MÄRZ2018

ALEXANDER GERST JÜRGEN JESKE KARL LAGERFELD GÜNTER BANNAS FELIX JAEHN FERDINAND MANN VONSCHIRACH om n.c to uit sv loui

Tambour Horizon Your journey, connected.

OLYMP.COM/SIGNATURUREE

GERARD BUTLER’S CHOICE DASHEMD, DASSICHWIE KEIN ANDERESTRÄGT. S S AM AM LI LI IL IL GW GW RE RE :G :G TO TO PHO PHO EDITORIAL 11

a, so ist dasimmer am Tagvor demRedaktionsschluss: Es kommtetwas dazwischen. Siewerden sich fragen: KURZ Warum haterimEditorial wieder so geschludert?Warum haterdiesenwichtigenTexteinfachsoruntergeschrieben? Hätteersichnicht vorher etwasdabei denken können? Sorry, nein,das warnicht möglich. DasSchicksal hatmir VOR einenguten Grunddafür geliefert:eineBombe ausdem Krieg. Sielag nurwenige hundertMeter vonder Redaktionent- fernt, gleich hier im Gallusviertel. Wirallemussten gesternum 18 Uhrrausaus demGebäude.Wie konnte ichdanochschreiben? KNAPP Daheralsositze ichnun hier,zweiStunden vorRedaktionsschluss, unddenke über Männer nach, dasgroße Thema dieser Ausgabe. Über Günter Bannas,den ichbewundere, seit ichvor 22 Jahren im VolontariatzweiMonateimBonnerBürodieserZeitung verbrachte undBannaseineStunde vorRedaktionsschluss herein- kam, um schnellnocheinen Riesenartikel zu schreiben. Über Karl Lagerfeld, der erst gesternspätaus Mailandzurückgekehrt ist vonseinerFendi-Schau undheutemorgenschnell Angela Merkel gezeichnet hat. Über JürgenJeske, der mich schonimmer mit formvollendetem Aufrittbeeindruckte, bisich erfuhr,dassereinst Herrenschneider war–jetzthat er darübergeschrieben unduns gleich auchnocheineIdeefür dieIllustrationdieserSeite geliefert. Über FelixJaehn, der zugleich DJ undgenialerProduzent ist,was manschon daranerkennt,dass„Hot2Touch“ in vierten Klassen gegrölt wird,obwohl dieKinder gottlobnochgar nichtwissen, worum es da geht.ÜberFerdinand vonSchirach, der so sauber,kaltund nüchternschreibt, dass ichmichkaum traue, sein neuesBuchzulesen. Über den letztenMönch in Himmerod, über den Timo Frasch so unsentimental berichtet. Na ja,und vorallem natürlich über die Sprengmeister desHessischenKampfmittelräumdienstes. Mitten in der Nacht, beiMinusgraden,eineWeltkriegs- bombeentschärfen: wahreMänner! Mein Gott,und ichdenke über dieses Editorialnach. AlfonsKaiser

VerantwortlicherRedakteur: E-MailRedaktion: Sofern SieArtikel dieses Magazins nachdrucken,in Verantwortlichfür Anzeigen: Dr.AlfonsKaiser [email protected] Ihr Internet-Angebotoder in Ihr Intranet übernehmen, Ingo Müller speichernoder perE-Mailversenden wollen,könnenSie RedaktionelleMitarbeit: Alle Artikel werden exklusiv fürdas „Frankfurter dieerforderlichen Rechte beider F.A.Z. GmbH Leitung Anzeigenverkauf Frankfurter Allgemeine Magazin: Holger Appel, Christian Aust, Peter Badenhop, AllgemeineMagazin“geschrieben. Alle Rechte erwerbenunter www.faz-rechte.de. Auskunfterhalten KerryO’Donoghue, E-Mail:[email protected] Günter Bannas, Johanna Christner,Katharina Cichosch, vorbehalten.©Frankfurter AllgemeineZeitung GmbH, Sie unter [email protected] oder telefonisch Dr.Marco Dettweiler,Johanna Dürrholz, Markus FrankfurtamMain. unter (069)7591-2985. Produktionsleitung: Ebner,Till Fähnders, Timo Frasch, Jürgen Jeske, David AndreasGierth Klaubert, NorbertKuls, Christoph Moeskes, Celina Plag, Eine Verwertung dieser urheberrechtlich geschützten Redaktionund Verlag: Friedrich Schmidt, Peter-Philipp Schmitt, Dr.Lukas Redaktionsbeilage sowieder in ihrenthaltenen Beiträge (zugleich ladungsfähige Anschrift für die im Impressum Layout: Weber,Jennifer Wiebking, Maria Wiesner undAbbildungen, besondersdurch Vervielfältigung genannten Verantwortlichen und Vertretungsberechtigten) VerenaLindner,OliverSchaffer oder Verbreitung,ist –mit Ausnahme dergesetzlich Frankfurter AllgemeineZeitung GmbH zulässigenFälle –ohnevorherige schriftliche Hellerhofstraße 2-4 Einzelhefte können zumPreisvon €5,– bei Bildredaktion: Zustimmung desVerlagsunzulässigund strafbar. 60327Frankfurt am Main [email protected]. ChristianMatthiasPohlert Besondersist eine Einspeicherungoder Verbreitung vonInhalten ausdem FrankfurterAllgemeine Geschäftsführung: Druck: TTY Art-Direction: MagazininDatenbanksystemen,zum Beispiel als Thomas Lindner (Vorsitzender) Prinovis GmbH&Co.KG –Betrieb Nürnberg GE Peter Breul elektronischer Pressespiegel oder Archiv,ohne Burkhard Petzold Breslauer Straße 300,90471 Nürnberg TO Zustimmung desVerlags unzulässig. FO MITARBEITER 13 MIT GÜNTERBANNAS, der schei- dende Berliner Büroleiter dieser Zeitung, hatseine Mitschriften über dieAnfangszeit der Grünen unddie rot-grüneRegierung längst der Heinrich-Böll-Stiftung übergeben. Jetztwar er wieder dort,umdie Mappen fürseinen Rückblickauf vier Jahrzehnte Politik-Journalismus(Seite30) durchzusehen. Er warverblüfft, JÜRGEN JESKE hatsein wiegut sein Werk archiviert ist – Handwerk immerverstanden. unddassernochalles lesen Unddas darf manbei demJour- konnte.Vor allemdie Unterlagen nalisten,der 1962 in dieWirt- ARB zurFriedensbewegungwerden schaftsredaktiondieserZeitung oftgenutzt.Demnächst werden eintratund von1986bis Mitte im Archiv „GrünesGedächtnis“ 2002 der fürWirtschaftzustän- weitereKartons angeliefert. dige Herausgeberwar,durchaus wörtlich verstehen. Denn Jeske machteeinst in ZeitzeineLehre zumHerrenschneider.Für uns schreibt er auf(Seite58),was das in der frühen DDRbedeutete. EI

JOHANNADÜRRHOLZ ge- hörte immer zu den nervigen Menschen am DJ-Pult, die am

FREDERIKE HELWIG begann TE liebsten ihren eigenen Laptop ihre Karriereals Fotografin bei angeschlossen hätten, um ein Magazinen wie„i-D“ und„The Beatles-Album mit guten Boxen Face“. IhreBandbreitezeigt die durchhören zu können. Sie Londonerin in diesem Heft –von studierte Literaturwissenschaften ihremSelbstporträtimBüroüber in Bonn und wurde an der Tech- dieLangzeit-Serie„Kriegskinder“ nischen Hochschule Köln zur (Seite 22)bis zurModestrecke Online-Redakteurin ausgebildet. (Seite 50). DasShootingim„Rex Ihrfrüherer Jobbeim Radiosender Club“inParis erinnerte siean 1Liveführte sie an die Mainstream- ihre Jugend in einemHamburger R Musik vonheute heran. Jetzt Vorort –als mannochzuDAF vereint sie ihreLiebe zum Pop („DerMussolini“) tanzte. mit ihrer Liebe zum Schreiben –als Redakteurin bei FAZ.NET und im Ressort„Leben“ unserer Sonntagszeitung. DJ Felix Jaehn, den sie für dieses Magazin porträtiert(Seite 60), hat sie lieber nicht danach gefragt, was er von Leuten hält, die an seinem Pult persönliche

TH Wünsche äußern.

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FO im Visier eines Raumanzugs. CO R. DIO INHALT 15

Achille Castiglionigilt alseiner der bedeutendsten Designer des20. Jahr- hunderts.IndiesemJahr SeineZeichenkünste wäre er 100geworden. prädestinierten ihnfür Daherwirdernun in dieMode. Aber Jürgen Mailandgefeiert. (Seite 70) Jeske(Seite58) nahm nach der Lehrezum Herrenschneider öfter einenKugelschreiberals einenPinsel zurHand.

18 KARL LAGERFELD 22 TASSILO III. 43 LEOROBITSCHEK AG RL VE

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LO trägteinen Raumanzug, der von ER Nasa-Astronauten fürAußen- verlassen. Seite 36 Männernerklären. Seite 74 SD

KA bordeinsätze genutztwird. Solche LU Anzüge sind so komplex, dass LAUT Er musste nurspringen: BUNT DieSprayer der ersten UND dieAstronauten sieoft alseigenes PF kleinesRaumschiffbezeichnen. Männermode habenwir im „Rex Stunde erzielen inzwischenauf dem KNO Raumfahrer der Europäischen IM Club“fotografiert. Seite 50 Kunstmarkt Rekordpreise. Seite 76 „J Weltraumorganisation wieGerst US

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P/M Crew gehören,tragensie im All IP dieamerikanischen Raumanzüge. TR oder eine Reisewert. Seite 72 auchDüfte heraus. Seite 80 J. F. TION

RA Die nächsteAusgabe desMagazinsliegt der Frankfurter AllgemeinenZeitungam14. Aprilbei. ST U Im Netz: www.faz.net/stil Facebook: Frankfurter Allgemeine Stil Instagram: @fazmagazin LL ,I KE ES NJ GE ÜR J EinMannwie einBaum: NUNG „Klein undrund“ stellte CH EI sich MichaelEndeseinen ,Z

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SR scheintselbst von seinem TO Erfolg überrascht zu sein. FO BILDER AUS DER ZEITUNG 17

Vor zwanzig Jahren

mAnfang gab es nur Löffel, gleich nach den Händen, versteht sich. Dieersten Löffel sind wohl auch Händen nachgebildet, die Wasser schöpfen. Seit wann es die simplen Geräte gibt, weiß niemand genau. Einer der ältes- ten Löffel in Deutschland stammt aus der Prähistorischen Siedlung Pestenacker im Landkreis Landsberg am Lech. DasObjekt aus Holz, das man dortfand, ist 5500 Jahrealt. Doch schon viel früher,inder Steinzeit, wurden Speisen mit allerlei Gerätschaften geschöpft. Einst waren Löffel vongroßem Wert.Ohne sie war der Mensch verloren. Deswegen trug man noch im Mittelalter das lebensnotwendige Werkzeug immer bei sich. Werkei- nen Löffel hatte, hatte sein Leben verwirkt. Daher spricht man davon, dass jemand, der dem Tode nahe ist, bald den Löffel abgibt. Noch bis weit in die Neuzeit hinein waren Löffel meist aus Holz. Messer hingegen waren schon seit der Bronzezeit aus Metall, mit ihnen wurden Speisen aber nur zerteilt. Die Gabel wiederum gesellte sich in bürgerlichen Kreisen erst im 19. Jahrhundertzum Essbesteck hinzu. Dashatte natür- Hergestellt wirdBesteck noch wie zu Straubs Zeiten: Ausder F.A.Z. vom lich auch mit der Industrialisierung zu tun, die nach bürger- Blech wirdausgewalzt, ausgestanzt, ausgeformt, danach 2. März 1998: „Esmussnicht immerGoldsein. Auch Silber licher Vorstellung ausdem schlürfenden Menschen erst geschliffen, poliertund bei Bedarfversilbert–ineinem glänzt: Besteckherstellung bei ein ziviles Wesen machte. DasSchlürfen, althochdeutsch galvanischen Bad. DerKern besteht dann aus Edelstahl, WMFinGeislingen.“ „laffan“, hat im Wort Löffel die Jahrhunderte überdauert. seltener aus Alpaka, was nichts mit einem Kamel zu tun CLASSIC Löffelmacher war seit dem Mittelalter ein ehrenwerter hat, sondern der Name einer Kupfer-Nickel-Zink-Legierung Foto FrankRöth Beruf. Auseinem rohgeschmiedeten Stück Metall formte ist. Fürs Versilbern eines Löffels benötigt man höchstens undfeilteermühevolldie Werkzeugezur Nahrungsauf- ein, zwei Gramm des Edelmetalls. Doch was manchmal wie ORIGINAL nahme. Siewaren ausBlech undoft miteiner dünnen Silber aussieht, ist in Wirklichkeit Cromargan, ein Material, SchichtZinn überzogen. Nurder Adel konnte sich Löffel das vorallem aus Chrom besteht; der Begriff „Argan“ spielt ausSilberoder sogar Gold leisten. auf das silberähnliche Aussehen des Metalls an. Ausgerechnet ein Müllerssohn aus Geislingen an der Auch eines der Erfolgsprodukte aus dem Hause WMF Steige brachte Mitte des 19. Jahrhunderts Tischkultur auf gab es in Silber,versilbertund aus Cromargan. DieSerie die bürgerliche Tafel. Daniel Straub machte sich dabei das „Englische Rose“ ist ein Art-Deco-Klassiker,der aus dem LC2DESIGNED BY LE CORBUSIER,P.JEANNERET EC.PERRIAND neue Verfahren Plaqué zu Nutze. Damit konnte er Gegen- England Königin Viktorias stammen könnte. DerEntwurf stände des alltäglichen Lebens, die zum Beispiel aus Kupfer- zeichnet sich durch einen zum Ende hin verbreiterten Stiel blech waren, mit Silber plattieren. 1854 präsentierte der aus, der ein umlaufendes Fadenrelief hat. DieLöffelschale, Mann vonder Schwäbischen Alb seine Silberplaquéware auch Laffe oder Kelle genannt, läuft leicht spitz zu, die stolz auf einer Münchner Messe. Neben Schalen, Platten Zunge, die Stiel und Laffe verbindet, kragt ein wenig aus. Seit 50 Jahren unerreicht undauthentisch Innovativfür eine nachhaltigeZukunft und Terrinen bot er auch einen „Theelöffel“ an. Ausder Dereingravierten Rose im Stiel verdankt das Besteck seinen DieIkone derModerne.Die LC Kollektion seit 1965 exklusiv Vegetabilgegerbtes Leder, Waterborn-Stoff,dreiwertigesChrom Firma, die bald „Straub &Sohn“ hieß, wurde später die Namen. DasBesteck wurde über Jahrzehnte in großen beiCassina.Von vielen imitiert, aber das Original bleibt (CR3), ZertifizierungnachGreenguardund ISO14001:Weildie Württembergische Metallwarenfabrik, kurzWMF,einer der Stückzahlen produziert. Die2391 Löffel, die vor20Jahren unerreicht. großen Klassikermit derZeitimmer besser werden. größten Besteckhersteller der Welt. DerSitz des milliarden- in Geislingen produziertwurden, zählen allerdings zu den schweren Unternehmens ist bis heute Geislingen an der letzten, die vonWMF hergestellt wurden. DieBesteckserie Steige, auch wenn es seit zwei Jahren zum französischen ist seit Ende der Neunziger nicht mehr im Handel und nur Haushaltsgerätehersteller SEB gehört. noch antiquarisch erhältlich. Peter-Philipp Schmitt Discovermoreoncassina.com cassina.com/LC50FILM 18 KARLIKATUR

KARL LAGERFELD SIEHT DIE POLITIK IN DER OPER

Am Schluss triumphiertim„Rosenkavalier“ die eheliche Liebe. So hatte es schlimmer als in der Oper.Immerhin: DieLüstlinge sind entlarvt, die gute der Librettist Hugo vonHofmannsthal angelegt, und so konnte es sich der Ordnung ist wiederhergestellt, und es kann weitergehen. Aber wie? Die Zuschauer der Richard-Strauss-Oper zu Beginn des 20. Jahrhunderts in sozialistische Rose in der Hand der Bundeskanzlerin lässt den Kopf hängen, Wien zurechtlegen. Wenn das die Pointe des ganzen beziehungstechnischen und die herabfallenden Blütenblätter sehen aus wie die Blutstropfen aus der Durcheinanders wäre, dann hätte Karl Lagerfeld mit seiner Zeichnung mal Wunde, die Octavian dem Baronmit dem Degen beigebracht hatte. Ganz wieder ins Schwarze getroffen –und ins Rote noch dazu. DasganzeHin ohne Opfer (und ohne Oper) geht eben keine Koalitionsbildung über die und Hernach der Bundestagswahl, die voreinem halben Jahr stattfand, Bühne. Undjede richtige Rose hat ihreDornen. Aber egal: Am Schluss dieses dauernde Werben und Konkurrieren und Intrigieren –das war ja triumphiertdie Liebe, wenn auch nur die eheliche. (kai.) 20 PRÊT-À-PARLER PRÊT-À-PARLER

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ES GIBT AUCH SCHLECHTESWETTER–UND GUTE KLEIDUNG Starkregen im Sommer,StürmeimHerbst, Friederikeim auch stilistischdazu, denneshandelt sich hier um Parkas, Wieder typische Friesennerz. Darumgehtesjabei einer Januar –das Wetter istunberechenbar. Es gibt Leute, die diegenerationenübergreifendkleiden: dieAchtundsech- Regenjacke:Wer sichdie Elemente antun muss,kann dasgar nichtsoschlimmfinden: Modemarken, dieeine ziger, dieBabyboomer unddie Generation Y. es ruhigmit Humornehmen. Es magschlechtesWetter Daseinsberechtigung für all ihreProduktneuheiten suchen, Beim Friesennerzmag dasetwas anderssein, obwohl geben, aber es gibt auchguteKleidungdafür.Alsolustige nutzen dasschlechte Wetter alsChance. MitRegenjacken! der Klassikerunter den Regenjackenbesondersoft zitiert Jacken wiedie vonMoncler mitFroschmotiv (4), von Denn eine Regenjacke braucht jeder,auchMänner, die wird,siehe dieModelle vonBoss(9),Herno (5) oder Wool- Emporio Armani mit floralem Muster (6), vonStone Island noch immernicht so gerneeinkaufen wieFrauen,und die rich (3). Innerhalbvon wenigenJahrenist Stutterheim (10) in Hautfarben (2)oder im Batik-Lookvon Joop (1). Kann dabeieinfach andersvorgehen –der Sinn einesProdukts zurInstanz in Sachen Regenjacken geworden unddas mansichruhig trauen,eineRegenjackesollman ja nicht muss sich ihnennochstärker erschließen. Vordem Hinter- nichtnur wegender schwedischen Wurzeln, diedarauf ewig tragen,obwohl dieModelle in schlichtem Nachtblau grunddes miesen Wettershat eine Regenjacke jedenfalls schließenlassen, dass sich da jemand mitSchlechtwetter- vonBrioni(12)odervon Burberry in Weiß (8)soaussehen. sofort einenSinn.Sie istdanneineArt Uniform, die Kleidung auskennt.Nein, es liegtauchdaran,dassdiese Schließlichfolgteauchauf den Regenimvergangenen Jahr Modellevon Michael Kors (7)und ZZegna (11) passen stets bunten Jacken klassischund ironisch daherkommen. immer irgendwann Sonnenschein. (jwi.) FotoMartinLy 22 PRÊT-À-PARLER PRÊT-À-PARLER 23

NICHTIMBILD: DIEUNFÄHIGKEIT ZU TRAUERN Waserzählt manvon damals?Erzählt manüberhauptvon damals?Das hatsichdie Kriegsgeneration gefragt.Und dieKinder derUnterstützer, Mitläufer undWiderstands- kämpfer habenihreElterndanachausgefragt. Dabeiist in der deutschen Nachkriegsgeschichte eine Gruppeweit- gehendübersehen worden,die zu jung war, schuldig zu werden,die aber dennoch litt unter dem Kriegund den Folgen. Die FotografinFrederikeHelwigund dieAutorin Anne Waak wollten dasändern. Siehaben Menschen porträtiert, dieEndeder dreißigerund Anfang der vier- zigerJahre geboren wurden,alsonochimKrieg auf- Kupfer,Silberund Gold:Die Hand Jesu,sorgfältignielliert,könnteeinst sechsFingergehabthaben. DasOmega (Mitte), nebendem AlphaChristusmonogramm,steht fürdas Ende,das S(rechts)für Heiland. wuchsen –und oft Bomben, Flucht, Angst, Hunger,Krank- heit,Tod, verschwundeneVäter undüberforderte Mütter erlebenmussten. EINEART STAATSDENKMAL Vielleicht ist es kein Wunder,dass Frederike Helwig, die 1968 geboren wurde, voreinigen Jahren auf die Idee zu Manschrieb das Jahr 794. Karl der Große lud nach Franco- meter hoch und 2370 Gramm schwer,besteht aus drei Omega („Ich bin der Anfang und das Ende“), über dem diesem Projekt kam. Denn was sollte die Fotografin, die nofurdzur Synode. Fürdas spätereFrankfurtamMain war Teilen: einer Schale (Kuppa), einem Fußmit knaufartiger Alpha ist der Buchstabe I(Jesus), über dem Omega der aus Hamburg stammt und schon die Hälfte ihres Lebens in es ein bedeutsames Jahr: Paulinus II. vonAquileia, Gelehr- Verdickung (Nodus) und einem wahrscheinlich gegossenen Buchstabe S(Heiland) zu sehen –ISfür „Iesous Sothér“. London lebt, ihrem Sohn Gustav,der jetzt zehn Jahrealt ter am Hofdes fränkischen Königs und späteren Kaisers, massiven Kranz mit 24 Perlen. Kuppa und Fußwerden Im unteren Teil befinden sich ebenfalls Halbbilder.Von ist, vonfrüher erzählen? Daher lässt sie nun die Generation schrieb den Namen des Tagungsortes nieder.Damit war die voneiner Vierkant-Niete zusammengehalten, wie man auf den vier Heiligen kann nur Johannes der Täufer anhand ihrer Eltern zurückschauen und berichten. „Wie gibt man heutige Metropole erstmals urkundlich erwähnt. Füreinen Röntgenbildern erkennen kann. DenÜbergang verdeckt eines Namenskürzels (IB =IOHANNES BABTISTA) die Geschichte weiter“, fragt sie, „damit es nicht so wirkt Im Kriegwaren sieKinder: Vetter Karls des Großen hingegen war die Synode nur der der Perlenkranz. eindeutig zugeordnet werden. Dieanderen Kürzel werden wie aus einem Steven-Spielberg-Film?“ Brigitte Böhme(oben), letzte Akt einer bewussten Demütigung. Fünf Medaillons schmücken die Kuppa. Abgebildet folgendermaßen gedeutet: MT für die Gottesmutter Also besuchten dieFotografinund dieAutorin Dut- Waltraud Hesse(oben Tassilo III., letzter baierischer Herzog aus dem Ge- sind Christus und die vier Evangelisten: Johannes, dar- MARIA THEOTOKOS, PT für PANTALEON THAU- zende„Kriegskinder“, unterhielten sich langemit ihnen rechts)und Wolf-Dieter schlecht der Agilolfinger,musste auf der Reichssynode, auf gestellt mit einem Adler,Markus mit einem Löwen, Lukas MATURGOS (der Wundertäter Pantaleon) und TM für undmachten Porträts.„Vielevon ihnenwaren glücklich, Glatzel erinnernsich. der unter anderem die Preise für Getreide und Brot im mit einem Ochsen und Matthäus mit einem Engel. Der THEODOROS MARTYR(Theodor der Märtyrer). dass sieendlich maldarüber redenkonnten“, sagt Helwig. Fränkischen Reich festgelegt und die karolingische Münz- Heiland spendet „nach griechischer Art“ einen Segen, sein DerKelch selbst besteht aus getriebenem Kupfer,nicht „Denn die Unfähigkeit zu trauern, die Alexander Mitscher- Kinder leidenimmer unterdem Krieg, egal welcher reform festgeschrieben wurden, erscheinen, um endgültig Haupt umgeben Heiligenschein mit Kreuz. Zu beiden etwa aus Gold, wie man meinen könnte. Daslässt sich auch lich inden sechzigerJahrenbeschrieb,gibtesjateilweise Nation sieangehören. Die Reaktionen aufdie Fotos, das auf die Herrschaft über Baiern zu verzichten. Dafür hatte Seiten stehen die apokalyptischen Buchstaben Alpha und leicht an den bräunlichen Stellen erkennen, die durch Ab- bisheute.“ In denBildernauf dieser Seitesieht man Buchund dieAusstellung in zeigen,dassman man ihn eigens aus seiner Klosterzelle in der rieb über die Jahrhunderte unter der Feuervergol- Zeitzeugen,die sich erinnern wollen,wie schmerzhaftes Schuld undSühne heutenicht mehr gegeneinander auf- Abtei Jumièges in der heutigen Normandie dung hervorkommen. DieMedaillons sind auchist.Waltraud Hesseerzählt,wie ihre Mutter sie und rechnet. So druckte „M“, dasSupplementder Zeitung geholt. Schon 788 war er dorthin verbannt aus 0,3 bis 0,4 Millimeter dicken Silber- ihre Geschwister aufder Flucht ausVerzweiflungmit „LeMonde“, einzehnseitigesDossier. Unddie BBC worden –und das war eine Gnade, denn einlagen, die als einzelne Bleche und mit einemRasiermesser tötenwollte; Wolf-DieterGlatzel berichtete ausführlich. eigentlich war der untreue Vasall, als der er ganz unterschiedlichen Silbergehalten auf- sprichtüberschlimme Erlebnissemit betrunkenen rus- FürFrederikeHelwigwar dieArbeitmit der Ver- galt, zum Tode verurteilt worden. Nurzwei plattiertund gefasst wurden. Einige wurden sischenSoldaten;und Brigitte Böhmeberichtet voneiner gangenheit nichtganzuntypisch.Sie begann zwar in den Jahrenach der Synode soll der 55 Jahrealte auch tauschiert, also ins Kupfer gepresst, schrecklichen Entdeckungander Wilhelmsaue in Berlin. frühen neunziger Jahren beiMagazinen wie„i-D“ und Tassilo gestorben sein, all seiner Herrschaft eingetrieben oder eingehämmert. Diedunk- Vorallem in der unmittelbaren Nachkriegszeit konnten „The Face“und hatseither fürviele Zeitschriften als beraubt und ohne jeglichen Besitz. len Umrandungen etwa der Efeu- und Wein- sie solche Erlebnisse garnicht mitteilen: „Die Elternhatten Modefotografingearbeitet–unter anderem nahm siefür Welch große Bedeutung der Herrscher ranken sowie die Zeichnungen der Gesichter fürihreKinder weder dieZeitnochvor allemden emo- unserFebruar-Heftdie Dior-Chefdesignerin auf, und Tassilo III. einst hatte, zeigt ein Objekt, das und Hände sind nielliert, sie wurden erst tionalen Raum,umsich deren Gefühlsweltangemessen fürdiese Ausgabehat sie Männermode fotografiert. „Aber seinen Namen trägt: der Tassilokelch. Er gilt eingraviertund dann mit einer schwarzen zu widmen undsie in ihrer Entwicklungkindgerecht zu ichhabemichnie alsModefotografinverstanden“, sagt sie, als ein „Schlüsseldenkmal des frühen Mittel- Silbermasse (Niello) ausgefüllt. Zudem war der unterstützen“, schreibtAlexandra Senfft in ihremVorwort „vielmehrals Porträtfotografin.“Man sieht es. (kai.) alters“ und ein „Meilenstein der europäischen Kelch einst mit 36 „Steinen“ verziert, es han- zu dem Buch. Buch:„Kriegskinder“.Von Frederike Helwig,AnneWaak, Kulturgeschichte“. Erstmals ist der Kelch, der delte sich um blaues und grünes Glas. Diemeis- DieFotografinist sich sicher,dassihreFotos nicht Vorwortvon AlexandraSenfft.35Euro, HatjeCantzVerlag. seit dem Jahr 777 durchgängig im Besitz des von ten dieser Cabuchons sind verlorengegangen. missverstandenwerden, dass niemandihr vorwirft,sie Ausstellung: Kriegskinder, fhochdrei, Freiraum fürFotografie, Tassilo gegründeten Klosters Kremsmünster in Überhaupt sieht man dem Kelch seine mehr wolleumdie Deutscheneinen Opfermythos aufbauen. Berlin, bis8.April. Oberösterreich ist, nun genau untersucht worden. als 1200 Jahrean. Nachträglich mussten lose DieErgebnisse wurden Ende Februar auf einer drei- Silbereinlagen genietet werden; die kleinen runden, tägigen Arbeitstagung im Archäologischen Museumin etwas dunkleren Metallstifte erkennt man leicht, Frankfurtvorgestellt. Initiator der Tassilokelch-Forschung einer ziertauch die linke Gesichtshälfte Jesu. Auch ist der ehemalige Direktor des Museums, Egon Wamers. weitereReparaturen sind erkennbar und wurden zudem Er veranlasste, dass der Kelch über Monate im Römisch- dokumentiert: Im Stiftsarchiv vonKremsmünster hat sich PRÊT-À-PARLER Germanischen Zentralmuseum in untersucht wurde, eine Rechnung des Kupferschmieds Paulus Hueber vom so wie zuvor schon die Ausrüstung der Gletschermumie 12. Januar 1796 erhalten, wonach der Kelch „an 18 Orten Ötzi und die Bronzevögel aus dem Grab des Ersten Kaisers mit Silber neu ausgebessertund neu geputzt“ worden sei. DENALTEN APERITIVONEU TRINKEN vonChina, Qin Shihuangdi. DieExperten in Mainz haben sogar „21 Reparaturorte“ „Von Tassilo und seiner Hofkunst wissen wir leider sehr nachweisen können. Einkleines Rätsel gibt die linke Hand Langsam beginnt es zu dämmern. Vordem Domherrscht Diese Soda-Leitung gibt es noch heute, das „Camparino“ wenig“, sagt Wamers. Dafür habe vorallem Karl der Große Jesu auf,die ursprünglich sechs Finger gehabt haben nach wie vorordentlich Betrieb,aber an der Theke ist so in seiner ursprünglichen Form aber erst wieder seit ein paar gesorgt. Ihmwar Tassilo, weil er ein Machtfaktor im Alpen- könnte. Oder lag der Daumen fälschlich erst an und muss- früh am Abend noch viel Platz. DerBartender mit seinem Jahren. Nach einer bewegten Geschichte, verschiedenen raum war,ein Dorn im Auge. Darumbrachte der Karolin- te durch einen abgespreizten ersetzt werden? weißen Jackett und der schwarzenFliege stellt ein eis- Namens- und Besitzerwechseln und allerlei Verwicklungen ger seinen Vetter in Verruf und führte Krieg gegen ihn. Dass der Kelch die Jahrhunderte überdauerte, hat er gekühltes Glas auf den Tresen, gibt ein paar Eiswürfel hat die inzwischen zum internationalen Getränkekonzern Ähnlich verfuhr er zuvor schon mit Desiderius, dem letzten den Benediktinern in seinem Kloster zu verdanken. Zuletzt hinein, gießt Campari darüber und füllt das ganzemit avancierte Campari-Gruppe das Lokal 2012 neu eröffnet – Langobardenkönig, dessen Reich er sich ebenso einver- rettete ein Mönch das wertvollste Stück der Schatzkammer sprudelndem Sodawasser auf.Noch ein Orangenschnitz und jetzt Mattia Pastori (unser Bild) mit der Führung leibte wie er es später mit Tassilos baierischem Herzogtum im Krieg. Er packte die Kostbarkeit in eine Tasche, radelte ins Glas, ein Schälchen Oliven und ein paar Chips an die betraut. Derjunge Barkeeper stammt aus Pavia, gut eine tat. DieSchätzebeider Höfe wechselten den Besitzer,von ins 150 Kilometer entfernte BadIschl und versteckte den Seite –fertig ist der Aperitivo: „Campari Seltz“. Autostunde südlich vonMailand, wo seine Eltern eine Tassilo blieb vorallem der Kelch, den er mit seiner Frau Kelch in einem Salzbergwerk. Erst nach dem Krieg holten Es gibt wohl keinen Ortauf der Welt, an dem die Ape- kleine Barbetreiben. In den vergangenen Jahren ist der Liutpirc, Tochter vonDesiderius, dem Kloster Kremsmün- ihn sich die Mönche zurück. Peter-Philipp Schmitt ritifkultur Italiens so zelebriertwirdwie im „Camparino“. Dreiunddreißigjährige viel in der Welt herumgekommen,

ster stiftete. Es war der glanzvolle Höhepunkt vonTassilos ARI Im Herzen Mailands gelegen –amEingang der Galleria undfür das„Camparino“ hatersicheineMenge vor-

Herrschaft. Dadurch, so die Meinung der Forscher,wurde DerTassilokelch:Das liturgische AMP Vittorio Emanuele II., gegenüber vomDom –, ist diese genommen. Er will sich nicht damit begnügen, das Erbe zu das liturgische Gefäß zu einem „Staatsdenkmal“. So sind Gefäßhat der baierischeHerzog /C Barseit mehr als 100 Jahren so etwas wie der Inbegriff verwalten. Er will die Barzuneuer Blüte führen. Aber nicht TassiloIII.mit seiner Frau dem auch die Namen der Stifter in der umlaufenden Inschrift italienischer Lebensart. Davide Campari, der Sohn des mit einer Revolution, sondern mit einer Rückbesinnung CELOTTO

Kloster Kremsmünster im Jahr 777 T im Kelchfuß zu verstehen: „TASSILODVX FORTIS · gestiftet. Wann genauder Kelch Erfinders des längst auf der ganzen Welt bekannten Bitter- auf die Qualität.

