soldaten mag heute nur noch Wenigen ein Begriff sein, gehörte samt Panzern zum Verschenken. Später mussten jüdische aber zu den wichtigsten deutschen Intellektuellen des Kinder in den Ghettos massenhaft zwangsherstellen, was 20. Jahrhunderts, der mit seiner Biographie den größ- „arische“ Kinder erfreuen sollte. ten Teil dieser Zeit umspannte. Als Sohn eines assimi- Doch die Diktatur beschränkte sich weitgehend auf die lierten jüdischen Kaufmanns in Berlin-Charlottenburg Kontrolle dessen, was hergestellt wurde. Sie vergab ein geboren, ging er zunächst stark nach links und wurde Gütesiegel und sah sich nicht selten zum Einschreiten ge- Kommunist. Von der KPD verabschiedete er sich aber nötigt, mit Verweis auf das 1933 erlassene „Gesetz zum wieder, als diese den Hauptfeind in den angeblichen So- Schutz der Nationalen Symbole“. „Das richtete sich bei zialfaschisten der SPD und nicht in der NSDAP zu erbli- dem Spielzeug vor allem gegen die ,Verkitschung‘, wie cken meinte. Schon vor 1933 gehörte Löwenthal einer es hieß“, sagt Postert. Kritisch beäugt wurden zum Bei- konspirativen sozialistischen Gruppierung an, die nach spiel Hitlerjungen-Puppen [von] Käthe Kruse und ähnli- der „Machtergreifung“ ihre Tätigkeit fortsetzte, bis Lö- che Produkte von Vedes und Steiff. Auch das Brettspiel wenthal, der als Jude und Sozialist gleichsam doppelt „Der Sieg des Hakenkreuzes“ passierte die Zensur nur gefährdet war, nach Prag ins Exil ging. knapp. Denn drauf konnte man den Aufstieg der ­NSDAP Die „Jüdische Miniatur“ Mike Schmeitzners bietet nun nachwürfeln. „Wer auf das Feld des gescheiterten Hitler-­ eine konzise Skizze der Biographie Löwenthals, die von Putsches geriet, der musste seine Figur zurücksetzen“, der frühen Phase als Kommunist und Sozialist bis zu erklärt André Postert. „Das war natürlich schwierig.“ der späteren Rolle als Berater des sozialdemokratischen Tatsächlich verboten wurden etwa Malkästen mit Hitler-­ Parteivorsitzenden und Bundeskanzlers Willy Brandt Bild, Trillerpfeifen mit Hakenkreuz und sowieso Fuß- reichte.1 Löwenthal publizierte in den 1930er- und bälle mit Hakenkreuz. Bald machte auch der Krieg dem 1940er-Jahren seine politischen Schriften unter dem Spiel zu schaffen. Mussten die Produzenten ab 1939 aufs Pseudonym Paul Sering, darunter auch ein bekanntes rüstungsrelevante Metall verzichten und ganz auf Holz Buch der Nachkriegszeit mit dem Titel „Jenseits des Ka- setzen, wurde die Spieleherstellung im April 1943, drei pitalismus“, das noch einer verbreiteten Hoffnung Aus- Monate nach Ausrufung des „Totalen Krieges“, per Ge- druck gab, die bis in die CDU hineinreichte. Noch Ende setz verboten. der 1960er-Jahre versuchte ein Revoluzzer wie Rudi Welchen Einfluss das ideologisch konforme Spielzeug Dutschke dieses Buch gegen seinen Diskussionsgegner aufs Denken der Spielenden hatte, lässt sich nicht mehr Richard Löwenthal auszuspielen, der sich inzwischen zu recherchieren. Auch nicht, wie erfolgreich und beliebt einem Verteidiger der sozialen Marktwirtschaft gemau- „Juden raus“ aus Dresden wirklich war. Zwar warb der sert hatte und zudem gerade wegen seiner Erfahrungen Hersteller selbst mit der Zahl „1 Million verkaufte Spie- mit dem kommunistischen und nationalsozialistischen le“. André Postert jedoch hält das im doppelten Sinne für Totalitarismus eine Kritik der radikalen Studentenbewe- Propaganda: „Tatsächlich ist es wohl nicht groß in Um- gung entwickelte. Diese formulierte er in seinem Buch lauf gekommen. Das Spiel wurde noch im selben Jahr „Der romantische Rückfall“, den er bei den linksradi- 1938 mit großen Rabatten verramscht.“ kalen Studenten erkannte (und den er übrigens auch in interessanter Weise mit der Bakunin-Rezeption in Ver- Eine weitere Rezension von Katja Iken zur Publikation von bindung brachte). Es war daher konsequent, dass er sich André Postert erschien am 17. Dezember 2018 bei Spiegel an der Gründung des Bundes Freiheit der Wissenschaft Online: http://www.spiegel.de/einestages/nazi-­spielzeug- als-adolf-hitler-ins-kinderzimmer-draengte-a-1243124.html 1 Inhaltsverzeichnis: https://d-nb.info/1135223092/04

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beteiligte, dem er bis Ende der 1970er-Jahre angehörte.­ 2 den bedeutenden Werken Löwenthals gehörte auch eine Als alter Sozialdemokrat konnte er die zunehmende gemeinsam mit Willy Brandt verfasste Ernst-Reuter-Bio- CDU-Nähe des Verbands nicht mittragen (die sich übri- graphie, dessen Leben manche Parallelen zu seinem eige- gens bildungspolitisch vor allem an der Kritik der Gesamt- nen aufwies (kommunistischer Funktionär am Anfang der schule entzündete, an der Löwenthal festhalten wollte). Karriere, Sozialdemokrat später). Erst spät, als er schon Löwenthal stellte damals eine wichtige Verbindung zur über 50 Jahre alt war, wurde Löwenthal auf eine politik- SPD-Spitze unter Willy Brandt dar, während er theore- wissenschaftliche Professur berufen, sodass er im eigent- tisch eine der intensiveren Auseinandersetzungen mit lichen Sinne als Quereinsteiger gelten kann.5 Auch seine der berühmt-berüchtigten These Helmut Schelskys von Schriften, so z. B. „Chruschtschow und der Weltkommu- der neuen Priesterherrschaft der Intellektuellen formu- nismus“, gingen meist auf journalistische Essays zurück, lierte.3 Als wichtig kann auch seine Rede 1968 auf dem die dann von seinen Mitarbeitern erst mit Fußnoten aus- SPD-Parteitag gelten, in der er die Abgrenzung von den gestattet werden mussten. Kommunisten deutlich machte. Löwenthal wurde so nicht Da es sich um eine „jüdische Miniatur“ handelt, muss zuletzt zu einer „Reizfigur“ (S. 55) der Parteilinken, die abschließend noch etwas zu Löwenthals Judentum ge- sich insbesondere an Löwenthals Verteidigung des soge- sagt werden, das bei ihm primär von seiner Herkunft her nannten „Radikalenerlasses“ stießen. Schmeitzner nennt bestimmt war, nicht von einer religiösen Zugehörigkeit. es eine „harsche“ Einlassung, wenn Löwenthal erklärte, Löwenthal war kein Zionist, verfolgte aber das Leben der es gebe für Staatsfeinde kein Recht auf Staatsdienst. Lö- Juden in Israel mit Interesse (S. 63–66). wenthal hat des Weiteren auch seine Skepsis gegenüber Fazit: Eine wichtige, gelungene Erinnerung an eine beein- der neuen Öffnung der SPD für sogenannte „Randgrup- druckende und streitbare Persönlichkeit; wünschenswert pen“ nicht verhehlt, was ihn in einen Strategiekonflikt mit wäre zumindest eine Kurzbibliographie der wichtigsten Brandt führte, der die alte Freundschaft nicht unberührt Schriften gewesen, die ansonsten aus den Fußnoten he- ließ. Löwenthal war lange als journalistischer Analytiker rausgesucht werden müssen. Eine Gedenktafel für Lö- der Politik tätig und trug differenzierte Überlegungen wenthal findet sich in Berlin-Grunewald an seinem Haus; zur Totalitarismustheorie bei, indem er eine dynamische eine Straße wurde nach ihm bisher nicht benannt (S. 68). Komponente einbezog, die den Wandel totalitärer zu posttotalitären Gesellschaften zu erklären vermochte.4 Zu Bert Pampel/Mike Schmeitzner (Hg.): Konzentrationslager Sachsenburg (1933–1937) 2 Protest der Professoren: der „Bund Freiheit der Wissenschaft“ in den 1970er Jahren/Nikolai Wehrs. – Göttingen: Wall- Schriftenreihe der Stiftung Sächsische Gedenkstätten stein-Verlag, 2014. – 539 S.: Ill.; 23 cm. – (Geschichte der Dresden 2018 (Sandstein Verlag), 464 S. Gegenwart; 9). – Zugl.: Berlin, Humboldt-Univ., Diss., 2012. – ISBN 978-3-8353-1400-9: EUR 44.00 [#3605]. –Rez.: IFB 14-4 http://ifb.bszbw.de/bsz404875564rez-1.pdf – Der Bund Rezension von­ Christian Ruf in: Freiheit der Wissenschaft in den Jahren 1970–1976: ein In- DNN vom 5. November 2018, S. 13, „Als der ,Sachsen- teressenverband zwischen Studentenbewegung und Hoch- gruß‘ Martyrium pur war“ (­https://www.wiso-net.de/do- schulreform/von Svea Koischwitz. – Köln [u. a.]: Böhlau, cument/DNN__doc72mgtz933cwhy2ed43q; 25.1.2019) 2017 [ersch. 2016]. – 541 S.: Ill.; 23 cm. – (Kölner historische Abhandlungen; 52). – Zugl.: Köln, Univ., Diss., 2013 u. d. T.: Bemerkenswert informative Studie zum Konzentrations­ Gegen Elfenbeinturm und Kaderschmiede. –ISBN 978-3-412- 50554-7: EUR 70.00 [#5087]. – Rez.: IFB 17-2 http://infor- lager Sachsenburg - Der Terror der SS war noch brutaler mationsmittel-fuerbibliotheken.de/showfile.php?id=8376. als der der SA 3 Zu Schelsky und seiner Rolle in den politischen Auseinan- dersetzungen der Zeit siehe z. B. Helmut Schelsky: wider die An sich war jedem Russen klar, dass auf den Polizeire- Wirklichkeitsverweigerung; Leben – Werk – Aktualität/Vol- vieren seines Landes geschlagen und gefoltert wird. Aber ker Kempf. – München: Olzog, 2012. – 224 S.: Ill.; 22 cm. als im Sommer dieses Jahres im Netz die Prügelorgie – ISBN 978-3-7892-8335-2: EUR 29.90 [#2644]. – Rez.: IFB an einem Gefängnisinsassen in Jaroslawl zu sehen war, 12–2 http://ifb.bszbw.de/bsz365831085rez-1.pdf – Helmut Schelsky – der politische Anti-Soziologe: eine Neurezeption schlugen die Wellen der Empörung dann doch hoch ob /hrsg. von Alexander Gallus. – Göttingen: Wallstein-Verlag, 2013. – 243 S.: graph. Darst.; 23 cm. – ISBN 978-3-8353- 1297-5: EUR 24.90 [#3356]. – Rez.: IFB 13-4 http://ifb. bsz-bw.de/bsz382536835rez-1.pdf – Helmut Schelsky: wider 8487-1640-1: EUR 49.00 [#4458]. – Rez.: IFB 16-1, http:// die Wirklichkeitsverweigerung; Leben – Werk – Aktualität/ ifb.bsz-bw.de/bsz444935169rez-1.pdf. Volker Kempf. – München: Olzog, 2012. – 224 S.: Ill.; 22 cm. 5 Siehe auch Deutsche Politikwissenschaftler – Werk und Wir- – ISBN 978-3-7892-8335-2: EUR 29.90 [#2644]. – Rez.: IFB kung: von Abendroth bis Zellentin/Eckhard Jesse; Sebastian 12-2http://ifb.bsz-bw.de/bsz365831085rez-1.pdf. Liebold (Hrsg.). – 1. Aufl. – Baden-Baden: Nomos-Verlagsge- 4 Vgl. auch Den totalitären Staat denken/Frank Schale; Ellen sellschaft, 2014. – 849 S.: Ill.; 25 cm. – ISBN 978-3-8329- Thümmler (Hrsg.). – 1. Aufl. – Baden-Baden: Nomos, 2015. 7647-7: EUR 98.00 [#3691]. – Hier S. 511–523. – Rez.: IFB –314 S.; 23 cm. – (Staatsverständnisse; 79). – ISBN 978-3- 14-3, http://ifb.bsz-bw.de/bsz393292177rez-1.pdf.

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des Akts der polizeilichen Willkür. Da half dann alle der Häftlingsgesellschaft und einzelner Häftlingsgrup- Fußball-WM-Sommermärchen-Tünche nichts. pen sowie die Wahrnehmung des Lagers im Ausland Schlagen, foltern, morden – das waren einst auch Kernkom- spielen eine besondere Rolle. petenzen des NS-Regimes, wie der Band „Konzentrations- Auch das eine oder andere heiße Eisen wird angefasst, lager Sachsenburg“ bezeugt. Das Werk umfasst 25 Beiträ- etwa was „Opportunismus und Überläufertum“ angeht. ge von 19 Autoren und wurde von der Stiftung Sächsische Die Einschätzung ist schwierig, was Zahlen angeht, aber Gedenkstätten in Kooperation mit dem Hannah-Arendt-In- es gibt Indizien dafür, dass der politische Seitenwechsel stitut für Totalitarismusforschung herausgegeben. von der Linken zur Rechten zwar begrenzte Ausmaße Das KZ Sachsenburg bei Frankenberg war das bedeu- hatte, aber immerhin so groß war, dass er ein ernstes tendste und am längsten betriebene frühe KZ in Sach- Problem für die KPD darstellte. Ähnlich horcht man sen, ist aber deutlich weniger bekannt als das KZ Hohn- auf, wenn anklingt, dass Homosexuelle nicht nur bei stein. Es wurde von den Nationalsozialisten im Frühjahr SA bzw. SS auf der untersten Hierarchiestufe der Häft- 1933 zur Ausschaltung ihrer wichtigsten politischen lingsgesellschaft (die alles andere als eine Lager-„Ge- Gegner, vor allem Kommunisten, Sozialdemokraten und meinschaft“ war, wie man aus anderen Büchern weiß) Gewerkschafter, errichtet. Vor seiner Schließung 1937 standen. ließ das Regime hier auch verstärkt „Bibelforscher“ Instrumentalisierung der Erinnerungskultur (= Zeugen Jehovas), Juden, Pfarrer beider Konfessionen und „Vorbeugehäftlinge“ einliefern. Auch „asoziales Abgeschlossen werden die Betrachtungen durch Unter- Verhalten“, „Arbeitsscheu“ und „Trunksucht“ dienten suchungen zur juristischen Aufarbeitung (die Mehrzahl als Begründung für die Verhängung von „Schutzhaft“. der SS-Wachmänner, die in den mitteldeutschen KZ Formale Rechtsgrundlage für diesen außergerichtlichen Lichtenberg und Sachsenburg ihre Laufbahn begonnen Freiheitsentzug war die von Reichspräsident Paul von hatte, ging straffrei aus) und zur Geschichte der KZ-Ge- Hindenburg am 28. Februar 1933 erlassene „Verord- denkstätte Sachsenburg in der DDR. Eva Werner merkt nung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und zu Recht an, dass sich der deutsche Nationalsozialismus Staat“, die die Grundrechte außer Kraft setzte. Die SA, deutlich vom italienischen Faschismus unterschied, es die „“ der NSDAP, richtete an allen er- aber gleichwohl der Antifaschismus war, der sich zum denklichen verfügbaren Orten Konzentrationslager für Kampfbegriff der Kommunisten entwickelte. Für die real praktizierende oder mutmaßliche Hitler-Hasser ein: moskauhörige KPD waren ja selbst Sozialdemokraten in Turnhallen, Kasernen, alten Fabrikgebäuden, Ferien- „Sozialfaschisten“. Nach Kriegsende waren für die SED heimen, Burgen … Willigten die ursprünglichen Betrei- Antifaschismus und Sozialismus eine untrennbare Ein- ber, Nutzer oder Besitzer nicht ein, wurden sie oft selbst heit, „die als Staatskult und Legitimationsideologie“ zu den ersten Gefangenen. Viele dürften Bekanntschaft fungierten, wie Werner konstatiert. Sämtliche Häftlin- mit dem „Sachsengruß“ gemacht haben – mit dem ge wurden als Antifaschisten bezeichnet (was ein „biss- Gesicht zur Mauer, die Arme im Nacken verschränkt, chen“ zu viel der Ehre ist für die Kriminellen, die auch musste man stundenlang stehen. Wehe, es zuckte einer. einsaßen). Aber nicht die inhaltliche Auseinanderset- Nachdem das Lager ab Juli 1934 von der SS übernom- zung mit der NS-Vergangenheit und deren Erforschung men wurde, gehörte es in die Reihe jener Lager, die – wie besaß zu DDR-Zeiten oberste Priorität, „sondern die u. a. Dachau – von der direkt dem neuen Reichsführer Instrumentalisierung der Erinnerungskultur“, wie Wer- SS Heinrich Himmler unterstehenden „Inspektion der ner anmerkt. So manches Forschungsergebnis lässt auf- Konzentrationslager“ zentral gesteuert wurde. Zugleich horchen, stößt es doch gängige Sichtweisen über den entwickelte sich, wie die Herausgeber Bert Pampel und Haufen. So erfährt man, dass sich in Chemnitz der Kri- Mike Schmeitzner in ihrer Einführung festhalten, Sach- minalamtschef Albrecht Böhme, an sich ein überzeugter senburg wie einige andere Lager auch, zur Ausbildungs- Nationalsozialist, „unnachgiebig, allerdings auch lange stätte für die SS-Wachtruppe der KZ, aus denen später erfolglos“ für ein Ende des SA-Terrors in der Stadt und die SS-Totenkopfverbände hervorgingen, die ihrerseits sogar für eine Bestrafung der SA-Gewalttäter einsetzte. eine der Keimzellen der späteren Waffen-SS waren. Für Wie auch festgehalten wird, fielen in Sachsen die im Ver- Pampel und Schmeitzner ist Sachsenburg mehr als nur gleich zu anderen Ländern besonders zahlreichen Rege- ein frühes Lager, sondern die Brücke zu den nach 1936 lungen zur Schutzhaft, die bis April 1934 nicht zentral, errichteten Lagern wie Buchenwald und Sachsenhausen. sondern auf Länderebene reglementiert wurde, „auffal- Die Beiträge widmen sich der Einordnung des Lagers in lend detailliert“ aus. das sächsische NS-Terrorsystem, im Fokus stehen etwa Auf Anordnung des SA-Führers Manfred von Killinger, die SS-Netzwerke in Sachsen und der preußischen Pro- der am 10. März 1933 das Amt des Reichskommissars vinz Sachsen. Aspekte wie die Analyse der Tätergruppen für Sachsen übernommen hatte, wurde am 28. März und einzelner Täter von SA und SS, die Untersuchung 1933 die „Schutzhaftzentrale“ beim Sächsischen

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­Landeskriminalamt in Dresden eingerichtet. Mit ihr tags darauf ein Menschenschinder. Er sprach Häftlinge sollte das wilde Durcheinander bei den Verhaftungen in wiederholt als „Kameraden“ an, was bei den ihn unter- „geordnete Bahnen“ gelenkt werden. SA- und SS-Leute stellten SA-Männern nicht gut ankam. Bemerkenswert verschleppten bereits seit Februar 1933 ihre politischen folgende Erinnerung eines überlebenden Häftlings. So Gegner in Folterkeller, was teilweise zu Spannungen hat Hähnel etwa bei einem Zählappell die angetretenen zwischen Parteiverbänden und staatlichen Behörden Häftlinge zu einer neuen Verordnung wissen lassen: (Polizei, Justiz, Verwaltung) führte. „Es gibt eine neue Verfügung, nach der die Häftlinge Nachdem Hitler im Sommer 1933 den „Abschluss der mit ,Heil Hitler‘ zu grüßen haben. Das kann ich aber Revolution“ verkündet hatte, kam es zu ersten Entlas- unmöglich von Ihnen verlangen, denn unter Ihnen sind sungen, kleinere Lager wurden aufgelöst. So wurden gebildete Leute, sonst wären Sie ja keine Kommunisten bis zum 1. September 1934 die Häftlinge aus Hohn- oder sonst was geworden. Aber eines verlange ich, sa- stein nach Sachsenburg verlegt, ebenso landeten hier gen sie ,Heil‘ und denken sie an Moskau oder sonst was, Häftlinge aus den Lagern Pappenheim, Zschorlau und das ist mir scheißegal!“ Hainewalde. Ende Oktober 1933 saßen reichsweit rund Hähnel wurde im April 1934 als Leiter des KZ Sachsen- 22 000 Gefangene in KZ ein, deutlich weniger als in burg abgesetzt, mehr als zwei Monate vor dem angebli- der Lagerhölle des „Archipel Gulag“, mit dem Stalin chen „Röhm-Putsch“ und mehr als drei Monate vor der die Sowjetunion überzog. Die Zahlen für Sachsenburg Übernahme des Lagers durch die SS. Hähnel fiel tief. schwanken beträchtlich. Im Oktober 1934 waren 179 Bei einem Besuch im Dresdner Lokal „Weihenstephan“ Menschen hier inhaftiert, ein Jahr später 1 386, die Stei- soll er einem SS-Mann zufolge, von dem er im März gerung ist nicht zuletzt den von Himmler angeordneten 1935 angezeigt wurde, den Übertritt von SA-Angehöri- „Präventivmaßnahmen“ geschuldet. Im August 1936 gen zur SS als „Feigheit“ bezeichnet haben. Zudem soll zählte man wiederum 547 Häftlinge. er bedauert haben, dass die Anhänger Gregor Strassers, Am 13. August hatte die SS offiziell das Lager Sachsen- der mal den linken und antikapitalistischen Flügel der burg übernommen, das dann rasch nach dem von Theo- NSDAP repräsentierte, wegen ihres „Idealismus“ in- dor Eicke konzipierten „Dachauer Modell“ neu organi- haftiert wurden. Auch soll er moniert haben, dass „alte siert wurde. Das ging mit einer drastischen Verschärfung Kämpfer“ die Straße kehren müssten, während „Gesin- der Haftbedingungen einher, wie gut ein Dutzend mal nungslumpen“ hohe Stellen bekleiden würden. in dem sich nicht nur in dieser Hinsicht wiederholenden Hähnel kam drei Monate in Schutzhaft – ungeklärt ist, Sammelband betont wird. Die Unterschiede waren nicht wo er inhaftiert war. Aus der SA wurde Hähnel aus- unerheblich. Die SS-Leute stammten zwar im Vergleich geschlossen. Er arbeitete dann als Steuerbeamter im zu den Angehörigen der SA im KZ Sachsenburg in der Dresdner Finanzamt in der Annenstraße. Am 8. Mai Mehrheit aus Sachsen und angrenzenden Regionen, wa- 1945 geriet er als Offizier in der Tschechoslowakei in ren aber durchschnittlich 23 Jahren jünger. russische Kriegsgefangenschaft, in der er ein Jahr später In Sachsenburg wurden durch eine systematische Erzie- starb. Aber Hähnel war die Ausnahme von der Regel – hung zur „Härte“ so einige „Experten“ herausgezüch- das Gros der SA- und SS-Männer, die im KZ Sachsen- tet. Das Buchenwalder „Kommando 99“ beispielsweise, burg Dienst taten, waren willige Schläger und Sadisten. das 1941/42 an der Erschießung von mindestens 7 000 Sehr sparsam zeigte sich die Lagerverwaltung in Sach- sowjetischen Kriegsgefangenen beteiligt war, setzte sich senburg in der Versorgung der Häftlinge. Gab man im Kern aus Männern der Konzentrationslager Lichten- für die Verpflegung im Mai 1933 noch 78 Pfennig pro burg und Sachsenburg zusammen. Person und Tag aus, so wurde dies im Oktober auf 67 Pfennig gesenkt. Die Häftlinge mussten perfider Weise Die Häftlinge mussten zwei Reichsmark pro Tag für die Haft sogar zwei Reichsmark pro Tag Schutzhaft- „Schutzhaftkosten“ entrichten kosten entrichten. War dies nicht möglich, wurden die Interessant der Fall des ersten Lagerleiters des KZ Kosten den Familienangehörigen in Rechnung gestellt, Sachsenburg: Max Hähnel erscheint in Erzählungen dabei lebten die oft ohnehin schon von der Wohlfahrts- etlicher ehemaliger Häftlinge als eigenwillige Figur, der unterstützung. Die Häftlinge mussten/konnten sich spä- Gefangenen fürsorglich begegnete, schon mal saloppe ter Toilettenartikel, Ess- und Rauchwaren in der Kanti- Sprüche über Hitler riss und an die sanfte Umerziehung ne kaufen – die SS bereicherte sich dabei. der politischen Gegner glaubte. Geboren 1897 in Frei- Kommando war nicht gleich Kommando im KZ Sachsen- berg, war Hähnel Frontsoldat, dann Steuerbeamter und burg. Dem Kommando Steinbruch waren ausschließlich schließlich auch SA-Standartenführer. Als KZ-Lagerlei- jüdische und schon wegen ihrer „Rasse“ nur zu gern ter agierte er in „krankhaft wechselnden Stimmungen“, einer „Sonderbehandlung“ unterzogene Häftlinge zuge- unter denen Häftlinge wie SA-Leute zu leiden hatten. teilt. Strafweise wurden auch andere Häftlinge dorthin War er an einem Tag freundlich und nachsichtig, war er versetzt. Auch existierte ein Jauchekommando, wohin

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man ebenfalls strafversetzt werden konnte, wenn man Dabei scheint es immer wieder ein Grundgedanke gewe- sich etwas „zuschulden“ hatte kommen lassen. Über- sen zu sein, der den Wissenschaftler über all die Jahre liefert haben sich zahlreiche Beurteilungsunterlagen, begleitete: Wir müssen die opferzentrierte Perspektive wo regelmäßig Einschätzungen über das jeweilige poli- überwinden. tische Verhalten und dessen Arbeitsmoral festgehalten Das hat Zinn befähigt, sich Fragen zu stellen, die bislang wurden. Da ist mal zu lesen, „… ist ein fanatischer Bi- übergangen wurden. Gab es während des Dritten Reichs belforscher, der auch im Lager in diesem Sinne hetzt, ein schwules Leben jenseits von Verfolgung, Entman- außerdem Nichtwähler“. Oder auch: „… ist immer noch nung, Haft und KZ? Wie sah ein schwuler Alltag aus in als verstockter Staatsgegner anzusehen, der vorläufig, der Provinz und wie in den großen Städten? Bei der Sich- auch bei guter Führung im Lager, noch nicht entlassen tung des Archivmaterials beispielsweise in der thüringi- werden kann.“ schen Provinz entdeckte Zinn verschiedene Strategien Etlichen Opfern des NS-Terrors sind ebenfalls Aufsät- im Umgang mit der besonderen Lebensweise. Da gab es ze gewidmet. Das Spektrum ist breit gestreut. Aus hei- welche, die außer sexuellen Begegnungen keinerlei weite- mischer Perspektive interessant ist der Fall des 1877 in re sozialen Kontakte zuließen, andere verweigerten sich Dresden geborenen Pirnaer Pfarrers und Studienrates dieser völligen Isolation und verkehrten in einschlägigen Walter Plotz, der im KZ Sachsenburg landete, weil er Freundeskreisen oder versuchten sich im Aufbau beson- die antikirchliche und freimaurerfeindliche Ideologie derer Netzwerke. Hier wurde, so Zinn, „das eigene Be- der NS-Bewegung entschieden ablehnte, mochte der gehren offen kommuniziert“. nationalkonservativ eingestellte Plotz auch der Macht- Duldung und Gleichgültigkeit ergreifung der Nationalsozialisten nicht offen entgegen- getreten sein und sich als Beamter zur Loyalität dem 1935 verschärfte der NS-Staat noch einmal den Paragra- Staat gegenüber verpflichtet gesehen haben. Ein Mar- fen 175, der Tatbestand wurde von beischlafähnlichen tyrium ohnegleichen erlitt Max Sachs, der als Jude und auf sämtliche „unzüchtigen“ Handlungen ausgeweitet. Sozia­list den Dresdner Nationalsozialisten besonders Aber wie konnte unter diesen neuen Maßgaben eine um- verhasst war. fassende Verfolgung der schwulen Bevölkerung durch- geführt werden? Zwischen 1933 und 1945 gab es rund 53 000 Urteile nach den Paragrafen 175 und 175a. Für Alexander Zinn: ein Mehr fehlte notwendiges Personal und entsprechen- Aus dem Volkskörper entfernt? des Fachwissen vor Ort: „Die Verfolgung blieb hinter ih- Homosexuelle Männer im Nationalsozialismus ren Ansprüchen zurück.“ Frankfurt a. M. 2018 (Campus), 695 S. Die Nationalsozialisten sahen, so Zinn, in der Homose- xualität eine Staatsgefahr. Homosexuelle Männer waren Rezension ­von Elmar Kraushaar in: Feinde des Staates, die sich verschworen hatten, den Staat BZ online vom 11. Juli 2018, „Homosexuelle ­Männer zu zerstören. Sie bedrohten den nationalsozialistischen im Nationalsozialismus. Liebe als Staatsgefahr“ (https:// „Männerstaat“ in seinen Grundfesten. Die Existenz des www.berliner-zeitung.de/kultur/­homosexuelle-maenner- später ermordeten schwulen SA-Chefs Ernst Röhm beflü- im-nationalsozialismus-liebe-als-staatsgefahr-30603196; gelte derlei Verschwörungstheorien. 23.1.2019) Wie ließ sich dieser grundlegende Hass auf die „Anders­ artigen“ in der Bevölkerung durchsetzen? Gab es, wie Wie viele homosexuelle Männer wurden in den Konzen- bislang postuliert, „eine tief verwurzelte homophobe Tra- trationslagern des NS-Regimes getötet? Als 1969 nach dition in der deutschen Gesellschaft?“ Auch hier kommt der Reform des Paragrafen 175 die erste Generation Zinn zu differenzierten Erkenntnissen: „Die Einstellung schwulenbewegter Männer den Blick zurück wagte, spe- der Bevölkerung war nicht durchgängig negativ.“ Man kulierten sie über Hunderttausende Opfer, von einem könne vielmehr von Duldung und Gleichgültigkeit spre- „Homocaust“ war die Rede. Dann ermittelten schwu- chen. Zwar gab es vielerlei Arten der Denunziation bis le Historiker seriöse Zahlen, seitdem spricht man von hin in den privatesten Bereich, vorliegende Zahlen aber 10 000 bis 15 000 ermordeten Häftlingen mit dem rosa lassen auch den Schluss zu, dass „drei Viertel der homo- Winkel. sexuellen Männer von der Verfolgung überhaupt nicht Dass man noch immer keine genauen Zahlen kennt, be- erfasst wurden.“ leuchtet die Versäumnisse der Geschichtsforschung bei Ein Blick in das verwendete Zahlenmaterial am Ende dem besonderen Thema. Die vielen Leerstellen hat auch der Studie unterstützt die zuvor gewonnenen Schlussfol- der Berliner Historiker Alexander Zinn erkannt und sich gerungen. Das Buch wird abgeschlossen mit kurzen bio- vor sieben Jahren aufgemacht, die Geschichte homose- grafischen Angaben zu Häftlingen in Straf- und Konzen- xueller Männer im Nationalsozialismus zu untersuchen. trationslagern. Damit bekommen die vielen Fakten und

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Zahlen noch einmal einen Namen und eine individuelle verirrte Schäfchen wieder auf den rechten Weg zurück Geschichte, sowohl für jene, die nicht überlebten, aber oder half in praktischen Alltagsfragen. Inwieweit diese auch die anderen, für die die strafrechtliche Verfolgung un- durchweg positive, bodenständige Charakterisierung des ter unverändertem Nazi-Paragrafen nach 1945 weiterging. MfS tatsächlich Einfluss auf die Meinung von Kinobesu- chern und Fernsehzuschauern hatte, bleibt jedoch offen. Gleich an mehreren Stellen bietet das Buch Vergleiche Andreas Kötzing (Hg.): zu Darstellungen britischer oder amerikanischer Ge- Bilder der Allmacht heimdienstler in Filmen aus der westlichen Hemisphä- Die Staatssicherheit in Film und Fernsehen re, darunter auch den unvermeidlichen Verweis auf den Göttingen 2018 (Wallstein Verlag), 336 S. MI6-Agenten James Bond. Das Ergebnis ist wenig über- raschend: Neben ihren Kollegen aus dem kapitalistischen Rezension von Yvonne Fiedler in: Ausland wirkten die „Kundschafter“ des Sozialismus Sächsische Zeitung vom 27. November 2018, „Kundschaf- sowohl in Filmen aus westlicher als auch aus DDR-Pro- ter des Friedens. Ein Sammelband untersucht, wie sich die duktion reichlich uncool. Das lag bei Ost-Drehbüchern Stasi in Film und TV der DDR darstellen ließ. Und was sie nicht nur in den blassen Charakterzeichnungen, sondern nicht zeigen wollte.“ auch in den teils abenteuerfreien Plots begründet. So hat etwa Andy Räder für seinen Artikel über die Mayor-San- Dass die Stasi ein Imageproblem hatte, ist bekannt. „VEB der-Fernsehreihe aus den 1960er-Jahren recherchiert, Horch und Guck“ gehörte noch zu den schmeichelhaften wie das MfS monierte, man möge doch bitte solchen „Un- Namen, unter denen die Geheimpolizei im Volksmund sinn“ wie Hubschrauber-Verfolgungsjagden und Betäu- der DDR bekannt war. Dass sie ihr Ansehen Zeit ihres bungsspritzen für überwachte Personen aus dem Dreh- Bestehens medial aufzupolieren versuchte, belegt ein buch streichen. Hinzu kam, dass die Geheimpolizei sich jüngst erschienener Sammelband über die Staatssicher- nicht in die Karten schauen lassen wollte, weshalb man heit in Film und Fernsehen. Szenen über Ermittlungsmethoden oder -instrumente des MfS in Spionagefilmen vergeblich suchte. Dienstleister ohne Umtriebe Politisch korrekte Fehlerinnerung Herausgeber Andreas Kötzing, wissenschaftlicher Mit- arbeiter am Dresdner Hannah-Arendt-Institut für Tota- Neben Einblicken in die Produktionszusammenhänge litarismusforschung, hat unter der Überschrift „Bilder von DDR-Kriminalfilmen bietet Andreas Kötzings Band der Allmacht“ Aufsätze von fast 20 Film- und Medien- eine Reihe weiterer Entdeckungen, deren Reiz vor allem wissenschaftlern, Historikern, Kultur- und Politikwissen- in unterschiedlichen Forschungsansätzen liegt. Hoch schaftlern versammelt. Er selbst und mehrere Kollegen spannend etwa ist Anne Barnerts Untersuchung zweier beschreiben darin unter anderem, wie die Stasi schon ab Filme der Staatlichen Filmdokumentation (SFD) aus den den 1950er-Jahren an den Drehbüchern für Kino- und 1970er-Jahren, in der Stasi-Veteranen praktisch unkom- später Fernsehfilme mitarbeitete, in denen geheimdienst- mentiert ihren Lebensweg nacherzählten. Die SFD pro- liche Ermittlungen eine zentrale Rolle spielten. duzierte Filme „als weitgehend unzensierte Selbstdoku- Vor allem zwei Gemeinsamkeiten arbeiten die Autoren mentation für die Zukunft“, also nicht für Leinwand oder heraus: Zum einen achteten die Genossen von der Ab- Bildschirm, sondern für die Schublade. teilung Agitation peinlich genau darauf, den Ermittlern Barnert seziert, wie zwei MfS-Offiziere sich in diesem im Film einen durch und durch seriösen, kreuzbiederen geschützten Kontext ihre Biografie zurechtlegten, ste- Charakter angedeihen zu lassen. Eitelkeiten, selbstsüchti- reotype Antifaschismus- und Kämpferlegenden inklusive. ges Verhalten, Momente des Zweifelns oder gar amourö- Das überzeugende Urteil der Autorin: Die Geheimdienst- se Umtriebe wurden tunlichst vermieden. Kurzum: Mit- ler taten das nicht der Kamera halber, sondern aus ehr- arbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) in licher Überzeugung. Sie hatten ihre Biografie im Laufe Kino und Fernsehen waren meist so blutleer gezeichnet, der Jahre „fiktionalisiert“, das heißt eigene Erinnerungen dass sie dem Publikum keine Identifikationsmöglichkei- und Empfindungen unterdrückt und mit politisch kor- ten boten. Sie sollten Vorbilder sein, blieben jedoch oft rekten Bildern überschrieben. Barnert knüpft damit an genug dem Alltag völlig entrückte Wesen. die erfreuliche Entwicklung an, anstelle der scheinbar ge- Zum anderen analysieren mehrere Autoren, wie die Stasi sichtslosen Institution MfS einzelne Funktionäre des Mi- in vielen Filmen als eine Art „öffentlicher Dienstleister“ nisteriums, ihre Biografien und Handlungsmotive in den erschien, „der den Bürgern der DDR hilfreich zur Seite“ Mittelpunkt zu stellen. Ein weiterer großer Themenblock stand. Auf der Leinwand unterstützte die Geheimpolizei des Bandes widmet sich Filmen, die nach der friedlichen Landsleute in schwierigen Lebenssituationen, brachte Revolution entstanden und ab 1992 mit dem schier uner-

24 Pressebeiträge und Rezensionen

schöpflichen Fundus der offenen Stasi-Akten im Rücken der kommunistischen Diktatur sind nicht getrennt von­ die vermeintliche Allmacht des Ministeriums retrospektiv einander erzählbar. auf den Prüfstand stellten. Näher betrachten lässt sich diese These am Beispiel Sach- Besonders hervorzuheben ist dabei Ilka Brombachs reflek- sen, das unter den sogenannten neuen Bundesländern – tierte, film-, kultur- und literaturwissenschaftlich enorm angesichts der jahrhundertelangen staatlichen Kontinuität kenntnisreiche Untersuchung zu drei frühen Dokumentar- (sieht man einmal vom in dieser Form erst 1947 gegründe- filmen, die noch ganz unter dem Eindruck des politischen ten Sachsen-Anhalt ab) eine unpassende Wortschöpfung Umbruchs entstanden. Die Filmwissenschaftlerin arbeitet – die vergleichsweise am stärksten ausgeprägte landesge- heraus, wie es diesen Dokumentationen gelang, die eins- schichtlich orientierte Forschungslandschaft aufweist. Zu tige Macht der DDR-Institutionen darzustellen und ihr den maßgeblichen Protagonisten dieser Forschung zählt trotzdem, „gleichwohl still, auf einer formalen Ebene“ das an der Technischen Universität Dresden angesiedel- entgegenzutreten. Darin unterschieden sie sich klar von te Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung den zahlreichen Spielfilmen über die DDR, die ab 2000 (HAIT), das neben politikwissenschaftlich geprägten eine scheinbar allmächtige Staatssicherheit inszenierten. Arbeiten eben auch historische Fragen bedient. Nicht Solche Kassenschlager spielen im Buch erfreulicherwei- umsonst sind hier einige der zentralen Bände für die Ge- se nur eine Nebenrolle, sind sie doch an anderen Stellen schichte des Nationalsozialismus in der Region – Sachsen schon vielfach besprochen worden. Deshalb bietet „Bil- und der Nationalsozialismus (2014), herausgegeben unter der der Allmacht“ reichlich neue Erkenntnisse auch jen- anderem vom damaligen Institutsdirektor Günther Hey- seits des Mainstreams. Die Aufsätze sind fast durchweg demann, und Sachsen in der NS-Zeit (2002), herausge- gut lesbar und somit nicht nur für Fachpublikum eine un- geben vom stellvertretenden Direktor Clemens Vollnhals terhaltsame Lektüre. – und zur Nachkriegszeit – Diktaturdurchsetzung in Sach- sen. Studien zur Genese der kommunistischen Herrschaft 1945–1952 (2003), verantwortet von den Institutsmitar- Mike Schmeitzner/Clemens Vollnhals/Francesca Weil (Hg.): beitern Rainer Behring (mittlerweile als Lehrbeauftragter Von Stalingrad zur SBZ an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf tätig) und Sachsen 1943 bis 1949 Mike Schmeitzner – entstanden. Die Übergangsphase (Schriften des Hannah-Arendt-Instituts 60), wurde dabei noch weitgehend isoliert betrachtet, sieht Göttingen 2014 (Vandenhoeck & Ruprecht), 572 S. man von einigen zeitlich übergreifenden Beiträgen ab. In den letzten Jahren sind zudem einige wichtige Lokalstu- Rezension von Martin Munke in: dien erschienen, etwa zu Leipzig – Leipzig im National- literaturkritik.de, 20 (2018) 7 (https://literaturkritik.de/ sozialismus. Beiträge zu Zwangsarbeit, Verfolgung und public/rezension.php?rez_id=24630; 23.1.2019) Widerstand (2016) – und zu Dresden – Braune Karrie- ren. Dresdner Täter und Akteure im Nationalsozialismus Sie gehörte lange zu den Kernbeständen der Auseinan- (2012). Eine Gesamtdarstellung „Sachsen im Zweiten dersetzung mit der nationalsozialistischen Diktatur im Weltkrieg“ fehlt hingegen noch. Auch wenn es neben den Nachkriegsdeutschland, die viel bemühte „Stunde Null“. genannten für den großstädtischen Bereich viele weite- In der öffentlichen Meinung dürfte das damit verbundene re regionale und lokale Studien gibt, wurden gerade die Bild eines bedingungslosen Neuanfangs nach Krieg und letzten beiden Jahre der NS-Herrschaft noch nicht zusam- Verbrechen noch immer so manchen Anhänger haben. menhängend dargestellt. Tatsächlich war die Entwicklung in den Besatzungszonen Ansatzpunkte zu einer solchen integrierten Geschichte auf deutschem Boden nach 1945 auf politischer und wirt- liefert der wiederum am HAIT konzipierte vorliegende schaftlicher Ebene von vielen Brüchen gekennzeichnet. Sammelband Von Stalingrad zur SBZ, der die Entwick- Und doch finden sich bei genauerem Hinsehen viele Zu- lungen in Sachsen zwischen 1943 (Kriegswende nach sammenhänge und Kontinuitäten, die die gesellschaftliche der Niederlage von Stalingrad) und 1949 (Gründung der Realität in der Nachkriegszeit prägten. Bei allen offiziellen DDR) in den Blick nimmt und sich in der Anlage haupt- Distanzierungen und späteren Behauptungen, das „besse- sächlich an ein wissenschaftliches Publikum richtet. Seine re Deutschland“ aufzubauen, gilt dies auch für die Sowje- Nutzbarkeit als Zwischenbilanz und Ausgangspunkt für tische Besatzungszone im vormaligen Mittel- und nunmeh- weitere Forschungen erhöhen eine mehrseitige Auswahl- rigen Ostdeutschland, aus der 1949 die selbsternannte bibliografie, die den Zeitraum auf 1933 und 1952 (Auflö- Deutsche Demokratische Republik werden sollte. Selbst sung der Länder in der DDR) als Anfangs- beziehungswei- wenn manche hier eine „Dämonisierung durch Vergleich“ se Endpunkt erweitert, und ein Personenregister. Ein Teil (Wolfgang Wippermann) vermuten – die Geschichte der der Beiträge wurde im April 2015 auf einer gemeinsam nationalsozialistischen Herrschaft und die Etablierung mit der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung

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in Dresden durchgeführten Tagung vorgestellt. Die einzel- und Lenkung unterworfen sowie alle hemmenden vor, nen Studien, verfasst von einschlägig ausgewiesenen Wis- während und nach der Vollstreckung von Todesurteilen senschaftlerinnen und Wissenschaftlern, sind paritätisch beseitigt“. Bis in die letzten Kriegswochen hinein wurden auf die Themenfelder „Die nationalsozialistische Kriegs- Todesurteile verhängt und vollstreckt, etwa Mitte April in gesellschaft“ (neun Aufsätze), „Besatzungsmacht und Leipzig an über 50 Insassen von Polizeigefängnissen, die neue Herrschaft“ (zehn) und „Gesellschaft im Umbruch“ durch Gestapo-Einheiten ermordet wurden. Ein ähnliches (neun) verteilt. Die Titel der einzelnen Sektionen spiegeln Schicksal erlitten tausende – die genaue Zahl ist bis heute den struktur- und sozialgeschichtlichen Ansatz wider, von ungeklärt – der Anfang 1945 insgesamt mehr als 30 000 dem der Großteil der Aufsätze geprägt ist. Beiträge, die Häftlinge, die in Konzentrationslagern Zwangsarbeiten den gesamten Untersuchungszeitraum in den Blick neh- leisten mussten, und von denen viele gegen Kriegsende men, liefert vor allem die dritte Sektion. Neben lokalen auf sogenannte Todesmärsche geschickt wurden. Martin Spezialstudien finden sich im Band landesweit argumen- Clemens Winter zeigt hier, wie „viele Zivilisten nicht nur tierende Untersuchungen und biografische Beiträge, die zu Augenzeugen wurden, sondern direkt in das Gesche- ein facettenreiches Bild einer Gesellschaft liefern, die hen involviert waren“. den untersuchten Zeitraum vielfach als ein Leben in der Nach Kriegsende und dem Rückzug der US-amerikani- „Ausnahmesituation“ wahrnahm – war Sachsen doch das schen Truppen Anfang Juli 1945 gelangte ganz Sachsen Gebiet im „Altreich“, in dem sich die NS-Herrschaft in in den Machtbereich der Sowjetunion. Dies betraf auch Teilen mit am längsten hielt, und das 1945 von einer Drei- die im April zunächst unbesetzt gebliebenen Regionen teilung in von der US-Army und der Roten Armee besetz- im Westerzgebirge mit ihren etwa 500 000 Einwohnern te sowie noch von Wehrmachts-/SS-Einheiten gehaltene und Flüchtlingen. Im Vergleich zu den Besatzungszonen beziehungsweise gar unbesetzte Gebiete geprägt war. Die der Westalliierten führte der Systemwechsel hier „zu Tatsache, dass das Land lange von direkten Kampfhand- weitaus stärkeren Brüchen: So etwa hinsichtlich des poli- lungen verschont blieb (sieht man von einem Luftangriff tischen Systems, bei der Säuberung von Verwaltung und auf Leipzig im Dezember 1943 ab), hatte zu einer wach- Wirtschaft von Nationalsozialisten und mit Blick auf die senden Bedeutung seiner wirtschaftlichen Strukturen Schaffung erster wichtiger Elemente eines neuen plan- geführt. Betriebe aus anderen Teilen des Reiches waren wirtschaftlichen Systems“, wie die Beiträge der zweiten hierher verlagert worden, was mit einem starken Ausbau Sektion zeigen. Die „Entnazifizierung“ wurde dabei als des existierenden Lagersystems einherging. Ab Ende 1944 ein doppeltes Instrument genutzt, so Clemens Vollnhals: war Sachsen dann stärker von den Kriegseinwirkungen „Sie diente einerseits der politisch wie moralisch gebote- betroffen, die in den massiven Bombardements unter an- nen Abrechnung mit dem Nationalsozialismus und war derem von Chemnitz, Dresden und Plauen gipfelten. zugleich ein Instrument für die Durchsetzung des kom- Diesem verstärkten Druck von außen entsprach eine In- munistischen Machtanspruchs in Staat und Gesellschaft.“ tensivierung des inneren Drucks, den das Regime in sei- Ein übergreifendes Konzept fehlte dabei allerdings, sodass nen verschiedenen Instanzen auf- und ausbaute, wie die es regional zu großen Unterschieden kam. Auch beendete Beiträge in der ersten Sektion des Bandes verdeutlichen: die Sowjetische Militäradministration die Säuberungsver- „Eine Ablösung von nennenswerten Teilen der Gesell- fahren bereits im März 1948 relativ abrupt, wenngleich schaft vom Nationalsozialismus lässt sich für diese Jahre zu diesem Zeitpunkt der Anteil von Angehörigen der SED nicht erkennen.“ Mike Schmeitzner nähert sich diesen Be- (zuvor KPD und SPD) in Verwaltung und Wirtschaft be- fund mit einer Untersuchung der Rolle des „“ reits entsprechend stark angestiegen war. Zum Führungs- Martin Mutschmann. In seiner Umformung der Landes- in personal auf Ebene der Kreise gehörten dabei neben „alt- eine „Gauregierung“ im Frühjahr 1943, in der Abteilungen bewährten kommunistischen Kadern“, die zunächst noch statt Ministerien die einzelnen Geschäftsbereiche abbilde- den Hauptanteil etwa der 1. Kreissekretäre ausmachten, ten, gelang Mutschmann eine noch stärkere Verschrän- zunehmend auch eine Reihe von „jungen, anpassungsbe- kung von Partei, Regierung und Verwaltung. Die starke reiten und machtbewussten Neumitgliedern der vor allem Betonung „sächsischer“ Traditionen trug – im Zusam- im Nationalsozialismus sozialisierten jungen Generation“, menspiel mit immer stärkeren Repressionsmaßnahmen – wie Tilman Pohlmann schreibt. Auch ehemalige Angehöri- dazu bei, dass sowohl die Beamtenschaft als sicher auch ge von NS-Organisationen wie der Hitler-Jugend wurden weite Teile der Bevölkerung das Regime weiter unterstütz- so in den neuen Staat integriert. ten. Die verstärkte Nutzung von Repressionsinstrumenten Diese Elemente der Kontinuität zwischen altem und neu- zeigt Gerald Hacke am Beispiel der sächsischen Justiz un- em Regime wie zu vorgelagerten Epochen werden in den ter den Stichworten „Radikalisierung“ und „Eskalation“. Beiträgen der dritten Sektion näher untersucht. Swen Gestützt auf die Vorgaben der Reichsebene wurde auch in Steinberg zeigt in seiner Betrachtung der Transformation Sachsen „die Rechtsprechung einer vielfältigen Steuerung sächsischer Unternehmen in der Nachkriegszeit einige sol-

26 Pressebeiträge und Rezensionen

cher Formen von „Langfristigkeit“ auf. Zwar ging die SED ähnlichen Verfahren und öffentlichen Kampagnen auch weitgehend scharf gegen die alten Wirtschaftseliten vor, auf die DDR aus. Zu Beginn der 1950er-Jahre „verließen um die Durchsetzung der Volks- und Planwirtschaft zu viele sächsische Juden […] das Land“, die verbliebenen erreichen. Und doch existierten im Oktober 1948 gegen- zogen sich weitgehend ins Privatleben zurück beziehungs- über „etwa 1 800 sächsischen VEB mit durchschnittlich weise passten sich in ihren Organisationen den staatlichen 156 Arbeitern noch immer ca. 16 000 Privatunternehmen Vorgaben an. Eine freiere Entfaltung (nicht nur) jüdischen mit durchschnittlich 23 Beschäftigten“. Und auch in staat- Lebens wurde so erst nach 1989/90 wieder möglich. lich gelenkten Betrieben diente die privatwirtschaftliche Vergangenheit vielfach noch lange der Traditionspflege und zur Binnenidentifikation der Belegschaft, die über die Steffen Kailitz (Hg.): politischen Brüche hinweg bisweilen eine lange personelle Nach dem „Großen Krieg“ Kontinuität aufwies. Als vergleichbares Problem für die Vom Triumph zum Desaster der Demokratie 1918/19 Bevölkerung vor und nach 1945 stellten sich die Wohn- bis 1939 raumnot und die Notwendigkeit, die eigene Versorgung (Schriften des Hannah-Arendt-Instituts 62), auch durch Schwarzmarktgeschäfte sicherzustellen. Tho- Göttingen 2017 (Vandenhoeck & Ruprecht), 441 S. mas Widera zeigt am Beispiel Dresdens, wie die jeweilige Knappheit und die Versuche um den Ausgleich derselben Rezension von Axel Dröber in: das Alltagsleben fortgesetzt prägten. Sowohl den NS-Be- Francia recensio, (2018) 1 (https://journals.ub.uni-heidel- hörden unter den Bedingungen des Krieges (und teilweise berg.de/index.php/frrec/article/view/45584; 23.1.2019) bereits zuvor) wie der Besatzungsmacht unter den Bedin- gungen des Wiederaufbaus bei gleichzeitiger Demontage Der von Steffen Kailitz herausgegebene Sammelband und Requirierungen für Reparationsleistungen gelang es beinhaltet Fallanalysen und vergleichende Studien zum vielfach nicht, „die ausreichende Versorgung zu organisie- Überleben und Scheitern von Demokratien in der Zwi- ren“. Für viele stand so „die Sorge um die eigene Exis- schenkriegszeit. Der erste Teil geht der Entstehung und tenz und die der nächsten Angehörigen“ im Mittelpunkt Entwicklung demokratischer Regime nach, im zweiten des täglichen Handelns – nicht der Aufbau eines neuen Teil wird das Phänomen der „überlebenden Demokrati- Systems, das wiederum vielfach von Fremdbestimmung en“ und im dritten Teil das der „gescheiterten Demokra- geprägt war. tien“ besprochen. Die Übergangsphase zwischen 1943 und 1949 bleibt so Die meisten Beiträge widmen sich dem europäischen ambivalent, wobei es hier häufig große lokale und regiona- Kontinent, wobei diese Eingrenzung nicht weiter be- le Differenzen zu beachten gilt: Sie steht für „de[n] Unter- gründet wird. Erklärtes Ziel des Herausgebers ist es, gang der nationalsozialistischen Diktatur, d[ie] Durchset- Rückschlüsse auf die heutige Krise der Demokratie zu zung einer neuen Diktatur unter Führung der KPD/SED, ziehen. Die Ergebnisse des Bandes unmittelbar in einen aber auch eröffnet[e] Chancen zur (kontingentierten) Zusammenhang mit der heutigen politischen Situation Entfaltung bisher unterdrückter ethnischer und religiöser in Europa und Nordamerika zu stellen, wirkt dabei ver- Gemeinschaften“ und auch, so möchte man hinzufügen, kürzt. In seinem eigenen Beitrag geht Kailitz der Frage zur neuen Entfaltung von seit den 1930er-Jahren margi- nach, welche politischen Regime der Zwischenkriegszeit nalisierten und verfolgten gesellschaftlichen Gruppen – als Demokratien angesehen werden können und welche ein Möglichkeitsraum, der sich allerdings für viele bald nicht. Problematisch erscheint, die Zwischenkriegszeit wieder schließen sollte, wie nicht zuletzt der Aufstand mit Kriterien zu analysieren, die dem Verständnis nach im Juni 1953, nur vier Jahre nach Staatsgründung des 1945 entstammen, ohne dabei den historischen Kontext „besseren Deutschland“, zeigen sollte. Gerade der Bei- und die semantische Offenheit des Demokratiebegriffs trag von Hendrick Niether zum Schicksal der jüdischen zu berücksichtigen. Bevölkerung auch nach 1945 zeigt dieses Spannungsfeld Uwe Backes widmet sich der liberalen Hegemonie vor zwischen Hoffnung, Resignation und neuer Repression 1914. Er zeigt, dass die Herausbildung einer starken eindrücklich: antisemitische Einstellungen waren in der parlamentarischen Kontrolle in Ländern wie Frankreich Bevölkerung weiter präsent, „verbal[e] und auch tätlich[e] oder Großbritannien allein nicht die Krisenresistenz der Angriffe auf Juden, Schmierereien und Friedhofsschän- Demokratie erklärt. Die Berücksichtigung politischer dungen“ fanden weiter statt. Und auch staatlicherseits Partizipationsbedürfnisse war ebenso entscheidend. wirkten alte Ressentiments weiter ­– „arisiertes“ Eigentum Jens Hacke weist in seinem Beitrag zu Recht darauf hin, wurde kaum zurückerstattet, die Ende der 1940er-Jahre dass im zeitgenössischen Verständnis unter Demokratie im sowjetischen Machtbereich einsetzenden Schauprozes- eine Vielfalt an Regierungs- und Staatsformen begrif- se gegen Funktionäre jüdischen Glaubens wirkten sich in fen wurde. Ab Mitte der 1920er-Jahre setzte eine breite

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­Reflexion zum Programm und Selbstverständnis des Li- Herausbildung eines neuen Volksbegriffs zurück, auf den beralismus ein. sich sowohl sozialistische wie konservative Parteien be- Das Verhältnis zwischen traditionellen Ordnungskonzep- riefen, womit sich auch die „nordische Demokratie“ als ten, Faschismus und Autoritarismus ist Gegenstand des Grundkonsens etablieren konnte. Estland und Finnland Beitrags von Arnd Bauerkämper. Mit Blick auf Deutsch- werden im Folgenden von Alan Siaroff verglichen, der land, Italien und Rumänien grenzt dieser die autoritären die von Robert Dahl erarbeiteten Kriterien einer funkti- Regime von faschistischen Mobilisierungsdiktaturen ab. onierenden Demokratie aufgreift. Siaroff kommt zu dem Erstere agierten offen antidemokratisch und mit Unter- Schluss, dass das Vorhandensein politischen Wettstreits, stützung der traditionellen Eliten wie Adel oder Kirche. wie es in Finnland noch vor der Ausweitung des Wahl- Letztere griffen das demokratische Partizipationsverspre- rechts der Fall war, die entscheidende Voraussetzung für chen auf, um eine Beteiligung des Volkes vorzutäuschen. das Bekenntnis der Eliten zum Parlament war. Christoph Gusy analysiert in seinem Beitrag die Ver- Mit Blick auf Italien zeigt Günther Heydemann, wie die fassungen von Deutschland, Österreich, Polen, der Unfähigkeit der Regierung, seit dem vorherigen Jahr- Tschechoslowakei und Ungarn. Die in Deutschland hundert überkommene strukturelle Probleme zu lösen, vielfach ausgemachten konstitutionellen Schwächen wa- die faschistische Machtübernahme begünstigte. Heidi ren auch in anderen Ländern vorhanden, ohne dass sie Hein-Kircher greift die Zweite Republik Polens auf, de- hier zwingend den Sturz der Demokratien bewirkten. ren Gründung weder zu einer innenpolitischen Konso- Allein das Vorhandensein einer langen demokratischen lidierung noch zu einer kollektiven Verständigung über Tradition begünstigte das Überstehen der multiplen Kri- die staatlichen Außengrenzen führte. In der Folge bilde- sen nach 1918. Jørgen Møller und Svend-Erik Skaaning ten sich Diskurse der „Versicherheitlichung“ heraus, die nehmen Bulgarien, Finnland, Italien, Litauen, Portugal, einer Diskreditierung des parlamentarischen Systems Rumänien, Spanien und Jugoslawien als Grenzfälle zwi- Vorschub leisteten und so Józef Piłsudski zentrale Pa- schen Demokratie und Diktatur in den Blick. Für die rolen für den Mai-Putsch 1926 lieferten. Ursula Büttner Auswertung sozialwissenschaftlicher Datensätze greifen wendet sich der Zerstörung der Weimarer Republik zu, die Autoren auf ein Minimalkriterium zurück (Vorhan- die sie als „überforderte Demokratie“ bezeichnet. Die densein von Formen politischen Wettstreits) und können Gründe dafür seien in der verdrängten Niederlage des diese in der Forschung umstrittenen Fälle so klarer den Ersten Weltkriegs und einer nach 1918 völligen Über- demokratischen und nicht-demokratischen Regimen zu- frachtung des Staats zu suchen, der für sämtliche Nach- ordnen. Ekkart Zimmermann arbeitet die politischen kriegsübel verantwortlich gemacht wurde. Österreichs Folgen der Weltwirtschaftskrise der 1930er-Jahre heraus. Erste Republik ist Gegenstand des Beitrags von Ever- Er stellt fest, dass sich der Anteil der Wechselwähler er- hard Holtmann, der die Ergebnisoffenheit des öster- höhte, was Antisystemparteien stärkte und den Regierun- reichischen Staatsbildungsprozesses nach 1918 betont gen die Möglichkeit entzog, angemessen auf die Krise und sich gezielt auf die Faktoren konzentriert, die die zu reagieren. Die Weltwirtschaftskrise rückt auch Dirk Bildung der Demokratie zunächst begünstigt hatten. Als Berg-Schlosser in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen. Gründe für das Scheitern der griechischen Demokratie Auf der Basis quantitativer und qualitativer Auswertungs- nennt Nathalie Patricia Soursos die unüberwindbare Po- verfahren zeigt er, wie in einer Reihe europäischer Staa- larisierung des Parlaments, die die Errichtung des auto- ten die Wucht der Krise sowohl durch die Beschaffenheit ritären Metaxas-Regimes ab 1935 als Versprechen von der Institutionen, ihre Krisenresistenz und Durchlässig- Stabilität erscheinen ließ. Mit Blick auf Spanien macht keit, als auch durch die Handlungen, die die Akteure zum Sören Brinkmann auf den rücksichtslosen Reformeifer Auffangen der Krisenauswirkungen ergriffen, abgefedert der Linksrepublikaner aufmerksam. Davon profitierten oder im Gegenteil noch verschärft wurde. konservative Parteien wie der katholische Confedera- Den zweiten Teil beginnt Thomas Raithel mit seinem ción Española de Derechas Autónomas (CEDA), wel- Beitrag zur parlamentarischen Demokratie in Frankreich cher mit seiner Politik das Aufkommen eines Anti-Re- zwischen 1918 und 1940. Raithel zeigt, dass es trotz des publikanismus begünstigte, der besonders in der Armee hohen Stellenwerts des Parlaments in den 1930er-Jahren Fuß fassen konnte. zu Initiativen kam, die Funktion und Macht des Präsiden- Insgesamt bietet der Sammelband einen spannenden ten zu stärken. Darin, so der Autor, drückten sich der Wil- Einblick in die Anwendung von transformationstheoreti- le zur Überwindung des Immobilismus der Dritten Repu- schen Ansätzen, welche mit Blick auf die Zwischenkriegs- blik und eine wachsende Sehnsucht nach einer starken zeit einen hohen Erkenntnisgewinn versprechen. Durch Persönlichkeit an der Spitze des Staats aus. Peter Brandt den vergleichenden Ansatz bilden viele der Beiträge zu- beschäftigt sich mit Dänemark, Norwegen, Schweden vor unbeachtete Voraussetzungen und Konstellationen in und Finnland und zeigt die Robustheit und Langlebigkeit der Entwicklung politischer Regime ab, die in der For- der nordeuropäischen Demokratie. Diese ging auf die schung bisher wenig Beachtung gefunden haben.

28 Pressebeiträge und Rezensionen

Manfred Gailus/Clemens Vollnhals (Hg.): Gelehrten, dem Luther-, Fichte- und Kierkegaard-For- Für ein artgemäßes Christentum der Tat scher, und im scharfsinnigen subjektivitätstheologischen Völkische Theologen im „Dritten Reich“ Denker soll der völkisch-politische Theologe, der rassisti- (Berichte und Studien 71), sche Antisemit und der Ideologe des Vernichtungskrieges Göttingen 2016 (V&R unipress), 330 S. invisibel werden – obgleich Hirsch sich selbst zeitlebens, gerade auch nach 1945, aus der dialektischen Einheit sei- Rezension (gekürzt) von Alf Christophersen in: ner politischtheologischen Existenz verstand, die er nach Journal for the History of Modern Theology/Zeitschrift einem spezifisch dialektischen Grundmuster von Gesetz für Neuere Theologiegeschichte, 24 (2017) 2, S. 306–310, und Evangelium chiffrierte.“(S. 46) (https://doi.org/10.1515/znth-2017-0014; 23.1.2019) Hervorgehoben sei auch Dirk Schusters Aufsatz: „,Jesus ist von jüdischer Art weit entfernt.‘ Die Konstruktion eines […] nichtjüdischen Jesus bei Johannes Leipoldt“ (S. 188–201). [In dem zu rezensierenden] Band werden […] ausschließ- Der Verfasser greift Ergebnisse seiner jüngst erschiene- lich biografische Zugänge gewählt, die […] mit einzel- nen religionswissenschaftlichen Dissertation auf, die er nen Sachzusammenhängen kombiniert werden, so dass an der FU Berlin 2015 eingereicht hatte: Die Lehre vom mithilfe eines individuellen Zugriffs Grundsatzfragen „arischen“ Christentum. Das wissenschaftliche Selbstver- nebeneinander stehen. Es ergibt sich ein dichtes Netz ständnis im Eisenacher „Entjudungsinstitut“. Göttingen: an Problemstellungen – von Sozialreform und Eugenik, V&R unipress, 2017. Diese Studie ist nicht zuletzt des- über den „Bund für Deutsche Kirche“, bis hin zu Anti- halb von Belang, da in ihr auch „Kontinuitäten und Brü- intellektualismus und völkischer Publizistik. Vorgestellt che nach 1945“ (ebd., S. 253–277) diskutiert werden, werden Reinhold Seeberg (Stefan Dietzel), Emanuel und somit ein Feld artikuliert wird, das zumal für die Ge- Hirsch (Heinrich Assel), Paul Althaus (Tanja Hetzer), schichte der evangelischen Kirche in der Deutschen De- Wilhelm Stapel (Clemens Vollnhals), Gerhard Meyer mokratischen Republik Erschließungskraft besitzt. Die (Hansjörg Buss), Franz Tügel (Rainer Hering), Martin Rolle, die Johannes Leipoldt an Walter Grundmanns „In- Sasse (Gerhard Lindemann), Walther Schultz und Hein- stitut zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Ein- rich Schwartze (Ulrich Peter), Johannes Leipoldt (Dirk flusses auf das deutsche Kirchliche Leben“ spielte, wird Schuster), Walter Grundmann (Oliver Arnhold), Wolf auch im vorliegenden Aufsatz herausgearbeitet und läuft Meyer-Erlach (André Postert), Ernst Szymanowski/Bi- schließlich auf die Beobachtung zu: „Leipoldt verbreitete berstein (Stephan Linck), Hermann Wolfgang Beyer – wenn auch in verklausulierter Form – sein antisemiti- (Dagmar Pöpping), Eugen Mattiat (Isabella Bozsa) und sches Gedankengut nach 1945 nicht nur weiter, ebenso Walter Hoff (Manfred Gailus). Die Aufsätze schwanken übernahmen Forscher bedenkenlos den Inhalt seiner im in ihrer Qualität durchaus; teilweise ist der Ton weniger ‚Dritten Reich‘ entstandenen Schriften.“ (S. 199) Damit analytisch gehalten, als vielmehr von sachlich nicht unter- besitzt Leipoldt kein Alleinstellungsmerkmal, doch wird mauerten Werturteilen bestimmt, auch sind hier und da auch in der Beschäftigung mit seiner Person deutlich, wie nur wenig Kontakt mit einschlägiger Sekundärliteratur entscheidend es für die gegenwärtige Forschungsdebatte und eingeschränkte Kenntnisse zentraler theologischer ist, die (fließenden) Übergänge zwischen Nationalsozia- Diskurszusammenhänge erkennbar. Unabhängig davon lismus und Nachkriegszeit in beiden Teilen Deutschlands ist der Sammelband aber durchaus weiterführend, da in zu erfassen. ihm Personen und Institutionen präsentiert werden, de- Zum Mitarbeiterkreis des 1939 gegründeten Instituts in ren Relevanz im Kontext theologischer Deutungsmuster Eisenach gehörte auch Wilhelm Stapel. Der Historiker zur Zeit des Nationalismus noch keinesfalls erschöpfend und Mitherausgeber Clemens Vollnhals befasst sich mit erfasst worden ist. Dies unterstreicht zum Beispiel Hein- ihm unter der Überschrift „Theologie des Nationalismus“ rich Assel mit seinem ausgezeichneten Beitrag „Emanuel (S. 96–117). Vor allem orientiert an den Stapel-Arbeiten Hirsch. Völkisch-politischer Theologe der Luther-Renais- von Heinrich Keßler (1967) und Oliver Schmalz (2004) sance“ (S. 42–67). Hier wird nicht nur die verfahrene hebt Vollnhals den massiven Antisemitismus des Ham- ­Archivsituation in den Vordergrund gestellt – die quel- burger Publizisten hervor. Stapel, Jahrgang 1862, wandte lengestützten Aussagen zu Hirsch werden nachhaltig da- sich antimodernistisch-völkischen Vorstellungen zu und durch behindert, dass der Nachlass nicht zur Verfügung wurde zu einem bestimmenden Vertreter der „konserva- gestellt wird –, sondern Assel verbindet diesen Befund mit tiven Revolution“. Von 1918 bis 1938 gab er mit Albrecht auf die Politische Theologie Hirschs zulaufenden Thesen, Erich Günther die Zeitschrift „Deutsches Volkstum“ he- die in der „Souveränitätstheorie“ ein Zentrum haben. As- raus und verfocht mit protestantischer Ausrichtung und sel demonstriert die Unmöglichkeit, Werk und Biografie in enger Freundschaft zu Emanuel Hirsch eine aggressiv Hirschs voneinander zu trennen, wenn er sich anderen ­völkischnationalistische Position mit ausgeprägt antisemi- Zugriffen gegenüber kritisch positioniert: „Im stupenden tischem Duktus. In seiner an der Universität Augsburg bei

29 HAIT Dresden – Jahresbericht 2018

Andreas Wirsching entstandenen Dissertation „Bildungs- ical reconstructions. They do so systematically by divid- bürgertum und völkische Ideologie“ entfaltet Thomas ing the volume into four parts. The first and longest part Vordermayer die Bezüge zwischen Hans Grimm, Erwin introduces the biographies of clergymen who embraced Guido Kolbenheyer und Stapel. Mit der „Hanseatischen Nazi ideology and identified with the Deutsche Christen Verlagsanstalt“, die er vor allem zwischen 1926 und 1938 – the “German Christians,” a group within the Protes- maßgeblich bestimmte, verfügte Stapel über einen starken tant parishes that saw no contradiction between Hitler Rückhalt am Markt des publizistischen Weltanschauungs- and Luther, between Nazi ideology and church teachings kampfes. Mit seinem „Deutschen Volkstum“ arbeitete er (Knabe; Münnich; Coch; Fügner; Bohland; Axt). The daran, diejenigen Autoren zu fördern, die seinen ideolo- second part covers four men belonging to the so-called gischen Vorstellungen entsprachen. Neben Will Vesper, “Mitte,” the center, who tried to walk a middle path be- Ernst Jünger oder Hans Friedrich Blunck waren dies pro- tween radicalized and Nazi-supporting clergy and those minent auch Grimm (Volk ohne Raum) und Kolbenheyer. who opposed the Nazi takeover of church and society (Herz; Bruhns; Loesche; Gerber). The third and shortest [...] part introduces two biographies of men of the Confessing Church (Bekennende Kirche), who prioritized faith in Christ over nationalist and völkisch ideologies and (par- Konstantin Hermann/Gerhard Lindemann (Hg.): tially) resisted the Nazi regime (von Kirchbach; Delekat). Zwischen Christuskreuz und Hakenkreuz The last part documents the biographies of churchmen Biografien von Theologen der Evangelisch-lutherischen who were persecuted by the Nazis for political and racial Landeskirche Sachsens im Nationalsozialismus reasons, including Protestant ministers who were clas- (Berichte und Studien 75), sified as Jews (or mix-blooded) by the 1935 Nuremberg Göttingen 2017 (V&R unipress), 328 S. Laws (Stempel; Kaiser; Gottlieb; Starke; Grosse). The volume’s internal structure – from Nazi sympathizer Rezension von Björn Krondorfer in: to active resistance – guides the reader well through the theologie.geschichte, Band 13 (2018) (http://univer- many choices these clergymen made and the degree to saar.uni-saarland.de/journals/index.php/tg/article/ which they used their clerical authority to position them- view/1082/1129; 7.2.2019) selves vis-à-vis a dictatorial regime. What, in hindsight, The volume is a collection of chapters on the roles of in- looks like an unambiguous verdict – after all, how would dividual clergymen during the Nazi regime in the Protes- any Christian minister be able to support a racist, mur- tant church of . It is a fairly specialized study for derous, and genocidal regime? – turns into a more com- those concerned with regional church history in what in plicated maze of decision making, career ambitions, and Germany is called Kirchliche Zeitgeschichte. This branch ideological convictions when examining how biograph- of church history focuses on the twentieth century, with ical motivations intersect with political developments. a particular interest in the impact of the Third Reich Given the longstanding German tradition of fusing Lu- (though the field has over time widened in scope and theran theology with national aspirations, many believed perspective). The aim of this volume is to introduce the that Hitler would revitalize the Protestant churches and biographical-professional pathways, political choices, and strengthen the German nation against common foes: sec- theological justifications of men working in the church ularization, Bolshevism, and those responsible for the of Saxony in the 1930s and 1940s. The research is based Versailles Peace Treaty. Such expectations enticed clergy on the evaluation of new archival materials, and all the to join the Nazi Party and the Deutsche Christen (DC). case studies follow a consistent framework. They show Some held on to both memberships, others left the DC the spectrum of positions these men took during the Nazi but not the NSDAP; some moved from the DC to the regime and the Kirchenkampf (church struggle), from the Confessing Church over time, others joined the German moment Hitler took power and the Nazification of Ger- army as military chaplains. Yet others never affiliated man society to the outbreak of World War II and its end with any of these groups because they identified with re- in 1945. They also situate each of the clergymen in their ligious-socialist circles or the political party of the Social family histories and theological training before 1933, Democrats. It is worth delving into the continuities and followed up briefly by notes on their personal and pro- discontinuities we see played out in these individual bi- fessional lives after 1945, including the de-Nazification ographies. process and accommodations with the new East German As a reviewer, it is tempting to introduce some of the socialist government. characters by name and to follow their life stories within Commendably, the editors cover the various levels of the church environment of Saxony. However, for read- complicity and resistance in their selection of biograph- ers unfamiliar with the particulars of Saxony’s regional

30 Pressebeiträge und Rezensionen

church administration and struggle, the amassed archival laconic entry: “He left in good care his children, eight details of each chapter would quickly overwhelm. Experts and six years old. For him now, the decision to study the- in church history will have, no doubt, an easier time in ology was firm” (208).2 Another example is the cavalier grasping the significance of certain names and nuances, way of commenting on behaviors questionable by today’s and they will welcome this volume as an addition to the standards, such as the beating of students for educational literature on the German church struggle. Yet, not only purposes: “In extremely rare cases it is told that emotion- specialists should read “Zwischen Christuskreuz und al stress apparently led him to slap [his students]” (313).3 Hakenkreuz,” a point I will return to at the end. There is also little discourse analysis of the theologi- A few areas of concern need to be mentioned for they ans’ autobiographical writings that were consulted for weaken the otherwise meticulous research presented in this study. This lack is particularly glaring with respect this volume. to self-exculpations during the de-Nazification process More help could have been provided to the reader to (Selbst­reinigung) after 1945. Ego-documents often re- make sense of the many historical details mentioned in quire a reading between the lines, listening not only to the chapters. At times, the biographical material is just a what is said but also to how it is said and what is not being long list of data; this is especially true for the men’s fam- said, and to paying attention for the less obvious elements ily histories and their university studies and early career of emotionality, narrative patterns, and omissions. pathways preceding 1933. Though the contributors claim Related to these issues is the absence of the Holocaust in that this information is important to understand their the presented biographical reconstructions. Anti-Jewish subjects’ later choices, this is not always evident. More tirades and antisemitic stereotyping as well as the Arier- explicit interpretative models would have been useful. paragraph and the case of pastors of Jewish origins find The criticism that Philippe Lejeune once voiced against mentioning in the chapters, but the Holocaust itself is autobiographical prose can apply here to some degree. largely absent. It might very well be that the archival ma- Autobiographers, Lejeune lamented, sometimes write terials do not contain any such references, but this silence as if they fill out a “questionnaire sent by a punctilious in the documentation should have been addressed and administration.”1 The copiousness of biographical data problematized. does not automatically contain explanatory power. 17 of the 18 churchmen introduced in this volume were More help could have also been provided for weighing born between 1877 and 1895, 12 of them between 1882 the significance of particular choices and attitudes. How and1890 (with one outlier who was born in 19064). Lit- should we assess, for example, someone’s genuine Hei- tle is done with the opportunity to study these men as matliebe (love of one’s home-nation) when it goes hand- members of the same generational cohort, the 1890ers in-hand with anti-Jewish resentments (as in the case of (born between 1870 and 1890).5 This political-genera- Oskar Bruhns with his Baltic-German roots and völkisch tional cohort shared identifications and worldviews that identification)? How should we distinguish between an united them beyond their individual biographies. These ambitious career move and membership in the NSDAP? men lived through a number of political dreams and up- Some chapters offer clear assessments, but generally the heavals, from the Wilhelmine era to the end of the Kai- volume errs on the side of caution. serreich, from colonial ambitions to the end of imperial A few of the contributors are too close to their subjects, with the result that they lose critical distance and present them with undue loyalty. Generational affinity might be 2 Im Original: „Nach Dresden zurückgekehrt, fand er sie nicht one reason for this shortcoming (the contributors’ birth mehr unter den Lebenden. Seine Kinder, acht und sechs Jahre years range from 1929 to 1988). This is especially the alt, konnte er in guter Obhut lassen. Für ihn stand nun der case for contributors born before 1945. Their own lin- Entschluss zum Theologiestudium fest.“ guistic style (Sprachduktus) occasionally resembles those 3 Im Original: „In äußerst seltenen Fällen wird berichtet, dass ihm offensichtlich als Affekthandlung die Hand ausgerutscht of their subjects – and those styles carry embedded val- sei.“ ue references. This is true, for example, for the issue of 4 The outlier is Horst Ficker, a parish minister of the Confessing gender and gender relations. Wives and children of the Church. Born in 1906, he belongs to the generational cohort churchmen are mostly introduced as an aside, such as in of the 1933ers (see note 5). Indeed, his biography – which is juxtaposed to Bohland, a parish minister affiliated with the the case of the death of von Kirchbach’s wife after his DC – reads quite differently from the other biographies pre- return from , which is commented with the sented in this volume. 5 Björn Krondorfer, Nationalsozialismus und Holocaust in Au- tobiographien protestantischer Theologen. In Mit Blick auf die Täter. Fragen an die deutsche Theologie nach 1945. Hg. 1 Philippe Lejeune, On Autobiography (edited by Paul John Ea- ibid, Katharina von Kellenbach, und Norbert Reck. Gütersloh kin), Minneapolis 1989, S. 235. 2006, S. 23–170.

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dreams after World War I. It was a time characterized by kreuz” cannot accomplish all these tasks or satisfy these social tensions between workers, industrial capitalism, desiderata; the concerns raised above merely indicate and the middle class. These themes (especially World War how detailed historical research can be expanded and I and the attempts at re-binding the working class to the enriched. The two volume editors write in their brief church) appear frequently in the chapters, but they are not and solid introduction that “the political agenda of the woven into a more cohesive instrument of interpretation. NSDAP found wide and positive resonance in [German] Finally, what works well for this volume – namely the Protestantism.” Among the reasons for Christians sup- ordering of the biographies according to the conven- porting the Nazi party, they list the following: rejection tions of contemporary church history (Deutsche Chris- of the “Versailles Peace Treaty of 1919, the strengthen- ten – the Center – Confessing Church – persecuted ing of the state, measures to increase employment, [se- theologians) – is also a limitation. This framing follows curing] of national borders [Volkstumsgrenzen],…legal a progression from most complicit with the Nazi regime discrimination of Jews,…fears of Bolshevism and also to least complicit. This makes sense. Yet, its reliance on discontent with a pluralistic society” (10). If we were a well-worn traditional framework, which categorizes in- to replace some of the historical references in this pas- dividual choices along the organizational venues of the sage with contemporary political agendas, a number of Kirchenkampf, strains the possibilities of assessing cul- countries would come to mind where politicians cur- pability and complicity differently. What if we were to rently stoke fears and hate – with the support and vote apply to the biographies of Protestant clergy and theo- of large numbers of Christians. Replace the Versailles logians more fine-tuned categories of culpability, such as Treaty with the Paris Agreement of Climate Change, perpetrator, accomplice, opportunist, enabler, bystander, Volkstumsgrenzen with national border security, legal beneficiary, victim? What if we read the archival materi- discrimination of Jews with legal discrimination of im- al through an analysis of power and male agency? What migrants, or Bolshevism with Islam, and we find our- if we foregrounded in these biographies the question of selves in the midst of Trump’s America and Orbán’s male subjectivity in the gray zone of moral and political Hungary. As illiberal democracies spread, are Christians choices and opportunities? An analysis of levels of culpa- today any better prepared to resist than the Protestant bility might compel us to reconfigure the historical and theologians in the church of Saxony in the 1930s? This ethical assessment of these men’s choices, and this might is why the book, “Zwischen Christuskreuz und Haken- be particularly relevant for the men of the Mitte (center). kreuz” can and needs to be read by people beyond a A volume like “Zwischen Christuskreuz und Haken­ circle of specialists.

32 Forschungen

4. Forschungen darstellen, wurden zusammengetragen. 2018 standen die Kapitel zur Phase der „Gleichschaltung“ 1933/34, 4.1 Empirische Diktaturforschung zum Aufbau der NS-Massenorganisation sowie Fragen zur Durchdringung jugendlichen Alltags durch die Hit- lerjugend in den 1930er-Jahren im Zentrum. Die Arbeit 4.1.1 NS-Diktatur am Manuskript wird mit einem Kapitel über das Hitlerju- gend-Gesetz 1936 und die Einführung der Jugenddienst- Zur späten sächsischen Kriegsgesellschaft (1943–1945) pflicht 1939 abgeschlossen.

Sachsen war der am dichtesten besiedelte Gau und eine stark industrialisierte Region des „Dritten Reiches“. Biografie des ehemaligen Löbauer Amtshauptmanns und Während des Zweiten Weltkrieges gewann dieses Gebiet späteren Leipziger Kreishauptmanns Dr. Curt Ludwig durch die Verlagerung der Rüstungsproduktion zusätz- Ehrenreich von Burgsdorff lich an wirtschaftlicher Bedeutung, da Sachsen in den ers- ten Kriegsjahren außerhalb der Reichweite der alliierten Dr. Francesca Weil hat die umfangreichen Recherchen zur Bomberflotten lag. Die unmittelbaren Auswirkungen des Biografie des ehemaligen Löbauer Amtshauptmanns und Zweiten Weltkrieges erreichten Sachsen vergleichsweise späteren Leipziger Kreishauptmanns, Dr. Curt Ludwig spät; hier herrschten bis gegen Ende des Jahres 1943 im Ehrenreich von Burgsdorff (1886‒1962), bereits 2014 Unterschied zu anderen Regionen fast friedensähnliche abgeschlossen. Burgsdorff hatte während des Zweiten Zustände. Das änderte sich bis Mai 1945 zuerst allmäh- Weltkrieges Führungsämter in Zivilverwaltungen des an- lich und dann immer rasanter. Auch aus diesen Grün- gegliederten Österreichs und der vom „Dritten Reich“ den bietet sich der Gau Sachsen – mit dem Reichsland besetzten Gebiete eingenommen. Das Manuskript zur identisch – als Untersuchungsgegenstand für eine Studie Biografie wird im Anschluss an die Studie zur späten säch- zur späten Kriegsgesellschaft an. Ausgehend vom For- sischen Kriegsgesellschaft verfasst. schungsansatz „Herrschaft als soziale Praxis“ entsteht eine akteursbezogene Schilderung, die vor allem Perso- nen wie auch soziale Gruppierungen und ihre Interak- Heinrich Bennecke, die SA und der politische Radika­ tionen innerhalb der späten Kriegsgesellschaft in den lismus. Karrieremuster und Geschichtsbilder eines Vordergrund rückt. Im Jahr 2018 hat Dr. Francesca Weil ­NS-Intellektuellen mehrere Kapitel des Manuskripts abgeschlossen. Seit Ende 2014 wurden von Prof. Dr. Mike ­Schmeitzner Recherchen u. a. in Dresden, München und Berlin durch- Jugend und Hitlerjugend im Nationalsozialismus geführt. Der Protagonist, der aus großbürgerlichem Dresdner Haus stammte und als erster Hauptamtlicher Dr. André Postert hat im Rahmen des Forschungsprojek- der SA in München und Putsch-„Aktivist“ früher Gefolgs- tes eine Monografie über die Geschichte des Spielens mann Hitlers und Röhms war, hat nach seiner Münchner und Spielzeugs in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Ausweisung (Ende 1923) bei Erich Brandenburg und mit einem Schwerpunkt auf die Zeit des Nationalsozialis- Walter Goetz in Leipzig studiert und promoviert (1929). mus und den Holocaust geschrieben. Das Buch, welches Als SA-Führer und NS-Multifunktionär (MdL, MdR, Gau­ Neuland erkundet und versucht, materielle Geschichte pressechef)­ war er maßgeblich für den Straßenterror vor mit Politik- und Alltagsgeschichte zu verbinden, wurde im 1933 und für die Kooperation mit der Polizei verantwort- Frühjahr 2018 abgeschlossen; einerseits für ein breiteres lich; nach der „Machtergreifung“ amtierte er als Leiter Publikum konzipiert, soll es andererseits die Potenziale der „Schutzhaftzentrale“ Sachsen. Der SA-Intellektuelle einer „material history“ für die NS-Geschichte ausloten überlebte den „Röhm-Putsch“ in zentralen Positionen (als helfen. Geschichte spiegelt sich im Spielzeug, auf Spiel- Chef des SA-Hochschulwesens und der SA-Reichsführer- brettern oder in zeitgenössischen Diskursen über Spie- schule) und avancierte nach 1945 zu einem der einfluss- le: Politik, Ideologie und sogar Verbrechen. Das Buch reichsten (und selbst von Linksliberalen hofierten) (SA-) erschien Ende November bei dtv. Planmäßig hat André Historiker, der im Umfeld des Instituts für Zeitgeschichte Postert auch seine Monografie zur Geschichte der Hitler- und der Hochschule für Politik in München (an der er ab jugend fortgeführt. Weitere Quellenmaterialien, Zeitzeu- 1967 selbst lehrte) seine Forschungen zur braunen Par- genberichte und Ego-Dokumente, welche die Geschichte teiarmee und zum politischen Radikalismus in der Zwi- der NS-Massenorganisation mit einer Perspektive „von schenkriegszeit betrieb. Die geplante Studie wird sich des- unten“ und mit Blick auf lokale und regionale Räume halb zum einen mit Benneckes Biografie und zum anderen

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mit dessen Geschichtsbildern beschäftigen, die nicht nur „Kindheiten im Zweiten Weltkrieg“ zu seiner Zeit, sondern bis auf den heutigen Tag Eingang in die Fachwelt wie in die Publizistik gefunden haben. Gemeinsam mit dem Inhaber der Professur für Geschichts- Die Projektarbeiten wurden 2018 wegen der verstärkten didaktik an der Universität Leipzig, Prof. Dr. Alfons Kenk- Manuskriptarbeit am Projekt „Diktatur des Proletariats“ mann, hatten Dr. André Postert und Dr. Francesca Weil unterbrochen. im November 2015 eine internationale Tagung zu dieser breit diskutierten und facettenreichen Thematik organi- siert. Weil die Geschichte der Kriegskinder aber bislang KZ Sachsenburg 1933‒1937 im Wesentlichen aus der Perspektive der jeweiligen euro- päischen Nationalstaaten betrachtet wurde, hatte die Ta- Im Jahr 2018 haben Prof. Dr. Mike Schmeitzner und Dr. gung das Ziel, neue Forschungsergebnisse der letzten Jah- Bert Pampel sämtliche Arbeiten am Sammelband zum re in einen größeren internationalen Rahmen zu stellen. größten und am längsten betriebenen KZ in Sachsen, Für den der Tagung folgenden Sammelband wurden 31 dem Lager Sachsenburg (1933–1937), beendet. Anfang Beiträge ausgewählt und redaktionell bearbeitet. Darin ge- Juni 2018 ist der Band in der Schriftenreihe der Stiftung hen Forscherinnen und Forscher aus zahlreichen Ländern Sächsische Gedenkstätten in Kooperation mit dem HAIT Europas nationalen, transnationalen und internationalen erschienen. Eine erste Präsentation erfolgte bereits am Fragestellungen zur Thematik nach. Mit dem Band wird 9. Juni 2018 im Rahmen des alljährlich stattfindenden der Versuch unternommen, die höchst unterschiedlichen „Sachsenburg-Dialoges“ in Frankenberg. Am 20. Sep- Kindheitsgeschichten des Zweiten Weltkriegs differen- tember 2018 fand eine weitere Buchvorstellung im Staats­ ziert miteinander in Bezug zu setzen. Das Buch „Kind- archiv Chemnitz statt. Das mediale Interesse an dem Band heiten im Zweiten Weltkrieg“ erschien im Februar 2018 und der künftigen Gedenkstätte KZ Sachsenburg ist nach beim Mitteldeutschen Verlag Halle. wie vor groß (so berichteten allein in der ersten Jahreshälf- te 2018 „Süddeutsche Zeitung“, MDR, „Freitag“, „Neues Deutschland“, „Leipziger Volkszeitung“, „Sächsische Zei- Christlicher Antisemitismus im 20. Jahrhundert. Der tung“ und „Dresdner Neueste Nachrichten“). ­Tübinger Theologe und „Judenforscher“ Gerhard Kittel

Im Berichtsjahr hat Dr. Clemens Vollnhals die redaktio- „… dann schlagen wir zu.“ Politische Gewalt in Sachsen nelle Betreuung des Sammelbandes fortgesetzt, der auf 1930–1935 einen gemeinsam mit Prof. Dr. Manfred Gailus (TU Ber- lin) organisierten Workshop am HAIT zurückgeht. Hier- Prof. Dr. Mike Schmeitzner plant zusammen mit Prof. Dr. für verfasste er auch einen umfangreichen Beitrag zu den Gerhard Lindemann (Institut für evangelische Theologie euphorischen Reaktionen auf die nationalsozialistische der TU Dresden) einen schmalen Sammelband zur Ge- Machtübernahme 1933 innerhalb der evangelischen Kir- schichte der politischen Gewalt in Sachsen über die Zäsur che, die nur vor dem Hintergrund der nationalprotestan- von 1933 hinaus: Während der Endphase der Weimarer tischen Prägungen verständlich sind. Der Band soll im Demokratie nahm die Radikalisierung der politischen Herbst 2019 in der Reihe „Berichte und Studien“ veröf- Ränder zu, verbunden mit einem Anstieg der Zustim- fentlicht werden. mungswerte für die extremistischen Parteien NSDAP und Es ist die dritte Kooperation auf dem Gebiet der Kirchli- KPD. Diese Entwicklung ging einher mit einem Dynamisie- chen Zeitgeschichte, die thematisch an die Institutspubli- rungsprozess verbaler und darauf folgend physischer Ge- kationen „Mit Herz und Verstand – Protestantische Frau- walt. Die zum Teil bürgerkriegsähnlichen Verhältnisse vor en im Widerstand gegen die NS-Rassenpolitik“ (2013) 1933 wurden nach der Machtübernahme abgelöst durch und „Für ein artgemäßes Christentum der Tat. Völkische eine zunehmend perfektionierte Gewalt seitens Staat und Theologen im ‚Dritten Reich‘“ (2016) anknüpft. Partei. In Sachsen kam es, nicht zuletzt aufgrund der seit 1918 besonders großen gesellschaftlichen Polarisierung, zu einer äußerst rücksichtslosen Verfolgung politischer Gegner, an der sich sogar Martin Mutschmann zum Teil aktiv beteiligte. Anhand ausgewählter Einzel- beispiele soll die Dynamik dieser Entwicklung aufgezeigt werden. Erste Beiträge zu diesem Band liegen bereits vor und wurden von den Herausgebern 2018 lektoriert.

