Ausgabe Nr. 9 — die Letzte! S N I E E T I E 09/2013 S

„Mehr Demokratie wagen“ - als Daueraufgabe

Demokratie fällt nicht vom Himmel, ...das belegt unsere Geschichte und die der SPD. Über heftig diskutiert, aber mehrheitlich abgestimmt – Das WIR entscheidet! 60 Jahre erfolgreiche parlamentarische Demokratie nicht doch eine Gewissenentscheidung, zum Beispiel Am 22. September steht viel auf dem und über 20 Jahre Fall der Mauer durch eine Demo- die Rente mit 67 oder die Zusammenlegung von Ar- Spiel! Nicht nur für die SPD, sondern kratiebewegung dürfen uns nicht dazu verführen, uns beitslosenhilfe und Sozialhilfe – Hartz-IV Gesetz. Ein vor allem für unser Land. Weg war in vielen Fällen für mich die Abgabe einer auf dem bisher Erreichten auszuruhen. Es sind mehr Peer Steinbrück hat Recht: Deutsch- als 40 Jahre ins Land gegangen, seit Willy Brandt 1969 persönlichen Erklärung, ohne die Regierungsmehr- land ist ein starkes Land, aber es mit seinem „wir wollen mehr Demokratie wagen…“ heit zu gefährden. wurde vier Jahre lang unter Wert den entscheidenden Impuls zur Demokratisierung der regiert. Er hat im TV-Duell konkrete Demokratie braucht Demokraten, deutschen Gesellschaft nach Gründung der Bundesre- Ziele genannt – Mindestlohn, gute publik gab. …im Parlament wie in der Gesellschaft. Als jüngste Rente, menschenwürdige Pflege, Stadträtin in Karlsruhe konnte ich in den 1970er Jah- Kampf gegen Steuerbetrug, wo Mer- Demokratie macht Arbeit, ren zum ersten Mal Bürgerbeteiligung mitgestalten, kel nur hohle Worthülsen verliert. dank der Reformen von Willy Brandt. Seitdem wur- ...für uns Abgeordnete wie für die Bürgerinnen und Vier Jahre Schwarz-Gelb sind genug Bürger. Das konnte ich 15 Jahre lang hautnah erleben. den auf Kommunal- und Landesebene direktdemo- und beweisen, in welchem Ausmaß Nah bei den Menschen zu sein, erschöpft sich nicht im kratische Elemente weiter ausgebaut. Bürgerschaftli- Merkel versagt hat. Schulterklopfen, Schunkeln und Schwätzen. Um Sor- ches Engagement und Partizipation ist heute Norma- Mit der „Mövenpick-Steuer“, dem gen und Nöte, Interessen und Vorschläge und Kritik lität in der Mehrheit der deutschen Gesellschaft, Milliardengeschenk für die Hoteliers, getreu nach Max Frisch „Demokratie heißt, sich in aufzunehmen und Beschimpfungen auszuhalten, begann es 2009 und hört 2013 mit brauchst Du nicht ein dickes Fell, sondern Zeit, Kraft seine eigenen Angelegenheiten einzumischen“. Nach dem sogenannten Betreuungsgeld und Zuversicht in die Gestaltung von Politik. Getreu vielfältigen Protesten, Bürgerinitiativen und neuen auf. Wieder werden bis zu zwei Milli- nach Max Weber: „Politik als Beruf ist das Bohren sozialen Bewegungen stehen heute die Erweiterun- arden Euro verschwendet, nur um dicker Bretter, mit Augenmaß und Leidenschaft.“ Wie gen der institutionellen Beteiligungsmöglichkeiten im Frauen vom Beruf und Kinder von der dick die Bretter sind, konnte ich bei der Frage Gleich- Bund auf der Tagesordnung. Bürgerinnen und Bürger Bildung fernzuhalten. stellung von Frauen in Politik, Wirtschaft und Gesell- müssen sich stärker einmischen können, ihre Fach- Hier hilft nur ein Wechsel: Möven- schaft und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf kompetenz einbringen, sich als Koproduzenten betä- pick-Steuer und Betreuungsgeld ab- nicht nur bei uns, sondern in vielen Ländern erleben. tigen oder zumindest mitentscheiden können. schaffen und im Bund jedes Jahr zehn Milliarden mehr in Bildung investie- Fragen nach der Weiterentwicklung unserer Demo- Demokratie braucht Partei, ren, durch ein neues Ganztagsschul- ...die Abgeordneten des Deutschen Bundestages „sind kratie, der Zusammenarbeit von Staat und Zivilgesell- programm. schaft wurden in der SPD-Bundestagsfraktion breit Vertreter des ganzen Volkes, an Aufträge und Weisun- Ernst machen mit der Gleichstellung gen nicht gebunden und nur ihrem Gewissen unter- diskutiert, nicht nur in der Arbeitsgruppe „Bürger- schaftliches Engagement“. Die Ergebnisse sind einge- von Frauen – schon längst überfällig – worfen“, so Artikel 38 Grundgesetz. Das ist die eine mit gleicher Bezahlung für gleiche flossen in unser Regierungsprogramm und in Anträ- Seite. Mein Mandat – auch ein Direktmandat – habe Leistung und mehr Frauen in Füh- ich aber dank der SPD und unserem Programm. Durch gen zur Änderung der Verfassung um die Instrumen- rungspositionen. die Wahl bin ich auch eingebunden in eine Fraktion, te Volksbegehren und Volksinitiativen. Dies endlich umzusetzen, wird Aufgabe der neuen Regierung und Den Mindestlohn von 8,50 Euro ein- die sich selbst Spielregeln – sprich eine Geschäftsord- führen und wieder Ordnung auf dem des neuen Parlamentes sein. Denn, um es mit Willy nung – gibt für Entscheidungs- und Abstimmungspro- Arbeitsmarkt schaffen und die Leihar- Brandt zu sagen: „Nichts kommt von selbst. Und nur zesse. Wo ethische, moralische und religiöse Grund- beit bändigen. haltungen ausschlaggebend sind – zum Beispiel Klo- wenig ist von Dauer. Darum besinnt Euch auf Eure läuft, bis zur Wahl am 22. nen, Abtreibung, Bundeswehreinsatz – war immer Kraft und darauf, dass jede Zeit eigene Antworten will und man auf der Höhe zu sein hat, wenn Gutes September können wir noch viel klar, dass die persönliche Haltung nicht von einer Überzeugungsarbeit leisten und die bewirkt werden soll.“ Fraktionsmehrheit überstimmt werden kann. In den Menschen zur Wahl bewegen und für 15 Jahren stand ich mehrmals vor der Frage, ist die Das bleibt mein Kompass, ob im oder außerhalb des die SPD gewinnen. Entscheidung in einer Sachfrage – in der Fraktion Bundestags. Damit durch Ute Vogt und Nicolas Schäfstoss in Berlin vertreten ist! Eure I E W Z E T I

E 1998 bis 2002: Rot-Grün regiert S

Am 27. September 1998 wird Ute Kumpf zum ersten Mal mit 43,3 Prozent (39 Prozent Zweitstimmen) direkt in den Deutschen gewählt.

gerinnen und Bürgern, nicht durch einen Koalitionswechsel, abgewählt. 16 Jahre Hel- mut Kohl waren genug Stillstand: hohe Ar- beitslosigkeit, Rekordverschuldung der Staatshaushalte, hohe Steuern und Abga- ben, Blockade einer modernen Familienpoli- tik.

