Regionalplan Köln

Verfasser: Bezirksregierung Köln ( als Bezirksplanungsbehörde ) Blumenthalstraße 33, 50670 Köln

Tel.: 0221-7740-0 Fax.: 0221-7740-288

Bezirksregierung Köln Mai 2006 3. Regionalplan-Änderung – Quarzkies im Raum Kottenforst/Ville

INHALTSVERZEICHNIS

Kapitel Thema Seite

Inhaltsverzeichnis 1

Begründung 4

1. Einführung 4 1.1 Anlass und Zielsetzung 4 1.2 Begründung 6

— — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — —

Anlage 1 Planentwurf 7

I. Entwurf Text 7 II. Entwurf Zeichnerische Darstellung / Erläuterungskarte 9 a. Entwurf Zeichnerische Darstellung Blatt 1 9 b. Entwurf Zeichnerische Darstellung Blatt 2 10 c. Entwurf Erläuterungskarte 11

Anlage 2 Umweltbericht 12

Veranlassung der Umweltprüfung 12

I. Inhalt der Regionalplan-Änderung 13 1. Beschreibung des Vorhabens 13 2. Inhalt und Ziel der Regionalplan-Änderung 13

II. Methodik der Umweltprüfung 14

1. Vorgehensweise und Datengrundlage 14 2. Auswahl der Alternativen 14 3. Abgrenzung des Untersuchungsraumes 16 4. Ergebnisse des Scopings 16

III. Zu beachtende Planungsgrundlagen und Ziele des Umweltschutzes 17 1. Planungsgrundlagen 17 1.1 Landesplanung 17

– 1 – Bezirksregierung Köln Mai 2006 3. Regionalplan-Änderung – Quarzkies im Raum Kottenforst/Ville

INHALTSVERZEICHNIS

Kapitel Thema Seite

1.2 Regionalplan 18 1.3 Landschaftsplanung 20 1.4 Bauleitplanung 21

2. Bestehende Ziele, Schutzvorschriften und rechtliche Vorgaben 21 2.1 Immissionsschutz (Bauflächen und Pufferzonen) 21 2.2 Landschaftsschutzgebiete 22 2.3 Geschützte Landschaftsbestandteile 22 2.4 Naturpark und Erholungsbereiche 22 2.5 Waldflächen 24 2.6 NATURA 2000 24 2.7 Naturschutzgebiete 25 2.8 Geschützte Biotope nach § 62 Landschaftsgesetz NRW 26 2.9 Artenschutz 26 2.10 Wasserschutzzonen 26 2.11 Denkmalschutz 27

3. Aussagen informeller Planungen 27

4. Zusammenfassung 30

IV. Beschreibung der Umweltmerkmale und des Umweltzustandes 31

Naturräumliche und schutzgüterbezogene Beschreibung der einzelnen 1. 31 Standorte 1.1 Weilerswist Nord 31 1.2 Bornheim Sonnenhof 34 1.3 Flerzheim 39

Voraussichtliche Entwicklung der Umwelt ohne Änderung des 2. 43 Regionalplanes 2.1 Weilerswist Nord 43 2.2 Bornheim Sonnenhof 43 2.3 Flerzheim 43

3. Aktuelle Umweltprobleme im Untersuchungsraum 44

Prognose der zu erwartenden erheblichen Umweltauswirkungen der V. 45 Regionalplan-Änderung

– 2 – Bezirksregierung Köln Mai 2006 3. Regionalplan-Änderung – Quarzkies im Raum Kottenforst/Ville

INHALTSVERZEICHNIS

Ermittlung der voraussichtlich erheblichen Umweltauswirkungen 1. 45 (Wirkfaktoren) des Vorhabens 2. Bewertungskriterien 47

Schutzgüterbezogene Beschreibung und Bewertung der 3. 50 Planungsalternativen 3.1 Weilerswist Nord 51 3.2 Bornheim Sonnenhof 53 3.3 Flerzheim 54

4. FFH-Verträglichkeitsprüfung 57 4.1. Weilerswist Nord 57 4.2 Bornheim Sonnenhof 58 4.3 Flerzheim 58

5. Zusammenfassender Vergleich der Standorte 58

Maßnahmen zur Vermeidung, Verringerung und zum Ausgleich der VI. 59 nachteiligen Auswirkungen

Naturschutzrechtliche Ausgleichskonzepte und 1. 59 Rekultivierungsmaßnahmen 1.1 Weilerswist Nord 59 1.2 Bornheim Sonnenhof 60 1.3 Flerzheim 60

VII. Überwachungsmaßnahmen 60

VIII. Zusammenfassung 61

Literaturverzeichnis 63

Anlage 3 Beteiligtenliste 64

– 3 – Bezirksregierung Köln Mai 2006 3. Regionalplan-Änderung – Quarzkies im Raum Kottenforst/Ville

BEGRÜNDUNG

Begründung

1. Einführung

1.1 Anlass und Zielsetzung

Als Ende der 90er Jahre der Gebietsentwicklungsplan (GEP) insgesamt überarbeitet wurde, wurden die Wünsche der Industrie nach Darstellung von Abgrabungsbereichen für Quarz im Raum Kottenforst/Ville formuliert. Alle Quarzgruben-Unternehmen wünschten, mit ihren bestehenden Gruben und ihren jeweiligen Erweiterungsabsichten im GEP dargestellt zu werden.

Die Bezirksplanungsbehörde lehnte die Erweiterungswünsche der Industrie ab und verwies auf das regionalplanerische Konzept, den Abbau von Quarz in Frechen zu konzentrieren. Die von der Industrie daraufhin vorgelegten Untersuchungen und eigene Studien der Bezirksplanungsbehörde machten jedoch schnell deutlich, dass dieses Konzept nicht schlüssig ist, denn Kies und Sand sind nicht dasselbe. In Frechen gibt es ausschließlich Quarzsand und im Raum Kottenforst/Ville hingegen Quarzkies.

Folgender Kompromissvorschlag wurde dem Regionalrat vorgelegt:

- den Tagebau Weilerswist Nord in den bestehenden Grenzen darstellen, um damit die grundsätzliche Möglichkeit einer Weiterentwicklung zu dokumentieren, - den Tagebau Flerzheim mit einer gemäßigten Erweiterung darstellen, d.h. mindestens 500m Abstand von Swisttal-Buschhoven halten, - das Projekt Bornheim Sonnenhof als Reservegebiet ausweisen, - alle übrigen Quarzkiestagebaue nicht darstellen, um Erweiterungen auszuschließen.

Der Regionalrat lehnte diesen Vorschlag ab.

Im Genehmigungserlass des Reginalplanes für den Regierungsbezirk Köln, Teilabschnitt Region /Rhein-Sieg (ehemals GEP) vom 09.11.2003 ist jedoch folgender Hinweis enthalten:

„Im Übrigen wird davon ausgegangen, dass auf der Grundlage der von der Bezirksregierung veranlassten und vom Geologischen Dienst durchgeführten Quarzkies-Untersuchung ggf. zu einem späteren Zeitpunkt weitere BSAB zur Quarzkies/-sand-Gewinnung dargestellt werden.“

Nach der getroffenen Entscheidung thematisierte der Regionalrat darum nochmals die Problematik mit der Aufforderung an die Behörde, den Bodenschatz genauer abzugrenzen, ihn im Verhältnis zu sonstigen Quarzkiesen zu charakterisieren, seine besonderen Eignungen und Verwendungszwecke zu beschreiben sowie die alternativ in Betracht kommenden Gewinnungs- bzw. Lagerstätten zu benennen. Die hierzu erforderlichen Informationen wurden unter Begleitung eines Fachgesprächskreises zusammengetragen und dem Regionalrat zur Information in der Sitzung am 14.05.2004 vorgelegt.

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BEGRÜNDUNG

Die umfangreichen Studien und Prognosen der Bezirksplanungsbehörde kamen zu folgendem Ergebnis:

Der im Raum Kottenforst/Ville gewonnene hochreine weiße Quarzkies ist prinzipiell ersetzbar; das alternativ einsetzbare Material ist jedoch

- entweder weniger leistungsfähig (muss z.B. im Einsatz als Filter in kürzeren Abständen ausgetauscht werden) oder - mit z.T. erheblich höherem Herstellungsaufwand verbunden (Aufbereitung von sonstigen Quarzkiesen/-sanden bzw. von importiertem Marmor) oder - die hergestellten Produkte sind nicht so lange haltbar (wie z.B. die verschleißfesten Industrieböden) oder aber - es muss aus weiter Entfernung importiert werden, was allerdings bei bestimmten Verwendungen wie z.B. der Aufbereitung von Trinkwasser wirtschaftlich nicht darstellbar ist.

Für diesen Bodenschatz gibt es in Nordrhein-Westfalen nach derzeitigem Kenntnisstand nur eine abbauwürdige Lagerstätte, die südöstliche Ville zwischen Frechen und Witterschlick, wobei der Quarzkies im nördlichen Teil zwischen Frechen und Erftstadt im Zuge des Braunkohlenbergbaus bereits gewonnen bzw. teilweise verschüttet wurde.

Die in der nahe Manderscheid gelegene Lagerstätte hat – abgesehen davon, dass sie wesentlich kleiner ist – nur in der groben Körnung (> 32 mm) pyritfreie Anteile. Für viele Anwendungen scheidet dieser Quarzkies damit aus. Zu Splitt heruntergebrochen ist er z.B. als Zierkies oder zur Herstellung von Edelputz geeignet, nicht jedoch als Filterkies, der gemäß Europäischer Norm (EN 12904) ungebrochen sein muss.

Die in letzter Zeit durchschnittliche Jahresproduktion des hochreinen weißen Quarzkieses von rund 1 Mio. t oder 550.000 m³ pro Jahr im Raum Kottenforst/Ville kann – insbesondere unter dem Aspekt, dass das Material teilweise höchsten Ansprüchen der Hersteller von Reinst-Silizium entspricht – als mittelfristig angemessen verwendbar und damit als erforderlich angesehen werden. Das heißt, für 25 Jahre besteht somit ein Rohstoffbedarf von 14,75 Mio. m³. Bei einer durchschnittlichen Rohstoffmächtigkeit von 35 m wären zur Bedarfsdeckung im Regionalplan 68,2 ha BSAB für den hochreinen weißen Quarzkies darzustellen.1

Bei unveränderter Produktion reicht der Vorrat in den derzeit genehmigten Quarzkiesabbaugebieten nur noch für wenige Jahre.

Im Sinne einer vorsorgenden Rohstoffsicherung durch die Regionalplanung ist somit eine Standortsicherung erforderlich.

Gemäß § 2 Abs. 2, Ziffer 9 ROG sind für die vorsorgende Sicherung sowie die geordnete Aufsuchung und Gewinnung von standortgebundenen Rohstoffen die räumlichen Voraussetzungen zu schaffen. § 25, Abs. 4 LEPro konkretisiert den Grundsatz des ROG: „Im Interesse einer ausreichenden Versorgung der gewerblichen Wirtschaft und der

1 Berechnungsmethode siehe Textteil des Gebietsentwicklungsplanes Köln, Teilabschnitt Region Bonn/Rhein-Sieg 2003, Seite 27

– 5 – Bezirksregierung Köln Mai 2006 3. Regionalplan-Änderung – Quarzkies im Raum Kottenforst/Ville

BEGRÜNDUNG

Energiewirtschaft mit mineralischen Rohstoffen soll den Erfordernissen einer vorsorgenden Sicherung sowie einer geordneten Aufsuchung und Gewinnung dieser Rohstoffe Rechnung getragen werden“.

Die Zielsetzung, diesen wertvollen Rohstoff langfristig verfügbar zu halten und deshalb seine Verwendungen sorgfältig und verantwortungsbewusst auszuwählen, kann mit Hilfe der Regionalplanung zwar nicht alleine gesteuert, aber mit beeinflusst werden, indem die zur Verfügung zu stellenden Abbaubereiche entsprechend knapp gehalten werden.

1.2 Begründung

Bei der Überprüfung der Abbauwürdigkeit haben sich drei Standorte als geeignet erwiesen: - die Erweiterung Weilerswist Nord - der Neuaufschluss Bornheim Sonnenhof und - die Erweiterung Flerzheim.

Die Prüfung Umweltauswirkungen hat ergeben, dass eine Inanspruchnahme des Standortes Weilerswist Nord geltenden naturschutzrechtlichen Verbotstatbeständen widerspricht. Aus diesem Grund kann dieser Standort nicht als Abgrabungsbereich (BSAB) für die Änderung des Regionalplanes vorgeschlagen werden.

Der besonders ergiebige Standort Bornheim Sonnenhof wird in dem folgenden Änderungsentwurf teilweise als BSAB und teilweise als Reservegebiet dargestellt. Durch die Nutzung der bereits vorhandenen Betriebsanlagen des Tagebaus Weilerswist Nord kann die Eingriffswirkung deutlich gemindert werden.

Die geplante Erweiterung des Tagebaus Flerzheim fließt mit Modifikationen in den Änderungsentwurf ein. Zur Minderung der Auswirkungen wird ein Abstand von 500m zur Ortschaft Buschhoven eingehalten und eine Modifizierung des Rekultivierungskonzeptes, mit der Zielrichtung die Engstelle des Villewaldes durch Aufforstungen zu mildern, vorgenommen.

Insgesamt bleiben die BSAB-Darstellungen des Änderungsentwurfes deutlich hinter dem errechneten Bedarf zurück. Hierdurch soll den Belangen des Naturschutzes und der Naherholung Rechnung getragen und ein schonender Umgang mit dem besonders wertvollen Rohstoff forciert werden.

– 6 – Bezirksregierung Köln Mai 2006 3. Regionalplan-Änderung – Quarzkies im Raum Kottenforst/Ville

Anlage 1 – PLANENTWURF

I. Entwurf Text

Im Kapitel 1.4.1 `Bereiche für die Sicherung und den Abbau oberflächennaher nichtenergetischer Bodenschätze´ werden folgende textliche Änderungen vorgenommen:

Die Vorbemerkung (5) wird wie folgt ergänzt (neue Passagen sind durch Unterstreichung gekennzeichnet):

(5) Für die Gewinnung von Quarzsand wurden, entsprechend der in den 80er Jahren festgelegten Konzeption der Konzentrationszonen auf nur einen langfristig zur Verfügung zu stellenden Abbaubereich (Frechen), in der Region Bonn/Rhein-Sieg keine zusätzlichen Bereiche dargestellt. Für den in Europa nur selten vorkommenden hochreinen Quarzkies tertiären Ursprungs sind im Raum Kottenforst/Ville in begrenztem Umfang Abgrabungsbereiche dargestellt. Mit der Einschränkung auf deutlich weniger als das sonst übliche Maß der vorsorglichen Versorgungssicherheit soll erreicht werden, dass der dortige Zielkonflikt mit Belangen des Naturschutzes und der Naherholung möglichst gering gehalten und zugleich die Verwendung dieses hochwertigen Rohstoffes für entsprechende hochwertige Produkte reserviert wird.

Die Erläuterung (5) wird unter Zu f) wie folgt ergänzt (neue Passagen sind durch Unterstreichung gekennzeichnet):

(5) Bestimmung und Abgrenzung der Bereiche für die Sicherung und den Abbau oberflächennaher nichtenergetischer Bodenschätze (BSAB)

( ... )

Zu f) Der langfristige Bedarf an Lockergesteinen im Regierungsbezirk Köln wurde unter der Annahme insgesamt gleichbleibender Rahmenbedingungen für die kommenden 25 Jahre sowie unter der Prämisse von etwa gleichbleibenden Verhältnissen der Produktion, des Verbrauchs und der Import-Export-Bilanz wie folgt ermittelt:

( ... )

Bezüglich der Darstellung der BSAB für Festgesteine wurden ebenfalls die im gesamten Regierungsbezirk Köln einschlägigen Betriebe nach ihren langfristigen Dispositionen befragt. Danach reichen die dargestellten Bereiche von zusammen rund 85 ha Größe für einen Versorgungszeitraum von mindestens 25 Jahren aus.

Für den im Raum Kottenforst/Ville vorkommende hochreinen weißen Quarzkies wurde – ausgehend von der Förderung von rund 1 Millionen t/a im vergangenen Jahrzehnt – ein rechnerisch lediglich für 15 Jahre reichendes Volumen dargestellt. Ziel dieser bewusst knapp gehaltenen Ausweisung ist es, die Verwendung dieses hochwertigen Rohstoffes für entsprechend hochwertige Produkte zu reservieren. Wenn diese Zielsetzung unternehmensseitig umgesetzt wird, verlängert sich damit die Versorgung ggf. auf 25 Jahre.

– 7 – Bezirksregierung Köln Mai 2006 3. Regionalplan-Änderung – Quarzkies im Raum Kottenforst/Ville

Anlage 1 – PLANENTWURF

Die Erläuterung (7) wird wie folgt ergänzt (neue Passagen sind unterstrichen während entfallende Passagen durchgestrichen sind):

(7) Folgende, in der Summe rund 1.080 1.120 ha umfassende Bereiche für die Sicherung und den Abbau oberflächennaher nichtenergetischer Bodenschätze sind im GEP zeichnerisch dargestellt:

a) Lockergesteine

lfd. Nr. Bezeichnung/Lage Art der Lagerstätte Rekultivierungs- ziele 1 Swisttal-Straßfeld Kies/Sand BSN SU-83 2 Swisttal-Straßfeld NE Kies/Sand BSLE 3 -Flerzheim Kies/Sand Quarzkies BSN SU-4 4 Bornheim Sonnenhof Quarzkies BSN SU-2 5 Bornheim-Hersel Kies/Sand BSN SU-15 / GIB 6 Alfter-Witterschlick Ton BSLE 7 Wachtberg-Adendorf Ton BSN SU-7 12 Niederkassel Kies/Sand BSLE 13 Niederkassel-Stockemer See Kies/Sand BSN SU-81 14 Troisdorf-Eschmarer See Kies/Sand 15 Sankt Augustin-Niederpleis Ton BSN SU-80 16 Wachtberg-Villip Kies/Sand BSLE 17 Wachtberg-Gimmersdorf Kies/Sand BSLE 18 Alfter-Witterschlick Ost Ton BSN SU-88

b) Festgesteine

lfd. Nr. Bezeichnung/Lage Art der Lagerstätte Rekultivierungs- ziele 9 Königswinter-Hühnerberg Basalt BSN SU-78 10 Windeck-Imhausen Grauwacke BSN SU-73 11 Windeck-Gierzhagen Grauwacke BSN SU-58

Die Erläuterung (8) wird wie folgt ergänzt (neue Passagen sind durch Unterstreichung gekennzeichnet):

(8) Folgende Reservegebiete für den oberirdischen Abbau nichtenergetischer Bodenschätze

lfd. Nr. Bezeichnung/Lage Art der Lagerstätte 1 Bornheim-Sonnenhof Quarzkies 2 Straßfeld-Ost Kies/Sand 4 Wachtberg Kies/Sand 6 Alfter-Volmershoven Kies/Sand, Ton, Kaolin

( ... )

– 8 – Bezirksregierung Köln Mai 2006 3. Regionalplan-Änderung – Quarzkies im Raum Kottenforst/Ville

ANLAGE 1 – PLANENTWURF

II.a Entwurf Zeichnerische Darstellung / Blatt 1

Ausschnitt aus dem bekannt gemachten Regionalplan Bonn/Rhein-Sieg Blatt L5306

© Topografische Karten Landesvermessungsamt NRW, Bonn 2006 1:50.000

Ausschnitt aus dem bekannt gemachten Regionalplan mit der 3. Planänderung

© Topografische Karten Landesvermessungsamt NRW, Bonn 2006 1:50:000

Legende

– 9 – Bezirksregierung Köln Mai 2006 3. Regionalplan-Änderung – Quarzkies im Raum Kottenforst/Ville

ANLAGE 1 – PLANENTWURF

II.b Entwurf Zeichnerische Darstellung / Blatt 2

Ausschnitt aus dem bekannt gemachten Regionalplan Bonn/Rhein-Sieg Blatt L5306

© Topografische Karten Landesvermessungsamt NRW, Bonn 2006 1:50.000

Ausschnitt aus dem bekannt gemachten Regionalplan mit der 3. Planänderung

Legende

– 10 – Bezirksregierung Köln Mai 2006 3. Regionalplan-Änderung – Quarzkies im Raum Kottenforst/Ville

II.c Entwurf Erläuterungskarte

Ausschnitt aus dem bekannt gemachten Regionalplan Bonn/Rhein-Sieg Blatt L5306

© Topografische Karten Landesvermessungsamt NRW, Bonn 2006 1:50.000

Ausschnitt aus dem bekannt gemachten Regionalplan mit der 3. Planänderung

Legende

– 11 – Bezirksregierung Köln Mai 2006 3. Regionalplan-Änderung – Quarzkies im Raum Kottenforst/Ville

ANLAGE 3 – UMWELTBERICHT

Veranlassung der Umweltprüfung

Als Ende der 90er Jahre der GEP (jetzt Regionalplan) insgesamt überarbeitet wurde, kamen die Wünsche der Industrie nach Darstellung von Abgrabungsbereichen für Quarz im Raum Kottenforst/Ville auf den Tisch. Alle Quarzgruben-Unternehmen wünschten, mit ihren bestehenden Gruben und ihren jeweiligen Erweiterungsabsichten im Regionalplan dargestellt zu werden.

Die Bezirksplanungsbehörde Köln lehnte die Erweiterungswünsche der Industrie ab und verwies auf das regionalplanerische Konzept den Abbau von Quarz im Bereich Frechen zu konzentrieren. Die von der Industrie daraufhin vorgelegten Untersuchungen und eigene Studien der Bezirksplanungsbehörde machten jedoch schnell deutlich, dass dieses Konzept nicht schlüssig ist. In Frechen gibt es ausschließlich Quarzsand und im Raum Kottenforst/Ville hingegen Quarzkies.

Folgender Kompromissvorschlag wurde dem Regionalrat damals vorgelegt:

- den Tagebau Weilerswist Nord in den bestehenden Grenzen darstellen, um damit die grundsätzliche Möglichkeit einer Weiterentwicklung zu dokumentieren, - den Tagebau Flerzheim mit einer gemäßigten Erweiterung darstellen, d.h. mindestens 500 m Abstand von Swisttal-Buschhoven halten, - das Projekt Bornheim Sonnenhof als Reservegebiet ausweisen, - alle übrigen Quarzkiestagebaue nicht darstellen, um Erweiterungen auszuschließen.

Der Regionalrat lehnte diesen Vorschlag ab.

Erst nach der getroffenen GEP-Entscheidung wurde die Problematik im Regionalrat nochmals thematisiert mit der Aufforderung an die Behörde, den Bodenschatz genauer abzugrenzen, ihn im Verhältnis zu sonstigen Quarzkiesen zu charakterisieren, seine besonderen Eignungen und Verwendungszwecke zu beschreiben sowie die alternativ in Betracht kommenden Gewinnungs- bzw. Lagerstätten zu benennen. Die hierzu erforderlichen Informationen wurden unter Begleitung eines Fachgesprächskreises zusammengetragen und dem Regionalrat zur Information in der Sitzung am 14.05.2004 vorgelegt.

Zur Vorbereitung einer eventuell einzuleitenden Änderung des Regionalplanes ist vor Beginn des förmlichen Erarbeitungsverfahrens eine Umweltprüfung durchzuführen und ein Umweltbericht zu erstellen (§ 15 LPlG NW). Der Umweltbericht hat die mit der Regionalplan-Änderung voraussichtlich verbundenen Umweltauswirkungen zu ermitteln, zu beschreiben und zu bewerten. Dabei ist nach Art, Umfang und Detaillierungsgrad der rahmensetzende Charakter des Regionalplanes zu berücksichtigen. Weiterhin ist anzumerken, dass der Umweltbericht nur Angaben enthalten soll, die vernünftigerweise verlangt werden können und auf bereits vorliegenden Daten aufbauen. Nach den Vorgaben des § 15 Abs. 3 LPlG NW, sind vor Erarbeitung eines Umweltberichtes der Untersuchungsumfang und der Detaillierungsgrad der Prüfung festzulegen (Scoping). Dazu wurden durch die Bezirksplanungsbehörde Köln die öffentlichen Stellen und Personen des Privatrechts nach § 4 Raumordnungsgesetz (ROG), die durch den Regionalplan in ihrem Aufgabenbereich betroffen sein könnten beteiligt. Von den Beteiligten wurden Anregungen zum Umfang und Inhalten des Umweltberichtes abgegeben. Auf dieser Grundlage und den der Bezirksplanungsbehörde Köln bereits vorliegenden Daten wurde der vorliegende Umweltbericht zur 3. Änderung des Regionalplans Köln, TA Region Bonn/Rhein Sieg bzw. Region Aachen, erstellt. Dieser wird nachfolgend als selbstständiger Teil gemeinsam mit dem Planentwurf und der Planbegründung dem Regionalrat als Grundlage für die

– 12 – Bezirksregierung Köln Mai 2006 3. Regionalplan-Änderung – Quarzkies im Raum Kottenforst/Ville

ANLAGE 3 – UMWELTBERICHT notwendige Erneuerung des Erarbeitungsbeschlusses vorgelegt.