34 Forschungen

Die Dresdner Stadtverwaltung im Nationalsozialismus. bestand und ermöglicht Wissenschaftlern, Studierenden Kommunale Wohlfahrtspolitik zwischen 1933 und 1945 und der Öffentlichkeit eine gezielte Online-Suche nach Daten und Ereignissen zur NS-Herrschaft in Sachsen. Auf der Basis umfangreicher archivalischer Überlieferun- Nach Freischaltung des Jahrgangs 1935 sind aktuell die gen staatlicher und insbesondere kommunaler Provenienz Jahrgänge 1930 bis 1935 mit etwa 22 000 Einträgen in soll die Amtstätigkeit des Dresdner Wohlfahrtsreferates in der Datenbank erfasst. Als Zugänge auf die Artikel die- der Zeit zwischen 1933 und 1945 analysiert werden. Auf nen (neben einer Volltextsuche in Titeln und Erläuterun- diese Weise soll die bisher sträflich vernachlässigte Rolle gen) Sachbegriffe (Thesaurus), Personen und Orte. Über der Stadtverwaltung in Dresden während der NS-Diktatur eine Trefferliste können die Artikel mit einer kurzen In- im Kontext des aktuellen Forschungsstandes untersucht haltsbeschreibung aufgerufen werden. Weitere Recher- werden, was eine umfassende, sorgfältige und methodisch chemöglichkeiten entstehen durch die Verknüpfung von reflektierte Quellenarbeit erfordert.Benjamin Werner Einträgen der Datenbank mit der Gemeinsamen Norm- hat 2017 sein Promotionsprojekt mit der Ausarbeitung datei (GND) der Deutschen Nationalbibliothek und mit einer Konzeption und vorläufigen Gliederung begonnen. dem Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen. Ferner erfolgten umfangreiche Literaturrecherchen und erste Archivbesuche in Dresden (Stadtarchiv) und Berlin (Bundesarchiv). Im Jahr 2018 wurden Konzeption und 4.1.2 SED-Diktatur Gliederung weiter differenziert und konkretisiert. Ferner wurden im Berichtsjahr Vorarbeiten, die das Fürsorgeamt Das sozialistische Mehrparteiensystem in der DDR. und dessen Politik in der Weimarer Republik beschreiben ­Funktionsweisen und Grenzen der Blockpolitik. ­ und analysieren, abgeschlossen. Analysen unter besonderer Berücksichtigung der LDPD als SED-Blockpartei zwischen dem Bau und dem Fall der Mauer 1961—1989/90 Der historische Reiseführer. Sachsen 1933–1945 Das Gesamtprojekt besteht aus drei Teilprojekten: Dr. Gemeinsam mit Prof. Dr. Mike Schmeitzner überarbeite- Tilman Pohlmann konzentrierte sich auf die Bezirksver- te und aktualisierte Dr. Francesca Weil den „Historischen bände der Liberal-Demokratischen Partei Deutschlands Reiseführer. Sachsen 1933–1945“. Nach dem Verkauf der (LDPD), auf die Rolle der Bezirksvorsitzenden, ihrer 6 000 Exemplare der ersten Auflage von 2014, bestellte Stellvertreter und anderer Funktionäre. Er vermaß deren die Sächsische Landeszentrale für politische Bildung beim politisches Gewicht innerhalb des LDPD-Parteiapparates­ Ch. Links Verlag in Berlin weitere 2 000 Exemplare. Die und in ihren jeweiligen Bezirken und definierte die Be- 2., aktualisierte Auflage erschien im November 2018. deutung dieser zwischen der Parteizentrale und der Partei­basis befindlichen Mittelinstanz.Michael Thoß un- tersuchte in den Bezirken Cottbus, Frankfurt (Oder) und Hilfswissenschaftliche Projekte zum Nationalsozialismus Potsdam die Struktur und Arbeitsweise der LDPD-Kreis- und Ortsverbände, auch die Schlagkraft der Funktionäre Datenbank zur Tageszeitung der NSDAP „Der Freiheits- in den örtlichen Staatsorganen, und nahm das Wirken kampf“ (1930–1945) von LDPD-Mitgliedern in den territorialen Gliederungen in den Blick. Im Mittelpunkt standen dabei die Umset- Der Projektkoordinator Dr. Thomas Widera, die studen- zung von Vorgaben der Parteispitze und die Analyse der tische Mitarbeiterin Josephine Templer, die wissenschaft- Parteibasis der Bezirksverbände bezüglich räumlicher lichen Hilfskräfte Christoph Hanzig, Michael Thoß und Verteilung, Motivation und Mitarbeit in der Partei. Vor Martin Käseberg sowie Walter Heidenreich (Werkvertrag) allem arbeitete er an einer systematischen Erfassung der haben wie vorgesehen 2018 die Arbeit an der Datenbank umfangreichen Mitgliederstatistiken der LDPD-Bezirks- zur Dresdner Tageszeitung der NSDAP kontinuierlich und -Kreisverbände in einer Excel-Datenbank, um mittels fortgesetzt. Die Datenbank ist ein Teilprojekt des For- kartografischer Darstellung die Mitgliederbasis sowohl schungsclusters „Virtuelle Archive für die geisteswissen- nach sozioökonomischen als auch wirtschafts- und sozial-­ schaftliche Forschung“ der Sächsischen Akademie der geografischen Gesichtspunkten genauer analysieren zu Wissenschaften, das gefördert wird mit Steuermitteln auf können. Im Fokus der Untersuchung von Dr. Thomas Wi- der Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsi- dera stand die Parteiführung der LDPD, der Parteiappa- schen Landtags beschlossenen Haushaltes. rat mit dem Sekretariat, den Ausschüssen und den Kom- Die Datenbank erleichtert erheblich die Recherche in missionen. Er analysierte die Zusammensetzung und die dem mit etwa 66 000 Blatt sehr umfangreichen Zeitungs- Arbeit der Leitungsgremien, ihre Beziehungen zur SED,

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zum Staatsapparat, zum Ministerium für Staatssicherheit „Der Bundeskanzler wünscht einen harten Kurs!“ und zu den anderen Blockparteien. Er fragte, inwieweit DDR-Filmpropaganda und die westdeutsche Zensur durch und mit welchen Mitteln es der SED gelang, die Parteifüh- den Interministeriellen Ausschuss für Ost/West-Filmfragen rung der LDPD auf ihre Politik zu verpflichten und in den „Parteienblock“ einzubinden. Dass es in den 1950er- und 1960er-Jahren auch in der Die Publikationen sollen 2019/20 erscheinen und die Bundesrepublik eine staatliche Filmzensur gab, ist heu- beiden Leitfragen beantworten, ob angesichts der Mo- te weitgehend unbekannt. Verantwortlich dafür war ein nopolstellung der SED alternative Politikentwürfe­ in ad- Gremium der Bundesregierung, das sich aus Vertretern ministratives Handeln einflossen und auf welchen Hand- verschiedener Ministerien und einzelner Bundesbehör- lungsebenen und in welchen Sektoren der Politik diese den zusammensetzte. Der sogenannte Interministerielle politischen Konzeptionen wirksam wurden. Ausschuss für Ost/West-Filmfragen sichtete zwischen 1954 und 1966 über 3 000 Filme aus den osteuropäischen Staaten, die in der Bundesrepublik öffentlich vorgeführt Das DDR-Justizministerium unter den LDPD-Justiz­ werden sollten. In mehr als 100 Fällen untersagte der ministern Kurt Wünsche und Hans-Joachim Heusinger Ausschuss eine Aufführung. Verboten wurden vor allem 1967–1990 Filme, die kommunistische Propaganda enthielten oder in der Bundesrepublik umstrittene Themen aufgriffen, Seit 2015 beschäftigt sich Franz-Joseph Hille in seinem wie z. B. die Re-Integration ehemaliger NS-Straftäter. Die Dissertationsprojekt mit dem DDR-Justizministerium Tätigkeit des Ausschusses war äußerst umstritten, weil (MdJ). Ausgehend von der Instrumentalisierung des seine Arbeit im permanenten Konflikt mit dem Zensur- Staatsapparates durch die SED werden dabei verschie- verbot des Grundgesetzes stand. Auch in der Öffentlich- dene Aspekte der Durchsetzung der SED-Politik auf keit regte sich ab Anfang der 1960er-Jahre Widerstand struktureller und personeller Ebene des Justizressorts gegen die Zensurpraxis des Ausschusses. beleuchtet. Im vergangenen Jahr wurden dazu Archiv­ Dr. Andreas Kötzing erforscht im Projekt die Arbeit des recherchen in Stasi-Unterlagen-Behörde und Bundes­ Ausschusses und schildert die Zensurpraxis vor dem Hin- archiv fortgesetzt sowie ein Zeitzeugeninterview mit tergrund der deutsch-deutschen Beziehungen. Im Verlauf Lothar de Maizière geführt. Im Vordergrund stand die des Jahres 2018 wurden die Arbeitsergebnisse in Form Arbeit am Manuskript, die voraussichtlich Anfang 2019 einer Online-Plattform öffentlich zugänglich gemacht ihren Abschluss finden wird. Das Promotionsvorhaben (www.filmzensur-ostwest.de). Auf der Seite kann nach al- wird seit 2018 von Prof. Dr. Thomas Lindenberger betreut. len DEFA-Filmen (ca. 630) recherchiert werden, die vom Ausschuss überprüft wurden. Die Seite kann in Zukunft erweitert und aktualisiert werden, das Forschungsprojekt Die Geschichtspolitik der LDPD 1945–1990 ist jedoch vorerst abgeschlossen.

Das Promotionsprojekt wurde 2015 begonnen und hat seither einige konzeptionelle Wandlungen durchlaufen: Bilder der Allmacht. Die Darstellung des Ministeriums Mit Blick auf die den „befreundeten Parteien“ der SED für Staatssicherheit in Film- und Fernsehen vor und nach im Rahmen des sozialistischen Mehrparteiensystems der 1989/90 SBZ/DDR zugewiesene Transmissionsrolle untersucht Alexander Koch exemplarisch anhand des Feldes der Die Darstellung der Staatssicherheit in Film und Fernse- Geschichtspolitik die Funktions- und Wirkungsmechanis- hen hat große Konjunktur. Nicht erst seit dem internatio­ men der „politisch-ideologischen Überzeugungsarbeit“ nalen Publikumserfolg von „Das Leben der Anderen“ der LDPD. Der Fokus richtet sich dabei neben den Steu- (2006) nimmt die Darstellung des ostdeutschen Geheim- erungsimpulsen und der Einflussnahme durch die SED dienstes in fiktionalen Erzählungen über die Geschichte insbesondere auf die Arbeitsweise des zentralen Appara- der DDR eine zentrale Stellung ein. Häufig wird dabei tes der LDPD, das parteieigene Schulungssystem und Pu- das alltägliche Leben in der DDR auf eine scheinbar all- blikationswesen sowie die Bewusstseinsentwicklung der mächtige Präsenz der Staatssicherheit verkürzt. Zuletzt Basismitglieder. Nach Abschluss der Archivrecherchen rückten prominente Fernsehserien wie „Weißensee“ oder wurde im Berichtszeitraum die Arbeit am Manuskript der „Deutschland 83“ das Handeln der Staatssicherheit in Studie aufgenommen. den Mittelpunkt ihrer Erzählungen und nahmen dabei für sich in Anspruch, die historische Wirklichkeit mög- lichst authentisch darzustellen.

36 Forschungen

Im Forschungsprojekt von Dr. Andreas Kötzing wurden 4.1.3 Vergleichende Forschung aktuelle und historische Filme und Fernsehserien mit thematischem Bezug zur Arbeit des Ministeriums für „Staatssozialismen im Vergleich“ Staatssicherheit genauer untersucht. Welche narrativen Schwerpunkte werden durch die mediale Inszenierung Als Band 64 der Reihe „Schriften des Hannah-Arendt-­ der Staatssicherheit transportiert? Wie wirken sich die- Instituts“ wurde 2018 die von Prof. Dr. Uwe Backes, se auf die Darstellung der DDR-Geschichte aus? Welche Prof. Dr. Günther Heydemann und Dr. Clemens Vollnhals Themen bleiben ausgespart? Mit welchen visuellen Mit- herausgegebene Publikation „Staatssozialismen im Ver- teln wird die Überwachungstätigkeit der Staatssicherheit gleich. Staatspartei – Sozialpolitik – Opposition“ beim in Szene gesetzt? Inwieweit lassen sich genrespezifische Verlag druckfertig eingereicht. Sie präsentiert in stark er- Zuspitzungen mit der wissenschaftlich-historischen For- weiterter Form die Beiträge der internationalen Instituts- schung über die Staatssicherheit in Einklang bringen? konferenz, die im September 2016 in Dresden stattfand. Diese und weitere Fragestellungen zur medialen Inszenie- Am Beispiel der Sowjetunion, Polens, der Tschechoslo- rung der Staatssicherheit wurden im Herbst 2016 im Rah- wakei, Ungarns, Rumäniens, Bulgariens, der DDR sowie men einer internationalen Fachkonferenz diskutiert. Da- der Sonderfälle Jugoslawien und Albanien analysieren 23 bei wurde der Bogen auch zurück in die Zeit vor 1989/90 ausgewiesene Autoren jene drei Forschungsfelder, die für gespannt, um die aktuellen Bilder der Staatssicherheit mit Bestand und Stabilität der staatssozialistischen Systeme den Selbst- und Fremddarstellungen aus der Zeit des Kal- von zentraler Bedeutung waren: die Staatsparteien als ten Krieges zu vergleichen. Ein umfangreicher Sammel- monopolistische Herrschaftsträger, die Sozialpolitik als band, der die gesamte Bandbreite der medialen Inszenie- wichtigstes Medium der Herrschaftslegitimation und die rung der Staatssicherheit erfasst, ist im September 2018 Rolle von Opposition und Widerstand infolge des Schei- erschienen. Das Projekt ist damit abgeschlossen. terns autokratischer Regimelegitimierung.

Die MfS-Aktion „Licht“ 1962 Gesamtprojekt: Freiwilligkeit vor Ort zwischen Spätsozia- lismus zur Demokratie und Marktwirtschaft: Die Ge- Das MfS durchsuchte 1962 mit außerordentlich hohem schichte der Freiwilligen Feuerwehren in Deutschland und personellen Aufwand im gesamten DDR-Territorium Ostmitteleuropa, 1980–2000 Tausende Schließfächer, Tresore und Safes in Banken und ehemaligen Finanzinstituten. Im Mittelpunkt des Organisiertes freiwilliges Engagement ist seit dem Forschungsvorhabens von Dr. Thomas Widera stehen die 19. Jahrhundert fester Bestandteil des gesellschaftlichen bei der MfS-Aktion „Licht“ 1962 entzogenen Sachwerte, Lebens. Vor allem das Wohl regionaler bzw. örtlicher insbesondere die Kunst- und Kulturgüter, die Suche nach Gemeinschaften war der Zweck der Formierung von Anhaltspunkten zu den Eigentümern, die Identifizierung freiwilligen Einheiten. Am traditionellen Beispiel der frei- der ausführenden Behörden und die Ermittlung der Ver- willigen Feuer­wehren (FFW) wird in dem von Prof. Dr. antwortlichen. Die wissenschaftliche Aufarbeitung der Thomas Lindenberger und Prof. Dr. Philipp Ther (Wien) Aktion zielt auf die strukturellen Voraussetzungen und geleiteten Projekt die Praxis und Bedeutung von Freiwil- die dabei verfolgten Interessen, auf die Abläufe, die in- ligkeit während des Spätsozialismus und der Periode der volvierten Institutionen und Apparate, auf die Interaktio­ Transformation hin zu einer neuen gesellschaftlichen nen der maßgeblichen Protagonisten und deren Gestal- Ordnung untersucht. Vordergründig wird die Frage zu tungsspielräume. beantworten sein, welche Rolle die FFW im Spätsozialis- Mitarbeiter des MfS entnahmen den Depots, die seit mus spielte, wie die Institution auf die gesellschaftliche dem Zweiten Weltkrieg unberührt geblieben oder deren und politische Transformation reagierte­ und inwiefern Eigentümer republikflüchtige Personen waren, Wertsa- sich die Kooperation der FFW mit den Kommunen auf chen, Antiquitäten, Schmuck und Kunstwerke. Erste Er- nationaler und internationaler Ebene vor, während und gebnisse zur Struktur, zum Ablauf, zu den beteiligten Be- nach den Umbrüchen veränderte. Ebenfalls soll das hörden, Dienststellen und den wichtigsten Protagonisten Selbstbild und das Fremdbild der FFW analysiert und der Aktion „Licht“ liegen vor. Alle Hinweise auf das ent- die soziale Mittlerrolle der FFW, das heißt das Stiften nommene Material, zum Verbleib der Objekte und auf von Gemeinschaft und Identität oder Abgrenzung nach eventuelle Verkaufserlöse wurden systematisch erfasst, außen etc. erforscht werden. Welchen Herausforderun- registriert und für die Dokumentation aufbereitet. Auf gen war das Ehrenamt in den 1980er-Jahren ausgesetzt einem vom Projektbearbeiter organisierten Workshop und wie veränderte es sich während der 1990er-Jahre. im September 2018 diskutierten Experten methodische Im Speziellen werden die freiwilligen Feuer­wehren in Fragen und andere Probleme der Provenienzforschung. den ländlichen Gebieten in Ostdeutschland/Deutschland

37 HAIT Dresden – Jahresbericht 2018

(Meißen, Sachsen), in der Tschechoslowakei/Tschechien­ Teilprojekt Freiwilligkeit vor Ort zwischen Spätsozialis- (Kutná Hora, ­Böhmen) und in Jugoslawien/Slowenien mus zur Demokratie und Marktwirtschaft: Die Ge- (Ptuj, Steiermark), Serbien (Bačka Topola, Vojvodina) er- schichte der Freiwilligen Feuerwehren in Deutschland forscht. Vier Lokalstudien (drei Teilprojekte), bearbeitet und Ostmitteleuropa, 1980–2000. Das Beispiel Meißen von Dr. Ana Kladnik, Mojmir Stransky M.A. (Wien) und Seit Juli 2018 erfolgt durch Steffi Unger die Weiterbear- Steffi Unger M.A, sollen anschließend zur vergleichenden beitung des Projektes zur vergleichenden Zeitgeschichte Analyse herangezogen werden und abschließend einen anhand der Institution der Freiwilligen Feuerwehr, die Beitrag zur vergleichenden soziokulturellen Geschichte die Praxis und Bedeutung von Freiwilligkeit während des Ehrenamts im (post-)sozialistischen Raum leisten. des Spätsozialismus und der Transformation zu Demo- Das Projekt wird im Rahmen des D-A-CH-Programmes kratie und Marktwirtschaft untersucht. Für die Lokalstu- von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und die, die insbesondere den Kreis Meißen abbilden wird, dem österreichischen Fonds für wissenschaftliche For- wurden das Kreisarchiv des Landratsamtes in Meißen schung (FWF) bis 2020 gefördert. und das Hauptstaatsarchiv in Dresden besucht, um die relevanten Bestände der Bezirks- und Kreisbehörden Teilprojekt zur Sozialistischen Republik Slowenien und zu sichten. Untersuchungsschwerpunkte bildeten dabei Autonomen Provinz Vojvodina/Slowenien und Serbien insbesondere die Feuerwehrstrukturen, die staatlichen Das Projekt Dr. Ana Kladniks trägt nicht nur zu den Kontrollen sowie Veränderungen der traditionell männ- Gesamtprojektzielen des Vergleichs, sondern auch zum lich dominierten Wehren durch den Versuch, verstärkt innerjugoslawischen Vergleich zwischen zwei Bundes- Frauen in den Dienst einzubinden. Wichtige Erkenntnis- einheiten (und ehemaligen Provinzen der Habsburger se ergab die Untersuchung der Brandschutz- und Feu- Monarchie) bei: der Sozialistischen Republik Slowenien erwehrzeitung der DDR und der Feuerwehrjahrbücher. und der Autonomen Provinz Vojvodina im Spätsozialis- In Gesprächen mit dem Kreisfeuerwehr- und Landesfeu- mus sowie während und nach der Auflösung Jugoslawi- erwehrverband und auf der Messe „FLORIAN – Fach- ens. 2018 wurden die Archiv-, Bibliotheksrecherchen und messe für Feuerwehr, Zivil- und Katastrophenschutz“ in Oral-History-Interviews in Slowenien abgeschlossen und Dresden konnten Zeitzeugen für künftige Oral-History-­ in Serbien zum Teil beendet. Im März hat Ana Kladnik in Interviews ge­wonnen werden. Erste Interviews wurden Kooperation mit dem Zentrum für wissenschaftliche For- im letzten Quartal 2018 geführt. schung der Slowenischen Akademie der Wissenschaften und Künste eine internationale zweitägige Tagung zum Thema „Freiwillige Arbeit und Freiwillige Organisatio- „Neue Städte“ (Vom Projekt der Moderne zur Authentisie- nen in Südosteuropa im Spät-Sozialismus und während rung, 1950–Gegenwart) der postsozialistischen Transformation“ organisiert. Acht ausgewählte Beiträge sind in „Südosteuropa. Journal for Dr. Ana Kladnik hat im Februar 2017 zusammen mit Politics and Society“ 2019 und 2020 in zwei Bänden als Dr. Andreas Ludwig am ZZF Potsdam durch den Leib- Special Issue für die Veröffentlichung in Vorbereitung. In niz-Forschungsverbund Historische Authentizität einen ihrem eigenen Artikel untersuchte Ana Kladnik freiwilli- internationalen Workshop „How Long are New Towns ge Feuerwehrvereine und die Reorganisation des Schutz- New? European Post-War New Towns as Authentic und Rettungssystems in slowenischen Gemeinden um Places in Comparative Perspective“ organisiert. Ausge- 1990. Ein Artikel im Rahmen einer Special Issue „Volun- wählte Beiträge des Workshops sind bei der Zeitschrift tary Associations in Yugoslavia, 1918–1941“ (Hg. Fabio „WerkstattGeschichte“ zur Veröffentlichung in Vorbe- ­Giomi/Stefano Petrungaro) über die nationalen, politi- reitung. Mit der Publikation ausgewählter Beiträge des schen und geschlechtsspezifischen Anpassungen der frei- Workshops soll die Historizität der New Towns ver- willigen Feuerwehr im Jugoslawien der Zwischenkriegs- gleichend in den Blick genommen und danach gefragt zeit ist nach doppelter Begutachtung in der „European werden, ob sich mit ihnen eine Authentizitätsvorstellung Review of History“ erfolgreich zur Veröffentlichung ein- verbindet, in der ihre Geschichtlichkeit manifest wird. gereicht. Ein gemeinsamer Artikel mit Prof. Dr. Thomas­ Die vorgesehenen Autorinnen und Autoren thematisie- Lindenberger über die Traditionen der Freiwilligkeit im ren Beispiele aus West- und Osteuropa und internatio- Transformationsregime wurde als Special Issue „The Ch- nale Entwicklungen. Mit einer Publikation verbinden die anging Nature of Participation and Solidarity: Voluntary Herausgeberin und der Herausgeber die Vorstellung, Action, Volunteering, and NGOs in Contemporary Histo- das Thema jenseits der Denkmalpflegediskussion und ry“ (Hg. Christine Krüger/Nicole Kramer) bei der „Histo- der bislang involvierten Disziplinen der Architektur-, rischen Zeitschrift (HZ)“ erfolgreich eingereicht. Planungs- und Stadtgeschichte in eine allgemeinere, all- tags-, kultur-, zeit- und sozialgeschichtlich orientierte ge-

38 Forschungen

schichtswissenschaftliche Debatte einzuführen und dazu Nach den Vertreibungen: die Familienzusammenführun- im deutschsprachigen Kontext einen Anstoß zu geben. gen zwischen Polen und den beiden deutschen Staaten Die Übersetzungen aus dem Englischen, Französischen 1950–1959 und Polnischen sind vom Leibniz-Forschungsverbund Historische Authentizität finanziert. Dr. Johannes Frackowiak konnte die Bearbeitung des durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft geförderten Projekts zu den Familienzusammenführungen zwischen Socialism as Sinnwelt. Representations of Social Order Polen und Deutschland aufgrund gravierender gesund- and Transformation of Authority in East Central Europe heitlicher Beeinträchtigungen nicht fortsetzen. after 1945

Dr. Ana Kladnik hat zusammen mit Dr. Celia Donert Budapest’s Children: Destitution, Humanitarian Relief and und Prof. Dr. Martin Sabrow dreizehn Beiträge für den the Revisionist Temptation in the Aftermath of the Great geplanten Sammelband bei Central European University War Press zur Begutachtung eingereicht. Der vorgeschlagene Sammelband bezieht sich auf Studien, die ostmitteleuro- Dr. Friederike Kind-Kovács hat im Juni 2018 ihre Habilita­ päische Staaten abdecken, die sich mit den Erfahrungen tionsschrift mit dem Titel „Budapest’s Children: Destitu- und Lebensweisen in autoritären Regimen befassen, ein- tion, Humanitarian Relief and the Revisionist Tempta­tion geführt durch Methoden und Ansätze wie Herrschaft als in the Aftermath of the Great War“ an der Fakultät für soziale Praxis, Diktatur als Erfahrung und Eigen-Sinn. Philosophie, Kunst-, Geschichts- und Gesellschaftswis- Die Beiträge leiten sich von dem internationalen Projekt senschaften der Universität Regensburg eingereicht. Das „Sozialistische Diktatur als Sinnwelt. Repräsentationen Habilitationsverfahren wurde eingeleitet. Die Studie gesellschaftlicher Ordnung und Herrschaftswandel in analysiert die Auswirkungen des imperialen Zerfalls der Ostmitteleuropa in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhun- Doppelmonarchie Österreich-Ungarn und der krisenhaf- derts“ ab, das von 2007 bis 2010 durch die Volkswagen- ten Nachkriegszeit auf die Verarmung, Mangelernährung Stiftung gefördert wurde. Im Rahmen des Sammelbands und Versehrtheit von Kindern in Budapest sowie die Im- hat Ana Kladnik einen Artikel über lokale Governance plementierung internationaler humanitärer Hilfe. Am und Freiwilligenarbeit im sozialistischen Jugoslawien wie Beispiel von Budapests Kindern wird gezeigt, wie das auch ein Vorwort zusammen mit Celia Donert beigetra- Schicksal der verarmten Budapester Kindergeneration gen. Die Korrekturen und Übersetzungen aus dem Deut- sowie speziell ihre versehrte Körperlichkeit diskursiv schen, Polnischen und Tschechischen ins Englische sind dafür nutzbar gemacht wurden, Ungarn in einen Opfer­ vom ZZF Potsdam finanziert wurden. mythos einzuschreiben sowie das nationale Projekt Un- garns in der frühen Nachkriegszeit voranzutreiben.

Brotherhood and Unity at the Kitchen Table? Cooking, Cuisine and Food Culture in Socialist Yugoslavia Hunger Draws the Map: Blockade and Food Shortages in Europe, 1914–1922 Dr. Ana Kladnik hat im Rahmen des internationalen For- schungs- und Netzwerkprojekts „Repräsentationen des Im Rahmen des internationalen Leverhulme Forschungs- sozialistischen Jugoslawien im Umbruch“, gefördert vom netzwerkes „Hunger Draws the Map: Blockade and Food Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) ei- Shortages in Europe, 1914–1922“ (https://hungerdraws- nen Artikel über Kiosk-Kultur, albanische Migration und themap.history.ox.ac.uk), das an der Oxford University Urbanisierung im sozialistischen Slowenien beigetragen, angesiedelt ist, hat sich Dr. Friederike Kind-Kovács als der im geplanten Sammelband „Brotherhood and Unity Projektmitarbeiterin intensiv mit vergleichender Quel- at the Kitchen Table? Cooking, Cuisine and Food Culture lenforschung zu Hunger während und nach dem Ersten in Socialist Yugoslavia“ (Hg. Ruža Fotiadis/Vladimir Iva- Weltkrieg auseinandergesetzt. Galt es, einen Quellenkor- nović/Radina Vučetić) bei Central European University pus zu verschiedenen Themenkomplexen zu Hunger für Press 2019 veröffentlicht wird. die ungarische Imperiumshälfte zu erstellen, so hat sich Friederike Kind-Kovács in einem Aufsatz vergleichend mit den individuellen Überlebens- und Ernährungsstra- tegien in den von Hunger betroffenen europäischen Län- dern beschäftigt.

39 HAIT Dresden – Jahresbericht 2018

Connecting the Wireless World: Inventing Global Radio bating East Central Europe Again? German Academia and the Dilemma of Spatial Categories“ in der Zeitschrift Die Mitarbeit im Leverhulme Forschungsnetzwerk „Con­ „Journal of Modern European History“, 16 (2018) 3, necting the Wireless World: Inventing Global Radio“ veröffentlicht. Neben der Verortung in Deutschland be- (http://www.bristol.ac.uk/arts/research/global-radio-­ müht sich das HAIT derzeit, stärker zur Vernetzung der history/) hat 2018 zur Konzipierung und Einreichung ei- in Dresden und Sachsen ansässigen wissenschaftlichen nes Themenheftes zum Thema „Transnational Radio Mo- Institute und Lehrstühle mit Ost(mittel)europafokus bei- nitoring in the 20th Century“ bei der Zeitschrift „Media zutragen. History“ geführt. Das Special Issue ist das Ergebnis einer Kooperation mit Dr. Vincent Kuitenbrouwer (Amster- dam University) und Suzanne Bardgett (Imperial War The Handbook of COURAGE: Cultural Opposition and Museum). Neben der kritischen Betreuung der acht einge- Its Heritage in Eastern Europe reichten Artikel untersucht Dr. Friederike Kind-­Kovács in ihrem eigenen Artikel die gegenseitige Überwachung von Zwei weitere kleinere Forschungsprojekte Dr. Friederike Hörern westlicher Radiosender im östlichen Europa vor Kind-Kovács’ untersuchten Formen der transnationalen und nach ihrer Migration in den Westen. Das Heft durch- und transatlantischen Verflechtung der dissidentischen läuft gerade den Begutachtungsprozess. Im Rahmen die- Literatur- und Theaterszene im späten Sozialismus, deren ses Forschungsnetzwerkes wurden darüber hinaus durch Ergebnisse in „The Handbook of COURAGE: Cultural Friederike Kind-Kovács und Simon Potter (Bristol Univer- Opposition and Its Heritage in Eastern Europe“ (2018) sity) ein Netzwerkbesuch in den Vera and Donald Blinken erschienen sind. Eine der Fallstudien untersuchte die Re- Open Society Archives sowie ein Workshop in der Cent- zeption einzelner Theateraufführungen von Václav Havel ral European University organisiert (17./18.12.2018), der in New York. In der zweiten Fallstudie wurde die Rolle in Budapest durchgeführt wurde und nach den histori- der in Amsterdam ansässigen Alexander Herzen Founda- schen und gegenwärtigen Herausforderungen für Radio tion (AHF) für den Transfer von Untergrundliteratur zwi- und Medien angesichts autokratischer Entwicklungen in schen Ost- und West­europa im Kalten Krieg untersucht. Ost und West („National and International Broad­casting in Turbulent Times: Mediating Between States and Pub- lics“) fragte. Ein Blogbeitrag erschien im Januar 2019 un- Homosexuellenverfolgung in Sachsen 1933–1968 ter dem Titel „Broadcasting Between Past and Present: A Visit to the Vera and Donald Blinken Open Society Archi- Dr. Alexander Zinn untersucht die staatliche Verfolgung ves (OSA) and the Central European University (CEU)“ Homosexueller in den Jahren der NS-Diktatur und unter (http://www.bristol.ac.uk/arts/research/global-radio-his- dem SED-Regime bis zur Aufhebung des § 175 StGB im tory/blog/2019/broadcasting-between-past-and-present- Jahr 1968. Ziel ist es, die Situation in Sachsen im Ver- -a-visit-to-the-vera-and-donald-blinken-o.html). Weiterhin gleich zu anderen Regionen (wie den Metropolen Berlin bereitet Friederike Kind-Kovács einen Artikel zum The- und Hamburg sowie dem Flächenland Thüringen) zu ma „International Broadcasting“ sowie zwei Fallstudien beleuchten. Im ersten Teil geht es um die NS-Zeit: Mit zu „Media (and) Revolution: Uncensored Broadcasting welchem Elan setzten regionale Verfolgungsbehörden Beyond 1989“ und „Who else is listening? RIAS across den 1935 massiv verschärften § 175 durch, der die „Un- borders in the early 1950s“ für den Abschlusssammel- zucht“ unter Männern mit Gefängnis bedrohte? Welche band des Netzwerkes vor. regionalen Unterschiede zeigten sich bei den Reaktionen der Bevölkerung wie auch im Alltag und im Stigma-Ma- nagement Homosexueller? Der zweite Teil beleuchtet die Verortung der Ostmitteleuropaforschung in Deutschland/ Situation zwischen 1945 und 1968: Wie entwickelte sich Vernetzung der Ostmitteleuropaforschung in Sachsen die Rechtsprechung sächsischer Gerichte, nachdem das Oberste Gericht der DDR 1950 die „Neufassung“ des Angeregt durch Prof. Dr. Joachim von Puttkamer hat § 175 aus dem Jahr 1935 als „nazistisch“ verwarf und sich Dr. Friederike Kind-Kovács, gemeinsam mit Prof. die mildere „Weimarer Fassung“ wieder in Kraft setzte? Dr. Valeska Bopp-Filimonov (Rumänistik Jena), im Rah- Lässt sich die von Zeitzeugen häufig vertretene These, die men ihres Stipendiums am Imre Kertész Kolleg in Jena strafrechtliche Verfolgung der einvernehmlichen Homo­ (10/2017–7/2018) an einer wissenschaftlichen Debatte sexualität sei bereits Ende der 1950er-Jahre eingestellt zum Stand der aktuellen Ostmitteleuropaforschung in worden, bestätigen? Im Jahr 2018 wurden die einschlägi- der deutschen Wissenschaftslandschaft beteiligt. Das Er- gen Bestände des Bundesarchivs, der sächsischen Staats- gebnis wurde in Form eines Aufsatzes mit dem Titel „De- archive und der Stasi-Unterlagen-Behörde ausgewertet.

40 Forschungen

4.2 Theoretische und konzeptionelle gefragt, die – nach Marx – keine Diktatur im eigentlichen ­Grundlagen Sinne, sondern eine neue, höhere Form der (proletari- schen) Demokratie sein sollte. Dabei werden die mittel- Typen der Autokratie europäische (hier vor allem die deutsche) und die sowjeti- sche Entwicklung im Fokus stehen; und hier vor allem die Auf der Grundlage einer allgemeinen Herrschaftsso- Prozesse der (höchst unterschiedlichen) Verwirklichung ziologie entwickelt Prof. Dr. Uwe Backes eine Typolo- im Revolutionszeitraum 1918–1920/23. Im Ergebnis der gie autokratischer (nicht-demokratischer) Systeme, die bisherigen Forschungen konnten zehn kleinere Studien in von deren Herrschaftslegitimation ausgeht. Sie soll die wissenschaftlichen Zeitschriften, Sammelbänden und Le- Grundlage für einen systematischen Vergleich der Herr- xika veröffentlicht werden; 2018 erschienen zwei Beiträge schaftsstrukturen autokratischer Systeme in Geschich- in Sammelbänden. Die Arbeiten an der großen Gesamt- te und Gegenwart bilden. Der „ideokratisch“-totalitäre darstellung gehen weiter. Regimetypus soll auf diese Weise präziser in seinen Ge- meinsamkeiten und spezifischen Unterschieden mit an- deren autokratischen Systemen erfasst werden. Zudem Utopisches Denken – Karl Marx und der Marxismus geht es um eine differenziertere historische Einordnung der Autokratien des 20. Jahrhunderts. Die Arbeit am Prof. Dr. Lothar Fritze hat die Arbeit am Projekt, das der Projekt wurde im Berichtsjahr mit zwei Beiträgen zur Marx’schen Geschichts- und Gesellschaftstheorie gewid- Geschichte des Totalitarismusansatzes fortgeführt. met ist, fortgesetzt. Der Zusammenbruch des Kommu- nismus in Europa war geeignet, eine lange vor diesem Zusammenbruch gewachsene Überzeugung zu bestäti- Varianten der Autokratie und ihre Legitimationsstrategien gen – die Überzeugung, in den Ländern des sogenannten realen Sozialismus werde versucht, ein Gesellschaftsmo- PD Dr. Steffen Kailitz überarbeitete und aktualisierte – dell zu etablieren, dass nicht wirklich zu realisieren oder mithilfe von Tobias Genswein – 2018 den gesamten Da- jedenfalls auf Dauer nicht überlebensfähig und damit – tensatz zu den politischen Regimen der Welt seit 1946, sofern überhaupt wünschenswert – in einem bestimmten der 2013 erstmals in der Zeitschrift „Democratization“ Sinne utopisch sei. Da sich sowohl die Führer der jeweils vorgestellt wurde und inzwischen in der nationalen und herrschenden marxistisch-leninistischen Einheitsparteien internationalen­ Autokratieforschung große Beachtung ge- als auch ihre Ideologen zur legitimatorischen Abstützung funden hat. Die Zeitreihe wurde dabei bis 2017 fortgesetzt ihres Herrschafts- und Führungsanspruchs auf die Leh- (zuvor 2010). Zusammen mit Prof. Dr. Daniel Stockemer re von Karl Marx (und Friedrich Engels) beriefen, liegt (Universität Ottawa) wurden zudem die Arbeiten an ei- es nahe, das Marx’sche Denken erneut einer kritischen nem Beitrag zum Zusammenhang zwischen dem Moder- Sichtung zu unterziehen. Im Mittelpunkt der geplanten nisierungsstand von Staaten und der Dauerhaftigkeit des Monografie steht die Frage nach dem Charakter des uto- Regimetyps fortgeführt. Mit diesem Projekt wird in eine pischen Denkens von Marx. Es wird zunächst darum ge- Lücke der vergleichenden Autokratieforschung gestoßen. hen, die Grundzüge der Marx’schen Geschichtstheorie (soweit für das Thema relevant) darzustellen sowie das Verhältnis dieser Theorie zum utopischen Denken zu klä- Die Diktatur des Proletariats. Eine Begriffs- und ren. Einer kurz gefassten Entschlüsselung der Anatomie ­Wirkungsgeschichte der Marx’schen Geschichtstheorie soll eine Kritik dieser Theorie folgen. Dazu wurden Quellen- und Literaturstu- Das Projekt von Prof. Dr. Mike Schmeitzner ist im Bereich dien durchgeführt. der „Theoriegeschichte“ angesiedelt. Die Untersuchungen sind sowohl ideengeschichtlich als auch historisch-empi- risch angelegt. In methodischer Hinsicht wird auf die mo- Zur Analyse des Täterverhaltens derne Begriffsgeschichte (R. Koselleck), die historische Diskursanalyse und auf den historischen Vergleich – auf Prof. Dr. Lothar Fritze hat im Berichtszeitraum die der Basis mehrerer lokaler „Tiefenbohrungen“ – zurück- Arbeit am Reader zur NS-Moral (gemeinsam mit PD gegriffen. Forschungsprogrammatisch wird nach der/den Dr. Wolfgang Bialas) fortgesetzt. Gleichzeitig wurden begrifflichen Definition(en) der Diktatur des Proletariats, die Arbeiten zum Täterverhalten, insbesondere zur nach dem zeithistorischen Horizont der Begriffsentste- Selbstrechtfertigung der NS-Täter, intensiviert. In Bear- hung, nach der Wirkmächtigkeit, der Wandlungsfähigkeit, beitung ist ein Buchmanuskript mit dem Titel „Die Mo- ja nach der Faszination einer Diktatur (des Proletariats) ral der Natio­nalsozialisten“.

