Ausg. Nr. 145 • 30. Juli 2015 Unparteiisches, unabhängiges Monats- magazin speziell für Österreicherinnen und Österreicher in aller Welt in vier verschiedenen pdf-Formaten http://www.oesterreichjournal.at 55. »Picnic« Einmal jährlich findet in Moschendorf das große Treffen der AuslandburgenländerInnen statt, das von der Burgenländischen Gemeinschaft veranstaltet wird. Foto: BG / Karl Pratl

Gruppenfoto mit Damen (v.l.): Werner Laky (Bürgermeister von Moschendorf), Landesrätin Verena Dunst, Waltraud Stubits (»Miss Burgenland New York 1972«), Präsident Prof. Walter Dujmovits, Erika Janny (»Miss Burgenland New York 2015«), Linda Szoldatits (»Miss Burgenland New York 1984«) und Walter Temmel (Bürgermeister von Bildein) ie Geschichte der „Picnics“, wie die Gemeinschaft viele Charterflüge organisiert, Amerika, Australien, der Schweiz und an- DTreffen der AuslandsburgenländerInnen die jährlich oft mehr als tausend Heimatbe- derswo gekommen waren. genannt werden, spiegelt zugleich auch die sucher nach Hause gebracht haben. Für diese Das „Picnic“ wurde heuer bereits zum 55. Geschichte der Burgenländischen Gemein- vielen „Amerikaner“ im Burgenland wurde Mal veranstaltet, zahlreiche Auslandsburgen- schaft über fünf Jahrzehnte wider. Die 1961 erstmals das „Picnic“ veranstaltet. länderInnen haben teils weite Anreisen in Bezeichnung „Picnic“ stammt natürlich von Es kamen dort Heimatbesucher mit Kauf genommen, um in Moschendorf wieder unseren Landsleuten, die in Amerika leben. Verwandten und Freunden zusammen, aber einmal Familien und FreundInnen zu treffen. In früheren Zeiten hatte die Burgenländische auch mit anderen Auswanderern, die aus Lesen Sie weiter auf der Seite 3 

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Liebe Leserinnen und Leser, in dieser Ausgabe berichten wir über Stellungnahmen zur Einigung zwischen dem Iran und den E3+3, die am 14. Juli Österreich in den internationalen Fokus rückte, und auch darüber, welche Möglichkeiten sich für Österreichs Wirtschaft dadurch ergeben könnten – denn die Beziehungen zwischen den beiden Ländern wurden immer gepflegt. Liebe Grüße aus Wien Michael Mössmer Wiener Abkommen mit dem Iran S 7 Der Inhalt der Ausgabe 145 Wiener Abkommen mit Iran 7 Fantastischer Auftakt für Integrationsbericht 2015 10 Burgmaus Forfel 75 Österreich wächst durch Heißer Start in den Zuwanderung 15 18. Oberwarter Kindersommer 75 Exportpreise 2015 17 ------Exportpreis 2015 geht LH Kompatscher bei an JACQUES LEMANS 18 Staatspräsident Mattarella 76 Burgenlandplatz in Weg für »multimodales« Bayreuth offiziell eröffnet 19 grenzenloses Ticket bereiten 77 Niessl zum Landeshauptmann gewählt S 61 Zehn Jahre »Haus der Regionen« Konjunktur erholt sich in Brüssel 21 nur schleppend 78 Lückenschluß zur Staatsgrenze 22 Wirtschaft wuchs 2014 um 0,4% 79 »Heiße« EU-Themen diskutiert 23 Wirtschaft im Rückstand? 80 Europas verlorene Generation oder Hoffnung für die Jugend?! 24 Auftakt zu Semmering-Basistunnel 81 Innsbrucks Partnerschaft Aussichtsstraße mit zu New Orleans 26 Blick über drei Länder! 83 Gipfeltreffen der Teilchenphysik 29 Bad Ischl: Alles Kaiser! Oder?? 86 Erfolgsmodell Club International 32 »Linzer Torte«-Backen online 88 Nachruf auf Ludwig Steiner S 89 Auslandsjahr, das die eigene Nachruf auf Ludwig Steiner 89 Weltsicht verändert 33 Hohe Ehre für Wolfgang Ambros 91 Eduard-Ploier-Preis 2015 34 Das bionische Auge – Kurzmeldungen 35 ein Lichtblick für Blinde 92 In Erinnerung an Graaf Festetics 41 Von guten und schlechten »Tu felix nube« 43 Quantenzuständen 94 Einmal Klagenfurt – Künstliche Photosynthese 95 Sri Lanka und zurück 48 Spionage und Diplomatie – die Von Wien nach Tauranga vielen Rollen des Alexander Horn 96 Folge 5 der Serie von B. A. Krickl 49 70. Bregenzer Festspiele Weltbund-Tagung Hommage auf F. G. Waldmüller S 105 feierlich eröffnet 98 Auslandsösterreichertreffen 2015 51 95. Salzburger Festspiele 21. Auslandsniederöster- reicherInnen-VIP-Treffen 53 offiziell eröffnet 101 Wirtschaftsbericht 2015 54 Belvedere: Hommage auf Ferdinand Georg Waldmüller 105 Festtagung: Volksanwaltschaft als Menschenrechtshaus der Republik 56 KHM: Die verborgenen Seiten Vorsitzwechsel in der von Rubens' »Pelzchen« 109 Landeshauptleutekonferenz 59 Mozart-Autograph kehrt ------nach zurück 111 »Burgenland Journal« Geteilte Stadt – Linz 1945-55 112 Hans Niessl zum Landes- Kunsthalle Wien: NÖ: Land der Urlaubsvielfalt S 118 hauptmann gewählt 61 Politischer Populismus 114 Milizübung »Blitzschlag 2015« 68 Telfs 115 Land und Leben – Lösungen mit und Impressum: Eigentümer und Verleger: Österreich »Österreicher in Hollywood« Journal Verlag; Postadresse: A-1130 Wien, Dr. Scho- für die Menschen im Burgenland 70 Serie von Rudolf Ulrich - in der ber-Str. 8/1. Für den Inhalt verantwortlicher Her- »Pulverturm« und Pongratz-Haus 91. Folge portraitiert er die Schau- ausgeber und Chefredakteur: Michael Mössmer; Lek- eröffnet 72 spielerin Iphigenie Castiglioni 117 torat: Maria Krapfenbauer. jede Art der Veröffentli- chung bei Quellenangabe ausdrücklich erlaubt. Fotos Priesterweihe in Eisenstadt 73 Land der Urlaubsvielfalt S. 1: BG / Karl Pratl; S. 2: BMEIA / Dragan Tatic; Umbau des Bundesschulzentrums 74 Niederösterreich besitzt eine in Bgld. Landesmedienservice; DÖW; Leihgabe des Ver- Halbjahresbilanz 2015 im Mitteleuropa einzigartige Vielfalt von eins der Freunde der Österreichischen Galerie Bel- Einzelhandel im Burgenland 74 Natur und Kultur. 118 vedere; Niederösterreich-Werbung / Cathrine Stukhard

In Zusammenarbeit mit dem Auslandsösterreicher-Weltbund und »Rot-Weiss-Rot« – http://www.weltbund.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 3 Österreich, Europa und die Welt

ablief. Hunderte Besucher und zahlreiche Prominente aus dem Burgenland und aus Wien nahmen daran teil. Dieser große Erfolg ermunterte Lantos, ein solches „Picnic“ ab nun jedes Jahr zu veranstalten. In den Jahren 1962 und 1963 war der Park des Kastells in Sulz der Veranstaltungsort. Ein Jahr später war es Heiligenkreuz. 1965 bis 1968 fand das Picnic in Neustift bei Güssing, von 1969 bis 1971 in Neusiedl bei Güssing, 1972 bis 1974 in Heiligenkreuz – 1973 wegen der „Amerika-Woche“ in Stegersbach, 1975 bis 1992 in Güssing – 1981 wegen der „Chicago-Woche“ in Markt Allhau – statt. Beim Picnic 1967 wurde der 4000 Flug- gast im Rahmen der Charterflüge der Bur- genländischen Gemeinschaft geehrt. Am „Picnic“ 1968 war es bereits der 5000. Flug- gast. Besonders aufregend war das Picnic am 20. Juli 1969, weil zur selben Zeit die erste Mondlandung stattgefunden hatte, was natürlich gemeinsam begeistert im Fern- Bild oben: Prof. Walter Dujmovits, sehen verfolgt wurde. Präsident der Burgenländischen Gemeinschaft, bei der Begrüßung der Oft hat Regen diese Veranstaltung gestört. zahlreich angereisten Auslands- und Daher beschloß Präsident Julius Gmoser, die- InlandsburgenländerInnen ses „Picnic“ in einem großen Zelt durch- Bild rechts: Erika Janny, die amtieren- zuführen. Das hat wieder viele Heimatbesu- de »Miss Burgenland New York 2015« cher gestört, weil nach ihrer Meinung ein Picnics nur im Freien sein sollte. Da kam es ie Geschichte der „Picnics“, wie die gerade zurecht, daß Stefan Behm mit seinem DTreffen der AuslandsburgenländerInnen Kulturverein in Moschendorf ein Wein- genannt werden, spiegelt zugleich auch die museum errichtet hatte – mit einem großen Geschichte der Burgenländischen Gemein- Platz, der teilweise überdacht ist. Im Jahre schaft über fünf Jahrzehnte wider. Die 1993 übersiedelte das „Picnic“ dann nach Bezeichnung „Picnic“ stammt natürlich von Moschendorf, wo es auch geblieben ist. unseren Landsleuten, die in Amerika leben. Ebenfalls Tradition haben die rot-weiß- In früheren Zeiten hatte die Burgenländische blauen Streifen auf den Plakaten zur Ankün- Gemeinschaft viele Charterflüge organisiert, digung der „Picnics“ – sie sind dem Aus- die jährlich oft mehr als tausend Heimatbe- sehen eines Flugpostbriefs nachempfunden, sucher nach Hause gebracht haben. Für diese vielen „Amerikaner“ im Burgenland wurde 1961 erstmals das „Picnic“ veranstaltet. Es kamen dort Heimatbesucher mit Verwandten und Freunden zusammen, aber auch mit an- deren Auswanderern, die aus Amerika, Au- stralien, der Schweiz und anderswo gekom- men waren.

40jährige Zugehörigkeit zu Österreich Im Jahre 1961 feierte das Burgenland seine 40jährige Zugehörigkeit zu Österreich. Aus diesem Anlaß veranstaltete der damali- ge Präsident der Vereinigung, Toni Lantos, auf dem Hauptplatz in Güssing eine Gedenk- feier. Seine Rede hielt er am Eingang des Rathauses, genau dort, wo heute das Büro der Burgenländischen Gemeinschaft unter-

gebracht ist. Anschließend ging man auf die Fotos: BG / Karl Pratl Burg, wo das Programm dieses ersten Picnics Singen am Gelände des Weinmuseums Moschendorf während des »Picnics«

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Blick in den luftigen Veranstaltungsraum im Freilicht- und Weinmuseum Moschendorf am Eingang zur Pinkataler Weinstraße der früher die einzige Möglichkeit einer Ver- ständigung über das Meer gewesen ist. So wurde dieser Streifen auch zum Erkennungs- zeichen für die Burgenländische Gemein- schaft. Einen besonderen Rahmen für die „Pic- nics“ bietet das vom Kulturverein Moschen- dorf am Eingang zur Pinkataler Weinstraße errichtete Freilicht- und Weinmuseum. In mühevoller Kleinarbeit wurden über viele Jahre hindurch Gebäude aus dem 17., 18. und 19. Jahrhundert in der Umgebung abge- tragen und am Museumsgelände wieder auf- gebaut. Und alle sind möbliert und mit land- wirtschaftlichen Geräten und Werkzeugen so- wie Geräten zur Weinbereitung ausgestattet. Apropos Pinka: Die Amerikawanderung am Pinkaboden ist von hier ausgegangen: Bereits 1893 hat Georg Reinisch als erster Heimatbesucher aus Australien und den USA die Reise nach Amerika gewagt und hat sich in Nazareth (Pennsylvanien) niedergelassen. In Folge ist er mehrmals über den Ozean gefahren, schließlich daheim geblieben und in Moschendorf gestorben. Die „Oberwarther Sonntags-Zeitung“ schrieb am 9. August 1903, daß aus Mo- schendorf „wieder 30 Personen ausgewan- dert sind, darunter 10 Mädchen zwischen 14 und 18 Jahren und ein Knabe von 14 Jahren“. In den Jahren 1922/23 sind 59 Personen weg- gezogen. Insgesamt sind bis 1939 (Einwoh- nerzahl 745 Personen) aus Moschendorf 281 Personen nach Amerika ausgewandert. Un- gewöhnlich hoch ist die Zahl der Rück- wanderer. Von den 281 Auswanderern sind wieder 180 (42 Prozent) zurückgekommen. Zurück kommen, wenn auch „nur“ für einen

Urlaub, viele der ausgewanderten Nachkom- Fotos: BG / Karl Pratl men. Die Tamburizza aus dem ungarischen Prostrum

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 5 Österreich, Europa und die Welt

Weltbundes, Thomas Payer aus Hannover (Deutschland), brachte die Grüße dieser welt- weiten Organisation, Rosa Vrbatovic, als die Auslandsburgenländerin, die Grüße der Landsleute aus Australien. Mittelpunkt war wie jedes Jahr die rei- zende „Miss Burgenland New York“, Erika Janny. Auch zwei frühere „Miss Burgen- land“ waren gekommen: Waltraud Stubits (1972) und Linda Borhi-Szoldatits (1984). Eine starke Gruppe war aus Prostrum (Un- garn) gekommen. Zwei verschiedene Fernseh-Anstalten haben Filme gedreht. Stimmungsvoll waren die Lieder des Chores „Chorissimo“ aus Oberwart, stim- mungsvoll die Musik der Kapelle „Die Ewig Junggebliebenen“, stimmungsvoll endete auch das „Picnic“ am späten Nachmittag. Am 7. Juli wurde der „Miss Burgenland- Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics mit drei »Miss Burgenland New York« (v.l.:) Tag“ abgehalten. Mit einem Autobus war Eri- Waltraud Stubits (1972), Erika Janny (2015) und Linda Szoldatits (1984) ka mit ihren Verwandten und einigen Reprä- sentantInnen der AuslandsburgenländerIn- nen durch die schöne sommerliche Landschaft des Burgenlandes nach Eisenstadt gefahren. Nach einem kurzen Stadtrundgang wurde die Gesellschaft von Diözesanbischof Ägi- dius J. Zsifkovics empfangen, der in der Ka- pelle des Bischofshofes eine Messe gelesen hat.

Hohe Auszeichnung für burgen- ländisches Kirchenoberhaupt Diözesanbischof Zsifkovics staunte nicht schlecht, als er am Ende des Gottesdienstes zum Ehrenmitglied der weltweiten Burgen- ländischen Gemeinschaft ernannt wurde. Überreicht wurde die hohe Auszeichnung vom Präsidenten der Burgenländischen Ge- meinschaft, Hofrat Walter Dujmovits. Die Auszeichnung erfolgte in Anerken- nung der Verdienste von Bischof Zsifkovics Foto: Dioezese Eisenstadt Foto: BG / Erwin Weinhofer um die Anliegen der Gemeinschaft und sei- Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics hat soeben die Ehrenmitgliedschaft der Bur- genländischen Gemeinschaft erhalten – im Bild mit Präsident Prof. Walter Dujmovits ner besonderen Verbundenheit mit den Bur- und Vizepräsident Eduard Nicka. genländerInnen in aller Welt. Im Oktober 2013 hatte Bischof Zsifkovics anläßlich des 55. »Picnic« halten. Es ist eine fröhliche, volkstümliche oft 90jährigen Jubiläums des „1. Burgenländi- Das „Picnic“ wurde heuer zum 55. Mal auch berührende Veranstaltung, die durch schen Krankenunterstützungsvereins New veranstaltet – und einiges hat sich geändert. die landesweite Anerkennung auch offiziel- York“ mehrere Communities in Amerika be- Da es nunmehr Großraumflugzeuge für Flü- len Charakter erhalten hat. sucht. ge über den Atlantik gibt, sind Charter schwer Der 5. Juli, der Tag des „Picnics“, war zu organisieren. Außerdem kommen die Be- heuer einer der heißesten Tage im Jahr. Da Zsifkovics: Thema »Migranten« für sucherInnen jetzt nicht nur hauptsächlich im sich das meiste ohnehin unter Dach und bei BurgenländerInnen Ehrensache und Sommer, sondern über das ganze Jahr ver- offenen Seitenwänden abgespielt hat, war die Herzensangelegenheit streut. Sie bleiben auch nicht mehr so lang Temperatur beim Sitzen und Tanzen ange- Der Eisenstädter Bischof nahm die Aus- und sind vorher oder nachher auch in ande- nehm. zeichnung sichtlich gerührt entgegen. In einer ren Gegenden Österreichs und Europas Besucher kamen aus Amerika, Austra- kurzen Stellungnahme erinnerte er daran, unterwegs. lien, Deutschland, Ungarn und der Schweiz. daß BurgenländerInnen einst aus Not ihre Das „Picnic“ hat aber den Charakter er- Der Repräsentant des Auslandsösterreicher- Heimat verließen. In der Fremde konnten sie

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 6 Österreich, Europa und die Welt Foto: Bgld. Landesmedienservice Empfang im Eisenstädter Landhaus (v.l.) Rudi Drauch, Vizepräsident Eduard Nicka, Vizepräsident Erwin Weinhofer, »Miss Bur- genland New York 2015 «Erika Janny, Landeshauptmann Hans Niessl, Landesrätin Verena Dunst und Prof. Walter Dujmovits eine neue Existenz aufbauen – was ohne ander der Grund dafür ist, daß sich die Bur- ihr Heimatland Burgenland nicht vergessen menschenwürdige Aufnahme in den Ein- genländerInnen – auch wenn sie nicht mehr haben, daß sie im Herzen BurgenländerIn- wanderungsländern nicht möglich gewesen in ihrer Heimat leben – immer mit ihrer nen geblieben sind“, so der Landeshaupt- wäre. „Wenn heute Menschen in Not zu uns Heimat verbunden fühlen.“ mann, der in den vergangenen Jahren bereits kommen, dann ist es für einen Burgenländer „Es ist bewundernswert und schön zu zwei Mal mit AuslandsburgenländerInnen in eine Ehrensache, sein Herz nicht zu ver- sehen“, so Niessl weiter, „daß sich auch die den USA und in Kanada zusammengetroffen schließen“, so Zsifkovics. Die Diözese Eisen- junge Generation der Auslandsburgenlän- war und für 2016 einen weiteren Besuch an stadt nimmt in der aktuellen Flüchtlingstra- derInnen für die alte Heimat, für ihre Wur- der Spitze einer Regierungsdelegation plant. gödie in Syrien und Irak eine Vorreiterrolle zeln, interessieren. Sie haben sich ein Hei- ein und schafft 200 Plätze für Flüchtlinge. matbewußtsein erhalten. Ich danke allen, die Weintaufe in Harmisch Dann führte die Gruppe der Weg ins Land- Am selben Tag fand auch die Weintaufe haus, wo ihnen Landeshauptmann Hans Niessl in Harmisch statt, zu welcher Bürgermeister und Landesrätin Verena Dunst einen herz- Norbert Sulyok auch die Ortsbevölkerung lichen Empfang bereiteten. eingeladen hatte. Zwei Kapellen haben dort schwungvoll gespielt, die eine aus St. Mi- Im Herzen der Heimat chael, und die kroatische Tamburizzagruppe verbunden geblieben aus Prostrum (Ungarn). Es herrschte gute Der Landeshauptmann zeigte sich erfreut Stimmung, zu der auch das Singen kroati- über die Heimatverbundenheit der Burgen- scher, ungarischer und amerikanischer Lie- länderInnen in aller Welt: „Sie haben nichts der beigetragen hat. Und ein Rot- und ein besessen, als sie in der neuen Heimat ange- Weißwein wurden auf den Namen der amtie- kommen sind. Die Burgenländerinnen und renden „Miss Burgenland New York“, „Eri- Burgenländer zeichnen Fleiß, Einsatzbereit- ka“, getauft. schaft und Engagement aus. Dank dieser Es war ein wunderschöner Tag, der mit Tugenden, die auch den Aufstieg des Bur- dem auch in Amerika gern gesungenen Lied genlandes möglich machten, haben sich die „So ein Tag, so wunderschön wie heute“ sei- AuslandsburgenländerInnen überall auf der nen Abschluß fand.  Welt durchgesetzt. Das Burgenland ist ein http://www.burgenlaender.com

Land des Miteinanders, ein Land der Vielfalt Foto: BG / Karl Pratl Quellen: Burgenländische Gemeinschaft, Diözese Eisen- und ein Land intakter Dorfgemeinschaften. Es wurden ein Rot- und ein Weißwein stadt, Amt der Burgenländischen Landesregierung, „Ös- Ich bin davon überzeugt, daß dieses Mitein- auf den Namen »Erika« getauft. terreich Journal“-Archiv

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 7 Österreich, Europa und die Welt Wiener Abkommen mit Iran Außenminister gratuliert Verhandlern; jetzt Umsetzung des Abkommens wichtig; Österreich als Ort des Dialogs gestärkt – Österreich verstärkt Kontakte Foto: BMEIA / Dragan Tatic Pressefoto nach dem positiven Abschluß des Abkommens mit dem Iran im Wiener Palais Coburg (v.l.): der chinesische Außenminister Wang Yi, der französische Außenminister Laurent Fabius, der deutsche Außenminister Frank Walter Steinmeier, die Iran-Sonderbeauftragte der EU, Catherine Ashton, der iranische Chefverhandler Mohammad Javad Zarif, der britische Außenminister Philip Hammond und US-Außenminister John Kerry; nicht im Bild Rußlands Außenminister Sergej Lawrow

undespräsident Heinz Fischer äußerte Bundespräsident von 7. bis 9. September dem Momentum geben wird. Wir sind jedenfalls Bam Mittag des 14. Juli seine große Ge- Iran einen Arbeitsbesuch abstatten. Neben stolz, Gastgeber dieser wichtigen Gespräche nugtuung über die in Wien nach langen und Vizekanzler, Wissenschafts- und Wirtschafts- gewesen zu sein.“ schwierigen Verhandlungen erzielte Eini- minister Reinhold Mitterlehner, Außenmini- Entscheidend sei nun, so Kurz weiter, daß gung zwischen dem Iran und den E3+3 (F, ster Sebastian Kurz und Wirtschaftskammer- das Abkommen Punkt für Punkt umgesetzt GB, D, USA, China, RF). Er gratulierte den präsident Christoph Leitl wird der Bundes- wird. „Angesichts der zahlreichen außenpo- Verhandlern zum erzielten Ergebnis. Dem präsident von einer hochrangigen Wirtschafts-, litischen Krisen zeigt dieser Durchbruch, daß Iran wird hiermit die zivile Nutzung der Kultur-, Wissenschafts- und Journalistende- Veränderung möglich ist.“ Atomtechnologie mit gewissen Auflagen zu- legation begleitet werden. Kurz hob zudem die Stärkung Österreichs gestanden, aber der Weg zu Atomwaffen ein- als Ort des Dialogs hervor. So waren alle Aus- vernehmlich blockiert. Außenminister Sebastian Kurz senminister der EU3+3 regelmäßig in Wien, Der Bundespräsident drückte die Hoff- Außenminister Sebastian Kurz zeigt sich um an den Verhandlungen teilzunehmen so- nung aus, daß der Iran in weiterer Folge auch in einer ersten Reaktion erfreut über die am wie rund 650 JournalistInnen aus aller Welt zur Lösung der blutigen Konflikte in der Re- 14. Juli mit dem Iran erzielte Einigung über hier akkreditiert. „Österreich hat eine lange gion beitragen und mit allen seinen Nach- eine endgültige Vereinbarung zum irani- Tradition als Ort des Dialogs. Durch die Iran- barn vertrauensvolle Beziehungen aufbauen schen Atomprogramm in Wien: „Ich gratu- Atomgespräche wurde Wien in der interna- werde. Dem Iran komme als Regionalmacht liere sowohl dem Verhandlungsteam der EU tionalen Wahrnehmung als Ort des Dialogs hierbei eine besondere Verantwortung zu. 3+3 unter der Führung der Hohen Repräsen- massiv gestärkt. Ich möchte allen, die einen Mit dem Nuklearabkommen konnte eine tantin der Europäischen Union Federica Mo- Beitrag dazu geleistet haben, daß Österreich seit mehr als 12 Jahren offene Frage gelöst gherini wie auch den iranischen Vertretern Gastgeber der Gespräche sein konnte, für werden. Hauptziel der internationalen Staa- zu diesem Ergebnis. Die Bedeutung dieses ihren großen Einsatz danken, insbesondere tengemeinschaft sollte es nun sein, zu errei- Abkommens reicht weit über den Mittleren den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des chen, daß die gesamte Region frei von Mas- Osten hinaus und bietet nun die Chance, Außenministeriums sowie der Exekutive“, senvernichtungswaffen wird. Österreich wer- einen Beitrag zu mehr Stabilität und Sicher- so Sebastian Kurz abschließend. de sich weiterhin dafür einsetzen, daß die heit auf der Welt zu leisten. Das wichtige internationalen Bemühungen in diese Rich- Ziel der Nichtverbreitung von Nuklearwaf- Vizekanzler Reinhold Mitterlehner tung verstärkt werden, sagte der Bundes- fen ist durch das heutige Abkommen ge- Vizekanzler und Wirtschaftsminister präsident. stärkt worden. Ich hoffe daher, daß das heu- Reinhold Mitterlehner hat am 23. Juli in Nach dem erfolgreichen Abschluß der tige Wiener Abkommen auch den globalen Wien den iranischen Industrie- und Handels- langjährigen Atomverhandlungen wird der nuklearen Abrüstungsbemühungen neues minister Mohammed Reza Nematzadeh so-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 8 Österreich, Europa und die Welt wie den Vizepräsidenten für Wissenschaft und Technologie, Sorena Sattari, zu einem Arbeitsgespräch getroffen. „Die historische Einigung im Atomstreit stärkt Frieden und Sicherheit in der Welt und eröffnet zugleich neue wirtschaftliche Chancen. Engere Han- delsbeziehungen wirken in diesem Zusam- menhang vertrauensbildend und unterstüt- zen weitere Fortschritte“, sagt Mitterlehner. „Öffnung ist besser als Isolation, das gilt für Politik und Wirtschaft“, so Mitterlehner. In diesem Sinne waren sich beide Minister im Anschluss an ihr Treffen einig, daß zur Stär- kung der bilateralen Beziehungen die ge- meinsame Wirtschaftskommission wiederbe- lebt werden soll. Bei dem Treffen im Wirtschaftsministe- rium ging es um die Folgen des Wiener Ab- kommens und das schrittweise, an Bedin- gungen geknüpfte Auslaufen der Wirtschafts- sanktionen sowie um das Ausloten neuer Foto: BMEIA / Dragan Tatic Marktchancen. „Der Iran hat einen großen Außenminister im Gespräch (v.r.): Sebastian Kurz, Laurent Fabius (Frankreich), Nachholbedarf und ist mit 77 Millionen Ein- John Kerry (USA) und Frank Walter Steinmeier (Deutschland) wohnern ein bedeutender Markt mit einer stark wachsenden Mittelschicht“, betont Mitterlehner. Besonders große Chancen sieht Mitterlehner bei Öko-Innovationen (Ausbau Erneuerbarer Energien, Recycling), beim Ausbau der Infrastruktur, bei Konsumgütern sowie im Maschinenbau, wo es etwa um die Modernisierung der Ölindustrie geht. „Wir haben historisch gewachsene Bezie- hungen mit dem Iran, der auch schon früher auf unser Know-how, unsere Waren und Dienstleistungen gesetzt hat. Daher sind un- sere Unternehmen bereits im Markt positio- niert und genießen dort einen guten Ruf“, betont Mitterlehner, der im September auch am Arbeitsbesuch von Bundespräsident Heinz Fischer im Iran teilnehmen wird. Auf Basis von Schätzungen der Wirtschaftskammer Österreich könnte sich das bilaterale Han- delsvolumen mit dem Iran deutlich erhöhen,

bis 2020 sei ein Verfünffachen des derzeiti- Foto: BMWFW/Gunter Pusch gen Volumens auf rund eine Milliarde mög- Vizekanzler Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (r.) mit dem iranischen lich. Neue Möglichkeiten ergeben sich zu- Industrie- und Handelsminister Mohammed Reza Nematzadeh (Mitte) sowie Sorena Sattari, Vizepräsident für Wissenschaft und Technologie (l.) dem für Wissenschaft und Forschung, zum Beispiel durch Austauschprogramme und Iran mit einer hochrangigen Delegation, an- how und Erfahrungen auszutauschen – das Kooperationen von Universitäten. geführt von Industrie- und Handelsminister verbindet Menschen, schafft Vertrauen und Mohammad Reza Nematzadeh, vertreten war. stiftet Frieden“, so Leitl beim Auftakt der EU–Iran Conference in der Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl EU Iran Conference. „Die österreichische Wirtschaftskammer Österreich betonte vor dem Auditorium der sehr gut be- Wirtschaft steht für Dialog, für den Bau und Mehr als 350 Unternehmen aus rund 15 suchten Veranstaltung die vielversprechen- nicht den Abriß von Brücken.“ Ländern nahmen an der EU Iran Conferen- den Chancen, die mit dem absehbaren Ende Mit dieser hochkarätigen internationalen ce – der ersten internationalen Konferenz der internationalen Wirtschaftssanktionen Veranstaltung, die nach Wien gebracht wer- nach dem erfolgreichen Abschluß der gegenüber dem Iran verbunden sind. „Ja, wir den konnte, setze die österreichische Wirt- Atomverhandlungen mit dem Iran – teil, die sind an guten wirtschaftlichen Beziehungen schaft auf Kontinuität in den Beziehungen am 23. und 24. Juli in der Wirtschaftskammer zwischen Österreich und dem Iran interes- zum Iran. „Für uns ist das kein kompletter Österreich (WKÖ) stattfand und bei der der siert. Miteinander Handel zu treiben, Know- Neubeginn. Vielmehr können wir die Be-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 9 Österreich, Europa und die Welt

ziehungen, die wir auch in schwierigen Zeiten gepflegt haben, nun unter besseren Bedingungen fortsetzen und intensivieren.“

Stabilität und Rahmen- bedingungen schaffen „Der Ausbau unserer Wirtschaftsbezie- hungen ist für alle Seiten und alle Beteiligten von Vorteil – für die Menschen, für die Unternehmen und ihre Beschäftigten und für das gegenseitige Verständnis“, hob Leitl her- vor. Chancen und Potential bietet der Iran auch abseits der bekannten Felder der Zu- sammenarbeit wie Industrie, Energie oder Infrastruktur, etwa auch in den Bereichen Gesundheit oder (Berufs-)Ausbildung. Die große Zahl junger Menschen sei ein zusätz- licher Asset des Iran. Jetzt, nach dem be-

schlossenen Ende der Sanktionen, gelte es, Foto: Wirtschaftskammer Österreich Erwartungen zu erfüllen und Stabilität sowie v.l: Industrie-Vizeminister Mojtaba Khosrowtaj, Verkehr-, Innovations- und gute und verläßliche Rahmenbedingungen Technologieminister Alois Stöger, Vizepräsident für Wissenschaft Sorena Sattari, Industrieminister Mohammad R. Nematzadeh, WKÖ-Präsident Christoph Leitl, im Iran zu schaffen, damit die jungen Men- Botschafter Hassan Tajik und WKÖ-Vizepräsident Richard Schenz schen ihre Fähigkeiten und Talente bestmög- lich entfalten können. Exporte erneut ein starkes Wachstum von rena Sattari, führte zusammen mit Botschaf- Die letztendlich erfolgreichen Verhand- über 60 Prozent und beliefen sich auf über ter Hassan Tajik eine Delegation der höch- lungen zwischen dem Westen und dem Iran 77 Mio. Euro. Aufgrund des erfolgreichen sten Repräsentanten der wichtigsten Industrie- könnten auch beispielwirkend sein für eine Abschluss der Atomverhandlungen ist für zweige an. Das Land Steiermark, vertreten Strategie in anderen Situationen weltweit wie das Gesamtjahr 2015 mit einem Exportvolu- durch Landesrat Christopher Drexler, zu- etwa in den Beziehungen zwischen Rußland men von über 300 Mio. Euro zu rechnen. ständig für Gesundheit, Pflege, Wissenschaft und der Ukraine, verwies Leitl abschließend und Forschung und der Präsident der Wirt- auf die „tiefere Psychologie des Wirt- Minister zu Gast in der Grazer Burg schaftskammer Steiermark, Josef Herk, führ- schaftens: Wirtschaften bringt Menschen zu- Die wichtigsten iranischen Minister wa- ten die starke steirische Gruppe an. sammen und hilft dabei, Vertrauen zueinan- ren auch zu Gespächen in der Steiermark Bis in die 1970er Jahre gab es zwischen der zu gewinnen und Frieden zu schaffen.“ gereist – im Weißen Saal der Grazer Burg dem Iran und der Steiermark sehr erfolgrei- Die österreichischen Iran-Exporte belie- fand ein historisches Zusammentreffen zwei- che Kooperationen. Das Atomabkommen fen sich 2014 auf 213,7 Mio. Euro, die Im- er seit vielen Jahren befreundeter Koopera- mit dem Iran ermöglicht neue Zusammen- porte auf 19,3 Mio. Wichtigste Exportpro- tionspartner unter neuen Vorzeichen statt. arbeitsmöglichkeiten für Österreich und spe- dukte waren Maschinen und Pharmazeutika. Der Vizepräsident der islamischen Republik ziell für die Steiermark, die als sehr verläß- Im ersten Quartal 2015 verzeichneten die Iran für Wissenschaft und Technologie, So- licher Partner angesehen wird.  Foto: steiermark.at / Foto Fischer Landesrat Christopher Drexler (6.v.l.) begrüßte den Vizepräsidenten der islamischen Republik Iran für Wissenschaft und Technologie, Sorena Sattari (5.v.l.) mit einer iranischen Delegation zu einem Arbeitsgespräch in der Grazer Burg. ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 10 Österreich, Europa und die Welt Integrationsbericht 2015 Am 16. Juli wurde der Integrationsbericht 2015 in einer Pressekonferenz mit Integrationsminister Sebastian Kurz, dem Vorsitzenden des Expertenrates Heinz Faßmann und Stephan Marik-Lebeck von der Statistik Austria präsentiert. Foto: BMEIA / Dragan Tatic Bei der Präsentation des Integrationsberichts 2015 (v.l.): Heinz Fassmann (Vorsitzender des Expertenrates) Sebastian Kurz (Bundesminister für Europa, Integration und Äußeres) und Stephan Marik-Lebeck von der Statistik Austria)

ntegrationsminister Sebastian Kurz hat den Gleichzeitig wirft der Expertenrat auch gibt der Expertenrat Leitgedanken vor, die es IIntegrationsbericht 2015 vorgestellt. Er einen Blick auf die nächsten fünf Jahre und zukünftig umzusetzen gilt. zieht Resümee über den Nationalen Aktions- zeigt auf, in welchen Bereichen noch Hand- Nachfolgend werden fünf ausgewählte plan für Integration und der bisher geleiste- lungsbedarf herrscht. Um den Herausforde- Maßnahmen näher vorgestellt, die in den ten Integrationsarbeit, die Sebastian Kurz seit rungen bestmöglich begegnen zu können, letzten Jahren erfolgreich umgesetzt wurden. dem Jahr 2010 vorantreibt. Ausgangspunkt dieser Maßnahmen war das In der Jubiläumsausgabe wurde nicht nur sogenannte „20-Punkte-Programm“, wel- ein Rückblick auf die letzten fünf Jahre, son- ches der Expertenrat auf Grundlage des dern auch ein Ausblick mit neuen Leitgedan- NAP.I im Jahr 2011 herausgegeben hat. ken für die Zukunft gemacht. Auch auf ak- tuelle Zahlen und Fakten zu Migration und Sprache und Bildung Integration in Österreich und integrationspo- Frühe Sprachförderung litische Ziele im Bereich Bildung, Spracher- Um allen Kindern dieselben Startchancen werb und Arbeitsmarkt wurde eingegangen. im Bildungssystem und später auf dem Ar- Der diesjährige Integrationsbericht nimmt beitsmarkt zu ermöglichen, forderte der Ex- das fünfjährige Jubiläum zum Anlaß, um pertenrat bereits im 20-Punkte-Programm über die seit Verabschiedung des Nationalen die frühe sprachliche Förderung in institutio- Aktionsplans für Integration (NAP.I) im Jahr nellen Kinderbetreuungseinrichtungen für 2010 bisher geleistete Integrationsarbeit in all jene Kinder, die es brauchen. Österreich Resümee zu ziehen. Der Exper- „Lieber früher investieren, tenrat gibt einen umfassenden Überblick über als später reparieren!“ die Etappen der Institutionalisierung sowie über die Rolle der Bundesländer in diesem Von 2012 bis 2014 konnte das damalige Prozeß. Staatssekretariat für Integration durch eine

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 11 Österreich, Europa und die Welt neue 15a BVG-Vereinbarung erstmals insge- samt 30 Mio. Euro für die frühe Sprachför- derung bereitstellen. Für eine Fortsetzung konnte nun eine Vervierfachung der Bundes- mittel erreicht werden: für die Jahre 2015/ 16-2017/18 werden jährlich 20 Mio. für sprachliche Frühförderung zur Verfügung stehen. Die Länder stellen ihrerseits pro Kin- dergartenjahr 10 Mio. Euro zur Verfügung. Neben der sprachlichen Frühförderung kann dort nun auch der Entwicklungsstand von Kindern mit nicht altersadäquaten Deutsch- kenntnissen gefördert werden.

Deutsch vor Zuzug Um den Erwerb der deutschen Sprach- kenntnisse möglichst frühzeitig beginnen zu können und sich somit rascher im täglichen Leben als auch auf dem Arbeitsmarkt inte- grieren zu können, wurde bereits im 20- Punkte-Programm des Expertenrats Deutsch vor Zuzug gefordert. Im November 2012 wurde daraufhin das Sprachportal des Öster- reichischen Integrationsfonds ÖIF präsen- tiert. Das Sprachportal ermöglicht es Zuwan- derInnen rund um die Uhr bereits vor An- kunft in Österreich durch online verfügbare und leicht bedienbare Lernmaterialien in den Sprachen Deutsch, Türkisch, Bosnisch/ Kroatisch/Serbisch, Englisch, Französisch, Ungarisch, Polnisch, Rumänisch und neuer- dings auch Arabisch ihre Sprachkenntnisse online kostenlos zu überprüfen sowie bereits Gelerntes zu wiederholen und zu vertiefen. „Das Sprachportal des ÖIF ermöglicht es jeder Migrantin, jedem Migranten, schnell und einfach einen Deutschkurs zu finden oder sein Können zu überprüfen. Wer seine Deutschkenntnisse verbessern will, hat jetzt das richtige Werkzeug dazu in der Hand.“

Weiters gibt es eine übersichtliche Dar- stellung von Deutschkursen aus dem In- und Ausland sowie die Möglichkeit zu testen, ob man bereits „fit“ für die Sprachprüfungen des ÖIF ist. Sofern man sich ausreichend vor- bereitet fühlt, kann man sich online gleich selbst für die Prüfung anmelden. Gemeinsam mit den Österreich-Instituten wurden Lernunterlagen mit dem Schwer- punkt Österreich erstellt sowie eigene För- dermaterialien für Kinder. Darüber hinaus gibt es nun auch Lernpodcasts in Koopera- tion mit Radio Orange 94.0 sowie Plakate, Fachsprachenmappen, eine eigene Zeitung („Österreich-Spiegel“) aber auch Kurzfilme, um das Angebot möglichst vielfältig zu ge- Alle Grafiken: STATISTIK AUSTRIA, Kindertagesheimstatistik 2013 stalten. Das Sprachportal kann nun auch auf 09.00-15.00 Uhr steht werktags zusätzlich Auskünfte zur Verfügung. mobilen Endgeräten genutzt werden. Von die Sprachportal- Hotline für persönliche http://www.sprachportal.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 12 Österreich, Europa und die Welt

Rechtsstaat und Werte sung schafft Rechtssicherheit und umfaßt zweiten verpflichtenden Kindergartenjahres, Wertevermittlung u.a. die Etablierung einer islamischen Theo- für jene Kinder, die es brauchen ein. Der NAP.I zeigte bereits 2010 klar auf, logie an der Universität Wien sowie die Re- Um auch quereinsteigenden SchülerInnen, wie wichtig es ist, die Grundwerte der rechts- gelung der „Seelsorge“ in staatlichen Ein- die ohne ausreichende Deutschkenntnisse zu- staatlichen Ordnung Österreichs als zentrale richtungen. wandern, im Vorschul- und Volksschulalter Spielregeln gelingender Integration zu be- Darüber hinaus wurde durch die Etablie- einen bestmöglichen Einstieg ins Bildungs- greifen und diese ausreichend zu vermitteln. rung einer „Dialogplattform“ auch der regel- system zu gewährleisten, sollen diese ge- Auch der Expertenrat bekräftigte diese mäßige Austausch mit den 16 anerkannten meinsam mit dem Klassenverband jene Fä- Forderung 2011 in seinem 20-Punkte- Pro- Religionsgesellschaften sichergestellt. Eige- cher absolvieren, denen sie auch mit wenig gramm. ne Community-Beauftragte im Österreichi- Kenntnissen der Bildungssprache folgen schen Integrationsfonds (ÖIF) sorgen dafür, können und darüber hinaus in eigenen Will- „Das Ziel der Integration ist die Stärkung daß Integrationsmaßnahmen innerhalb der kommensklassen Deutschförderung erhal- der Einheit in Vielfalt.“ Communities bekannt sind und mitgetragen ten. Seitdem wurden viele Maßnahmen um- werden. gesetzt, um dieses Ziel zu rreichen. So wur- Arbeitsmarkt de im April 2013 die neue Lernunterlage zur Integration von Anfang an Österreich braucht hochqualifizierte Staatsbürgerschaftsprüfung, an der sich nun- Botschaften und Auslandsinstitutionen Fachkräfte, um langfristig wettbewerbsfähig mehr die offizielle Staatsbürgerschaftsprü- als »Willkommensbehörden« zu sein. Seit 1. Juli 2011 hat Österreich mit fung orientiert, präsentiert. Sie beinhaltet Schon 2011 sprach der Expertenrat in sei- der Rot-Weiß-Rot-Karte ein neues flexibles einen größeren Wertefokus und baut eine nem 20-Punkte-Programm die Notwendig- Zuwanderungssystem eingeführt. Ziel ist, Brücke zur Alltagsrealität der hier lebenden keit an, bereits an den Botschaften vor Zu- qualifizierten Arbeitskräften aus Drittstaaten Menschen. Auch wurde die Broschüre „Zu- zug nach Österreich wesentliche Informatio- und ihren Familienangehörigen eine nach sammenleben in Österreich – Werte, die uns nen zu vermitteln. Integration von Anfang an personenbezogenen und arbeitsmarktpoliti- verbinden“ herausgegeben. Sie faßt jene Wer- wurde 2013 vom Expertenrat als erste Glo- schen Kriterien gesteuerte und auf Dauer te zusammen, die für ein gelungenes Zu- balmaßnahme vorgeschlagen und noch im ausgerichtete Zuwanderung nach Österreich sammenleben in Österreich notwendig sind. Jänner desselben Jahres wurde die erste In- zu ermöglichen. Im August 2013 erfolgte eine Novellie- tegrationsbeauftragte an die Österreichische Um für diese Zielgruppe attraktiv zu sein rung des Staatsbürgerschaftsgesetzes. Diese Botschaft in Ankara entsandt. 2014 entwik- und insbesondere das Potential der Perso- schuf eine Fast-Track Regelung, die den frü- kelte sich daraus aufgrund der großen Bedeu- nen, die bereits in Österreich leben, besser heren Erwerb der Staatsbürgerschaft bei tung ein eigenes Strategiefeld, das ebenfalls zu nutzen, muß über Änderungen der Rot- Nachweis bestimmter Integrationsleistungen mit zwei ExpertInnen besetzt wurde. Im Ok- Weiß-Rot-Karte nachgedacht werden. Der ermöglicht. Sie legt auch fest, daß die Verlei- tober 2014 folgte eine weitere Integrations- Fokus muß dabei auf internationalen Studie- hung der Staatsbürgerschaft in einem feier- beauftragte, die seither an der Botschaft in renden liegen, um diese nach Studienab- lichen Rahmen zu erfolgen hat. Im Oktober Belgrad in Orientierungsmodulen wichtige schluß in Österreich zu halten, bspw. durch 2013 erfolgte zusätzlich ein österreichweiter Informationen über das Leben in Österreich eine Flexibilisierung der Mindesteinkom- Jugendmedienwettbewerb zum Thema Wer- weitergibt. menseingrenze der Rot-Weiß-Rot-Karte. te. „Integration von Anfang an beginnt mit Integration als gesamt- Interkultureller Dialog Vorintegrationsmaßnahmen im Herkunfts- gesellschaftliche Aufgabe Integrationsdialoge land und spannt einen Bogen bis zum Er- Die Anzahl der anerkannten Flüchtlinge Gelingende Integration erfordert ein re- werb der Staatsbürgerschaft.“ und subsidiär Schutzberechtigten ist in letz- spektvolles aufeinander Zugehen. Der Ex- Anhand eines Films zu Österreich sowie ter Zeit stark gewachsen – damit ist auch in pertenrat riet daher bereits 2011 dazu auf, einer eigenen Lernunterlage „Mein Weg nächster Zeit zu rechnen. Integration stellt einen nachhaltigen Dialogprozeß mit den nach Österreich“ werden die ZuwanderInnen eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung Communities sowie den Religionsgemein- nun bestmöglich auf ihr zukünftiges Leben dar. Viele verschiedene private und öffentli- schaften zu initiieren. in Österreich vorbereitet. Der österreichische che Kompetenzträger auf Bund-, Landes- Zugang zu Vorintegrationsmaßnahmen wird und Gemeindeebene müssen diese Aufgabe „Religionen können zu Beginn des Inte- europaweit als Best-Practice-Modell gehan- wahrnehmen und sich darauf vorbereiten. grationsprozesses eine maßgebliche Rolle delt. Der Bund soll hierbei vorrangig koordinie- spielen und als Anker der Identitätsfindung rend tätig sein. Ein Gelingen auf Seiten des dienen.“ Leitgedanken für die Zukunft Staates kann nur durch ein Zutun aller Im Jahr 2012 wurde das Dialogforum Bildung bleibt Baustelle Kompetenzträger erreicht werden. Islam ins Leben gerufen, bei dem in über 50 In den letzten Jahren ist der Anteil der Sitzungen und in sieben Arbeitsgruppen Kinder mit anderen Erstsprachen in den Kin- Österreich als Ort der mehr als 100 ExpertInnen zu diesem Thema derbetreuungseinrichtungen stetig angestie- Identifikation und Zugehörigkeit diskutiert haben. Ein wesentliches Ergebnis gen. Um allen Kindern die gleichen Chancen Österreich wird aufgrund der zunehmen- der daraus entstandenen Empfehlungen, die zu geben und die Deutschkenntnisse so früh den Migrationsbewegungen sozial und kul- Neufassung des Islamgesetzes, wurde be- wie möglich zu fördern, mahnt der Exper- turell immer pluraler. Das gängige Öster- reits erfolgreich umgesetzt. Diese Neufas- tenrat immer noch die Einführung eines reichbild basiert auf einer Stabilität und Ho-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 13 Österreich, Europa und die Welt mogenität, die es historisch so nie gegeben Staat“ sowie die Morde in der Redaktion von 66 Projekte mit rd. € 5,9 Mio. gefördert hat. Österreich war bereits früher durch Zu- Charlie Hebdo zwei Monate vor der Befra- Förderschwerpunkt Gemeinden: und Abwanderungsprozesse geprägt. Es gung haben das Meinungsklima beeinflusst. 123 Projekte mit rd. € 5,1 Mio. gefördert braucht daher Reflexions- und Diskussions- Trotz des Rückschlags hat sich das Integra- Förderschwerpunkt Frauen: prozesse, um ein realitätsgetreues und zeit- tionsklima im langfristigen Vergleich signi- 121 Projekte mit € rd. 4,9 Mio. gefördert gemäßes Österreichbild zu schaffen, daß der fikant verbessert. Im ersten Jahr des Inte- zunehmenden Vielfalt Rechnung trägt. Hier- grationsmonitorings war die Einschätzung Weitere 199 Projekte, die mehreren der zu ist es notwendig, eine Debatte über die der Mehrheitsbevölkerung deutlich pessi- oben genannten Förderschwerpunkten ent- Begriffe Heimat, Identität und Zugehörig- mistischer als 2015. 2010 meinten lediglich sprechen, wurden mit rd. € 14,7 Mio. geför- keit in Gang zu bringen, wie dies bereits u.a. 31 %, die Integration funktioniere „sehr gut“ dert. durch das Symposium Identität bzw. auch oder „eher gut“, 2015 waren es fast 41 %. die Kampagne #stolzdrauf erreicht werden Und 2010 hatten nur 12 % den Eindruck, das Kurz: Sprache ist Schlüssel konnte. Auch durch spezielle Einwande- Zusammenleben verbessere sich, 2015 wa- für erfolgreiche Integration rungs- und Auswanderungsmuseen könnte ren es 18 %. „Ich bin davon überzeugt, daß Deutsch- dafür Bewußtsein geschaffen werden. klassen, die nicht ausgrenzend sondern vor- Zugehörigkeitsgefühl bereitend sind, Sinn machen und kommen Zahlen, Daten Fakten zu zu Österreich steigt werden. Es ist eine Frage der Zeit. Ich werde Migration und Integration 2015 Die überwiegende Mehrheit der Personen beim Koalitionspartner hartnäckig bleiben“, Anteil der MigrantInnen an der öster- in Österreich mit Migrationshintergrund, so Außen- und Integratiosminister Sebastian reichischen Bevölkerung ist leicht nämlich 90 %, fühlt sich völlig oder eher hei- Kurz. angestiegen misch. Seit 2010 verstärkte sich das Gefühl Generell soll das Angebot an Deutsch- Im DurchschnittdesJahres 2014 lebten der zugewanderten Bevölkerung, in Öster- kursen ausgebaut werden, ebenso wie die rund 1,7 Millionen Menschen mit Migra- reich völlig heimisch zu sein um rund 11 Pro- Möglichkeit für Online-Sprachkurse. Als tionshintergrund in Österreich (20,4%), um zentpunkte, umgekehrt verringerte sich die eine weitere wesentliche Maßnahme schlägt 90.000 mehr als 2013. Etwa 1,25 Millionen Selbsteinschätzung, in Österreich überhaupt der Integrationsbericht auch Kompetenz- Menschen gehören der sogenannten „ersten nicht zu Hause zu sein, von rund 6 % auf checks beim AMS vor. Durch gezieltes Generation“ an, da sie selbst im Ausland ge- unter 3 %. 70 % aller Befragten mit Migra- Erfassen der vorhandenen Kompetenzen soll boren worden waren und nach Österreich zu- tionshintergrund gaben an, sich Österreich der Arbeitsmarkteinstieg beschleunigt wer- gezogen sind. Die verbleibenden rund mehr zugehörig zu fühlen, als dem Staat, aus den. 460.000 Personen mit Migrationshintergrund dem die befragte Person (oder deren Eltern) „Dies wird probeweise schon in Wien sind in Österreich geborene Nachkommen stammen. durchgeführt und soll nun auf ganz Öster- von Eltern mit ausländischem Geburtsort reich ausgeweitet werden. Je schneller wir („zweite Generation“). Akzeptanz der Werte und des wissen, welche Kompetenzen diese Men- Lebensstils erhöht sich weiter schen mitbringen, desto leichter wird es sein, Zuwanderung vor allem aus der EU Die Bevölkerung mit Migrationshinter- sie in den Arbeitsmarkt zu integrieren“, so Im Jahr 2014 wanderten rund 170.100 grund ist zu 85 % mit der Art und Weise, wie Kurz. Personen nach Österreich zu, während zu- die meisten Menschen in Österreich ihr Le- Am Arbeitsmarkt ist es das Ziel, Per- gleich knapp 97.800 das Land verließen. ben führen, und den Werten und Zielen, nach sonen mit einem positiven Asylbescheid Daraus ergab sich eine, auch im langfristigen denen die Menschen ihr Leben ausrichten, rasch in Beschäftigung zu bringen. Die Vergleich hohe Netto-Zuwanderung von rund sehr oder im Großen und Ganzen einverstan- Anerkennung der mitgebrachten Qualifika- +72.300 Personen. Im Vergleich zu 2013 den (2010: 78 %). Die verstärkte öffentliche tionen ist dabei essentiell, so Sebastian Kurz. blieb die Abwanderung gleich, während sich Debatte über eine Integrationspolitik hat auch Im Herbst soll daher das Gesetz für eine ra- die Zuwanderung abermals um 12 % und der die zugewanderte Bevölkerung erreicht: Das schere Anerkennung ausländischer Ab- Wanderungsgewinn sogar um 32 % erhöhte. Bekenntnis zum „österreichischen Lebens- schlüsse vorliegen. Mit 20.700 Zuzügen hatte erstmals Rumä- stil“ nimmt generell zu, eine definitive und nien den größten Anteil, gefolgt von Deutsch- auch eine tendenzielle Ablehnung ab. Heinisch-Hosek: Eingeschlagener land (16.800) und Ungarn (14.500). Der An- Von 2011 bis heute wurdeninsgesamt 785 Weg des Schulsystems bestätigt teil der Zugewanderten aus Drittstaaten blieb Integrationsprojektemit rund € 50 Mio. Inte- Bildungsministerin Heinisch-Hosek sieht bei rund einem Drittel (insgesamt 59.000). grationsmitteln gefördert. sich durch den Integrationsbericht in ihrem Darunter war die Zuwanderung von rund 2011 wurden 5 Schwerpunkte für die Kurs bestätigt. Durchgängige Sprachförde- 16.100 BürgerInnen des ehemaligen Jugo- Projektförderung im Integrationsbereich rung, eine Verbesserung der Übergänge zwi- slawiens (außerhalb der EU) zahlenmäßig definiert. schen Kindergarten und Volksschule sowie am bedeutsamsten. Folgende Leistungen wurden seither in eine Verankerung der Sprachlichen Bildung diesen Bereichen erbracht: in den Curricula der PädagogInnenaus- Krisen belasten das Integrationsklima Förderschwerpunkt Kinder und Jugendliche: bildung sind nur ein kleiner Auszug aus den Das sich in den vergangenen Jahren auf- 178 Projekte mit rd. € 11,6 Mio. gefördert Maßnahmen, die sich aktuell in Umsetzung hellende Integrationsklima erfuhr 2015 Förderschwerpunkt Deutsch: befinden oder sogar bereits erfolgt sind. einen leichten Rückschlag. Die Berichter- 98 Projekte mit rd. € 7,4 Mio. gefördert „Sprachförderung muß so früh wie möglich stattung über den sogenannten „Islamischen Förderschwerpunkt Arbeitsmarkt: einsetzen und durchgängig in allen Fächern

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Platz finden. Mit den Lehrplänen für die Was den Asylbereich betreffe, so sei klar geschoben respektive in eine Arbeitsgruppe neue PädagogInnenausbildung tragen wir festzuhalten, daß Asyl Schutz vor Verfolgung ausgelagert“, so Schenk. Die Folge: Jugend- dem bereits Rechnung“, so die Ministerin. auf Zeit sei. Es handle sich dabei um keine liche mit Migrationshintergrund haben mas- Ein zweites verpflichtendes gratis Kin- Freikarte für dauerhafte Einwanderung. Ins- sive Probleme, einen Job oder Ausbildungs- dergartenjahr und bessere Übergänge sind gesamt zeige sich, daß die Regierung der platz zu finden. aber auch für Heinisch-Hosek zentral: „Der Massenzuwanderung völlig hilflos gegen- „In Kindergärten werden zwar Sprach- Kindergarten ist das Fundament auf dem überstehe und nur kosmetische Korrekturen standsfeststellungen durchgeführt, diese In- unsere Kinder ihre Bildungszukunft aufbau- betreibe, kritisierte Strache. formationen dürfen zum Teil aber aus Daten- en – hier wird der Grundstein für gleiche schutzgründen nur mit Zustimmung der El- Bildungschancen gelegt“, so die Ministerin, Korun: Dringend notwendiger tern an die Volksschulen weitergegeben wer- die den Übergang Kindergarten – Volksschu- Handlungsbedarf aufgezeigt den“, beschreibt Schenk den Ist-Zustand. le – mit besonderem Augenmerk auf die „Der aktuelle Integrationsbericht stellt Die Überprüfung in den Schulen ist in jedem durchgängige Sprachförderung – seit dem eindeutig fest, daß für die gesellschaftliche Bundesland anders geregelt – „diese Schuljahr 2013/14 in 80 Netzwerksprojekten Integration von Flüchtlingen und mehrspra- Kompetenzzersplitterung geht zu Lasten der in allen Bundesländern erprobt. „Die ersten chigen Menschen eindeutig mehr getan wer- Schüler!“ Ergebnisse zeigen, daß eine gute Zusam- den muß, als derzeit der Fall ist“, stellt die Laut Integrationsbericht 2014 sind insge- menarbeit der Pädagoginnen und Pädagogen Integrationssprecherin der Grünen, Alev samt 7 % der 15- bis 24jährigen 2013 weder allen Kindern zugute kommt und den Um- Korun fest. „Ich schlage einen Drei-Stufen- erwerbstätig noch in Aus- oder Weiterbildung stieg wesentlich erleichtert.“ Plan vor: Asylwerbende sollen ab Beginn gewesen. „Jugendliche ohne Migrations- Im Schuljahr 2014/15 nahmen 27.057 des Verfahrens Deutschlernen ermöglicht hintergrund waren zu 5 % betroffen, Jugend- SchülerInnen an Sprachförderkursen teil. werden, das würde die spätere Integration liche mit Migrationshintergrund zu 15 %“, Das BMBF stellt für diesen Zweck den massiv erleichtern“, zählt Korun auf. mahnt Schenk. In diesem Zusammenhang Ländern zusätzliche Mittel in der Höhe von Zweitens sollen Qualifikationen und erinnert sie auch an den Grunderlaß für Se- jährlich 25 Millionen Euro zur Verfügung. Ausbildungsgrad am Anfang des Asylver- xualerziehung. „Es steht zu befürchten, daß Für Kinder und jugendliche Flüchtlinge und fahrens erhoben werden. „So liegen drin- hier nicht auf Schüler mit Migrationshin- andere QuereinsteigerInnen könne es durch- gend gebrauchte Qualifikationen nicht län- tergrund und deren gesellschaftlichen Hin- aus Sinn machen, mit einem Intensivsprach- ger brach, sondern können ehestmöglich tergrund eingegangen wird“, erklärt Schenk. kurs zu beginnen, in dem sie etwa vier Wo- zum Einsatz kommen. Vor allem unter den chen Grundlagen der Alltagssprache Deutsch syrischen AsylwerberInnen, die relativ rasch Scherak: Kurz zeigt Einsicht erwerben. Auf die Integration der Schü- Asyl bekommen, sind viele sehr gut ausge- bei Rot-Weiß-Rot-Karte lerInnen in einer Gruppe Gleichaltriger müs- bildete Personen, die mangels Deutschkurse NEOS Wissenschaftssprecher Niki Sche- se jedoch von Anfang höchstes Augenmerk und Anerkennung ihrer Qualifikationen jah- rak zeigt sich erfreut über die Aussagen von gelegt werden, so Heinisch-Hosek. „Ich relang nicht in ihrem erlernten Beruf arbei- Bundesminister Sebastian Kurz zur Rot- orientiere mich am aktuellen Forschungs- ten können“, so Korun. Weiß-Rot Karte anläßlich der Präsentation stand und an den Bedürfnissen der Kinder „Drittens muß mit zwei Kindergarten- des Integrationsberichtes 2014. Scherak kri- und Jugendlichen.“ Sprachförderkurse seien jahren für alle Kinder Früh- und Sprach- tisiert in diesem Zusammenhang ÖVP und bereits jetzt integrativ, parallel und ergän- förderung stärker als bisher angeboten wer- SPÖ, die die von NEOS bereits im April ein- zend möglich. Über das beste pädagogische den. Durch zusätzliche Lehrkräfte und gebrachten Anträge im Parlament bis dato Konzept können deshalb die Pädagoginnen Teamteaching sollen außerdem Ghettoklas- nicht zustimmen wollten. und Pädagogen vor Ort in Zusammenarbeit sen vermieden werden. Denn Integration be- „Es ist höchst an der Zeit, daß Teile der mit der Schulaufsicht entscheiden, so die deutet Zusammenleben, voneinander lernen Bundesregierung die NEOS Reformvor- Ministerin. und Förderung statt Trennung von Anfang schläge zur Rot-Weiß-Rot Karte aufnehmen. an“, so Korun abschließend. Ganz wichtig wäre es allerdings, wenn es ein Strache: Einmal mehr umfassendes Bekenntnis der gesamten Re- Versagen der Regierung belegt Schenk: Einheitliches Verfahren zur gierung dazu gibt und dieses auch im Par- Der vorgelegte Integrationsbericht zeigt Erhebung der Sprachkenntnisse fehlt lament Gehör findet. Trotzdem ist es schön für FPÖ-Bundesparteiobmann HC Strache „Es gibt kein einheitliches Verfahren zur zu sehen, daß hier offensichtlich etwas das völlige Versagen der rot-schwarzen Bun- Erhebung der Sprachkenntnisse, so der weitergeht. Wir werden insofern ein weiteres desregierung bei der Integrationspolitik. Rechnungshof. Die unklare Datenlage er- Mal eine Initiative im Parlament starten. „Wenn jetzt gejammert wird, daß Zu- schwert die Erfolgsmessung schulischer Dann werden wir ja sehen, ob den Worten wanderer weniger Chancen am Arbeitsmarkt Sprachförderung. Dies trifft besonders endlich auch Taten folgen“, so Scherak.  hätten, liegt das schlicht und ergreifend an Schüler mit Migrationshintergrund“, kom- http://www.bmeia.gv.at der Integrationsunwilligkeit einer großen mentiert Team Stronach Rechnungshofs- http://www.migration.gv.at/ Anzahl dieser Personen“, so Strache, der precherin Martina Schenk den entsprechen- http://www.sprachportal.at betonte, daß Integration eine Bringschuld der den Rechnungshofbericht. „Die Frage, wie http://www.zusammen-oesterreich.at Zuwanderer und keine Holschuld sei. Bei die Deutschkenntnisse von Schülern geho- http://www.integrationsfonds.at Integrationsverweigerung müsse es Sanktio- ben werden können, damit alle dem Un- https://www.oesterreichinstitut.at nen geben wie etwa die Kürzung oder den terricht folgen können, hat die Koalition un- http://www.wko.at/mentoring Entzug von Sozial- und Transferleistungen. längst bei einer Klausur auf die lange Bank http://www.statistik.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 15 Österreich, Europa und die Welt Österreich wächst durch Zuwanderung Wanderungssaldo nimmt seit 2009 zu und erreichte 2014 neuen Höhepunkt – Größte Netto-Zuwanderung in Wien, Oberösterreich und Niederösterreich

ie Netto-Zuwanderung nach Österreich 3.880, stieg es bis zum Jahr 2004 auf 50.826 Weit abgeschlagen – aber in Relation zu Dsteigt seit 2009 kontinuierlich an. Im an. In den Jahren 2006 und 2011 bewegte den weiteren Bundesländern immer noch be- Jahr 2014 betrug diese mehr als 72.000, wie sich das Wanderungssaldo wieder auf niedri- liebt – belegt Oberösterreich mit einer Netto- aktuelle Zahlen der Statistik Austria zeigen. gerem Niveau. Seit 2009 kommt es bei der Zuwanderung von 12.314 den zweiten Platz Allein in Wien belief sich das Wanderungs- Zuwanderung zu einer kontinuierlichen Stei- und Niederösterreich mit 10.214 den dritten saldo auf 25.669. Die meisten zugewander- gerung, während bei den Wegzügen nur eine Platz. Gemessen an den EinwohnerInnenzah- ten Personen kommen aus Rumänien. Die leichte Zunahme zu erkennen ist. Dies hat len weisen Vorarlberg (15 Prozent) und Salz- Medienservicestelle Neue ÖsterreicherInnen zur Folge, daß auch das Saldo stetig ansteigt. burg (14,5 Prozent) jedoch einen höheren (MSNÖ) warf einen Blick auf die aktuellen Anteil von AusländerInnen auf. Schlußlicht Zuwanderungszahlen sowie deren Auswir- Großteil der ZuwanderInnen in Wien bildet das Burgenland mit einem Wanderungs- kungen auf das Bevölkerungswachstum, den Nach wie vor siedelt sich der Großteil der saldo von 1.818 und einem Anteil der aus- Arbeitsmarkt und das Hochschulsystem. ZuwanderInnen in Wien an. Von den insge- ländischen StaatsbürgerInnen von 7,3 Pro- samt 170.115 zugewanderten Personen ka- zent. Wanderungssaldo steigt men 66.374 nach Wien. Die Netto-Zuwan- seit 2009 kontinuierlich derung betrug durch die 40.705 Wegzüge Größte Netto-Zuwanderung Die Netto-Zuwanderung (Wanderungs- immer noch 25.669. Die starke Zuwande- weist Rumänien auf saldo) in Österreich stieg laut Statistik rung nach Wien spiegelt sich auch in den Mehr als die Hälfte aller nach Österreich Austria im Jahr 2014 auf 72.324 Personen. Bevölkerungszahlen wider: Insgesamt leb- zugewanderten Personen kommt aus einem Dies ergibt sich aus insgesamt 170.115 Zu- ten zu Beginn des Jahres 2015 460.163 aus- der EU-Beitrittsländer. Die Spitze bei den zügen und 97.791 Wegzügen. Damit hat das ländische Staatsangehörige in Wien. Dies Netto-Zuwanderungen führen dabei rumäni- Wanderungssaldo im vergangenem Jahr er- entspricht einem Anteil von 25,6 Prozent der sche StaatsbürgerInnen an (12.710), gefolgt neut einen Höhepunkt erreicht. Im Vergleich Wiener Gesamtbevölkerung, während der von Ungarn (7.798) und Deutschland (5.562). zum Vorjahr stieg die Netto-Zuwanderung Anteil der ausländischen Staatsangehörigen In der Gruppe der europäischen Drittstaaten um 32 Prozent. Betrug das Saldo 1996 noch österreichweit 13,3 Prozent beträgt. weist Bosnien-Herzegowina den höchsten

Wanderungssaldo steigt seit 2009 kontinuierlich Quelle: Statistik Austria, Darstellung Medien-Servicestelle Neue Österreicher/innen

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 16 Österreich, Europa und die Welt

Wanderungssaldo auf (2.625), dicht gefolgt Großteil der ZuwanderInnen in Wien von Serbien (2.543).