I. Inhalt der Regionalplan-Änderung

1. Beschreibung des Vorhabens

Nach den Grundsätzen der Raumordnung und Landesplanung sind die Lagerstätten abbauwürdiger Bodenschätze zur langfristigen Versorgung der gewerblichen Wirtschaft mit heimischen Rohstoffen zu sichern. Im Sinne dieser vorsorgenden Rohstoffsicherung wurde bislang im Rahmen der Regionalplanung für die Gewinnung von Quarzsand entsprechend der in den 80er Jahren festgelegten Konzeption der Konzentrationszonen ein langfristig zur Verfügung stehender Abbaubereich (Frechen) in der Region Bonn/Rhein-Sieg dargestellt.

Für den in Europa nur selten vorkommenden hochreinen weißen Quarzkies tertiären Ursprungs sind innerhalb des Regierungsbezirks Köln lediglich im Raum Kottenforst/Ville Lagerstätten vorhanden. Eine Nutzung dieses hochwertigen Produktes stellt jedoch zugleich einen Konflikt mit den Belangen des Naturschutzes sowie der Naherholung dar.

Die Änderung des Regionalplans erfolgt mit der Zielsetzung, einen Kompromiss zwischen der langfristig geordneten Sicherung der Versorgung mit hochreinem weißen Quarzkieses und den Belangen des Naturschutzes bzw. der Erholungsnutzung aufzuzeigen.

Um die Ziele der Raumordnung und Landesplanung zur vorsorgenden Rohstoffsicherung auch für den Rohstoff „hochreiner Quarzkies“ umzusetzen ist der Regionalplan nach § 20 LPlG zu ändern. Der Regionalrat Köln entscheidet dabei über Aufstellung und Änderung des Regionalplanes.

2. Inhalt und Ziel der Regionalplan-Änderung

Die geplante Änderung des Regionalplanes Köln umfasst drei Änderungsbereiche im Raum Kottenforst/Ville

- Ausweisung eines Bereiches für die Sicherung und den Abbau oberflächennaher nichtenergetischer Bodenschätze (BSAB) in der Stadt Bornheim für die Gewinnung von Quarzkies. Die im wirksamen Regionalplan als Allgemeiner Freiraum- und Agrarbereich dargestellte Fläche wird in den BSAB 4 „Bornheim Sonnenhof“ mit dem Rekultivierungsziel „Bereich für den Schutz der Natur“ (BSN) und der Darstellung „Waldbereich“ geändert. - Erweiterung eines Bereiches für die Sicherung und den Abbau oberflächennaher nichtenergetischer Bodenschätze (BSAB) in der Gemeinde Swisttal für die Gewinnung von Quarzkies. Der wirksame Regionalplan weist diesen Bereich als Fläche als Allgemeinen Freiraum- und Agrarbereich mit den Funktionen zum Schutz der Landschaft und landschaftsorientierten Erholung aus. Durch die 3. Änderung des Regionalplanes wird dieses Gebiet als BSAB 3 „Rheinbach-Flerzheim“ mit dem Rekultivierungsziel

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ANLAGE 3 – UMWELTBERICHT

„Bereich für den Schutz der Natur“ und der Darstellung „Oberflächengewässer“ dargestellt. - Ausweisung eines Reservegebietes für den oberirdischen Abbau nichtenergetischer Bodenschätze angrenzend an den BSAB 4 „Bornheim Sonnenhof“ für die Gewinnung von Quarzkies.

II. Methodik der Umweltprüfung

1. Vorgehensweise und Datengrundlage

Nach den Vorgaben des § 15 Landesplanungsgesetzes (LPlG) i.V.m. der SUP RL erfolgt die Bewertung der Umwelterheblichkeit einer Regionalplan-Änderung schutzgüterbezogen. Dies bedeutet, dass für die in Anhang I der SUP-RL bzw. § 5 der Plan-Verordnung zum LPlG vorgegebenen Schutzgüter, auf der Grundlage einer Bestandsbeschreibung, eine Beurteilung der voraussichtlichen Umweltwirkungen der Planung sowie der geprüften vernünftigen Planungsalternativen durchzuführen ist. Nach § 15 Abs. 2 LPlG enthält der Umweltbericht die Angaben, die vernünftigerweise verlangt werden können, und berücksichtigt den gegenwärtigen Wissenstand. Dabei wird der Ansatz des relativen Vergleiches angewandt.

Eine gesonderte Bestandserhebung ist auf Ebene der Regionalplanung weder rechtlich gefordert noch zielführend. Wichtigste Informationsgrundlage für den vorliegenden Umweltbericht waren dabei die beiden im Rahmen der jeweiligen beantragten Rahmenbetriebspläne „Quarzkiestagebau Weilerswist“ und „Quarzsand und Quarzkies Tagebau Rheinbach-Flerzheim“ erstellten Umweltverträglichkeitsstudien. Auch für den Standort Bornheim Sonnenhof liegt bereits eine Umweltverträglichkeitsstudie vor (diese drei Standorte wurden in der vorgeschalteten regionalplanerischen Voruntersuchung ausgewählt s.u.). Aus diesen Gutachten wurden im Sinne der Abschichtung insbesondere die Inhalte zur naturräumlichen Bestandsaufnahme übernommen. Weitere Datengrundlagen für die durchgeführte Umweltprüfung waren die digitalen Grundlagen der LÖBF (LINFOS), der ökologische Fachbeitrag zum GEP, die in den Landschaftsplänen Nr. 4 „- Rheinbach-Swisttal“, Nr. 2 „Bornheim“ (beide Rhein-Sieg-Kreis), Nr. 40 Weilerswist (Kreis Euskirchen), das Buchwald- Gutachten von 1980.

2. Auswahl der Alternativen

Für hochreinen Quarzkies gibt es in Nordrhein-Westfalen nach derzeitigem Kenntnisstand nur eine abbauwürdige Lagerstätte, die südöstliche Ville zwischen Frechen und Witterschlick, wobei der Quarzkies im nördlichen Teil zwischen Frechen und Erftstadt im Zuge des Braunkohlenbergbaus bereits gewonnen bzw. teils verschüttet wurde. Die Bewertung der Abbauwürdigkeit ist in der regionalplanerischen Voruntersuchung erfolgt. Die weitere Eingrenzung der zu untersuchenden Alternativstandorte erfolgt an dem landesplanerischen Ziel, nach dem neu auszuweisende BSAB in Zuordnung zu bislang dargestellten Abbaubereichen räumlich zu konzentrieren sind (LEP NRW Kap. C.IV. Ziel 2.2.3).

– 14 – Bezirksregierung Köln Mai 2006 3. Regionalplan-Änderung – Quarzkies im Raum Kottenforst/Ville

ANLAGE 3 – UMWELTBERICHT

In der Zusammenschau ergeben sich daraus drei potentielle Erweiterungsbereiche der BSAB für Quarzkies:

- Weilerswist Nord - Bornheim Sonnenhof - Rheinbach Flerzheim

Weilerswist Nord und Bornheim Sonnenhof sind dem so genannten Nord-, Rheinbach- Flerzheim dem Südrevier zuzuordnen.

Nordrevier Im Nordrevier ist die Quarzkies-Lagerstätte teilweise höchst ergiebig und zudem größtenteils trocken abbaubar. Nach Angaben des Geologischen Dienstes NRW können hier im Trockenabbau bis zu 50 m mächtige Schichten gewonnen werden. Die beiden Betriebe „Weilerswist Nord“ der Rheinischen Baustoffwerke und „Dobschleider Hof“ der Quarzwerke Bonn sind unmittelbar benachbart. Der Abstand zur nächsten Ortschaft (Siedlungsbereich Weilerswist) beträgt rund einen Kilometer und ist durch die dazwischen verlaufende Autobahn 61 akustisch überlagert. Bei unveränderter Produktion reicht der gemeinsame Vorrat etwa bis Ende 2006.

Der Bereich des Projektes Bornheim Sonnenhof liegt etwa 600 m vom Tagebau Weilerswist Nord entfernt am Rand des Waldes in der hier nach Westen geneigten, ackerbaulich genutzten schmalen Ville-Hochebene.

Eine Erweiterung des Tagebaus Weilerswist Nord um – wie geplant – ca. 10 ha hätte eine Laufzeit von rund 25 Jahren, also bis etwa 2030. Der rund 45 ha große Neuaufschluss „Sonnenhof“ der Fa. Euroquarz (Abstand von wenigstens 1,5 km zu den nächsten Ortschaften Mertener Heide und Rösberg), kann bis etwa 2075 oder 2090 betrieben werden.

Die grundsätzlich mögliche Variante einer gleichzeitigen Erweiterung des Tagebaus Weilerswist Nord und eines Neuaufschlusses Bornheim Sonnenhof kann ausgeschlossen werden. Für das Projekt Bornheim Sonnenhof gibt es eine förmliche Vereinbarung vom 04.03.2004 der beiden Unternehmen, dass die Auskiesung im Gebiet Bornheim Sonnenhof erst unmittelbar nach Beendigung der Auskiesung im Gebiet der Erweiterung Weilerswist Nord beginnen und das bestehende Kieswerk – insbesondere auch wegen seiner günstigen Lage zum überörtlichen Verkehrsnetz – weiter genutzt werden soll.

Bei weiteren alternativen Neuaufschlüssen im Nordrevier entweder bei Bornheim-Rösberg oder bei Erftstadt-Bliesheim werden in erster Linie die benachbarten Bewohner der Wohnsiedlungen Rösberg oder Bliesheim durch Lärm und Staub betroffen.

Südrevier Im Südrevier können die hochreinen weißen Quarzkiese zum geringen Teil trocken, überwiegend nur im Nassabbau gewonnen werden. Bei unveränderter Produktion reichen die Vorräte im Tagebau Rheinbach-Flerzheim noch für etwa 10 Jahre. In der vom Kieswerk Rheinbach in Richtung Swisttal-Buschhoven geplanten Norderweiterung beträgt die Mächtigkeit nur 20 – 30 m. Die genehmigte Nordgrenze des Tagebaus „Rheinbach-Flerzheim“ hat einen Abstand von etwa 800 m zur nächstgelegenen Ortschaft Buschhoven (Gemeinde

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ANLAGE 3 – UMWELTBERICHT

Swisttal).

Anstelle der ursprünglich beantragten 30 ha großen Nord-Erweiterung des Tagebaus Flerzheim legt der vorliegende Regionalplanentwurf alternativ eine auf 20 ha reduzierte Erweiterung zugrunde. Die Laufzeit würde sich von rund 20 Jahren auf etwa 12 bis 13 Jahre verringern. Der Abstand von der Ortschaft Buschhoven würde sich dadurch von 300 auf 500 m vergrößern.

3. Abgrenzung des Untersuchungsraumes

Für die beiden genannten Alternativstandorte Weilerwist Nord und Flerzheim laufen zur Zeit die Verfahren für die Zulassung eines Rahmenbetriebsplanes nach BBergG. Bestandteil der Antragsunterlagen sind die nach § 52 Abs.2a BBergG geforderten Untersuchungen zur Umweltverträglichkeit. Diese liegen der Bezirksplanungsbehörde vor und wurden im Sinne der Abschichtung bei der Erarbeitung des vorliegenden Umweltberichtes als Grundlage ausgewertet. Demzufolge sind auch die jeweiligen durch die bereits durchgeführten Scopingverfahren bestätigten Untersuchungsräume der UVUs übernommen worden. Auch bei der o.g. UVU für den Standort Bornheim Sonnenhof sind die für Abgrabungen üblichen Wirkbereiche berücksichtigt worden.

Bei Festsetzung des inhaltlichen Untersuchungsrahmens sind darüber hinaus auch die Kriterien der Anlage 1 der SUP RL eingeflossen.

4. Ergebnisse des Scopings

Die öffentlichen Stellen, die durch die Änderung des Regionalplanes in ihrem umweltbezogenen Aufgabenbereich betroffen sind, wurden durch die Bezirksplanungsbehörde mit Schreiben vom 23.05.2005 aufgefordert, bis zum 08.07.2005 schriftlich Anregungen zu den Untersuchungen der Bezirksplanungsbehörde zu geben und relevante Daten und Angaben zur Verfügung zu stellen.

Die daraufhin eingegangenen Anregungen beschäftigen sich nur zu einem geringen Teil mit Umweltaspekten. Das Gros der vorgebrachten Kritikpunkte hat des Thema „Bedarf“ zum Inhalt. Ein weiterer Themenschwerpunkt war der Aufbau des Umweltberichts.

Neben Hinweisen zu Darstellungen in einzelnen Plänen wurden u.a. folgende Anregungen und Hinweise vorgebracht:

- der Aufbau/die Gliederung des Umweltberichts entspricht nicht den fachlichen und rechtlichen Anforderungen, - es fehlt die erforderliche FFH-Verträglichkeitsprüfung, - eine Beschreibung der langfristigen Auswirkungen und Chancen durch die Rekultivierung sollte ergänzt werden, - die rechtlichen Grundlagen von Prüf- und Beurteilungskriterien sollten erläutert werden, - die Beschreibung der Auswirkungen auf das Grundwasser fehlen, - das Thema Artenschutz ist zu ergänzen,

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ANLAGE 3 – UMWELTBERICHT

- eine Beschreibung der kurz-, mittel- und langfristigen Auswirkungen des Landschaftsbildes auf die Erholungsnutzung sollte ergänzt werden.

Die Hinweise und Anregungen sind bei der Erarbeitung des vorliegenden Umweltberichts berücksichtigt worden.

III. Zu beachtende Planungsgrundlagen und Ziele des Umweltschutzes

1. Planungsgrundlagen

Neben den örtlichen Bauleitplanungen der Gemeinden Weilerswist und Swisttal sowie der Stadt Bornheim, stellen die überörtlichen Planungen des Rhein-Sieg-Kreises und des Kreises Euskirchen, der Regionalplan Köln sowie der Landesentwicklungsplan NW eine Grundlage zur Beurteilung der drei Untersuchungsbereiche dar.

1.1 Landesplanung

Der gesamte Planungsraum ist im Landesentwicklungsplan (LEP) NRW als „Wertvolle Kulturlandschaft“ dargestellt. Als Ziel ist dazu unter Punkt B.III.2.26 festgelegt: „In den Großlandschaften des Landes sollen wertvolle Kulturlandschaften mit nachhaltigen Nutzungen und hohem Anteil naturnaher Bereiche vorbildlich erhalten werden. Sie sind hinsichtlich ihrer charakteristischen Eigenart und der für den Naturraum typischen Biotope und Landschaftsstrukturen besonders zu pflegen und zu entwickeln.“ Den als Wertvolle Kulturlandschaft festgelegten Kernraum bildet das rekultivierte Wald-/ Seengebiet zwischen Kerpen/Erftstadt und Hürth/Brühl zusammen mit dem südlich anschließenden Gebiet der Villewälder und des Kottenforstes. Diese beiden Teile des Kernraumes werden durch die Autobahn 553 voneinander getrennt. Während das nördlich gelegene Wald-/ Seengebiet für intensive Freizeit- und Erholungsnutzung in Anspruch genommen wird, dient der folgend umschriebene Raum der Villewälder und des Kottenforstes der ruhigen Erholung. Der hier näher zu betrachtende südliche Teil des Kernraumes Kottenforst/Ville ist in etwa wie folgt abzugrenzen: - im Norden durch die Autobahn A553, - im Westen durch den Swistbach und die anschließende Zülpicher Börde, - im Osten durch das Bornheimer Siedlungsband am östlichen Villehang und den Siedlungsrand der westlichen Stadtteile der Stadt Bonn und der Gemeinde Alfter sowie - im Süden durch den Übergang zum Drachenfelser Ländchen an der Bonner Stadtgrenze.

– 17 – Bezirksregierung Köln Mai 2006 3. Regionalplan-Änderung – Quarzkies im Raum Kottenforst/Ville

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Abb.1: Überblick Untersuchungsraum (aus: Quarzkies im Raum Kottenforst-Ville – Bericht über die Unterschung der Umweltbelange – Bezirksplanungsbehörde, Stand: 2005)

1.2 Regionalplan

Im Regionalplan Köln, Teilabschnitt Region Bonn/Rhein-Sieg und Teilabschnitt Region Aachen, sind für die drei im Untersuchungsraum verbliebenen Abbaugebiete (Weilerswist Nord, Bornheim Sonnenhof und Flerzheim) folgende Bereiche dargestellt: Allgemeiner Freiraum und Agrarbereich (AFAB): In diesen Bereichen soll die Nutzungsfähigkeit der landwirtschaftlichen Flächen erhalten bleiben; den allgemeinen Anforderungen der Landschaftsentwicklung und des Bodenschutzes ist dabei Rechnung zu tragen (Regionalplan Köln Ziel 1 zu 2.1.1). Waldbereiche: In den dargestellten Waldbereichen ist der Wald sowohl zur wirtschaftlichen Nutzung als auch zur Erzielung seiner ökologischen und sozialen Wohlfahrtswirkungen für die Umwelt (Schutz- und Erholungsfunktion) zu erhalten und je nach überwiegender Funktion unter Beachtung des Bodenschutzes standortgemäß bzw. naturgemäß und auf Nachhaltigkeit ausgerichtet zu bewirtschaften, zu sichern und zu entwickeln (Regionalplan Köln Ziel 1 zu 2.1.1).

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A Tagebau Weilerswist-Nord

B Abbaufeld Sonnenhof

C Tagebau Flerzheim

A

C B

Abb. 2: Ausschnitte aus dem Regionalplan Köln, Teilabschnitte Regionen Aachen und Bonn/Rhein-Sieg - Bereich für den Schutz der Natur (BSN): BSN umfassen insbesondere naturschutzwürdige Gebiete sowie Suchräume für die Biotopentwicklung und -vernetzung. In den BSN sind besonders schutzwürdige, landschaftstypische und seltene Lebensräume (Biotope) mit ihren charakteristischen Pflanzen- und Tierarten und deren besondere Lebensgemeinschaften zu erhalten und zu entwickeln, Flächen mit ökologisch besonders wertvollen Standortpotenzialen zur Ergänzung der besonders schutzwürdigen Lebensräume und zur dauerhaften Erhaltung der heimischen Pflanzen- und Tierarten einschließlich ihrer Lebensgemeinschaften zu entwickeln und soweit möglich miteinander zu verbinden sowie geologisch/bodenkundlich und denkmalpflegerisch bedeutsame Flächen und Objekte zu

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sichern und zu pflegen (Regionalplan Köln Ziel 1 zu 2.2.1). - Bereich zum Schutz der Landschaft und landschaftsorientierten Erholung (BSLE): In den BSLE sind die Bodennutzungen und ihre Verteilung auf eine nachhaltige Erhaltung und Wiederherstellung der natürlichen Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes und des Landschaftsbildes sowie der Erholungseignung auszurichten (Regionalplan Köln Ziel 1 zu 2.2.2). - Regionaler Grünzug: Die Regionalen Grünzüge sind als wesentliche Bestandteile des regionalen Freiflächensystems im Sinne der notwendigen Ausgleichsfunktionen insbesondere in den Verdichtungsgebieten gegen die Inanspruchnahme für Siedlungszwecke besonders zu schützen. Sie sind in der Bauleit- und Fachplanung durch lokal bedeutsame Freiflächen zu ergänzen und zur Herstellung ihrer Durchgängigkeit untereinander zu vernetzen; die Durchgängigkeit der Regionalen Grünzüge zum ländlichen Freiraum ist zu gewährleisten (Regionalplan Köln Ziel 1 zu 2.2.2).

Die Untersuchungsbereiche im Einzelnen:

A Tagebau Weilerswist Nord Der Regionalplan Köln, Teilabschnitt Aachen, stellt für das Gebiet Tagebau Weilerswist Nord einen Waldbereich mit der Freiraumfunktion „Bereich für den Schutz der Natur“ (BSN) mit der Bezeichnung „Laubholzbestände und Hangniederwald im Vereich der Ville bei Weilerswist“ dar.

B Abbaufeld Bornheim Sonnenhof Als „Allgemeiner Freiraum- und Agrarbereich“ (AFAB) ist das Abbaufeld Bornheim Sonnenhof im Regionalplan Köln, Teilabschnitt Bonn/Rhein-Sieg mit der Freiraumfunktion Bereich zum Schutz der Natur- „Nördliche Waldville“ dargestellt.

C Tagebau Flerzheim Im Regionalplan Köln, Teilabschnitt Region Bonn/Rhein-Sieg ist die Untersuchungsfläche Tagebau Rheinbach-Flerzheim als „Allgemeiner Freiraum- und Agrarbereich“ (AFAB) mit den Funktionen zum Schutz der Landschaft und landschaftsorientierten Erholung dargestellt. Im nordöstlichen Drittel des Projektbereiches ist ein Regionaler Grünzug verzeichnet.

1.3. Landschaftsplanung

Landschaftspläne beinhalten nach § 18 LG NW die beabsichtigten Entwicklungsziele von Natur und Landschaft.

A Tagebau Weilerswist Nord Der Landschaftsplan 40, Weilerswist, des Kreises Euskirchen sieht für die geplante Erweiterung das großräumige Entwicklungsziel „Erhaltung und Entwicklung der mit naturnahen Lebensräumen reich und vielfältig ausgestatteten Landschaft der Villewälder vor. Darüber hinaus gilt das Entwicklungsziel „Anreicherung/Biotopentwicklung der Fließgewässer und Niederungen für den Bereich des Swistbaches.“

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B Abbaufeld Bornheim Sonnenhof Für den betroffenen Bereich wurde vom Rhein-Sieg-Kreis der Landschaftsplan Nr. 2 „Bornheim“ aufgestellt. Für den Planbereich weist dieser als Entwicklungsziel die „Erhaltung einer mit naturnahen Lebensräumen reich oder vielfältig ausgestalteten Landschaft“.

C Tagebau Flerzheim Der Landschaftsplan Nr. 4 Meckenheim-Rheinbach-Swisttal des Rhein-Sieg Kreises weist für die in Rede stehende Fläche das Ziel „Anreicherung der Landschaft mit naturnahen Lebensräumen und mit gliedernden und belebenden Elementen“ aus. . Darüber treffen Landschaftspläne auch rechtlich verbindliche Festsetzungen. Diese werden in Kap. C. 2 näher beschrieben.

1.4. Bauleitplanung

In der vorbereitenden Bauleitplanung (Flächennutzungsplanung) können Regelungen vorgesehen werden, die Abgrabungen in bestimmten, besonders gekennzeichneten Bereichen (Abgrabungskonzentrationszonen) darstellen.

A Tagebau Weilerswist Nord Im Flächennutzungsplan der Gemeinde Weilerswist ist die geplante Erweiterung als „Fläche für Wald“ dargestellt. Die südlich angrenzende genehmigte Betriebsfläche ist als „Fläche für Abgrabungen“ dargestellt. Mit der 30. Änderung des Flächennutzungsplans wurden in der Gemeinde Weilerswist Konzentrationszonen für Abgrabungen als Vorrangflächen ausgewiesen.

B Abbaufeld Bornheim Sonnenhof Der Flächennutzungsplan der Stadt Bornheim stellt die Planfläche entsprechend der derzeitigen Nutzung als landwirtschaftliche Nutzfläche dar. Abgrabungskonzentrationszonen wurden für die Stadt Bornheim im Rahmen der 22. Flächennutzungsplan-Änderung im Raum Bornheim/Hersel ausgewiesen.