41 HAIT Dresden – Jahresbericht 2018

Luigi Sturzo – Begründer und Wegbereiter des französisch-polnische Edition von Czarnowskis Briefen ­Totalitarismuskonzepts mit Henri Hubert und Marcel Mauss und 2) eine Edition seiner polnischsprachigen Publizistik. Auf diese Weise Der sizilianische Priester, Soziologe und Politiker Don wird nicht nur ein bisher wenig bekanntes Kapitel der Luigi Sturzo zählte in den Jahren der faschistischen polnischen Soziologiegeschichte erschlossen, sondern Machteroberung (1922–1924) zu den entschiedensten auch das kaum erforschte Thema der polnisch-franzö- und zeitweilig einflussreichsten Gegnern Mussolinis. Als sischen Verflechtungen in den Geistes- und Sozialwis- „Antifaschist“ der ersten Stunde war er zugleich ein „An- senschaften vor und nach dem Ersten Weltkrieg. Czar- titotalitärer“, der bei aller Kritik am Risorgimento-Libe- nowskis Korrespondenz spiegelt seinen intellektuellen ralismus die zentralen Errungenschaften des „liberalen Werdegang zwischen Warschau, Leipzig, Berlin und Systems“: Parlamentarismus, Gewaltenkontrolle, Plura- Paris. Eine kritische Edition seiner Publizistik ermög- lismus und Grundrechtssicherung, kompromisslos vertei- licht es, seine intellektuelle Biografie und insbesondere digte, vor revolutionären Abenteuern jeglicher Art warn- seinen Weg von der Nationalen Demokratie am Anfang te und frühzeitig auf die strukturellen Gemeinsamkeiten des 20. Jahrhunderts bis hin zum Kommunismus in den der ideologischen Antipoden Faschismus und Bolschewis- 1930er-Jahren besser zu verstehen. Die Ergebnisse die- mus aufmerksam machte. Er hat in den langen Jahren des ses Forschungsprojekts können nicht nur neue Fragen zu Exils (1924–1946) maßgeblich die Verbreitung des Tota- transnationalen Gelehrtenbiografien in der ersten Hälfte litarismuskonzepts befördert und einen eigenständigen des 20. Jahrhunderts anregen, sondern auch zum Ver- Beitrag zur Interpretation des Totalitarismus geleistet. hältnis zwischen Wissenschaft und Politik. Prof. Dr. Uwe Backes und Prof. Dr. Günther Heydemann konnten in Zusammenarbeit mit Giovanni de Ghantuz Cubbe und Annett Zingler die Arbeit an der Edition der wichtigsten Totalitarismusschriften Sturzos abschließen. 4.3 Systemtransformation und politischer Extremismus

Das Konzept des Eigen-Sinns und seine Verwendung Warum brechen Demokratien zusammen? in deutschen Forschungen zu Alltagsgeschichte und ­Herrschaftspraxis Im Rahmen dieses Projekts schloss PD Dr. Steffen ­Kailitz 2018 die Arbeiten an dem gemeinsam mit PD Dr. ­Heidi Im Herbst 2018 erschien eine von Prof. Dr. Thomas Lin- Hein-Kircher (Herder-Institut) betreuten Band „Der Auf- denberger und Prof. Dr. Alf Lüdtke herausgegebene und bruch zur Demokratie in Ostmitteleuropa zwischen den von Dr. Kornelia Koń­czal redigierte Anthologie mit Auf- Kriegen“ ab. Zu diesem Band steuerte Steffen Kailitz ei- sätzen zum Konzept des Eigen-Sinns und seiner Verwen- nen Länderbeitrag zur Demokratieentwicklung in Litauen dung in deutschen Forschungen zu Alltagsgeschichte und und gemeinsam mit Heidi Hein-Kircher einen Einleitungs- Herrschaftspraxis insbesondere während der NS- und beitrag bei. Insbesondere aufgrund neu begonnener um- der SED-Diktatur in der Reihe „Poznańska Biblioteka fangreicher Arbeiten an dem Drittmittelprojekt mussten Niemiecka“ im Verlag Nauka i Innowacje in polnischer die Arbeiten an dem Manuskript für die Monografie von Übersetzung. Die Herausgeber werden die eigens dafür Steffen Kailitz zum Scheitern und Überleben von Demo- verfasste umfangreiche Einleitung zum Konzept des „Ei- kratien in der Zwischenkriegszeit 2018 weiterhin ruhen. gen-Sinns“ zu einer selbstständigen Veröffentlichung für den deutschen Markt weiterentwickeln. Aufbruch zur Demokratie und Nationalstaatlichkeit im Dreiländereck. Deutschland – Polen – Tschechoslowakei Transnationale und interdisziplinäre Quellen der nach dem „Großen Krieg“ (1918–1923) ­polnischen Sozialwissenschaften: die Korrespondenz und Publizistik von Stefan Czarnowski (1879–1937) Das interdisziplinäre, vom SMWK im Rahmen des Schwerpunkts „1918 – Chiffre für Umbruch und Auf- Dr. Kornelia Kończal hat die kritische Edition der Kor- bruch“ geförderte Projekt von PD Dr. Steffen Kailitz, respondenz und Publizistik von Stefan Czarnowski ab- Sebastian Paul und Matthäus Wehowski untersucht ver- geschlossen, einem Religionswissenschaftler, Begründer gleichend die miteinander verflochtenen Prozesse der der Soziologie im Polen der Zwischenkriegszeit und dem Demokratisierung und Nationalisierung im Grenzraum wichtigsten Vertreter des Durkheimismus in Ostmitteleu- des historischen Dreiländerecks Deutschland – Polen ropa. Zur Veröffentlichung vorbereitet wurden 1) eine – Tschechoslowakei in den Jahren 1918 bis 1923. Da-

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bei werden politische und gesellschaftliche Brüche und Blick. Zur Etablierung dieses Forschungsfeldes gehört die Kontinuitäten vom Zerfall der „alten“ Imperien hin zur stärkere thematische Vernetzung innerhalb des HAIT, die „neuen“ nationalstaatlichen Ordnung untersucht. Insbe- Entwicklung eines internationalen Forschungsnetzwerkes, sondere nimmt es dabei die wechselseitigen Einflüsse von die Konzeption internationaler Tagungen sowie die An- regionaler, nationaler und internationaler Ebene in den bahnung von Drittmittel- und Kooperationsprojekten. Blick. In der ersten Jahreshälfte wurde das Forschungs- Aufbauend auf ihrer Habilitationsschrift zur Geschichte programm in Form eines Einleitungskapitels in der HAIT-­ der Kindheit wurde eine internationale Konferenz zum Werkstatt vorgestellt. Im Rahmen des „Offenen Regie- Thema „Beyond 1989: Childhood and Youth in Times of rungsviertels“ wurde durch das Team, an dem Katja und Political Transformation in the 20th Century“ für den 5. Michael Pietrusky beteiligt waren, die Präsentation des bis 7. Juni 2019 konzipiert, die auf den ostwesteuropäi- Förderschwerpunktes „1918 – Chiffre für Umbruch und schen Vergleich politischer Transformationen und deren Aufbruch“ im SMWK koordiniert. Die hierfür erstellte gesellschaftlichen Auswirkungen auf Kindheit(en) zielt. Ausstellung wurde auch im November in der Sächsischen Diese Konferenz wird während des Gastaufenthaltes Landeszentrale für politische Bildung präsentiert. Im Ver- (März bis Juni 2019) von Friederike Kind-Kovács als Bot- lauf des Sommers wurden erste Archivmaterialien durch stiber Fellow am Institute of Advanced Studies in Buda- Partner in Polen und der Slowakei geliefert und durch die pest stattfinden. Weiterhin wurde eine Kooperation mit Projektmitarbeiter gesichtet sowie eigene Archivreisen der Umweltbibliothek in Großhennersdorf, der Herrnhu- durchgeführt. In Kooperation mit der Freien Universität ter Akademie und dem Imre Kertész Kolleg in Jena etab- Bozen, der Karls-Universität und dem Prager Masaryk-In- liert. Beantragt wurde ein wissenschaftliches Symposium stitut der Tschechischen Akademie der Wissenschaften zum Thema „1989 in einer ostmitteleuropäischen Pers- wurde im Oktober in Prag eine internationale Tagung pektive: Die Ostmitteleuropäischen Transformationspro- organisiert, die ebenso wie eine Kooperationstagung mit zesse bis in die Gegenwart regionaler Selbstbehauptung Prof. Dr. Tim Buchen von der TU Dresden die Entwick- und europäischer Partizipa­tion“ in Herrnhut vom 22. bis lungen um das Jahr 1918 in lokaler, regionaler, nationaler 24. März 2019. Eine weitere gemeinsame Tagung zum und internationaler Perspektive zum Thema hatte. Fer- Thema „Ambivalente Transformationen. ‚1989‘ zwi- ner wurden erste Projektergebnisse auf der von der Säch- schen Erfolgserzählung und Krisenerfahrung“ wird mit sische Akademie der Wissenschaften im November in dem Zentrum für Integrationsstudien und dem Institut Leipzig ausgerichteten Tagung des Förderschwerpunktes für Sächsische Geschichte und Volkskunde (ISGV) in „1918 – Chiffre für Umbruch und Aufbruch“ vorgestellt. Dresden geplant und vorbereitet. Diese internationale Zu diesem Förderschwerpunkt hat das Projektteam eine Tagung, die vom 11. bis 12. November 2019 in Dresden Homepage erstellt, die über die gesamte Projektlaufzeit stattfinden wird, widmet sich den biografischen und sozi- gepflegt werden wird. alen Langzeitfolgen des Umbruchs von 1989/90. Eben- falls 30 Jahre nach der sogenannten Wende wurde eine Vortragsreihe zum Thema „1989 zwischen Alltag und Re- Zeithistorische Transformationsforschung in transnatio- volution“ konzipiert, die im Sommersemester 2019 am naler Perspektive HAIT stattfinden wird.

Seit August 2018 konzipiert und etabliert Dr. Friederike Kind-Kovács das Forschungsfeld „Zeithistorische Trans- Rechts motivierte (Hass-)Gewalt in Sachsen: formationsforschung in transnationaler Perspektive“ am ­Entwicklungstrends, Radikalisierung und Prävention HAIT. Dieser Arbeitsbereich verfolgt eine vergleichende Perspektive auf die politischen und sozialen Umbrüche Infolge der rechtspopulistischen und rechtsextremisti- von 1989/90 in der ehemaligen DDR, den ostmittel- schen Mobilisierung scheint sich der Schwerpunkt rech- europäischen Nachbarländern sowie die sogenannten ter Gewalt von der Konfrontation gegen (vermeintliche) Kotransformationen in den westeuropäischen Staaten. politische Gegner hin zur Hassgewalt zu verlagern. Über- Dabei sollen Verfall und Nachleben kommunistischer griffe auf Flüchtlingsheime sowie die Gewalteskalationen Herrschaftssysteme speziell vor dem Hintergrund der Ent- im Zuge des Demonstrationsgeschehens in Heidenau stehung neuer Nationalismen, autokratischer Praktiken und anderswo stellen die Spitze des Eisbergs dar. Unter und ethno-populistischer Regime in den ehemals sozialis- der Oberfläche verbirgt sich die strategische Umorientie- tischen Staaten vergleichend untersucht werden. Der neue rung und Neustrukturierung der radikalen Milieus, de- Forschungsschwerpunkt nimmt nicht allein die postsozia- nen erhöhte Aufmerksamkeit zuteilwerden sollte. listischen, sondern gleichermaßen die europäischen Trans- Das Projekt diente der Erforschung wenig ergründeter formationsprozesse des gesamten 20. Jahrhunderts in den Aspekte der rechten (Hass-)Gewalt in Sachsen und soll

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­zivilgesellschaftlichen Initiativen und Trägern der inneren musforschung in Sachsen (IFRiS). Am HAIT sind an dem Sicherheit eine Wissensbasis für präventive wie repressive Netzwerk auch Prof. Dr. Thomas Lindenberger und Prof. Strategien bereitstellen. Mithilfe einer Methodentriangu- Dr. Uwe Backes beteiligt. Aus dem Netzwerk heraus wur- lation sollen qualitativ wie quantitativ Verdichtungsräu- den 2018 gemeinsame Projekte verfolgt und ein gemein- me, Subjekte und Objekte sowie die Phänomenologie der samer neuer Forschungsantrag bei der DFG eingereicht rechten (Hass-)Gewalt analysiert werden. Im Zentrum ste- (siehe Projekt „Flucht und Integration“). hen Täter- und Opferanalysen, Mechanismen rechtsextre- mistischer Mobilisierung, Hass- und Gewaltdiskurse sowie Radikalisierungsprozesse in den Jahren 2011–2016. Prof. Demokratischer Zusammenhalt in Sachsen (DeZiS) Dr. Uwe Backes, Dr. Sebastian Gräfe, Anna-Maria­ Haase, Maximilian Kreter, Dr. Michail ­Logvinov und Sven Segel- An dem Projekt sind neben den HAIT-Mitarbeitern PD ke werteten die von den sächsischen Sicherheitsbehörden Dr. Steffen Kailitz (Projektverantwortlicher) und Prof. zur Verfügung gestellten Daten und Quellen (Untersu- Dr. Uwe Backes Prof. Dr. Gert Pickel, PD Dr. Oliver De- chungsakten der Staatsanwaltschaften, Szenemedien, Ver- cker (Universität Leipzig), PD Dr. Julia Schulze Wessel fassungsschutzinformationen) aus und führten Interviews (TU Dresden, Universität Leipzig), Prof. Dr. Antje Röder mit Tätern, Opfern und professionellen Beobachtern. Das (Universität Marburg), Prof. Dr. Heike Greschke (TU Projekt wurde im Sommer 2018 abgeschlossen, der Be- Dresden) und Jun.-Prof. Frank Asbrock (TU Chemnitz) richt für die Publikation vorbereitet. beteiligt. Das Projekt ist zwei eng miteinander verflochte- nen Themenkomplexen gewidmet. Untersucht werden ei- nerseits auf die Stärkung des demokratischen Zusammen- IFRiS – Integrations-, Fremdenfeindlichkeits- und Rechts- halts gerichtete Integrationsprozesse von Geflüchteten in extremismusforschung in Sachsen Sachsen, andererseits diesen gefährdende rechtsextremis- tische und fremdenfeindliche Desintegrationsprozesse. Im Jahr 2018 koordinierte PD Dr. Steffen Kailitz weiter- Im Jahr 2018 wurden im Rahmen des Projekts u. a. die hin gemeinsam mit Prof. Dr. Gert Pickel, PD Dr. Oliver Autorinnen und Autoren für das „Handbuch Integration“ Decker (Universität Leipzig), PD Dr. Julia Schulze Wessel rekrutiert, die Online-Plattform für den Band eingerichtet (TU Dresden/Universität Leipzig), Prof. Dr. Antje Röder und erste Beiträge redigiert, Tiefeninterviews und Grup- (Universität Marburg) und Jun.-Prof. Dr. Frank Asbrock pendiskussionen mit Geflüchteten in Sachsen durchge- (TU Chemnitz) die Tätigkeit des Forschungsnetzwerks In- führt, eine Überblicksanalyse zu gesellschaftlichen Des­ tegrations-, Fremdenfeindlichkeits- und Rechtsextremis­ integrationstendenzen in Sachsen mit konkretem Fokus

Gemeinsame Beratung der wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf der Klausurtagung des HAIT am 25./26. Juni 2018 in Dippoldiswalde.

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auf extremistischer Gewalt, Rechtsextremismus, Rechtspo- sam mit Prof. Dr. Gert Pickel und Dr. Alexander Yen- pulismus und Fremdenfeindlichkeit auf der Grundlage der dell (beide Kompetenzzentrum für Rechtsextremismus Auswertung von Quellen und Sekundärdaten fertiggestellt und Demokratie der Universität Leipzig) und Dr. Piotr und eine Vorstudie für eine Analyse zur Arbeitsmarktinte- ­Kocyba (TU Chemnitz) eine Überblicksanalyse­ zu Rechts- gration von Geflüchteten in sächsischen Unternehmen ab- extremismus und Rechtspopulismus in Sachsen für die geschlossen, die in einem Drittmittelantrag münden soll. Sächsische Landeszentrale für Politische Bildung vorran- gig auf der Grundlage einer Auswertung von Quellen aus dem rechtsextremen und rechtspopulistischen Spektrum Flucht und Integration. Eine Befragung von Geflüchteten sowie der Auswertung von Sekundärdaten zu Einstellun- in Sachsen gen in der sächsischen Bevölkerung (Sachsen-Monitor, ­„Mitte“-Studien, ALLBUS). 2018 setzte PD Dr. Steffen Kailitz im Rahmen des vom SMWK geförderten DeZiS-Projekts gemeinsam mit Prof. Dr. Gert Pickel, PD Dr. Oliver Decker (Universität Leip- Juvenile Rebellion oder rechtsextreme Propaganda? zig), PD Dr. Julia Schulze Wessel (TU Dresden), Prof. Die Bedeutung der Ideologie des Rechtsextremismus Dr. Antje Röder (Universität Marburg) und Jun.-Prof. Dr. im deutschsprachigen Rechtsrock von 1977 bis 2017 Frank Asbrock die Arbeiten an dem Projekt zu den Ge- zwischen Kontinuität und Wandel flüchteten in Sachsen mit Gruppendiskussionen und qua- litativen Interviews fort. Es wurde 2018 ein Forschungsbe- Maximilian Kreter untersucht in seinem Promotions- richt in der Zeitschrift „Z’Flucht“ veröffentlicht und ein projekt die ideologische Entwicklung in den Liedtexten Drittmittelantrag bei der DFG vorbereitet, der das Unter- deutschsprachiger Rechtsrockgruppen aus Deutschland suchungsfeld auf das gesamte Bundesgebiet ausweiten soll. von der Entstehung bis zur Gegenwart hinsichtlich der Bedeutung an der Schnittstelle zwischen unterhaltender (Jugend-)Rebellion und der Funktion als politisches Pro- Rechtsextremismus und Rechtspopulismus in Sachsen pagandainstrument. Auf der Basis eines inhaltsanalyti- schen Ansatzes werden die Quellen qualitativ-quantitativ Im Rahmen des Projektes wurden im Jahr 2018 die Arbei- bearbeitet, um Kontinuität und Wandel zu erfassen. Im ten an dem Sammelband „Sachsen – eine Hochburg des Berichtsjahr konzentrierte sich die Arbeit auf die Erstel- Rechtsextremismus?“ abgeschlossen. Weiterhin erstellten lung der Quellengrundlage, Materialauswahl sowie erste Prof. Dr. Uwe Backes und PD Dr. Steffen Kailitz gemein- Analysen und Pretests.

Es wurde angeregt über die einzelnen Forschungsprojekte diskutiert und Projektergebnisse vorgestellt.

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Am 11. Oktober 2018 besuchten die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des HAIT gemeinsam mit ihren studentischen und wissenschaftlichen Hilfskräften sowie Doktoranden die Sonderausstellung „Gewalt und Geschlecht. Männlicher Krieg – Weiblicher Frieden?“ im Militärhistorischen Museum Dresden, in der rund 800 Exponate auf ca. 2 000 Quadratme- tern Fläche gezeigt wurden. Die anschließende Wanderung führte über den sowjetischen Garnisonsfriedhof bis zum Alten Jüdischen Friedhof. Dort gab Frau Lange von HATiKVA e. V. sachkundige Auskunft über die Friedhofsanlage, jüdische Begräbnistraditionen und wichtige dort bestattete Persönlichkeiten.

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5. Konferenzen, Arbeitstagungen, Abstiegsängste, soziale Gerechtigkeit, kulturelle Identitä- ten, Kontakte zwischen einheimischer Bevölkerung und Vortrags- und Diskussions­ Zugewanderten, Protestformen, Konfliktbewältigung, Er- veranstaltungen fahrungen in der Transformationszeit, politische Bildung und Extremismusprävention zur Sprache. Nicht zuletzt ging es um die Frage, ob der Sachsen-Monitor ein guter Podiumsdiskussion: Sachsen – quo vadis? Die ­Ergebnisse Spiegel der aktuellen Lage im Freistaat ist. des Sachsen-Monitors 2017 Steffen Kailitz Dresden, 15. Januar 2018 Workshop: Conceptualising the Micro-Macro Links across Am 15. Januar 2018 veranstalte das HAIT gemeinsam mit Disciplines IFRiS die Podiumsdiskussion „Sachsen – quo vadis? Die Ergebnisse des Sachsen-Monitors 2017“ mit und im Deut- Erfurt, 31. Januar 2018 schen Hygiene-Museum Dresden. Nach einem Grußwort von Thomas Lindenberger präsentierte Christian De- Der vom HAIT am 31. Januar 2018 an der Universität Er- muth (Aktion Zivilcourage, Beirat des Sachsen-Monitors) furt organisierte Workshop zum Thema „Conceptualising­ zunächst einen Überblick über die zentralen Ergebnisse the Micro-Macro Links across Disciplines“ war der drit- des Sachsen-Monitors 2017, der auf der Basis von 1 006 te und letzte Austausch im Rahmen einer gleichnamigen Interviews Einblicke in das Denken und Fühlen der hie- Veranstaltungsreihe. Nach dem Historiker Alf Lüdtke (29. sigen Bevölkerung bietet. Es folgte eine Podiumsdiskus- November 2017) und dem Soziologen Piotr Filipkowski sion mit Petra Köpping (Sächsische Staatsministerin für (5. Dezember 2017) hielt nun die Anthropologin Joanna Gleichstellung und Integration), Prof. Dr. Beate Neuss Pfaff-Czarnecka (Bielefeld) einen Impulsvortrag, auf den (TU Chemnitz, Beirat des Sachsen-Monitors), Prof. Dr. eine intensive interdisziplinäre Diskussion folgte. Im Zen- Gert Pickel (Universität Leipzig) und Prof. Dr. Hans Vor- trum der Debatte standen die programmatischen Texte länder (TU Dresden), die PD Dr. Steffen Kailitz und Dr. von Thomas H. Eriksen, Matthew M. Chew sowie Ulrike Kornelia Kończal moderierten. Im gut gefüllten Vortrags- Freitag und Achim von Oppen. Ihr gemeinsamer Nenner saal des Hygiene-Museums erörterten die Teilnehmerin- bildete die Reflexion darüber, wie man bei der Analyse nen und Teilnehmer u. a., wie die Sachsen ihre Lebens- von Mikroereignissen des Alltagslebens, die großen Fra- situation einschätzen, wie sie zur Demokratie stehen gen der jeweiligen Disziplin nicht aus den Augen verliert. und wie stark fremdenfeindliche Vorurteile und rechts- Kurze Einblicke in die aktuellen Forschungsprojekte der extremistische Einstellungen verbreitet sind. Die Ergeb- Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Workshops eröffne- nisse und ihre Interpretationen wurden dabei lebhaft ten die Möglichkeit, die konzeptuellen und theoretischen diskutiert und mit Daten aus den anderen Bundeslän- Ansprüche mit der Forschungspraxis zu konfrontieren. dern verglichen. Dabei kamen auch Aspekte wie soziale Kornelia Kończal

Podiumsdiskussion: Sachsen – quo vadis? moderiert von Dr. Kornelia Kończal und PD Dr. Steffen Kailitz (Bild links) mit den Dis­ kussionsteilnehmern Prof. Dr. Beate Neuss (Bild rechts, M.) und Prof. Dr. Hans Vorländer.

47 HAIT Dresden – Jahresbericht 2018

Dr. Ana Kladnik, Prof. Dr. Thomas Lindenberger, Prof. Dr. Oto Luthar und Prof. Dr. Tanja Petrović begrüßen die Teilnehmer des Workshops in Ljubljana.

Internationaler Workshop: Voluntary Work, ­Volunteering die Wahrnehmung der freiwilligen Arbeit während der and Voluntary Associations in Southeastern Europe, postsozialistischen Transformation diskutierten. Dies 1980–2000 war eine produktive Veranstaltung, die die Wichtigkeit des Themas hervorhob. Die Veröffentlichung der Work- Ljubljana, 22./23. März 2018 shop-Paper ist in Vorbereitung. Ana Kladnik Vom 22. bis 23. März 2018, im Rahmen des Projekts „Freiwilligkeit vor Ort zwischen Spätsozialismus zur Demokratie und Marktwirtschaft: Die Geschichte der Workshop: Material Feelings: Population Displacement Freiwilligen Feuerwehren in Deutschland und Ostmittel- and Property Transfer in Modern Europe and Beyond europa, 1980–2000“, organisierte Ana Kladnik (HAIT Dresden) in Ljubljana, Slowenien, einen internatio­nalen Leipzig, 24./25. Mai 2018 Workshop zum Thema „Voluntary Work, Volunteering and Voluntary Associations in Southeastern Europe, Am 24. und 25. Mai organisierte das HAIT einen in- 1980–2000“. Der Workshop wurde von der Deutschen terdisziplinaren Workshop zum Thema „Material Fee- Forschungsgemeinschaft (DFG) und dem österreichi- lings: Population Displacement and Property Transfer in schen Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Modern Europe and Beyond“. Uber 20 Wissenschaft- Forschung (FWF) unterstützt und mit freundlicher Un- lerinnen und Wissenschaftler aus Deutschland, Irland, terstützung des Forschungszentrums der Slowenischen Israel, Kanada, Kroatien, den Niederlanden, Polen, Akademie der Wissenschaften und Künste, insbesondere Serbien, der Ukraine, Ungarn und den USA haben ver- dem Institut für Kultur- und Gedächtnisforschung und sucht, die Eigentums- und die Emotionsgeschichte von seiner Leiterin Prof. Dr. Tanja Petrović, veranstaltet. Regionen zusammenzudenken, deren ethnische und Teilnehmer aus Albanien, Bosnien und Herzegowina, sozio­okonomische Struktur im 20. Jahrhundert im Zuge Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Kroatien, von Zwangsmigrationen dramatisch verandert wurde. Mazedonien, Montenegro, Serbien, Slowenien und den Der Workshop fand in Leipzig statt und wurde in Zu- USA diskutierten über die Rolle, Bedeutung und Wahr- sammenarbeit mit dem dortigen GWZO, der Universitat nehmung freiwilliger Arbeit während der postsozialis- Amsterdam und dem Aleksander-­Bruckner-Zentrum fur tischen Transformation in Südosteuropa, besonders in Polenstudien (Halle-Wittenberg und Jena) sowie mit Albanien und Jugoslawien und den Ländern, die nach der freundlichen Unterstutzung vom Leibniz-Wissen- dem Zerfall Jugoslawiens entstanden sind. Der Work- schaftsCampus Eastern Europe – Global Area veranstal- shop wurde in vier Panels und eine Podiumsdiskussion tet. Eine Publikation ausgewählter Beitrage in englischer aufgeteilt, die Themen wie sozialistisches Erbe des Eh- Sprache wird vorbereitet. renamtes, freiwilliges Engagement während der Jugosla- wienkriege der 1990er-Jahre, die Rolle von freiwilligen Kornelia Kończal Verbänden innerhalb der Sicherheitsstrukturen und

48 Konferenzen

Tag des Offenen Regierungsviertels

Dresden, 10. Juni 2018

Das HAIT koordinierte die Präsentation des Förder- schwerpunkts „1918 – Chiffre zu Aufbruch und Umbruch“ zum Tag des „Offenen Regierungsviertels“ im Sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst (SMWK). Am 10. Juni lud das SMWK zum Tag des Offenen Re- gierungsviertels ein. Im Fokus der Veranstaltung stan- den in diesem Jahr die Geisteswissenschaften und ihre Forschungsprojekte. Die dem HAIT übertragene Ge- samtkoordination der Präsentation gestaltete sich rund um den Themenschwerpunkt 1918. Mit Beiträgen aus dem Leibniz-Institut für jüdische Ge- schichte und Kultur – Simon Dubnow (Leipzig), dem Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e. V. (Dresden), dem Sorbisches Institut e. V./Serbski institut z. t. (Bautzen) und der Sächsischen Akademie der Wissen- schaften zu Leipzig entstand ein informativer Rundgang, der nicht nur die beteiligten Institute vorstellte, sondern darüber hinaus Einblicke in die vielfältigen Forschungs- projekte bot, in deren Mittelpunkt vier aktuell unter dem Motto „1918 – als Chiffre für Umbruch und Aufbruch“ durch das SMWK geförderte Projekte standen. Ergänzend zeigte eine Biografiewerkstatt anhand histo- rischer Lebenswege unterschiedliche Ansätze biografi- scher und archivalischer Forschungsarbeit. Einblicke in die Ernährungslage um 1918 konnten bei der Verkostung alter Kartoffelsorten gewonnen werden, welche in Ko- operation mit dem zur sächsischen Ernährungsgeschich- te forschenden Prof. Dr. Josef Matzerath entstand. Histo- risches Kartenmaterial, Reproduktionen alter Zeitungen und Werbeannoncen vermittelten einen Eindruck aus dem Lebensalltag um 1918. Ein filmischer Beitrag lud zum Erkunden Dresdens vor 100 Jahren ein. Entstanden ist ein kommunikativer Ort des Austausches, der den Besuchern ein lebhaftes Bild geisteswissenschaft- licher Forschungsarbeit vermittelte und viele Möglichkei- ten bot, mit den Wissenschaftlern direkt ins Gespräch zu kommen, sowie die Vernetzung und den Austausch der Institute untereinander beförderte. Katja Pietrusky

49 HAIT Dresden – Jahresbericht 2018 Absender:

Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung e.V. an der Technischen Universität Dresden

gefördert vom Veranstaltungsort Freistaat Sachsen Festsaal Dülferstraße Zugang über Dülferstraße 1, Eröffnung des Festaktes. Ecke Mommsenstraße, 1. OG 01069 Dresden

Vom Hauptbahnhof ist der Festsaal Dülferstraße mit der Buslinie 66 (Haltestelle: Mommsenstraße) erreichbar. 25 Jahre Hannah-Arendt- Institut Prager Str./City

01062 Dresden an der Technischen Universität Dresden für Totalitarismusforschung e. V. Hannah-Arendt-Institut Linie 66 Dresden, 20./21. Juni 2018 Wiener Str. Nürnberger Str. Dreden Hbf

Nürnberger Platz Walentina Wachtel umrahmte den Abend mit Musikstücken von Er-

Fritz-Löffler-Str. win Schulhoff, Alexander Wassiljewitsch Mossolow und Pavel Haas. Münchner Platz Zellescher Weg

George-Bähr-Str. Linie 66 Fritz-Förster- Platz

Münchner Str.

Bergstr. /B170 Helmholtzstr. Mommsenstr. ausreichend frankieren

bitte Dülferstr.

Anlässlich seines 25-jä hrigen Bestehens lud das Hannah- Arendt-Institut am 20. Juni 2018 zu einem Festakt im Regierungsdirektorin Dr. Caroline Wagner im Gespräch mit Staats- Festsaal Dü lferstraße an der TU Dresden ein. Vertreter sekretär des SMWK Uwe Gaul, Dr. Anna Bohn und Prof. Dr. aus Politik und Wissenschaft würdigten dessen Arbeit. Thomas Lindenberger (v. r. n. l.).

50 Konferenzen

Festveranstaltung: 25 Jahre Hannah-Arendt-Institut für ­Totalitarismusforschung Dresden, 20./21. Juni 2018 Tagungsbericht ­von Florian Schikowski in: H-Soz-Kult, 28.7.2018 (www.hsozkult.de/conferencereport­ /id/tagungsberichte-7804; 4.2.2019)

Anlässlich seines 25-jährigen Jubiläums veranstaltete das HAIT eine Fachtagung zum Thema „Diktaturforschung und Diktaturerfahrung in der Demokratie“. Dabei stan- den weniger konkrete aktuelle Forschungsprojekte im Mittelpunkt; vielmehr ging es darum, ausgehend von den vergangenen 25 Jahren Totalitarismusforschung in Dres- den, zukünftige Forschungsansätze und Perspektiven für das Institut und die Diktaturforschung zu diskutieren. Prof. Dr. Thomas Lindenberger ­begrüßte am 20. Juni die Gäs- Dementsprechend wählten die Veranstalter ein Format, te und verlas das Grußwort des Prasidenten des ­Sachsischen das den interdisziplinären Austausch der Teilnehmer/in- Landtags Dr. Matthias Roßler. nen (Historiker/-innen und Politikwissenschaftler/-innen) untereinander anregen sollte: In vier thematischen Panels hielt ein/e Teilnehmer/-in ein 15-minütiges Impulsreferat, worauf drei Teilnehmer/-innen mit einem fünfminütigen Kommentar antworten durften. Anschließend wurden die Panels zur Diskussion geöffnet, sodass sich ein leben- diger Austausch entwickeln konnte. Lutz Niethammers (Friedrich-Schiller-Universität Jena) Keynote leitete die Tagung ein. In seinem durch seine persönlichen Erfahrungen aus Forschungsaufenthalten in der DDR geprägten Vortrag arbeitete sich Niethammer an der Pluralität und Ambivalenz des Totalitarismusbe- griffs ab. Beispielhaft berichtete er von seinen Begeg- nungen mit der alternativen Kunstszene Geras in den 1980er-Jahren, gegen die die Staatssicherheit operative Vorgänge betrieb, die aber gleichzeitig für ihre künstleri- sche Arbeit mit SED-Kulturpreisen ausgezeichnet wurde. Laut Niethammer bekämpfte in diesem Fall der totalitäre Prof. Dr. Dr. h. c. Heinrich Oberreuter blickte auf die Grundung Herrschaftsanspruch des „Schild und Schwerts der Par- des Hannah-Arendt-Instituts­ und erzählte, wie alles anfing. tei“ die Kulturpolitik der SED – für ihn ein Beispiel dafür, wie der selbstständige und aufgedunsene Sicherheitsap- parat selbst zum Untergang der DDR beigetragen habe. Diese „seltsame, fraktale Gespaltenheit“ zwischen Partei und Sicherheitsapparat zeige die Schwierigkeiten starrer Totalitarismustheorien für das Verständnis der DDR-Ge- sellschaft. Daran anschließend plädierte Niethammer für „Vielstimmigkeit“ in der Diktaturforschung; im Bewusst- sein, dass politikwissenschaftliche Theoriebildung nur ein Teilaspekt der Forschung sein könne. Passend zum Fazit der Keynote reflektierte das erste Pa- nel verschiedene methodische und theoretische Zugänge zur Diktaturforschung. In seinem Impulsreferat umriss Uwe Backes (Hannah-Arendt-Institut Dresden) die Ge- schichte der Forschung zu Totalitarismus, Autokratien und Ideokratien und öffnete so einen Blick auf die bishe- Prof. Dr. Martin Sabrow hielt am 20. Juni einen Festvortrag rigen blinden Flecken dieser Forschungsrichtung: Bislang über ­Zeitgeschichte als Aufarbeitung.

51 HAIT Dresden – Jahresbericht 2018

habe die Komparatistik zu viel über die Herrschaftsträger geforscht und dabei die Herrschaftslegitimation vernach- lässigt. Um diese Lücke zu schließen, empfahl Backes die Alltagsgeschichte als einen Ansatz, der die Wechselwir- kung zwischen Herrschaftssystem und sozialer Wirklich- keit erfassen könne, indem sie auch die „ungeschriebe- nen Regeln“ autoritärer Herrschaft ergründe. Backes’ Statement für eine Öffnung der politikwissen- schaftlichen Diktaturforschung für sozialgeschichtliche Perspektiven erfuhr einhellige Zustimmung von den drei Kommentator/-innen. Mary Fulbrook (University College London) warf jedoch die Frage auf, ob der To- talitarismusbegriff überhaupt noch nötig sei, wenn die Diktaturforschung künftig verstärkt auf alltags- und sozi- algeschichtliche Ansätze zurückgreife. Dem schloss sich Ralph Jessen (Universität zu Köln) an und ergänzte, dass Als Keynote zum Auftakt der Tagung trug Lutz Niethammer der Totalitarismusbegriff selbst zu historisieren sei, um zum ­Thema „Imaginationen von System und Erfahrung. Der dessen Bedeutung in geschichtspolitischen Debatten zu ­Totalitarismusbegriff nach dem Kalten Krieg“ vor. reflektieren. Gleichzeitig warb er dafür, im Sinne von Backes’ Vortrag Berührungspunkte zwischen politologi- scher und historischer Forschung auszubauen. Silke Sat- jukow (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg) for- derte in diesem Zusammenhang transkulturelle Ansätze, die vergleichende Perspektiven darauf eröffneten, „was Diktaturen mit den Menschen“ machten. Anknüpfend an Fulbrooks und Jessens Kritik am Totalitarismusbegriff beschäftigte sich die anschließende, offene Diskussions- runde hauptsächlich mit diesem und den verwandten Be- griffen „Autokratie“ und „Ideokratie“. Die Konfliktlinie verlief erwartungsgemäß zwischen den Politolog/-innen, die die Typologien verteidigten, und den Historiker/-in- nen. Gleichzeitig offenbarte sich in der Auseinanderset- zung, dass auf dem Feld der Diktaturforschung beide Disziplinen Anknüpfungspunkte finden können, um sich Uwe Backes, Mary Fulbrook, Gunther Heydemann, Ralph Jes- künftig besser auszutauschen. sen und Silke Satjukow diskutierten über „Genealogien, Typo- Das zweite Panel eröffnete eine internationale Perspek- logien und Praktiken der Diktaturen“. tive auf Erinnerungskulturen und deren Bedeutung für die Aufarbeitung von Diktaturerfahrungen. In ihrem Im- pulsreferat setzte sich Ulrike Jureit (Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur) kritisch mit der deutschen Erinnerungskultur auseinander – vor allem mit der deutschen Selbstwahrnehmung als „Erinnerungs- weltmeister“. Dabei diagnostizierte sie drei (immer auch problematische) Strömungen im „Memory Boom“: erstens den Paradigmenwechsel von der Helden- zur Opfererin- nerung, der implizit immer die Hoffnung auf „Erlösung“ durch Anteilnahme enthalte, zweitens die Erzeugung normativer Formen der Erinnerung, die zwar identitäts- stiftend für heterogene Gesellschaften wirken könnten, jedoch Langeweile und Überdruss hervorriefen, und drit- tens die Internationalisierung der Erinnerung, die durch globalen Tourismus den Eventcharakter des Erinnerns be- Juliane Fürst und Konrad Jarausch ­brachten in die Diskussion fördern könne. Die Kommentatorin Ekaterina Makhotina Einblicke aus Russland und den USA ein. (Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn) teilte

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zwar Jureits­ Kritik an den problematischen Entwicklun- gen der Erinnerungskultur in Westeuropa,­ zeigte jedoch am Beispiel der Heldenerinnerung in Russland, dass diese Entwicklungen samt ihrer problematischen Auswüchse in anderen Gesellschaften immer noch wünschenswert im Vergleich zum Ist-Zustand seien. Gleichzeitig wies sie darauf hin, dass die Opferperspektive in Osteuropa viel schwieriger für erinnerungskulturelle Debatten nutzbar sei, da dort immer die Gefahr bestünde, Opfer des NS-Ter- rors gegen die Opfer stalinistischen Terrors auszuspielen. Dazu ergänzte Mike Schmeitzner (Hannah-Arendt-Insti- tut Dresden) die spezifische ostdeutsche Perspektive: In der sächsischen Gedenkstättenlandschaft bestehe zum Beispiel durch die doppelte Diktaturerfahrung die Gefahr einer Opferkonkurrenz – ähnlich wie von Makhotina in Dagmar Ellerbrock moderierte die Diskussion zum Thema Russland beschrieben – die sich in politischen Debatten „Diktaturerfahrungen der ,Provinz Europa‘: im Blick der auch immer wieder offenbare. Guillaume Mouralis (Cent- ­anderen“, an der unter anderem Frank Schubert teilnahm. re Marc Bloch Berlin) plädierte ergänzend in seinem Kom- mentar für eine Distanz der kritischen zeithistorischen Forschung zu sozialen Formen des Erinnerns. Die folgende Diskussionsrunde thematisierte das Span- nungsverhältnis zwischen offizieller, staatlich organisierter oder gesteuerter Erinnerungskultur und dem privaten Er- innern innerhalb von Familien und kleinen sozialen Grup- pen. Dieses Spannungsverhältnis sei ein Phänomen, das nicht nur in Diktaturen existiere, sondern beispielsweise im Hinblick auf die DDR-Vergangenheit der ostdeutschen Gesellschaft, auch in Demokratien wirke. Das Problem, dass durch das Internet auch sensible historische Themen zunehmend in Filterblasen – abgeschnitten von gesell- schaftlichen und wissenschaftlichen Diskursen – vermittelt würden, blieb als neue Herausforderung für Erinnerungs- kulturen am Ende des Panels offen. Klaus-Dietmar Henke moderierte die Diskussion zum Thema Das dritte Panel lieferte globale Perspektiven auf die eu- ­„Autokratie, Populismus, ,souverane Demokratie‘: Wohin mit ropäischen Diktaturen des 20. Jahrhunderts. You Jae Lee der Totalitarismus- und Diktaturforschung?“ (Eberhard Karls Universität Tübingen) plädierte in seinem Impulsreferat dafür, die europäischen Diktaturen global und in ihren transnationalen Beziehungen zu erforschen. Lee zufolge wirke die deutsche Diktaturforschung – gera- de im Hinblick auf den Nationalsozialismus – oftmals wie eine „Nabelschau“. Besonders die lange populäre These vom „Sonderweg der Deutschen“ sei ein Indiz dafür. Als Beispiel für eine fruchtbare globale Forschungsperspekti- ve brachte er die Analyse der ersten südkoreanische Re- gierung nach dem Koreakrieg an. Bei dieser ließen sich faschistische Einflüsse noch zu einem Zeitpunkt nachwei- sen, als der Faschismus in Europa bereits völlig diskredi- tiert gewesen sei. In seinem Kommentar warf Dirk Moses (University of Syd- ney) ein Schlaglicht auf Hannah Arendts ambivalente Ein- stellung zu Imperien: Für sie sei der Imperialismus zwar Im Anschluss debattierten vier international besetzte Panels die eine zentrale Grundlage für totalitäre Herrschaft gewesen, Grundfragen der Diktaturforschung und ihrer gesellschaftlichen gleichzeitig äußerte sie sich jedoch bewundernd über den Verantwortung. Im Bild: Dirk Moses und Michal Kopeček. republikanischen, liberalen Geist der Siedlungsprojekte

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weißer Kolonisten in den USA und Australien. Für Mo- aktuell die größte Herausforderung für demokratische ses war dies ein Indiz für den eurozentrischen Blick die- Ordnungen. ser Vordenkerin der Totalitarismusforschung. Auch Julia Letzterem widersprach Juliane Fürst (University of Bristol) Schulze Wessel (Universität Leipzig) bezog sich in ihrem in ihrem Kommentar. Sie sehe eher den Nationalismus Kommentar auf die Namenspatronin der gastgebenden als Problem. Außerdem plädierte sie für ein politisches Institution: Anhand von Arendts Analyse der politischen Selbstverständnis der Diktaturforschung: Die Forschung Figur des Flüchtlings, der durch seine bloße Existenz die solle sich nicht zu stark von der Public History abgrenzen, Nationalstaaten – ein westliches, ursprünglich europäi- stattdessen müsse sie der Öffentlichkeit Differenzierungen sches Konzept – infrage stelle und so Akteurscharakter „zumuten“ und sogenannten Fake News entschieden ent- erhielte, würde sichtbar, wie das Konzept der Provinzia- gegentreten. Ellen Bos (Andrássy Universität Budapest) lisierung dominante europäische Erzählungen angreifen diagnostizierte der Wissenschaft bisher Schwierigkeiten, könne. Frank Schubert (Universität Zürich) beleuchtete Übergangsformen zwischen Demokratie und Diktatur zu in seinem Kommentar das postkoloniale subsaharische erfassen. Wenn, wie aktuell in Ungarn, die Exekutive im- Afrika. Dort spiele der Totalitarismusbegriff keine Rolle, mer mehr Macht erringe, gleichzeitig politische Gegner da die Herrschaftsintensität in den postkolonialen Staa- keine Konkurrenten mehr seien, sondern als Feinde und ten dafür in der Regel zu gering gewesen sei (nicht jedoch fremdgesteuerte Agenten gelten würden, fehlten laut Bos die Gewaltintensität). Die zentralen problematischen Fol- bisher die Analysewerkzeuge. Darum müsse wieder viel gen des Kolonialismus in dieser Weltregion seien die Po- grundlegender über Demokratie geforscht werden. Kon- litisierung der Ethnizität (in Konkurrenz zu den neu ent- rad Jarausch (University of North Carolina at Chapel Hill) standenen Nationen) und die zentrale Rolle der Militärs. stimmte dem zu und plädierte ausdrücklich für eine neue Ein weiteres verheerendes Erbe kolonialer Herrschaft sei Demokratieforschung. Die Totalitarismusforschung habe daraus entstanden, dass in den Kolonien die Kategorie zu lange nur vor Kommunismus und Faschismus gewarnt „Rasse“ zum Leitkonzept wurde, diese Gesellschaften und darüber neue Herausforderungen für die Demokratie also von vornherein auf anti­demokratischen Strukturen vernachlässigt und wies zudem darauf hin, dass Demokra- errichtet worden seien. tie eine Grundvoraussetzung für Wissenschaft sei. Dazu Aufgrund der sehr unterschiedlichen Impulse aus den thematisierte er die Ähnlichkeiten des Populismus von Do- Referaten faserte die Diskussion in diesem Panel schnell nald Trump in den USA und einigen Entwicklungen in Mit- aus. So wurde beispielsweise befürchtet, dass postkoloni- tel- und Osteuropa: Die „Mythologisierung der Geschichte“ ale Perspektiven in undemokratischen Gesellschaften ge- sei immer wieder eine Strategie der Populisten – jenseits schichtspolitisch missbraucht werden könnten. Außerdem davon erkenne er bei diesen noch keine Ideologiebildung. wurde unter anderem die Frage nach den Unterschieden Die folgende Diskussionsrunde vertiefte die von Kopeček zwischen sogenannten Entwicklungsdiktaturen und dem hervorgebrachte These der Herausforderung der Demo- Elektrifizierungsprogramm Lenins in der Sowjetunion kratie durch den entfesselten Kapitalismus und steckte aufgeworfen. Es kam zudem die Forderung auf, für die konkretere Themenfelder ab, in denen eine neue, durch Erforschung des Kolonialismus die vorkolonialen Gesell- Diktaturforschung informierte Demokratieforschung an- schaften und deren jeweiliges Erbe zu berücksichtigen. setzen solle. So könnten anhand historischer regionaler Das abschließende vierte Panel richtete dann den Blick Längsschnittstudien beispielsweise antidemokratische Tra- auf zukünftige Forschungsperspektiven. Die Teilneh- ditionen erforscht werden. Gleichzeitig böten transnatio- mer/-innen diskutierten die Bedeutung der Diktaturfor- nal gedachte Studien Perspektiven auf parallele und sich schung für den Erhalt liberaler Demokratien. Das Impuls- gegenseitig beeinflussende Entwicklungen über Grenzen referat von Michal Kopeček (Institut für Zeitgeschichte, hinweg. Forschung solle sich als gesellschaftlicher Seismo- Prag/Imre Kertész Kolleg Jena) kritisierte die ehemals graph verstehen, der Fehlentwicklungen frühzeitig erkennt gängige Meinung, wonach Diktaturforschung grundsätz- und ihnen entgegensteuert. lich die Demokratiebildung unterstütze. Vielmehr gebe Daran anknüpfend freute sich der Veranstalter der Tagung, es aktuell ost- und mitteleuropäische Beispiele, in denen Thomas Lindenberger (Hannah-­Arendt-Institut Dresden), Diktaturforschung zur Schwächung liberaler demokra- in seinem Schlusswort zurecht über das nun „volle Auf- tischer Strukturen verwendet würde. Außerdem zwei- gabenheft“ für die Zukunft des Instituts. Das besondere felte Kopeček die Bedeutung von 1989/90 als zentrale Format der Tagung ermöglichte eine Art internationales historische „Wasserscheide“ an: Möglicherweise sei der und interdisziplinäres Brainstorming über die Zukunft Umbruch nur der Auftakt zu einer sehr kurzen demo- der Diktaturforschung. Diese liegt in einer an aktuellen kratischen Phase – ähnlich wie 1918/19 – gewesen, die Herausforderungen orientierten, über Diktaturen infor- nun von einer diktatorischen kapitalistischen Ordnung mierten Demokratieforschung. Mit den Impulsen aus der nach chinesischem Vorbild abgelöst werde. So sei laut Jubiläums­tagung wird das Hannah-Arendt-Institut diese Kopeček der entfesselte globale Kapitalismus womöglich Forschung auch in Zukunft leisten können.