Reformstau auflösen

Die rot-grüne Koalition löste den Reformstau Ute Kumpf bei einer Rede im Bundestag 1998. auf. Entscheidungen und Fehlentwicklungen der Kohl-Regierung wie die Einschränkung Wichtige bundespolitische Entscheidun- der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und gen 1998-2002 des Kündigungsschutzes, das Krankenhaus-  Zahl der Erwerbstätigen steigt um 1,2 Milli- notopfer sowie die höhere Zuzahlung für onen, Zahl der Arbeitslosen liegt um mehr Medikamente machten wir rückgängig. als 500.000 niedriger als 1998  Rentenreform mit dem Ausbau der privaten Wir stellten die Weichen für eine zukunfts- Vorsorge – der Riester-Rente – und der gewandte Gesellschaftspolitik und setzten Betriebsrente das Wahlprogramm „Innovation und Ge-  Senkung der Lohnnebenkosten: Beitrag der rechtigkeit“ Schritt für Schritt um: die Mo- gesetzlichen Rentenversicherung von 20,3 dernisierung des Staatsbürgerschaftsrechts, auf 19, 1 Prozent die Green-Card-Initiative, die Steuerreform,  Steuerreform, von 1999 bis 2005, entlastet die besonders Familien entlastete, die Re- die Privathaushalte um 65,3 Milliarden DM, form der Altersversorgung mit der Riester- den Mittelstand um 29,8 Milliarden DM, Rente, die Sanierung des Bundeshaushalts, Großunternehmen werden mit 1,7 Milliar- den Atomausstieg, das Bündnis für Arbeit, den DM belastet die Ökosteuer, die Erhöhung des Kindergelds  Grundfreibetrag wird von 6322 auf 7235 von 112 auf 154 Euro und Initiativen im Bil- Euro erhöht, gleichzeitig der Eingangssteu- Dieser Erfolg war nur mit viel Unterstützung dungsbereich (Jump, Schulen ans Netz, ersatz von 25,9 auf 19,9 Prozent gesenkt aus meinem Wahlkreis Stuttgart Nord, der Dienstrechtsreform für Hochschullehrer).  Erhöhung des Kindergelds von 112 auf 154 gesamten SPD Stuttgart und des parteiüber- Euro greifenden Bündnisses „Erststimme für Ute Soziale Stadt  Aufwendungen des Bundes für Forschung Kumpf!“ möglich — auf diese Unterstützung und Entwicklung steigen von 33,58 auf Franz Müntefering, damaliger Bauminister, konnte ich in allen Wahlkämpfen zählen. Als 34,98 Milliarden Euro, Ausgaben für Ver- Kreisvorsitzende lag die Organisation des initiierte 1999 das Städtebauförderungspro- kehrsinvestitionen von 9,5 auf 11,5 Milliar- Wahlkampfs in meiner Verantwortung. gramm „Stadtteile mit besonderem Entwick- den Euro lungsbedarf – Soziale Stadt“. Die „Abwärts-  Reform des Betriebsverfassungsgesetzes: Deutschlandweit erreichte die SPD 40,9 spirale“ in benachteiligten Stadtteilen sollte Ausweitung der Mitbestimmung bei Wei- Prozent, Gerhard Schröder führte als Kanzler aufgehalten, die Lebensbedingungen vor Ort terbildungsmaßnahmen, beim Umwelt- die erste rot-grüne Koalition im Bund an. verbessert werden. Stuttgart war von An- schutz und fremdenfeindlichen Aktivitäten Ein Novum in der Geschichte der Bundesre- fang dabei im Förderprogramm mit der Sozi- in Betrieben. Stärkung der Arbeitnehmer- rechte durch vereinfachtes Wahlverfahren publik: Eine Regierung wurde von den Bür- alen Stadt Freiberg/ Mönchfeld. in Kleinbetrieben  Jährliche Ausgaben des Bundes für BAföG verdoppeln sich, Zahl der BaföG-Empfänger steigt um 80.000 auf 450.000  Nach zehn Jahren Stillstand: Erhöhung des Wohngelds von 110 auf 160 Euro  Bundestag beschließt die Einsätze Operati- on Enduring Freedom und ISAF zur Stabili- sierung Afghanistans sowie die Mandate für den Kosovo und Mazedonien  Einstieg in eine zukunftsverträgliche Ener- gieversorgung: Ausstieg aus der Atomener- gie, verstärkte Förderung erneuerbarer Energien, Belastung des Energieverbrauchs durch Öko-Steuer  Kampf gegen Jugendarbeitslosigkeit: Über 350.000 Jugendliche bekommen mit dem JUMP Programm eine Perspektive, JOB- AQTIV Gesetz stellt Weichen für Effizienz in der Arbeitsvermittlung und für Qualifizie- rung Ute Kumpf und Ernst-Ulrich von Weizsäcker am Wahlabend 1998. I E R D

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1998 bis 2002: Rot-Grün regiert E S

Stuttgart 1998-2002  JUMP Programm: Stuttgart war mit zwölf Millionen pro Jahr dabei, bei den Investitio- nen in Bildung, Forschung und Technologie profitiert die Bio-Region Stuttgart

 Stuttgart bekommt Mittel für Bildung und Qualifizierung aus dem Programm für Lang- zeitarbeitslose

 Der Ausbau des Echterdinger Eis wird vor- gezogen

 Stuttgart profitiert von Mitteln aus Berlin und baut Spitzenposition bei Patentanmel- dungen aus

 Erfolgreicher Einsatz für den Erhalt der Wehrbereichsverwaltung mit über 400 Ute Kumpf als Schirmherrin beim CSD 2001. Arbeitsplätzen, ebenso für das Zollfahn- dungsamt in Cannstatt Eingetragene Lebenspartnerschaften Die Terroranschläge in New York und Wa- shington am 11. September 2001 brachten  Stuttgart erhält weitere hunderte Millio- nen: Soziale Stadt in Stuttgart-Freiberg, Ein Meilenstein gegen die Diskriminierung die Weltordnung aus den Fugen und auch Vernetzung der Weiterbildungsträger zu von Homosexuellen war 2002 das Gesetz Deutschland war gezwungen, Position zu „lernenden Regionen“, Entwicklung zur Bio- über die Eingetragene Lebenspartnerschaft beziehen. In zwei Abstimmungen, am 16. Technologie-Region, Modernisierung der für Schwule und Lesben, kurz Lebenspart- November und 22. Dezember 2001, be- Bundesbahntrassen, Energiewende, Ausbau nerschaftsgesetz, das Rot-Grün gegen den schloss die Mehrheit im Bundestag, sich an von Forschungsschwerpunkten an Hoch- erbitterten Widerstand von CDU und CSU der Terrorismusbekämpfung der Operation schulen und in Betrieben auf den Weg brachte. Ein Gesetz, das heute Enduring Freedom sowie am ISAF-Einsatz zur nicht mehr weg zu denken ist. Genugtuung Stabilisierung Afghanistans zu beteiligen. für mich als Schirmfrau beim ersten CSD 2001 in Stuttgart. Rückblickend hat die SPD 1998 bis 2002 in CDU/ CSU und FDP, die die Wahlniederlage Regierungsverantwortung ihre Handlungsfä- nicht hinnehmen wollten, machten Funda- Enquete-Kommission higkeit unter Beweis gestellt, trotz harter mentalopposition, spalteten die Gesellschaft Auseinandersetzungen in unseren eigenen mit gezielter Desinformation zu den Mini- Meine Arbeit in der Enquete-Kommission Reihen mit dem grünen Koalitionspartner Jobs und der Ökosteuer. Die CDU-Kampagne „Zukunft des Bürgerschaftlichen Engage- bei den Themen Asylbewerber, Waffenex- gegen die doppelte Staatsbürgerschaft wur- ments“ schuf die Grundlage für ein politi- porte und Kosovo-Krieg. In wichtigen Fel- de von Roland Koch in Hessen geschickt sches Betätigungsfeld über alle vier Legisla- dern erreichte Rot-Grün eine Umkehr der genutzt, die Menschen zu verunsichern. Er turperioden hinweg. Als ordentliches Mit- negativen Trends: Die Beschäftigung stieg konnte die Stimmung im Wahlkampf polari- glied engagierte ich mich zunächst bei dem um 1,1 Millionen, die Zahl der Arbeitslosen sieren und gewann die Landtagswahlen in Thema „Bürgerschaftliches Engagement und ging um 428 000 zurück, die jährlichen Aus- Hessen. Erwerbsarbeit“. Der Enquete-Abschluss- gaben des Bundes für BAföG konnten mehr bericht vom Juni 2002 gab dem Parlament als verdoppelt werden und die jährliche Die rot-grüne Mehrheit im Bundesrat ging konkrete Handlungsempfehlungen für eine Neuverschuldung des Bundes wuchs nicht verloren. Auch bei den Landtagswahlen im nachhaltige Förderung bürgerschaftlichen weiter, sondern wurde Stück für Stück auf Saarland im Herbst 1999 und 2001 in Rhein- Engagement in Deutschland an die Hand und Null reduziert. land Pfalz unterlag die SPD. schlug die Gründung eines bundesweiten Netzwerkes vor. Am 5. Juni 2002 wurde das Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engage- ment, das BBE, aus derTaufe gehoben.

Bürgerschaftliches Engagement war für mich von Anfang an jedoch nicht nur Theorie, wichtig war mir der Dialog vor Ort: Zum ersten Mal fand am 5. Dezember 2000 in Stuttgart die von mir gegründete Aktion „Mitmachen Ehrensache“ statt. Ute Kumpf im Gespräch mit Ute Vogt im Fraktionssaal. R E I V E T I

E 2002 bis 2005: Wichtige Reformen unter Rot-Grün S

Ute Kumpf erreicht mit 45,6 Prozent der Erststimmen (37,6 Prozent Zweitstimmen) ihr persönliches Bestergebnis und verteidigt am 22. September 2002 ihr Direktmandat.