C Tagebau Flerzheim Für die Gemeinde Swisttal hat der Flächennutzungsplan von 1994 Gültigkeit. Hier wird die geplante Erweiterungsfläche als landwirtschaftlich zu nutzendes Gebiet ausgewiesen.

2. Bestehende Ziele, Schutzvorschriften und rechtliche Vorgaben

2.1 Immissionsschutz (Bauflächen und Pufferzonen) Anlagen zur Sand- und Kiesgewinnung sind nach Abstandserlass NRW, 1998, auf Grund der zu erwartenden Immissionen im bauplanungsrechtlichen Außenbereich vorzusehen. Dabei ist ein Mindestabstand von 300 m zur Wohnbebauung einzuhalten. Die Untersuchungsgebiete liegen alle im Außenbereich und halten den Mindestabstand ein. Das Untersuchungsgebiet Flerzheim liegt teilweise innerhalb der 500 m Pufferzone zu den Wohnbauflächen in Buschhoven.

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2.2. Landschaftsschutzgebiete Nach § 21 LG NW werden Landschaftsschutzgebiete festgesetzt, soweit dies - zur Erhaltung, Entwicklung oder Wiederherstellung der Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushalts oder der Regenerationsfähigkeit und nachhaltigen Nutzungsfähigkeit der Naturgüter, - wegen der Vielfalt, Eigenart oder Schönheit des Landschaftsbildes oder der besonderen kulturhistorischen Bedeutung der Landschaft oder - wegen ihrer besonderen Bedeutung für die Erholung erforderlich ist.

Landschaftsschutzgebiete enthalten regelmäßig das Verbot, im Geltungsbereich Abgrabungen vorzunehmen. Dieses Verbot stellt einen zwingenden Versagungsgrund dar, sofern für das Vorhaben im Einzelfall keine Ausnahme oder Befreiung in Betracht kommt.

Für den Tagebau Weilerswist Nord besteht im geltenden Landschaftsplan keine Festsetzung zur Ausweisung eines Landschaftsschutzgebietes. Die vorgesehenen Erweiterungsflächen des Tagebaus Rheinbach-Flerzheim liegen im festgesetzten Landschaftsschutzgebiet „Swistsprung/Waldville/Kottenforst“. Der geplante Tagebau „Sonnenhof“ befindet sich im festgesetzten Landschaftsschutzgebiet des Landschaftsplanes Nr. 2 „Bornheim“ des Rhein-Sieg-Kreises.

2.3 Geschützte Landschaftsbestandteile Nach § 23 Landschaftsgesetzes werden Teile von Natur und Landschaft als geschützte Landschaftsbestandteile festgesetzt, soweit ihr besonderer Schutz zur Erhaltung, Entwicklung oder Wiederherstellung der Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushalts, zur Belebung, Gliederung oder Pflege des Orts- und Landschaftsbildes oder zur Abwehr schädlicher Einwirkungen erforderlich ist. Im vorgesehenen Abbaubereich „Sonnenhof“ sind eine Linde am Wegekreuz Theisenkreuzweg nördlich Dobschleider Hof sowie der Lößhohlweg östlich Dobschleider Hof über § 23 LG NW geschützt.

2.4 Naturpark und Erholungsbereiche Die drei Untersuchungsbereiche liegen im Gebiet des Naturparks Rheinland (vormals Kottenforst-Ville). Dieser Bereich erstreckt sich auf den linksrheinischen Teil der im LEP NRW ausgewiesenen wertvollen Kulturlandschaft Nr. 10 „Kottenforst, Siebengebirge und Wahner Heide“. Seine Belange und Aufgaben werden von einem kommunalen Zweckverband, der sein Gebiet in mehrere Landschaftsteile gliedert, wahrgenommen. Das Gebiet erstreckt sich von Bedburg (Rhein-Erft-Kreis) im Nordwesten bis Wachtberg (Rhein-Sieg-Kreis) im Südosten. In seiner dem Köln-Bonner Ballungsgebiet unmittelbar benachbarten Lage übernimmt der Naturpark Rheinland Funktionen des biologischen und klimatischen Ausgleichs und ist Erholungsraum für die im Ballungsgebiet lebenden Menschen. Die Vielfalt an Landschaften, Wälder und Feldfluren, Seen und Auenlandschaften, Erhebungen und Mulden, Waldränder und Ebenen machen den Naturpark zu einem abwechslungsreichen Wander- und Radwandergebiet für die Tages- und Wochenenderholung. Die Landschaften sind durch zahlreiche Straßen und Wanderwege erschlossen. Die großflächigen Wälder, die weiträumige Feldflur, die zahlreichen Seen sowie Bäche und Flüsse bieten vielfältige Möglichkeiten, die Natur zu erleben und zu erfahren. Fernblicke von Aussichtspunkten vermitteln zusätzlich Raum- und Landschaftserlebnisse. Gleichzeitig bieten diese Räume im Naturpark mit ihrem reichen Kulturerbe wie z. B. Burgen, Schlösser, historische Stadtanlagen, alte dörfliche Siedlungen und

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zahlreiche noch erhaltene Mühlen an Bächen und Flüssen Einblicke in die Geschichte, Kultur und Lebensweise der Menschen. Der Zweckverband Naturpark Rheinland hat in einem Maßnahmenplan zur Erholungsentwicklung den Naturpark in verschiedene Zonen gegliedert. Der als wertvolle Kulturlandschaft festgelegte Kernraum umfasst in seinem südlichen Teilbereich die Villewälder und den Kottenforst, wobei dieser Teilbereich weniger durch Freizeit-, als durch ruhige Erholungsnutzungen geprägt ist. Der festgelegte Kernraum wird durch das rekultivierte Wald-/ Seengebiet zwischen Kerpen/Erftstadt und Hürth/Brühl zusammen mit dem südlich anschließenden Gebiet der Villewälder und des Kottenforstes gebildet. Diese beiden Teile des Kernraumes werden durch die Autobahn 553 voneinander getrennt. Während das nördlich gelegene Wald-/ Seengebiet eher für intensive Freizeit- und Erholungsnutzung in Anspruch genommen wird, dient der Raum der Villewälder und des Kottenforstes eher der ruhigen Erholung. Dieser Bereich ist hinsichtlich seines Erscheinungsbildes und seiner Naturausstattung besonders gekennzeichnet durch:

- die landschaftsgliedernde Trennwirkung des Ville-Höhenzuges, der hier die Niederrheinische Bucht in die östliche Köln-Bonner Ebene und die westliche Jülich- Zülpicher Börde teilt, - einige darin eingelagerte Querrinnen und -mulden mit abwechslungsreichen Neigungen, - Hängen und dazwischen liegenden Ebenen, - die zusammenhängenden Waldflächen mit zahlreichen Naturdenkmälern und Altwaldbeständen, die floristisch und faunistisch von hohem Wert sind, - Waldränder mit vielfältigen Übergängen zu kleineren und größeren Offenflächen, - viele verschiedenartige schutzwürdige Biotope mit Lebensräumen für zahlreiche, zum großen Teil seltene/gefährdete Pflanzen- und Tierarten und -gesellschaften sowie - einige bedeutende Kulturdenkmäler wie z.B. die Anlagen der ehemals kurfürstlichen Parforcejagd im Kottenforst.

`Buchwald Gutachten´ Alle drei Untersuchungsgebiete befinden sich innerhalb der im Buchwald Gutachten festgelegten unverzichtbaren Erholungsbereiche und damit in der Kernzone des Naturparks Rheinland. Die vorgesehene Gewinnung von Quarzkies widerspricht den Zielsetzungen und Handlungsempfehlungen des Naturparks Kottenforst-Ville.

Bei der Neuaufstellung des Regionalplans,Teilabschnitt Bonn/Rhein-Sieg, 2002/2003 wurde auf der Grundlage des Buchwald-Gutachtens die Erholungsfunktion dieser Naturräume als vorrangig eingestuft. Der Erholungswert wird stark gemindert durch die visuell wenig ansprechenden Betriebsstätten für den Abbau von Kies/Sand und Ton. Vor allem weithin sichtbare, hoch aufragende Betriebsanlagen, die visuelle Disharmonie steil aufragender, nackter Steilhänge inmitten der Waldlandschaft sowie in weitem Umfeld sich ausbreitende Staubablagerungen entwerten den Landschaftsgenuss beträchtlich. Die Transportfahrzeuge mit ihren Emissionen tragen einen weiteren Teil dazu bei.

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2.5 Waldflächen Nach dem Landesforstgesetz (LFoG) §§ 39 bis 44 bedarf jede Umwandlung von Wald in eine andere Nutzungsart der Genehmigung durch die Forstbehörde. Bei der Entscheidung über einen Umwandlungsantrag hat die Forstbehörde unter Beachtung der Ziele und Erfordernisse der Landesplanung die Rechte, Pflichten und wirtschaftlichen Interessen des Waldbesitzers sowie die Belange der Allgemeinheit gegeneinander und untereinander unter dem Gesichtspunkt abzuwägen, welche Nutzungsart auf die Dauer für das Gemeinwohl von größerer Bedeutung ist. Das Ökosystem Wald reagiert auf Eingriffe ungleich empfindlicher als das Ökosystem Acker/Grünland. Entsprechend ist der besondere Schutz des Waldes bereits landesrechtlich verankert.

Die Untersuchungsbereiche Flerzheim und Bornheim Sonnenhof liegen außerhalb der dargestellten Waldflächen. Das Erweiterungsgebiet Weilerswist Nord wird überwiegend forstwirtschaftlich genutzt. Nach dem Forstlichen Fachbeitrag zum Landschaftsplan des Kreises Euskirchen sind neben den historisch überbrachten Nutzungsformen der Nieder- und Mittelwälder Überführungen in Hochwald und Fichtenkulturen weit verbreitet. Die Wuchsleistungen der Bäume und damit die Holzerträge sind überwiegend als gut zu bezeichnen.

2.6 NATURA 2000

FFH-Gebiet A Tagebau Weilerswist-Nord Vogelschutz- gebiet Untersuchungs-

bereich

B Abbaufeld Sonnenhof

C Tagebau Flerzheim

Abb. 3: Gemeldete FFH-Gebiete im südlichen Kernraum Kottenforst/Ville (aus: Info-System NATURA 2000, MUNLV, Stand: Dezember 2005)

A Tagebau Weilerswist Nord Der nördliche Teil des Untersuchungsraumes ist Teil des gemeldeten und durch o.g. NSG „Villewälder“ unter Schutz gestelltes FFH Gebiet DE- 5207 304 „Villewälder bei Bornheim“ . Die geplante Erweiterung nimmt einen Teil des FFH-Gebietes in Anspruch

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und hierin auch einen Teilbereich des Lebensraumtyps des Sternmieren-Eichen- Hainbuchenwald. Die strukturreichen Wälder mit Alt- und Totholzanteilen sind die verbliebenden Restflächen ehemals großflächig vorhandener lindenreicher Eichen- Hainbuchen- und Buchenwälder. Die Flächen sind wichtiger Bestandteil der landesweiten Biotopvernetzung. Da eine nicht zulässige erhebliche Beeinträchtigung des Schutzgebietes angenommen werden kann, wurde in Kap. D.4 eine Prüfung der Verträglichkeit nach § 48d LG NW durchgeführt.

B Abbaufeld Bornheim Sonnenhof Das Abbaufeld befindet teilweise innerhalb einer 300 m Pufferzone zum FFH-Gebiet DE-5207-304 “Villewälder bei Bornheim“ (Vorsorgebereich nach VV FFH, MUNLV, 2000).

C Tagebau Flerzheim Östlich der geplanten Erweiterung liegen die Waldbestände des Kottenforstes bzw. das FFH-Gebiet Waldville DE 5207-301, im Westen, ca. 500 m entfernt, befinden sich die Waldbereiche des Wehrbusches.

Durch das Erweiterungsvorhaben werden unmittelbar westlich des FFH-Gebietes 30 ha Offenland in Anspruch genommen, es liegt somit innerhalb einer 300 m Pufferzone (Vorsorgebereich nach VV FFH, MUNLV, 2000). Das Vorhaben führt zu einer Einschnürung des Wanderkorridors zwischen den beiden Waldbereichen. Zur Beurteilung der Folgen ist eine Verträglichkeitsprüfung nach § 48d LG NW durchgeführt worden (siehe Kap. D.4).

2.7 Naturschutzgebiete Gemäß § 20 Landschaftsgesetz (LG) werden NSG festgesetzt, soweit dies zur Erhaltung von Lebensgemeinschaften oder Biotopen bestimmter wildlebender Tier- und Pflanzenarten, aus wissenschaftlichen, naturgeschichtlichen, landeskundlichen oder erdgeschichtlichen Gründen oder wegen der Seltenheit, besonderen Eigenart oder hervorragenden Schönheit einer Fläche oder eines Landschaftsbestandteils erforderlich ist. Die Festsetzung ist auch zulässig zur Entwicklung, Herstellung oder Wieder-herstellung einer Lebensgemeinschaft oder Lebensstätte im Sinne von Buchstabe a (Landschaftsplan). Die Schutzgebiete können in Zonen mit einem dem jeweiligen Schutzzweck entsprechenden abgestuften Schutz gegliedert werden; hierbei kann auch die für den Schutz notwendige Umgebung einbezogen werden. Der Umweltbericht stellt daher die NSG entsprechend der jeweiligen Landschaftspläne/ - entwürfe dar.

A Tagebau Weilerswist Nord Die geplante Erweiterungsfläche befindet sich im Naturschutzgebiet (NSG) „Villewälder“. Ein wesentlicher Schutzzweck der Ausweisung des Naturschutzgebietes „Villewälder“ ist die Erhaltung und Entwicklung von Lebensräumen von Tier- und Pflanzenarten von gemeinschaftlichen Interesse gemäß der FFH- und Vogelschutzrichtlinie

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B Abbaufeld Bornheim Sonnenhof Südlich angrenzend an den geplanten Tagebau befinden sich die rechtskräftig festgesetzten Naturschutzgebiete „In der Roten Maar“ (NSG SU 2.1-3) und „Sülzmaar“ (NSG SU 2.1-4). Nordöstlich angrenzend befinden sich das rechtskräftig festgesetzte Naturschutzgebiet „Terrassenkante“ (NSG SU 2.1-7).

C Tagebau Flerzheim Im Landschaftsplan Nr. 4 „Meckenheim-Rheinbach-Swisttal“ sind die Waldbereiche des Kottenforstes und die Flächen der bestehenden Abgrabung als Naturschutzgebiete eingetragen. Die Erweiterungsfläche steht nicht unter Naturschutz vielmehr unter Landschaftsschutz (s.o.) Ihr wird die Funktion einer Vernetzungsachse zwischen Lebensräumen zugedacht.

2.8 Geschützte Biotope nach § 62 Landschaftsgesetz NRW Im Untersuchungsraum zum geplanten Abbauvorhaben in Flerzheim ist im Bereich der alten Abgrabung ein nach § 62 geschütztes Biotop verzeichnet (GB 5307-003).

2.9 Artenschutz Nach den geltenden Bestimmungen des Artenschutzrechtes nach § 42ff. BNatSchG sowie FFH- RL und VS-RL Lebensstätten der streng und besonders geschützten Tier- und Pflanzenarten zu beschädigen oder zu zerstören.

A Weilerswist Nord Im Untersuchungsraum sind Lebensstätten nach § 42ff. BNatSchG besonders und streng geschützter Tierarten nachgewiesen worden. Von den 62 festgestellten Brutvögeln sind sechs Arten nach BNatSchG streng geschützt, vier unterliegen dem Schutz der VS-RL. Goldammer, Turteltaube, und Baumpieper haben ihre Brutplätze unmittelbar in bzw. an der Erweiterungsfläche.

B Bornheim Sonnenhof Im Untersuchungsgebiet d.h. im Wirkbereich der geplanten Abgrabung, sind besonders und streng geschützte Tierarten (§ 42 BNatSchG) vorgefunden worden, nicht aber auf den vorgesehenen Tagebauflächen selbst.

C Tagebau Flerzheim Sowohl auf der Eingriffsfläche (Offenland), als auch im Untersuchungsraum d.h. den angrenzenden Waldbereichen und der bereits vorhandenen Kiesgrube sind Vorkommen von streng und besonders geschützten Vogel und Amphibienarten (§ 42ff. BNatSchG) festgestellt worden.

2.10 Wasserschutzzonen In Wasserschutzgebieten ist die Frage der Zulässigkeit von Abgrabungsvorhaben im einzelnen durch die Verbotstatbestände der Wasserschutzzonenverordnung geregelt. Häufig sind für die Schutzzonen I, II, III A und III B Verbote für Nassabgrabungen vorgesehen, Trockenabgrabungen können in den Schutzzonen III A und III B mit Einschränkungen zulässig sein.

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A Tagebau Weilerswist Nord Zum Schutz der öffentlichen Trinkwasserversorgung ist geplant, für das Wasserwerk Dirmerzheim ein Wasserschutzgebiet festzusetzen. Danach liegt die geplante Erweiterung in der potenziellen Wasserschutzzone III B.

B Abbaufeld Bornheim Sonnenhof Das Vorhaben liegt außerhalb des Geltungsbereichs einer Wasserschutzzonen- verordnung jedoch in einer geplanten Erweiterung der potenziellen Wasserschutzzone III B.

C Tagebau Flerzheim Die geplante Erweiterungsfläche befindet sich in keiner festgelegten Wasserschutzzone. Im westlichen Bereich wird momentan die Abgrenzung eines Wasserschutzgebietes für das Wasserwerk Heimerzheim erarbeitet.

2.11. Denkmalschutz Denkmalstandorte und –bereiche nach DenkSchG NW.

A Tagebau Weilerswist Nord In dem geplanten Tagebau befinden sich keine eingetragenen Bau- oder Bodendenkmale.

B Abbaufeld Bornheim Sonnenhof Der Dobschleiderhof sowie der den geplanten Tagebau an der Nordseite begrenzende Theisenkreuzweg sind innerhalb des Untersuchungsraumes gelegenen Kulturdenkmäler. Darüber hinaus bestehen Hinweise auf eine mögliche archäologische Bedeutung. Bodendenkmäler wurden bislang jedoch nicht ausgewiesen.

C Tagebau Flerzheim Für die geplante Erweiterungsfläche wurden laut Untersuchungsbericht vom Januar 2003 keine Bodendenkmale nachgewiesen. Die im Westen des Untersuchungsraumes vermutete römische Wasserleitung nach Köln sowie der Nachweis urgeschichtlicher Siedlungsreste konnten nicht nachgewiesen werden. Der Gutachter kommt zu der Empfehlung, dass eine „flächige Untersuchung als am ehesten sinnvoll“ erscheint.

3. Aussagen informeller Planungen

Biotopkataster NRW Das Biotopkataster NRW erfasst landesweit alle Lebensräume für wildlebende Pflanzen und Tiere, die für den Biotop- und Artenschutz eine besondere Wertigkeit besitzen. Diese Gebiete werden nach wissenschaftlichen Kriterien von der LÖBF ausgewählt, in Karten erfasst und dokumentiert. Im Umfeld der geplanten Abgrabungen sind folgende Biotopkatasterflächen aufgenommen worden:

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A Weilerswist Nord Auf der Vorhabensfläche ist folgendes Biotop kartiert: - BK-5207-016 „Villewälder bei Bornheim-Westteil zwischen Weilerswist und Bliesheim NSG „Am gehauenen Weg“; Großflächiger, strukturreicher Laubmisch-waldkomplex mit naturraumtypischen, lindenreichen Maiglöckchen-Eichen-Hainbuchenwäldern. - BK-5207-023 Abgrabungsgewässer nördlich Weilerswist

Im Untersuchungsraum wurden darüber hinaus die folgenden Flächen dargestellt: - BK-5207-001 „Villewälder bei Bornheim-Westteil zwischen Weilerswist und Bliesheim„, - BK-5207-004 Swistbachaue zwischen „Hovener Hof“ und „Burg Kühlseggen“, - BK-5207-010 Bahntrasse am Ville-Westhang, - BK-5207-013 Parkanlage am Swisterberg-Turm - BK-5207-015 Laubmischwälder des Ville Westhangs, - BK-5207-024 Lößhohlwege östl. Dobschleider Hof, - BK-5207-0193 Ville nördlich Metternich.

B Bornheim Sonnenhof Im Untersuchungsraum d.h. in der näheren Umgebung der Vorhabensfläche sind mehrere Bereiche im Biotopkataster verzeichnet: - BK-5207-001 „Villewälder bei Bornheim-Westteil zwischen Weilerswist und Bliesheim„, - BK-5207-016 „Villewälder bei Bornheim-Westteil zwischen Weilerswist und Bliesheim NSG „Am gehauenen Weg“, - BK-5207-023 Abgrabungsgewässer nördl. Weilerswist, - BK-5207-024 Lößhohlwege östl. Dobschleider Hof, - BK-5207-193 Ville nördlich Metternich, - BK-5207-905 NSG „In der Roten Maar“, - BK-5207-907 NSG „Sülzmaar“.

C Standort Flerzheim Im Untersuchungsraum d.h. in der näheren Umgebung der Vorhabensfläche sind mehrere Bereiche im Biotopkataster verzeichnet: - BK-5307-052 Feuchtes Linden-Eichen-Hainbuchenwaldgebiet nördlich von Flerzheim: angestrebtes Ziel für das regional bedeutende Biotop ist der Schutz und Erhalt großer zusammenhängender, naturnaher Laubholzbereiche als Teilbereiche eines Waldbiotopverbundsystems der Ville. - BK-5307-050 Kiesgrube nördlich Flerzheim: Angestrebtes Schutzziel des regional bedeutenden Biotops ist der Schutz und Erhalt einer Seenlandschaft mit Röhrichtbeständen in der Kiesgrube sowie die Entwicklung eines großflächig zusammenhängenden Feuchtgebietes im Übergang von der landwirtschaftlich intensiv genutzten Bördelandschaft zum Waldgebiet Kottenforst. - BK-5307-039 Alte Eichen-Hainbuchen-Mittelwälder im Wehrbusch nördlich Morenhoven: Wegen der landesweiten Bedeutung des Biotops ist das angestrebte Schutzziel der Schutz und Erhalt naturnaher und z.T. alter Laubholzbestände als Rückzugs- und Regenerationsraum in der landwirtschaftlich intensiv genutzten Bördelandschaft und mit landesweiter Bedeutung im Zusammenhang mit dem Fließgewässer-Biotopverbundsystem in der Börde.

– 28 – Bezirksregierung Köln Mai 2006 3. Regionalplan-Änderung – Quarzkies im Raum Kottenforst/Ville

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- BK-5307-054 Quarzsandgrube Witterschlick nordwestlich Volmershoven: Für das regional bedeutende Biotop wird als Schutzziel angestrebt der Schutz und Erhalt von aufgelassenen Sandgruben als wichtige Sekundärlebensräume zahlreicher Tier- und Pflanzengemeinschaften und die Entwicklung eines großflächig zusammenhängenden Feuchtgebietes im Waldgebiet Kottenforst.

Karte der schutzwürdigen Böden des GD NRW In der Karte der schutzwürdigen Böden des geologischen Dienstes finden sich folgende Aussagen:

A Weilerswist Nord Für den Untersuchungsbereich selbst liegen keine Bodenschutz relevanten Aussagen vor. Im südlichen Anschlussbereich d.h. in der Swisttalaue und der Hangkante sind die Böden fruchtbar in teilweise sehr guter Ausprägung.

B Bornheim Sonnenhof Im Untersuchungsbereich und auf der geplanten Abbaufläche selbst liegen sehr fruchtbare Böden. Im südlichen anschließenden Waldbereich sind Staunässeböden mit gutem Biotopentwicklungspotenzial für Sonderstandorte vorzufinden.

C Flerzheim Auf den Flächen des vorgesehenen Abbaufeldes befinden sich teilweise Staunässeböden mit gutem Biotopentwicklungspotenzial für Sonderstandorte. Westlich anschließend im Untersuchungsraum sind die fruchtbaren Böden der Swisttalaue zu verzeichnen.

