Journal Nr. 222/März 2011 (PDF, 839
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60985 ISSN 0942 -2978 I 20. Jahrgang I Nr. 222 I März 2011 JournalKASSENÄRZTLICHE VEREINIGUNG Mecklenburg-Vorpommern Qualitätssicherung – Seiten 6 bis 10 Justiziariat – Seite 11 Kodieren im Fokus – Abrechnung ärztlicher Sucht Folgebehandlungen 2 AUF EIN WORT I NACH DER REFORM IST VOR DER REFORM ... 03I2011 Liebe Kolleginnen und Kollegen, Wartezeiten sind wohl weniger im Status der Versicher- für das Jahr 2011 hat das Bundesgesundheitsministeri- ten als in den vorhandenen Rahmenbedingungen be- um ein „Versorgungsgesetz“ angekündigt. Anlass ge- gründet. nug für manchen Politiker, sich ins rechte Licht rücken zu wollen. Die ersten Ich halte es aber für illusorisch, in der Zukunft auf einen Prachtblüten haben breiten Nachwuchsstrom zu hoffen, dafür war die Ge- das Licht der Welt ja burtenrate einfach zu niedrig. Es sollte allerdings sehr auch schon erblickt, intensiv versucht werden, ausgewanderte Mediziner aber der Reihe nach ... wieder nach Deutschland in die Versorgung zurück zu holen. Wenn wir darüber hinaus die hier Tätigen von Den Anfang machte der unsäglichen Bürokratie entlasten würden, hätten die Arbeitsgruppe wir auf Jahre keinen Mangel an ärztlicher Arbeitskraft. Ge sundheit der CDU Ein weiteres Hauptproblem sehe ich darin, dass die Lö- mit dem wohl mehr sung von Problemen zu häufig an der falschen Stelle aus der Feder der stattfindet. KBV stammenden so genannten „Spahnpa- Dafür gibt es verschiedene Ursachen. Zunächst sind die Foto: KVMV pier“. Hier sind viele Patienten in die Steuerung gar nicht eingebunden, wohl Gedanken eingeflos- ein Hauptmangel im System. Der EBM lenkt – anders Dr. med. Dieter Kreye sen, die aus ärztlicher als die GOÄ – mit seinem hohen Pauschalierungsgrad Sicht geeignet sind, die ärztlichen Aktivitäten eher auf das konservierende Stellvertretender Vorsitzender das System deutlich Kontrollieren vermeintlich Kranker und auf langgezoge- des Vorstandes der KVMV effektiver zu machen. nes statt rasches Lösen gravierender gesundheitlicher Probleme. Hier besteht die eigentliche Benachteili- Der unter der Rubrik „Gleichbehandlung“ propagier- gung der gesetzlich Krankenversicherten im Vergleich te Vorschlag „Ein- und Zwei-Bett-Zimmer für alle“ trifft zu den Privatpatienten. uns nicht, allerdings sollten seine Schöpfer mal in ihren Versicherungspolicen nachschauen, für diesen Komfort Das System der Richtgrößenprüfung und die daraus erheben die Privatversicherer einen Zusatzbeitrag. Und möglicherweise resultierenden existenzbedrohenden ein solches „Mehr“ kann auch jeder GKV-Versicherte Regresse führen nicht selten zu einem ärztlich veran- abschließen. Ohnehin bleibt der Eindruck, dass die lassten Patiententourismus, der dann wieder anderwei- Politiker sich in der realen Welt nicht so recht ausken- tig dringende Termine blockiert. Hier sollten wir die mit nen. Stichwort Zwei-Klassen-Medizin: Während der den Kassen vereinbarte Aussetzung der Prüfungen bei Leistungsanspruch von gesetzlich Krankenversicherten einer 90-prozentigen aut-idem-Zulassung konsequent bekanntlich auf zweckmäßige und wirtschaftliche Maß- nutzen. nahmen beschränkt ist, gibt es Derartiges selbst nach einer 13-jährigen Ära Schmidt für Privatversicherte Darüber hinaus sind wir alle aufgefordert, wo immer nicht. Eine unterschiedliche Herangehensweise ist so- möglich, auf das angekündigte Versorgungsgesetz da- mit gesetzlich gewollt! Da wäre also zunächst der Ge- hingehend Einfluss zu nehmen, die Rahmenbedingun- setzgeber gefordert, die Rechtsgrundlage zu ändern, gen für eine qualitativ hochwertige, effiziente und zü- wenn er denn will. gige Lösung von Patientenproblemen zu schaffen. Auf einem toten Gaul können weder Patienten noch Ärzte Anders die Denkweise bei der SPD. Sie will eine dra- reiten. Noch ist das Pferd „Gesundheitswesen“ gut im konische Bestrafung der Ärzte, wenn Patienten nicht Trab. Damit es so bleibt – packen wir es an! innerhalb von fünf Tagen einen Termin bekommen. Da scheinen nicht nur die Haare auf dem Kopf durcheinan- der gekommen zu sein. Wie tief muss der Hass gegen die Ärzteschaft sitzen, wenn solch Unfug publiziert wird. Dabei sollten wir uns schon aus Eigeninteresse der Fra- ge der Terminwartezeiten doch etwas näher widmen. Es dürfte unstrittig sein, dass es hier Probleme gibt. Und wir sollten handeln, bevor ratlose Politiker in der Öffnung der Krankenhäuser eine vermeintliche Lösung finden. 03I2011 INHALT 3 Inhaltsverzeichnis Rationalisierung, Rationierung und Priorisierung Wer diskutieren will, muss definieren ........................ 4 Schönheitseingriffe: Wer trägt die Kosten für Folgebehandlungen? Arztsuche über iPhone möglich ................................. 5 Qualitätssicherung Die Kodierung im Fokus – Sucht ............................... 