Reformen der Agenda 2010 in Stichpunkten:

 Öffnung der Handwerksordnung, Betriebs- gründungen auch ohne Meisterbrief

 Senkung der betrieblichen Lohnnebenkosten

 25 Prozent Erhöhung der Bildungsausgaben

 BAföG-Reform, Darlehensrückzahlung auf 10.000 Euro begrenzt, Steigerung der Studie- renden von 28,5 auf 35,6 Prozent

 Investitionsprogramm „Zukunft Bildung und Betreuung“ (IZBB), vier Milliarden Euro für Ausbau von Ganztagesschulen

 „Nationaler Pakt für Ausbildung und Fach- kräftenachwuchs in Deutschland“, zwischen Regierung und Wirtschaft für mehr Ausbil- dungsplätze

 Erstes und zweites Gesetz für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt (Hartz I und II). „Mini-Jobs“ bis 400 Euro, Förderung von Existenzgründungen, die „Ich-AG‘s“. Arbeitslosen- und Sozialhilfe werden zusam- Ute Kumpf mit Gerhard Schröder 2004. mengelegt, der Umbau der Bundesagentur Es war ein spannender Wahlabend. Mit 38,5 modernisiert“. Innerhalb der SPD-Fraktion für Arbeit vorgenommen. Erwerbsfähige Prozent ist die SPD gleichauf mit der CDU waren die Reformen heftig umstritten und Sozialhilfeempfänger haben Anspruch auf Bildungsleistungen, Sozialversicherung und (38,5 Prozent). Gemeinsam mit Bündnis 90/ sorgten im linken Flügel für massiven Pro- individuellere Betreuung bei der Arbeitsver- Die Grünen (8,6 Prozent) erreichten wir mit test. Es galt aber, die sozialen Sicherungssys- mittlung 47,1 Prozent knapp die Bundestagsmehrheit teme zukunftsfest zu machen und die Wett- und konnten nach einem erbitterten Wahl- bewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft  Finanzielle Entlastung der Kommunen, Zahl- kampf die rot-grüne Koalition fortsetzen. zu stärken. Die Reformen betrafen nicht nur ungen für arbeitsfähige Sozialhilfeempfän- die Arbeitsmarktpolitik und die Neuregelung ger übernimmt der Bund Als Kreisvorsitzende der Stuttgarter-SPD (bis von Arbeitslosen- und Sozialhilfe, Schwer- 2004) hatte ich auch diesen Wahlkampf mit  Beitragssatz Rentenversicherung bleibt stabil punkte waren vor allem die Bereiche Bil- bei 19,5 Prozent zu verantworten. Obwohl Rot-Grün nach dung, Ausbildung und Forschung. den verlorenen Landtagswahlen, der Stim-  Bedarfsorientierte Grundsicherung im Alter mungsmache gegen Gerhard Schröder und Die Umsetzung einzelner Gesetzesvorhaben und bei dauerhafter Erwerbsunfähigkeit. der Anti-Ausländerkampagane von Roland in der Legislatur erwies sich als schwierig. Ältere Menschen müssen nicht mehr zum Koch von den Medien totgesagt wurde, SPD und Grüne hatten keine Mehrheit im Sozialamt konnten wir weiterregieren. Vor allem Bundesrat. Dringende Gesetzesvorhaben  Eltern mit geringem Einkommen erhalten Schröders „Nein zum Irak-Krieg“ und sein wurden von der CDU/ CSU in der Länder- Kinderzuschlag in Höhe von monatlich bis zu Krisenmanagement bei der Elbflut trugen kammer blockiert. So wurde nach zähen 140 Euro pro Kind zum Wahlerfolg bei. Verhandlungen der Gesetzentwurf zur Ge- sundheitsreform an den Vermittlungsaus-  Alleinerziehende mit neuem Steuerfreibe- Die ökonomische Ausgangslage Deutsch- schuss überwiesen. In nächtlichen Sitzungen trag von 1.308 Euro entlastet lands war nach der Wahl dramatisch. Die mussten wir schmerzliche Kompromisse schlechte Wirtschaftsituation nach dem  Einführung des Rechtsanspruches auf Teil- eingehen wie die Zustimmung zur Praxisge- Platzen der New-Economy-Blase, eine hohe zeitarbeit bühr. Arbeitslosenquote von 10,5 Prozent, die Stagnation des Bruttoinlandsprodukts, die Das neue Zuwanderungsgesetz Belastungen der Rentenkassen aufgrund des demografischen Wandels, der Rückgang des Gleiches Prozedere beim Zuwanderungsge- privaten Konsums und die steigenden Lohn- setz, das nach harten Auseinandersetzungen nebenkosten zwangen zum Handeln. und Zugeständnissen Ende 2004 verabschie- det wurde und 2005 in Kraft trat. Deutsch- Agenda 2010 land begreift sich damit erstmals als Einwan- In seiner Regierungserklärung am 17. März derungsland. Integration wird als bundespo- 2003 sprach Bundeskanzler Schröder vom litische Aufgabe definiert. Kernelemente „Mut zur Veränderung“ und kündigte Maß- sind die Integrations- und Sprachkurse sowie nahmen und Reformen an, die Agenda 2010: das novellierte Staatsangehörigkeitsgesetz, „Entweder wir modernisieren, und zwar als mit dem wir die rechtliche Grundlage für Soziale Marktwirtschaft. Oder wir werden Integration schafften. Ute Kumpf im Integrationskurs bei den Henke-Schulungen. F N Ü F

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2002 bis 2005: Wichtige Reformen unter Rot-Grün E S

Integration spielt auch in Stuttgart eine Begleitend zu unserem Ganztagesschulpro- Wichtige bundespolitische Entscheidun- wichtige Rolle. Hier leben 170 Nationen, 40 gramm organisierte ich im Februar 2004 für gen 2002-2005 Prozent der Einwohner haben Migrations- die SPD den bundesweiten Kongress hintergrund. Im Dialog mit den Stuttgarter „Engagement macht Schule“. Außerdem  „Nein zum Irak-Krieg“ Sprachkurs- und Integrationsträgern wie habe ich am Gesetzentwurf „Gesetz zur  Bundeswehr beteiligt sich durch UN- zum Beispiel der AWO und den Henke- Verbesserung des gesetzlichen Unfallschut- Mandat am Afghanistan-Einsatz Schulungen, dem Integrationsbeauftragten zes für Bürgerschaftliche Engagierte“ mitge- der Stadt, Gari Pavkovic, und dem Integrati- arbeitet, das 2005 in Kraft trat.  Gesetz zur Modernisierung der gesetzli- onsnetzwerk habe ich etliche Verbesserun- chen Krankenversicherung gen für die Integrationskurse vor Ort durch- Vorgezogene Neuwahlen gesetzt.  Verabschiedung des Zuwanderungsgesetz- Nach der deutlichen Niederlage der SPD bei tes „Engagement macht Schule“ der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen im Mai 2005 verkündete der SPD-  Gesetzlich festgeschriebener Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung Zu einer bunten Gesellschaft gehört auch Vorsitzende Franz Müntefering vorgezogene das solidarische Miteinander. In meiner Neuwahlen im Herbst 2005. Gerhard Schrö-  Gesetz zur Bekämpfung der Schwarzarbeit Funktion als Sprecherin der Arbeitsgruppe der sah sich bei der Durchsetzung seiner Bürgerschaftliches Engagement setzte ich Reformen durch die Opposition blockiert  Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Um- mich dafür ein, bürgerschaftliches Engage- und wollte von den Bürgerinnen und Bür- gestaltung des Erziehungsurlaubs zu flexib- ment auf allen Ebenen zu ermöglichen und gern erneut das Vertrauen ausgesprochen ler Elternzeit. Rechtsanspruch auf Teilzeit- arbeit zu unterstützen. wissen, um regierungsfähig zu bleiben.  Bundesprogramm „Soziale Stadt“ *****************************************************************************  Gesetz zur Verbesserung des gesetzlichen Unfallschutzes für „Bürgerschaftlich Enga- gierte“

 Denkmal für die ermordeten Juden Euro- pas, zum Gedenken an die Opfer der NS- Verbrechen

Stuttgart 2002-2005 IZBB-Mittel In Stuttgart wurden 197 Schulen unterstützt. 2002 bis 2003 flossen circa 68,5, 2005 circa 72, 3 Millionen Euro in den Ausbau

Soziale Stadt Mittel von Berlin nach Stuttgart im Zeitraum 1999-2003: Zuffenhausen/ Rot circa 1,1 Millionen Euro Möhringen/ Fasanenhof: circa 1,4 Millionen Euro Mühlhausen/ Freiberg Mitte und Mönchfeld circa 4,5 Millionen Euro Integrationskurse 2005 haben 99 Integrationskurse stattgefun- den, davon sieben Jugend-, sieben Frauen- und fünf Alphabetisierungskurse. Insgesamt haben rund 2.000 Personen bei 19 Sprachkursträgern teilgenommen. Meine Kandidatur zur Oberbürgermeisterin Bundesamt für Migration und Flüchtlinge stell- te 1,94 Millionen Euro zur Verfügung. 2004 kandidierte ich für das Amt der Stuttgarter Oberbürgermeisterin. Mit mehreren Schreiben an die Bundesinnen- minister Wolfgang Schäuble und Thomas de Im 1. Wahlgang erreichte ich 32, 8 Prozent der Stimmen und damit den zweiten Platz hinter Maizière sowie unseren Arbeitsminister Franz Amtsinhaber Dr. Wolfgang Schuster (CDU). Boris Palmer, Kandidat der Grünen, landete auf Müntefering habe ich unter anderem die Erhö- Platz drei und sprach sich bei der Stichwahl für Oberbürgermeister Schuster (CDU) aus. hung der Bundesmittel, den Stundenumfang für die Alphabetisierungskurse, die Reduzie- Im 2. Wahlgang erreichte ich mit 45,3 Prozent der Stimmen ein gutes Ergebnis, musste mich rung der Gruppengröße, den Bürokratieabbau, aber gegenüber Schuster mit 53,3 Prozent der Stimmen geschlagen geben. die Erstattung der Fahrkosten für ALG-II- Empfänger und mehr Teilzeitkurse für Mütter mit Kinderbetreuung durchgesetzt. S H C E S E T I

E 2005 bis 2009: Große Koalition S

Mit 42,1 Prozent wird Ute Kumpf am 18. Spemtber 2005 zum dritten Mal direkt gewählt. Auch das Zweitstimmen- Ergebnis in ihrem Wahlkreis Stuttgart II liegt mit 33,9 Prozent vor dem der CDU.