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Workshop: MfS-Aktion „Licht“ 1962 – Forschungsfragen zug von Kulturgut in der SBZ/DDR allgemein und speziell und Befunde (Kooperation mit dem Deutschen Zentrum zur Aktion „Licht“ ein. Die Konzeption zum Ablauf des Kulturgutverluste) Arbeitsgesprächs sah nach jeweils kurzen Impulsreferaten ausreichend Zeit für die Diskussion vor. Dresden, 11. September 2018 Nachdem Gilbert Lupfer (Staatliche Kunstsammlungen Dresden, DZK) in das Thema eingeführt hatte, präsentier- Seit September 2017 wird am HAIT das vom Deutschen te Thomas Widera zunächst Forschungsbefunde zu den Ab- Zentrum Kulturgutverluste (DZK) geförderte Forschungs- sichten des MfS bei der Aktion. In einer These formulierte­ vorhaben „Die MfS-Aktion ‚Licht‘ 1962“ bearbeitet. Dabei er dessen Interesse, das vorrangig darin bestand, mit dem handelt es sich um ein Pilotprojekt im Rahmen der Grund- Nachweis von Unzulänglichkeiten im Verantwortungsbe- lagenforschung über Kulturgutverluste zwischen 1945 reich des Finanzministeriums die Kompetenzen und Be- und 1990 in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und fugnisse des Sicherheitsapparates auszuweiten. Ebenso in der DDR. Im Januar 1962 durchsuchte das MfS unter großes Gewicht besaßen die in Tresoren aufgefundenen dem Decknamen „Licht“ in Banken und ehemaligen Fi- Dokumente und Unterlagen aus der Zeit des Nationalsozi- nanzinstituten im gesamten DDR-Territorium tausende alismus. Suche und Ermittlung von Werten rückten in der Schließfächer, Tresore und Safes, die seit dem Zweiten Perspektive des MfS indessen an die dritte Stelle. Anders Weltkrieg unberührt geblieben waren. Exemplarisch für die Ergebnisse des Projekts von Ronny Licht (Leipzig) über den Gesamtkomplex des staatlichen Entzugs von Kunst- „Das Haus Wettin im Fokus der Provenienzforschung – werken und kulturellen Werten stehen im Mittelpunkt die- Untersuchung zu ­Erwerbs- und Verwertungsstrategien von ses Projekts die durch das Ministerium für Staatssicherheit Kulturgut durch das Ministerium der Finanzen der DDR“, (MfS) entzogenen Kunst- und Kulturgüter, die betroffenen die er pointiert vortrug. Er konnte nachweisen, dass die Eigentümer, die ausführenden Behörden, die Verantwort- Finanz- und Kulturbehörden bei den Entzugsvorgängen, lichen in Politik, Kultur und Gesellschaft. Zugleich mit der die sie vorantrieben, primär an der Verwertung von Kunst- Erhebung der Fakten zur Aktion selbst, zum Umfang der und Kulturgut interessiert waren. Entnahmen und zu den Folgen gilt es, die Frage nach den In der sich anschließenden Diskussion wurden Feststellun- zugrundeliegenden Interessen des MfS zu beantworten. gen vertieft und erweitert um übergreifende methodische Bei einer Laufzeit von insgesamt zwei Jahren war nach Aspekte, um spezifische Sachverhalte bei der Erschlie- einem Jahr der richtige Zeitpunkt, die inzwischen im Pro- ßung von Quellen und ihrer Interpretation, zur konkreten jekt erhobenen Befunde zu bilanzieren und zu diskutieren. historischen Kontextualisierung und zu Forschungspers- Der Projektbearbeiter Thomas Widera lud Wissenschaft- pektiven. Neue Impulse erhielt die Gesprächsrunde von lerinnen und Wissenschaftler aus Museen, Archiven und zwei weiteren Referenten. Thomas ­Rudert (Staatliche anderen Institutionen, die sich mit Kulturgutentziehungen ­Kunstsammlungen Dresden) sprach über „Forschun- in der DDR befassen, zum Austausch über Besonderhei- gen zur Aktion ‚Licht‘. Einige Fragen und Anmerkun- ten, Fragen und Probleme bei den Forschungen zum Ent- gen aus Museumsperspektive“, und Ulf Bischof (Berlin)

Teilnehmer des Workshops „Die MfS-Aktion ‚Licht‘ 1962 – Forschungsfragen und Befunde“ in Dresden, 11. September 2018.

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­thematisierte „Wie sind diese Objekte aus der Aktion Internationale Kooperationstagung: The Local and the ‚Licht‘ heute juristisch zu bewerten?“. Unter den Teilneh- Regional Dimensions of 1918/19: A Comparison merinnen und Teilnehmern des Workshops waren unter- Prag, 4. bis 6. Oktober 2018 schiedliche Arbeitsschwerpunkte aus Museen, Archiven und anderen mit Kulturgutentziehungen befassten Institu- In Kooperation mit dem Masaryk-Institut und den Archi- tionen vertreten. Dementsprechend erbrachte die Vielfalt ven der Tschechischen Akademie der Wissenschaften in der fachwissenschaftlichen Expertise neue Sichtachsen auf Prag, der Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Karls-Uni- die Gegebenheiten, um Zusammenhänge exakter kontex- versität Prag sowie der Freien Universität in Bozen fand tualisieren zu können, und nicht zuletzt wichtige Hinweise vom 4. bis 6. Oktober in Prag die international besetz- auf Akten in Kunstsammlungen und staatlichen Galerien. te Tagung „The Local and the Regional Dimensions of Dennoch fehlen Informationen zum Verbleib der Depo- 1918/19. A Comparison“ statt, die durch Steffen Kailitz tinhalte und zu den möglichen Käufern der Kunstwerke und Sebastian Paul aus dem vom SMWK geförderten Pro- und kulturhistorisch wertvollen Schriften. Wer waren jekt „Aufbruch zu Demokratie und Nationalstaatlichkeit­ die Kunstexperten und anderen Sachverständigen, die im Dreiländereck Deutschland – Polen – Tschechoslo- das MfS heranzog, um den Wert der beschlagnahmten wakei nach dem ,Großen Krieg‘ (1918–1923)“ heraus Gegenstände zu ermitteln? Lassen sich Wege bis zu de- mitorganisiert wurde. In seiner Keynote stellte Jörn Leon­ ren heutigen Verbleib aufklären? Andererseits hatte sich hard (Freiburg) im Prager Goethe-Institut die zentralen schon während der Aktion „Licht“ abgezeichnet, dass sie, Thesen aus seiner neuen Monografie zum „Überforder- gemessen am Aufwand, ein finanzieller Fehlschlag war. ten Frieden. Versailles und die Welt 1918–1923“ vor. Die hochgesteckten Erwartungen hinsichtlich hoher Ein- Seiner Analyse zufolge wirkte die aus den Friedensver- nahmen aus der Verwertung von Kunst- und Kulturgut zu- trägen resultierende Nachkriegsordnung in globale und gunsten des Staatshaushalts erfüllten sich nicht. Stattdes- lokale Zusammenhänge hinein. In den beiden folgenden sen bestand der Zugewinn für das MfS neben Unterlagen Tagen fügten sich die Beiträge zu einem facettenreichen aus der Zeit des Nationalsozialismus und Informationen Gesamtbild der Auswirkungen des „Großen Krieges“ auf über viele in den Westen geflüchtete Personen darin, dem regionaler und lokaler Ebene zusammen. Aus dem HAIT Ministerium der Finanzen Sicherheitsmängel und Defizite präsentierten Sebastian Paul und Matthäus Wehowski bei der politischen Kontrolle des Bankensektors nachge- erste Ergebnisse aus dem Dreiländereck-Projekt. wiesen zu haben. Der auf die Diskussion fokussierte Cha- rakter des Arbeitsgesprächs erwies sich als außerordent- Sebastian Paul lich anregend. Abschließend resümierte Uwe Hartmann (DZK) unter Zustimmung aller Beteiligten, dass es einen grundsätzlichen Bedarf an solchen Möglichkeiten zum wissenschaftlichen Austausch über Forschungsfragen gibt. Keynote-Vortrag von Prof. Dr. Jörn Leonhard (l.); Thomas Widera Diskussion während der Tagung „The Local and Regional Dimensions of 1918/19. A Comparsion“ in Prag (r.).

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Keynote Speaker Dr. Dina Gusejnova (l.) und weitere Teilneh- mende der Tagung „Aufbruch zu Demokratie und National- staatlichkeit in Mittel- und Osteuropa?“. Internationale Kooperationstagung: Aufbruch zu Demo- kratie und Nationalstaatlichkeit in Mittel- und Ostmittel- PD Dr. Steffen Kailitz bei der Präsentation des Projekts „Auf- europa? Aktuelle Forschungen mit Fokus auf die lokale bruch zu Demokratie und Nationalstaatlichkeit im Dreiländer­ Ebene (1917–1923) eck Deutschland–Polen–Tschechoslowakei“. Dresden, 3./4. Dezember 2018

In der vom Hannah-Arendt-Institut, der TU Dresden und dem Masaryk-Institut in Prag organisierten interna- tionalen Kooperationstagung beleuchtete Dina Gusej- nova (Sheffield) in ihrer Keynote „Brest-Litowsk in der politischen Erinnerungskultur des 20. Jahrhunderts“. Dabei wurde deutlich, dass es in Mittel- und Ostmittel- europa nicht erst mit dem Waffenstillstand 1918 und der Gründung neuer Staaten zu tiefgreifenden politischen wie sozialen­ Umwälzungen kam. Diese Transformations­ prozesse der Nationalisierung und Demokratisierung zwischen 1917 und 1923 wurden in den einzelnen Panels problematisiert und vielfältige Verflechtungen herausge- arbeitet. Die Vorträge gruppierten sich um die Oberthe- men „Neuordnungskonzepte nach dem ‚Großen Krieg‘“, „Vergleichende“ sowie „Stadtgeschichtliche Perspekti- ven“. Die Ausrichtung der Tagung setzte sich dadurch von der nach wie vor nationalgeschichtlich dominieren- den Historiografie ab, dass der Fokus der Beiträge auf einer regional- und lokalgeschichtlichen Ebene lag.

Sebastian Paul

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In the afternoon, the members gathered at CEU for an international workshop that dealt with ‘National and In- ternational Broadcasting in Turbulent Times: Mediating between States and Publics’. The first session, chaired by István Hegedüs (Hungarian European Society) reflected on challenges to broadcasting in Europe. Nelson Ribeiro talked about the establishment of radio censorship in Por- tugal under Salazar in the 1930s. Friederike Kind-Kovács reflected on the changing role of RFE after the fall of the Berlin Wall. Jessie Labov presented the first datasets com- ing out of her digital history project on RFE. In this first panel, important contributions were made by two Hun- Internationaler Workshop: National and International garian scholars reflecting on the recent history and cur- Broadcasting in Turbulent Times: Mediating between States rent situation in their country. Peter Bajomi-Lazar critical- and Publics ly assessed the state of public media organisations in his Budapest, 17. Dezember 2018 country and argued that the structures of civil society in Eastern Europe do not allow for a simple transfer of West- Blog-Beitrag von­ Vincent Kuitenbrouwer, Friederike Kind- ern media models. Gergely Gosztonyi discussed the devel- Kovács, Simon Potter erschienen am 9.1.2019 auf: opment of Hungarian media laws after 1989 and painted http://www.bristol.ac.uk/arts/research/global-radio-­history/ a worrying picture of how the current regime encroaches blog/2019/broadcasting-between-past-and-present--a-visit-to- upon various media outlets. the-vera-and-donald-blinken-o.html; 4.2.2019 In the second panel, chaired by Friederike Kind-Kovács, the network members provided contributions on their The core-members of the network met between Decem- work on the relation between state-control and radio ber 17th and 18th for a workshop in Budapest to discuss broadcasting, particularly in context of colonialism in the progress on their book about the history of global radio 1930s. Rebecca Scales provided an interesting reflection broadcasting, to forge new contacts with academic net- on the way radio created a colonial public sphere in Alge- works and to reflect on the wider relevance of the project. ria. Vincent Kuitenbrouwer explained why the owners of During this visit they enjoyed the generous hospitality a station that broadcast from the Netherlands to the Dutch of the Vera and Donald Blinken Open Society Archives East Indies were subject to preventive state censorship (OSA) and the Central European University (CEU). The measures on the airwaves. Andrea Stanton talked about Central European University is an institution that will the transmedia ties between broadcasting and newspapers shortly leave its campus in Budapest, forced out by hos- in Mandate Palestine. Simon Potter presented a reassess- tile legislative measures by the current Hungarian govern- ment of the start of the BBC Arabic Service in which he ment. These are part of a broader set of policies that pose showed that the role of the British Foreign Office was far a fundamental threat to freedom of expression and in the greater than previous historians have argued. Finally, Da- country, not just among academics. vid Clayton took us back to the 1990s, with a thought-pro- The meeting of the network-members started at the OSA, voking reflection on the question of why British and which is affiliated to the CEU, and is both an important American broadcasting from Hong Kong into China grew archival repository (with a focus on the history of the Cold significantly in the run up to the handover in 1997. War and international human rights violations) and a “lab- The meeting at OSA and the workshop at CEU present- 1 The archive’s director, oratory of archival experiments.” ed an important opportunity for the network members Prof. István Rév, provided us with an in-depth introduc- to connect their historical fields of expertise to current tion to the archival collections and the archive’s broader burning questions about the freedom of media and aca- mission. Afterwards Senior Reference Archivist Robert demia. What came up in the discussions was the way that Parnica gave a tour through the impressive storage spaces. historical methodological approaches can help us to better He also gave a very interesting presentation of the digitali- link our research topics to current societal and political zation-projects of the OSA. The curated online collections questions. The network members would like to thank all of documents related to Radio Free Europe (RFE) are of their Hungarian partners for their important contribu- particular importance to the network.2 At the end of the tions. They went home enriched by this experience and morning meeting the network members had the opportu- will continue to express their solidarity with CEU, OSA nity to delve into the archives for themselves. and every scholar and activist in Hungary who shows the 1 http://www.osaarchivum.org/research/archival-lab courage to stand up for the protection of the freedom of 2 http://www.osaarchivum.org/digital-repository thought and expression.

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6. Öffentliche Vorträge

Hannah-Arendt-Forum

15. November 2018, Café des Stadtmuseums Dresden: Bert Pampel/Mike Schmeitzner (Hg.): Konzentrationsla- Prof. Dr. Jürgen Falter: 10 Millionen ganz normale ger Sachsenburg (1933–1937), Dresden 2018 Parteigenossen – neue Forschungen über die Mitglie- 9. Juni 2018, Frankenberg, Haus der Vereine der der NSDAP 1925–1945 20. September 2018, Chemnitz, Staatsarchiv ­Chemnitz

Andreas Kötzing (Hg.): Bilder der Allmacht, Göttingen 2018 28.11.2018, Dresden, Programmkino Ost (mit Film- vorführung)

Lange Nacht der Wissenschaften Dresden, 15. Juni 2018

Prof. Dr. Thomas Lindenberger: „… wie Napalm“: Die Explosionskatastrophe im Elektrochemischen Kombinat Buchvorstellungen Bitterfeld am 11. Juli 1968 Sebastian Paul: Aufbruch 1918 in der Mitte Europas. Vor- Francesca Weil/André Postert/Alfons Kenkmann (Hg.): und Nachteile einer vergleichenden Sicht auf Deutsch- Kindheiten im Zweiten Weltkrieg, Halle 2017 land, Polen und die Tschechoslowakei 6. März 2018, Dresden, Café des Stadtmuseums ­Dresden Maximilian Kreter: Der Reiz des Verbotenen – Rechts- rock zwischen jugendlicher Rebellion und politischer 15. Mai 2018, Leipzig, Zeitgeschichtliches Forum Agitation ­Leipzig

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Öffentliche Vorträge und Vorträge im Rahmen von ­Institutsseminaren

15. Januar 2018: Sachsen – quo vadis? Die ­Ergebnisse des Sachsen-Monitors 2017; Podiumsdiskussion im Deut- schen Hygiene-Museum 19. April 2018: Prof. Dr. Ellen Bos, Dekonsolidierung oder Weiterentwicklung der Demokratie in Ungarn? 24. April 2018: Prof. Dr. Thomas Lindenberger: „Jetzt wächst zusammen, was zusammengehört.“ Diktatur­ erfahrung und Transformation in zeithistorischer Pers- pektive (Antrittsvorlesung) 3. Mai 2018: Dr. André Postert: Kinderspiel, Glücksspiel, Kriegsspiel. Große Geschichte in kleinen Dingen, 1900– Prof. Dr. Thomas Lindenberger sprach in seiner Antrittsvor­ 1945 lesung über „Diktaturerfahrung und Transformation in zeithis- torischer Perspektive“. 17. Mai 2018: Prof. Dr. Alexander Gallus: Konjunkturen einer Revolution: Die deutschen Umbrüche von 1918/19 zwischen Präsenz, Amnesie und Revitalisierung 31. Mai 2018: Prof. Dr. Tatjana Tönsmeyer: Leben unter deutscher Besatzung im Zweiten Weltkrieg. Von außer Kraft gesetzten Routinen, neuen Chancen und Gesell- schaften unter Stress 14. Juni 2018: Dr. Agnieszka Pasieka: Bad guys, good causes? Understanding far-right appeal in contemporary Europe 28. Juni 2018: Prof. Dr. Paweł Machcewicz: Museum of the Second World War and Politics of History in Poland 12. Juli 2018: Prof. Dr. Wolfgang Merkel: Ist der Rechts- populismus eine Gefahr für die Demokratie? Ursachen und Konsequenzen rechtspopulistischer Wahlerfolge Über die „Die deutschen Umbrüche von 1918/19 zwischen Präsenz, Amnesie und Revitalisierung“ hielt Prof. Dr. Alexan- 20. September 2018: Dr. Mariusz Kozerski: Die Gegen- der Gallus einen Vortrag. wart und Zukunft der deutsch-polnischen Beziehungen: Hauptkonflikt- und Berührungspunkte 18. Oktober 2018: Dr. Katharina Lenski: Insel des Geis- tes? Der Kommunikationsraum Universität in Jena 1. November 2018: Dr. Jeannette van Laak: Einrichten im Übergang. Überlegungen zu einer Erfahrungsgeschichte der Migration 29. November 2018: Dr. David Motadel: Muslime unter deutscher Herrschaft, 1939–1945 3. Dezember 2018: Dr. Dina Gusejnova: Das Ereignis als Fluchtpunkt: Brest-Litowsk in der politischen Erinne- rungskultur des 20. Jahrhunderts 13. Dezember 2018: Prof. Dr. Philip Manow: Die Politi- sche Ökonomie des Populismus Zum Thema „Leben unter deutscher Besatzung im Zweiten Weltkrieg“ referierte Prof. Dr. Tatjana Tönsmeyer.

60 Kooperationen

7. Kooperationen mit wissenschaft­ Ellerbrock, Prof. Dr. Frank-Michael Kuhlemann, lichen Partnereinrichtungen Prof. Dr. Susanne Schötz) Institut für Geschichtswissenschaften der Humboldt- Seit Langem unterhält das Institut vielfältige Kontakte mit Universität zu Berlin (Prof. Dr. Michael Wildt) deutschen und ausländischen Partnern. Engere Koope- rationen, die sich in gemeinsamen Projekten, Tagungen, Institut für Osteuropäische Geschichte, Universität Wien Lehraufträgen oder gegenseitigen Vereinbarungen nieder- (Prof. Dr. Philipp Ther) schlagen, bestanden 2018 mit folgenden Institutionen: Institut für Politikwissenschaft der Technischen Aleksander-Brückner-Zentrum für Polenstudien, Institut Universität Dresden (Prof. Dr. Werner J. Patzelt, für Geschichte, Martin-Luther-Universität Halle Prof. Dr. Hans Vorländer) Bundeskriminalamt, Forschungsstelle Terrorismus/ Institut für politologische Studien/Karls-Universität Prag Extremismus (Dr. Uwe Kemmesies) (Dr. Ota Konrád, Prof. Dr. Rudolf Kučera) Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Berlin Institut für praktische Theologie, Universität Leipzig (Dr. Anna Kaminsky, Dr. Ulrich Mählert) (Prof. Dr. Gert Pickel) Deutsches Zentrum Kulturgutverluste, Magdeburg Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde , (Prof. Dr. Gilbert Lupfer, Dr. Uwe Hartmann) Dresden (Prof. Dr. Winfried Müller) École des Hautes Études en Sciences Sociales (EHESS), Institut für Zeitgeschichte München-Berlin Paris (Prof. Dr. Nathalie Clayer, Dr. Fabio Giomi) (Prof. Dr. Andreas Wirsching) Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn (Dr. Meik Woyke) Istituto Luigi Sturzo, Rom Friedrich-Meinecke-Institut an der Freien Universität Jagiellonen-Universität Krakau (Dr. Marcin Jarząbek) Berlin (Prof. Dr. Uwe Puschner) Jan-Evangelista-Purkyně-Universität Ústí nad Labem Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, Archiv des (Dr. Kristina Kaiserová) Liberalismus, Gummersbach (Prof. Dr. Ewald Grothe) Justus-Liebig-Universität Gießen Gedenkstätte Bautzner Straße, Dresden (PD Dr. Christine Krüger) German Institute of Global and Area Studies (GIGA), Kompetenzzentrum für Rechtsextremismus- und Hamburg, Prof. Patrick Köllner, Direktor des GIGA Demokratieforschung (PD Dr. Oliver Decker) Institut für Asien-Studien, zugleich Vizepräsident des GIGA; Gruppe „Autoritäre Systeme“: Prof. Dr. KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora (Dr. Stefan Hördler) Heike Holbig, Dr. André Bank, Dr. Thomas Richter, Landesamt für Archäologie Sachsen, Dresden Dr. Christian von Soest (Dr. Thomas Westphalen, Dr. Regina Smolnik) Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung, Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Marburg (PD Dr. habil. Heidi Hein-Kircher) Europa (GWZO), Leipzig Historisches Seminar der Universität Leipzig Leibniz-Institut für jüdische Geschichte und Kultur – (Prof. Dr. Wolfgang Höpken, Prof. Dr. Alfons Kenkmann) Simon Dubnow, Leipzig (Prof. Dr. Yfaat Weiss) Hochschule der Polizei, Rothenburg/Lausitz Masaryk-Universität, Fakultät für Sozialwissenschaften, (Prof. Dr. Tom Thieme) Brno (Prof. Dr. Stanislav Balík, Prof. Dr. Jan Holzer, Hochschule für Politik an der Technischen Universität Prof. Dr. Miroslav Mares) München (Prof. Dr. Stefan Wurster) Max-Weber-Kolleg, Universität Erfurt Institut für evangelische Theologie der Technischen Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig Universität Dresden (Prof. Dr. Gerhard Lindemann) (Prof. Dr. Hans Wiesmeth, Dr. Ute Ecker) Institut für Geschichte der Technischen Universität Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitäts- Dresden (Jun.-Prof. Dr. Tim Buchen, Prof. Dr. Dagmar bibliothek Dresden (Prof. Dr. Thomas Bürger)

61 HAIT Dresden – Jahresbericht 2018

Slovenian Academy of Sciences and Arts, Ljubljana Universität Potsdam (Dag Tanneberg) (Dr. Tanja Petrović) University of Amsterdam, Department of History Staatliche Kunstsammlungen Dresden (Dr. Thomas Rudert) University of Belgrade, Department for Cultural Anthropology (Prof. Dr. Ildikó Erdei) Stadtmuseum Dresden V-Dem Institute, University of Gothenburg Stiftung Sächsische Gedenkstätten, Dresden (Dr. Anna Lührmann) Technische Universität Chemnitz Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (Jun.-Prof. Dr. Frank Asbrock, Prof. Dr. Alexander (Dr. Sascha Kneip, Prof. Dr. Wolfgang Merkel) Gallus, Jun.-Prof. Dr. Tom Mannewitz) Zentrum für Integrationsstudien der Technischen Universität Aarhus Universität Dresden (Prof. Dr. Heike Greschke, (Prof. Dr. Jørgen Møller, Prof. Dr. Svend Erik Skaaning) Karoline Oehme-Jüngling) Universität Leipzig (PD Dr. Oliver Decker, Prof. Dr. Zentrum für Zeithistorische Forschung, Potsdam Immo Fritsche, Prof. Dr. Gert Pickel) (PD Dr. Kerstin Brückweh, Prof. Dr. Martin Sabrow) Universität Ottawa (Prof. Dr. Daniel Stockemer)

Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums der Fakultät für Sozialwissenschaften der Masaryk-Universität wurden Prof. Dr. Uwe Backes­ (l.) und Prof. Dr. Wieger Bakker (r.) von Dekan Prof. Dr. Břetislav ­Dancák anlässlich eines Festaktes im Atrium of Ivo Možný (Brno) am 14. November 2018 für ­die langjährige ­Kooperation und die Entwicklung der wissenschaftlichen Beziehungen mit der ­Gedenkmedaille der Fakultät ausgezeichnet.

62 Wissenschaftliches Personal

8. Wissenschaftliches Personal –– Ideokratien im Vergleich. Legitimation – Kooptation – Repression. Hg. mit Steffen Kailitz (Schriften des 8.1 Wissenschaftliche Mitarbeiter/-innen Hannah-Arendt-Instituts 51), Göttingen 2014 (engli- sche Ausgabe: Ideocracies in Comparison, London 2016 [hardcover], 2017 [paperback]). apl. Prof. Dr. Uwe Backes –– Rechts motivierte Mehrfach- und Intensivtäter in Stellvertretender Direktor Sachsen (Berichte und Studien 69), Göttingen 2014 (mit Anna-Maria Haase, Michail Logvinov, Matthias Studium: Mletzko und Jan Stoye). Politikwissenschaft, Geschichte und ­Germanistik an der Universi- tät Trier Dr. Claudia Böttcher Berufliche Stationen: Studium: 1997/98 Feodor Lynen-For- Neuere und Neueste ­Geschichte schungsstipendiat der Alexander sowie Kommunikations- und von Humboldt-Stiftung am „Centre d’Etude pour la Vie ­Medienwissenschaft an der Univer- Politique Française“ (CEVIPOF), Paris sität Leipzig 1998/99 Heisenberg-Stipendiat der DFG seit 1999 stellvertretender Direktor des Hannah-­ Berufliche Stationen: Arendt-Instituts 2004–2007 wissenschaftliche Mit- seit 2004 apl. Prof. an der TU Dresden arbeiterin im DFG-Projekt „Pro- Gastprofessuren an den Universitäten Innsbruck, grammgeschichte des DDR-Fernsehens – komparativ“, ­Eichstätt, Paris-Nanterre und Nancy Universität Leipzig 2010/11 Inhaber des Gutenberg-Lehrstuhls (Chaire 2008–2009 wissenschaftliche Mitarbeiterin in der ­Gutenberg) am Laboratoire Cultures et Sociétés en Kommission zur Erforschung der Leipziger Universitäts- Europe der Universität Straßburg und Wissenschaftsgeschichte, Universität Leipzig 2009–2011 freie wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsschwerpunkte: SLM-Projekt „Mediale Vereinigungsbilanzen. Ost- und Demokratietheorie Westdeutschland im Fernsehen, Universität Leipzig Ideologiegeschichte 2009–2016 freiberufliche historische und medien­ vergleichende Extremismusforschung wissenschaftliche Tätigkeit/Lehrtätigkeit für u. a.: autoritäre und totalitäre Diktaturen ­„Stadtgeschichte Leipzig“, Universität Leipzig; Mittel- deutscher Rundfunk, Leipzig; Lektorat ARGWOHN, Aktuelles Forschungsprojekt: Leipzig; IC Music and Apparel GmbH, Leipzig; Ostfalia Typen der Autokratie Hochschule für angewandte Wissenschaften, Braun- schweig/Wolfenbüttel Ausgewählte Veröffentlichungen: 2017–2018 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut –– Jahrbuch Extremismus und Demokratie. Hg. mit für Musik, Medien- und Sprechwissenschaft, Martin-­ Eckhard Jesse, 1989 ff. Luther-Universität Halle-Wittenberg –– Politische Extreme. Eine Wort- und Begriffsgeschichte seit 11/2018 persönliche wissenschaftliche Assistentin von der Antike bis in die Gegenwart, Göttingen 2006 des Direktors am Hannah-Arendt-Institut (englische Ausgabe: Political Extremes. A ­conceptual history from antiquity to the present, London/New Forschungsschwerpunkte: York 2011; französische Ausgabe: Les Extrêmes deutsch-deutsche Nachkriegsgeschichte politiques. Un historique du terme et du concept de Darstellung von Geschichte in Film und Fernsehen l’Antiquité à nos jours, Paris 2011). Mediengeschichte und -evolution im 20./21. Jahrhundert –– The Extreme Right in Europe. Current Trends and Medien und Neue Rechte Perspectives. Hg. mit Patrick Moreau (Schriften des Hannah-Arendt-Instituts 46), Göttingen 2012. Aktuelles Forschungsprojekt: –– Jacob L. Talmon, Die Geschichte der totalitären „Fortschrittlich“ versus „reaktionär“. Deutungsmuster Demokratie, 3 Bände. Hg. und eingeleitet von Uwe des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus in Backes, unter Mitarbeit von Silke Isaak und Annett historischen Dokumentationen des DDR-Fernsehens Zingler, Göttingen 2013.

63 HAIT Dresden – Jahresbericht 2018

Ausgewählte Veröffentlichungen: –– Ideologie und Moral im Nationalsozialismus. Hg. – „Dein Land braucht dich.“ Zur Darstellung der mit Wolfgang Bialas (Schriften des Hannah-Arendt-­ Staatssicherheit in der Fernsehserie Deutschland 83. Instituts 50), Göttingen 2014 (englische Ausgabe: Nazi In: Andreas Kötzing (Hg.): Bilder der Allmacht. Die Ideology and Ethics, Newcastle upon Tyne 2014). Staatssicherheit in Film und Fernsehen, Göttingen 2018, S. 291–308. –– Mediale Vereinigungsbilanzen. Ost- und Westdeutsch- Dr. Sebastian Gräfe land im Fernsehen: Event- und Alltagsberichterstat- tung (Schriftenreihe der ALM, Bd. 3), Berlin 2011 Studium: (zus. mit Hannah Früh, Werner Früh und Hans-Jörg Politikwissenschaft an der TU Stiehler). Chemnitz und an der Universidad –– Heimat und Fremde. Selbst-, Fremd- und Leitbilder in Autónoma de Barcelona Film und Fernsehen. Hg. mit Judith Kretzschmar und Markus Schubert, München 2009. Berufliche Stationen: –– „Die Mörder sind unter Euch!?“ Zur Auseinander­ 2010–2011 Tutor und studentische setzung mit dem Nationalsozialismus im Spiegel Hilfskraft an der TU Chemnitz ausgewählter Dokumentarfilme von Walter Heynow- 2014–2015 Goethe-Institut Dresden (Verwaltung) ski und Gerhard Scheumann Ende der 1980er Jahre. 2015–2017 Promotionsstipendiat der Hanns-Seidel-­ In: Tobias Ebbrecht/Hilde Hoffmann/Jörg Schweinitz Stiftung e. V. (Hg.): DDR – Erinnern, Vergessen. Das visuelle 2017–5/2018 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Gedächtnis des Dokumentarfilms, Marburg 2009, ­Hannah-Arendt-Institut S. 192–212 (zus. mit Corinna Schier). Forschungsschwerpunkte: Rechts- und Linksextremismus apl. Prof. Dr. Lothar Fritze Rechts- und Linksterrorismus apl. Prof. an der TU Chemnitz politisch motivierte Kriminalität Konzepte rechtsterroristischen Handelns (leaderless Studium: resistance, lone wolves) Betriebswirtschaft in Karl-Marx- Gewalt gegen Asylbewerber/Flüchtlinge und deren Stadt (Chemnitz) Unterkünfte

Berufliche Stationen: Aktuelles Forschungsprojekt: 1978–1990 Forschungsinstitut für Rechts motivierte (Hass-)Gewalt in Sachsen: Textiltechnologie Karl-Marx-Stadt ­Entwicklungstrends, Radikalisierung und Prävention 1992–1993 Institut für Wirtschafts- und Sozialforschung Chemnitz Ausgewählte Veröffentlichungen: seit 1993 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Hannah-­ –– Leaderless resistance und Lone Wolves. Rechtsextre­ Arendt-Institut me Theoretiker aus den USA und deren Einfluss in Europa. In: Eckhard Jesse/Roland Sturm (Hg.): Forschungsschwerpunkte: Demokratie in Deutschland und Europa. ­Geschichte, Probleme der angewandten Ethik Herausforderungen, Perspektiven, Berlin 2015, Totalitarismusforschung S. 307–324. Ideengeschichte –– Fremdenfeindliche Anschläge gegen Asylbewerber (-unterkünfte) in Deutschland. In: Dirk Dalberg Aktuelles Forschungsprojekt: (Hg.): Migration und Asyl. Moralischer Anspruch Totalitäres Denken – nationalsozialistische und kommu- und ­praktische Bewältigung, Rothenburger Beiträge nistische Weltanschauung 85, Rothenburg/OL 2016, S. 163–190. –– Rechtsterrorismus in der Bundesrepublik Deutsch- Ausgewählte Veröffentlichungen: land. Zwischen erlebnisorientierten Jugendlichen, –– Anatomie des totalitären Denkens. Kommunistische „Feierabendterroristen“ und klandestinen Unter- und nationalsozialistische Weltanschauung im Ver- grundzellen, Baden-Baden 2017. gleich, München 2012.

64 Wissenschaftliches Personal

PD Dr. Steffen Kailitz Dr. Friederike Kind-Kovács

Studium: Studium: Politikwissenschaft und Grundstudium der Neueren/Neu- ­Ostslawistik an der esten Geschichte, Kunstgeschichte ­Universität und Spanisch an der Albert-Lud- wigs-Universität Freiburg i. Brsg. Berufliche Stationen: Master of Arts (M. Litt.) in Modern 1998–2007 wissenschaftlicher History, University of St. Andrews, Mitarbeiter an der TU Chemnitz, Schottland Lehrstuhl Politische Systeme, Politische Institutionen Doctoral Support Program, Central European Habilitation TU Chemnitz 2004 ­University, Budapest seit 2007 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Hannah-­ Hungaricum, Universität Regensburg Arendt-Institut Promotion im Fach Geschichte an der Universität Potsdam Lehrstuhlvertretungen an den Universitäten Greifswald Rumaenicum, Universität Regensburg 2009/10 und Erfurt 2010/11 Berufliche Stationen: Forschungsschwerpunkte: 2004–2008 Doktorandin am Zentrum für Zeithistori- Vergleichende Autokratieforschung sche Forschung, Stipendiatin des Evangelischen Studien- Vergleichende Demokratieforschung werkes Villigst Autokratie- und Diktaturvergleich 2009–2018 Akademische Rätin a. Z. am Lehrstuhl für Extremismus- und Totalitarismusforschung Geschichte Südost- und Osteuropas, Universität Regens- Politische Kulturforschung burg Parteienforschung 2012–2018 Mitglied der Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien Regensburg/München Aktuelle Forschungsprojekte: seit 8/2018 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Hannah-­ Varianten der Autokratie und ihre Dauerhaftigkeit Arendt-Institut Ursachen von Demokratiezusammenbrüchen Forschungsschwerpunkte: Ausgewählte Veröffentlichungen: Transnationale Geschichte Südost- und Osteuropas –– Unpacking Autocracies: Explaining Similarity and Vergleichende Transformationsforschung Difference, Democratization, online: 2012, Print: Geschichte der Kindheit, Familie und Jugend 20 (2013) 1. Hg. mit Patrick Köllner. Armut, Hunger und Humanitarismus im 20. Jahrhundert –– Comparing Autocracies in the Early Twenty-first Cen- Transatlantische Kultur- und Mediengeschichte des tury. Volume 1: Unpacking Autocracies: Explaining Kalten Krieges Similarity and Difference. Hg. mit Aurel Croissant, Lebensgeschichtliche und biografische Forschung Patrick Köllner und Stefan Wurster, London 2014. –– Comparing Autocracies in the Early Twenty-first Cen- Aktuelles Forschungsprojekt: tury. Volume 2: The Performance and Persistence of Budapest’s Children: Destitution, Humanitarian Relief Autocracies. Hg. mit Aurel Croissant, Patrick Köllner and the Revisionist Temptation in the Aftermath of the und Stefan Wurster, London 2014. Great War –– Ideokratien im Vergleich. Legitimation – ­Kooptation – Repression. Hg. mit Uwe Backes (Schriften des Ausgewählte Veröffentlichungen: Hannah-Arendt-Instituts 51), Göttingen 2014 (engli- –– From the Midwife’s Bag to the Patient’s File: Public sche Ausgabe: Ideocracies in Comparison, London Health in Eastern Europe. Hg. mit Sara Bernasconi 2016 [hardcover], 2017 [paperback]). und Heike Karge, Central European University Press, –– (Hg.) Nach dem „Großen Krieg“. Vom Triumph zum Budapest/New York 2017. Desaster der Demokratie 1918/19 bis 1939 (Schriften –– Written Here, Published There: How Underground des Hannah-Arendt-Instituts 62), Göttingen 2017. Literature Crossed the Iron Curtain, Central European –– Legitimationsstrategien von Autokratien. Hg. mit University Press, Budapest and New York 2014. ­Stefan Wurster, Themenheft der Zeitschrift für –– Samizdat, Tamizdat and Beyond. Transnational media ­Vergleichende Politikwissenschaft. Ausgabe 2/2017. during and after socialism. Hg. mit Jessie Labov, ­Berghahn Books, New York 2013 und Taschenbuch­ ausgabe 2015.

65 HAIT Dresden – Jahresbericht 2018

Dr. Ana Kladnik Dr. Kornelia Kończal

Studium: Studium: Geschichte und Soziologie an der Germanistik und Kulturwissen- Universität Ljubljana schaften an den Univer­sitäten Poznań, Saarbrücken, Metz, Berufliche Stationen: Luxemburg sowie Geschichte am 2006/07 Koordinatorin des Projekts Europäischen Hochschulinstitut Museums, ­Ideology, ­Transition, Florenz ­Museum für Zeitgeschichte­ Celje 2007–2010 Doktorandin im gemeinsamen internatio­ Berufliche Stationen: nalen Projekt des ZZF Potsdam und des Instituts für Zeitgeschichte der Tschechischen Akademie der Wissen- 2008–2012 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zent- schaften Prag rum für Historische Forschung Berlin der Polnischen 2010–7/2011 Gastwissenschaftlerin am European ­Akademie der Wissenschaften Union Center of Excellence, European Studies Center, 2016–2017 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Universität Pittsburgh ­Max-Weber-Kolleg, Universität Erfurt senschaftliche Mitarbeiterin am 2014–2016 Postdoktorandin an der Universität Sarajevo 10/2017–9/2018 wis ­Hannah-Arendt-Institut und am ZZF Potsdam 2017 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Forschungsschwerpunkte: Zeithistorische Forschung (ZZF) Potsdam seit 10/2017 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Moderne europäische Geschichte (Deutschland, Frank- ­Hannah-Arendt-Institut reich, Ostmitteleuropa) Sozialgeschichte des Eigentums Ideengeschichte Forschungsschwerpunkte: Erinnerungsforschung Moderne Europäische Geschichte (Mittel- und Südost- europa) Aktuelle Forschungsprojekte: Stadtgeschichte Politics of Plunder: Post-German Property and the Sozialismus Reconstruction of East Central Europe after the Second Transformation World War Sozial- und Kulturgeschichte Transnational and Interdisciplinary Sources of the Polish Humanities: the Letters and Writings of Stefan Aktuelles Forschungsprojekt: Czarnowski (1879–1937) Freiwilligkeit vor Ort zwischen Spätsozialismus zur Demokratie und Marktwirtschaft: Die Geschichte der Ausgewählte Veröffentlichung: Freiwilligen Feuerwehren in Deutschland und Ostmittel- –– Provincializing Memory Studies: Polish Approaches europa, 1980 2000; Teilprojekt: Sozialistische Republik – in the Past and Present. In: Memory Studies, 11 Slowenien und Autonome Provinz Vojvodina / Sloweni- (2018) 4, S. 381–404 (zus. mit Joanna Wawrzyniak). en und Serbien –– Eigen-Sinn i historia życia codziennego. Alf ­Lüdtke i Thomas Lindenberger w rozmowie z Kornelią Ausgewählte Veröffentlichung: Kończal. In: Thomas Lindenberger/Alf Lüdtke (Hg.): –– Cultural Heritage of Post-Socia­list New Towns. A Com- Eigen-Sinn. Życie codzienne, podmiotowość i spra- parison of Eisenhüttenstadt and Velenje. In: Mesto a wowanie władzy w XX wieku, Wydawnictwo Nauka i dejiny/Košice: Univerzita Praha J. Šafárika v Košici- Innowacje, Poznań 2018, S. 623–645. ach, 5 (2016), S. 50–67 (zus. mit Andreas Ludwig).

66 Wissenschaftliches Personal

Dr. Andreas Kötzing Prof. Dr. Thomas Lindenberger Direktor Studium: Neuere/Neueste Geschichte und Studium: Kulturwissen­schaften an der Uni- Geschichte, ­Philosophie und VWL versität Leipzig an der ­Freien Universität Berlin

Berufliche Stationen: Berufliche Stationen: 2005–2006 Volontariat bei der 1981–1984 Mitgründung Bundeszentrale für politische und ­Organisator der Berliner Bildung, Bonn ­Geschichtswerkstatt e. V. 2006–2007 wissenschaftlicher Redakteur bei der 1984–1991 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentral­ Hans-Böckler-Stiftung, Düsseldorf institut für sozialwissenschaftliche Forschungen und am 2008–2011 Promotionsstipendiat der Studienstiftung Institut für Politikwissenschaft der FU Berlin des Deutschen Volkes, Doktorand am Historischen 1993 wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bezirksamt Seminar der Universität Leipzig Berlin-Schöneberg seit 2013 wissenschaftlicher Mitarbeiter am 1993–1995 wissenschaftlicher Mitarbeiter am For- Hannah-Arendt-Institut schungsschwerpunkt Zeithistorische Studien, Potsdam 1996–2017 Projektleiter, seit 2007 Abteilungsleiter am Forschungsschwerpunkte: ZZF Potsdam Deutsch-Deutsche Nachkriegsgeschichte 2009–2012 (vom ZZF Potsdam beurlaubt) Direktor des Film- und Mediengeschichte im 20. Jahrhundert Ludwig-Boltzmann-Instituts für Europäische Geschichte und Öffentlichkeit, Wien Aktuelle Forschungsprojekte: 2008–2017 außerplanmäßiger Professor an der Univer- Das 11. Plenum des ZK der SED im Kontext der sität Potsdam SED-Kultur- und Wirtschaftspolitik seit 10/2017 Direktor des Hannah-Arendt-Instituts Zensur von DEFA-Filmen in der Bundesrepublik Forschungsschwerpunkte: Ausgewählte Veröffentlichungen: Vergleichende Zeitgeschichte Deutschlands und Europas –– Kultur- und Filmpolitik im Kalten Krieg. Die Film-­ Geschichte des Kommunismus und Transformationen festivals von Leipzig und Oberhausen in gesamtdeut- nach 1989 scher Perspektive, Göttingen 2013. Alltagsgeschichte –– (Hg.) „Die Sicherheit des Festivals ist zu gewährleis- Massenmedien und Zeitgeschichte ten!“ Kritische Jugend, die Leipziger Dokfilmwoche Geschichte der öffentlichen Ordnung und das Ministerium für Staatssicherheit, Halle 2014. –– Verbotene ­Utopie. Die SED, die DEFA und das Aktuelle Forschungsprojekte: 11. Plenum. Hg. mit Ralf Schenk (Schriftenreihe der „Havarie“ – Industrieunfälle in der DDR DEFA-Stiftung), Berlin 2015. Freiwilliges Engagement und Zivilgesellschaft zwischen –– Vergleich als Herausforderung. Hg. mit Francesca Spätsozialismus und liberalem Kapitalismus in der DDR Weil, Mike Schmeitzner, Jan Erik Schulte (Schriften und Ostmitteleuropa des Hannah-Arendt-Instituts 57), Göttingen 2015. –– Cultural Transfer and Political Conflicts. Film Festi- Ausgewählte Veröffentlichungen: vals in the Cold War. Hg. mit Caroline Moine (Studi- –– Straßenpolitik. Zur Sozialgeschichte der öffentlichen en und Berichte 72), Göttingen 2017. Ordnung in Berlin, 1900–1914, Bonn 1995. –– (Hg.) Herrschaft und Eigen-Sinn in der Diktatur. ­Studien zur Gesellschaftsgeschichte der DDR (Zeit- historische Studien, Band 12/Herrschaftsstrukturen und Erfahrungsdimensionen der DDR-Geschichte, Band 1), Köln 1999. –– Conflicted Memories: Europeanizing Contemporary Histories. Hg. mit Konrad H. Jarausch, New York 2007 (Paperback 2011).

67 HAIT Dresden – Jahresbericht 2018

–– „Eigen-Sinn, Herrschaft und kein Widerstand“, Ausgewählte Veröffentlichungen: Version: 1.0. In: Docupedia-Zeitgeschichte, 2.9.2014, –– Clash of Claims. Nationalizing and Democratizing online. (English: „Eigen-Sinn, Domination and No Policies during the First Parliamentary Election in Resistance“. In: Docupedia-Zeitgeschichte, 3.8.2015, Multiethnic Czechoslovak Ruthenia. In: Nationalities online). Papers, 46 (2018) 5, S. 776–790. –– 100 Jahre Roter Oktober. Zur Weltgeschichte der –– Securitizing the Unknown Borderlands: Czechoslovak Russischen Revolution. Hg. mit Jan C. Behrends und Subcarpathian Rus and Its Minorities. In: Europe Nikolaus Katzer, Berlin 2017. Now. A Journal of Research and Art, Special Issue: Diversity, Security, Mobility: Challenges for Eastern Europe 13 (12/2017). Sebastian Paul –– Die benachbarte Peripherie als Rückzugs- und Aus- weichort: Eine Skizze der (ost)galizischen Diaspora Studium: in der tschechoslowakischen Podkarpatská Rus. In: Osteuropäische Geschichte und Magdalena Baran-Szołtys; Olena Dvoretska; Nino Fachjournalistik Geschichte in Gude; Elisabetz Janik-Freis (Hg.): Galizien in Bewe- ­Gießen, Brno (Tschechische gung. Wahrnehmungen – Begegnungen – Verflechtun- ­Republik) und Pécs (Ungarn) gen, Wien 2017, S. 155–169.