Österreich würde ohne Zuwanderung schrumpfen Im Jahresdurchschnitt 2014 lebten laut Statistik Austria 1.714.600 Menschen mit Migrationshintergrund in Österreich. Dies entspricht etwa 20 Prozent der Gesamtbevöl- kerung Österreichs. Würde es keine Mi- grantInnen gäben, hätte Österreich nur 6.700.500 EinwohnerInnen. Da die Bevölkerungszahl hierzulande durch Zuwanderung immer weiter wächst, würde die Bevölkerungszahl langfristig schrumpfen, so die Prognosen der Statistik Austria. Derzeit ist die Bilanz aus Geburten und Sterbefällen in etwa ausgeglichen. Nach dem Älterwerden der Baby-Boom-Jahrgän- land wurden 17,7 Prozent aller Erwerbstä- Studium: Privatuniversitäten ge, wird die Zahl der Sterbefälle jene der tigen außerhalb Österreichs geboren. besonders betroffen Geburten übersteigen. Ohne Zuwanderung Vor allem in den Branchen Herstellung Gäbe es keine ausländischen Studieren- würde daher die Einwohnerzahl vorerst stag- von Waren, Beherbergung und Gastronomie den an den österreichischen Hochschulen, nieren, im langfristigen Trend jedoch sowie dem Handel würde sich eine fehlende hätte es im Wintersemester 2014/15 etwa 26 schrumpfen. 2030 würde die Bevölkerungs- Zuwanderung auswirken: Prozent weniger Studierende gegeben. Vor zahl noch bei etwa 8.400.000 liegen, 2060 allem betroffen wären die heimischen Pri- bei 7.170.000. MigrantInnen sind für heimische vatuniversitäten (Zahlen der Privatuniversi- Unternehmen wichtig täten sind nur aus dem WS 2013/14 verfüg- Zuwanderung wirkt Arbeitskräfte- Zudem zeigt eine WKO-Studie aus dem bar). Dort hätten rund 39 Prozent weniger mangel in vielen Bereichen entgegen Jahr 2012, daß Fachkräfte mit Migrations- studiert (3.140), an den öffentlichen Uni- Im vergangenen Jahr besaßen 522.200 hintergrund für die heimischen Unterneh- versitäten 27 Prozent (83.621). Dies zeigen Erwerbstätige eine ausländische Staatsange- men unentbehrlich sind. In fast jedem dritten die Zahlen des Bundesministeriums für Wis- hörigkeit. Dies entsprach einem Anteil von österreichischen Unternehmen sind Perso- senschaft, Forschung und Wirtschaft. Nicht 12,7 Prozent aller Erwerbstätigen in Öster- nen mit Migrationshintergrund beschäftigt. mit einberechnet ist dabei wie viel weniger reich. Der Anteil ausländischer Erwerbstä- Drei Viertel der befragten Firmen nehmen Studierende es hierzulande gäbe, wenn Men- tiger steigt dabei zunehmend. So belief sich MitarbeiterInnen mit Migrationshintergrund schen mit Migrationshintergrund ebenfalls dieser Wert vor zehn Jahren noch auf 9,3 als wichtig wahr, insbesondere in den Be- nicht mehr in Österreich studieren würden.  Prozent. Unterschieden nach dem Geburts- reichen Verkehr, Transport und Tourismus. Quelle: medienservicestelle.at

Personen mit Migrationshintergrund sind in unserem Betrieb… Quelle: market / WKO 2012

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 17 Österreich, Europa und die Welt Exportpreise 2015 Auszeichnung für Erfolge österreichischer Unternehmen auf internationalen Märkten – Internationalisierung sichert Wachstum und Arbeitsplätze in Österreich Foto: WKO / Frank Helmrich v.l.: WKÖ-Präsident Christoph Leitl, Moderator Alfons Haider, Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner und Außenminister Sebastian Kurz bei der Begrüßung zum Exportpreis 2015 im Wiener Museumsquartiert

nläßlich des Exporttages 2015 haben „Global Player Award“ für die erfolgreiche standsvorsitzender der San Pacific Invest- AVizekanzler Reinhold Mitterlehner und Internationalisierung eines österreichischen ments Pte Ltd. Singapore, als „Auslandsös- WKÖ-Präsident Christoph Leitl am Abend Unternehmens, sowie Erich Erber, Gründer terreicher des Jahres“ mit dem „Expat Award des 30. Juni im Wiener Museumsquartier die und Hauptaktionär der Erber AG sowie Vor- 2015“ ausgezeichnet.  Exportpreise 2015 verliehen. „Die Export- preise sind ein wichtiges Gütesiegel und ver- Die Exportpreisträger in den Kategorien deutlichen die enorme Bedeutung der In- ternationalisierung und wirtschaftlichen Ver- Gewerbe und Handwerk Information und Consulting netzung Österreichs mit anderen Ländern. Gold: Frequentis AG / Wien Gold: AUSTRIA CARD-Plastikkarten und Die ausgezeichneten Betriebe leben vor, wie Silber: VENTREX Automotive GmbH / Ausweissysteme GmbH / Wien wichtig der Export von Waren und Dienst- Steiermark Silber: Compost Systems GmbH / leistungen ist, um Wachstum, Wertschöp- Bronze: UNIHA Wasser Technologie Oberösterreich fung und Arbeitsplätze im Land zu sichern“, GmbH / Oberösterreich Bronze: Lichttechnische Planung - sagte Vizekanzler und Wirtschaftsminister Lighting Design Austria e.U. / Mitterlehner. Handel Niederösterreich „Mit den Exportpreisen würdigen wir Gold: Jacques Lemans GmbH / Kärnten Silber: CAMCAT-Systems GmbH / Tourismus und Freizeitwirtschaft überdurchschnittliches Engagement und Er- Niederösterreich Gold: „Mondial Congress“ Mondial folge heimischer Unternehmer auf interna- Bronze: Hermann Souvenir, Hermann GmbH & Co KG / Wien tionalen Märkten. Die Preise sind eine Aus- Schnugg / Salzburg Silber: Larimar Hotel GmbH / Burgenland zeichnung für jene heimischen Unternehmen, Bronze: PremiQaMed Privatkliniken die durch ihr erfolgreiches Engagement auf Industrie GmbH, Privatklinik Döbling / Wien internationalen Märkten den wirtschaft- Gold: Doka GmbH / Niederösterreich lichen Aufschwung unseres Landes garantie- Silber: Bachmann electronic GmbH / Transport und Verkehr ren“, betonte WKÖ-Präsident Leitl in seiner Vorarlberg Gold: Austrian Airlines AG / Wie Laudatio. Bronze: Remus Innovation Forschungs- Silber: Unitcargo Speditions GesmbH / Die Exportpreise werden in sechs Kate- und Abgasanlagen ProduktionsGmbH / Wien gorien vergeben. Zusätzlich zu den Export- Steiermark Bronze: Rail Cargo Austria AG / Wien preisen wurden die Firma Infineon mit dem

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 18 Österreich, Europa und die Welt Exportpreis 2015 geht an JACQUES LEMANS Unter 3000 Einreichungen gewann der Kärntner Uhrenhersteller Gold! Fotos: WKO / Frank Helmrich Bei der großen Exportpreis-Verleihung im Wiener Museumsqaurtier (v.l.): Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl, Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner, KommR Karl H. Pisec, Andrea und Alfred und Riedl und Wilhelm-Peter Hasslacher ls exportstarkes österreichisches Unter- ment auf internationalen Märkten den wirt- zudem Lizenzinhaber der UEFA Champions Anehmen, stach JACQUES LEMANS schaftlichen Aufschwung unseres Landes League und Produzent der offiziellen UEFA durch außergewöhnliche Markenbotschafter garantieren“, betonte WKÖ-Präsident Leitl Champions League Uhrenkollektion. wie Kevin Costner und Anna Fenninger, vi- in seiner Laudatio. Im Jahr 1975 von den Brüdern Alfred und sionäre Exportideen und außergewöhnliches JACQUES LEMANS gehört zu den welt- Norbert Riedl gegründet, blickt JACQUES Design, aus der Vielzahl von Einreichern her- weit großen Uhrenherstellern im mittleren LEMANS auf eine 40jährige Erfolgsgeschich- vor. Somit hat sich das internationale Unter- Preissegment. Das aktuelle Portfolio umfaßt te zurück. Das österreichische Unternehmen nehmen gegen eine große Anzahl starker 850 Modelle in den Segmenten Sport, Clas- mit Sitz in St. Veit/Glan befindet sich zu Mitbewerber durchgesetzt und erneut ge- sic und Fashion. JACQUES LEMANS ist 100 Prozent im Familienbesitz, ist finanziell zeigt, welches Potential der Wirtschafts- unabhängig und eigentümergeführt und hat standort Österreich in Kombination mit stra- sich im Laufe der Zeit die wichtigsten inter- tegischer Planung und einem starken Export- nationalen Uhrenmärkte erschlossen. JAC- team hat. QUES LEMANS verfügt über mehrere Aus- Der Exportpreis ist die Auszeichnung für landsniederlassungen und ist bereits in über die Erfolge, welches das traditionsreiche 120 Ländern erfolgreich tätig. Kärntner Unternehmen über die letzten Jahre Von der Idee zur Skizze und zum Design, international einfahren konnte und das stän- über die Fertigung der Prototypen, die Qua- dige Bestreben und die kontinuierliche Ar- litätskontrolle bis hin zur Produktionsfrei- beit, welche dafür geleistet wurden. gabe, Produktion und Marketing entsteht bei Der hochkarätige Preis wurde von Wirt- JACQUES LEMANS alles im eigenen Hau- schaftskammer-Präsident Christoph Leitl se. Ständige Innovationen in Design und und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner an Technik erschließen dem Unternehmen lau- Alfred und Andrea Riedl im Zuge der Ex- fend neue Absatzmärkte. porters´ Nite in Wien feierlich übergeben. Die Zeitmesser von JACQUES LEMANS JACQUES LEMANS ist geehrt, diesen sind mittlerweile an über 9500 ausgewählten bedeutenden Preis empfangen zu haben. Verkaufsstandorten rund um den Globus „Mit den Exportpreisen würdigen wir erhältlich. überdurchschnittliches Engagement und Er- Mehr als 300 qualifizierte Mitarbei- folge heimischer Unternehmer auf interna- terInnen weltweit leben die Philosophie tionalen Märkten. Die Preise sind eine Aus- von JACQUES LEMANS: höchste Qua- zeichnung für jene heimischen Unterneh- lität zu fairen Preisen.  men, die durch ihr erfolgreiches Engage- http://jacques-lemans.com

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at Advertorial ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 19 Österreich, Europa und die Welt Burgenlandplatz in Bayreuth offiziell eröffnet Die bayerische Stadt Bayreuth und das österreichische Bundesland Burgenland feierten das 25jährige Bestehen ihrer 1990 geschlossenen Kulturpartnerschaft. Foto: Bgld. Landesmedienservice Der »Burgenlandplatz« unterhalb des Festspielhauses in Bayreuth wurde offiziell eröffnet (v.l.): Siegfried Zerrenner, Thomas Bauske, Alt-Oberbürgermeister Dieter Mronz, Beate Kuhn, 3. Bürgermeisterin, Stadträtin Christa Müller- Feuerstein, Landeshauptmann Hans Niessl, Halil Tasdelen und Jörg Grieshammer ie Kulturpartnerschaft zwischen der deut- hung des „Burgenlandplatzes“ unterhalb des ist ein Hengst, er hört auf den Namen Ri- Dschen Stadt und dem Burgenland dient Bayreuther Festspielhauses. Teil der Feier- chard in Erinnerung an Richard Wagner. „Die vor allem der Zusammenarbeit in den Berei- lichkeiten war auch das traditionelle Bayreu- Esel haben die Herzen der Besucher im Sturm chen Kultur, Wissenschaft und Tourismus und ther Bürgerfest, das durch den burgenländi- erobert. Der Röhrensee hatte noch nie zuvor hat bis heute eine Vielzahl von Kontakten schen Landeshauptmann und die Oberbürger- so viele Besucher wie jetzt. Es gab ja einen auf allen Ebenen ermöglicht. Zum 25jähri- meisterin eröffnet wurde. Das Burgenland Namenswettbewerb für die Esel, bei dem vie- gen Jubiläum der Kulturpartnerschaft in die- hat durch ein Weinfest im Innenhof des Hi- le, viele Vorschläge eingelangt sind. Spä- sem Sommer schenkte das Burgenland der storischen Museums beigetragen. testens seit der Namensgebung vor einigen Stadt Bayreuth zwei seltene weiße Eselstuten Cosima und Franzi, so heißen die beiden Tagen sind die Esel endgültig eingebürgert“, aus dem Seewinkel. Die lebenden Geschen- Eselstuten in Anlehnung an Cosima Wagner freute sich Oberbürgermeisterin Merk-Erbe. ke wurden am 3. Juli von Landeshauptmann und Franz Liszt, haben ihr neues Zuhause im Die Esel seien „ein lebendiges Symbol der Hans Niessl und dem Direktor des National- Tierpark am Röhrensee im Süden der Wag- aktiven Partnerschaft und Freundschaft zwi- parks Neusiedler See-Seewinkel, Kurt Kirch- nerstadt bereits vor Wochen bezogen. 13 Hek- schen dem Burgenland und Bayreuth und ein berger, offiziell an die Bayreuther Oberbür- tar umfaßt das beliebte Naherholungsgebiet. Beleg, daß diese Partnerschaft nicht nur auf germeisterin Brigitte Merk-Erbe übergeben. Mittlerweile ist die Eselfamilie auf drei Tiere dem Papier besteht“, betonte Niessl. Im Gegenzug erwies Bayreuth dem Burgen- angewachsen. Eine der Stuten war bereits bei Der österreich-ungarische weiße Esel oder land eine besondere Ehre: Mit der Einwei- der Übersiedelung trächtig. Der Nachwuchs Barockesel ist eine Rasse, deren Ursprung

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 20 Österreich, Europa und die Welt mindestens bis in die Barockzeit zurück- reicht und die im Rokoko in Ostösterreich und Ungarn gezüchtet wurde. Ein großer Bestand der weißen Esel lebt heute im Nationalpark Neusiedler See-Seewinkel im Burgenland.

Burgenlandplatz offiziell eröffnet Bei der Eröffnung des neuen „Burgenland- platzes“ sagte Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe: „Die Partnerschaft zwischen dem Burgenland und Bayreuth ist in vieler- lei Hinsicht eine besondere, weil es ein No- vum war, eine Partnerschaft mit dem Land ins Leben zu rufen. Dieses Novum hat aber für beide Seiten reizvolle Perspektiven eröff- net. Die Partnerschaft hat sich in all diesen Jahren als unvergleichlich und wertvoll er- wiesen, auch deshalb, weil sich persönliche Freundschaften über das übliche Maß hinaus Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe und Landeshauptmann Hans Niessl mit entwickelt haben. Es ist eine Partnerschaft den Neo-BayreutherInnen und -Lieblingen Tierparks Röhrensee, Cosima und Franzi unter langjährigen Freunden. Der ,Burgen- landplatz‘ stärkt diese Partnerschaft und trägt sie nach außen als Symbol der Freundschaft und der Wertschätzung.“ Landeshauptmann Hans Niessl betonte: „Das Burgenland hat diese Partnerschaft mit Bayreuth schon bisher mit Freude geführt und wird das auch weiterhin so halten. Wir wollen dieses Jubiläum aber nicht nur dazu nutzen, um zurückzublicken auf die vielen gemeinsamen Aktivitäten, die bereits gesetzt wurden, sondern wir müssen auch in die Zu- kunft blicken und gemeinsam daran arbei- ten, die Partnerschaft auf eine noch breitere Basis zu stellen. Das Burgenland muß sich weiter öffnen und internationaler werden. Das Burgenland ist das Tor zu den neuen EU- Staaten. Gerade im Bereich der Wirtschaft liegt hier noch ein großes Potential, das es zu Beim Wein aus dem Burgenland (v. l.): Bürgermeister Markus Landauer (Raiding), 3. Bürgermeisterin Beate Kuhn, Regierungspräsident von Oberfranken Wilhelm heben gilt“. Wenning, Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe, Landeshauptmann Hans Niessl, Das Burgenland hat Persönlichkeiten, die 2. Bürgermeister Thomas Ebersberger und Gabriele Munzert (Geschäftsleitung der sich um diese Partnerschaft besondere Ver- »Bayreuther Sonntagszeitung«) dienste erworben haben, geehrt: Thomas Ebersberger, 2. Bürgermeister der Stadt Bayreuth, Großes Ehrenzeichen des Landes Burgenland Manuela Schneider, Mitarbeiterin des Hauptamtes der Stadt Bayreuth, Ehrenzeichen des Landes Burgenland Ernst-Rüdiger Kettel, Stadtrat der Stadt Bayreuth, Großes Ehrenzeichen des Landes Burgenland Christa Müller-Feuerstein, Stadträtin der Stadt Bayreuth, Großes Ehrenzeichen des Landes Burgenland Rainer Sack, Verwaltungsrat der Stadt Bayreuth, Großes Ehrenzeichen des Landes

Burgenland  Fotos: Bgld. Landesmedienservice http://www.bayreuth.de Die Geehrten mit Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe und LH Hans Niessl

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 21 Österreich, Europa und die Welt Zehn Jahre »Haus der Regionen« in Brüssel 2,4 Millionen Menschen aus vier Ländern vertreten – Großes Goldenes Ehrenzeichen des Landes Kärnten für Botschafter a.D. Karl Schramek

ie Rue du Commerce 49 in Brüssel ist Deine für Kärnten besonders wichtige und starke Adresse: Hier befindet sich seit 1995, seit dem Beitritt Österreichs zur EU, das Ver- bindungsbüro des Landes Kärnten. Am 14. Juli wurden hier gleich drei Jubiläen gefeiert: 20 Jahre EU-Mitgliedschaft Österreichs, 20 Jahre Kärnten-Vertretung in Brüssel und zehn Jahre erfolgreiche Zusammenarbeit Kärntens mit dem italienischen Friaul-Julisch-Venetien und dem kroatischen Istrien im „Haus der Regionen“. In dieses zog kurz nach 2005 auch die Vertretung des Kantons Sarajewo ein, womit es Sprachrohr für mehr als 2,4 Mil- lionen BürgerInnen aus vier Ländern ist. In seiner Rede strich EU-Referent Lan- deshauptmann Peter Kaiser die Bedeutung der Arbeit des Verbindungsbüros als „Kärn- tens Botschaft in Brüssel“ sowie die überre- gionale Zusammenarbeit unter anderem im LH Peter Kaiser verlieh das Große Goldene Ehrenzeichen des Landes Kärnten an Bereich der Euregio senza confini und der Österreichs Botschafter in Belgien a.D Karl Schramek. Alpen Adria Allianz besonders hervor: „In Österreichischer Botschafter in Belgien a.D. Rattinger geleitet. Das Büro ist Auge, Ohr diesem Verbindungsbüro leben wir Europa und Leiter der Österreichischen Mission bei und Sprachrohr Kärntens in der Europäi- unter einem gemeinsamen Dach. Die hier der NATO das Große Goldene Ehrenzeichen schen Union und arbeitet kontinuierlich an vertretenen Regionen wurden von Nachbarn des Landes Kärnten: „Karl Schramek hat der Durchsetzung der Interessen Kärntens zu Freunden“, so Kaiser. Er betonte, daß die sich als Freund Kärntens in seiner Funktion auf europäischer Ebene. Allein in den letzten EU der Regionen eine große Chance bedeu- für die Anliegen unseres Bundeslandes in zehn Jahren wurde das Verbindungsbüro von te, gerade und auch für Kärnten: „Kärnten ist besonderem Maß eingesetzt und viele frucht- über 5000 KärntnerInnen besucht. 164 Stu- nicht reich. Dafür ist Kärnten lebenswert!“ bringende Kontakte auf internationaler Ebe- dentInnen absolvierten im VBB Kärnten ein Mehr als zwei Milliarden Euro seien seit dem ne hergestellt“, so Kaiser. Praktikum, dazu kommen noch seit letztem EU-Beitritt Österreichs von der EU nach Die Kärntner Vertretung in Brüssel, das Jahr sechs SchulpraktikantInnen.  Kärnten in Projekte geflossen, Projekte die Verbindungsbüro (VBB), wird von Martina http://vbb.ktn.gv.at vielfach gemeinsam mit den Nachbarn um- gesetzt wurden und werden. Bei der Jubiläumsfeier präsentierten die Regionen ihre Erfolge durch die intensive Zusammenarbeit in den geteilten Büroräum- lichkeiten. Gekommen waren zahlreiche hochkarätige Gäste und Redner, darunter Franco Iacop, Landtagspräsident der Region Friaul-Julisch-Venetien, der Präsident der Re- gion Istrien, Valter Flego, Dino Elezovic als Vertreter des Kantons Sarajewo, der stellver- tretende Präsident des Europäischen Aus- schusses der Regionen, Karl-Heinz Lambertz, sowie zahlreiche Mitglieder des Europäischen Parlaments und von europäischen Organisa- tionen.

Im Rahmen der Feier überreichte Landes- Fotos: VBB Brüssel / Lieven imagedesk hauptmann Peter Kaiser Karl Schramek, Ein Blick auf die Festgesellschaft im »Haus der Regionen« in Brüssel

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 22 Österreich, Europa und die Welt Lückenschluß zur Staatsgrenze Ausbau der Infrastruktur für Südböhmen und Mühlviertel wirtschaftliche Notwendigkeit

Foto: Land OÖ / Kauder ^ Nach dem Arbeitsgespräch (1. Reihe vorne, v.l.): LH-Stv. Reinhold Entholzer, LH Josef Pühringer, Verkehrsminister DanTok, LH-Stv. Franz Hiesl (2. Reihe hinten, v.l.): Botschafter Ferdinand Trauttmansdorff (österreichischer Botschafter in der Tschechischen Republik) und Botschafter Jan Sechter (tschechischer Botschafter in Österreich) u einem Arbeitsgespräch trafen sich der Gesamtverbindung Linz – Budweis – Prag zur tschechischen Grenze hat daher oberste Zneue tschechische Verkehrsminister Dan durchgängig befahrbar sein“, bestätigte «ok. Priorität!“ Um die weiteren Bauvorhaben zu «ok und die Spitze der oberösterreichischen „Die S 10 Mühlviertler Schnellstraße ist koordinieren, wurde die Einrichtung einer Landespolitik angeführt von Landeshaupt- ein wichtiger Teil der höchst notwendigen gemeinsamen Arbeitsgruppe vereinbart, die mann Josef Pühringer am 1. Juli. Beide Sei- zeitgemäßen Nord-Süd-Straßenverbindung im Sommer 2015 zum ersten Mal zusam- ten bekräftigten ihr „großes Interesse am zwischen dem oberösterreichischen Zentral- mentreffen wird. Lückenschluß der Autobahnen S 10 Mühl- raum und Tschechien. Mit dieser Straßenver- Landeshauptmann-Stv. Reinhold Enthol- viertler Schnellstraße und der tschechischen bindung kann sich die Region Mühlviertel zer: „Oberösterreich und Tschechien sollen Autobahn D3 bzw. die R3 bis zur Staats- und Südböhmen weiterhin nicht nur wirt- in Zukunft noch enger verbunden werden – grenze“, denn dieser sei für die wirtschaftli- schaftlich, sondern auch gesellschaftlich ent- und das auch mit einem leistungsfähigen öf- che Entwicklung der beiden Regionen von wickeln. Gerade vor dem Hintergrund der fentlichen Verkehrsangebot. Neben Beschleu- großer Bedeutung. Überwindung des Eisernen Vorhanges vor nigungsmaßnahmen auf der Strecke zwischen Der 22 km lange südliche Abschnitt der 25 Jahren kann man die Straße auch als ein Linz und Prag stand vor allem der geplante S 10 von Unterweitersdorf bis Freistadt Nord weiteres Zeichen für das Zusammenrücken Ausbau des öffentlichen Busverkehrs in der wird Ende 2015 dem Verkehr übergeben. Die der beiden Länder Oberösterreich und Tsche- Region auf der Tagesordnung beim heutigen ASFINAG betreibt aktuell die Planung des chien werten“, zeigen sich Pühringer «ok Zusammentreffen mit dem tschechischen nächsten Abschnitts bis Rainbach Nord. Der überzeugt. Verkehrsminister. Auf Ebene der Plattform letzte Abschnitt bis zur Staatsgrenze soll sei- „Der Ausbau der S 10 schreitet zügig vor- „Europaregion Donau-Moldau“ soll ein vor tens der ASFINAG geplant und errichtet wer- an. Heuer im Herbst kann die S 10 Mühl- allem aus touristischer Sicht interessanter den, wenn zeitgleich die D3 (Autobahn bis viertler Schnellstraße bis Freistadt für den Linienbusverkehr zwischen Südböhmen, Budweis) bzw. die R3 (vierspurige Schnell- Verkehr freigegeben werden und schafft so Vysocina, Südmähren und Oberösterreich straße bis Wullowitz) auf tschechischer Seite eine wichtige Entlastung für die Bevölke- eingerichtet werden. Zusätzlich dazu macht bis zur Staatsgrenze erfolgt. Im Herbst 2015 rung und gleichzeitig einen wichtigen Im- die Einführung des oberösterreichischen S- wird in Tschechien mit dem Bau des näch- puls für die regionale Wirtschaft und damit Bahn-Systems eine enge Abstimmung mit der sten Abschnitts der D3 (27 km lang) nördlich letztendlich auch für die Sicherung und tschechischen Eisenbahn notwendig, damit von Budweis begonnen. „Bis 2021/2022 ist Schaffung von Arbeitsplätzen auf beiden es durch die zusätzliche Streckenbelegung die Fertigstellung der Teilstrecke Budweis – Seiten der Grenzen“, betonte LH-Stv. Franz mit S-Bahnzügen zu keinen Angebotsver- Staatsgrenze vorgesehen und 2028 soll die Hiesl und ergänzt „Der Ausbau der S 10 bis schlechterungen im Fernverkehr kommt.“ 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 23 Österreich, Europa und die Welt »Heiße« EU-Themen diskutiert Salzburgs Europa 2020-Steuerungsgruppe im Austausch mit Experten zu TTIP, GVO und Verbrauchergesundheit Foto: LMZ / Franz Neumayr SB v.l.: Bgm. Wolfgang Eder (Mauterndorf), Bgm. Andreas Wimmer (Kuchl), Bgm. Heinrich Perner (St. Andrä), Bgm. Hubert Lohfeyer (Unken), Gudrun Mosler-Törnström 2. LTP, Bgm. Hermann Scheipl (Schleedorf), Gritlind Kettl, Rupert Fuchs (EU- Ausschuss), Claudia Sedlmeier, Bgm. Richard Hemetsberger (Grödig), Brigitte Magistris, Helmut Naderer (Klubobmann TS), Daniela Gutschi (Klubobfrau ÖVP), LAbg. Josef Schöchl, Bgm. Michael Obermoser (Wald), Bgm. Johann Fleißner (Goldegg) und Bgm. Helmut Klose (Puch) er Sitzungssaal der Marktgemeinde rechtes auf europäischer Ebene, das von den d.h. Vorrang des Schutzes von Gesundheit DGrödig war Mitte Juli Schauplatz einer österreichischen Bundesländern schon seit und Umwelt – Rechnung trägt, stützt sich Diskussions- und Informationsveranstaltung mehr als zehn Jahren gefordert wird, befin- Nordamerika auf ein wissenschaftliches der Europa 2020-Steuerungsgruppe der Salz- det sich in Österreich bzw. den zuständigen Beweiserfordernis. burger Bürgermeister, die von der Leiterin Ländern nunmehr endlich in der Umsetzung. Viele Salzburger Bürgermeister, die sich der Stabsstelle EU-Bürgerservice des Lan- Negativ fällt hingegen die Beurteilung klar zu Europa bekennen, äußerten Beden- des, Gritlind Kettl, initiiert wurde. Abgeord- des jüngsten Vorschlags der Europäischen ken über den möglichen Verlust der Regio- nete zum Salzburger Landtag, angeführt von Kommission aus, der die Beschränkung oder nalität und über das vorherrschende Miß- der Zweiten Landtagspräsidentin Gudrun Untersagung gentechnisch veränderter Le- trauen ihrer Bevölkerung in Hinblick auf Mosler-Törnström und dem Vorsitzenden bens- und Futtermittel ermöglichen soll. Die- mangelnde Einflussmöglichkeiten bei den des Ausschusses für Europa, Integration und ser stößt in fast allen Mitgliedsstaaten auf von der Europäischen Kommission geführ- regionale Außenpolitik, Josef Schöchl, und breite Ablehnung – so auch in Österreich. ten TTIP-Verhandlungen. Salzburger Bürgermeister der Europa 2020- Bundesländer und Bundesrat sprechen von Übereinstimmung bei BürgermeisterInnen Steuerungsgruppe diskutierten dabei mit Scheinsubsidiarität und einer Aushebelung und Abgeordneten besteht im Erfordernis Vertreterinnen aus dem Gesundheitsministe- des Vorsorgeprinzips, für den Bund ist eine der Versachlichung der vorherrschenden Dis- rium über aktuelle EU-Themen betreffend entsprechende Warenkontrolle unmöglich. kussion, die sich in Österreich im Vergleich gentechnisch veränderte Organismen (GVO), Sehr emotional und kontroversiell gestal- zu den anderen Mitgliedsstaaten als überpro- das derzeit verhandelte Transatlantische Frei- tete sich die Diskussion in Zusammenhang portional emotional gestaltet. handelsabkommen (TTIP) und dessen Aus- mit TTIP. Gefahren des Investorenschutzes Das Freihandelsabkommen EU-USA wirkungen auf Lebensmittelsicherheit und wurden ebenso erörtert wie Chancen und bleibt in seiner Ausgestaltung noch offen Verbrauchergesundheit. Risiken, die das Abkommen, das derzeit in und wird in Österreich und Salzburg sicher- Abteilungsleiterin Brigitte Magistris so- der 10. Runde verhandelt wird, mit sich brin- lich weiter intensiv diskutiert werden. wie deren Stellvertreterin, Claudia Sedlmeier, gen kann. Einige Bedenken wie die Bedro- „Informationsrunden wie jene zwischen die für die gesamte EU-Koordination des Ge- hung der Überschwemmung des österreichi- Salzburger Bürgermeistern, Abgeordneten sundheitsministeriums zuständig und damit in schen Marktes mit „Chlorhuhn“ und Hor- zum Salzburger Landtag und Experten aus sämtliche Verhandlungen eingebunden sind, monfleisch aus den USA konnten entkräftet dem Gesundheitsministerium tragen jeden- informierten zu Beginn über die aktuelle Richt- werden, da dem die europäischen Regelun- falls zum besseren Verständnis der schwieri- linie der EU zur Möglichkeit für Mitgliedsstaa- gen entgegenstehen. gen und oft undurchsichtigen europäischen ten, den Anbau von GVO auf ihren Hoheits- Ein Grundproblem stellt das Auseinan- Rechtsmaterien bei“, meinte Europaaus- gebieten zu beschränken oder zu untersagen. derklaffen der unterschiedlichen Philosophien schußvorsitzender Josef Schöchl abschlies- Die Verankerung dieses Selbstbestimmungs- dar. Während die EU dem Vorsorgeprinzip – send. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 24 Österreich, Europa und die Welt Europas verlorene Generation oder Hoffnung für die Jugend?! Beim diesjährigen Europaforum der Europäisch Föderalistischen Bewegung und Jungen Europäischen Föderalisten vom 17. bis 19. Juli wurde über diese Fragestellung diskutiert und referiert. Foto: Manfred Hörzer, Feldbach Gruppennbild der vielen hochkarätigen ReferentInnen zum Thema »Europas verlorene Generation oder Hoffnung für die Jugend« auf Einladung der Europäischen Föderalisten im Europahaus Neumarkt in der Steiermark tudentInnen aus Kroatien, Ungarn, Ös- unter 25 Jahren innerhalb eines Zeitraums „Die heutigen Probleme in Europa sind Sterreich und der Ukraine hatten die Mög- von vier Monaten, nachdem sie arbeitslos weniger Probleme Europas als vielmehr lichkeit sich vom 17. – 19. Juli ausgiebig werden oder die Schule verlassen, eine Probleme der Nationalstaaten“, betonte auszutauschen und sich gemeinsam mit den hochwertige Arbeitsstelle oder Weiterbil- Franz Schausberger, ehemaliger Landeshaupt- brennenden Fragen Jugendarbeitslosigkeit, dungsmaßnahme angeboten wird. mann von Salzburg, der heute eine wichtige Digitalisierung, Euro und Ukraine-Krise zu Christian Operschall, in Österreich im Rolle im EU-Ausschuß der Regionen spielt. beschäftigen. Abgerundet wurde die Woche Sozialministerium für die Umsetzung der Wichtige Politikbereiche können heute nur durch Betriebsbesichtigungen und Ausflüge, Jugendgarantie zuständig, konnte von ersten auf europäischer Ebene gelöst werden. In unter anderem auf den Zirbitzkogel und auf erfolgreichen Projekten berichten. Er ver- einer globalisierten Welt müsse den Men- die Burg Hochosterwitz. wies auch auf eine lange Tradition der im schen aber auch Gelegenheit zu regionaler Über 100 TeilnehmerInnen aus ganz Verhältnis zu anderen Ländern erfolgreichen Verwurzelung geboten werden. Schausber- Europa trafen einander auf Einladung der Bekämpfung von Jugendarbeitslosigkeit in ger verwies auch auf die zunehmenden Mög- Europäischen Föderalisten im Europahaus Österreich. Diese Erfahrungen sind auch für lichkeiten grenzüberschreitender regionaler Neumarkt in der Steiermark. die europäische Ebene nützlich. Arbeitsplät- Zusammenarbeit. Die Krise in Europa betrifft junge Men- ze können allerdings nur in einem positiven Das in Österreich besonders heiß disku- schen ganz besonders. Die Jugendarbeits- wirtschaftlichen Umfeld angeboten werden. tierte Thema TTIP wurde von Barbara Tasch- losigkeit liegt in vielen Teilen Europas weit Die von EU-Kommissionspräsident Jean- Ronner und von Herwig Wutscher darge- über der allgemeinen Arbeitslosigkeit. „Euro- Claue Juncker präsentierte Investitionsinitia- stellt. Erreicht werden soll mit diesem Frei- pa ist gefordert, es darf nicht eine verlorene tive kann einen wichtigen Anstoß für die handelsabkommen zwischen der EU und den Generation heranwachsen“, appellierte Da- Schaffung von zusätzlichen Arbeitsplätzen USA eine Verbesserung des Marktzuganges vid Schrock, Bundesvorsitzender der Jungen bieten. Darauf verwies Mag. Franz Nausch- besonders für Klein- und Mittelbetriebe. Europäischen Föderalisten Deutschland, an nigg von der Österreichischen Nationalbank. Kritikpunkten sei inzwischen durch eine ver- die verantwortliche Politik. Die EU-Jugend- Er berichtete auch von weiteren Anstrengun- stärkte Transparenz Rechnung getragen wor- beschäftigungsinitiative setzt mit ihrer Ju- gen in Europa, durch eine expansive Geld- den, Verhandlungspositionen für Jedermann gendgarantie wichtige Impulse. Diese soll und Fiskalpolitik Wirtschaftswachstum zu abrufbar. Letztlich kann dieses Abkommen sicherstellen, daß allen jungen Menschen erreichen. nur bei Zustimmung durch das Europäische

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 25 Österreich, Europa und die Welt Foto: Manfred Hörzer, Feldbach Beim Anschneiden der Jubiläumstorte »60 Jahre EFB« (v.l.): BM a.D. Friedhelm Frischenschlager/Präsident der EFBÖ, Euro- pahaus-Chefin Christine Hofmeister, Tortenbäckerin Brigitte Petrejeova (Slowakei), Ehrenpräsident Max Wratschgo (Grün- dungsobmann der EFB), WKO-Präsident Christoph Leitl, Veronika Haring (Obfrau Kulturverein deutschsprachiger Frauen »Brücken« Marburg/Slowenien), Erwin J. Tigla (Vorsitzender Kultur- und Erwachsenenbildungsverein Deutsche Vortragsreihe im Banater Bergland/Reschitza) und Karl G. Doutlik (ehemaliger Leiter der Vertretung der EU-Kommission Österreich) Parlament und nationaler Parlamente in Kraft treten. Die zukünftige Rolle Großbritanniens in der EU wurde von Karim Mohamed von der Österreichischen Gesellschaft für Außenpo- litik untersucht. Er stellte dar, daß Groß- britannien seit seinem Beitritt zur EU immer wieder eine Sonderrolle eingenommen habe. Ob sich die Briten bei einem Referendum für oder gegen einen Verbleib in der EU ent- scheiden würden, werde sich erst nach einer intensiven Kampagne entscheiden. „Österreich 20 Jahre EU-Mitglied“ stand im Mittelpunkt einer Festveranstaltung im Schloßhof des Europahauses. Wirtschafts- kammerpräsident Christoph Leitl zog zu-

sammen mit Steiermarks Europalandesrat Foto: Manfred Hörzer, Feldbach Christian Buchmann eine positive Bilanz. Referent Karim Mohamen (Junior Fellows in der Österreichischen Gesellschaft für Im Rahmen dieser Festveranstaltung Außenpolitik und die Vereinten Nationen, ÖGAVN, l.) und Moderator Michael Pfeifer wurden LH a.D. Franz Schausberger, Bgm. (Präsident der ÖGAVN und Kooperationspartner beim Europa-Forum Neumarkt) a.D. Franz Dobusch und Monika Bauern- Stiftung ist es, die ehrenamtlichen Leistun- zentrum für den europäischen Föderalismus berger mit dem Orden „Merite Europeen“ gen von Personen bzw. das über das normale eingenommen. Tagesseminare und Vortrags- ausgezeichnet. Manfred Harant erhielt die Maß hinausgehende Engagement von Orga- abende zu aktuellen und empfindlichen The- Goldene Ehrennadel der Europäischen Fö- nisationen für besondere Beiträge zur För- men prägen das Jahresprogramm. deralistischen Bewegung. derung des europäischen Gedankens und für Die internationalen Jugendtreffen, Semi- Die Fondation du Mérite Européen wurde außergewöhnliches europäisches Engage- nare und das Europa-Forum tragen dazu bei, im Jahr 1970 in Luxemburg gegründet. Die ments hervorzuheben. das Europabewußtsein in allen Kreisen der Stiftung ist eine in Luxemburg ansässige ge- Bevölkerung zu vertiefen. meinnützige Organisation, deren Ehrenpräsi- Das Europahaus Neumarkt Das Europahaus Neumarkt gehört zu dent (Président d’Honneur) der jeweils Das Karl Brunner Europahaus Neumarkt Pfingsten schon traditionsgemäß den Min- amtierende Premierminister des Großher- in Steiermark wurde nach seiner Adaptie- derheitenseminaren, bei denen stets das ver- zogtums Luxemburg ist. rung durch die Europäische Föderalistische bindende Element von Volksgruppen in den Der Präsident des Verwaltungsrates ist Bewegung am 7. Juli 1957 eröffnet und ist Mittelpunkt gestellt wird. Die Bekämpfung Jacques Santer, vormaliger Ministerpräsident damit das erste in seiner Art in Österreich. Es von Rassismus und die Behandlung von des Großherzogtums, ehemaliger Präsident wurde nach seinem Gründer Karl Brunner Minderheiten stellen einen Prüfstein für die der Europäischen Kommission und Staats- Europahaus benannt. Es war seiner Zeit im- europäische Gesinnung dar.  minister (Ministre d’État). Die Aufgabe der mer voraus und hat die Rolle als Bildungs- http://efb-steiermark.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 26 Österreich, Europa und die Welt Innsbrucks Partnerschaft zu New Orleans Nick Müller Fellowship, Ausstellung in der Galerie im Andechshof – Offizieller Empfang im Hotel Europa – New Orleans Jazz-Festival Foto: IKM / Lercher Empfang im Hotel Europa (v.l.): Dir. Fritz Kraft (Tourismusverband ), Ass.-Prof. Wolfgang Meixner (Vizerektor Uni Innsbruck), Landesrat Univ. Prof. Bernhard Tilg, Prof. Günter Bischof (Director of Center Austria, The University of New Or- leans), Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer, Gorden H. »Nick« Mueller (u.a. Founder of the UNO-Innsbruck International Summer School), Beth Mueller, Karl Gostner (Obmann des Tourismusverbandes Innsbruck), Ass.-Prof.in Christina Antenhofer (UNO UIBK Friendship Treaty Coordinator), Peter Fos (President, The University of New Orleans), Irene Ziegler (Program Director, UNO-Innsbruck International Summer School) und Landtagspräsident Herwig van Staa eit 20 Jahren besteht die Städtepartner- Die Vielzahl an Aktivitäten in diesem Zu- rufen und wird zu gleichen Teilen finanziert. Sschaft zwischen der Tiroler Landes- sammenhang sowie regelmäßige Freund- Ziel des Stipendiums ist es, Innsbrucker hauptstadt und der amerikanischen Jazz- schaftsbesuche sprechen eine deutliche bzw. Tiroler StudentInnen Forschungspro- hochburg. Die Partnerschaft wurde offiziell Sprache“, betont Innsbrucks Bürgermeiste- jekte an der Universität New Orleans zu am 14. Juli 1995 geschlossen, die Zusam- rin Christine Oppitz-Plörer und hebt damit ermöglichen. Seit 1976 findet jedes Jahr die menarbeit reicht aber – vor allem in bezug die enge Verbindung der Stadt am Inn und International Summer School in Innsbruck auf die Verbindung mit der UNO Innsbruck jener am Mississippi hervor. statt, an der bisher über 8000 StudentInnen International Summers School – bis in die aus den USA teilnahmen. Prof. Mueller, der 1970er-Jahre zurück. Die Flutkatastrophe Nick-Müller-Stipendium Begründer des Austauschprojektes, verlegte nach dem Hurrikan Katrina 2005 brachte New Heuer wurde das mit 10.000 Euro dotier- damals die sechswöchige Summer School Orleans und Innsbruck noch näher zusam- te Nick-Mueller-Stipendium, über dessen der University of New Orleans von Mün- men. Schon seit Jahren sind das „New Or- Vergabe Land Tirol, Stadt Innsbruck und chen nach Innsbruck. leans Jazz Festival“ in Innsbruck und eine Universität Innsbruck gemeinsam entschei- alljährliche Ausstellung von KünstlerInnen den, am 28. Juni an Hester Alexandra Mar- Informationsaustausch aus New Orleans in der Andechsgalerie fixe greiter vergeben. und voneinander lernen Bestandteile der Partnerschaft zwischen den Das Nick-Mueller-Stipendium wurde Am 29. Juni fand ein informelles Treffen beiden Städten. 2003 in Anerkennung der Verdienste von zwischen Mark Romig, dem, Präsidenten der „Die Städtepartnerschaft zwischen Inns- Prof. Gordon „Nick“ Mueller von der Stadt New Orleans Tourism Marketing Corpora- bruck und New Orleans ist fest verankert. Innsbruck und dem Land Tirol ins Leben ge- tion, und Bürgermeisterin Christine Oppitz-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 27 Österreich, Europa und die Welt Foto: UNO Summer School v.l.: Landesrat Univ. Prof. Bernhard Tilg, Gemeinderätin Uschi Schwarzl, Mark Romig (President and CEO, New Orleans Tourism Marketing Corporation), H.E. Alexa Wesner (Ambassador of the United States of America to Austria), Gorden H. »Nick« Mueller (u.a.Founder of the UNO-Innsbruck International Summer School), Peter Jorgensen (Assistant Academic Director, UNO-Innsbruck International Summer School), Carl Malmgren (Academic Director, UNO-Innsbruck International Summer School 2015), Univ.Prof. Tilmann Märk (Rektor der Universität Innsbruck), Peter Fos (President, The University of New Orleans) und Alea M. Cot (Assistant Vice President for International Education, The University of New Orleans) Plörer statt. Romig vertrat den Bürgermei- Im Jahr 2000 startete das Austauschpro- schaft wurde diese erneuert und bisher haben ster von New Orleans, Mitch Landrieu, an- gramm zwischen der städtischen Andechs- bereits 45 KünstlerInnen am Programm teil- läßlich der Veranstaltungen mit New Orleans- galerie/Innsbruck und der St. Claude Gal- genommen. Bezug in Innsbruck. Während seines Aufent- lery/New Orleans. Die KünstlerInnen haben haltes in der Tiroler Landeshauptstadt mach- seither die Möglichkeit, die jeweils andere Offizieller Empfang im Hotel Europa te er sich ein genaues Bild von der Stadt in- Stadt und deren künstlerisches Umfeld bes- Als ein weiterer Höhepunkt fand das offi- mitten der Alpen. Vor allem die Innsbrucker ser kennenzulernen und gemeinsam in einen zielle „Get together“ am 30. Juni im Hotel Architektur und das gut ausgebaute öffentli- Dialog zu treten. Nach zehn Jahren Partner- Europa statt. Insgesamt 106 TeilnehmerIn- che Verkehrsnetz beeindruckten den Vertre- ter der Stadt New Orleans.

KünstlerInnen aus New Orleans in der Andechsgalerie Ebenfalls am 29. Juni fand die Eröffnung der Ausstellung „HOLD STILL“ von Vanes- sa Centeno und Brad Stire der städtischen Galerie im Andechshof statt. Die beiden KünstlerInnen sind AbsolventInnen des „Ma- ster of Fine Arts Program“ der University of New Orleans. Vanessa Centeno, ursprüng- lich aus San Antonio/Texas, kam 2011 als Studentin des MFA Programmes nach New Orleans. Sie erlangte 2005 den „Bachelor of Fine Arts“ am San Francisco Art Institute. Brad Stire kam 2012 von Baton Rouge/ Louisiana, wo er 2010 seinen „Bachelor of Fine Arts“ an der Louisiana State University erhielt, nach New Orleans. Beide arbeiten

mit Skulpturen, Video und Fotografie. Die Foto: IKM / Lercher Ausstellung animiert dazu, einen Moment Gertraud Griessner (Koordinatorin an der Universität New Orleans), Amtsleiterin inne zu halten und die Veränderungen der Maria-Luise Mayr (Kulturamt), Irene Ziegler (Program Director, UNO-Innsbruck International Summer School), Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer und Alea Vergangenheit und das Potential der Zukunft M. Cot (Assistant Vice President for International Education, The University of New wahrzunehmen. Orleans) (v.l.) trafen einander zu einem Arbeitsgespräch im städtischen Rathaus.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 28 Österreich, Europa und die Welt

nen, darunter Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer, Landesrat Univ. Prof. Bern- hard Tilg, die Botschafterin der USA in Ös- terreich, Alex Wesner, sowie VertreterInnen der UNO-Summer School und der Univer- sität Innsbruck waren auswesend. Darüber hinaus gaben sich viele FreundInnen und Un- terstützerInnen der Partnerschaft zwischen Innsbruck und New Orleans die Ehre.

New Orleans Jazzfestival swingte am Inn Augenfälligstes und vergnüglichstes Zei- chen dieser Städtepartnerschaft ist das jähr- lich stattfindende New Orleans Jazzfestival, das das Sommerfeeling der Metropole im Mississippi-Delta nach Innsbruck bringt. Einige Tage lang trifft man sich auf dem Innsbrucker Marktplatz sowie auf anderen Plätzen und in verschiedenen Locations der

Innenstadt, um in die Musikwelt der süd- Foto: Innsbruck Tourismus / Christof Lackner lichen USA einzutauchen. Bei ausgelassenen Das New Orleans Jazzfestival bringt Jahr für Jahr das Sommerfeeling der Metro- Live-Konzerten mit Stars der New-Orleans- pole im Mississippi-Delta in die Alpenmetropole Innsbruck. Szene lauscht man dem heutigen Klang der beschwingte Musiker zu Hause sind, lädt solche Auftritte manchmal zu regelrechten Stadt, der auf New-Orleans-Jazz, Rhythm & Festivalleiter Markus Linder auch Bands aus Jam-Sessions entwickeln, in denen sich die Blues und Zydeco gründet, und fühlt sich an Tirol zum New Orleans Jazzfestival ein, das geladenen Bands fröhlich durchmischen, berühmte Musiker wie Louis Armstrong, heuer von 16. bis 19. Juli Tausende Jazz-Fans freut das Publikum umso mehr - und kann Sydney Bechet, Fats Domino oder Mahalia begeisterte. Linder selbst trägt als kundig- dem Fortdauern einer harmonischen Städte- Jackson erinnert. launiger Moderator und mit viel Elan und partnerschaft nur zuträglich sein.  Weil aber nicht nur an den Ufern des Spielfreude als musikalischer Partner am http://www.innsbruck.at Mississippi, sondern auch an denen des Inns Keyboard zum Festivalerfolg bei. Daß sich http://www.neworleansfestival.at Foto: Innsbruck Tourismus / Christof Lackner Bei ausgelassenen Live-Konzerten mit Stars der New-Orleans-Szene lauscht man dem heutigen Klang der Stadt, der auf New-Orleans-Jazz, Rhythm & Blues und Zydeco gründet. Das Publikum ist begeistert…

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 29 Österreich, Europa und die Welt Gipfeltreffen der Teilchenphysik Neue Entdeckungen am CERN und die Suche nach unbekannten Teilchen beschäftigten die Forscher auf einer der bedeutendsten Teilchenphysik- Konferenzen der Welt in Wien. Foto: Gertrud Konrad Die Teilchenphysik-Konferenz der European Physical Society ist eine der größten der Welt und fand erstmals in Wien statt

on 22. bis 29. Juli stand Wien im Zei- ten haben wir schon weit mehr Daten gesam- in denen 2012 der Nachweis des Higgs-Bo- Vchen von Pentaquarks, Neutrinos, Higgs- melt als im Jahr 2010, in dem der LHC sei- sons gelang. Auch das Stefan-Meyer-Institut Boson & Co. Mehr als 700 internationale nen Betrieb erstmals bei hohen Energien auf- für subatomare Physik der ÖAW, das PhysikerInnen diskutierten bei einer der welt- genommen hat. Wir spüren gerade einen fan- Atominstitut der TU Wien, das Institut für weit bedeutendsten Teilchenphysik-Konfe- tastischen Pioniergeist bei den Physikern, Theoretische Physik der Universität Wien renzen die neuesten Ergebnisse ihres For- die derzeit völlig neuartige Daten bei bisher sowie fünf weitere österreichische For- schungsbereichs. Im Zentrum der Konfe- unerforschten Energien auswerten“, sagte schungseinrichtungen arbeiten auf dem Ge- renz, die von der European Physical Society, Heuer vor Vertretern der internationalen Pres- biet der experimentellen und theoretischen dem Institut für Hochenergiephysik bzw. dem se. Kern- und Teilchenphysik. Stefan-Meyer-Institut der Österreichischen „Die Technologieentwicklungen für die Akademie der Wissenschaften (ÖAW), der Österreichs Forschung leistet wesent- Experimente am CERN werden an verschie- Technischen Universität (TU) Wien und der liche Beiträge in der Teilchenphysik denen Instituten weltweit vorangetrieben. Universität Wien veranstaltet wurde, standen Österreich ist bereits seit 1959 Teil der Eu- Auch kleinere Länder wie Österreich sind die mit Spannung erwarteten Resultate der ropäischen Organisation für Kernforschung federführend beteiligt. Beispielsweise hat kürzlich wieder angelaufenen Experimente (CERN) und österreichische Forschungsein- das Institut für Hochenergiephysik der ÖAW am Large Hadron Collider (LHC) des CERN. richtungen leisten seit vielen Jahren wichtige in den vergangenen Jahren eine international Bei einer Pressekonferenz am 27. Juli konn- Beiträge in der Kern- und Teilchenphysik. anerkannte Rolle bei der Entwicklung und te CERN-Generaldirektor Rolf Heuer bereits Ein Schwerpunkt der österreichischen Betei- dem Bau von Spurdetektoren eingenommen“, Neuigkeiten zu den erst vor wenigen Tagen ligung am CERN ist die Mitarbeit bei inter- sagte Jochen Schieck, Direktor des Instituts entdeckten Pentaquarks präsentieren. Ins- nationalen Großexperimenten. So ist das In- für Hochenergiephysik der ÖAW auf der gesamt fällt die Zwischenbilanz über die neu stitut für Hochenergiephysik der ÖAW Grün- Pressekonferenz. Spurdetektoren sind wich- gestarteten Versuchsreihen am CERN über- dungsmitglied des CMS-Experiments am tige Instrumente für die Arbeit am CERN. aus positiv aus: „Mit den LHC-Experimen- CERN, einem der beiden großen Detektoren, Sie haben die Aufgabe Signale aufzuzeich-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 30 Österreich, Europa und die Welt

nen, die die Teilchen hinterlassen. Damit kön- nen Flugbahnen und Ursprungsorte von Teilchen präzise vermessen werden. Von der Grundlagenforschung, die an österreichischen Forschungseinrichtungen und am CERN betrieben wird, hat nicht nur die Wissenschaft etwas. Die österreichische Wirtschaft profitiert vom Know-how der neu entwickelten Technologien und von finan- ziellen Rückflüssen an österreichische Un- ternehmen. Die österreichischen Kern- und Teilchenphysik-Institute bieten zudem ein exzellentes Ausbildungsprogramm für Stu- dierende und DoktorandIinnen. Nachwuchs- wissenschaftlerInnen sind von Beginn an in internationale Forschungsprojekte invol- viert.

Die neuesten Erkenntnisse vom LHC Ein Höhepunkt der Pressekonferenz war Foto: Genf © CERN CMS Detektor am CERN in Genf das Update des CERN zum neugestarteten LHC. Der schnellste und stärkste Teilchenbe- Elektronenvolt möglich. Übersetzt entspricht Selbst die Daten aus der ersten Betriebs- schleuniger der Welt, auch als „Weltmaschi- diese Energie dem Milliardenfachen der phase des LHC sind noch voller Überra- ne“ bekannt, läuft seit seinem Neustart mit Temperatur im Inneren der Sonne. Der Vor- schungen, wie sich erst kürzlich wieder zeig- fast dem Doppelten der bisherigen Kolli- teil dieser hohen Energien: Je heftiger die te. Lange, nämlich bereits seit den 1960er- sionsenergie. Waren es vor der Wartungs- Zusammenstöße der Protonen sind, desto Jahren, hatte man darüber spekuliert, jetzt pause Energien von rund acht Tera-Elektro- exotischere, bislang unbekannte Partikel wurde es erstmals sichtbar: das „Penta- nenvolt, so sind jetzt bereits bis zu 13 Tera- könnten auftauchen. quark“, ein Konglomerat aus fünf Quarks Foto: Genf © CERN Der schnellste und stärkste Teilchenbeschleuniger der Welt, auch als »Weltmaschine« bekannt, läuft seit seinem Neustart mit fast dem Doppelten der bisherigen Kollisionsenergie.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 31 Österreich, Europa und die Welt und ein weiterer Meilenstein in der Teilchen- physik. „Mit den hohen Energien, die seit 2015 am LHC möglich sind, betreten wir physika- lisches Neuland“, betonte Rolf Heuer bei der Pressekonferenz, „denn diese Energien sind nie zuvor erreicht worden“, so der General- direktor des CERN weiter. 27 Kilometer ist der unterirdische Ring- tunnel des LHC im CERN bei Genf lang. In ihm werden zwei Strahlen, bestehend aus Paketen von jeweils 100 Milliarden Proto- nen, in gegenläufiger Richtung fast auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigt und im Zentrum der Detektoren alle 50 Nanose- kunden frontal zur Kollision gebracht. Die Zahl der Pakete wird derzeit schrittweise erhöht und in den nächsten Tagen soll die Zeit zwischen den Kollisionen sogar halbiert werden. Das ambitionierte Ziel ist, bis Ende des Jahres die Anzahl der Pakete im Be- schleuniger auf 2000 pro Strahl zu steigern. Die Aussichten damit neue, bisher völlig unbekannte Teilchen zu finden, werden da- mit noch größer.