Wichtige bundespolitische Entscheidungen 2005-2009

 Schutzschirm für die Finanzwirtschaft und zwei Konjunkturpakete: mit 80 Milliarden Euro zur Sicherung von Arbeitsplätzen und der Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft

 Neuausrichtung der arbeitsmarktpolitischen Instrumente mit gezielten Hilfen für Lang- zeitarbeitslose und Jugendliche

 Ausbau Arbeitnehmer-Entsendegesetz – mit Mindestlohn für neun Branchen für über drei Millionen Beschäftigte

 Schrittweise Anhebung des Renteneintritts- alters auf 67, flankiert durch Maßnahmen zum Schutz älterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer (Initiative 50plus)

 Einführung Elterngeld und Beschluss über Rechtsanspruch auf Kitaplatz ab dem ersten Geburtstag ab August 2013 Ute Kumpf mit dem damaligen SPD-Fraktionsvorsitzenden Peter Struck. Die vorgezogene Bundestagswahl erbrachte Uns war es als SPD in dieser Legislaturperio-  Ausbau Bundesprogramme Kampf gegen ein Patt: Mit 34,2 Prozent der Zweitstimmen de besonders wichtig, die arbeitsmarktpoliti- Rechtsextremismus und Fremdenfeindlich- lag die SPD nur ein Prozentpunkt hinter der schen Instrumente zu bündeln und zu inten- keit Union (nur ein Sitz Unterschied: 222 CDU/ sivieren, um die Teilhabe am Arbeitsleben  Erhöhung des BAföG gegen den Widerstand CSU, 221 SPD). Von der Fraktion wurde ich insbesondere von Langzeitarbeitslosen zu der Union und Weiterentwicklung mit ei- mit großer Mehrheit als Parlamentarische verbessern und der Krise auf dem Ausbil- nem Hochschulpakt von Bund und Ländern, Geschäftsführerin bestätigt und setzte auch dungsmarkt zu begegnen. Nach einigen Jah- 1,2 Milliarden Euro für Hochschulen vom meine Arbeit als Sprecherin der Arbeitsgrup- ren Agenda 2010 war es an der Zeit, Fehlent- Bund pe „Bürgerschaftliches Engagement“ fort. wicklungen zu erkennen und ihnen entge-  Föderalismusreform I mit Entflechtung der genzusteuern. Das Element des ‚Förderns‘ Zuständigkeiten von Bund und Ländern– Weltwirtschaft im schweren Fahrwasser musste gegenüber dem ‚Fordern‘ gestärkt Föderalismusreform II mit Neuordnung der werden. Ende 2008 begann mit der Lehmann-Pleite Finanzbeziehungen und Einführung der Schuldenbremse eine weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise, Umstrittene Entscheidung deren Auswirkungen wir auch heute noch  Energie- und Klimapolitik durch Novellie- spüren. In dieser akuten Situation haben wir Die schrittweise Anhebung des Rentenein- rung des Erneuerbare Energien Gesetzes mit Peer Steinbrück als Finanzminister und trittsalters auf 67 war ein umstrittener Be- (EEG) und Gesetz zur Förderung der Kraft- als Arbeitsminister innerhalb der schluss. Angesichts der demografischen Wärme-Kopplung Großen Koalition die Richtung vorgegeben Entwicklung sind wir verantwortlich dafür,  Wiedereinsetzung Unterausschuss und unter anderem die beiden Konjunktur- dass auch in Zukunft das Rentensystem „Bürgerschaftliches Engagement“ auf meine pakete in Höhe von 80 Milliarden Euro erar- funktioniert und Generationengerechtigkeit Initiative, breitangelegte Reform des Ge- beitet und durchgesetzt. herrscht. Andererseits müssen wir die Situa- meinnützigkeitsrechts mit „Hilfen für Hel- tion älterer Arbeitnehmerinnen und Arbeit- fer“ (2007) Durch den sogenannten Beschäftigungs- nehmer im Auge behalten. So konnte ich schirm haben wir es geschafft, mit der Kurz- Umsetzungsstrategien für altersgerechtes arbeit die Folgen der Krise auf dem Arbeits- Arbeiten und flexible Altersteilzeitregelung markt abzumildern und die Unternehmen zu auf den Weg bringen. Zudem konnten auch ermutigen, die Zeit zur Qualifizierung ihrer Dank meines Einsatzes die Erwerbsminde- Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu nutzen. rungsrente sowie die Revisionsklausel durch- Stuttgart als ‚Kurzarbeiter-Hochburg‘ gesetzt werden. Deutschlands hat hiervon ganz massiv profi- tiert. Innerhalb der Koalition haben wir uns Die Rente mit 67 muss in einem Atemzug dafür eingesetzt, dass als Lehre aus der Krise mit der Initiative 50plus genannt werden. die Banken stärker in die Pflicht genommen Mit der Initiative 50plus haben wir ein Bün- und beaufsichtigt sowie die Anlegerinteres- del von Maßnahmen eingeführt, mit denen sen besser geschützt werden. Beschäftigungsfähigkeit und Beschäftigungs- chancen älterer Arbeitnehmerinnen und Die Finanzkrise machte uns einen Strich Arbeitnehmer weiter verbessert und die durch die Rechnung, bis 2011 einen ausge- Langzeitarbeitslosigkeit unter Älteren verrin- glichenen Haushalt vorzulegen. gert werden sollten. Ute Kumpf mit dem damaligen Arbeitsminister Olaf Scholz. N E B E I S

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2005 bis 2009: Große Koalition E S

Stuttgart 2005-2009  Finanzkrise schlägt voll auf die Wirtschaft durch, Stuttgart ist Kurzarbeiter-Hochburg in Deutschland: SPD und Olaf Scholz er- möglichen Verlängerung des Kurzarbeiter- geldes, davon profitieren 120.000 Stuttgar- ter Beschäftigten in Kurzarbeit

 Programm Soziale Stadt für Projekte in Giebel (Fördervolumen 2006 circa 660.000 Euro) und Hallschlag (Fördervolumen 2007 circa eine Million Euro)

 500 Millionen Euro für Nationalen Entwick- lungsplan Elektromobilität, Ziel bis 2020 eine Million Elektroautos, Stuttgart wird mit 15 Millionen Euro Modellregion

 Erfolgreicher Einsatz für den Ausbau der Neckarschleusen damit zeitnahe Realisie- rung des Ausbaus der Schleusen bis zum Stuttgarter Hafen

 Wieder Bundesmittel für Integrationspro- Ute Kumpf mit Peer Steinbrück und Werner Schretzmeier im Theaterhaus Stuttgart zum Thema „Hilfen für Helfer“. jekte nach Stuttgart: zum Beispiel 1,94 Millionen Euro für Integrationskurse, Bun- Zum 1. Januar 2007 mit der Einführung des Als einzige Fraktion im Deutschen Bundestag deszuschüsse für Integrationsprojekte der Elterngelds haben wir die Weichen in der hat die SPD seit Herbst 2006 eine Task Force AWO Stuttgart, des Diakonischen Werks, Familienpolitik neu gestellt. Diese schon in Afghanistan eingesetzt, die den Einsatz der des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, der rot-grünen Koalition von Familienminis- Bundeswehr im Rahmen des ISAF-Mandates der Caritas oder der Deutschen Jugend aus Russland e.V. terin Renate Schmidt geforderte Leistung bewertet und Handreichungen für die Abge- konnten wir bei den Verhandlungen mit der ordneten als Entscheidungsgrundlage erar- CDU/ CSU in den Koalitionsvertrag fest- beitet. Auch wenn die Große Koalition, die schreiben und damit eine bessere Verein- zweite in der Geschichte der Bundesrepu- barkeit von Familie und Beruf – für Mütter blik, nicht unsere Wunschkonstellation war, weltminister – waren die Leistungsträger am und Väter – voranbringen. Mit dem Eltern- nutzten wir die vorhandenen Gestaltungs- Kabinettstisch. Wir mussten einige Kompro- geld wollen wir auch Vätern Anreize bieten, spielräume. Denn: Opposition ist Mist! misse eingehen und konnten unsere Positio- sich stärker in der Erziehungs- und Familien- nen nicht zu 100 Prozent durchsetzen. arbeit zu engagieren. Unsere Handschrift war und ist deutlich sichtbar, die SPD-Minister – allen voran Peer So blieb die Große Koalition am Ende unter SPD-Handschrift sichtbar Steinbrück als Finanzminister, Frank-Walter ihren Möglichkeiten, unsere Arbeit wurde Steinmeier als Vizekanzler, Olaf Scholz als bei der Bundestagswahl 2009 von den Wäh- Deutschland ist heute Vorreiter in Sachen Arbeitsminister und als Um- lerinnen und Wählern leider nicht honoriert. Klimapolitik und Erneuerbare Energien. In der Großen Koalition hat die SPD unter dem damaligen Umweltminister Sigmar Gabriel mit der „Roadmap Energiepolitik“ wichtige umwelt- und klimapolitische Reformvorha- ben verwirklicht und die entscheidenden Anstöße gegeben.

