Sonderfahrt nach Heidelberg! Mit vielen Infos zur HESSEN SCHIENE

Nr. 72 D: 1,80 Euro Juni - Aug. 2008 ZKZ 04032

• Keine Sonderverkehre mehr zum Edersee • Niddertalbahn mit Wochenendverkehr • Lahntalbahn: Freizeitverkehr boomt4:sn Inhalt

Inhaltsverzeichnis Vorwort ...... 3 Pro Bahn & Bus Pinwand ...... 4 Tipps und Infos ...... 6 Aktuell Drittes Gleis für RegioTram in Obervellmar...... 7 NVV-Freizeit- und Wanderführer neu aufgelegt...... 8 Lahntal total ...... 10 Dieses Jahr keine Sonderzüge zum Edersee ...... 13 10 Jahre Anrufsammeltaxi in Karben ...... 15 Busnetzplanung im Landkreis Limburg-Weilburg ...... 17 Lahntalbahn: Freizeitverkehr boomt ...... 21 Niddertalbahn mit erweitertem Fahrplan ...... 23 Neue Busbetreiber und neue Liniennummern im Hochtaunuskreis ...... 27 Neue Doppelstockwagen für -Lahn-Bahn ...... 28 Nassauische Touristikbahn bereitet sich auf Saisonstart vor ...... 30 Nach Fahrgastkritik Busnetzkonzept grundsätzlich bestätigt...... 31 Neue Busverbindung Idstein - Königstein ...... 33 Landesgartenschau Bingen: Schienenersatzverkehr mit Schiffen? ...... 36 RMV: Verkehrsunternehmen steigern 2007 Qualität ...... 37 Sonderfahrt nach Heidelberg und in den Kraichgau ...... 39 Geschichte der Strecken Meckesheim - Aglasterhausen - Hüffenhardt ...... 41

Streckentelegramm...... 42 Schlusslicht ...... 50

Titelbild: Auf der Strecke - Stockheim verkehren seit Anfang Mai am Wochenende wieder Züge. Am Eröffnungstag des neuen Bedienkonzepts ist ein Doppelstockzug bei Glauburg durch die blühenden Rapsfelder unterwegs (4. Mai 2008).

Rückseite: Auf der Strecke Meckesheim - Aglasterhausen - Hüffenhardt, dem Ziel der diesjährigen Sonderfahrt von Pro Bahn und Bus, werden noch MAN-Schienenbusse eingesetzt. Am 24. August 2007 wartet der Zug auf die Abfahrt im Bahnhof Neckarbischofsheim-Stadt

2 HS Nr.72 Vorwort

Liebe Mitglieder, liebe Freunde des Schienenverkehrs, Hessens Bahnhöfe gehören nicht zu den besten im Lande. Selbst in größeren Kreisstädten wie Friedberg oder Universitätsstädten wie Marburg haben die Statio- nen im letzten halben Jahrhundert keine durchgreifende Modernisierung erfahren. Vom „Hauptbahnhof“ der Großstadt Offenbach ganz zu schweigen…

Interessant ist, dass kleine Stationen auf Zweigstrecken eher eine Chance auf eine Verbesserung haben als solche an Hauptstrecken. Allerdings nur dann, wenn ein Modernisierungsabkommen für die entsprechende Strecke abgeschlossen wurde, wie dies jüngst in Hessen für das Odenwaldnetz, das Kurhessenbahnnetz oder die Niddertalbahn der Fall war. Außerhalb dieser Modernisierungsgebiete gehen die Stationen in aller Regel leer aus. DB-Netze investiert buchstäblich keinen Cent in die Verbesserung von Bahnhöfen, allenfalls für den Erhalt der Substanz wird Geld bereitgestellt. Das Hin- und Her um den Verkauf oder Nichtverkauf vieler Bahnhofsgebäude verschärft die Situation.

Es fehlt an einem landesweiten Verbesserungsprogramm für Bahnstationen, wie es derzeit in Nordrhein-Westfalen wirksam wird. Dort wurde beispielsweise an der Siegstrecke eine Vielzahl von Bahnhöfen auf den neuesten Stand gebracht. Der Stationsentwicklungsplan des RMV greift dagegen nur, wenn die Kommunen Willens und in der Lage sind, Geld in „ihre“ Stationen zu investieren. Außerhalb des Rhein-Main-Speckgürtels ist das fast nirgendwo der Fall. Gezielte Investitionen des Landes in die Barrierefreiheit sowie den fahrgastfreundlichen Umbau von Bahnhöfen werden in Hessen viel zu selten getätigt.

Dabei wäre mit einem Modernisierungsprogramm viel zu gewinnen: Neue Busbahnhöfe möglichst nahe am Gleis fördern die Vernetzung von Bahn und Bus, neue Park- und Ride-Plätze die von Bahn, Fahrrad und Auto. In den modernisier- ten Stationen und deren Umfeld kehrt mit neuen Läden, Gastronomiebetrieben und kleinen Gewerbebetrieben häufig wieder Leben ein – zur Freude der lokalen Wirtschaft. Wir Fahrgäste machen unsere „Hausaufgaben“ und nutzen den öffentli- chen Verkehr von Jahr zu Jahr mehr. Es wird Zeit, dass die Politik dies anerkennt und danach handelt!

Wolfgang Klapdor Vorsitzender Pro Bahn & Bus e.V.

HS Nr. 72 3 Regionalverband Nordhessen Regionalleiter Hermann Hoffmann Postfach 10 29 40 34029 Kassel Telefon und Telefax (05 61) 67 17 9

Kassel Korbach

Regionalverband Mittelhessen. Eschwege Regionalleiter Jürgen Lerch Bismarckstraße 3 35510 Butzbach Telefon (0 60 33) 1 60 47 Homberg (Efze) [email protected]

Bad Hersfeld Marburg

Lauterbach Wetzlar Gießen Fulda

Limburg

Friedberg

Bad Homburg

Bad Schwalbach Hanau Hofheim Frankfurt Wiesbaden Offenbach

Groß-Gerau Regionalverband Rhein-Main: Regionalverband Südhessen Bitte wenden Sie sich an die Geschäftsstelle! Regionalleiter Gernot Hornik Darmstadt Postfach 1864 65008 Wiesbaden [email protected] Telefon und Telefax (0 61 26) 5 76 60 Heppenheim [email protected] Erbach Geschäftsstelle Pro Bahn & Bus Schriftenversand Bahnhofstraße 102 Postfach 18 64 36341 Lauterbach 65008 Wiesbaden Telefon und Telefax (0 66 41) 6 27 27 Telefax (0 61 26) 5 76 60 [email protected]

Regionalverband Wiesbaden/Rheingau-Taunus Regionalverband Osthessen e.V. Regionalleiter Gernot Hornik Regionalleiter Werner Filzinger Postfach 18 64 Bahnhofstraße 102 65008 Wiesbaden 36341 Lauterbach Telefon und Telefax (0 61 26) 5 76 60 Telefon und Telefax (0 66 41) 6 27 27 [email protected] [email protected] Datum RV Veranstaltung Ort

Gasthaus Brauerei "Alt Gießen", 01.07.08 MHS RV-Treff Mittelhessen 19:30 Uhr Westanlage 30-32, Gießen

Haus am Fluss, 03.07.08 NHS RV-Treff Nordhessen 18:30 Uhr Brückenstraße 21, Melsungen

Landesgeschäftsstelle, 09.07.08 OHS RV-Treff Osthessen 18:00 Uhr Bahnhof Lauterbach

Gasthaus Brauerei "Alt Gießen", 05.08.08 MHS RV-Treff Mittelhessen 19:30 Uhr Westanlage 30-32, Gießen

Sonderfahrt nach 30.08.08 LV ab Bahnhof Butzbach, Gleis 3 08:30 Uhr Heidelberg / Kraichgau

Gasthaus Brauerei "Alt Gießen", 02.09.08 MHS RV-Treff Mittelhessen 19:30 Uhr Westanlage 30-32, Gießen

10.09.08 OHS RV-Treff Osthessen Bahnhofsgaststätte Fulda 18:30 Uhr

Haus am Fluss, 02.10.08 NHS RV-Treff Nordhessen 18:30 Uhr Brückenstraße 21, Melsungen

RV-Treff Wiesbaden / WRT Weitere Treffen auf Anfrage! Rheingau-Taunus

Unsere Treffen vor Ort

Kontaktadressen Haben Sie Fragen zu Ihrer Bahn- strecke, Verbesserungsvorschläge, oder möchten Sie einfach das nächste Arbeitskreistreffen besu- Lumdatalbahn AG chen? Links finden Sie Ansprech- Postfach 1106 adressen. Die genannten Pro 35467 Allendorf Bahn & Bus-Mitglieder helfen www.lumdatalbahn.de Ihnen gerne weiter! Tipps und Infos NVV-Fahrplanvorschau 2009 im Internet

(fl) Der Nordhessische Verkehrsverbund NVV veröffentlicht seine Fahrplan- entwürfe für 2009 im Internet. Derzeit sind alle Schienenstrecken einschließlich der Regiotram Kassel sowie ein Teil der Buslinien abrufbar. Die wichtigsten Än- derungen sind jeweils kurz erläutert. Die Fahrgäste sind ausdrücklich eingeladen, eigene Verbesserungsvorschläge einzurei- Erhältlich ist das Kanuticket aus- chen. Abrufbar sind die Entwürfe unter schließlich bei einer Anzahl von Kanu- „www.nvv.de“ , dann „Fahrplan & Netz“, verleihern. Sie sind Kooperationspartner dann „Fahrplanvorschau“. des RMV. Selbstverständlich ist der Kauf des Tickets an das Mieten eines Kanus Günstige RMV-Tickets – gebunden. mit Kanu erhältlich Für den hessischen Fahrgastverband Pro Bahn & Bus ist das „Kanu-Ticket“ (fl) Und es gibt sie doch: Günstige ein Einstieg, um Fahrgästen im Freizeit- RMV-Einzelfahrkarten! Wer einen Kanu- verkehr mit günstigen Angeboten Ausflug auf der Lahn plant, kann für die entgegen zu kommen. Denn gerade bei Rückfahrt auch RMV-Verkehrsmittel nut- kürzeren Fahrten, bei denen das Hessen- zen. Die Fahrkarte ist gültig in den RMV- ticket nicht lohnt, sind die Einzel- Verkehrsmitteln StadtExpress, Regional- fahrkarten je nach Tarifwabengröße viel- Express, RegionalBahn und in den RMV- fach stark überteuert. Das gilt auch für Buslinien. Das KanuTicket gilt zur „ein- die Lahntalbahn, wo beispielsweise fachen Rückfahrt“ bis Betriebsschluss des Wetzlar-Weilburg derzeit mit 6,75 Euro eingetragenen Tages in der 2. Klasse. Auf zu Buche schlägt – das sind mehr als 28 dem Ticket muss der Name des Inhabers Cent pro Kilometer. eingetragen werden. Andere Regionen kennen dagegen Das KanuTicket gilt entlang der ge- Angebote für ihre Gäste wie „Fahren auf samten Lahn: von Limburg (RMV-Tarif- Gästekarte“ (Schwarzwald) oder haben gebiet 60) über Weilburg (RMV-Tarif- generell günstigere Tageskarten im An- gebiet 59), Wetzlar (RMV-Tarifgebiete 53 gebot (z.B. Gesamtnetz des Karlsruher und 55) und Gießen (RMV-Tarifgebiet 15) Verkehrsverbundes für 7,80 Euro pro bis Marburg (RMV-Tarifgebiet 05). Das Person / 13 Euro für fünf Personen bei „KanuTicket“ hat einen günstigen Son- 3.500 Quadratkilometern Bedienungs- derpreis und kostet 2,80 Euro pro Per- fläche; im RMV ist zu diesen Preisen son. nicht einmal die Preisstufe 4 erhältlich).

6 HS Nr. 72 Nordhessen aktuell

Drittes Gleis für RegioTram in Obervellmar Großbaustelle in Richtung Kassel Hbf

(hh) Zwischen dem Kasseler Hauptbahnhof und Obervellmar ist die 8 km lange Bahnstrecke derzeit Großbaustelle. Drei neue Halte für die RegioTram (Kirchditmold, Jungfernkopf und Osterberg) sind im Bau. Und für den Bau- beginn des neuen dritten Gleises im Bereich des Bahnhofs Obervellmar wird auf die Planfeststellung gewartet. Nach Auskunft der Infrastruktur-Che- 14 Millionen Euro werden rund um fin Susanne Henckel vom NVV gibt es das dritte Gleis verbaut. Obervellmar für das Millionen-Projekt drittes Gleis wird künftig ein Knotenpunkt für den noch kein Baurecht. Es geht neben dem Schienenverkehr. Dort rollen - von War- Gleisbau auch um neuen Lärmschutz für burg und Hofgeismar kommend - die die Anlieger und eine dicke Stützmauer Güterzüge vorbei, zudem die Züge des am steilen Hang. Der NVV hofft, dass Regionalexpress der Kurhessenbahn zum die Planfeststellung zum Jahresende Bahnhof Wilhelmshöhe und IC-Züge der kommt und 2009 mit dem Bau begonnen Mitte-Deutschland-Verbindung (Ruhr- werden kann. Gebaut wird unter Betrieb, gebiet - Kassel - Erfurt). Zwei RegioTram- weil die Strecke nicht gesperrt werden Linien Kassel - Hofgeismar (RT3) und kann. Die Bauzeit wird über zwei Jahre Kassel - Wolfhagen (RT4) verzweigen sich beanspruchen. in Obervellmar. Genügend Platz soll ei-

An der Bruchstraße wurde bereits der Bahndamm verbreitert, um die neue RegioTram-Haltestelle Kassel-Kirchditmold anlegen zu können Foto: Dr. Heribert Menzel

HS Nr. 72 7 Nordhessen aktuell nen dichten Takt der RegioTram und die (Baukosten vier Millionen Euro) soll zum Pünktlichkeit der Züge sichern. Fahrplanwechsel im Dezember 2008 auch von hier eine schnelle Verbindung in die Bis das dritte Gleis liegt, sind die Kasseler Innenstadt ermöglichen. Nach neuen Halte längst fertig. Der Haltepunkt Ansicht der Kasseler Verkehrs-Gesell- Jungfernkopf (Baukosten vier Millionen schaft (KVG) könnte bei Errichtung der Euro) soll in diesem Sommer in Betrieb drei RegioTram-Halte zwischen Ober- gehen, Kirchditmold (Baukosten 7 Milli- vellmar und Kassel Hbf viel Geld gespart onen) soll zum Jahresende fertig sein. Der werden, wenn diese Trasse nach BOStrab Bau des dritten neuen Haltepunktes betrieben würde und nicht nach EBO Vellmar-Osterberg/Einkaufszentrum (Eisenbahn-Betriebsordung). Kostenlose NVV-Freizeit- und Wanderführer neu aufgelegt (hh) In der Hessenschiene Nr. 70 Seite 37 wurde die Broschüre „Stock & Stein“ des Nordhessischen VerkehrsVerbundes mit 12 Wandertouren vorgestellt. Rechtzeitig vor der Sommersaison 2008 wurden diese Wandervorschläge auf 18 erweitert und die Auflagen verdoppelt - von 15000 auf 30000 Exemplare. Die Wandervorschläge sind über alle die hinten im Heft ausführlich vorgestellt fünf Landkreise des Verbundgebietes ver- werden. Dort finden sich auch Fahr- teilt. Passende Touren finden sich für Fa- kartentipps und eine ausklappbare Über- milien (ab 9 km) wie für sportlich geübte sichtskarte mit allen Touren. Wanderer (22 km). Dank der guten Bus- und Bahnanbindung der Start- und End- Auch die Freizeitbroschüre „Spiel & punkte ist man nicht auf Rundwege an- Spaß“ vom Sommer 2007 wurde zum gewiesen. Außerdem bieten weitere Bus- Frühjahr 2008 aktualisiert. 30 Ziele für haltestellen und Bahnhöfe unterwegs die Groß und Klein werden ausführlich vor- Möglichkeit, je nach Wetter die Strecke gestellt - gleichmäßig über alle 5 Land- zu verkürzen oder zu verlängern. kreise Nordhessens verteilt. Ob Sommer- rodelbahn am Edersee oder (bei schlech- Die Routen sind mit jeweils einer Kar- tem Wetter) eine Kletterhalle in Kassel- tenskizze, einer ausführlichen Weg- Bettenhausen bzw. eine HO-Modellbahn beschreibung mitsamt genauer Bus- und in Hess. Lichtenau - für Freizeit- Bahnanbindung und Wanderkartentipp möglichkeiten bietet sich eine reiche ausgestattet. Sehenswürdigkeiten mit Öff- Auswahl. Wer zwischen Rotenburg und nungszeiten und andere Informationen Melsungen eine Floßfahrt auf der Fulda runden die jeweiligen Doppelseiten ab. genießen will, muss kein Auto rangieren, Damit unterwegs die Verpflegung gesi- sondern kann in cantus-Triebwagen die chert ist, sind zusätzlich Einkehr- Bahnhöfe der R 5 ansteuern. möglichkeiten in die Karte eingetragen,