Wichtigster Preis der Teilchenphysik verliehen Bei Teilchenphysik-Konferenz wurde erst- mals in Wien auch einer der prestigeträchtig- Foto: Gertrud Konrad sten Preise der gegenwärtigen Physik verge- Blick in ein Panel während der Konferenz ben: Der „High Energy and Particle Phy- sics“-Preis der European Physical Society. versum erreichen. Es scheint, daß die Quel- fand. So hält die Frage, ob es eine Verbin- Dessen Bedeutung unterstreicht auch die Tat- len der Neutrinos mit den bereits bekannten dung zwischen der Physik des Allerkleinsten sache, daß viele seiner bisherigen TrägerInnen Quellen hochenergetischer Lichtquanten und des Allergrößten gibt, gleichermaßen später mit dem Nobelpreis für Physik ausge- zusammenhängen.“ Halzens Forschungser- Teilchenphysik wie Kosmologie – der Wis- zeichnet wurden. Die PreisträgerInnen des gebnisse eröffnen der Astroteilchenphysik da- senschaft vom Ursprung, der Entwicklung EPS-Preises 2015 sind die theoretischen Phy- mit ein neues Fenster für das Verständnis und der grundlegenden Struktur des Uni- siker James D. Bjorken (Stanford), Guido unseres Universums. versums – in Atem. Zu erwarten ist, daß Altarelli (Rom), Yuri L. Dokshitzer (Paris zukünftig die Teilchenphysik und die Kos- und St. Petersburg), Lev Lipatov (St. Pe- Die Teilchenphysik der Zukunft mologie noch enger verknüpft werden kön- tersburg) und Giorgio Parisi (Rom). Das Universum stand im Zentrum des nen – und damit Ergebnisse für zahlreiche Einer der EPS-Preise, der „Giuseppe und Interesses der ForscherInnen, die sich mit weitere Gipfeltreffen der Physik liefern. Vanna Cocconi-Preis“ für herausragende zahlreichen weiteren Themen der aktuellen Den Abschluß einer der weltweit größten Leistungen im Bereich der Astrophysik, Physik beschäftigen. Neben der Suche nach Konferenzen der Teilchenphysik bildete am wurde in diesem Jahr an Francis Halzen ver- dunkler Materie und der Entstehung des Uni- 29. Juli der Vortrag der designierten CERN- liehen. Halzen leitet eines der derzeit meist- versums durch den Urknall versprechen auch Generaldirektorin Fabiola Gianotti. Sie gab beachteten Experimente der Astrophysik, das die am LHC erreichten höheren Kollisions- einen Ausblick auf die Zukunft der Teilchen- sich mit der Erforschung einer ganz beson- energien sowie die inzwischen atemberau- physik und die nächste Generation von Be- deren Art von Teilchen befaßt: das IceCube- bende Präzision der Ergebnisse aus der kos- schleunigern.  Projekt sucht mit einem gigantischen Tele- mologischen Forschung immer genauere In- Österreichische Akademie skop in der Antarktis nach Neutrinos im Welt- formationen über die Zusammensetzung und der Wissenschaften all. Die Verleihung des „Giuseppe und Vanna den Aufbau des Universums. http://www.oeaw.ac.at Cocconi-Preises“ würdigt Halzens visionäre Die faszinierenden Rätsel an der Wurzel Technische Universität Wien und führende Rolle bei der Entdeckung von unserer Existenz waren darüber hinaus auch http://www.tuwien.ac.at hochenergetischen extraterrestrischen Neu- Thema bei der gemeinsamen Strategiesitzung Universität Wien trinos. Auf der Pressekonferenz erläuterte er: der European Physical Society und dem euro- http://www.univie.ac.at „Neueste Erkenntnisse zeigen, daß Neutri- päischen Komitee für zukünftige Beschleu- European Physical Society nos uns von Quellen aus dem gesamten Uni- niger, die im Rahmen der Konferenz statt- http://www.eps.org

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 32 Österreich, Europa und die Welt Erfolgsmodell Club International Grazer Servicestelle für internationale Schlüsselarbeitskräfte wird immer wichtiger – CINT feiert dreijähriges Bestehen

er Fachkräftemangel am heimischen DMarkt führt dazu, daß immer mehr stei- rische Unternehmen im Ausland nach Mitar- beiterInnen suchen. Um diese Menschen kümmert sich seit 2011 der Club Internatio- nal – kurz CINT –, der auf Initiative der Wirt- schaftsabteilung der Stadt Graz gemeinsam mit der WKO Steiermark, der Industriel- lenvereinigung Steiermark und der Steiri- schen Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH ins Leben gerufen wurde.

Immer mehr Fachkräfte aus dem Ausland Hier wird keineswegs eine kleine Ziel- gruppe angesprochen: Laut internen Erhe- bungen stammen nämlich bereits über 15 Pro- zent der MitarbeiterInnen der CINT-Mit- gliedsunternehmen aus dem Ausland. Die v.l.: Stadtrat Gerhard Rüsch, WKO-Vizepräsident Jürgen Roth, CINT-Vorsitzende Tendenz ist weiter steigend. Kathryn List und IV-Vizepräsident Stefan Stolizka vor dem Grazer Rathaus CINT hilft dabei, den Einstieg ins Leben in der Steiermark bestmöglich zu meistern und den Fachkräften aus dem Ausland mög- lichst schnell ein Zuhause zu bieten, in dem sie sich wohlfühlen und möglichst lange bleiben wollen. Für die Geschäftsführerin der CINT, Nicole Niederl, wird mit dem Club ein wichtiges Zeichen gesetzt: „Ein Wirtschaftsstandort, der auf Internationali- sierung setzt, braucht auch eine entsprechen- de Willkommenskultur. Wir freuen uns über mittlerweile 30 Mitgliedsunternehmen und darüber, daß wir bereits über 250 ‚Internatio- nals‘ aus 35 Nationen erfolgreich betreuen durften“, so Niederl. Die Rahmenbedingungen, um den Wirt- schaftsstandort Steiermark bestmöglich am internationalen Markt zu positionieren, sind also gegeben – auch dank der Mithilfe vom Fotos: Graz / Fischer Das Team der Grazer Servicestelle für internationale Schlüsselarbeitskräfte CINT. Im Rahmen einer Pressekonferenz prä- Fachkräften unserer Unternehmen ihren die Knapp AG sowie die fünf steirischen sentierten Wirtschaftsstadtrat Gerhard Rüsch, Aufenthalt in der Steiermark erleichtert und Universitäten an. CINT-Geschäftsführerin Nicole Niederl und sie in vielen Bereichen unterstützt. Doch der Vorstand des Vereins die Erfolgsge- nicht nur im zwischenmenschlichen Bereich Work & Live in Styria schichte des Club International. Dazu Wirt- ist der CINT ein wahres Erfolgsmodell, bietet für hoch qualifizierte Fachkräfte eine schaftsstadtrat Gerhard Rüsch: „Als wichti- durch das große Mitgliedsnetzwerk ist es uns aktuelle Jobdatenbank mit attraktiven offe- ger Wirtschaftsstandort beheimatet Graz möglich, die Subventionen um 30 Prozent zu nen Stellenangeboten in steirischen Betrieben, eine Vielzahl international erfolgreicher Un- reduzieren ohne die Leistungen und Ange- aber auch vom CINT zur Verfügung gestelle ternehmen, die qualifizierte Mitarbeiter und bote zu schmälern.“ Informationen rund um das Leben und Ar- Partner aus aller Welt zu uns nach Graz brin- Dem Netzwerk gehören u.a. Unterneh- beiten in der Steiermark.  gen. Mit dem CINT haben wir ein wichtiges men wie die AVL List GmbH, Magna Steyr, http://www.cint.at Projekt initiiert, das den internationalen SSI Schäfer PEEM, die AMS AG, NXP oder http://www.workandliveinstyria.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 33 Österreich, Europa und die Welt Auslandsjahr, das die eigene Weltsicht verändert Vier junge Wiener feierten am 4. Juli im Wiener Salesianum ihre baldige Entsendung in ein Don Bosco Hilfsprojekt: Sie werden ein Jahr lang benachteiligten Kindern in Indien, Kolumbien und Mexiko zur Seite stehen. cuador, Ghana, Indien, Malawi, Mexiko, EKolumbien und die Republik Kongo sind die Einsatzländer, in denen 19 junge ÖsterreicherInnen, darunter vier Wiener, in Kürze ihr einjähriges Volontariat bzw. ihren Zivilersatzdienst antreten werden. Am 4. Juli feierten sie im Wiener Salesianum mit Fami- lien und FreundInnen ihre baldige Entsen- dung in ein Don Bosco Hilfsprojekt für be- nachteiligte Kinder. Mehr als 100 Menschen nahmen an der von den VolontärInnen selbst gestalteten Heiligen Messe mit Überrei- chung des Sendungskreuzes teil und nutzten beim anschließenden Fest die Gelegenheit zum gegenseitigen Kennenlernen. „Wir sind hier Europa mit unglaublichem Reichtum gesegnet – ich will denen etwas zurückgeben, welche nicht das Glück hatten, in einem so behüteten Umfeld aufzuwach- sen“, beschreibt der 19jährige Floridsdorfer David Aichner seine Motivation dafür, den Zivilersatzdienst in einem Sozialprojekt in Foto: VOLONTARIAT bewegt / Sandra Kemptner Mexiko zu leisten. Sein Freund Jakob Bald geht’s hinaus in die weite Welt: Die jungen Volontärinnen und Volontäre, Schreibmaier (18), ebenfalls aus Floridsdorf, Johannes Ruppacher (hintere Reihe links) und das Team von »VOLONTARIAT be- wird in Indien Straßenkindern zur Seite ste- wegt« sowie Reinhard Heiserer von »Jugend Eine Welt« (vorne links) und hen. Er möchte konkrete Hilfe leisten und P. Petrus Obermüller, SDB/Salesianer Don Boscos (vorne rechts) erhofft sich „interkulturellen Austausch und wertvoll sein können. Dabei sind weniger satzes auseinander und wissen, worauf sie einen persönlichen Reifungsprozeß“. Micha- die Verbesserung von Sprachkenntnissen sich einlassen. Selbstverständlich lassen wir el Stich (22) kommt aus Wien Donaustadt. oder das Zurechtkommen mit einer neuen sie auch während ihres Einsatzes und danach Auch er bricht nach Indien auf und ist über- Kultur entscheidend, sondern Begegnungen nicht allein.“ zeugt, daß ihn dort „viel Spaß und viele und Erfahrungen auf mitmenschlicher Ebe- Sorgen macht sich das Team von „VO- neue, interessante, spannende Erfahrungen“ ne. Wer ein Jahr lang für benachteiligte Kin- LONTARIAT bewegt“ angesichts der massi- erwarten. „Das Volontariat ist für mich die der und Jugendliche da war und sie durch ven finanziellen Kürzungen, von denen Pro- Gelegenheit, eine ganz neue Kultur kennen- den Alltag begleitet hat, sieht die Welt jekte der Entwicklungszusammenarbeit lei- zulernen und so mein Verständnis von glo- anders als zuvor und trägt diese Weltsicht der im „Europäischen Jahr für Entwicklung balen Zusammenhängen und ganz allgemein auch in die eigene Gesellschaft zurück.“ 2015“ ebenso bedroht sind wie in den ver- von der Welt, in der wir leben, voranzutrei- gangenen Jahren. Und auch, daß Jugendliche ben“, sagt der 18jährige Martin Baumgartner Nein zu »Volontourismus« auf Auslandseinsatz nach wie vor keine Fa- aus Hietzing, der ein Jahr lang in einem Don Ohne professionelle Vorbereitung geht es milienbeihilfe erhalten – im Gegensatz zu Bosco Projekt in Kolumbien mitarbeiten allerdings nicht – ein Volontariat ist keine solchen, die sich für ein Freiwilliges Sozia- wird. Ferienreise. „VOLONTARIAT bewegt“ warnt les Jahr im Inland entscheiden, wird kritisch deshalb vor spontanen „Weltrettungs-Aktio- gesehen. „Es gibt Signale seitens der Politik, Auslandseinsätze stark im Trend nen“ und rät, rein wirtschaftlich orientierte daß diese Ungleichbehandlung bald abge- „Auslandseinsätze sind gefragt wie nie „Volontourismus“-Angebote sorgfältig zu stellt werden soll“, freut sich Ruppacher. Ob zuvor“, so Johannes Ruppacher, Geschäfts- prüfen. Johannes Ruppacher: „VolontärInnen, die jetzt im Sommer 2015 ausreisenden jun- führer von „VOLONTARIAT bewegt“. „Sie die mit uns ausreisen, haben an drei Semi- gen ÖsterreicherInnen noch eine Chance auf ermöglichen Jugendlichen wichtige Lern- narwochenenden und einer Seminarwoche Familienbeihilfe haben werden, bleibt span- erfahrungen in einem internationalen Kon- teilgenommen. Sie setzen sich schon im Vor- nend.  text, die für ihren späteren Lebensweg sehr hinein mit zahlreichen Aspekten ihres Ein- http://www.volontariat.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 34 Österreich, Europa und die Welt Eduard-Ploier-Preis 2015 Land Oberösterreich und Diözese Linz würdigen Projekte der Entwicklungszusammenarbeit Foto: Land OÖ / Kauder 1. Reihe (v.l.): Elisabeth Maria Ploier, Dechant KonsR Johann Gmeiner, Sr. Maria Andrea Weißbacher, Sarah Kotopulos und Julia Obereder (BRAVEAURORA); 2. Reihe (v.l.): LH Josef Pühringer, Johann Außerhuber (Initiative Eine Welt Braunau), Gerald Winterleitner (»OÖ. Nachrichten) Josef Linsmaier (Verein zur Unterstützung der Kleinbauern und Landlosen in der Diözese Rui Barbosa in Brasilien), Johann Winkler (Nepalhilfe Aruntal), HR Hubert Huber (Abteilung Land- und Forstwirt- schaft beim Amt der Oberösterreichische Landesregierung) und der Diözesanbischof Ludwig Schwarz SDB

echs PreisträgerInnen des Eduard-Ploier- wicklungshilfe des Stiftes Kremsmünster Entwicklung und Trinkwasser Chepuwa SPreises für Entwicklungszusammenarbeit in Brasilien, Unterstützung und Finanzie- Nepal“, sowie die Preisträgerin des Eduard-Ploier- rung von zahlreichen MIVA-Fahrzeugen  Bruno Plunger von der Initiative Eine Journalistenpreises wurden am 29. Juni 2015 in Afrika seit 1986 sowie Initiierung zahl- Welt Braunau für sein Lebenswerk. Den im Rahmen eines Festaktes im Bildungshaus reicher Entwicklungshilfeprojekte in Preis hat Johann Außerhuber von der Ini- Sankt Magdalena in Linz von Landeshaupt- Tansania und Nigeria“, tiative Eine Welt Braunau entgegen ge- mann Josef Pühringer und Diözesanbischof  Ehrwürdige Schwester Bertholde Polter- nommen, und Ludwig Schwarz geehrt. auer aus Schlierbach, in Harare, Simbab-  Josef Linsmaier – Obmann des Vereins we, von den Missionsschwestern vom zur Unterstützung der Kleinbauern und Der Eduard-Ploier-Preis ging an: Kostbaren Blut für ihr Lebenswerk. Der Landlosen in der Diözese Rui Barbosa in  BRAVEAURORA – Verein zur Unter- Preis wurde von Schwester Maria Andrea Brasilien, Wels, für das Projekt „Wasser stützung von gefährdeten Kindern und zur Weißbacher von den Missionsschwestern für Rui Barbosa mit dem derzeitigen Dorfentwicklung in Afrika, Linz, für das vom Kostbaren Blut vom Kloster Wern- Schwerpunkt in Aus- und Weiterbildung Projekt „Young Ambassadors Program in berg entgegen genommen, Jugendlicher in der Diözese Rui Barbosa, Guabuliga, Ghana“,  Nepalhilfe Aruntal – Verein zur Förde- Brasilien“.  Dechant KonsR Johann Gmeiner, Pfarre rung der Region Oberes Aruntal in Ost- Grieskirchen, für die Projekte „Unterstüt- nepal, Obmann Johann Winkler aus Bad Mit dem Eduard-Ploier-Journalistenpreis zung des Missionseinsatzes und der Ent- Leonfelden, für das Projekt „Ländliche 2015 wurde Renate Stockinger aus Aigen-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 35 Österreich, Europa und die Welt Schlägl ausgezeichnet. Sie ist stellvertreten- Chinesische Lehrerinnen zu Gast in Eisenstadt de Ressortleiterin Land & Leute bei den „OÖ. Nachrichten“. Den Preis hat Ressort- leiter Gerald Winterleitner für sie entgegen- genommen. „In einer komplexeren Welt ist es wichti- ger denn je, über den regionalen Tellerrand zu blicken. Entwicklungspolitik gehört da- her in die Mitte der Gesellschaft. Wir müs- sen im öffentlichen Bewusstsein verankern, daß die Lebensbedingungen und Perspek- tiven in anderen Teilen der Welt mit unserem Lebensstil zu tun haben und Entwicklungs- politik eine wichtige Zukunftsaufgabe ist. Denn Friede, Freiheit und Wohlstand sowie eine intakte Umwelt können wir nur garan- tieren, wenn die Chancengerechtigkeit welt- weit zunimmt und wir uns unserer sozialen und ökologischen Verantwortung stellen“, Foto: WIFI Burgenland betonte Landeshauptmann Josef Pühringer. Die chinesischen Lehrerinnen schnuppern in die Ausbildung zum Barkeeper hinein. Oberösterreich bekennt sich seit dem Jahr hengdu ist die Hauptstadt der chinesi- Mit diesem Projekt im WIFI in Eisenstadt 1965 zur Entwicklungszusammenarbeit. Cschen Provinz Sichuan. Am dortigen wurden erstmals auch Kontakte nach China Durch die Unterstützung von nachhaltigen Technician College werden 13.000 Studen- geknüpft. „Der internationale Austausch Projekten mit Oberösterreichbezug sollen die tenInnen von mehr als 700 LehrerInnen eröffnet uns neue Perspektiven und Kontakte Lebensverhältnisse in ausgewählten Regio- unterrichtet. Schwerpunkte der Ausbildung ins Ausland“, erklärt WIFI Burgenland- nen spürbar verbessert und ein verstärktes sind unter anderem Maschinenbau, Logistik, Institutsleiter Jochen Bognar. Bewußtsein der Landesbürgerinnen und Kfz-Technik und Tourismus. Das WIFI ist neben den österreichischen Landesbürger für Entwicklungszusammen- Vier chinesische Lehrerinnen waren nun Standorten auch als WIFI International in arbeit und fairen Handel entwickelt werden. Mitte Juli beim WIFI Eisenstadt zu Gast, um Albanien, Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, „Mit dem Entwicklungshilfebudget des sich speziell über Ausbildung im Tourismus- Kroatien, Polen, Serbien, der Slowakei, der Landes erreichen wir fast 500.000 Personen bereich zu informieren. Ein Schwerpunkt Tschechischen Republik, Rumänien, Ungarn weltweit. Zu den dafür eingesetzten Mitteln war die Ausbildung zum Barkeeper, die den und der Türkei vertreten.  bekenne ich mich, mir ist aber gleichzeitig Teilnehmerinnen sichtlich Spaß machte. http://www.bgld.wifi.at bewußt, daß sie wenig Wirkung entfalten wür- den, würden nicht engagierte Persönlichkei- ten dafür sorgen, daß vor Ort das Beste aus Initiative myAustria ihnen gemacht wird. Sie stehen daher völlig zu Recht im Mittelpunkt dieses Abends. Sie sollen mit dem Eduard-Ploier-Preis vor den Vorhang geholt werden“, so Pühringer. https://www.land-oberoesterreich.gv.at/115809.htm

Warum Eduard-Ploier-Preis? Der Eduard-Ploier-Preis für Entwicklungs- zusammenarbeit wird seit 1999 in Würdigung der Verdienste von Eduard Ploier alle zwei Jahre verliehen und ist ein gemeinsamer Preis des Landes Oberösterreich und der Diözese Linz. 2001 wurde neben diesem Preis erstmals der Eduard-Ploier-Journalistenpreis vergeben. Die

PreisträgerInnen des Jahres 2015 wurden aus Foto: MyAustria 30 Einreichungen von einer Jury ermittelt.  or zwei Monaten hat Austrian Airlines Aber was wäre dieses Bild ohne einen Bei- http://www.braveaurora.com Vmit myAustria eine Initiative gestartet, trag der vielen ÖsterreicherInnen, die auf der http://www.dioezese-linz.at/pfarre/4103 die zum Ziel hat, die größte Botschaft Öster- ganzen Welt wohnen, arbeiten und eine zwei- http://www.klosterwernberg.at reichs zu bilden und gemeinsam ein Bild von te Heimat gefunden haben? Nun können http://nepalhilfe.av-badleonfelden.at unserer Heimat zu gestalten. Die Commu- ÖsterreicherInnen auf der ganzen Welt er- http://www.inoneworld.eu nity von myAustria wächst schnell und zeigt zählen, was ihr persönliches Stück Österreich http://www.ruibarbosa.at unsere Werte, Eigenheiten und persönlichen auch in ihrer zweiten Heimat ist.  http://www.nachrichten.at Bilder immer bunter und vielfältiger. http://www.my-austria.at/foreign

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 36 Österreich, Europa und die Welt Verabschiedung der Jamboreeteilnehmer durch AM Kurz Foto: BMeiA / Dragan Tatic Verabschiedung der Delegation der österreichischen Jamboreeteilnehmer in Japan durch Außenminister Sebastian Kurz

ußenminister Sebastian Kurz hat am Kulturen, Religionen und Weltanschauungen gung von Menschen mit unterschiedlichen A21. Juli eine Delegation der Österreichi- im täglichen Pfadfinderalltag, wie auch auf Kulturen und Herkunftsländern. Ich wünsche schen Jamboreeteilnehmer offiziell verab- Großlagern in einer einzigartigen friedvollen den österreichischen Jamboreeteilnehmern schiedet. Form leb- und spürbar macht. eine gute Reise“, so Außenminister Seba- Das Jamboree ist ein alle vier Jahre in Diesen Sommer findet das 23. Weltpfad- stian Kurz. einem anderen Land stattfindendes Welt- findertreffen in Japan statt, es werden insge- „Unsere Aufgabe ist, den Jugendlichen pfadfindertreffen. Pfadfinder sind die weltweit samt 35.000 Teilnehmer aus mindestens 150 eine unvergeßliche Zeit am Jamboree in Ja- größte, internationale Kinder- & Jugendor- verschiedenen Ländern daran teilnehmen, Ös- pan zu ermöglichen“, so Christoph Mayer, ganisation, die in fast allen Ländern der Welt terreich wird mit 230 PfadfinderInnen dort Kontingentsleiter, und Brigitte Krepl, Kon- vertreten ist. Die Mitglieder haben die unter- vertreten sein. tingentsleiterin ergänzend, „unser Motto lau- schiedlichsten ethnischen und religiösen Zu- „Die Pfadfinderinnen und Pfadfinder lei- tet – wir gestalten eine friedlichere Welt!“.  gehörigkeiten, was den Austausch zwischen sten einen wichtigen Beitrag zur Verständi- https://www.pfadfinder.at LTP van Staa trifft EU-Regionalkommissarin Cretu in Brüssel emeinsam mit dem Südtiroler Landes- Ghauptmann Arno Kompatscher traf Tirols Landtagspräsident Herwig van Staa in Brüssel mit EU-Regionalkommissarin Cori- na Cretu zusammen. Gesprächsschwerpunkt war die EU-Alpenraumstrategie EUSALP, die noch in diesem Jahr dem Europäischen Rat zur Annahme vorgelegt und mit deren Um- setzung im Jahr 2016 begonnen werden soll. Unisono forderten die Vertreter Tirols und Südtirols dabei auch im Namen der Landes- hauptleute und Regierungschefs der anderen Regionen, Länder, Kantone und Provinzen des Alpenbogens, daß die Rolle der Regio- nen im Rahmen dieser neuen makroregiona- len Strategie eine gleichwertige sein müsse. „Die Regionen sollten in allen Entschei- Foto: EK dungsorganen und auf allen Entscheidungs- Regionalkommissarin Corina Cretu und AdR-Vizepräsident Herwig van Staa ebenen vertreten sein und Mitsprache ha- auch die mögliche Einrichtung eines soge- schließlich gegenüber Cretu noch einmal ben“, so van Staa. „Ich bin froh, daß Kom- nannten EUSALP-Strategy Point in einem besonders hervor, daß sich der AdR stets für missarin Cretu nicht nur Verständnis für die- gemeinsamen Länderbüro in Brüssel ange- die Stärkung der grenzüberschreitenden Zu- se Forderung zeigte, sondern diesem Grund- sprochen wurde. „Hier würde sich selbstver- sammenarbeit eingesetzt habe und daher sehr satz auch beipflichtete“. So sicherte sie auch ständlich das gemeinsame Büro der Europa- erfreut darüber sei, wenn die Zusammenar- die Einbeziehung der Regionen bei der Aus- region Tirol-Südtirol-Trentino hervorragend beit zwischen ihm und dem zuständigen Mit- arbeitung des Aktionsplanes zu. eignen“, gab sich LTP van Staa überzeugt. glied der Europäischen Kommission in ma- Weiteres Thema war die Frage der opera- In seiner Funktion als Vizepräsident des kroregionalen Angelegenheiten ausgebaut tiven Umsetzung der Alpenstrategie, wobei Ausschusses der Regionen strich van Staa werden könnte. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 37 Österreich, Europa und die Welt Österreichischer Generalkonsul trifft Südtirols Landesräte eit Anfang des Jahres ist der Nordtiroler SJurist Wolfgang Spadinger österreichi- scher Generalkonsul in Mailand. Im Gespräch mit Südtirols Landeshauptmann-Stv. Richard Theiner ging es am 21. Juli unter anderem um die Maßnahmen im Rahmen der Klima Land Südtirol-Strategie. Spadinger, der aus Hall in Tirol stammt, wurde im Februar 2015 zum Nachfolger von Sigrid Berka ernannt, die seit September 2011 das Amt der österreichischen Generalkonsul- in in Mailand bekleidet hatte. Mit Energie- und Umweltlandesrat Ri- chard Theiner tauschte sich Spadinger über die Beziehungen zwischen Südtirol und Ös- terreich im und über die Klima Land Süd- tirol-Strategie aus. Die Weiterentwicklung der Foto: LPA / Autonome Provinz Bozen - Südtirol engen Kontakte zwischen Bozen, Wien und Landesrat Theiner (l.) begrüßte Generalkonsul Spadinger in seinem Büro in Bozen. Innsbruck seien ihm ein besonderes Anlie- gen, betonte Spadinger. Theiner stellte dem Tags zuvor hat Spadinger auch die Lan- in Ligurien auf Südtiroler Milchprodukte.“ Generalkonsul die Bemühungen Südtirols im desräte Philipp Achammer und Arnold Schu- Landesrat Achammer sprach mit dem Ge- Rahmen der Klima Land-Strategie vor und ler getroffen. Mit letzterem hat er sich dabei neralkonsul unter anderem über das neue ita- bekräftigte die Bedeutung klimaschützender vor allem über landwirtschaftliche Themen lienische Bildungsgesetz „La buona scuola“ Maßnahmen für die künftige Entwicklung ausgetauscht. Spadinger kenne Südtirol sehr und dessen Auswirkungen auf die Schulwelt des Landes. Beide kamen überein, künftig gut, unterstrich Schuler: „Wir waren uns dar- in Südtirol. Insbesondere berichtete er, wel- eine engere Abstimmung in diesem Bereich über einig, daß Südtirol über eigene Bot- che neuen Kompetenzen durch das Gesetz zwischen den beiden Ländern zu unterstüt- schafter verfügt: So ist Konsul Spadinger in vom Staat auf das Land übergehen werden.  zen. Neapel auf Wein aus Südtirol gestoßen und http://www.provinz.bz.it Deutscher Mittelstand ehrt Weltstar Klaus Maria Brandauer it der Verleihung der Ehrenwürde des MSenators an Klaus Maria Brandauer hat der Präsident des Bundesverbandes mittel- ständische Wirtschaft (BVMW), Mario Oho- ven, den weltbekannten Bühnen- und Film- schauspieler ausgezeichnet. In seiner Lau- datio hob er dessen überragendes künstleri- sches Wirken und sein besonderes gesell- schaftliches Engagement hervor: „Prof. Brandauer repräsentiert in beispielhafter Weise die Werte des Wirtschaftssenates, zum Beispiel eine an der Humanität orientierte ökosoziale Marktwirtschaft, von dem Ge- danken getragen, dem Gemeinwohl zu die- nen und den Armen zu helfen. Es ist uns eine große Ehre, diesen Ausnahmekünstler von Foto: obs / BVMW Hojabr Riahi Photography Weltrang künftig zu den Mitgliedern unseres Klaus Maria Brandauer, Prof. Helmut Thoma und der Präsident des BVMW, Mario höchsten Gremiums zählen zu dürfen.“ Ohoven, im Park des Goethe-Museums Düsseldorf Zu den hochrangigen Ehrengästen gehör- des größten italienischen Unternehmerverban- gegeben, gleichzeitig unterliege er immer te neben den anwesenden Senatoren, wie H.- des, und J. Klüh (Klüh Service) an. wieder dem Einfluß des Bösen in der Welt. D. Kettwig (ENERCON), H. Bühlbecker Prof. Brandauer zeichnete in seinem Fest- Dem Wirtschaftssenat als Spitzengre- (Aachener Printen), K.-J. Gerdum (MEWA vortrag nach, wie das Spannungsverhältnis mium des BVMW gehören 220 herausragen- Textil), F. Runge (EMKA), A. Zimmermann zwischen Prometheus in Goethes Jugendwerk de Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Kultur (Klett-Verlag) und viele mehr, der Vize-Prä- und der Figur des Mephisto im Faust bis in und Wissenschaft an, darunter drei Nobel- sident des Club of Rome, Prof. E. U. Freiherr unsere Gegenwart fortwirkt. Dem Menschen preisträger und zahlreiche Marktführer im in- von Weizsäcker, Prof. M. Casasco, Präsident sei die Kraft zu schöpferischer Innovation ternationalen Vergleich. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 38 Österreich, Europa und die Welt Klosterneuburger Stiftsweine in New York us Anlaß der Verabschiedung von Öster- Areichs UNO-Botschafter Martin Sajdik am 30. Juni fand in der Ständigen Vertretung Österreichs bei den Vereinten Nationen in New Yorks Third Avenue eine Weinverko- stung mit den Erzeugnissen vom Stift Klo- sterneuburg statt, die von Stiftskustos Nico- laus Buhlmann geleitet wurde. Am Nachmittag wurden die guten Trop- fen des Stiftsweingutes zunächst Geschäfts- führerInnen und Sommeliers New Yorker Restaurants vorgestellt. Am Abend konnten sich dann die 200 Gäste des Abschiedsemp- fanges des in New York außerordentlich be- liebten Botschafters von der Güte der Klo- sterneuburger Weintrauben überzeugen. Be- sonders der „Gemischte Satz“ und der „St. Laurent“ fanden Anklang bei den Diplo- matInnen und Bediensteten der Vereinten Foto: Stift Klosterneuburg Nicolaus Buhlmann Can. Reg. und Martin Sajdik vor der österreichischen Fahne Nationen, unter ihnen als ranghöchster Gast der stellvertretende UNO-Generalsekretär New Jersey und auf Long Island. Außerdem und kulturelles Zentrum zu bilden. Das Stift und frühere schwedische Außenminister Jan werden sie bereits in mehreren renommier- ist heute ein wichtiges kulturtouristisches Ziel, Eliasson. ten New Yorker Restaurants serviert. eine religiöse und soziale Institution, ein be- Die Weine des Stiftes Klosterneuburg sind Das Stift Klosterneuburg wurde 1114 ge- deutender Wirtschaftsbetrieb – und eines der seit Anfang 2015 in den USA erhältlich, so gründet und 1133 den Augustiner Chorher- renommiertesten Weingüter Österreichs.  u.a. auch bei Weinhändlern in New York, ren übergeben, um ein religiöses, soziales http://www.stift-klosterneuburg.at Flughafen Wien: easyJet erweitert Flugangebot ab Herbst 2015 m kommenden Winterflugplan erhöht IeasyJet das Flugangebot ab Wien um fünf weitere Ziele. Ab Herbst 2015 bietet die Air- line Flüge von Wien nach Manchester (Eng- land), Amsterdam (Niederlande), London Luton (England) und Berlin Schönefeld (Deutschland) an. Mit Bristol (England) be- dient easyJet eine neue Destination von Wien aus. „Wir freuen uns sehr, daß easyJet – einer der renommiertesten Low-Cost-Carrier Euro- pas – mit fünf weiteren Routen ab kommen- dem Winterflugplan sein Engagement in Wien ausbaut. Vor allem der englische Markt bietet attraktives Potenzial und wird nun aus Österreich noch besser bedient“, sagt Julian Jäger, Vorstand der Flughafen Wien AG. „Wien ist ein sehr beliebtes Reiseziel in- nerhalb Europas“, sagt Thomas Haagensen, Foto: easyJet Der 250. Airbus 04, den easyJet am 22. April 2015 in Betrieb genommen hat Geschäftsführer easyJet Deutschland. „Da- her freuen wir uns, unser Angebot ab der Die neue Verbindung nach London Luton stol starten ab 6. November 2015 jeweils österreichischen Hauptstadt um fünf neue starten ab 23. Oktober 2015 jeweils Montag Montag und Freitag. Ab 17. Dezember 2015 Destinationen zu erweitern und Europa nach und Freitag, die Flüge nach Berlin Schöne- verbindet die Airline Wien mit 4 wöchent- Wien zu fliegen. Damit bieten wir nun ins- feld erfolgen ab 26. Oktober 2015 Montags, lichen Flügen nach Amsterdam (Mo, Do, Fr, gesamt acht Strecken ab Wien an. Darunter Donnerstags, Freitags und Sonntags. Ab 5. So). Jährlich fliegen mehr als 66 Millionen befinden sich wichtige Geschäftsreiseziele November 2015 wird easyJet zudem jeweils Passagiere mit easyJet.  wie London genauso wie beliebte Urlaubs- Dienstag, Donnerstag und Sonntag Wien mit http://www.viennaairport.com destinationen wie Amsterdam.“ Manchester verbinden. Die Flüge nach Bri- http://www.easyJet.com

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 39 Österreich, Europa und die Welt Wissen schafft Know-how für die Wirtschaft ie Verbindung mit AbsolventInnen zu Dpflegen, macht sich bezahlt. So hat Jo- sef Bruckschlögl, Absolvent der FH St. Pöl- ten und Leiter des weltweit größten Telekom- Unternehmens für Mehrwertnummern – KWAK Telecom, im Mai dieses Jahres einen Sponsoringvertrag mit der FH St. Pölten un- terzeichnet. Das zyprische Telekom-Unter- nehmen wird die FH St. Pölten in den näch- sten drei Jahren finanziell unterstützen. Bei- de Partner werden durch einen regen Aus- tausch an Ideen und Erfahrungen – dem Know-how der FH, sowie der Expertise des Unternehmensleiters und Alumnus der Ox- ford University, profitieren. „Ich habe an der

Said Business School in Oxford gelernt, wie Foto: Fachhochschule St. Pölten / Julia Machan fruchtbar eine professionelle Zusammenar- Josef Bruckschlögl, FH-GF Gabriela Fernandes und FH-GF Gernot Kohl beit zwischen einer Hochschule und ihren Alumni sein kann. Dieses Erfolgsmodell „Die FH St. Pölten fördert den Kontakt com freundlicherweise finanziell unterstützt wollen wir nun auf Österreich übertragen“, zwischen und mit ihren Absolventinnen und wurde“, sagt FH-Geschäftsführerin Gabriela sagt Josef Bruckschlögl, CEO von KWAK Absolventen. So steht etwa unser Alumni & Fernandes. Teil des Vertrags ist auch eine Telecom und Absolvent der FH St. Pölten. Career Center allen Studierenden und Ab- Kooperation bei einem von KWAK Telecom „Es freut uns, daß mit Josef Bruckschlögl solventInnen als Ansprechpartnerin rund um organisierten Ideenwettbewerb, der an der zum ersten Mal über einen Absolventen der das Thema Bewerbung, Berufseinstieg und FH St. Pölten und weiteren Hochschulen statt- FH St. Pölten ein Sponsoringvertrag für seine Gründung zur Verfügung. Das Center baut finden soll. Auch ein jährlich geplanter Gast- ehemalige Hochschule zustande kommt. Wir ein aktives Netzwerk zwischen AbsolventIn- vortrag für höhere Semester durch Bruck- sind gespannt auf die Zusammenarbeit und nen, Studierenden und Unternehmen auf. Da- schlögl zum Thema „Leadership – our Role hoffen, daß dieser Initiative weitere Beispie- zu gehört auch ein heuer zum ersten Mal in Society“ ist Teil des Vertrags.  le folgen werden“, sagt FH-Geschäftsführer ausgerichtetes Fest für alle Alumni, das im https://www.fhstp.ac.at Gernot Kohl. Rahmen der Kooperation von KWAK Tele- http://www.kwak-telecom.com Österreichisches Buch in Peking ausgezeichnet

roßartiger internationaler Erfolg für den „Das Buch ist ein hervorragendes Instru- tigkeit zu stellen“, erklärt Herausgeberin Gösterreichischen Trauner Verlag: Der ment zur Motivation aller MitarbeiterInnen Ingrid Trauner. „Von der Begrüßung über die Gastronomie-Ratgeber „Meine Gäste – in Hotellerie und Gastronomie, die ,Gast- Körpersprache bis zur Schaffung von ,Wow- meine Fans“ wurde mit dem renommierten lichkeit‘ wieder in den Mittelpunkt ihrer Tä- Effekten‘ bei den Gästen wird jegliches The- „Gourmand Award“ ausgezeichnet. Der vom ma behandelt. Umfassendes Hintergrundwis- französischen Likörhersteller Edouard Coin- sen sowie praxisnahe Tipps sind genau auf treau gegründete Preis wird jährlich an die den Berufsalltag der MitarbeiterInnen zuge- weltweit besten Bücher im Bereich Gastro- schnitten und in leicht verdaulicher Form ge- nomie verliehen. Dabei werden mehrere tau- schrieben, sodaß beim Durchblättern und send Bücher aus über 100 Ländern einge- Lesen Neugierde aufkommt und in Begei- reicht. Die Präsentation der Preisträger fand sterung überspringt.“ heuer in Peking statt. Auch ÖHV-Präsidentin Michaela Reit- Der 200 Seiten umfassende, praxisorien- terer empfiehlt den Ratgeber: „Die Autorin- tierte Ratgeber „Meine Gäste – meine Fans“ nen liefern einen perfekten Leitfaden für das der beiden Salzburger Autorinnen Elisabeth Management und das gesamte Mitarbeiter- Motsch und Sabine Rohrmoser gilt als team im Hotel- und Gastrobereich, um so deutschsprachiges Standardwerk für Mana- einen neuen Blick auf das Unternehmen und gerInnen und MitarbeiterInnen im Tourismus. seine Gäste zu gewinnen.“ Das Fachbuch weist den Weg zurück „von Das mit dem Gourmand Award 2015 aus- der Servicewüste zur Gästebegeisterung“. Foto: Trauner Verlag gezeichnete Buch „Meine Gäste – meine Dabei wird nicht der mahnende Zeigefinger Die beiden österreichischen Autorinnen Fans“ ist im Linzer Gastronomie-Fachverlag Sabine Rohrmoser (l.) und Elisabeth erhoben, sondern ein perfektes Hilfsmittel in Motsch wurden in Peking für ihr Buch Trauner erschienen und dort auch online er- allen erdenklichen Situationen im täglichen »Meine Gäste - meine Fans« mit dem hältlich.  Umgang mit dem Gast geboten. Gourmand Award 2015 ausgezeichnet. http://www.trauner.at/gastronomie

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 40 Österreich, Europa und die Welt »Britische Sängerknaben« zu Gast in Klagenfurt Foto: StadtPresse / Pachernig Stadträtin Ruth Feistritzer und Präsidialchef Arnulf Rainer bei der Begrüßung der »Britischen Sängerknaben«

chon traditionell sind die sommerlichen Song unter der Leitung ihres Music-Direc- nisse weiter ausgebaut und den Mitarbei- SBesuche von Schülern der renommierten tors Huw Jones. Gesungen wurde dann in terInnen des Rathauses bei ihren Tätigkeiten britischen Privatschule „Merchant Taylor`s Klagenfurt übrigens noch einmal – am Pro- „über die Schultern geblickt“. School“ in Klagenfurt. Heuer kamen 29 Kna- gramm stand gegen Abend ein Auftritt der Die „Merchant Taylor`s School“ wurde ben des „Chamber Choir“ – einer der besten Gruppe im Klagenfurter Dom. 1561 gegründet und ist damit eine der älte- Chöre an der Schule in die Landeshaupt- Auch ein Besuch in Minimundus wurde sten Privatschulen Englands. 900 Buben be- stadt. Bildungsreferentin Stadträtin Ruth noch absolviert, bevor die sommerliche Tour suchen die Schule, die unter anderem für Feistritzer begrüßte die Schüler im Rathaus weiter nach Wien ging. ihre herausragenden Chorsänger über die und hieß sie in Klagenfurt herzlich willkom- Eine Woche darauf waren übrigens von Grenzen des Landes bekannt ist. Die Schüler men. der gleichen Schule neun Schüler zu einem treten in ganz England und auch in den USA Die 11- bis 18jährigen Schüler wiederum Erfahrungsaustausch nach Klagenfurt gekom- auf.  beeindruckten mit einem wunderschönen men. Dabei haben sie ihre Deutsch-Kennt- http://www.mtsn.org.uk Tiergarten Schönbrunn ist fünftbeliebtester Zoo der Welt rund zur Freude für den Tiergarten GSchönbrunn: Laut einem Ranking der Reiseplattform Tripadvisor ist der Wiener Zoo der fünftbeliebteste Zoo der Welt. Alljährlich werden die sogenannten „Travel- lers’ Choice Gewinner“ bekanntgegeben, die auf Millionen Bewertungen und Meinungen von Reisenden beruhen. Im Vorjahr belegte der Tiergarten Platz acht. Tiergartendirekto- rin Dagmar Schratter freut sich über das po- sitive Feedback von TiergartenbesucherIn- nen aus aller Welt. „Wenn die BesucherIn- nen vom Tiergarten begeistert sind, können wir ihr Interesse für die Welt der Tiere wecke und sie für den Schutz bedrohter Tierarten gewinnen.“ Ausschlaggebend für das Ranking ist, wie oft und wie gut ein Zoo in den letzten 12 Mo- naten bewertet wurde. Auf einer 5-Punkte- Skala geben die Reisenden auf Tripadvisor ihre Bewertung ab und können zusätzlich über ihre Erfahrungen berichten. Insgesamt haben 2.932 User Erfahrungsberichte über Foto: Tiergarten Schönbrunn / Daniel Zupanc Auch Panda-Weibchen Yang Yang fühlt sich sichtlich wohl im Tiergarten Schönbrunn. den Tiergarten Schönbrunn geschrieben. 2122 Mal wurde er mit „Ausgezeichnet“ schöner Tiergarten mit großen Gehegen und schönste Zoo der Welt. Man sollte ruhig ei- bewertet, 631 Mal mit „Sehr gut“. In den einer Vielzahl an Tieren“, „Jedes Jahr bin ich nen Tag einplanen.“  Kommentaren gibt es viel Lob: „Ein sehr dort und immer wieder verzaubert“, „Der http://www.zoovienna.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 41 Österreich, Europa und die Welt In Erinnerung an Dénes Sámuel Tihamér Vilmos Graaf Festetics de Tolna 18 Jahre war er für die organisierende Stiftung »ÖKW – Österreich Kultur & Wirtschaft« in Alphen aan den Rijn eine sehr große Stütze.

Von Marlene Koelewijn-Usel *) Foto: Kim van Koppenhagen Dénes Sámuel Tihamér Vilmos Graaf Festetics de Tolna, in unserem Bild an der Seite von ÖKW-Vorsitzender Marlene Koelewijn-Usel, am »Wiener Ball« 2012 in Noordwijk aan Zee – wo er sich sichtlich wohlfühlte… ür den „Wiener Ball“ hatte der ungari- Organisation eine Tamburicakapelle aus österreichischen Event wie diesem auch Fsche Dénes Graf Festetics de Tolna ein Trausdorf sowie die Pannonische Zigeuner- dazugehört, daß sich neben Wien auch ande- sehr großes Herz. Nachdem die Stiftung „Ös- kapelle PITO unter der Leitung von Primas re Bundesländer präsentieren können. So terreich Kultur & Wirtschaft“ die Organisa- Dezider Pito aus dem Burgenland eingela- versicherte uns Graf Festetics de Tolna da- tion des Balles vom vorigen Organisatior den hatten. Bei diesen Gruppen waren u.a. mals, daß er immer als treuer Gast anwesend übernommen hatte, wurde Graf Festetics de auch TeilnehmerInnen mit ungarischer Her- sein würde. Er war auch nie allein am Ball, Tolna ein treuer Gast. Zweifellos hatte er vor- kunft. Die Tamburicagruppe sorgte für die Jahr für Jahr brachte er neue Gäste mit, um angegangene Bälle besucht, worüber uns lei- Mitternachtseinlage im Pické-Saal und die ihnen zu zeigen, mit welchen prachtvollen der keine Informationen vorliegen. Doch Zigeunerkapelle spielte in der Van Berckel- Veranstaltungen wir uns rühmen können. wurde er enthusiastisch, als der „Wiener Ball“ Lounge des Huis ter Duin in Noordwijk, wo Im Millenniumjahr 2000 hat er dem Vor- eine neue Form bekam. Graf Dénes war zu Graf Dénes regelmäßig zu sehen war – und stand einen Vorschlag gemacht, aufgrund der Zeit bereits eine wichtige Persönlichkeit wo die Kapelle speziell für ihn bekannte dessen die niederländsichen Mitorganisato- und seine Anwesenheit samt seinen Gästen Musikstücke spielte, die sein persönlichen ren beschlossen, ein Ehrenkomitee ins Le- sehr wertvoll. Er sorgte vor allem für vorneh- Wünschen entsprachen. Als der Auftritt be- ben zu rufen – worin Graf Dénes als Ge- me und interessante Gäste an seinem Tisch. endet war, kam er auf den Vorstand zu und neralkonsul von Equador vertreten war. So erinnere ich mich an ein besonderes bedankte sich mit den Worten: „Ihr hättet Diese Aufgabe nahm er äußerst ernst und Geschehen aus dem Jahre 1998, wo wir als mir kein größeres Geschenk machen können er nahm sich ihrer mit viel Freude an. 2001 als mit dem Auftritt dieser Gruppe!“ Seine wurde das Komitee auf Anraten von nieder- *) Marlene Koelewijn-Usel ist Vorstandsmitglied des Augen strahlten und sein Enthusiasmus war ländischen Beratern offiziel als „Comité van Vereins der Freunde Österreichs in Eindhoven und deutlich zu sehen, was uns als Vorstand sehr Aanbeveling“ benannt. Vorsitzende der Stiftung ÖKW zufrieden stimmte. Als Ungar kannte er die Der Graf fühlte sich geehrt, als wir ihn Mit besonderem Dank für die kostenlos zur Verfü- gung gestellten Fotos von Kim van Koppenhagen und Tradition von österreichischen Bällen sehr 2007 fragten, ob er die Funktion des Vorsit- Pieter Vis und Ron Burgering Fotografie gut, wußte aber auch, daß zu einem typisch zender bekleiden wollte – und er stimmte

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 42 Österreich, Europa und die Welt spontan zu und stand fünf Jahre hindurch dem Komitee vor. 2013 hat man im Vorstand beschlossen, unterstützende Ehrenmitglieder zu werben. Da die fünfjährige Funktionspe- riode von Graf Dénes abgelaufen war, sah die Stiftung eine neue Herausforderung für ihn – die er aber leider nicht angenommen hat. In seiner Funktion als Vorsitzender des Ehrenkomitees bemühte sich Graf Dénes be- sonders um die Bestückung der Tombolas. So sorgte er unter anderem für schöne Preise wie Schmuck, Kleidung, Fahrräder – und zu unserer besonderen Freude: 2012 wurde ich ungefähr zwei Wochen vor dem Ball von ihm angerufen mit der Mitteilung, daß für den Hauptpreis ein Auto aufgetrieben hätte. Lei- der war das Programmheft für den Ball be- Foto: Ron Burgering Fotografie reits in Druck, das ja auch die Liste der Tom- v.l.: Österreichs Botschafter in den Niederlanden, Erwin Kubesch, ÖKW-Vor- bolapreise enthielt. Aber einen derartigen sitzende Marlene Koelewijn-Usel, Dénes Graf Festetics de Tolna und Pieter Vis Hauptpreis konnten wir nicht unangekündigt lassen. Also wurde in aller Eile ein spezieller Flyer gedruckt und das Auto entsprechend angepriesen. Der großzügige Sponsor und Graf Dénes Festetics als Vorsitzender des Komitees waren natürlich anwesend, als das Auto in den Ballsaal gefahren und dem glücklichen Gewinner übergeben wurde. Einmal hatte Graf Festetics de Tolna einen großen Wunsch geäußert, nämlich, daß er es gerne sehen würde, wenn seine Tochter Fleur im Jahr 2007 debütieren könnte. Mit großem Stolz teilte er uns anläßlich eines Empfanges in der Residenz des Öster- reichischen Botschafters mit, daß er eigent- lich in zwei Rollen anwesend war: einerseits als stolzer Vater seiner debütierenden Toch- ter und andererseits als Vorsitzender „Comi- té van Aanbeveling“ . Gerade in dieser Situa- v.l.: Max van Alphen (bester Freund von Dénes), Pieter Vis, Marlene Koelewijn- tion war seine väterliche Verbundenheit eine Usel, Botschafter Erwin Kubsch und Dénes Graf Festetics doppelte Freude für ihn, aber auch für uns als Vorstand des Österreichischen Debutan- tenballes. In manchen Situationen hatten wir wohl auch verschiedene Ideen und dann über das eine oder andere eifrig diskutiert, doch eine Sache war für ihn und uns immer im Vordergrund: unser gemeinsames Streben, den „Wiener Ball“ zu erhalten. Mit diesen Zeilen sollen die vielen Ver- dienste von Graf Festetics de Tolna deutlich in den Vordergrund kommen, der uns allen mit großem Dank in Erinnerung bleiben wird. Lieber Dénes, Du bist nicht mehr in unse- rer Mitte, doch wir werden immer die Erin- nerungen an Deinen innigen Einsatz würdi- gen. Vielen Dank für alles, was Du für den

„Wiener Ball“ getan hast!  Foto: Kim van Koppenhagen Foto: Pieter Vis http://www.freundeoesterreichs.nl Die größte »Wiener Ball«-Überraschung war ein Auto als Hauptpreis der Tombola

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 43 Österreich, Europa und die Welt »Tu felix Austria nube« oder wie »Heiraten und Österreich einfach zusammengehören« Foto: The Wedding Photographer/ Evgenia Sergey Einer der schönsten Orte zum Heiraten in Wien: das »Schloß Belvedere«, die Sommerresidenz von Prinz Eugen von Savoyen.

sterreich war schon oft Schauplatz Besinnen auf die eigene Geschichte Öimperialer Hochzeiten und erfreut sich In den letzten Jahren steigen auch die in den letzten Jahren vermehrt dem steigen- Anfragen von AuslandsösterreicherInnen den Interesse aus dem Ausland. Auf den der dritten oder vierten Generation, die im ersten Blick scheint es „Österreich“ per se zu Land der Großeltern bzw. Urgroßeltern hei- sein, das lockt – aber wenn man genauer hin- raten wollen. Dabei aber nicht nur „feiern“ sieht verbergen sich oft ganz andere Moti- wollen, sondern ihre persönliche Geschichte ve … als Motto, als sog. Roten Faden, subtil und dezent, aber doch präsent vermitteln wollen. Österreich – Nostalgiefaktor Viele der Hochzeitsgäste kommen oft das und Moderne nebeneinander erste Mal nach Österreich und dann ist es Im Herzen Europas gelegen, finden sich meinem Team und mir ein besonderes An- Schlösser und Palais unterschiedlicher Grös- liegen Wien, Salzburg – oder wo auch immer se und entführen die Hochzeitsgesellschaf- die Hochzeitsgesellschaft feiert – Österreich ten in längst vergangene Tage. „Auf den Spu- erlebbar zu machen und als unvergeßliche ren der Habsburger“, „Eine Hochzeit im Erinnerung mit nach Hause zu geben. Jugendstil“, „Barock trifft das 21. Jhdt.“, sind nur wenige Beispiele an Themen, die wir Österreich – Charme und Schmäh … österreichweit umsetzen durften. Daneben Der besondere Mix aus Schmäh und findet sich aber auch moderne, zeitgenössi- Witz, den man kaum in eine andere Sprache sche Architektur, in Stadt sowie am Land. übersetzen kann und der so einmalig und

Die Besonderheit dabei, österreichweit eine Foto: Tony Gigov einzigartig ist, ist auch ein Grund, daß Gäste verläßliche und gut funktionierende Infra- Angela Lindner, Gründerin und sich hier wohl fühlen. Hoher Servicegrad, struktur. Inhaberin von Concept Weddings gepaart mit besonderen menschlichen Um-

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Die Braut fuhr in einer weißen Kutsche mit weißen Pferden. Der Bräutigam fuhr mit den Gästen im Bus. Das war natürlich nicht irgendein Bus, sondern der neueste doppelstöckige Bus der Blaguss-Flotte. Fotos: The Wedding Photographer/ Evgenia Sergey Die standesamtliche Trauung erfolgte im Oktogon des Schloß Belvedere, welches die herrliche Kulisse für das anschließende Fotoshooting bot.

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gangsformen und dem Wissen Hochzeiten zu einzigartigen und unvergeßlichen Mo- menten zu machen, das macht Österreich zur Hochzeitsdestination Nummer eins in Euro- pa.

Was hat Concept Weddings damit zu tun? Vor zwei Jahren ging bei uns eine An- frage eines russischen Brautpaars herein, die innerhalb von zehn Tagen ihre Hochzeit ge- plant haben wollten. Das Brautpaar samt Fa- milie, insgesamt 20 Festgäste, kam aus Mos- kau und liebten Wien der Architektur, des guten Essens und des Flairs wegen. Die Brautleute hatten sich bereits um die Doku- mente gekümmert, also war unsere Aufgabe den Rahmen zu konzeptionieren und das bereitete uns viel Spaß: Die Vorgaben war: nur nicht russisch d.h. Die Farbe Weiß haben wir wunschgemäß bei der anschließenden Agape in der eine westliche Hochzeitsfeier, eventuell Meierei im Stadtpark umgesetzt – die Hochzeitsgesellschaft ließ das Brautpaar bei auch westliches Hochzeitsbrauchtum einge- Lavendel- und Kardamommilch hochleben. Die Stärkung bestand aus einer Käseverkostung. Dann endlich, das lang ersehnte Dessert: ein Apfelstrudel frisch baut und vor allem die Farbe Weiß, auch bei aus dem Rohr, vom Brautpaar liebevoll verziert. Speis & Trank. Das Brautpaar samt Gäste wurde in Design“ untergebracht. Die Vorbereitungen den vor Ort vorgenommen. Und dann ging‘s einem besonderen Wiener Hotel „Wein & der Braut, Hair Styling und Make-Up wur- los … Fotos: The Wedding Photographer/ Evgenia Sergey Um wieder fit zu werden ging‘s dann zum Strauß Denkmal, wo das Tanzbein geschwungen wurde: eine Walzerstunde zu Straußklängen mit Tanzlehrer einer namhaften Tanzschule in Wien.

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Marienthal Ein anderes mit Österreich stark verbun- denes Thema ist „Marienthal“, die erste So- zialstudie über die Arbeiter von Marienthal, die weltweit großes Aufsehen erregte. Die Großeltern des Bräutigams waren ak- tiv an dieser Studie beteiligt und der Bräuti- gam selber spielte als kleiner Bub in einer Gastrolle in Karin Brandauers Film über die Arbeiter aus Marienthal „Einstweilen wird es Mittag“ mit. Die Braut selber hatte gar kei- nen Bezug zu dieser Thematik, unterstützte den Gedanken, das Thema Marienthal subtil in die Hochzeit einfließen zu lassen. So fiel die Wahl der Kirche auf die Basilika Maria Loretto in der burgenländischen Gemeinde Loretto. Das anschließende Fotoshooting fand direkt bei den ehemaligen Wohnsied- Bild oben: Eine Zeitzeugin hatte eine lange Anreise auf sich genommen, um an der Hochzeitsfeier teilzu- nehmen. Sie war mit den Großeltern des Bräutigams befreundet. Bild links: Fotoshooting direkt bei den ehemaligen Wohnsiedlungen der Arbeiter Bild unten: Ein Amerikanischer Priester bei der Segnung eines kleinen Hochzeitsgastes

lungen der Arbeiter statt, die mittlerweile unter Denkmalschutz stehen und komplett renoviert wurden und heute wieder als Wohnungen dienen. Das Hochzeitsdinner fand im Landgasthof Muhr statt, wo eigens ein Raum zur Lounge mit Bar umfunktio- niert wurde und das Thema Marienthal sei- nen Niederschlag fand. Ein befreundeter Videograf hatte im Vorfeld Interviews von einigen noch lebenden Zeitzeugen aufge- nommen, die die Großeltern des Bräutigams kannten und dem Brautpaar auf diesem Weg Glückwünsche übermittelten. Daneben wur- de der Bildband „Marienthal“ aufgelegt und es gab auch eine Fotostrecke die zeigte, wie verschiedene ortsansässige Künstler in der Gemeinde das Thema künstlerisch umsetz- ten. Nicht alle Gäste wußten über Marienthal Bescheid, aber sie nahmen das vielseitige Angebot an und gingen mit einer Erfahrung

Fotos: Der Hochzeitsfotograf-pro / Ingrid Herman reicher nach Hause.