Dabei haben wir gezeigt, dass moderne Um- weltpolitik und erfolgreiche Wirtschaftspoli- tik keine Gegensätze sind. Der Bereich der Erneuerbaren Energien hat sich zum Job- Motor in Deutschland entwickelt.

Auch im Bereich Verkehr zeichnet sich eine Wende ab: Unter Verkehrsminister Wolf- gang Tiefensee hat die Bundesregierung den Nationalen Entwicklungsplan Elektromobili- tät verabschiedet, um die Führungsrolle in der Forschung und Entwicklung sowie in der Automobil- und Zulieferindustrie zu behaup- ten. Allein im Konjunkturpaket II wurden 500 Millionen Euro für Bildung und For- schung und für acht Modellregionen zur Verfügung gestellt. Ute Kumpf mit Franz Müntefering bei der Feuerbacher Kirbe. T H C A E T I

E 2009 bis 2013: Opposition ist Mist S

Ute Kumpf verliert ihr Direktmandat. Mit 26,3 Prozent der Erststimmen landet sie am 27. September 2009 auf Platz zwei, zieht aber über die SPD-Landesliste Baden-Württemberg erneut in den Bundestag ein.

Highlight in der 17. Wahlperiode: Ein Highlight meiner letzten Legislaturperiode war die Ehre, das Bundesverdienstkreuz verlie- hen zu bekommen. Bundestagspräsident Nor- bert Lammert überreichte mir im Jahr 2010 das Bundesverdienstkreuz, er würdigte mich mit folgenden Worten. „Als Sprecherin der SPD-Arbeitsgruppe, als Mitglied der Enquete-Kommission und als Mitglied im Unterausschuss setzte sich Ute Kumpf dafür ein, dass ehrenamtlich Engagierte in Deutschland Unterstützung und Anerken- nung finden und dafür finanzielle und rechtli- che Bedingungen geschaffen werden. Das gilt für neue und traditionelle Formen bürger- schaftlichen Engagements. Gleichzeitig ist ihr wichtig, dass Engagierte nicht durch die Politik missbraucht und zu Ausfallbürgen für leere öffentliche Kassen werden. Ein besonderes Anliegen war und ist es Ute Kumpf, Jugendliche für ein bürgerschaftliches Engagement zu gewinnen. Daher setzt sie sich konsequent für Die SPD-Bundestagsfraktion am Weltfrauentag 2010 im Plenum des Deutschen Bundestages. den Ausbau der Jugendfreiwilligendienste ein. Die von ihr im Jahr 2000 in Stuttgart initiierte Der Gang in den SPD-Fraktionssaal nach der Nach elf Jahren in Regierungsverantwortung Jugend-Aktion ‚Mitmachen Ehrensache‘ wächst Wahl 2009 war hart: ein Drittel weniger stand nun, das erste Mal für mich als Bun- stetig und findet inzwischen in ganz Baden- Kolleginnen und Kollegen. Von den 222 Ab- destagsabgeordnete, Oppositionsarbeit Württemberg statt.“ geordneten in der 16. Wahlperiode blieben gegen CDU/ CSU und eine mit 14,6 Prozent nach dem historisch schlechten Wahlergeb- aufgeblähte FDP an. Die FDP nutzte die neue nis von 23 Prozent nur noch 146 Sitze für die Stärke für Klientelpolitik, sorgte mit der SPD übrig. Steuerentlastung für Hoteliers für einen der ersten Aufreger der Legislatur. Auch an mir persönlich ging das katastro- phale Ergebnis nicht vorbei: Ich verlor mein Die schwarz-gelbe Regierung war von Beginn Direktmandat, landete mit 26,3 Prozent der an in sich zerstritten, fasste keinen Tritt und Erststimmen nur auf Platz zwei, zog aber vollzog Kehrtwenden. So wurde zunächst über die Landesliste erneut in den Bundes- der rot-grüne Atomkonsens von 2001 aufge- tag ein. Die Fraktionsspitze wurde neu auf- kündigt, um nach dem Unglück im japani- gestellt, in meinem Amt als Parlamentari- schen Fukushima eine 180 Grad Wende sche Geschäftsführerin mit dem Geschäfts- hinzulegen und erneut das Ende der Atom- bereich Personal wurde ich bestätigt. Bis energie in Deutschland zu beschließen. Mitte 2010 war es meine Aufgabe, die Um- strukturierung bei den Fraktionsmitarbeitern Zahlreiche Rücktritte fielen in die Zeit der vorzunehmen. schwarz-gelben Regierung. Gleich zu Beginn Das Bundesverdienstkreuz für Ute Kumpf. musste Minister Jung seinen Hut nehmen Nach der Umsetzung gab ich Ende Mai mei- wegen des Bombardements eines Tanklast- nen Posten als Parlamentarische Geschäfts- zuges im afghanischen Kunduz. Besonders Tiefpunkt in der 17. Wahlperiode: führerin ab, zugunsten von mehr Ausschuss- hohe Wellen schlug aber der Rücktritt von Erschüttert haben mich und meine Kolleginnen arbeit: Ich wurde Mitglied im Verkehrsaus- Herrn zu Guttenberg. und Kollegen im Bundestag die Verbrechen der schuss. Als Berichterstatterin war ich zustän- NSU. Es ist unvorstellbar, welches Leid Opfer dig für die Verkehrsprojekte in Baden- Das erste Mal in der Geschichte der Bundes- und Angehörige dieser grausamen Verbrechen Württemberg, darunter S21 genauso wie republik trat mit Horst Köhler ein Bundes- ertragen mussten. präsident zurück. Mühsam konnte sich die den Ausbau der Rheintalbahn und der Ne- Das Versagen unserer Sicherheitsbehörden Koalition auf einen gemeinsamen Kandida- ckarschleusen. Außerdem wurde mir die führte zum ersten Untersuchungsausschuss, Berichterstattung für Innovationen im Ver- ten, den niedersächsischen Ministerpräsi- der mit den Stimmen aller Fraktionen einge- kehrswesen übertragen, von der Elektromo- denten Christian Wulff, einigen. Erst im drit- setzt wurde. , der den Vorsitz bilität bis zum Navigationssystem Galileo. ten Wahlgang bekam er in der Bundesver- des Untersuchungsausschusses inne hatte, sammlung gegen Joachim Gauck, den Kandi- fand bei der Vorstellung des Abschlussberich- Im Unterausschuss Bürgerschaftliches Enga- daten von Rot-Grün, die nötige Mehrheit. tes die richtigen Worte: gement wurde ich zur stellvertretenden Nicht einmal zwei Jahre später wurde Joa- „Wer Menschen aus rassistischen Motiven Vorsitzenden gewählt und setzte auf Vor- chim Gauck von der Bundesversammlung heraus angreift, der greift uns alle an, weil er schlag der SPD Fraktion auch meine Arbeit zum Bundespräsidenten gekürt, nachdem sich an den Fundamenten unserer Gesell- als Sprecherin der Arbeitsgruppe Bürger- mit Christian Wulff erneut ein Präsident schaftsordnung versündigt.“ schaftliches Engagement fort. zurücktrat. N U E N

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2009 bis 2013: Opposition ist Mist E S

SPD Initiativen in der 17. Wahlperiode

 Circa 35 Anträge, Fragen und Gesetzesiniti- ativen zur Eurokrise: Wir wollen die Lasten der Krise gerecht verteilen, Spekulation eindämmen, Bankenkontrolle verstärken, ein Wachstumsprogramm – insbesondere gegen Jugendarbeitslosigkeit in Europa— auflegen und eine Internationale Finanz- transaktionssteuer einführen

 Circa 60 Anträge, Fragen und Gesetzesent- würfe zu guter Arbeit und gerechten Löh- nen. Schwerpunkte: gleicher Lohn für gleiche Arbeit, Missbrauch von Leiharbeit, Mindestlohn

 Konkreter Gesetzentwurf zum allgemeinen und flächendeckenden Mindestlohn (17/ 4665)

Ute Kumpf mit Frank Walter Steinmeier.  Gleichstellung von Mann und Frau. Frauen haben es im Job noch immer schwerer und verdienen ein Drittel weniger wie Männer. Projekt Zukunft der SPD-Fraktion Die Themen der Projektgruppen waren: Wir wollen eine gesetzliche Gleichstellung und Quotenregelung. Unter anderem Als größte Oppositionsfraktion war es unser  Ganztagsschule Anträge: „Quotenregelung für Aufsichtsrä- Ziel, die Regierung zu „treiben“ und uns te und Vorstände gesetzlich festschreiben“ inhaltlich so aufzustellen, dass wir eine ech-  Generationenpolitik und „Mit gesetzlichen Regelungen die te Alternative sind. Auf Initiative unseres  Gleichstellung Gleichstellung von Frauen im Erwerbsleben Fraktionsvorsitzenden Frank-Walter Stein- umgehend durchsetzen“ meier hat die SPD-Bundestagsfraktion im  Infrastrukturkonsens  Antrag: „Kita-Ausbau statt Betreuungs- Januar 2011 auf ihrer Klausursitzung in Mag-  Integration geld“ deburg das „Projekt Zukunft – Deutschland 2020“ gestartet.  Ordnung für Arbeit/ Kreativpakt  Regelung und Aufsicht von Finanzmärkten Während der Fokus der öffentlichen und medialen Aufmerksamkeit auf das Regie-  Steuer- und Finanzierungskonzept rungsversagen der schwarz-gelben Koalition gerichtet blieb, haben wir anderthalb Jahre In den Projektgruppen war uns ein offener lang in acht Projektgruppen an realisierba- Dialog mit Bürgerinnen und Bürgern, mit ren Problemlösungen und praktischen Wei- gesellschaftlichen Gruppen und Organisatio- chenstellungen für die kommenden Jahre nen, mit Unternehmen und Gewerkschaften, gearbeitet. mit Wissenschaft und Kultur wichtig.