LIVTPIRCVIRGA REGALIS“ =Tassilo, kraftvoller Herr- entstanden istund werihn ZUNINO Aperitifs, GaspareCampari, eröffnete das Jugendstil-Lokal Fürsein Campari-Orange verwendet er zum Beispiel FRANKFUR scher,Liutpircaus königlichem Geschlecht. geschmiedethat,ist unbekannt. im Jahr 1915. Schnell wurde das „Camparino“ zum Treff- den frisch gepressten Saft vonBlutorangen, schüttelt ihn

Wahrscheinlich haben mehrere VITTORIO MUSEUM DerKelch selbst zeigt südländische und angelsächsische Künstler an ihm gearbeitet. (3), punkt für Künstler,Politiker und die Mailänder Gesell- zusammen mit dem knallroten Likör auf Eisund aromati-

Einflüsse; vorallem die Tier- und Pflanzenornamentik ist WIG schaft. Giuseppe Verdi, ArturoToscanini und Maria siertden Rand des Glases mit einer Orangenzeste. Wermit eher aus dem Norden bekannt. Virgil vonSalzburg, 700 in HEL Callas gehörten zu den Stammkunden. Siealle liebten den diesem Stimmungsaufheller bei Pastori am Tresen steht und Irland geboren,später Missionarund dann auch „Campari Seltz“ –Campari mit Sodawasser,das mit Hilfe in die untergehende Sonne blinzelt, der versteht auch ohne FREDERIKE Gelehrter an Tassilos Hof, könnte eine Rolle gespielt ARCHÄOLOGISCHES einer Leitung eisgekühlt aus dem Keller des Hauses an die viele Worte, warum der rote Bitter-Aperitif vonhier aus

haben, glaubt Wamers. DasGefäß, gut 25 Zenti- FOTOS FOTOS Theke und in die Gläser sprudelte. seinen Siegeszug um die Welt angetreten hat. (bad.) PRÊT-À-PARLER 25 22

BLEICHEN BITTEEINEKUGEL EISAUS PÜRIERTERNUDELSUPPE!

DieEisdiele liegt an einer unscheinbaren Nebenstraße im Wetter zu schlecht.ImJahrhatte ernur acht Wochen,um „Man muss es so sehen: Diefühlensichdannwohlbei District 1von Ho-Chi-Minh-Stadt. Es ist das Viertel für dieMiete fürzwölf Monate einzunehmen. uns“,sagtEhresmann.Die wenigsten Vietnamesensind MBURG_HOHE Geschäftsleute und Touristen. Vordem Laden steht ein Aber Ralf Ehresmann lernte,wie manrichtig Eis miteiner Eiskultur aufgewachsen. DenBrauch, einEis HA Motorroller.Viele Kunden kommen auf den motorisierten macht. Danachkam ihmnocheinmalder Zufall zu Hilfe. in der Waffel oder im Becher aufder Straße zu essen,

27 Zweirädern angefahren. Im ehemaligen Saigon sind die Im Internet lernte er seinejetzige Lebenspartnerinkennen, kennen sie nicht. Undsie kombinieren aufabenteuerliche Straßen so voll mit Rollern, dass schon das Überqueren für eine 40 JahrealteVietnamesin,die ihmnun im Laden Weisedie Sorten. Ralf EhresmannsFrüchtebecherbe- ausländische Besucher zu einem Abenteuer wird. Andere hilft. VorfünfJahrenwar er zumersten MalinVietnam. stellenmanchenicht mitVanilleoder Erdbeere,sondern Kunden kommen aber auch in BMW-Limousinen. „Ich kanntedas Landnur alsJugendlicheraus dem Fern- mitschwarzem Sesam. Vietnamist einLandimAufbruch, in dem neureiche sehen“, sagt er.DamalshabeerBilder ausdem Vietnam- Rund 90 ProzentseinerGäste sind mittlerweile Viet- Unternehmer sich nichtscheuen,mit ihrem Geld zu krieginden Nachrichten gesehen.Und er konnte sich an namesen, einige davonsindzuStammkunden geworden. prahlen. Ralf Ehresmann, der Café-Besitzer,ein gebürtiger einenZeitschriftenartikel über einenDeutschen erinnern, Diemeisten,die zu „Ralf’sArtisan Gelato“kommen, sind Franke mit zurückgegeltem grauen Haar und einem ge- der schonAnfangder neunzigerJahre aufeigene Faust gebildet,sprechengut Englischund warenschon einmal in

ÜNCHEN_MAXIMILIANSTRAßE wieften Ausdruck im Gesicht, profitiertdavon.Dennfür Geschäfteindem Land gemachthatte. Deutschlandoder Italien. Einige Lebensmittelskandale in einige Kunden istseinEis einStatussymbol. Es dauerte dann lange,bis Ehresmann dasGeschäft Vietnamhaben dazu geführt, dass auchdie Mittelschicht 1M Dabeikommt dieseEisdielealles andere alsprotzig da- in Vietnameröffnete. Aber es hattemehrere Vorteile,so zunehmenddaraufachtet, wassie sich schmeckenlässt. her. IhrEingang befindet sich im Erdgeschosseines alten dachte er:InVietnam istesimmer warm,und dieKosten Daskommt Ehresmann entgegen. Denn auchdie Vietna- Wohnhauses,das vonseinenVormieternzueiner Bäckerei sind niedrig. Doch dashat sich mittlerweile relativiert. Die mesenmerken,dassseinEis vonguter Qualität ist. Dabei umgebaut wordenwar.Direktneben der Eingangstür importierten Maschinenund Zutaten machen dieHerstel- sind diePreisemit 50.000 Dong (umgerechnet mehr als

-HANSEN-ALLEE stehtdie Vitrine, in der dieEissorten in allenmöglichen lung seiner Eissorten fast noch teurer alsinDeutschland. 1,50 Euro)für dieKugel noch einigermaßen günstig. Farben schimmern. An der Wand dahinter stehen in einem Undauchmit dem ewigenSommerimtropischenViet- Richtigteuer wurde es fürEhresmann allerdings,als er Spiegelregaldie gläsernenEisbecherund einige Flaschen namist es nichtweither.Während der Regenzeithaben vorein paar Wochen zumersten MalEis ausDurian- mitLikör undSirup. diewenigsten VietnamesenLustauf Eis. „Ich habe gelernt, Früchten gemachthatte. DiesesGewächs,bei unsauchals DenVietnamesen gefällt dasfremdländischeLebens- dass es nichtauf dieTemperaturen ankommt, sondern Stinkfruchtbekannt,ist in Südostasien sehr beliebt, aber gefühl in dem Laden desSechzigjährigen. Hier öffnet der aufetwas anderes: dieSonne.AuchinDeutschland rennen fürden süßlich-fauligenGeruchder Früchteauchberüch- KEITUM/SYLT_C.-P. Chef seinen Kunden persönlich dieTür.BeimAufmachen dieLeute beiden ersten Sonnenstrahlen in dieEisdiele, tigt.Die Durian kosteinVietnam fast so viel wiedie teure ertönt einleichtesBimmeln.AndiesemNachmittagsind selbst wenn es draußennochkaltist.“ importierte Pistazienpaste, sagt Ehresmann. Beider Zu- in demklimatisierten Geschäft mehrere Tische besetzt. DerMentalitätsunterschied zwischen Oberbayern bereitung hatteder Deutsche außerdemAngst, dass die Eine junge vietnamesische Mutter schaut aufihr Handy, undVietnamesen könnte kaum größer sein.Eskam stinkenden Früchteseine Maschinenfür immer ruinieren währenddie Kinder eifrig ihrSchokoladeneis löffeln. Ein schonvor,dasseineKundinihrem EhemannimLaden könnten. Doch dann merkte er,dasssie gefroren garnicht

35892730 ausländischesPärchen scheintseinerstesDate in dem dieFinger-nägel schnitt. Manchmal ziehen dieGäste mehr so riechenwie im Normalzustand.Das Durian-Eis Geschäft zu verbringen,bei Zimt-und Schokoladeneis. auch ihre Schuhe ausund legendie Füße aufden Stuhl. wurde einvollerErfolg. Till Fähnders

(0)89 Tatsächlichlaufenbesondersdie klassischenEissorten

49 gut, auchimfernenVietnam:Schokolade, Stracciatella,

_+ Malaga,Haselnuss undPistaziesinddie Bestsellerin „Ralf’sArtisan Gelato“. GMBH Doch in der KühlvitrinefindetsichauchExotisches. NebenZitrone,Schokoladeund Erdbeere stechenSour-

GERMANY sop, Fischsoßeund manchmal sogarPho heraus –ein Eis, dasder Deutsche auszweiSchüsselneiner pürierten Nudelsuppe herstellt. DasvietnamesischeNationalgericht COMPANY Phobesteht ausBrühe,Reisnudeln,Kräuternund Gewür- zensowie Rind- oder Hühnerfleisch. „Oh, Pho! Kann ich dasprobieren?“, fragen Vietnamesen, wennsie dieSorte in der Vitrineentdecken.DannreichtEhresmann ihnen SPORTSWEAR einenProbierlöffel. „Manchelachenund rufen: Dasgibt’s doch nicht!“ AlsEissorte gabesPho in Vietnambishernochnicht. Aber dann kamvor etwasmehrals einemJahrder frühere PR-Berateraus Deutschlandmit der Idee.Erselbst hatvon seinem Pho-Eisnacheinem Löffel schongenug.Schlim- mer gehtesihm nurnochmit dem Fischsoßen-Eis.Das musste er mehrmals abschmecken, bevorerdie richtige Mischung gefunden hatte. „Mir warden ganzen Abend totalelend.“ Mittlerweile gehörtdas Fischsoßen-Eis zu den beliebtesten Sorten in seinem Laden. Ausländer fühlen sich beider salzigenSorte an das Trend-Eis „SaltedCaramel“erinnert–Vietnamesensind überrascht,dassesauchwirklichnach der Gewürzsoße schmeckt,die vielen ihrer Gerichte eine fischige Notever- leiht. „Naklar, es istjaauchFischsoße“, entgegnetEhres- mann dann.Das seibei seinen Eissortengrundsätzlich so: Johannisbeere seiauchwirklichJohannisbeere, nurmit etwasWasserund Zuckervermischt.Haselnuss seiHasel- nuss mitMilch undZucker. DerDeutscheglaubt, dass dies daseigentlicheGeheimnis seines Erfolgsist.Dennvor ihmgab es niemandeninVietnam, der Eisherstelltewie er:selbstgemacht, ohne Zusatzstoffe undauf traditionelle italienische Artzubereitet. Immerhin gehörtEhresmann auchzudenjenigen, die ihrHandwerk richtiggelernt haben. DerWeg dorthinwar allesandere alsgerade. Schonals junger Mann wollte er gerneEis machen,entschied sich aber zunächstfür eine Karriere in der PR-Branche;unter anderem vertrat er in Deutschlandjahrelang den PittiUomoinFlorenz, die „Ich habe gelernt,dassesnicht aufdie Temperaturen ankommt, sondernauf die Sonne“:RalfEhresmann über sein Konzepteiner Eisdiele größte Herrenmodemesse derWelt. Nachdem er sich von in Ho-Chi-Minh-Stadt. Hier istermit seiner vietnamesischenLebensgefährtin zu sehen. 41851 DAVID TELA LIGHT-TC seiner früheren Ehefrau, einerItalienerin,getrennthatte, FIELD JACKET IN ALIGHTWEIGHT TELA MADE WITH JAPANESE STAR-SHAPED wardie Zeit reiffür einenNeuanfang.OhnejeglicheEr- CROSS-SECTION POLYESTER/POLYAMIDEYARNS, WHICH IS ASSEMBLED AND THEN fahrungübernahm er eine alte Eisdiele im oberbayerischen DYED UNDER PRESSURE AT 130°C, WITH THE ADDITION OF AN ANTI-DROP AGENT. OrtGilching.Überdie Annoncedafür warerineiner Zei- DURING THE GARMENT DYE PROCESS, THE HEAT RADICALLY TRANSFORMSTHE MA- tunggestolpert. Doch dasGeschäft litt an den maroden TERIAL HAND AND STRUCTURE.FASTENED WITH HIDDEN DOUBLE SLIDER ZIP AND AT PRIV Geräten,die ihmder Vorbesitzerhinterlassenhatte,und PRÊT-À-PARLER HIDDEN SNAPS APPLIED ON TAPE IN THE FLAP.

FOTO an derfehlenden Kundschaft.Der Ortwar zu klein, das

WWW.STONEISLAND.COM 26 PRÊT-À-PARLER COM MINOTTI.

TEEBEUTEL IN JEDEMSINNE DESWORTES

Teetrinker sind Genießer:Sie nehmen sich Zeit fürihr undder Münchner Designerin AyzitBostan,nacheiner voller Kleinstarbeitgefertigten Teebeutelaus Knopfloch- Ritual,umfür einenMomentdem Stress desAlltags zu Idee der Agentur KolleRebbe.Mit Hilfeder türkisch- seide undBaumwolle in einerminimalistischen handge- entfliehen. DasHeißgetränk mitmehrals 5000 Jahren stämmigenModemacherinhat dasseit1879bestehende machten Sammlerbox.Die limitierteEdition richtetsich Geschichte gilt alsBekenntniszuStil undGenuss, und HamburgerTraditionsunternehmen TeebeutelinForm an langjährige Geschäftspartner und Kunden. Während der wer seineTeezeremoniegebührend zelebrieren will,greift vonikonischenDesignerhandtaschen herausgebracht. Berliner Modewochewurden sieim„VogueSalon“auch zu feinenPorzellantassen, Kannen undTabletts. Noch Dabeiwerden fünf Schwarzteesorten in handgemachten schon den Modeleuten vorgestellt. Undwie soll man sagen? einenSchritt weiter geht„TheTea BagCollection“, eine Täschchenpräsentiert,die den Charakter desjeweiligen AufFashionast, Influencer und Blogger hatte die Produkt- Kooperationzwischendem TeeherstellerHälssen &Lyon Tees unterstreichensollen. Angeboten werden dieinliebe- neuheiteinebelebende Wirkung. Johanna Christner

nen oder dieGeschichteder portugiesischen Seefahrer in Japanauf bunten Kachelbildernnachlesen.Der rote PRÊT-À-PARLER Faden? Hauptsache,esist irgendwieschön exotisch,ganz im Geiste desHistorizismus, der sich auchimMonte Palace zeigt. Vorder namengebenden Villa, mitten im DIESER GARTEN AUFMADEIRAIST ECHT VERTIKAL Park gelegen,begrüßt unseineMädchenfigurmit Spring- seil.Auf dem Hauptzugangswegpassiertder Spaziergänger Wo isteigentlich derAnfangund dasEndeder Welt?Viel- hier angesiedelt: Azaleen und Orchideen aus dem Himalaja, eine nicht besonders altehrwürdige Damenfigur mit Fackel. leicht hier,imJardimTropicalMonte Palace,hochüber Heidekrautaus Schottland, prächtigeFarne ausden hei- Zusammen mitder grandios misslungenen Cristiano- der StadtFunchal aufder portugiesischen Blumeninsel mischenWäldern. Zwischendrin lebenPfauen,Schwäne Ronaldo-BüsteamFlughafen vonFunchalließe sich so Madeira.Das istein hemmungsloskitschigerPark, eklek- undKoi.Alles wächstund gedeiht in tropischer Üppigkeit, fast schon einMadeira-spezifischesFaible fürkuriose tisch, bisweilenauchgeheimnisvoll und schaurig.Wie bei dasKlimaist ideal,umverschiedeneVegetationszonen Bronzestatuen ausmachen. einerExpeditionkannder Besuchervorab kaum einsehen, abzudecken. Undtrotzdem macht sich hier unddorteine Denechten Jardim-Tropical-Monte-Palace-Moment wohindie Reisegeht–die Anlage desJardimentfaltet sich schöne Seltsamkeitbemerkbar,aberschnell istsie ver- aber gibt es in derMitte der Anlage.Daerhebtsichein nichtauf weiten Flächeninder Ebene,sondernvor allem schwunden. Gerade wenn’s einbisschen argwirdmit künstlichangelegter See mitWasserfall, Schwänen und in der Vertikalen. So gehtesbergabineinen paradiesischen den geschrumpften Pagoden undBächleinund zucker- allem, was seine Erbauer vermutlich für romantisch hielten. Pseudo-Dschungel, der auf600 MeternüberNormalnull bäckerverzierten Miniaturen,holtdie prächtige Vegetation Hier kommtzusammen, wasdiesenGarten so verwun- prächtig gedeiht. wieder in diephysische Welt zurück.Und wähntman sich schenwie verrücktmacht.Feuchte Luft legt sich über die DerJardimTropicalMonte Palace isteineArt Disney- beim Aufstieg durcheinen tropischen Bergwald,dann Arme,kühlerWindfegtdurch dietropische Stickigkeit, Versiondes BotanischenGartens. Ende des19. Jahr- erscheinen blaue Flächen oder regalartige Kuben im grünen undman stehtein wenig ratlos vordem Ensemble,das hunderts wurde dasGrundstück angelegt,später um das Dickicht.Etwasomüssteeszugehen,wenndie eigene sich,wie der Park,wohlnur alsGesamtkunstwerkbegrei- Schlösschen MontePalaceergänzt undzwischenzeitlich Umgebung plötzlichmit einemSuper-Mario-Computer- fenlässt.Irgendwo liegteineFrauenstatue im Plastiksarg. alsHotelanlage geführt.Seit1991ist dertropische Berg- spiel verschmelzen würde. In der Nähe des oberen Eingangs Manmusssichentscheiden,obman nunVerzückungoder garten nach mehreren Jahrzehnten Stillstand nun für jeder- befindetsichein Museum mitafrikanischen Skulpturen, Beklemmung spüren will.Dennmagisch istdieserGarten, mann geöffnet.TausendeSpezies ausaller Welt wurden weiter unten kann man asiatische Drachenfiguren bestau- morbide undskurril. KatharinaCichosch

Disney-Version einesBotanischen Gartens: Im Jardim Monte HERSTELLER SITZSYSTEM LAWRENCE | DESIGN RODOLFO DORDONI TropicalPalacegibtesblaue FlächenimgrünenDickichtund IMAGES, BERLINBY HERRENDORF, LIETZENBURGER STR. 99 -T.030 755 4204 56 andereSeltsamkeiten zu entdecken. DDP MÜNCHEN BY EGETEMEIER WOHNKULTUR, OSKAR VON MILLER RING 1-T.089 55 27 32 510 FOTOS AUCH BEI ANDEREN AUTORISIERTEN HÄNDLERN UND IN ANDEREN STÄDTEN. PLZ 0/1/2/3/4/5 HANDELSAGENTUR STOLLENWERK -T.0221 2828259 [email protected] PLZ 6/7/8/9 HANDELSAGENTUR RIEXINGER -T.07121 325953 [email protected] 28 PRÊT-À-PARLER

SMARTOHNE PHONE Nichtganzauf Erreichbarkeit verzichten möchten dieHersteller vonThe LightPhone.Der Reiz deskreditkartengroßenund somit federleichten Telefons:keine Apps, keineMails,keine SMS–nur Als SteveJobs im Jahr 2007 das erste iPhone vorstellte, zumTelefonierenkanndas Gerätgenutzt werden. Dasinjeder konnte niemand ahnen, was für eine Revolution der Apple- Hinsicht minimalistischeGadgetist alsZweithandygedacht und Chef da ausgerufen hatte. Wohl kein anderes Gerät in der kann dieTelefonnummer deseigentlichen Handys übernehmen. DasCredo desDesign-Duos JoeHollier undKaiweiTanglautet Geschichte der Menschheit hatte einen solchen Erfolg. passenderweise:„We arehumansand we aretaking ourlives back.“ Rund zwei Drittel aller Menschen besitzen heute ein Smart- phone, in Deutschland sind es sogar 78 Prozent. Wasdarf man beim Verlassen des Hauses nicht vergessen? Haus- schlüssel, Portemonnaie –und den digitalen Alleskönner. Immer mehr Menschen fühlen sich ohne ihr Mobiltelefon vollkommen eingeschränkt. Obwohl die Hersteller angeb- Auch der amerikanischeMobilfunkprovider Republic Wireless hat lich das Leben vereinfachen wollen, machen sie es oft kom- sich etwaseinfallen lassen. „The Relay“ –eineArt Walkie-Talkie plizierter –viele sind abhängig wie voneiner Droge. im Taschenformat–richtet sich vor allemanFamilien, dieihre Kinder draußentoben undspielen sehenwollen. Miteinem DieGegenbewegung ließ nicht lange auf sich warten. Knopfdruck vernetzt dasrobuste,wasserdichteRechteckmit Beim „Digital Detox“ („digitale Entgiftung“) wirdver- abgerundeten Eckendie Familienmitglieder miteinander.Trotz sucht, sich auf das analoge Dasein zurückzubesinnen, die seiner ReduktionaufsWesentliche bietet es 4G LTEund eine Wifi-Funktion.Man kann eine Einzelpersonoder aucheineganze Umgebung mit allen Sinnen wahrzunehmen und das wirk- Gruppevon vernetzten Relays kontaktieren. liche Leben mit wirklichen Menschen wiederzuentdecken. Digital-Detox-Urlaubsangebote erleben einen Boom, und nun hat das digitale Fasten auch das Design erreicht –einige Beispiele sind hier zu sehen. Statt matter Bildschirme soll also auch mal wieder Familienritualen und Freundeskreisen ein neuer Wert zukommen. Digital Natives hin oder her: Manchmal muss man das Smartphone gegen frische Luft und echtes Leben eintauschen. Johanna Christner

DerDesignerKlemens Schillingerlockert diedigitaleAbhängig- keit auforiginelleArt.SeinSubstitutePhone soll –wie der Name schon sagt –das Smartphoneersetzen. Die Formerinnertanein herkömmlichesGerät,die Funktion istjedochreduziert aufdie motorischen Bewegungen,die täglichhundertfachamiPhone vorgenommenwerden. Steinkugeln, dieindas Gehäuseeingesetzt sind,imitieren dasScrollen, Zoomenund Wischen. Sie sollen beruhigenund beim Entzug helfen. Mitdem LeCase, einerunauffällig wirkenden ledernenHandyhülle mitzweiTaschen von demSchweizer Hersteller LeBehr,kannman vom digitalen LebeneineAuszeit nehmen. Steckt mansein Smartphone in dielinke Hälfte der Hülle, blockiert manjegliche Signalevon undzum Gerät–denn selbst im Flugmodus erzeugen Mobiltelefone elektromagnetische Strahlung. Will manwieder onlinegehen,stecktman dasHandy in dierechteHälfte. PRÊT-À-PARLER

DIESER MANN HATKEINE ANGST

Madarejúwaist einKrieger vomVolkder Tenharim,und er hatkeine Angst. Schonmit acht Jahren erlaubte ihmder Häuptling, eingroßesTierzuerlegen,einen Tapir. Er kannGiftfür diePfeile mischen. Er weiß, wieman einer Anakonda entkommt undeinen Leoparden tötet. Madare- júwa kann sich unbemerktimWaldbewegen.Erhat von den Alten allesüberden Krieggelernt.Madarejúwaist 21, altgenug,umzuheiraten,ein Mädchen vomClander Adler, wieesdie Traditionwill.Docherträumtdavon, Geld zu verdienen. Er will noch einmal aufdie Schule in der Stadt. Sein altesMotorradzum Laufen bringen. Er hat einHandy undFacebook. Madarejúwaist hin- undherge- rissen zwischen Mythen undModerne.Der deutscheJour- nalist Thomas Fischermann, der die Tenharim im Amazonas- RegenwaldvierJahre lang immer wieder besuchte, hat seineGeschichteaufgeschrieben. Es istdie Geschichte einesbedrohten Volks. Einstumfassteesmehrals 10.000 Menschen,heute lebennoch900.Ihr Reservat istsogroß wieSchleswig-Holstein,dochvon überalldringen Gold- schürfer,Holzfällerund Farmer ein. „Heute sind unsere Gegnerdie Weißen“, sagt Madarejúwa. Auch um für diesen Überlebenskampf gewappnetzusein, interessierter sich füralles,was außerhalbdes Waldes passiert. Wenn es FISCHERMANN aber sein muss,will er mitPfeilund Bogeninden Krieg THOMAS ziehen. Denn stirbt derWald, stirbt auchseinVolk. (klau.)

Thomas Fischermann: „Der letzte Herr desWaldes“. HERSTELLER, Verlag C.H. Beck,19,95 Euro,erscheintam15. März FOTOS münchen - stuttgart - frankfurt - düsseldorf - berlin - hamburg - sylt

woolrich.eu 30 POLITIK POLITIK 31

UnserKorrespondenthat vier Jahrzehnte lang diedeutschePolitik verfolgt.Jetzt gehter in den Ruhestand. Undblicktzurückauf Szenen einesJournalistenlebens. VonGünter Bannas

altist es,bitterkalt.EineNovembernacht in aucher–indie ökologischen„Fundis“aus Frankfurtum Klassenfeind denkt.“ Dieeinfachen KB-Mitgliederhin- Berlin,draußen vorder Tür. „Lungerjour- JuttaDitfurthund die„Ökosozialisten“aus Hamburg. gegenbegnügten sich mitder „Frankfurter Rundschau“, nalismus“wirddas genannt, wasbesonders DerenAnführerhießenRainerTrampertund Thomas diedamalsder SPDnahestand.Das erzählten diebeiden K abwertendist:nichtszutun wissen undsich Ebermann.Sie entstammten dem KB,alsodem „Kommu- einwenig hochmütig, waswiederum zu ihrer–wie man irgendwo untätigaufhalten. Werwill,kann nistischen Bund“, wasnicht mitdem KBW(„Kommunis- heutesagen würde –Kommunikationsstrategiegehörte, sich „imKellervon Baden-Württemberg“,der Landes- tischerBundWestdeutschland“)und dessen Abspaltung sich bekannt undein wenig beliebtzumachen. Doch siehe vertretung,aufwärmen. BisDienststellenleiter Andreas BWK(„BundWestdeutscher Kommunisten“) zu verwech- da:Die beiden bestätigten,was dieRealosboshafterweise Schulzeauftaucht undruft, dieFDP-Delegationziehe sich selnwar.Dorthattensie daspolitischeHandwerkgelernt. erzählthatten,wonachTrampertund Ebermann in der dieMäntelan. Es istfünfvor zwölf. ChristianLindner Auch beiden Grünen waren sie dieWortführer –Tram- Pferdezuchtaktiv waren. Wiedas?Links sein undzugleich sagt den Satz desMonats: „Esist besser nichtzuregieren, pert warParteivorsitzender,Ebermannstand eine Zeitlang dem Kapitalverbunden?IhreAufklärung: Nichtim alsfalschzuregieren.“Das Lungern beim Sondieren hat der Bundestagsfraktion vor. Die beiden gabenvor,ein Galoppsport seien sie engagiert, sondernimTrabrenn- sich gelohnt.Knapp acht Wochen später,Willy-Brandt- klares Feindbildzuhaben,weshalb sie dieFrankfurter sport. „Der Trabrennsport istder Pferdesport der Arbeiter- Haus,wieder fünf vorzwölf,wieder draußen, wieder kalt. Allgemeine Zeitunglasen:„Wirmüssenwissen,was der klasse“, sagten sie. Besuch in Hamburg. EinPferdwechselte Wenn sich jemandvon drinnen blickenlässt,stürmen die für1000 Mark den Besitzer,bar aufdie Hand natürlich. Leuteauf ihnzu. Magere Kost. NurHinweise, es werde Ende der achtzigerJahre waren dieGrünen den beiden zu wohl noch einpaarStundendauern. DiePrognose ist rechts,und sie verließendie Partei. natürlich falsch,solche Beratungenenden immer um vier Uhrmorgens.Kaffee gibt es undFrüchtetee. Zigaretten werden knapp, dieAkkus sind langsam leer,eswird gelindnert:„Es istbesser, nichtzugehen,als zu frühzu Jahrelangstritten einstParteien,Parlamenteund Gerichte gehen.“ DasLungern lohntsichnicht.Irgendwann am über dieVolkszählung, alsder Datenschutz noch etwas Vormittag eine ganz normale Pressekonferenz (Merkel, galt.Und dassogar zu Zeiten desrheinischen Frohsinns, Schulz, Seehofer). Es bleibtdas Erlebnis einerdurch- der demRegierungssitz in Bonn nahe war. Anrufalsoam gemachten Nacht. Erzähltwurden Geschichten vonfrüher Morgenvon Weiberfastnacht beiWighard Härdtl,dem undvon ganz früher. forschen Sprecher undIntimus vonFriedrich Zimmer- mann,dem ebenso forschen Bundesinnenminister von der CSU, dem wiederum nichts fernerlag alsGrüneund Sozialdemokraten. Härdtl aber erklärtelangund breit, EinstinBonn, rund35Jahre istesher,gab es einLokal, Zimmermann wolledie Volkszählung vonder Zustim- dashieß„Provinz“ undlag schräg gegenüberdem Bundes- mung der SPDabhängigmachen. Ohne sie geheesnicht, kanzleramt. Die „Provinz“war dasStammlokalvon Rot- undsoweiter undsofort. Weil dasThema damals die Grün undsonstigen aufstrebenden Kräften. HeikeStollen- Gemüter bewegte, wurde dieSache zumAufmacher in der werk hieß dieChefin. Siekonntemit harter Hand regie- „Esist besser...“: Immerhin ließ Christian Lindner die Journalisten F. A.Z. DieinFrankfurtansässigen Nachrichtenagenturen, ren. Willkommen waren Sozialdemokraten (damalsnoch nichtdie ganze Nachtwarten.Foto Matthias Lüdecke dieabendsvon 18 Uhrandie ZeitungamHauptbahnhof links undjung) undGrüneaus dem Freundeskreis, der zu kaufen pflegten,griffen dieNachricht aufund wollten „Gang“,von JoschkaFischer,der dasgroße Wort führte. nachfragen. DasProblemnur:Die zwei stellvertretenden Außernatürlich,wennGerhard Schröder vonder SPD Pressereferenten des Bundesinnenministeriums waren nicht kam. Die Legendewill es,dasservon der „Provinz“aus eingeweiht.Ihr Chef war, wienatürlich auchder Reporter, hinüberzum Zaun desKanzleramtesging, daranrüttelte im Karneval verschwunden. Noch tags darauf mussten die undrief: „Ich will hier rein!“Gemeinsam mitFischer und beidendie Auskunft geben, dieSache werdeschon stim- schrieb er aufeinen Bierdeckel:Bundeskanzler men,sie könnten sie abernicht bestätigen. Mobiltelefone Schröder,Außenminister Fischer, Innenminister Schily. gabesnicht, dasInternetwar noch nichterfunden –ge- Fünfzehn Jahrespäter kamesso. Die „Provinz“gab es da schweige denndas Smartphone. nichtmehr, mitder Begründung,dassdortein Neubau errichtet werdensollte. Dazu freilich kamesnie.

Roland Vogt wareiner derUr-Grünen.Ergehörte zu jenen,die sich ausProtest gegenAtomund Raketen gerne Es waren dieZeitender Grünen,als deren sogenannter irgendwo anketteten undsichvon Polizisten wegschleppen

IMAGO linkerFlügel noch richtiglinks warund vonden Realos Fans desTrabrennsports: Thomas Ebermann (links)und Rainer ließen. Gewaltfrei natürlich.Irgendwann legteerinden Trampert (hier2008) warendie Grünenirgendwann zu rechts.