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Interkulturell – Interreligiös Eine Besonderheit von Concept Wed- dings sind interkulturelle sowie interreligiö- se Trauungen. Oft stellt es eine besondere Herausforderung dar, unterschiedliche Kon- fessionen zu „verheiraten“. Wir stehen in regem Austausch mit namhaften Vertretern der Weltreligionen, die uns stets mit Rat und Tat zur Seite stehen. Oft greifen wir bei interreligiösen Trauungen auf unser großes und verläßliches Netzwerk an Freien Trau- ungsrednern zurück. Diese haben zumeist einen religiösen Hintergrund, d.h. ein absol- viertes Theologiestudium, haben als Pfarrer oder Religionslehrer gearbeitet und bilden sich ständig fort. Wir bieten dem Brautpaar die Kombination einer zivilrechtlichen Trau- ung mit anschließender Freien Zeremonie an, entsprechend ihrem Thema – eben mit ihrer Handschrift, ihrer ganz persönlichen und unverwechselbaren Note. Somit ist ein- erseits der Rechtsakt vollzogen, andererseits aber auch eine einzigartige und unvergeßli- che Trauungszeremonie sichergestellt – an- dererseits eben das was bleibt – die Emotion,

das Herzgefühl… Foto: Parmis Christian http://www.conceptweddings.at Bild oben: Der stolze Brautvater mit seiner sichtlich glücklichen Tochter http://www.angela-lindner.com Bild unten: Persische und österreichische Damen tanzen unter sich. Foto: Dean Vrakela

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at Advertorial ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 48 Österreich, Europa und die Welt Einmal Klagenfurt – Sri Lanka und zurück Es war eine echte Gewissensfrage, vor der die Frauenärztin Petra Hollmann vor einigen Jahren stand…

freie“ Edelstahlschraube nach einem halben Jahr so aussehen, als wäre sie zu Königin Vik- torias Zeiten ins Holz geschraubt worden. Und wenn die Zollbeamten nicht einsehen wollen, wozu man so viele Klobrillen braucht, kann ein Schiffscontainer schon einmal ein paar Monate beim Zoll hängen bleiben. Auch auf ein vollkommen anderes Zeitgefühl muß man sich als Europäer einstellen. Die vielen Herausforderungen lassen das Ehepaar Hollmann anscheinend zu Höchst- form auflaufen. Denn am Freitag, dem 13. Dezember 2013, ist es soweit und das UTMT kann planmäßig eröffnet werden. Ein locke- res Ensemble von mehreren Gebäuden liegt zwischen rund 300 Palmen, von denen keine einzige gefällt werden mußte. Ihre Architek- tur greift Bautraditionen, Handwerkskunst Foto: UTMT und Materialien Sri Lankas auf, Nachhaltig- Gastgeber Petra und Robert Hollmann »Underneath the Mango Tree« keit und Schonung der Ressourcen waren ohin würdest Du gehen wollen?“, frag- des charmanten Wiener Boutique- & Design- wichtige Vorgaben von Seiten des Bauherrn. Wte sie ihr Ehemann Robert Hollmann. Hotels Hollmanns Beletage, machte anschei- Petra Hollmann kümmerte sich um die Der Hotelier und Schauspieler träumte näm- nend einen guten Eindruck auf die Ärztin, Buchungen und trieb die Promotion und die lich davon, ein Hotel am Meer zu bauen. Daß denn schon im Jahr darauf gaben sich die Entwicklung des UTMT voran. Zugleich blieb sie gerade ihr drittes Kind erwartete, machte beiden im romantischen Maria Wörth das Ja- sie ihrer medizinischen Berufung treu. Sie die Entscheidung auch nicht leichter. Wofür wort, die erste Tochter wurde bald darauf ge- durfte auf Sri Lanka nicht als Ärztin prakti- wäre sie bereit, ihre Arztpraxis in Klagenfurt boren. 2010, während Petra Hollmann Töch- zieren, also unterstützte sie das Gesundheits- aufzugeben, um irgendwo an einem schönen, terchen Nummer zwei erwartete, ging auch wesen vor Ort eben auf andere Weise. So be- südlichen Meeresstrand, wo es immer warm ihr Mann Robert schwanger – mit der Idee treute Petra Hollmann den Ausbau einer ist, ein komplett neues Leben zu beginnen? für sein neuestes Hotel-Projekt. Frauen-Vorsorgestation in Dickwella, sam- Asien lautete die Antwort nach langem, Nach intensiven Recherchen und langer melte in der Heimat Geld und Sachspenden intensivem Nachdenken. Die Mystik und Spi- Suche mit einem Partner vor Ort fiel die für ein Altersheim und konnte bereits zwei ritualität Asiens hatten sie schon lange faszi- Wahl auf ein Grundstück bei Dickwella an Ultraschallgeräte, einen gynäkologischen niert. Bevor sich Petra Hollmann auf das der Südspitze Sri Lankas, traumhaft schön Stuhl und viele Kleingeräte an das allgemei- Abenteuer Sri Lanka einließ, hatte die gebür- auf einer mit Palmen bewachsenen Anhöhe ne Krankenhaus in Matara vermitteln. tige Kärntnerin schon viel auf die Beine ge- über dem Indischen Ozean gelegen. Monate Jetzt, da der Hotelbetrieb gut angelaufen stellt: Ihre Schulbildung absolvierte sie in zäher Verhandlungen folgten, komplizierte ist, könnte sich Petra Hollmann ein wenig zu- ihrer Heimatstadt Klagenfurt, das Medizin- Rechtsvorschriften mußten befolgt, Finanz- rücklehnen und ihr Tropenparadies genießen. studium in Graz. Zwischen praktischer Arzt- transaktionen getätigt werden bis schließlich Doch die ältere Tochter muß im Herbst in die Ausbildung in Klagenfurt und der Ausbil- der Kauf im Mai 2011 perfekt war. Petra Schule, also ging es im Mai 2015 wieder zu- dung zum Facharzt der Gynäkologie und Hollmann verpachtete ihre Praxis und wan- rück nach Klagenfurt. Petra Hollmann wird von Geburtshilfe in St. Veit brachte sie im Jahr derte 2012 mit Ehemann den beiden zwei Kärnten aus Marketing und Buchungszen- 1994 ihren Sohn zur Welt. 2001 eröffnete sie und vier Jahre alten Töchtern nach Sri Lanka trale sowie ihre sozialen Projekte organisie- eine Privatpraxis in Klagenfurt und gründete aus, um das UTMT, das Underneath The ren, ihr Mann Robert spinnt schon wieder 2003 eine zweite in Wolfsberg. Mango Tree Spa Resort Hotel aufzubauen. neue Pläne. Zu einem Stadt- und einem Strand- 2007 lernte sie auf einer Schnitzeljagd Für Bauherrn halten das Tropenklima und hotel gehört unbedingt noch eine Bleibe auf durchs Ausseerland Robert Hollmann ken- die örtliche Bürokratie stets besondere Über- der Alm, natürlich im Hollmann’schen Stil. nen. Der gelernte Koch und Zuckerbäcker, raschungen bereit. Nur wenige Holzarten hal- Ein schönes Plätzchen auf der Kärntner Tur- leidenschaftliche Gastgeber und Schauspie- ten dem Klima und den Termiten stand, die rach haben die beiden schon gefunden…  ler in Personalunion, Besitzer und Gründer salzhaltige, feuchtwarme Luft läßt eine „rost- http://www.utmthotel.com

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 49 Österreich, Europa und die Welt Von Wien nach Tauranga Die Wienerin Birgit Anna Krickl ist nach reiflicher Überlegung vor 13 Monaten nach Neuseeland ausgewandert. Sie wird sich in monatlichen Kolumnen mit kleinen und feinen Kulturunterschieden zwischen Österreich und ihrem Gastland auseinandersetzen. Folge 5: Vom Tanzen. Foto: Ulrich Lange, Bochum / Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported license. Ein Blick auf die Corner Grey Street in Tauranga City, Bay of Plentyd, North Island, in paar Wochen nach meiner Ankunft in mir sehr entgegen, man bezahlte jede Stunde ETauranga überlegte ich, wie ich hier Leu- extra, womit man keine Verpflichtung einge- te kennenlernen könnte. Bei meiner Suche hen mußte. Zusätzlich brauchte man keinen im Internet fand ich einen Tanzkurs, einen Partner und alle anderen KursteilnehmerInnen Salsa- und Bachata-Kurs. Ich hatte in Öster- kamen auch alleine. Manche erzählten, ihr reich vor vielen Jahren schon einen Stan- Partner sei nicht am Tanzen interessiert, des- dard-Tanzkurs besucht und Tanzen war im- halb machen sie den Kurs für sich. Es war mer eine Leidenschaft von mir gewesen. auch neu für mich, daß beim Einüben der Doch durch meine unregelmäßigen Arbeits- Schritte ständig PartnerInnen gewechselt zeiten in meinem letzten Job in Österreich werden, sodaß jeder mit jedem tanzen kann. war es mir nicht möglich, einen Kurs zu Und der positive Nebeneffekt ist, daß man besuchen. Und nun ich hatte das Gefühl, es gleichzeitig viele neue Leute kennen lernt. war Zeit, diese alte Leidenschaft wieder auf- Mein Tanzlehrer bot auch noch einen zwei- leben zu lassen, diesmal mit einer lateiname- ten Tanzkurs an – Zouk-Lambada – und ich rikanischen Stilrichtung. begann auch diesen. Innerhalb von kurzer Ich war – 10 Minuten vor Kursbeginn – Zeit lernte ich viele Leute kennen und wurde natürlich die erste am Kursort, die Kiwis bald auch zu privaten Feiern eingeladen.

nehmen es mit der Pünktlichkeit ja nicht so Foto: privat Einmal im Monat veranstaltet der Tanz- genau… Die Organisation des Kurses kam Birgit Anna Krickl lehrer eine Tanzparty, wo jeder umgerechnet

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 50 Österreich, Europa und die Welt

3 Euro bezahlt und damit werden Getränke zur Verfügung gestellt und später wird Pizza für alle bestellt. Das Interessante daran ist, daß diese Partys alle alkoholfrei sind und es nur um die gemeinsame Leidenschaft des Tanzens geht. Eine unausgesprochene Regel ist es auch, daß jeder Mann einmal mit jeder Frau tanzt. So kommt man auch als Single- Frau viel zum Tanzen und man lernt ver- schiedenen Führungsstilen zu folgen. Und einmal pro Abend wird auch „Rueda“ ge- tanzt, das ist ein lateinamerikanischer Grup- pentanz. Dabei bilden die Paare einen Kreis, es wird zu Salsa-Musik getanzt und der An- sager ruft die nächste Figur aus. Nachdem ich ein paar Monate den Kurs besucht hatte, fand in Whakatane ein Tanz- Festival statt und wir sollten dort auftreten, drei Paare sollten einen Bachata-Tanz vor- führen. Es war sehr kurzfristig und wir hat- ten nur zwei Wochen Zeit, die Abfolge ein- zustudieren. Alles war sehr aufregend, die Aufführung gelang sehr gut und es schweiß- te uns alle zusammen. Und bald darauf soll- ten wir beim multikulturellen Festival in Tauranga auftreten. Hier hatte ich das erste Mal das Gefühl, wirklich integriert zu sein. Ich konnte durch das Tanzen meine alte Leidenschaft wieder aufblühen lassen und gleichzeitig Kontakte knüpfen. Weiters fin- den jährlich einige Tanzfestivals in ganz Neu- seeland statt. Und vielleicht hab ich die Ge- oben: Eine unausgesprochene Regel ist es auch, daß jeder Mann einmal mit jeder legenheit, bald wieder bei einer Veran- Frau tanzt. staltung aufzutreten…  unten: Beim Gruppentanz »Rueda« bilden die Paare einen Kreis, es wird zu Salsa- mailto:[email protected] Musik getanzt und der Ansager ruft die nächste Figur aus. Fotos: privat

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 51 Österreich, Europa und die Welt Weltbund-Tagung Auslandsösterreichertreffen 2015 3. bis 6. September 2015 in Klagenfurt am Wörthersee Der Weltbund veranstaltet jedes Jahr für seine Mitglieder und deren Freunde ein großes, internationales Treffen in Österreich. Sie haben die Möglichkeit sich über Internet anzumelden. Kontakt: Dr. Irmgard Helperstorfer – http://www.weltbund.at/aktuelles_termine.asp An allen mit einem  gekennzeichneten Veranstaltungen können Sie nur mit einer gedruckten Einladung oder einer Zugangsberechtigung teilnehmen, die Sie bei der Registrierung erhalten!

Donnerstag, 3. September 14.00 - 17.00 Uhr  Besichtigung Stadtweingarten auf 09.00 - 18.00 Uhr Registrierung: im großen Saal im Europa- Einladung der Stadt Klagenfurt, haus, Reitschulgasse 4, Klagenfurt Treffpunkt: Neuer Platz bei Tourismus Info, Rahmenprogramm: Verbindliche Anmeldung Klagenfurt. Maximale Teilnehmeranzahl pro wegen beschränkter Teilnehmerzahl unbe- Besichtigung: 30 Personen dingt erforderlich! Bitte nur eine (!) 14.00 - 18.00 Uhr  Betriebsbesichtigung im Lakeside Park Veranstaltung des Rahmenprogramms für auf Einladung des Lakeside Science & Donnerstag, 3. September 2015, ankreuzen. Technology Parks, Treffpunkt: 14.00 Uhr, Die Teilnehmer können aus folgenden Reitschulgasse 4, auf der gegenüber liegen- Programmpunkten wählen: den Seite. 14.00 - 18.00 Uhr  Stadtrundgänge mit Wappensaal und Maximale Teilnehmeranzahl: 20 Personen Fuchskapelle auf Einladung der Tourist- 15.00 Uhr  Museum Moderner Kunst Kärnten Information, Treffpunkt: Klagenfurt Besichtigung inklusive Führung durch das Tourismus, Neuer Platz 1, Klagenfurt. Museum auf Einladung des Landes Kärnten, Maximale Teilnehmeranzahl pro Treffpunkt: Museum Moderner Kunst Stadtführung: 50 Personen Kärnten, Burggasse 8, 9021 Klagenfurt Foto: Stadtpresse Klagenfurt / Horst Ein Blick auf die Kärntner Landeshauptstadt Klagenfurt mit dem Wörthersee im Bild oben

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 52 Österreich, Europa und die Welt

Minimundus: Tel.: +43/463/211 94-0, http://www.minimundus.at oder Wörthersee Schifffahrt. Tel.: +43/463/21155 http://www.wörtherseeschifffahrt.at – sind selbst und auf eigene Kosten zu organisieren. 19.30 - 22.00 Uhr  Einladung der Bürgermeisterin der Landeshauptstadt Klagenfurt am Wörther- see, Frau Dr. Maria-Luise Mathiaschitz im VIP-Bereich des Wörtherseestadions, Südring 207, Klagenfurt

Freitag, 4. September 09.00 - 17.00 Uhr Registrierung: im großen Saal im Europa- haus, Reitschulgasse 4, Klagenfurt Rahmenprogramm: Verbindliche Anmeldung wegen beschränkter Teilnehmerzahl unbe- dingt erforderlich! Bitte nur eine (!) Veranstaltung des Rahmenprogramms für Der Metnitzstrand am Wörthersee Freitag, 4. September 2015, ankreuzen. Die Teilnehmer können aus folgenden Programmpunkten wählen: 09.00 - 12.00 Uhr  Stadtrundgänge mit Wappensaal und Fuchskapelle auf Einladung der Tourist- Information, Treffpunkt: Klagenfurt Tourismus, Neuer Platz 1, Klagenfurt. Maximale Teilnehmeranzahl pro Stadtführung: 50 Personen 09.00 - 12.00 Uhr  Betriebsbesichtigung im Lakeside Park auf Einladung des Lakeside Science & Technology Parks, Treffpunkt: 09.00 Uhr, Reitschulgasse 4, auf der gegenüber liegen- den Seite. Maximale Teilnehmeranzahl: 20 Personen 09.00 Uhr  Museum Moderner Kunst Kärnten

Besichtigung inklusive Führung durch das Foto: Stadtpresse Klagenfurt / Horst Foto: Stadtpresse Klagenfurt / Gerdl Museum auf Einladung des Landes Kärnten, Das für die Euro 2008 errichtete Wörtherseestadion Treffpunkt: Museum Moderner Kunst Kärnten, Burggasse 8, 9021 Klagenfurt Centrums, St. Ruprechter Straße 12, Minimundus: Tel.: +43/463/211 94-0, Klagenfurt http://www.minimundus.at oder 14.30 - 17.30 Uhr Generalversammlung 2. Teil Wörthersee Schifffahrt. Tel.: +43/463/21155 Saal 1 im Messe Centrum 5, 1. Stock, http://www.wörtherseeschifffahrt.at – sind St. Ruprechter Straße 12, Klagenfurt selbst und auf eigene Kosten zu organisieren. 20.30 Uhr  Ball des Auslandsösterreicher- 14.00 - 18.00 Uhr Generalversammlung 1.Teil Weltbundes im Konzerthaus, Mießtaler Ort: Saal 1 im Messe Centrum 5, 1. Stock, Straße 8, Klagenfurt St. Ruprechter Straße 12, Klagenfurt 19.30 - 22.30 Uhr Empfang des Landeshauptmanns von Sonntag, 6. September Kärnten Herrn Dr. Peter Kaiser 10.00 Uhr Evangelischer Gottesdienst in der Ort: Burgruine Taggenbrunn Johanneskirche am Lendkanal, Martin-Luther-Platz 1, Klagenfurt Samstag, 5. September 10.15 Uhr Katholischer Gottesdienst im 10.00 - 12.00 Uhr Festakt mit Auszeichnung des „Auslands- Dom zu Klagenfurt, Domplatz 1 österreichers des Jahres 2015“ 12.00 Uhr  Abschlußmittagessen im Restaurant Ort: Konzerthaus, Mießtaler Straße 8, Dermuth, Kohldorfer Straße 52, Klagenfurt; Klagenfurt Treffpunkt: 11.30 Uhr am Domplatz 12.15 Uhr  Festessen auf Einladung Festessen des Essen € 20,– auf eigene Rechnung; Getränke Herrn Bundesministers für Europa, auf Rechnung des AÖWB, verbindliche Integration und Äußeres (BMEIA) Anmeldung unbedingt erforderlich! Sebastian Kurz im Foyer im EG des Messe Änderungen vorbehalten!

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 53 Österreich, Europa und die Welt 21. Auslandsniederöster- reicherInnen-VIP-Treffen 6. bis 8. September 2015 im NÖ Landhaus St. Pölten

Generalthema »Hidden Champions – Niederösterreichs Jugend für die Welt«

Sonntag, 6. September Moderation: Dr.in Ilona Slawinski, Verantwort- bis 14.00 Uhr Eintreffen in St. Pölten – Check-in im Hotel Metropol liche für die Auslandskultur des Landes NÖ 3100 St. Pölten, Schillerplatz 1  Bildung & Jugend Telefon: ++43 / (0)2742-70700/132 Thema: „Jugend in NÖ – unsere ganz 14.00 Uhr Bustransfer vom Hotel Metropol zur persönliche Sicht“ NÖ Landesausstellung „ÖTSCHER:REICH – SchülerInnen-Präsentation zu den Themen Die Alpen und wir“ nach Neubruck und „Schule“, „Europa und Nationalismus“ und Frankenfels-Laubenbachmühle, Mostviertel „Migration und Integration“ – geleitet von ca. Gemütliches Beisammensein für die Auslands- Univ.Doz. Mag. Dr. Friedrich Lo¹ek, Landes- 18.30 Uhr NiederösterreicherInnen bei einem Mostheurigen schulinspektor Moderation: Landesjugendreferent Montag, 7. September Wolfgang Juterschnig 9.00 Uhr Spaziergang bzw. Shuttlebus vom Hotel Metropol 17.30 Uhr Ende der Arbeitskreissitzungen zum NÖ Landhaus anschließend Vernissage Haus 1A, Ausstellungsbrücke: 9.30 Uhr Eröffnungsveranstaltung im Ostarrichisaal, Michael Höpfner, Deutschland Haus 1A, 2. Stock 18.30 Uhr Spaziergang bzw. Shuttlebus zum Hotel Metropol 19.00 Uhr Abendessen im Hotel Metropol Begrüßung und Moderation: Dr. Simon Ortner, Geschäftsstelle für AuslandsniederösterreicherInnen Dienstag, 8. September Bericht: Werner Götz, Vizepräsident des Auslands- 10.00 Uhr Spaziergang bzw. Shuttlebus vom Hotel Metropol österreicher-Weltbundes zum NÖ Landhaus Impulsreferat: „Die Jugend ist unsere Zukunft, ist sie 10.30 Uhr Abschlußveranstaltung im Ostarichisaal das?“ von Univ.-Prof. Peter Filzmaier  Begrüßung und Kurzbericht: Dr. Simon Ortner Eröffnung durch einen politischen Vertreter der  Jugendchor NÖ Landesregierung  Impulsreferat: „Musische Bildung: Spaß, der 11.00 Uhr Kaffeepause herausfordert!“ von MMag. Gottfried 11.40 Uhr „Praktikabörse“ – Informationen über Auslands- Zawichowski, Koordinator der Chorszene NÖ, aufenthalte und -praktika für junge Nieder- Geschäftsführer der Musikfabrik NÖ österreicherInnen  Präsentation der Ergebnisse der drei 12.30 Uhr Mittagessen im NÖ Landhaus, Arbeitskreise/Workshops NÖ Saal I und II, 2. Stock Jugendchor 14.00 Uhr Beginn der Arbeitskreise/Workshops  Festansprache des Zweiten Präsidenten des  Wirtschaft & Technologie NÖ Landtages Mag. Johann Heuras und (Industrieviertelsaal)) Überreichung der ANÖ-Nadel an die erstmaligen Thema: „AuslandsNiederösterreicherInnen – ANÖ-TeilnehmerInnen durch den Zweiten Pioniere neuer Wirtschaftstrends“ Präsidenten des NÖ Landtages Impulsreferat: AuslandsniederösterreicherIn  Jugendchor: Landeshymne 1. Strophe gesungen Moderation: Mag. Herbert Halbwidl anschl. Mittagsempfang, gegeben von Landes- Senior Counsellor Internationale Beziehungen hauptmann Dr. Erwin Pröll, Foyer „Schwarzes  Kunst, Kultur & Wissenschaft Bild“ (Ostarrichisaal) 14.00 Uhr Ende des 21. AuslandsniederösterreicherInnen- Thema: „Möglichkeiten der kulturellen Vermitt- Treffens 2015, Transfer für die TeilnehmerInnen zum lung von Niederösterreichs Jugend im Ausland“ Hotel Metropol, Bahnhof St. Pölten Impulsreferat: AuslandsniederösterreicherIn http://www.noel.gv.at/aoe Änderungen vorbehalten!

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 54 Innenpolitik Stabile Finanzen, hohe Lebens- qualität, hohe Beschäftigung Am 1. Juli wurde der Wirtschaftsbericht 2015 vorgestellt. Foto: BKA / Andy Wenzel Präsentation des Wirtschaftsberichts 2015 in der Akademie der Wissenschaften (v.l.): Finanzminister Hans Jörg Schelling, Bundeskanzler Werner Faymann, Vizekanzler und Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner und Verkehrsminister Alois Stöger

undeskanzler Werner Faymann unter- nie jemand aus einer Krise hinausgespart, System weiterentwickeln, damit sich die Ge- Bstrich am 1. Juli in seiner Rede bei der sondern nur hinausinvestiert.“ sellschaft nicht teilt, wenn man zu Mittag Präsentation des österreichischen Wirtschafts- Österreich zähle zu den wenigen Ländern, nachhause geht, in jene, die ausreichend un- berichts 2015 in der Aula der Akademie der die in der Krise die Forschung erhöht haben, terstützt werden, und jene, die sich das nicht Wissenschaften, daß Österreich ein Land mit mit ganz konkreten Maßnahmen, wie etwa leisten können“, sagte Faymann. Man müsse stabilen Finanzen, hoher Beschäftigung und der Erhöhung der Forschungsprämie für Un- das Potential der Gesellschaft heben und das hoher Lebensqualität sei. „Das kommt nicht ternehmen von 10 auf 12 Prozent, so Fay- fange bei der Bildung an. Dafür brauche es zufällig und ist keine Selbstverständlich- mann. „Und das in einer Zeit, wo es wahrlich flächendeckende Betreuungsangebote, ganz- keit“, betonte Faymann. schwierig ist, gleichzeitig Steuern zu senken, tägige Schulen und leistungs- und bildungs- zu sparen und Ausgaben unter Dach und orientierte Einrichtungen. „Wir haben uns Faymann: Arbeiten, egal ob es Fach zu halten.“ vorgenommen, das bis Ende des Jahres dafür Applaus gibt oder nicht Faymann betonte auch die Wichtigkeit durchzusetzen“, so Faymann. Man müsse Po- „Der Wirtschaftsbericht bringt die Kraft der Zusammenarbeit zwischen Bund und tentiale erkennen, Fähigkeiten nutzen und un- unseres Landes zum Ausdruck. Wir sind gut Ländern. Auch mit den Sozialpartnern setze terschiedliche Voraussetzungen ausgleichen, gerüstet, aber wir haben Aufgaben zu erledi- man viel durch – ein Unterschied zu vielen machte der Bundeskanzler klar. „Soziale Un- gen“, sagte der Kanzler und merkte an, daß Ländern, die derzeit mit hoher Arbeitslosig- terschiede, die – unabhängig von der Her- Österreich auch in den derzeit schwierigen keit zu kämpfen haben. „Es geht darum, Auf- kunft – in unserer Gesellschaft existieren, Zeiten stabil geblieben sei. „Diese Stabilität gaben aufzuteilen und Kompromisse zu fin- wirken sich auf die Bildung aus.“ Dem müs- ist ein Wert an sich, wir sind ihr verpflichtet den. In diesem Zusammenwirken und dem se man entgegenwirken. und wir haben für diese stabilen Finanzen zu gegenseitigen Respekt sehe ich eine sinnvol- arbeiten, egal ob es dafür Applaus gibt oder le Bewältigung der Aufgabenstellung.“ Mitterlehner: Österreich braucht nicht.“ Gerade in Krisenzeiten seien außer- Der Bundeskanzler kam auch auf die Reformen, um wieder an die Spitze dem Investitionen besonders wichtig. „Man kommende Bildungsreform zu sprechen. „Wir zu kommen muß sparen, wo man sparen kann und inve- haben ein Bildungssystem, das sehr früh be- Vizekanzler und Wirtschaftsminister Rein- stieren, wo man investieren muß. Es hat sich ginnt. Wir müssen es zu einem ganztägigen hold Mitterlehner, der den Wirtschaftsbericht

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 55 Innenpolitik gemeinsam mit dem Bundeskanzler, mit Gründerland Nummer eins in Europa wer- und Konsum gestärkt werden. Impulse für Finanzminister Hans Jörg Schelling und In- den. Daher müssen wir das Umfeld für Grün- mehr Investitionen soll der Europäische frastrukturminister Alois Stöger präsentierte, der und Startups kontinuierlich verbessern Fonds für strategische Investitionen liefern. sagte, der Wirtschaftsbericht verdeutliche, und den Unternehmergeist fördern. Auch auf „Als starkes Exportland und offene Volks- daß Österreich Reformen brauche, um wie- Ebene der Universitäten brauchen wir mehr wirtschaft profitiert Österreich von einer der ganz vorne mitspielen zu können. Mit- Ausgründungen wie sie in anderen Ländern Belebung der Nachfrage und der Vollendung terlehner: „Wirtschaftlich durchschreiten wir wie den USA viel häufiger entstehen“, be- des Binnenmarktes in Europa“, so Mitterleh- zwar langsam die Talsohle, haben aber nach tont Mitterlehner. Aktuelle Maßnahmen da- ner. „Die weitere Öffnung und Internationa- wie vor ein Wachstums-, Struktur- und Ver- für umfassen die deutliche Erleichterung des lisierung der Wirtschaft ist deshalb be- trauensproblem. Genau dort müssen wir anset- Crowdfundings und die Einrichtung von Wis- sonders wichtig, weil Österreich schon jetzt zen, um mit den richtigen Reformen und Stra- senstransferzentren an den Universitäten. Zu- sechs von zehn Euro im Export verdient. Da- tegien und dem nötigen Optimismus wieder sätzlich brauche es eine andere Mentalität her wollen wir vor allem die Zukunftsmärkte an die Spitze zu kommen. Nur so schaffen mit mehr Risiko und weniger Sicherheits- außerhalb Europas noch stärker erschließen wir langfristig ein stärkeres Wachstum und denken, das Wachstum und Kreativität und setzen uns für den Ausbau der Han- mehr Arbeitsplätze.“ In diesem Zusammen- bremse. delsbeziehungen mit anderen Weltregionen hang verwies er auch auf den europäischen ein, zum Beispiel durch ein qualitativ gutes Trend: „Länder, die rechtzeitig Strukturre- Freihandelsabkommen TTIP zwischen der formen umgesetzt haben, wachsen jetzt stär- EU und den USA“, sagt Mitterlehner. ker und haben mehr Spielraum für Zukunfts- investitionen, zum Beispiel in mehr Innova- Leitbetriebe stärken, KMU unterstützen tion, Wissenschaft und Forschung.“ Der Wirtschaftsbericht enthält auch ein klares Bekenntnis zu einer starken und inno- Bürokratie abbauen, vativen Industrie und zur Bedeutung der Wirtschaften erleichtern kleinen und mittleren Unternehmen in Öster- Ein Schwerpunkt Mitterlehners liegt auf reich. „Wir leben in einer Volkswirtschaft, dem Abbau des bürokratischen Aufwandes, Arbeitgeber und Arbeitnehmer sitzen in der in schwierigen Zeiten besonders spürbar einem Boot. Gerade Leitbetriebe sind in wird. „Im Endeffekt geht es um eine mög- ihrer Wertschöpfungskette eng mit jeweils lichst schlanke, effiziente und bürgernahe bis zu 1000 kleinen und mittleren Unter- Ausrichtung. Daher müssen wir den Staat nehmen vernetzt“, erläutert Mitterlehner. In auf seine notwendigen Aufgaben zurückfüh- diesem Sinne werde insbesondere die ge- ren und auch einen entsprechenden Kultur- meinsam mit 40 CEOs entwickelte „Stand- wandel weg vom Etatismus einleiten“, so Mit- ortstrategie Leitbetriebe“ weiter umgesetzt. terlehner. Es gehe darum, das Wirtschaften Viele der darin vorgesehenen Maßnahmen zu erleichtern, überschießende Vorschriften seien bereits auf Schiene, wie etwa die ab abzubauen und flexiblere Arbeitszeiten zu 2016 von zehn auf zwölf Prozent erhöhte ermöglichen. „Damit gewinnen wir auch bei Zusätzliche Mittel für Universitäten, Forschungsprämie. den Unternehmen wieder an Vertrauen und Fachhochschulen und die Grundlagenfor- Verlässlichkeit“, so Mitterlehner, der auch schung unterstützen den Ausbau der Wis- Über den Wirtschaftsbericht bereits umgesetzte Maßnahmen hervorhebt. sensgesellschaft. „Im weltweiten Wettbewerb Österreich 2015 „Wir haben mehrere Beauftragte gestrichen, setzt sich ein Land wie Österreich vor allem Der Wirtschaftsbericht wurde unter Fe- die Arbeitszeitvorschriften entbürokratisiert mit Innovation, Qualität und Kreativität durch. derführung des Wissenschafts-, Forschungs- und die Betriebsanlagen tausender Kleinbe- Damit sichern wir unseren Wohlstand“, und Wirtschaftsministeriums verfaßt. We- triebe genehmigungsfrei gestellt.“ Weitere bekräftigt Mitterlehner. Die neue Ressort- sentliche Beiträge und Informationen liefer- Maßnahmen habe die Bundesregierung im struktur mit der Verbindung von Wissen- ten das Wirtschaftsministerium und das Fi- jüngsten Reformdialog vereinbart. „Zusätz- schaft, Forschung und Wirtschaft habe sich nanzministerium sowie die weiteren Ressorts lich erproben wir Erfolgskonzepte aus ande- bewährt, damit könne der gesamte Innova- der Bundesregierung. Zusätzliche Beiträge ren Ländern wie das sogenannte Nudging, tionszyklus unterstützt werden. Mit Erfolg: kommen unter anderem von EU-Kommis- ein in Großbritannien erfolgreich umgesetz- 2015 sollen die Forschungsausgaben auf den sion, OECD, WIFO und IHS. Eigene Gast- tes Projekt. Ziel ist eine Politik, die motiviert Rekordwert von 10,1 Milliarden Euro stei- beiträge haben EU-Kommissionspräsident statt reguliert und dadurch positive Effekte gen. „Im EU-Vergleich liegt Österreich mit Jean-Claude Juncker und OECD-General- erzielt.“ einer Forschungsquote von über drei Prozent sekretär Angel Gurria verfaßt. Zudem analy- bereits an vierter Stelle“, hebt Mitterlehner sieren renommierte Ökonomen die Wirt- Neue Gründerzeit einläuten, hervor. schaftslage und den Standort Österreich. Wissensgesellschaft stärken Der Wirtschaftsbericht Österreich 2015 Als wesentliche Erfolgsrezepte für die Internationalisierung ausbauen, steht auf der Homepage des Bundesmini- Zukunft sieht Mitterlehner die Stärkung des neue Märkte erschließen steriums für Wissenschaft, Forschung und österreichischen Ingenieursgeists und den Rückenwind für die Konjunktur kommt Wirtschaft zum Download bereit.  Weg zur Gründernation. „Österreich soll zum von der Steuerreform, weil damit Kaufkraft http://www.bmwfw.gv.at/Wirtschaftspolitik/Wirtschaftspolitik/Seiten/Wirtschaftsbericht.aspx

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 56 Innenpolitik Es braucht die Sehnsucht nach dem Besseren Festtagung zu »Volksanwaltschaft als Menschenrechtshaus der Republik Österreich« im Parlament Fotos: Parlamentsdirektion / Bildagentur Zolles KG Mike Ranz Zweiter Nationalratspräsident Karlheinz Kopf begrüßt die VeranstaltungsteilnehmerInnen zur Festtagung

it 1. Juli 2012 wurde die Volksanwalt- Menschen in vielen tausenden Fällen helfen Mschaft zum Menschenrechtshaus in Ös- konnte. Aus seiner Sicht war es die richtige terreich. Seitdem schützt sie Bürgerrechte, Entscheidung des Parlaments, den nationalen überprüft Justizanstalten, die Exekutive, Präventionsmechanismus im Rahmen eines spricht mit Menschen in Pflegeheimen und UNO-Mandats bei der Volksanwaltschaft an- psychiatrischen Einrichtungen. Ist dort, wo zusiedeln, gerade die begleitende Kontrolle Menschen abgeschoben werden oder sich der Kommissionen, und damit ihre präventi- nicht frei bewegen dürfen. Ihr Auftrag ist ve Arbeit, sei für die Gesellschaft von beson- dabei verfassungsrechtlich verankert. Bera- derer Bedeutung. Die Verletzung von Men- ten und begleitet wird sie vom Menschen- schenrechten lasse sich nämlich, wie Kopf rechtsbeirat, sechs regionale Menschen- sagte, gar nicht mehr oder nur schwer wieder rechts-Kommissionen leisten in den Bundes- gut machen. ländern präventive Arbeit zum Schutz der Menschenrechte. Zum dreijährigen Jubiläum Fichtenbauer: Menschenrechte als un- sowie zur Neubesetzung der Kommissionen veräußerliches und unverzichtbares Gut fand am 2. Juli im Parlament eine Festtagung Der Vorsitzende der Volksanwaltschaft, statt. Peter Fichtenbauer, thematisierte die Entste- hungsgeschichte der allgemeinen Menschen- Kopf würdigt Präventionsarbeit rechte und ihrem, wie er sagte, nicht gelö- der Volksanwaltschaft in Sachen stem Spannungsverhältnis bis zum heutigen Menschenrechte Tag. Der eigentliche Wesenskern von Men- Zweiter Nationalratspräsident Karlheinz Zweiter Nationalratspräsident schenrechten sei dabei, daß es sich um ein Kopf sprach in seinen Begrüßungsworten Karlheinz Kopf unveräußerliches und unverzichtbares Gut über die Bedeutung und Unerlässlichkeit der BürgerInnen dieselbe Ausgangssituation für handelt. Begründet liegt dieser Gedanke im Volksanwaltschaft in und für Österreich. Trotz den Zugang zu ihrem Recht haben. Er selbst Naturrecht, das dem Volksanwalt zufolge der sehr hoch entwickelten Rechtskultur sei glaubt, daß sich die Volksanwaltschaft in den gleichzeitig auch den Durchbruch für die Er- es eine unbestrittene Tatsache, daß nicht alle letzten Jahrzehnten sehr bewährt hat und kenntnisse der allgemeinen Freiheit aller Men-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 57 Innenpolitik schen gegeben hat. Fichtenbauer sieht Öster- sich in den Kommissionen sowie im Men- reich dabei auf einem sehr hohen Niveau, was schenrechtsbeirat enormes ExpertInnenwis- die Rechtsstaatlichkeit betrifft. Dennoch sen angesammelt, das dem Volksanwalt zu- sieht er insbesondere in zwei Bereichen des folge auch international nachgefragt wird. Zivilrechts, nämlich bei der Sachwalterschaft Ein Beispiel für die entscheidende Hilfestel- und in Fragen der Allgemeinen Geschäftsbe- lung des Menschenrechtsbeirats zeigt etwa dingungen, dringenden Handlungsbedarf. das jüngst durchgesetzte Ende von Netzbetten in den Spitälern Wiens, wie Kräuter sagte. Brinek: Österreich darf sich nicht ausruhen, wenn es um Flucht vor Kriegen, die Rechte der Menschen geht Konflikten und Verfolgung Österreich dürfe zwar stolz auf seine Ge- In ihrer Lesung thematisierte Kammer- schichte in der Verteidigung von Menschen- schauspielerin Elisabeth Orth die knapp 60 rechten sein, ausruhen sollte es sich darauf Millionen Menschen, die sich aktuell welt- aber nicht, so das Urteil von Volksanwältin weit auf der Flucht vor Kriegen, Konflikten Gertrude Brinek, denn „noch immer werden und Verfolgung befinden. Das sei die höch- Menschenrechte mit Füßen getreten“. Hier ste Zahl, die jemals von UNHCR verzeich- verwies Brinek insbesondere auf die Rechte net wurde, darunter auch tausende unbeglei- von Frauen, ein Thema, bei dem es für die Volksanwalt Peter Fichtenbauer tete Kinder, auch in Österreich. Den drei Volksanwältin in Österreich noch viel zu tun VolksanwältInnen wünschte die Doyenne des gibt. Die Bilanz über die Arbeit in Sachen Burgtheaters „alles Gute, viel Mut, und viel Menschenrechte in den vergangenen drei Jah- Frechheit“. Renate Kicker und Andreas Hauer ren fällt für Brinek dennoch gut aus, in mehr vom Menschenrechtsbeirat sprachen über An- als 1200 Kontrollbesuchen wurden Menschen forderungen und Standards in ihrer Arbeit als bei Abschiebungen, in Haft oder in Heimen beratendes Gremium der Volksanwaltschaft. begleitet. Für diese Arbeit mahnte Brinek Sachlichkeit und fachliche Sicherheit ein, es Neuorganisation der brauche hochkompetente Menschenrechts- Menschenrechts-Kommissionen expertInnen, AktivistInnen allein würden Bei der Festtagung wurden auch die De- nicht ausreichen. Die Volksanwältin appel- krete an die neuen LeiterInnen und Mitglie- lierte außerdem, das Nicht-Selbstverständli- der der sechs Kommissionen verliehen. Der che zu tun, Passion, Empathie und Nachhal- neue Leiter für Wien und Niederösterreich tigkeit seien dabei jene drei Kategorien, die ist demnach Verfassungsjurist Heinz Mayer, in der Arbeit für den Schutz der Menschen- für Steiermark und Kärnten Gabriele Fischer, rechte außerdem notwendig sind. Was es Bri- Verena Murschitz wird von nun an die Kom- nek zufolge noch braucht, ist „die Sehnsucht, mission in Tirol und Vorarlberg leiten. nach dem Besseren“, das heißt, den festen Volksanwalt Peter Fichtenbauer übernahm Glauben an Veränderung. den Vorsitz der Volksanwaltschaft von Volks- Volksanwältin Gertrude Brinek anwältin Gertrude Brinek, welcher routine- Kräuter: Nationaler Präventionsmecha- mäßig jedes Jahr mit 1. Juli wechselt. nismus zum Schutz der Menschen- Die Kommissionsmitglieder haben un- rechte umfangreich ausgestattet eingeschränkten Zugang zu Institutionen Volksanwalt Günter Kräuter thematisierte und Informationen in Österreich. Insgesamt die Arbeit in der Volksanwaltschaft sowie in gibt es sechs ExpertInnengruppen, die mul- den ExpertInnengruppen zum Schutz der tiethnisch sowie multidisziplinär zusammen- Menschenrechte. Aus seiner Sicht ist es eine gesetzt sind. „großartige Idee“ der Vereinten Nationalen, Menschenrechtsverletzungen präventiv zu Menschen- und Bürgerrechte bekämpfen. Die Ausgestaltung der UN-Men- schützen und fördern schenrechtsverträge in den Unterzeichner- Grundlage für den Menschenrechts-Auf- staaten ist dabei frei zu wählen, in Österreich trag in der Volksanwaltschaft sind zwei be- habe das Parlament mit den sechs Kommis- deutende UN-Menschenrechtsverträge, durch sionen eine umfangreiche Ausstattung des na- die sich die Republik Österreich zu be- tionalen Präventionsmechanismus ermög- stimmten menschenrechtlichen Garantien und licht. „Viele der Länder haben nur einen internationalen Standards verpflichtet hat. Bruchteil jener Möglichkeiten, die es in Ös- Die Volksanwaltschaft ist damit verfas- terreich gibt“, sagte Kräuter. Dabei sei es sungsrechtlich mit der Zuständigkeit für den wichtig, den Präventionsmechanismus stän- Fotos: Parlamentsdirektion / Bildagentur Zolles KG Mike Ranz Schutz und die Förderung der Menschen- dig weiterzuentwickeln, mittlerweile habe Volksanwalt Günther Kräuter rechte in Österreich betraut. Mit der Kom-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 58 Innenpolitik Fotos: Parlamentsdirektion / Bildagentur Zolles KG Mike Ranz Kammerschauspielerin Elisabeth Orth Andreas Hauer, stv. Vorsitzender Renate Kicker, Vorsitzende während ihrer Lesung des Menschenrechtsbeirats des Menschenrechtsbeirats

petenzerweiterung setzt die Volksanwalt- Behinderungen besonders stark Gefahr lau- für Menschen mit Behinderungen. Außer- schaft das Zusatzprotokoll zur UN-Anti- fen, Mißhandlung, unmenschlicher Behand- dem überprüfen die VA und ihre Kommis- Folter-Konvention (OPCAT) und den darin lung und freiheitsentziehenden Maßnahmen sionen, ob die Ausübung von Befehls- und geforderten „Nationalen Präventionsmecha- wehrlos ausgesetzt zu sein. Geprüft werden Zwangsgewalt durch die Exekutive, etwa bei nismus“ (NPM) sowie Regelungen der UN- etwa Justizanstalten, Kasernen, Dienststel- Abschiebungen und Demonstrationen, men- Behindertenrechtskonvention um. len der Polizei, psychiatrische Einrichtun- schenrechtskonform erfolgt.  Der Prüfungsauftrag umfaßt alle Einrich- gen, Alten- und Pflegeheime, Wohngemein- http://volksanwaltschaft.gv.at tungen, in denen Menschen mit und ohne schaften für Jugendliche und Einrichtungen Quelle: Parlamentskorrespondenz

Umfassende Reform im Bereich Justiz beschlossen in Ergebnis, auf das wir wirklich stolz gesetzbuches zielt darauf ab, eine ausgewo- gen kümmern, im Erbfall zu berücksichti- Esein können“, so faßt Justizminister Wolf- gene Balance der Strafrahmen zwischen Ver- gen. Immerhin nimmt die private Pflege viel gang Brandstetter die im Zuge der am 23. Juli mögensdelikten und Delikten gegen Leib Zeit und Kraft in Anspruch“, so Brandstetter. vom Bundesrat beschlossenen Reformen aus und Leben zu schaffen. Dafür wurden rund Zusätzlich bringt das neue Erbrecht auch seinem Ressort zusammen. Mit der Reform 200 Bestimmungen überarbeitet, neue Tatbe- eine Erleichterung für Familien und Unter- des Strafgesetzbuchs sollen ab 1. Jänner 2016 stände eingeführt und die Strafrahmen bei De- nehmen. So können Familienmitglieder, die Delikte gegen Leib und Leben stärker be- likten gegen Leib und Leben angehoben: einen Betrieb übernehmen, den Pflichtteils- straft sowie die Tatbestände „Verletzung der „Heute legen Menschen deutlich mehr Wert berechtigten die Pflichtteile auch in Raten sexuellen Selbstbestimmung“ und „Cyber- auf körperliche und auch sexuelle Integrität. auszahlen oder diese stunden lassen. Bisher mobbing“ neu unter Strafe gestellt werden. Daher war eine grundsätzliche Neuorientie- mußten die Anteile sofort ausbezahlt wer- Zusätzlich soll im Rahmen der Reform des rung des Strafrechts in Österreich notwendig“, den, was oft dazu führte, daß Familienbe- Weisungsrechts die Installierung eines unab- so Brandstetter. Zusätzlich soll die im Rahmen triebe zerschlagen wurden. hängigen Weisungsrates für noch mehr der Weisungsrechts-Novelle beschlossene Urheberrechts-Novelle: Im Mittelpunkt Transparenz sorgen. Im Erbrecht werden ab gesetzliche Installierung eines unabhängigen der Urheberrechts-Novelle steht die Stärkung 2017 Pflegeleistungen in Form eines Pflege- Weisungsrates für noch mehr Transparenz der Rechtssicherheit in bezug auf die urhe- vermächtnisses berücksichtigt, zugleich bringt sorgen. Außerdem werden die Berichtspflich- berrechtlich legale Privatkopie in Österreich. die Reform Erleichterungen für Familien ten der Staatsanwaltschaften deutlich redu- Diese ist nur dann zulässig, wenn der Urhe- und Unternehmen. „Wir arbeiten mit Hoch- ziert und die erfolgreiche Whistleblower- ber dafür einen gerechten Ausgleich erhält. druck an Reformen. So haben wir, inklusive Homepage gesetzlich verankert. Die klassische Leerkassettenvergütung hat der in der heutigen Bundesratssitzung be- Zivilrecht: Mit der Reform des Erbrechts diesen Anforderungen nicht mehr genügt und schlossenen Novellen, bereits über 20 Geset- werden Pflegeleistungen künftig in Form so wurde die Vergütungspflicht der Rechts- zesvorhaben seit meinem Amtsantritt erfolg- eines Pflegevermächtnisses bereits im Ver- prechung folgend angepasst. Zusätzlich soll reich umgesetzt“, freut sich Bundesminister lassenschaftsverfahren berücksichtigt. „Ich die Reform durch die Ausweitung der „freien Brandstetter. finde es wichtig, Familienmitglieder, die Werknutzungen“ auch viele positive Aspekte Strafrecht: Die gesamte Reform des Straf- sich aufopfernd um einen nahen Angehöri- für die Wissenschaft bringen. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 59 Innenpolitik Vorsitzwechsel Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll übergab den Vorsitz in der Landeshauptleutekonferenz an Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer Foto: Land OÖ / Stinglmayr Nach der Übergabe: Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll (l.) und Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer

it 1. Juli 2015 übernahm das Bundes- lich das attraktivste Angebot. Denn die stärk- wie etwa bei Naturkatastrophen oder einem Mland Oberösterreich sowohl den Vor- ste Identifikation der BürgerInnen ist in den dramatischen Konjunktureinbruch, weil ra- sitz in der Landeshauptleutekonferenz als Gemeinden gegeben, das bestätigt jede de- sches, regional angepaßtes Handeln in föde- auch den Vorsitz im Bundesrat. moskopische und politikwissenschaftliche rativen Strukturen leichter und effektiver Beide turnusmäßigen Vorsitzwechsel sind Studie. An zweiter Stelle rangieren bereits möglich ist. Symbole für die föderale Tradition und die die Länder, insbesondere die Landeshaupt- föderale Struktur unserer Republik. Die Län- leute. Damit fördert Föderalismus den Zu- Schwerpunkte bis Ende 2015 der sind eigenständige Mitglieder des Bun- sammenhalt und sorgt für eine bürgernahe desstaats. Sie sind keine nachgeordneten Or- Politik. 1. Faire Finanzausgleichs- gane des Bundes. Die Lösung anstehender Probleme in der verhandlungen Sie tragen aber umgekehrt eine gesamt- Nähe des Bürgers ist oft die beste Problem- auf Grund der dynamisch wachsenden Auf- staatliche Verantwortung und müssen dieser lösung. Das Subsidiaritätsprinzip muß daher gaben der Länder. Dazu gehören die Kinder- gerecht werden. Die Länder müssen ihre Exi- Richtschnur allen staatlichen Handelns sein. betreuung, Soziales, Pflege, Gesundheit und stenz vor den Bürgern legitimieren. Sie müs- Bürgernähe und Subsidiarität ermöglichen Fachhochschulen. sen insbesondere die Effizienz ihrer Tätig- eine bessere Beteiligung der Bürger an der Beispiel Kinderbetreuung: Im 10-Jahres- keit nachweisen. Sie müssen das, was sie tun Verwaltung und auch an der Gesetzgebung. Vergleich sind in Oberösterreich die Ausga- und bewirken, vor den WählerInnen in einer ben für Kinderbetreuung von 89,4 Millionen nachvollziehbaren und transparenten Weise 2. Föderalismus garantiert die Euro (Rechnungsabschluss 2005) auf 218,4 rechtfertigen. kostenminimale Erbringung Millionen Euro (Voranschlag 2015) ange- Bund und Länder haben dabei auf Augen- öffentlicher Leistungen stiegen. höhe, aber auch mit Augenmaß miteinander Wenn öffentliche Leistungen nicht ein- Beispiel Soziales: Das Sozialbudget stieg umzugehen. Die Länder können in dieses heitlich auf zentraler Ebene bestimmt, son- von 334,1 Millionen Euro (Rechnungsab- Verhältnis vieles einbringen. dern auf die entsprechenden unteren Ebenen schluß 2005) auf 484,73 Millionen Euro verlagert werden, werden diese Leistungen (Voranschlag 2015). 1. Föderalismus garantiert Bürgernähe kostengünstiger und den örtlichen Bedin- Die Ausgaben im Bereich Chancengleich- Ein „bürgerferner“ demokratischer Staat gungen angepaßt, also effizienter erbracht. heit stiegen von 166 Millionen Euro (Rech- wäre ein Widerspruch in sich – nichts ist für nungsabschluss 2005) auf 399,5 Millionen eine Demokratie wichtiger als Bürgernähe und 3. Kostengünstigere Lösungen sind Euro (Voranschlag 2015). BürgerInnen, die sich in ihre eigenen Ange- nicht schlechtere… Die Sozialhilfeausgaben sind im 10- legenheiten einmischen. …sondern in aller Regel bessere, weil flexi- Jahres-Vergleich von 242 Millionen Euro im Föderale Strukturen sind hier nachweis- blere Lösungen. Insbesondere im Krisenfall, Jahr 2000 auf 479,5 Millionen Euro im Jahr

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2010 gestiegen (Quelle: Statistik Austria - Sozialhilfestatistik vom 14.6.2012). Zu diesen dynamisch wachsenden Aufga- ben kommt weiters die Tatsache, daß die Länder immer mehr Bundesaufgaben über- nehmen (z.B. im tertiären Bildungsbereich).

2. Schwerpunkt Pflege Die Pflegefinanzierung mit der Verlänge- rung des Pflegefonds wird ein zentrales The- ma des OÖ Vorsitzes sein. Das Funktionie- ren einer Pflegefinanzierung hat grundsätz- lich mit der Würde des Menschen zu tun. Sie muß daher ein Kernstück verantwortungs- voller Politik sein. Menschenwürde entschei- det sich in kritischen und sensiblen Berei- chen. Hier darf niemand alleine gelassen werden. Weder die Betroffenen, noch ihre Angehörigen, aber auch nicht die Gemein- Taktstockübergabe von LH Erwin Pröll (r.) an LH Josef Pühringer den, die vieles zur Finanzierung beitragen. Daneben muß trotz geburtenschwacher Jahrgänge ein entsprechender Nachwuchs beim Pflegepersonal sichergestellt werden. Alleine in Österreich sind derzeit 600.000 Menschen hilfs- bzw. pflegebedürftig. Pro- gnosen gehen davon aus, daß bis 2020 rund 60 Prozent mehr Einsatzstunden in der mobilen Pflege bzw. 25 Prozent mehr statio- näre Pflege benötigt werden.

3. Schwerpunkt Deregulierung Bereits im März wurden dem Vorsitzen- den der Deregulierungskommission des Bun- des, Verwaltungsgerichtshofpräsident Rudolf Thienel, die Bürgervorschläge die Bundes- gesetzgebung betreffend Deregulierung über- geben. Deregulierung und damit die Redu- zierung von staatlichen Vorgaben jeder Art ist Antrittsbesuch von Landeshauptmann Josef Pühringer als Vorsitzender der die größte Herausforderung, vor der der In- Landeshauptleutekonferenz bei Bundespräsident Heinz Fischer dustrie- und Wirtschaftsstandort Österreich steht. Mehr Eigenverantwortung und weni- ger Regulierungen müssen dabei das Ziel sein. Ein Wirtschaftsstandort braucht den Mut zur Lücke, um insbesondere das Wirtschaf- ten wieder attraktiver zu machen. Derzeit besteht ein Dschungel von Vorschriften, der in vielen Fällen bremsend und demotivierend wirkt. Oberösterreich nimmt die Vorschläge der BürgerInnen ernst und wird auf Bundesebe- ne darauf achten, daß sie geprüft und wenn möglich umgesetzt werden. Jene Vorschläge, die die Europäische Union betreffen, werden ebenfalls an die zu- ständigen Stellen der EU übergeben werden. Deregulierung ist und bleibt eine Dauer-

aufgabe. Im Mittelpunkt jeder Gesetzesinitia- Foto: Land OÖ / Stinglmayr Foto: Land OÖ / Stinglmayr Foto: Land OÖ / Kauder tive muß daher die Frage stehen, ob diese Vorsitzübernahme im Bundesrat: Der symbolische Schlüssel geht von NÖ-Präsiden- auch tatsächlich notwendig ist oder nicht.  tin Sonja Zwazl an OÖ-Bundesrat Prof. Gottfried Kneifel, rechts LH Josef Pühringer.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 61 »Burgenland Journal« Hans Niessl zum Landes- hauptmann gewählt Konstituierende Sitzung des Burgenländischen Landtages für die XXI. Gesetzgebungsperiode – Angelobung durch Bundespräsident Heinz Fischer – Regierungsrede im Landtag Foto: Bgld. Landesmedienservice Die neue siebenköpfige Burgenländische Landesregierung nach der Wahl in der konstituierenden Sitzung des Landtags (v.l.): Landesrat Alexander Petschnig, Landeshauptmann-Stv. Johann Tschürtz, Landeshautpmann Hans Niessl, die Landesräte Helmut Bieler und Norbert Darabos und die Landesrätinnen Verena Dunst und Astrid Eisenkopf

er am 31. Mai dieses Jahres neu ge- Wege. Der Proporz ist abgeschafft und erst- gierungsverhandlungen sind ziel- und sach- Dwählte Burgenländische Landtag hat am malig in der Geschichte des Landes gibt es orientiert auf der Basis des gegenseitigen 9. Juli im Rahmen seiner konstituierenden Sit- eine Koalitionsregierung. Es ist für diese neue Vertrauens geführt worden. Lösungen, die zung im Landhaus in Eisenstadt Hans Niessl Landesregierung und mich als Landeshaupt- dabei für das Burgenland gefunden wurden, (SPÖ) neuerlich zum Landeshauptmann ge- mann selbstverständlich, daß wir uns zur spiegeln sich im Arbeitsübereinkommen wi- wählt. Niessl, der – ebenso wie die weiteren sprachlichen und kulturellen Vielfalt des Lan- der. Es wird hinkünftig eine Politik der Bür- Mitglieder der Burgenländischen Landesre- des bekennen, daß die Volksgruppen des Lan- gernähe mit zukunftsorientierten Impulsen gierung – mit 22 Stimmen gewählt wurde, des – wie in der Vergangenheit – unterstützt und – vor allem im Sicherheitsbereich – mit seine vierte Amtsperiode antrat und an der und gefördert werden. Für die neue Regie- neuen, präventiven Ansätzen geben.“ Die Spitze einer Koalition zwischen der SPÖ mit rung ist es klar und eine feste ideologische weiteren Regierungsmitglieder sind Helmut der FPÖ auf der Basis eines entsprechenden Grundeinstellung, daß wir extremistische Po- Bieler, Norbert Darabos, Verena Dunst und Arbeitsübereinkommens steht, meinte dazu: sitionen, seien es Rechtsextremismus, als Astrid Eisenkopf für die SPÖ sowie Alexan- „Das ist für mich eine besondere Ehre, über auch Linksextremismus sowie religiösen Fa- der Petschnig für die FPÖ. die ich mich außerordentlich freue. Ich bedan- natismus bzw. Fundamentalismus strikt ab- Im neuen Landtag verfügt die SPÖ über ke mich bei allen, die dieser neuen Regierung lehnen.“ 15 Sitze, die ÖVP stellt 11 Abgeordnete, die das Vertrauen geschenkt haben. Das Burgen- Zum Landeshauptmann-Stellvertreter wur- Freiheitlichen 6 Mandatare. Die Grünen und land geht in dieser Legislaturperiode neue de Johann Tschürtz (FPÖ) gewählt: „Die Re- das Bündnis Liste Burgenland sind mit je-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 62 »Burgenland Journal« weils zwei MandatarInnen im Landesparla- ment vertreten. Christian Illedits (SPÖ) wur- de zum Präsidenten, Rudolf Strommer (ÖVP) zum zweiten Präsidenten und Ilse Benkö (FPÖ) zur dritten Präsidentin des Burgenlän- dischen Landtages gewählt. Zum Obmann des Landes-Rechnungshofaus- schusses wurde Christoph Wolf, M.A. (ÖVP), zum Obmann-Stellvertreter Wolfgang Spitz- müller von den Grünen gewählt. In der zwei- ten Kammer der Republik Österreich, dem Bundesrat, wird das Burgenland seitens der Sozialdemokratischen Partei mit Inge Posch- Gruska und Peter Heger bzw. mit Marianne Hackl von der Österreichischen Volkspartei vertreten sein.

Das Arbeitsübereinkommen zwischen der SPÖ und der FPÖ hat zahlrei- che sachpolitische Schwerpunkte zum In- halt. Niessl dazu: „Wir wollen eine neue, at- traktive Politik für das Burgenland. Wir wol- len 1000 neue Arbeitsplätze pro Jahr im Land schaffen, wir wollen das sicherste Bundes-

land bleiben, wir wollen das beste Bildungs- Foto: Bgld. Landesmedienservice system, wir werden gezielte Maßnahmen Landeshauptmann Hans Niessl und Landtagspräsident Chistian Illedits gegen die Armutsgefährdung setzen, den Sozial- und Gesundheitsbereich massiv for- das grundlegende Programm und die Ziele Dieses Vertrauen über die beiden Koali- cieren und mit einem Asylgipfel im Burgen- der Regierung für die kommenden fünf Jahre tionsparteien hinaus wollen wir natürlich land unseren Beitrag zu dieser globalen abgeben darf. rechtfertigen. Problematik leisten, denn das Burgenland ist Die im Jahr 2014 beschlossene Novelle Wenn ich die letzten 15 Jahre Revue pas- ein kleines Land mit einem großen Herzen, der Burgenländischen Landesverfassung ent- sieren lasse, dann können wir gemeinsam das werden wir auch in Zukunft so handha- hält unter anderem die Abschaffung des Pro- stolz darauf sein, wie sich das Burgenland ben.“ porzes bei der Bildung der Landesregierung, entwickelt hat. Das Burgenland war einst womit es für die jetzige Legislaturperiode erst- Schlußlicht. Heute nimmt es in vielen Berei- Die Regierungsrede malig im Burgenland eine freie Koalitions- chen eine Spitzenposition ein. Am 14. Juli gab Landeshauptmann Hans bildung gibt. Unsere Landesverfassung zählt Das zeigt die Entwicklung von Wirtschaft Niessl im Rahmen einer Sitzung des Burgen- zu den modernsten in Österreich. und Tourismus, des Natur- und Umwelt- ländischen Landesparlaments unter dem Mot- Wir haben auf 38 Seiten ein sehr umfang- schutzes mit der Nutzung erneuerbarer to „Neue Wege für den weiteren Aufstieg des reiches Arbeitsübereinkommen mit der FPÖ Energie. Das Burgenland hat ein hochwerti- Burgenlandes!“ seine Regierungserklärung beschlossen. Auf dieser Grundlage wollen ges Sozial- und Gesundheitswesen. Die sehr über das grundlegende Programm und die wir nun in den nächsten fünf Jahren in vielen aktive Vereins- und Freiwilligenarbeit steht Ziele der Regierung für die kommenden fünf Bereichen unser Heimatland Burgenland für Zusammenhalt und Lebensqualität. Das Jahre ab – wir bringen Ihnen diese hier im weiter positiv entwickeln. Burgenland ist auch das sicherste Bundes- Wortlaut zur Lektüre: Die SPÖ Burgenland und die FPÖ Bur- land Österreichs. Wer kulturelle Vielfalt genland gehen für die 21. Legislaturperiode sucht, der findet sie im Burgenland. Neue Wege für den eine Koalition ein, um das vereinbarte Ar- Und das Burgenland ist heute das Bil- weiteren Aufstieg beitsübereinkommen zum Wohle des Landes dungsland Nummer 1, wir haben – umgelegt Burgenland und im Interesse der Burgenlän- auf die Zahl der Einwohner – die meisten des Burgenlandes! derinnen und Burgenländer zu verwirkli- Maturanten, sind an der Spitze bei der Kin- chen. derbetreuung. Bei den Lehrlingen, bei der Herr Präsident! Hohes Haus! Als Landeshauptmann lege ich besonde- Ausbildung junger Menschen liegen wir ren Wert auf ein nachhaltiges auch überpar- auch an der Spitze. Es wurde im Burgenland Meine sehr geehrten Damen und Herren! teiliches Zusammenarbeiten. Die Grundvor- viel Positives geschaffen, aber wir haben aussetzung hierfür ist auch in der neuen Ge- noch sehr viel vor! Es ist mir eine Ehre und eine große Freu- setzgebungsperiode gegeben. Die neue SPÖ- Die Mehrsprachigkeit im Land, die ge- de, daß ich heute als Landeshauptmann nach FPÖ-Regierung hat 20 Mandate im Burgen- lebte kulturelle Vielfalt, Toleranz und gegen- den Jahren 2000, 2005 und 2010 bereits zum ländischen Landtag und wurde letzte Woche seitiger Respekt im Umgang miteinander – vierten Mal eine Regierungserklärung über von 22 Mandataren gewählt. das sind ganz wichtige Bestandteile der bur-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 63 »Burgenland Journal« genländischen Identität, die wir uns auch für die Zukunft bewahren werden. Es ist für die neue Landesregierung und für mich als Landeshauptmann selbstver- ständlich, daß wir uns zur sprachlichen und kulturellen Vielfalt des Landes bekennen, daß die Volksgruppen des Landes so wie in der Vergangenheit unterstützt und gefördert werden. Für die neue Regierung ist es klar und eine feste ideologische Grundeinstellung, daß wir extremistische Positionen, sei es Rechtsextre- mismus als auch Linksextremismus sowie religiösen Fanatismus bzw. Fundamentalis- mus strikt ablehnen!