Entstanden ist ein sozialdemokratisches Leit- bild, das unsere Vision für Deutschland im Jahr 2020 skizziert. Zentrale Bausteine da- von sind in unser Regierungsprogramm ein- geflossen.

Der parlamentarische Alltag in der 17. Wahl- periode war von den Folgen der Finanzkrise, der europäischen Staats- und Schuldenkrise, geprägt. Zur Stabilisierung des Euros wurden Rettungsschirme gespannt, Mechanismen wie EFSF oder ESM wurden eingerichtet und die europäischen Staaten mussten für einan- der einstehen.

Mit dem europäischen Fiskalpakt wurde außerdem das Modell der deutschen „Schuldenbremse“ auf Europa übertragen. Gestärkt durch Urteile des Verfassungsge- richtes bekam der Bundestag mehr Mitspra- Ute Kumpf bei der Veranstaltung zum Kreativpakt 2013. che in Finanzangelegenheiten. N H E Z E T I

E 15 Jahre Engagementpolitik S

 Die Rahmenbedingungen im Gemeinnüt- zigkeitsrecht wurden mit der Reform „Hilfen für Helfer“ verbessert, für mehr Schutz und Anerkennung.

 Die Stifterfreiheit wurde im Stiftungs- steuer- und Zivilrecht gestärkt und büro- kratische Hürden abgebaut.

 Befreiung ehrenamtlicher Vorstände von Vereinen und Stiftungen von unkalkulier- baren Risiken durch zivilrechtliche Haf- tungsbegrenzungen

 Das Bund-Länder-Programm „Soziale Stadt“ fördert seit 1999 das Engagement und die Teilhabe in Stadtquartieren mit sozialen Problemen.

Politik für 23 Millionen Engagierte Ute Kumpf beim Kongress „Integration geht uns alle an — Gemeinsam für mehr Engagement“. Engagementpolitik heißt für mich, Politik für Demokratie lebt durch Engagement  Bei den Jugendfreiwilligendiensten wur- rund 23 Millionen engagierte Menschen in den die Plätze und die Einsatzbereiche Deutschland zu gestalten. Das bedeutet, die 15 Jahre im Bundestag waren für mich auch ausgebaut, „Weltwärts“ und „Kultur- Rahmenbedingung so zu verbessern, dass gleichzeitig 15 Jahre Engagementpolitik. Als weit“ wurden als neue Freiwilligendiens- die Aktiven sich weiterhin gerne einbringen es 1999 in der SPD-Fraktion darum ging, die te ins Leben gerufen. und neue Engagierte gewonnen werden. Plätze in der Enquete-Kommission „Zukunft des Bürgerschaftlichen Engagements“ zu  Generationsoffene Freiwilligendienst- 23 Millionen sind in über 550.000 Vereinen, besetzen, streckte ich den Finger. programme für Ältere wie die „Gene- 19.500 Stiftungen, Initiativen, Genossen- rationsübergreifenden Freiwilligendiens- schaften und Netzwerken auf unterschiedli- Demokratie lebt durch das Engagement der te“ und die „Freiwilligendienste aller che Weise, zeitintensiv wie kurzfristig, aktiv. Bürgerinnen und Bürger. Die SPD setzt auf Generationen“ wurden initiiert. 2,5 bis drei Millionen Menschen unterstüt- eine starke, lebendige Bürgergesellschaft, in zen mit ihrem freiwilligen Engagement die der Menschen frei ihre Meinung äußern,  Die gesetzliche Unfallversicherung für Freie Wohlfahrtspflege. 1,8 Millionen freiwil- sich zusammenschließen, solidarisch für bürgerschaftlich Engagierte wurde aus- lige Helferinnen und Helfer engagieren sich einander einstehen. In einer solidarischen gebaut. im Katastrophenschutz. Bürgergesellschaft übernehmen Menschen aus eigenem Antrieb Verantwortung für andere, wirken im Sinne des Gemeinwohls. Oft bemerken sie früher als Behörden, wo Abhilfe nötig ist. Sie engagieren sich in Ver- einen, Stiftungen, Initiativen oder Nichtre- gierungsorganisationen.

Die Enquete-Kommission

Die Enquete-Kommission nahm ihre Arbeit im Jahr 1999 unter Rot-Grün auf. Der Ab- schlussbericht wurde zum Meilenstein und zur Basis für die Engagementpolitik im Bund in den darauffolgenden Jahren. Die Forde- rungen der Enquete-Kommission wurden in zahlreichen rot-grünen Gesetzen und Initiati- ven umgesetzt, nur einige Beispiele:

 Der Unterausschuss Bürgerschaftliches Engagement wurde ab 2002 die parla- mentarische Plattform für Engagement- politik.

 Das Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement wurde 2002 gegründet. Ute Kumpf mit Sönke Rix und Amtsleiter und Leiter der Feuerwehr Stuttgart Stadtdirektor Dr. Frank Knödler. F L E

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15 Jahre Engagementpolitik E S

chen. Von Legislatur zu Legislatur wurde das Thema präsenter auf der politischen Agenda und fand Einzug im SPD-Grundsatz- programm, in Koalitionsverträgen wie in den Wahlprogrammen.

Im SPD-Regierungsprogramm für die Bun- destagswahl 2013 ist das Kapitel „Bürger- schaftliches Engagement und Ehrenamt stärken“ ein Teil des Kapitels „Demokratie stärken“. Wir machen deutlich, woran wir weiter arbeiten müssen. Bürgerschaftliches Engagement braucht die richtigen Bedingun- gen: Bildungszeiten, Arbeitszeiten, Über- gangszeiten, Engagement und Freizeit müs- sen in eine neue Balance gebracht und die Voraussetzungen für lebenslanges Lernen geschaffen werden. Die Zeitsouveränität des Einzelnen ist der Schlüssel dazu, sich zu en- gagieren.

Ute Kumpf beim Kongress „Bilanz und Perspektive unserer Engagementpolitik“ im Willy-Brandt-Haus im Dezember 2008.

Die meisten Aktiven verzeichnet der Sport:  „Integration geht uns alle an – Gemein- 8,8 Millionen Freiwillige in 91.000 deutschen sam für mehr Engagement“ (2007) Sportvereinen leisten dort mehr als 500 Millionen Stunden freiwillige Arbeit pro Jahr  „Alter gestaltet Zukunft – Bürgerschaftli- für rund 27 Millionen Vereinsmitglieder. ches Engagement und Alter“ (2008) 1,85 Millionen sind ehrenamtliche Vorstän-  „Wege zur solidarischen Bürgergesell- de beziehungsweise Vorsitzende. Sieben schaft – Bilanz und Perspektiven unserer Millionen helfen im Spiel- und Wettkampf- Engagementpolitik“ (2008) betrieb.  „Freiwillig – im Dienste der Gesellschaft Zum bürgerschaftlichen Engagement zählen – Unsere Politik für die Freiwilligendiens- das klassische Ehrenamt genauso wie das te“ (2009) Konstituierung Unterausschuss Bürgerschaftliches Enga- Stiften und Spenden von Geld, wie auch die gement am 03. 03 2010 Markus Grübel, MdB, und Freiwilligendienste, die Selbsthilfegruppen  „Engagiert in und für Europa“ – Bilanz , MdB. © DBT/Melde und die politische Partizipation. Die Formen und Perspektiven der Freiwilligentätig- verändern sich stetig. keit in Europa (2011) Ein Ausblick aus persönlicher Sicht In den 15 Jahren habe ich gelernt, auf Au- Bürgerschaftliches Engagement und Ehren- Fazit von 15 Jahren Arbeit: Engagementpoli- genhöhe mit der Zivilgesellschaft Politik zu amt weiter stärken entwickeln. In der AG Bürgerschaftliches tik ist eine Querschnittsaufgabe, über einzel- ne Ressorts und Ministerien hinweg. Damit Engagement der SPD-Fraktion, die ich seit Als Sprecherin der AG Bürgerschaftliches der Dialog auf gleicher Augenhöhe mit der 2002 leite, war mir wichtig, dass Zivilgesell- Engagement war es mir ein Anliegen, die Zivilgesellschaft geführt werden kann, schaft und Politik gemeinsam am Tisch sit- SPD fit für die Engagementpolitik zu ma- zen und partnerschaftlich Politik braucht es auch einen Ansprechpartner gestalten. Über die Hälfte der akti- an zentraler Stelle, am Besten im Kanz- ven AG Mitglieder sind Vertreter aus leramt oder einem Ministerium zum den Wohlfahrtsverbänden, Sportver- Beispiel für „Integration und Demokra- einen, Kulturinitiativen, Netzwerken tie“. oder Seniorenorganisationen. Im Parlament sind neue Strukturen Bei sieben Fraktionskongressen, die überfällig. Elf Jahre Arbeit im Unteraus- ich als Sprecherin für die Fraktion schuss haben gezeigt, ein eigenständiger veranstaltet habe, standen aktuelle Ausschuss für Engagement und Partizi- Engagementthemen im Zentrum wie pation ist überfällig. zum Beispiel: Um Engagementpolitik nachhaltig zu  „Engagement macht Schule – gestalten und den Herausforderungen Herausforderungen und Chan- gerecht zu werden, braucht es einen cen“ (2004) eigenständigen Ausschuss, der nicht nur berät, sondern auch mitentscheiden  „Unser Engagement für das En- darf bei Gesetzesvorhaben, die Wirkun- gagement – Freiwilligendienste Ute Kumpf mit Gesine Schwan beim Kongress „Bilanz und Perspektive gen auf Engagement Teilhabe und Parti- fördern“ (2006) unserer Engagementpolitik“. zipation haben. F L Ö W Z