8 HS Nr. 72 Nordhessen aktuell

Die Ziele werden jeweils ausführlich Alle drei Broschüren liegen ab sofort vorgestellt. Zusätzlich helfen eine detail- nicht nur in allen Kundenzentren und lierte Kartenskizze, genaue Bus- und InfoPoints aus, sondern auch in vielen Bahnanbindung, Öffnungszeiten und Gaststätten sowie in Rathäusern, Tourist- eventuelle Eintrittspreise bei der Planung. infos und Jugendherbergen im ganzen Im Umschlag finden sich auch Fahrkarten- NVV-Gebiet. tipps für eine preisgünstige Anreise und eine ausklappbare Übersichtskarte mit Außerdem sind die Inhalte unter allen vorgestellten Einrichtungen. www.nvv.de (Rubrik „Freizeit“) per Mausklick verfügbar. Dort können die Ende April 2008 stellte der NVV eine Hefte als PDF-Datei heruntergeladen dritte Broschüre „Sonnen & Baden“ mit werden. Außerdem erscheint bald der 59 Bademöglichkeiten in Nordhessen vor. neue NVV-Radwanderführer „Radeln & Badeseen, Erlebnisbäder und - mit Rück- Touren“ . Fahrplanauskünfte und Fragen sicht auf ungünstiges Wetter - Thermen rund um Bus & Bahn in Nordhessen be- und Hallenbäder werden mit Anreise- antwortet auch das NVV-Servicetelefon skizzen, Eintrittspreisen u.a. beschrieben. unter 0180-234-0180 - für 6 Cent pro Anruf aus dem Festnetz.

Auch ins schöne Fuldatal bei Guntershausen kann man mit der Regiotram fahren

HS Nr. 72 9 Mittelhessen aktuell

Obere Lahntalbahn Lahntal Total (js) Am Sonntag, dem 27. April 2008, fand im oberen Lahntal im Bereich Marburg / Bad Laasphe bereits zum dritten Mal der Autofreie Sonntag „Lahntal total“ statt. Hierzu wurde die Bundesstraße B62 zwischen den Orten Cölbe und Feudingen für den Autoverkehr gesperrt, lediglich Radfahrer, Wanderer und Skater hatten freie Fahrt. Nachdem die Veranstaltung im vergangenen Jahr wegen starkem Regen wortwörtlich ins Wasser gefallen war, strömten dagegen in diesem Jahr die Teilnehmer bei Königswetter in Scharen über die gesperrte Bundesstraße. Trotz des Desasters vom vergangenen auf einen Ein-Stunden-Takt verdichtet. Jahr, bei dem die vielen zusätzlichen Alle Züge fuhren außerdem mit doppel- Züge ebenso vergeblich auf Fahrgäste ter Zuglänge. Zum Einsatz kamen vier warteten wie auch die Würstchenstände Zuggarnituren: Zwei Garnituren, gebildet auf ihren Spezialitäten sitzen blieben, hatte aus Doppeleinheiten des Triebwagens VT der Veranstalter in diesem Jahr wieder 628 und zwei lokbespannte Züge, beste- neuen Mut gefasst und Zusatzzüge bei der hend aus 4 Wagen. Als Zugloks kamen Kurhessenbahn bestellt. Zusätzlich zu den die beiden 218 der Kurhessenbahn zum fahrplanmäßigen Sonntagszügen, die im Einsatz. In beiden Zügen war, neben zwei Zweistundentakt zwischen Marburg und Personenwagen, jeweils ein Steuerwagen Erndtebrück verkehren, wurde der Fahr- und ein Wagen mit großem Fahrradab- plan zwischen Marburg und Feudingen teil eingestellt. Die beiden Fahrradwagen Bei Kernbach zwischen Caldern und Buchenau kreuzt ein Zug der Kurhessenbahn die Strecke der Fahrradfahrer Foto: Günther Moses

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Volle Züge im oberen Lahntal: 218 387-9 der Kurhessenbahn mit Radfahrer-Sonderzug im Bahnhof Erndtebrück am 27. April 2008

Foto: Jürgen Schmied

waren eigens für diese Veranstaltung aus lediglich ein Aufenthalt von einer Minu- München überführt worden. te geplant, meist wurden jedoch etwa 10 bis 15 Minuten benötigt. An diesem Tag Nachdem bereits im Vorfeld der Ver- war auch der Bahnhof Buchenau mit ei- anstaltung sehr ausgiebig auf die Rück- nem Fahrdienstleiter besetzt, um bei Be- fahrmöglichkeit mit der Oberen Lahntal- darf Zugkreuzungen dorthin verlegen zu bahn hingewiesen wurde, stellte sich können, was vereinzelt auch genutzt wur- schnell heraus, dass die angebotenen Zug- de. Im täglichen Planbetrieb ist dieser kapazitäten bei weitem nicht ausreichten. Bahnhof nicht besetzt und betrieblich Obwohl die Fahrradwagen eine Kapazi- durchgeschaltet. Ebenso hoffte man, die tät von ca. 40 – 50 Fahrrädern hatten, im entstehenden Verspätungen in Marburg Steuerwagen war nochmals Platz für ca. wieder ausgleichen zu können, hierzu 10 Fahrräder, und weitere Räder in den waren 54 Minuten Aufenthalt vorgesehen. Einstiegsräumen untergebracht wurden, Bereits in den Vormittagsstunden stellte mussten viele Fahrgäste an den Stationen sich heraus, dass auch diese lange Auf- zurückgelassen werden. Hinzu kam, dass enthaltszeit nicht ausreichte, um die auf- man die Fahrzeiten der planmäßigen Züge kommenden Verspätungen wieder zu übernommen hatte und lediglich die zwei- kompensieren. Die Züge konnten auch in stündlichen Lücken mit zusätzlichen Zü- Marburg nicht wieder planmäßig abfah- gen im gleichen Takt aufgefüllt hatte, die ren. Bis zum Abend steigerten sich diese dann zwischen Marburg und Feudingen Verspätungen auf immerhin 1 ½ Stunden pendelten. auf. Die viel zu knapp bemessenen Auf- Um ein schnelleres Einsteigen der enthaltszeiten an den einzelnen Stationen Fahrgäste zu ermöglichen, hatten sich, reichten beim besten Willen nicht aus, um wie bereits im vergangenen Jahr, etliche alle Fahrgäste und Fahrräder ein- bzw. Mitglieder der Vereine „Arbeitsgemein- auszuladen. So war in Feudingen für die schaft zur Förderung des Schienen- durchlaufenden Züge nach Erndtebrück verkehrs“ (AFS), Pro Bahn und Bus so-

HS Nr. 72 11 Mittelhessen aktuell wie vom „Verkehrsclub Marburg-Bieden- fer gut agieren. Da sich in den Trieb- kopf“ (VCD) zur Verfügung gestellt. Sie wagenzügen jeweils 4 Fahrradabteile be- wollten die zahlreich erwarteten Radfah- fanden, hätte es hier einer großen Zahl rer bei der Fahrradverladung unterstüt- an Helfern bedurft. Leider ist es nicht zen. Hierzu waren jeweils zwei Helfer in möglich, die Zuglänge zu erhöhen, da die den Fahrradwagen eingesetzt, und weite- Bahnsteiglänge bereits voll ausgeschöpft re waren auf einigen Stationen verteilt, wurde. auf denen viele Radfahrer erwartet wur- Für die Zukunft wäre es vorteilhafter, den. Viele Fahrgäste waren über die eh- sich für diesen Tag von dem Taktfahrplan renamtlichen Helfer freudig überrascht, zu verabschieden, um in den am stärks- die bei der Fahrradverladung kräftig zu- ten frequentierten Stationen Marburg, fassten, und versuchten, die Fahrräder Cölbe, Sarnau und Feudingen die Auf- möglichst entsprechend der Ausstieg- enthaltszeiten drastisch zu verlängern. bahnhöfe zu sortieren. Trotz aller Anstren- Dadurch könnten die enormen Verspätun- gungen konnten die gewaltigen Verspä- gen vermieden werden. Ebenso wäre es tungen nicht verhindert werden. vorteilhaft, besonders für den Rückreise- Vorschläge für zukünftige verkehr am späten Nachmittag die Zug- Veranstaltungen dichte zu erhöhen, damit die zurückblei- benden Fahrgäste nicht über eine Stunde Die Fahrradwagen erleichterten die auf den nächsten Zug warten müssen. Arbeit der Helfer enorm. Der größte Teil Alles in allem kann die Veranstaltung als der transportierten Fahrräder war in die- voller Erfolg bezeichnet werden. sen Wagen konzentriert, so dass die Hel-

Ein Zug mit Halbgepäck- wagen fährt aus dem Bahnhof Buchenau Richtung Marburg aus

Foto: Günther Moses

12 HS Nr. 72 Mittelhessen aktuell

Edertalbahn und Burgwaldbahn Dieses Jahr keine Sonderzüge zum Edersee (js) In der Hessenschiene 71 wurde noch gemeldet, dass die Kurhessenbahn auch in diesem Jahr wieder an allen Sonn- und Feiertagen vom 1. Mai bis 26. Oktober 2008 die Sonderzüge der Ederberglandbahn durchs Edertal verkeh- ren lassen wird. So war es jedenfalls noch im Kursbuch abgedruckt. Leider müssen wir jetzt an dieser Stelle vermelden, dass es in diesem Sommer keine Züge zum Edersee und nach Battenberg geben wird. Nachdem, trotz der vielfachen Forde- ten 25.000 Euro für die Ederseezüge rung vieler Politiker aller Fraktionen, (Frankenberg – Herzhausen), bzw. 55.000 noch immer keine positive Entscheidung Euro für den Gesamtbetrieb inklusive der zur Wiederinbetriebnahme der Strecke ge- Züge nach Battenberg betragen. Lediglich troffen werden konnte, war die Kur- die Gemeinde Vöhl, zu der auch der Bahn- hessenbahn nicht mehr bereit, den Betrieb hof Herzhausen gehört, war bereit zu zah- zum Edersee auf eigene Rechnung fort- len. Es gab bereits einen Beschluss, ihren zusetzen, da die Sonderzüge als Vorlauf- Anteil auf 3.000 Euro zu verdoppeln. Da- betrieb zur Wiedereröffnung der Strecke mit konnten die anfallenden Kosten gedacht waren. Das Angebot an den Land- allerdings nicht gedeckt werden. Große kreis und die Anliegergemeinden, die Trauer herrscht nun nach der Absage der Züge zu bestellen und zu bezahlen, wur- Züge bei der Gemeinde Vöhl sowie auch de nicht angenommen. Die Kosten hät- bei der Leitung des Nationalparks. Das frisch eröffnete Natio- nalparkzentrum bei Herzhausen kann lei- der nicht mehr um- weltfreundlich per Schiene besucht wer- den.

Diese Jahr nicht möglich: Eine Fahrt von Marburg nach Battenberg

Foto: Jürgen Schmied

HS Nr. 72 13 Mittelhessen aktuell

Die Kündigung der Verträge zum Aus- Modernisierung Marburg - bau und Betrieb der Strecke Frankenberg Frankenberg startet 2009 – Korbach hat nun für den Nord- hessischen Verkehrsverbund (NVV) weit- Fortschritte gibt es aber inzwischen bei reichende finanzielle Folgen. Für die kom- den Planungen zur Modernisierung der plette Modernisierung der Strecke Burgwaldbahn Marburg – Frankenberg. Marburg – Frankenberg – Korbach wa- Die Modernisierung der Strecke soll ab ren Investitionen in Höhe von 55 Milli- dem Jahr 2009 in Angriff genommen onen Euro vorgesehen. Der größere Teil werden. Im Zuge der Maßnahmen sollen der Summe war für den Abschnitt fünf Bahnübergänge neu gestaltet und Marburg – Frankenberg vorgesehen, da weitere fünf modernisiert werden. Hierzu hier alle Stellwerke zu erneuern sind, zählen die Übergänge in Frankenberg in wobei der Betrieb im Bereich zwischen der Berleburger Straße, Münchhausen, Frankenberg und Korbach ohne zusätzli- Simtshausen, Wetter, Niederwetter sowie che Stellwerktechnik ausgekommen wäre. in Sarnau. Geplant ist außerdem auch die Bei einem 2-Stunden-Takt wären keine Verlegung des Haltepunktes Birkenbring- Kreuzungsmöglichkeiten nötig gewesen. hausen an die Kreisstraße sowie die Um- gestaltung des Bahnhofes Münchhausen. Nachdem der NVV im Jahr 2005 kurz- fristig alle Verträge zum Ausbau der Alle Haltestellen sollen mit Parkplät- Gesamtstrecke gekündigt hatte, muss die- zen, Fahrradständern, Rampenzugängen, ser nun Ausgleichszahlungen in Höhe Beleuchtungen, Lautsprecheranlagen, von 16 Millionen Euro an die Kurhessen- Infowegeleitsystemen, Uhren Abfall- bahn leisten. 16 Millionen dafür, dass die behältern und Zugzielanzeigen ausgestat- Strecke nicht in Betrieb genommen wird! tet werden. Bahnsteige, Fahrkarten- automaten und Wetterschutzhäuser wer- Nachdem inzwischen ein neuer Vertrag den hergerichtet bzw. erneuert. Zusätzlich zur Modernisierung des Abschnittes sollen bei Todenhausen und Niederwetter Marburg – Frankenberg abgeschlossen zwei Brücken erneuert werden. Hinzu wurde, ist es sehr zweifelhaft, wie hoch kommt dann noch die Installation einer die „Einsparungen“ durch die Nichtin- modernen Leit- und Sicherungstechnik. betriebnahme der Edertalbahn wirklich Wie bereits auf einigen Strecken des Nord- sind. Wenn man davon ausgeht, dass we- netzes soll auch hier der Elektronisch- niger als 50% der Gesamtsumme für die Signalisierte-Zugleitbetrieb (ESZB) ein- Edertalbahn benötigt worden wären, hat geführt werden. Für die Baumaßnahmen man weniger als 9 Millionen Euro ge- ist eine sechswöchige Streckensperrung spart, dafür, dass die Strecke nicht in Be- während der hessischen Sommerferien trieb genommen wurde. Liebe Politiker geplant. Den Abschluss der Gesamt- und Verantwortliche des NVV, das sind maßnahme soll dann im Jahr 2010 die keine Sparmaßnahmen, das ist Verschleu- Modernisierung des Bahnhofes Franken- dern von Steuergeldern im höchsten berg bilden. Maße!