Meine Damen und Herren! Es ist keine Übertreibung, wenn ich be- haupte: Das Burgenland wurde vom Ziel 1 in Foto: Bgld. Landesmedienservice manchen Bereichen zur Nummer 1 in Öster- Landeshauptmann Hans Niessl bei seiner Regierungsrede. Links von ihm Landes- hautpmann-Stv. Johann Tschürtz, rechts von ihm Landesrat Helmut Bieler reich. Dieser Aufstieg ist ein gemeinsamer Er- Jetzt gibt es nur mehr ein Regierungsmitglied, mann in die vierte Amtsperiode geht? folg aller Burgenländerinnen und Burgen- welches klar mit den Bildungskompetenzen Zudem in Form einer neuen Koalition? länder, aller Frauen und Männer in diesem beauftragt ist. Ich habe dann sinngemäß gesagt: Na- Land. Ich hege keinerlei Zweifel, ich bin von Auch für die wichtigen Zukunftsressorts türlich ist es anders als bisher. Aber vieles ist ganzem Herzen davon überzeugt: Gemein- Wirtschaft, Tourismus, Umwelt und Jugend anders. Wenn man sich in Europa umsieht, sam können wir auch die Zukunft des Bur- wird ab jetzt nur mehr jeweils ein Regie- wird man relativ schnell bemerken, daß die genlandes erfolgreich gestalten! rungsmitglied verantwortlich sein. Nach dem Zeit des gemütlichen politischen Schaukel- Die Herausforderungen der Gegenwart Motto: Klare Kompetenzen, rasche Entschei- stuhls, die Zeit der absoluten Mehrheiten und der Zukunft sind enorm. Aber wir soll- dungen sind gut für die Menschen in unse- und die Zeit der parteipolitischen Standard- ten nicht nur die Größe der Herausforderun- rem Land. sätze um die Menschen zu beruhigen vorbei gen und Aufgaben, sondern auch das Aus- Dasselbe Prinzip wird in Zukunft auch sind. In vielen Bereichen gibt es einen Pa- maß der Chancen erkennen. Wir sollten als für unsere Landesbeteiligungen gelten. Über radigmenwechsel und in der Politik findet kleinstes Bundesland Österreichs Wert dar- 150 Beteiligungen des Landes werden in Zu- dieser Paradigmenwechsel jetzt statt. auf legen, daß wir in unseren Gestaltungs- kunft effizienter, transparenter und moderner Von der Politik bzw. von uns verantwort- bereichen moderner, effizienter, bürgernäher geführt. lichen Politikerinnen und Politikern wird und schneller sind. Die Koalitionspartner bekennen sich mehr verlangt denn je. Und das zu recht. Das Burgenland ist ein Musterbeispiel selbstverständlich und verantwortungsvoll Das Vertrauen, das die Menschen in uns dafür, daß auch Kleine Großes leisten kön- zu stabilen Finanzen. Es wird auch regelmäs- setzen, ist geliehen. Die Menschen werden nen. Wir werden daher versuchen, in den sig eine renommierte und anerkannte Ra- uns an unseren Leistungen für das Land mes- nächsten fünf Jahren nicht nur moderner, ef- tingagentur beauftragt, die wirtschaftliche sen. Das macht Politik spannend, das macht fizienter, bürgernäher und schneller zu wer- Situation des Landes zu beurteilen. Wir stre- Politik natürlich auch herausfordernd, aber den. Das Burgenland wird gleichzeitig auch ben ein ausgeglichenes Budget in der Legis- das macht Politik vor allem fair. durch neue und schlankere Strukturen trans- laturperiode an. Die Kriterien des Stabili- Es wird nämlich Leistung verlangt und parenter werden. tätspakts und die Maastricht-Kriterien müs- beinhart danach beurteilt, wer wie seinen Um unseren Zielen (moderner, effizien- sen und werden erfüllt werden. Job macht. Und unser Job ist völlig klar. Das ter, bürgernäher und schneller zu werden) Ein ausgeglichenes Budget und gleich- Beste für die Menschen in unserem Land her- gerecht zu werden, haben wir grundlegende zeitig sinnvolle und verantwortungsvolle In- auszuholen. strukturelle Änderungen in der Einteilung vestitionen in die Zukunft des Landes sind Ich gehe daher mit großer Motivation an der burgenländischen Geschäftsordnung vor- das Fundament einer erfolgreichen und ge- die Arbeit, ich will mit Herzblut und gro- genommen. staltungsvollen Politik bis zum Jahr 2020. ßem Engagement gemeinsam mit meinem Inhaltliche Schwerpunkte werden in Finanzlandesrat Helmut Bieler und die ge- Team und dem Koalitionspartner, mit vollem Schwerpunktressorts zusammengefaßt. Hier- samte Landesregierung bekennen sich zu Einsatz für das Burgenland arbeiten. Das bei handelt es sich um eine grundlegende diesem Weg! Ganz nach dem Motto: Landes- versichere ich Ihnen und das werden wir Änderung der bisherigen Arbeitsweise in der mittel wirksam einsetzen! auch halten! Burgenländischen Landesregierung. Im Be- Aber auch gemeinsam mit den Sozial- reich der Bildung waren in der letzten Ge- Meine Damen und Herren! partnern, den Vertretern der Arbeitnehmer, setzgebungsperiode vier Regierungsmitglie- Ich wurde in den letzten Tagen öfters ge- der Wirtschaft und der Industrie, gemeinsam der in jeweiligen Detailbereichen zuständig. fragt: Wie ist es, wenn man als Landeshaupt- mit den Burgenländerinnen und Burgenlän-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 64 »Burgenland Journal« dern werden wir für unser Heimatland hart Meine Damen und Herren! 09) Angewandte Forschung und Innovation arbeiten. Seit mehreren Jahren sind wir europaweit fördern, damit beschäftigt, eine Wirtschafts- und 10) Direktförderungen der EU lukrieren, Meine Damen und Herren! Finanzkrise in den Griff zu bekommen. Die 11) Wirtschaftsstandort Burgenland stär- SPÖ und FPÖ haben für die kommenden aktuellen Ereignisse in der EURO-Zone rund ken: aktiv Betriebsansiedelungen för- fünf Jahre ein Arbeitsübereinkommen unter- um Griechenland zeigen uns wieder einmal dern, Grundstücksflächen vermarkten zeichnet. Damit verbunden ist das klare Be- schonungslos, daß diese Krise nicht über- und Marketing für den Wirtschafts- kenntnis zu einer neuen Form der Zusam- standen ist. standort Burgenland verstärken und menarbeit. Die Auswirkungen sind natürlich auch in 12) Qualitätsmarke Burgenland stärken. Ich werde meine Kraft dafür einsetzen, Österreich und im Burgenland klar zu erken- daß im Burgenland das Gemeinsame vor das nen. So lange die Arbeitslosigkeit steigt, ist Wir werden diese Vorhaben Punkt für Trennende gestellt wird, daß am Ende der diese Krise für uns nicht beendet. Wir müs- Punkt umsetzen, damit wir unser großes Ziel, Diskussion eine Lösung steht, die im Inter- sen leider ein bisher nicht vorhandenes Phä- nämlich mehr Burgenländerinnen und Bur- esse des Burgenlandes ist. Ein gemeinsames nomen, nämlich daß die Zahl der Beschäf- genländer in Beschäftigung zu bekommen, erfolgreiches Arbeiten für das Burgenland. tigten im Burgenland steigt aber auch gleich- erreichen, ganz nach dem Motto „Arbeit und Einzig und allein darum geht es, meine Da- zeitig die Zahl der Arbeitslosen steigt, beob- Geld sollen im eigenen Land bleiben!“ men und Herren! achten. Und wir stehen vor sehr großen Heraus- Monat für Monat verzeichnen wir neue Meine sehr geehrten Damen und Herren! forderungen. Nachdem wir die Folgen der Rekordbeschäftigungszahlen aber leider auch Bis zum Jahr 2020 stehen uns von Seiten internationalen Finanzkrise besser bewälti- steigende Arbeitslosigkeit. In unserem Ar- der Europäischen Union, dem Bund und dem gen konnten als andere Bundesländer, müs- beitsübereinkommen haben wir konkrete Land in Summe 750 Mio. € an Förderungen sen wir jetzt dafür sorgen, daß diese Krise Maßnahmen angeführt, wie wir die Rahmen- zur Verfügung. Das Burgenland gilt seit dem endgültig überwunden werden kann. Gefragt bedingungen verändern und adaptieren kön- Jahr 1995, dem Beitritt Österreichs zur EU, sind weitere Impulse zur Belebung der Kon- nen, um besser auf diese negative Entwick- als europäische Musterregion – die Förder- junktur, zur Sicherung und Schaffung von lung auf dem Arbeitsmarkt reagieren zu kön- gelder aus Brüssel wurden mustergültig und Arbeitsplätzen. nen. nachhaltig abgeholt und eingesetzt. Viele Gleichzeitig sind wir in den nächsten Jah- Wir wollen 1000 neue Arbeitsplätze pro grenzüberschreitenden Projekte und Investi- ren – ebenso wie die Gemeinden – mit sin- Jahr im Land schaffen. Durch verschiedene tionen werden wir mit unseren Partnerlän- kenden Einnahmen aus dem Finanzausgleich Maßnahmen sollen mehrheitlich Burgenlän- dern Ungarn, Slowakei und Slowenien in konfrontiert. Zudem werden wir durch die derinnen und Burgenländer in Beschäftigung den nächsten fünf Jahren umsetzen. ab 1. Jänner 2016 in Kraft tretende Steuer- gebracht werden. Mit Gesamtförderungen und Investitio- reform ca. 30 Millionen € an Einnahmen für Wir haben uns gemeinsam mit der FPÖ nen von 2,7 Milliarden € wollen wir vor den Landeshaushalt verlieren. Wir werden geeinigt, ein Zwölf-Punkte-Wirtschaftspro- allem die Arbeitslosigkeit senken und neue also Einsparungen vor allem durch den Ab- gramm zu forcieren, um mehr Burgenlän- Arbeitsplätze im Burgenland schaffen. 600 bau von Parallelstrukturen, Zusammenle- derinnen und Burgenländer in Beschäftigung Mio. € für die Wohnbauförderung, Ausbau gungen von Abteilungen vornehmen, gleich- zu bringen. Für Tourismus und Wirtschaft der S7, A4, Verlängerung der S31. Investitio- zeitig an anderer Stelle aber auch die not- wird MMag. Alexander Petschnig zuständig nen in den Ausbau des öffentlichen Ver- wendigen Gelder für nachhaltige Investitio- sein! Folgende Grundsätze sollen beachtet kehrs, in den Schulbau sind einige Beispiele nen zur Verfügung stellen. werden: dieser hohen Investitionen. In den nächsten Daher ist im Regierungsübereinkommen 01) Bürokratieabbau im Rahmen der gel- fünf Jahren gibt es die höchsten Gesamt- festgeschrieben, und wir bekennen uns aus- tenden Bundes- und Landesgesetze, investitionen in die Infrastruktur in der Ge- drücklich dazu, daß wir den eingeschlagenen 02) Ziel: 1000 neue Arbeitsplätze netto pro schichte des Landes! Weg der Budgetkonsolidierung weiter strikt Jahr durch gute Förderungen und verfolgen. Wir wollen den Weg einer soliden Beratung, Meine Damen und Herren! und verantwortungsvollen Budgetpolitik 03) Lohn- und Sozialdumping aktiv stärker Wir wollen die Frauenbeschäftigungs- fortsetzen. bekämpfen, quote, die in den letzten 15 Jahren auf über Die Ungleichbehandlung der vor allem 04) Initiative „Wir bauen burgenländisch“ 70% gestiegen ist, weiter anheben, bessere klein strukturierten burgenländischen Ge- stärken, Jobs für Frauen schaffen, die Chancen für meinden beim Finanzhaushalt muß hintan- 05) Änderung des Baugesetzes in Richtung Frauen am Arbeitsmarkt weiter erhöhen. gehalten werden. Für die Landesregierung Kompetenz des Bauführers (=Bau- Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gilt der Grundsatz, daß alle Menschen gleich meister od. Zivilingenieur) General- soll auch in Zukunft verbessert und ausge- viel wert sind! Hierfür werden wir uns bei unternehmerhaftung soll angestrebt baut werden. Das ist die Voraussetzung, um den Finanzausgleichsverhandlungen vehe- werden, die Frauenbeschäftigungsquote weiter anzu- ment einsetzen. 06) Anwendung des Bestbieter-Prinzips heben. Wir brauchen eine sparsame, effiziente anstelle des Billigstbieter-Prinzips, Wir haben viele sehr gut ausgebildete und nachhaltige Budgetplanung. Sparpoten- 07) Anpassung der Wirtschaftsförderung = junge Männer und Frauen im Burgenland, tiale sind auszuschöpfen. Davon ausgenom- Bonussystem für ältere Arbeitnehmer Facharbeiter, Lehrlinge, Studierende an den men sind die Bereiche Sicherheit, Bildung und Lehrlinge, Fachhochschulen, die für die Zukunft des und Wirtschaftsförderung. 08) regionale KMUs stärken, Landes stehen.

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Am 1. Juli konnte ich im Lisztzentrum in weiterhin zu forcieren und auszubauen. Ein wird weiter verbessert. Schnell helfen heißt Raiding die Maturantinnen und Maturanten Schwerpunkt wird in Zukunft bei techni- Leben retten. Dieser Grundsatz gilt in Zu- empfangen, die heuer mit ausgezeichnetem schen und sozialen Berufen liegen! kunft mehr denn je. Erfolg bestanden haben. Es waren wieder Die Burgenländische Landesregierung Das Burgenland soll weiterhin das sicher- über 250, die ohne Probleme, ja mit Aus- bekennt sich nicht nur zur strukturellen Wei- ste Bundesland bleiben. Wirtschaftspolizei- zeichnung auch die Zentralmatura geschafft terentwicklung unseres Bildungssystems, lich, verkehrspolizeilich und kriminalpoli- haben! sondern im Rahmen des burgenländischen zeilich darf und soll auch an der Grenze kon- Es ist immer wieder beeindruckend für Kindergarten- und Schulbauprogramms auch trolliert werden. Wir werden schnellstmög- mich, mit wie viel Eifer und Engagement, zur Vornahme der notwendigen Sanierungs- lich Sicherheitsmodelle für exponierte Ge- aber auch Verantwortungsbewußtsein diese und Baumaßnahmen an unseren Schulen, meinden erarbeiten und zudem soll die jungen Menschen ihr Leben in die Hand um die besten Rahmenbedingungen für un- Schleierfahndung weiter ausgebaut werden. nehmen und gestalten, große Zukunftspläne sere Kinder und Jugendlichen zu ermögli- Kontrollen direkt an der Grenze haben entwickeln, eine sehr klare Vorstellung vom chen. vor zwei Tagen gezeigt wie wichtig unsere Leben haben. Hohe Investitionen wird es in die Mo- Forderung ist, Kontrollen direkt an der Daher wollen wir der Jugend, den jungen dernisierung unserer Berufsschulen geben. Grenze durchzuführen. Es kann davon aus- Männern und Frauen im Land, die besten Der Ausbau der Berufsschulen Pinkafeld und gegangen werden, daß ein hoher Prozentsatz Möglichkeiten und moderne Arbeitsplätze Eisenstadt wird auch in Zukunft die beste ohne Meldung in Österreich arbeitet und das bieten. Facharbeiterausbildung ermöglichen! Gestern Lohn- und Sozialdumpinggesetz verletzt wird. Jeder Jugendliche im Burgenland muß erfolgte der Spatenstich der HTL in Eisen- Wir fordern daher häufigere Kontrollen nicht die Chance auf einen Lehr-, Ausbildungs- stadt. 47 Mio. € werden investiert. Damit nur wirtschaftspolizeilich, sondern auch ver- oder Studienplatz haben. Eine Ausbildungs- konnte endlich der jahrelange Stillstand be- kehrspolizeilich und kriminalpolizeilich! pflicht muß im Mittelpunkt aller Überlegun- endet werden. Mehr denn je gilt: Bildung Unverständlich ist, daß diese Kontrollen, gen stehen. Wenn die Wirtschaft zu wenige bildet Menschen. Bildung bildet Chancen. die vor zwei Tagen an der Grenze gemacht Lehrlinge ausbildet, wird auch in Zukunft Bildung bildet Zukunft! wurden, vor den LT-Wahlen abgelehnt wur- die öffentliche Hand Lehrlinge ausbilden, den. auch heuer werden über 1000 junge Men- Meine Damen und Herren! schen durch das Land und AMS eine Aus- Sicherheit hat für die Burgenländerinnen Meine Damen und Herren! bildung erhalten. und Burgenländer einen sehr hohen Stellen- Freiwilligkeit ist ein Wärmestrom in Noch niemals gab es im Burgenland so wert. Das Burgenland ist das sicherste Bun- unserer manchmal kalten Gesellschaft! gut ausgebildete Lehrlinge und Facharbeiter. desland. Damit das aber so bleibt, müssen Daher bekennt sich die Burgenländische Wir wollen, daß alle jungen Männer und wir auch in Zukunft enorme Anstrengungen Landesregierung auch weiterhin zu deren Frauen eine Zukunftschance erhalten. Wir im Sicherheitsbereich unternehmen. Effekti- Unterstützung und Förderung. Erst vor we- lassen keinen Jugendlichen zurück! ve Sicherheitsstrukturen sind hier von ganz nigen Tagen konnte ich hunderten Feuer- Und wir werden auch die Vorreiterrolle großer Bedeutung. wehrmännern und -frauen bei den Landes- des Burgenlandes im Bildungsbereich nicht LH-Stv. Johann Tschürtz wird verantwort- feuerwehrwettkämpfen für ihr großartiges nur sichern, sondern weiter ausbauen. lich sein für den Sicherheitsbereich. Gerade Engagement danken. Das Burgenland ist heute das Bildungs- im Bereich der Sicherheit wird sich zeigen, Freiwilligkeit, Ehrenamtlichkeit haben land Nummer 1, wir haben mit Kärnten die daß die Kompetenzvereinfachung in der bur- im Burgenland einen hohen Stellenwert! höchste Maturantenquote aller Bundeslän- genländischen Landesregierung vor allem Ehrenamt ist Ehrensache! Dafür stehen die der. Die Maturantenquote ist ein Indikator den Burgenländerinnen und Burgenländern Freiwilligen Feuerwehren und tausende für die Entwicklung eines Landes. zu Gute kommen wird. Vereinsmitglieder. Vereine, Freiwillige Feuer- Es kann keine hoch entwickelte Gesell- Klare Kompetenzen heißt rasche Entschei- wehren und Rettungsorganisationen werden schaft ohne ein hohes Bildungsniveau ge- dungen und gerade im Bereich der Sicherheit auch in Zukunft von der neuen Regierung ben! ist das die Grundlage und das Fundament unterstützt werden! Wir schätzen ihre Wir bekennen uns zu einer effizienten einer funktionierenden Politik. Leistung und anerkennen ihr Engagement! Gestaltung der burgenländischen Schulver- Die Burgenländische Landesregierung waltung. Dazu zählt die Beibehaltung des bekennt sich zu einer vor allem in personel- Meine Damen und Herren! Gratiskindergartens, eine moderne Bildungs- ler Hinsicht entsprechend ausgestatteten Wir können im Burgenland stolz darauf direktion mit schlanken Strukturen anstelle Exekutive. sein, was im Sozial- und Gesundheitswesen des Landesschulrates, die Beibehaltung der Wichtige Säulen der burgenländischen geleistet wird. Der neue zuständige Landesrat wohnortnahen Schulen entsprechend den In- Sicherheitsstrukturen sind auch die Feuer- Mag. Norbert Darabos steht vor einer her- dikatoren des bgld. Pflichtschulgesetzes, der wehren und Rettungsorganisationen. Ihr ausfordernden Aufgabe, die er auf der Grund- Ausbau der Schulautonomie, der weitere Einsatz wie etwa im Katastrophenfall beruht lage des ausverhandelten Arbeitsübereinkom- Ausbau ganztägiger Schulformen auf be- zum überwiegenden Teil auf Freiwilligkeit mens sicherlich positiv im Sinne der Burgen- darfsorientierter und freiwilliger Basis sowie und ist gesellschaftspolitisch von unschätz- länderinnen und Burgenländer lösen wird. eine Neustrukturierung der Schülerinternate barem Wert. Das Burgenland hat die niedrigste Ar- und Schülerheime. Die gewissenhaft erarbeitete Sicherheits- mutsgefährdung aller österreichischen Bun- Die Vernetzung der Fachhochschulen mit Polizze, sprich Einsatzorganisationen sind desländer. Die Armut durch wirkungsvolle Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung ist zwischen 10 und 15 Minuten am Einsatzort Maßnahmen zu bekämpfen ist eine zentrale

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Aufgabe. 468 Mio. € werden für den Ge- Das Land Burgenland verfolgt im Ver- Viele reden von Green Jobs. Wir haben sundheits- und Sozialbereich verwendet. kehrsbereich jene Ziele weiter, die in der im im Burgenland schon vor Jahren begonnen, Das sind 42 % des Gesamtbudgets. Fast Jahr 2014 erstellten Gesamtverkehrsstrategie Green Jobs zu schaffen und werden diesen jeder zweite Euro aus unserem Budget wird und der im Jahr 2013 erstellten Energiestra- Weg verstärkt fortsetzen! in Zukunft in den Sozial- und Gesundheits- tegie festgelegt wurden. Dieser Weg soll kon- Ein wesentlicher Impuls zur Fortentwick- bereich fließen. sequent fortgesetzt werden. lung dieser Energiepolitik ist die Forcierung Das Burgenländische Gesundheits- und Wir arbeiten bereits intensiv an der Um- der Windenergie. Das Burgenland arbeitet Sozialwesen ist gekennzeichnet von einer setzung der Gesamtverkehrsstrategie! Wichti- bereits seit 2002 mit dem Regionalen Rah- qualitativ hoch stehenden medizinischen ge Straßenbauprojekte laufen auf Hochtou- menkonzept für Windkraftanlagen. Das Bur- Versorgung, geprägt von einer verlässlichen ren. Die Bahnhofsoffensive wird umgesetzt. genland ist seit dem Jahr 2013 stromautark. Pflegeversorgung. Beste Prävention und 50 Mio. € werden in die Modernisierung der Wir sind in Europa die Nummer 1 bei der Versorgung für die Patientinnen und Patien- Bahnhöfe Neusiedl, Bruckneudorf und Erzeugung von erneuerbarer Energie und ten ist eine zentrale Säule unserer Gesund- Mattersburg investiert. Dabei geht es vor decken bereits 150 % unseres gesamten heitspolitik. Effizienz, Transparenz und Qua- allem um behindertengerechte Einrichtun- Strombedarfs. lität in allen Bereichen sind Garant für die gen, um mehr Sicherheit und Park & Ride- Wir werden auch in den nächsten fünf Zukunftsfähigkeit des Gesundheitssystems. Anlagen. Jahren einen Schwerpunkt im Forschungsbe- Der Bedarfs- und Entwicklungsplan für Verkehrswege sind die Lebensadern der reich im Bereich der erneuerbaren Energie die ambulanten, teilstationären und stationä- Wirtschaft. Verkehrswege sind die Lebens- setzen. Green Jobs, regionale Wertschöp- ren Dienste ist – so wie auch bisher – regel- adern des Burgenlandes. Richtige Verkehrs- fung und Beiträge zum Klimaschutz sind uns mäßig zu evaluieren. politik berücksichtigt den Verkehrsbedarf der wichtig! Im Bereich der 24-Stunden-Betreuung Wirtschaft gleichermaßen wie auch die Mo- sollen mittels Zertifizierung Agenturen bilitätsbedürfnisse der Menschen unter Ein- geprüft und im Idealfall mit einem Landes- beziehung des Umweltschutzes und des Meine Damen und Herren! gütesiegel ausgezeichnet werden. Schutzes von Leben und Gesundheit. In der neuen Regierungsperiode wird das Die Koalitionspartner unterstreichen die Ein klares Bekenntnis ist zum öffent- Landwirtschaftsressort vom Umweltressort Beibehaltung des Entfalls des Pflegeregres- lichen Personen- und Personennahverkehr getrennt. Das moderne Burgenland fußt auf ses. abzugeben. Ein öffentliches Verkehrssystem der Entwicklung des ländlichen Raums. Es wird auch Rekordinvestitionen im mit attraktiven regionalen und lokalen Um dem Burgenland auch in Zukunft Sozial- und Gesundheitsbereich geben. Der Angeboten setzt aber auch voraus, daß eine einen Spitzenplatz in Österreich und der Fortschritt in der Medizin und die demogra- Effizienzsteigerung und der Abbau von Pa- Europäischen Union zu sichern wird in den fische Entwicklung stellen uns vor große rallelstrukturen erfolgen. Eine wichtige Vor- kommenden Monaten von der zuständigen Aufgaben und Herausforderungen, die wir aussetzung ist jedoch der Bedarf und die Landesrätin Verena Dunst ein Masterplan für zum Wohle unserer Gesellschaft unbedingt Annahme des öffentlichen Verkehrs durch die die Entwicklung des ländlichen Raums er- bewältigen müssen. Bevölkerung. stellt werden. Die Burgenländische Landesregierung Moderne Reisebusse, hochmoderne Zugs- Die Stärken, aber auch die Schwächen gibt eine Standortgarantie für die fünf Spitä- garnituren, neue Park & Ride- Anlagen, eine sollen dabei herausgearbeitet und gezielt ler im Burgenland ab – unter dem Motto: gute Zusammenarbeit mit unseren Nachbarn Schwerpunkte für die Entwicklung festge- „Kurze Wege für ein langes Leben!“. soll in den nächsten Jahren einen weiteren legt werden. Durch krankenhausübergreifende Koope- Qualitätssprung für unsere Pendler bringen. Regionale Produkte und die Bioland- rationen soll die Effizienz weiter gesteigert wirtschaft liefern gesunde Lebensmittel und werden. Weiters ist der Ausbau des tageskli- Meine Damen und Herren! steigern die regionale Wertschöpfung! Die nischen Bereichs absolut notwendig, um die Umweltschutz und Klimaschutz sind weitere Entwicklung der Qualitätsmarke Bur- Wartezeit für die Patientinnen und Patienten Themen der Zukunft. Nachhaltigkeit ist das genland soll unsere Gäste, aber auch die ein- zu reduzieren. treffende Schlagwort für diese Zuständig- heimische Bevölkerung einladen, sich bur- Wir bekennen uns zum Neubau des KH keiten. Die Bereiche Umweltschutz, Klima- genländisch zu ernähren. Das Burgenland als Oberwart, welches möglichst nach dem Best- schutz und Jugend wird das jüngste Regie- der Gemüsegarten Österreichs, als Land der bieter-Prinzip entsprechend vergaberechts- rungsmitglied, Mag. Astrid Eisenkopf, über- ausgezeichneten Weine und des besten vita- konform ausgeschrieben und mittels Gene- nehmen. Bei ihr sind die wichtigen Zukunfts- minreichen Gemüses wird sich in den näch- ralunternehmer verwirklicht werden soll. themen angesiedelt. sten fünf Jahren auch in der Landwirtschaft Durch die in der Ausschreibung veran- Noch in der letzten Regierungsperiode wa- ausgezeichnet entwickeln. kerten Kriterien soll die Wertschöpfung im ren drei Regierungsmitglieder für den Be- Regionalität ist Lebensqualität. Höchste Land bleiben und Arbeitsplätze werden nicht reich Umwelt zuständig. Auch hier haben Lebensqualität wollen wir den Menschen nur gesichert, sondern auch neu geschaffen. wir die Geschäftsordnung verändert und eine bieten! klare Kompetenzverteilung ermöglicht. Meine Damen und Herren! Nachhaltige Energiepolitik stellt nicht Meine Damen und Herren! Unser Leitsatz lautet: „Gemeinsam mehr nur ein Plus für die Umwelt und den Klima- Ein wichtiger Bereich ist auch der heimi- erreichen. Mobilität für alle Burgenländerin- schutz dar, hier ist auch ein enormes Po- sche Tourismus. nen und Burgenländer – nachhaltig – inno- tential für die Entstehung neuer Arbeits- Der Freizeit- und Tourismussektor hat sich vativ – sicher!“ plätze. Umweltschutz schafft Arbeit. zu einer bedeutenden Säule der burgenländi-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 67 »Burgenland Journal« Foto: HBF / Peter Lechner Bundespräsident Heinz Fischer (l.) und Bundeskanzler Werner Faymann (M.) und Landeshauptmann Hans Niessl am 17. Juli bei der Angelobung in der Präsidentschaftskanzlei in der Wiener Hofburg schen Wirtschaft entwickelt. Die Übernach- völkerung wahrscheinlicher. Das Beispiel dafür, daß auch Kleine Großes leisten kön- tungszahlen liegen derzeit bei ca. drei Mil- Neudörfl zeigt, daß die Akzeptanz der Be- nen. Wir werden versuchen in den nächsten lionen im Jahr. Auf beeindruckende 935 völkerung durch diese Relation gegeben ist. fünf Jahren moderner, effizienter, bürgernä- Mio. Euro belief sich die tourismusinitiierte Die Koalitionspartner bekennen sich klar her und schneller zu werden. Das Burgen- Wertschöpfung im Jahr 2013. zur „Art. 15a B-VG Grundversorgungsverein- land wird aber auch durch neue und schlan- Damit hat dieser Wirtschaftszweig auch barung“ hinsichtlich der Unterbringung von kere Strukturen transparenter werden. große Bedeutung für den Arbeitsmarkt im Kriegsflüchtlingen. Das Arbeitsübereinkommen zwischen der Burgenland. Die Nächtigungszahlen sollen Die Koalitionspartner unterstützen die SPÖ und der FPÖ ist ein gutes und nachhal- weiter angehoben werden, vor allem soll die Beschlüsse der LH-Konferenz und fordern tiges Fundament für die herausfordernde regionale Wertschöpfung weiter gesteigert die Frau Bundesministerin für Inneres auf, Arbeit in den nächsten fünf Jahren. werden. daß Asylanträge von Personen aus sicheren Mit wichtigen Investitionen in die Zu- Die Internationalisierung des Burgenland Herkunftsstaaten oder von Personen, die ihr kunft und einem ausgeglichenen Haushalts- Tourismus ist zu forcieren und mit Nach- Heimatland nur aus wirtschaftlichen Überle- budget werden wir die komplexen und viel- druck anzustreben. Qualitätssteigerungen in gungen verlassen haben, in kürzester Zeit fältigen Herausforderungen, die auf unser den touristischen Leitbetrieben und den (optimal in zehn Tagen) und in rechtsstaat- Heimatland Burgenland zukommen, best- Klein- und Mittelbetrieben sind sowohl im lich gesicherter Qualität erledigt werden. möglich und im Sinne der Menschen lösen. Bereich der Modernisierung, des Aus- und Eine klare Differenzierung zwischen Neubaus und im Bereich der Qualifikation Kriegsflüchtlingen und Wirtschaftsflücht- Es lebe die Republik Österreich, es lebe zu fördern und zu unterstützen. lingen ist aktueller und notwendiger denn je! unser Heimatland Burgenland! Der neue Tourismus- und Wirtschafts- Es können nicht Wirtschaftsflüchtlinge die landesrat wird großen Wert darauf legen, daß Plätze von Kriegsflüchtlingen einnehmen! Die feierliche Angelobung die Vernetzung der Schwerpunkte Natur, Der zuständige Landesrat Mag. Norbert Ebenfalls am 14. Juli fand in den Amts- Kultur, Wein, Kulinarik, Wellness und Sport Darabos, LH-Stv. Johann Tschürtz und ich räumen von Bundespräsident Heinz Fischer weiter verstärkt wird. werden schon am Freitag Caritas, Diakonie, in der Wiener Hofburg die feierliche Ange- Das neue Tourismusgesetz mit Leben zu weitere NGO`s, Gemeindevertreter, Bezirks- lobung statt. Der Bundespräsident gratulier- erfüllen, nationale und internationale Marke- hauptleute einladen, um auf Grundlage der te Hans Niessl zur Wahl und wünschte alles tingaktivitäten zu verstärken – das werden LH-Beschlüsse und des Regierungsüber- Gute „für die große, verantwortungsvoll Auf- wichtige Herausforderungen in den nächsten einkommens unseren Beitrag zur Lösung der gabe“. Mit Handschlag und Unterschrift wur- Jahren! Asylfrage zu leisten. Uns ist bewusst, daß de die Gelöbnis-Zeremonie beendet. Für wir im Burgenland die europäische, ja glo- Niessl war es bereits die vierte Angelobung – Meine Damen und Herren! bale Asylproblematik nicht isoliert lösen und erstmals als Chef einer rot-blauen Lan- Im Burgenland wollen wir im Einklang können, daher ist ein gesamteuropäischer Lö- desregierung. mit den Gemeinden weiterhin möglichst auf sungsansatz von den Vertretern der Bundes- Mit dem neuen Landeshauptmann – er kleine Einheiten bei der Unterbringung von regierung mit Nachdruck anzustreben. übt die Funktion seit Dezember 2000 aus – Asylsuchenden setzen und eine verträgliche waren Ehefrau Christine sowie sein Büro- Relation zur Bevölkerungsgröße suchen. Herr Präsident! Meine sehr geehrten team in die Wiener Hofburg gekommen. Damit wird erst ein „Zusammen“-Leben Damen und Herren! Bundeskanzler Werner Faymann wohnte der möglich und die Akzeptanz seitens der Be- Das Burgenland ist ein Musterbeispiel Angelobung ebenfalls bei. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 68 »Burgenland Journal« Milizübung »Blitzschlag 2015« 600 Soldaten übten in Güssing den Schutz kritischer Infrastruktur Foto: Bundesheer / Klaus Frank Verteidigungsminister Gerald Klug bei der Milizübung »Blitzschlag 2015« mit Soldaten in der Güssinger Montecuccoli-Kaserne

m 22. Juli besuchte Verteidigungsmini- Schulung der Führungsfähigkeit der Kom- Das Jägerbataillon Burgenland Aster Gerald Klug das Jägerbataillon mandanten sowie die Kompetenzerhaltung Das Jägerbataillon Burgenland ist der ein- Burgenland bei der Milizübung „Blitzschlag zur Wahrnehmung der Einsatzaufgaben im zige Milizverband im Burgenland. Die Miliz- 2015“ in der Montecuccoli-Kaserne. Klug Inland. Die Übung endete am 24. Juli, da- soldaten des Bataillons stammen aus den überzeugte sich gemeinsam mit dem Miliz- nach kehrten die Milizsoldaten wieder in den Bundesländern Burgenland, Wien sowie aus beauftragten Brigadier Erwin Hameseder von „zivilen Alltag“ zurück. der Steiermark und Niederösterreich. Das den Fertigkeiten und der Leistungsfähigkeit des Milizverbandes. Im Rahmen des Besu- ches besichtigten sie die Ausbildung am Ge- fechtsstand, das Verhalten der Soldaten am Checkpoint und auf der Kampfbahn. „Die Milizsoldaten sind ein wichtiger Bestandteil des Österreichischen Bundes- heeres und mit dem realitätsnahen Grund- auftrag, dem Schutz kritischer Infrastruktur, hat die Miliz eine wichtige Aufgabe in der Heeresstruktur“, so Klug. Bei der Milizübung nahmen insgesamt 600 Soldaten teil, davon 450 Milizsoldaten, mit leichten Infanteriewaffen und rund 50 Räderfahrzeugen gemeinsam mit der Lan- despolizeidirektion. Im Mittelpunkt dieser Übung stand der Schutz kritischer Infra- struktur im sicherheitspolizeilichen Assistenz- einsatz, daher fand die Übung auch auf einer Liegenschaft der Energie Burgenland statt. Die Milizsoldaten werden im Zuge der

Übung in ihrer jeweiligen Funktion aus- und Foto: Bundesheer / Gunter Pusch weitergebildet. Die Ausbildung umfaßt die Der Verteidigungsminister läßt sich am Gefechtsstand in die Übung einweisen.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 69 »Burgenland Journal«

Aufgabenspektrum des Bataillons umfaßt den sicherheitspolizeilichen Assistenzeinsatz, die Sicherung der staatlichen Souveränität, die Katastrophenhilfe sowie das Bereithalten eines Personalpools für internationale Ein- sätze des Österreichischen Bundesheeres. Das Jägerbataillon Burgenland wurde 2006 aus dem Jägerbataillon 1 und dem Jägerba- taillon 43 aufgestellt.

Wissen aus Tradition Das Jägerbataillon 1 läßt sich bis in das Jähr 1962 zurückverfolgen. In der Friedens- organisation wurde es Jägerbataillon Ausbil- dung 1 genannt und war in Kaisersteinbruch stationiert. In der Einsatzgliederung führte es die Bezeichnung Jägerbataillon 1 und gehör- te zur 1. Jägerbrigade.Das Jägerbataillon 43 war von 1994 bis 1999 ein Milizverband der Aufmerksam verfolgt der Minister die Ausbildung am Checkpoint … 11. Jägerbrigade, welches durch das Jägerre- giment 11 in Neusiedl/See aufgestellt wurde. 2006 wurde mit der Reduzierung der Mi- liz aus dem Jägerbataillon 1 und dem Jäger- bataillon 43 das Jägerbataillon Burgenland begründet. Bataillonskommandant wurde der damalige Oberstleutnant Peter Krauss, wel- cher auch noch heute das Bataillon führt. In dieser Zusammensetzung wurde die nun- mehr 6. Milizübung absolviert. Seit 2014 ist der Mobilmachungssammel- ort des Bataillons die Montecuccoli-Kaserne in Güssing. Der Leitspruch des Jägerbatail- lons ist „Cor Amico Hosti Frontem“ – „Dem Freund das Herz, dem Feind die Stirn“ – ist Ausdruck für Erfahrung und Kompetenz in militärischen und zivilen Belangen.

Stärke durch Kooperation Im Bataillon herrscht ein reges Gemein- … und beim Durchsuchen von Personen. schaftsleben, das durch verschiedene Aktivi- täten, wie Familienzeltlager, Winterwande- rungen, Quellenwanderungen und Batail- lonsschießen mit großer ziviler Beteiligung (Familien, Angehörige und Freunde der Sol- daten) zum Ausdruck kommen. Das Jäger- bataillon Burgenland übernahm die bereits 1995 mit Gemeinden des Lafnitztales be- gründete Partnerschaft des Jägerbataillons 1 mit diesen Gemeinden. 2009 wurde eine weitere Partnerschaft mit der Helvetia Ver- sicherung gegründet. Die Milizsoldaten unterstützen auch im- mer wieder soziale Projekte, wie z.B. den Sterntalerhof. 2014 halfen die Soldaten des Jägerbataillons einer Familie beim behinder- tengerechten Umbau des Hauses, für deren an einer schweren neurologischen Erkrankung leidenden Tochter („Hilfe für Alina“).  Fotos: Bundesheer / Klaus Frank http://www.bundesheer.at Zum Abschluß des Besuchs gab es für Klug Mittagessen direkt aus der Feldküche.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 70 »Burgenland Journal« Land und Leben Landesrätin Verena Dunst will mit ihren engsten MitarbeiterInnen auch in Zukunft Lösungen mit und für die Menschen im Burgenland erarbeiten Foto: Bgld. Landesmedienservice Landesrätin Verena Dunst will mit ihrem Team der engsten MitarbeiterInnen – Manfred Cadilek, Vorstand der Abteilung 4a - Agrarwesen, Marlene Hrabanek-Bunyai, Referentin für Agrarangelegenheiten, und Büroleiter ORGR Wolfgang Falb – auch in Zukunft Lösungen mit und für die Menschen im Burgenland erarbeiten. ewährtes fortführen und neues aufstel- daher im 21. Jahrhundert nicht mehr bloß als sellschaft! Um dem Burgenland auch in Zu- Blen – unter diesen Parametern will Interessensvertretung für die landwirtschaft- kunft einen Spitzenplatz in Österreich und Verena Dunst, die in der Konstituierenden lichen Betriebe sehen; eine moderne Agrar- der Europäischen Union zu sichern wird ein Sitzung des Burgenländischen Landtages für politik muß vielmehr auch aus Konsumen- Masterplan für die Entwicklung des länd- die XXI. Legislaturperiode wieder zum Mit- tensicht erfolgen und sich daher auch am lichen Raums erstellt. Dieser Masterplan glied der Burgenländischen Landesregierung Konsumenten orientieren. Diese neue Agrar- „LAND und LEBEN“ wird ein burgenland- gewählt wurde und damit ihre vierte Legis- politik kann und wird daher dafür sorgen, weiter aktiver Bürgerbeteiligungsprozeß, der laturperiode als Landesrätin für das Burgen- daß die Land- und Forstwirtschaft ein Um- alle Interessensgruppen und Bevölkerungs- land bestreitet, auch in Zukunft Lösungen feld vorfindet, in dem sie ihren Wert als Pro- schichten mit einbezieht und sämtliche Be- mit und für die Menschen im Burgenland er- duzent von wertvollen, natürlichen Lebens- reiche der Ländlichen Entwicklung / des arbeiten: „Bei der Landtagswahl habe ich grundlagen für uns alle steigern kann, dafür Ländlichen Raums abdecken wird. 3651 Vorzugsstimmen im Bezirk Güssing fair entlohnt, bestmöglich unterstützt und Im Rahmen des bundesweiten LAG-Ran- bekommen – das sind die meisten Stimmen gesellschaftlich anerkannt werden. Das wird kings (Leader-Aktionsgruppen) liegt das im Bezirk. Burgenlandweit habe ich inner- dann am besten gelingen, wenn die landwirt- Burgenland an erster Stelle. Die Leader- halb der SPÖ nach Landeshauptmann Hans schaftliche Produktion kleinteilig, nahe am Gruppen des Burgenlands (Nord/Mitte/Süd) Niessl die zweitmeisten Vorzugsstimmen Konsumenten, umweltbewußt und nachhal- haben mit 180/178/180 Punkten von 185 zu verbuchen können! Das ist ein großer Ver- tig erfolgt – und die dafür von den Betrieben erreichenden Punkten nicht nur die Aner- trauensbeweis von den Burgenländerinnen eingesetzten Mittel und Verfahren von der kennung für die Periode 2014-2020 mit Bra- und Burgenländern! Bereits in den letzten Gesellschaft verstanden und als sinnvoll ak- vour geschafft, sondern sind österreichweit Jahren habe ich sehr viel Verantwortung für zeptiert werden. im Bundesländervergleich an erster Stelle. verschiedene Bereiche der Regierung über- Ich sehe es aber auch als meine Aufgabe, Nun stehen rund 14 Millionen Euro bis 2020 nommen. Mit dieser Legislaturperiode über- ein Umfeld zu ermöglichen, in dem den land- zur Verfügung, um den erfolgreichen Weg, nehme ich noch ein wenig mehr an Agenden wirtschaftlichen Betrieben eine Ausweitung der im Burgenland seit dem EU-Beitritt mit und mein Aufgabenfeld weitet sich – vor ihrer Geschäftstätigkeit ermöglicht wird; ge- dem Programm der ländlichen Entwicklung allem durch meine neue Ressortzuständig- rade in den Bereichen der Sozialen Dienstlei- eingeschlagen wurde, fortzusetzen. Der Fokus keit für den landwirtschaftlichen Bereich als stungen, wie zum Beispiel Green Care, Schu- bei den Aktivitäten ist – je nach Region – erste Agrarlandesrätin des Burgenlandes – le am Bauernhof, Urlaub am Bauernhof und eine auf die Bedürfnisse zugeschnittene Ent- doch beträchtlich aus“, so Verena Dunst am viele weitere Initiativen bestehen gute Mög- wicklungsstrategie. Mit der Studie „Land 10. Juli gegenüber Medienvertretern: lichkeiten einerseits zusätzliche Erträge zu und Leben“ wollen wir genau auf diese Ent- erwirtschaften und vorhandene Kapazitäten zu wicklungsstrategien eingehen und das Bur- Land- und Forstwirtschaft nutzen und andererseits, zunehmend wichti- genland genau dort abholen, wo es jetzt im Die Land- und Forstwirtschaft ist für die ger werdenden gesellschaftliche Bedürfnisse Augenblick gerade steht. Die ersten Teiler- gesamte Gesellschaft von eminenter Bedeu- zu decken. Insgesamt also eine Win/Win-Si- gebnisse der Studie werden bereits im Herbst tung. Eine moderne Agrarpolitik darf sich tuation für die Landwirtschaft und die Ge- dieses Jahres noch veröffentlicht werden.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 71 »Burgenland Journal«

Familie weil gerade Frauen immer noch sehr häufig dischen Gemeinden fordern auch in Zukunft Als Familienlandesrätin sehe ich es als davon betroffen sind. Da es mir ein großes einen stets wachsenden Stellenwert, um die meine Aufgabe, die gesellschaftspolitischen Anliegen ist, Frauen in Notsituationen zu Lebens- und Standortqualitäten aller Regio- Rahmenbedingungen dahingehend zu unter- unterstützen, werden wie jedes Jahr auch in nen des Landes und der Dörfer und Ort- stützen und zu verbessern, daß eine funktio- Zukunft die Frauenberatungsstellen, die juri- schaften in ihrer Eigenart als Wohn-, Ar- nierende und harmonische Familie – in wel- stische Rechtsberatung von Frauen, das beits- und Sozialraum sowie in ihrer eigen- cher Form auch immer – nicht bloß eine Frauen- und Sozialhaus und auch MonA-Net ständigen Kultur und dörflichen Identität zu Wunschvorstellung bleibt, sondern Realität subventionieren. erhalten und zu intensivieren. Gleichzeitig ist. Für mich heißt das auch, daß unsere Fa- werden damit die Lebensbedingungen für milien finanziell bestmöglich entlastet wer- Konsumentenschutz die Bewohnerinnen und Bewohner in den den. Darum habe ich in der Vergangenheit Als für den Konsumentenschutz zustän- burgenländischen Dörfern gesichert und ver- auch verschiedene Fördermöglichkeiten ein- diges Regierungsmitglied war es mir in den bessert. Maßnahmen der Dorferneuerung geführt, die in Zukunft weiter angepaßt und letzten Jahren ein großes Anliegen, die sollen zur Stärkung in allen Dorfstrukturen ausgebaut werden. Als Familienlandesrätin Bevölkerung umfassend zu informieren. und des dörflichen, sozialen, kulturellen und lege ich auch sehr viel Wert auf Bewußt- Dies ist durch diverse Informationsveran- wirtschaftlichen Lebens, zur Förderung der seinsbildung. Je früher Kinder lernen, desto staltungen, Beratungen im gesamten Land Integration und der Chancengleichheit im besser kann man eine positive Entwicklung und durch die Gestaltung und Verbreitung Sinne des Gleichstellungsgedankens und zur garantieren. Darum werden auch immer wie- verschiedenster Broschüren gelungen. Die Erhaltung und Verbesserung der baulichen der wichtige Projekte für die Bewußtseinsbil- Beratungen in den Bezirksvororten werden und kulturellen Eigenarten beitragen. Schwer- dung durchgeführt. Alle Informationen dar- regelmäßig durchgeführt und von der Bür- punkte werden neben der klassischen Dorf- über gibt es auf der Webseite gerinnen und Bürgern sehr gut angenom- erneuerung die Jugend sein, die Verbesse- http://www.familienland-bgld.at men. rung der Mobilität im kleinregionalen Be- oder im neuen Newsletter vom Familienrefe- Hervorzuheben sind dabei die Themen- reichen, soziale Maßnahmen für die Bedürf- rat, denn das Burgenland soll auch in Zu- bereiche Mietrecht und Produktsicherheit. nisse der Menschen, die Verbesserung der kunft das Familienland Nummer 1 in Öster- Preiskontrollen werden im gesamten Bun- Infrastruktur in den Dörfern und Gemein- reich sein! desland regelmäßig vorgenommen. Die den, gemeindeübergreifende Zusammenar- Schuldnerberatung stellt ebenso einen we- beit und vieles mehr. Frauen sentlichen Bestandteil der Serviceleistungen Strategisches Ziel der Dorfentwicklung Als Frauenlandesrätin ist es mir beson- meiner Mitarbeiter für die Menschen unseres im Burgenland soll eine Ausrichtung auf so- ders wichtig, daß der Fokus auf eine gute Bundeslandes dar. In letzter Zeit ist ein steti- zial, ökonomisch, ökologisch und baulich und nachhaltige Mädchen- und Frauenarbeit ger Zuwachs an Konsumentenschutzanfra- nachhaltig orientierte Dorferneuerung sein, gerichtet ist. Insbesondere will ich Frauen- gen zu beobachten. Immer mehr Burgenlän- die soziale Innovationen, zukunftsorientierte politik ins Zentrum rücken, damit die In- derInnen nutzen das Angebot der Abteilung nachhaltige Entwicklung und Gleichstellung teressen von Frauen und Mädchen in allen Konsumentenschutz beim Amt der Bgld. als Querschnittsziele der Dorferneuerung im Bereichen berücksichtigt werden. Ich sehe Landesregierung, um sich eine fundierte Burgenland positioniert. Ziel im Bereich der es als meine Aufgabe, die burgenländischen Erstberatung einzuholen – und das völlig sozialen Dorferneuerung ist der Ausbau und Frauen zu stärken, eine Gleichstellung in kostenlos. Eine Mietrechtsberatung ist seit eine verstärkte Unterstützung der Aktivitä- allen Bereichen zu fordern und zu fördern 2005 beim Amt der Bgld. Landesregierung ten, um den demografischen Veränderungen und den Abbau von Rollenklischees voran- möglich. Außerdem habe ich die Außen- und den Veränderungen der Familienstruk- zutreiben! Darüber hinaus ist es mir ein gros- sprechtage für Konsumentenschutz und die turen zukünftig gewachsenen zu sein. Die ses Anliegen, die wirtschaftliche Unabhän- Bankkundenombudsfrau eingeführt bzw. die Dorferneuerung soll frühzeitig als „Dreh- gigkeit von Frauen zu fördern und die glei- Außenstelle der Schuldnerberatung in Ober- scheibe“ für die Vernetzung in diesem The- che Teilhabe von Frauen an Entscheidungs- wart geschaffen! menfeld agieren und zukunftsweisend Un- prozessen zu fordern. In den letzten 15 Jah- terstützungsstrukturen vor allem für kommu- ren habe ich zahlreiche Projekte initiiert und Dorferneuerung nale, aber auch regionale Projekte anbieten. finanziert, Veranstaltungen organisiert und Im Bereich der Dorferneuerung wurde Alle Beiträge und Angebote der Dorferneue- Aktionen unterstützt, um genau dies zu ver- vor kurzem eine sechsjährige Förderungs- rung sollen dazu motivieren, die Belebung wirklichen. Gerade auch in diesem Jahr sind periode mit großem Erfolg abgeschlossen. der Dörfer zu intensivieren, die Einbindung wir mit dem Thema Frauenbeschäftigung Die aus dem LEADER-Programm der Dorf- der gesamten Bevölkerung über die Betei- verstärkt konfrontiert. Eng mit der Beschäf- erneuerung zur Verfügung gestellten 9,8 Mil- ligungsprozesse anzuregen, zu ermöglichen tigung hängen dementsprechende Beschäfti- lionen Euro wurden fast zur Gänze in die und gemeindeübergreifende Zusammenar- gungsprojekte zusammen. Gelder aus dem Umsetzung von wichtigen Projekten in unse- beiten zu initiieren. Damit und mit der Un- Europäischen Sozialfonds spielen dabei eine rem Heimatland investiert. Das ganze Bur- terstützung bei Konzepten der Ortszentrums- sehr wichtige Rolle. Wir stehen am Beginn genland, alle Burgenländerinnen und Burgen- belebung soll auch der Abwanderung aus den einer neuen Förderperiode. Erfreulich, daß länder, haben von diesen Investitionen nach- Dörfern, vor allem in strukturschwachen in dieser Periode mehr Gelder für Frauen- haltig profitiert. Genauso werden wir die Räumen entgegengewirkt und den zukünfti- projekte zur Verfügung stehen, nämlich ins- neue Förderungsperiode 2014-2020 mit gros- gen Herausforderungen dynamischer Ent- gesamt 2,7 Millionen Euro. Auch Thema sem Engagement handhaben. Dorferneue- wicklungen in gestaltender Weise begegnet Teilzeit wird verstärkt eine Rolle spielen, rung und Dorfentwicklung in den burgenlän- werden. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 72 »Burgenland Journal« »Pulverturm« und Pongratz-Haus eröffnet Historisches Ensemble in Eisenstadt wurde saniert Foto: Magistrat der Landeshauptstadt Freistadt Eisenstadt Der Lions Club Eisenstadt spendete 1000 Euro für die Anschaffung von neuen Bänken für den Lions-Platz, Präsident Gerhard Spatzierer überreichte den symbolischen Scheck an Bürgermeister Thomas Steiner und Projektkoordinator Michael Wachter.

ahrzehntelang fristete die Dombastei am Der „Pulverturm“ beim Martinsdom ist etc. „In seinem Inneren entfaltet der Turm JEisenstädter Lionsplatz (Ecke St. Rochus- eine von zwei erhaltenen Wehranlagen der ein ungeahntes Volumen, gepaart mit dem Straße / St. Antoni-Straße) – ortsüblich als alten Stadtmauer und wurde 1534 errichtet. Raum im Pongratz-Haus läßt sich das En- „Pulverturm“ bezeichnet – ein Dornröschen- Der obere Teil der Dombastei wurde um 1870 semble für eine Vielzahl von schönen Ver- dasein. Nun wurde sie im Zuge des Projektes abgetragen. Das Pongratz-Haus ist nach dem anstaltungen nutzen“, ist Bürgermeister Stei- „Erhaltung der mittelalterlichen historischen bekannten österreichischen Maler Peter Pon- ner beeindruckt. Stadtmauer und baulichen Ensembles“ ge- gratz benannt, der in diesem Haus geboren meinsam mit dem Pongratz-Haus saniert und wurde. Das barocke Gebäude symbolisiert Projekt dank EU umgesetzt am 2. Juli der Öffentlichkeit übergeben. gleichzeitig das Wachstum Stadt – war es doch Durch ein EU-Projekt konnte dieses „Ziel war die Schaffung eines besonderen das erste Haus, welches vor den Mauern der historische Kleinod wieder für die Öffent- kulturellen Highlights in der Landeshaupt- Stadt errichtet wurde. Die Maueranlagen des lichkeit zugänglich gemacht werden. Das Ge- stadt“, so Bürgermeister Thomas Steiner: Pulverturms wurden restauriert und in der samtprojekt „Pulverturm und Pongratzhaus“ „Außerdem wurde an der städtebaulichen Stadtmauer wurde eine Durchgangsöffnung beinhaltete folgende Maßnahmen: Restau- Schnittstelle der historischen Stadtmauer zwi- Richtung Domplatz hergestellt. Parallel dazu rierung Pulverturm (einschließlich barriere- schen dem mittelalterlichen Pulverturm und wurde das Pongratz-Haus saniert und behin- freier Zugang), Sanierung und Restaurierung dem barocken Pongratz-Haus ein attraktives dertengerecht und barrierefrei adaptiert. Die Pongratz-Haus (einschließlich barrierefreier Ensemble geschaffen, das künftig kulturell Sanierungsarbeiten erfolgten nach histori- Zugang), Neugestaltung der Außenanlagen aber auch für diverse kleine Veranstaltungen schem Vorbild in enger Abstimmung mit zwischen Pulverturm und Pongratz-Haus genutzt werden soll.“ dem Bundesdenkmalamt. (Lionsplatz). Neuerrichtung des Durchgangs Nach dem offiziellen Akt sowie der öku- Beide Objekte stehen nun nach der Eröff- in den Domgarten und behindertengerechte menischen Segnung wurde ein stimmungs- nung zur Vermietung frei. Der „Pulverturm“ und barrierefreie Verbindung vom Pulverturm volles Rahmenprogramm geboten, welches ist ein besonderer Schauplatz für Veranstal- (über Innenhof Diözese bzw. der Dompfar- die Vorzüge beider „Häuser“ unterstrich. tungen jeglicher Art: Konzerte, Lesungen, re) Richtung Pfarrgasse/Domplatz sowie die Während in der Bastei Wein & Musik gebo- Theateraufführungen, Poetry-Slams, Open Sanierung der historischen Stadtmauer im Be- ten wurde, konnten die Besucher im Pon- Air Kino oder Ausstellungsort für zeitgenös- reich der evangelischen Kirche. Die Gesamt- gratz-Haus Lesungen der lokalen Autoren sische Kunstproduktionen, etc. Das Pon- kosten belaufen sich auf rund 750.000 Euro. Theodora Bauer, Michael Frühstück und gratz- Haus, mit seinem rund 45 m² gros- Davon betragen die förderfähigen Kosten Wolfgang Millendorfer lauschen sowie eine sen Raum bietet Platz für Veranstaltungen rund 630.000 Euro. Diese werden zur Gänze Fotoausstellung mit alten Ansichten der im kleinen und feinen Rahmen: Workshops, durch die EFRE-Förderung gedeckt. . Stadt besichtigen. Lesungen, Ausstellungen, Geburtstagsfeiern, http://www.eisenstadt.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 73 »Burgenland Journal« Priesterweihe in Eisenstadt Der 26jährige Burgenländer Philipp Supper wurde von Diözesanbischof Ägidius J. Szifkovics am 27. Juni im Dom zu Eisenstadt zum Priester geweiht Foto: Diözese Eisenstadt / Rupprecht v.l.: Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics, Stefan Grauwald (Evangelischer Pfarrer in Weppersdorf), Neupriester Philipp Supper, Heidemarie Degendorfer-Reiter (Kuratorin in Weppersdorf) und Eisenstadts Altbischof Paul Iby er 26jährige Weppersdorfer Philipp Sup- vor allem die Tätigkeit eines Seelsorgers in bei Jesus, der gute Hirte und sein Evan- Dper wurde am von Diözesanbischof den Mittelpunkt stellen und „mit den Leuten gelium sowie das ständige Gebet.“ Ägidius J. Zsifkovics im Eisenstädter Martins- mitgehen, sie begleiten, zuhören oder bei Be- Das zweite Wort heißt: Prüfen. „Du sollst dom zum Priester geweiht. Noch als Schüler darf Ratschläge geben.“ Seine Priesterweihe als Hirte die Dienstleistungen und Charismen kam er während einer Berufsinformations- sieht er als Abschluß eines Weges, aber trotz- der Gläubigen prüfen, das heißt ihre Talente messe in Kontakt mit dem Priesterseminar. dem auch als Neuanfang: „Ich habe Vorfreu- und Fähigkeiten sehen, anerkennen und Sein Berufswunsch war schon früh de auf das was kommt.“ Nachsatz: „Mit der wertschätzen. Dazu braucht es ein offenes „irgendwas mit Menschen“. Supper überleg- Freude, mit der man sich auf das Fest freut, und liebendes Herz für die Menschen.“ te, ob er Arzt werden solle, Psychiater oder sollte man auch später an die Arbeit als Und das dritte Wort heißt: Einmütig zu- Familienberater. Mit seiner Entscheidung, Priester herangehen.“ sammenarbeiten. „Einheit und Zusammenar- schlußendlich Priester zu werden, ist er heu- Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics beit sind zwei Schlüsselworte in der Seelsor- te sehr zufrieden. „Ich glaube, daß da viele hob in seiner Predigt drei Schlagworte her- ge. Ohne Einheit und Zusammenarbeit gibt Aspekte von anderen Berufsgruppen im Prie- vor, die den Neupriester begleiten sollen: es kein fruchtbares und glaubwürdiges Wir- sterberuf drinnen sind. Als Priester bekommt Das erste heißt: Führen. „Du sollst die ken. Einheit und Zusammenarbeit mit allen man vom Leben viel mit – man ist bei Taufen Dir anvertrauten Menschen als Hirte auf eine in der Pfarre, im Dekanat und in der Diözese, dabei, bei Firmungen und Begräbnissen.“ gute Weide führen. Du sollst sie nicht an unter den Priestern und mit dem Bischof Eigentlich hätte er auch fast den Weg Dich binden, sondern indem Du ihnen das sowie zwischen Priestern und Laien.“ zum Fußballprofi eingeschlagen. Er spielte Wort Gottes verkündest, die Sakramente Im letzten Jahr absolvierte Philipp Sup- im Bundesnachwuchszentrum und gehörte spendest und sie auch selber empfängst – per sein Pastoralpraktikum in der Pfarre Groß- damit zu den talentiertesten Spielern des Bur- besonders das Sakrament der Versöhnung – petersdorf. Künftig wird er zur Fortsetzung genlandes. „Profispieler hätte ich aber nicht die Caritas lebst und die christliche Gemein- seiner Studien am Istituto Patristico Augusti- werden können, dazu fehlte mir das Poten- schaft mitaufbaust, sollst Du sie zu Christus nianum in Rom freigestellt.  tial“, sagt er heute. Als Priester möchte er führen. Richtschnur und Maßstab ist Dir da- http://www.martinus.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 74 »Burgenland Journal« Umbau des Bundesschulzentrums in Eisenstadt en symbolischen Startschuß für die DSanierung und Erweiterung der BHAK und HTBLA Eisenstadt gaben Landeshaupt- mann Hans Niessl, Präsident des Landes- schulrates für Burgenland, und Heinz Josef Zitz, Amtsführender Präsident des Landes- schulrates für Burgenland, am 14. Juli. Die Baukosten sind mit rund 49 Mio. Euro ver- anschlagt. Mit den Bauarbeiten wurde nach einer von der BELIG durchgeführten europa- weiten Ausschreibung die STRABAG beauf- tragt. Die Arbeiten sollen 2017 abgeschlos- sen sein. Während der Bauphase dienen 220 Container als Ausweichquartiere für den Unterricht. 1640 SchülerInnen beherbergt das 1981 eröffnete Bundesschulzentrum derzeit und platzt damit aus allen Nähten; auch der Bau- zustand erforderte eine dringende Sanierung.