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E Solidarität, Demokratie, Menschenrechte S

Deutsch-Chinesischer Menschen- rechtsdialog und Konfuzius-Institut für Stuttgart

Wir Sozialdemokraten haben uns seit jeher für Menschenrechte und deren Unteilbarkeit eingesetzt. Meinen Beitrag dazu leiste ich beim Deutsch-Chinesischen Menschen- rechtsdialog der Friedrich Ebert Stiftung. Er wird seit 1999 jedes Jahr organisiert und findet abwechselnd in China und Deutsch- land statt. Auf meine Initiative hin trafen wir uns mehrere Male in Stuttgart. 2008 in Pe- king konnten wir erstmals nicht nur im klei- nen Kreis mit Experten, sondern auch öffent- lich unter anderem mit Studentinnen und Studenten der Polizeihochschule diskutie- ren. Beim letzten Dialog in Genf gab es einen offenen Austausch über das regelmäßige Überprüfungsverfahren der Menschen- rechtslage (UPR) der Vereinten Nationen in Im Juli 2009 verleiht der mongolische Ministerpräsident, Sanjaa Bayar, Ute Kumpf den Polarstern-Orden, die höchste ihren Mitgliedsstaaten. mongolische Auszeichnung. Ein solches Forum könnte auch das geplante Mein Einsatz für die Mongolei Um die Programmdebatte der Schwester- Konfuzius-Institut in Stuttgart werden. Kon- partei MVP anzustoßen, initiierte ich die seit fuzius-Institute haben – ähnlich wie die Goe- Seit 2001 bin ich als Kurzzeit-Expertin der 2006 jährlich stattfindende Herbstakademie. the-Institute – den Auftrag, die chinesische Friedrich Ebert Stiftung in der Mongolei im Als Mitglied mehrerer Delegationen, unter Sprache und Kultur zu verbreiten und den Einsatz. Das Land befindet sich seit der Wen- anderem mit Bundeskanzlerin Merkel, Bun- Austausch mit dem Gastland zu fördern. Ich de 1990 in einem politischen und wirtschaft- desminister Niebel, Bundestagspräsident unterstütze die Stuttgarter Hochschule der lichen Transformationsprozess. Das Land Lammert oder Bundestagsvizepräsident Medien (HdM) dabei, in Kooperation mit steht vor der Herausforderung, den Struk- Oswald und als Gesprächspartnerin in chinesischen Partnerhochschulen ein Konfu- turwandel von der Nomadenwirtschaft zu Deutschland für viele mongolische Delegati- zius-Institut zu gründen. Dies wäre ein Ge- einer rohstoffbasierten Volkswirtschaft onen war meine Expertise gefragt. winn für Stuttgart. Die intensiven Verbin- nachhaltig und sozial gerecht zu gestalten. 2009 hat der damalige Staatspräsident Ench- dungen zur Volksrepublik auf wirtschaftli- Erfahrungen aus Deutschland, zu dem durch bajar mich für meinen Einsatz und meine cher und wissenschaftlicher Ebene ziehen die DDR historisch gewachsene, enge Ver- besonderen Verdienste um die deutsch- ein großes Interesse an der chinesischen bindungen bestehen, sind dabei hochwill- mongolischen Beziehungen mit dem mongo- Kultur und Sprache nach. Bei einer Delegati- kommen. Schwerpunkte der Friedrich Ebert lischen „Polarstern-Orden“ ausgezeichnet. In onsreise mit der Deutsch-Chinesischen Par- Stiftung in der Mongolei sind die Stärkung einem feierlichen Akt wurde er mir von Mi- lamentariergruppe konnte ich bereits eine der Rechte von Frauen, die Unterstützung nisterpräsident Bayar ausgehändigt. mündliche Zusage von der Generaldirektorin der Gewerkschaften in zentralen sozialen von HANBAN (zuständige Behörde für die Fragen, wie Aufbau eines Rentensystems, Meine Verbindungen zur Mongolei werden Konfuzius-Institute) erhalten. Jetzt geht es Interessenvertretung in Unternehmen und auch nach meiner Zeit als Bundestagsabge- darum, am Ball zu bleiben und konkrete nachhaltiges Wirtschaften. ordnete nicht abreißen. Schritte umzusetzen.

In den zwölf Jahren konnte ich gemeinsam mit dem Frauenforum der Parteien ein Gleichstellungsgesetz, mit Quote, auf den Weg bringen und eine Wahlrechtsreform umsetzen. Nach der Wende kam die Beteili- gung mit einem Mehrheitswahlrecht unter die Räder. Viele Konferenzen, Gutachten, Gespräche mit Ministerpräsident und Abge- ordneten waren notwendig, um sie von ei- nem Verhältniswahlrecht zu überzeugen. Durch die Wahlrechtsreform konnte der Anteil der Frauen im Parlament von drei Sitzen auf aktuell 12 von insgesamt 76 ge- steigert werden. Beim Thema Rentensystem leistete die DRV Stuttgart Entwicklungshilfe. Eine Delegation mit Vertretern von Gewerk- schaft und Arbeitgebern wurde in Stuttgart geschult, Mitarbeiter absolvierten einen mehrmonatigen Arbeitsaufenthalt. N H E Z I E R D

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Funktionen im Bundestag E S

Der geschäftsführende Fraktionsvorstand im Jahr 2005.

Parlamentarische Geschäftsführerin Vertretung der MitarbeiterInnen der Abge- ordneten der SPD im Bundestag. Bundestagsausschüsse und -gremien Von 1998 bis 2002 war ich Mitglied im Aus- Ausschuss für Arbeit und Sozialordnung schuss für Arbeit und Sozialordnung. Von Was mich besonders freut ist, dass es durch Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwick- November 2002 bis Mai 2010 war ich Parla- meine Initiative seit 2004 möglich ist, zum lung Bürokaufmann/ -kauffrau in den Abgeordne- mentarische Geschäftsführerin der SPD- Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Bundestagsfraktion und gehörte in dieser tenbüros auszubilden. Ich habe dieses Pro- Verbraucherschutz jekt in der Mitarbeiterkommission des Ältes- Funktion dem Geschäftsführenden Frakti- Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und onsvorstand an. Das erforderte auch in den tenrates gegen Widerstände auf den Weg Jugend (stellv.) gebracht. Bestärkt durch unsere positiven sitzungsfreien Wochen meine Präsenz in Sportausschuss (stellv.) Berlin. Erfahrungen mit der Verbundausbildung in der Fraktion hielt ich es für notwendig, nicht Ausschuss für Bildung, Forschung und Technik- folgenabschätzung (stellv.) Als Parlamentarische Geschäftsführerin war nur von der Wirtschaft und den Unterneh- ich neben der Arbeit im Parlament als Perso- men Ausbildungsplätze zu fordern, sondern Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit nalchefin zuständig für die wissenschaftli- dass auch wir als Abgeordnete unseren Bei- und Entwicklung (stellv.) chen ReferentInnen, SachbearbeiterInnen, trag zur Verbesserung der Ausbildungssitua- Unterausschuss für Bürgerschaftliches Engage- SekretärInnen, technischen MitarbeiterIn- tion leisten. ment (stellv. Vorsitzende) nen, Trainees und Azubis der Fraktion. Parlamentarischer Beirat für nachhaltige Ent- ************************************ wicklung (stellv.) Nicht zu vergessen sind der Aufbau eines Parlamentarische Versammlung der OSZE - Praktikanten- sowie zahlreicher Hospitanz- OSZE PV programme: von der Friedrich-Ebert-Stiftung Ältestenrat über internationale Austauschprogramme, Mitarbeiterkommission des Ältestenrates Parlamentariergruppen den Girls’ Day hin zur Woche der Gewerk- Enquetekommission „Zukunft des Bürger- schafts- und der Wirtschaftsjunioren. Deutsch-Zentralasiatische Parlamentarier- schaftlichen Engagements“ gruppe (stellv. Vorsitzende) Schriftführerin Zu meinem Aufgabenbereich gehörte die Parlamentariergruppe Französischsprachige gesamte „Personalwirtschaft“: Einstellun- Staaten West- und Zentralafrikas (stellv. Vor- gen, Planung und Durchführung von Qualifi- sitzende) SPD-Bundestagsfraktion zierungsmaßnahmen, Nachwuchsplanung, Parlamentariergruppe Maghreb-Staaten Parlamentarische Geschäftsführerin Kommunikation mit dem Personalrat, Ver- (stellv. Vorsitzende) Mitglied des geschäftsführenden Fraktionsvor- handlungen über Dienstvereinbarungen zur Deutsch-Chinesische Parlamentariergruppe Arbeitszeit, Gleichstellung, das normale stands Parlamentariergruppe Englisch- und Portugie- Geschäft der Personalabteilung eines mittel- Sprecherin der AG „Bürgerschaftliches Engage- sischsprachige Staaten West- und Zentralafri- ment“ ständischen Dienstleistungsunternehmens. kas Zudem war ich Ansprechpartnerin für die N H E Z R E I V