FOTO noch „fundamentalistisch“genannt wurde. Gespalten war Pressehäusern am Bonner Tulpenfeld,wodie Mehrzahl Im „GrünenGedächtnis“:Günter Bannas siehtimArchivder Heinrich-Böll-StiftunginBerlin seinealten Notizen undUnterlagenüberdie Grünen durch, diehierarchiviertsind. Foto Daniel Pilar 32 POLITIK POLITIK 33

der Journalisten untergebracht war, eine ziemlich groß- Möglichkeitenhabe er,sagte ihmder Kanzler:Rauswurf kamdie wahreLeidenschaft desHamburgerszum sprecherischePressemitteilungder Grünen aus: welche Zimmermannsaus dem Kabinett oder halt Entlassung Ausdruck:Schiffsmodelle. Dasberühmteste allerameri- Kasernen der Bundeswehr wann undwoimProtest gegen Hellenbroichs.Der Beamte musste gehen. kanischenKriegsschiffe,die „USS Constitution“aus dem Rüstungswahn undAtomraketen vonDemonstranten 18.Jahrhundert, wardas Schmuckstück.Kartonmodelle „blockiert“ werden sollten –was in der Sachemeist nach baute er auch, alsJugendlicherdie Kriegsschiffe „Scharn- dem Einsatzvon Wasserwerfern beendetwar.Tagespäter horst“und „Gneisenau“. Sieerlitten einbitteresSchicksal. Schlagzeileeiner Sonntagszeitung: GrünewollenBundes- EinErlebnisbesonderer Art: beiAuslandsreisenvon Kanz- „Die alten Kriegsschiffe ausKartonhabeich mitindie wehr lahmlegen. Quelle:Sicherheitsbehörden. Hieß:Bun- lern oder Kanzlerin an Abendessenmit Königenund Prä- Badewanne genommen undhabesie mitkleinen Silvester- desamt fürVerfassungsschutz.DessenQuelle: diePresse- sidenten teilzunehmen. In Kiew wurde Wodka gereicht, knallern hochgehen lassen.“Esist einSatzaus dem mitteilung vonRolandVogt. wasnicht schlimmwar,weilErfahrene dazu geraten interessantesten allerInterviews. Der Fragesteller teilt hatten,nicht noch Wein oder auch nurBier zu trinken. In dieLeidenschaft.Die ModelleseinerJugendhatte er im Damaskus waren ringsumimSpeisesaal,der einerMesse- Ofen verbrannt. halleglich,Überwachungskameras angebracht,was wohl Schönist es,wennman einenChefhat,der sich nichtfür dazu führte,dassdie einheimischenGäste sämtlicheEng- Fußball interessiert. Im Sommer 1986 überraschteClaus lisch- undFranzösischkenntnissevergessen hatten (außer Gennrich, damals Leiter desBonnerF.A.Z.-Büros, mit alsesumÄußerlichkeiten einerDolmetscherin ging). In Sogenannte Journalistenkreise gabesinBonnund gibt der Frage, ob ichLustund Zeit hätte, mitHelmutKohl Sanaa, also der Hauptstadt Jemens, sprach der Tischnach- es in Berlin.Sie trugen undtragenillustre Namen: Gelbe (und anderen)zum Endspiel der Fußballweltmeisterschaft barvon einem„glücklichenAbend“. Er warein wichtiger Karte, Wespennest-Kreis, Fact-Finder,Wohnzimmer- nachMexikozufliegen. DeutschlandgegenArgentinien. Mann: Chef desGeneralstabsdes kürzlich erschossenen Kreis, Adler-Kreis, Lila Karte, Ruderclub,U-30. Das DasschönsteInterview:PeerSteinbrück2012inseinemBüromit Eduard Ackermann,Kohls treuester Medien-Knappe, Präsidenten AliAbdullahSaleh.Als eine der Vorspeisen Prinzip: EinGasterzählt,vergleichsweise vertraulich, demModellder „USS Constitution“FotoMatthiasLüdecke wareinverstanden. Starsvon ehedem warenauchdabei: gabesden Shrimpscocktail (mit Mayonnaise undManda- über diewichtigenDinge ausder Politik.Oder auchdie TorwartSeppMaier,die StimmungskanoneimFlugzeug, rinenscheiben), der hierzulandeinSupermärkten verkauft wenigerwichtigen. EinenZirkel besonderer Artgab es in es kein Halten mehr.Junge Dolmetscherund erfahrene Wolfgang Overath, der Mittelfeldspieleraus Köln,und wird.Zweigroße Kelche fürachtPersonen, eine kleine Berlin:den Kassel-Kreis, erfunden vonKlaus Becker,dem Kollegen wirkten wieErtrinkende,wennsie am Straßen- Helmut Schön, deren Weltmeister-Trainer von1974. Portionfür den Gast ausDeutschland,den Rest vertilgte Chef des„ExtraTip“von Kassel.Aufnahmebedingung: rand zurückgelassen wurden. EinAlbtraum. Sarajewo Wegender Ausgewogenheit hatteKohlauchden –in der GeneralohneUmschweifedirektaus den Kelchen. nordhessischeVergangenheit,sei es durchGeburt, seies 2016,MerkelsletzteStationeiner Balkan-Reise.Ganz derCDU unbeliebten –FDP-MannGerhart Baum,den Oder mittagsinDschidda–Angela Merkel undBeglei- beruflich. Aushängeschilder:neben Hans Eichel wardas hinten in derAutokolonnehielt der Journalisten-Bus. Sozialdemokraten Hans-JürgenWischnewski (lautKohl tung beim KönigSalmanibn Abdal-Aziz Al Saud.Wie dieMinisterin Brigitte Zypries, mitder ichangeblich ZumTelefonierenstieg ichaus.Das Schließender Türen „einerder letzten ordentlichenSozialdemokraten“) und mansosagt: Die Tische bogensich. GebratenerHammel, gemeinsamimKindergarten am Tannenwäldchen war. schien mirnochunverfänglich,wegen der Klimaanlage Arbeitsminister Norbert Blüm (den „Maradonavon Schüsselnund Näpfe. Gästeund Ehrengästewurden Auch der Schauspieler Otto Sander gehörte dazu, weil oder so.Als der Buslangsam abfuhr,dachteich,umdie Rüsselsheim“)mitgenommen. Kritiker fanden damals, bedient. Kaum dass sich Königund Kanzlerin erhoben erinKassel einmal einEngagementhatte,der Kultur- Ecke werdeein Parkplatzgesucht.Als er wegwar,stieg der der Bundeskanzler hättedie Reiseselbst zahlen müssen. Da wardas Rauchennochgestattet: HerbertWehner, WillyBrandt undHelmutSchmidt 1972 in Dortmund Fotos Barbara Klemm hatten –die Tafelmithinauchfür alle anderen aufgehoben managerKlaus Siebenhaar,auchLeute vonWintershall. Puls:alleingelasseninSarajewo. Schlimme Ausssichten: Womöglich wäre auch Richardvon Weizsäcker,damals war–stürmten jungeSoldatenund Wachleuteden Saal Plaudereien über Kassel,die Vergangenheit, gemeinsame Rückflugmit LinieüberWien, eine teure Sachefür wen Bundespräsident, gernemit zumSpiel gereist.Kohl(„der undsetzten sich an dieTische. Ihnengehörten dieReste. Bekannte. EinLufthansa-Vorstandwar ebenfallsdabei. auchimmer.Erster Anrufbei einemKollegenimBus. Kanzler bestimmt dieRichtlinien“) bremsteihn aus: Mitoder gerneauchohneBesteck. Er organisierte einenAbend im Ausbildungszentrum Fehlanzeige.Zweiter Anruf. Wo steckt ihr? Gegenfrage: Nur15Minuten nachdem 2:0-Sieg gegenFrankreichim seines Unternehmens. Probeaneinem Airbus-Simulator. Wo steckstdu? Irgendwiegingdie Sachedanndochgut. Halbfinale hattedas Kanzleramtdie Deutsche Botschaft Starten: vergleichsweise einfach. Fliegen: ganz einfach. Nico Fried, der Retter,machteinder „Süddeutschen in Mexiko in Kenntnis vonKohls Besuch gesetzt. Dummer- Landung? PlötzlichgingensämtlicheLeuchten an den Zeitung“ eine schöne Glosse daraus:„Wo istBannas?“ weise gewann Argentinien dasEndspielmit 3:2.Eine Hintergrundgesprächbei .Kleiner Kreis, Armaturen aus. Frageanden Ausbilder:Was nun? „Jetzt Premiere gabesaber: Erstmals wurden dieFußballspieler runder Tisch im Bonner Kanzlerbungalow.Kohls Wein- sind wiralletot.“ voneinem Kanzler unddessenEntourage in ihrer Um- glas warimmer voll,nachgefüllt undverdünnt mitWasser. kleidekabine heimgesucht.Zum Trost gabesSekt. Alsder ersteseinerGäste schwächelte, machte der Kanzler Weiberfastnacht 2012,kurzvor Mitternachtbei „Ingo ScherzezuLastenDritter. Fertig“ander Bonner Straße in Köln.Die Staatsanwalt- EinDonnerstagimMärz 1999.Die Skier waren schonauf schaft in Hannover,raunteein Frohsinnsgenosse, leite demDachträgerdes Autos. Bloß eine Veranstaltungnoch: Ermittlungen gegenChristian Wulffein,den Bundes- Grünen-Parteitag Mitte der Achtziger in Hagen. Stadthalle. 18 Uhr, Vorstellungeines Buchs über den „Dritten Weg“ präsidenten. Ernüchterung,augenblicklich. Sein Rück- Am Aufgangzum Plenarsaal drei Mülltonnen –einefür Einlauer Sommerabend1995, Fest der Landesvertretung vonPeter Mandelsoninder niedersächsischenLandes- tritt: absehbar. Frühmorgens Anrufdes Frankfurter Kolle- Papier,einefür Plastik,einedrittefür den Rest. Erste vonBremeninBonn. Einregionaleinflussreicher Sozial- vertretunginBonn(„ImAnschluss Diskussion und genJaspervon Altenbockum: „Was machen wirnun?“ Ich: Begegnungmit dem Phänomen,für dasspäterdas Wort demokrat zogmichzur Seite. DasEndeRudolf Scharpings Gespräche. Buffet“).Das warrelevant, weilMandelson ein „W IR machen garnichts. BininKöln.“DanndochAb- Mülltrennung erfunden wurde. Frageanden städtischen an der Parteispitze seigekommen. Es seibloßnochdie Vertrauter vonTony Blairwar –und Tony Blairwiederum bruchder schönenZeit, Rückreise nachBerlin. Dietollen Bediensteten: Wasist das denn? Antwort: Nachher schütten Frage, wer Scharpingdas sagensolle.Anträge vonUnter- einGesinnungsgenossevon GerhardSchröder. Kurz davor Tage jener Jahrewaren eine Gefahrenzone.2011, Plagiats- wirehalles wieder zusammen. gliederungender SPDwürden fürden Parteitagvorbe- dieMeldung:Oskar Lafontaine,Bundesfinanzminister affäre1:Rücktritt vonKarl-TheodorzuGuttenberg, Er- reitet, dieScharpings Position schwächenwürden. Eine undSPD-Chef, trittvon allenÄmternzurück. Da gerieten nennungvon Thomas de Maizière zu seinem Nachfolger „Nacht der langen Messer“kündigteeran–für denAbend einige Termine durcheinander. alsVerteidigungsminister.„Ichhabeihn immer geschätzt der damals bevorstehenden Wahl zumBerlinerAbgeord- undwerdedas weitertun“, sagteMerkel über Guttenberg. GerhardSchröder wusste schonimmer,wohin er wollte netenhaus.„Johannes Rauist verzweifelt“, sagteeiner der 2013,Plagiatsaffäre2:Rücktritt vonBildungsministerin und wie das gehen sollte. Erste Begegnung also, als Schröder SPD-Strippenzieher am Telefon. Rau, zu jenerZeitMinis- AnnetteSchavan. Merkel sagte, sie habe den Rücktritt alsChefder Jusos noch linksschien(obwohl ihndie ganz terpräsidentinNordrhein-Westfalen undstellvertretender Nichts istschlimmer beiAuslandsreisenmit Kanzlernund „sehrschweren Herzens“ angenommen.Dem Frohsinn tat linken den „rechten Schröder“nannten). Die Frankfurter SPD-Vorsitzender,war wichtigfür Scharping, er warseine Präsidenten,als den Dienstwagenoder Busfür diebeglei- es, dieses Mal, keinen Abbruch. Er stachgerne heraus:JoschkaFischer mitHubertKleinert(links)und MilanHoráček (rechts) 1984 in Lich Allgemeine Zeitungbezeichnete er als„diePrawdader Stützegewesen. „InParteiführung und Bundestagsfraktion tendenJournalisten zu verpassen.Wir habenschon leib- Bourgeoisie“, wasseinGegenüber wohl alsKompliment immer mehr ZweifelanScharpingsFähigkeiten“hieß haftige Staatssekretäre mithochrotem Kopf rennen sehen verstehen sollte,weildie Prawda (soder Name desZentral- dieSchlagzeile über dem Bericht. Zwei Wochen später trat –imfeinenAnzug mit Krawatte in derHitze Arabiens organs der KPdSU) Einfluss habe undaußerdem auf Günter Verheugenvom Amtdes SPD-Bundesgeschäfts- oder bei den Vereinten Nationen in NewYork. DasPrinzip: Aufbeinahe altmodischeWeise hatten zwei jungeLeute DeutschjaWahrheitheiße.Und viel lieber alsmit den führers(heute: Generalsekretär) zurück.Scharpinghabe Sitztder Kanzler/die Kanzlerin im Dienstwagen, setztsich einenAntrittsbesucherbeten. Guido Westerwelle, 1983 älterenReporternspreche er mitden jüngeren, weildie ihmvorgeworfen,die Quelle desBerichtsgewesen zu sein. dieKolonnemit dem Begleittross inBewegung. Dann gibt nachseinerWahlzum Vorsitzenden der Jungen Liberalen. ihnschließlich beiseinemAufstiegbegleiten würden.Er aus. Es war die erste Begegnung mit der Nichtraucherlobby. BundestagspräsidentNorbert Lammert(CDU) –nicht (Weshalb hier noch einmal versichertwird: Er wares 1. Erläuterungdes Programms. 2. Kurzfassungdes Pro- kanntesichhaltaus.Dadrübenwolle er hin, erzählte er Schonein paar Jahrespäter,1991, eine Schlagzeileüber zurAbstimmung.Odersie stimmten gegendie eigene nicht.)Wenige Wochen später warScharping gestürzt, gramms.3.Verdichtete Kurzfassung. ZwölfJahre später, demStaunendenimBonnerBundestagsrestaurantgesten- Angela Merkel:„DieJüngste in KohlsKabinettraucht Befindlichkeit.Wer gegendas Gesetzstimme,fragte gefallen,abgewählt.Oskar Lafontaine wurde SPD-Vor- 1995,AndreaNahles, nachihrer Wahl zurVorsitzenden reich undwiesmit dem Finger nachdadrüben, wo das noch in der Öffentlichkeit.“Noch! VieleweitereJahre war Sitzungsleiter (FDP). Einerblieb sitzender. In Mannheim waresumScharping geschehen. der Jungsozialisten. Messdienerin seisie gewesenund auch Bundeskanzleramtmit KohlsBürolag.Baldstellte sich RauchenimBonnerund später im Berliner Politikmilieu standhaft underhob sich:LaurenzMeyer vonder CDU. einTrekki, Anhängerin der Kultserie„Star Trek“. Mit heraus,dasserdas vielen Reporternerzählte. Jeweils ganz erlaubt und nicht geächtet –inMinisterien, in den Räumen NielsAnnen,der heutezuden wichtigenAußenpolitikern vertraulich natürlich.Deshalb hielten diedamalsJüngeren desBundestagsund besondersgerne im Regierungsflug- der SPDgehört, hatteeseinebesondereBewandtnis. Irr- dasGanze zumTeilfür realistisch. Ältere Sozialdemo- zeug bei Auslandsreisen des Bundeskanzlers. Schröder vorn Da hatten sich dieGrünen in ihren Frühzeiten wasFeines tümlicherschiener, nachseinerWahlzum Juso-Chef, in kraten ziehen siedafür derNaivität. Niemals, meinten sie, mitZigarre.Hinten die„Kanzlernachlatscher“ (umeinen Heribert Hellenbroich warSohnmeinesMusiklehrers ausgedacht: Verbannung vonJournalisten der „Bild“-Zeitung einemTextvon mirals „FrauAnnen“. Daraufhinschickte werdeessokommen. BegriffKurtKistersvon der „Süddeutschen Zeitung“ zu am Friedrich-Wilhelm-GymnasiuminKöln. Er wohnte vomParteitag. Die Betroffene: DorisKöpf,die spätere er eine launigeE-Mail. Inhalt:WennereineFrauwäre, verwenden)mit Zigaretten.Dochdie Frontbröckelte. Vor in einemHausvollerGeigenund warbeimBundesamt Frau GerhardSchröders. Motto der Kollegen: Wenn Doris wäre manchesleichter fürihn.Das war2001. einerReise Schrödersdurch sieben Staaten der Golfregion fürVerfassungsschutz.InZeitendes Ost-West-Konflikts geht, dann gehen wirauch. Dorisdurftebleiben. in sieben Tagenhießes, alle Flügeseien Nichtraucher- warerzuständig fürSpionageabwehr.Später wurde er ErsteBegegnung mitRitaSüssmuth, kurz nachdem sie flüge. Natürlich sollte es nichtSchröder gewesensein, Präsident.Schließlich wechselte er 1985 alsPräsidentzum 1985 dasBundesministerium fürJugend, Familie, Frauen der schuld war. „Wir habenuns internationalen Standards Bundesnachrichtendienst (BND)nach Pullach.Problem: Gründungsversammlung einesüberparteilichen Zusam- undGesundheitübernommenhatte. Ob sieetwas an- angepasst“,sagte Sigrid Krampitz,seine Büroleiterin. Wenigspäter verschwand einVerfassungsschutz-Mann AlsHansEichel ausKasselBundesfinanzminister war, menschlussesvon Abgeordneten desBundestages mit bieten könne? Kaffee?Nein, danke. Tee? Nein,danke. Schrittweise ging es weiter mitden Einschränkungen. (HansjoachimTiedge) nach Ost-Berlin.Zwei„Schuldige“ schmückteerseinDienstzimmer mitSparschweinen. maßgeblichen Beamten. „Koalition RutWiess“, heißtder Sonstetwas?Einen Aschenbecher. Ihre Mitarbeiter be- Am 25.Mai 2007 der Durchbruch.Der Bundestagverab- wurdenals Verantwortlicheausgemacht: Hellenbroich Große,kleine, bunte. Peer Steinbrück,seinNachfolger, Club,Anhängerdes 1. FC Köln.„WerFC-Anhänger ist, kamen rote Köpfeund verdrehten dieAugen.Süssmuth schiedetedas Gesetz,nachdem in öffentlichen Gebäuden undBundesinnenminister FriedrichZimmermannvon brachteeineSammlungNashörnermit.Große,kleine, muss leidensfähigsein“, sagteder Vorsitzende. Michael A

blieb souverän.„BringenSie Herrn Bannas einenAschen- dasQualmen untersagt ist. Auch bekennendeRaucher derCSU.Später eine ErzählungbeimSchulfest:Hellen- EP bunte, alte. Als Steinbrück vorseiner Zeit als SPD-Kanzler- Nurimmer im Trossder Kanzlerin bleiben: AngelaMerkel Brandheißt er,CDU-Abgeordneter aus Fulda. Katarina

becher.“Höflicherweisenutzteerdas nichtüberGebühr fügten sich.Entweder erschienen sie –wie der damalige broich,ein CDU-Mann,wurde zu Kohl gebeten. Zwei FOTO kandidat nurüberein kleinesAbgeordnetenbüroverfügte, 2017 mitSalmanibn Abdal-Aziz Al Saud,dem saudischen König Barley,die zurBundesministerin aufstieg,rief: „Ich bindie 34 POLITIK Traditionsince 1774. birkenstock.com vonSchlaf-,Vor-und Baderaum. Beim Frühstückwurde stückweise gebeichtet,schrittweiserückteman mitder Wahrheit raus.Niemand warzurecht gekommen. Über- nachtungbei Festbeleuchtungwar dieRegel.Als Jahre späterMerkel nebst Delegationdortnächtigte,gab es eine neue Technik. DasGold aber wargeblieben.

Gespräch mitFranz Münteferingüberdie Kunstder freien Rede. Miteinem seitenlangen Manuskript begann die Planung. Verkürzung dann aufeineDin-A-4-Seite. Ver- dichtungauf eine Karteikarte. Am Ende blieb der Ruf: „Glückauf!“Die Genossen jubelten.

DieZeitenändernsich. Ganz früher: Bonn,Bundeshaus. Es gabHausausweise fürJournalisten,die jeweils füreine Legislaturperiode galten. In Wirklichkeit aber reichte die Gesichtskontrolle. Im Laufeder Jahrewurde es strenger, zumalinBerlin. DerSicherheitwegen:Ausweiskontrolle, so wiedas beiAbgeordneten oder Bediensteten desBun- destages war. VorigesJahrdanneineAktion, diedas Berli- nerJournalisten-Milieu alsgegen sich gerichtetansah: Kontrollespeziellvon Journalisten wieinFlughäfen – Mantel aus, Sakko aus, Hosentaschen leer.Niemand wollte Verantwortungübernehmen. Die Mitglieder desÄltesten- rates, Abgeordnetealso, sagten,die Beamtender Verwal- tungseien schuld.Die wehrten sich undsagten, dieParla- mentarier seien es gewesen. NorbertLammert,damals Bundestagspräsidentund Hausherr,gehörtdem Parlament nichtmehran.

Empfangzum Abschied GerhardSchrödersals Bundes- kanzler im Berliner Willy-Brandt-Haus. „Auf Wieder- sehen“–„Muss nichtsein.“Von nunansei er Privatier.

EinRätsel, Zitate auseinem alten Block: Die CDUmuss eine neue Rollelernen. Die Partei hatden Kontaktzur Es gilt dasgeschriebeneWort: Die Bannas-Notizen bergennocheinige grüneGeheimnisse, hier ausdem Jahr 1988.Foto Daniel Pilar Gesellschaft verloren. Die CDUmusswieder zuhören können. Siehat an Spannkraft verloren. Es darf keine Denkverbotegeben.Die Parteizentrale hatimBundes- kanzleramtanEinflussverloren. Kleine Hilfe: Daswar im November 1998.Lösung, siehe oben,Kapitel Rauchen, dasmit Rita Süssmuth beginnt: 1991 warAngela Merkel einzige Rote hier.“ Omid Nouripour vonden Grünen und waren. Reifenpanneauf der Autobahn nachNorden. Die dieJüngste in KohlsKabinett, siebenJahre späterGeneral- vomKlub„BundesAdler“ (für EintrachtFrankfurt)gra- BKA-Sicherheitsleutebestanden darauf,Merkel dürfe sekretärin. tulierte. Ausnahmsweise warder Reporter nichtbloß nichtamStandstreifen der Autostrada stehen bleiben. Beobachter,sondern teilnehmender Beobachter.ImHerbst Ulrich Wilhelm, damals Sprecher Merkelsund heute 2015 wardas,FC-Freund Martin Schulz wardanoch Intendantdes BayerischenRundfunks, hatteden Leuten nichtimBundestag.Die CDU/CSU-Polit-Prominenz hinten mitzuteilen, Merkels „Keinerwirdzurückgelassen“ Zu guter Letztein TreffenzweierGenerationen: Angela (Schäuble,Kauder,Stoiber,ein wenig auchMerkel)steht seinicht aufrechtzuerhalten. DemAP-Reporter Stefan Merkel undSebastian Kurz.„DerBundeskanzler Öster- BayernMünchen nahe.Nur Theo Waigelsteht zu 1860 Lange gelanges, dieeingerosteten Mutternanden Rädern reichs ist jung; das ist nicht zu bestreiten“, stellt die Bundes- München, schonweilerStoiber nichtleiden kann. zu lösen. DasBus-Unternehmen musste versprechen, irgend- kanzlerin fest. UndMerkel sagt noch: „Irgendwann bemerkt wo beiFlorenz einenBus zu organisieren,der in Deutsch- manansichselbst,dassman mitjedem Tagein bisschen land TÜV-tauglich war. Tiefinder Nachtzum Sonntag mehr in Richtungdes Älteren hinüberrutscht.Das gehört Ankunft in Bozen. Sonntagnachmittag dann doch in Berlin, einfachzum Lebendazu.“ Gewöhnlich sind Kanzlerreisenauf dieMinutegeplant. 48 Stundenspäter alsgeplant.Merkel schien es genossen Landungum22.15 Uhrheißt 22.15Uhr undnicht etwa zu haben: zwei Tage ohne dieMühen einerKanzlerin 22.35Uhr.EineAusnahme: MerkelsTourandie ameri- undCDU-Vorsitzenden. In Nordrhein-Westfalenmusste kanischeWestküste. LosAngeles,San Francisco, Arnold sie einenWahlkampfterminmit dem Parteifreund Jürgen Schwarzenegger,Beverly Hills, Heidi Klum, Thomas Gott- Rüttgers absagen. Rüttgers verlor dieLandtagswahl. schalk. FürFreitag,den 16.April 2010,um15.30 Uhr wardie LandunginBerlin-Tegel annonciert. Ganz und gar anderssollteeskommen. In Island warder Vulkan Eyjafjallajökull ausgebrochen. EineAschewolkelegte Gespräche im kleinen oder größeren Kreis. Christian Wulff: sichüberEuropa. NichtinBerlin, sondern(vielleicht)in Kekse, gern mitGrünem Tee. GerhardSchröder:Rotwein München, Nürnberg oder Mailandsei eine Landungnoch vomfranzösischenPräsidenten.Angela Merkel:Eintopf möglich, hieß es beiAbflug. Vielleicht auchinRom,hieß mit Kaffee (optional). Oskar Lafontaine: Menü vomSterne- es beider ZwischenlandungzwecksKerosin-Aufnahme koch.Was es im Kanzleramtauchmal gab: Schoko-Riegel in Kanada. Alsdie Sonneaufging,war klar:Lissabon.Ein mitabgelaufenemMHD. lauer Abendfolgte. Niemandwusstesorecht,wohin.„Wir bleiben beisammen“, versprachMerkel.Wider Erwarten ging es nachRom.Sodannineiner Autokolonnehoch nachBozen.Merkel vorneineinemDienstwagen, den Luxuspur in AbuDhabi.Gold undEdelsteine undPrunk MichaelSteiner, deutscher Botschafter in Romund vor- im „EmiratesPalace“.Wenige Wochen vorder offiziellen maligerSchröder-Berater,vom Fuhrpark desVatikans Eröffnungwar SchrödersDelegationdortuntergebracht. überlassenbekam.Hinten in der Kolonnedie Journalisten Die Gästebekamen knappe Erklärungen, wiedie Technik Bundeskanzler GerhardSchröder unterhält am 26.Juni2005 A

in einemBus,einer ziemlichen Schrottmühle,weilin in den Zimmern, nein:Sälen,zubedienensei.Mit einer im Flugzeug aufdem WegnachWashingtondie mitreisenden DP

jenen Tagendie BusseinganzEuropaknapp geworden Tastatur fürFernsehen,Internet, Vorhänge,Beleuchtung Journalisten.Günter Bannas (unten)amüsiertsich. FOTO 36 KLOSTERLEBEN KLOSTERLEBEN 37

VonBernhardvon Clairvauxgegründet: Aber zumSchluss beteninder Abtei nurnochwenige Mönche. Alsobervergessen worden wäre:Auf demDachboden wartet aucheineErlöserfigur.

ie Zisterzienser-AbteiHim- nichtsosehrindie Ordensgemeinschaft merod in der Eifelhat große hinein,die ganz andere Schwierigkeiten Zeiten erlebt. Im zwölften drückten.Jetzt,daaußer ihmkeinZister- Jahrhundertgegründet, ent- ziensermehrinHimmerodist,scheint er wickelte sie sichimMittel- daherauchnicht so viel zu vermissen. alter vorallem durchLandwirtschaft und Alleshabeseine Zeit,sagtPater Ste- Weinbau zu einemder reichsten Klöster phan,der sich alsVerfasser religiöserTexte derRegion. Biszu300 Mönche lebten einenNamen gemachthat.Auf einBlatt dort.ImMomentist es noch genau:einer. Papier haterseinenLeitspruchfür die Als wir Himmerod besuchen, hat es um nähereZukunft gedruckt: „Wenn der Wind dienullGrad. Pater Stephan, der 83 Jahre derVeränderungweht, bauen dieeinen alte lastman standing,trägt trotzdem keine Mauernund dieanderenWindmühlen.“ StrümpfezuseinenSandalen. Er istesge- Bruder Oliver und Pater Ignatius haben wohnt, widrigenUmständen zu trotzen. sich für etwas Drittes entschieden. Siehaben Aber so widrigen? Es gibt dieAbtei näm- Himmerod in Richtung Marienstatt ver- lich garnicht mehr.Weildie wirtschaft- lassen, eine Zisterzienser-Abtei 150 Kilo- lichen Probleme immer größer unddie meter nordöstlich, in der sie sich besser Gemeinschaftimmer kleinergeworden aufgehoben fühlen als an dem Ort, auf waren,fasstedas Kongregationskapitel, den sie sich mit ihrer Profess eigentlich bestehend aus20Äbten undÄbtissinnen, verpflichtet hatten. Auch sie haben einen den Entschluss,Himmerodaufzulösen. Leitspruch zur Auflösung ihrer bisherigen Im vergangenen Oktober war es so weit: Abtei: „Lieber ein Ende mit Schrecken als Dieverbliebenen sechs Mönche hatten eine ein Schrecken ohne Ende.“ Woche Zeit, ihrepersönlichen Sachen zu Diebeiden sind jeweils auf ganz unter- In Kloster Himmerod in derEifel lebten packen. Pater Stephan, seit 60 Jahren in schiedlichen Wegen nach Himmerod ge- Himmerod, packte nicht. Er hatte schon langt. Oliver,ein gebürtiger Bonner mit 800Jahre lang Zisterzienser-Mönche. lange eine besondereStellung in der Ge- Schalk im Nacken, arbeitete bis Mitte der Jetztwirddie Abtei aufgelöst. meinschaft inne. Er war für die Gäste zu- neunziger Jahreals Geologe –„nicht als ständig, die ins Kloster kamen, um dortbei Theologe“, wie er im Gespräch in Marien- NurnochPater Stephanhältdurch. Exerzitien Abstand vomAlltag zu finden. statt hervorhebt: „Die einen regeln, was Himmerod als eine Artkleines Taizé: die unten ist, die anderen, was oben ist. Und VonTimoFrasch Kulisse altehrwürdig, aber die Form der beide haben keine Ahnung davon.“ FotosSabineKress Begegnung mit Gott durchaus heutig –so Als er Mitte 40 war,ging das Ingenieur- sieht Pater Stephan das. büro,indem er beschäftigtwar,pleite. Sein Auftreten istbescheiden. Trotz- „Danachstand ichdannmehroderweni- demgenießt er es sichtlich, dass er in der gerauf der Straße.Sozialhilfe waraber Umgebung vonHimmerodbekannt istals nichtunbedingt meinBestreben.Dann der etwasandere Pater,der sich aufMedi- habe icherstmal eine Weinstube über- tationswanderungenmit roterBadehose nommen.“HimmerodkannteOliver, schonmal im Schlammwälzt.Sowar sein inwischen63Jahre alt, schonvon früher. Reinindie Kukulle, raus ausder Kukulle: Im Chorgestühltragendie Mönche –hierPater Ignatius–den Überwurf. Blickimmer eher nachaußen gewandt, Sein Onkel warinder Nähe Pastor,die 38 KLOSTERLEBEN KLOSTERLEBEN 39

Mönche halfen in seiner Gemeinde als Beichtväter.Als Oliverkeine Lust mehr aufWeinstube hatte, machte er Urlaub in der Eifel. Einanderer Onkel,Bruder des Pastors, brachteihn füreineWoche bei Pater StephaninHimmerodunter.„Das hatmir so gutgefallen, dass ichdaimmer wieder Urlaub gemacht habe“, sagt Oliver. „Soist daslangsam in mirgewachsen,dass dasKloster eventuellein Wegfür mich sein könnte.“ Im September2006trater ein, im Mai2012war feierliche Profess. „Aus heutigerSicht betrachtet,wussteich nicht, worauf ichmichdaeinlasse.“ Pater Ignatius,58Jahre alt, wurde in Gießengeboren,fühlt sichaberals Frank- furter Bub.Ander Goethe-Uni hater Kunstgeschichtestudiert, er brachteesbis zumwissenschaftlichen Mitarbeiter. Der plötzliche TodseinerMutter unddie Frühstückinder Anrichte:Die Mönche–unter ihnenBruder Oliver (Mitte)–bedienensichselbst. KrankheitseinesVaters,den er biszudes- senTod pflegte, hatvielinihm verändert. „Dastelltman sich dieeineoder andere Frageüberdas Leben.“Erbegann, Theo- logiezustudieren,war zeitweise Jesuit, wurde zumPriestergeweiht undwar auch alsLehrerfür Latein, Religion undEthik tätig. Himmerodkennt er,„mitallen Son- nen- undSchattenseiten“, seit er alsKind mitseinenElternzum Urlaub an dieMosel gefahren ist. Damals machten sie auch einenAbstecherzum Kloster.ImStudium warerdannhäufigerzuGast, um zur Ruhe zu kommen.„Ichfandden Ort immer sehrschön,den Mönchsberuffand Im Refektorium: Die Brüderessen stillzuMittagund hören dem Vorleserzu. ichattraktiv,abereswar damals fürmich noch nichtdran.“Eines Tagessaß er wie- zweitensgehörtesjairgendwieauchzur Niedergangshingseitlangemüberuns“, die160 Milchkühewurden nachBelgien Restedes Vermögensverbraucht sind.Es der in Himmerod, beiPater Stephan. Und christlichen Botschaft dazu, dass man sagt Oliver.„DerFaden,andem es verkauft.Aberdamit warlängstkeinEnde warklar: Egal wiewir unsanstrengen, diesmaldachteersich: Jetztist es dran. Ablehnungerfährt undinder Minderheit befestigt war, wurde immer dünner.“ in Sicht. DieKlostergebäude etwamüssen ob wirnoch100 Gästemehrhaben pro Feierliche Professwar am 6. März 2016. ist. Insofernhat mirdas keinen Kummer Schon2011gingendie Klosterbetriebein dringend saniertwerden,alleinder Kos- Wocheoder 200–wir schaffen es nicht.“ Wenn mansichfür einLeben im Klos- bereitet.“ dieInsolvenz, Gaststätte,Buchhandlung, tenvoranschlagfür diekompletteDach- Zwischen dem wirtschaftlichen Nieder- ter entscheidetund dann auchnochinder Aber natürlich sind auchMönchesozi- Fischerei. Damitdas Kloster,juristischge- anlage beliefsichauf vier MillionenEuro. gang desKlostersund der personellenAus- kärglichenEifel,mussman mitEntbeh- aleWesen,die den Austauschmit ihres- sehen einVerein, nichtbelastet wird,hatte Vonden laufenden Kosten –150.000 Euro dünnungder Ordensgemeinschaft gibt es rungzurechtkommen,ingewisser Weise gleichen suchen, die ihren Neigungen nach- mandie Betriebeschon vorher in eine im Jahr nurfür Heizungund Strom–ganz Wechselwirkungen: Je schlechter dieLage, sucht mansie vielleicht sogar, auchin gehen wollen. Diese Bedürfnissekonnten eigene Gesellschaft ausgelagert, siewerden zu schweigen. „Jedes Kloster muss auto- destounattraktiver wird dasKlosterleben, sozialer Hinsicht.Bei den Zisterziensern in Himmerod kaum befriedigt werden. Das inzwischen vonPrivatleuten betrieben. nomfür sich wirtschaften,aberdas ging in destokleiner dieGemeinschaft.Austritte, istdas täglicheLeben strengreglementiert. hattezum einenwirtschaftliche Gründe. Vorein paar Jahren musste dasKloster Himmerodnicht mehr“, sagt Oliver.„Man dieesinden vergangenen Jahren immer In Himmerodwurde sieben Maltäglich „Das Damoklesschwertdes finanziellen seinedefizitäreLandwirtschaftaufgeben, konnte sich ausrechnen,wanndie letzten malwieder gab, auchvon Leuten,die gebetet,wochentagsgingesum4.30Uhr Beim Mittagessen: Pater Ignatiusliest vor.Während der Vesper:PaterStephan (Mitte)sitzt im Chorgestühl. los, sonntags schonum4.15Uhr –ins- gesamt etwa drei StundenimSchnitt. „Rein in die Kukulle, raus aus der Kukulle“, sagt Olivermit Bezugauf dasÜber- gewand,das im ChorgestühlPflicht ist. POLSTER- Zeit zumBeisammensein gabeskaum. Auch beim Essenwurde in der Regelnicht gesprochen. Stattdessenlas einMönch aus BETTEN einemBuchvor.Ein anderer bediente,der Rest aß undschwieg.Was Himmerodbe- traf,fandendas Oliverund Ignatius sogar AUSREINEN ganz angenehm.„Wenn mansichnichts zu sagenhat,sollman schweigen“, sagt NATURMATERIALIEN Oliver,„bevorman anfängt, nurdummes Zeug zu reden.“ Weder Oliver noch Ignatius habensich je ins Mittelalter gewünscht, alsdie Or- densgemeinschaft so groß war, dass das Generalkapitel sogar eine Obergrenze ein- führen musste. „Für einerfülltes klöster- liches Lebenbraucht mankeine 300“,sagt Ignatius.„Mirwäredas zu unübersicht- lich,zuanstrengend.Esgehtauchgut mit 30 oder 13.“ DasGefühl, sich einerunter- gehenden Lebensform zu verschreiben, hat Ignatius,wennüberhaupt,nur ganz vage gehabt. „Erstensbin ichamliebsten dort, wo ichammeisten gebraucht werde,und In der Sakristei:Die Gewänder hängen bereit. nichtda, wo es am bequemsten ist. Und NATUR