Nach mehr als 15 Jahren Verhandlungen und Foto: Bgld. Landesmedienservice Planungen wurde nunmehr mit den Abrißar- v.l.: Harald Frank (STRABAG), HTL-Direktor HR Stefan Wagner, Heinz Josef Zitz beiten und der Sanierung für das mit 49 Mio. (Amtsführender Landesschulrats-Präsident), Landeshauptmann Hans Niessl (Lan- desschulrats-Präsident) und HAK-Direktorin OStR.in Johanna Dorner-Resch Euro veranschlagte Projekt begonnen. „Es handelt sich damit aktuell um das größte saniert, erhält neue Fenster, und es wird eine Land“, sagte Niessl. Und mit der STRABAG Hochbauprojekt im Burgenland“, so der komplette Innensanierung vorgenommen. sei ein Unternehmen beauftragt worden, das Landeshauptmann. Beheizt wird das Schulzentrum künftig mit Partner der Initiative „Wir bauen burgenlän- Der Zubau umfaßt die Aufstockung des Fernwärme statt wie bisher mit Strom. disch“ sei und rund 700 Burgenländer be- Labortrakts, neue Klassenräume und Lehrer- Das Projekt sei „auch ein wichtiger Im- schäftige.  zimmer sowie eine neue Luftfahrzeughalle. puls für die heimische Wirtschaft, zur Siche- http://www.bhak-eisenstadt.at Die ganze Gebäudehülle wird thermisch rung und Schaffung von Arbeitsplätzen im http://www.htl-eisenstadt.at Halbjahresbilanz 2015 im Einzelhandel ie Umsätze im burgenländischen Ein- des Preiseffekts, sind die Erlöse um 1,2 % Dzelhandel sind im 1. Halbjahr 2015 no- gestiegen. minell um 1,9 % gestiegen. Real – unter Berücksichtigung der Preissteigerung im Das 2. Halbjahr hat sich deutlich Einzelhandel – bedeutet dies ein Plus von besser entwickelt als das 1. 1,2 %. Die Anzahl der unselbständig Be- Im burgenländischen Einzelhandel waren schäftigten im Einzelhandel liegt in der er- im 1. Halbjahr 2015 10.000 MitarbeiterIn- sten Jahreshälfte 2015 um + 0,2 % knapp nen beschäftigt, dies sind um 0,2 % mehr als über dem Vorjahresniveau. im 1. Halbjahr 2014. Der leichte Zuwachs an „Der Einzelhandel erzielte im Burgen- Beschäftigten ist auf das 2. Quartal 2015 land im 1. Halbjahr 2015 ein Umsatzplus (+ 0,7 %) zurückzuführen. von 1,9 % gegenüber dem Vergleichszeit- Die positive Entwicklung des 1. Halb- raum des Vorjahres“, freut sich Sparten- jahres ist vor allem auf Umsatzzuwächse im obfrau Kommerzialrätin Andrea Gottweis Spielwaren-, Sportartikel- und Lebensmit- über die positive Bilanz. Absolut liegt der teleinzelhandel sowie im Handel mit kosme- Einzelhandelsumsatz in der ersten Jahres- tischen Erzeugnissen zurückzuführen. hälfte 2015 im Burgenland somit bei rund Vorsichtig abwartend zeigt sich Gottweis, 0,9 Mrd. Euro (netto, exkl. Ust, vorläufiger wenn es um die Entwicklungen der Branche Wert). Das geht aus der aktuellen Konjunk- in der Zukunft geht: „Momentan stehen wir turbeobachtung der KMU Forschung Austria Foto: Wirtschaftskammer Burgenland vor spannenden Zeiten und Herausforderun- hervor. Spartenobfrau KommR Andrea Gottweis gen, die allerdings eindeutig zulasten der klei- 46 % der burgenländischen Einzelhan- das Vorjahresniveau wieder erreichen, wäh- nen Unternehmen gehen. Ein Beispiel dafür delsgeschäfte lukrierten im 1. Halbjahr 2015 rend 39 % Erlösrückgänge hinnehmen muß- ist der wachsende Onlinehandel, der für nominelle Umsatzzuwächse, 15 % konnten ten. Real, das heißt unter Berücksichtigung einen Kaufkraftabfluß sorgt.“ 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 75 »Burgenland Journal« Fantastischer Auftakt für Burgmaus Forfel roße Freude herrscht beim Team von G„Burg Forchtenstein Fantastisch“ nach dem Eröffnungswochenende der 19. Forfel- Saison. Bereits an den ersten beiden Tagen waren zahlreiche Forfel-Fans zum Festival gekommen und waren von den neuen Ange- boten begeistert. „Der Mix aus bekannten Stationen und neuen Attraktivitäten kommt sehr gut an!“ freute sich Christa Prets, Präsidentin von „Burg Forchtenstein Fantastisch“ über den gelungenen Auftakt. „So ist unser neues Pup- pentheater „Die Marzipanprinzessin“ von den Kindern regelrecht gestürmt worden. Und das Forfel-Belstift-Basteln in der Zunft- straße ist ein echter Renner.“ sagt Prets. Be- geistert aufgenommen wurde auch das neue Foto: K.B.K. - Kultur.Bildung.Kunst Kinder mit Burgmaus Forfel, Ronald Reiter (Landesamtsdirektion), Landtagspräsi- Musical „Der Schatz des goldenen Schlos- dent Christian Illetits, Bgm. Friedericke Reismüller, Horst Horvath (Geschäftslei- ses“ von Gerhard Krammer. Erstmals trat bei tung), Familienlandesrätin Verena Dunst, Heinz Josef Zitz (Amtsführender dieser Zusatzproduktion die Forchtensteiner Präsident des Landesschulrats Burgenland), Christa Prets (Präsidentin) und Gerhard Krammer (Geschäftsleitung Burg Forchtenstein Fantatsisch) Musicaldarstellerin Melanie-Christin Sey- bold auf. Und in der Rolle der Bergzwerge schaftsfaktor geworden. „Die Betreuung der stein die Möglichkeit, einen Ferienjob wäh- brillierten SchülerInnen der Volksschule Stationen erfolgt überwiegend durch örtliche rend des Sommers in der Gemeinde zu fin- Forchtenstein. Vereine unserer Gemeinde!“ sagt Bürger- den.“ Seit Beginn 1997 zählte man mehr als Für die Gemeinde Forchtenstein ist das meisterin Friedericke Reismüller. „Außer- 400.000 BesucherInnen beim Festival.  Festival ein wichtiger Werbe- und Wirt- dem haben viele Jugendliche aus Forchten- http://www.forchtenstein.at Heißer Start in den 18. Oberwarter Kindersommer Foto: Stadtgemeinde Oberwart m vergangenen Jahr war die Eröffnung zusammengestellt. Die Kinder sind in ver- Nass Abkühlung zu verschaffen. Besonders Inoch sprichwörtlich ins Wasser gefallen, antwortungsvollen Händen, unsere Betreuer beliebt war die Rutsche zu ebener Erd‘, auf im heurigen Jahr konnten Bürgermeister stehen durchwegs in pädagogischen Ausbil- der die Kinder durch die Wasserfontänen LAbg. Georg Rosner, Vizebürgermeister Diet- dungen“, betonte der Bürgermeister. „Und glitten. mar Misik und Stadträtin Ilse Frühwirth als der Wettergott dürfte es heuer auch gut mit Auch der erste Ausflug stand im Zeichen Obfrau des Familienausschusses, Kinder und uns meinen.“ des Wassers: Der neue Wirtschaftshof der Eltern bei sommerlichen Temperaturen jen- Kappen, Trinkflaschen und Sonnencreme Stadtgemeinde sowie der Wasserverband Süd- seits der 30 Grad-Grenze im Städtischen werden von der Stadtgemeinde gestellt, da- liches Burgenland wurden besucht. Dabei Freibad begrüßen. mit einem ungetrübten Sommergenuss lauschten die Teilnehmer den Ausführungen „Eltern und Kinder schätzen das Angebot nichts im Wege steht. von Roland Poiger, Wirtschaftshof, und Ing. der Stadtgemeinde, das beweist die enorme Die Teilnehmer am 18. Oberwarter Kin- Christian Portschy, Wasserverband. Zur Teilnehmerzahl. Wir haben auch heuer wie- dersommer ließen sich auch nicht zwei Mal Stärkung gab es ein Toastpicknick vom Cafe der ein tolles Programm mit hoher Qualität bitten, als es darum ging, sich im frischen Relax. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 76 Aus Südtirol LH Kompatscher bei Staatspräsident Mattarella Staatspräsident Sergio Mattarella hat die Präsidenten der Regionen und die Landeshauptleute von Südtirol und Trentino nach Rom geladen.

rstmals seit seinem Amtsantritt hat EItaliens Staatspräsident Sergio Mattarel- la die Regierungschefs der Regionen und Autonomen Länder am 9. Juli gemeinsam zu einem Gedankenaustausch empfangen. Auch Südtirols Landeshauptmann Arno Kompat- scher ist der Einladung in den Quirinalspa- last in Rom gefolgt. Bedeutsam war dieses Treffen aus Südtiroler Sicht auch, weil der Staatspräsident als oberster Hüter der Ver- fassung auch zuständig für die Einhaltung der Autonomiebestimmungen ist. „Ich bin zuversichtlich, daß Staatspräsi- dent Mattarella wie sein Vorgänger auch der besonderen Situation Südtirols und den Ei- genheiten unserer Autonomie Rechnung tra- gen wird“, sagte Kompatscher nach dem Tref- fen. Mattarella sei durch seine Vorgeschichte sehr gut mit den Besonderheiten Südtirols vertraut. 2001 ist Mattarella im Wahlkreis Trentino-Südtirol ins Parlament gewählt Foto: Medienservice des Quirinals Staatspräsident Sergio Mattarella (r.) mit Landeshauptmann Arno Kompatscher worden und immer wieder haben ihn institu- tionelle Besuche als Bildungsminister und Auch der Präsident der Lombardei, Ro- Landeshauptmann Arno Kompatscher später auch als Verteidigungsminister nach berto Maroni und Debora Serracchiani, Prä- hatte Gelegenheit, das Staatsoberhaupt auf Bozen geführt. sidentin von Friaul-Julisch Venetien und so- die besonderen Bedürfnisse Südtirols hinzu- Wichtigstes Thema der Aussprache war mit Sprecherin der Regionen mit Sonder- weisen: „Ich habe den Staatspräsidenten die Aufteilung der Zuständigkeiten zwischen statut, schlugen in dieselbe Kerbe. Serrac- auch auf die Sonderstellung des Landes in- Staat und Regionen. Staatspräsident Sergio chiani sagte, die Autonomien seien bereit, Ver- nerhalb der Regionen mit Sonderstatut auf- Mattarella unterstrich, daß eine bessere Ein- antwortung zu übernehmen, bräuchten aber merksam gemacht.“ Kompatscher nutzte die beziehung der Regionen in Entscheidungs- auch die entsprechenden Ressourcen dazu. Begegnung, um Mattarella nach Südtirol ein- prozesse notwendig sei. Überall dort, wo die Man sei bereit, die Autonomien weiter auszu- zuladen. „Der Staatspräsident kennt unser mittlere Regierungsebene zwischen Staat und bauen. Land sehr gut und versicherte, er werde ver- Gemeinden einen guten Austausch pflege, Der Präsident Apuliens, Michele Emi- suchen, noch heuer im Sommer oder im näch- funktioniere die Zusammenarbeit am besten, liano, verwies darauf, daß die Regionen im sten Jahr auf Urlaub nach Südtirol zu kom- sagte das Staatsoberhaupt. Zur Freude der Süden bezüglich der Bekämpfung der Kor- men“, so Kompatscher. Es sei bereits Tra- Anwesenden und von Arno Kompatscher un- ruption sich ihrer Eigenverantwortung be- dition, daß Staatspräsidenten hier ihre Ferien terstrich auch der Präsident der Regionen- wußt seien, aber auch darauf bauen, vom verbringen. Ein offizieller Besuch Mattarel- konferenz, Sergio Chiamparino, wie wichtig Staat nicht im Stich gelassen zu werden. las könnte dann im 2016 erfolgen.  eine stärkere Rolle der Länder und Regionen sei. Er begann seine Rede mit einem scherz- Neue WK-Präsidentin Barbara Siri haften Vergleich: nämlich, daß er, als er zur Schule ging, zwar abgeschrieben habe, aber it 56.000 Mitgliedern, 2800 ehrenamt- Barbara Siri und Ivo Bonamico sprachen wenn, dann nur von den Besten. „Und diesem Mlichen Freiwilligen und 350 hauptamt- die Herausforderungen des Rettungswesens Beispiel folgend soltte man sich an dem Mo- lichen Mitarbeitern im Jahr 2014 gehört das in der Gesundheitsversorgung an und disku- dell der deutschen Bundesländer orientieren“, Weiße Kreuz zu den größten Vereinen des tierten über den Stellenwert des Weißen regte Chiamparino an, in diesem Sinne noch Landes. Am 13. Juli haben die neue Präsiden- Kreuzes ein halbes Jahrhundert nach seiner einmal die Verfassungsreform anzupassen. tin Barbara Siri und Direktor Ivo Bonamico Gründung. Es brauche starke Regionen mit vielen Kom- Landeshauptmann Arno Kompatscher und Der Landesrettungsverein feiert im heuri- petenzen, aber die Regionen selbst müßten Landesrätin Martha Stocker einen Antritts- gen Jahr sein 50jähriges Jubiläum.  gut genug sein, um diese gut umzusetzen. besuch abgestattet. http://www.weisseskreuz.bz.it

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 77 Europa Nahtlose Mobilität EU-Staaten sollen Weg für »multimodales« grenzenloses Ticket bereiten.

ntegrierte Fahrscheinsysteme für Reisen ten und einen Zeitplan festlegen, verlangt Idurch alle EU-Länder mit verschiedenen das Parlament. Verkehrsträgern würde die Nutzung öffent- licher Verkehrsmittel verstärken, sagten die EU-Mitgliedstaaten sollen Fahrplan- Abgeordneten des Europäischen Parlaments informationssysteme verbessern am 7. Juli. Sie forderten die EU-Länder auf, Leicht zugängliche und zuverlässige Fahr- Fahrpläne zu verbessern und zu verbinden. planinformationen sind eine Voraussetzung Die Verkehrsdienste sollen multimodale, für bessere Fahrscheinsysteme, betonen die grenzüberschreitende Reiseplanungsdienste Abgeordneten. entwickeln. Falls bis 2020 keine bedeuten- Die Mitgliedsstaaten sollen bis spätestens den Fortschritte erzielt werden, verlangt das 2020 aktualisierte, nationale Fahrplan- und Parlament von der Kommission entspre- Fahrpreisinformationssysteme „auf der Ba- chende Legislativmaßnahmen. sis offener Schnittstellen“ erstellen, „die die „Bisher ist es schwierig und manchmal Reisedaten der regionalen und lokalen inner- unmöglich, Tickets für grenzüberschreitende staatlichen Fahrpläne des von privaten und Reisen zu bekommen – vor allem, wenn je- öffentlichen Unternehmen zu tragenden öf- mand verschiedene Verkehrsmittel nutzen fentlichen Nahverkehrs miteinander verbin- will, beispielsweise Zug und Bus“, sagte Be- den“. Bis spätestens 2024 sollen diese dann Foto: European Union 2015 EP richterstatter, Dieter-Lebrecht Koch (EVP, grenzüberschreitend vernetzt und für Ver- Berichterstatter Dieter-Lebrecht Koch DE). „In unseren modernen und Online- kehrsunternehmen, Anbieter von Reisepla- (EVP, DE) Zeiten müssen wir in der Lage sein, ein stär- nungsdiensten und Verbraucher zugänglich ker integriertes Ticket zu schaffen. Dies wür- gemacht werden. Charta der Fahrgastrechte de das Leben der Reisenden viel einfacher Die Kommission solle einen Vorschlag Das Parlament wiederholte seine Forde- machen. Es muß kein Traum bleiben – lassen unterbreiten, der alle Anbieter dazu verpflich- rung nach einer Charta der Fahrgastrechte, wir uns jetzt beginnen, dieses Vorhaben zu tet, all diejenigen Daten unter fairen und glei- die alle Verkehrsarten erfaßt, und für die die verwirklichen“, fügte er hinzu. chen Bedingungen zur Verfügung zu stellen, Kommission bis Ende 2017 einen Vorschlag In einer nichtverbindlichen Entschlies- die erforderlich sind, um umfassendere vorlegen soll.  sung, die das Parlament mit 592 Stimmen Dienste bereitzustellen. http://www.europarl.europa.eu verabschiedet hat, bei 62 Gegenstimmen und 52 Enthaltungen, unterstreichen die Abge- ordneten, wie wichtig es für Nutzer ist, für Das Ende der Roaming- eine „multimodale“ Reise – unter Zuhilfe- Gebühren kommt 2017 nahme verschiedener Verkehrsarten – nur ei- nen Fahrschein zu erhalten. Sie betonen, daß er Industrieausschuss des Europäischen lament hat sich wiederholt für die komplette ein leichter und bequemer Fahrkartenkauf DParlaments hat am 15. Juli seine Zustim- Abschaffung der Roaming-Gebühren einge- mithilfe integrierter Fahr- und Flugschein- mung zur Übereinkunft mit der EU-Kom- setzt. Nun soll dieses Vorhaben wahr wer- systeme den öffentlichen Verkehr für mehr mission und den Regierungen der EU-Mit- den. Fahrgäste attraktiv macht. gliedsstaaten erteilt, die Roaming-Gebühren Am 30. Juni haben sich das EU-Parlament, abzuschaffen. Die Roamingtarife sollen be- der Ministerrat und die EU-Kommission auf EU-Kommission soll Bemühungen reits ab dem kommenden Jahr sinken. Ab dem einen Kompromiss für eine EU-weite Tele- von Diensteanbietern unterstützen 15. Juni 2017 ist dann endgültig Schluß. Ab kommunikationsverordnung geeinigt. Diese Anbieter von Verkehrsdiensten und Reise- dann soll es keinen kostentechnischen Un- sieht die Abschaffung der Roaming-Ge- planungsdiensten sollten die bestehende Zu- terschied mehr geben, ob ein Anruf oder das bühren ab dem 15. Juni 2017 vor. sammenarbeit weiter entwickeln, z.B. durch Versenden einer E-Mail über das Mobilfunk- Bereits zuvor tritt jedoch eine Über- die Bereitstellung von multimodalen, grenz- netz im Heimatland oder im EU-Ausland gangsphase in Kraft. Ab dem 30. April 2016 überschreitenden Reiseplanungsdiensten, so erfolgt. und bis zum 14. Juni 2017 gelten die Kosten, der Text der Resolution. Die Kommission sol- Die Berichterstatterin Pilar del Castillo die im Heimatland anfallen als Richtwert. le die entsprechenden Bemühungen unter- Vera aus Spanien (EVP) sieht das Ende der Beispiel: Zahlen Sie für einen getätigten An- stützen und erleichtern. Roaming-Gebühren als großen Erfolg. „Wir ruf in Ihrem Heimatland 8 Cent pro Minute, Falls jedoch bis 2020 keine bedeutenden haben es geschafft, die Abschaffung der so dürfen die Kosten für einen Anruf aus Fortschritte bei der Schaffung integrierter, Roaming-Gebühren durchzusetzen und das dem EU-Ausland nicht mehr als 13 Cent pro interoperabler, multimodaler, grenzüber- ,offene Internet‘ zu gewährleisten.“ Minute betragen. Mobilfunkbetreiber dürfen schreitender Fahrscheinsysteme erzielt wer- Die EU hat die Kosten für Roaming seit somit nur mehr einen geringen Aufpreis in den, soll die Kommission Mindestvorschrif- 2007 kontinuierlich verringert. Das EU-Par- Rechnung stellen. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 78 Wirtschaft Konjunktur erholt sich nur schleppend Bank Austria Konjunkturindikator im Juni weiter im Plus, jedoch verliert Erholung temporär etwas an Fahrt – Dennoch: Wirtschaftswachstum im 2. Quartal etwas stärker als zu Jahresbeginn er Bank Austria Konjunkturindikator ist Dim Juni geringfügig gesunken, liegt mit Bank Austria Konjunkturindikator Österreich derzeit 0,1 Punkten aber den vierten Monat BIP(real; Veränderung zumVorjahr in%) Bank Austria Konjunkturindikator in Folge im positiven Bereich. Die Erholung 6 6 der heimischen Wirtschaft hält an, das 5 5 Tempo hat am Ende der ersten Jahreshälfte 4 4 2015 aber wieder etwas nachgelassen“, so 3 3 Bank Austria Chefökonom Stefan Bruck- 2 2 bauer. Auf Basis der vorliegenden Werte des 1 1 Bank Austria Konjunkturindikators ergibt 0 0 sich dennoch für das zweite Quartal ein ge- -1 -1 schätztes Wirtschaftswachstum über dem -2 -2 Wert zu Jahresbeginn. „Der Bank Austria -3 -3 -4 -4 Konjunkturindikator hat von April bis Juni -5 -5 einen durchschnittlichen Wert von 0,2 Punk- -6 -6 ten erreicht. Daraus läßt sich für das zweiten 08 09 10 11 12 13 14 15 Quartal ein reales Wachstum der heimischen Quelle: Statistik Austria, Wifo, Bank Austria Economics & Market Analysis Austria, eigene Berechnungen Wirtschaft um 0,2 bis 0,3 Prozent zum Vor- quartal ableiten, nach einem Plus um 0,1 Pro- grund der robusten Erholung in weiten Tei- ben der Auslandsnachfrage werden sich auch zent zu Beginn des Jahres“, faßt Bruckbauer len Europas mit einer Fortsetzung der Erho- die Investitionstätigkeit und der Konsum et- zusammen. lung in Österreich in der zweiten Jahres- was beleben. Zwar ist die Exportdynamik Der aktuelle Rückgang des Bank Austria hälfte“, so Bruckbauer. derzeit noch recht zurückhaltend, doch die Konjunkturindikators ist allen Teilindikato- Im ersten Halbjahr 2015 betrug das Wirt- Exportaufträge ziehen bereits an. Zudem wird ren geschuldet, die sich gegenüber dem Vor- schaftswachstum in Österreich geschätzte der schwächere Euro positiv durchschlagen. monat verschlechtert haben. „Die Zuspit- 0,3 Prozent im Jahresvergleich. In den kom- Der Exportbelebung sollte in den kommen- zung der Griechenland-Krise und die Kon- menden Monaten wird die heimische Wirt- den Monaten ein positiver Trend bei den In- junktursorgen in Asien, allen voran China, schaft den Rückenwind aus Europa stärker vestitionen folgen, wenn auch die Aussicht haben offensichtlich sowohl die Zuversicht nutzen können, zumal die Verunsicherung für eine kräftige Investitionsbelebung auf- der Industrie als auch der Konsumenten im durch die Griechenlandkrise nach der kürz- grund der vergleichsweise niedrigen Kapazi- Juni beeinträchtigt. Wir rechnen jedoch auf- lich getroffenen Vereinbarung wegfällt. Ne- tätsauslastung der heimischen Wirtschaft

Österreich Konjukturprognose Schätzung 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Wirtschaftswachstum (real, Vdg. z. Vorjahr) 1,9 2,8 0,8 0,3 0,4 0,9 1,5 Privater Konsum (real, Vdg. z. Vorjahr in %) 1,0 1,3 0,6 0,1 0,0 0,6 0,9 Investitionen (real, Vdg. z. Vorjahr in %) *) -2,1 6,7 1,3 -0,3 -0,2 0,1 3,1 Inflationsrate (Vdg. z. Vorjahr in %) 1,9 3,3 2,4 2,0 1,6 1,3 1,9 Arbeitslosenquote (nationale Definition) 6,9 6,7 7,0 7,6 8,4 9,2 9,0 Beschäftigung (Vdg. z. Vorjahr in %) **) 0,8 1,9 1,4 0,6 0,7 0,9 1,2 Öffentlicher Haushaltssaldo (in % des BIP) -4,4 -2,4 -2,5 -1,5 -2,4 -1,7 -1,5 1,5Öff. Verschuldung (in % des BIP) 82,3 82,1 81,5 80,8 84,4 86,4 85,2

*) Bruttoanlageinvestitionen **) ohne Karenzgeldbezieher, Präsenzdiener und Schulungen Quelle: Bank Austria Economics & Market Analysis Austria

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 79 Wirtschaft vorerst nicht besteht. Die niedrige Inflation, die im ersten Halbjahr 2015 durchschnittlich Österreichs Wirtschaft nur ein Prozent im Jahresvergleich betragen hat, wird weiterhin ein moderates Wachstum wuchs 2014 um 0,4% des Konsums unterstützen. „Im Gesamtjahr wird der Anstieg des BIP in Österreich mit ach Berechnungen von Statistik Austria (real +2,0 %) etwas zulegten, stagnierte der 0,9 Prozent höher als im Vorjahr ausfallen. Nwuchs die österreichische Wirtschaft im private Haushaltskonsum auf dem Vorjah- Weiterhin ist die Wachstumsdynamik jedoch Jahr 2014 real um 0,4 %. Das Wachstum lag resniveau (real -0,02 %). Auch von der In- geringer als im europäischen Durchschnitt. damit leicht über jenem des Vorjahres (2013: vestitionsgüternachfrage gingen insgesamt Für die Eurozone erwarten wir unverändert +0,3), blieb jedoch hinter der im internatio- keine wesentlichen Impulse aus. Der stärkste ein Wirtschaftswachstum um 1,4 Prozent“, nalen Umfeld beobachteten Dynamik zu- reale Zuwachs war bei Maschineninvestitio- so Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. rück. Die Europäische Union insgesamt ver- nen (real +1,9 %) zu beobachten. Die Inve- zeichnete nach bisher vorliegenden Ergebnis- stitionen in Fahrzeuge (real -0,3 %) gingen Keine Entspannung am Arbeitsmarkt sen ein reales Wachstum von 1,3 %. Im Euro- ebenso zurück wie die Bauinvestitionen Die Konjunkturbelebung wird in den kom- raum (+0,8 %) war die reale Wirtschaftsent- (Wohnbau: real -1,2 %; sonstiger Bau: real menden Monaten zu schwach sein, um zu wicklung etwas gedämpfter. Die deutsche -0,9 %). Auch die Nachfrage nach immate- einer Verbesserung der Lage am österreichi- Wirtschaft (+1,6 %) entwickelte sich 2014 riellen Anlagen wie Forschung und Ent- schen Arbeitsmarkt beizutragen, zumal auch deutlich stärker als die österreichische (Quel- wicklung oder Software blieben unter dem das Arbeitskräfteangebot weiter steigen len: Destatis, Eurostat, Juli 2015). Das öster- Vorjahresniveau (real -0,8 %). wird. „Wir gehen von einem Anstieg der Ar- reichische Bruttoinlandsprodukt (BIP) zu lau- beitslosenquote im Jahresdurchschnitt 2015 fenden Preisen lag 2014 bei rund 329,3 Mrd. Anstieg bei Arbeitsvolumen, kaum auf 9,2 Prozent aus“, meint Pudschedl.  Euro (+2,0 % nominell), was einem Wert Änderung bei Produktivität von 38.540 Euro pro Einwohner entspricht. Das nominelle Arbeitnehmerentgelt, also BIP real Bank Austria die Summe aller Geld- und Sachleistungen Veränderung Konjunktur- Produzierender Bereich wächst von Arbeitgebern an Arbeitnehmer, nahm zum Vorjahr Indikator stärker als Dienstleistungen 2014 um 2,6 % zu. Bei einem mäßigen no- Dez.98 1,9 2,5 Eine detaillierte Betrachtung des Produk- minellen BIP-Zuwachs von 2,0 % ergibt das Dez.99 4,9 4,0 tionsansatzes nach Wirtschaftsbereichen zeigt, für Bruttobetriebsüberschuß und Selbständi- Dez.00 2,8 4,0 daß sich die einzelnen Branchen durchaus geneinkommen entsprechend der Logik der Dez.01 0,5 1,8 unterschiedlich entwickelten. Das Realitä- funktionalen Einkommensverteilung einen Dez.02 0,8 2,6 tenwesen erzielte 2014 mit einem Plus von deutlich geringeren Anstieg von 1,2 %. Das Dez.03 1,7 2,1 2,8 % nach der Land- und Forstwirtschaft reale verfügbare Nettoeinkommen der gesam- Dez.04 1,8 2,5 (real +4,1 %) das kräftigste reale Wachstum, ten Volkswirtschaft sank um 0,5 %. Der Dez.05 3,7 2,3 gefolgt von der Energie- und Wasserversor- Grund dafür war vor allem der negative Sal- Dez.06 4,4 4,2 gung mit einem realen Zuwachs von 2,6 %. do bei den grenzüberschreitenden Primär- Dez.07 2,7 3,6 Während auch die Herstellung von Waren und Transfereinkommen. Dez.08 -1,1 -1,5 real zulegen konnte (+1,3 %), verzeichneten Die Beschäftigung in Vollzeitäquivalen- Dez.09 -0,2 0,2 etwa das Bauwesen (-2,0 %) und die In- ten nahm um 0,2 % zu. Die Anzahl der Be- Dez.10 2,6 3,8 formations- und Kommunikationsdienstlei- schäftigungsverhältnisse erhöhte sich um Mär.11 5,8 4,0 Jun.11 3,7 3,3 stungen (-2,7 %) reale Rückgänge ihrer 1,1 % auf rund 4,5 Mio. Gleichzeitig ging Sep.11 2,4 0,7 Bruttowertschöpfung. die durchschnittlich geleistete Arbeitszeit je Dez.11 0,7 -0,2 Das reale Wachstum im Dienstleistungs- Beschäftigungsverhältnis um 0,6 % zurück. Mär.12 1,3 0,5 bereich insgesamt lag mit 0,2 % unter dem Gegenüber dem Vorjahr ergab sich somit ein Jun.12 0,2 0,3 gesamtwirtschaftlichen Trend, der produzie- um 0,4 % steigendes Arbeitsvolumen (=Sum- Sep.12 0,5 -1,1 rende Bereich wuchs real um 0,6 %. me der geleisteten Arbeitsstunden). Diese Dez.12 1,6 -0,5 Entwicklung bei den Erwerbstätigen bedeu- Mär.13 -0,5 0,7 Binnennachfrage bleibt schwach, tete für das Jahr 2014 einen leichten Anstieg Exporte legen etwas zu Jun.13 0,0 0,0 der gesamtwirtschaftlichen Arbeitsprodukti- Sep.13 0,4 0,9 Verwendungsseitig entwickelte sich die vität von 0,2 % je Erwerbstätigem bzw. eine Dez.13 0,9 0,9 Exportnachfrage mit einem realen Wachs- leicht sinkende Produktivität je geleisteter Mär.14 0,5 1,0 tum von 2,1 % am kräftigsten, womit die Zu- Arbeitsstunde (-0,1 %). Jun.14 0,6 0,8 wachsraten der beiden vorangegangenen Jah- Der „BIP-Deflator“ (impliziter Preis- Sep.14 0,3 -0,1 re (2012: +1,7 %; 2013: +0,8 %) zwar über- index, errechnet aus nominellem und realem Dez.14 -0,1 -0,2 troffen wurden, der langjährige Durchschnitt Bruttoinlandsprodukt auf Vorjahrespreisba- Mär.15 0,3 0,4 (1995 bis 2013: +5,0 %) jedoch nicht er- sis) betrug 101,6. Die Entwicklung des ge- Apr.15 0,2 reicht wurde. Die Konsumnachfrage war wei- samtwirtschaftlichen inländischen Preisauf- Mai.15 0,3 terhin schwach. Während die Konsumaus- triebs blieb damit unter der Veränderungsra- Jun.15 0,1 gaben des Staates (real +0,8 %) und der pri- te des Verbraucherpreisindex (+1,7 %).  Quelle: Bank Austria Economics & Market Analysis Austria vaten Organisationen ohne Erwerbszweck http://www.statistik.gv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 80 Wirtschaft Österreichs Wirtschaft im Rückstand? Österreichs Wirtschaftsleistung wird sich heuer um weniger als 1 Prozent erhöhen.

achdem das Wirtschaftswachstum in beobachten, durch die sich der Wachstums- die allein auf einem Vergleich von BIP-Ver- NÖsterreich im Durchschnitt der letzten vorsprung in einen Rückstand gedreht haben änderungsraten basieren, jedoch wenig hilf- 20 Jahre über jenem von Deutschland und könnte. reich. über dem Durchschnitt des Euro-Raumes lag, Seit 2014 scheint der ökonomische Die Arbeitslosenquote sank in Deutschl- zeigt sich seit 2014 ein deutlicher Rück- Gleichklang zwischen der Wirtschaftsent- and kürzlich auf den niedrigsten Stand seit stand. Das seit einigen Jahren niedrige Wirt- wicklung in Deutschland und Österreich über 20 Jahren, zugleich stieg sie in Öster- schaftswachstum und die Stagnation der In- zuungunsten Österreichs verlorengegangen reich auf den höchsten Wert seit den 1950er- dustrieproduktion weisen auf Struktur- zu sein. Er beruhte bislang allerdings weni- Jahren. Diese Divergenz lässt sich überwie- schwächen hin, die eine rasche wirtschafts- ger auf der Bedeutung der deutschen Wirt- gend auf demographische Besonderheiten in politische Reaktion erfordern. Sie treten je- schaft für Österreich per se, sondern zu ei- Deutschland zurückführen: Während das doch nicht durch einen Vergleich mit dem nem wesentlichen Teil auf der gemeinsamen Arbeitskräfteangebot in Deutschland bis 2011 nahen Ausland zutage: Ein Vergleich zwi- Reaktion beider Volkswirtschaften auf einen sank und danach nur leicht stieg, nahm es in schen Österreich, Deutschland und dem internationalen Konjunkturzyklus. Die ak- Österreich kontinuierlich zu. Wie die für die Euro-Raum hinsichtlich der Entwicklung der tuelle Dynamik in Deutschland rührt hinge- Beurteilung wirtschaftlicher Leistungsfähig- Industrieproduktion, der Lohnstückkosten in gen von einem Wiedererstarken der Binnen- keit wesentlich aussagekräftigere Beschäfti- der Industrie, der Arbeitsmarktperformance konjunktur, von der die österreichische Wirt- gungsentwicklung zeigt, wurden in Öster- und der Inflation läßt keinerlei Rückstand schaft auch in der Vergangenheit kaum pro- reich in den letzten Jahren trotz niedrigen Österreichs zu diesen Wirtschaftsräumen er- fitierte. Wachstums sogar relativ mehr Stellen ge- kennen. In Deutschland sorgt eine konsum- Die Industrieproduktion, die häufig zur schaffen als in Deutschland. Allerdings wa- getriebene Sonderkonjunktur für eine stärke- Beurteilung der internationalen Wettbe- ren dies in geringerem Ausmaß Vollzeitstel- re Dynamik, die aber kaum auf Österreich werbsfähigkeit herangezogenen wird, entwik- len, sodaß das Arbeitsvolumen in Deutsch- ausstrahlt. Zusätzlich treibt die späte Kon- kelt sich aufgrund der schwachen Auslands- land stärker zunahm. junkturerholung der Länder an der EU-Peri- nachfrage ähnlich schleppend wie in Öster- Der positive Abstand der österreichischen pherie seit kurzem das Wachstum im Durch- reich. Auch die Entwicklung der Lohnstück- Inflationsrate gegenüber Deutschland und schnitt des Euro-Raumes an, der deshalb die kosten in der Industrie der beiden Länder dem Durchschnitt des Euro-Raumes scheint Entwicklung in Österreich übertrifft. deutet auf keine relative Verschlechterung ebenfalls nicht Ausdruck mangelnden Wett- Österreichs Wirtschaftsleistung wird sich der heimischen Wettbewerbsfähigkeit hin. bewerbes auf internationalen Märkten zu heuer bereits das vierte Jahr in Folge um we- Die diesbezügliche Stagnation seit dem Jahr sein, sondern ist eher auf mangelnden Wett- niger als 1 Prozent erhöhen. Die Arbeitslo- 2012 ist dennoch ein deutlicher Hinweis auf bewerb im Bereich der nichthandelbaren, senquote erreichte nach nationaler Defini- mögliche Strukturschwächen, die rasche nur lokal angebotenen Dienstleistungen wie tion jüngst den höchsten Stand seit den wirtschaftspolitische Reaktionen erfordern. Wohnen und Telekommunikation oder Gast- 1950er-Jahren, und die Inflationsrate ist eine Der aktuelle Wachstumsrückstand gegen- stättenwesen und auf den Anstieg admini- der höchsten im Euro-Raum. Auch in Um- über dem Durchschnitt des Euro-Raumes strierter Preise zurückzuführen. fragen zur internationalen Standortqualität läßt sich neben der Bedeutung Deutschlands fällt Österreich immer weiter zurück. für diesen Wirtschaftsraum auch durch die Das WIFO Immer öfter wird die Frage nach einem verspätete Konjunkturerholung in den Peri- Das Österreichische Institut für Wirt- möglichen Verlust des Wachstumsvorsprun- pherieländern erklären: Nach der Rezession schaftsforschung ist das führende Institut auf ges gestellt, den Österreich in den vergange- 2008/09 und der anschließenden Phase der dem Gebiet der angewandten empirischen nen zwei Jahrzehnten phasenweise gegen- Stagnation bzw. des weiteren Rückganges Wirtschaftsforschung in Österreich. 1927 über dem übrigen Euro-Raum und auch ge- der Wirtschaftsleistung ist in Spanien, Irland durch Friedrich August von Hayek und Lud- genüber Deutschland aufwies. Zwar scheint und Portugal seit 2014 erstmals eine Er- wig von Mises gegründet, analysiert und pro- es angesichts des in den letzten Jahren holung zu beobachten. Den Aufholprozeß gnostiziert das Institut die österreichische und schleppenden Wachstums wenig zweifelhaft, und die Schließung der durch die Krise auf- internationale Wirtschaftsentwicklung. Es ist daß Strukturschwächen zu den Ursachen klaffenden Produktionslücke hatte die In- gemeinnützig und in seiner wissenschaftli- zählen, jedoch lassen sie sich nicht durch dustrie in Deutschland und Österreich 2011 chen Tätigkeit von Politik und Wirtschaft un- einen Vergleich mit Deutschland oder dem abgeschlossen, sogar rascher als in den USA. abhängig. Die Ergebnisse seiner Untersuchun- Euro-Raum insgesamt belegen. Insbeson- Das weist auf eine auch nach der Krise noch gen dienen der Fundierung wirtschaftspoliti- dere war 2014, als erstmals ein deutlicher angemessene Wirtschaftsstruktur hin. Auf- scher und unternehmerischer Entscheidungen Rückstand gegenüber beiden Wirtschafts- grund dieser unterschiedlichen Stellung im und der Versachlichung der wirtschaftspoli- räumen zu verzeichnen war, keine ruckartige Konjunkturzyklus sind Aussagen über mög- tischen Diskussion.  Verschlechterung der Wirtschaftsstruktur zu licherweise erfolgte Strukturveränderungen, http://www.wifo.ac.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 81 Wirtschaft Semmering-Basistunnel Auftakt für Bau der Tunnel-Schächte – Feierlicher Start der Schachtarbeiten für Zugang im Fröschnitzgraben – Volle Bautätigkeit im ersten von drei Tunnelbauabschnitten Foto: ÖBB v.l.: Christian Kern (ÖBB-Vorstandsvorsitzender), Karl Wilfing (NÖ Landesrat für öffentlichen Verkehr), Tunnelpatin Elisabeth Schöggl, Verkehrsminister Alois Stöger und Steiermarks Landeshauptmann-Stellvertreter Michael Schickhofer tartschuß für den Bau des Semmering- Verkehrsminister Alois Stöger: „Die Re- Niederösterreichs Verkehrslandesrat Karl SBasistunnels: Nach den abgeschlossenen publik Österreich investiert 11 Mrd. Euro in Wilfing betonte den Nutzen, den der Sem- Vorarbeiten entstehen im steirischen Frösch- den Bahnausbau der Südstrecke. Damit wer- mering-Basistunnel für die zukünftigen Ge- nitzgraben aktuell jene beiden rund 400 Me- den wir die Fahrzeiten und den Komfort für nerationen in Niederösterreich bringen wird: ter tiefen Schächte, über die der Tunnelbau die Fahrgäste deutlich verbessern und kön- „Das Projekt ist vielfach geprüft und für gut in Richtung Gloggnitz und Mürzzuschlag nen auch auf der Südstrecke noch mehr Men- und wichtig befunden worden. Dem Bau vorangetrieben wird. Verkehrsminister Alois schen für die Bahn begeistern. Gleichzeitig steht nun nichts mehr im Wege. Auch auf Stöger, Steiermarks Landeshauptmann-Stell- sichern diese Investitionen aber auch den niederösterreichischer Seite geht es bald mit vertreter Michael Schickhofer, Niederöster- Wirtschaftsstandort Österreich, sie sind das dem Tunnelbau los, in Gloggnitz hat sich im reichs Verkehrslandesrat Karl Wilfing, René Herzstück der Baltisch-Adriatischen Achse. Rahmen der Vorarbeiten bereits einiges ge- Kotacka, Leiter des Implenia Geschäfts- Der Schienengüterverkehr und die Anbindung tan, wie der Bau der beiden Eisenbahnbrük- bereichs Infrastructure, und Christian Kern, heimischer Unternehmen und Regionen an ken oder der Hochwasserschutz entlang der Vorstandsvorsitzender der ÖBB-Holding AG, die europäischen Wirtschaftszentren und den Schwarza.“ läuteten am 23. Juli den Start der Schacht- Weltmarkt schaffen Arbeitsplätze in Öster- Der Chef der Implenia-Infrastruktur- arbeiten beim Semmering-Basistunnel feier- reich.“ Sparte René Kotacka zeigte sich über die lich ein. Für den steirischen Landeshauptmann- Chance erfreut, zusammen mit ARGE-Part- Christian Kern: „Der Semmering-Basis- Stv. Michael Schickhofer ist es ein „Freuden- ner Swietelsky beim mittleren und größten tunnel ist eines der best- und meistgeprüften tag“, an dem man den Fortschritt des Pro- Tunnel-Baulos des Semmering-Basistunnels Projekte Österreichs. Er ist ein Schlüsselpro- jektes erleben kann: „Der Semmering-Basis- das Ingenieurs-Know-How einfließen zu las- jekt für die Südstrecke und Voraussetzung tunnel ist für die Steiermark enorm wichtig. sen: „Der Semmering-Basistunnel ist eines dafür, Mobilität in Österreich umweltfreundli- Durch das Bauprojekt werden tausende Ar- der europaweit größten und technisch an- cher zu gestalten. Mit dem Tunnel bekommt beitsplätze, vor allem in der Region, ge- spruchsvollsten Projekte, an dem wir gerne die Bahn im Güterverkehr die Voraussetzun- schaffen. Die Anbindung an die zentraleuro- mitwirken.“ gen, um mehr Waren von der Straße auf die päische Verkehrsachse von Warschau bis zu Nach einer ökumenischen Segnung rich- Schiene zu bringen. Bahnfahrer profitieren den großen Häfen in Venedig und Ravenna tete Tunnelpatin Elisabeth Schöggl, Witwe von einer Zeitersparnis von 30 Minuten zwi- ist die Chance für den Erfolgsstandort Steier- des in Lassing verstorbenen Josef Schöggl, schen Wien und Graz.“ mark.“ in bergmännischer Tradition ihre Grußworte

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 82 Wirtschaft

an Festgäste und Mineure: „Mein vollster Re- schränkt volle Fahrt aufnehmen – neben den sicher mit der Bahn in nur zwei Stunden von spekt gilt den Arbeitern an der Ortsbrust, die Arbeiten in der Deponie Longsgraben auch Wien nach Graz. Ab diesem Zeitpunkt wird ein Jahrhundertprojekt in kleinen Schritten der Bau der beiden Tunnel-Schächte. auch der Güterverkehr energieeffizient auf entstehen lassen. Ich wünsche den Mineuren Die ARGE Tunnel Fröschnitzgraben der neuen Strecke abgewickelt. Was bisher und allen Beteiligten gutes und vor allem (Swietelsky Tunnelbau GmbH & Co KG / auf der Weststrecke mit attraktiven Fahrzei- unfallfreies Gelingen.“ Implenia AG) baut im Auftrag der ÖBB-In- ten und dichten Zugintervallen erlebbar ist, frastruktur AG das Baulos Tunnel Frösch- wird bald auch auf der Südstrecke umge- Tunnel-Abschnitt Fröschnitzgraben nitzgraben. Rund 400 Mitarbeiter sind beim setzt. Durch den Semmering-Basistunnel Der mittlere von drei Abschnitten des Sem- Baulos Tunnel Fröschnitzgraben beschäftigt. wird die Bahn nun auch auf der Nord-Süd- mering-Basistunnels ist jener im Fröschnitz- Verbindung Österreichs zum Auto und zum graben. Auf rund 13 km wird der Tunnel So geht es weiter LKW konkurrenzfähig. Der Semmering- vom Fröschnitzgraben aus in Richtung Glogg- Der zweite Tunnelabschnitt „Gloggnitz“, Basistunnel ist eines der wichtigsten Projek- nitz und Mürzzuschlag gebaut. Der etwa 4 km der auf einer Länge von mehr als 7 km zur te der neuen Südstrecke und erfüllt als Teil lange Abschnitt in Richtung Mürzzuschlag Gänze in Niederösterreich liegt, wird in einem des Baltisch-Adriatischen Korridors von Dan- entsteht im Bagger- und Sprengvortrieb, der Bagger- und Sprengverfahren von zwei zig bis Ravenna eine Schlüsselfunktion im etwa 9 km lange Abschnitt in Richtung Baustellen ausgehend gebaut: Ab Herbst europäischen Schienennetz. Gloggnitz wird mit zwei Tunnelbohrmaschi- 2015 wird vom Tunnelportal in Gloggnitz in nen gebaut. Damit der Tunnelbau vom Richtung Mürzzuschlag gegraben bzw. vom Die ÖBB Fröschnitzgraben aus beginnen kann, müs- Zugangsschacht Göstritz (Schottwien/NÖ) Als umfassender Mobilitätsdienstleister sen zuerst zwei Schächte tief ins Innere des bauen die Mineure in Richtung Gloggnitz bringt der ÖBB-Konzern jährlich 466 Mil- Berges gebaut werden. 400 m tief sind diese und Mürzzuschlag. Derzeit finden vorberei- lionen Fahrgäste und 111,7 Mio. Tonnen Gü- Schächte – dies entspricht der Höhe eines tende Arbeiten für den Tunnelbau statt. ter umweltfreundlich ans Ziel. 92 Prozent Wolkenkratzers mit über 130 Stockwerken. Für den dritten und letzten, rund 7 km des Bahnstroms stammen aus erneuerbaren Am Fuß der Schächte beginnt dann ab 2017 langen Tunnelabschnitt „Grautschenhof“ Energieträgern, zu 90 Prozent aus Wasser- der Bau der eigentlichen Tunnelröhren. Die läuft aktuell die Detailplanung – geplanter kraft. Die ÖBB gehörten 2014 mit 96,7 Pro- Schächte dienen später als Belüftung der Beginn der Tunnelbauarbeiten Frühjahr 2016. zent Pünktlichkeit zu den pünktlichsten Bah- Nothaltestelle. nen Europas. Konzernweit sorgen 39.481 In den letzten Monaten wurden am be- Semmering-Basistunnel MitarbeiterInnen bei Bahn und Bus (zusätz- reits begonnenen Tunnel-Abschnitt Frösch- Der rund 27 km lange Semmering-Basis- lich 1724 Lehrlinge) dafür, daß täglich rund nitzgraben die vorbereitenden Arbeiten be- tunnel bringt mehr Reisequalität für die 1,3 Mio. Reisende sicher an ihr Ziel kom- scheidgemäß weitergeführt. Nachdem das Fahrgäste und erhöht die Leistungsfähigkeit men. Strategische Leitgesellschaft des Kon- Bundesverwaltungsgericht grünes Licht ge- des Schienengüterverkehrs deutlich. Ab zerns ist die ÖBB-Holding AG.  geben hat, konnten alle Arbeiten uneinge- 2026 reisen Fahrgäste umweltfreundlich und http://www.oebb.at

Baltisch-Adriatischer Korridor Grafik: ÖBB / heiderklausner.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 83 Chronik Aussichtsstraße mit Blick über drei Länder! Vor 50 Jahren wurde die »Villacher Alpenstraße« eröffnet. Foto: Archiv Villacher Alpenstraße Atemberaubender Ausblick von der Villacher Alpenstraße: Bemerkenswert sind die vielen Parkplätze, von denen man bei den meisten derartigen Fernsichten wohl nur träumen kann…

uf den Tag genau vor 50 Jahren nach Aihrer Eröffnung feierte die „Villacher Alpenstraße“ auf der Roßtratte am Dobratsch das rund Jubiläum der beliebten Aussichts- straße. Villachs Vizebürgermeisterin Petra Ober- rauner betonte – in Vertretung von Bürger- meister Günther Albel –, daß die Nachfrage das Angebot veredelt habe. Diese Alpen- straße sei eine Aussichtsstraße erster Kate- gorie mit Dreiländer-Blick. Sie wies auch auf die wichtige und bedeutende Rolle für den lokalen und regionalen Tourismus hin. „Der Dobratsch ist Sommer wie Winter ein beliebtes Ausflugsziel. Im Winter sorgt unse- re Stadt für die Schneeräumung und ermög- licht somit zu allen Jahreszeiten ein ganz besonderes Berg- und Gipfelerlebnis!“, so Oberrauner. Foto: Stadt Villach/Koroschitz Landeshauptmann Peter Kaiser wies dar- v.l.: Johannes Hörl (GF Villacher Alpenstraßen – FremdenverkehrsgesmbH), Landeshauptmann Peter Kaiser, Villachs Vizebürgermeisterin Petra Oberrauner, auf hin, daß die Villacher Alpenstraße seit Christian Hecher (Bürgermeister von Bad Bleiberg) und Erich Kessler (Bürger- Jahrzehnten ein verläßlicher Auftrags- und meister der Gemeinde Arnoldstein)

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 84 Chronik

Arbeitgeber in der Region sei und sich durch regionale Partnerschaften mit Grundeigen- tümerInnen und TouristikerInnen zu einem bedeutenden Naherholungszentrum für die Bevölkerung in und rund um Villach, sowie der angrenzenden Gemeinden entwickelt habe. Als sichtbare Auszeichnung überreich- te der Landeshauptmann der Alpenstraßen- Gesellschaft das Recht zur Führung des Kärntner Landeswappens, insbesondere im Hinblick auf die Verdienste um die Wirt- schaft, Sicherheit und Kultur im Lande Kärn- ten. Die Villacher Alpenstraßen-Fremdenver- kehrsgesellschaft m.b.H. (VAG) wurde vor über einem halben Jahrhundert am 3. Okto- ber 1960 gegründet. Gründungsauftrag war die Erschließung des Dobratsch. Die Pläne und Projektideen erstreckten sich vom Bau einer Bergstraße bis hin zur Errichtung von Seilbahnen. 1965 wurde die „Villacher Al- penstraße“ eröffnet. Sie kostete 23 Millionen Bereits Ende des 19. Jahrhunderts gab es mutige Pläne, eine Dobratsch-Kleinbahn von Heiligengeist auf den Gipfel zu führen. 1910 war die Technik deutlich weiter Euro (Geldwert 2006), überwindet 1202 Hö- fortgeschritten und die Vision einer direkten Seilbahn von Arnoldstein hurtig auf henmeter, ist 16,5 Kilometer lang, sechs Me- den Berg löste die Idee ab. ter breit und ganzjährig befahrbar.

Tief hinein in Kärntens ältestes Naturschutzgebiet Die Villacher Alpenstraße führt Besu- cherInnen tief hinein in Kärntens ältestes Naturschutzgebiet. Auf der 16,5 Kilometer langen Ausflugsstraße werden die artenrei- che Fauna und Flora des Naturpark Do- bratsch hautnah erlebbar: Bei Wanderungen auf den 2167 Meter hohen Gipfel, in der neuen Ausstellung zur heimischen Vogel- welt, auf dem Geologiepfad oder im Al- pengarten. Die Aussichtspunkte gewähren einen grandiosen Rundum-Blick auf das fas- zinierende Karstgebirge sowie in Österreichs Nachbarländer Slowenien und Italien. 16,5 Kilometer sind es von Villach-Mölt- schach bis zum höchsten Punkt der Villacher Alpenstraße, der Rosstratte auf 1732 Meter Fotos: Archiv Villacher Alpenstraße Seehöhe. Mehr als 1200 Höhenmeter wer- Varianten zur Erschließung des »schönsten Aussichts- und Sportberges« gab es den auf der Strecke durch das faszinierende etliche: von einer Obuslinie bis zu einer Gondelbahn. Schließlich unterstützte auch Karstgebirge überwunden: Die ständigen der Erbauer der Großglockner Hochalpenstraße, Franz Wallack, den Plan einer Al- Begleiter dabei sind grandiose Bergketten penstraße, die er als attraktivste ganz Österreichs prophezeite. Bund, Land, Stadt und die Kelag halfen zusammen, die Bauarbeiten starteten am 3. Juni 1961. wie die Karawanken und die Julischen Alpen sowie das größte Bergsturzgebiet der Ost- Vielfältiges Besucherangebot entlang Ein absolutes Muß für Blumenfreunde ist alpen an der Südflanke des Dobratsch, das der Villacher Alpenstraße der Alpengarten „Villacher Alpe“ (1483 m), durch zwei gigantische Erdbeben entstand. Rastplätze, thematische Kinderspiel- und wo auf einem Areal von 10.000 m² rund 800 Entlang der Straße ermöglicht ein vielfälti- -erlebnisplätze, Hütten, Berggasthöfe und alpine Pflanzen aus drei Klimazonen gedei- ges Besucherangebot für die ganze Familie Aussichtsplattformen säumen die Ausflugs- hen. Er wurde 1973 eröffnet und kann von spannende Einblicke in die Fauna und Flora straße: Zu den imposantesten zählen der Drei- Anfang Juni bis Ende August besichtigt wer- des Dobratsch, der bereits 1942 zum Natur- länderblick auf 1307 Metern Seehöhe und den. Eine Besonderheit ist, daß fast die Hälf- schutzgebiet erklärt wurde. Die Alpenstraße die Aussichtsplattform „Rote Wand“ mit te aller Pflanzen an ihrem ursprünglichen ist beliebtes Ausflugsziel für Wanderer, großartigem Tiefblick und Fernsicht auf Ka- Wuchsort vorhanden war. Somit handelt es Radfahrer und Motorradfahrer. rawanken und Julische Alpen. sich um einen echten Naturgarten.

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Wandern auf dem Geologielehrpfad entlang des Pfades bestaunt werden. Wan- Greifvogelzug über den Dobratsch dar. Jahr Auf der Rosstratte – dem Endpunkt der derer erwarten zahlreiche bestens markierte für Jahr ziehen Tausende von Greifvögeln Straße für Autos und Motorräder – lädt der Wege wie etwa auf den Dobratsch-Gipfel über den Naturpark. Einzigartig im Alpen- Geologiepfad „Vom Meer zum Berg“ zu und zu den zwei höchst gelegenen Kirchen raum ist der Durchzug des Wespenbussards. einer Zeitreise ein. Fossilien, Vulkan- und Europas, der 1682 errichteten „Deutschen Ende August können am Dobratsch und im Karstgesteine sowie Gailtalkristallin und Kirche“ und der 1690 erbauten „Windischen Gailtal diese wunderschönen Prachtexem- alpiner Muschelkalk bezeugen die Entste- Kirche“. plare beobachtet werden. Die im Sommer hungsgeschichte der Region über Jahrmillio- 2011 eröffnete Ausstellung „Herrscher der nen. Sogar Teile eines ehemaligen Riffes und Ornithologische Besonderheit: Lüfte – die Vogelwelt des Naturparks Do- einer Lagune mit versteinerten Korallen, Vogelflug über dem Dobratsch bratsch“ an der Aichingerhütte widmet sich Muscheln und Meeresschnecken können Eine absolute Besonderheit stellt der dieser außergewöhnlichen Vielfalt der in der Region vorkommenden Vögel. Jahr für Jahr finden Ende August/Anfang September die Greifvogelwochen mit einem abwechslungs- reichen Programm im Naturpark Dobratsch statt.

Großartiges Ausflugsziel für Familien, Wanderer und Motorradfahrer Der großartige Aussichtsgipfel des Do- bratsch regte bereits 1896 zur touristischen Erschließung an. Bis weit in die 1930er- Jahre gab es immer wieder Bestrebungen, die Region mithilfe einer Zahnradbahn, einer Seilschwebebahn oder durch Straßen zu er- schließen und zugänglich zu machen, doch erst 1961 begann man mit der Realisierung des Vorhabens. Zwei Weltkriege, Wirt- schaftskrisen und der Mangel an finanziellen Mitteln waren die Gründe für die lange Verzögerung. 1965 war das Werk geglückt – 69 Jahre nach dem ersten Anlauf. Die 16,5 Großes Publikumsinteresse fand auch das Dobratsch-Bergrennen, das zwischen 1966 und 1978 regelmäßig ausgetragen wurde. Kilometer lange Alpenstraße kostete 23 Millionen Euro (Geldwert 2008), überwin- det 1202 Höhenmeter und bereichert Kärnten um eine erstrangige touristische Attraktion für Familien, Motorradfahrer, Wanderer und Radfahrer.

Der Dobratsch ist eine erdgeschichtliche Rarität Der Dobratsch ist ein faszinierendes Karstgebiet mit einem großflächigem Höh- lensystem sowie einer artenreichen und sel- tenen Fauna und Flora. Eingebettet in das herrliche Seenland Kärntens ist der Do- bratsch die östlichste Erhebung der Gailtaler Alpen. Die Schütt am Südhang des Berges ist das größte Bergsturzgebiet der Ostalpen und wird als Schmelztiegel der Natur be- zeichnet. Fauna und Flora werden durch das trockenwarme Klima und die weitgehende Unberührtheit begünstigt: Rund 900 Schmet- terlingsarten sowie besondere Fledermaus- arten leben rund um dem Dobratsch. Es gibt Fotos: Archiv Villacher Alpenstraße ein großes Vorkommen an Tieren und Pflan- Die Aussichtsplattform »Gams- und Gipfelblick« ist eine weitere wichtige freizeit- zen, die man sonst nur im Mittelmeergebiet touristische Einrichtung im Naturpark Dobratsch – sie eröffnet dem Gast eine spektakuläre Aussicht auf den Dobratschgipfel, die Dobratsch-Südwand und die vorfindet.  Gipfel der Südalpen. http://www.villacher-alpenstrasse.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 86 Chronik Alles Kaiser! Oder?? Mit viel Charme, ein wenig Nostalgie und einer gesunden Prise ironischer Unter- haltung serviert die Kaiserstadt Bad Ischl rund um den Geburtstag von Kaiser Franz Joseph von 11. bis 18. August einen bunten Cocktail gastfreundlicher Festlaune. Foto: Hörmandinger Die Ankunft des Kaiserzuges am 15. August ist immer wieder ein gerngesehenes Ereignis am Ischler Bahnhof arin liegt die wahre Gastfreundschaft Ddes Salzkammergutes: seine Traditio- nen wichtig, aber nie so ganz ernst zu neh- men, alte Feste mit jungen Ideen zu feiern und dabei über seinen Gästen ein wahres Füllhorn an festlichen Attraktionen auszu- schütten. Mit dem Höhepunkt des Kaiser- geburtstages am 18. August präsentiert Bad Ischl heiter-farbenfrohe Sommerfesttage un- ter einem bewährten majestätischen Motto. Liebevoll mischt sich hier Historisches und Modernes, Anekdotisches und Prominentes, glanzvolle Kostüme sowie echte Tracht und vereint die Stadt mit ihren illustren Gästen zu einem besonderen Jubiläum. Bereits zum zwölften Mal lädt der Tou- rismusverband Bad Ischl zu „Alles Kaiser! Oder??“. Für jeden Gusto wird viel Ge- schmackvolles geboten, vom Kaiser-Golf- Turnier, bei dem stilbewußt in Tracht ge-

spielt wird, über Kaiserfest, Kaiserbummel, Foto: event-fotograf Kaiser-Franz-Joseph Gedächtnis Trabren- Der Schi-Kaiser Franz Klammer mit Heather Mills und Sisi. Das Kaiser Golf Turnier nen, bis hin zur Kaisernacht. sammelt viel Prominenz und noch mehr Spenden für die Klammer Foundation.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 87 Chronik Foto: www.badischl.at Die Kaisermesse! Sicherlich einer der Höhepunkte der Kaiserwoche. Alljährlich am 18.Augsut wird dieses Hochamt in der Ischler Stadtpfarrkirche gefeiert. Nach einem Umzug durch die Stadt wird im Kurpark defiliert.