Berufliche Stationen: 2011–2013 studentische Hilfs- Dr. André Postert kraft am Historischen ­Institut, Abteilung Osteuropäische Geschichte, Justus-Liebig-Universität­ Gießen Studium: 2012–2013 studentische Hilfskraft am Herder-Institut Neuere und Neueste ­Geschichte für historische Ostmitteleuropaforschung – Institut der sowie Praktische Sozialwissen­ Leibniz-Gemeinschaft in den Projekten „DAPRO“ und schaften an der Universität „Dokumente und Materialien zur ostmitteleuropäischen ­Duisburg-Essen Geschichte“ 2014–2017 wissenschaftlicher Mitarbeiter im Sonderfor- Berufliche Stationen: schungsbereich/Transregio 138 „Dynamiken der Sicher- 2009–2014 wissenschaftliche Hilfs- heit. Formen der Versicherheitlichung in historischer kraft am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte Perspektive“ (Teilprojekt A 06: „Versicherheitlichung an der Universität Duisburg-­Essen (2013 Promotion) und Diskurse über Rechte von Minderheiten und Mehr- 2014 Lehrbeauftragter am Lehrstuhl für Neuere Ge- heiten in Ostmitteleuropa im 19. und 20. Jahrhundert“) schichte der HHU Düsseldorf sowie freie Mitarbeit am seit 2018 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Hannah-­ NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln Arendt-Institut seit 2014 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Hannah-Arendt-Institut Forschungsschwerpunkte: Historische Sicherheitsforschung Forschungsschwerpunkte: ­Demokratiegeschichte Konservatismus/Konservative Revolution in der Minderheitenforschung Weimarer Republik und im Übergang zum NS-Staat Nationalismusforschung ­Opposition und Widerstand ­Geschichte Polens, der Tschechoslowakei und Ungarns Jugendorganisationen in der NS-Diktatur im 19. und 20. Jahrhundert ­Mentalitäts­geschichte

Aktuelle Forschungsprojekte: Aktuelles Forschungsprojekt: Fremde Peripherie – Unsicherheitsperipherie? Die Jugend und Hitlerjugend im Nationalsozialismus Podkarpatská Rus aus der Perspektive zentralstaatlicher Akteure (1918–38/39) (Dissertation) Ausgewählte Veröffentlichungen: Aufbruch zu Demokratie und Nationalstaatlichkeit im –– Von der Kritik der Parteien zur außerparlamentari- Dreiländereck. Deutschland – Polen – Tschechoslowakei schen Opposition. Die jungkonservative Klub-Bewe- nach dem „Großen Krieg“(1918–1923) gung in der Weimarer Republik und ihre Auflösung im Nationalsozialismus (Historische Grundlagen der Moderne), Baden-Baden 2014.

68 Wissenschaftliches Personal

–– Hitlerjunge Schall. Die Tagebücher eines jungen –– Von Stalingrad zur SBZ. Sachsen 1943 bis 1949. Natio­nalsozialisten, München 2016. Hg. mit Clemens Vollnhals und Francesca Weil –– Kinderspiel – Glücksspiel – Kriegsspiel. Große (Schriften des Hannah-Arendt- Geschichte in kleinen Dingen 1900–1945, München Instituts 60), Göttingen 2016. 2018. –– Richard Löwenthal: Widerständler – Wissenschaftler – Weltbürger, Berlin 2017.

Prof. Dr. Mike Schmeitzner Steffi Unger Studium: Geschichte und Germanistik an Studium: der PH und TU Dresden Geschichte/Kunstgeschichte und Humanities (B. A.), ­Geschichte Berufliche Stationen: (M. A.) an der TU Dresden; 1994–1997 Graduiertenstipendiat ­Russian and Eurasian Studies an der Friedrich-Ebert-Stiftung der European University at seit 1998 wissenschaftlicher Mit­ St. Petersburg (Master of Russian arbeiter am Hannah-Arendt-Institut and Eurasian Studies, M. A.) 2010/11 Gast- und Vertretungsprofessur für Neuere und ­Zeitgeschichte­ an der Universität Erfurt Berufliche Stationen: 2013 Habilitation an der TU Dresden 2/2017–9/2017 wissenschaftliche Mitarbeiterin am ZZF 2018 Berufung zum außerplanmäßigen Professor an der in Potsdam TU Dresden seit 10/2017 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Hannah-­Arendt-Institut Forschungsschwerpunkte: Diktaturkonzepte (u. a. Diktatur des Proletariats) Forschungsschwerpunkte: Sachsen in der Weimarer Republik und unter Transformationsforschung zwei Diktaturen Erinnerungskulturen- und Gedächtnisforschung Geschichte der SBZ und frühen DDR Geschichte der UdSSR und Russlands Geschichte des Nationalsozialismus Aktuelle Forschungsprojekte: Geschichte der SBZ und DDR Die Diktatur des Proletariats. Eine Begriffs- und ­Wirkungsgeschichte Aktuelles Forschungsprojekt: Geist, Macht und Gewalt. Heinrich Bennecke und Freiwilligkeit vor Ort zwischen Spätsozialismus zur die SA Demokratie und Marktwirtschaft: Die Geschichte der Politische Gewalt in Sachsen 1930–1935 Freiwilligen Feuerwehren in Deutschland und Ostmittel- europa, 1980–2000; Teilprojekt: Das Beispiel Meißen Ausgewählte Veröffentlichungen: –– Der Fall Mutschmann. Sachsens Gauleiter vor Stalins Tribunal, 3. Auflage Beucha 2012. –– Braune Karrieren. Dresdner Täter und Akteure im Nationalsozialismus. Hg. mit Christine Pieper und Gerhard Naser, Dresden 2012. –– Eine totalitäre Revolution? Richard Löwenthal und die Weltanschauungsdiktaturen im 20. Jahrhundert (Gesprächskreis Geschichte Heft 96 [Friedrich-Ebert- Stiftung]), Bonn 2012. –– Sachsen 1933–1945. Der historische Reiseführer, Berlin 2014 (mit Francesca Weil).

69 HAIT Dresden – Jahresbericht 2018

Dr. Clemens Vollnhals M. A. –– Nach den Diktaturen. Der Umgang mit den Opfern in Stellvertretender Direktor, Europa. Hg. mit Günther Heydemann (Schriften des Lehrbeauftragter an der Hannah-Arendt-Instituts 59), Göttingen 2016. TU Dresden –– Von Stalingrad zur SBZ. Sachsen 1943 bis 1949. Hg. mit Mike Schmeitzner und Günther Heydemann Studium: (Schriften des Hannah-Arendt-Instituts 60), Göttin- Neuere und Neueste Geschichte, gen 2016. Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, –– Für ein artgemäßes Christentum der Tat. Völkische Politikwissenschaft an der Ludwig- Theologen im „Dritten Reich“. Hg. mit Manfred Gai- Maximilians-Universität München lus (Berichte und Studien 71), Göttingen 2016.

Berufliche Stationen: 1989–1992 wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts Matthäus Wehowski für Zeitgeschichte, München Studium: 1992–1997 Fachbereichsleiter in der Abteilung ­Bil­dung Neuere und Neueste Geschichte und Forschung beim Bundesbeauftragten für die Un- (M. A.), Geschichtswissenschaft und terlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Slawistik (B. A.) an der Universität DDR, Berlin Tübingen seit 1998 Stellvertretender Direktor des Hannah-­ Arendt-Instituts Berufliche Stationen: Gastdozenturen an den Universitäten Prag (2003–2006) 2012–2018 studentische/wissen- und Sofia (2006–2009) schaftliche Hilfskraft am Institut für Osteuropäische Geschichte und Landeskunde Tübingen Forschungsschwerpunkte: 2015–2018 Stipendiat dar Landesgraduiertenförderung Konservative Revolution und NS-Bewegung Baden-Württemberg (Promotion) Entnazifizierung seit 5/2018 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Han- Staatssicherheit und politische Justiz nah-Arendt-Institut kirchliche Zeitgeschichte Forschungsschwerpunkte: Aktuelle Forschungsprojekte: Vergleichende Geschichte Ostmitteleuropas Entschädigung von Opfern der SED-Diktatur Nationalismus und Religion Jüdisches Leben und Antisemitismus in Sachsen Mediengeschichte 1871–1945 Völkische Bewegung und deutscher Protestantismus Aktuelles Forschungsprojekt: Aufbruch zu Demokratie und Nationalstaatlichkeit im Ausgewählte Veröffentlichungen: Dreiländereck. Deutschland – Polen – Tschechoslowakei –– (Hg.) Jahre des Umbruchs. Friedliche Revolution in nach dem „Großen Krieg“(1918–1923) der DDR und Transition in Ostmitteleuropa (Schrif- ten des Hannah-Arendt-Instituts 43), Göttingen 2011. Ausgewählte Veröffentlichungen: –– NS-Prozesse und deutsche Öffentlichkeit. Besatzungs- –– Mythen und Klitterung, Wie Polens Politiker die Ge- zeit, frühe Bundesrepublik und DDR. Hg. mit Jörg schichte instrumentalisieren. In: FAZ vom 4.3.2018. Osterloh (Schriften des Hannah-Arendt-Instituts 45), Göttingen 2011. –– Die völkisch-religiöse Bewegung im Nationalsozialis- mus. Eine Beziehungs- und Konfliktgeschichte. Hg. mit Uwe Puschner (Schriften des Hannah-Arendt-­ Instituts 47), 1. und 2. Auflage Göttingen 2012. –– Mit Herz und Verstand – Protestantische Frauen im Widerstand gegen die NS-Rassenpolitik. Hg. mit Man- fred Gailus (Berichte und Studien 65), Göttingen 2013.

70 Wissenschaftliches Personal

Dr. Francesca Weil Benjamin Werner M. A.

Studium: Studium: Pädagogische Hochschule Leipzig Geschichte, Politikwissenschaft Abschluss: Diplomlehrer für Ge- und Soziologie an der TU Dresden schichte und Deutsch Berufliche Stationen: Berufliche Stationen: 2015–2017 wissenschaftliche Hilfs- 1985–1988 Forschungsstudium kraft am Hannah-Arendt-­Institut an der Pädagogischen Hochschule seit 2017 wissenschaftlicher Mitar- Leipzig/Fachbereich Geschichte (Promotion) beiter am Hannah-­Arendt-Institut 1988–1995 wissenschaftliche Assistenz an der PH Leipzig sowie am Historischen Seminar der Universität Forschungsschwerpunkte: Leipzig Sachsen im Nationalsozialismus 1996–2002 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehr- Verwaltungs- und Sozialgeschichte im 20. Jahrhundert stuhl für Neuere und Zeitgeschichte der Universität Leipzig Aktuelles Forschungsprojekt: 2003–2006 Stipendiatin am Hannah-Arendt-Institut Die Dresdner Stadtverwaltung im Nationalsozialismus. seit 2007 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Han­nah- Kommunale Wohlfahrtspolitik zwischen 1933 und 1945 Arendt-Institut Ausgewählte Veröffentlichungen: Forschungsschwerpunkte: –– Tagungsbericht zur Konferenz am 2. und 3. Juni Geschichte des Nationalsozialismus 2016 in Dresden: „Die LDPD und das sozialistische Diktaturenvergleich („Drittes Reich“, SBZ/DDR) ‚Mehrparteiensystem‘ in der DDR 1961–1989“. In: Sozial- und Alltagsgeschichte der DDR H-Soz-Kult, 30.8.2016. Widerstand und politische Verfolgung in der SBZ/DDR –– Tagungsbericht zur Konferenz am 1./2. Juli 2016 in Geschichte des MfS Dresden: „Aurel Kolnais ‚Krieg gegen den Westen‘“ Transformationsforschung (zus. mit Linda Fleck). In: H-Soz-Kult, 2.2.2017.

Aktuelles Forschungsprojekt: Zur Geschichte der sächsischen Gesellschaft während Dr. Thomas Widera des „totalen Krieges“ (1943–1945) Studium: Ausgewählte Veröffentlichungen: Neuere und Neueste Geschichte, –– Sachsen 1933–1945. Der historische Reiseführer, Wirtschafts- und Sozialgeschichte Berlin 2014 (mit Mike Schmeitzner). und Soziologie an der TU Dresden –– Sachsen und der Nationalsozialismus. Hg. mit Gün- ther Heydemann und Jan Erik Schulte (Schriften des Berufliche Stationen: Hannah-Arendt-Instituts 53), Göttingen 2014. 5/1999–12/2000 wissenschaftliche –– Von Stalingrad zur SBZ. Sachsen 1943 bis 1949. Hg. Hilfskraft am Lehrstuhl für Totali- mit Mike Schmeitzner und Clemens Vollnhals (Schrif- tarismusforschung, TU Dresden ten des Hannah-Arendt-Instituts 60), Göttingen 2016. 9/2001–9/2003 wissenschaftlicher Mitarbeiter am –– „Erbarmen kann es keines geben“. Ein Briefwechsel Hannah-­Arendt-Institut im Zweiten Weltkrieg. Hg. mit Wieland Menzel und 5/2004–12/2004 Projektmitarbeiter der Stiftung Robin Reschke, Halle (Saale) 2017. Sächsische Gedenkstätten zur Erinnerung an die Opfer –– Kindheiten im Zweiten Weltkrieg. Hg. mit André politischer Gewaltherrschaft Postert und Alfons Kenkmann, Halle (Saale) 2018. 1/2008–3/2008 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lan- desamt für Archäologie Dresden seit 4/2008 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Hannah- Arendt-Institut

71 HAIT Dresden – Jahresbericht 2018

Forschungsschwerpunkte: 8.2 Promovierende Nationalsozialismus Geschichte der Sowjetischen Besatzungszone­ Franz-Joseph Hille Konflikt- und Gewaltforschung Friedensbewegung und DDR-Opposition Studium: Wissenschaftsgeschichte (Archäologie) Geschichte und Germanistik (Lite- ratur- und Kulturwissenschaften) Aktuelles Forschungsprojekt: an der TU Dresden Die MfS-Aktion „Licht“ 1962 Berufliche Stationen: Ausgewählte Veröffentlichung: seit 2012 freie Mitarbeit im Mili- –– Die DDR-Bausoldaten. Politischer Protest gegen tärhistorischen Museum Dresden die SED-Diktatur (Reihe der Landeszentrale für seit 2013 freie Mitarbeit in der Gedenkstätte Bautzner ­politische Bildung Thüringen), Erfurt 2014. Straße Dresden und der Gedenkstätte Pirna-Sonnen- stein 2014 wissenschaftliche Hilfskraft am Hannah-Arendt-­ Dr. Alexander Zinn Institut seit 2015 Doktorand an der Universität Leipzig und Studium: assoziierter Doktorand am Hannah-Arendt-Institut Soziologie, Psychologie und Publi- 2015–2018 Promotionsstipendiat der Friedrich- zistik an der FU Berlin Naumann-­Stiftung

Berufliche Stationen: Promotionsprojekt/-thema: 1995–2010 diverse Tätigkeiten als Das DDR-Justizministerium unter den LDPD-Ministern Redakteur und Pressesprecher Kurt Wünsche und Hans-Joachim Heusinger 1967–1990 2010–2017 Promotionsstudium der Geschichtswissenschaft am Max Weber Kolleg der Universität Erfurt Alexander Koch M. Ed. seit 4/2018 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Hannah-­ Arendt-Institut Studium: Geschichte, Gemeinschaftskunde/ Forschungsschwerpunkte: Rechtserziehung/Wirtschaft, Nationalsozialismus ­Bildungswissenschaften an der DDR TU Dresden Homosexualität Homophobie Berufliche Stationen: Geschlechtsidentität 2013–2014 wissenschaftliche Migration und Integration­ Hilfskraft am Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde Aktuelles Forschungsprojekt: Staatliche Verfolgung Homosexueller in Sachsen in den 2015–2018 Promotionsstipendiat der Friedrich-Nau- Jahren der NS-Diktatur und unter dem DDR-Regime bis mann-Stiftung zur Aufhebung des § 175 StGB im Jahr 1968 seit 2015 assoziierter Doktorand am Hannah-Arendt-I­ nstitut Ausgewählte Veröffentlichung: –– „Das Glück kam immer zu mir“. Rudolf Brazda – Promotionsprojekt/-thema: Das Überleben eines Homosexuellen im Dritten Die Geschichtspolitik der LDPD 1945–1990 Reich, Frankfurt a. M. 2011. –– „Aus dem Volkskörper entfernt“? Homosexuelle Män- ner im Nationalsozialismus, Frankfurt a. M. 2018.

72 Wissenschaftliches Personal

Maximilian Kreter 8.3 Gastwissenschaftler/-innen

Studium: Dr. Klaus Neumann Politikwissenschaft und Soziologie an der Johann Wolf- gang Goethe-Universität Frankfurt a. M., Åbo Akademi Studium: und Universität Turku Geschichte, Politikwissenschaft und Pädagogik in Kiel, Mainz und Berufliche Stationen: Frankfurt a. M. 4/2017–5/2018 wissenschaftliche Hilfskraft am Erste und Zweite Staatsprüfung für ­Hannah-Arendt-Institut das Lehramt an Gymnasien seit 2017 Doktorand am Hannah-Arendt-Institut Promotion in Pazifischer Geschichte an der Australian National University Promotionsprojekt/-thema: Juvenile Rebellion oder rechtsextreme Propaganda? Berufliche Stationen: Die Bedeutung der Ideologie des Rechtsextremismus 1991–2006 Forschungs- und Lehrtätigkeit an Universi- im deutschsprachigen Rechtsrock von 1977 bis 2017 täten in Australien und freiberufliche Tätigkeit für das zwischen Kontinuität und Wandel Waitangi Tribunal in Neuseeland 2007–2017 Professor of History, Swinburne University (Melbourne) Michael Thoß M. A. 2017–2018 Professor of History, Deakin University (Melbourne) Studium: seit 7/2018 wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Ham­ Geschichte, Geographie und burger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Erziehungswissenschaft an der Kultur und Honorary Professor an der Deakin University TU Dresden 8/2018 bis 7/2021 Gastwissenschaftler am Hannah-­ Arendt-Institut Berufliche Stationen: 2010–2013 wissenschaftliche Hilfs- Forschungsschwerpunkte: kraft am Hannah-Arendt-­Institut Koloniale und postkoloniale Geschichte 1/2014–4/2017 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Han- Erinnerungspolitik nah-Arendt-Institut Historische Gerechtigkeit seit 5/2017 wissenschaftliche Hilfskraft am Hannah-­ Flüchtlings-, Asyl- und Migrationspolitik Arendt-Institut Aktuelle Forschungsprojekte: Forschungsschwerpunkte: Der Umgang mit Geflüchteten in Hamburg-Altona und DDR-Geschichte, Geschichte der LDPD, Nationalsozia- der Sächsischen Schweiz lismus in Sachsen Protecting non-citizens: An Australian legal and political history, 1945–89 Promotionsprojekt/-thema: Representing multicultural Australia in national and Zwischen Loyalität und Eigenständigkeit. Die Struktur state libraries und das Wirken der LDPD auf Ebene der Kreise und Gemeinden zwischen 1961-1989 am Beispiel der Be- Ausgewählte Veröffentlichung: zirksverbände Cottbus, Frankfurt/Oder und Potsdam –– (Hg.) Historical Justice, London 2016. –– Across the Seas: Australia’s Response to Refugees: A Ausgewählte Veröffentlichung: History, Melbourne 2015. –– Verschiedene Beiträge in: Dieter Daniels/Torsten –– (Hg., mit Janna Thompson) Historical Justice and ­Hattenkerl (Hg.): Orte, die man kennen sollte. Memory, Madison 2015. ­Spuren der nationalsozialistischen Vergangenheit –– In the Interest of National Security: Civilian Internment in Leipzig, Leipzig 2013. in Australia During World War II, Canberra 2006. –– Reaktionen auf oppositionelle Tendenzen in der –– Refuge Australia: Australia’s Humanitarian Record, Liberaldemokratischen Partei Deutschlands (LDPD) Sydney 2004. am Ende der 1980er Jahre. Der Fall des Bernauer –– Shifting Memories: The Nazi Past in the New Germa- Kreissekretärs Reimar Clausnitzer. In: Jahrbuch zur ny, Ann Arbor 2000. Liberalismusforschung, 29 (2017), S. 283–302.

73 HAIT Dresden – Jahresbericht 2018

Julian Göpffarth (European Institute der London School Mitglied des Fachbeirats für den Fachinformationsdienst of Economics/Großbritannien) forschte im Zeitraum Politikwissenschaft (Pollux) der Staats- und Universi- 10.1. bis 8.6.2018 am Hannah-Arendt-Institut im Rahmen tätsbibliothek Bremen seiner Promotion zum Thema „Understanding intellectu- Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des Instituts für al support for far right parties – the case of Germany“. Demokratie und Zivilgesellschaft, Jena Mitglied des Expertengremiums des Demokratie-Zen­ Dr. Mariusz Kozerski (Universität Wrocław/Polen) nutz- trums Sachsen te ein Bibliotheksstipendium, um vom 31.1. bis 10.2.2018 (stellv.) Mitglied des Beirats für das Landesprogramm in der Bibliothek des HAIT Literatur zum Thema „Das „Weltoffenes Sachsen für Demokratie und Toleranz“ Phänomen der CSU. Quellen des Erfolgs einer christli- chen Volkspartei“ einzusehen. Dr. Ana Kladnik Saulius Vasiliauskas (Institute of Lithuanian Literature Mitglied im Centre for Cultural and Historical Research and Folklore, Vilnius/Litauen) hielt sich im Zeitraum of Socialism, Juraj Dobrila University, Pula 17.9. bis 17.12.2018 mit einem Stipendium der Lithuania Mitglied in der Association for Slavic, East European, Education Exchanges Support Foundation im Rahmen and Eurasian Studies seiner Promotion zu einem Forschungsaufenthalt am Mitglied in der European Association for Urban History Hannah-Arendt-Institut auf. Mitglied im Deutschen Historikerverband Dr. Zlatiborka Popov-Momčinović (University of East Mitglied in der International Association for Southeast Sarajevo/Bosnien-Herzegowina) forschte vom 1. bis European Anthropology 30.11.2018 am Hannah-Arendt-Institut zum Thema „Ideo- logien des gegenwärtigen deutschen Rechtsextremismus“. Dr. Kornelia Kończal Mitglied in der Association for Slavic, East European, 8.4 Funktionen und Mitgliedschaften and Eurasian Studies Mitglied im Deutschen Historikerverband apl. Prof. Dr. Uwe Backes Mitglied im Polnischen Soziologieverband Mitglied im Forschungsnetzwerk (East) European Vorsitzender des Freundeskreises des Hannah-Arendt- ­Epistemologies Instituts Dresden Mitglied in der Deutsch-Ukrainischen Akademischen Vorsitzender des Veldensteiner Kreises zur Erforschung Gesellschaft von Extremismus & Demokratie Vertrauensdozentin der Heinrich-Böll-Stiftung Mitglied des Beirats für das Landesprogramm Jurymitglied des Max-Weber-Preises für Nachwuchs­ „Weltoffenes Sachsen für Demokratie und Toleranz“ forschung Mitherausgeber der Reihe „Wege der Totalitarismusfor- schung“ des Hannah-Arendt-Instituts Prof. Dr. Thomas Lindenberger Mitherausgeber der Reihe „Extremismus und Demokratie“ Mitherausgeber der Zeitschrift „Totalitarismus und Mitbegründer und Herausgeber der Zeitschrift „Werk- Demokratie“ stattGeschichte“ Mitglied des Conseil scientifique der „Critique interna­ tionale“ apl. Prof. Dr. Lothar Fritze Mitherausgeber der Zeitschrift „Totalitarismus und Demokratie“ Mitherausgeber der Zeitschrift „Aufklärung und Kritik“ Mitherausgeber der Reihe „Schriften des Hannah-­ Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung“ PD Dr. Steffen Kailitz Mitherausgeber der Reihe „Berichte und Studien“ Mitglied im Verband der Historiker und Historikerinnen Mitglied des Sprecherrats der Sektion Vergleichende Deutschlands Politikwissenschaft der Deutschen Vereinigung für Mitglied des Stiftungsrats des DDR-Museums Pforzheim Politikwissenschaft Mitglied des Stiftungsrat der Stiftung Sächsische Ge- Mitherausgeber der Reihe Vergleichende Politikwissen- denkstätten schaft der Sektion Vergleichende Politikwissenschaft Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesstif- der Deutschen Vereinigung für Politikwissenschaft tung Aufarbeitung der SED-Diktatur

74 Wissenschaftliches Personal

Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des Imre Prof. Dr. Thomas Lindenberger Kertész Kolleg Jena 2018/19 Wintersemester, TU Dresden, Hauptseminar: Einführung in die Filmgeschichte Dr. André Postert 2018 Sommersemester, TU Dresden, Hauptseminar: Mitglied im Verband der Historiker und Historikerinnen Vom Spätsozialismus zur liberalen Demokratie. Deutschlands ­Umbruch und Transformation in Mitteleuropa (1980–2000) Prof. Dr. Mike Schmeitzner Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Stiftung Dr. Andreas Kötzing Sächsische Gedenkstätten zur Erinnerung an die 2018/19 Wintersemester, TU Dresden, Hauptseminar: Opfer politischer Gewaltherrschaft, Dresden Einführung in die Filmgeschichte Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Stiftung 2018 Sommersemester, Universität Leipzig, Haupt­ Reichs­präsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte, seminar: Triumph der Bilder? Film, Politik und Propa- ­ ganda im Nationalsozialismus Mitglied des Redaktionsbeirates „Dresdner Hefte. ­Beiträge zur Kulturgeschichte“ Vertrauensdozent der Friedrich-Ebert-Stiftung an der Sebastian Paul TU Dresden 2018/19 Wintersemester, TU Dresden, Übung: „Ein auf dem großen Friedhof des Weltkrieges errichtetes Dr. Clemens Vollnhals Laboratorium“. Aktuelle Forschungen zum Zusam- Mitherausgeber der Reihe „Lebenszeugnisse – Leidens- menbruch der alten und dem Entstehen der neuen wege“ Staatenordnung in der Mitte Europas (1917–1923) Mitherausgeber der Reihe „Schriften des Hannah-­ Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung“ Mitherausgeber der Reihe „Berichte und Studien“ Dr. André Postert Mitglied im Verband der Historiker und Historikerinnen 2018/19 Wintersemester, TU Dresden, Hauptseminar: Deutschlands Konservative Revolution? Ursprung, Bedeutung und Nachleben eines politischen Begriffs 2018 Sommersemester, TU Dresden, Proseminar: Die 8.5 Lehrtätigkeit Jugend unter dem Hakenkreuz. Staatsapparat, Frei- räume und Gegenkulturen, 1933–1945 Prof. Dr. Uwe Backes 2018/19 Wintersemester, TU Dresden, Hauptseminar: Systemvergleich II: Autokratien Prof. Dr. Mike Schmeitzner 2018 Sommersemester, TU Dresden, Seminar: Demo- 2018 Sommersemester, TU Dresden, Hauptseminar: kratische Verfassungsstaaten Deutsche Kolonialpolitik. Motive – Methoden – 2017/18 Wintersemester, TU Dresden, Vorlesung: ­Narrative ­Systemvergleich II: Autokratien 2017/18 Wintersemester, TU Dresden, Kolloquium (zusammen mit Prof. Dr. Dagmar Ellerbrock) 2017/18 Wintersemester, TU Dresden, Proseminar: Dr. Kornelia Kończal Auf Gewalt gegründet? Die Etablierung der Weimarer 2018 Sommersemester, Universität Erfurt, Proseminar Republik 1918/19 (zus. mit Prof. Kai Brodersen und Dr. Peter Wurschi): Rumänien wird 100: Erinnerungskulturen in Rumänien 2017/18 Wintersemester, Universität Erfurt, Pro­ seminar: Flucht und Vertreibung der Deutschen aus Ostmitteleuropa nach dem Zweiten Weltkrieg

75 HAIT Dresden – Jahresbericht 2018

Dr. Clemens Vollnhals beitung: Kornelia Kończal, Übersetzung: Antoni Górny, Kornelia Kończal, Mirosława Zielińska, Poznań 2018. 2018/19 Wintersemester, TU Dresden, Seminar: Oppo- Weil, Francesca; Postert, André; Kenkmann, Alfons (Hg.): sition und Widerstand im Nationalsozialismus Kindheiten im Zweiten Weltkrieg, Halle 2018. 2018 Sommersemester, TU Dresden, Seminar: Rassis­ mus als Staatsdoktrin. Verfolgung und jüdisches Leben im Nationalsozialismus 3. Artikel in Sammelbänden/Zeitschriften Backes, Uwe: Totalitäre Wirklichkeitskonstruktion. Die Dr. Thomas Widera Deutungsansätze Hannah Arendts und Eric ­Voegelins im Vergleich. In: Meißelbach, Christoph; Lempp, 2018/19 Wintersemester, TU Dresden, Ringvorlesung, Jakob; Dreischer, Stephan (Hg.): Politikwissenschaft als Vortrag: Archäologische Sammlungen im Nationalso- Beruf. Perspektiven aus Wissenschaft und Gesellschaft, zialismus und die Strategien der Prähistoriker Wiesbaden 2018, S. 173–181. Backes, Uwe: Einführung/Editorial. In: Totalitarismus und Demokratie, 15 ( 2018) 1, S. 3–9. 8.6 Veröffentlichungen Backes, Uwe: Extremistische Ideologien. In: Jesse, Eck- hard; Mannewitz, Tom (Hg.): Extremismusforschung. 1. Monografien Handbuch für Wissenschaft und Praxis, Baden-Baden 2018, S. 99–159. Backes, Uwe: Zum Weltbild der Neuen Rechten in Backes, Uwe; Heydemann, Günther: Einleitung der Deutschland (Analysen & Argumente, Nr. 321), Berlin Herausgeber. In: Backes, Uwe; Heydemann, Günther 2018. (Hg.): Luigi Sturzo, Über italienischen Faschismus und Kailitz, Steffen; Gräfe, Sebastian; Backes, Uwe et al.: Totalitarismus (Wege der Totalitarismusforschung), Bericht zur Entwicklung der Kriminalität gegen Göttingen 2018, S. 7–48. Ausländer und Flüchtlinge in Deutschland 2013–2017 Hanzig, Christoph: Von der provisorischen Unterbrin- für den Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für gung zur professionalisierten Ermordung – Kinder und Integration und Migration, Dresden 2018. Jugendliche während des Zweiten Weltkrieges in der Postert, André: Kinderspiel – Glücksspiel – Kriegsspiel. Landesanstalt Großschweidnitz. In: Neues Lausitzi- Große Geschichte in kleinen Dingen 1900–1945, sches Magazin, (2018) 140, S. 9–30. München 2018. Hanzig, Christoph: Reine Befehlsempfänger? – Die Be- Schmeitzner, Mike; Weil, Francesca: Sachsen 1933– teiligung des weiblichen Personals an den „Euthanasie“-­ 1945 (Der historische Reiseführer), 2. aktualisierte Morden in der Landesanstalt Großschweidnitz. In: Auflage, Berlin 2018. Pieken, Gorch (Hg.): Gewalt und Geschlecht – Männ- Zinn, Alexander: „Aus dem Volkskörper entfernt“? licher Krieg – Weiblicher Frieden?, Dresden 2018, ­Homosexuelle Männer im Nationalsozialismus, Frank- S. 352–359. furt a. M. 2018. Hanzig, Christoph: Schlaglichter auf die Nachgeschichte der NS-„Euthanasie“ in Schlesien aus deutscher Pers- 2. Herausgebertätigkeit pektive. In: Böhm, Boris (Hg.): Vergessene Opfer der NS-„Euthanasie“ – Die Ermordung schlesischer An- Backes, Uwe; Heydemann, Günther (Hg.): Luigi Sturzo, staltspatienten 1940–1945, Leipzig 2018, S. 217–222. Über italienischen Faschismus und Totalitarismus Kailitz, Steffen; Hein-Kircher, Heidi: „Double transfor- (Wege der Totalitarismusforschung), Göttingen 2018. mations“: Nation Formation and Democratization in Kailitz, Steffen; Hein-Kircher, Heidi (Hg.): Nationalities Interwar East Central Europe. In: Nationalities Papers. Papers. The Journal of Nationalism and Ethnicity, 46 The Journal of Nationalism and Ethnicity, 46 (2018) 5, (201) Heft 5, Special Section: Between the Wars: Na- S. 745–758. tion Formation and Democratization in East Central Kailitz, Steffen; Röder, Antje; Genswein, Tobias et al.: Europe, London 2018. Methodische Herausforderungen quantitativer Befra- Kötzing, Andreas (Hg.): Bilder der Allmacht. Die Staats- gungen von Geflüchteten am Beispiel einer Vorstudie sicherheit in Film und Fernsehen, Göttingen 2018. in Sachsen. In: Z’Flucht. Zeitschrift für Flüchtlingsfor- Lindenberger, Thomas; Lüdtke, Alf (Hg.): Eigen-Sinn. schung, 2 (2018) 5, S. 313–329. Życie codzienne, podmiotowość i sprawowanie władzy Kind-Kovács, Friederike; Bopp-Filimonov, Valeska: De- w XX wieku [Eigen-Sinn. Alltag – Subjektivität – Herr- bating East Central Europe Again? German Academia schaftspraxis im 20. Jahrhundert], redaktionelle Bear-

76 Wissenschaftliches Personal

and the Dilemma of Spatial Categories. In: Journal of Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Modern European History, 16 (2018) 3, S. 307–314 Parteien, hg. von der Kommission für Geschichte des Kind-Kovács, Friederike; Burgoyne, Nicole; Labov, Jessie; Parlamentarismus und der politischen Parteien, Band Tuckerová, Veronika; Wcislik, Piotr: Unlicensed and 175; Reihe Parlamente in Europa 5), Düsseldorf 2018, Unbound: Researching Textual Traffic (Samizdat/ S. 151–166. Tamizdat) and Information Flow Across Borders. In: Lindenberger, Thomas; Lüdtke, Alf: Eigen-Sinn: ­Praktyki Apor, Balázs; Apor, Péter; Horváth, Sándor (Hg.): The społeczne i sprawowanie władzy. Wprowadzenie [Ei- Handbook of COURAGE: Cultural Opposition and gensinn: Handlungsräume und Herrschaftspraxis. Zur Its Heritage in Eastern Europe, Budapest: Hungarian Einleitung]. In: dies. (Hg.): Eigen-Sinn. Życie codzien- Academy of Sciences 2018, S. 415–444. ne, podmiotowość i sprawowanie władzy w XX wieku Kind-Kovács, Friederike; Nießer, Jacqueline; Skowronek, [Eigen-Sinn. Alltag – Subjektivität – Herrschaftspraxis Thomas; Brunnbauer, Ulf: Cultural Opposition as im 20. Jahrhundert], redaktionelle Bearbeitung: Kor- Transnational Practice. In: Apor, Balázs; Apor, Péter; nelia Kończal,Übersetzung: Antoni Górny, Kornelia Horváth, Sándor (Hg.): The Handbook of COURAGE: Kończal, Mirosława Zielińska, Poznań 2018, S. 7–46. Cultural Opposition and Its Heritage in Eastern Euro- Lindenberger, Thomas; Lüdtke, Alf; Kończal, ­Kornelia: pe, Budapest: Hungarian Academy of Sciences 2018, Eigen-Sinn i historia życia codziennego. In: Linden- S. 551–572. berger, Thomas; Lüdtke, Alf (Hg.): Eigen-Sinn. Życie Kończal, Kornelia; Wawrzyniak, Joanna: Provincializing codzienne, podmiotowość i sprawowanie władzy w Memory Studies: Polish Approaches in the Past and XX wieku [Eigen-Sinn. Alltag – Subjektivität – Herr- Present. In: Memory Studies, 11 (2018) 4, S. 381–404. schaftspraxis im 20. Jahrhundert], redaktionelle Kończal, Kornelia: Eigen-Sinn i historia życia codzienne- Bearbeitung: Kornelia Kończal, Übersetzung: Antoni go. Alf Lüdtke i Thomas Lindenberger w rozmowie z Górny, Kornelia Kończal, Mirosława Zielińska, Poz- Kornelią Kończal: In: Lindenberger, Thomas; Lüdtke, nań 2018, S. 623–645. Alf (Hg.): Eigen-Sinn. Życie codzienne, podmiotowość Neumann, Klaus: The right to asylum: a hidden history.­ i sprawowanie władzy w XX wieku, Wydawnictwo In: Henrich, Eureka; Simpson, Julian M. (Hg.): ­History, Nauka i Innowacje, Poznań 2018, S. 623–645. Historians and the Immigration Debate: ­Going Back to Kötzing, Andreas: Bilder der Allmacht. Die Staatssicher- Where We Came from, Cham 2018, S. 191–208. heit in Film und Fernsehen - eine vorläufige Bestands- Neumann, Klaus: Abandoned in limbo: the predicament aufnahme. In: ders. (Hg.): Bilder der Allmacht. Die of refugees in Renée Brand’s Niemandsland [Short Staatssicherheit in Film und Fernsehen, Göttingen Days Ago] and Herz Bergner’s Zwishn himl un waser 2018, S. 9–39. [Between Sky and Sea]. In: Literatur in Wissenschaft Kötzing, Andreas: Zwischen Genrefilm und Agitations­ und Unterricht, 49 (2018), S. 103–118. kino. Inszenierungen der Staatssicherheit in DEFA-­ Neumann, Klaus; Taylor, Savitri: The ballerina and the Spielfilmen der 1950er und 1960er Jahre. In: ders. Minister: turf wars and the Australian government’s (Hg.): Bilder der Allmacht. Die Staatssicherheit in Film exceptional granting of political asylum in 1980. In: und Fernsehen, Göttingen 2018, S. 94–113. Australian Journal of Politics and History, 64 (2018) Kreter, Maximilian: Rechtsrock in Sachsen – Sprachrohr 4, S. 576–591. fremdenfeindlicher Militanz? In: Totalitarismus und Neumann, Klaus; Taylor, Savitri: Australia and the 1967 Demokratie, 15 (2018) 1, S. 99–125. Declaration on Territorial Asylum: a case study of the Lindenberger, Thomas: From Cold War battleground to making of international refugee and human rights law. a footnote to history? Labour history in divided and In: International Journal of Refugee Law, 30 (2018) 1, unified Germany. In: European Review of History/Re- S. 8–30. vue européenne d’histoire, 25 (2018) 1, S. 61–78. Neumann, Klaus: Grounds for hope: Rights or compas- Lindenberger, Thomas: Fiction et genre dans la repré- sion? Different trajectories for refugee advocacy. In: sentation filmique de la RDA. In: Camarade, Hélène; Arena Magazine, (2018) 157, S. 15–19. Guilhamon, Elizabeth; Steinle, Matthias; Yèche, Hélène Neumann, Klaus: Looking for Magda: an Australian (Hg.): La RDA et la société postsocialiste dans le ciné- story. In: Griffith Review, (2018) 61. ma allemand après 1989, Villeneuve d’Ascq 2018, S. Neumann, Klaus: Waving, but also drowning. In: Inside 85–96. Story vom 24.7.2018. Lindenberger, Thomas: Die Straße als Politik-Arena Neumann, Klaus: I am German when we win, but I am im langen 20. Jahrhundert. In: Recker, Marie-­Luise; an immigrant when we lose. In: Inside Story vom Schulz, Andreas (Hg.): Parlamentarismuskritik 12.8.2018. und Antiparlamentarismus in Europa (Beiträge der

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Postert, André: Kein Kinderspiel. ­Spielzeugherstellung Schmeitzner, Mike; Pampel, Bert: Zur Einführung. In: durch die Hitlerjugend und im Holocaust. In: Weil, Schmeitzner, Mike; Pampel, Bert (Hg.): Konzentra­ Francesca; Postert, André; Kenkmann, Alfons (Hg.): tionslager Sachsenburg (1933–1937) (Schriftenreihe Kindheiten im Zweiten Weltkrieg, Halle 2018, der Stiftung Sächsische Gedenkstätten 16), Dresden S. 357–373. 2018, S. 7–13. Postert, André: German Youth between Euphoria and Re- Schmeitzner, Mike; Pampel, Bert: Kommunisten im KZ sistance: Political Coercion and the Coordination of Ger- Sachsenburg. In: dies. (Hg.): Konzentrationslager Sach- man Youth. In: Beck, Hermann; Jones, Larry Eugene senburg (1933–1937) (Schriftenreihe der Stiftung Säch- (Hg.): From Weimar to Hitler Studies in the Dissolution sische Gedenkstätten 16), Dresden 2018, S. 223–240. of the and the Establishment of the Schmeitzner, Mike; Steinberg, Swen: Dokumentation Third Reich. 1932–1934, New York 2018, im Druck. und Zeugenschaft. Das Konzentrationslager Sachsen- Postert, André/Weil, Francesca: Einleitung/Editorial. burg in der ausländischen Presse und Publizistik. In: In: Totalitarismus und Demokratie, 15 (2018) 2, Schmeitzner, Mike; Pampel, Bert (Hg.): Konzentra­ S. 151–161. tionslager Sachsenburg (1933–1937) (Schriftenreihe Schmeitzner, Mike: Die Räterepublik als Diktatur des der Stiftung Sächsische Gedenkstätten 16), Dresden Proletariats. Linksparteien und Regionalentwicklun- 2018, S. 382–404. gen in Bremen, München, Leipzig und Gotha 1918/19 Vollnhals, Clemens: Entnazifizierung. In: Görres-Gesell- im Vergleich. In: Schöler, Uli; Scholle, Thilo (Hg.): schaft (Hg.): Staatslexikon. Recht – Wirtschaft – Ge- Weltkrieg – Spaltung – Revolution. Sozialdemokratie sellschaft. Zweiter Band, Freiburg 2018, S. 138–141. 1916–1922, Bonn 2018, S. 166–179. Weil, Francesca: „Weniger als Feigenblätter …“ oder Schmeitzner, Mike: Auf demokratischem Weg? Karl Institutionen zivilgesellschaftlichen Engagements? Die Kautsky und die Diktatur des Proletariats. In: Braune, Runden Tische 1989/90 in der DDR. In: Deutschland Andreas; Hesselbarth, Mario; Müller, Stefan (Hg.): Archiv, 2016 (2018), S. 141–153. Die USPD zwischen Sozialdemokratie und Kommu- Weil, Francesca: Ärzte als inoffizielle Mitarbeiter des nismus 1917–1922. Neue Wege zu Frieden, Demo­ Ministeriums für Staatssicherheit der DDR – Das kratie und Sozialismus? (Weimarer Schriften zur Beispiel der Psychiater. In: Kumbier, Ekkehardt; Stein- Republik, Band 3), Stuttgart 2018, S. 135–155. berg, Holger (Hg.): Psychiatrie in der DDR. Beiträge Schmeitzner, Mike: Auftakt zum Lager-Terror. Die zur Geschichte (Schriftenreihe zur Medizingeschichte Chemnitzer Abwaschaktion vom März 1933. In: ders.; 24), Berlin 2018, S. 127–142. Pampel, Bert (Hg.): Konzentrationslager Sachsenburg Weil, Francesca; Postert, André; Kenkmann Alfons: (1933–1937) (Schriftenreihe der Stiftung Sächsische Kindheiten im Zweiten Weltkrieg in internationaler Gedenkstätten 16), Dresden 2018, S. 34–48. Perspektive. Eine Einleitung. In: Weil, Francesca; Schmeitzner, Mike: „Wühler“, „Schieber“ und „Putschis- Postert, André; Kenkmann, Alfons (Hg.): Kindheiten ten“? Bolschewismusfurcht und „Ostjudenfrage“ in im Zweiten Weltkrieg, Halle 2018. Sachsen 1921. Eine Landtagsdebatte als Lehrstück. In: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, 66 (2018) 9, S. 734–755. 4. Rezensionen Schmeitzner, Mike: Besondere Härte? Die sowjetischen Verfahren im SS- und Polizei-Komplex. In: Schulte, Kreter, Maximilian: Rezension zu: Ryan Shaffer, Music, Jan Erik; Wildt, Michael (Hg.): Die SS nach 1945. Youth And International Links In Post-War British Entschuldungsnarrative, populäre Mythen, europäische­ Fascism. The Transformation Of Extremism. In: Tota- ­Erinnerungsdiskurse (Berichte und Studien des litarismus und Demokratie, 15 (1) 2018, S. 129–131. Hannah-­Arendt-Instituts 76), Göttingen 2018, Kreter, Maximilian: Rezension (zus. mit Sebastian Gräfe S. 145–160. und Anna-Maria Haase) zu: Extremismus und poli- Schmeitzner, Mike: „Macht Euren Dreck alleene!“ Aus- tisch motivierte Kriminalität. In: Soziologische Revue, rufung der Republik und Abdankung des Königs 1918 41 (1) 2018, S. 79–92. in Sachsen. In: Landtagskurier, 28 (2018) 8, S. 22 f. Postert, André: Rezension zu: Heidi Sack: Moderne Schmeitzner, Mike: „Demokratie heißt das ganze Jugend vor Gericht. Sensationsprozesse, „Sexualtra- Volk“ Die Einführung des allgemeinen Wahlrechts in gödien“ und die Krise der Jugend in der Weimarer Sachsen Ende 1918. In: Landtagskurier, 28 (2018) 9, Republik, Bielefeld 2016. In: HSozKult (https://www. S. 22 f. hsozkult.de/publicationreview/id/rezbuecher-27110), Schmeitzner, Mike: Mehr Demokratie wagen! ­Dresden 11.9.2018. in der Revolution 1918/19. In: Dresdner Hefte. Beiträ- Postert, André: Rezension zu: Roman B. Kremer: Auto- ge zur Kulturgeschichte, 36 (2018) 136, S. 24–32. biographie als Apologie. Rhetorik der Rechtfertigung