14 HS Nr. 72 Mittelhessen aktuell

10 Jahre Anruf-Sammeltaxi in Karben (fl) Die Stadt Karben in der Wetterau hat ca. 22.800 Einwohner, verteilt auf sieben Stadtteile. Erschlossen wird sie vorrangig von der S6 der S-Bahn Rhein- Main. Vor 10 Jahren ergänzte die Stadt das lokale Nahverkehrsangebot durch ein Anruf-Sammeltaxi. Vorrangiges Ziel war es, die Mobilitäts- bedürfnisse der Bevölkerung auch wäh- rend der Nebenverkehrszeit zu sichern. Neue Rahmenbedingungen zum Zeit- punkt der Inbetriebnahme waren unter anderem das erweiterte Angebot an Job- Tickets, die immer weiter fortschreiten- de „Flexibilisierung“ der Arbeitszeiten sowie die beginnende Ausweitung der Ladenöffnungszeiten. All das ließ eine vermehrte Nachfrage außerhalb der Bus und abends das Anruf-Sammel-Taxi Hauptverkehrszeiten erwarten. Selbstver- leisten in Karben den innerstädtischen ÖPNV ständlich erhoffte man sich durch die Foto: Stadt Karben Bedienungsform „Anrufsammeltaxi“ auch Kosteneinsparungen gegenüber dem gegen überall entlang der Route möglich. reinen Linienbusbetrieb. Für das Angebot wird der in vielen AST- Systemen übliche, aus Fahrgastsicht je- Seit 24. Mai 1998 verkehren die An- doch fragwürdige „Komfort-Zuschlag“ ruf-Sammeltaxen, und mittlerweile wur- von zwei Euro erhoben. den viele Erfahrungen mit dem Angebot gesammelt. Eine Besonderheit des Sys- Linienkonzessionär ist das Busunter- tems stellt die ständige Präsenz der Ta- nehmen Eberwein, durchgeführt werden xen am Bahnhof Groß-Karben dar. Wer die Fahrten durch die Firma Taxi Gaida. mit der S-Bahn ankommt, findet stets ein Die finanzielle Verantwortung lag Taxi, sogar bis zum Betriebsschluss der zunächst bei der Stadt Karben. Seit 2002 S-Bahn. Die telefonische Anmeldung ent- beteiligte sich die Wetterauer Verkehrs- fällt also für die umsteigenden S-Bahn- gesellschaft WVG, später die kreisüber- Fahrgäste. Die Fahrtroute und die Be- greifende „VGO“ am Betrieb. Ein Ein- triebszeiten sind mit denen der Buslinien schnitt erfolgte, als 2003 der abendliche 7 und 26 koordiniert. Stundentakt zwischen den Ortsteilen nach 21.30 Uhr auf zwei bis drei Fahrtenpaare Außerhalb der S-Bahn-Station Groß- begrenzt wurde. Die Nutzung „zwischen Karben gilt die übliche AST-Regelung: den Ortsteilen“ galt als besonders kos- „Anruf bis spätestens 30 Minuten vor tenintensiv. Am Konzept „Abfahrt nach Abfahrt“. Der Zustieg ist an den Bus- jeder ankommenden S-Bahn“ wurde je- haltestellen vorgesehen, der Ausstieg da- doch festgehalten. 85 Prozent der Fahr-

HS Nr. 72 15 Mittelhessen aktuell

Grafik: Stadt Karben gäste sind Umsteiger von der S-Bahn, 12 men und losfahren“ macht die Taxifahrt Prozent nutzen den Zwischenortsverkehr ähnlich einfach wie eine Busnutzung. Das und drei Prozent wollen zur S-Bahn. System sollte sich problemlos auf Städte und Gemeinden ähnlicher Größenordnung Die Erhöhung des „Komfortzuschlags“ übertragen lassen. Im Wetteraukreis hat von 1,50 Euro auf 2 Euro im Jahr 2005 sich Nidderau an Karben orientiert und ließ die Fahrgastzahlen um vier bis fünf ebenfalls ein AST eingeführt. Prozent pro Jahr sinken. Erst in den ers- ten Monaten 2008 ist eine Stabilisierung Abends bietet das „Aussteigen an der erkennbar. Das Spitzenjahr war 2004. Die Haustür“ einen zusätzlichen Sicherheits- Stadt Karben betrachtet den Anruf- gewinn, der sich theoretisch aber auch mit Sammtaxi-Verkehr als Stärkung des Bussen erreichen ließe. Über den „Kom- Wohn- und Wirtschaftsstandortes und fortzuschlag“ lässt sich trefflich streiten. weist besonders auf die umfassende Aus Sicht des Fahrgastes ärgerlich, weil ÖPNV-Versorgung ihrer Stadtteile werk- kein wirklicher Mehrkomfort mit dem tags von 5.15 Uhr bis 1.30 Uhr hin. Zuschlag verbunden ist, trägt die Gebühr letztlich aber zur Sicherung des Angebo- Aus Fahrgastsicht ist die ständige Prä- tes bei. senz der Taxen am S-Bahnhof Groß Kar- ben besonders hervorzuheben. „Ankom-

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Zukunftsorientierte Busnetzplanung im Landkreis Limburg-Weilburg (lng) Für den Landkreis Limburg-Weilburg, der weitgehend dem „Speckgürtel“ des Rhein-Main-Gebiets zuzuordnen ist, ist ein guter ÖPNV im Wettbewerb um Einwohner, Wirtschaftsansiedlung und Infrastruktur ein herausragender Standortfaktor. Wie überall ist die wesentliche Voraussetzung zur Sicherung eines hochwertigen Angebots eine nachhaltige Verbesserung der Wirtschaft- lichkeit der Verkehre. Im Gegensatz zu dem - leider weit Busfahren darf weder Selbstzweck für verbreiteten - Ansatz, Wirtschaftlichkeits- Freaks noch notwendiges Übel für probleme im öffentlichen Personen- Zwangskunden werden, sondern muss in nahverkehr durch Leistungseinsparungen einem gut organisierten, einfachen und zu „lösen“, vertritt die Lokale Nahver- für jeden schnell begreifbaren, transpa- kehrsgesellschaft folgende Philosophie: renten System stattfinden. Auch die „Ver- packung“, das heißt Design aller Kom- Damit ÖPNV am Markt rege nachge- ponenten und Auftritt nach außen müs- fragt wird, muss, genau wie bei jedem an- sen stimmen. deren Produkt, in Entwicklung, Qualität und Marketing investiert werden. Inves- Die große Chance, sich diesem Ideal titionen sind dabei nicht zwangsläufig mit zu nähern, kam mit der Liberalisierung „Geldausgeben“ gleichzusetzen, gute des ÖPNV-Marktes. 2004 begann die Ideen und eine durchdachte Planung er- lokale Nahverkehrsgesellschaft (LNG), setzen oft zusätzliche Finanzmittel. das gesamte Liniennetz im Landkreis Limburg-Weilburg zu modernisieren und ÖPNV ist eine bezahlte Dienstleistung im Vergleich zum Autoverkehr konkur- und unterliegt damit den Gesetzen des renzfähiger zu machen. Wirtschaftens und Konsumierens. Eine zweite, immer wesentlicher werdende Di- In einem ersten Planungsschritt wurde mension des ÖPNV ist jedoch seine der Verkehrsraum differenziert und hier- Funktion als Baustein einer nachhaltigen, archisiert, um so einen gezielten Res- klimaschonenden und sozialverträglichen sourceneinsatz auf Verkehrsachsen mit Mobilität. hohen Kundenpotenzialen zu ermöglichen. In einwohnerreichen Siedlungsbändern Diese These impliziert die klare und wurden auf die Mittelzentren Limburg und unabdingbare Forderung, dass ÖPNV, Weilburg zulaufende Hauptachsen defi- auch im ländlichen Raum, so gut und so niert. Den Busverkehren auf diesen Ach- attraktiv sein muss, dass Menschen ihn sen ist gemein, dass neue, klimatisierte als die bessere, bequemere und günstige- Niederflurbusse in einheitlichem Erschei- re Mobilitätsalternative erkennen und nungsbild auf immer dem gleichen Linien- immer öfter vom Auto in Busse und Bah- weg im Stundentakt mit systematischen nen umsteigen. ÖPNV muss einfach sein. Zuganschlüssen die so genannte „Grund-

HS Nr. 72 17 Mittelhessen aktuell

Stadtbus Bad Camberg: Mit kleinen Bussen auf zwei Linien wird die Stadt im Takt erschlossen Foto: LNG

last“ bedienen. Gab es vorher beispiels- zeichnet im „Überlandverkehr“ im Land- weise auf zahllosen verschiedenen Linien- kreis Limburg-Weilburg seit 2004 deut- wegen ebenso viele Möglichkeiten, von liche Fahrgastzuwächse. Mengerskirchen nach Limburg zu gelan- gen, gibt es jetzt nur noch eine. Die aber Weitere wesentliche Bausteine eines im Stundentakt, mit deutlich verkürzter zukunftsorientierten ÖPNV-Netzes sind Fahrzeit und systematischen Zuganschlüs- die Stadtverkehre. In den Mittelzentren sen. Das Angebot ist (im Gegensatz zu frü- Bad Camberg und Weilburg wurden, auf her) merkbar, komfortabel, konkurrenzfä- völlig neuen, innenstadtorientierten We- hig und lässt sich aufgrund dieser System- gen, im 30-Minuten-Takt verkehrende eigenschaften hervorragend kommunizie- Stadtbussysteme implementiert, die nicht ren und verkaufen. nur eine hervorragende Erschließungs- wirkung aufweisen, sondern auch die Gleiches gilt für alle weiteren wichti- meisten Staus umgehen und damit nicht gen Verkehrsachsen im Kreisgebiet. Da- nur deutlich kostengünstiger, sondern mit ist Busverkehr nicht mehr ein nach auch bequemer und schneller sind als je- dem Gießkannenprinzip verschütteter, der Pkw. In beiden Stadtbussystemen hat konturloser Brei, sondern ein klar defi- sich die Zahl der Fahrgäste seit 2004 niertes, mit einheitlichen Qualitäts- nahezu vervierfacht. Beide Systeme tre- kriterien versehenes Produkt, das sich ten damit schon jetzt in echte und sehr hervorragend verkauft. Die LNG ver- ernstzunehmende Konkurrenz zum mo-

18 HS Nr. 72 Mittelhessen aktuell torisierten Individualverkehr und sind Alle Veränderungen wurden durch in- wesentliche Standortfaktoren der genann- telligentes Umschichten und Neuordnen ten Mittelzentren. von Leistungen erreicht, der zusätzliche Aufwand ist im Vergleich zum Nutzen Auch in Verkehrsräumen mit geringe- sehr gering und wird durch die Ein- rem Kundenpotenzial wurde das Ange- nahmenzuwächse kompensiert. Insgesamt bot verbessert. Selten und unregelmäßig ist das System deutlich wirtschaftlicher auf vielen verschiedenen Linienwegen geworden. Die Änderungen wurden durch direkt verkehrende Ringlinien wurden gezielte und langfristige Pressearbeit, zugunsten einer vereinheitlichten, Infoflyer und Veranstaltungen kommuni- vertakteten oder taktorientierten Bedie- ziert. Wesentlich zum guten Image des nung mit systematischen Anschluss- ÖPNV im Kreis beigetragen hat auch die beziehungen aufgelöst. Das erfordert zwar hervorragende ÖPNV-Anbindung des an bestimmten Verknüpfungspunkten ei- Hessentags 2005 in Weilburg, durch die nen Umstieg, dafür ist jedoch an die Stel- viele potenzielle Kunden den Busverkehr le von ehemals wenigen Direktfahrten ein im Kreis erstmals als gute Mobilitäts- stündliches Angebot zwischen 5 und 19 alternative wahrgenommen haben. Uhr getreten. Auch hier verzeichnet die LNG signifikante Fahrgast- und Ein- Mit Hilfe der Kommunen und des nahmenzuwächse. Landes Hessen wurden alle Haltestellen Trotz kleinem Bus ist die Mitnahme von im Kreisgebiet mit neuer, hochwertiger Kinderwagen kein Problem Foto: LNG Haltestelleninfrastruktur im Corporate Design der LNG ausgestattet, die höchs- ten funktionalen und ästhetischen Anfor- derungen entspricht. Auch wurden bereits zahlreiche Haltestellen im Netz barriere- frei ausgebaut. Nicht nur die blauen Bus- se der „Grundnetzflotte“, sondern auch die neuen Haltestellen zeigen allen Kun- den auf den ersten Blick: ÖPNV im Land- kreis Limburg-Weilburg hat System.

Es gibt dennoch noch viel zu tun: Nicht nur die Verkehrsunternehmen, sondern auch die Aufgabenträger müs- sen intern Strukturen schaffen, die den Herausforderungen der Zukunft gewach- sen sind. Alle Beteiligten zeigen hier noch deutliche Verbesserungspotenziale. Es gibt immer noch viel zu wenige „wahl- freie“ Kunden, kaum Wochenend- und Spätverkehr. Auch das neue Netz hat un-

HS Nr. 72 19 Mittelhessen aktuell

Liniennetzplan Landkreis Limburg-Weilburg wirtschaftliche Stellen und weist Quali- Raum! Hochwertiger ÖPNV wird sich, tätsprobleme und Systemschwächen auf. trotz aller Diskussionen um den demo- graphischen Wandel, zwangsläufig durch- Insgesamt ist der eingeschlagene Weg setzen. Bis dahin brauchen wir den Mut aber der richtige. Die Chancen des ÖPNV und die Weitsicht, trotz aller Unkenrufe, sind, gerade heute, besser denn je. Wir weiter Geld, gute Ideen und viel Arbeit müssen sie nur nutzen. Wir müssen heu- in den ÖPNV zu investieren. te Autofahrern die Möglichkeit schaffen, Die Autoren Dirk Plate und Markus Kollig ohne Qualitätsverlust auf öffentliche Ver- sind Geschäftsführer und Mitarbeiter der LNG kehrsmittel umzusteigen, damit wir als Limburg-Weilburg Standort morgen nicht ins Hintertreffen geraten. Auch und gerade im ländlichen

20 HS Nr. 72 Mittelhessen aktuell

Lahntalbahn: Freizeitverkehr boomt Pro Bahn & Bus möchte Stundentakt für die Lahntalbahn am Wochenende

(fl) „Das Lahntal – der stille Traum der Natur“ – so wirbt die Tourismus- branche für eines der schönsten Flusstäler Hessens und darüber hinaus. Viel wurde in den letzten 10 Jahren getan. Der Lahntal-Radweg ist gut ausgeschil- dert und vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub ADFC als Viersterne- Premiumradweg klassifiziert. Lücken in der Radwegeführung wur- zogen, um gefährliche Überfüllungen zu den geschlossen, so dass sich der Weg beheben. Die Triebwagenführer im „Ein- steigungsarm und familienfreundlich prä- mann-Verkehr“ sind mit der Situation sentiert – mit Ausnahme eines kurzen rheinland-pfälzischen Abschnitts. Dane- Die gut ausgebauten Fahrradwege locken an ben boomt seit Jahren der Kanutourismus, schönen Tagen viele hundert Radler an die denn auch bei Kanufahrern gilt die Lahn Lahn, wie hier in Wetzlar als eine der begehrtesten Strecken Foto: Friedrich Lang Deutschlands. Die Region wird ein- heitlich „vermarktet“, wobei die Werbung auch Randbereiche wie das Lumdatal oder das Gleiberger Land umfasst. Still ist das Lahntal indes nur an Werktagen oder im Spätherbst und Winter. An Schönwetter-Wo- chenenden der Saison ist das Auf- kommen an Paddlern und Radfah- rern ausgesprochen hoch. Und ein guter Teil der Radtouristen fragt die Angebote der Deutschen Bahn bzw. der Vectus-Verkehrsgesell- schaft nach. Es kommt regelmäßig zu Überfüllungen, die fast immer Verspätungen nach sich ziehen. Besonders gravierend ist die Situ- ation bei den Regionalexpress-Zü- gen, welche noch weniger als die RB-Triebwagen VT 628 bzw. LINT 41 für den Fahrradtransport aus- gelegt sind. In Einzelfällen wurde schon die Bundespolizei hinzu ge-