DASPOLSTERBETT STELLASYSTEM–HIER INDEM DEKOSTOFFVARESESTOFFFARBE CLOVER,DIE OPTIONALE BETT- HAT TASCHE UND DERLEHNENSCHUTZ,DIE MASSIVENBALKENFÜSSEMIT STAURAUMSCHUBLADEUND DEREINSTECK- TISCH STEXX.LINKS AUS DERMASSIVHOLZMÖBELSERIE CLOSE-IT DIEWÄSCHEKOMMODE 1UND DANEBENDIE HIERFR FIINNDDEENNS SIEIE EINENDN DORMIENTE HHÄNÄNDLER IINNI IHRER NÄHNÄHE CHARAKTER BETTBANK IN WILDEICHE. WWW.DORMIENTE.COM 40 KLOSTERLEBEN

In der Gnadenkapelle:Pater IgnatiuszündetfürsGebet dieKerzenan.

schonlange dabeiwaren,könnenteuer Zisterzienser, aber dieTradition wirkte In Himmerodhat es dieRekreation werden, weilfür alldie JahreimKloster nach. Oliver: „Das warfür mich dasÜber- nurals Versuchgegeben.Ein Bruder,der Rentenbeiträge nachgezahlt werden müssen. raschendeinHimmerod: dass es eigentlich damals schonJahrzehntelangdabei war, Je kleinerdie Gemeinschaft ist, desto keine Gemeinschaft war.Ich hatte gedacht, sagte, alssie dann doch malalleimKreis mehr Kosten fallen an fürPersonalvon dassinddochLeute,die ausden gleichen zusammensaßen: „Ich bindas garnicht außerhalb, destomehrist aber auch der Erwägungen hierher gekommen sind. Dass gewöhnt, hier vorden anderen etwas über einzelne Mönchgefragt,mit anzupacken. sie dann nebeneinanderherleben,war für mich zu sagen.“Die Sprachlosigkeitist vor Ignatius:„Ichbin in der romantischen wog,als es sowiesoschon nichtbesonders mich merkwürdig.“ allemdannein Problem, wennman viel zu Vorstellungins Kloster gekommen, dass gedeihlichwar,oder besser:kaumexistent. In Marienstatt, wo diebeiden jetztin bereden hätte: etwa,wie mandie Zukunft ichwiedermehrlesen undschreiben kann. Daslag zumeinen an derGeschichtedes einerGemeinschaftvon zwölfLeuten desKlosterssichern will.Wie jede Firma, Dass ichmichzum Schlussvor allem Klosters. Nachdem es Anfang des19. Jahr- leben, gibt es nachdem Abendessendie sagt Ignatius,brauche auchein Kloster darum kümmernmusste, dass der Schorn- hunderts im Zuge derSäkularisierungent- Rekreation:Man setztsicheinehalbe bis ein Alleinstellungsmerkmal, einen Marken- steinfunktioniertund dasHausbeheizt eignet worden war, wurdeesnachdem dreiviertel Stunde zusammen undredet kern.InHimmerodfehltedas.Marienstatt wird, habe ich mir so nicht gedacht.“ Oliver Ersten Weltkriegvon Trappistenmönchen über dies unddas,trinktauchmal einen hingegen istein lebendigesPilgerzentrum, fügt ironisch hinzu: „UnsereLeidenschaft neubelebt. Trappisten sind Zisterzienser Wein oder einSchnäpschen. Washilft: hateineBrauereiund vorallem einGym- war der Hausflur,zweiter Stock: 100 Meter der strengenObservanz, sie machen keine Die Gemeinschaft in Marienstattist nasium,das auchden Alltag der Mönche lang,vierbis fünf Meterbreit.Den nass Seelsorge, und informelle Gesprächsebenen homogener alsesdie in Himmerodwar, veränderthat –zum Positiven, wieIgna- wischen. Dazu Treppenhäuserund Bäder gibt es beiihnen überhauptnicht.Zwar dasAlter betreffend, aber auchdie Soziali- tius undOlivermeinen. So wurden etwa in großer Zahl.“ Konnte mandanicht auf wechselten sie auf Wunsch des Bischofs sation unddie Bildung. VieleZeitungen Gebetszeiten zusammengefasst, wasden Lückearbeiten? „Wir habenesjaschon die Observanz und wurden weniger strenge liegen hier aus–und werden auchgelesen. Mönchendie Gelegenheitgibt, sich mal eingeschränkt“,sagtOliver. „Zum Teil einpaarStunden am Stückauf eine Sache wurden ganzeGebäudeteilenicht mehr zu konzentrieren.Das ersteGebet findet benutzt. Aber siewaren halt da.“ Ignatius: jetzterstumzehnnachsechs statt. „Eine „Und habenStaub produziert.“ sechsvor dem Kommaist schonetwas Mehr noch als beim Putzen war Ignatius ganz anderesals eine vier“, sagt Oliver. in der Seelsorge gefordert. Er übernahm Auch inHimmerodgehtdas Leben außerhalb eine halbe Pfarrerstelle, damit erst einmal weiter.Als sichtbaresZeichen über die Diözese ein bisschen Geld in die dafürsollimJunidie Klosterkirche, die Klosterkasse kam. „Das Ende vomLied: Ich nacheinem Brandsaniert werden musste, habe fast mehr Zeit im Auto verbracht als vomTrierer Bischof StephanAckermann am Altar.Das hatte mit klösterlichem Leben feierlichwiedereröffnetwerden. Ziel des nicht mehr viel zu tun, aber es war nötig, Bistumsist es,Himmerodals geistlichen weil die Gebäude erhalten werden mussten.“ Ortzuerhaltenund eine neue Ordens- Oliver war vorallem für die Gästever- gemeinschaft zu gewinnen,was nichtganz Erwerben Sie einen Eigentumsanteil an einem NetJets Flugzeug und erhalten sorgung zuständig: Buchungen, Kassieren, leicht werdendürfte. Investitionenwerden Fahrdienste. Undjeden Morgen fürs Früh- erst einmal nichtgetätigt. Undwas pas- Sie Zugang zu über 700 Privatjets weltweit. Nur NetJets bietet Ihnen die stück. „Mein Rekordwaren 135 Frühstücke. siert mitPater Stephan? Er soll auchin Da wissen Sieschon um neun Uhr morgens, diesem Jahr dieAngeboteimGäste-und Größe, Sicherheit und Leistungsfähigkeit einer kommerziellen Fluggesellschaft, was Siegemacht haben.“ Exerzitienhaus fortführen. Formal wird kombiniert mit der Flexibilität und Schnelligkeit eines Privat lugunternehmens. Dasmenschliche Miteinander wurde er Mönchvon Himmerodbleiben,obwohl dadurchnicht besser,was umso schwerer Die Abtei:Himmerodliegt im Dreieckvon Bernkastel, Bitburgund Manderscheid. es dasKloster garnicht mehr gibt. netjets.com +49 89 2323 7549 Alle von NetJets® Europe angebotenen Flugzeuge werden von NetJets Transportes Aéreos S.A., einer EU-Luftfahrtgesellschaft, betrieben. 42 MUT/MOOD BARS 43

DasKonzept eines ConceptStores können Elternihren Kindern nichtnäherbringen, indemsie im Netz „Schluss bestellen. Siemüssen hinfahren, zumBeispiel nach Rosenheimzum gerade neueröffneten HelloBaby. mitdem MOOD Macho- 06 Gehabe“ DerNew Yorker BarkeeperLeo Robitschek über dieRenaissance derBars, den Trendzuherzhaften Es istMärz, aber heller könnte es trotzdem schon sein.Dasorgen Drinks undden Geschmack von 2 zumindestdie neuen Leuchten von Normann Copenhagen fürzuverlässig Männernund Frauen Beider Arbeit:Leo Robitschek mixt in der Nomad-Bar in NewYorkeinen Drink. aufregendesLicht.

CLEANLIFE Herr Robitschek,können SiesichanIhren ersten Drink tolleDrinks. DiesesKonzept habenwir dann einpaar der Renaissance derklassischen Cocktailsbegonnen, dann erinnern? Jahrespäter aufdas Nomad-Hotel übertragen. Wir ging es irgendwann um gereifte Cocktails, später um CleanEating, derEr- Denallerersten?Lange her! Ichbin in Miamiaufge- wollten damitandie großeZeitder Hotels mitRestau- Molekular-Drinksund irgendwann um dieWiedergeburt nährungstrend, dermit wachsen,abermeine Familiekommt ursprünglichaus rants und Bars anknüpfen und einen Ortschaffen, an dem der Tiki-Cocktails. Alldiese Phänomeneerweiterndas Bedeutende Dinge, Venezuelaund istjüdisch.Bei unswar es üblich,am sich nicht nur Reisende, sondern auch die Community Spektrum undverschwinden nichteinfach wieder.Das Menschen,Ideen, viel Verzicht zu tun hat Freitagabend vordem Sabbat oder zu anderenAnlässen unddie Leuteaus der Nachbarschaft treffen,essen, Angebotanguten Whiskys, Rums,Gins oder Wermuts (und mitGenuss, den man Ponche Cremazutrinken, eine ArtEierlikör ausMilch, trinken, reden, Geschäftemachen. wird ja nichtwieder kleiner, nurweilder großeBoom Orte undweitere Eiern, Zuckerund Rum. Einkleines Gläschen davon irgendwann vorbei ist. sich auchein bisschen habenauchimmer dieKinder bekommen. Da warich Dasscheint zu klappen. DasNomad-Restaurant hateinen Kuriositäten, sieben oder acht Jahrealt.Aberwegen der unglaublichen Michelin-Stern,und dieBar gehört regelmäßigzuden Undwas istjetzt das Neueste? Wenn es zumSport nichtmehrimalten einreden muss), könnte zusammengestellt von Süße habe ichgar nichtbemerkt, dass da Alkohol drin ist. 50 besten aufder Welt. Ichwürde sagen: herzhafteDrinks. Cocktailsmit eher Baumwoll-T-Shirtgeht, muss es auchständig Teil einesgrößerenPhäno- neue Nischenlabelsgeben.Vaarawäre JenniferWiebking Unsist wichtig, dass wirjedem Detail Aufmerksamkeit würzigen,salzigenAromen. Da spielenGemüsesäfteeine malwas anderes alsLululemon. mens sein.Das Markt- Undder erste richtigeCocktail? schenken. In derBar bedeutetdas vorallem:Gastfreund- großeRolle oder Zutaten wiePilze,Kräuter undRote Daswar währendmeinesStudiumsinMiami.Eswar ein schaft undService.Dabei gehtesnicht darum,dem Gast, Bete. Unddanngibtesnochden großen TrendzuDrinks forschungsinstitutEuro- trockenerMartini mitBombay SapphireGin.Ein Freund der einbestimmtesBierbestellt, zu erzählen,wie viel miteinem geringeren Alkoholgehalt, vorallem für monitorhat für2018nun hatteden bestellt, undich trankeinfach einenmit. besser dieanderen Biere sind,die wirauf der Kartehaben. Amerika, aber inzwischen auchimmer mehr fürEuropa. Daswar der Hammer.Ich dachte am Anfang,ich hätte Es gehtdarum,imrichtigen Moment Orientierung zu die„CleanLifers“ alswich- Flugzeugbenzin im Glas.Abertatsächlich hatmich geben. Aber dasRecht dazu muss mansicherstverdienen. Gibt es Drinks, dieSie ausPrinzip nicht mixen? Ichkenne tige Konsumentengruppe dieser Drinkdanndochauf den Geschmackgebracht. Es istwie der ersteBesuchbei den Schwiegereltern. Da einenBarkeeper, dersichweigert,Aperol-Spritz oder Hugo platze ichauchnicht miteinem „Hey Leute, allesklar?“ zu servieren, weilihm das zu dämlichist. ermittelt. Fürsie soll es Berufswunsch:Barkeeper. rein, sonderngehedie Sachehöflich an.Und genauso Oh nein,dabin ichanderer Meinung. Werbin ichdenn, Mitgroßen Ohrringen einfacherzugehen.Ver- Na ja,ganzsoschnell ging dasnicht.Ich habe zwar sollte es in einemRestaurantoder einerBar sein. Ihnenzusagen,dassIhr Lieblingsdrink dämlichist? überrascht man nebenbei in Bars undRestaurants gearbeitet,aberdann Ichmache Ihnen jeden Drink, den Siewollen–abereben heuteniemanden zichtist auchhierein gro- binich nachNew York gegangen undhabezunächstin Macht das einengutenBarkeeperaus? diebeste Versiondavon. mehr.Andersist der Finanzbranchegearbeitet,umanschließend Medizin Ja,esgibtnatürlich noch einpaarandere Punkte. Erstens: das, wenn sieein ßesThema,alsowennsie bisschen gefährlich zu studieren. Tja,und da hatmichjemandangesprochen Er muss gutvorbereitet sein undwissen, wasertut,und Lassen Sieuns überMänner undFrauensprechen. Unter- aussehen. (Alexa K) nichtgeradeeinkaufen. undmir einenBarkeeper-Job im „Sushisamba“ dasaucherklärenkönnen. Zweitens: Er muss gernemit scheiden sich dermännliche undder weibliche Geschmack? vermittelt, um Geld fürdas Studiumzuverdienen. Menschen zu tun haben. Drittens: Er muss authentisch Es passiertimmer malwieder,dassein Typzumir an die sein.Esgehtnicht darum, den besten Drinkder Welt zu Barkommt,ich ihmetwas vorschlage, underdannsagt: DasberühmteLokal im West Village, das auch in mixen, sonderndarum,eineAtmosphärezuschaffen,in Um Gottes Willen,dochnicht so einenMädchen-Drink! „Sex andthe City“vorkommt. der sich dieGäste wohlfühlen undandie sie sich erinnern. Ja.Dorthabeich viel über Wein,Sakeund auchSpiri- Dasmeine ich. Es stimmt also? tuosengelernt.Und dann habe ichim„Pegu Club“ Undwas macht eine gute Baraus? Nein,nein! Ichmussdannimmer innerlich grinsen. irgendwann meinenersten „Gin GinMule“ getrunken. DasWichtigsteist, dass sich dieBetreiber schonvor der Denn es istnatürlich nichtso. Die Frauen,die zu mirin Eröffnungklarmachen, welche Artvon Barsie haben dieBar kommen,bestellen genausoScotchauf Eiswie DenLaptop mitSticker tapezieren,überdas „Gin GinMule“?Was istdas? wollen: eine Wein-Bar,eineCocktail-Bar, eine Aperitif- dieMänner. Es gibt kein maskulin undfeminin in der Smartphone eine witzige Hüllestülpen –das Ginmit Limettensaft, Ginger Beer,Zuckersirup und Bar, eine Champagner-Bar,eineNachbarschaftsbar oder Cocktail-Welt. Klar gibt es Typen, dienur harteMartinis kannjeder.IndividualitätinTech-Fragen Minze. Daswar meinErweckungserlebnis–ich hatte vielleicht sogareineSpelunke.Esspielt keineRolle,für trinkenund nichts anrühren,was süßoder pink ist. Aber bedeutet auch, sich Gedankenüberdie Farbe Werwissenwill, werdie großen Schauspiele- desKeyboards zu machen. (Mionix) noch niesoetwasHarmonisches, Ausgewogenesund wassie sich entscheiden,solange sie sich entscheiden,die mitMacho-Gehabeist eigentlich schonlange Schluss. rinnen der Zukunftsind, kommtandieser Aromatisches getrunken. Da waresummichgeschehen. Konsequenzen daraus zu ziehen und sich zu konzentrieren. Frau nichtvorbei. Okay,für LetitiaWright läufteseigentlichschon jetzt. Etwasspäterhabeich meinStudium geschmissen und HabenFrauen vielleicht eine andere Herangehensweise? im „Eleven Madison Park“angefangen. Welche Rollespielen Trends?Vor einpaarJahrenhat alle Daskannman vielleicht sagen. Frauenhaben eingutes Es istMärz, aber Schuhe mit Welt Wodkagetrunken,dannkam dieGin-Welle,und jetzt Auge undlegen viel Wert aufDetails.Obdas nuntypisch Ledersohlen kannman sich THE UndindiesemRestaurant,das mitdreiMichelin-Sternen gibt es überall Wermut undMezcal. Wasist dasNächste? feminin ist–keine Ahnung. noch immersoschön Z ausgezeichnet ist, habenSie dieRenaissanceder klassischen Daswerde ichoft gefragt. Aber eigentlich findeich das ruinieren wieMitte Januar. WEARNESS NZEN Dieses robusterePaar VI Cocktailsausgerufen. Wort Trendunpassend.Dennesist ja nichtso, dass diese Waswar das Verrückteste, das jemand beiIhnen bestellt hat? Jennifer Dixon, ehemals AM Natürlich nichtallein, daswar eine ganzeBewegung. Im NeigungenzubestimmtenSpirituosenoder Drinks nur Schwer zu sagen. Es gibt ab undzuFälle,indenen ich Dr.Martens tuteinfach AD P,

schon malso, alswennes „Instyle“-Modechefin,und /A Zentrum stehtdie Rückbesinnungauf diegroße Zeit der schnelle Modenwären. Es gehteherumQualitätund beimir denke:MeinFreund, daswirddir definitivnicht längst Frühlingwäre. ION Hotelbars undder Barkultur.Als ichim„Eleven Madison Erziehung. So ähnlichwie beim Essen: Vorzwei oder schmecken. Aber dassageich natürlich nicht, der Gast VIS

JuliaZirpel,zuvor „Myself“- IN

N/ Park“anfing, hatsichdortimPrinzip niemandsorecht drei Jahrzehnten habensichdie LeutehierinAmerika ist schließlichder Boss.Ich hattemal einen, der hateinen Modechefin,habenzusammen YA

CR um dieCocktails undDrinksgekümmert.Sohabe ich entschlossen,besserzuessen.Und mitjedem neuenTrend Cocktail auseinem Teil Wodka,einem Teil Sake und

EL mich der Sacheangenommen, zunächstKlassiker auf –Sushi,Veggie, DryAged, Craftbeer, Streetfood, Vegan vier Teilen RedBullbestellt–leider konnte ichihm den einenOnline-Storegegründet: JO R, TONELLI thewearness.com.Für Mode, LE dieKarte genommen undspäter aucheigeneKreationen. undwas weißich noch –kommt etwas hinzu, dasdie Drinknicht mixen,weilwir kein RedBullhaben. Aber im Diese Lederjackekommt Ihnenbekannt EL

ST In einemrichtig gutenRestaurantoder Hotelgehtes Paletteder Möglichkeiten erweitert. So ähnlichist es auch Grunde gibt es in der Bar-Welt nichts, was es nicht gibt.

vor?Klar, Albert Einsteintrugsie seinerzeit dieuptodateist undvor allem ER FRANCESCO ja oftgenug.Und Levi’s VintageClothing SH nämlichnicht nurumtollesEssen oder tolleZimmer, es beiden Drinks:Wir habeninden vergangenen Jahren legt sienun neuauf. TO

fair produziert wurde. FO gehtumdas Gesamterlebnis–und zu dem gehören auch eine Qualitätsrevolutionerlebt. In NewYorkhat es mit DieFragenstellte PeterBadenhop. FOTO

MUT 44 RAUMFAHRT RAUMFAHRT 45 AlexanderGerst wird dererste deutsche Kommandant aufder Raumstation. DenEinsatz übterimSternenstädtchenbei Moskau. EinBesuchvor demStart in den Himmel. VonFriedrichSchmidt

twas kleinist dasFahrrad, aufdem sich Alex- Bewohnernund anderenLeuten,die mitPassierschein ander Gerstdurch dasverschneite Sternen- ausgestattet sind, wirdder Einlass angemeldeten Besuchern städtchenbewegt. Dünn wirktdie Jacke, die gewährt, unter ihnenviele Schulklassen. E der deutscheAstronaut über demblauen Over- Eine weitere Folgeder Übergabe an Roskosmos: Das allträgt.Ein Mützchen nurschützt seinen kahlen Kopf. Sternenstädtchen schrumpft, Militärs zogen fort, Weltraum- Aber Gersthat dieAntarktis bereist unddas Astronauten- veteranen sterben.Waren hier vorzehnJahrennochrund

ON Überlebenstrainingbei minus30GradohneZeltim 7000 Bewohner gemeldet,sindesjetzt noch gut5500. Schlafsack absolviert. Dagegenist dieser westrussische Etwasleerwirkt es.Außer dem deutschen Astronauten Wintertaggar nichts. siehtman hier keineRadfahrer.Gedenktafelnzwischen Wieder einmal istdas Sternenstädtchen (Russisch: Tannen,Sowjetwohnblocksund gelbliche Klinkerbauten Swjosdnyj Gorodok) seine Kurzzeit-Heimat. Hier,25Kilo- versetzenden Besucher zurück in diegroße Zeit der meter nordöstlich vonMoskau, trainierterfür seinezweite Raumfahrt. In einerHalle istdie Dubletteder Raum- Missionauf der Internationalen Weltraumstation(ISS), tationMir zu bestaunen, mitdem Schriftzug derSowjet- deren Kommandant er bald fürdreiMonate werden soll, unionrot aufweiß; ihre Schwester umkreistevon 1986 als zweiter Westeuropäer und erster Deutscher.ImSternen- an dieErdeund wurde 2001 zumAbsturzgebracht. städtchenhat er schonfür dieMissiongeübt,die ihnvon In einer anderen Halle, die mit beigefarbenen Linoleum- Maibis November 2014 aufdie ISSführte–und zum platten ausgelegtist,steht dieDublettedes russischenSeg- SI Star der Sterne machte,besonders wegenseinermit Fotos ments der ISS, dieseitBeginndes Jahrtausends Menschen angereicherten Berichte ausdem All. AufTwitter hat beherbergt undineiner durchschnittlichen Orbitalhöhe „Astro_Alex“ schonrundeineMillionAbonnenten. von400 Kilometern um dieErderast, eine Umrundung Im Sternenstädtchen nenntihn einerder Ausbilder, alle eineinhalb Stunden. Die Module sind über Treppen mitdenen er fließend Russisch spricht, beim landes- zu erreichen unddrinnen mitTeppich ausgelegt. Dasgibt typischenKosenamen:„Sascha“. Die Siedlung fürRaum- der Menschheitsleistungeinemuseale Aura muffigerGe- fahrtangestellte undihreFamilienist fürKosmo-und mütlichkeit. Astronautenund ihre Freundeinaller Welt legendär.Ab- Vonvergangener Zukunftzeugt nebender ISS-Dub- geschirmtvon der Außenwelt, birgtsie seit mehr alseinem letteder vordere Teil einerBuran-Raumfähre,der sowjeti- halben Jahrhundertein Ausbildungszentrum fürRaum- schenAntwort aufdas amerikanische Space Shuttle. Eine fahrer.Esist nachJuriGagarin benannt, demsowjeti- FährediesesTypsumkreiste 1988 unbemanntzweimal schenPiloten,der 1961 alserster Mensch insAll flog und dieErde, ehesie automatischwieder aufeiner eigens siebenJahre später beim AbsturzseinesKampfflugzeugs errichteten Bahn am Raumfahrtbahnhof Baikonur in der umkam.Nameund Konterfei deslächelnden Staats-und kasachischenSteppe landete. Reliktedes fünf Jahrespäter VolksheldensindimSternenstädtchen noch präsenterals eingestelltenBuran-Programms sind zwei langeAusweich- sonstinRussland. Eine AufwartunganseinemDenkmal pisten, eine nahe Wladiwostok im Fernen Osten, die andere gehörtzuden Einschwörungsritualen der Nachfolger. Die am Flughafen vonSimferopolauf der Krim,den daher überlebensgroße Statue zeigtGagarin miteinem Blüm- auchGroßflugzeuge wiedie Boeing 747ansteuernkönnen chen in der Hand hinter dem Rücken,als Hommagean –wie nachder Annexion der ukrainischenHalbinsel seineFrauWalentina.Gagarins82Jahre alte Witwelebt durchRusslandsolche der FluglinieTransaero,die insol-

MIS noch immer hier;Interviewsgibtsie leider nicht. venzbedingt nunselbst Geschichte ist. Die Geschichte der DieBewohnerdes Sternenstädtchenskönneninzwei Raumfahrtist uferlos wiedas All. Supermärkten einkaufen,einePolikliniknutzenund Im Sternenstädtchen zeigteineFoto-Galeriedie Besat- etlicheSporteinrichtungenaufsuchen.EineSchuleauf zungeninternationaler Raumflügeder vergangenen Jahr- dem Geländedürfenauchautorisierte auswärtige Kinder zehnte.Nur dieFrisurenund manche Oberlippenbärte besuchen. DasKosmonauten-Ausbildungszentrum Juri offenbarenden Wandel,die Raumanzüge sind über Mode Gagarinwurde 2009 vomrussischenMilitär der zivilen undZeiterhaben.Auchein Foto vonAlexander Gerstund Raumfahrtbehörde Roskosmosübergeben. Mitder Folge, seinen Missionskollegen von2014hängt hier.Wer in eines dass nichtmehrSoldaten,sondernPolizisten undprivate der Furnierholzmöbelbürosentlang einerTrainingshalle Wachleutedie Schranke am Eingangkontrollieren.Es mit Sojus-Raumschiffen blickt, überrascht eine Angestellte, gehtnicht mehr ganz so strikt wiefrüherzu. Außerden dieihr hellblondes Haar kunstvollaufgetürmt hat. Man NE

Die Postkarteaus demJahr1976 zeigtden Urvater allerKosmonau- ten,JuriGagarin.ImHintergrund istder Startdes Wostok-Raum- schiffs zu erkennen,mit dem er 1961 alserster Mensch um die Erde flog.ImTrainingszentrum, dasnachGagarin benanntist, nimmtAlexander Gerst(links) noch einpaar Handgriffe vor,bevor er seinen Raumanzuganzieht und zumÜbenindie Kapsel steigt. SEI 46 RAUMFAHRT RAUMFAHRT 47

Lange wardas hier allesgeheim, nunöffnetman sich langsam: Im Übungszentrum denkt mansichbesondersfiese Zwischenfällefür dietrainierenden Astronautenaus. Vordem Simulator der Sojus-Raumkapsel:Die Amerikanerin Serena Auñón-Chancellor,der RusseSergejProkopjew undder Deutsche Alexander Gerstwerden im Juni zurRaumstation starten.

muss kein Sowjetnostalgikersein, um ins Schwärmen zu sätze: Früher hätteman sie in Poesiealbengeschrieben, liebsten würdeerüberdie wissenschaftlichen Seiten von SeineRückbesinnungauf den ersten Startist so unter- news.com vorkurzemZahlengenannt hatte. Demnach geraten. SEINE MISSION jetztkannman sie twittern, posten, instagrammenund „Horizons“ sprechen,mit Dutzenden Experimenten,die haltsamwie vieles,was er erzählt. Er habe sich gefragt: „Ist berechnendie Russen ihren Partnern fürein Hin- und Doch der altertümlicheScheintrügt.Die Sojus- youtuben. EinMeister darinist AlexanderGerst,der der Weltraumforschungund aufder Erde Nutzen bringen dasjetztnicht vielleicht eine Nummer zu krassfür mich?“ RückticketindiesemJahr81MillionenDollar. Somit Raumschiffe im Saal sind der besteBeleg dafür. Siebilden DasSchiff, an demdie Raumfahrer nuntrainieren, einzige der drei,der schonauf der Raumstationwar.Er sollen.Ersagt, er wolle„Lichtins Dunkel tragen“und das SeineLektion:„Wirallekönnensehr, sehrvielmehrals würde jeder Astronaut bis zu fünf Prozent zum Roskosmos- trotzbesondersvielerGagarin-Porträtskeine weitere istunvollständig.Esbesteht nuraus zwei Kapseln: dem schwärmt,nun in bestem Englisch, vomTeamaus Freun- nichtnur mitBlick auf„unsere kosmischen Nachbarn“. wirdenken.“AuchDisziplin magman vonihm lernen. Jahresbudget beitragen. Gedenkstätte, sonderndienender Ausbildung künftiger Landemodul, in dem dieRaumfahrersitzen, unddem vor den, das, zusammengeschweißt im langen Training,im Erforschen soll er Granulate, Kristallwachstum, Metalle Die Härten in der Ausbildung sind nichtzuunterschätzen. Über Russland sagt Alexander Gerst, dass er sich einst, Missionsmitglieder.Raumschiffe der Baureihe gewährleisten allemfür Fracht bestimmten Orbitalmodul darüber. Der Allfür dieMenschheitwirke, vonder internationalen unddas menschlicheImmunsystem. Zudemwerdesein In Houstonmussman im Raumanzugsieben Stunden währendeines Sprachkurses im winterlichen SanktPeters- zurZeitsogar dieeinzige bemannte Verbindung zurISS: untere Teil,das Servicemodulmit Antriebssystemund Partnerschaft,zuder jeder seinen Teil beitrage.Als Geo- Gehirn vorund nachdem Flug untersucht, um den Effekt unter Wasser arbeiten.Und dieSchaltpläne der Sojus- burg, Sorgen machte, weil die Russen unfreundlich schauten, DasSpace Shuttleist Geschichte,und Modelleder priva- Treibstoff, fehlt: Manist ja nichtinBaikonur. physiker lerneervom Militärpiloten Prokopjew, beider der Schwerelosigkeitzuerforschen. Denn im Allfalle der Raumschiffe seien extrem kompliziert.Das alleszulernen nichtgrüßten oder lächelten.Dannaberhabe er sich auf ten amerikanischen Anbieter SpaceXund Boeing sind Stattdessen führen rostrote Treppenstufen in das Lenkungdes Raumschiffs in Sekunden zu entscheiden. Gleichgewichtssinn aus, und das Hirn ignoriereden Bereich seihart, sagt er.„Aber in einerguten Artund Weise.“ ihre Kultur eingelassen, einschließlich Banja-Besuchen, frühestens2019soweit. Werzur ISSwill,musseinen der Raumschiff. Aufdie setzensichdie drei Raumfahrer nun Dafürkönne er beiwissenschaftlichen Fragen helfen. Und zugunsten desSehzentrums–eineÜberbrückung,die Es seiein Fehler,die Sojus-Raumschiffe mitScience- undviele Freundegefunden. So habeerdie Gastfreund- drei Plätze einerextrem engenSojus-Kapsel einnehmen, fürGruppenbilder undein Gespräch mitJournalisten,die es seiunschätzbar, dass nunaucheineÄrztindabei sei. nacheinem Schlaganfall ähnlichvonstatten gehe. So Fiction-Filmen zu vergleichenund fürveraltetzuhalten, schaft undüberhauptden Wert der Freundschaft im Land dieihn in sechs Stunden oder zwei Tagenhinaufbringt– dasDeutscheZentrum fürLuft- undRaumfahrt (DLR) Erst vorkurzemist bekannt geworden, dass Auñón- könnedie Forschungwomöglich Schlaganfallpatienten sagt Gerst. JedesRaumschiffwerdeeigens gebaut und erkannt.Wennman sich aufdie Kultur desanderen ein- erst kurz vordem Startwirddie Flugvariante gewählt. unddie EuropäischeRaumfahrtorganisation (Esa), Gersts Chancellor,die zunächstfür dieFolgemissiontrainierte, helfen,schneller wieder laufen oder reden zu lernen. habe innen biszuzehnNeuerungen. Es bleibeaberdie lasse, folgerter, „erledigensichsomancheMissverständ- An diesem Morgenbeginnen hier zwei Astronauten Arbeitgeber, ins Sternenstädtchen gebracht haben. Wohl, jetzt schonbei der Mission„Horizons“dabei sein soll.Die Aufder Raumstationbekommt Alexander Gersteinen analogeSteuerungals Rückversicherung,und dieKapsel nisseganzvon selbst“. Auch dassindwohlguteVoraus- undein Kosmonaut ihren Trainingstag: Alexander Gerst, weilsie wissen,dassdie Berichte Werbungsindfür die amerikanischeRaumfahrtbehörde (Nasa) teiltemit,die Roboter namens„Cimon“ zurSeite,der ihmtestweise richte sich sogarungesteuertvon selbst richtigaus,„über- setzungenfür dieRolle alsISS-Kommandant. dieAmerikanerin SerenaAuñón-Chancellorund der unter Rechtfertigungsdruck stehende Raumfahrt. ursprünglich vorgesehene Jeanette Epps werdeins Johnson- Arbeit abnehmen soll.Die ISSbeschreibt er als„Mensch- lebensfähig“.„Dasist diebeste Technik, diewir haben.“ DieEsa seisomit,andersals noch vor20Jahren, „ein RusseSergejProkopjew.Sie tragen schwarzeKopfhauben, Die drei Raumfahrer sehen jüngeraus alsdie 41 Jahre Raumfahrtzentrum in Houstonzurückversetztund „für maschine“, diezu90Prozent „robotisch“sei undzuzehn Auch dasscheinbar krude Interieur mitKnöpfen hinter Partnerauf Augenhöhe“.Und warum fiel dieWahlwieder weiße Sokol-Raumanzügemit ihrer jeweiligenLandes- (Gerst,Auñón-Chancellor) und43Jahre (Prokopjew), die künftige MissioneninBetracht gezogen“.Die Gründe für Prozent„human“, wobeiohnedie „menschliche Intuition“ Metallgitternsei besser fürden ruppigenFluggeeignetals aufihn?„2014 habe ichmichwohlnicht ganz dumm flaggeamlinkenArm undelektrische Lüfter zurKühlung sie alt sind. Noch schöner als sie selbst sind ihreRaumfahrer- diesen ungewöhnlichen Schrittwurden nichtbekannt. etwasfehlenwürde. DerAstronaut will überzeugen: irgendwelche Touchscreens: „Versuchen Siemal, ein iPhone angestellt.“Essei aber auchGlück dabeigewesen,meint in den Händen.ErstimRaumschiffschließen sieihre Außerdem soll „Horizons“ nunerstam6.Juni, guteinen „Weltraumfahrt istnicht etwas, daswir unsleisten,weiles aufeiner Schotterstraße zu bedienen!“Essei „ein Riesen- er:„Europa warmal wieder dran.“ Anzüge an dasKühlungssystem an;drinnen wird es heiß. Monatspäter alszunächstgeplant,von Baikonur aus schönist.“Sie ergebe auchwirtschaftlich Sinn.Jeder Euro, kompliment“,dassihn dieRussendiesesMal ansSteuer AlsKommandanthabe er der Crewzuhelfen, Überlas- Gerst, Auñón-Chancellor undProkopjew sollen heute starten.Womöglich,umdem japanischenAstronauten der in sieinvestiertwerde, kommezweifach zurück,sagt ließen,sagtGerst, der sich hier alseineArt Nachfahre tungen zu vermeiden und den Überblick zu behalten, sollte üben,das Raumschiffvon der ISSabzukoppelnund auf Norishige Kanai, der seit Dezember aufder Raumstation Gerstund beruft sich aufeineStudievon Wirtschafts- Gagarinsfühlendarf. es zu Notfällen kommen wieeinem Brand, einemDruck- der Erde zu landen. DieAusbilder im Kontrollraum neben- ist, einenlängerenAufenthaltzuermöglichen,weilJapan prüfern. Experimente, Zahlen undAbwägungenmachen EinReizder Raumfahrtbesteht darin, Sehnsucht nach verlustodereinem Ammoniak-Leck. VomBord-Alltag be-

an werden ihnen insgesamt zwölf Übel auf die Instrumente bisher im Alletwas zu kurz gekommenist. (2) noch keinen Star.Wie istesdenn, mit26MillionenPSin Harmonie zu stillen.Andersals aufErden klappe es im All richtetGerst,man falleeinander nieauf dieNerven. Man simulieren,Defekte vonFunkgerät undBordcomputer, Norishige Kanaimachtedaobenvon sich reden,als Baikonur abzuheben? „Absolut großartig!“ mitder Zusammenarbeit,heißt es oft, besondersseitder verabrede sich eher zu Kaffee-und Essenspausen, dennauf