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4. Zusammenfassung

Weilerswist Nord Bornheim Sonnenhof Flerzheim 1.2 Regionalplan BSN, Wald AFAB AFAB, BSLE, Regionaler Grünzug 1.3 Landschafts- LP 40 „Weilerswist“ LP 2 „Bornheim“ LP 4 „Meckenheim- plan (LP) Rheinbach-Swisttal“ 1.4 Bauleit- Wald; FNP-Änd. Landwirtschaft; FNP- Landwirtschaft; FNP- planung Änd. Änd. 2.1 Immissions- außerhalb des 300 m außerhalb des 300 m außerhalb des 300 m schutz Abstandes gem. Abstandes gem. Abstandes gem. AbStErl. AbStErl. AbStErl. 2.2 Landschafts- nicht betroffen LSG LSG schutzgebiet (LSG) 2.3 geschützte nicht betroffen GLB am Rande der nicht betroffen Landschafts- Vorhabensfläche bestandteile 2.4 Naturpark innerhalb der innerhalb der innerhalb der und Naturparkfläche Naturparkfläche Naturparkfläche Erholungs- bereiche 2.5 Waldfläche Wald kein Wald kein Wald 2.6 NATURA teilweise FFH; teilw. Pufferzone 300 teilw. Pufferzone 300 2000 m zu FFH-Gebiet m zu FFH-Gebiet 2.7 Naturschutz- NSG angrenzend an NSG angrenzend an NSG gebiet (NSG) 2.8 geschützte nicht betroffen nicht betroffen gesch. Biotop im Biotope (§ 62 Untersuchungsraum LG NW) 2.9. Artenschutz geschützte Arten im geschützte Arten im geschützte Arten im nach § 42ff. Eingriffs- und Unter- Untersuchungsbereich Eingriffs- und Unter- BNatSchG suchungsbereich suchungsbereich 2.10 Wasserschutz geplante geplante WSZ IIIb angrenzende WSZ -zonen (WSZ) WSZ IIIb IIIb 2.11 Denkmal- nicht betroffen evtl. betroffen evtl. betroffen schutz 2.12. Schutzwürdig nicht betroffen teilw. betroffen teilw. betroffen e Böden

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IV. Beschreibung der Umweltmerkmale und des Umweltzustandes

Zur Ermittlung und Beurteilung der Umweltauswirkungen eines Vorhabens stellt die Kenntnis der vom Vorhaben betroffenen Umweltbereiche eine Grundvoraussetzung dar. Die einzelnen Umweltfaktoren bzw. Schutzgüter sind dabei auch hinsichtlich ihrer Empfindlichkeit gegenüber den potentiell zu erwartenden Anlagenauswirkungen zu erfassen. Vorhandene Belastungen sind zu berücksichtigen

1. Naturräumliche und schutzgüterbezogene Beschreibung der einzelnen Standorte

Die drei Untersuchungsbereiche liegen in der südlichen Niederrheinischen Bucht und gehören hier zur naturräumlichen Haupteinheit 552 Ville und innerhalb dieser zur Einheit Waldville.

1.1 Weilerswist Nord

Die geplante Erweiterung des Quarzkiestagebaus Weilerswist Nord liegt im Kreis Euskirchen nordöstlich der Ortschaft Weilerswist. Sie umfasst eine bisher unverritzte Fläche von ca. 10,5 ha. Es handelt sich um forstwirtschaftliche Flächen der Waldville. Die Bestockung besteht aus ca. 50 % Laubwald, 10 % Mischwald und 40% Nadelwald. Die Fläche fällt von Südwesten nach Nordosten von ca. 146 m NN auf ca. 144 man leicht ab. An die geplante Erweiterung grenzen an: im Süden die Böschungen der genehmigten Betriebsfläche, im Westen Nadelwald, im Norden und Osten Laub- und Mischwald sowie im weiteren Verlauf überwiegend Nadelwald. Am Westrand der geplanten Erweiterung verläuft ein Forstweg. Neben den Forstflächen und den Abgrabungsflächen befinden sich im Süden und Südosten auch landwirtschaftlich genutzte Flächen.

Mensch Wohnstandorte sind im Untersuchungsraum nicht vorhanden. Als Teil des Naturparks Kottenforst-Ville gehört der Untersuchungsraum zu einer großräumigen Erholungslandschaft. Ziel des Zweckverbandes Naturpark Rheinland ist es, das Verbandsgebiet unter Wahrung der Belange von Natur und Landschaft für die Erholung der Bevölkerung auszubauen und zu pflegen. Der Naturpark ist Ausgleichsraum zu den immissions-, lärm- und schwülebelasteten Ballungszentren der Rheinebene. Durch seine Lage und die gute naturräumliche Ausstattung, vor allem durch den Waldreichtum, ist die Landschaft insgesamt gut für eine ruhige, naturorientierte Erholung auf vorhandenen Wegen geeignet. Für den Untersuchungsraum ist vorwiegend eine regional bedeutsame Erholungsnutzung in Form von Wochenend- und Tagesausflüglern festzustellen. Er wird auch für die Feierabenderholung genutzt, hier erfolgt die Erschließung im westlichen Untersuchungsraum ausgehend von den Parkplätzen an der L 194. Durch den Untersuchungsraum führen verschiedene Wander- und Radwanderwege, auch am westlichen Rand der geplanten Erweiterung.

Tiere und Pflanzen/biologische Vielfalt Der Untersuchungsraum liegt großräumig betrachtet in der Niederrheinischen Bucht. Naturräumliche Haupteinheit ist die „Ville“. Der Bereich der geplanten Erweiterung gehört zum Gebiet "Villehöhe" und hierbei zu der Untereinheit "Wald-Ville".

Der überwiegende Anteil des Untersuchungsraumes wird von Wald eingenommen. Es handelt

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sich sowohl um forstlich geprägte strukturarme Nadelwälder als auch um struktur- und artenreiche Laub- und Laubmischwälder. Dominierende Baumarten sind Fichte und Kiefer, Eiche und Hainbuche, Rotbuche sowie Birke. Sowohl Hochwälder als auch durchgewachsene Nieder- und Mittelwälder sowie Aufforstungen sind vertreten. Von den Nadelholzforsten ist der Fichtenforst im Untersuchungsraum am stärksten vertreten. In den meisten Fichtenbeständen ist keine nennenswerte Krautschicht entwickelt. Bei den Kiefernwäldern handelt es sich vorwiegend um inhomogene Bestände, in denen die Kiefer meist inselartig gruppiert ist. Die Kiefernbestände sind so licht, dass sich eine teilweise artenreiche Strauch- und Krautschicht entwickeln konnte. Die Laubwälder sind mit einer artenreichen Strauch- und Krautschicht naturnah ausgebildet. Teilweise weisen die Wälder einen höheren Anteil an Nadelhölzern oder standortfremden Baumarten (Pappeln, Robinien) auf. Besonders hervorzuheben sind altholzreiche Buchenbestände) sowie ältere Eichenwälder, Eichen-Hainbuchenwälder und Eichenmischwälder.

Der zentrale Bereich des Untersuchungsraumes wird von der bestehenden Abgrabung innerhalb der genehmigten Betriebsfläche eingenommen. Ein Teil der Flächen liegt noch als vegetationsarmer oder vegetationsfreier Bereich auf Kies vor. Ein großer Teil wurde bereits wiederhergestellt und aufgeforstet. Im Untersuchungsraum finden sich neben den durch Abgrabung entstandenen Gewässern im Bereich der genehmigten Betriebsfläche zwei kleinere Waldteiche. Als einziges permanentes Fließgewässer durchfließt der Swistbach den Südwesten des Untersuchungsraumes. Intensiv beweidetes Grünland befindet sich im Umfeld des Dobschleider Hofes im Osten des Untersuchungsraums. Die hochwertigen Lößböden im Süden und Osten des Untersuchungsraumes werden als Ackerflächen genutzt. Die Ausprägung der Felder entspricht ihrer intensiven Nutzung, bemerkenswerte Ackerwildkräuter sind nicht vorhanden. Als Kleinbiotop ist ein Hohlweg im Osten des Untersuchungsraumes hervorzuheben.

Im Untersuchungsraum wurden insgesamt 246 Pflanzenarten nachgewiesen. Von diesen sind 5 Arten gemäß der Roten Liste in Nordrhein-Westfalen gefährdet. Darunter befindet sich auch das Gefleckte Knabenkraut, das nach § 42 ff. BNatSchG besonders geschützt ist.

Im gesamten Untersuchungsraum wurden insgesamt 62 Vogelarten aufgefunden, davon 51 Brutvögel und 11 Gastvögel. Es sind entsprechend der Biotopstruktur des Untersuchungsraumes vor allem Waldarten, Arten der halboffenen Kulturlandschaft und auch an Gewässer und Pionierstandorte gebundene Arten.

Im Untersuchungsraum wurden noch weitere nach BNatSchG streng geschützte Arten festgestellt (z.B. Mäusebussard, Turmfalke, u.v.a), die aber aufgrund der Häufigkeit ihres Vorkommens nicht als planungsrelevant anzusehen sind. Im gesamten Untersuchungsraum wurden insgesamt neun Amphibienarten aufgefunden, fünf davon im Bereich der geplanten Erweiterung. Im Bereich der geplanten Erweiterung wurden keine gefährdeten oder streng geschützten Amphibien Arten nachgewiesen. Auf den wechselfeuchten Standorten der wiederhergestellten Flächen der genehmigten Betriebsfläche wurden die Kreuzkröte und der Springfrosch als streng geschützte Art nach BNatSchG nachgewiesen.

Insgesamt zeigt sich, dass die Waldflächen des Untersuchungsraumes vor allem als Lebensraum für die Vogelwelt und die Amphibien von hoher Bedeutung sind. Die Qualität ist

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vor allem abhängig von dem Anteil an strukturreichen alten Laubwäldern und kleinräumigen Standortunterschieden. Typische Waldvögel sind daher weit verbreitet. Das Vorkommen von alleine fünf Spechtarten ist als Maß für die hohe ökologische Qualität von Teilflächen des Waldes zu werten. Vor allem Schwarz-, Mittel- und Kleinspecht stellen spezifische Ansprüche an ihre Lebensräume, sind daher eher selten und hier typische Bewohner der strukturreichen Laubmischwälder mit hohen Anteilen an Alt- und Totholz und reichen Nahrungsgründen. Von den Spechthöhlen profitieren wiederum etliche Höhlenbrüter. Die genehmigte Betriebsfläche bildet einen Lebensraum für hoch spezialisierte Vögel, Insekten und Amphibien, welche auf nährstoffarme trockene Standorte teils in Nachbarschaft zu Gewässern angewiesen sind. Dem umgebenden Kulturlandschaftsraum ist keine besondere Lebensraumbedeutung zuzusprechen.

Boden Die geplante Erweiterung sowie der Untersuchungsraum gehören zur Bodenregion der Löß- und Sandlößlandschaften. Aus den quartären Ablagerungen haben sich meist schluffige Lehmböden entwickelt. Die hier aus Löß über den Sanden, Kiesen und Geröllen der Hauptterrasse entstandenen Bodentypen sind Pseudogley und auf dem Höhenrücken der Ville Parabraunerden-Pseudogley. Die Filter-, Puffer- und Stoffumwandlungseigenschaft des Lehmbodens im Vorhabensgebiet ist als mittel bis gut einzustufen. Es liegt eine mittlere Sorptionsfähigkeit für Nährstoffe und eine mittlere bis geringe nutzbare Wasserkapazität vor. Im Bereich des Untersuchungsraumes kommen im Dobschleider Tal großflächig Böden mit regional hoher Bodenfruchtbarkeit vor (meist Parabraunerden und Braunauenböden). Sie werden aufgrund ihrer Fruchtbarkeit als schutzwürdig eingestuft. Im Bereich der Erweiterung sind keine schutzwürdigen Böden vorhanden.

Wasser Grundwasser Im Bereich des Untersuchungsraumes fällt der Grundwasserspiegel von Südosten nach Nordwesten ab. Von hier ändert sich die Abflussrichtung des Grundwassers nach Westen, zum Swistsprung hin. Der Grundwasserhorizont erreicht am Rand des Untersuchungsgebietes im Westen seine tiefste Lage. Der Grundwasserstand ist zurzeit infolge der Entwässerungsmaßnahmen des Braunkohlebergbaus abgesenkt. Im Bereich der geplanten Erweiterung wird für das Jahr 1953 der höchste Grundwasserstand mit etwa 90 bis 93 m ü. NN angegeben. Die geplante Abbausohle für den Trockenabbau liegt bei 95mNN, also mindestens 2 m über dem höchsten Grundwasserstand. Zum heutigen Zeitpunkt liegt der mittlere Grundwasserstand unter der geplanten Erweiterung, bedingt durch die großräumige Absenkung, bei etwa 71 m ü .NN, also deutlich tiefer.

Oberflächengewässer Im Bereich der geplanten Erweiterung sind keine natürlichen Gewässer vorhanden. Hier treten nur stellenweise tiefere, wassergefüllte Fahrrinnen auf den Waldwegen und Holzabfuhrtrassen auf. Im Bereich der genehmigten Betriebsfläche befinden sich im Teilabschnitt II, im Übergang zur geplanten Erweiterung, oberhalb des westlichen Randes der genehmigten Betriebsfläche, ein Waldteich sowie in Abschnitt I ein Absetzbecken für Schlämmsande (Klärteich). Im Süden verläuft der Swistbach von Ost nach West durch den Untersuchungsraum. Er mündet nach etwa 2 km in die Erft.

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Klima/Luft Die Wälder der Ville nehmen eine wichtige Rolle als klimatischer Ausgleichsraum ein. Es ist davon auszugehen, dass in den flächigen Gehölzbeständen der geplanten Erweiterung ein Waldklima mit ausgeglichenen Bedingungen im Tages und Jahresverlauf vorherrscht. Das Blattwerk fungiert als Frischluftfilter. Die Wälder bieten daher bei Westwindwetterlagen einen natürlichen Schutz gegen Kfz-Emissionen von den Straßen.

Landschaft/Landschaftsbild Das Landschaftsbild im Untersuchungsraum wird insbesondere durch das Relief, die überwiegend bewaldeten Hochflächen und Hänge der Ville und das Offenland im Bereich der Täler geprägt. Bei den Waldflächen handelt es sich teilweise um optisch ansprechende Laubwälder oder Mischwälder, teilweise um forstlich geprägte Nadelwälder. Von der Hochfläche am Rand der Abgrabung aus sind weit reichende freie Blickbeziehungen und Aussichten möglich. Insgesamt ist das Gebiet überwiegend anthropogen beeinflusst. Im zentralen Bereich, dem Übergang zwischen der bewaldeten Hochfläche und dem Offenland im Tal, prägt die genehmigte Betriebsfläche mit der neuen Geländemodellierung, den Steilwänden, offenen sandigen Flächen und neuen Gehölzstrukturen den Untersuchungsraum. Das Landschaftsbild ist geprägt bzw. vorbelastet durch die zentralen Verkehrsverbindungen sowie im Untersuchungsraum durch die Aufbereitungsanlagen auf der genehmigten Betriebsfläche und den Abbauflächen der Quarzwerke Bonn.

Kultur und Sachgüter Es liegen keine Elemente vor, die möglicherweise betroffen sein könnten. Im Bereich der geplanten Erweiterung sind keine eingetragenen Bau- und Bodendenkmäler vorhanden.

Wechselwirkungen Die mit der geplanten Abgrabung zusammenhängenden Wechselwirkungen folgen den allgemein bekannten ökosystemaren Zusammenhängen. Die Beschreibung der Wechselwirkungen erfolgt gleichzeitig mit der Beschreibung der einzelnen Umweltgüter. Vorliegend kommen insbesondere die Zusammenhänge zwischen Boden/Bodenwasserhaushalt und Vegetation/Tierwelt zum Tragen. Die Grenze der Abgrabung endet in bis zu 50 m Tiefe direkt am bzw. bereits im Waldbereich, der dem FFH-Schutzregiem unterliegt.

1.2 Bornheim Sonnenhof

Das Untersuchungsgebiet ist naturräumlich der Haupteinheit „Wald-Ville“ zuzuordnen und bildet in Verbindung mit dem „Villehang“ am Ostrand des Höhenrückens (Vorgebirge) den südlichen Teil der „Villehöhe“. Der Bereich des geplanten Tagebaus befindet sich am Westrand der naturräumlichen Einheit und wird landschaftsräumlich dem „Ville-Plateau“ zugeordnet. Diese Landschaft zeigt heute noch ein Relief, wie es vor dem Braunkohleabbau typisch für den gesamten Villerücken war. Die flachen Mulden und niedrigen Kuppen kennzeichnen die aus geringmächtigen Lößaufwehungen gebildete Landschaft, in der sich vornehmlich Parabraunerden entwickelt haben. In flachen Senken und Mulden entstanden auch staunasse Böden, da die in quartären Geröll- und Sandbändern eingebetteten Tonschichten das Oberflächenwasser stauten. Heute sind diese Stellen im Zuge der Landbewirtschaftung trockengelegt. Die naturgegebenen Bedingungen im Wald-Ville sind maßgeblich durch die hier anstehenden Gleyböden mit ihren wasserstauenden Eigenschaften bestimmt. Jene blieben daher

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von einer intensiveren, insbesondere einer landwirtschaftlichen Nutzung ausgenommen. Die Waldflächen wurden vor allem als Nieder- und Mittelwald bewirtschaftet. Die potentielle natürliche Vegetation der Wald-Ville sind Stiel-Eichen-Hainbuchenwälder und feuchte Eichen- Buchenwälder. Die kleinräumigen, extremen Vernässungsbereiche sind daneben Standorte der Erlenbruchwaldgesellschaften.

Mensch Wohnstandorte Im Untersuchungsraum befinden sich mit Ausnahme der landwirtschaftlichen Anwesen Bornheim Sonnenhof und Dobschleider Hof keine Wohnnutzungen. Die Siedlungsbereiche von Weilerswist im Westen und Bornheim-Rösberg im Osten befinden sich ca. 1,3 km bzw. ca. 1,8 km vom Randbereich des geplanten Tagebaus entfernt. Aufgrund der großen Entfernung zu den angesprochenen Siedlungsrändern und der landschaftsmorphologischen Situation können weiterhin unmittelbare Beeinträchtigungen der Ortslagen von Weilerswist und Bornheim- Rösberg ausgeschlossen werden.

Erholung Der Untersuchungsraum weist für die Erholungsnutzung und insbesondere in Anbetracht der Lage im Naturpark Rheinland grundsätzlich eine anerkannt hohe Bedeutung (BUCHWALD, 1980) auf. Das geplante Vorhaben liegt in einem Bereich einer räumlichen Verjüngung der Villewälder und des talzungenartigen Einschnittes, so dass sich hier die Bedeutung für die Erholungsnutzung insbesondere aus der Verbindungsfunktion zwischen Erftaue und Vorgebirge/Rösberg ergibt. Der Bereich des geplanten Tagebaus ist keiner Kernzone des Naturparks Rheinland zuzuordnen. Die zur Quarzsand- und Quarzkiesgewinnung vorgesehene Fläche liegt innerhalb einer einheitlich strukturierten, großflächigen Agrarlandschaft mit relativ spärlichem Wegeangebot. Die bestehende Sand- und Kiesgewinnung des Werkes Weilerswist am Westrand des Untersuchungsraumes stellt keine landschaftliche Attraktion von allgemeinem Interesse dar und entfaltet insoweit eine gewisse Barrierewirkung für eine mögliche Frequentierung der Talzunge im Verlauf des Villerückens aus der Ortslage Weilerswist heraus.

Tiere und Pflanzen/biologische Vielfalt Das Biotopgefüge im Bereich der geplanten Quarz- und Quarzkiesgewinnung ist maßgeblich von der traditionell in diesem Bereich betriebenen Landwirtschaft geprägt. An der Südwest- Flanke ist das Gelände zum überwiegenden Teil an forstlich bewirtschaftete Flächen angebunden, während nach Nordosten und Osten zunächst landwirtschaftlich genutzte Flächen anschließen, die mit einem Abstand von ca. 300 m vom geplanten Tagebaurand im Norden wiederum an Waldbestände grenzen. Auf den landwirtschaftlichen Flächen sind folgende, in Abhängigkeit von landwirtschaftlichen Nutzungen stehende Biotoptypen vorzufinden: Ackerland, Grünland, Grünlandbrache/Grasweg, Hochstaudenfluren.

Die Forst- bzw Waldflächen im Umfeld des geplanten Tagebaus präsentieren sich zum überwiegenden Teil in einem recht kleinteiligen Mosaik unterschiedlicher Bestände. Die einzelnen Schläge sind zumeist recht deutlich nach Altersklassen und Holzarten getrennt. Nadelholz- und Mischwaldbestände nehmen einen großen Raum ein. Ein Großteil der Bestände kann in die Altersstufen zwischen 50 und 120 Jahren eingeordnet werden, während ältere Gehölze auf kleinste Bereiche beschränkt sind. Von den ehemals verbreiteten Linden-Eichen- Hainbuchenwäldern, feuchten Birken-Eichenwäldern und Übergängen zu Eichen-Buchen- Wäldern sind nur noch Restbestände verblieben. Eine Besonderheit sind einige größere

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Vernässungszonen im Bereich „In der roten Maar“ bzw. „Sülzmaar“ mit ausgeprägten Feuchtwaldbereichen aus Grauweiden-Faulbaum-Gebüschen, Erlen- und Moorbirkenbruch- waldresten sowie alten Pappel- und Silberweidenforsten.

Das landschaftliche Spektrum des Untersuchungsraumes wird durch verschiedene siedlungs- bezogene Landschaftsräume wie landwirtschaftliche Hofstellen, Wirtschaftswege u.ä. ergänzt. Hinzu kommen die Betriebsflächen des bestehenden Kieswerkes Weilerswist.

Fauna Der Landschaftsraum Kottenforst/Ville ist ein faunistisch bedeutsames Gebiet. Zahlreiche Untersuchungen belegen einen diesbezüglichen Wert bzw. exemplarisch die vorliegenden Potentiale für den Gesamtraum (vgl. z.B. BLAB 1978, 1982, DENZ 1996, FRÄNZEL 1978, GOLEMBOWSKI 1988, KNIE 1975, KRAMER 1964, LIENEMANN 1978, MÖRTTER 1986, NIETHAMMER & STRAßBERGER 1968, SCHNEIDER 1996). Die vorliegenden Schutzgebietsausweisungen und die Aufnahme zahlreicher Teilflächen in das landesweite Biotop-Kataster belegen diese Bedeutung, zugleich aber auch die Konzentration dieser Bedeutung auf die Kernwaldgebiete. Demgegenüber spielen die an die Waldgebiete angrenzenden Bereiche, namentlich die landwirtschaftlich genutzten Flächen in dieser Hinsicht eine untergeordnete Rolle.

Die lokale Fauna ist ebenso wie die Vegetation ein Spiegelbild der jeweiligen landschaftlichen Ausgangssituation. Aufgrund der relativ hohen Vielfalt der landschaftlichen Strukturen im Untersuchungsgebiet konnte eine relativ artenreiche Vogelfauna mit 63 Brutvogelarten und weiteren Nahrungsgästen und Durchzüglern belegt werden. Von den sicher nachgewiesenen Brutvogelarten werden keine Arten in der Roten Liste der gefährdeten Vogelarten in Nordrhein-Westfalen geführt.

Im Bereich des Untersuchungsraumes kommen sieben Amphibienarten sicher und eine weitere möglicherweise vor. Von den sicher nachgewiesenen Arten sind die Kreuzkröte nach der Roten Liste Nordrhein-Westfalen als „gefährdet“ und der Springfrosch aufgrund seiner nur regionalen Verbreitung als „durch extreme Seltenheit gefährdet“ eingestuft. Diese genießen damit den Schutzstatus nach § 42 ff BNatSchG. Durch den geplanten Tagebau werden aber weder Laichplätze zerstört oder beeinträchtigt noch Jahreslebensräume der aktuell vorkommenden Arten signifikant verändert.

Folgende Säugetierarten sind im Untersuchungsraum gesichtet worden: Wildschwein (zahlenmäßig starkes Vorkommen), Reh, Rotfuchs, Europäischer Hase, Eichhörnchen, Baummarder, Iltis, Hermelin, Mauswiesel, Igel, Maulwurf. Nähere Angaben zur Häufigkeit der angetroffenen Säugetierarten sind auf Grundlage der vorliegenden Informationen nicht möglich.