HS Nr. 72 21 Mittelhessen aktuell häufig überfordert. Unzufriedenheit auf in Verwaltungsdimensionen“ über das Kunden- und Personalseite ist die selbst- „Denken aus Kundensicht“ gesiegt. Hes- verständliche Folge. sen schreibt seine Strecke aus, Rheinland- Pfalz tut das gleiche – basta! Die Situation ist den Verantwortlichen Unser Verband sieht genügend Poten- natürlich bekannt und es wurde punktu- zial für einen Stundentakt auch auf der ell reagiert. Zwei Zugpaare verstärken den hessischen Lahntalbahn am Wochenende. Regionalbahn-Zweistundentakt auf dem Eine zumindest teilweise Finanzierung hessischen Abschnitt der Lahntalbahn aus Mitteln der Tourismusförderung er- zwischen Limburg und Gießen an Sonn- scheint realistisch. Daneben müssen sich und Feiertagen von Mai bis Oktober. Fak- auch die Kreise, Städte und Gemeinden tisch handelt es sich jedoch nur um zwei im Rahmen der üblichen ÖPNV-Finan- Züge, da die Fahrten lahnabwärts deut- zierung am Stundentakt beteiligen. Letz- lich weniger nachgefragt werden. An tere profitieren via Gewerbesteuer der Sonn- und Feiertagen werden die Regio- Gastronomiebetriebe und Reiseveranstal- nalbahn-Züge als Doppeltraktion gefah- ter schließlich auch vom Lahntal-Boom. ren, so dass sich rechnerisch eine Kapa- zität von 32 Fahrrädern pro Zug ergibt. Bleibt noch die Fahrzeugfrage zu lö- Die Nachfrage liegt an schönen Tagen sen. An den nicht mehr ganz zeitgemä- deutlich darüber. Besonders gravierend ist ßen Einstiegsverhältnissen des VT 628 die Situation an Samstagen. Der Tag wird lässt sich kaum etwas ändern. Eine Ablö- ähnlich stark für Freizeitaktivitäten ge- sung der Fahrzeuge ist auch frühestens nutzt wie der Sonntag, es verkehren aber zu erwarten, wenn die immer wieder ver- lediglich Einzeltriebwagen im Zwei- schobene Ausschreibung der hessischen stundentakt auf der hessischen Lahntal- Lahntalbahn greift. Das dürfte nach der- bahn – von den für Radler kaum nutzba- zeitigem Stand nicht vor 2012 der Fall ren RE-Zügen abgesehen. sein. Zu ändern wäre aber ein Teil der Inneneinrichtung. Die Sitzplatzzahl ist für Besser versorgt ist der rheinland-pfäl- die meisten Fahrten auf der Lahntalbahn zische Abschnitt. Das Land mit seiner mehr als ausreichend. Es sollte also mög- offensiven Nahverkehrspolitik finanziert lich sein, bei einem Teil der Flotte einige einen Stundentakt mit Regionalbahnen Sitzplätze durch Klappsitze zu ersetzen, zwischen Limburg und Koblenz auch am so dass weiterer Raum für Fahrräder ent- Wochenende. Pro Bahn & Bus hat bereits steht. Diese Fahrzeuge dürften anschlie- die getrennte Ausschreibung der hes- ßend nicht mehr in der Hauptverkehrs- sischen und rheinland-pfälzischen Lahn- zeit eingesetzt werden, was aber auf der talbahn mit der daraus folgenden Zug- Lahntalbahn problemlos möglich sein brechung in Limburg kritisiert. Gerade sollte. Die DB-Tochter WestFranken-Bahn Freizeitreisende suchen bequeme Verbin- setzt im Main- und Taubertal inzwischen dungen und möchten das Umsteigen ver- drei umgebaute Fahrzeuge ein, in denen meiden, zumal es mit Fahrrädern beson- statt bisher 16 jetzt bis zu 42 Räder trans- ders schwer fällt. Hier hat das „Denken portiert werden können.

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Niddertalbahn mit erweitertem Fahrplan Wieder Wochenendverkehr auf dem Stockheimer Lieschen

(rmv, jl) Nach über 20 Jahren ist es soweit: Am 4. Mai wurde auf der Niddertalbahn Stockheim - Nidderau - Bad Vilbel der Wochenendverkehr wieder aufgenommen. Mit einem für Wetterauer Verhältnisse guten Fahrplan können die Fahrgäste jetzt per Bahn zum Vulkanexpress nach Altenstadt oder Stockheim anreisen. Zur offiziellen Feier waren am 4. Mai Wochenendverkehr, was sich gerade im ungezählte Festgäste gekommen, unter Hinblick auf den Vulkan-Express posi- den offiziellen auch Rolf Gnadl, viele tiv auswirken, das heißt, noch mehr Tou- Jahre lang als Landrat des Wetteraukreises risten in den anziehen wird“, im Einsatz für eine bessere Nidder- freute sich Gnadl: „Schade nur, dass der talbahn, inzwischen zuständiger Dezer- viergleisige Ausbau der weiteren Strecke nent der Oberhessischen Versorgungs- von Bad Vilbel nach Frankfurt noch betriebe: „Was lange währt, wird endlich immer rechtlich blockiert ist.“ gut. Besonders freue ich mich, dass die Strecke zwischen Altenstadt und Nieder- Ähnlich die Sichtweise von Bernhard dorfelden benutzerfreundlicher geworden Maßberg, Abteilungsleiter für Verkehr ist, dass aufgrund der Veränderungen für und Straßenbau im Hessischen Ministe- diese Kunden der Fahrplan verbessert rium für Wirtschaft, Verkehr und Landes- wurde. Immerhin gibt es nun auch wieder entwicklung: „Auf der einen Seite ist das erstmals seit mehr als 20 Jahren einen Land Hessen froh, dass die Modernisie- rung der Nidder- talbahn nun ab- geschlossen wird. Eine wichtige Bahnverbindung im Ballungsraum

Zahlreiche Fahrgäste nutzten am 4. Mai die Möglichkeit, mit den kostenlos verkehrenden Zügen die „neue“ Niddertalbahn kennen zu lernen

HS Nr. 72 23 Rhein-Main aktuell

Natur pur können die Ausflügler im Niddertal entdecken. Entlang der Strecke brüten mehrere Storchenpaare trägt zur Verbesserung des öffentlichen Main-Gebiet. Ebenso wie unsere Nach- Nahverkehrs in diesem Korridor bei. Die barn in der Wetterau dürfen wir wegen Modernisierung der Niddertalbahn kann des jetzt gestarteten Wochenendverkehrs sicher in einem Atemzug mit der zusätzliche Ausflügler willkommen hei- Modernisierung der Odenwaldbahn ge- ßen“, freute sich Kavai. nannt werden. An beiden Strecken betei- ligt sich das Land an den Investitions- Wie sehr die Anliegergemeinden sich kosten nennenswert“, so Abteilungsleiter die Niddertalbahn zum Anliegen gemacht Maßberg: „ Andererseits kann die mo- haben, zeigte das unermüdliche Engage- dernisierte Niddertalbahn erst dann ihr ment der Arbeitsgemeinschaft Nahver- volles Potenzial entwickeln, wenn auch kehr, ständige Antreiberin und Beg- der Ausbau der S-Bahn Strecke von Bad leiterin des Projekts. Dementsprechend Vilbel nach Frankfurt erreicht wird“. die Meinung ihres Vorsitzenden und Nidderauer Bürgermeisters Gerhard Neben dem Land Hessen steuern auch Schultheiß, das Modernisierungsprojekt die anliegenden Kommunen sowie der Niddertalbahn habe den großen Vorteil, Main-Kinzig-Kreis und der Wetteraukreis im Bewusstsein der Bevölkerung veran- einen erheblichen Anteil bei. Und die Vor- kert zu sein: „Damit ist für die Nach- teile liegen auf der Hand, wie Kreis- haltigkeit gesorgt, wir kümmern uns auch beigeordneter Andé Kavai (Main-Kinzig- in der Zukunft um unsere Nidder- Kreis) betont: „Mit den vielen zusätzli- talbahn.“ Für diesen immerwährenden chen Direktverbindungen nach Frankfurt Einsatz der Gemeinden zugunsten „ihrer“ verbessern wir nicht nur die ohnehin he- Niddertalbahn bedankte sich neben an- rausragende Lagegunst des westlichen deren auch Knut Ringat: „Als Geschäfts- Main-Kinzig-Kreises mitten im Rhein- führer des Rhein-Main-Verkehrsverbun-

24 HS Nr. 72 Rhein-Main aktuell

Vom neuen elektronischen Stellwerk am Bahnhof Altenstadtwird die gesamte Strecke gesteuert

Vilbel, wobei wie auch an den übrigen Tagen auf einen An- schluss an die S 6 von und nach Frankfurt geachtet wird.

Die Modernisierung der des möchte ich noch ergänzend die Rol- Niddertalbahn ist über einen längeren le des Verkehrsverbundes unterstreichen: Zeitraum erfolgt: In einem ersten Bauab- Dank unserer Zusage, 20 Jahre lang 260 schnitt erneuerte man den Gleiskörper 000 Zugkilometer jährlich zusätzlich mit- und fast alle Bahnsteige sowie den zufinanzieren, wurde das rund 50 Millio- Büdesheimer Tunnel. Gleichzeitig führte nen Euro teure Infrastrukturprojekt aufs man die komfortableren und mit mehr richtige Gleis gehoben und in Schwung Sitzplätzen ausgestatten Doppelstock- gebracht.“ wagen ein. In den vergangenen beiden Jahren wurden ein elektronisches Stell- Die zusätzliche Bestellung von Fahr- werk sowie moderne Sicherungsanlagen leistung ermöglicht dem RMV, das An- an den Bahnübergängen installiert. Die gebot auf der Linie 34 nun deutlich aus- Kreuzungsbahnhöfe Altenstadt und zuweiten: Montags bis freitags verkehren Niederdorfelden sind jetzt ausgebaut. Die die Züge jetzt bis in die späten Abend- Gesamtkosten belaufen sich auf rund 50 stunden, der letzte Zug ab Bad Vilbel star- Mio Euro. tet gegen 23 Uhr. 34 der dann insgesamt 49 Züge sind durchgehende Züge nach Mit diesen Maßnahmen auf der mehr und von Frankfurt, von denen die aller- als 100 Jahre alten Strecke steigerte man meisten am dortigen Hauptbahnhof en- die Geschwindigkeit der Züge von 60 auf den beziehungsweise starten. 80 Stundenkilometer und kürzte damit die Fahrtzeiten um mehrere Minuten, in Die bisherige Betriebsruhe am Wochen- Einzelfällen um bis zu zehn Minuten. ende weicht nun einem komfortablen Aufgrund des besseren Angebotes auf der Fahrplan, der Samstags insgesamt 15 Niddertalbahn werden die Fahrpläne der Züge vorsieht, von denen neun durchge- RMV-Bahnlinie 33 (Friedberg -Nidderau hende Verbindungen bieten. Sonntags gibt – Hanau) sowie zahlreicher Buslinien in es insgesamt 13 Fahrten auf der Nidder- der Wetterau und der Ausflugslinie Vul- talstrecke zwischen Stockheim und Bad kan-Express angepasst.

HS Nr. 72 25 Rhein-Main aktuell

Niddertalbahn: Lichtblick mit kleinen Schatten

„Was lange währt, wird endlich gut“ könnte man meinen, wenn man über die Jahre die Modernisierung der Bahnstrecke Stockheim - Bad Vilbel verfolgt hat. Die Strecke, die einmal wie viele andere Zweigstrecken ihren Niedergang erlebte und auf die Stilllegung zusteuerte, kann dank des unermüdlichen Einsatzes von vielen Bahnfreunden eine Renaissance verbuchen.

Hier ist als erstes die Kommunale Arbeitsgemeinschaft Nahverkehr (AGNV) zu nennen, ohne deren Einsatz die Niddertalbahn heute nicht mehr fahren würde. Deren Mitglieder haben sich immer wieder für einen attraktiven ÖPNV eingesetzt. Aber auch die beiden Kreise (Wetterau und Main-Kinzig) sowie der RMV und damit das Land Hessen haben ihre Anteile zum Gelingen der Modernisierung beigetragen.

Rund 50 Millionen Euro wurden in den vergangenen Jahren investiert, die Strecke ist jetzt technisch in einem zukunftssicheren Zustand. Bei so viel investiertem Geld bleiben dennoch Fragen: Warum funktioniert der Anschluss in Nidderau in und aus Richtung Friedberg bis auf wenige Ausnahmen nicht mehr?

Und schon kleine Verspätungen auf der Strecke führen zu Verspätungen auf die Gegenrichtung. Denn die Anzahl der Kreuzungsbahnhöfe wurde auf das unbedingt nötige Maß reduziert: Nur noch in Niederdorfelden, Nidderau und Altenstadt können sich Züge begegnen. Bei der chronisch überbelegten Main- Weser-Bahn im Abschnitt Bad Vilbel - Frankfurt-West sind Verspätungen nicht die Ausnahme, sondern oft die Regel. So muss auf dem Stockheimer Lieschen der pünktliche Gegenzug im Kreuzungsbahnhof auf den verspäteten warten, um ebenfalls verspätet zum nächsten Kreuzungsbahnhof zu fahren, wo schon wieder der nächste Zug wartet. Einmal eingeschleppte Verspätungen lassen sich wegen des dichten Fahrplans kaum noch abbauen. Hier wäre es besser gewesen, ähnlich wie bei der Taunusbahn zusätzliche Kreuzungsstationen in Büdesheim und Eichen einzurichten, um den Verkehr flexibler zu gestalten.

Weiterhin wäre es wünschenswert, dass auch am Sonntag einige Züge bis nach Frankfurt durchgebunden werden. Gerade dann, wenn viele Fahrgäste mit Fahrrädern unterwegs sind, muss in Bad Vilbel umgestiegen werden, auf der Rückfahrt sogar durch die schreckliche Bahnhofsunterführung. Hier besteht weiterhin Verbesserungsbedarf.

Jürgen Lerch

26 HS Nr. 72 Rhein-Main aktuell

Neue Betreiber und neue Linien-Nummern im Busverkehr des Hochtaunuskreises (ws) Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2008 wird es im Hochtaunuskreis grundsätzliche Änderungen bei den Betreibern der Omnibuslinien geben. Auf Grund der Ausschreibungen, die sowohl von den Städten Bad Homburg, Oberursel und Friedrichsdorf als auch vom Verkehrsverband Hochtaunus (VHT) vorgenommen worden sind, ergibt sich folgendes Bild. In Bad Homburg und Oberursel, wo bahn AG Frankfurt–Königstein – besaß bisher die Veolia-Tochter Alpina Bad die Konzession Bad Homburg–Königs- Homburg den Stadtverkehr bedient hat, tein bereits zwischen 1945 und 1960. sollen künftig die Omnibusse der Verkehrsgesellschaft Mittelhessen GmbH Der Königsteiner Stadtteil Falkenstein (VM) aus Weilburg verkehren. Dieses wird weiterhin vom RKH bedient, jedoch Unternehmen ist eine Tochter der Abellio nicht mehr durchgehend von Bad Bus GmbH in Essen und gehört gemein- Homburg aus, sondern durch eine Stadt- sam mit der Abellio Rail GmbH zu 75,1% linie Königstein. der britischen Gruppe Star Capital Part- In Friedrichsdorf wird die RKH, die ners Ltd. Die städteverbindende Linie 7/ den Stadtbus samt der Linie Bad Hom- 531 Bad Homburg–Oberstedten–Ober- burg–Köppern vor einigen Monaten vom ursel wird auch künftig durchgehend be- Kraftverkehr Kinzigtal (KVK) übernom- fahren werden. men hatte, durch die Firma Schulmeyer Die VM wird ferner im nördlichen aus Mörfelden-Walldorf, eine Tochter der Hochtaunuskreis die Busse der Hes- VU, ersetzt. sischen Landesbahn (HLB-Bus) im Raum Bei dieser Neuverteilung der Betriebs- Usingen/Grävenwiesbach ablösen. Den aufgaben werden auch die meisten Bus- Busverkehr von Königstein und Bad linien neue Nummern erhalten, die dem Homburg in den nordwestlichen Teil des RMV-Schema entsprechen. Darüber wer- Kreises um Schmitten/Weilrod/Neu- den wir noch gesondert berichten. Anspach erhält die DB-Tochter Regional- verkehr Kurhessen GmbH (RKH). Sie hatte bisher die Vordertaunuslinien 916 (Oberursel–Rödelheim) und 917 (Bad Homburg–Königstein) befahren; diese kommen nun zur Hessischen Landesbahn GmbH. Deren Vorgängerin – die Klein-

Am Bad Homburger Bahnhof halten in Zukunft die Busse der Verkehrsgesellschaft Mittelhessen