Ausfalldes Triebwerksund Leck desTreibstofftanks.All er aufTwitter behauptete,auf der ISSneunZentimeter SCHMIDT Alexander Gerst, der am 3. Mai1976 im hohenlohischen Eintrübung vonRusslands Verhältnis zumWesten.Ganz der ISS, dieinsgesamt fast so groß seiwie eine Boeing 747, dasmüssender Pilotinder Mitteder Kapsel undder Ko- gewachsen zu sein.Ersei besorgt, ob er noch in diepass- Künzelsau geboren wurde, 1995 am Technischen Gymnasium vonirdischen Querelen bleibtaberauchdie Raumfahrt seheman dieanderen fünf Kollegen sonstwomöglich

pilotlinks nebenihm bewältigen. genauen Sitzeder Sojuspasse,die ihnzurückzur Erde FRIEDRICH in Öhringen dasAbitur ablegteund Zivildienst beim nicht verschont. So stellt sich der für Roskosmos zuständige nicht. In der einenfreienStunde am Tagkönne mandank DerdritteRaumfahrerganzrechtsist nurPassagier. bringensoll. Üblich istein Wachstum der Raumfahrer Roten Kreuzleistete, interessierte sichzunächstmehrfür stellvertretende MinisterpräsidentDmitrijRogosin dem der Techniknun mitFreunden undFamilie kommunizie- Diese Statistenrollefiel2014nochGerst zu, der aufder vonzweiZentimetern, weilsichihreWirbelsäuleinder UDSSR, dieErdeals fürden Himmel.Als Rucksacktourist bereiste heimischen Publikum stetsals raubeiniger„Patriot“ vor. ren: „Man fühltsichnicht sehrweitweg.“ Dashabeaber DER SojusMS-09jetzt Kopilotwird. An Bord wird Russisch Schwerelosigkeitausdehnt. Alsdie Nachrichtvon Kanais er Neuseeland undwar so begeistertvon den Vulkanen, 2014,nachden westlichen Sanktionen im Ukraine-Krieg, nichtnur Vorteile.Dennersetze sich auchgernineine gesprochen. DerTransfer mit den russischen Raumschiffen vermeintlichem Rekord dieRunde gemachthatte,ent- dass er Geophysik studierte. schlug er der Nasa vor, doch einTrampolin zu nutzen,um ruhige Ecke undgenieße den Ausblick. zu undvon derISS wird vonRoskosmos kontrolliert.Auf schuldigte sich der Japanerfür seine„Fehlmessung“ und DenWeg,Astronaut zu werden,ließersichals Natur- zurRaumstation zu gelangen.Und vorkurzemerinnerte DasBeeindruckendste aufder ISS, sagt Gerst, seidie

der Sojusführt daherstets einrussischerTeilnehmer, in die„schrecklichen Fake-News“.Esseien doch nurzwei TIONSMINISTERIUM wissenschaftler offen. Obwohl er sich kaum Chancenaus- Rogosinwieder einmal triumphierenddaran,dassdie „konstante Entrücktheit“von der Erde. „Der Pazifik diesem Fall Prokopjew, dasKommando. Er undGerst Zentimeter.AuchimAll istTwitter nichtnur Segen. rechnete,wählteihn dieEsa 2009 mitfünfweiteren Aspi- Amerikaner russischeRaketentriebwerkekaufen. schaut nichtvielandersaus alsder Atlantik.“ Künzelsau, müssen dasSchiffmanuell steuernkönnen, fallsdie Auto- „Astro_Alex“ hingegen hatdie direkteVerbindung zur ranten aus8413Bewerbern aus. Im Jahr 2010 tatergleich Solche Äußerungentäuschendarüber hinweg,dassdie wo seineElternleben,sei einervon vier Orten aufder matik ausfällt.ImNotfall müssen sie es mitzwei Joysticks Erde zu einemVorbild der Jugend gemacht. Warum,wird zwei großebiographische Schritte: Mitder Arbeit „The Einkünfteaus dem Verkaufdem russischenTriebwerks- Erde,die sich fürihn wieHeimatanfühlen, nebendem an die sich um sich selbst drehende Raumstation andocken: klar,als Gerstein paar Stunden nachder Übungmit sei- FirstSecondofaStrombolian Volcanic Eruption“wurde hersteller Energomash gelegen kommen. DasMonopol Esa-Zentrum in Köln,dem Sternenstädtchen unddem R.STRELNIKOW/INFORMA

eine schwierige Angelegenheit.AlleRaumfahrerwerden nenKameraden allein Fragen in der Sojus-Trainingshalle 2), erander UniversitätHamburg promoviert, undnachder aufden Transportzur ISSist auchfür Roskosmoseinträg- Space Center in Houston. VomAll aussei dieganze Erde A(

am Ende der Ausbildung benotet, einzelnund alsTeam, beantwortet. Er verbindetwissenschaftlicheGenauigkeit DP Ausbildung im Europäischen Astronautenzentrum(EAC) lich.„Wirhaben zusätzliches Geld nieabgelehnt“, sagte Heimat.„Hört sich kitschig an,ist aber so.Wennesda

undzur Not heißtesNachsitzen. 17.August1982: Alexander Gerst an seinem ersten Schultag mitBegeisterungsfähigkeit, Mutmit Understatement. Am FOTOS in Köln wurde er zumAstronauten ernannt. Rogosinnur,nachdem der amerikanischeDienst Space- unten ausist, dann istesaus,danngibt’snichtsmehr.“ 48 FILM FILM 49

Herr Baum,was fasziniert Sieandiesem Buch über ihm. Er wird erst richtiggefordert, wenn er in dieFremde Siegelten alsDeutschlands letzter„echter Kerl“.Anwem Muhammad Ali,das Siedagerade durchblättern? kommt. Unddannwirddie Geschichte zurHeldenreise, oder welchenRollenmustern habenSie sich orientiert? DassindschöneFotos vonverschiedenen Kämpfen,ich „Es hat aufder er Prüfungenbestehenmuss. In der Krisewird In Ihrer Jugend warenmännliche Popstarsjaeherandrogyn. kennegar nichtalle. Dasist schonunglaublich gewesen. dann erst richtigklar, wiegeschickt undfürsorglich er ist. Wirhaben damals aber ganz andere Filmegesehen als Es istschwer zu sagen, ob er nunder beste Boxer aller Underkannauchkämpfen,wennesseinmuss. Lukas dieheute.Esgab nurzwei Fernsehprogramme, da liefen Zeiten war. Menschen,die sich damitauskennen, würden muss an seinen Krisen wachsen.Damit kannich mich dieseganzenalten Schwarz-Weiß-Filme mitSpencer dasschon sagen. Obwohl es heuteSportler gibt,die auch identifizieren. Wirsindjaalleauf dieser Reise. Tracy, KatharineHepburn,HumphreyBogart, Robert nichtschlechter kämpfen. Aber seineArt zu boxen war keinen Sinn, Mitchum. Washaben wirdafür Typengesehen?Das unglaublich.ImKopfwar er genausoschnell wiemit den An welchemPunkt derReisebefindenSie sich jetzt? waren richtige Kerle, LeeMarvinund JamesCoburn. Fäusten. Er warhochintelligent.Und er warungeheuer Die Reisehörtdocherstmit dem Todauf,oder? Ichhabe CharlesBronson warnun definitivkeinWeichei.Das mutig. WievielMut gehörtdenndazu, wennman sagt, diemal mehr,mal wenigergut gemeistert. Aber man waren alldiese Über-Männer, coole Typen, dashabeich ichlegemeinenOlympia-Titel ab,ich gebe meine in Lummerland kommtnicht davon. Alle müssen malirgendwann weg bestimmtinmichaufgesogen, dass mansichsoals Mann Goldmedaille weg? Wenn ihrmichals schwarzen Mann ausLummerland. In Lummerland zu bleiben hatkeinen benimmt.Esgab auchimFreundeskreis meiner Eltern missachtet undich bestimmte Lokale nichtbetreten darf, Sinn.EsgibtLeute,die versuchen, sich mitaller Kraft einenMann, den ichsehrmochte. Daswar genauso obwohl ichOlympiasiegerbin undihr immer noch auf an Lummerlandzuklammern. Dieverweigern dieReise. einTyp,sehrcool. Derwar auchschon durchKrisen mich herabschaut,dannwill ichbei euch nichtmehr zu bleiben“ Selbst in diesem Land,indem es unsimmer noch relativ gegangen,war Soldat beiden Briten gewesen. Trotzdem mitspielen. Unddannspäter noch dieseProvokation,sich gutgeht, muss sich jeder klar machen, dass er sich nicht hatteersicheinegroße Menschlichkeit bewahrtund nichtmehrCassius Clay zu nennen,sondernMuhammad entwickelt, wennerimmer aufNummersicher setzt. warzujedem freundlich.Diese Verbindung vonent- Ali. EinWahnsinns-Typ,mit unglaublicher Kraft. Und Schauspieler HenningBaum Wirmüssendas Vertraute, dasKleine, Übersichtliche schlossenerMännlichkeitund Herzensgüte, diehabe derBoxer mitdem größtenHerzen. über seinen neuen Film, undvor allemdas Engstirnige irgendwann verlassen. ichmir wahrscheinlich zumVorbild genommen. AlsMannein Vorbild? den BoxerMuhammadAli, An welcherHerausforderung IhresLebenssindSie am Männer wie DavidBowie warenkeine Inspiration? Ichliebe undbewundere ihn. Undwir schauen alle zu meisten gewachsen? AlsMannnicht.Aberden fand ichtrotzdem faszinierend. ihmauf.Erist einHeldgewesen,nicht nurein großer dieSuche nach dem Dasfingbei mirschon alsKindan. Ichbin zu den Boxer,sonderneineganzgroße Persönlichkeit.Für mich Abenteuerund die Nachbarsjungen gegangen,umzusehen,was da aufdem Undwas istIhrefeminineSeite? isterein großes Idol.Ich weiß garnicht,obich Vorbild Tischsteht.Sogingdas immer weiter, hinaus in den Ichhabeschon alsJugendlicher gerneFrauenals Freun- sagenwürde. Denn wiekannich dem nacheifern? Gefühle vonMännern Wald,umdaAbenteuerzuerleben.Meine Elternwussten dinnen gehabt, weil ichmichmit ihnenüberLiteratur oftgar nicht, wo wirwaren. Ichhabedas regelrecht austauschenoder ins Kino gehen konnte –und eben nicht Warumgibt es solche Männer heutenicht mehr? gesucht.Mir wardie Welt,inder ichgelebthabe, viel zu indie Schwarzenegger-,sonderninArthouse-Filme. Sie Daslässt sich ja keiner einfallen, zu sagen: Ichbin jetzt wenig abenteuerlich.Ich hätteviellieberWildnis um wussten auchSachen, dieich nichtwusste, undhaben einIdol. Ichglaube, Stefan Zweigbeschreibtdas in seinen mich herum gehabt, mir wie TomSawyer und Huckleberry gesagt:Hör dirmal dieseMusik an,Leonard Cohenzum „Sternstunden der Menschheit“. Da versuchter, dieses Finn einFloßgebaut, um den Mississippi runterzufahren. Beispiel,oder lies malMilan Kundera. Oder wirhaben Phänomen in Wortezufassen, wiesichinmanchen Scheiß aufdie Schule.Ich hättemir eine Kistemit eben Filmeaus den Siebzigern gesehen.Die habenmir Persönlichkeiten dieAhnungdes Göttlichen manifestiert, Proviant gepacktund eine Maiskolben-Pfeife gemacht. dann immereineganzandereWeltgezeigt.Das habe ich meist gebunden an einenAugenblick, in dem diese Solche Geschichten habenmichinspiriert. Es warmir in sehrgeschätzt. Undwir habenGespräche geführt, diemit Menschen dann Weltgeschichte schreiben. Vielleicht ist Deutschlandschon damals zu brav undzuharmlos. Männernsonicht möglich waren. MeineFreundinnen gerade nichtder richtige Augenblick.MuhammedAli waren meistetwas älter,deswegenkonnten diemich dagegenwirduns noch langebeschäftigen, auchkom- Dabeiwar das ja damals verglichen mitheute noch eine mitziehen. Ichweißnicht,obdas nunmeine feminine mende Generationen. Hoffentlich. ziemlich wildeZeit. Seiteist,aberich schätzeden Austauschmit klugen Da sagenSie etwas.Damalshattenwir es ja noch gut. Frauen. Wenn ichmit meinenMänner-Freunden zusam- In demneuen Film„JimKnopf undLukasder Lokomotiv- Heuteist doch allestotal reglementiert.Esist super- men bin, istdas doch immer etwas anderes. führer“spielen SieLukas. Wiehaben SieIhren inneren sauber,esgibtkeine Ruinemehrund keinen Winkel, Lokomotivführergefunden? der irgendwieAbenteuer verheißt.Ich habe dasauchals Da geht es dann doch eher um Fußball undAutos? Ichhabe mich zuerst auchgefragt:Wie spielt mandas? Jugendlicher immer wieder gesucht.Ich habe dieSchule Nichtspeziell. Naja,einige sind schonsehrMänner. Wenn Wiefinde ichden Zugang zu dieser Rolle? Ichwar verlassen, binauf einInternatinEngland gegangen. eine Frau dazu kommt, lockertsichdas auf. Ichsagemal überrascht,als ichgefragt wurde,zum Castingzu Davorhatte ichaucherstRespekt. Aber dann wollte ich so:Eswirddannkultivierterund vielfältiger. Manchmal kommen. Undich habe nichtsofortgedacht, dass dieser mirdie Gelegenheitnicht entgehen lassen. Undeswar istesaberauchwichtig,dassMännerunter sich sind. Lukas in mirsteckt. Beim Vorsprechenhabeich dasdann gut, ausder Komfortzonerauszugehen.Damussteich ausprobiert.Natürlich hatteich dieseKindheitserinne- mich nämlichbewähren, sonsthätte ichinder Futterkette Warum? rung ausder „AugsburgerPuppenkiste“. Aber eine ganz unten gestanden. Alsich ankam, habendie mich Dann istdasoeinebestimmte Konzentrationda, keine Holzpuppemit Fädenist ja nunkeine Vorlage, dieinmir sofort geprüft, wasich sportlichdrauf habe,aus welchem Ablenkung. Ichsagejetztetwas sehrUnpopuläres. Ich etwasauslöst. Zuerst hatteich keinen Plan.Das Wunder Holz ichgeschnitztbin.Abernur so ging es,und so ist glaube, beim Militärund auchbei der Polizeigibtes geschah, alsich SolomonGordongetroffen habe,der Jim es immer weiter gegangen. Ichhabemir immer dieSachen Einheiten,woman sich gutüberlegen muss,obman sie Knopf spielt.Mit ihmzuspielen,das hatinmirGefühle rausgesucht,die miramschwierigsten erschienen. Statt geschlechtlich vermischen sollte.Denndagehteswirklich ausgelöst, durchdie dieser Lukasdannentstandenist. zumBundzugehen,habeich Rettungssanitäter gelernt. darum, Konzentrationsfähigkeit unter einersehrhohen Aufeinmalhabeich mich verwandelt. Irgendwann dachte Aber dashat sich totalgelohnt.Das warfür mich Gefahr zu erhalten. Ichweiß, da kommen jetzt 1000 Gegen- ich, da steckt doch einLukas in mir. Ichhabeihn gespürt eine ganz glücklicheZeit, in derich inGrenzbereiche argumente. Aber ichglaubedaran,dassesbesserist. SeineneueRolle:HenningBaumspieltden Lukas im Film „Jim Knopf undLukas der Lokomotivführer“. undeineAhnungvon ihm. Es istrichtig,dassich desLebensgeschauthabe, eine ganz andere Welt. Mansolltedie Männer beim SEKunter sich lassen. beim Castingbin.Und es istrichtig,dassich ihnspiele. Ansonsten istesbereichernd,wennFrauen dazu kommen. Ist derBeruf desSchauspielers nicht eine permanente Warumnicht? eine andere geküsst hat. Beckyist entsetzt.Erversucht LukaswirdimBuchals „klein undrund“ beschrieben. Prüfung? Es macht dann einfach mehr Spaß? Daswürde jetztzuweitführen. Nursoviel: Gerechtigkeit dasnocheinzurenken,aberdaist dasKindschon in den Ja.Ersieht mirwirklichnicht ähnlich. Körperlich istdas Dasist eine Prüfung,die nieaufhört. Ichmussindiesem Undeskanngeistreicherund lustiger sein.Ich halteauch muss es vorallem beider Bezahlunggeben.Wenneine Brunnengefallen. So läuftdas,wennman jung ist. einganzandererTyp.Aberman muss dann einfachseine Berufimmer wieder etwasriskieren,immer wieder die überhaupt nichts davon, sich über dasandereGeschlecht Frau diegleicheLeistungbringtwie einMann, dann Ecke in derGeschichtefinden. Ichbin in dieser Hinsicht Sicherheit verlassen. So eine Fernsehserieist ja eigentlich so lustig zu machen,wie dasModegeworden istbei Mario sollte sie gleich bezahltwerden,alles andere istabsurd. Wann habenSie das letzte MalimKinogeweint? einbisschen aufLukas zugegangen. Ichhabeein paar einsicherer Hafen. Aber ichhabemir immer wieder Barthund anderen Comedians. Das kannganzunterhalt- Ansonsten istesaberganzwichtig,dassdie Unterschiede Ichhabe neulichbei einerSerie geweint,weileseinfach so Kilogrammzugelegt, denResthaben dann Kostüm und gesagt,esmuss etwasNeues passieren. Unddas heißt samsein.Abermittlerweileist einganzes Genreentstan- anerkannt werden. Wirsollten unsanden Unterschieden rührendwar.Und dasist garkeine Serie, beider man Maskegemacht.Das Gewichtmussteich nachher erstmal nicht, dass dann gleich etwasBessereskommt.Inder den, in demdas Verhältnis zwischen Männernund Frauen erfreuen. Die Polaritätmacht dasLeben reizvoll. daserwarten würde: „Californication“, schonetwas älter, wieder runterkriegen. Regel wird es erst einmal rauer.Das hatmit Einbußen zu so beschrieben wird.Frauenwerden alskaufsüchtige aber pointiert, geistreich underwachsen geschrieben. tun. Trotzdem muss dassein. Ichhöreinmichhinein, Schuh-Fanatikerinnenhingestellt,die ihren Mund nicht Wann ging es beiIhnen mitden Mädchenlos? In der zweiten oder dritten Staffel eskalierteinefamiliäre Andererseitsist Lukassostark,dasserSchienenzuSchleifen unddannmussich etwaswagen. halten können. DieserTyp Frau existiertbestimmt. Da warich wahrscheinlich so 13 Jahrealt.Aberinteres- Situation. Daswar so gutgespieltund geschrieben,es verbiegenkann. Daspasst dann ja wieder. Aber dasgiltebennicht fürdas ganzeGeschlecht. Man sierthaben mich dieFrauenschon vorher.Ich habe schon hatmichwirklichergriffen undtiefberührt. Ganz genau. Gehörtdazu auch das Wagnis,einealte Beziehung zu ver- sollte solche Bilder nichtdominieren lassen. meine Kindergärtnerinnen angesehen undüberlegt: lassenund eine neue zu beginnen,obwohleinem im Fokus Die istschön,und dieist nichtsoschön,dafür aber lieb. Wann fühlen Siesichschwach? Washaben Siesonst noch mitihm gemein? derBoulevardpresse ganz Deutschland dabeizusieht? Männlichkeitund Weiblichkeitwerden sonstzum Klischee? Die körperlicheSchwäche kommtbei mirdurch ständigen Er istentschlossenund unerschrocken. Dasmit dem Privatlebenvon Schauspielernist ja so ein Genau, wirsollten unsnicht alsKlischees begegnen.Und Wann warenSie das ersteMal richtig verliebt? Schlafmangel.Das greift mich dann schonan. Missverständnis.Man meint, dasPrivatleben von es istgut,wennwir dieFaszination füreinander zulassen, Wahrscheinlich mitEndezwanzig.Vorherwar icheher Underpasst sich nicht an. Er war„Held der Gladiatoren“ und„DerletzteBulle“. Fürseine Menschen,die in der Öffentlichkeitstehen, seinicht mehr wennsichdie Erotik zwischen den Geschlechternauch einbisschen verliebt. Aber dasbegreiftman erst später. Undemotional? Nein,erist stolz. Er entstammtdieserstolzen Arbeiter- Rolleals schwuler Kommissar LeoKraft in der Krimiserie„Mit privat.Aberesist immer noch meinLeben undprivat. im Gespräch niederschlagen darf.Die Griechen habenja So eine Verliebtheitist ja wieein Rausch.Das kannman Dasgibtesauch. Ichkannambesten damitumgehen, klasse.Michael Ende hattesichbei der Konzeption der Herz undHandschellen“ wurdeermit demDeutschen Fernsehpreis Unddas istnicht nurein Missverständnis,sondernauch schondie körperliche unddie geistige Erotik unterschie- auchimjugendlichen Alter erleben,aberdas verfliegt wennich dashinnehme. Anzunehmen istganzwichtig. alsbester Schauspieler ausgezeichnet. JetztspieltHenningBaum Figuren an Stereotypen des19. Jahrhunderts in Groß- Lukas,den Lokomotivführer –inder Verfilmung desKinderbuch- von den Menschen, die sich da einmischen, eine Unanstän- den. Es besteht doch dieGefahr, dass diesegeistigeErotik dann eben schnellwieder.Auchdakannman ausder Da will ichdannzwarrebellieren,aberwennmir das britannien orientiert. Monarchie, Bürger, Kaufleuteund klassikers von MichaelEnde, dieam29. März in diedeutschen digkeit. Wenn so etwaspassiert, muss ichnatürlich verloren geht, wennman zu starkauf diekörperliche Geschichte von„TomSawyer“etwas lernen. Schicksaletwas serviert, muss ichdas annehmen. Kinoskommt.Zum Interview sind wirineinem Hotel in der

Arbeiter.DennisGansel,der Regisseur, sagteimmer, versuchen,das wieder einzufangen. Denn einöffentliches ARNER Erotik fixiertist.Eshat erfrischenden Esprit,wennman Dagegen kann ichankämpfen,wie einPrometheusdie

früherhätte dieRolle HeinrichGeorge gespielt.Darunter HamburgerLangenReihe nahe der Alster verabredet. Dochdazu Lebenzuführen, dasführt wirklich zu nichts Gutem. ,W dieseErotik desGeistes nichtdurch Bilder undKlischees StichwortBecky Thatcher. Götter beschimpfen,aberdas bringt mich nichtweiter. muss manden Fünfundvierzigjährigenersteinmalaus seiner kannman sich ja körperlichsofortetwas vorstellen. Der Parallelwelt in dieGegenwart lotsen. Denn er istineinen opulenten Undauchdas isttatsächlich eine großePrüfung.Das will GETTY austreibt. Ichglaubeauchnicht,dassdie Gender-Debatte, Genau, er begeistertsichfür BeckyThatcherund küsstsie. Bildband über Muhammad Alivertieft.

Lukas istauchsoeineUrgewalt.Die ruht aber friedlichin ichnicht verheimlichen. FOTOS diewir gerade erleben, da wirklich nützlichist. Dann platzt es ausihm heraus,dasservorherschon mal DieFragenstellte ChristianAust. Er ist im Club,ganzallein. Aber er fülltihn ausmit neuer Mode.Und nutzt diegroße Bühneder Nacht alsLaufstegseiner neuen Persönlichkeit. FotosFrederike Helwig Styling MarkusEbner

Schwarze Jackemit bunten Aufnähernvon Moschino, Hemd mitBlumendrucken von AmiParis,Streifenhose von Marni, blaueKrawatteals Gürtel von Dunhill, Stiefelvon Paul Smith Jackemit rosafarbenen Pailletten,blaue Pailletten-Shorts,halbtransparentesHemdvon Commedes GarçonsHomme Plus,weiße Schuhe vonMoschino Jacke vonRaf Simons, T-Shirtvon Neil Barrett, Hose vonZegna Couture, Boots vonCalvin Klein 205W39NYCJacke mitweißenNähtenvon Boss,zweifarbigerSweater von Kolor, Karo-Hose von Etro

Nachtblaue Jackemit weißen undschwarzen Aufnähernvon Neil Barrett, weißes Radler-Top mitLogosowie Ledergürtel von LouisVuitton, Stoffgürtelvon Marni Jackevon GiorgioArmani,zweifarbigesHemdvon Paul Smith, schwarze Lederhose von Balmain Karierter Anzugvon Alexander McQueen, schwarze Jackevon ZZegna,schwarzeStiefel von RafSimons

LachsfarbenerAnzug,Hose mitschwarzen Galonstreifen an der Innenseite,rotes Hemd mitschwarzem Kragen undSchuhevon Prada Jackevon RafSimons, T-Shirtvon Neil Barrett Jackemit Hundemotiven von Thom Browne,Hose von Loewe, Hemd vonFendi,Boots von Balmain

Fotos:Frederike Helwig Styling:Markus Ebner Models:Etienne (Tomorrow is Another Day), John L(Tomorrow is AnotherDay) Digitaltechnik:Richard Billington Mode-Koordination:Evelyn Tye Styling-Assistenz:Brian Placide, SiânHughes, KatherineHughes

Dank an DJ Hell, FabriceGadeau, LudovicRamade, FredericBréziat,Clara Buot, Simon Gautier, Kai Schumann Fotografiertam16. Februarim„RexClub“ in Paris, derindiesemJahrseindreißigjähriges Bestehenfeiert.

BeigefarbeneJacke undorangefarbenesT-Shirt von Balenciaga SchwarzerAnzug mitZitronenscheibendruck von Dolce&Gabbana,langeshalbtransparentes Kunststoffhemdvon JilSander,schwarzeSockenvon Falke, rote Lederschuhe von Balenciaga 58 ZEITGESCHICHTE Ein ZEITGESCHICHTE 59 Mann der Naht

UnserehemaligerHerausgeber fing mitNadel,Faden undScherean. ErinnerungenaneineSchneiderlehre in derfrühenDDR –und an den Wegzug in Richtung Westen.