Die Bördenlandschaft ist grundsätzlich auch ein bevorzugter Lebensraum des Hamsters (Cricetus cricetus). Die in den letzten Jahrzehnten aufgrund der massiven Veränderungen in der Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen selten gewordene Art gehört zu den gemäß Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH) besonders geschützten Arten. Insoweit war es im Rahmen der Umweltprüfung angezeigt, die in Rede stehenden Tagebauflächen nach der von WEIDLING & SUBBE (1998) vorgeschlagenen Standardmethode systematisch abzusuchen, um ein entsprechendes Hamstervorkommen auszuschließen. Aufgrund dieser Kartierungsergebnisse kann im Bereich des geplanten Gewinnungsvorhabens ein Vorkommen

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des Hamsters ausgeschlossen werden.

Alle vorgefundenen Tierarten im unmittelbaren Wirkbereich des geplanten Tagebaus sind erwartungsgemäß typische und allgemein weit verbreitete Vertreter. Da weiterhin keine speziellen Biotopsituationen vorliegen, können in diesem Bereich auch keine besonderen oder seltenen Tierarten erwartet werden. Dementsprechend wurden im Bereich des geplanten Gewinnungsvorhabens keine Lebensstätten von Rote-Liste-Arten oder Arten der FFH- Richtlinie festgestellt. Lediglich im näheren Umfeld treten einige schutzwürdige Arten auf.

Boden Im Untersuchungsgebiet bestehen relativ einheitliche Bodentypen. Diese sind aus Lößaufwehungen über den diluvialen Sand- und Kiesablagerungen entstanden. Mit der im Übergang zu den bewaldeten Bereichen zunächst geringfügig abnehmenden Mächtigkeit der Oberbodenauflage nimmt entsprechend auch die Bodengüte ab (GEOLOGISCHES LANDESAMT NORDRHEIN-WESTFALEN 2002). Aus den feinsandigen Lehmböden, die im Untergrund z.T. kalkhaltig und kiesig sind haben sich Parabraunerden mit mittlerer bis hoher Basensättigung gebildet. Aufgrund dieser Bodensituation besteht überwiegend eine sehr gute ackerbauliche Eignung. Die Böden werden in dem von der Quarzsand- und Quarzkiesgewinnung betroffenen Bereich seit Jahrhunderten landwirtschaftlich genutzt. Ihre Bodenchemie spiegelt insoweit eine gute Nährstoffversorgung, einen ausgeglichenen pH-Haushalt sowie eine latente Anreicherung mit landwirtschaftlich relevanten Pflanzenbehandlungsmitteln wider. Im Bereich der unmittelbar westlich und südlich an den geplanten Tagebau angrenzenden Waldbereichen steht „undurchlässiger grauer Lößlehm in meist geringer Mächtigkeit über Kies der Hauptterrasse an“, der trotz teilweise versuchter Entwässerungsmaßnahmen nicht für die Landwirtschaft nutzbar gemacht werden konnte und einen stark niederschlagsabhängigen Bodenwasserhaushalt aufweist.

Wasser Grundwasser Die Grundwassergleichen im Bereich des Swistsprunges weisen von Natur aus einen hydraulischen Anschluss zur Erftscholle als Vorfluter auf. Die gegenwärtigen großräumigen Grundwasserströmungsverhältnisse sind demgegenüber stark von den Sümpfungsmaßnahmen im Zusammenhang mit den Braunkohletagebauen bestimmt und vom Untersuchungsraum hin auf die Tagebaue Fortuna-Garsdorf bei Bergheim und Hambach ausgerichtet. Die Sümpfungsmaßnahmen erfassen primär die Erftscholle und verursachen hier zwei nahezu grundwasserfreie obere Stockwerke. Aufgrund des nach Westen gerichteten Abstroms aus der Teilscholle im Bereich des geplanten Tagebaus sowie der bestehenden hydraulischen Kontaktzone im nördlichen Teil des Swistsprunges sind die großräumigen Grundwasserabsenkungen für den Braunkohletagebau auch noch in der eher eigenständigen Scholle des engeren Untersuchungsraumes festzustellen. Das Grundwasser steht im Bereich des geplanten Tagebaus derzeit gegenüber 1955 um ca. 15 bis 20 m tiefer, am Westrand bei ca. 80 m NN bzw. am Ostrand bei ca. 90 m NN. Nach Beendigung des Braunkohletagebaus wird das Grundwasser allmählich wieder auf das ursprüngliche Niveau ansteigen. Dafür wird die Grundwassersituation aus dem Jahre 1955 (LANDESUMWELTAMT NORDRHEIN-WESTFALEN 1995a) zugrunde gelegt (ERFTVERBAND 2004). Nach derzeitigem Kenntnisstand wird die Dauer des Grundwasserwideranstieges auf mindestens 100 Jahre veranschlagt. Das zwischen den Verwerfungen des Erftsprunges und des Swistsprunges befindliche isolierte

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Grundwasservorkommen wird im näheren Umfeld des geplanten Tagebaus nicht für die Trinkwasserversorgung genutzt.

Oberflächengewässer Innerhalb des Untersuchungsraumes bestehen keine dauerhaften Fließgewässer. Der Oberflächenabfluß ist entsprechend der Oberflächenform im wesentlichen nach Westen zur Swistaue gerichtet. Am Fuß der Terrassenkante wird der Oberflächenabfluß in einem periodisch wasserführenden Graben gefasst und gebündelt. Abgesehen von den periodisch wasserführenden Feuchtbereichen innerhalb der südlich und westlich angrenzenden Waldbereiche und den Abgrabungsgewässern befinden sich innerhalb des Untersuchungsraumes keine Stillgewässer. Im äußersten Nordosten der betreffenden Feuchtbereiche des NSG SU 2.1-3 „In der roten Maar“ (bzw. BK 5207 – 905) besteht am Waldrand ein Versickerungsschacht, der das Oberflächenwasser in die sandig-kiesigen Schichten abführt.

Klima/Luft Die kleinklimatische Differenzierung des im Bereich der geplanten Quarzsand- und Quarzkiesgewinnung herrschenden, maritim geprägten Gesamtklimas mit kontinentalen Zügen ergibt sich durch die gegebene Landnutzung und die zugehörige Vegetationsausstattung. Die generelle Offenheit des Geländes und die ruhigen Oberflächenformen bewirken eine spürbare Windoffenheit, so dass ein guter Luftaustausch gewährleistet ist. Dabei überwiegen Winde aus südwestlichen Richtungen deutlich. Aufgrund des am West- und Südrand des geplanten Tagebaus unmittelbar angrenzenden Gehölzbestandes besteht hier in einem schmalen Saum eine geringfügige randliche Verschattung.

Landschaft/Landschaftsbild Das Gelände des geplanten Tagebaus ist ein nordwestlicher Ausläufer des relativ ebenen und überwiegend landwirtschaftlich genutzten Villeplateaus, welches zum geplanten Tagebau zunächst allmählich und dann mit einer relativ steilen Terrassenkante nach Westen abfällt. Der geplante Tagebaubereich weist Geländehöhen zwischen ca. 150 m NN und 140 m NN auf und lässt sich geländemorphologisch zu dem westlich anschließenden Sporn des Villerückens im Bereich des Swister Busches zuordnen. Im Bereich des Untersuchungsraumes liegen dagegen abgesehen von den Wirtschaftswegen und den einzelnen Hofstellen sowie den Abbau- und Betriebsflächen des Werkes Weilerswist keine auffälligen landschaftsprägenden anthropogen bedingten Veränderungen vor, so dass eine weitestgehend unbeeinflusste natürliche Oberflächensituation im unmittelbaren Umfeld der geplanten Gewinnungsfläche gegeben ist. Die überwiegend ackerbauliche Prägung der Flächen im Bereich des geplanten eigentlichen Tagebaues ist für das örtliche Landschaftsbild bestimmend. Dabei stellen die an den Kern des Untersuchungsraumes angrenzenden flächigen Gehölzbestände einen landschaftlich markanten Rahmen dar.

Kultur und Sachgüter Der Dobschleiderhof sowie der den geplanten Tagebau an der Nordseite begrenzende Theisenkreuzweg sind innerhalb des Untersuchungsraumes gelegene Kulturdenkmäler. Darüber hinaus bestehen Hinweise auf eine mögliche archäologische Bedeutung des Gebietes. Bodendenkmäler wurden bislang jedoch nicht ausgewiesen. Der Theisenkreuzweg ist Bestandteil einer historischen Wegeverbindung aus dem Bonner Raum zur Aachen-Frankfurter Heerstraße, der auf dem Gemeindegebiet Weilerswist nach Nordwesten von dem heutigen Wirtschaftsweg abzweigt und zwischen den beiden Teilen des bestehenden Tagebaus

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Weilerswist verläuft. Bei Begehungen wurden 1967 durch das Rheinische Amt für Bodendenkmalpflege vorgeschichtliche Scherben und Hüttenlehm sowie mittelalterliche Scherben gefunden (RAB- Archiv 0765 001). Die sind als Indizien für im Boden erhaltene Reste einer vorgeschichtlichen und einer mittelalterlichen Siedlung zu werten. Östlich des Dobschleider Hofes konnte ein weiterer vorgeschichtlicher Siedlungsplatz an Hand von Oberflächenfunden (Scherben, verbrannte Feuersteine) lokalisiert werden (RAB-Archiv 0731 003)“ (ebenda 2005). Darüber hinaus ist laut RHEINISCHEM AMT FÜR BODENDENKMALPFLEGE (2005) „nicht auszuschließen, dass sich römische Siedlungsreste erhalten haben, wie die Befunde im Süden und Osten des archäologischen Untersuchungsraumes belegen (RAB-Archiv 0676 003; 0732 013) und wie durch die wissenschaftlich nachgewiesene dichte Besiedlung der fruchtbaren Lößbörde in der römischen Periode wahrscheinlich gemacht werden kann“ (ebenda). Diese römischen Siedlungsreste sollen sich, sofern sich die Vermutungen bestätigen sollten, auf einer Anhöhe 500 m außerhalb der geplanten Tagebauflächen befinden.

Wechselwirkungen Neben den Einwirkungen auf die einzelnen Schutzgüter, gilt es auch die unmittelbaren ökosystemaren Zusammenhänge z.B. über die Kausalketten Boden-Geologie-Wasserhaushalt und Landschaftsstruktur-Biotopgefüge-Vegetation-Fauna zu berücksichtigen. Die geländemorphologische Überformung führt beispielsweise zu einer naturräumlich untypischen Struktur; daraus resultierenden Folgewirkungen hinsichtlich des Geländeklimas und ungewohnten Landschaftsbildes. Die Beseitigung des Oberbodens hat eine Beeinträchtigung der natürlichen Leistungsfähigkeit der Böden und ggf. einen höheren Eintrag ins Grundwasser zur Folge.

1.3 Flerzheim

Die geplante Erweiterung des Quarzsand- und Quarzkiestagebaus Rheinbach-Flerzheim liegt südlich von Buschhoven (Gemeinde Swisttal) im Rhein-Sieg-Kreis. An die Vorhabensfläche grenzt unmittelbar im Süden die bestehende Abgrabung Rheinbach- Flerzheim. Östlich der geplanten Erweiterung liegen die Waldbestände des Kottenforstes bzw. das FFH-Gebiet Waldville DE 5207-301, im Norden liegt die Ortschaft Buschhoven ca. 300 m zum Nordrand der Erweiterung entfernt. Westlich der Eingriffsfläche liegen die Waldbereiche des Wehrbuschs. Zur Zeit wird die Vorhabensfläche landwirtschaftlich als Acker- und Grünland genutzt. Das Relief des Untersuchungsraumes ist flach bzw. schwach wellig. Nach Westen bzw. Südwesten hin fällt das Gelände leicht ab. Die Geländehöhen liegen zwischen 166 m im Nordosten und 145 m ü.NN im Nordwesten des Untersuchungsraumes.

Mensch Wohnstandort Im Untersuchungsraum, nördlich der Vorhabensfläche liegt die Ortschaft Buschhoven. Die Entfernung Buschhovens zur Fläche mit der Aufbereitungsanlage in der bestehenden Abgrabung beträgt ca. 1500 m. Der Abstand zum nördlichen Rand der geplanten Tagebauerweiterung beträgt in der dem Abgrabungsantrag zu Grunde gelegten Planung ca. 300 m. Im vorliegenden Entwurf zur Regionalplan-Änderung ist dieser Abstand im Sinne einer besseren Vorsorge auf 500m vergrößert worden. Südlich Buschhovens befinden sich eine Hofanlage, der so genannte Aussiedlerhof, und ein Reitplatz. Beide liegen ca. 300 m vom Nord- und Westrand der geplanten Erweiterung entfernt.

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Erholung Wegen des guten Wegenetzes mit seiner Verbindungsfunktion und der bestehenden Sichtbeziehungen besitzt dieser Teilraum eine große Bedeutung für die Naherholung, insbesondere zum Spazierengehen und Reiten. Die großflächigen Waldbereiche der Waldville besitzen mit ihrem guten Wegenetz und ihrer Vegetationsvielfalt einen großen Erholungswert und bieten Möglichkeiten zum Wandern und Radfahren.

Tiere und Pflanzen/biologische Vielfalt Der Biotoptyp Acker ist auf etwa 95 % der beantragten Abgrabungsfläche vertreten. Auch ein Großteil des übrigen Untersuchungsgebietes wird intensiv ackerbaulich genutzt. Ackerrandstreifen fehlen ganz oder sind nur schwach ausgeprägt. Trotz der teilweise lebensfeindlichen Bedingungen der Ackerflächen dienen sie im Untersuchungsraum einigen Tierarten, wie Feldlerche oder auch dem Rebhuhn, einer Art der Roten Liste, als Teilbiotop. Darüber hinaus sind im Untersuchungsraum folgende Biotoptypen vertreten:

- Ackerbrache - Grünland - Laubwald-Altholzbestände: Im Untersuchungsraum sind die für den Kottenforst charakteristischen Eichen-Hainbuchenwälder und Linden-Eichen-Hainbuchenwälder vorzufinden. Die teilweise alten Baumbestände weisen eine gut ausgebildete Strauch- und Krautschicht auf. Die Altholzbestände stellen Rückzugsbereiche und Ausbreitungszentren für zahlreiche Pflanzen- und Tierarten dar. Sie sind mit ihren Totholzbeständen für Höhlenbrüter und als Sommerlebensraum für Amphibien von großer Bedeutung. Eine Beeinträchtigung stellen die angrenzenden Fichtenforste und die bestehenden Kiesabbaubereiche aber auch die Erholungs- und Jagdnutzung dar. - Laubwald-Jungholzbestände - Fichten- und Kiefernforst - Waldsaum - Vorwald - Gehölzstreifen - Einzelbaum - ruderale Gebüsche - Teichzone - Ruderalfluren - Rohbodenstandorte bzw. jüngere Ruderalfluren - Nutzgarten - Wohnbau- und Siedlungsflächen - Abgrabung und Abgrabungsgewässer.

Die Bewertung ergibt für die Biotopstrukturen auf der Eingriffsfläche plus Wirkzone (bis 50 m) - mit Ausnahme der Laubwälder und einigen alten Einzelbäumen - insgesamt relativ geringe Wertigkeiten. Der Abbaubereich selbst beinhaltet überwiegend keine Wert- und Funktionselemente mit besonderer Bedeutung. Dies ist bedingt durch die flächenhafte intensive landwirtschaftliche Nutzung, die nur wenig Raum für andere Biotope lässt. Das Offenland, das überwiegend ackerbaulich genutzt wird und strukturell weitgehend ausgeräumt ist, dient mehreren Amphibienarten als Wanderkorridor und Landlebensraum. Darüber hinaus ist dieser Raum für die Wanderbewegungen der Säugetiere zwischen den Waldbereichen im Westen (Wehrbusch) und Osten (Kottenforst) von Bedeutung. Für die Avifauna hat dieser Teilraum als

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Bruthabitat eine eingeschränkte Bedeutung. Er dient vornehmlich als Nahrungshabitat für die Arten der angrenzenden Kiesgrube und Waldgebiete. Die Empfindlichkeit gegenüber Eingriffen ist bei diesem Biotoptyp mittel-gering. Der Kottenforst, dessen Randbereiche teilweise in der Wirkzone liegen, ist aufgrund seiner gut ausgebildeten Pflanzengesellschaften und seiner bedeutenden Pflanzen- und Tierarten (v.a. Vögel) ökologisch sehr hochwertig. Er stellt einen bestimmenden Faktor der Biotopqualität des Untersuchungsraumes dar. Der Waldmantel zu den angrenzenden Acker- und Grünland-flächen ist überwiegend gut ausgebildet. Insgesamt gehen von den Wäldern positive Wirkungen auf den Naturhaushalt des Untersuchungsraumes aus. Dieser Lebensraumtyp ist gegenüber Eingriffen empfindlich.

Boden Das Untersuchungsgebiet gehört zur Bodengesellschaft der Löß- und Sandlößgesellschaften. Die (z.T. pseudovergleyten) Parabraunerden stellen einen häufigen Bodentyp aus Löß dar: Bodentyp (l)S3, Pseudogley und Parabraunerde-Pseudogley, kommt im östlichen Bereich auf etwa 2/3 der Eingriffsfläche vor. Nach Westen schließt sich der Bodentyp (s)L32, Parabraunerde und Pseudogley-Parabraunerde, an und nimmt hier im wesentlichen die ebenen Flächen ein. Im Untersuchungsgebiet herrschen schluffig-lehmige und lehmig-schluffige Substrate vor. Daneben gibt es lehmig-kiesige und schluffig-kiesige Substrate. Anstehenden oberflächennahen Bodenarten besitzen „hohe“ mechanische Filtereigenschaften. Da jedoch die Böden großenteils verdichtete Unterböden aufweisen, werden die mechanischen Filtereigenschaften auf „mittel-hoch“ bzw. „mittel“ herabgestuft. Die Böden weisen einen ausgeglichenen Wasserhaushalt mit einer überwiegend mittleren nutzbaren Feldkapazität auf. Bisweilen kommt es zur Staunässe. Die im Untersuchungsgebiet vorgefundenen Bodenformen weisen innerhalb ihrer Bodenregion keinen hohen Grad der Seltenheit auf. Die betroffenen Böden werden intensiv landwirtschaftlich genutzt, so dass die Horizontierung des Oberbodens gestört, das Bodengefüge verändert, die Bodenchemie durch Düngung und Spritzung verändert wurde. Natürlich vorliegende Böden gibt es im Untersuchungsbereich daher kaum.

Wasser Grundwasser Der mittlere Grundwasserstand auf der Eingriffsfläche liegt bei ca. 142 m ü. NN. Das Grundwasser liegt mehr als 20 m unter Flur. Während die Grundwasserfließrichtung auf der Ville-Scholle insgesamt nach Westen auf die Erft-Scholle gerichtet ist, weist die Fließrichtung im Untersuchungsraum nach Norden. Die durch das Projektareal verlaufende Hauptstörung bewirkt eine weitgehende hydrologische Trennung von westlicher Ville-Scholle im Osten und Tiefscholle im Westen. Für die bestehende Abgrabung Rheinbach-Flerzheim werden dem Grundwassersee jährlich bis zu 500.000 m3 Wasser entnommen und größtenteils durch Kreislaufführung wieder dem Grundwasser zugeführt. Der tatsächliche Verbrauch liegt mit etwa 20 % daher weitaus niedriger. Die Böden des Untersuchungsraumes sind großenteils durch eine geringe Wasserdurchlässigkeit charakterisiert (Pseudogley). Lediglich die Bereiche mit schluffig- lehmigem (Parabraunerden) und kiesig-lehmigem (Braunerde) Substrat besitzen eine mittlere Wasserdurchlässigkeit. Die Filtereigenschaften der Deckschichten im Bereich des Untersuchungsraumes werden als „mittel“ und „mittel bis hoch“ eingestuft (s.o.).

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ANLAGE 3 – UMWELTBERICHT

Oberflächengewässer: Im Untersuchungsgebiet befinden sich keine natürlichen, dauerhaft fließenden Oberflächengewässer. Im westlichen Untersuchungsraum, hier größtenteils im Bereich des Wehrbuschs, liegt der zeitweise wasserführende Mönchsgraben. Stillgewässer gibt es in der bestehenden Abgrabung in Form der Klär- und Absetzteiche. Sie werden mit Brauchwasser aus der Kieswäsche und Niederschlagswasser gespeist. Durch den im Jahr 2000 begonnenen Nassabbau ist im Osten der bestehenden Abgrabung ein derzeit etwa 2 ha großes (grundwassergespeistes) Abgrabungsgewässer entstanden, das mit fortschreitendem Abbau bis zu einer Größe von 17 ha vergrößert werden soll. Etwa 400 m östlich des geplanten Vorhabens befindet sich eine weitere Nassabgrabung mit einem etwa 20 ha großen und ca. 30 m tiefen Grundwassersee (Witterschlick).

Luft/Klima Im Nahbereich des Untersuchungsraumes sind keine klima- und lufthygienischen Belastungszonen vorhanden. Durch die vorherrschende Landwirtschaft werden Emissionen, wie z.B. Nährstoffe oder Pestizide, freigesetzt. Die Acker- und Weideflächen produzieren zusätzlich intensiv Kaltluft, die aus lufthygienischer Sicht als Frischluft bezeichnet werden kann, wenn sie weitgehend schadstoff-, staub- und geruchsfrei ist. Die Waldflächen des Kottenforstes und des Wehrbuschs haben eine wichtige Funktion für die Luftverbesserung (Immissionsschutzfunktion) der Region.

Landschaft/Landschaftsbild Der Untersuchungsraum umfasst großflächige Agrarflächen sowie Waldgebiete des Kottenforstes im östlichen und des Wehrbuschs im westlichen Bereich. Er befindet sich am Rande des Naturparkes Kottenforst-Ville. Teile davon liegen innerhalb des Untersuchungsraumes. Naturparks sind „großräumige Gebiete, die sich durch Vielfalt, Eigenart und Schönheit von Natur und Landschaft auszeichnen und sich für die Erholung besonders eignen.“ Der Kottenforst ist für Erholungssuchende, besonders des Bonner Ballungszentrums, von Bedeutung. Den an den Kottenforst angrenzenden landwirtschaftlichen Flächen kommt eine Erschließungsfunktion zu. Die Wirtschaftswege werden von der ansässigen Bevölkerung genutzt, um für eine landschaftsbezogene Naherholung in die Waldgebiete zu gelangen. Die landwirtschaftlich genutzte, freie und relativ ebene Fläche erfüllt eine Sichtschneisenfunktion. So besteht nach Süden eine Sichtbeziehung in die freie Landschaft über die -Niederung bis hin zum Eifelrand. Im Osten und Westen wird die Sichtschneise von den Waldgebieten des Kottenforstes und vom Wäldchen „Am Nöel“ begrenzt. Nach Norden bildet die Ortschaft Buschhoven einen Abschluss. Der Bereich der landwirtschaftlichen Flächen weist aufgrund der geringen Reliefierung, der geringen Vegetationsdichte und der mangelhaften strukturellen Ausstattung eine hohe Transparenz auf. Die visuelle Verletzlichkeit der Waldbereiche ist bedingt durch die geringe Reliefierung, des hohen Stukturreichtums und der mittleren Vegetationsdichte mittelmäßig. Aufgrund der mit „hoch“ bewerteten Schutzwürdigkeit der gesamten Waldfläche ist die Eingriffsempfindlichkeit gegenüber dem Vorhaben „hoch“.

Kultur und Sachgüter Für die geplante Erweiterungsfläche wurden laut vorliegendem Untersuchungsbericht vom Januar 2003 keine Bodendenkmale nachgewiesen. Die im Westen des Untersuchungsraumes vermutete römische Wasserleitung nach Köln ist hier nicht mehr erhalten. Es konnte nur noch belegt werden, dass das Bauwerk in diesem Bereich komplett ausgeräumt wurde.

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ANLAGE 3 – UMWELTBERICHT

Auch ein Nachweis urgeschichtlicher Siedlungsreste gelang nicht. Es ist davon auszugehen, dass im Untersuchungsgebiet ehemals in großer Zahl vorhandene Zeugnisse einer neolithischen oder metallzeitlichen Besiedlung weitgehend den geologischen Prozessen (Erosion) zum Opfer gefallen sind. Von den im Untersuchungsgebiet aufgefundenen römischen Siedlungsstandorten konnten im Südwesten der Vorhabensfläche einzelne Funde geborgen und einige Gräben und Gruben freigelegt werden. Der Gutachter kommt zu der Empfehlung, dass hier eine „flächige Untersuchung als am ehesten sinnvoll“ erscheint.

