Rund um den Glauberg Vom Keltenschatz zu den Naturschätzen der Nidderauen

Auenlandschaft mit Seggenrieder Biologische Vielfalt erleben Natura Trails: Rund um den Glauberg Hessens Naturschätzen Die Spuren der Kelten können auf dem Glauberg mit seinem sehenswerten Museum der Keltenwelt besichtigt auf der Spur werden. Hier gibt es die in den Gräbern gefundenen Schätze zu sehen. Von dort führt der Weg durch die Hessen ist bekannt für seine einzigartige Natur und beiden FFH-Gebiete „Basaltmagerrasen am Rand der Landschaft mit ihrer Vielfalt, Eigenart und Schönheit. Wetterauer Trockeninsel“ und „Grünlandgebiete in Mittelgebirge, Flussauen, Streuobstwiesen oder auch der Wetterau“ und dann durch das Vogelschutzgebiet Dünenlandschaften bieten ein lebenswertes Umfeld „Wetterau“ zu den Naturschätzen der Auenlandschaft und Raum für Erholung. des Niddertales und wieder zurück. Sämtliche Lebensräume in Hessen sind geprägt durch jahrhunderte­lange Nutzung des Naturraums durch „Naturschutz wird in der Wetterau den Menschen. Unter ihnen finden sich sowohl solche, schon seit langem großgeschrieben. Ein die noch als naturnah anzusehen sind als auch Leuchtturmprojekt ist das großräumige Lebensraumtypen, die erst durch traditionelle Wirt- Schutzgebietsystem des Auenverbundes schaftsweisen des Menschen entstanden sind. Alle Wetterau.” sind Heimat einer beeindruckenden Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten. Michael Elsaß: Wetterausflüge 2 Viele dieser Land­schaftstypen stehen unter gesetz-­ lichem Schutz, um sie für zukünftige Generationen Die Nidder und ihre Auen zu erhalten, so auch das Natura 2000-Gebiet, an das der hier vorgestellte Natura Trail heranführt. Die Nidder entspringt im bei der Herchen­ hainer Höhe. Sie hat eine Länge von 68,8 km und Angelegt wurde dieser Natura Trail im Rahmen eines mündet bei -Gronau in die . Sie fließt vom Hessischen Ministerium für Umwelt, Klima­­- von den Wäldern des Vogelsberger Basaltmassivs die schutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz ge- Hänge hinunter, um sich erst in den Niederungen der förderten Projekts der NaturFreunde Hessen. Natura Wetterau zu beruhigen. Davor speist sie das Wasser­kraft­ Trails machen die biologische Vielfalt erlebbar und werk Lißberg mit einem großen Ausgleichsbecken in regen gleichzeitig zu einem bewussten Aufenthalt in der Natur an. Zusammenhänge von Natur und Renaturierte Nidder, Foto: Andrea Halling Kultur in der Region werden verdeutlicht. Mit der Verbindung von natur- und umweltverträg- licher Freizeitgestaltung und der Vermittlung von Wissenswertem zur Bedeutung der Artenvielfalt leistet das Natura Trail-Projekt einen Beitrag zur Hessischen Biodiversitätsstrategie. Die NaturFreunde laden Sie ein, die oft verborgenen­ Geheimnisse der Natur zu entdecken und die Schön­ heiten der hessischen Landschaften zu genießen.

Jürgen Lamprecht Rainer Gilbert Landesvorsitzender NaturFreunde Hessen Projektleiter liegt der rekonstruierte Grabhügel, in dem das Grab des Keltenfürsten gefunden wurde.