Dampfend und pfeifend wird am Sam- stag, dem 15. August um 12.30 Uhr, die Dampflok mit dem nostalgischen Kaiserzug im Ischler Bahnhof einrollen und die histo- risch gewandeten Festgäste hernach quer durch Bad Ischl zum Kaiserfest der Bürger- kapelle in den Kurpark ziehen. Spaziert man die Esplanade am Traunufer nur ein wenig weiter entlang, gelangt man auch schon zu der aus Kaiserzeiten stammenden Trabrenn- bahn, wo ab 14.00 Uhr das 8. Kaiser-Franz- Joseph-Gedächtnis-Trabrennen gefahren wird. Unübersehbar auf dem Weg zum Rennbahn- gelände die Landesgartenschau 2015, die an diesem Ort und natürlich auch im Kur- & Kaiserpark in voller Blüte erstrahlt. Wenn Bad Ischl feiert, dürfen Operette und ihr heimischer Protagonist Franz Lehár

nicht fehlen und so leistet auch das Lehár- Foto: www.badischl.at Festival seinen musikalisch, raffinierten Bei- Bad Ischl legt seinen Gästen einen 2,5 km langen roten Teppich zum Flanieren, trag und reiht sich mit zwei Vorstellungen Staunen und Genießen. Die ganze Stadt ist Kaiser! „Die Ungarische Hochzeit“ und „My Fair seiner kaiserlichen Hoheit Erzherzog Mar- gärtner Karl Ploberger moderiert wird. Star- Lady“ unter die Gratulanten (12. 08. & kus Salvator von Habsburg Lothringen die gast dieses Jahres ist, so viel sei verraten, der 14. 08. – Die Ungarische Hochzeit; 13. 08. & Referenz zu erweisen. Entertainer, Schlagersänger und Imitator – 15. 08. – My Fair Lady; 16. 08. – Lehàr Gala). Derweilen zeigen viele prominente Gol- von z.B. Elvis Presley und Joe Cocker – Am Montag, dem 17. August, rollt die Ein- ferInnen sportlichen Einsatz beim Kaiser- Gregor Glanz. kaufsstadt Bad Ischl ihren Gästen den roten Golf-Turnier und spielen, in festlichem Aus- Einen musikalisch genußvollen Abschluß Teppich aus. In Ischl sind an diesem Tag die nahme-Outfit nämlich in Lederhose und gibt es auch für jene, die im Lehár-Theater Kunden Kaiserinnen und Kaiser. Mit Ideen- Dirndl, für den guten Zweck der Stiftung des keinen Platz finden: sie dürfen vor dem Thea- reichtum und charmanten Angeboten laden Ski-Kaisers Franz Klammer. Die Sieger- ter, am Kreuzplatz, die Musikkapelle Jainzen die Ischler Geschäftsleute zum Kaiserbum- ehrung findet, neben zahlreichen glanzvol- und die Gruppe „d’Phi(e)lsaitig’n“ unter mel. len Programmpunkten, im Rahmen der freiem Himmel und bei freiem Eintritt erle- Das kaiserliche Geburtstagsfest am Dien- Kaisernacht statt. ben. Die Open Air Konzerte am Kreuzplatz, stag, dem 18. August, beginnt mit der Auf- Die Kaisernacht im historischen Lehár- im Zentrum der Kaiserstadt Bad Ischl, leiten stellung der Regimenter vor der Stadtpfarr- Theater bildet den abschließenden und wahr- das Ende der Kaiserfesttage 2015 ein, ehe es kirche Bad Ischl und der traditionellen Kai- haft krönenden Höhepunkt der Feierlichkei- dann wieder heißen wird: „Es war sehr schön, sermesse. Im Anschluß an die Messe mar- ten. Geboten werden erlesene Gaumenfreu- es hat uns sehr gefreut!“  schieren die Regimenter, angeführt von der den und ein Showprogramm, das von keinem http://www.badischl.at Bürgermusik Bad Ischl, zum Kurpark um dort geringerem als ORF-Moderator und Bio- http://www.kaiservilla.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 88 Gastronomie & Kulinarisches »Linzer Torte«-Backen Linz Tourismus macht mit Multimedia-Backanleitung künftig »Linzer Torte«-Backen per Do-It-Yourself-Video auf der ganzen Welt möglich. arum man sich bei der Bewerbung für Wein Do-It-Yourself-Video entschieden hat? „Die Linzer Torte ist extrem beliebt und wird bei uns sehr oft nachgefragt. Zudem ist Linz UNESCO City of Media Arts. Das ist einer unserer multimedialen Beiträge, um traditionelle Linz-Botschafter wie die Origi- nal Linzer Torte in der digitalen Welt zu ver- breiten“, sagt der Linzer Tourismusdirektor Georg Steiner. Mit der YouTube-Anleitung soll der international beliebte Mehlspeisklas- siker noch bekannter gemacht werden und zum Selberbacken animieren. Im sechsminütigen Spot gibt die „Linzer Torte“-Expertin Waltraud Feißner gemein- sam mit der Linzer Bloggerin Katrin Beham von „Süchtig nach …“ ihre Tipps rund um die beliebte Nachspeise mit der charakteri- stischen Teiggitteroptik. Das zweisprachige

Service-Video ist YouTube und Facebook zu Foto: LinzTourismus sehen. Mit der YouTube-Anleitung soll der international beliebte Mehlspeisklassiker noch bekannter gemacht werden und zum Selberbacken animieren. Exportschlager »Linzer Torte« »Linzer Torten«-Expertin als Tourismus-Botschafter In der Bibliothek des Stiftes Admont in Die „Linzer Torte“ gilt als kulinarischer der Steiermark findet sich das älteste erhalte- Exportschlager. Als „Torta di Linz“ ist sie in ne Rezept für eine „Linzer Torte“, das 1653 Italien ebenso populär wie in der Schweiz handschriftlich notiert wurde. Damit gilt „die und im Schwarzwald, wo sie wie auch an- gute Mandeltorte aus Linz“, wie sie anfangs derswo in Europa in vielen Haushalten vor auch bezeichnet wurde, als die erste nach allem in der Weihnachtszeit zur Grundaus- einer Stadt benannten Torte. stattung der süßen Küche zählt. „Die ,Linzer 260 handgeschriebene historische Rezep- Torte‘ ist ein perfektes Symbol für die Stadt“, te kennt die Linzer Bibliothekarin Waltraud so Tourismusverbandsvorsitzender Manfred Faißner, die mit der Geschichte und kulinari- Grubauer. schen Bandbreite der „Linzer Torte“ wie kei- Nicht nur der Haltbarkeit halber eignet ne zweite vertraut ist. Mit den rezepthistori- sich die Torte ideal als Mitbringsel von einem schen Sammelbänden „Wie man die Linzer Aufenthalt in der UNESCO City of Media Dortten macht“ und dem Folgeband „Linze- Arts. Umfragen zeigen, daß Linz in Österreich rische Torten auf andere Art“ hat Faißner für wie im Ausland spontan zuallererst mit der die Oberösterreichischen Landesmuseen zwei „Linzer Torte“ assoziiert wird. Auch im Ran- Mal kulinarisch oberösterreichische Kultur- king der österreichischen Mehlspeisen schlägt geschichte geschrieben. Für die Bibliothek sie sich hervorragend und liegt vor dem Gu- des Landesmuseum hat sie eine umfangrei- gelhupf und Palatschinken. che Sammlung alter und neuer Backanlei- Die einprägsame Tortengrafik spielt in tungen angelegt. der Bildsprache der Linzer Tourismuswer- Das zum Landesmuseum gehörende bung eine Hauptrolle. Sie ziert Liegestühle, Schloßmuseum hat der „Linzer Torte“ einen Tragetaschen und Tischdecken sowie Auf- Foto: LinzTourismus eigenen kleinen Ausstellungsbereich gewid- kleber, Postkarten und Folder mit einem der Linz Tourismus macht künftig »Linzer met. Zudem ist sie Teil der Schau „100 % Torte«-Backen per Do-It-Yourself- vielen Rezepte. Das Linzer Original hat auch Video auf der ganzen Welt möglich. Linz“ im Nordico Stadtmuseum.  den renommierten Karikaturist Gerhard Torten-Spot: Haderer zu einer humorvollen Zeichnung in alle Welt. Großer Beliebtheit erfreut sich http://www.youtube.com/watch?v=nyVKnydgR6w inspiriert. Linzer Konditoren versenden die auch das Schaubacken in den Linzer Back- Beträge mit demHashtag #linzertorte: „Linzer Torte“ in einer edel designten Dose stuben. http://www.instagram.com/explore/tags/linzertorte/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 89 Personalia Ludwig Steiner Der Politiker und Diplomat Ludwig Steiner, starb am 28. Juni nach kurzer, schwerer Krankheit. Er wirkte nicht nur am Entstehen des Österreichischen Staatsvertrags mit, sondern war maßgeblich an der Lösung des Südtirol-Konfikts beteiligt.

udwig Steiner wurde 1922 in Innsbruck Lgeboren. Er besuchte dort die Handels- akademie, gründete eine katholische Jugend- organisation und schloß sich gegen Ende des Krieges der Widerstandsgruppe um Karl Gru- ber an und war bis zum Eintreffen der US- Armee wesentlich daran beteiligt. 1945 begann er an der Universität Inns- bruck Volkswirtschaftslehre zu studieren und schloß das Studium 1948 mit dem Doktorat ab. Im November 1948 trat er in den diplo- matischen Dienst ein und wurde Sekretär an der österreichischen Botschaft in Paris. Die Südtirol-Verhandlungen führten ihn 1952 wie- der nach Innsbruck, wo er Leiter der Außen- stelle des Bundeskanzleramtes – Auswärtige Angelegenheiten wurde. Noch im gleichen Jahr holte ihn Außenminister Gruber als Se- kretär nach Wien. 1953-1958 war er Kabi- nettschef von Bundeskanzler Julius Raab. In dieser Funktion war er auch Mitglied der ös- terreichischen Regierungsdelegation bei den entscheidenden Verhandlungen im April 1955 in Moskau, die zum Moskauer Memoran- dum und in weiterer Folge zum Abschluß des österreichischen Staatsvertrags im Mai 1955 führten. Anschließend übernahm er wieder diplo- matische Aufgaben als Charge d’Affairs in Sofia (1958-1961), in Griechenland und Zy- pern (1964-1972). Im Mittelpunkt seiner Tä- tigkeit als Staatssekretär im Bundesministe- rium für Auswärtige Angelegenheiten stan- den die Verhandlungen Österreichs mit Ita- lien zur Lösung des Südtirol-Problems. 1979 bis 1990 war er Abgeordneter zum Nationalrat und außenpolitischer Sprecher Foto: DÖW Ludwig Steiner als Vizepräsident bei der Jahresversammlung des Dokumen- der ÖVP. Außerdem bekleidete er von 1990 tationsarchivs des Österreichischen Widerstandes (DÖW) am 10. März 2011 bis 1996 jene eines Präsidenten der Politi- schen Akademie der ÖVP. Stellungnahmen zum Tod Steiners gewesen. Neben seiner Tätigkeit als Vize- Von 2000 bis 2005 leitete Ludwig Steiner Nationalratspräsidentin Doris Bures: präsident des Dokumentationsarchivs des den Österreichischen Fonds für Versöhnung, „Als Widerstandskämpfer hatte Ludwig Stei- Österreichischen Widerstands und als Leiter Frieden und Zusammenarbeit. Aufgabe des ner maßgeblichen Anteil an den Erfolgen um des Österreichischen Fonds für Versöhnung, Fonds war es, Entschädigungen für Zwangs- die Befreiung Österreichs, insbesondere der Frieden und Zusammenarbeit, war Steiner seit arbeit unter dem NS-Regime auszuzahlen. Stadt Innsbruck. Nach 1945 war Ludwig Stei- der Gründung des Nationalfonds über viele Bereits seit 1994 war er Vizepräsident des ner außerdem am Wideraufbau der Republik Jahre Mitglied des Kuratoriums. Dokumentationsarchivs des Österreichischen beteiligt, etwa in den Verhandlungen um den „Als Kuratoriumsmitglied war Steiner Widerstands (DÖW). Weiters war er Mitglied Staatsvertrag“, erinnerte die Nationalratsprä- von Beginn der ersten Stunde des National- des Verwaltungsrates der Europäischen Be- sidentin. Ludwig Steiner sei aber auch über fonds an besonders engagiert. Durch ihn obachtungsstelle von Rassismus und Frem- viele Jahre eine prägende Persönlichkeit im konnte der Nationalfonds zu jenem Instru- denfeindlichkeit. Aufarbeitungsprozeß der NS-Verbrechen ment gemacht werden, das über Parteigren-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 90 Personalia zen hinweg einen späten, aber würdigen Um- Zweiter Nationalratspräsident Karlheinz ken sind bei jenen, die um ihn trauern. Lud- gang mit allen Opfern des Nationalsozialis- Kopf: „Mit dem Tiroler Ludwig Steiner ist wig Steiner hat sein gesamtes Leben Öster- mus ermöglicht hat. Wir sind ihm auch des- ein beeindruckender Politiker, der Zeit sei- reich gewidmet: Ob Südtirol-Verhandlun- halb zu großem Dank verpflichtet“, hob Bu- nes Lebens in tiefster Überzeugung für Frei- gen, Verhandlungen zum Staatsvertrag oder res hervor. heit, Demokratie und Menschenrechte ge- Vorbereitungen zum EU-Beitritt. Immer war kämpft hat, von uns gegangen. Österreich, Steiner mit seinen diplomatischen Fähigkei- Bundeskanzler Werner Faymann: „Die unsere Demokratie und das Österreichische ten, seinem festen Österreich-Bewusstsein Nachricht vom Tod Ludwig Steiners macht Parlament verlieren mit Ludwig Steiner und seiner umfassenden Bildung zur Stelle. mich betroffen. Steiner war Widerstands- einen glühenden Patrioten, einen großen Für Österreich und für die Menschen im kämpfer gegen die Nationalsozialisten und Europäer und Demokraten“, sagte der Land. Vieles wäre ohne ihn nicht gelungen. einer der letzten lebenden Mitarbeiter der Zweite Nationalratspräsident Karlheinz Kopf Er wird uns fehlen!“ Staatsvertragsdelegation. Als Diplomat und zum Tode Ludwig Steiners. Parlamentarier hat er sich stets für die Inter- „Ludwig Steiner hat Österreich sowohl Werner Fasslabend, Präsident der Politi- essen unseres Landes eingesetzt. Mit ihm nach innen, als auch nach außen, stets mit schen Akademie, erinnerte an die zahlrei- verlieren wir einen großen Österreicher, Pa- besten Kräften repräsentiert. Mehr als 20 chen Verdienste des überzeugten Tirolers trioten und bedeutenden Zeitzeugen der Zwei- Jahre war er als Abgeordneter zum National- und Österreichers: „Dipl.-Vw. Dr. Ludwig ten Republik“, sagte Faymann. rat tätig und hat dabei immer sein Wissen Steiner war der letzte lebende Teilnehmer an und seine langjährige Erfahrung als Außen- den entscheidenden Verhandlungen, die Ös- Vizekanzler Reinhold Mitterlehner: „Die politischer Sprecher und Diplomat unter terreich 1955 den Staatsvertrag brachten.“ Österreichische Volkspartei trauert um Lud- Beweis gestellt“, so Kopf. Mit dem Steiners verlasse uns einer der wig Steiner. Mit ihm verlieren wir einen gro- Gründerväter der Zweiten Republik. „Als ßen Österreicher, einen großen Politiker und Tirols Landeshauptmann Günter Platter: Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime eine der ganz großen Persönlichkeiten der „Als couragierter Widerstandskämpfer, der und als Politiker stellte Steiner immer das Österreichischen Volkspartei“, so Mitterleh- am Ende des Zweiten Weltkriegs die unblu- Wohle Österreichs an erste Stelle.“ „Noch ner. „Gerade in diesem Jahr der Jubiläen und tige Übergabe Innsbrucks an die US-Sol- während seiner Pension unterrichtete er an des Gedenkens, waren auch die Erfolge und daten ermöglichte, leistete Ludwig Steiner Schulen und warb unermüdlich für die De- Errungenschaften von Ludwig Steiner stets Großes für ein neues Tirol in der Zweiten mokratie und sein Österreich. In der Stunde Teil der Erinnerung. Denn er hat nicht nur Republik. Als weitblickender Diplomat des des Todes sind unsere Gedanken bei seiner österreichische Geschichte mitgestaltet, er Außenministeriums spielte er eine zentrale Familie. Mit seiner Vita bleibt Steiner ein hat auch selbst Geschichte geschrieben. Lud- Rolle bei den Südtirol-Verhandlungen, die Vorbild für uns alle“, so Fasslabend. wig Steiner war maßgeblich an den zentralen mit dem Zweiten Autonomiestatut zu einem Entscheidungen und zum Aufbau der Zwei- über Europa hinaus vorzeigbaren Erfolgs- Christine Schindler, DÖW: „Mit dem ten Republik beteiligt“, betonte Mitterlehner modell führten. Als umsichtiger Kabinetts- Tiroler Widerstandskämpfer und ÖVP-Poli- und verwies darauf, daß Ludwig Steiner un- chef von Bundeskanzler Julius Raab leistete tiker Ludwig Steiner ist am 28. Juni 2015 ein ter anderem bei den Staatsvertragsverhand- er seinen persönlichen Beitrag zum Ab- großer Österreicher und langjähriger Wegge- lungen in Moskau dabei war. Er habe auch schluß des Österreichischen Staatsvertrages fährte und Freund des Dokumentationsar- an den berühmten und historischen Worten im Jahr 1955“, würdigte Platter die herausra- chivs des österreichischen Widerstandes von Julius Raab über den endgültigen Ver- genden Verdienste des Verstorbenen um Hei- (DÖW) gestorben. Als dessen Vizepräsident handlungserfolg „Österreich wird frei! Wir mat und Vaterland. setzte er sich für die Aufarbeitung der NS- bekommen unseren Heimatboden in seiner „Ludwig Steiner lebte für Österreich. Er Vergangenheit Österreichs und die Anerken- Gänze zurück…“ mitgewirkt, so Mitterleh- gehörte zu den Vätern der Südtiroler Selbst- nung der Leiden der NS-Opfer ein. Nach sei- ner: „Mit ihm verlieren wir den letzten Zeit- bestimmung und des Österreichischen Staats- nem Ausscheiden aus Altersgründen 2011 zeugen dieses geschichtsträchtigen Mo- vertrages. Bis kurz vor seinem Tod hat er blieb er dem DÖW auch weiterhin als Ehren- ments“. sich unermüdlich als Zeitzeuge zur Verfü- mitglied eng verbunden.Von Dezember 2000 gung gestellt. Mit dem Hinweis: ‚Dinge so bis 2005 leitete Ludwig Steiner den Öster- Außenminister Sebastian Kurz: „Mit darzustellen, wie sie sind, bei moralischen reichischen Fonds für Versöhnung, Frieden Ludwig Steiner hat uns ein herausragender Bewertungen aber Zurückhaltung zu üben.‘ und Zusammenarbeit (Versöhnungsfonds) Diplomat und Politiker der österreichischen Seine hohe Kultur des Erinnerns stellte Lud- zur Entschädigung ehemaliger NS-Zwangs- Nachkriegsgeschichte verlassen“, zeigte sich wig Steiner auch als Vorsitzender des Öster- arbeiterInnen. Auch um die KZ.Gedenkstätte Kurz zum Tod des im 94. Lebensjahr ver- reichischen Versöhnungsfonds zur Entschädi- Mauthausen war er sehr bemüht. Unser Mit- storbenen Ludwig Steiner tief betroffen und gung ehemaliger NS-ZwangsarbeiterInnen gefühl gehört der Familie von Ludwig würdigte Steiners außerordentliche Leistun- sowie als Vizepräsident des Dokumentations- Steiner. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbei- gen für die Freiheit und Unabhängigkeit Ös- archivs des österreichischen Widerstandes ter des DÖW werden Ludwig Steiner und sein terreichs sowie die Autonomie Südtirols: unter Beweis“, so Platter. geradliniges und warmherziges Wirken nicht „Ludwig Steiner bleibt durch seinen Wider- vergessen.“ stand gegen die Nationalsozialisten, seinen Univ.-Prof. Andreas Khol, Bundesob- Beitrag zur Wiedererlangung der Unabhän- mann des Österreichischen Seniorenbun- Einen umfassenden Nachruf des DÖW gigkeit und Freiheit Österreichs sowie sei- des: Die Nachricht vom Tod Ludwig auf Ludwig Steiner finden Sie hier: nen Einsatz für Südtirol ein Vorbild.“ Steiners „stimmt uns traurig. Unsere Gedan- http://www.doew.at/neues/ludwig-steiner-1922-2015

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 91 Personalia Hohe Ehre für Wolfgang Ambros Bundeskanzler Werner Faymann hat dem »König des Austropop« das Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich verliehen. band BAP auf und interpretierten große Am- bros-Hits. Regisseur Rudolf Dolezal gab mit einem Filmbeitrag einen Einblick in das Le- ben des Geehrten. Moderiert wurde die Feier- stunde von Peter Rapp. Wolfgang Ambros, geboren im Jahr 1952 und aufgewachsen in Niederösterreich und später in Wien, schrieb bereits während sei- ner Schulzeit erste Lieder. Auch als junger Schallplattenverkäufer traf er sich in der Frei- zeit mit Freunden und spielte seine Songs, darunter das Stück „Da Hofa“, ein vertontes Gedicht seines Freundes Joesi Prokopetz. Bald erhielt er erste Aufnahmemöglichkeiten und im Jahr 1971 wurde „Da Hofa“ zum Nr.- 1-Hit in den Charts. Bereits ein Jahr später kam Ambros’ erste LP „Alles andere zählt net mehr“ auf den Markt, die großen Absatz fand. Danach folgte eine Musikkarriere mit vie- len Höhepunkten: Nach dem Konzeptalbum „Der Watzmann ruft“ des Trios Ambros-Pro- kopetz-Tauchen aus dem Jahr 1974 folgten nächste kommerzielle Erfolge 1975 mit der Single „Zwickt’s me“ und der LP „Es lebe der Zentralfriedhof“. Der 1976 veröffentlich- te Titel „Schifoan“ wurde innerhalb kurzer Zeit zu einer Art geheimer Nationalhymne Österreichs. Auch in den folgenden Jahr- Foto: BKA / Regina Aigner zehnten folgten weitere erfolgreiche Singles Bundeskanzler Werner Faymann (l.) und Bundesminister Josef Ostermayer (r.) und Alben sowie legendäre Konzerte von bei der Auszeichnung des »Königs des Austropop« Wolfgang Ambros Wolfgang Ambros. Eine große Fangemeinde s ist mir eine ganz besondere Ehre und der anspricht“, so Ostermayer. Laudator Joesi hatte auch das Trio „Austria 3“, Rainhard EFreude, Wolfgang Ambros heute für Prokopetz betonte ebenfalls „wie nachhaltig Fendrich, Georg Danzer und Wolfgang Am- seine künstlerischen Leistungen auszeichnen seine Präsenz und seine Musik die Men- bros, dessen Abschiedstournee im Jahr 2006 zu dürfen. Wir sind stolz auf ihn, als einen schen bis heute fasziniert“. Er habe es ver- nochmals zu einem großen Erfolg wurde. großen österreichischen Musiker, als ,König standen den „inneren Monolog der breiten Ambros, der nicht nur als Sänger und des Austropop‘, und wir sind auch stolz auf Massen in Melodien zu fassen“ und habe da- Liedermacher, sondern bisweilen auch als ihn als einen Menschen, der sich immer ge- bei identitätsstiftend für Österreich gewirkt. Produzent und Schauspieler wirkte, feierte gen Vorurteile und Haß sowie für Kritikfä- Der Geehrte bedankte sich abschließend im Jahr 2011 sein 40jähriges Bühnenjubiläum higkeit und Freiheit einsetzt“, sagte Bundes- mit den Worten: „Nach so vielen Lobgesän- und publizierte in diesem Jahr auch seine kanzler Werner Faymann am 13. Juli anläß- gen bleibt es mir nur noch, danke zu sagen. Biografie. Er engagiert sich zudem sozial für lich der Verleihung des Großen Ehrenzei- Als überzeugter Österreicher freue ich mich ein Krankenhaus-Projekt in Kenia und orga- chens für Verdienste um die Republik Öster- umso mehr, daß ich diese Auszeichnung heute nisiert viele seiner Konzerte als Benefizver- reich an Wolfgang Ambros. entgegennehmen kann.“ anstaltungen. Wolfgang Ambros, heute wohn- Kulturminister Josef Ostermayer zeigte Die feierliche Verleihung des Ehrenzei- haft in Tirol, wurde bereits mit dem Golde- sich beeindruckt von der „extremen Band- chens fand im Kongreßsaal des Bundeskanz- nen Ehrenzeichen der Stadt Wien und dem breite an Menschen, die Wolfgang Ambros leramtes statt und war von einem besonderen Amadeus Award ausgezeichnet. Er zählt zu zu Fans seiner Musik gemacht hat“. Von musikalischen Programm begleitet: Unter der den bedeutendsten österreichischen Musi- Songs wie „Da Hofa“ seien bis heute auch künstlerischen Leitung von Christian Kolo- kern der Gegenwart und gilt als einer der Be- junge Menschen fasziniert. „Ich gratuliere zu novits traten Marianne Mendt, STS-Sänger gründer des Austropop.  diesem besonderen Lebenswerk, mit dem er Schiffkowitz, Christina Stürmer und Wolf- http://www.wolfgangambros.at alle Generationen erreicht hat und immer wie- gang Niedecken von der deutschen Rock- https://de.wikipedia.org/wiki/Austropop

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 92 Wissenschaft & Technik Das bionische Auge – ein Lichtblick für Blinde Erstmals wurde in Österreich erfolgreich einer Blinden ein Augen-Chip implantiert.

m 30. Juni wurde in der Wiener Ru- Adolfstiftung eine herausragende medizi- nische Leistung vollbracht und gleichzeitig einer Wienerin ein Lebenstraum erfüllt. Hil- degard Monschein war seit ihrem 29. Le- bensjahr durch eine Krankheit mit dem me- dizinischen Namen Retinitis pigmentosa (RP) blind. Die Frau meisterte ihre Situation und blieb trotz aller Schwierigkeiten im Arbeitsleben. Doch ihr großer Traum, wieder etwas se- hen zu können, wurde erst beinahe 30 Jahre später erfüllt. Vor einigen Jahren fand Sie heraus, daß es bei ihrer Erkrankung eine neue Behandlungsmethode mit einem Netz- hautimplantat gibt. Sie wandte sich direkt an das amerikanische Unternehmen Second Sight, welches den Kontakt zu der Wiener

Augenchirurgin Prim.a Univ.-Prof.in Susan- Foto: KA Rudolfstiftung KAV ne Binder herstellte. Nach einer intensiven v.l.: Prim.a Univ.-Prof.in Susanne Binder, Hildegard Monschein und Ernst Schenk, MBA, Ärztlicher Direktor der Krankenanstalt Rudolfstifung Vorbereitungsphase, in der Primaria Binder bei Operationen in anderen Ländern teilge- geht mir gut, aber ich weiß auch, daß es noch eine Reihe kleiner elektrischer Impulse um- nommen hat und von der Herstellerfirma ein intensives Training benötigt um meine gewandelt und kabellos an eine Reihe von umfassende Schulungen erhielt, konnte die Sehleistung zu verbessern. Ich bin sehr moti- Elektroden, die auf der Netzhaut implantiert Operation durchgeführt werden. viert und auch sehr dankbar, daß Frau Prof.in sind, weitergeleitet. Die Träger des Implan- Binder diese Operation mit ihrem Team tats müssen erst trainieren, diese Eindrücke Verlauf und einstweiliges durchgeführt hat.“ richtig zu interpretieren. Dieses Training Ergebnis der Operation braucht ein hohes Maß an Konzentration und Die Operation selbst dauerte etwas mehr Wie sieht man mit Disziplin. als drei Stunden. Bei der OP wird der Glas- dem Retinaimplantat? Jeroen Perk, ein Patient aus den Nieder- körper des Patienten/der Patientin entfernt Das Argus II Retinaprothesensystem sti- landen, der seit zwei Jahren das Implantat und ein Silikonband um den Augapfel ge- muliert direkt im Auge die verbliebenen hat, beschreibt seine Erfahrungen so: „Mit legt; an dem Silikonband ist der Chip befe- Netzhautzellen und erzeugt so Lichtmuster, dem Implantat kann ich weiterarbeiten, auf stigt. Der Chip ist mit einer Elektrodenplatte die vom Gehirn wahrgenommen werden Konzerten die Bewegungen der Band mit- verbunden, die direkt an der Netzhaut mit können. Der Chip vermittelt also kein nor- verfolgen und ich kann so viel wieder unter- einem winzigen Titannagel befestigt wird. males Sehen. Es wird aber möglich, Be- nehmen. Zum Beispiel Schifahren, Bogen- Primaria Binder erklärt stolz: „Schon am wegungen zu erkennen. Er ist vor allem im schießen oder Reisen. Ich habe mich un- Beginn meiner Karriere als Augenärztin Freien eine große Hilfe, weil Kontraste wie- glaublich gefreut, als ich die Form des Eifel- wollte ich blinde Menschen zum Sehen brin- der wahrgenommen werden können. Durch turms wieder wahrnehmen konnte. Argus II gen. Jetzt sind wir diesem Traum einen Schritt den Chip kann es zum Beispiel möglich sein, macht mich selbstbewußter und hat mein näher gekommen. Die Grundlage dafür sind Hindernisse wie Stangen von Verkehrsschil- Leben völlig verändert.“ mehr als 20 Jahre Erfahrung auf dem Gebiet dern, einen Kinderwagen, einen Briefkasten der vitreoretinalen Chirurgie und das stetige oder die Gehsteigkante zu erkennen. Eine Für wen ist diese Interesse an neuen Technologien, das ich ge- praktische Anwendung für zu Hause ist, daß Behandlungsmethode geeignet? meinsam mit meinem Team habe. Ich hoffe, die Wäsche in hell und dunkel sortiert wer- Um für das Implantat geeignet zu sein daß in Österreich auch die Implantation an den kann und so selbständiges Wäschewa- müssen folgende Voraussetzungen vorliegen: weiteren geeigneten Patientinnen und Pa- schen wieder möglich ist. Die Betroffenen müssen sehend geboren und tienten möglich sein wird.“ Bei der Netzhautprothese Argus II wer- erst im Lauf ihres Lebens erblindet sein. Sie Die Patientin Hildegard Monschein er- den von einer Minivideokamera, die in einer müssen auf beiden Augen blind sein. Das gänzt: „Ich habe mir diese Operation, dieses Brille integriert ist, Aufnahmen der Umge- Implantat ist für eine bestimmte Auswahl de- Implantat schon sehr lange gewünscht. Es bung gemacht. Diese Bilder werden dann in generativer Augenerkrankungen geeignet,

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 93 Wissenschaft & Technik

rium eingesetzt, die einen Teil der Kosten übernommen haben, den Großteil hat die Krankenanstalt Rudolfstiftung selbst getra- gen. Ernst Schenk, MBA, Ärztlicher Direktor der Krankenanstalt Rudolfstifung erklärt: „Die Augenabteilung der Rudolfstiftung führt jährlich tausende operative Eingriffe durch. Einer der Schwerpunkte sind die Be- handlung und Erforschung von Netzhauter- krankungen. Die Durchführung dieser hoch- komplexen Operation zeigt, daß mit hoch- qualifizierten und engagierten Ärztinnen und Ärzten medizinische Spitzenleistungen auf allerhöchstem Niveau möglich sind. Ich bin sehr stolz, daß Frau Prof.in Susanne Binder diese für Österreich bisher einmalige Opera- tion in der Rudolfstiftung initiiert und durch- Foto: Public Health PR-Projektgesellschaft mbH / Klaus Ranger geführt hat.“ Sie hat die schwierige Operation durchgeführt: Prim.a Univ.-Prof.in Susanne Binder http://www.wienkav.at wie Retinitis pigmentosa, Usher-Syndrom, Gregoire Cosendai, PhD, Europadirektor Chorioideremie, Lebersche kongenitale von Second Sight Medical Products ergänzt: Über Second Sight Amaurose, Bardet-Biedl-Syndrom und Zap- „Dieses Ergebnis kann man mit einer Steige- Second Sight Medical Products, Inc. fen-Stäbchen-Dystrophie. Derzeit wird in rung von vier Zeilen auf der Sehtestskala wurde 1998 gegründet, um eine Netzhaut- einer Studie der Einsatz bei der trockenen beim Augenarzt vergleichen. Das Argus II prothese zu entwickeln, die blinden Patien- altersbedingte Makuladegeneration (AMD) System wird bereits in Frankreich, Deutsch- ten mit Degenerationen der äußeren Retina erprobt. Sind diese Voraussetzungen gege- land, Italien und den USA von der Sozial- wie Retinitis pigmentosa eine Sehfähigkeit ben, wird jedes Auge einzeln getestet. Dabei versicherung bezahlt. Wir hoffen, daß durch ermöglicht. Die Mission von Second Sight wird mit einem Fotoblitz das Auge ange- diese erste Operation in Wien auch die öster- ist es, innovative implantierbare Sehprothe- blitzt und die untersuchte Person muß erken- reichischen Entscheidungsträger eine Ko- sen zu entwickeln, herzustellen und zu ver- nen wann und wie oft geblitzt wird. Dieser stenübernahme überlegen werden. markten, die blinden Menschen eine größere Test dient der Feststellung, ob sich auf der Unabhängigkeit ermöglichen. Das Argus II Netzhaut des Patienten/der Patientin noch Was kostet die Behandlung? Retinaprothesensystem von Second Sight ist genügend intakte lichtempfindliche Zellen Die Kosten für den Eingriff und das in den USA und Europa zugelassen. Derzeit befinden. Das ist die Voraussetzung für die Implantat betragen insgesamt 120.000 Euro. entwickelt Second Sight die Orion™ Cor- Wirksamkeit des Implantats. Wenn dieser In Österreich wird dieses Produkt noch nicht texprothese, um Patienten, die aufgrund Test bestanden wird, ist die Person physisch erstattet, da es bisher nicht verfügbar war. nicht vermeidbarer oder nicht behandelbarer geeignet. Prof.in Binder hat sich persönlich für die Umstände erblindet sind, ein gewisses Seh- In Österreich können sich Betroffene Finanzierung der OP bei der Sozialversiche- vermögen zurückzugeben.  unter der kostenlosen Telefonnummer 0800 rung der Patientin und beim Sozialministe- http://www.secondsight.com 802208 informieren, ob sie prinzipiell für diese spezielle Behandlungsmethode in Fra- ge kommen.

Eine Operation und eine Tagung in Wien als wissenschaftliches Ereignis Mark Humayun, PhD., MD, Vorstands- mitglied der Amerikanischen Gesellschaft der Retina Spezialisten berichtet: „Diese Woche ist herausragend, da wir im Rahmen unserer Jahrestagung in Wien ein spezielles Seminar zur Implantierung des Argus II haben wer- den und Prof. Binder gerade die erste Ope- ration dessen in Österreich durchgeführt hat. Ich habe selbst mit Second Sight Medical Products die Argus II Behandlung miterfun- den und mitentwickelt. Nun sind Langzeit- Daten publiziert worden, die den Nutzen

deutlich bestätigen.“ Grafik: Second Sight

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 94 Wissenschaft & Technik Von guten und schlechten Quantenzuständen Ein Trick aus der Quantentheorie macht es möglich, Quantenzustände aus tausenden Atomen zu beschreiben – mit herkömmlichen Methoden würde aller Speicherplatz der Welt dafür nicht ausreichen. ange Zeit wurden quantenphysikalische dar. Aber zu jeder beliebigen Zahl läßt sich LExperimente bloß mit einer kleinen An- ein Bruch finden, der ihm beliebig nahe zahl von Teilchen durchgeführt. Schon das kommt.“ Die Zahl Pi etwa gehört nicht zu Verhalten einzelner Atome oder Moleküle ist den Bruchzahlen – die Näherung, die ein oft schwer zu beschreiben. Mittlerweile ist Taschenrechner für die Zahl Pi eingespei- es technisch möglich, auf kontrollierte Weise chert hat, allerdings schon. Und für alle Experimente mit mehreren tausend Quanten- praktischen Anwendungen genügt das auch. teilchen durchzuführen, allerdings hat man dabei mit großen theoretischen Schwierig- Mehrere Messungen keiten zu kämpfen: Der Quanten-Zustand ergeben ein Quantenbild eines solchen großen Systems ist nämlich so Durch die Beschränkung auf die CMP- kompliziert, daß die gesamte Materie der Zustände wird es nun möglich, die Zustände Erde nicht ausreichen würde, ihn auf klassi- großer Quantensysteme im Experiment aus- sche Art und Weise präzise abzuspeichern. Foto: TU Wien zulesen. „Aus einigen Messergebnissen kann Ein Team der TU Wien und der Freien Atomchip zum Kühlen und Manipulieren man zwar keine vollständige Information über der ultrakalten Atomwolken Universität Berlin stellte nun im Fachjournal das System erhalten, aber das wollen wir „Nature Communications“ eine Quanten- daher völlig unmöglich, den Zustand exakt auch gar nicht“, sagt Tim Langen, der die Tomographie-Methode vor, mit der man mit aufzuschreiben oder zu berechnen.“ Experimente in Schmiedmayers Forschungs- Hilfe von wenigen Messungen den Zustand Doch wie sich nun zeigt, ist das gar nicht gruppe leitete. „Wir können mit unserer neuen eines großen Quantensystems sehr genau unbedingt nötig: Die in Berlin in der Gruppe Methode aus den Messungen den Quanten- messen und beschreiben kann. Die neue Tech- von Prof. Jens Eisert entwickelte theoreti- zustand rekonstruieren – und zwar so genau, nik beruht auf der Erkenntnis, daß ein sol- sche Methode verwendet eine spezielle Art daß wir damit dann das Ergebnis weiterer ches System zwar unüberblickbar viele Quan- von Beschreibungen der Quantenzustände, die Messungen vorhersagen können.“ Dieses Ver- tenzustände einnehmen könnte, der Großteil sogenannten „Continuous Matrix-Product fahren bezeichnet man als „Tomographie“: von ihnen zunächst aber getrost ignoriert States“ (CMP-Zustände). Diese spezielle Ähnlich wie bei der Computertomographie werden kann. Klasse von Zuständen bildet nur einen ver- im Krankenhaus, bei der aus verschiedenen gleichsweise verschwindend kleinen Teil Einzelbildern ein 3D-Modell berechnet wird, Viele Teilchen und viele Zustände aller möglichen Zustände, für die quanten- kann man bei der Quantentomographie aus Wenn man eine Münze wirft, ist das Er- physikalische Beschreibung sind aber gerade dem Ergebnis einzelner Quantenmessungen gebnis entweder Kopf oder Zahl. Bei Quan- diese Zustände relevant. „Zu dieser Klasse ein gutes Bild des Quantenzustands herstel- tenteilchen ist das komplizierter. Wenn sie in gehören Zustände mit realistischen Quanten- len. zwei verschiedenen Zuständen vorliegen kön- verschränkungen“, erklärt Jens Eisert. „Exo- Die neue Methode zeigt nicht nur neue nen, dann ist auch jede beliebige Mischung tische, komplizierte Muster von Verschrän- Wege für die Vielteilchen-Quantenphysik auf, dieser beiden Zustände physikalisch erlaubt. kungen zwischen vielen Quantenteilchen sie könnte auch neue „Quantensimulatoren“ Daher ist es weitaus aufwändiger, den Zu- mögen physikalisch zwar auch erlaubt sein, ermöglichen. So bezeichnet man Quantensy- stand eines Quantenteilchens mathematisch aber in der Praxis treten sie nicht auf, daher steme, die man so präpariert, daß man damit zu beschreiben als den Zustand einer Münze, können wir uns auf die CMP-Zustände be- ein anderes Quantensystem simulieren kann, die auf dem Tisch liegt. schränken.“ das sich mit herkömmlichen Methoden nicht „Je mehr Teilchen man betrachtet, umso Für jeden Quantenzustand gibt es CMP- direkt untersuchen läßt. „Wenn zwei verschie- komplizierter wird die Beschreibung des Ge- Zustände, der ihm beliebig nahekommen. dene Quantensysteme grundsätzlich mit den- samtsystems“, erklärt Prof. Jörg Schmied- Egal welchen Zustand das System tatsäch- selben physikalischen Formeln beschrieben mayer vom Center for Quantum lich einnimmt – indem man sich auf CMP- werden können, dann läßt sich durch die Science and Technology (VCQ) an der TU Zustände beschränkt, macht man bloß einen Untersuchung des einen viel über das andere Wien. „Der Speicherbedarf, den man für die winzigen Fehler. „Man kann sich das so ähn- lernen“, sagt Schmiedmayer. „Wir können präzise Angabe eines Quantenzustands be- lich vorstellen wie die Bruchzahlen in der tausende Atome auf unseren Quantenchips nötigt, steigt exponentiell mit der Zahl der Mathematik“, sagt Eisert. „Die rationalen kontrollieren, dieses System eignet sich da- Teilchen. Bei einem System mit einigen hun- Zahlen, die als Bruch dargestellt werden kön- her bestens für künftige Quantensimulatio- dert Teilchen gibt es mehr mögliche Zu- nen, stellen nur einen verschwindend kleinen nen.“  stände als das Universum Atome hat, es ist Anteil an der Gesamtheit der reellen Zahlen https://www.tuwien.ac.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 95 Wissenschaft & Technik Künstliche Photosynthese An der TU Wien wurden Quanteneffekte untersucht, die bei der Photosynthese wichtig sind. Wie sich zeigt, spielen molekulare Vibrationen eine zentrale Rolle. ie Natur ist nicht dumm. Mit beein- Ddruckender Effizienz können Pflanzen oder Bakterien das Licht der Sonne für die Photosynthese nutzbar machen. Seit Jahren wird diskutiert, ob Quanteneffekte für diese Effizienz verantwortlich sind. Man beobach- tete nämlich, daß Moleküle bei der Photo- synthese erstaunlich lange in einem Zustand verweilen können, den man nur quantenphy- sikalisch verstehen kann. Anhand eines Mo- dellsystems wurde dieser Effekt an der TU Wien nun untersucht. Dabei zeigte sich: Die heiß diskutierten langlebigen Quantenzu- stände sind ein Nebenprodukt eines anderen Phänomens. Die Kopplung zwischen Vibra- tionen und Elektronen der Moleküle stellt sich als entscheidend heraus, dieser Effekt erklärt die Messungen nun vollständig. Foto: TU Wien Die untersuchten makromolekularen Aggregate – 15 nm im Durchmesser, bis zu hunderte Mikrometer lang Warm, feucht und wirr Ein biologisches System wie eine leben- Licht, die Sonne ist kein Laser“, erklärt Stufe zu Stufe nach unten fällt, muß die Ener- de Zelle ist eigentlich kein gutes Quanten- Hauer. „Es ist daher nicht wirklich nachvoll- gie Schritt für Schritt verringert werden, um labor. „Zellen sind warm, naß und unordent- ziehbar, warum quantenphysikalische Kohä- in der Zelle genutzt werden zu können. Beim lich. Genau so eine Umgebung will man nor- renz nötig sein soll um das Licht optimal zu wichtigen ersten Schritt dieser Energie-Kas- malerweise vermeiden, wenn man Quanten- nutzen.“ kade spielen die Vibrationen ihre entschei- experimente durchführt“, erklärt Jürgen dende Rolle. Hauer vom Institut für Photonik der TU Wien. Das Vibrieren der Moleküle Man stellte fest, daß das Verhalten bestimm- Chlorophylle oder andere Moleküle, die Lernen von der Natur ter Molekülverbände, wie sie auch bei der das Sonnenlicht umwandeln können, sind Jürgen Hauer, der 2012 für seine Arbeit Photosynthese eine entscheidende Rolle spie- nicht zufällig verteilt, sondern finden sich zu mit einem START-Preis des FWF ausge- len, nur quantenphysikalisch erklärbar ist. Gruppen zusammen. Dadurch ist es möglich, zeichnet wurde, möchte mit seinen Experi- „Das Licht regt die Molekülverbände an daß diese Moleküle gegeneinander vibrie- menten die Tricks der Natur nutzbar ma- und bringt sie auf ein höheres Energieni- ren. In den Photonik-Labors der TU Wien chen. Biologische Zellen sind in den ersten veau“, sagt Jürgen Hauer. „Quantenphysika- wurde das mit einem Modellsystem unter- Schritten der Verarbeitung von Lichtenergie lisch ist es möglich, daß sie zwei verschiede- sucht. Um dem Mechanismus genau auf die deutlich effizienter als künstliche Solar- ne Energien gleichzeitig annehmen.“ Solche Spur zu kommen, analysierte man keine le- zellen: neun von zehn Photonen werden in Überlagerungen werden normalerweise sehr benden Zellen, sondern ein ähnliches, künst- Bio-Systemen in elektrochemische Energie rasch zerstört, die klassische Physik erlaubt lich hergestelltes und geordnetes System aus umgewandelt. In den später ablaufenden nur eindeutige Werte für die Energie, keine Cyaninfarbstoff-Molekülen. Schritten sinkt zwar die Effizienz, doch auch Überlagerung zweier Werte. Bei der Photo- Dabei zeigte sich, daß Vibrationen eine das hat seinen Sinn: Die Zelle gewinnt da- synthese (bei Raumtemperatur) überleben ganz entscheidende Rolle spielen. „Die Vi- durch an Flexibilität und kann bei ganz un- diese Quanten-Zustände aber für die Dauer brationen koppeln verschiedene Energiezu- terschiedlichen Lichtverhältnissen überleben. von hunderten Femtosekunden bei Raum- stände miteinander, man spricht von vibroni- Ein besseres Verständnis der natürlichen temperatur. Das ist für alltägliche Maßstäbe schen Anregungen – Vibration und elektro- Photosynthese soll dazu führen, daß künftige zwar bloß ein winziger Augenblick, auf quan- nische Zustände gehören untrennbar zusam- Generationen von Solarzellen ähnlich gute tenphysikalischen Zeitskalen ist das aber men, sie werden ununterscheidbar“, sagt Jür- Eigenschaften haben wie die biologischen erstaunlich lange. gen Hauer. Diese vibronische Kopplung er- Kraftwerke der Zelle, die von der Evolution „Dadurch drängte sich natürlich die möglicht den schnellen und nahezu verlust- über Milliarden Jahre optimiert worden sind. Frage auf, ob diese erstaunlich lang anhal- freien Transfer der Lichtenergie in Lichtsam- Die Veröffentlichung in „Nature Commu- tende Quanten-Kohärenz für die Effizienz melkomplexen. Diese Molekülverbände wer- nications“ ist Produkt einer Kooperation zwi- der Photosynthese notwendig ist“, sagt Jür- den durch das Licht zunächst angeregt und schen europäischen Forschungsgruppen aus gen Hauer. Er selbst war davon nicht über- in einen Zustand hoher Energie gebracht. Wien, Prag, Ulm, Lund, Berlin und Cartagena. zeugt: „Unser Tageslicht ist kein Quanten- Ähnlich wie ein Ball auf einer Treppe von https://www.tuwien.ac.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 96 Wissenschaft & Technik Spionage und Diplomatie – die vielen Rollen des Alexander Horn Wie operierte die europäische Diplomatie zu Zeiten der Französischen Revolution? Der Historiker Claus Oberhauser untersucht in einem Projekt des Wissenschaftsfonds FWF Strategien und Techniken anhand der Aufzeichnungen des Diplomaten, Geheimagenten, Bibliothekars und Mönchs Maurus (Alexander) Horn.

in britischer Geheimagent in Mönchs- Ekutte? „Man könnte Maurus Alexander Horn oder Mister Bergström, so sein Deck- name, als einen Vorgänger von James Bond bezeichnen“, sagt Claus Oberhauser von der Universität Innsbruck. Denn Horn (1762– 1820) spielte zahlreiche Rollen als Mönch, Diplomat, Geheimagent und Realien-Händ- ler. Diese unterschiedlichen Identitäten von Maurus (Alexander) Horn werden aktuell im Rahmen eines FWF-Projekts erstmals in ihrer Gesamtheit erforscht. Dadurch soll geklärt werden, welche Rolle Horn in den Netzwerken der Mächtigen spielte und wel- chen Handlungsspielraum er in diploma- tisch-politischen Aushandlungsprozessen hatte. Die Erforschung seiner Sichtweise könn- te neue Perspektiven auf bekannte hi- storische Ereignisse wie die Französische Revolution eröffnen. „Horn war keineswegs nur eine Randfigur, sondern er brachte es nach seinen Anfängen als Benediktiner- mönch und Bibliothekar bis zum Chargé d’Affaire – einem Geschäftsträger im zwi- schenstaatlichen Verkehr – im sogenannten ‚Immerwährenden Reichstag‘ in Regens- burg“, erklärt Projektleiter Claus Oberhau- ser. „Dieser kann mit seinen Botschaftskon- ferenzen mit der heutigen UNO verglichen werden und war Treffpunkt der gesamten Machtelite Europas.“ Dort sorgte er so erfolgreich für die Wahrung der britischen Interessen, daß Napoleon persönlich mithilfe Quelle: British Library, Add. MS 48394, 30 von Papst Pius VII. im Jahr 1805 die Ab- Briefe statt Pistole: die stärkste Waffe des britischen Diplomaten, Geheimagenten, setzung Horns erwirkte. „Hier endet häufig Bibliothekars und Mönchs Maurus (Alexander) Horn zur Zeit der französischen die Betrachtung von Horns Aktivitäten im Revolution. Kontext der europäischen Diplomatiege- tie aus dem Untergrund. Die merkwürdige solcher Schreiben aus den Jahren 1805 bis schichte. Unsere Quellen deuten jedoch an, Karriere Alexander Horns“ erstmals detail- 1811. Horns akribische Aufzeichnungen wer- daß Einzelakteure wie Horn schon zu Zeiten liert beleuchtet. „Immerhin rund 15 Jahre den im Projekt auf ihre politischen Ver- Napoleons auch aus dem Untergrund der agierte Horn in Linz, Wien, Prag, Znaim und wendungszusammenhänge hin analysiert. Spionage den Lauf geschichtlicher Ereignis- Frankfurt im Handel mit geheimen Infor- Denn Horn spielte zu dieser Zeit auch eine se beeinflußt haben“, so der Historiker mationen für die britische Krone. Sein Ar- Rolle in der Alpenbundverschwörung, einer beitspensum war ehrgeizig, verfaßte er doch Widerstandsbewegung gegen Napoleon so- Vom Diplomaten zum Geheimagenten pro Woche zwei bis drei Berichtsschreiben wie bei der Übermittlung finanzieller eng- Horns Karriere als Geheimagent wird nun an das britische Außenministerium“, erklärt lischer Unterstützung für den Aufstand unter in dem dreijährigen FWF-Projekt „Diploma- Oberhauser. Insgesamt existieren rund 900 Andreas Hofer in Tirol.

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Beziehungsnetzwerk Untergrund der Spionage spielten und spie- dungen können so zugunsten einer erweiter- An seine Informationen gelangte Horn len. „Die Kommunikation dieser Akteure zeigt ten Perspektive hinterfragt werden. dabei als erfolgreicher Netzwerker mittels auch deren Netzwerke und spiegelt die Wahr- seines regen Korrespondenzverkehrs mit an- nehmungen ihrer Korrespondenz-Partner Claus Oberhauser deren Diplomaten, Politikern und Entschei- von zeitgenössischen Ereignissen wider. Wie studierte Geschichtswissenschaften sowie dungsträgern. „Im Zuge des Projekts wird aufschlußreich solche Korrespondenzen sein Geschichte und Germanistik auf Lehramt mit auch die private Korrespondenz eine wichti- können, haben nicht zuletzt auch Wikileaks- Forschungsaufenthalten in Washington, Van- ge Rolle spielen“, so Oberhauser. Ein wich- Veröffentlichungen und der gegenwärtige ves/Paris, London und Edinburgh. Zusammen tiger Ansatzpunkt ist beispielsweise der Brief- NSA-Skandal gezeigt“, verdeutlicht Ober- mit Niels Grüne ist er Sprecher des Clusters wechsel mit dem britischen Adeligen und hauser. Dabei setzt das Projekt dem Glauben „Politische Kommunikation“ des Forschungs- Politiker Lord Spencer. Dieser unterstützte an eine Wahrheit oder gar Verschwörung hin- schwerpunkts „Kulturelle Begegnungen – den Agenten, während Horn rare Bücher, ter der offiziellen Politik die Interpretation Kulturelle Konflikte“ an der Universität Drucke und Manuskripte aus Klosterbestän- der schriftlichen Quellen entgegen: Diese Innsbruck. Seine Publikationen zur Kultur- den für Spencers Privatbibliothek sicherte. kann zeigen, wie politische Akteure ihre geschichte der Aufklärung und Gegenaufklä- Wahrheits- und Wertvorstellungen hinsicht- rung, zu Verschwörungstheorien und Geheim- Kulturgeschichte der Spionage lich politischer und soziokultureller Reali- gesellschaften umfassen u.a. „Die verschwö- Das FWF-Projekt schlägt auch eine Brücke täten konstruierten und zu legitimieren ver- rungstheoretische Trias: Barruel – Robison – zur Gegenwart, indem die Frage nach dem suchten. Etablierte Sichtweisen auf histori- Starck“, „Wer hat Angst vor den Illumina- Handlungsspielraum von Einzelakteuren ge- sche Ereignisse wie die Französische Revo- ten? Kritische Geschichtsschreibung heute“ stellt wird, die damals wie heute oft eine Dop- lution oder die Tiroler Aufstände und auch und „Verschwörungstheorien, Macht und pelrolle im diplomatischen Dienst und im etwaige politische Mythen- und Heldenbil- Gesellschaft“.  Quelle: CC BY 2.5/Wikimedia Commons Das Heilige Römische Reich um 1789. Horn agierte in Linz, Wien, Prag, Znaim und Frankfurt im Handel mit geheimen Informationen für die britische Krone.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 98 Kultur 70. Bregenzer Festspiele feierlich eröffnet 22. Juli bis 23. August 2015 – Auftakt mit »Turandot« Fotos: Bregenzer Festspiele / Lisa Mathis Ein Blick auf Ehrengäste und Publikum im Großen Saal der Bregenzer Festspiele anläßlich der Eröffnung am 22. Juli ie 70. Bregenzer Festspiele sind am DVormittag des 22. Juli von Bundesprä- sident Heinz Fischer im Großen Saal des Festspielhaus vor und 2000 Gästen feierlich eröffnet worden. In den Ansprachen von Fischer, Kulturminister Josef Ostermayer und Festspielpräsident Hans-Peter Metzler standen die Themen Frieden, Solidarität, Frei- heit und Menschenwürde im Mittelpunkt. Fischer mahnte, ins Land gekommenen Flüchtlingen „ein Stück Menschenwürde zu gewähren“. Die Wiener Symphoniker sowie weitere Festspielkünstler gaben einen musi- kalischen Ausblick auf die rund 80 Veran- staltungen umfassende Festivalsaison am Vor- arlberger Bodensee unter Leitung der neuen Intendantin Elisabeth Sobotka. Der Bundespräsident betonte bei seiner zwölften und letzten Eröffnung der Bregen- zer Festspiele die Gründungsanliegen des Festivals, das nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden ist. Im innersten Kern von Fest- Offizielle Begrüßung vor dem Festspielhaus (v.l.): Landeshauptmann Markus spielen müsse „ein Prinzip oder ein morali- Wallner, Vizekanzler Reinhod Mitterlehner und Bundespräsident Heinz Fischer

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und was unmenschlich und zynisch ist“, so Ostermayer. Europa habe in den vergangenen Jahr- zehnten im grundsätzlichen Bekenntnis zu gemeinschaftlichem Handeln und mit dem grundsätzlichen Willen zum Kompromiss, zur Solidarität, aus der Geschichte gelernt. Als in den vergangenen Tagen das Wort „über- solidarisch“ im Sinne von „zu viel“ verwen- det worden sei, habe ihn das nachdenklich und besorgt gemacht. Der Begriff suggerie- re, es könnte „ein zu viel an Miteinander geben. In jeder und daher auch in unserer Gesellschaft kann es nie zu viel an Solidari- tät geben“, betonte der Minister. Solidarität sei das Grundprinzip des menschlichen Zu- sammenlebens und der gegenseitigen Hilfe. In diesem Geist sei Europa nach dem Krieg Bundespräsident Heinz Fischer bei der Eröffnung mit Miniatur-Ausgabe eines neu errichtet worden. Terracotta-Kriegers. Insgesamt rund 200 Stück sind Teil in der Turandot-Kulisse. sches Anliegen“ stehen. Und während 1920 in Salzburg das Land Österreich das Leit- motiv gebildet habe, seien es nach 1945 „die Idee der Freiheit und des Friedens und die Würde des Menschen“ gewesen. Diese Grün- dungsanliegen dürfe man nicht aus den Augen verlieren. Den Bregenzer Festspielen gratulierte Fi- scher zur Entwicklung seit den Anfängen im Jahr 1946. „Wer hätte sich damals vorstellen können, daß die Bregenzer Festspiele im Jahr 2015 zum weltweit besten Festival gekürt werden?“, fragte Fischer, um gleich fortzu- setzen: „Und doch ist es so.“ Im Nachdenken über das Erfolgsgeheimnis von Festspielen nannte der Bundespräsident einige Gegensatz- paare, etwa die Verbindung „einer internatio- nalen Ausrichtung mit lokalen Stärken und Besonderheiten“. Auch die „wunderbare Kulturminister Josef Ostermayer mit dem Weißen Clown (Turandot) Landschaft“ zählte Fischer als Bregenzer Er- folgskriterium auf, und: die künstlerische Leitung, die den Unterschied zwischen „gut“ und „exzellent“ zustande bringen müsse. Kulturminister Josef Ostermayer startete seine Ansprache ebenfalls in den kriegeri- schen Zeiten des 19. und 20. Jahrhunderts. „Kunst und Kultur haben uns geholfen, aus dem Schatten des Nationalsozialismus, aus der Dumpfheit der Nationalismen des 19. und 20. Jahrhunderts in eine neue Phase europäischer Zusammenarbeit zu kommen“, spannte der Minister den Bogen bis in die heutige Zeit der Europäischen Union. Er sei davon überzeugt, daß sie – Kunst und Kultur – in den nächsten Jahren nicht weni- ger wichtig sein werden als in der Vergan-

genheit. Die Kunst sei nämlich „ein Schein- Fotos: Bregenzer Festspiele / Lisa Mathis werfer, der uns erkennen läßt, was richtig Bundesminister für Finanzen Hans Jörg Schelling, Ursula Schelling, Antje Metzler und was falsch ist; was menschlich geboten und Festspielpräsident Hans-Peter Metzler

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Bei der Eröffnung (v.l.): Bundesminister Alois Stöger, Karin Stöger, Bundesminister Rudolf Hundstorfer, Festspielpräsident Hans-Peter Metzler, Bundesministerin Johanna Mikl-Leitner, Bundespräsident Heinz Fischer, Bürgermeister Markus Linhart, Landeshauptmann Markus Wallner, Sonja Wallner, Anna Maria Mitterlehner und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner

Festspielpräsident Hans-Peter Metzler Man werde auch heuer wieder versuchen, Am Abend des Eröffnungstages feierte erinnerte daran, daß die Bregenzer Festspie- diesen Grundsätzen verantwortungsvoll ge- bei den Bregenzer Festspielen Giacomo Puc- le nur deshalb möglich geworden seien, weil recht zu werden, nicht nur in der Thematik cinis Turandot auf der Seebühne Premiere, die damalige Besatzungsmacht Frankreich der Produktionen. Im Mittelpunkt bleibe die tags darauf standen Hoffmanns Erzählungen Österreich als „befreundetes Land“ angese- Kunst. Zudem begrüßte er die neue Inten- von Jacques Offenbach im Festspielhaus auf hen habe. „Die Besatzungsmacht unterstütz- dantin Elisabeth Sobotka bei ihrer ersten dem Programm. Für das Spiel auf dem See te, nein, sie förderte den demokratischen wie Bregenzer-Festspiel-Eröffnung als „die sind heuer 179.000 Karten aufgelegt, fast 90 auch den wirtschaftlichen und kulturellen Lösung“ und als „Bereicherung aus dem Prozent davon waren zu Beginn bereits ge- Wiederaufbau bewußt“, betonte Metzler. Als Osten“. Fischer und Ostermayer wünschten bucht.  Leitmotive der Bregenzer Festspiele unter- der ehemaligen Grazer Opernintendantin http://bregenzerfestspiele.com/ strich er „Offenheit, Toleranz und Förderung“. ebenfalls viel Glück und Erfolg. https://de.wikipedia.org/wiki/Turandot Fotos: Bregenzer Festspiele / Lisa Mathis Vorschau auf die Festspieleaufführungen auf der Seebühne bei der Eröffnung: Wolfgang Amadeus Mozarts »Alla bella Despinetta« aus Così fan tutte mit Annika Schlicht, Kelebogile Pearl Besong, Sónia Grané, Stephen Chambers, Maximilian Krummen, Grigory Shkarupa auf der Bühne – und die Wiener Symphoniker unter Dirigent Hartmut Keil

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 101 Kultur 95. Salzburger Festspiele offiziell eröffnet Die Festrede hielt der deutsche Schriftsteller und Philosoph Prof. Rüdiger Safranski – von 26. Juli bis 30. August insgesamt 188 Vorstellungen an 44 Tagen in 12 Spielstätten Foto: Salzburger Festspiele / Monika Rittershaus Mit »Die Eroberung von Mexico« von Wolfgang Rihm – einem Werk der neuen Musik, der sich die Salzburger Festspiele besonders verpflichtet fühlen – haben die Salzburger Festspiele 2015 ihr Opernprogramm begonnen. eit über 200.000 Zuschauer kommen len. Es ist in diesem Jahr „Die Eroberung Aztekenkönig Montezuma aufeinander tref- Wim Sommer und zu Pfingsten nach von Mexico“ von Wolfgang Rihm. Aus Tex- fen. Regie führt der Altmeister der Regie- Salzburg, um die Festspiele zu besuchen. ten von Antonin Artaud und Octavio Paz hat provokateure – im besten Sinne des Wortes – Wie der Name schon besagt, sind die Rihm sein Libretto collagiert und läßt in einer Peter Konwitschny. Es singen und spielen u. Salzburger Festspiele daher längst mehr als dramatischen Begegnung den Conquistato- a. Angela Denoke und Bo Skovhus, die musi- nur Festspiele in Salzburg. Und schon die ren Hernan Cortez und den unglücklichen kalische Leitung hat Ingo Metzmacher inne. Gründerväter wollten in dieser Stadt, „dem Herz vom Herzen Europas“ (Hugo von Hof- mannsthal), nicht bloß ein Festival gründen, sondern sie haben zu einem Friedenswerk mit internationaler Ausstrahlung aufgerufen. Die Salzburger Festspiele bieten das umfangreichste Programm weltweit. Das Direktorium der Salzburger Fest- spiele, Helga Rabl-Stadler und Sven-Eric Bechtolf, hat dieses Jahr als Thema die „Un- gleichheit“ benannt. Es könnte auch „Oben und Unten“ heißen oder „Herr und Knecht“, „Aufbegehren und Gehorsam“, wobei diese sich bedingenden Gegensatzpaare nicht unbedingt vordergründig nur politisch zu verstehen sind, sondern auf allen Ebenen des menschlichen Lebens, den öffentlichen und den intimsten, wirksam werden: Den Beginn im Opernprogramm machte

ein Werk der neuen Musik, der sich die Salz- Foto: Salzburger Festspiele / Ruth Walz burger Festspiele besonders verpflichtet füh- Wolfgang Amadeus Mozart »Le nozze di Figaro«

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Weiter geht es mit „Le nozze di Figaro“, dem Schlußpunkt im Salzburger Mozart/Da- Ponte-Zyklus. Bei dieser Opera buffa, die mit einer utopischen Versöhnung zwischen Män- nern und Frauen, zwischen Herren und Die- nern endet, steht Dan Ettinger am Pult der Wiener Philharmoniker. In den Hauptpartien sind Anett Fritsch, Martina Janková, Luca Pisaroni und Adam Plachetka zu erleben. Bei der Befreiungsoper „“ von in der Neuinszenie- rung von Claus Guth übernimmt Franz Wel- ser-Möst die musikalische Einstudierung mit Adrianne Pieczonka und Jonas Kaufmann als Protagonisten. Mit Bellinis „Norma“, der persönlichen, religiösen und politischen Tragödie einer ko- lonialen Unterwerfung, sowie Glucks „Iphi- génie en Tauride“, in der die Autoren den Ludwig van Beethovens »Fidelio« Ungehorsam der Protagonisten gegenüber den Göttern und der weltlichen Macht schil- dern, ist Cecilia Bartoli gleich in zwei berüh- renden Partien ihres Faches in diesem Fest- spielsommer zu erleben. Welche vernichtenden Konsequenzen die Leidenschaft zeitigen kann, insbesondere wenn sie die Mächtigen befällt, lässt Verdi in seinem „Il trovatore“ erfahren, der mit Fran- cesco Meli in der Titelpartie an der Seite von Anna Netrebko zur Aufführung kommt. Den Reigen der szenischen Opernpro- duktionen beschließt die hochgelobte Salz- burger Inszenierung des „Rosenkavalier“ von Harry Kupfer mit Franz Welser-Möst am Pult – nach „Figaro“, „Fidelio“ und „Il trovatore“ die vierte Oper, die die Wiener Philharmoniker heuer zur Wiedergabe brin- gen – und hier sind es der abwesende und doch das Geschehen überschattende Feld- Vincenzo Bellinis »Norma« marschall von Werdenberg, der auf aristokra- tische Vorrechte pochende Ochs auf Lerchen- au und selbst der junge Octavian, der die Marschallin verzweifelt sagen läßt: „Sei er nur nicht wie alle Männer sind.“ In unseren konzertanten Aufführungen von Verdis „Ernani“ mit Riccardo Muti am Dirigentenpult, Massenets „Werther“ mit Piotr Beczala in der Titelrolle und Elina Garanca als Charlotte sowie in Purcells Dido and Aeneas bleibt man dem Thema auf der Spur. Auch im Schauspiel verfolgt man den Gedanken der Abhängigkeiten in hierarchi- schen Verhältnissen weiter: In Shakespeares „Komödie der Irrungen“ geht es um zwei Zwillingspaare, die einan- der zu Herren und Dienern haben und in irr- witzige, komische und zugleich existenziell Foto: Salzburger Festspiele / Monika Rittershaus Foto: Hans Jörg Michel Foto: Salzburger Festspiele / Monika Rittershaus bedrohliche Verwechslungskatastrophen ge- Richard Strauss’ »Rosenkavalier«

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Die Eröffnung Die 95. Salzburger Festspiele wurden am Vormittag des 26. Juli mit einer Festveran- staltung in der offiziell er- öffnet. Nach der Begrüßung durch Fest- spielpräsidentin Helga Rabl-Stadler folgte die Ansprache von Landeshauptmann Wil- fried Haslauer, in der er die Begegnung mit dem Fremden thematisierte. Bundesminister Josef Ostermayer verwies auf die Rolle der Kunst bei der Wahrung des sozialen Frie- dens. Der Schriftsteller und Philosoph Prof. Rüdiger Safranski stellte seine Festrede un- ter das Motto „Zeit und Macht“. Bundesprä- sident Heinz Fischer forderte in seiner Eröff- nungsrede ein Bekenntnis zu Pluralismus und Toleranz. Für die musikalische Gestaltung

Foto: Salzburger Festspiele / Forster zeichnete das Mozarteumorchester Salzburg Hugo von Hoffmansthals Theaterstück »Jedermann« wurde 1911 in Salzburg unter Dirigent HK Gruber mit Werken von unter der Regie von Max Reinhardt uraufgeführt – 2015 wird die Titelrolle von Kurt Weill verantwortlich. Cornelius Obonya (l.) gespielt.