HS Nr. 72 27 Rheingau-Taunus aktuell

Neue Doppelstock-Wagen für Main-Lahn-Bahn (hpg) In einer europaweiten Ausschreibung hatte der Rhein-Main-Verkehrs- verbund (RMV) im Jahr 2006 die Zugleistungen zwischen Frankfurt und Limburg (RMV-Linie 20) erstmals ausgeschrieben. Den Zuschlag erhielt DB Regio Hessen. Der bis Ende 2020 abgeschlossene Vertrag beginnt im Dezem- ber 2008. Jährlich werden auf dieser Strecke 1,039 Millionen Zugkilometer von der DB erbracht. Im Vertrag hat sich die Deutsche Bahn sind Steckdosen für Laptops und Lade- verpflichtet, dass bis zum Fahrplan- geräte sowie wesentlich besser zu reini- wechsel im Dezember fabrikneue Dop- gende Kopfstützen. pelstockwagen eingesetzt werden. Die 42 bei Bombardier bestellten und in Görlitz Nicht optimal gelöst ist die Anordnung gebauten Wagen haben einen Auftrags- der Kleiderhaken im Oberdeck. Die Ha- wert von 57 Millionen Euro. Sie werden ken sorgen dafür, dass daran befestigte derzeit ausgeliefert und lösen nach und Kleidung genau zwischen Fenster- und nach die einstöckigen Zuggarnituren ab. Gangplatz baumelt. Auch der sehr laute und durchdringende Warnton beim Die Wagen entsprechen dem moderns- Schließen der Türen sorgt bereits für Ver- ten technischen Standard. Sie verfügen druss. Positiv bewertet wird die Anord- über ein Fensterband mit schmalen Ste- nung einiger Sitze, zwischen deren Rü- gen, Sonnenjalousien, Klimaanlagen und ckenlehnen auch größeres Gepäck abge- ein neuartiges Beleuchtungssystem mit stellt werden kann. LED, die über die gläsernen Gepäckab- lagen ein blaues Licht abstrahlen. Neu Die Mittelwagen verfügen über 142 Sit- ze in der 2. Klas- se. Bei den ge- geneinander an- geordneten Vie- rergruppen bietet je eine Steckdose Anschluss für Laptop oder Han-

Blick in die erste Klasse

28 HS Nr. 72 Rheingau-Taunus aktuell

An allen Vis-a- Vis Sitzen befinden sich Steckdosen, die Jalousien gewähren einen guten Durchblick dy-Ladegerät. Im Obergeschoss der den Klappsitzen quer zur Fahrtrichtung Steuerwagen befinden sich 31 Sitze der nur noch zwei feste Sitze Platz beanspru- 1. Klasse sowie 19 der 2. Klasse. In der 1. chen. Entsprechend den Vorgaben in der Klasse stehen an den Tischen jeweils zwei Ausschreibung sollen Zugbegleiter in al- Steckdosen zur Verfügung. Das Mehr- len Zügen eingesetzt werden. Derzeit er- zweckabteil im Untergeschoss bietet folgt die Abfertigung mit dem „SAT-Ver- erheblich größere Stellflächen, da neben fahren“ ausschließlich durch den Trieb- fahrzeugführer.

In der Wagenmitte sind LED-Anzeigen an einer Glasscheibe befestigt. Auch die Wagenbeleuchtung erfolgt über LED und die gläsernen Gepäckablagen

3 Fotos: Hans-Peter Günther

HS Nr. 72 29 Rheingau-Taunus aktuell

Nassauische Touristikbahn bereitet sich auf Saisonstart vor (hpg) Eigentlich hätten die beliebten Museumszüge der Nassauischen Touristik- bahn zur jährlich stattfindenden Großveranstaltung „Fahr zur Aar“ wieder fahren sollen: Die im Mai letzten Jahres bei einem LKW-Unfall beschädigte Eisenbahnüberführung Flachstraße, wenige Meter hinter dem Bahnhof Dotzheim, wurde im April mit einer Kleinhilfsbrücke instand gesetzt. Allerdings kann die Bereisung der Stre- erforderlich sind, die der Verein aus ei- cke und Abnahme der Brücke durch die genen Kräften weder finanziell, noch tech- Eisenbahnaufsicht erst Anfang Juni statt- nisch zu leisten imstande ist. Die Akti- finden. Es handelt sich hierbei um eine ven hoffen daher auf einen positiven turnusmäßige Überprüfung der Infra- Ausgang der für den 16. Juni terminier- struktur, die bereits letztes Jahr fällig ten „2. Wiesbadener Aartalbahn-Konfe- gewesen wäre, aber aufgrund der Beschä- renz“. Auf Einladung des Wiesbadener digung nicht mehr stattfinden konnte. Oberbürgermeisters beraten Vertreter der Sofern keine Beanstandungen festgestellt Landeshauptstadt Wiesbaden, des Rhein- werden, kann der Betrieb anschließend gau-Taunus-Kreises, der Anrainer- wieder aufgenommen werden. gemeinden aus Hessen und Rheinland- Pfalz, ESWE Verkehr als Infrastruktur- Allerdings ist der Museumsverkehr betreiber und die an der Strecke aktiven vorerst nur bis Hahn-Wehen möglich, da Vereine gemeinsam über die Zukunft der im weiteren Streckenverlauf in Richtung Strecke. Bad Schwalbach / Hohenstein gleich an mehreren Stellen größere Investitionen Den widrigen Begleitumständen trot- zend, war die Nassauische Touristikbahn während der erzwungenen Betriebsruhe nicht untätig, ganz im Ge- genteil. So war die Frei- schneidetruppe des Vereins über das Jahr aktiv und hat die Strecke und Anlagen so

In die im letzten Jahr durch einen LKW beschädigte Brücke wurde eine Kleinhilfsbrücke eingesetzt

30 HS Nr. 72 Rheingau-Taunus aktuell gut wie möglich vom Bewuchs freigehal- 3576 emsig geschraubt. Diese Maschine ten. Im Mai wurden die Spurrillen an den wurde 1941 von den Skoda-Werken in Bahnübergängen gereinigt, so dass diese Pilsen gebaut und als 50 1106 an die nun wieder befahren werden können. Deutsche Reichsbahn Gesellschaft über- Darüber hinaus wurde und wird auch an geben. Anlässlich einer umfassenden Re- den Fahrzeugen ständig weiter gearbei- konstruktion erhielt sie 1959 einen neuen tet. Momentan erfolgt eine Fristverlänger- Kessel und die heutige Betriebsnummer. ung - sozusagen der „TÜV“ - für die 1988 erfolgte in Meiningen eine Haupt- Diesellok V2, die in diesem Jahr 50 Jah- untersuchung. Aktuell wurden Arbeiten re alt wird. Die 1958 von MaK gebaute an den Tender-Drehgestellen fortgeführt. Maschine war zunächst im Sauerland Die historische, aber bewährte Technik (Neheim-Hüsten – Sundern) und bis 1994 in einem sicheren, betriebsfähigen Zu- für die Westfälische Verkehrsgesellschaft stand zu erhalten, hat sich der eingetra- in Lippstadt im Einsatz. Auch äußerlich gene Verein zur Aufgabe gemacht. wird die Lokomotive in mühevoller Ar- beit nach und nach wieder aufgearbeitet. Interessierte sind übrigens immer gern willkommen, die Kontaktaufnahme er- Selbstverständlich wird auch an der folgt am besten im persönlichen Gespräch schweren Güterzug-Dampflokomotive 50 direkt vor Ort.

Verkehrskonferenz im Rheingau-Taunus-Kreis: Nach Fahrgastkritik Busnetzkonzept grundsätzlich bestätigt (og) „Vieles ist besser geworden, manches ist noch zu tun. Wir packen es an“ - so lautet das Fazit, das auf der Verkehrskonferenz des Rheingau-Taunus- Kreises zum Busnetz gezogen wurde. Auf Initiative von Landrat Burkhard Albers waren neben anderen Bürgermeister, verkehrspolitische Sprecher der Kreistagsfraktionen, Vertreter von Verkehrsunternehmen sowie der Rhein- gau-Taunus-Verkehrsgesellschaft (RTV) und des Rhein-Main-Verkehrsverbun- des (RMV) im Februar in Schlangenbad zusammengekommen. Bekanntlich ist nach den Sommerferi- tigt, so Landrat Albers, und daher habe en 2007 ein neues Verkehrskonzept um- die RTV einerseits an verschiedenen Stel- gesetzt worden, dass in der Umsetzungs- len das Konzept bereits fein reguliert, phase Kritik von Fahrgästen auf sich ge- andererseits insbesondere gegenüber dem zogen hatte. Diese ärgerten sich vor al- beauftragten Verkehrsunternehmen nach- lem über fehlenden Platz in den Fahrzeu- drücklich auf Verbesserungen gedrängt. gen, Verspätungen, ausgefallene Fahrten „Jetzt, etwas abseits von der damaligen und verpasste Anschlüsse. Diese Kritik Hektik des Betriebsstarts, habe ich es für sei leider zu einem großen Teil berech- an der Zeit gehalten, eine unvoreinge-

HS Nr. 72 31 Rheingau-Taunus aktuell nommene Prüfung des Gesamtkonzepts - sowohl die in der Ausschreibung der und klare Ansagen, was gut funktioniere, lokalen Linien ausgeschriebenen neuen und wo wir besser werden können, durch- Fahrzeuge als auch die seit längerem ein- zuführen“, so Albers über den Inhalt der gesetzten Fahrzeuge sind für das Gelän- Verkehrskonferenz. de ausreichend motorisiert; „Logisch, dass der Blick nach vorne - die Grundlagen und Ziele der Konzep- gerichtet ist, denn sowohl die RTV als tion sind richtig. Die Einführung eines auch die mit dem Verkehr größtenteils integrierten Taktfahrplanes beinhaltet fes- beauftragte DB-Tochter, Omnibusverkehr te, im Takt wiederkehrende Abfahrts- Rhein-Nahe GmbH, haben sich bereits minuten, vernetzte Linien und neue Kno- mächtig - und erfolgreich - ins Zeug ge- tenpunkte; legt, um die Situation zu verbessern.“ Die - in der Praxis kann ein solches Konzept Beschwerden seien dadurch deutlich zu- aber anfällig sein. Es stellt daher große rückgegangen, aber immer noch auf ei- Anforderungen, wie ausreichend bemes- nem höheren Zahlenniveau als vor der sene Fahrtzeiten, hohe Pünktlichkeit der Umstellung. einzelnen Fahrten und längere Über- Das neue Verkehrskonzept bedeutet gangszeiten an den Umsteigehaltestellen; eine umfassende Neustrukturierung des - die Fahrtzeiten sind generell nicht zu öffentlichen Nahverkehrs im Rheingau- knapp bemessen, sondern im gültigen Taunus-Kreis. Die vernetzten Verkehre Fahrplan ähnlich den Fahrtzeiten vor der bieten den Fahrgästen über neu geschaf- Umstellung. In Einzelfällen ist aber noch fene Verkehrsknoten viele zusätzliche zu untersuchen, ob die Fahrtzeiten tat- Verbindungen. Ausgeweitet wurden die sächlich den Straßenverhältnissen und Fahrten der Busse auch erheblich in den dem Verkehrsaufkommen gerecht wer- Abendstunden und an Wochenenden. Die den; Schülerverkehre und neu geschaffene Bedarfsverkehre wurden in den Linien- - aufgrund der Nachbesserungen gilt die verkehr integriert. Das so entstandene Situation im Schülerverkehr inzwischen Gesamtangebot ist deutlich wirtschaftli- generell als entspannt; cher als das Verkehrsangebot vor der - ebenso erfolgreich ist die Entlastung der Umstellung. stark beanspruchten Linie 240 (Niedern- Um die Gesamtkonzeption auf den hausen - Oberseelbach - Neuhof - Wies- Prüfstand zu stellen, hat sich der Rhein- baden) mit der neuen Linie 270 als gau-Taunus-Kreis als Mitgesellschafter des versuchsweise eingeführter Direktver- RMV dessen Unterstützung versichert. bindung von Wehen nach Wiesbaden; Der nun in Schlangenbad auf der Ver- Weitere konkrete Aussagen, so die be- kehrskonferenz vorgetragene Zwischen- auftragten Gutacher der Rhein-Main- stand eines von RTV und RMV finan- Servicegesellschaft, einer Tochter des zierten Gutachtens kam zu folgenden RMV, könne es nach den beabsichtigen hauptsächlichen Aussagen: Zählungen von Fahrgästen geben.

32 HS Nr. 72 Südhessen aktuell

Taunusregion wächst enger zusammen: Neue Busverbindung Idstein - Königstein (og) Der Verkehrsverband Hochtaunus (VHT) hat mit Beginn der Sommerfe- rien 2008 zusätzliche Busleistungen bei der Rheingau-Taunus-Verkehrs- gesellschaft (RTV) bestellt. Ab Ende Juni wird die Buslinie 223 Idstein - Kröftel über Oberems und Glashütten bis nach Königstein verlängert. „Durch die neue Anbindung wächst kehrt. Die Fahrzeit vom Idsteiner Bus- die Region über die Kreisgrenzen hinaus bahnhof zur Stadtmitte Königstein wird zusammen“, betont der RTV-Aufsichts- 38 Minuten betragen. Das Fahrtangebot ratsvorsitzende, Landrat Burkhard Albers. bleibt unverändert bei einem täglichen „Auch für Touristen wird dadurch die 2-Stunden-Takt. Montags bis freitags gilt Erreichbarkeit von Sehenswürdigkeiten in in den Hauptverkehrszeiten weiterhin der unserer Region erleichtert“. Der Vorsit- 1-Stunden-Takt. zende des VHT, Landrat Ulrich Krebs, bedankte sich bei den Verhandlungs- Der Schülerverkehr von Oberems und partnern für die mit diesem gutem Er- Glashütten zu den Schulen in Königstein gebnis abgeschlossenen Verhandlungen: wird nach den Sommerferien nicht mehr „Wir haben wieder einmal gemeinsam den von der Linie 501, sondern von der neuen ÖPNV in einem kleinen Teilbereich op- Linie 223 übernommen. Die Bedienung timiert.“ der Grundschule Glashütten sowie des Glashüttener Ortsteils Schloßborn wird Das Fahrtangebot für die Idsteiner unverändert über die Linien 501, 504 und Stadtteile Kröftel und Heftrich wird we- 805 gewährleistet. gen der sehr guten Nachfrage abends und Zahlreiche Anschlüsse am Wochenende von Rufbus- auf Bus- betrieb umgestellt, so dass die Linie 223 Die Linie 223 bietet in Königstein auf der Strecke Idstein - Heftrich - Kröftel Anschlüsse zu zahlreichen Bus- und Bahn- - Oberems - Glashütten - Königstein ver- linien in Richtung Königstein und Opel-

Ein Bus der Linie 223 wartet am Bahnhof Königstein auf die Abfahrt Richtung Idstein

Foto: Oliver Günther

HS Nr. 72 33 Rheingau-Taunus aktuell

Zoo, nach Bad Soden sowie zum Sulz- bacher Main-Taunus-Zentrum. In Heftrich bestehen Anschlüsse zur Linie 231 nach ist damit ab Bermbach, Esch und Steinfischbach. In dem Sommer Idstein bietet die Linie 223 am Bahnhof 2008 direkt bzw. am Busbahnhof Anschlüsse zur an die S- Regionalbahn Richtung Bad Camberg - Bahn-Station Limburg, zur Linie 224 Richtung Ehren- Niedernhau- bach - Görsroth, zur Linie 225 Richtung sen angebun- Wörsdorf - Hünstetten sowie zur Linie den“. Die Rei- 271 Richtung Neuhof - Wiesbaden. sezeit von Bermbach Im Rahmen der Fahrplanumstellung nach Nie- wird auch die Buslinie 231 angepasst. Sie dernhausen verkürzt sich dabei von 28 verkehrt zwischen Esch und Heftrich zu- auf 21 Minuten, das Umsteigen in Esch sätzlich über Bermbach. „Dieser Ortsteil entfällt. VIAS fährt künftig die Züge der Rechten Rheinstrecke (fl) Die VIAS GmbH soll ab Dezember 2010 die Nahverkehrszug-Leistungen auf der rechten Rheinstrecke südlich von Koblenz erbringen und löst damit die bisherige Betreiberin, die DB Regio, ab. Dies ist das Ergebnis einer ge- meinsamen Ausschreibung der Rhein-Main-Verkehrsverbund GmbH (RMV) und des Zweckverbandes Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz Nord (SPNV-Nord). Die ausgeschriebene Leistung umfasst Rheingemeinden des Rhein-Lahn-Kreises rund 2,1 Millionen Zugkilometer pro Jahr, und des Rheingau-Taunus-Kreises. Sie wovon 1,3 Millionen auf den RMV und führt von Koblenz über Lahnstein, St. 800.000 auf den Zweckverband entfallen. Goarshausen und Kaub im Bundesland Die Linie verbindet Koblenz mit den Rheinland-Pfalz sowie Lorch, Rüdesheim, Städten Wiesbaden und Frankfurt am Geisenheim, Oestrich-Winkel, Eltville, Main und erschließt die rechtsrheinischen Wiesbaden und Mainz-Kastel nach Frank-