VonJürgenJeske Blickzurück: Auch weil er gernezeichnete,machteJürgenJeske eine Ausbildung zumHerrenschneider,bevor er der DDR den Rücken kehrte. FotosWolfgangEilmes

er weißmit 18 oder weilich ganz gutzeichnenkonnte. Meine am Ort, dermichals Lehrlingeinstellte. Die Maßschneiderei unddas Selber- AlsLehrlinge lernten wirimersten sollte ichnoch–obwohl nichtwehrpflich- Betriebsbüro der Steinzeugwerke Mann- hattezwarkeine rechte Vorstellung vom 19 Jahren schongenau, Elternhatten mirdeshalb schoneinmal Die Schneiderei warnur einpaarMinuten nähenvon Frauenkleidung boomten in Jahr dieGrundlagenvon Nähenund Bü- tig–für zwei Jahredas „Ehrenkleid der heim-Friedrichsfeld. Nach dendreiSemes- Journalismus,folgteaberdiesemRat. waserwerden will.Ich privaten Unterrichtbei dem Künstler Karl vonunserer Wohnungentfernt. Betrieb Ostdeutschland bisweitüberdie fünfziger geln. Daserforderte damals mehr Fertig- Volksarmee“tragen. So viel sozialistische ternwechselte ichnachWest-Berlin an die Alsich 1960 (mit damals noch sechs wusste es jedenfallsnicht, ErichMerseburger finanziert, dem Vater undWohnung waren ebenfallszusammen. Jahrehinaus;denndas Konsumgüterange- keiten alsheute,womehrNähvorgänge als Ehrewar mirzuviel. Ichbesprachmich Freie Universität, wo damals wegender Semestern) dasExamenals Diplom-Volks- alsich 1953 in der DDR,in des später bekannten Journalisten und Nurder Werkstattraum, in dem dieAlt- botwurde im Arbeiter-und Bauernstaat früher mitweiterentwickelten Nähmaschi- mitmeinenElternund verließwenige politischenSituation der „Frontstadt“ alle wirt bestandenhatte,fingich einweiteres derKleinstadt Zeitzander Weißen Elster, BuchautorsPeter Merseburger. gesellenund wirLehrlinge saßen, befand kurzgehalten.Allerdingskam dieMode- nen auchinder Maßschneidereiausge- Wochen später miteinem Interzonenpass mittellosenStudenten,obaus West oder Malals Lehrling an,als Volontär beider mit18Jahrendas Abitur bestand. Ich Wienun weiter? MeineSchulfreundin sich aufdem Flur vorder Wohnungstür. brancheauchinWestdeutschland erst in führtwerden.Dannlernten wirdie Anfer- unddreiKoffern (!)für eine „Urlaubsreise“ Ost, einStipendiumbekamen. Im Jahr kleinenWest-Berliner CDU-nahenZeitung wusste nur, dass ichnicht Zahnarztwer- hatteplötzlich den Einfall, ichsolltedoch Es warfür mich eine Umstellung vom den fünfzigerJahrenwieder richtigin tigung vonHosen. Dashatte fürden legaldie DDR.Ich ging also allein,ohne 1957,vor Errichtungder Mauer in Berlin, „Der Tag“.Schon nachwenigen Wochen den wollte wiemeinVater.Medizin war Modezeichner werden. Ihre elegante Mutter Klassenzimmer der Oberschule in eine Schwung. Symbolisch dafürstand der in Schneidermeister einenVorteil, da Lehr- dieElternund den Bruder, in den Westen. studierten nämlichnochzahlreicheOst- wusste ich: Ichhatte nachdem Anfang mit meine Sachenicht.Außerdem waren bei besaßein Stoffgeschäft,das manihr nach Werkstatt. In der Schneiderei warich ein West-Berlin wiedererweckte undindie linge natürlich viel wenigerGeldbekamen Um im Bundesgebiet bleiben zu kön- Berliner an der Freien Universität. Im selben Nadelund Faden meinenBeruf,meine unsPraxisund Privaträumezusammenin der Enteignung ihresKaufhausesinZeitz blutigerAnfänger, älterals dieanderen DDR ausstrahlende„Berliner Chic“. alsGesellen. Im zweiten Lehrjahr ging es nen, musste mandie Notaufnahme bean- Jahr trat dann diebundesweite Stipen- Berufung gefunden. einerWohnung,wie damals meist üblich, gelassen hatte. DieMode-Idee beflügelte Lehrlinge, alsAbiturient undZahn- HeinzOestergaardund UliRichter sowie um dieAnfertigung vonWesten undSak- tragen. Ichtat dasimFlüchtlingslager dienregelung,das „Honnefer Modell“, in Auch der Wirtschaftsjournalist, zu- sodassden ganzen TagPatienten einund den Achtzehnjährigen, auchwennsein arztsohn mitMisstrauenbeäugtund bar dieBrüder Horn machten in West-Berlin kos. Hier passierte mirein Missgeschick, Gießen. MeineKofferhatte ichvorherbei Kraft, der Vorläufer desBafög. nächst bei „Der Tag“ undspäterbei der ausgingen. Dasalles warnichtsfür mich. Zutrauenzur eigenenKreativität nicht jeder praktischenFähigkeiten. Doch ich alserste Furore.Vor diesem Hintergrund noch dazu mithochwertigemStoff,das Bekannten gelassen. DerNeuankömmling MeinefinanziellenSorgenwaren Frankfurter AllgemeinenZeitung,ist dem Auch meine Elternhatten keinerechten sehrgroßwar.Als solide Grundlagebot fand schnellSpaßander neuenBetätigung waren füruns „drüben“ westlicheMode- mireinen Wutausbruchunseres Chefsein- im Lagerwurde gegenUngeziefereinge- damitweitgehendgelöst. Außerdem kam Handwerk,dem Mittelstandund der Mode- Vorstellungen. Unddie vonIndustrie ge- sich daherein Studiumals Textilingenieur undlebte mich ein. Beider Arbeit saßen blätter begehrteund viel geschmuggelte brachteund mirbis heuteinErinnerung sprüht undbekam einenSchlafplatz in mirdurch einenGlücksfallindiesenBerli- brancheverbunden geblieben.Die Lehr- prägte Kleinstadt eröffnete ebenfallskaum mitFachrichtungEntwurf an der Fach- wirzwarnicht im Schneidersitz, aber doch Lektüre. FürFrauenwaren das„Burda- ist. Ichhatte mitder Knopflochschere die einerGemeinschaftsbaracke. Einfreundli- nerJahrenauchmeine Schneiderei zugute. zeit im Handwerk wareineArt Grundkurs Perspektiven. hochschule Karl-Marx-Stadtan, dem1953 aufden schwerenArbeitstischenamFens- Moden“oder „Constanze“, wirHerren- Knopflöcher auf der falschen Seiteange- cher Nachbargab mirden Rat, meine Ichhatte zurUntermieteein Zimmer in fürdie Realitäten der Arbeitswelt. Mirhat Hinzukam,dassindem in der sowje- umbenannten Chemnitz.Vorbedingung ter,die Füße davorauf dreibeinigenHolz- schneider beugten unsüber„Schneiderzei- bracht;imrechten Teil stattimlinken. Aktentasche nachtsunter dasKopfkissen einerkleinen WohnungimHinterhaus sie auchden Zugang zu Ludwig Erhards tischenBesatzungszoneentstandenenAr- warneben demAbitur aber noch eine hockern, denArm mitdem Kleidungsteil tung“ und„Herrenjournal“.Seit1956gab Doch miteinem geschickteingesetzten zu legenund festzuhalten. In den nächsten einesherrschaftlichen Mietshausesnahe Sozialer Marktwirtschaft ermöglicht mit beiter-und Bauernstaat dieRepressionen praktische Ausbildung.Meinbürgerlicher aufdie Knie gestützt,umHaltbeim es auchinder DDR einanspruchsvolles StückStoff gelangesdem Chef,den Scha- Tagenwurde ichunter anderem vomdeut- dem Kurfürstendamm gefunden. Die Ver- Werten wieSelbstverantwortungund per- zunahmen. Derplanmäßige Aufbau des Hintergrunderwiessichauchhierals Nähenzuhaben.Inder Mitteder Werk- Modeheft,„Sibylle“,das aber wegenPapier- den zu verbergen. Schließlichkam als„Ge- schenund amerikanischen Geheimdienst mieterin wareine30Jahre alte Schneide- sönlicher Leistung. Doch auchder Spaß Sozialismuswurde verkündet. Die Kollek- Hemmnis.Der VolkseigeneBetrieb (VEB) stattstanden diegroßenBügeltische mit mangels nureinebegrenzte Auflagehatte sellenstück“das Sakkoandie Reihe. Eine eingehendüberdie SituationinZeitz und rin. In Heimarbeit nähtesie füreinen der an praktischenFähigkeiten istgeblieben. tivierungder Landwirtschaft hattebegon- HallescheKleiderwerkelehnteebensoab denBügeleisen, Bügelkissen undBügel- undimmer ausverkauft war. Diese Zeit- Herausforderungmit den damals noch dasdortstationiertesowjetische Militär Zwischenmeister der blühenden Berliner Bisheute bügeltder Journalist Anzüge und nen. Studieren sollten bevorzugtArbeiter- wieein Bekleidungskombinat in Branden- tüchern. An denWänden standen Näh- schrifthatte es ebenfallsnicht leicht,wie schweren Rosshaareinlagen in der Brust- befragt.Daich legaleingereistwar,bekam Damenkonfektion.Wennsie mitihrer Hemden,nähtKnöpfean(korrektmit undBauernkinder.Andersdenkendewur- burg.Die Rettungbot einHerrenschneider maschinen. Stoffauswahl,Maßnehmen Dorothea Melisineinem Buchüber partie,den komplizierten Ärmeln undmit ichschließlich ohne Rechtsanspruch eine Arbeit in Verzug kam, warder Untermieter Stiel) undkannsogar mitder Anfertigung den zunehmendverfolgt. Schüler, diepoli- undAnprobenahmder Chef in einemele- „Sibylle“ schreibt: „Der Absatz der Kon- den Kanten,die mitexakten Stichen, aber Aufenthaltserlaubnis„im Wege desErmes- gefragt. Undsonähte ichanvielenAben- einesKnopflochs aufwarten. Perfekte tischauffielen,gerietenunter Druckwie ganten Raum innerhalb der Wohnungvor. fektionmusstenicht gefördertwerden. Es fast unsichtbar durchzunähen waren. sens alsalleinstehender Jugendlicher“. denFutter in Damenröcke oder bügelte Hausfrauen,die dasspöttisch bezweifelt Mitglieder der kirchlichen„Jungen Ge- An Beschäftigungwar kein Mangel. galt,keine Bedürfnissezuwecken, die Im Sommer 1955 waressoweit. Auf- Ichhatte damitzwarden Sozialismus Kostümjacken,was meinem Untermieter- unddagegen unvorsichtigerweise gewettet meinde“inmeinerKlasse. Manche flogen DieMaßschneiderei florierte in denfrühen nichtbefriedigtwerden konnten.“ Trotz- grund„guter Eignung“,wie es im Lehr- hinter mirgelassen, sahmichaber, wasdas dasein sehrzugutekam;denndie Miete haben, mussten erfahren: Handwerkhat vonder Schule.Andere setzten sich nach fünfzigerJahreninder DDR,dadas dem spiegelte „Sibylle“ immer noch eine abschlusszeugnis hieß,konnteich schon weitere Fortkommenund eine Ausbildung warvergleichsweise hoch. goldenen Boden.Geblieben istauchdie West-Berlin ab.ImAbitursommer 1953 AngebotanfertigerKleidung in der Man- Welt vor, dieessonichtgab,schon gar nach zwei statt nach drei Jahren die Gesellen- angeht, eineranderenRealitätgegenüber. Schließlichwurden über dieseSchnei- Freude an der Schönheiteines Knopflochs, kamesinder DDR wegenheraufgesetzter gelwirtschaft miserabel war. Oftbrachten nichtimProvinzstädtchenZeitz.Mit prüfungablegenund bekam dasFach- Allgemeine Stipendienregelungenwie das derin auchindirektdie Weichenfür meine der Eleganzeiner Anzugschulteroder der Arbeitsnormen in mehr als500 Orten daherKunden Kleidungsstücke ausder Vor- Mode hattedas SED-Regimewenig im arbeiterzeugnisder DeutschenDemokrati- heutigeBafög gabes1955nochnicht.Auf spätere Berufswahl gestellt.Trotz Studium Lässigkeit einesStadtmantels–von der zumoffenen Aufstandgegen dasSED- kriegszeit,die aufgetrennt, geändert und Sinn.Das änderte sich erst später. schenRepublikmit dem eingedruckten dieSchneiderei allein zu vertrauen schien undFerienjobsinBetrieben wieder AEG Damenmodeganzzuschweigen. Regime. Er konnte nurmit Hilfesowje- manchmal gewendet werden mussten. In unserer Werkstattdienten West- Motto ErichHoneckers:„Wirwollenden mir zu unsicher.NachGesprächen mit in Berlin wusste ichnämlich immer noch Doch wo gibt es dasnoch, Stil und tischerTruppen am 17.Juniniederge- Eine unangenehmeAufgabe,dadie Klei- Heftemit Herrenmode alsvielbespro- sozialistischenMenschenerziehen, der Verwandten in Heidelberg entschloss ich nicht, wasich nachdem Studiumals Eleganz? Vielleicht in Frankreich,wo schlagen werden. Ichwar in diesen Tagen dungsstücke mangelsReinigungsbetrieben chenes Anschauungsmaterial. Dasgalt reichanwissenschaftlichen undtechni- mich,Nationalökonomie zu studieren, Volkswirtmachensollte. Inzwischen hatte StaatschefsnochSinndafür zeigen, gut mitder Reichsbahn fürein paar Ferien- selten gereinigt waren.Solche Arbeiten fie- besondersfür Berichte vonden Schneider- schenKenntnissen,reich an moralischen weilman damit, wiemir gesagt wurde, ichmichjedochmit einerKollegin meiner angezogenzusein.ImÜbrigen leiderzu tage an dieOstseeunterwegs.Anjedem lenuns Lehrlingen zu. Im Übrigenwar das tagendes HandwerksinWestdeutschland. Qualitäten istund dermutig undopfer- verschiedenes machen könne. Nach einer Wirtin angefreundet.Sie jobbtenachAbi- besichtigeninjedem Glanzpapierheft: Umsteigebahnhof wurden alle Fahrgäste Stoffangebot kleinund vonminderwerti- BeidiesenGesprächenwurde meinBlick bereitder Sachedes Volkes undder Arbei- Zusatzprüfungzum DDR-Abitur begann tur undeinem Studiumander Mode- Prominenzinzerschlissenen Jeanssowie vonMilitär in den jeweiligenWartesaal gerQualität. VieleKunden,die Verwandte fürHandwerkskunstgeschärft. Einer terklassedient.“ im Wintersemester 1955/56ein neuer Ab- fachschule desLette-Vereins beim selben Anzüge, dieanzuknapp gewordeneKon- eskortiert, bisder Anschlusszug kam. „imWesten“hatten,brachten aber auch der Altgesellen, ausBöhmenstammend, Zuversichtlichfuhrich mitdiesem schnittmeinesBerufswegs.Ich bekam als Zwischenmeister undgab mirden Rat, es firmationsgarderobeerinnern. Dochesbe- In dieser Zeit zerschlugsichauch gute Weststoffe mit, diebestauntund mit schwärmtenochdazuvon den Künsten ZeugniswiedernachKarl-Marx-Stadt zur Ostdeutscher fürdreiSemester eine „Ein- doch vielleicht alsJournalistzuversuchen; stehtHoffnung. Hier unddawirdvon der meine Hoffnung,Innenarchitektur zu stu- größter Sorgfalt verarbeitet wurden. Lehr- der früheren Karlsbader Herrenschneider Hochschule.Dochdortwurde mirbedeu- gliederungsbeihilfe“,gab Nachhilfestunden dennihr Vater warvor dem Kriegbei einer Rückkehrformeller Eleganzgesprochen. dieren. Diese Idee warmir gekommen, In Zeitz: JürgenJeske im Jahr 1953 linge wurden da freilich nichtrangelassen. –ein endlosesGesprächsthema. tet, voreinem Textilingenieur-Studium undarbeitete in den Semesterferienim Berliner ZeitungRedakteurgewesen.Ich Es wäre zu wünschen. 60 MUSIK MUSIK 61

elix Jaehnist einunkompliziertesFotomodell. Er lässt FelixJaehn wirktwie einPopstar sich aufdie Treppe setzen,räkeltsichohneProbleme aufder vorsätzlichruntergerockten Couchund greift ausVersehen.Dabeitrifftder Junge nachdem aufgeschäumten Lattemacchiato,der wohl ausMecklenburg-Vorpommern F den Vintage-Tischaufwerten soll.Nacheiner Viertel- stunde fragtJaehnsachtebeimManager nach,ober so genauden Tonder Zeit,dass aucheinen Kaffee habenkann, zumTrinken.„Nimm’ doch den!“ –„Also eigentlich trink’ ichden nurschwarz.“ niemandmehrweghörenkann. Auch dasstört ihnnicht,und er ziehtsichgernfür das Gespräch zurück,rausaus dem Trubel,weg vonall den VonJohanna Dürrholz stylishenDingen, zwischen denen manihn plazieren kann Foto Daniel Pilar wieein Accessoire. Allesdreht sich hier um ihn. Nurer, er drehtsichwirklichnicht um sich. Dabeiist FelixJaehndie neue Hoffnung desdeutschen Pop. Mehr noch:Erhat es schongeschafft–ein Nummer- eins-Hit in Amerikaist nurwenigendeutschen Musikern überhaupt je gelungen. „Cheerleader“ heißt der Song, OMI singtihn mitvielSoul, undDJFelix Jaehnhat diesen Soul mit relaxten Bläsern und einem unbeschwerten Beat unter- legt.Klingtnacheinem angenehmen Strandtag. FelixJaehnträgt dielässigenKlamotten einesPopstars ausVersehen: Sweatshirt,lockere Jeans, nichtmehrrichtig weiße Sneakers.Damit passtergut in dasFotostudio in wirtschaftslehre in Berlin zu studieren. In der Vorlesung Altona,das so wirktwie einInstagram-Paradies. Felix hörteerabernicht zu, sonderngingdie neuen Tracks bei Jaehnist groß undschlank,hat aber einBabyfacesonder- Soundcloud durchund hing eigentlich nurdem Traum gleichen undguteManieren.Das lässtsichschon daran nach, Musikerzuwerden. erkennen, dass er es schafft,Gesprächspartnern unentwegt Nach zwei Monaten bracherdas Studiumab, und in dieAugen zu schauen,ohnepeinlichberührt zu wirken. schonkam der Plattenvertrag. Universalzahlteihm einen Angefangen hatdas mitder Musik zu Schulzeiten,in Vorschuss, zumersten Malkonnteerseine Mieteselbst Mecklenburg-Vorpommern, dort istJaehnaufgewachsen, zahlen,das freute auchdie Eltern. Jaehnbastelteweiter an auchwennerinHamburg geboren wurde. Die ersten Songsund schaffteden Durchbruch.„Cheerleader“kam Partys,auf dieerging, waren private Feiern, vielleicht kein eigentlich schon2012raus, 2014 remixte er den Track– Wunder in der Einöde vonMeckpomm. Ziemlich schnell undlandete einenWelthit. merkte er da:Nichtsläuft ohne Musik. Undtrotzdem FelixJaehnmusstesichauf einmal alsSuperstarbewei- schien es kaum jemanden zu interessieren,was überhaupt sen. Er istjungund locker,hat vieleMädchen alsFans. gespielt wird.Jaehnaberwar dasgar nichtegal. „Ich wurde Undgleichzeitigwollten ihnallefür sich,den Jungen aus derTyp mitdem MP3-Player.“ Deutschland, der es in Amerikageschaffthat.Wie macht Ständiglud er neue Tracks darauf,den neuesten Shit mandas,gerade20Jahre altund in einLeben voller Fame eben,Avicii, DavidGuetta, SteveAoki, dasspielte er dann undMoney geworfen? SchnellerRuhmhat schonviele aufden Partys.Und irgendwann dachte er sich:Das geht zerstört.Drogen,Alkohol,Stress, Zeitverschiebung,Kon- auchbesser. Zusammen mitseinemjüngeren Bruder legte kurrenzdruck –das DJ-Pultist kein Naherholungsgebiet. er sich eine Soundmachine zu, DJ-Equipment. Undfing „Ich trinke beiAuftritten generell nichts“, sagt Felix an,auf Schul- undAbipartys aufzulegen. Jaehn. Sein Arbeitsethospasst zu einerzielstrebigenGene- Die Elterngaben ihren drei Söhnen nachdem Abitur ration:„Leutehaben bezahlt, um mich spielenund auf- einJahrfrei: sich selbst finden,reisen, überlegen,was man legenzusehen,das istschließlich meinJob.Und den will anfangen will mitseinemLeben.Keine schlechteIdeefür ichauchgut machen.“ Drogen? Sowiesonicht.„Wirsind jemanden,der mit17JahrenAbitur macht.„Ichwollteerst eine neue Generation an DJs, wirsindalleclean.“ Sie seien nachSüdamerika. Da sagtemir einFreund: ,Du kannst eher dieJungs vonnebenan.Darum haterseinneues abernicht mitdeinemDJ-Equipmentdurch Südamerika Albumaucheinfach „I“genannt.„Ey,das bineinfach reisen.‘Und mirwurde klar,dassesdas ist, wasmich ich. Ichbin schonsoein bisschen zumAnfassen.“Klingt wirklich bewegt.“ Morgens nachdem Aufwachendachte ziemlich plakativ,fastschon flach. Aber:Espasst. er alsErstesanseinDJ-Set: WelchenÜbergangkannerals ZumBeispiellegtergroßenWertdarauf, seineSocial- Nächstes spielen? WelcherTrack passtdarein? Media-Kanäle, besondersInstagram,selbst zu bespielen. Südamerikawar also raus.Stattdessen ging er nach Da dokumentierterseinenTag undantwortet auch mal London undstudierte ein Jahr an einemCollegeMusik- aufden ein oder anderen Kommentar.Ziemlich zeitintensiv produktion. Dort lernte er nicht nur das Handwerk, sondern bei250.000 Followern. Besonderswichtig istihm dabei auchvielüberdie wirtschaftlichen Aspekte desMusik- dieAuthentizität.Und auchdas passt: Er istnett, aber machens. Die Szenewar vielfältig,Jaehnverbrachte die nichtzuhöflich,erist locker,aberniemals zu cool.„Ich meiste Zeit mit jungen Menschen, die auch Musik machen, würde nieBildervon mirposten,auf denen ichständig undgingoft in kleine Clubs. „Das Jahr in London warfür eine Sonnenbrilletrage oder so.Das bineinfach nichtich.“ meineMusik extrem wichtig.“AmEndespielte er sogar SeineFansbetrachtet er alserweiterten Freundeskreis, Gigs in der Metropole.InHamburg machte er einPrakti- undFreundschaften wollen gepflegt werden. kumbeimMusiklabel Edel undbeganndann, Betriebs- DenErfolgverarbeitet er weiter.Erwirdüberall auf derWeltgebucht,macht neue Songs, geht vieleKooperati- onen ein, collabs,tritt fast jede Nachtineiner anderen Stadt, in einemanderen Club,auf einemanderenFestival auf. BiserimNovemberinCancúnwar.Dasaß er nachts plötzlichaufrechtimHotelbett. Irgendetwasstimmte nicht, aber was? Er warnicht kaputt,hatte genuggeschla- fen, gegessen undgetrunken,Wassernatürlich.Erliebt seinen Job, vonBurnout kannkeine Rede sein,abererwar FelixJaehn(eigentlich Jähn) wurdeam28. August 1994 irgendwiemüde–nur eben nichtimkörperlichen Sinn. in Hamburg geborenund Irgendetwas musste sich also ändern. Vier Jahre wuchsander Ostseeküsteim lang warerununterbrochen unterwegs,mal spielteervor KlützerWinkel auf. Seit dem 500Leutenineinem Club in Washington D.C.,mal vor 16.Lebensjahr wurdeerfür Club-Auftrittegebucht.Nach 60.000 Menschen aufeinem mexikanischen Festival. Es demAbitur am Ernst-Barlach- kamschon vor, dass er in drei Tagenauf drei Kontinenten GymnasiuminSchönberg auflegte.Die Reizüberflutungwar sein ständigesGrund- besuchte er diePoint Blank rauschen.Jetzt dachte er daserste Malrichtig darüber MusicSchoolinLondon und begann dann seineKarriere nach, wasereigentlich machen will. alsprofessioneller DJ und AlsFelix Jaehnvon seinem Aha-MomentinCancún Musikproduzent.Felix Jaehn erzählt, bekommt er eine Gänsehaut, er zeigt die abstehen- trittam5.April in Hamburg, den Härchenauf seinem Unterarm. „Vorherhatte ich am 6. AprilinOffenbach, am 7. AprilinMünchen und einfachkeine Zeit,mal alleszureflektieren“, erinnert er am 8. AprilinKölnauf. sich.„Ichkonntedie Eindrückeüberhauptnicht mehr 62 MUSIK

Heuteineinem kleinenClub, morgenauf einemgroßenFestival: FelixJaehnhat schon früh gelernt, dieMassenfür sich zu begeistern.

verarbeiten.“Für vier Tage nachAustralienfliegen,dortin Einerder größten Dance-Hits istfür ihn„Levels“von drei Städten spielenund vier Promotion-Terminewahr- Avicii,ein Welthit, klar,aberfür Fans vonGitarrenmusik nehmen,danachweiter nachSeoul,und dasnächste Tour- klingt dasauchein bisschen nachKirmes-Techno ausden ziel haterschon vergessen.Wie langehältein Mensch das Neunzigern, nachBierund Ballermann.Jaehns Musik durch? Wielange hält er dasnochdurch?IndieserNacht hingegen istsofter,immer sehreingängig,Gesänge wer- machte er kein Auge zu. den mitAutotunegeglättet,die Melodien sind weich und Am nächsten Morgensagte er seinen Managern,was niemalsunangenehm. Immer etwasangepasst.Was unter- losist:Bis Aprilwolle er nichtmehrtouren. Dann nämlich scheidetihn vonanderen Künstlern, vonDJs,die im kommtseinAlbum raus,und er will fitsein. Die verein- sind meine Heroes.‘ Dasist fürmichnicht mehr derFall. Mainstreamschwimmen? Da isterein bisschen über- barten Terminehälterein,abersonst kommtnichtsmehr Klar,die habenvielerreichtund tolleMusik komponiert. rascht.„Ichhabezum Beispiel vielepräsenteBläser.“Okay. dazu, garnichts. Er braucht auchmal eine Pause. Ichhab’dazuaberkeinenBezug mehr.“ Damitist er eben Die hatKungs aber auch. Undjetzt?Nachein paar Monaten Auszeit? „Jetzt habe nichtgroßgeworden. SeinemusikalischeErziehung sah EinAlbum,das FelixJaehnseinLeben lang begleitet ichTischsets.“ Tischsets! Vorher hatermonatelangsein andersaus.Amliebsten hört er zeitgenössischeMusik. hat, ist„Mensch“von HerbertGrönemeyer.„Dashöreich, neuesHauseinfach so da stehen lassen,imKlützer Win- Marc E. Bassy, der Youtuber,mit dem er auchseine erste seit ichachtbin.“ Er standschon in Seoul am Flughafen, kel,hat es niegeschafft, sich einzurichten oder dort Zeit Single desneuen Albums aufgenommen hat, BrunoMars, mitKopfhörernauf dem Kopf undGrönemeyer im Ohr, mitseinenFreunden zu verbringen. Da sind Tischsetsein Ed Sheeran,Shawn Mendes. undfragtesich: Wemwürde dasauchgefallen? Kennt echter Forschritt in der Inneneinrichtung. irgendjemand hier wohl dieseSongs?„Dasist dann auch Im IdyllnamensMecklenburg-Vorpommernfindeter einStück Heimat,das mich überallhin begleitet.“ genugAnregung. „Abendsinder Dämmerungsiehstdu Alserinder ersten Klasse war, hörte er ein Mädchen dieKranicheübers Feld ziehen.“AmRande desFelds hat ausder vierten Klasse Geige spielen. DerSechsjährige war er sein Haus gebaut. Er findet seineHeimatimmer noch verzaubert. Ob er nichtlieberGitarre oder Schlagzeug wunderschön. „Wenndie Sonnebei unsscheint,musst lernen wolle, fragten seineElternerstaunt. Nein,erwollte du nichtinden Urlaub fahren. Dasist dasParadies.“Die dieGeige,bekam sie undspielte,bis er 14 Jahrealt war. Ruhe,die Vögel.„MeinekleineWelt.“Hierkannerfür Danachkonzentrierte er sich stärkeraufsFußballspielen. Andy Warhol sich sein,niemand will wasvon ihm, niemanderwartet „Aberdie Geige unddas Orchester habenmir viel ge- Coloured Campbell’sSoup etwas. Dakannerrunterkommen, seineMutter istzum bracht.“ EinelektronischesMusikstückist eben aucheine Abendessen da,erhängt mitseinenFreunden ausder komplexePartitur ausvielenverschiedenen Tonspuren, Purple/Teal/Red/Blood Schule herum.Und macht Musik. Denn er hatsichnicht Klängen, Instrumenten. Siebdruckauf Skateboard einfachnur einHausneben dem Haus seiner Mutter Wenn sein Albumherauskommt,ist FelixJaehnin gebaut–sondernein Haus miteigenemStudio. Frankfurt, beiseinemBruder.„Wirhabenuns viel zu je 200€ Die Natur allein reichtnicht,klar, am meisten inspi- langenicht gesehen.“ Gehensie dann zusammen aus? rieren ihnandere Menschen. „Die besten Ideenentstehen Eigentlich sind Clubsjaseine Arbeitsumgebung. Aber das in Zusammenarbeit mitanderenMusikern, Produzenten, Debütalbum istdanndochAnlassgenug,auszugehenund © / ® /™ The Andy Warhol Foundation for the Visual Arts, Inc. Sängern. Manwirft sich gegenseitigdie Bällezu, experi- einGlaszutrinken. Er will am liebsten in eine Under- Preise inkl. MwSt. | Änderungen und Irrtümer vorbehalten. Avenso GmbH, Ernst-Reuter-Platz 2, 10587 Berlin mentiert zusammen,bis eine gemeinsameIdeeentsteht.“ ground-Location, sich treiben lassen,DeepHouse hören. Inzwischen lädt er fürdiese Sessions zu sich ein. „Dann „Daerkennt mich hoffentlichkeinerund sagt:‚Ey,das ist gehen wirzum Strand,kochenabendszusammen. Da ent- dein Song!‘ Daswäreschon einbisschenblöd.“ stehen in der Regel diebesten Songs.“Aucheingängige Zehn Jahrelangwill er dasnochmachen, dasReisen,

Popmusik,wie Jaehnsie produziert, braucht Vorbilder, dievielenTermine,aberewiggehtdas natürlich nicht, A DP WEITEREMOTIVEVON AI WEIWEI, großeVorbilder.Was hört er selbst? Beatles?David Bowie? dieser Stress,wennman zu der neuen Generation vonDJ-

PILAR, JEAN-MICHEL BASQUIAT UNDROBERTRAUSCHENBERG FelixJaehnlegtden Kopf schief undgrinst. „Ich komme Popstarsgehört. Schließlichwill er auchmal eine Familie

auseiner anderenGeneration. Ichwürde lügen, wennich gründen. Dann kannernicht mehr über den Dingen DANIEL ONLINE UND IN 40 GALERIENWELTWEIT sagenwürde: ,Princeund Michael Jacksonund dieBeatles schweben,dapasst Meckpommbesser.

Unkompliziert:Felix JaehnbeimGesprächinHamburg FOTOS LUMAS.COM 64 KINO KINO 65

Luca Guadagnino, geboren 1971 in Palermo, gehörtzu den wichtigsten italienischen Regisseuren. DerSohn einerAlgerierinund eines Italieners wuchseinige Jahre in Äthiopienauf undstudierte in Rom. 1999 hatteermit „The Protagonists“sein Spielfilmdebüt.Seinaktueller Film „CallMeByYour Name“, der jetztimKino läuft, wurdeinCrema bei Mailandgedreht.Inder Stadt lebt Guadagnino auch, und zwar schön, wieman sieht.

liertLeidenschaft zumMordineiner Jet- set-Villaauf der Insel Pantelleria. Undin „CallMeByYourName“ (2017) entdeckt einJunge Sexualität underste Liebeinder elterlichenVillainder Lombardei. Der Stil istinseinenFilmenein erzäh- lerischesMittel. Die drei Filmekönnten eine Trilogie über Liebeund Verlangenbil- den. Wiekaumeinem anderen Regisseur gelingt es ihm, pure Sinnlichkeit zu trans- portieren. DieStoffesindvon greifbarer Intensität,die Natur atmetvon derLein- wand.„Call Me By Your Name“erinnert an dieerste großeLiebe,nimmt dieZu- schauer in einenitalienischen Sommer mit, zwischen grünen Wiesen undkühlen Villenzimmern. Dasgleichnamige Buch vonAndré Aciman,das alsVorlage diente, spielt aufSizilien. Aufder Suche nach einemgeeigneten Drehort hatteGuadag- ninoerstmit Ligurien geliebäugelt, sich aber dann fürzuHause entschieden. „Der Film spielt ja in denachtziger Jahren. IchwolltealsodiesesItalien im Hintergrund, daseseigentlich nichtmehr gibt.Das Haus,indem wirgedreht haben, istimwahrsten Sinnedes Wortes mein Traumhaus. Nun, so viel Privateswill man ja eigentlich garnicht erzählen,aberdas will ichIhren Lesern nundochverraten: Mein Lebenstraumist es,einen Garten zu besitzen.Dannhabeich dieses Haus gese- hen, weilesmir einBekannter zumKauf vorschlug. Ichhatte dafürjedochnicht genugGeld. DasHausaberverfolgte mich,ich habe davongeträumt. Unddann habe ichfestgestellt, dass es eben doch kein Traumhausist:Dagingeinelaute Straße vorbei,die Gegenddrumherum ist etwasschmutzig.Alsodachteich,dasses wohl dasbeste sei, den Traumzusubli- mieren,indem ichaus diesem Traumhaus mitdem Traumgarten den Ortmachte, an dem dieseFamilie im Film lebenkönnte. So habe ichesimmerhinein Stückbesit- zenkönnen.“ „CallMeByYourName“ hatteimver- gangenen Jahr währendder Berlinaleseine Europapremiere. DerFilmerzählt die Coming-of-Age-Geschichte des jungen Elio (TimothéeChalamet),der den Sommer in der VillaseinerElternverbringt. Sein Vater istArchäologieprofessor und lädt für einige Monate den jungen Amerikaner Oliver (Armie Hammer)als seinen Assistenten rema ist Italien, wie man es sich Da weht der italienische Sommerwind di- langen Tischdominiertwird, an dem drei Wohnung. Barocke Deckenfresken, Wände ins Haus ein. Elio soll Oliver dieGegend vorstellt. In den Cafés trinken rekt vonder Leinwand.Der Regisseurhat Designer an ihren Macs sitzen. Gerade ar- in Abendhimmelblau, japanische Vogel- zeigenund entwickeltschon bald Gefühle C alte Männer Espresso, Fahrräder denFilminder lombardischen Stadtrund beiteeraneinigenProjekten alsInterieur- zeichnungen, grüneTüren mitBlumen- fürden schönenjungenMannvon der HE CALLS YOU rattern über die gepflasterten eine Autostunde südöstlich vonMailand Designer,„mitdiesemwundervollen Team mustern, dieFarbe aufgerautund leicht amerikanischen Ostküste. DasPremieren- Straßen in Richtung Dom, zwei Damen gedreht. Dashatte fürihn einengroßen junger Leute“.Designist seinezweiteLei- verwittert. Denmeisten Platznimmt ein publikum warbewegtvon der intensiven schlendern in schönen Schuhen an Schau- TIMES Vorteil: Er konnte vonzuHause ausarbei- denschaft nebendem Filmemachen. „Es Sofa mitfliederfarbenem Baumwollstoff Liebesgeschichte. Die SzeneamEnde, fenstern vorbei, die noch mehr schöne YORK ten. Luca Guadagninowohnt in Cremaim istalles eine Frageder Zeit undwie man ein. Guadagninonimmt in einemmalven- wennElios Vater sich zurHomosexualität BY YOUR NAME Schuhe anbieten. In den Scheiben spiegelt zweiten Stockeines altenPalazzo ausdem sie nutzt“,sagter. „Ehe ichmichlangweile, farbenen Samtsessel Platz. seines Sohnsäußert, istemotional so mit- sich das milde Frühlingssonnenlicht, das es 17.Jahrhundert, den er liebevollhat reno- probiere ichlieberetwas Neues, dasmich Er hatein Auge fürausgefalleneDe- reißend, dass einalter italienischerFilm- nur hier gibt, südlich der Alpen. Es ist viel- MAGAZINE-NEW vieren lassen. interessiert.“ tails. Dassieht maninjedem seiner Filme. kritiker während des Abspanns eine Packung Luca Guadagnino hatseinenFilm„Call Me By Your Name“ leicht sogar so, dass in Crema jeden Tagdie „Ich arbeitegernvon zu Hause“,sagt Also auch Architektur.Sie müsse struk- In „I Am Love“(2009)seziert er dieemoti- Taschentücherbrauchte, um seineTränen in Cremagedreht.Das warpraktisch fürihn:Denndortwohnt der Sonne scheint. OLSSON/T er.KeinWunder, dieseRäume würde man turiert sein,auchverspielt,und sie müsse onaleKälte einerreichen MailänderIndus- zu trocknen. Regisseur auch, in einemalten Palazzo. VonMariaWiesner So siehteszumindest in Luca Guadag- MIKAEL nurungern verlassen. Guadagnino führt Gefühle hervorrufen und Kontraste bieten. triellenfamilie anhand ihrer teuren Woh- „Wennman einenFilmmacht,braucht

ninosFilm„Call Me By Your Name“aus. FOTO durchein helles Zimmer,das voneinem Dassieht manschon an seiner eigenen nungen. In „A Bigger Splash“(2015)eska- manBewusstsein undEngagementfür ein 66 KINO KINO 67 HECALLSYOU BY YOUR NAME