Wechselwirkungen Die mit der geplanten Abgrabung zusammenhängenden Wechselwirkungen folgen den allgemein bekannten ökosystemaren Zusammenhängen. Die Beschreibung der Wechselwirkungen erfolgt gleichzeitig mit der Beschreibung der einzelnen Umweltgüter. Vorliegend kommen insbesondere die Zusammenhänge zwischen Boden/Bodenwasserhaushalt und Vegetation/Tierwelt zum Tragen.

2. Voraussichtliche Entwicklung der Umwelt ohne Änderung des Regionalplanes

2.1 Weilerswist Nord

Ohne Verwirklichung des Vorhabens werden die Waldbereiche des Kottenforstes und des Wehrbuschs im Sinne einer langfristigen Sicherung und Entwicklung sommergrüner Laubwälder naturnah bewirtschaftet. Für den bestehenden Tagebaubereich ist als Rekultivierungsziel die Bestockung mit Laubmischwald vorgesehen. Der Klärteich in Abschnitt I sowie die Tieflagen der Abbausohlen in Abschnitt I und II sollen als wechselfeuchte Sukzessionsfläche verbleiben. Für den Standort der Aufbereitungsanlage liegt noch keine Planung für die Wiederherstellung vor.

2.2 Bornheim Sonnenhof

Wird der geplante Quarzkiestagebau auf den vorgesehenen Flächen nicht umgesetzt, ist weiterhin von einer landwirtschaftlichen Nutzung auszugehen. Dabei ist zu beachten, dass sich dadurch auch bestimmte negative Umweltwirkungen ergeben werden (Stoffeinträge, Standortegalisierung, Verlust an Lebensraum u.ä.)

2.3 Flerzheim

Ohne Verwirklichung des Vorhabens ist auf der geplanten Eingriffsfläche weiterhin mit intensiver landwirtschaftlicher Nutzung zu rechnen. Der Einsatz von Dünger und Pestiziden würde weiterhin auf nahezu der gesamten Fläche erfolgen und Pflanzen, Tiere, Boden sowie Luft belasten. Die bestehende Kiesgrube wird nach Abbauende im wesentlichen sich selbst überlassen werden, um sich zu einem wertvollen Biotop mit vielfältigen Lebensräumen für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten zu entwickeln. Auf etwa 2/3 der Grube wird im Zuge des Nassabbaus ein grundwassergespeister See entstehen. Gemäß dem in Aufstellung befindlichen Bebauungsplan ist eine Erweiterung der Ortschaft Buschhoven in südliche Richtung nicht vorgesehen.

Die Waldbereiche des Kottenforstes und des Wehrbuschs werden im Sinne einer langfristigen Sicherung und Entwicklung sommergrüner Laubwälder naturnah bewirtschaftet.

3. Aktuelle Umweltprobleme im Untersuchungsraum

– 43 – Bezirksregierung Köln Mai 2006 3. Regionalplan-Änderung – Quarzkies im Raum Kottenforst/Ville

ANLAGE 3 – UMWELTBERICHT

Der Natur- und Landschaftshaushalt in den Untersuchungsgebieten kann nach Analyse und Bewertung der einzelnen Schutzgüter als unterschiedlich stark beeinträchtigt bezeichnet werden. Dabei beeinflussen sich die einzelnen Schutzgüter gegenseitig bzw. hängen voneinander ab: Aufgrund der Standortqualität (ertragsfähige Böden, günstiges Klima, ebenes Relief) wird im Untersuchungsraum seit langem intensive Landwirtschaft betrieben.

Die Art der großflächigen, intensiven Landnutzung bewirkt - eine geringe Standort-, Struktur-, Biotopvielfalt und damit eine geringe Artenvielfalt (Flora und Fauna), - Gehölzarmut, - Humusabbau und damit CO2-Freisetzung aufgrund der Bodenbearbeitung - Einsatz von Pestiziden und Mineraldüngern und damit Veränderung des Bodenchemismus, - Beeinträchtigung des Grundwassers und CO2-Freisetzung - Freisetzung von Lärm-, Schadstoff- und Staubemissionen und damit eine Beeinträchtigung der Wohnqualität und der Erholungseignung - landschaftsästhetische Beeinträchtigung (Landschaftsbild) durch Verarmung der Landschaft, geringer Naturnähe und prägenden unnatürlichen Strukturen.

Die Untersuchungsbereiche Weilerwist Nord und Flerzheim sind stark durch die dort bereits vorhandenen Tagebaue vorbelastet.

Die Waldflächen dagegen sind floristisch, vegetationskundlich und faunistisch als wertvoll einzuschätzen und üben wichtige Funktionen (Immissionsschutzfunktion, Erholungsfunktion) aus. Beim Kottenforst dagegen handelt es sich um ein relativ naturnahes, altes Ökosystem, bei dem die reale Vegetation mit der potentiell natürlichen Vegetation teilweise übereinstimmt. Das Vorkommen alter Baumbestände bewirkt das Vorkommen speziell an diesen Lebensraum gebundener Arten. Die Baumbestände haben eine luftverbessernde Wirkung und diese wiederum bewirkt ein gewisses Erholungspotential.

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V. Prognose der zu erwartenden erheblichen Umweltauswirkungen der Regionalplan- Änderung

1. Ermittlung der voraussichtlich erheblichen Umweltauswirkungen (Wirkfaktoren) des Vorhabens

In der Folge werden die erheblichen Umweltauswirkungen für die drei beschriebenen Alternativstandorte der vorgesehenen Regionalplan-Änderung ermittelt. Dabei sind die vom Planungsvorhaben voraussichtlich ausgehenden Wirkungen dahingehend zu betrachten, in welchem Maße diese bei den einzelnen Umweltschutzgütern zu Veränderungen führen könnten. Wirkungen werden dabei als auslösende Faktoren verstanden, die beim Auftreffen auf die Schutzgüter oder Nutzungen zu weitergehenden Folgen führen können (Ursache-Wirkung- Zusammenhang). Wie in den rechtlichen Vorgaben gefordert, werden die Umweltauswirkungen der drei o.g. Planungsalternativen dahingehend beschrieben und bewertet. Aufgrund der verschiedenartigen Ausprägungen der von den Planungsvarianten betroffenen Umwelt werden sich unterschiedliche Gesamtauswirkungen einstellen. Die Wirkung der geplanten Abgrabungen können relativ genau vorausgesagt werden, da für alle drei Vorhaben bereits UVS vorliegen. Die Wirkprognosen stützen sich in der Folge im Wesentlichen auf die Angaben der genannten Unterlagen.

Grundsätzlich kann bei den vorauszusagenden Wirkungen zwischen einer unmittelbaren Flächeninanspruchnahme, die zum Verlust von bedeutenden Landschaftsfunktionen führt, und einer mittelbaren Einwirkung auf Landschaftsfunktionen und Schutzgütern durch Immissionen (Schadstoffe und Lärm), visuellen Wirkungen und Barrierewirkungen unterschieden werden.

Auf Basis der bislang bekannten Planungen und Projektdaten der drei Erweiterungsbereiche sind folgende Wirkfaktoren bezogen auf die jeweiligen Schutzgüter festzustellen:

Wirkfaktor Voraussichtlich betroffene Schutzgüter M Bo W KL Bi La Ku Flächeninanspruchnahme (Funktionsverlust X X X X X X X durch Nutzungsumwandlung) Trenn-/Barrierewirkungen X X X X Immissionen (Lärm, Staub) X (X) (X) (X) Auswirkungen durch Veränderung der X (X) X X X (X) Standortfaktoren (Beunruhigung/Störung) Eingriffe ins Grund- oder Schichtenwasser (X) X (X) X (X)

Visuelle Wirkungen X X X

M: Mensch (Bevölkerung, Gesundheit des Menschen), Bo: Boden, W: Wasser, Kl: Klima (Luft, klimatische Faktoren), Bi: Biodiversität, Flora, Fauna, La: Landschaft (Landschaftsgestalt, Landschaftsbild), Ku: Kultur- und Sachwerte

Im Einzelnen können die Eingriffswirkungen einer Quarzsand- und Quarzkiesgewinnnung folgendermaßen beschrieben werden:

Mensch Wohnumfeldqualität und Erholungseignung des Landschaftsraumes

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Die Eignung eines Landschaftsraumes für die Erholung hängt grundsätzlich von den subjektiven Empfindungen, Möglichkeiten und Ansprüchen der Erholungssuchenden ab, sie wird jedoch in erheblichem Maß auch von dessen Verlärmungsgrad, von dessen landschaftsstruktureller Ausstattung bestimmt.

Tiere und Pflanzen/biologische Vielfalt Der Abbau von Steinen und Erden bedingt unvermeidbar die Beseitigung vorhandener Biotopgefüge. Dies führt während des Abbauprozesses zu einer sehr spezifischen Landschaftsstruktur mit einem charakteristischen Biotopgefüge und hinterlässt - in Abhängigkeit der Rekultivierungsmaßnahmen – eine "neue Landschaft" mit einem veränderten Biotopgefüge. Die Vegetation des von einer Sand- und Kiesgewinnung betroffenen Areals muss zu deren Realisierung vollständig beseitigt werden. Der Einfluss auf die Vegetation der unmittelbaren Umgebung hängt eng von den durch die Sand- und Kiesgewinnung hervorgerufenen Einflüssen auf die ökologischen Ausgangsbedingungen (Boden, Wasser, Klima) ab.

Die Fauna eines Areals ist in ihrer Zusammensetzung und Ausprägung unmittelbar von den jeweiligen Landschaftssituationen, der Art und Intensität der Landnutzung sowie der Vegetationsausstattung abhängig. In Abhängigkeit der zu deren Verbreitung erforderlichen Arealgrößen und der unterschiedlichen Einmischung der verschiedenen Faunenbereiche in die Landschaft ergeben sich unterschiedliche Auswirkungen. So können Tierarten mit einem größeren Mindestaktionsraum durch die nachhaltige Veränderung eines Teiles ihres Lebensraumes dauerhaft aus einem Areal verdrängt werden, obwohl sie am konkreten Eingriffsort z.B. keinen Brutplatz haben. Demgegenüber kann für Arten mit geringerem Aktionsraum der Eingriff zwar unmittelbar den Verlust eines konkreten Fortpflanzungsortes bedeuten, durch eine in unmittelbar angrenzenden Bereichen verbleibende ähnliche Landschaftssituation muss der Fortbestand der Art in diesem Areal jedoch keineswegs gefährdet sein.

Boden Zwangsläufig muss zur Durchführung einer Sand- und Kiesgewinnung der gewachsenen Oberboden am Ort beseitigt werden. Daraus resultieren Beeinträchtigungspotentiale für dessen Qualität aufgrund von Umlagerungen, Transport etc.. Die Nutzbarkeit des Bodens als Produktionsgrundlage und als Lebensstätte wird zumindest befristet ausgeschlossen.

Wasser Grundwasser Mit der Beseitigung des Oberbodens verlieren das anstehende Ausgangsgestein und das Grundwasser seinen natürlichen Schutzfilter vor Einträgen aus der Luft wie aus Arbeitsprozessen in der Landnutzung mit Folgen für die Grundwasserqualitäten. Im Falle einer Grundwasserfreilegung ist mit der erhöhten Verdunstung durch die Freilegung des Grundwasserkörpers zu rechnen. Dies hat wiederum Auswirkungen auf Menge und Verfügbarkeit des Grundwassers.

Oberflächengewässer Oberflächengewässer können durch Sand- und Kiesgewinnungen ihr (natürliches) Wasserregime verlieren oder sogar in ihrem Verlauf verändert werden.

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Klima/Luft Die kleinklimatischen Bedingungen in der Landschaft sind maßgeblich von der Oberflächenform, den Nutzungstypen und der jeweiligen Landschaftsstruktur abhängig. Eine Sand- und Kiesgewinnung bewirkt zwangsläufig eine, zumindest auf den Zeitraum der Abbautätigkeiten befristete Veränderung des Kleinklimas. Bei verbleibenden Geländeeintiefungen sind dauerhafte Veränderungen kleinklimatischer Verhältnisse wahrscheinlich und in Abhängigkeit der neu entstehenden Oberflächenformen sind auch kleinräumige Verschattungen einerseits und Wärmeexponierungen andererseits möglich.

Landschaft/Landschaftsbild Eine Sand- und Kiesgewinnung ruft eine Veränderung der Oberflächenstruktur und der Geländegestalt hervor. Mit den geländemorphologischen Veränderungen geht unvermeidbar die Beeinflussung des Landschaftsbildes einher.

Kulturgüter Kulturgüter können durch Sand- und Kiesgewinnungsvorhaben geschädigt oder vollständig zerstört werden. Dabei sind sowohl Folgeschäden (etwa durch Grundwasserabsenkung) als auch unmittelbare Schäden an entsprechenden Objekten denkbar.

2. Bewertungskriterien

Neben der Beschreibung von voraussichtlichen Wirkungen der Planung sind für eine transparente Bewertung der Alternativstandorte auf der Grundlage der beschriebenen Umweltmerkmale vor Ort die möglichen Beeinträchtigungen und damit auch die maßgeblichen Bewertungskriterien darzulegen. Eine exakte Differenzierung zwischen diesen ist nicht in jedem Fall möglich bzw. zielführend. Eine Übersicht ist der folgenden tabellarischen Aufstellung zu entnehmen:

Schutzgut rechtl. sonstige fachl. Bewertungskriterien/mögliche Grundlagen Grundlagen Beeinträchtigungen Mensch Naturpark, LEP, • Art, Umfang + Intensität der Beein- - Erholung LSG, Regionalplan, trächtigung der Erholungseignung durch - Wohnen BImSchG überregional abbaubedingten Lärm, Staub, Verkehr, bedeutsames • Beeinträchtigung der Wohn- + Wohn- Erholungsgebie umfeldfunktionen durch abbaubedingten t Lärm, Staub, Verkehr (auch bei Erfüllung (Maßnahmepla der gesetzl. Grenzwerte), n Naturpark), • visuelle Belastung der erholungs- Erholungswald suchenden + ortsansässigen Bevölkerung durch Veränderung des Landschaftsbildes, • Barrierewirkungen.

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Tiere, Pflanzen/ BNatSchG, LEP, Regional- • Verringerung/Verlust der Lebensräume biolog. Vielfalt LG NW, plan, von Tieren + Pflanzen, LFoG NW, Biotopkata-ster • Beeinträchtigung/Störung streng + be- VSch-RL, NW, ÖFB; sonders geschützter Arten im Unter- FFH-RL, Landschaftsplä suchungsraum bzw. Verlust ihrer Le- NSG, LSG, ne, bensräume im Vorhabenbereich , GLB, Waldfunktions- • Unterschreitung von Minimalarealen der § 62 LG kartierungen Populationen, NW, • Bedeutung des biologischen Bestandes nach den Kriterien der Wiederherstell- barkeit, Gefährdung, Seltenheit, Repräsentativität, Biodiversität, • Pufferzonen zu Schutzbereichen, • Empfindlichkeit gegenüber Zer- schneidung + Barrierewirkung, • Veränderung von Standorteigenschaften (durch Veränderung Bodenfeuchte, Lärm, Staub etc.). Boden B BBSchG, Bodenkarte • Verlust von gewachsenen, seltenen, LBoSchG GD, Karte der fruchtbaren Böden (Bodenprofilen), NW, BauGB schutz-wüdigen • Verringerung der Speicher- + Regula- Böden des GD tionsfunktion durch Schüttböden, • Verlust der Bedeutung des Bodens hinsichtlich seiner Lebensraumfunktionen (auch Bodenfruchtbarkeit), • Seltenheit/Wiederherstellbarkeit, Archiv der Natur und Kulturgeschichte • Beeinflussung der anliegenden Böden (Aussickern der Staunässe u.ä.). Wasser WHG, LWG LEP, Regional- Beeinträchtigung der Grundwasserqualität/ NW, WSZ plan -quantität durch: Grundwasser • erhöhten Schadstoffeintrag ins Grund- wasser durch Verlust der Decksichten, • betriebsbedingte Grundwasserentnahme bzw. Verdunstung, • Veränderung des GW-Chemismus durch Sauerstoffanreicherung, • offener Grundwasserleiter bei Nassab- grabungen. • Veränderungen der hydrologisch/ hydr- aulischen Verhältnisse und die Auswirkungen auf den Landschaftswasser-

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haushalt, • Empfindlichkeit gegenüber Absenkungen des Wasserspiegels und den Auswirkungen auf andere Schutzgüter (Tiere, Pflanzen). • Beeinträchtigung der WSZ • Schaffung eines neuen Oberflächenge- wässers bei Nassabgrabungen, • ökologische Empfindlichkeiten gegenüber Stoffeinträgen, Oberflächen- • Beeinflussung der Wasserführung be- gewässer stehender Oberflächengewässer durch veränderte GW-Führung. Klima/Luft BImSchG BauGB • entstehende Staubemissionen durch Ab- bautätigkeiten, • zusätzliche Emissionen durch Transporte, • Verlust der lufthygienischen + klima- tischen Waldfunktionen, • Veränderung des Standortklimas (Temperaturerhöhung, höhere Verdunstung, Kaltluftansammlung bei Nassabgrabungen etc.) Landschaft/ BNatSchG, ÖFB, • Verlust gliedernder + belebender Land- Landschaftsbild LG NW, Maßnahmeplan schaftselemente, Naturpark, Naturpark, • dauerhafte Veränderung des Reliefs, LSG, NSG Landschaftsplä • Veränderung der Eigenart, Vielfalt, ne Natürlichkeit der Landschaft, • visuelle Empfindlichkeit, • Schallimmissionen, • Störung von Sichtbeziehungen. Kultur- und DenKSchG LEP, • Bedeutung vorhandener Denkmäler + sonstige NW, Regionalplan, Kulturlandschaftselemente nach Seltenheit, Sachgüter BNatSchG, Maßnahmeplan Eigenart, Repräsentativität, LG NW, des Naturparks, • Verlust von Kultur- + Sachgütern sowie Naturpark Elemente der historischen Kulturlandschaft, • Veränderung von Sichtbeziehungen zu Kultur + Sachgütern. Wechsel- Wechselbeziehungen zwischen den einzelnen Schutzgütern fließen

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wirkungen jeweils in der Bewertung des betroffenen Schutzgutes ein.

Die Unterscheidung in rechtliche und sonstige fachliche Grundlagen berücksichtigt die in Kap. C vorgenommene Systematisierung der Planungsgrundlagen. Zu beachten ist dabei, dass die rechtlichen Voraussetzungen zu Ausschlusswirkungen bestimmter Planungen führen können.

3. Schutzgüterbezogene Beschreibung und Bewertung der Planungsalternativen

Bewertungsstufen Um eine nachvollziehbare Bewertung zu ermöglichen, wird im folgenden Schritt die Erheblichkeit der voraussichtlichen umweltrelevanten Konflikte durch eine Einstufung in Konfliktklassen eingeschätzt. Nachstehende Festlegungen wurden dazu getroffen: - Konfliktklasse 0 - keine - Konfliktklasse 1 - gering - Konfliktklasse 2 - mittel - Konfliktklasse 3 - hoch - A - Ausschlusskriterium (rechtlich begründet, so.) - (A) - Vermutung eines rechtlichen Ausschlusskriteriums

Die Einstufung erfolgt zusammenfassend unter Beachtung der Bewertungskriterien jedes betrachteten Schutzgutes. Daraus ergibt sich die Gesamteinschätzung. Sind die Untersuchungsflächen unterschiedlich strukturiert, soll dies mit in die Bewertungsaussage einfließen. Dies gilt ebenfalls für die Größenverteilung der Flächen mit besonderen Empfindlichkeiten, d.h. welcher Anteil diesen schutzwürdigen Bereichen an der gesamten Planfläche zukommt.

Kumulative Wirkungen Da sich bestimmte Wirkungen erst aus der Summe einzelner Teilwirkungen einstellen, kann es in Einzelfällen notwendig sein, diese abschließend in einer Zusammenschau der betrachteten Schutzgüter gesondert darzustellen. Beachtlich sind dabei auch die bereits bestehenden Vorbelastungen im Untersuchungsraum.

Vermeidungs- und Verminderungsmaßnahmen Bei der Gesamtbewertung der verschiedenen Planungsalternativen gilt es ebenfalls zu prüfen, ob und wie die festgestellten erheblichen Umweltauswirkungen durch bestimmte Maßnahmen vermieden oder gemindert werden können. Für die vorliegenden Planungsvarianten wurden durch den Vorhabensträger bereits verschiedene naturschutzrechtliche Ausgleichskonzepte geprüft.

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3.1 Weilerswist Nord

Weilerswist Nord Aktuelle Waldbereiche Nutzung Regionalpla Wald und Bereiche zum Schutz der Natur (BSN) nAachen Schutzgut Konflikt Beschreibung des Konfliktpotenzials - potenzia l Mensch 2 • Verlust von regionalbedeutsamen Erholungsflächen 2 (Kernzone des NP Rheinland) einschl. Verlust bzw. Kappung der Wegeverbindungen (Funktionsverlust), • Erhöhnung der Staub- und Schallimmissionen in der 2 Kernzone des Erholungsgebietes. Flora, A • Verlust von rechtlich geschützten naturschutzwürdigen A Fauna, Flächen (3,7 ha NSG), biologische 3 • Verlust von Lebensstätten nach § 42 ff BNatSchG (A) Vielfalt geschützter Tierarten (nachgewiesene Bruthabitat von Turteltaube, Goldammer, Baumpieper im Untersuchungsraum bzw. auf den Eingriffsflächen; Jagd- + Nahrungshabitate von Mittelspecht, Uhu u.a. vermutet (-> (A) mögliches Ausschlusskriterium), • direkte Beanspruchung des gemeldeten FFH Gebiet „Villewälder bei Bornheim“ Æ Verdacht auf erhebliche 3 Beeinträchtigungen und damit mögliches Ausschlusskriterium nach § 48d Abs. 4 LG NW*, 3 • Verlust von strukturreichen Buchen- + Eichen- Hainbuchenwäldern (Altbaumbestand), • Verschlechterung der Standortfunktionen anliegender schützenswerter Biotopkomplexe (FFH-Gebiet „Villewälder bei Bornheim“) innerhalb der Wirkzonen. *in welcher Hinsicht die geplante Beanspruchung des FFH- Gebietes zu einer erheblichen Beeinträchtigung führen wird, konnte bis zum Zeitpunkt der Fertigstellung des Umweltberichtes (05-2006) noch nicht widerspruchsfrei durch eine Verträglichkeitsprüfung geklärt werden. Boden 2 • (zeitweiser) Verlust von natürlichen Bodenfunktionen 2 (u.a. Lebensraum, Puffer- und Filtermedium) im Eingriffsbereich, Wasser 2-3 • mögliche Beeinträchtigung der GW-Qualität durch 2 Wegfall der Deckschicht (vgl. Bodenfunktionen) bzw. Quantität durch prozessbedingten Wasserentzug, 3 • Verlust an Schichtenwasser der angrenzenden (geschützten) Lebensräume (u.a. FFH-Gebiet „Villewälder bei Bornheim“) innerhalb der Wirkzonen. Klima, Luft 2 • Verlust von klimawirksamen Waldflächen (Frisch- + 2 Kaltluftentstehungsgebiete für anliegende Siedlungsbereiche), 2 • Verringerung der Immissionsschutzwirkung für das 2 Erholungsgebiet,

– 51 – Bezirksregierung Köln Mai 2006 3. Regionalplan-Änderung – Quarzkies im Raum Kottenforst/Ville

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• in der Betriebsphase: Verstärkung der Temperaturgegensätze, erhöhter Staubanfall + LKW Emissionen.