34 HS Nr. 72 Rheingau-Taunus aktuell furt am Main. An den Knotenbahnhöfen Fahrzeug-Vorhaltegesellschaft „fahma“ Koblenz Hauptbahnhof, Wiesbaden zurück. Hauptbahnhof und Frankfurt Hauptbahn- hof bestehen Anschlüsse zu anderen Das Fahrplankonzept sieht einen Nahverkehrslinien, sowie teilweise auch Stundentakt mit Halt an allen Stationen zum Fernverkehr. In Koblenz werden die der rechten Rheinstrecke und schneller Züge nicht nur am Hauptbahnhof halten, Fahrt zwischen Wiesbaden und Frankfurt sondern auch den neuen Haltepunkt (Main) Hbf. vor. In der Hauptverkehrs- „Koblenz-Stadtmitte“ bedienen, der sehr zeit wird das Angebot in Lastrichtung zum attraktiv zur Innenstadt liegt. Die Züge Halbstundentakt verdichtet. Außerdem werden auf der Linie im Stundentakt ver- verkehren einzelne Schülerzüge ab bzw. kehren, montags bis freitags sollen in der bis Wiesbaden. Klassische Regional- Hauptverkehrszeit Verstärker fahren. expresszüge wird es demnach auf der rech- Dabei werden zukünftig alle Stationen ten Rheinstrecke nicht mehr geben. Viel- taktmäßig bedient. mehr kommt das „Stadtexpress-System“ zur Anwendung. Zu begrüßen ist die Zum Einsatz kommen künftig auf der Durchbindung von und nach Frankfurt Strecke neue Elektrotriebwagen. Bei der (Main). Sehr positiv fällt auch die gene- Ausstattung wurde besonderen Wert auf relle Besetzung mit Zugbegleitern auf. Barrierefreiheit gelegt. So sind die Fahr- Dieser Schritt ist unter Sicherheits- und zeuge unter anderem mit ausreichend Serviceaspekten, aber auch aus arbeits- Platz für mobilitätseingeschränkte Fahr- marktpolitischen Gründen, überfällig. Die gäste ausgestattet, verfügen über einen generelle Zugbegleitung entspricht einer Hublift und barrierefreie Toiletten. Wei- Forderung unseres Verbandes. tere Ausstattungsmerkmale sind eine Kli- maanlage, körpergerecht geformte Sitze Zu tun gibt es noch einiges an den Sta- in einem ausgewogenen Verhältnis von tionen der rechten Rheinstrecke. Viele Reihen-und vis-á-vis-Bestuhlung, Steck- sehen heruntergekommen aus. Die Ein- dosen und ein großer Mehrzweckraum für führung des elektronischen Stellwerks Fahrgäste mit Kinderwagen, Fahrrad oder auch im hessischen Streckenteil lässt den großem Gepäck. Um mehr Sicherheit und weiteren Abzug von Personal erwarten, Service für die Fahrgäste zu gewährleis- so dass weitere Stationen dem Vandalis- ten, ist im Rahmen der Ausschreibung mus anheim fallen dürften. Hier wäre ein eine Zugbegleiterquote von 100 Prozent Umbau nach heutigen Standards ange- vorgegeben worden. Der Wechsel auf die bracht. Auch ist an manchen Stellen die neue Betreiberin – die VIAS GmbH – Verlegung oder der Neubau von Halte- erfolgt am 12. Dezember 2010 zum punkten sinnvoll, so im Bereich von Fahrplanwechsel für das Jahr 2011. Im Östrich-Winkel. Positiv fällt dagegen die RMV-Gebiet bedient die VIAS seit dem Verlängerung bis Koblenz-Stadtmitte auf, Fahrplanjahr 2006 bereits die Odenwald- auch wenn sich die Frage stellt, ob der bahn. Anders als im Odenwald greift das neue Haltepunkt rechtzeitig gebaut wer- Unternehmen nicht auf Fahrzeuge der den kann.

HS Nr. 72 35 Rheingau-Taunus aktuell

Landesgartenschau in Bingen – Schienenersatzverkehr mit Schiffen ? Der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) wirbt im Internet für einen Besuch der Landesgartenschau Rheinland-Pfalz, die in diesem Jahr in Bingen am Rhein stattfindet. Allerdings soll der Tourist aus Hessen nicht die Eisen- bahn benutzen, sondern ein Schiff der Primus-Linie auf Main und Rhein.

Das erscheint uns sinnvoll zu sein, denn die seit einigen Jahren eingesetzten Regional-Express-Züge Frankfurt–Mainz–Bingen–Koblenz sind ab 26. April 2008 an Samstagen und Sonntagen ersatzlos gestrichen worden. Eine deutli- che Vorankündigung ist offenbar unterblieben; an diesem Tag lagen in der Auskunft des Mainzer Hauptbahnhofs jedenfalls noch die bereits ungültigen Fahrplandrucksachen aus.

Ist schon die mangelhafte Bekanntmachung ein schlechter Dienst am Kunden, so ist die Tatsache der Verkehrseinschränkung eine schwerwiegende Benachteiligung des Fremdenverkehrs vom Rhein-Main-Gebiet zu den zahlreichen Ausflugszielen am linken Rheinufer.

Darunter leidet nicht nur der Besuch zur Landesgartenschau, die durch zwei Bahnhöfe (Bingen Stadt und Bingen Hauptbahnhof) ideal angebunden ist; auch zu Städten wie Bacharach, Oberwesel und St. Goar gibt es nun am Wochenende keine umsteigefreie Verbindung aus Frankfurt mehr. Die Zufahrt mit der S-Bahn zu den in Mainz beginnenden Regionalbahnen kann man nicht als attraktiv bezeichnen.

Was nützen da bunte Prospekte mit Ausflugstipps, wenn die entsprechenden Bahnverbindungen fehlen – oder will man keine Gäste aus Hessen in der Gartenschau des Nachbarlandes?

Hier muß auch auf einen Missstand hingewiesen werden: Fahrplanänder- ungen innerhalb eines Fahrplanjahres können aus zwingenden Gründen eintreten, aber man sollte sie möglichst auf einen Zeitpunkt zusammenlegen, den „kleinen Fahrplanwechsel“, der sowieso im Juni vorgesehen ist. Es ist für den Bahnbenutzer unzumutbar, dass er an jedem Wochenende mit solchen Überraschungen rechnen muss. Das zeigt nur, wie ernst die Besteller den Nahverkehrskunden nehmen.

Walter Söhnlein

36 HS Nr. 72 Verbünde aktuell RMV: Verkehrsunternehmen steigern Qualität im Jahre 2007 (lk) Die Deutsche Bahn (DB Regio Hessen) als Betreiberin vieler Regionalzug- linien und der S-Bahn Rhein-Main war nach Aussage vom RMV (Rhein-Main- Verkehrverbund) im Jahr 2007 pünktlich genug. So erreichten die Regional- züge eine Pünktlichkeit von 90,6% und die S-Bahnen eine Pünktlichkeit von 93,1%. Vereinbart sind mit dem RMV eine Züge (Schadensfreiheit) sowie der Freund- Pünktlichkeit von 92% für die Regional- lichkeit des Personals, welche Kunden bei züge und 94,5% für die S-Bahnen, wie aus Befragungen der DB gegeben hätten. Dies der Tagespresse und einem RMV-Presse- wirke mehr als ausgleichend auf die mä- bericht zu erfahren war. Obwohl die Wer- ßigen Pünktlichkeitswerte, war von Sei- te unter dem vereinbarten Pünktlichkeits- ten des RMV zu erfahren. Ein Zug gilt werten gelegen hätten, erreiche die Bahn als pünktlich, sofern er nicht mehr als 5 ein Bonus von 640 000 Euro; für 2006 Minuten verspätet am Zielbahnhof an- seien es schon 770 000 Euro gewesen. Be- kommt. gründet wurde dies mit guten Noten bei Sicherheit und Sauberkeit für Bahnhöfe Auch andere Betreiber sollen ebenfalls (Schadensfreiheit und Ausstattung) und Bonuszahlungen erhalten - die Hessische Landesbahn 189 000 Euro und die Verkehrsgesellschaft vectus (Westerwald- Taunus-Schienenetz) 205 000 Euro. Auch hier waren die Fahrgäste bei Befragun- gen recht zufrieden. Weiterhin waren auch im Busbereich ebenfalls überwiegend po- sitive Werte zu ermitteln. Insgesamt be- trage der Bonus für die regionalen Verkehrsanbieter rund 1,3 Millionen Euro. RMV-Geschäftsführer Volker Spar- mann zeigte sich erfreut über die „von Jahr zu Jahr ansteigende Kurve unserer

Im letzten Jahr ist die S-Bahn Rhein-Main zwar pünktlicher geworden, verfehlt aber immer noch die Zielvorgaben des RMV. Trotzdem wurde wegen gestiegener Sauberkeit und Sicherheit ein Bonus gezahlt. Im Bild ein Zug der S3 nach dem Bahnhof Louisa

HS Nr. 72 37 Verbünde aktuell

Bonuswerte“. Diese umfassen Beurteilun- ve Punkte wie Pünktlichkeit. Daraus er- gen in subjektiven Kriterien wie z.B. Sau- gibt sich ein Gesamtwert, der über Bo- berkeit und Komfort, aber auch objekti- nus- oder Maluszahlungen entscheidet.

Kommentar: Das RMV-Gebiet als ein Paradies für Zugreisende?

Das könnte man meinen, wie jüngst in der Tagespresse zu lesen war. Pünkt- liche Züge und dazu noch gute Noten für Sicherheit und Sauberkeit der Bahn- höfe. Am meisten profitiert vom Lob wohl die Deutsche Bahn AG, denn ihre Tochter DB Regio Hessen betreibt die S-Bahn Rhein-Main als ein wichtiges Verkehrsmittel im Ballungszentrum; ferner ist sie mit der DB Station & Service AG auch für den Großteil der Bahnhöfe zuständig.

Ganz so rosig schaut es aber in der Realität nicht aus. Freilich, es hat sich die letzten Jahre viel getan: Moderne S-Bahn-Fahrzeuge kamen, Bahnhöfe wurden umgebaut und attraktiver gestaltet, Buslinien wurden neu ausge- schrieben und fahren seitdem mit gesteigerter Qualität. Hierfür gebührt vor allem dem RMV ein Lob. Trotzdem trifft der Kunde bei seiner Fahrt noch zu oft auf triste Bahnhöfe, zunehmend ohne Personal, mit geschlossenen Fahrkartenausgaben, eingeschlagenen Glasvitrinen, unebenen Bahnsteigen und verschmutzten Unterführungen. Durchgeführte Sofortmaßnahmen der letzten Jahre sind hier großenteils verpufft. S-Bahn-Züge sind mit Graffiti verschmiert und wirken eher lieblos gesäubert als glänzend rein. Häufig steht der Kunde am Bahnsteig und wartet auf den Zug, der mal wieder zu spät ist; Durchsagen mit klärenden Informationen kommen leider noch zu selten. Hinzu kommt, dass 5 Minuten meist reichen, um den Anschlussbus oder -zug zu verpassen und als Folge 30 oder gar 60 Minuten warten zu müssen. Eine Studie des Verkehrsverbundes Rhein Ruhr (VRR) vom März stimmt den Fahrgast noch weiter nachdenklich: Hier war man zu dem Schluss gekommen, dass die Regionalzüge der Deutschen Bahn in seinem Verbundgebiet im Jahre 2007 noch unpünktlicher fuhren als 2006.

100% Pünktlichkeit kann es nicht geben, aber es bedarf weiterer Bemü- hungen und Investitionen, vor allem in das Schienennetz und zeitnah umfas- sende Fahrgastinformation im Störungsfall. Dies sieht auch der RMV- Geschäftsführer Volker Sparmann so : „[...] Aber es ist klar, dass es stärkere Bemühungen um höhere Pünktlichkeit und bessere Fahrgastinformation geben muss“.

Lars Kühnemund

38 HS Nr. 72 Sonderfahrt Am 30. August 2008 auf Entdeckungsreise gehen: Mit der Eisenbahn nach Heidelberg und in den Kraichgau Butzbach Bad Nauheim Tagesausflug der besonderen Art auf Friedberg (Hess) Bahnstrecken, die im Personenverkehr selten oder gar nicht bedient werden!

Bad Vilbel Frankfurt (M) West Einstiegsbahnhöfe: Butzbach Bad Nauheim Friedberg (Hess) Langen (Hess) Bad Vilbel Frankfurt (M) West Groß-Gerau Groß-Gerau-Dornberg Dornberg Darmstadt-Nord Biblis Worms Hbf Reinheim Frankenthal Hbf (Odenw) Ludwigshafen (Rhein) Hbf

Biblis Michelstadt Ausführliche Informationen Worms Hbf zu Fahrt und Fahrplan sowie Fahrkarten bei Pro Bahn & Bus e.V., c/o Hermann Lerch Franken- Bismarckstraße 3, 35510 Butzbach thal Hbf BASF-Werksgelände Mail: [email protected] Ludwigshafen Eberbach Internet: www.probahn-bus.org (Rhein) Hbf Info-Telefon werktags: (06033) 79 29 05 Heidelberg Karlstor Waibstadt Meckesheim HS Nr. 72 Neckarbischofsheim Stadt 39 Siegelsbach Hüffenhardt Mit der Eisenbahn nach Heidelberg und in den Kraichgau

Der Fahrgastverband Pro Bahn & Bus lädt zum Die Fahrt startet in Butzbach und führt über Friedberg und Frankfurt Tagesausflug nach Heidelberg und in den Kraichgau (Main) West weiter auf der Riedbahn bis Biblis. Von dort geht es über am 30. August 2008 ein. Zum Einsatz kommen drei die Wormser Brücke linksrheinisch bis Ludwigshafen. In Ludwigshafen moderne Triebwagen vom Typ GTW 2/6 der HLB durchfährt der Zug von Süd nach Nord das Werksgelände der BASF. Nach einer Stunde erreichen die Triebwagen wieder den Hauptbahnhof Hessenbahn GmbH mit Klimaanlage und von Ludwigshafen. Von dort verläuft die Fahrt über Mannheim nach Panoramafenstern. Heidelberg. Hier haben Sie 4 Stunden Aufenthalt und können selbst die Altstadt, das Schloss und andere Sehenswürdigkeiten entdecken. RE/RB von Dillenburg/Treysa an 8.32 Butzbach ab 8.40 Für Eisenbahninteressierte fährt der Zug weiter bis Meckesheim. Dort Bad Nauheim 8.47 wird in MAN-Triebwagen der Südwestdeutschen Verkehrs-Aktien- Friedberg (Hess) 8.53 gesellschaft (SWEG) umgestiegen. Ab Meckesheim fährt der Zug in den Bad Vilbel 9.03 Kraichgau nach Siegelsbach. Frankfurt (M) West 9.16 Nach einer Mittagspause fahren die Triebwagen weiter zum Groß-Gerau-Dornberg 9.40 Streckenendpunkt nach Hüffenhardt (Der Zugbetrieb zwischen Biblis 10.08 Neckarbischofsheim Nord und Hüffenhardt soll im Jahr 2009 Worms Hbf 10.25 eingestellt werden). Auf der Rückfahrt nach Meckesheim werden einige Frankenthal Hbf 10.31 Fotohalte eingelegt. Anschließend führt die Reise über Heidelberg am Ludwigshafen (Rhein) Hbf an 10.40 Neckar entlang bis Eberbach und von dort auf der Odenwaldbahn nach Fahrt durch das Werksgelände der BASF Darmstadt. Über den Frankfurter Westbahnhof und Friedberg geht es Ludwigshafen (Rhein) Hbf ab 11.40 zum Startbahnhof Butzbach zurück. Heidelberg Karlstor 12.07 Meckesheim an 12.24 Einstiegsbahnhöfe sind alle links aufgeführten Stationen bis einschließ- Umstieg in den MAN-Schienenbus der SWEG lich Ludwigshafen (Rhein) Hbf (10.40 Uhr). Ausstiegsmöglichkeiten Meckesheim ab 12.34 bestehen an allen genannten Stationen (außer Betriebshalte). Wegen Siegelsbach an 13.08 begrenzter Sitzplatzzahl wird ein rechtzeitiger Fahrkartenkauf empfohlen! Während der Fahrt wird ein Sitzplatz garantiert. Es werden Mittagspause keine Stehplatztickets angeboten. Der Zug ist bewirtschaftet.