Auf dem Lohrain „Auf dem Lohrain“ ist ein Teilgebiet des FFH-Gebiets „Basaltmagerrasen am Rand der Wetterauer Trocken­ insel“. Es umfasst eine Fläche von 9,80 ha, in der drei Lebensraumtypen vorkommen: Submediterrane Halbtrockenrasen, Artenreiche montane Borstgrasrasen und Magere Flachland-Mähwiesen. Das Gebiet wurde entbuscht und die Magerrasenfläche wieder freigelegt, um die offene Landschaft zu erhalten. Blick aus dem Vogel-Beobachtunghaus, Foto: Andrea Halling Das LIFE+Projekt Wetterauer Hutungen hat sich die Hirzenhain. In den Nidderauen ist dann alles flach – Erhaltung und Entwicklung der Hutungen zum Ziel Äcker, Streuobstwiesen und Weiden lösen die Wälder gesetzt. Dies sind magere, traditionell schafbewei- ab. Das Niddertal wurde seit Jahrhunderten durch dete Flächen, auf denen häufig verschiedene Formen Menschen genutzt. Dadurch fanden sich viele Tier- von Magerrasen zu finden sind. Diese zeichnen sich und Pflanzenarten ein, die heute selten geworden sind. durch einen besonderen Artenreichtum aus. Viele Daher wurden die „Nidderauen von Stockheim“ 1981 schützenswerte­ Pflanzen befinden sich darunter, wie zum Naturschutzgebiet ausgewiesen. Zusammen mit zum Beispiel Gestreifter Klee, Kratzdistel und Fransen- den benachbarten Auwiesen von Effolderbach und Enzian. Ein Teilbereich besteht auch aus alten Bäumen dem Hessel in Stockheim liegt das Naturschutzgebiet und Streuobstwiesen. Dieser bietet Lebensraum in dem großräumigen­­ Schutzgebietssystem des für Bluthänfling,­ Gartenrotschwanz, Grünspecht Auenverbundes Wetterau. Die Nidderauen mit ihren und Neuntöter. Links vom Wanderweg wurde Feuchtwiesenarealen befinden sich zwischen den von Mitgliedern der NABU-Gruppe Glauburg ein Ortschaften Selters, Effolderbach, Stockheim und Eidechsenhügel aus großen Steinen errichtet. Reptilien Glauberg. wie die Zauneidechse­ nutzen diesen als Versteck. Eine Schautafel gibt hier weitere Erklärungen. Der Glauberg Nidderauen von Stockheim Der 276 m hohe Glauberg ist ein südlicher Basalt­­- aus­läufer des Vogelsberges in Form eines Die hier bewanderten „Nidderauen von Stockheim“ Tafelberges,­ der an die Wetterau angrenzt. sind ein Teilgebiet des FFH-Gebiets „Grünlandgebiete Auf und um den Glauberg gibt es bedeu- in der Wetterau“ und haben eine Fläche von 267,7 ha. tende Grabungsorte mit Funden von der Vor­- Wegen der Feuchtwiesen ge­schichte bis ins Hochmittelalter. Das natür­ und den regelmäßig über- liche Plateau bot ideale Voraussetzungen schwemmten Auenbereichen für seine Besiedelung und den Schutz mit der Nidder wurde das Gebiet Befestigungsanlagen. Auf der Südseite befindet zum Vogelschutzgebiet sich das Museum Keltenwelt. Gleich daneben­ ausgewiesen.­ Große

Silberreiher Bekassine, Foto: Werner Witte/ Foto: Werner Witte/Flickr(CC BY-NC-ND 2.0) Flickr(CC BY-NC-ND 2.0) Seit 2005 wurden zahlreiche Naturschutzmaßnahmen in der Nidderaue durchgeführt. Ein Abschnitt der Nidder im nördlichen Teil des Gebietes wurde renaturiert. Außerdem wurden einige Stillgewässer geschaffen, die besonders den Rastvögeln als Ruhe- und Nahrungszonen dienen. An zwei Beobachtungshäuschen bei Effolderbach und am Vulkanradweg kann man das Treiben an diesen Stillgewässern bestens beobachten und herrliche Ent­ deckungen machen.

Die Feuchtwiesen dienten früher als Weideland und die Seggenrieder wurden als Streu für die Stallhaltung ge- nutzt. Damit die Auenlandschaft nicht verbuscht und die Heckrind, Foto: Andrea Halling Landschaft offen bleibt, gibt es ein Beweidungsprojekt. und naturnahe­ Auenbereiche mit Feuchtwiesen, Besonders im Sinne des Naturschutzes ist die sogenannte Nassbereichen, Röhrichten und Stillgewässer bieten „Mutterkuhhaltung“. Die Kälber werden nicht im Stall ideale Lebensräume für wasser- und feuchteliebende­ geboren, sondern auf der Weide und bleiben dann so Arten. Diese locken nun viele schützenswerte und lange bei der Mutter, wie sie mit Milch versorgt werden. seltene Tiere an, wie zum Beispiel Weißstorch, Tüpfel­ Die Kühe bewegen sich völlig frei auf der großflächigen sumpfhuhn, Kiebitz, Bekassine und den Laubfrosch. Weide und haben genug Rückzugsmöglichkeiten, um die Die heimische Sumpf­schildkröte wurde wieder angesie- Kälber zu gebären. Für dieses Beweidungsprojekt wurden delt. Die Wetterau ist das bedeutendste Brutgebiet Heckrinder ausgewählt. Heckrinder mit ihren stattlichen für Wasser-, Wat- und Wiesenvögel und das einzige Hörnern sind eine Abbildzüchtung des ausgestorbenen hessische Brutgebiet­ für Sumpfohreule, Uferschnepfe, Auerochsen. Die offene Landschaft ist besonders für Spießente und Rotente. Im Frühjahr und im Herbst, den Lebensraum von Storch, Kiebitz und Bekassine not- wenn die Vögel in ihre Quartiere ziehen, kann man wendig. besondere Entenarten wie die Krickente, Reiherente, Quelle: Nidderauen von Stockheim, Broschüre des Wetteraukreises Löffelente und Pfeifente sehen. Viele Zugvögel­ nutzen das Gebiet als Zwischenstadion. Durch die Renaturierung des Flusslaufes hat sich auch der Biber angesiedelt. Mühlgraben der Nidder, Foto: Andrea Halling