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bei Baldur von Schirach, Albert Speer, Karl Dönitz 6. Internetpublikationen und Erich Raeder, Göttingen 2017. In: Totalitarismus und Demokratie, 15 ( 2018) 2, S. 265–267. Backes, Uwe: Zum Weltbild der Neuen Rechten in Vollnhals, Clemens: Rezension zu: Karsten Jedlitschka, Deutschland, www.hait.tu-dresden.de/dok/bac/ Philipp Springer (Hg.): Das Gedächtnis der Staatssi- kas_53886-544-1-30.pdf. cherheit. Die Kartei- und Archivabteilung des MfS, Lindenberger, Thomas (Ltg.); Arp, Agnes; Gebauer, Göttingen 2015. In: Historische Zeitschrift, 306 (2018) Ronald; Warnecke, Marie-Luise: Dimension und wis- 2, S. 632–634. senschaftliche Nachprüfbarkeit politischer Motivation Vollnhals, Clemens: Rezension zu: Christian Booß: Im in DDR-Adoptionsverfahren, 1966–1990. Vorstudie goldenen Käfig. Zwischen SED, Staatssicherheit, Justiz- im Auftrag des Bundesministerium für Wirtschaft und ministerium und Mandant – die DDR-Anwälte im poli- Energie, Potsdam 26.2.2018, http://zzfpotsdam.de/ tischen Prozess, Göttingen 2017. In: Sehepunkte (www. sites/default/files/2018-02-26_zzf-vorstudie_pol._mot._ sehepunkte.de/2018/05/30890.html), 18 (2018) 5. adoptionen_2.pdf. Vollnhals, Clemens: Rezension zu: Harry Carl Schaub: Abwehr-General Erwin Lahousen. Der erste Zeuge beim Nürnberger-Prozess, Wien 2015. In: Militärge- 8.7 Vorträge/Diskussionsleitungen/Interviews schichtliche Zeitschrift, 77 (2018) Heft 1, S. 327–329. Vollnhals, Clemens: Rezension zu: Daniel Bohse: Die apl. Prof. Dr. Uwe Backes Entnazifizierung von Verwaltung und Justiz in Sach- sen-Anhalt 1945/46, Halle 2017. In: Sehepunkte. Re- 6.3.2018, Zwickau, Lehrerfortbildung der Sächsischen zensionsjournal für die Geschichtswissenschaft (www. Bildungsagentur, Regionalstelle Zwickau, Vortrag sehepunkte.de/2018/09/31117.html), 18 (2018) 9. politische Bildung: Rechtsextremismus Vollnhals, Clemens: Rezension zu: Michael Gehler, Rolf 10.3.2018, Kloster Banz, Extremismus-Expertentagung Steininger: 17. Juni 1953. Der unterdrückte Volks- der Hanns-Seidel-Stiftung, wiss. Vortrag: Putins Popu- aufstand, Reinbek 2018. In: Das Historisch-Politische listen? Buch, (2018) 4, S. 571 f. 20.3.2018, Königswinter, Seminar „Extremismus in Vollnhals, Clemens: Rezension zu: Heike Schroll: Ost-­ Deutschland“ der Stiftung Christlich-Soziale Politik West-Aktionen im Berlin der 1950er Jahre. Potentiale im Arbeitnehmerzentrum, Vortrag politische Bildung: und Grenzen behördlicher Überlieferungen zum Kunst- Pegida – Aufstieg und Wirkung einer rechtspopulisti- handel in der Viersektorenstadt und in der jungen schen Bewegung am Beispiel Ostdeutschland Hauptstadt der DDR, Berlin 2018. In: Das Historisch-­ 8.5.2018, Bremen, Vortrag und Podiumsdiskussion des Politische Buch, (2018) 4, S. 570 f. Landesamtes für Verfassungsschutz Bremen in der Bremischen Bürgerschaft, wiss. Vortrag: Ideologie und 5. Zeitungsartikel Gewalt 21.6.2018, Dresden, Fachtagung „Diktaturforschung Kailitz, Steffen: … Beobachtung ist besser. In: Sächsische und Diktaturerfahrung in der Demokratie“, Impuls­ Zeitung vom 5.5.2018, S. 10. vortrag: Diktaturen denken: Genealogien – Typolo­ Kończal, Kornelia: Der schleichende Staatsstreich. In: gien – Praktiken Sächsische Zeitung vom 20.9.2018, S. 9. 4.7.2018, Dresden, Institut für ­Auslandsbeziehungen, Lindenberger, Thomas: Verdiente Hommage an die ­Visitors Programme of the Federal Republic of Gescheiterten. Martin Schulze Wessel erinnert an Germany, wiss. Vortrag: Extremism and Populism in den „Prager Frühling“ – das andere „1968“ [Rezen­ Germany sion von Martin Schulze Wessel, Der Prager Frühling. 10.8.2018, Dresden, Projektpräsentation im Demokra- Aufbruch in eine neue Welt, Reclam Verlag, Leipzig tiezentrum, Sächsische Staatsministerin für Gleichstel- 2018]. In: FAZ vom 7.8.2018, S. 6. lung und Integration, wiss. Vortrag: Rechts motivierte Schmeitzner, Mike: Dresdner Historiker: „Es ist ein Hassgewalt in Sachsen schwieriges Erbe“ (zum KZ Sachsenburg). In: Leipzi- 4.9.2018, Wiesbaden, Konferenz des Bundeskriminal­ ger Volkszeitung vom 21.7.2018, S. 4. amts zur Extremismusprävention, wiss. Vortrag: Rechts- Zinn, Alexander: „Einem ehrlichen Menschen“. In: kreu- extremismus und Rechtspopulismus in Deutschland zer – Das Leipzig Magazin, Juli (2018), S. 30 f. 5.12.2018, Leipzig, Forum der Sächsischen Akademie der Wissenschaften, Teilnahme an Podiumsdiskussion: Politisch motivierte Gewalt – Extremismusformen in Deutschland

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Christoph Hanzig 26.9.2018, Frankfurt a. M., Kongress der Deutschen Ver- einigung für Politikwissenschaft, Einführung/Moderati- 10.6.2018, Görlitz, Frühjahrstagung des Arbeitskreises on/Tagungsleitung: An den Grenzen der Demokratie? zur Erforschung der nationalsozialistischen „Eutha­ Zur Krise von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in nasie“ und Zwangssterilisation, wiss. Vortrag: „Ein Mittel- und Osteuropa II (zus. mit Susanne Pickel) gesundes Volk sei unser Ziel“ – Rassenhygienische 27.9.2018, Frankfurt a. M., Kongress der Deutschen Propaganda in der sächsischen NS-Zeitung „Der Vereinigung für Politikwissenschaft, Einführung/Mo- Freiheitskampf“, NS-„Euthanasie“ und Zwangssterili- deration/Tagungsleitung: Mitgliederversammlung der sation in Schlesien Sektion „Vergleichende Politikwissenschaft“ 27.9.2018, Frankfurt a. M., Kongress der Deutschen Vereinigung für Politikwissenschaft, Videointerview: PD Dr. Steffen Kailitz Stand und Perspektiven der (deutschen) Politikwis- senschaft (in der Funktion als Sprecher der Sektion 15.1.2018, Dresden, Sachsen – quo vadis? Die Ergeb- „Vergleichende Politikwissenschaft“) nisse des Sachsen-Monitors 2017 in der Diskussion, 1.10.2018, Dresden, Interview durch Phoenix für Sen- Einführung/Moderation/Tagungsleitung (zus. mit dung „Der Tag“, Fernsehinterview: Festnahme von Kornelia Kończal) mutmaßlichen Rechtsterroristen in Chemnitz 15.1.2018, Interview mit Endstation Rechts (Interviewer: 2.10.2018, Interview durch Evangelischer Pressedienst Tim Schulz), Interview: AfD: „Klare Muster rechts­ (epd), Interview: Mutmaßliche Terrorzelle „Revolu­ extremistischer Aussagen“ tion Chemnitz“ und Entwicklung der rechtsextremen 2.2.2018, Dresden, Interview mit Deutschlandfunk gewaltbereiten Szene Kultur, Radiointerview: Neuregelung Parteienfinanzie- 4.10.2018, Dresden, Interview für die ARD-Sendungen rung und Konsequenzen für die NPD „Tagesschau“ und „Bericht aus Berlin“, Fernseh­ 26.5.2018, Heidelberg, 30. Heidelberger Symposium, interview: Rolle des Verfassungsschutzes bei der Podiumsdiskussion mit Horst Meier, Teilnahme an ­Bekämpfung von Rechtsextremismus/Rechtsterroris- Podiumsdiskussion: Extreme verbieten? Demokratie mus und Islamismus zwischen Wehrhaftigkeit und Toleranz 9.10.2018, Barranquilla/Dresden (per Skype), Final de 13.6.2018, Dresden, organisiert durch Konrad-Adenauer-­ una Época. Rupturas y repercusiones en Europa y Stiftung (Interviewer: Michael Gerson/Washington América Latina, wiss. Vortrag: How Democracies Die Post), Interview: Right-wing extremism and populism and Survive? Experiences from the Interwar Period in Germany and the USA 13.10.2018, Dresden, Interview mit dem „Spiegel“, 5.7.2018, Dresden, HAIT-Werkstatt, wiss. Vortrag: Interview: Radikalisierung der AfD und der Frage der Demokratisierung und Nationalisierung nach dem Beobachtung durch den Verfassungsschutz Erstem Weltkrieg im Dreiländereck (zus. mit Sebasti- 25.10.2018, Dresden, Interview mit der Deutschen an Paul und Matthäus Wehowski) Presse-­Agentur (dpa), Interview: 100-jähriges 3.8.2018, Dresden, Interview für Tagesschau.de, ­Jubiläum Novemberrevolution sowie Parallelen der Interview:­ Mögliche Beobachtung der AfD durch ­Gegenwart zur Zeit nach dem Ersten Weltkrieg Verfassungsschutz 15.11.2018, Dresden, Kulturpalast, Kulturausschuss des 24.8.2018, Hamburg, Konferenz des European Consor- Schul- und Bildungsausschusses des Deutschen Städ- tium for Political Research, Einführung/Moderation/ tetags, Teilnahme an Podiumsdiskussion: zum Thema Tagungsleitung: Does „Western“ Democracy still mean „Rechtsruck in Deutschland als Herausforderung für „Liberal Democracy“? (zus. mit Sacha Kneip, WZB) die Kommunalpolitik“ 25.8.2018, Hamburg, Konferenz des European Consorti- 22.11.2018, Leipzig, Förderprogramm „1918 – Chiffre um for Political Research, Einführung/Moderation/Ta- für Aufbruch und Umbruch“ des Sächsischen Staatsmi- gungsleitung: Illiberal Turn in the Post-communist Region nisteriums für Wissenschaft und Kunst, wiss. Vortrag: 2.9.2018, Dresden, Tagesthemen, Interview: Diskussion Aufbruch zu Demokratie und Nationalstaatlichkeit im der Beobachtung der AfD durch Verfassungsschutz Dreiländereck. Deutschland – ­Polen – Tschechoslowa- 3.9.2018, Dresden, Interview mit Tagesschau.de, kei nach dem „Großen Krieg“ (1918–1923) Interview:­ Mögliche Beobachtung der AfD durch 3.12.2018, Dresden, Tagung: Aufbruch zu Demokratie Verfassungsschutz und Nationalstaatlichkeit in Mittel- und Ostmittel­ 15.9.2018, Dresden, Interview mit Spiegel-TV, Fernseh­ europa? Aktuelle Forschungen mit Fokus auf die lokale interview: Analyse zur AfD: „Je radikaler sie auftreten, Ebene (1917–1923), Einführung/Moderation/Tagungs- desto mehr Stimmen bekommen sie“ leitung (zus. mit Tim Buchen und Sebastian Paul)

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4.12.2018, Dresden, Tagung: Aufbruch zu Demokratie 31.5.2018, Ljubljana, Museum der Zeitgeschichte, wiss. und Nationalstaatlichkeit in Mittel- und Ostmitteleu- Vortrag: From Workers’ to Socialist Self-Management ropa? Aktuelle Forschungen mit Fokus auf die lokale 13.6.2018, Ljubljana, Institut für Zeitgeschichte, Materi- Ebene (1917–1923), wiss. Vortrag: Die Transforma­ al Culture of the Fire Engines, wiss. Vortrag: Material tion zu Demokratie und Nationalstaatlichkeit im Culture of the Consumer Society in Slovenia Dreiländereck Deutschland – Polen – Tschechoslowa- 26.9.2018, Münster, 52. Deutscher Historikertag, Panel: kei nach dem „Großen Krieg“ (1918–1923) (zus. mit Einheit oder Spaltung durch Transformation? Erfah- Matthäus Wehowski) rungen und Narrative einer langen Geschichte des 12.12.2018, Saarbrücken, Stiftung Demokratie Saar- (post-)kommunistischen Umbruchs in Zentraleuropa land, Teilnahme an Podiumsdiskussion: Hitlergruß (organisiert von Kerstin Brückweh, Michal Kopeček, und rechtsradikale Posts: Wie verfassungsfeindlich ist Thomas Lindenberger), wiss. Vortrag: From open to die neue Rechte? Wie Rechtspopulisten und Rechts­ closed society? Local practices of division and integra- extremisten unsere Gesellschaft bedrohen tion in Serbia and Slovenia (1985–2000) 28.9.2018, Zadar, 9th Conference of International Association for Southeast European Anthropology Dr. Friederike Kind-Kovács (InASEA), wiss. Vortrag: (Male) Comradery Contes- ted: Voluntary Firefighters and the Role of Emotions 12.10.2018, Regensburg, Leibniz-Institut für Ost- und during the 1990s Yugoslav Wars and Post-Socialist Südosteuropaforschung, Images and Languages of Transformation Despair and Violence Representations of Eastern 9.11.2018, Regensburg, Leibnitz-Institut für Ost- und Europe after the Great War, wiss. Vortrag: Picturing Südosteuropaforschung (IOS), Konferenz: Socialist the Postwar: Children’s Destitution and Humanitarian and Post-Socialist Urban Transformation in Small Relief in Budapest Cities of Southeast Europe, wiss. Vortrag: Socialist 4.12.2018, Dresden, Konferenz: Aufbruch zu Demokra- and Post-Socialist Transformation of the Fire Safety tie und Nationalstaatlichkeit in Mittel- und Ostmit- Service in Smaller Cities in Slovenia and Vojvodina teleuropa. Aktuelle Forschungen mit Fokus auf die 3.12.2018, Dresden, HAIT, Konferenz: Aufbruch zu lokale Ebene (1917–1923), Kommentar zum Panel: Demokratie und Nationalstaatlichkeit in Mittel- und Neuordnungskonzepte nach dem „Großen Krieg“ II Ostmitteleuropa? Aktuelle Forschungen mit Fokus 5.12.2018, Halle, Kolloquium Historische Erziehungs- auf die lokale Ebene (1917–1923), wiss. Vortrag: wissenschaften, wiss. Vortrag: The Value of Memories Between the Habsburg and Karadjordjević: Nationali- and Pictures: Child Transports after the Great War sation and Democratisation from Bellow in post-WWI 17.12.2018, Budapest, Vera and Donald Blinken „­Slovenian“ Styria Open Society Archives, Roundtable, National and Internatio­nal Broadcasting in Turbulent Times: ­Mediating between States and Publics, wiss. Vortrag: Dr. Kornelia Kończal Mission Accomplished? RFE/RL after 1989 15.1.2018, Dresden, Sachsen – quo vadis? Die Ergeb- nisse des Sachsen-Monitors 2017 in der Diskussion, Dr. Ana Kladnik Einführung/Moderation/Tagungsleitung (zus. mit Steffen Kailitz) 12.3.2018, Ljubljana, Institut für Ethnologie und Kul- 31.1.2018, Erfurt, Max-Weber-Kolleg für kultur- und so- turanthropologie an der Universität Ljubljana, wiss. zialwissenschaftliche Studien, Workshop (mit Joanna Vortrag: Identity, Tradition and the Volunteer Fire Pfaff-Czarnecka): Concep­tualising the Micro-Macro Departments Links across Disciplines, Einführung/Moderation/ 23.3.2018, Ljubljana, Konferenz: Voluntary Work, Tagungsleitung Volunteering and Voluntary Associations in Southeast 8.5.2018, Mainz, Johannes-Gutenberg-Universität, wiss. Europe, 1980–2000, wiss. Vortrag: Voluntary Fire- Vortrag: Politics of Plunder: Post-German Property fighting Associations and the Reorganisation of the and the Reconstruction of East Central Europe after System of Protection and Rescue in Slovenian Local the Second World War Communities around 1990, Teilnahme an Podiumsdis- 24./25.5.2018, Leipzig, GWZO, Workshop: Material kussion: Volunteering and the History of Southeastern Feelings: Population Displacement and Property Europe between 1980–2000 Transfer in Modern Europe and Beyond, Einführung/ Moderation/Tagungsleitung

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12.6.2018, Tartu, Third Annual Tartu Conference on 6.10.2018, Hildesheim, 26. Arbeitstagung der Kommis- Russian and East European Studies: Reflecting on sion zur Erforschung Musikalischer Volkskulturen ­Nation-Statehood in Eastern Europe, Russia and in der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde e. V., Eurasia, wiss. Vortrag: The Invention of the “Cursed Center for World Music, wiss. Vortrag: Der Reiz des Soldiers” and its Opponents: Post-war Partisan Strug- Verbotenen – Rechtsrock zwischen jugendlicher gle in Contemporary Poland Rebellion und politischer Agitation: Das Beispiel der 21.6.2018, Dresden, Tagung: Diktaturforschung und Band ‚Stahlgewitter‘, Verbotene Musik Diktaturerfahrung in der Demokratie. Fachtagung an- 26.10.2018, Neudietendorf, 56. Tagung des Velden- lässlich des 25-jährigen Bestehens des Hannah-­Arendt- steiner Kreises, wiss. Vortrag: Antisemitismus und Instituts für Totalitarismusforschung e. V. an der TU Islamophobie im deutschsprachigen Rechtsrock, Die Dresden, Einführung/Moderation/Tagungsleitung Einflusspolitik der Islamischen Republik und der 17.7.2018, Berlin, Freie Universität, wiss. Vortrag: The Mo- politische Extremismus ral Economy of Plundering. Post-German Property and 27.11.2018, Würzburg, Institut für Musikforschung the Reconstruction of Central Europe after the WWII an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, 6.–8.9.2018, Triest, Tagung: Ruling by confiscating: pat- wiss. Vortrag: Vom Kebab-Staat zur One-World-Mafia: terns of material sovereignty in nation states, imperial 40 Jahre Rechtsrock in Deutschland and colonial areas (1780–1918), wiss. Vortrag: The Social History of Property in East Central Europe in the 20th Century: Practices and Policies Prof. Dr. Thomas Lindenberger 21.9.2018, Wrocław, Tagung: Commemoration Crusades:­ 24.4.2018, Dresden, TU Dresden, ­Antrittsvorlesung, How ‘Cursed Soldiers’ Transformed the Memory wiss. Vortrag: „Jetzt wächst zusammen, was Landscape in Poland, wiss. Vortrag: Cultural Land- ­zusammengehört.“ Diktaturerfahrung und Transfor- scapes in Central and Eastern Europe after World mation in zeithistorischer Perspektive War II and the Collapse of 30.5.2018, Dresden, Kino im Kasten. Studentisches Programmkino, Ringvorlesung der TU Dresden, Ein- führung/Moderation/Tagungsleitung: „50 Jahre 1968 Maximilian Kreter – Die antiautoritäre Revolte“ Filmeinführung „Spur der Steine“ (DDR 1966) 26.1.2018, Suhl, 11. Geschichtsmesse: „Der diskrete 14.6.2018, Dresden, Katholische Akademie des Bistums Charme der Diktatur? Gefährdungen von Demokratie ­Dresden-Meißen, Partnerkonferenz des Sächsischen gestern und heute“, Sektion Demokratiebildung und Landeszentrale für politische Bildung, wiss. Vortrag: historische Aufarbeitung, Bundesstiftung zur Aufar- Transforma­tion und Emotionalität als Herausforde- beitung der SED-Diktatur, wiss. Vortrag: Rechts moti- rung für die politische Bildung vierte (Hass-)Gewalt in Sachsen: Entwicklungstrends, 3.7.2018, Halle, Puschkino, Filmabend des Aleksander-­ Radikalisierung und Prävention Brückner-Zentrums für Polenstudien, 1917–1923), 16.5.2018, Meißen, „Demokratie leben!“ gestaltet Sach- Einführung/Moderation/Tagungsleitung: zu Sztuka sen – Sachsen gestaltet „Demokratie leben!“, Bundes- Kochania, The Art of Loving, PL 2017 programm „Demokratie leben“/LAG Vielfalt, wiss. Vortrag: „Sächsische Zustände“: Eine Bestandsaufnah- me recht(sextrem)er Aktivitäten in Sachsen Dr. Klaus Neumann 15.6.2018, Dresden, Lange Nacht der Wissenschaften, wiss. Vortrag: Der Reiz des Verbotenen – Rechtsrock 5.10.2018, Düsseldorf, Heinrich-Heine-Universität, 16th zwischen jugendlicher Rebellion und politischer Biennial Conference of GASt: Australian Perspectives Agitation on Migration, Keynote: Vorbildhaft? Australian and 23.8.2018, Dresden, Johannes-Albers Bildungsforum German Responses to Refugees and Asylum Seekers gGmbH/Arbeitnehmer-Zentrum Königswinter, wiss. 11.12.2018, London, King’s College, Konferenz: History Vortrag: Gefahr für die Demokratie und Rechtsstaat? & Policy, wiss. Vortag: Forced Migration, Policy Ma- Rechtsextre­mismus in den neuen Ländern. Von der king, and the Uses and Abuses of History Zions- zur Frauenkirche, Dresden: Die sächsische Metropole zwischen Vergangenheit und Gegenwart

82 Wissenschaftliches Personal

Dr. André Postert 9.6.2018, Frankenberg, Sachsenburg-Dialog der Lager­ arbeitsgemeinschaft (LAG), Buchvorstellung/Teil- 10.1.2018, Dresden, TU Dresden Historisch-Fachdidak­ nahme an Podiumsdiskussion: Konzentrationslager tisches Kolloquium, wiss. Vortrag: Spielzeug und Sachsenburg (1933–1937) Spiele in der deutschen Geschichte, 1900 bis 1945 21.6.2018, Dresden, HAIT, Fachtagung Diktaturfor- 6.3.2018, Dresden, Buchvorstellung: Kindheiten im schung und Diktaturerfahrung in der Demokratie, Zweiten Weltkrieg, Teilnahme an Podiumsdiskussion Teilnahme an Podiumsdiskussion: Panel II: Nach dem 3.5.2018, Dresden, HAIT-Kolloquium, wiss. Vortrag: Memory Boom: Diktaturforschung und Geschichtspo- Kinderspiel, Glücksspiel, Kriegsspiel. Große Ge- litik in transnationaler Perspektive schichte in kleinen Dingen, 1900–1945 20.9.2018, Chemnitz, Buchvorstellung in Kooperation 15.5.2018, Leipzig, Buchvorstellung: Kindheiten im mit dem Staatsarchiv Chemnitz und der Stiftung Zweiten Weltkrieg, Teilnahme an Podiumsdiskussion Sächsische Gedenkstätten, Einführung/Moderation/ 22.9.2018, Deutsche Welle Brasilien, Interview: Rechts Tagungsleitung: Das Konzentrationslager Sachsenburg oder links? Ideologische Ursprünge des Nationalsozi- (1933–1937) alismus: https://noticias.uol.com.br/ultimasnoticias/ 22.9.2018, Chemnitz, Historischer Stadtrundgang im deutschewelle/2018/09/22/nazismo-e-de-direita-ou-­ Rahmen des Stadtjubiläums Chemnitz im Nationalso- deesquerda-origens-ideologicas.htm zialismus, Einführung/Moderation/Tagungsleitung 4.10.2018, BBC Brasilien, Interview: Der Berghof als 25.9.2018, Dresden, Podiumsdiskussion des Dresdner Erinnerungsort, https://www.bbc.com/portuguese/ Geschichtsvereins e. V., Einführung/Moderation/ internacional-45711225 Tagungsleitung: Der gespaltene Freistaat. Sachsen 13.11.2018, Pirna, Öffentliche Veranstaltung des Stadt- 1919–1933. Ein Buchprojekt museums, wiss. Vortrag: Kindheit im Zweiten Welt- 30.10.2018, Heidelberg, Podiumsdiskussion der Reichs­ krieg. Einblicke in einen Erinnerungsdiskurs präsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte, Teilnahme an 29.11.2018, Dresden, HAIT-Kolloquium, Einführung/ Podiumsdiskussion: November 1918. Eine deutsche Moderation/Tagungsleitung: David Motadel: Muslime Revolution? unter deutscher Herrschaft, 1941–1945 10.11.2018, Dresden, Festveranstaltung des Freistaates 30.11.2018, Sömmerda, Buchvorstellung/Ausstellungs­ Sachsen (Staatskanzlei), Festvortrag: „Auf dem Weg in eröffnung im Historisch-Technischen Museum, die Demokratie. 100 Jahre Ausrufung des Freistaates wiss. Vortrag: Spiele und Spielzeug im Ersten und Sachsen“ im Ständehaus 1 Zweiten Weltkrieg 10.11.2018, Dresden, „Sachsenspiegel“ des MDR-Fern- 6.12.2018, Spiegel Online, Interview: Spielzeug im sehens, Interview: 100 Jahre Freistaat Sachsen Natio­nalsozialismus 10.11.2018, Dresden, Festveranstaltung des Freistaates Sachsen (Staatskanzlei), „Auf dem Weg in die Demo- kratie. 100 Jahre Ausrufung des Freistaates Sachsen“ Prof. Dr. Mike Schmeitzner im Ständehaus, Teilnahme an Podiumsdiskussion: Gespräch mit dem Ministerpräsidenten des Freistaa- 31.1.2018, Dresden, Abendveranstaltung der Friedrich-­ tes Sachsen Michael Kretschmer Ebert-Stiftung, Buchvorstellung „Die Farbe Rot – 12.11.2018, Dresden, Kulturzeit des MDR-Hörfunks Ursprünge und Geschichte des Kommunismus“ von (MDR Radio Sachsen), Interview: Die Revolution von Gerd Koenen (gemeinsam mit dem Autor), Teilnahme 1918/19 in Sachsen an Podiumsdiskussion 16.11.2018, Dresden, Tagung „Die Revolution 1918/19 26.3.2018, Leipzig, Experten-Workshop des Erich und ihre Folgen“ in der Sächsischen Landeszentrale Zeigner Haus e. V., Vortrag politische Bildung: Die für politische Bildung, wiss. Vortrag: Linksparteien im Gemeinderats- und Landtagwahlen 1946 in Sachsen. Weimarer Staat Frei und fair? 27.11.2018, Dresden, Abendvortrag in der Themenreihe 3.4.2018, Chemnitz, MDR-Fernsehen „Zeitreise“, der Konrad-Adenauer-Stiftung „1968: Unterschiedli- Interview: Das Konzentrationslager Sachsenburg che Vergangenheit – Gemeinsame Zukunft“, Vortrag 1933–1937 politische Bildung: Revolution von oben – Die neue 24.4.2018, Freiberg, Ringvorlesung an der TU Bergaka- Verfassung der DDR als Schlussstein der sozialisti- demie zum Thema „Freiberg in der DDR“, wiss. Vor- schen Umwälzung trag: Von der „Gauregierung“ zur Landesverwaltung (1943–1946), Bruch oder Kontinuität?

83 HAIT Dresden – Jahresbericht 2018

Dr. Clemens Vollnhals Dr. Thomas Widera

6.3.2018, Kostroma/Russland, Seminar zum ­Umgang 6.7.2018, Berlin, Projekt „Kunstraub in der DDR“ in Deutschland mit seinen beiden Diktaturen, (Arbeitstitel), Bundesstiftung zur Aufarbeitung der Konrad-­Adenauer-Stiftung und Staatliche Universität SED-Diktatur, Interview: Die MfS-Aktion „Licht“ Kostroma, wiss. Vortrag: Juristische Aufarbeitung der 1962 Verbrechen des Nationalsozialismus und gesellschaft- 11.9.2018, Dresden, Workshop: Die MfS-Aktion „Licht“ liche Auseinandersetzung mit der NS-Ideologie 1962 – Forschungsfragen und Befunde, wiss. Vortrag: 19.4.2018, Dresden, Verein Deutscher Studenten, Forschungsprobleme und Forschungsbefunde zur Vortrag politische Bildung: Der Aufstieg der NSDAP in Aktion „Licht“ Sachsen 22.5.2018, Freiberg, Ringvorlesung der Bergakademie Freiberg, wiss. Vortrag: Die Entnazifizierung in Sach- Dr. Alexander Zinn sen als Instrument kommunistischer Machtpolitik 29.5.2018, Novosibirsk, Seminar der Konrad-Adenauer-­ 22.4.2018, Oranienburg, Gedenkstätte Sachsenhausen, Stiftung und des Unabhängigen Diskussionsklubs No- wiss. Vortrag: Eine „homosexuelle Verschwörung“? vosibirsk, Über den Umgang mit der Vergangenheit, Thomas Mann, Kuno Fiedler und Max Herbert Apelt wiss. Vortrag: Juristische Aufarbeitung der Verbrechen im Visier der Gestapo des Nationalsozialismus und gesellschaftliche Ausein- April 2018, Leipzig, Radiointerview MDR ­Kultur, andersetzung mit der NS-Ideologie Interview: Forschungsprojekt des HAIT zur 31.5.2018, Bernaul/Russland, Seminar der Konrad-­ Homosexuellen­verfolgung Adenauer-Stiftung und des Instituts für nationale 17.5.2018, Halle, Martin-Luther-Universität Halle-­ Sicherheit und Risikomanagement Bernaul, Über den Wittenberg, wiss. Vortrag: „Aus dem Volkskörper Umgang mit der Vergangenheit, wiss. Vortrag: Juristi- entfernt“? Die NS-Homosexuellenverfolgung – ein sche Aufarbeitung der Verbrechen des Nationalsozia- Resümee lismus und gesellschaftliche Auseinandersetzung mit 12.7.2018, München, NS-Dokumentationszentrum der NS-Ideologie ­München, wiss. Vortrag: Rudolf Brazda und die 11.9.2018, Dresden, HAIT-Workshop „Die MfS-­Aktion ­nationalsozialistische Homosexuellenverfolgung ‚Licht‘ 1962 – Forschungsfragen und Befunde“, 28.7.2018, Berlin, Radiointerview Radio 1, Interview: Einführung/Moderation/Tagungsleitung­ Homosexuelle im Nationalsozialismus 28.11.2018, Pirna, Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein, Buchvorstellung „Recht muss doch Recht bleiben“, Vortrag politische Bildung: Der Kirchenkampf im ­Nationalsozialismus und Martin Gauger

Dr. Francesca Weil

6.3.2018, Dresden, Buchpräsentation, wiss. Vortrag: Kindheiten im Zweiten Weltkrieg 25.4.2018, Rostock, öffentliche Veranstaltung mit der Landesärztekammer Mecklenburg-Vorpommern und der BStU, wiss. Vortrag: Ärzte als inoffizielle Mitarbei- ter des MfS der DDR 15.5.2018, Leipzig, Buchpräsentation, wiss. Vortrag: Kindheiten im Zweiten Weltkrieg 21.6.2018, Dresden, HAIT-Festtagung, Einführung/­ Moderation/Tagungsleitung: Keynote von Lutz Niet- hammer „Imaginationen von System und Erfahrung. Der Totalitarismusbegriff nach dem Kalten Krieg“

84 9. Nichtwissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

Sekretariat

Hannelore Georgi Marion Müller (bis 9/2018) (seit 10/2018)

Bibliothek

Dipl.-Bibliothekarin Claudia Naumann Gabriele Schmidt

Haushalt/Personal/ IT Projektverwaltung

Evelyn Brock Sven Haubold

Publishing

Kristin Luthardt Ute Terletzki

85 HAIT Dresden – Jahresbericht 2018

10. Bibliothek und Archiv 11. Technische Ausstattung, Infrastruktur

Die Bibliothek des Hannah-Arendt-Instituts für Totalita- Der IT-Verantwortliche des Instituts richtet die Compu- rismusforschung ist eine zeitgeschichtliche Spezialbiblio- terarbeitsplätze der Institutsmitarbeiter und -mitarbeite- thek. Vorrangig werden die Informationsbedürfnisse der rinnen ein und wartet diese. Er erstellt und verwaltet die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Hauses bedient, sie rechentechnische Basis der im Institut verwendeten Da- steht aber auch Studierenden und anderen Interessierten tenbanken. Das Institut ist Mitnutzer des Deutschen Wis- ab dem 18. Lebensjahr als Präsenzbibliothek zur wissen- senschaftsnetzes über die Technische Universität Dres- schaftlichen Nutzung zur Verfügung. den. Die Bibliothek des Instituts ist in das Netz integriert.

Der Bibliotheksbestand in Freihandaufstellung umfasst 2018 standen 16 000 € für Investitionen zur Verfügung. derzeit ca. 52 000 Bände. Des Weiteren kann auf ein Dadurch war es möglich, die Serverinfrastruktur durch umfangreiches Angebot an Fachzeitschriften, Tageszei- eine erhebliche Erweiterung mit mehr Hauptspeicher, tungen und Datenbanken zugegriffen werden. Die Sam- mehreren und schnelleren Festplatten sowie zusätzlichen melschwerpunkte der Bibliothek­ orientieren sich an den Lizenzen signifikant zu verbessern, um der extrem gestie- Forschungsgebieten des Instituts. Vorrangig findet man genen Belastung durch das in letzter Zeit erhöhte Nut- Literatur zur Geschichte ab 1918 u. a. zu den Themen: zer- und Datenaufkommen gewachsen zu sein. Selbst bei Ausfall eines der beiden Server kann noch ein ordnungs- –– Geschichte des Nationalsozialismus, gemäßer Betrieb unter verminderter Last aufrechterhal- –– Geschichte der SBZ/DDR, ten werden. –– Geschichte des deutschen Wiedervereinigungs­ prozesses 1989 ff., Die technischen Geräte des Instituts (Computer ein- –– Politischer Extremismus, schließlich Software, Drucker, Scanner, Kopier-, Fax-, –– Freiheitsforschung, Tontechnik) wurden durch Instandhaltungen (teilweise –– Diktaturen in Europa, über Wartungsverträge), Reparaturen und vereinzelt –– Schriften Hannah Arendts in deutscher und englischer Ersatzbeschaffungen auf gutem technischem Niveau ein- Sprache, setzbar gehalten. –– Spezialbestand: Theoretische Grundlagen der Totalita- rismusforschung.

Der Bestand der Bibliothek ist über das Internet recher- chierbar. Die Monografien sind über den Online-Katalog auf der Homepage des Instituts (http://www.hait.tu-­­ dresden.de/open) und den Südwestdeutschen Biblio- theksverbund abrufbar (http://swb.bsz-bw.de). Ebenfalls auf der Bibliothekshomepage existiert ein Link zum elek- tronischen Zeitschriftenbestandsverzeichnis und zu den aktuellen Neuerwerbungen. Hier erhält man Auskunft über die erworbenen Bände der vergangenen Woche und des letzten Monats. Alle Kataloge und Verzeichnisse wer- den ständig auf den neuesten Stand gebracht.

Sehbeeinträchtigten Nutzern und Nutzerinnen steht ein modernes Bildschirmlesegerät zur Verfügung, mithilfe dessen Texte vorgelesen bzw. vergrößert werden können.

Die Bibliothek befindet sich im Tillich-Bau der Techni- schen Universität Dresden, Helmholtzstraße 6. Sie ist Montag bis Freitag von 9.00 Uhr bis 16.00 Uhr geöffnet.

86 Gremien/Freundeskreis

12. Gremien, Freundeskreis Leitung: Mitglieder des Vereins: Direktor: Prof. Dr. Martin Gillo Prof. Dr. Thomas Lindenberger Prof. Dr. Manfred Heinemann Prof. Dr. Thomas Lindenberger Stellvertretende Direktoren: apl. Prof. Dr. Uwe Backes Prof. Dr. Dr. h. c. Heinrich Oberreuter Dr. Clemens Vollnhals, M. A. Dr. Matthias Rößler, MdL Dr. Monika Runge Prof. Dr. Cornelius Weiss Ku­ra­to­ri­um: Collegium Carolinum (vertreten durch Prof. Dr. Martin Vorsitzende: Schulze Wessel) Regierungsdirektorin Dr. Caroline Wagner (Vertreterin Freistaat Sachsen, vertreten durch das Sächsische des Sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft ­Ministerium für Wissenschaft und Kunst (vertreten und Kunst) durch Regierungsdirektorin Dr. Caroline Wagner) Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e. V. Stellvertretender Vorsitzender: (vertreten durch Prof. Dr. Winfried Müller) Prof. Dr. Karl Lenz (Vertreter der Technischen Univer­ Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen sität Dresden) Europa, Leipzig ­(vertreten durch Prof. Dr. Christian Mitglieder: Lübke) Aline Fiedler, MdL (Vertreterin des Sächsischen Land- Leibniz-Institut für jüdische Geschichte und Kultur – tags) Simon Dubnow, Leipzig (vertreten durch Prof. Dr. Yfaat Collegium Carolinum (vertreten durch Prof. Dr. Martin Weiss) Schulze Wessel, gewählter Vertreter der Mitgliederver- Sächsische Akademie der Wissenschaften (vertreten sammlung des Vereins seit 11/18) durch Prof. Dr. Hans Wiesmeth) Prof. Dr. Alfons Kenkmann (Vertreter des Wissenschaft- Technische Universität Dresden (vertreten durch lichen Beirates) Prof. Dr. Werner J. Patzelt) Prof. Dr. Dr. h. c. Heinrich Oberreuter (gewählter Ver- Zentrum für Antisemitismusforschng der TU Berlin treter der Mitgliederversammlung des Vereins bis 11/18) (­vertreten durch Prof. Dr. Stefanie Schüler-Springorum) Prof. Dr. Hans Vorländer (Vertreter des Wissenschaft­ lichen Beirats) Prof. Dr. Hans Wiesmeth (Vertreter der Sächsischen Akademie der Wissenschaften) Freundeskreis des Hannah-Arendt-Instituts e. V. Wissenschaftlicher Beirat: Zur Förderung der wissenschaftlichen und publizisti- Vorsitzender: schen Tätigkeit des Hannah-Arendt-Instituts wurde am Prof. Dr. Alfons Kenkmann 10. Mai 2005 ein Freundeskreis ins Leben gerufen. Er ist als gemeinnütziger Verein anerkannt. Spenden an Stellvertretender Vorsitzender: den Freundeskreis (Dresdner Volksbank und Raiffeisen- Prof. Dr. Hans Vorländer bank eG, IBAN DE87 8509 0000 2852 3310 06, BIC Mitglieder: GENODEF1DRS) sind steuerlich abzugsfähig. Anträge Prof. Dr. Dietmar Neutatz zur Aufnahme in den Freundeskreis nimmt der Vorstand Prof. Dr. Stefan Karner (Prof. Dr. Uwe Backes, Hannah-Arendt-Institut für To- Prof. Dr. Sandrine Kott talitarismusforschung e.V. an der Technischen Universi- Prof. Dr. Gert Pickel tät Dresden, 01062 Dresden) gern entgegen. Über eine Prof. Dr. Sybille Steinbacher Aufnahme entscheidet die Mitgliederversammlung. Der Dr. Oldřich Tůma Jahresmitgliedsbeitrag für persönliche Mitglieder beträgt Prof. Dr. Hans Vorländer 100,00 €.