stoßen werden. Regie führt Henry Mason, Die „Ouverture spirituelle“, die sich in Haslauer: Stolz sein auf kulturelle der 2013 mit einem anderen Werk Shakes- der Woche vor der offiziellen Eröffnung der Leistungen des Kontinents peares, dem „Sommernachtstraum“, bei den Festspiele der geistlichen Musik widmete, „Die Salzburger Festspiele haben unter Festspielen einen Riesentriumph feierte. hatte in diesem Sommer den Hinduismus der Intendanz von Sven Eric Bechtolf für Mit dem Clavigo beschreibt Goethe den zum Schwerpunkt. Im Konzertprogramm 2015 ein inspiriertes und inspirierendes Pro- ruchlosen Ehrgeiz eines Karrieristen, und in wird weiters u.a. die sich in 2016 fortsetzen- gramm an Opern, Schauspiel und Konzerten Mackie Messer, der „Dreigroschenoper“ von de Reihe „Die Wiener Philharmoniker und zusammengestellt“, betonte Landeshaupt- Brecht und Weill, in der exklusiven musikali- ihre Komponisten“ präsentiert und damit mann Haslauer bei seiner Ansprache und schen Neubearbeitung für die Festspiele, wer- Werke zu Gehör gebracht, die im Auftrag der stellte anhand der drei Opern Iphigénie en den die Verhältnisse zur Verdeutlichung auf Wiener Philharmoniker komponiert wurden Tauride, Norma und Die Eroberung von Me- den Kopf gestellt: Der Sozialdarwinismus oder eine besondere historische Bedeutung xico aktuelle Bezüge her: „Bei allen drei wird ausgerechnet vom Bettlerkönig Pea- für sie haben. Pierre Boulez, der den Fest- Bühnenwerken geht es in unterschiedlichen chum gepredigt. Im „Jedermann“ schließlich spielen seit 1960 als Dirigent und Kompo- Facetten um ein Thema, das Faszination und sind die Lobpreisungen der Geldwirtschaft, nist verbunden ist, schenkt man in der Reihe Angst, Chance und Bedrohung in sich birgt: die der verblendete reiche Mann vornimmt, „Salzburg contemporary“ besondere Auf- die Begegnung mit dem Fremden und dem immer noch von entlarvender Schärfe. merksamkeit. Mechanismus von dessen Zerstörung, vor 400 Jahren genauso wie heute“, so Haslauer. 60 Millionen Menschen seien weltweit aus verschiedenen Gründen und mit unter- schiedlichen Zielen auf der Flucht. „Sie alle wollen Sicherheit, sie alle wollen leben.“ Nach Erwin Ringel sei die Angst vor dem Fremden vor allem auf mangelndes Selbst- wertgefühl und mangelnde Stabilität zurück- zuführen, so Haslauer, der appellierte, diese Angst zu überwinden und auf das Erreichte stolz zu sein. Besonders die Festspiele zei- gen, „zu welchen geistigen, gestalterischen und künstlerischen Leistungen dieses Land, dieser Kontinent, unsere Kultur fähig ist“. Man müsse „den inneren Spannungsbogen zwischen Pflicht und Leidenschaft, zwi- schen Humanität und Selbstschutz, zwischen Hilfsbereitschaft und Lebenswille mit einer Brücke verbinden: Geben wir der Mensch- Foto: Neumayr / MMV lichkeit die Weite, aber auch gleichzeitig Mit militärischen Ehren auf dem Weg zur Festspieleröffnung (v.l.): Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer, Bundespräsident Heinz Fischer und Klaus einen Horizont, an dem sie ihre notwendige Iohannis, Staatspräsident von Rumänien Perspektive findet“, sagte Haslauer.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 104 Kultur

Ostermayer: Die Kunst macht das Leben erträglicher „Kunst und Kultur können uns helfen, Demagogen von seriösen Analytikern zu un- terscheiden. Kunst kann bereits dann die Grenzen zwischen Menschlichkeit und Un- menschlichkeit aufzeigen, noch bevor diese für jeden offensichtlich geworden sind“, so Bundesminister Ostermayer. „Kunst kann uns helfen, auch in stürmi- schen Zeiten dennoch weiter am schmalen Grat der Zivilisation sicher zu gehen, die Gefährdungen für diese errungene Zivilisa- tion beim Namen zu nennen und dann und wann auch den Finger schmerzhaft in die Wunden unserer Gemeinschaft zu legen. Kunst und Kultur kann uns zeigen, wie wichtig es ist, über den sozialen Frieden in

Europa und darüber hinaus nachzudenken Foto: Neumayr / MMV und wie man ihn bewahren kann. Wenn wir Margit und Bundespräsident Heinz Fischer, Carmen und Staatspräsident Klaus nicht verstehen, wer der andere ist und vor Iohannis, Christina Rösslhuber und Landeshauptmann Wilfried Haslauer allem, warum er anders ist, mündet das in Asylsuchenden ein: „Grundrechte, Menschen- Rassismus, Gewalt und Fremdenhaß, eben in würde und Rechtsstaat stehen auch heute Eroberung. Im Idealfall sollten wir durch die weltweit auf dem Prüfstand.“ Worauf gerade Kunst reifer, klüger und gebildeter werden. Österreich jahrzehntelang stolz sein konnte, Die Kunst macht das Leben erträglicher“, so sei heute nicht mehr ganz so selbstverständ- Ostermayer. lich. „Ich meine, daß es richtig und notwendig Safranski: Revolution des gesellschaft- ist, sich mit diesem Phänomen auseinander- lichen Zeitregimes erforderlich zusetzen, die Rangordnung unserer Werte Viele Bezüge zum „Rosenkavalier“ stell- nötigenfalls zurechtzurücken und dabei Mut te Rüdiger Safranski in seiner Festrede zum zu zeigen. Wir können nicht Unmögliches Thema Zeit und Macht her. Zur Vergänglich- leisten, aber wir müssen Menschen, die brutal keit und zum Altern gehört „auch das Be- aus ihrer Lebensbahn geworfen, zur Flucht wußtsein der Sterblichkeit, der eigenen gezwungen und an den Rand gedrängt wer- Befristung“. Mehr noch aber fordert Safrans- den, in die Augen schauen und uns selber in ki „eine neue Zeitpolitik, eine Revolution den Spiegel schauen können. Mauern und des gesellschaftlichen Zeitregimes“. Man Zäune an den Grenzen und in den Köpfen müßte „andere Arten der Vergesellschaftung sind keine taugliche Antwort auf die Her- und Bewirtschaftung der Zeit entwickeln Foto: Peter-Andreas Hassiepen ausforderungen, mit denen wir es heute auf und durchsetzen“. Dabei werde die Zeit Prof. Rüdiger Safranski diesem Gebiet zu tun haben“, so Fischer. „notwendig zu einem politischen Thema und möglichen. Es ist eine politische Machtfra- Die Einstellung, „da kann man nichts gerät in den Bereich der politischen Ent- ge, Lebenszyklen und Arbeitsprozesse zu machen“, bringe uns nicht weiter, unterstrich scheidungen“. synchronisieren. Und es ist eine politische Fischer. „Im Gegenteil: Sie lähmt uns und Es sei eine politische Machtfrage, die Machtfrage, wie viel Zeit wir den Kindern wirft uns zurück.“ Und in den allermeisten Geschwindigkeiten der Ökonomie und der geben und lassen wollen und den Alten und Fällen könne man sehr wohl etwas machen. demokratischen Entscheidungen aufeinan- dem Altern.“ Hierbei seien wir zwar nicht Optimismus dürfe aber nicht mit blinder Zu- der abzustimmen, „was darauf hinauslaufen Herren der Zeit. „Aber an der Art und Weise versicht verwechselt werden. Er sei eine würde, die Ökonomie unter das Zeitmaß der Vergesellschaftung der Zeit können wir Einstellung, die mit Realismus auf Probleme demokratischer Entscheidungen zu brin- sehr wohl etwas ändern“, so Safranski. zugehe und diese durch entsprechende An- gen“. Ebenso sei es eine politische Macht- strengungen zu lösen vorsehe. frage, „ob es der Finanzwirtschaft weiterhin Fischer: Bekenntnis zu Der Bundespräsident weiter: „Wenn es erlaubt bleiben soll, mit der Zukunft so Pluralismus und Toleranz heute etwas gibt, das wir besonders nötig gemeingefährlich zu spekulieren, wie sie das Ausgehend vom Anspruch der Salzburger haben, dann ist es die Form des Pluralismus, bisher getan hat und noch tut. Es ist eine Festspiele – allerhöchste Qualität, Interna- der Offenheit und der Zuversicht und der politische Machtfrage zu entscheiden, wel- tionalität und Auseinandersetzung mit der Wille, den Herausforderungen der Gegen- chen Preis an Umweltschäden und Lebens- Gesellschaft – ging Bundespräsident Fischer wart und der Zukunft mit Entschlossenheit belastungen wir zu zahlen bereit sind, nur in seiner Eröffnungsrede im Anschluß an die zu begegnen.  um eine schnellere Fortbewegungsart zu er- Festspielrede auf die aktuelle Situation der http://www.salzburgerfestspiele.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 105 Kultur Hommage auf Ferdinand Georg Waldmüller Anläßlich des 150. Todestages des bedeutendsten Wiener Biedermeier-Malers zeigt eine Ausstellung von 17. Juli bis 26. Oktober 2015 Werke aus der reichhaltigen Waldmüller-Sammung des Hauses im Oberen Belvedere. © Leihgabe des Vereins der Freunde Österreichischen Galerie Belvedere Ferdinand Georg Waldmüller, Am Fronleichnamsmorgen, 1857, Öl auf Holz, 65 x 82 cm

erdinand Georg Waldmüller *) gilt als be- 23. August widmet das Obere Belvedere ab müller wie die meisten österreichischen Fdeutendster österreichischer Künstler 17. Juli 2015 diesem überragenden Maler der Künstler seiner Zeit zwar die Wiener Aka- des 19. Jahrhunderts. Zum einen schuf er in Biedermeierzeit eine Hommage mit Haupt- demie der bildenden Künste und schulte den damals wesentlichen künstlerischen Spar- werken aus der reichen Waldmüller-Samm- seine Maltechnik an den alten Meistern, kri- ten – Porträt, Landschaft, Stillleben und lung des Hauses. tisierte jedoch in späteren Jahren die Unter- Genre – herausragende Werke, zum anderen Waldmüllers Genreszenen und Kinderbil- richtsmethoden der Akademie scharf. Selbst strebte er als ständig Suchender sein Leben der aus dem Wiener Vormärz erwecken beim Mitglied der Akademie, postulierte er, daß lang nach Vervollkommnung und beschritt ersten Anblick den Eindruck ungetrübten die Ausbildung ineffizient sei und zweijähri- dabei neue, weit in die Zukunft weisende „biedermeierlichen“ Glücks. Mit seinem Ein- ge Meisterkurse für Talenterkennung und Aus- Wege. Anläßlich seines 150. Todestages am treten für das Naturstudium und die Frei- bildung junger Künstler ausreichen würden. lichtmalerei wies der Künstler jedoch in die Mit den dadurch frei gewordenen finanziel- *) Ferdinand Georg Waldmüller wurde am 15. Jänner 1793 in Wien geboren und verstarb am 23. August Zukunft. Oftmals als Darsteller von Bieder- len Ressourcen sollten junge Künstler geför- 1865 in Hinterbrühl bei Mödling nahe Wien meieridyllen mißverstanden, besuchte Wald- dert und ihre Werke angekauft werden.

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neu auf, als die Secessionisten in ihm einen im Unteren Belvedere laufend Werke Wald- Vorläufer und Wegbereiter ihrer Kunstauf- müllers erworben. Als 1921 die Kaiserliche fassung erkannten, da auch er das Malen im Gemäldegalerie und die Österreichische Freien vor der Natur, das „Einfangen des Staatsgalerie zusammengelegt wurden, stan- Sonnenlichts“ und das Feilen an künstleri- den dem kaiserlichen Erwerb von zwölf Bil- schen Ausdrucksformen mittels Naturstu- dern 39 Erwerbungen der Staatsgalerie gegen- dien als die ureigene Aufgabe der Malerei über. Damit wird deutlich, daß die weltweit postuliert hatte. Im Katalog der Modernen größte Sammlung von Werken dieses Künst- Galerie von 1903 wurde Ferdinand Georg lers, die sich im Belvedere befindet, auf der Waldmüller als „der größte Meister, der aus Wertschätzung des Meisters durch die Se- dem Altwiener Genre hervorgegangen ist“, cessionisten beruht. bezeichnet, da er sich bald „aus eigener Kraft Das Waldmüller-Archiv im Research Cen- zu einem der frühesten Maler des freien Son- ter des Belvedere basiert auf den Forschun- nenlichtes“ entwickelt hatte. Dafür wurde gen von Bruno Grimschitz und Rupert Waldmüller von den Mitgliedern der Seces- Feuchtmüller. 1957 veröffentlichte Grim- sion bewundert und als „Ursecessionist“ be- schitz eine Monografie zu Waldmüller, der

© Belvedere, Wien zeichnet. Außerdem schätzten sie ihn auf- ein Werkverzeichnis angeschlossen ist. Dar- Ferdinand Georg Waldmüller, grund seiner unkonventionellen Haltung der auf aufbauend publizierte Feuchtmüller 1996 Selbstporträt vor der Staffelei, 1848 Akademie gegenüber und seines Eintretens sein Waldmüller-Werkverzeichnis und über- Öl auf Leinwand, 69,3 x 56,4 cm für den Ankauf von junger Kunst. ließ dankenswerterweise sein umfassendes Ab 1898 wurden für die Moderne Galerie Archiv dem Belvedere. „Waldmüller war ein Erneuerer und Re- volutionär der Kunst. Er baute auf der Tra- dition auf und forderte gleichzeitig die Ab- schaffung der Akademien, ähnlich radikal wie der Komponist und Dirigent Pierre Boulez, der in den 1960er-Jahren, gut hun- dert Jahre nach Waldmüller, die Auflösung der Opernhäuser forderte, um Platz für Neues zu schaffen“, so Agnes Husslein- Arco, Direktorin des Belvedere und des 21er Hauses. Waldmüllers Wirken geht weit über die Biedermeierzeit hinaus, einige seiner beein- druckendsten Werke entstanden nach 1848. Lassen sich am Beginn seiner Entwicklung noch klassizistische Züge erkennen, wird seine Malerei zunehmend realistisch. Als Ver- treter des „Biedermeierrealismus“ war er Zeit- genosse Caspar David Friedrichs, interpre- tierte jedoch Naturphänomene in keiner Wei- se religiös. Als einer der großen Repräsen- tanten der Wirklichkeitsschilderung machte er die Darstellung des Lichts zum zentralen Thema seines Spätwerks. Am Ende seines Lebens hatte der Histo- rismus Ferdinand Georg Waldmüller in künstlerischer Hinsicht überholt. In seinem Sterbejahr 1865 war die Ringstraße eröffnet worden, die Gebäude entlang dieses Boule- vards wurden in historischen Stilen errichtet und mit dementsprechenden Bildern ausge- stattet. Daneben entstand eine neue Form der Landschaftsmalerei, die in Österreich als „Stimmungsimpressionismus“ bzw. als „Stim- mungsrealismus“ bezeichnet wurde. Nach

Waldmüllers Tod wurde es für einige Jahr- © Belvedere, Wien zehnte still um seine Person. Das Interesse Ferdinand Georg Waldmüller, Der Dachstein vom Sophien-Doppelblick bei Ischl, an seiner Kunst flammte jedoch um 1900 1835, Öl auf Holz, 31 x 26 cm

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Porträt und Landschaft Um 1820 gelang Waldmüller der Durch- bruch als Porträtmaler. Besonders in der Frühzeit und abhängig vom Auftraggeber weisen seine Bildnisse zum Teil noch stark idealisierende Züge auf. Daneben kommen aber auch bereits realistische Tendenzen zum Tragen, wie bei dem beeindruckenden Porträt der 83jährigen Rosina Wieser. Die Aufträge stammten aus dem gehobenen Bürgertum in und um Wien ebenso wie aus Dresden, Leipzig oder Frankfurt am Main. Daneben gab es auch Porträtaufträge von Vertretern des Adels. „Naturwahrheit“ wurde zu Waldmüllers künstlerischem Credo. Er feilte sein Leben lang an seinem Können, strebte in jedem Bereich nach der optimalen Wiedergabe des Gesehenen. Wesentliche künstlerische Ein-

rechts: Ferdinand Georg Waldmüller, Niederösterreichische Bauernhochzeit, 1843, Öl auf Holz, 95 x 111 cm unten: Ferdinand Georg Waldmüller, Die Wiedergenesene, 1864, Öl auf Holz

60 x 76 cm © Belvedere, Wien © Belvedere, Wien

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 108 Kultur © Belvedere, Wien Ferdinand Georg Waldmüller, Vorfrühling im Wienerwald, 1861, Öl auf Holz, 52 x 66 cm

drücke gewann Waldmüller auf seinen Rei- Christtagsmorgen oder Am Fronleichnams- ihrem Anliegen durchwegs dem Trend der sen nach Italien und Paris. Seine landschaft- morgen und Bilder von ländlichen Liebeleien Zeit, sie zeigen in vielfältiger Weise den be- lichen Motive hingegen fand er bevorzugt im oder Hochzeitsfesten nur einen (wenn auch schaulichen Alltag, besondere Feste, trans- Salzkammergut und in der Umgebung von wesentlichen) Aspekt in Waldmüllers Werk. portieren moralisierende Botschaften und Wien. Er arbeitete an der Bildkomposition, Gerade die zuletzt genannten vielfigurigen wollen dem Mitmenschen ein Vorbild für an der Gegenüberstellung von Nähe und Fer- Gemälde erlauben einen Einblick in die Werk- sein Handeln sein. ne, an der glaubhaften Darstellung eines Aus- statt des Künstlers. Nach dem Vorbild der Eine eigene Gruppe bilden die Darstel- blicks in ein Tal. Um 1830 begann die seinerzeit beliebten „Lebenden Bilder“ ge- lungen aus dem Wienerwald, die Waldmüller Landschaft in Waldmüllers Werk zuneh- staltete Waldmüller Szenen mit Modellen, die in den 1850er-Jahren schuf. Sie weisen Ele- mend an Bedeutung zu gewinnen. Dies gilt er einzeln oder in Gruppen in sein Atelier mente sowohl der Genre- als auch der Land- auch für seine Porträts, in denen sie, wie im bestellte, um sie abzumalen. Seinen eigenen schaftsmalerei auf. „In der Konzentration des Bildnis der Familie Eltz oder in den Porträts Worten nach konnte Waldmüller nicht aus Kolorits auf wenige Blau-, Grün- und Braun- der Geschwister Apraxin, zum originären „dem Gedächtnis oder nach einer Zeich- töne stellen sie die Krönung von Waldmül- Bestandteil der Darstellung wird. Dazu kom- nung“ arbeiten. Hieraus resultiert die Tatsa- lers Versuchen dar, Atmosphäre darzustellen, men Gemälde, in denen Waldmüller, wie bei che, daß etwa in der Niederösterreichischen die Bilder licht- und lufthaltig zu machen. den Ahornbäumen bei Ischl oder in der Bauernhochzeit einzelne Figurengruppen her- Doch anders als wenig später die Impressio- Großen Praterlandschaft, die heimische auslösbar scheinen, obwohl sie zum Bild- nisten in Paris vermeidet er die Auflösung Natur selbst „porträtiert“. ganzen gehören. Seine Sujets fand er im der Struktur in einzelne Pinselstriche“, so der ländlichen Bereich rund um Wien – es gibt Kurator der Ausstellung, Rolf Johannsen. Kinderleben und Genreszenen keine Genrebilder Waldmüllers aus einem Diese Bilder sind es, die Waldmüller weit Lange Zeit war Waldmüller vor allem bürgerlichen Salon, wie sie etwa bei Josef über seine Epoche hinausstrahlen lassen.  durch seine Genremalerei bekannt. Doch bil- Danhauser oder Friedrich von Amerling zu http:/www.belvedere.at den Darstellungen von Kinderfreuden wie finden sind. Die Themen entsprechen in https://de.wikipedia.org/wiki/Ferdinand_Georg_Waldm%C3%BCller

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 109 Kultur Die verborgenen Seiten von Rubens‘ »Pelzchen« Kunsthistorisches Museum Wien – Ansichtssache #13 präsentiert von 30. Juli bis 29. November 2015 neue Erkenntnisse © KHM-Museumsverband © KHM-Museumsverband Peter Paul Rubens, Helena Fourment (»Das Pelzchen«) um 1636/1638, Eichenholz, 176 x 83 cm. Das Bild rechts zeigt »Das Pelzchen« im Auflicht, mit der Kartierung (Makro-Röntgenfluoreszenz-Scanning: Blei) ie Ansichtssache #13 widmet sich ab 30. Juli 2015 dem berühm- einlädt – schon deshalb, weil Rubens es nicht für den Kunstmarkt, Dten Portrait der zweiten Frau von Peter Paul Rubens, Helena sondern für sich selbst gemalt hatte. Fourment (1614 – 1673), das von Rubens und seiner Familie immer Jüngste technologische Analysen lieferten nun spektakuläre Er- nur „Das Pelzchen“ genannt worden ist. Es handelt sich in vielerlei kenntnisse zur Malgenese dieses Hauptwerkes der niederländischen Hinsicht um ein ungewöhnliches Werk, das zur genauen Betrachtung Portraitkunst des 17. Jahrhunderts.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 110 Kultur

Anläßlich der Ausstellung „Rubens in schien ihm dann doch zu direkt – Rubens Phantasie freien Lauf lassen, die Eichen- Private. The Master Portrays His Family“ im änderte jedenfalls seine Meinung, übermalte holztafel je nach Bedarf anstücken und dar- Antwerpener Rubenshuis wurde das Werk den Hintergrund mit einer neutralen dunklen aus das geheimnisvolle Bildnis Helenas ma- mit einer neuen Technik untersucht, die er- Farbe und legte anstelle des Brunnenbeckens chen, das wir heute sehen. Denn warum He- staunliche Ergebnisse brachte: Ein multidis- den Teppich mit dem roten Kissen. lena praktisch nur mit dem Pelzmantel be- ziplinäres Team – bestehend aus einem Na- Das war nicht die einzige grundlegende deckt ist, ob sie diesen gerade rafft oder fal- turwissenschaftler der Universität Antwer- Änderung im Malprozeß, wie eine von den len läßt: Es bleibt dem Betrachter überlas- pen, einer Kunsthistorikerin der Katholischen Restauratorinnen der Gemäldegalerie des sen, dies zu deuten. Universität in Löwen sowie einer Kuratorin Kunsthistorischen Museums durchgeführte und einer Restauratorin der Gemäldegalerie Analyse der Brettstruktur des Holzbildes »Ansichtssachen« des Kunsthistorischen Museums Wien – un- zeigt. Eigentlich hatte alles als Halbfigur be- Mit den „Ansichtssachen“ hat die Ge- terzog das Gemälde einem Makro-Röntgen- gonnen, wahrscheinlich wie bei Tizians mäldegalerie im Jahr 2012 eine neue Aus- fluoreszenz-Scanning (Makro RFA Scan). Mädchen im Pelz, das Rubens während sei- stellungsreihe ins Leben gerufen. Im Fokus Mit dieser Technik wird analysiert, aus wel- nes Besuches in London in der Sammlung steht dabei jeweils ein außergewöhnliches chen Elementen eine Malschicht zusammen- von König Charles I. gesehen und kopiert Bild der Sammlung, das aus Platzgründen gesetzt ist, ohne in diese eingreifen zu müs- hatte; es befindet sich heute ebenfalls im nur selten gezeigt wird oder das durch jün- sen. Damit kann eine Art Landkarte der Ele- Kunsthistorischen Museum, und die beiden gere Forschungsergebnisse zu einer erneuten mente auch von darunterliegenden, heute Gemälde werden im Rahmen von Ansichts- Betrachtung einlädt. nicht mehr sichtbaren Malschichten erstellt sache #13 gemeinsam im Kabinett 24 der Ansichtssache #13 ist von 30. Juli bis 29. werden, die Rückschlüsse auf die Bildge- Gemäldegalerie zu sehen sein. November 2015 in der Gemäldegalerie des nese zulassen. Da Rubens dieses Portrait Helenas zu sei- Kunsthistorischen Museums zu sehen.  Heute sieht man auf dem Bild Helena nem Privatvergnügen malte, konnte er seiner http://www.khm.at ganzfigurig, nackt, nur spärlich mit einem Pelzmantel bedeckt, vor einem dunklen Hin- tergrund auf einem roten Teppich stehen. Ansichtskarten Online Rechts hinter ihr zeichnet sich bei genauem Hinsehen und gutem Licht dann noch ein Löwenmaskaron ab, aus dem Wasser fließt. Da solche Brunnenauslässe für gewöhnlich nicht im Inneren eines Hauses gebraucht wur- den, stellte sich die Frage, wo Helena eigent- lich steht. Um dies zu klären, wurde vom Be- reich rechts hinter Helena ein Scan angefer- tigt, der für das Element Blei ein bemerkens- wertes Bild lieferte. Rubens hatte ursprüng- lich hinter seiner Frau einen Brunnen mit zwei Ebenen in einer mit einem Rundbogen abschließenden Nische gemalt; auf der obe- ren Ebene stand ein puer mingens: ein klei- ner, steinerner, gelockter Bub, der sein Hemdchen hochhält, um Wasser zu lassen.

Helena stand also ursprünglich im Freien. © Österreichische Nationalbibliothek Rubens ließ sich bei dieser Brunnenstatue istorische Ansichtskarten von Sehens- gescannt. Sie können auf dem neuen Online- einerseits von einer antiken Statue inspirie- Hwürdigkeiten aller Art werden seit über Portal AKON kostenlos und rund um die ren, die er in Rom gezeichnet hatte und die 100 Jahren weltweit verschickt, gesammelt, Uhr abgerufen werden. sich heute im Louvre befindet, andererseits getauscht und versteigert. Egal ob Heimatort Die Auswahl beinhaltet Ansichtskarten hat er unter anderem Anregungen von Tizian oder Urlaubsziel: Die Karten wecken Erin- aus allen Teilen der Erde, von den Anfängen verarbeitet. Diese Art von Brunnen ist ein- nerungen an ferne Kindheitstage, an Som- der illustrierten Postkarte Ende des 19. Jahr- zigartig in seinem Werk. Der urinierende merfrische und die „gute alte Zeit“. Immer hunderts bis in die frühen 1940er Jahre. Der Junge wurde in der Renaissance als Symbol öfter nutzt sie auch die kultur- und sozial- Schwerpunkt liegt in Europa, gefolgt von für Fruchtbarkeit und Sexualität gedeutet. wissenschaftliche Forschung als wichtige Asien und Amerika. Für Österreich wurden Helena Fourment war zweifellos eine sehr Quelle der Alltagskultur. 44.159 Ansichtskarten ausgewählt, wobei der fruchtbare Frau: In den zehn Jahren ihrer Die Österreichische Nationalbibliothek Spitzenreiter Niederösterreich ist, gefolgt von Ehe mit Rubens gebar sie fünf Kinder, von verfügt in ihren Sammlungen über umfang- der Steiermark und Oberösterreich. ihrem zweiten Mann, Jan-Baptist van Brouch- reiche Bestände an illustrierten Postkarten mit Fast jedes österreichische Ausflugsziel – oven van Bergeyck, stammen weitere sechs. topografischen Bildmotiven. Um sie einem vom Großglockner bis zum Goldenen Dachl, Offenbar lenkte der Brunnen dann aber möglichst großen Kreis an Interessierten zur von der Hofburg bis zum Hinteren Gosau- doch zu sehr von der in Antwerpen gefeier- Verfügung stellen zu können, wurde eine see – ist damit auf AKON vertreten.  ten Schönheit ab, oder die Anspielung er- repräsentative Auswahl von 75.000 Karten http://akon.onb.ac.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 111 Kultur Mozart-Autograph kehrt nach Salzburg zurück © ISM ie Stiftung Mozarteum konnte durch die schriebenen Seiten, die Abschrift wanderte skript ursprünglich weder einen Titel noch Dgroßzügige Unterstützung einer priva- in Privatbesitz. Am 28. Mai 2015 kam das eine Autorenangabe auf; die Angabe „Stabat ten Spenderin ein umfangreiches Mozart- Stück bei Sotheby’s in London erneut zur mater“ (in blasser Schrift) auf der ersten Autograph erwerben. Die Abschrift eines Wer- Versteigerung und konnte dank großzügiger Notenseite wurde erst im 19. Jahrhundert kes von Eugenio di Ligniville durch Wolf- Unterstützung einer privaten Spenderin für hinzugefügt. gang und Leopold Mozart befand sich bis- 167.000 Britische Pfund (237.000 Euro) von Von den insgesamt knapp dreißig Einzel- lang in Privatbesitz. der Stiftung Mozarteum Salzburg erworben kanons, aus denen Lignivilles Vertonung des Während sich die meisten Mozart-Auto- werden. Stabat mater besteht, und die im Erstdruck graphe seit langem in Sammlungen befin- Die Originalhandschrift, die nun erstmals (ohne Ort, um 1767) in einer Rätselnotation den, die öffentlich zugänglich sind, sind der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt aufgezeichnet sind, haben die Mozarts nur einige wenige Handschriften der interessier- werden kann, bietet Aufschlüsse über die eine Auswahl von neun Sätzen abgeschrie- ten Fachwelt nie zugänglich gewesen. Zu musikalischen Studien der Familie Mozart. ben und in vollständiger Partitur notiert. Pa- diesen Stücken gehört das Stabat Mater KV Wolfgang und Leopold Mozart hatten Euge- pier- und Schriftbefund lassen erkennen, daß Anh. A 17, dessen Original Ende der 20er- nio di Ligniville (1727 - 1778), den Musik- die Handschrift nicht, wie lange vermutet, Jahre mit anderen Mozart-Quellen des Mu- intendanten des Großherzogs der Toskana bereits 1770 während der ersten Italienreise sikverlags André in Offenbach erstmals zur Peter Leopold (später als Leopold II. rö- entstanden ist, sondern erst um 1773 in Salz- Versteigerung ausgerufen war. Johann Anton misch-deutscher Kaiser), Anfang April 1770 burg. Sie belegt damit das lang anhaltende André, der Sohn des Verlagsgründers, hatte auf der ersten Italienreise in Florenz persön- Interesse der Mozart-Familie an den kontra- Ende 1799 den musikalischen Nachlass von lich kennengelernt. Die Noten hat Wolfgang punktischen Künsten Lignivilles, der ebenso Wolfgang Amadé Mozart von dessen Witwe Amadé Mozart geschrieben, den Text hat wie Mozart ein Mitglied der berühmten Constanze angekauft. Die kleinformatige Leopold eingetragen, allerdings nur unvoll- Accademia filarmonica in Bologna war.  Handschrift (17 x 22 cm) mit zwölf be- ständig. Das Werk wies als Studienmanu- http://www.mozarteum.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 112 Kultur Geteilte Stadt – Linz 1945-55 Zahlreiche S/W-Fotografien und Original-Dokumente, wertvolle wie ebenso kuriose Gebrauchs- und Alltagsgegenstände sowie Relikte aus der militärischen Besatzungszeit. Zu sehen bis 26. Oktober 2015 im NORDICO Stadtmuseum Linz. Foto: NORDICO Stadtmuseum Linz

an schreibt den 8. Mai 1945: der Krieg Mendet, die Zeit der Besatzungsmächte beginnt. Die Donau wird zur Demarka- tionslinie, die das Mühlviertel vom rest- lichen Land trennt und somit auch Linz in zwei Zonen teilt – in einen russischen Norden und einen amerikanischen Süden. Woran erinnern sich jene, die damals in Linz gelebt haben? Fast jede/r ZeitzeugIn weiß von den alliierten Wachposten an der Brücke zu berichten. Von langwierigen Kon- trollen der Russen und der Furcht der Ameri- kaner vor Ungeziefer, der sie mit DDT begeg- neten. Der legendäre Satz von Landeshaupt- mann Heinrich Gleißner: „Wir haben die läng- ste Brücke der Welt. Sie beginnt in Washington und endet in Sibirien“, hat sich gleichfalls tief ins kollektive Gedächtnis gegraben.

Bild oben: Blick vom Brückenkopf zum Hauptplatz im Juli 1946

Bild rechts: Landeshauptmann Heinrich Gleißner und Bürgermeistersgattin Elmira Koref tanzen am 8. Juni 1953 auf der Nibelungenbrücke anläßlich der Aufhebung der Brückenkontrolle durch

die Alliierten. Foto: Courtesy Irmhild Maaß

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 113 Kultur

Die Erzählungen über die ersten Besat- zungsjahre drehen sich oft um die Versor- gungslage. Unzureichende Lebensmittelkar- ten, kaum genießbare Schulausspeisungen und Transporte unterernährter Kinder in die Schweiz werden erwähnt, ebenso die aus verwurmten Erbsen bestehenden Lebensmit- telspenden der Sowjets und die in einem scharfen Kontrast dazu stehenden üppig gefüllten CARE-Pakete aus Amerika. Den täglichen Kampf ums Überleben führen nicht nur UrfahranerInnen und Lin- zerInnen, sondern auch tausende Heimkeh- rerInnen, Displaced Persons und Flücht- linge, die die Kapazität der ohnehin schon überfüllten Stadt zu sprengen drohen. Unabhängig von der Besatzungszone gibt es eine starke Sehnsucht nach Ablenkung aus der Misere, sei es durch kulturelle oder sportliche Aktivitäten. Die Gründung der Neuen Galerie, der Bau des Sportstadions auf der Gugl und eine blühende Theater- Irische Butterspende, 1947 szene sind Zeugnisse für eine langsame Rückkehr in die Normalität. 1947 wird in der Voest der erste Hochofen nach dem Krieg angeblasen, zwei Jahre später revolutioniert das LD-Verfahren die weltweite Stahlpro- duktion. Nach und nach verschwinden Bezugs- scheine für Lebensmittel und Textilien, die Geschäfte füllen sich wieder mit Waren. Der erste Selbstbedienungsladen Österreichs öff- net nach amerikanischem Vorbild 1950 seine Pforten in Linz. Der Nachholbedarf ist nach zehn Jahren Rationierung gewaltig: Zu- nächst wird der Hunger nach lang entbehrten Lebensmitteln gestillt, dann folgt die Phase der Neueinkleidung, gegen Mitte der 1950er Jahre richtet man sich die Wohnung neu ein. Wäre die Stadt nicht besetzt, könnte man recht zufrieden sein. Als 1953 die Brückenkontrollen aufgeho- ben werden, feiert die ganze Stadt. Und als Bürgermeistersgattin Elmira Koref zu die- sem Anlaß mit Landeshauptmann Gleißner auf der Nibelungenbrücke Walzer tanzt, tanzt Linz gleichzeitig in das Konsum- zeitalter hinein. Das Stadtmuseum NORDICO hat für diese Ausstellung seine umfassende Foto- sammlung durchforstet und präsentiert ein großes Konvolut daraus zum ersten Mal der Öffentlichkeit. Fotos: NORDICO Stadtmuseum Linz Zeitungsstand an der Linzer Landstraße, 1947 (Ausschnitt) Neben dem fotografischen Schwerpunkt sind zahlreiche originale Dokumente aus der berInnen und ZeitzeugInnen. Wertvolle wie In extra für die Ausstellung produzierten Vi- damaligen Zeit zu sehen. Ergänzt wurden die ebenso kuriose Gebrauchs- und Alltagsge- deos kommen ZeitzeugInnen mit ihren per- Stücke aus den museumseigenen Beständen genstände sowie Relikte aus der militäri- sönlichen der Linzer Nachkriegszeit zu um großzügige Leihgaben aus öffentlichen schen Besatzungszeit ergänzen die histori- Wort.  Institutionen und von privaten Leihge- sche Aufarbeitung der Besatzungszeit in Linz. http://nordico.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 114 Kultur Politischer Populismus Große internationale Ausstellung kommentiert von 6. November 2015 bis 31. Jänner 2016 populistische Tendenzen der zeitgenössischen Gesellschaft in der Kunsthalle Wien an, das zum Beispiel von der Politik aktuell für populistische Stimmungsmache verein- nahmt wird. Simon Denny wird eine neue Arbeit über die NSA produzieren, Flaka Haliti eine neue Arbeit zum Thema Migra- tion/Kosovo. Minouk Lim hat mit „United Paradox“ einen exklusiven Beitrag für die Kunsthalle Wien (in Koproduktion mit dem Frankfurter Portikus) entwickelt, der die Massaker an der Bevölkerung in Südkorea zu Beginn des Koreakrieges thematisiert sowie die gewaltsame Niederschlagung von De- monstrationen gegen die Militärdiktatur und für mehr Demokratie 1980 in Gwangju. Zur Rechtfertigung der Morde wurden die Opfer damals systematisch als Kommunisten ge- brandmarkt. (Die 1995 gegründete Gwangju Biennale war eine Reaktion auf diese Mor- de.) Die Ausstellung versammelt also vielfäl- tige künstlerische Reaktionen auf jeweils Foto: Courtesy the artist spezifische populistische Argumentations- Minouk Lim, Navigation ID, 2014, Live broadcast intervention at the press ope- muster. Zugleich zeigen viele Werke die ning day of Burning Down the House, the 10th Gwangju Biennale Komplexität von Themen und entschleuni- olitischer Populismus“ ist der ausgespro- Referenzen ein progressives Aussehen verlie- gen Prozesse, die in der öffentlichen Debatte Pchen populistische Titel für eine Ausstel- hen. Rappende Politiker, speziell auf Young- populistisch reduziert werden. Es geht inso- lung, die versucht, ein Phänomen kritisch ster abgestimmte YouTube-Clips, Fernseh- fern letztlich auch um unser Verhältnis zum und mit künstlerischen Mitteln zu hinterfra- formate oder Popkonzerte, die politische Populismus: um Gegenargumentationen zu gen. Dabei geht es um alle Lebensbereiche Themen besetzen und Ressentiments gesell- einer populistischen Vereinnahmung wichti- und um das Feld der populistischen politi- schaftsfähig machen, gehören genauso zum ger gesellschaftlicher Themen. schen Entscheidungsfindungen. Auch im modernen Medienalltag wie die Museums- Hochkulturbereich nehmen vereinfachende direktorin am Arm des Supermodels, der Begleitprogramm manipulative Zuspitzungen zu. Man bemüht Kim Kardashian oder des Megatalents James Begleitet wird die Ausstellung von einem sich, mehr oder weniger offensichtlich, um Franco. vielfältigen Programm aus Lesungen, Film- populäre Aufmerksamkeit und Erfolg. Eine In der Ausstellung „Politischer Populis- vorführungen, Diskussionen und Performan- Blockbuster-Ausstellung ist im Bereich der mus“ reflektieren künstlerische Werke wieder- ces unter anderem mit Steffen Möller, bildenden Kunst immer noch der einfachste um diese Tendenz, kommentieren sie oder Willem de Rooij und Dieter Lesage. und offensichtlichste Beleg für erfolgreiche geben ihr eine subversive zweite Ebene, Symposium „Populismus & Kunst“: Von Arbeit, und diese Art der Erfolgsmessung welche die Mechanismen des Populismus 28. bis 30. Jänner 2016 organisiert die Kunst- wird öffentlich selten hinterfragt. Besucher- gegen diesen wendet. Es geht also nicht di- halle Wien zum Ende der Laufzeit von „Po- zahlen, Auslastungen, Einschaltquoten, Clicks rekt um Populismus, sondern wie Kunst dar- litischer Populismus“ ein Symposium mit und Hits treiben inhaltliche Überlegungen, auf reagiert. Die Ausstellung präsentiert einer Reihe von nationalen und internationa- normative Setzungen und nachhaltige Strate- Werke internationaler KünstlerInnen, die sich len TeilnehmerInnen. gien vor sich her. Auch die Kunsthalle Wien mit den verschiedenen Facetten des oben arbeitet mit und an diesen Widersprüchen. skizzierten Phänomens beschäftigen, es ana- Teilnehmende KünstlerInnen Wir alle bedienen uns seit dem Jahrtausend- lysieren, ironisch brechen, vor allem aber Basel Abbas and Ruanne Abou-Rahme, wechsel wesentlich stärker popkultureller darauf verweisen, wie omnipräsent es ge- Darren Bader, Keren Cytter, Simon Denny, Verweise, Verfahren und Ästhetiken. worden ist. „Politischer Populismus“ ist eine Flaka Haliti, Johanna Kandl, Erik van Lies- Social Media, Werbeästhetik und mediale Schau mit über 15 unterschiedlichen Positio- hout, Minouk Lim, Goshka Macuga, Mián Inszenierung haben aber auch der Vermitt- nen, die thesenhaft nebeneinander gestellt Mián, Marcel Odenbach, Ahmet Ögüt, Hito lung politischer Inhalte und Parolen oft mit werden. Jede dieser Positionen spricht auf Steyerl, u.a.  Hilfe künstlerischer und kunsthistorischer künstlerische Weise ein bestimmtes Thema http://www.kunsthallewien.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 115 Kultur Tiroler Volksschauspiele Telfs von 23. Juli bis 29. August 2015 Foto: Tiroler Volksschauspiele / Bernd Schranz Das Ensemble des Stückes »Fliegende Hitzen« von Veronika Eberl und Lorenz Gutmann auf der Bühne im Rathaussaal

m 23. Juli hob sich zum 33. Mal der Vor- Diskussionen unterzugehen droht. Jede Spiel- menschlichen Abgründe blicken müssen und Ahang über einem Theater-Festival, das zeit hat einen anderen formalen wie inhalt- uns fragen, wer schuld ist. Wirklich schuld. sich zur Aufgabe gemacht hat, diejenigen lichen Fokus. 2015 stehen neue Stücke im Gott? Der Teufel? Der Krieg? Die Männer? Traditionen des Volkstheater fortzuführen, die Zentrum, Uraufführungen, frisches Blut in Die Frauen? Die Gesellschaft? Der Zinger- selbiges als lustvolle, keinen Ton des Lebens den Adern des Theaters. Wir präsentieren le? Das Theater gibt keine Antwort, aber es verschenkende, Auseinandersetzung mit unse- heuer als neue Eigenproduktionen: spielt mit der Frage. rer Lebenswelt verstehen, wie es ein Shakes- „Fliegende Hitzen“ von Veronika Eberl Und wozu das alles, werden wir dann peare, Gozzi, Nestroy, Raimund, Karl Schön- und Lorenz Gutmann und „Der Hund, Der gefragt? herr, Franz Kranewitter und ein Felix Mitterer Hund“ von Georg Ringsgwandl. Die Auto- Und da muß wieder einmal der große Wil- getan haben und tun; aber auch über einem ren sind keine Unbekannten: Veronika Eberl helm Busch herhalten: „…weil das Gute Festival, das sich von einem Volkstheaterbe- und Lorenz Gutmann sind schon 1997 mit eben das Böse ist, das man läßt.“ griff abgrenzen will, der, entschuldigen Sie „Brutto Madonna“ und 1998 mit „Der un- Am 23. Juli hatte dieser kühne Bilderbo- den Vergleich, verdammt an die legendäre heimliche Geliebte“ als Autoren hervorge- gen der Tiroler Nachkriegszeit unter der Re- Enthirnungs- und Rückgratentnahme-Ma- treten. gie von Klaus Rohrmoser Premiere, für die schine des Königs Ubu erinnert. Daß es nicht Karl-Heinz Steck eine Bombe in den Rat- wahr ist, daß das Publikum mehrheitlich faul, Fliegende Hitzen haussaal hat fallen lassen. dumm und nur in Lage sei Vorverdautes zu In ihrem neuesten Stück „Fliegende Hit- goutieren, beweisen die ca. 400.000 Besucher zen“ machen sie den in Tirol fast sprich- Der Hund, Der Hund. der vergangenen 33 Jahre und der Ruf, den wörtlich gewordenen Frauenmörder, Verge- Der berühmte Rock-Clown Georg Rings- die Volksschauspiele im deutschsprachigen waltiger, Familienvater und Nie-Integrierten gwandl, ist als Autor Schöpfer einer ganz Raum mittlerweile genießen. Guido Zingerle zum Objekt einer Wette zwi- eigenwilligen und kostbaren „Poesie des All- Über einem Festival, das sich zwischen schen Himmel und Hölle. Ein Tiroler Faust? täglichen“. Poesie, so heißt es auf Wikipe- den Sommer-, Kultur- und Tourismus- Nicht wirklich. Aber der Himmel wettet dia, sei: „…eine über die Sprache hinausge- Hochburgen Bregenz und Salzburg etablie- nicht nur um Intellektuelle. hende Wirkung – etwas Stilles, das sich der ren und halten konnte, und zwar in einer Ge- Warum, werden wir oft gefragt, ein Stück Alltagssprache entzieht…“ Exakt – nur daß meinde, die allgemein nicht als touristisches über einen abartigen Verbrecher? Eine sich Ringsgwandls Poesie der Alltagsspra- Highlight gilt. Die Tiroler Volksschauspiele menschliche Bestie? Einen Wolf in Men- che eben nicht entzieht. Heuer erwartet uns in Telfs sind eine Erfolgsgeschichte dezen- schengestalt? seine Sprechoper: „Der Hund, Der Hund.“ tralistischer Kulturpolitik. Weil es keine Welt gibt ohne Abgrund und Dieser titelgebende Hund führt sein Frau- Es ist meine Pflicht darauf hinzuweisen, weil uns das Ausblenden des Monströsen chen täglich viermal um den Block; aber die weil diese Tatsache im Strudel finanzieller blöd macht und krank. Weil wir in die Reise geht nicht nur ums Karree, sie geht

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auch jedes Mal aufs Neue durch das vergan- gene Leben der alten Frau. Und daß wir für diese Frau Christine Ostermayer gewinnen konnten, ist uns besondere Freude und Ehre. In Telfs stand sie bis 2008 mit Ruth Drexel in „Späte Gegend“ zehn Jahre in Folge auf der Bühne; für viele Zuschauer eine bleiben- de Erinnerung. „Der Hund, Der Hund.“ ging in Susi We- bers Inszenierung am 29. Juli im Krane- witter Stadel ins Rennen. Und eine Komödie soll im Sommer auch nicht fehlen. Und worum soll es 2015 in einer Komödie gehen? Richtig – um Geld, um Gier, um Neid und Habsucht. Genauer: um einen steinreichen Mann, der ausstreuen läßt, kinderlos und sterbenskrank zu sein und auf diese Weise eine Handvoll Erbschleicher zu seinem Gaudium um sein Totenbett tan- zen läßt, wie die Israeliten ums goldene Kalb. Als ihm dämmert, daß gar nicht er es ist, der die Fäden in der Hand hält ist es zu spät…

Volpone Es ist eine alte Geschichte, doch bleibt sie ewig neu, und wem sie just passieret … ja, ja … Diese Produktion ist schon sehr erfolg- reich in Deutschland, Österreich und der Schweiz auf Tournee gelaufen – zum krö- nenden Abschluß soll sie jetzt auch das Telfer Publikum erfreuen. Michael Roll spielt Vol- pone, den Fuchs – ich, Markus Völlenklee, gebe Mosca, die Schmeißfliege. Vom 4. Au- gust bis 9. August spielen wir den „Volpone“ von Ben Johnson täglich im Rathaussaal.

Foto: Günther Egger www.guentheregger.at Markus Völlenklee Christine Ostermayer spielt das Frauchen des titelgebenden Hundes. http://www.volksschauspiele.at Foto: a.gon Theater München In Ben Johnson Stück »Volpone« spielt Michael Roll die Titelfigur, Markus Völlenklee den »Mosca« im Rathaussaal Telfs.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 117 Serie »Österreicher in Hollywood«

Der Wiener Autor Rudolf Ulrich dokumentiert in seinem Buch »Österreicher in Hollywood« 400 Einzel- biografien mit beigeschlossenen Filmografien und über 12.000 Film- und Fernsehproduktionen aus Hollywood mit österreichischer Beteiligung. In der 91. Folge portraitiert er Iphigenie Castiglioni Schauspielerin

phigenie Augusta Buchmann, Tochter von Alexander Buchmann Iund dessen Ehefrau Josephine, geboren am 23. August 1895 in Wien*), für die Bühne ausgebildet, war eine stadtbekannte Schönheit. George Bernard Shaw, der sie am in seinem Stück "Cäsar und Cleopatra" sah, proklamierte sie begeistert als Reinkartion seiner historischen Titelfigur. Die Schauspielerin gab indes nach der Heirat mit Camillo Castiglioni (vermutlich auf Wunsch des Ehemanns) ihren Beruf zeitweilig auf. Der aus Triest stammende Bankier, Unternehmer, Luftfahrtpionier und Kunstsammler zählte in der Inflationszeit nach dem Ersten Welt- krieg zu den vermögendsten und einflussreichsten Geldmagnaten Wiens. Er finanzierte zwischen 1923 und 1924 als Hauptaktionär der von ihm gegründeten Wiener Schauspielhaus-Aktiengesellschaft den Umbau des von Max Reinhardt gepachteten Theaters in der Josef- stadt, erbat dafür aber die Förderung seiner Gattin als Schauspielerin. Otto Preminger, Reinhardts Nachfolger, erhielt nach der Übernahme des Hauses 1933 unter der gleichen Voraussetzung ein weiterführen- des Supportangebot. Als Max Reinhardt 1934/35 in New York die Inszenierung des Franz-Werfel-Stücks „Der Weg der Verheißung“ („The Eternal Road“) plante, nahm er dazu auch die Frau seines einstigen Mäzens in das vorgesehene Ensemble auf. Nachdem die Produktions-Vorbereitun- gen länger dauerten und unvorhergesehene Schwierigkeiten einen späteren Aufführungstermin zur Folge hatten (1937), wandte sich Castiglioni nach Hollywood. 1936/37 stand sie in distinguierten Rol- len drei Mal vor der Kamera, bei Warner Bros. in der biografischen Verfilmung „The Story of Louis Pasteur“ als französische Kaiserin Eugénie (Gattin Napoleons III), die sie anschließend auch im MGM- Musical „Maytime“ verkörperte. Nach der Mitwirkung in „The Life of Emile Zola“, einem weiteren Warner-Bio Picture, arbeitete Casti- glioni ein Jahrzehnt abseits der Ateliers als Drama Coach. Erst Ende der 40er-Jahre nahm sie die schauspielerische Tätigkeit

wieder auf, in Filmen der Warners, bei 20th Century-Fox und Para- Foto: Archiv Rudolf Ulrich mount, betont herausgestellt im Fach romanischer Damen oder als Iphigenie Castiglioni „countess“, teilweise ohne „credit“ im Vorspann. Zu nennen sind die Komödie „Always Leave Them Laughing“ (1949), die Romanze „Casablanca“ bekannt geworden war. Die Ehe hielt bis zu ihrem Tod, „September Affair“ (1950) nach Story und Drehbuch der Wiener Iphigenie Castiglioni, über deren Leben nur spärliche Fakten aufzu- Exilanten Fritz Rotter und Robert Thoeren, der erste „on location“ finden waren, starb nach einer schweren Krankheit am 30. Juli 1963 (Rom, Venedig) gedrehte CinemaScope-Film „Three Coins in the im Motion Picture Country Hospital in Los Angeles. Die Bestattung Fountain“ (1954), das herausragende Gershwin-Musical „Funny erfolgte im Hollywood Memorial Park am Santa Monica Boulevard, Face“ (1957) mit den Stars Audrey Hepburn und Fred Astaire, zuletzt heute Hollywood Forever Cemetery.  das romantische Melodram „Rome Adventure“ (1962). Castiglionis Filmografie zu verschiedenen Zeiten beläuft sich auf insgesamt 15 *) Iphigenie Castiglioni wird in einigen Beschreibungen mit abweichendem Ge- Spielfilm-Titel, dazu kommen 20 Auftritte in Episoden bekannter burtsjahr und Geburtsort erwähnt. So nennt Internet Movie Database als Geburts- ort Mödling, Lower Austria und Geburtsjahr 1901, das auch im Certificate of Death TV-Serien. Ihre letzte Kamera-Arbeit datiert von 1963. 7053-15617 vom 1. August 1963 des County of Los Angeles und im Kurz-Nachruf Die Schauspielerin, von Castiglioni um 1940 geschieden, heirate- des Branchenblattes Variety aufscheint. Allan R. Ellenbergers „Celebrities in Los te 1947 oder 1948 in zweiter Ehe den aus St. Petersburg stammenden Angeles Cemeteries“ (Mc Farland, 2001) benennt korrekt Geburtsjahr und Ge- Schauspieler Leonid Kinskey, der in der Branche als Supporting burtsort. Fakt ist, daß sich die Schauspielerin beim Start ihrer Filmkarriere durch Angabe des Geburtsjahres 1901 um sechs Jahre verjüngte. Hierzu sei auf den Arti- Player und 1942 vor allem als Darsteller des Barkeepers Sascha aus kel über Camillo Castiglioni von Martin Th. Pollner in der Ausgabe Nr. 15 vom Rick’s Café Americain in Michael Curtiz’ klassischem Melodram 22. Juli 2010 (S. 24/25) in der Zeitung „Alpenpost“ aus Bad Aussee verwiesen.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 118 ÖJ-Reisetip Land der Urlaubsvielfalt Niederösterreich besitzt eine in Mitteleuropa einzigartige Vielfalt von Natur und Kultur. Das spiegelt sich auch im Urlaubsangebot wider, das sich auf Genußreisende aller Art spezialisiert hat. Foto: Niederösterreich-Werbung / Cathrine Stukhard Einen atemberaubenden Blick über ein Stück Wachau eröffnet sich nach einer kurzen Wanderung zur Ruine Dürnstein

iederösterreich ist das Kernland Öster- Weingärten überzogenen Hügel des Wein- Einflüssen beschert Niederösterreich eine Nreichs. Hier tauchte im 10. Jahrhundert viertels. Südlich der Donau breiten sich zu- Vielfalt von Landschaftstypen, die so nah bei- zum ersten Mal die Bezeichnung Ostarrichi nächst die Obstgärten und die schon voralpi- sammen in Mitteleuropa nirgends zu finden auf, die früheste bekannte Form des Wortes, nen Kuppen des Mostviertels aus, gefolgt sind. Die Fülle von Landschaften spiegelt sich aus dem der spätere Name für Österreich ent- von den idyllischen Fluren des Wienerwalds. nicht nur in den Nationalparks Donauauen standen ist. Und hier hatten auch die Baben- Der Südwesten Niederösterreich gehört den und Thayatal und den 23 Naturparks wider, berger, die ersten Markgrafen und Herzöge Ostalpen, die ihre Berggipfel hier noch auf sondern auch im abwechslungsreichen Ur- Österreichs ihre ersten Stammsitze, bis im über 2000 Meter stemmen (der höchste Berg laubsangebot. Aktivurlaub bei Wander- und Jahr 1146 die Hauptstadt in den Kernbereich Niederösterreichs ist der Schneeberg mit Rad- Spezialisten, Wohlfühl-Tage in Ge- Niederösterreichs verlegt wurde – nach 2076 m). Je weiter östlicher man kommt, de- sundheits-Zentren, Kulturschnuppern in den Wien nämlich. sto flacher wird das Land, bis es schließlich vielen Orten mit historischen Architekturen- Heute ist Niederösterreich mit fast einem in die Pannonische Tiefebene ausläuft. sembles oder prächtigen Stiften. Für Natur- Viertel der Landfläche Österreichs das größ- freunde bieten die Gärten Niederösterreichs te Bundesland der Alpenrepublik. Die Le- Das Land der 1000 Landschaften eine Vielfalt an blühenden Ausflugszielen – bensader des Landes ist von Alters her die Auwälder und Weinlandschaften, Wiesen vom Bauern- und Kräutergarten über prunk- Donau, die Niederösterreich auf einer Länge und Almen, enge Schluchten und weite Hei- volle Schloßparks und verborgene Stiftsgär- von 258 km von West nach Ost durchfließt. delandschaften, sanfte Hügel und raue Käm- ten bis hin zu experimentellen und modernen Nördlich der Donau liegen das wegen seiner me, liebliche Flussufer und geheimnisvolle Gartenprojekten. Aktive Urlauber werden das rauen Schönheit geschätzte Waldviertel so- Moore: Das Zusammentreffen von alpinen, bunte Panoptikum alpiner Landschaften in wie die lieblichen, von Kornfeldern und pannonischen, nord- und südeuropäischen den Wiener Alpen und im Mostviertel schät-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 119 ÖJ-Reisetip

ke in die Kultur- und Naturgeschichte des Landes, attraktive Festivals – wie das große Musik-Festival auf Schloss Grafenegg – sind weit über die Grenzen Niederösterreichs hin- aus bekannt. Mit der Semmeringbahn als be- deutendes Bauwerk und der Wachau als wohl eines der schönsten Flußtäler und Weinbau- gebiete der Welt befinden sich gleich zwei UNESCO-Weltkulturerbestätten in Nieder- österreich.

Kulinarisch kostbar Niederösterreich ist Österreichs kulinari- sche Schatzkammer: Nirgendwo sonst wächst auf Feldern und Weiden, in Gärten und Ge- wässern eine solche Vielfalt an regionalen Spezialitäten heran. Hier, wo regionale Spe- zialitäten wie der Marchfelder Spargel, die Wachauer Marille, der Waldviertler Karpfen und der Weinviertler Kürbis wachsen, ver- steht man es auch aufs Beste, diese zu Deli- katessen und köstlichen Gerichten zu vere- deln. Bodenständig oder experimentierfreu- dig, einfach oder raffiniert, regional oder international – für Feinschmecker sind Nie- derösterreichs gemütliche Heurige, elegante Gourmetrestaurants und die außerordentli- Foto: Niederösterreich-Werbung / Lois Lammerhuber che Wirtshauskultur ein Quell großer Ge- Weingärten überziehen die Hügel des Weinviertels. nußerlebnisse. zen, die dazu einladen, den Sommer in den Chr. – bis zu großen und modernen Äuße- Für Genuß sorgt natürlich auch der Wein. Bergen in all seinen Facetten zu genießen. rungen des Kulturschaffens, wie beispiels- Mit mehr als der Hälfte der gesamtösterrei- Zum Beispiel beim Bergsommer Niederös- weise dem architektonisch reizvollen Land- chischen Rebfläche ist Niederösterreich das terreich, dem Veranstaltungsreigen zwischen hausviertel in St. Pölten. Dazu kommt ein größte Weinbaugebiet des Landes, und mit Almen, Hütten und Gipfelkreuz und mit einer vielfältiges Kulturangebot zwischen histo- 830 km ist die Weinstraße Niederösterreich Themenvielfalt von lebendigem Brauchtum risch und modern, zwischen leichter Muse die bei weitem längste Genußroute Öster- über Naturerkundungen bis zu stimmungs- und hoher Kunst, das keine Wünsche offen reichs. Sie verbindet die reizvollsten Land- vollen Musikdarbietungen. Im Winter bieten läßt. Zahlreiche Museen bieten tiefe Einblik- schaften und eindrucksvollsten Stätten einer hingegen 28 Skigebiete mit über 200 Kilo- meter Ski- und Snowboard-Pisten vielfältig- stes Schneevergnügen.

Land der Kulturschätze Die historisch strategisch bedeutsame Lage – östlich von Wien kreuzten sich bei- spielsweise der Donauweg und die Bern- steinstraße – führte in Niederösterreich zu einem sehr bewegten Verlauf der Geschich- te. Steinzeitliche Sippen waren hier ansässig, Kelten und Römer besiedelten das Land, Germanenstämme zogen durch, die Baben- berger hatten Niederösterreich zum Stamm- land, Herzöge, Könige, Kaiser und sogar Sultane fochten auf Niederösterreichs Boden Schicksalsschlachten. Von den großen Ereig- nissen im Land um Wien zeugt ein üppiges Kulturerbe. Die Palette reicht von kleinen und sehr alten Kunstschätzen wie der Venus

von Willendorf – eine der ältesten Stein- Foto: Niederösterreich-Werbung / Lois Lammerhuber plastiken der Welt, gefertigt um 25.000 v. Der höchste Berg Niederösterreichs ist der Schneeberg mit 2076 m.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 145 / 30. 07. 2015 120 ÖJ-Reisetip seit Jahrhunderten gepflegten, sehr eigen- ständigen Weinkultur. Einen beträchtlichen Teil der Route machen beispielsweise Kel- lergassen aus – jene Weinkeller-Ensembles, die es in dieser Dichte und Vielfalt nur in Niederösterreich gibt. Aber nicht nur die Ausdehnung des Weinlands, die Vielfalt der Reben und die Tatsache, daß alle Wege zum Wein führen macht Niederösterreich zur Top- Destination für Weingenießer – auch durch die Qualität der Weine und die Reputation der Winzer wird Österreichs größtes Weinland so einzigartig. Genießen läßt sich der Wein hier bei vie- len Gelegenheiten: Zum Beispiel in vor Jahr- hunderten in den weichen Löß gegrabenen Weinkellern oder in modernen Verkostungs- räumen, als kostbare Begleitung eines Gour- metmenüs oder im Rahmen eines der zahl- Foto: Niederösterreich-Werbung / K. M. Westermann reichen Feste, die im Weinherbst, der fünften Kulinarische Genüsse, zum Beispiel in der Veiglhütte am Anninger, Gumpoldskirchen Jahreszeit in Niederösterreich, gefeiert wer- den. Als kostbarer Menübegleiter bei den Weinviertler Tafeln und als Mittelpunkt bei der Niederösterreichischen Landesausstel- lung in Poysdorf läßt sich der Wein in die- sem Jahr noch auf zwei ungewöhnliche Ar- ten feiern.

Typisch Niederösterreich: Die Genießerzimmer Genußvoll wird in Niederösterreich nicht nur gegessen und getrunken, sondern auch geruht. Speziell für diesen Zweck haben über 100 ausgewählte Hotels, Privatzimmer- vermieter und Bauernhöfe sogenannte „Ge- nießerzimmer“ eingerichtet, die ihren Gä- sten ein besonders genußvolles und persönli- ches Ambiente bieten. Die großzügigen und

liebevoll ausgestatteten Genießerzimmer sind Foto: Niederösterreich-Werbung /K. M. Westermann vorzügliche Refugien für genußvolle Tage in Zahlreiche Leckereien bietet der Mohnhof Gressl im Waldviertel in Ottenschlag Niederösterreich. Viele liebevolle Details und Aufmerksamkeiten zum Wohlfühlen, bei- spielsweise ein reich beschickter Obstteller oder ein frisch gepflückter Blumenstrauß am Zimmer, ein kleines Geschenk auf dem Nachtkasterl oder Blüten im Badewasser, machen den einzigartigen Charme dieser Gä- stezimmer aus. Gestaltet wurden die Genies- serzimmer von Gastgebern, die sich durch ihre Liebe zur Region auszeichnen – sie haben einen Überblick über die die besten Winzer und Wirte der Umgebung und kennen die attraktivsten Ausflugsziele und Kulturer- lebnisse sowie echte Geheimtipps. Und ge- stalten für ihre Gäste maßgeschneiderte Packages, die je nach Region und Saison den Schwerpunkt auf Genuß, Kultur oder Bewe- gung legen.  Foto: Niederösterreich-Werbung / weinfranz.at http://www.niederoesterreich.at Eines der Genießerzimmer im Steigenberger Hotel and Spa Krems

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