Siegelsbach 14.15 Bestellung/Kauf: Hüffenhardt an 14.19 Ihre Bestellung wird durch schriftliche Anmeldung beim Veranstalter Hüffenhardt ab 14.30 oder Anmeldung im Internet und Überweisung des Fahrgeldes Neckarbischofsheim Stadt an 14.50 verbindlich. Sie erhalten die Fahrkarten nach Zahlungseingang per Post. Neckarbischofsheim Stadt ab 15.00 Der endgültige Fahrplan steht erst wenige Tage vor dem Fahrttag fest. Waibstadt an 15.07 Einzelne Abfahrtszeiten an Zwischenstationen können sich daher noch Waibstadt ab 15.15 geringfügig ändern. Wir informieren Sie in diesem Fall über die Meckesheim an 15.28 Tagespresse und im Internet. Umstieg in den GTW-Fahrzeuge der HLB Eine Stornierung gekaufter Fahrkarten ist nur möglich, wenn dem Meckesheim ab 15.45 Veranstalter andere - noch nicht berücksichtigte - Vorbestellungen Heidelberg Karlstor 16.05 vorliegen. Sollte der Zug aus Gründen, die der Veranstalter nicht zu Eberbach an 16.30 verantworten hat, ausfallen (z.B. Nichtgenehmigung der Fahrt durch Eberbach ab 17.04 das Eisenbahn-Infrastrukturunternehmen), erhält der Besteller/Käufer Michelstadt an 17.30 den gesamten Fahrgeldbetrag zurück. Die Haftung für weitergehende Michelstadt ab 17.42 Schäden ist ausgeschlossen. Sollten einzelne Abschnitte der Fahrtroute Reinheim (Odenw) 18.06 infolge Betriebsstörungen durch höhere Gewalt nicht befahrbar sein, Darmstadt Nord 18.22 begründet dies keinen Anspruch auf Ersatz. Das Verlassen des Langen (Hess) 18.33 Fahrzeuges während der Veranstaltungsdauer erfolgt auf eigene Gefahr; Frankfurt (M) West 18.44 eine Haftung des Veranstalters für Personen- und Sachschäden der Bad Vilbel 18.56 Teilnehmer ist in diesem Fall ausgeschlossen. Friedberg (Hess) 19.10 Bad Nauheim 19.14 Veranstalter: Fahrgastverband Pro Bahn & Bus e.V. Butzbach an 19.19 c/o Hermann Lerch, Bismarkstraße 3, 35510 Butzbach RB/RE nach Dillenburg/Treysa ab 19.25 Info-Telefon werktags: (0 60 33) 79 29 05 kursive Zeiten = Anschlusszüge E-Mail: [email protected] Internet: www.probahn-bus.org

Rabatt 6 = 1x gratis: beim Kauf von 6 Erwachsenen- oder Mitglieder-Fahrkarten fährt eine Person gratis Fahrpreise Euro Erwachsene Mit- Kinder bis Kinder bis incl. Vorverkauf glieder ẅ 14 Jahre 5 Jahre Gesamte Fahrt Ẅ 49,00 42,00 25,00 10,00 Fahrt ohne Teilstrecke Heidelberg <>Hüffenthardt 39,00 32,00 20,00 10,00 Ẅ = Im Fahrpreis ist ein Gutschein für ein Leberkäse-Brötchen in Siegelsbach enthalten ẅ = Mitglieder von Pro Bahn & Bus e.V. und des Deutschen Bahnkunden-Verbandes (bitte Mitglieds-Nr. angeben) Sonderfahrt

Meckesheim-Aglasterhausen-Hüffenhardt (ac) Das von der Sonderfahrt befahrene Streckennetz mit der Bezeichnung „Nebenbahn Meckesheim – Aglasterhausen – Hüffenhardt“ (MAH) wird in dieser Form seit Januar 1982 von der SWEG (Südwestdeutsche Eisenbahn- Gesellschaft, heute Südwestdeutsche Verkehrsbetriebe) betrieben und hat eine interessante Geschichte. Meckesheim - Aglasterhausen te Strecke auf dem ersten Abschnitt zwi- schen Heidelberg, Neckarelz und Mos- Ab 1850 plante die badische Staats- bach in Betrieb. bahn eine direkte Eisenbahnverbindung nach Bayern. Die Strecke sollte von Später erkannte man die Nachteile der Heidelberg nach Würzburg führen. Statt gewählten Streckenführung. Am 24. Mai die natürliche Linienführung von Heidel- 1879 wurde die Strecke im Neckartal von berg durch das Neckartal bis Neckarelz Neckargemünd bis Neckarelz in Betrieb zu wählen und dann durch den östlichen genommen. Aufgrund der topographisch Odenwald in Richtung Würzburg zu fah- wesentlich günstigeren Streckenführung ren, baute man die Strecke ab Neckarge- wurden die meisten Züge nun durch das münd über Meckesheim und dann in Neckartal geführt, so dass die alte Stre- Richtung Norden über Waibstadt, Neckar- cke über Meckesheim stark an Bedeutung bischofsheim und Aglasterhausen nach verlor. Daran änderte auch die Tatsache Neckarelz. Der Grund lag darin, dass man wenig, dass am 25.06.1868 eine Strecke den hessischen Landesteil bei Hirschhorn von Meckesheim über Sinsheim nach Bad umgehen wollte. Am 23.10.1862 ging die Rappenau (1869 verlängert nach Jagstfeld als „Badische Odenwaldbahn“ bezeichne- - Heilbronn) in Betrieb ging. Die Strecke von Meckesheim nach Neckarelz wurde zur Ne- benbahn degra- diert.

Heutiger Streckenplan zwischen Heidelberg und Neckarsulm

HS Nr. 72 41 Sonderfahrt

Ein Esslinger Triebwagen der SWEG am Bahnhofsgebäude Aglasterhausen Foto (05.06.1981): Andreas Christopher

Nachdem im März 1945 in den letzten Neckarbischofsheim Nord – Kriegstagen die Neckarbrücke bei Hüffenhardt Neckarelz der alten Strecke zerstört wur- de, ist diese nicht wieder aufgebaut wor- Zum einen die weit abseits der Stadt den. Die Züge von Meckesheim endeten Neckarbischofsheim entlang geführte seither in Obrigheim auf der südlichen Bahnstrecke Meckesheim – Neckarelz, Neckarseite. Am 25.09.1971 schließlich zum anderen reiche Kalkvorkommen stellte die DB auch den Zugverkehr auf zwischen Unter- und Obergimpern lie- dem Abschnitt Aglasterhausen – Obrig- ßen um 1900 Planungen für eine Bahn- heim ein. Und Anfang der 1980er Jahre strecke vom Bahnhof Neckarbischofsheim plante die DB auch die Stilllegung des (heute Neckarbischofsheim Nord) über die Restabschnittes Meckesheim – Aglaster- Stadt Neckarbischofsheim und dann über hausen. Helmhof, Unter- und Obergimpern und Siegelsbach nach Hüffenhardt aufkom- Dies passte der im Besitz des Landes men. Die Zementindustrie versprach ein Baden-Württemberg befindlichen Süd- erhebliches Frachtaufkommen. westdeutschen Eisenbahn-Gesellschaft (SWEG) nicht. Diese betrieb seit 1902 Schließlich nahm die Eisenbahnbau- eine Nebenbahn von Neckarbischofsheim und Betriebsgesellschaft Lenz & Co. die Nord über Neckarbischofsheim Stadt und Sache in die Hand und übertrug der West- Siegelsbach nach Hüffenhardt.Bahnhof Lauterbach deutschen Eisenbahn-Gesellschaft den

42 HS Nr. 72 Sonderfahrt

Ein MAN- Schienenbus fährt aus dem Bahnhof Neckarbischofs- heim Stadt mit einem Güterwagen aus.

Foto (05.06.1981): Andreas Christopher

Bahnbau. Die Badische Localeisenbahn zeitweise völlig zum Erliegen. Nur das AG (BLEAG) übernahm von der WEG Kalkwerk Obergimpern arbeitete in den die fertige Bahn. Der Betrieb zwischen 1930er Jahren noch. Es wurde 1934 von Neckarbischofsheim Nord und Hüffen- den Heidelberger Portland-Zement- hardt wurde am 16.10.1902 aufgenommen. werken übernommen und großzügig aus- gebaut. Im Jahre 1982 wurde die Zement- 1932 ging die BLEAG in Konkurs. Die produktion dann endgültig eingestellt, die Strecke wurde daraufhin von der Deut- Bedienung über die Schiene hatte bereits schen Eisenbahn-Betriebs-Gesellschaft zehn Jahre vorher geendet. Die An- übernommen. Seit 1963 führt die SWEG schlussgleise sind aber noch erkennbar. den Betrieb. Sehr positiv für die Nebenbahn war Die Strecke erfüllte nur teilweise die aber die Errichtung des Munitionsdepots in sie gesetzten Erwartungen. Einmal zog bei Siegelsbach in den Jahren ab 1939. die 1868 eröffnete Bahnstrecke von 1940 wurde die Anschlussbahn in Betrieb Meckesheim nach Bad Friedrichshall- genommen und 1941 dem Lager eine ei- Jagstfeld viel Personenverkehr ab, zumal gene Wehrmachtsdiesellok zugewiesen. es bereits um 1930 Buslinien von Teilweise verkehrten nun Tag und Nacht Hüffenhardt und Obergimpern nach Bad Güterzüge dorthin. 1944 wurden monat- Rappenau und Sinsheim gab. Zum ande- lich allein bis zu 27.000 t für das ren war die Kalk- und Zementindustrie Munitionslager befördert. bei Untergimpern sehr konjunkturab- hängig. Wegen schlechter Baukonjunktur Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die kam sie nach dem Ersten Weltkrieg MUNA in ein Materialdepot umgewan-

HS Nr. 72 43 Sonderfahrt

Im Jahre 1981 wurden auf der Neben- bahn Neckarbischofsheim – Hüffenhardt 256.600 Reisende und 25.000 Tonnen Fracht befördert. Meckesheim – Aglasterhausen – Hüffenhardt Wie bereits oben berichtet plante die DB ab 1980, ihre Bahnstrecke von Meckesheim nach Aglasterhausen stillzu- Im Siegelsbacher Bundeswehrdepot war lange legen. Damit wäre die Strecke Neckar- Jahre eine Rangierlok stationiert, die hier bischofsheim Nord – Hüffenhardt der einen Güterwagen im Bahnhof Siegelsbach SWEG vom Netz abgeschnitten worden verschiebt und nicht mehr lebensfähig gewesen. In Foto (05.06.1981): Andreas Christopher dieser Situation stellte die landeseigene SWEG Überlegungen an, die Strecke delt, welches auch heute noch besteht. Meckesheim – Aglasterhausen von der Dieser Anschluss spielt für die Strecke DB zu übernehmen, zu modernisieren bis heute eine Rolle, wenngleich der Ver- und in vereinfachter und kostengünstiger kehr auch hier in den letzten Jahren zu- Betriebsform weiter zu betreiben. rückgegangen ist. Die Kalkulationen führten zu einem Im Jahre 1948 wurde ein erster Diesel- positiven Ergebnis, so dass Verhandlun- triebwagen in Hüffenhardt stationiert, der gen zwischen der DB und der SWEG bald den gesamten Personenverkehr zwi- wegen der Streckenübernahme aufgenom- schen Neckarbischofsheim und Hüffen- men wurden. Die Verhandlungen konn- hardt übernahm. Im Jahre 1966 wurde ein ten verhältnismäßig rasch abgeschlossen erster MAN-Schienenbus beschafft, die- werden, und das erfreuliche Ergebnis sah ser Triebwagentyp konnte sich bis heute vor, dass der Betrieb auf der Strecke hier halten. Meckesheim – Aglasterhausen zum 01.01.1982 auf die SWEG übergehen sollte. Nach 1950 spielte der Schülerverkehr auf der Strecke nach Hüffenhardt eine Die SWEG errichtete daraufhin in der große Rolle. Neckarbischofsheim hat Nähe des Bahnhofs Neckarbischofsheim weiterführende Schulen, so dass zum Nord, auf Waibstadter Gemarkung, eine Bahnhof Neckarbischofsheim Stadt ein Wartungshalle für die Fahrzeuge. Die erheblicher Schülerverkehr einsetzte. Ab Strecke wurde überarbeitet und moder- 1969 fuhren deshalb im Schülerverkehr nisiert und der Betrieb auf Zugleitbetrieb Triebwagen der SWEG von Neckar- umgestellt. Dieser Maßnahme fielen mit bischofsheim Stadt durchgehend auch auf Ausnahme von Meckesheim sämtliche der DB-Strecke bis Eschelbronn und ab Formsignale zum Opfer. Für den Betrieb 1973 bis Aglasterhausen. Waibstadt wurden drei Trieb- und zwei

44 HS Nr. 72 Sonderfahrt

gefahren, samstags verkehrten sieben und sonntags drei Zugpaare zwischen Meckes- heim und Aglasterhausen. Ein Zugpaar davon fuhr morgens im Berufsverkehr durchgehend nach Heidelberg und kehr- te vormittags zurück. Die abendliche Direktverbindung aus Heidelberg stellte ein Kurswagen her. Es gab auch Zug- fahrten von Meckesheim durchgehend über Neckarbischofsheim nach Hüffen- hardt. Durch geschickte Werbung und Vermarktung stiegen die Fahrgastzahlen auch sehr erfreulich an. Im Jahre 1982 nutzten 473.000 Fahrgäste die Nebenbah- nen zwischen Meckesheim, Aglaster- hausen und Hüffenhardt.

Doch mit der Zeit ging das Engage- ment der SWEG im badischen Odenwald etwas zurück. Im Jahre 1988 nutzten nur noch 388.000 Fahrgäste die Züge des Ein Zug der SWEG erreicht Untergimpern Odenwald-Netzes der SWEG. Die durch- Steuerwagen des damals modernsten Ne- gehenden Zugfahrten nach Heidelberg benbahn-Triebwagens Typ NE81 fabrik- wurden 1998 gestrichen, und auch neu beschafft. Dazu kamen die bisher auf schlecht ausgelastete Züge in Tagesrand- der Strecke nach Hüffenhardt eingesetz- lage wurden ausgelegt. Aber trotzdem ten Fahrzeuge (je ein Esslinger- und konnte sich der Betrieb unter der Regie MAN-VT). der SWEG gut behaupten. Im Fahrplan- jahr 2001/02 verkehrten von Montag bis Zum 1. Januar 1982 ging der Betrieb Freitag noch 20 Zugpaare zwischen auf die SWEG über, welche die Strecke Meckesheim und Aglasterhausen, sams- von der DB pachtete. Meckesheim – tags 13 und sonntags 8 Zugpaare. Auf der Aglasterhausen war damit eine der ers- Strecke von Neckarbischofsheim nach ten kommunalisierten Bahnstrecken in Hüffenhardt wurden fünf Zugpaare von Deutschland und hatte Vorbildfunktion Montag bis Freitag und drei weitere auf beispielsweise für die Taunusbahn oder Teilstrecken gefahren. Ein Teil des die Schönbuchbahn. Schülerverkehrs wanderte zum Omnibus- verkehr in Richtung Sinsheim und Bad Der geänderte Fahrplan trat zum Rappenau ab. 16.01.1982 in Kraft. Statt bisher fünf Zug- paaren ausschließlich werktags außer Auch der Güterverkehr erfuhr Einbrü- samstags wurden nun zwölf Zugpaare che. Das Bundeswehr-Lager in Siegelsbach

HS Nr. 72 45 Sonderfahrt

In Meckesheim besteht Anschluss an die Züge der Deutschen Bahn. Am 16.09.2002 wartet der SWEG-Triebwagen auf die Ankunft der DB-Züge Foto: Andreas Christopher wurde nicht mehr so häufig bedient. Und Lokomotivfabrik Gmeinder in Mosbach auch der Landhandel in Hüffenhardt und gepachtet worden, die auch die Strecke Neckarbischofsheim Stadt verfrachtete nach Hüffenhardt als Teststrecke nutzen kaum noch über die Schiene. will.