Ehrenvorsitzender: Prof. Dr. Gilbert Merlio

87 HAIT Dresden – Jahresbericht 2018

13. Personal und Finanzen

Wissenschaftliche Mitarbeiter/-innen Nichtwissenschaftliche Mitarbeiter/-innen Wissenschaftliche Hilfskräfte (haushaltsfinanziert) (haushaltsfinanziert) (haushaltsfinanziert) Currle, Philipp (WHK/Bachelor, Backes, Uwe (stellv. Direktor) Brock, Evelyn seit 9/18) Böttcher, Claudia (seit 11/18) Georgi, Hannelore (bis 9/18) Fleck, Linda (WHK/Bachelor)

Genswein, Tobias (WHK/ Fritze, Lothar Haubold, Sven Master, seit 9/18) Pietrusky, Katja (WHK/Master, Kailitz, Steffen Luthardt, Kristin seit 8/18)

Kind-Kovács, Friederike (seit 8/18) Müller, Marion (seit 10/18) Rab, Sebastian (WHK/Master)

Zingler, Annett (WHK/Master, Kötzing, Andreas Naumann, Claudia bis 2/18, 4/18, 7/18, 9/18)

Kończal, Kornelia (bis 9/18) Schmidt, Gabriele

Lindenberger, Thomas (Direktor) Terletzki, Ute

Postert, André

Richter, Michael (abgeordnet, bis 6/18) Schmeitzner, Mike

Vollnhals, Clemens (stellv. Direktor)

Weil, Francesca

Studentische Hilfskräfte: Darüber hinaus waren im Laufe des Jahres 2018 19 freie Haushaltsfinanziert: Luise Martha Anter, Laurenz Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen auf der Basis von Leipner, Martina Meiselbach, Sebastian Müller Werkverträgen (davon 4 in Drittmittelprojekten) sowie Drittmittelfinanziert: Youmna Fouad, Leonie Fritz, 12 (davon 7 in Drittmittelprojekten) auf der Basis von Florian Gall, Noor Haji Darwish, Christopher Mäbert, Hono­rar­verträgen beschäftigt. Adrian Schieber, Marius Schmidinger, Fabia Speth, Clemens Weichert, Hendrik Malte Wenk Das Haushaltsvolumen des Instituts betrug 2018 ca. 2,13 Mio. €; ca. 1,55 Mio. € dieser Summe entfielen auf Praktikantin: Aline Sieber Zuwendungen des Freistaates Sachsen, ca. 0,58 Mio. € auf Drittmittel. Promovierende: Haushaltsfinanziert: Benjamin Werner Externe Finanzierung: Franz-Joseph Hille, Alexander Koch, Maximilian Kreter, Sebastian Paul, Michael Thoß, Steffi Unger

88 Personal und Finanzen

Wissenschaftliche Mitarbeiter/-innen Wissenschaftliche Hilfskräfte (drittmittelfinanziert) (drittmittelfinanziert) Gräfe, Sebastian (bis 5/18) Burr, Janna (WHK/Bachelor, bis 1/18)

Kladnik, Ana Currle, Philipp (WHK/Bachelor, 6/18 bis 8/18)

Paul, Sebastian Genswein, Tobias (WHK/Master, bis 8/18)

Unger, Steffi (bis 6/18 in Elternzeit) Haase, Anna Maria (WHK/Bachelor, bis 6/18)

Wehowski, Matthäus Haj Bakri, Bakri (WHK/Bachelor, bis 8/18)

Widera, Thomas Hanzig, Christoph (WHK/Master)

Zinn, Alexander (seit 4/18) Heyne, Thomas (WHK/Bachelor, bis 8/18)

Käseberg, Martin (WHK/Bachelor)

Kreter, Maximilian (WHK/Master, bis 5/18)

Neubauer, Kornelia (WHK/Bachelor, bis 8/18)

Pietrusky, Katja (WHK/Master, seit 4/18)

Ramisch, Franziska (WHK/Master, 3/18 bis 8/18)

Richter, Emilia (WHK/Bachelor, seit 8/18)

Schirgott, Claudia (WHK/Bachelor, bis 2/18)

Segelke, Sven (WHK/Bachelor, bis 7/18)

Thoß, Michael (WHK/Master) Wenk, Hendrik Malte (WHK/Bachelor, 9/18 bis 10/18; WHK/Master seit 11/18) Zafer, Moutaz (WHK/Master, bis 6/18)

Zill, Nora (WHK/Master, bis 3/18, 7/18 bis 8/18)

89 HAIT Dresden – Jahresbericht 2018

14. Verzeichnis der Publikationen in den Nr. 12: Michael Richter, Erich Sobeslavsky: Die Grup- Reihen des Hannah-Arendt-Instituts pe der 20. Gesellschaftlicher Aufbruch und politische Opposition in Dresden 1989/90, Köln/Weimar/Wien 1999, ISBN 3-412-06499-8

Schriften des Hannah-Arendt-Instituts Nr. 13: Johannes Raschka: Justizpolitik im SED-Staat. Anpassung und Wandel des Strafrechts während der erschienen im Verlag Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen Amtszeit Honeckers, Köln/Weimar/Wien 2000, (bis Band 23 im Böhlau Verlag Köln/Weimar/Wien erschienen) ISBN 3-412-06700-8 Nr. 15: Ralf Ahrens: Gegenseitige Wirtschaftshilfe? Nr. 1: Die politische „Wende“ in Sachsen. Rückblick Die DDR im RGW. Strukturen und handelspolitische und Zwischenbilanz. Hg. von Alexander Fischer und ­Strategien 1963–1976, Köln/Weimar/Wien 2000, Günther Heydemann, Köln/Weimar/Wien 1995, ISBN 3-412-12200-9 ISBN 3-412-07995-2 Nr. 16: Frank Hirschinger: „Zur Ausmerzung freige- Nr. 2: Die Ost-CDU. Beiträge zu ihrer Entstehung und geben“. Halle und die Landesheilanstalt Altscherbitz Entwicklung. Hg. von Michael Richter und Martin Riss- 1933–1945, Köln/Weimar/Wien 2001, mann, Köln/Weimar/Wien 1995, ISBN 3-412-07895-6 ISBN 3-412-06901-9 Nr. 3: Stefan Creuzberger: Die sowjetische Besatzungs- Nr. 17/1: Sowjetische Militärtribunale. Band 1: Die macht und das politische System der SBZ, Köln/Wei- ­Verurteilung deutscher Kriegsgefangener 1941–1953. mar/Wien 1996, ISBN 3-412-04596-9 Hg. von Andreas Hilger, Ute Schmidt und Günther Nr. 4: Michael Richter: Die Staatssicherheit im letzten ­Wagenlehner, Köln/Weimar/Wien 2001, Jahr der DDR, Köln/Weimar/Wien 1996, ISBN 3-412-06701-6 ISBN 3-412-04496-2 Nr. 17/2: Sowjetische Militärtribunale. Band 2: Die Nr. 5: Die Tragödie der Gefangenschaft in Deutschland Verurteilung deutscher Zivilisten 1945–1955. Hg. von und der Sowjetunion 1941–1945. Hg. von Klaus-Dieter Andreas Hilger, Mike Schmeitzner und Ute Schmidt, Müller, Konstantin Nikischkin und Günther Wagenleh- Köln/Weimar/Wien 2003, ISBN 3-412-06801-2 ner, Köln/Weimar/Wien 1998, ISBN 3-412-04298-6 Nr. 18: Karin Urich: Die Bürgerbewegung in Dresden Nr. 6: Lothar Fritze: Täter mit gutem Gewissen. Über 1989/90, Köln/Weimar/Wien 2001, menschliches Versagen im diktatorischen Sozialismus, ISBN 3-412-06801-2 Köln/Weimar/Wien 1998, ISBN 3-412-04398-2 Nr. 19: Innovationskulturen und Fortschrittserwartun- Nr. 7: Totalitarismustheorien nach dem Ende des Kom- gen im geteilten Deutschland. Hg. von Johannes Abele, munismus. Hg. von Achim Siegel, Köln/Weimar/Wien ­Gerhard Barkleit und Thomas Hänseroth, ­ 1998, ISBN 3-412-04498-9 Köln/Weimar/Wien 2001, ISBN 3-412-07001-7 Nr. 8: Bernd Schäfer: Staat und katholische Kirche in Nr. 20: „Ein Gespenst geht um in Europa“. Das Erbe der DDR, Köln/Weimar/Wien 1999, kommunistischer Ideologien. Hg. von Uwe Backes und ISBN 3-412-01299-8 Stéphane Courtois, Köln/Weimar/Wien 2002, ISBN 3-412-15001-0 Nr. 9: Widerstand und Opposition in der DDR. Hg. von Klaus-Dietmar Henke, Peter Steinbach und Johannes Nr. 21: Mike Schmeitzner, Stefan Donth: Die Partei Tuchel, Köln/Weimar/Wien 1999, ISBN 3-412-15698-1 der Diktaturdurchsetzung. KPD/SED in Sachsen 1945–1952, Köln/Weimar/Wien 2002, Nr. 10: Peter Skyba: Vom Hoffnungsträger zum Sicher- ISBN 3-412-07702-X heitsrisiko. Jugend in der DDR und Jugendpolitik der SED 1949–1961, Köln/Weimar/Wien 2000, ­ Nr. 22: Diktaturdurchsetzung in Sachsen. Studien zur ISBN 3-412-15798-8 Genese der kommunistischen Herrschaft 1945–1952. Hg. von Rainer Behring und Mike Schmeitzner, Köln/ Nr. 11: Heidi Roth: Der 17. Juni 1953 in Sachsen. Mit Weimar/Wien 2003, ISBN 3-412-14802-4 einem einleitenden Kapitel von Karl Wilhelm Fricke, Köln/Weimar/Wien 1999, ISBN 3-412-06399-1 Nr. 23: Rechtsextreme Ideologien in Geschichte und Gegenwart. Hg. von Uwe Backes, Köln/Weimar/Wien 2003, ISBN 3-412-03703-6

90 Verzeichnis der Publikationen

Nr. 24: Michael Richter: Die Bildung des Freistaa- Nr. 37: Totalitarismus und Transformation. Defizite tes Sachsen. Friedliche Revolution, Föderalisierung, der Demokratiekonsolidierung in Mittel- und Osteuro- deutsche Einheit 1989/90, Göttingen 2004, pa. Hg. von Uwe Backes, Tytus Jaskułowski und Abel ISBN 978-3-525-36900-5 ­Polese, Göttingen 2009, ISBN 978-3-525-36911-1 Nr. 25: Thomas Widera: Dresden 1945–1948. Politik Nr. 38: Michael Richter: Die Friedliche Revolution. Auf- und Gesellschaft unter sowjetischer Besatzungsherr- bruch zur Demokratie in Sachsen 1989/90. 2 Bände, schaft, Göttingen 2005, ISBN 978-3-525-36901-2 Göttingen 2009, ISBN 978-3-525-36914-2 Nr. 26: Stefan Paul Werum: Gewerkschaftlicher Nieder­ Nr. 39: Henrik Steglich: Rechtsaußenparteien in gang im sozialistischen Aufbau. Der Freie Deutsche Deutschland. Bedingungen ihres Erfolges und Schei- Gewerkschaftsbund (FDGB) 1945 bis 1953, Göttingen terns, Göttingen 2010, ISBN 978-3-525-36915-9 2005, ISBN 978-3-525-36902-9 Nr. 40: Das Präsidium der Landesverwaltung Sachsen.­ Nr. 27: Frank Hirschinger: Gestapoagenten, ­Trotzkisten, Die Protokolle der Sitzungen vom 9. Juli 1945 bis Verräter. Kommunistische Parteisäuberungen in Sachsen-­ 10. Dezember 1946. Hg. von Andreas Thüsing unter Anhalt 1918–1953, Göttingen 2005, Mitarbeit von Agatha Kobuch, Göttingen 2010, ISBN 978-3-525-36903-6 ISBN 978-3-525-36916-6 Nr. 28: Politische Religion und Religionspolitik. Zwi- Nr. 41: Gerald Hacke: Die Zeugen Jehovas im Dritten schen Totalitarismus und Bürgerfreiheit. Hg. von Reich und in der DDR. Feindbild und Verfolgungs­ Gerhard Besier und Hermann Lübbe, Göttingen 2005, praxis, Göttingen 2010, ISBN 978-3-525-36917-3 ISBN 978-3-525-36904-3 Nr. 42: Wolfgang Bialas: Politischer Humanismus und Nr. 29: Gefährdungen der Freiheit. Extremistische Ideo- „verspätete Nation“. Helmuth Plessners Auseinander­ logien im Vergleich. Hg. von Uwe Backes und Eckhard setzung mit Deutschland und dem Nationalsozialismus, Jesse, Göttingen 2006, ISBN 978-3-525-36905-0 Göttingen 2010, ISBN 978-3-525-36918-0 Nr. 30: Babett Bauer: Kontrolle und Repression. Indivi- Nr. 43: Jahre des Umbruchs. Friedliche Revolution in duelle Erfahrungen in der DDR 1971–1989, Göttingen der DDR und Transition in Ostmitteleuropa. Hg. von 2006, ISBN 978-3-525-36907-4 Clemens Vollnhals, Göttingen 2011, ISBN 978-3-525-36919-7 Nr. 31: Uwe Backes: Politische Extreme. Eine Begriffs- geschichte von der Antike bis zur Gegenwart, Göttingen Nr. 44: Jörn-Michael Goll: Kontrollierte Kontrolleure. 2006, ISBN 978-3-525-36908-1 Die Bedeutung der Zollverwaltung für die „politisch-ope- rative“ Arbeit des Ministeriums für Staatssicherheit der Nr. 32: Sowjetisierung oder Neutralität? Optionen DDR, Göttingen 2011, ISBN 978-3-525-36920-3 sowjetischer Besatzungspolitik in Deutschland und Österreich 1945–1955. Hg. von Andreas Hilger, Mike Nr. 45: NS-Prozesse und deutsche Öffentlichkeit. Be- Schmeitzner und Clemens Vollnhals, Göttingen 2006, satzungszeit, frühe Bundesrepublik und DDR. Hg. von ISBN 978-3-525-36906-7 Jörg Osterloh und Clemens Vollnhals, Göttingen 2011, ISBN 978-3-525-36921-0 Nr. 33: Totalitarismus und Literatur. Deutsche Litera- tur im 20. Jahrhundert – Literarische Öffentlichkeit im Nr. 46: The Extreme Right in Europe. Current Trends Spannungsfeld totalitärer Meinungsbildung. Hg. von and Perspectives. Hg. von Uwe Backes und Patrick Hans Jörg Schmidt und Petra Tallafuss, Göttingen 2007, ­Moreau, Göttingen 2012, ISBN 978-3-525-36922-7 ISBN 978-3-525-36909-8 Nr. 47: Die völkisch-religiöse Bewegung im Nationalso- Nr. 34: Totalitarismuskritik von links. Deutsche Dis- zialismus. Eine Beziehungs- und Konfliktgeschichte. Hg. kurse im 20. Jahrhundert. Hg. von Mike Schmeitzner, von Uwe Puschner und Clemens Vollnhals, Göttingen Göttingen 2007, ISBN 978-3-525-36910-4 2012, ISBN 978-3-525-36996-8 Nr. 35: Hannah Arendt weitergedacht. Ein Symposium. Nr. 48: Jörg Müller: Strafvollzugspolitik und Haftre- Hg. von Lothar Fritze, Göttingen 2008, gime in der SBZ und in der DDR. Sachsen in der Ära ISBN 978-3-525-36913-5 ­Ulbricht, Göttingen 2012, ISBN 978-3-525-36959-3 Nr. 36: Communist and Post-Communist Parties in Eu- Nr. 49: Vom Ostblock zur EU. Systemtransformationen rope. Ed. by Uwe Backes and Patrick Moreau, Göttingen 1990–2012 im Vergleich. Hg. von Günther Heydemann 2008, ISBN 978-3-525-36912-8 und Karel Vodička, Göttingen 2013,­ ISBN 978-3-525-36960-9

91 HAIT Dresden – Jahresbericht 2018

Nr. 50: Ideologie und Moral im Nationalsozialismus. Nr. 61: Silke Schumann: Kooperation und Effizienz im Hg. von Wolfgang Bialas und Lothar Fritze, Göttingen Dienste des Eroberungskrieges. Die Organisation von 2014, ISBN 978-3-525-36961-6 Arbeitseinsatz, Soldatenrekrutierung und Zwangsarbeit in der Region Chemnitz 1939 bis 1945, Göttingen 2016, Nr. 51: Ideokratien im Vergleich. Legitimation – Ko- ISBN 978-3-525-36973-9 optation – Repression. Hg. von Uwe Backes und Steffen Kailitz, Göttingen 2014, ISBN 978-3-525-36962-3 Nr. 62: Nach dem „Großen Krieg“. Vom Triumph zum Desaster der Demokratie 1918/19 bis 1939. Hg. von Nr. 52: Wolfgang Bialas: Moralische Ordnungen des Steffen Kailitz, Göttingen 2017, ISBN 978-3-525-36974-6 Nationalsozialismus, Göttingen 2014, ISBN 978-3-525-36963-0 Nr. 63: Planwirtschaft – Privatisierung – Marktwirt- schaft. Wirtschaftsordnung und -entwicklung in der Nr. 53: Sachsen und der Nationalsozialismus. Hg. von SBZ/DDR und den neuen Bundesländern 1945–1994. Günther Heydemann, Jan Erik Schulte und Francesca Hg. von Günther Heydemann und Karl-Heinz Paqué, Weil, Göttingen 2014, ISBN 978-3-525-36964-7 ­Göttingen 2017, ISBN 978-3-5253-6975-3

Nr. 54: Tina Kwiatkowski-Celofiga: Verfolgte Schüler. Ursachen und Folgen von Diskriminierung im Schul­ wesen der DDR, Göttingen 2014, Wege der Totalitarismusforschung ISBN 978-3-525-36966-1 erschienen im Verlag Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen Nr. 55: Maria Fiebrandt: Auslese für die Siedlergesell­ schaft. Die Einbeziehung Volksdeutscher in die NS-­ Richard Löwenthal: Faschismus – Bolschewismus – Erbgesundheitspolitik im Kontext der Umsiedlungen Totalitarismus. Schriften zur modernen Weltanschau- 1939–1945, Göttingen 2014, ISBN 978-3-525-36967-8 ungsdiktatur. Eingeleitet und bearbeitet von Mike Nr. 56: Todesurteile sowjetischer Militärtribunale gegen Schmeitzner, Göttingen 2009, ISBN 978-3-525-32600-8 Deutsche (1944–1947). Eine historisch-biographische Jacob Talmon: Die Geschichte der totalitären Demokra- Studie. Hg. von Andreas Weigelt, Klaus-Dieter Müller, tie. Bände I–III. Hg. von Uwe Backes, Göttingen 2013, Thomas Schaarschmidt, Mike Schmeitzner, Göttingen ISBN 978-3-525-31012-0 2015, ISBN 978-3-525-36968 Aleksander Hertz: Skizzen über den Totalitarismus. ­ Nr. 57: Vergleich als Herausforderung, Festschrift zum Hg. von Torsten Lorenz und Katarzyna Stokłosa, 65. Geburtstag von Günther Heydemann. Hg. von ­Göttingen 2014, ISBN 978-3-525-31024-3 Andreas Kötzing, Francesca Weil, Mike Schmeitzner und Jan Erik Schulte, Göttingen 2015, Aurel Kolnai: Der Krieg gegen den Westen. Hg. von Wolf- ISBN 978-3-525-36969-2 gang Bialas, Göttingen 2015,­ ISBN 978-3-525-31031-1

Nr. 58: Sebastian Rick: Die Entwicklung der SED-Dik- Luigi Sturzo: Über italienischen Faschismus und tatur auf dem Lande. Die Landkreise Liebenwerda und Totalita­rismus. Hg. von Uwe Backes und Günther Schweinitz in der Sowjetischen Besatzungszone 1945– ­Heydemann, Göttingen 2018, ISBN 978-3-525-31050-2 1949, Göttingen 2016, ISBN 978-3-525-36970-8

Nr. 59: Nach den Diktaturen. Der Umgang mit den Opfern in Europa. Hg. von Günther Heydemann und Clemens Vollnhals, Göttingen 2016,­ ISBN 978-3-525- 36971-5

Nr. 60: Von Stalingrad zur SBZ. Sachsen 1943 bis 1949. Hg. von Mike Schmeitzner, Clemens Vollnhals und Fran- cesca ­Weil, Göttingen 2016, ­ISBN 978-3-525-36972-2

92 Verzeichnis der Publikationen

Nr. 11: Johannes Raschka: „Für kleine Delikte ist kein Berichte und Studien Platz in der Kriminalitätsstatistik“. Zur Zahl der po- litischen Häftlinge während der Amtszeit Honeckers, erschienen im Verlag V&R unipress Göttingen ­ Dresden 1997, ISBN 3-931648-10-9 (bis Heft 42 im Eigenverlag) Nr. 12: Die Verführungskraft des Totalitären. Saul Nr. 1: Gerhard Barkleit, Heinz Hartlepp: Zur Geschich- Friedländer, Hans Maier, Andrzej Szczypiorski auf dem te der Luftfahrtindustrie in der DDR, Dresden 1995, Hannah-Arendt-Forum in Dresden. Hg. von Klaus-Diet- ISBN 3-931648-00-1 mar Henke, Dresden 1997, ISBN 978-3-931648-11-4

Nr. 2: Michael Richter: Die Revolution in Deutschland Nr. 13: Michael C. Schneider: Bildung für neue Eliten. 1989/90. Anmerkungen zum Charakter der „Wende“, Die Gründung der Arbeiter- und Bauern-Fakultäten, Dresden 1995, ISBN 3-931648-01-X Dresden 1998, ISBN 978-3-931648-13-8

Nr. 3: Jörg Osterloh: Sowjetische Kriegsgefangene Nr. 14: Johannes Raschka: Einschüchterung, Ausgren- 1941–1945 im Spiegel nationaler und internationaler zung, Verfolgung. Zur politischen Repression in der Untersuchungen. Forschungsüberblick und Bibliogra- Amtszeit Honeckers, Dresden 1998, phie, Dresden 1995, ISBN 3-931648-02-8 ISBN 978-3-931648-14-5

Nr. 4: Klaus-Dieter Müller, Jörg Osterloh: Die ­Andere Nr. 15: Gerhard Barkleit, Anette Dunsch: Anfällige Auf- DDR. Eine studentische Widerstandsgruppe und steiger. Inoffizielle Mitarbeiter des MfS in Betrieben der ihr Schicksal im Spiegel persönlicher Erinnerungen und Hochtechnologie, Dresden 1998, sowjetischer NKWD-Dokumente, Dresden 1995, ISBN 978-3-931648-15-2 ISBN 3-931648-03-6 Nr. 16: Manfred Zeidler: Das Sondergericht Freiberg. Nr. 5: Gerhard Barkleit: Die Rolle des MfS beim Aufbau Zu Justiz und Repression in Sachsen 1933–1940, Dres- der Luftfahrtindustrie in der DDR, Dresden 1995, den 1998, ISBN 978-3-931648-16-9 ISBN 3-931648-04-4 Nr. 17: Ursula Ludz, Ingeborg Nordmann: Über den To- Nr. 6: Christoph Boyer: „Die Kader entscheiden alles“. Ka- talitarismus. Texte Hannah Arendts aus den Jahren 1951 derpolitik und Kaderentwicklung in der zentralen Staats- und 1953, Dresden 1998, ISBN 978-3-931648-17-6 verwaltung der SBZ und der frühen DDR (1945–1952), Dresden 1996, ISBN 978-3-931648-05-3 Nr. 18: Totalitarismus. Sechs Vorträge über Gehalt und Reichweite eines klassischen Konzepts der Diktatur­ Nr. 7: Horst Haun: Der Geschichtsbeschluss der SED forschung. Hg. von Klaus-Dietmar Henke, Dresden 1955. Programmdokument für die „volle Durchsetzung 1999, ISBN 978-3-931648-19-0 des Marxismus-Leninismus“ in der DDR-Geschichtswis- senschaft, Dresden 1996, ISBN 3-931648-06-0 Nr. 19: Henry Krause: Wittichenau. Eine katholische Kleinstadt und das Ende der DDR, Dresden 1999, Nr. 8: Erich Sobeslavsky, Nikolaus Joachim Lehmann: ISBN 978-3-931648-20-6 Zur Geschichte von Rechentechnik und Datenverarbei- tung in der DDR 1946–1968, Dresden 1996, Nr. 20: Repression und Wohlstandsversprechen. Zur ISBN 3-931648-07-9 Stabilisierung der Parteiherrschaft in der DDR und in der ČSSR. Hg. von Christoph Boyer und Peter Skyba, Nr. 9: Manfred Zeidler: Stalinjustiz kontra NS-Verbre- Dresden 1999, ISBN 978-3-931648-21-3 chen. Die Kriegsverbrecherprozesse gegen deutsche Kriegsgefangene in der UdSSR in den Jahren 1943– Nr. 21: Horst Haun: Kommunist und „Revisionist“. Die 1952. Kenntnisstand und Forschungsprobleme, Dresden SED-Kampagne gegen Jürgen Kuczynski (1956–1959), 1996, ISBN 3-931648-08-7 Dresden 1999, ISBN 978-3-931648-22-0

Nr. 10: Eckhard Hampe: Zur Geschichte der Kerntech- Nr. 22: Sigrid Meuschel, Michael Richter, Hartmut nik in der DDR 1955–1962. Die Politik der Staatspartei Zwahr: Friedliche Revolution in Sachsen, Dresden 1999, zur Nutzung der Kernenergie, Dresden 1996, ISBN 978-3-931648-24-4 ISBN 978-3-931648-09-1

93 HAIT Dresden – Jahresbericht 2018

Nr. 23: Gefangene in deutschem und sowjetischem Nr. 35: Diktaturdurchsetzung. Instrumente und Me- Gewahrsam. Dimensionen und Definitionen. Hg. von thoden der kommunistischen Machtsicherung in der Manfred Zeidler und Ute Schmidt, Dresden 1999, SBZ/DDR 1945–1955. Hg. von Andreas Hilger, ISBN 978-3-931648-25-1 Mike Schmeitzner und Ute Schmidt, Dresden 2001, ISBN 978-3-929048-38-1 Nr. 24: Gerald Hacke: Zeugen Jehovas in der DDR. Verfolgung und Verhalten einer religiösen Minderheit, Nr. 36: Gerhard Sälter: Interne Repression. Die Ver­ Dresden 2000, ISBN 978-3-931648-26-8 folgung übergelaufener MfS-Offiziere durch das MfS und die DDR-Justiz (1954–1966), Dresden 2002, Nr. 25: Komponisten unter Stalin. Aleksandr Veprik ISBN 978-3-929048-39-8 (1899–1958) und die Neue jüdische Schule. Hg. von Friedrich Geiger, Dresden 2000, Nr. 37: Stephan Posta: Tschechische „Fremdarbeiter“ ISBN 978-3-931648-28-2 in der nationalsozialistischen Kriegswirtschaft, Dresden 2002, ISBN 978-3-929048-40-4 Nr. 26: Johannes Abele: Kernkraft in der DDR. Zwi- schen nationaler Industriepolitik und sozialistischer Nr. 38: Michael Richter: Entscheidung für Sachsen. Zusammenarbeit 1963–1990, Dresden 2000, Grenzkreise und -kommunen bei der Bildung des ISBN 978-3-931648-29-9 ­Freistaates Sachsen. Bürgerwille und repräsentative Demokratie, Dresden 2002, ISBN 3-929048-41-9 Nr. 27: Silke Schumann: „Die Frau aus dem Erwerbs- leben wieder herausnehmen“. NS-Propaganda und Nr. 39: Martin Kupke, Michael Richter: Der Kreis Arbeitsmarktpolitik in Sachsen 1933–1939, Dresden Oschatz in der friedlichen Revolution 1989/90, Dresden 2000, ISBN 978-3-931648-30-5 2002, ISBN 978-3-929048-42-8

Nr. 28: Andreas Wiedemann: Die Reinard-Heydrich-­ Nr. 40: Wehrmacht – Verbrechen – Widerstand. Vier Stiftung in Prag (1942–1945), Dresden 2000, Beiträge zum nationalsozialistischen Weltanschauungs- ISBN 978-3-931648-31-2 krieg. Hg. von Clemens Vollnhals, Dresden 2003, ISBN 978-3-929048-43-5 Nr. 29: Gerhard Barkleit: Mikroelektronik in der DDR. SED, Staatsapparat und Staatssicherheit im Wettstreit Nr. 41: Siegfried Jenkner: Erinnerungen politischer Häft- der Systeme, Dresden 2000, ISBN 3-931648-32-X linge an den GULAG. Eine kommentierte Bibliographie, Dresden 2003, ISBN 978-3-931648-45-9 Nr. 30: Włodzimierz Borodziej, Jerzy Kochanowski, Bernd Schäfer: Grenzen der Freundschaft. Zur Koope- Nr. 42: Andreas Thüsing: Demokratischer Neubeginn? ration der Sicherheitsorgane der DDR und der Volks­ Aufbau, Organisation und Transformation des sächsi- republik Polen zwischen 1956 und 1989, Dresden 2000, schen Justizministeriums 1945–1950, Dresden 2003, ISBN 978-3-931648-33-6 ISBN 978-3-931648-46-6

Nr. 31: Harald Wixforth: Auftakt zur Ostexpansion. Die Nr. 43: Harald Schmid: Antifaschismus und Judenver­ Dresdner Bank und die Umgestaltung des Bankwesens folgung. Die „Reichskristallnacht“ als politischer im 1938/39, Dresden 2001, ­Gedenktag in der DDR, Göttingen 2004, ISBN 978-3-931648-34-3 ISBN 978-3-89971-201-8

Nr. 32: Auschwitz. Sechs Essays zu Geschehen und Nr. 44: Pazifisten in Uniform. Die Bausoldaten im Span- Vergegenwärtigung. Hg. von Klaus-Dietmar Henke, nungsfeld der SED-Politik 1964–1989. Hg. von Thomas Dresden 2001, ISBN 978-3-929048-35-0 Widera, Göttingen 2004, ISBN 978-3-89971-181-3

Nr. 33: Mike Schmeitzner: Schulen der Diktatur. Die Nr. 45: Tim Fauth: Deutsche Kulturpolitik im Protek- Kaderausbildung der KPD/SED in Sachsen 1945–1952, torat Böhmen und Mähren 1939 bis 1941, Göttingen Dresden 2001, ISBN 978-3-929048-36-2 2004, ISBN 978-3-89971-187-5

Nr. 34: Jaroslav Kučera: „Der Hai wird nie wieder so Nr. 46: Matthias Piefel: Antisemitismus und völkische stark sein“. Tschechoslowakische Deutschlandpolitik Bewegung im Königreich Sachsen 1879–1914, Göttin- 1845–1948, Dresden 2001, ISBN 978-3-929048-37-4 gen 2004, ISBN 978-3-89971-213-1

94 Verzeichnis der Publikationen

Nr. 47: Mike Schmeitzner: Im Schatten der FDJ. Die Nr. 59: Udo Grashoff: Schwarzwohnen. Die Unterwan- „Junge Union“ in Sachsen 1945–1950. Mit einem auto- derung der staatlichen Wohnraumlenkung in der DDR. biographischen Essay von Wolfgang Marcus, Göttingen Göttingen 2011, ISBN 978-3-89971-826-3 2004, ISBN 978-3-89971-180-6 Nr. 60: Francesca Weil: Verhandelte Demokratisierung. Nr. 48: Manfred Zeidler: Der 20. Juli 1944, Göttingen Die Runden Tische der Bezirke 1989/90 in der DDR, 2005, ISBN 978-3-89971-146-2 Göttingen 2011, ISBN 978-3-89971-881-2

Nr. 49: Henrik Steglich: Die NPD in Sachsen. Organi- Nr. 61: Maria Magdalena Verburg: Ostdeutsche Dritte-­ satorische Voraussetzungen ihres Wahlerfolges 2004, Welt-Gruppen vor und nach 1989/90, Göttingen 2012, Göttingen 2005, ISBN 978-3-89971-262-9 ISBN 978-3-89971-936-9

Nr. 50: Alliierter Bombenkrieg. Das Beispiel Dresden. Nr. 62: Anna Walentynowicz: Solidarność – eine persön- Hg. von Lothar Fritze und Thomas Widera, Göttingen liche Geschichte. Hg. und bearbeitet von Tytus Jasku­ 2005, ISBN 978-3-89971-273-5 łowski, Göttingen 2012, ISBN 978-3-89971-980-2

Nr. 51: „Tod den Spionen“. Todesurteile sowjetischer Nr. 63: Der Tjul’panov-Bericht. Sowjetische Besatzungs- Gerichte in der SBZ/DDR und in der Sowjetunion bis politik in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Hg. 1953. Hg. von Andreas Hilger, Göttingen 2006, von Gerhard Wettig, Göttingen 2012, ISBN 978-3-89971-286-5 ISBN 978-3-8471-0002-7

Nr. 52: Lothar Mertens: Priester der Clio oder Hofchro- Nr. 64: Nationalistische Politik und Ressentiments. nisten der Partei? Kollektivbiographische Analysen zur ­Deutsche und Polen von 1871 bis zur Gegenwart. DDR-Historikerschaft, Göttingen 2006, Hg. von Johannes Frackowiak, Göttingen 2013, ISBN 978-3-89971-307-7 ISBN 978-3-8471-0152-9

Nr. 53: Frank Hirschinger: Fälschung und Instrumen- Nr. 65: Mit Herz und Verstand – Protestantische Frauen talisierung antifaschistischer Biographien. Das Beispiel im Widerstand gegen die NS-Rassenpolitik. Hg. von Halle/Saale 1945–2005, Göttingen 2007, Manfred Gailus und Clemens Vollnhals, Göttingen 2013, ISBN 978-3-89971-354-1 ISBN 978-3-8471-0173-4

Nr. 54: Francesca Weil: Zielgruppe Ärzteschaft. Ärzte Nr. 66: Christoph Wowtscherk: Was wird, wenn die Zeit- als inoffizielle Mitarbeiter des Ministeriums für Staats­ bombe hochgeht? Eine sozialgeschichtliche Analyse der sicherheit, Göttingen 2007, ISBN 978-3-89971-423-4 fremdenfeindlichen Ausschreitungen in Hoyerswerda im September 1991, Göttingen 2014, Nr. 55: Stanislav Kokoška: Prag im Mai 1945. Die ISBN 978-3-8471-0324-0 ­Geschichte eines Aufstandes, Göttingen 2009, ISBN 978-3-89971-540-8 Nr. 67: Karel Vodička: Die Prager Botschaftsflüchtlinge 1989. Geschichte und Dokumente. Mit einem Prolog Nr. 56: Politik und Wissenschaft in der prähistorischen von Hans-Dietrich Genscher sowie unter Mitarbeit von Archäologie. Perspektiven aus Sachsen, Böhmen und Jan Gülzau und Petr Pithart, Göttingen 2014, Schlesien. Hg. von Judith Schacht­mann, Michael Strobel ISBN 978-3-8471-0345-5 und Thomas Widera, Göttingen 2009, ISBN 978-3-89971-741-9 Nr. 68: NS-Militärjustiz im Zweiten Weltkrieg. ­Disziplinierungs- und Repressionsinstrument in euro­ Nr. 57: Frank Hirschinger: Der Spionage verdächtig. päischer Dimension. Hg. von Claudia Bade, Lars Asylanten und ausländische Studenten in Sachsen-­ Skowronski und Michael Viebig, Göttingen 2014, Anhalt 1945–1970, Göttingen 2009, ISBN 978-3-8471-0372-1 ISBN 978-3-89971-750-1 Nr. 69: Uwe Backes, Anna-Maria Haase, Michail Log- Nr. 58: Die Zerstörung Dresdens 13. bis 15. Februar vinov, Matthias Mletzko, Jan Stoye: Rechts motivierte 1945. Gutachten und Ergebnisse der Dresdner Histori­ Mehrfach- und Intensivtäter in Sachsen, Göttingen 2014, ker­kommission zur Ermittlung der Opferzahlen. Hg. ISBN 978-3-8471-0374-5 von Rolf-Dieter Müller, Nicole Schönherr und Thomas Widera, Göttingen 2010, ISBN 978-3-89971-773-0

95 HAIT Dresden – Jahresbericht 2018

Nr. 70: Disput über den Totalitarismus. Hg. vom Nr. 4: Hunger – Kälte – Isolation. Erlebnisberichte und Hannah-­Arendt-Institut in Zusammenarbeit mit dem Forschungsergebnisse zum sowjetischen Speziallager Voegelin-­Zentrum, Göttingen 2015, Bautzen 1945–1950, 5., korrigierte und ergänzte Auf­ ISBN 978-3-8471-0492-6 lage Dresden 2009, ISBN 978-3-9805527-3-8

Nr. 71: Für ein artgemäßes Christentum der Tat. Völki- Nr. 5: „Die Entscheidung konnte mir niemand abneh- sche Theologen im „Dritten Reich“. Hg. von Manfred men“. Dokumente zu Widerstand und Verfolgung des Gailus und Clemens Vollnhals, Göttingen 2016, evangelischen Kirchenjuristen Martin Gauger (1905– ISBN 978-3-8471-0587-9 1941), Dresden 1997, ISBN 978-3-9805527-4-5 Nr. 72: Cultural Transfer and Political Conflicts. Film Festivals in the Cold War. Hg. von Andreas Kötzing und Nr. 6: Achim Kilian: „From Special Camp No. 1 to U.S.“ Caroline Moine, Göttingen 2017, Jugendjahre zwischen Vogtland, Mühlberg und Arkan- ISBN 978-3-8471-0588-6 sas, 2., ergänzte Auflage Dresden 2004, ISBN 978-3-9805527-5-2 Nr. 73: Tilman Pohlmann: Die Ersten im Kreis. Herr- schaftsstrukturen und Generationen in der SED Nr. 7: Kurt Kohlsche: „So war es! Das haben sie nicht (1946–1971), Göttingen 2017, ISBN 978-3-8471-0660-9 gewusst.“ Konzentrationslager Sachsenburg 1935/36 Nr. 74: Aurel Kolnais „Der Krieg gegen den Westen“. und Wehrmachtgefängnis Torgau – Fort Zinna Eine Debatte. Hg. von Wolfgang Bialas, Göttingen 2019, 1944/45 – ein Häftlingsschicksal, Dresden 2001, ISBN 978-3-8471-0822-1 ISBN 978-3-9805527-6-9 Nr. 75: Zwischen Christuskreuz und Hakenkreuz. Nr. 8: Wege nach Bautzen II. Biographische und auto­ Biografien von Theologen der Evangelisch-­lutherischen biographische Porträts, 3., korrigierte und ergänzte Landeskirche Sachsens im Nationalsozialismus. Auflage Dresden 2003, ISBN 978-3-9805527-7-6 Hg. von Konstantin Hermann und Gerhard Lindemann, Göttingen 2017, ISBN 978-3-8471-0726-2 Nr. 9: Aktenzeichen: „unerwünscht“. Dresdner Musiker­ schicksale und nationalsozialistische Judenverfolgung Nr. 76: Die SS nach 1945. Entschuldungsnarrative, 1933–1945, Dresden 1999, ISBN 978-3-9805527-8-3 ­populäre Mythen, europäische Erinnerungsdiskurse. Hg. von Jan Erik Schulte und Michael Wildt, Göttingen Nr. 10: Günter Heinisch: „Solange du lebst, lebt auch 2018, ISBN 978-3-8471-0820-7 die Hoffnung noch.“ Erinnerungen an Haft und ­Selbstbehauptung in Chemnitz, Dresden und Bautzen (1950–1956), Dresden 2000, ISBN 978-3-9805527-9-0 Lebenszeugnisse – Leidenswege Nr. 11: Dr. Margarete Blank (1901–1945). Justizmord gemeinsame Publikationsreihe mit der Stiftung Sächsische und Erinnerungspolitik, Dresden 2000, ­Gedenkstätten zur Erinnerung an die Opfer politischer ISBN 978-3-934382-00-8 ­Gewaltherrschaft Nr. 12: Zum Beispiel Vilem Kostka. Der tschechische Widerstand vor dem Oberlandesgericht Dresden. Ein Nr. 1: Luxemburger Zwangsrekrutierte im Wehrmacht- Haftschicksal in Briefen 1941–1945, Dresden 2001, gefängnis Torgau – Fort Zinna 1943–1945, Dresden ISBN 978-3-934382-03-9 1996, ISBN 978-3-9805527-0-7 Nr. 13: Friedrich Salzburg: Mein Leben in Dresden vor Nr. 2: Hans-Dieter Scharf: Von Leipzig nach Workuta­ und nach dem 30. Januar 1933. Lebensbericht eines und zurück. Ein Schicksalsbericht aus den frühen Jah- jüdischen Rechtsanwalts aus dem amerikanischen Exil ren des ersten deutschen Arbeiter- und Bauernstaates im Jahr 1940, Dresden 2002, ISBN 978-3-934382-04-6 1950–1954, Dresden 1996, ISBN 978-3-9805527-1-4 Nr. 14: „... ist uns noch allen lebendig in Erinnerung.“ Nr. 3: Maria Vittoria Zeme: „… und entzünde einen Biografische Porträts von Opfern der nationalsozialisti- Funken Hoffnung“. Aus dem Tagebuch einer italieni- schen „Euthanasie“-Anstalt Pirna-Sonnenstein, Dresden schen Rotkreuzschwester im Kriegsgefangenenlager 2003, ISBN 978-3-934382-07-7 Zeithain 1943–1944, Dresden 1996, ISBN 978-3-9805527-2-1

96 Verzeichnis der Publikationen

Nr. 15: Hans Corbat: „Unserer Entwicklung steht er Zeitschrift: Totalitarismus und Demokratie feindselig gegenüber.“ Erlebnisse in ­kommunistischen Lagern und Gefängnissen in Berlin, Torgau und erschienen im Verlag Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen ­Bautzen, Dresden 2004, ISBN 978-3-934382-10-7

Nr. 16: Kassiber aus Bautzen. Heimliche Briefe von TD 1/2004 Herausforderungen der Demokratie Gefangenen aus dem sowjetischen Speziallager TD 2/2004 Totalitarismus – Konzepte, Denkformen, Herrschaftspraktiken 1945–1950, Dresden 2004, ISBN 978-3-934382-11-4 TD 1/2005 Weltanschauungsdiktaturen im Vergleich Nr. 17: Gezeichnet. Kunst und Widerstand. Das Dresd- TD 2/2005 Fluchtpunkt Realsozialismus – Politische ner Künstlerehepaar Eva Schulze-Knabe (1907–1976) Emigranten in den Warschauer-Pakt-Staaten und Fritz Schulze (1903–1942), Dresden 2005, TD 1/2006 Doppelte Demokratisierung – Transition ISBN 978-3-934382-17-6 in der DDR 1989/90 TD 2/2006 Politische Freiheit – Traditionen in Ost Nr. 18: Peter Blachstein: „In uns lebe die Fahne der Frei- und West heit.“ Zeugnisse zum frühen Konzentrationslager Burg TD 1/2007 Wahlen und Demokratiekonsolidierung in Hohnstein, Dresden 2005, ISBN 978-3-934382-16-9 Ostmitteleuropa TD 2/2007 Opposition im Ostblock Nr. 19: Benno Kirsch: Walter Linse. 1903 – 1953 – TD 1/2008 Bunte Revolutionen in Eurasien 1996, Dresden 2007, ISBN 978-3-934382-19-0 TD 2/2008 Weltanschauungsdiktaturen – Unterschie- de, Formverwandtschaften, Wechselwir- Nr. 20: Hannelore Hahn: „Auf dem Weg zu den Schwä- kungen nen“. Autobiografische Erinnerungen einer Dresdner TD 1/2009 Ungleichheiten im Transitionsprozess Jüdin, Dresden 2008, ISBN 978-3-934382-21-3 TD 2/2009 Autokratien im 21. Jahrhundert TD 1/2010 Rechtsextremismus und Rechtspopulismus Nr. 21: Daniela Martin: „... Die Blumen haben fein in Ostmitteleuropa geschmeckt“. Das Leben meiner Urgroßmutter Anna L. TD 2/2010 NS-Täterforschung. Karrieren zwischen (1893–1940), Dresden 2010, ISBN 978-3-934382-23-7 Diktatur und Demokratie TD 1/2011 Der stalinistische Massenterror Nr. 22: Isidor Nussenbaum: „Er kommt nicht wieder.“­ TD 2/2011 Populismus: Konzepte und Theorien Geschichte eines Überlebenden. Hg. von Hans TD 1/2012 Ideokratien im Vergleich – Legitimation, ­Medick und Jens-Christian Wagner, Dresden 2013, Kooptation, Repression ISBN 978-3-934382-24-4 TD 2/2012 Populismus und Faschismus TD 1/2013 Akteure der Diktatur – Regionale Fallstu- Nr. 23: Cesare Gottardi: Erinnerungen eines italieni- dien zur NS- und SED-Herrschaft schen Militärinternierten – Memorie di un internato TD 2/2013 Rechtsextremistische Gewalt militare italiano. Hg. von Francesco Dal Lago, Dresden TD 1/2014 Islam(ist)ischer Totalitarismus? 2015, ISBN 978-3-934382-25-1 TD 2/2014 Stasi konkret? Zur gesellschaftlichen Wirk- samkeit der Staatssicherheit Nr. 24: Als Mädchen im KZ Meuselwitz. Erinnerungen TD 1/2015 Die Demokratie zwischen den Weltkriegen von Maria Brzęcka-Kosk. Hg. von Maria Brzęcka-Kosk, – vom Triumph zur Krise Dresden 2016, ISBN 978-3-934382-27-5 TD 2/2015 Jugend und Jugendpolitik in Deutschlands Diktaturen Nr. 25: „Nun ließe sich viel erzählen von all den Tageser- TD 1/2016 Hitlers „Mein Kampf“ eignissen“. Kommentierte Chronik des Katharinenhofes TD 2/2016 Kommunistische Nachrichtendienste im Großhennersdorf 1934–1941. Bearbeitet von Boris westlichen Europa Böhm, Hagen Markwardt und Jürgen Trogisch, Dresden TD 1/2017 Lenins Diktatur: Begriff, Selbstverständ- 2017, ISBN 978-3-934382-28-2 nis, Reaktion TD 2/2017 Islamischer Staat und Totalitarismus Nr. 26: „Recht muss doch Recht bleiben!“ Die Verfolgung TD 1/2018 Fremdenfeindliche Militanz in Sachsen des Juristen Martin Gauger (1905–1941) im National- TD 2/2018 Zeitzeugen sozialismus. Bearbeitet und eingeleitet von Boris Böhm, Dresden 2018, ISBN 978-3-934382-54-1

97 HAIT Dresden – Jahresbericht 2018

Totalitarismus und Demokratie/ Totalitarianism and Democracy Zeitschrift für internationale Diktatur- und Freiheitsforschung / An International Journal for the Study of Dictatorship and Liberty

15. Jahrgang 2018, Heft 1 Fremdenfeindliche Militanz in Sachsen Erscheint 2 × im Jahr, je Heft etwa 180 Seiten, kartoniert Xenophobic Militancy in Saxony Jahrgänge 1 (2004) bis 12 (2015) auch online: http:// www.hait.tu-dresden.de/TD Maik Herold: Fremdenfeindlichkeit im rechtspopulisti- Jahresbezugspreis (Print) � 59,00 schen Protest: das Beispiel Pegida Einzelheftpreis (Print) � 34,00 ISSN (Print) 1612–9008 Tom Mannewitz: Rechtsextreme Anti-Asyl-Proteste auf dem Höhepunkt der „Flüchtlingskrise“: Sachsen im Totalitarismus und Demokratie/Totalitarianism and De- interregionalen Vergleich mocracy (TD) ist eine Zeitschrift, die sich als internati- onale Drehscheibe der vergleichenden, historischen wie Anna-Maria Haase: „Reichsbürger und Selbstverwalter“ gegenwartsorientierten Erforschung nichtdemokratischer im Kontext politisch motivierter Gewalt in Sachsen Systeme und Bewegungen versteht. Ausgehend von den beiden deutschen Dikta­turen des 20. Jahrhunderts sollen Sebastian Gräfe: Zwischen Parteistruktur und Subkultur: Entstehungs­bedingungen, Funktionsweisen und Auswir­ Neonationalsozialisten in Sachsen und Nordrhein-West- kungen autokratischer Systeme im europäischen und au- falen im Vergleich ßereuropäischen Raum vergleichend analysiert werden. Darüber hinaus sind historisch-politische, sozialpsycholo- Maximilian Kreter: Rechtsrock in Sachsen – Sprachrohr gische und kulturelle Konstellationen, Bedingungen­ und fremdenfeindlicher Militanz? Dispositionen zu ergründen, die Geist und Wirklich­keit freiheitlich-demokratischer Gesellschaften fördern. 15. Jahrgang 2018, Heft 2 Die Zeitschrift versteht sich als ein Forum interdis- Zeitzeugen ziplinären Austauschs zwischen Historikern, Politik­ Contemporary Witnesses wissenschaftlern, Soziologen, Psychologen, Pädagogen,­ Religionswissenschaftlern und Philosophen. Elke Gryglewski: Zur künftigen Arbeit mit Zeitzeugin- nen und Zeitzeugen in Gedenkstätten zur Erinnerung Herausgegeben von Thomas Lindenberger. an die nationalsozialistischen Verbrechen Beirat: Michael Burleigh (London) / Stéphane Courtois (Paris) / Emilio Gentile (Rom) / Eckhard Jesse (Chemnitz) / Peter Graf Verena Lucia Nägel: Archivierte Zeugenschaft. Digitale Kielmansegg (Mannheim) / Werner J. Patzelt (Dresden) / Kurt Sammlungen von Interviews mit Überlebenden des Salamun (Graz). Holocaust

Anika Binsch/Markus Roth: Vom Zeitzeugen zum ­Textzeugen. Perspektiven für eine Zeit nach der Zeit­ zeugenschaft des Holocaust

Christina Isabel Brüning: Hologramme von Überleben­ den in einer sich diversifizierenden Gesellschaft?

Weitere Informationen: Peter Maser, Konrad Jarausch und Jürgen Reulecke im Vandenhoeck & Ruprecht, Geschichte Gespräch mit Barbara Stambolis, kommentiert von 37070 Göttingen Heide Glaesmer: Wissenschaftler aus der Kriegskinder- http://www.v-r.de; [email protected] generation als Zeitzeugen

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