6 KBV zur Ambulanten Kodierrichtlinie ........................ 9 Alkohol – nicht nur ein Problem der jungen Menschen ................................................ 9 Rösler will Verlängerung der Übergangsfrist Seite 11 zur Einführung der AKR ............................................. 10 Foto: jena/pixelio.de Justiziariat AOK Nordost setzt auf Kooperation vor Ort ............. 17 Folgebehandlungen nach Schönheitseingriffen ........ 11 Ermächtigungen und Zulassungen.......................... 18 Kodieren bei Abhängigkeitserkrankungen – verschiedene Kriterien sind zu beachten. Gründung der Tinnitus-Selbsthilfegruppe „Ohrwurm“ in M-V .................................................... 20 Öffentliche Ausschreibungen .................................. 21 Feuilleton Werkschau – Bilder einer Epoche: Gerhard Richter ...... 22 Seite 6 Personalien ............................................................... 23 Foto: Helga Schmadel/pixelio.de 32. Sportweltspiele 2011 ........................................... 23 Abrechnung Soziales Engagement EBM-Änderungen zum 1. April 2011 ........................ 12 Wenn einer eine Reise tut – Sri Lanka ....................... 24 Fortbildungsprogramm Hautkrebs-Screening ........... 12 Veranstaltungen ....................................................... 26 Ausstellung bricht Tabu des Sterbens ....................... 27 Medizinische Beratung Fritz Eisel ................................................................... 27 Arzneimittel-Richtlinie – KONKRET ........................... 13 4. Golfturnier ............................................................. 27 Arzneimittelkosten-Information Impressum ................................................................. 27 Arzneimittelverordnungen, Richtgrößen, aut idem... ................................................................. 14 Moderatorenschulung für Qualitätszirkel .................. 14 Titel: Kinderfasching, Vertragsabteilung Fritz Eisel Zusätzliche Früherkennungsuntersuchungen – Kündi- 1988, Öl auf Leinwand gung des Vertrages mit der BIG direkt gesund ......... 15 (Abdruck mit freundlicher Informationen und Hinweise Genehmigung von Paul Warnemünder Tage für Komplementärmedizin ........ 15 Eisel, siehe auch Seite 27) JADe – Junge Allgemeinmedizin Deutschland ......... 16 Forderung ärztlicher Atteste ...................................... 16 4 POLITIK REFLEKTIEREN 03I2011 Rationalisierung, Rationierung und Priorisierung Prof. Dr. med. Fritz Beske Wer diskutieren will, muss definieren „Rationalisierung vor Rationierung“, „Rationalisieren im Gesundheitswesen durch Rationalisierung in Milliar- statt rationieren“, „Wir lehnen die Rationierung, die denhöhe behauptet, wobei niemals auch nur im Ansatz Verweigerung notwendiger Leistungen kategorisch versucht worden ist, das behauptete Einsparpotenzial ab“ oder „Jede Diskussion über Rationierung und zu begründen, zu berechnen oder die behaupteten Ein- Priorisierung wird sparungen in irgendeiner Form zu belegen. Anfragen als unethisch abge- unseres Instituts bei Autoren sind stets unbeantwortet lehnt“ – dies sind geblieben. Sollte also mit der Feststellung, rationalisie- gängige Aussagen ren statt rationieren, die Auffassung verbunden sein, zu einer Diskussion dass Rationalisierung eine Diskussion über Rationierung über die Problema- überflüssig macht, so geht diese Feststellung ins Leere. tik von Rationierung Das Wort Rationierung leitet sich von lateinisch ratio und Priorisierung im ab, was Vernunft oder Verstand bedeutet. Rationierung Gesundheitswesen, ist daher von seinem Ursprung her ein wertneutraler eine Diskussion, die Begriff. Rational bedeutet vernünftig, zweckmäßig oder an Bedeutung ge- schlüssig. Rationierung wäre damit im Gesundheitswe- winnt. Grund hierfür sen die sinnvolle, die vernünftige, die rationale Ver- ist auch die mit die- wendung begrenzter Mittel, der bestmögliche Einsatz sen Aussagen pro vo - begrenzter Ressourcen mit einem Optimum an Versor- Foto: IGSF Kiel zier te implizite Ra tio- gung und bestmöglichem Resultat. An keiner Stelle nie rung, eine Art der wird Rationierung als die Vorenthaltung notwendiger Prof. Dr. med. Fritz Beske Leistungsein schrän- Leistungen so definiert, wie es unglückseligerweise in (MPH), kung, die ein hellig die öffentliche Diskussion eingebracht worden ist. Mit Fritz Beske Institut abgelehnt wird. Nie- der Begründung, dass Rationierung gleichzusetzen für Gesundheits-System- mand jedoch, der ist mit der Verweigerung einer notwendigen Versor- Forschung Kiel über Ratio nierung gung, wird jede Diskussion über Rationierung abge- und Priorisierung lehnt, da die Verweigerung notwendiger Leistungen spricht, definiert, wo- nicht diskussionsfähig ist. Es dürfte schwer sein, diese rüber er spricht. Damit wird eine Diskussion über Belastung des Begriffs Rationierung in der öffentlichen