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E Was sonst noch geschah S

Letztes Jahr im Sommer bin ich auf den Ein Höhepunkt für mich war 2002 die Über- Drei bunte Tage im Juli: Jedes Jahr war ich Hund gekommen. Habe die Patenschaft für gabe Stuttgarter Erde an das Kunstwerk mit Freude Schirmfrau des Afrika-Festivals Vega, eine hübsche Shapendoes-Hündin an „Der Bevölkerung“ von Hans Haacke, einem Stuttgart – Stuttgart feiert die eigene und der Haldenrainschule, übernommen. Als Schüler von Joseph Beuys, im Innenhof des die kulturelle Vielfalt Afrikas und setzt ein Patin unterstütze ich das Projekt finanziell Reichstags. Gemeinsam mit Bürgerinnen Zeichen gegen Ausländerfeindlichkeit und und ideell. Vega nimmt regelmäßig am und Bürgern aus Botnang, Bad Cannstatt, Rassismus! Unterricht teil und wird von allen Kindern Weilimdorf und Stuttgart Ost hatte ich vor geliebt. Mit ihr klappt das Lernen und die Ort Erde in Säcke gefüllt und mit nach Berlin ****************************** Konzentration viel besser. gebracht. Die Hochzeitsglocken läuteten. Familienzu- ****************************** ****************************** sammenführung für Gerda Strunk, ehemali- ge SPD-Stadträtin. Ihre Enkelin wollte heira- Regelmäßig besuche ich die Stuttgarter ten und den indischen Schwiegervater aus Vesperkirche. 2013 fand das Projekt bereits Neu Delhi zu Hochzeit einladen. Es gab Prob- zum 19. Mal in der Stuttgarter Leon- leme mit dem Visum. Ich wandte mich an hardskirche statt. Gemeinsam mit der Dia- den Botschafter und das Visum konnte noch koniepfarrerin Frau Ott und einem Team rechtzeitig ausgestellt werden. Und der von zahlreichen bürgerschaftlich engagier- Schwiegervater bei der Hochzeitsfeier dabei ten Helferinnen und Helfern kümmerte ich sein. mich um die Sorgen hilfsbedürftiger Stutt- Überraschung in Zentralasien: Botschafter garterinnen und Stuttgarter. Brett in Turkmenistan ist Stuttgarter und Das Paar bedankte sich bei mir mit einem kredenzt unserer Delegation einen Tropfen Brief und dem Hochzeitsfoto. aus dem Collegium Wirtemberg.

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Girls-Day

Acht Mal habe ich beim Girls-Day der SPD- Bundestagsfraktion mitgemacht, den ich mit ins Leben gerufen habe. Einen Tag lang er- lebt das „Mädchen“ mein politisches Ge- ****************************** schäft und begleitet mich auf Terminen.

Für die Anschaffung eines NAO-Roboters ****************************** am Eschbach-Gymnasiums konnte ich bei Politiker reden nicht nur, sondern halten Porsche eine Spende in Höhe von 5.000 auch Wort: Nach einem Besuch im Ausbil- Euro einwerben. dungszentrum für Kfz-Mechaniker in der ****************************** togolesischen Hauptstadt Lomé konnte ich bei der Daimler AG zwei Motoren für Schu- Beim Planspiel Zukunftsdialog des Deut- lungszwecke organisieren. Die Jugendlichen schen Bundestages lud ich Stuttgarter Schü- waren dankbar für diese Unterstützung, die lerinnen und Schüler nach Berlin ein, damit ihnen einen Weg ins Berufsleben ebnet. sie einen Einblick in die Arbeit der Arbeits- gruppen, Ausschüssen und Fraktionssitzun- ****************************** gen bekommen. Die TeilnehmerInnen schlüpften in die Rolle eines Abgeordneten Ein Jahr in die USA – Parlamentarisches und simulierten die Abläufe spielerisch. Patenschafts-Programm

****************************** 13 Schülerinnen und Schüler aus meinem Stuttgarter Wahlkreis konnten mit einem 78 Praktikantinnen und Praktikanten er- Stipendium des Deutschen Bundestages ein hielten Einblick in die parlamentarische Jahr in den USA gehen und dort die Schule Arbeit und den Alltag in meinem Büro. besuchen. N H E Z F N Ü F

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Besuch in Berlin E S

Politik hautnah: Berlin intensiv: über 10.000 Stuttgarterinnen und für 1700 politische Engagierte und Stuttgarter in Berlin Interessierte

Politisch interessierte Bürgerinnen und Bür- In den 15 Jahren lud ich 1.700 politisch ger einen Einblick in meine Arbeit im Bun- engagierte Bürgerinnen und Bürger aus destag zu geben und mit ihnen ins Gespräch Stuttgart nach Berlin ein. Die Einladung war zu kommen ist täglich Brot für Abgeordnete. ein Dankeschön an die engagierten Genos- sinnen und Genossen und die vielen Ehren- In den 15 Jahren kamen circa 8505 Besu- amtlichen aus meinem Wahlkreis. cherinnen und Besucher, darunter 172 Schulklassen aus meinem Stuttgarter Wahl- Die Besucher erlebten drei Tage lang ein kreis nach Berlin und erlebten einen Blick dichtes, vielfältiges Programm, das ich für hinter die Kulissen. Mein Büro, vor allem die Gruppen zusammenstellte und das Bun- meine Mitarbeiterin Melanie Bouriat, organ- despresseamt organisierte: sierte für die Gruppen ein Programm, um eine Plenardebatte im Bundestag oder ein politische Abläufe hautnah mitzuerleben. Informationsvortag, ein Gespräch im Bun- Besonders interessierte eine Führung im desverkehrs-, Bildungs- oder Familienminis- Reichstag, die Plenardebatte im Plenarsaal terium, die Diskussion in der Landesvertre- oder der Vortrag über die Arbeitsweise des tung Baden-Württemberg, eine Stadtrund- Deutschen Bundestages. Auch die multime- fahrt und der Besuch der Gedenkstätte Ho- diale Ausstellung „Wege, Irrwege, Umwege“ henschönhausen, des Tränenpalastes, des im Deutschen Dom oder ein Gespräch im Jüdischen Museums oder des Holocaust- Bundesministerium waren bei den Schüle- Mahnmals. rinnen und Schülern beliebt. In den persönli- chen Gesprächen interessierte die Gruppen Ein besonderes Highlight war der Besuch des besonders mein politischer Alltag als Abge- Musikvereins Hofen anlässlich seines 100- ordnete, wie ich zur Politik und zur SPD kam, jährigen Bestehens. 50 junge Bläserinnen und natürlich aktuelle politische Themen, und Bläser spielten Franz Müntefering vor die im Bundestag zur Abstimmung standen dem Willy-Brandt-Haus, dem Bundestags- oder die Menschen vor Ort bewegten, wie präsidenten und mir ein zum Beispiel S21. Ständchen vor dem Reichstag. N H E Z H C E S

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Mein Team in Stuttgart und Berlin 1998 bis 2013 E S

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Agatha Kuchnicki Inge Nolte Patrick Tomschitz

Alexander Mak Isolde Bacher Philipp Baudy

Alexander Schell Johannes Gamer Philipp Riethmüller

Andreas Muckenfuss Julia Hoeter Rebecca Kiderlen

Anke Wulf Kerstin Blum Sebastian Herbstreuter

Benjamin Kobitzsch Maren Kunkel Slaveia Köbke

Dorothee Friedrich Martina Buschle Stefanie Braunreuther

Dörte Lüdeking Melanie Bouriat Ulrike Kerzinger

Holger Krimmer Nathalie Nieding Vera Szymansky

Liebe Genossinnen und Genossen, liebe Freundinnen und Freunde, zum guten Schluss: Dankeschön für 15 Jahre Unterstützung und Treue, für Anregungen und Kritik, Briefe und E-Mails, in allen Höhen und Tiefen dieser Zeit. Eure