Nach der Jahrtausendwende wurden Da seit 2007 bekannt ist, dass sich die Pläne bekannt, das S-Bahn-Netz im Rhein- SWEG aus dem Verkehrsgebiet zurück- Neckar-Raum auszudehnen. Dabei ist zieht, haben mehrere der Triebfahrzeug- vorgesehen, auch die Strecke von führer gekündigt, was die SWEG in Be- Meckesheim nach Aglasterhausen in das drängnis brachte, da das Zugangebot ver- S-Bahn-Netz mit einzubeziehen und zu ringert werden musste. Auf der Strecke elektrifizieren, nicht jedoch die Strecke Meckesheim – Aglasterhausen pendelt von Neckarbischofsheim nach Hüffen- heute werktags nur noch ein Triebwagen hardt. Die SWEG zieht sich aus diesem (13 Zugpaare), was auch den Fahrdienst- Grunde weitgehend aus Waibstadt zu- leiter entbehrlich machte. Der Wochen- rück. Die Werkstatt in Waibstadt soll endverkehr wurde eingestellt und der Ast zwar in verringertem Umfang weiterhin nach Hüffenhardt wird nur noch mit zwei von der SWEG genutzt werden. Ein Teil mittäglichen Schülerzugpaaren bedient. der Werkstatt ist aber seit 2008 von der

46 HS Nr. 72 ++Streckentelegramm+++stop+++Streckentelegramm+++stop+++Str

Eichenberg – Bebra gerem mehrere neue Haltestellen geplant. NVV-Linie R1 2007 begann der Bau der Haltestelle Vellmar Einkaufszentrum. Durch Schwie- Streckenneubau nach Eschwege- rigkeiten mit dem Baugrund verzögert Stadt ausgeschrieben sich leider die Fertigstellung. Anfang 2008 konnte mit den Bauarbeiten für die Hal- (jl) Ende April hat die Hessische Landes- testellen Kassel-Jungfernkopf an der bahn den Bau der Verbindungsstrecke von Schenkebier Stanne und Kassel-Kirchdit- Eschwege-West nach Eschwege-Stadt aus- mold an der Christbuchenstraße begon- geschrieben. Zum Ausschreibungsum- nen werden. fang gehört die Planung und der Bau von rund 5 Kilometer Strecke mit zwei Wei- chen, sieben Hauptsignalen sowie Anpas- sung der Stellwerksanlagen in Eschwege- Gießen - - Gelnhausen West. In Eschwege-Stadt ist der Bau von Lahn-Kinzig-Bahn zwei Bahnsteigen mit Lautsprechern und Zugzielanzeigern vorgesehen. An der RMV-Linie 36 neuen Strecke wird außerdem der Halte- Bahnhofsumbau Nidda punkt Niederhohne errichtet. Der Bau- beginn soll bereits Anfang August 2008 (jl) Der Umbau und die Modernisierung erfolgen. des Bahnhofs Nidda geht voran. Zur Re- novierung der Bahnhofsunterführung Kassel muss diese für den Fahrgastverkehr kom- RegioTram-Haltestelle plett gesperrt werden. Damit die Fahrgäs- Kirchditmold im Bau te trotzdem zu den beiden Inselbahn- steigen gelangen können, wurde eine pro- (hm) Um den Einzugsbereich der Regio- visorische Fußgängerbrücke erreichtet. Tram zu vergrößern, sind bereits seit län-

Die provisorische Bahnsteigbrücke im Bahnhof Nidda Foto: Alexander Otto

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Bad Nauheim-Nord - und im Bahnhof Griedel an die Eisen- Griedel - Münzenberg bahnfreunde Wetterau übergeben. Diese stellen die Holzwagen mit eigenen Loks Erfolgreiches Jahr im Güterverkehr nach Münzenberg zu. Zur Zeit ist für wenige Wochen die alte V36 aus dem Jahr (jl) Die Eisenbahnfreunde Wetterau konn- 1942 im Einsatz. Es bestehen Überlegun- ten 2007 ein erfolgreiches Jahr im Gü- gen, auch den Bahnhof Rockenberg für terverkehr verbuchen. Nach dem Sturm die Holzverladung zu nutzen. Kyrill sind bei der Holzbranche Verlade- bahnhöfe für Sturmholz stark gesucht. Im Ende Mai wurde von den Eisenbahn- Endbahnhof Münzenberg ist es möglich, freunden rund 150 Meter Gleis zwischen innerhalb eines Tages einen rund 400 m den Bahnhöfen Oberhörgern und Mün- langen Holzzug zu beladen. Aus einem zenberg erneuert. Die Schwellen waren weiten Umkreis wird das Holz per LKW durch die feuchten Wetterwiesen stark angeliefert und auf die Bahn verladen. Im verfault und mussten ersetzt werden. letzten Jahr konnten 38 Holzzüge mit Dabei wurde gleich auch ein stärkeres insgesamt rund 45.000 Tonnen Holz auf Schienenprofil vom Typ S49 eingebaut. die Reise zum Zellulosewerk bei Stendal Weitere ca. 30 Meter Strecke werden in verschickt werden. Kürze erneuert. Zur Zeit verkehren die Holzzüge Im Personenverkehr sind die Eisen- zweimal wöchentlich: Montag auf Diens- bahnfreunde jeden ersten und dritten Sonn- tag und Mittwoch auf Donnerstag. Die tag im Monat unterwegs. Noch in diesem leeren Holzzüge treffen am DB-Bahnhof Jahr soll die Dampflok vom Typ T3, die Butzbach ein, werden von einer Lok der zur Zeit extern aufgearbeitet wird, wieder Hessischen Landesbahn übernommen vor dem Museumszug eingesetzt werden.

Der Museumszug der Wetterauer Eisenbahnfreunde auf dem Weg zum Bahnhof Münzenberg (links im Bild)

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Main-Weser-Bahn Entwicklungen im Aartal und den guten RMV-Strecke 30 Infrastrukturbedingungen – mit hoher Siedlungsdichte in der Nähe der Bahnli- Neuer Bahnhofsvorplatz in nie – hat der für die Bestellung von Bad Nauheim Nahverkehrsleistungen zuständige Zweck- verband SPNV Rheinland-Pfalz Nord (fl) Bad Nauheim erhält derzeit einen eine neue Nutzen-Kosten-Untersuchung neuen Busbahnhof sowie einen deutlich (NKU) in Auftrag gegeben. aufgewerteten Bahnhofsvorplatz. Die Bus- se halten künftig unter einem markanten Hierin wird in standardisierten Verfah- Dach. Termin für die Fertigstellung ist Juli ren ermittelt, in welchem Verhältnis die 2008. Mit der Projektarbeit (Abstimmun- aufzuwendenden Kosten für die Herrich- gen Planungen etc.) begonnen wurde in tung und den Betrieb zu dem möglichen 1996. Die Gesamtkosten (ohne Kanal-/ Nutzen und Fahrgastpotenzial stehen. Für Leitungserneuerung) betragen ca. 1.9 Mio. die am 1. Juni 1870 von Diez bis Zoll- Euro, wobei das Land Hessen ca. 1.25 haus eröffnete und am 1. Mai 1894 nach Mio. Euro Zuschuss leistet. Bad Schwalbach verlängerte Strecke wer- den zwei Varianten untersucht. Diese ver- Weitere vorgesehene Maßnahmen im laufen vom Knoten Limburg über Diez Bahnhofsumfeld sind der barrierefreie entweder bis zu einem Endpunkt in Zoll- Umbau des Bahnhof mit Anhebung der haus oder im hessischen Aarbergen- Bahnsteige, Fahrstuhleinbauten sowie die Michelbach. Inwieweit der Rheingau- Erneuerung der denkmalgeschützten Taunus-Kreis bei dieser Untersuchung Bahnsteigdächer (Beginn Ende 2008/An- eine Verlängerung bis nach Bad Schwal- fang 2009). Weiter geplant sind die Auf- bach einbringen kann, ist noch unklar. wertung der Unterführung und die Von Michelbach bis zur Kreisstadt lie- Fassadensanierung des in Privatbesitz gen im engen Talabschnitt keine größe- befindlichen Bahnhofsgebäudes. Ab Spät- ren Ortschaften. sommer 2009 wird ferner die Bahnhofs- allee neu gestaltet. ESWE lässt Brücke provisorisch Aartalbahn Wiesbaden - Bad instandsetzen Schwalbach - Diez (hpg) Mitte April wurde von der ESWE Neue Untersuchung für Verkehrsgesellschaft eine Kleinhilfs- Nordabschnitt der Aartalbahn brücke zur Stabilisierung der beschädig- ten Eisenbahnüberführung Flachstraße in (hpg) Der aktuelle Vertrag mit der Vectus Wiesbaden eingebaut, um eine Wieder- Verkehrsgesellschaft für das „Westerwald- aufnahme des Tourismusverkehrs zu er- Taunus-Netz“ ist bis Ende 2014 befristet. möglichen. Die Kosten hierfür lagen bei Für eine Neuausschreibung muss geprüft lediglich 12.000 Euro. Schwer nachvoll- werden, welche Strecken und Leistungen ziehbar ist es, weshalb man mit dieser zukünftig gefordert werden. Aufgrund der Maßnahme rund ein Jahr gewartet hat.

HS Nr. 72 49 Schlusslicht Der Vollzug Eine Betrachtung aus juristischer, fahrzeug- technischer und familienpolitischer der demographischen Entwicklung wäre Sicht innerhalb einer wertkonservativen Lan- desregierung eine kleine, aber feine Kam- Wer in den Tunnelsta- pagne zum Kindergebären und dem dafür tionen der Frankfurter S- unabdingbaren „Vollzug der ehelichen Bahn wartet, kann Leute Pflichten“ ja durchaus denkbar. Sollte dies beobachten, die sich vom der Fall sein, muss der RMV natürlich Fahrgastfernsehen berieseln lassen- oder noch an seinen Integralen Taktfahrplänen eigene Gedanken machen. Beispielsweise arbeiten, denn Umsteigezeit ist verlore- über die an der Decke angebrachten Schil- ne Zeit – in jeder Hinsicht. der „Vollzug“. Eine Assoziation liegt nahe: Hier fahren Züge ab, welche schwe- re Jungs in die bekannten hessischen Hessenschiene Gefängnisorte bringen. Ein Blick auf den Herausgeber: Pro Bahn & Bus e.V. RMV-Netzplan belehrt aber eines Besse- Bahnhofstraße 102, 36341 Lauterbach ren, denn weder Butzbach, Rockenberg, http://www.probahn-bus.org Weiterstadt oder Hünfeld haben S-Bahn- Redaktion und v.i.S.d.P.: Friedrich Lang; Anschluss. Schwere Mädels finden zwar Email: [email protected] „Preungesheim“ im U-Bahnetz. Sie dürf- Layout: Jürgen Lerch ten aber ihre Fahrten dorthin ähnlich wie Druck: Druckhaus Gratzfeld, 35510 Butzbach Auflage: 1500 Exemplare, ihre männlichen Kollegen eher per grü- Erscheinungsweise: 4 x jährlich, ner bzw. blauer „Minna“ absolvieren. Einzelpreis: 1,80 Euro Geht es hier vielleicht eher um den Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 4 vom 01.01.2006 Satz eines hessischen Ministerpräsiden- Erhältlich bei den Bahnhofsbuchhandlungen Bad Nauheim, Darmstadt Hbf, Frankfurt (M) Hbf, ten, der sich ziemlich am Anfang seiner Frankfurt (M) Süd, Frankfurt (M), Frankfurt (M) Amtszeit justizpolitisch zu profilieren Höchst, Friedberg, Gießen, Göttingen, Hanau suchte und für sein Bundesland den „här- Hbf, Kassel Hbf, Kassel-Wilhelmshöhe, Limburg, Mainz Hbf, Marburg, Offenbach Hbf, Rüssels- testen Vollzug in Deutschland“ forderte. heim, Wiesbaden oder im Abonnement (8 Der Wunsch ist mit den Elektrotrieb- Ausgaben: 14,40 Euro Inland, 22,40 Euro Ausland wagen der Baureihen 423 bis 426 der Luftpost) bei obiger Anschrift. Der Bezug ist für Mitglieder von Pro Bahn & Bus kostenfrei. Deutschen Bahn AG und deren legendä- Mitarbeiter dieser Ausgabe: Hermann Hoffmann, rem Sitzkomfort ja prächtig in Erfüllung Gernot Hornik, Friedrich Lang, Lars Kühnemund, gegangen. Jürgen Lerch, Oliver Günther, Hans-Peter Günter, Jonathan Alt, Andreas Christopher, Oder steckt vielleicht Familienmini- Jürgen Schmied, Dr. Heribert Menzel sterin Silke Lautenschläger hinter den Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe: 3. August 2008 kleinen Schildern? Vor dem Hintergrund

HS Nr. 72 50 Broschüren und Schriften

Von der Dampflok zum ICE-Zeitalter € 9,80 (Dieter Frey) Über 130 Jahre Eisenbahn im Idsteiner Land. 96 Seiten, viele Aufnahmen, erscheint voraussichtlich im März 2008.

Reisen 1. Klasse – VT 11.5 € 16,00 (Torsten Berndt) Technik – Geschichte – Einsätze – Modelle. 144 Seiten, sehr viele Farb- und s/w Fotos, ca. 21 x 30 cm, gebunden, EuropMedia Verlag 2002. Restauflage, Neupreis 26,00 €.

Der Hauptbahnhof zu Frankfurt am Main € 29,95 (Volker Rödel) Aufstieg, Fall und Wiedergeburt eines Großstadtbahnhofs. 227 Seiten, sehr viele Fotos, Zeichnungen und Pläne, ca. 21 x 28 cm, gebunden, Konrad Theiß Verlag, 2006.

Alle Preise zuzüglich Versandkosten. Folgende Listen können gegen Einsendung von 1,44 Euro Rückporto angefordert werden: Hauptliste mit Eisenbahnliteratur, mit Veröffentlichungen von Pro Bahn & Bus, Zugverzeichnisse, Fahrplananordnungen, DR Buchfahrpläne, sonstige Dienstvorschriften, Kursbücher, Fahrplanhefte (In- und Ausland) Pro Bahn & Bus Schriftenversand, Postfach 18 64, 65008 Wiesbaden

Absender Bitte

ausreichend

Name, Vorname frankieren

Straße, Hausnummer

PLZ, Ort

Pro Bahn & Bus e.V. Bahnhofstraße 102

36341 Lauterbach Bestellung Fahrkarten für Sonderfahrt Hiermit bestelle ich folgende Fahrkarten für die Sonderzugfahrt nach Heidelberg und in den Kraichgau am 30. August 2008 zu den genannten Bedingungen (Hessenschiene Nr. 72) und fol- genden Preisen. Den Gesamtfahrpreis überweise ich auf das Konto 67 227 000 bei der Volksbank Mittelhessen e.G. (BLZ 513 900 00). Der Versand der Fahrkarten erfolgt nach Zahlungseingang.

An An An Kinder An Erwach- Mitglie- Kinder bis Fahrpreise Euro za za za bis 14 za incl. Vorverkauf sene der* 5 Jahre hl hl hl Jahre hl Gesamte Strecke 409,20 40,00 205,0 10,0 bis Hüffenhardt Nur bis/ab 309,00 302,0 200,0 10,0 Heidelberg * Mitglieder von Pro Bahn & Bus und des Deutschen Bahnkunden-Verbandes

Name, Vorname PLZ, Ort

Straße, Hausnummer Datum, Unterschrift

Bitte als Postkarte oder Fax (06641-62727) versenden