Auch viele Pflanzenarten haben in den Auen ihre Heimat gefunden, wie zum Beispiel das Breitblättrige Knaben­ kraut. Im Süden des Gebietes gibt es große Bestände der gelbblühenden Sumpfschwertlilie. Dort finden sich auch Seggenrieder und Röhrichte. Entlang des Auenrundweges kann man anhand vieler Schautafeln viel Wissenswertes über die Tier- und Pflanzenwelt erfahren.

Die Nidder wurde zwar nicht so kanalisiert wie die benachbarte Nidda, aber trotzdem teilweise begradigt, ­eingedeicht oder verbaut. Links liegt das für gelungene Natura Trail Restauration ausgezeichnete Wegbeschreibung Hofgut Leustadt mit neun historischen Gebäuden, u. a. Kurslänge: 12,9 Km das dreigeschossige Schloss Schwierigkeit: mittel und der mittelalterliche Auf- Abstieg: 136 m Wohnturm. Das Gelände Startpunkte: befindet sich in Privatbesitz Museum Keltenwelt, das NFH Glauberg sowie bei und kann nicht besichtigt Sumpfschildkröte, Foto: Michelle Anreise mit ÖPNV die Bahnhöfe Glauberg (RB34) und werden. Bender/Flickr(CC BY-NC-ND 2.0) Stockheim (RB34 und RB46). Weiter bis nach Effolderbach. Dort die Straße über- Vom Museum Keltenwelt folgt man der Beschil­ queren und gleich nach den Bahngleisen nach rechts derung der Bonifatius-Route über den Parkplatz und dann wieder links hinter den Häusern auf einem auf einen Schotterweg und dann nach links nach Wiesenweg entlang. An der Wegekreuzung rechts und Glauberg hinunter. Vom NFH Glauberg kommt man dann gleich wieder links auf den Auwiesen-Rundweg. von der anderen Seite. Im Dorf quert man an der Am Sportplatz rechts bis zum Vogel-Beobachtunghaus. Fußgängerampel die Hauptstraße in Richtung Ein Stück zurück und dann nach links wieder über Bahnhof. Im Bahnhof von Glauberg gute Einkehr­ die Nidder und weiter bis zum Vulkanradweg. Dort möglichkeit. Am Bahnhof vorbei über die Gleise und nach rechts weiter bis zum nächsten Beobachtunghaus. die Nidder und über den Parkplatz nach halbrechts. Auf dem Radweg weiter bis nach Stockheim. Rechts Linkerhand des Weges ist ein Mühlgraben.­ Rechts kommt der Bahnhof mit Modellbahnhof sowie die auf den Wiesen kann man vielleicht Störche sehen. Kleinkunstbühne Kulturhalle Stockheim ins Blickfeld. Über eine Brücke das Flüsschen queren, links gibt Linkerhand steht die 1927 erbaute Kirche St. Judas es Streuobstwiesen, die von Schafen des Projektes Thaddäus, ein kunstgeschichtlich bedeutender stil- Wetterauer Hutungen beweidet werden. Weiter ge­ reiner Art déco-Bau, der einen Abstecher wert ist. radeaus bis zur Straße. Dort an der Straße kurz nach Die Kirche wurde farbenprächtig restauriert und die links und dann gleich wieder rechts auf den Weg Malereien erstrahlen in ursprünglicher fröhlicher an Apfelbäumen vorbei. Pracht.

Weiter geradeaus bis zur Vorfahrtsstraße, dort nach Renaturierte Nidder, Foto: Andrea Halling rechts und vor den Gleisen wieder links. Am Ende der Herrnstraße rechts in die Bahnhofstraße. An deren Ende rechts abbiegen und über den . In der Bäckerei Zinn kann man eine Kaffeepause einlegen. Weiter über die Gleise und eine Fußgängerampel leicht nach links in die Straße Am Lückenberg. Am Rande der Bebauung hinauf zum Glauberg bis zur VHC- Hütte. Hier führt der Weg G1 am Waldrand entlang mit schönen Ausblicken über das Seemenbachtal in Richtung Büdingen zum Keltenmuseum. Hält man sich rechts unterhalb des Museums, gelangt man wieder zum Parkplatz.