– 52 – Bezirksregierung Köln Mai 2006 3. Regionalplan-Änderung – Quarzkies im Raum Kottenforst/Ville

ANLAGE 3 – UMWELTBERICHT

Landschaft 3 • Inanspruchnahme von Waldflächen mit hoher 3 landschaftlicher Erlebniswirksamkeit, • Eigenartsverlust und visuelle Beeinträchtigung durch 3 Zerstörung der natürlichen geo-morphologischen Ausprägungen d.h. des Reliefs, 3 • Betriebsphase: Verminderung der Erlebniswirksamkeit 2 durch zusätzliche Schall- und Staubimmissionen. Sachwerte, 0 • im Planbereich sind keine schützenswerten Kultur- und 0 kulturelles Sachgüter bekannt. Erbe Wechselwirkungen Durch die Erweiterung der Tagebaufläche in die ökologisch wertvollen Waldflächen des FFH-Gebietes „Ville-Wälder bei Bornheim“ hinein, ist mit Auswirkungen auf den geschützten Lebensraumtyp des Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwald zu rechnen (Schichtenwasser, Verlust der Puffer- + Entwicklungsbereiche, Trennwirkungen etc.). Der Verlust von Habitaten der im Untersuchungsraum vorgefundenen streng geschützten Tierarten (u.a. Uhu) kann zum jetzigen Zeitpunkt in seiner Folge noch nicht eindeutig spezifiziert werden. Kumulative Wirkungen Da der Abbaubereich Weilerswist Nord in der Kernzone des NP Rheinland liegt, wird es zu einer Verminderung der Erlebnisqualität bzw. des Landschaftsbildwertes kommen. Welche Folgen der Verlust des Lebensraums für den Bestand der Populationen der vorgefundenen streng und besonders geschützten Arten haben wird, kann auf der Grundlage der vorliegenden Angaben nicht eindeutig beurteilt werden. Auf das lokale Klima sind durch den Waldverlust minimale Auswirkungen bzw. abnehmende Luftqualität zu erwarten. Vermeidungs- und Verminderungsmaßnahmen Durch die Nutzung der bereits vorhandenen Betriebsanlagen kann die Eingriffswirkung gemindert werden. Die geplante Wiederherstellung nach Beendigung des Tagesbaus sieht eine teilweise Aufforstung mit Eichen und Buchen vor. Auf gut der Hälfte der Eingriffsfläche werden, bedingt durch die neu geschaffenen Standortbedingungen, trockene bis wechselfeuchte Sukzessionsflächen entstehen. Der in Teilen beanspruchte Lebensraum des Sternmieren- Eichen-Hainbuchenwaldes kann aufgrund der veränderten naturräumlichen Ausgangslage nicht ersetzt oder entwickelt werden. Gesamteinschätzung Die Auswirkungen des geplanten Vorhabens betreffen vor allem die Lebensräume von Pflanzen und Tieren auf der Erweiterungsfläche. Besonders hervorzuheben ist dabei, dass der in Rede stehende Bereich naturschutzrechtlich geschützt ist (NSG i.V. mit FFH-RL). Eine Nutzung als Tagebaufläche ist damit zunächst verboten. Ob sich daraus ein planungsrechtliches Ausschlusskriterium ergibt oder die rechtlichen Schutzvorschriften aufgehoben bzw. ein Dispens erteilt werden kann war z.Zt. der Erarbeitung des Umweltberichtes noch nicht widerspruchsfrei geklärt. Im weiteren Verfahren bedarf es ebenfalls einer abschließenden Beurteilung, ob die Beeinträchtigung von Habitaten der im Untersuchungsraum vorzufindenden geschützten Tierarten (Uhu u.a.) die Schutzvorschriften des § 42 BNatSchG auslösen. Bereits zum jetzigen Zeitpunkt lässt sich feststellen, dass der vorgesehene Tagebau zu einer deutlichen Reduzierung der Erholungseignung in der Kernzone des NP Rheinland führen wird. Bedingt durch den tief anstehenden GW-Spiegel ist eine erhebliche Beeinträchtigung des Grundwasserspiegels mit der derzeitigen Kenntnisstand auszuschließen.

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3.2 Bornheim Sonnenhof

Bornheim Sonnenhof Aktuelle Acker Nutzung Regionalpla Allgemeiner Freiraum- und Agrarbereich überlagert mit der Funktion als Bereich nBonn/Rhei zum Schutz der Natur – „Nörliche Waldville“ n-Sieg Schutzgut Konflikt Beschreibung des Konfliktpotenzials - potenzia l Mensch 2 • visuelle Beeinträchtigung von regionalbedeutsamen 2 Erholungsflächen (Verbindungsstrecke innerhalb der Kernzone des NP Rheinland) durch Veränderung der Landschaftsgestalt und während der Abbauphase zusätzlich durch Betriebsanlagen, 2 • Erhöhnung der Staub- und Schallimmissionen für die Erholungssuchenden in der Kernzone des Erholungsgebietes. Flora, 2-3 • Verschlechterung der Standortfunktionen anliegender 3 Fauna, schützenswerter Biotopkomplexe (NSG „In der roten Maar“ biologische mit Waldrand und Altbaumbestand und ausgeprägten Vielfalt Feuchtwaldbeständen, NSG Terrassenkante) innerhalb der 2 Wirkzonen. • teilweiser Verlust von potenziellen Nahrungshabitaten der nach § 42 BNatSchG geschützten Offenlandarten (Feldlerche, Schafsstelze, Feldhase) -> keine nachhaltige Wirkung auf Populationsgrößen, da kein Nachweis auf der Eingriffsfläche sowie Möglichkeit der angrenzenden Lebensräume zum (2) Ausgleich, • mögliche Beeinträchtigung der potenziellen Waldrand- Avifauna innerhalb der Wirkzonen (kein Nachweis auf der Eingriffsfläche). Boden 2 • (zeitweiser) Verlust von natürlichen Bodenfunktionen (u.a. 2 Lebensraum, Puffer- und Filtermedium, Produktionsstandort) im Eingriffsbereich. Wasser 2-3 • mögliche Beeinträchtigung der GW-Qualität durch 2 Wegfall der Deckschicht (vgl. Bodenfunktionen) bzw. Quantität durch prozessbedingte Wasserentnahme, • Verlust an Schichtenwasser der angrenzenden 3 (geschützten) Lebensräume (u.a. NSG „In der roten Maar“) innerhalb der Wirkzone. Klima, Luft 2 • in der Betriebsphase: Verstärkung der 2 Temperaturgegensätze, erhöhter Staubanfall + LKW Emissionen. Landschaft 3 • Eigenartsverlust und visuelle Beeinträchtigung durch 3 Zerstörung der natürlichen geo-morphologischen Ausprägungen d.h. des Reliefs und Nutzungsänderung, 3 • Betriebsphase: Verminderung der Erlebniswirksamkeit durch zusätzliche Schall- und Staubimmissionen 2 • bei Neuanlage der Betriebsanlagen: zusätzlich visuelle 2 Beeinträchtigung.

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ANLAGE 3 – UMWELTBERICHT

Sachwerte, (3) • Verdacht auf eventuelles Vorliegen mittelalterlicher und (3) kulturelles römischer Siedlungsreste in der Eingriffsfläche (-> wird gem. Erbe der gesetzlichen Regelungen im Fortgang der Abbautätigkeiten sukzessive bearbeitet). Wechselwirkungen Durch den geplanten Tagebau werden sich die Standortbedingungen auf der Eingriffsfläche stark verändern. Dies hat auch Auswirkungen auf die anliegenden Waldflächen, die allerdings als nicht erheblich bewertet werden. Für einige Tierarten des Offenlandes bedeutet der Eingriff einen Verlust von Nahrungshabitaten, welcher aber als nicht populationsgefährend zu bewerten ist. Kumulative Wirkungen Da der geplante Tagebau Bornheim Sonnenhof in der Kernzone des NP Rheinland liegt, wird dies zu einer Verminderung der Erlebnisqualität bzw. des Landschaftsbildwertes führen. Auf Grundlage der aktuell vorliegenden Daten ist durch den Wegfall des Nahrungshabitates Acker nicht mit einer Bestandsgefährdung der im Untersuchungsgebiet vorgefundenen Arten zu rechnen. Vermeidungs- und Verminderungsmaßnahmen Durch die Nutzung der bereits vorhandenen Betriebsanlagen des Tagebaus Weilerwist kann die Eingriffswirkung deutlich gemindert werden. Die geplante Wiederherstellung nach Beendigung des Tagesbaus sieht im Anschluss des umgebenden wertvollen und geschützten Waldbereichs eine Anpflanzung mit standortgerechten Gehölze vor. Gesamteinschätzung Der geplante Tagebau Bornheim Sonnenhof ist ausschließlich auf Flächen vorgesehen, die heute als Äcker genutzt werden. Die Biotopstrukturen und Habitate die somit verloren gehen, weisen keine überdurchschnittliche ökologische Wertigkeiten auf, d.h. es ist zunächst nicht von einer erheblichen d.h. nicht ersetzbaren Wirkung auf das Schutzgut Tiere und Pflanzen/biologische Vielfalt auszugehen. Diese Vermutung gilt auch für die Wirkungen auf die angrenzenden Biotope und Populationen im Untersuchungsraum. Für das direkt anschließende NSG „ In der roten Maar“ sind ebenfalls keine erheblichen Umweltwirkungen anzunehmen, wenn ein entsprechender Abstand zur Tagebaufläche im Genehmigungsverfahren festgelegt wird. Der Verlust an Nahrungshabitaten der vor Ort vertretenden Offenlandarten kann zumindest teilweise von den anliegenden Äckern übernommen werden. Bereits zum jetzigen Zeitpunkt lässt sich feststellen, dass der vorgesehene Tagebau zu einer Beeinträchtigung der Erholungseignung in der Kernzone des NP Rheinland führen wird. Bedingt durch den tief anstehenden GW-Spiegel ist eine erhebliche Beeinträchtigung mit der derzeitigen Kenntnisstand auszuschließen. Zu vermuten ist eine Beeinträchtigung von Bodendenkmälern. Dies ist im weiteren Genehmigungsverfahren zu berücksichtigen kann aber nach jetzigem Erkenntnisstand nicht zu einem rechtlichen Ausschlusskriterium führen.

3.3 Flerzheim

Flerzheim Aktuelle Acker Nutzung Regionalplan Allgemeiner Freiraum- und Agrarbereich überlagert mit der Funktion als Bereich zum Teilabschnitt Schutz der Landschaft und der landschaftsorientierten Erholung (BSLE) und Regionaler Bonn/ Grünzug Rhein-Sieg Schutzgut Konflikt- Beschreibung des Konfliktpotenzials potenzial Mensch 3 • im nördlichen Teilbereich der Erweiterungsfläche kommt es zu 2 einer visuellen Beeinträchtigung einer regionalbedeutsamen Erholungsfläche (Kernzone des NP Rheinland) durch Veränderung der Landschaftsgestalt und während der Abbauphasephase durch

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ANLAGE 3 – UMWELTBERICHT

Betriebs-anlagen, • für den ca. 500 m entfernten Wohnstandort Buschhoven Süd wird 3 es durch den Kiesgrubenbetrieb zu einer zusätzlichen Lärmbelastung kommen; gesetzlich geregelte Grenz-/Vorsorgewerte werden nach vorliegenden Informationen nicht überschritten; die erhöhte Lärmbelastung betrifft auch die Erholungssuchenden, • Erhöhnung der Staubimmissionen im Erholungs- und 2 Wohnstandort. Flora, Fauna, 3 Verschlechterung der Standortfunktionen anliegender schützenswerter 3 biologische (A) Biotopkomplexe (FFH-Gebiet „Waldville“) innerhalb der wirkzonen -> Vielfalt nach FFH-Prüfung sind keine erheblichen Auswirkungen auf das Schutzgebiet1 zu erwarten; Veränderungen im Randbereich durch Absenkung des Schichtenwassers od. Veränderung des Kleinklima u.ä. führen allerdings zu Beeinträchtigungen in den Wirkbereichen, teilweiser Verlust von potentiellen Nahrungshabitaten der nach § 42 3 BNatSchG geschützten Offenlandarten (Feldlerche, Goldammer, Feldhase u.a.) -> keine nachhaltigen Wirkung auf Populationsgrößen, da angrenzender Ausgleichslebensraum, Verlust von Lebensräumen (insbesondere Wanderkorridore) der nach § (A 42 BNatSchG streng geschützten Amphibien (Wechselkröte, kl. ) Wasserfrosch u.a. potenziell auch Kammmolch) -> der Eingriff kann erst erfolgen, wenn im Genehmigungsverfahren eine artenschutzrechtliche Befreiung erteilt wird2, mögliche Beeinträchtigung der potenziellen Waldrand-Avifauna (2) 1 dies gilt nur unter der Voraussetzung, dass ein ausreichender Abstand zwischen Abgrabung und Waldbereich eingehalten wird -> Genehmigungsverfahren. 2 da durch die Abgrabung bzw. nach der Rekultivierung die zu zerstörenden Lebensräume wiederhergestellt werden (können), ist die generelle Möglichkeit zum Dispens gegeben-> abgestuftes Ausgleichssystem bereits während des Abbaubetriebes -> Genehmigungsverfahren. Boden 3 Verlust von natürlichen Bodenfunktionen (u.a. Lebensraum, Puffer- 3 und Filtermedium, Produktionsstandort) im Eingriffsbereich. Wasser 3 durch Wegfall der Deckschicht (vgl. Bodenfunktionen) liegt der 3 Grundwasserkörper offen und ist somit dem Schadstoffeintrag durch Niederschläge und Staub ausgesetzt, Verdunstung über offenen GW-See-> Verringerung des GW- 3 Dargebotes durch prozessbedingte Wasserentnahme , Auslösung chemisch-biologischer Prozesse (Ausfällung und 3 Eutrophierung), mögliche Überschneidung bzw. Beeinflussung mit WSZ IIIB. (A ) Klima, Luft 2 in der Betriebsphase: Verstärkung der Temperaturgegensätze, erhöhter 2 Staubanfall + LKW Emissionen, nach Rekultivierung: lokal höhere Verdunstungsrate und dadurch 2 Temperaturabsenkung. Landschaft 3 Eigenartsverlust und visuelle Beeinträchtigung durch Zerstörung der 3 natürlichen geo-morphologischen Ausprägungen d.h. des Reliefs und Entstehung eines neuen nicht typischen Landschaftselementes (See), bzw. Nutzungsänderung, Betriebsphase Verminderung der Erlebniswirksamkeit durch 2

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ANLAGE 3 – UMWELTBERICHT

zusätzliche Schall- und Staubimmissionen und ggf. visuelle Beein- trächtigungen durch Betriebsanlagen. 2 Sachwerte, (3) Verdacht auf eventuelles Vorliegen mittelalterlicher und römischer (3) kulturelles Siedlungsreste in der Eingriffsfläche (-> wird gem. der gesetzlichen Erbe Regelungen im Fortgang der Abbautätigkeiten sukzessive bearbeitet). Wechselwirkungen Die Menschen aus der Region und die Wohnbevölkerung vor Ort nutzen den Planbereich als Erholungsgebiet. Die angrenzenden Biotope und vor allem die Wohngebiete werden durch die Umweltwirkungen der beplanten Fläche beeinflusst und belastet (Standorteigenschaften). Mobile (auch streng geschützte) Tierarten nutzen den untersuchten Raum als Nahrungshabitat oder als Wanderkorridor (Amphibien). Die Beeinträchtigung des Grundwassers in Qualität und Quantität kann weitere Auswirkungen auf Pflanzenstandorte und die Trinkwasserversorgung nach sich ziehen. Kumulative Wirkungen Durch die Erweiterung der Abgrabung Flerzheim wird es zu einer weiteren Verringerung der Erlebnisqualität bzw. des Landschaftsbildwertes kommen. Nach Beendigung der Betriebsphase wird ein ca. 33 ha großer landschaftsuntypischer See die Eigenart der Landschaftsbildeinheit deutlich verändern. Im Zusammenhang mit der bereits im östlichen Bereich bestehenden Abgrabung Witterschlick entsteht für den Lebensraum FFH Gebiet Waldville eine deutliche Engstelle. Zwischen den beiden Abgrabungsseen verbleibt ein ca. 200 m breiter Korridor, der das FFH-Gebiet in zwei Teile trennt. Der biogentische Austausch insbesondere durch die mobilen Tierarten kann dadurch erheblich eingeschränkt werden. Auf der Grundlage der aktuell vorliegenden Informationen (FFH-VP) ist dies für die dort vorzufindenden Populationen keine erhebliche Beeinträchtigung. Auf der Grundlage der aktuell vorliegenden Daten ist durch den Wegfall des Nahrungshabitates Acker nicht mit einer Bestandsgefährdung der im Untersuchungsgebiet vorgefundenen Arten zu rechnen. Die abzusehende zusätzliche Belastung des Grundwasser trägt zur Verschlechterung der regionalen Grundwasserbilanz bei. Vermeidungs- und Verminderungsmaßnahmen Durch die Nutzung der vorhandenen Betriebsanlagen des bereits bestehenden Tagebaus kann die Eingriffswirkung gemindert werden. Die geplante Wiederherstellung nach Beendigung des Tagesbaus sieht die Herstellung eines ca, 33 ha großen Gewässers vor. Auch wenn dadurch neue Lebensräume beispielsweise für Amphibien geschaffen werden, ist ein funktionaler Ausgleich im Sinne des LG NW nicht zu erreichen. Zu den hier vorherrschenden Biotoptypen Wald und Feldflur wird ein neuer Lebensraumtyp hinzugefügt. Allerdings ist ein solcher durch die schon heute bestehende Abbaufläche genehmigt bzw. wird durch diesen geschaffen. Ein wichtiger Ausgleichsbereich ist die zwingend vorzusehende ca. 150 m breite Abstandsfläche (s. Kap. zu FFH-VP) zwischen FFH-Gebiet und Abgrabung im östlichen Bereich.

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ANLAGE 3 – UMWELTBERICHT

Gesamteinschätzung Die vorgesehene Erweiterung der Abgrabung Flerzheim ist ausschließlich auf Flächen vorgesehen, die heute als Äcker genutzt werden. Die Biotopstrukturen und Habitate die somit verloren gehen, weisen keine überdurchschnittliche ökologische Wertigkeiten auf, d.h. es ist zunächst nicht von einer erheblichen d.h. nicht ersetzbaren Wirkung auf das Schutzgut Tiere und Pflanzen/biologische Vielfalt auszugehen. Allerdings kann im Zusammenhang mit der bereits bestehenden Abgrabung Witterschlick eine negative Beeinträchtigung des angrenzenden FFH-Gebietes Waldville nicht ausgeschlossen werden. Hier wird sich bei Umsetzung der Planungen eine räumliche Engstelle bilden, die den bio- genetischen Austausch erschweren wird. Nach den vorliegenden Informationen ist eine erhebliche Beeinträchtigung des FFH-Gebietes Waldville mit den nachfolgenden Rechtswirkungen nicht zu erwarten; dies geschieht allerdings unter der Annahme, dass im östlichen Bereich die Abgrabung nicht bis direkt an den Wald geführt wird, vielmehr ein Abstandbereich von ca. 150 m als ökologische Kompensationsfläche genutzt wird. Auch wenn der gesetzlich geregelte Mindestabstand des Tagebaus zur Wohnsiedlung Buschhoven (Süd) eingehalten wird, ist trotzdem mit einer zusätzlichen Belastung der dort lebenden Menschen durch Lärm, Staub und visuelle Beeinträchtigungen zu erwarten. Der wohnungsnahe Erholungsbereich wird zerstört, die Lebensqualität eingeschränkt. Der geplante Tagebau ist als Nassabgrabung geplant. Dadurch wird das lokale Grundwasser freigelegt. Auch unter der Berücksichtigung aller planerischen und technischen Vorsorgemaßnahmen wird dies zu einer Beeinträchtigung hinsichtlich Qualität und Quantität des Umweltmediums führen.

4. FFH-Verträglichkeitsprüfung

4.1 Weilerswist Nord

Die nördliche Erweiterung des Tagebaus Weilerswist umfasst insgesamt 10,5 ha. Dabei werden 3,7 ha des gemeldeten und über ein festgesetztes NSG geschützten FFH-Gebietes „Villewälder bei Bornheim“ in Anspruch genommen, d.h. vernichtet. Die naturschutzrechtlichen Schutzvorschriften des Landschaftsplanes Nr. 40 Weilerswist des Kreises Euskirchen verbieten zur Zeit die vorgesehene Inanspruchnahme. Da gemäß § 48c LG NW die Festsetzung des NSG dem Schutz des FFH-Gebietes dient, ist zu prüfen ob und wie die geplante Abgrabung zu einer erheblichen Beeinträchtigung eben dieses führen kann. Daraus kann sich nach § 48d Abs.4 LG NW die Unzulässigkeit des Eingriffs ergeben. Zur naturschutzfachlichen Beurteilung der Eingriffserheblichkeit lagen zum Erarbeitungszeitpunkt des Umweltberichtes sich widersprechende Aussagen vor. Der vom Vorhabensträger beauftragte Gutachter, das Institut für Vegetationskunde, Ökologie und Raumplanung, Düsseldorf, hat im Dezember 2005 eine FFH-Verträglichkeitsstudie vorgelegt. In dieser wird das Ergebnis dargelegt, dass bei Umsetzung der Planungen, d.h. der direkten Beanspruchung des geschützte FFH-Gebietes, die maßgeblichen Bestandteile des Schutzkomplexes nicht erheblich beeinträchtigt werden. Im Rahmen der Benehmensherstellung mit der höheren Landschaftsbehörde nach § 48 d Abs. 2 LG NW wurde diese Aussage entsprechend bewertet. Dem dargestellten Ergebnis einer nicht erheblichen Beeinträchtigung ist dabei nicht gefolgt worden. Vielmehr sieht die höhere Landschaftsbehörde nach Stellungnahme vom Oktober 2005 die Erhaltungsziele und den Schutzzweck durch das geplante Vorhaben so stark beeinträchtigt, dass die Umsetzung eines Tagebauvorhabens für diesen Bereich als unzulässig nach § 48d Abs.4 LG NW betrachtet wird, da auch die Ausnahmetatbestände nach § 48d Abs.5 LG NW nicht erfüllt sind. Die Bezirksplanungsbehörde Köln konnte für die Planungen zur Erweitung des Tagebaus Weilerswist kein Benehmen mit der höheren Landschaftsbehörde in der Frage der Verträglichkeit des Vorhabens mit dem ausgewiesenen Schutzzweck erzielen.

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ANLAGE 3 – UMWELTBERICHT

4.2 Bornheim Sonnenhof

Eine Beeinträchtigung des an das Untersuchungsgebiet angrenzende FFH-Gebiet „Ville Wälder bei Bornheim“ ist auf Grund der Entfernung > 300 m und der funktionalen Trennung durch eine Straße bzw. die vorhandene Bebauung voraussichtlich nicht gegeben.

4.3 Flerzheim Die ursprünglich im beantragten Rahmenbetriebsplan vorgesehene Eingriffsfläche des Tagebaustandortes Flerzheim befindet sich in östlicher Nachbarschaft in ca. 50 m Abstand zum gemeldeten und unter Naturschutz gestellten FFH-Gebiet Waldville. An der gegenüber- liegenden Seite des Schutzbereiches grenzt die bereits bestehende Abgrabung Witterschlick an. Zusammen mit dem vorgesehenen Neuaufschluss wird sich somit für das FFH Gebiet nur noch ein ca. 200 m breiter Landkorridor ergeben. In welcher Hinsicht diese Lagebedingungen der geplanten Abgrabung erhebliche Beeinträchtigungen für die Populationen des FFH-Gebietes auslösen können, ist gem. § 48 d Abs.1 LG NW im Vorfeld der Zulassung untersucht worden. Der Vorhabenträger legte im Februar 2003 dazu eine FFH- Verträglichkeitsprüfung des Ing.-Büros Krüger und Wolter vor. Diese dokumentierte, dass es durch die Abgrabung zu keiner erheblichen Beeinträchtigung des Schutzziels und des Schutzzwecks des FFH- Gebietes Waldville kommen wird. Die höhere Landschaftsbehörde stimmte dieser Aussage grundsätzlich zu, stellte dies aber unter die Bedingung, dass im östlichen Bereich zwischen dem Neuaufschluss und der westlichen Schutzgebietsgrenze ein mindestens 200 m breiter Korridor zusätzlich aufgeforstet und als Kompensationsmaßnahme entwickelt wird. Der dann insgesamt ca. 400 m breite Schutzbereich bietet dann eine verbesserte Möglichkeit des bio-genetischen Ausgleichs zwischen den nördlichen und südlichen Teilbereichen des FFH-Gebietes Waldville. Diese Anregung wurde in den vorliegenden Planentwurf zur Änderung des Regionalplanes übernommen.