Themaund eine Idee davon, wasman ei- ichwollteeinfach nichtsprechen. Also gentlich sagenwill.Und gleichzeitig muss sagteer: Gut, dann sprichst du eben mandie Dingesomachen, dass sie sogar nicht.“ImFilmhat ihre Figur, eine Rock- einenselbst überraschen. Ichglaubenicht sängerin,geradeeineStimmband-Operati- daran, dass mansichvorherimLabor on hinter sich undgibtmehrals zwei Stun- einenemotionalen Film ausdenkt.Mir den lang fast keinen Laut vonsich. Ob die warbewusst,was aufdem Spielstand.Ich BeziehungzuSwinton dieseMagie habe, wollte sicher sein,dassalleElementein vonder er sprach?Dawirderfastschon demFilmperfekt stimmen, alle Schau- verlegen, findet es anmaßend,soetwas spielerihr Bestesgeben.Dannkanndas zu behaupten,damüsse manTilda schon funktionieren. Wenn manmit Absicht selbst fragen. Siebezeichnete seineFilme versucht, Emotionenhervorzurufen,dann einmal so:„Aufpoliert undgeschliffen wird daszynisch oder falsch.Man muss sind dieletzten Begriffe,mit denen ich sich überraschenlassen. Mitall denen, die seineArbeitbeschreibenwürde,und das an dem Film mitgearbeitethaben,kann meineich alsgroßesKompliment. Da ist manesschaffen,dasseremotional wird. nichts geglättet, verborgenoder unter- Dann klickt etwas beim Publikum.“ drückt. Vielmehr gibt es eine sensible Wiemeistensbei Filmen aufFestivals Ursprünglichkeit undImpulsivität,etwas sollte noch gutein Jahr vergehen,bevor Heidnischesund zutiefst Wildes.“ er in den deutschenKinos gezeigtwurde. Drehbuch,Regie,Besetzung und AufFilmfestivals in Australien,Kanada, Schnittbestimmterselbst. Mankönnte Spanien undAmerika lief er erfolgreich. Guadagnino alsAutorenfilmer der alten Es entstand,und dasist heuteselten,ein Schule im SinneFrançoisTruffauts sehen. Hype,nochbevor diePR-Maschineriezur Er selbst bezeichnet sich selbst lieber als Vermarktungansetzte. Einenbesonderen Kontrollfreak. Darüberhinausist er ein Coup landeteGuadagnino mitder Beset- Vertreterdes politischenKinos.Inseinen zung ArmieHammers,der mitseiner Filmen bricht immerwieder aktuelle Poli- Doppelrolle als beide Winklevoss-Zwillinge tik in diesinnliche Ästhetik.ImThriller in „The Social Network“ bekannt wurde „A Bigger Splash“ist es dieFlüchtlings- undden jungen amerikanischen Uni- krise, dieindie glänzendeWeltder reichen Assistenten spielt,inden sich der siebzehn- Protagonisten eindringt, in „CallMeBy jährige Elio verliebt. So sensibel hatman Your Name“beginntgeradedie Ärader den hypermaskulinen ArmieHammer Sozialisten unter dem Ministerpräsidenten noch nichtgesehen. BettinoCraxi,der späterder Korruption „Ich hatte ,The Social Network‘ gesehen, überführtwurde. Guadagnino recherchiert DasFilmteam, im Uhrzeigersinn von links oben: Luca Guadagnino, dieSchauspielerArmie Hammer, Michael Stuhlbargund TimothéeChalametsowie Drehbuchautor Walter Fasano in dem Armie diese beeindruckende Doppel- fürseine Filmegenau undversteckt Hin- rollespieltund so herrlich nachIvy-League weise in kleinsten Details. AlsElios Eltern aussieht.Vor einigenJahren habe ichihn fernsehen,sieht manfür einenMoment lich istesschlimm, noch immerkeinGe- Filmhochschule zu gehen. „Der französi- getroffen,und er warsehrnett. Alsich BeppeGrillo, derdie Fünf-Sterne-Bewe- setz fürdie gleichgeschlechtlicheEhe zu sche RegisseurJean-MarieStraub drehte dann dasDrehbuchfür ,CallMeBy gung in Italien anführtund sich zu Beginn haben. Aber dasmit dem fehlenden Folter- damals gerade ,Der Toddes Empedokles‘ Your Name‘hatte,schickteich es ihm. der achtzigerJahre tatsächlichnochals verbot findeich noch gravierender,nur so aufSizilien. MeineKunstlehrerin stellte Erst wollte er mirabsagen,aberals wir Satirikerimitalienischen Fernsehen über konnten Dingewie 2001 in Genuawäh- unsvor,ich war19, undsie fragte Straub: dann miteinander telefonierten, sagte ich dieSozialisten lustig machte. rendder G8-Proteste überhauptgesche- ,Sag,sollteLucazur Filmschulegehen?‘ Er irgendetwas,das ihnüberzeugt hat. Keine „EinepolitischeEinstellungist beim hen, alsineiner Kaserneder Staatspolizei sagte: ,GroßerGott, nein!‘ Dashat einen Ahnung,was.Aberersagte am Ende FilmemachenVoraussetzung.Alles ist festgenommeneDemonstranten gefoltert solchenEindruck hinterlassen, dass iches zu.Erversteckt seinetiefe Melancholie politisch. Selbst diegrößten romantischen worden sein sollen. Ichbin zu verwirrtund niegetan habe.Alles,was ichkann, habe gut, aberich habeversucht, sieheraus- Komödien der neunzigerJahre sind poli- verbittertüberdas,was in Genuapassiert ichmir selbst beigebracht.Fassbinderhat zukitzeln. Ichwill den echten Menschen tisch. Aktualität istnicht der politische ist, um mich vollkommen aufdie Gleich- malgesagt, dass seineUniversitätein Beta- haben. DaserfordertvielVertrauen,und AspektmeinerArbeit. Es gehtmehr berechtigung undgleiche Eherechte kon- max-Rekorder undVHS-Kassetten waren. manmussdie Schauspieler antreiben, darum, eine Geschichte in einer bestimmten zentrieren zu können. Leute, diedamals Dasist beimir ähnlich. Ichhabeviele aber dashat dann geklappt.Der Dreh an Umgebung zu erzählen. Wenn manalso unter Silvio Berlusconi in der Regierung BücherüberKinound vieleInterviewsmit sich istfür mich eine furchtbare Zeit, einenFilmdreht,der im Sommer aufder waren,sindimmer noch da.Wir sollten Regisseuren gelesen und viele Filme gesehen. Regie führen istfür mich nichtder Inhalt Mittelmeerinsel Pantelleriaspielt, dann unsdeshalb nichtauf unsere kleinenpriva- So habeich überhauptkeine Hierarchien meines Lebens.Drehbuchschreiben,die muss einembewusst sein,dassanden ten Triumphe zurückziehen,wennesnoch entwickelt. Dashat mich an der Univer- Szenen am Ende schneiden,das magich Ufernder Insel Bootemit Flüchtlingen immer solcheineöffentliche Wundegibt. sitätschockiert, alsich doch einenKursus viel mehr.Daher istfür mich dasCasting ankommen. Wenn maneinen Film dreht, Würde der Film 2001 spielen, hätteElio in Filmgeschichte belegthabe. Da gabes so wichtig, da gehtesumMenschen, die der im Juni 1983 in einerIntellektuellen- sicherlichanden Demonstrationenteil- einenKanon undListen. Ichhatte die manliebt,die eine Faszinationausstrah- Familiespielt, dann müssen diepoliti- genommen.“ Filmeschon alle gesehen,aberdie Rang- len. Es gehtdabei nichtumsexuelle Grenz- schenEreignissehineinspielen.Ich will das Guadagninoredet ruhigund nimmt folge hattefür mich keinen Sinn.Dafaszi- überschreitung, sondernvon der Leiden- allesorganisch gestalten, wiedas Hinter- sich Zeit,seine Gedanken zu formulieren. nierte mich Fassbinder mehr,der unkon- schaft fürdie Personen,mit denen manar- grundgeschehen dieProtagonisten beein- Beim Politischenaberist er aufgebracht ventionell und ohne große Studios arbeitete. beitet.Damit kommtauchdie Leichtigkeit flusst. Politischist fürmich, wasdas Pub- undrutscht aufdem Sessel hinund her. So kannKunst noch rohsein.“ aufdie Leinwand.Das lerntman aber erst likumamEndeaus meinemFilmmit- MitFremdheit musste er sich immer wie- Während er all das erzählt, ist man mitder Zeit.WennSie sich den Kanonder nimmt.Politisch an ,CallMeByYour der auseinandersetzen. In Palermogebo- immer wieder abgelenkt. Nicht nur der westlichen Filmeansehen,dannfällt doch Name‘ ist die Unvoreingenommenheit dem ren,wuchs Guadagnino in Äthiopien auf, Sessel ist malvenfarben. DieWände dahinter auf, dass vieleRegisseure immer wieder Fremden gegenüberund dieFähigkeit, wo er seineLiebe zumKinoentdeckte. Er schaffen einen Kontrast in dunklem Lila, mitden gleichen Schauspielerngearbeitet dieses Fremde ohne Rückhaltzulieben. wardreiJahre alt, alserauf dem Schoß ein Heizkörper nimmt die Farbe noch eine haben. Wiesonst will mansicherklären, Keiner wendetmoralischeCodes an,die seiner Mutter „Jason unddie Argonauten“ Nuance dunkler auf und verwandelt sie in welche MagiezwischenFellini undMast- vonReligionoder Herkunft beeinflusst sah. Die Stop-Motion-Effekte hinterließen Dunkelblau. Als wäredas nicht genug des roianni herrschte,wennnicht mitgegen- sind.Allehören darauf,wer manist und bleibendenEindruck. Farbspiels, sitzt Luca Guadagnino in diesen seitigerLeidenschaft.“ wasman fühlt. Ichglaubeauchdaran, DerzweiteFilm, denersah,war „Law- Kontrasten in einer abendhimmelblauen SeineeigeneMusehat er vorJahrenin dass manVerlangen nichtwegsperren rencevon Arabien“.Auchder bliebim Hose, mit mauvefarbenen Socken, bordeaux- TildaSwinton gefunden. Mitihr drehte er kann. In diesem Film gehtesnicht vorder- Gedächtnis,die „Größe desImaginären“ roten Matrosenschuhen und einem gleich-

DP drei Filme. Für„ABiggerSplash“ änderte gründigumHomosexualität,sondern habe ihnfasterschlagen. DasMedium farbigen Pullover. Darauf aufmerksam ge- ,D

AP er aufihren Wunsch sogardas Drehbuch. darum,ehrlich damitumzugehen,was faszinierte ihn. MitneunJahrenbekam macht, schaut er erstaunt an sich hinunter Sieerzähltedie Geschichte in Venedigein- manbegehrt.Elio, Oliver undihreFreun- er eine Super-Acht-Kamerageschenkt und und betrachtet Sessel und Wand: „Das hab PRESS, malso: „Lucakam mitdem Drehbuch, dinMarzia sind alle ehrlichinihrem Ver- begann mit eigenen Aufnahmen. DieFami- ich wirklich nicht mit Absicht gemacht!“

ACTION aber ichhatte eigentlich überhauptkeine langen. Undsie sind damitihrer Zeit und lie zogzurücknachSizilien. Kurz nach Mankann sich vorstellen, wie sich der Stil

Da deutet sich wasan: Derjunge Elio (TimothéeChalamet) undder amerikanische Student Oliver (Armie Hammer)kommensichnäher. FOTOS Lust, in dem Jahr einenFilmzumachen, Italien im Allgemeinen weit voraus. Natür- demSchulabschlussüberlegte er,auf eine so leichtfüßig in seine Filme schleicht. 68 MÄNNERMODE MÄNNERMODE 69 KA N

Armani: Irgendwiekannman es nichtglauben,aberGiorgio Armani Lanvin: Es istwahnsinnig, mitansehen zu müssen,wie schnelleine Valentino: Wenn manschon allesgemacht hat, dann kommtman zu Louis Vuitton: Manchmal istesnicht gutgenug,wennKate Moss istund bleibtgut drauf, wennesumdie Männer geht. Er kann mit Markevor dieHunde gehen kann. Nurdie Männerkollektionenvon Schwarz undWeiß(undRot)zurück. Einerder Initiatoren der hohen aufdem Laufsteg ist, DavidBeckham in derersten Reihesitzt oder einerModenschau(hier:Emporio Armani)eineneueSilhouette Lanvin,entworfen vonLucas Ossendrijver,sindweiter wegweisend. Schneiderkunst fürMänner, Pierpaolo Piccioli, hatseine neue NN dieMarke Supreme alsPartner gewonnen wird.Große Namen erschaffen,jedenfallsfür denkommenden Herbst. Seinenatürlich Er hateinen Blickdafür,bessere Schneiderei mitMaterialien ausder Kollektion aufs Nötigstereduziert.Nur dieLinien undSchnittelässt reichennicht unbedingt.Dasszum Beispiel Männermode-Designer geformteSchulter istein Markenzeichen.Aberein Modemachermit Sportbekleidungauszuführen.Jeder Look wirktwie selbst entwickelt, er sprechen. SeineAussage wird nichtdie Herzen jener Valentino-Fans KimJones nunLouis Vuittonverlässt,ist garkeinVerlust. Denn diese so viel Erfahrungweiß, woherder Trendweht. Also:auchscharfe undzusammengesetzt entsteht eine runde Kollektion.Wennauchdie öffnen,die Nieten undCamouflage-Muster wollen.Piccioliaberzeigt letzte Schauwar eine herzlose Luxus-Angelegenheit.Wobleibtdadas Schulterpolster, enge Zweireiher, unddie Kollektion sitzt. Damenkollektionensowären –die Markemüsstenicht leiden. so,dasserauchinder Männermode ernstzunehmenist. Gefühl?Der nächste Name muss stimmen,Monsieur Arnault!

Männermode ist eiMAN n Themafür sich. Und fürDich. Oder nicht? AchtKollektionen fürHerbstund Winter suchenAntworten. VonMarkusEbner

Dolce &Gabbana: Eine Schaupro Modewochereichtden beiden Marni: Francesco Rissoist der neue Mann beiMarni.Innerhalb Dior: Zehn Jahrebei einemArbeitsgeber–dasist in derModeund Ermenegildo Zegna: WasAlessandroSartori seit einemJahrbei Designerngar nichtmehr. Nebender Hauptschau gibt es seit neuem wenigerSaisons hatder Designer dieMailänder Markefür sich erst rechtbei Dior keineschlechte Leistung. Dabeiist Kris VanAssche Zegnamacht,hat Hand undFuß.NachJahrendes Umsatzrückgangs einenÜberraschungsauftrittspätinder Nachtinihrer Martini-Bar. erobert. Er stehtauf extreme Proportionen,alles innerhalbeines nichtsobekannt wiedie Damenmode-Designer, undals Nachfolger gehtesnun wieder aufwärts,umsatte fünf ProzentimJahr2017.

Aufdem Laufsteg zeigensie auchMaßschneiderei,inder Barbewei- Outfits. Anzüge sind übertrieben groß geschnitten. Die Oberteile A vonHediSlimanebei DiorHomme hatteerkeinenleichtenJob. Sartorikennt Stoffe undSchnitte, undauf seinem Laufsteg hatteeine EP

sensie,dasssie Sweatshirt-und Achtziger-Jahre-Trends ebensowenig taugen garantiertnicht alsBoyfriend-Jacken,der Pullidrunter sieht (7), Aber nunzeigt er,was er draufhat.Die femininen Linien,die er im neue Versiondes Zweireihers Premiere,der engund gutgeschnitten

verpassthaben.Sooder so:Bestickte JogginghosenreizenMillennials. wiederum so aus, alswäreerzuheißgewaschen worden. Beider AFP Dior-Archiv fand,hat erinharte Menswear umgewandelt. Kein istwie einEinreiher. Mansieht:AuchSportliches integrierterlocker. Aber muss manden jüngsten Kunden dauernd hinterherlaufen? SchaumischensichModelsunter dieGäste. Er weiß, wieesgeht. Wunder,dassdiese Markeauchmit Männernwächst. Dassolltereichen fürweitereguteZahlen. FOTOS 70 DESIGN DESIGN 71

IL MAESTRO Achille CastiglioniwäreindiesemJahr100 Jahrealt geworden. In seinem Studio in Mailandwirdder Designer darummit einerAusstellung geehrt. VonPeter-Philipp Schmitt

nseinem Studio saß Achille Castiglioni der Mailänder Möbelmesse, des Salone del gramm, PieroLissoni ein SetBonsaischeren, zusammensetzt. Erstdie Zusammenarbeit Am Zeichentisch: an einemTisch,der in der hintersten Mobile vom17. biszum 22.April,und Ingo Maurer eineMausefalle, Jasper Mor- mitdem LeuchtenherstellerFlosaber Achille Castiglioni Ecke verborgenschien. Doch er darüberhinausbis Ende AprilimStudio risoneinen Tacker undValerio Sommella machte dieBrüder Castiglioniberühmt. 1995 in seinem Mailänder Studio. brauchte nureinen Blicknachlinks Castiglionizusehen sein wird. eine Schwimmbrille. Ihrwohlbekanntester Entwurfist Arco, Zu denbekanntesten I zu werfen, in einenriesigenSpiegel, Giovanna Castiglionibat 100Designer An derWandhängen112 Karten,die eine Deckenleuchte, fürdie mankeine Entwürfen der undschon konnte er bisinden letzten um jeweils einenGegenstand, beidem Designer ausaller Welt eingesandt haben. Löcher in dieDecke bohren muss,wie die Castiglionis gehört dieBogenleuchte Winkel sehen –sogar einmal umsEck den nichtwichtig ist, werihn entworfenhat, „Die Aktion sprach sich rum“,erzählt Designer erklärten.Arcosteht aufdem Arco (Flos) von 1962. langen Flur hinunter an der Eingangstür sondernbei dem dieFunktion im Vorder- GiovannaCastiglioni.„Viel mehr Leuteals Boden,die Lichtquellebefindetsichan vorbei biszuMarco Remigio, seinem grundsteht.Der Vater hättegewiss seine gedachtwollten mitmachen.“Mancheder einemteleskopartigen Stiel, der sich weit Modellbauer.Danngab es noch Antonella Freude an den „Geschenken“ gehabt, die zumTeilunverlangteingesandtenGaben ins Zimmer beugt. DerBogen (italienisch Gornati, dieauchdie Bücherführte, bis in dem Raum,indem einstModellbauer verstehtman ohne dieErläuterungenauf „arco“)erfordertallerdingseinen massiven heutedas „Gedächtnis desStudios“, und Remigioarbeitete, ausgestelltwerden: den Karten nicht. Über eine Patroneetwa Sockel;der Fußaus Marmor allein wiegt dieZeichnerinDianellaGobbato.Mit MicheleDeLucchizum Beispiel schickte warGiovannaCastiglioni zunächstnicht rund65Kilogramm.Darum befindetsich drei Mitarbeiternkam AchilleCastiglioni einenzusammenklappbarenKleiderbügel, erfreut, diebeigefügteKarte waraberan im Sockel einLoch: Miteinem durch- zeitlebens aus. NaotoFukasawaeinen Gartenhandschuh, „A-Killer Castiglioni“ gerichtet. Dasitali- gesteckten Besenstiel können zwei Per- DenSpiegel habe er schon1962ein- MartinoGamperein Tapetenmesser,Ron enischeDesignstudioJoeVellutoschrieb sonendie Leuchtetragen. bauen lassen, erzählt Giovanna Castiglioni. Gilad eine 20-Euro-Note, Konstantin Grcic dazu:„YouNever Missed AShot“. Eine DieCastiglionis waren Meister ein- Nichtetwa, um seineMitarbeiter zu über- einKalibrierungsgewichtvon einemKilo- großartige Idee,wie dieKuratorinfindet. facher Lösungen. UndMeister des Weg- wachen. „Erwollteeinfach allesimBlick Tatsächlichwar nichtjeder Entwurf lassens, wie schon der Vater bemerkte. haben.“Außerdem wirkedas Studio durch Castiglionisein Treffer.Dennoch gilt er „Ihm gefiel das gar nicht“, sagte Achille den Spiegel größer undheller. Die Tochter, auch unterseinenKollegenals Meister Castiglioni einmal. „Wir aber wollten zum Jahrgang 1972,kuratiert seit 2005 das seines Fachs. Philippe Starck sagtenach Eigentlichen vorstoßen, zur Essenz.“ Das MuseoAchilleCastiglioni –zusammen Castiglionis Tod, ohne denItaliener gäbe beweist auch ihr Wackelhocker Sella. Bei mitihrem 23 Jahreälteren Bruder Carlo, es ihngar nicht, undLordNormanFoster ihm sitzt man, wie der Name verrät, auf der zugleich Präsidentder Fondazione erklärteihn garzu„meinem Helden“. einem Rennradsattel. DieStange darunter, AchilleCastiglioni ist. Sieist dieVizeprä- AchilleCastiglioni,1918inMailand die in einem gusseisernen Fußsteckt, ist sidentinder Stiftung, die2011gegründet geboren,war alsjungerManndem Berufs- Rosa lackiert, weil sie an das Trikot des wurde. „Wir wollten allessoerhalten,wie wegseinerbeiden älteren Brüder gefolgt. Führenden beim Giro d’Italia erinnern soll. es unserVater verlassenhat“, sagt Gio- Geschwister:Giovanna undCarlo Castiglioni Schonder Vater,Giannino Castiglioni „Der Stuhl ist extra unbequem“, erzählt vannaCastiglioni.Verlassen hatAchille (1884bis 1971), warArchitekt gewesen, Giovanna Castiglioni. DieIdee kam dem CastiglioniseinStudioimJahr2002, als berühmtwurde er aber alsBildhauer.Zu Vater beim Telefonieren –mit dem Wand- er mit84Jahrenstarb.IndiesemJahrwäre seinen bekanntesten Werken zähltdas telefon. „Erwollte nicht lange stehen, aber er 100geworden. Fürseine Tochter ein Grab vonPapst Pius XI.inden Vatikani- auch nicht zu lange sitzen, um durchs Tele- guter Grund, ihnbesonderszuehren. schenGrotten in Rom. SeineSöhne Livio fonieren nicht zu viel Zeit zu verlieren.“ Castiglionis Studio isteineWunder- (geboren 1911), Pier Giacomo(1913)und Schon1968 starbder BruderPierGia- kammer.Tausendevon Allerweltsfund- Achillewurden ebenfallsArchitekten,und como Castiglioni. Fortan führte Achille stückenhat der Designer zusammengetra- sie bezogenauchgemeinsam dasBüroan Castiglionidas Studio alleineweiter. gen. MitPlunder und Kleinodien befüllte der Piazza Castello gegenüber dem Castello Heuteist es Teil desTriennale Design er ganzeVitrinen. Da stehen neben zer- Sforzesco. Museums. Dochein Museum soll die beulten Bierdosen und leeren Milchtüten Aschenbecher:Spirale (Alessi) von1971 DerJüngste,der 1944 seinen Abschluss einstige Wirkungsstätte Castiglionis nicht jede Menge Kannen und Flaschen sowie am PolitecnicodiMilanomachte, stießals sein.„Jederdarfhieralles anfassen“, sagt Kinderspielzeuge, darunter erstaunlich viele letzter zur Bürogemeinschaft hinzu, die der GiovannaCastiglioni.Hat sie keineAngst, Holzkreisel und Matchbox-Autos. Zudem Ältestewenig späterwiederverließ. Die dass etwasgestohlen werden könnte?„Und gibt es ein Sammelsurium an Werkzeugen, Nachkriegsjahrewaren entbehrungsreich, wenn schon!“Das seiendochalles nur deren Nutzen sich auch bei näherem Hin- fürehrgeizige Architekten gabeskaum Dinge. Bisher seinur eineinzigesObjekt sehen oft nicht erschließt. Aufträge.Soblieben dieCastiglionisoffi- geklaut worden: eine Metallspirale, die

„Wir finden jedenTag eine neue Über- ziell architetti,beschäftigten sich aber über- HERSTELLER alsTreppenläufer bekannt ist. Siewar raschung“, sagt Giovanna Castiglioni, die wiegendmit Produkten desalltäglichen 1971 Inspirationfür den Aschenbecher sich an dem meist wertlosenKrimskrams Lebens –einem tragbarenStaubsauger Spirale(Alessi). „Wir habeneinfach eine ihresVatersnicht satt sehen kann. Seine zumBeispiel, Spalter genannt. DerStaub- CASTIGLIONI, neue gekauft“, sagt GiovannaCastiglioni. Sammelleidenschaft von„anonymen Ob- sauger (für Rem, 1956)ließsichüberder „Damit dieLeute auchsehen können,wie

jekten“habesie auch aufdie Idee zu ihrer Schulter tragen,darum der Name,der sich FONDAZIONE auseinem Allerweltsproduktein Design-

Jubiläumsausstellung gebracht, die während Wackelhocker:Sella (Zanotta)von 1957 aus„spalla“ (Schulter)und „terra“(Erde) FOTOS klassikerwurde.“ 72 REISE

Egal ob schonleicht angerostet oder geradeersst zusammengeschraubt: In den kostenlosenFreiluft- OOhne Taxi läuftnichtsin Muckibuden an der deder großzügigzersiedelten Promenadeherrschtfast HHauptstadt.Aggressives immerschweißtreibender HHupenund Fluchensind Hochbetrieb.Man stählt veverpönt unter den Fahrern, sich,umvor alleminden diejeden Kreisverkehrzu DIENÄCHSTE STUFE Nationalsportarten Ringeenn einnemFestdes gleitenden undFußball eine gute Ein- undAusfädelnsund DERPERFEKTION Figurzumachen–nur gegge enseitiger Rücksicht- nichtinder Mittagshitze. nahmemachen. Werwill da noch vonder Rallye Paris-Dakar träumen? HebenSie IhrHome-Entertainment-System aufdie nächste Stufe. Unserneuer webOSSmart TV kombiniert extrem scharfeOLED4K-Bilder und den weltweit leistungsstärkstenTV-Sound mit einem eingebauten Audio-Systemfür drahtlosesMusik-und Radio-Streaming. BeoVision Eclipse istin55- und 65-Zoll-Ausführung verfügbar.

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DaD kar liegtamCap Vert,dem wew stlichsten PunktAfrikas.Das ist eieingroßesGlück,rollt derAtlantik hier doch gleich vondreiSeitenan diekleinen Strändeder Stadt. Am DieHauptstadtdes Senegal schönsten istder Strand am Phare desMamelles, dem Leuchtturm. istauchohneRallye WeW rdessenüberdrüssigist, kann eine spannendeErfahrung. zumBaden miteiner Pirogezuden InselchenNgoroder Yoff übersetzen. VonChristoph Moeskes

Jahrhundertelang wurden vonder Isle de GoréeSklavennachAmerika verschifft.Angekettetund eingepfercht überlebten nurwenige dieschreckliche Überfahrt. Auch wenn heuteKunst- handwerk dieAusflugsinsel dominiert –die Geschichte wird im Maison des Esclaclavveesseeindrudruccksvollerzählt.

DaDakkaarrssRRestaurants mmögögen ssiicchh ddariin überbieten,wer diebeste Dorade grillt, dieraffiniertesteZwiebelsoße kocht, dieabgefahrensten Musiker gebuchthat.Die eigentlicheSensation abersinddie senegalesischen Erdnüsse:frischamStraßenrand geröstet undebensohandlichwie pfandfreiabgefüllt. BEOVISIONECLIPSE Senegalhat seinen eigenenCoffeetoGo. „Touba“heißt dasmit Ingwer undSenegal- Pfeffer aufgemotzte zuckersüße Getränk, das dieHändler in kunstvollemStrahlinkleine Plastikbecher gießen. Nach vollendetem Genuss werden dieBecherchen vomKunden

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SIEH MALAN Alexameets Google Home:Leiderhelfen diesprachgesteuerten Assistenten auch nichtimmer weiter.