E E E E È É E E E E É É É È E E E E É É E E E E È É É E E E È È E E E É E E E é é é é É É é é é é É È É É é é é é È É É é é é é È É È é é é é é é É É E E E E É È É é é é é E E E E É é é é È É É E E E E È é é é é é é é é é é é é é é é é

E E E E E E E E E E E E E E E E é é é é é é é é é é é é é é é é é é é é é é é é é é é é é é é é éé é é é é é é é é é é é é é é E E E E é éé é é é éé é é E E E E E E E E é é é é é é é é é é é é é E E E E E E E E é é é é é é é é é é E E E E E E E E é éé éé é é é é é E E E E é é é é é é é é é é é é é éé éé é é é é é é é éé é é é é é é é éé éé é é é é é é é é é é é é é

E E E E E E E E é é E E E E é E E E E é é E E E E é È É E E E E É E E E E É É E E E E È É È È É É È É É É É É É É È É É È È É È É É É É É É E E E É É É E E E È É É È E E E È é é È É È É é é É É É É È É é é É É É È É È é é É é é È é é é é é é

é é 2016 © GeoBasis-DE / BKG Deutschland © Outdooractive, Geoinformationen Kartengrundlagen:

Legende: Impressum: FFH = Fauna Flora Habitat NaturFreunde-Haus NaturFreunde Hessen e. V. (Hrsg.) Grafik-Design: www.eigensein.de NFH = NaturFreunde-Haus „Glauberghaus“ Herxheimerstr. 6 Druck: Druckerei Lokay e. K., ÖPNV = Öffentlicher 60326 Frankfurt am Museum „Keltenwelt am Recycling-Papier (Blauer Umwelt- Personennahverkehr Tel. 069 / 6 66 26 77 engel), Farben auf Pflanzenölbasis VHC = Vogelsberger Höhen-Club Glauberg“ [email protected] Gefördert aus Mitteln des Bahnhöfe Glauberg und www.naturfreunde-hessen.de Hessischen Ministeriums für Stockheim V.i.S.d.P. Umwelt, Klimaschutz, Landwirt - Beobachtungshäuser am Jürgen Lamprecht, Vorsitzender schaft und Verbraucherschutz Vogelschutzgebiet NaturFreunde Hessen e.V. Schirmherrin: Staatsministerin Redaktion: Rainer Gilbert Priska Hinz (verantw.) Fachliche Unterstützung: ONB RP Konzeption und Text: Andrea Darmstadt, Fachstelle Naturschutz Kontakt: Halling, NaturFreunde Bad Vilbel und Landschaftspflege Wetteraukreis [email protected] 2017 Biologische Vielfalt Die Erhaltung unserer Landschaft und der biologi­ schen Vielfalt ist seit jeher ein zentrales Anliegen der NaturFreunde. Als biologische Vielfalt (Biodiversität) bezeichnet man die Vielfalt an Lebensräumen, der Tier- und Pflanzenarten und ihrer genetischen Ausstattung.­

Je größer die biologische­ „Wir können den Ver­ und damit auch ge­ne­- lust von biologischer tische Vielfalt ist, umso Vielfalt und von Öko­ leichter gelingt die An­ systemen nicht einfach passung an Veränderun-­­ mit Geld wettmachen. gen der Umwelt und Was zerstört ist, ist somit die Sicherung zerstört.“ unserer Lebensgrund­ ­ Sandeep Chamling Rai lagen. Nur ein intakter Naturhaushalt ist in der Lage , auch zukünftig die notwendigen Öko­system­ leistungen wie frisches Trinkwasser,­ saubere Luft, fruchtbare Böden und Erholung in der Natur zu liefern.

Der Einsatz für biologische Vielfalt ist deshalb kein Selbstzweck, sondern eine Investition in die Zukunft.

Natura 2000 Natura 2000 ist ein europaweites Netz von Schutz­ gebieten zum Erhalt der biologischen Vielfalt. Grund­- lagen dieses Netzwerkes sind die von den Mitglied­ staaten der Europäischen Union beschlossene FFH- Richtlinie (F = Fauna, Tierwelt, F = Flora, Pflanzenwelt, H = Habitat, Lebensraum) und die Vogelschutzrichtlinie. Ziele beider Richtlinien sind Schutz, Pflege und Entwicklung bedeutsamer Lebensräume,­ z. B. Streu­ obstwiesen oder Dünenlandschaften, sowie der dort angesiedelten besonderen Tier- und Pflanzenarten.

Die von NaturFreunden ausgewiesenen Natura Trails ­er­möglichen das Kennenlernen von Natura 2000- Andrea Halling Andrea Ge­bieten im Einklang mit dem Schutz der Natur. Es gilt die Naturschätze vor der eigenen Haustür zu ­entdecken und wertzuschätzen. Titelseite: Foto