5. Zusammenfassender Vergleich der Standorte

Abschließend zur durchgeführten Beschreibung und Bewertung der zu erwartenden erheblichen Umweltauswirkungen der drei in der regionalplanerischen Voruntersuchung erarbeiteten Standortalternativen zum Abbau von Quarzkies werden diese einer vergleichenden Betrachtung unterzogen. Dies dient dem Ziel, die umweltverträglichste Planvariante zu erfassen und somit, im Sinne der Vermeidung, die nachteiligen Umweltwirkungen der Planungen zu minimieren. Eine regionalplanerische Letztentscheidung wird durch dieses Vorgehen allerdings nicht getroffen. Die Abwägung mit den relevanten wirtschaftlichen und sonstigen Erfordernissen erfolgt erst im Erarbeitungsverfahren der Regionalplanänderung.

Im Vergleich der Planungsvarianten Weilerswist Nord, Bornheim Sonnenhof und Flerzheim lässt sich zunächst feststellen, dass alle drei Vorhaben zu einer deutlichen Veränderung der landschaftlichen Eigenart und damit zu einer Verminderung der Erholungseignung des überregional bedeutenden Erholungsbereiches „Kottenforst-Ville“ bzw. des Naturparks Rheinland führen werden. Auch für das Schutzgut Pflanzen und Tiere werden alle drei Tagebauvorhaben nicht unbedeutende Auswirkungen mit sich bringen. Allerdings gilt es hier zu differenzieren, vor allem hinsichtlich der rechtlichen Wirkungen. Während die geplante Erweiterungsfläche des Tagebaus Weilerswist Nord in ein gemeldetes und über ein festgesetztes NSG geschütztes FFH-Gebiet direkt eingreift bzw. dieses in Teilbereichen zerstört, liegen die vorgesehenen Abgrabungen Bornheim Sonnenhof und Flerzheim lediglich direkt an naturschutzwürdigen Flächen, die damit „indirekt“ im Sinne einer Standortveränderung beeinflusst werden. Hervorzuheben ist weiterhin, dass das Vorhaben Flerzheim im Unterschied zu den beiden o.g. als Nassabgrabung ausgeführt werden soll, was zu Grundwasserbeeinträchtigungen führen wird, und darüber hinaus sehr nah an Siedlungsbereiche heranrückt, was auch bei der Einhaltung der gesetzlichen

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ANLAGE 3 – UMWELTBERICHT

Grenzwerte zu einer weiteren Belastung der dort lebenden Menschen führen wird.

Als Ergebnis der umweltfachlichen Bewertung der drei in Rede stehenden Standorte ist festzustellen, dass der geplante Tagebau Weilerswist Nord die erheblichsten Umweltfolgen mit sich bringen wird. Dies folgt aus der vorgesehenen Inanspruchnahme des angrenzenden Waldes. Dieser trägt ökologisch wichtige Funktionen und ist daher Bestandteil des FFH-Gebietes „Villewälder bei Bornheim“ und über ein festgesetztes NSG geschützt. Eine Abgrabung in diesem Bereich der Erweiterungsfläche unterliegt somit den naturschutzrechtlichen Verbotstatbeständen, d.h. kann zur Zeit nicht umgesetzt werden. Im Vorfeld wurde untersucht, ob die vorgesehene Beanspruchung des FFH-Gebietes mit einer erheblichen Beeinträchtigung verbunden ist und damit außerdem ein Verbotstatbestand nach § 48 d LG NW gegeben ist. Dazu lagen mit Fertigstellung des vorliegenden Umweltberichtes (Mai 2006) Gutachten mit unterschiedlichen Ergebnissen vor. Ohne auf ein abschließendes Ergebnis der FFH- Verträglichkeit eingehen zu müssen, kann allerdings festgestellt werden, dass die angrenzenden FFH- Lebensräume „Stieleichen-Hainbuchenwald“ und „Waldmeister – Hainbuchenwald“ sowie die Populationen der dort lebenden Tierarten durch den beabsichtigen Eingriff zumindest beeinträchtigt werden. In der Summe kaum unbedeutender stellen sich die voraussichtlichen Beeinträchtigungen der geplanten Erweiterung der Abgrabung Flerzheim dar. Hier sind neben den Pflanzen und Tieren vor allem auch die Schutzgüter Mensch und Grundwasser betroffen. Allerdings sind nach dem zugrunde gelegten Kenntnisstand keine umweltrechtlichen Verbotstatbestände betroffen. Die anzunehmende zusätzliche Belastung des Wohnstandortes Buschhoven durch Lärm- und Staub bewegt sich in den zulässigen Grenzwerten. Auch die Freilegung des Grundwasserspiegels und der daraus resultierenden höheren Verschmutzungsgefährdung widerspricht absehbar keiner Rechtsvorgabe. Die Populationen des angrenzenden FFH-Gebietes „Waldville“ können in ihren notwendigen Wanderungen durch die absehbare Einengung zwischen der geplanten Eingriffsfläche und der bereits bestehenden Abgrabung Witterschlick deutlich beeinträchtigt werden. Um dieses zu verhindern, ist im östlich angrenzenden Bereich zwischen Neuaufschluss und FFH-Gebiet dringend ein entsprechender Ausgleichskorridor vorzusehen.

Der vorgesehene Tagebau Bornheim Sonnenhof hat auch wenn es sich dabei im engeren Sinne um einen Neuaufschluss handelt2 und damit nicht widerspruchslos den landesplanerischen Zielvorgaben entspricht die relativ geringsten Umweltwirkungen. Diese würden sich weiter verringern, wenn die bereits bestehenden Aufbereitungsanlagen des Tagebaus Weilerswist genutzt werden.

VI. Maßnahmen zur Vermeidung, Verringerung und zum Ausgleich der nachteiligen Auswirkungen

1. Naturschutzrechtliche Ausgleichskonzepte und Rekultivierungsmaßnahmen

Für die beiden Standortalternativen Weilerswist Nord und Flerzheim liegen bereits Anträge auf Erteilung eines Rahmenbetriebsplanes vor.

1.1 Weilerswist Nord Nach Beendigung der Betriebsphase wird, abgesichert durch den Rahmenbetriebsplan, die Eingriffsfläche vollständig wiederhergestellt. Langfristig sollen hier in den Randbereichen d.h. auf den Böschungen durch natürliche Sukzession und Begründung naturnaher Laubholzbestände naturnahe Waldgesellschaften geschaffen werden. Somit ist eine Vernetzung

2 Die vorgesehene Erweiterungsfläche schließt allerdings direkt an die bereits vorhandenen Abbauflächen des Dobschleiderhofes bzw. Weilerwist an.

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ANLAGE 3 – UMWELTBERICHT

mit den vorhanden Eichen- Hainbuchenwaldbeständen und Buchenwaldbeständen zu schaffen. Auf dem Grund des Tagebaus sind Offenlandbiotope (Sukzessionsflächen) als Lebensraum für angepasste Tier- und Pflanzenarten sowie Sonderstandorte (Mulden, Totholz, Geröll etc.) vorgesehen. Der vorliegende LPB aus den vorliegenden Antragsunterlagen stellt fest, dass mit der Wiederherstellung der Eingriff im Sinne des LG NW ausgeglichen ist. Für das Defizit, das sich aus der verzögerten Wiederherstellung ergibt, sollen nicht näher spezifizierte Altholzbestände gesichert und Nadelwaldbestände in Laubwald umgebaut werden. Durch die geplanten Maßnahmen kann der zerstörte Stieleichen-Hainbuchenwald (LRT 9160) bzw. seine angrenzenden Entwicklungsflächen nicht wiederhergestellt werden. Auf den Steilböschungen oder den Sukzessionsflächen sind die standörtlichen Voraussetzung dazu nicht gegeben. Es entsteht ein modifizierter Lebensraumtyp; der funktionale Ausgleich im Sinne des LG NW ist damit nicht möglich. Bei der dargestellten ökologischen Wertigkeit der Eingriffsfläche ist trotz der Wiederherstellung ein Kompensationsdefizit anzunehmen.

1.2. Bornheim Sonnenhof Ein konkretes Rekultivierungs-/bzw. Ausgleichskonzept für den Standort Bornheim Sonnenhof lag für die Umweltprüfung nicht vor. Der regionalplanerische Entwurf sieht in Ergänzung des angrenzenden Waldbereiches die standortgerechte Aufforstung der Eingriffsfläche vor.

1.3. Flerzheim Die Rekultivierung sieht die Erweiterung des Stillgewässers der bestehenden Abgrabung vor. Zusätzlich werden Sonderstandorte wie flache Tümpel, Steilabstürze und Sukzessionsflächen angelegt; eingefasst werden diese Flächen durch eine angepflanzte Hecke. Im Vergleich zum Ausgangsbiotop der Ackerfläche findet nach Beendigung der Betriebsphase in summarischer Sicht durch die vorgesehenen Maßnahmen eine ökologische Aufwertung des Standortes statt. Allerdings wird auf diese Weise ein für den Raum Kottenforst/Ville atypischer Lebensraum eingefügt. Die in den Waldbereichen heute vorzufindenden Populationen werden diesen neuen Standort nicht alle nutzen können; eine neue faunistische Zusammensetzung wird sich im See und den Feuchtbereichen ansiedeln (Amphibien). Mit dem bereits bestehenden Baggersee Witterschlick und dem zukünftig aus der bereits genehmigten Abgrabung entstehenden See ist eine Vorbelastung des Raumes festzustellen. Bedingt durch die summarische Erfassung und Verrechung der ökologischen Wertigkeiten ist ein weiterer naturschutzrechtlicher Ausgleich nicht abzuleiten.

VII. Überwachungsmaßnahmen

Die Bezirksplanungsbehörden sind nach § 14 Abs.7 LPlG i.V.m. § 5 Abs.5 1 Nr.9 der Plan VO verpflichtet, die erheblichen Auswirkungen der Durchführung von Regionalplänen auf die Umwelt zu überwachen. Diese Verpflichtung bezieht sich nur auf die Neudarstellungen im Regionalplan. Die Überprüfung der tatsächlichen erheblichen Umweltauswirkungen infolge der Umsetzung der Regionalplan-Änderung kann nur auf der Ebene der nachgeordneten Planungsstufen, in diesem Falle der Genehmigungsplanung nach BBergG, erfolgen, da diese erst bei der Umsetzung der Pläne in konkrete Maßnahmen auftreten und erhoben werden können. Die im Genehmigungsverfahren zu erarbeitenden ökologischen Untersuchungen (UVS; LBP) sind die

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ANLAGE 3 – UMWELTBERICHT

Grundlage für die möglicherweise erforderlichen Festsetzungen bzw. Nebenbestimmungen zur Überwachung der betroffenen besonders und streng geschützten Arten sowie der ergänzenden Maßnahmen zur Kontrolle der betroffenen FFH-Gebiete und ihrer Lebensräume. Die Weitergabe der daraus gewonnenen Erkenntnisse durch das Oberbergamt an die Bezirksplanungsbehörde erfolgt in den zukünftigen fachrechtlichen Beteiligungen. Die Daten sind dahingehend zu überprüfen, ob sich nicht vorhergesehene Umweltauswirkungen bei der Umsetzung der Regionalplaninhalte ergeben, ggf. ist den Fehlentwicklungen gemeinsam mit der Genehmigungs- und den beteiligten Fachbehörden gegenzusteuern.

VIII. Zusammenfassung

In der regionalplanerischen Voruntersuchung sind auf Grund der geologischen Eignung drei mögliche Abbaustandorte für Quarzsand und Quarzkies ausgewählt worden: Weilerswist Nord, Bornheim Sonnenhof, Flerzheim. Gemeinsam ist diesen, dass sie im Landschaftsraum Kottenforst-Ville und damit im Naturpark Rheinland liegen. Dieser zeichnet sich bedingt durch seine besondere landschaftliche Eigenart, Vielfalt und Naturnähe aus und ist für die Region ein sehr bedeutender Erholungsraum. Der Abbau von Kies und Sand im Tagebauverfahren führt grundsätzlich zu einer Veränderung der betroffenen Landschaft. Das ursprüngliche Relief wird auf Dauer zerstört, durch die Rekultivierung wird zumeist ein nicht typisches Landschaftselement eingefügt (Wasserfläche, Steilwände, Sukzessionsflächen u.ä.), während der Betriebsphase kommen die technischen Anlagen und die entsprechenden Lärm- bzw. Staubemissionen hinzu. Demnach lässt sich festhalten, dass jede der genannten Alternativen die Erholungseignung des Naturparks Kottenforst-Ville beeinträchtigen wird. Für die betroffenen Landschaftsbildeinheiten kommt es zu deutlichen Veränderungen. Die Landschaft des Untersuchungsraumes zeichnet sich nicht nur durch den hohen Erlebniswert aus. Vielmehr sind hier darüber hinaus auch viele Bereiche von hohem natur- schutzfachlichem Wert vorzufinden. Grund dafür sind die dort anstehenden strukturreichen, standortgerechten und durch hohen Altholzbesatz charakterisierten Wälder, die Lebensraum für viele besonders und streng geschützte Tierarten3 bieten. Bei diesem Schutzgut zeigen sich deutliche Unterschiede in der Eingrifferheblichkeit der drei Alternativen: Auf dem Standort Weilerswist Nord wird direkt in einen wertvollen Waldlebensraum eingegriffen. Da hier für ca. ein Drittel der vorgesehenen Fläche die Schutzwürdigkeit über ein festgesetztes Naturschutzgebiet und ein gemeldetes FFH-Gebiet („Villewälder bei Bornheim“) rechtlich verbindlich bestätigt wurde, widerspricht eine Inanspruchnahme dieser Flächen den derzeit geltenden naturschutzrechtlichen Verbotstatbeständen. Die Standorte Bornheim Sonnenhof und Flerzheim grenzen unmittelbar an ökologisch wertvolle Waldbereiche (NSG „In der roten Maar“ bzw. FFH-Gebiet und NSG „Waldville“). In welcher Hinsicht die indirekten Wirkungen der Standortveränderungen (Schichtenwasser, Barrierewirkungen etc.) negativ auf die zu schützenden Populationen wirken, ist zur Zeit nicht erkennbar. Am Standort Flerzheim kann es allerdings durch die Realisierung des geplanten Abbaus zu einer starken Einengung des Verbindungskorridors zwischen dem nördlich und südlichen Teil des FFH-Gebietes „Waldville“ kommen und somit den biogentischen Austausch der Populationen erschweren; dem ist durch entsprechende Kompensationsmaßnahmen entgegenzuwirken.

3 Der Avifauna kommt dabei eine besondere Bedeutung zu (nachgewiesene Brut-/Nahrungshabitate von, Mittel-, Schwarzspecht, Uhu, u.a.)

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ANLAGE 3 – UMWELTBERICHT

Der Standort Flerzheim führt darüber hinaus zu Beeinträchtigungen der Qualität und Quantität des Grundwasser und vor allem zu einer zusätzlichen Belastung des Wohnstandortes Buschhoven durch Lärm- und Staubemissionen. Auch wenn soweit absehbar bei den Immissionen die gesetzlich geregelten Abstände bzw. Grenzwerte eingehalten werden, ist eine Erhöhung der derzeitigen Beeinträchtigungsschwelle nicht auszuschließen. Gegenüber der beantragten Abbaufläche ist im vorliegenden Entwurf zur Regionalplan-Änderung der Abstand der Abbaugrenze zum Wohngebiet im Sinne der Vorsorge auf 500 m vergrößert worden.

Alle drei untersuchten Standorte haben auf Grund ihrer Lage im wertvollen Landschaftsraum Kottenforst/Ville nicht unerhebliche Umweltwirkungen. Dabei sind insbesondere die Standorte Weilerswist Nord und Flerzheim hervorzuheben. Hinzuweisen ist in diesem Zusammenhang noch auf die dargestellten naturschutzrechtlichen Konflikte, die sich auf der vorgesehenen Erweiterungsfläche des Tagebaus Weilerswist Nord darstellen.

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ANLAGE 3 – UMWELTBERICHT

Literaturangaben

- Umweltverträglichkeitsstudie zum Antrag auf Erteilung eines Rahmenbetriebsplanes – Erweiterung Quarzsand und Quarzkiestagebau Rheinbach-Flerzheim., März 2003 , Ing. Büro Krüger und Walter

- FFH-Verträglichkeitsprüfung zum Antrag auf Erteilung eines Rahmenbetriebsplanes – Erweiterung Quarzsand und Quarzkiestagebau Rheinbach-Flerzheim, Februar 2003, Ing.-Büro Krüger und Walter

- Umweltverträglichkeitsstudie zum Antrag auf Erteilung eines Rahmenbetriebsplanes – Erweiterung Quarzkiestagebau Weilerswist Nord und die Quarzkiesaufbereitungsanlage Weilerswist, Dezember 2005, Ute Rebstock-Büro für Landschaftsplanung,

- FFH-Verträglichkeitsstudie zum Antrag auf Erteilung eines Rahmenbetriebsplanes – Erweiterung Quarzkiestagebau Weilerswist Nord und die Quarzkiesaufbereitungsanlage Weilerswist, Dezember 2005, Institut für Vegetationskunde, Ökologie und Raumplanung - IVÖR

- Umweltverträglichkeitsstudie zum Antrag auf Erteilung eines Rahmenbetriebsplanes – Tagebau Riedmaar, März 2005, NEULAND plan und rat

- Landschaftsplan Nr. 40 Weilerswist des Kreises Euskirchen

- Landschaftsplan Nr. 2 Bornheim des Rhein-Sieg Kreises

- Landschaftsplan Nr. 4 Meckenheim-Rheinbach –Swisttal des Rhein-Sieg-Kreises

- LÖBF (LINFOS-Landschaftsinformationssammlung)

- WWW.natura200.murl.nrw.de

- Auskunftssystem BK 50 mit Karte der schutzwürdigen Böden, GD 2004

- Maßnahmeplan Zweckverband Naturpark Kottenforst Ville (heute NP Rheinland) Beiträge zur Landentwicklung, Hrsg.: Zweckverband NP Kottenforst Ville, 2002, Bergheim

- www.tim-online.nrw.de/tim-online/LVerm (Waldfunktionskartierung)

- Stellungnahmen im Rahmen des Scopings

– 64 – Bezirksregierung Köln Mai 2006 3. Regionalplan-Änderung – Quarzkies im Raum Kottenforst/Ville

ANLAGE 3 – BETEILIGTENLISTE

Liste der Verfahrensbeteiligten Stand: Mai 2006 Eisenbahn-Bundesamt Außenstelle Köln Werkstattstraße 102 001

50733 Köln Wehrbereichsverwaltung III Wilhelm-Raabe-Straße 46 002

40470 Düsseldorf Bundesanstalt für Immobilienaufgaben - Planungsangelegenheiten - 003 Rheinweg 10

53113 Bonn Landschaftsverband Rheinland - Liegenschaftsverwaltung - 004 Kennedy-Ufer 2

50679 Köln Direktor der Landwirtschaftskammer NRW f. d. Bereich Landwirtschaft a.L. 005 Endenicher Allee 60

53115 Bonn Landwirtschaftskammer NRW 006 Endenicher Allee 60

53115 Bonn Landesbetrieb Wald und Holz NRW 007 Albrecht-Thaer-Str. 34

48147 Münster Bezirksregierung Arnsberg Abteilung Bergbau und Energie in NRW 008 Goebenstr. 25

44135 Dortmund Geologischer Dienst NRW - Landesbetrieb - 009 De-Greiff-Straße 195

47803 Krefeld Landesumweltamt NRW 010 Wallneyer Straße 6

45133 Essen Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnung und Forsten NRW 011 Castroper Straße 30

45665 Recklinghausen

– 65 – Bezirksregierung Köln Mai 2006 3. Regionalplan-Änderung – Quarzkies im Raum Kottenforst/Ville

ANLAGE 3 – BETEILIGTENLISTE

Landesbüro der Naturschutzverbände NRW 012 Ripshorster Straße 306

46117 Oberhausen Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit 013 Josef-Gockeln-Str. 7

40474 Düsseldorf Landesvereinigung der Arbeitgeberverbände NW e.V. 014 Uerdingerstr. 58-62

40474 Düsseldorf Deutscher Gewerkschaftsbund Abt. Struktur- und Technologiepolitik 015 Friedrich-Ebert-Str. 34-38

40210 Düsseldorf Landessportbund NRW e.V. - Stab „Sportentwicklung/Grundsatzfragen“ 016 Friedrich-Alfred-Sr. 25

47055 Duisburg Landesbetrieb Straßenbau NRW - Geschäftsbereich Planung 017 Wildenbruchplatz 1

45888 Gelsenkirchen Bezirksregierung Münster Obere Flurbereinigungsbehörde Abteilung 9, Gebäude L 018 Castroper Straße 30

45665 Recklinghausen Bau- und Liegenschaftsbetrieb Eigentumsmanagement 019 Mercedesstraße 12

40470 Düsseldorf Landesarbeitsgemeinschaft der kommunalen Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten 020 Kasernenstraße 6

40213 Düsseldorf Regionalstelle Frau und Beruf für den Kreis Euskirchen 021 Jülicher Ring 32

53879 Euskirchen Landrat des Kreises Euskirchen 127 Jülicher Ring 32

53861 Euskirchen

– 66 – Bezirksregierung Köln Mai 2006 3. Regionalplan-Änderung – Quarzkies im Raum Kottenforst/Ville

ANLAGE 3 – BETEILIGTENLISTE

Stadt Euskirchen Der Bürgermeister 130 Kölner Str. 75

53879 Euskirchen Gemeinde Weilerswist Der Bürgermeister 137 Bonner Straße 29

53919 Weilerswist Stadt Bonn Abteilung für Stadtentwicklungsplanung 151 Berliner Platz 2

53103 Bonn Rhein-Sieg-Kreis Der Landrat – Planung, Verkehr, Statistik 152 Kaiser-Wilhelm-Platz 1

53721 Siegburg Gemeinde Alfter Die Bürgermeisterin – Fachbereich 4 153 Am Rathaus 7

53347 Alfter Stadt Bornheim Der Bürgermeister – Fachbereich 7 155 Rathausstraße 2

53332 Bornheim Stadtverwaltung Niederkassel Fachbereich 8 163 Rathausstraße 19

53859 Niederkassel Gemeinde Swisttal Der Bürgermeister 168 Rathausstraße 115

53913 Swisttal Stadt Köln Amt für Stadtentwicklung und Statistik 172 Willy-Brandt-Platz 2

50679 Köln

– 67 – Bezirksregierung Köln Mai 2006 3. Regionalplan-Änderung – Quarzkies im Raum Kottenforst/Ville

ANLAGE 3 – BETEILIGTENLISTE

Rhein-Erft-Kreis 174 Willy-Brandt-Platz 1

50126 Bergheim Stadt Brühl Fachbereich Stadtentwicklung und Verkehr 177 Uhlstraße 3

50321 Brühl Stadt Erftstadt Der Bürgermeister 179 Holzdamm 10

50374 Erftstadt Stadt Wesseling Der Bürgermeister – Bereich Stadtplanung 184 Rathausplatz

50389 Wesseling Erftverband 256 Paffendorfer Weg 42

50126 Bergheim Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg 283 Bonner Talweg

5313 Bonn Handwerkskammer Köln 285 Heumarkt 12

50667 Köln Naturpark Rheinland Willy-Brandt-Platz 1 403

50126 Bergheim Rheinischer Landwirtschaftsverband e.V. Rochusstr. 18 420

53123 Bonn RWE Power - Abteilung Tagebauplanung u. Umweltschutz 421 Stüttgenweg 2

50935 Köln Wirtschaftsverband der Baustoffindustrie Nord-West e.V. 424 Düsseldorfer Straße 50

47051 Duisburg

– 68 – Bezirksregierung Köln Mai 2006 3. Regionalplan-Änderung – Quarzkies im Raum Kottenforst/Ville

ANLAGE 3 – BETEILIGTENLISTE

Verkehrsverbund Rhein-Sieg GmbH 442 Krebsgasse 5-11

50667 Köln Biologische Station im Kreis Euskirchen e.V. 615 Steinfelder Straße 6

53947 Nettersheim

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