FotoMartinLy Machen Siees

KLINGT GUT Hörervom Fach werden den Unterschied soforterkennen –und ihn für bestimmte Situationen persönlich. sehr schätzen. Sennheiser bietet sein Flaggschiff HD 800, einen der besten Kopfhörer der Welt, als geschlossene Variante an. Beim HD 820 sitzt eine Abdeckung aus sogenanntem Gorilla Glass auf der Außenseite der Muschel. Dadurch dringen keine Schallwellen mehr nach außen. Dasdürfte besonders Paarefreuen, deren Musikgeschmack weit auseinander geht. Alle anderen können sich ebenfalls freuen, weil SHOW TALK es nur wenige geschlossene High- End-Kopfhörer gibt, die einen sauberen, transparenten Klang Wasmeineneigentlich Sprachassistenten? Wirhabensie gefragt, haben –und Sennheiser den für ob sieuns einpaarDinge über Männer undFrauenerklärenkönnen. den HD 820 verspricht. (made.) VonMarco Dettweiler, Johanna Dürrholz und Maria Wiesner

Johanna: Alexa, welcherMannpasst Johanna: Alexa, was zeichnet einen Mann aus? Tutmir leid, da kann ich nicht weiterhelfen. zu mir? (Alexa schaltet sich aus.) DieMir war eine vonder Sowjetunion Alexa? erbaute bemannte Raumstation, die Marco: Alexa, bist du verheiratet? Du fragst nach dem Song „Ist ein Mann in von1986 bis zu ihrem kontrollierten Weißt du, es ist schwer,jemanden zu n’ Brunnen g’fallen“, richtig? Absturz2001 die Erde umkreiste. finden, der freundlich, humorvoll und künstlich intelligent ist. Maria: Letzter Versuch, jetzt muss Siri ran. FLIEGT WEITER DieZeit vergeht wie im Fluge, sagt Maria: Alexa, werist der beste Mann Hallo,Siri! man, und das stimmt sogar der Welt? Marco: Aber das bin ich doch. Seigegrüßt, Erdling! manchmal wörtlich. Fast auf den Tag Darauf habe ich leider keine Antwort. FürHilfe zu dieser Frage gehen Siezum genau vor25Jahren hob der erste Hilfe- und Feedbackmenü dieser App. Johanna: Siri, wie findest du Männer? Airbus 321 aus dem Werk in Johanna: Alexa, werist der reichste Mann Dasist das Ergebnis meiner Websuche: Hamburg ab; der Erstflug gelang der Welt? Maria: Alexa, passen Männer und Frauen „Was Männer im Bett wollen“. am 11. März 1993. Längst ist das Flugzeugmodell vomHimmel nicht Jeff Bezos. zusammen? mehr wegzudenken. Es leistet Dienst (Alexa schaltet sich aus.) Maria: Siri, stehst du eher auf Männer oder auf Kurz-und Mittelstrecken und Johanna: Istder noch Single? auf Frauen? ist als Arbeitstiernahezu rund um Dasweiß ich leider nicht. Marco: Alexa, was ist der Unterschied Ichverstehe einfach nicht, was es mit die Uhr im Einsatz. Neun Monate zwischen Mann und Frau? diesen ganzen Geschlechtern auf sich hat. dauerte damals der Baudes Marco: Alexa, wie groß ist der größte Mann Dasweiß ich leider nicht. Prototypen, heute wirdsoein der Welt? Maria: Hast du denn ein Geschlecht? Flugzeug in sechs Wochen gefertigt. Unddie neueste Version sprengt Dertürkische Bauer Sultan Kösen ist mit Maria: Alexa, was bedeutet „Ich liebe dich“? Lass dich durch meine Stimme nicht Grenzen: Dank Zusatztanks soll es einer Größe von2,51 Meter der größte Ichbin mir leider nicht sicher. täuschen. Ichhabe kein Geschlecht. mit dem A321 LR vomJahresende lebende Mann. Er wurde erfolgreich an möglich sein, über den Atlantik behandelt und sein Wachstum wirksam Johanna: Alexa, was ist Liebe? Maria: Sind Männer und Frauen kompatibel? zu fliegen. Dashätte sich vor gestoppt. „Amour“ ist ein Drama aus dem Jahr 2012 Ichbin mir nicht sicher,obich die Frage 25 Jahren wohl auch niemand mit den Schauspielern Jean-Louis Trin- richtig verstanden habe. träumen lassen. (hap.) Maria: Alexa, ist Größe wirklich wichtig? tignant und Emmanuelle Rivaund Isabelle Dasweiß ich leider nicht. Huppert. George und Anna sind ein Paar Johanna: Siri, wann finde ich endlich den in ihren Achtzigern. Siesind kultivierte, Richtigen? HÄLTEWIG Johanna: Alexa, wo kann ich gut Männer pensionierte Musiklehrer.IhreTochter, (Siri schaltet sich aus.) Normalerweise taugen Werkzeuge nicht viel, die alles zugleich sein kennenlernen? ebenfalls Musikerin, lebt mit ihrer Familie wollen. Eine Ausnahme ist das Hier sind einige nahegelegene Betriebe in Großbritannien. Eines Tages erleidet Marco: Alexa, wie findest du Siri? Multitool vonLeatherman. Vor mit Top-Bewertungen: Pohlmann, Martin Anna einen Schlaganfall, und die Liebe des Ichschätzealle künstlichen Intelligenzen. genau 35 Jahren hatte der Firmen- Bellice setztIhrekreativen Kräfte frei. Mann, Bauermann. In der Alexa-App Paares wirdauf eine harte Probe gestellt. gründer die Idee, um eine Zange findest du die Kontaktdaten und Informa- DieLaufzeit ist zwei Stunden und sieben Maria: Siri, wie findest du Alexa? herum so wichtige Geräte wie Feile, EntdeckenSie dieunbegrenztenMöglichkeiten desProgramms,von Elementenbis zu Armlehnen,Gestellen undAccessoires. BeginnenSie tionen zu Öffnungszeiten. Minuten, die Imdb-Bewertung ist 7,9 von Deine Meinung zählt, nicht meine. Schraubendreher,Ahle, Dosenöffner mit diesem Entwurfvon Beck Design underschaffen SieIhreeigeneAtmosphäreund Ihren idealen Komfort. MitBellice gestaltenSie Ihre und vorallem ein Messer zu 10, und die Altersfreigabe ist zwölf. Inneneinrichtung persönlicher dennje. plazieren, alles ausklappbar. Johanna: Alexa, warum sind Männer so Johanna: Alexa, stehst du auf Siri? So eine Zange hält nicht kompliziert? Marco: Okay Google, was ist Liebe? Ichkenne meine Mitbewerber nur vom nur fest, sondern auch lange, EntdeckenSie alleMöglichkeiten vonBellice bei Ihrem Leolux-Partner in Ihrer Nähe oder besuchen Siedas Leolux-Designcenterin47800 Da bin ich mir leider nicht sicher. Momentan wirdnichts wiedergegeben. 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Mehrfacher Gewinner des TIPA-Awards „Das beste Fotolabor der Welt“ Ausgezeichnet vonden Chefredakteuren28internationaler Fotografie-Magazine

er d tüm rr an d I hl tsc un eu en D , ng ru lin er nde B Ä 87 e, 05 ht 1 ec 2,

e R tz ll Pla . A r- en te st eu ko -R st Leinwand stattU-Bahn: DondiWhitesSpray-Bild„SolidFormation“(1984)erzieltebei einerArtnet-Versteigerung im Januar einenPreis von 240.000 Dollar. nd rn sa E er H, V l. mb zg G sgibtBilder,die sich ins kollektive Gedächtnis der anderenKünstlern angesehen war“,sagtJenkins.„Er ent- , z t. SO

Welt eingebrannt habenund ganzeEpochen defi- wickelte einenganzeigenenStil,schuf dreidimensional wS EN M l. nieren. Dazu gehören NewYorkerU-Bahnen, die wirkende Buchstaben, führte eine eigene Truppe,eine AV . nk

mitGraffitibesprühtwaren. In den späten siebziger Crew, undwar Mentor fürviele jüngere Künstler.“ Andere i e ten is E al Jahren ruckelten sie aufden Hochbahnstrecken der Künstler nanntenihn „Style Master General“,weiler re eh P

Bronx an verfallenen Häuserzeilen vorbei undboten einen diekünstlerischenStandards fürGraffitisetzte, wiesein rb le

farbenfrohen Kontrast zu der deprimierenden Kulisse. ZeitgenosseZephyr1998schrieb,als DondiimAlter von Al vo Derdamalige Bürgermeister Ed Koch undseine Nach- SPRAY nur37Jahrenanden Folgen vonAidsgestorben war. folger hielten dasgleichwohlfür einenAngriff aufdie In den achtzigerJahrenarbeitete Dondimit den Lebensqualität. Siebemühten chemische Reinigungsmittel Soul Artistszusammen, Graffiti-Künstlern,die Teil der sowieStacheldrahtund Wachhundefür dieSubway- damaligen„Kunstexplosion“ im East Villagewurden.Im Depots,umden „Vandalismus“zubeenden. DerKampf gleichen Jahrzehntstellte DondiauchinEuropaaus. e ff

derBehörden gegendie Sprayerhat den Siegeszugvon Zephyr bezeichnet Dondis Gemäldeund Zeichnungen ie Graffitials Kunstgenre aber nichtaufhalten können. Zwar als„akribischeStudien vonBuchstaben, figurativen Dar- ib sind besprühteSubwaysinNew York nichtmehrzusehen; stellungen undsymbolischenZeichen“. In seinen späteren e by V

bemalte Züge werden aus dem Verkehr gezogen. In Kopen- Collagen kombinierte DondidannBleistiftzeichnungen tur

hagen, London oder Berlin jedoch hält der Trendan. mitBlaupausendes Subway-Systems.„Dondihatte sich ni DAY ur Ausgerechnet in NewYorkwurdenGraffitiabernun alsKünstlerweiterentwickelt“,sagt Jenkins.„Jetztwerden alsschützenswerte Kunstanerkannt.Ein Bundesrichter in seineArbeiten endlichanerkannt.“ © f ihrfotohinter Brooklynhat 21 Graffiti-Künstlern insgesamt 6,7Millio- In NewYorkgibteslängstkeine Aufdie Außenhäute der Subway sprühteerGenre- nenDollarzugesprochen, weil ihreArbeiten am 5Pointz- besprühten U-Bahnen mehr. Klassikerwie „Children of theGrave Return, Part 2“, acrylglas Komplex im StadtteilQueensvom Besitzer der Lager- Graffitisindjetzt trotzdem Kunst. dessen Titelsichauf einStück der Heavy-Metal-Band hallen zerstört wurden. Gleichzeitig scheintdas allgemeine BlackSabbath bezieht. DasWerk, dasimApril 1980 ab Interesseander frühenGraffiti-Kunst der siebzigerund Unddie Sprayerder ersten Tage währendeines fast zweiwöchigenStreiks der Bahnarbeiter 7,90 € achtzigerJahre zu wachsen –einer Ära, in dieauchdie entstand,bedeckt einenganzenWaggon.„Daswar einer Geburtsstunde desHip-Hop fällt, derausgehendvon der erzielen Rekordpreise. der wenigenMomente,indenen dieWriter so arbeiten Bronx zu einemähnlich globalenPhänomenwurde. Die konntenwie in einemAtelier,mit viel Zeit,umsorgfältig Epoche wird in Serien undSeminaren thematisiert. Selbst VonNorbert Kuls zu malenund Korrekturen zu machen“, schreibtChalfant. in NewYorkerPrivatschulen beschäftigensichSechst- DasreguläreArbeitsumfeld hingegen war geprägt vonDreck, klässler mitden Wurzelndes Hip-Hop. Dunkelheit,Enge, Polizei-Razzien,Attackenvon Arbei- Martha Cooper und HenryChalfant, die als Fotografen Werkebislang selten beiAuktionen angeboten wurden, tern undrivalisierenden Crews,die Farbdosenklauten. dieAnfänge der Graffiti-Bewegungdokumentierten,pub- waren davorinFrankreich zu Preisenvon jeweils mehr als Dondiist nichtder einzigeGraffiti-Pionier, der gerade Ihre schönsten MomenteimGroßformat. lizierten 1984 mitdem Fotoband „Subway Art“ dieBibel 100.000 Dollar versteigert worden. „Ich vermute,dassun- begehrt ist. Auch Werkevon Zeitgenossen wieFutura der Graffiti-Szeneund trugen starkzur Verbreitung des sere Auktionnun Sammleranregen wird,Werke Dondis oder Rammellzee erzieltenjüngstPreisevon mehr als Genres bei. 2017 hatten sie AusstellungeninNew Yorker zu verkaufen“, meint Alicia Carbone, diebei Artnet das 100.000Dollar. „Esgibtviele Sammler, diesehrandiesen Galerie-Qualität vonWhiteWall. Galerien,und Cooper hatdem neuen Berliner Graffiti- Auktionsgeschäft verantwortet. Künstlern interessiertsind“, sagt Graffiti-Spezialistin Candy Ihre FotografiehinterAcrylglas,gerahmt oder alsGroßabzug. Unsere Produkte sind „Made Museum UrbanNationeinen Teil ihrer Privatsammlung Dondi White war eine der zentralen Figuren der frühen Light vonArtnet. Oftseien es gutverdienende Unternehmer überlassen;die Bibliothekist nachihr benannt. Subway-Sprayer. Von1980anmalte er auchauf Lein- oder Manager,die in der Ära groß geworden sind. in “ –profitieren Sievon mehr als100 Testsiegen undEmpfehlungen! Hochladen Aufdem Kunstmarkt erzielen Künstler ausder Ära wand.Die Sprayer bezeichneten sich selbst als„Writer“, als DerinternationaleGraffiti-Trendhältunterdessen an. undWunschformatfestlegen,sogar vomSmartphone aus. Rekordpreise.Imvergangenen Jahr wurdeein Werk von Schreiber,dadas Motiv derWerke meist ihreigener Name Aufder Website„SprayDaily“stellen SprüherVideos Jean-MichelBasquiataus dem Jahr 1982 beiSotheby’s für oder Künstlername war.Dondi arbeitete mit vielen Pseudo- ausMoskau, Hamburgund Barcelonains Netz.„Überall mehr als110 MillionenDollarversteigert.Das Interesse nymen wieMR. WHITE, PREoder BUS129. aufder Welt kletternLeute über Zäuneund entern an den Wegbereiternder Subway-Graffitiwächsteben- In ihren Anfängenwar Graffitieineeigene Sprache Bahndepots“,sagtLadyPink, eine der wenigenweiblichen falls, auchwennsie nichtsovielkosten wieBasquiat, NewYorkerJugendlicher, einCode, den nurInsider ver- NewYorkerSprayer der ersten Tage.„Wirsinddie größte derebenfalls alsGraffiti-Künstlerangefangenhatte. standen. „Eswar eine Art, zumSuperhelden zu werden, Kunstbewegunggeworden,die dieWeltjegesehen hat– Anfang Januar wurde dasGemälde „Solid Formation“ zu einerMarke“, sagt Sacha Jenkins,Filmemacher und größer alsdie Renaissance.“ Die SouthBronx,auf deren (1984) desKünstlers DondiWhite aufeiner Graffiti- gemeinsam mitHenry Chalfant Autordes 2014 erschie- Subway-Plattformen sichdie frühen Graffiti-Künstler tra- Auktion des deutschen Online-Kunstunternehmens Artnet nenenBuchs „TrainingDays“,indem Graffiti-Künstler fen,wirdunterdessen vonLuxusimmobilien-Entwicklern für die Rekordsumme von240.000 Dollar versteigert –zum derersten Stunde ihren Werdegang beschreiben. entdeckt. Sievermarkten dieGegendnun alscoolen WhiteWall.de TNET

rund Vierfachen desSchätzwerts.Zweiweitere Arbeiten Dondistach ausder Szeneheraus. „Erwar der Inbe- Wohnort–für Leute, dieinden Siebzigern dort niemals AR StoresinBerlin /Düsseldorf/Frankfurt/Hamburg /Köln/München

vonDondi (bürgerlichDonaldJoseph White),dessen griffeines Writer’s Writer,alsojemand, der besondersbei freiwillig ausder U-Bahn gestiegenwären. FOTO 78 SCHÖNHEIT „Jeweniger Make-up, destobesser“ VorgroßenAuftritten lassen sich auchmännliche Starsvon demVisagisten PhilippVerheyen schminken.Ein Gespräch über matteHaut, HD-Make-up unddas großeThema Haare

HilftauchMännern beider Optimierung: Philipp Koch Verheyenist Visagist in Berlin

Herr Verheyen,Sie sindHairund Make-up in den Ohren? Allesbeseitigen! Dann Wielange brauchen Siefür Frauen? Dasmachensicherdie wenigsten. Artist in Berlinund arbeitenmit Stars kommtdie Pflege,eineguteAugenpflege Zwei Stunden. Ja,aberesistsehrwichtig zurVorberei- fürAuftritte aufdem rotenTeppich und gehörtdazu. Wichtigist auch, dass die tungauf dieRasur.Soentstehen auch fürModeproduktionen.Kannman bei Männer vonsichaus viel Wasser trin- Inwiefernverhalten sich Männer anders wenigerPickel.Wennman sich feucht Männernvon Schminken sprechen? ken. Je wenigerMake-up,desto besser. alsFrauen beim Termin? rasiert, muss mandie Haut pflegen. Ja.Aberesgehtvor allemumdie Haare, Daswollendie meisten Männer auchso. Frauenwirkenmehrmit,sindinteressier- Aber diemeisten Männer rasieren sich dasist bei Männerndas Wichtigste. Und Es gibt wenige, die all-overcontouring ter,schauen,was manfür Produkte ver- trocken, weileseinfacher istund schneller es gehtdarum,dasssie nichtglänzen,also bekommen. Manbenutzt Concealer, wendet,wollenauchinder Kombination geht. Andererseitsist es dann niezu frisch aussehen.Ein Vitamin-Booster ist um Augenringe zu kaschieren,kleine mitdem Stylisten undmit dem Manage- 100Prozent exakt. dann wichtig, damitdie Haut vitalbleibt. Rötungen an der Nasolabialfalteoder mentgenau schauen,welcher Look zum an den Nasenflügeln, dass mankleine Anlass passt. Dasist beim Mann anders, HabensichMänner fürAuftritte eigentlich Sind denn dieHaare noch wichtiger alsbei Unreinheitenabdeckt.Dannist dasPuder denndagehtesjanicht um Dekoratives, schon immerzurechtmachen lassen? denFrauen? wichtig, damitdie Haut nichtzusehr manschaut nichtnachFarbenoder da- Ja.Inden Vereinigten Staaten sind Dasnicht.Aberbei einerFrauverändert glänzt. Vorder KameraoderimBlitzlicht nach, wieman aussieht,wenndie Augen Männer zu Preisverleihungen genauso manvon EventzuEvent dieHaare,als siehtdas nochmalganzandersaus. geschminkt sind.Bei Männerngehtes hergerichtetwie Frauen,sie bekommen Mann trägtman seineFrisurübereinen um dieSelbstoptimierung. genausovielMaske.InDeutschland längeren Zeitraum.Obwohl, jetztarbeite Dasist es? bekommen sie ofthöchstensein bisschen ichmit einemSchauspieler, der einToupé An graue HaareimBartgeheich mitdem Wieist das Hautbild vonMännern? Puder, unddasieht mandannleider doch trägt. FüreineRolle hatereinen furcht- Kajalstift ran. BeiMännern istdie Haut viel fester und Ränder unterden Augenund einnicht barenHaarschnitt bekommen,damit er dicker.Meistensist sie auch grobporiger. so ausgeglichenes Hautbild.Das istnicht ins 17., 18.Jahrhundertpasst.Deshalb Bedeutet das Trimmender Barthaare Dadurchsieht mansehrschnell,wenn kameratauglich.Bei Fernsehproduktionen habenwir dieHaare jetztsohergerichtet, rasieren oder schneiden? Make-up aufliegt.Wennessichin wiederum werden Männer viel zu stark dass er pressetauglich ist. Beides. Ichrasiere aushygienischen den Barthaaren festsetzt, selbst wenn geschminkt.Dakommt ofteineSchicht Gründen niemit einernassenKlinge. Je manglattrasiert ist, hatman immer eine Make-upaufsGesicht,ohnedassesnötig Können Sieverraten,wer das ist? nachBartlänge miteinem elektrischen leichteErhebungder Haut.Jemehr wäre. Vieleder Fernsehmasken arbeiten Nein.Aberich kannIhnen einenNamen Rasierer oder mitKammund Schere. Ich Produktauf der Haut ist, umso mehr mitHD-Produkten. nennen,mit dem ichgeradezusammen- habe zumBeispielmal mitChristian Bale Erhebungensieht man. Ichwürde deshalb arbeite: Rupert Everett. gearbeitet.Erhat längere Barthaare, und niemalsMake-up aufdas ganzeGesicht HD wie High Definition? dietrimmtman mitSchereund Kamm. auftragen. Auch beiFrauen mache Ja,diesesMake-up istfür dieAuflösung WiesindSie dazu gekommen? ichdas selten,bei Männernnochviel der Produktionen geeignet.Davon halte Ichhabedas Glück, vonden Verleihen Machen Siedas alles an einem Termin? weniger. Da schaue ich, wo es punktuell ichtrotzdem nichtviel, dasbraucht man undPR-Agenturen angeschrieben zu Ja,für dieMännerplane icheineStunde etwasauszugleichen gibt.Bei Männern nicht. Es istvielfester unddicker, aber werden,wennStars nachBerlin kommen. ein.Für dieHaare,die Pflege,vielleicht istesbesonderswichtig,dasssie ein damitauchsehr„maskig“. Ichgehegezielt ZumBeispielauch, wennDiane Kruger eine Maskezuvor,die Fingernägel.Aller- ausgeglichenes Hautbild bekommen ranund schaue. in Deutschlandist.Mit Rupert Everett dingsmussman dazu sagen, dass die undnicht geschminkt wirken. arbeiteich zumersten Mal. Undich meisten Männer schonsehrgepflegtans Sollen Männer denn wirklich schönsein? arbeiteauchmit FelixJaehnzusammen. Setoder in dieSuite kommen. Dann WaswissenMänner überihr Aussehen? Naja,wie definiertman schön? Niemand Er hateineganzjunge Haut. istnur noch Feintuning nötig. Männer legeninerster LinieWertauf ihre wacht morgens aufund istdas blühende Haare, dasist eingroßesThema. Da hat Leben. Wenn manmorgens geduscht und Er istjaaucherst23. auchjeder seineTechnik.Man benutzt sich fertiggemacht hat, istman ja auch Ja.Eineältere Haut braucht andere jahrelang dasselbe Wachs, dasselbe Mousse. schonoptimiert.Ich bindannnur dazu Produkte. Wobeiesimmer aufden Typ Beider Haut istdas anders. Da gibt es da,nochetwas zu perfektionieren. ankommt. Auch beim Make-upmuss selten Männer,die nurauf dieses oder mandaraufachten,dassein Image gezielt jenes Produktschwören. Siewollenin DieFragenstellte JenniferWiebking. gepflegt wird. erster Linienicht,dasssie glänzen–genau dasGegenteil vonFrauen. Männer wollen Wieschminktman Männer überhaupt? es matt.Ein Satz,der sehroft fällt: Am Pflege undGrundierungsindwichtig. besten so gutwie garnichts, aber matt. Erst malmüssenalleBarthaare entfernt werden,die nichtdasind, wo sie hin Gibt es Produkte, diejeder Mann im Bade- REUTERS ICQC 2018-20 gehören. DasTrimmen istentscheidend, zimmer habensollte? YLLA, BR dass dieAugenbrauengestutztsind, dass Wichtigist Feuchtigkeitspflege, Gesichts- TRICE

kein Haar absteht. Unddannmussman reinigung –und dass manseinGesicht PA Zu Gast beider Berlinale: Rupert Everett

schauen:Haare in den Nasen? Haare einmal dieWoche peelt. FOTOS 80 PARFUMS

F.A.Z. Selectionsteht fürherausragende Qualität Exemplare Die undanspruchsvolles Design –gefertigtindeutschen SINN 1736 der Manufakturen undvon renommiertenHerstellern. Gleich vier aufeinmal: MarioLombardoriechtden wachsenden TrendzuNischendüften. mit F.A.Z.-Signet sind bereits Die Produkte werden exklusiv fürF.A.Z.-Leserentworfen. Duftmalerisch ausverkauft. BesuchenSie unserenOnline-Shop!

Komm näher, sodass ichdicherfühlen MitseinemDuftlabel Aachen auf. „NachmeinemAbitur sind sich alle 27 Kerzen gleichzeitig unter die kann, könnte er diesem Duft zugeraunt wirdas ersteMal wieder nachArgentinien Nase hält,bekämeman vielleicht eine Idee haben, damals inGrasse, alsereszum ers- AtelierOblique bringt der geflogen. Ichdachte, daswürde einUr- davon, wiedie Welt vonMario Lombardo ten Malerschnupperthatte,das magische Berliner Grafikdesigner laub.“ Aber obwohl in Buenos Airesalles riecht.OderKopfschmerzen. Wobei: Die Oud, das seltene ätherische Öl.„Nähe kann ganz andersaussieht, alseressichanhand Kerzen,sagter, seien mitKopf-, Herz-und man riechen“, meint Mario Lombardo, und MarioLombardo verstaubter Erinnerungen und verblichener Basisnotesokomplexaufgebautwie ein dieses Erlebnis warder Beweis. Also füllt Fotografien vorgestellthatte,überkam ihn echtes EaudeParfum. er es nuninFlakons ab,nur nichtganzso nunauchParfums heraus. ein intensives Gefühl vonHeimat. „Irgend- DieseKerzenerleuchten seit zwei Jah- sinnesbenebelnd,alsomit etwas Zitrone wann habe ichgemerkt, dass dieGerüche ren eine Zeit,inder es sich dieGroßstädter undGrapefruit dazu, füreinen frischen VonCelina Plag dieseVerbundenheit hervorrufen.“ in ihren Wohnzimmernzunehmend hyg- Kopf,Rose undVeilchenfürsGefühlund Seitdem isterein Kartograph der gelig machen undsichdazugerne mitdem schließlichetwas Leder. ichden Geruch vonTeerund auchBenzin, Düfte. Berlin?Ein Hauchvon Lindeim passendenRaumaroma in Stimmung brin- Herausgekommenist Closer, einervon daserinnertmichanden alten Käfer,den Sommer.Buenos Aires? Smog undein gen. Vielleicht erinnertsichdas kollektive vier Düften,die Lombardoentworfen hat. meine Elterninden Achtzigern gefahren kulinarisches PotpourriEuropas.Aachen? Gedächtnissogar noch an vergangene In diesem Monatkommensie offiziell sind.“ Wobeiermit dieser olfaktorischen Zuckersüße Duftschwaden belgischer Zeiten,als mandurch dasAnzündenvon heraus.Auchdie anderen drei habenduft- Erinnerungwohlziemlichalleindasteht. Patisserie. Irgendwann kamdie Idee,aus trockenenKräuternoder Harzen böse malerische Titel wie White Light, Marble In seinem LebennehmenGerüche viel den losenSchwaden etwasGreifbares zu Geister ausräucherte. Seaund Saintund riechen–Achtung, Raum ein. AlsKindflohermit seiner machen. 2016 gründete er AtelierOblique, Auch beider Lancierungder ersten vier SINN 1736 UND 1746 Poesie!–wie wirbelndeStaubkörner in Familievor dem argentinischenMilitär- einNischenlabelfür Boutique-Düfte. Düftekommt ihmjetzt der Zeitgeistent- F.A.Z.-EDITION mediterranerMorgensonne (Bergamotte, regimenachDeutschland undwuchs in „Oblique“ist übrigens einkleiner Gruß gegen, denn das Segment der Nischendüfte Mandarine, YlangYlang), wieeinesalzige an Typo-Nerds: Dasfranzösische Wort für wächst. „Eshat viel mitIndividualitätzu Dasstahlblaue Zifferblattund dierhodinierten Meeresbrise am kreidefelsigenStrand schräg gestellte Letternfanderpassend. tun“, sagt Lombardo. Er habe nieverstan- Messing-Applikensorgen fürbestechende Klarheit. (Minze,Jasmin, Moschus)oder wiein In Grasse,der Wiegedes Wohlgeruchs, den,warum mansichmit einemDuftein- Eigens fürdie F.A.Z.-Edition wurden nahtlose FlammenloderndeSeelen(Zedernholz, fand er in den Parfumeuren desTraditi- sprüht,auf dem der Name einesPromi- Armbänderaus grauem Alcantara sowiebraunem Vanille, Tabak).Was fürAssoziationen! onshausesRobertetdie richtigenPartner. nenten steht. „Kunden suchenheute nach Kalbsleder ausgewählt. Dasolfaktorische Quartett istMario Zunächstbegannermit einerKollektion besonderenProdukten,die sich vom 1961 von PilotHelmutSinn gegründet, trägt Lombardos Parfumpremiere.Eigentlich aus27Duftkerzen: dasAlphabetplusSon- Mainstreamabheben.“ Immerhin hatein dieMarke auch heute noch denKerngedanken isterGrafikdesigner. Zu seinen Kunden derzeichen. Schriftlässt ihnebennicht los. Parfum identitätsstiftendeWirkung,wie derFunktionalitätinsich. Die Frankfurter zählen Modemagazine, Marken wieLouis „Für jeden neuen Kunden entwerfe ich einKleidungsstück. Fürihn standesdes- Vuittonoderauchdas KaDeWe.Mit Düf- erstmaleineeigene Schrift. Dashilft mir, halb auchgar nichtzur Debatte,keine Uhren-Manufaktur baut Sinn-Uhren im Zeichen ten passtdas nurauf den ersten Blicknicht meine Gedanken zu ordnen. Ichbin da Unisex-Düfte zu entwerfen.„Jeder soll von Langlebigkeit, Qualität undPräzision. zusammen: „Auchals Grafikdesigner gebe wieein Handwerker,der mitVersalien und tragen,was ihmgefällt.Abernatürlich Sichern Sie sich dieauf 50 Stücklimitierte SINN ichallen Arbeiten einGefühlmit,das Zeichenarbeitet.“Auchdie Kerzen sind, habenwir dieWirkung der vier Parfums 1736 mit36mmDurchmesser für1.950 Euro nichtvisuell ist“,sagtLombardo. „Das ge- abgesehen vomfranzösischenAroma,vom immer wieder getestet.Einige empfinden oder dieauf 100Stück limitierte SINN 1746 mit lingtmir über daskollektiveGedächtnis. Etikettbis zurVerpackungvon ihmgestal- Marble Seabeispielsweiseals feminin, aber 42 mm Durchmesserfür 2.200Euro. Zeigtman zumBeispieldas Bild eines tetund in Deutschlandproduziert. ichtrage den Duft sehrgern.“ Die ersten 5limitiertenExemplare derSINN1736 Mercedes mitEinschusslöchern, denken Jeder Buchstabe ausseinerKerzen- BeiKerzenund Parfumssollesnicht hier alle an den DeutschenHerbst 1977. kollektion erzählteineGeschichte. Einige bleiben.Zur Zeit interessiertihn vorallem unddie ersten 10 Exemplareder SINN 1746 Da werden direkt Emotionenabgespielt, davonhat er engenFreunden undder dieArchitektur:„Ichwerkleaneiner verfügen über dasF.A.Z.-SignetimZifferblatt. mitdenen icharbeite.“ Auch einDuft Familiegewidmet.Das „M“teilt er sich Leuchte, dieDüfte visualisieren kann.“ kannErinnerungenhervorrufen. „Zur beispielsweise mitseinerTochter.Sie mag Wasdas bedeutet, möchte er noch nicht

kollektiven Wahrnehmungkommt ein Amber, er Tabak, auchVanilleist darin, verraten. Aber über Typographiekönnte HERSTELLER OS

Berliner Argentinier: MarioLombardo OT

persönliches Gefühl.Zum Beispiel liebe fürdas süße Gleichgewicht. Wenn man mannochstundenlang mitihm reden. F

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„STILVORBILDER? KÄMEN MIRZUALBERNVOR“

Wasessen Siezum Frühstück? es könnte Sieverändern. Unddie Stoiker sind das ideale GRUNDELEMENTEDER Ichfrühstücke im Café, meistens Spiegeleier. Gegengewicht zur Aufgeregtheit unserer Zeit. Wo kaufen SieIhreKleidung ein? Ihre Lieblingsvornamen? MÄNNERGARDEROBE. Seit vielen Jahren die immer gleichen Sachen in den Maria, Sophia, Carl, Caspar. immer gleichen Geschäften. IhrLieblingsfilm? Hebt es Ihre Stimmung, wenn Sieeinkaufen? Einige Filme sehe ich immer wieder gerne, zum Ichfinde es furchtbar langweilig. Beispiel „Vier im roten Kreis“ vonJean-PierreMelville, „Anatomie eines Mordes“ vonOtto Preminger oder Wasist das älteste Kleidungsstück in IhremSchrank? „Der Swimmingpool“ vonJacques Deray.Andere Eine zerschlissene dunkelgrüne Wachsjacke aus England, wechseln, wie zum Beispiel „A Bigger Splash“ mit die ich vor25Jahren zu einem Abonnement der „Times“ einer großartigen Tanzszene vonRalph Fiennes oder geschenkt bekommen habe. Ichsollte sie besser mal „La Grande Bellezza“ mit Toni Servillo, der als Jep wegschmeißen. Gambardella tatsächlich ein Stil-Vorbild wäre, wenn es so etwas gäbe. ZurZeit mag ich auch TomFords Waswar Ihre größte Modesünde? „A Single Man“, Sofia Coppolas „Somewhere“ und DerBesuch einer Haute-Couture-Schau vonChanel Paolo Sorrentinos Serie „The Young Pope“. in Paris. Es war ohrenbetäubend laut, sehr unbequem, und die armen Models waren geschminkt wie alt- Fühlen Siesich mit oder ohne Auto freier? griechische Rachegöttinnen. Wenigstens dauerte es Dasbeeinflusst mich nicht. nur ein paar Minuten. Tragen Sieeine Uhr? Tragen SiezuHause Jogginghosen? Ja.Aus den sechziger Jahren. Da ich weder turne, noch Dauerläufe mache, besitzeich solche Hosen nicht. Tragen SieSchmuck? Er ist nichtder ersteSchriftsteller Oh Gott, nein. in derFamilie,aberbei weitem Haben SieStil-Vorbilder? Ichmochte zum Beispiel CaryGrants Anzüge, dass Lino Haben Sieeinen Lieblingsduft? der erfolgreichste. Ferdinandvon Ventura unter keinen Umständen seinen Gesichtsausdruck Kaffee und frisches Brot. änderte, die Großzügigkeit vonGunter Sachs oder dass Schirach wurdeinMünchen ein Weltstar wie Christopher Nolan kein Smartphone und Wasist Ihrgrößtes Talent? geboren, studierteJuraund wurde keine E-Mail-Adresse besitzt. Aber Stil-Vorbilder –nein, Beobachten. das käme mir doch zu albern vor. Strafverteidiger. Innerhalbeines Wasist Ihre größte Schwäche? Jahrzehnts verkaufteerMillionen Haben Siejemals ein Kleidungs- oder Möbelstück selbst Distanziertheit. gemacht? Bücher,indenen er ausdem Alltag Nein, ich bin handwerklich vollkommen unbegabt. Womit kann man Ihnen eine Freude machen? Wenn das, was ich schreibe, einen Menschen berührt. einesAnwalts erzählt. Geschichten Besitzen Sieein komplettes Service? aus„Verbrechen“und „Schuld“ Vermutlich nicht. Wasist Ihrbestes Smalltalk-Thema? Erfindungen, die leider nie gemacht wurden: ein sofort wurden schon so erfolgreichverfilmt Mitwelchem selbst zubereiteten Essen konnten Sie wirksames Mittel gegen Erkältung, dünne Kleidung, wieseinTheaterstück„Terror“, bei schon Freunde beeindrucken? die warm hält, das Beamen. Oder auch die Inkas, die das Ichhabe noch nie gekocht, ich gehe lieber ins Restaurant. Rad nicht kannten. demder Zuschauer entscheiden soll, Welche Zeitungen und Magazine lesen Sie? Sind Sieabergläubisch? ob es richtigist, einvon Terroristen Regelmäßigleseich „Spiegel“, „Neue ZürcherZeitung“ Niels Bohr,einer der Begründer der Quantenmechanik, gekapertesPassagierflugzeug abzu- und„Guardian“, unregelmäßig„SüddeutscheZeitung“, hatte über dem Eingang seines Hauses ein Hufeisen „Bild“ undFrankfurter Allgemeine. angebracht. Darauf angesprochen, sagte er,ersei nicht schießen. Sein neuesBuch„Strafe“ abergläubisch, aber man könne ja nie wissen. Mirgeht stellt derDreiundfünfzigjährige Welche Websites und Blogs lesen Sie? es ähnlich. Täglich den Teletext der ARD, „turi2“ und „New York am kommenden Donnerstag auf Times“. Unregelmäßig „Spiegel Online“ und „The Verge“. Wo haben SieIhren schönsten Urlaub verbracht? Meistens gehen meine Ferien seltsam schief. derlit.Cologne in Köln vor. Wann habenSie zuletzt handschriftlich einenBrief verfasst? Heute. Wo verbringen SieIhren nächsten Urlaub? STKREUZ

Ichhabe nicht die geringste Ahnung. /O Welches Buch hat Sieammeisten beeindruckt? Epiktets „Handbuch der Moral“. Es ist ein sehr dünnes Wastrinken Siezum Abendessen? HAUSCHILD Buch. Epiktet, ein ehemaliger SklaveinRom, verkrüppelt Mineralwasser,Cola light und Kaffee.

und arm, wurde zum Philosophen und damit –trotz ANNETTE

Verbannung –ein freier Mensch. Lesen Siedieses Buch, Aufgezeichnet vonPeter-Philipp Schmitt. FOTO

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